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| author | Roger Frank <rfrank@pglaf.org> | 2025-10-15 04:53:24 -0700 |
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You may copy it, give it away or +re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included +with this eBook or online at www.gutenberg.org + + + + + +Title: Ueber die schrecklichen Wirkungen des Aufsturzes eines Kometen auf die Erde + und über die vor fünftausend Jahren gehabte Erscheinung dieser Art + + +Author: August Heinrich Christian Gelpke + + + +Release Date: May 29, 2006 [eBook #18471] + +Language: German + +Character set encoding: ISO-8859-1 + + +***START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK UEBER DIE SCHRECKLICHEN WIRKUNGEN +DES AUFSTURZES EINES KOMETEN AUF DIE ERDE*** + + +E-text prepared by Louise Hope, Karl Eichwalder, Christian Aschoff, and +the Project Gutenberg Online Distributed Proofreading Team +(http://www.pgdp.net/) + + + +Anmerkung: + _Wort_ = gesperrt + +Wort+ = antiqua + + + + + +UEBER DIE SCHRECKLICHEN WIRKUNGEN DES AUFSTURZES EINES KOMETEN +AUF DIE ERDE + +und über die vor fünftausend Jahren gehabte Erscheinung dieser Art. + +von + +Dr. Aug. Heinr. Christ. Gelpke, + +Schulrathe und Professor in Braunschweig +und Ehrenmitgliede der Großherzoglichen +mineralogischen Societät in Jena. + + + + + + + +Leipzig, 1835. +Friedrich Fleischer. + + + + +Ehe ich die schrecklichen und furchtbaren Wirkungen, welche unser +Wohnort sowol in seinem innern Baue, als auch auf seiner Oberfläche +leiden würde, wenn irgend ein bedeutender Weltkörper, etwa von der +Größe unseres Mondes auf die Erde stürzte, anführe, muß ich zuvor eine +allgemeine Darstellung von der Entstehungsart desselben und seiner +allmäligen Ausbildung zu geben suchen, um danach die furchtbaren +Wirkungen des Kometen, der an unsern Wohnort stoßen, seinen innern Bau +zertrümmern und seine organische Schöpfung zerstören und vernichten +würde, richtig beurtheilen zu können. + +Die beiden großen, mächtigen Hauptgesetze, durch welche unser Erdball +und überhaupt die großen Weltkörper, die mit ihrem funkelnden Lichte das +nächtliche Gewölbe des Himmels so prachtvoll schmücken, und Millionen +Mal größer, als unser uns schon so groß scheinender Erdkörper sind, und +wodurch das Samenkorn in dem Schoße der Erde gebildet wird und zu seiner +Entwicklung gelangt, sind die _Anziehungs-_ und _Abstoßungs_gesetze. + +Alles, was wir um uns her und in den Tiefen der Erdschichten erblicken, +ist auf dem flüssigen Wege entstanden, das heißt: der erste Zustand +aller natürlichen Körper ist ein flüssiger gewesen. Wer verkennt dieses, +wenn er an die Entstehung des erhabenen Menschen aus einem kleinen, +einem Senfkorne an Größe gleichenden Eye denkt? Und wer würde es +glauben, wenn die Erfahrung solches nicht bestätigte, daß aus demselben +der große erhabene Mensch entstände, der mit der Meßruthe in der Hand +die ungeheuern Weiten der Welten, welche der Lichtstrahl, der in einer +Sekunde 41,000 Meilen macht, nicht in Jahrzehenden, sondern erst in +Jahrtausenden, und die Weite von dem, von Herschel zuletzt entdeckten +Weltengebiete in 1½ Millionen von Jahren durchläuft, auszumessen, und +die Gesetze, wodurch sie in dem großen Weltenraume schwebend erhalten +und umhergeführt werden, auszuforschen vermag? Ist aber der erste +Zustand des Menschen in diesem Eye nicht ein flüssiger? + +Und wird _derselbe_ nicht dadurch in diesem kleinen Eye entwickelt, daß +von diesem, wenn es durch eine geheimnißvolle Naturkraft angeregt und +belebt worden ist, die ihm zugeführten feinen Nahrungssäfte, vermöge des +großen Anziehungsgesetzes der Natur, angezogen werden, und wenn solche +alsdann von ihm gehörig verarbeitet worden sind, nach diesem und jenem +Theile seines kleinen Wesens hingeführt oder gleichsam hingestoßen +werden? + +Ist aber der erste Zustand des Samenkornes in der Hülle der noch +unausgebildeten Frucht anders? Und wird die Entwicklung desselben nicht +durch gleiche Gesetze vollzogen? + +Und sind die ungeheuren Felsenwände, die mächtigen Erd- und +Steinschichten der Erde auf eine andere Weise entstanden? Sind sie nicht +alle aus einem flüssigen Zustande ins Dasein gekommen? Wer kann dieses +leugnen, wenn er die wellenförmige Bildung der Erdschichten und die +Krystallisationen in denselben, welche deutlich genug den Weg ihrer +Entstehungsart bezeichnen, mit Aufmerksamkeit betrachtet? Und muß daher +nicht unser Wohnort, der aus diesen mächtigen Felsenmassen +zusammengesetzt ist, auf eine gleiche Art entstanden sein? + +Hieraus erhellet demnach, daß unser Wohnort einstens, als er dem _Chaos_ +des unendlich großen Weltenraumes entschlüpfte, nichts weiter als eine +und zuerst wahrscheinlich unbedeutende Art vom Wasserballe gewesen sei, +der sich hierauf durch die Vereinigung mehrer solcher Bälle an Masse +vergrößert hat und hinangewachsen, und so vielleicht dem Kometen vom +Jahre 1744, 1795 und 1796, in Ansehung des Naturbaues, gleich gewesen +ist[A]. + + [Anmerkung A: Diese Weltkörper waren so durchsichtig, daß man + Fixsterne durch ihre Masse hervorfunkeln gesehen hat. Bryant machte + zuerst diese Entdeckung im Jahre 1744, darauf +Dr.+ Gerschen den 8. + und 9. November 1795 und +Dr.+ Olbers den 1. April 1796.] + +Die Annahme einer solchen Entstehungsart unseres Wohnortes setzt aber +voraus, daß einstens der ungeheure Schöpfungsraum, der eben so unendlich +ist, als das Wesen, welches ihn schuf und werden hieß, mit einem feinen +Weltenstoffe angefüllt und übersättigt gewesen sein muß, in welchem sich +hier und dort durch irgend einen Wink der höhern Natur oder durch irgend +einen uns unbekannten Erzeugungsprozeß Massen getrennt und zu kleinen +mehr flüssigen als festen Weltmassen, mit allen den Stoffen, woraus die +Weltkörper bestehen, angefüllt, sich gebildet haben. + +Da aber die Menge der kleinern Weltmassen, die dem Schoße des großen +Weltenraumes entschlüpft waren, im Anfange unzählig groß gewesen sein +muß, weswegen sie beinahe schwebend an einander müssen gestanden haben, +wobei auch die anfängliche Richtung ihres Laufes, welche ihnen von dem +sie bildenden Stoffe mitgetheilt worden war, noch nicht gehörig geordnet +sein konnte, so war es wol natürlich, daß sie aneinander stoßen, dadurch +auf einander fallen, und sich an Masse vergrößern mußten. + +Als nun hierauf ihre Menge geringer wurde, so konnte auch das +Zusammenfließen derselben nicht mehr so häufig erfolgen, wodurch sie +daher mehr Ruhe in ihrem Innern genossen, und vermögend wurden, die +ihnen beigemischten Theile fallen zu lassen, und Kerne und Schichten +in ihrem Innern zu bilden. + +Diese Bildungsart ist aber nach eben denselben Gesetzen der +allgemeinen Schwere erfolget, nach welchen Wasser in einem Glase die +hineingeschütteten und darin umhergerührten Erdtheile fallen läßt, nach +welchen die schwersten Theile zuerst, hierauf die etwas minder schweren, +und zuletzt die leichtesten von ihnen niederfallen, wodurch sich alsdann +verschiedene Schichten auf dem Boden desselben bilden und anhäufen. +Auf eben diese Weise mußten auch die kleinen Weltmassen, da sie noch +in ihrem flüssigen Zustande waren, die ihnen beigemischten Stoffe +niederfallen lassen, und zwar nach dem Punkte hin, der ihr +gemeinschaftlicher Schwerpunkt war und in ihrer Mitte lag. Um diesen +reiheten sich demnach die Stoffe, nach ihrer Schwere, kugelförmig, und +bildeten dadurch bei unserer Erde die verschiedenen Erdschichten. + +Auf diese Weise kann das Innere derselben nicht hohl, auch nicht mit +Feuer oder Wasser, sondern es muß, nach der Berechnung des Engländers +Hutten, der dritte oder vierte Theil von ihr mit einer Metallmasse +ausgefüllt sein[A]. Da wir aber nicht bis zu ihrem Innern, vermöge +des Wassers, welches sich aus dem Meere, den Flüssen und den Quellen in +die Erdrinde überall hineindrängt und womit sich daher jede Vertiefung +ausfüllt, hineindringen können[B], so kennen wir von ihr auch nur ihre +Rinde, und auch diese nur bis zu einer Tiefe von 3000 Fuß, das ist bis +zum siebentausendsten Theile ihrer ganzen Dicke[C]. + + [Anmerkung A: Bei der Ausmessung eines Grades auf der Erde 1735-1738 + bemerkte Bouguer und Condamine, daß der 20,000 Fuß hohe Chimborasso + in Peru in Südamerika, aus Granit bestehend, das Pendel um 7-8 + Linien von der senkrechten Linie ab, und an sich zog, welches + ebenfalls im Jahre 1774 bei dem Berge Shelallien in Schottland + von Maskelyne, der über 300 Beobachtungen an demselben angestellt + hat, beobachtet worden ist, worauf man eine Vergleichung der + Anziehungskraft dieser Granitgebirge mit der der Erde angestellt und + daraus hergeleitet hat, daß die Anziehungskraft der Erde sich zu der + dieser Berge wie 9 zu 5 verhalte. Da nun die Dichtigkeit des Granits + 2½ Mal größer als die des Wassers ist, so folgt daraus, daß die + mittlere Dichtigkeit der Erdkugel 4½ Mal größer, als die des Wassers + sein muß.] + + [Anmerkung B: Wenn auch das in den Tiefen der Erde sich befindende + Wasser das Hineinsteigen zu ihrer Mitte nicht verhinderte, so würde + der Druck der Luft, der mit jeder zunehmenden Tiefe, von der über + ihr sich befindenden Luftsäule immer größer wird, solches nicht + verstatten, indem dadurch die Luft in einer Tiefe von 7 Meilen + schon so zusammengedrückt ist, daß Eisen auf ihr, in einer Tiefe von + 11 Meilen Gold, und in einer Tiefe von 12 bis 13 Meilen Platina, + welches, wie bekannt, 21 Mal schwerer als das Wasser ist, schwimmt. + + Wie sollte der Mensch nun durch diese dichte Luft zu dem Innern der + Erde kommen? In einer Tiefe von _einer_ Meile würde er vielleicht + schon auf ihr schwimmen.] + + [Anmerkung C: Diese Tiefe hat das Bergwerk bei Kuttenberg in Böhmen. + Da der Halbmesser der Erde, welcher ihre Dicke ausmacht, gleich 860 + geogr. Meilen ist, so macht diese Tiefe von ihr = (860 × 24000)/3000 + Fuß = 7000 Fuß aus.] + +Nach der allgemeinen Schwere müßten wir nun in dieser Erdrinde die +schwerste von allen Felsenmassen, das ist die Granitmasse, oder die +Granitschicht, oder das Granitgebirge überall als die unterste +Erdschicht liegend finden. Hierüber müßte das Kalkgebirge von der ersten +Entstehung, dann das von der zweiten oder das Flötzgebirge und hierüber +die aufgeschwemmte Dammerde ruhen. + +Indessen findet man fast nirgends in dem Innern der Erde diese Ordnung +der Lage, wobei die tief liegenden Schichten nirgend vollkommen +wagerecht liegen, sondern bald mehr bald weniger geneigt, und an vielen +Oertern, wie bei dem Montblanc, sogar ganz oder doch beinahe senkrecht +hingestellt. Und überhaupt in den Schweizeralpen, im karpathischen +Gebirge, in den Pyrenäen und beinahe in allen großen Gebirgen erblickt +man die ungeheuresten Felsenmassen häufig umgestürzt und auf dem Kopfe +stehend. Hin und wieder liegen sie in einer umgebogenen krummlinigen +Richtung so, daß die hohle Seite nach Außen hingewandt gerichtet steht. +Kurz es ist bei der Lage und Stellung der Schichten keine Lage und +Gestalt denkbar, welche bei diesen Felsenmassen noch Statt finden +konnten. + +Alle diese ungeheuern Felsenmassen sind in ihrem Innern durch mächtige +Spalten, Risse, Hohlungen und Klüfte auf alle mögliche Art und Weise von +einander getrennt, die bald in horizontaler, bald in schiefer Richtung +in ungeheuren Weiten durch sie dahin laufen, und bald senkrecht stehend, +wie wenn Felsenwände an Felsenwände geschoben und an einander gedrängt +worden wären, angetroffen werden, und die sich hin und wieder mit +Metallmassen, auch wol mit vegetabilischen und animalischen Produkten +ausgefüllt haben. Und von außen sind jene auf alle Art und Weise über +einander hingeworfenen und hin und wieder umgestürzten Felsenmassen +durch weite und tiefe Thäler[A] von einander getrennt, wodurch tiefe +Seen hin und wieder entstanden sind, und wobei es sehr auffallend ist, +daß man oft an dieser Seite eine ganz andere Felsenschicht, und dabei +ganz anders hingestellt als an der andern Seite erblickt. + + [Anmerkung A: Das große Werk des von Saussüre, über die Alpen, + ist voll von Beweisen, daß alle Thäler, bis auf ihre kleinste + Verästelung, durch Umstürzen der Schichten gebildet worden sind. + S. Gilbert Annal. Bd. 22 S. 168.] + +Außer diesen großen Naturwundern, worüber der aufmerksame Beobachter +in Verwunderung und stilles Erstaunen versetzt wird, und die er sich +auf die gewöhnliche Weise, durch die Macht des Feuers und der Fluthen, +nicht befriedigend zu erklären vermag, siehet er Felsentrümmer von +Granitmassen nicht bloß auf Ebenen, sondern auch auf Hügel und Berge, +fern von ihrem Geburtsorte, hingeworfen. So sind z.B. die Ebenen und +Hügel von Deutschland und Italien und die Bergrücken des Juragebirges +mit den Granitblöcken von den Alpen, die hier zu den Höhen von 5000 Fuß +und durch den 950 Fuß tiefen und über 3 Stunden breiten Genfersee +hinangefluthet sind, übersäet. + +Aber nicht allein auf den Hügeln, Ebenen und Bergen dieser beiden +Länder, sondern fast auf allen Ebenen, Hügeln und Bergen von ganz +Europa bis zu den nördlichen Gebirgen dieses Erdtheils hin, liegen +die Granitblöcke hin und wieder in bedeutender Menge und Größe[A] +ausgestreuet. Und auch in Südamerika in der Gegend von Potosi findet man +Granitfelsenstücke, ohne errathen zu können, wie und woher sie hierher +gekommen sind. Und so wie die Erdrinde auf ihrer Oberfläche mit +Granitblöcken und andern Felsenstücken übersäet ist, so ist auch ihr +Inneres damit angefüllt, und sie liegen darin eben so zerstreut und +ausgebreitet, wie auf ihrer Fläche. + + [Anmerkung A: So hat der 30-40,000 Kubikfuß enthaltende Granitblock, + woraus das Fußgestell zu der Bildsäule Peters des Großen gemacht + worden ist, im finnischen Meerbusen auf einem Kalkgebirge gelegen. + Und bei der Insel Usedom erheben sich mehre Granitspitzen auf dem + Baltischen Meere empor, und die schwedische Provinz Schonen, wie + auch die Halbinsel Jütland, sind mit diesen Granittrümmern so + reichlich angefüllt, daß davon Mauern, Kirchen u.s.w. gebaut worden + sind.] + +Aus diesem hier nur kleinen und schwach dargestellten Gemälde von +dem Innern der Erde, worüber man Mehres und Ausführlicheres in de la +Metherie's Theorie der Erde im 2. Theile, Bergmann's physikalischer +Beschreibung der Erdkugel im 1. Theile, Saussure's Alpenreisen und +in den Untersuchungen über den Ursprung und die Ausbildung der +gegenwärtigen Anordnung des Weltgebäudes von den Marschällen von +Bieberstein finden kann, folgt demnach, daß unser Wohnort durch mächtige +Revolutionen in seinem Innern zerstört und zertrümmert worden sei. Da +nun diese Zerstörungen 1) nicht durch die Macht des unterirdischen +Feuers, welches wol einzelne Gegenden der Erdoberfläche verwüsten, +Felsenmassen emporheben und sie zertrümmern kann, aber nicht ungeheuere +Felsenmassen über Felsenmassen zu schleudern, sie umzustürzen und wie +Wände an Wände zu reihen und dadurch Bergketten, von 70 Meilen, wie die +Pyrenäen, und von 1700 Meilen, wie die Cordilleras in Amerika, zu bilden +vermag -- und 2) auch nicht durch die Macht der Fluthen, indem sich +dadurch jene vorhin angeführten Erscheinungen gar nicht erklären lassen, +hervorgebracht werden konnten, so muß eine andere, weit mächtigere +Ursache diese große Revolution in dem Innern der Erde hervorgebracht +haben. Und diese ist keine andere und kann keine andere sein, als ein +öfteres Aufstürzen fremder festen Weltmassen auf unsere Erde, wodurch +die Rinde derselben zerstört, ihre Felsenmassen umhergeworfen und mit +fremden Felsenmassen vermischt worden sind. + +Von der Behauptung dieser Wahrheit wird man sich durch folgende +Punkte, wie ich glaube, hinlänglich überzeugen: 1) durch den vorhin +dargestellten zertrümmerten Bau der Erdrinde, besonders in ihren großen +Gebirgen, 2) durch den vorhin angeführten Lauf der kleinen Weltmassen, +der bei allen noch nicht gehörig angeordnet worden ist, wie ich +vorhin angeführt habe. Und 3) durch die Erscheinung so vieler noch +unausgebildeter Weltmassen, die noch stets dem Schoße des großen +Weltenraumes entschlüpfen, wenn sie sich durch den darin stets +ausgebreiteten Weltenstoff zu Weltmassen und Weltkörpern gebildet +haben, von welchen die kleinen Massen, unter den Namen Feuerkugeln, +Sternschnuppen und Meteorsteine, so lange in dem Schöpfungsraume +umherlaufen, bis ihre Schwungkraft durch das Nahekommen an irgend einen +größern Weltkörper geschwächt oder wol ganz vernichtet wird, wo alsdann +eine Vereinigung ihrer Masse mit der des größern erfolgt. + +Hiervon überzeugen uns folgende Beispiele: Im Jahre 1676 den 21. März +erschien eine solche Kugel, die etwa ¼ deutsche Meile im Durchmesser +besaß, und mit einer Geschwindigkeit von 160 geogr. Meilen in einer +Minute über Dalmatien, das Adriatische Meer und Italien dahin eilte, +südwärts von Livorno zersprang, und zertrümmert ins Meer fiel. + +Im Jahre 1719 wurde eine solche Kugel in England beobachtet, +die in einer Minute 300 geogr. Meilen zurücklegte, also weit die +Geschwindigkeit der Erde in ihrem Laufe, welche in einer Minute nur +240 Meilen macht, übertraf, 3560 Fuß im Durchmesser besaß, und in einer +Höhe von 64 deutschen Meilen erblickt wurde. + +Im Jahre 1758 wurde hier ebenfalls eine solche Kugel erblickt, welche +in einer Sekunde 6 deutsche Meilen zurücklegte, 4340 Fuß im Durchmesser +groß war, und zuerst in einer Höhe von 20 und nachher von 5-7 deutschen +Meilen gesehen wurde. + +Und die letzte Erscheinung in dieser Art ist die Feuerkugel vom Jahre +1783 gewesen, welche in einer Höhe von 12 bis 13 deutschen Meilen über +England und Frankreich dahin geeilt ist und auch in Rom und Hamburg soll +beobachtet worden sein. Mehres hierüber findet man vom +D.+ Chladni, +»Ueber den Ursprung der von Pallas gefundenen und anderer ihr ähnlichen +Eisenmassen. Leipzig, 1794«, gesammelt. + +Zu diesen merkwürdigen Erscheinungen, welche nicht in unserer +Atmosphäre, indem diese nur 9 bis 10 Meilen hoch ist, erzeugt, und die +auch nicht von ihr getragen und umhergeführt werden können, weil diese +nicht ein Mal einen Wassertropfen umherzuführen vermag, gehören auch +die Meteorsteine, welche man, ihres Ursprungs wegen, jetzt Cosmolithen +nennt, und die theils in einer festen dichten Masse, theils in +einer porösen Gestalt, und theils als Staub- und Wasserregen zu uns +herabgekommen sind, und wovon die größern festen Massen das Gewicht von +_einem_ Pfunde bis zu dem von _hunderttausend Pfunden_ und dabei hin und +wieder die Größe eines Hauses gehabt haben. + +Zum Beweise hiervon mögen folgende Beispiele dienen: + +Zuerst der Stein, dessen Herabfallen durch gerichtlich abgehörte Zeugen +und mit Dokumenten gehörig bestätigt ist, der am 26. Mai 1751 in der +Gespannschaft Agram im obern Sclavonien herabfiel. An diesem Tage +nämlich bemerkte man des Abends um 6 Uhr gegen Osten am Himmelsgewölbe +eine Art von feuriger Kugel, welche, nachdem sie in zwei Theile mit sehr +großem, einen Kanonenschuß übertreffenden Knalle zersprungen war, in +Gestalt zweier in einander verwickelten Ketten mit solchem Geräusche, +als wenn eine große Menge Wagen durch die Luft gewälzt worden wäre, +auf die Erde gefallen, und von welchen das eine Stück, 71 Pfund schwer, +in einen acht Tage zuvor gepflügten Acker, drei Klafter tief, in den +Boden hineingedrungen ist; das andere Stück, 16 Pfund schwer, ist auf +eine Wiese, 2000 Schritt von jenem entfernt, niedergefallen, und hat +ebenfalls eine Spalte von 2 Ellen weit zurückgelassen. Von diesen +beiden Stücken ist das größere, nebst der Urkunde darüber, von dem +bischöflichen Consistorium zu Agram an das Kaiserliche Naturalienkabinet +in Wien geschickt worden, wo es aufbewahrt liegt. Ein anderer Stein von +dieser Art ist der, welcher 190 Pfund schwer, und seit Jahrhunderten auf +dem Rathhause zu Ellbogen in Böhmen, unter dem Namen der verwünschte +Burggraf, gelegen hat, jetzt auf dem Kaiserlichen Naturalienkabinet in +Wien ebenfalls aufbewahrt wird. Ein anderer Stein von 270 Pfund ist bei +Ensisheim in Ober-Elsaß im Jahre 1492 den 7. November niedergefallen. Im +Jahre 1622 den 10. Januar ist in Devonshire in England eine Steinmasse +von 3½ Fuß Länge, 2½ Fuß Breite und 2½ Fuß Dicke, eine Elle tief in die +Erde geschlagen. Im Jahre 1668 den 19. oder 21. Junius fielen große +Steine im Veronesischen nieder, von welchen der eine 200 Pfund wog. +Zu diesen Steinen gehört noch vorzüglich derjenige, welcher von einer +porösen Masse und den Pallas im Jahre 1772 in Sibirien gefunden hat, +der 1600 Pfund schwer war, und von dem die Einwohner ihm erzählt haben, +daß er vom Himmel gefallen sei, weswegen sie ihn wie ein Heiligthum +verehrten. Und zu den größten Steinen dieser Art gehört 1) derjenige, +welcher im Winter 1740 oder 1741 in Grönland, von der Größe eines +Hauses, mit einem furchtbaren Donner, wodurch die Menschen aufgeweckt +worden sind, niedergefallen ist. Und auch in Thüringen soll ein Stein +von eben dieser Größe im Jahre 1135 oder 1136 niedergefallen sein. +2) Der Stein, von welchem Herr von Humbold in seinem »+Essai politique +etc. sur la nouvelle Espagne chap. 8. p. 293+« erwähnt, daß er 300 bis +400 Zentner schwer sei und in der Gegend von Dorango in Mexiko liegen +soll. Und endlich 3) derjenige, welchen Bougainville am Platoflusse, der +100,000 Pfund zu seinem Gewichte haben soll, gesehen hat. Auch gehört +höchst wahrscheinlich hierher der Eisenfelsen am rechten Ufer des +Senegals, von dessen Masse die Neger ihre Werkzeuge schmieden, indem +dieser Felsen ganz isolirt an jenem Orte zu liegen scheint[A]. + + [Anmerkung A: Das in den Geographien stets angeführte Eisen von + Senegambien scheint dieses zu sein.] + +Außer diesen festen Massen, welche zu uns herabgekommen sind, sind +auch solche in Staub und Regen, wie ich schon angeführt habe, zu uns +herabgefallen. Zu den merkwürdigsten Staubregen dieser Art gehört +erstlich derjenige, welcher am 14. März 1813 in Calabrien gefallen ist, +wo eine Menge von rothem Staube, vom Meere herkommend, unter Regen, +Blitz, Donner und einem besondern Getöse, und hin und wieder mit Steinen +vermischt, zur Erde fiel, wobei die Luft Stunden lang verfinstert und +die ganze Gegend mit Furcht und Schrecken angefüllt gewesen ist. Und zu +gleicher Zeit soll ein rother Schnee in Friaul gefallen sein. Zweitens +gehört hierher der starke Staubregen, welcher sich am Ende des +Septembers im Jahre 1815 auf dem Ostindischen Meere ereignet hat, wo +dasselbe noch am zweiten Tage, in einer Breite von 50 deutschen Meilen, +mit hohem rothen Staube bedeckt war[A]. + + [Anmerkung A: Mehres hierüber findet man in dem Verzeichnisse der + herabgefallenen Stein- und Eisenmassen von Chladni, und in den + fortgesetzten Verzeichnissen dieser Massen in dem 22. und 23. Bande + von Gilbert's Annalen, und in der ersten Zeitschrift vom Jahre + 1818.] + +Alle diese Massen, die sich am Tage am Himmelsgewölbe als vielfarbige, +sonderbar gestaltete Wölkchen, und des Nachts in der Gestalt von +brennenden, mit leuchtenden Dämpfen umgebenen und mit einem Schweife +versehenen Kugeln gezeigt haben, und die alle in Ansehung ihrer +Bestandtheile von einerlei Beschaffenheit sind, können nun keine +Erdprodukte sein. Denn sollten sie diese sein, so müßten sie aus +feuerspeienden Bergen ausgeworfen und von ihnen umhergeschleudert worden +sein, und man müßte sie alsdann in der Gegend dieser Berge am häufigsten +antreffen, wo man aber fast gar keine findet. Und sollten sie aus +Bergen, die am Nord- und Südpole, von welchen wir aber nichts wissen, +vorhanden sein sollen, ausgeworfen werden, so würden sie stets aus +einer und ebenderselben Gegend, und nicht aus allen Weltgegenden zu +uns kommen. Ferner sind auch die Berge nicht vermögend, solche Massen +von 100 bis 100,000 Pfunden zu einer Höhe von 60 bis 100 Meilen zu +schleudern und ihnen eine Wurfkraft, durch welche sie über Länder +geführt worden sind, mitzutheilen. Auch der mächtige Blitzstrahl vermag +solche Massen nicht von den Felsenspitzen zu reißen, und sie in eine +solche Höhe zu schleudern; daher können diese Meteormassen keine +Erdprodukte sein. 2) Können diese Massen, wie einige geglaubt haben, +auch nicht vom Monde zu uns gekommen sein, und noch von demselben zu uns +kommen, weil +a)+ ihre Anzahl, welche Chladni auf 300 angibt, viel zu +groß ist, und +b)+ weil der Lauf beider Weltkörper, der Erde und des +Mondes, ihre Ankunft vom Monde her nur in einer elliptischen Bahn +verstatten könnte, weswegen daher nur selten solche Meteormassen zu uns +herabfallen könnten. Der große Geometer _La Place_, der die Mechanik des +Weltenbaues entdeckt und uns enthüllt hat, wurde durch den Anblick der +vielen Krater auf dem Monde, die von den heftigsten Revolutionen, welche +auf demselben müssen statt gefunden haben, zeugen, auch auf den Gedanken +gebracht, daß die Meteormassen wol vom Monde zu uns hergeschleudert +werden könnten. Als er aber zu berechnen anfing, und fand, daß eine +solche Masse in einer Sekunde 7773 Fuß machen mußte[A], um aus dem +Gebiete der Anziehungskraft des Mondes in das der Erde zu kommen, so gab +er seine Meinung auf. Auch +Dr.+ Olbers war anfangs ebenfalls dieser +Meinung ergeben, wenn der Mond in seiner Erdnähe von 48,000 Meilen sich +befände, und beide Weltkörper, Erde und Mond, in einem Ruhestande sich +befinden. Da aber dieses nicht der Fall ist, so muß jedem Körper auf dem +Monde die Bewegung der Schnelligkeit und Richtung so mitgetheilt werden, +wie er dieselbe hat. Hierdurch würde der Stein in den Lauf eines +parabolischen Bogens versetzt werden, aber nicht zur Erde kommen. Und +3) können diese Massen nicht in der Atmosphäre erzeugt werden, weil ++a)+ diese nur 9 bis 10 Meilen hoch ist, und jene Massen in einer +Höhe von 60 bis 100 Meilen, wie die darüber angestellten Berechnungen +beweisen[B], erblickt worden sind. +b)+ Ist die Atmosphäre in einer +Höhe von 20 Meilen so dünn, daß _eine_ Kubikmeile Luft nicht mehr als +_ein_ Pfund wiegt. Wie ist nunmehr denkbar, daß in dieser Höhe und noch +weniger in der von 60 bis 100 Meilen sich Eisenmassen von 1000 bis +100,000 Pfund haben bilden können? Denn wo ist der Stoff dazu in +dieser Höhe vorhanden? Und +c)+ wodurch sollten diese Meteormassen die +Schwungkraft erhalten haben, durch welche sie über ganze Länder, mit +einer Geschwindigkeit, welche bei einigen die der Erde übertroffen +hat, dahin geführt worden sind, und mit welcher sie sich, in einem +parabolischen Bogen sanft zur Erde niederlassend, erhalten haben, wenn +sie beides nicht bei ihrem Entstehen im Weltenraume erhalten hätten, +indem die Luft nicht einmal einen Wassertropfen, der nach seiner Bildung +sogleich zur Erde fällt, fortzuführen vermag. + + [Anmerkung A: Eine Geschwindigkeit welche 7 Mal die des Schalls, der + in einer Sekunde 1040 Fuß macht, übertrifft.] + + [Anmerkung B: Die Feuerkugel oder Meteormasse, welche im Jahre 1783 + den 10. August über England und Frankreich &c. fortlief, ist in + Hamburg gesehen worden. Da nun Hamburg von London 90 Meilen entfernt + ist, so muß diese Masse, wenn sie in einem Winkel von 50° von + Hamburg aus gesehen worden ist, über 107 Meilen hoch geschwebt + haben. Ist sie in einem Winkel von 40° gesehen, so ist ihre Höhe 75, + ist sie 30° hoch gesehen, so ist ihre Höhe 50 Meilen, und ist sie + 10° hoch gesehen worden, so ist ihre Höhe 15 Meilen gewesen.] + +Aus allen diesen folgt demnach, daß die Meteormassen Produkte des großen +Weltenraumes oder kleine Weltmassen sind. + +Wenn sich nun solche Vereinigungen fremder Körpermassen mit der unseres +Wohnortes in neueren Zeiten zugetragen haben, ist es dann wol nicht sehr +wahrscheinlich, daß in noch frühern Zeiten, besonders zu der, wo die +Menge der kleinen Weltmassen weit größer war, als jetzt, und viele von +ihnen, wo nicht alle, in einem noch unangeordneten Laufe dahin eilten, +weit mehre solcher Zusammenstürze erfolgen mußten -- und daß auch Massen +von bedeutender Größe auf unsern Wohnort müssen gestürzt sein, welche +nicht allein seinen innern Bau erschüttert und zerstört, sondern auch +Felsenmassen, als Berge, auf ihn müssen hingesetzt haben? + +Vielleicht ist auf diese Art einstens Amerika, welches weit höher als +die übrigen Erdtheile über der Meeresfläche erhaben liegt, aufgesetzt +worden, wozu nur ein Weltkörper, wie die Vesta[A] groß ist, gehörte, der +hierauf das Wasser daselbst weggedrängt und zu großen Wasserbergen auf +den Seiten der Erdoberfläche angehäuft hat, und wodurch vielleicht die +Zend- oder die Noahische oder eine andere Fluth des grauen Alterthums +hervorgebracht worden ist. + + [Anmerkung A: Diese ist 14,800 Mal kleiner als unser Wohnort.] + +Daß aber unser Wohnort mehre solcher Zusammenstürze von bedeutenden +Weltmassen wirklich erlitten habe, zeigt deutlich, nicht allein, wie +schon angeführt ist, sein innerer Bau, sondern auch die große Menge +von organischen Wesen, welche tief unter den Felsenmassen verschüttet +liegen, und die ihr Grab nicht durch Fluthen, sondern nur durch +gewaltsame Verschüttungen und Zusammenstürzungen von Felsenmassen auf +Felsenmassen, da, wo sie liegen, können gefunden haben[A]. Denn, wenn +die ganze Menge von Ueberresten der Thiere durch Fluthen hierher geführt +worden wäre, so würde man die Knochen derselben nicht so gut erhalten, +sondern vom Wasser zerstört und in Steinmassen umgeschaffen, wie man +viele von den Muscheln antrifft, oder in Abdrücken dargestellt, und auch +nicht tief unter Felsen, wo nie Fluthen hingedrungen sind, antreffen und +angetroffen haben. Und selbst der große Naturforscher Cuvier, welcher +nunmehr schon 78 Arten von Säuge- und eyerlegenden Thieren aus dem +Schoße der Erde, worunter 49 in der jetzt lebenden Schöpfung gänzlich +unbekannte Arten sind, hervorgefunden hat, behauptet, daß die großen +Landthiere da, wo sie in der Erde liegend gefunden werden, auch gelebt +haben. Hieraus erhellet demnach, daß ein großer Theil von jenen Thieren, +wo nicht alle, durch einen Aufsturz eines fremden Weltkörpers[B] auf +unsere Erde verschüttet worden sei. + + [Anmerkung A: Zu den Thieren, die höchst wahrscheinlich da, wo ihre + Ueberreste gefunden werden, einstens gelebt haben, gehört vorzüglich + der Elephant, von welchem man fast in allen Ländern Europa's + Ueberreste ausgegraben hat und noch ausgräbt. So gräbt man z.B. + in den Baumanns- und Scherzfeldischen Höhlen zuweilen eine Menge + Zähne aus, die oft noch ihren natürlichen Glanz haben und in den + Kinnbacken festsitzen. So hat man auch bei Erfurt in Thüringen + im Jahre 1698 in einer Tiefe von 24 Fuß ein Gerippe ausgegraben, + welches noch die Hirnschale mit 4 Backenzähnen, 2 Eckzähnen, + Schulterknochen, Rückenwirbel, einige Rippen und verschiedene + Halsknochen besaß. Eben so hat man nicht weit von Langensalza im + Thüringschen bei Tonne im Jahre 1695 ein solches Gerippe mit 2 acht + Fuß langen Eckzähnen oder Fangzähnen gefunden. Auch zwischen Brüssel + und Rupelle sind 2 Gerippe mit Kinnbacken und Fangzähnen -- auch in + Siebenbürgen und Ungarn, an der Donau und am Rhein und fast in allen + Ländern Europens sind sowol Knochen als Zähne von diesem Thiere + ausgegraben worden. Ja, man hat sogar einen solchen in Kiesel + verwandelten Backenzahn auf Island gefunden. Weit häufiger aber + findet man dergleichen Zähne in Sibirien an den Flüssen Obi, + Jenesei, Lena u.s.w. wo sie von einer Länge von 9½ Fuß, 6 Zoll im + Durchmesser und 400 Pfund schwer gefunden werden. Auch an andern + Oertern Asiens, Afrika's und Amerika's und zwar an solchen, von + welchen man weiß, daß daselbst nie Elephanten gehauset haben, hat + man Ueberreste davon gefunden. Mehres hierüber findet man in meiner + »Allgemeinen Darstellung der Oberflächen der Weltkörper unseres + Sonnengebietes. Seite 10, 11 u.s.w.«] + + [Anmerkung B: Von den bei dem Dorfe Thiede, unweit Braunschweig, + aufgefundenen Knochen vom Mammuth, Nashorn, Dammhirsch &c. scheinen + diese hier gelebt und durch jene herbei strömende Fluth in einen + Winkel zusammen getrieben zu sein, in welchem sie Schutz zu finden + glaubten, wo sie darauf unter dem Niederschlage der Wasserfluth + begraben worden sind.] + +Aber wie furchtbar, wie grausenvoll müssen solche große mächtige +Naturscenen, welche nicht allein das Innere der Erde erschüttern, hier +und da die Felsenmassen zertrümmern und die Ebenen verwüsten, sondern +auch die lebende Schöpfung in einem Nu in ein Nichts verwandeln, sein! +Denn schon, wenn ein Weltkörper von einer Größe, wie unser Mond, der +das Meerwasser unter der Linie zu einer Höhe von 2 bis 3 Fuß, in einer +Breite von 30 bis 50 Grad[A] aber zu einer Höhe von 20 bis 48, bisweilen + sogar auf 80 Fuß, wie es bei der Insel St. Malo der Fall ist, erhebt, +sich unserm Wohnorte nähern, und näher, als jener uns ist, kommen würde, +würde nicht allein das Meer aus seinen Ufern treten, und die ebenen, von +Menschenhänden jüngst bearbeiteten, lachenden Fluren der schönen Natur +überschwemmen, sondern bei seinem immer Näherkommen, würde das Wasser +sich immer mehr zu Wasserbergen anhäufen, hier und dort seinen Boden +gänzlich verlassen, und endlich mit allen seinen Bewohnern über +Felsenmassen hinüberfluthen[B] und die schöne grünende Natur in ein +todtes Chaos und die lebende Schöpfung in ein Nichts verwandeln. Und +wenn endlich jene Weltmasse auf unsern Weltkörper stürzen würde, so +würde nicht allein das Wasser unter ihr weggedrängt und zu den Seiten +mit Gewalt über Berge und Thäler, über Fluren und Wälder zu strömen +gezwungen werden, wodurch das, was jüngst noch Land war, zum Meere, +und was jüngst noch Meer war, zum festen Lande würde umgeschaffen +werden, sondern es würde auch der Mittelpunkt der Erde, nebst ihrem +Schwerpunkte, und die Umwälzung derselben um ihre Achse, sowol in +Ansehung ihrer Geschwindigkeit, wie auch ihrer Richtung nach verändert +werden, wodurch das, was jüngst auf ihr Nord- und Südpol war, vielleicht +zum Aequator gemacht werden würde. -- Auch würde dieselbe in der Gestalt +und Lage ihrer Bahn, wie auch in ihrem Abstande vom Sonnenkörper, und +in ihrem Umlaufe um denselben eine große Veränderung zu leiden haben. +Solche große und mächtige Veränderungen möchten sich also wol mit unserm +Erdkörper zutragen, wenn ein Weltkörper von Bedeutung auf ihn stürzen +würde. -- Und daß derselbe schon solche große Veränderungen mehr als ein +Mal erlitten habe, leuchtet aus dem bereits vorhin Angeführten, wie auch +daraus hervor, daß man Bewohner des tiefen Meeres auf den Gipfeln der +höchsten Felsenmassen[C], wohin sie nur eine mächtige grausenvolle Fluth +geführt haben kann, begraben liegend gefunden hat. -- Aber auch daraus, +daß man in unsern Gegenden und in denen, welche mit denselben in +gleichem Abstande vom Aequator liegen, Ueberreste von Thieren, die +nur in heißen Gegenden hausen können, in Menge unter der Erdmasse +verschüttet angetroffen hat, welches daher voraussetzt, daß diese +Gegenden einstens warm müssen gewesen sein. Und eben so findet man in +unsern Gegenden unter der Erde Spuren von Meerbewohnern, und darüber +Ueberreste von Landthieren liegend, welches hinlänglich den Beweis für +mehre Revolutionen, die unsere Gegenden einstens müssen erlitten haben, +darreicht. Jetzt fragt es sich, wird unser Weltkörper eine solche +Revolution ein Mal wieder zu befürchten haben? Und wenn er solche zu +befürchten hat, wann wird alsdann dieselbe eintreten? + + [Anmerkung A: Unter der Linie oder dem Aequator beträgt die + Anziehungskraft der Sonne auf das Meer, nach La Lande's Berechnung, + 23 Zoll und die des Mondes 3 × 23 = 69 Zoll, folglich von beiden + Weltkörpern zugleich an 8 Fuß. Da aber der Widerstand des Grundes + des Meeres die Erhebung zu dieser Höhe verhindert, so kann es sich + nur unter dem Aequator 2 bis 3 Fuß hoch erheben. Aber jenseit des + Aequators erhebt es sich bedeutender, so daß dessen Höhe bei den + kanarischen Inseln, unter dem etwa 30. Grade nördl. Breite 7 bis 8 + Fuß beträgt; an den Küsten von Marocko und denen von Spanien bis + etwa auf den 37. Grad nördl. Breite auf 10 Fuß; an den Küsten von + Portugal und Spanien bis etwa auf den 43. Grad nördl. Breite auf 12 + Fuß, vom Vorgebirge +Finis terrae+ bis zum Ausflusse der Garonne, + also bis zum 46. Grad nördl. Breite 15 Fuß &c. sich erhebt. Hierauf + nimmt diese Höhe nach dem 48. Grade nördl. Breite wieder ab, und die + Fluthen werden bis nach dem Nordpole zu immer niedriger, wo sie + endlich ganz aufhören.] + + [Anmerkung B: Wenn der Mond seinen Standort verlassen und zur + Erde herabfallen könnte, so würde er, wenn er 7740 Meilen von uns + entfernt wäre, das Meer 256 Fuß zu sich hinan erheben, und wenn er + 1016 Meilen uns nahe gekommen wäre, so würde er dasselbe 15,000 Fuß + zu sich empor erheben, und daher solches zwingen, über die beinahe + höchsten Berge hinüberzufluthen.] + + [Anmerkung C: Delüc hat auf den Savoyischen Alpen, in einer Höhe von + 7844 Fuß über der Meeresfläche erhaben, Ammoniten angetroffen. Und + nach der Versicherung des Don Ulloa sollen auf einem Kalkgebirge in + Peru, in einer Höhe von 14,000 Fuß, und auf einem andern, in einer + Höhe von 13,200 Fuß, Pektiniten und Ammoniten gefunden worden sein.] + +In der ganzen Natur finden wir, wo wir unsere Blicke nur hinwerfen, +Vergehen und Entstehen zur Verjüngung und Verschönerung derselben. Denn +wenn der Wurm und der Baum ihre Bestimmung, dieser als Baum und jener +als Wurm erreicht haben, so sterben sie dahin, lösen sich in ihre +Bestandtheile auf, und dienen dadurch der schönen Natur zur Verjüngung +und Verschönerung. So ist auch der mächtige Felsen dem Zahne der Zeit +unterworfen, wie die Spitzen der Pyrenäen durch ihr Vergehen beweisen. + +So wie nun Alles auf unserem Erdballe vergehet, wodurch sich die Natur +verjüngt, so vergehen auch Welten und Weltengebiete, und neue treten +für sie zur Erneuerung und Verherrlichung der großen Schöpfung wieder +hervor; daher sind auch schon Weltkörper vergangen, und haben sich in +kleinere Massen, wie es mit der Ceres, Pallas, Juno und Vesta der Fall +gewesen zu sein scheint, aufgelöset, und so werden auch einst die +übrigen Weltkörper unseres Sonnengebietes und nach und nach des ganzen +Schöpfungsgebietes vergehen, und in neue Weltmassen umgeschaffen werden, +wenn sie dem großen Weltenplane das nicht mehr sind und leisten können, +was sie darnach sein und leisten sollen, nämlich _einer bestmöglichst +großen Menge von lebenden Wesen zum Wohn- und Wonneplatze_ zu dienen. +Daher wird auch unser Wohnort einstens das nicht bleiben, was er jetzt +ist, sondern wird sich entweder in kleinere Massen auflösen, oder durch +den Aufsturz eines andern auf ihn an Masse vergrößert werden. + +Aber wann wird diese Zeit eintreten? Die Zeit, wo unser Wohnort nicht +mehr die Fülle von Nahrungsstoff seinen auf ihm lebenden Geschöpfen wird +darreichen, und wo daher nicht mehr die Menge von Geschöpfen auf ihm +sich wird freuen können, wird alsdann Statt finden, wenn die Erdachse +eine senkrechte Stellung gegen den Sonnenkörper wird erhalten haben, +wo alsdann ein beständiger Frühling in den gemäßigten und kalten Zonen +der Erde herrschen, und wo in diesen alles grünen und wol blühen, aber +nichts reifen wird, und wo daher nur die heiße Zone bewohnt sein kann. + +Nimmt man nach Piazzi und den neuern Astronomen die jährliche Abnahme +der schiefen Stellung gegen den Sonnenkörper, welche im Jahre 1800 +23° 27' 56" war, zu 0,443 an, so macht diese in 100 Jahren 44" aus, +wonach diese senkrechte Stellung nach 192,000 Jahren erfolgen muß. +Also welche geraumvolle Zeit ist der Erde noch zu ihrem gegenwärtigen +Zustande vergönnt! Und welche geraumvolle Zeit hat die Menschheit +noch zur Entwicklung ihrer erhabensten Seelenkräfte! Welche große +Fortschritte wird sie daher in den Künsten und Wissenschaften, besonders +in der Erd- und Himmelskunde, und in denen mit dieser verwandten, nicht +noch machen! Und welche für uns noch tiefe Geheimnisse in der Natur +werden von ihr nicht enthüllt werden, wenn sie so fortschreiten wird, +wie sie in den letzten 20 Jahren in der Ausspähung der Kräfte der Natur +fortgeschritten ist! Und auf welcher hohen Stufe der Ausbildung wird sie +dann nicht in den letzten Jahrhunderten dieser geraumvollen Zeitperiode +stehen! + +Doch fragt es sich jetzt: haben wir nicht von einem andern Weltkörper +früh oder spät eine Zerstörung unsers Wohnortes und eine Vernichtung der +ganzen organischen Schöpfung zu befürchten? Und wenn solches der Fall +ist, von welcher Art von Weltkörpern haben wir dieses zu befürchten? +Wenn ein Mal eine solche Zerstörung unseres Wohnortes sich ereignen +sollte, so kann diese nur von einem Kometen bewirkt werden, indem die +11 Planeten mit ihren 18 Nebenplaneten, welche mit der Erde fast in +gleicher Ebene ihren Lauf von Abend nach Morgen um den glanzvollen +Sonnenkörper beginnen, in solcher genauen Verkettung zusammenstehen, +daß der eine von dem andern nichts zu befürchten hat. Denn bei ihnen +herrscht das genaueste Verhältnißmaß in Ansehung der Entfernung von +einander, auch stimmen ihre Massen und Größen mit ihren Entfernungen +überein, welche wiederum mit den Umlaufszeiten in einem gewissen +Verhältnisse stehen. + +So ist alles hier verkettet und nach der höchsten Weisheit angeordnet, +worüber der nachdenkende Mensch, wenn er dieß Alles überblicket, in ein +tiefes Staunen und in eine stille Bewunderung über die Größe seines +Gottes versetzt wird. + +Aber so ist es nicht mit den Kometen, weil diese das ganze Sonnenreich +durchkreuzen, und deswegen, bald von dieser, bald von jener Gegend des +Sonnengebietes hergeeilt kommen. Sie sind daher bald sehr nahe, bald +sehr weit von dem Alles belebenden Sonnenkörper entfernt, durchschneiden +deswegen bald hier, bald dort die Bahn eines Planeten, und kommen bald +diesem, bald jenem sehr nahe. So durchwandern allein 48 Kometen den +Raum zwischen Erde und Venus, von welchen der im J. 1680 nur 96,000 +geographische Meilen, der vom J. 1684 an 185,000 geographische Meilen +und der vom J. 1770 an 300,000 Meilen von uns entfernt waren. + +Da nun die Anzahl dieser Weltkörper, nach der Berechnung des +verstorbenen Staatsrath und Ritter Schubert's in Petersburg über +20 Millionen ist, die bald hier, bald dort bei ihrer Sonnennähe in +die Bahn eines Planeten kommen, so ist es schon deswegen nicht sehr +unwahrscheinlich, daß einer von diesen ein Mal der Erde sehr nahe kommen +und eine große Revolution auf ihr bewirken kann. Aber wir wissen dieses +weit gewisser aus der darüber angestellten Berechnung des Hrn. +Dr.+ +Olbers in Bremen, nach welcher in einem Zeitraume von 88,000 Jahren ein +Komet der Erde so nahe kommen wird, wie der Mond uns ist. + +In dem Zeitraume von 4 Millionen Jahren wird es sich ein Mal ereignen, +daß ein solcher Weltkörper uns an 7700 geographische Meilen nahe kommt, +und das Wasser, wenn er der Erde an Masse gleich ist, zu 15,000 Fuß, +und wenn er dem Monde an Größe und Masse gleich ist, zu 256 Fuß erhoben +wird. Und in 220 Millionen Jahren wird ein solcher Weltkörper mit der +Erde zusammenstoßen, und jene vorhin angeführten furchtbaren und +grauenvollen Erscheinungen auf derselben hervorbringen. + + + + +_Nachtrag._ + + +Wenn eine Hypothese über die Ausbildungsart der Erde den denkenden Leser +befriedigen soll, so muß sie folgende Punkte gehörig erläutern, und +bestmöglichst ins reine Licht setzen: 1) Wodurch sind die Berge so hoch +aufgethürmt? 2) Wodurch sind die Erdschichten so schief und hin und +wieder senkrecht, wie ich angeführt habe, hingestellt, und wodurch +sind diese, wie die Trümmer eines Hauses hier und dort über und durch +einander hingeworfen worden? 3) Wodurch haben die großen Felsenmassen +die Spalten und Risse nach allen möglichen Richtungen erhalten? 4) Woher +kommt es, daß man die Bewohner des tiefen Meeres auf den Gipfeln der +höchsten Berge, und unter den Schichten derselben begraben findet? +5) Wodurch sind die Thiere und Pflanzen heißer Gegenden in die +gemäßigten und kalten Erdstriche gekommen? Und woher 6) sind endlich +die Ueberreste von den Thieren, welche wir gar nicht mehr in unserer +jetzigen organischen Schöpfung finden, hergekommen? + +Um alle diese Fragen gehörig zu beantworten, ist keine Hypothese +günstiger, als die, in der vorhergehenden Abhandlung, von mir +aufgestellte: daß nämlich _unser Wohnort durch die Aufstürze +größerer Weltmassen, als diejenigen sind, welche man unter dem Namen +Meteorsteine, Feuerkugeln u.s.w. begreift, seine gegenwärtige Ausbildung +erhalten_ habe, indem alle andern darüber angeführten Meinungen nur +einzelne Punkte, und auch diese nicht ein Mal gehörig erläutern. + +Denn diejenigen Geologen, welche jene angeführten Erscheinungen durch +die Macht eines unterirdischen Feuers, und durch die der Fluthen, welche +aber beide nur eine untergeordnete Stelle bei der Ausbildung der Erde +gespielt haben, erläutern wollen, nehmen in dem Innern der Erde ein +Feuer an, welches die Erdrinde hin und wieder aufgeworfen, die Schichten +derselben zerstückelt und die Felsentrümmer umhergeworfen habe, wodurch +Spalten und Risse in den Schichten entstanden, und die Hohlungen +zwischen denselben gebildet worden sind. Hierauf sind, nach ihrer +Meinung, die Felsenmassen durch die Wasserfluthen weich gemacht worden +und haben sich hierauf in die Hohlungen und Klüfte hinabgesenkt, wodurch +sie die vorhin angeführten Lagen und Stellungen gegen einander erhalten +haben. Ferner sollen durch die Macht der Fluthen Schichten hin und +wieder weggedrängt und Thäler gebildet, und Granit, und andere +Felsenmassen durch die tiefsten Seen meilenweit fortgeführt, und zu +hohen Gebirgen hinangewälzt worden sein. Und um die Erscheinung der +großen Landthiere, welche in unseren und anderen Gegenden der gemäßigten +Erdzone tief unter Felsenmassen begraben gefunden werden, zu erläutern, +nehmen einige Geologen Wasserfluthen an, welche sie aus den heißen +Gegenden zu uns hinübergeführt haben; andere hingegen nehmen eine +Veränderung der Erdachse an, wodurch unsere Gegenden, die vor derselben +heiß gewesen sein sollen, gemäßigt geworden sind. Und der Verfasser der +Urwelt läßt sogar einen Erdtheil, der am Südpole soll gelegen haben, +deswegen untergehen, wodurch, nach seiner Meinung, sich die Richtung +der Erdachse verändert hätte, ohne zu bedenken, daß dadurch gar keine +Veränderung in Ansehung der Erdachse, wenn solches der Fall gewesen +wäre, erfolgen konnte, indem der Schwerpunkt der Erde dadurch keine +Veränderung erlitten hätte, weil der Erdtheil nicht von ihr weggenommen +wäre, sondern nur unter die Fluthen würde versenkt worden sein. + +Gegen die hier nur kurz dargestellten Sätze über die Ausbildungsart +der Erdoberfläche muß ich zuvor, ehe ich die Unzulänglichkeit derselben +darstelle, anführen, daß selbst der große Naturforscher _Cuvier_, +wie ich schon angeführt habe, behauptet[A], daß alle diese großen +Naturwirkungen in und auf der Erde, wie sie ein Saussure, de Luc und +andere Geologen bei ihren Gebirgsreisen vorgefunden haben, sie nicht +hervorbringen können. + + [Anmerkung A: Gilbert's Annalen der Physik Bd. 22. S. 117.] + +Was nun zuerst das unterirdische Feuer anbetrifft, so ist nicht zu +läugnen, daß die Kraft desselben sehr groß sein muß, indem dadurch in +den neuern Zeiten Berge, der neue Berg bei Neapel im Jahre 1538 zu einer +Höhe von 2000 Fuß, und der Xurollo im südlichen Amerika im Jahre 1759 zu +einer Höhe von 1500 Fuß[A], und Inseln, sowol im Aegäischen, wie auch in +andern Meeren aus der Erde emporgehoben, und wiederum Städte und ganze +Gegenden, wie bei Neapel die Städte Herkulaneum und Pompeji und die +ganze Gegend um Modena[B], mit Staub und Asche verschüttet sind. + + [Anmerkung A: Dieser Berg entstand in dem angeführten Jahre den + 14. September in einer Ebene, und ist mit mehren tausenden kleinen + rauchenden Hügeln umgeben, und welcher im Jahre 1804, als der Herr + von Humboldt und Bonpland in diese Gegend kamen, noch brannte. In + seiner Nähe befindet sich der Cotopaxi, dessen Flamme bei seinem + Ausbruche im Jahre 1738 über 2000 Fuß hoch empor stieg, und dessen + Getöse über 72 deutsche Meilen von ihm entfernt gehört worden ist.] + + [Anmerkung B: Die Städte Herkulaneum und Pompeji und die ganze + Gegend umher wurde im Jahre 79 nach Christi Geburt durch den Auswurf + des Vesuvs so sehr verschüttet, daß man die Lage dieser Städte nicht + anzugeben gewußt hat, indem die Asche aus diesem Berge hin und + wieder über 112 Fuß hoch darüber lag. + + Die Gegend bei Modena ist ebenfalls durch Ausbrüche von Vulkanen im + Jahre 97 vor Christi Geburt zur Zeit des Consulats C. Marcius und + Sept. Julius, nach Plinius im +II.+ Buche Kap. 53, verheert und + verschüttet worden. Nach Ramazzini's Erzählung findet man hier 14 + Fuß tief unter der Erde Ueberbleibsel von einer alten Stadt, Häuser, + gepflasterte Straßen u.s.w. Hierauf folgt, wie er hinzu fügt, eine + feste Erde und unter dieser eine feuchte Erde, die mit vielen + Pflanzentheilen vermischt ist. Und unter dieser befinden sich in + einer Tiefe von 26 Fuß ganze Bäume, z.B. Nußbäume mit vielen Aesten, + Blättern und Früchten, und hierauf trifft man wieder, 2 Fuß tiefer, + eine sehr zarte Kreide, die mit vielen Muschelschalen vermengt ist, + an. Nach seiner Angabe soll diese Kalklage 11 Fuß dick sein, worauf + sich aufs Neue wieder Aeste, Blätter und ganze Bäume befinden. Auf + diese Weise wechseln daselbst, bis zu einer Tiefe von 63 Fuß, + Kreideschichten und Lagen von einer feuchten, mit Pflanzentheilen + vermengten Erde mit einander ab. Hierauf folgt zuletzt eine Schicht + von Sand mit Muschelschalen und Steinen angefüllt.] + +Ob nun gleich die Macht des unterirdischen Feuers sehr groß ist, wie +sowol diese Wirkungen, als auch die der Erdbeben, wodurch ganze Länder, +und fast ganze Erdtheile erschüttert worden sind[A], beweisen, so sind +solche doch nur lokal gewesen, und betreffen nur hier und da die +Erdrinde, und zwar da, wo ein Stoff dazu vorhanden war, welcher sich +mit dem Wasserstoffe verbinden konnte. Da nun in der Mitte der Erde +keine Wassermasse, nach der Wirkung der allgemeinen Schwere, bei der +Entstehungsart der Schichten, in dem Innern derselben vorhanden sein +kann, so kann auch daselbst ein solches die Erdoberfläche überall +zerstörendes Feuer nicht Statt finden. Und wenn je daselbst solches +Statt gefunden und seine Wirkungen von da nach außen hin ausgeübt hätte, +so würden wir auch Felsenstücke von dem Innern der Erde, und nicht bloß +von der Erdrinde auf ihrer Oberfläche umhergeschleudert finden. Hieraus +folgt demnach, daß nie ein Feuer in der Mitte der Erde gelodert, und die +auf der Erdoberfläche vorhandenen Verwüstungen angerichtet habe, sondern +daß solches immer nur unter der Erdrinde hier und dort gewüthet und +dieselbe da, wo es den geringsten Widerstand gefunden hat, aufgeworfen +habe; daher finden wir bald hier bald dort auf den Ebenen +trichterförmige Berge, und auf dem langen Rücken der Bergketten einzelne +Spitzen, als Vulkane, lodern, welche die ganze Macht des unterirdischen +Feuers darstellen. + + [Anmerkung A: Das Erdbeben von 1601 den 1. September soll ganz + Europa und einen Theil von Asien erschüttert haben, und das von + 1755 den 1. November, welches Lissabon zerstörte, hat seine + Erschütterungen von Grönland bis nach Afrika ausgebreitet.] + +Da sich nun aus dieser Wirkungsart dieses Feuers 1) die Entstehungsart +ganzer Bergketten von 70 bis 1000 Meilen[A] Länge, dabei mit einer sehr +beträchtlichen Höhe, aber mit einer sehr unbedeutenden Breite, wobei +die Alpen nicht ein Mal eine Spur eines unterirdischen Feuers an sich +tragen; 2) die senkrechten und schief geneigten Lagen und Stellungen von +Felsenmassen, die eine Länge von einer Meile haben; 3) das Hinüberwerfen +solcher Massen über einander, und 4) die Spalten und Hohlungen in +denselben, welche oft mehre Meilen weit in die Länge fortgehen, auf +keine Weise erklären lassen, so nehmen andere Geologen, um den Umsturz +so vieler Schichten, und den Grund ihrer schief liegenden und senkrecht +stehenden Stellung zu erklären, ungeheuere Höhlen in dem Innern der Erde +an, welche einstens mit Wasser ausgefüllt gewesen, und in welche nachher +die Schichten hinabgesunken wären, ohne zu bedenken, daß die allgemeine +Schwere die Entstehung solcher Höhlen bei der Ausbildung der Erde nicht +verstatten konnte, indem sich, nach ihren Gesetzen, alles auf einander, +ohne eine Lücke zwischen sich zu lassen, drängen mußte. + + [Anmerkung A: Die Cordilleras heben bei dem Feuerlande an und + breiten sich bis zu dem Berge St. Elios in Nordamerika aus, eine + Länge von 1700 geogr. Meilen.] + +Andere Geologen, um dieser Schwierigkeit auszuweichen, nehmen ein +Austrocknen, Verwittern, Auflösen der Schichten durch das Wasser und +andere zufällige Ursachen an, wodurch die Schichten gesunken und in +solche schiefe und senkrechte Lagen sollen gebracht worden sein. Wenn +sich nun aber auch die Lage einzelner Schichten dadurch erklären läßt, +so läßt sich dadurch dennoch nicht die Lage derjenigen Schichten, +die einen Umfang von _einer_ Meile haben, und plötzlich senkrecht +hingestellt worden sind -- und auch nicht die Entstehungsart der hohen +und langen Bergketten erklären. + +Was nunmehr die Erscheinung der Seethiere auf den Gipfeln der höchsten +Berge, auf welchen Don Ulloa Ammoniten und Pektiniten in einer Höhe von +14,000 Fuß, auf einem Kalkgebirge in Peru, gefunden hat, anbetrifft, +so erklären die Geologen diese Erscheinung durch das Nahekommen eines +Kometen der Erde, wodurch das Meer zu dieser Höhe hinanzufluthen +gezwungen worden sei. Wenn nun aber ein Komet auf derselben solches +bewirken soll, so muß er, wenn er von der Dichtigkeit und Größe unseres +Mondes ist, von welcher aber nur wenige erschienen sind, und das Meer +15,000 Fuß erheben soll, ihr 1016 geogr. Meilen nahe kommen. Ist er +aber von der Größe der Vesta, so muß er, wenn er das Meer 8000 Fuß zu +sich hinan erheben will, 86 Meilen, und wenn er solches 32,000 Fuß +hinanfluthen lassen will, ihr 34 Meilen nahe kommen. Kommt aber ein +Weltkörper so nahe unserm Wohnorte, so möchte er wol von ihm gezwungen +werden, sich mit ihm zu vereinigen, um seine Erdmasse dadurch zu +vergrößern. + +Was nun endlich das Auffinden und Aufgraben der großen Landthiere in +unseren Gegenden anbetrifft, so muß ich darüber zuvor bemerken, daß +Cuvier und andere große Naturforscher durchaus behaupten, daß die Thiere +da, wo ihre Ueberreste gefunden werden, auch gehauset haben. Wenn aber +diese in unseren Gegenden und in denen, welche mit den unsrigen in einer +gleichen Zone liegen, sollen gelebt haben, so muß diese unsere Zone +einstens heiß gewesen sein, um der Menge dieser großen Thiere den +gehörigen Nahrungsstoff haben verschaffen zu können. + +Wie ist aber diese zu einer gemäßigten geworden? Hat sich etwa die Wärme +der Erde überhaupt vermindert, wodurch unsere Gegenden kälter geworden +sind? Oder hat die Erdachse eine andere Stellung nach der Sonne hin +erhalten, wodurch unsere Zone eine gemäßigte geworden ist? + +Alle diese Fragen, dergleichen ich noch mehre hinzufügen könnte, wie +auch diejenigen, welche gleich im Anfange über die Ausbildungsart der +Erde von mir aufgestellt worden sind, lassen sich durch die Aufstürze +der Weltmassen auf unsere Erde am besten und befriedigendsten auflösen. +Denn durch das Niederstürzen einer solchen Masse, nur von der Größe +einer Vesta, mußten die Felsenmassen der Erde da, wo sie hinstürzte, +zertrümmert, umhergeworfen und über einander angehäuft werden, wodurch +daher diese Massen alle die vorhin angeführten Lagen und Stellungen +gegen einander erhalten haben und erhalten mußten, und wodurch sich +ebenfalls zwischen ihnen, da sie nicht alle dicht auf einander zu +liegen, und dicht bei einander zu stehen kommen konnten, Hohlungen +bildeten, welche nachher mit einer andern aufgelöseten Felsenmasse, +als die ihrige war, von der Fluth dahin geführt, zum Theil ausgefüllt +worden, zum Theil aber leer geblieben sind. + +Und da bei der Annäherung einer solchen Weltmasse sich das Meer zu +ihr hinan erheben, über die höchsten Berge dahin fluthen, und bei dem +Niedersturze derselben wieder weggedrängt werden, und zu den Seiten +hinabfluthen mußte, so mußten auch auf den höchsten Felsenspitzen, wo +das Meer hingefluthet war, die Bewohner desselben hier und dort haften +bleiben, wo man auch solche gefunden hat; und das Meer selbst mußte, +so bald es nur etwas Ruhe genoß, seine ihm beigemischten Theile fallen +lassen, und dadurch die Ueberzüge von dem Kalkgebirge der zweiten +Entstehung bilden, weswegen alle die bloß gestandenen Ecken und Seiten +der zertrümmerten Felsenmassen mit dem angeführten Kalksteingebirge +überzogen sind. + +Wenn aber eine solche Masse, wie nur die Vesta ist, wodurch ein Gebirge, +wie das der Andes, welches 1700 Meilen lang ist, wol hätte gebildet +werden können, auf die Erdoberfläche gestürzt wäre, so mußte der +Schwerpunkt der Erde verändert, und Länder, die heiß waren, wie die +unsrigen, in gemäßigte umgeschaffen werden, wobei aber die Richtung der +Erdachse gegen den Sonnenkörper unverändert bleiben mußte, weil der +Umschwung der Erde um dieselbe, der von Abend nach Morgen in einer +Richtung von 23 Grad aus der Ebene ihrer Bahn stets fortgeht, nicht von +der Größe ihrer Masse, sondern von dem ersten Anstoße oder Umschwunge, +welchen sie bei ihrem Entstehen erhalten hat, abhängt. Daher ist +höchst wahrscheinlich die Richtung der Erdachse bei allen den großen +Veränderungen unverändert geblieben, nur ist der Nordpol bei denselben +nicht über dem Erdpunkte, über welchem er vor jeder solchen großen +Veränderung lag, liegen geblieben, sondern hat, bei jedem großen +Aufsturze, einen neuen Erdpunkt erhalten. + +Was man dieser Hypothese, welche alle jene aufgestellten Fragen +befriedigend beantwortet, und den Untergang von Wäldern, Bergen und +Städten durch den Einsturz der tiefen Höhlen, auf welchen sie einstens +gestanden haben, so schön erklärt, vorzüglich entgegensetzt, ist die +abgeplattete Gestalt der Erde an ihren Polen, welche sie bei ihrem +Entstehen, da ihre Theile noch weich waren, durch den Umschwung um +ihre Achse erhalten hat, und die sie auch jetzt noch hat. + +Wenn nun aber die Erde durch den Aufsturz eines solchen Weltkörpers in +etwas umgedreht, so daß die damalige heiße Gegend, also die unsrige, +nach dem Nordpole derselben hingerückt worden wäre, wie ist es alsdann +möglich, daß die Lage der Gestalt der Erde so geblieben ist, wie sie im +Anfange war und noch ist? Bedenkt man aber, daß der Umschwung der Erde +um ihre Achse die Theile derselben in der Mitte, wo der Aequator liegt, +erhoben, und solche von den Seiten, das ist von den Polen her, weswegen +sie hier abgeplattet ist, dahin gezogen habe, so wie eine weiche +Thonkugel, die auf einen Stock gesteckt und umhergeschleudert wird, sich +in der Mitte erhebt und an den Seiten abplattet, so mußte sich auch das +Meer, nachdem der Aufsturz der Weltmasse auf die Erde geschehen war, +unter dem neuen Aequator erheben, die nicht zu schweren und zu großen +Felsenmassen mit sich dahinführen und seine ihm beigemischten Theile +hier in größerer Menge, als an den Polen fallen lassen, wodurch sich +daher neue und höhere Schichten unter demselben, als an den Polen, +gebildet haben, und wobei dasselbe nicht eher in Ruhe kommen konnte, +bis das gehörige Gleichgewicht der Theile unter dem Aequator mit dem +an den Polen da war. + +Ferner, wenn die Erde ihre erste Gestalt behalten hätte, so müßte +sie, nach den Gesetzen der allgemeinen Schwere, ein regelmäßiger Körper +sein, und die südliche Halbkugel müßte, in Ansehung der Schwere, der +nördlichen vollkommen gleichen. Da aber dieß nicht der Fall ist, wie man +aus den Pendelversuchen weiß, so muß irgend eine wichtige Ursache da +sein, welche sie verändert hat; und diese ist und kann keine andere, als +ein Aufsturz einer Weltmasse auf ihre nördliche Hälfte sein, wodurch nur +allein eine größere Schwere dieser Halbkugel hervorgebracht werden +konnte. + +Da nach einer von dem verstorbenen Hofrath _Klügel_ mühsam angestellten +genauen Berechnung über die wahre Gestalt der Erde, nach den +verschiedenen auf ihr geschehenen Gradmessungen, sich dieselbe, nach der +jetzigen Lage der Pole, auf keine Weise zu einem regelmäßigen Körper +eignen wollte, so nahm er andere Punkte auf ihr zur Lage ihrer Pole +an, und fand, daß, wenn man die Gegend unter dem Vorgebirge der guten +Hoffnung nach dem Südpole hindrehen oder denselben hierher verlegen, und +den Nordpol in das stille Meer, etwa 40 Grad von dem jetzigen Nordpole +entfernt, versetzen würde, die Erde alsdann ein vollkommnes Ellipsoid +sei. Daher ist höchst wahrscheinlich diese Lage der Erdpole die erste +bei der Bildung ihrer ersten Gestalt gewesen, wobei demnach die ganze +nördliche gemäßigte Zone und auch unsere Gegenden ihre Lage unter dem +heißen Himmelsstriche gehabt haben, wodurch daher diese einstens heiß +gewesen sind, und welche Lage sie erst durch den Aufsturz einer +Weltmasse auf die Erde verloren haben. + +Siehe: Ausdehnungen der Erde; in den astronomischen Sammlungen +III.+ +164-169 und _Malte Brun's_ Abriß der mathematischen und physischen +Geographie 1. Abtheilung von v. Zimmermann, mit Erläuterungen +herausgegeben, Seite 92. + +Auf diese Weise läßt sich demnach, wie ich glaube, nicht allein die +jetzige Gestalt der Erde erläutern, sondern auch alle übrigen vorhin +angeführten Naturerscheinungen in und auf der Erde sind dadurch gehörig +erläutert worden. + +Von allen diesen großen Veränderungen, welche die Erdoberfläche erlitten +hat, scheint aber das jetzige Menschengeschlecht keine erlebt zu haben, +weil wir bei der großen Menge der Ueberreste der Landthiere, die theils +unter dem nachgelassenen Schlamme der Fluthen, theils unter Felsenmassen +begraben liegen, keine Ueberreste von Knochen der Menschen und auch +keine Versteinerungen von denselben, welche bei dem letzten großen +Aufsturze, wodurch die Mammuthsthiere, Rhinozerosse und andere große +Thiere, deren Arten zum Theil gar nicht mehr in unserer jetzt lebenden +organischen Schöpfung vorgefunden werden, zum Theil in wärmeren +Erdtheilen leben, vernichtet worden sind, mit vernichtet worden wären, +finden. Denn das Beispiel von dem versteinerten Menschenskelette von +Guadeloupe ist, nach der genauen Untersuchung des Herrn Hofrath +Blumenbach in Göttingen, ein Produkt, welches von keinem Präadamiten, +sondern höchst wahrscheinlich von einem Caraiben herrührt[A]. Auffallend +ist hierbei noch, daß von den vielen Menschen, welche sowol durch die +großen Fluthen des Orients, wie auch durch die des Occidents umgekommen +sind[B], keine Ueberreste gefunden werden, wovon höchst wahrscheinlich +die leichtere Auflösung der Kalkerde ihrer Knochen durch das Wasser die +Ursache ist. + + [Anmerkung A: Gilbert's Annalen der Physik Bd. 22. Seite 177.] + + [Anmerkung B: Siehe meine »Allgemeine Darstellung der Oberfläche der + Weltkörper und ihres Sonnengebietes«, S. 45.] + +Auf diese Weise ist demnach unser Wohnort durch Aufstürze von Welten +gebildet, wodurch in seinem Innern Höhlen entstanden sind, die sich +nach und nach immer mehr mit Wasser angefüllt, dadurch ihren Raum immer +mehr vergrößert, die Erdschichten dünner gemacht, und sie zuletzt zum +Einstürzen gebracht haben[A], wodurch daher manche Gegend von der +Erdoberfläche verschwunden, und mit einem dafür hervortretenden See +bezeichnet worden ist. Nach diesen Aufstürzen von Welten haben darauf +Ueberschwemmungen und Feuerschlünde die letzte Hand der Erde zu ihrer +Ausbildung dargereicht, haben einzelne Gegenden verschüttet, sie tiefer +hinabgesenkt, hin und wieder Städte von den Ufern des Meeres durch +angespülte Erdmassen getrennt, und niedrig gelegene Wälder mit +Erdschutte bedeckt. + + [Anmerkung A: So wurde z.B. im Jahre 1618 den 25. August die Stadt + Plurs in der Landschaft Cleven in Graubünden mit 2000 Menschen von + einem losgewordenen Bergstücke zu Grunde gerichtet, und ließ einen + großen See zu ihrer Bezeichnung nach sich. Im Jahre 1702 den + 5. Febr. sank ein Edelhof bei Friedrichshall in Norwegen, Berge + genannt, 600 Fuß in die Erde hinab, wobei 14 Menschen und 200 Stück + Vieh ihr Leben verloren, und ließ einen Sumpf von 3 bis 400 Ellen + lang und halb so breit, nach sich zurück. Die Insel Pontiio bei + Negroponte im Aegäischen Meere sank, mit vielen andern in ihrer + Nachbarschaft liegenden, im Jahre 1758, ohne Merkmale des geringsten + Erdbebens, unter die Fluth des Wassers hinab. Und im Jahre 1763 den + 1. Sept. ist ein Stück Land von der Insel Banda Neira 5 Meilen im + Umfange, mit Menschen und Vieh in die Tiefe der Erde hinabgesunken. + Eben so sind auch Berge hinabgestürzt und haben mit sich Städte und + Dörfer verschüttet. So stürzte im Jahre 1714 den 14. Sept. ein Theil + des Berges Diableret in Unter-Wallis plötzlich ein, wodurch 55 + Bauerhäuser verschüttet, 15 Menschen und mehr als 100 Ochsen und + Kühe unter dem Schutt begraben wurden. Die Trümmer dieses Berges + haben ungefähr einen Raum von einer französischen Quadratmeile + eingenommen, und der durch diesen Sturz verursachte Staub bewirkte + bei heiterm Himmel eine solche Dunkelheit, daß man fast gar nichts + sehen konnte. Und durch die dadurch umhergeschleuderten Felsenmassen + sind Flüsse in ihrem Laufe gehemmt und neue Seen zum Entstehen + gebracht worden. In Italien bei Norica spaltete sich ein Theil von + einem Berge und versank so tief in die Erde hinab, daß eine Schnur + von 294 Faden den Grund nicht erreichte. Und den 24. Junius 1765 + sank der Berg Montepiano in Neapolis, der 1/10 Quadratmeile groß + war, so tief in die Erde hinein, daß man jetzt kaum die Stelle noch + sieht. Und unter den neuern Naturscenen dieser Art ist die letzte, + welche sich am 2. Sept. 1806 in der Schweiz ereignete, eine der + merkwürdigsten, wo in einem Zeitraum von wenigen Minuten ein Thal, + welches zwischen dem Zuger- und Lowerzer-See, von der Nordseite + aber von dem 3500 Fuß hohen Roßberge und von der Südseite von dem + 4400 Fuß hohen Rigiberge eingeschlossen lag, von gewaltigen, mit + mächtigem Krachen verbunden, losgerissenen Felsenmassen des + Rigiberges zerstört wurde, wobei das Dorf Röthen, welches in diesem + Thale lag, mit einem Theile des Fußes des Berges in die Tiefe der + Erde hinabsank, und die andern drei Dörfer Glogau, Busingen und + ein Theil von Lowerz, die sich außer jenem noch hier befanden, + verschüttet wurden, wobei 87 Bauergüter ganz und 60 nur zum Theil + untergegangen, und 484 Menschen, 170 Stück Ochsen und 103 Stück + Ziegen u.s.w. unter den Trümmern jener Felsenmasse begraben worden + sind. Siehe Bergmann's Physikalische Beschreibung der Erdkugel, + Delametherie's Theorie der Erde 2. Thl. und Zach's Monatl. + Korrespondenz. 15. Bd.] + +So ist also alles in der großen Gotteswelt einer beständigen Veränderung +unterworfen, der Same keimt empor, hebt sich zum Baume hinan, und geht, +wenn er seine Bestimmung vollbracht hat, zur Erde über, um durch seine +aufgelösten Theile die Natur zu ergänzen und zu verjüngen -- und so +vergehen auch Welten zur Verjüngung und Verherrlichung der großen +Schöpfung!!! + + + + +_Zusatz._ + + +Eine solche grausenvolle Erdrevolution, wie vorhin angeführt ist, hat +das jetzige Menschengeschlecht, wenn wir dessen Existenz auf 2 bis 3000 +Jahre vor Christus Geburt hinaufsetzen, mit welchem Zeitpunkte unsere +gewöhnliche Geschichte anhebt, nicht erlebt; aber ein älteres Volk, das +_Zend-_ oder _Urvolk_ der Erde hat die Folgen von derselben empfunden, +wie in ihrem heiligen Buche der _Zend-Avesta_ angeführt ist[A]. Dieß +Volk hat über 3000 Jahre auf den Hochebenen von Asien, dem jetzigen +Tibet gelebt, und sich nach denselben von da nach verschiedenen Gegenden +unseres Wohnortes ausgebreitet, und sich besonders astronomische +Kenntnisse zu erwerben gesucht, wie aus den Ueberresten derselben, +welche bei den Nachkommen von ihnen gefunden werden, auf das Deutlichste +erhellet, wohin z.B. die Länge des Sonnenjahres von 365 Tagen[B] -- +die Berechnung der Mond- und Sonnenfinsternisse bei den Brahminen der +Indier[C] -- die Aufzeichnung der Konjunktion von 4 Planeten im Jahre +2449 vor Chr. Geburt bei den Chinesen -- die Kenntniß der alten Schweden +von der Länge des Sonnenjahres von 365¼ Tagen schon vor 2300 v. Chr. &c. +gehören. Denn nach der großen Revolution, wodurch der neunmonatliche +Sommer in einen neunmonatlichen Winter verwandelt wurde, breitete sich +dieß Urvolk nach allen Gegenden der Erde aus. Ein Theil ging nach Osten +und stiftete das chinesische Reich, ein anderer nach Westen, von welchem +Abraham, der seinen Gott im Feuer verehrte, abstammte, ein Theil nach +Südwesten, von welchem die Aegypter ihren Ursprung genommen haben, und +ein Theil nach Süden, von welchem die Perser abstammen. + + [Anmerkung A: Dieses heilige Wort der Parser oder die Zend-Avesta, + welche in der Zend- oder Ursprache der Völker der Erde geschrieben + ist, bestehet aus 21 Theilen, von welchen der Vendidad noch ganz + vorhanden ist, und in welchem die Vorschriften zu allen öffentlichen + und Privathandlungen des Gottesdienstes, der Opfer und der häufigen + Reinigungen aufgezeichnet stehen. Von den übrigen 20 Theilen sind + nur noch Bruchstücke da, welche lauter feierliche Gebete und Hymnen, + wie sie täglich vor dem heiligen Feuer aller Wesen der Verehrung + verrichtet werden sollen, enthalten. Hierher gehören auch die + Jeschts oder die abgerissenen Bruchstücke aus größern Zendschriften, + welche voll von feierlichen Anrufungen sind, und unsern Perikopen, + die aus dem neuen Testamente genommen sind, gleichen. + + Diese Zend-Avesta oder das heilige Wort, das in der Zendsprache + geschrieben ist, von welcher die Pohlrische und Parsische Sprache + abstammen, und die bis auf den heutigen Tag von den Priestern jener + Völker noch erlernt und studirt werden muß, um in solcher die Hymnen + und Loblieder auf das höchste Wesen aus jenem Buche absingen zu + können, ist von Anquetil du Perron in das Französische und von + Kleuker ins Deutsche übersetzt worden. + + Als im Jahre 1723 einige Theile dieses Buches nach England kamen, + so war kein Gelehrter daselbst zu finden, der nur eine Sylbe oder + Ziffer aus denselben hätte enträthseln können. Dieß bewog den + feurigen und nach neuen Kenntnissen schmachtenden Jüngling Anquetil + du Perron zu dem kühnen mit vielen Gefahren und Schwierigkeiten + verbundenen Entschlusse, zu den Ländern hinzueilen, und die Oerter + aufzusuchen, wo er die Zend-Avesta oder das heilige, lebendige Wort + des Zoroasters aus den Urquellen selbst kennen lernen könnte. In + dieser Absicht suchte er seinen Körper auf das äußerste abzuhärten, + gab ihm nur Käse, Milch und Wasser zur Nahrung, und schlief + des Nachts auf einer Matratze ohne Federbetten. Und da ihm die + versprochene Unterstützung zu seiner Reise zu lange ausblieb, so + ließ er sich als gemeiner Soldat der Kompagnie in die Liste der + Rekruten einschreiben und ging im November 1754 nach dem Orient + ab. Noch ehe er sich einschiffte, erhielt er vom Könige eine Pension + von 500 Livres; die Kompagnie gab ihm die Reise frei, und als er + zu Pondichery ankam, bestimmte ihm diese eine ansehnliche + Unterstützung. Mit dem lebhaftesten Enthusiasmus verfolgte er + nunmehr seine Absicht, durchreisete zu Fuß und in verschiedenen + Richtungen einen großen Theil der Halbinsel, erwarb sich viele + wichtige Sprachkenntnisse, und machte zu Surate Bekanntschaft + mit zwei indianischen Gesetzgelehrten, nahm Unterricht in beiden + heiligen Sprachen Zend und Pohlri, und brachte es theils durch List, + theils mit Gewalt dahin, daß er ihnen ihre Geheimnisse und selbst + Zoroaster's heilige Bücher ablockte. Mit diesen und vielen andern + Handschriften in fast allen Sprachen Indiens kam er 1761 nach + Europa, reisete zuerst nach Oxford, um seine Manuscripte mit denen + auf der dortigen Universität zu vergleichen, und von da in sein + Vaterland, wo er einen Theil seiner literärischen Schätze der + königl. Bibliothek schenkte. Er lebte nunmehr in Paris als + französischer Dolmetscher für die orientalischen Sprachen, ward + Mitglied der Akademie der Inschriften und in seinen letzten Jahren + auch des Nationalinstituts, welches er aber wenige Monate vor seinem + Tode, aus Mißvergnügen mit der damaligen Lage der politischen + Angelegenheiten, verließ. Er starb im Jahre 1805 in dem 74. Jahre + seines Alters.] + + [Anmerkung B: Noah blieb gerade 365 Tage in seiner Arche, um diese + Länge des Jahres seinen Nachkommen, wie es scheint, wichtig zu + machen, welche er als ein Heiligthum, von seinen Vorfahren erhalten, + verehrte.] + + [Anmerkung C: Die Brahminen wissen nicht ein Mal, wie diese + Erscheinungen entstehen, glauben dabei die Sonne sei uns näher, als + der Mond. Die Formeln zu den Berechnungen sind in Verse eingehüllt, + welche sie dabei hersagen und die sie höchst wahrscheinlich nicht + erfunden, sondern von ihren Vorfahren erhalten haben. S. mein + kleines Werk »Ueber das Urvolk der Erde«.] + +In diesem heiligen Buche wird nämlich angeführt, »daß ein Naturfeind,« +welcher nachher Drachenstern oder Schweifstern genannt wird, »von Süden +hergekommen und über die Erde dahin gefahren sei, und daß er dieselbe +habe vernichten wollen[A]. Im Süden verheerte er die Erde gänzlich; +alles wurde mit einer Schwärze, wie mit einer Nacht, überzogen. +Glutheißes Wasser fiel auf die Bäume herab, welche in dem Augenblicke +verdorreten und bis zur Wurzel hin verbrannten. Die Erde selbst wurde +verbrannt, und bestand noch kaum. Dennoch aber behielten Sonne und +Mond ihren Lauf. Gegen die Planeten kämpfte der Naturfeind furchtbar« +(welches wohl nichts weiter heißt, als er machte sie unsichtbar) »und +wollte der Welt Zerstörung bringen, und Rauchwolken stiegen aus den +Feuern aller Orten empor. Neunzig Tage und neunzig Nächte dauerte dieser +Kampf. Hierauf wurde der Naturfeind geschlagen und zurückgeworfen. +Blitze kamen nunmehr vom Himmel herab, und Tropfen von ungeheurer Größe +fielen auf die Erde, und mannshoch bedeckte das Wasser die ganze Erde.« + + [Anmerkung A: Bun-Dehesch +VII.+ und _Rhode_ über den Anfang unserer + Geschichte und die letzte Revolution der Erde. S. 17. 18.] + +Das _Zend-_ oder _Urvolk_ lebte zu dieser Zeit in Eeri-ene[A], das ist, +in dem gelobten, glücklichen Eeri oder Ari, seinem Urlande glücklich, +weil es hier immer Sommer war. Plötzlich aber brach (als Wirkung des +Naturfeindes) der Winter in die Welt, welcher anfänglich gelinde war und +nur 5 Monate dauerte, wodurch der Sommer 7 Monate lang war. Bald darauf +aber wuchs er zu 10 Monaten hinan, und nur zwei blieben für den Sommer +übrig (wie es jetzt in Tibet und auf dem Hochlande Asiens überhaupt +der Fall ist). Nun verließ das den Ackerbau liebende Volk sein hohes +gebirgiges Urland, und zog in niedrigere, wärmere Länder hinab. Dieser +Zug geschah unter seinem Anführer Dsjemschid, dem Sohne Vwengham's, und +ging über Sogdho, Meru, Balkh u.s.w. bis in die Provinz Ver, Per oder +Persis, wo er die Burg Ver, d.h. Persepolis, erbauete, und da, wo dieses +Volk hinkam, fand es weder Thiere des Hauses, noch des Feldes, weder +Menschen, noch Hunde, noch Geflügel. + + [Anmerkung A: Die Sylbe _ene_ bedeutet _glücklich_.] + +Dieß sind demnach die Sagen oder Erzählungen auch der Zend-Avesta, dem +heiligen Buche der Hindu und Parser, welche deutlich lehren, daß eine +klimatische Veränderung mit der nördlichgemäßigten Zone vorgegangen +sei--daß ein Schweifstern oder Komet diese große Veränderung +hervorgebracht, und daß ein Volk der Erde diese große Revolution erlebt +habe. + +In diesem Urlande, welches Eeri-ene-veedjo, das eigentliche reine Eeri +oder Ari, genannt wird, stand unter _Vwengham_, dem Vater _Dsjems_ +(Dsjemschids), der Prophet _Heomo_ (Hom) auf, und verkündigte das +Lichtgesetz _Ormuzd_ mit folgenden Worten: + + »Durch Izeds[A] des Himmels habe ich + Gerechter Richter _Ormuzd_, + Im reingeschaffenen, berühmten Eeri + _Lebendige Wesen versammelt_.« + + »Im reingeschaffenen, berühmten Eeri + Hat König Dsjemschid, + Haupt der Völker und Heerden, + _Lebendige Wesen versammelt_.« + + »Mit himmlischen Izeds bin ich + Gerechter Richter _Ormuzd_ + Im reinen, berühmten Eeri gewesen + Unter _begleitender Versammlung lebendiger Wesen_.« + + »Mit himmlischen Menschen + Ist König Dsjemschid + Im reinen, berühmten Eeri gewesen, + In _Begleitung versammleter Wesen_[B].« + + [Anmerkung A: Geister, Engel der Alten.] + + [Anmerkung B: Zend-Avesta von Kleuker Bd. +I.+ S. 114.] + +Durch Ormuzd Lichtgesetz demnach und durch feierliche Gebete bewogen, +vereinigten sich die einzelnen Stämme des Urvolks zu einem Volke unter +dem Könige Dsjemschid, und verließen unter seiner Anführung, auf Ormuzd +Befehl, das rauhe Urland, und zogen gegen Mittag hin, um sich bessere +Wohnsitze zu suchen. Dieser Zug wird im folgenden Liede also +beschrieben: + +»Dsjemschid herrschte! Was seine erhabene Zunge befahl, geschah eiligst. +Ihm und seinem Volke gab ich Speise und Verstand und langes Leben, ich +der ich Ormuzd bin. Seine Hand nahm von mir einen Dolch, dessen Schärfe +Gold, und dessen Griffel Gold war. Darauf bezog der König Dsjemschid +dreihundert Theile der Erde; diese werden mit zahmen und wildem Vieh, +mit Menschen, Hunden und Geflügel, und rothglänzenden Feuern erfüllt. +Vor ihm sahe man in diesen Lustgegenden weder zahme noch wilde Thiere, +noch Menschen, noch rothflammende Feuer. Der eine Dsjemschid, Sohn +Vwenghams, ließ alles daselbst werden.« + +Diesem Liede folgen hierauf noch fünf andere Lieder von eben demselben +Inhalte, weswegen ich solche hier weggelassen habe. + +Die Gründe, aus welchen das Urvolk sein Urland verließ und andere Länder +besuchte, sind eben so, wie ich sie vorhin angeführt habe, im ersten und +vierten Bruchstücke genau angegeben worden. Und eben so findet sich im +Bun-Dehesch, einem Buche, welches in der Pohlvischen Sprache geschrieben +ist, und eine Sammlung[A] von verschiedenen Aufsätzen über die +Schöpfung, den Kampf zwischen Ormuzd und Ahrimann, dem bösen Wesen, +über die reinen und unreinen Thiere, über die Bewegung der Sonne und +das dadurch bewirkte Jahr u.s.w., Uebersetzungen und Auszüge aus den +Zendschriften, und jene oben angeführte furchtbare Beschreibung von der +schrecklichen Zerstörung der Erde durch den Drachenstern enthält. + + [Anmerkung A: Diese Sammlung scheint zu der Zeit entstanden zu sein, + als die Zendschriften anfingen unverständlich zu werden, weswegen + man kurze Auszüge aus jenen starken Büchern machte, und solche für + das Volk in die Landessprache (die Pohlvische) übersetzte.] + +Was nunmehr die Aechtheit, wie auch das hohe Alter jener Erzählungen +anbetrifft, so ist beides von Herrn Rhode in Breslau in dem kleinen +Werke: »Ueber das Alter und den Werth einiger morgenländischen Urkunden, +in Beziehung auf Religion, Geschichte und Alterthumskunde, Breslau +1817,« gründlich bewiesen und gehörig dargethan worden, indem er +1) gezeigt hat, daß die gegenwärtigen Zendschriften dieselben, oder +doch Bruchstücke von denselben heiligen Schriften sind, welche die +alten Parser vor der Zerstörung ihres Reiches durch Alexander besaßen. +2) Hat er solches aus dem Inhalte selbst hergeleitet, indem in demselben +nichts vorkommt, was auf spätere Zeiten hindeutet, sondern vielmehr ein +Religionssystem enthält, in welchem die Keime aller später in Asien +aufgeblüheten Religionen enthalten sind. + +Da demnach die Aechtheit und das hohe Alter jener Zendschriften dadurch +bewiesen worden ist, so können wir auch jenen Erzählungen über die +große Veränderung der Erde, durch den Naturfeind veranlaßt, ihre +Glaubwürdigkeit nicht absprechen, welche sie außerdem noch, wegen +ihrer Eigenthümlichkeit, an sich tragen; denn + +1) Ihre Auswanderungsart geschah, nach der Denkungsart der alten Völker, +auf den Befehl Gottes, weicht aber darin von der der spätern Völker +ab, daß sie nicht von einem Andrange eines andern Volks, oder aus +Lüsternheit nach fremden Ländern, oder aus Raubsucht, sondern nur von +der klimatischen Veränderung ihres Landes, dem eingetretenen, 10 Monate +lang dauernden Winter veranlaßt worden ist. + +Dieß war die Ursache, weshalb jenes Volk sein Hochland verließ, nach +Süden hinab zu den angeführten Ländern zog, und da, wo es hinkam, fand +es weder Menschen, noch zahmes Vieh. + +2) Stimmt dieser Zug mit der geographischen Lage der Oerter vollkommen +überein. Denn er ging von dem Hochlande, an beiden Seiten des Flusses +Gihin oder Oxus, in den engen Pässen desselben, hinab. Hier wurde +zuerst am rechten Ufer das Stufenland Sogdho, und am linken Moore oder +Meru besetzt. Von hier ging der Zug nach Balkh oder Baktra, wo die +Zend-Avesta scheint aufgeschrieben worden zu sein. Und so kam er +nach manchem Hin- und Herstreifen nach Ver, Per oder Persis. Und wenn +sich nun auch ein Theil dieses Zuges nach Indus oder Armenien wandte, +so blieb doch von jetzt an Persis der Hauptsitz dieses Volkes, wo +Dsjemschid, wie schon oben angeführt ist, die Burg Persepolis erbauete, +deren Trümmer noch jetzt auf einer Anhöhe zwischen den in Persis +entspringenden Flüssen Medus und Araxes liegen. + +Jetzt bleibt mir nur noch übrig zu beweisen, daß _Eeri-ene_ oder das +gelobte glückliche _Eeri_ oder _Ari_ kein anderes Land, als das jetzige +Tibet sei. Der Beweis dafür liegt aber ganz deutlich in der Anführung +des Berges _Albordy_, woran die ganze Mythologie dieses Volkes geknüpft +ist, und den die Ausleger der _Zend-Avesta_ vergebens am Kaukasus +gesucht haben. Denn fast auf allen Seiten der Zendschriften wird +angeführt, daß der _Albordy_ in _Eeri-ene_ liege. Und in einer alten +Zendschrift dieses Urvolkes heißt es mit dürren Worten also: + +»Von den Gewässern _Albordy's_, wo _Ormuzd_, der Gott dieses Volks +und _Mithra_, der Lucifer, wohnen, kommt ein Strom herab, der nur mit +Schiffen zu befahren ist, und Samen, Fruchtbarkeit in die Oerter von +_Meru_ und _Sogdho_, welche sich danach sehnen, bringt.«[A] + + [Anmerkung A: Zend-Avesta Bd. 2. S. 222.] + +Nach der geographischen Lage dieser beiden Oerter kann dieser Strom auch +kein anderer, als der Oxus sein, weil nur dieser zwischen beiden Oertern +hinabfließt und schiffbar ist, und unter der Schneedecke des Albordy +entspringt. + +Da nun diese Angaben in der _Zend-Avesta_ die Lage des Urlandes so +deutlich bezeichnen, und welche dazu noch durch die Sagen der Hindu und +Chinesen unterstützt werden, so kann man wol an der Richtigkeit der +angeführten Lage dieses Landes keinen Augenblick zweifeln. Außerdem +ist in ganz Asien kein Land dazu geeignet, ein Volk vor einer solchen +mächtigen Revolution, wie die oben angeführte war, wodurch höchst +wahrscheinlich die ganze Oberfläche der Erde mit Meeresfluthen bedeckt +und die ganze lebende Schöpfung vernichtet worden ist, zu schützen, +als diese Hochebene von Tibet, indem solche über 8000 Fuß über der +Meeresfläche erhaben liegt[A], und dabei Berge hat, welche weit die +Höhe eines Chimborasso's in Amerika, der 20,148 Pariser Fuß hoch ist, +übertreffen. Denn der weiße Berg oder _Tschumulari_ dieses Landes hat, +nach der trigonometrischen Messung des Lord _Teigmouth_, welche vor +einigen Jahren geschehen ist, eine Höhe von 27,552 englische Fuß;[B] ein +anderer Gipfel dieses Gebirges, auf welchem jenes hervorragt, ist, nach +der Messung des Majors _Crawford_, 25,000 englische Fuß hoch, -- und so +sind noch zwei andere Gipfel des Gebirges dieses Landes da, welche mit +einer Höhe von 23-24000 Fuß emporragen, wobei es nur zu bedauern ist, +daß man die Höhe des _Albordy_ nicht gemessen hat. + + [Anmerkung A: Ritter's Erdkunde 1. Th. S. 566.] + + [Anmerkung B: Diese machen 26,000 Pariser Fuß aus.] + +Diese hohen Gebirge sind demnach höchst wahrscheinlich das Asyl dieses +Volkes gewesen, auf welchen es sich gegen die mächtigen Meeresfluthen +geschützt hat. Indessen werden diese dasselbe nicht dagegen geschützt +haben, wenn der Schweifstern, welcher von Süden herkam, sich hier mit +der Erde vereinigt hätte, weil alsdann die Wasserfluthen über die +höchsten Spitzen dieser Gebirge würden dahingeströmt sein. + +Aus der vorhin angeführten Angabe aus der _Zend-Avesta_ über die Höhe +des Wassers, welches auf die Erde fiel, und das Land hier, auf dieser +Hochebene, die 8000 Fuß hoch ist, mannshoch bedeckte, folgt, daß solches +über 8000 Fuß hoch, vom Meere an gerechnet, die Länder hin und wieder +muß bedeckt haben, und daß daher der Schweifstern sehr nahe der Erde muß +gekommen sein, weil er sonst solches nicht hätte bewirken können. Und +da durch ihn die klimatische Verfassung dieses Landes und auch die der +ganzen nördlichen gemäßigten Zone verändert worden ist, so muß er sich +auch irgendwo mit der Erde, und zwar auf ihrer nördlichen Hälfte, +vereinigt haben. Auffallend ist hierbei, daß durch die vielen +Landspitzen und Vorgebirge an der südlichen Seite von Asien und Afrika, +und durch die Bildung der Gestalt dieses Erdtheils, wie auch durch die +von Amerika, ein solcher Fluthenzug, der einstens von Süden nach Norden +hingegangen und dem Laufe des Kometen gefolgt ist, bestätiget wird. +Daher haben schon längst die Geologen einen solchen Zug in der +angegebenen Richtung aus der eben angeführten Gestalt und Bildung jener +Erdtheile angenommen, und dabei die Behauptung aufgestellt, daß durch +diesen die großen Landthiere aus Süden nach Norden, in unsere gemäßigte +Zone, wo sie begraben liegen, geführt worden wären, wie ich schon oben +angeführt und mit Gründen hinlänglich, wie ich glaube, widerlegt habe. +Auf diese Weise stimmen demnach die Naturerscheinungen mit den Sagen +und Erzählungen der heiligen Bücher der Hindu und Parser überein, und +bestätigen dadurch die in denselben angeführte große Revolution der Erde +und zugleich das Dasein eines Urvolkes oder eines Volkes vor derselben, +welches diese große Veränderung erlebt hat. + +Wie lange nun aber dieses Urvolk auf der Erde gelebt und wie weit es +sich auf derselben ausgebreitet habe, darüber können wir zwar nichts +Bestimmtes, aber doch Vermuthungen aufstellen, welche einen nicht +geringen Grad von Wahrscheinlichkeit für sich haben. Was das Alter +dieses Volkes anbetrifft, so erhellet aus den Religionsbegriffen +desselben, welche die Zendschriften enthalten, daß die Verfasser +derselben in dem dritten Jahrtausend nach der Erschaffung des +Menschengeschlechts zu leben glaubten. Hiermit stimmen auch die +Chronologien der neuen Perser überein, ob sie gleich unter sich und +in Ansehung der Geschichte von den Zendbüchern sehr abweichen, welche +jenen Zeitraum von der Schöpfung der Menschen bis auf _Zoroaster_, dem +Verfasser der _Zendbücher_, der unter dem Könige von Iran, _Veschtasp_, +lebte[A], selten über 3000 Jahre setzen. Und dieser Zeitraum für das +Zendvolk ist nicht zu lang, wenn wir auf die Ueberreste von Kenntnissen, +besonders in der Sternkunde, welche die ältesten Völker unserer +gewöhnlichen geschichtlichen Nachrichten gehabt und als Heiligthümer +verehrt, und die sie, wie ich gleich im Anfange angeführt habe, nur von +dem Urvolke können erhalten haben, hinblicken. + + [Anmerkung A: Wie lange _Dsjemschid_ und seine Nachkommen in der + Burg von Ver oder Per (Persis) geherrscht haben, ist aus den + Zendschriften nicht zu ersehen. Indeß werden in denselben _Athvian_ + und sein Sohn _Feridun_ genannt. Dieser hatte mehre Kinder, welche + unter sich uneins wurden, und das große Reich in zwei Reiche, in + _Tur_ und _Ari_ (_Iran_) theilten, welche durch den Fluß _Oxus_ von + einander getrennt wurden. In _Iran_ war _Veschtasp_ der fünfte + König, welcher nach neuern Persischen Schriftstellern seine Residenz + nach _Balkh_ oder _Baktra_ verlegte, um näher den Grenzen von Tur + zu sein. Dieß baktrische Reich wurde zuletzt von den Assyrern + unterjocht, von welchem Zeitpunkte an unsere gewöhnlichen + geschichtlichen Nachrichten erst anheben. Da in den Zendbüchern + keine Erwähnung von dieser Unterjochung geschieht, auch nicht die + geringste Anspielung auf die großen Städte Ninive oder Babel in + denselben gemacht wird, und die Namen der beiden Völker, Meder und + Perser, obgleich die Nachbarn in Tur und Indien häufig in denselben + vorkommen, nicht erwähnt werden, so folgt daraus doch wol, _daß die + Verfasser der Zendschriften in dem alten Baktrischen Reiche müssen + gelebt haben, und die Geschichte ihres Volks von der Zeit erzählen, + ehe solches von den Assyrern unterjocht worden ist_. Mehres hierüber + in _Rhode's_: »Ueber das Alter und den Werth der morgenländischen + Urkunde, S. 36 u.s.w.«] + +Und wenn dies Urvolk in dem Besitze solcher Kenntnisse war, wie die +des Thierkreises voraussetzen, und denselben erfunden hat, wie solches +höchst wahrscheinlich ist, weil es ihn von keinem andern Volke hat +erhalten können, und dabei die Länge des Sonnenjahres kannte, wie aus +der _Zend-Avesta_ erhellet, auch Sonnen- und Mondfinsternisse berechnen +konnte, wie die Berechnungen der Braminen beweisen, die solche nur von +ihm können erhalten haben; so muß es eine geraumvolle Zeit auf der Erde +gelebt haben, um durch mühsame Beobachtungen des Himmels, und durch +angestrengtes Nachdenken über den Lauf der Welten an demselben nach und +nach dahin gekommen zu sein. + +Wie weit sich aber dieß Volk vor der letzten großen Revolution auf der +Erde ausgebreitet habe, darüber findet man in der _Zend-Avesta_ keine +Belehrung. + + * * * + +Ehe ich aber die Resultate der Religionsbegriffe der Parser und Hindu, +welche aus dem Urvolke ausgegangen sind, anführen kann, muß ich zuvor +von den Schriften beider Völker Folgendes bemerken: Was zuerst die +Zendschriften der Parser anbetrifft, so sind diese zwar voll von +historischen Begebenheiten, aber sie enthalten durchaus keine Anspielung +auf die großen Begebenheiten bei und nach der Assyrischen Unterjochung, +sondern stellen das Zendvolk als selbstständig und eins unter einem +eingebornen König lebend dar. Hieraus folgt demnach, daß die Abfassung +sämmtlicher Zendschriften vor den Zeitpunkt der Eroberung des Staats +durch die Assyrer gesetzt werden muß. Denn durch die Assyrische +Unterjochung hörte die Existenz jenes Staats und jenes Volkes auf, und +wurde in drei Satrapien, Baktra, Medien und Persis getheilt. In Medien +bildete sich durch die Einmischung der assyrischen Sprache das Pehlvi +oder die Pehlvische Sprache, und in Persis durch Einmischung indischer +Dialekte, das Parsi. Nach Abschüttelung des Assyrischen Joches wurde +unter den Meder-Königen das Pehlvi _Haupt-_ und _Hofsprache_, und nach +Cyrus trat das Parsi an die Stelle. + +In dieser Hinsicht, wie wir sehen, sind die Zendschriften schon sehr +wichtig für die frühere Geschichte, aber ihr Werth vergrößert sich noch +durch die Darstellung des Religionswesens in dem frühesten Alterthume. + +Das Zendvolk, dessen Schriften wir eben erwähnt haben, ist mit den alten +Hindu, sowol wegen des ursprünglichen Vaterlandes, als auch durch seine +Sprache, wie _Anquetil du Perron_ bewiesen hat, nahe verwandt; daher +müssen auch die Religionen beider Völker, wenn sie auch als Sekten von +einander abweichen, viel Gemeinsames mit einander haben. Die Quellen, +woraus wir das Religionssystem der Hindu schöpfen, sind die Veda's[A], +welche von den Braminen eben so heilig gehalten werden, wie die Perser +ihre Zendschriften halten. Außerdem gleichen sie denselben sowol in +Ansehung der Form, weil sie aus Gebeten, Hymnen und Gesprächen zwischen +einem _Seher_ und der Gottheit, wie in der _Zend-Avesta_, bestehen, wie +auch in Ansehung der Gegenstände der Verehrung, indem die Hymnen und +Gebete, wie in der _Zend-Avesta_, an die Sonne, den Mond, das Feuer, +Wasser u.s.w. gerichtet sind. Und selbst der Ton, in welchem die Gebete +u.s.w. abgefaßt sind, hat in beiden Schriften die überraschendste +Aehnlichkeit. Außer diesen Veda's haben die Hindu noch das Gesetzbuch +des _Menu's_, welches aber, wie Herr _Rhode_ gründlich gezeigt hat, +nicht so alt ist, wie die Veda's sind; und endlich besitzen sie noch die +Fragmente aus dem _Shastak_ des Brahma, welche _Holwell_ bekannt gemacht +hat[B], und die von _Kleuker_ und _Rhode_ für ächt gehalten und zu den +ältesten indischen Schriften gezählt werden. + + [Anmerkung A: Die besten Nachrichten über die Veda's verdanken wir + Colebrooke.] + + [Anmerkung B: Holwell's merkwürdige Nachrichten von Hindostan &c. + übersetzt von Kleuker, 1ster Bd.] + +Aus allen diesen Quellen lassen sich demnach die Hauptsätze der ganzen +Religion beider Völker ziemlich vollständig herleiten, wie solches von +Herrn _Rhode_ in den nachstehenden Sätzen geschehen ist, und woraus man +deutlich ersiehet, daß diese Sätze die Grundpfeiler aller geoffenbarten +Religionen sind: + +1) Es ist ein ewiges, höchstes, nothwendiges, heiliges, allmächtiges +Wesen, Brahma, oder _Zervane Akerene_, d.i. der Ewige, Anbeginnlose +genannt, von dem alles, was da ist, seinen Ursprung, in dem alles seinen +letzten Grund hat. + +2) Das unendliche Wesen brachte im Anbeginn mehre große göttliche Wesen +hervor, denen es so viel von seiner Größe, seinen Eigenschaften, seiner +Macht und Herrlichkeit mittheilte, als möglich war. + +3) Eins oder mehrere der erstgeschaffenen Wesen fielen durch Mißbrauch +ihrer Freiheit von ihrem Schöpfer ab, wurden böse, und Urquell alles +Bösen in der Welt. + +4) Das unendliche Wesen beschloß nun, die sichtbare materielle Welt +durch seine ersten Machthaber schaffen zu lassen, und sie wurde +geschaffen. + +5) Der Zweck der Schöpfung der Körperwelt ist kein anderer, als durch +sie die von ihrem Schöpfer abgefallenen Wesen wieder zurückzuführen, sie +wieder gut, und dadurch alles Böse auf ewig verschwinden zu machen. + +6) Der Ewige hat zur Dauer der Körperwelt einen Zeitraum von +zwölftausend Jahren bestimmt, welcher in vier Zeitalter abgetheilt ist. +In dem ersten Zeitalter herrscht das gute (erhaltende) Princip allein, +im zweiten wird das böse (zerstörende) Princip schon wirksam, doch +untergeordnet; im dritten herrschen beide gemeinschaftlich; im vierten +hat das Böse (zerstörende) die Oberhand, und führt das Ende der Welt +herbei. + +7) Die Regierung der Welt hängt zwar im Allgemeinen von dem unendlichen +Wesen ab, das alles nach seinem Rathschlusse und in seiner Weisheit +bestimmt; die besondere Verwaltung ist aber zunächst dem ersten großen +Wesen und von diesem wieder einer Menge vermittelnder Wesen, Erzengeln, +Engeln und Schutzgeistern übertragen, die einander zu- und untergeordnet +sind, und in denen sich oft Naturwesen und Naturkräfte nicht verkennen +lassen. + +8) Die Seelen der Menschen sind vom Anfange der Schöpfung an, +als geistige, selbstständige, freihandelnde Wesen vorhanden. Sie +müssen sich blos auf der Erde mit einem Körper vereinigen, um eine +Prüfungswanderung, im Kampfe gegen das Böse, zu machen. Nach dem Tode, +wo sie ewig fortleben, werden die Guten in den Wohnsitzen der seligen +Geister, dem Himmel, belohnt; die Bösen hingegen in den Wohnungen der +Teufel, der Hölle, gestraft. + +9) Was den Menschen ihren Kampf auf der Erde erschwert, sind die Devs, +Teufel oder bösen Geister, welche sie Tag und Nacht umlauern, um sie zum +Bösen zu verführen. Aber der Schöpfer hat sich des schwachen Menschen +erbarmt, und ihm seinen Willen in einer, von erleuchteten Propheten +schriftlich verfaßten Offenbarung kund gethan. Befolgt der Mensch diesen +Willen seines Schöpfers, so gewinnt er dadurch Kraft, nicht allein den +Verführungen der Teufel zu widerstehen, sondern sich auch schon durch +Heiligkeit in diesem Leben zu einer innigen Vereinigung mit der Gottheit +zu erheben. + +10) Im letzten Zeitraume, gegen das Ende der Welt, wo das böse Princip +die Oberhand hat, und das Gute ganz von der Erde zu verschwinden +scheint, wird Gott den Menschen einen Erlöser senden, der dem Bösen +wehrt, Religion, Tugend und Gerechtigkeit wieder herrschend macht, +und das Reich der bösen Geister zerstört, indem er das Reich Gottes +verherrlicht. + +11) Sind nun die zur Weltdauer bestimmten zwölftausend Jahre verflossen, +so wird die Erde durch Feuer vernichtet werden, aber eine neuere schöne +Erde tritt an ihre Stelle[A]. Aus diesen Religionssätzen, wovon sich +Spuren in den Religionen aller asiatischen Völker und auch bei denen, +welche in andern Erdtheilen wohnen, vorfinden, wie auch aus der Kenntniß +des Thierkreises, der von dem Urvolke erfunden und von da überall +ausgegangen ist, weswegen wir ihn fast bei allen Völkern der Erde +vorfinden, und wo er in Ansehung der Folge der Zeichen ganz unverändert +geblieben ist, folgt doch wol, daß alle Völker der Erde von dem Urvolke +müssen ausgegangen sein, und diese Kenntnisse zugleich mitgenommen +haben. + + [Anmerkung A: Diese Sätze, wenn auch nicht alle, wurden in den + Schulen der alten Philosophen als Geheimnisse gelehrt und dem Volke + vorenthalten, wie solches auch von den Essenern geschah, wovon sich + ein Theil mit dem Philosophiren über diese Sätze, ein anderer aber + mit der darin liegenden Sittenlehre beschäftigte. S. Richter's + Christenthum und die ältesten Religionen des Orients, 1819.] + +Dieses Ausgehen der Völker von dem Urstamme oder Urvolke wird auch +deutlich und bestimmt im Bun-Dehesch (+XV+) angeführt, wo es heißt, +daß alle Völker Asiens aus dem Urstamme hervorgingen. Die Anzahl der +Urstämme wird daselbst auf funfzehn gesetzt. Von diesen funfzehn Stämmen +wanderten _neun_ über das indische Meer, und _sechs_ blieben in Asien +zurück. Unter diesen betrachteten sich die _Arier_[A] als das Hauptvolk +oder fortdauernde Urvolk. Der Stamm _Mazendr_ bevölkerte den obern Theil +von Tur, d.i. die Gegend um die Quellen des Oxus und Indus, und Awir +oder Ophir, welches nach Moses das eigentliche Indien ist. Ferner +bevölkerte der Stamm _Tschines_, _Dai_ und _Satat_, wovon der erste +Stamm mit Kathai einerlei ist, und Chinas bedeutet. + + [Anmerkung A: Von diesen stammen, nach Herodot, die Meder ab.] + +Von den neun Stämmen, welche über das Meer gingen, gingen einige, wo +nicht alle, nach Afrika über, indem kein anderes Meer, als der persische +und arabische Meerbusen zum leichten Uebergange da ist. Zu diesen +Stämmen gehörten höchst wahrscheinlich die Aegyptier, wie die +Verwandtschaft ihrer Sprache und ihrer Religion mit der des Urvolks +hinlänglich beweiset. Dieser ägyptische Stamm bestand aus mehreren +Stämmen, wovon der eine schwärzlich von Farbe, und dadurch dem heißen +Klima sich schon angebildet hatte, der andere aber von einer hellern +Farbe war. Diese Wanderung muß aber schon sehr früh geschehen sein, +indem dieses Volk in Theben schon eine bewunderungswürdige Stufe von +Kultur erlangt und schon ein Weltreich gestiftet hatte, ehe es uns +einmal bekannt geworden ist, und wie es unserer gewöhnlichen Geschichte +bekannt wurde, schon wieder von seiner Höhe herabgesunken war. + +Aus den Schriften der Parser und Hindu läßt sich zwar die Bevölkerung +Amerika's, weil dieser Erdtheil erst in neuern Zeiten bevölkert worden +ist, nicht herleiten, aber wir finden in dem neusten Gemälde von _Malte +Bruns_ den Ursprung der Amerikaner von Asien her, über eine Reihe von +Inseln mit Eisschollen angefüllt, von einer bösen Nation daselbst +vertrieben, nach ihrer Sage, sehr gut dargestellt. + +Auf diese Weise stammen demnach alle jetzt lebenden Völker von dem +einstigen Urvolke in Asien her, und wir können daher, nach der Vernunft +und Geschichte, keine gehörigen Gründe für das Entstehen der Menschen +von mehren Menschenpaaren, hier und dort in den verschiedenen +Erdtheilen, aufstellen. + + + + * * * * * + + + +Friedrich Fleischer. + _»F« in »Friedrich« unsichtbar_ +Das große Werk des von Saussüre, über die Alpen + _so im Original (»Saussüre« mit ü)_ +in Südamerika in der Gegend von Potosi + _so im Original_ +Mehres hierüber findet man vom +D.+ Chladni, + _so im Original: »Dr.« ?_ +Im Jahre 1668 den 19. oder 21. Junius + _Original: »21 Junius« (ohne Punkt)_ +da, wo sie liegen, können gefunden haben[A]. + _Original: »haben[A]« (ohne Punkt)_ +Gegen die Planeten kämpfte der Naturfeind furchtbar« + _« fehlt im Original_ +In _Begleitung versammleter Wesen_[B].« + _« fehlt im Original_ + + + +***END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK UEBER DIE SCHRECKLICHEN WIRKUNGEN +DES AUFSTURZES EINES KOMETEN AUF DIE ERDE*** + + +******* This file should be named 18471-8.txt or 18471-8.zip ******* + + +This and all associated files of various formats will be found in: +http://www.gutenberg.org/dirs/1/8/4/7/18471 + + + +Updated editions will replace the previous one--the old editions +will be renamed. + +Creating the works from public domain print editions means that no +one owns a United States copyright in these works, so the Foundation +(and you!) can copy and distribute it in the United States without +permission and without paying copyright royalties. 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You may copy it, give it away or +re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included +with this eBook or online at <a href = "http://www.gutenberg.org">www.gutenberg.org</a></pre> +<p>Title: Ueber die schrecklichen Wirkungen des Aufsturzes eines Kometen auf die Erde</p> +<p> und über die vor fünftausend Jahren gehabte Erscheinung dieser Art</p> +<p>Author: August Heinrich Christian Gelpke</p> +<p>Release Date: May 29, 2006 [eBook #18471]</p> +<p>Language: German</p> +<p>Character set encoding: ISO-8859-1</p> +<p>***START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK UEBER DIE SCHRECKLICHEN WIRKUNGEN DES AUFSTURZES EINES KOMETEN AUF DIE ERDE***</p> +<br><br><center><h3 class="pg">E-text prepared by Louise Hope, Karl Eichwalder, Christian Aschoff,<br> + and the Project Gutenberg Online Distributed Proofreading Team<br> + (http://www.pgdp.net/)</h3></center><br><br> +<hr class="pg" noshade> +<br> +<br> +<br> +<br> +<br> +<h4>Ueber die</h4> + +<h3>schrecklichen Wirkungen</h3> + +<h4>des</h4> + +<h2>Aufsturzes eines Kometen</h2> + +<h3>auf die Erde</h3> + +<h5>und</h5> + +<h5>über die vor fünftausend Jahren gehabte Erscheinung dieser Art.</h5> + +<h5>Von</h5> + +<h4 class = "extended"><span class = "latin">Dr.</span> Aug. Heinr. +Christ. Gelpke,</h4> + +<h6>Schulrathe und Professor in Braunschweig und Ehrenmitgliede<br> +der Großherzoglichen mineralogischen Societät in Jena.</h6> + +<hr class = "full"> + +<h4>Leipzig, 1835.</h4> + +<h4 class = "extended"><ins class = "correction" +title = "(unsichtbar)">F</ins>riedrich Fleischer.</h4> + +<hr class = "chapter"> + +<span class = "pagenum">1</span> + +<p> +<span class = "firstletter">E</span>he ich die schrecklichen und +furchtbaren Wirkungen, welche unser Wohnort sowol in seinem innern Baue, +als auch auf seiner Oberfläche leiden würde, wenn irgend ein bedeutender +Weltkörper, etwa von der Größe unseres Mondes auf die Erde stürzte, +anführe, muß ich zuvor eine allgemeine Darstellung von der +Entstehungsart desselben und seiner allmäligen Ausbildung zu geben +suchen, um danach die furchtbaren Wirkungen des Kometen, der an unsern +Wohnort stoßen, seinen innern Bau zertrümmern und seine organische +Schöpfung zerstören und vernichten würde, richtig beurtheilen zu +können.</p> + +<p> +Die beiden großen, mächtigen Hauptgesetze, durch welche unser Erdball +und überhaupt die großen Weltkörper, die mit ihrem funkelnden Lichte das +nächtliche Gewölbe des Himmels so prachtvoll schmücken, +<span class = "pagenum">2</span> +und Millionen Mal größer, als unser uns schon so groß scheinender +Erdkörper sind, und wodurch das Samenkorn in dem Schoße der Erde +gebildet wird und zu seiner Entwicklung gelangt, sind die +<em>Anziehungs-</em> und <em>Abstoßungs</em>gesetze.</p> + +<p> +Alles, was wir um uns her und in den Tiefen der Erdschichten erblicken, +ist auf dem flüssigen Wege entstanden, das heißt: der erste Zustand +aller natürlichen Körper ist ein flüssiger gewesen. Wer verkennt dieses, +wenn er an die Entstehung des erhabenen Menschen aus einem kleinen, +einem Senfkorne an Größe gleichenden Eye denkt? Und wer würde es +glauben, wenn die Erfahrung solches nicht bestätigte, daß aus demselben +der große erhabene Mensch entstände, der mit der Meßruthe in der Hand +die ungeheuern Weiten der Welten, welche der Lichtstrahl, der in einer +Sekunde 41,000 Meilen macht, nicht in Jahrzehenden, sondern erst in +Jahrtausenden, und die Weite von dem, von Herschel zuletzt entdeckten +Weltengebiete in 1½ Millionen von Jahren durchläuft, auszumessen, +und die Gesetze, wodurch sie in dem großen Weltenraume schwebend +erhalten +<span class = "pagenum">3</span> +und umhergeführt werden, auszuforschen vermag? Ist aber der erste +Zustand des Menschen in diesem Eye nicht ein flüssiger?</p> + +<p> +Und wird <em>derselbe</em> nicht dadurch in diesem kleinen Eye +entwickelt, daß von diesem, wenn es durch eine geheimnißvolle Naturkraft +angeregt und belebt worden ist, die ihm zugeführten feinen +Nahrungssäfte, vermöge des großen Anziehungsgesetzes der Natur, +angezogen werden, und wenn solche alsdann von ihm gehörig verarbeitet +worden sind, nach diesem und jenem Theile seines kleinen Wesens +hingeführt oder gleichsam hingestoßen werden?</p> + +<p> +Ist aber der erste Zustand des Samenkornes in der Hülle der noch +unausgebildeten Frucht anders? Und wird die Entwicklung desselben nicht +durch gleiche Gesetze vollzogen?</p> + +<p> +Und sind die ungeheuren Felsenwände, die mächtigen Erd- und +Steinschichten der Erde auf eine andere Weise entstanden? Sind sie nicht +alle aus einem flüssigen Zustande ins Dasein gekommen? Wer kann dieses +leugnen, wenn er die wellenförmige Bildung der Erdschichten und die +Krystallisationen +<span class = "pagenum">4</span> +in denselben, welche deutlich genug den Weg ihrer Entstehungsart +bezeichnen, mit Aufmerksamkeit betrachtet? Und muß daher nicht unser +Wohnort, der aus diesen mächtigen Felsenmassen zusammengesetzt ist, auf +eine gleiche Art entstanden sein?</p> + +<p> +Hieraus erhellet demnach, daß unser Wohnort einstens, als er dem +<em>Chaos</em> des unendlich großen Weltenraumes entschlüpfte, nichts +weiter als eine und zuerst wahrscheinlich unbedeutende Art vom +Wasserballe gewesen sei, der sich hierauf durch die Vereinigung mehrer +solcher Bälle an Masse vergrößert hat und hinangewachsen, und so +vielleicht dem Kometen vom Jahre 1744, 1795 und 1796, in Ansehung des +Naturbaues, gleich gewesen ist<a class = "tag" name = "tag1" href = +"#note1">*</a>.</p> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note1" href = +"#tag1">*)</a> +Diese Weltkörper waren so durchsichtig, daß man Fixsterne durch ihre +Masse hervorfunkeln gesehen hat. Bryant machte zuerst diese Entdeckung +im Jahre 1744, darauf <span class = "latin">Dr.</span> Gerschen den +8. und 9. November 1795 und <span class = "latin">Dr.</span> Olbers +den 1. April 1796.</div> + +<p> +Die Annahme einer solchen Entstehungsart unseres Wohnortes setzt aber +voraus, daß einstens der +<span class = "pagenum">5</span> +ungeheure Schöpfungsraum, der eben so unendlich ist, als das Wesen, +welches ihn schuf und werden hieß, mit einem feinen Weltenstoffe +angefüllt und übersättigt gewesen sein muß, in welchem sich hier und +dort durch irgend einen Wink der höhern Natur oder durch irgend einen +uns unbekannten Erzeugungsprozeß Massen getrennt und zu kleinen mehr +flüssigen als festen Weltmassen, mit allen den Stoffen, woraus die +Weltkörper bestehen, angefüllt, sich gebildet haben.</p> + +<p> +Da aber die Menge der kleinern Weltmassen, die dem Schoße des großen +Weltenraumes entschlüpft waren, im Anfange unzählig groß gewesen sein +muß, weswegen sie beinahe schwebend an einander müssen gestanden haben, +wobei auch die anfängliche Richtung ihres Laufes, welche ihnen von dem +sie bildenden Stoffe mitgetheilt worden war, noch nicht gehörig geordnet +sein konnte, so war es wol natürlich, daß sie aneinander stoßen, dadurch +auf einander fallen, und sich an Masse vergrößern mußten.</p> + +<p> +Als nun hierauf ihre Menge geringer wurde, so konnte auch das +Zusammenfließen derselben nicht +<span class = "pagenum">6</span> +mehr so häufig erfolgen, wodurch sie daher mehr Ruhe in ihrem Innern +genossen, und vermögend wurden, die ihnen beigemischten Theile fallen zu +lassen, und Kerne und Schichten in ihrem Innern zu bilden.</p> + +<p> +Diese Bildungsart ist aber nach eben denselben Gesetzen der allgemeinen +Schwere erfolget, nach welchen Wasser in einem Glase die +hineingeschütteten und darin umhergerührten Erdtheile fallen läßt, nach +welchen die schwersten Theile zuerst, hierauf die etwas minder schweren, +und zuletzt die leichtesten von ihnen niederfallen, wodurch sich alsdann +verschiedene Schichten auf dem Boden desselben bilden und anhäufen. Auf +eben diese Weise mußten auch die kleinen Weltmassen, da sie noch in +ihrem flüssigen Zustande waren, die ihnen beigemischten Stoffe +niederfallen lassen, und zwar nach dem Punkte hin, der ihr +gemeinschaftlicher Schwerpunkt war und in ihrer Mitte lag. Um diesen +reiheten sich demnach die Stoffe, nach ihrer Schwere, kugelförmig, und +bildeten dadurch bei unserer Erde die verschiedenen Erdschichten.</p> + +<p> +<span class = "pagenum">7</span> +Auf diese Weise kann das Innere derselben nicht hohl, auch nicht mit +Feuer oder Wasser, sondern es muß, nach der Berechnung des Engländers +Hutten, der dritte oder vierte Theil von ihr mit einer Metallmasse +ausgefüllt sein<a class = "tag" name = "tag2" href = "#note2">*</a>. Da +wir aber nicht bis zu ihrem Innern, vermöge des Wassers, welches sich +aus dem Meere, den Flüssen und den Quellen in die Erdrinde überall +hineindrängt und womit sich daher jede Vertiefung ausfüllt, +hineindringen können<a class = "tag" name = "tag3" href = +"#note3">**</a>, +<span class = "pagenum">8</span> +so kennen wir von ihr auch nur ihre Rinde, und auch diese nur bis zu +einer Tiefe von 3000 Fuß, das ist bis zum siebentausendsten Theile ihrer +ganzen Dicke<a class = "tag" name = "tag4" href = +"#note4">†</a>.</p> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note2" href = +"#tag2">*)</a> +Bei der Ausmessung eines Grades auf der Erde 1735-1738 bemerkte Bouguer +und Condamine, daß der 20,000 Fuß hohe Chimborasso in Peru in +Südamerika, aus Granit bestehend, das Pendel um 7-8 Linien von der +senkrechten Linie ab, und an sich zog, welches ebenfalls im Jahre 1774 +bei dem Berge Shelallien in Schottland von Maskelyne, der über 300 +Beobachtungen an demselben angestellt hat, beobachtet worden ist, worauf +man eine Vergleichung der Anziehungskraft dieser Granitgebirge mit der +der Erde angestellt und daraus hergeleitet hat, daß die Anziehungskraft +der Erde sich zu der dieser Berge wie 9 zu 5 verhalte. Da nun die +Dichtigkeit des Granits 2½ Mal größer als die des Wassers ist, so +folgt daraus, daß die mittlere Dichtigkeit der Erdkugel 4½ Mal +größer, als die des Wassers sein muß.</div> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note3" href = +"#tag3">**)</a> +Wenn auch das in den Tiefen der Erde sich befindende Wasser das +Hineinsteigen zu ihrer Mitte nicht verhinderte, so würde der Druck der +Luft, der mit jeder zunehmenden Tiefe, von der über ihr sich befindenden +Luftsäule immer größer wird, solches nicht verstatten, indem dadurch die +Luft in einer Tiefe von 7 Meilen schon so zusammengedrückt ist, daß +Eisen auf ihr, in einer Tiefe von 11 Meilen Gold, und in einer +Tiefe von 12 bis 13 Meilen Platina, welches, wie bekannt, +21 Mal schwerer als das Wasser ist, schwimmt.</div> +<div class = "footnote"> +Wie sollte der Mensch nun durch diese dichte Luft zu dem Innern der Erde +kommen? In einer Tiefe von <em>einer</em> Meile würde er vielleicht +schon auf ihr schwimmen.</div> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note4" href = +"#tag4">†)</a> +Diese Tiefe hat das Bergwerk bei Kuttenberg in Böhmen. Da der Halbmesser +der Erde, welcher ihre Dicke ausmacht, gleich 860 geogr. Meilen ist, so +macht diese Tiefe von ihr = (860 × 24000)/3000 Fuß = 7000 Fuß +aus.</div> + +<p> +Nach der allgemeinen Schwere müßten wir nun in dieser Erdrinde die +schwerste von allen Felsenmassen, das ist die Granitmasse, oder die +Granitschicht, +<span class = "pagenum">9</span> +oder das Granitgebirge überall als die unterste Erdschicht liegend +finden. Hierüber müßte das Kalkgebirge von der ersten Entstehung, dann +das von der zweiten oder das Flötzgebirge und hierüber die +aufgeschwemmte Dammerde ruhen.</p> + +<p> +Indessen findet man fast nirgends in dem Innern der Erde diese Ordnung +der Lage, wobei die tief liegenden Schichten nirgend vollkommen +wagerecht liegen, sondern bald mehr bald weniger geneigt, und an vielen +Oertern, wie bei dem Montblanc, sogar ganz oder doch beinahe senkrecht +hingestellt. Und überhaupt in den Schweizeralpen, im karpathischen +Gebirge, in den Pyrenäen und beinahe in allen großen Gebirgen erblickt +man die ungeheuresten Felsenmassen häufig umgestürzt und auf dem Kopfe +stehend. Hin und wieder liegen sie in einer umgebogenen krummlinigen +Richtung so, daß die hohle Seite nach Außen hingewandt gerichtet steht. +Kurz es ist bei der Lage und Stellung der Schichten keine Lage und +Gestalt denkbar, welche bei diesen Felsenmassen noch Statt finden +konnten.</p> + +<p> +Alle diese ungeheuern Felsenmassen sind in ihrem +<span class = "pagenum">10</span> +Innern durch mächtige Spalten, Risse, Hohlungen und Klüfte auf alle +mögliche Art und Weise von einander getrennt, die bald in horizontaler, +bald in schiefer Richtung in ungeheuren Weiten durch sie dahin laufen, +und bald senkrecht stehend, wie wenn Felsenwände an Felsenwände +geschoben und an einander gedrängt worden wären, angetroffen werden, und +die sich hin und wieder mit Metallmassen, auch wol mit vegetabilischen +und animalischen Produkten ausgefüllt haben. Und von außen sind jene auf +alle Art und Weise über einander hingeworfenen und hin und wieder +umgestürzten Felsenmassen durch weite und tiefe Thäler<a class = "tag" +name = "tag5" href = "#note5">*</a> von einander getrennt, wodurch tiefe +Seen hin und wieder entstanden sind, und wobei es sehr auffallend ist, +daß man oft an dieser Seite eine ganz andere Felsenschicht, und dabei +ganz anders hingestellt als an der andern Seite erblickt.</p> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note5" href = +"#tag5">*)</a> +Das große Werk des von <ins class = "correction" title = +"Umlaut im Original">Saussüre</ins>, über die Alpen, ist voll von +Beweisen, daß alle Thäler, bis auf ihre kleinste Verästelung, durch +Umstürzen der Schichten gebildet worden sind. S. Gilbert Annal. +Bd. 22 S. 168.</div> + +<p> +<span class = "pagenum">11</span> +Außer diesen großen Naturwundern, worüber der aufmerksame Beobachter in +Verwunderung und stilles Erstaunen versetzt wird, und die er sich auf +die gewöhnliche Weise, durch die Macht des Feuers und der Fluthen, nicht +befriedigend zu erklären vermag, siehet er Felsentrümmer von +Granitmassen nicht bloß auf Ebenen, sondern auch auf Hügel und Berge, +fern von ihrem Geburtsorte, hingeworfen. So sind z. B. die Ebenen +und Hügel von Deutschland und Italien und die Bergrücken des +Juragebirges mit den Granitblöcken von den Alpen, die hier zu den Höhen +von 5000 Fuß und durch den 950 Fuß tiefen und über 3 Stunden +breiten Genfersee hinangefluthet sind, übersäet.</p> + +<p> +Aber nicht allein auf den Hügeln, Ebenen und Bergen dieser beiden +Länder, sondern fast auf allen Ebenen, Hügeln und Bergen von ganz Europa +bis zu den nördlichen Gebirgen dieses Erdtheils hin, liegen die +Granitblöcke hin und wieder in bedeutender Menge und Größe<a class = +"tag" name = "tag6" href = "#note6">*</a> ausgestreuet. Und auch in +Südamerika +<span class = "pagenum">12</span> +in der Gegend von <ins class = "correction" title = +"so im Original">Potosi</ins> findet man Granitfelsenstücke, ohne +errathen zu können, wie und woher sie hierher gekommen sind. Und so wie +die Erdrinde auf ihrer Oberfläche mit Granitblöcken und andern +Felsenstücken übersäet ist, so ist auch ihr Inneres damit angefüllt, und +sie liegen darin eben so zerstreut und ausgebreitet, wie auf ihrer +Fläche.</p> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note6" href = +"#tag6">*)</a> +So hat der 30-40,000 Kubikfuß enthaltende Granitblock, woraus das +Fußgestell zu der Bildsäule Peters des Großen gemacht worden ist, im +finnischen Meerbusen auf einem Kalkgebirge gelegen. Und bei der Insel +Usedom erheben sich mehre Granitspitzen auf dem Baltischen Meere empor, +und die schwedische Provinz Schonen, wie auch die Halbinsel Jütland, +sind mit diesen Granittrümmern so reichlich angefüllt, daß davon Mauern, +Kirchen u. s. w. gebaut worden sind.</div> + +<p> +Aus diesem hier nur kleinen und schwach dargestellten Gemälde von dem +Innern der Erde, worüber man Mehres und Ausführlicheres in de la +Metherie's Theorie der Erde im 2. Theile, Bergmann's physikalischer +Beschreibung der Erdkugel im 1. Theile, Saussure's Alpenreisen und +in den Untersuchungen +<span class = "pagenum">13</span> +über den Ursprung und die Ausbildung der gegenwärtigen Anordnung des +Weltgebäudes von den Marschällen von Bieberstein finden kann, folgt +demnach, daß unser Wohnort durch mächtige Revolutionen in seinem Innern +zerstört und zertrümmert worden sei. Da nun diese Zerstörungen +1) nicht durch die Macht des unterirdischen Feuers, welches wol +einzelne Gegenden der Erdoberfläche verwüsten, Felsenmassen emporheben +und sie zertrümmern kann, aber nicht ungeheuere Felsenmassen über +Felsenmassen zu schleudern, sie umzustürzen und wie Wände an Wände zu +reihen und dadurch Bergketten, von 70 Meilen, wie die Pyrenäen, und +von 1700 Meilen, wie die Cordilleras in Amerika, zu bilden vermag +— und 2) auch nicht durch die Macht der Fluthen, indem sich +dadurch jene vorhin angeführten Erscheinungen gar nicht erklären lassen, +hervorgebracht werden konnten, so muß eine andere, weit mächtigere +Ursache diese große Revolution in dem Innern der Erde hervorgebracht +haben. Und diese ist keine andere und kann keine andere sein, als ein +öfteres Aufstürzen fremder festen Weltmassen auf unsere Erde, wodurch +<span class = "pagenum">14</span> +die Rinde derselben zerstört, ihre Felsenmassen umhergeworfen und mit +fremden Felsenmassen vermischt worden sind.</p> + +<p> +Von der Behauptung dieser Wahrheit wird man sich durch folgende Punkte, +wie ich glaube, hinlänglich überzeugen: 1) durch den vorhin +dargestellten zertrümmerten Bau der Erdrinde, besonders in ihren großen +Gebirgen, 2) durch den vorhin angeführten Lauf der kleinen +Weltmassen, der bei allen noch nicht gehörig angeordnet worden ist, wie +ich vorhin angeführt habe. Und 3) durch die Erscheinung so vieler +noch unausgebildeter Weltmassen, die noch stets dem Schoße des großen +Weltenraumes entschlüpfen, wenn sie sich durch den darin stets +ausgebreiteten Weltenstoff zu Weltmassen und Weltkörpern gebildet haben, +von welchen die kleinen Massen, unter den Namen Feuerkugeln, +Sternschnuppen und Meteorsteine, so lange in dem Schöpfungsraume +umherlaufen, bis ihre Schwungkraft durch das Nahekommen an irgend einen +größern Weltkörper geschwächt oder wol ganz vernichtet wird, wo alsdann +<span class = "pagenum">15</span> +eine Vereinigung ihrer Masse mit der des größern erfolgt.</p> + +<p> +Hiervon überzeugen uns folgende Beispiele: Im Jahre 1676 den +21. März erschien eine solche Kugel, die etwa ¼ deutsche Meile im +Durchmesser besaß, und mit einer Geschwindigkeit von 160 geogr. Meilen +in einer Minute über Dalmatien, das Adriatische Meer und Italien dahin +eilte, südwärts von Livorno zersprang, und zertrümmert ins Meer +fiel.</p> + +<p> +Im Jahre 1719 wurde eine solche Kugel in England beobachtet, die in +einer Minute 300 geogr. Meilen zurücklegte, also weit die +Geschwindigkeit der Erde in ihrem Laufe, welche in einer Minute nur 240 +Meilen macht, übertraf, 3560 Fuß im Durchmesser besaß, und in einer Höhe +von 64 deutschen Meilen erblickt wurde.</p> + +<p> +Im Jahre 1758 wurde hier ebenfalls eine solche Kugel erblickt, welche in +einer Sekunde 6 deutsche Meilen zurücklegte, 4340 Fuß im +Durchmesser groß war, und zuerst in einer Höhe von 20 und nachher +von 5-7 deutschen Meilen gesehen wurde.</p> + +<p> +Und die letzte Erscheinung in dieser Art ist die +<span class = "pagenum">16</span> +Feuerkugel vom Jahre 1783 gewesen, welche in einer Höhe von 12 bis +13 deutschen Meilen über England und Frankreich dahin geeilt ist und +auch in Rom und Hamburg soll beobachtet worden sein. Mehres hierüber +findet man vom <ins class = "correction" title = "so im Original"><span +class = "latin">D.</span></ins> Chladni, »Ueber den Ursprung der von +Pallas gefundenen und anderer ihr ähnlichen Eisenmassen. Leipzig, 1794«, +gesammelt.</p> + +<p> +Zu diesen merkwürdigen Erscheinungen, welche nicht in unserer +Atmosphäre, indem diese nur 9 bis 10 Meilen hoch ist, erzeugt, und +die auch nicht von ihr getragen und umhergeführt werden können, weil +diese nicht ein Mal einen Wassertropfen umherzuführen vermag, gehören +auch die Meteorsteine, welche man, ihres Ursprungs wegen, jetzt +Cosmolithen nennt, und die theils in einer festen dichten Masse, theils +in einer porösen Gestalt, und theils als Staub- und Wasserregen zu uns +herabgekommen sind, und wovon die größern festen Massen das Gewicht von +<em>einem</em> Pfunde bis zu dem von <em>hunderttausend Pfunden</em> und +dabei hin und wieder die Größe eines Hauses gehabt haben.</p> + +<p> +<span class = "pagenum">17</span> +Zum Beweise hiervon mögen folgende Beispiele dienen:</p> + +<p> +Zuerst der Stein, dessen Herabfallen durch gerichtlich abgehörte Zeugen +und mit Dokumenten gehörig bestätigt ist, der am 26. Mai 1751 in +der Gespannschaft Agram im obern Sclavonien herabfiel. An diesem Tage +nämlich bemerkte man des Abends um 6 Uhr gegen Osten am +Himmelsgewölbe eine Art von feuriger Kugel, welche, nachdem sie in zwei +Theile mit sehr großem, einen Kanonenschuß übertreffenden Knalle +zersprungen war, in Gestalt zweier in einander verwickelten Ketten mit +solchem Geräusche, als wenn eine große Menge Wagen durch die Luft +gewälzt worden wäre, auf die Erde gefallen, und von welchen das eine +Stück, 71 Pfund schwer, in einen acht Tage zuvor gepflügten Acker, +drei Klafter tief, in den Boden hineingedrungen ist; das andere Stück, +16 Pfund schwer, ist auf eine Wiese, 2000 Schritt von jenem +entfernt, niedergefallen, und hat ebenfalls eine Spalte von 2 Ellen +weit zurückgelassen. Von diesen beiden Stücken ist das größere, nebst +der Urkunde darüber, von dem +<span class = "pagenum">18</span> +bischöflichen Consistorium zu Agram an das Kaiserliche Naturalienkabinet +in Wien geschickt worden, wo es aufbewahrt liegt. Ein anderer Stein von +dieser Art ist der, welcher 190 Pfund schwer, und seit Jahrhunderten auf +dem Rathhause zu Ellbogen in Böhmen, unter dem Namen der verwünschte +Burggraf, gelegen hat, jetzt auf dem Kaiserlichen Naturalienkabinet in +Wien ebenfalls aufbewahrt wird. Ein anderer Stein von 270 Pfund ist bei +Ensisheim in Ober-Elsaß im Jahre 1492 den 7. November +niedergefallen. Im Jahre 1622 den 10. Januar ist in Devonshire in +England eine Steinmasse von 3½ Fuß Länge, 2½ Fuß Breite und +2½ Fuß Dicke, eine Elle tief in die Erde geschlagen. Im Jahre 1668 +den 19. oder 21<ins class = "correction" title = +"fehlt im Original">. </ins>Junius fielen große Steine im Veronesischen +nieder, von welchen der eine 200 Pfund wog. Zu diesen Steinen gehört +noch vorzüglich derjenige, welcher von einer porösen Masse und den +Pallas im Jahre 1772 in Sibirien gefunden hat, der 1600 Pfund schwer +war, und von dem die Einwohner ihm erzählt haben, daß er vom Himmel +gefallen sei, weswegen sie ihn wie ein +<span class = "pagenum">19</span> +Heiligthum verehrten. Und zu den größten Steinen dieser Art gehört +1) derjenige, welcher im Winter 1740 oder 1741 in Grönland, von der +Größe eines Hauses, mit einem furchtbaren Donner, wodurch die Menschen +aufgeweckt worden sind, niedergefallen ist. Und auch in Thüringen soll +ein Stein von eben dieser Größe im Jahre 1135 oder 1136 niedergefallen +sein. 2) Der Stein, von welchem Herr von Humbold in seinem +»<span class = "latin">Essai politique etc. sur la nouvelle Espagne +chap. 8. p. 293</span>« erwähnt, daß er 300 bis 400 Zentner +schwer sei und in der Gegend von Dorango in Mexiko liegen soll. Und +endlich 3) derjenige, welchen Bougainville am Platoflusse, der +100,000 Pfund zu seinem Gewichte haben soll, gesehen hat. Auch gehört +höchst wahrscheinlich hierher der Eisenfelsen am rechten Ufer des +Senegals, von dessen Masse die Neger ihre Werkzeuge schmieden, indem +dieser Felsen ganz isolirt an jenem Orte zu liegen scheint<a class = +"tag" name = "tag7" href = "#note7">*</a>.</p> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note7" href = +"#tag7">*)</a> +Das in den Geographien stets angeführte Eisen von Senegambien scheint +dieses zu sein.</div> + +<p> +<span class = "pagenum">20</span> +Außer diesen festen Massen, welche zu uns herabgekommen sind, sind auch +solche in Staub und Regen, wie ich schon angeführt habe, zu uns +herabgefallen. Zu den merkwürdigsten Staubregen dieser Art gehört +erstlich derjenige, welcher am 14. März 1813 in Calabrien gefallen +ist, wo eine Menge von rothem Staube, vom Meere herkommend, unter Regen, +Blitz, Donner und einem besondern Getöse, und hin und wieder mit Steinen +vermischt, zur Erde fiel, wobei die Luft Stunden lang verfinstert und +die ganze Gegend mit Furcht und Schrecken angefüllt gewesen ist. Und zu +gleicher Zeit soll ein rother Schnee in Friaul gefallen sein. Zweitens +gehört hierher der starke Staubregen, welcher sich am Ende des +Septembers im Jahre 1815 auf dem Ostindischen Meere ereignet hat, wo +dasselbe noch am zweiten Tage, in einer Breite von 50 deutschen +Meilen, mit hohem rothen Staube bedeckt war<a class = "tag" name = +"tag8" href = "#note8">*</a>.</p> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note8" href = +"#tag8">*)</a> +Mehres hierüber findet man in dem Verzeichnisse der herabgefallenen +Stein- und Eisenmassen von Chladni, und in den fortgesetzten +Verzeichnissen dieser Massen in dem 22. und 23. Bande von Gilbert's +Annalen, und in der ersten Zeitschrift vom Jahre 1818.</div> + +<p> +<span class = "pagenum">21</span> +Alle diese Massen, die sich am Tage am Himmelsgewölbe als vielfarbige, +sonderbar gestaltete Wölkchen, und des Nachts in der Gestalt von +brennenden, mit leuchtenden Dämpfen umgebenen und mit einem Schweife +versehenen Kugeln gezeigt haben, und die alle in Ansehung ihrer +Bestandtheile von einerlei Beschaffenheit sind, können nun keine +Erdprodukte sein. Denn sollten sie diese sein, so müßten sie aus +feuerspeienden Bergen ausgeworfen und von ihnen umhergeschleudert worden +sein, und man müßte sie alsdann in der Gegend dieser Berge am häufigsten +antreffen, wo man aber fast gar keine findet. Und sollten sie aus +Bergen, die am Nord- und Südpole, von welchen wir aber nichts wissen, +vorhanden sein sollen, ausgeworfen werden, so würden sie stets aus einer +und ebenderselben Gegend, und nicht aus allen Weltgegenden zu uns +kommen. Ferner sind auch die Berge nicht vermögend, solche Massen von +100 bis 100,000 +<span class = "pagenum">22</span> +Pfunden zu einer Höhe von 60 bis 100 Meilen zu schleudern und ihnen +eine Wurfkraft, durch welche sie über Länder geführt worden sind, +mitzutheilen. Auch der mächtige Blitzstrahl vermag solche Massen nicht +von den Felsenspitzen zu reißen, und sie in eine solche Höhe zu +schleudern; daher können diese Meteormassen keine Erdprodukte sein. +2) Können diese Massen, wie einige geglaubt haben, auch nicht vom +Monde zu uns gekommen sein, und noch von demselben zu uns kommen, weil +<span class = "latin">a)</span> ihre Anzahl, welche Chladni auf 300 +angibt, viel zu groß ist, und <span class = "latin">b)</span> weil der +Lauf beider Weltkörper, der Erde und des Mondes, ihre Ankunft vom Monde +her nur in einer elliptischen Bahn verstatten könnte, weswegen daher nur +selten solche Meteormassen zu uns herabfallen könnten. Der große +Geometer <em>La Place</em>, der die Mechanik des Weltenbaues entdeckt +und uns enthüllt hat, wurde durch den Anblick der vielen Krater auf dem +Monde, die von den heftigsten Revolutionen, welche auf demselben müssen +statt gefunden haben, zeugen, auch auf den Gedanken gebracht, daß die +Meteormassen wol +<span class = "pagenum">23</span> +vom Monde zu uns hergeschleudert werden könnten. Als er aber zu +berechnen anfing, und fand, daß eine solche Masse in einer Sekunde 7773 +Fuß machen mußte<a class = "tag" name = "tag9" href = "#note9">*</a>, um +aus dem Gebiete der Anziehungskraft des Mondes in das der Erde zu +kommen, so gab er seine Meinung auf. Auch <span class = +"latin">Dr.</span> Olbers war anfangs ebenfalls dieser Meinung ergeben, +wenn der Mond in seiner Erdnähe von 48,000 Meilen sich befände, und +beide Weltkörper, Erde und Mond, in einem Ruhestande sich befinden. Da +aber dieses nicht der Fall ist, so muß jedem Körper auf dem Monde die +Bewegung der Schnelligkeit und Richtung so mitgetheilt werden, wie er +dieselbe hat. Hierdurch würde der Stein in den Lauf eines parabolischen +Bogens versetzt werden, aber nicht zur Erde kommen. Und 3) können +diese Massen nicht in der Atmosphäre erzeugt werden, weil <span class = +"latin">a)</span> diese nur 9 bis 10 Meilen hoch ist, und jene +Massen in einer Höhe von 60 bis 100 Meilen, wie die darüber +angestellten Berechnungen +<span class = "pagenum">24</span> +beweisen<a class = "tag" name = "tag10" href = "#note10">**</a>, +erblickt worden sind. <span class = "latin">b)</span> Ist die Atmosphäre +in einer Höhe von 20 Meilen so dünn, daß <em>eine</em> Kubikmeile +Luft nicht mehr als <em>ein</em> Pfund wiegt. Wie ist nunmehr denkbar, +daß in dieser Höhe und noch weniger in der von 60 bis 100 Meilen +sich Eisenmassen von 1000 bis 100,000 Pfund haben bilden können? Denn wo +ist der Stoff dazu in dieser Höhe vorhanden? Und <span class = +"latin">c)</span> wodurch sollten diese Meteormassen die Schwungkraft +erhalten haben, durch welche sie über ganze Länder, mit einer +Geschwindigkeit, welche bei einigen die der Erde übertroffen hat, dahin +geführt worden sind, und mit +<span class = "pagenum">25</span> +welcher sie sich, in einem parabolischen Bogen sanft zur Erde +niederlassend, erhalten haben, wenn sie beides nicht bei ihrem Entstehen +im Weltenraume erhalten hätten, indem die Luft nicht einmal einen +Wassertropfen, der nach seiner Bildung sogleich zur Erde fällt, +fortzuführen vermag.</p> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note9" href = +"#tag9">*)</a> +Eine Geschwindigkeit welche 7 Mal die des Schalls, der in einer +Sekunde 1040 Fuß macht, übertrifft.</div> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note10" href = +"#tag10">**)</a> +Die Feuerkugel oder Meteormasse, welche im Jahre 1783 den +10. August über England und Frankreich &c. fortlief, ist in +Hamburg gesehen worden. Da nun Hamburg von London 90 Meilen +entfernt ist, so muß diese Masse, wenn sie in einem Winkel von 50° von +Hamburg aus gesehen worden ist, über 107 Meilen hoch geschwebt haben. +Ist sie in einem Winkel von 40° gesehen, so ist ihre Höhe 75, ist sie +30° hoch gesehen, so ist ihre Höhe 50 Meilen, und ist sie 10° hoch +gesehen worden, so ist ihre Höhe 15 Meilen gewesen.</div> + +<p> +Aus allen diesen folgt demnach, daß die Meteormassen Produkte des großen +Weltenraumes oder kleine Weltmassen sind.</p> + +<p> +Wenn sich nun solche Vereinigungen fremder Körpermassen mit der unseres +Wohnortes in neueren Zeiten zugetragen haben, ist es dann wol nicht sehr +wahrscheinlich, daß in noch frühern Zeiten, besonders zu der, wo die +Menge der kleinen Weltmassen weit größer war, als jetzt, und viele von +ihnen, wo nicht alle, in einem noch unangeordneten Laufe dahin eilten, +weit mehre solcher Zusammenstürze erfolgen mußten — und daß auch +Massen von bedeutender Größe auf unsern Wohnort müssen gestürzt sein, +welche nicht allein seinen innern Bau erschüttert und zerstört, sondern +auch Felsenmassen, als Berge, auf ihn müssen hingesetzt haben?</p> + +<p> +<span class = "pagenum">26</span> +Vielleicht ist auf diese Art einstens Amerika, welches weit höher als +die übrigen Erdtheile über der Meeresfläche erhaben liegt, aufgesetzt +worden, wozu nur ein Weltkörper, wie die Vesta<a class = "tag" name = +"tag11" href = "#note11">*</a> groß ist, gehörte, der hierauf das Wasser +daselbst weggedrängt und zu großen Wasserbergen auf den Seiten der +Erdoberfläche angehäuft hat, und wodurch vielleicht die Zend- oder die +Noahische oder eine andere Fluth des grauen Alterthums hervorgebracht +worden ist.</p> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note11" href = +"#tag11">*)</a> +Diese ist 14,800 Mal kleiner als unser Wohnort.</div> + +<p> +Daß aber unser Wohnort mehre solcher Zusammenstürze von bedeutenden +Weltmassen wirklich erlitten habe, zeigt deutlich, nicht allein, wie +schon angeführt ist, sein innerer Bau, sondern auch die große Menge von +organischen Wesen, welche tief unter den Felsenmassen verschüttet +liegen, und die ihr Grab nicht durch Fluthen, sondern nur durch +gewaltsame Verschüttungen und Zusammenstürzungen von Felsenmassen auf +Felsenmassen, da, wo sie liegen, können gefunden haben<a class = "tag" +name = "tag12" href = "#note12">*</a><ins class = "correction" title = +"fehlt im Original">. </ins>Denn, wenn die +<span class = "pagenum">27</span> +ganze Menge von Ueberresten der Thiere durch Fluthen hierher geführt +worden wäre, so würde man +<span class = "pagenum">28</span> +die Knochen derselben nicht so gut erhalten, sondern vom Wasser zerstört +und in Steinmassen umgeschaffen, wie man viele von den Muscheln +antrifft, oder in Abdrücken dargestellt, und auch nicht tief unter +Felsen, wo nie Fluthen hingedrungen sind, antreffen und angetroffen +haben. Und selbst der große Naturforscher Cuvier, welcher nunmehr schon +78 Arten von Säuge- und eyerlegenden Thieren aus dem Schoße der +Erde, worunter 49 in der jetzt lebenden Schöpfung gänzlich unbekannte +Arten sind, hervorgefunden hat, behauptet, daß die großen Landthiere da, +wo sie in der Erde liegend gefunden werden, auch gelebt haben. Hieraus +erhellet demnach, daß ein großer Theil von jenen Thieren, wo nicht alle, +<span class = "pagenum">29</span> +durch einen Aufsturz eines fremden Weltkörpers<a class = "tag" name = +"tag13" href = "#note13">**</a> auf unsere Erde verschüttet worden +sei.</p> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note12" href = +"#tag12">*)</a> +Zu den Thieren, die höchst wahrscheinlich da, wo ihre Ueberreste +gefunden werden, einstens gelebt haben, gehört vorzüglich der Elephant, +von welchem man fast in allen Ländern Europa's Ueberreste ausgegraben +hat und noch ausgräbt. So gräbt man z. B. in den Baumanns- und +Scherzfeldischen Höhlen zuweilen eine Menge Zähne aus, die oft noch +ihren natürlichen Glanz haben und in den Kinnbacken festsitzen. So hat +man auch bei Erfurt in Thüringen im Jahre 1698 in einer Tiefe von +24 Fuß ein Gerippe ausgegraben, welches noch die Hirnschale mit +4 Backenzähnen, 2 Eckzähnen, Schulterknochen, Rückenwirbel, +einige Rippen und verschiedene Halsknochen besaß. Eben so hat man nicht +weit von Langensalza im Thüringschen bei Tonne im Jahre 1695 ein solches +Gerippe mit 2 acht Fuß langen Eckzähnen oder Fangzähnen gefunden. Auch +zwischen Brüssel und Rupelle sind 2 Gerippe mit Kinnbacken und +Fangzähnen — auch in Siebenbürgen und Ungarn, an der Donau und am +Rhein und fast in allen Ländern Europens sind sowol Knochen als Zähne +von diesem Thiere ausgegraben worden. Ja, man hat sogar einen solchen in +Kiesel verwandelten Backenzahn auf Island gefunden. Weit häufiger aber +findet man dergleichen Zähne in Sibirien an den Flüssen Obi, Jenesei, +Lena u. s. w. wo sie von einer Länge von 9½ Fuß, +6 Zoll im Durchmesser und 400 Pfund schwer gefunden werden. Auch an +andern Oertern Asiens, Afrika's und Amerika's und zwar an solchen, von +welchen man weiß, daß daselbst nie Elephanten gehauset haben, hat man +Ueberreste davon gefunden. Mehres hierüber findet man in meiner +»Allgemeinen Darstellung der Oberflächen der Weltkörper unseres +Sonnengebietes. Seite 10, 11 u. s. w.«</div> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note13" href = +"#tag13">**)</a> +Von den bei dem Dorfe Thiede, unweit Braunschweig, aufgefundenen Knochen +vom Mammuth, Nashorn, Dammhirsch &c. scheinen diese hier gelebt und +durch jene herbei strömende Fluth in einen Winkel zusammen getrieben zu +sein, in welchem sie Schutz zu finden glaubten, wo sie darauf unter dem +Niederschlage der Wasserfluth begraben worden sind.</div> + +<p> +Aber wie furchtbar, wie grausenvoll müssen solche große mächtige +Naturscenen, welche nicht allein das Innere der Erde erschüttern, hier +und da die Felsenmassen zertrümmern und die Ebenen verwüsten, sondern +auch die lebende Schöpfung in einem Nu in ein Nichts verwandeln, sein! +Denn schon, wenn ein Weltkörper von einer Größe, wie unser Mond, der das +Meerwasser unter der Linie zu einer Höhe von 2 bis 3 Fuß, in einer +Breite von 30 bis 50 Grad<a class = "tag" name = "tag14" href = +"#note14">*</a> aber zu einer Höhe von 20 bis 48, bisweilen +<span class = "pagenum">30</span> +sogar auf 80 Fuß, wie es bei der Insel St. Malo der Fall ist, erhebt, +sich unserm Wohnorte nähern, und näher, als jener uns ist, kommen würde, +würde nicht allein das Meer aus seinen Ufern treten, und die ebenen, von +Menschenhänden jüngst bearbeiteten, lachenden Fluren der schönen Natur +überschwemmen, sondern bei seinem immer Näherkommen, würde das Wasser +sich immer mehr zu Wasserbergen anhäufen, +<span class = "pagenum">31</span> +hier und dort seinen Boden gänzlich verlassen, und endlich mit allen +seinen Bewohnern über Felsenmassen hinüberfluthen<a class = "tag" name = +"tag15" href = "#note15">**</a> und die schöne grünende Natur in ein +todtes Chaos und die lebende Schöpfung in ein Nichts verwandeln. Und +wenn endlich jene Weltmasse auf unsern Weltkörper stürzen würde, so +würde nicht allein das Wasser unter ihr weggedrängt und zu den Seiten +mit Gewalt über Berge und Thäler, über Fluren und Wälder zu strömen +gezwungen werden, wodurch das, was jüngst noch Land war, zum Meere, und +was jüngst noch Meer war, zum festen Lande würde umgeschaffen werden, +sondern es würde auch der Mittelpunkt der Erde, nebst ihrem +Schwerpunkte, und die Umwälzung derselben um ihre Achse, sowol in +Ansehung +<span class = "pagenum">32</span> +ihrer Geschwindigkeit, wie auch ihrer Richtung nach verändert werden, +wodurch das, was jüngst auf ihr Nord- und Südpol war, vielleicht zum +Aequator gemacht werden würde. — Auch würde dieselbe in der +Gestalt und Lage ihrer Bahn, wie auch in ihrem Abstande vom +Sonnenkörper, und in ihrem Umlaufe um denselben eine große Veränderung +zu leiden haben. Solche große und mächtige Veränderungen möchten sich +also wol mit unserm Erdkörper zutragen, wenn ein Weltkörper von +Bedeutung auf ihn stürzen würde. — Und daß derselbe schon solche +große Veränderungen mehr als ein Mal erlitten habe, leuchtet aus dem +bereits vorhin Angeführten, wie auch daraus hervor, daß man Bewohner des +tiefen Meeres auf den Gipfeln der höchsten Felsenmassen<a class = "tag" +name = "tag16" href = "#note16">†</a>, wohin sie nur eine +mächtige grausenvolle +<span class = "pagenum">33</span> +Fluth geführt haben kann, begraben liegend gefunden hat. — Aber +auch daraus, daß man in unsern Gegenden und in denen, welche mit +denselben in gleichem Abstande vom Aequator liegen, Ueberreste von +Thieren, die nur in heißen Gegenden hausen können, in Menge unter der +Erdmasse verschüttet angetroffen hat, welches daher voraussetzt, daß +diese Gegenden einstens warm müssen gewesen sein. Und eben so findet man +in unsern Gegenden unter der Erde Spuren von Meerbewohnern, und darüber +Ueberreste von Landthieren liegend, welches hinlänglich den Beweis für +mehre Revolutionen, die unsere Gegenden einstens müssen erlitten haben, +darreicht. Jetzt fragt es sich, wird unser Weltkörper eine solche +Revolution ein Mal wieder zu befürchten haben? Und wenn er solche zu +befürchten hat, wann wird alsdann dieselbe eintreten?</p> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note14" href = +"#tag14">*)</a> +Unter der Linie oder dem Aequator beträgt die Anziehungskraft der Sonne +auf das Meer, nach La Lande's Berechnung, 23 Zoll und die des +Mondes 3 × 23 = 69 Zoll, folglich von beiden Weltkörpern +zugleich an 8 Fuß. Da aber der Widerstand des Grundes des Meeres +die Erhebung zu dieser Höhe verhindert, so kann es sich nur unter dem +Aequator 2 bis 3 Fuß hoch erheben. Aber jenseit des Aequators +erhebt es sich bedeutender, so daß dessen Höhe bei den kanarischen +Inseln, unter dem etwa 30. Grade nördl. Breite 7 bis 8 Fuß beträgt; +an den Küsten von Marocko und denen von Spanien bis etwa auf den +37. Grad nördl. Breite auf 10 Fuß; an den Küsten von Portugal +und Spanien bis etwa auf den 43. Grad nördl. Breite auf +12 Fuß, vom Vorgebirge <span class = "latin">Finis terrae</span> +bis zum Ausflusse der Garonne, also bis zum 46. Grad nördl. Breite +15 Fuß &c. sich erhebt. Hierauf nimmt diese Höhe nach dem +48. Grade nördl. Breite wieder ab, und die Fluthen werden bis nach +dem Nordpole zu immer niedriger, wo sie endlich ganz aufhören.</div> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note15" href = +"#tag15">**)</a> +Wenn der Mond seinen Standort verlassen und zur Erde herabfallen könnte, +so würde er, wenn er 7740 Meilen von uns entfernt wäre, das Meer 256 Fuß +zu sich hinan erheben, und wenn er 1016 Meilen uns nahe gekommen wäre, +so würde er dasselbe 15,000 Fuß zu sich empor erheben, und daher solches +zwingen, über die beinahe höchsten Berge hinüberzufluthen.</div> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note16" href = +"#tag16">†)</a> +Delüc hat auf den Savoyischen Alpen, in einer Höhe von 7844 Fuß über der +Meeresfläche erhaben, Ammoniten angetroffen. Und nach der Versicherung +des Don Ulloa sollen auf einem Kalkgebirge in Peru, in einer Höhe von +14,000 Fuß, und auf einem andern, in einer Höhe von 13,200 Fuß, +Pektiniten und Ammoniten gefunden worden sein.</div> + +<p> +In der ganzen Natur finden wir, wo wir unsere Blicke nur hinwerfen, +Vergehen und Entstehen zur Verjüngung und Verschönerung derselben. Denn +wenn der Wurm und der Baum ihre Bestimmung, dieser als Baum und jener +als Wurm erreicht haben, +<span class = "pagenum">34</span> +so sterben sie dahin, lösen sich in ihre Bestandtheile auf, und dienen +dadurch der schönen Natur zur Verjüngung und Verschönerung. So ist auch +der mächtige Felsen dem Zahne der Zeit unterworfen, wie die Spitzen der +Pyrenäen durch ihr Vergehen beweisen.</p> + +<p> +So wie nun Alles auf unserem Erdballe vergehet, wodurch sich die Natur +verjüngt, so vergehen auch Welten und Weltengebiete, und neue treten für +sie zur Erneuerung und Verherrlichung der großen Schöpfung wieder +hervor; daher sind auch schon Weltkörper vergangen, und haben sich in +kleinere Massen, wie es mit der Ceres, Pallas, Juno und Vesta der Fall +gewesen zu sein scheint, aufgelöset, und so werden auch einst die +übrigen Weltkörper unseres Sonnengebietes und nach und nach des ganzen +Schöpfungsgebietes vergehen, und in neue Weltmassen umgeschaffen werden, +wenn sie dem großen Weltenplane das nicht mehr sind und leisten können, +was sie darnach sein und leisten sollen, nämlich <em>einer bestmöglichst +großen Menge von lebenden Wesen zum Wohn- und Wonneplatze</em> +<span class = "pagenum">35</span> +zu dienen. Daher wird auch unser Wohnort einstens das nicht bleiben, was +er jetzt ist, sondern wird sich entweder in kleinere Massen auflösen, +oder durch den Aufsturz eines andern auf ihn an Masse vergrößert +werden.</p> + +<p> +Aber wann wird diese Zeit eintreten? Die Zeit, wo unser Wohnort nicht +mehr die Fülle von Nahrungsstoff seinen auf ihm lebenden Geschöpfen wird +darreichen, und wo daher nicht mehr die Menge von Geschöpfen auf ihm +sich wird freuen können, wird alsdann Statt finden, wenn die Erdachse +eine senkrechte Stellung gegen den Sonnenkörper wird erhalten haben, wo +alsdann ein beständiger Frühling in den gemäßigten und kalten Zonen der +Erde herrschen, und wo in diesen alles grünen und wol blühen, aber +nichts reifen wird, und wo daher nur die heiße Zone bewohnt sein +kann.</p> + +<p> +Nimmt man nach Piazzi und den neuern Astronomen die jährliche Abnahme +der schiefen Stellung gegen den Sonnenkörper, welche im Jahre 1800 +23° 27' 56" war, zu 0,443 an, so macht diese in 100 Jahren 44" +aus, wonach diese senkrechte Stellung +<span class = "pagenum">36</span> +nach 192,000 Jahren erfolgen muß. Also welche geraumvolle Zeit ist der +Erde noch zu ihrem gegenwärtigen Zustande vergönnt! Und welche +geraumvolle Zeit hat die Menschheit noch zur Entwicklung ihrer +erhabensten Seelenkräfte! Welche große Fortschritte wird sie daher in +den Künsten und Wissenschaften, besonders in der Erd- und Himmelskunde, +und in denen mit dieser verwandten, nicht noch machen! Und welche für +uns noch tiefe Geheimnisse in der Natur werden von ihr nicht enthüllt +werden, wenn sie so fortschreiten wird, wie sie in den letzten +20 Jahren in der Ausspähung der Kräfte der Natur fortgeschritten +ist! Und auf welcher hohen Stufe der Ausbildung wird sie dann nicht in +den letzten Jahrhunderten dieser geraumvollen Zeitperiode stehen!</p> + +<p> +Doch fragt es sich jetzt: haben wir nicht von einem andern Weltkörper +früh oder spät eine Zerstörung unsers Wohnortes und eine Vernichtung der +ganzen organischen Schöpfung zu befürchten? Und wenn solches der Fall +ist, von welcher Art von Weltkörpern haben wir dieses zu befürchten? +Wenn +<span class = "pagenum">37</span> +ein Mal eine solche Zerstörung unseres Wohnortes sich ereignen sollte, +so kann diese nur von einem Kometen bewirkt werden, indem die +11 Planeten mit ihren 18 Nebenplaneten, welche mit der Erde +fast in gleicher Ebene ihren Lauf von Abend nach Morgen um den +glanzvollen Sonnenkörper beginnen, in solcher genauen Verkettung +zusammenstehen, daß der eine von dem andern nichts zu befürchten hat. +Denn bei ihnen herrscht das genaueste Verhältnißmaß in Ansehung der +Entfernung von einander, auch stimmen ihre Massen und Größen mit ihren +Entfernungen überein, welche wiederum mit den Umlaufszeiten in einem +gewissen Verhältnisse stehen.</p> + +<p> +So ist alles hier verkettet und nach der höchsten Weisheit angeordnet, +worüber der nachdenkende Mensch, wenn er dieß Alles überblicket, in ein +tiefes Staunen und in eine stille Bewunderung über die Größe seines +Gottes versetzt wird.</p> + +<p> +Aber so ist es nicht mit den Kometen, weil diese das ganze Sonnenreich +durchkreuzen, und deswegen, bald von dieser, bald von jener Gegend des +Sonnengebietes hergeeilt kommen. Sie sind daher +<span class = "pagenum">37</span> +bald sehr nahe, bald sehr weit von dem Alles belebenden Sonnenkörper +entfernt, durchschneiden deswegen bald hier, bald dort die Bahn eines +Planeten, und kommen bald diesem, bald jenem sehr nahe. So durchwandern +allein 48 Kometen den Raum zwischen Erde und Venus, von welchen der +im J. 1680 nur 96,000 geographische Meilen, der vom J. 1684 an 185,000 +geographische Meilen und der vom J. 1770 an 300,000 Meilen von uns +entfernt waren.</p> + +<p> +Da nun die Anzahl dieser Weltkörper, nach der Berechnung des +verstorbenen Staatsrath und Ritter Schubert's in Petersburg über +20 Millionen ist, die bald hier, bald dort bei ihrer Sonnennähe in +die Bahn eines Planeten kommen, so ist es schon deswegen nicht sehr +unwahrscheinlich, daß einer von diesen ein Mal der Erde sehr nahe kommen +und eine große Revolution auf ihr bewirken kann. Aber wir wissen dieses +weit gewisser aus der darüber angestellten Berechnung des Hrn. <span +class = "latin">Dr.</span> Olbers in Bremen, nach welcher in einem +Zeitraume von 88,000 Jahren ein Komet der Erde so nahe kommen wird, wie +der Mond uns ist.</p> + +<p> +<span class = "pagenum">39</span> +In dem Zeitraume von 4 Millionen Jahren wird es sich ein Mal +ereignen, daß ein solcher Weltkörper uns an 7700 geographische Meilen +nahe kommt, und das Wasser, wenn er der Erde an Masse gleich ist, zu +15,000 Fuß, und wenn er dem Monde an Größe und Masse gleich ist, zu 256 +Fuß erhoben wird. Und in 220 Millionen Jahren wird ein solcher +Weltkörper mit der Erde zusammenstoßen, und jene vorhin angeführten +furchtbaren und grauenvollen Erscheinungen auf derselben +hervorbringen.</p> + +<hr class = "tiny chapter"> + + +<h4 class = "extended">Nachtrag.</h4> + + +<p> +Wenn eine Hypothese über die Ausbildungsart der Erde den denkenden Leser +befriedigen soll, so muß sie folgende Punkte gehörig erläutern, und +bestmöglichst ins reine Licht setzen: 1) Wodurch sind die Berge so +hoch aufgethürmt? 2) Wodurch sind die Erdschichten so schief und +hin und wieder senkrecht, wie ich angeführt habe, hingestellt, und +wodurch sind diese, wie die Trümmer eines Hauses hier und dort über und +durch einander hingeworfen worden? +<span class = "pagenum">40</span> +3) Wodurch haben die großen Felsenmassen die Spalten und Risse nach +allen möglichen Richtungen erhalten? 4) Woher kommt es, daß man die +Bewohner des tiefen Meeres auf den Gipfeln der höchsten Berge, und unter +den Schichten derselben begraben findet? 5) Wodurch sind die Thiere +und Pflanzen heißer Gegenden in die gemäßigten und kalten Erdstriche +gekommen? Und woher 6) sind endlich die Ueberreste von den Thieren, +welche wir gar nicht mehr in unserer jetzigen organischen Schöpfung +finden, hergekommen?</p> + +<p> +Um alle diese Fragen gehörig zu beantworten, ist keine Hypothese +günstiger, als die, in der vorhergehenden Abhandlung, von mir +aufgestellte: daß nämlich <em>unser Wohnort durch die Aufstürze größerer +Weltmassen, als diejenigen sind, welche man unter dem Namen +Meteorsteine, Feuerkugeln u. s. w. begreift, seine +gegenwärtige Ausbildung erhalten</em> habe, indem alle andern darüber +angeführten Meinungen nur einzelne Punkte, und auch diese nicht ein Mal +gehörig erläutern.</p> + +<p> +<span class = "pagenum">41</span> +Denn diejenigen Geologen, welche jene angeführten Erscheinungen durch +die Macht eines unterirdischen Feuers, und durch die der Fluthen, welche +aber beide nur eine untergeordnete Stelle bei der Ausbildung der Erde +gespielt haben, erläutern wollen, nehmen in dem Innern der Erde ein +Feuer an, welches die Erdrinde hin und wieder aufgeworfen, die Schichten +derselben zerstückelt und die Felsentrümmer umhergeworfen habe, wodurch +Spalten und Risse in den Schichten entstanden, und die Hohlungen +zwischen denselben gebildet worden sind. Hierauf sind, nach ihrer +Meinung, die Felsenmassen durch die Wasserfluthen weich gemacht worden +und haben sich hierauf in die Hohlungen und Klüfte hinabgesenkt, wodurch +sie die vorhin angeführten Lagen und Stellungen gegen einander erhalten +haben. Ferner sollen durch die Macht der Fluthen Schichten hin und +wieder weggedrängt und Thäler gebildet, und Granit, und andere +Felsenmassen durch die tiefsten Seen meilenweit fortgeführt, und zu +hohen Gebirgen hinangewälzt worden sein. Und um die Erscheinung der +großen Landthiere, welche in unseren +<span class = "pagenum">42</span> +und anderen Gegenden der gemäßigten Erdzone tief unter Felsenmassen +begraben gefunden werden, zu erläutern, nehmen einige Geologen +Wasserfluthen an, welche sie aus den heißen Gegenden zu uns +hinübergeführt haben; andere hingegen nehmen eine Veränderung der +Erdachse an, wodurch unsere Gegenden, die vor derselben heiß gewesen +sein sollen, gemäßigt geworden sind. Und der Verfasser der Urwelt läßt +sogar einen Erdtheil, der am Südpole soll gelegen haben, deswegen +untergehen, wodurch, nach seiner Meinung, sich die Richtung der Erdachse +verändert hätte, ohne zu bedenken, daß dadurch gar keine Veränderung in +Ansehung der Erdachse, wenn solches der Fall gewesen wäre, erfolgen +konnte, indem der Schwerpunkt der Erde dadurch keine Veränderung +erlitten hätte, weil der Erdtheil nicht von ihr weggenommen wäre, +sondern nur unter die Fluthen würde versenkt worden sein.</p> + +<p> +Gegen die hier nur kurz dargestellten Sätze über die Ausbildungsart der +Erdoberfläche muß ich zuvor, ehe ich die Unzulänglichkeit derselben +darstelle, anführen, daß selbst der große Naturforscher <em>Cuvier</em>, +<span class = "pagenum">43</span> +wie ich schon angeführt habe, behauptet<a class = "tag" name = "tag17" +href = "#note17">*</a>, daß alle diese großen Naturwirkungen in und auf +der Erde, wie sie ein Saussure, de Luc und andere Geologen bei ihren +Gebirgsreisen vorgefunden haben, sie nicht hervorbringen können.</p> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note17" href = +"#tag17">*)</a> +Gilbert's Annalen der Physik Bd. 22. S. 117.</div> + +<p> +Was nun zuerst das unterirdische Feuer anbetrifft, so ist nicht zu +läugnen, daß die Kraft desselben sehr groß sein muß, indem dadurch in +den neuern Zeiten Berge, der neue Berg bei Neapel im Jahre 1538 zu einer +Höhe von 2000 Fuß, und der Xurollo im südlichen Amerika im Jahre 1759 zu +einer Höhe von 1500 Fuß<a class = "tag" name = "tag18" href = +"#note18">*</a>, und Inseln, sowol im Aegäischen, wie auch in andern +Meeren aus der Erde emporgehoben, +<span class = "pagenum">44</span> +und wiederum Städte und ganze Gegenden, wie bei Neapel die Städte +Herkulaneum und Pompeji und die ganze Gegend um Modena<a class = "tag" +name = "tag19" href = "#note19">**</a>, mit Staub und Asche verschüttet +sind.</p> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note18" href = +"#tag18">*)</a> +Dieser Berg entstand in dem angeführten Jahre den 14. September in +einer Ebene, und ist mit mehren tausenden kleinen rauchenden Hügeln +umgeben, und welcher im Jahre 1804, als der Herr von Humboldt und +Bonpland in diese Gegend kamen, noch brannte. In seiner Nähe befindet +sich der Cotopaxi, dessen Flamme bei seinem Ausbruche im Jahre 1738 über +2000 Fuß hoch empor stieg, und dessen Getöse über 72 deutsche +Meilen von ihm entfernt gehört worden ist.</div> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note19" href = +"#tag19">**)</a> +Die Städte Herkulaneum und Pompeji und die ganze Gegend umher wurde im +Jahre 79 nach Christi Geburt durch den Auswurf des Vesuvs so sehr +verschüttet, daß man die Lage dieser Städte nicht anzugeben gewußt hat, +indem die Asche aus diesem Berge hin und wieder über 112 Fuß hoch +darüber lag.</div> +<div class = "footnote"> +Die Gegend bei Modena ist ebenfalls durch Ausbrüche von Vulkanen im +Jahre 97 vor Christi Geburt zur Zeit des Consulats C. Marcius und Sept. +Julius, nach Plinius im <span class = "latin">II.</span> Buche Kap. 53, +verheert und verschüttet worden. Nach Ramazzini's Erzählung findet man +hier 14 Fuß tief unter der Erde Ueberbleibsel von einer alten +Stadt, Häuser, gepflasterte Straßen u. s. w. Hierauf folgt, +wie er hinzu fügt, eine feste Erde und unter dieser eine feuchte Erde, +die mit vielen Pflanzentheilen vermischt ist. Und unter dieser befinden +sich in einer Tiefe von 26 Fuß ganze Bäume, z. B. Nußbäume mit +vielen Aesten, Blättern und Früchten, und hierauf trifft man wieder, +2 Fuß tiefer, eine sehr zarte Kreide, die mit vielen Muschelschalen +vermengt ist, an. Nach seiner Angabe soll diese Kalklage 11 Fuß +dick sein, worauf sich aufs Neue wieder Aeste, Blätter und ganze Bäume +befinden. Auf diese Weise wechseln daselbst, bis zu einer Tiefe von +63 Fuß, Kreideschichten und Lagen von einer feuchten, mit +Pflanzentheilen vermengten Erde mit einander ab. Hierauf folgt zuletzt +eine Schicht von Sand mit Muschelschalen und Steinen angefüllt.</div> + +<p> +<span class = "pagenum">45</span> +Ob nun gleich die Macht des unterirdischen Feuers sehr groß ist, wie +sowol diese Wirkungen, als auch die der Erdbeben, wodurch ganze Länder, +und fast ganze Erdtheile erschüttert worden sind<a class = "tag" name = +"tag20" href = "#note20">*</a>, beweisen, so sind solche doch nur lokal +gewesen, und betreffen nur hier und da die Erdrinde, und zwar da, wo ein +Stoff dazu vorhanden war, welcher sich mit dem Wasserstoffe verbinden +konnte. Da nun in der Mitte der Erde keine Wassermasse, nach der Wirkung +der allgemeinen Schwere, bei der Entstehungsart der Schichten, in dem +Innern derselben vorhanden sein kann, so kann auch daselbst ein solches +die Erdoberfläche überall zerstörendes Feuer nicht Statt finden. Und +<span class = "pagenum">46</span> +wenn je daselbst solches Statt gefunden und seine Wirkungen von da nach +außen hin ausgeübt hätte, so würden wir auch Felsenstücke von dem Innern +der Erde, und nicht bloß von der Erdrinde auf ihrer Oberfläche +umhergeschleudert finden. Hieraus folgt demnach, daß nie ein Feuer in +der Mitte der Erde gelodert, und die auf der Erdoberfläche vorhandenen +Verwüstungen angerichtet habe, sondern daß solches immer nur unter der +Erdrinde hier und dort gewüthet und dieselbe da, wo es den geringsten +Widerstand gefunden hat, aufgeworfen habe; daher finden wir bald hier +bald dort auf den Ebenen trichterförmige Berge, und auf dem langen +Rücken der Bergketten einzelne Spitzen, als Vulkane, lodern, welche die +ganze Macht des unterirdischen Feuers darstellen.</p> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note20" href = +"#tag20">*)</a> +Das Erdbeben von 1601 den 1. September soll ganz Europa und einen +Theil von Asien erschüttert haben, und das von 1755 den +1. November, welches Lissabon zerstörte, hat seine Erschütterungen +von Grönland bis nach Afrika ausgebreitet.</div> + +<p> +Da sich nun aus dieser Wirkungsart dieses Feuers 1) die +Entstehungsart ganzer Bergketten von 70 bis 1000 Meilen<a class = +"tag" name = "tag21" href = "#note21">*</a> Länge, dabei mit einer sehr +beträchtlichen +<span class = "pagenum">47</span> +Höhe, aber mit einer sehr unbedeutenden Breite, wobei die Alpen nicht +ein Mal eine Spur eines unterirdischen Feuers an sich tragen; +2) die senkrechten und schief geneigten Lagen und Stellungen von +Felsenmassen, die eine Länge von einer Meile haben; 3) das +Hinüberwerfen solcher Massen über einander, und 4) die Spalten und +Hohlungen in denselben, welche oft mehre Meilen weit in die Länge +fortgehen, auf keine Weise erklären lassen, so nehmen andere Geologen, +um den Umsturz so vieler Schichten, und den Grund ihrer schief liegenden +und senkrecht stehenden Stellung zu erklären, ungeheuere Höhlen in dem +Innern der Erde an, welche einstens mit Wasser ausgefüllt gewesen, und +in welche nachher die Schichten hinabgesunken wären, ohne zu bedenken, +daß die allgemeine Schwere die Entstehung solcher Höhlen bei der +Ausbildung der Erde nicht verstatten konnte, indem sich, nach ihren +Gesetzen, alles auf einander, ohne eine Lücke zwischen sich zu lassen, +drängen mußte.</p> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note21" href = +"#tag21">*)</a> +Die Cordilleras heben bei dem Feuerlande an und breiten sich bis zu dem +Berge St. Elios in Nordamerika aus, eine Länge von 1700 geogr. +Meilen.</div> + +<p> +Andere Geologen, um dieser Schwierigkeit auszuweichen, nehmen ein +Austrocknen, Verwittern, +<span class = "pagenum">48</span> +Auflösen der Schichten durch das Wasser und andere zufällige Ursachen +an, wodurch die Schichten gesunken und in solche schiefe und senkrechte +Lagen sollen gebracht worden sein. Wenn sich nun aber auch die Lage +einzelner Schichten dadurch erklären läßt, so läßt sich dadurch dennoch +nicht die Lage derjenigen Schichten, die einen Umfang von <em>einer</em> +Meile haben, und plötzlich senkrecht hingestellt worden sind — und +auch nicht die Entstehungsart der hohen und langen Bergketten +erklären.</p> + +<p> +Was nunmehr die Erscheinung der Seethiere auf den Gipfeln der höchsten +Berge, auf welchen Don Ulloa Ammoniten und Pektiniten in einer Höhe von +14,000 Fuß, auf einem Kalkgebirge in Peru, gefunden hat, anbetrifft, so +erklären die Geologen diese Erscheinung durch das Nahekommen eines +Kometen der Erde, wodurch das Meer zu dieser Höhe hinanzufluthen +gezwungen worden sei. Wenn nun aber ein Komet auf derselben solches +bewirken soll, so muß er, wenn er von der Dichtigkeit und Größe unseres +Mondes ist, von welcher aber nur wenige erschienen sind, und das Meer +15,000 Fuß erheben soll, ihr +<span class = "pagenum">49</span> +1016 geogr. Meilen nahe kommen. Ist er aber von der Größe der Vesta, so +muß er, wenn er das Meer 8000 Fuß zu sich hinan erheben will, +86 Meilen, und wenn er solches 32,000 Fuß hinanfluthen lassen will, +ihr 34 Meilen nahe kommen. Kommt aber ein Weltkörper so nahe unserm +Wohnorte, so möchte er wol von ihm gezwungen werden, sich mit ihm zu +vereinigen, um seine Erdmasse dadurch zu vergrößern.</p> + +<p> +Was nun endlich das Auffinden und Aufgraben der großen Landthiere in +unseren Gegenden anbetrifft, so muß ich darüber zuvor bemerken, daß +Cuvier und andere große Naturforscher durchaus behaupten, daß die Thiere +da, wo ihre Ueberreste gefunden werden, auch gehauset haben. Wenn aber +diese in unseren Gegenden und in denen, welche mit den unsrigen in einer +gleichen Zone liegen, sollen gelebt haben, so muß diese unsere Zone +einstens heiß gewesen sein, um der Menge dieser großen Thiere den +gehörigen Nahrungsstoff haben verschaffen zu können.</p> + +<p> +Wie ist aber diese zu einer gemäßigten geworden? +<span class = "pagenum">50</span> +Hat sich etwa die Wärme der Erde überhaupt vermindert, wodurch unsere +Gegenden kälter geworden sind? Oder hat die Erdachse eine andere +Stellung nach der Sonne hin erhalten, wodurch unsere Zone eine gemäßigte +geworden ist?</p> + +<p> +Alle diese Fragen, dergleichen ich noch mehre hinzufügen könnte, wie +auch diejenigen, welche gleich im Anfange über die Ausbildungsart der +Erde von mir aufgestellt worden sind, lassen sich durch die Aufstürze +der Weltmassen auf unsere Erde am besten und befriedigendsten auflösen. +Denn durch das Niederstürzen einer solchen Masse, nur von der Größe +einer Vesta, mußten die Felsenmassen der Erde da, wo sie hinstürzte, +zertrümmert, umhergeworfen und über einander angehäuft werden, wodurch +daher diese Massen alle die vorhin angeführten Lagen und Stellungen +gegen einander erhalten haben und erhalten mußten, und wodurch sich +ebenfalls zwischen ihnen, da sie nicht alle dicht auf einander zu +liegen, und dicht bei einander zu stehen kommen konnten, Hohlungen +bildeten, welche nachher mit einer andern aufgelöseten Felsenmasse, als +die ihrige war, von der +<span class = "pagenum">51</span> +Fluth dahin geführt, zum Theil ausgefüllt worden, zum Theil aber leer +geblieben sind.</p> + +<p> +Und da bei der Annäherung einer solchen Weltmasse sich das Meer zu ihr +hinan erheben, über die höchsten Berge dahin fluthen, und bei dem +Niedersturze derselben wieder weggedrängt werden, und zu den Seiten +hinabfluthen mußte, so mußten auch auf den höchsten Felsenspitzen, wo +das Meer hingefluthet war, die Bewohner desselben hier und dort haften +bleiben, wo man auch solche gefunden hat; und das Meer selbst mußte, so +bald es nur etwas Ruhe genoß, seine ihm beigemischten Theile fallen +lassen, und dadurch die Ueberzüge von dem Kalkgebirge der zweiten +Entstehung bilden, weswegen alle die bloß gestandenen Ecken und Seiten +der zertrümmerten Felsenmassen mit dem angeführten Kalksteingebirge +überzogen sind.</p> + +<p> +Wenn aber eine solche Masse, wie nur die Vesta ist, wodurch ein Gebirge, +wie das der Andes, welches 1700 Meilen lang ist, wol hätte gebildet +werden können, auf die Erdoberfläche gestürzt wäre, so mußte der +Schwerpunkt der Erde verändert, und +<span class = "pagenum">52</span> +Länder, die heiß waren, wie die unsrigen, in gemäßigte umgeschaffen +werden, wobei aber die Richtung der Erdachse gegen den Sonnenkörper +unverändert bleiben mußte, weil der Umschwung der Erde um dieselbe, der +von Abend nach Morgen in einer Richtung von 23 Grad aus der Ebene +ihrer Bahn stets fortgeht, nicht von der Größe ihrer Masse, sondern von +dem ersten Anstoße oder Umschwunge, welchen sie bei ihrem Entstehen +erhalten hat, abhängt. Daher ist höchst wahrscheinlich die Richtung der +Erdachse bei allen den großen Veränderungen unverändert geblieben, nur +ist der Nordpol bei denselben nicht über dem Erdpunkte, über welchem er +vor jeder solchen großen Veränderung lag, liegen geblieben, sondern hat, +bei jedem großen Aufsturze, einen neuen Erdpunkt erhalten.</p> + +<p> +Was man dieser Hypothese, welche alle jene aufgestellten Fragen +befriedigend beantwortet, und den Untergang von Wäldern, Bergen und +Städten durch den Einsturz der tiefen Höhlen, auf welchen sie einstens +gestanden haben, so schön erklärt, vorzüglich entgegensetzt, ist die +abgeplattete Gestalt der Erde +<span class = "pagenum">53</span> +an ihren Polen, welche sie bei ihrem Entstehen, da ihre Theile noch +weich waren, durch den Umschwung um ihre Achse erhalten hat, und die sie +auch jetzt noch hat.</p> + +<p> +Wenn nun aber die Erde durch den Aufsturz eines solchen Weltkörpers in +etwas umgedreht, so daß die damalige heiße Gegend, also die unsrige, +nach dem Nordpole derselben hingerückt worden wäre, wie ist es alsdann +möglich, daß die Lage der Gestalt der Erde so geblieben ist, wie sie im +Anfange war und noch ist? Bedenkt man aber, daß der Umschwung der Erde +um ihre Achse die Theile derselben in der Mitte, wo der Aequator liegt, +erhoben, und solche von den Seiten, das ist von den Polen her, weswegen +sie hier abgeplattet ist, dahin gezogen habe, so wie eine weiche +Thonkugel, die auf einen Stock gesteckt und umhergeschleudert wird, sich +in der Mitte erhebt und an den Seiten abplattet, so mußte sich auch das +Meer, nachdem der Aufsturz der Weltmasse auf die Erde geschehen war, +unter dem neuen Aequator erheben, die nicht zu schweren und zu großen +Felsenmassen mit sich dahinführen und seine ihm beigemischten +<span class = "pagenum">54</span> +Theile hier in größerer Menge, als an den Polen fallen lassen, wodurch +sich daher neue und höhere Schichten unter demselben, als an den Polen, +gebildet haben, und wobei dasselbe nicht eher in Ruhe kommen konnte, bis +das gehörige Gleichgewicht der Theile unter dem Aequator mit dem an den +Polen da war.</p> + +<p> +Ferner, wenn die Erde ihre erste Gestalt behalten hätte, so müßte sie, +nach den Gesetzen der allgemeinen Schwere, ein regelmäßiger Körper sein, +und die südliche Halbkugel müßte, in Ansehung der Schwere, der +nördlichen vollkommen gleichen. Da aber dieß nicht der Fall ist, wie man +aus den Pendelversuchen weiß, so muß irgend eine wichtige Ursache da +sein, welche sie verändert hat; und diese ist und kann keine andere, als +ein Aufsturz einer Weltmasse auf ihre nördliche Hälfte sein, wodurch nur +allein eine größere Schwere dieser Halbkugel hervorgebracht werden +konnte.</p> + +<p> +Da nach einer von dem verstorbenen Hofrath <em>Klügel</em> mühsam +angestellten genauen Berechnung +<span class = "pagenum">55</span> +über die wahre Gestalt der Erde, nach den verschiedenen auf ihr +geschehenen Gradmessungen, sich dieselbe, nach der jetzigen Lage der +Pole, auf keine Weise zu einem regelmäßigen Körper eignen wollte, so +nahm er andere Punkte auf ihr zur Lage ihrer Pole an, und fand, daß, +wenn man die Gegend unter dem Vorgebirge der guten Hoffnung nach dem +Südpole hindrehen oder denselben hierher verlegen, und den Nordpol in +das stille Meer, etwa 40 Grad von dem jetzigen Nordpole entfernt, +versetzen würde, die Erde alsdann ein vollkommnes Ellipsoid sei. Daher +ist höchst wahrscheinlich diese Lage der Erdpole die erste bei der +Bildung ihrer ersten Gestalt gewesen, wobei demnach die ganze nördliche +gemäßigte Zone und auch unsere Gegenden ihre Lage unter dem heißen +Himmelsstriche gehabt haben, wodurch daher diese einstens heiß gewesen +sind, und welche Lage sie erst durch den Aufsturz einer Weltmasse auf +die Erde verloren haben.</p> + +<p> +Siehe: Ausdehnungen der Erde; in den astronomischen Sammlungen <span +class = "latin">III.</span> 164-169 und <em>Malte Brun</em>'s Abriß der +mathematischen und physischen +<span class = "pagenum">56</span> +Geographie 1. Abtheilung von v. Zimmermann, mit Erläuterungen +herausgegeben, Seite 92.</p> + +<p> +Auf diese Weise läßt sich demnach, wie ich glaube, nicht allein die +jetzige Gestalt der Erde erläutern, sondern auch alle übrigen vorhin +angeführten Naturerscheinungen in und auf der Erde sind dadurch gehörig +erläutert worden.</p> + +<p> +Von allen diesen großen Veränderungen, welche die Erdoberfläche erlitten +hat, scheint aber das jetzige Menschengeschlecht keine erlebt zu haben, +weil wir bei der großen Menge der Ueberreste der Landthiere, die theils +unter dem nachgelassenen Schlamme der Fluthen, theils unter Felsenmassen +begraben liegen, keine Ueberreste von Knochen der Menschen und auch +keine Versteinerungen von denselben, welche bei dem letzten großen +Aufsturze, wodurch die Mammuthsthiere, Rhinozerosse und andere große +Thiere, deren Arten zum Theil gar nicht mehr in unserer jetzt lebenden +organischen Schöpfung vorgefunden werden, zum Theil in wärmeren +Erdtheilen leben, vernichtet worden sind, mit vernichtet worden wären, +finden. Denn das Beispiel von dem versteinerten Menschenskelette +<span class = "pagenum">57</span> +von Guadeloupe ist, nach der genauen Untersuchung des Herrn Hofrath +Blumenbach in Göttingen, ein Produkt, welches von keinem Präadamiten, +sondern höchst wahrscheinlich von einem Caraiben herrührt<a class = +"tag" name = "tag22" href = "#note22">*</a>. Auffallend ist hierbei +noch, daß von den vielen Menschen, welche sowol durch die großen Fluthen +des Orients, wie auch durch die des Occidents umgekommen sind<a class = +"tag" name = "tag23" href = "#note23">**</a>, keine Ueberreste gefunden +werden, wovon höchst wahrscheinlich die leichtere Auflösung der Kalkerde +ihrer Knochen durch das Wasser die Ursache ist.</p> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note22" href = +"#tag22">*)</a> +Gilbert's Annalen der Physik Bd. 22. Seite 177.</div> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note23" href = +"#tag23">**)</a> +Siehe meine »Allgemeine Darstellung der Oberfläche der Weltkörper und +ihres Sonnengebietes«, S. 45.</div> + +<p> +Auf diese Weise ist demnach unser Wohnort durch Aufstürze von Welten +gebildet, wodurch in seinem Innern Höhlen entstanden sind, die sich nach +und nach immer mehr mit Wasser angefüllt, dadurch ihren Raum immer mehr +vergrößert, die Erdschichten dünner gemacht, und sie zuletzt zum +Einstürzen gebracht haben<a class = "tag" name = "tag24" href = +"#note24">*</a>, wodurch daher manche Gegend +<span class = "pagenum">58</span> +von der Erdoberfläche verschwunden, und mit einem dafür hervortretenden +See bezeichnet worden ist. Nach +<span class = "pagenum">59</span> +diesen Aufstürzen von Welten haben darauf Ueberschwemmungen und +Feuerschlünde die letzte Hand der +<span class = "pagenum">60</span> +Erde zu ihrer Ausbildung dargereicht, haben einzelne Gegenden +verschüttet, sie tiefer hinabgesenkt, hin und wieder Städte von den +Ufern des Meeres durch angespülte Erdmassen getrennt, und niedrig +gelegene Wälder mit Erdschutte bedeckt.</p> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note24" href = +"#tag24">*)</a> +So wurde z. B. im Jahre 1618 den 25. August die Stadt Plurs in +der Landschaft Cleven in Graubünden mit 2000 Menschen von einem +losgewordenen Bergstücke zu Grunde gerichtet, und ließ einen großen See +zu ihrer Bezeichnung nach sich. Im Jahre 1702 den 5. Febr. sank ein +Edelhof bei Friedrichshall in Norwegen, Berge genannt, 600 Fuß in die +Erde hinab, wobei 14 Menschen und 200 Stück Vieh ihr Leben +verloren, und ließ einen Sumpf von 3 bis 400 Ellen lang und halb so +breit, nach sich zurück. Die Insel Pontiio bei Negroponte im Aegäischen +Meere sank, mit vielen andern in ihrer Nachbarschaft liegenden, im Jahre +1758, ohne Merkmale des geringsten Erdbebens, unter die Fluth des +Wassers hinab. Und im Jahre 1763 den 1. Sept. ist ein Stück Land +von der Insel Banda Neira 5 Meilen im Umfange, mit Menschen und +Vieh in die Tiefe der Erde hinabgesunken. Eben so sind auch Berge +hinabgestürzt und haben mit sich Städte und Dörfer verschüttet. So +stürzte im Jahre 1714 den 14. Sept. ein Theil des Berges Diableret +in Unter-Wallis plötzlich ein, wodurch 55 Bauerhäuser verschüttet, +15 Menschen und mehr als 100 Ochsen und Kühe unter dem Schutt +begraben wurden. Die Trümmer dieses Berges haben ungefähr einen Raum von +einer französischen Quadratmeile eingenommen, und der durch diesen Sturz +verursachte Staub bewirkte bei heiterm Himmel eine solche Dunkelheit, +daß man fast gar nichts sehen konnte. Und durch die dadurch +umhergeschleuderten Felsenmassen sind Flüsse in ihrem Laufe gehemmt und +neue Seen zum Entstehen gebracht worden. In Italien bei Norica spaltete +sich ein Theil von einem Berge und versank so tief in die Erde hinab, +daß eine Schnur von 294 Faden den Grund nicht erreichte. Und den +24. Junius 1765 sank der Berg Montepiano in Neapolis, der +1/10 Quadratmeile groß war, so tief in die Erde hinein, daß man +jetzt kaum die Stelle noch sieht. Und unter den neuern Naturscenen +dieser Art ist die letzte, welche sich am 2. Sept. 1806 in der +Schweiz ereignete, eine der merkwürdigsten, wo in einem Zeitraum von +wenigen Minuten ein Thal, welches zwischen dem Zuger- und Lowerzer-See, +von der Nordseite aber von dem 3500 Fuß hohen Roßberge und von der +Südseite von dem 4400 Fuß hohen Rigiberge eingeschlossen lag, von +gewaltigen, mit mächtigem Krachen verbunden, losgerissenen Felsenmassen +des Rigiberges zerstört wurde, wobei das Dorf Röthen, welches in diesem +Thale lag, mit einem Theile des Fußes des Berges in die Tiefe der Erde +hinabsank, und die andern drei Dörfer Glogau, Busingen und ein Theil von +Lowerz, die sich außer jenem noch hier befanden, verschüttet wurden, +wobei 87 Bauergüter ganz und 60 nur zum Theil untergegangen, und 484 +Menschen, 170 Stück Ochsen und 103 Stück Ziegen u. s. w. unter +den Trümmern jener Felsenmasse begraben worden sind. Siehe Bergmann's +Physikalische Beschreibung der Erdkugel, Delametherie's Theorie der Erde +2. Thl. und Zach's Monatl. Korrespondenz. 15. Bd.</div> + +<p> +So ist also alles in der großen Gotteswelt einer beständigen Veränderung +unterworfen, der Same keimt empor, hebt sich zum Baume hinan, und geht, +wenn er seine Bestimmung vollbracht hat, zur Erde über, um durch seine +aufgelösten Theile die Natur zu ergänzen und zu verjüngen — und so +vergehen auch Welten zur Verjüngung und Verherrlichung der großen +Schöpfung!!!</p> + +<hr class = "tiny chapter"> + + +<span class = "pagenum">61</span> +<h4 class = "extended">Zusatz.</h4> + + +<p> +Eine solche grausenvolle Erdrevolution, wie vorhin angeführt ist, hat +das jetzige Menschengeschlecht, wenn wir dessen Existenz auf 2 bis +3000 Jahre vor Christus Geburt hinaufsetzen, mit welchem Zeitpunkte +unsere gewöhnliche Geschichte anhebt, nicht erlebt; aber ein älteres +Volk, das <em>Zend-</em> oder <em>Urvolk</em> der Erde hat die Folgen +von derselben empfunden, wie in ihrem heiligen Buche der +<em>Zend-Avesta</em> angeführt ist<a class = "tag" name = "tag25" href = +"#note25">*</a>. Dieß Volk hat über 3000 Jahre +<span class = "pagenum">62</span> +auf den Hochebenen von Asien, dem jetzigen Tibet gelebt, und sich nach +denselben von da nach verschiedenen +<span class = "pagenum">63</span> +Gegenden unseres Wohnortes ausgebreitet, und sich besonders +astronomische Kenntnisse zu erwerben +<span class = "pagenum">64</span> +gesucht, wie aus den Ueberresten derselben, welche bei den Nachkommen +von ihnen gefunden werden, auf das Deutlichste erhellet, wohin +z. B. die Länge des Sonnenjahres von 365 Tagen<a class = "tag" name += "tag26" href = "#note26">**</a> — die Berechnung der Mond- und +Sonnenfinsternisse bei den Brahminen der Indier<a class = "tag" name = +"tag27" href = "#note27">†</a> — die Aufzeichnung der +Konjunktion von 4 Planeten im Jahre 2449 vor Chr. Geburt bei den +Chinesen — die Kenntniß der +<span class = "pagenum">65</span> +alten Schweden von der Länge des Sonnenjahres von 365¼ Tagen schon vor +2300 v. Chr. &c. gehören. Denn nach der großen Revolution, wodurch +der neunmonatliche Sommer in einen neunmonatlichen Winter verwandelt +wurde, breitete sich dieß Urvolk nach allen Gegenden der Erde aus. Ein +Theil ging nach Osten und stiftete das chinesische Reich, ein anderer +nach Westen, von welchem Abraham, der seinen Gott im Feuer verehrte, +abstammte, ein Theil nach Südwesten, von welchem die Aegypter ihren +Ursprung genommen haben, und ein Theil nach Süden, von welchem die +Perser abstammen.</p> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note25" href = +"#tag25">*)</a> +Dieses heilige Wort der Parser oder die Zend-Avesta, welche in der Zend- +oder Ursprache der Völker der Erde geschrieben ist, bestehet aus +21 Theilen, von welchen der Vendidad noch ganz vorhanden ist, und +in welchem die Vorschriften zu allen öffentlichen und Privathandlungen +des Gottesdienstes, der Opfer und der häufigen Reinigungen aufgezeichnet +stehen. Von den übrigen 20 Theilen sind nur noch Bruchstücke da, +welche lauter feierliche Gebete und Hymnen, wie sie täglich vor dem +heiligen Feuer aller Wesen der Verehrung verrichtet werden sollen, +enthalten. Hierher gehören auch die Jeschts oder die abgerissenen +Bruchstücke aus größern Zendschriften, welche voll von feierlichen +Anrufungen sind, und unsern Perikopen, die aus dem neuen Testamente +genommen sind, gleichen.</div> +<div class = "footnote"> +Diese Zend-Avesta oder das heilige Wort, das in der Zendsprache +geschrieben ist, von welcher die Pohlrische und Parsische Sprache +abstammen, und die bis auf den heutigen Tag von den Priestern jener +Völker noch erlernt und studirt werden muß, um in solcher die Hymnen und +Loblieder auf das höchste Wesen aus jenem Buche absingen zu können, ist +von Anquetil du Perron in das Französische und von Kleuker ins Deutsche +übersetzt worden.</div> +<div class = "footnote"> +Als im Jahre 1723 einige Theile dieses Buches nach England kamen, so war +kein Gelehrter daselbst zu finden, der nur eine Sylbe oder Ziffer aus +denselben hätte enträthseln können. Dieß bewog den feurigen und nach +neuen Kenntnissen schmachtenden Jüngling Anquetil du Perron zu dem +kühnen mit vielen Gefahren und Schwierigkeiten verbundenen Entschlusse, +zu den Ländern hinzueilen, und die Oerter aufzusuchen, wo er die +Zend-Avesta oder das heilige, lebendige Wort des Zoroasters aus den +Urquellen selbst kennen lernen könnte. In dieser Absicht suchte er +seinen Körper auf das äußerste abzuhärten, gab ihm nur Käse, Milch und +Wasser zur Nahrung, und schlief des Nachts auf einer Matratze ohne +Federbetten. Und da ihm die versprochene Unterstützung zu seiner Reise +zu lange ausblieb, so ließ er sich als gemeiner Soldat der Kompagnie in +die Liste der Rekruten einschreiben und ging im November 1754 nach dem +Orient ab. Noch ehe er sich einschiffte, erhielt er vom Könige eine +Pension von 500 Livres; die Kompagnie gab ihm die Reise frei, und als er +zu Pondichery ankam, bestimmte ihm diese eine ansehnliche Unterstützung. +Mit dem lebhaftesten Enthusiasmus verfolgte er nunmehr seine Absicht, +durchreisete zu Fuß und in verschiedenen Richtungen einen großen Theil +der Halbinsel, erwarb sich viele wichtige Sprachkenntnisse, und machte +zu Surate Bekanntschaft mit zwei indianischen Gesetzgelehrten, nahm +Unterricht in beiden heiligen Sprachen Zend und Pohlri, und brachte es +theils durch List, theils mit Gewalt dahin, daß er ihnen ihre +Geheimnisse und selbst Zoroaster's heilige Bücher ablockte. Mit diesen +und vielen andern Handschriften in fast allen Sprachen Indiens kam er +1761 nach Europa, reisete zuerst nach Oxford, um seine Manuscripte mit +denen auf der dortigen Universität zu vergleichen, und von da in sein +Vaterland, wo er einen Theil seiner literärischen Schätze der königl. +Bibliothek schenkte. Er lebte nunmehr in Paris als französischer +Dolmetscher für die orientalischen Sprachen, ward Mitglied der Akademie +der Inschriften und in seinen letzten Jahren auch des Nationalinstituts, +welches er aber wenige Monate vor seinem Tode, aus Mißvergnügen mit der +damaligen Lage der politischen Angelegenheiten, verließ. Er starb im +Jahre 1805 in dem 74. Jahre seines Alters.</div> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note26" href = +"#tag26">**)</a> +Noah blieb gerade 365 Tage in seiner Arche, um diese Länge des Jahres +seinen Nachkommen, wie es scheint, wichtig zu machen, welche er als ein +Heiligthum, von seinen Vorfahren erhalten, verehrte.</div> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note27" href = +"#tag27">†)</a> +Die Brahminen wissen nicht ein Mal, wie diese Erscheinungen entstehen, +glauben dabei die Sonne sei uns näher, als der Mond. Die Formeln zu den +Berechnungen sind in Verse eingehüllt, welche sie dabei hersagen und die +sie höchst wahrscheinlich nicht erfunden, sondern von ihren Vorfahren +erhalten haben. S. mein kleines Werk »Ueber das Urvolk der Erde«.</div> + +<p> +In diesem heiligen Buche wird nämlich angeführt, »daß ein Naturfeind,« +welcher nachher Drachenstern oder Schweifstern genannt wird, »von Süden +hergekommen und über die Erde dahin gefahren sei, und daß er dieselbe +habe vernichten wollen<a class = "tag" name = "tag28" href = +"#note28">*</a>. Im Süden verheerte er die Erde gänzlich; alles +<span class = "pagenum">66</span> +wurde mit einer Schwärze, wie mit einer Nacht, überzogen. Glutheißes +Wasser fiel auf die Bäume herab, welche in dem Augenblicke verdorreten +und bis zur Wurzel hin verbrannten. Die Erde selbst wurde verbrannt, und +bestand noch kaum. Dennoch aber behielten Sonne und Mond ihren Lauf. +Gegen die Planeten kämpfte der Naturfeind furchtbar<ins class = +"correction" title = "fehlt im Original">« </ins>(welches wohl nichts +weiter heißt, als er machte sie unsichtbar) »und wollte der Welt +Zerstörung bringen, und Rauchwolken stiegen aus den Feuern aller Orten +empor. Neunzig Tage und neunzig Nächte dauerte dieser Kampf. Hierauf +wurde der Naturfeind geschlagen und zurückgeworfen. Blitze kamen nunmehr +vom Himmel herab, und Tropfen von ungeheurer Größe fielen auf die Erde, +und mannshoch bedeckte das Wasser die ganze Erde.«</p> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note28" href = +"#tag28">*)</a> +Bun-Dehesch <span class = "latin">VII.</span> und <em>Rhode</em> über +den Anfang unserer Geschichte und die letzte Revolution der Erde. +S. 17. 18.</div> + +<p> +Das <em>Zend-</em> oder <em>Urvolk</em> lebte zu dieser Zeit in +Eeri-ene<a class = "tag" name = "tag29" href = "#note29">*</a>, das ist, +in dem gelobten, glücklichen Eeri oder Ari, seinem Urlande glücklich, +weil es hier immer Sommer war. Plötzlich aber brach (als +<span class = "pagenum">67</span> +Wirkung des Naturfeindes) der Winter in die Welt, welcher anfänglich +gelinde war und nur 5 Monate dauerte, wodurch der Sommer +7 Monate lang war. Bald darauf aber wuchs er zu 10 Monaten +hinan, und nur zwei blieben für den Sommer übrig (wie es jetzt in Tibet +und auf dem Hochlande Asiens überhaupt der Fall ist). Nun verließ das +den Ackerbau liebende Volk sein hohes gebirgiges Urland, und zog in +niedrigere, wärmere Länder hinab. Dieser Zug geschah unter seinem +Anführer Dsjemschid, dem Sohne Vwengham's, und ging über Sogdho, Meru, +Balkh u. s. w. bis in die Provinz Ver, Per oder Persis, wo er +die Burg Ver, d. h. Persepolis, erbauete, und da, wo dieses Volk +hinkam, fand es weder Thiere des Hauses, noch des Feldes, weder +Menschen, noch Hunde, noch Geflügel.</p> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note29" href = +"#tag29">*)</a> +Die Sylbe <em>ene</em> bedeutet <em>glücklich</em>.</div> + +<p> +Dieß sind demnach die Sagen oder Erzählungen auch der Zend-Avesta, dem +heiligen Buche der Hindu und Parser, welche deutlich lehren, daß eine +klimatische Veränderung mit der nördlichgemäßigten Zone vorgegangen +sei—daß ein Schweifstern oder Komet diese große Veränderung +hervorgebracht, und +<span class = "pagenum">68</span> +daß ein Volk der Erde diese große Revolution erlebt habe.</p> + +<p> +In diesem Urlande, welches Eeri-ene-veedjo, das eigentliche reine Eeri +oder Ari, genannt wird, stand unter <em>Vwengham</em>, dem Vater +<em>Dsjems</em> (Dsjemschids), der Prophet <em>Heomo</em> (Hom) auf, und +verkündigte das Lichtgesetz <em>Ormuzd</em> mit folgenden Worten:</p> + +<div class = "verse space"> +»Durch Izeds<a class = "tag" name = "tag30" href = "#note30">*</a> des +Himmels habe ich</div> +<div class = "verse two"> +Gerechter Richter <em>Ormuzd</em>,</div> +<div class = "verse"> +Im reingeschaffenen, berühmten Eeri</div> +<div class = "verse"> +<em>Lebendige Wesen versammelt</em>.«</div> + +<div class = "verse space"> +»Im reingeschaffenen, berühmten Eeri</div> +<div class = "verse two"> +Hat König Dsjemschid,</div> +<div class = "verse"> +Haupt der Völker und Heerden,</div> +<div class = "verse"> +<em>Lebendige Wesen versammelt</em>.«</div> + +<div class = "verse space"> +»Mit himmlischen Izeds bin ich</div> +<div class = "verse two"> +Gerechter Richter <em>Ormuzd</em></div> +<div class = "verse"> +Im reinen, berühmten Eeri gewesen</div> +<div class = "verse"> +Unter <em>begleitender Versammlung lebendiger Wesen</em>.«</div> + +<span class = "pagenum">69</span> + +<div class = "verse space"> +»Mit himmlischen Menschen</div> +<div class = "verse two"> +Ist König Dsjemschid</div> +<div class = "verse"> +Im reinen, berühmten Eeri gewesen,</div> +<div class = "verse"> +In <em>Begleitung <ins class = "correction" title = +"so im Original">versammleter</ins> Wesen</em><a class = "tag" +name = "tag31" href = "#note31">**</a>. <ins class = "correction" +title = "fehlt im Original">«</ins></div> + +<div class = "footnote space"><a class = "note" name = "note30" href = +"#tag30">*)</a> +Geister, Engel der Alten.</div> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note31" href = +"#tag31">**)</a> +Zend-Avesta von Kleuker Bd. <span class = "latin">I.</span> +S. 114.</div> + +<p> +Durch Ormuzd Lichtgesetz demnach und durch feierliche Gebete bewogen, +vereinigten sich die einzelnen Stämme des Urvolks zu einem Volke unter +dem Könige Dsjemschid, und verließen unter seiner Anführung, auf Ormuzd +Befehl, das rauhe Urland, und zogen gegen Mittag hin, um sich bessere +Wohnsitze zu suchen. Dieser Zug wird im folgenden Liede also +beschrieben:</p> + +<p> +»Dsjemschid herrschte! Was seine erhabene Zunge befahl, geschah eiligst. +Ihm und seinem Volke gab ich Speise und Verstand und langes Leben, ich +der ich Ormuzd bin. Seine Hand nahm von mir einen Dolch, dessen Schärfe +Gold, und dessen Griffel Gold war. Darauf bezog der König Dsjemschid +dreihundert Theile der Erde; diese werden mit zahmen und wildem Vieh, +mit Menschen, Hunden +<span class = "pagenum">70</span> +und Geflügel, und rothglänzenden Feuern erfüllt. Vor ihm sahe man in +diesen Lustgegenden weder zahme noch wilde Thiere, noch Menschen, noch +rothflammende Feuer. Der eine Dsjemschid, Sohn Vwenghams, ließ alles +daselbst werden.«</p> + +<p> +Diesem Liede folgen hierauf noch fünf andere Lieder von eben demselben +Inhalte, weswegen ich solche hier weggelassen habe.</p> + +<p> +Die Gründe, aus welchen das Urvolk sein Urland verließ und andere Länder +besuchte, sind eben so, wie ich sie vorhin angeführt habe, im ersten und +vierten Bruchstücke genau angegeben worden. Und eben so findet sich im +Bun-Dehesch, einem Buche, welches in der Pohlvischen Sprache geschrieben +ist, und eine Sammlung<a class = "tag" name = "tag32" href = +"#note32">*</a> von verschiedenen Aufsätzen über die Schöpfung, den +Kampf zwischen Ormuzd und Ahrimann, dem bösen Wesen, über die reinen +<span class = "pagenum">71</span> +und unreinen Thiere, über die Bewegung der Sonne und das dadurch +bewirkte Jahr u. s. w., Uebersetzungen und Auszüge aus den +Zendschriften, und jene oben angeführte furchtbare Beschreibung von der +schrecklichen Zerstörung der Erde durch den Drachenstern enthält.</p> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note32" href = +"#tag32">*)</a> +Diese Sammlung scheint zu der Zeit entstanden zu sein, als die +Zendschriften anfingen unverständlich zu werden, weswegen man kurze +Auszüge aus jenen starken Büchern machte, und solche für das Volk in die +Landessprache (die Pohlvische) übersetzte.</div> + +<p> +Was nunmehr die Aechtheit, wie auch das hohe Alter jener Erzählungen +anbetrifft, so ist beides von Herrn Rhode in Breslau in dem kleinen +Werke: »Ueber das Alter und den Werth einiger morgenländischen Urkunden, +in Beziehung auf Religion, Geschichte und Alterthumskunde, Breslau +1817,« gründlich bewiesen und gehörig dargethan worden, indem er +1) gezeigt hat, daß die gegenwärtigen Zendschriften dieselben, oder +doch Bruchstücke von denselben heiligen Schriften sind, welche die alten +Parser vor der Zerstörung ihres Reiches durch Alexander besaßen. +2) Hat er solches aus dem Inhalte selbst hergeleitet, indem in +demselben nichts vorkommt, was auf spätere Zeiten hindeutet, sondern +vielmehr ein Religionssystem enthält, in welchem die Keime aller später +in Asien aufgeblüheten Religionen enthalten sind.</p> + +<p> +<span class = "pagenum">72</span> +Da demnach die Aechtheit und das hohe Alter jener Zendschriften dadurch +bewiesen worden ist, so können wir auch jenen Erzählungen über die große +Veränderung der Erde, durch den Naturfeind veranlaßt, ihre +Glaubwürdigkeit nicht absprechen, welche sie außerdem noch, wegen ihrer +Eigenthümlichkeit, an sich tragen; denn</p> + +<p> +1) Ihre Auswanderungsart geschah, nach der Denkungsart der alten Völker, +auf den Befehl Gottes, weicht aber darin von der der spätern Völker ab, +daß sie nicht von einem Andrange eines andern Volks, oder aus +Lüsternheit nach fremden Ländern, oder aus Raubsucht, sondern nur von +der klimatischen Veränderung ihres Landes, dem eingetretenen, +10 Monate lang dauernden Winter veranlaßt worden ist.</p> + +<p> +Dieß war die Ursache, weshalb jenes Volk sein Hochland verließ, nach +Süden hinab zu den angeführten Ländern zog, und da, wo es hinkam, fand +es weder Menschen, noch zahmes Vieh.</p> + +<p> +2) Stimmt dieser Zug mit der geographischen Lage der Oerter vollkommen +überein. Denn er ging +<span class = "pagenum">73</span> +von dem Hochlande, an beiden Seiten des Flusses Gihin oder Oxus, in den +engen Pässen desselben, hinab. Hier wurde zuerst am rechten Ufer das +Stufenland Sogdho, und am linken Moore oder Meru besetzt. Von hier ging +der Zug nach Balkh oder Baktra, wo die Zend-Avesta scheint +aufgeschrieben worden zu sein. Und so kam er nach manchem Hin- und +Herstreifen nach Ver, Per oder Persis. Und wenn sich nun auch ein Theil +dieses Zuges nach Indus oder Armenien wandte, so blieb doch von jetzt an +Persis der Hauptsitz dieses Volkes, wo Dsjemschid, wie schon oben +angeführt ist, die Burg Persepolis erbauete, deren Trümmer noch jetzt +auf einer Anhöhe zwischen den in Persis entspringenden Flüssen Medus und +Araxes liegen.</p> + +<p> +Jetzt bleibt mir nur noch übrig zu beweisen, daß <em>Eeri-ene</em> oder +das gelobte glückliche <em>Eeri</em> oder <em>Ari</em> kein anderes +Land, als das jetzige Tibet sei. Der Beweis dafür liegt aber ganz +deutlich in der Anführung des Berges <em>Albordy</em>, woran die ganze +Mythologie dieses Volkes geknüpft ist, und den die Ausleger der +<em>Zend-Avesta</em> vergebens am Kaukasus +<span class = "pagenum">74</span> +gesucht haben. Denn fast auf allen Seiten der Zendschriften wird +angeführt, daß der <em>Albordy</em> in <em>Eeri-ene</em> liege. Und in +einer alten Zendschrift dieses Urvolkes heißt es mit dürren Worten +also:</p> + +<p> +»Von den Gewässern <em>Albordy</em>,'s wo <em>Ormuzd</em>, der Gott +dieses Volks und <em>Mithra</em>, der Lucifer, wohnen, kommt ein Strom +herab, der nur mit Schiffen zu befahren ist, und Samen, Fruchtbarkeit in +die Oerter von <em>Meru</em> und <em>Sogdho</em>, welche sich danach +sehnen, bringt.«<a class = "tag" name = "tag33" href = +"#note33">*</a></p> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note33" href = +"#tag33">*)</a> +Zend-Avesta Bd. 2. S. 222.</div> + +<p> +Nach der geographischen Lage dieser beiden Oerter kann dieser Strom auch +kein anderer, als der Oxus sein, weil nur dieser zwischen beiden Oertern +hinabfließt und schiffbar ist, und unter der Schneedecke des Albordy +entspringt.</p> + +<p> +Da nun diese Angaben in der <em>Zend-Avesta</em> die Lage des Urlandes +so deutlich bezeichnen, und welche dazu noch durch die Sagen der Hindu +und Chinesen unterstützt werden, so kann man wol an der Richtigkeit der +angeführten Lage dieses Landes +<span class = "pagenum">75</span> +keinen Augenblick zweifeln. Außerdem ist in ganz Asien kein Land dazu +geeignet, ein Volk vor einer solchen mächtigen Revolution, wie die oben +angeführte war, wodurch höchst wahrscheinlich die ganze Oberfläche der +Erde mit Meeresfluthen bedeckt und die ganze lebende Schöpfung +vernichtet worden ist, zu schützen, als diese Hochebene von Tibet, indem +solche über 8000 Fuß über der Meeresfläche erhaben liegt<a class = "tag" +name = "tag34" href = "#note34">*</a>, und dabei Berge hat, welche weit +die Höhe eines Chimborasso's in Amerika, der 20,148 Pariser Fuß hoch +ist, übertreffen. Denn der weiße Berg oder <em>Tschumulari</em> dieses +Landes hat, nach der trigonometrischen Messung des Lord +<em>Teigmouth</em>, welche vor einigen Jahren geschehen ist, eine Höhe +von 27,552 englische Fuß;<a class = "tag" name = "tag35" href = +"#note35">**</a> ein anderer Gipfel dieses Gebirges, auf welchem jenes +hervorragt, ist, nach der Messung des Majors <em>Crawford</em>, 25,000 +englische Fuß hoch, — und so sind noch zwei andere Gipfel des +Gebirges dieses Landes +<span class = "pagenum">76</span> +da, welche mit einer Höhe von 23-24000 Fuß emporragen, wobei es nur zu +bedauern ist, daß man die Höhe des <em>Albordy</em> nicht gemessen +hat.</p> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note34" href = +"#tag34">*)</a> +Ritter's Erdkunde 1. Th. S. 566.</div> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note35" href = +"#tag35">**)</a> +Diese machen 26,000 Pariser Fuß aus.</div> + +<p> +Diese hohen Gebirge sind demnach höchst wahrscheinlich das Asyl dieses +Volkes gewesen, auf welchen es sich gegen die mächtigen Meeresfluthen +geschützt hat. Indessen werden diese dasselbe nicht dagegen geschützt +haben, wenn der Schweifstern, welcher von Süden herkam, sich hier mit +der Erde vereinigt hätte, weil alsdann die Wasserfluthen über die +höchsten Spitzen dieser Gebirge würden dahingeströmt sein.</p> + +<p> +Aus der vorhin angeführten Angabe aus der <em>Zend-Avesta</em> über die +Höhe des Wassers, welches auf die Erde fiel, und das Land hier, auf +dieser Hochebene, die 8000 Fuß hoch ist, mannshoch bedeckte, folgt, daß +solches über 8000 Fuß hoch, vom Meere an gerechnet, die Länder hin und +wieder muß bedeckt haben, und daß daher der Schweifstern sehr nahe der +Erde muß gekommen sein, weil er sonst solches nicht hätte bewirken +können. Und da durch +<span class = "pagenum">77</span> +ihn die klimatische Verfassung dieses Landes und auch die der ganzen +nördlichen gemäßigten Zone verändert worden ist, so muß er sich auch +irgendwo mit der Erde, und zwar auf ihrer nördlichen Hälfte, vereinigt +haben. Auffallend ist hierbei, daß durch die vielen Landspitzen und +Vorgebirge an der südlichen Seite von Asien und Afrika, und durch die +Bildung der Gestalt dieses Erdtheils, wie auch durch die von Amerika, +ein solcher Fluthenzug, der einstens von Süden nach Norden hingegangen +und dem Laufe des Kometen gefolgt ist, bestätiget wird. Daher haben +schon längst die Geologen einen solchen Zug in der angegebenen Richtung +aus der eben angeführten Gestalt und Bildung jener Erdtheile angenommen, +und dabei die Behauptung aufgestellt, daß durch diesen die großen +Landthiere aus Süden nach Norden, in unsere gemäßigte Zone, wo sie +begraben liegen, geführt worden wären, wie ich schon oben angeführt und +mit Gründen hinlänglich, wie ich glaube, widerlegt habe. Auf diese Weise +stimmen demnach die Naturerscheinungen mit den Sagen und Erzählungen der +heiligen Bücher der Hindu und +<span class = "pagenum">78</span> +Parser überein, und bestätigen dadurch die in denselben angeführte große +Revolution der Erde und zugleich das Dasein eines Urvolkes oder eines +Volkes vor derselben, welches diese große Veränderung erlebt hat.</p> + +<p> +Wie lange nun aber dieses Urvolk auf der Erde gelebt und wie weit es +sich auf derselben ausgebreitet habe, darüber können wir zwar nichts +Bestimmtes, aber doch Vermuthungen aufstellen, welche einen nicht +geringen Grad von Wahrscheinlichkeit für sich haben. Was das Alter +dieses Volkes anbetrifft, so erhellet aus den Religionsbegriffen +desselben, welche die Zendschriften enthalten, daß die Verfasser +derselben in dem dritten Jahrtausend nach der Erschaffung des +Menschengeschlechts zu leben glaubten. Hiermit stimmen auch die +Chronologien der neuen Perser überein, ob sie gleich unter sich und in +Ansehung der Geschichte von den Zendbüchern sehr abweichen, welche jenen +Zeitraum von der Schöpfung der Menschen bis auf <em>Zoroaster</em>, dem +Verfasser der <em>Zendbücher</em>, der unter dem Könige von Iran, +<span class = "pagenum">79</span> +<em>Veschtasp</em>, lebte<a class = "tag" name = "tag36" href = +"#note36">*</a>, selten über 3000 Jahre setzen. Und dieser Zeitraum für +das Zendvolk ist +<span class = "pagenum">80</span> +nicht zu lang, wenn wir auf die Ueberreste von Kenntnissen, besonders in +der Sternkunde, welche die ältesten Völker unserer gewöhnlichen +geschichtlichen Nachrichten gehabt und als Heiligthümer verehrt, und die +sie, wie ich gleich im Anfange angeführt habe, nur von dem Urvolke +können erhalten haben, hinblicken.</p> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note36" href = +"#tag36">*)</a> +Wie lange <em>Dsjemschid</em> und seine Nachkommen in der Burg von Ver +oder Per (Persis) geherrscht haben, ist aus den Zendschriften nicht zu +ersehen. Indeß werden in denselben <em>Athvian</em> und sein Sohn +<em>Feridun</em> genannt. Dieser hatte mehre Kinder, welche unter sich +uneins wurden, und das große Reich in zwei Reiche, in <em>Tur</em> und +<em>Ari</em> (<em>Iran</em>) theilten, welche durch den Fluß +<em>Oxus</em> von einander getrennt wurden. In <em>Iran</em> war +<em>Veschtasp</em> der fünfte König, welcher nach neuern Persischen +Schriftstellern seine Residenz nach <em>Balkh</em> oder <em>Baktra</em> +verlegte, um näher den Grenzen von Tur zu sein. Dieß baktrische Reich +wurde zuletzt von den Assyrern unterjocht, von welchem Zeitpunkte an +unsere gewöhnlichen geschichtlichen Nachrichten erst anheben. Da in den +Zendbüchern keine Erwähnung von dieser Unterjochung geschieht, auch +nicht die geringste Anspielung auf die großen Städte Ninive oder Babel +in denselben gemacht wird, und die Namen der beiden Völker, Meder und +Perser, obgleich die Nachbarn in Tur und Indien häufig in denselben +vorkommen, nicht erwähnt werden, so folgt daraus doch wol, <em>daß die +Verfasser der Zendschriften in dem alten Baktrischen Reiche müssen +gelebt haben, und die Geschichte ihres Volks von der Zeit erzählen, ehe +solches von den Assyrern unterjocht worden ist</em>. Mehres hierüber in +<em>Rhode</em>'s: »Ueber das Alter und den Werth der morgenländischen +Urkunde, S. 36 u. s. w.«</div> + +<p> +Und wenn dies Urvolk in dem Besitze solcher Kenntnisse war, wie die des +Thierkreises voraussetzen, und denselben erfunden hat, wie solches +höchst wahrscheinlich ist, weil es ihn von keinem andern Volke hat +erhalten können, und dabei die Länge des Sonnenjahres kannte, wie aus +der <em>Zend-Avesta</em> erhellet, auch Sonnen- und Mondfinsternisse +berechnen konnte, wie die Berechnungen der Braminen beweisen, die solche +nur von ihm können erhalten haben; so muß es eine geraumvolle Zeit auf +der Erde gelebt haben, um durch mühsame Beobachtungen des +<span class = "pagenum">81</span> +Himmels, und durch angestrengtes Nachdenken über den Lauf der Welten an +demselben nach und nach dahin gekommen zu sein.</p> + +<p> +Wie weit sich aber dieß Volk vor der letzten großen Revolution auf der +Erde ausgebreitet habe, darüber findet man in der <em>Zend-Avesta</em> +keine Belehrung.</p> + +<hr class = "tiny"> + +<p> +Ehe ich aber die Resultate der Religionsbegriffe der Parser und Hindu, +welche aus dem Urvolke ausgegangen sind, anführen kann, muß ich zuvor +von den Schriften beider Völker Folgendes bemerken: Was zuerst die +Zendschriften der Parser anbetrifft, so sind diese zwar voll von +historischen Begebenheiten, aber sie enthalten durchaus keine Anspielung +auf die großen Begebenheiten bei und nach der Assyrischen Unterjochung, +sondern stellen das Zendvolk als selbstständig und eins unter einem +eingebornen König lebend dar. Hieraus folgt demnach, daß die Abfassung +sämmtlicher Zendschriften vor den Zeitpunkt der Eroberung des Staats +durch die Assyrer gesetzt werden muß. Denn durch die Assyrische +<span class = "pagenum">82</span> +Unterjochung hörte die Existenz jenes Staats und jenes Volkes auf, und +wurde in drei Satrapien, Baktra, Medien und Persis getheilt. In Medien +bildete sich durch die Einmischung der assyrischen Sprache das Pehlvi +oder die Pehlvische Sprache, und in Persis durch Einmischung indischer +Dialekte, das Parsi. Nach Abschüttelung des Assyrischen Joches wurde +unter den Meder-Königen das Pehlvi <em>Haupt-</em> und +<em>Hofsprache</em>, und nach Cyrus trat das Parsi an die Stelle.</p> + +<p> +In dieser Hinsicht, wie wir sehen, sind die Zendschriften schon sehr +wichtig für die frühere Geschichte, aber ihr Werth vergrößert sich noch +durch die Darstellung des Religionswesens in dem frühesten +Alterthume.</p> + +<p> +Das Zendvolk, dessen Schriften wir eben erwähnt haben, ist mit den alten +Hindu, sowol wegen des ursprünglichen Vaterlandes, als auch durch seine +Sprache, wie <em>Anquetil du Perron</em> bewiesen hat, nahe verwandt; +daher müssen auch die Religionen beider Völker, wenn sie auch als Sekten +von einander abweichen, viel Gemeinsames mit einander +<span class = "pagenum">83</span> +haben. Die Quellen, woraus wir das Religionssystem der Hindu schöpfen, +sind die Veda's<a class = "tag" name = "tag37" href = "#note37">*</a>, +welche von den Braminen eben so heilig gehalten werden, wie die Perser +ihre Zendschriften halten. Außerdem gleichen sie denselben sowol in +Ansehung der Form, weil sie aus Gebeten, Hymnen und Gesprächen zwischen +einem <em>Seher</em> und der Gottheit, wie in der <em>Zend-Avesta</em>, +bestehen, wie auch in Ansehung der Gegenstände der Verehrung, indem die +Hymnen und Gebete, wie in der <em>Zend-Avesta</em>, an die Sonne, den +Mond, das Feuer, Wasser u. s. w. gerichtet sind. Und selbst +der Ton, in welchem die Gebete u. s. w. abgefaßt sind, hat in +beiden Schriften die überraschendste Aehnlichkeit. Außer diesen Veda's +haben die Hindu noch das Gesetzbuch des <em>Menu</em>'s, welches aber, +wie Herr <em>Rhode</em> gründlich gezeigt hat, nicht so alt ist, wie die +Veda's sind; und endlich besitzen sie noch die Fragmente aus dem +<em>Shastak</em> des Brahma, welche +<span class = "pagenum">84</span> +<em>Holwell</em> bekannt gemacht hat<a class = "tag" name = "tag38" href += "#note38">**</a>, und die von <em>Kleuker</em> und <em>Rhode</em> für +ächt gehalten und zu den ältesten indischen Schriften gezählt +werden.</p> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note37" href = +"#tag37">*)</a> +Die besten Nachrichten über die Veda's verdanken wir Colebrooke.</div> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note38" href = +"#tag38">**)</a> +Holwell's merkwürdige Nachrichten von Hindostan &c. übersetzt von +Kleuker, 1ster Bd.</div> + +<p> +Aus allen diesen Quellen lassen sich demnach die Hauptsätze der ganzen +Religion beider Völker ziemlich vollständig herleiten, wie solches von +Herrn <em>Rhode</em> in den nachstehenden Sätzen geschehen ist, und +woraus man deutlich ersiehet, daß diese Sätze die Grundpfeiler aller +geoffenbarten Religionen sind:</p> + +<p> +1) Es ist ein ewiges, höchstes, nothwendiges, heiliges, allmächtiges +Wesen, Brahma, oder <em>Zervane Akerene</em>, d. i. der Ewige, +Anbeginnlose genannt, von dem alles, was da ist, seinen Ursprung, in dem +alles seinen letzten Grund hat.</p> + +<p> +2) Das unendliche Wesen brachte im Anbeginn mehre große göttliche Wesen +hervor, denen es so viel von seiner Größe, seinen Eigenschaften, seiner +Macht und Herrlichkeit mittheilte, als möglich war.</p> + +<p> +3) Eins oder mehrere der erstgeschaffenen Wesen +<span class = "pagenum">85</span> +fielen durch Mißbrauch ihrer Freiheit von ihrem Schöpfer ab, wurden +böse, und Urquell alles Bösen in der Welt.</p> + +<p> +4) Das unendliche Wesen beschloß nun, die sichtbare materielle Welt +durch seine ersten Machthaber schaffen zu lassen, und sie wurde +geschaffen.</p> + +<p> +5) Der Zweck der Schöpfung der Körperwelt ist kein anderer, als durch +sie die von ihrem Schöpfer abgefallenen Wesen wieder zurückzuführen, sie +wieder gut, und dadurch alles Böse auf ewig verschwinden zu machen.</p> + +<p> +6) Der Ewige hat zur Dauer der Körperwelt einen Zeitraum von +zwölftausend Jahren bestimmt, welcher in vier Zeitalter abgetheilt ist. +In dem ersten Zeitalter herrscht das gute (erhaltende) Princip allein, +im zweiten wird das böse (zerstörende) Princip schon wirksam, doch +untergeordnet; im dritten herrschen beide gemeinschaftlich; im vierten +hat das Böse (zerstörende) die Oberhand, und führt das Ende der Welt +herbei.</p> + +<p> +7) Die Regierung der Welt hängt zwar im Allgemeinen von dem unendlichen +Wesen ab, das alles +<span class = "pagenum">86</span> +nach seinem Rathschlusse und in seiner Weisheit bestimmt; die besondere +Verwaltung ist aber zunächst dem ersten großen Wesen und von diesem +wieder einer Menge vermittelnder Wesen, Erzengeln, Engeln und +Schutzgeistern übertragen, die einander zu- und untergeordnet sind, und +in denen sich oft Naturwesen und Naturkräfte nicht verkennen lassen.</p> + +<p> +8) Die Seelen der Menschen sind vom Anfange der Schöpfung an, als +geistige, selbstständige, freihandelnde Wesen vorhanden. Sie müssen sich +blos auf der Erde mit einem Körper vereinigen, um eine +Prüfungswanderung, im Kampfe gegen das Böse, zu machen. Nach dem Tode, +wo sie ewig fortleben, werden die Guten in den Wohnsitzen der seligen +Geister, dem Himmel, belohnt; die Bösen hingegen in den Wohnungen der +Teufel, der Hölle, gestraft.</p> + +<p> +9) Was den Menschen ihren Kampf auf der Erde erschwert, sind die Devs, +Teufel oder bösen Geister, welche sie Tag und Nacht umlauern, um sie zum +Bösen zu verführen. Aber der Schöpfer hat sich des schwachen Menschen +erbarmt, und ihm seinen Willen in einer, von erleuchteten Propheten +<span class = "pagenum">87</span> +schriftlich verfaßten Offenbarung kund gethan. Befolgt der Mensch diesen +Willen seines Schöpfers, so gewinnt er dadurch Kraft, nicht allein den +Verführungen der Teufel zu widerstehen, sondern sich auch schon durch +Heiligkeit in diesem Leben zu einer innigen Vereinigung mit der Gottheit +zu erheben.</p> + +<p> +10) Im letzten Zeitraume, gegen das Ende der Welt, wo das böse Princip +die Oberhand hat, und das Gute ganz von der Erde zu verschwinden +scheint, wird Gott den Menschen einen Erlöser senden, der dem Bösen +wehrt, Religion, Tugend und Gerechtigkeit wieder herrschend macht, und +das Reich der bösen Geister zerstört, indem er das Reich Gottes +verherrlicht.</p> + +<p> +11) Sind nun die zur Weltdauer bestimmten zwölftausend Jahre verflossen, +so wird die Erde durch Feuer vernichtet werden, aber eine neuere schöne +Erde tritt an ihre Stelle<a class = "tag" name = "tag39" href = +"#note39">*</a>. Aus diesen Religionssätzen, +<span class = "pagenum">88</span> +wovon sich Spuren in den Religionen aller asiatischen Völker und auch +bei denen, welche in andern Erdtheilen wohnen, vorfinden, wie auch aus +der Kenntniß des Thierkreises, der von dem Urvolke erfunden und von da +überall ausgegangen ist, weswegen wir ihn fast bei allen Völkern der +Erde vorfinden, und wo er in Ansehung der Folge der Zeichen ganz +unverändert geblieben ist, folgt doch wol, daß alle Völker der Erde von +dem Urvolke müssen ausgegangen sein, und diese Kenntnisse zugleich +mitgenommen haben.</p> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note39" href = +"#tag39">*)</a> +Diese Sätze, wenn auch nicht alle, wurden in den Schulen der alten +Philosophen als Geheimnisse gelehrt und dem Volke vorenthalten, wie +solches auch von den Essenern geschah, wovon sich ein Theil mit dem +Philosophiren über diese Sätze, ein anderer aber mit der darin liegenden +Sittenlehre beschäftigte. S. Richter's Christenthum und die ältesten +Religionen des Orients, 1819.</div> + +<p> +Dieses Ausgehen der Völker von dem Urstamme oder Urvolke wird auch +deutlich und bestimmt im Bun-Dehesch (<span class = "latin">XV</span>) +angeführt, wo es heißt, daß alle Völker Asiens aus dem Urstamme +hervorgingen. Die Anzahl der Urstämme wird daselbst auf funfzehn +gesetzt. Von diesen funfzehn Stämmen wanderten <em>neun</em> über das +indische Meer, und <em>sechs</em> blieben in +<span class = "pagenum">89</span> +Asien zurück. Unter diesen betrachteten sich die <em>Arier</em><a class += "tag" name = "tag40" href = "#note40">*</a> als das Hauptvolk oder +fortdauernde Urvolk. Der Stamm <em>Mazendr</em> bevölkerte den obern +Theil von Tur, d. i. die Gegend um die Quellen des Oxus und Indus, +und Awir oder Ophir, welches nach Moses das eigentliche Indien ist. +Ferner bevölkerte der Stamm <em>Tschines</em>, <em>Dai</em> und +<em>Satat</em>, wovon der erste Stamm mit Kathai einerlei ist, und +Chinas bedeutet.</p> + +<div class = "footnote"><a class = "note" name = "note40" href = +"#tag40">*)</a> +Von diesen stammen, nach Herodot, die Meder ab.</div> + +<p> +Von den neun Stämmen, welche über das Meer gingen, gingen einige, wo +nicht alle, nach Afrika über, indem kein anderes Meer, als der persische +und arabische Meerbusen zum leichten Uebergange da ist. Zu diesen +Stämmen gehörten höchst wahrscheinlich die Aegyptier, wie die +Verwandtschaft ihrer Sprache und ihrer Religion mit der des Urvolks +hinlänglich beweiset. Dieser ägyptische Stamm bestand aus mehreren +Stämmen, wovon der eine schwärzlich von Farbe, und dadurch dem heißen +Klima sich schon angebildet hatte, der andere aber +<span class = "pagenum">90</span> +von einer hellern Farbe war. Diese Wanderung muß aber schon sehr früh +geschehen sein, indem dieses Volk in Theben schon eine +bewunderungswürdige Stufe von Kultur erlangt und schon ein Weltreich +gestiftet hatte, ehe es uns einmal bekannt geworden ist, und wie es +unserer gewöhnlichen Geschichte bekannt wurde, schon wieder von seiner +Höhe herabgesunken war.</p> + +<p> +Aus den Schriften der Parser und Hindu läßt sich zwar die Bevölkerung +Amerika's, weil dieser Erdtheil erst in neuern Zeiten bevölkert worden +ist, nicht herleiten, aber wir finden in dem neusten Gemälde von +<em>Malte Bruns</em> den Ursprung der Amerikaner von Asien her, über +eine Reihe von Inseln mit Eisschollen angefüllt, von einer bösen Nation +daselbst vertrieben, nach ihrer Sage, sehr gut dargestellt.</p> + +<p> +Auf diese Weise stammen demnach alle jetzt lebenden Völker von dem +einstigen Urvolke in Asien her, und wir können daher, nach der Vernunft +und Geschichte, keine gehörigen Gründe für das Entstehen der Menschen +von mehren Menschenpaaren, hier und dort in den verschiedenen +Erdtheilen, aufstellen.</p> + +<br> +<br> +<br> +<br> +<hr class="pg" noshade> +<p>***END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK UEBER DIE SCHRECKLICHEN WIRKUNGEN DES AUFSTURZES EINES KOMETEN AUF DIE ERDE***</p> +<p>******* This file should be named 18471-h.txt or 18471-h.zip *******</p> +<p>This and all associated files of various formats will be found in:<br /> +<a href="http://www.gutenberg.org/dirs/1/8/4/7/18471">http://www.gutenberg.org/1/8/4/7/18471</a></p> +<p>Updated editions will replace the previous one--the old editions +will be renamed.</p> + +<p>Creating the works from public domain print editions means that no +one owns a United States copyright in these works, so the Foundation +(and you!) can copy and distribute it in the United States without +permission and without paying copyright royalties. Special rules, +set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to +copying and distributing Project Gutenberg-tm electronic works to +protect the PROJECT GUTENBERG-tm concept and trademark. Project +Gutenberg is a registered trademark, and may not be used if you +charge for the eBooks, unless you receive specific permission. If you +do not charge anything for copies of this eBook, complying with the +rules is very easy. You may use this eBook for nearly any purpose +such as creation of derivative works, reports, performances and +research. They may be modified and printed and given away--you may do +practically ANYTHING with public domain eBooks. 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For +example an eBook of filename 10234 would be found at: + +http://www.gutenberg.org/dirs/1/0/2/3/10234 + +or filename 24689 would be found at: +http://www.gutenberg.org/dirs/2/4/6/8/24689 + +An alternative method of locating eBooks: +<a href="http://www.gutenberg.org/dirs/GUTINDEX.ALL">http://www.gutenberg.org/dirs/GUTINDEX.ALL</a> + +*** END: FULL LICENSE *** +</pre> +</body> +</html> diff --git a/LICENSE.txt b/LICENSE.txt new file mode 100644 index 0000000..6312041 --- /dev/null +++ b/LICENSE.txt @@ -0,0 +1,11 @@ +This eBook, including all associated images, markup, improvements, +metadata, and any other content or labor, has been confirmed to be +in the PUBLIC DOMAIN IN THE UNITED STATES. + +Procedures for determining public domain status are described in +the "Copyright How-To" at https://www.gutenberg.org. + +No investigation has been made concerning possible copyrights in +jurisdictions other than the United States. 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