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-The Project Gutenberg EBook of Norwegische Volksmährchen vol. 2, by
-P. Asbjörnsen and Jörgen Moe
-
-This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with
-almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or
-re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included
-with this eBook or online at www.gutenberg.org
-
-
-Title: Norwegische Volksmährchen vol. 2
- gesammelt von P. Asbjörnsen und Jörgen Moe
-
-Author: P. Asbjörnsen
- Jörgen Moe
-
-Commentator: Ludwig Tieck
-
-Translator: Friedrich Bresemann
-
-Release Date: September 25, 2009 [EBook #30084]
-
-Language: German
-
-Character set encoding: ISO-8859-1
-
-*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK NORWEGISCHE VOLKSMÄHRCHEN VOL. 2 ***
-
-
-
-
-Produced by Delphine Lettau and the Online Distributed
-Proofreading Team at http://www.pgdp.net
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-Norwegische Volksmährchen.
-
-2.
-
-
-Norwegische
-Volksmährchen,
-gesammelt
-von
-P. Asbjörnsen und Jörgen Moe.
-
-Deutsch von Friederich Bresemann.
-
-Mit einem Vorworte
-von
-Ludwig Tieck.
-
-
-Zweiter Band.
-
-Verlegt
-von
-M. Simion in Berlin.
-
-
-1847.
-
-
-Gedruckt bei Julius Sittenfeld in Berlin.
-
-
-
- Inhalt.
-
- Seite
-
- 1. Die sieben Füllen 1
- 2. Gidske 11
- 3. Die zwölf wilden Enten 19
- 4. Der Meisterdieb 29
- 5. Die drei Schwestern im Berge 50
- 6. Von dem Riesen, der kein Herz im Leibe hatte 58
- 7. Die Grimsschecke 68
- 8. Es hat keine Noth mit Dem, in welchen alle Weiber
- verliebt sind 83
- 9. Die Lügenprobe 96
- 10. Die drei Böcke Brausewind, die nach der Koppel gehen
- und sich fett machen wollten 99
- 11. Östlich von der Sonne und westlich vom Mond 102
- 12. Von dem Huhn, das nach dem Dovrefjeld wollte,
- damit nicht die Welt vergehen sollte 118
- 13. Der Mann, der das Haus beschicken sollte 122
- 14. Däumerling 127
- 15. Hakon Borkenbart 129
- 16. Die Meisterjungfer 140
- 17. Wohl gethan und schlecht gelohnt 162
- 18. Treu und Untreu 166
- 19. Peter und Paul und Esben Aschenbrödel 174
- 20. Die Mühle, die auf dem Meergrunde mahlt 182
- 21. Die Prinzessinn auf dem gläsernen Berg 189
- 22. Schmierbock 203
-
-
-
-
-1.
-
-Die Sieben Füllen.
-
-
-Es waren einmal ein Paar arme Leute, die wohnten in einer elenden Hütte,
-weit weg in einem Walde, und hatten nicht Mehr, als aus der Hand in den
-Mund, und kaum einmal das; aber drei Söhne hatten sie, und der jüngste
-von ihnen war _Aschenbrödel_, denn er that nichts Anders, als in der
-Asche wühlen.
-
-Eines Tages sagte der älteste Bursch, er wolle fort und sich einen
-Dienst suchen; dagegen hatten die Ältern Nichts einzuwenden, und er
-wanderte hinaus in die Welt. Er ging den ganzen Tag, und als es Abend
-ward, kam er zu einem Königsschloß. Da stand der König draußen auf der
-Treppe und fragte ihn, wo er hin wolle. »O, ich suche mir nur einen
-Dienst,« sagte der Bursch. »Willst Du bei mir dienen und meine sieben
-Füllen hüten?« fragte ihn der König. »Wenn Du sie einen ganzen Tag hüten
-kannst und mir am Abend sagen, Was sie essen und Was sie trinken, so
-sollst Du die Prinzessinn und das halbe Reich haben,« sagte er: »kannst
-Du es aber nicht, so schneide ich Dir drei rothe Riemen aus Deinem
-Rücken.« Ja, das, meinte der Bursch, wär' eine leichte Arbeit, damit
-wollt' er schon fertig werden.
-
-Am Morgen, als es Tag wurde, ließ der Stallmeister die sieben Füllen
-aus; diese fort, und der Bursch hinter ihnen her, und darauf ging's über
-Berg und Thal, durch Rusch und durch Busch. Als der Bursch eine gute
-Weile gelaufen hatte, fing er an, müde zu werden, und als er's noch eine
-Zeitlang ausgehalten, da hatt' er das Hüten völlig satt. Er stand eben
-vor einer Bergschlucht, wo ein altes Weib saß und die Spindel dreh'te;
-als die den Burschen erblickte, der hinter den Füllen herlief, daß ihm
-der Schweiß von der Stirne troff, rief sie: »Komm her, mein schmucker
-Bursch! ich will Dir den Kopf krauen.« Das war dem Burschen schon recht;
-er setzte sich zu dem alten Weib in der Bergschlucht und legte seinen
-Kopf auf ihren Schoß, und nun krau'te sie ihn den ganzen Tag, während er
-da lag und sich runks'te. Als es Abend wurde, wollte der Bursch fort:
-»Es ist wohl am besten, ich gehe nur wieder heim zu meinen Ältern,«
-sagte er: »denn daß ich auf's Schloß zurückkehre, kann doch Nichts
-nützen.« -- »Warte nur, bis es dunkel geworden ist,« sagte das Weib:
-»dann kommen die Füllen hier wieder vorbei, und dann kannst Du mit ihnen
-zurücklaufen; denn es weiß Niemand, daß Du hier den ganzen Tag auf
-meinem Schoß gelegen hast, anstatt sie zu hüten.« Als nun die Füllen
-ankamen, gab das Weib dem Burschen eine Flasche mit Wasser und einen
-Büschel Moos; das sollte er dem König zeigen und sagen, das wäre Das,
-was die sieben Füllen äßen und tränken.
-
-»Hast Du nun die Füllen den ganzen Tag treu gehütet?« fragte ihn der
-König, als er am Abend ankam. »Ja, das hab' ich,« sagte der Bursch.
-»Kannst Du mir denn sagen, Was sie essen, und Was sie trinken?« fragte
-der König. Da zeigte der Bursch ihm die Flasche mit Wasser und den
-Büschel Moos, was er von der Alten bekommen hatte. »Da siehst Du, Was
-sie essen, und da siehst Du, Was sie trinken,« sagte er. Da wußte nun
-der König gleich, wie er sie gehütet hatte, und er wurde so zornig, daß
-er seinen Leuten befahl, sie sollten ihn sogleich aus dem Hause jagen,
-erst aber sollten sie ihm drei rothe Riemen aus seinem Rücken schneiden
-und Salz hineinstreuen. Als darauf der Bursch zu Hause kam, so kannst Du
-Dir wohl vorstellen, wie ihm zu Muthe war. Einmal wäre er ausgegangen,
-um zu dienen, sagte er: aber er thät's nicht zum zweiten Mal.
-
-Den Tag darauf sagte der zweite Sohn, nun wolle er auch einmal in die
-Welt und sein Glück versuchen. Die Ältern aber sagten nein, und er
-möchte nur den Rücken seines Bruders betrachten; aber der Sohn bat so
-lange, bis sie ihn denn zuletzt reisen ließen. Wie er nun einen ganzen
-Tag gewandert hatte, kam er auch zu dem Königsschloß. Da stand der König
-auf der Treppe und fragte ihn, wo er hin wolle; und als der Bursch sagte,
-er wolle sich nach einem Dienst umhören, sagte der König, er könne bei
-ihm in Dienst kommen, wenn er seine sieben Füllen hüten wolle, setzte
-ihm aber dieselbe Strafe und denselben Lohn aus, wie er beides seinem
-Bruder ausgesetzt hatte. Ja, dem Burschen war das recht, und er nahm
-ohne weiteres Bedenken den Dienst an; denn er meinte, er wolle die
-Füllen schon hüten und dem König sagen, Was sie äßen und Was sie
-tränken.
-
-Sobald es Tag wurde, ließ der Stallmeister die sieben Füllen hinaus;
-diese fort über Berg und Thal, und der Bursch hinter ihnen her. Aber es
-ging ihm nicht besser, als dem Bruder. Als er so lange hinter den Füllen
-hergelaufen war, bis er ganz müde geworden und über und über mit Schweiß
-bedeckt war, kam er ebenfalls an die Bergschlucht, wo das alte Weib saß
-und die Spindel dreh'te. »Komm her, mein schmucker Bursch! ich will Dir
-den Kopf krauen,« rief sie. Das däuchte dem Burschen ganz gut; er ließ
-die Füllen laufen, wohin sie wollten, setzte sich zu dem Weib in der
-Bergschlucht, und da lag er nun und runks'te sich den ganzen Tag.
-
-Als die Füllen am Abend zurückkamen, gab das alte Weib ihm auch eine
-Flasche mit Wasser und einen Büschel Moos, welches er dem König zeigen
-sollte. Als aber darauf der König den Burschen fragte, ob er ihm sagen
-könne, Was die sieben Füllen äßen und Was sie tränken, und dieser ihm
-die Wasserflasche und den Moosbüschel hinhielt und sagte: »Da siehst
-Du, Was sie essen, und da siehst Du, Was sie trinken,« ward der König
-so zornig, daß er befahl, ihm drei rothe Riemen aus seinem Rücken
-zu schneiden und Salz hineinzustreuen und ihn dann augenblicklich
-fortzujagen. Wie nun der Bursch zu Hause kam, erzählte er ebenfalls,
-wie's ihm ergangen war, und sagte, einmal wäre er ausgegangen, um zu
-dienen, aber er thät's nicht zum zweiten Mal.
-
-Den dritten Tag wollte Aschenbrödel sich aufmachen. Er hätte große
-Lust, sagte er, auch mal zu versuchen, die sieben Füllen zu hüten. Die
-Andern aber lachten und hatten ihn zum Besten. »Wenn es uns so gegangen
-ist,« sagten sie: »so sollst Du wohl was ausrichten, Du, der nie etwas
-Andres gethan hat, als auf dem Herd liegen und in der Asche wühlen.«
--- »Einerlei,« sagte Aschenbrödel: »ich will aber fort; denn ich hab's
-mir einmal in den Kopf gesetzt,« -- und wie sehr die Brüder ihn auch
-auslachten, und die Ältern ihn bitten mochten, es half Alles nichts:
-Aschenbrödel mußte fort. Als er nun den ganzen Tag marschirt hatte, kam
-er endlich gegen Abend auch zu dem Königsschloß. Der König stand wieder
-draußen auf der Treppe und fragte ihn, wo er hin wolle. »Ich wollte mich
-nur nach einem Dienst umhören,« sagte Aschenbrödel. »Wo bist Du her?«
-fragte ihn der König, denn er wollte sich erst etwas näher erkundigen,
-eh' er wieder Jemanden in Dienst nahm. Aschenbrödel erzählte ihm nun,
-wo er her sei, und daß er der Bruder von den Zweien wäre, die vor ihm
-die Füllen gehütet hätten, und fragte, ob er den nächsten Tag nicht
-auch versuchen dürfte, sie zu hüten. »Twi!« sagte der König und gerieth
-ganz in Zorn: »bist Du der Bruder von den Zweien, so taugst Du auch
-wohl nicht viel mehr, als sie; von solchen Leuten habe ich schon Genug
-gehabt.« -- »Was schadt's?« sagte Aschenbrödel: »da ich doch einmal hier
-bin, so könnt' ich's ja auch mal versuchen.« -- »Nun ja, wenn Du denn
-durchaus Deinen Rücken geschunden haben willst, dann meinetwegen!« sagte
-der König. »Ich möchte weit lieber die Prinzessinn haben,« sagte
-Aschenbrödel.
-
-Am Morgen, als es Tag wurde, ließ der Stallmeister die sieben Füllen
-hinaus; diese fort über Berg und über Thal, durch Rusch und durch Busch,
-und Aschenbrödel immer hinter ihnen her. Als er ihnen eine gute Weile
-nachgelaufen war, kam er auch zu der Bergschlucht; da saß wieder das
-alte Weib mit ihrer Spindel und rief Aschenbrödel zu: »Komm her, mein
-schmucker Bursch! ich will Dir den Kopf krauen!« -- »Küß mich hinten!«
-sagte Aschenbrödel, hielt sich fest an dem Schweif des jüngsten Füllen
-und sprang fort. Als sie die Bergschlucht hinter sich hatten, sagte das
-Füllen zu ihm: »Setze Dich auf meinen Rücken, denn wir haben noch einen
-weiten Weg,« und das that Aschenbrödel.
-
-Nun ging's noch ein weites Ende fort. »Siehst Du Etwas?« sagte das
-Füllen. »Nein,« sagte Aschenbrödel. Damit ging's noch ein gutes Ende
-weiter. »Siehst Du jetzt Etwas?« fragte das Füllen wieder. »Nein,« sagte
-der Bursch. Als sie nun eine weite, weite Strecke zurückgelegt hatten,
-fragte das Füllen wieder: »Siehst Du jetzt Etwas?« -- »Ja, nun seh'
-ich etwas Weißes schimmern,« sagte Aschenbrödel: »es sieht aus wie ein
-großer, dicker Birkenstamm.« -- »Da müssen wir hin,« sagte das Füllen.
-Als sie nun hinkamen, riß das älteste Füllen den Stamm aus und warf ihn
-bei Seite. Da öffnete sich an der Stelle, wo der Stamm gestanden hatte,
-eine Thür -- drinnen war ein kleines Zimmer, und in dem Zimmer war
-nichts Anders, als ein kleiner Herd und ein paar Bänke; und hinter der
-Thür hing ein altes rostiges Schwert, eine Flasche und ein Krug. »Kannst
-Du das Schwert schwingen?« fragte das Füllen. Aschenbrödel machte einen
-Versuch, aber er konnt's nicht schwingen. Da mußte er einen Trunk aus
-der Flasche thun, erst einmal, dann noch einmal, und dann noch einmal,
-und da konnt' er es schwingen wie gar Nichts. »Jetzt musst Du das
-Schwert mit Dir nehmen,« sagte das Füllen: und an Deinem Hochzeitstage
-musst Du uns allen sieben damit den Kopf abhauen, dann werden wir
-wieder zu Prinzen, wie wir ehedem waren; denn wir sind die Brüder der
-Prinzessinn, die Du heirathen sollst, wenn Du dem König sagen kannst,
-Was wir essen, und Was wir trinken; -- ein böser Troll hatte diese
-Ham's[1] auf uns geworfen. Wenn Du uns aber dann den Kopf abgehauen
-hast, musst Du vorsichtig jeden Kopf beim Schwanz desjenigen Rumpfes
-hinlegen, auf dem er gesessen; alsdann hat der Zauber keine Macht mehr
-über uns.« Aschenbrödel versprach, Alles genau zu thun, wie das Füllen
-ihm gesagt hatte, und darauf ging es wieder fort.
-
-Als sie nun eine lange Strecke Weges zurückgelegt hatten, fragte das
-Füllen: »Siehst Du Etwas?« -- »Nein,« sagte Aschenbrödel. Als sie darauf
-ein gutes Ende weiter gekommen waren, fragte das Füllen wieder: »Siehst
-Du jetzt Etwas?« -- »Nein, ich sehe Nichts,« sagte Aschenbrödel. Nun
-ging es viele, viele Meilen weit über Berge und über Thäler. Endlich
-fragte das Füllen wieder: »Siehst Du jetzt Etwas?« -- »Ja, nun seh' ich
-einen blauen Streifen weit weit in der Ferne,« sagte Aschenbrödel. »Das
-ist ein Fluß,« sagte das Füllen: »da müssen wir hinüber.« Über den Fluß
-aber führte eine lange schöne Brücke, und als sie auf die andre Seite
-gekommen waren, ging es wieder eine lange Strecke weiter. Endlich fragte
-das Füllen wieder, ob Aschenbrödel Nichts sähe. Ja, da sah' er weit in
-der Ferne etwas Schwarzes, das sah aus wie ein Kirchthurm. »Da müssen
-wir hinein,« sagte das Füllen.
-
-Als die Füllen auf den Kirchhof kamen, wurden sie wieder in Menschen
-verwandelt; sie sahen nun aus wie Königssöhne und hatten so prächtige
-Kleider an, daß es glitzerte und blitzerte. Darauf gingen sie in die
-Kirche und empfingen von dem Priester, der vor dem Altar stand, Brod und
-Wein. Aschenbrödel ging auch mit hinein; und als der Priester die Hände
-auf die Prinzen gelegt und sie gesegnet hatte, gingen sie wieder hinaus,
-und Aschenbrödel folgte ihnen nach; zuvor aber steckte er eine Flasche
-mit Wein und ein Altarbrod zu sich. Sowie die Prinzen den Kirchhof
-verlassen hatten, waren sie wieder in Füllen verwandelt, und nun ging es
-wieder desselben Weges zurück, den sie gekommen waren, aber noch viel
-schneller, als vorher. Erst kamen sie über die Brücke, dann kamen sie zu
-dem Birkenstamm, und dann zu dem alten Weib, das in der Bergschlucht saß
-und spann. Es ging aber so schnell, daß Aschenbrödel nicht hören konnte,
-Was das alte Weib, das hinter ihm herschrie, sagte; so Viel verstand er
-jedoch, daß sie ganz bitterböse war.
-
-Es war beinahe dunkel geworden, als er am Schloß ankam, und der König
-stand auf der Treppe und wartete auf ihn. »Hast Du nun die Füllen den
-ganzen Tag treu gehütet?« fragte er Aschenbrödel. »Ich habe mein Bestes
-gethan,« antwortete dieser. »So kannst Du mir denn wohl sagen, Was sie
-essen, und Was sie trinken,« versetzte der König. Da nahm Aschenbrödel
-die Flasche mit Wein und das Altarbrod hervor und sprach: »Da siehst Du,
-Was sie essen, und da siehst Du, Was sie trinken.« -- »Ja, Du hast sie
-treu gehütet,« sagte der König: »und nun sollst Du die Prinzessinn und
-das halbe Reich haben.« Da wurde denn alsbald eine Hochzeit gefeiert,
-daß man sich weit und breit davon zu erzählen hatte. Als sie aber bei
-Tafel saßen, stand der Bräutigam von der Bank auf und ging hinunter in
-den Stall, um, wie er sagte, noch Etwas zu holen, das er dort vergessen
-hätte. Er that nun, wie die Füllen ihm gesagt hatten, und hau'te ihnen
-allen sieben den Kopf ab, zuerst dem ältesten, und dann den übrigen,
-sowie sie auf einander folgten; jeden Kopf aber legte er sorgfältig bei
-dem Schwanz desjenigen Rumpfes hin, auf dem er gesessen hatte, und sowie
-er das that, wurden alle die Füllen wieder in Prinzen verwandelt. Als er
-nun mit den sieben Prinzen in den Hochzeitssaal eintrat, war der König
-so erfreu't, daß er ihn umarmte und ihn küßte; und seine Braut hielt
-noch mehr von ihm, als sie schon vorher von ihm gehalten hatte. »Das
-halbe Reich gehört jetzt Dir,« sagte der König: »und die andre Hälfte
-sollst Du nach meinem Tode haben; denn meine Söhne können sich jetzt, da
-sie wieder Prinzen geworden sind, selber Land und Reich erwerben.« Nun
-war die Freude und der Jubel erst recht groß bei der Hochzeit. Ich war
-auch mit dabei; aber es hatte Niemand Zeit, an mich zu denken: ich bekam
-nichts Anders, als ein Butterbrod, das legte ich auf den Ofen, und das
-Brod verbrannte, und die Butter schmolz, und nie habe ich wieder das
-Allergeringste bekommen.
-
-
-
-
-2.
-
-Gidske.
-
-
-Es war einmal ein Wittmann, der hatte eine Haushälterinn, Namens
-_Gidske_, die wollte ihn gern zum Mann haben und lag ihm immer in
-den Ohren, daß er sie heirathen sollte. Zuletzt wurde der Mann es
-überdrüssig; aber er wußte nicht, wie er's anfangen sollte, um sie los
-zu werden. Nun war es eben um die Zeit, daß der Hanf geschnitten werden
-sollte, und weil Gidske sich immer für so tüchtig und flink hielt, fing
-sie an, den Hanf zu schneiden und schnitt so lange, bis sie schwindlig
-im Kopf ward von dem strengen Geruch und umfiel und auf dem Hanf-Felde
-liegen blieb. Während sie nun da lag und schlief, kam der Mann mit einer
-Schere und schnitt ihr den Rock ganz kurz ab; darnach beschmierte er
-sie erst mit Talg und dann mit Ruß, so daß sie ärger aussah, als der
-lebendige Teufel. Als Gidske erwachte und sah, wie häßlich sie war,
-kannte sie sich selbst nicht mehr. »Bin ich's, oder bin ich's nicht?«
-sagte sie: »Nein, ich kann's nicht sein; denn so häßlich bin ich ja
-mein Lebtag nicht gewesen; es muß der Teufel sein.« Um nun hierüber ins
-Reine zu kommen, ging sie hin und öffnete ein klein wenig die Thür zu
-der Stube ihres Herrn und fragte: »Ist Eure Gidske zu Hause?« -- »Ei
-freilich ist sie zu Hause!« sagte der Mann, weil er sie gern quitt sein
-wollte. »So kann ich also nicht Gidske sein,« dachte sie und sockte
-fort, und Der sich freu'te, das war der Mann. Als sie nun ein gutes
-Ende gegangen war, kam sie in einen großen Wald; da begegneten ihr zwei
-Spitzbuben. »Mit denen will ich mich ins Geleit geben,« dachte Gidske:
-»denn weil ich doch einmal der Teufel bin, so ist das eben für mich die
-rechte Gesellschaft.« Die Diebe dachten aber nicht so, sondern als sie
-Gidske erblickten, schwangen sie die Fersen und machten sich aus dem
-Staube, so schnell sie nur konnten; denn sie glaubten der Leibhaftige
-wäre hinter ihnen her und wollte sie holen; aber es half ihnen nicht
-viel; denn Gidske war langbeinig und schnell zu Fuß, und eh' sie sich's
-versahen, hatte sie sie eingeholt.
-
-»Wollt Ihr aufs Stehlen aus, so will ich mit Euch und Euch helfen,«
-sagte Gidske: »denn ich weiß hier in der Gegend gut Bescheid.« Als die
-Diebe das hörten, meinten sie, das wäre eine gute Gesellschaft, und
-waren nun nicht länger bange.
-
-Sie wollten gern hin und ein Schaf stehlen, sagten sie: aber sie wüßten
-nicht, wo wohl eins zu holen wäre. »Ach, das ist eine Kleinigkeit,«
-sagte Gidske: »Ich habe lange bei einem Bauern hier im Wald gedient
-und kann den Schafstall mitten in der Nacht finden.« Das däuchte den
-Spitzbuben ganz herrlich, und als sie zu dem Schafstall kamen, sollte
-Gidske hineingehen und herausschicken, und sie wollten's draußen in
-Empfang nehmen. Der Schafstall lag aber dicht an der Stube, wo der Mann
-schlief; darum ging Gidske ganz leise und behutsam hinein; als sie aber
-drinnen war, schrie sie zu den Dieben hinaus: »_Wollt Ihr einen Bock,
-oder ein Schaf? Hier ist von Allen!_« -- »Scht! scht!« sagten die Diebe:
-»nimm bloß Einen, der brav fett ist!« -- »_Ja, aber wollt Ihr einen
-Bock, oder ein Schaf? Wollt Ihr einen Bock, oder ein Schaf? Denn hier
-ist Genug von Allen!_« schrie Gidske. »So schweig' doch still!« sagten
-die Diebe: »nimm bloß Einen, der brav fett ist, dann ist's einerlei,
-ob's ein Bock, oder ein Schaf ist.« -- »_Ja, aber wollt Ihr einen Bock,
-oder ein Schaf? Wollt Ihr einen Bock, oder ein Schaf? Hier ist Genug
-von Allen!_« dabei blieb Gidske. »So halt doch Dein Maul und nimm bloß
-Einen, der brav fett ist, ob's dann ein Bock, oder ein Schaf ist,«
-sagten die Diebe. Indem kam der Mann, der über den Lärm erwacht war,
-heraus im bloßen Hemd, und wollte sehen, Was da los war. Die Diebe
-liefen davon, und Gidske hinter sie drein, so daß sie den Mann über den
-Haufen lief. »So wartet doch! so wartet doch!« schrie sie. Der Mann, der
-bloß das schwarze Ungeheuer gesehen hatte, war so erschrocken, daß er
-anfangs gar nicht wagte, wieder aufzustehen; denn er glaubte, es sei der
-Teufel selber, der aus seinem Schafstall gefahren kam. Zuletzt ging er
-wieder ins Haus, weckte alle seine Leute auf und fing mit ihnen an, zu
-lesen und zu beten; denn er hatte gehört, daß man dadurch den Teufel
-fortbannen könne.
-
-Den andern Abend wollten die Diebe eine fette Gans stehlen, und Gidske
-sollte ihnen den Weg zeigen. Als sie nun zum Gänsestall kamen, sollte
-Gidske hineinsteigen und herausschicken, und sie wollten's in Empfang
-nehmen. »_Wollt Ihr eine Gans, oder einen Gänserich? Hier ist genug von
-Allen!_« schrie Gidske, als sie in den Stall gekommen war. »Scht! scht!
-nimm bloß Einen, der brav fett ist!« sagten die Diebe. »_Ja, aber wollt
-Ihr eine Gans, oder einen Gänserich? Wollt Ihr eine Gans, oder einen
-Gänserich? Hier ist Genug von Allen!_« schrie Gidske. »Still! still!
-nimm bloß Einen, der brav fett ist, so ist's einerlei, ob's eine Gans,
-oder ein Gänserich ist, und dann halt Dein Maul!« sagten die Diebe.
-Während nun Gidske rief, und die Diebe sie tuschten, fing eine Gans
-an zu schreien, dann eine zweite, und endlich schrien sie alle mit
-einander, aus vollem Halse. Da sprang der Mann heraus und wollte sehen,
-Was es gab -- die Diebe auf und davon, so schnell sie nur konnten, und
-Gidske hinter sie drein wie ein Unwetter, so daß der Bauer glaubte, es
-sei der lebendige Teufel; denn langbeinig war sie, und die Röcke hielten
-sie nicht auf. »So wartet doch!« rief Gidske: »Ihr könnt ja bekommen,
-Was Ihr wollt, ob's denn eine Gans, oder ein Gänserich ist.« Aber die
-Spitzbuben hatten keine Zeit, und der Bauer mit seinen Leuten fing an
-zu lesen und zu beten; denn sie glaubten alle nicht anders, als daß der
-Teufel in dem Gänsestall gewesen sei.
-
-Den dritten Tag waren die Diebe mit sammt Gidske so hungrig, daß ihnen
-der Magen pfiff, und sie beschlossen daher, bei einem reichen Bauern,
-der am Wald wohnte, aufs Stabur zu gehen und sich Etwas zu essen zu
-stehlen. Gegen Abend gingen sie hin; die Diebe aber wagten sich nicht
-hinauf, sondern Gidske sollte aufs Stabur gehen und herunterschicken,
-und sie wollten's in Empfang nehmen. Als Gidske hinaufkam, war da
-vollauf von Allem: von Fleisch und Speck und Wurst und Erbsenbrod.
-Die Diebe tuschten sie und sagten, sie solle nur einige Lebensmittel
-herauswerfen und nicht viel Gerede machen; denn sie wüßte wohl, wie's
-ihnen die beiden vorigen Male gegangen wäre. Aber Gidske schrie wieder,
-daß es nur so schallte: »_Wollt Ihr Fleisch, oder Speck, oder Wurst,
-oder Erbsenbrod? herrliches Erbsenbrod! Ihr könnt kriegen, Was Ihr
-wollt; denn hier ist Genug von Allem!_« Der Mann auf dem Gehöft, der
-über das Geräusch erwachte, kam heraus und wollte sehen, Was es gab.
-Die Diebe davon, so schnell sie konnten, und Gidske ihnen nach in einer
-Höllenfahrt. Als der Mann das Ungethüm erblickte, glaubte er ebenfalls,
-der Teufel sei los, denn er hatte gehört, Was sich die beiden Abende
-vorher zugetragen, und er fing an zu lesen und zu beten, und mit ihm
-alle Leute auf dem ganzen Gehöft, damit sie den Teufel fortbannten.
-
-Am Samstag-Abend wollten die Diebe sich einen fetten Bock zum Sonntag
-stehlen; sie konnten's auch wohl nöthig haben, denn sie hatten schon
-viele Tage gehungert; aber Gidske wollten sie das Mal nicht mit haben,
-denn sie richte doch bloß Unheil mit ihrem Maul an, sagten sie. Als aber
-am Sonntag-Morgen die Spitzbuben noch nicht zurückgekehrt waren, fühlte
-Gidske einen entsetzlichen Hunger -- denn sie hatte in drei Tagen fast
-nicht das Geringste genossen -- und ging daher ins Rübenfeld, gnitschte
-und gnatschte und zog sich eine Rübe nach der andern auf. Indeß kam der
-Mann gegangen, dem das Rübenfeld gehörte; wie der das schwarze Ungethüm
-sah, das in seinen Rüben ging und gnatschte, glaubte er ebenfalls, es
-sei der Lebendige. Er auf und davon nach Hause, so schnell er nur konnte
-und erzählte, daß der Teufel in seinem Rübenfeld wäre. Als die Leute auf
-dem Gehöft das hörten, erschraken sie gewaltig und glaubten, es wäre am
-besten, nach dem Pfarrer zu schicken, damit er den Teufel festmache.
-»Nein, das geht nicht an, daß wir nach dem Pfarrer schicken,« sagte
-die Hausfrau: »denn es ist ja Sonntag-Morgen, und da ist er noch nicht
-aufgestanden, und wenn er auch schon aufgestanden ist, so kommt er doch
-nicht, denn er muß auf seinen Text studiren.« --
-
-»O, ich verspreche ihm ein fettes Mastkalb, dann wird er schon kommen,«
-sagte der Mann und machte sich auf zum Pfarrhof. Als er aber dort ankam,
-war der Pfarrer noch nicht aufgestanden. Das Dienstmädchen hieß den
-Mann eintreten, und ging hinauf zum Pfarrer und sagte, es wäre unten
-ein Mann, der wäre so und so und wollte gern ein Wort mit dem Herrn
-Pfarrer sprechen. Als der Pfarrer hörte, daß es ein so braver Mann war,
-der ihn sprechen wollte, stand er sogleich auf und kam herunter in
-Pantoffeln und mit der Nachtmütze.
-
-Der Mann erzählte ihm nun sein Anliegen und sagte, der Teufel wäre
-los in seinem Rübenfeld, und wenn der Herr Pfarrer helfen wollte, ihn
-festzumachen, so wolle er ihm auch ein fettes Mastkalb schicken. Ja, der
-Pfarrer war sogleich bereit und wollte nur seinen Burschen rufen, daß er
-dem Pferd den Sattel auflege, während er sich ankleide. »Nein, Gevatter,
-das geht nicht,« sagte der Mann: »denn der Teufel lässt nicht auf sich
-warten, und hat er sich erst wieder aus dem Staub gemacht, so hält's
-schwer, ihn wieder zu attrapiren; Ihr müsst darum sogleich mit, wie Ihr
-geht und steht.« Der Pfarrer mußte nun fort in seinen Pantoffeln und
-mit der Nachtmütze; als sie aber ins Erlenbruch kamen, war der Boden so
-locker, daß der Pfarrer in den Pantoffeln nicht fortkonnte. Da lud der
-Mann ihn auf den Rücken und trug ihn huckepack, indem er ganz vorsichtig
-immer von einem Bülten auf den andern trat. Als sie nun ungefähr bis in
-die Mitte gekommen waren, bemerkte Gidske die Beiden und glaubte, es
-wären die Diebe, welche mit dem Bock kämen. »Ist er brav fett? ist er
-brav fett?« schrie sie, daß es ins Holz schallte. »Ich weiß den Teufel,
-ob er fett ist, oder mager,« sagte der Mann: »willst Du's aber wissen,
-so komm selber und sieh zu!« und damit warf er den Pfarrer mitten in die
-Plampe und lief davon. Und ist der Pfarrer nicht wieder aufgestanden, so
-liegt er wohl noch da.
-
-
-
-
-3.
-
-Die zwölf wilden Enten.
-
-
-Es war einmal eine Königinn, die fuhr einst bei Winterzeit, da frischer
-Schnee gefallen war, in einem Schlitten. Unterweges fing ihr die Nase an
-zu bluten, und sie mußte daher aussteigen. Während sie nun da stand und
-sich an einen Zaun lehnte, betrachtete sie ihr rothes Blut in dem weißen
-Schnee; da dachte sie bei sich selbst: »Ich habe nun zwölf Söhne, und
-keine einzige Tochter; hätte ich eine Tochter, so weiß wie Schnee und so
-roth wie Blut, dann wollt' ich mich um die Söhne nicht weiter grämen.«
-Kaum hatte sie das so leise vor sich hin gesprochen, als plötzlich eine
-Trollhexe vor ihr stand. »Eine Tochter sollst Du bekommen,« sagte sie:
-»und die soll so weiß sein wie Schnee und so roth wie Blut; dann aber
-sollen Deine Söhne mir gehören; jedoch kannst Du sie so lange bei Dir
-behalten, bis die Tochter getauft ist.«
-
-Als nun die Zeit kam, da die Königinn gebären sollte, gebar sie eine
-Tochter, die war weiß wie Schnee und roth wie Blut, so wie das Trollweib
-es ihr versprochen hatte, und darum nannte sie sie _Schneeweiß und
-Rosenroth_. Da war nun große Freude im Königsschloß, und am meisten
-von Allen freu'te sich die Königinn. Als sie aber gedachte, Was sie der
-alten Trollhexe versprochen hatte, ward ihr doch etwas wunderlich ums
-Herz, und sie schickte zu einem Silberschmied, der mußte ihr zwölf
-silberne Löffel verfertigen, einen für jeden Prinzen, und für Schneeweiß
-und Rosenroth ließ sie auch einen machen. Wie nun die Prinzessinn
-getauft war, wurden die Prinzen in zwölf wilde Enten verwandelt und
-flogen davon und wurden nicht mehr gesehen; fort waren sie und fort
-blieben sie. Die Prinzessinn wuchs indessen heran und wurde groß und
-außerordentlich schön; aber sie war immer so in sich selbst gekehrt und
-so schwermüthig, und Niemand konnte recht begreifen, Was ihr fehlte.
-Eines Abends, als die Königinn auch so betrübt da saß und an ihre Söhne
-dachte, sagte sie zu Schneeweiß und Rosenroth: »Warum bist Du immer so
-traurig, meine Tochter? Fehlt Dir Etwas, so sage es mir! Möchtest Du
-vielleicht gern Etwas haben, so sollst Du es bekommen.« -- »Ach, liebe
-Mutter,« versetzte Schneeweiß und Rosenroth: »es kommt mir hier immer so
-öde vor; alle andern Kinder haben Geschwister, aber ich habe keine, und
-darüber bin ich so betrübt.« -- »Meine Tochter,« sagte die Königinn: »Du
-hast auch Geschwister gehabt; denn ich hatte zwölf Söhne, welche Deine
-Brüder waren, aber ich habe sie alle dahingegeben, um Dich zu bekommen,«
-und darauf erzählte sie ihr, wie sich Alles zugetragen hatte.
-
-Als die Prinzessinn hörte, wie es ihren Brüdern ergangen war, hatte sie
-keine Ruhe länger zu Hause; und wie sehr die Mutter auch weinen und sie
-bitten mochte, es half Alles nichts, sie wollte fort und mußte fort, um
-ihre Brüder wieder aufzusuchen; denn sie glaubte, sie wäre allein schuld
-an ihrem Unglück; und darum verließ sie zuletzt heimlich das Schloß. Sie
-wanderte nun so weit in die Welt hinaus, daß Du gar nicht glauben
-solltest, wie eine so zarte Jungfrau so weit zu wandern vermocht hätte.
-
-Einmal war sie die ganze Nacht hindurch in einem großen Wald umhergeirrt;
-gegen Morgen aber wurde sie müde, setzte sich auf den Rasen hin und
-schlief ein. Da träumte ihr, sie ginge noch weiter in den Wald hinein,
-bis sie zu einer kleinen hölzernen Hütte kam, und dort drinnen waren
-ihre Brüder. Hierüber erwachte sie, und da sie vor sich einen gebahnten
-Fußsteig durch das grüne Moos sah, folgte sie diesem, bis sie tiefer im
-Walde zu einem hölzernen Häuschen kam, grade so, wie es ihr geträumt
-hatte.
-
-Als sie hineintrat, war dort Niemand; aber es standen da zwölf Betten
-und zwölf Stühle, und auf dem Tisch lagen zwölf Löffel, und von allen
-Sachen, die sich da vorfanden, waren immer zwölf Stücke. Die Prinzessinn
-war nun voller Freude; denn sie konnte sich wohl denken, daß ihre Brüder
-da wohnen mußten, und daß sie es waren, denen die Betten und die Stühle
-und die Löffel gehörten. Sie machte nun Feuer im Kamin an, fegte die
-Zimmer und machte die Betten, darnach kochte sie Essen und putzte Alles
-aufs beste auf. Und als sie mit dem Kochen fertig war und für alle ihre
-Brüder zugerichtet hatte, setzte sie sich selber hin und aß, legte dann
-ihren Löffel auf den Tisch und kroch unter das Bett des jüngsten
-Bruders.
-
-Kaum war sie hinuntergekrochen, so hörte sie ein gewaltiges Sausen in
-der Luft, und bald darauf kamen zwölf wilde Enten angeflogen; aber sowie
-sie über die Thürschwelle kamen, verwandelten sie sich augenblicklich in
-die Prinzen, ihre Brüder. »Ach wie gut hier Alles aufgeräumt, und wie es
-hier so schön warm ist!« sagten sie: »Gott lohne Dem, der uns die Stube
-so schön geheizt und so herrliches Essen für uns gekocht hat!« und
-darauf nahm jeder seinen silbernen Löffel, um damit zu essen; aber wie
-jeder den seinigen genommen hatte, blieb doch noch einer zurück, und
-der war den übrigen so ähnlich, daß sie ihn nicht davon unterscheiden
-konnten. Da sahen die Prinzen einander an und verwunderten sich sehr.
-»Das ist der Löffel unsrer Schwester,« sagten sie: »und ist der Löffel
-hier, so kann sie selber auch nicht weit sein.« --
-
-»Ist es unsre Schwester, und sie findet sich hier,« sagte der älteste:
-»so soll sie getödtet werden; denn sie ist schuld an all unserm
-Unglück.« -- »Nein,« sagte der jüngste: »es wäre Sünde, sie zu tödten,
-sie kann ja nichts dafür, daß wir Übles erdulden; sollte Jemand daran
-schuld sein, so ist es Niemand anders, als unsre eigne Mutter.«
-
-Sie fingen nun an zu suchen, sowohl oben, als unten, und zuletzt suchten
-sie auch unter allen Betten, und als sie zu dem Bett des jüngsten
-Prinzen kamen, fanden sie die Prinzessinn, und zogen sie hervor. Der
-älteste Prinz wollte nun wieder, sie sollte getödtet werden; aber sie
-bat gar zu flehentlich und sagte: »Ach, tödtet mich doch nicht! ich bin
-viele Jahre lang herumgewandert, um Euch aufzusuchen, und wenn ich Euch
-erlösen könnte, wollte ich gern mein Leben dafür lassen.« -- »Ja wenn
-Du uns erlösen willst,« sagten sie: »so sollst Du das Leben behalten;
-denn wenn Du willst, so kannst Du es.« -- »Ja, sagt mir nur, wie ich es
-machen soll, dann will ich Alles thun, was Ihr verlangt,« sagte die
-Prinzessinn. »Dann musst Du die Dunen von der Butterblume sammeln,«
-sagten die Prinzen: »und die musst Du kratzen und spinnen und weben, und
-wenn das Gewebe fertig ist, musst Du es zuschneiden und zwölf Mützen,
-zwölf Hemden, und zwölf Halstücher davon machen, für jeden von uns ein
-Stück; aber in der Zeit, daß Du damit beschäftigt bist, darfst Du weder
-sprechen, noch weinen, noch lachen; kannst Du das, so sind wir erlös't.«
--- »Wo soll ich aber die vielen Dunen zu all den Hemden, Mützen und
-Tüchern herbekommen?« fragte Schneeweiß und Rosenroth. »Das sollst Du
-schon erfahren,« sagten die Prinzen, und darauf führten sie sie hinaus
-auf eine große, große Wiese; da standen so viele Butterblumen mit weißen
-Dunen, die nickten im Winde und glänzten im Sonnenschein, daß man den
-Glanz schon weit in der Ferne sehen konnte. Noch nie hatte die Prinzessinn
-zuvor so viele Butterblumen gesehen, und sie fing sogleich an zu
-pflücken und zu sammeln, so Viel sie nur fortschaffen konnte; und als
-sie am Abend zu Hause kam, begann sie sogleich, die Dunen zu kratzen und
-Garn davon zu spinnen. So fuhr sie eine lange Zeit fort, sie sammelte
-jeden Tag die Dunen der Butterblumen und kratzte und spann sie, und
-dabei wartete sie zugleich den Prinzen auf: sie kochte für sie und
-machte ihnen die Betten; und jeden Abend kamen ihre Brüder als wilde
-Enten nach Hause geflogen, und des Nachts waren sie Prinzen, des Morgens
-aber flogen sie wieder als wilde Enten davon.
-
-Nun geschah es einmal, als Schneeweiß und Rosenroth auf die Wiese
-gegangen war, um sich Dunen von der Butterblume zu sammeln -- wenn ich
-nicht irre, so war es das letzte Mal, daß sie welche sammeln wollte --
-daß der junge König, der das Land regierte, auf der Jagd war, und nach
-der Wiese ritt, wo Schneeweiß und Rosenroth war. Als der König sie
-erblickte, wunderte er sich sehr über die schöne Jungfrau, welche da
-ging und die Dunen der Butterblume sammelte. Er hielt still und
-redete sie an; da er aber keine Antwort von ihr erhielt, ward seine
-Verwunderung noch größer, und weil ihm das Mädchen so wohl gefiel,
-wollte er sie mit sich auf sein Schloß führen und sie zu seiner
-Gemahlinn nehmen. Er gab daher seinen Dienern den Befehl, sie auf
-sein Pferd zu setzen; Schneeweiß und Rosenroth aber rang ihre Hände und
-deutete auf die Säcke, worin sie ihre Arbeit hatte; und als der König
-begriffen hatte, Was sie meinte, befahl er seinen Dienern, auch die
-Säcke mit aufzuladen. Als das geschehen war, gab die Prinzessinn sich
-nach und nach zufrieden; denn der König war ein sehr schöner Mann, und
-er war so sanft und so freundlich gegen sie. Als sie aber aufs Schloß
-kamen, und die alte Königinn, die Stiefmutter des jungen Königs,
-Schneeweiß und Rosenroth erblickte, ward sie so neidisch und so
-aufgebracht über ihre große Schönheit und sagte zum König: »Siehst Du
-denn nicht, daß es eine Trollhexe ist, die Du mitgebracht hast? denn
-sie kann ja weder sprechen, noch lachen, noch weinen.« Der König aber
-bekümmerte sich nicht darum, was seine Mutter sagte, sondern hielt
-Hochzeit mit der schönen Jungfrau und lebte mit ihr herrlich und
-vergnügt; sie aber unterließ nicht, fortwährend an den Hemden zu nähen.
-
-Ehe das Jahr um war, kam Schneeweiß und Rosenroth mit einem Prinzen
-nieder; darüber wurde die alte Königinn noch neidischer und noch mehr
-erbittert, und als es Nacht wurde, schlich sie sich, während die junge
-Königinn schlief, in ihr Zimmer, nahm ihr das Kind weg und warf es in
-die Schlangengrube; darnach schnitt sie sie in den Finger, bestrich ihr
-mit dem Blute den Mund und ging dann hinein zum König und sprach: »Komm
-jetzt und siehe, was es für Eine ist, die Du zur Gemahlinn genommen
-hast; jetzt hat sie ihr eignes Kind gefressen.« Da ward der König so
-betrübt, daß er beinahe Thränen vergoß, und er sagte: »Ja, es muß wohl
-wahr sein, weil ich es vor meinen eignen Augen sehe; aber sie thut es
-gewiß nicht wieder; dieses Mal will ich sie schonen.«
-
-Ehe das Jahr um war, gebar die Königinn wieder einen Sohn, und mit
-diesem ging es eben so, wie mit dem ersten. Die Stiefmutter des Königs
-ward diesmal noch neidischer und noch mehr erbittert; sie schlich sich
-in der Nacht wieder in das Zimmer der jungen Königinn, während diese
-schlief, nahm ihr das Kind weg und warf es in die Schlangengrube, schnitt
-darauf die Königinn in den Finger, bestrich ihr mit dem Blute den Mund
-und sagte dann zum König, seine Gemahlinn hätte wieder ihr eignes Kind
-gefressen. Da ward der König so betrübt, daß Du's gar nicht glauben
-kannst, und er sagte: »Ja, es muß wohl wahr sein, weil ich es vor meinen
-eignen Augen sehe; aber sie wird es gewiß nicht wieder thun; dieses eine
-Mal will ich sie noch schonen.«
-
-Ehe das Jahr wieder um war, kam Schneeweiß und Rosenroth mit einer
-Tochter danieder, und die nahm die alte Königinn ebenfalls und warf sie
-in die Schlangengrube, während die junge Königinn schlief, schnitt sie
-in den Finger, bestrich ihr mit dem Blute den Mund und ging dann wieder
-zum König und sprach: »Komm jetzt und siehe, ob es nicht wahr ist, Was
-ich sage, daß sie eine Trollhexe ist; denn jetzt hat sie auch ihr
-drittes Kind aufgefressen.« Da ward der König so betrübt, daß es gar
-nicht zu sagen ist; denn jetzt konnte er sie nicht länger schonen,
-sondern mußte den Befehl geben, sie lebendig zu verbrennen. Als nun der
-Scheiterhaufen in Flammen stand, und sie hinaufsteigen sollte, gab sie
-durch Mienen und Geberden zu verstehen, sie sollten zwölf Bretter nehmen
-und sie um den Scheiterhaufen legen, und darauf legte sie die Hemden und
-die Mützen und die Tücher ihrer Brüder; aber an dem Hemd des jüngsten
-Bruders fehlte noch der linke Arm, den hatte sie nicht fertig bekommen
-können. Kaum war dies geschehen, so hörte man ein Sausen und ein Brausen
-in der Luft, und darauf kamen zwölf wilde Enten über den Wald her
-geflogen, und jede von ihnen nahm ein Hemd, eine Mütze und ein Halstuch
-in den Schnabel und flog damit fort. »Siehst Du nun,« sagte die böse
-Stiefmutter zu dem König: »daß sie eine Trollhexe ist? Mach jetzt schnell
-und verbrenne sie, ehe die Flammen das Holz verzehren.« -- »Damit hat's
-noch keine Eile,« sagte der König: »denn Holz haben wir genug, und ich
-habe große Lust, zu sehen, Was das Ende hievon sein wird.« In demselben
-Augenblick kamen die Prinzen geritten, so schön und so wohlgebildet, wie
-man sie nur sehen kann; der jüngste Prinz aber hatte anstatt des linken
-Arms einen Entenflügel. »Was habt Ihr hier vor?« fragten die Prinzen.
-»Meine Gemahlinn soll verbrannt werden,« sagte der König: »weil sie eine
-Trollhexe ist und ihre eignen Kinder gefressen hat.« -- »Sie hat ihre
-Kinder nicht gefressen,« sagten die Prinzen: »Sprich jetzt, Schwester!
-Nun hast Du uns errettet, errette jetzt Dich selbst!« Da sprach Schneeweiß
-und Rosenroth und erzählte, wie Alles sich zugetragen hatte, und daß
-jedesmal, wenn sie ins Kindbette gekommen, die alte Königinn sich in ihr
-Zimmer geschlichen und ihr das Kind weggenommen, und sie darnach in den
-Finger geschnitten und ihr mit dem Blute den Mund bestrichen hätte. Und
-die Prinzen nahmen den König und führten ihn hinaus zu der Schlangengrube;
-da lagen die drei Kinder und spielten mit den Schlangen und den Nattern,
-und schönere Kinder, als die waren, konnte man gar nicht sehen. Da nahm
-der König sie mit sich und brachte sie zu seiner Stiefmutter und fragte
-sie, was Der wohl für eine Strafe verdient hätte, der im Sinne gehabt,
-eine unschuldige Königinn und drei so allerliebste Kinder zu verrathen.
-»Der verdiente, daß er von zwölf wilden Pferden in Stücke zerrissen
-würde,« sagte die alte Königinn. »Du hast selbst das Urtheil gesprochen,
-und selber sollst Du die Strafe erleiden,« sagte der König; und darauf
-wurde die alte böse Königinn an zwölf wilde Pferde gebunden und in
-Stücke zerrissen. Schneeweiß und Rosenroth aber reis'te mit dem König,
-ihrem Gemahl, und ihren Kindern und den zwölf Prinzen, ihren Brüdern,
-nach Hause zu ihren Ältern und erzählte ihnen, was ihr Alles begegnet
-war; und nun war lauter Freude und Jubel im ganzen Königreich, weil die
-Prinzessinn errettet war, und sie auch ihre zwölf Brüder erlös't hatte.
-
-
-
-
-4.
-
-Der Meisterdieb.
-
-
-Es war einmal ein Kathenmann, der hatte drei Söhne; er hatte ihnen aber
-kein Erbe zu geben und war so arm, daß er sie nicht einmal ein Gewerbe
-konnte lernen lassen. Da sagte er eines Tages zu ihnen, sie müßten
-selber zusehen, wie sie fortkämen, und könnten lernen, wozu sie Lust
-hätten, und reisen, wohin sie wollten, er wolle sie gern noch eine
-Strecke auf den Weg begleiten. Und das that er denn auch, er begleitete
-sie bis da, wo drei Wege sich theilten; da nahmen die Söhne von dem
-Vater Abschied, und jeder zog seine Straße. Wo die beiden ältesten
-geblieben sind, habe ich nie erfahren können; aber der jüngste marschirte
-tapfer drauf zu und kam weit hinaus in die Welt.
-
-Eines Nachts, als er durch einen großen Wald marschirte, kam ein
-gewaltiges Unwetter über ihn; es weh'te und stöberte so heftig, daß er
-fast die Augen im Kopf nicht offen halten konnte, und eh' er sich recht
-besann, war er in die Irre gekommen und konnte weder Weg, noch Steg
-mehr finden. Zuletzt erblickte er weit hin im Walde einen Lichtschimmer;
-er ging grade darauf zu und kam endlich zu einem großen Gebäude, in
-welchem ein helles Feuer auf dem Herd brannte, woraus er schließen konnte,
-daß die Leute noch nicht zu Bett gegangen waren. Er trat hinein, und
-drinnen war eine alte Frau, die puttelte da herum.
-
-»Guten Abend!« sagte der Bursch. »Guten Abend!« sagte die Frau. »Hutetu!
-es ist so böses Wetter draußen die Nacht!« sagte der Bursch. »Das ist
-wahr,« sagte die Frau. »Kann ich hier keine Herberge die Nacht kriegen?«
-fragte der Bursch. »Hier ist keine gute Herberge für Dich,« sagte die
-Frau: »denn kommen die Leute zu Hause und finden Dich hier, so tödten
-sie Dich und mich dazu.« -- »Was sind es denn für Leute, die hier wohnen?«
-fragte der Bursch. »Ach, es sind lauter Räuber und Spitzbuben,« sagte
-die Frau: »mich haben sie geraubt, als ich noch ganz klein war, und nun
-muß ich ihnen die Wirthschaft führen.« -- »Ich glaube, ich nehme hier
-gleichwohl Quartier,« sagte der Bursch: »es mag gehen, wie es will; denn
-hinaus will ich nicht wieder bei Nachtzeit in solchem Unwetter.« -- »Am
-schlimmsten ist das immer für Dich selbst,« sagte die Frau.
-
-Der Bursch legte sich darauf in ein Bett, das da stand, aber er hütete
-sich wohl, daß er einschlief. Bald darnach kamen die Räuber an, und das
-alte Weib erzählte ihnen sogleich, es wär' ein fremder Kerl ins Haus
-gekommen, der hätte nicht wieder fort wollen.
-
-»Hast Du nicht gesehen, ob er Geld bei sich hatte?« fragten die Räuber.
-»Ja, der und Geld, der Lump!« sagte die Frau: »er hat kaum Kleider auf
-dem Leibe.« Die Räuber flüsterten nun mit einander, Was wohl mit ihm
-anzufangen wäre, ob sie ihn tödten sollten, oder Was sie sonst mit ihm
-anfangen sollten. Indessen stand der Bursch auf und fragte sie, ob sie
-nicht einen Knecht gebrauchen könnten, denn er hätte große Lust, bei
-ihnen zu dienen. »Ja,« sagten sie: »wenn Du Lust hast und das Handwerk
-treiben willst, das wir treiben, so kannst Du bei uns in Dienst kommen.«
--- »Ja, es ist ganz einerlei, was es für ein Handwerk ist,« sagte der
-Bursch: »denn als ich von Hause abreis'te, sagte mein Vater zu mir, ich
-könnte lernen, Was ich selber wollte.« -- »Hast Du denn Lust, das
-Stehlen zu lernen?« sagten die Räuber. »Ja,« sagte der Bursch: »das
-Handwerk möcht' ich wohl lernen.«
-
-Nun wohnte nicht weit davon ein Mann, der hatte drei Ochsen; einen davon
-wollte er zur Stadt bringen und ihn verkaufen, und das hatten die Räuber
-ausspionirt. Da sagten sie zu dem Burschen, wenn er im Stande wäre, dem
-Mann unterweges den Ochsen zu stehlen, so daß er's nicht gewahr würde,
-und ohne daß er ihm Was zu Leide thäte, so wollten sie ihn in Dienst
-nehmen, sonst nicht. Der Bursch sagte, er wollt's versuchen, und nahm
-mit sich einen schön gearbeiteten Schuh mit silberner Schnalle, welchen
-er da vorfand, den setzte er in den Weg hin, wo der Mann mit der Kuh
-herkommen sollte, ging dann etwas tiefer in den Wald hinein und verbarg
-sich unter einen Strauch. Es dauerte nicht lange, so kam der Mann an.
-»Das wäre ja ein ganz hübscher Schuh!« sagte er: »hätte ich bloß den
-andern dazu, so wollt' ich beide mit nach Hause nehmen, dann glaub' ich,
-würde meine Altsche wohl einmal gutes Sinnes,« denn er hatte eine sehr
-böse und schlimme Frau, und zwischen Schläge und Prügel, die er von ihr
-bekam, war immer keine lange Zeit. Nun meinte er aber, könne er mit dem
-einen Schuh doch Nichts anfangen, wenn er nicht den andern dazu hätte;
-darum ließ er ihn stehen und ging weiter. Da nahm der Bursch den Schuh
-und eilte, daß er dem Mann vorauskam, indem er durch den Wald lief, so
-daß jener ihn nicht sehen konnte, und setzte den Schuh wieder vor ihm in
-den Weg hin. Als der Mann mit seinem Ochsen ankam und den Schuh sah, war
-er so verdrießlich, daß er so dumm gewesen war und vorhin den andern
-Schuh nicht mitgenommen hatte. »Ich muß wohl nur zurücklaufen und den
-andern nachholen,« sagte er bei sich selbst und band den Ochsen an einen
-Zaun fest: »so krieg' ich doch mal ein paar gute Schuh für meine
-Altsche; vielleicht, daß sie dann gutes Sinnes wird.«
-
-Er ging nun zurück und suchte nach dem Schuh die Länge und die Breite;
-aber all sein Suchen war umsonst; zuletzt mußte er denn mit dem einen
-Schuh zurückgehen. Indessen hatte sich aber der Bursch mit dem Ochsen
-davon gemacht. Als der Mann zurückkam und sah, daß der Ochs fort war,
-fing er an zu weinen und zu lamentiren; denn er war so bange vor seiner
-Frau und fürchtete, sie möchte ihn todtschlagen, wenn sie erführe, daß
-der Ochs fort war. Da fiel es ihm aber ein, daß er noch zwei andre
-Ochsen im Stall hatte, und er ging zurück nach Hause, nahm den einen
-Ochsen und machte sich damit auf nach der Stadt, ohne daß die Frau Etwas
-davon gewahr ward. Das hatten aber die Räuber wieder ausspionirt und
-sagten daher zu dem Burschen, wenn er dem Mann auch den zweiten Ochsen
-stehlen könnte, ohne daß er es merkte, und ohne daß er ihm Was zu Leide
-thäte, so sollte er Ihresgleichen sein. Ja, meinte der Bursch, das wäre
-eben nicht schwer.
-
-Diesmal aber nahm er einen Strick mit und hängte sich mitten auf dem
-Wege, wo der Mann vorbei mußte, unter den Armen auf. Als nun der Mann
-mit seinem Ochsen ankam und ihn da hangen sah, ward er ein wenig
-verdutzt und sagte: »Dir muß schwer zu Sinn gewesen sein, guter Freund,
-daß Du Dich da aufgeknüpft hast; meinetwegen aber magst Du da hangen, so
-lange Du willst; denn ich kann Dir doch kein Leben wieder einblasen,«
-und damit ging er weiter mit seinem Ochsen. Als er fort war, sprang
-der Bursch wieder herunter vom Baum, lief einen Richtsteig, so daß er
-dem Mann vorauskam und hängte sich wieder mitten im Wege auf. »Ob Dir
-wirklich so schwer zu Sinn gewesen ist, daß Du Dich da aufgeknüpft hast,
-oder ob es bloß bei mir spukt?« sagte der Mann: »Meinetwegen aber magst
-Du da hangen, so lange Du willst, ob Du nun ein Gespenst bist, oder Was
-Du sonst sein magst,« und damit ging er weiter mit seinem Ochsen. Der
-Bursch machte es wieder eben so, wie das vorige Mal, hüpfte herunter vom
-Baum, lief den Richtsteig durch den Wald und hängte sich wieder mitten
-im Wege auf. Als der Mann ihn gewahr ward, sagte er bei sich selbst:
-»Das ist ja eine gräßliche Geschichte! Sollte ihnen denn so schwer zu
-Sinn gewesen sein, daß sie sich alle drei aufgeknüpft haben? Ich kann's
-aber nicht mal glauben, es spukt wohl bloß bei mir.« »Nun will ich aber
-Gewißheit haben,« sagte er: »Hangen die andern Beiden noch da, dann ist's
-wirklich so; hangen sie aber nicht da, so ist's nichts Anders, als Spuk,«
-und damit band er seinen Ochsen fest und lief zurück, um zu sehen,
-ob sie noch da hingen. Während er nun nach allen Bäumen hinaufguckte,
-sprang der Bursch wieder herunter, nahm den Ochsen und machte sich damit
-aus dem Staube. Als der Mann zurückkam und sah, daß der Ochs fort war,
-da war's Päckchen wieder fertig: er fing an zu weinen und zu lamentiren;
-endlich aber gab er sich doch zufrieden, denn er dachte bei sich selbst:
-»Da ist kein andrer Rath, ich muß wieder nach Hause und den dritten
-Ochsen auch holen, ohne daß meine Frau es gewahr wird, und muß dann
-versuchen, ihn um so viel besser zu verhandeln, damit ich wieder zu
-meinem Schaden komme.« Er ging nun zurück und holte sich auch den
-dritten Ochsen, ohne daß seine Frau es gewahr ward. Die Räuber wußten
-aber wieder sehr gut Bescheid und sagten zu dem Burschen, wenn er
-ihm nun auch diesmal den Ochsen stehlen könnte, ohne daß der Mann es
-merkte, und ohne daß er ihm Was zu Leide thäte, so sollte er Meister
-sein über sie alle zusammen.
-
-Der Bursch machte sich wieder auf und lief in den Wald; und als der Mann
-mit dem Ochsen daher kam, fing er an zu brüllen wie ein andrer großer
-Ochs. Als der Mann das hörte, ward er froh, denn er meinte, seinen
-Mastochsen an der Stimme zu erkennen, und glaubte, nun würde er sie alle
-beide wieder bekommen, band den dritten Ochsen fest und lief abseits in
-den Wald und suchte da herum. Während dessen aber machte der Bursch sich
-auch mit dem dritten Ochsen davon. Als der Mann zurückkam und sah, daß
-der auch fort war, ward ihm ganz hutlig zu Muthe; er weinte und lamentirte
-und ließ sich in vielen Tagen nicht wieder zu Hause sehen; denn er war
-bange, seine Frau möchte ihn rein todtschlagen. Den Räubern aber wollte
-es gar nicht behagen, daß sie nun den Burschen als Meister über sich
-alle zusammen anerkennen sollten.
-
-Nun gedachten sie einmal einen Streich auszuführen, den der Bursch ihnen
-nicht sollte nachmachen können; sie reis'ten daher alle mit einander
-fort und ließen ihn allein zurück.
-
-Das Erste, was der Bursch that, als die Andern das Haus verlassen
-hatten, war, daß er alle die drei Ochsen hinausjagte, worauf
-diese wieder nach dem Stall des Mannes, dem er sie genommen hatte,
-zurückliefen, und Der sich freu'te, das war der Mann, kannst Du
-glauben. Darauf nahm er alle Pferde, welche die Räuber hatten, und
-belud sie mit dem Besten, was er vorfand, mit Gold und Silber und
-Kleidern und andern prächtigen Sachen, und sagte dann zu der Frau, sie
-solle die Räuber nur von ihm grüßen, er ließe sich vielmal bedanken,
-und er reise jetzt fort; aber es sollte ihnen schwer fallen, ihn
-wieder einzuholen, und damit reis'te er ab.
-
-Wie er nun eine lange Zeit gereis't hatte, kam er wieder auf den Weg,
-von wo er zuerst in den Wald zu den Räubern gekommen war, und diesen
-verfolgte er so lange, bis er wieder in das Dorf kam, wo sein Vater
-wohnte. Zuvor aber zog er sich eine Montirung an, die grade wie für
-einen General gemacht war, die hatte er unter den Sachen gefunden, die
-er von den Räubern mitgenommen, und damit fuhr er auf den Hof, wie ein
-großer Herr. Dort stieg er ab und ging in's Haus zu seinem Vater und
-fragte ihn, ob er keine Herberge bei ihm bekommen könne. Nein, das könne
-er ganz und gar nicht. »Wie sollte ich wohl Herberge haben für einen so
-großen Herrn?« sagte der Mann: »ich habe kaum Betten, worauf ich selbst
-liegen kann, und die sind noch dazu schlecht genug.« -- »Du bist immer
-ein harter Mann gewesen, und das bist Du auch noch,« sagte der Bursch:
-»da Du Deinem eignen Sohn nicht einmal Herberge geben willst.« -- »Bist
-Du denn mein Sohn?« fragte der Mann. »Kennst Du mich denn nicht mehr?«
-sagte der Bursch. Ja, da erkannte er ihn wieder. »Aber Was hast Du denn
-gelernt, daß Du in der Geschwindigkeit ein solcher Kerl geworden bist?«
-fragte ihn der Vater. »Das will ich Dir sagen,« versetzte der Bursch:
-»Du sagtest ja, ich könnte lernen, wozu ich Lust hätte, und da gab ich
-mich denn bei Räubern und Spitzbuben in die Lehre, und nun hab' ich
-meine Lehrzeit ausgestanden und bin Meisterdieb geworden.«
-
-Nun wohnte dicht neben seinem Vater der Amtmann, der hatte ein großes,
-herrliches Schloß und so viel Geld, daß er's nicht zählen konnte, und
-dann hatte er auch eine Tochter, die war von außerordentlicher Schönheit;
-die wollte nun der Meisterdieb gern haben und sagte zu seinem Vater, er
-solle zum Amtmann gehen und seine Tochter für ihn begehren. »Wenn er
-Dich fragen sollte, was für ein Handwerk ich treibe, so kannst Du nur
-sagen, ich sei Meisterdieb,« sagte er. »Ich glaube, Du bist toll und
-verrückt,« sagte der Mann: »denn klug kannst Du unmöglich sein, wenn Du
-solche Narrheit im Kopf hast.« Ja, er solle und müsse zum Amtmann gehen
-und ihn um seine Tochter bitten, es wäre kein andrer Rath, sagte der
-Bursch. »Das thu' ich wahrhaftig nicht!« sagte der Vater: »Wie kann ich
-wohl zum Amtmann gehen, der so reich ist und so viel Geld hat, und für
-Dich um seine Tochter bitten? das geht mein Lebtag nicht an!« Es half
-aber nichts, er sollte und mußte hin, und wenn er nicht mit Gutem
-wollte, so sollte er mit Gewalt, sagte der Meisterdieb. Da ging der Mann
-fort und kam weinend und heulend zum Amtmann. »Was fehlt Dir?« fragte
-ihn der Amtmann. Da erzählte ihm der Mann, daß er drei Söhne hätte,
-welche eines Tages fortgereis't wären, und er hätte ihnen erlaubt, zu
-reisen, wohin sie wollten, und zu lernen, wozu sie Lust hätten; »und nun
-ist der jüngste zurückgekommen und will mit aller Gewalt, ich soll zu
-Dir gehen und Deine Tochter für ihn begehren und sollte sagen, er wäre
-Meisterdieb,« sagte der Mann und weinte und lamentirte ganz jämmerlich.
-»Gieb Dich nur zufrieden,« sagte der Amtmann und lachte: »und grüße
-Deinen Sohn nur von mir und sage ihm, er müßte erst Proben von seiner
-Geschicklichkeit ablegen; wenn er daher am Sonntag den Braten vom Spieß
-in meiner Küche stehlen könnte, während alle meine Leute darauf Acht
-hätten, so sollte er meine Tochter bekommen.« Mit diesem Bescheid kam
-der Vater zu seinem Sohn zurück; der aber meinte, das solle ihm ein
-Leichtes sein. Er sah nun zu, daß er drei lebendige Hasen bekam, die
-steckte er in einen Sack, behängte sich mit einigen Lumpen, so daß
-er ganz armselig und jämmerlich aussah, und dann schlich er sich am
-Sonntag-Vormittag, wie so ein andrer Betteljunge, mit seinem Sack auf
-die Diele des Amtmanns. Der Amtmann selbst und alle Leute im Hause waren
-in der Küche und wollten auf den Braten Acht geben. Da ließ der Bursch
-einen Hasen aus dem Sack schlüpfen, der -- hast Du mich nicht gesehen!
-fort und auf dem Hof herum, daß es eine Höllenwirthschaft war. »Seht
-einmal den Hasen da!« sagten die Leute in der Küche und wollten hinaus
-und ihn fangen. Der Amtmann sah ihn auch. »O lasst ihn laufen!« sagte
-er: »es nützt nicht, einen Hasen im Sprunge fangen zu wollen.« Es
-dauerte nicht lange, so ließ der Bursch den zweiten Hasen hinaus;
-den sahen die Leute in der Küche ebenfalls und glaubten, es wäre noch
-derselbe; nun wollten sie hinaus und ihn fangen; aber der Amtmann sagte
-wieder, es könne nichts nützen. Nach einer Weile ließ der Bursch den
-dritten Hasen hinaus, der wieder fort und auf dem Hof herum die Kreuz
-und die Quer. Als die Leute den sahen, glaubten sie, es sei immer noch
-der erste, und nun wollten sie wieder hinaus und ihn fangen. »Das ist
-doch auch ein schnurriger Hase!« sagte der Amtmann: »Kommt, Jungens, und
-lasst uns mal sehen, ob wir ihn erwischen können!« Er hinaus, und die
-Andern ihm nach, und der Hase voran, und sie alle hinterher, daß es ein
-Mordspectakel war. Mittlerweile aber nahm der Meisterdieb den Braten vom
-Spieß und lief damit fort, -- und wo da der Amtmann einen Braten zum
-Mittag herbekam, weiß ich nicht; so Viel aber weiß ich wohl, daß er das
-Mal keinen Hasenbraten bekam, obwohl er gelaufen hatte, daß ihm der
-Schweiß von der Stirn troff.
-
-Am Mittag kam der Pfarrer aufs Schloß, und als der Amtmann ihm erzählte,
-was der Meisterdieb ihm für einen Streich gespielt hatte, machte dieser
-sich über ihn lustig und wollte sich immer todt lachen. »Ich weiß nicht,
-wie ich mich von einem solchen Kerl sollte foppen lassen,« sagte der
-Pfarrer. »Ja, nimm Dich nur in Acht,« sagte der Amtmann: »vielleicht
-ist er bei Dir, eh' Du Dir's versiehst.« Der Pfarrer aber machte sich
-fortwährend über den Amtmann lustig, weil dieser sich hatte bei der Nase
-herumführen lassen.
-
-Am Nachmittag kam der Meisterdieb und wollte die Tochter des Amtmanns
-haben, wie dieser ihm versprochen hatte. »Du musst erst noch mehr
-Proben ablegen,« sagte der Amtmann und gab ihm gute Worte: »denn das
-Kunststück, das Du heute gemacht hast, war eben nicht der Rede werth.
-Sieh mal zu, ob Du nicht dem Pfarrer einen Possen spielen kannst; denn
-der sitzt da drinnen und macht sich über mich lustig, weil ich mich von
-einem Kerl, wie Du bist, bei der Nase habe herumführen lassen.« Der
-Meisterdieb meinte, das sollte eben nicht schwer sein, und ging sogleich
-fort und traf seine Anstalten: er verkleidete sich in einen Vogel, hängte
-sich ein großes weißes Laken um, brach einer Gans die Flügel ab und
-machte sie sich am Rücken fest, und dann kroch er auf einen großen
-Ahornbaum, der in dem Garten des Pfarrers stand. Als am Abend der
-Pfarrer nach Hause kam, rief der Bursch vom Baum herunter: »_Herr Lars!
-Herr Lars!_« denn der Pfarrer hieß _Herr Lars_. »Wer ruft mich?« fragte
-der Pfarrer. »_Ich bin ein Engel vom Himmel, der ausgesandt ist vom
-lieben Gott, um Dir zu verkündigen, daß Du lebendig ins Himmelreich
-kommen sollst von wegen Deiner Frömmigkeit_,« sagte der Meisterdieb:
-»_Den nächsten Montag musst Du Dich reisefertig halten; denn alsdann
-komme ich und hole Dich ab in einem Sack, und all Dein Gold und Dein
-Silber und Was Du sonst von den Eitelkeiten dieser Welt besitzest, musst
-Du auf einen Haufen in Deiner großen Stube zusammenlegen._« Herr Lars
-fiel auf seine Knie und dankte dem Engel, und am Sonntag-Morgen, als er
-auf die Kanzel stieg, predigte er vor den Leuten, daß ihm ein Engel vom
-Himmel erschienen wäre auf dem großen Ahornbaum in seinem Garten, der
-hätte ihm verkündigt, daß er sollte lebendig ins Himmelreich kommen von
-wegen seiner Frömmigkeit, und er predigte und deutete ihnen das Wort
-Gottes, daß alle Leute, die in der Kirche waren, darüber weinen mußten.
-
-Am Montag kam der Meisterdieb wieder in der Gestalt eines Engels, und
-der Pfarrer fiel auf die Knie und betete und dankte ihm, bevor er in den
-Sack gesteckt wurde, und als er hinein war, nahm der Meisterdieb den
-Sack und schleppte ihn an der Erde mit sich fort über Stock und über
-Stein. »Au! au!« schrie der Pfarrer im Sack: »wo bin ich?« -- »_Du
-bist auf dem engen Wege, der in das Himmelreich führt_,« sagte der
-Meisterdieb und schleppte den Sack immer weiter, so daß dem Pfarrer die
-Rippen im Leibe krachten; zuletzt warf er ihn in den Gänsestall des
-Amtmanns. Da flogen die Gänse auf ihn und fingen an zu zischen und ihn
-zu beißen, und der Pfarrer war in seinem Sack mehr todt, als lebendig.
-»Au! au! wo bin ich jetzt?« rief er. »_Jetzt bist Du im Fegefeuer, um
-gereinigt und geläutert zu werden für das ewige Leben_,« sagte der
-Meisterdieb, ging fort und holte sich all das Gold und das Silber und
-die kostbaren Sachen, die der Pfarrer in seiner großen Stube
-zusammengehäuft hatte.
-
-Am Morgen, als das Gänsemädchen kam und die Gänse aus dem Stall lassen
-wollte, hörte sie den Pfarrer drinnen im Sack jammern. »Sagt mir um
-Gotteswillen, Wer seid Ihr und Was fehlt Euch?« sagte das Mädchen:
-»Ach,« rief der Pfarrer: »bist Du ein Engel vom Himmel, so laß mich
-hinaus und schicke mich wieder zurück auf die Erde, denn hier ist's noch
-viel schlimmer, als in der Hölle; tausend Teufel zwicken mich überall
-mit ihren Zangen.« -- »Ich bin, Gott bessre es! kein Engel,« sagte das
-Mädchen und half dem Pfarrer aus dem Sack: »ich hüte bloß die Gänse des
-Amtmanns, und das sind auch wohl die Teufel, die Euch gezwickt haben,
-Gevatter,« sagte sie. »Ach, das hat der Meisterdieb gethan! Ach, mein
-Gold und mein Silber und meine schönen Kleider!« schrie der Pfarrer und
-jammerte und lamentirte und lief fort nach Hause, so daß das Mädchen
-glaubte, er habe rein den Verstand verloren.
-
-Als der Amtmann die Geschichte erfuhr und hörte, wie der Pfarrer sowohl
-auf dem engen Wege, als im Fegefeuer gewesen war, wollte er sich beinahe
-todtlachen. Als aber der Meisterdieb kam und seine Tochter haben wollte,
-schwatzte er ihm wieder süß vor und sagte: »Du musst erst eine Probe
-ablegen, die noch besser ist, damit ich recht erfahre, wozu Du taugst.
-Ich habe zwölf Pferde in meinem Stall stehen, auf die will ich zwölf
-Knechte setzen, einen auf jedes. Bist Du nun im Stande, ihnen die
-Pferde unter dem Hosenleder wegzustehlen, so will ich sehen, Was
-ich für Dich thun kann.« -- »Das ließe sich schon machen,« sagte der
-Meisterdieb: »Bekomme ich dann aber auch ganz gewiß Deine Tochter?«
--- »Ja, kannst Du das, so will ich mein Bestes thun,« sagte der Amtmann.
-
-Der Meisterdieb begab sich jetzt zu einem Krämer und kaufte sich zwei
-Flaschen Branntwein, aber in die eine goß er einen Schlaftrunk; dann
-bestellte er sich elf Knechte, die mußten sich in der Nacht hinter die
-Scheune des Amtmanns verstecken. Für Geld und gute Worte bekam er auch
-von einer alten Frau einen lumpigen Weiberrock und eine Jacke, womit er
-sich wie ein altes Weib verkleidete; darauf nahm er einen Stock in die
-Hand und einen Beutel auf den Nacken, und als es Abend wurde, hinkte er
-fort nach dem Stall des Amtmanns. Als er dort ankam, tränkten die Leute
-eben die Pferde zur Nacht und hatten dabei alle Hände voll zu thun. »Was
-Teufel willst Du denn hier?« sagte einer von den Stallknechten zu dem
-vermeintlichen Weibe. »Hutetu! es ist so kalt draußen!« sagte das Weib
-und klapperte mit den Zähnen: »lasst mich ein wenig bei Euch in den
-Stall kriechen.« -- »Wo Dich der Teufel nicht plagt! Pack Dich fort!«
-sagte der eine von den Knechten: »denn kriegt der Amtmann Dich hier zu
-sehen, so lässt er uns tanzen.« -- »Ach, das alte kümmerliche Weib!«
-sagte ein andrer, der Mitleid mit ihr zu haben schien: »lasst nur die
-Alte sich in den Stall hinsetzen; sie thut gewiß Keinem Was zu nah.«
-Die Andern aber sagten, daraus könne Nichts werden, und während sie sich
-hierüber zankten und die Pferde tränkten, kroch der Meisterdieb immer
-weiter nach dem Stall zu, und endlich schlüpfte er hinter die Thür, wo
-ihn nachher weiter Keiner bemerkte.
-
-Auf die Nacht hin kam es den Leuten ein wenig kalt an, so still und
-unbeweglich auf den Pferden zu sitzen. »Hutetu! es ist kalt wie der
-Teufel!« sagte der Eine und schlug die Arme um den Leib. »Wer nur ein
-Bischen Tabak hätte!« sagte ein Andrer. Ein Dritter hatte denn ein
-Päckchen, und das theilten sie; es war zwar nicht Viel für jeden, aber
-sie kau'ten und spuckten, und das half ein wenig. Bald darnach waren sie
-wieder gleich schlimm daran. »Hutetu!« sagte der Eine und schüttelte
-sich. »Hutetu!« sagte das Weib und klapperte mit den Zähnen, nahm die
-Flasche mit Branntwein hervor und zitterte so heftig mit der Hand, daß
-es schwappte in der Flasche, und trank dann, daß es ihr Kluck! im Halse
-sagte. »Was hast Du da in der Flasche?« sagte einer von den Stallknechten.
-»Ach, es ist nur ein Tröpfchen Branntwein,« sagte sie. »Was? Branntwein?
-Gieb mal her! gieb mal her!« schrien sie alle zugleich. »Ach, ich habe
-nur so wenig,« sagte sie: »Ihr werdet nicht einmal naß davon im Mund.«
-Aber es half nichts, sie wollten durchaus einen Schluck haben. Da nahm
-die Alte die Flasche mit dem Schlaftrunk, hielt sie jedem vor den Mund
-und ließ ihn davon trinken, so Viel er brauchte, und der Zwölfte hatte
-noch nicht getrunken, als der Erste schon da saß und schnarchte. Darauf
-warf der Meisterdieb seine Lumpen ab und nahm den einen Kerl nach dem
-andern und setzte sie vorquer auf die Balken, rief dann seine elf Leute
--- und fort jagte er mit allen zwölf Pferden.
-
-Als der Amtmann am Morgen herauskam und nach seinen Knechten sehen
-wollte, wachten diese eben auf und fingen an, mit den Spornen in die
-Balken zu hauen, daß die Splitter davon flogen, und einige von den
-Knechten fielen herunter, andre blieben hangen, und die andern saßen da
-wie Narren. »Ja, ich kann's mir schon denken, Wer hier gewesen ist,«
-sagte der Amtmann: »Ihr seid aber doch ganz elende Kerls, daß Ihr hier
-sitzt und Euch den Meisterdieb die Pferde unterm Hosenleder wegstehlen
-lasst!« und damit bekamen sie ihre gehörige Schmiere.
-
-Später am Tage kam der Meisterdieb selbst und erzählte alle Umstände und
-wollte jetzt die Tochter des Amtmanns haben, so wie dieser ihm versprochen
-hatte. Der Amtmann aber gab ihm hundert Thaler und sagte, er müsse erst
-einen Streich ausführen, der noch besser wäre. »Meinst Du, daß Du wohl
-das Pferd unter mir selbst stehlen könntest, wenn ich darauf reite?«
-sagte der Amtmann. »Das ließe sich schon machen,« sagte der Meisterdieb:
-»bekäme ich dann nur eben so gewiß Deine Tochter.« Ja, er wollte sehn,
-Was er thun könnte, sagte der Amtmann und bestimmte einen Tag, an
-welchem er zu einem großen Exercirplatz hinausreiten wollte.
-
-Der Meisterdieb erhandelte sich eine alte abgelebte Schindmähre, flocht
-sich einen Sielen aus Weiden und Besenreisern, kaufte einen alten Karren
-und ein großes Faß und sagte dann zu einem alten zahnlosen Weib, er
-wolle ihr zehn Thaler geben, wenn sie in das Faß kriechen und über dem
-Zapfenloch gaffen wolle, er würde dann den Finger hineinstecken, -- Leides
-sollte ihr nicht geschehen -- sie sollte bloß ein wenig fahren -- und
-wenn er den Finger öfter, als _ein_mal herauszöge, so sollte sie noch
-zehn Thaler dazu haben. Darauf zog er einige alte Lumpen an, machte
-sich im Gesicht unkenntlich mit Ruß, setzte sich eine Perrücke auf
-und heftete sich einen Bart von Ziegenhaaren an, so daß Keiner ihn
-wiedererkennen konnte, und damit karjuckelte er nach dem Exercirplatz,
-wo der Amtmann schon eine Weile geritten hatte.
-
-Es ging aber so langsam und so traurig, daß er fast nicht vom Fleck kam;
-er dusselte und dusselte; dann stand das Fuhrwerk ganz still; dann ging
-es wieder ein wenig, aber so traurig, daß der Amtmann nimmer darauf
-verfallen konnte, daß das der Meisterdieb sein könne; er ritt daher
-grade auf ihn zu und fragte ihn, ob er nicht Jemanden dort im Walde
-hätte herumschleichen sehen. Nein, sagte der Mann, er hätte Keinen
-gesehen. »Höre,« sagte der Amtmann: »reite doch einmal in den Wald und
-sieh zu, ob nicht Einer da herumschleicht; ich will Dir so lange mein
-Pferd leihen und Dir auch ein gutes Trinkgeld geben.« -- »Nein,« sagte
-der Mann: »das kann ich nicht; denn ich soll dieses Methfaß zu einer
-Hochzeit fahren; nun ist mir aber unterweges der Zapfen herausgefallen,
-und darum muß ich beständig den Finger ins Loch halten.« -- »Reite Du
-nur hin!« sagte der Amtmann: »Ich werde schon derweile auf Dein Pferd
-und auf das Faß Acht haben.« Ja, dann sollte aber der Amtmann geschwind
-den Finger ins Loch stecken, wenn er seinen herauszöge. Das that denn
-der Amtmann auch, und der Meisterdieb setzte sich aufs Pferd. Die Zeit
-aber verstrich, und es kam Niemand zurück. Zuletzt ward's der Amtmann
-überdrüssig, immer den Finger ins Loch zu halten, und er zog ihn heraus.
-»Nun krieg ich noch zehn Thaler dazu!« schrie das Weib drinnen im Faß.
-Da erschrak der Amtmann, denn er merkte nun wohl, wie die Sache sich
-verhielt, und begab sich schnell auf den Heimweg. Unterweges brachten
-sie ihm schon sein Pferd entgegen, das der Meisterdieb bereits zu Hause
-bei ihm abgeliefert hatte.
-
-Tages darauf kam der Bursch zum Amtmann und wollte seine Tochter haben,
-so wie dieser ihm versprochen hatte. Der Amtmann schwatzte ihm wieder
-Allerlei vor, gab ihm zweihundert Thaler und sagte, er müßte noch ein
-Probestück machen, könnte er das, dann sollte er auch ganz gewiß seine
-Tochter haben. »Laß mich hören, Was es ist,« sagte der Meisterdieb.
-»Kannst Du mir denn wohl das Laken aus meinem Bett stehlen und meiner
-Frau das Hemd vom Leibe?« sagte der Amtmann. »Das sollte sich schon
-machen lassen,« sagte der Meisterdieb: »hätte ich nur eben so gewiß
-Deine Tochter.«
-
-Als es nun Nacht geworden war, ging der Meisterdieb zum Galgen und
-schnitt einen armen Sünder los, nahm ihn auf den Nacken und trug ihn
-fort; darnach holte er sich eine große Leiter, die stellte er an das
-Kammerfenster des Amtmanns, stieg dann hinauf und bewegte den Todten auf
-und ab, grade als wenn Einer von außen ins Fenster guckte. »Das ist der
-Meisterdieb, Frau!« sagte der Amtmann und stieß sie in die Seite. »Jetzt
-schieß ich ihn!« sagte er und nahm die Büchse, die er vor sein Bett
-hingelegt hatte. »Nein, thu das nicht, Mann!« sagte die Frau: »Du hast
-ihn ja selber herbestellt.« -- »Ja, ich schieß ihn, dann bin ich ihn
-quitt,« sagte der Amtmann und fing an zu zielen. Bald aber war der Kopf
-oben, bald war er wieder unten; endlich aber bekam der Amtmann ihn doch
-aufs Korn, knallte los, und der Todte bumps'te zur Erde nieder. Der
-Meisterdieb herunter von der Leiter, so schnell er nur konnte.
-
-»Ich bin nun zwar selbst die hohe Obrigkeit,« sagte der Amtmann: »ich
-möchte aber doch nicht gern, daß die Leute Etwas zu reden hätten; darum
-ist's am besten, ich stehe auf und begrabe den Todten.« -- »Ja, thu,
-wie es Dir gut dünkt, Mann,« sagte die Frau. Da stand der Amtmann auf
-und ging hinunter, den Todten zu begraben; während er aber zur Thür
-hinausging, schlüpfte der Meisterdieb zum Fenster hinein. »Nun, Mann,«
-sagte die Frau -- denn sie glaubte es wäre der Amtmann -- »bist Du schon
-fertig?« -- »Ja,« sagte der Meisterdieb: »ich steckte ihn bloß in ein
-Loch und scharrte etwas Erde darüber, und so weit ist er nun verwahrt.
-Es ist so ein abscheuliches Wetter draußen, ich will's schon ein andermal
-besser machen. Gieb mir aber das Laken,« sagte er: »damit ich mich
-abtrockne, denn ich habe mich über und über mit Blut besudelt.« Die Frau
-gab ihm das Laken. »Du musst mir auch noch Dein Hemd geben,« sagte er:
-»denn das Laken verschlägt nicht, merke ich.« Sie gab ihm nun auch noch
-ihr Hemd. Da fiel es ihm ein, daß er vergessen hatte, die Thür zuzumachen,
-und das mußte er erst, eh' er sich wieder zu Bett legte -- und fort ging
-er mit dem Laken und mit dem Hemd. Eine Weile darnach kam der rechte
-Amtmann. »Nein, wie lange Zeit Du gebraucht hast, um die Thür zuzumachen!«
-sagte die Frau: »Wo hast Du aber nun das Laken und mein Hemd gelassen?«
--- »Was sagst Du?« rief der Amtmann. »Ich frage, wo Du das Laken und
-mein Hemd gelassen hast, das ich Dir gab, um Dich damit abzutrocknen?«
-sagte sie. »Ei zum Teufel!« rief der Amtmann: »ist er nun damit auch
-fort?«
-
-Am Tage kam der Meisterdieb wieder und verlangte die Tochter des
-Amtmanns, wie dieser ihm versprochen hatte, und da durfte nun der
-Amtmann nicht anders, sondern gab sie ihm und noch viel Geld dazu; denn
-er fürchtete, der Meisterdieb möchte ihm zuletzt noch die Augen aus dem
-Kopf stehlen, und daß er gar zu sehr ins Gerede käme. Der Meisterdieb
-lebte nun mit der Tochter des Amtmanns lustig und vergnügt. Ob er nach
-dieser Zeit noch wieder stahl, kann ich nicht mit Gewißheit sagen; that
-er es aber, so geschah es wohl nur zu seinem eignen Vergnügen.
-
-
-
-
-5.
-
-Die drei Schwestern im Berge.
-
-
-Es war einmal eine alte Wittfrau, die wohnte mit ihren drei Töchtern
-weit vom Dorfe unten an einem Berg. Sie war aber so arm, daß sie weiter
-Nichts besaß, als nur ein Huhn, und das hatte sie so lieb, wie ihren
-Augapfel; sie tickerte damit herum und warf ihm Körner zu früh und spät.
-Eines Tages aber war das Huhn fort. Die Frau ging überall um das Haus
-herum und suchte und lockte; aber das Huhn war fort und blieb fort. Da
-sagte sie zu ihrer ältesten Tochter: »Du musst hingehen und zusehen, daß
-Du das Huhn wiederfindest; denn her muß es wieder, und sollten wir es
-auch aus dem Berg holen.« Die Tochter ging fort und suchte und lockte
-überall; aber kein Huhn war zu finden. Da schallte es auf einmal aus der
-Bergwand:
-
- »_Das Hühnchen trippelt im Berge!_
- _Das Hühnchen trippelt im Berge!_«
-
-Das Mädchen ging hin und wollte zusehen. Da öffnete sich aber plötzlich
-unter ihr eine Fallthür, und sie fiel tief hinab in ein Gewölbe unter
-der Erde. Als sie darin weiter ging, kam sie durch viele schöne Zimmer,
-das eine noch immer prächtiger, als das andre. In dem innersten Zimmer
-aber kam ein großer Bergmann auf sie zu, der fragte sie: »_Willst Du
-meine Braut sein?_« Nein, sagte das Mädchen, das wollte sie ganz und
-gar nicht, sie wollte wieder hinauf und nach ihrem Huhn suchen, das
-fortgekommen wäre. Da ward der Bergmann so zornig, daß er sie nahm und
-ihr den Kopf abriß und ihn mit sammt dem Rumpf in einen Keller
-hinabwarf.
-
-Die Mutter saß indessen zu Hause und wartete von einer Zeit zur andern;
-aber die Tochter war nicht da und kam nicht. Sie wartete nun noch eine
-gute Zeit; da das Mädchen aber immer noch nicht kam, sagte sie zu ihrer
-zweiten Tochter, sie solle hingehen und sich nach ihrer Schwester umsehen,
-und dann solle sie zugleich das Huhn locken.
-
-Der zweiten Tochter ging es nun eben so, wie der ersten, sie suchte und
-lockte überall, und plötzlich hörte sie es aus der Bergwand rufen:
-
- »_Das Hühnchen trippelt im Berge!_
- _Das Hühnchen trippelt im Berge!_«
-
-Das kam ihr ganz wunderbar vor, und als sie hingehen wollte und zusehen,
-Was es zu bedeuten hatte, da fiel sie ebenfalls durch die Fallthür in
-das unterirdische Gewölbe hinab. Sie ging nun durch viele Zimmer, und in
-dem innersten kam der Bergmann auf sie zu und fragte sie, ob sie seine
-Braut sein wollte. Nein, das wollte sie ganz und gar nicht, sie wollte
-sogleich wieder hinauf und nach ihrem Huhn suchen, das fortgekommen
-wäre. Da ward der Bergmann so zornig, daß er sie nahm und ihr den Kopf
-abriß und ihn sammt dem Rumpf in den Keller hinabwarf.
-
-Als nun die Frau auch auf die zweite Tochter schon eine lange Zeit
-gewartet hatte, und diese immer noch nicht kam, sagte sie zu der jüngsten:
-»Nun musst Du einmal hingehen und Dich nach Deinen Schwestern umsehen.«
-»Schlimm genug,« sagte sie: »daß uns das Huhn wegkam; sollten wir aber
-Deine Schwestern noch dazu verlieren, so wäre das noch weit schlimmer;
-vergiß aber nicht, unterweges das Huhn zu locken.«
-
-Die jüngste Tochter ging nun fort und suchte und lockte überall herum;
-aber keine Schwestern waren zu finden, und kein Huhn war zu sehen.
-Endlich kam sie auch zu der Bergwand, und nun rief es wieder:
-
- »_Das Hühnchen trippelt im Berge!_
- _Das Hühnchen trippelt im Berge!_«
-
-Das, däuchte dem Mädchen, wäre ja herrlich; sie wollte sogleich hin und
-es holen; aber ehe sie sich's versah, fiel sie ebenfalls in das Gewölbe
-hinunter. Wie sie nun durch die vielen Zimmer ging, wovon das eine immer
-noch schöner war, als das andre, ließ sie sich gute Zeit und betrachtete
-Alles genau, denn sie war ganz und gar nicht bange. Endlich bemerkte sie
-eine Kellerklappe, die hob sie auf und sah hinunter; da erkannte sie
-alsbald ihre Schwestern, welche beide da lagen und todt waren. Wie sie
-eben die Klappe wieder zugemacht hatte, kam der Bergmann an. »_Willst
-Du meine Braut sein?_« fragte er sie. »Ja, recht gern,« sagte das Mädchen,
-denn sie konnte sich nun wohl denken, wie es ihren Schwestern ergangen
-war. Als der Troll das hörte, ward er seelenfroh und schenkte ihr die
-schönsten und prächtigsten Kleider und Alles, was sie sich nur wünschen
-mochte, so sehr freu'te er sich, daß Eine mal seine Braut sein wollte.
-
-Als das Mädchen sich nun einige Zeit bei dem Trollen aufgehalten hatte,
-war sie eines Tages ganz traurig und betrübt. Der Troll fragte sie, Was
-ihr fehle. »Ach,« sagte sie: »es betrübt mich so sehr, daß ich nicht zu
-Hause bei meiner Mutter sein kann; die leidet gewiß Hunger und Durst und
-hat keinen Menschen um sich.« -- »Ja, Dich zu ihr gehen lassen, kann ich
-nicht,« sagte der Troll: »aber thu nur etwas Essen in einen Sack, dann
-will ich's ihr schon bringen.« Dafür dankte das Mädchen ihm und nahm
-einen Sack und füllte ihn mit lauter Gold und Silber an, aber oben
-darauf legte sie Etwas zu essen, und sagte dann zu dem Trollen, nun wäre
-der Sack fertig, aber er dürfe nicht zusehen, Was drin wäre; das mußte
-er ihr versprechen. Na, er wollt's auch nicht thun. Als er fortging, sah
-sie ihm nach durch ein Loch, das in der Fallthür war. Unterweges sah
-sich der Troll um und sagte: »Der ist doch auch verdammt schwer, der
-Sack! ich muß doch mal zusehen, Was drin ist,« und damit wollte er das
-Band auflösen. Aber das Mädchen rief ihm zu: »Ich sehe Dich! ich sehe
-Dich!« -- »_Das ist doch auch zum Kukuk, was Du für Augen im Kopf
-hast!_« sagte der Troll und wagte nun keinen weitern Versuch. Als er
-bei der Wittwe ankam, warf er den Sack durch die Thür hinein. »_Da hast
-Du Was zu essen von Deiner Tochter!_« sagte er: »_sie kann's entbehren._«
-
-Wie nun das Mädchen schon eine gute Zeit bei dem Trollen im Berge
-zugebracht hatte, fiel eines Tages ein Ziegenbock durch die Fallthür
-hinunter. »_Wer hat nach dir geschickt, du langrippiges Beest!_« rief
-der Troll und war entsetzlich böse, nahm den Bock, dreh'te ihm den Kopf
-um und warf ihn hinunter in den Keller. »Ach, warum hast Du das gethan?«
-sagte das Mädchen: »ich hätte ja meinen Zeitvertreib damit haben können.«
--- »Nun, Du brauchst darum eben das Maul nicht schief zu machen,« sagte
-der Troll: »er soll bald wieder lebendig werden.« Darauf nahm er einen
-Krug, der an der Wand hing, setzte dem Ziegenbock den Kopf wieder auf
-und bestrich ihn mit der Salbe aus dem Krug, und da war der Bock wieder
-eben so frisch und munter, als zuvor. »Haha!« dachte das Mädchen: »der
-Krug ist Was werth!«
-
-Als sie nun noch eine gute Zeit bei dem Trollen gewesen war, ersah sie
-eines Tages die Gelegenheit, da der Troll nicht zu Hause war, nahm die
-älteste Schwester und setzte ihr den Kopf auf und bestrich sie dann mit
-der Salbe aus dem Krug, so wie sie gesehen, daß der Troll es mit dem
-Ziegenbock gemacht hatte; und als das geschehen war, ward die Schwester
-sogleich wieder lebendig. Sie steckte sie nun in einen Sack, legte ein
-wenig Essen oben drauf, und wie der Troll nach Hause kam, sagte sie zu
-ihm: »Ach, willst Du nicht zu meiner Mutter gehen und ihr ein wenig
-Essen bringen? sie leidet gewiß Hunger und Durst, die Arme! Aber Du
-musst auch nicht in den Sack sehen.« Nein, er wollte nicht hineinsehen,
-sagte der Troll, nahm den Sack und marschirte damit fort. Wie er aber
-ein Ende gegangen war, däuchte ihm, der Sack wäre so verdammt schwer,
-und als er noch etwas weiter gegangen war, sagte er: »Ich möchte doch
-wohl wissen, Was drin ist, und was sie auch für Augen im Kopf haben mag,
-so kann sie mich doch jetzt nicht mehr sehen.« Als er aber nun das Band
-auflösen wollte, rief die Schwester, die in dem Sack war: »Ich seh' Dich
-wohl! ich seh' Dich wohl!« -- »_Das ist doch auch zum Kukuk mit Deinen
-Augen!_« sagte der Troll, denn er glaubte, es wäre Die im Berge, welche
-das sagte. Er wagte nun nicht weiter, den Sack zu öffnen, sondern lief
-damit, was er nur konnte, zu der Mutter, und als er an die Thür kam,
-warf er den Sack hinein und rief: »_Da hast Du Essen von Deiner Tochter!
-sie kann's entbehren._«
-
-Wie nun das Mädchen noch eine gute Zeit in dem Berg gewesen war, machte
-sie es eben so mit der zweiten Schwester: sie setzte ihr den Kopf auf,
-bestrich sie mit der Salbe aus dem Krug und steckte sie in den Sack.
-Aber das Mal legte sie oben drauf so viel Gold und Silber, als nur
-hinein konnte, und ganz oben darauf legte sie ein Wenig zu essen. »Ach,«
-sagte sie zu dem Trollen: »Willst Du nicht zu meiner Mutter gehen und
-ihr wieder ein Wenig Essen bringen? aber Du darfst ja nicht in den Sack
-sehen.« Ja, er wollte wohl hingehen und wollt' auch nicht hineinsehen,
-sagte der Troll. Als er aber eine Strecke weit gekommen war, däuchte
-ihm, der Sack würde so verdammt schwer, und als er noch etwas weiter
-gekommen war, konnte er ihn beinah nicht mehr tragen. Er wollte nun das
-Band auflösen und in den Sack gucken; aber da rief die Schwester, welche
-drinnen war: »Ich seh' Dich wohl! ich seh' Dich wohl!« -- »_Das ist doch
-auch zum Kukuk, was Du für Augen im Kopf hast!_« sagte der Troll und
-wagte nicht weiter, in den Sack zu sehen, sondern trug ihn, so schnell
-er nur konnte, gradesweges zu der Mutter, und als er an's Haus kam, warf
-er ihn durch die Thür hinein und rief: »_Da hast Du Essen von Deiner
-Tochter! sie kann's entbehren._«
-
-Als nun das Mädchen noch eine gute Zeit in dem Berg gewesen war, wollte
-der Troll einmal ausgehen. Das Mädchen aber stellte sich schwach und
-elend an und sagte: »Es kann nichts nützen, daß Du vor zwölf Uhr zu
-Hause kommst; denn ich kann das Essen heut doch nicht so früh fertig
-kriegen, weil ich so schwach bin.« Als darauf der Troll gegangen war,
-stopfte sie ihre Kleider mit Stroh aus und stellte die Strohdirne in die
-Ecke am Herd hin mit einem Quirl in der Hand, so daß es aussah, als wäre
-sie es selbst. Darauf schlich sie sich aus dem Berg und lief fort nach
-Hause; unterweges aber sprach sie sich einen Schützen auf, und den nahm
-sie mit.
-
-Als die Uhr zwölf war, oder so ungefähr, kam der Troll nach Hause: »_Gieb
-mir Was zu essen!_« rief er der Strohdirne zu; aber die antwortete
-nicht. »_Gieb mir Was zu essen, sag' ich Dir!_« rief der Troll: »denn
-ich bin hungrig.« Keine Antwort. »_Gieb mir Was zu essen!_« schrie der
-Troll zum dritten Mal: »_und wenn Du nicht thust, Was ich Dir sage,
-werde ich Dich aus dem Schlaf wecken._« Aber die Dirn stand da, ohne
-sich zu rühren. Da wurde der Troll rasend und stieß sie mit dem Fuß, daß
-die Halme umherstoben. Als er aber das sah, merkte er Unrath und begann
-zu suchen im ganzen Berg herum, und zuletzt kam er auch hinunter in den
-Keller; da waren aber die beiden Schwestern des Mädchens fort, und nun
-konnte er sich wohl den ganzen Zusammenhang denken. »_Ja, das will ich
-ihr bezahlen!_« sagte er und machte sich auf nach dem Hause der Mutter.
-Als er aber an die Thür kam, knallte der Schütz los. Wie der Troll das
-hörte, wagte er nicht, hineinzugehen, denn er glaubte, es wäre der
-Donner, und lief wieder fort nach Hause, so schnell er nur konnte. Eh'
-er aber zu der Fallthür kam, ging die Sonne auf, und da barst er. --
-Wenn ich bloß wüßte, wo die Fallthür wäre; denn da ist gewiß noch Gold
-und Silber Genug zu holen.
-
-
-
-
-6.
-
-Von dem Riesen, der kein Herz im Leibe hatte.
-
-
-Es war einmal ein König, der hatte sieben Söhne, von denen hielt er so
-viel, daß er nicht leben konnte ohne sie; einer wenigstens mußte immer
-um ihn sein. Als die Söhne groß waren, sollten die sechs ältesten
-ausziehen und sich eine Frau suchen; den jüngsten aber wollte der Vater
-bei sich zu Hause behalten, und die andern sollten eine Prinzessinn
-für ihn mitbringen. Der König gab nun den sechs Prinzen die schönsten
-Kleider, die man sehen konnte, sie waren so schön, daß man den Glanz
-schon weit in der Ferne sah, und jedem gab er ein Pferd, das kostete
-viele, viele hundert Thaler, und damit reis'ten sie fort. Als sie nun an
-vielen Königshöfen gewesen waren und viele Prinzessinnen gesehen hatten,
-kamen sie endlich auch zu einem König, der sechs Töchter hatte; so
-schöne Königstöchter aber hatten die Prinzen noch nie gesehen, und jeder
-frei'te um eine von ihnen und bekam sie zur Braut, und darauf begaben
-sie sich mit den Prinzessinnen wieder auf den Heimweg zu ihrem Vater;
-sie waren aber in ihre Bräute so verliebt, daß sie es ganz vergaßen,
-auch eine Prinzessinn für Aschenbrödel mitzubringen, der zu Hause
-geblieben war.
-
-Wie sie nun schon eine gute Strecke Weges zurückgelegt hatten, kamen sie
-an einer steilen Bergwand vorbei, wo ein Riesenschloß war. Der Riese kam
-heraus, und als er sie sah, verwandelte er sie alle in Stein, sowohl die
-Prinzen, als die Prinzessinnen. Der König wartete immerfort auf seine
-Söhne; aber wie lange er auch warten mochte, sie kehrten nicht zurück.
-Da ward der König sehr betrübt und konnte nimmer wieder froh werden.
-»Hätte ich nicht Dich noch,« sagte er zu Aschenbrödel: »so möchte ich
-gar nicht mehr in der Welt leben.« Aschenbrödel aber bat den König,
-daß er ihm erlauben möchte, fortzureisen, um seine Brüder wieder
-aufzusuchen. »Nein, das kann ich nicht,« sagte der König: »denn Du
-kommst nachher auch nicht wieder.« Aber Aschenbrödel wollte durchaus
-fort und bat seinen Vater so lange, bis er ihn endlich reisen ließ. Nun
-hatte der König aber kein andres Pferd für Aschenbrödel, als eine alte
-elende Kracke; denn die sechs andern Königssöhne hatten alle die andern
-Pferde bekommen. Das kümmerte Aschenbrödel aber wenig; er setzte sich
-auf seine alte Kracke und reis'te fort. »Lebe wohl, Vater!« sagte er,
-als er abreis'te: »ich werde schon wiederkommen, und vielleicht bringe
-ich dann meine Brüder auch mit.«
-
-Als er ein Ende geritten war, traf er auf dem Wege einen Raben an,
-der lag da und schlug mit den Flügeln und konnte vor lauter Hunger
-und Mattigkeit nicht von der Stelle. »Ach, gieb mir doch ein Wenig zu
-essen,« sagte der Rabe: »dann will ich Dir auch wieder helfen, wenn
-Du mal in Noth kommst.« -- »Ja, Viel hab' ich eben nicht,« sagte der
-Königssohn: »und Du siehst auch gar nicht darnach aus, daß Du mir große
-Hülfe leisten könntest; weil Du es aber so nöthig zu haben scheinst,
-will ich Dir wohl geben, Was ich vermag,« und darauf öffnete er seinen
-Ranzen und gab dem Raben zu essen. Wie er nun ein Ende weiter gereis't
-war, kam er zu einem Bach. Nicht weit davon lag ein großer Lachs, der
-auf das trockne Land gekommen war, und zappelte und konnte nicht wieder
-zurück ins Wasser. »Ach hilf mir doch wieder in's Wasser,« sagte der
-Lachs: »Ich will Dir auch wieder helfen, wenn Du mal in Noth kommst.«
--- »Ja, Deine Hülfe wird mir wohl nicht viel nützen,« sagte der
-Königssohn: »aber es wäre ja Sünde, Dich hier umkommen zu lassen,« und
-damit setzte er den Fisch wieder ins Wasser. Nun reis'te er ein gutes
-Ende weiter; da traf er auf dem Wege einen Wolf an, der lag da und wand
-und krümmte sich vor lauter Hunger. »Ach gieb mir doch Dein Pferd zu
-fressen,« sagte der Wolf: »denn ich bin so hungrig, daß mir der Magen
-schlottert, weil ich in zwei Jahren Nichts zu essen bekommen habe.«
--- »Nein,« sagte Aschenbrödel: »das kann ich nicht! Erst kam ich zu einem
-Raben, dem mußte ich mein Essen geben; darauf kam ich zu einem Lachs,
-dem mußte ich wieder ins Wasser helfen; und Du willst nun gar mein
-Pferd haben; das geht nicht, dann weiß ich nicht, wie ich meine Reise
-fortsetzen soll.« -- »Ja, Du musst mir helfen,« sagte der Wolf: »Du
-kannst nachher auf mir reiten; ich will Dir auch wieder helfen, wenn Du
-mal in Noth kommst.« -- »Ja, Was Du mir helfen kannst, hat wohl nicht
-Viel zu bedeuten,« sagte der Prinz: »aber nimm das Pferd nur hin, weil
-Du's doch so nöthig hast.« Als der Wolf das Pferd gefressen hatte, gab
-Aschenbrödel ihm das Gebiß ins Maul und legte ihm den Sattel auf den
-Rücken; denn der Wolf war jetzt so stark und so groß geworden von Dem,
-was er gefressen hatte, weit größer, als ein Pferd. Wie Aschenbrödel
-sich aufgesetzt hatte, legte der Wolf mit ihm los; aber so schnell hatte
-Aschenbrödel noch nie geritten. Als sie nun schon einen guten Weg hinter
-sich hatten, sagte der Wolf: »Wenn wir noch ein kleines Ende weiter
-gekommen sind, dann werde ich Dir das Riesenschloß zeigen.« Es dauerte
-nicht lange, so waren sie da. »Hier siehst Du das Schloß,« sagte der
-Wolf: »und dies hier sind Deine sechs Brüder, die der Riese in Stein
-verwandelt hat, und das da sind ihre sechs Bräute; dort siehst Du auch
-die Thür zu dem Schloß, und da musst Du hineingehen.« -- »Nein,« sagte
-der Königssohn: »der Riese bringt mich um.« -- »Sei nur ohne Furcht,«
-versetzte der Wolf: »denn wenn Du hineinkommst, triffst Du dort eine
-Prinzessinn an, die wird Dir wohl sagen, wie Du es machen musst, um den
-Riesen zu tödten; und thu dann nur, wie sie Dir sagt.« Aschenbrödel ging
-darauf hinein, und wie er durch mehre Zimmer gekommen war, saß in dem
-einen die Prinzessinn; aber eine so schöne Jungfrau hatte er noch nie
-gesehen. »Ach, Gott steh Dir bei!« sagte sie, als sie ihn erblickte:
-»Wie bist Du hier hereingekommen? Dein Tod ist Dir gewiß; denn hier
-wohnt ein Riese, den kann Niemand tödten, weil er kein Herz im Leibe
-hat.« -- »Ich will es aber doch versuchen,« sagte Aschenbrödel: »denn
-darum bin ich hergekommen; und meine Brüder, welche hier in Stein
-verwandelt sind, wollte ich auch gern erretten, und Dich dazu, wenn ich
-könnte.« Wie nun die Prinzessinn ihn durchaus nicht überreden konnte,
-wieder fortzugehen, sagte sie zu ihm: »Laß uns denn zusehen, wie wir's
-am besten anfangen: Krieche hier unter dieses Bett, und da musst Du
-still liegen bleiben und genau zuhören, Was der Riese sagt, wenn ich ihn
-ausfrage.« Er kroch nun unter's Bett, und kaum war das geschehen, so kam
-der Riese an. »_Hutetu! hier riecht's so nach Menschenfleisch!_« rief
-er. »Ja, es flog hier eine Elster vorbei mit einem Knochen im Schnabel,
-den ließ sie durch den Schornstein fallen,« sagte die Prinzessinn: »ich
-habe mich zwar beeilt, ihn hinwegzuschaffen; aber es muß wohl noch der
-Geruch davon zurückgeblieben sein;« und damit war der Riese zufrieden
-gestellt. Als es Abend wurde, legten sie sich zu Bett, und wie sie eine
-Weile gelegen hatten, sagte die Prinzessinn: »Da ist Eins, wonach ich
-Dich gern fragen wollte, aber Du musst auch nicht böse werden.« -- »_Was
-ist denn das?_« fragte der Riese. »O,« sagte sie: »ich möchte gern
-wissen, wo Du Dein Herz hast, weil Du es doch nicht bei Dir trägst.«
--- »_Das ist Etwas, wonach Du nicht zu fragen brauchst_,« sagte der Riese:
-»_sonst liegt es dort unter der Thürschwelle._« -- »Aha! da wollen wir's
-schon finden!« dachte Aschenbrödel, der unter dem Bett lag.
-
-Am nächsten Morgen stand der Riese früh auf und streifte nach dem Wald
-zu. Kaum war er fort, so fingen Aschenbrödel und die Prinzessinn an,
-unter der Thürschwelle zu suchen; aber was sie auch suchen und graben
-mochten, so fanden sie doch Nichts. »Diesmal hat er uns angeführt,«
-sagte die Prinzessinn: »aber wir müssen's noch einmal versuchen.« Darauf
-pflückte sie die schönsten Blumen, die sie finden konnte, und bestreu'te
-damit die Thürschwelle, nachdem sie dieselbe vorher wieder in Stand
-gebracht hatten. Wie es um die Zeit war, daß sie den Riesen zu Hause
-erwarteten, mußte Aschenbrödel wieder unter's Bett kriechen. »_Hutetu!
-hier riecht's so nach Menschenfleisch!_« sagte der Riese, als er eintrat.
-»O, das ist wohl noch der Knochen von gestern,« sagte die Prinzessinn,
-und damit war der Riese zufrieden. Nach einer Weile fragte er, Wer denn
-all die schönen Blumen auf die Thürschwelle gestreu't hätte. »O, das
-habe ich gethan,« sagte die Prinzessinn. »_Und wozu soll das?_« fragte
-der Riese. »Meinst Du denn nicht, daß ich Dich so lieb habe, um die
-Schwelle mit Blumen zu bestreuen, wenn ich weiß, daß Dein Herz darunter
-liegt?« sagte die Prinzessinn. »_Ah so!_« sagte der Riese: »_sonst liegt
-es aber nicht da._«
-
-Als sie sich am Abend zu Bett gelegt hatten, bat die Prinzessinn ihn, er
-möchte ihr doch sagen, wo sein Herz wäre; denn sie hielt so viel von
-ihm, sagte sie, und darum möchte sie es so gern wissen. »_O, es liegt
-dort in dem Wandschrank_,« sagte der Riese. »Haha!« dachte Aschenbrödel:
-»da wollen wir's schon finden!« Den nächsten Morgen machte der Riese
-sich wieder früh auf und streifte nach dem Wald zu. Kaum aber war er
-gegangen, als Aschenbrödel und die Königstochter den ganzen Schrank
-durchsuchten, um sein Herz zu finden; aber wie fleißig sie auch suchten,
-so fanden sie auch diesmal Nichts. »Wir müssen's noch einmal probiren,«
-sagte die Prinzessinn. Sie schmückte nun den Schrank mit Blumen und
-mit Kränzen, und gegen Abend mußte Aschenbrödel wieder unter's Bett
-kriechen. Darauf kam der Riese an. »_Hutetu! hier riecht's so nach
-Menschenfleisch!_« sagte er, als er eintrat. »Ach, es ist wohl immer
-noch der alte Knochen,« sagte die Prinzessinn: »der Geruch will gar
-nicht wieder fort.« Damit war der Riese zufrieden und sagte weiter
-Nichts. Wie er aber darauf den Schrank erblickte, der mit Blumen und
-Kränzen geschmückt war, fragte er die Prinzessinn, Wer das gethan hätte.
-»Ach, das habe ich gethan,« sagte sie. »_Und wozu soll die Thorheit?_«
-fragte er. »Meinst Du denn nicht, daß ich Dich so lieb habe, um den
-Schrank mit Blumen und Kränzen zu schmücken, wenn ich weiß, daß Dein
-Herz darin liegt?« sagte sie. »_Kannst Du so närrisch sein und das
-glauben?_« sagte der Riese. »Ich muß es ja wohl glauben, wenn Du es
-sagst,« versetzte die Prinzessinn. »_Du bist ein Narr!_« sagte der
-Riese: »_wo mein Herz ist, dahin kommst Du nie._« -- »Du könntest mir
-aber doch wohl sagen, wo es ist,« sagte sie. Nun konnte der Riese nicht
-anders, sondern mußte es ihr sagen. »_Weit, weit von hier in einem
-Wasser_,« sagte er: »_liegt eine Insel; auf der Insel steht eine Kirche;
-in der Kirche ist ein Brunnen; in dem Brunnen schwimmt eine Ente; in der
-Ente ist ein Ei; und in dem Ei -- da ist mein Herz._«
-
-Am Morgen früh, als es noch nicht dämmerte, streifte der Riese schon
-wieder nach dem Wald zu. »Ja, nun muß ich auch fort,« sagte Aschenbrödel:
-»wenn ich bloß den Weg wüßte.« Er sagte darauf der Prinzessinn Lebewohl,
-und als er draußen vor's Schloß kam, stand der Wolf noch da und wartete
-auf ihn. Aschenbrödel erzählte ihm Alles, was ihm im Schloß begegnet war
-und sagte, nun möchte er gern zu dem Brunnen in der Kirche, wenn er
-bloß den Weg dahin wüßte. Der Wolf aber sagte, den Weg wollte er schon
-finden, er sollte sich nur auf seinen Rücken setzen, und darauf ging es
-fort über Klippen und Hügel, über Berg und Thal, daß es nur so saus'te.
-Als sie schon manchen lieben Tag gereis't waren, kamen sie endlich zu
-einem Wasser. Nun wußte der Königssohn nicht, wie er hinüber kommen
-sollte; aber der Wolf sagte zu ihm, er solle sich bloß nicht fürchten,
-und dann sprang er in's Wasser und schwamm mit dem Prinzen hinüber zu
-der Insel. Als sie aber zu der Kirche kamen, hing der Schlüssel ganz
-oben an der Thurmspitze. Nun wußte der Königssohn wieder nicht, wie er
-ihn herunterkriegen sollte. »Du musst den Raben zu Hülfe rufen,« sagte
-der Wolf, und das that der Prinz. Da kam der Rabe geflogen, schwang sich
-hinauf zu der Thurmspitze und holte den Schlüssel herunter. Nun konnte
-der Prinz in die Kirche kommen; und als er zu dem Brunnen kam, schwamm
-die Ente darin auf und ab, so wie der Riese gesagt hatte. Der Prinz fing
-nun an, sie zu locken, und lockte so lange, bis sie so nahe kam, daß er
-sie greifen konnte. Wie er sie aber aus dem Wasser hob, ließ sie das
-Ei in den Brunnen fallen. Nun wußte Aschenbrödel nicht, wie er das Ei
-wiederbekommen sollte. »Du musst jetzt den Lachs zu Hülfe rufen,« sagte
-der Wolf. Da rief der Prinz den Lachs, und dieser kam sogleich und holte
-das Ei herauf. Nun, sagte der Wolf zu dem Prinzen, solle er das Ei in
-der Hand drücken; und wie der Prinz das that, schrie der Riese laut auf.
-»Drück noch einmal zu!« sagte der Wolf; und wie der Prinz noch einmal
-zudrückte, erhob der Riese ein klägliches Gewinsel und bat und fleh'te
-um sein Leben; er wolle auch Alles thun, was der Königssohn verlangte,
-wenn er ihm bloß nicht das Herz entzwei drücken wollte, sagte er. »Sage
-ihm, wenn er Deine sechs Brüder, die er in Stein verwandelt hat, wieder
-in Prinzen umschafft, und ihre Bräute in Prinzessinnen, dann solle er
-das Leben behalten,« sagte der Wolf; und das that der Prinz. Ja, dazu
-war der Troll sogleich bereit: er verwandelte die sechs Brüder wieder in
-Prinzen, und ihre Bräute wieder in Prinzessinnen. »Drück jetzt das Ei
-entzwei!« sagte der Wolf. Nun drückte Aschenbrödel das Ei entzwei, und
-da barst der Riese mitten von einander. Wie sie ihn nun quitt waren,
-ritt Aschenbrödel wieder zurück nach dem Bergschloß. Da standen alle
-seine sechs Brüder mit ihren Bräuten frisch und gesund vor ihm, und
-Aschenbrödel ging in den Berg und holte sich die Prinzessinn, die wurde
-nun _seine_ Braut, und darauf reis'ten sie alle mit einander zurück nach
-dem Schloß des Königs. Wie nun der alte König alle seine sieben Söhne
-mit ihren Bräuten ankommen sah, da freu'te er sich nicht wenig, kannst
-Du glauben; aber die schönste von allen Prinzessinnen war doch die Braut
-von Aschenbrödel, und er mußte sich mit ihr bei Tafel oben an setzen.
-Darauf hielten alle Prinzen Hochzeit mit ihren Bräuten, und es wurde
-gegastet und gejubelt viele Tage lang, und haben sie nicht ausgejubelt,
-so jubeln sie wohl noch.
-
-
-
-
-7.
-
-Die Grimsschecke.
-
-
-Es waren einmal ein Paar reiche Leute, die hatten zwölf Söhne. Als der
-jüngste von ihnen herangewachsen war, wollte er nicht länger zu Hause
-bleiben, sondern wollte fort in die Welt und sein Glück versuchen. Die
-Ältern sagten, er hätte es ja gut bei ihnen, warum er denn nicht zu
-Hause bleiben wollte. Aber er hatte keine Ruhe, er wollte und mußte
-fort, und da ließen sie ihn denn endlich reisen. Als er nun eine
-Zeitlang umhergewandert war, kam er auch zu einem Königsschloß; da bat
-er um einen Dienst, und den erhielt er auch.
-
-Die Tochter des Königs von diesem Lande aber wurde von einem Trollen in
-einem Berg zurückgehalten, und der König hatte nicht mehr Kinder, als
-nur diese einzige Tochter. Darum war er und mit ihm das ganze Land in
-großer Sorge und Betrübniß, und der König hatte Demjenigen, der sie
-befreien könnte, die Prinzessinn und das halbe Reich versprochen; aber
-es war Niemand, der das konnte, obwohl Viele es versuchten. Als der
-Bursch ein Jahr, oder so ungefähr, da gewesen war, wollte er wieder
-nach Hause und seine Ältern besuchen; wie er aber zu Hause ankam, waren
-seine Ältern in der Zeit gestorben, und die Brüder hatten die Erbschaft
-unter sich getheilt, so daß nun Nichts mehr für den Burschen übrig
-war. »Soll ich denn Nichts haben?« sagte der Bursch. »Konnten wir denn
-wissen, daß Du noch am Leben warst, der Du so lange herumgestreift
-bist?« sagten die Brüder: »Aber es mag drum sein: Oben in der Bergkoppel
-gehen zwölf Stuten, die wir noch nicht getheilt haben; willst Du die für
-Deinen Theil haben, so kannst Du sie nehmen.« Ja, damit war der Bursch
-wohlzufrieden und begab sich sogleich nach der Bergkoppel, wo die zwölf
-Stuten gras'ten. Wie er hinkam, hatte jede Stute ihr Saugfüllen; das
-schönste Füllen hatte aber doch die eine Stute, das war ein großes
-scheckiges Füllen und so fett und so gut bei Leibe, daß es glänzte. »Du
-bist ein schönes Thierchen,« sagte der Bursch. »Ja, aber willst Du die
-andern Füllen todtschlagen, so daß ich alle Stuten ein ganzes Jahr
-saugen kann, dann sollst Du mal sehen, wie groß und schön ich werde,«
-sagte das Füllen. Das that denn der Bursch auch: er schlug alle die
-andern Füllen todt, und darauf ging er fort.
-
-Als er das nächste Jahr wiederkam und sich nach seinem Füllen und seinen
-Stuten umsehen wollte, da war das Füllen so fett geworden, daß es glänzte
-und blinkerte, und so groß war es, daß der Bursch nur mit genauer
-Noth hinaufkommen konnte; alle Stuten aber hatten wieder ihr Füllen
-bekommen. »Ja, es ist wahr, es hat sich gut gelohnt, daß ich Dich alle
-zwölf Stuten saugen ließ,« sagte der Bursch zu dem Einjährigen: »aber
-jetzt bist Du groß genug, nun muß ich Dich mithaben.« -- »Nein, laß mich
-noch ein Jahr dazu gehen,« sagte das Füllen: »schlag' wieder die zwölf
-andern Füllen todt, daß ich auch dieses Jahr alle zwölf Stuten saugen
-kann; dann sollst Du mal sehen, wie groß und schön ich den nächsten
-Sommer bin.« Der Bursch that wieder, wie das Füllen ihm sagte; und als
-er das nächste Jahr in die Koppel kam, da hatte wieder jede Stute ihr
-Saugfüllen; das scheckige Füllen aber war so groß geworden, daß der
-Bursch gar nicht mehr hinauf konnte, und so fett und so blank war es,
-daß es nur so glitzerte. »Groß und schön warst Du voriges Jahr,« sagte
-der Bursch: »aber dieses Jahr bist Du noch stattlicher; ein solches
-Füllen giebt es nicht in des Königs Schloß. Aber nun muß ich Dich mit
-mir haben.« -- »Nein,« sagte die Schecke: »laß mich noch ein Jahr dazu
-gehen! schlage wieder die zwölf andern Füllen todt, so daß ich auch noch
-dieses Jahr alle Stuten saugen kann; dann sollst Du mich mal sehen zum
-nächsten Sommer!« Der Bursch that wieder, wie das Scheckenfüllen ihm
-sagte, schlug alle die andern Füllen todt, und damit ging er fort.
-
-Als er aber nun das nächste Jahr wiederkam, und sich nach seinem Füllen
-und seinen Stuten umsehen wollte, da war der Bursch ganz erschrocken. So
-groß und so schwer, hatte er nie geglaubt, daß ein Pferd werden könnte;
-denn die Schecke mußte sich auf allen Vieren niederlegen, wenn der Bursch
-hinaufsteigen wollte, und dann hatte er noch Genug zu thun, daß er
-nur hinaufkam; und so fett und so quabbelig war sie geworden, daß sie
-glänzte und blitzte wie ein Spiegel; und das Mal hatte die Schecke
-Nichts dagegen einzuwenden, daß der Bursch sie mitnahm. Er setzte sich
-auf sie und ritt mit ihr nach Hause zu seinen Brüdern; die schlugen die
-Hände über dem Kopf zusammen und kreuzten sich, denn ein solches Pferd
-hatten sie weder gesehen, noch davon reden gehört. »Es mag drum sein,«
-sagte der Bursch: »wollt Ihr mir einen so schönen Beschlag unter mein
-Pferd, und so schönen Sattel und so schönes Gebiß verschaffen, als man's
-nur haben kann, so mögt Ihr alle zwölf Stuten nehmen, so wie sie da in
-der Koppel gehen, und ihre zwölf Füllen dazu« -- denn das Jahr hatte
-jede Stute wieder ein Füllen bekommen. -- Ja, das wollten die Brüder
-gern; und nun bekam der Bursch einen solchen Beschlag unter sein Pferd,
-daß die Kiesel in die Luft flogen, wenn er über den Berg ritt, und einen
-solchen Goldsattel und ein solches Goldgebiß, daß man den Glanz davon
-schon von weitem sah. »Laß uns jetzt nach des Königs Schloß reisen!«
-sagte die _Grimsschecke_ -- denn so hieß das Pferd --: »aber Du musst
-den König um guten Stallraum und gutes Futter für mich bitten.« Ja, er
-wollt's nicht vergessen, sagte der Bursch, und damit ritt er fort, daß
-die Funken stoben; und da kannst Du Dir wohl denken, daß sie eben nicht
-lange Zeit gebrauchten, um nach dem Schloß zu kommen.
-
-Wie der Bursch dort ankam, stand der König draußen auf der Treppe; er
-guckte und guckte und konnte nicht begreifen, was Das für Einer war, der
-da geritten kam. »Nein!« sagte er: »einen solchen Kerl und ein solches
-Pferd hab' ich noch mein Lebtag nicht gesehen!« Als darauf der Bursch
-ihn fragte, ob er nicht einen Dienst im Schloß bekommen könnte, ward der
-König so froh, daß er hüpfte und sprang, und da konnt' es denn nicht
-fehlen, daß der Bursch einen Dienst bekam. »Ja, aber guten Stallraum für
-mein Pferd will ich haben, und gutes Futter auch,« sagte der Bursch. Ja,
-Stallraum für sein Pferd sollte er bekommen, und Hafer und Heu so viel
-es nur verdelgen könnte; und darauf mußten die andern Ritter alle ihre
-Pferde aus dem Stall führen; denn der sollte für die Grimsschecke allein
-bleiben, damit sie gut Platz drin hätte.
-
-Und nun, kannst Du Dir wohl denken, dauerte es nicht lange, daß die
-Andern im Schloß neidisch wurden auf den Burschen, und nicht wußten,
-was sie ihm all für Schabernack anthun sollten, wenn sie bloß gedurft
-hätten. Endlich verfielen sie darauf, zu dem König zu sagen, der Bursch
-habe sich gerühmt, die Prinzessinn befreien zu können, die der Troll bei
-sich im Berg eingeschlossen halte, wenn er bloß wollte. Sogleich ließ
-der König ihn zu sich rufen und sagte, so und so hätte er gesagt, und
-nun sollte er Wort halten; könnte er es, so wüßte er wohl, daß er dann
-die Prinzessinn und das halbe Reich haben solle, und das sollt' er denn
-auch redlich bekommen; könnte er es aber nicht, so solle er das Leben
-verlieren. Der Bursch sagte zwar, nein, das hätt' er nicht gesagt; aber
-es half nichts, der König wollte auf dem Ohr nicht hören, und es war
-kein andrer Rath für den Burschen, er mußte es versuchen. Er ging nun
-hinunter nach dem Stall und war ganz traurig und muthlos. Die Grimsschecke
-fragte ihn, Was ihm fehle, und da erzählte ihr denn der Bursch, Was der
-König von ihm verlangte, und sagte, er wüßte nicht, wie er das anfangen
-sollte, denn die Prinzessinn zu befreien, meinte er, wäre wohl ein Ding
-der Unmöglichkeit. »Die Sache ist gar nicht so gefährlich,« sagte
-die Grimsschecke: »ich will Dir schon helfen, aber Du musst mich gut
-beschlagen lassen. Zwanzig Pfund Eisen und zwölf Pfund Stahl musst Du
-verlangen, und einen Schmied zum Schmieden, und einen zum Beschlagen.«
-Ja, das that der Bursch, und der König sagte nicht Nein, sondern gab ihm
-Eisen und Stahl und zwei Schmiede, und die Grimsschecke wurde beschlagen
-hinten und vorn, und darauf ritt der Bursch aus dem Schloß, daß der
-Staub aufwirbelte. Als er aber nun zu dem Berg kam, galt es, die steile
-Wand hinaufzukommen; denn die war so schroff, wie eine Mauer, und so
-glatt, wie ein Spiegel. Bei dem ersten Anlauf kam der Bursch ein Ende
-hinauf; aber da glitt die Grimsschecke mit den beiden Vorderfüßen aus,
-und wieder herunter, daß es donnerte und krachte. Beim zweiten Anlauf
-kam er ein Ende weiter hinauf; aber da glitt die Grimsschecke wieder mit
-dem einen Vorderbein aus, und herunter, daß der alte Berg bebte. Das
-dritte Mal sagte die Grimsschecke: »Jetzt muß es werden!« und damit
-legte sie los, daß die Steine in die Wolken flogen, und das Mal kam
-sie hinauf. Nun ritt der Bursch in vollem Galopp, erschnappte die
-Königstochter und nahm sie vor sich auf den Sattel, und eh' der Troll
-sich noch recht besann, waren sie auf und davon -- wenn ich aber nicht
-irre, so lag der Troll damals und schlief -- und nun war die Prinzessinn
-befrei't.
-
-Als jetzt der Bursch zurückkam auf's Schloß, freu'te sich der König
-nicht wenig, kannst Du glauben. Wie dem nun aber auch sein mochte, so
-hatten die Andern auf dem Schloß dem König Allerlei vorgeredet, so daß
-er gleichwohl zornig war auf den Burschen. »Ich danke Dir, daß Du meine
-Tochter befrei't hast« -- das war Alles, was er sagte, und damit wollte
-er seines Weges gehen. Der Bursch aber sagte: »Sie ist jetzt eben so gut
-_mein_, als _Dein_, denn ich hoffe doch, daß Du ein Mann von Wort bist.«
--- »Nun ja,« sagte der König: »Du sollst sie haben, weil ich es Dir
-versprochen habe; aber erst musst Du machen, daß die Sonne in mein
-Schloß scheint« -- denn es lag ein großer Berg vor dem Schloßfenster,
-der schattete, so daß die Sonne nicht hineinscheinen konnte. -- »Das war
-nun freilich nicht mit im Accord,« sagte der Bursch: »aber es hilft
-nicht, ich muß nur mein Bestes versuchen; denn die Prinzessinn wollt'
-ich doch gern haben.« Er ging nun wieder hinunter zu der Schecke und
-erzählte ihr, Was der König von ihm verlangte; die Grimsschecke meinte,
-die Sache sei eben nicht so gefährlich; aber einen neuen Beschlag unter
-den Füßen müßte sie haben, sagte sie, und dazu müßten zwanzig Pfund
-Eisen und zwölf Pfund Stahl, und zwei Schmiede, einen zum Schmieden, und
-einen zum Beschlagen, dann sollte schon nachher die Sonne in's Schloß
-scheinen. Der Bursch bekam Alles, was er verlangte, denn das konnte der
-König Schanden halber ihm nicht versagen, und es wurde nun ein neuer
-Beschlag unter die Grimsschecke gelegt, und der war nicht schlecht. Wie
-das geschehen war, setzte der Bursch sich auf, und bei jedem Schritt,
-den die Grimsschecke that, sank der Berg dreißig Fuß tief in die Erde,
-und das dauerte so lange fort, bis Nichts mehr vom Berg zu sehen war.
-
-Wie nun der Bursch zurück nach dem Schloß kam, fragte er den König, ob
-er ihm jetzt die Prinzessinn geben wolle; denn nun wisse er nicht
-anders, sagte er, als daß die Sonne ins Schloß scheine. Aber da hatten
-die Andern dem König wieder Allerlei vorgeredet, und er sagte zu dem
-Burschen, die Prinzessinn sollte er allerdings haben, denn er hätte
-seinen Sinn nicht geändert; aber erst sollte er ihm ein so stattliches
-Brautpferd schaffen, als er ein Bräutigamspferd hätte, das wäre nicht
-mehr, als billig. Der Bursch sagte, davon hätte der König nicht
-gesprochen, und er meine, er habe die Prinzessinn jetzt verdient. Aber
-der König blieb bei Dem, was er gesagt hatte; und wenn er ihm nicht ein
-solches Brautpferd schaffen könne, sagte er: dann solle er das Leben
-dazu verlieren. Der Bursch ging nun in den Stall, aber ganz traurig und
-muthlos, und erzählte der Grimsschecke, wie der König von ihm verlange,
-er solle der Prinzessinn ein so stattliches Brautpferd verschaffen, als
-er ein Bräutigamspferd hätte, sonst solle er das Leben verlieren. »Wie
-soll das aber angehen?« sagte er: »denn Deinesgleichen giebt es wohl
-nicht mehr in der Welt.« -- »Ja, es giebt Meinesgleichen,« sagte die
-Grimsschecke: »aber es hält schwer, sie zu bekommen, denn sie ist in der
-Hölle; wir wollen indeß unser Bestes versuchen.« -- »Und Was muß ich
-denn thun?« fragte der Bursch. »Erst musst Du zum König gehen,« sagte
-die Grimsschecke: »und einen neuen Beschlag unter meinen Füßen verlangen,
-und dazu müssen zwanzig Pfund Eisen und zwölf Pfund Stahl, und zwei
-Schmiede, einer zum Schmieden, und einer zum Beschlagen, aber sieh ja
-zu, daß die Eisen gut scharf werden; und dann musst Du zwölf Tonnen
-Rocken und zwölf Tonnen Gerste verlangen, und zwölf geschlachtete
-Ochsen müssen wir haben, dazu alle zwölf Ochsenhäute und in jeder Haut
-zwölfhundert Lattenspiker; denn alles das müssen wir gebrauchen.«
-Der Bursch ging nun hinauf zum König und verlangte Alles, so wie die
-Grimsschecke ihm gesagt hatte, und der König konnte Schanden halber es
-ihm nicht verweigern, sondern mußte ihm Alles geben.
-
-Als nun die Grimsschecke gehörig beschlagen war, setzte der Bursch sich
-auf und ritt aus dem Schloßhof. Wie er nun ein weites, weites Ende
-geritten war über Berge und über Hügel, da fragte die Schecke ihn:
-»Hörst Du Etwas?« -- »Ja,« sagte der Bursch: »ich höre ein gewaltiges
-Sausen oben in der Luft, so daß mir angst und bange wird.« -- »Das
-sind alle die wilden Vögel des Waldes, die geflogen kommen,« sagte die
-Grimsschecke, »die sind ausgesandt, um uns aufzuhalten; aber schneide
-jetzt ein Loch in die Kornsäcke, dann haben sie Genug zu thun mit dem
-Korn und vergessen darüber uns.« Das that nun der Bursch: er schnitt
-ein Loch in die Kornsäcke, so daß der Rocken und die Gerste auf allen
-Seiten herauslief. Da kamen alle die wilden Vögel des Waldes in so
-großer Menge, daß die Sonne davon verdunkelt ward; als sie aber das
-Korn erblickten, schossen sie herunter und fingen an, die Rocken- und
-Gerstenkörner aufzupicken; und zuletzt, glaub' ich, schlugen sie sich
-sogar; doch das kann ich nicht mit Gewißheit sagen; aber so viel weiß
-ich wohl, daß sie dem Burschen und der Grimsschecke Nichts thaten, denn
-die hatten sie ganz vergessen.
-
-Nun ritt der Bursch wieder eine lange Strecke, über Berge und Thäler,
-durch Sumpf und Moor; da horchte plötzlich die Grimsschecke auf und
-fragte den Burschen: »Hörst Du Etwas?« -- »Ja, ich höre ein entsetzliches
-Krachen im Walde von allen Seiten her, so daß mir angst und bange wird,«
-sagte der Bursch. »Das sind alle die wilden Thiere des Waldes,« sagte
-die Grimsschecke: »die sind ausgeschickt, um uns aufzuhalten; aber wirf
-jetzt nur die Rümpfe von den zwölf Ochsen hinaus, dann bekommen sie
-Genug zu thun und vergessen uns.« Da warf der Bursch die Rümpfe hinaus,
-und nun kamen alle wilden Thiere, so viel ihrer im Wald waren: Bären,
-Wölfe, Löwen und andre Ungeheuer; als sie aber die Ochsenrümpfe sahen,
-fielen sie alle darauf her und fingen an, sich zu schlagen, daß das Blut
-floß; den Burschen aber und die Grimsschecke vergaßen sie ganz.
-
-Darauf ritt der Bursch wieder ein weites, weites Ende, und die Wolken
-flogen ihm jeden Augenblick vorüber; denn mit der Grimsschecke ging es
-nicht langsam, wie man sich wohl denken kann. Plötzlich aber fing die
-Schecke an zu wiehern und fragte: »Hörst Du Etwas?« -- »Ja, ich höre in
-der Ferne ein leises Wiehern wie von einem Füllen,« sagte der Bursch.
-»Nun, das war eben kein kleines Füllen,« sagte die Schecke: »es hört
-sich nur so leise an, weil es noch so weit weg ist.« Darauf reis'ten sie
-ein gutes Ende weiter. Endlich wieherte die Grimsschecke wieder. »Hörst
-Du Etwas?« fragte sie. »Ja, nun hör' ich es deutlich wiehern, wie ein
-großes Pferd,« sagte der Bursch. »Ja, Du musst es noch einmal hören,«
-sagte die Schecke: »dann wirst Du's schon gewahr werden.« Nun reis'ten
-sie wieder ein gutes Ende weiter; da wieherte die Grimsschecke zum
-dritten Mal; aber ehe sie noch den Burschen fragen konnte, ob er Etwas
-höre, wieherte es auf der Senne, daß der Bursch dachte, der alte Berg
-würde bersten. »Nun ist es hier!« sagte die Grimsschecke: »Wirf jetzt
-geschwind die Ochsenhäute mit den Lattenspikern auf mich, und die
-Theertonne wirf auf die Erde, und dann klettre auf die große Tanne da.
-Wenn dann das Pferd kommt, schnaubt es Feuer aus beiden Nüstern und
-zündet die Theertonne an. Alsdann gieb wohl Acht: wenn die Flamme
-_steigt_, so gewinne ich; _fällt_ sie, so verliere ich. Siehst Du
-aber, daß ich gewinne, so wirf ihm schnell meinen Zaum über, dann
-ist es zahm.« Kaum hatte der Bursch die Häute mit den Spikern auf die
-Grimsschecke geworfen, die Theertonne auf die Erde gerollt und war auf
-die Tanne geklettert, so kam das Pferd an, daß ihm die Flammen aus
-beiden Nüstern fuhren, und sogleich fing die Theertonne Feuer. Darauf
-begann die Grimsschecke einen Kampf mit dem andern Pferd, daß die Steine
-bis an den Himmel flogen, sie bissen sich und schlugen aus mit den
-Vorder- und den Hinterbeinen. Der Bursch sah bald nach ihnen, bald nach
-der Theertonne, und endlich _stieg_ die Flamme; denn wo das andre Pferd
-auch beißen und schlagen mochte, so traf es immer nur die Häute mit
-den Spikern, und da mußte es sich denn endlich geben. Als der Bursch
-das sah, sprang er schnell vom Baum herunter, nahm den Zaum von der
-Grimsschecke und warf ihn auf das andre Pferd, und da war es so zahm,
-daß er es mit einem Zwirnsfaden lenken konnte, und eben so scheckig
-war es wie das Grimsfüllen, so daß man sie nicht von einander zu
-unterscheiden vermochte. Nun setzte der Bursch sich auf das neue Pferd
-und ritt wieder zurück nach dem Königsschloß, und die Grimsschecke lief
-neben ihm her. Als er beim Schloß ankam, stand der König draußen auf dem
-Hof. »Kannst Du mir jetzt sagen, was für ein Pferd ich gefangen habe,
-und was für eins ich hatte?« sagte der Bursch: »kannst Du es nicht, so
-gehört Deine Tochter mir.« Der König betrachtete beide Schecken von
-unten bis oben; aber es war kein Haar anders an der einen, als an der
-andern. »Nein,« sagte der König: »das kann ich nicht. Meine Tochter hast
-Du jetzt, da Du ihr ein so stattliches Brautpferd verschafft hast, Dir
-erworben; aber erst müssen wir sehen, ob es auch so bestimmt ist, daß
-Du sie haben sollst: Meine Tochter soll sich zweimal verstecken, und
-nachher sollst Du Dich auch zweimal verstecken; kannst Du sie nun
-die beiden Male finden, aber sie nicht jedesmal Dich, dann ist es so
-bestimmt, daß Du sie haben sollst.« -- »Das steht nun freilich auch
-nicht mit im Accord,« sagte der Bursch: »aber weil's denn so sein muß,
-wollen wir's versuchen.«
-
-Nun sollte die Königstochter sich zuerst verstecken, und da verwandelte
-sie sich in eine Ente und schwamm auf dem Wasser, das dicht bei dem
-Schloß war. Der Bursch aber ging hinunter in den Stall und fragte die
-Grimsschecke, wo sie sich versteckt hätte. »O, Du brauchst nur Dein
-Gewehr zu nehmen und nach der Ente zu zielen, die auf dem Wasser
-schwimmt,« sagte die Grimsschecke: »dann wird sie schon zum Vorschein
-kommen.« Da nahm der Bursch sein Gewehr und ging damit nach dem Wasser.
-»Ich will doch mal die Ente kappen,« sagte er und fing an zu zielen.
-»Nein, nein! schieß nicht! das bin _ich_!« sagte die Prinzessinn; und
-nun hatte er sie das erste Mal gefunden. Das zweite Mal verwandelte die
-Prinzessinn sich in ein Brod und lag auf dem Tisch zwischen vier andern
-Broden, und alle waren ganz gleich, so daß Keiner sie zu unterscheiden
-vermochte. Aber der Bursch ging wieder in den Stall zu der Grimsschecke
-und fragte, wo er jetzt wohl die Prinzessinn suchen sollte. »O, nimm
-bloß ein Brodmesser und wetze es tüchtig und thu dann, als ob Du das
-Brod, das, von der Linken gezählt, das dritte unter den vier andern
-ist, die auf dem Küchentisch liegen, anschneiden wolltest,« sagte die
-Grimsschecke: »dann wird sie schon zum Vorschein kommen.« Da ging der
-Bursch in die Küche und nahm das größte Brodmesser, das er finden
-konnte, und wetzte es tüchtig; dann ergriff er das Brod, welches, von
-der Linken gezählt, das dritte unter den vier andern war, und setzte
-das Messer an, als ob er's mitten durchschneiden wollte. »Ich muß mir
-doch mal einen Knorren von diesem Brod abschneiden,« sagte er. »Nein,
-schneide nicht! das bin _ich_!« sagte die Prinzessinn; und nun hatte er
-sie auch das zweite Mal gefunden.
-
-Jetzt sollte der Bursch sich verstecken; da sagte ihm aber die
-Grimsschecke so guten Bescheid, daß er nicht leicht zu finden war.
-Zuerst verwandelte er sich in eine Roßmücke und verbarg sich in die
-linke Nüster der Grimsschecke. Die Prinzessinn ging und suchte überall,
-und zuletzt wollte sie auch in den Raum hinein, wo die Grimsschecke
-stand; aber die fing an zu beißen und um sich zu schlagen, daß sie sich
-nicht nahen durfte, und da konnte sie ihn denn nicht finden. »Nein, ich
-kann Dich nicht finden,« rief sie: »komm nur hervor!« und sogleich stand
-der Bursch vor ihr in dem Stall. Das zweite Mal verwandelte er sich in
-einen Klumpen Erde und legte sich zwischen den Huf und das Eisen an dem
-linken Vorderfuß der Schecke. Die Königstochter ging wieder überall herum
-und suchte, und zuletzt kam sie auch in den Stall und wollte wieder in
-den Raum zu der Grimsschecke. Diesmal durfte sie sich auch nahen; aber
-unter den Huf konnte sie nicht kommen, denn die Schecke stand allzu fest
-auf ihren Beinen. Da ihr nun alles Suchen nichts half, sagte sie endlich;
-»Komm nur hervor! denn ich kann Dich doch nicht finden,« und da stand
-der Bursch sogleich wieder neben ihr im Stall. »Nun ist sie _mein_,«
-sagte er zum König: »denn nun kannst Du sehen, daß es so bestimmt ist.«
--- »Ja, wenn es denn so bestimmt ist, so muß es wohl so bleiben,« sagte
-der König. Und darauf wurde augenblicklich die Hochzeit gehalten; und
-der Bursch setzte sich auf die Grimsschecke, und die Prinzessinn auf die
-andre Schecke, und da kannst Du Dir denn wohl vorstellen, daß sie eben
-nicht lange Zeit gebrauchten, um nach der Kirche zu kommen; und sie
-lebten hiernach glücklich und vergnügt mit einander.
-
-
-
-
-8.
-
-Es hat keine Noth mit Dem, in welchen alle Weiber verliebt sind.
-
-
-Es waren einmal drei Brüder; nun weiß ich nicht recht, wie das zugegangen
-war, aber jeder von ihnen hatte einen Wunsch bekommen, so daß er sich
-wünschen konnte, Was er wollte. Die beiden ältesten bedachten sich nicht
-lange, sondern wünschten sich, daß es ihnen nie an Geld fehlen möchte,
-so oft sie in die Tasche griffen; »denn wenn Einer immer Geld hat,«
-sagten sie: »so kommt er schon fort in der Welt.« Der jüngste dagegen
-wünschte sich, daß alle Weiber sich in ihn verlieben müßten, sobald sie
-ihn sähen, sie möchten nun wollen, oder nicht; und das, sollst Du mal
-hören, war weit besser, als Geld und Gut. Sobald die Brüder ihre Wünsche
-gethan hatten, wollten die beiden ältesten fort in die Welt. Aschenbrödel
-bat sie, ihn mit sich zu nehmen, aber von dem wollten die Andern Nichts
-wissen. »Wo wir hinkommen, werden wir überall empfangen wie Grafen und
-Prinzen,« sagten sie: »aber Du, der Du gar Nichts hast, Wer wollte sich
-wohl um Dich bekümmern?« -- »Aber Ihr könnt mich darum ja gern mit Euch
-reisen lassen,« sagte Aschenbrödel: »denn es wird wohl immer auch ein
-Bissen für mich abfallen, wenn ich bei so hohen Herrschaften bin.«
-Endlich und zuletzt erlaubten sie ihm denn, mitzureisen, wenn er ihr
-Diener sein wollte, und darauf ging Aschenbrödel auch ein.
-
-Als sie nun einen Tag, oder so ungefähr, gereis't waren, kamen sie zu
-einem großen Gasthause; da kehrten die beiden ältesten Brüder, welche
-Geld hatten, ein, und verlangten frischweg Braten und Fische und
-Branntwein und Meth und Alles, was gut schmeckt; Aschenbrödel aber, der
-Nichts hatte, mußte draußen im Hof bleiben und auf die Pferde und das
-Gepäck der vornehmen Herren Acht geben, denn er war nun ihr Diener. Wie
-er aber da im Hofe auf- und abging, bemerkte die Frau des Gastwirths ihn
-durch das Fenster, und ein so schöner Bursch, däuchte ihr, wär' ihr noch
-nicht vorgekommen; sie guckte und guckte, und je länger sie den Burschen
-ansah, desto schöner kam er ihr vor. »Was Teufel hast Du da zu stehen
-und zu glotzen!« sagte der Mann: »mir däucht, es wäre besser, Du säh'st
-zu, daß das Spanferkel gut gebraten würde, als daß Du da stehst und
-glotzäugst; Du weißt wohl, was für Herrschaften wir heut zu bewirthen
-haben.« -- »Ach, ich schere mich den Henker um das vornehme Pack!« sagte
-die Frau: »wollen sie nicht bleiben, so können sie wieder hinreisen, wo
-sie hergekommen sind. Aber komm mal her und sieh bloß Den, der auf dem
-Hof geht! einen so schmucken Burschen hab' ich noch mein Lebtag nicht
-gesehn; willst Du, wie ich, so bitten wir ihn herein und tractiren ihn;
-denn der arme Schelm hat wohl nicht Viel übrig.« -- »Weib, hast Du denn
-ganz Dein Bischen Verstand verloren?« sagte der Mann und war so zornig,
-daß ihm die Augen im Kopf glüh'ten. »Fort mit Dir in die Küche!« rief
-er: »und stehe nicht hier und äugle nach fremden Kerls!« Da war nun
-kein andrer Rath für die Frau, sie mußte wieder in die Küche und das
-Essen bereiten; nach dem Burschen aber durfte sie sich nicht weiter
-umsehen, und ihn tractiren durfte sie noch weniger. Da ersah sie aber
-die Gelegenheit und machte sich ein Geschäft in dem Hof, und nun schenkte
-sie Aschenbrödel eine Schere, die hatte die Eigenschaft, daß er sich
-damit die schönsten Kleider von Sammt und von Seide herabschneiden
-konnte, wenn er bloß damit in die Luft schnitt. »Die will ich Dir
-schenken, weil Du ein so schmucker Bursch bist,« sagte sie.
-
-Als nun die beiden andern Brüder ihr Spanferkel und all das Gesottene
-und Gebratene verzehrt hatten, reis'ten sie weiter, und Aschenbrödel
-stand wieder als ihr Diener hinten auf dem Wagen. Nach sechs oder sieben
-Stunden kamen sie zu einem andern Gasthause, und da kehrten die beiden
-ältesten wieder ein; aber Aschenbrödel, der kein Geld hatte, mußte
-draußen im Hof bleiben und auf ihre Sachen Acht geben. »Wenn Jemand Dich
-fragt, Wer wir sind, so sage nur, wir wären zwei fremde Prinzen,« sagten
-sie zu ihm. In diesem Gasthause ging es nun ungefähr wieder eben so,
-wie in dem vorigen. Die Wirthsfrau kam ans Fenster und sah Aschenbrödel
-auf dem Hof stehen, und da ward sie eben so verliebt in ihn, wie die
-Frau des ersten Gastwirths, und sie konnte sich gar nicht satt an ihm
-sehen. Als aber ihr Mann darauf zukam, sagte er: »Steh doch nicht da und
-glotze, wie eine Kuh, die das neue Thor betrachtet, sondern scher' Dich
-fort in die Küche zu Deinem Fischgrapen; denn Du weißt wohl, was wir
-heut für Leute zu bewirthen haben.« -- »Ach, ich bekümmre mich den Henker
-um das vornehme Pack!« sagte die Frau: »wenn's ihnen bei uns nicht gut
-genug ist, so können sie ja hingehen, wo's ihnen besser gefällt. Aber
-komm mal her und sieh den hübschen Burschen, der da draußen im Hof
-steht; noch in meinem Leben hab' ich keinen so hübschen Menschen
-gesehen. Willst Du, wie ich, so nöthigen wir ihn herein zu uns und
-tractiren ihn; der arme Teufel kann's nöthig haben.« -- »Viel Verstand
-hast Du nie gehabt, Frau,« sagte der Mann: »und das Bischen, das Du
-hattest, glaub' ich, hast Du jetzt auch verloren. -- Fort mit Dir in
-die Küche! und steh nicht länger da und guck nach dem fremden Kerl
-aus!« rief er und war noch weit zorniger, als der erste Gastwirth. Sie
-mußte nun wieder hinaus zu ihrem Fischgrapen, und so gern sie auch den
-Burschen tractirt hätte, so durfte sie's doch nicht wagen, denn sie
-fürchtete sich vor ihrem Mann. Da ersah sie aber die Gelegenheit und
-machte sich ein Geschäft in dem Hof, und nun schenkte sie Aschenbrödel
-ein Tuch, das hatte die Eigenschaft, daß es sich aufdeckte mit den
-schönsten Gerichten, die man sich nur wünschen kann, wenn er es bloß aus
-einander legte. »Das sollst Du haben, weil Du ein so schmucker Bursch
-bist,« sagte die Wirthsfrau zu Aschenbrödel. Der bedankte sich und war
-seelenvergnügt; denn ein solches Tuch, kannst Du wohl denken, war
-besser, als viel Geld.
-
-Nachdem nun die beiden Brüder gegessen und getrunken und Alles theuer
-bezahlt hatten, reis'ten sie weiter, und Aschenbrödel stand wieder
-hinten auf. Als sie so lange gereis't waren, bis sie wieder hungrig
-wurden, kehrten sie in ein sehr vornehmes Gasthaus ein und verlangten
-das Theuerste und Beste, was es gab. »Wir sind zwei reisende Könige,«
-sagten sie: »und Geld haben wir wie Heu.« Als der Gastwirth das hörte,
-ging es an ein Kochen und Braten, daß man's zehn Häuser davon bei den
-Nachbaren riechen konnte. Aschenbrödel aber mußte wieder in dem Hof
-bleiben und auf die Sachen Acht geben. Hier ging's ihm nun ungefähr eben
-so, wie in den beiden vorigen Gasthöfen. Die Wirthsfrau sah durch das
-Fenster den Diener, der draußen beim Wagen stand, und ein so schmucker
-Bursch war ihr denn auch noch nicht vorgekommen; sie sah und sah, und
-je länger sie ihn ansah, desto schöner, däuchte er ihr. Als aber der
-Gastwirth kam und sie da stehen und gucken sah, sagte er: »Hast Du denn
-nichts Besseres zu thun, als daß Du da stehst und guckäugelst? Weißt Du
-denn nicht, was für Leute wir im Hause haben? Fort mit Dir in die Küche
-zum Grützkessel, und das den Augenblick!« »Ach, es ist wohl nicht so
-gefährlich,« sagte die Frau. »Wollen sie nicht warten, bis die Grütze
-fertig ist, so können sie ja wieder reisen; es hält sie Niemand auf.
-Aber komm mal her, dann sollst Du Was zu sehen kriegen. Sieh mal da
-auf dem Hof! Ein so schmucker Bursch, sag' ich Dir, ist mir noch
-nicht vorgekommen. Willst Du, wie ich, so nöthigen wir ihn herein
-und tractiren ihn; denn er scheint's wohl nöthig zu haben.« -- »Ein
-manntolles Weib bist Du all Dein Lebtag gewesen, und das bist Du auch
-noch,« sagte der Mann und war entsetzlich böse: »Machst Du aber nicht
-den Augenblick, daß Du hinauskommst zum Grützkessel, so sollst Du sehen,
-wie ich Dir Beine machen werde!« Die Frau mußte nun wieder hinaus in die
-Küche, denn sie wußte wohl, daß der Mann nicht mit sich scherzen ließ.
-Nach einer Weile aber ersah sie die Gelegenheit, schlüpfte hinaus in
-den Hof und schenkte Aschenbrödel einen allerliebsten Zapfhahn. »Wenn
-Du bloß den Hahn umdreh'st,« sagte sie: »so bekommst Du die schönsten
-Getränke, die Du Dir wünschest: Meth, Wein und auch Branntwein; Das will
-ich Dir schenken, weil Du ein so schmucker Bursch bist.« Aschenbrödel
-bedankte sich und war seelenvergnügt; denn ein solcher Zapfhahn war
-nicht schlecht, kannst Du glauben.
-
-Als nun die beiden Brüder ihre Mahlzeit verzehrt hatten, reis'ten sie
-wieder fort, und Aschenbrödel stand wieder hinten auf dem Wagen. Sie
-reis'ten nun ein weites Ende, und endlich kamen sie zu einem Königsschloß;
-da gaben die beiden ältesten sich aus für zwei Kaisersöhne; und weil
-sie viel Geld hatten und so stattlich gekleidet waren, wurden sie auf
-das beste empfangen; sie mußten auf dem Schloß wohnen, und der König
-wußte nicht, Was er ihnen alles zu Ehren thun wollte. Aber Aschenbrödel,
-der noch dieselben Lumpen anhatte, die er von Hause mitgenommen, wurde
-von der Schloßwache auf eine Insel gebracht, nach welcher man alle die
-Bettler und Lumpenkerls hinausruderte, die auf's Schloß kamen; denn der
-König konnte die Bettler und Lumpenkerls nicht leiden, sie störten nur
-die Freude auf dem Schloß, sagte er. Auf der Insel aber bekamen sie nur
-grade so Viel zu essen, daß sie sich das Leben damit erhalten konnten.
-Die Brüder von Aschenbrödel sahen wohl, daß die Wache mit ihm nach der
-Insel hinausfuhr, aber sie waren froh, daß sie ihn los wurden, und
-bekümmerten sich nicht weiter um ihn. Als nun Aschenbrödel auf die Insel
-zu den andern Bettlern und Lumpenkerls hinauskam, nahm er bloß seine
-Schere und schnitt damit in die Luft, und da schnitt er die schönsten
-Kleider herab, die man sich wünschen kann, von Sammt und von Seide, für
-sie alle zusammen, so daß der gemeinste Bettler auf der Insel weit
-stattlicher gekleidet war, als der König selbst und Alle, die auf dem
-Schloß waren. Darauf nahm Aschenbrödel sein Tuch und breitete es aus,
-und da deckte es sich mit einer Menge der schönsten Gerichte, so daß
-Alle daran Mehr, als Genug hatten, und ein solches Gastmahl war noch
-nicht gehalten worden auf des Königs Schloß. »Nun seid Ihr aber auch
-wohl durstig,« sagte Aschenbrödel, nahm seinen Zapfhahn und dreh'te ihn
-herum, und da bekamen alle Bettler auch Genug zu trinken; aber solchen
-Meth und solchen Wein hatte der König selber noch in seinem Leben nicht
-geschmeckt.
-
-Als nun Die, welche das Essen nach der Bettlerinsel bringen sollten, mit
-ihrer kalten Grütze und ihren sauern Molken ankamen -- denn das war das
-Essen, was Die auf der Insel erhielten -- so wollten die Bettler es
-nicht einmal kosten, worüber Die von dem Schloß sich sehr verwunderten,
-aber noch mehr verwunderten sie sich, als sie sahen, wie Alle so stattlich
-gekleidet waren, als wären es lauter Kaiser und Päbste gewesen, und sie
-glaubten schon, sie wären zu einer unrechten Insel gekommen; als sie
-aber besser zusahen, da war's denn doch ganz recht. Nun konnten sie sich
-nicht anders denken, als daß Der, den sie gestern hinausgerudert hatten,
-den Bettlern all den Staat und die Herrlichkeit verschafft haben müßte;
-und als sie zurück aufs Schloß kamen, erzählten sie sogleich, wie Der,
-den sie gestern hinausgebracht, alle Bettler so schön und so prächtig
-herausgekleidet hätte, daß es nur so tröpfelte von Gold; »und die Grütze
-und die Molken, die wir brachten, haben sie nicht einmal angerührt,«
-sagten sie: »so hochmüthig waren sie geworden.« Nun hatte aber Einer von
-den Leuten des Königs ausspionirt, wie der Bursch eine Schere hatte,
-womit er all die schönen Kleider, welche die Bettler bekommen hatten,
-aus der Luft geschnitten; das erzählte er sogleich auf dem Schloß und
-sagte: »wenn er bloß mit der Schere in die Luft schneidet, so schneidet
-er lauter Sammt und Seide herunter.« Als die Prinzessinn das hörte,
-hatte sie keine Ruhe, ehe sie den Burschen sah, der die Schere hatte,
-die lauter Sammt und Seide aus der Luft schnitt; eine solche Schere wäre
-wohl werth zu haben, dachte sie, denn damit könnte sie sich all den Putz
-verschaffen, den sie sich wünschte. Sie bat nun den König so lange, bis
-dieser hinausschickte nach der Bettlerinsel und den Burschen holen ließ;
-als dieser ankam, fragte die Prinzessinn ihn, ob es wahr sei, daß er
-eine Schere hätte, die so und so wäre, und ob er ihr die nicht verkaufen
-wolle. Ja, eine solche Schere hätte er wohl, sagte Aschenbrödel, aber
-verkaufen wolle er sie nicht, und darauf nahm er die Schere und schnitt
-damit in die Luft, daß die Sammt- und Seidenstoffe um ihn herumflogen.
-»Ja, Du musst mir die Schere durchaus verkaufen,« sagte die Prinzessinn:
-»Du kannst dafür verlangen, Was Du willst; denn haben muß ich sie.«
-Nein, verkaufen könne er sie auf keine Weise, sagte der Bursch, denn
-eine solche Schere bekäm' er nicht leicht wieder. Und während sie nun da
-standen und um die Schere disputirten, betrachtete die Prinzessinn den
-Burschen genauer, und da däuchte ihr, einen so schönen Menschen hätte
-sie noch nie gesehen; darnach handelte sie wieder um die Schere und bat
-Aschenbrödel, er möchte sie ihr doch verkaufen, er könne verlangen so
-viele hundert Thaler er wolle, sagte sie. »Nein, verkaufen thu ich sie
-nicht,« sagte Aschenbrödel: »aber es mag drum sein! willst Du mich eine
-Nacht in Deiner Kammer bei der Thür schlafen lassen, so sollst Du sie
-haben. Zu Leide will ich Dir Nichts thun,« sagte er: »und wenn Du Dich
-fürchtest, so kannst Du gern zwei Mann Wache hinstellen.« Ja, das
-wollte die Prinzessinn gern; wenn sie bloß die Schere bekam, so war sie
-zufrieden. Und nun schlief Aschenbrödel die Nacht in ihrer Kammer, und
-zwei Mann standen dabei Wache. Aber die Prinzessinn bekam nicht viel
-Schlaf in die Augen, denn sie mußte die ganze Nacht hindurch Aschenbrödel
-ansehen.
-
-Am Morgen ruderte Aschenbrödel wieder hinaus nach der Bettlerinsel.
-Als aber Die vom Schloß mit der Grütze und den Molken ankamen, wollte
-wieder Keiner davon kosten. Nun hatte aber Einer von des Königs Leuten
-ausspionirt, daß der Bursch ein Tuch hatte, das sich mit dem schönsten
-Essen deckte, sobald er es nur aus einander legte; und als dieser
-zurückkehrte, erzählte er es sogleich der Prinzessinn: »und solchen
-Braten und solche Rahmgrütze,« sagte er: »giebt's nicht auf des Königs
-Schloß.« Als die Prinzessinn das hörte, erzählte sie es dem König und
-bat ihn so lange, bis er nach der Insel schickte und den Burschen holen
-ließ. Wie nun Aschenbrödel aufs Schloß kam, wollte die Prinzessinn ihm
-durchaus das Tuch abkaufen und bot ihm Geld über Geld; aber Aschenbrödel
-wollt's nicht verkaufen für keinen Preis. »Willst Du mich aber die Nacht
-auf der Bank vor Deinem Bett schlafen lassen, so sollst Du das Tuch
-haben,« sagte er: »zu Leide will ich Dir Nichts thun, und wenn Du Dich
-fürchtest, so kannst Du gern vier Mann Wache hinstellen.« Ja, darauf
-ging die Prinzessinn sogleich ein; und Aschenbrödel lag nun die Nacht
-auf der Bank vor ihrem Bett, und vier Mann standen Wache dabei. Hatte
-aber die Prinzessinn die vorige Nacht nicht schlafen können, so konnte
-sie es noch weniger diese Nacht; sie lag beständig und sah nur den
-Burschen an.
-
-Am Morgen ruderte Aschenbrödel wieder hinaus nach der Bettlerinsel. Als
-aber Die vom Schloß mit der Grütze und den Molken ankamen, wollte Keiner
-es wieder ansehen, so satt waren sie noch alle von gestern. Das fiel nun
-den Leuten vom Schloß weiter nicht auf; jedoch verwunderte es sie, daß
-sie noch gar nicht wieder durstig waren. Da bemerkte aber Einer, daß der
-Bursch einen Zapfhahn hatte und immer die schönsten Getränke bekam: Meth
-und Wein und auch Bier, wenn er bloß den Hahn umdreh'te. Wie nun dieser
-zurückkam, erzählte er sogleich weit und breit von dem Zapfhahn des
-Burschen: »und solches Bier und solchen Meth hat man nicht auf des
-Königs Schloß,« sagte er: »denn das schmeckt noch süßer, als Honig und
-Syrup.« Als die Prinzessinn das hörte, wollte sie durchaus den Zapfhahn
-haben und ließ dem König nicht eher Ruhe, als bis er nach der Insel
-schickte und den Burschen holen ließ.
-
-Als nun Aschenbrödel aufs Schloß kam, fragte die Prinzessinn ihn, ob es
-wahr sei, daß er einen Zapfhahn hätte, der so und so wäre. Ja, sagte
-Aschenbrödel, einen solchen Zapfhahn hätte er; und als die Prinzessinn
-ihm den nun mit aller Gewalt abkaufen wollte, sagte er wieder, verkaufen
-könne er ihn auf keine Weise, wenn die Prinzessinn ihm auch das halbe
-Reich dafür geben wollte. »Aber es mag drum sein!« sagte er: »willst
-Du mich diese Nacht vorn in Deinem Bett schlafen lassen, so sollst
-Du meinen Zapfhahn haben; Du kannst meinetwegen gern acht Mann Wache
-hinstellen.« -- »Ach nein, das ist nicht nöthig,« sagte die Prinzessinn:
-»denn dazu kenne ich Dich jetzt schon genug.« Und nun schlief Aschenbrödel
-die Nacht bei der Prinzessinn im Bette, und hatte sie die beiden vorigen
-Nächte nicht schlafen können, so that sie diese ganze Nacht kein Auge
-zu.
-
-Wie nun Aschenbrödel am Morgen wieder fort wollte nach der Insel, sagte
-sie zu ihm: »Wart' noch ein wenig!« lief hinein zum König und bat ihn,
-daß er ihr doch den Burschen zum Gemahl geben möchte; denn sie wäre so
-verliebt in ihn, sagte sie, daß sie ohne ihn nicht leben könne. »Ei
-nun,« sagte der König: »wenn er so herrliche Dinge hat, wie Du mir
-erzählst, so ist er ja eben so reich, als Du; nimm ihn also nur hin!« Da
-bekam Aschenbrödel die Prinzessinn und das halbe Reich, und das andere
-halbe Reich sollte er nach des Königs Tode haben; und nun war Alles gut.
-Seine Brüder aber, welche immer so schlecht gegen ihn gewesen waren,
-ließ er hinausbringen auf die Bettlerinsel; da können sie nun erfahren,
-Wer am besten daran ist: Der, welcher viel Geld in der Tasche hat, oder
-Der, in welchen alle Weiber verliebt sind; -- und hat Aschenbrödel sie
-nicht von der Insel zurückgeholt, so gehen sie noch da und essen kalte
-Grütze und saure Molken den heutigen Tag.
-
-
-
-
-9.
-
-Die Lügenprobe.
-
-
-Es war einmal ein König, der hatte eine Tochter, die konnte so gewaltig
-lügen, daß Keiner es darin mit ihr aufnehmen konnte. Da ließ der König
-bekannt machen, daß Der, welcher so lügen könne, daß die Prinzessinn
-Nichts mehr dagegen zu lügen wüßte, sie und das halbe Reich haben
-sollte. Es kamen darauf Viele an den Hof und machten den Versuch; denn
-Alle wollten gern die Prinzessinn und das halbe Reich haben; aber sie
-kamen alle schlecht davon. Nun waren aber auch drei Brüder, und die
-wollten ebenfalls ihr Glück versuchen. Zuerst kamen die beiden ältesten;
-aber es ging ihnen nicht besser, als all den Übrigen. Zuletzt machte
-Aschenbrödel sich auf, und als er ankam, traf er die Prinzessinn im
-Stall. »Guten Tag!« sagte er. »Schönen Dank,« sagte sie: »Ihr habt doch
-nicht einen so großen Stall, als wir; denn wenn der Hirt an dem einen
-Ende steht und auf dem Bockshorn bläs't, kann man's nicht hören am
-andern Ende.« -- »Das ist auch was Rechtes!« sagte Aschenbrödel: »unsrer
-ist weit größer; denn wenn eine Kuh an dem einen Ende trächtig wird,
-kalbt sie erst an dem andern.« -- »Haha!« sagte die Prinzessinn: »Aber
-Ihr habt doch nicht einen so großen Ochsen, als wir; denn wenn auf jedem
-Horn Einer sitzt mit einer Meßstange, so können sie doch einander nicht
-ablangen.« -- »Da kommst Du schön an!« sagte Aschenbrödel: »Wir haben
-einen Ochsen, der ist so groß, daß wenn Einer auf jedem Horn sitzt und
-auf dem Haberrohr bläs't, sie einander doch nicht hören können.« -- »Na
-so!« sagte die Prinzessinn: »Aber Ihr habt doch nicht so viel Milch, als
-wir; denn wir melken unsre Milch in große Eimer und tragen sie in große
-Kessel hinein und machen Käse, so groß wie Tonnen.« -- »Und wir,« sagte
-Aschenbrödel: »wir melken unsre Milch in große Küben und fahren sie mit
-dem Wagen ins Haus und gießen sie in große Braupfannen und machen Käse,
-so groß wie Häuser; und dann haben wir ein buntscheckiges Mutterpferd,
-das den Käse zusammentritt; einmal aber fohlte es in dem Käse, und
-als wir sieben Jahr davon gegessen hatten, trafen wir auf ein großes
-buntscheckiges Pferd; mit dem sollte ich mal nach der Mühle fahren,
-aber da brach ihm eine Rippe entzwei; nun wußte ich keinen andern Rath,
-sondern nahm eine Tanne und setzte sie ihm ein statt der Rippe, und eine
-andre Rippe hat's nachher nicht gehabt, so lange wir es hatten. Nun
-schoß aber die Tanne auf und wuchs aus dem Rücken heraus und ward so
-groß, daß ich daran zum Himmel hinaufklettern konnte. Da kam ich zu der
-Jungfrau Maria, die saß da und spann Borstenstricke von Mehlbrei. Wie
-ich nun da stand und zusah, brach unten die Tanne ab, und nun konnte ich
-nicht wieder herunter; aber die Jungfrau Maria ließ mich an einem der
-Stricke hinabgleiten, und da kam ich in einem Fuchsloch an; da saßen
-meine Mutter und Dein Vater und flickten Schuh; aber eh' ich's mir
-versah, schlug meine Mutter Deinen Vater, daß ihm die Perrücke vom Kopf
-flog.« -- »Das lügst Du,« sagte die Prinzessinn: »denn das hat mein
-Vater nie gethan.«
-
-
-
-
-10.
-
-Die drei Böcke Brausewind, die nach der Koppel gehen
-und sich fett machen wollten.
-
-
-Es waren einmal drei Böcke, die wollten nach der Koppel gehen und sich
-fett machen, und alle drei hießen sie _Brausewind_. Auf dem Wege aber
-war eine Brücke über einem Fluß, wo sie hinüber mußten, und unter der
-Brücke wohnte ein großer, abscheulicher Troll, der hatte Augen, so groß
-wie zinnerne Teller, und eine Nase, so lang wie ein Hackenstiel. Zuerst
-kam der jüngste Bock Brausewind und wollte über die Brücke. »Tripp
-trapp! tripp trapp!« sagte es auf der Brücke. »_Wer ist es, der auf
-meiner Brücke trippelt?_« rief der Troll. »O, es ist der kleinste Bock
-Brausewind; ich wollte nur nach der Koppel und mich fett machen,« sagte
-der Bock mit ganz feiner Stimme. »_Nun komm ich und hole Dich!_« rief
-der Troll. »Ach, hol' mich nicht, ich bin noch so klein!« sagte der
-Bock: »wart bloß so lange, bis der andre Bock Brausewind kommt, der ist
-viel größer, als ich.« -- »_Ja wohl!_« sagte der Troll.
-
-Nach einer Weile kam der andre Bock Brausewind und wollte über die
-Brücke. »_Tripp trapp! tripp trapp!_« sagte es auf der Brücke. »_Wer ist
-es, der auf meiner Brücke trappelt?_« rief der Troll. »_O, das ist der
-zweite Bock Brausewind; ich wollte nur nach der Koppel und mich fett
-machen_,« sagte der Bock, der hatte aber keine so feine Stimme. »_Nun
-komm ich und hole Dich!_« rief der Troll. »_Ach nein, hol' mich nicht!
-wart' noch ein bischen, dann kommt der große Bock Brausewind, der ist
-viel größer, als ich_,« sagte der Bock, »_Ja wohl!_« sagte der Troll.
-
-Nun dauerte es nicht lange, so kam der große Bock Brausewind an: »TRIPP
-TRAPP! TRIPP TRAPP!« sagte es auf der Brücke, daß es nur so krachte.
-»_Wer ist es, der auf meiner Brücke trampelt?_« rief der Troll. »DAS
-IST DER GROSSE BOCK BRAUSEWIND!« sagte der Bock mit einer groben Stimme.
-»_Nun komm ich und hole Dich!_« rief der Troll.
-
- »JA, KOMM NUR, ICH HABE ZWEI SPEERE BEIM SCHOPF,
- DAMIT BOHR' ICH DIE AUGEN DIR AUS DEM KOPF;
- ICH HABE ZWEI GROSSE KIESELSTEINE,
- DAMIT ZERQUETSCH ICH DIR KNOCHEN UND BEINE!«
-
-sagte der Bock, und damit fuhr er auf den Trollen zu, stach ihm die
-Augen aus und zerquetschte ihm die Knochen im Leibe; darnach warf er ihn
-in den Fluß und ging dann mit den andern nach der Koppel. Da wurden nun
-die Böcke so fett, so fett, daß sie nicht wieder nach Hause gehen
-konnten; und ist das Fett nicht wieder von ihnen gegangen, so sind sie
-es noch.
-
- Un ßnipp, ßnapp, ßnuut!
- So is dat Leuschen uut.
-
-
-
-
-11.
-
-Östlich von der Sonne und westlich vom Mond.
-
-
-Es war einmal ein armer Kathenmann, der hatte viele Kinder; er war aber
-so arm, daß er ihnen weder ordentlich zu essen, noch Kleider auf den
-Leib geben konnte; dennoch waren die Kinder alle sehr schön; aber am
-schönsten von allen war doch die jüngste Tochter.
-
-Nun war es einmal an einem Donnerstag-Abend im Spätherbst ein ganz
-abscheuliches Wetter draußen; es war stockfinster, und dabei regnete und
-stürmte es, daß die Fenster krachten. Die ganze Familie saß um den Kamin
-herum, und Jeder war mit seiner Arbeit beschäftigt. Plötzlich klopfte es
-dreimal laut ans Fenster. Der Mann ging hinaus und wollte zusehen, Was
-es war, und als er hinauskam, stand da ein großer weißer Bär.
-
-»Guten Abend!« sagte der Bär. »Guten Abend!« sagte der Mann. -- »Willst
-Du mir Deine jüngste Tochter zur Frau geben,« sagte der Bär: »dann will
-ich Dich so reich machen, als Du jetzt arm bist.« Dem Mann däuchte das
-nicht übel; aber er meinte, er müßte doch erst mit seiner Tochter ein
-Wort sprechen, ging hinein und erzählte, wie draußen ein großer weißer
-Bär stände, der hätte ihm versprochen, ihn eben so reich zu machen,
-als er jetzt arm wäre, wenn er ihm seine jüngste Tochter zur Frau geben
-wolle. Das Mädchen sagte aber Nein und wollte Nichts von dem Handel
-wissen. Da ging der Mann wieder hinaus, sprach gütlich mit dem Bären
-und sagte, er solle nur am nächsten Donnerstag-Abend wiederkommen;
-inmittlerzeit wolle er schon sehen, Was bei der Sache zu thun wäre. Sie
-überredeten nun das Mädchen und schwatzten ihr Allerlei vor von dem
-großen Reichthum, wozu sie gelangen würden, und wie gut sie es selbst
-bekäme. Da gab sie denn endlich nach, wusch ihre paar Lappen, die sie
-hatte, rein, putzte sich heraus, so gut sie konnte, und hielt sich
-reisefertig.
-
-Als am nächsten Donnerstag-Abend der Bär wiederkam, ja, da war's richtig;
-das Mädchen setzte sich mit ihrem Bündel auf seinen Rücken, und fort
-ging's. Als sie ein gutes Ende hinausgekommen waren, fragte der Bär sie:
-»Bist Du auch bange?« Nein, das war sie ganz und gar nicht. »Halt Dich
-nur immer gut an meinen Zotteln fest,« sagte der Bär: »dann hat's keine
-Noth.«
-
-Nun ritt sie auf dem Rücken des Bären weit, weit in die Welt hinaus,
--- kein Mensch kann sagen, wie weit es eigentlich war -- und zuletzt
-kamen sie zu einem großen Felsen; da klopfte der Bär an, und nun öffnete
-sich eine Pforte, durch welche sie in ein großes Schloß gelangten;
-drinnen waren viele von Lampen erleuchtete Zimmer, und Alles strahlte
-von Gold und von Silber; auch war da ein großer Saal, und in dem Saal
-stand ein Tisch, der war mit den herrlichsten Gerichten besetzt. Nun gab
-der Bär ihr eine silberne Glocke und sagte, wenn sie sich irgend Etwas
-im Schloß wünsche, dann solle sie nur damit klingeln, alsdann würde
-sie es sogleich bekommen. Wie sie nun gegessen und getrunken hatte und
-gegen Abend müde wurde und sich zu Bett legen wollte, klingelte sie
-nur mit der Glocke -- und sogleich öffnete sich eine Kammer, worin ein
-aufgemachtes Bett stand, so schön, wie man's sich nur wünschen konnte,
-mit seidenen Kissen und Vorhängen mit Goldfransen, und Alles, was sich
-in der Kammer befand, war ebenfalls von Gold und von Silber. Wie sie
-aber nun das Licht ausgelöscht und sich ins Bett gelegt hatte, kam ein
-Mensch an und legte sich zu ihr, und so geschah es jede Nacht; aber sie
-bekam ihn nie zu sehen, denn er kam immer erst, wenn sie schon das Licht
-ausgelöscht hatte, und ging wieder fort, eh' es noch Tag wurde. So lebte
-sie nun eine Zeitlang ruhig und zufrieden; aber endlich bekam sie eine
-so große Sehnsucht, ihre Ältern und Geschwister wiederzusehen, daß sie
-ganz still und traurig ward. Da fragte der Bär sie eines Tages, Was ihr
-fehle, daß sie immer so still und sinnig wäre. »Ach,« sagte sie: »es
-wird mir hier so öde im Schloß, denn ich möchte so gern meine Ältern und
-meine Geschwister einmal wiedersehen.« -- »Dazu kann Rath werden,« sagte
-der Bär: »aber Du musst mir versprechen, daß Du nie mit Deiner Mutter
-allein reden willst, sondern nur, wenn die Andern zugegen sind; denn
-sie wird Dich wohl bei der Hand nehmen und Dich in eine Kammer führen
-wollen, um mit Dir allein zu sprechen; lässt Du Dich aber darauf ein, so
-machst Du mich und Dich unglücklich.« Nein, sagte das Mädchen, sie wolle
-sich schon in Acht nehmen.
-
-Am Sonntag kam der Bär und sagte, jetzt könne sie die Reise zu ihren
-Ältern antreten. Sie setzte sich nun auf seinen Rücken, und damit ging
-es fort. Wie sie nun eine lange Zeit gereis't waren, kamen sie zu einem
-großen weißen Schloß, da gingen ihre Geschwister aus und ein, und
-spielten, und Alles war da so schön und prächtig, daß es eine Lust war,
-es anzusehen. »Da wohnen Deine Ältern!« sagte der Bär: »Vergiß nun
-nicht, Was ich Dir gesagt habe; denn sonst machst Du Dich und mich
-unglücklich.« Nein, sie wollt's nicht vergessen, sagte das Mädchen und
-ging ins Schloß; der Bär aber kehrte wieder um.
-
-Wie nun die Ältern ihre Tochter wiedersahen, freu'ten sie sich so sehr,
-daß es gar nicht zu sagen ist, und konnten ihr nicht genug danken für
-Das, was sie für sie gethan hatte; und sie erzählten ihr, wie sie es nun
-so außerordentlich gut hätten, und fragten sie, wie es denn ihr ginge.
-O, ihr ginge es auch recht gut, sagte das Mädchen, sie hätte Alles, was
-sie sich nur wünschte. Was sie noch weiter sagte, weiß ich nicht recht;
-aber ich glaube, sie gab ihnen doch keinen ordentlichen Bescheid. Am
-Nachmittag, als sie gegessen hatten, geschah es, wie der Bär ihr gesagt
-hatte: die Mutter wollte mit der Tochter allein in der Kammer sprechen;
-aber das Mädchen dachte an die Worte des Bären, und wollte nicht mit ihr
-gehen, sondern sagte: »O, Das, was wir zu sprechen haben, können wir
-immer hier sprechen.« Nun weiß ich aber nicht, wie es recht kam, die
-Mutter überredete sie doch zuletzt, und da mußte sie ihr denn Alles
-erzählen, was sie wußte. Sie erzählte ihr nun auch, wie des Abends, wenn
-sie das Licht ausgemacht hätte, immer ein Mensch käme und sich zu ihr
-ins Bett legte; aber sie bekäme ihn nie zu sehen, denn eh' es Tag würde,
-wäre er immer wieder fort, sagte sie, und darüber wäre sie so betrübt;
-denn sie wollte ihn doch so gern sehen, und der Tag würde ihr so lang,
-weil sie immer so allein wäre. »Wer weiß! das ist gewiß ein Troll, der
-bei Dir schläft,« sagte die Mutter: »Wenn Du aber meinem Rath folgen
-willst, so steh mal des Nachts auf, wenn er eingeschlafen ist, und zünde
-ein Licht an und sieh zu, was es für Einer ist; aber nimm Dich in Acht,
-daß Du keinen Talg auf ihn tröpfelst.«
-
-Am Abend kam der Bär wieder und holte das Mädchen ab. Wie sie nun ein
-Ende hinausgekommen waren, fragte er sie, ob es nicht so gekommen sei,
-wie er gesagt hätte. »Ja,« das konnte das Mädchen nicht leugnen. »Hast
-Du nun auf den Rath Deiner Mutter gehorcht,« sagte der Bär: »dann machst
-Du Dich und mich unglücklich; und mit uns beiden ist dann die Freundschaft
-aus.« Nein, das hätte sie nicht gethan, sagte sie.
-
-Als sie nun nach Hause gekommen waren, und das Mädchen sich ins Bett
-gelegt hatte, geschah es wieder, wie sonst: es kam ein Mensch und legte
-sich zu ihr. In der Nacht aber, als sie hörte, daß er schlief, stand sie
-auf und zündete ein Licht an, und da sah sie nun im Bett den schönsten
-Prinzen liegen, den man nur sehen konnte, und sie ward so verliebt in
-ihn, daß sie ihn den Augenblick küssen mußte. Da versah sie's aber
-und ließ drei heiße Talgtropfen auf sein Hemd fallen, so daß er davon
-erwachte. »Was hast Du gethan?« rief er, als er die Augen aufschlug:
-»Nun hast Du mich und Dich unglücklich gemacht. Hättest Du bloß das
-Jahr ausgehalten, so wäre ich erlös't gewesen; denn ich habe eine
-Stiefmutter, die hat mich verzaubert, so daß ich des Tages ein Bär und
-des Nachts ein Mensch bin; aber mit uns beiden ist es nun aus, denn ich
-muß Dich jetzt verlassen und wieder zu ihr reisen; sie wohnt auf einem
-Schloß, das liegt östlich von der Sonne und westlich vom Mond, und da
-soll ich eine Prinzessinn heirathen, die hat eine Nase, die ist drei
-Ellen lang.«
-
-Das Mädchen fing an zu weinen und zu jammern; aber es war jetzt zu spät,
-er mußte fort. Sie fragte ihn, ob sie denn nicht mit ihm reisen könne.
-Nein, sagte er, das ginge nicht an. »Kannst Du mir denn nicht den Weg
-sagen, damit ich Dich aufsuche?« fragte sie: »denn das ist mir doch wohl
-erlaubt?« -- »Ja, das magst Du gern,« sagte er: »aber es führt kein Weg
-dahin; denn das Schloß liegt östlich von der Sonne und westlich vom
-Mond, und dahin kommst Du nie.«
-
-Am Morgen, als sie erwachte, war sowohl der Prinz, als das Schloß
-verschwunden, und sie lag nun auf der bloßen Erde mitten in einem
-dicken, finstern Wald und hatte wieder ihre alten Lappen an, und neben
-ihr lag dasselbe Bündel, das sie von Hause mitgenommen. Als sie sich den
-Schlaf aus den Augen gerieben und sich satt geweint hatte, begab sie
-sich auf den Weg und wanderte viele, viele Tage lang, bis sie endlich zu
-einem großen Berg kam. Vor dem Berge saß eine alte Frau und spielte mit
-einem goldnen Apfel. Das Mädchen fragte sie, ob sie nicht den Weg wüßte
-zu dem Prinzen, der bei seiner Stiefmutter auf einem Schloß wohne,
-das östlich von der Sonne und westlich vom Mond läge, und der eine
-Prinzessinn heirathen sollte mit einer Nase, die drei Ellen lang wäre.
-»Woher kennst Du ihn?« fragte die Frau: »Bist Du vielleicht das Mädchen,
-das er heirathen wollte?« Ja, sagte das Mädchen, das wäre sie. »So! also
-Du bist es!« sagte die Frau. »Ja, mein Kind,« fuhr sie fort: »ich wollte
-Dir gern helfen; aber ich weiß auch weiter Nichts von dem Schloß, als
-daß es östlich von der Sonne und westlich vom Mond liegt, und dahin
-kommst Du wohl nie. Ich will Dir aber mein Pferd leihen, darauf kannst
-Du zu meiner nächsten Nachbarinn reiten, vielleicht, daß _sie_ den Weg
-Dir sagen kann. Wenn Du aber bei ihr ankommst, so schlage nur das Pferd
-unter das linke Ohr und heiß es wieder nach Hause gehen; und dann nimm
-diesen goldnen Apfel, denn Du kannst ihn vielleicht gebrauchen.«
-
-Das Mädchen setzte sich nun auf das Pferd und ritt eine lange, lange
-Zeit; endlich kam sie wieder zu einem Berg, vor dem saß eine alte Frau
-mit einem goldnen Haspel. Das Mädchen fragte sie, ob sie ihr nicht den
-Weg sagen könne nach dem Schloß, das östlich von der Sonne und westlich
-vom Mond läge. Die sagte aber eben so, wie die vorige Frau, sie wüßte
-weiter Nichts von dem Schloß, als daß es östlich von der Sonne und
-westlich vom Mond läge, »und dahin wirst Du wohl niemals kommen,« sagte
-sie: »aber ich will Dir mein Pferd leihen, darauf kannst Du zu meiner
-nächsten Nachbarinn reiten, vielleicht daß _sie_ den Weg Dir sagen kann.
-Wenn Du aber bei ihr ankommst, so schlage nur das Pferd unter das linke
-Ohr und heiß es wieder nach Hause gehen; und dann nimm diesen goldnen
-Haspel mit, denn Du kannst ihn vielleicht gebrauchen.«
-
-Das Mädchen setzte sich nun auf das Pferd und ritt viele Tage und Wochen
-lang: endlich kam sie wieder zu einem Berg, und vor dem saß eine alte
-Frau und spann an einem goldnen Rocken. Das Mädchen fragte nun wieder
-nach dem Prinzen und nach dem Schloß, das östlich von der Sonne und
-westlich vom Mond läge. »Bist Du es, die der Prinz heirathen wollte?«
-fragte die Frau. »Ja,« sagte das Mädchen; aber die Frau wußte den
-Weg nicht besser, als die beiden vorigen. »Östlich von der Sonne und
-westlich vom Mond liegt das Schloß,« sagte sie: »und dahin kommst Du
-wohl niemals. Ich will Dir aber mein Pferd leihen; darauf kannst Du zu
-dem Ostwind reiten; vielleicht daß der den Weg Dir sagen kann. Wenn Du
-aber bei ihm ankommst, so schlage nur das Pferd unter das linke Ohr und
-heiß es wieder nach Hause gehen, und dann nimm diesen goldnen Rocken
-mit, denn Du kannst ihn vielleicht gebrauchen.«
-
-Sie ritt nun manche liebe Zeit, und endlich kam sie bei dem Ostwind an.
-Sie fragte ihn nun wieder, ob er ihr nicht sagen könne, wie sie zu dem
-Prinzen käme, der auf dem Schloß wohne, das östlich von der Sonne und
-westlich vom Mond läge. »Ja, von dem Prinzen hab' ich wohl reden hören
-und von dem Schloß auch,« sagte der Ostwind; »aber den Weg kann ich Dir
-nicht sagen, denn ich habe nie so weit geweh't. Ich will Dich aber zu
-meinem Bruder, dem Westwind, führen, vielleicht, daß der es weiß, denn
-der ist viel stärker, als ich. Du kannst Dich nur auf meinen Rücken
-setzen, dann will ich Dich hintragen.« Das Mädchen setzte sich nun
-auf seinen Rücken, und fort ging es. Als sie bei dem Westwind ankamen,
-erzählte ihm der Ostwind, er habe ein Mädchen mitgebracht, die den
-Prinzen heirathen solle, der auf dem Schloß wohne, das östlich von der
-Sonne und westlich vom Mond läge, und fragte ihn, ob er nicht den Weg
-dahin wüßte. »Nein,« versetzte der Westwind: »so weit habe ich nie
-geweh't. Wenn Du es aber willst,« sagte er zu dem Mädchen: »so kannst
-Du Dich auf meinen Rücken setzen, dann will ich Dich zu dem Südwind
-bringen; vielleicht kann der es Dir sagen, denn der ist weit stärker,
-als ich, und weh't und streift überall umher.« Das Mädchen setzte sich
-auf seinen Rücken, und da dauerte es denn nicht lange, so waren sie bei
-dem Südwind. Als sie ankamen, fragte ihn der Westwind, ob er nicht den
-Weg nach dem Schloß wüßte, das östlich von der Sonne und westlich vom
-Mond läge, denn das Mädchen, das er mitgebracht hätte, solle den Prinzen
-heirathen, sagte er. »So?« sagte der Südwind, aber den Weg wußte er auch
-nicht. »Ich hab' mein Lebtag viel herumgeweht,« sagte er: »aber so weit
-bin ich nie gekommen. Wenn Du es aber wünschest,« sagte er zu dem
-Mädchen: »so will ich Dich zu meinem Bruder, dem Nordwind, führen, der
-ist der älteste und stärkste von uns allen, und wenn der den Weg Dir
-nicht sagen kann, so erfährst Du ihn niemals.« Das Mädchen mußte sich
-nun auf seinen Rücken setzen, und fort ging es, daß die Heide wackelte.
-
-Es dauerte nicht lange, so kamen sie bei dem Nordwind an; aber der war
-so wild und ungestüm, daß er ihnen schon von weitem lauter Schnee und
-Eis ins Gesicht blies. »_Was wollt Ihr?_« rief er, so daß es ihnen kalt
-über die Haut lief. »O, Du musst nicht so gegen uns auffahren,« sagte
-der Südwind: »denn das bin ich, Dein Bruder, und das hier ist das
-Mädchen, das den Prinzen heirathen soll, der auf dem Schloß wohnt, das
-östlich von der Sonne und westlich vom Mond liegt, und nun wollte sie
-Dich gern fragen, ob Du nicht da herum Bescheid wüßtest. »_Ja, ich weiß
-wohl, wo es liegt_;« sagte der Nordwind: »ich habe mal ein Espenblatt
-dahin geweh't; aber da war ich so müde, daß ich nicht wieder wehen konnte
-manchen lieben Tag. Wenn Du aber durchaus dahin willst,« sagte er zu dem
-Mädchen: »und Dich nicht fürchtest, so will ich Dich auf meinen Rücken
-nehmen und zusehen, ob ich Dich hinwehen kann.« -- Ja, sagte das Mädchen,
-hin wolle und müsse sie, wenn's nur auf irgend eine Weise angehen könne,
-und bange wäre sie ganz und gar nicht, ob's auch noch so schlimm gehen
-sollte. -- »So musst Du die Nacht hier bleiben,« sagte der Nordwind:
-»denn wir müssen den Tag vor uns haben, wenn wir hin wollen.«
-
-Früh am andern Morgen weckte sie der Nordwind, blies sich auf und machte
-sich so groß und stark, daß es ganz entsetzlich war, und fort ging's
-durch die Luft, als ob's bis ans Ende der Welt gehen sollte. Da entstand
-ein so gewaltiger Sturm, daß ganze Dörfer und Wälder umweh'ten, und als
-sie über's große Meer kamen, versanken die Schiffe bei Hunderten. Immer
-ging's fort über's Wasser, und das so weit, so weit, daß kein Mensch es
-glauben sollte; aber der Nordwind wurde schwächer und immer schwächer,
-und so schwach wurde er, daß er beinah nicht mehr wehen konnte, und er
-sank tiefer und immer tiefer hinunter, und zuletzt ging es so niedrig,
-daß die Wellen ihm an die Fersen schlugen. »Bist Du bange?« fragte er
-das Mädchen. »Nein, ganz und gar nicht,« sagte sie. Nun waren sie nicht
-mehr weit vom Lande, und der Nordwind hatte kaum noch so viel Kräfte
-übrig, daß er sie an den Strand unter die Fenster des Schlosses wehen
-konnte, das östlich von der Sonne und westlich vom Mond lag. Da war er
-aber auch so matt und hinfällig, daß er sich viele Tage lang ausruhen
-mußte, eh' er wieder nach Hause konnte.
-
-Den andern Morgen setzte das Mädchen sich unter die Fenster des
-Schlosses und spielte mit dem goldnen Apfel, und die Erste, welche sie
-sah, war die Nasenprinzessinn, die der Prinz heirathen sollte. »Was
-willst Du für Deinen goldnen Apfel haben?« fragte sie das Mädchen, indem
-sie das Fenster aufmachte. »Der ist nicht feil, weder für Gold, noch für
-Geld,« sagte das Mädchen. »Wenn Du ihn nicht verkaufen willst, weder
-für Gold, noch für Geld, Was willst Du denn dafür haben?« sagte die
-Prinzessinn: »Ich will Dir geben, Was Du verlangst.« -- »Ja, wenn ich
-eine Nacht bei dem Prinzen schlafen darf, so sollst Du ihn haben,« sagte
-das Mädchen. »Ja, das magst Du gern,« sagte die Prinzessinn und nahm den
-goldnen Apfel. Als aber das Mädchen in die Kammer des Prinzen kam, war
-dieser fest eingeschlafen; sie rief ihn und rüttelte ihn und weinte und
-jammerte; aber sie konnte ihn nicht ermuntern. Am Morgen, als es hell
-wurde, kam die Prinzessinn mit der langen Nase und jagte sie wieder
-hinaus.
-
-_Den_ Tag setzte das Mädchen sich wieder unter die Fenster des Schlosses
-und schlang das Garn auf ihren goldnen Haspel, und nun geschah es wieder
-eben so, wie gestern. Die Prinzessinn fragte sie, Was sie für den Haspel
-haben wolle; aber das Mädchen sagte, er wäre nicht feil, weder für Gold,
-noch für Geld; wenn sie aber noch eine Nacht bei dem Prinzen schlafen
-dürfe, so solle die Prinzessinn ihn haben. Die sagte sogleich Ja und
-nahm den goldnen Haspel. Als aber das Mädchen hinaufkam, war der Prinz
-wieder fest eingeschlafen; und wie viel sie ihn auch rief und rüttelte,
-und weinte und jammerte, so konnte sie ihn doch nicht ermuntern; und am
-Morgen, als es hell wurde, kam die Prinzessinn mit der langen Nase und
-jagte sie wieder hinaus.
-
-An diesem Tage setzte sich das Mädchen mit ihrem goldnen Rocken unter
-die Fenster hin und spann. Als die Prinzessinn mit der langen Nase den
-Rocken sah, wollte sie den auch gern haben; sie machte das Fenster auf
-und fragte das Mädchen, Was sie haben wolle für ihren goldnen Rocken.
-Das Mädchen sagte aber wieder wie die beiden vorigen Male, für Gold und
-Geld sei er nicht feil; wenn die Prinzessinn sie aber noch eine Nacht
-bei dem Prinzen wolle schlafen lassen, dann solle sie ihn haben. Ja,
-das dürfe sie gern, sagte die Prinzessinn und nahm den goldnen Rocken.
-Nun hatten aber einige Leute, die neben der Kammer des Prinzen schliefen,
-seit zwei Nächten ein so klägliches Rufen und Wimmern von einem
-Frauenzimmer drinnen gehört, und das erzählten sie am Morgen dem
-Prinzen. Als nun am Abend die Prinzessinn mit der Suppe kam, die der
-Prinz immer zu trinken pflegte, eh' er zu Bett ging, that er, als ob er
-sie tränke, aber goß die Suppe hinter sich; denn er ahnte nun wohl, daß
-die Prinzessinn einen Schlaftrunk hineingethan hatte. Wie nun am Abend
-das Mädchen in die Kammer kam, war der Prinz noch wach und freu'te
-sich über alle Maßen, das Mädchen wiederzusehen; und sie mußte ihm nun
-erzählen, wie es ihr ergangen war, und wie sie nach dem Schloß gekommen
-sei. Als sie ihm Alles erzählt hatte, sagte er: »Du kommst grade zu
-rechter Zeit; denn morgen soll meine Hochzeit mit der Prinzessinn sein;
-aber ich frage nichts nach ihr und ihrer langen Nase, sondern Du bist
-die Einzige, die ich haben will. Ich werde darum sagen, ich möchte gern
-sehen, wozu meine Braut taugt, und von der Prinzessinn verlangen, daß
-sie die drei Talgflecke aus meinem Hemd wasche. Darauf wird sie sich
-denn wohl einlassen, aber ich weiß, daß sie es nicht zu Stande bringt;
-denn die Flecke sind von Deiner Hand darauf getröpfelt, und nur
-Christenhände können sie wieder auswaschen, aber nicht die Hände von
-solchem Trollpack, wozu sie gehört. Ich werde aber sagen, ich wolle
-keine andre Braut haben, als Die, welche es zu Stande brächte, und wenn
-sie es dann Alle versucht haben und nicht damit fertig werden können,
-dann werde ich Dich rufen, daß Du es auch versuchst.« Hierauf brachten
-sie die Nacht munter und vergnügt mit einander zu. Als aber am Tage die
-Hochzeit werden sollte, sagte der Prinz: »Ich möchte doch erst sehen,
-wozu meine Braut taugt.« Das wäre nicht Mehr, als billig, meinte die
-Stiefmutter. »Ich habe ein so schönes Hemd,« sagte der Prinz: »und
-das möchte ich gern zum Bräutigamshemd haben; aber nun sind mir drei
-Talgflecke hineingekommen, und die wollt' ich gern wieder ausgewaschen
-haben; darum habe ich mir vorgenommen, keine Andre zu heirathen, als
-Die, welche dazu taugt.« Ih nun, das wäre ja nicht so gefährlich, meinten
-die Frauen und gingen darauf ein; und die Prinzessinn mit der langen
-Nase fing an zu waschen, was sie nur konnte; aber je länger sie wusch,
-desto größer und schwärzer wurden die Flecke. »Ach, Du verstehst Dich
-nicht darauf,« sagte das alte Trollweib, ihre Mutter: »gieb mir mal
-her!« Als aber die nun das Hemd bekam, wurde es noch schwärzer, und je
-mehr sie es wusch und rieb, desto größer wurden die Flecke. Nun sollten
-die andern Trollweiber das Hemd waschen; aber je länger sie es wuschen,
-desto abscheulicher ward es aussehen, und zuletzt sah das ganze Hemd
-aus, als hätt' es im Schornstein gehangen. »Ach, Ihr taugt alle nicht
-dazu!« sagte der Prinz: »Da sitzt eine arme Bettlerdirne unter den
-Fenstern; ich bin gewiß, die versteht sich besser aufs Waschen, als
-Ihr alle zusammen. _Komm mal herein, Du Dirne!_« rief er; und als das
-Mädchen kam, fragte er sie: »Kannst Du wohl das Hemd da rein waschen?«
--- »Ich weiß nicht,« sagte das Mädchen: »aber ich denke wohl.« Das
-Mädchen nahm nun das Hemd und fing an zu waschen und da wurde es unter
-ihren Händen so weiß, wie frisch gefallener Schnee, und noch weißer.
-»_Ja, Dich will ich haben!_« sagte der Prinz. Da ward das alte Trollweib
-so arg, daß es barst; und die Prinzessinn mit der langen Nase und das
-andre Trollpack, glaub' ich, ist auch geborsten; denn ich habe nachher
-nie wieder Etwas von ihnen gehört. Der Prinz und seine Braut ließen nun
-alle Christen frei, die im Schloß gefangen waren; darauf nahmen sie so
-viel Gold und Silber, als sie nur fortschaffen konnten, und zogen weit
-weg von dem Schloß, das östlich von der Sonne und westlich vom Mond lag.
-Wie sie aber fortgekommen sind, und wo sie hinzogen, das weiß ich nicht;
-sind es aber Die, welche ich meine, so sind sie nicht so gar weit von
-hier.
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-
-12.
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-Das Huhn, das nach dem Dovrefjeld wollte, damit nicht die Welt vergehen
-sollte.
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-Es war einmal ein Huhn, das war abends auf eine Eiche geflogen und hatte
-sich da zur Ruhe gesetzt. In der Nacht träumte ihm, wenn es nicht nach
-dem Dovrefjeld käme, so müßte die Welt vergehen. Als es nun aufwachte,
-flog es sogleich herunter und machte sich auf den Weg. Wie es ein Ende
-gereis't war, begegnete ihm ein Hahn. »Guten Tag, Hahn Pahn!« sagte das
-Huhn. »Guten Tag, Huhn Puhn! wo willst Du hin so früh?« sagte der Hahn.
-»O, ich will nur nach dem Dovrefjeld, damit nicht die Welt vergehen
-soll,« sagte das Huhn. »Wer hat Dir das gesagt, Huhn Puhn?« fragte der
-Hahn. »Ich saß in der Eiche und träumte es die Nacht,« sagte das Huhn.
-»Ich will mit Dir gehen,« sagte der Hahn. Nun gingen beide ein weites
-Ende fort; da begegnete ihnen eine Ente. »Guten Tag, Ente Pente!« sagte
-der Hahn. »Guten Tag, Hahn Pahn, wo willst Du hin so früh?« sagte die
-Ente. »Ich will nach dem Dovrefjeld, damit nicht die Welt vergehen
-soll,« sagte der Hahn. »Wer hat Dir das gesagt, Hahn Pahn?« -- »Huhn
-Puhn.« sagte der Hahn. »Wer hat es Dir gesagt, Huhn Puhn?« fragte die
-Ente. »Ich saß in der Eiche und träumte es die Nacht,« sagte das Huhn.
-»Ich will mit Euch,« sagte die Ente. Nun machten sie sich auf und gingen
-weiter; da begegnete ihnen eine Gans. »Guten Tag, Gans Pans!« sagte die
-Ente. »Guten Tag, Ente Pente!« sagte die Gans: »wo willst Du hin so
-früh?« -- »Ich will nach dem Dovrefjeld, damit nicht die Welt vergehen
-soll,« sagte die Ente. »Wer hat Dir das gesagt, Ente Pente?« fragte die
-Gans. -- »Hahn Pahn.« -- »Wer hat es Dir gesagt, Hahn Pahn?« -- »Huhn
-Puhn.« -- »Woher weißt Du es, Huhn Puhn?« fragte die Gans. »Ich saß
-in der Eiche und träumte es die Nacht,« sagte das Huhn. »Ich will mit
-Euch,« sagte die Gans. Wie sie nun ein Ende weiter gegangen waren,
-begegnete ihnen der Fuchs. »Guten Tag, Fuchs Puchs,« sagte die Gans.
--- »Guten Tag, Gans Pans.« -- »Wo hinaus Fuchs Puchs?« -- »Wo willst Du
-hin, Gans Pans?« -- »Ich will nach dem Dovrefjeld, damit nicht die Welt
-vergehen soll.« -- »Wer hat Dir das gesagt, Gans Pans?« fragte der Fuchs.
--- »Ente Pente.« -- »Wer hat es Dir gesagt, Ente Pente?« -- »Hahn Pahn.«
--- »Und Wer hat Dir es gesagt, Hahn Pahn?« -- »Huhn Puhn.« -- »Und woher
-weißt Du es, Huhn Puhn?« -- »Ich saß in der Eiche und träumte es die
-Nacht,« sagte das Huhn. »O Schnack!« sagte der Fuchs: »die Welt vergeht
-nicht, wenn Ihr auch nicht nach dem Dovrefjeld kommt. Geht lieber mit
-mir in meine Höhle, da sitzt Ihr warm und gut.« Der Vorschlag gefiel den
-Reisenden, und sie gingen mit dem Fuchs in seine Höhle. Als sie aber
-dort ankamen, legte der Fuchs tüchtig nach im Kamin, so daß sie alle
-schläfrig wurden. Die Gans und die Ente setzten sich in einen Winkel,
-aber der Hahn und das Huhn flogen auf die Hühnersteige. Als die Gans und
-die Ente eingeschlafen waren, legte der Fuchs die Gans auf die Kohlen
-und briet sie. Wie es nun dem Huhn so sengerich roch, hüpfte es einen
-Stock höher und sagte so halb im Schlaf: »Pfui! wie's hier stinkt!«
--- »O Schnack!« sagte der Fuchs: »das ist bloß der Rauch im Schornstein.
-Halt nur Dein Maul und schlaf ein!« Da schlief das Huhn wieder ein. Der
-Fuchs hatte aber kaum die Gans zu Leibe, so machte er es eben so mit der
-Ente. Dem Huhn ward es wieder so sengerich riechen, und es flog daher
-noch einen Stock höher, indem es wieder sagte: »Pfui! wie's hier stinkt!«
-Da that es aber zugleich die Augen auf und sah nun, daß der Fuchs die
-Gans und die Ente verzehrt hatte. Wie das Huhn das gewahr ward, flog es
-auf den höchsten Stock und guckte zum Schornstein hinaus. »Nein, seh mal
-Einer die schönen Gänse, die da fliegen!« sagte es zu dem Fuchs. Reineke
-hinaus und wollte sich einen fetten Braten holen. Da weckte das Huhn
-den Hahn und erzählte ihm, wie es der Gans Pans und der Ente Pente
-ergangen wär'. Darauf flogen Hahn Pahn und Huhn Puhn hinaus durch den
-Schornstein, und wären sie nicht nach dem Dovrefjeld gekommen, so wär's
-aus gewesen mit der Welt.
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-13.
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-Der Mann, der das Haus beschicken sollte.
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-Es war einmal ein Mann, der war immer so mürrisch und vergrätzt, und
-nie konnte die Frau ihm Genug thun, oder Etwas zu Dank machen im Hause.
-Einmal in der Erntezeit kam er spät am Abend vom Felde zurück, und nun
-ging es an ein Schelten und an ein Toben, daß es ganz entsetzlich war;
-bald war ihm Dies, bald war ihm Das nicht recht. »Ach, Väterchen,« sagte
-die Frau: »sei doch nicht immer so böse. Morgen wollen wir mal mit der
-Arbeit umtauschen: ich will dann mit den Schnittern ins Feld gehen, und
-Du kannst das Haus beschicken.« Ja, das war dem Mann schon recht, und er
-ging sogleich auf den Vorschlag ein. Früh den andern Morgen nahm die
-Frau die Sense auf den Nacken und ging mit den Schnittern ins Feld, um
-zu mähen; der Mann dagegen sollte das Haus beschicken. Nun wollte er
-zuerst Butter machen; als er aber eine Weile gebuttert hatte, wurde
-er durstig und ging hinunter in den Keller, um sich Bier zu zapfen.
-Während er nun aus dem Faß in die Bierkanne zapfte, hörte er, daß ein
-Ferkel in die Küche kam. Er fort mit dem Zapfen in der Hand und die
-Treppe hinauf, so schnell er nur konnte, damit das Ferkel nicht das
-Butterfaß umwerfen sollte. Als er aber sah, daß das Faß schon auf der
-Seite lag, und das Ferkel in dem Rahm schmatzte, der auf dem Boden floß,
-gerieth er so in Wuth, daß er ganz und gar das Bierfaß vergaß und dem
-Ferkel nachrannte. Bei der Thür holte er es ein, und da gab er ihm einen
-so derben Schlag, daß es auf der Stelle liegen blieb. Nun fiel es ihm
-wieder ein, daß er noch den Bierzapfen in der Hand hätte; als er aber
-hinunterkam in den Keller, war alles Bier auf den Boden gelaufen.
-
-Er ging nun in die Milchkammer, füllte aufs neue das Butterfaß mit Rahm
-und fing wieder an zu buttern; denn Butter wollte er durchaus zum Mittag
-haben. Als er aber eine Weile gebuttert hatte, fiel es ihm ein, daß
-die Milchkuh noch im Stall stände und weder zu fressen, noch zu saufen
-bekommen hätte, obgleich es schon hoch am Tage war. Weil er nun dachte,
-es wäre doch zu weit, sie nach der Koppel zu treiben, wollte er sie oben
-auf's Dach bringen, denn das Dach war mit Rasen gedeckt und es stand
-darauf schönes hohes Gras; und weil nun das Haus an einem steilen Hügel
-lag, glaubte er, es wäre ein Leichtes sie hinaufzubringen, wenn er bloß
-eine Planke von dem Hügel aufs Dach hinüberlegte; das Butterfaß wollte
-er aber nicht stehen lassen, denn sein kleiner Junge krabbelte da an der
-Erde herum und könnt's nachher umstoßen, dachte er; darum nahm er es
-auf den Rücken und ging hinaus. Eh' er aber die Kuh auf das Dach ließ,
-wollte er ihr noch mal zu saufen geben, und nahm einen Eimer, um damit
-Wasser aus dem Brunnen zu schöpfen; als er sich aber hinunterbückte, floß
-aller Rahm aus dem Faß ihm an dem Nacken herunter und lief ins Wasser.
-Wie es nun gegen Mittag ging, dachte er, weil's ihm mit der Butter nicht
-geglückt wäre, wollte er sich Grütze zum Mittag kochen, und hängte den
-Kessel mit Wasser über's Feuer. Kaum hatte er das gethan, so fiel es ihm
-ein, daß die Kuh, die er aufs Dach gebracht hatte, herunterfallen und
-Hals und Bein brechen könne; darum nahm er einen Strick und ging hinauf,
-um sie festzubinden; das eine Ende band er ihr um den Hals und das andre
-Ende warf er durch den Schornstein, ging dann hinunter und band es sich
-in aller Eile um's Bein, denn das Wasser kochte schon im Kessel, und er
-mußte die Grütze umrühren. Während er nun damit beschäftigt war, fiel die
-Kuh vom Dach herunter und zog den Mann an dem Strick in den Schornstein
-hinauf. Da hing er nun und konnte weder vorwärts, noch rückwärts, und
-die Kuh hing draußen zwischen Himmel und Erde und konnte auch nicht
-loskommen. Die Frau hatte schon eine lange Zeit gewartet, daß der Mann
-kommen und sie zum Mittag abrufen solle; aber er war nicht da und kam
-nicht. Zuletzt dauerte es ihr doch zu lange, und sie ging mit den
-Leuten nach Hause. Als sie die Kuh sah, die da zwischen Himmel und Erde
-hing, ging sie hinzu und hieb mit der Sense den Strick entzwei. Da fiel
-der Mann herunter durch den Schornstein, und als sie in die Küche kam,
-stand er da auf dem Kopf im Grützkessel.
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-
-14.
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-Däumerling.
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-
-Es war einmal eine Frau, die hatte nur einen einzigen Sohn, der war aber
-nicht größer, als ein Daumen, und darum nannten sie ihn Däumerling. Als
-er nun zu Jahren und zu Verstand gekommen war, sagte die Mutter zu ihm,
-jetzt müsse er daran denken, sich eine Frau zu nehmen. Ja, Däumerling
-war's zufrieden, und die Mutter setzte sich mit ihm auf den Wagen,
-und sie fuhren gradesweges nach des Königs Schloß; denn da war eine
-Prinzessinn, die war außerordentlich groß, und um die sollte Däumerling
-freien. Als sie nun ein Ende gefahren waren, da war Däumerling plötzlich
-verschwunden. Die Mutter suchte ihn überall, und rief ihn bei Namen.
-»Pip, pip!« sagte Däumerling und hatte sich in die Mähne des Pferdes
-versteckt. Als er wieder zum Vorschein kam, mußte er der Mutter
-versprechen, daß er sich nicht öfter verstecken wolle. Wie sie aber ein
-Ende weiter gekommen waren, da war Däumerling wieder verschwunden. Die
-Mutter suchte ihn und rief ihn bei Namen und weinte und jammerte, aber
-Däumerling war fort. »Pip, pip!« sagte er und lachte und kicherte; aber
-sie konnte ihn das Mal nicht finden. »Pip! pip! hier bin ich!« sagte
-Däumerling und kroch aus dem Ohr des Pferdes hervor. Nun mußte er der
-Mutter heilig versprechen, daß er sich nicht öfter verstecken wolle;
-aber es dauerte nicht lange, so war er abermals fort. Die Mutter suchte
-ihn wieder überall und weinte und rief ihn bei Namen, aber Alles war
-umsonst; Däumerling war fort. »Pip, pip! hier bin ich,« wisperte es
-plötzlich; aber die Mutter konnte gar nicht begreifen, wo es war, denn
-es hörte sich so undeutlich an; sie suchte fortwährend, und er sagte
-immer: »Pip! pip! hier bin ich!« und lachte und hägte sich, weil sie ihn
-nicht finden konnte. Plötzlich aber fing das Pferd an zu niesen, und da
-nies'te es Däumerling aus, denn er hatte sich in die eine der Nüstern
-versteckt. Nun konnte sich die Mutter nicht anders helfen, als daß
-sie ihn in einen Beutel steckte, denn sie wußte wohl, daß er die
-Narrenpossen doch nicht nachlassen würde. So kamen sie denn auf dem
-Schloß an. Die Prinzessinn konnte den kleinen hübschen Burschen wohl
-leiden und verlobte sich mit ihm, und bald darauf ward die Hochzeit.
-
-Als sie sich nun zur Tafel setzten, nahm Däumerling seinen Platz neben
-der Prinzessinn; aber er war übel daran, denn als er zulangen wollte,
-konnte er nicht an den Teller reichen und hätte gewiß keinen einzigen
-Bissen bekommen, wenn die Prinzessinn ihn nicht vom Stuhl genommen und
-auf den Tisch gesetzt hätte. So lange er nun da vom Teller aß, ging das
-Ding gut; als aber nachher die große Schüssel mit Grütze hereinkam, da
-konnte er wieder nicht ankommen; er wußte sich aber zu helfen und setzte
-sich auf den breiten Rand. Nun war aber in der Mitte der Schüssel eine
-Grube mit Butter zum Eintunken, und so weit konnte er nicht reichen; er
-ging daher über die Grütze und setzte sich dicht an den Rand der Butter.
-Nun nahm die Prinzessinn einen großen Löffelvoll Grütze und wollte ihn
-in die Butter tunken; aber da versah sie's und stieß an Däumerling, so
-daß er hinunterfiel in die Butter und ertrank.
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-
-15.
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-Hakon Borkenbart.
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-
-Es war einmal eine Königstochter, die war so stolz und schnippisch, daß
-kein Freier ihr gut genug war; sie machte sich über alle lustig und
-gab dem einen nach dem andern einen Korb; dennoch aber kamen immer der
-Freier genug, weil die Hexe so außerordentlich schön war. Einmal kam
-auch ein Prinz, mit Namen _Hakon Borkenbart_, und warb um sie. Aber da
-sagte die Prinzessinn am Abend zu dem Hofnarren, er solle hingehen, und
-dem einen Pferd des Prinzen die Ohren abschneiden, und dem andern das
-Maul bis an beide Ohren aufschlitzen. Das that denn der Hofnarr auch.
-Als nun der Prinz den andern Tag ausfahren wollte, stand die Prinzessinn
-auf dem Flur und sah hinaus. »Nein!« sagte sie: »so Etwas hab' ich noch
-mein Lebtag nicht gesehen. Da ist der Nordwind gekommen und hat dem
-einen Pferd die Ohren abgeweh't, und darüber hat das andre so gewaltig
-gelacht, daß ihm das Maul bis an die Ohren aufgerissen ist,« und damit
-lief sie hinein und ließ den Prinzen abziehen. Dieser reis'te nun wieder
-nach Hause, aber er dachte bei sich selbst, er wolle sich schon dafür
-rächen, machte sich einen großen Bart von Moos, zog einen weißen ledernen
-Rock an und kleidete sich aus wie ein Bettler; dann kaufte er bei einem
-Goldschmied einen goldnen Rocken, und damit setzte er sich eines Morgens
-unter das Fenster der Prinzessinn hin und fing an zu feilen; denn der
-Rocken war noch nicht ganz fertig, auch war noch kein Wocken daran. Als
-die Prinzessinn ans Fenster kam, öffnete sie es sogleich und fragte ihn,
-ob er ihr nicht den goldnen Rocken verkaufen wolle. »Nein, zu verkaufen
-ist er nicht,« sagte Hakon Borkenbart: »aber es mag drum sein! willst Du
-mich diese Nacht vor Deiner Kammerthür schlafen lassen, so sollst Du ihn
-haben.« Ja, das, meinte die Prinzessinn, wäre ein wohlfeiler Kauf, und
-die Sache sei eben nicht so gefährlich. Sie bekam nun den Rocken, und
-am Abend legte Hakon Borkenbart sich draußen vor ihrer Kammerthür hin.
-Als es aber auf die Nacht kam, fing er an entsetzlich zu frieren.
-»Hutetutetutetu! es ist so kalt hier!« rief er: »laß mich bloß hinein!«
--- »Ich glaube, Du bist verrückt!« sagte die Prinzessinn. »Ach,
-hutetutetutetu! es ist so kalt! laß mich bloß hinein!« rief Hakon
-Borkenbart. »Scht! schweig doch still!« sagte die Prinzessinn: »denn
-hört mein Vater, daß hier eine Mannsperson ist, so bin ich rein
-unglücklich.« -- »Oh hutetutetutetu! wie mich friert! laß mich bloß
-hinein und auf der Erde liegen!« sagte Hakon Borkenbart. Es war nun kein
-anderer Rath, die Prinzessinn mußte ihn einlassen, und darauf legte er
-sich in ihrer Kammer auf die Erde hin und schlief ein.
-
-Einige Tage darnach kam Hakon auch mit dem Wocken und setzte sich wieder
-unter das Fenster der Prinzessinn hin und fing an zu feilen; denn der
-Wocken war noch nicht ganz fertig. Sobald die Prinzessinn ihn gewahr
-wurde, öffnete sie wieder das Fenster und fragte ihn, Was er da hätte.
-»O, es ist bloß der Wocken zu dem Spinnrocken, den Du mir neulich
-abkauftest; denn ich dachte, wenn Du doch einmal den Rocken hättest, so
-könntest Du auch wohl den Wocken dazu gebrauchen.« -- »Was willst Du
-denn dafür haben?« fragte ihn die Prinzessinn. »Für Geld ist er nicht
-feil,« sagte er: »willst Du mich aber diese Nacht wieder auf dem Boden
-in Deiner Kammer schlafen lassen, so sollst Du ihn haben.« -- »Ja, recht
-gern,« sagte die Prinzessinn: »aber Du musst auch nicht wieder so frieren
-und Hutetu! sagen.« Nein, das wollt' er auch nicht; aber als es auf die
-Nacht kam, fing er an zu huppern und zu frieren und hutetu! zu sagen,
-daß der Prinzessinn wieder angst und bange ward, und sie mußte ihm
-erlauben, sich an die Erde dicht vor ihrem Bett hinzulegen, damit nur
-der König es nicht gewahr würde, und da schlief er nun die Nacht über
-ruhig und wohl.
-
-Hiernach dauerte es eine ganze Zeit, ehe Hakon Borkenbart sich wieder
-sehen ließ; endlich aber bemerkte die Prinzessinn ihn eines Morgens
-wieder unter ihrem Fenster, wo er saß und an einer goldnen Garnwinde
-feilte. Sie fragte ihn nun wieder, Was er für die Garnwinde haben wolle.
-»Die ist nicht für Geld feil,« sagte er: »aber willst Du mich diese
-Nacht in Deiner Kammer mit dem Kopf an Deiner Bettstelle schlafen
-lassen, so sollst Du sie haben.« Ja, das könnte er gern, sagte die
-Prinzessinn, wenn er bloß ruhig sein und nicht wieder solchen Lärm
-machen wolle. Nein, das wolle er gewiß nicht, sagte Hakon Borkenbart;
-als es aber auf die Nacht kam, fing er wieder an zu huppern und zu
-frieren, daß ihm die Zähne im Munde klapperten. »Hutetutetu! es ist so
-kalt! laß mich bloß in Dein Bett und mich ein wenig wärmen!« sagte Hakon
-Borkenbart. »Ich glaube, Du bist verrückt!« sagte die Prinzessinn.
--- »Hutetutetu! laß mich bloß in Dein Bett hutetutetutetu!« -- »Scht!
-scht! um Gotteswillen! so schweig doch still!« sagte die Prinzessinn:
-»denn hört mein Vater, daß hier eine Mannsperson drinnen ist, so glaub'
-ich, nimmt er mir das Leben.« -- »Hutetutetutetu! laß mich bloß in Dein
-Bett!« sagte Hakon Borkenbart und fror, daß die Wände bebten. Es war nun
-kein anderer Rath, die Prinzessinn mußte ihn zu sich ins Bett lassen,
-und da schlief er nun die Nacht über zufrieden und wohl.
-
-Einige Zeit darnach aber bekam die Prinzessinn ein kleines Kind, und
-darüber ward der König so zornig, daß er beinahe sie und das Kind dazu
-umgebracht hätte. Da kam aber eines Tages Hakon Borkenbart als ein
-Bettler gekleidet, so wie von Ohngefähr, wieder zu dem Schloß und sah in
-die Küche. Wie die Prinzessinn ihn gewahr ward, sagte sie zu ihm: »Ach,
-Gott tröste mich wegen des Unglücks, das Du mir verursacht hast! Mein
-Vater ist so zornig auf mich, daß er aus der Haut fahren will; es ist
-am besten, Du nimmst mich nur gleich mit Dir.« --
-
-»Du bist es aber wohl zu gut gewohnt,« sagte Hakon Borkenbart: »ich habe
-aber nur eine ganz kleine Hütte und weiß nicht, wie ich Dich ernähren
-soll, denn ich habe schon Genug zu thun, um nur allein durchzukommen.«
--- »Es ist mir ganz einerlei, wie gut, oder wie schlecht Du es hast,«
-sagte die Prinzessinn: »nimm mich bloß mit Dir, denn bleibe ich hier
-noch länger, so nimmt mein Vater mir gewiß das Leben.« Da nahm denn der
-Bettler sie und das Kind mit sich; aber sie hatten einen sehr weiten
-Weg, und der Prinzessinn kam das Gehen außerordentlich sauer an. Als sie
-nun aus dem Reich ihres Vaters in ein andres Land kamen, fragte die
-Prinzessinn den Bettler: »Wem gehört dieses Reich?« --
-
-»O, das gehört Hakon Borkenbart,« sagte der Bettler.
-
-»So!« sagte die Prinzessinn: »ja, ich hätte _ihn_ nehmen sollen, dann
-hätt' ich nicht nöthig gehabt, nun als ein Bettlermädchen hier zu
-gehen.«
-
-Und so oft sie zu einem schönen Schloß, oder Wald, oder Gehöft kamen,
-fragte die Prinzessinn immer: »Wem gehört das?« -- »O, das gehört Hakon
-Borkenbart,« sagte dann der Bettler immer. Und die Prinzessinn weinte
-und jammerte beständig, daß sie nicht _ihn_ genommen hatte; aber nun war
-es zu spät. Endlich kamen sie zu einer kleinen Hütte, die lag dicht an
-einem Walde, und das, sagte der Bettler, wäre seine Wohnung. Von der
-Hütte aus konnte man in der Ferne das Königsschloß sehen, und da, sagte
-der Bettler, wolle er sich Arbeit suchen, denn er wäre da schon bekannt;
-und nun ging er jeden Tag nach dem Schloß und hau'te Holz und trug dem
-Koch das Wasser zu, wie er sagte, und wenn er dann des Abends zu Hause
-kam, brachte er immer ein wenig Essen mit, aber das reichte nicht sehr
-weit.
-
-Eines Abends, als er vom Schloß zurückkam, sagte er: »Morgen werde ich
-zu Hause bleiben und das Kind warten, Du aber musst nach dem Schloß
-gehen; denn der Prinz hat gesagt, Du solltest mit beim Backen helfen.« --
-
-»Ach, wie soll ich wohl beim Backen helfen?« sagte die Königstochter:
-»das verstehe ich nicht, denn das hab' ich in meinem Leben noch nicht
-gethan.« --
-
-»Du musst aber doch hingehen,« sagte Hakon Borkenbart: »weil der Prinz
-es so befohlen hat. Kannst Du auch nicht backen, so kannst Du es ja
-lernen; Du musst nur gut zusehen, wie die Andern es machen, und wenn Du
-weggehst, dann nimm heimlich ein paar Brode mit.« --
-
-»Nein, stehlen kann ich nicht,« sagte die Königstochter.
-
-»Du musst es lernen,« sagte Hakon Borkenbart: »denn Du weißt wohl, wir
-haben es nur knapp; nimm Dich aber ja vor dem Prinzen in Acht, denn der
-hat seine Augen überall.«
-
-Als sie gegangen war, lief Hakon einen Richtweg, so daß er noch lange
-vor ihr auf dem Schloß ankam; dort warf er seine Lumpen und seinen
-Moosbart ab und zog wieder seine Prinzenkleider an.
-
-Die Königstochter half nun mit beim Backen, und als sie fertig war, that
-sie, wie Hakon ihr gesagt hatte, und steckte sich alle Taschen voll
-Brode. Als sie aber am Abend nach Hause gehen wollte, sagte der Prinz:
-
-»Dieses Weib kennen wir nicht so recht; daher ist's am besten, wir sehen
-nach, ob sie nicht Etwas genommen hat.«
-
-Damit untersuchte er alle ihre Taschen, und als er darauf die Brode
-fand, ward er entsetzlich böse und hielt furchtbar Haus. Die
-Königstochter weinte und fleh'te und sagte: »Mein Mann hatte es mir
-geheißen; da musst' ich es denn wohl thun.« --
-
-»Ja, es sollte Dir schlimm gehen,« sagte der Prinz »aber um Deines
-Mannes willen mag es Dir vergeben sein.«
-
-Als sie gegangen war, warf Hakon schnell seine Prinzenkleider ab, zog
-wieder seinen ledernen Rock an und klebte sich auch wieder den Moosbart
-ins Gesicht, und eh' sie noch in der Hütte ankam, war er schon da und
-wartete das Kind. »Ja, Du hast mich verleitet, Etwas zu thun, das mich
-gereu't,« sagte sie: »es war das erste Mal, daß ich gestohlen habe, aber
-es soll auch das letzte Mal sein,« und damit erzählte sie ihm, wie es
-ihr ergangen war, und Was der Prinz gesagt hatte.
-
-Einige Tage darnach, als Hakon am Abend wieder vom Schloß zurückkam,
-sagte er: »Morgen werde ich zu Hause bleiben und das Kind warten, denn
-Du sollst wieder auf das Schloß und beim Schlachten und Wurstmachen
-helfen.« --
-
-»Ach, wie soll ich wohl Wurst machen?« sagte die Königstochter: »das
-versteh' ich nicht; essen kann ich wohl die Wurst, aber gemacht hab' ich
-sie noch nie.«
-
-Hakon aber sagte, sie müsse durchaus hin, weil der Prinz es so befohlen
-hätte; sie sollte nur gut Acht geben, wie die Andern es machten, sagte
-er, und wenn sie wegginge, sollte sie heimlich ein paar Würste
-mitnehmen. »Nein, stehlen kann ich nicht wieder,« sagte sie: »denn Du
-weißt wohl, wie es mir das letzte Mal ging.« -- »Du musst es lernen,«
-sagte Hakon: »es ist nicht gesagt, daß es allemal schlecht geht.« Als
-sie gegangen war, lief Hakon Borkenbart den Richtweg und kam noch lange
-vor ihr auf dem Schloß an; dort warf er schnell seinen ledernen Rock und
-seinen Moosbart ab, und als sie in der Küche ankam, stand er schon da in
-seinen Prinzenkleidern. Die Königstochter half nun mit beim Schlachten
-und Wurstmachen, und als sie damit fertig war, that sie, wie Hakon ihr
-gesagt hatte, und stopfte sich alle Taschen voll Würste. Wie sie aber am
-Abend nach Hause gehen wollte, sagte der Prinz:
-
-»Dieses Bettlerweib machte neulich lange Finger; darum ist's am besten,
-wir sehen nach, ob sie nicht wieder Etwas stipitzt hat,« und damit fing
-er an, alle ihre Taschen zu untersuchen. Wie er nun die Würste fand,
-ward er gewaltig böse, hielt eine entsetzliche Wirthschaft und droh'te
-ihr, er wolle sie zu dem Dorfrichter schicken.
-
-»Ach Gott, nein! lasst mich nur gehen!« sagte sie: »denn mein Mann hatte
-es mir geheißen,« und weinte und jammerte ganz gewaltig.
-
-»Es sollte Dir eigentlich schlimm gehen,« sagte Hakon Borkenbart: »aber
-um Deines Mannes willen mag es Dir vergeben sein.«
-
-Als sie gegangen war, warf der Prinz schnell seine Kleider ab und hüllte
-sich wieder in seine Lumpen, lief dann den Richtweg, und als sie nach
-Hause kam, war Hakon schon in der Hütte. Sie erzählte ihm, wie es ihr
-gegangen war und gelobte hoch und theuer, es solle das letzte Mal sein,
-daß sie gestohlen hätte.
-
-Einige Zeit darnach, als Hakon eines Abends wieder vom Schloß
-zurückkehrte, sagte er; »Nun will der Prinz Hochzeit halten; aber die
-Braut ist krank geworden, so daß der Schneider ihr nicht das Maß zu dem
-Brautkleid nehmen kann; und darum will der Prinz, daß Du auf's Schloß
-kommst und Dir statt seiner Braut das Maß nehmen lässest, denn er sagt,
-Du gleichest ihr im Wuchs und in Allem. Wenn man Dir aber das Maß
-genommen hat, so geh nicht gleich fort, sondern gieb Acht, wie der
-Schneider das Zeug zuschneidet, und dann stipitze heimlich die größten
-Stücke und bring' sie mit zu einer Pickelhaube für mich.« --
-
-»Nein, stehlen kann ich nicht,« sagte sie: »Du weißt wohl, wie es mir
-das letzte Mal ging.« -- »Du musst es lernen,« sagte er: »es ist nicht
-gesagt, daß es immer schlecht abläuft.«
-
-Sie meinte zwar, es wäre ein schlimmes Ding, aber that doch, wie er ihr
-gesagt hatte, stipitzte einige von den größten Stücken und steckte sie
-in die Tasche. Als sie gehen wollte, sagte der Prinz: »Wir müssen doch
-nachsehen, ob das Weib auch nicht diesmal wieder lange Finger gemacht
-hat,« und damit untersuchte er alle ihre Taschen, und wie er nun die
-gestohlenen Sachen fand, ward er so zornig und machte einen solchen
-Lärm, daß es gar nicht zu sagen ist. Die Königstochter weinte und bat
-und sagte: »Ach, mein Mann hatte es mir geheißen; darum mußte ich es
-wohl thun.« --
-
-»Ja, es sollte Dir schlecht gehen, aber um Deines Mannes willen mag es
-Dir vergeben sein,« sagte Hakon Borkenbart; und nun ging es wieder eben
-so, wie die vorigen Male: als die Königstochter nach der Hütte kam, war
-Hakon Borkenbart schon wieder da. »Ach, Gott steh mir bei!« sagte sie:
-»ich werde doch zuletzt noch unglücklich um Deinetwillen; denn Du willst
-mich immer zu Dem haben, was nicht taugt. Der Prinz war diesmal so
-bitterböse, daß er mir mit dem Dorfrichter und dem Zuchthaus droh'te.«
-
-Einige Zeit darnach sagte Hakon, als er abends vom Schloß zurückkam.
-»Nun will der Prinz, daß Du auf's Schloß kommen und die Braut vorstellen
-sollst, denn die rechte Braut ist noch immer krank und bettlägerig; aber
-Hochzeit will der Prinz nun einmal halten, und er sagt, Du gleichest
-seiner Braut so sehr, daß Keiner Euch von einander unterscheiden könne.
-Halt Dich also bereit, morgen aufs Schloß zu gehen.« --
-
-»Ich glaube, Ihr habt beide Euern Verstand verloren, sowohl Du, als der
-Prinz,« sagte sie: »Sehe ich denn darnach aus, daß ich eine Braut
-vorstellen kann? Kein Bettlerweib kann ja ärger aussehen, als ich.« --
-
-»Einerlei! der Prinz will es aber einmal so haben,« versetzte Hakon
-Borkenbart, und es war nun kein anderer Rath, sie mußte fort, und als
-sie aufs Schloß kam, wurde sie so aufgeputzt und herausstaffirt, daß
-keine Prinzessinn stattlicher aussehen konnte. Darauf gingen sie zur
-Kirche, und sie stellte die Braut vor, und als sie zurückkamen, gab es
-Musik und Tanz und lauter Lustbarkeit auf dem Schloß. Wie aber die
-Königstochter mit dem Prinzen im besten Tanzen war, sah sie einen hellen
-Schein durch das Fenster, und wie sie hinblickte, da stand die Hütte in
-Feuer und Flammen.
-
-»Ach! die Hütte! und der Bettler! und mein Kind!« rief sie und sank
-beinahe in Ohnmacht.
-
-»Hier ist der Bettler! und da ist Dein Kind!« sagte Hakon Borkenbart:
-»und laß dann die Hütte zum Teufel sein!« Da erkannte die Königstochter
-ihn wieder, und nun ging erst die rechte Lust an. Nachher aber habe ich
-Nichts weiter von ihnen gehört.
-
-
-
-
-16.
-
-Die Meisterjungfer.
-
-
-Es war einmal ein König, der hatte mehre Söhne, wie viel es aber
-eigentlich waren, kann ich nicht mit Gewißheit sagen. Als der jüngste
-herangewachsen war, hatte er durchaus keine Ruhe zu Hause, sondern
-wollte mit aller Gewalt fort in die Welt und sein Glück versuchen; er
-hielt auch nicht auf, seinen Vater so lange zu bitten, bis dieser ihm
-endlich die Erlaubniß zum Reisen ertheilte. Als er nun einige Tage lang
-gereis't war, kam er zu einem Riesenschloß, und da gab er sich bei dem
-Riesen in Dienst. Den andern Morgen machte der Riese sich in aller
-Frühe auf, um seine Ziegen zu hüten, dem Königssohn aber befahl er,
-inmittlerweile den Stall auszumisten; »_und wenn Du damit fertig bist_,«
-sagte er: »_dann hast Du für heute Feierabend; denn Du musst wissen, daß
-Du zu einem guten Herrn gekommen bist; aber Was ich Dir sage, das musst
-Du treu und ordentlich verrichten; und dann darfst Du in keins von den
-Zimmern gehen, worin Du noch nicht gewesen bist; thust Du es dennoch,
-so kostet es Dir das Leben._« -- »Ja, wahrhaftig!« sagte der Königssohn,
-als der Riese fort war: »das ist doch ein guter Herr!« und ging auf und
-ab im Zimmer und sang und trallei'te; denn er meinte, mit dem Ausmisten
-hätte es noch gute Weile. »Aber wissen möcht' ich doch wohl, Was in den
-andern Zimmern sein mag,« sagte er: »es muß wohl etwas Besonderes sein,
-weil er es mir so strenge verboten hat, hineinzugehen,« und damit ging
-er rasch in das erste von den Zimmern. Hier hing ein Kessel von der
-Decke herab und kochte; aber der Königssohn sah kein Feuer darunter.
-»Was wohl drin sein mag?« dachte er und tauchte einen von seinen
-Handschuhen hinein, und da wurde der Handschuh als wär' er von lauter
-Kupfer. »Eine schöne Suppe!« sagte er: »wenn Einer davon kostete, würde
-er gewiß hübsch um den Schnabel aussehen.« Hierauf ging er in ein andres
-Zimmer, und da hing auch ein Kessel von der Decke herab und pruttelte
-und kochte, aber Feuer war auch nicht darunter. »Ich muß den auch mal
-probiren,« sagte der Königssohn und steckte wieder seinen Handschuh
-hinein, und nun ward derselbe ganz versilbert. »So theure Suppe giebt's
-nicht auf meines Vaters Schloß,« sagte der Königssohn: »es fragt sich
-nur, wie sie schmeckt.« Hierauf ging er in das dritte Zimmer, und da
-hing auch ein Kessel von der Decke herab und kochte, ganz so, wie in den
-beiden andern Zimmern, und der Königssohn bekam Lust, den auch zu
-probiren und tauchte wieder den Handschuh hinein, und da ward derselbe
-so blank vergoldet, daß es nur so blitzte. »Donner und's Wetter!« sagte
-der Königssohn: »wird hier Gold gekocht, Was mag man denn dort drinnen
-kochen?« und damit ging er in das vierte Zimmer. Hier war kein Kessel
-zu sehen; aber auf der Bank saß eine Jungfrau, das war gewiß eine
-Königstochter; was für eines Mannes Tochter es aber auch sein mochte,
-so hatte doch der Königssohn noch nie ihres Gleichen gesehen, so
-außerordentlich schön war sie. »Um's Himmels willen, Was willst Du
-hier?« rief sie, sobald sie ihn gewahr ward. »Ich bin seit gestern hier
-im Dienst,« sagte der Königssohn. »Gott steh' Dir bei für den Dienst,
-den Du hier bekommen hast!« sagte sie. »O, mir däucht, ich habe einen
-guten Herrn bekommen,« sagte der Königssohn: »er hat mir heute eben
-keine schwere Arbeit aufgegeben: wenn ich den Stall ausgemistet habe,
-kann ich Feierabend machen.« -- »Ja, aber wie willst Du das anfangen?«
-sagte sie: »denn wenn Du so ausmistest, wie andre Leute zu thun pflegen,
-so kommen für jede Schaufelvoll, die Du hinauswirfst, wieder zehn andre
-Schaufeln voll hinein. Ich will Dir aber sagen, wie Du es machen sollst:
-Du musst bloß die Schaufel umkehren und mit dem Stiel ausmisten, dann
-fliegt Alles von selbst hinaus.« -- Ja, das wollte er schon in Acht
-haben, sagte der Königssohn, und nun blieb er bei der Prinzessinn -- ich
-werde sie so nennen -- den ganzen Tag über, denn sie waren bald darüber
-einig geworden, daß sie einander heirathen wollten, und da wurde denn
-dem Königssohn der erste Tag, den er bei dem Riesen diente, eben nicht
-lang, kannst Du glauben. Als es aber gegen Abend kam, sagte sie zu ihm:
-»Nun ist es am besten, Du mistest den Stall aus, ehe der Riese wieder
-nach Hause kommt.« Als aber der Bursch in den Stall kam, wollte er
-sehen, ob es sich wirklich so verhielt, wie die Königstochter ihm gesagt
-hatte, und fing an, so auszumisten, wie er es früher von den Stallknechten
-seines Vaters gesehen hatte; aber er mußte bald damit aufhalten; denn
-als er eine Weile so gemistet hatte, war im Stall beinahe kein Raum
-mehr, wo er stehen konnte. Darauf mistete er so aus, wie die Königstochter
-es ihm gelehrt hatte: nämlich, er kehrte die Schaufel um und mistete mit
-dem Stiel, und nun dauerte es kaum einen Augenblick, da war der Stall so
-rein, als ob er gefegt und gescheuert wäre. Als er damit zu Stande war,
-ging er wieder zurück in das Zimmer, das der Riese ihm angewiesen hatte,
-und da spazierte er auf und ab und sang und trallei'te. Endlich kam der
-Riese mit den Ziegen wieder nach Hause, und die erste Frage, die er dem
-Königssohn that, war: »_Hast Du nun den Stall ausgemistet?_« -- »Ja,
-Herr, der ist rein und sauber,« sagte der Königssohn. »_Das will ich
-mal sehen_,« sagte der Riese und ging in den Stall; aber es verhielt
-sich, wie der Königssohn gesagt hatte. »_Du hast gewiß mit meiner_
-MEISTERJUNGFER _gesprochen_,« sagte der Riese: »_denn das hast Du
-nicht aus Dir selber._« -- »Meisterjungfer? Was ist das für Eine?« sagte
-der Königssohn und stellte sich ganz dumm an: »die möcht' ich wohl mal
-sehen.« -- »_Du wirst sie noch früh genug zu sehen kriegen_,« sagte der
-Riese.
-
-Als der Riese den andern Morgen die Ziegen wieder auf die Weide trieb,
-sagte er zu dem Königssohn, den Tag solle er sein Pferd nach Hause
-holen, das in der Koppel ginge, und wenn er das gethan hätte, könne er
-Feierabend machen; »_denn Du bist zu einem guten Herrn gekommen, musst
-Du wissen_,« sagte er wieder: »_Gehst Du aber in irgend eins der Zimmer,
-das ich Dir verboten habe, so drehe ich Dir den Hals um_,« und damit
-trieb er seine Heerde in den Wald. »Ja, wahrhaftig, bist Du ein guter
-Herr!« sagte der Königssohn: »ich möchte aber doch wieder ein Wort mit
-der Meisterjungfer sprechen, vielleicht daß sie noch eben so früh _mein_
-wird, als _Dein_,« und damit ging er wieder zu ihr hinein. Sie fragte
-ihn, Was der Riese ihm den Tag zu thun befohlen hätte. »O, es ist eben
-keine schwere Arbeit,« sagte er: »ich soll bloß das Pferd aus der Koppel
-holen.« -- »Ja, aber wie willst Du das anfangen?« fragte ihn die
-Meisterjungfer. »O, es gehört wohl eben keine Kunst dazu, ein Pferd aus
-der Koppel zu holen,« sagte der Königssohn: »denn ich will doch meinen,
-ich habe schon manches rasche Pferd geritten.« -- »Die Sache ist aber
-gleichwohl nicht so leicht,« sagte sie: »indeß will ich Dir lehren, wie
-Du es machen musst: Sobald Du das Pferd erblickst, kommt es brausend auf
-Dich zu und schnaubt Feuer und Flammen aus beiden Nüstern. Paß aber dann
-gut auf und nimm das Gebiß, das dort bei der Thür hangt, und wirf es
-ihm ins Maul, dann wird es augenblicklich so zahm, daß Du damit thun
-kannst, was Du willst.« Ja, das wollte er schon in Acht haben, sagte der
-Königssohn und blieb nun den ganzen Tag drinnen bei der Meisterjungfer,
-und sie schwatzten von Diesem und Jenem, und wie herrlich und vergnügt
-sie leben wollten, wenn sie erst aus der Gewalt des Riesen wären und
-einander geheirathet hätten; und der Königssohn hätte gewiß Pferd und
-Koppel darüber vergessen, wenn nicht die Meisterjungfer gegen Abend ihn
-daran erinnert hätte und zu ihm sagte, es wäre am besten, daß er jetzt
-das Pferd hole, ehe der Riese nach Hause käme. Das that er denn auch: er
-nahm das Gebiß, das bei der Thür hing, und lief damit in die Koppel; nun
-dauerte es nicht lange, so kam das Pferd an und schnob Feuer und Flammen
-aus beiden Nüstern; da nahm aber der Königssohn seine Gelegenheit wahr
-und warf ihm das Gebiß in den offenen Rachen, und nun stand das Pferd
-da, so geduldig, wie ein Lamm, und da war's eben keine große Kunst, es
-nach dem Stall zu bringen. Als der Bursch damit fertig war, ging er
-wieder zurück auf sein Zimmer, und dort spazierte er auf und ab und sang
-und trallei'te.
-
-Wie nun der Riese mit den Ziegen nach Hause kam, war seine erste Frage:
-»_Hast Du auch das Pferd von der Koppel geholt?_« -- »Ja, Herr!« sagte
-der Königssohn: »es war ein possirliches Pferd zu reiten; aber ich hab's
-glücklich in den Stall gebracht.« -- »_Das will ich mal sehen!_« sagte
-der Riese und ging in den Stall; das Pferd aber stand richtig da, so wie
-der Königssohn gesagt hatte. »_Du hast gewiß mit meiner_ MEISTERJUNGFER
-_gesprochen_,« sagte der Riese: »_denn das hast Du nicht aus Dir
-selber._« -- »Gestern spracht Ihr von Eurer Meisterjungfer und heute
-wieder,« sagte der Königssohn und stellte sich ganz dumm und einfältig
-an: »Was ist denn das für Eine, Herr? ich möchte sie doch gern einmal
-sehen.« -- »_Du wirst sie noch früh genug zu sehen kriegen_,« sagte
-jener.
-
-Als der Riese am dritten Morgen seine Ziegen in den Wald trieb, sagte er
-zu dem Königssohn: »_Heute sollst Du nach der Hölle und den Brandschatz
-holen, und wenn Du das gethan hast, kannst Du Feierabend machen; denn
-Du bist zu einem guten Herrn gekommen, musst Du wissen._« -- »Ja, ich
-will's glauben,« sagte der Königssohn, als der Riese gegangen war:
-»ein wie guter Herr Du aber auch sein magst, so sind es doch garstige
-Arbeiten, die Du mir auflegst; ich will indeß mal wieder ein Wort mit
-Deiner Meisterjungfer sprechen; Du sagst zwar, sie gehört _Dir_; aber
-vielleicht sagt sie es doch _mir_, wie ich es machen muß,« und damit
-ging er wieder hinein zu der Meisterjungfer. Als diese ihn nun fragte,
-was der Riese ihm den Tag für eine Arbeit aufgegeben hätte, sagte er,
-daß er ihm befohlen habe, nach der Hölle zu gehen und den Brandschatz zu
-holen. »Und wie willst Du das anfangen?« fragte ihn die Meisterjungfer.
-»Ja, Du musst es mir sagen,« versetzte der Königssohn: »denn in der
-Hölle bin ich noch nicht gewesen, und wenn ich auch den Weg dahin wüßte,
-so weiß ich doch nicht, wie Viel ich einfordern soll.« -- »Ja, ich will
-Dir wohl helfen,« versetzte die Meisterjungfer: »Du musst nach dem
-Felsen dort hinter der Koppel gehen und den Kloben nehmen, der da liegt,
-und damit an die Felswand klopfen; dann wird wohl Einer herauskommen,
-daß es nur so knistert, dem musst Du Deinen Auftrag sagen; und wenn er
-Dich dann fragt, wie Viel Du haben willst, dann sage nur: »So Viel, als
-ich tragen kann.«« -- Ja, das wollte er schon in Acht haben, sagte der
-Königssohn und blieb nun wieder bei der Meisterjungfer, bis es Abend
-wurde, und er wäre gern noch länger da geblieben, wenn sie ihn nicht
-erinnert hätte, daß er fort müsse nach der Hölle und den Brandschatz
-holen, ehe der Riese wieder nach Hause käme. Der Bursch machte sich
-nun auf und that, wie die Meisterjungfer ihm gesagt hatte, ging zu dem
-Felsen hinter der Koppel, nahm den Kloben und klopfte damit an die Wand.
-Sogleich kam Einer heraus, dem die Funken aus Augen und Nase flogen.
-»_Was willst Du?_« rief er. »Ich soll grüßen von dem Riesen und den
-Brandschatz für ihn einfordern,« sagte der Königssohn. »_Wie Viel willst
-Du haben?_« fragte der Andre. »O, ich verlange nicht Mehr, als ich tragen
-kann,« versetzte der Königssohn. »_Es war Dein Glück, daß Du nicht ein
-ganzes Fuder verlangtest_,« sagte Der, welcher aus der Felswand gekommen
-war: »_aber komm jetzt herein, dann will ich Dir den Brandschatz
-auszahlen._« Der Königssohn ging nun mit ihm hinein, und da sah er in
-dem Berg so viel Gold und Silber, als Steine in der Erde liegen; er
-bekam nun eine Tracht, so groß, wie er sie nur tragen konnte, und damit
-ging er seines Weges. Als darauf am Abend der Riese mit den Ziegen nach
-Hause kam, spazierte der Königssohn eben so, wie die beiden Abende
-zuvor, im Zimmer auf und ab und sang und trallei'te. »_Bist Du in der
-Hölle gewesen und hast den Brandschatz geholt?_« fragte ihn der Riese.
-»Ja, Herr!« sagte der Königssohn. »_Wo hast Du ihn denn?_« fragte der
-Riese. »Da auf der Bank steht der Goldsack,« sagte der Königssohn.
-»_Das will ich mal sehen_,« sagte der Riese; und als er zusah, stand
-da ein Sack, der war so gedrängt voll, daß die Gold- und Silberstücke
-herausfielen, sowie nur der Riese das Band ein wenig auflockerte. »_Du
-hast gewiß mit meiner_ MEISTERJUNGFER _gesprochen_,« sagte er: »_ist
-aber das der Fall, dann drehe ich Dir das Genick um._« -- »Mit Eurer
-_Meisterjungfer_?« sagte der Königssohn: »Gestern und vorgestern
-schwatztet Ihr von Eurer Meisterjungfer und heute wieder? Was ist denn
-das für Eine, Herr? ich möchte sie doch gern einmal sehen.« -- »_Ja,
-warte nur bis morgen, dann sollst Du sie zu sehen kriegen_,« sagte der
-Riese. -- »Danke schön!« sagte der Königssohn: »aber es ist wohl bloß
-Euer Scherz, Herr.«
-
-Den Tag darauf ging der Riese mit ihm in das Zimmer, worin die
-Meisterjungfer war. »Jetzt sollst Du ihn schlachten und ihn in dem
-großen Kessel für mich zum Mittag kochen, und wenn die Suppe fertig ist,
-kannst Du mich rufen,« sagte er zu ihr und streckte sich auf die Bank
-hin; und während er nun da lag und schnarchte, daß der alte Berg bebte,
-nahm die Meisterjungfer ein Messer, schnitt damit den Burschen in den
-Finger und ließ drei Blutstropfen auf die Bank fließen; darauf nahm sie
-alle die alten Lappen und Schuhsohlen und andern Kram, den sie finden
-konnte, und warf es in den Kessel; dann nahm sie einen ganzen Kasten
-voll gemahlenes Gold und einen Salzstein und eine Wasserflasche, die bei
-der Thür hing, und einen goldnen Apfel und zwei goldne Hühner nahm sie
-auch mit, und darauf machten beide sich aus dem Staube, so schnell sie
-nur konnten. Wie sie nun ein Ende gegangen waren, kamen sie zu dem Meer,
-und da gingen sie unter Segel; wie sie aber zu dem Schiff gelangten,
-habe ich nie so recht erfahren können.
-
-Als der Riese eine gute Weile geschlafen hatte, fing er an sich zu
-strecken. »_Ist das Essen noch nicht fertig?_« fragte er. »_Eben erst
-angefangen!_« sagte der erste Blutstropfen auf der Bank. Darauf legte er
-sich wieder schlafen und schlief noch eine gute Zeit; endlich fing er
-wieder an sich zu strecken. »_Ist jetzt das Essen fertig?_« fragte er,
-aber ohne aufzusehen, eben so wie er auch das erste Mal gethan hatte,
-denn er war noch halb im Schlaf. »_Halb fertig!_« sagte der zweite
-Blutstropfen. Der Riese aber glaubte, es sei die Meisterjungfer, die das
-sagte, kehrte sich wieder um und legte sich auf's neue schlafen. Als er
-nun viele Stunden hinter einander geschlafen hatte, fing er endlich
-wieder an sich zu rühren und zu strecken. »_Ist es denn jetzt fertig?_«
-fragte er. »_Vollkommen fertig!_« sagte der dritte Blutstropfen. Der
-Riese richtete sich nun auf und rieb sich die Augen; aber er konnte die
-Meisterjungfer nirgends erblicken, und darum rief er sie bei Namen. Er
-bekam aber keine Antwort. »O,« dachte er: »sie ist wohl nur ein wenig
-hinausgegangen,« und nahm einen Löffel und füllte damit aus dem Kessel,
-um das Essen zu probiren. Da fand er aber Nichts, als lauter Schuhsohlen
-und Lumpen und dergleichen Kram darin, und das war zusammengekocht, so
-daß er nicht wußte, ob's Fisch, oder Fleisch war. Als er das gewahr
-ward, konnte er sich wohl denken, wie die Sache sich verhielt, und ward
-so arg, daß er nicht wußte, »auf welchem Bein er stehen wollte;« er
-eilte sogleich dem Königssohn und der Meisterjungfer nach, und es
-dauerte nicht lange, so stand er beim Wasser, aber da konnte er nicht
-hinüber. »_Ich weiß schon Rath_,« sagte er: »_ich will bloß meinen
-Meersauger rufen._« Wie nun der Meersauger ankam, legte der sich auf die
-Erde nieder und that dreimal einen guten Trunk, und da ward das Meer so
-viel kleiner, daß der Riese die Meisterjungfer und den Königssohn auf
-dem Schiff sehen konnte. »Jetzt musst Du den Salzstein hinauswerfen,«
-sagte die Meisterjungfer; und als der Königssohn das gethan hatte,
-entstand plötzlich quer durch das Meer ein so hoher Berg, daß der Riese
-nicht hinüber konnte, und der Meersauger konnte ihm nun auch nichts
-helfen. »_Ich weiß schon Rath_,« sagte der Riese und holte sich seinen
-_Bergbohrer_, und damit bohrte er ein großes Loch durch den Berg, so daß
-der Meersauger wieder trinken konnte. Wie die Meisterjungfer das gewahr
-ward, sagte sie zu dem Königssohn, jetzt solle er einen, oder zwei
-Tropfen aus der Flasche gießen; und als der Königssohn das gethan hatte,
-ward das Meer wieder ganz voll. Ehe nun der Meersauger noch wieder einen
-guten Trunk thun konnte, waren sie schon am Lande, und damit waren sie
-gerettet.
-
-Nun wollte der Königssohn die Meisterjungfer nach seines Vaters Schloß
-bringen; aber er meinte, es schicke sich nicht, daß sie zu Fuß gehe, und
-darum sagte er zu ihr: »Warte hier eine Weile; ich will nur nach Hause
-gehen und die sieben Pferde holen, die in meines Vaters Stall stehen;
-denn ich möchte nicht gern, daß meine Braut zu Fuß auf dem Schloß ankäme.
-Der Weg dahin ist nicht lang, und ich werde bald wieder hier sein.«
--- »Ach nein, thu' das nicht!« sagte sie: »denn kommst Du erst zu Deines
-Vaters Schloß, dann wirst Du mich bald vergessen.« -- »Wie sollte ich
-Dich wohl vergessen,« sagte der Königssohn: »da wir so viel Ungemach
-zusammen erduldet und einander so lieb haben?« und er wollte und mußte
-nach Hause und einen Wagen und die sieben Pferde holen, und sie sollte
-so lange dort am Ufer auf ihn warten; und weil er es nun durchaus nicht
-anders wollte, so mußte endlich die Meisterjungfer nachgeben. »Aber,«
-sagte sie: »wenn Du auf das Schloß kommst, musst Du Dir nicht einmal so
-viel Zeit lassen, daß Du Jemanden grüßest, sondern gradesweges in den
-Stall gehen und die Pferde vor den Wagen spannen, und dann davon jagen,
-so schnell Du nur kannst; denn sie werden wohl alle sehr neugierig sein
-und um Dich herum kommen; aber Du musst thun, als ob Du sie gar nicht
-bemerktest, und dann darfst Du durchaus keinen Bissen von Dem, was man
-Dir anbietet, genießen; thust Du das, dann machst Du sowohl Dich, als
-mich unglücklich.« Der Königssohn versprach ihr, sich genau nach Allem
-richten zu wollen, was sie ihm gesagt hatte, und versicherte ihr, daß
-sie durchaus nicht zu fürchten brauche, als ob er sie je vergessen
-könnte.
-
-Als aber der Königssohn auf dem Schloßhof ankam, hielt grade einer von
-seinen Brüdern Hochzeit, und die Braut und alle Gäste waren schon da,
-und Alle kamen um ihn herum und fragten ihn nach Diesem und Jenem und
-nöthigten ihn mit sich ins Schloß; aber er that, als ob er sie gar nicht
-bemerkte, ging gradezu in den Stall, zog die Pferde heraus und wollte
-sie vor den Wagen spannen. Wie sie nun auf keine Art und Weise ihn
-bewegen konnten, mit ihnen ins Schloß zu gehen, brachten sie ihm zu
-essen und zu trinken heraus, all das Beste, was man zur Hochzeit
-angerichtet hatte; aber der Königssohn wollte von Allem keinen Bissen
-anrühren, sondern beeilte sich nur, die Pferde vor den Wagen zu spannen.
-Da rollte aber zuletzt die Schwester der Braut einen Apfel über den
-Schloßhof zu ihm hin: »Wenn Du denn durchaus Nichts genießen willst,«
-sagte sie: »so kannst Du doch wenigstens in diesen Apfel beißen, denn Du
-wirst wohl hungrig und durstig sein von der langen Reise.« Da hob der
-Königssohn den Apfel von der Erde auf und biß hinein. Aber kaum hatte
-er das gethan, so vergaß er ganz und gar die Meisterjungfer, und daß er
-sie holen wollte. »Bin ich denn verrückt?« sagte er: »Was will ich mit
-den Pferden und mit dem Wagen?« und darauf zog er die Pferde wieder in
-den Stall und ging mit den Andern ins Schloß; und nun dauerte es nicht
-lange, so war es dahin gekommen, daß er die Schwester der Braut
-heirathen sollte, dieselbe, welche ihm den Apfel zugerollt hatte.
-
-Die Meisterjungfer saß indeß am Ufer und wartete sieben lang und sieben
-breit, aber kein Königssohn ließ sich sehen. Endlich ging sie fort, und
-als sie ein Ende gegangen war, kam sie zu einer kleinen Hütte, welche ganz
-einsam in einem Walde, nicht weit von des Königs Schloß, lag; da ging
-sie hinein und bat um Herberge. Drinnen aber saß ein altes Weib, dem die
-Hütte gehörte, das war aber ein arges und abscheuliches Trollmensch und
-wollte anfangs von der Meisterjungfer gar Nichts wissen; aber endlich
-und zuletzt gab sie ihr doch Herberge für Geld und gute Worte. Aber
-unsauber und schmutzig war es drinnen, wie in einem Schweinstall. Die
-Meisterjungfer sagte, sie wollte die Hütte ein wenig aufputzen, damit
-es doch aussehen würde wie bei andern honnetten Leuten; aber das litt
-die Alte nicht, sondern fing an zu schelten und zu toben und war ganz
-entsetzlich böse. Aber die Meisterjungfer zog dessen ungeachtet ihren
-Schrein hervor und warf eine Handvoll Goldmehl in das Kaminfeuer. Da
-flackerte es hell auf, und ein rother Strahl zog durch die ganze Hütte,
-so daß sie inwendig und auswendig davon vergoldet wurde. Als die Alte
-das sah, ward sie so arg, daß sie aus der Haut fahren wollte, und rannte
-zur Hütte hinaus, als ob der Teufel hinter ihr wäre; da vergaß sie aber,
-sich zu bücken, und zerbrach sich die Hirnschale an der Thürpfoste.
-
-Den Morgen darauf kam der Schulze da vorbei; der war ganz verwundert
-über die goldne Hütte, die er im Walde glänzen sah; als er aber hineinging
-und drinnen die schöne Jungfrau erblickte, da verwunderte er sich noch
-mehr, und er ward augenblicklich so in sie verliebt, daß er um sie
-frei'te. »Ja, hast Du aber auch brav Geld?« fragte die Meisterjungfer.
-Ja, Geld hätte er genug, sagte er, und er wolle sogleich hin und es
-holen. Am Abend kam er wieder und brachte einen ganzen Scheffelssack
-voll, den setzte er auf die Bank hin. Ja, weil er so viel Geld hatte,
-wollte die Meisterjungfer ihn haben, und darauf legten sie sich zusammen
-ins Bett. Kaum aber hatten sie sich niedergelegt, so wollte die
-Meisterjungfer wieder aufstehen; denn sie hätte noch vergessen, das
-Feuer im Kamin anzuschüren, sagte sie. »Ach behüte!« sagte der Schulze:
-»solltest Du darum aufstehen? Das will ich wohl thun,« und damit sprang
-er aus dem Bett und lief nach dem Kamin. »Sage mir's, wenn Du den
-Aschraker angefasst hast,« sagte die Meisterjungfer. »Nun hab' ich ihn
-angefasst,« sagte der Schulze. »So gebe Gott, daß Du ihn festhältst, und
-er Dich, und Du da stehen magst die ganze Nacht und Dir Kohlen und Asche
-über den Kopf raken bis an den hellen Morgen!« sagte die Meisterjungfer,
-und als sie das gesagt hatte, blieb der Schulze vor dem Kamin stehen und
-rakte sich Kohlen und Asche über den Kopf die ganze Nacht hindurch, und
-wie sehr er auch weinen und bitten und raken mochte, so verloschen darum
-doch nicht die Kohlen, und die Asche wurde nicht kälter. Erst am Morgen,
-als es Tag wurde, ließ ihn der Aschraker los; aber nun blieb er keinen
-Augenblick länger in der Hütte, sondern machte sich fort, als ob der
-Teufel hinter ihm her wäre; und alle Leute, die ihm begegneten sahen ihn
-an und lachten; denn er legte los, als ob er toll wäre, und aussehen
-konnte er nicht schändlicher, wenn man ihn gegerbt und geschunden hätte.
-
-Den Tag darauf kam der Amtsschreiber da vorbei; der sah auch die Hütte
-im Walde glänzen, und als er hineinging, um zu sehen, Wer da wohnte, und
-die schöne Jungfrau erblickte, da ward er noch mehr in sie verliebt, als
-der Schulze, und frei'te stehenden Fußes um sie. Ja, sagte die
-Meisterjungfer wieder, sie wollte ihn wohl haben, wenn er brav Geld
-hätte. Ja, sagte der Schreiber, Geld hätte er genug, und er wolle
-sogleich hin und es holen. Am Abend kam er mit einem großen, schweren
-Sack an, -- ich glaube gewiß, es waren zwei Scheffel drin -- und den
-setzte er auf die Bank hin. Nun war denn weiter Nichts im Wege, und sie
-legten sich zu Bette. Aber kaum hatten sie sich niedergelegt, so hatte
-die Meisterjungfer vergessen, die Hausthür zuzumachen, und darum wollte
-sie wieder aufstehen. »Ach, behüte! solltest _Du_ das thun?« sagte der
-Schreiber: »Nein, bleib Du nur liegen! ich will wohl hingehen,« und
-damit sprang er aus dem Bett, so leicht »wie eine Erbse auf Birkenrinde«
-und lief hinaus auf die Diele. »Sage mir's, wenn Du die Thür angefasst
-hast,« rief die Meisterjungfer. »Nun hab' ich sie angefasst!« rief der
-Schreiber auf der Diele. »So gebe Gott, daß Du sie festhältst, und sie
-Dich, und Ihr hin- und herfahren mögt die ganze Nacht, bis daß es Tag
-wird!« sagte die Meisterjungfer; und nun mußte der Schreiber die ganze
-Nacht über mit der Thür vorwärts und rückwärts tanzen; aber einen
-solchen Walzer hatt' er noch nie gemacht, und es verlangte ihn auch
-nachher nicht, ihn wieder zu machen: bald war _er_ vorn, und bald die
-_Thür_, und es ging von der Pfoste an die Mauer, und von der Mauer an
-die Pfoste, so daß der Schreiber sich beinahe zu Tode stieß. Erst fing
-er an zu fluchen, und dann zu weinen und zu bitten; aber um alles das
-bekümmerte sich die Thür gar nicht, sondern hielt fest, so lange, bis
-es Tag ward; dann erst ließ sie ihn los -- und der Schreiber auf und
-davon, als ob's für Geld ginge; er vergaß sowohl seine Freierei, als den
-Goldsack, und war nur froh, daß die Thür nicht hinter ihm her getanzt
-kam. Alle Leute, die ihm begegneten, sahen ihn an und lachten; denn er
-flog davon, als ob er toll wäre, und dazu sah er aus, noch schlimmer,
-als hätten die Böcke ihn die Nacht unter gehabt.
-
-Am dritten Tag kam der Amtmann da vorbei; der hatte kaum die goldne
-Hütte erblickt, so wollte er auch hin und zusehen, Wer da wohnte; und
-als er nun drinnen die Meisterjungfer sah und sie kaum gegrüßt hatte,
-war er schon so verliebt in sie, daß er augenblicklich um sie frei'te.
-Die Meisterjungfer aber antwortete ihm eben so, wie den beiden Andern:
-wenn er brav Geld hätte, dann wollte sie ihn wohl haben. Ja, davon hätt'
-er nicht so wenig, sagte der Amtmann und ging sogleich nach Hause, um es
-zu holen. Als er am Abend wiederkam, brachte er einen noch größeren Sack
-mit, als der Schreiber, -- es waren gewiß drei Scheffel drin -- und den
-setzte er auf die Bank hin. Ja, nun war denn Nichts weiter im Wege, nun
-sollte er die Meisterjungfer haben. Kaum aber hatten sie sich zu Bett
-gelegt, so sagte die Meisterjungfer, sie hätte vergessen, das Kalb
-einzulassen, und wollte darum wieder aufstehen. Nein, den Kukuk! das
-sollte sie ja nicht, das wollte er schon thun, sagte der Amtmann, und
-der, so dick und fett er war, heraus aus dem Bett, so leichtfüßig, als
-wär' er ein junger Bursch gewesen. »Sage mir's, wenn Du das Kalb beim
-Schwanz hältst!« sagte die Meisterjungfer. »Jetzt halt ich's!« rief
-der Amtmann. »So gebe Gott, daß Du den Schwanz hältst, und er Dich,
-und Ihr in der Welt herumfahren mögt, bis daß es Tag wird!« sagte die
-Meisterjungfer, und kaum hatte sie das gesagt, so legte das Kalb mit dem
-Amtmann los über Stock und Stein, über Berg und Thal, so daß die Heide
-wackelte, und je mehr der Amtmann fluchte und schrie, desto schneller
-rannte das Kalb mit ihm davon. Als es Tag wurde, war der Amtmann beinahe
-zu Matsch, und nun erst ließ das Kalb ihn los; inmittlerweile hatte er
-aber seine Freierei ganz vergessen und seinen Geldsack dazu. Er ließ es
-nun zwar etwas sachter angehen, als der Schreiber und der Schulz, aber
-je schulpusiger er fortkroch, desto mehr Zeit hatten die Leute, ihm
-nachzugucken und zu lachen.
-
-Den Tag darnach sollte auf dem Schloß die Hochzeit der beiden Prinzen
-gefeiert werden, nämlich die des ältesten und die des jüngsten, der bei
-dem Riesen gewesen war, denn der sollte die Schwester von der Braut
-seines Bruders heirathen, und beide Brautpaare sollten in der Kirche
-zugleich getrau't werden. Als sie aber in den Wagen stiegen und vom
-Schloßhof fahren wollten, da zerbrach das eine Wachtholz; sie nahmen
-nun ein andres, aber das zerbrach auch; darauf nahmen sie ein drittes,
-aber es half ihnen Alles nichts, denn was für Holz sie auch nehmen
-mochten, so hielt doch kein einziges. Wie sie nun ganz mißmüthig da
-standen und nicht fortkonnten, sagte der Schulze -- denn der war auch
-mit zur Hochzeit gebeten, musst Du wissen --: »Dort im Walde wohnt eine
-Jungfrau, die hat einen _Aschraker_, womit sie das Feuer anschürt; wenn
-Ihr nur zu der schicken und sie bitten lassen wolltet, Euch diesen
-Aschraker zu leihen, so weiß ich gewiß, daß er nicht entzwei geht.« Es
-wurde nun sogleich zu der Jungfrau geschickt, und sie ließen sie bitten,
-ihnen doch den Aschraker zu leihen, wovon der Schulz gesprochen hätte.
-Die Jungfrau sagte auch nicht Nein, sondern gab dem Boten ihren Aschraker,
-und nun bekamen sie eine Wacht, die nicht entzwei ging, kannst Du
-glauben. Als sie aber darauf vom Schloßhof fahren wollten, zerbrach
-plötzlich der Wagenboden; und wie oft sie auch einen neuen Boden machten,
-und was für Holz sie auch dazu nehmen mochten, so half doch Alles nichts,
-denn wenn sie aus dem Hof fahren wollten, ging er jedesmal wieder entzwei,
-und sie waren nun noch übler daran, als vorhin mit dem Wachtholz. Endlich
-sagte der Amtsschreiber -- denn war der Schulze da, so kann man sich
-wohl denken, daß der Schreiber nicht fehlen durfte --: »Dort im Walde
-wohnt eine Jungfrau, wenn die Euch bloß ihre eine _Halbthür_ leihen
-wollte, die von lauter Gold ist, so weiß ich gewiß, daß sie nicht entzwei
-geht.« Sogleich wurde nun wieder zu der Jungfrau geschickt, und sie
-ließen sie bitten, ihnen doch die eine Halbthür zu leihen, wovon der
-Schreiber gesprochen hätte, und die bekamen sie denn auch. Nun war Alles
-gut, und sie wollten nach der Kirche fahren; aber da waren die Pferde
-nicht im Stande, den Wagen fortzuziehen; sechs Pferde hatten sie schon
-davor; dann spannten sie acht vor, dann zehn, dann zwölf; aber wie viel
-sie auch vorspannten, und wie sehr der Kutscher auch peitschen mochte,
-es half Alles nichts, der Wagen rührte sich nicht vom Fleck. Es war nun
-schon ziemlich spät geworden, und zur Kirche wollten und mußten sie, und
-wie sie nun gar keine Möglichkeit sahen, fortzukommen, waren sie alle
-nahe daran, zu verzweifeln. Zuletzt aber sagte der Amtmann, dort im
-Walde wohne eine Jungfrau, die hätte ein _Kalb_, welches -- ja, wenn
-sie bloß das Kalb geliehen bekämen, sagte er, das würde den Wagen schon
-ziehen, und wenn er so schwer wäre wie ein Berg. Sie meinten nun zwar,
-es sähe nicht hübsch aus, mit einem Kalb zur Kirche zu fahren; aber es
-war einmal kein andrer Rath, sie mußten wieder zu der Jungfrau schicken
-und sie bitten lassen, ihnen doch das Kalb zu leihen, wovon der Amtmann
-gesprochen hätte. Die Meisterjungfer sagte auch diesmal nicht Nein,
-sondern gab dem Boten sogleich das Kalb. Da sie es nun vorgespannt
-hatten, saus'te der Wagen davon über Stock und Stein, durch Rusch und
-Busch, so daß sie kaum Athem holen konnten; bald waren sie auf der Erde,
-und bald waren sie in der Luft; und als sie zur Kirche kamen, flog der
-Wagen rund um die Kirche, so schnell wie ein Haspel, und es gelang ihnen
-nur mir genauer Noth, herunterzukommen. Auf dem Rückweg aber ging's noch
-schneller, und sie hatten fast alle die Besinnung verloren, als sie
-wieder auf dem Schloßhof ankamen.
-
-Als sie sich zu Tische gesetzt hatten, sagte der Königssohn -- der,
-welcher auf dem Riesenschloß gewesen war -- es schicke sich nicht
-anders, als daß sie auch die Jungfrau einlüden, die ihnen den Aschraker,
-die Halbthür und das Kalb geliehen; »denn hätten wir die drei Dinge
-nicht erhalten, so wären wir noch nicht von der Stelle gekommen,« sagte
-er. Ja, das, däuchte dem König auch, wäre nicht mehr, als billig, und er
-schickte sogleich fünf von seinen Leuten zu der vergoldeten Hütte mit
-einem Gruß von ihm, und die Jungfrau möchte doch so gut sein, und aufs
-Schloß kommen und da zu Mittag essen. Die Jungfrau aber antwortete:
-»Grüßt nur den König wieder von mir und sagt ihm, wenn er sich zu gut
-dünke, um selbst zu mir zu kommen, so dünke ich mich auch viel zu gut,
-um zu ihm zu kommen.« Nun mußte der König sich denn selbst aufmachen,
-und da ging die Jungfrau auch sogleich mit. Der König aber konnte sich
-wohl denken, daß sie etwas Mehr war, als sie zu sein schien, und setzte
-sie darum bei Tafel oben an bei dem jüngsten Bräutigam. Als sie nun eine
-Weile gesessen hatten, nahm die Meisterjungfer den Hahn und das Huhn
-und den goldnen Apfel hervor, welche drei Dinge sie aus dem Riesenschloß
-mitgenommen hatte, und legte sie vor sich auf den Tisch hin; und sogleich
-fingen der Hahn und das Huhn an, sich um den goldnen Apfel zu schlagen.
-»Ei seht doch, wie die Beiden da um den goldnen Apfel kämpfen!« sagte
-der Königssohn. »Ja, so hatten wir beide damals auch zu kämpfen, um aus
-dem Berg zu kommen,« sagte die Meisterjungfer. Da erkannte der Königssohn
-sie wieder, und seine Freude war unbeschreiblich; die Trollhexe aber,
-die ihm den goldnen Apfel zugerollt hatte, ließ er von vier und zwanzig
-Pferden in Stücke zerreißen, so daß kein Fetzen an ihr ganz blieb; und
-nun begann erst die rechte Hochzeit; und der Schulz und der Schreiber
-und der Amtmann, so sehr sie sich auch die Flügel versengt hatten, waren
-auch mit dabei und hielten aus bis zuletzt.
-
-
-
-
-17.
-
-Wohl gethan und schlecht gelohnt.
-
-
-Es war einmal ein Mann, der fuhr mit einem Schlitten in den Wald und
-wollte sich Holz holen; da begegnete ihm der Bär. »Gieb mir Dein Pferd,
-oder sonst zerreiß ich alle Deine Schafe diesen Sommer,« sagte der Bär.
-
-»Ach, Gott steh mir bei!« sagte der Mann: »ich habe kein Stück Brennholz
-mehr im Hause; laß mich bloß erst diesen Schlitten heimfahren, denn
-sonst müssen wir alle todtfrieren; morgen will ich mit dem Pferd
-wiederkommen.« Na, der Bär ließ ihn denn auch fahren; wenn er aber nicht
-wiederkäme, sagte er, dann sollt's kaputt gehen mit all seinen Schafen
-im Sommer.
-
-Der Mann fuhr nun mit seinem Holz nach Hause; aber er war nicht sehr
-vergnügt über den Accord, wie man sich wohl denken kann. Unterweges
-begegnete ihm der Fuchs.
-
-»Warum bist Du so betrübt?« fragte der Fuchs ihn.
-
-»Ach, mir ist der Bär im Wald begegnet,« sagte der Mann: »und ich hab'
-ihm versprechen müssen, ihm morgen um diese Zeit mein Pferd zu bringen;
-sonst wollte er alle meine Schafe diesen Sommer zerreißen, sagte er.« --
-
-»Nichts weiter, als das?« sagte der Fuchs: »Willst Du mir den fettsten
-Bock aus Deinem Stall geben, so will ich Dich von dem Bären befreien.«
-
-Ja, das wollte der Mann gern und gab dem Fuchs sein Wort.
-
-»Wenn Du nun morgen mit Deinem Pferd zu dem Bären kommst,« sagte der
-Fuchs: »so werde ich dort oben auf dem Berg juchen, und wenn dann der
-Bär Dich fragt: »Was ist Das?« dann sollst Du sagen: »Das ist Peter der
-Schütz, der beste Jäger im ganzen Land;« und nachher wirst Du Dir schon
-selbst weiter helfen.«
-
-Als nun am andern Tag der Mann mit seinem Pferd zu dem Bären in den Wald
-kam, hörte man es bald oben auf dem Berg juchen.
-
-»Horch! Was ist Das?« sagte der Bär.
-
-»O, das ist Peter der Schütz, der beste Jäger im ganzen Land,« sagte der
-Mann: »ich kenne ihn an der Stimme.« --
-
-»Hast Du keinen Bären hier gesehen, Erich?« rief es durch den Wald.
-
-»Sag' Nein,« sagte der Bär.
-
-»Nein, ich habe keinen Bären gesehen,« sagte Erich.
-
-»Was ist denn Das, was da neben Dir steht?« rief es im Walde.
-
-»Sag', es ist ein alter Kienstamm,« flüsterte der Bär.
-
-»O, es ist nur ein alter Kienstamm,« sagte Erich.
-
-»Solche Kienstämme pflegen wir bei uns auf den Schlitten zu werfen,«
-rief es im Walde: »Kannst Du's nicht allein, so will ich kommen und Dir
-helfen.« --
-
-»Sag', Du kannst Dir schon selbst helfen, und wirf mich auf den
-Schlitten,« sagte der Bär.
-
-»Nein, danke! ich kann mir schon selbst helfen,« sagte der Mann und warf
-den Bären auf den Schlitten.
-
-»Solche Kienstämme pflegen wir nachher mit dem Strick festzubinden,« rief
-es im Walde: »Soll ich Dir helfen?« --
-
-»Sag', Du kannst Dir schon selbst helfen, und binde mich fest,« sagte
-der Bär.
-
-»Nein, danke! ich kann mir schon selbst helfen,« sagte der Mann und band
-den Bären fest mit all den Stricken, die er bei sich hatte, so daß er
-kein Glied rühren konnte.
-
-»Und nachher, wenn wir sie festgebunden haben, pflegen wir in solche
-alte Kienstämme unsre Axt zu hauen,« rief's im Walde: »dann steuern wir
-besser über die großen Berge.« --
-
-»Thu', als ob Du Deine Axt in mich hau'test,« flüsterte der Bär.
-
-Da nahm der Mann seine Axt und zerspaltete damit dem Bären die Hirnschale,
-so daß er nicht mehr mucks'te. Darauf kam Reineke hervor, und sie wurden
-gute Freunde mit einander.
-
-Als sie nicht mehr weit von dem Gehöft waren, sagte der Fuchs: »Ich habe
-keine Lust, Dir weiter zu folgen, denn ich kann Deine Hunde nicht gut
-vertragen; ich will aber hier auf Dich warten, dann kannst Du mir den
-Bock herbringen; nimm aber einen, der brav fett ist.«
-
-Der Mann gab ihm sein Versprechen und dankte ihm für seine Hülfe; und
-als er sein Pferd in den Stall gezogen hatte, ging er hinüber zu dem
-Schafstall.
-
-»Wo willst Du hin?« fragte seine Frau.
-
-»O, ich will nur in den Schafstall und einen fetten Bock für den Fuchs
-holen, der mein Pferd gerettet hat,« sagte der Mann: »denn ich hab' es
-ihm versprochen.« --
-
-»Der Henker sollte dem Schelm einen Bock geben!« sagte die Frau: »Unser
-Pferd haben wir ja und den Bären dazu, und der Fuchs hat uns gewiß schon
-mehr Gänse gestohlen, als der Bock werth ist, und hat er's noch nicht
-gethan, so kann er's wohl noch thun. Nein,« sagte sie: »steck lieber ein
-Paar von Deinen bösesten Hunden in den Sack und schick ihm die auf den
-Pelz, dann werden wir den alten Schelm vielleicht dazu los.«
-
-Das schien dem Mann ein guter Rath, und er steckte zwei seiner bösesten
-Hunde in den Sack und damit ging er fort.
-
-»Hast Du den Bock?« fragte der Fuchs.
-
-»Ja, komm und nimm ihn!« sagte der Mann, machte seinen Sack auf und ließ
-die Hunde heraus.
-
-»Houf!« sagte der Fuchs und nahm einen Satz: »es ist wohl wahr, was ein
-altes Sprichwort sagt: »Wohl gethan wird schlecht gelohnt,«« und schwang
-die Fersen, während die Hunde hinter ihm drein waren.
-
-
-
-
-18.
-
-Treu und Untreu.
-
-
-Es waren einmal zwei Brüder, der eine hieß _Treu_, und der andere hieß
-_Untreu_. Treu war immer gut und aufrichtig gegen Jedermann, aber Untreu
-war böse und voller Lügen, so daß Niemand auf sein Wort bauen konnte.
-Die Mutter war Wittwe und hatte nur kümmerlich zu leben; darum mußten
-die Söhne, als sie herangewachsen waren, in die Welt auswandern, um sich
-ihr Brod zu verdienen, und jedem von ihnen gab sie einen Schnappsack mit
-Essen auf den Weg.
-
-Als sie nun so lange fortgewandert waren, bis es Abend wurde, setzten
-sie sich auf einen vom Sturm umgeworfenen Baum im Walde nieder, und
-jeder nahm seinen Schnappsack hervor. »Willst Du, wie ich,« sagte Untreu:
-»so wollen wir erst aus Deinem Sack essen, so lange Was drin ist, naher
-essen wir aus meinem.« Ja, Treu war's zufrieden, that seinen Schnappsack
-auf, und sie fingen an zu essen; aber all das Schönste und Beste pfropfte
-Untreu in sich hinein, und Treu bekam nur die Schwarten und die
-angebrannte Rinde. Am Morgen war Treu wieder der Wirth und am Mittag
-auch; da ward aber sein Schnappsack ganz leer. Als sie nun so lange
-gegangen waren, bis es wieder Abend wurde, und der Hunger sich einstellte,
-wollte Treu mit aus seines Bruders Schnappsack essen; aber Untreu sagte,
-das Essen wäre sein, und er hätte nicht Mehr, als er selbst gebrauche.
-»Ich hab' Dich aber doch aus _meinem_ Schnappsack essen lassen, so lange
-was drin war,« sagte Treu. »Ja, warum bist ein solcher Narr gewesen und
-hast das gethan?« sagte Untreu: »Nun kannst Du Dir den Mund lecken, wenn
-Du nichts Andres hast.« -- »_Untreu_ heißt Du, und _untreu_ bist Du, und
-das bist Du all Dein Lebtag gewesen,« sagte Treu. Als Untreu das hörte,
-gerieth er so in Wuth, daß er auf den Bruder zurannte, und ihm die Augen
-aus dem Kopf stach. »Nun kannst Du sehen, welche Leute treu, und welche
-untreu sind, Du Blindekuh!« sagte er, und damit ging er fort.
-
-Der arme Treu ging nun und tappte blind und allein im dicken Wald umher
-und wußte nicht, Was er anfangen sollte. Endlich kam er zu einem großen
-Lindenbaum und da kletterte er hinauf, um nur die Nacht über im Schutz
-vor den wilden Thieren zu sein. »Wenn morgen die Vögel singen, dann ist
-es Tag,« dachte er: »und dann muß ich zusehen, daß ich weiter komme.«
-Als er aber eine Weile da gesessen hatte, hörte er, daß Jemand unter den
-Baum kam und anfing zu kochen und zu braten; und es dauerte nicht lange,
-so kamen noch Mehr, und als sie einander grüßten, hörte er, daß es der
-Bär, der Wolf, der Fuchs und der Hase waren, die wollten den St.
-Johannistag feiern.
-
-Sie fingen nun an zu essen und zu trinken und thaten sich gütlich; und
-als sie damit fertig waren, setzten sie sich hin und schwatzten mit
-einander. Darauf sagte der Fuchs: »Wir wollen einander Geschichten
-erzählen.« Der Vorschlag gefiel, und der Bär begann zuerst, denn der war
-der Vornehmste. »Der König von England,« sagte er: »hat schlechte Augen:
-er kann fast nicht einen Ellbogen weit vor sich sehen; aber wenn er des
-Morgens auf diese Linde stiege, während der Thau auf den Blättern sitzt,
-und sich damit die Augen bestriche, so würde er wieder eben so gut sehen
-lernen, als er's zuvor gekonnt hat.« »Ja,« sagte der Wolf: »der König
-von England hat auch eine taubstumme Tochter; aber wüßte er, Was ich
-weiß, so wäre ihr bald geholfen: Als sie nämlich voriges Jahr zum
-Abendmahl ging, spuckte sie das Altarbrod wieder aus, und da kam eine
-große Kröte und verschlang es. Wenn sie jetzt nur in der Kirche unter
-dem Fußboden nachgrüben, so würden sie die Kröte finden; denn die sitzt
-unter dem Altar, und das Brod steckt ihr noch im Halse; und wenn sie
-dann die Kröte aufschnitten und das Brod der Prinzessinn zu essen gäben,
-so würde sie wieder eben so gut hören und sprechen lernen, als andre
-Leute.« -- »Ja, ja,« sagte der Fuchs: »wenn der König von England
-wüßte, Was ich weiß, dann hätte er nicht so schlechtes Wasser in seinem
-Schloßhof; denn unter dem großen Stein mitten im Hof ist das klarste
-Brunnenwasser, das man sich nur wünschen kann, wenn er bloß so klug
-wäre und da nachgrübe.« -- »Ja,« sagte der Hase: »der König von England
-hat den schönsten Obstgarten im ganzen Lande, aber er trägt ihm keinen
-Apfel, denn es liegt eine schwere goldene Kette dreimal rund um den
-Garten vergraben; wenn er aber die herausgrübe, so würde es der schönste
-Garten im ganzen Reich werden.« -- »Nun ist es schon spät in der Nacht,
-und wir thun am besten, wir gehn wieder nach Hause,« sagte der Fuchs;
-und damit gingen Alle ihres Weges.
-
-Als sie fort waren, schlief Treu, der oben in der Linde saß, sogleich
-ein; aber sowie am Morgen die Vögel zu singen begannen, erwachte er
-wieder, und nun nahm er von dem Thau, der auf den Blättern saß, und
-bestrich sich damit die Augen, und als er das gethan hatte, konnte
-er wieder eben so gut damit sehen, als zuvor, eh' Untreu sie ihm
-ausgestochen. Nun ging er gradesweges auf's Schloß zu dem König von
-England und bat um Arbeit, und die bekam er denn auch. Eines Tages
-kam der König hinaus auf den Hof, und als er da eine Weile auf- und
-abgegangen war, wollte er Etwas zu trinken haben aus seinem Brunnen,
-denn es war sehr heiß den Tag; als sie aber das Wasser aufschöpften,
-war es ganz schlammig und trübe. Darüber ward der König ärgerlich und
-sprach: »Ich bin der Einzige in meinem Reich, der schlechtes Wasser in
-seinem Hof hat, und doch muß ich es weit unter Berg und Thal herleiten.«
--- Treu aber sprach zu ihm: »Wenn Du mir nur etliche Leute zu Hülfe
-geben wolltest, damit ich den großen Stein aufbrechen könnte, der mitten
-in Deinem Hof liegt, dann solltest Du schon reines und gutes Wasser
-bekommen, und das so viel Du nur wünschen magst.« Dazu war der König
-sogleich bereit; und kaum hatten die Leute den Stein aufgebrochen und
-eine Weile gegraben, so sprang das Wasser in hellen Strahlen in die
-Höhe, und klareres Wasser fand man nicht in ganz England.
-
-Einige Zeit darnach war der König eines Tages wieder auf dem Hof; da
-schoß plötzlich ein großer Habicht auf seine Hühner herab, und Alle
-klatschten in die Hände und riefen: »Da ist er! da ist er!« Der König
-griff nach seiner Büchse und wollte den Habicht schießen; aber er konnte
-nicht so weit sehen. Darüber war er sehr betrübt und sprach: »Wollte
-Gott, daß mir nur Jemand einen guten Rath für meine Augen geben könnte!
-Ich glaube, ich werde am Ende noch ganz blind.« -- »Ich will Dir wohl
-sagen, wie Dir zu helfen ist,« sagte Treu, und erzählte ihm von dem
-wunderthätigen Thau auf der Linde, wodurch er selbst einmal sein Gesicht
-wieder erlangt hätte. Und der König begab sich noch denselben Abend nach
-dem Wald und schlief die Nacht über auf der Linde; und als er sich
-darauf am Morgen mit dem Thau, der auf den Blättern saß, die Augen
-bestrichen hatte, da konnte er wieder eben so gut sehen, als zuvor. Aber
-von der Zeit an hielt der König von Keinem mehr, als von Treu, und er
-mußte immer um ihn sein, wo er nur ging und stand. Eines Tages gingen
-sie zusammen im Garten spazieren. »Ich weiß nicht, woher es kommt,«
-sagte der König: »aber Keiner in meinem ganzen Lande hat so Viel auf
-seinen Garten verwendet, als ich, und doch kann ich keinen einzigen Baum
-so weit bringen, daß er auch nur einen Apfel trägt.« Da sagte Treu zu
-dem König: »Willst Du mir Das geben, was dreimal rund um Deinen Garten
-liegt, und auch so viel Leute, um es aufzugraben, dann sollen die Bäume
-in Deinem Garten bald Früchte genug tragen.« Ja, das wollte der König
-gern. Treu bekam Leute zum Graben, so viel er nur wollte; und als sie
-eine Weile gegraben hatten, trafen sie auf die goldne Kette, die dreimal
-rund um den ganzen Garten ging; und als sie die herausgegraben hatten,
-fingen auch die Bäume im Garten an, Früchte zu tragen, und trugen bald
-so viel, daß die Zweige bis an die Erde herunterhingen. Treu war nun ein
-reicher Mann, weit reicher als der König selbst; aber dieser freu'te
-sich bloß, daß nun die Bäume in seinem Garten so schöne Früchte trugen.
-
-Eines Tages gingen Treu und der König zusammen und schwatzten von Diesem
-und Jenem; da kam grade die Prinzessinn an ihnen vorüber, und der König
-wurde ganz betrübt, als er sie sah, und sprach: »Ist es nicht Jammer und
-Schade, daß eine so schöne Prinzessinn, wie meine Tochter ist, des Gehörs
-und der Sprache beraubt sein muß?« --
-
-»Dafür wäre wohl Rath,« meinte Treu. Als der König das hörte, ward er so
-froh, daß er dem Burschen die Prinzessinn und das halbe Reich versprach,
-wenn er ihr bloß das Gehör und die Sprache wieder verschaffen könne.
-Treu aber nahm ein paar Leute mit sich in die Kirche und grub die Kröte
-heraus, die dort unter dem Altar saß, schnitt ihr den Rachen auf, nahm
-das Brod heraus und gab es der Königstochter zu essen -- und sowie sie
-das gegessen hatte, konnte sie wieder eben so gut hören und sprechen,
-wie andre Leute.
-
-Nun war es so weit, daß Treu die Prinzessinn heirathen sollte, und es
-wurde zur Hochzeit angerichtet; das sollte aber eine Hochzeit werden,
-wovon man sich im ganzen Lande zu erzählen hätte. Während sie nun Alle
-lustig waren und sangen und tanzten, kam ein armer Bettler vor die Thür
-und bat um ein Wenig zu essen; aber er hatte so lumpige Kleider an und
-sah so entsetzlich elend aus, daß Alle sich vor ihm kreuzten. Treu aber
-erkannte ihn sogleich und sah, daß es sein Bruder Untreu war. »Kennst Du
-mich nicht?« fragte Treu ihn. »Ach, wo sollte ich wohl einen so großen
-Herrn gesehen haben, wie Ihr seid?« sagte Untreu. »Gesehen hast Du mich
-allerdings,« sagte Treu: »denn das war ich, dem Du vor einem Jahr die
-Augen ausstachst. _Untreu_ heißt Du und _untreu_ bist Du; das sagte ich
-Dir damals, und das sag' ich Dir auch noch jetzt; Du bist aber dessen
-ungeachtet mein Bruder, und darum sollst Du nicht hungrig von dannen
-gehen, sondern zu essen und zu trinken haben, und darnach kannst Du Dich
-zu der Linde begeben, auf der ich voriges Jahr in der Nacht saß -- und
-erfährst Du dann Etwas, das zu Deinem Heil dienen kann, so ist es gut
-für Dich.« Untreu ließ die Worte nicht verloren sein. »Hat Treu, weil er
-eine Nacht auf der Linde saß, ein solches Glück davon getragen, daß er
-binnen einem Jahr König von halb England geworden ist, so -- Wer weiß
--- dachte er und machte sich auf den Weg nach dem Walde und stieg auf die
-Linde. Er hatte noch nicht lange da gesessen, so kamen die Thiere unter
-dem Baum zusammen, aßen und tranken und feierten den St. Johannistag.
-Als sie nun genug gegessen und getrunken hatten, machte der Fuchs wieder
-den Vorschlag, daß sie einander Geschichten erzählen wollten, und da
-kannst Du Dir wohl denken, wie Untreu die Ohren spitzte. Aber der Bär war
-das Mal verdrießlich, brummte und sprach: »_Es hat Jemand ausgeschwatzt,
-Was wir uns voriges Jahr erzählten, und darum wollen wir jetzt schweigen
-von Dem, was wir wissen!_« und darauf sagten die Thiere einander gute
-Nacht und gingen ihres Weges; und Untreu war nicht klüger geworden, als
-zuvor, das macht, weil er _Untreu_ hieß und weil er _untreu_ war.
-
-
-
-
-19.
-
-Peter und Paul und Esben Aschenbrödel.
-
-
-Es war einmal ein Mann, der hatte drei Söhne, die hießen Peter und Paul
-und Esben Aschenbrödel; aber weiter als die drei Söhne hatte er auch
-Nichts in der Welt, ja, er war so arm, daß er nicht einmal einen Knopf
-an seinem Rock hatte, und darum sagte er oft und alle Tage zu den
-Burschen, sie sollten fort in die Welt und sich ihr Brod verdienen, denn
-zu Hause bei ihm müßten sie doch am Ende nur todt hungern. Nun sollst Du
-mal hören, wie zuletzt die Burschen auf den Trab kamen; das ging nämlich
-so zu:
-
-Nicht weit davon, wo der Mann wohnte, lag ein Königsschloß, und grade
-vor den Fenstern des Königs stand eine Eiche, die war so groß und so
-dick, daß sie alles Licht wegnahm, so daß die Sonne nicht ins Zimmer
-scheinen konnte. Darum hatte der König Demjenigen, der die Eiche umhauen
-könnte, viel Geld versprochen; aber dazu taugte Keiner; denn sobald
-Einer nur einen Span von dem Stamm abhau'te, wuchs gleich wieder noch
-einmal so Viel daran. Ferner wollte der König einen Brunnen gegraben
-haben, der sollte das ganze Jahr hindurch Wasser halten; denn alle
-Großen in seinem Reich hatten Brunnen, nur er hatte keinen, und das,
-däuchte dem König, wäre doch Unrecht. Wer ihm nun einen solchen Brunnen
-graben konnte, der das ganze Jahr hindurch Wasser hielt, dem hatte er
-Geld und auch noch viele andre Dinge versprochen; aber Keiner konnt' es
-zu Stande bringen, denn das Schloß lag oben auf einem Berg, und kaum
-hatte man einige Zoll tief in die Erde gegraben, so kam man auf den
-harten Felsboden. Da sich aber der König einmal in den Kopf gesetzt
-hatte, daß die Sache zu Stande gebracht werden sollte, so ließ er
-zuletzt weit und breit bekannt machen in seinem ganzen Land, daß Der,
-welcher die große Eiche vor dem Schloß umhauen, und einen Brunnen graben
-könnte, der das ganze Jahr hindurch Wasser hielt, die Prinzessinn und
-das halbe Reich haben sollte. Nun kann man sich wohl denken, daß Viele
-kamen, um ihr Glück zu versuchen; aber was sie auch hauen und sägen und
-hacken und graben mochten, es half Alles nichts: die Eiche wurde bei
-jedem Hieb nur noch dicker, und der Felsboden wurde nicht weicher.
-Endlich wollten die drei Brüder auch fort und ihr Glück versuchen, und
-damit war der Vater wohlzufrieden; denn bekämen sie auch nicht die
-Prinzessinn und das halbe Reich, dachte er, so könnten sie doch wohl bei
-irgend einem braven Mann in Dienst kommen, und Mehr wünschte er nicht;
-und als darum die Brüder davon anfingen, daß sie zu dem Königsschloß
-wollten, sagte der Vater auch gleich Ja, und darauf machten Peter und
-Paul und Esben Aschenbrödel sich auf den Weg.
-
-Als sie ein Ende gegangen waren, kamen sie an einem mit Tannen
-bewachsenen Berg vorbei, und oben da hau'te und hau'te es. »Das wundert
-mich, daß es da oben auf dem Berg so hau't,« sagte Esben Aschenbrödel.
-»Du bist immer gleich bei der Hand mit Deinem Verwundern,« sagten Peter
-und Paul: »ist das zu verwundern, daß ein Holzhauer da auf dem Berg
-hau't?« -- »Ja, ich möchte aber doch wissen, Was es ist,« sagte Esben
-Aschenbrödel, und ging hinauf. »Wenn Du ein solcher Narr bist, so sieh
-zu, dann wirst Du's erfahren!« riefen die Brüder ihm nach; aber Esben
-bekümmerte sich nicht darum, sondern ging grade nach dem Ort hin, wo er
-es hauen hörte, und da sah er nun eine Axt, welche ganz allein da stand
-und an einer Tanne hau'te. »Was stehst Du hier ganz allein und hau'st?«
-fragte Esben Aschenbrödel. »Ach, nun hab' ich hier gestanden und gehau't
-manchen lieben Tag, und hab' nur auf Dich gewartet,« sagte die Axt.
-»Gut, nun bin ich hier,« sagte Esben, schlug die Axt von dem Helft
-herunter und steckte sie in seinen Schnappsack. Als er nun wieder zu
-seinen Brüdern kam, machten sie sich über ihn lustig und fragten: »Na,
-was war denn Das für Schönes, was Du da oben sah'st?« -- »O, es war
-bloß eine Axt,« sagte Esben.
-
-Als sie nun ein Ende weiter gegangen waren, kamen sie wieder zu einem
-Berg, und oben da hörten sie es hacken und graben. »Das wundert mich,«
-sagte Esben: »ich möchte doch wohl wissen, Was es ist, das da so
-hackt und gräbt.« -- »Du bist immer gleich bei der Hand mit Deinem
-Verwundern,« sagten Peter und Paul: »hast Du denn nie die Vögel auf den
-Bäumen hacken und bicken hören?« -- »Ja, aber ich hätte doch Lust, zu
-sehen, Was es ist,« sagte Esben und bekümmerte sich nicht darum, daß die
-Andern ihn wieder auslachten, sondern ging gradezu auf den Berg. Dort
-oben sah er nun eine Steinhacke, die stand da ganz allein und hackte und
-grub. »Guten Tag!« sagte Esben Aschenbrödel: »Was stehst Du hier ganz
-allein und hackst und gräbst?« -- »Ach, nun hab' ich hier gestanden und
-gehackt und gegraben manchen lieben Tag und habe nur auf Dich gewartet,«
-sagte die Hacke. »Gut, nun bin ich hier,« sagte Esben, schlug die Hacke
-vom Stiel herunter, steckte sie in seinen Schnappsack, und damit ging er
-wieder fort. »Das war wohl was Schönes, was Du da oben sah'st,« sagten
-Peter und Paul zu ihm, als er sie wieder eingeholt hatte. »O, es war nur
-eine Steinhacke,« sagte Esben Aschenbrödel.
-
-Nun gingen sie ein gutes Ende weiter, bis sie endlich zu einem Bach
-kamen, und da nun alle Drei durstig waren von der Reise, legten sie
-sich nieder, um zu trinken. »Mich wundert nur dieser Bach,« sagte
-Aschenbrödel: »ich möchte doch wohl wissen, wo das Wasser herkommt.«
--- »Mich wundert nur, daß Du nicht recht im Kopf bist!« sagten Peter und
-Paul: »bist Du aber noch nicht verrückt, so wirst Du es wohl vor lauter
-Verwunderung bald werden. Hast Du denn noch nie gehört, daß das Wasser
-aus der Erde quillt?« -- »Ja aber ich hätte doch Lust, zu sehen, wo
-es herkommt,« sagte Esben Aschenbrödel, und damit ging er an dem Bach
-entlang und bekümmerte sich nicht darum, daß seine Brüder hinter ihm
-herriefen und ihn auslachten. Als er nun ein weites Ende gegangen war,
-wurde der Bach schmäler und immer schmäler, und endlich sah er da eine
-große Wallnuß liegen, aus der sickerte das Wasser heraus. »Guten Tag,«
-sagte Esben: »Was liegst Du hier so allein und sickerst?« -- »Ach, nun
-hab' ich hier gelegen und gesickert manchen lieben Tag und habe nur auf
-Dich gewartet,« sagte die Wallnuß. »Gut, nun bin ich hier,« sagte Esben,
-nahm einen Flausch Moos und stopfte es in das Loch, so daß das Wasser
-nicht heraus konnte, und dann steckte er die Wallnuß in seinen Schnappsack
-und ging wieder zurück zu seinen Brüdern. »Nun hast Du wohl gesehen,
-wo das Wasser herkommt; das sah wohl hübsch aus, kann ich mir denken,«
-sagten Peter und Paul. »O, es war bloß ein Loch, wo es herausfloß,«
-sagte Esben Aschenbrödel, und die Brüder lachten und machten sich über
-ihn lustig; aber Esben bekümmerte sich nicht darum, sondern sagte bloß:
-»Ich hatte nun einmal meine Lust daran, es zu sehen.«
-
-Als sie nun noch etwas weiter gegangen waren, kamen sie zu dem
-Königsschloß. Aber da nun so viele Leute gehört hatten, daß sie die
-Prinzessinn und das halbe Reich gewinnen könnten, wenn sie es zu Stande
-brächten, die große Eiche umzuhauen und einen Brunnen im Schloßhof zu
-graben, der immer Wasser hielt, so waren schon so Viele gekommen, die
-ihr Glück versucht hatten, daß die Eiche noch einmal so groß und dick
-geworden war, als vorher; denn Du erinnerst Dich wohl noch, daß immer
-doppelt so Viel wieder anwuchs, als man mit der Axt abhau'te. Darum
-hatte der König nun die Strafe ausgesetzt, daß wenn künftig Einer sein
-Glück versuchen wollte und die Eiche nicht umhauen könnte, ihm beide
-Ohren abgeschnitten werden sollten, und darnach sollte er auf eine Insel
-hinausgebracht werden, die mitten im Meer lag. Aber die beiden Brüder
-ließen sich dadurch nicht abschrecken, sie meinten, sie wollten die
-Eiche schon umhauen, und Peter, welcher der älteste war, sollte zuerst
-den Versuch machen. Aber es ging ihm nicht besser, als all den Andern,
-die vor ihm ihr Glück versucht hatten; denn für jeden Span, den er
-abhieb, wuchs gleich noch einmal so Viel wieder daran. Da nahmen die
-Leute des Königs ihn bei den Schlafitten und brachten ihn hinaus auf
-die Insel, nachdem sie ihm vorher beide Ohren abgeschnitten hatten. Nun
-wollte sich Paul daran machen; aber dem gings um Nichts besser. Als er
-zwei bis drei Hiebe gethan hatte, und die Leute sahen, daß die Eiche nur
-noch größer wurde, nahmen sie ihn ebenfalls beim Kragen und brachten ihn
-hinaus auf die Insel; ihm aber schnitten sie die Ohren noch dichter beim
-Kopf ab, weil er der Bruder von dem Andern war. Nun wollte sich Esben
-Aschenbrödel daran machen. »Möchtest Du gern aussehen, wie ein gemerktes
-Schaf, so wollen wir Dir lieber die Ohren gleich abschneiden, dann sparst
-Du die Mühe,« sagte der König und war gewaltig böse auf ihn, von wegen
-seiner Brüder. »Ich hätte doch Lust, erst mein Glück zu versuchen,«
-sagte Esben, und das durften sie ihm denn nicht verwehren. Er nahm nun
-seine Axt aus dem Schnappsack, steckte sie wieder auf den Helft und
-sprach dann: »Hau selber!« und sogleich fing die Axt an zu hauen, daß
-nur die Späne so flogen, und da dauerte es nicht lange, so war die Eiche
-herunter. Wie das gethan war, nahm Esben seine Hacke hervor, steckte sie
-wieder an den Stiel, und sprach dann: »Grabe und hacke selbst!« und
-sogleich fing die Hacke an zu graben und zu hacken, daß Erde und Steine
-umherflogen, und da kann man sich denn wohl denken, daß der Brunnen tief
-genug werden mußte. Als Esben ihn so tief und so groß hatte, wie er ihn
-haben wollte, nahm er seine Wallnuß und legte sie unten auf den Boden,
-dann zog er das Moos wieder aus dem Loch und sprach: »Fang' nun an zu
-sickern!« Da fing die Wallnuß an zu sickern, daß nur das Wasser so
-strömte, und da dauerte es nicht lange, so war der Brunnen bis an den
-Rand voll. So hatte nun Esben Aschenbrödel die Eiche umgehauen, die
-vor den Fenstern des Königs schattete, und einen Brunnen im Schloßhof
-gegraben, der beständig Wasser hielt; und da bekam er die Prinzessinn
-und das halbe Reich, so wie der König es versprochen hatte. Gut war es,
-daß Peter und Paul ihre Ohren verloren hatten, denn sonst hätten sie es
-immer und alle Tage hören müssen, daß Esben Aschenbrödel sich doch nicht
-so schlecht gewundert hatte.
-
-
-
-
-20.
-
-Die Mühle, die auf dem Meergrunde mahlt.
-
-
-Es waren mal in uralter Zeit zwei Brüder, der eine war reich, und der
-andre war arm. Als nun das Weihnachtsfest herankam, hatte der arme
-keinen Bissen Fleisch, noch Brod im Hause, ging darum zu seinem Bruder
-und bat ihn um eine Kleinigkeit in Gottes Namen. Nun war es aber nicht
-das erste Mal, daß der reiche Bruder dem armen Etwas gegeben hatte, und
-er war daher eben nicht sonderlich froh, als er ihn kommen sah. »Willst
-Du thun, Was ich Dir sage,« sprach er: »so sollst Du einen ganzen Schinken
-haben, so wie er im Rauch hangt.« Ja, das wollte der Arme gern und
-bedankte sich. »Da hast Du ihn!« sagte der Reiche, indem er ihm den
-Schinken zuwarf: »und geh nun zur Hölle!« -- »Hab' ich es versprochen,
-so muß ich es thun,« sagte der Andre, nahm den Schinken und ging fort.
-Er wanderte wohl den ganzen Tag, und als es dunkel wurde, erblickte
-er vor sich einen hellen Lichtschimmer. »Hier muß es sein!« dachte
-er. Etwas weiter hin im Walde aber stand ein alter Mann mit einem
-langen weißen Bart und hau'te Holz. »Guten Abend!« sagte Der mit dem
-Rauchschinken. »Guten Abend! Wo willst Du hin?« sagte der Mann. »O, ich
-wollte nur zur Hölle, aber ich weiß nicht, ob ich recht gegangen bin,«
-versetzte der Arme. »Ja, Du bist ganz recht,« sagte der alte Mann: »denn
-das hier ist die Hölle,« und weiter sagte er: »Wenn Du nun hineinkommst,
-dann werden sie Dir wohl alle Deinen Schinken abkaufen wollen, denn
-Schweinfleisch ist ein seltnes Gericht in der Hölle; aber Du sollst
-ihn für kein Geld verkaufen, sondern sollst dafür die alte Handmühle
-verlangen, die hinter der Thür steht. Wenn Du dann wieder herauskommst,
-will ich Dir auch lehren, wie Du sie stellen musst; denn die Mühle ist
-zu Etwas gut, musst Du wissen.« Der Mann mit dem Schinken dankte für
-guten Bescheid und klopfte beim Teufel an.
-
-Als er hineintrat, geschah es, wie der Alte ihm gesagt hatte: alle
-Teufel, groß und klein, kamen um ihn herum, und der eine überbot immer
-den andern auf den Rauchschinken. »Es war freilich meine Absicht, ihn
-zum Weihnachts-Heiligen-Abend mit meinem Weib zu verschmausen;« sagte
-der Mann: »aber weil Ihr alle so erpicht darauf seid, will ich ihn Euch
-wohl überlassen; aber ich verkaufe ihn für keinen andern Preis, als für
-die alte Handmühle, die da hinter der Thür steht.« Damit wollte aber der
-Teufel nicht gern heraus, und er dung und feilschte mit dem Mann; aber
-der blieb bei Dem, was er gesagt hatte, und da mußte ihm denn der Teufel
-endlich die Mühle überlassen. Als der Mann nun wieder aus der Hölle
-herausgekommen war, fragte er den alten Holzhauer, wie er denn die Mühle
-stellen müsse, und als der es ihm gesagt hatte, bedankte er sich und
-machte sich wieder auf den Heimweg; aber wie sehr er auch ausholte, so
-kam er doch nicht eher, als nachts um zwölf Uhr zu Hause an.
-
-»Aber wo in aller Welt bist Du denn eigentlich gewesen?« sagte seine
-Frau, als er eintrat: »Ich hab' hier gesessen und gewartet von einer
-Stunde zur andern und habe nicht einmal zwei Holzsplitter kreuzweis
-über einander unter den Grützkessel zu legen, damit ich uns ein
-Weihnachtsessen koche.« -- »O,« sagte der Mann: »ich konnte nicht gut
-eher kommen, denn ich hatte ein Geschäft zu besorgen und mußte deßhalb
-einen weiten Weg machen; aber nun sollst Du mal sehen, Was ich uns
-mitgebracht habe!« und damit stellte er die Mühle auf den Tisch hin und
-ließ sie mahlen, erst Lichter, dann ein Tischtuch, und darnach Essen und
-Bier und Alles, was zu einem guten Weihnachtsschmaus gehört; und so wie
-er es der Mühle befahl, so mahlte sie. Seine Frau stand da und kreuzte
-sich das eine Mal über das andre und wollte durchaus wissen, wo der Mann
-die Mühle herbekommen hätte; aber damit wollte er nicht heraus: »Es kann
-ganz einerlei sein, woher ich sie habe, Frau,« sagte er: »Du siehst, daß
-die Mühle gut ist, und daß das Mahlwasser nicht all wird, und das ist
-Genug,« und er mahlte Essen und Trinken und Alles, was gut schmeckt,
-für das ganze Weihnachtsfest, und am dritten Tag bat er seine Freunde
-zu sich, denn er wollte ihnen einen Gastschmaus geben. Als der reiche
-Bruder sah, Was da alles zum Schmaus bereit stand, lief es ihm heiß und
-kalt über die Haut, weil er seinem Bruder durchaus Nichts gönnte. »Am
-Weihnachts-Abend,« sagte er zu den Andern: »war er noch so bettelarm,
-daß er zu mir kam und mich um eine Kleinigkeit in Gottes Namen bat,
-und nun auf einmal lässt er's drauf gehen, als wenn er Graf, oder
-König geworden wäre. -- Wo zum ewigen Satan! hast Du all den Reichthum
-herbekommen?« fragte er den Bruder. »Hinter der Thür,« sagte der, denn
-er hatte keine Lust, ihm zu beichten; aber gegen Abend, als er ein
-wenig in den Krüsel bekommen hatte, konnte er sich nicht länger halten,
-sondern kam mit der Mühle zum Vorschein. »Da siehst Du die Gans, die mir
-all den Reichthum gebracht hat,« sagte er und ließ die Mühle bald Dies,
-bald Jenes mahlen. Als der Bruder das sah, wollte er ihm die Mühle
-durchaus abkaufen; aber der Andre wollte sich anfangs gar nicht dazu
-verstehen; endlich aber, wie der Bruder so sehr darum anhielt, sollte er
-sie denn für dreihundert Thaler haben; aber bis zum Heumonat, das bedung
-er sich aus, wollte er sie noch behalten; »denn,« dachte er: »hab' ich
-sie noch so lange, kann ich mir Essen damit mahlen für manches liebe
-Jahr.« In dieser Zeit nun wurde die Mühle, wie man sich wohl denken
-kann, nicht rostig, und als der Heumonat herankam, erhielt der Bruder
-sie; aber der Andre hatte sich wohl gehütet, ihm zu sagen, wie er sie
-stellen müßte. Es war am Abend, als der Reiche die Mühle nach Hause
-brachte, und am Morgen sagte er zu seiner Frau, sie sollte mit den
-Schnittern ins Feld gehen und das Heu hinter ihnen kehren, er wolle
-derweile das Mittagsessen bereiten. Als es nun so gegen Mittag war,
-stellte er die Mühle auf den Küchentisch hin. »Mahl Hering und Milchsuppe,
-daß es Art hat!« sprach er. Da fing die Mühle an zu mahlen Hering und
-Milchsuppe, erst alle Schüsseln und Grapen voll, und nachher so viel,
-daß die ganze Küche davon schwamm. Der Mann stellte und dreh'te die
-Mühle; aber wie er sie auch handthieren mochte, so hielt die Mühle nicht
-auf, zu mahlen, und zuletzt stand die Milchsuppe schon so hoch, daß der
-Mann nahe daran war, zu ertrinken. Nun riß er die Stubenthür auf; aber
-es dauerte nicht lange, so hatte die Mühle auch die Stube vollgemahlt,
-und nur mit genauer Noth konnte der Mann noch die Thürklinke in der
-Fluth von lauter Milchsuppe erfassen. Wie er nun die Thür aufgemacht
-hatte, stürzte er hinaus ins Freie, und Hering und Milchsuppe immer
-hinter ihn drein, so daß der ganze Hof und das Feld davon strömte.
-
-Indessen däuchte es der Frau, die das Heu auf dem Felde kehrte, es daure
-ziemlich lange, eh' der Mann käme und sie zum Mittag abriefe. »Wir wollen
-nur nach Hause gehen,« sagte sie zu den Schnittern: »denn ich kann es
-mir wohl denken, er kann mit der Milchsuppe nicht allein fertig werden,
-und ich muß ihm nur helfen.« Sie machten sich also auf und gingen nach
-Hause. Wie sie aber hinter den Berg kamen, schwamm ihnen Hering und
-Milchsuppe und Brod entgegen, alles durch einander, und der Mann lief
-immer voran. »Gott gebe, daß Jeder von Euch hundert Bäuche hätte, um in
-sich zu schlingen!« rief er: »Nehmt Euch aber in Acht, daß Ihr nicht in
-meinem Mittagsessen ersauft!« und damit fuhr er ihnen vorbei, als wär'
-der Teufel hinter ihm her, und hinüber zu seinem Bruder; den bat er nun
-um Gottes willen, er möchte doch sogleich die Mühle wiedernehmen; »denn
-mahlt sie noch eine Stunde dazu,« sprach er: »so vergeht das ganze Dorf
-in lauter Hering und Milchsuppe.« Der Bruder aber wollte die Mühle nicht
-wiedernehmen, wenn der Andre ihm nicht noch dreihundert Thaler dazu
-bezahlte. Weil nun durchaus kein andrer Rath war, so mußte der Reiche
-mit dem Gelde heraus. Nun hatte der Arme sowohl Geld, als die Mühle, und
-da dauerte es denn nicht lange, so hatte er sich ein Haus gebau't, noch
-weit prächtiger, als das, worin der Bruder wohnte. Mit der Mühle mahlte
-er so viel Gold zusammen, daß er die Wände mit lauter Goldplatten
-bekleiden konnte, und das Haus lag so nahe am Strande, daß man den Glanz
-davon schon von weitem auf dem Meer sah. Alle, die da vorbeisegelten,
-hielten dort an, um den reichen Mann in dem goldnen Hause zu besuchen
-und die wunderbare Mühle zu sehen; denn es ging davon ein Gerede weit
-und breit.
-
-Einmal kam auch ein Schiffer dort vorbei, der wollte ebenfalls die Mühle
-sehen, und als er sie gesehen hatte, fragte er, ob sie auch wohl Salz
-mahlen könne. »Ja, Salz kann sie auch mahlen,« sagte der Mann; und nun
-wollte der Schiffer sie ihm durchaus abkaufen, sie möchte kosten, Was
-sie wolle; »denn habe ich die,« dachte er: »dann brauch' ich nicht immer
-so weit über's wilde Meer zu segeln, um Salz zu holen; sondern kann mir
-einen guten Tag pflegen.« Anfangs aber wollte der Mann sie durchaus
-nicht losschlagen; aber der Schiffer bat ihn so lange und so flehend,
-bis er sie ihm endlich für viele tausend Thaler verkaufte. Als nun der
-Schiffer die Mühle bekommen hatte, blieb er nicht lange in der Gegend;
-denn er dachte, dem Mann könne der Handel nachher wieder leid werden; er
-ließ sich auch nicht einmal so viel Zeit, daß er ihn fragte, wie er die
-Mühle stellen müßte, sondern ging schnell auf sein Schiff und stieß von
-Land. Als er ein Ende hinausgekommen war in die große See, nahm er seine
-Mühle hervor. »Mahl Salz, daß es Art hat!« rief er. Da fing die Mühle an
-und mahlte Salz, daß es knisterte und sprüh'te. Als der Schiffer sein
-Schiff voll hatte, wollte er die Mühle stopfen, aber wie er's auch
-anfing und sie stellen und drehen mochte, die Mühle mahlte immer fort,
-und der Salzhaufen wuchs höher und immer höher, und zuletzt versank das
-ganze Schiff ins Meer. Da steht nun die Mühle auf dem Meergrunde und
-mahlt noch den heutigen Tag, und daher kommt es, daß das Meerwasser
-salzig ist.
-
-
-
-
-21.
-
-Die Prinzessinn auf dem gläsernen Berg.
-
-
-Es war einmal ein Mann, der hatte eine Heuwiese, die lag auf einem Berg,
-und auf der Wiese stand ein Schoppen, worin er das Futter aufbewahrte.
-In den letzten Jahren aber war der Schoppen immer ziemlich leer gewesen;
-denn allemal in der St. Johannisnacht, wenn das Gras am schönsten und
-üppigsten stand, wurde die Wiese ganz kahl, als ob eine Viehheerde da
-gegangen und das Gras abgefressen hätte. So geschah es das eine Jahr,
-und so geschah es das andre. Das verdroß endlich den Mann, und er sagte
-zu seinen Söhnen -- er hatte drei, und der dritte hieß _Aschenbrödel_,
-musst Du wissen -- es solle einer von ihnen in der St. Johannisnacht im
-Heuschoppen liegen und Acht geben, wie das Ding zusammenhinge; denn
-es könne nicht angehen, daß jedes Jahr das Gras mit Stumpf und Stiel
-abgefressen würde, sagte er. Nun machte zuerst der älteste Sohn sich
-auf; er wollte schon aufpassen, sagte er, und es sollten ihm weder
-Menschen, noch Vieh, noch der Teufel selbst das Gras von der Wiese
-stehlen. Darauf ging er hin und legte sich in dem Heuschoppen schlafen.
-Wie es aber auf die Nacht kam, entstand plötzlich ein solches Getöse und
-ein Erdbeben, daß Dach und Wände krachten. Dem Burschen ward angst und
-bange, und er sprang auf und lief davon, ohne sich umzusehen, und die
-Wiese wurde in dieser Nacht wieder eben so kahl, als in den beiden
-letzten Jahren.
-
-Den nächsten St. Johannis-Abend sagte der Mann wieder, es könne nicht
-angehen, daß sie jedes Jahr ihr Heu auf der Wiese einbüßen sollten, es
-müsse einer von den Söhnen die Nacht über im Schoppen schlafen und gut
-aufpassen. Da machte sich denn der zweite Sohn auf; aber es ging ihm
-nicht besser, als seinem Bruder; denn in der Nacht entstand wieder ein
-Getöse und ein Erdbeben, noch weit furchtbarer, als in der vorigen
-Johannis-Nacht. Dem Burschen ward angst und bange, und er sprang auf und
-schwang die Fersen, als ob's für Geld ginge.
-
-Das Jahr darauf kam die Reihe an Aschenbrödel. Als er sich aber
-anschickte, nach der Wiese zu gehen, fingen die andern Beiden an zu
-lachen und machten sich über ihn lustig. »Ja, Du bist eben der Rechte,
-um das Heu zu hüten,« sagten sie: »Du, der Du nichts Anders gelernt
-hast, als in der Asche zu sitzen und Dich zu braten.« Aber Aschenbrödel
-bekümmerte sich nicht um ihr Geschwätz, sondern als es Abend wurde, ging
-er gradezu nach der Wiese. Als er eine Weile im Schoppen gelegen hatte,
-fing es an zu donnern und zu krachen. »O, wenn's nicht schlimmer wird,
-so kann ich's aushalten,« dachte Aschenbrödel. Als er noch eine Weile
-gelegen hatte, entstand ein Krachen und ein Erdbeben, daß die Heuhalme
-umherstoben. »O, wenn's nicht schlimmer wird, so halt ich's aus,« dachte
-Aschenbrödel. Bald darauf kam ein drittes Krachen und Erdbeben, so daß
-der Bursch glaubte, Dach und Wände würden zusammenstürzen; als das aber
-vorbei war, wurde es mäuschenstill. »Ob's wohl wiederkommt?« dachte
-Aschenbrödel; aber es kam nicht wieder. Nach einer Weile däuchte es dem
-Burschen, als ob draußen vor dem Schoppen ein Pferd stände und gras'te.
-Er schlich sich daher an die Thür und guckte durch die Ritze, und da sah
-er denn ein Pferd stehen, welches das Gras abbiß; aber ein so großes
-und stattliches Pferd hatte Aschenbrödel noch nie gesehen, und auf dem
-Rücken trug es Sattel und Gebiß und eine vollständige Rüstung für einen
-Ritter. Alles aber war von Kupfer, und so blank, daß es glitzerte.
-»Haha! bist Du es, der uns immer das Gras abfrisst?« dachte der Bursch:
-»aber das will ich Dir schon verbieten.« Er nahm darauf schnell sein
-Feuerstahl aus der Tasche und warf es über das Pferd; da konnte es sich
-nicht vom Fleck rühren, sondern war so zahm, daß der Bursch mit ihm
-machen konnte, Was er wollte. Er setzte sich nun darauf und ritt damit
-nach einem Ort hin, den Niemand kannte, als er allein, und da brachte er
-es in Verwahrsam. Als er wieder nach Hause kam, fingen seine Brüder an
-zu lachen und fragten ihn, wie es denn gegangen sei. »Du bliebst wohl
-nicht lange in dem Schoppen liegen,« sagten sie: »wenn Du sonst überhaupt
-nach der Wiese gekommen bist.« -- »Ich habe so lange in dem Schoppen
-gelegen, bis die Sonne aufging,« sagte der Bursch: »aber ich habe Nichts
-gehört, noch gesehen. Gott mag wissen, Was es ist, das Euch so in Furcht
-gejagt hat.« -- »Ja, wir werden bald sehen, wie Du die Wiese gehütet
-hast,« versetzten die Brüder. Als sie aber hinkamen, stand das Gras da
-eben so hoch und so dicht, als den Tag zuvor.
-
-Den nächsten Johannis war es wieder das alte Lied. Keiner von den beiden
-Brüdern wollte nach dem Schoppen gehen und die Wiese hüten, aber
-Aschenbrödel, der wollte. Nun ging es wieder eben so, wie in der
-vorigen Johannis-Nacht: zuerst kam wieder ein furchtbares Getöse und ein
-Erdbeben, dann noch einmal, und endlich zum dritten Mal; aber alle drei
-Erdbeben waren diesmal weit stärker, als das vorige Jahr. Darauf ward
-es plötzlich ganz still, und der Bursch hörte Etwas draußen vor dem
-Schoppen knuppern; er schlich sich nun wieder ganz leise nach der Thür
-und guckte durch die Ritze. Ja, richtig! da stand wieder ein Pferd dicht
-an der Mauer und fraß das Gras ab; aber das war noch weit größer und
-stattlicher, als das vorige, und auf dem Rücken lagen Sattel und Gebiß
-und eine vollständige Rüstung für einen Ritter -- Alles von blankem
-Silber, und so prächtig, wie man's nur sehen kann. »Haha! bist Du es,
-der uns in dieser Nacht das Gras abfressen wollte?« dachte der Bursch:
-»aber das will ich Dir verbieten,« und damit nahm er schnell sein
-Feuerstahl aus der Tasche und warf es dem Pferd über die Mähne, und nun
-stand es da, so fromm und so zahm, wie ein Lamm. Da setzte der Bursch
-sich drauf und ritt damit nach demselben Ort hin, wo er das andre Pferd
-stehen hatte, und dann ging er wieder nach Hause. »Heute sieht es wohl
-schön aus auf der Heuwiese,« sagten die Brüder. »O ja, ganz gut,«
-versetzte Aschenbrödel. Sie wollten nun hin und zusehen, und als sie
-hinkamen, stand das Gras da so hoch und so schön, daß es nur eine Lust
-war; aber die Brüder wurden darum nicht freundlicher gegen Aschenbrödel.
-
-Als die dritte Johannis-Nacht herankam, wollte wieder Keiner von den
-beiden ältesten Brüdern in dem Heuschoppen liegen und die Wiese hüten;
-denn sie waren noch so eingeschüchtert von der ersten Nacht her, die
-sie da gelegen hatten, daß sie's gar nicht wieder vergessen konnten. Da
-mußte sich denn Aschenbrödel wieder aufmachen; und nun ging es wieder
-eben so, wie die beiden vorigen Male: es kamen wieder drei Erdbeben, das
-eine noch immer stärker, als das andre, und bei dem letzten tanzte der
-Bursch von der einen Schoppenwand zur andern; aber darauf wurde es
-mäuschenstill. Als der Bursch nun noch eine Weile gelegen hatte, hörte
-er wieder draußen vor dem Schoppen Etwas knuppern. Er schlich sich nun
-leise nach der Thür und guckte durch die Ritze -- da stand denn wieder
-ein Pferd da, noch weit größer und stattlicher, als die beiden andern,
-die er schon gefangen hatte. »Haha! bist Du es, der mir diese Nacht das
-Gras abfressen wollte?« dachte der Bursch: »aber das will ich Dir schon
-verbieten;« und damit nahm er sein Feuerstahl und warf es über das Pferd,
-und da stand es auf dem Fleck so fest, als wär' es dran genagelt, und
-der Bursch konnte mit ihm machen, Was er wollte; er ritt es nun nach
-demselben Ort hin, wo er schon die beiden andern Pferde stehen hatte,
-und ging dann nach Hause. Die beiden Brüder machten sich wieder über ihn
-lustig, eben so wie die beiden vorigen Male. Diese Nacht, sagten sie,
-hätte er die Wiese wohl gut gehütet, denn er sähe ja aus, als ob er noch
-im Schlaf ginge, und Was Dergleichen Mehr war. Aber Aschenbrödel that,
-als ob er nicht darauf achte, sondern sagte bloß, sie möchten nur
-hingehen und zusehen; das thaten sie denn auch; aber das Gras stand da
-eben so schön und üppig, als den Tag zuvor.
-
-Um diese Zeit geschah es, daß der König des Landes, in welchem
-Aschenbrödels Vater wohnte, ein Aufgebot in seinem ganzen Reich ergehen
-ließ. Der König hatte nämlich eine Tochter von wunderlieblicher
-Schönheit, und die wollte er verheirathen. Die Tochter aber saß mit drei
-goldnen Äpfeln in ihrem Schoß oben auf einem hohen gläsernen Berg, der
-war so glatt wie Eis und so blank wie ein Spiegel. Wer nun auf den Berg
-reiten und ihr die drei Äpfel aus dem Schoß nehmen könnte, der sollte
-die Prinzessinn und das halbe Reich haben; das hatte der König in
-allen Kirchdörfern in seinem ganzen Reich und noch in vielen andern
-Königreichen bekannt machen lassen. Weil nun die Prinzessinn so
-außerordentlich schön war, daß Jeder, der sie nur ansah, sogleich in
-sie verliebt ward, er mochte wollen, oder nicht, so hatten alle Prinzen
-und Ritter große Lust, sie und das halbe Königreich zu gewinnen, und
-kamen daher von allen Enden der Welt geritten, so stattlich, daß man den
-Glanz schon von weitem sah; und ihre Pferde gingen einher, als ob sie
-unter ihnen tanzten -- kurz, es war Niemand, der nicht daran dachte, die
-Prinzessinn und das halbe Reich zu gewinnen.
-
-Als nun der Tag gekommen war, den der König zu dem Ritt bestimmt hatte,
-waren so viele Prinzen und Ritter um den gläsernen Berg versammelt, daß
-es von ihnen wimmelte; und Jeder, der nur kriechen konnte, wollte hin
-und sehen, Wer die Königstochter gewönne, und die beiden Brüder von
-Aschenbrödel wollten auch hin, aber Aschenbrödel wollten sie nicht mit
-haben, denn hätten sie einen solchen Wechselbalg bei sich, so schwarz
-und abscheulich wie er, der immer da liege und in der Asche wühle,
-sagten sie, dann würden die Leute sich nur über sie lustig machen.
-Aschenbrödel aber sagte, es wär' ihm ganz einerlei, er bliebe auch eben
-so gern zu Hause. Als nun die beiden Brüder zu dem gläsernen Berg kamen,
-versuchten schon alle Ritter und Prinzen den Ritt, und sie ritten, daß
-die Pferde unter ihnen schäumten; aber es half ihnen Alles nichts; denn
-sowie nur das Pferd den Fuß an den Berg setzte, glitt es immer wieder
-aus, und es war kein Einziger da, der nur ein paar Ellen lang an dem
-Berg hinauf gekommen wäre, und das war eben nicht zu verwundern, denn
-der Berg war so glatt wie ein Spiegel, und so steil wie eine Wand. Alle
-aber wollten gern die Königstochter und das halbe Reich gewinnen, und
-sie ritten und sie glitten, aber Alles umsonst. Zuletzt waren alle
-Pferde schon so ausgemattet, daß sie nicht mehr vom Fleck konnten, und
-über und über waren sie mit Schweiß bedeckt, und der Schaum stand ihnen
-vor dem Mund. Da mußten sich denn die Prinzen und Ritter endlich geben.
-Der König wollte nun schon bekannt machen lassen, daß das Wettreiten den
-nächsten Tag wieder anfangen sollte, ob's dann vielleicht Einem gelingen
-möchte; aber in demselben Augenblick kam ein Ritter in einer kupfernen
-Rüstung daher, die war so blank, daß man sich darin spiegeln konnte, und
-das Pferd, das er ritt, war so groß und so stattlich, wie noch Keiner
-ein solches Pferd je gesehen hatte. Die andern Prinzen und Ritter
-aber riefen ihm zu, er könne sich gern die Mühe sparen, den Ritt zu
-versuchen, denn es würde ihm doch nichts helfen. Jener konnte aber auf
-dem Ohr nicht hören, sondern ritt grade auf den gläsernen Berg zu und
-hinan und hinauf, als wär' es gar Nichts gewesen. Als er aber um das
-erste Drittheil hinaufgekommen war, lenkte er mit dem Pferd um und ritt
-wieder zurück. Einen so schönen Ritter hatte die Prinzessinn noch nie
-zuvor gesehen, und sie dachte bei sich selbst: »Ach Gott, wenn er doch
-nur heraufkäme!« Als sie aber sah, daß er mit dem Pferd wieder umlenkte,
-warf sie ihm einen von den goldnen Äpfeln nach, und der rollte hinab in
-seinen Schuh. Sobald der fremde Ritter wieder unten war, gab er seinem
-Pferd die Spornen und jagte davon, und Niemand wußte, wo er gestoben
-oder geflogen war. Am Abend sollten alle Prinzen und Ritter vor
-dem König erscheinen, damit Der, welcher an dem gläsernen Berg
-hinaufgeritten sei, den goldnen Apfel aufzeigen könne, den die
-Königstochter ihm zugeworfen hatte. Aber da war Keiner, der Etwas
-aufzeigen konnte; der Eine kam nach dem Andern, aber den goldnen Apfel
-hatte Niemand.
-
-Als nun die Brüder Aschenbrödels wieder nach Hause kamen, erzählten sie
-ein Langes und Breites von dem Ritt auf den gläsernen Berg: wie zuerst
-Keiner auch nur einen Schritt lang an dem Berg hätte hinaufkommen können,
-und wie nachher Einer gekommen wäre in einer kupfernen Rüstung, so
-blank, daß man sich darin spiegeln konnte, »und das war ein Bursch,«
-sagten sie: »der konnte reiten; er ritt wohl über den dritten Theil an
-dem gläsernen Berg hinauf, und er hätte auch wohl ganz hinaufreiten
-können, wenn er bloß gewollt hätte; aber da kehrte er wieder um, denn er
-mochte wohl denken, es sei Genug für das Mal.« -- »O, den hätt' ich auch
-wohl sehen mögen!« sagte Aschenbrödel -- er saß auf dem Herd und wühlte
-in der Asche, wie er gewöhnlich zu thun pflegte. »Ja, Du!« sagten
-die Brüder: »Du siehst auch darnach aus, daß Du Dich vor so hohen
-Herrschaften kannst sehen lassen, Du abscheuliches Biest, so wie Du da
-sitzest!«
-
-Den andern Tag wollten die Brüder wieder nach dem gläsernen Berg, und
-Aschenbrödel bat sie auch das Mal, sie möchten ihn doch mitnehmen, damit
-er auch zusehen könne; aber nein, das ging nicht an, dazu wär' er viel
-zu häßlich, sagten sie. »Ei nun, so bleib' ich auch eben so gern zu
-Hause,« sagte Aschenbrödel. Als die Brüder zu dem Berg kamen, begannen
-eben die Ritter und Prinzen wieder ihr Wettreiten, und das Mal hatten
-sie ihre Pferde gehörig beschlagen lassen, kannst Du glauben; aber es
-half ihnen doch Alles nichts, sie ritten und sie glitten eben so, wie
-den vorigen Tag, und Keiner kam auch nur eine Elle lang an dem Berg
-hinauf; und als sie ihre Pferde so lange abgequält hatten, daß sie nicht
-mehr von der Stelle konnten, mußten sie alle wieder aufhalten. Nun
-wollte der König schon bekannt machen lassen, daß das Wettreiten den
-nächsten Tag zum letzten Mal vor sich gehen sollte, ob's dann vielleicht
-noch Einem gelänge; da fiel ihm aber der Ritter mit der kupfernen
-Rüstung ein, und er beschloß, noch ein wenig zu warten, ob er sich etwa
-noch einfinden möchte. Aber der Ritter mit der kupfernen Rüstung fand
-sich nicht ein; dagegen aber kam nach einer Weile ein anderer Ritter
-daher gesprengt, der trug eine silberne Rüstung, die blitzte schon
-von weitem, und das Roß, welches er ritt, war noch weit größer und
-stattlicher, als das des kupfernen Ritters von gestern. Die Ritter und
-Prinzen riefen ihm zwar zu, er könne sich gern die Mühe sparen, den Ritt
-zu versuchen, denn es würde ihm doch nichts helfen; aber er achtete
-nicht darauf, sondern ritt grade auf den gläsernen Berg zu und hinan und
-hinauf, noch viel weiter, als der in der kupfernen Rüstung. Als er aber
-um zwei Drittheile hinaufgekommen war, lenkte er mit seinem Pferd um
-und ritt wieder zurück. _Den_ Ritter mochte nun die Prinzessinn noch
-lieber leiden, als den von gestern, und sie wünschte, daß er doch nur
-ganz hinaufkommen möchte. Als sie aber sah, daß er wieder umkehrte, warf
-sie ihm den andern Apfel nach, und der rollte hinunter in seinen Schuh.
-Der Ritter aber jagte schnell davon, und Niemand wußte, wo er geblieben
-war.
-
-Am Abend sollten wieder Alle vor dem König und der Prinzessinn erscheinen,
-damit Der, welcher den goldnen Apfel hätte, ihn aufweisen könne; aber
-den goldnen Apfel hatte Niemand.
-
-Die Brüder erzählten zu Hause wieder, wie sich Alles zugetragen hatte.
-»Alle Prinzen und Ritter, die da versammelt waren,« sagten sie: »konnten
-Nichts ausrichten; zuletzt aber kam Einer mit einer silbernen Rüstung
--- Wetter nicht mal! der konnte reiten! Er kam wohl über zwei Drittheile
-an dem Berg hinauf, und da kehrte er wieder um. Aber das war ein Bursch!
-und die Prinzessinn warf ihm den zweiten Apfel nach.« -- »Ach, den hätt'
-ich auch wohl sehen mögen!« sagte Aschenbrödel. »Ja, er war ein wenig
-blanker, als die Asche, worin Du wühlst, Du schwarzes Biest!« sagten die
-Brüder.
-
-Am dritten Tag ging es wieder ungefähr eben so: Aschenbrödel wollte
-wieder mit und zusehen; aber die Brüder wollten ihn durchaus nicht
-mitnehmen. Als sie zu dem gläsernen Berg kamen, konnte wieder Niemand
-auch nur eine Elle lang hinaufkommen. Alle warteten nun auf den Ritter
-mit der silbernen Rüstung; aber der war weder zu sehen, noch zu hören.
-Endlich kam ein Ritter in einer goldenen Rüstung dahergesprengt, die
-strahlte, daß man den Glanz schon weit in der Ferne sehen konnte, und
-das Pferd, das er ritt, war so groß und so stattlich, daß Keiner noch
-dergleichen je gesehen hatte. Die Prinzen und Ritter konnten vor lauter
-Verwunderung ihm nicht einmal zurufen, daß er sich die Mühe sparen solle,
-den Ritt zu versuchen, und ehe sie sich's versahen, war er schon bei dem
-gläsernen Berg und sprengte hinauf, als wär' es gar Nichts gewesen, so
-daß die Prinzessinn nicht einmal Zeit bekam, zu wünschen, er möchte doch
-ganz hinaufkommen. Oben nahm er ihr den dritten goldnen Apfel aus dem
-Schoß, lenkte dann mit seinem Pferd wieder um -- und fort war er, als
-wär' er verschwunden.
-
-Als am Abend die Brüder nach Hause kamen, erzählten sie wieder ein Langes
-und Breites von dem Wettreiten an dem Tage, und zuletzt erzählten sie
-auch von dem Ritter mit der goldnen Rüstung. »Das war aber ein Bursch!«
-sagten sie: »einen so stattlichen Ritter giebt's nicht mehr in der
-Welt.« -- »O, den hätt' ich auch wohl sehen mögen!« sagte Aschenbrödel.
-»Ja, es blitzt nicht völlig so in der Asche, worin Du immer wühlst, Du
-schwarzes Biest!« sagten die Brüder.
-
-Tages darauf sollten alle Prinzen und Ritter vor dem König und der
-Prinzessinn erscheinen, -- denn am Abend, glaub' ich, war es schon zu
-spät geworden -- damit Der, welcher den goldnen Apfel hätte, ihn
-aufweisen könne. Es kam nun Einer nach dem Andern, erst kamen alle
-Prinzen, und dann die Ritter; aber den goldnen Apfel hatte Niemand. »Ja,
-Einer muß ihn doch haben,« sagte der König; »denn wir sahen es ja alle
-mit unsern Augen, wie er da den Berg hinaufritt und ihn der Prinzessinn
-aus dem Schoß nahm.« Da sich aber Niemand meldete, gab endlich der König
-den Befehl, daß alle Leute in seinem ganzen Land aufs Schloß kommen
-sollten, damit Der, welcher den goldnen Apfel hätte, ihn aufweise. Es
-kam nun Einer nach dem Andern; aber den goldnen Apfel hatte Niemand.
-Endlich kamen auch die beiden Brüder von Aschenbrödel; sie waren die
-letzten. Darauf fragte der König, ob denn gar nicht mehr Leute in seinem
-Reich wären. »Ja, wir haben noch einen Bruder zu Hause,« sagten die
-Beiden: »aber der hat den goldnen Apfel wohl nicht genommen; denn er ist
-in der Zeit nicht aus dem Aschhaufen gekommen.« -- »Einerlei,« sagte der
-König: »sind alle die Andern hier gewesen, so mag er auch kommen!« und
-da mußte denn Aschenbrödel auch aufs Schloß. »Hast Du den goldnen Apfel,
-Du?« fragte ihn der König. »Ja, hier ist er, und hier ist der andre, und
-hier ist der dritte,« sagte Aschenbrödel, indem er alle drei goldenen
-Äpfel aus der Tasche nahm; und in demselben Augenblick warf er seine
-russigen Kleider ab und stand nun da in seiner goldenen Rüstung, daß es
-nur so blitzte. »Ja, Du sollst meine Tochter und das halbe Reich haben,«
-sagte der König: »denn Du hast beides ehrlich verdient.« Darauf wurde
-die Hochzeit gehalten, und Aschenbrödel bekam die Prinzessinn und das
-halbe Reich. Bei der Hochzeit aber ging's lustig her; denn Hochzeit
-feiern konnten sie alle, wenn sie auch nicht auf den gläsernen Berg
-reiten konnten; und haben sie nicht aufgehört zu feiern, so feiern sie
-noch.
-
-
-
-
-22.
-
-Schmierbock.
-
-
-Es war einmal eine Frau, die hatte einen kleinen Knaben, der war so dick
-und so fett und mochte immer so gern gute Bissen, und darum nannte die
-Mutter ihn _Schmierbock_; auch hatte sie einen kleinen allerliebsten
-Hund, welchen sie _Goldzahn_ nannte. Nun stand die Frau einmal beim
-Backtrog und backte Brod; da fing der Hund plötzlich an zu bellen.
-
-»Lauf mal hinaus, Schmierbock,« sagte die Frau: »und sieh zu, wonach
-Goldzahn so bellt.« Da lief der Knabe hinaus, kam wieder herein und
-sagte:
-
-»Na, Gott steh uns bei! da kommt ein großes, langes Trollweib her mit
-dem Kopf unter dem Arm und einem Sack auf dem Rücken.« --
-
-»Kriech unter den Backtrog und versteck Dich!« sagte seine Mutter.
-
-Nun kam das Trollweib an. »Guten Tag!« sagte sie.
-
-»Schönen Dank!« sagte die Mutter von Schmierbock.
-
-»Ist Schmierbock nicht zu Hause?« fragte das Weib.
-
-»Nein, er ist mit seinem Vater im Holz und fängt Waldhühner,« versetzte
-die Frau.
-
-»Das wär' der Troll!« sagte das Weib: »ich hab' ein kleines silbernes
-Messer, das wollt' ich ihm gern schenken.« --
-
-»Pip! pip! hier bin ich!« sagte Schmierbock unter dem Backtrog und kroch
-hervor.
-
-»Ich bin so alt und bin schon so steif im Rücken,« sagte das Trollweib:
-»Du musst in den Sack kriechen und es Dir selbst holen.«
-
-Wie nun Schmierbock in den Sack gekrochen war, schwang das Weib ihn
-auf den Rücken und ging damit fort. Als sie aber ein Ende gegangen
-war, wurde sie müde und fragte: »Wie weit ist es noch bis zur
-Schlafstelle?« --
-
-»Ein Halbviertel Weges,« antwortete Schmierbock.
-
-Da setzte das Weib den Sack am Wege nieder, strich durch's Unterholz und
-legte sich schlafen. Nun benutzte Schmierbock die Gelegenheit, nahm sein
-Messer, schnitt damit ein Loch in den Sack und kroch heraus; dann legte
-er eine große Kienwurzel an die Stelle und lief wieder nach Hause zu
-seiner Mutter. Als nun das Trollweib in ihrer Wohnung ankam und sah, Was
-sie im Sack hatte, da wurde sie so böse, daß es gar nicht zu sagen ist.
-
-Tages darauf stand die Frau abermals beim Trog und backte Brod; da begann
-der Hund plötzlich wieder zu bellen. »Lauf mal hinaus, Schmierbock,«
-sagte die Frau: »und sieh zu, wonach Goldzahn so bellt.« --
-
-»Nun seh mal Einer das abscheuliche Biest!« sagte Schmierbock: »da kommt
-sie wieder mit dem Kopf unter dem Arm und einem großen Sack auf dem
-Rücken.« --
-
-»Kriech unter den Backtrog und versteck Dich!« sagte seine Mutter.
-
-Nun kam das Trollweib an. »Guten Tag!« sagte sie: »ist Schmierbock nicht
-zu Hause?« --
-
-»Ei, was wollt' er zu Hause sein!« sagte die Frau: »er ist mit seinem
-Vater im Holz und fängt Waldhühner.« --
-
-»Das wär' der Troll!« sagte das Weib: »ich hab' ihm sonst eine schöne
-silberne Gabel mitgebracht, die wollt' ich ihm schenken.«
-
-»Pip! pip! hier bin ich!« sagte Schmierbock und kroch hervor.
-
-»Ich bin so steif im Rücken,« sagte das Trollweib: »Du musst selbst in
-den Sack kriechen und sie Dir holen.« Als nun Schmierbock in den Sack
-gekrochen war, schwang das Weib ihn auf den Rücken und ging fort. Wie
-sie aber ein Ende gegangen war, wurde sie wieder müde und fragte: »Wie
-weit ist es noch bis zur Schlafstelle?« --
-
-»Eine halbe Meile,« antwortete Schmierbock.
-
-Da setzte das Weib den Sack am Wege nieder, strich durch den Wald und
-legte sich schlafen. Indessen aber benutzte Schmierbock die Gelegenheit,
-schnitt ein Loch in den Sack und kroch heraus; dann legte er einen
-großen Stein an die Stelle und lief wieder nach Hause zu seiner Mutter.
-Als nun das Trollweib in ihrer Wohnung ankam, machte sie ein großes
-Feuer auf dem Herd an, hängte einen großen Kessel darüber und wollte
-Schmierbock kochen. Als sie ihn aber in den Kessel schütten wollte, fiel
-der Stein heraus und schlug den Boden entzwei, so daß alles Wasser
-herauslief und das Feuer auslöschte. Da wurde das Weib ganz wüthend und
-sagte: »Wenn er sich auch noch so sehr sträubt, ich will ihn doch schon
-kriegen.«
-
-Das dritte Mal ging es wieder eben so. Goldzahn fing wieder an zu bellen,
-und da sagte die Mutter zu dem Knaben: »Geh mal hinaus, Schmierbock, und
-sieh zu, wonach Goldzahn so bellt.«
-
-Schmierbock lief hinaus, kam wieder herein und sagte: »Na, Gott steh uns
-bei! Da kommt wieder das Trollmensch mit dem Kopf unter dem Arm und
-einem Sack auf dem Rücken.« --
-
-»Kriech unter den Backtrog und versteck' Dich!« sagte die Mutter.
-
-Es dauerte nicht lange, so kam das Trollweib an. »Guten Tag!« sagte sie:
-»ist Schmierbock nicht zu Hause?« --
-
-»Ei was wollt' er zu Hause sein!« sagte die Mutter: »er ist mit seinem
-Vater im Holz und fängt Waldhühner.« --
-
-»Das wär' der Troll!« sagte das Weib: »ich habe sonst einen hübschen
-silbernen Löffel mitgebracht, den wollt' ich ihm schenken.« --
-
-»Pip! pip! hier bin ich!« sagte Schmierbock und kroch unter dem Backtrog
-hervor.
-
-»Ich bin so steif im Rücken,« sagte das Trollweib: »Du musst selbst in
-den Sack kriechen und ihn Dir holen.« Als Schmierbock hineingekrochen
-war, schwang das Weib den Sack wieder auf den Rücken und ging fort. Das
-Mal aber legte sie sich nicht wieder im Wald schlafen, sondern trug
-Schmierbock gradesweges nach ihrem Hause. Als sie dort ankam, war es
-grade Sonntag; darum sagte sie zu ihrer Tochter:
-
-»Nimm diesen Schmierbock und schlachte ihn und koch Suppe davon; die muß
-aber fertig sein, wenn ich zurückkomme; denn ich gehe jetzt mit Deinem
-Vater in die Kirche, um Fremde zu bitten.«
-
-Als nun das Trollpack gegangen war, wollte die Tochter den Schmierbock
-schlachten; aber sie wußte gar nicht, wie sie das anfangen sollte.
-
-»Wart, ich will Dir's zeigen, wie Du's machen musst,« sagte Schmierbock:
-»Lege nur Deinen Kopf auf die Bank, dann sollst Du mal sehen.«
-
-Das that denn das arme Mädchen auch; aber da nahm Schmierbock die Axt
-und hieb ihr damit den Kopf ab, als wär's ein Küken gewesen. Dann legte
-er den Kopf ins Bett und den Rumpf in den Kessel und kochte Suppe davon;
-und als er das gethan hatte, nahm er die Kienwurzel und den Stein und
-kroch damit in den Schornstein hinauf.
-
-Als darauf das Trollweib mit ihrem Mann wieder nach Hause kam, und sie
-den Kopf im Bett liegen sahen, meinten sie, es wäre die Tochter, die
-schliefe; sie wollten sie nun nicht aufwecken, sondern gingen zum
-Kessel, um die Suppe zu kosten.
-
-»Schmeckt gut, die Schmierbocksuppe!« sagte das Trollweib.
-
-»Schmeckt gut, die Tochtersuppe!« sagte Schmierbock oben im Schornstein;
-aber das hörten sie nicht recht.
-
-Darauf nahm der Troll den Löffel und wollte auch die Suppe kosten.
-
-»Schmeckt gut, die Schmierbocksuppe!« sagte er.
-
-»Schmeckt gut, die Tochtersuppe!« sagte Schmierbock im Schornstein.
-
-Da wurden sie aufmerksam und konnten nicht begreifen, Wer es sei, der
-da im Schornstein schwatze; sie stiegen daher auf den Herd und wollten
-zusehen. Aber da nahm Schmierbock die Kienwurzel und den Stein und warf
-sie damit auf den Kopf, so daß sie todt umfielen. Als Schmierbock das
-sah, stieg er wieder herunter, nahm all das Gold und Silber, was er da
-vorfand, und reis'te damit nach Hause zu seiner Mutter. Und nun war
-Schmierbock ein reicher Mann.
-
-
-
- FUSSNOTEN -- FOOTNOTES
-
- 1. _Ham_ bezeichnet in der nordischen Mythologie eine zauberkräftige
- Haut irgend eines Thiers mit den daran befindlichen Haaren, oder
- Federn, wodurch Derjenige, auf welchen diese Haut geworfen ward,
- augenblicklich in ein solches Thier verwandelt wurde.
- Anm. d. Übers.
-
-
-
-
- TRANSCRIBER'S NOTE -- ZUR KENNTNISNAHME
-
- Contemporary spellings have generally been retained even when
- inconsistent. The following additional changes have been made:
-
-
- Zeitgenössische Schreibungen wurden generell beibehalten,
- auch wenn gelegentlich mehrere Variaten auftauchen.
- Die folgenden zuätzlichen Änderungen wurden vorgenommen:
-
- daß man den Ganz schon daß man den _Glanz_ schon
- weit in der Ferne sah weit in der Ferne sah
-
- Darauf begann die Grimsschecke Darauf begann die Grimsschecke
- einem Kampf _einen_ Kampf
-
- was wir zu sprechen haben, was wir zu sprechen haben,
- können wie immer hier sprechen können _wir_ immer hier sprechen
-
- »So?« sagte der Westwind »So?« sagte der _Südwind_
-
- als eine Bettlermädchen als _ein_ Bettlermädchen
-
- das erste Mal, das erste Mal,
- das ich gestohlen habe _daß_ ich gestohlen habe
-
- es solle das erste Mal sein, es solle das erste Mal sein,
- das sie gestohlen hätte _daß_ sie gestohlen hätte
-
- habe nur auf auf Dich gewartet habe nur _auf_ Dich gewartet
-
-
-
-
-
-End of the Project Gutenberg EBook of Norwegische Volksmährchen vol. 2, by
-P. Asbjörnsen and Jörgen Moe
-
-*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK NORWEGISCHE VOLKSMÄHRCHEN VOL. 2 ***
-
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-works. See paragraph 1.E below.
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-<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.0 Strict//EN"
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-<title>The Project Gutenberg eBook of Norwegische Volksm&auml;rchen, zweiter Band, by P. Asbj&ouml;rnsen und J&ouml;rgen Moe</title>
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-
-
-<pre>
-
-The Project Gutenberg EBook of Norwegische Volksmährchen vol. 2, by
-P. Asbjörnsen and Jörgen Moe
-
-This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with
-almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or
-re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included
-with this eBook or online at www.gutenberg.org
-
-
-Title: Norwegische Volksmährchen vol. 2
- gesammelt von P. Asbjörnsen und Jörgen Moe
-
-Author: P. Asbjörnsen
- Jörgen Moe
-
-Commentator: Ludwig Tieck
-
-Translator: Friedrich Bresemann
-
-Release Date: September 25, 2009 [EBook #30084]
-
-Language: German
-
-Character set encoding: ISO-8859-1
-
-*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK NORWEGISCHE VOLKSMÄHRCHEN VOL. 2 ***
-
-
-
-
-Produced by Delphine Lettau and the Online Distributed
-Proofreading Team at http://www.pgdp.net
-
-
-
-
-
-
-</pre>
-
-<hr class="full" />
-<p>&nbsp;</p>
-<h3>Norwegische</h3>
-<h1>Volksm&auml;hrchen,</h1>
-<h4>gesammelt</h4>
-<h4>von</h4>
-<h3>P. Asbj&ouml;rnsen und J&ouml;rgen Moe.</h3>
-<hr class="min" />
-<h3>Deutsch von Friederich Bresemann.</h3>
-<hr class="min" />
-<p>&nbsp;</p>
-<h4>Mit einem Vorworte<br />
-<br />
-von<br />
-</h4>
-<h3>Ludwig Tieck.</h3>
-<hr class="min" />
-<p>&nbsp;</p>
-<h4>Zweiter Band.</h4>
-<p>&nbsp;</p>
-<div class="center">
-<p class="noindent"><small>Verlegt<br />
-von</small><br />
-<b>M. Simion in Berlin.</b><br />
-
-1847.</p></div>
-
-<h6>Gedruckt bei Julius Sittenfeld in Berlin.</h6>
-
-<p>&nbsp;</p>
-<hr class="narrow" />
-<p>&nbsp;</p>
-
-<h2><span class="wide">I&nbsp;n&nbsp;h&nbsp;a&nbsp;l&nbsp;t</span></h2>
-<div class="center">
-<table style="margin: 0 auto" cellpadding="1" summary="Inhalt_Contents">
-
-<tr><td align="right" valign="top">1.&nbsp;&nbsp;</td> <td align="left"><a href="#kap1" >Die sieben F&uuml;llen</a></td></tr>
-<tr><td align="right" valign="top">2.&nbsp;&nbsp;</td> <td align="left"><a href="#kap2" >Gidske</a></td></tr>
-<tr><td align="right" valign="top">3.&nbsp;&nbsp;</td> <td align="left"><a href="#kap3" >Die zw&ouml;lf wilden Enten</a></td></tr>
-<tr><td align="right" valign="top">4.&nbsp;&nbsp;</td> <td align="left"><a href="#kap4" >Der Meisterdieb</a></td></tr>
-<tr><td align="right" valign="top">5.&nbsp;&nbsp;</td> <td align="left"><a href="#kap5" >Die drei Schwestern im Berge</a></td></tr>
-<tr><td align="right" valign="top">6.&nbsp;&nbsp;</td> <td align="left"><a href="#kap6" >Von dem Riesen, der kein Herz im Leibe hatte</a></td></tr>
-<tr><td align="right" valign="top">7.&nbsp;&nbsp;</td> <td align="left"><a href="#kap7" >Die Grimsschecke</a></td></tr>
-<tr><td align="right" valign="top">8.&nbsp;&nbsp;</td> <td align="left"><a href="#kap8" >Es hat keine Noth mit Dem, in welchen alle Weiber<br />
-verliebt sind</a></td></tr>
-<tr><td align="right" valign="top">9.&nbsp;&nbsp;</td> <td align="left"><a href="#kap9" >Die L&uuml;genprobe</a></td></tr>
-<tr><td align="right" valign="top">10.&nbsp;&nbsp;</td> <td align="left"><a href="#kap10" >Die drei B&ouml;cke Brausewind, die nach der Koppel gehen<br />
-und sich fett machen wollten</a></td></tr>
-<tr><td align="right" valign="top">11.&nbsp;&nbsp;</td> <td align="left"><a href="#kap11" >&Ouml;stlich von der Sonne und westlich vom Mond</a></td></tr>
-<tr><td align="right" valign="top">12.&nbsp;&nbsp;</td> <td align="left"><a href="#kap12" >Von dem Huhn, das nach dem Dovrefjeld wollte,<br />
-damit nicht die Welt vergehen sollte</a></td></tr>
-<tr><td align="right" valign="top">13.&nbsp;&nbsp;</td> <td align="left"><a href="#kap13" >Der Mann, der das Haus beschicken sollte</a></td></tr>
-<tr><td align="right" valign="top">14.&nbsp;&nbsp;</td> <td align="left"><a href="#kap14" >D&auml;umerling</a></td></tr>
-<tr><td align="right" valign="top">15.&nbsp;&nbsp;</td> <td align="left"><a href="#kap15" >Hakon Borkenbart</a></td></tr>
-<tr><td align="right" valign="top">16.&nbsp;&nbsp;</td> <td align="left"><a href="#kap16" >Die Meisterjungfer</a></td></tr>
-<tr><td align="right" valign="top">17.&nbsp;&nbsp;</td> <td align="left"><a href="#kap17" >Wohl gethan und schlecht gelohnt</a></td></tr>
-<tr><td align="right" valign="top">18.&nbsp;&nbsp;</td> <td align="left"><a href="#kap18" >Treu und Untreu</a></td></tr>
-<tr><td align="right" valign="top">19.&nbsp;&nbsp;</td> <td align="left"><a href="#kap19" >Peter und Paul und Esben Aschenbr&ouml;del</a></td></tr>
-<tr><td align="right" valign="top">20.&nbsp;&nbsp;</td> <td align="left"><a href="#kap20" >Die M&uuml;hle, die auf dem Meergrunde mahlt</a></td></tr>
-<tr><td align="right" valign="top">21.&nbsp;&nbsp;</td> <td align="left"><a href="#kap21" >Die Prinzessinn auf dem gl&auml;sernen Berg</a></td></tr>
-<tr><td align="right" valign="top">22.&nbsp;&nbsp;</td> <td align="left"><a href="#kap22" >Schmierbock</a></td></tr>
-</table>
-</div>
-<p>&nbsp;</p>
-<p>&nbsp;</p>
-
-<hr class="narrow" />
-<h3><a name="kap1" id="kap1"></a>1.</h3>
-<div class="center">
- <p class="noindent"><b>Die Sieben F&uuml;llen.</b></p>
-</div>
-
-<p>Es waren einmal ein Paar arme Leute, die wohnten in
-einer elenden H&uuml;tte, weit weg in einem Walde, und hatten
-nicht Mehr, als aus der Hand in den Mund, und
-kaum einmal das; aber drei S&ouml;hne hatten sie, und der
-j&uuml;ngste von ihnen war <span class="wide">Aschenbr&ouml;del</span>, denn er that
-nichts Anders, als in der Asche w&uuml;hlen.</p>
-
-<p>Eines Tages sagte der &auml;lteste Bursch, er wolle fort und
-sich einen Dienst suchen; dagegen hatten die &Auml;ltern Nichts einzuwenden,
-und er wanderte hinaus in die Welt. Er ging
-den ganzen Tag, und als es Abend ward, kam er zu einem
-K&ouml;nigsschlo&szlig;. Da stand der K&ouml;nig drau&szlig;en auf der Treppe
-und fragte ihn, wo er hin wolle. &raquo;O, ich suche mir nur
-einen Dienst,&laquo; sagte der Bursch. &raquo;Willst Du bei mir
-dienen und meine sieben F&uuml;llen h&uuml;ten?&laquo; fragte ihn der
-K&ouml;nig. &raquo;Wenn Du sie einen ganzen Tag h&uuml;ten kannst
-und mir am Abend sagen, Was sie essen und Was sie
-trinken, so sollst Du die Prinzessinn und das halbe Reich
-haben,&laquo; sagte er: &raquo;kannst Du es aber nicht, so schneide
-ich Dir drei rothe Riemen aus Deinem R&uuml;cken.&laquo; Ja,
-das, meinte der Bursch, w&auml;r' eine leichte Arbeit, damit
-wollt' er schon fertig werden.</p>
-
-<p>Am Morgen, als es Tag wurde, lie&szlig; der Stallmeister
-die sieben F&uuml;llen aus; diese fort, und der Bursch hinter
-ihnen her, und darauf ging's &uuml;ber Berg und Thal,
-durch Rusch und durch Busch. Als der Bursch eine gute
-Weile gelaufen hatte, fing er an, m&uuml;de zu werden, und
-als er's noch eine Zeitlang ausgehalten, da hatt' er das
-H&uuml;ten v&ouml;llig satt. Er stand eben vor einer Bergschlucht,
-wo ein altes Weib sa&szlig; und die Spindel dreh'te; als die
-den Burschen erblickte, der hinter den F&uuml;llen herlief, da&szlig;
-ihm der Schwei&szlig; von der Stirne troff, rief sie: &raquo;Komm
-her, mein schmucker Bursch! ich will Dir den Kopf krauen.&laquo;
-Das war dem Burschen schon recht; er setzte sich zu dem
-alten Weib in der Bergschlucht und legte seinen Kopf auf
-ihren Scho&szlig;, und nun krau'te sie ihn den ganzen Tag,
-w&auml;hrend er da lag und sich runks'te. Als es Abend
-wurde, wollte der Bursch fort: &raquo;Es ist wohl am besten,
-ich gehe nur wieder heim zu meinen &Auml;ltern,&laquo; sagte er:
-&raquo;denn da&szlig; ich auf's Schlo&szlig; zur&uuml;ckkehre, kann doch Nichts
-n&uuml;tzen.&laquo; &mdash; &raquo;Warte nur, bis es dunkel geworden ist,&laquo;
-sagte das Weib: &raquo;dann kommen die F&uuml;llen hier wieder
-vorbei, und dann kannst Du mit ihnen zur&uuml;cklaufen;
-denn es wei&szlig; Niemand, da&szlig; Du hier den ganzen
-Tag auf meinem Scho&szlig; gelegen hast, anstatt sie zu h&uuml;ten.&laquo;
-Als nun die F&uuml;llen ankamen, gab das Weib dem
-Burschen eine Flasche mit Wasser und einen B&uuml;schel Moos;
-das sollte er dem K&ouml;nig zeigen und sagen, das w&auml;re Das,
-was die sieben F&uuml;llen &auml;&szlig;en und tr&auml;nken.</p>
-
-<p>&raquo;Hast Du nun die F&uuml;llen den ganzen Tag treu geh&uuml;tet?&laquo;
-fragte ihn der K&ouml;nig, als er am Abend ankam.
-&raquo;Ja, das hab' ich,&laquo; sagte der Bursch. &raquo;Kannst Du mir
-denn sagen, Was sie essen, und Was sie trinken?&laquo; fragte
-der K&ouml;nig. Da zeigte der Bursch ihm die Flasche mit
-Wasser und den B&uuml;schel Moos, was er von der Alten
-bekommen hatte. &raquo;Da siehst Du, Was sie essen, und da
-siehst Du, Was sie trinken,&laquo; sagte er. Da wu&szlig;te nun
-der K&ouml;nig gleich, wie er sie geh&uuml;tet hatte, und er wurde
-so zornig, da&szlig; er seinen Leuten befahl, sie sollten ihn sogleich
-aus dem Hause jagen, erst aber sollten sie ihm drei
-rothe Riemen aus seinem R&uuml;cken schneiden und Salz hineinstreuen.
-Als darauf der Bursch zu Hause kam, so kannst
-Du Dir wohl vorstellen, wie ihm zu Muthe war. Einmal
-w&auml;re er ausgegangen, um zu dienen, sagte er: aber
-er th&auml;t's nicht zum zweiten Mal.</p>
-
-<p>Den Tag darauf sagte der zweite Sohn, nun wolle
-er auch einmal in die Welt und sein Gl&uuml;ck versuchen.
-Die &Auml;ltern aber sagten nein, und er m&ouml;chte nur den
-R&uuml;cken seines Bruders betrachten; aber der Sohn bat so
-lange, bis sie ihn denn zuletzt reisen lie&szlig;en. Wie er nun
-einen ganzen Tag gewandert hatte, kam er auch zu dem
-K&ouml;nigsschlo&szlig;. Da stand der K&ouml;nig auf der Treppe und
-fragte ihn, wo er hin wolle; und als der Bursch sagte,
-er wolle sich nach einem Dienst umh&ouml;ren, sagte der K&ouml;nig,
-er k&ouml;nne bei ihm in Dienst kommen, wenn er seine
-sieben F&uuml;llen h&uuml;ten wolle, setzte ihm aber dieselbe Strafe
-und denselben Lohn aus, wie er beides seinem Bruder
-ausgesetzt hatte. Ja, dem Burschen war das recht, und
-er nahm ohne weiteres Bedenken den Dienst an; denn er
-meinte, er wolle die F&uuml;llen schon h&uuml;ten und dem K&ouml;nig
-sagen, Was sie &auml;&szlig;en und Was sie tr&auml;nken.</p>
-
-<p>Sobald es Tag wurde, lie&szlig; der Stallmeister die sieben
-F&uuml;llen hinaus; diese fort &uuml;ber Berg und Thal, und
-der Bursch hinter ihnen her. Aber es ging ihm nicht besser,
-als dem Bruder. Als er so lange hinter den F&uuml;llen hergelaufen
-war, bis er ganz m&uuml;de geworden und &uuml;ber und &uuml;ber mit
-Schwei&szlig; bedeckt war, kam er ebenfalls an die Bergschlucht, wo
-das alte Weib sa&szlig; und die Spindel dreh'te. &raquo;Komm her,
-mein schmucker Bursch! ich will Dir den Kopf krauen,&laquo;
-rief sie. Das d&auml;uchte dem Burschen ganz gut; er lie&szlig;
-die F&uuml;llen laufen, wohin sie wollten, setzte sich zu dem
-Weib in der Bergschlucht, und da lag er nun und runks'te
-sich den ganzen Tag.</p>
-
-<p>Als die F&uuml;llen am Abend zur&uuml;ckkamen, gab das alte
-Weib ihm auch eine Flasche mit Wasser und einen B&uuml;schel
-Moos, welches er dem K&ouml;nig zeigen sollte. Als aber
-darauf der K&ouml;nig den Burschen fragte, ob er ihm sagen
-k&ouml;nne, Was die sieben F&uuml;llen &auml;&szlig;en und Was sie tr&auml;nken,
-und dieser ihm die Wasserflasche und den Moosb&uuml;schel
-hinhielt und sagte: &raquo;Da siehst Du, Was sie essen, und
-da siehst Du, Was sie trinken,&laquo; ward der K&ouml;nig so zornig,
-da&szlig; er befahl, ihm drei rothe Riemen aus seinem
-R&uuml;cken zu schneiden und Salz hineinzustreuen und ihn
-dann augenblicklich fortzujagen. Wie nun der Bursch zu
-Hause kam, erz&auml;hlte er ebenfalls, wie's ihm ergangen war,
-und sagte, einmal w&auml;re er ausgegangen, um zu dienen,
-aber er th&auml;t's nicht zum zweiten Mal.</p>
-
-<p>Den dritten Tag wollte Aschenbr&ouml;del sich aufmachen.
-Er h&auml;tte gro&szlig;e Lust, sagte er, auch mal zu versuchen, die
-sieben F&uuml;llen zu h&uuml;ten. Die Andern aber lachten und hatten
-ihn zum Besten. &raquo;Wenn es uns so gegangen ist,&laquo; sagten
-sie: &raquo;so sollst Du wohl was ausrichten, Du, der nie
-etwas Andres gethan hat, als auf dem Herd liegen und
-in der Asche w&uuml;hlen.&laquo; &mdash; &raquo;Einerlei,&laquo; sagte Aschenbr&ouml;del:
-&raquo;ich will aber fort; denn ich hab's mir einmal in den
-Kopf gesetzt,&laquo; &mdash; und wie sehr die Br&uuml;der ihn auch auslachten,
-und die &Auml;ltern ihn bitten mochten, es half Alles
-nichts: Aschenbr&ouml;del mu&szlig;te fort. Als er nun den ganzen
-Tag marschirt hatte, kam er endlich gegen Abend auch zu
-dem K&ouml;nigsschlo&szlig;. Der K&ouml;nig stand wieder drau&szlig;en auf
-der Treppe und fragte ihn, wo er hin wolle. &raquo;Ich wollte
-mich nur nach einem Dienst umh&ouml;ren,&laquo; sagte Aschenbr&ouml;del.
-&raquo;Wo bist Du her?&laquo; fragte ihn der K&ouml;nig, denn er
-wollte sich erst etwas n&auml;her erkundigen, eh' er wieder Jemanden
-in Dienst nahm. Aschenbr&ouml;del erz&auml;hlte ihm nun,
-wo er her sei, und da&szlig; er der Bruder von den Zweien
-w&auml;re, die vor ihm die F&uuml;llen geh&uuml;tet h&auml;tten, und fragte, ob
-er den n&auml;chsten Tag nicht auch versuchen d&uuml;rfte, sie zu
-h&uuml;ten. &raquo;Twi!&laquo; sagte der K&ouml;nig und gerieth ganz in
-Zorn: &raquo;bist Du der Bruder von den Zweien, so taugst
-Du auch wohl nicht viel mehr, als sie; von solchen
-Leuten habe ich schon Genug gehabt.&laquo; &mdash; &raquo;Was schadt's?&laquo;
-sagte Aschenbr&ouml;del: &raquo;da ich doch einmal hier bin, so k&ouml;nnt'
-ich's ja auch mal versuchen.&laquo; &mdash; &raquo;Nun ja, wenn Du denn
-durchaus Deinen R&uuml;cken geschunden haben willst, dann
-meinetwegen!&laquo; sagte der K&ouml;nig. &raquo;Ich m&ouml;chte weit lieber
-die Prinzessinn haben,&laquo; sagte Aschenbr&ouml;del.</p>
-
-<p>Am Morgen, als es Tag wurde, lie&szlig; der Stallmeister
-die sieben F&uuml;llen hinaus; diese fort &uuml;ber Berg und
-&uuml;ber Thal, durch Rusch und durch Busch, und Aschenbr&ouml;del
-immer hinter ihnen her. Als er ihnen eine gute
-Weile nachgelaufen war, kam er auch zu der Bergschlucht;
-da sa&szlig; wieder das alte Weib mit ihrer Spindel und rief
-Aschenbr&ouml;del zu: &raquo;Komm her, mein schmucker Bursch! ich
-will Dir den Kopf krauen!&laquo; &mdash; &raquo;K&uuml;&szlig; mich hinten!&laquo;
-sagte Aschenbr&ouml;del, hielt sich fest an dem Schweif des j&uuml;ngsten
-F&uuml;llen und sprang fort. Als sie die Bergschlucht
-hinter sich hatten, sagte das F&uuml;llen zu ihm: &raquo;Setze Dich
-auf meinen R&uuml;cken, denn wir haben noch einen weiten
-Weg,&laquo; und das that Aschenbr&ouml;del.</p>
-
-<p>Nun ging's noch ein weites Ende fort. &raquo;Siehst Du
-Etwas?&laquo; sagte das F&uuml;llen. &raquo;Nein,&laquo; sagte Aschenbr&ouml;del.
-Damit ging's noch ein gutes Ende weiter. &raquo;Siehst Du
-jetzt Etwas?&laquo; fragte das F&uuml;llen wieder. &raquo;Nein,&laquo; sagte
-der Bursch. Als sie nun eine weite, weite Strecke zur&uuml;ckgelegt
-hatten, fragte das F&uuml;llen wieder: &raquo;Siehst Du jetzt
-Etwas?&laquo; &mdash; &raquo;Ja, nun seh' ich etwas Wei&szlig;es schimmern,&laquo;
-sagte Aschenbr&ouml;del: &raquo;es sieht aus wie ein gro&szlig;er, dicker
-Birkenstamm.&laquo; &mdash; &raquo;Da m&uuml;ssen wir hin,&laquo; sagte das F&uuml;llen.
-Als sie nun hinkamen, ri&szlig; das &auml;lteste F&uuml;llen den Stamm
-aus und warf ihn bei Seite. Da &ouml;ffnete sich an der Stelle,
-wo der Stamm gestanden hatte, eine Th&uuml;r &mdash; drinnen
-war ein kleines Zimmer, und in dem Zimmer war nichts
-Anders, als ein kleiner Herd und ein paar B&auml;nke; und
-hinter der Th&uuml;r hing ein altes rostiges Schwert, eine
-Flasche und ein Krug. &raquo;Kannst Du das Schwert schwingen?&laquo;
-fragte das F&uuml;llen. Aschenbr&ouml;del machte einen Versuch,
-aber er konnt's nicht schwingen. Da mu&szlig;te er einen
-Trunk aus der Flasche thun, erst einmal, dann noch einmal,
-und dann noch einmal, und da konnt' er es schwingen
-wie gar Nichts. &raquo;Jetzt musst Du das Schwert mit
-Dir nehmen,&laquo; sagte das F&uuml;llen: und an Deinem Hochzeitstage
-musst Du uns allen sieben damit den Kopf abhauen,
-dann werden wir wieder zu Prinzen, wie wir ehedem
-waren; denn wir sind die Br&uuml;der der Prinzessinn,
-die Du heirathen sollst, wenn Du dem K&ouml;nig sagen kannst,
-Was wir essen, und Was wir trinken; &mdash; ein b&ouml;ser Troll
-hatte diese Ham's<a name="fn1r" id="fn1r"></a><a href="#fn1"><small><sup>1</sup></small></a> auf uns geworfen. Wenn Du uns
-aber dann den Kopf abgehauen hast, musst Du vorsichtig
-jeden Kopf beim Schwanz desjenigen Rumpfes hinlegen,
-auf dem er gesessen; alsdann hat der Zauber keine Macht
-mehr &uuml;ber uns.&laquo; Aschenbr&ouml;del versprach, Alles genau zu
-thun, wie das F&uuml;llen ihm gesagt hatte, und darauf ging
-es wieder fort.</p>
-
-<p>Als sie nun eine lange Strecke Weges zur&uuml;ckgelegt
-hatten, fragte das F&uuml;llen: &raquo;Siehst Du Etwas?&laquo; &mdash;
-&raquo;Nein,&laquo; sagte Aschenbr&ouml;del. Als sie darauf ein gutes Ende
-weiter gekommen waren, fragte das F&uuml;llen wieder: &raquo;Siehst
-Du jetzt Etwas?&laquo; &mdash; &raquo;Nein, ich sehe Nichts,&laquo; sagte
-Aschenbr&ouml;del. Nun ging es viele, viele Meilen weit &uuml;ber
-Berge und &uuml;ber Th&auml;ler. Endlich fragte das F&uuml;llen wieder:
-&raquo;Siehst Du jetzt Etwas?&laquo; &mdash; &raquo;Ja, nun seh' ich
-einen blauen Streifen weit weit in der Ferne,&laquo; sagte
-Aschenbr&ouml;del. &raquo;Das ist ein Flu&szlig;,&laquo; sagte das F&uuml;llen:
-&raquo;da m&uuml;ssen wir hin&uuml;ber.&laquo; &Uuml;ber den Flu&szlig; aber f&uuml;hrte
-eine lange sch&ouml;ne Br&uuml;cke, und als sie auf die andre Seite
-gekommen waren, ging es wieder eine lange Strecke weiter.
-Endlich fragte das F&uuml;llen wieder, ob Aschenbr&ouml;del
-Nichts s&auml;he. Ja, da sah' er weit in der Ferne etwas
-Schwarzes, das sah aus wie ein Kirchthurm. &raquo;Da m&uuml;ssen
-wir hinein,&laquo; sagte das F&uuml;llen.</p>
-
-<p>Als die F&uuml;llen auf den Kirchhof kamen, wurden sie
-wieder in Menschen verwandelt; sie sahen nun aus wie
-K&ouml;nigss&ouml;hne und hatten so pr&auml;chtige Kleider an, da&szlig; es
-glitzerte und blitzerte. Darauf gingen sie in die Kirche
-und empfingen von dem Priester, der vor dem Altar stand,
-Brod und Wein. Aschenbr&ouml;del ging auch mit hinein; und
-als der Priester die H&auml;nde auf die Prinzen gelegt und sie
-gesegnet hatte, gingen sie wieder hinaus, und Aschenbr&ouml;del
-folgte ihnen nach; zuvor aber steckte er eine Flasche mit Wein
-und ein Altarbrod zu sich. Sowie die Prinzen den Kirchhof verlassen
-hatten, waren sie wieder in F&uuml;llen verwandelt, und nun
-ging es wieder desselben Weges zur&uuml;ck, den sie gekommen
-waren, aber noch viel schneller, als vorher. Erst kamen
-sie &uuml;ber die Br&uuml;cke, dann kamen sie zu dem Birkenstamm,
-und dann zu dem alten Weib, das in der Bergschlucht
-sa&szlig; und spann. Es ging aber so schnell, da&szlig; Aschenbr&ouml;del
-nicht h&ouml;ren konnte, Was das alte Weib, das hinter ihm
-herschrie, sagte; so Viel verstand er jedoch, da&szlig; sie ganz
-bitterb&ouml;se war.</p>
-
-<p>Es war beinahe dunkel geworden, als er am Schlo&szlig;
-ankam, und der K&ouml;nig stand auf der Treppe und wartete
-auf ihn. &raquo;Hast Du nun die F&uuml;llen den ganzen Tag treu
-geh&uuml;tet?&laquo; fragte er Aschenbr&ouml;del. &raquo;Ich habe mein Bestes
-gethan,&laquo; antwortete dieser. &raquo;So kannst Du mir denn
-wohl sagen, Was sie essen, und Was sie trinken,&laquo; versetzte
-der K&ouml;nig. Da nahm Aschenbr&ouml;del die Flasche mit
-Wein und das Altarbrod hervor und sprach: &raquo;Da siehst
-Du, Was sie essen, und da siehst Du, Was sie trinken.&laquo;
-&mdash; &raquo;Ja, Du hast sie treu geh&uuml;tet,&laquo; sagte der K&ouml;nig:
-&raquo;und nun sollst Du die Prinzessinn und das halbe Reich
-haben.&laquo; Da wurde denn alsbald eine Hochzeit gefeiert, da&szlig;
-man sich weit und breit davon zu erz&auml;hlen hatte. Als
-sie aber bei Tafel sa&szlig;en, stand der Br&auml;utigam von der
-Bank auf und ging hinunter in den Stall, um, wie er
-sagte, noch Etwas zu holen, das er dort vergessen h&auml;tte.
-Er that nun, wie die F&uuml;llen ihm gesagt hatten, und hau'te
-ihnen allen sieben den Kopf ab, zuerst dem &auml;ltesten, und
-dann den &uuml;brigen, sowie sie auf einander folgten; jeden Kopf
-aber legte er sorgf&auml;ltig bei dem Schwanz desjenigen Rumpfes
-hin, auf dem er gesessen hatte, und sowie er das that, wurden
-alle die F&uuml;llen wieder in Prinzen verwandelt. Als er nun mit
-den sieben Prinzen in den Hochzeitssaal eintrat, war der K&ouml;nig
-so erfreu't, da&szlig; er ihn umarmte und ihn k&uuml;&szlig;te; und seine
-Braut hielt noch mehr von ihm, als sie schon vorher von
-ihm gehalten hatte. &raquo;Das halbe Reich geh&ouml;rt jetzt Dir,&laquo;
-sagte der K&ouml;nig: &raquo;und die andre H&auml;lfte sollst Du nach
-meinem Tode haben; denn meine S&ouml;hne k&ouml;nnen sich jetzt,
-da sie wieder Prinzen geworden sind, selber Land und
-Reich erwerben.&laquo; Nun war die Freude und der Jubel
-erst recht gro&szlig; bei der Hochzeit. Ich war auch mit dabei;
-aber es hatte Niemand Zeit, an mich zu denken: ich
-bekam nichts Anders, als ein Butterbrod, das legte ich
-auf den Ofen, und das Brod verbrannte, und die Butter
-schmolz, und nie habe ich wieder das Allergeringste bekommen.</p>
-
-<hr class="narrow" />
-<h3><a name="kap2" id="kap2"></a>2.</h3>
-
-<div class="center">
-<p class="noindent"><b>Gidske.</b>
-</p>
-</div>
-
-<p>Es war einmal ein Wittmann, der hatte eine Haush&auml;lterinn,
-Namens <span class="wide">Gidske</span>, die wollte ihn gern zum Mann
-haben und lag ihm immer in den Ohren, da&szlig; er sie
-heirathen sollte. Zuletzt wurde der Mann es &uuml;berdr&uuml;ssig;
-aber er wu&szlig;te nicht, wie er's anfangen sollte,
-um sie los zu werden. Nun war es eben um die
-Zeit, da&szlig; der Hanf geschnitten werden sollte, und weil
-Gidske sich immer f&uuml;r so t&uuml;chtig und flink hielt, fing sie
-an, den Hanf zu schneiden und schnitt so lange, bis sie
-schwindlig im Kopf ward von dem strengen Geruch und
-umfiel und auf dem Hanf-Felde liegen blieb. W&auml;hrend
-sie nun da lag und schlief, kam der Mann mit einer
-Schere und schnitt ihr den Rock ganz kurz ab; darnach
-beschmierte er sie erst mit Talg und dann mit Ru&szlig;, so
-da&szlig; sie &auml;rger aussah, als der lebendige Teufel. Als Gidske
-erwachte und sah, wie h&auml;&szlig;lich sie war, kannte sie sich selbst
-nicht mehr. &raquo;Bin ich's, oder bin ich's nicht?&laquo; sagte sie:
-&raquo;Nein, ich kann's nicht sein; denn so h&auml;&szlig;lich bin ich ja
-mein Lebtag nicht gewesen; es mu&szlig; der Teufel sein.&laquo; Um
-nun hier&uuml;ber ins Reine zu kommen, ging sie hin und &ouml;ffnete
-ein klein wenig die Th&uuml;r zu der Stube ihres Herrn
-und fragte: &raquo;Ist Eure Gidske zu Hause?&laquo; &mdash; &raquo;Ei freilich
-ist sie zu Hause!&laquo; sagte der Mann, weil er sie gern quitt
-sein wollte. &raquo;So kann ich also nicht Gidske sein,&laquo; dachte
-sie und sockte fort, und Der sich freu'te, das war der Mann.
-Als sie nun ein gutes Ende gegangen war, kam sie in
-einen gro&szlig;en Wald; da begegneten ihr zwei Spitzbuben.
-&raquo;Mit denen will ich mich ins Geleit geben,&laquo; dachte Gidske:
-&raquo;denn weil ich doch einmal der Teufel bin, so ist das eben
-f&uuml;r mich die rechte Gesellschaft.&laquo; Die Diebe dachten aber
-nicht so, sondern als sie Gidske erblickten, schwangen sie
-die Fersen und machten sich aus dem Staube, so schnell
-sie nur konnten; denn sie glaubten der Leibhaftige w&auml;re
-hinter ihnen her und wollte sie holen; aber es half ihnen
-nicht viel; denn Gidske war langbeinig und schnell zu Fu&szlig;,
-und eh' sie sich's versahen, hatte sie sie eingeholt.</p>
-
-<p>&raquo;Wollt Ihr aufs Stehlen aus, so will ich mit Euch
-und Euch helfen,&laquo; sagte Gidske: &raquo;denn ich wei&szlig; hier in
-der Gegend gut Bescheid.&laquo; Als die Diebe das h&ouml;rten,
-meinten sie, das w&auml;re eine gute Gesellschaft, und waren
-nun nicht l&auml;nger bange.</p>
-
-<p>Sie wollten gern hin und ein Schaf stehlen, sagten
-sie: aber sie w&uuml;&szlig;ten nicht, wo wohl eins zu holen w&auml;re.
-&raquo;Ach, das ist eine Kleinigkeit,&laquo; sagte Gidske: &raquo;Ich habe
-lange bei einem Bauern hier im Wald gedient und kann
-den Schafstall mitten in der Nacht finden.&laquo; Das d&auml;uchte
-den Spitzbuben ganz herrlich, und als sie zu dem
-Schafstall kamen, sollte Gidske hineingehen und herausschicken,
-und sie wollten's drau&szlig;en in Empfang nehmen. Der Schafstall
-lag aber dicht an der Stube, wo der Mann schlief;
-darum ging Gidske ganz leise und behutsam hinein; als
-sie aber drinnen war, schrie sie zu den Dieben hinaus:
-&raquo;<span class="wide">Wollt Ihr einen Bock, oder ein Schaf? Hier
-ist von Allen!</span>&laquo; &mdash; &raquo;Scht! scht!&laquo; sagten die Diebe:
-&raquo;nimm blo&szlig; Einen, der brav fett ist!&laquo; &mdash; &raquo;<span class="wide">Ja, aber
-wollt Ihr einen Bock, oder ein Schaf? Wollt
-Ihr einen Bock, oder ein Schaf? Denn hier ist
-Genug von Allen!</span>&laquo; schrie Gidske. &raquo;So schweig' doch
-still!&laquo; sagten die Diebe: &raquo;nimm blo&szlig; Einen, der brav fett
-ist, dann ist's einerlei, ob's ein Bock, oder ein Schaf ist.&laquo;
-&mdash; &raquo;<span class="wide">Ja, aber wollt Ihr einen Bock, oder ein
-Schaf? Wollt Ihr einen Bock, oder ein Schaf?
-Hier ist Genug von Allen!</span>&laquo; dabei blieb Gidske. &raquo;So
-halt doch Dein Maul und nimm blo&szlig; Einen, der brav fett
-ist, ob's dann ein Bock, oder ein Schaf ist,&laquo; sagten die
-Diebe. Indem kam der Mann, der &uuml;ber den L&auml;rm
-erwacht war, heraus im blo&szlig;en Hemd, und wollte sehen,
-Was da los war. Die Diebe liefen davon, und Gidske
-hinter sie drein, so da&szlig; sie den Mann &uuml;ber den Haufen
-lief. &raquo;So wartet doch! so wartet doch!&laquo; schrie sie. Der
-Mann, der blo&szlig; das schwarze Ungeheuer gesehen hatte, war
-so erschrocken, da&szlig; er anfangs gar nicht wagte, wieder aufzustehen;
-denn er glaubte, es sei der Teufel selber, der aus
-seinem Schafstall gefahren kam. Zuletzt ging er wieder
-ins Haus, weckte alle seine Leute auf und fing mit ihnen
-an, zu lesen und zu beten; denn er hatte geh&ouml;rt, da&szlig; man
-dadurch den Teufel fortbannen k&ouml;nne.</p>
-
-<p>Den andern Abend wollten die Diebe eine fette Gans
-stehlen, und Gidske sollte ihnen den Weg zeigen. Als sie
-nun zum G&auml;nsestall kamen, sollte Gidske hineinsteigen und
-herausschicken, und sie wollten's in Empfang nehmen.
-&raquo;<span class="wide">Wollt Ihr eine Gans, oder einen G&auml;nserich?
-Hier ist genug von Allen!</span>&laquo; schrie Gidske, als sie in
-den Stall gekommen war. &raquo;Scht! scht! nimm blo&szlig; Einen,
-der brav fett ist!&laquo; sagten die Diebe. &raquo;<span class="wide">Ja, aber wollt
-Ihr eine Gans, oder einen G&auml;nserich? Wollt
-Ihr eine Gans, oder einen G&auml;nserich? Hier ist
-Genug von Allen!</span>&laquo; schrie Gidske. &raquo;Still! still! nimm
-blo&szlig; Einen, der brav fett ist, so ist's einerlei, ob's eine
-Gans, oder ein G&auml;nserich ist, und dann halt Dein Maul!&laquo;
-sagten die Diebe. W&auml;hrend nun Gidske rief, und die Diebe
-sie tuschten, fing eine Gans an zu schreien, dann eine zweite,
-und endlich schrien sie alle mit einander, aus vollem Halse.
-Da sprang der Mann heraus und wollte sehen, Was es
-gab &mdash; die Diebe auf und davon, so schnell sie nur konnten,
-und Gidske hinter sie drein wie ein Unwetter, so da&szlig;
-der Bauer glaubte, es sei der lebendige Teufel; denn langbeinig
-war sie, und die R&ouml;cke hielten sie nicht auf. &raquo;So wartet
-doch!&laquo; rief Gidske: &raquo;Ihr k&ouml;nnt ja bekommen, Was Ihr
-wollt, ob's denn eine Gans, oder ein G&auml;nserich ist.&laquo; Aber
-die Spitzbuben hatten keine Zeit, und der Bauer mit seinen
-Leuten fing an zu lesen und zu beten; denn sie glaubten
-alle nicht anders, als da&szlig; der Teufel in dem G&auml;nsestall
-gewesen sei.</p>
-
-<p>Den dritten Tag waren die Diebe mit sammt Gidske
-so hungrig, da&szlig; ihnen der Magen pfiff, und sie beschlossen
-daher, bei einem reichen Bauern, der am Wald wohnte,
-aufs Stabur zu gehen und sich Etwas zu essen zu stehlen.
-Gegen Abend gingen sie hin; die Diebe aber wagten sich
-nicht hinauf, sondern Gidske sollte aufs Stabur gehen und
-herunterschicken, und sie wollten's in Empfang nehmen.
-Als Gidske hinaufkam, war da vollauf von Allem: von
-Fleisch und Speck und Wurst und Erbsenbrod. Die
-Diebe tuschten sie und sagten, sie solle nur einige Lebensmittel
-herauswerfen und nicht viel Gerede machen; denn
-sie w&uuml;&szlig;te wohl, wie's ihnen die beiden vorigen Male
-gegangen w&auml;re. Aber Gidske schrie wieder, da&szlig; es
-nur so schallte: &raquo;<span class="wide">Wollt Ihr Fleisch, oder Speck,
-oder Wurst, oder Erbsenbrod? herrliches Erbsenbrod!
-Ihr k&ouml;nnt kriegen, Was Ihr wollt;
-denn hier ist Genug von Allem!</span>&laquo; Der Mann auf
-dem Geh&ouml;ft, der &uuml;ber das Ger&auml;usch erwachte, kam heraus
-und wollte sehen, Was es gab. Die Diebe davon, so
-schnell sie konnten, und Gidske ihnen nach in einer H&ouml;llenfahrt.
-Als der Mann das Ungeth&uuml;m erblickte, glaubte
-er ebenfalls, der Teufel sei los, denn er hatte geh&ouml;rt, Was
-sich die beiden Abende vorher zugetragen, und er fing an
-zu lesen und zu beten, und mit ihm alle Leute auf dem
-ganzen Geh&ouml;ft, damit sie den Teufel fortbannten.</p>
-
-<p>Am Samstag-Abend wollten die Diebe sich einen
-fetten Bock zum Sonntag stehlen; sie konnten's auch wohl
-n&ouml;thig haben, denn sie hatten schon viele Tage gehungert;
-aber Gidske wollten sie das Mal nicht mit haben, denn sie
-richte doch blo&szlig; Unheil mit ihrem Maul an, sagten sie.
-Als aber am Sonntag-Morgen die Spitzbuben noch nicht
-zur&uuml;ckgekehrt waren, f&uuml;hlte Gidske einen entsetzlichen Hunger
-&mdash; denn sie hatte in drei Tagen fast nicht das Geringste
-genossen &mdash; und ging daher ins R&uuml;benfeld, gnitschte und
-gnatschte und zog sich eine R&uuml;be nach der andern auf. Inde&szlig;
-kam der Mann gegangen, dem das R&uuml;benfeld geh&ouml;rte; wie der
-das schwarze Ungeth&uuml;m sah, das in seinen R&uuml;ben ging
-und gnatschte, glaubte er ebenfalls, es sei der Lebendige. Er
-auf und davon nach Hause, so schnell er nur konnte und erz&auml;hlte,
-da&szlig; der Teufel in seinem R&uuml;benfeld w&auml;re. Als die
-Leute auf dem Geh&ouml;ft das h&ouml;rten, erschraken sie gewaltig
-und glaubten, es w&auml;re am besten, nach dem Pfarrer zu
-schicken, damit er den Teufel festmache. &raquo;Nein, das geht
-nicht an, da&szlig; wir nach dem Pfarrer schicken,&laquo; sagte die
-Hausfrau: &raquo;denn es ist ja Sonntag-Morgen, und da ist er
-noch nicht aufgestanden, und wenn er auch schon aufgestanden
-ist, so kommt er doch nicht, denn er mu&szlig; auf seinen Text
-studiren.&laquo; &mdash;</p>
-
-<p>&raquo;O, ich verspreche ihm ein fettes Mastkalb, dann wird
-er schon kommen,&laquo; sagte der Mann und machte sich auf
-zum Pfarrhof. Als er aber dort ankam, war der Pfarrer
-noch nicht aufgestanden. Das Dienstm&auml;dchen hie&szlig; den Mann
-eintreten, und ging hinauf zum Pfarrer und sagte, es w&auml;re
-unten ein Mann, der w&auml;re so und so und wollte gern ein
-Wort mit dem Herrn Pfarrer sprechen. Als der Pfarrer
-h&ouml;rte, da&szlig; es ein so braver Mann war, der ihn sprechen
-wollte, stand er sogleich auf und kam herunter in Pantoffeln
-und mit der Nachtm&uuml;tze.</p>
-
-<p>Der Mann erz&auml;hlte ihm nun sein Anliegen und sagte,
-der Teufel w&auml;re los in seinem R&uuml;benfeld, und wenn der
-Herr Pfarrer helfen wollte, ihn festzumachen, so wolle er
-ihm auch ein fettes Mastkalb schicken. Ja, der Pfarrer
-war sogleich bereit und wollte nur seinen Burschen rufen,
-da&szlig; er dem Pferd den Sattel auflege, w&auml;hrend er sich
-ankleide. &raquo;Nein, Gevatter, das geht nicht,&laquo; sagte der
-Mann: &raquo;denn der Teufel l&auml;sst nicht auf sich warten, und
-hat er sich erst wieder aus dem Staub gemacht, so h&auml;lt's
-schwer, ihn wieder zu attrapiren; Ihr m&uuml;sst darum sogleich
-mit, wie Ihr geht und steht.&laquo; Der Pfarrer mu&szlig;te nun
-fort in seinen Pantoffeln und mit der Nachtm&uuml;tze; als sie
-aber ins Erlenbruch kamen, war der Boden so locker, da&szlig;
-der Pfarrer in den Pantoffeln nicht fortkonnte. Da lud
-der Mann ihn auf den R&uuml;cken und trug ihn huckepack,
-indem er ganz vorsichtig immer von einem B&uuml;lten auf
-den andern trat. Als sie nun ungef&auml;hr bis in die Mitte
-gekommen waren, bemerkte Gidske die Beiden und glaubte,
-es w&auml;ren die Diebe, welche mit dem Bock k&auml;men. &raquo;Ist
-er brav fett? ist er brav fett?&laquo; schrie sie, da&szlig; es ins
-Holz schallte. &raquo;Ich wei&szlig; den Teufel, ob er fett ist, oder
-mager,&laquo; sagte der Mann: &raquo;willst Du's aber wissen,
-so komm selber und sieh zu!&laquo; und damit warf er den
-Pfarrer mitten in die Plampe und lief davon. Und ist
-der Pfarrer nicht wieder aufgestanden, so liegt er wohl
-noch da.</p>
-
-<hr class="narrow" />
-<h3><a name="kap3" id="kap3"></a>3.</h3>
-
-<div class="center">
-<p class="noindent"><b>Die zw&ouml;lf wilden Enten.</b>
-</p>
-</div>
-
-<p>Es war einmal eine K&ouml;niginn, die fuhr einst bei Winterzeit,
-da frischer Schnee gefallen war, in einem Schlitten.
-Unterweges fing ihr die Nase an zu bluten, und sie
-mu&szlig;te daher aussteigen. W&auml;hrend sie nun da stand und
-sich an einen Zaun lehnte, betrachtete sie ihr rothes Blut
-in dem wei&szlig;en Schnee; da dachte sie bei sich selbst: &raquo;Ich
-habe nun zw&ouml;lf S&ouml;hne, und keine einzige Tochter; h&auml;tte
-ich eine Tochter, so wei&szlig; wie Schnee und so roth wie Blut,
-dann wollt' ich mich um die S&ouml;hne nicht weiter gr&auml;men.&laquo;
-Kaum hatte sie das so leise vor sich hin gesprochen, als
-pl&ouml;tzlich eine Trollhexe vor ihr stand. &raquo;Eine Tochter sollst
-Du bekommen,&laquo; sagte sie: &raquo;und die soll so wei&szlig; sein wie
-Schnee und so roth wie Blut; dann aber sollen Deine
-S&ouml;hne mir geh&ouml;ren; jedoch kannst Du sie so lange bei
-Dir behalten, bis die Tochter getauft ist.&laquo;</p>
-
-<p>Als nun die Zeit kam, da die K&ouml;niginn geb&auml;ren sollte,
-gebar sie eine Tochter, die war wei&szlig; wie Schnee und roth
-wie Blut, so wie das Trollweib es ihr versprochen hatte,
-und darum nannte sie sie <span class="wide">Schneewei&szlig; und Rosenroth</span>.
-Da war nun gro&szlig;e Freude im K&ouml;nigsschlo&szlig;, und am meisten
-von Allen freu'te sich die K&ouml;niginn. Als sie aber gedachte,
-Was sie der alten Trollhexe versprochen hatte, ward
-ihr doch etwas wunderlich ums Herz, und sie schickte zu
-einem Silberschmied, der mu&szlig;te ihr zw&ouml;lf silberne L&ouml;ffel
-verfertigen, einen f&uuml;r jeden Prinzen, und f&uuml;r Schneewei&szlig;
-und Rosenroth lie&szlig; sie auch einen machen. Wie nun die
-Prinzessinn getauft war, wurden die Prinzen in zw&ouml;lf wilde
-Enten verwandelt und flogen davon und wurden nicht mehr
-gesehen; fort waren sie und fort blieben sie. Die Prinzessinn
-wuchs indessen heran und wurde gro&szlig; und au&szlig;erordentlich
-sch&ouml;n; aber sie war immer so in sich selbst gekehrt
-und so schwerm&uuml;thig, und Niemand konnte recht begreifen,
-Was ihr fehlte. Eines Abends, als die K&ouml;niginn auch
-so betr&uuml;bt da sa&szlig; und an ihre S&ouml;hne dachte, sagte sie zu
-Schneewei&szlig; und Rosenroth: &raquo;Warum bist Du immer so
-traurig, meine Tochter? Fehlt Dir Etwas, so sage es mir!
-M&ouml;chtest Du vielleicht gern Etwas haben, so sollst Du es
-bekommen.&laquo; &mdash; &raquo;Ach, liebe Mutter,&laquo; versetzte Schneewei&szlig;
-und Rosenroth: &raquo;es kommt mir hier immer so &ouml;de vor;
-alle andern Kinder haben Geschwister, aber ich habe keine,
-und dar&uuml;ber bin ich so betr&uuml;bt.&laquo; &mdash; &raquo;Meine Tochter,&laquo;
-sagte die K&ouml;niginn: &raquo;Du hast auch Geschwister gehabt;
-denn ich hatte zw&ouml;lf S&ouml;hne, welche Deine Br&uuml;der waren,
-aber ich habe sie alle dahingegeben, um Dich zu bekommen,&laquo;
-und darauf erz&auml;hlte sie ihr, wie sich Alles zugetragen
-hatte.</p>
-
-<p>Als die Prinzessinn h&ouml;rte, wie es ihren Br&uuml;dern
-ergangen war, hatte sie keine Ruhe l&auml;nger zu Hause; und
-wie sehr die Mutter auch weinen und sie bitten mochte,
-es half Alles nichts, sie wollte fort und mu&szlig;te fort, um
-ihre Br&uuml;der wieder aufzusuchen; denn sie glaubte, sie w&auml;re
-allein schuld an ihrem Ungl&uuml;ck; und darum verlie&szlig; sie
-zuletzt heimlich das Schlo&szlig;. Sie wanderte nun so weit
-in die Welt hinaus, da&szlig; Du gar nicht glauben solltest,
-wie eine so zarte Jungfrau so weit zu wandern vermocht
-h&auml;tte.</p>
-
-<p>Einmal war sie die ganze Nacht hindurch in einem
-gro&szlig;en Wald umhergeirrt; gegen Morgen aber wurde sie
-m&uuml;de, setzte sich auf den Rasen hin und schlief ein. Da
-tr&auml;umte ihr, sie ginge noch weiter in den Wald hinein,
-bis sie zu einer kleinen h&ouml;lzernen H&uuml;tte kam, und dort
-drinnen waren ihre Br&uuml;der. Hier&uuml;ber erwachte sie, und
-da sie vor sich einen gebahnten Fu&szlig;steig durch das gr&uuml;ne
-Moos sah, folgte sie diesem, bis sie tiefer im Walde zu
-einem h&ouml;lzernen H&auml;uschen kam, grade so, wie es ihr getr&auml;umt
-hatte.</p>
-
-<p>Als sie hineintrat, war dort Niemand; aber es standen
-da zw&ouml;lf Betten und zw&ouml;lf St&uuml;hle, und auf dem Tisch
-lagen zw&ouml;lf L&ouml;ffel, und von allen Sachen, die sich da vorfanden,
-waren immer zw&ouml;lf St&uuml;cke. Die Prinzessinn war
-nun voller Freude; denn sie konnte sich wohl denken, da&szlig;
-ihre Br&uuml;der da wohnen mu&szlig;ten, und da&szlig; sie es waren,
-denen die Betten und die St&uuml;hle und die L&ouml;ffel geh&ouml;rten.
-Sie machte nun Feuer im Kamin an, fegte die Zimmer
-und machte die Betten, darnach kochte sie Essen und putzte
-Alles aufs beste auf. Und als sie mit dem Kochen fertig
-war und f&uuml;r alle ihre Br&uuml;der zugerichtet hatte, setzte sie
-sich selber hin und a&szlig;, legte dann ihren L&ouml;ffel auf den
-Tisch und kroch unter das Bett des j&uuml;ngsten Bruders.</p>
-
-<p>Kaum war sie hinuntergekrochen, so h&ouml;rte sie ein
-gewaltiges Sausen in der Luft, und bald darauf kamen
-zw&ouml;lf wilde Enten angeflogen; aber sowie sie &uuml;ber
-die Th&uuml;rschwelle kamen, verwandelten sie sich augenblicklich
-in die Prinzen, ihre Br&uuml;der. &raquo;Ach wie gut hier Alles
-aufger&auml;umt, und wie es hier so sch&ouml;n warm ist!&laquo; sagten
-sie: &raquo;Gott lohne Dem, der uns die Stube so sch&ouml;n geheizt
-und so herrliches Essen f&uuml;r uns gekocht hat!&laquo; und
-darauf nahm jeder seinen silbernen L&ouml;ffel, um damit zu
-essen; aber wie jeder den seinigen genommen hatte, blieb
-doch noch einer zur&uuml;ck, und der war den &uuml;brigen so &auml;hnlich,
-da&szlig; sie ihn nicht davon unterscheiden konnten. Da sahen
-die Prinzen einander an und verwunderten sich sehr. &raquo;Das
-ist der L&ouml;ffel unsrer Schwester,&laquo; sagten sie: &raquo;und ist der
-L&ouml;ffel hier, so kann sie selber auch nicht weit sein.&laquo; &mdash;</p>
-
-<p>&raquo;Ist es unsre Schwester, und sie findet sich hier,&laquo;
-sagte der &auml;lteste: &raquo;so soll sie get&ouml;dtet werden; denn sie ist
-schuld an all unserm Ungl&uuml;ck.&laquo; &mdash; &raquo;Nein,&laquo; sagte der
-j&uuml;ngste: &raquo;es w&auml;re S&uuml;nde, sie zu t&ouml;dten, sie kann ja nichts
-daf&uuml;r, da&szlig; wir &Uuml;bles erdulden; sollte Jemand daran
-schuld sein, so ist es Niemand anders, als unsre eigne
-Mutter.&laquo;</p>
-
-<p>Sie fingen nun an zu suchen, sowohl oben, als unten,
-und zuletzt suchten sie auch unter allen Betten, und
-als sie zu dem Bett des j&uuml;ngsten Prinzen kamen, fanden sie
-die Prinzessinn, und zogen sie hervor. Der &auml;lteste Prinz wollte
-nun wieder, sie sollte get&ouml;dtet werden; aber sie bat gar zu flehentlich
-und sagte: &raquo;Ach, t&ouml;dtet mich doch nicht! ich bin viele
-Jahre lang herumgewandert, um Euch aufzusuchen, und
-wenn ich Euch erl&ouml;sen k&ouml;nnte, wollte ich gern mein Leben
-daf&uuml;r lassen.&laquo; &mdash; &raquo;Ja wenn Du uns erl&ouml;sen willst,&laquo; sagten
-sie: &raquo;so sollst Du das Leben behalten; denn wenn Du
-willst, so kannst Du es.&laquo; &mdash; &raquo;Ja, sagt mir nur, wie ich
-es machen soll, dann will ich Alles thun, was Ihr verlangt,&laquo;
-sagte die Prinzessinn. &raquo;Dann musst Du die Dunen
-von der Butterblume sammeln,&laquo; sagten die Prinzen:
-&raquo;und die musst Du kratzen und spinnen und weben, und
-wenn das Gewebe fertig ist, musst Du es zuschneiden und
-zw&ouml;lf M&uuml;tzen, zw&ouml;lf Hemden, und zw&ouml;lf Halst&uuml;cher davon
-machen, f&uuml;r jeden von uns ein St&uuml;ck; aber in der Zeit,
-da&szlig; Du damit besch&auml;ftigt bist, darfst Du weder sprechen,
-noch weinen, noch lachen; kannst Du das, so sind wir erl&ouml;s't.&laquo;
-&mdash; &raquo;Wo soll ich aber die vielen Dunen zu all den
-Hemden, M&uuml;tzen und T&uuml;chern herbekommen?&laquo; fragte Schneewei&szlig;
-und Rosenroth. &raquo;Das sollst Du schon erfahren,&laquo;
-sagten die Prinzen, und darauf f&uuml;hrten sie sie hinaus auf
-eine gro&szlig;e, gro&szlig;e Wiese; da standen so viele Butterblumen
-mit wei&szlig;en Dunen, die nickten im Winde und gl&auml;nzten
-im Sonnenschein, da&szlig; man den <ins title="original has Ganz">Glanz</ins> schon weit in der
-Ferne sehen konnte. Noch nie hatte die Prinzessinn zuvor
-so viele Butterblumen gesehen, und sie fing sogleich
-an zu pfl&uuml;cken und zu sammeln, so Viel sie nur fortschaffen
-konnte; und als sie am Abend zu Hause kam, begann sie
-sogleich, die Dunen zu kratzen und Garn davon zu spinnen.
-So fuhr sie eine lange Zeit fort, sie sammelte jeden
-Tag die Dunen der Butterblumen und kratzte und
-spann sie, und dabei wartete sie zugleich den Prinzen auf:
-sie kochte f&uuml;r sie und machte ihnen die Betten; und jeden
-Abend kamen ihre Br&uuml;der als wilde Enten nach Hause
-geflogen, und des Nachts waren sie Prinzen, des Morgens
-aber flogen sie wieder als wilde Enten davon.</p>
-
-<p>Nun geschah es einmal, als Schneewei&szlig; und Rosenroth
-auf die Wiese gegangen war, um sich Dunen
-von der Butterblume zu sammeln &mdash; wenn ich nicht irre,
-so war es das letzte Mal, da&szlig; sie welche sammeln wollte
-&mdash; da&szlig; der junge K&ouml;nig, der das Land regierte, auf der
-Jagd war, und nach der Wiese ritt, wo Schneewei&szlig; und
-Rosenroth war. Als der K&ouml;nig sie erblickte, wunderte
-er sich sehr &uuml;ber die sch&ouml;ne Jungfrau, welche da ging und
-die Dunen der Butterblume sammelte. Er hielt still und
-redete sie an; da er aber keine Antwort von ihr erhielt,
-ward seine Verwunderung noch gr&ouml;&szlig;er, und weil ihm das
-M&auml;dchen so wohl gefiel, wollte er sie mit sich auf sein
-Schlo&szlig; f&uuml;hren und sie zu seiner Gemahlinn nehmen. Er
-gab daher seinen Dienern den Befehl, sie auf sein Pferd
-zu setzen; Schneewei&szlig; und Rosenroth aber rang ihre H&auml;nde
-und deutete auf die S&auml;cke, worin sie ihre Arbeit hatte; und
-als der K&ouml;nig begriffen hatte, Was sie meinte, befahl er seinen
-Dienern, auch die S&auml;cke mit aufzuladen. Als das geschehen
-war, gab die Prinzessinn sich nach und nach zufrieden;
-denn der K&ouml;nig war ein sehr sch&ouml;ner Mann, und er war
-so sanft und so freundlich gegen sie. Als sie aber aufs
-Schlo&szlig; kamen, und die alte K&ouml;niginn, die Stiefmutter des
-jungen K&ouml;nigs, Schneewei&szlig; und Rosenroth erblickte, ward
-sie so neidisch und so aufgebracht &uuml;ber ihre gro&szlig;e Sch&ouml;nheit
-und sagte zum K&ouml;nig: &raquo;Siehst Du denn nicht, da&szlig;
-es eine Trollhexe ist, die Du mitgebracht hast? denn sie
-kann ja weder sprechen, noch lachen, noch weinen.&laquo; Der
-K&ouml;nig aber bek&uuml;mmerte sich nicht darum, was seine Mutter
-sagte, sondern hielt Hochzeit mit der sch&ouml;nen Jungfrau
-und lebte mit ihr herrlich und vergn&uuml;gt; sie aber unterlie&szlig;
-nicht, fortw&auml;hrend an den Hemden zu n&auml;hen.</p>
-
-<p>Ehe das Jahr um war, kam Schneewei&szlig; und Rosenroth
-mit einem Prinzen nieder; dar&uuml;ber wurde die alte
-K&ouml;niginn noch neidischer und noch mehr erbittert, und als
-es Nacht wurde, schlich sie sich, w&auml;hrend die junge K&ouml;niginn
-schlief, in ihr Zimmer, nahm ihr das Kind weg und
-warf es in die Schlangengrube; darnach schnitt sie sie in
-den Finger, bestrich ihr mit dem Blute den Mund und
-ging dann hinein zum K&ouml;nig und sprach: &raquo;Komm jetzt
-und siehe, was es f&uuml;r Eine ist, die Du zur Gemahlinn
-genommen hast; jetzt hat sie ihr eignes Kind gefressen.&laquo;
-Da ward der K&ouml;nig so betr&uuml;bt, da&szlig; er beinahe Thr&auml;nen
-vergo&szlig;, und er sagte: &raquo;Ja, es mu&szlig; wohl wahr sein, weil ich
-es vor meinen eignen Augen sehe; aber sie thut es gewi&szlig;
-nicht wieder; dieses Mal will ich sie schonen.&laquo;</p>
-
-<p>Ehe das Jahr um war, gebar die K&ouml;niginn wieder
-einen Sohn, und mit diesem ging es eben so, wie mit
-dem ersten. Die Stiefmutter des K&ouml;nigs ward diesmal
-noch neidischer und noch mehr erbittert; sie schlich sich in
-der Nacht wieder in das Zimmer der jungen K&ouml;niginn,
-w&auml;hrend diese schlief, nahm ihr das Kind weg und warf
-es in die Schlangengrube, schnitt darauf die K&ouml;niginn in den
-Finger, bestrich ihr mit dem Blute den Mund und sagte dann
-zum K&ouml;nig, seine Gemahlinn h&auml;tte wieder ihr eignes Kind
-gefressen. Da ward der K&ouml;nig so betr&uuml;bt, da&szlig; Du's gar
-nicht glauben kannst, und er sagte: &raquo;Ja, es mu&szlig; wohl
-wahr sein, weil ich es vor meinen eignen Augen sehe;
-aber sie wird es gewi&szlig; nicht wieder thun; dieses eine Mal
-will ich sie noch schonen.&laquo;</p>
-
-<p>Ehe das Jahr wieder um war, kam Schneewei&szlig; und
-Rosenroth mit einer Tochter danieder, und die nahm die
-alte K&ouml;niginn ebenfalls und warf sie in die Schlangengrube,
-w&auml;hrend die junge K&ouml;niginn schlief, schnitt sie in
-den Finger, bestrich ihr mit dem Blute den Mund und
-ging dann wieder zum K&ouml;nig und sprach: &raquo;Komm jetzt
-und siehe, ob es nicht wahr ist, Was ich sage, da&szlig; sie
-eine Trollhexe ist; denn jetzt hat sie auch ihr drittes Kind
-aufgefressen.&laquo; Da ward der K&ouml;nig so betr&uuml;bt, da&szlig; es
-gar nicht zu sagen ist; denn jetzt konnte er sie nicht l&auml;nger
-schonen, sondern mu&szlig;te den Befehl geben, sie lebendig
-zu verbrennen. Als nun der Scheiterhaufen in Flammen
-stand, und sie hinaufsteigen sollte, gab sie durch Mienen
-und Geberden zu verstehen, sie sollten zw&ouml;lf Bretter nehmen
-und sie um den Scheiterhaufen legen, und darauf
-legte sie die Hemden und die M&uuml;tzen und die T&uuml;cher ihrer
-Br&uuml;der; aber an dem Hemd des j&uuml;ngsten Bruders fehlte
-noch der linke Arm, den hatte sie nicht fertig bekommen
-k&ouml;nnen. Kaum war dies geschehen, so h&ouml;rte man ein Sausen
-und ein Brausen in der Luft, und darauf kamen zw&ouml;lf
-wilde Enten &uuml;ber den Wald her geflogen, und jede von
-ihnen nahm ein Hemd, eine M&uuml;tze und ein Halstuch in
-den Schnabel und flog damit fort. &raquo;Siehst Du nun,&laquo;
-sagte die b&ouml;se Stiefmutter zu dem K&ouml;nig: &raquo;da&szlig; sie eine
-Trollhexe ist? Mach jetzt schnell und verbrenne sie, ehe die
-Flammen das Holz verzehren.&laquo; &mdash; &raquo;Damit hat's noch
-keine Eile,&laquo; sagte der K&ouml;nig: &raquo;denn Holz haben wir genug,
-und ich habe gro&szlig;e Lust, zu sehen, Was das Ende
-hievon sein wird.&laquo; In demselben Augenblick kamen die
-Prinzen geritten, so sch&ouml;n und so wohlgebildet, wie man
-sie nur sehen kann; der j&uuml;ngste Prinz aber hatte anstatt
-des linken Arms einen Entenfl&uuml;gel. &raquo;Was habt Ihr hier
-vor?&laquo; fragten die Prinzen. &raquo;Meine Gemahlinn soll verbrannt
-werden,&laquo; sagte der K&ouml;nig: &raquo;weil sie eine Trollhexe
-ist und ihre eignen Kinder gefressen hat.&laquo; &mdash; &raquo;Sie hat
-ihre Kinder nicht gefressen,&laquo; sagten die Prinzen: &raquo;Sprich
-jetzt, Schwester! Nun hast Du uns errettet, errette jetzt
-Dich selbst!&laquo; Da sprach Schneewei&szlig; und Rosenroth und
-erz&auml;hlte, wie Alles sich zugetragen hatte, und da&szlig; jedesmal,
-wenn sie ins Kindbette gekommen, die alte K&ouml;niginn
-sich in ihr Zimmer geschlichen und ihr das Kind weggenommen,
-und sie darnach in den Finger geschnitten und
-ihr mit dem Blute den Mund bestrichen h&auml;tte. Und die
-Prinzen nahmen den K&ouml;nig und f&uuml;hrten ihn hinaus zu
-der Schlangengrube; da lagen die drei Kinder und spielten
-mit den Schlangen und den Nattern, und sch&ouml;nere
-Kinder, als die waren, konnte man gar nicht sehen. Da
-nahm der K&ouml;nig sie mit sich und brachte sie zu seiner Stiefmutter
-und fragte sie, was Der wohl f&uuml;r eine Strafe verdient
-h&auml;tte, der im Sinne gehabt, eine unschuldige K&ouml;niginn
-und drei so allerliebste Kinder zu verrathen. &raquo;Der
-verdiente, da&szlig; er von zw&ouml;lf wilden Pferden in St&uuml;cke zerrissen
-w&uuml;rde,&laquo; sagte die alte K&ouml;niginn. &raquo;Du hast selbst
-das Urtheil gesprochen, und selber sollst Du die Strafe erleiden,&laquo;
-sagte der K&ouml;nig; und darauf wurde die alte b&ouml;se
-K&ouml;niginn an zw&ouml;lf wilde Pferde gebunden und in St&uuml;cke
-zerrissen. Schneewei&szlig; und Rosenroth aber reis'te mit dem
-K&ouml;nig, ihrem Gemahl, und ihren Kindern und den zw&ouml;lf
-Prinzen, ihren Br&uuml;dern, nach Hause zu ihren &Auml;ltern und
-erz&auml;hlte ihnen, was ihr Alles begegnet war; und nun war
-lauter Freude und Jubel im ganzen K&ouml;nigreich, weil die
-Prinzessinn errettet war, und sie auch ihre zw&ouml;lf Br&uuml;der
-erl&ouml;s't hatte.</p>
-
-<hr class="narrow" />
-<h3><a name="kap4" id="kap4"></a>4.</h3>
-
-<div class="center">
-<p class="noindent"><b>Der Meisterdieb.</b>
-</p>
-</div>
-
-<p>Es war einmal ein Kathenmann, der hatte drei S&ouml;hne;
-er hatte ihnen aber kein Erbe zu geben und war so arm,
-da&szlig; er sie nicht einmal ein Gewerbe konnte lernen lassen.
-Da sagte er eines Tages zu ihnen, sie m&uuml;&szlig;ten selber zusehen,
-wie sie fortk&auml;men, und k&ouml;nnten lernen, wozu sie
-Lust h&auml;tten, und reisen, wohin sie wollten, er wolle sie
-gern noch eine Strecke auf den Weg begleiten. Und das
-that er denn auch, er begleitete sie bis da, wo drei Wege
-sich theilten; da nahmen die S&ouml;hne von dem Vater Abschied,
-und jeder zog seine Stra&szlig;e. Wo die beiden &auml;ltesten
-geblieben sind, habe ich nie erfahren k&ouml;nnen; aber der
-j&uuml;ngste marschirte tapfer drauf zu und kam weit hinaus
-in die Welt.</p>
-
-<p>Eines Nachts, als er durch einen gro&szlig;en Wald marschirte,
-kam ein gewaltiges Unwetter &uuml;ber ihn; es weh'te
-und st&ouml;berte so heftig, da&szlig; er fast die Augen im Kopf
-nicht offen halten konnte, und eh' er sich recht besann, war
-er in die Irre gekommen und konnte weder Weg, noch
-Steg mehr finden. Zuletzt erblickte er weit hin im Walde
-einen Lichtschimmer; er ging grade darauf zu und kam
-endlich zu einem gro&szlig;en Geb&auml;ude, in welchem ein helles
-Feuer auf dem Herd brannte, woraus er schlie&szlig;en konnte,
-da&szlig; die Leute noch nicht zu Bett gegangen waren. Er
-trat hinein, und drinnen war eine alte Frau, die puttelte
-da herum.</p>
-
-<p>&raquo;Guten Abend!&laquo; sagte der Bursch. &raquo;Guten Abend!&laquo;
-sagte die Frau. &raquo;Hutetu! es ist so b&ouml;ses Wetter drau&szlig;en
-die Nacht!&laquo; sagte der Bursch. &raquo;Das ist wahr,&laquo;
-sagte die Frau. &raquo;Kann ich hier keine Herberge die Nacht
-kriegen?&laquo; fragte der Bursch. &raquo;Hier ist keine gute Herberge
-f&uuml;r Dich,&laquo; sagte die Frau: &raquo;denn kommen die Leute
-zu Hause und finden Dich hier, so t&ouml;dten sie Dich und
-mich dazu.&laquo; &mdash; &raquo;Was sind es denn f&uuml;r Leute, die hier
-wohnen?&laquo; fragte der Bursch. &raquo;Ach, es sind lauter R&auml;uber
-und Spitzbuben,&laquo; sagte die Frau: &raquo;mich haben sie
-geraubt, als ich noch ganz klein war, und nun mu&szlig; ich
-ihnen die Wirthschaft f&uuml;hren.&laquo; &mdash; &raquo;Ich glaube, ich nehme
-hier gleichwohl Quartier,&laquo; sagte der Bursch: &raquo;es mag
-gehen, wie es will; denn hinaus will ich nicht wieder bei
-Nachtzeit in solchem Unwetter.&laquo; &mdash; &raquo;Am schlimmsten ist
-das immer f&uuml;r Dich selbst,&laquo; sagte die Frau.</p>
-
-<p>Der Bursch legte sich darauf in ein Bett, das da stand,
-aber er h&uuml;tete sich wohl, da&szlig; er einschlief. Bald darnach
-kamen die R&auml;uber an, und das alte Weib erz&auml;hlte
-ihnen sogleich, es w&auml;r' ein fremder Kerl ins Haus gekommen,
-der h&auml;tte nicht wieder fort wollen.</p>
-
-<p>&raquo;Hast Du nicht gesehen, ob er Geld bei sich hatte?&laquo;
-fragten die R&auml;uber. &raquo;Ja, der und Geld, der Lump!&laquo;
-sagte die Frau: &raquo;er hat kaum Kleider auf dem Leibe.&laquo;
-Die R&auml;uber fl&uuml;sterten nun mit einander, Was wohl mit
-ihm anzufangen w&auml;re, ob sie ihn t&ouml;dten sollten, oder Was
-sie sonst mit ihm anfangen sollten. Indessen stand der
-Bursch auf und fragte sie, ob sie nicht einen Knecht gebrauchen
-k&ouml;nnten, denn er h&auml;tte gro&szlig;e Lust, bei ihnen zu
-dienen. &raquo;Ja,&laquo; sagten sie: &raquo;wenn Du Lust hast und das
-Handwerk treiben willst, das wir treiben, so kannst Du
-bei uns in Dienst kommen.&laquo; &mdash; &raquo;Ja, es ist ganz einerlei,
-was es f&uuml;r ein Handwerk ist,&laquo; sagte der Bursch:
-&raquo;denn als ich von Hause abreis'te, sagte mein Vater zu
-mir, ich k&ouml;nnte lernen, Was ich selber wollte.&laquo; &mdash; &raquo;Hast
-Du denn Lust, das Stehlen zu lernen?&laquo; sagten die R&auml;uber.
-&raquo;Ja,&laquo; sagte der Bursch: &raquo;das Handwerk m&ouml;cht' ich
-wohl lernen.&laquo;</p>
-
-<p>Nun wohnte nicht weit davon ein Mann, der hatte
-drei Ochsen; einen davon wollte er zur Stadt bringen und
-ihn verkaufen, und das hatten die R&auml;uber ausspionirt. Da
-sagten sie zu dem Burschen, wenn er im Stande w&auml;re,
-dem Mann unterweges den Ochsen zu stehlen, so da&szlig; er's
-nicht gewahr w&uuml;rde, und ohne da&szlig; er ihm Was zu Leide
-th&auml;te, so wollten sie ihn in Dienst nehmen, sonst nicht.
-Der Bursch sagte, er wollt's versuchen, und nahm mit sich
-einen sch&ouml;n gearbeiteten Schuh mit silberner Schnalle, welchen
-er da vorfand, den setzte er in den Weg hin, wo der
-Mann mit der Kuh herkommen sollte, ging dann etwas
-tiefer in den Wald hinein und verbarg sich unter einen
-Strauch. Es dauerte nicht lange, so kam der Mann an.
-&raquo;Das w&auml;re ja ein ganz h&uuml;bscher Schuh!&laquo; sagte er: &raquo;h&auml;tte
-ich blo&szlig; den andern dazu, so wollt' ich beide mit nach
-Hause nehmen, dann glaub' ich, w&uuml;rde meine Altsche wohl
-einmal gutes Sinnes,&laquo; denn er hatte eine sehr b&ouml;se und
-schlimme Frau, und zwischen Schl&auml;ge und Pr&uuml;gel, die er
-von ihr bekam, war immer keine lange Zeit. Nun meinte
-er aber, k&ouml;nne er mit dem einen Schuh doch Nichts anfangen,
-wenn er nicht den andern dazu h&auml;tte; darum lie&szlig;
-er ihn stehen und ging weiter. Da nahm der Bursch den
-Schuh und eilte, da&szlig; er dem Mann vorauskam, indem
-er durch den Wald lief, so da&szlig; jener ihn nicht sehen
-konnte, und setzte den Schuh wieder vor ihm in den Weg
-hin. Als der Mann mit seinem Ochsen ankam und den
-Schuh sah, war er so verdrie&szlig;lich, da&szlig; er so dumm gewesen
-war und vorhin den andern Schuh nicht mitgenommen
-hatte. &raquo;Ich mu&szlig; wohl nur zur&uuml;cklaufen und den
-andern nachholen,&laquo; sagte er bei sich selbst und band den
-Ochsen an einen Zaun fest: &raquo;so krieg' ich doch mal ein
-paar gute Schuh f&uuml;r meine Altsche; vielleicht, da&szlig; sie
-dann gutes Sinnes wird.&laquo;</p>
-
-<p>Er ging nun zur&uuml;ck und suchte nach dem Schuh die
-L&auml;nge und die Breite; aber all sein Suchen war umsonst;
-zuletzt mu&szlig;te er denn mit dem einen Schuh zur&uuml;ckgehen.
-Indessen hatte sich aber der Bursch mit dem Ochsen davon
-gemacht. Als der Mann zur&uuml;ckkam und sah, da&szlig;
-der Ochs fort war, fing er an zu weinen und zu
-lamentiren; denn er war so bange vor seiner Frau und f&uuml;rchtete,
-sie m&ouml;chte ihn todtschlagen, wenn sie erf&uuml;hre, da&szlig;
-der Ochs fort war. Da fiel es ihm aber ein, da&szlig; er
-noch zwei andre Ochsen im Stall hatte, und er ging zur&uuml;ck
-nach Hause, nahm den einen Ochsen und machte sich
-damit auf nach der Stadt, ohne da&szlig; die Frau Etwas davon
-gewahr ward. Das hatten aber die R&auml;uber wieder
-ausspionirt und sagten daher zu dem Burschen, wenn er
-dem Mann auch den zweiten Ochsen stehlen k&ouml;nnte, ohne
-da&szlig; er es merkte, und ohne da&szlig; er ihm Was zu Leide
-th&auml;te, so sollte er Ihresgleichen sein. Ja, meinte der
-Bursch, das w&auml;re eben nicht schwer.</p>
-
-<p>Diesmal aber nahm er einen Strick mit und h&auml;ngte
-sich mitten auf dem Wege, wo der Mann vorbei mu&szlig;te,
-unter den Armen auf. Als nun der Mann mit seinem
-Ochsen ankam und ihn da hangen sah, ward er ein wenig
-verdutzt und sagte: &raquo;Dir mu&szlig; schwer zu Sinn gewesen
-sein, guter Freund, da&szlig; Du Dich da aufgekn&uuml;pft
-hast; meinetwegen aber magst Du da hangen, so lange
-Du willst; denn ich kann Dir doch kein Leben wieder einblasen,&laquo;
-und damit ging er weiter mit seinem Ochsen.
-Als er fort war, sprang der Bursch wieder herunter vom
-Baum, lief einen Richtsteig, so da&szlig; er dem Mann vorauskam
-und h&auml;ngte sich wieder mitten im Wege auf. &raquo;Ob
-Dir wirklich so schwer zu Sinn gewesen ist, da&szlig; Du Dich
-da aufgekn&uuml;pft hast, oder ob es blo&szlig; bei mir spukt?&laquo;
-sagte der Mann: &raquo;Meinetwegen aber magst Du da hangen,
-so lange Du willst, ob Du nun ein Gespenst bist,
-oder Was Du sonst sein magst,&laquo; und damit ging er weiter
-mit seinem Ochsen. Der Bursch machte es wieder eben
-so, wie das vorige Mal, h&uuml;pfte herunter vom Baum,
-lief den Richtsteig durch den Wald und h&auml;ngte sich wieder
-mitten im Wege auf. Als der Mann ihn gewahr ward,
-sagte er bei sich selbst: &raquo;Das ist ja eine gr&auml;&szlig;liche Geschichte!
-Sollte ihnen denn so schwer zu Sinn gewesen
-sein, da&szlig; sie sich alle drei aufgekn&uuml;pft haben? Ich kann's
-aber nicht mal glauben, es spukt wohl blo&szlig; bei mir.&laquo;
-&raquo;Nun will ich aber Gewi&szlig;heit haben,&laquo; sagte er: &raquo;Hangen
-die andern Beiden noch da, dann ist's wirklich so;
-hangen sie aber nicht da, so ist's nichts Anders, als Spuk,&laquo;
-und damit band er seinen Ochsen fest und lief zur&uuml;ck, um
-zu sehen, ob sie noch da hingen. W&auml;hrend er nun
-nach allen B&auml;umen hinaufguckte, sprang der Bursch wieder
-herunter, nahm den Ochsen und machte sich damit aus
-dem Staube. Als der Mann zur&uuml;ckkam und sah, da&szlig;
-der Ochs fort war, da war's P&auml;ckchen wieder fertig: er
-fing an zu weinen und zu lamentiren; endlich aber gab
-er sich doch zufrieden, denn er dachte bei sich selbst: &raquo;Da
-ist kein andrer Rath, ich mu&szlig; wieder nach Hause und den
-dritten Ochsen auch holen, ohne da&szlig; meine Frau es
-gewahr wird, und mu&szlig; dann versuchen, ihn um so viel
-besser zu verhandeln, damit ich wieder zu meinem Schaden
-komme.&laquo; Er ging nun zur&uuml;ck und holte sich auch den
-dritten Ochsen, ohne da&szlig; seine Frau es gewahr ward. Die
-R&auml;uber wu&szlig;ten aber wieder sehr gut Bescheid und sagten
-zu dem Burschen, wenn er ihm nun auch diesmal
-den Ochsen stehlen k&ouml;nnte, ohne da&szlig; der Mann es merkte,
-und ohne da&szlig; er ihm Was zu Leide th&auml;te, so sollte er
-Meister sein &uuml;ber sie alle zusammen.</p>
-
-<p>Der Bursch machte sich wieder auf und lief in den Wald;
-und als der Mann mit dem Ochsen daher kam, fing er
-an zu br&uuml;llen wie ein andrer gro&szlig;er Ochs. Als der
-Mann das h&ouml;rte, ward er froh, denn er meinte, seinen
-Mastochsen an der Stimme zu erkennen, und glaubte, nun
-w&uuml;rde er sie alle beide wieder bekommen, band den dritten
-Ochsen fest und lief abseits in den Wald und suchte da
-herum. W&auml;hrend dessen aber machte der Bursch sich auch
-mit dem dritten Ochsen davon. Als der Mann zur&uuml;ckkam
-und sah, da&szlig; der auch fort war, ward ihm ganz
-hutlig zu Muthe; er weinte und lamentirte und lie&szlig; sich
-in vielen Tagen nicht wieder zu Hause sehen; denn er
-war bange, seine Frau m&ouml;chte ihn rein todtschlagen.
-Den R&auml;ubern aber wollte es gar nicht behagen, da&szlig; sie
-nun den Burschen als Meister &uuml;ber sich alle zusammen anerkennen
-sollten.</p>
-
-<p>Nun gedachten sie einmal einen Streich auszuf&uuml;hren,
-den der Bursch ihnen nicht sollte nachmachen k&ouml;nnen; sie
-reis'ten daher alle mit einander fort und lie&szlig;en ihn allein
-zur&uuml;ck.</p>
-
-<p>Das Erste, was der Bursch that, als die Andern das
-Haus verlassen hatten, war, da&szlig; er alle die drei Ochsen
-hinausjagte, worauf diese wieder nach dem Stall des Mannes,
-dem er sie genommen hatte, zur&uuml;ckliefen, und Der
-sich freu'te, das war der Mann, kannst Du glauben.
-Darauf nahm er alle Pferde, welche die R&auml;uber hatten,
-und belud sie mit dem Besten, was er vorfand, mit Gold
-und Silber und Kleidern und andern pr&auml;chtigen Sachen,
-und sagte dann zu der Frau, sie solle die R&auml;uber nur
-von ihm gr&uuml;&szlig;en, er lie&szlig;e sich vielmal bedanken, und er
-reise jetzt fort; aber es sollte ihnen schwer fallen, ihn wieder
-einzuholen, und damit reis'te er ab.</p>
-
-<p>Wie er nun eine lange Zeit gereis't hatte, kam er
-wieder auf den Weg, von wo er zuerst in den Wald zu
-den R&auml;ubern gekommen war, und diesen verfolgte er so
-lange, bis er wieder in das Dorf kam, wo sein Vater
-wohnte. Zuvor aber zog er sich eine Montirung an, die
-grade wie f&uuml;r einen General gemacht war, die hatte er
-unter den Sachen gefunden, die er von den R&auml;ubern mitgenommen,
-und damit fuhr er auf den Hof, wie ein gro&szlig;er
-Herr. Dort stieg er ab und ging in's Haus zu seinem
-Vater und fragte ihn, ob er keine Herberge bei ihm
-bekommen k&ouml;nne. Nein, das k&ouml;nne er ganz und gar nicht.
-&raquo;Wie sollte ich wohl Herberge haben f&uuml;r einen so gro&szlig;en
-Herrn?&laquo; sagte der Mann: &raquo;ich habe kaum Betten, worauf
-ich selbst liegen kann, und die sind noch dazu schlecht genug.&laquo;
-&mdash; &raquo;Du bist immer ein harter Mann gewesen, und
-das bist Du auch noch,&laquo; sagte der Bursch: &raquo;da Du Deinem
-eignen Sohn nicht einmal Herberge geben willst.&laquo; &mdash;
-&raquo;Bist Du denn mein Sohn?&laquo; fragte der Mann. &raquo;Kennst
-Du mich denn nicht mehr?&laquo; sagte der Bursch. Ja, da
-erkannte er ihn wieder. &raquo;Aber Was hast Du denn gelernt,
-da&szlig; Du in der Geschwindigkeit ein solcher Kerl
-geworden bist?&laquo; fragte ihn der Vater. &raquo;Das will ich Dir
-sagen,&laquo; versetzte der Bursch: &raquo;Du sagtest ja, ich k&ouml;nnte
-lernen, wozu ich Lust h&auml;tte, und da gab ich mich denn
-bei R&auml;ubern und Spitzbuben in die Lehre, und nun hab'
-ich meine Lehrzeit ausgestanden und bin Meisterdieb geworden.&laquo;</p>
-
-<p>Nun wohnte dicht neben seinem Vater der Amtmann,
-der hatte ein gro&szlig;es, herrliches Schlo&szlig; und so viel Geld,
-da&szlig; er's nicht z&auml;hlen konnte, und dann hatte er auch
-eine Tochter, die war von au&szlig;erordentlicher Sch&ouml;nheit;
-die wollte nun der Meisterdieb gern haben und sagte zu
-seinem Vater, er solle zum Amtmann gehen und seine
-Tochter f&uuml;r ihn begehren. &raquo;Wenn er Dich fragen
-sollte, was f&uuml;r ein Handwerk ich treibe, so kannst Du
-nur sagen, ich sei Meisterdieb,&laquo; sagte er. &raquo;Ich glaube,
-Du bist toll und verr&uuml;ckt,&laquo; sagte der Mann: &raquo;denn
-klug kannst Du unm&ouml;glich sein, wenn Du solche Narrheit
-im Kopf hast.&laquo; Ja, er solle und m&uuml;sse zum Amtmann
-gehen und ihn um seine Tochter bitten, es w&auml;re
-kein andrer Rath, sagte der Bursch. &raquo;Das thu' ich wahrhaftig
-nicht!&laquo; sagte der Vater: &raquo;Wie kann ich wohl zum
-Amtmann gehen, der so reich ist und so viel Geld hat,
-und f&uuml;r Dich um seine Tochter bitten? das geht mein
-Lebtag nicht an!&laquo; Es half aber nichts, er sollte und
-mu&szlig;te hin, und wenn er nicht mit Gutem wollte, so
-sollte er mit Gewalt, sagte der Meisterdieb. Da ging
-der Mann fort und kam weinend und heulend zum Amtmann.
-&raquo;Was fehlt Dir?&laquo; fragte ihn der Amtmann. Da
-erz&auml;hlte ihm der Mann, da&szlig; er drei S&ouml;hne h&auml;tte, welche
-eines Tages fortgereis't w&auml;ren, und er h&auml;tte ihnen erlaubt,
-zu reisen, wohin sie wollten, und zu lernen, wozu
-sie Lust h&auml;tten; &raquo;und nun ist der j&uuml;ngste zur&uuml;ckgekommen
-und will mit aller Gewalt, ich soll zu Dir gehen
-und Deine Tochter f&uuml;r ihn begehren und sollte sagen,
-er w&auml;re Meisterdieb,&laquo; sagte der Mann und weinte
-und lamentirte ganz j&auml;mmerlich. &raquo;Gieb Dich nur zufrieden,&laquo;
-sagte der Amtmann und lachte: &raquo;und gr&uuml;&szlig;e
-Deinen Sohn nur von mir und sage ihm, er m&uuml;&szlig;te
-erst Proben von seiner Geschicklichkeit ablegen; wenn er
-daher am Sonntag den Braten vom Spie&szlig; in meiner
-K&uuml;che stehlen k&ouml;nnte, w&auml;hrend alle meine Leute darauf
-Acht h&auml;tten, so sollte er meine Tochter bekommen.&laquo; Mit
-diesem Bescheid kam der Vater zu seinem Sohn zur&uuml;ck;
-der aber meinte, das solle ihm ein Leichtes sein. Er
-sah nun zu, da&szlig; er drei lebendige Hasen bekam, die
-steckte er in einen Sack, beh&auml;ngte sich mit einigen Lumpen,
-so da&szlig; er ganz armselig und j&auml;mmerlich aussah, und
-dann schlich er sich am Sonntag-Vormittag, wie so ein
-andrer Betteljunge, mit seinem Sack auf die Diele des
-Amtmanns. Der Amtmann selbst und alle Leute im
-Hause waren in der K&uuml;che und wollten auf den Braten
-Acht geben. Da lie&szlig; der Bursch einen Hasen aus dem
-Sack schl&uuml;pfen, der &mdash; hast Du mich nicht gesehen! fort
-und auf dem Hof herum, da&szlig; es eine H&ouml;llenwirthschaft
-war. &raquo;Seht einmal den Hasen da!&laquo; sagten die Leute
-in der K&uuml;che und wollten hinaus und ihn fangen. Der
-Amtmann sah ihn auch. &raquo;O lasst ihn laufen!&laquo; sagte
-er: &raquo;es n&uuml;tzt nicht, einen Hasen im Sprunge fangen zu
-wollen.&laquo; Es dauerte nicht lange, so lie&szlig; der Bursch
-den zweiten Hasen hinaus; den sahen die Leute in der
-K&uuml;che ebenfalls und glaubten, es w&auml;re noch derselbe; nun
-wollten sie hinaus und ihn fangen; aber der Amtmann
-sagte wieder, es k&ouml;nne nichts n&uuml;tzen. Nach einer Weile
-lie&szlig; der Bursch den dritten Hasen hinaus, der wieder fort
-und auf dem Hof herum die Kreuz und die Quer. Als die
-Leute den sahen, glaubten sie, es sei immer noch der
-erste, und nun wollten sie wieder hinaus und ihn fangen.
-&raquo;Das ist doch auch ein schnurriger Hase!&laquo; sagte
-der Amtmann: &raquo;Kommt, Jungens, und lasst uns mal
-sehen, ob wir ihn erwischen k&ouml;nnen!&laquo; Er hinaus, und
-die Andern ihm nach, und der Hase voran, und sie alle
-hinterher, da&szlig; es ein Mordspectakel war. Mittlerweile aber
-nahm der Meisterdieb den Braten vom Spie&szlig; und lief
-damit fort, &mdash; und wo da der Amtmann einen Braten
-zum Mittag herbekam, wei&szlig; ich nicht; so Viel aber wei&szlig;
-ich wohl, da&szlig; er das Mal keinen Hasenbraten bekam,
-obwohl er gelaufen hatte, da&szlig; ihm der Schwei&szlig; von
-der Stirn troff.</p>
-
-<p>Am Mittag kam der Pfarrer aufs Schlo&szlig;, und
-als der Amtmann ihm erz&auml;hlte, was der Meisterdieb ihm
-f&uuml;r einen Streich gespielt hatte, machte dieser sich &uuml;ber
-ihn lustig und wollte sich immer todt lachen. &raquo;Ich wei&szlig;
-nicht, wie ich mich von einem solchen Kerl sollte foppen
-lassen,&laquo; sagte der Pfarrer. &raquo;Ja, nimm Dich nur in
-Acht,&laquo; sagte der Amtmann: &raquo;vielleicht ist er bei Dir,
-eh' Du Dir's versiehst.&laquo; Der Pfarrer aber machte sich
-fortw&auml;hrend &uuml;ber den Amtmann lustig, weil dieser sich
-hatte bei der Nase herumf&uuml;hren lassen.</p>
-
-<p>Am Nachmittag kam der Meisterdieb und wollte die
-Tochter des Amtmanns haben, wie dieser ihm versprochen
-hatte. &raquo;Du musst erst noch mehr Proben ablegen,&laquo; sagte
-der Amtmann und gab ihm gute Worte: &raquo;denn das Kunstst&uuml;ck,
-das Du heute gemacht hast, war eben nicht der
-Rede werth. Sieh mal zu, ob Du nicht dem Pfarrer
-einen Possen spielen kannst; denn der sitzt da drinnen
-und macht sich &uuml;ber mich lustig, weil ich mich von
-einem Kerl, wie Du bist, bei der Nase habe herumf&uuml;hren
-lassen.&laquo; Der Meisterdieb meinte, das sollte eben nicht
-schwer sein, und ging sogleich fort und traf seine Anstalten:
-er verkleidete sich in einen Vogel, h&auml;ngte sich ein
-gro&szlig;es wei&szlig;es Laken um, brach einer Gans die Fl&uuml;gel ab
-und machte sie sich am R&uuml;cken fest, und dann kroch er
-auf einen gro&szlig;en Ahornbaum, der in dem Garten des
-Pfarrers stand. Als am Abend der Pfarrer nach Hause
-kam, rief der Bursch vom Baum herunter: &raquo;<span class="wide">Herr Lars!
-Herr Lars!</span>&laquo; denn der Pfarrer hie&szlig; <span class="wide">Herr Lars</span>. &raquo;Wer
-ruft mich?&laquo; fragte der Pfarrer. &raquo;<span class="wide">Ich bin ein Engel
-vom Himmel, der ausgesandt ist vom lieben Gott,
-um Dir zu verk&uuml;ndigen, da&szlig; Du lebendig ins
-Himmelreich kommen sollst von wegen Deiner
-Fr&ouml;mmigkeit,</span>&laquo; sagte der Meisterdieb: &raquo;<span class="wide">Den n&auml;chsten
-Montag musst Du Dich reisefertig halten; denn
-alsdann komme ich und hole Dich ab in einem
-Sack, und all Dein Gold und Dein Silber und
-Was Du sonst von den Eitelkeiten dieser Welt
-besitzest, musst Du auf einen Haufen in Deiner
-gro&szlig;en Stube zusammenlegen.</span>&laquo; Herr Lars fiel auf
-seine Knie und dankte dem Engel, und am Sonntag-Morgen,
-als er auf die Kanzel stieg, predigte er vor den Leuten,
-da&szlig; ihm ein Engel vom Himmel erschienen w&auml;re auf
-dem gro&szlig;en Ahornbaum in seinem Garten, der h&auml;tte ihm
-verk&uuml;ndigt, da&szlig; er sollte lebendig ins Himmelreich kommen
-von wegen seiner Fr&ouml;mmigkeit, und er predigte und
-deutete ihnen das Wort Gottes, da&szlig; alle Leute, die in
-der Kirche waren, dar&uuml;ber weinen mu&szlig;ten.</p>
-
-<p>Am Montag kam der Meisterdieb wieder in der Gestalt
-eines Engels, und der Pfarrer fiel auf die Knie und
-betete und dankte ihm, bevor er in den Sack gesteckt wurde,
-und als er hinein war, nahm der Meisterdieb den Sack
-und schleppte ihn an der Erde mit sich fort &uuml;ber Stock
-und &uuml;ber Stein. &raquo;Au! au!&laquo; schrie der Pfarrer im Sack:
-&raquo;wo bin ich?&laquo; &mdash; &raquo;<span class="wide">Du bist auf dem engen Wege,
-der in das Himmelreich f&uuml;hrt</span>,&laquo; sagte der Meisterdieb
-und schleppte den Sack immer weiter, so da&szlig; dem
-Pfarrer die Rippen im Leibe krachten; zuletzt warf er ihn
-in den G&auml;nsestall des Amtmanns. Da flogen die G&auml;nse
-auf ihn und fingen an zu zischen und ihn zu bei&szlig;en, und
-der Pfarrer war in seinem Sack mehr todt, als lebendig.
-&raquo;Au! au! wo bin ich jetzt?&laquo; rief er. &raquo;<span class="wide">Jetzt bist Du
-im Fegefeuer, um gereinigt und gel&auml;utert zu
-werden f&uuml;r das ewige Leben</span>,&laquo; sagte der Meisterdieb,
-ging fort und holte sich all das Gold und das Silber
-und die kostbaren Sachen, die der Pfarrer in seiner gro&szlig;en
-Stube zusammengeh&auml;uft hatte.</p>
-
-<p>Am Morgen, als das G&auml;nsem&auml;dchen kam und die
-G&auml;nse aus dem Stall lassen wollte, h&ouml;rte sie den Pfarrer
-drinnen im Sack jammern. &raquo;Sagt mir um Gotteswillen,
-Wer seid Ihr und Was fehlt Euch?&laquo; sagte das M&auml;dchen:
-&raquo;Ach,&laquo; rief der Pfarrer: &raquo;bist Du ein Engel vom Himmel,
-so la&szlig; mich hinaus und schicke mich wieder zur&uuml;ck auf die
-Erde, denn hier ist's noch viel schlimmer, als in der H&ouml;lle;
-tausend Teufel zwicken mich &uuml;berall mit ihren Zangen.&laquo; &mdash;
-&raquo;Ich bin, Gott bessre es! kein Engel,&laquo; sagte das M&auml;dchen
-und half dem Pfarrer aus dem Sack: &raquo;ich h&uuml;te blo&szlig; die
-G&auml;nse des Amtmanns, und das sind auch wohl die Teufel,
-die Euch gezwickt haben, Gevatter,&laquo; sagte sie. &raquo;Ach,
-das hat der Meisterdieb gethan! Ach, mein Gold und mein
-Silber und meine sch&ouml;nen Kleider!&laquo; schrie der Pfarrer und
-jammerte und lamentirte und lief fort nach Hause, so da&szlig;
-das M&auml;dchen glaubte, er habe rein den Verstand verloren.</p>
-
-<p>Als der Amtmann die Geschichte erfuhr und h&ouml;rte,
-wie der Pfarrer sowohl auf dem engen Wege, als im Fegefeuer
-gewesen war, wollte er sich beinahe todtlachen. Als
-aber der Meisterdieb kam und seine Tochter haben wollte,
-schwatzte er ihm wieder s&uuml;&szlig; vor und sagte: &raquo;Du musst
-erst eine Probe ablegen, die noch besser ist, damit ich recht
-erfahre, wozu Du taugst. Ich habe zw&ouml;lf Pferde in meinem
-Stall stehen, auf die will ich zw&ouml;lf Knechte setzen,
-einen auf jedes. Bist Du nun im Stande, ihnen die
-Pferde unter dem Hosenleder wegzustehlen, so will ich sehen,
-Was ich f&uuml;r Dich thun kann.&laquo; &mdash; &raquo;Das lie&szlig;e sich
-schon machen,&laquo; sagte der Meisterdieb: &raquo;Bekomme ich dann
-aber auch ganz gewi&szlig; Deine Tochter?&laquo; &mdash; &raquo;Ja, kannst
-Du das, so will ich mein Bestes thun,&laquo; sagte der Amtmann.</p>
-
-<p>Der Meisterdieb begab sich jetzt zu einem Kr&auml;mer und
-kaufte sich zwei Flaschen Branntwein, aber in die eine
-go&szlig; er einen Schlaftrunk; dann bestellte er sich elf Knechte,
-die mu&szlig;ten sich in der Nacht hinter die Scheune des Amtmanns
-verstecken. F&uuml;r Geld und gute Worte bekam er auch
-von einer alten Frau einen lumpigen Weiberrock und eine
-Jacke, womit er sich wie ein altes Weib verkleidete; darauf
-nahm er einen Stock in die Hand und einen Beutel
-auf den Nacken, und als es Abend wurde, hinkte er fort
-nach dem Stall des Amtmanns. Als er dort ankam, tr&auml;nkten
-die Leute eben die Pferde zur Nacht und hatten dabei
-alle H&auml;nde voll zu thun. &raquo;Was Teufel willst Du denn
-hier?&laquo; sagte einer von den Stallknechten zu dem vermeintlichen
-Weibe. &raquo;Hutetu! es ist so kalt drau&szlig;en!&laquo; sagte
-das Weib und klapperte mit den Z&auml;hnen: &raquo;lasst mich ein
-wenig bei Euch in den Stall kriechen.&laquo; &mdash; &raquo;Wo Dich
-der Teufel nicht plagt! Pack Dich fort!&laquo; sagte der eine
-von den Knechten: &raquo;denn kriegt der Amtmann Dich hier
-zu sehen, so l&auml;sst er uns tanzen.&laquo; &mdash; &raquo;Ach, das alte
-k&uuml;mmerliche Weib!&laquo; sagte ein andrer, der Mitleid mit
-ihr zu haben schien: &raquo;lasst nur die Alte sich in den Stall
-hinsetzen; sie thut gewi&szlig; Keinem Was zu nah.&laquo; Die Andern
-aber sagten, daraus k&ouml;nne Nichts werden, und w&auml;hrend
-sie sich hier&uuml;ber zankten und die Pferde tr&auml;nkten,
-kroch der Meisterdieb immer weiter nach dem Stall zu,
-und endlich schl&uuml;pfte er hinter die Th&uuml;r, wo ihn nachher
-weiter Keiner bemerkte.</p>
-
-<p>Auf die Nacht hin kam es den Leuten ein wenig kalt
-an, so still und unbeweglich auf den Pferden zu sitzen.
-&raquo;Hutetu! es ist kalt wie der Teufel!&laquo; sagte der Eine und
-schlug die Arme um den Leib. &raquo;Wer nur ein Bischen
-Tabak h&auml;tte!&laquo; sagte ein Andrer. Ein Dritter hatte denn
-ein P&auml;ckchen, und das theilten sie; es war zwar nicht Viel
-f&uuml;r jeden, aber sie kau'ten und spuckten, und das half ein
-wenig. Bald darnach waren sie wieder gleich schlimm daran.
-&raquo;Hutetu!&laquo; sagte der Eine und sch&uuml;ttelte sich. &raquo;Hutetu!&laquo;
-sagte das Weib und klapperte mit den Z&auml;hnen, nahm die
-Flasche mit Branntwein hervor und zitterte so heftig mit
-der Hand, da&szlig; es schwappte in der Flasche, und trank
-dann, da&szlig; es ihr Kluck! im Halse sagte. &raquo;Was hast Du
-da in der Flasche?&laquo; sagte einer von den Stallknechten.
-&raquo;Ach, es ist nur ein Tr&ouml;pfchen Branntwein,&laquo; sagte sie.
-&raquo;Was? Branntwein? Gieb mal her! gieb mal her!&laquo;
-schrien sie alle zugleich. &raquo;Ach, ich habe nur so wenig,&laquo;
-sagte sie: &raquo;Ihr werdet nicht einmal na&szlig; davon im Mund.&laquo;
-Aber es half nichts, sie wollten durchaus einen Schluck
-haben. Da nahm die Alte die Flasche mit dem Schlaftrunk,
-hielt sie jedem vor den Mund und lie&szlig; ihn davon
-trinken, so Viel er brauchte, und der Zw&ouml;lfte hatte noch
-nicht getrunken, als der Erste schon da sa&szlig; und schnarchte.
-Darauf warf der Meisterdieb seine Lumpen ab und nahm
-den einen Kerl nach dem andern und setzte sie vorquer auf
-die Balken, rief dann seine elf Leute &mdash; und fort jagte
-er mit allen zw&ouml;lf Pferden.</p>
-
-<p>Als der Amtmann am Morgen herauskam und nach
-seinen Knechten sehen wollte, wachten diese eben auf und
-fingen an, mit den Spornen in die Balken zu hauen, da&szlig;
-die Splitter davon flogen, und einige von den Knechten
-fielen herunter, andre blieben hangen, und die andern sa&szlig;en
-da wie Narren. &raquo;Ja, ich kann's mir schon denken, Wer
-hier gewesen ist,&laquo; sagte der Amtmann: &raquo;Ihr seid aber
-doch ganz elende Kerls, da&szlig; Ihr hier sitzt und Euch den
-Meisterdieb die Pferde unterm Hosenleder wegstehlen lasst!&laquo;
-und damit bekamen sie ihre geh&ouml;rige Schmiere.</p>
-
-<p>Sp&auml;ter am Tage kam der Meisterdieb selbst und erz&auml;hlte
-alle Umst&auml;nde und wollte jetzt die Tochter des Amtmanns
-haben, so wie dieser ihm versprochen hatte. Der
-Amtmann aber gab ihm hundert Thaler und sagte, er
-m&uuml;sse erst einen Streich ausf&uuml;hren, der noch besser w&auml;re.
-&raquo;Meinst Du, da&szlig; Du wohl das Pferd unter mir selbst
-stehlen k&ouml;nntest, wenn ich darauf reite?&laquo; sagte der Amtmann.
-&raquo;Das lie&szlig;e sich schon machen,&laquo; sagte der Meisterdieb:
-&raquo;bek&auml;me ich dann nur eben so gewi&szlig; Deine Tochter.&laquo;
-Ja, er wollte sehn, Was er thun k&ouml;nnte, sagte der Amtmann
-und bestimmte einen Tag, an welchem er zu einem
-gro&szlig;en Exercirplatz hinausreiten wollte.</p>
-
-<p>Der Meisterdieb erhandelte sich eine alte abgelebte
-Schindm&auml;hre, flocht sich einen Sielen aus Weiden und
-Besenreisern, kaufte einen alten Karren und ein gro&szlig;es
-Fa&szlig; und sagte dann zu einem alten zahnlosen Weib, er
-wolle ihr zehn Thaler geben, wenn sie in das Fa&szlig; kriechen
-und &uuml;ber dem Zapfenloch gaffen wolle, er w&uuml;rde dann den
-Finger hineinstecken, &mdash; Leides sollte ihr nicht geschehen &mdash;
-sie sollte blo&szlig; ein wenig fahren &mdash; und wenn er den Finger
-&ouml;fter, als <span class="wide">ein</span>mal herausz&ouml;ge, so sollte sie noch zehn Thaler
-dazu haben. Darauf zog er einige alte Lumpen an,
-machte sich im Gesicht unkenntlich mit Ru&szlig;, setzte sich
-eine Perr&uuml;cke auf und heftete sich einen Bart von Ziegenhaaren
-an, so da&szlig; Keiner ihn wiedererkennen konnte, und
-damit karjuckelte er nach dem Exercirplatz, wo der Amtmann
-schon eine Weile geritten hatte.</p>
-
-<p>Es ging aber so langsam und so traurig, da&szlig; er fast
-nicht vom Fleck kam; er dusselte und dusselte; dann stand das
-Fuhrwerk ganz still; dann ging es wieder ein wenig, aber
-so traurig, da&szlig; der Amtmann nimmer darauf verfallen
-konnte, da&szlig; das der Meisterdieb sein k&ouml;nne; er ritt daher
-grade auf ihn zu und fragte ihn, ob er nicht Jemanden
-dort im Walde h&auml;tte herumschleichen sehen. Nein, sagte
-der Mann, er h&auml;tte Keinen gesehen. &raquo;H&ouml;re,&laquo; sagte der
-Amtmann: &raquo;reite doch einmal in den Wald und sieh zu,
-ob nicht Einer da herumschleicht; ich will Dir so lange
-mein Pferd leihen und Dir auch ein gutes Trinkgeld geben.&laquo;
-&mdash; &raquo;Nein,&laquo; sagte der Mann: &raquo;das kann ich nicht;
-denn ich soll dieses Methfa&szlig; zu einer Hochzeit fahren; nun
-ist mir aber unterweges der Zapfen herausgefallen, und
-darum mu&szlig; ich best&auml;ndig den Finger ins Loch halten.&laquo;
-&mdash; &raquo;Reite Du nur hin!&laquo; sagte der Amtmann: &raquo;Ich werde
-schon derweile auf Dein Pferd und auf das Fa&szlig; Acht
-haben.&laquo; Ja, dann sollte aber der Amtmann geschwind den
-Finger ins Loch stecken, wenn er seinen herausz&ouml;ge. Das
-that denn der Amtmann auch, und der Meisterdieb setzte
-sich aufs Pferd. Die Zeit aber verstrich, und es kam
-Niemand zur&uuml;ck. Zuletzt ward's der Amtmann &uuml;berdr&uuml;ssig,
-immer den Finger ins Loch zu halten, und er zog ihn
-heraus. &raquo;Nun krieg ich noch zehn Thaler dazu!&laquo; schrie das
-Weib drinnen im Fa&szlig;. Da erschrak der Amtmann, denn
-er merkte nun wohl, wie die Sache sich verhielt, und begab
-sich schnell auf den Heimweg. Unterweges brachten sie ihm
-schon sein Pferd entgegen, das der Meisterdieb bereits zu
-Hause bei ihm abgeliefert hatte.</p>
-
-<p>Tages darauf kam der Bursch zum Amtmann und
-wollte seine Tochter haben, so wie dieser ihm versprochen
-hatte. Der Amtmann schwatzte ihm wieder Allerlei vor,
-gab ihm zweihundert Thaler und sagte, er m&uuml;&szlig;te noch ein
-Probest&uuml;ck machen, k&ouml;nnte er das, dann sollte er auch ganz
-gewi&szlig; seine Tochter haben. &raquo;La&szlig; mich h&ouml;ren, Was es
-ist,&laquo; sagte der Meisterdieb. &raquo;Kannst Du mir denn wohl
-das Laken aus meinem Bett stehlen und meiner Frau das
-Hemd vom Leibe?&laquo; sagte der Amtmann. &raquo;Das sollte sich
-schon machen lassen,&laquo; sagte der Meisterdieb: &raquo;h&auml;tte ich nur
-eben so gewi&szlig; Deine Tochter.&laquo;</p>
-
-<p>Als es nun Nacht geworden war, ging der Meisterdieb
-zum Galgen und schnitt einen armen S&uuml;nder los,
-nahm ihn auf den Nacken und trug ihn fort; darnach
-holte er sich eine gro&szlig;e Leiter, die stellte er an das Kammerfenster
-des Amtmanns, stieg dann hinauf und bewegte
-den Todten auf und ab, grade als wenn Einer von au&szlig;en
-ins Fenster guckte. &raquo;Das ist der Meisterdieb, Frau!&laquo; sagte
-der Amtmann und stie&szlig; sie in die Seite. &raquo;Jetzt schie&szlig; ich
-ihn!&laquo; sagte er und nahm die B&uuml;chse, die er vor sein
-Bett hingelegt hatte. &raquo;Nein, thu das nicht, Mann!&laquo; sagte
-die Frau: &raquo;Du hast ihn ja selber herbestellt.&laquo; &mdash; &raquo;Ja,
-ich schie&szlig; ihn, dann bin ich ihn quitt,&laquo; sagte der Amtmann
-und fing an zu zielen. Bald aber war der Kopf
-oben, bald war er wieder unten; endlich aber bekam der
-Amtmann ihn doch aufs Korn, knallte los, und der Todte
-bumps'te zur Erde nieder. Der Meisterdieb herunter von
-der Leiter, so schnell er nur konnte.</p>
-
-<p>&raquo;Ich bin nun zwar selbst die hohe Obrigkeit,&laquo; sagte
-der Amtmann: &raquo;ich m&ouml;chte aber doch nicht gern, da&szlig; die
-Leute Etwas zu reden h&auml;tten; darum ist's am besten, ich
-stehe auf und begrabe den Todten.&laquo; &mdash; &raquo;Ja, thu, wie es
-Dir gut d&uuml;nkt, Mann,&laquo; sagte die Frau. Da stand der
-Amtmann auf und ging hinunter, den Todten zu begraben;
-w&auml;hrend er aber zur Th&uuml;r hinausging, schl&uuml;pfte der Meisterdieb
-zum Fenster hinein. &raquo;Nun, Mann,&laquo; sagte die Frau &mdash;
-denn sie glaubte es w&auml;re der Amtmann &mdash; &raquo;bist Du schon fertig?&laquo;
-&mdash; &raquo;Ja,&laquo; sagte der Meisterdieb: &raquo;ich steckte ihn blo&szlig; in
-ein Loch und scharrte etwas Erde dar&uuml;ber, und so weit ist er
-nun verwahrt. Es ist so ein abscheuliches Wetter drau&szlig;en, ich
-will's schon ein andermal besser machen. Gieb mir aber
-das Laken,&laquo; sagte er: &raquo;damit ich mich abtrockne, denn ich
-habe mich &uuml;ber und &uuml;ber mit Blut besudelt.&laquo; Die Frau
-gab ihm das Laken. &raquo;Du musst mir auch noch Dein
-Hemd geben,&laquo; sagte er: &raquo;denn das Laken verschl&auml;gt nicht,
-merke ich.&laquo; Sie gab ihm nun auch noch ihr Hemd. Da
-fiel es ihm ein, da&szlig; er vergessen hatte, die Th&uuml;r zuzumachen,
-und das mu&szlig;te er erst, eh' er sich wieder zu
-Bett legte &mdash; und fort ging er mit dem Laken und mit dem
-Hemd. Eine Weile darnach kam der rechte Amtmann.
-&raquo;Nein, wie lange Zeit Du gebraucht hast, um die Th&uuml;r
-zuzumachen!&laquo; sagte die Frau: &raquo;Wo hast Du aber nun
-das Laken und mein Hemd gelassen?&laquo; &mdash; &raquo;Was sagst
-Du?&laquo; rief der Amtmann. &raquo;Ich frage, wo Du das Laken
-und mein Hemd gelassen hast, das ich Dir gab, um
-Dich damit abzutrocknen?&laquo; sagte sie. &raquo;Ei zum Teufel!&laquo;
-rief der Amtmann: &raquo;ist er nun damit auch fort?&laquo;</p>
-
-<p>Am Tage kam der Meisterdieb wieder und verlangte die
-Tochter des Amtmanns, wie dieser ihm versprochen hatte, und
-da durfte nun der Amtmann nicht anders, sondern gab sie
-ihm und noch viel Geld dazu; denn er f&uuml;rchtete, der Meisterdieb
-m&ouml;chte ihm zuletzt noch die Augen aus dem Kopf
-stehlen, und da&szlig; er gar zu sehr ins Gerede k&auml;me. Der
-Meisterdieb lebte nun mit der Tochter des Amtmanns lustig
-und vergn&uuml;gt. Ob er nach dieser Zeit noch wieder stahl, kann
-ich nicht mit Gewi&szlig;heit sagen; that er es aber, so geschah
-es wohl nur zu seinem eignen Vergn&uuml;gen.</p>
-
-<hr class="narrow" />
-<h3><a name="kap5" id="kap5"></a>5.</h3>
-
-<div class="center">
-<p class="noindent"><b>Die drei Schwestern im Berge.</b>
-</p>
-</div>
-
-<p>Es war einmal eine alte Wittfrau, die wohnte mit ihren
-drei T&ouml;chtern weit vom Dorfe unten an einem Berg.
-Sie war aber so arm, da&szlig; sie weiter Nichts besa&szlig;, als
-nur ein Huhn, und das hatte sie so lieb, wie ihren Augapfel;
-sie tickerte damit herum und warf ihm K&ouml;rner zu
-fr&uuml;h und sp&auml;t. Eines Tages aber war das Huhn fort.
-Die Frau ging &uuml;berall um das Haus herum und suchte
-und lockte; aber das Huhn war fort und blieb fort. Da
-sagte sie zu ihrer &auml;ltesten Tochter: &raquo;Du musst hingehen und
-zusehen, da&szlig; Du das Huhn wiederfindest; denn her mu&szlig;
-es wieder, und sollten wir es auch aus dem Berg holen.&laquo;
-Die Tochter ging fort und suchte und lockte &uuml;berall; aber
-kein Huhn war zu finden. Da schallte es auf einmal aus
-der Bergwand:</p>
-
-<div class="center">
-<table style="margin: 0 auto" cellpadding="1" summary="">
-<tr><td align="left" valign="top">&raquo;<span class="wide">Das H&uuml;hnchen trippelt im Berge!</span></td></tr>
-<tr><td align="left" valign="top"><span class="wide">&nbsp;Das H&uuml;hnchen trippelt im Berge!</span>&laquo;</td></tr>
-</table>
-</div>
-
-<p>Das M&auml;dchen ging hin und wollte zusehen. Da &ouml;ffnete
-sich aber pl&ouml;tzlich unter ihr eine Fallth&uuml;r, und sie fiel
-tief hinab in ein Gew&ouml;lbe unter der Erde. Als sie darin
-weiter ging, kam sie durch viele sch&ouml;ne Zimmer, das eine
-noch immer pr&auml;chtiger, als das andre. In dem innersten
-Zimmer aber kam ein gro&szlig;er Bergmann auf sie zu, der
-fragte sie: &raquo;<span class="wide">Willst Du meine Braut sein?</span>&laquo; Nein,
-sagte das M&auml;dchen, das wollte sie ganz und gar nicht, sie
-wollte wieder hinauf und nach ihrem Huhn suchen, das
-fortgekommen w&auml;re. Da ward der Bergmann so zornig,
-da&szlig; er sie nahm und ihr den Kopf abri&szlig; und ihn mit
-sammt dem Rumpf in einen Keller hinabwarf.</p>
-
-<p>Die Mutter sa&szlig; indessen zu Hause und wartete von
-einer Zeit zur andern; aber die Tochter war nicht da
-und kam nicht. Sie wartete nun noch eine gute Zeit; da
-das M&auml;dchen aber immer noch nicht kam, sagte sie zu
-ihrer zweiten Tochter, sie solle hingehen und sich nach ihrer
-Schwester umsehen, und dann solle sie zugleich das
-Huhn locken.</p>
-
-<p>Der zweiten Tochter ging es nun eben so, wie der
-ersten, sie suchte und lockte &uuml;berall, und pl&ouml;tzlich h&ouml;rte sie
-es aus der Bergwand rufen:</p>
-
-<div class="center">
-<table style="margin: 0 auto" cellpadding="1" summary="">
-<tr><td align="left" valign="top">&raquo;<span class="wide">Das H&uuml;hnchen trippelt im Berge!</span></td></tr>
-<tr><td align="left" valign="top"><span class="wide">&nbsp;Das H&uuml;hnchen trippelt im Berge!</span>&laquo;</td></tr>
-</table>
-</div>
-
-<p>Das kam ihr ganz wunderbar vor, und als sie hingehen
-wollte und zusehen, Was es zu bedeuten hatte, da
-fiel sie ebenfalls durch die Fallth&uuml;r in das unterirdische
-Gew&ouml;lbe hinab. Sie ging nun durch viele Zimmer, und
-in dem innersten kam der Bergmann auf sie zu und
-fragte sie, ob sie seine Braut sein wollte. Nein, das wollte
-sie ganz und gar nicht, sie wollte sogleich wieder hinauf
-und nach ihrem Huhn suchen, das fortgekommen w&auml;re.
-Da ward der Bergmann so zornig, da&szlig; er sie nahm und
-ihr den Kopf abri&szlig; und ihn sammt dem Rumpf in den
-Keller hinabwarf.</p>
-
-<p>Als nun die Frau auch auf die zweite Tochter schon
-eine lange Zeit gewartet hatte, und diese immer noch
-nicht kam, sagte sie zu der j&uuml;ngsten: &raquo;Nun musst Du
-einmal hingehen und Dich nach Deinen Schwestern umsehen.&laquo;
-&raquo;Schlimm genug,&laquo; sagte sie: &raquo;da&szlig; uns das
-Huhn wegkam; sollten wir aber Deine Schwestern noch
-dazu verlieren, so w&auml;re das noch weit schlimmer; vergi&szlig;
-aber nicht, unterweges das Huhn zu locken.&laquo;</p>
-
-<p>Die j&uuml;ngste Tochter ging nun fort und suchte und
-lockte &uuml;berall herum; aber keine Schwestern waren zu finden,
-und kein Huhn war zu sehen. Endlich kam sie auch
-zu der Bergwand, und nun rief es wieder:</p>
-
-<div class="center">
-<table style="margin: 0 auto" cellpadding="1" summary="">
-<tr><td align="left" valign="top">&raquo;<span class="wide">Das H&uuml;hnchen trippelt im Berge!</span></td></tr>
-<tr><td align="left" valign="top"><span class="wide">&nbsp;Das H&uuml;hnchen trippelt im Berge!</span>&laquo;</td></tr>
-</table>
-</div>
-
-<p>Das, d&auml;uchte dem M&auml;dchen, w&auml;re ja herrlich; sie wollte
-sogleich hin und es holen; aber ehe sie sich's versah, fiel sie
-ebenfalls in das Gew&ouml;lbe hinunter. Wie sie nun durch die
-vielen Zimmer ging, wovon das eine immer noch sch&ouml;ner
-war, als das andre, lie&szlig; sie sich gute Zeit und betrachtete
-Alles genau, denn sie war ganz und gar nicht bange.
-Endlich bemerkte sie eine Kellerklappe, die hob sie auf und
-sah hinunter; da erkannte sie alsbald ihre Schwestern,
-welche beide da lagen und todt waren. Wie sie eben die
-Klappe wieder zugemacht hatte, kam der Bergmann an.
-&raquo;<span class="wide">Willst Du meine Braut sein?</span>&laquo; fragte er sie. &raquo;Ja,
-recht gern,&laquo; sagte das M&auml;dchen, denn sie konnte sich nun
-wohl denken, wie es ihren Schwestern ergangen war. Als
-der Troll das h&ouml;rte, ward er seelenfroh und schenkte ihr
-die sch&ouml;nsten und pr&auml;chtigsten Kleider und Alles, was sie
-sich nur w&uuml;nschen mochte, so sehr freu'te er sich, da&szlig;
-Eine mal seine Braut sein wollte.</p>
-
-<p>Als das M&auml;dchen sich nun einige Zeit bei dem Trollen
-aufgehalten hatte, war sie eines Tages ganz traurig
-und betr&uuml;bt. Der Troll fragte sie, Was ihr fehle. &raquo;Ach,&laquo;
-sagte sie: &raquo;es betr&uuml;bt mich so sehr, da&szlig; ich nicht zu Hause
-bei meiner Mutter sein kann; die leidet gewi&szlig; Hunger und
-Durst und hat keinen Menschen um sich.&laquo; &mdash; &raquo;Ja, Dich
-zu ihr gehen lassen, kann ich nicht,&laquo; sagte der Troll: &raquo;aber
-thu nur etwas Essen in einen Sack, dann will ich's ihr
-schon bringen.&laquo; Daf&uuml;r dankte das M&auml;dchen ihm und
-nahm einen Sack und f&uuml;llte ihn mit lauter Gold und Silber
-an, aber oben darauf legte sie Etwas zu essen, und
-sagte dann zu dem Trollen, nun w&auml;re der Sack fertig,
-aber er d&uuml;rfe nicht zusehen, Was drin w&auml;re; das mu&szlig;te
-er ihr versprechen. Na, er wollt's auch nicht thun. Als
-er fortging, sah sie ihm nach durch ein Loch, das in der
-Fallth&uuml;r war. Unterweges sah sich der Troll um und
-sagte: &raquo;Der ist doch auch verdammt schwer, der Sack! ich
-mu&szlig; doch mal zusehen, Was drin ist,&laquo; und damit wollte
-er das Band aufl&ouml;sen. Aber das M&auml;dchen rief ihm zu:
-&raquo;Ich sehe Dich! ich sehe Dich!&laquo; &mdash; &raquo;<span class="wide">Das ist doch auch
-zum Kukuk, was Du f&uuml;r Augen im Kopf hast!</span>&laquo;
-sagte der Troll und wagte nun keinen weitern Versuch.
-Als er bei der Wittwe ankam, warf er den Sack durch
-die Th&uuml;r hinein. &raquo;<span class="wide">Da hast Du Was zu essen von
-Deiner Tochter!</span>&laquo; sagte er: &raquo;<span class="wide">sie kann's entbehren.</span>&laquo;</p>
-
-<p>Wie nun das M&auml;dchen schon eine gute Zeit bei dem
-Trollen im Berge zugebracht hatte, fiel eines Tages ein
-Ziegenbock durch die Fallth&uuml;r hinunter. &raquo;<span class="wide">Wer hat nach
-dir geschickt, du langrippiges Beest!</span>&laquo; rief der Troll
-und war entsetzlich b&ouml;se, nahm den Bock, dreh'te ihm den
-Kopf um und warf ihn hinunter in den Keller. &raquo;Ach,
-warum hast Du das gethan?&laquo; sagte das M&auml;dchen: &raquo;ich
-h&auml;tte ja meinen Zeitvertreib damit haben k&ouml;nnen.&laquo; &mdash; &raquo;Nun,
-Du brauchst darum eben das Maul nicht schief zu machen,&laquo;
-sagte der Troll: &raquo;er soll bald wieder lebendig werden.&laquo;
-Darauf nahm er einen Krug, der an der Wand
-hing, setzte dem Ziegenbock den Kopf wieder auf und bestrich
-ihn mit der Salbe aus dem Krug, und da war der
-Bock wieder eben so frisch und munter, als zuvor. &raquo;Haha!&laquo;
-dachte das M&auml;dchen: &raquo;der Krug ist Was werth!&laquo;</p>
-
-<p>Als sie nun noch eine gute Zeit bei dem Trollen
-gewesen war, ersah sie eines Tages die Gelegenheit, da
-der Troll nicht zu Hause war, nahm die &auml;lteste Schwester
-und setzte ihr den Kopf auf und bestrich sie dann mit der
-Salbe aus dem Krug, so wie sie gesehen, da&szlig; der Troll
-es mit dem Ziegenbock gemacht hatte; und als das geschehen
-war, ward die Schwester sogleich wieder lebendig.
-Sie steckte sie nun in einen Sack, legte ein wenig Essen
-oben drauf, und wie der Troll nach Hause kam, sagte sie zu
-ihm: &raquo;Ach, willst Du nicht zu meiner Mutter gehen und
-ihr ein wenig Essen bringen? sie leidet gewi&szlig; Hunger und
-Durst, die Arme! Aber Du musst auch nicht in den Sack
-sehen.&laquo; Nein, er wollte nicht hineinsehen, sagte der Troll,
-nahm den Sack und marschirte damit fort. Wie er aber
-ein Ende gegangen war, d&auml;uchte ihm, der Sack w&auml;re so
-verdammt schwer, und als er noch etwas weiter gegangen
-war, sagte er: &raquo;Ich m&ouml;chte doch wohl wissen, Was drin
-ist, und was sie auch f&uuml;r Augen im Kopf haben mag, so
-kann sie mich doch jetzt nicht mehr sehen.&laquo; Als er aber
-nun das Band aufl&ouml;sen wollte, rief die Schwester, die in
-dem Sack war: &raquo;Ich seh' Dich wohl! ich seh' Dich wohl!&laquo;
-&mdash; &raquo;<span class="wide">Das ist doch auch zum Kukuk mit Deinen Augen!</span>&laquo;
-sagte der Troll, denn er glaubte, es w&auml;re Die im
-Berge, welche das sagte. Er wagte nun nicht weiter, den
-Sack zu &ouml;ffnen, sondern lief damit, was er nur konnte, zu
-der Mutter, und als er an die Th&uuml;r kam, warf er den
-Sack hinein und rief: &raquo;<span class="wide">Da hast Du Essen von Deiner
-Tochter! sie kann's entbehren.</span>&laquo;</p>
-
-<p>Wie nun das M&auml;dchen noch eine gute Zeit in dem
-Berg gewesen war, machte sie es eben so mit der zweiten
-Schwester: sie setzte ihr den Kopf auf, bestrich sie mit der
-Salbe aus dem Krug und steckte sie in den Sack. Aber
-das Mal legte sie oben drauf so viel Gold und Silber,
-als nur hinein konnte, und ganz oben darauf legte sie ein
-Wenig zu essen. &raquo;Ach,&laquo; sagte sie zu dem Trollen:
-&raquo;Willst Du nicht zu meiner Mutter gehen und ihr wieder
-ein Wenig Essen bringen? aber Du darfst ja nicht in
-den Sack sehen.&laquo; Ja, er wollte wohl hingehen und wollt'
-auch nicht hineinsehen, sagte der Troll. Als er aber eine
-Strecke weit gekommen war, d&auml;uchte ihm, der Sack w&uuml;rde
-so verdammt schwer, und als er noch etwas weiter gekommen
-war, konnte er ihn beinah nicht mehr tragen. Er
-wollte nun das Band aufl&ouml;sen und in den Sack gucken;
-aber da rief die Schwester, welche drinnen war: &raquo;Ich seh'
-Dich wohl! ich seh' Dich wohl!&laquo; &mdash; &raquo;<span class="wide">Das ist doch
-auch zum Kukuk, was Du f&uuml;r Augen im Kopf
-hast!</span>&laquo; sagte der Troll und wagte nicht weiter, in den
-Sack zu sehen, sondern trug ihn, so schnell er nur konnte,
-gradesweges zu der Mutter, und als er an's Haus kam,
-warf er ihn durch die Th&uuml;r hinein und rief: &raquo;<span class="wide">Da hast
-Du Essen von Deiner Tochter! sie kann's entbehren.</span>&laquo;</p>
-
-<p>Als nun das M&auml;dchen noch eine gute Zeit in dem
-Berg gewesen war, wollte der Troll einmal ausgehen.
-Das M&auml;dchen aber stellte sich schwach und elend an und
-sagte: &raquo;Es kann nichts n&uuml;tzen, da&szlig; Du vor zw&ouml;lf Uhr
-zu Hause kommst; denn ich kann das Essen heut doch
-nicht so fr&uuml;h fertig kriegen, weil ich so schwach bin.&laquo;
-Als darauf der Troll gegangen war, stopfte sie ihre Kleider
-mit Stroh aus und stellte die Strohdirne in die
-Ecke am Herd hin mit einem Quirl in der Hand, so da&szlig;
-es aussah, als w&auml;re sie es selbst. Darauf schlich sie sich
-aus dem Berg und lief fort nach Hause; unterweges aber
-sprach sie sich einen Sch&uuml;tzen auf, und den nahm sie mit.</p>
-
-<p>Als die Uhr zw&ouml;lf war, oder so ungef&auml;hr, kam der
-Troll nach Hause: &raquo;<span class="wide">Gieb mir Was zu essen!</span>&laquo; rief er
-der Strohdirne zu; aber die antwortete nicht. &raquo;<span class="wide">Gieb
-mir Was zu essen, sag' ich Dir!</span>&laquo; rief der Troll:
-&raquo;denn ich bin hungrig.&laquo; Keine Antwort. &raquo;<span class="wide">Gieb
-mir Was zu essen!</span>&laquo; schrie der Troll zum dritten Mal:
-&raquo;<span class="wide">und wenn Du nicht thust, Was ich Dir sage,
-werde ich Dich aus dem Schlaf wecken.</span>&laquo; Aber
-die Dirn stand da, ohne sich zu r&uuml;hren. Da wurde der
-Troll rasend und stie&szlig; sie mit dem Fu&szlig;, da&szlig; die Halme
-umherstoben. Als er aber das sah, merkte er Unrath und
-begann zu suchen im ganzen Berg herum, und zuletzt kam
-er auch hinunter in den Keller; da waren aber die beiden
-Schwestern des M&auml;dchens fort, und nun konnte er sich
-wohl den ganzen Zusammenhang denken. &raquo;<span class="wide">Ja, das will
-ich ihr bezahlen!</span>&laquo; sagte er und machte sich auf nach
-dem Hause der Mutter. Als er aber an die Th&uuml;r kam,
-knallte der Sch&uuml;tz los. Wie der Troll das h&ouml;rte, wagte
-er nicht, hineinzugehen, denn er glaubte, es w&auml;re der Donner,
-und lief wieder fort nach Hause, so schnell er nur
-konnte. Eh' er aber zu der Fallth&uuml;r kam, ging die Sonne
-auf, und da barst er. &mdash; Wenn ich blo&szlig; w&uuml;&szlig;te, wo die
-Fallth&uuml;r w&auml;re; denn da ist gewi&szlig; noch Gold und Silber
-Genug zu holen.</p>
-
-<hr class="narrow" />
-<h3><a name="kap6" id="kap6"></a>6.</h3>
-
-<div class="center">
- <p class="noindent">
- <b>Von dem Riesen, der kein Herz im Leibe hatte.</b>
- </p>
-</div>
-
-<p>Es war einmal ein K&ouml;nig, der hatte sieben S&ouml;hne, von
-denen hielt er so viel, da&szlig; er nicht leben konnte ohne sie;
-einer wenigstens mu&szlig;te immer um ihn sein. Als
-die S&ouml;hne gro&szlig; waren, sollten die sechs &auml;ltesten ausziehen
-und sich eine Frau suchen; den j&uuml;ngsten aber wollte
-der Vater bei sich zu Hause behalten, und die andern sollten
-eine Prinzessinn f&uuml;r ihn mitbringen. Der K&ouml;nig gab
-nun den sechs Prinzen die sch&ouml;nsten Kleider, die man sehen
-konnte, sie waren so sch&ouml;n, da&szlig; man den Glanz schon weit
-in der Ferne sah, und jedem gab er ein Pferd, das kostete
-viele, viele hundert Thaler, und damit reis'ten sie fort.
-Als sie nun an vielen K&ouml;nigsh&ouml;fen gewesen waren und
-viele Prinzessinnen gesehen hatten, kamen sie endlich auch
-zu einem K&ouml;nig, der sechs T&ouml;chter hatte; so sch&ouml;ne K&ouml;nigst&ouml;chter
-aber hatten die Prinzen noch nie gesehen, und
-jeder frei'te um eine von ihnen und bekam sie zur Braut,
-und darauf begaben sie sich mit den Prinzessinnen wieder
-auf den Heimweg zu ihrem Vater; sie waren aber in ihre
-Br&auml;ute so verliebt, da&szlig; sie es ganz verga&szlig;en, auch eine
-Prinzessinn f&uuml;r Aschenbr&ouml;del mitzubringen, der zu Hause
-geblieben war.</p>
-
-<p>Wie sie nun schon eine gute Strecke Weges zur&uuml;ckgelegt
-hatten, kamen sie an einer steilen Bergwand vorbei,
-wo ein Riesenschlo&szlig; war. Der Riese kam heraus,
-und als er sie sah, verwandelte er sie alle in Stein, sowohl
-die Prinzen, als die Prinzessinnen. Der K&ouml;nig
-wartete immerfort auf seine S&ouml;hne; aber wie lange er
-auch warten mochte, sie kehrten nicht zur&uuml;ck. Da ward
-der K&ouml;nig sehr betr&uuml;bt und konnte nimmer wieder froh
-werden. &raquo;H&auml;tte ich nicht Dich noch,&laquo; sagte er zu Aschenbr&ouml;del:
-&raquo;so m&ouml;chte ich gar nicht mehr in der Welt leben.&laquo;
-Aschenbr&ouml;del aber bat den K&ouml;nig, da&szlig; er ihm erlauben
-m&ouml;chte, fortzureisen, um seine Br&uuml;der wieder aufzusuchen.
-&raquo;Nein, das kann ich nicht,&laquo; sagte der K&ouml;nig: &raquo;denn Du
-kommst nachher auch nicht wieder.&laquo; Aber Aschenbr&ouml;del
-wollte durchaus fort und bat seinen Vater so lange, bis
-er ihn endlich reisen lie&szlig;. Nun hatte der K&ouml;nig aber
-kein andres Pferd f&uuml;r Aschenbr&ouml;del, als eine alte elende
-Kracke; denn die sechs andern K&ouml;nigss&ouml;hne hatten alle die
-andern Pferde bekommen. Das k&uuml;mmerte Aschenbr&ouml;del
-aber wenig; er setzte sich auf seine alte Kracke und reis'te
-fort. &raquo;Lebe wohl, Vater!&laquo; sagte er, als er abreis'te:
-&raquo;ich werde schon wiederkommen, und vielleicht bringe ich
-dann meine Br&uuml;der auch mit.&laquo;</p>
-
-<p>Als er ein Ende geritten war, traf er auf dem Wege
-einen Raben an, der lag da und schlug mit den Fl&uuml;geln
-und konnte vor lauter Hunger und Mattigkeit nicht von
-der Stelle. &raquo;Ach, gieb mir doch ein Wenig zu essen,&laquo;
-sagte der Rabe: &raquo;dann will ich Dir auch wieder helfen,
-wenn Du mal in Noth kommst.&laquo; &mdash; &raquo;Ja, Viel hab' ich
-eben nicht,&laquo; sagte der K&ouml;nigssohn: &raquo;und Du siehst auch
-gar nicht darnach aus, da&szlig; Du mir gro&szlig;e H&uuml;lfe leisten
-k&ouml;nntest; weil Du es aber so n&ouml;thig zu haben scheinst,
-will ich Dir wohl geben, Was ich vermag,&laquo; und darauf
-&ouml;ffnete er seinen Ranzen und gab dem Raben zu essen.
-Wie er nun ein Ende weiter gereis't war, kam er zu einem
-Bach. Nicht weit davon lag ein gro&szlig;er Lachs, der auf
-das trockne Land gekommen war, und zappelte und konnte
-nicht wieder zur&uuml;ck ins Wasser. &raquo;Ach hilf mir doch wieder
-in's Wasser,&laquo; sagte der Lachs: &raquo;Ich will Dir auch
-wieder helfen, wenn Du mal in Noth kommst.&laquo; &mdash; &raquo;Ja,
-Deine H&uuml;lfe wird mir wohl nicht viel n&uuml;tzen,&laquo; sagte der
-K&ouml;nigssohn: &raquo;aber es w&auml;re ja S&uuml;nde, Dich hier umkommen
-zu lassen,&laquo; und damit setzte er den Fisch wieder ins Wasser.
-Nun reis'te er ein gutes Ende weiter; da traf er auf
-dem Wege einen Wolf an, der lag da und wand und
-kr&uuml;mmte sich vor lauter Hunger. &raquo;Ach gieb mir doch
-Dein Pferd zu fressen,&laquo; sagte der Wolf: &raquo;denn ich bin
-so hungrig, da&szlig; mir der Magen schlottert, weil ich in zwei
-Jahren Nichts zu essen bekommen habe.&laquo; &mdash; &raquo;Nein,&laquo;
-sagte Aschenbr&ouml;del: &raquo;das kann ich nicht! Erst kam ich
-zu einem Raben, dem mu&szlig;te ich mein Essen geben; darauf
-kam ich zu einem Lachs, dem mu&szlig;te ich wieder ins Wasser
-helfen; und Du willst nun gar mein Pferd haben;
-das geht nicht, dann wei&szlig; ich nicht, wie ich meine Reise
-fortsetzen soll.&laquo; &mdash; &raquo;Ja, Du musst mir helfen,&laquo; sagte der
-Wolf: &raquo;Du kannst nachher auf mir reiten; ich will Dir
-auch wieder helfen, wenn Du mal in Noth kommst.&laquo; &mdash;
-&raquo;Ja, Was Du mir helfen kannst, hat wohl nicht Viel zu
-bedeuten,&laquo; sagte der Prinz: &raquo;aber nimm das Pferd nur
-hin, weil Du's doch so n&ouml;thig hast.&laquo; Als der Wolf das
-Pferd gefressen hatte, gab Aschenbr&ouml;del ihm das Gebi&szlig;
-ins Maul und legte ihm den Sattel auf den R&uuml;cken;
-denn der Wolf war jetzt so stark und so gro&szlig; geworden
-von Dem, was er gefressen hatte, weit gr&ouml;&szlig;er, als ein
-Pferd. Wie Aschenbr&ouml;del sich aufgesetzt hatte, legte der
-Wolf mit ihm los; aber so schnell hatte Aschenbr&ouml;del noch
-nie geritten. Als sie nun schon einen guten Weg hinter
-sich hatten, sagte der Wolf: &raquo;Wenn wir noch ein
-kleines Ende weiter gekommen sind, dann werde ich Dir
-das Riesenschlo&szlig; zeigen.&laquo; Es dauerte nicht lange, so
-waren sie da. &raquo;Hier siehst Du das Schlo&szlig;,&laquo; sagte
-der Wolf: &raquo;und dies hier sind Deine sechs Br&uuml;der, die
-der Riese in Stein verwandelt hat, und das da sind ihre
-sechs Br&auml;ute; dort siehst Du auch die Th&uuml;r zu dem Schlo&szlig;,
-und da musst Du hineingehen.&laquo; &mdash; &raquo;Nein,&laquo; sagte der K&ouml;nigssohn:
-&raquo;der Riese bringt mich um.&laquo; &mdash; &raquo;Sei nur
-ohne Furcht,&laquo; versetzte der Wolf: &raquo;denn wenn Du hineinkommst,
-triffst Du dort eine Prinzessinn an, die wird Dir
-wohl sagen, wie Du es machen musst, um den Riesen zu
-t&ouml;dten; und thu dann nur, wie sie Dir sagt.&laquo; Aschenbr&ouml;del
-ging darauf hinein, und wie er durch mehre Zimmer
-gekommen war, sa&szlig; in dem einen die Prinzessinn; aber
-eine so sch&ouml;ne Jungfrau hatte er noch nie gesehen. &raquo;Ach,
-Gott steh Dir bei!&laquo; sagte sie, als sie ihn erblickte: &raquo;Wie
-bist Du hier hereingekommen? Dein Tod ist Dir gewi&szlig;;
-denn hier wohnt ein Riese, den kann Niemand t&ouml;dten,
-weil er kein Herz im Leibe hat.&laquo; &mdash; &raquo;Ich will es aber
-doch versuchen,&laquo; sagte Aschenbr&ouml;del: &raquo;denn darum bin ich
-hergekommen; und meine Br&uuml;der, welche hier in Stein
-verwandelt sind, wollte ich auch gern erretten, und Dich
-dazu, wenn ich k&ouml;nnte.&laquo; Wie nun die Prinzessinn ihn
-durchaus nicht &uuml;berreden konnte, wieder fortzugehen, sagte
-sie zu ihm: &raquo;La&szlig; uns denn zusehen, wie wir's am besten
-anfangen: Krieche hier unter dieses Bett, und da
-musst Du still liegen bleiben und genau zuh&ouml;ren, Was der
-Riese sagt, wenn ich ihn ausfrage.&laquo; Er kroch nun unter's
-Bett, und kaum war das geschehen, so kam der Riese an.
-&raquo;<span class="wide">Hutetu! hier riecht's so nach Menschenfleisch!</span>&laquo;
-rief er. &raquo;Ja, es flog hier eine Elster vorbei mit einem
-Knochen im Schnabel, den lie&szlig; sie durch den Schornstein
-fallen,&laquo; sagte die Prinzessinn: &raquo;ich habe mich zwar beeilt,
-ihn hinwegzuschaffen; aber es mu&szlig; wohl noch der
-Geruch davon zur&uuml;ckgeblieben sein;&laquo; und damit war der
-Riese zufrieden gestellt. Als es Abend wurde, legten sie
-sich zu Bett, und wie sie eine Weile gelegen hatten, sagte
-die Prinzessinn: &raquo;Da ist Eins, wonach ich Dich gern fragen
-wollte, aber Du musst auch nicht b&ouml;se werden.&laquo; &mdash;
-&raquo;<span class="wide">Was ist denn das?</span>&laquo; fragte der Riese. &raquo;O,&laquo; sagte
-sie: &raquo;ich m&ouml;chte gern wissen, wo Du Dein Herz hast, weil
-Du es doch nicht bei Dir tr&auml;gst.&laquo; &mdash; &raquo;<span class="wide">Das ist Etwas,
-wonach Du nicht zu fragen brauchst</span>,&laquo; sagte der
-Riese: &raquo;<span class="wide">sonst liegt es dort unter der Th&uuml;rschwelle.</span>&laquo;
-&mdash; &raquo;Aha! da wollen wir's schon finden!&laquo;
-dachte Aschenbr&ouml;del, der unter dem Bett lag.</p>
-
-<p>Am n&auml;chsten Morgen stand der Riese fr&uuml;h auf und
-streifte nach dem Wald zu. Kaum war er fort, so fingen
-Aschenbr&ouml;del und die Prinzessinn an, unter der
-Th&uuml;rschwelle zu suchen; aber was sie auch suchen und graben
-mochten, so fanden sie doch Nichts. &raquo;Diesmal hat
-er uns angef&uuml;hrt,&laquo; sagte die Prinzessinn: &raquo;aber wir m&uuml;ssen's
-noch einmal versuchen.&laquo; Darauf pfl&uuml;ckte sie die sch&ouml;nsten
-Blumen, die sie finden konnte, und bestreu'te damit
-die Th&uuml;rschwelle, nachdem sie dieselbe vorher wieder in Stand
-gebracht hatten. Wie es um die Zeit war, da&szlig; sie den
-Riesen zu Hause erwarteten, mu&szlig;te Aschenbr&ouml;del wieder
-unter's Bett kriechen. &raquo;<span class="wide">Hutetu! hier riecht's so nach
-Menschenfleisch!</span>&laquo; sagte der Riese, als er eintrat. &raquo;O,
-das ist wohl noch der Knochen von gestern,&laquo; sagte die
-Prinzessinn, und damit war der Riese zufrieden. Nach
-einer Weile fragte er, Wer denn all die sch&ouml;nen Blumen
-auf die Th&uuml;rschwelle gestreu't h&auml;tte. &raquo;O, das habe ich
-gethan,&laquo; sagte die Prinzessinn. &raquo;<span class="wide">Und wozu soll das?</span>&laquo;
-fragte der Riese. &raquo;Meinst Du denn nicht, da&szlig; ich Dich
-so lieb habe, um die Schwelle mit Blumen zu bestreuen,
-wenn ich wei&szlig;, da&szlig; Dein Herz darunter liegt?&laquo; sagte
-die Prinzessinn. &raquo;<span class="wide">Ah so!</span>&laquo; sagte der Riese: &raquo;<span class="wide">sonst liegt
-es aber nicht da.</span>&laquo;</p>
-
-<p>Als sie sich am Abend zu Bett gelegt hatten, bat
-die Prinzessinn ihn, er m&ouml;chte ihr doch sagen, wo sein
-Herz w&auml;re; denn sie hielt so viel von ihm, sagte sie, und
-darum m&ouml;chte sie es so gern wissen. &raquo;<span class="wide">O, es liegt
-dort in dem Wandschrank,</span>&laquo; sagte der Riese. &raquo;Haha!&laquo;
-dachte Aschenbr&ouml;del: &raquo;da wollen wir's schon finden!&laquo;
-Den n&auml;chsten Morgen machte der Riese sich wieder fr&uuml;h
-auf und streifte nach dem Wald zu. Kaum aber war er
-gegangen, als Aschenbr&ouml;del und die K&ouml;nigstochter den
-ganzen Schrank durchsuchten, um sein Herz zu finden;
-aber wie flei&szlig;ig sie auch suchten, so fanden sie auch diesmal
-Nichts. &raquo;Wir m&uuml;ssen's noch einmal probiren,&laquo; sagte
-die Prinzessinn. Sie schm&uuml;ckte nun den Schrank mit
-Blumen und mit Kr&auml;nzen, und gegen Abend mu&szlig;te
-Aschenbr&ouml;del wieder unter's Bett kriechen. Darauf kam
-der Riese an. &raquo;<span class="wide">Hutetu! hier riecht's so nach Menschenfleisch!</span>&laquo;
-sagte er, als er eintrat. &raquo;Ach, es ist
-wohl immer noch der alte Knochen,&laquo; sagte die Prinzessinn:
-&raquo;der Geruch will gar nicht wieder fort.&laquo; Damit war
-der Riese zufrieden und sagte weiter Nichts. Wie er aber
-darauf den Schrank erblickte, der mit Blumen und
-Kr&auml;nzen geschm&uuml;ckt war, fragte er die Prinzessinn, Wer
-das gethan h&auml;tte. &raquo;Ach, das habe ich gethan,&laquo; sagte
-sie. &raquo;<span class="wide">Und wozu soll die Thorheit?</span>&laquo; fragte er.
-&raquo;Meinst Du denn nicht, da&szlig; ich Dich so lieb habe,
-um den Schrank mit Blumen und Kr&auml;nzen zu schm&uuml;cken,
-wenn ich wei&szlig;, da&szlig; Dein Herz darin liegt?&laquo; sagte sie.
-&raquo;<span class="wide">Kannst Du so n&auml;rrisch sein und das glauben?</span>&laquo;
-sagte der Riese. &raquo;Ich mu&szlig; es ja wohl glauben, wenn
-Du es sagst,&laquo; versetzte die Prinzessinn. &raquo;<span class="wide">Du bist ein
-Narr!</span>&laquo; sagte der Riese: &raquo;<span class="wide">wo mein Herz ist, dahin
-kommst Du nie.</span>&laquo; &mdash; &raquo;Du k&ouml;nntest mir aber doch
-wohl sagen, wo es ist,&laquo; sagte sie. Nun konnte
-der Riese nicht anders, sondern mu&szlig;te es ihr sagen.
-&raquo;<span class="wide">Weit, weit von hier in einem Wasser,</span>&laquo; sagte er:
-&raquo;<span class="wide">liegt eine Insel; auf der Insel steht eine Kirche;
-in der Kirche ist ein Brunnen; in dem Brunnen
-schwimmt eine Ente; in der Ente ist ein Ei; und
-in dem Ei &mdash; da ist mein Herz.</span>&laquo;</p>
-
-<p>Am Morgen fr&uuml;h, als es noch nicht d&auml;mmerte,
-streifte der Riese schon wieder nach dem Wald zu. &raquo;Ja, nun
-mu&szlig; ich auch fort,&laquo; sagte Aschenbr&ouml;del: &raquo;wenn ich
-blo&szlig; den Weg w&uuml;&szlig;te.&laquo; Er sagte darauf der Prinzessinn
-Lebewohl, und als er drau&szlig;en vor's Schlo&szlig; kam, stand
-der Wolf noch da und wartete auf ihn. Aschenbr&ouml;del
-erz&auml;hlte ihm Alles, was ihm im Schlo&szlig; begegnet war
-und sagte, nun m&ouml;chte er gern zu dem Brunnen in der
-Kirche, wenn er blo&szlig; den Weg dahin w&uuml;&szlig;te. Der Wolf aber
-sagte, den Weg wollte er schon finden, er sollte sich nur
-auf seinen R&uuml;cken setzen, und darauf ging es fort &uuml;ber
-Klippen und H&uuml;gel, &uuml;ber Berg und Thal, da&szlig; es nur
-so saus'te. Als sie schon manchen lieben Tag gereis't waren,
-kamen sie endlich zu einem Wasser. Nun wu&szlig;te der
-K&ouml;nigssohn nicht, wie er hin&uuml;ber kommen sollte; aber der
-Wolf sagte zu ihm, er solle sich blo&szlig; nicht f&uuml;rchten, und
-dann sprang er in's Wasser und schwamm mit dem
-Prinzen hin&uuml;ber zu der Insel. Als sie aber zu der Kirche
-kamen, hing der Schl&uuml;ssel ganz oben an der Thurmspitze.
-Nun wu&szlig;te der K&ouml;nigssohn wieder nicht, wie
-er ihn herunterkriegen sollte. &raquo;Du musst den Raben
-zu H&uuml;lfe rufen,&laquo; sagte der Wolf, und das that der
-Prinz. Da kam der Rabe geflogen, schwang sich hinauf zu
-der Thurmspitze und holte den Schl&uuml;ssel herunter. Nun
-konnte der Prinz in die Kirche kommen; und als er zu dem
-Brunnen kam, schwamm die Ente darin auf und ab, so wie
-der Riese gesagt hatte. Der Prinz fing nun an, sie zu
-locken, und lockte so lange, bis sie so nahe kam, da&szlig; er sie
-greifen konnte. Wie er sie aber aus dem Wasser hob,
-lie&szlig; sie das Ei in den Brunnen fallen. Nun wu&szlig;te
-Aschenbr&ouml;del nicht, wie er das Ei wiederbekommen sollte.
-&raquo;Du musst jetzt den Lachs zu H&uuml;lfe rufen,&laquo; sagte der
-Wolf. Da rief der Prinz den Lachs, und dieser kam
-sogleich und holte das Ei herauf. Nun, sagte der Wolf
-zu dem Prinzen, solle er das Ei in der Hand dr&uuml;cken;
-und wie der Prinz das that, schrie der Riese laut auf.
-&raquo;Dr&uuml;ck noch einmal zu!&laquo; sagte der Wolf; und wie der
-Prinz noch einmal zudr&uuml;ckte, erhob der Riese ein kl&auml;gliches
-Gewinsel und bat und fleh'te um sein Leben; er wolle
-auch Alles thun, was der K&ouml;nigssohn verlangte, wenn er
-ihm blo&szlig; nicht das Herz entzwei dr&uuml;cken wollte, sagte er.
-&raquo;Sage ihm, wenn er Deine sechs Br&uuml;der, die er in Stein
-verwandelt hat, wieder in Prinzen umschafft, und ihre
-Br&auml;ute in Prinzessinnen, dann solle er das Leben behalten,&laquo;
-sagte der Wolf; und das that der Prinz. Ja, dazu
-war der Troll sogleich bereit: er verwandelte die sechs
-Br&uuml;der wieder in Prinzen, und ihre Br&auml;ute wieder in
-Prinzessinnen. &raquo;Dr&uuml;ck jetzt das Ei entzwei!&laquo; sagte der
-Wolf. Nun dr&uuml;ckte Aschenbr&ouml;del das Ei entzwei, und da
-barst der Riese mitten von einander. Wie sie ihn nun quitt
-waren, ritt Aschenbr&ouml;del wieder zur&uuml;ck nach dem Bergschlo&szlig;.
-Da standen alle seine sechs Br&uuml;der mit ihren Br&auml;uten frisch
-und gesund vor ihm, und Aschenbr&ouml;del ging in den Berg
-und holte sich die Prinzessinn, die wurde nun <span class="wide">seine</span>
-Braut, und darauf reis'ten sie alle mit einander zur&uuml;ck
-nach dem Schlo&szlig; des K&ouml;nigs. Wie nun der alte K&ouml;nig
-alle seine sieben S&ouml;hne mit ihren Br&auml;uten ankommen sah,
-da freu'te er sich nicht wenig, kannst Du glauben; aber
-die sch&ouml;nste von allen Prinzessinnen war doch die Braut
-von Aschenbr&ouml;del, und er mu&szlig;te sich mit ihr bei Tafel
-oben an setzen. Darauf hielten alle Prinzen Hochzeit
-mit ihren Br&auml;uten, und es wurde gegastet und gejubelt
-viele Tage lang, und haben sie nicht ausgejubelt, so
-jubeln sie wohl noch.</p>
-
-<hr class="narrow" />
-<h3><a name="kap7" id="kap7"></a>7.</h3>
-
-<div class="center">
- <p class="noindent">
- <b>Die Grimsschecke.</b>
- </p>
-</div>
-
-<p>Es waren einmal ein Paar reiche Leute, die hatten zw&ouml;lf
-S&ouml;hne. Als der j&uuml;ngste von ihnen herangewachsen war,
-wollte er nicht l&auml;nger zu Hause bleiben, sondern wollte
-fort in die Welt und sein Gl&uuml;ck versuchen. Die &Auml;ltern
-sagten, er h&auml;tte es ja gut bei ihnen, warum er denn
-nicht zu Hause bleiben wollte. Aber er hatte keine Ruhe,
-er wollte und mu&szlig;te fort, und da lie&szlig;en sie ihn denn
-endlich reisen. Als er nun eine Zeitlang umhergewandert
-war, kam er auch zu einem K&ouml;nigsschlo&szlig;; da bat er um
-einen Dienst, und den erhielt er auch.</p>
-
-<p>Die Tochter des K&ouml;nigs von diesem Lande aber wurde
-von einem Trollen in einem Berg zur&uuml;ckgehalten, und der
-K&ouml;nig hatte nicht mehr Kinder, als nur diese einzige
-Tochter. Darum war er und mit ihm das ganze Land
-in gro&szlig;er Sorge und Betr&uuml;bni&szlig;, und der K&ouml;nig hatte
-Demjenigen, der sie befreien k&ouml;nnte, die Prinzessinn und
-das halbe Reich versprochen; aber es war Niemand, der
-das konnte, obwohl Viele es versuchten. Als der Bursch
-ein Jahr, oder so ungef&auml;hr, da gewesen war, wollte
-er wieder nach Hause und seine &Auml;ltern besuchen; wie er
-aber zu Hause ankam, waren seine &Auml;ltern in der Zeit
-gestorben, und die Br&uuml;der hatten die Erbschaft unter sich
-getheilt, so da&szlig; nun Nichts mehr f&uuml;r den Burschen &uuml;brig
-war. &raquo;Soll ich denn Nichts haben?&laquo; sagte der Bursch.
-&raquo;Konnten wir denn wissen, da&szlig; Du noch am Leben warst,
-der Du so lange herumgestreift bist?&laquo; sagten die Br&uuml;der:
-&raquo;Aber es mag drum sein: Oben in der Bergkoppel gehen
-zw&ouml;lf Stuten, die wir noch nicht getheilt haben; willst
-Du die f&uuml;r Deinen Theil haben, so kannst Du sie nehmen.&laquo;
-Ja, damit war der Bursch wohlzufrieden und
-begab sich sogleich nach der Bergkoppel, wo die zw&ouml;lf
-Stuten gras'ten. Wie er hinkam, hatte jede Stute ihr
-Saugf&uuml;llen; das sch&ouml;nste F&uuml;llen hatte aber doch die eine
-Stute, das war ein gro&szlig;es scheckiges F&uuml;llen und so fett
-und so gut bei Leibe, da&szlig; es gl&auml;nzte. &raquo;Du bist ein
-sch&ouml;nes Thierchen,&laquo; sagte der Bursch. &raquo;Ja, aber willst
-Du die andern F&uuml;llen todtschlagen, so da&szlig; ich alle Stuten
-ein ganzes Jahr saugen kann, dann sollst Du mal
-sehen, wie gro&szlig; und sch&ouml;n ich werde,&laquo; sagte das F&uuml;llen.
-Das that denn der Bursch auch: er schlug alle die andern
-F&uuml;llen todt, und darauf ging er fort.</p>
-
-<p>Als er das n&auml;chste Jahr wiederkam und sich nach seinem
-F&uuml;llen und seinen Stuten umsehen wollte, da war das
-F&uuml;llen so fett geworden, da&szlig; es gl&auml;nzte und blinkerte, und so
-gro&szlig; war es, da&szlig; der Bursch nur mit genauer Noth hinaufkommen
-konnte; alle Stuten aber hatten wieder ihr F&uuml;llen
-bekommen. &raquo;Ja, es ist wahr, es hat sich gut gelohnt, da&szlig;
-ich Dich alle zw&ouml;lf Stuten saugen lie&szlig;,&laquo; sagte der Bursch
-zu dem Einj&auml;hrigen: &raquo;aber jetzt bist Du gro&szlig; genug, nun
-mu&szlig; ich Dich mithaben.&laquo; &mdash; &raquo;Nein, la&szlig; mich noch ein
-Jahr dazu gehen,&laquo; sagte das F&uuml;llen: &raquo;schlag' wieder die
-zw&ouml;lf andern F&uuml;llen todt, da&szlig; ich auch dieses Jahr alle
-zw&ouml;lf Stuten saugen kann; dann sollst Du mal sehen,
-wie gro&szlig; und sch&ouml;n ich den n&auml;chsten Sommer bin.&laquo; Der
-Bursch that wieder, wie das F&uuml;llen ihm sagte; und als
-er das n&auml;chste Jahr in die Koppel kam, da hatte wieder
-jede Stute ihr Saugf&uuml;llen; das scheckige F&uuml;llen aber war
-so gro&szlig; geworden, da&szlig; der Bursch gar nicht mehr hinauf
-konnte, und so fett und so blank war es, da&szlig; es nur so
-glitzerte. &raquo;Gro&szlig; und sch&ouml;n warst Du voriges Jahr,&laquo;
-sagte der Bursch: &raquo;aber dieses Jahr bist Du noch stattlicher;
-ein solches F&uuml;llen giebt es nicht in des K&ouml;nigs
-Schlo&szlig;. Aber nun mu&szlig; ich Dich mit mir haben.&laquo; &mdash;
-&raquo;Nein,&laquo; sagte die Schecke: &raquo;la&szlig; mich noch ein Jahr dazu
-gehen! schlage wieder die zw&ouml;lf andern F&uuml;llen todt, so
-da&szlig; ich auch noch dieses Jahr alle Stuten saugen kann;
-dann sollst Du mich mal sehen zum n&auml;chsten Sommer!&laquo;
-Der Bursch that wieder, wie das Scheckenf&uuml;llen ihm
-sagte, schlug alle die andern F&uuml;llen todt, und damit ging
-er fort.</p>
-
-<p>Als er aber nun das n&auml;chste Jahr wiederkam, und sich
-nach seinem F&uuml;llen und seinen Stuten umsehen wollte, da
-war der Bursch ganz erschrocken. So gro&szlig; und so schwer,
-hatte er nie geglaubt, da&szlig; ein Pferd werden k&ouml;nnte; denn die
-Schecke mu&szlig;te sich auf allen Vieren niederlegen, wenn
-der Bursch hinaufsteigen wollte, und dann hatte er noch
-Genug zu thun, da&szlig; er nur hinaufkam; und so fett und
-so quabbelig war sie geworden, da&szlig; sie gl&auml;nzte und blitzte
-wie ein Spiegel; und das Mal hatte die Schecke Nichts
-dagegen einzuwenden, da&szlig; der Bursch sie mitnahm. Er
-setzte sich auf sie und ritt mit ihr nach Hause zu seinen
-Br&uuml;dern; die schlugen die H&auml;nde &uuml;ber dem Kopf zusammen
-und kreuzten sich, denn ein solches Pferd hatten sie
-weder gesehen, noch davon reden geh&ouml;rt. &raquo;Es mag drum
-sein,&laquo; sagte der Bursch: &raquo;wollt Ihr mir einen so sch&ouml;nen
-Beschlag unter mein Pferd, und so sch&ouml;nen Sattel und
-so sch&ouml;nes Gebi&szlig; verschaffen, als man's nur haben kann,
-so m&ouml;gt Ihr alle zw&ouml;lf Stuten nehmen, so wie sie da in
-der Koppel gehen, und ihre zw&ouml;lf F&uuml;llen dazu&laquo; &mdash; denn
-das Jahr hatte jede Stute wieder ein F&uuml;llen bekommen.
-&mdash; Ja, das wollten die Br&uuml;der gern; und nun bekam
-der Bursch einen solchen Beschlag unter sein Pferd, da&szlig;
-die Kiesel in die Luft flogen, wenn er &uuml;ber den Berg ritt,
-und einen solchen Goldsattel und ein solches Goldgebi&szlig;,
-da&szlig; man den Glanz davon schon von weitem sah. &raquo;La&szlig; uns
-jetzt nach des K&ouml;nigs Schlo&szlig; reisen!&laquo; sagte die <span class="wide">Grimsschecke</span>
-&mdash; denn so hie&szlig; das Pferd &mdash;: &raquo;aber Du musst
-den K&ouml;nig um guten Stallraum und gutes Futter f&uuml;r
-mich bitten.&laquo; Ja, er wollt's nicht vergessen, sagte der
-Bursch, und damit ritt er fort, da&szlig; die Funken stoben;
-und da kannst Du Dir wohl denken, da&szlig; sie eben nicht
-lange Zeit gebrauchten, um nach dem Schlo&szlig; zu kommen.</p>
-
-<p>Wie der Bursch dort ankam, stand der K&ouml;nig drau&szlig;en
-auf der Treppe; er guckte und guckte und konnte nicht
-begreifen, was Das f&uuml;r Einer war, der da geritten kam.
-&raquo;Nein!&laquo; sagte er: &raquo;einen solchen Kerl und ein solches Pferd
-hab' ich noch mein Lebtag nicht gesehen!&laquo; Als darauf der
-Bursch ihn fragte, ob er nicht einen Dienst im Schlo&szlig;
-bekommen k&ouml;nnte, ward der K&ouml;nig so froh, da&szlig; er h&uuml;pfte
-und sprang, und da konnt' es denn nicht fehlen, da&szlig; der
-Bursch einen Dienst bekam. &raquo;Ja, aber guten Stallraum
-f&uuml;r mein Pferd will ich haben, und gutes Futter auch,&laquo;
-sagte der Bursch. Ja, Stallraum f&uuml;r sein Pferd sollte
-er bekommen, und Hafer und Heu so viel es nur verdelgen
-k&ouml;nnte; und darauf mu&szlig;ten die andern Ritter alle
-ihre Pferde aus dem Stall f&uuml;hren; denn der sollte f&uuml;r die
-Grimsschecke allein bleiben, damit sie gut Platz drin h&auml;tte.</p>
-
-<p>Und nun, kannst Du Dir wohl denken, dauerte es
-nicht lange, da&szlig; die Andern im Schlo&szlig; neidisch wurden
-auf den Burschen, und nicht wu&szlig;ten, was sie ihm all
-f&uuml;r Schabernack anthun sollten, wenn sie blo&szlig; gedurft
-h&auml;tten. Endlich verfielen sie darauf, zu dem K&ouml;nig zu
-sagen, der Bursch habe sich ger&uuml;hmt, die Prinzessinn befreien
-zu k&ouml;nnen, die der Troll bei sich im Berg eingeschlossen
-halte, wenn er blo&szlig; wollte. Sogleich lie&szlig; der K&ouml;nig ihn
-zu sich rufen und sagte, so und so h&auml;tte er gesagt, und
-nun sollte er Wort halten; k&ouml;nnte er es, so w&uuml;&szlig;te er
-wohl, da&szlig; er dann die Prinzessinn und das halbe Reich
-haben solle, und das sollt' er denn auch redlich bekommen;
-k&ouml;nnte er es aber nicht, so solle er das Leben verlieren.
-Der Bursch sagte zwar, nein, das h&auml;tt' er nicht gesagt;
-aber es half nichts, der K&ouml;nig wollte auf dem Ohr nicht
-h&ouml;ren, und es war kein andrer Rath f&uuml;r den Burschen,
-er mu&szlig;te es versuchen. Er ging nun hinunter nach dem
-Stall und war ganz traurig und muthlos. Die Grimsschecke
-fragte ihn, Was ihm fehle, und da erz&auml;hlte ihr denn
-der Bursch, Was der K&ouml;nig von ihm verlangte, und sagte,
-er w&uuml;&szlig;te nicht, wie er das anfangen sollte, denn die Prinzessinn
-zu befreien, meinte er, w&auml;re wohl ein Ding der
-Unm&ouml;glichkeit. &raquo;Die Sache ist gar nicht so gef&auml;hrlich,&laquo;
-sagte die Grimsschecke: &raquo;ich will Dir schon helfen, aber Du
-musst mich gut beschlagen lassen. Zwanzig Pfund Eisen und
-zw&ouml;lf Pfund Stahl musst Du verlangen, und einen Schmied
-zum Schmieden, und einen zum Beschlagen.&laquo; Ja, das that
-der Bursch, und der K&ouml;nig sagte nicht Nein, sondern gab
-ihm Eisen und Stahl und zwei Schmiede, und die Grimsschecke
-wurde beschlagen hinten und vorn, und darauf ritt
-der Bursch aus dem Schlo&szlig;, da&szlig; der Staub aufwirbelte.
-Als er aber nun zu dem Berg kam, galt es, die steile
-Wand hinaufzukommen; denn die war so schroff, wie
-eine Mauer, und so glatt, wie ein Spiegel. Bei dem
-ersten Anlauf kam der Bursch ein Ende hinauf; aber da
-glitt die Grimsschecke mit den beiden Vorderf&uuml;&szlig;en aus,
-und wieder herunter, da&szlig; es donnerte und krachte. Beim
-zweiten Anlauf kam er ein Ende weiter hinauf; aber da
-glitt die Grimsschecke wieder mit dem einen Vorderbein
-aus, und herunter, da&szlig; der alte Berg bebte. Das dritte
-Mal sagte die Grimsschecke: &raquo;Jetzt mu&szlig; es werden!&laquo; und
-damit legte sie los, da&szlig; die Steine in die Wolken flogen,
-und das Mal kam sie hinauf. Nun ritt der Bursch in
-vollem Galopp, erschnappte die K&ouml;nigstochter und nahm
-sie vor sich auf den Sattel, und eh' der Troll sich noch
-recht besann, waren sie auf und davon &mdash; wenn ich aber
-nicht irre, so lag der Troll damals und schlief &mdash; und
-nun war die Prinzessinn befrei't.</p>
-
-<p>Als jetzt der Bursch zur&uuml;ckkam auf's Schlo&szlig;, freu'te
-sich der K&ouml;nig nicht wenig, kannst Du glauben. Wie dem
-nun aber auch sein mochte, so hatten die Andern auf
-dem Schlo&szlig; dem K&ouml;nig Allerlei vorgeredet, so da&szlig; er
-gleichwohl zornig war auf den Burschen. &raquo;Ich danke
-Dir, da&szlig; Du meine Tochter befrei't hast&laquo; &mdash; das war
-Alles, was er sagte, und damit wollte er seines Weges
-gehen. Der Bursch aber sagte: &raquo;Sie ist jetzt eben so gut
-<span class="wide">mein</span>, als <span class="wide">Dein</span>, denn ich hoffe doch, da&szlig; Du ein Mann
-von Wort bist.&laquo; &mdash; &raquo;Nun ja,&laquo; sagte der K&ouml;nig: &raquo;Du
-sollst sie haben, weil ich es Dir versprochen habe; aber
-erst musst Du machen, da&szlig; die Sonne in mein Schlo&szlig;
-scheint&laquo; &mdash; denn es lag ein gro&szlig;er Berg vor dem Schlo&szlig;fenster,
-der schattete, so da&szlig; die Sonne nicht hineinscheinen
-konnte. &mdash; &raquo;Das war nun freilich nicht mit im Accord,&laquo;
-sagte der Bursch: &raquo;aber es hilft nicht, ich mu&szlig; nur mein
-Bestes versuchen; denn die Prinzessinn wollt' ich doch gern
-haben.&laquo; Er ging nun wieder hinunter zu der Schecke
-und erz&auml;hlte ihr, Was der K&ouml;nig von ihm verlangte; die
-Grimsschecke meinte, die Sache sei eben nicht so gef&auml;hrlich;
-aber einen neuen Beschlag unter den F&uuml;&szlig;en m&uuml;&szlig;te sie
-haben, sagte sie, und dazu m&uuml;&szlig;ten zwanzig Pfund Eisen
-und zw&ouml;lf Pfund Stahl, und zwei Schmiede, einen zum
-Schmieden, und einen zum Beschlagen, dann sollte schon
-nachher die Sonne in's Schlo&szlig; scheinen. Der Bursch bekam
-Alles, was er verlangte, denn das konnte der K&ouml;nig
-Schanden halber ihm nicht versagen, und es wurde nun
-ein neuer Beschlag unter die Grimsschecke gelegt, und der
-war nicht schlecht. Wie das geschehen war, setzte der
-Bursch sich auf, und bei jedem Schritt, den die Grimsschecke
-that, sank der Berg drei&szlig;ig Fu&szlig; tief in die Erde,
-und das dauerte so lange fort, bis Nichts mehr vom Berg
-zu sehen war.</p>
-
-<p>Wie nun der Bursch zur&uuml;ck nach dem Schlo&szlig; kam,
-fragte er den K&ouml;nig, ob er ihm jetzt die Prinzessinn geben
-wolle; denn nun wisse er nicht anders, sagte er, als da&szlig;
-die Sonne ins Schlo&szlig; scheine. Aber da hatten die Andern
-dem K&ouml;nig wieder Allerlei vorgeredet, und er sagte
-zu dem Burschen, die Prinzessinn sollte er allerdings haben,
-denn er h&auml;tte seinen Sinn nicht ge&auml;ndert; aber erst sollte
-er ihm ein so stattliches Brautpferd schaffen, als er ein
-Br&auml;utigamspferd h&auml;tte, das w&auml;re nicht mehr, als billig.
-Der Bursch sagte, davon h&auml;tte der K&ouml;nig nicht gesprochen,
-und er meine, er habe die Prinzessinn jetzt verdient. Aber
-der K&ouml;nig blieb bei Dem, was er gesagt hatte; und wenn
-er ihm nicht ein solches Brautpferd schaffen k&ouml;nne, sagte
-er: dann solle er das Leben dazu verlieren. Der Bursch
-ging nun in den Stall, aber ganz traurig und muthlos,
-und erz&auml;hlte der Grimsschecke, wie der K&ouml;nig von ihm
-verlange, er solle der Prinzessinn ein so stattliches Brautpferd
-verschaffen, als er ein Br&auml;utigamspferd h&auml;tte,
-sonst solle er das Leben verlieren. &raquo;Wie soll das aber
-angehen?&laquo; sagte er: &raquo;denn Deinesgleichen giebt es wohl
-nicht mehr in der Welt.&laquo; &mdash; &raquo;Ja, es giebt Meinesgleichen,&laquo;
-sagte die Grimsschecke: &raquo;aber es h&auml;lt schwer, sie
-zu bekommen, denn sie ist in der H&ouml;lle; wir wollen inde&szlig;
-unser Bestes versuchen.&laquo; &mdash; &raquo;Und Was mu&szlig; ich denn
-thun?&laquo; fragte der Bursch. &raquo;Erst musst Du zum K&ouml;nig
-gehen,&laquo; sagte die Grimsschecke: &raquo;und einen neuen Beschlag
-unter meinen F&uuml;&szlig;en verlangen, und dazu m&uuml;ssen zwanzig
-Pfund Eisen und zw&ouml;lf Pfund Stahl, und zwei Schmiede,
-einer zum Schmieden, und einer zum Beschlagen, aber sieh
-ja zu, da&szlig; die Eisen gut scharf werden; und dann musst
-Du zw&ouml;lf Tonnen Rocken und zw&ouml;lf Tonnen Gerste verlangen,
-und zw&ouml;lf geschlachtete Ochsen m&uuml;ssen wir haben,
-dazu alle zw&ouml;lf Ochsenh&auml;ute und in jeder Haut zw&ouml;lfhundert
-Lattenspiker; denn alles das m&uuml;ssen wir gebrauchen.&laquo;
-Der Bursch ging nun hinauf zum K&ouml;nig und
-verlangte Alles, so wie die Grimsschecke ihm gesagt hatte,
-und der K&ouml;nig konnte Schanden halber es ihm nicht verweigern,
-sondern mu&szlig;te ihm Alles geben.</p>
-
-<p>Als nun die Grimsschecke geh&ouml;rig beschlagen war,
-setzte der Bursch sich auf und ritt aus dem Schlo&szlig;hof.
-Wie er nun ein weites, weites Ende geritten war &uuml;ber
-Berge und &uuml;ber H&uuml;gel, da fragte die Schecke ihn: &raquo;H&ouml;rst
-Du Etwas?&laquo; &mdash; &raquo;Ja,&laquo; sagte der Bursch: &raquo;ich h&ouml;re ein
-gewaltiges Sausen oben in der Luft, so da&szlig; mir angst
-und bange wird.&laquo; &mdash; &raquo;Das sind alle die wilden V&ouml;gel
-des Waldes, die geflogen kommen,&laquo; sagte die Grimsschecke,
-&raquo;die sind ausgesandt, um uns aufzuhalten; aber schneide
-jetzt ein Loch in die Korns&auml;cke, dann haben sie Genug zu
-thun mit dem Korn und vergessen dar&uuml;ber uns.&laquo; Das
-that nun der Bursch: er schnitt ein Loch in die Korns&auml;cke,
-so da&szlig; der Rocken und die Gerste auf allen Seiten
-herauslief. Da kamen alle die wilden V&ouml;gel des Waldes
-in so gro&szlig;er Menge, da&szlig; die Sonne davon verdunkelt ward;
-als sie aber das Korn erblickten, schossen sie herunter und
-fingen an, die Rocken- und Gerstenk&ouml;rner aufzupicken; und
-zuletzt, glaub' ich, schlugen sie sich sogar; doch das kann
-ich nicht mit Gewi&szlig;heit sagen; aber so viel wei&szlig; ich wohl,
-da&szlig; sie dem Burschen und der Grimsschecke Nichts thaten,
-denn die hatten sie ganz vergessen.</p>
-
-<p>Nun ritt der Bursch wieder eine lange Strecke, &uuml;ber
-Berge und Th&auml;ler, durch Sumpf und Moor; da horchte
-pl&ouml;tzlich die Grimsschecke auf und fragte den Burschen:
-&raquo;H&ouml;rst Du Etwas?&laquo; &mdash; &raquo;Ja, ich h&ouml;re ein entsetzliches
-Krachen im Walde von allen Seiten her, so da&szlig; mir
-angst und bange wird,&laquo; sagte der Bursch. &raquo;Das sind alle
-die wilden Thiere des Waldes,&laquo; sagte die Grimsschecke: &raquo;die
-sind ausgeschickt, um uns aufzuhalten; aber wirf jetzt nur
-die R&uuml;mpfe von den zw&ouml;lf Ochsen hinaus, dann bekommen
-sie Genug zu thun und vergessen uns.&laquo; Da warf
-der Bursch die R&uuml;mpfe hinaus, und nun kamen alle wilden
-Thiere, so viel ihrer im Wald waren: B&auml;ren, W&ouml;lfe,
-L&ouml;wen und andre Ungeheuer; als sie aber die
-Ochsenr&uuml;mpfe sahen, fielen sie alle darauf her und fingen an,
-sich zu schlagen, da&szlig; das Blut flo&szlig;; den Burschen aber
-und die Grimsschecke verga&szlig;en sie ganz.</p>
-
-<p>Darauf ritt der Bursch wieder ein weites, weites
-Ende, und die Wolken flogen ihm jeden Augenblick vor&uuml;ber;
-denn mit der Grimsschecke ging es nicht langsam,
-wie man sich wohl denken kann. Pl&ouml;tzlich aber fing die
-Schecke an zu wiehern und fragte: &raquo;H&ouml;rst Du Etwas?&laquo;
-&mdash; &raquo;Ja, ich h&ouml;re in der Ferne ein leises Wiehern wie
-von einem F&uuml;llen,&laquo; sagte der Bursch. &raquo;Nun, das war
-eben kein kleines F&uuml;llen,&laquo; sagte die Schecke: &raquo;es h&ouml;rt sich
-nur so leise an, weil es noch so weit weg ist.&laquo; Darauf
-reis'ten sie ein gutes Ende weiter. Endlich wieherte die
-Grimsschecke wieder. &raquo;H&ouml;rst Du Etwas?&laquo; fragte sie.
-&raquo;Ja, nun h&ouml;r' ich es deutlich wiehern, wie ein gro&szlig;es
-Pferd,&laquo; sagte der Bursch. &raquo;Ja, Du musst es noch einmal
-h&ouml;ren,&laquo; sagte die Schecke: &raquo;dann wirst Du's schon
-gewahr werden.&laquo; Nun reis'ten sie wieder ein gutes Ende
-weiter; da wieherte die Grimsschecke zum dritten Mal;
-aber ehe sie noch den Burschen fragen konnte, ob er Etwas
-h&ouml;re, wieherte es auf der Senne, da&szlig; der Bursch
-dachte, der alte Berg w&uuml;rde bersten. &raquo;Nun ist es hier!&laquo;
-sagte die Grimsschecke: &raquo;Wirf jetzt geschwind die Ochsenh&auml;ute
-mit den Lattenspikern auf mich, und die Theertonne
-wirf auf die Erde, und dann klettre auf die gro&szlig;e
-Tanne da. Wenn dann das Pferd kommt, schnaubt es
-Feuer aus beiden N&uuml;stern und z&uuml;ndet die Theertonne an.
-Alsdann gieb wohl Acht: wenn die Flamme <span class="wide">steigt</span>, so
-gewinne ich; <span class="wide">f&auml;llt</span> sie, so verliere ich. Siehst Du aber,
-da&szlig; ich gewinne, so wirf ihm schnell meinen Zaum
-&uuml;ber, dann ist es zahm.&laquo; Kaum hatte der Bursch die
-H&auml;ute mit den Spikern auf die Grimsschecke geworfen,
-die Theertonne auf die Erde gerollt und war auf die Tanne
-geklettert, so kam das Pferd an, da&szlig; ihm die Flammen
-aus beiden N&uuml;stern fuhren, und sogleich fing die Theertonne
-Feuer. Darauf begann die Grimsschecke <ins title="original has einem">einen</ins> Kampf
-mit dem andern Pferd, da&szlig; die Steine bis an den Himmel
-flogen, sie bissen sich und schlugen aus mit den
-Vorder- und den Hinterbeinen. Der Bursch sah bald
-nach ihnen, bald nach der Theertonne, und endlich <span class="wide">stieg</span>
-die Flamme; denn wo das andre Pferd auch bei&szlig;en und
-schlagen mochte, so traf es immer nur die H&auml;ute mit den
-Spikern, und da mu&szlig;te es sich denn endlich geben. Als
-der Bursch das sah, sprang er schnell vom Baum herunter,
-nahm den Zaum von der Grimsschecke und warf ihn
-auf das andre Pferd, und da war es so zahm, da&szlig; er
-es mit einem Zwirnsfaden lenken konnte, und eben so
-scheckig war es wie das Grimsf&uuml;llen, so da&szlig; man sie nicht
-von einander zu unterscheiden vermochte. Nun setzte der
-Bursch sich auf das neue Pferd und ritt wieder zur&uuml;ck
-nach dem K&ouml;nigsschlo&szlig;, und die Grimsschecke lief neben
-ihm her. Als er beim Schlo&szlig; ankam, stand der K&ouml;nig
-drau&szlig;en auf dem Hof. &raquo;Kannst Du mir jetzt sagen,
-was f&uuml;r ein Pferd ich gefangen habe, und was f&uuml;r eins
-ich hatte?&laquo; sagte der Bursch: &raquo;kannst Du es nicht, so
-geh&ouml;rt Deine Tochter mir.&laquo; Der K&ouml;nig betrachtete beide
-Schecken von unten bis oben; aber es war kein Haar anders
-an der einen, als an der andern. &raquo;Nein,&laquo; sagte
-der K&ouml;nig: &raquo;das kann ich nicht. Meine Tochter hast Du
-jetzt, da Du ihr ein so stattliches Brautpferd verschafft
-hast, Dir erworben; aber erst m&uuml;ssen wir sehen, ob es
-auch so bestimmt ist, da&szlig; Du sie haben sollst: Meine
-Tochter soll sich zweimal verstecken, und nachher sollst Du
-Dich auch zweimal verstecken; kannst Du sie nun die beiden
-Male finden, aber sie nicht jedesmal Dich, dann ist
-es so bestimmt, da&szlig; Du sie haben sollst.&laquo; &mdash; &raquo;Das steht
-nun freilich auch nicht mit im Accord,&laquo; sagte der Bursch:
-&raquo;aber weil's denn so sein mu&szlig;, wollen wir's versuchen.&laquo;</p>
-
-<p>Nun sollte die K&ouml;nigstochter sich zuerst verstecken,
-und da verwandelte sie sich in eine Ente und schwamm
-auf dem Wasser, das dicht bei dem Schlo&szlig; war. Der Bursch
-aber ging hinunter in den Stall und fragte die Grimsschecke,
-wo sie sich versteckt h&auml;tte. &raquo;O, Du brauchst nur
-Dein Gewehr zu nehmen und nach der Ente zu zielen, die
-auf dem Wasser schwimmt,&laquo; sagte die Grimsschecke: &raquo;dann
-wird sie schon zum Vorschein kommen.&laquo; Da nahm der
-Bursch sein Gewehr und ging damit nach dem Wasser.
-&raquo;Ich will doch mal die Ente kappen,&laquo; sagte er und fing
-an zu zielen. &raquo;Nein, nein! schie&szlig; nicht! das bin <span class="wide">ich</span>!&laquo;
-sagte die Prinzessinn; und nun hatte er sie das erste Mal
-gefunden. Das zweite Mal verwandelte die Prinzessinn sich
-in ein Brod und lag auf dem Tisch zwischen vier andern
-Broden, und alle waren ganz gleich, so da&szlig; Keiner sie zu
-unterscheiden vermochte. Aber der Bursch ging wieder in
-den Stall zu der Grimsschecke und fragte, wo er jetzt
-wohl die Prinzessinn suchen sollte. &raquo;O, nimm blo&szlig; ein
-Brodmesser und wetze es t&uuml;chtig und thu dann, als ob Du
-das Brod, das, von der Linken gez&auml;hlt, das dritte unter
-den vier andern ist, die auf dem K&uuml;chentisch liegen, anschneiden
-wolltest,&laquo; sagte die Grimsschecke: &raquo;dann wird sie
-schon zum Vorschein kommen.&laquo; Da ging der Bursch in
-die K&uuml;che und nahm das gr&ouml;&szlig;te Brodmesser, das er finden
-konnte, und wetzte es t&uuml;chtig; dann ergriff er das
-Brod, welches, von der Linken gez&auml;hlt, das dritte unter
-den vier andern war, und setzte das Messer an, als ob
-er's mitten durchschneiden wollte. &raquo;Ich mu&szlig; mir doch
-mal einen Knorren von diesem Brod abschneiden,&laquo; sagte er.
-&raquo;Nein, schneide nicht! das bin <span class="wide">ich</span>!&laquo; sagte die Prinzessinn;
-und nun hatte er sie auch das zweite Mal gefunden.</p>
-
-<p>Jetzt sollte der Bursch sich verstecken; da sagte ihm
-aber die Grimsschecke so guten Bescheid, da&szlig; er nicht leicht
-zu finden war. Zuerst verwandelte er sich in eine Ro&szlig;m&uuml;cke
-und verbarg sich in die linke N&uuml;ster der Grimsschecke.
-Die Prinzessinn ging und suchte &uuml;berall, und zuletzt
-wollte sie auch in den Raum hinein, wo die Grimsschecke
-stand; aber die fing an zu bei&szlig;en und um sich zu schlagen,
-da&szlig; sie sich nicht nahen durfte, und da konnte sie ihn
-denn nicht finden. &raquo;Nein, ich kann Dich nicht finden,&laquo;
-rief sie: &raquo;komm nur hervor!&laquo; und sogleich stand der Bursch
-vor ihr in dem Stall. Das zweite Mal verwandelte er
-sich in einen Klumpen Erde und legte sich zwischen den
-Huf und das Eisen an dem linken Vorderfu&szlig; der Schecke.
-Die K&ouml;nigstochter ging wieder &uuml;berall herum und suchte,
-und zuletzt kam sie auch in den Stall und wollte wieder
-in den Raum zu der Grimsschecke. Diesmal durfte sie sich
-auch nahen; aber unter den Huf konnte sie nicht kommen,
-denn die Schecke stand allzu fest auf ihren Beinen. Da
-ihr nun alles Suchen nichts half, sagte sie endlich; &raquo;Komm
-nur hervor! denn ich kann Dich doch nicht finden,&laquo; und da
-stand der Bursch sogleich wieder neben ihr im Stall. &raquo;Nun
-ist sie <span class="wide">mein</span>,&laquo; sagte er zum K&ouml;nig: &raquo;denn nun kannst
-Du sehen, da&szlig; es so bestimmt ist.&laquo; &mdash; &raquo;Ja, wenn es
-denn so bestimmt ist, so mu&szlig; es wohl so bleiben,&laquo; sagte
-der K&ouml;nig. Und darauf wurde augenblicklich die Hochzeit
-gehalten; und der Bursch setzte sich auf die Grimsschecke,
-und die Prinzessinn auf die andre Schecke, und da kannst
-Du Dir denn wohl vorstellen, da&szlig; sie eben nicht lange
-Zeit gebrauchten, um nach der Kirche zu kommen; und sie
-lebten hiernach gl&uuml;cklich und vergn&uuml;gt mit einander.</p>
-
-<hr class="narrow" />
-<h3><a name="kap8" id="kap8"></a>8.</h3>
-
-<div class="center">
- <p class="noindent">
- <b>Es hat keine Noth mit Dem, in welchen alle Weiber<br />
-verliebt sind.</b>
- </p>
-</div>
-
-<p>Es waren einmal drei Br&uuml;der; nun wei&szlig; ich nicht recht,
-wie das zugegangen war, aber jeder von ihnen hatte einen
-Wunsch bekommen, so da&szlig; er sich w&uuml;nschen konnte, Was
-er wollte. Die beiden &auml;ltesten bedachten sich nicht lange,
-sondern w&uuml;nschten sich, da&szlig; es ihnen nie an Geld fehlen
-m&ouml;chte, so oft sie in die Tasche griffen; &raquo;denn wenn Einer
-immer Geld hat,&laquo; sagten sie: &raquo;so kommt er schon fort
-in der Welt.&laquo; Der j&uuml;ngste dagegen w&uuml;nschte sich, da&szlig;
-alle Weiber sich in ihn verlieben m&uuml;&szlig;ten, sobald sie ihn
-s&auml;hen, sie m&ouml;chten nun wollen, oder nicht; und das, sollst
-Du mal h&ouml;ren, war weit besser, als Geld und Gut. Sobald
-die Br&uuml;der ihre W&uuml;nsche gethan hatten, wollten die
-beiden &auml;ltesten fort in die Welt. Aschenbr&ouml;del bat sie,
-ihn mit sich zu nehmen, aber von dem wollten die Andern
-Nichts wissen. &raquo;Wo wir hinkommen, werden wir &uuml;berall
-empfangen wie Grafen und Prinzen,&laquo; sagten sie: &raquo;aber
-Du, der Du gar Nichts hast, Wer wollte sich wohl
-um Dich bek&uuml;mmern?&laquo; &mdash; &raquo;Aber Ihr k&ouml;nnt mich darum
-ja gern mit Euch reisen lassen,&laquo; sagte Aschenbr&ouml;del:
-&raquo;denn es wird wohl immer auch ein Bissen f&uuml;r mich
-abfallen, wenn ich bei so hohen Herrschaften bin.&laquo; Endlich
-und zuletzt erlaubten sie ihm denn, mitzureisen, wenn
-er ihr Diener sein wollte, und darauf ging Aschenbr&ouml;del
-auch ein.</p>
-
-<p>Als sie nun einen Tag, oder so ungef&auml;hr, gereis't
-waren, kamen sie zu einem gro&szlig;en Gasthause; da kehrten
-die beiden &auml;ltesten Br&uuml;der, welche Geld hatten, ein, und
-verlangten frischweg Braten und Fische und Branntwein und
-Meth und Alles, was gut schmeckt; Aschenbr&ouml;del aber,
-der Nichts hatte, mu&szlig;te drau&szlig;en im Hof bleiben und auf
-die Pferde und das Gep&auml;ck der vornehmen Herren Acht
-geben, denn er war nun ihr Diener. Wie er aber da
-im Hofe auf- und abging, bemerkte die Frau des Gastwirths
-ihn durch das Fenster, und ein so sch&ouml;ner Bursch,
-d&auml;uchte ihr, w&auml;r' ihr noch nicht vorgekommen; sie guckte
-und guckte, und je l&auml;nger sie den Burschen ansah, desto
-sch&ouml;ner kam er ihr vor. &raquo;Was Teufel hast Du da zu
-stehen und zu glotzen!&laquo; sagte der Mann: &raquo;mir d&auml;ucht,
-es w&auml;re besser, Du s&auml;h'st zu, da&szlig; das Spanferkel gut gebraten
-w&uuml;rde, als da&szlig; Du da stehst und glotz&auml;ugst; Du
-wei&szlig;t wohl, was f&uuml;r Herrschaften wir heut zu bewirthen
-haben.&laquo; &mdash; &raquo;Ach, ich schere mich den Henker um das vornehme
-Pack!&laquo; sagte die Frau: &raquo;wollen sie nicht bleiben,
-so k&ouml;nnen sie wieder hinreisen, wo sie hergekommen sind.
-Aber komm mal her und sieh blo&szlig; Den, der auf dem Hof
-geht! einen so schmucken Burschen hab' ich noch mein Lebtag
-nicht gesehn; willst Du, wie ich, so bitten wir ihn
-herein und tractiren ihn; denn der arme Schelm hat wohl
-nicht Viel &uuml;brig.&laquo; &mdash; &raquo;Weib, hast Du denn ganz Dein
-Bischen Verstand verloren?&laquo; sagte der Mann und war
-so zornig, da&szlig; ihm die Augen im Kopf gl&uuml;h'ten. &raquo;Fort
-mit Dir in die K&uuml;che!&laquo; rief er: &raquo;und stehe nicht hier und
-&auml;ugle nach fremden Kerls!&laquo; Da war nun kein andrer
-Rath f&uuml;r die Frau, sie mu&szlig;te wieder in die K&uuml;che und
-das Essen bereiten; nach dem Burschen aber durfte sie
-sich nicht weiter umsehen, und ihn tractiren durfte sie noch
-weniger. Da ersah sie aber die Gelegenheit und machte
-sich ein Gesch&auml;ft in dem Hof, und nun schenkte sie Aschenbr&ouml;del
-eine Schere, die hatte die Eigenschaft, da&szlig; er sich
-damit die sch&ouml;nsten Kleider von Sammt und von Seide
-herabschneiden konnte, wenn er blo&szlig; damit in die Luft
-schnitt. &raquo;Die will ich Dir schenken, weil Du ein so
-schmucker Bursch bist,&laquo; sagte sie.</p>
-
-<p>Als nun die beiden andern Br&uuml;der ihr Spanferkel
-und all das Gesottene und Gebratene verzehrt hatten, reis'ten
-sie weiter, und Aschenbr&ouml;del stand wieder als ihr Diener
-hinten auf dem Wagen. Nach sechs oder sieben Stunden
-kamen sie zu einem andern Gasthause, und da kehrten die
-beiden &auml;ltesten wieder ein; aber Aschenbr&ouml;del, der kein Geld
-hatte, mu&szlig;te drau&szlig;en im Hof bleiben und auf ihre Sachen
-Acht geben. &raquo;Wenn Jemand Dich fragt, Wer wir
-sind, so sage nur, wir w&auml;ren zwei fremde Prinzen,&laquo; sagten
-sie zu ihm. In diesem Gasthause ging es nun ungef&auml;hr
-wieder eben so, wie in dem vorigen. Die Wirthsfrau kam
-ans Fenster und sah Aschenbr&ouml;del auf dem Hof stehen,
-und da ward sie eben so verliebt in ihn, wie die Frau
-des ersten Gastwirths, und sie konnte sich gar nicht satt
-an ihm sehen. Als aber ihr Mann darauf zukam, sagte
-er: &raquo;Steh doch nicht da und glotze, wie eine Kuh, die
-das neue Thor betrachtet, sondern scher' Dich fort in die
-K&uuml;che zu Deinem Fischgrapen; denn Du wei&szlig;t wohl, was
-wir heut f&uuml;r Leute zu bewirthen haben.&laquo; &mdash; &raquo;Ach, ich bek&uuml;mmre
-mich den Henker um das vornehme Pack!&laquo; sagte die
-Frau: &raquo;wenn's ihnen bei uns nicht gut genug ist, so
-k&ouml;nnen sie ja hingehen, wo's ihnen besser gef&auml;llt. Aber
-komm mal her und sieh den h&uuml;bschen Burschen, der da
-drau&szlig;en im Hof steht; noch in meinem Leben hab' ich
-keinen so h&uuml;bschen Menschen gesehen. Willst Du, wie
-ich, so n&ouml;thigen wir ihn herein zu uns und tractiren ihn;
-der arme Teufel kann's n&ouml;thig haben.&laquo; &mdash; &raquo;Viel Verstand
-hast Du nie gehabt, Frau,&laquo; sagte der Mann: &raquo;und
-das Bischen, das Du hattest, glaub' ich, hast Du jetzt
-auch verloren. &mdash; Fort mit Dir in die K&uuml;che! und steh
-nicht l&auml;nger da und guck nach dem fremden Kerl aus!&laquo;
-rief er und war noch weit zorniger, als der erste Gastwirth.
-Sie mu&szlig;te nun wieder hinaus zu ihrem Fischgrapen,
-und so gern sie auch den Burschen tractirt h&auml;tte,
-so durfte sie's doch nicht wagen, denn sie f&uuml;rchtete sich vor
-ihrem Mann. Da ersah sie aber die Gelegenheit und
-machte sich ein Gesch&auml;ft in dem Hof, und nun schenkte sie
-Aschenbr&ouml;del ein Tuch, das hatte die Eigenschaft, da&szlig; es
-sich aufdeckte mit den sch&ouml;nsten Gerichten, die man sich
-nur w&uuml;nschen kann, wenn er es blo&szlig; aus einander legte.
-&raquo;Das sollst Du haben, weil Du ein so schmucker Bursch
-bist,&laquo; sagte die Wirthsfrau zu Aschenbr&ouml;del. Der bedankte
-sich und war seelenvergn&uuml;gt; denn ein solches Tuch,
-kannst Du wohl denken, war besser, als viel Geld.</p>
-
-<p>Nachdem nun die beiden Br&uuml;der gegessen und getrunken
-und Alles theuer bezahlt hatten, reis'ten sie weiter, und
-Aschenbr&ouml;del stand wieder hinten auf. Als sie so lange
-gereis't waren, bis sie wieder hungrig wurden, kehrten
-sie in ein sehr vornehmes Gasthaus ein und verlangten
-das Theuerste und Beste, was es gab. &raquo;Wir sind
-zwei reisende K&ouml;nige,&laquo; sagten sie: &raquo;und Geld haben
-wir wie Heu.&laquo; Als der Gastwirth das h&ouml;rte, ging es
-an ein Kochen und Braten, da&szlig; man's zehn H&auml;user davon
-bei den Nachbaren riechen konnte. Aschenbr&ouml;del aber
-mu&szlig;te wieder in dem Hof bleiben und auf die Sachen
-Acht geben. Hier ging's ihm nun ungef&auml;hr eben so, wie
-in den beiden vorigen Gasth&ouml;fen. Die Wirthsfrau sah
-durch das Fenster den Diener, der drau&szlig;en beim Wagen
-stand, und ein so schmucker Bursch war ihr denn auch
-noch nicht vorgekommen; sie sah und sah, und je l&auml;nger
-sie ihn ansah, desto sch&ouml;ner, d&auml;uchte er ihr. Als aber
-der Gastwirth kam und sie da stehen und gucken sah,
-sagte er: &raquo;Hast Du denn nichts Besseres zu thun, als
-da&szlig; Du da stehst und guck&auml;ugelst? Wei&szlig;t Du denn nicht,
-was f&uuml;r Leute wir im Hause haben? Fort mit Dir in
-die K&uuml;che zum Gr&uuml;tzkessel, und das den Augenblick!&laquo; &raquo;Ach,
-es ist wohl nicht so gef&auml;hrlich,&laquo; sagte die Frau.
-&raquo;Wollen sie nicht warten, bis die Gr&uuml;tze fertig ist, so k&ouml;nnen
-sie ja wieder reisen; es h&auml;lt sie Niemand auf.
-Aber komm mal her, dann sollst Du Was zu sehen kriegen.
-Sieh mal da auf dem Hof! Ein so schmucker Bursch,
-sag' ich Dir, ist mir noch nicht vorgekommen. Willst Du,
-wie ich, so n&ouml;thigen wir ihn herein und tractiren ihn;
-denn er scheint's wohl n&ouml;thig zu haben.&laquo; &mdash; &raquo;Ein
-manntolles Weib bist Du all Dein Lebtag gewesen, und
-das bist Du auch noch,&laquo; sagte der Mann und war entsetzlich
-b&ouml;se: &raquo;Machst Du aber nicht den Augenblick, da&szlig;
-Du hinauskommst zum Gr&uuml;tzkessel, so sollst Du sehen,
-wie ich Dir Beine machen werde!&laquo; Die Frau mu&szlig;te
-nun wieder hinaus in die K&uuml;che, denn sie wu&szlig;te wohl,
-da&szlig; der Mann nicht mit sich scherzen lie&szlig;. Nach einer
-Weile aber ersah sie die Gelegenheit, schl&uuml;pfte hinaus
-in den Hof und schenkte Aschenbr&ouml;del einen allerliebsten
-Zapfhahn. &raquo;Wenn Du blo&szlig; den Hahn umdreh'st,&laquo;
-sagte sie: &raquo;so bekommst Du die sch&ouml;nsten Getr&auml;nke, die
-Du Dir w&uuml;nschest: Meth, Wein und auch Branntwein;
-Das will ich Dir schenken, weil Du ein so schmucker Bursch
-bist.&laquo; Aschenbr&ouml;del bedankte sich und war seelenvergn&uuml;gt;
-denn ein solcher Zapfhahn war nicht schlecht, kannst Du
-glauben.</p>
-
-<p>Als nun die beiden Br&uuml;der ihre Mahlzeit verzehrt
-hatten, reis'ten sie wieder fort, und Aschenbr&ouml;del stand wieder
-hinten auf dem Wagen. Sie reis'ten nun ein weites
-Ende, und endlich kamen sie zu einem K&ouml;nigsschlo&szlig;; da
-gaben die beiden &auml;ltesten sich aus f&uuml;r zwei Kaisers&ouml;hne;
-und weil sie viel Geld hatten und so stattlich gekleidet
-waren, wurden sie auf das beste empfangen; sie mu&szlig;ten
-auf dem Schlo&szlig; wohnen, und der K&ouml;nig wu&szlig;te nicht,
-Was er ihnen alles zu Ehren thun wollte. Aber Aschenbr&ouml;del,
-der noch dieselben Lumpen anhatte, die er von
-Hause mitgenommen, wurde von der Schlo&szlig;wache auf eine
-Insel gebracht, nach welcher man alle die Bettler und
-Lumpenkerls hinausruderte, die auf's Schlo&szlig; kamen; denn
-der K&ouml;nig konnte die Bettler und Lumpenkerls nicht leiden,
-sie st&ouml;rten nur die Freude auf dem Schlo&szlig;, sagte er.
-Auf der Insel aber bekamen sie nur grade so Viel zu essen,
-da&szlig; sie sich das Leben damit erhalten konnten. Die
-Br&uuml;der von Aschenbr&ouml;del sahen wohl, da&szlig; die Wache mit
-ihm nach der Insel hinausfuhr, aber sie waren froh, da&szlig;
-sie ihn los wurden, und bek&uuml;mmerten sich nicht weiter um
-ihn. Als nun Aschenbr&ouml;del auf die Insel zu den andern
-Bettlern und Lumpenkerls hinauskam, nahm er blo&szlig; seine
-Schere und schnitt damit in die Luft, und da schnitt er
-die sch&ouml;nsten Kleider herab, die man sich w&uuml;nschen kann,
-von Sammt und von Seide, f&uuml;r sie alle zusammen, so
-da&szlig; der gemeinste Bettler auf der Insel weit stattlicher
-gekleidet war, als der K&ouml;nig selbst und Alle, die auf dem
-Schlo&szlig; waren. Darauf nahm Aschenbr&ouml;del sein Tuch
-und breitete es aus, und da deckte es sich mit einer Menge
-der sch&ouml;nsten Gerichte, so da&szlig; Alle daran Mehr, als Genug
-hatten, und ein solches Gastmahl war noch nicht gehalten
-worden auf des K&ouml;nigs Schlo&szlig;. &raquo;Nun seid Ihr aber
-auch wohl durstig,&laquo; sagte Aschenbr&ouml;del, nahm seinen Zapfhahn
-und dreh'te ihn herum, und da bekamen alle Bettler
-auch Genug zu trinken; aber solchen Meth und solchen
-Wein hatte der K&ouml;nig selber noch in seinem Leben nicht
-geschmeckt.</p>
-
-<p>Als nun Die, welche das Essen nach der Bettlerinsel
-bringen sollten, mit ihrer kalten Gr&uuml;tze und ihren sauern
-Molken ankamen &mdash; denn das war das Essen, was Die
-auf der Insel erhielten &mdash; so wollten die Bettler es nicht
-einmal kosten, wor&uuml;ber Die von dem Schlo&szlig; sich sehr
-verwunderten, aber noch mehr verwunderten sie sich, als
-sie sahen, wie Alle so stattlich gekleidet waren, als w&auml;ren
-es lauter Kaiser und P&auml;bste gewesen, und sie glaubten
-schon, sie w&auml;ren zu einer unrechten Insel gekommen; als
-sie aber besser zusahen, da war's denn doch ganz recht.
-Nun konnten sie sich nicht anders denken, als da&szlig;
-Der, den sie gestern hinausgerudert hatten, den Bettlern
-all den Staat und die Herrlichkeit verschafft haben m&uuml;&szlig;te;
-und als sie zur&uuml;ck aufs Schlo&szlig; kamen, erz&auml;hlten sie sogleich,
-wie Der, den sie gestern hinausgebracht, alle Bettler
-so sch&ouml;n und so pr&auml;chtig herausgekleidet h&auml;tte, da&szlig; es
-nur so tr&ouml;pfelte von Gold; &raquo;und die Gr&uuml;tze und die Molken,
-die wir brachten, haben sie nicht einmal anger&uuml;hrt,&laquo;
-sagten sie: &raquo;so hochm&uuml;thig waren sie geworden.&laquo; Nun
-hatte aber Einer von den Leuten des K&ouml;nigs ausspionirt,
-wie der Bursch eine Schere hatte, womit er all die sch&ouml;nen
-Kleider, welche die Bettler bekommen hatten, aus der
-Luft geschnitten; das erz&auml;hlte er sogleich auf dem Schlo&szlig;
-und sagte: &raquo;wenn er blo&szlig; mit der Schere in die Luft
-schneidet, so schneidet er lauter Sammt und Seide herunter.&laquo;
-Als die Prinzessinn das h&ouml;rte, hatte sie keine Ruhe,
-ehe sie den Burschen sah, der die Schere hatte, die lauter
-Sammt und Seide aus der Luft schnitt; eine solche Schere
-w&auml;re wohl werth zu haben, dachte sie, denn damit k&ouml;nnte
-sie sich all den Putz verschaffen, den sie sich w&uuml;nschte.
-Sie bat nun den K&ouml;nig so lange, bis dieser hinausschickte
-nach der Bettlerinsel und den Burschen holen lie&szlig;; als dieser
-ankam, fragte die Prinzessinn ihn, ob es wahr sei, da&szlig; er
-eine Schere h&auml;tte, die so und so w&auml;re, und ob er ihr die nicht
-verkaufen wolle. Ja, eine solche Schere h&auml;tte er wohl,
-sagte Aschenbr&ouml;del, aber verkaufen wolle er sie nicht, und
-darauf nahm er die Schere und schnitt damit in die Luft,
-da&szlig; die Sammt- und Seidenstoffe um ihn herumflogen.
-&raquo;Ja, Du musst mir die Schere durchaus verkaufen,&laquo;
-sagte die Prinzessinn: &raquo;Du kannst daf&uuml;r verlangen, Was Du
-willst; denn haben mu&szlig; ich sie.&laquo; Nein, verkaufen k&ouml;nne er
-sie auf keine Weise, sagte der Bursch, denn eine solche Schere
-bek&auml;m' er nicht leicht wieder. Und w&auml;hrend sie nun da
-standen und um die Schere disputirten, betrachtete die Prinzessinn
-den Burschen genauer, und da d&auml;uchte ihr, einen
-so sch&ouml;nen Menschen h&auml;tte sie noch nie gesehen; darnach
-handelte sie wieder um die Schere und bat Aschenbr&ouml;del,
-er m&ouml;chte sie ihr doch verkaufen, er k&ouml;nne verlangen so
-viele hundert Thaler er wolle, sagte sie. &raquo;Nein, verkaufen
-thu ich sie nicht,&laquo; sagte Aschenbr&ouml;del: &raquo;aber es mag drum
-sein! willst Du mich eine Nacht in Deiner Kammer bei
-der Th&uuml;r schlafen lassen, so sollst Du sie haben. Zu
-Leide will ich Dir Nichts thun,&laquo; sagte er: &raquo;und wenn Du
-Dich f&uuml;rchtest, so kannst Du gern zwei Mann Wache hinstellen.&laquo;
-Ja, das wollte die Prinzessinn gern; wenn sie
-blo&szlig; die Schere bekam, so war sie zufrieden. Und nun
-schlief Aschenbr&ouml;del die Nacht in ihrer Kammer, und zwei
-Mann standen dabei Wache. Aber die Prinzessinn bekam
-nicht viel Schlaf in die Augen, denn sie mu&szlig;te die
-ganze Nacht hindurch Aschenbr&ouml;del ansehen.</p>
-
-<p>Am Morgen ruderte Aschenbr&ouml;del wieder hinaus nach
-der Bettlerinsel. Als aber Die vom Schlo&szlig; mit der Gr&uuml;tze
-und den Molken ankamen, wollte wieder Keiner davon kosten.
-Nun hatte aber Einer von des K&ouml;nigs Leuten ausspionirt,
-da&szlig; der Bursch ein Tuch hatte, das sich mit dem
-sch&ouml;nsten Essen deckte, sobald er es nur aus einander legte;
-und als dieser zur&uuml;ckkehrte, erz&auml;hlte er es sogleich der Prinzessinn:
-&raquo;und solchen Braten und solche Rahmgr&uuml;tze,&laquo;
-sagte er: &raquo;giebt's nicht auf des K&ouml;nigs Schlo&szlig;.&laquo; Als die
-Prinzessinn das h&ouml;rte, erz&auml;hlte sie es dem K&ouml;nig und bat
-ihn so lange, bis er nach der Insel schickte und den Burschen
-holen lie&szlig;. Wie nun Aschenbr&ouml;del aufs Schlo&szlig; kam,
-wollte die Prinzessinn ihm durchaus das Tuch abkaufen und
-bot ihm Geld &uuml;ber Geld; aber Aschenbr&ouml;del wollt's nicht
-verkaufen f&uuml;r keinen Preis. &raquo;Willst Du mich aber die Nacht
-auf der Bank vor Deinem Bett schlafen lassen, so sollst Du
-das Tuch haben,&laquo; sagte er: &raquo;zu Leide will ich Dir Nichts
-thun, und wenn Du Dich f&uuml;rchtest, so kannst Du gern
-vier Mann Wache hinstellen.&laquo; Ja, darauf ging die Prinzessinn
-sogleich ein; und Aschenbr&ouml;del lag nun die Nacht
-auf der Bank vor ihrem Bett, und vier Mann standen
-Wache dabei. Hatte aber die Prinzessinn die vorige Nacht
-nicht schlafen k&ouml;nnen, so konnte sie es noch weniger diese
-Nacht; sie lag best&auml;ndig und sah nur den Burschen an.</p>
-
-<p>Am Morgen ruderte Aschenbr&ouml;del wieder hinaus nach
-der Bettlerinsel. Als aber Die vom Schlo&szlig; mit der Gr&uuml;tze
-und den Molken ankamen, wollte Keiner es wieder ansehen,
-so satt waren sie noch alle von gestern. Das fiel nun den
-Leuten vom Schlo&szlig; weiter nicht auf; jedoch verwunderte
-es sie, da&szlig; sie noch gar nicht wieder durstig waren.
-Da bemerkte aber Einer, da&szlig; der Bursch einen Zapfhahn
-hatte und immer die sch&ouml;nsten Getr&auml;nke bekam: Meth und
-Wein und auch Bier, wenn er blo&szlig; den Hahn umdreh'te.
-Wie nun dieser zur&uuml;ckkam, erz&auml;hlte er sogleich weit und
-breit von dem Zapfhahn des Burschen: &raquo;und solches Bier
-und solchen Meth hat man nicht auf des K&ouml;nigs Schlo&szlig;,&laquo;
-sagte er: &raquo;denn das schmeckt noch s&uuml;&szlig;er, als Honig und
-Syrup.&laquo; Als die Prinzessinn das h&ouml;rte, wollte sie durchaus
-den Zapfhahn haben und lie&szlig; dem K&ouml;nig nicht eher Ruhe,
-als bis er nach der Insel schickte und den Burschen holen
-lie&szlig;.</p>
-
-<p>Als nun Aschenbr&ouml;del aufs Schlo&szlig; kam, fragte die
-Prinzessinn ihn, ob es wahr sei, da&szlig; er einen Zapfhahn
-h&auml;tte, der so und so w&auml;re. Ja, sagte Aschenbr&ouml;del, einen
-solchen Zapfhahn h&auml;tte er; und als die Prinzessinn ihm
-den nun mit aller Gewalt abkaufen wollte, sagte er wieder,
-verkaufen k&ouml;nne er ihn auf keine Weise, wenn die
-Prinzessinn ihm auch das halbe Reich daf&uuml;r geben wollte.
-&raquo;Aber es mag drum sein!&laquo; sagte er: &raquo;willst Du mich
-diese Nacht vorn in Deinem Bett schlafen lassen, so sollst
-Du meinen Zapfhahn haben; Du kannst meinetwegen gern
-acht Mann Wache hinstellen.&laquo; &mdash; &raquo;Ach nein, das ist nicht
-n&ouml;thig,&laquo; sagte die Prinzessinn: &raquo;denn dazu kenne ich Dich
-jetzt schon genug.&laquo; Und nun schlief Aschenbr&ouml;del die Nacht
-bei der Prinzessinn im Bette, und hatte sie die beiden vorigen
-N&auml;chte nicht schlafen k&ouml;nnen, so that sie diese ganze
-Nacht kein Auge zu.</p>
-
-<p>Wie nun Aschenbr&ouml;del am Morgen wieder fort wollte
-nach der Insel, sagte sie zu ihm: &raquo;Wart' noch ein wenig!&laquo;
-lief hinein zum K&ouml;nig und bat ihn, da&szlig; er ihr doch
-den Burschen zum Gemahl geben m&ouml;chte; denn sie w&auml;re
-so verliebt in ihn, sagte sie, da&szlig; sie ohne ihn nicht leben
-k&ouml;nne. &raquo;Ei nun,&laquo; sagte der K&ouml;nig: &raquo;wenn er so herrliche
-Dinge hat, wie Du mir erz&auml;hlst, so ist er ja eben so
-reich, als Du; nimm ihn also nur hin!&laquo; Da bekam
-Aschenbr&ouml;del die Prinzessinn und das halbe Reich, und
-das andere halbe Reich sollte er nach des K&ouml;nigs Tode
-haben; und nun war Alles gut. Seine Br&uuml;der aber,
-welche immer so schlecht gegen ihn gewesen waren, lie&szlig;
-er hinausbringen auf die Bettlerinsel; da k&ouml;nnen sie nun
-erfahren, Wer am besten daran ist: Der, welcher viel Geld
-in der Tasche hat, oder Der, in welchen alle Weiber verliebt
-sind; &mdash; und hat Aschenbr&ouml;del sie nicht von der Insel
-zur&uuml;ckgeholt, so gehen sie noch da und essen kalte Gr&uuml;tze
-und saure Molken den heutigen Tag.</p>
-
-<hr class="narrow" />
-<h3><a name="kap9" id="kap9"></a>9.</h3>
-
-<div class="center">
- <p class="noindent">
- <b>Die L&uuml;genprobe.</b>
- </p>
-</div>
-
-<p>Es war einmal ein K&ouml;nig, der hatte eine Tochter, die
-konnte so gewaltig l&uuml;gen, da&szlig; Keiner es darin mit ihr
-aufnehmen konnte. Da lie&szlig; der K&ouml;nig bekannt machen,
-da&szlig; Der, welcher so l&uuml;gen k&ouml;nne, da&szlig; die Prinzessinn
-Nichts mehr dagegen zu l&uuml;gen w&uuml;&szlig;te, sie und das halbe
-Reich haben sollte. Es kamen darauf Viele an den
-Hof und machten den Versuch; denn Alle wollten gern
-die Prinzessinn und das halbe Reich haben; aber sie kamen
-alle schlecht davon. Nun waren aber auch drei Br&uuml;der,
-und die wollten ebenfalls ihr Gl&uuml;ck versuchen. Zuerst
-kamen die beiden &auml;ltesten; aber es ging ihnen nicht
-besser, als all den &Uuml;brigen. Zuletzt machte Aschenbr&ouml;del
-sich auf, und als er ankam, traf er die Prinzessinn im
-Stall. &raquo;Guten Tag!&laquo; sagte er. &raquo;Sch&ouml;nen Dank,&laquo; sagte
-sie: &raquo;Ihr habt doch nicht einen so gro&szlig;en Stall, als wir;
-denn wenn der Hirt an dem einen Ende steht und auf
-dem Bockshorn bl&auml;s't, kann man's nicht h&ouml;ren am andern
-Ende.&laquo; &mdash; &raquo;Das ist auch was Rechtes!&laquo; sagte
-Aschenbr&ouml;del: &raquo;unsrer ist weit gr&ouml;&szlig;er; denn wenn eine
-Kuh an dem einen Ende tr&auml;chtig wird, kalbt sie erst an
-dem andern.&laquo; &mdash; &raquo;Haha!&laquo; sagte die Prinzessinn: &raquo;Aber
-Ihr habt doch nicht einen so gro&szlig;en Ochsen, als wir;
-denn wenn auf jedem Horn Einer sitzt mit einer Me&szlig;stange,
-so k&ouml;nnen sie doch einander nicht ablangen.&laquo; &mdash;
-&raquo;Da kommst Du sch&ouml;n an!&laquo; sagte Aschenbr&ouml;del: &raquo;Wir
-haben einen Ochsen, der ist so gro&szlig;, da&szlig; wenn Einer auf
-jedem Horn sitzt und auf dem Haberrohr bl&auml;s't, sie einander
-doch nicht h&ouml;ren k&ouml;nnen.&laquo; &mdash; &raquo;Na so!&laquo; sagte die Prinzessinn:
-&raquo;Aber Ihr habt doch nicht so viel Milch, als wir;
-denn wir melken unsre Milch in gro&szlig;e Eimer und tragen
-sie in gro&szlig;e Kessel hinein und machen K&auml;se, so gro&szlig; wie
-Tonnen.&laquo; &mdash; &raquo;Und wir,&laquo; sagte Aschenbr&ouml;del: &raquo;wir
-melken unsre Milch in gro&szlig;e K&uuml;ben und fahren sie mit
-dem Wagen ins Haus und gie&szlig;en sie in gro&szlig;e Braupfannen
-und machen K&auml;se, so gro&szlig; wie H&auml;user; und dann haben
-wir ein buntscheckiges Mutterpferd, das den K&auml;se zusammentritt;
-einmal aber fohlte es in dem K&auml;se, und als
-wir sieben Jahr davon gegessen hatten, trafen wir auf ein
-gro&szlig;es buntscheckiges Pferd; mit dem sollte ich mal nach
-der M&uuml;hle fahren, aber da brach ihm eine Rippe entzwei;
-nun wu&szlig;te ich keinen andern Rath, sondern nahm eine
-Tanne und setzte sie ihm ein statt der Rippe, und eine
-andre Rippe hat's nachher nicht gehabt, so lange wir es
-hatten. Nun scho&szlig; aber die Tanne auf und wuchs aus
-dem R&uuml;cken heraus und ward so gro&szlig;, da&szlig; ich daran zum
-Himmel hinaufklettern konnte. Da kam ich zu der Jungfrau
-Maria, die sa&szlig; da und spann Borstenstricke von
-Mehlbrei. Wie ich nun da stand und zusah, brach unten die
-Tanne ab, und nun konnte ich nicht wieder herunter; aber
-die Jungfrau Maria lie&szlig; mich an einem der Stricke hinabgleiten,
-und da kam ich in einem Fuchsloch an; da sa&szlig;en
-meine Mutter und Dein Vater und flickten Schuh;
-aber eh' ich's mir versah, schlug meine Mutter Deinen
-Vater, da&szlig; ihm die Perr&uuml;cke vom Kopf flog.&laquo; &mdash; &raquo;Das
-l&uuml;gst Du,&laquo; sagte die Prinzessinn: &raquo;denn das hat mein
-Vater nie gethan.&laquo;</p>
-
-<hr class="narrow" />
-<h3><a name="kap10" id="kap10"></a>10.</h3>
-
-<div class="center">
- <p class="noindent">
- <b>Die drei B&ouml;cke Brausewind, die nach der Koppel<br />
-gehen und sich fett machen wollten.</b>
- </p>
-</div>
-
-<p>Es waren einmal drei B&ouml;cke, die wollten nach der
-Koppel gehen und sich fett machen, und alle drei hie&szlig;en
-sie <span class="wide">Brausewind</span>. Auf dem Wege aber war eine
-Br&uuml;cke &uuml;ber einem Flu&szlig;, wo sie hin&uuml;ber mu&szlig;ten, und
-unter der Br&uuml;cke wohnte ein gro&szlig;er, abscheulicher Troll,
-der hatte Augen, so gro&szlig; wie zinnerne Teller, und eine
-Nase, so lang wie ein Hackenstiel. Zuerst kam der j&uuml;ngste
-Bock Brausewind und wollte &uuml;ber die Br&uuml;cke. &raquo;Tripp
-trapp! tripp trapp!&laquo; sagte es auf der Br&uuml;cke. &raquo;<span class="wide">Wer ist
-es, der auf meiner Br&uuml;cke trippelt?</span>&laquo; rief der Troll.
-&raquo;O, es ist der kleinste Bock Brausewind; ich wollte nur
-nach der Koppel und mich fett machen,&laquo; sagte der Bock
-mit ganz feiner Stimme. &raquo;<span class="wide">Nun komm ich und hole
-Dich!</span>&laquo; rief der Troll. &raquo;Ach, hol' mich nicht, ich bin
-noch so klein!&laquo; sagte der Bock: &raquo;wart blo&szlig; so lange, bis
-der andre Bock Brausewind kommt, der ist viel gr&ouml;&szlig;er,
-als ich.&laquo; &mdash; &raquo;<span class="wide">Ja wohl!</span>&laquo; sagte der Troll.</p>
-
-<p>Nach einer Weile kam der andre Bock Brausewind
-und wollte &uuml;ber die Br&uuml;cke. &raquo;<span class="wide">Tripp trapp! tripp
-trapp!</span>&laquo; sagte es auf der Br&uuml;cke. &raquo;<span class="wide">Wer ist es, der
-auf meiner Br&uuml;cke trappelt?</span>&laquo; rief der Troll. &raquo;<span class="wide">O,
-das ist der zweite Bock Brausewind; ich wollte
-nur nach der Koppel und mich fett machen</span>,&laquo; sagte
-der Bock, der hatte aber keine so feine Stimme. &raquo;<span class="wide">Nun
-komm ich und hole Dich!</span>&laquo; rief der Troll. &raquo;<span class="wide">Ach
-nein, hol' mich nicht! wart' noch ein bischen,
-dann kommt der gro&szlig;e Bock Brausewind, der ist
-viel gr&ouml;&szlig;er, als ich,</span>&laquo; sagte der Bock, &raquo;<span class="wide">Ja wohl!</span>&laquo;
-sagte der Troll.</p>
-
-<p>Nun dauerte es nicht lange, so kam der gro&szlig;e Bock
-Brausewind an: &raquo;<b>Tripp trapp! tripp trapp!</b>&laquo; sagte
-es auf der Br&uuml;cke, da&szlig; es nur so krachte. &raquo;<span class="wide">Wer ist es,
-der auf meiner Br&uuml;cke trampelt?</span>&laquo; rief der Troll.
-&raquo;<b>Das ist der gro&szlig;e Bock Brausewind!</b>&laquo; sagte der
-Bock mit einer groben Stimme. &raquo;<span class="wide">Nun komm ich und
-hole Dich!</span>&laquo; rief der Troll.</p>
-
-<div class="center">
-<table style="margin: 0 auto" cellpadding="1" summary="">
-<tr><td align="left">&raquo;<b>Ja, komm nur, ich habe zwei Speere beim Schopf,</b></td></tr>
-<tr><td align="left">&raquo;<b>Damit bohr' ich die Augen Dir aus dem Kopf;</b></td></tr>
-<tr><td align="left">&raquo;<b>Ich habe zwei gro&szlig;e Kieselsteine,</b></td></tr>
-<tr><td align="left">&raquo;<b>Damit zerquetsch ich Dir Knochen und Beine!</b>&laquo;</td></tr>
-</table>
-</div>
-
-<p>sagte der Bock, und damit fuhr er auf den Trollen zu,
-stach ihm die Augen aus und zerquetschte ihm die Knochen
-im Leibe; darnach warf er ihn in den Flu&szlig; und
-ging dann mit den andern nach der Koppel. Da wurden
-nun die B&ouml;cke so fett, so fett, da&szlig; sie nicht wieder nach
-Hause gehen konnten; und ist das Fett nicht wieder von
-ihnen gegangen, so sind sie es noch.</p>
-
-<div class="center">
-<table style="margin: 0 auto" cellpadding="1" summary="">
-<tr><td align="left">Un &szlig;nipp, &szlig;napp, &szlig;nuut!</td></tr>
-<tr><td align="left">So is dat Leuschen uut.</td></tr>
-</table>
-</div>
-
-<hr class="narrow" />
-<h3><a name="kap11" id="kap11"></a>11.</h3>
-
-<div class="center">
- <p class="noindent">
- <b>&Ouml;stlich von der Sonne und westlich vom Mond.</b>
- </p>
-</div>
-
-<p>Es war einmal ein armer Kathenmann, der hatte viele
-Kinder; er war aber so arm, da&szlig; er ihnen weder ordentlich
-zu essen, noch Kleider auf den Leib geben konnte; dennoch
-waren die Kinder alle sehr sch&ouml;n; aber am sch&ouml;nsten von
-allen war doch die j&uuml;ngste Tochter.</p>
-
-<p>Nun war es einmal an einem Donnerstag-Abend
-im Sp&auml;therbst ein ganz abscheuliches Wetter drau&szlig;en; es
-war stockfinster, und dabei regnete und st&uuml;rmte es, da&szlig;
-die Fenster krachten. Die ganze Familie sa&szlig; um den Kamin
-herum, und Jeder war mit seiner Arbeit besch&auml;ftigt.
-Pl&ouml;tzlich klopfte es dreimal laut ans Fenster. Der Mann
-ging hinaus und wollte zusehen, Was es war, und als
-er hinauskam, stand da ein gro&szlig;er wei&szlig;er B&auml;r.</p>
-
-<p>&raquo;Guten Abend!&laquo; sagte der B&auml;r. &raquo;Guten Abend!&laquo;
-sagte der Mann. &mdash; &raquo;Willst Du mir Deine j&uuml;ngste Tochter
-zur Frau geben,&laquo; sagte der B&auml;r: &raquo;dann will ich Dich so
-reich machen, als Du jetzt arm bist.&laquo; Dem Mann d&auml;uchte
-das nicht &uuml;bel; aber er meinte, er m&uuml;&szlig;te doch erst mit
-seiner Tochter ein Wort sprechen, ging hinein und erz&auml;hlte,
-wie drau&szlig;en ein gro&szlig;er wei&szlig;er B&auml;r st&auml;nde, der
-h&auml;tte ihm versprochen, ihn eben so reich zu machen, als
-er jetzt arm w&auml;re, wenn er ihm seine j&uuml;ngste Tochter zur
-Frau geben wolle. Das M&auml;dchen sagte aber Nein und
-wollte Nichts von dem Handel wissen. Da ging der Mann
-wieder hinaus, sprach g&uuml;tlich mit dem B&auml;ren und sagte,
-er solle nur am n&auml;chsten Donnerstag-Abend wiederkommen;
-inmittlerzeit wolle er schon sehen, Was bei der Sache zu
-thun w&auml;re. Sie &uuml;berredeten nun das M&auml;dchen und schwatzten
-ihr Allerlei vor von dem gro&szlig;en Reichthum, wozu sie
-gelangen w&uuml;rden, und wie gut sie es selbst bek&auml;me. Da
-gab sie denn endlich nach, wusch ihre paar Lappen, die
-sie hatte, rein, putzte sich heraus, so gut sie konnte, und
-hielt sich reisefertig.</p>
-
-<p>Als am n&auml;chsten Donnerstag-Abend der B&auml;r wiederkam,
-ja, da war's richtig; das M&auml;dchen setzte sich mit
-ihrem B&uuml;ndel auf seinen R&uuml;cken, und fort ging's. Als
-sie ein gutes Ende hinausgekommen waren, fragte der
-B&auml;r sie: &raquo;Bist Du auch bange?&laquo; Nein, das war sie ganz
-und gar nicht. &raquo;Halt Dich nur immer gut an meinen
-Zotteln fest,&laquo; sagte der B&auml;r: &raquo;dann hat's keine Noth.&laquo;</p>
-
-<p>Nun ritt sie auf dem R&uuml;cken des B&auml;ren weit, weit
-in die Welt hinaus, &mdash; kein Mensch kann sagen, wie weit
-es eigentlich war &mdash; und zuletzt kamen sie zu einem gro&szlig;en
-Felsen; da klopfte der B&auml;r an, und nun &ouml;ffnete sich
-eine Pforte, durch welche sie in ein gro&szlig;es Schlo&szlig; gelangten;
-drinnen waren viele von Lampen erleuchtete
-Zimmer, und Alles strahlte von Gold und von Silber; auch
-war da ein gro&szlig;er Saal, und in dem Saal stand ein
-Tisch, der war mit den herrlichsten Gerichten besetzt. Nun
-gab der B&auml;r ihr eine silberne Glocke und sagte, wenn sie
-sich irgend Etwas im Schlo&szlig; w&uuml;nsche, dann solle sie nur
-damit klingeln, alsdann w&uuml;rde sie es sogleich bekommen.
-Wie sie nun gegessen und getrunken hatte und gegen Abend
-m&uuml;de wurde und sich zu Bett legen wollte, klingelte sie
-nur mit der Glocke &mdash; und sogleich &ouml;ffnete sich eine Kammer,
-worin ein aufgemachtes Bett stand, so sch&ouml;n, wie
-man's sich nur w&uuml;nschen konnte, mit seidenen Kissen und
-Vorh&auml;ngen mit Goldfransen, und Alles, was sich in der
-Kammer befand, war ebenfalls von Gold und von Silber.
-Wie sie aber nun das Licht ausgel&ouml;scht und sich ins Bett
-gelegt hatte, kam ein Mensch an und legte sich zu ihr,
-und so geschah es jede Nacht; aber sie bekam ihn nie zu
-sehen, denn er kam immer erst, wenn sie schon das Licht
-ausgel&ouml;scht hatte, und ging wieder fort, eh' es noch Tag
-wurde. So lebte sie nun eine Zeitlang ruhig und zufrieden;
-aber endlich bekam sie eine so gro&szlig;e Sehnsucht, ihre
-&Auml;ltern und Geschwister wiederzusehen, da&szlig; sie ganz still
-und traurig ward. Da fragte der B&auml;r sie eines Tages,
-Was ihr fehle, da&szlig; sie immer so still und sinnig w&auml;re.
-&raquo;Ach,&laquo; sagte sie: &raquo;es wird mir hier so &ouml;de im Schlo&szlig;,
-denn ich m&ouml;chte so gern meine &Auml;ltern und meine Geschwister
-einmal wiedersehen.&laquo; &mdash; &raquo;Dazu kann Rath werden,&laquo;
-sagte der B&auml;r: &raquo;aber Du musst mir versprechen, da&szlig; Du
-nie mit Deiner Mutter allein reden willst, sondern nur,
-wenn die Andern zugegen sind; denn sie wird Dich wohl
-bei der Hand nehmen und Dich in eine Kammer f&uuml;hren
-wollen, um mit Dir allein zu sprechen; l&auml;sst Du Dich
-aber darauf ein, so machst Du mich und Dich ungl&uuml;cklich.&laquo;
-Nein, sagte das M&auml;dchen, sie wolle sich schon in Acht
-nehmen.</p>
-
-<p>Am Sonntag kam der B&auml;r und sagte, jetzt k&ouml;nne sie
-die Reise zu ihren &Auml;ltern antreten. Sie setzte sich nun
-auf seinen R&uuml;cken, und damit ging es fort. Wie sie nun
-eine lange Zeit gereis't waren, kamen sie zu einem gro&szlig;en
-wei&szlig;en Schlo&szlig;, da gingen ihre Geschwister aus und ein,
-und spielten, und Alles war da so sch&ouml;n und pr&auml;chtig,
-da&szlig; es eine Lust war, es anzusehen. &raquo;Da wohnen Deine
-&Auml;ltern!&laquo; sagte der B&auml;r: &raquo;Vergi&szlig; nun nicht, Was ich
-Dir gesagt habe; denn sonst machst Du Dich und mich
-ungl&uuml;cklich.&laquo; Nein, sie wollt's nicht vergessen, sagte das
-M&auml;dchen und ging ins Schlo&szlig;; der B&auml;r aber kehrte wieder
-um.</p>
-
-<p>Wie nun die &Auml;ltern ihre Tochter wiedersahen, freu'ten
-sie sich so sehr, da&szlig; es gar nicht zu sagen ist, und
-konnten ihr nicht genug danken f&uuml;r Das, was sie f&uuml;r
-sie gethan hatte; und sie erz&auml;hlten ihr, wie sie es nun so
-au&szlig;erordentlich gut h&auml;tten, und fragten sie, wie es denn
-ihr ginge. O, ihr ginge es auch recht gut, sagte das
-M&auml;dchen, sie h&auml;tte Alles, was sie sich nur w&uuml;nschte.
-Was sie noch weiter sagte, wei&szlig; ich nicht recht; aber
-ich glaube, sie gab ihnen doch keinen ordentlichen Bescheid.
-Am Nachmittag, als sie gegessen hatten, geschah
-es, wie der B&auml;r ihr gesagt hatte: die Mutter wollte mit
-der Tochter allein in der Kammer sprechen; aber das
-M&auml;dchen dachte an die Worte des B&auml;ren, und wollte
-nicht mit ihr gehen, sondern sagte: &raquo;O, Das, was wir
-zu sprechen haben, k&ouml;nnen ^<ins title="original has wie">wir</ins> immer hier sprechen.&laquo;
-Nun wei&szlig; ich aber nicht, wie es recht kam, die Mutter
-&uuml;berredete sie doch zuletzt, und da mu&szlig;te sie ihr denn
-Alles erz&auml;hlen, was sie wu&szlig;te. Sie erz&auml;hlte ihr nun auch,
-wie des Abends, wenn sie das Licht ausgemacht h&auml;tte,
-immer ein Mensch k&auml;me und sich zu ihr ins Bett legte;
-aber sie bek&auml;me ihn nie zu sehen, denn eh' es Tag w&uuml;rde,
-w&auml;re er immer wieder fort, sagte sie, und dar&uuml;ber w&auml;re
-sie so betr&uuml;bt; denn sie wollte ihn doch so gern sehen,
-und der Tag w&uuml;rde ihr so lang, weil sie immer so allein
-w&auml;re. &raquo;Wer wei&szlig;! das ist gewi&szlig; ein Troll, der bei Dir
-schl&auml;ft,&laquo; sagte die Mutter: &raquo;Wenn Du aber meinem Rath
-folgen willst, so steh mal des Nachts auf, wenn er
-eingeschlafen ist, und z&uuml;nde ein Licht an und sieh zu,
-was es f&uuml;r Einer ist; aber nimm Dich in Acht, da&szlig;
-Du keinen Talg auf ihn tr&ouml;pfelst.&laquo;</p>
-
-<p>Am Abend kam der B&auml;r wieder und holte das M&auml;dchen
-ab. Wie sie nun ein Ende hinausgekommen waren,
-fragte er sie, ob es nicht so gekommen sei, wie er gesagt
-h&auml;tte. &raquo;Ja,&laquo; das konnte das M&auml;dchen nicht leugnen.
-&raquo;Hast Du nun auf den Rath Deiner Mutter gehorcht,&laquo;
-sagte der B&auml;r: &raquo;dann machst Du Dich und mich ungl&uuml;cklich;
-und mit uns beiden ist dann die Freundschaft aus.&laquo;
-Nein, das h&auml;tte sie nicht gethan, sagte sie.</p>
-
-<p>Als sie nun nach Hause gekommen waren, und das
-M&auml;dchen sich ins Bett gelegt hatte, geschah es wieder, wie
-sonst: es kam ein Mensch und legte sich zu ihr. In der
-Nacht aber, als sie h&ouml;rte, da&szlig; er schlief, stand sie auf und
-z&uuml;ndete ein Licht an, und da sah sie nun im Bett den
-sch&ouml;nsten Prinzen liegen, den man nur sehen konnte, und
-sie ward so verliebt in ihn, da&szlig; sie ihn den Augenblick
-k&uuml;ssen mu&szlig;te. Da versah sie's aber und lie&szlig; drei hei&szlig;e
-Talgtropfen auf sein Hemd fallen, so da&szlig; er davon erwachte.
-&raquo;Was hast Du gethan?&laquo; rief er, als er die Augen
-aufschlug: &raquo;Nun hast Du mich und Dich ungl&uuml;cklich
-gemacht. H&auml;ttest Du blo&szlig; das Jahr ausgehalten, so w&auml;re
-ich erl&ouml;s't gewesen; denn ich habe eine Stiefmutter, die hat
-mich verzaubert, so da&szlig; ich des Tages ein B&auml;r und des
-Nachts ein Mensch bin; aber mit uns beiden ist es nun
-aus, denn ich mu&szlig; Dich jetzt verlassen und wieder zu ihr
-reisen; sie wohnt auf einem Schlo&szlig;, das liegt &ouml;stlich von
-der Sonne und westlich vom Mond, und da soll ich eine
-Prinzessinn heirathen, die hat eine Nase, die ist drei Ellen
-lang.&laquo;</p>
-
-<p>Das M&auml;dchen fing an zu weinen und zu jammern;
-aber es war jetzt zu sp&auml;t, er mu&szlig;te fort. Sie fragte ihn,
-ob sie denn nicht mit ihm reisen k&ouml;nne. Nein, sagte er,
-das ginge nicht an. &raquo;Kannst Du mir denn nicht den
-Weg sagen, damit ich Dich aufsuche?&laquo; fragte sie: &raquo;denn
-das ist mir doch wohl erlaubt?&laquo; &mdash; &raquo;Ja, das magst Du
-gern,&laquo; sagte er: &raquo;aber es f&uuml;hrt kein Weg dahin; denn das
-Schlo&szlig; liegt &ouml;stlich von der Sonne und westlich vom
-Mond, und dahin kommst Du nie.&laquo;</p>
-
-<p>Am Morgen, als sie erwachte, war sowohl der Prinz,
-als das Schlo&szlig; verschwunden, und sie lag nun auf der
-blo&szlig;en Erde mitten in einem dicken, finstern Wald und
-hatte wieder ihre alten Lappen an, und neben ihr lag
-dasselbe B&uuml;ndel, das sie von Hause mitgenommen. Als
-sie sich den Schlaf aus den Augen gerieben und sich satt
-geweint hatte, begab sie sich auf den Weg und wanderte
-viele, viele Tage lang, bis sie endlich zu einem gro&szlig;en Berg
-kam. Vor dem Berge sa&szlig; eine alte Frau und spielte mit
-einem goldnen Apfel. Das M&auml;dchen fragte sie, ob sie nicht
-den Weg w&uuml;&szlig;te zu dem Prinzen, der bei seiner Stiefmutter
-auf einem Schlo&szlig; wohne, das &ouml;stlich von der
-Sonne und westlich vom Mond l&auml;ge, und der eine Prinzessinn
-heirathen sollte mit einer Nase, die drei Ellen lang
-w&auml;re. &raquo;Woher kennst Du ihn?&laquo; fragte die Frau: &raquo;Bist
-Du vielleicht das M&auml;dchen, das er heirathen wollte?&laquo; Ja,
-sagte das M&auml;dchen, das w&auml;re sie. &raquo;So! also Du bist es!&laquo;
-sagte die Frau. &raquo;Ja, mein Kind,&laquo; fuhr sie fort: &raquo;ich
-wollte Dir gern helfen; aber ich wei&szlig; auch weiter Nichts
-von dem Schlo&szlig;, als da&szlig; es &ouml;stlich von der Sonne und
-westlich vom Mond liegt, und dahin kommst Du wohl
-nie. Ich will Dir aber mein Pferd leihen, darauf kannst
-Du zu meiner n&auml;chsten Nachbarinn reiten, vielleicht, da&szlig;
-<span class="wide">sie</span> den Weg Dir sagen kann. Wenn Du aber bei ihr
-ankommst, so schlage nur das Pferd unter das linke Ohr
-und hei&szlig; es wieder nach Hause gehen; und dann nimm
-diesen goldnen Apfel, denn Du kannst ihn vielleicht gebrauchen.&laquo;</p>
-
-<p>Das M&auml;dchen setzte sich nun auf das Pferd und ritt
-eine lange, lange Zeit; endlich kam sie wieder zu einem
-Berg, vor dem sa&szlig; eine alte Frau mit einem goldnen
-Haspel. Das M&auml;dchen fragte sie, ob sie ihr nicht den
-Weg sagen k&ouml;nne nach dem Schlo&szlig;, das &ouml;stlich von der
-Sonne und westlich vom Mond l&auml;ge. Die sagte aber eben
-so, wie die vorige Frau, sie w&uuml;&szlig;te weiter Nichts von dem
-Schlo&szlig;, als da&szlig; es &ouml;stlich von der Sonne und westlich
-vom Mond l&auml;ge, &raquo;und dahin wirst Du wohl niemals kommen,&laquo;
-sagte sie: &raquo;aber ich will Dir mein Pferd leihen,
-darauf kannst Du zu meiner n&auml;chsten Nachbarinn reiten,
-vielleicht da&szlig; <span class="wide">sie</span> den Weg Dir sagen kann. Wenn Du
-aber bei ihr ankommst, so schlage nur das Pferd unter
-das linke Ohr und hei&szlig; es wieder nach Hause gehen; und
-dann nimm diesen goldnen Haspel mit, denn Du kannst
-ihn vielleicht gebrauchen.&laquo;</p>
-
-<p>Das M&auml;dchen setzte sich nun auf das Pferd und ritt
-viele Tage und Wochen lang: endlich kam sie wieder zu
-einem Berg, und vor dem sa&szlig; eine alte Frau und spann
-an einem goldnen Rocken. Das M&auml;dchen fragte nun wieder
-nach dem Prinzen und nach dem Schlo&szlig;, das &ouml;stlich
-von der Sonne und westlich vom Mond l&auml;ge. &raquo;Bist Du
-es, die der Prinz heirathen wollte?&laquo; fragte die Frau. &raquo;Ja,&laquo;
-sagte das M&auml;dchen; aber die Frau wu&szlig;te den Weg nicht
-besser, als die beiden vorigen. &raquo;&Ouml;stlich von der Sonne
-und westlich vom Mond liegt das Schlo&szlig;,&laquo; sagte sie: &raquo;und
-dahin kommst Du wohl niemals. Ich will Dir aber mein
-Pferd leihen; darauf kannst Du zu dem Ostwind reiten;
-vielleicht da&szlig; der den Weg Dir sagen kann. Wenn Du
-aber bei ihm ankommst, so schlage nur das Pferd unter
-das linke Ohr und hei&szlig; es wieder nach Hause gehen, und
-dann nimm diesen goldnen Rocken mit, denn Du kannst
-ihn vielleicht gebrauchen.&laquo;</p>
-
-<p>Sie ritt nun manche liebe Zeit, und endlich kam sie
-bei dem Ostwind an. Sie fragte ihn nun wieder, ob er
-ihr nicht sagen k&ouml;nne, wie sie zu dem Prinzen k&auml;me, der
-auf dem Schlo&szlig; wohne, das &ouml;stlich von der Sonne und
-westlich vom Mond l&auml;ge. &raquo;Ja, von dem Prinzen hab' ich
-wohl reden h&ouml;ren und von dem Schlo&szlig; auch,&laquo; sagte der
-Ostwind; &raquo;aber den Weg kann ich Dir nicht sagen, denn
-ich habe nie so weit geweh't. Ich will Dich aber zu meinem
-Bruder, dem Westwind, f&uuml;hren, vielleicht, da&szlig; der
-es wei&szlig;, denn der ist viel st&auml;rker, als ich. Du kannst Dich
-nur auf meinen R&uuml;cken setzen, dann will ich Dich hintragen.&laquo;
-Das M&auml;dchen setzte sich nun auf seinen R&uuml;cken,
-und fort ging es. Als sie bei dem Westwind ankamen,
-erz&auml;hlte ihm der Ostwind, er habe ein M&auml;dchen mitgebracht,
-die den Prinzen heirathen solle, der auf dem Schlo&szlig;
-wohne, das &ouml;stlich von der Sonne und westlich vom Mond
-l&auml;ge, und fragte ihn, ob er nicht den Weg dahin w&uuml;&szlig;te.
-&raquo;Nein,&laquo; versetzte der Westwind: &raquo;so weit habe ich nie geweh't.
-Wenn Du es aber willst,&laquo; sagte er zu dem M&auml;dchen:
-&raquo;so kannst Du Dich auf meinen R&uuml;cken setzen, dann
-will ich Dich zu dem S&uuml;dwind bringen; vielleicht kann der
-es Dir sagen, denn der ist weit st&auml;rker, als ich, und weh't
-und streift &uuml;berall umher.&laquo; Das M&auml;dchen setzte sich auf
-seinen R&uuml;cken, und da dauerte es denn nicht lange, so waren
-sie bei dem S&uuml;dwind. Als sie ankamen, fragte ihn
-der Westwind, ob er nicht den Weg nach dem Schlo&szlig;
-w&uuml;&szlig;te, das &ouml;stlich von der Sonne und westlich vom Mond
-l&auml;ge, denn das M&auml;dchen, das er mitgebracht h&auml;tte, solle
-den Prinzen heirathen, sagte er. &raquo;So?&laquo; sagte der <ins title="original has Westwind">S&uuml;dwind</ins>,
-aber den Weg wu&szlig;te er auch nicht. &raquo;Ich hab'
-mein Lebtag viel herumgeweht,&laquo; sagte er: &raquo;aber so weit
-bin ich nie gekommen. Wenn Du es aber w&uuml;nschest,&laquo; sagte
-er zu dem M&auml;dchen: &raquo;so will ich Dich zu meinem Bruder,
-dem Nordwind, f&uuml;hren, der ist der &auml;lteste und st&auml;rkste
-von uns allen, und wenn der den Weg Dir nicht sagen
-kann, so erf&auml;hrst Du ihn niemals.&laquo; Das M&auml;dchen mu&szlig;te
-sich nun auf seinen R&uuml;cken setzen, und fort ging es, da&szlig;
-die Heide wackelte.</p>
-
-<p>Es dauerte nicht lange, so kamen sie bei dem Nordwind
-an; aber der war so wild und ungest&uuml;m, da&szlig; er
-ihnen schon von weitem lauter Schnee und Eis ins Gesicht
-blies. &raquo;<span class="wide">Was wollt Ihr?</span>&laquo; rief er, so da&szlig; es ihnen
-kalt &uuml;ber die Haut lief. &raquo;O, Du musst nicht so gegen
-uns auffahren,&laquo; sagte der S&uuml;dwind: &raquo;denn das bin
-ich, Dein Bruder, und das hier ist das M&auml;dchen, das den
-Prinzen heirathen soll, der auf dem Schlo&szlig; wohnt, das
-&ouml;stlich von der Sonne und westlich vom Mond liegt,
-und nun wollte sie Dich gern fragen, ob Du nicht da
-herum Bescheid w&uuml;&szlig;test. &raquo;<span class="wide">Ja, ich wei&szlig; wohl, wo es
-liegt</span>;&laquo; sagte der Nordwind: &raquo;ich habe mal ein Espenblatt
-dahin geweh't; aber da war ich so m&uuml;de, da&szlig; ich nicht
-wieder wehen konnte manchen lieben Tag. Wenn Du
-aber durchaus dahin willst,&laquo; sagte er zu dem M&auml;dchen:
-&raquo;und Dich nicht f&uuml;rchtest, so will ich Dich auf meinen
-R&uuml;cken nehmen und zusehen, ob ich Dich hinwehen kann.&laquo;
-&mdash; Ja, sagte das M&auml;dchen, hin wolle und m&uuml;sse sie,
-wenn's nur auf irgend eine Weise angehen k&ouml;nne, und
-bange w&auml;re sie ganz und gar nicht, ob's auch noch so
-schlimm gehen sollte. &mdash; &raquo;So musst Du die Nacht hier
-bleiben,&laquo; sagte der Nordwind: &raquo;denn wir m&uuml;ssen den Tag
-vor uns haben, wenn wir hin wollen.&laquo;</p>
-
-<p>Fr&uuml;h am andern Morgen weckte sie der Nordwind,
-blies sich auf und machte sich so gro&szlig; und stark, da&szlig; es
-ganz entsetzlich war, und fort ging's durch die Luft, als
-ob's bis ans Ende der Welt gehen sollte. Da entstand
-ein so gewaltiger Sturm, da&szlig; ganze D&ouml;rfer und W&auml;lder
-umweh'ten, und als sie &uuml;ber's gro&szlig;e Meer kamen, versanken
-die Schiffe bei Hunderten. Immer ging's fort &uuml;ber's
-Wasser, und das so weit, so weit, da&szlig; kein Mensch es
-glauben sollte; aber der Nordwind wurde schw&auml;cher und
-immer schw&auml;cher, und so schwach wurde er, da&szlig; er beinah
-nicht mehr wehen konnte, und er sank tiefer und immer
-tiefer hinunter, und zuletzt ging es so niedrig, da&szlig;
-die Wellen ihm an die Fersen schlugen. &raquo;Bist Du bange?&laquo;
-fragte er das M&auml;dchen. &raquo;Nein, ganz und gar nicht,&laquo; sagte
-sie. Nun waren sie nicht mehr weit vom Lande, und der
-Nordwind hatte kaum noch so viel Kr&auml;fte &uuml;brig, da&szlig; er
-sie an den Strand unter die Fenster des Schlosses wehen
-konnte, das &ouml;stlich von der Sonne und westlich vom Mond
-lag. Da war er aber auch so matt und hinf&auml;llig, da&szlig;
-er sich viele Tage lang ausruhen mu&szlig;te, eh' er wieder
-nach Hause konnte.</p>
-
-<p>Den andern Morgen setzte das M&auml;dchen sich unter
-die Fenster des Schlosses und spielte mit dem goldnen
-Apfel, und die Erste, welche sie sah, war die Nasenprinzessinn,
-die der Prinz heirathen sollte. &raquo;Was willst Du
-f&uuml;r Deinen goldnen Apfel haben?&laquo; fragte sie das M&auml;dchen,
-indem sie das Fenster aufmachte. &raquo;Der ist nicht feil,
-weder f&uuml;r Gold, noch f&uuml;r Geld,&laquo; sagte das M&auml;dchen.
-&raquo;Wenn Du ihn nicht verkaufen willst, weder f&uuml;r Gold,
-noch f&uuml;r Geld, Was willst Du denn daf&uuml;r haben?&laquo; sagte
-die Prinzessinn: &raquo;Ich will Dir geben, Was Du verlangst.&laquo;
-&mdash; &raquo;Ja, wenn ich eine Nacht bei dem Prinzen schlafen
-darf, so sollst Du ihn haben,&laquo; sagte das M&auml;dchen. &raquo;Ja, das
-magst Du gern,&laquo; sagte die Prinzessinn und nahm den goldnen
-Apfel. Als aber das M&auml;dchen in die Kammer des Prinzen kam,
-war dieser fest eingeschlafen; sie rief ihn und r&uuml;ttelte ihn
-und weinte und jammerte; aber sie konnte ihn nicht ermuntern.
-Am Morgen, als es hell wurde, kam die Prinzessinn
-mit der langen Nase und jagte sie wieder hinaus.</p>
-
-<p><span class="wide">Den</span> Tag setzte das M&auml;dchen sich wieder unter die
-Fenster des Schlosses und schlang das Garn auf ihren goldnen
-Haspel, und nun geschah es wieder eben so, wie gestern. Die
-Prinzessinn fragte sie, Was sie f&uuml;r den Haspel haben wolle; aber
-das M&auml;dchen sagte, er w&auml;re nicht feil, weder f&uuml;r Gold, noch
-f&uuml;r Geld; wenn sie aber noch eine Nacht bei dem Prinzen
-schlafen d&uuml;rfe, so solle die Prinzessinn ihn haben. Die
-sagte sogleich Ja und nahm den goldnen Haspel. Als
-aber das M&auml;dchen hinaufkam, war der Prinz wieder fest
-eingeschlafen; und wie viel sie ihn auch rief und r&uuml;ttelte,
-und weinte und jammerte, so konnte sie ihn doch nicht ermuntern;
-und am Morgen, als es hell wurde, kam die
-Prinzessinn mit der langen Nase und jagte sie wieder
-hinaus.</p>
-
-<p>An diesem Tage setzte sich das M&auml;dchen mit ihrem
-goldnen Rocken unter die Fenster hin und spann. Als
-die Prinzessinn mit der langen Nase den Rocken sah, wollte
-sie den auch gern haben; sie machte das Fenster auf und
-fragte das M&auml;dchen, Was sie haben wolle f&uuml;r ihren goldnen
-Rocken. Das M&auml;dchen sagte aber wieder wie die beiden
-vorigen Male, f&uuml;r Gold und Geld sei er nicht feil;
-wenn die Prinzessinn sie aber noch eine Nacht bei dem
-Prinzen wolle schlafen lassen, dann solle sie ihn haben.
-Ja, das d&uuml;rfe sie gern, sagte die Prinzessinn und nahm
-den goldnen Rocken. Nun hatten aber einige Leute, die
-neben der Kammer des Prinzen schliefen, seit zwei N&auml;chten
-ein so kl&auml;gliches Rufen und Wimmern von einem
-Frauenzimmer drinnen geh&ouml;rt, und das erz&auml;hlten sie am
-Morgen dem Prinzen. Als nun am Abend die Prinzessinn
-mit der Suppe kam, die der Prinz immer zu trinken
-pflegte, eh' er zu Bett ging, that er, als ob er sie
-tr&auml;nke, aber go&szlig; die Suppe hinter sich; denn er ahnte
-nun wohl, da&szlig; die Prinzessinn einen Schlaftrunk
-hineingethan hatte. Wie nun am Abend das M&auml;dchen in die
-Kammer kam, war der Prinz noch wach und freu'te sich
-&uuml;ber alle Ma&szlig;en, das M&auml;dchen wiederzusehen; und sie
-mu&szlig;te ihm nun erz&auml;hlen, wie es ihr ergangen war, und
-wie sie nach dem Schlo&szlig; gekommen sei. Als sie ihm Alles
-erz&auml;hlt hatte, sagte er: &raquo;Du kommst grade zu rechter Zeit;
-denn morgen soll meine Hochzeit mit der Prinzessinn sein;
-aber ich frage nichts nach ihr und ihrer langen Nase,
-sondern Du bist die Einzige, die ich haben will. Ich werde
-darum sagen, ich m&ouml;chte gern sehen, wozu meine Braut
-taugt, und von der Prinzessinn verlangen, da&szlig; sie die drei
-Talgflecke aus meinem Hemd wasche. Darauf wird sie
-sich denn wohl einlassen, aber ich wei&szlig;, da&szlig; sie es nicht
-zu Stande bringt; denn die Flecke sind von Deiner Hand
-darauf getr&ouml;pfelt, und nur Christenh&auml;nde k&ouml;nnen sie wieder
-auswaschen, aber nicht die H&auml;nde von solchem Trollpack,
-wozu sie geh&ouml;rt. Ich werde aber sagen, ich wolle
-keine andre Braut haben, als Die, welche es zu Stande
-br&auml;chte, und wenn sie es dann Alle versucht haben
-und nicht damit fertig werden k&ouml;nnen, dann werde ich
-Dich rufen, da&szlig; Du es auch versuchst.&laquo; Hierauf brachten
-sie die Nacht munter und vergn&uuml;gt mit einander
-zu. Als aber am Tage die Hochzeit werden sollte,
-sagte der Prinz: &raquo;Ich m&ouml;chte doch erst sehen, wozu meine
-Braut taugt.&laquo; Das w&auml;re nicht Mehr, als billig, meinte
-die Stiefmutter. &raquo;Ich habe ein so sch&ouml;nes Hemd,&laquo; sagte
-der Prinz: &raquo;und das m&ouml;chte ich gern zum Br&auml;utigamshemd
-haben; aber nun sind mir drei Talgflecke
-hineingekommen, und die wollt' ich gern wieder ausgewaschen haben;
-darum habe ich mir vorgenommen, keine Andre
-zu heirathen, als Die, welche dazu taugt.&laquo; Ih nun,
-das w&auml;re ja nicht so gef&auml;hrlich, meinten die Frauen
-und gingen darauf ein; und die Prinzessinn mit der langen
-Nase fing an zu waschen, was sie nur konnte;
-aber je l&auml;nger sie wusch, desto gr&ouml;&szlig;er und schw&auml;rzer
-wurden die Flecke. &raquo;Ach, Du verstehst Dich nicht darauf,&laquo;
-sagte das alte Trollweib, ihre Mutter: &raquo;gieb mir
-mal her!&laquo; Als aber die nun das Hemd bekam,
-wurde es noch schw&auml;rzer, und je mehr sie es wusch und
-rieb, desto gr&ouml;&szlig;er wurden die Flecke. Nun sollten die andern
-Trollweiber das Hemd waschen; aber je l&auml;nger sie es
-wuschen, desto abscheulicher ward es aussehen, und zuletzt
-sah das ganze Hemd aus, als h&auml;tt' es im Schornstein gehangen.
-&raquo;Ach, Ihr taugt alle nicht dazu!&laquo; sagte der Prinz:
-&raquo;Da sitzt eine arme Bettlerdirne unter den Fenstern;
-ich bin gewi&szlig;, die versteht sich besser aufs Waschen, als
-Ihr alle zusammen. <span class="wide">Komm mal herein, Du Dirne!</span>&laquo;
-rief er; und als das M&auml;dchen kam, fragte er sie: &raquo;Kannst
-Du wohl das Hemd da rein waschen?&laquo; &mdash; &raquo;Ich wei&szlig;
-nicht,&laquo; sagte das M&auml;dchen: &raquo;aber ich denke wohl.&laquo; Das
-M&auml;dchen nahm nun das Hemd und fing an zu waschen
-und da wurde es unter ihren H&auml;nden so wei&szlig;, wie frisch
-gefallener Schnee, und noch wei&szlig;er. &raquo;<span class="wide">Ja, Dich will ich
-haben!</span>&laquo; sagte der Prinz. Da ward das alte Trollweib
-so arg, da&szlig; es barst; und die Prinzessinn mit der langen
-Nase und das andre Trollpack, glaub' ich, ist auch
-geborsten; denn ich habe nachher nie wieder Etwas von ihnen
-geh&ouml;rt. Der Prinz und seine Braut lie&szlig;en nun alle Christen
-frei, die im Schlo&szlig; gefangen waren; darauf nahmen
-sie so viel Gold und Silber, als sie nur fortschaffen konnten,
-und zogen weit weg von dem Schlo&szlig;, das &ouml;stlich von
-der Sonne und westlich vom Mond lag. Wie sie aber
-fortgekommen sind, und wo sie hinzogen, das wei&szlig; ich nicht;
-sind es aber Die, welche ich meine, so sind sie nicht so gar
-weit von hier.</p>
-
-<hr class="narrow" />
-<h3><a name="kap12" id="kap12"></a>12.</h3>
-
-<div class="center">
- <p class="noindent">
- <b>Das Huhn, das nach dem Dovrefjeld wollte, damit<br />
-nicht die Welt vergehen sollte.</b>
- </p>
-</div>
-
-<p>Es war einmal ein Huhn, das war abends auf eine
-Eiche geflogen und hatte sich da zur Ruhe gesetzt. In
-der Nacht tr&auml;umte ihm, wenn es nicht nach dem Dovrefjeld
-k&auml;me, so m&uuml;&szlig;te die Welt vergehen. Als es nun
-aufwachte, flog es sogleich herunter und machte sich auf
-den Weg. Wie es ein Ende gereis't war, begegnete ihm
-ein Hahn. &raquo;Guten Tag, Hahn Pahn!&laquo; sagte das Huhn.
-&raquo;Guten Tag, Huhn Puhn! wo willst Du hin so fr&uuml;h?&laquo;
-sagte der Hahn. &raquo;O, ich will nur nach dem Dovrefjeld,
-damit nicht die Welt vergehen soll,&laquo; sagte das Huhn.
-&raquo;Wer hat Dir das gesagt, Huhn Puhn?&laquo; fragte der
-Hahn. &raquo;Ich sa&szlig; in der Eiche und tr&auml;umte es die Nacht,&laquo;
-sagte das Huhn. &raquo;Ich will mit Dir gehen,&laquo; sagte der
-Hahn. Nun gingen beide ein weites Ende fort; da begegnete
-ihnen eine Ente. &raquo;Guten Tag, Ente Pente!&laquo;
-sagte der Hahn. &raquo;Guten Tag, Hahn Pahn, wo willst
-Du hin so fr&uuml;h?&laquo; sagte die Ente. &raquo;Ich will nach dem
-Dovrefjeld, damit nicht die Welt vergehen soll,&laquo; sagte der
-Hahn. &raquo;Wer hat Dir das gesagt, Hahn Pahn?&laquo; &mdash;
-&raquo;Huhn Puhn.&laquo; sagte der Hahn. &raquo;Wer hat es Dir gesagt,
-Huhn Puhn?&laquo; fragte die Ente. &raquo;Ich sa&szlig; in der
-Eiche und tr&auml;umte es die Nacht,&laquo; sagte das Huhn. &raquo;Ich
-will mit Euch,&laquo; sagte die Ente. Nun machten sie sich
-auf und gingen weiter; da begegnete ihnen eine Gans.
-&raquo;Guten Tag, Gans Pans!&laquo; sagte die Ente. &raquo;Guten
-Tag, Ente Pente!&laquo; sagte die Gans: &raquo;wo willst Du hin
-so fr&uuml;h?&laquo; &mdash; &raquo;Ich will nach dem Dovrefjeld, damit nicht
-die Welt vergehen soll,&laquo; sagte die Ente. &raquo;Wer hat Dir
-das gesagt, Ente Pente?&laquo; fragte die Gans. &mdash; &raquo;Hahn
-Pahn.&laquo; &mdash; &raquo;Wer hat es Dir gesagt, Hahn Pahn?&laquo; &mdash;
-&raquo;Huhn Puhn.&laquo; &mdash; &raquo;Woher wei&szlig;t Du es, Huhn Puhn?&laquo;
-fragte die Gans. &raquo;Ich sa&szlig; in der Eiche und tr&auml;umte es
-die Nacht,&laquo; sagte das Huhn. &raquo;Ich will mit Euch,&laquo;
-sagte die Gans. Wie sie nun ein Ende weiter gegangen
-waren, begegnete ihnen der Fuchs. &raquo;Guten Tag, Fuchs
-Puchs,&laquo; sagte die Gans. &mdash; &raquo;Guten Tag, Gans Pans.&laquo; &mdash;
-&raquo;Wo hinaus Fuchs Puchs?&laquo; &mdash; &raquo;Wo willst Du hin,
-Gans Pans?&laquo; &mdash; &raquo;Ich will nach dem Dovrefjeld, damit
-nicht die Welt vergehen soll.&laquo; &mdash; &raquo;Wer hat Dir das gesagt,
-Gans Pans?&laquo; fragte der Fuchs. &mdash; &raquo;Ente Pente.&laquo;
-&mdash; &raquo;Wer hat es Dir gesagt, Ente Pente?&laquo; &mdash; &raquo;Hahn
-Pahn.&laquo; &mdash; &raquo;Und Wer hat Dir es gesagt, Hahn Pahn?&laquo;
-&mdash; &raquo;Huhn Puhn.&laquo; &mdash; &raquo;Und woher wei&szlig;t Du es, Huhn
-Puhn?&laquo; &mdash; &raquo;Ich sa&szlig; in der Eiche und tr&auml;umte es die
-Nacht,&laquo; sagte das Huhn. &raquo;O Schnack!&laquo; sagte der Fuchs:
-&raquo;die Welt vergeht nicht, wenn Ihr auch nicht nach dem
-Dovrefjeld kommt. Geht lieber mit mir in meine H&ouml;hle,
-da sitzt Ihr warm und gut.&laquo; Der Vorschlag gefiel den
-Reisenden, und sie gingen mit dem Fuchs in seine H&ouml;hle.
-Als sie aber dort ankamen, legte der Fuchs t&uuml;chtig nach
-im Kamin, so da&szlig; sie alle schl&auml;frig wurden. Die
-Gans und die Ente setzten sich in einen Winkel, aber
-der Hahn und das Huhn flogen auf die H&uuml;hnersteige.
-Als die Gans und die Ente eingeschlafen waren, legte der
-Fuchs die Gans auf die Kohlen und briet sie. Wie es
-nun dem Huhn so sengerich roch, h&uuml;pfte es einen Stock h&ouml;her
-und sagte so halb im Schlaf: &raquo;Pfui! wie's hier stinkt!&laquo;
-&mdash; &raquo;O Schnack!&laquo; sagte der Fuchs: &raquo;das ist blo&szlig; der
-Rauch im Schornstein. Halt nur Dein Maul und schlaf
-ein!&laquo; Da schlief das Huhn wieder ein. Der Fuchs
-hatte aber kaum die Gans zu Leibe, so machte er es eben
-so mit der Ente. Dem Huhn ward es wieder so sengerich
-riechen, und es flog daher noch einen Stock h&ouml;her,
-indem es wieder sagte: &raquo;Pfui! wie's hier stinkt!&laquo; Da
-that es aber zugleich die Augen auf und sah nun, da&szlig;
-der Fuchs die Gans und die Ente verzehrt hatte. Wie
-das Huhn das gewahr ward, flog es auf den h&ouml;chsten
-Stock und guckte zum Schornstein hinaus. &raquo;Nein, seh
-mal Einer die sch&ouml;nen G&auml;nse, die da fliegen!&laquo; sagte es
-zu dem Fuchs. Reineke hinaus und wollte sich einen
-fetten Braten holen. Da weckte das Huhn den Hahn und
-erz&auml;hlte ihm, wie es der Gans Pans und der Ente Pente
-ergangen w&auml;r'. Darauf flogen Hahn Pahn und Huhn
-Puhn hinaus durch den Schornstein, und w&auml;ren sie nicht
-nach dem Dovrefjeld gekommen, so w&auml;r's aus gewesen
-mit der Welt.</p>
-
-<hr class="narrow" />
-<h3><a name="kap13" id="kap13"></a>13.</h3>
-
-<div class="center">
- <p class="noindent">
- <b>Der Mann, der das Haus beschicken sollte.</b>
- </p>
-</div>
-
-<p>Es war einmal ein Mann, der war immer so m&uuml;rrisch
-und vergr&auml;tzt, und nie konnte die Frau ihm Genug thun,
-oder Etwas zu Dank machen im Hause. Einmal in der
-Erntezeit kam er sp&auml;t am Abend vom Felde zur&uuml;ck,
-und nun ging es an ein Schelten und an ein Toben, da&szlig;
-es ganz entsetzlich war; bald war ihm Dies, bald war
-ihm Das nicht recht. &raquo;Ach, V&auml;terchen,&laquo; sagte die Frau:
-&raquo;sei doch nicht immer so b&ouml;se. Morgen wollen wir mal
-mit der Arbeit umtauschen: ich will dann mit den Schnittern
-ins Feld gehen, und Du kannst das Haus beschicken.&laquo;
-Ja, das war dem Mann schon recht, und er ging sogleich
-auf den Vorschlag ein. Fr&uuml;h den andern Morgen nahm
-die Frau die Sense auf den Nacken und ging mit den
-Schnittern ins Feld, um zu m&auml;hen; der Mann dagegen
-sollte das Haus beschicken. Nun wollte er zuerst Butter
-machen; als er aber eine Weile gebuttert hatte, wurde er
-durstig und ging hinunter in den Keller, um sich Bier zu
-zapfen. W&auml;hrend er nun aus dem Fa&szlig; in die Bierkanne
-zapfte, h&ouml;rte er, da&szlig; ein Ferkel in die K&uuml;che kam. Er fort
-mit dem Zapfen in der Hand und die Treppe hinauf,
-so schnell er nur konnte, damit das Ferkel nicht das
-Butterfa&szlig; umwerfen sollte. Als er aber sah, da&szlig; das
-Fa&szlig; schon auf der Seite lag, und das Ferkel in dem
-Rahm schmatzte, der auf dem Boden flo&szlig;, gerieth er so
-in Wuth, da&szlig; er ganz und gar das Bierfa&szlig; verga&szlig; und
-dem Ferkel nachrannte. Bei der Th&uuml;r holte er es ein,
-und da gab er ihm einen so derben Schlag, da&szlig; es auf
-der Stelle liegen blieb. Nun fiel es ihm wieder ein, da&szlig;
-er noch den Bierzapfen in der Hand h&auml;tte; als er aber
-hinunterkam in den Keller, war alles Bier auf den Boden
-gelaufen.</p>
-
-<p>Er ging nun in die Milchkammer, f&uuml;llte aufs neue
-das Butterfa&szlig; mit Rahm und fing wieder an zu buttern;
-denn Butter wollte er durchaus zum Mittag haben. Als
-er aber eine Weile gebuttert hatte, fiel es ihm ein, da&szlig;
-die Milchkuh noch im Stall st&auml;nde und weder zu fressen,
-noch zu saufen bekommen h&auml;tte, obgleich es schon hoch am
-Tage war. Weil er nun dachte, es w&auml;re doch zu weit,
-sie nach der Koppel zu treiben, wollte er sie oben auf's
-Dach bringen, denn das Dach war mit Rasen gedeckt und
-es stand darauf sch&ouml;nes hohes Gras; und weil nun das
-Haus an einem steilen H&uuml;gel lag, glaubte er, es w&auml;re
-ein Leichtes sie hinaufzubringen, wenn er blo&szlig; eine Planke
-von dem H&uuml;gel aufs Dach hin&uuml;berlegte; das Butterfa&szlig;
-wollte er aber nicht stehen lassen, denn sein kleiner Junge
-krabbelte da an der Erde herum und k&ouml;nnt's nachher umsto&szlig;en,
-dachte er; darum nahm er es auf den R&uuml;cken und
-ging hinaus. Eh' er aber die Kuh auf das Dach lie&szlig;,
-wollte er ihr noch mal zu saufen geben, und nahm einen
-Eimer, um damit Wasser aus dem Brunnen zu sch&ouml;pfen;
-als er sich aber hinunterb&uuml;ckte, flo&szlig; aller Rahm aus dem
-Fa&szlig; ihm an dem Nacken herunter und lief ins Wasser.
-Wie es nun gegen Mittag ging, dachte er, weil's ihm mit
-der Butter nicht gegl&uuml;ckt w&auml;re, wollte er sich Gr&uuml;tze zum
-Mittag kochen, und h&auml;ngte den Kessel mit Wasser &uuml;ber's
-Feuer. Kaum hatte er das gethan, so fiel es ihm ein,
-da&szlig; die Kuh, die er aufs Dach gebracht hatte, herunterfallen
-und Hals und Bein brechen k&ouml;nne; darum nahm
-er einen Strick und ging hinauf, um sie festzubinden; das
-eine Ende band er ihr um den Hals und das andre Ende
-warf er durch den Schornstein, ging dann hinunter und
-band es sich in aller Eile um's Bein, denn das Wasser
-kochte schon im Kessel, und er mu&szlig;te die Gr&uuml;tze umr&uuml;hren.
-W&auml;hrend er nun damit besch&auml;ftigt war, fiel die Kuh
-vom Dach herunter und zog den Mann an dem Strick
-in den Schornstein hinauf. Da hing er nun und konnte
-weder vorw&auml;rts, noch r&uuml;ckw&auml;rts, und die Kuh hing drau&szlig;en
-zwischen Himmel und Erde und konnte auch nicht
-loskommen. Die Frau hatte schon eine lange Zeit gewartet,
-da&szlig; der Mann kommen und sie zum Mittag abrufen
-solle; aber er war nicht da und kam nicht. Zuletzt
-dauerte es ihr doch zu lange, und sie ging mit den Leuten nach
-Hause. Als sie die Kuh sah, die da zwischen Himmel und Erde
-hing, ging sie hinzu und hieb mit der Sense den Strick
-entzwei. Da fiel der Mann herunter durch den Schornstein,
-und als sie in die K&uuml;che kam, stand er da auf dem
-Kopf im Gr&uuml;tzkessel.</p>
-
-<hr class="narrow" />
-<h3><a name="kap14" id="kap14"></a>14.</h3>
-
-<div class="center">
- <p class="noindent">
- <b>D&auml;umerling.</b>
- </p>
-</div>
-
-<p>Es war einmal eine Frau, die hatte nur einen einzigen
-Sohn, der war aber nicht gr&ouml;&szlig;er, als ein Daumen, und
-darum nannten sie ihn D&auml;umerling. Als er nun zu
-Jahren und zu Verstand gekommen war, sagte die
-Mutter zu ihm, jetzt m&uuml;sse er daran denken, sich eine Frau
-zu nehmen. Ja, D&auml;umerling war's zufrieden, und
-die Mutter setzte sich mit ihm auf den Wagen, und sie
-fuhren gradesweges nach des K&ouml;nigs Schlo&szlig;; denn da
-war eine Prinzessinn, die war au&szlig;erordentlich gro&szlig;, und
-um die sollte D&auml;umerling freien. Als sie nun ein Ende
-gefahren waren, da war D&auml;umerling pl&ouml;tzlich verschwunden.
-Die Mutter suchte ihn &uuml;berall, und rief ihn
-bei Namen. &raquo;Pip, pip!&laquo; sagte D&auml;umerling und hatte
-sich in die M&auml;hne des Pferdes versteckt. Als er wieder
-zum Vorschein kam, mu&szlig;te er der Mutter versprechen, da&szlig;
-er sich nicht &ouml;fter verstecken wolle. Wie sie aber ein Ende
-weiter gekommen waren, da war D&auml;umerling wieder verschwunden.
-Die Mutter suchte ihn und rief ihn bei
-Namen und weinte und jammerte, aber D&auml;umerling war fort.
-&raquo;Pip, pip!&laquo; sagte er und lachte und kicherte; aber sie konnte ihn
-das Mal nicht finden. &raquo;Pip! pip! hier bin ich!&laquo; sagte D&auml;umerling
-und kroch aus dem Ohr des Pferdes hervor. Nun
-mu&szlig;te er der Mutter heilig versprechen, da&szlig; er sich nicht
-&ouml;fter verstecken wolle; aber es dauerte nicht lange, so war
-er abermals fort. Die Mutter suchte ihn wieder &uuml;berall
-und weinte und rief ihn bei Namen, aber Alles war umsonst;
-D&auml;umerling war fort. &raquo;Pip, pip! hier bin ich,&laquo;
-wisperte es pl&ouml;tzlich; aber die Mutter konnte gar nicht
-begreifen, wo es war, denn es h&ouml;rte sich so undeutlich an;
-sie suchte fortw&auml;hrend, und er sagte immer: &raquo;Pip! pip! hier
-bin ich!&laquo; und lachte und h&auml;gte sich, weil sie ihn nicht
-finden konnte. Pl&ouml;tzlich aber fing das Pferd an zu niesen,
-und da nies'te es D&auml;umerling aus, denn er hatte
-sich in die eine der N&uuml;stern versteckt. Nun konnte sich
-die Mutter nicht anders helfen, als da&szlig; sie ihn in einen
-Beutel steckte, denn sie wu&szlig;te wohl, da&szlig; er die Narrenpossen
-doch nicht nachlassen w&uuml;rde. So kamen sie denn
-auf dem Schlo&szlig; an. Die Prinzessinn konnte den kleinen
-h&uuml;bschen Burschen wohl leiden und verlobte sich mit ihm,
-und bald darauf ward die Hochzeit.</p>
-
-<p>Als sie sich nun zur Tafel setzten, nahm D&auml;umerling
-seinen Platz neben der Prinzessinn; aber er war &uuml;bel daran,
-denn als er zulangen wollte, konnte er nicht an den Teller
-reichen und h&auml;tte gewi&szlig; keinen einzigen Bissen bekommen,
-wenn die Prinzessinn ihn nicht vom Stuhl genommen
-und auf den Tisch gesetzt h&auml;tte. So lange er nun
-da vom Teller a&szlig;, ging das Ding gut; als aber nachher
-die gro&szlig;e Sch&uuml;ssel mit Gr&uuml;tze hereinkam, da konnte er
-wieder nicht ankommen; er wu&szlig;te sich aber zu helfen
-und setzte sich auf den breiten Rand. Nun war aber
-in der Mitte der Sch&uuml;ssel eine Grube mit Butter zum
-Eintunken, und so weit konnte er nicht reichen; er ging
-daher &uuml;ber die Gr&uuml;tze und setzte sich dicht an den Rand
-der Butter. Nun nahm die Prinzessinn einen gro&szlig;en L&ouml;ffelvoll
-Gr&uuml;tze und wollte ihn in die Butter tunken; aber
-da versah sie's und stie&szlig; an D&auml;umerling, so da&szlig; er
-hinunterfiel in die Butter und ertrank.</p>
-
-<hr class="narrow" />
-<h3><a name="kap15" id="kap15"></a>15.</h3>
-
-<div class="center">
- <p class="noindent">
- <b>Hakon Borkenbart.</b>
- </p>
-</div>
-
-<p>Es war einmal eine K&ouml;nigstochter, die war so stolz und
-schnippisch, da&szlig; kein Freier ihr gut genug war; sie machte
-sich &uuml;ber alle lustig und gab dem einen nach dem andern
-einen Korb; dennoch aber kamen immer der Freier genug,
-weil die Hexe so au&szlig;erordentlich sch&ouml;n war. Einmal kam
-auch ein Prinz, mit Namen <span class="wide">Hakon Borkenbart</span>, und
-warb um sie. Aber da sagte die Prinzessinn am Abend
-zu dem Hofnarren, er solle hingehen, und dem einen Pferd
-des Prinzen die Ohren abschneiden, und dem andern das Maul
-bis an beide Ohren aufschlitzen. Das that denn der Hofnarr auch.
-Als nun der Prinz den andern Tag ausfahren wollte, stand die
-Prinzessinn auf dem Flur und sah hinaus. &raquo;Nein!&laquo; sagte sie:
-&raquo;so Etwas hab' ich noch mein Lebtag nicht gesehen. Da ist
-der Nordwind gekommen und hat dem einen Pferd die
-Ohren abgeweh't, und dar&uuml;ber hat das andre so gewaltig
-gelacht, da&szlig; ihm das Maul bis an die Ohren aufgerissen
-ist,&laquo; und damit lief sie hinein und lie&szlig; den Prinzen abziehen.
-Dieser reis'te nun wieder nach Hause, aber er dachte
-bei sich selbst, er wolle sich schon daf&uuml;r r&auml;chen, machte sich
-einen gro&szlig;en Bart von Moos, zog einen wei&szlig;en ledernen
-Rock an und kleidete sich aus wie ein Bettler;
-dann kaufte er bei einem Goldschmied einen goldnen Rocken,
-und damit setzte er sich eines Morgens unter das
-Fenster der Prinzessinn hin und fing an zu feilen; denn
-der Rocken war noch nicht ganz fertig, auch war noch
-kein Wocken daran. Als die Prinzessinn ans Fenster kam,
-&ouml;ffnete sie es sogleich und fragte ihn, ob er ihr nicht den goldnen
-Rocken verkaufen wolle. &raquo;Nein, zu verkaufen ist er nicht,&laquo;
-sagte Hakon Borkenbart: &raquo;aber es mag drum sein! willst
-Du mich diese Nacht vor Deiner Kammerth&uuml;r schlafen
-lassen, so sollst Du ihn haben.&laquo; Ja, das, meinte die Prinzessinn,
-w&auml;re ein wohlfeiler Kauf, und die Sache sei eben
-nicht so gef&auml;hrlich. Sie bekam nun den Rocken, und am
-Abend legte Hakon Borkenbart sich drau&szlig;en vor ihrer Kammerth&uuml;r
-hin. Als es aber auf die Nacht kam, fing er
-an entsetzlich zu frieren. &raquo;Hutetutetutetu! es ist so kalt
-hier!&laquo; rief er: &raquo;la&szlig; mich blo&szlig; hinein!&laquo; &mdash; &raquo;Ich glaube,
-Du bist verr&uuml;ckt!&laquo; sagte die Prinzessinn. &raquo;Ach, hutetutetutetu!
-es ist so kalt! la&szlig; mich blo&szlig; hinein!&laquo; rief Hakon
-Borkenbart. &raquo;Scht! schweig doch still!&laquo; sagte die Prinzessinn:
-&raquo;denn h&ouml;rt mein Vater, da&szlig; hier eine Mannsperson ist,
-so bin ich rein ungl&uuml;cklich.&laquo; &mdash; &raquo;Oh hutetutetutetu! wie
-mich friert! la&szlig; mich blo&szlig; hinein und auf der Erde liegen!&laquo;
-sagte Hakon Borkenbart. Es war nun kein anderer
-Rath, die Prinzessinn mu&szlig;te ihn einlassen, und darauf
-legte er sich in ihrer Kammer auf die Erde hin und
-schlief ein.</p>
-
-<p>Einige Tage darnach kam Hakon auch mit dem
-Wocken und setzte sich wieder unter das Fenster der Prinzessinn
-hin und fing an zu feilen; denn der Wocken war
-noch nicht ganz fertig. Sobald die Prinzessinn ihn gewahr
-wurde, &ouml;ffnete sie wieder das Fenster und fragte ihn,
-Was er da h&auml;tte. &raquo;O, es ist blo&szlig; der Wocken zu dem
-Spinnrocken, den Du mir neulich abkauftest; denn ich dachte,
-wenn Du doch einmal den Rocken h&auml;ttest, so k&ouml;nntest Du
-auch wohl den Wocken dazu gebrauchen.&laquo; &mdash; &raquo;Was willst
-Du denn daf&uuml;r haben?&laquo; fragte ihn die Prinzessinn. &raquo;F&uuml;r
-Geld ist er nicht feil,&laquo; sagte er: &raquo;willst Du mich aber
-diese Nacht wieder auf dem Boden in Deiner Kammer
-schlafen lassen, so sollst Du ihn haben.&laquo; &mdash; &raquo;Ja, recht
-gern,&laquo; sagte die Prinzessinn: &raquo;aber Du musst auch nicht
-wieder so frieren und Hutetu! sagen.&laquo; Nein, das wollt'
-er auch nicht; aber als es auf die Nacht kam, fing er an
-zu huppern und zu frieren und hutetu! zu sagen, da&szlig; der
-Prinzessinn wieder angst und bange ward, und sie mu&szlig;te
-ihm erlauben, sich an die Erde dicht vor ihrem Bett
-hinzulegen, damit nur der K&ouml;nig es nicht gewahr w&uuml;rde,
-und da schlief er nun die Nacht &uuml;ber ruhig und wohl.</p>
-
-<p>Hiernach dauerte es eine ganze Zeit, ehe Hakon Borkenbart
-sich wieder sehen lie&szlig;; endlich aber bemerkte die
-Prinzessinn ihn eines Morgens wieder unter ihrem Fenster,
-wo er sa&szlig; und an einer goldnen Garnwinde feilte.
-Sie fragte ihn nun wieder, Was er f&uuml;r die Garnwinde
-haben wolle. &raquo;Die ist nicht f&uuml;r Geld feil,&laquo; sagte
-er: &raquo;aber willst Du mich diese Nacht in Deiner Kammer
-mit dem Kopf an Deiner Bettstelle schlafen lassen, so sollst
-Du sie haben.&laquo; Ja, das k&ouml;nnte er gern, sagte die Prinzessinn,
-wenn er blo&szlig; ruhig sein und nicht wieder solchen
-L&auml;rm machen wolle. Nein, das wolle er gewi&szlig; nicht,
-sagte Hakon Borkenbart; als es aber auf die Nacht kam,
-fing er wieder an zu huppern und zu frieren, da&szlig; ihm
-die Z&auml;hne im Munde klapperten. &raquo;Hutetutetu! es ist so
-kalt! la&szlig; mich blo&szlig; in Dein Bett und mich ein
-wenig w&auml;rmen!&laquo; sagte Hakon Borkenbart. &raquo;Ich glaube,
-Du bist verr&uuml;ckt!&laquo; sagte die Prinzessinn. &mdash; &raquo;Hutetutetu!
-la&szlig; mich blo&szlig; in Dein Bett hutetutetutetu!&laquo; &mdash; &raquo;Scht!
-scht! um Gotteswillen! so schweig doch still!&laquo; sagte
-die Prinzessinn: &raquo;denn h&ouml;rt mein Vater, da&szlig; hier eine
-Mannsperson drinnen ist, so glaub' ich, nimmt er mir
-das Leben.&laquo; &mdash; &raquo;Hutetutetutetu! la&szlig; mich blo&szlig; in
-Dein Bett!&laquo; sagte Hakon Borkenbart und fror, da&szlig; die
-W&auml;nde bebten. Es war nun kein anderer Rath,
-die Prinzessinn mu&szlig;te ihn zu sich ins Bett lassen, und da
-schlief er nun die Nacht &uuml;ber zufrieden und wohl.</p>
-
-<p>Einige Zeit darnach aber bekam die Prinzessinn ein
-kleines Kind, und dar&uuml;ber ward der K&ouml;nig so zornig, da&szlig; er
-beinahe sie und das Kind dazu umgebracht h&auml;tte. Da
-kam aber eines Tages Hakon Borkenbart als ein Bettler
-gekleidet, so wie von Ohngef&auml;hr, wieder zu dem Schlo&szlig;
-und sah in die K&uuml;che. Wie die Prinzessinn ihn gewahr
-ward, sagte sie zu ihm: &raquo;Ach, Gott tr&ouml;ste mich wegen
-des Ungl&uuml;cks, das Du mir verursacht hast! Mein Vater
-ist so zornig auf mich, da&szlig; er aus der Haut fahren will;
-es ist am besten, Du nimmst mich nur gleich mit Dir.&laquo; &mdash;</p>
-
-<p>&raquo;Du bist es aber wohl zu gut gewohnt,&laquo; sagte Hakon
-Borkenbart: &raquo;ich habe aber nur eine ganz kleine H&uuml;tte
-und wei&szlig; nicht, wie ich Dich ern&auml;hren soll, denn ich habe
-schon Genug zu thun, um nur allein durchzukommen.&laquo; &mdash;
-&raquo;Es ist mir ganz einerlei, wie gut, oder wie schlecht Du
-es hast,&laquo; sagte die Prinzessinn: &raquo;nimm mich blo&szlig; mit Dir,
-denn bleibe ich hier noch l&auml;nger, so nimmt mein Vater
-mir gewi&szlig; das Leben.&laquo; Da nahm denn der Bettler sie und das
-Kind mit sich; aber sie hatten einen sehr weiten Weg, und der
-Prinzessinn kam das Gehen au&szlig;erordentlich sauer an. Als sie
-nun aus dem Reich ihres Vaters in ein andres Land kamen,
-fragte die Prinzessinn den Bettler: &raquo;Wem geh&ouml;rt
-dieses Reich?&laquo; &mdash;</p>
-
-<p>&raquo;O, das geh&ouml;rt Hakon Borkenbart,&laquo; sagte der Bettler.</p>
-
-<p>&raquo;So!&laquo; sagte die Prinzessinn: &raquo;ja, ich h&auml;tte <span class="wide">ihn</span> nehmen
-sollen, dann h&auml;tt' ich nicht n&ouml;thig gehabt, nun als
-<ins title="original has eine">ein</ins> Bettlerm&auml;dchen hier zu gehen.&laquo;</p>
-
-<p>Und so oft sie zu einem sch&ouml;nen Schlo&szlig;, oder Wald,
-oder Geh&ouml;ft kamen, fragte die Prinzessinn immer: &raquo;Wem
-geh&ouml;rt das?&laquo; &mdash; &raquo;O, das geh&ouml;rt Hakon Borkenbart,&laquo;
-sagte dann der Bettler immer. Und die Prinzessinn weinte
-und jammerte best&auml;ndig, da&szlig; sie nicht <span class="wide">ihn</span> genommen
-hatte; aber nun war es zu sp&auml;t. Endlich kamen sie zu
-einer kleinen H&uuml;tte, die lag dicht an einem Walde, und
-das, sagte der Bettler, w&auml;re seine Wohnung. Von der
-H&uuml;tte aus konnte man in der Ferne das K&ouml;nigsschlo&szlig; sehen,
-und da, sagte der Bettler, wolle er sich Arbeit suchen,
-denn er w&auml;re da schon bekannt; und nun ging er
-jeden Tag nach dem Schlo&szlig; und hau'te Holz und trug
-dem Koch das Wasser zu, wie er sagte, und wenn er dann
-des Abends zu Hause kam, brachte er immer ein wenig Essen
-mit, aber das reichte nicht sehr weit.</p>
-
-<p>Eines Abends, als er vom Schlo&szlig; zur&uuml;ckkam, sagte
-er: &raquo;Morgen werde ich zu Hause bleiben und das Kind
-warten, Du aber musst nach dem Schlo&szlig; gehen; denn der
-Prinz hat gesagt, Du solltest mit beim Backen helfen.&laquo; &mdash;</p>
-
-<p>&raquo;Ach, wie soll ich wohl beim Backen helfen?&laquo; sagte
-die K&ouml;nigstochter: &raquo;das verstehe ich nicht, denn das hab'
-ich in meinem Leben noch nicht gethan.&laquo; &mdash;</p>
-
-<p>&raquo;Du musst aber doch hingehen,&laquo; sagte Hakon Borkenbart:
-&raquo;weil der Prinz es so befohlen hat. Kannst Du
-auch nicht backen, so kannst Du es ja lernen; Du musst
-nur gut zusehen, wie die Andern es machen, und wenn
-Du weggehst, dann nimm heimlich ein paar Brode mit.&laquo; &mdash;</p>
-
-<p>&raquo;Nein, stehlen kann ich nicht,&laquo; sagte die K&ouml;nigstochter.</p>
-
-<p>&raquo;Du musst es lernen,&laquo; sagte Hakon Borkenbart:
-&raquo;denn Du wei&szlig;t wohl, wir haben es nur knapp; nimm
-Dich aber ja vor dem Prinzen in Acht, denn der hat seine
-Augen &uuml;berall.&laquo;</p>
-
-<p>Als sie gegangen war, lief Hakon einen Richtweg,
-so da&szlig; er noch lange vor ihr auf dem Schlo&szlig; ankam;
-dort warf er seine Lumpen und seinen Moosbart ab und
-zog wieder seine Prinzenkleider an.</p>
-
-<p>Die K&ouml;nigstochter half nun mit beim Backen, und als sie
-fertig war, that sie, wie Hakon ihr gesagt hatte, und steckte
-sich alle Taschen voll Brode. Als sie aber am Abend nach
-Hause gehen wollte, sagte der Prinz:</p>
-
-<p>&raquo;Dieses Weib kennen wir nicht so recht; daher ist's
-am besten, wir sehen nach, ob sie nicht Etwas genommen
-hat.&laquo;</p>
-
-<p>Damit untersuchte er alle ihre Taschen, und als er
-darauf die Brode fand, ward er entsetzlich b&ouml;se und hielt
-furchtbar Haus. Die K&ouml;nigstochter weinte und fleh'te und
-sagte: &raquo;Mein Mann hatte es mir gehei&szlig;en; da musst' ich es
-denn wohl thun.&laquo; &mdash;</p>
-
-<p>&raquo;Ja, es sollte Dir schlimm gehen,&laquo; sagte der Prinz
-&raquo;aber um Deines Mannes willen mag es Dir vergeben
-sein.&laquo;</p>
-
-<p>Als sie gegangen war, warf Hakon schnell seine Prinzenkleider
-ab, zog wieder seinen ledernen Rock an und klebte
-sich auch wieder den Moosbart ins Gesicht, und eh' sie noch in
-der H&uuml;tte ankam, war er schon da und wartete das Kind.
-&raquo;Ja, Du hast mich verleitet, Etwas zu thun, das mich
-gereu't,&laquo; sagte sie: &raquo;es war das erste Mal, <ins title="original has das">da&szlig;</ins> ich gestohlen
-habe, aber es soll auch das letzte Mal sein,&laquo; und
-damit erz&auml;hlte sie ihm, wie es ihr ergangen war, und Was der
-Prinz gesagt hatte.</p>
-
-<p>Einige Tage darnach, als Hakon am Abend wieder
-vom Schlo&szlig; zur&uuml;ckkam, sagte er: &raquo;Morgen werde ich zu
-Hause bleiben und das Kind warten, denn Du sollst
-wieder auf das Schlo&szlig; und beim Schlachten und Wurstmachen
-helfen.&laquo; &mdash;</p>
-
-<p>&raquo;Ach, wie soll ich wohl Wurst machen?&laquo; sagte die
-K&ouml;nigstochter: &raquo;das versteh' ich nicht; essen kann ich wohl
-die Wurst, aber gemacht hab' ich sie noch nie.&laquo;</p>
-
-<p>Hakon aber sagte, sie m&uuml;sse durchaus hin, weil der
-Prinz es so befohlen h&auml;tte; sie sollte nur gut Acht geben, wie
-die Andern es machten, sagte er, und wenn sie wegginge,
-sollte sie heimlich ein paar W&uuml;rste mitnehmen. &raquo;Nein,
-stehlen kann ich nicht wieder,&laquo; sagte sie: &raquo;denn Du wei&szlig;t
-wohl, wie es mir das letzte Mal ging.&laquo; &mdash; &raquo;Du musst
-es lernen,&laquo; sagte Hakon: &raquo;es ist nicht gesagt, da&szlig; es allemal
-schlecht geht.&laquo; Als sie gegangen war, lief Hakon
-Borkenbart den Richtweg und kam noch lange vor ihr
-auf dem Schlo&szlig; an; dort warf er schnell seinen ledernen
-Rock und seinen Moosbart ab, und als sie in der K&uuml;che ankam,
-stand er schon da in seinen Prinzenkleidern. Die K&ouml;nigstochter
-half nun mit beim Schlachten und Wurstmachen,
-und als sie damit fertig war, that sie, wie Hakon
-ihr gesagt hatte, und stopfte sich alle Taschen voll W&uuml;rste.
-Wie sie aber am Abend nach Hause gehen wollte, sagte
-der Prinz:</p>
-
-<p>&raquo;Dieses Bettlerweib machte neulich lange Finger;
-darum ist's am besten, wir sehen nach, ob sie nicht wieder
-Etwas stipitzt hat,&laquo; und damit fing er an, alle ihre Taschen
-zu untersuchen. Wie er nun die W&uuml;rste fand, ward er
-gewaltig b&ouml;se, hielt eine entsetzliche Wirthschaft und droh'te
-ihr, er wolle sie zu dem Dorfrichter schicken.</p>
-
-<p>&raquo;Ach Gott, nein! lasst mich nur gehen!&laquo; sagte sie:
-&raquo;denn mein Mann hatte es mir gehei&szlig;en,&laquo; und weinte
-und jammerte ganz gewaltig.</p>
-
-<p>&raquo;Es sollte Dir eigentlich schlimm gehen,&laquo; sagte Hakon
-Borkenbart: &raquo;aber um Deines Mannes willen mag
-es Dir vergeben sein.&laquo;</p>
-
-<p>Als sie gegangen war, warf der Prinz schnell seine
-Kleider ab und h&uuml;llte sich wieder in seine Lumpen, lief
-dann den Richtweg, und als sie nach Hause kam, war Hakon
-schon in der H&uuml;tte. Sie erz&auml;hlte ihm, wie es ihr gegangen
-war und gelobte hoch und theuer, es solle das letzte
-Mal sein, <ins title="original has das">da&szlig;</ins> sie gestohlen h&auml;tte.</p>
-
-<p>Einige Zeit darnach, als Hakon eines Abends wieder
-vom Schlo&szlig; zur&uuml;ckkehrte, sagte er; &raquo;Nun will der Prinz
-Hochzeit halten; aber die Braut ist krank geworden, so
-da&szlig; der Schneider ihr nicht das Ma&szlig; zu dem Brautkleid
-nehmen kann; und darum will der Prinz, da&szlig; Du auf's
-Schlo&szlig; kommst und Dir statt seiner Braut das Ma&szlig; nehmen
-l&auml;ssest, denn er sagt, Du gleichest ihr im Wuchs und
-in Allem. Wenn man Dir aber das Ma&szlig; genommen hat,
-so geh nicht gleich fort, sondern gieb Acht, wie der
-Schneider das Zeug zuschneidet, und dann stipitze heimlich
-die gr&ouml;&szlig;ten St&uuml;cke und bring' sie mit zu einer Pickelhaube
-f&uuml;r mich.&laquo; &mdash;</p>
-
-<p>&raquo;Nein, stehlen kann ich nicht,&laquo; sagte sie: &raquo;Du wei&szlig;t
-wohl, wie es mir das letzte Mal ging.&laquo; &mdash; &raquo;Du musst
-es lernen,&laquo; sagte er: &raquo;es ist nicht gesagt, da&szlig; es immer
-schlecht abl&auml;uft.&laquo;</p>
-
-<p>Sie meinte zwar, es w&auml;re ein schlimmes Ding, aber
-that doch, wie er ihr gesagt hatte, stipitzte einige von
-den gr&ouml;&szlig;ten St&uuml;cken und steckte sie in die Tasche. Als
-sie gehen wollte, sagte der Prinz: &raquo;Wir m&uuml;ssen doch nachsehen,
-ob das Weib auch nicht diesmal wieder lange Finger
-gemacht hat,&laquo; und damit untersuchte er alle ihre Taschen,
-und wie er nun die gestohlenen Sachen fand, ward er so
-zornig und machte einen solchen L&auml;rm, da&szlig; es gar nicht
-zu sagen ist. Die K&ouml;nigstochter weinte und bat und sagte:
-&raquo;Ach, mein Mann hatte es mir gehei&szlig;en; darum mu&szlig;te
-ich es wohl thun.&laquo; &mdash;</p>
-
-<p>&raquo;Ja, es sollte Dir schlecht gehen, aber um Deines
-Mannes willen mag es Dir vergeben sein,&laquo; sagte Hakon
-Borkenbart; und nun ging es wieder eben so, wie die
-vorigen Male: als die K&ouml;nigstochter nach der H&uuml;tte kam,
-war Hakon Borkenbart schon wieder da. &raquo;Ach, Gott steh mir
-bei!&laquo; sagte sie: &raquo;ich werde doch zuletzt noch ungl&uuml;cklich um
-Deinetwillen; denn Du willst mich immer zu Dem haben,
-was nicht taugt. Der Prinz war diesmal so bitterb&ouml;se,
-da&szlig; er mir mit dem Dorfrichter und dem Zuchthaus
-droh'te.&laquo;</p>
-
-<p>Einige Zeit darnach sagte Hakon, als er abends vom
-Schlo&szlig; zur&uuml;ckkam. &raquo;Nun will der Prinz, da&szlig; Du auf's
-Schlo&szlig; kommen und die Braut vorstellen sollst, denn die
-rechte Braut ist noch immer krank und bettl&auml;gerig; aber
-Hochzeit will der Prinz nun einmal halten, und er sagt, Du
-gleichest seiner Braut so sehr, da&szlig; Keiner Euch von
-einander unterscheiden k&ouml;nne. Halt Dich also bereit, morgen
-aufs Schlo&szlig; zu gehen.&laquo; &mdash;</p>
-
-<p>&raquo;Ich glaube, Ihr habt beide Euern Verstand verloren,
-sowohl Du, als der Prinz,&laquo; sagte sie: &raquo;Sehe ich
-denn darnach aus, da&szlig; ich eine Braut vorstellen kann?
-Kein Bettlerweib kann ja &auml;rger aussehen, als ich.&laquo; &mdash;</p>
-
-<p>&raquo;Einerlei! der Prinz will es aber einmal so haben,&laquo;
-versetzte Hakon Borkenbart, und es war nun kein anderer
-Rath, sie mu&szlig;te fort, und als sie aufs Schlo&szlig; kam,
-wurde sie so aufgeputzt und herausstaffirt, da&szlig; keine
-Prinzessinn stattlicher aussehen konnte. Darauf gingen sie
-zur Kirche, und sie stellte die Braut vor, und als sie zur&uuml;ckkamen,
-gab es Musik und Tanz und lauter Lustbarkeit
-auf dem Schlo&szlig;. Wie aber die K&ouml;nigstochter mit
-dem Prinzen im besten Tanzen war, sah sie einen hellen
-Schein durch das Fenster, und wie sie hinblickte, da stand
-die H&uuml;tte in Feuer und Flammen.</p>
-
-<p>&raquo;Ach! die H&uuml;tte! und der Bettler! und mein Kind!&laquo;
-rief sie und sank beinahe in Ohnmacht.</p>
-
-<p>&raquo;Hier ist der Bettler! und da ist Dein Kind!&laquo; sagte
-Hakon Borkenbart: &raquo;und la&szlig; dann die H&uuml;tte zum Teufel
-sein!&laquo; Da erkannte die K&ouml;nigstochter ihn wieder, und
-nun ging erst die rechte Lust an. Nachher aber habe ich
-Nichts weiter von ihnen geh&ouml;rt.</p>
-
-<hr class="narrow" />
-<h3><a name="kap16" id="kap16"></a>16.</h3>
-
-<div class="center">
- <p class="noindent">
- <b>Die Meisterjungfer.</b>
- </p>
-</div>
-
-<p>Es war einmal ein K&ouml;nig, der hatte mehre S&ouml;hne,
-wie viel es aber eigentlich waren, kann ich nicht mit Gewi&szlig;heit
-sagen. Als der j&uuml;ngste herangewachsen war, hatte
-er durchaus keine Ruhe zu Hause, sondern wollte mit aller
-Gewalt fort in die Welt und sein Gl&uuml;ck versuchen; er
-hielt auch nicht auf, seinen Vater so lange zu bitten, bis
-dieser ihm endlich die Erlaubni&szlig; zum Reisen ertheilte. Als
-er nun einige Tage lang gereis't war, kam er zu einem
-Riesenschlo&szlig;, und da gab er sich bei dem Riesen in Dienst.
-Den andern Morgen machte der Riese sich in aller Fr&uuml;he
-auf, um seine Ziegen zu h&uuml;ten, dem K&ouml;nigssohn aber
-befahl er, inmittlerweile den Stall auszumisten; &raquo;<span class="wide">und
-wenn Du damit fertig bist</span>,&laquo; sagte er: &raquo;<span class="wide">dann hast
-Du f&uuml;r heute Feierabend; denn Du musst wissen,
-da&szlig; Du zu einem guten Herrn gekommen bist;
-aber Was ich Dir sage, das musst Du treu
-und ordentlich verrichten; und dann darfst Du
-in keins von den Zimmern gehen, worin Du noch
-nicht gewesen bist; thust Du es dennoch, so kostet
-es Dir das Leben.</span>&laquo; &mdash; &raquo;Ja, wahrhaftig!&laquo; sagte der K&ouml;nigssohn,
-als der Riese fort war: &raquo;das ist doch ein guter Herr!&laquo;
-und ging auf und ab im Zimmer und sang und trallei'te;
-denn er meinte, mit dem Ausmisten h&auml;tte es noch gute Weile.
-&raquo;Aber wissen m&ouml;cht' ich doch wohl, Was in den andern
-Zimmern sein mag,&laquo; sagte er: &raquo;es mu&szlig; wohl etwas Besonderes
-sein, weil er es mir so strenge verboten hat, hineinzugehen,&laquo;
-und damit ging er rasch in das erste von den Zimmern. Hier hing
-ein Kessel von der Decke herab und kochte; aber der K&ouml;nigssohn
-sah kein Feuer darunter. &raquo;Was wohl drin sein mag?&laquo;
-dachte er und tauchte einen von seinen Handschuhen hinein,
-und da wurde der Handschuh als w&auml;r' er von lauter Kupfer.
-&raquo;Eine sch&ouml;ne Suppe!&laquo; sagte er: &raquo;wenn Einer davon kostete,
-w&uuml;rde er gewi&szlig; h&uuml;bsch um den Schnabel aussehen.&laquo; Hierauf
-ging er in ein andres Zimmer, und da hing auch ein Kessel von
-der Decke herab und pruttelte und kochte, aber Feuer war auch
-nicht darunter. &raquo;Ich mu&szlig; den auch mal probiren,&laquo; sagte der
-K&ouml;nigssohn und steckte wieder seinen Handschuh hinein, und
-nun ward derselbe ganz versilbert. &raquo;So theure Suppe giebt's
-nicht auf meines Vaters Schlo&szlig;,&laquo; sagte der K&ouml;nigssohn:
-&raquo;es fragt sich nur, wie sie schmeckt.&laquo; Hierauf ging er in
-das dritte Zimmer, und da hing auch ein Kessel von der
-Decke herab und kochte, ganz so, wie in den beiden andern
-Zimmern, und der K&ouml;nigssohn bekam Lust, den auch zu
-probiren und tauchte wieder den Handschuh hinein, und da
-ward derselbe so blank vergoldet, da&szlig; es nur so blitzte.
-&raquo;Donner und's Wetter!&laquo; sagte der K&ouml;nigssohn: &raquo;wird
-hier Gold gekocht, Was mag man denn dort drinnen
-kochen?&laquo; und damit ging er in das vierte Zimmer. Hier
-war kein Kessel zu sehen; aber auf der Bank sa&szlig; eine
-Jungfrau, das war gewi&szlig; eine K&ouml;nigstochter; was f&uuml;r
-eines Mannes Tochter es aber auch sein mochte, so hatte
-doch der K&ouml;nigssohn noch nie ihres Gleichen gesehen, so
-au&szlig;erordentlich sch&ouml;n war sie. &raquo;Um's Himmels willen,
-Was willst Du hier?&laquo; rief sie, sobald sie ihn gewahr ward.
-&raquo;Ich bin seit gestern hier im Dienst,&laquo; sagte der K&ouml;nigssohn.
-&raquo;Gott steh' Dir bei f&uuml;r den Dienst, den Du hier
-bekommen hast!&laquo; sagte sie. &raquo;O, mir d&auml;ucht, ich habe
-einen guten Herrn bekommen,&laquo; sagte der K&ouml;nigssohn: &raquo;er
-hat mir heute eben keine schwere Arbeit aufgegeben: wenn
-ich den Stall ausgemistet habe, kann ich Feierabend
-machen.&laquo; &mdash; &raquo;Ja, aber wie willst Du das anfangen?&laquo;
-sagte sie: &raquo;denn wenn Du so ausmistest, wie andre Leute zu
-thun pflegen, so kommen f&uuml;r jede Schaufelvoll, die Du hinauswirfst,
-wieder zehn andre Schaufeln voll hinein. Ich will Dir
-aber sagen, wie Du es machen sollst: Du musst blo&szlig; die
-Schaufel umkehren und mit dem Stiel ausmisten, dann
-fliegt Alles von selbst hinaus.&laquo; &mdash; Ja, das wollte er schon
-in Acht haben, sagte der K&ouml;nigssohn, und nun blieb er
-bei der Prinzessinn &mdash; ich werde sie so nennen &mdash; den
-ganzen Tag &uuml;ber, denn sie waren bald dar&uuml;ber einig
-geworden, da&szlig; sie einander heirathen wollten, und da
-wurde denn dem K&ouml;nigssohn der erste Tag, den er bei
-dem Riesen diente, eben nicht lang, kannst Du glauben.
-Als es aber gegen Abend kam, sagte sie zu ihm: &raquo;Nun
-ist es am besten, Du mistest den Stall aus, ehe der Riese
-wieder nach Hause kommt.&laquo; Als aber der Bursch in den
-Stall kam, wollte er sehen, ob es sich wirklich so verhielt,
-wie die K&ouml;nigstochter ihm gesagt hatte, und fing an, so
-auszumisten, wie er es fr&uuml;her von den Stallknechten seines
-Vaters gesehen hatte; aber er mu&szlig;te bald damit aufhalten;
-denn als er eine Weile so gemistet hatte, war im Stall
-beinahe kein Raum mehr, wo er stehen konnte. Darauf
-mistete er so aus, wie die K&ouml;nigstochter es ihm gelehrt
-hatte: n&auml;mlich, er kehrte die Schaufel um und mistete mit
-dem Stiel, und nun dauerte es kaum einen Augenblick,
-da war der Stall so rein, als ob er gefegt und gescheuert
-w&auml;re. Als er damit zu Stande war, ging er wieder zur&uuml;ck
-in das Zimmer, das der Riese ihm angewiesen hatte, und
-da spazierte er auf und ab und sang und trallei'te. Endlich
-kam der Riese mit den Ziegen wieder nach Hause, und
-die erste Frage, die er dem K&ouml;nigssohn that, war: &raquo;<span class="wide">Hast
-Du nun den Stall ausgemistet?</span>&laquo; &mdash; &raquo;Ja, Herr, der ist
-rein und sauber,&laquo; sagte der K&ouml;nigssohn. &raquo;<span class="wide">Das will ich
-mal sehen,</span>&laquo; sagte der Riese und ging in den Stall; aber
-es verhielt sich, wie der K&ouml;nigssohn gesagt hatte. &raquo;<span class="wide">Du
-hast gewi&szlig; mit meiner</span> <b>Meisterjungfer</b> <span class="wide">gesprochen</span>,&laquo;
-sagte der Riese: &raquo;<span class="wide">denn das hast Du nicht
-aus Dir selber.</span>&laquo; &mdash; &raquo;Meisterjungfer? Was ist das f&uuml;r
-Eine?&laquo; sagte der K&ouml;nigssohn und stellte sich ganz dumm an:
-&raquo;die m&ouml;cht' ich wohl mal sehen.&laquo; &mdash; &raquo;<span class="wide">Du wirst sie noch
-fr&uuml;h genug zu sehen kriegen,</span>&laquo; sagte der Riese.</p>
-
-<p>Als der Riese den andern Morgen die Ziegen wieder
-auf die Weide trieb, sagte er zu dem K&ouml;nigssohn, den
-Tag solle er sein Pferd nach Hause holen, das in der
-Koppel ginge, und wenn er das gethan h&auml;tte, k&ouml;nne er
-Feierabend machen; &raquo;<span class="wide">denn Du bist zu einem guten Herrn
-gekommen, musst Du wissen</span>,&laquo; sagte er wieder: &raquo;<span class="wide">Gehst
-Du aber in irgend eins der Zimmer, das ich Dir verboten
-habe, so drehe ich Dir den Hals um</span>,&laquo; und damit
-trieb er seine Heerde in den Wald. &raquo;Ja, wahrhaftig, bist Du
-ein guter Herr!&laquo; sagte der K&ouml;nigssohn: &raquo;ich m&ouml;chte aber
-doch wieder ein Wort mit der Meisterjungfer sprechen,
-vielleicht da&szlig; sie noch eben so fr&uuml;h <span class="wide">mein</span> wird, als
-<span class="wide">Dein</span>,&laquo; und damit ging er wieder zu ihr hinein. Sie
-fragte ihn, Was der Riese ihm den Tag zu thun befohlen
-h&auml;tte. &raquo;O, es ist eben keine schwere Arbeit,&laquo; sagte er:
-&raquo;ich soll blo&szlig; das Pferd aus der Koppel holen.&laquo; &mdash; &raquo;Ja,
-aber wie willst Du das anfangen?&laquo; fragte ihn die Meisterjungfer.
-&raquo;O, es geh&ouml;rt wohl eben keine Kunst dazu, ein
-Pferd aus der Koppel zu holen,&laquo; sagte der K&ouml;nigssohn: &raquo;denn
-ich will doch meinen, ich habe schon manches rasche Pferd
-geritten.&laquo; &mdash; &raquo;Die Sache ist aber gleichwohl nicht so leicht,&laquo;
-sagte sie: &raquo;inde&szlig; will ich Dir lehren, wie Du es machen
-musst: Sobald Du das Pferd erblickst, kommt es brausend
-auf Dich zu und schnaubt Feuer und Flammen aus beiden
-N&uuml;stern. Pa&szlig; aber dann gut auf und nimm das Gebi&szlig;,
-das dort bei der Th&uuml;r hangt, und wirf es ihm ins Maul,
-dann wird es augenblicklich so zahm, da&szlig; Du damit thun
-kannst, was Du willst.&laquo; Ja, das wollte er schon in Acht
-haben, sagte der K&ouml;nigssohn und blieb nun den ganzen
-Tag drinnen bei der Meisterjungfer, und sie schwatzten
-von Diesem und Jenem, und wie herrlich und vergn&uuml;gt sie
-leben wollten, wenn sie erst aus der Gewalt des Riesen
-w&auml;ren und einander geheirathet h&auml;tten; und der K&ouml;nigssohn
-h&auml;tte gewi&szlig; Pferd und Koppel dar&uuml;ber vergessen,
-wenn nicht die Meisterjungfer gegen Abend ihn daran erinnert
-h&auml;tte und zu ihm sagte, es w&auml;re am besten, da&szlig;
-er jetzt das Pferd hole, ehe der Riese nach Hause k&auml;me.
-Das that er denn auch: er nahm das Gebi&szlig;, das bei der
-Th&uuml;r hing, und lief damit in die Koppel; nun dauerte
-es nicht lange, so kam das Pferd an und schnob Feuer
-und Flammen aus beiden N&uuml;stern; da nahm aber der
-K&ouml;nigssohn seine Gelegenheit wahr und warf ihm das
-Gebi&szlig; in den offenen Rachen, und nun stand das Pferd
-da, so geduldig, wie ein Lamm, und da war's eben keine
-gro&szlig;e Kunst, es nach dem Stall zu bringen. Als der
-Bursch damit fertig war, ging er wieder zur&uuml;ck auf sein
-Zimmer, und dort spazierte er auf und ab und sang und
-trallei'te.</p>
-
-<p>Wie nun der Riese mit den Ziegen nach Hause kam,
-war seine erste Frage: &raquo;<span class="wide">Hast Du auch das Pferd von
-der Koppel geholt?</span>&laquo; &mdash; &raquo;Ja, Herr!&laquo; sagte der K&ouml;nigssohn:
-&raquo;es war ein possirliches Pferd zu reiten; aber
-ich hab's gl&uuml;cklich in den Stall gebracht.&laquo; &mdash; &raquo;<span class="wide">Das
-will ich mal sehen!</span>&laquo; sagte der Riese und ging in den
-Stall; das Pferd aber stand richtig da, so wie der K&ouml;nigssohn
-gesagt hatte. &raquo;<span class="wide">Du hast gewi&szlig; mit meiner</span>
-<b>Meisterjungfer</b> <span class="wide">gesprochen</span>,&laquo; sagte der Riese: &raquo;<span class="wide">denn
-das hast Du nicht aus Dir selber.</span>&laquo; &mdash; &raquo;Gestern
-spracht Ihr von Eurer Meisterjungfer und heute wieder,&laquo;
-sagte der K&ouml;nigssohn und stellte sich ganz dumm und einf&auml;ltig
-an: &raquo;Was ist denn das f&uuml;r Eine, Herr? ich m&ouml;chte
-sie doch gern einmal sehen.&laquo; &mdash; &raquo;<span class="wide">Du wirst sie noch
-fr&uuml;h genug zu sehen kriegen,</span>&laquo; sagte jener.</p>
-
-<p>Als der Riese am dritten Morgen seine Ziegen in
-den Wald trieb, sagte er zu dem K&ouml;nigssohn: &raquo;<span class="wide">Heute
-sollst Du nach der H&ouml;lle und den Brandschatz
-holen, und wenn Du das gethan hast, kannst Du
-Feierabend machen; denn Du bist zu einem guten
-Herrn gekommen, musst Du wissen.</span>&laquo; &mdash; &raquo;Ja, ich
-will's glauben,&laquo; sagte der K&ouml;nigssohn, als der Riese gegangen
-war: &raquo;ein wie guter Herr Du aber auch sein magst, so
-sind es doch garstige Arbeiten, die Du mir auflegst; ich
-will inde&szlig; mal wieder ein Wort mit Deiner Meisterjungfer
-sprechen; Du sagst zwar, sie geh&ouml;rt <span class="wide">Dir</span>; aber vielleicht
-sagt sie es doch <span class="wide">mir</span>, wie ich es machen mu&szlig;,&laquo; und damit
-ging er wieder hinein zu der Meisterjungfer. Als
-diese ihn nun fragte, was der Riese ihm den Tag f&uuml;r eine
-Arbeit aufgegeben h&auml;tte, sagte er, da&szlig; er ihm befohlen
-habe, nach der H&ouml;lle zu gehen und den Brandschatz zu
-holen. &raquo;Und wie willst Du das anfangen?&laquo; fragte ihn
-die Meisterjungfer. &raquo;Ja, Du musst es mir sagen,&laquo; versetzte
-der K&ouml;nigssohn: &raquo;denn in der H&ouml;lle bin ich noch
-nicht gewesen, und wenn ich auch den Weg dahin w&uuml;&szlig;te,
-so wei&szlig; ich doch nicht, wie Viel ich einfordern soll.&laquo; &mdash;
-&raquo;Ja, ich will Dir wohl helfen,&laquo; versetzte die Meisterjungfer:
-&raquo;Du musst nach dem Felsen dort hinter der Koppel gehen
-und den Kloben nehmen, der da liegt, und damit an die
-Felswand klopfen; dann wird wohl Einer herauskommen,
-da&szlig; es nur so knistert, dem musst Du Deinen Auftrag
-sagen; und wenn er Dich dann fragt, wie Viel Du haben
-willst, dann sage nur: &raquo;So Viel, als ich tragen kann.&laquo;&laquo;
-&mdash; Ja, das wollte er schon in Acht haben, sagte der
-K&ouml;nigssohn und blieb nun wieder bei der Meisterjungfer,
-bis es Abend wurde, und er w&auml;re gern noch l&auml;nger da
-geblieben, wenn sie ihn nicht erinnert h&auml;tte, da&szlig; er fort
-m&uuml;sse nach der H&ouml;lle und den Brandschatz holen, ehe der
-Riese wieder nach Hause k&auml;me. Der Bursch machte sich
-nun auf und that, wie die Meisterjungfer ihm gesagt hatte,
-ging zu dem Felsen hinter der Koppel, nahm den Kloben
-und klopfte damit an die Wand. Sogleich kam Einer
-heraus, dem die Funken aus Augen und Nase flogen.
-&raquo;<span class="wide">Was willst Du?</span>&laquo; rief er. &raquo;Ich soll gr&uuml;&szlig;en von
-dem Riesen und den Brandschatz f&uuml;r ihn einfordern,&laquo;
-sagte der K&ouml;nigssohn. &raquo;<span class="wide">Wie Viel willst Du haben?</span>&laquo;
-fragte der Andre. &raquo;O, ich verlange nicht Mehr, als ich
-tragen kann,&laquo; versetzte der K&ouml;nigssohn. &raquo;<span class="wide">Es war Dein
-Gl&uuml;ck, da&szlig; Du nicht ein ganzes Fuder verlangtest,</span>&laquo;
-sagte Der, welcher aus der Felswand gekommen
-war: &raquo;<span class="wide">aber komm jetzt herein, dann will ich Dir
-den Brandschatz auszahlen.</span>&laquo; Der K&ouml;nigssohn ging
-nun mit ihm hinein, und da sah er in dem Berg so viel
-Gold und Silber, als Steine in der Erde liegen; er bekam
-nun eine Tracht, so gro&szlig;, wie er sie nur tragen
-konnte, und damit ging er seines Weges. Als darauf am
-Abend der Riese mit den Ziegen nach Hause kam, spazierte
-der K&ouml;nigssohn eben so, wie die beiden Abende zuvor, im
-Zimmer auf und ab und sang und trallei'te. &raquo;<span class="wide">Bist Du
-in der H&ouml;lle gewesen und hast den Brandschatz
-geholt?</span>&laquo; fragte ihn der Riese. &raquo;Ja, Herr!&laquo; sagte der
-K&ouml;nigssohn. &raquo;<span class="wide">Wo hast Du ihn denn?</span>&laquo; fragte der
-Riese. &raquo;Da auf der Bank steht der Goldsack,&laquo; sagte der
-K&ouml;nigssohn. &raquo;<span class="wide">Das will ich mal sehen,</span>&laquo; sagte der
-Riese; und als er zusah, stand da ein Sack, der war so
-gedr&auml;ngt voll, da&szlig; die Gold- und Silberst&uuml;cke herausfielen,
-sowie nur der Riese das Band ein wenig auflockerte.
-&raquo;<span class="wide">Du hast gewi&szlig; mit meiner</span> <b>Meisterjungfer</b> <span class="wide">gesprochen,</span>&laquo;
-sagte er: &raquo;<span class="wide">ist aber das der Fall, dann
-drehe ich Dir das Genick um.</span>&laquo; &mdash; &raquo;Mit Eurer <span class="wide">Meisterjungfer</span>?&laquo;
-sagte der K&ouml;nigssohn: &raquo;Gestern und vorgestern
-schwatztet Ihr von Eurer Meisterjungfer und heute
-wieder? Was ist denn das f&uuml;r Eine, Herr? ich m&ouml;chte sie
-doch gern einmal sehen.&laquo; &mdash; &raquo;<span class="wide">Ja, warte nur bis morgen,
-dann sollst Du sie zu sehen kriegen,</span>&laquo; sagte
-der Riese. &mdash; &raquo;Danke sch&ouml;n!&laquo; sagte der K&ouml;nigssohn: &raquo;aber
-es ist wohl blo&szlig; Euer Scherz, Herr.&laquo;</p>
-
-<p>Den Tag darauf ging der Riese mit ihm in das Zimmer,
-worin die Meisterjungfer war. &raquo;Jetzt sollst Du ihn
-schlachten und ihn in dem gro&szlig;en Kessel f&uuml;r mich zum Mittag
-kochen, und wenn die Suppe fertig ist, kannst Du mich
-rufen,&laquo; sagte er zu ihr und streckte sich auf die Bank hin;
-und w&auml;hrend er nun da lag und schnarchte, da&szlig; der alte
-Berg bebte, nahm die Meisterjungfer ein Messer, schnitt
-damit den Burschen in den Finger und lie&szlig; drei Blutstropfen
-auf die Bank flie&szlig;en; darauf nahm sie alle die
-alten Lappen und Schuhsohlen und andern Kram, den
-sie finden konnte, und warf es in den Kessel; dann nahm
-sie einen ganzen Kasten voll gemahlenes Gold und einen
-Salzstein und eine Wasserflasche, die bei der Th&uuml;r hing,
-und einen goldnen Apfel und zwei goldne H&uuml;hner nahm sie
-auch mit, und darauf machten beide sich aus dem Staube,
-so schnell sie nur konnten. Wie sie nun ein Ende gegangen
-waren, kamen sie zu dem Meer, und da gingen sie
-unter Segel; wie sie aber zu dem Schiff gelangten, habe
-ich nie so recht erfahren k&ouml;nnen.</p>
-
-<p>Als der Riese eine gute Weile geschlafen hatte, fing
-er an sich zu strecken. &raquo;<span class="wide">Ist das Essen noch nicht
-fertig?</span>&laquo; fragte er. &raquo;<span class="wide">Eben erst angefangen!</span>&laquo; sagte
-der erste Blutstropfen auf der Bank. Darauf legte er
-sich wieder schlafen und schlief noch eine gute Zeit; endlich
-fing er wieder an sich zu strecken. &raquo;<span class="wide">Ist jetzt das
-Essen fertig?</span>&laquo; fragte er, aber ohne aufzusehen, eben so
-wie er auch das erste Mal gethan hatte, denn er war noch
-halb im Schlaf. &raquo;<span class="wide">Halb fertig!</span>&laquo; sagte der zweite Blutstropfen.
-Der Riese aber glaubte, es sei die Meisterjungfer,
-die das sagte, kehrte sich wieder um und legte sich auf's
-neue schlafen. Als er nun viele Stunden hinter einander
-geschlafen hatte, fing er endlich wieder an sich zu r&uuml;hren
-und zu strecken. &raquo;<span class="wide">Ist es denn jetzt fertig?</span>&laquo; fragte er.
-&raquo;<span class="wide">Vollkommen fertig!</span>&laquo; sagte der dritte Blutstropfen.
-Der Riese richtete sich nun auf und rieb sich die Augen;
-aber er konnte die Meisterjungfer nirgends erblicken, und
-darum rief er sie bei Namen. Er bekam aber keine Antwort.
-&raquo;O,&laquo; dachte er: &raquo;sie ist wohl nur ein wenig hinausgegangen,&laquo;
-und nahm einen L&ouml;ffel und f&uuml;llte damit
-aus dem Kessel, um das Essen zu probiren. Da fand er aber
-Nichts, als lauter Schuhsohlen und Lumpen und dergleichen
-Kram darin, und das war zusammengekocht, so da&szlig; er
-nicht wu&szlig;te, ob's Fisch, oder Fleisch war. Als er das
-gewahr ward, konnte er sich wohl denken, wie die Sache
-sich verhielt, und ward so arg, da&szlig; er nicht wu&szlig;te, &raquo;auf
-welchem Bein er stehen wollte;&laquo; er eilte sogleich dem K&ouml;nigssohn
-und der Meisterjungfer nach, und es dauerte
-nicht lange, so stand er beim Wasser, aber da konnte er
-nicht hin&uuml;ber. &raquo;<span class="wide">Ich wei&szlig; schon Rath,</span>&laquo; sagte er:
-&raquo;<span class="wide">ich will blo&szlig; meinen Meersauger rufen.</span>&laquo; Wie
-nun der Meersauger ankam, legte der sich auf die Erde
-nieder und that dreimal einen guten Trunk, und da ward
-das Meer so viel kleiner, da&szlig; der Riese die Meisterjungfer
-und den K&ouml;nigssohn auf dem Schiff sehen konnte. &raquo;Jetzt
-musst Du den Salzstein hinauswerfen,&laquo; sagte die Meisterjungfer;
-und als der K&ouml;nigssohn das gethan hatte, entstand
-pl&ouml;tzlich quer durch das Meer ein so hoher Berg,
-da&szlig; der Riese nicht hin&uuml;ber konnte, und der Meersauger
-konnte ihm nun auch nichts helfen. &raquo;<span class="wide">Ich wei&szlig; schon
-Rath,</span>&laquo; sagte der Riese und holte sich seinen <span class="wide">Bergbohrer</span>,
-und damit bohrte er ein gro&szlig;es Loch durch den
-Berg, so da&szlig; der Meersauger wieder trinken konnte. Wie
-die Meisterjungfer das gewahr ward, sagte sie zu dem
-K&ouml;nigssohn, jetzt solle er einen, oder zwei Tropfen aus
-der Flasche gie&szlig;en; und als der K&ouml;nigssohn das gethan
-hatte, ward das Meer wieder ganz voll. Ehe nun der
-Meersauger noch wieder einen guten Trunk thun konnte,
-waren sie schon am Lande, und damit waren sie gerettet.</p>
-
-<p>Nun wollte der K&ouml;nigssohn die Meisterjungfer nach
-seines Vaters Schlo&szlig; bringen; aber er meinte, es schicke
-sich nicht, da&szlig; sie zu Fu&szlig; gehe, und darum sagte er zu
-ihr: &raquo;Warte hier eine Weile; ich will nur nach Hause
-gehen und die sieben Pferde holen, die in meines Vaters
-Stall stehen; denn ich m&ouml;chte nicht gern, da&szlig; meine Braut
-zu Fu&szlig; auf dem Schlo&szlig; ank&auml;me. Der Weg dahin ist
-nicht lang, und ich werde bald wieder hier sein.&laquo; &mdash; &raquo;Ach
-nein, thu' das nicht!&laquo; sagte sie: &raquo;denn kommst Du erst
-zu Deines Vaters Schlo&szlig;, dann wirst Du mich bald
-vergessen.&laquo; &mdash; &raquo;Wie sollte ich Dich wohl vergessen,&laquo; sagte
-der K&ouml;nigssohn: &raquo;da wir so viel Ungemach zusammen
-erduldet und einander so lieb haben?&laquo; und er wollte und
-mu&szlig;te nach Hause und einen Wagen und die sieben Pferde
-holen, und sie sollte so lange dort am Ufer auf ihn warten;
-und weil er es nun durchaus nicht anders wollte, so
-mu&szlig;te endlich die Meisterjungfer nachgeben. &raquo;Aber,&laquo; sagte
-sie: &raquo;wenn Du auf das Schlo&szlig; kommst, musst Du Dir
-nicht einmal so viel Zeit lassen, da&szlig; Du Jemanden gr&uuml;&szlig;est,
-sondern gradesweges in den Stall gehen und die
-Pferde vor den Wagen spannen, und dann davon jagen,
-so schnell Du nur kannst; denn sie werden wohl alle sehr
-neugierig sein und um Dich herum kommen; aber Du
-musst thun, als ob Du sie gar nicht bemerktest, und dann
-darfst Du durchaus keinen Bissen von Dem, was man
-Dir anbietet, genie&szlig;en; thust Du das, dann machst Du
-sowohl Dich, als mich ungl&uuml;cklich.&laquo; Der K&ouml;nigssohn versprach
-ihr, sich genau nach Allem richten zu wollen, was
-sie ihm gesagt hatte, und versicherte ihr, da&szlig; sie durchaus
-nicht zu f&uuml;rchten brauche, als ob er sie je vergessen
-k&ouml;nnte.</p>
-
-<p>Als aber der K&ouml;nigssohn auf dem Schlo&szlig;hof ankam,
-hielt grade einer von seinen Br&uuml;dern Hochzeit, und die
-Braut und alle G&auml;ste waren schon da, und Alle kamen
-um ihn herum und fragten ihn nach Diesem und Jenem
-und n&ouml;thigten ihn mit sich ins Schlo&szlig;; aber er
-that, als ob er sie gar nicht bemerkte, ging gradezu in
-den Stall, zog die Pferde heraus und wollte sie vor den
-Wagen spannen. Wie sie nun auf keine Art und Weise
-ihn bewegen konnten, mit ihnen ins Schlo&szlig; zu gehen,
-brachten sie ihm zu essen und zu trinken heraus, all
-das Beste, was man zur Hochzeit angerichtet hatte; aber
-der K&ouml;nigssohn wollte von Allem keinen Bissen anr&uuml;hren,
-sondern beeilte sich nur, die Pferde vor den Wagen zu
-spannen. Da rollte aber zuletzt die Schwester der Braut
-einen Apfel &uuml;ber den Schlo&szlig;hof zu ihm hin: &raquo;Wenn Du
-denn durchaus Nichts genie&szlig;en willst,&laquo; sagte sie: &raquo;so
-kannst Du doch wenigstens in diesen Apfel bei&szlig;en, denn
-Du wirst wohl hungrig und durstig sein von der langen
-Reise.&laquo; Da hob der K&ouml;nigssohn den Apfel von der Erde
-auf und bi&szlig; hinein. Aber kaum hatte er das gethan, so
-verga&szlig; er ganz und gar die Meisterjungfer, und da&szlig; er
-sie holen wollte. &raquo;Bin ich denn verr&uuml;ckt?&laquo; sagte er:
-&raquo;Was will ich mit den Pferden und mit dem Wagen?&laquo;
-und darauf zog er die Pferde wieder in den Stall und
-ging mit den Andern ins Schlo&szlig;; und nun dauerte es
-nicht lange, so war es dahin gekommen, da&szlig; er die
-Schwester der Braut heirathen sollte, dieselbe, welche ihm
-den Apfel zugerollt hatte.</p>
-
-<p>Die Meisterjungfer sa&szlig; inde&szlig; am Ufer und wartete
-sieben lang und sieben breit, aber kein K&ouml;nigssohn lie&szlig;
-sich sehen. Endlich ging sie fort, und als sie ein Ende
-gegangen war, kam sie zu einer kleinen H&uuml;tte, welche ganz
-einsam in einem Walde, nicht weit von des K&ouml;nigs Schlo&szlig;,
-lag; da ging sie hinein und bat um Herberge. Drinnen
-aber sa&szlig; ein altes Weib, dem die H&uuml;tte geh&ouml;rte, das
-war aber ein arges und abscheuliches Trollmensch und
-wollte anfangs von der Meisterjungfer gar Nichts wissen;
-aber endlich und zuletzt gab sie ihr doch Herberge f&uuml;r
-Geld und gute Worte. Aber unsauber und schmutzig war
-es drinnen, wie in einem Schweinstall. Die Meisterjungfer
-sagte, sie wollte die H&uuml;tte ein wenig aufputzen, damit es
-doch aussehen w&uuml;rde wie bei andern honnetten Leuten;
-aber das litt die Alte nicht, sondern fing an zu schelten
-und zu toben und war ganz entsetzlich b&ouml;se. Aber die
-Meisterjungfer zog dessen ungeachtet ihren Schrein hervor
-und warf eine Handvoll Goldmehl in das Kaminfeuer.
-Da flackerte es hell auf, und ein rother Strahl zog durch
-die ganze H&uuml;tte, so da&szlig; sie inwendig und auswendig davon
-vergoldet wurde. Als die Alte das sah, ward sie so
-arg, da&szlig; sie aus der Haut fahren wollte, und rannte zur
-H&uuml;tte hinaus, als ob der Teufel hinter ihr w&auml;re; da
-verga&szlig; sie aber, sich zu b&uuml;cken, und zerbrach sich die Hirnschale
-an der Th&uuml;rpfoste.</p>
-
-<p>Den Morgen darauf kam der Schulze da vorbei; der
-war ganz verwundert &uuml;ber die goldne H&uuml;tte, die er im
-Walde gl&auml;nzen sah; als er aber hineinging und drinnen
-die sch&ouml;ne Jungfrau erblickte, da verwunderte er sich noch
-mehr, und er ward augenblicklich so in sie verliebt, da&szlig;
-er um sie frei'te. &raquo;Ja, hast Du aber auch brav Geld?&laquo;
-fragte die Meisterjungfer. Ja, Geld h&auml;tte er genug, sagte
-er, und er wolle sogleich hin und es holen. Am Abend kam
-er wieder und brachte einen ganzen Scheffelssack voll, den
-setzte er auf die Bank hin. Ja, weil er so viel Geld hatte,
-wollte die Meisterjungfer ihn haben, und darauf legten sie
-sich zusammen ins Bett. Kaum aber hatten sie sich niedergelegt,
-so wollte die Meisterjungfer wieder aufstehen; denn
-sie h&auml;tte noch vergessen, das Feuer im Kamin anzusch&uuml;ren,
-sagte sie. &raquo;Ach beh&uuml;te!&laquo; sagte der Schulze: &raquo;solltest Du
-darum aufstehen? Das will ich wohl thun,&laquo; und damit
-sprang er aus dem Bett und lief nach dem Kamin. &raquo;Sage
-mir's, wenn Du den Aschraker angefasst hast,&laquo; sagte die
-Meisterjungfer. &raquo;Nun hab' ich ihn angefasst,&laquo; sagte der
-Schulze. &raquo;So gebe Gott, da&szlig; Du ihn festh&auml;ltst, und er
-Dich, und Du da stehen magst die ganze Nacht und Dir
-Kohlen und Asche &uuml;ber den Kopf raken bis an den hellen
-Morgen!&laquo; sagte die Meisterjungfer, und als sie das gesagt
-hatte, blieb der Schulze vor dem Kamin stehen und
-rakte sich Kohlen und Asche &uuml;ber den Kopf die ganze
-Nacht hindurch, und wie sehr er auch weinen und bitten
-und raken mochte, so verloschen darum doch nicht die Kohlen,
-und die Asche wurde nicht k&auml;lter. Erst am Morgen,
-als es Tag wurde, lie&szlig; ihn der Aschraker los; aber nun
-blieb er keinen Augenblick l&auml;nger in der H&uuml;tte, sondern
-machte sich fort, als ob der Teufel hinter ihm her w&auml;re;
-und alle Leute, die ihm begegneten sahen ihn an und lachten;
-denn er legte los, als ob er toll w&auml;re, und aussehen
-konnte er nicht sch&auml;ndlicher, wenn man ihn gegerbt und
-geschunden h&auml;tte.</p>
-
-<p>Den Tag darauf kam der Amtsschreiber da vorbei;
-der sah auch die H&uuml;tte im Walde gl&auml;nzen, und als er
-hineinging, um zu sehen, Wer da wohnte, und die sch&ouml;ne
-Jungfrau erblickte, da ward er noch mehr in sie verliebt,
-als der Schulze, und frei'te stehenden Fu&szlig;es um sie. Ja,
-sagte die Meisterjungfer wieder, sie wollte ihn wohl
-haben, wenn er brav Geld h&auml;tte. Ja, sagte der Schreiber,
-Geld h&auml;tte er genug, und er wolle sogleich hin und
-es holen. Am Abend kam er mit einem gro&szlig;en, schweren
-Sack an, &mdash; ich glaube gewi&szlig;, es waren zwei Scheffel
-drin &mdash; und den setzte er auf die Bank hin. Nun war
-denn weiter Nichts im Wege, und sie legten sich zu Bette.
-Aber kaum hatten sie sich niedergelegt, so hatte die Meisterjungfer
-vergessen, die Hausth&uuml;r zuzumachen, und darum
-wollte sie wieder aufstehen. &raquo;Ach, beh&uuml;te! solltest <span class="wide">Du</span> das
-thun?&laquo; sagte der Schreiber: &raquo;Nein, bleib Du nur liegen!
-ich will wohl hingehen,&laquo; und damit sprang er aus dem
-Bett, so leicht &raquo;wie eine Erbse auf Birkenrinde&laquo; und lief
-hinaus auf die Diele. &raquo;Sage mir's, wenn Du die Th&uuml;r
-angefasst hast,&laquo; rief die Meisterjungfer. &raquo;Nun hab' ich
-sie angefasst!&laquo; rief der Schreiber auf der Diele. &raquo;So
-gebe Gott, da&szlig; Du sie festh&auml;ltst, und sie Dich, und Ihr
-hin- und herfahren m&ouml;gt die ganze Nacht, bis da&szlig; es
-Tag wird!&laquo; sagte die Meisterjungfer; und nun mu&szlig;te der
-Schreiber die ganze Nacht &uuml;ber mit der Th&uuml;r vorw&auml;rts
-und r&uuml;ckw&auml;rts tanzen; aber einen solchen Walzer hatt' er
-noch nie gemacht, und es verlangte ihn auch nachher nicht,
-ihn wieder zu machen: bald war <span class="wide">er</span> vorn, und bald die
-<span class="wide">Th&uuml;r</span>, und es ging von der Pfoste an die Mauer, und
-von der Mauer an die Pfoste, so da&szlig; der Schreiber sich
-beinahe zu Tode stie&szlig;. Erst fing er an zu fluchen, und
-dann zu weinen und zu bitten; aber um alles das bek&uuml;mmerte
-sich die Th&uuml;r gar nicht, sondern hielt fest, so lange,
-bis es Tag ward; dann erst lie&szlig; sie ihn los &mdash; und der
-Schreiber auf und davon, als ob's f&uuml;r Geld ginge; er
-verga&szlig; sowohl seine Freierei, als den Goldsack, und war
-nur froh, da&szlig; die Th&uuml;r nicht hinter ihm her getanzt kam.
-Alle Leute, die ihm begegneten, sahen ihn an und lachten;
-denn er flog davon, als ob er toll w&auml;re, und dazu sah
-er aus, noch schlimmer, als h&auml;tten die B&ouml;cke ihn die Nacht
-unter gehabt.</p>
-
-<p>Am dritten Tag kam der Amtmann da vorbei; der
-hatte kaum die goldne H&uuml;tte erblickt, so wollte er auch
-hin und zusehen, Wer da wohnte; und als er nun drinnen
-die Meisterjungfer sah und sie kaum gegr&uuml;&szlig;t hatte,
-war er schon so verliebt in sie, da&szlig; er augenblicklich um
-sie frei'te. Die Meisterjungfer aber antwortete ihm eben
-so, wie den beiden Andern: wenn er brav Geld h&auml;tte, dann
-wollte sie ihn wohl haben. Ja, davon h&auml;tt' er nicht so
-wenig, sagte der Amtmann und ging sogleich nach Hause,
-um es zu holen. Als er am Abend wiederkam, brachte
-er einen noch gr&ouml;&szlig;eren Sack mit, als der Schreiber, &mdash;
-es waren gewi&szlig; drei Scheffel drin &mdash; und den setzte er
-auf die Bank hin. Ja, nun war denn Nichts weiter im
-Wege, nun sollte er die Meisterjungfer haben. Kaum aber
-hatten sie sich zu Bett gelegt, so sagte die Meisterjungfer,
-sie h&auml;tte vergessen, das Kalb einzulassen, und wollte darum
-wieder aufstehen. Nein, den Kukuk! das sollte sie ja nicht,
-das wollte er schon thun, sagte der Amtmann, und der,
-so dick und fett er war, heraus aus dem Bett, so leichtf&uuml;&szlig;ig,
-als w&auml;r' er ein junger Bursch gewesen. &raquo;Sage
-mir's, wenn Du das Kalb beim Schwanz h&auml;ltst!&laquo; sagte
-die Meisterjungfer. &raquo;Jetzt halt ich's!&laquo; rief der Amtmann.
-&raquo;So gebe Gott, da&szlig; Du den Schwanz h&auml;ltst, und er
-Dich, und Ihr in der Welt herumfahren m&ouml;gt, bis da&szlig;
-es Tag wird!&laquo; sagte die Meisterjungfer, und kaum hatte
-sie das gesagt, so legte das Kalb mit dem Amtmann los
-&uuml;ber Stock und Stein, &uuml;ber Berg und Thal, so da&szlig; die
-Heide wackelte, und je mehr der Amtmann fluchte und
-schrie, desto schneller rannte das Kalb mit ihm davon.
-Als es Tag wurde, war der Amtmann beinahe zu Matsch,
-und nun erst lie&szlig; das Kalb ihn los; inmittlerweile hatte
-er aber seine Freierei ganz vergessen und seinen Geldsack
-dazu. Er lie&szlig; es nun zwar etwas sachter angehen, als
-der Schreiber und der Schulz, aber je schulpusiger er
-fortkroch, desto mehr Zeit hatten die Leute, ihm nachzugucken
-und zu lachen.</p>
-
-<p>Den Tag darnach sollte auf dem Schlo&szlig; die Hochzeit
-der beiden Prinzen gefeiert werden, n&auml;mlich die des &auml;ltesten
-und die des j&uuml;ngsten, der bei dem Riesen gewesen war, denn
-der sollte die Schwester von der Braut seines Bruders heirathen,
-und beide Brautpaare sollten in der Kirche zugleich
-getrau't werden. Als sie aber in den Wagen stiegen und
-vom Schlo&szlig;hof fahren wollten, da zerbrach das eine Wachtholz;
-sie nahmen nun ein andres, aber das zerbrach auch;
-darauf nahmen sie ein drittes, aber es half ihnen Alles
-nichts, denn was f&uuml;r Holz sie auch nehmen mochten, so
-hielt doch kein einziges. Wie sie nun ganz mi&szlig;m&uuml;thig
-da standen und nicht fortkonnten, sagte der Schulze &mdash;
-denn der war auch mit zur Hochzeit gebeten, musst Du
-wissen &mdash;: &raquo;Dort im Walde wohnt eine Jungfrau, die hat
-einen <span class="wide">Aschraker</span>, womit sie das Feuer ansch&uuml;rt; wenn
-Ihr nur zu der schicken und sie bitten lassen wolltet, Euch
-diesen Aschraker zu leihen, so wei&szlig; ich gewi&szlig;, da&szlig; er
-nicht entzwei geht.&laquo; Es wurde nun sogleich zu der Jungfrau
-geschickt, und sie lie&szlig;en sie bitten, ihnen doch den
-Aschraker zu leihen, wovon der Schulz gesprochen h&auml;tte.
-Die Jungfrau sagte auch nicht Nein, sondern gab dem
-Boten ihren Aschraker, und nun bekamen sie eine Wacht,
-die nicht entzwei ging, kannst Du glauben. Als sie aber
-darauf vom Schlo&szlig;hof fahren wollten, zerbrach pl&ouml;tzlich der
-Wagenboden; und wie oft sie auch einen neuen Boden machten,
-und was f&uuml;r Holz sie auch dazu nehmen mochten, so
-half doch Alles nichts, denn wenn sie aus dem Hof fahren
-wollten, ging er jedesmal wieder entzwei, und sie
-waren nun noch &uuml;bler daran, als vorhin mit dem Wachtholz.
-Endlich sagte der Amtsschreiber &mdash; denn war der
-Schulze da, so kann man sich wohl denken, da&szlig; der Schreiber
-nicht fehlen durfte &mdash;: &raquo;Dort im Walde wohnt eine
-Jungfrau, wenn die Euch blo&szlig; ihre eine <span class="wide">Halbth&uuml;r</span> leihen
-wollte, die von lauter Gold ist, so wei&szlig; ich gewi&szlig;, da&szlig;
-sie nicht entzwei geht.&laquo; Sogleich wurde nun wieder zu
-der Jungfrau geschickt, und sie lie&szlig;en sie bitten, ihnen doch
-die eine Halbth&uuml;r zu leihen, wovon der Schreiber gesprochen
-h&auml;tte, und die bekamen sie denn auch. Nun war
-Alles gut, und sie wollten nach der Kirche fahren; aber
-da waren die Pferde nicht im Stande, den Wagen fortzuziehen;
-sechs Pferde hatten sie schon davor; dann spannten
-sie acht vor, dann zehn, dann zw&ouml;lf; aber wie viel sie
-auch vorspannten, und wie sehr der Kutscher auch peitschen
-mochte, es half Alles nichts, der Wagen r&uuml;hrte sich nicht
-vom Fleck. Es war nun schon ziemlich sp&auml;t geworden,
-und zur Kirche wollten und mu&szlig;ten sie, und wie sie nun
-gar keine M&ouml;glichkeit sahen, fortzukommen, waren sie alle
-nahe daran, zu verzweifeln. Zuletzt aber sagte der Amtmann,
-dort im Walde wohne eine Jungfrau, die h&auml;tte ein
-<span class="wide">Kalb</span>, welches &mdash; ja, wenn sie blo&szlig; das Kalb geliehen
-bek&auml;men, sagte er, das w&uuml;rde den Wagen schon ziehen, und
-wenn er so schwer w&auml;re wie ein Berg. Sie meinten nun
-zwar, es s&auml;he nicht h&uuml;bsch aus, mit einem Kalb zur Kirche
-zu fahren; aber es war einmal kein andrer Rath, sie mu&szlig;ten
-wieder zu der Jungfrau schicken und sie bitten lassen,
-ihnen doch das Kalb zu leihen, wovon der Amtmann gesprochen
-h&auml;tte. Die Meisterjungfer sagte auch diesmal
-nicht Nein, sondern gab dem Boten sogleich das Kalb.
-Da sie es nun vorgespannt hatten, saus'te der Wagen davon
-&uuml;ber Stock und Stein, durch Rusch und Busch, so
-da&szlig; sie kaum Athem holen konnten; bald waren sie auf
-der Erde, und bald waren sie in der Luft; und als sie
-zur Kirche kamen, flog der Wagen rund um die Kirche,
-so schnell wie ein Haspel, und es gelang ihnen nur mir
-genauer Noth, herunterzukommen. Auf dem R&uuml;ckweg aber
-ging's noch schneller, und sie hatten fast alle die Besinnung
-verloren, als sie wieder auf dem Schlo&szlig;hof ankamen.</p>
-
-<p>Als sie sich zu Tische gesetzt hatten, sagte der K&ouml;nigssohn
-&mdash; der, welcher auf dem Riesenschlo&szlig; gewesen
-war &mdash; es schicke sich nicht anders, als da&szlig; sie auch die
-Jungfrau einl&uuml;den, die ihnen den Aschraker, die Halbth&uuml;r
-und das Kalb geliehen; &raquo;denn h&auml;tten wir die drei
-Dinge nicht erhalten, so w&auml;ren wir noch nicht von der
-Stelle gekommen,&laquo; sagte er. Ja, das, d&auml;uchte dem K&ouml;nig
-auch, w&auml;re nicht mehr, als billig, und er schickte sogleich
-f&uuml;nf von seinen Leuten zu der vergoldeten H&uuml;tte mit einem
-Gru&szlig; von ihm, und die Jungfrau m&ouml;chte doch so gut sein,
-und aufs Schlo&szlig; kommen und da zu Mittag essen. Die
-Jungfrau aber antwortete: &raquo;Gr&uuml;&szlig;t nur den K&ouml;nig wieder
-von mir und sagt ihm, wenn er sich zu gut d&uuml;nke, um selbst
-zu mir zu kommen, so d&uuml;nke ich mich auch viel zu gut,
-um zu ihm zu kommen.&laquo; Nun mu&szlig;te der K&ouml;nig sich
-denn selbst aufmachen, und da ging die Jungfrau auch sogleich
-mit. Der K&ouml;nig aber konnte sich wohl denken, da&szlig;
-sie etwas Mehr war, als sie zu sein schien, und setzte sie
-darum bei Tafel oben an bei dem j&uuml;ngsten Br&auml;utigam.
-Als sie nun eine Weile gesessen hatten, nahm die Meisterjungfer
-den Hahn und das Huhn und den goldnen Apfel
-hervor, welche drei Dinge sie aus dem Riesenschlo&szlig; mitgenommen
-hatte, und legte sie vor sich auf den Tisch hin;
-und sogleich fingen der Hahn und das Huhn an, sich um
-den goldnen Apfel zu schlagen. &raquo;Ei seht doch, wie die
-Beiden da um den goldnen Apfel k&auml;mpfen!&laquo; sagte der
-K&ouml;nigssohn. &raquo;Ja, so hatten wir beide damals auch zu
-k&auml;mpfen, um aus dem Berg zu kommen,&laquo; sagte die Meisterjungfer.
-Da erkannte der K&ouml;nigssohn sie wieder, und
-seine Freude war unbeschreiblich; die Trollhexe aber, die
-ihm den goldnen Apfel zugerollt hatte, lie&szlig; er von vier
-und zwanzig Pferden in St&uuml;cke zerrei&szlig;en, so da&szlig; kein
-Fetzen an ihr ganz blieb; und nun begann erst die rechte
-Hochzeit; und der Schulz und der Schreiber und der Amtmann,
-so sehr sie sich auch die Fl&uuml;gel versengt hatten, waren
-auch mit dabei und hielten aus bis zuletzt.</p>
-
-<hr class="narrow" />
-<h3><a name="kap17" id="kap17"></a>17.</h3>
-
-<div class="center">
- <p class="noindent">
- <b>Wohl gethan und schlecht gelohnt.</b>
- </p>
-</div>
-
-<p>Es war einmal ein Mann, der fuhr mit einem Schlitten
-in den Wald und wollte sich Holz holen; da begegnete
-ihm der B&auml;r. &raquo;Gieb mir Dein Pferd, oder sonst zerrei&szlig;
-ich alle Deine Schafe diesen Sommer,&laquo; sagte der B&auml;r.</p>
-
-<p>&raquo;Ach, Gott steh mir bei!&laquo; sagte der Mann: &raquo;ich habe
-kein St&uuml;ck Brennholz mehr im Hause; la&szlig; mich blo&szlig; erst
-diesen Schlitten heimfahren, denn sonst m&uuml;ssen wir alle
-todtfrieren; morgen will ich mit dem Pferd wiederkommen.&laquo;
-Na, der B&auml;r lie&szlig; ihn denn auch fahren; wenn er aber
-nicht wiederk&auml;me, sagte er, dann sollt's kaputt gehen mit
-all seinen Schafen im Sommer.</p>
-
-<p>Der Mann fuhr nun mit seinem Holz nach Hause;
-aber er war nicht sehr vergn&uuml;gt &uuml;ber den Accord, wie
-man sich wohl denken kann. Unterweges begegnete ihm
-der Fuchs.</p>
-
-<p>&raquo;Warum bist Du so betr&uuml;bt?&laquo; fragte der Fuchs ihn.</p>
-
-<p>&raquo;Ach, mir ist der B&auml;r im Wald begegnet,&laquo; sagte der
-Mann: &raquo;und ich hab' ihm versprechen m&uuml;ssen, ihm morgen
-um diese Zeit mein Pferd zu bringen; sonst wollte er alle
-meine Schafe diesen Sommer zerrei&szlig;en, sagte er.&laquo; &mdash;</p>
-
-<p>&raquo;Nichts weiter, als das?&laquo; sagte der Fuchs: &raquo;Willst
-Du mir den fettsten Bock aus Deinem Stall geben, so
-will ich Dich von dem B&auml;ren befreien.&laquo;</p>
-
-<p>Ja, das wollte der Mann gern und gab dem Fuchs
-sein Wort.</p>
-
-<p>&raquo;Wenn Du nun morgen mit Deinem Pferd zu dem
-B&auml;ren kommst,&laquo; sagte der Fuchs: &raquo;so werde ich dort oben
-auf dem Berg juchen, und wenn dann der B&auml;r Dich fragt:
-&raquo;Was ist Das?&laquo; dann sollst Du sagen: &raquo;Das ist Peter
-der Sch&uuml;tz, der beste J&auml;ger im ganzen Land;&laquo; und nachher
-wirst Du Dir schon selbst weiter helfen.&laquo;</p>
-
-<p>Als nun am andern Tag der Mann mit seinem Pferd
-zu dem B&auml;ren in den Wald kam, h&ouml;rte man es bald oben
-auf dem Berg juchen.</p>
-
-<p>&raquo;Horch! Was ist Das?&laquo; sagte der B&auml;r.</p>
-
-<p>&raquo;O, das ist Peter der Sch&uuml;tz, der beste J&auml;ger im
-ganzen Land,&laquo; sagte der Mann: &raquo;ich kenne ihn an der
-Stimme.&laquo; &mdash;</p>
-
-<p>&raquo;Hast Du keinen B&auml;ren hier gesehen, Erich?&laquo; rief es
-durch den Wald.</p>
-
-<p>&raquo;Sag' Nein,&laquo; sagte der B&auml;r.</p>
-
-<p>&raquo;Nein, ich habe keinen B&auml;ren gesehen,&laquo; sagte Erich.</p>
-
-<p>&raquo;Was ist denn Das, was da neben Dir steht?&laquo; rief
-es im Walde.</p>
-
-<p>&raquo;Sag', es ist ein alter Kienstamm,&laquo; fl&uuml;sterte der B&auml;r.</p>
-
-<p>&raquo;O, es ist nur ein alter Kienstamm,&laquo; sagte Erich.</p>
-
-<p>&raquo;Solche Kienst&auml;mme pflegen wir bei uns auf den
-Schlitten zu werfen,&laquo; rief es im Walde: &raquo;Kannst Du's
-nicht allein, so will ich kommen und Dir helfen.&laquo; &mdash;</p>
-
-<p>&raquo;Sag', Du kannst Dir schon selbst helfen, und wirf
-mich auf den Schlitten,&laquo; sagte der B&auml;r.</p>
-
-<p>&raquo;Nein, danke! ich kann mir schon selbst helfen,&laquo; sagte
-der Mann und warf den B&auml;ren auf den Schlitten.</p>
-
-<p>&raquo;Solche Kienst&auml;mme pflegen wir nachher mit dem
-Strick festzubinden,&laquo; rief es im Walde: &raquo;Soll ich Dir
-helfen?&laquo; &mdash;</p>
-
-<p>&raquo;Sag', Du kannst Dir schon selbst helfen, und binde
-mich fest,&laquo; sagte der B&auml;r.</p>
-
-<p>&raquo;Nein, danke! ich kann mir schon selbst helfen,&laquo; sagte
-der Mann und band den B&auml;ren fest mit all den Stricken,
-die er bei sich hatte, so da&szlig; er kein Glied r&uuml;hren konnte.</p>
-
-<p>&raquo;Und nachher, wenn wir sie festgebunden haben, pflegen
-wir in solche alte Kienst&auml;mme unsre Axt zu hauen,&laquo;
-rief's im Walde: &raquo;dann steuern wir besser &uuml;ber die gro&szlig;en
-Berge.&laquo; &mdash;</p>
-
-<p>&raquo;Thu', als ob Du Deine Axt in mich hau'test,&laquo; fl&uuml;sterte
-der B&auml;r.</p>
-
-<p>Da nahm der Mann seine Axt und zerspaltete damit
-dem B&auml;ren die Hirnschale, so da&szlig; er nicht mehr mucks'te.
-Darauf kam Reineke hervor, und sie wurden gute Freunde
-mit einander.</p>
-
-<p>Als sie nicht mehr weit von dem Geh&ouml;ft waren,
-sagte der Fuchs: &raquo;Ich habe keine Lust, Dir weiter zu
-folgen, denn ich kann Deine Hunde nicht gut vertragen;
-ich will aber hier auf Dich warten, dann kannst Du mir
-den Bock herbringen; nimm aber einen, der brav fett ist.&laquo;</p>
-
-<p>Der Mann gab ihm sein Versprechen und dankte ihm
-f&uuml;r seine H&uuml;lfe; und als er sein Pferd in den Stall gezogen
-hatte, ging er hin&uuml;ber zu dem Schafstall.</p>
-
-<p>&raquo;Wo willst Du hin?&laquo; fragte seine Frau.</p>
-
-<p>&raquo;O, ich will nur in den Schafstall und einen fetten
-Bock f&uuml;r den Fuchs holen, der mein Pferd gerettet hat,&laquo;
-sagte der Mann: &raquo;denn ich hab' es ihm versprochen.&laquo; &mdash;</p>
-
-<p>&raquo;Der Henker sollte dem Schelm einen Bock geben!&laquo;
-sagte die Frau: &raquo;Unser Pferd haben wir ja und den B&auml;ren
-dazu, und der Fuchs hat uns gewi&szlig; schon mehr G&auml;nse
-gestohlen, als der Bock werth ist, und hat er's noch nicht
-gethan, so kann er's wohl noch thun. Nein,&laquo; sagte sie:
-&raquo;steck lieber ein Paar von Deinen b&ouml;sesten Hunden in den
-Sack und schick ihm die auf den Pelz, dann werden wir
-den alten Schelm vielleicht dazu los.&laquo;</p>
-
-<p>Das schien dem Mann ein guter Rath, und er steckte
-zwei seiner b&ouml;sesten Hunde in den Sack und damit ging er
-fort.</p>
-
-<p>&raquo;Hast Du den Bock?&laquo; fragte der Fuchs.</p>
-
-<p>&raquo;Ja, komm und nimm ihn!&laquo; sagte der Mann, machte
-seinen Sack auf und lie&szlig; die Hunde heraus.</p>
-
-<p>&raquo;Houf!&laquo; sagte der Fuchs und nahm einen Satz: &raquo;es
-ist wohl wahr, was ein altes Sprichwort sagt: &raquo;Wohl gethan
-wird schlecht gelohnt,&laquo;&laquo; und schwang die Fersen, w&auml;hrend
-die Hunde hinter ihm drein waren.</p>
-
-<hr class="narrow" />
-<h3><a name="kap18" id="kap18"></a>18.</h3>
-
-<div class="center">
- <p class="noindent">
- <b>Treu und Untreu.</b>
- </p>
-</div>
-
-<p>Es waren einmal zwei Br&uuml;der, der eine hie&szlig; <span class="wide">Treu</span>,
-und der andere hie&szlig; <span class="wide">Untreu</span>. Treu war immer gut
-und aufrichtig gegen Jedermann, aber Untreu war b&ouml;se
-und voller L&uuml;gen, so da&szlig; Niemand auf sein Wort bauen
-konnte. Die Mutter war Wittwe und hatte nur k&uuml;mmerlich
-zu leben; darum mu&szlig;ten die S&ouml;hne, als sie
-herangewachsen waren, in die Welt auswandern, um sich
-ihr Brod zu verdienen, und jedem von ihnen gab sie einen
-Schnappsack mit Essen auf den Weg.</p>
-
-<p>Als sie nun so lange fortgewandert waren, bis es
-Abend wurde, setzten sie sich auf einen vom Sturm umgeworfenen
-Baum im Walde nieder, und jeder nahm seinen
-Schnappsack hervor. &raquo;Willst Du, wie ich,&laquo; sagte Untreu:
-&raquo;so wollen wir erst aus Deinem Sack essen, so lange Was
-drin ist, naher essen wir aus meinem.&laquo; Ja, Treu war's
-zufrieden, that seinen Schnappsack auf, und sie fingen an
-zu essen; aber all das Sch&ouml;nste und Beste pfropfte Untreu
-in sich hinein, und Treu bekam nur die
-Schwarten und die angebrannte Rinde. Am Morgen war Treu
-wieder der Wirth und am Mittag auch; da ward aber
-sein Schnappsack ganz leer. Als sie nun so lange gegangen
-waren, bis es wieder Abend wurde, und der Hunger
-sich einstellte, wollte Treu mit aus seines Bruders Schnappsack
-essen; aber Untreu sagte, das Essen w&auml;re sein, und
-er h&auml;tte nicht Mehr, als er selbst gebrauche. &raquo;Ich hab'
-Dich aber doch aus <span class="wide">meinem</span> Schnappsack essen lassen,
-so lange was drin war,&laquo; sagte Treu. &raquo;Ja, warum bist
-ein solcher Narr gewesen und hast das gethan?&laquo; sagte
-Untreu: &raquo;Nun kannst Du Dir den Mund lecken, wenn
-Du nichts Andres hast.&laquo; &mdash; &raquo;<span class="wide">Untreu</span> hei&szlig;t Du, und <span class="wide">untreu</span>
-bist Du, und das bist Du all Dein Lebtag gewesen,&laquo;
-sagte Treu. Als Untreu das h&ouml;rte, gerieth er so in
-Wuth, da&szlig; er auf den Bruder zurannte, und ihm die
-Augen aus dem Kopf stach. &raquo;Nun kannst Du sehen, welche
-Leute treu, und welche untreu sind, Du Blindekuh!&laquo; sagte
-er, und damit ging er fort.</p>
-
-<p>Der arme Treu ging nun und tappte blind und allein
-im dicken Wald umher und wu&szlig;te nicht, Was er anfangen
-sollte. Endlich kam er zu einem gro&szlig;en Lindenbaum und
-da kletterte er hinauf, um nur die Nacht &uuml;ber im Schutz
-vor den wilden Thieren zu sein. &raquo;Wenn morgen die
-V&ouml;gel singen, dann ist es Tag,&laquo; dachte er: &raquo;und dann
-mu&szlig; ich zusehen, da&szlig; ich weiter komme.&laquo; Als er aber
-eine Weile da gesessen hatte, h&ouml;rte er, da&szlig; Jemand unter
-den Baum kam und anfing zu kochen und zu braten;
-und es dauerte nicht lange, so kamen noch Mehr, und
-als sie einander gr&uuml;&szlig;ten, h&ouml;rte er, da&szlig; es der B&auml;r, der
-Wolf, der Fuchs und der Hase waren, die wollten den
-St. Johannistag feiern.</p>
-
-<p>Sie fingen nun an zu essen und zu trinken und thaten
-sich g&uuml;tlich; und als sie damit fertig waren, setzten
-sie sich hin und schwatzten mit einander. Darauf sagte
-der Fuchs: &raquo;Wir wollen einander Geschichten erz&auml;hlen.&laquo;
-Der Vorschlag gefiel, und der B&auml;r begann zuerst, denn
-der war der Vornehmste. &raquo;Der K&ouml;nig von England,&laquo; sagte
-er: &raquo;hat schlechte Augen: er kann fast nicht einen Ellbogen
-weit vor sich sehen; aber wenn er des Morgens auf diese
-Linde stiege, w&auml;hrend der Thau auf den Bl&auml;ttern sitzt,
-und sich damit die Augen bestriche, so w&uuml;rde er wieder
-eben so gut sehen lernen, als er's zuvor gekonnt hat.&laquo;
-&raquo;Ja,&laquo; sagte der Wolf: &raquo;der K&ouml;nig von England hat
-auch eine taubstumme Tochter; aber w&uuml;&szlig;te er, Was ich
-wei&szlig;, so w&auml;re ihr bald geholfen: Als sie n&auml;mlich voriges
-Jahr zum Abendmahl ging, spuckte sie das Altarbrod
-wieder aus, und da kam eine gro&szlig;e Kr&ouml;te und verschlang
-es. Wenn sie jetzt nur in der Kirche unter dem Fu&szlig;boden
-nachgr&uuml;ben, so w&uuml;rden sie die Kr&ouml;te finden; denn die
-sitzt unter dem Altar, und das Brod steckt ihr noch im
-Halse; und wenn sie dann die Kr&ouml;te aufschnitten und das
-Brod der Prinzessinn zu essen g&auml;ben, so w&uuml;rde sie wieder
-eben so gut h&ouml;ren und sprechen lernen, als andre Leute.&laquo; &mdash;
-&raquo;Ja, ja,&laquo; sagte der Fuchs: &raquo;wenn der K&ouml;nig von England
-w&uuml;&szlig;te, Was ich wei&szlig;, dann h&auml;tte er nicht so schlechtes
-Wasser in seinem Schlo&szlig;hof; denn unter dem gro&szlig;en
-Stein mitten im Hof ist das klarste Brunnenwasser,
-das man sich nur w&uuml;nschen kann, wenn er blo&szlig; so klug
-w&auml;re und da nachgr&uuml;be.&laquo; &mdash; &raquo;Ja,&laquo; sagte der Hase: &raquo;der
-K&ouml;nig von England hat den sch&ouml;nsten Obstgarten im ganzen
-Lande, aber er tr&auml;gt ihm keinen Apfel, denn es liegt
-eine schwere goldene Kette dreimal rund um den Garten
-vergraben; wenn er aber die herausgr&uuml;be, so w&uuml;rde es der
-sch&ouml;nste Garten im ganzen Reich werden.&laquo; &mdash; &raquo;Nun ist
-es schon sp&auml;t in der Nacht, und wir thun am besten, wir
-gehn wieder nach Hause,&laquo; sagte der Fuchs; und damit gingen
-Alle ihres Weges.</p>
-
-<p>Als sie fort waren, schlief Treu, der oben in der
-Linde sa&szlig;, sogleich ein; aber sowie am Morgen die V&ouml;gel
-zu singen begannen, erwachte er wieder, und nun
-nahm er von dem Thau, der auf den Bl&auml;ttern sa&szlig;, und
-bestrich sich damit die Augen, und als er das gethan hatte,
-konnte er wieder eben so gut damit sehen, als zuvor, eh'
-Untreu sie ihm ausgestochen. Nun ging er gradesweges
-auf's Schlo&szlig; zu dem K&ouml;nig von England und bat um
-Arbeit, und die bekam er denn auch. Eines Tages kam
-der K&ouml;nig hinaus auf den Hof, und als er da eine Weile
-auf- und abgegangen war, wollte er Etwas zu trinken
-haben aus seinem Brunnen, denn es war sehr hei&szlig; den
-Tag; als sie aber das Wasser aufsch&ouml;pften, war es ganz
-schlammig und tr&uuml;be. Dar&uuml;ber ward der K&ouml;nig &auml;rgerlich
-und sprach: &raquo;Ich bin der Einzige in meinem Reich, der
-schlechtes Wasser in seinem Hof hat, und doch mu&szlig; ich
-es weit unter Berg und Thal herleiten.&laquo; &mdash; Treu aber
-sprach zu ihm: &raquo;Wenn Du mir nur etliche Leute zu H&uuml;lfe
-geben wolltest, damit ich den gro&szlig;en Stein aufbrechen k&ouml;nnte,
-der mitten in Deinem Hof liegt, dann solltest Du schon
-reines und gutes Wasser bekommen, und das so viel
-Du nur w&uuml;nschen magst.&laquo; Dazu war der K&ouml;nig sogleich
-bereit; und kaum hatten die Leute den Stein aufgebrochen
-und eine Weile gegraben, so sprang das Wasser
-in hellen Strahlen in die H&ouml;he, und klareres Wasser fand
-man nicht in ganz England.</p>
-
-<p>Einige Zeit darnach war der K&ouml;nig eines Tages
-wieder auf dem Hof; da scho&szlig; pl&ouml;tzlich ein gro&szlig;er Habicht
-auf seine H&uuml;hner herab, und Alle klatschten in die H&auml;nde
-und riefen: &raquo;Da ist er! da ist er!&laquo; Der K&ouml;nig griff nach
-seiner B&uuml;chse und wollte den Habicht schie&szlig;en; aber er
-konnte nicht so weit sehen. Dar&uuml;ber war er sehr betr&uuml;bt
-und sprach: &raquo;Wollte Gott, da&szlig; mir nur Jemand einen
-guten Rath f&uuml;r meine Augen geben k&ouml;nnte! Ich glaube,
-ich werde am Ende noch ganz blind.&laquo; &mdash; &raquo;Ich will Dir
-wohl sagen, wie Dir zu helfen ist,&laquo; sagte Treu, und erz&auml;hlte
-ihm von dem wunderth&auml;tigen Thau auf der Linde,
-wodurch er selbst einmal sein Gesicht wieder erlangt h&auml;tte.
-Und der K&ouml;nig begab sich noch denselben Abend nach dem
-Wald und schlief die Nacht &uuml;ber auf der Linde; und als
-er sich darauf am Morgen mit dem Thau, der auf den
-Bl&auml;ttern sa&szlig;, die Augen bestrichen hatte, da konnte er
-wieder eben so gut sehen, als zuvor. Aber von der
-Zeit an hielt der K&ouml;nig von Keinem mehr, als von Treu,
-und er mu&szlig;te immer um ihn sein, wo er nur ging und stand.
-Eines Tages gingen sie zusammen im Garten spazieren.
-&raquo;Ich wei&szlig; nicht, woher es kommt,&laquo; sagte der
-K&ouml;nig: &raquo;aber Keiner in meinem ganzen Lande hat so Viel
-auf seinen Garten verwendet, als ich, und doch kann ich
-keinen einzigen Baum so weit bringen, da&szlig; er auch nur
-einen Apfel tr&auml;gt.&laquo; Da sagte Treu zu dem K&ouml;nig:
-&raquo;Willst Du mir Das geben, was dreimal rund um Deinen
-Garten liegt, und auch so viel Leute, um es aufzugraben,
-dann sollen die B&auml;ume in Deinem Garten bald Fr&uuml;chte
-genug tragen.&laquo; Ja, das wollte der K&ouml;nig gern. Treu
-bekam Leute zum Graben, so viel er nur wollte; und
-als sie eine Weile gegraben hatten, trafen sie auf die
-goldne Kette, die dreimal rund um den ganzen Garten
-ging; und als sie die herausgegraben hatten, fingen auch
-die B&auml;ume im Garten an, Fr&uuml;chte zu tragen, und trugen
-bald so viel, da&szlig; die Zweige bis an die Erde herunterhingen.
-Treu war nun ein reicher Mann, weit reicher
-als der K&ouml;nig selbst; aber dieser freu'te sich blo&szlig;, da&szlig;
-nun die B&auml;ume in seinem Garten so sch&ouml;ne Fr&uuml;chte
-trugen.</p>
-
-<p>Eines Tages gingen Treu und der K&ouml;nig zusammen
-und schwatzten von Diesem und Jenem; da kam grade die
-Prinzessinn an ihnen vor&uuml;ber, und der K&ouml;nig wurde ganz
-betr&uuml;bt, als er sie sah, und sprach: &raquo;Ist es nicht Jammer
-und Schade, da&szlig; eine so sch&ouml;ne Prinzessinn, wie meine Tochter
-ist, des Geh&ouml;rs und der Sprache beraubt sein mu&szlig;?&laquo; &mdash;</p>
-
-<p>&raquo;Daf&uuml;r w&auml;re wohl Rath,&laquo; meinte Treu. Als der K&ouml;nig
-das h&ouml;rte, ward er so froh, da&szlig; er dem Burschen die
-Prinzessinn und das halbe Reich versprach, wenn er ihr
-blo&szlig; das Geh&ouml;r und die Sprache wieder verschaffen k&ouml;nne.
-Treu aber nahm ein paar Leute mit sich in die Kirche
-und grub die Kr&ouml;te heraus, die dort unter dem Altar sa&szlig;,
-schnitt ihr den Rachen auf, nahm das Brod heraus und
-gab es der K&ouml;nigstochter zu essen &mdash; und sowie sie das
-gegessen hatte, konnte sie wieder eben so gut h&ouml;ren und
-sprechen, wie andre Leute.</p>
-
-<p>Nun war es so weit, da&szlig; Treu die Prinzessinn heirathen
-sollte, und es wurde zur Hochzeit angerichtet; das
-sollte aber eine Hochzeit werden, wovon man sich im ganzen
-Lande zu erz&auml;hlen h&auml;tte. W&auml;hrend sie nun Alle lustig
-waren und sangen und tanzten, kam ein armer Bettler
-vor die Th&uuml;r und bat um ein Wenig zu essen; aber er
-hatte so lumpige Kleider an und sah so entsetzlich elend
-aus, da&szlig; Alle sich vor ihm kreuzten. Treu aber erkannte
-ihn sogleich und sah, da&szlig; es sein Bruder Untreu war.
-&raquo;Kennst Du mich nicht?&laquo; fragte Treu ihn. &raquo;Ach, wo
-sollte ich wohl einen so gro&szlig;en Herrn gesehen haben, wie
-Ihr seid?&laquo; sagte Untreu. &raquo;Gesehen hast Du mich allerdings,&laquo;
-sagte Treu: &raquo;denn das war ich, dem Du vor einem Jahr
-die Augen ausstachst. <span class="wide">Untreu</span> hei&szlig;t Du und <span class="wide">untreu</span>
-bist Du; das sagte ich Dir damals, und das sag' ich Dir
-auch noch jetzt; Du bist aber dessen ungeachtet mein Bruder,
-und darum sollst Du nicht hungrig von dannen gehen,
-sondern zu essen und zu trinken haben, und darnach kannst
-Du Dich zu der Linde begeben, auf der ich voriges Jahr
-in der Nacht sa&szlig; &mdash; und erf&auml;hrst Du dann Etwas, das
-zu Deinem Heil dienen kann, so ist es gut f&uuml;r Dich.&laquo;
-Untreu lie&szlig; die Worte nicht verloren sein. &raquo;Hat Treu,
-weil er eine Nacht auf der Linde sa&szlig;, ein solches Gl&uuml;ck
-davon getragen, da&szlig; er binnen einem Jahr K&ouml;nig von
-halb England geworden ist, so &mdash; Wer wei&szlig; &mdash; dachte
-er und machte sich auf den Weg nach dem Walde und
-stieg auf die Linde. Er hatte noch nicht lange da gesessen,
-so kamen die Thiere unter dem Baum zusammen, a&szlig;en
-und tranken und feierten den St. Johannistag. Als sie
-nun genug gegessen und getrunken hatten, machte der Fuchs
-wieder den Vorschlag, da&szlig; sie einander Geschichten erz&auml;hlen
-wollten, und da kannst Du Dir wohl denken, wie
-Untreu die Ohren spitzte. Aber der B&auml;r war das Mal
-verdrie&szlig;lich, brummte und sprach: &raquo;<span class="wide">Es hat Jemand
-ausgeschwatzt, Was wir uns voriges Jahr erz&auml;hlten,
-und darum wollen wir jetzt schweigen
-von Dem, was wir wissen!</span>&laquo; und darauf sagten die
-Thiere einander gute Nacht und gingen ihres Weges; und
-Untreu war nicht kl&uuml;ger geworden, als zuvor, das macht,
-weil er <span class="wide">Untreu</span> hie&szlig; und weil er <span class="wide">untreu</span> war.</p>
-
-<hr class="narrow" />
-<h3><a name="kap19" id="kap19"></a>19.</h3>
-
-<div class="center">
- <p class="noindent">
- <b>Peter und Paul und Esben Aschenbr&ouml;del.</b>
- </p>
-</div>
-
-<p>Es war einmal ein Mann, der hatte drei S&ouml;hne, die
-hie&szlig;en Peter und Paul und Esben Aschenbr&ouml;del; aber
-weiter als die drei S&ouml;hne hatte er auch Nichts in der
-Welt, ja, er war so arm, da&szlig; er nicht einmal einen
-Knopf an seinem Rock hatte, und darum sagte er oft
-und alle Tage zu den Burschen, sie sollten fort in die
-Welt und sich ihr Brod verdienen, denn zu Hause bei ihm
-m&uuml;&szlig;ten sie doch am Ende nur todt hungern. Nun sollst
-Du mal h&ouml;ren, wie zuletzt die Burschen auf den Trab
-kamen; das ging n&auml;mlich so zu:</p>
-
-<p>Nicht weit davon, wo der Mann wohnte, lag ein
-K&ouml;nigsschlo&szlig;, und grade vor den Fenstern des K&ouml;nigs
-stand eine Eiche, die war so gro&szlig; und so dick, da&szlig; sie
-alles Licht wegnahm, so da&szlig; die Sonne nicht ins Zimmer
-scheinen konnte. Darum hatte der K&ouml;nig Demjenigen, der die
-Eiche umhauen k&ouml;nnte, viel Geld versprochen; aber dazu
-taugte Keiner; denn sobald Einer nur einen Span von
-dem Stamm abhau'te, wuchs gleich wieder noch einmal so
-Viel daran. Ferner wollte der K&ouml;nig einen Brunnen gegraben
-haben, der sollte das ganze Jahr hindurch Wasser
-halten; denn alle Gro&szlig;en in seinem Reich hatten Brunnen,
-nur er hatte keinen, und das, d&auml;uchte dem K&ouml;nig, w&auml;re
-doch Unrecht. Wer ihm nun einen solchen Brunnen graben
-konnte, der das ganze Jahr hindurch Wasser hielt, dem
-hatte er Geld und auch noch viele andre Dinge versprochen;
-aber Keiner konnt' es zu Stande bringen, denn das Schlo&szlig;
-lag oben auf einem Berg, und kaum hatte man einige
-Zoll tief in die Erde gegraben, so kam man auf den
-harten Felsboden. Da sich aber der K&ouml;nig einmal in
-den Kopf gesetzt hatte, da&szlig; die Sache zu Stande gebracht
-werden sollte, so lie&szlig; er zuletzt weit und breit
-bekannt machen in seinem ganzen Land, da&szlig; Der, welcher
-die gro&szlig;e Eiche vor dem Schlo&szlig; umhauen, und einen
-Brunnen graben k&ouml;nnte, der das ganze Jahr hindurch
-Wasser hielt, die Prinzessinn und das halbe Reich haben
-sollte. Nun kann man sich wohl denken, da&szlig; Viele
-kamen, um ihr Gl&uuml;ck zu versuchen; aber was sie auch
-hauen und s&auml;gen und hacken und graben mochten, es
-half Alles nichts: die Eiche wurde bei jedem Hieb nur
-noch dicker, und der Felsboden wurde nicht weicher. Endlich
-wollten die drei Br&uuml;der auch fort und ihr Gl&uuml;ck versuchen,
-und damit war der Vater wohlzufrieden; denn
-bek&auml;men sie auch nicht die Prinzessinn und das halbe
-Reich, dachte er, so k&ouml;nnten sie doch wohl bei irgend einem
-braven Mann in Dienst kommen, und Mehr w&uuml;nschte er
-nicht; und als darum die Br&uuml;der davon anfingen, da&szlig;
-sie zu dem K&ouml;nigsschlo&szlig; wollten, sagte der Vater auch
-gleich Ja, und darauf machten Peter und Paul und
-Esben Aschenbr&ouml;del sich auf den Weg.</p>
-
-<p>Als sie ein Ende gegangen waren, kamen sie an einem
-mit Tannen bewachsenen Berg vorbei, und oben da hau'te
-und hau'te es. &raquo;Das wundert mich, da&szlig; es da oben auf
-dem Berg so hau't,&laquo; sagte Esben Aschenbr&ouml;del. &raquo;Du bist
-immer gleich bei der Hand mit Deinem Verwundern,&laquo;
-sagten Peter und Paul: &raquo;ist das zu verwundern, da&szlig; ein
-Holzhauer da auf dem Berg hau't?&laquo; &mdash; &raquo;Ja, ich m&ouml;chte
-aber doch wissen, Was es ist,&laquo; sagte Esben Aschenbr&ouml;del,
-und ging hinauf. &raquo;Wenn Du ein solcher Narr
-bist, so sieh zu, dann wirst Du's erfahren!&laquo; riefen die
-Br&uuml;der ihm nach; aber Esben bek&uuml;mmerte sich nicht darum,
-sondern ging grade nach dem Ort hin, wo er es
-hauen h&ouml;rte, und da sah er nun eine Axt, welche ganz
-allein da stand und an einer Tanne hau'te. &raquo;Was stehst
-Du hier ganz allein und hau'st?&laquo; fragte Esben Aschenbr&ouml;del.
-&raquo;Ach, nun hab' ich hier gestanden und gehau't
-manchen lieben Tag, und hab' nur <ins title="original has auf auf">auf</ins> Dich gewartet,&laquo;
-sagte die Axt. &raquo;Gut, nun bin ich hier,&laquo; sagte Esben,
-schlug die Axt von dem Helft herunter und steckte sie in
-seinen Schnappsack. Als er nun wieder zu seinen Br&uuml;dern
-kam, machten sie sich &uuml;ber ihn lustig und fragten:
-&raquo;Na, was war denn Das f&uuml;r Sch&ouml;nes, was Du da oben
-sah'st?&laquo; &mdash; &raquo;O, es war blo&szlig; eine Axt,&laquo; sagte
-Esben.</p>
-
-<p>Als sie nun ein Ende weiter gegangen waren, kamen
-sie wieder zu einem Berg, und oben da h&ouml;rten sie es
-hacken und graben. &raquo;Das wundert mich,&laquo; sagte Esben:
-&raquo;ich m&ouml;chte doch wohl wissen, Was es ist, das da so hackt
-und gr&auml;bt.&laquo; &mdash; &raquo;Du bist immer gleich bei der Hand mit
-Deinem Verwundern,&laquo; sagten Peter und Paul: &raquo;hast Du
-denn nie die V&ouml;gel auf den B&auml;umen hacken und bicken h&ouml;ren?&laquo;
-&mdash; &raquo;Ja, aber ich h&auml;tte doch Lust, zu sehen, Was
-es ist,&laquo; sagte Esben und bek&uuml;mmerte sich nicht darum, da&szlig;
-die Andern ihn wieder auslachten, sondern ging gradezu
-auf den Berg. Dort oben sah er nun eine Steinhacke,
-die stand da ganz allein und hackte und grub. &raquo;Guten
-Tag!&laquo; sagte Esben Aschenbr&ouml;del: &raquo;Was stehst Du hier
-ganz allein und hackst und gr&auml;bst?&laquo; &mdash; &raquo;Ach, nun hab' ich
-hier gestanden und gehackt und gegraben manchen lieben
-Tag und habe nur auf Dich gewartet,&laquo; sagte die Hacke.
-&raquo;Gut, nun bin ich hier,&laquo; sagte Esben, schlug die Hacke vom
-Stiel herunter, steckte sie in seinen Schnappsack, und damit
-ging er wieder fort. &raquo;Das war wohl was Sch&ouml;nes,
-was Du da oben sah'st,&laquo; sagten Peter und Paul zu ihm,
-als er sie wieder eingeholt hatte. &raquo;O, es war nur eine
-Steinhacke,&laquo; sagte Esben Aschenbr&ouml;del.</p>
-
-<p>Nun gingen sie ein gutes Ende weiter, bis sie endlich
-zu einem Bach kamen, und da nun alle Drei durstig waren
-von der Reise, legten sie sich nieder, um zu trinken.
-&raquo;Mich wundert nur dieser Bach,&laquo; sagte Aschenbr&ouml;del: &raquo;ich
-m&ouml;chte doch wohl wissen, wo das Wasser herkommt.&laquo; &mdash;
-&raquo;Mich wundert nur, da&szlig; Du nicht recht im Kopf bist!&laquo;
-sagten Peter und Paul: &raquo;bist Du aber noch nicht verr&uuml;ckt,
-so wirst Du es wohl vor lauter Verwunderung bald werden.
-Hast Du denn noch nie geh&ouml;rt, da&szlig; das Wasser
-aus der Erde quillt?&laquo; &mdash; &raquo;Ja aber ich h&auml;tte doch Lust,
-zu sehen, wo es herkommt,&laquo; sagte Esben Aschenbr&ouml;del, und
-damit ging er an dem Bach entlang und bek&uuml;mmerte sich
-nicht darum, da&szlig; seine Br&uuml;der hinter ihm herriefen und
-ihn auslachten. Als er nun ein weites Ende gegangen
-war, wurde der Bach schm&auml;ler und immer schm&auml;ler, und
-endlich sah er da eine gro&szlig;e Wallnu&szlig; liegen, aus der sickerte
-das Wasser heraus. &raquo;Guten Tag,&laquo; sagte Esben: &raquo;Was liegst
-Du hier so allein und sickerst?&laquo; &mdash; &raquo;Ach, nun hab' ich hier
-gelegen und gesickert manchen lieben Tag und habe nur auf
-Dich gewartet,&laquo; sagte die Wallnu&szlig;. &raquo;Gut, nun bin ich
-hier,&laquo; sagte Esben, nahm einen Flausch Moos und stopfte es
-in das Loch, so da&szlig; das Wasser nicht heraus konnte, und
-dann steckte er die Wallnu&szlig; in seinen Schnappsack und
-ging wieder zur&uuml;ck zu seinen Br&uuml;dern. &raquo;Nun hast Du
-wohl gesehen, wo das Wasser herkommt; das sah wohl
-h&uuml;bsch aus, kann ich mir denken,&laquo; sagten Peter und Paul.
-&raquo;O, es war blo&szlig; ein Loch, wo es herausflo&szlig;,&laquo; sagte Esben
-Aschenbr&ouml;del, und die Br&uuml;der lachten und machten
-sich &uuml;ber ihn lustig; aber Esben bek&uuml;mmerte sich nicht darum,
-sondern sagte blo&szlig;: &raquo;Ich hatte nun einmal meine
-Lust daran, es zu sehen.&laquo;</p>
-
-<p>Als sie nun noch etwas weiter gegangen waren,
-kamen sie zu dem K&ouml;nigsschlo&szlig;. Aber da nun so viele Leute
-geh&ouml;rt hatten, da&szlig; sie die Prinzessinn und das halbe Reich
-gewinnen k&ouml;nnten, wenn sie es zu Stande br&auml;chten, die gro&szlig;e
-Eiche umzuhauen und einen Brunnen im Schlo&szlig;hof zu graben,
-der immer Wasser hielt, so waren schon so Viele gekommen,
-die ihr Gl&uuml;ck versucht hatten, da&szlig; die Eiche noch einmal
-so gro&szlig; und dick geworden war, als vorher; denn Du erinnerst
-Dich wohl noch, da&szlig; immer doppelt so Viel wieder anwuchs,
-als man mit der Axt abhau'te. Darum hatte der K&ouml;nig nun
-die Strafe ausgesetzt, da&szlig; wenn k&uuml;nftig Einer sein Gl&uuml;ck
-versuchen wollte und die Eiche nicht umhauen k&ouml;nnte, ihm
-beide Ohren abgeschnitten werden sollten, und darnach sollte
-er auf eine Insel hinausgebracht werden, die mitten im
-Meer lag. Aber die beiden Br&uuml;der lie&szlig;en sich dadurch
-nicht abschrecken, sie meinten, sie wollten die Eiche schon
-umhauen, und Peter, welcher der &auml;lteste war, sollte zuerst
-den Versuch machen. Aber es ging ihm nicht besser, als
-all den Andern, die vor ihm ihr Gl&uuml;ck versucht hatten;
-denn f&uuml;r jeden Span, den er abhieb, wuchs gleich noch
-einmal so Viel wieder daran. Da nahmen die Leute des
-K&ouml;nigs ihn bei den Schlafitten und brachten ihn hinaus
-auf die Insel, nachdem sie ihm vorher beide Ohren abgeschnitten
-hatten. Nun wollte sich Paul daran machen;
-aber dem gings um Nichts besser. Als er zwei bis drei
-Hiebe gethan hatte, und die Leute sahen, da&szlig; die Eiche
-nur noch gr&ouml;&szlig;er wurde, nahmen sie ihn ebenfalls beim
-Kragen und brachten ihn hinaus auf die Insel; ihm aber
-schnitten sie die Ohren noch dichter beim Kopf ab, weil
-er der Bruder von dem Andern war. Nun wollte sich
-Esben Aschenbr&ouml;del daran machen. &raquo;M&ouml;chtest Du gern
-aussehen, wie ein gemerktes Schaf, so wollen wir Dir lieber
-die Ohren gleich abschneiden, dann sparst Du die M&uuml;he,&laquo;
-sagte der K&ouml;nig und war gewaltig b&ouml;se auf ihn, von wegen
-seiner Br&uuml;der. &raquo;Ich h&auml;tte doch Lust, erst mein Gl&uuml;ck
-zu versuchen,&laquo; sagte Esben, und das durften sie ihm denn
-nicht verwehren. Er nahm nun seine Axt aus dem Schnappsack,
-steckte sie wieder auf den Helft und sprach dann:
-&raquo;Hau selber!&laquo; und sogleich fing die Axt an zu hauen,
-da&szlig; nur die Sp&auml;ne so flogen, und da dauerte es nicht
-lange, so war die Eiche herunter. Wie das gethan war,
-nahm Esben seine Hacke hervor, steckte sie wieder an den
-Stiel, und sprach dann: &raquo;Grabe und hacke selbst!&laquo;
-und sogleich fing die Hacke an zu graben und zu hacken,
-da&szlig; Erde und Steine umherflogen, und da kann man sich
-denn wohl denken, da&szlig; der Brunnen tief genug werden
-mu&szlig;te. Als Esben ihn so tief und so gro&szlig; hatte,
-wie er ihn haben wollte, nahm er seine Wallnu&szlig; und
-legte sie unten auf den Boden, dann zog er das Moos
-wieder aus dem Loch und sprach: &raquo;Fang' nun an zu sickern!&laquo;
-Da fing die Wallnu&szlig; an zu sickern, da&szlig; nur das
-Wasser so str&ouml;mte, und da dauerte es nicht lange, so war
-der Brunnen bis an den Rand voll. So hatte nun
-Esben Aschenbr&ouml;del die Eiche umgehauen, die vor den
-Fenstern des K&ouml;nigs schattete, und einen Brunnen im
-Schlo&szlig;hof gegraben, der best&auml;ndig Wasser hielt; und da
-bekam er die Prinzessinn und das halbe Reich, so wie
-der K&ouml;nig es versprochen hatte. Gut war es, da&szlig; Peter
-und Paul ihre Ohren verloren hatten, denn sonst h&auml;tten
-sie es immer und alle Tage h&ouml;ren m&uuml;ssen, da&szlig; Esben
-Aschenbr&ouml;del sich doch nicht so schlecht gewundert hatte.</p>
-
-<hr class="narrow" />
-<h3><a name="kap20" id="kap20"></a>20.</h3>
-
-<div class="center">
- <p class="noindent">
- <b>Die M&uuml;hle, die auf dem Meergrunde mahlt.</b>
- </p>
-</div>
-
-<p>Es waren mal in uralter Zeit zwei Br&uuml;der, der eine
-war reich, und der andre war arm. Als nun das Weihnachtsfest
-herankam, hatte der arme keinen Bissen Fleisch, noch
-Brod im Hause, ging darum zu seinem Bruder und bat
-ihn um eine Kleinigkeit in Gottes Namen. Nun war es
-aber nicht das erste Mal, da&szlig; der reiche Bruder dem armen
-Etwas gegeben hatte, und er war daher eben nicht
-sonderlich froh, als er ihn kommen sah. &raquo;Willst Du
-thun, Was ich Dir sage,&laquo; sprach er: &raquo;so sollst Du einen
-ganzen Schinken haben, so wie er im Rauch hangt.&laquo; Ja,
-das wollte der Arme gern und bedankte sich. &raquo;Da hast
-Du ihn!&laquo; sagte der Reiche, indem er ihm den Schinken
-zuwarf: &raquo;und geh nun zur H&ouml;lle!&laquo; &mdash; &raquo;Hab' ich es versprochen,
-so mu&szlig; ich es thun,&laquo; sagte der Andre, nahm
-den Schinken und ging fort. Er wanderte wohl den ganzen
-Tag, und als es dunkel wurde, erblickte er vor sich
-einen hellen Lichtschimmer. &raquo;Hier mu&szlig; es sein!&laquo; dachte
-er. Etwas weiter hin im Walde aber stand ein alter
-Mann mit einem langen wei&szlig;en Bart und hau'te Holz.
-&raquo;Guten Abend!&laquo; sagte Der mit dem Rauchschinken. &raquo;Guten
-Abend! Wo willst Du hin?&laquo; sagte der Mann. &raquo;O, ich
-wollte nur zur H&ouml;lle, aber ich wei&szlig; nicht, ob ich recht gegangen
-bin,&laquo; versetzte der Arme. &raquo;Ja, Du bist ganz recht,&laquo;
-sagte der alte Mann: &raquo;denn das hier ist die H&ouml;lle,&laquo; und
-weiter sagte er: &raquo;Wenn Du nun hineinkommst, dann
-werden sie Dir wohl alle Deinen Schinken abkaufen wollen,
-denn Schweinfleisch ist ein seltnes Gericht in der H&ouml;lle;
-aber Du sollst ihn f&uuml;r kein Geld verkaufen, sondern sollst
-daf&uuml;r die alte Handm&uuml;hle verlangen, die hinter der Th&uuml;r
-steht. Wenn Du dann wieder herauskommst, will ich Dir
-auch lehren, wie Du sie stellen musst; denn die M&uuml;hle ist
-zu Etwas gut, musst Du wissen.&laquo; Der Mann mit dem
-Schinken dankte f&uuml;r guten Bescheid und klopfte beim Teufel
-an.</p>
-
-<p>Als er hineintrat, geschah es, wie der Alte ihm gesagt
-hatte: alle Teufel, gro&szlig; und klein, kamen um ihn
-herum, und der eine &uuml;berbot immer den andern auf
-den Rauchschinken. &raquo;Es war freilich meine Absicht, ihn
-zum Weihnachts-Heiligen-Abend mit meinem Weib zu
-verschmausen;&laquo; sagte der Mann: &raquo;aber weil Ihr alle so
-erpicht darauf seid, will ich ihn Euch wohl &uuml;berlassen;
-aber ich verkaufe ihn f&uuml;r keinen andern Preis, als f&uuml;r die
-alte Handm&uuml;hle, die da hinter der Th&uuml;r steht.&laquo; Damit
-wollte aber der Teufel nicht gern heraus, und er dung und
-feilschte mit dem Mann; aber der blieb bei Dem, was er
-gesagt hatte, und da mu&szlig;te ihm denn der Teufel endlich
-die M&uuml;hle &uuml;berlassen. Als der Mann nun wieder aus
-der H&ouml;lle herausgekommen war, fragte er den alten Holzhauer,
-wie er denn die M&uuml;hle stellen m&uuml;sse, und als der
-es ihm gesagt hatte, bedankte er sich und machte sich wieder
-auf den Heimweg; aber wie sehr er auch ausholte,
-so kam er doch nicht eher, als nachts um zw&ouml;lf Uhr zu
-Hause an.</p>
-
-<p>&raquo;Aber wo in aller Welt bist Du denn eigentlich gewesen?&laquo;
-sagte seine Frau, als er eintrat: &raquo;Ich hab' hier
-gesessen und gewartet von einer Stunde zur andern und
-habe nicht einmal zwei Holzsplitter kreuzweis &uuml;ber einander
-unter den Gr&uuml;tzkessel zu legen, damit ich uns ein
-Weihnachtsessen koche.&laquo; &mdash; &raquo;O,&laquo; sagte der Mann: &raquo;ich
-konnte nicht gut eher kommen, denn ich hatte ein Gesch&auml;ft
-zu besorgen und mu&szlig;te de&szlig;halb einen weiten Weg machen;
-aber nun sollst Du mal sehen, Was ich uns mitgebracht
-habe!&laquo; und damit stellte er die M&uuml;hle auf den Tisch hin
-und lie&szlig; sie mahlen, erst Lichter, dann ein Tischtuch, und
-darnach Essen und Bier und Alles, was zu einem guten
-Weihnachtsschmaus geh&ouml;rt; und so wie er es der M&uuml;hle
-befahl, so mahlte sie. Seine Frau stand da und kreuzte
-sich das eine Mal &uuml;ber das andre und wollte durchaus
-wissen, wo der Mann die M&uuml;hle herbekommen h&auml;tte; aber
-damit wollte er nicht heraus: &raquo;Es kann ganz einerlei sein,
-woher ich sie habe, Frau,&laquo; sagte er: &raquo;Du siehst, da&szlig; die
-M&uuml;hle gut ist, und da&szlig; das Mahlwasser nicht all wird,
-und das ist Genug,&laquo; und er mahlte Essen und Trinken
-und Alles, was gut schmeckt, f&uuml;r das ganze Weihnachtsfest,
-und am dritten Tag bat er seine Freunde zu sich,
-denn er wollte ihnen einen Gastschmaus geben. Als der
-reiche Bruder sah, Was da alles zum Schmaus bereit
-stand, lief es ihm hei&szlig; und kalt &uuml;ber die Haut, weil er
-seinem Bruder durchaus Nichts g&ouml;nnte. &raquo;Am Weihnachts-Abend,&laquo;
-sagte er zu den Andern: &raquo;war er noch so bettelarm,
-da&szlig; er zu mir kam und mich um eine Kleinigkeit
-in Gottes Namen bat, und nun auf einmal l&auml;sst er's
-drauf gehen, als wenn er Graf, oder K&ouml;nig geworden
-w&auml;re. &mdash; Wo zum ewigen Satan! hast Du all den
-Reichthum herbekommen?&laquo; fragte er den Bruder. &raquo;Hinter
-der Th&uuml;r,&laquo; sagte der, denn er hatte keine Lust,
-ihm zu beichten; aber gegen Abend, als er ein wenig
-in den Kr&uuml;sel bekommen hatte, konnte er sich nicht l&auml;nger
-halten, sondern kam mit der M&uuml;hle zum Vorschein.
-&raquo;Da siehst Du die Gans, die mir all den Reichthum gebracht
-hat,&laquo; sagte er und lie&szlig; die M&uuml;hle bald Dies,
-bald Jenes mahlen. Als der Bruder das sah, wollte er
-ihm die M&uuml;hle durchaus abkaufen; aber der Andre wollte
-sich anfangs gar nicht dazu verstehen; endlich aber, wie
-der Bruder so sehr darum anhielt, sollte er sie denn f&uuml;r
-dreihundert Thaler haben; aber bis zum Heumonat, das
-bedung er sich aus, wollte er sie noch behalten; &raquo;denn,&laquo;
-dachte er: &raquo;hab' ich sie noch so lange, kann ich mir Essen
-damit mahlen f&uuml;r manches liebe Jahr.&laquo; In dieser Zeit
-nun wurde die M&uuml;hle, wie man sich wohl denken kann,
-nicht rostig, und als der Heumonat herankam, erhielt der
-Bruder sie; aber der Andre hatte sich wohl geh&uuml;tet, ihm
-zu sagen, wie er sie stellen m&uuml;&szlig;te. Es war am Abend,
-als der Reiche die M&uuml;hle nach Hause brachte, und am
-Morgen sagte er zu seiner Frau, sie sollte mit den Schnittern
-ins Feld gehen und das Heu hinter ihnen kehren, er
-wolle derweile das Mittagsessen bereiten. Als es nun so
-gegen Mittag war, stellte er die M&uuml;hle auf den K&uuml;chentisch
-hin. &raquo;Mahl Hering und Milchsuppe, da&szlig; es Art hat!&laquo;
-sprach er. Da fing die M&uuml;hle an zu mahlen Hering und
-Milchsuppe, erst alle Sch&uuml;sseln und Grapen voll, und nachher
-so viel, da&szlig; die ganze K&uuml;che davon schwamm. Der
-Mann stellte und dreh'te die M&uuml;hle; aber wie er sie auch
-handthieren mochte, so hielt die M&uuml;hle nicht auf, zu mahlen,
-und zuletzt stand die Milchsuppe schon so hoch, da&szlig;
-der Mann nahe daran war, zu ertrinken. Nun ri&szlig; er
-die Stubenth&uuml;r auf; aber es dauerte nicht lange, so hatte
-die M&uuml;hle auch die Stube vollgemahlt, und nur mit genauer
-Noth konnte der Mann noch die Th&uuml;rklinke in der
-Fluth von lauter Milchsuppe erfassen. Wie er nun die
-Th&uuml;r aufgemacht hatte, st&uuml;rzte er hinaus ins Freie, und
-Hering und Milchsuppe immer hinter ihn drein, so da&szlig;
-der ganze Hof und das Feld davon str&ouml;mte.</p>
-
-<p>Indessen d&auml;uchte es der Frau, die das Heu auf dem
-Felde kehrte, es daure ziemlich lange, eh' der Mann k&auml;me
-und sie zum Mittag abriefe. &raquo;Wir wollen nur nach
-Hause gehen,&laquo; sagte sie zu den Schnittern: &raquo;denn ich
-kann es mir wohl denken, er kann mit der Milchsuppe
-nicht allein fertig werden, und ich mu&szlig; ihm nur helfen.&laquo;
-Sie machten sich also auf und gingen nach Hause. Wie
-sie aber hinter den Berg kamen, schwamm ihnen Hering
-und Milchsuppe und Brod entgegen, alles durch einander,
-und der Mann lief immer voran. &raquo;Gott gebe, da&szlig; Jeder
-von Euch hundert B&auml;uche h&auml;tte, um in sich zu schlingen!&laquo;
-rief er: &raquo;Nehmt Euch aber in Acht, da&szlig; Ihr nicht in
-meinem Mittagsessen ersauft!&laquo; und damit fuhr er ihnen
-vorbei, als w&auml;r' der Teufel hinter ihm her, und hin&uuml;ber
-zu seinem Bruder; den bat er nun um Gottes willen, er
-m&ouml;chte doch sogleich die M&uuml;hle wiedernehmen; &raquo;denn mahlt
-sie noch eine Stunde dazu,&laquo; sprach er: &raquo;so vergeht das
-ganze Dorf in lauter Hering und Milchsuppe.&laquo; Der
-Bruder aber wollte die M&uuml;hle nicht wiedernehmen, wenn
-der Andre ihm nicht noch dreihundert Thaler dazu bezahlte.
-Weil nun durchaus kein andrer Rath war, so
-mu&szlig;te der Reiche mit dem Gelde heraus. Nun hatte der
-Arme sowohl Geld, als die M&uuml;hle, und da dauerte es
-denn nicht lange, so hatte er sich ein Haus gebau't, noch
-weit pr&auml;chtiger, als das, worin der Bruder wohnte. Mit
-der M&uuml;hle mahlte er so viel Gold zusammen, da&szlig; er die
-W&auml;nde mit lauter Goldplatten bekleiden konnte, und das
-Haus lag so nahe am Strande, da&szlig; man den Glanz
-davon schon von weitem auf dem Meer sah. Alle, die
-da vorbeisegelten, hielten dort an, um den reichen Mann
-in dem goldnen Hause zu besuchen und die wunderbare
-M&uuml;hle zu sehen; denn es ging davon ein Gerede weit
-und breit.</p>
-
-<p>Einmal kam auch ein Schiffer dort vorbei, der wollte
-ebenfalls die M&uuml;hle sehen, und als er sie gesehen hatte,
-fragte er, ob sie auch wohl Salz mahlen k&ouml;nne. &raquo;Ja,
-Salz kann sie auch mahlen,&laquo; sagte der Mann; und nun
-wollte der Schiffer sie ihm durchaus abkaufen, sie m&ouml;chte
-kosten, Was sie wolle; &raquo;denn habe ich die,&laquo; dachte er:
-&raquo;dann brauch' ich nicht immer so weit &uuml;ber's wilde Meer
-zu segeln, um Salz zu holen; sondern kann mir einen guten
-Tag pflegen.&laquo; Anfangs aber wollte der Mann sie
-durchaus nicht losschlagen; aber der Schiffer bat ihn so
-lange und so flehend, bis er sie ihm endlich f&uuml;r viele tausend
-Thaler verkaufte. Als nun der Schiffer die M&uuml;hle
-bekommen hatte, blieb er nicht lange in der Gegend; denn
-er dachte, dem Mann k&ouml;nne der Handel nachher wieder
-leid werden; er lie&szlig; sich auch nicht einmal so viel Zeit,
-da&szlig; er ihn fragte, wie er die M&uuml;hle stellen m&uuml;&szlig;te, sondern
-ging schnell auf sein Schiff und stie&szlig; von Land. Als
-er ein Ende hinausgekommen war in die gro&szlig;e See, nahm
-er seine M&uuml;hle hervor. &raquo;Mahl Salz, da&szlig; es Art hat!&laquo;
-rief er. Da fing die M&uuml;hle an und mahlte Salz, da&szlig;
-es knisterte und spr&uuml;h'te. Als der Schiffer sein Schiff
-voll hatte, wollte er die M&uuml;hle stopfen, aber wie er's auch
-anfing und sie stellen und drehen mochte, die M&uuml;hle mahlte
-immer fort, und der Salzhaufen wuchs h&ouml;her und immer
-h&ouml;her, und zuletzt versank das ganze Schiff ins Meer. Da
-steht nun die M&uuml;hle auf dem Meergrunde und mahlt noch
-den heutigen Tag, und daher kommt es, da&szlig; das Meerwasser
-salzig ist.</p>
-
-<hr class="narrow" />
-<h3><a name="kap21" id="kap21"></a>21.</h3>
-
-<div class="center">
- <p class="noindent">
- <b>Die Prinzessinn auf dem gl&auml;sernen Berg.</b>
- </p>
-</div>
-
-<p>Es war einmal ein Mann, der hatte eine Heuwiese, die
-lag auf einem Berg, und auf der Wiese stand ein Schoppen,
-worin er das Futter aufbewahrte. In den letzten
-Jahren aber war der Schoppen immer ziemlich leer gewesen;
-denn allemal in der St. Johannisnacht, wenn das
-Gras am sch&ouml;nsten und &uuml;ppigsten stand, wurde die Wiese
-ganz kahl, als ob eine Viehheerde da gegangen und das
-Gras abgefressen h&auml;tte. So geschah es das eine Jahr, und
-so geschah es das andre. Das verdro&szlig; endlich den Mann,
-und er sagte zu seinen S&ouml;hnen &mdash; er hatte drei, und
-der dritte hie&szlig; <span class="wide">Aschenbr&ouml;del</span>, musst Du wissen &mdash; es
-solle einer von ihnen in der St. Johannisnacht im Heuschoppen
-liegen und Acht geben, wie das Ding zusammenhinge;
-denn es k&ouml;nne nicht angehen, da&szlig; jedes Jahr das
-Gras mit Stumpf und Stiel abgefressen w&uuml;rde, sagte
-er. Nun machte zuerst der &auml;lteste Sohn sich auf; er wollte
-schon aufpassen, sagte er, und es sollten ihm weder Menschen,
-noch Vieh, noch der Teufel selbst das Gras von der Wiese
-stehlen. Darauf ging er hin und legte sich in dem Heuschoppen
-schlafen. Wie es aber auf die Nacht kam, entstand
-pl&ouml;tzlich ein solches Get&ouml;se und ein Erdbeben, da&szlig;
-Dach und W&auml;nde krachten. Dem Burschen ward angst
-und bange, und er sprang auf und lief davon, ohne sich
-umzusehen, und die Wiese wurde in dieser Nacht wieder
-eben so kahl, als in den beiden letzten Jahren.</p>
-
-<p>Den n&auml;chsten St. Johannis-Abend sagte der Mann
-wieder, es k&ouml;nne nicht angehen, da&szlig; sie jedes Jahr ihr
-Heu auf der Wiese einb&uuml;&szlig;en sollten, es m&uuml;sse einer von
-den S&ouml;hnen die Nacht &uuml;ber im Schoppen schlafen und gut
-aufpassen. Da machte sich denn der zweite Sohn auf; aber
-es ging ihm nicht besser, als seinem Bruder; denn in der
-Nacht entstand wieder ein Get&ouml;se und ein Erdbeben, noch
-weit furchtbarer, als in der vorigen Johannis-Nacht.
-Dem Burschen ward angst und bange, und er sprang auf
-und schwang die Fersen, als ob's f&uuml;r Geld ginge.</p>
-
-<p>Das Jahr darauf kam die Reihe an Aschenbr&ouml;del.
-Als er sich aber anschickte, nach der Wiese zu gehen,
-fingen die andern Beiden an zu lachen und machten sich
-&uuml;ber ihn lustig. &raquo;Ja, Du bist eben der Rechte, um das
-Heu zu h&uuml;ten,&laquo; sagten sie: &raquo;Du, der Du nichts Anders
-gelernt hast, als in der Asche zu sitzen und Dich zu
-braten.&laquo; Aber Aschenbr&ouml;del bek&uuml;mmerte sich nicht um
-ihr Geschw&auml;tz, sondern als es Abend wurde, ging er
-gradezu nach der Wiese. Als er eine Weile im Schoppen
-gelegen hatte, fing es an zu donnern und zu
-krachen. &raquo;O, wenn's nicht schlimmer wird, so kann ich's
-aushalten,&laquo; dachte Aschenbr&ouml;del. Als er noch eine Weile
-gelegen hatte, entstand ein Krachen und ein Erdbeben,
-da&szlig; die Heuhalme umherstoben. &raquo;O, wenn's nicht schlimmer
-wird, so halt ich's aus,&laquo; dachte Aschenbr&ouml;del. Bald
-darauf kam ein drittes Krachen und Erdbeben, so da&szlig; der
-Bursch glaubte, Dach und W&auml;nde w&uuml;rden zusammenst&uuml;rzen;
-als das aber vorbei war, wurde es m&auml;uschenstill.
-&raquo;Ob's wohl wiederkommt?&laquo; dachte Aschenbr&ouml;del; aber
-es kam nicht wieder. Nach einer Weile d&auml;uchte es dem
-Burschen, als ob drau&szlig;en vor dem Schoppen ein Pferd
-st&auml;nde und gras'te. Er schlich sich daher an die Th&uuml;r
-und guckte durch die Ritze, und da sah er denn ein Pferd
-stehen, welches das Gras abbi&szlig;; aber ein so gro&szlig;es und
-stattliches Pferd hatte Aschenbr&ouml;del noch nie gesehen, und
-auf dem R&uuml;cken trug es Sattel und Gebi&szlig; und eine vollst&auml;ndige
-R&uuml;stung f&uuml;r einen Ritter. Alles aber war von
-Kupfer, und so blank, da&szlig; es glitzerte. &raquo;Haha! bist Du
-es, der uns immer das Gras abfrisst?&laquo; dachte der Bursch:
-&raquo;aber das will ich Dir schon verbieten.&laquo; Er nahm darauf
-schnell sein Feuerstahl aus der Tasche und warf es &uuml;ber
-das Pferd; da konnte es sich nicht vom Fleck r&uuml;hren, sondern
-war so zahm, da&szlig; der Bursch mit ihm machen konnte,
-Was er wollte. Er setzte sich nun darauf und ritt damit
-nach einem Ort hin, den Niemand kannte, als er allein,
-und da brachte er es in Verwahrsam. Als er wieder
-nach Hause kam, fingen seine Br&uuml;der an zu lachen und
-fragten ihn, wie es denn gegangen sei. &raquo;Du bliebst wohl
-nicht lange in dem Schoppen liegen,&laquo; sagten sie: &raquo;wenn
-Du sonst &uuml;berhaupt nach der Wiese gekommen bist.&laquo; &mdash;
-&raquo;Ich habe so lange in dem Schoppen gelegen, bis die
-Sonne aufging,&laquo; sagte der Bursch: &raquo;aber ich habe Nichts
-geh&ouml;rt, noch gesehen. Gott mag wissen, Was es ist, das
-Euch so in Furcht gejagt hat.&laquo; &mdash; &raquo;Ja, wir werden bald
-sehen, wie Du die Wiese geh&uuml;tet hast,&laquo; versetzten die Br&uuml;der.
-Als sie aber hinkamen, stand das Gras da eben so
-hoch und so dicht, als den Tag zuvor.</p>
-
-<p>Den n&auml;chsten Johannis war es wieder das alte Lied.
-Keiner von den beiden Br&uuml;dern wollte nach dem Schoppen
-gehen und die Wiese h&uuml;ten, aber Aschenbr&ouml;del, der wollte.
-Nun ging es wieder eben so, wie in der vorigen Johannis-Nacht:
-zuerst kam wieder ein furchtbares Get&ouml;se und ein
-Erdbeben, dann noch einmal, und endlich zum dritten Mal;
-aber alle drei Erdbeben waren diesmal weit st&auml;rker, als
-das vorige Jahr. Darauf ward es pl&ouml;tzlich ganz still,
-und der Bursch h&ouml;rte Etwas drau&szlig;en vor dem Schoppen
-knuppern; er schlich sich nun wieder ganz leise nach der
-Th&uuml;r und guckte durch die Ritze. Ja, richtig! da stand
-wieder ein Pferd dicht an der Mauer und fra&szlig; das Gras
-ab; aber das war noch weit gr&ouml;&szlig;er und stattlicher, als
-das vorige, und auf dem R&uuml;cken lagen Sattel und Gebi&szlig;
-und eine vollst&auml;ndige R&uuml;stung f&uuml;r einen Ritter &mdash; Alles
-von blankem Silber, und so pr&auml;chtig, wie man's nur sehen
-kann. &raquo;Haha! bist Du es, der uns in dieser Nacht das
-Gras abfressen wollte?&laquo; dachte der Bursch: &raquo;aber das will ich
-Dir verbieten,&laquo; und damit nahm er schnell sein Feuerstahl
-aus der Tasche und warf es dem Pferd &uuml;ber die M&auml;hne,
-und nun stand es da, so fromm und so zahm, wie ein
-Lamm. Da setzte der Bursch sich drauf und ritt damit
-nach demselben Ort hin, wo er das andre Pferd stehen
-hatte, und dann ging er wieder nach Hause. &raquo;Heute sieht
-es wohl sch&ouml;n aus auf der Heuwiese,&laquo; sagten die Br&uuml;der.
-&raquo;O ja, ganz gut,&laquo; versetzte Aschenbr&ouml;del. Sie wollten
-nun hin und zusehen, und als sie hinkamen, stand das
-Gras da so hoch und so sch&ouml;n, da&szlig; es nur eine Lust
-war; aber die Br&uuml;der wurden darum nicht freundlicher
-gegen Aschenbr&ouml;del.</p>
-
-<p>Als die dritte Johannis-Nacht herankam, wollte
-wieder Keiner von den beiden &auml;ltesten Br&uuml;dern in dem
-Heuschoppen liegen und die Wiese h&uuml;ten; denn sie waren
-noch so eingesch&uuml;chtert von der ersten Nacht her, die sie da
-gelegen hatten, da&szlig; sie's gar nicht wieder vergessen konnten.
-Da mu&szlig;te sich denn Aschenbr&ouml;del wieder aufmachen;
-und nun ging es wieder eben so, wie die beiden vorigen
-Male: es kamen wieder drei Erdbeben, das eine noch
-immer st&auml;rker, als das andre, und bei dem letzten
-tanzte der Bursch von der einen Schoppenwand zur andern;
-aber darauf wurde es m&auml;uschenstill. Als der Bursch nun
-noch eine Weile gelegen hatte, h&ouml;rte er wieder drau&szlig;en
-vor dem Schoppen Etwas knuppern. Er schlich sich nun
-leise nach der Th&uuml;r und guckte durch die Ritze &mdash; da stand
-denn wieder ein Pferd da, noch weit gr&ouml;&szlig;er und stattlicher,
-als die beiden andern, die er schon gefangen hatte. &raquo;Haha!
-bist Du es, der mir diese Nacht das Gras abfressen wollte?&laquo;
-dachte der Bursch: &raquo;aber das will ich Dir schon verbieten;&laquo;
-und damit nahm er sein Feuerstahl und warf es &uuml;ber das
-Pferd, und da stand es auf dem Fleck so fest, als w&auml;r' es dran
-genagelt, und der Bursch konnte mit ihm machen, Was er
-wollte; er ritt es nun nach demselben Ort hin, wo er schon
-die beiden andern Pferde stehen hatte, und ging dann
-nach Hause. Die beiden Br&uuml;der machten sich wieder
-&uuml;ber ihn lustig, eben so wie die beiden vorigen Male.
-Diese Nacht, sagten sie, h&auml;tte er die Wiese wohl gut geh&uuml;tet,
-denn er s&auml;he ja aus, als ob er noch im Schlaf
-ginge, und Was Dergleichen Mehr war. Aber Aschenbr&ouml;del
-that, als ob er nicht darauf achte, sondern sagte
-blo&szlig;, sie m&ouml;chten nur hingehen und zusehen; das thaten
-sie denn auch; aber das Gras stand da eben so sch&ouml;n und
-&uuml;ppig, als den Tag zuvor.</p>
-
-<p>Um diese Zeit geschah es, da&szlig; der K&ouml;nig des Landes,
-in welchem Aschenbr&ouml;dels Vater wohnte, ein Aufgebot in
-seinem ganzen Reich ergehen lie&szlig;. Der K&ouml;nig hatte n&auml;mlich
-eine Tochter von wunderlieblicher Sch&ouml;nheit, und die
-wollte er verheirathen. Die Tochter aber sa&szlig; mit drei goldnen
-&Auml;pfeln in ihrem Scho&szlig; oben auf einem hohen gl&auml;sernen
-Berg, der war so glatt wie Eis und so blank wie ein
-Spiegel. Wer nun auf den Berg reiten und ihr die drei
-&Auml;pfel aus dem Scho&szlig; nehmen k&ouml;nnte, der sollte die Prinzessinn
-und das halbe Reich haben; das hatte der K&ouml;nig
-in allen Kirchd&ouml;rfern in seinem ganzen Reich und noch in
-vielen andern K&ouml;nigreichen bekannt machen lassen. Weil
-nun die Prinzessinn so au&szlig;erordentlich sch&ouml;n war, da&szlig;
-Jeder, der sie nur ansah, sogleich in sie verliebt ward,
-er mochte wollen, oder nicht, so hatten alle Prinzen und
-Ritter gro&szlig;e Lust, sie und das halbe K&ouml;nigreich zu gewinnen,
-und kamen daher von allen Enden der Welt geritten,
-so stattlich, da&szlig; man den Glanz schon von weitem
-sah; und ihre Pferde gingen einher, als ob sie unter ihnen
-tanzten &mdash; kurz, es war Niemand, der nicht daran dachte,
-die Prinzessinn und das halbe Reich zu gewinnen.</p>
-
-<p>Als nun der Tag gekommen war, den der K&ouml;nig zu dem
-Ritt bestimmt hatte, waren so viele Prinzen und Ritter
-um den gl&auml;sernen Berg versammelt, da&szlig; es von ihnen
-wimmelte; und Jeder, der nur kriechen konnte, wollte hin
-und sehen, Wer die K&ouml;nigstochter gew&ouml;nne, und die beiden
-Br&uuml;der von Aschenbr&ouml;del wollten auch hin, aber Aschenbr&ouml;del
-wollten sie nicht mit haben, denn h&auml;tten sie einen
-solchen Wechselbalg bei sich, so schwarz und abscheulich
-wie er, der immer da liege und in der Asche w&uuml;hle, sagten
-sie, dann w&uuml;rden die Leute sich nur &uuml;ber sie lustig
-machen. Aschenbr&ouml;del aber sagte, es w&auml;r' ihm ganz einerlei,
-er bliebe auch eben so gern zu Hause. Als nun die
-beiden Br&uuml;der zu dem gl&auml;sernen Berg kamen, versuchten
-schon alle Ritter und Prinzen den Ritt, und sie ritten,
-da&szlig; die Pferde unter ihnen sch&auml;umten; aber es half ihnen
-Alles nichts; denn sowie nur das Pferd den Fu&szlig; an den
-Berg setzte, glitt es immer wieder aus, und es war
-kein Einziger da, der nur ein paar Ellen lang an dem
-Berg hinauf gekommen w&auml;re, und das war eben nicht zu
-verwundern, denn der Berg war so glatt wie ein Spiegel,
-und so steil wie eine Wand. Alle aber wollten gern die
-K&ouml;nigstochter und das halbe Reich gewinnen, und sie ritten
-und sie glitten, aber Alles umsonst. Zuletzt waren
-alle Pferde schon so ausgemattet, da&szlig; sie nicht mehr vom
-Fleck konnten, und &uuml;ber und &uuml;ber waren sie mit Schwei&szlig;
-bedeckt, und der Schaum stand ihnen vor dem Mund.
-Da mu&szlig;ten sich denn die Prinzen und Ritter endlich geben.
-Der K&ouml;nig wollte nun schon bekannt machen lassen, da&szlig;
-das Wettreiten den n&auml;chsten Tag wieder anfangen sollte,
-ob's dann vielleicht Einem gelingen m&ouml;chte; aber in demselben
-Augenblick kam ein Ritter in einer kupfernen R&uuml;stung
-daher, die war so blank, da&szlig; man sich darin spiegeln
-konnte, und das Pferd, das er ritt, war so gro&szlig;
-und so stattlich, wie noch Keiner ein solches Pferd je gesehen
-hatte. Die andern Prinzen und Ritter aber riefen
-ihm zu, er k&ouml;nne sich gern die M&uuml;he sparen, den Ritt
-zu versuchen, denn es w&uuml;rde ihm doch nichts helfen.
-Jener konnte aber auf dem Ohr nicht h&ouml;ren, sondern ritt
-grade auf den gl&auml;sernen Berg zu und hinan und hinauf,
-als w&auml;r' es gar Nichts gewesen. Als er aber um das
-erste Drittheil hinaufgekommen war, lenkte er mit dem
-Pferd um und ritt wieder zur&uuml;ck. Einen so sch&ouml;nen Ritter
-hatte die Prinzessinn noch nie zuvor gesehen, und sie dachte
-bei sich selbst: &raquo;Ach Gott, wenn er doch nur heraufk&auml;me!&laquo;
-Als sie aber sah, da&szlig; er mit dem Pferd wieder umlenkte,
-warf sie ihm einen von den goldnen &Auml;pfeln nach, und der
-rollte hinab in seinen Schuh. Sobald der fremde Ritter
-wieder unten war, gab er seinem Pferd die Spornen und
-jagte davon, und Niemand wu&szlig;te, wo er gestoben oder
-geflogen war. Am Abend sollten alle Prinzen und Ritter
-vor dem K&ouml;nig erscheinen, damit Der, welcher an dem
-gl&auml;sernen Berg hinaufgeritten sei, den goldnen Apfel aufzeigen
-k&ouml;nne, den die K&ouml;nigstochter ihm zugeworfen hatte.
-Aber da war Keiner, der Etwas aufzeigen konnte; der
-Eine kam nach dem Andern, aber den goldnen Apfel hatte
-Niemand.</p>
-
-<p>Als nun die Br&uuml;der Aschenbr&ouml;dels wieder nach Hause
-kamen, erz&auml;hlten sie ein Langes und Breites von dem Ritt
-auf den gl&auml;sernen Berg: wie zuerst Keiner auch nur einen
-Schritt lang an dem Berg h&auml;tte hinaufkommen k&ouml;nnen,
-und wie nachher Einer gekommen w&auml;re in einer kupfernen
-R&uuml;stung, so blank, da&szlig; man sich darin spiegeln konnte,
-&raquo;und das war ein Bursch,&laquo; sagten sie: &raquo;der konnte reiten;
-er ritt wohl &uuml;ber den dritten Theil an dem gl&auml;sernen
-Berg hinauf, und er h&auml;tte auch wohl ganz hinaufreiten
-k&ouml;nnen, wenn er blo&szlig; gewollt h&auml;tte; aber da kehrte er
-wieder um, denn er mochte wohl denken, es sei Genug
-f&uuml;r das Mal.&laquo; &mdash; &raquo;O, den h&auml;tt' ich auch wohl sehen
-m&ouml;gen!&laquo; sagte Aschenbr&ouml;del &mdash; er sa&szlig; auf dem Herd und
-w&uuml;hlte in der Asche, wie er gew&ouml;hnlich zu thun pflegte.
-&raquo;Ja, Du!&laquo; sagten die Br&uuml;der: &raquo;Du siehst auch darnach
-aus, da&szlig; Du Dich vor so hohen Herrschaften kannst sehen
-lassen, Du abscheuliches Biest, so wie Du da sitzest!&laquo;</p>
-
-<p>Den andern Tag wollten die Br&uuml;der wieder nach dem
-gl&auml;sernen Berg, und Aschenbr&ouml;del bat sie auch das Mal,
-sie m&ouml;chten ihn doch mitnehmen, damit er auch zusehen
-k&ouml;nne; aber nein, das ging nicht an, dazu w&auml;r' er viel zu
-h&auml;&szlig;lich, sagten sie. &raquo;Ei nun, so bleib' ich auch eben so
-gern zu Hause,&laquo; sagte Aschenbr&ouml;del. Als die Br&uuml;der zu
-dem Berg kamen, begannen eben die Ritter und Prinzen
-wieder ihr Wettreiten, und das Mal hatten sie ihre Pferde
-geh&ouml;rig beschlagen lassen, kannst Du glauben; aber es half
-ihnen doch Alles nichts, sie ritten und sie glitten eben so,
-wie den vorigen Tag, und Keiner kam auch nur eine Elle
-lang an dem Berg hinauf; und als sie ihre Pferde so lange
-abgequ&auml;lt hatten, da&szlig; sie nicht mehr von der Stelle konnten,
-mu&szlig;ten sie alle wieder aufhalten. Nun wollte der
-K&ouml;nig schon bekannt machen lassen, da&szlig; das Wettreiten
-den n&auml;chsten Tag zum letzten Mal vor sich gehen sollte,
-ob's dann vielleicht noch Einem gel&auml;nge; da fiel ihm aber
-der Ritter mit der kupfernen R&uuml;stung ein, und er beschlo&szlig;,
-noch ein wenig zu warten, ob er sich etwa noch einfinden
-m&ouml;chte. Aber der Ritter mit der kupfernen R&uuml;stung fand
-sich nicht ein; dagegen aber kam nach einer Weile ein anderer
-Ritter daher gesprengt, der trug eine silberne R&uuml;stung,
-die blitzte schon von weitem, und das Ro&szlig;, welches
-er ritt, war noch weit gr&ouml;&szlig;er und stattlicher, als das des
-kupfernen Ritters von gestern. Die Ritter und Prinzen
-riefen ihm zwar zu, er k&ouml;nne sich gern die M&uuml;he sparen,
-den Ritt zu versuchen, denn es w&uuml;rde ihm doch nichts
-helfen; aber er achtete nicht darauf, sondern ritt grade auf
-den gl&auml;sernen Berg zu und hinan und hinauf, noch viel
-weiter, als der in der kupfernen R&uuml;stung. Als er aber
-um zwei Drittheile hinaufgekommen war, lenkte er mit
-seinem Pferd um und ritt wieder zur&uuml;ck. <span class="wide">Den</span> Ritter mochte
-nun die Prinzessinn noch lieber leiden, als den von gestern,
-und sie w&uuml;nschte, da&szlig; er doch nur ganz hinaufkommen
-m&ouml;chte. Als sie aber sah, da&szlig; er wieder umkehrte, warf
-sie ihm den andern Apfel nach, und der rollte hinunter
-in seinen Schuh. Der Ritter aber jagte schnell davon,
-und Niemand wu&szlig;te, wo er geblieben war.</p>
-
-<p>Am Abend sollten wieder Alle vor dem K&ouml;nig und
-der Prinzessinn erscheinen, damit Der, welcher den goldnen
-Apfel h&auml;tte, ihn aufweisen k&ouml;nne; aber den goldnen Apfel
-hatte Niemand.</p>
-
-<p>Die Br&uuml;der erz&auml;hlten zu Hause wieder, wie sich Alles
-zugetragen hatte. &raquo;Alle Prinzen und Ritter, die da versammelt
-waren,&laquo; sagten sie: &raquo;konnten Nichts ausrichten;
-zuletzt aber kam Einer mit einer silbernen R&uuml;stung &mdash; Wetter
-nicht mal! der konnte reiten! Er kam wohl &uuml;ber zwei
-Drittheile an dem Berg hinauf, und da kehrte er wieder
-um. Aber das war ein Bursch! und die Prinzessinn warf
-ihm den zweiten Apfel nach.&laquo; &mdash; &raquo;Ach, den h&auml;tt' ich
-auch wohl sehen m&ouml;gen!&laquo; sagte Aschenbr&ouml;del. &raquo;Ja, er
-war ein wenig blanker, als die Asche, worin Du w&uuml;hlst,
-Du schwarzes Biest!&laquo; sagten die Br&uuml;der.</p>
-
-<p>Am dritten Tag ging es wieder ungef&auml;hr eben
-so: Aschenbr&ouml;del wollte wieder mit und zusehen; aber
-die Br&uuml;der wollten ihn durchaus nicht mitnehmen. Als
-sie zu dem gl&auml;sernen Berg kamen, konnte wieder Niemand
-auch nur eine Elle lang hinaufkommen. Alle
-warteten nun auf den Ritter mit der silbernen
-R&uuml;stung; aber der war weder zu sehen, noch zu h&ouml;ren. Endlich
-kam ein Ritter in einer goldenen R&uuml;stung dahergesprengt,
-die strahlte, da&szlig; man den Glanz schon weit in
-der Ferne sehen konnte, und das Pferd, das er ritt, war
-so gro&szlig; und so stattlich, da&szlig; Keiner noch dergleichen je
-gesehen hatte. Die Prinzen und Ritter konnten vor lauter
-Verwunderung ihm nicht einmal zurufen, da&szlig; er sich
-die M&uuml;he sparen solle, den Ritt zu versuchen, und ehe sie
-sich's versahen, war er schon bei dem gl&auml;sernen Berg und
-sprengte hinauf, als w&auml;r' es gar Nichts gewesen, so da&szlig;
-die Prinzessinn nicht einmal Zeit bekam, zu w&uuml;nschen, er
-m&ouml;chte doch ganz hinaufkommen. Oben nahm er ihr den
-dritten goldnen Apfel aus dem Scho&szlig;, lenkte dann mit
-seinem Pferd wieder um &mdash; und fort war er, als w&auml;r' er
-verschwunden.</p>
-
-<p>Als am Abend die Br&uuml;der nach Hause kamen, erz&auml;hlten
-sie wieder ein Langes und Breites von dem Wettreiten
-an dem Tage, und zuletzt erz&auml;hlten sie auch von
-dem Ritter mit der goldnen R&uuml;stung. &raquo;Das war aber
-ein Bursch!&laquo; sagten sie: &raquo;einen so stattlichen Ritter giebt's
-nicht mehr in der Welt.&laquo; &mdash; &raquo;O, den h&auml;tt' ich auch wohl
-sehen m&ouml;gen!&laquo; sagte Aschenbr&ouml;del. &raquo;Ja, es blitzt nicht
-v&ouml;llig so in der Asche, worin Du immer w&uuml;hlst, Du
-schwarzes Biest!&laquo; sagten die Br&uuml;der.</p>
-
-<p>Tages darauf sollten alle Prinzen und Ritter vor
-dem K&ouml;nig und der Prinzessinn erscheinen, &mdash; denn am
-Abend, glaub' ich, war es schon zu sp&auml;t geworden &mdash; damit
-Der, welcher den goldnen Apfel h&auml;tte, ihn aufweisen
-k&ouml;nne. Es kam nun Einer nach dem Andern, erst kamen alle
-Prinzen, und dann die Ritter; aber den goldnen Apfel
-hatte Niemand. &raquo;Ja, Einer mu&szlig; ihn doch haben,&laquo; sagte
-der K&ouml;nig; &raquo;denn wir sahen es ja alle mit unsern Augen,
-wie er da den Berg hinaufritt und ihn der Prinzessinn
-aus dem Scho&szlig; nahm.&laquo; Da sich aber Niemand meldete,
-gab endlich der K&ouml;nig den Befehl, da&szlig; alle Leute in seinem
-ganzen Land aufs Schlo&szlig; kommen sollten, damit Der, welcher
-den goldnen Apfel h&auml;tte, ihn aufweise. Es kam nun
-Einer nach dem Andern; aber den goldnen Apfel hatte
-Niemand. Endlich kamen auch die beiden Br&uuml;der von
-Aschenbr&ouml;del; sie waren die letzten. Darauf fragte der K&ouml;nig,
-ob denn gar nicht mehr Leute in seinem Reich w&auml;ren.
-&raquo;Ja, wir haben noch einen Bruder zu Hause,&laquo; sagten
-die Beiden: &raquo;aber der hat den goldnen Apfel wohl
-nicht genommen; denn er ist in der Zeit nicht aus dem
-Aschhaufen gekommen.&laquo; &mdash; &raquo;Einerlei,&laquo; sagte der K&ouml;nig:
-&raquo;sind alle die Andern hier gewesen, so mag er auch kommen!&laquo;
-und da mu&szlig;te denn Aschenbr&ouml;del auch aufs Schlo&szlig;.
-&raquo;Hast Du den goldnen Apfel, Du?&laquo; fragte ihn der K&ouml;nig.
-&raquo;Ja, hier ist er, und hier ist der andre, und hier ist
-der dritte,&laquo; sagte Aschenbr&ouml;del, indem er alle drei goldenen
-&Auml;pfel aus der Tasche nahm; und in demselben Augenblick
-warf er seine russigen Kleider ab und stand nun
-da in seiner goldenen R&uuml;stung, da&szlig; es nur so blitzte.
-&raquo;Ja, Du sollst meine Tochter und das halbe Reich haben,&laquo;
-sagte der K&ouml;nig: &raquo;denn Du hast beides ehrlich
-verdient.&laquo; Darauf wurde die Hochzeit gehalten, und Aschenbr&ouml;del
-bekam die Prinzessinn und das halbe Reich. Bei
-der Hochzeit aber ging's lustig her; denn Hochzeit feiern
-konnten sie alle, wenn sie auch nicht auf den gl&auml;sernen
-Berg reiten konnten; und haben sie nicht aufgeh&ouml;rt zu
-feiern, so feiern sie noch.</p>
-
-<hr class="narrow" />
-<h3><a name="kap22" id="kap22"></a>22.</h3>
-
-<div class="center">
- <p class="noindent">
- <b>Schmierbock.</b>
- </p>
-</div>
-
-<p>Es war einmal eine Frau, die hatte einen kleinen Knaben,
-der war so dick und so fett und mochte immer so
-gern gute Bissen, und darum nannte die Mutter ihn
-<span class="wide">Schmierbock</span>; auch hatte sie einen kleinen allerliebsten
-Hund, welchen sie <span class="wide">Goldzahn</span> nannte. Nun stand die
-Frau einmal beim Backtrog und backte Brod; da fing der
-Hund pl&ouml;tzlich an zu bellen.</p>
-
-<p>&raquo;Lauf mal hinaus, Schmierbock,&laquo; sagte die Frau: &raquo;und
-sieh zu, wonach Goldzahn so bellt.&laquo; Da lief der Knabe
-hinaus, kam wieder herein und sagte:</p>
-
-<p>&raquo;Na, Gott steh uns bei! da kommt ein gro&szlig;es, langes
-Trollweib her mit dem Kopf unter dem Arm und einem
-Sack auf dem R&uuml;cken.&laquo; &mdash;</p>
-
-<p>&raquo;Kriech unter den Backtrog und versteck Dich!&laquo; sagte
-seine Mutter.</p>
-
-<p>Nun kam das Trollweib an. &raquo;Guten Tag!&laquo; sagte sie.</p>
-
-<p>&raquo;Sch&ouml;nen Dank!&laquo; sagte die Mutter von Schmierbock.</p>
-
-<p>&raquo;Ist Schmierbock nicht zu Hause?&laquo; fragte das Weib.</p>
-
-<p>&raquo;Nein, er ist mit seinem Vater im Holz und f&auml;ngt
-Waldh&uuml;hner,&laquo; versetzte die Frau.</p>
-
-<p>&raquo;Das w&auml;r' der Troll!&laquo; sagte das Weib: &raquo;ich hab'
-ein kleines silbernes Messer, das wollt' ich ihm gern schenken.&laquo; &mdash;</p>
-
-<p>&raquo;Pip! pip! hier bin ich!&laquo; sagte Schmierbock unter
-dem Backtrog und kroch hervor.</p>
-
-<p>&raquo;Ich bin so alt und bin schon so steif im R&uuml;cken,&laquo;
-sagte das Trollweib: &raquo;Du musst in den Sack kriechen und
-es Dir selbst holen.&laquo;</p>
-
-<p>Wie nun Schmierbock in den Sack gekrochen war,
-schwang das Weib ihn auf den R&uuml;cken und ging damit
-fort. Als sie aber ein Ende gegangen war, wurde sie
-m&uuml;de und fragte: &raquo;Wie weit ist es noch bis zur Schlafstelle?&laquo; &mdash;</p>
-
-<p>&raquo;Ein Halbviertel Weges,&laquo; antwortete Schmierbock.</p>
-
-<p>Da setzte das Weib den Sack am Wege nieder, strich
-durch's Unterholz und legte sich schlafen. Nun benutzte
-Schmierbock die Gelegenheit, nahm sein Messer, schnitt damit
-ein Loch in den Sack und kroch heraus; dann legte
-er eine gro&szlig;e Kienwurzel an die Stelle und lief wieder
-nach Hause zu seiner Mutter. Als nun das Trollweib in
-ihrer Wohnung ankam und sah, Was sie im Sack hatte,
-da wurde sie so b&ouml;se, da&szlig; es gar nicht zu sagen ist.</p>
-
-<p>Tages darauf stand die Frau abermals beim Trog
-und backte Brod; da begann der Hund pl&ouml;tzlich wieder zu
-bellen. &raquo;Lauf mal hinaus, Schmierbock,&laquo; sagte die Frau:
-&raquo;und sieh zu, wonach Goldzahn so bellt.&laquo; &mdash;</p>
-
-<p>&raquo;Nun seh mal Einer das abscheuliche Biest!&laquo; sagte
-Schmierbock: &raquo;da kommt sie wieder mit dem Kopf unter
-dem Arm und einem gro&szlig;en Sack auf dem R&uuml;cken.&laquo; &mdash;</p>
-
-<p>&raquo;Kriech unter den Backtrog und versteck Dich!&laquo; sagte
-seine Mutter.</p>
-
-<p>Nun kam das Trollweib an. &raquo;Guten Tag!&laquo; sagte
-sie: &raquo;ist Schmierbock nicht zu Hause?&laquo; &mdash;</p>
-
-<p>&raquo;Ei, was wollt' er zu Hause sein!&laquo; sagte die Frau:
-&raquo;er ist mit seinem Vater im Holz und f&auml;ngt Waldh&uuml;hner.&laquo; &mdash;</p>
-
-<p>&raquo;Das w&auml;r' der Troll!&laquo; sagte das Weib: &raquo;ich hab'
-ihm sonst eine sch&ouml;ne silberne Gabel mitgebracht, die wollt'
-ich ihm schenken.&laquo;</p>
-
-<p>&raquo;Pip! pip! hier bin ich!&laquo; sagte Schmierbock und kroch
-hervor.</p>
-
-<p>&raquo;Ich bin so steif im R&uuml;cken,&laquo; sagte das Trollweib:
-&raquo;Du musst selbst in den Sack kriechen und sie Dir holen.&laquo;
-Als nun Schmierbock in den Sack gekrochen war, schwang
-das Weib ihn auf den R&uuml;cken und ging fort. Wie sie
-aber ein Ende gegangen war, wurde sie wieder m&uuml;de und
-fragte: &raquo;Wie weit ist es noch bis zur Schlafstelle?&laquo; &mdash;</p>
-
-<p>&raquo;Eine halbe Meile,&laquo; antwortete Schmierbock.</p>
-
-<p>Da setzte das Weib den Sack am Wege nieder, strich
-durch den Wald und legte sich schlafen. Indessen aber
-benutzte Schmierbock die Gelegenheit, schnitt ein Loch in
-den Sack und kroch heraus; dann legte er einen gro&szlig;en
-Stein an die Stelle und lief wieder nach Hause zu seiner
-Mutter. Als nun das Trollweib in ihrer Wohnung
-ankam, machte sie ein gro&szlig;es Feuer auf dem Herd an, h&auml;ngte
-einen gro&szlig;en Kessel dar&uuml;ber und wollte Schmierbock kochen.
-Als sie ihn aber in den Kessel sch&uuml;tten wollte, fiel der
-Stein heraus und schlug den Boden entzwei, so da&szlig; alles
-Wasser herauslief und das Feuer ausl&ouml;schte. Da wurde
-das Weib ganz w&uuml;thend und sagte: &raquo;Wenn er sich auch
-noch so sehr str&auml;ubt, ich will ihn doch schon kriegen.&laquo;</p>
-
-<p>Das dritte Mal ging es wieder eben so. Goldzahn
-fing wieder an zu bellen, und da sagte die Mutter zu dem
-Knaben: &raquo;Geh mal hinaus, Schmierbock, und sieh zu, wonach
-Goldzahn so bellt.&laquo;</p>
-
-<p>Schmierbock lief hinaus, kam wieder herein und sagte:
-&raquo;Na, Gott steh uns bei! Da kommt wieder das Trollmensch
-mit dem Kopf unter dem Arm und einem Sack
-auf dem R&uuml;cken.&laquo; &mdash;</p>
-
-<p>&raquo;Kriech unter den Backtrog und versteck' Dich!&laquo; sagte
-die Mutter.</p>
-
-<p>Es dauerte nicht lange, so kam das Trollweib an.
-&raquo;Guten Tag!&laquo; sagte sie: &raquo;ist Schmierbock nicht zu Hause?&laquo; &mdash;</p>
-
-<p>&raquo;Ei was wollt' er zu Hause sein!&laquo; sagte die Mutter:
-&raquo;er ist mit seinem Vater im Holz und f&auml;ngt Waldh&uuml;hner.&laquo; &mdash;</p>
-
-<p>&raquo;Das w&auml;r' der Troll!&laquo; sagte das Weib: &raquo;ich habe
-sonst einen h&uuml;bschen silbernen L&ouml;ffel mitgebracht, den wollt'
-ich ihm schenken.&laquo; &mdash;</p>
-
-<p>&raquo;Pip! pip! hier bin ich!&laquo; sagte Schmierbock und kroch
-unter dem Backtrog hervor.</p>
-
-<p>&raquo;Ich bin so steif im R&uuml;cken,&laquo; sagte das Trollweib:
-&raquo;Du musst selbst in den Sack kriechen und ihn Dir holen.&laquo;
-Als Schmierbock hineingekrochen war, schwang das Weib
-den Sack wieder auf den R&uuml;cken und ging fort. Das
-Mal aber legte sie sich nicht wieder im Wald schlafen, sondern
-trug Schmierbock gradesweges nach ihrem Hause.
-Als sie dort ankam, war es grade Sonntag; darum sagte
-sie zu ihrer Tochter:</p>
-
-<p>&raquo;Nimm diesen Schmierbock und schlachte ihn und koch
-Suppe davon; die mu&szlig; aber fertig sein, wenn ich zur&uuml;ckkomme;
-denn ich gehe jetzt mit Deinem Vater in die Kirche,
-um Fremde zu bitten.&laquo;</p>
-
-<p>Als nun das Trollpack gegangen war, wollte die Tochter
-den Schmierbock schlachten; aber sie wu&szlig;te gar nicht,
-wie sie das anfangen sollte.</p>
-
-<p>&raquo;Wart, ich will Dir's zeigen, wie Du's machen musst,&laquo;
-sagte Schmierbock: &raquo;Lege nur Deinen Kopf auf die Bank,
-dann sollst Du mal sehen.&laquo;</p>
-
-<p>Das that denn das arme M&auml;dchen auch; aber da nahm
-Schmierbock die Axt und hieb ihr damit den Kopf ab, als
-w&auml;r's ein K&uuml;ken gewesen. Dann legte er den Kopf ins
-Bett und den Rumpf in den Kessel und kochte Suppe davon;
-und als er das gethan hatte, nahm er die Kienwurzel
-und den Stein und kroch damit in den Schornstein
-hinauf.</p>
-
-<p>Als darauf das Trollweib mit ihrem Mann wieder
-nach Hause kam, und sie den Kopf im Bett liegen sahen,
-meinten sie, es w&auml;re die Tochter, die schliefe; sie wollten
-sie nun nicht aufwecken, sondern gingen zum Kessel, um
-die Suppe zu kosten.</p>
-
-<p>&raquo;Schmeckt gut, die Schmierbocksuppe!&laquo; sagte das
-Trollweib.</p>
-
-<p>&raquo;Schmeckt gut, die Tochtersuppe!&laquo; sagte Schmierbock
-oben im Schornstein; aber das h&ouml;rten sie nicht recht.</p>
-
-<p>Darauf nahm der Troll den L&ouml;ffel und wollte auch
-die Suppe kosten.</p>
-
-<p>&raquo;Schmeckt gut, die Schmierbocksuppe!&laquo; sagte er.</p>
-
-<p>&raquo;Schmeckt gut, die Tochtersuppe!&laquo; sagte Schmierbock
-im Schornstein.</p>
-
-<p>Da wurden sie aufmerksam und konnten nicht begreifen,
-Wer es sei, der da im Schornstein schwatze; sie stiegen
-daher auf den Herd und wollten zusehen. Aber da
-nahm Schmierbock die Kienwurzel und den Stein und warf
-sie damit auf den Kopf, so da&szlig; sie todt umfielen. Als
-Schmierbock das sah, stieg er wieder herunter, nahm all
-das Gold und Silber, was er da vorfand, und reis'te damit
-nach Hause zu seiner Mutter. Und nun war Schmierbock
-ein reicher Mann.</p>
-
-<p>&nbsp;</p>
-<hr class="narrow" />
-<p>&nbsp;</p>
-<h3>FUSSNOTE &mdash; FOOTNOTE</h3>
-
-<p class="noindent"><a name="fn1" id="fn1"></a><a href="#fn1r">1</a>: <span class="wide">Ham</span>
-bezeichnet in der nordischen Mythologie eine zauberkr&auml;ftige
-Haut irgend eines Thiers mit den daran befindlichen
-Haaren, oder Federn, wodurch Derjenige, auf welchen diese
-Haut geworfen ward, augenblicklich in ein solches Thier verwandelt
-wurde. Anm. d. &Uuml;bers.</p>
-
-<p>&nbsp;</p>
-<hr class="narrow" />
-<p>&nbsp;</p>
-
-<table class="small" border="0" style="background-color: #E6E6FA; margin: 0 auto" cellpadding="10" summary="NOTES">
-<tr>
-<td colspan="2">
- <div class="center">TRANSCRIBER'S NOTE &mdash; ZUR KENNTNISNAHME</div>
- </td>
-</tr>
-<tr>
- <td valign="top">
-<p class="noindent" style="background-color: #E6E6FA">
-Contemporary spellings have generally been retained even
-when inconsistent.</p></td>
-
-<td valign="top"><p class="noindent" style="background-color: #E6E6FA">
-Zeitgen&ouml;ssische Schreibungen wurden generell beibehalten,
-auch wenn gelegentlich mehrere Variaten auftauchen.</p></td>
-</tr>
-<tr>
- <td valign="top"><p class="noindent" style="background-color: #E6E6FA">
-The following additional changes have been made; they can be identified
-in the body of the text by a grey dotted underline:<br />
-</p></td>
-
-<td valign="top"><p class="noindent" style="background-color: #E6E6FA">
-Die folgenden zus&auml;tzlichen &Auml;nderungen wurden vorgenommen
-und sind im Text grau unterstrichelt:</p></td>
-</tr>
-<tr>
- <td valign="top">da&szlig; man den Ganz schon weit in der Ferne sah</td>
-<td valign="top">da&szlig; man den <i>Glanz</i> schon weit in der Ferne sah</td>
-</tr>
-
-<tr>
- <td valign="top">Darauf begann die Grimsschecke einem Kampf</td>
-<td valign="top">Darauf begann die Grimsschecke <i>einen</i> Kampf</td>
-</tr>
-
-<tr>
- <td valign="top">was wir zu sprechen haben, k&ouml;nnen wie immer hier sprechen</td>
- <td valign="top">was wir zu sprechen haben, k&ouml;nnen <i>wir</i> immer hier sprechen</td>
-</tr>
-
- <tr>
- <td valign="top">&raquo;So?&laquo; sagte der Westwind</td>
- <td valign="top">&raquo;So?&laquo; sagte der <i>S&uuml;dwind</i></td>
-</tr>
-
-<tr>
- <td valign="top">als eine Bettlerm&auml;dchen</td>
- <td valign="top">als <i>ein</i> Bettlerm&auml;dchen</td>
-</tr>
-
-<tr><td valign="top">das erste Mal, das ich gestohlen habe</td>
-<td valign="top">das erste Mal, <i>da&szlig;</i> ich gestohlen habe</td></tr>
-
-<tr>
- <td valign="top">es solle das erste Mal sein, das sie gestohlen h&auml;tte</td>
- <td valign="top">es solle das erste Mal sein, <i>da&szlig;</i> sie gestohlen h&auml;tte</td>
-</tr>
-
-<tr>
- <td valign="top">habe nur auf auf Dich gewartet</td>
- <td valign="top">habe nur <i>auf</i> Dich gewartet</td>
-</tr>
-
-</table>
-
-
-
-
-
-
-
-
-<pre>
-
-
-
-
-
-End of the Project Gutenberg EBook of Norwegische Volksmährchen vol. 2, by
-P. Asbjörnsen and Jörgen Moe
-
-*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK NORWEGISCHE VOLKSMÄHRCHEN VOL. 2 ***
-
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