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-The Project Gutenberg EBook of Sicherer Wegweiser zu einer guten und
-gesunden Wohnung, by Theodor Meyer-Merian and Johann Jakob Balmer-Rinck
-
-This eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and most
-other parts of the world at no cost and with almost no restrictions
-whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of
-the Project Gutenberg License included with this eBook or online at
-www.gutenberg.org. If you are not located in the United States, you'll have
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-
-Title: Sicherer Wegweiser zu einer guten und gesunden Wohnung
- Zwei Preisschriften
-
-Author: Theodor Meyer-Merian
- Johann Jakob Balmer-Rinck
-
-Release Date: March 3, 2016 [EBook #51349]
-
-Language: German
-
-Character set encoding: ISO-8859-1
-
-*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK SICHERER WEGWEISER ZU EINER ***
-
-
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-
-Produced by Iris Schröder-Gehring and the Online Distributed
-Proofreading Team at http://www.pgdp.net (This book was
-produced from scanned images of public domain material
-from the Google Books project.)
-
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-
- Sicherer Wegweiser
- zu einer
- guten und gesunden Wohnung.
-
- Zwei Preisschriften
- von
- #Theod. Meyer-Merian# und #J. J. Balmer-Rinck#,
-
- gekrönt und herausgegeben
- von der
-
- Gesellschaft des Guten und Gemeinnützigen
- #in Basel.#
-
-
- [Illustration: Dekoration]
-
-
- #Basel,#
- Bahnmaier's Buchdruckerei (C. Schultze).
- 1859.
-
-
-
-
-I.
-
-
-1. Wie's mit den Wohnungen steht.
-
-Nichts ist heutzutage allgemeiner, als die Klage über das Steigen der
-Miethpreise und über die Schwierigkeit Wohnungen zu finden.
-
-Diese Klagen sind nur zu wohl begründet. Die Ausdehnung, der Aufschwung
-der Gewerbe und Fabriken zieht in deren Nähe immer größere Menschenmassen,
-und da die vorhandenen Wohnungen nicht ausreichen und auch die neuerbauten
-mit dem Anschwellen der Bevölkerung nicht Schritt halten, so entsteht ein
-Gedränge, wenn sich Jeder eben doch sein Plätzchen sucht, wo er leben
-mag. Das macht zugleich, daß die Miethen theurer werden; denn überall, wo
-viel Nachfrage ist, steigt der Preis und so muß man jetzt im Vierteljahre
-zahlen, was sonst für ein Jahr gereicht hatte.
-
-Die Erwerblust der Hausbesitzer trachtet nun auf verschiedene Art zu
-helfen und da nicht immer auf die uneigennützigste oder zweckmäßigste,
-wie anderseits wieder die Miethsleute mit geringern und schlechtern
-Wohnungen sich behelfen lernen. In dem Raume, den früher eine Haushaltung
-bewohnt, haben sich jetzt mindestens zwei, und zwar einander wildfremde,
-angesiedelt. Die bequemen Hausgänge und Sommerhäuser (Hausfluren) von
-ehemals sind verschwunden, die Stuben scheinen nach allen vier Seiten
-einzuschrumpfen, die Treppe muß sich gleichsam durch den Haufen von
-Stuben und Kämmerchen hindurchstehlen, von irgend einem freien Raume ist
-keine Rede mehr, er trüge ja nichts ab! Anhängsel jeder Art füllen den
-alten Hof und fangen gierig den letzten frischen Lufthauch, den einzigen
-Lichtstrahl weg, diese Gottesgaben, die vor Zeiten auch dem Aermsten
-nicht vorenthalten waren. Bequemlichkeiten, wie Waschhaus, Holz- und
-Vorrathskammern u. dgl. scheinen mit dem Zirkel in verkleinertem Maßstabe
-ausgemessen und der oberste Dachraum, das abgelegenste Winkelchen wird mit
-Menschen vollgepfropft, ja selbst der Raum unter der Erde, wo man ehemals
-bloß Fässer, Kartoffeln und Krautköpfe untergebracht. Wenn so ein recht
-besetztes Mieth- oder Kosthaus seine Bewohner mit einem Male herausließe,
-es würde oft keine Seele glauben, daß die alle neben einander darin Platz
-gehabt hätten, geschweige noch mit ihren Geräthen und Habseligkeiten dazu.
-
-Von außen ist das Alles freilich nicht immer sichtbar, ein heller
-neumodischer Anstrich läßt wohl gar einige Behaglichkeit vermuthen. Indeß
-giebt es vielleicht doch mehr der Wohnungen, oder besser Wohnlöcher,
-z. B. in alten Hinterhäusern, engen Gäßchen, darin noch lange der Winter
-herrscht und geheizt werden muß, wenn in der übrigen Welt schon Alles
-an der Frühlingssonne sich wärmt und erlabt. Es giebt übergenug mit
-Menschen vollgepfropfte Häuser, in deren nächster Nähe Jahrelang nicht
-geleerte Dunggruben, baufällige Schweineställe, schlechte Cysternen
-die wenige Luft vollends verpesten, aus denen dem Eintretenden in dem
-dunkeln, feuchten Hausgange eine modrige Kellerluft, mit Abtrittgeruch
-verbunden, frostig entgegenschlägt, auf deren steiler, schlechter Treppe
-nur ein herabschlotterndes Seil durch die Finsterniß leitet und vor dem
-Halsbrechen schützt.
-
-
-2. Musterwohnungen.
-
-Solche Nothstände und deren Folgen für die Arbeiter, welche nicht nur wohl
-oder übel sich ihnen unterziehen, sondern für die schlechten Wohnungen
-noch hohe Miethen bezahlen, haben in verschiedenen Ländern wohldenkende
-Menschen veranlaßt, besondere, für Arbeiter bestimmte, zweckmäßige Gebäude
-zu errichten und gegen billige Preise auszuleihen. Man hat die Sache
-nach den verschiedenen Grundsätzen, von denen man ausgieng und gemäß den
-verschiedenen Verhältnissen, die vorlagen, von mehr als einer Seite
-angegriffen, indem man entweder größere, casernenartige Wohnungen für
-viele Haushaltungen aufführte, oder nur kleinere Gebäude für eine bis zwei
-Familien; indem man ganze Arbeiterquartiere gründete oder solche Häuser
-unter die der übrigen Leute zerstreute.
-
-Ueber die Vorzüge und Nachtheile dieser und jener Art ist hier nicht der
-Ort weiter einzugehen, es genügt die Bemerkung, daß man im Ganzen, bei
-verhältnißmäßiger Wohlfeilheit, überall dem Bedürfnisse, der Gesundheit
-und Bequemlichkeit der Bewohner Rechnung trug. Dahin gehört denn, daß die
-Gebäude so viel als möglich freistehen, wohl gar kleine Gärten haben.
-Neben einem heizbaren Zimmer, einer Nebenstube, Küche mit Wasserstein,
-enthalten sie wenigstens noch eine verschalte Dachkammer, einen
-Kellerraum, Platz zu Holz und Abtritt. Die Zimmer liegen womöglich auf
-der Sonnenseite, Küche und Abtritt nach Mitternacht. Die Heiz-, Rauch-,
-Abwasser- und Abtritteinrichtungen sind, als sehr wichtig, ebenfalls
-sorgfältig berücksichtigt, sowie auf Nähe des benöthigten Wassers gesehen
-ist.
-
-Aber da wäre ja schon allem Uebel abgeholfen! Wird doch kein Mensch mehr
-so thöricht sein, derlei wohleingerichteten Lokalien jene ungesunden,
-winklichten und dumpfigen Nester vorzuziehen.
-
-
-3. Warum mit den gutgebauten Wohnungen noch nicht Alles gethan ist.
-
-Freilich sind diese Arbeiterwohnungen eine Hülfe, aber noch lange keine
-genügende Abhülfe und dieß vorzüglich aus zwei Gründen nicht.
-
-Einmal bestehen überall, im Vergleich zum Bedürfnisse, noch viel zu wenig
-solcher wohleingerichteter Häuser. Es ist beim besten Fortgange auch kaum
-die Zeit abzusehen, wann ihrer in genügender Anzahl vorhanden sein werden,
-so daß sich unbemitteltere Familien stetsfort auch in die Miethhäuser
-alten Schlages werden gewiesen sehen.
-
-Der andere Grund aber, der die Wirksamkeit aller Abhülfe verkümmert, ist
-der wichtigere, daß selbst die bestgebauten Wohnungen ihren Zweck nicht
-erreichen, so lange die Grundbedingungen einer guten und gesunden Wohnung
-so wenig bekannt sind, oder so sehr außer Acht gelassen werden. Mit andern
-Worten: auch die am zweckmäßigsten gebaute Behausung wird viel zu häufig
-noch durch den Bewohner selber zu einer ganz ungesunden und schlechten
-gemacht.
-
-Begeben wir uns einmal in eine solche Wohnung, ohne uns jetzt sonderlich
-um ihre bauliche Einrichtung zu kümmern.
-
-
-4. Das Inwendige einer schlechten Wohnung.
-
-Oeffnen wir sofort die Thüre, keine davor gebreitete Strohdecke, kein
-Scharrbrett wird uns aufhalten. Wir zögern, über die Schwelle zu
-treten: eine üble, dumpfige Luft scheint uns wieder hinausdrängen, ein
-unordentliches Durcheinander den Weg versperren zu wollen. Halten wir
-indeß aus und überwinden die erste Regung, an's Fenster zu eilen und
-dasselbe aufzureißen, damit doch die frische, freie Luft hereindringe, die
-von den trüben Fensterscheiben zurückgehalten wird. Der Fußboden, -- er
-wird wohl von Holz sein, -- trägt alle möglichen Spuren, von der Straße
-draußen wie von dem Fette und den Speisen der Küche. Papierschnitzel,
-Fadenresten, angebrannte Zündhölzer und Cigarrenstumpfen, abgenagte
-Knochen und Kleidungsstücke finden sich da und dort. Auf dem Tische mitten
-im Zimmer, auf dem, neben den Brosamen und Kafferingen noch vom Frühstück
-her, die ungespülten Tassen stehen, sitzt die Katze und gehorcht ihrem
-Reinlichkeitstrieb oder ihrer Naschhaftigkeit, indem sie die Reste aus
-den Schüsselchen leckt. Ein großmächtiges Bett an der Wand befindet sich
-noch ganz im selben Zustande, wie es die Bewohner vor 5 oder 6 Stunden
-verlassen: Kissen, Federbett, Alles wirr durcheinander ohne Leintücher
-indeß, wenn jenes Grau dort der Ueberzug sonst irgend eines Bettstückes
-sein sollte. Und über all dieß wölbt sich, wie ein wolkiger, düstrer
-Himmel, die von Oelqualm und Ofenrauch geschwärzte Zimmerdecke, gestützt
-auf die unsaubere, in den Ecken schimmlichte Tapete der kahlen Wände.
-
-Und doch sind die Leute hier drin nicht eben arm. Der Mann ist ein
-geschickter Bandweber, er hat seinen guten und jetzt selbst reichlichen
-Verdienst in einer Fabrik und auch die Frau bringt durch Arbeiten für
-fremde Leute manchen Batzen in's Haus. Man erkennt's an Dem und Jenem, daß
-der Mangel da nicht ein- und ausgeht: Einzelnes verräth sogar Wohlstand,
-ja Luxus; aber es paßt Keines recht zum Andern, wie bei einem Trödler
-stehen die Geräthe ohne rechte Beziehung zu einander. Ein währschafter
-Schrank fehlt, eine neumodische Kommode vermag nicht Alles zu beherbergen,
-wenn gleich darin die buntbebänderte Sonntagshaube, der Laib Brot, die
-Unschlittkerzen und der Kamm noch so enge zusammenrutschen, und das
-zerbrochene Spielzeug auf's bescheidenste sich zwischen eine Handvoll
-Aepfel und die seidene Weste des Mannes versteckt. Deßhalb fährt auf Tisch
-und Stuhl dieß, jenes Kleidungsstück vom vorgestrigen Sonntage herum,
-oder selbes Geräthe, das ja in den nächsten vierzehn Tagen wahrscheinlich
-wieder einmal gebraucht wird. Bedarf man aber des Stuhles, des Tisches
-sonst, ei nun da ist das darauf Liegende ja bald zusammengerafft und auf
-das Fenstersims, das Bette geflüchtet, wo es für den Augenblick nicht im
-Wege liegt.
-
-Wir wollen nicht in andere Räume treten, in die Küche so wenig, als an
-noch verborgenere Oerter: dieß Zimmer schon predigt laut genug, hier sei
-nicht gut wohnen! Und unbehaglich genug sieht's allerdings bei den Leuten
-da aus, die bei sich selbst nirgends daheim, sondern vielmehr in stätem
-Auszuge scheinen begriffen zu sein.
-
-
-5. Wie die Bewohner einer schlechten Wohnung aussehen.
-
-Sehen wir uns indeß ein wenig genauer nach den Bewohnern selber um.
-
-Der Mann arbeitet seit früh auf der Fabrik; er kehrt erst Mittags
-auf die kurze Zeit des Essens nach Hause und Abends vielleicht noch
-schnell, bevor er im Wirthshause seiner Erholung nachgeht. Die Frau
-ist heute nicht auswärts; im Wasserzuber der Küche wäscht sie einiges
-Linnen in der Stube aus, um auf Sonntag reine Wäsche zu haben. Sie
-breitet diese soeben um den Ofen aus, an dem, neben wollenen Strümpfen
-und dem Waschlappen, bereits auch Windeln hängen, die naß sind, ohne
-gewaschen zu sein. Mehr Raum zu gewinnen, stellt sie ein Paar feucht
-gewordene Endefinken vom Ofen herunter in's Ofenrohr hinein, bei
-welchem Anlasse sie den eingedorrten Speiserest entdeckt, welchen sie
-gestern vergeblich dem Manne vom Nachtessen aufgehoben. Das Aeußere
-der Frau ist allerdings nicht sehr einnehmend. Sie mochte einst kein
-so übles Mädchen gewesen sein, aber diese ungekämmten, im Gesichte
-herumhängenden Haare, die gelbe, verknitterte Haube, das zerrissene
-bunte Halstuch passen zu einem ordentlichen Aussehen so wenig, als das
-unreinliche Fähnchen von Indienneröckchen, welches sie trägt, oder als
-die herabhängenden Strümpfe und niedergetretenen Schuhe. Man könne im
-Hause nicht Staat machen! -- meint die Frau; denn allerdings, wenn sie
-ausgeht, dann flattern um keine andere Haube so viele und so bunte
-Bänder, da ist ihr Halstuch das blumenreichste, ihr Rock der steifste,
-von gestickten Kräglein, Anstößlein, Vorstecknadeln und anderem Zierrath
-nicht zu sprechen. Daneben geben ihr jetzt die Kinder viel zu thun, deren
-eines gerade wieder krank ist und um deßwillen sie heute auch zu Hause
-geblieben. Das ältere, ein Büblein, hockt am Boden und nagt an einem Weck.
-Der kleine Kegel sieht drollig genug aus in seinen bis unter die Arme
-reichenden Höslein, dem dicken, wollenen Halstuche und der Pelzkappe, die
-er über die Ohren heruntergezogen, trotzdem er am Ofen sitzt und draußen
-ein ganz hübscher Märztag ist. In der Nähe giebt's freilich allerlei an
-ihm auszusetzen: so scheint mütterliche Liebe seine struppigen Haare
-ebenso nachsichtig der Pein des Kämmens, als das aufgedunsene Gesicht der
-Qual des Waschens zu überheben. Es hätte freilich dem armen Kleinen auch
-gar zu wehe gethan, bei den Schorfen und Borken, die ihm auf dem Kopfe,
-an der Nase, hinter den Ohren sitzen und deren schmerzhaftes Jucken ihn
-so schon launisch und meisterlos genug machen, weßhalb ihm die Eltern in
-Allem seinen Willen lassen müssen. Sein jüngeres Schwesterchen dagegen,
-das leider den ganzen Winter den Doktor gebraucht und auch jetzt in den
-Federkissen seines Bettchens tief versenkt liegt, zeigt sich als das
-gerade Gegentheil von ihm. Es sei das beste Kind von der Welt! -- rühmt
-es die Mutter, Tagelang bleibe es liegen, wo sie's hinlege und störe sie
-in nichts, sobald es nur seinen Lutscher habe und was koste der, als ein
-wenig Zucker und Brotkrumme! Wenn der Mehlbrei, -- und sie koche ihn doch
-absichtlich recht steif, -- nur besser bei ihm anschlüge! (fügt sie
-klagend bei,) aber es setze sich Alles in den Bauch, der werde kugelrund
-und Aermlein und Beinlein blieben wie Schwefelhölzchen. Nächstens werde
-das Emilie zweijährig und vom Stehen sei noch keine Rede bei ihm; auch
-leide es an den Augen, gäb wie sie es vor dem kleinsten Luftzuge behüte!
-
-Die arme Frau ahnt es nicht, daß sie allein mit ihrer unvernünftigen
-Pflege der Gesundheit ihrer Kinder hindernd im Wege steht.
-
-
-6. Wo's noch übler aussieht.
-
-Es giebt viel hundert Wohnungen, darin es noch weit schlimmer aussieht,
-in denen z. B. neben den Gliedern derselben Familie wildfremde Menschen,
-Kostgänger, die gleichen Räume, ja Schlafgemächer bewohnen und überfüllen.
-Sogenannte Haushaltungen giebt es, wo der Mann den größten Theil seines
-Erworbenen in's Wirthshaus trägt, die Frau das, was in ihre Hände kommt,
-an Flitter, an Leckereien, an Lustbarkeiten verschleudert. Allmälig wird
-sie gleichgültig; wie bisher die Haushaltung, vernachläßigt sie nun auch
-sich selbst und thut ihr Mögliches, dem Manne den Aufenthalt daheim
-gründlich zu verleiden. So kommt er immer später und in halbtrunknem
-Zustande nach Hause, indeß sie mit den Kindern zu darben beginnt. Es
-giebt gegenseitige Vorwürfe, scharfe und harte Reden, in der Leidenschaft
-und dem Trunke wohl noch Schlimmeres. Mürrisches Wesen, lieblose Worte
-werden die tägliche Umgangssprache, Zorn und Verdruß machen den Mann zum
-Trinker, erst in Wein und allmälig, wenn der seine Wirkung verliert oder
-bei abnehmendem Verdienste zu theuer wird, in Schnaps. Unzufriedenheit,
-Verdrießlichkeit setzen sich bleibend bei ihm fest, der gute Muth
-schwindet, in gleichem Maße die Arbeitslust und Fähigkeit. Er wird ein
-unzuverläßigerer, schlechtrer Arbeiter; um so besser freilich lernt er das
-Aufbegehren. Aber je mehr er an Gott und Welt zu verbessern findet, um so
-schneller geht's Stufe um Stufe mit ihm und den Seinen in den Sumpf des
-selbstverschuldeten Elends und der Verworfenheit hinein, bis sie alle am
-Ende hülflos der öffentlichen Wohlthätigkeit zur Last fallen.
-
-Wer wüßte nicht Namen zu solchen Beispielen zu nennen? -- Oder wo
-noch ein besseres häusliches Zusammenleben besteht und keine solche
-Verlotterung um sich gefressen, da brechen Elend und Jammer an der Hand
-von Krankheiten, besonders herrschender Seuchen, des Nervenfiebers, der
-gefürchteten Cholera mit Vorliebe in die unreinlichen und vernachlässigten
-Wohnungen. Der Vater, die Mutter werden auf's Krankenlager geworfen,
-häufig genug zugleich auf's Todbette. Sie sind nicht das einzige Opfer.
-Ein paar Tage später wird ein zweites Glied der Familie ergriffen und es
-ist gar nichts Seltenes, ganze Häuser weggerafft zu sehen, indem jede
-Erkrankung der Seuche nur immer neue Nahrung zuführt. Die Unreinlichkeit
-steigert sich ja dadurch stets wieder, die sich anhäufenden schlechten
-Ausdünstungen bilden eine ansteckende Pestluft aus, die alles Leben
-vergiftet.
-
-Dieß hat leider die Cholera der letzten Jahre überall, fern wie nah, des
-Unläugbarsten dargethan, während Reinlichkeit und regelmäßiges Leben als
-eine wahre Schutzmauer gegen die Seuche sich erwiesen.
-
-
-7. Vom Allerinwendigsten einer schlechten Wohnung.
-
-Aber warum sind denn nur auch gerade die schlechtesten und
-unfreundlichsten Wohnungen immer so gesucht, als hätten viele Menschen
-eine angeborne Vorliebe just für Spelunken und weder Augen, Nasen noch
-Nerven überhaupt? Woher kommt das? --
-
-Ja, diese schlechten Wohnungen, -- hören wir entgegnen, sind halt viel
-wohlfeiler als jene gut eingerichteten, und darauf muß der gemeine Mann
-bei so theurer Zeit vor Allem sehen. Sie liegen auch nicht so weit ab vom
-Mittelpunkte des Verkehrs und des täglichen Erwerbes wie jene luftigern,
-besser eingerichteten, die draußen vor den Thoren, an irgend einem Ende
-der Stadt stehen!
-
-Hierin liegt Etwas, wenigstens für den ersten Blick, wenn auch ein wenig
-Bewegung in freier Luft, bevor man sich halbe Tage lang ununterbrochen
-in eine Fabrikstube setzt, hinter einen Webstuhl stellt, gewiß weit mehr
-anzurathen als zu vermeiden ist. Doch lassen wir die Antwort gelten und
-fragen nur: warum sieht's denn bei diesen an sich schon so schlechten
-Wohnungen auch ~drinnen~ so liederlich und verwahrlost aus? Warum stößt
-man innert den vier Wänden noch extra auf Unreinlichkeit, Unordnung
-und verkommenes Wesen? Warum wird der letzte Lichtstrahl durch die
-schmuzigen Scheiben auch noch abgewehrt? die feuchte Luft noch besonders
-verpestet? die morsche Diele mit einer Kruste Unraths eigens überzogen?
-der beschränkte, schlecht eingetheilte Raum durch Unordnung noch mehr
-verstellt?
-
-Da kann nicht mehr von Einschränkung, von Genügsamkeit die Rede sein.
-Dieß zeigt vielmehr, daß für solche Bewohner Reinlichkeit, Ordnung,
-Wohnlichkeit überhaupt keinen Werth haben, daß ihnen im Gegentheil eine
-derartige Umgebung zusagen muß, ihr Wesen und Treiben darin sich nicht
-belästigt, nicht beengt findet, sondern beides vielmehr ganz zu einander
-paßt. Wenn man mit Recht behauptet, von der Wohnung und Umgebung des
-Menschen lasse sich auf diesen selbst und seine Neigungen und Gesinnungen
-schließen, so sieht es eben in solchen Leuten selber nur zu oft dumpfig,
-lichtscheu, unsauber, verschlossen aus. Die innere Unordnung versteckt
-sich hinter die äußere wie hinter einen Schild und Scheuern, Lüften,
-Ordnungschaffen thäte in derlei Köpfen und Herzen nicht minder Noth wie in
-den von ihnen bewohnten Zimmern und Kammern und Vorräumen.
-
-Dieß inwendige Verlottern kommt nicht plötzlich über Nacht. Häufig ist
-schon früh bei der Erziehung gefehlt, der Sinn für Reinlichkeit und
-Ordnung nicht geübt und genährt worden: der Vater war wenig zu Hause,
-die Mutter hatte alle Hände voll zu thun und griff's sonst nicht zum
-geschicktesten an, die Umgebung war auch nicht darnach, wo hätte da das
-Kind drauf merken lernen? Später aber war man an die Vernachlässigung
-gewöhnt. Bei dieser Gleichgültigkeit bleibt es nun nicht, es setzt sich
-allmälig noch Andres dran und macht aus arg ärger.
-
-
-8. Ein Wörtlein über Zerstreuungen und Erholungen.
-
-Jeder Mensch will seine Erholung, seine Vergnügen haben und wer im
-Schweiße des Angesichts arbeitet, dem sind diese doppelt zu gönnen. Nun
-kann's einer Seele aber in solch schlechten Wohnungen unmöglich wohl
-werden, wo einen Alles so unfreundlich und unwirthlich ansieht. Man sucht
-deßhalb seine Freude sonstwo; Gelegenheiten gibt's genug, täglich werden
-noch neue erfunden und in allen Blättern dazu eingeladen, -- zu ermäßigten
-Preisen sogar. An diesem Vergnügungsorte, in jenem Wirthshause sieht's
-dann freilich heitrer aus als in dem Neste daheim, man wird noch obendrein
-wie ein Herr behandelt, die Gesellschaft ist unterhaltend, ein gutes
-Glas Wein, ein schmackhaftes Bißlein, das Alles findet sich da, und wie
-appetitlich! Der Arbeiter verdient ja seinen schönen Batzen, was soll er
-nicht auch einmal sich wohl sein lassen, nicht eine Zerstreuung haben?
-Und diese Gelegenheiten außer dem Hause gefallen einem so gut, daß man
-sie bald wieder und immer häufiger sucht, dem Hause vollends den Rücken
-kehrt, kaum noch drin schläft.
-
-So trinkt man in der fremden Wirthschaft stets eifriger auf den Verfall
-der eignen; die Zerstreuungen schlagen so wohl an, daß von einer Sammlung,
-der Sammlung im eigenen Hause, keine Rede mehr ist.
-
-Wenn es nur keine schlechten Zeiten, keine kranken Tage gäbe und das
-lustige Leben die Arbeitslust nicht untergrübe! mit ~einem~ Worte: wenn
-der Mensch nur einzig auf der Welt wäre, seinen Lüsten zu dienen! Da
-dieser nun aber nicht blos für den Tag lebt, sondern für die Ewigkeit, so
-geht's unter lauter Zerstreuung und Lustbarkeit erst allmälig bergunter,
-bald rascher und man langt vergeblich da- und dorthin, an morsche Latten
-und in Glasscherben nach Hilfe. Pflicht und Gewissen und Ehrbarkeit werden
-auch nicht zu lange mehr berathen, dunkle Winkel aber, unsaubre Betten,
-ungewischte Bänke und Tische, schmuzige Hände und Unordnung überall sind
-dann für einen solchen Zustand wie geschaffen.
-
-Wo jener leichtfertige Sinn sich festgesetzt hat, ja da mag man dann lange
-gute und gesunde Wohnungen bauen. Das Wohlsein daheim kommt ja in keinen
-Betracht und die kurzsichtige Verkehrtheit verwendet die paar Franken
-ersparten Hauszinses schon im Voraus zu der und jener Lustbarkeit, diesem
-Flitterzeug, selber Leckerei, ohne zu bedenken, daß Doktor und Apotheker
-kommen und darauf und auf noch mehr Beschlag legen möchten.
-
-
-9. Vom Fundamente des Hauses.
-
-Erholung, Freude, Wohlbefinden dürfen nicht unterdrückt werden, bei Leibe
-nicht! und ein gesundes Herz und ein gesunder Leib sollen dieses Glückes,
-mit welchem Gott die Arbeit so gerne krönt, noch erst recht genießen.
-Aber sie dürfen nicht mehr auf Mistbeeten aufgeilen, sondern müssen in
-gutem Grund und Boden kräftige, lebensfähige Wurzeln schlagen. Dieser
-Grund und Boden aber ist kein anderer als der des eignen Hauses, des
-eignen Hauses, auch wo man mit Weib und Kind zur Miethe wohnt. Hier, bei
-sich daheim, kann der Aermste reich sein und der Abhängigste Herr und
-Meister von Gotteswegen, der Niedrigste wird sich da gehoben fühlen und
-das Vergnügen kostet hier weder viel Geld, noch trägt es den Stachel der
-Reue. Auf dieser Grundlage wächst allein jene innere Kraft, welche die
-Stürme erträgt und der Verweichlichung durch gute Tage widersteht. Nur auf
-dem Boden des Hauses wird auch in Wahrheit der Ehestand zu dem, was er
-sein soll, nach dem alten Spruche: zu dem rechten Zuchtmeister, der den
-Menschen erzieht für Zeit und Ewigkeit, und nicht, wie so manche halt- und
-bodenlose Ehe, zu einer lebenslänglichen Strafanstalt. Durch gar nichts
-ist der Segen des Familienlebens zu ersetzen, der auf dem natürlichsten
-Wege aus jedem Augenblicke des Beisammenseins neue Nahrung zieht, aus
-dem Munde des Vaters, dem Beispiele der Mutter, der Anhänglichkeit und
-dem Gedeihen der Kinder, aus der Liebe, die Alle verbindet und dem
-Gewöhnlichsten eine Bedeutung gibt.
-
-Um aber zu dieser Erholung, dieser Freude, diesem Glücke zu gelangen, muß
-es einem vor allem daheim innert den vier Wänden an Leib und Seele wohl
-sein, man muß sich wirklich heimisch fühlen können. Wie wird dieß möglich?
-
-
-10. Wer der wahre Baumeister ist.
-
-Gewiß wird es immer bessre und weniger gute, ja geradezu schlechte
-Wohnungen geben und der Arme wird letztere nie ganz meiden können. Ihre
-Lage in Mitten der Städte, in der Nähe der Vermöglichen wird ihn sogar
-anziehen und auch eine genaue Aufsicht der Gesundheitspolizei mag vollauf
-Arbeit haben, nur die schreiendsten Uebelstände abzustellen, weil sie
-das einzige Mittel, das bleibt, manche Wohnungen unschädlich zu machen,
-nämlich sie zu schließen oder niederzureißen, nicht anwenden kann. Aber
-ebenso gewiß ist es auch wieder, daß die schlechteste Wohnung sich
-verbessern läßt, die empfindlichsten Nachtheile sich heben oder mindern
-lassen. Dazu jedoch ist Eins unerläßlich, ~das Eine, daß ein Jeder selbst
-die Hand anlege~. Denn wie der Bewohner eine vorzügliche Wohnung zu einer
-nachtheiligen umwandeln kann, so ist er ebenso der Hauptbaumeister, der
-eine schlechte Wohnung zu einer guten und gesunden zu erheben vermag, ein
-Baumeister zugleich, den alle Baumeister der Welt nicht zu ersetzen im
-Stande sind.
-
-Dieser zu sein oder zu werden, dazu rüste du dich, der du's bisher
-vielleicht versäumt hast, nur aus mit gutem Willen und Aufmerksamkeit;
-mehr bedarf's nicht! Mit diesen schon wirst du deine Wohnung gesund und
-wohnlich einrichten und dem Wirthshaus, den Lustbarkeiten draußen, dem
-Flitter und der Hoffahrt gegenüber, dir ein sicheres Haus bauen, darin gut
-wohnen ist, das der Stamm ist, darauf du allein gedeihest, darauf deine
-Kinder und Kindeskinder wachsen und dir zum Segen reifen werden!
-
-Weil aber Alles in der Welt will gelernt sein und jedes Handwerk seine
-besondern Vortheile und Vorschriften hat, auch wenn diese durch bloße
-Gewohnheit von Kindsbeinen an und ohne besonderes Kopfzerbrechen sich
-aneignen ließen, so soll jetzt hier zu gutem Ende zusammengestellt
-werden, was solchem Baumeister einer gesunden Wohnung zu wissen Noth
-thut. Besondere Kosten sind keine mit verbunden, das Geheimniß ist bald
-geoffenbart und die Kunst leicht zu lernen, nur macht aber auch hier
-Uebung allein den Meister. ~Luft~, ~Licht~, ~Reinlichkeit~ und ~Ordnung~
-indeß sind die Bausteine und das Pflaster, daraus unter Gottes Segen Jeder
-sich eine gute und für Leib und Seele gesunde Wohnung aufführen kann!
-
-Sehen wir zu, wie man diese am besten handhabt und am passendsten
-verwendet.
-
-
-11. Die Luft.
-
-Die Luft zählt zwar für nichts. »Niemand kann von der Luft leben!« -- hört
-man als gewöhnliche Redensart. Das ist aber grundfalsch; da verstanden's
-die Alten besser, welche Luft die Nahrung, das Futter des Lebens nannten.
-Und mit Recht, denn sie ist für unsern Leib gerade ein so nothwendiges
-und unentbehrliches Nahrungsmittel als Speise und Trank.
-
-Athmen ist nicht nur, daß man Luft einzieht und sie nachher wieder
-ausbläst: die ausgeathmete Luft ist eine ganz andre als die eingezogene,
-und was inzwischen mit ihr in der Brust vorgegangen, das ist eben das
-Wichtige und der Zweck des Athmens. Das Blut hat da in der Lunge schnell
-das, was ihm zur Erhaltung des Lebens nothwendig ist,[A] aus der beim
-~Ein~athmen zugeströmten frischen Luft an sich gezogen und dagegen sein
-Unnützes und Verbrauchtes abgegeben, das dann beim ~Aus~athmen mit dem
-Uebrigen als umgewandelte und nunmehr unbrauchbare Luft wieder aus der
-Brust ausgestoßen wird und sich mit der Luftmasse außer dem Menschen,
-sei's in einem Zimmer oder im Freien, vermischt. Dieß wiederholt sich
-bei jedem Athemzuge. Daß die abgeschlossene Zimmerluft dadurch allmälig
-verschlechtert wird, ist leicht zu ermessen. Daraus läßt sich denn auch
-entnehmen, wie die Luft keineswegs so gleichgültig ist, sondern sie
-einerseits um so nachtheiliger sein wird, jemehr jene Bestandtheile,
-welche als unbrauchbar vom Blute durch das Ausathmen[B] und durch die
-Hautausdünstung[C] an sie abgegeben werden, in ihr sich anhäufen.
-Anderseits aber muß sie um so vortheilhafter sein, je ungeschmälerter sie
-den Bestandtheil enthält, welcher zur Neubelebung des Blutes taugt.
-
-Es ist nun vom lieben Gott einmal so weise eingerichtet, daß es nicht
-erst besonderer Vorkehrungen bedarf, diese uns zuträgliche Luft mit Mühe
-und Kosten herzustellen. Im Gegentheil ist ~diese~ gerade die beste, die
-unter dem freien Himmel liegt und in welche das Gras des Feldes und die
-Bäume des Waldes ungehindert hineinwachsen. Es ist somit genug gethan,
-wenn man solcher frei und überall vorkommenden Luft möglichst leichten
-Zutritt verschafft. Nun ist's weiter eine einfache Rechnung: wo in einer
-Stube ~viele~ Leute sind, da wird das uns Zuträgliche aus der Luft durch's
-Einathmen gewiß schneller weggenommen und umgekehrt, durch's Ausathmen
-mehr Verbrauchtes drin angesammelt werden, als wo nur ~eine~ Person sich
-aufhält. Die Luft des Zimmers wird also immer schlechter werden und um so
-schlechter, je kleiner seine Luftmenge, d. h. sein Raum ist.
-
-Es braucht gar keiner feinen Nase, um die schlechte Luft zu erkennen. Wer
-z. B. Morgens aus dem Freien in ein Schlafzimmer tritt, namentlich in
-eins, darin mehrere Leute die Nacht zugebracht, den wird es auf der Brust
-schnüren. Wo längere Zeit in einem geschlossenen Raume viele Menschen
-beisammen gehalten werden, steigert sich die Athembeschwerde bis zu
-Taumel, Uebelkeit und Ohnmacht. Darum ist ja auch auf überfüllten Schiffen
-die Sterblichkeit so groß. In Calcutta wurden in der sog. schwarzen Höhle
-146 Menschen zusammengesperrt; innert 10 Stunden gingen davon 123 zu
-Grunde und zwar bloß, indem die Luft durch's Athmen der Eingeschlossenen
-und keineswegs etwa durch andere schädliche Dünste und Gase verdorben
-wurde. Kommt nun hiezu noch Oelqualm, Ofenrauch, die Ausdünstung von
-feuchten Wänden, trocknender Wäsche, von Abgang und Speisen, von Abtritten
-und Baugruben, Kellern und Cysternen, so ist klar, daß die Luft noch
-viel untauglicher zum Athmen werden muß. Diese Extraverschlechterung
-gehört indeß größtentheils ins Capitel der Reinlichkeit, von welcher
-sich's wohl lohnt, noch besonders ein Wörtlein zu reden. Hier nur soviel:
-Man kann lange frische Luft in eine Stube, eine Kammer, einen Vorraum
-hereinlassen, es wird nicht viel damit gewonnen sein, wenn angehäufter
-Unrath, verwesender Abgang, ein stinkender Wasserstein u. drgl. durch ihre
-Ausdünstung die Luft fortwährend verderben. Nicht fleißig und schnell
-genug können darum alle Stoffe, welche die Atmosphäre verunreinigen, aus
-bewohnten Räumen entfernt werden.
-
-Etwas Andres ist es mit der ganz unvermeidlichen Verschlechterung der
-Zimmerluft durch's bloße Ausathmen und Ausdünsten der Bewohner, wobei es
-sich um den gehörigen Zutritt guter und frischer Luft handelt, als Ersatz
-und Verbesserungsmittel der verbrauchten.
-
-Dieß Herbeiziehen frischer Luft beschäftigt auch, um seiner Wichtigkeit
-willen, besonders in neuerer Zeit wieder, die Sachverständigen in hohem
-Grade. Zunächst in Beziehung auf Krankenhäuser, Gefängnisse, Kasernen,
-kurz Räume, in denen viele Menschen angesammelt sind und folglich durch
-das vermehrte Athmen und Ausdünsten die Luft in größerm Maße verdorben
-wird. Die Wichtigkeit indeß ist für die Wohnung der einzelnen Familie
-ganz dieselbe, namentlich wo diese zahlreich und der bewohnte Raum ein
-beschränkter ist.
-
-Zum Glücke für keine geringe Zahl Menschen erneut und verbessert sich die
-Luft in den Wohnungen schon großentheils von selber, indem letztere nichts
-weniger als für die äußere Luft unzugänglich sind. Diese dringt nicht nur
-durch Thür- und Fensterspalten herein, sondern sogar buchstäblich durch
-den Mörtel und die Backsteine der Mauerwände,[D] weßhalb es denn z. B.
-bei empfindlichen Kranken, keineswegs nur Einbildung ist, wenn solche
-über Luftzug aus dem Mauerwerke klagen. Geht draußen der Wind, so wird
-dieser natürliche und unterbrochne, wenn auch verlangsamte, Luftwechsel
-in den Wohnungen noch vermehrt, wie es ja bekannt genug ist, daß man im
-Winter bei Wind weit mehr heizen muß, als wenn es ohne Wind bloß kalt
-ist. Ein anderes wirksames Beförderungsmittel für die Verbesserung der
-inwendigen schlechten Luft durch die zuströmende äußere gute ist auch
-die verschiedene Wärme im Zimmer und im Freien. Es verlüftet eine Stube
-des Winters gerade so erfolgreich, wenn man das Fenster nur eine halbe
-Stunde öffnet, als wenn es des Sommers einen halben Tag lang aufgesperrt
-wird. Freilich aus dem gleichen Grunde ist dann bei Armen, welche das Holz
-sparen müssen, und besonders wo Viele beisammen wohnen, die Zimmerluft
-im Winter um so nachtheiliger: Wenn es drinnen wie draußen fast gleich
-kalt ist, so wird sich die schlechte Luft in der Stube mehr ansammeln,
-ohne genügend durch zuströmende gute verbessert zu werden. Deßhalb ist
-überhaupt auch kalte Stubenluft für die Gesundheit weit schädlicher als
-kalte Luft im Freien.
-
-Wie bedeutend indeß der natürliche Luftwechsel (Luftverbesserung) im
-Innern der Wohnungen ist, er hat seine Grenze von wo ab er nicht mehr
-ausreicht. Diese wird sein, wo der durch Ausathmung und Ausdünstung der
-Menschen[E] sich verschlechternden Luft von der natürlich zuströmenden
-guten nicht mehr die Waage gehalten wird;[F] also wohl überall, wo
-Wohnungen stark bevölkert sind. Für diese Fälle ist man bemüht, künstlich
-durch allerhand Vorkehrungen genügend gute Luft herbeizuschaffen.
-Man hat dieß durch die verschiedensten Einrichtungen mittels Pumpen,
-besonderer Kanäle und Leitungen, mit hohen Kaminen in Verbindung, zu
-erzielen gesucht. Diese sog. Ventilationsapparate werden namentlich in
-Kasernen, Spitälern, Gefängnissen, Arbeitsälen u. s. w. angewendet; für
-einzelne und bescheidenere Wohnungen sind sie indeß zu kostspielig und
-zu wenig einfach. In diesen letztern, um die es sich hier doch besonders
-handelt, wird man sich mit zugänglichern und wohlfeilern, wenn auch
-weniger gründlichen Hülfsmitteln noch eine Weile behelfen müssen. Man
-wird sich darauf beschränken im Winter, selbst ein bischen auf Kosten
-der Scheiterbeige, die Fenster gehörig zu öffnen und durch diese noch
-mehr bessre Luft hereinzulassen, als von selber schon durch Spalten und
-Mauerwerk hereinkommt. Solches tägliche Lüften ist in den Wohnzimmern
-immer erforderlich; vor allem aber in Schlafkammern, die ohnedieß
-schon meist etwas stiefmütterlich behandelt aussehen, hinsichtlich der
-Räumlichkeit und der Reinlichkeit. Leintücher, und das Bettwerk überhaupt,
-welches von der Ausdünstung während des Schlafens am meisten durchdrungen
-wird, sollte man fleißig an die freie Luft hinaus, womöglich an die Sonne,
-hängen und dort recht auslüften lassen. Ferner sind aus solchen Räumen
-alle großen Möbeln, welche die so schon ungenügende Luftmenge noch mehr
-beschränken, zu entfernen, namentlich die Kisten und Tröge und Koffer, die
-man häufig als Behälter unreiner Wäsche, unter den Betten antrifft.
-
-Wo diese Aushülfe nicht genügt, weil die Zimmerluft durch die vielen
-Leute, vielleicht Kost- und Schlafgänger, doch immer zu schnell wieder
-verdorben wird und man ja nicht fortwährend die Fenster kann offen stehen
-lassen, da muß noch sonst wie Rath geschafft werden und zwar dadurch,
-daß man einen Theil der Kost- oder Schlafgänger einfach abdankt und auf
-diese Weise der Luftverderbniß entgegenwirkt, indem eine Verminderung der
-Bewohner einer Lüftung gleich kommt.
-
-Ist indeß die eigene Familie sehr zahlreich, so läßt sich freilich dem
-Nachtheile der Ueberfüllung eines beschränkten Raumes nicht auf die
-gleiche Weise begegnen, wohl aber, wenn man eine geräumigere Wohnung
-bezieht. Denn ein Raum, in dem vier Personen ganz gesund wohnen, kann für
-acht oder noch mehr Menschen zu einem wahren Krankheitsheerde werden. Es
-ist darum auch in Dänemark durch Gesetz vorgeschrieben, wie viel Wohnraum
-ein lediger und wie viel ein verheiratheter Arbeiter zum Mindesten haben
-muß. Da es sich um das Beste für den Menschen und sonderlich für den
-Arbeiter handelt, um seine Gesundheit, so sollte man auch ohne Gesetz zu
-solchen Veränderungen sich nicht zu lange besinnen.
-
-Man begegnet vielfach der Meinung, daß durch den Luftzug in Oefen und
-Kaminen, die man in den Zimmern heizt, eine namhafte Reinigung der Luft
-bewirkt werde. Diese Luftverbesserung aber wird meist viel zu hoch
-angeschlagen. Genaue Untersuchungen weisen nach, daß sie kaum für mehr
-ausreicht, als die Luft, die ein einzelner Mensch durch sein Ausathmen
-verdirbt, wieder herzustellen. Wo daher mehrere oder gar viele Leute
-beisammen sind, kann der Ofen- und Kaminzug nicht mehr in Betracht
-kommen. Rechnet man zu diesem geringen Vortheil noch die Nachtheile,
-welche durch Rauch im Zimmer oder zu frühes Schließen der Ofenklappe
-leicht entstehen, so wird man dieser Zimmerheizung kaum sehr das Wort
-reden wollen.
-
-Was die meisten Menschen gegen das Einathmen schlechter Luft so
-gleichgültig macht, ist wohl vorzüglich der Umstand, daß die nachtheiligen
-Folgen nur in seltenen Fällen auf der Stelle, und damit recht augenfällig,
-zu Tage treten. Das Einathmen untauglicher Luft auf kürzere Zeit schadet
-unserm Körper auch weit weniger, als wenn es auf die Dauer geschieht. Die
-Wohnungen auf dem Lande sind oft sehr vernachlässigt, indem dort mehr auf
-die Pflege des lieben Viehes gesehen wird, als auf die der Menschen. Es
-wird nie gelüftet, dagegen die Stube im Sommer fortgeheizt. Die Fenster
-sind klein, die Zimmerdecke niedrig, man schläft unter bleischweren
-Federbetten und Vierfüßer mehr als einer Art theilen neben den Hühnern
-mit dem Menschen ein und denselben Wohnraum. Dazu ist das Essen oft
-mangelhaft und nichts im Flor als die Unreinlichkeit. Man trifft deßhalb
-in Dörfern allerdings auch häufig blasse kränkliche Kinder an. Diese wären
-indeß noch weit zahlreicher, wenn nicht anderseits, sobald die Leute den
-Fuß vor's Haus setzen, ihnen die frische Luft aufgezwängt würde, wenn
-nicht zwischenein Sonne und Regen ungefragt die Naturen stärkten und
-wieder gut machten, was die Menschen verdorben. Der Landbewohner sitzt
-nur einen kleinen Theil des Jahres in seiner Stube, je mehr aber die
-Landbeschäftigung zurücktritt und die Industrie (Weberei etc.) hervor, um
-so bedeutungsvoller allerdings wird auch für ihn die Frage einer guten und
-gesunden Wohnung werden.
-
-Durch schlechte Luft wird also nicht auf der Stelle eine Krankheit
-erzeugt, wohl aber die Gesundheit allmälig, fast unmerklich, geschwächt:
-der Körper vermag nicht mehr schädlichen Einflüssen kräftigen Widerstand
-entgegenzusetzen; was immer für eine Art Krankheit gerade herrschen mag,
-Schleimfieber oder Katarrh, Entzündung oder Ruhr, keinen Augenblick ist
-er vor ihnen sicher. Tritt gar irgendwo die Cholera, das Nervenfieber auf,
-ja dann sind es diese schlechtgelüfteten Wohnungen und ihre armen Bewohner
-jedenfalls zuerst, welche dem Besuche des furchtbaren Gastes blosgestellt
-sind.
-
-Beinahe schlimmer noch als diese rasch verlaufenden Krankheiten zeigen
-sich inzwischen jene kriechenden, heimtückischen, die am Marke ganzer
-Generationen zehren und sie langsam zu Grunde richten. Wir meinen
-solche wie die Drüsenkrankheit (Scropheln) und die Lungenschwindsucht
-(Tuberkeln). Für diese ist jene allmälige Schwächung und Vergiftung des
-Körpers, wie sie das Einathmen verdorbener Luft herbeiführt, gerade der
-gangbarste und sicherste Weg ihre Opfer zu erreichen. Ohne Aufsehen
-serbeln in solchen Wohnungen schon die Kinder hin, man weiß nicht, woher
-das kommt, wann es angefangen, hat nie einen Feind bemerkt: unsichtbar
-in der dumpfigen Luft schwebend hat dieser auf das zarte Leben gedrückt,
-immer schwerer und schwerer, bis er's endlich erstickt. »Die Luft ist ja
-Nichts! man lebt nicht von der Luft!« -- nun, so stirbt man aber doch von
-ihr.
-
-
-12. Das Licht.
-
-Hat Einer einen Blumenstock, so stellt er den vor's Fenster oder trägt
-ihn hinaus an die Tonne, denn er weiß, daß er ihm im Schatten welk und
-siech wird, die grünen Blätter erblassen und nur saft- und kraftlose
-Triebe aufschießen. Er weiß auch, daß die Knospen und Blüthen stets nach
-dem Lichte sich hinwenden und wachsen, wenngleich man immer wieder sie
-anders kehrte. Das gleiche Bedürfniß der lieben Gottessonne hat nun auch
-der Mensch und besonders als Kind. Nicht vergebens zieht es einen an
-schönen Frühlingstagen an allen Haaren hinaus, die liebe Sonne sich auf
-den Rücken scheinen zu lassen und die sonnendurchwärmte frische reine
-Luft in vollen Zügen einzuathmen. Daß dieß nicht bloße Vergnügenssache,
-sondern wirkliches Bedürfniß ist, zeigen uns die armen Menschen, die ihres
-Lebens größten Theil hinter geschlossnen trüben Fenstern, zwischen engen
-Mauern in sonnenlosen kalten Hinterhäusern und Erdgeschossen, ja gar unter
-der Erde in Kellern zubringen müssen. Sie sehen da gerade so aus wie
-jene armen serbelnden Pflänzchen, die mit aller Gewalt ans Licht möchten
-und können doch nicht. Da schwinden die rothen Backen, der frische gute
-Muth, der lebendige Blick. Dafür wird die Haut bleich und schlaff, Kinder
-sehen alt und ernst aus, es entwickeln sich bei ihnen leicht Augenübel,
-Drüsenkrankheiten, bei Aeltern Wassersucht, besonders wenn, wie gewöhnlich
-der Fall, noch Mangel an frischer Luft und Unreinlichkeit dazu kommen. Es
-müßte auch, schon ganz äußerlich betrachtet, ein Gemüth sehr verfinstert
-sein, auf das nicht der erste helle Frühlingsstrahl einen heitern Eindruck
-übte. Freilich ist's fatal, wenn dieser dabei auf einen schmierigen
-Fußboden, auf unsaubre Wäsche und Gesichter oder auf unordentliches
-Geräthe fällt, denn gar unerbittlich hebt er nur viel schärfer all die
-Gebrechen hervor. Um aber da der heilsamen Kraft nicht verlustig zu gehn,
-sondern ihr herzhaft Thür und Fenster öffnen zu können, wird es am besten
-sein, man richte sich so ein, daß man das Sonnenlicht nicht zu scheuen hat
-und dieß geschieht durch Reinlichkeit.
-
-
-13. Reinlichkeit und Ordnung.
-
-Reinlichkeit und ihre Schwester die Ordnung, sind die Grundlage aller
-Wohnlichkeit und Behaglichkeit; ebenso sehr auch ein Hauptmittel der
-Gesundheit. Wie sie die Armuth der Hütte verklären, so erlischt ohne
-sie die Pracht des Palastes. Sie umfangen Alles: den Menschen selbst,
-seine Kleidung, seinen Hausrath, seine Arbeit und die ganze Umgebung.
-Der einfachste und gebrauchteste Tisch von Tannenholz, das gröbste und
-geflickteste Hemde, wenn sie ganz und rein sind, stehen hoch über einer
-unsaubern Commode von Mahagoni, einem schmuzigen gefältelten Vorhemdchen
-mit vergoldetem Knöpfchen drin. Nehmt dasselbe Zimmer, die gleichen
-Geräthe, die in ihrem unreinlichen und unordentlichen Zustande euch vor
-Unbehaglichkeit hinaustreiben, und reiniget Alles gründlich, wascht den
-Fußboden, das Getäfel, die Fenster, den Tisch, die Bettstelle, ebenso
-die Vorhänge, die Bettwäsche, stellt Jedes dahin, wo's hingehört und ihr
-werdet euch in einer neuen Welt finden, in der euch wohl und heimisch
-ist und darin Alles, auch das Geringste, besser, freundlicher, weniger
-armselig aussieht.
-
-Es giebt zwar genug Leute, welche meinen, Reinlichkeit trage nichts ab
-und habe mit dem Wohlsein nichts zu schaffen. Demgemäß lassen sie denn
-auch auf ihrem Leibe sich ansammeln und ansetzen, was nur immer Lust
-hat. Und unter ihrer Kruste von Unreinigkeit und abgestandener Haut
-empfinden sie freilich nichts von dem stärkenden erfrischenden Gefühle,
-das nach einem Bade den ganzen Körper durchströmt, als fließe nun das Blut
-freier, kräftiger durch alle Adern durch. Nichts ist zuträglicher für die
-Gesundheit als solche Bäder, oder, wo sie nicht möglich und im Winter, als
-Ersatz kaltes Waschen des Körpers. Viele Krankheiten, und vor Allem die
-ganze Reihe der langweiligen Erkältungskrankheiten, können buchstäblich
-weggewaschen werden, indem die Haut durch's Waschen belebt, gestärkt wird
-und so dem Einflusse der wechselnden Witterung widersteht. Besonders für
-Kinder, deren Haut so saftreich und thätig ist, zeigt sich das kalte
-Waschen heilsam und kräftigend.
-
-Nicht umsonst hat der alte Moses seinen Israeliten so bestimmte und
-einläßliche Vorschriften über die Reinlichkeit gegeben, ja dieselbe
-zu einer religiösen Pflicht gemacht. Wie viele Christen hätten da von
-den Juden zu lernen! Ueberhaupt steht unsre Zeit hierin der der Alten
-bedenklich nach. Wie ganz anders sah's z. B. in dem alten Rom aus, als
-in unsern neuen Städten, das modische Paris nicht ausgenommen! Ueberall
-waren dort öffentliche Bäder eingerichtet, die man regelmäßig benützte.
-Kostbare Riesenbauten, deren Ueberreste die Welt noch jetzt anstaunt,
-führten das beste Wasser weit aus dem Gebirge herbei. Keine Gelegenheit
-war da zu ferne, kein Preis zu hoch, man rechnete nicht ängstlich die
-Zinse nach, denn es betraf ja Gesundheit, Wohlsein des Volkes und alle
-Welt genoß der Wohlthat guten und reichlichen Wassers. Anderseits führten
-die großartigsten unterirdischen Gänge und Kanäle (Kloaken) alles Unreine,
-allen Abgang sogleich aus dem Bereiche der Menschen weg.
-
-Im Gegensatz hiezu leiden bei uns nur zu häufig Arme und Reiche gleiche
-Noth an gutem Wasser und da ist die ganz nothwendige Folge eben die
-Unreinlichkeit; am auffallendsten freilich immer in der Wohnung des
-Aermern. Wo man jeden Tropfen weit herholen und sparen muß, ja da wird
-beim Fegen und Waschen keine große Verschwendung getrieben und man läßt
-schon eher etwas »zusammenkommen«. Ganz natürlichen Schritt hiemit hält
-die Gleichgültigkeit gegen schlechte Ausdünstungen, aus Winkeln und
-feuchten Höflein, gegen Gerüche aus Mistgruben, Abtritten und Cysternen,
-aus mangelhaften Dohlen und Löchern, in denen der Abfluß sog. Wassersteine
-stehen bleibt. Da ist keine Vorkehrung getroffen, es wird für keinen
-Ablauf, für keine Reinigung gesorgt. Wozu sollte dieß auch ein Einzelner?
-fünfzig, hundert Menschen vielleicht, benutzen ja die »Gelegenheit«,
-was sollte Einer den Narren machen für die Andern? Und so athmen denn
-Hunderte und Tausende vieler Orten diese verpestete Luft und es hilft
-dann allerdings nicht viel, zur Verbesserung der verdorbenen Zimmerluft
-die Fenster zu öffnen und diese vielleicht ebenso schlechte Luft
-hereinzulassen. Wie's da aber hernach aussieht, und namentlich in großen
-Städten (wo die Menschen enge wohnen und die übeln Ausleerungen massenhaft
-sich ansammeln,) wenn ansteckende Krankheiten, z. B. Cholera, ausbrechen,
-das zeigen die Sterbetabellen leider nur zu deutlich.
-
-Es ist hier allerdings mehr das Gebiet der obrigkeitlichen Fürsorge und
-der Einzelne, besonders der Miether, wird unmittelbar kaum viel mehr zur
-Verbesserung beitragen können, als daß er selber so wenig als möglich
-Ansammlung von solchem Unrathe in seiner Nähe veranlaßt und auf Abhilfe
-~der~ baulichen Uebelstände dringt, denen mit einiger Leichtigkeit zu
-begegnen ist. Wo es dagegen schwer, vielleicht unmöglich zu helfen,
-da wird er am klügsten handeln, solche gefährliche Nachbarschaft oder
-Einrichtung zu fliehen, indem er auszieht. Im Ganzen aber ist es schon
-ein Gewinn, wenn nur die allgemeine Aufmerksamkeit sich auf Dergleichen
-richtet, der Uebelstand als solcher erkannt, das Bedürfniß empfunden wird;
-einmal so weit und die Abhülfe wird auch selten mehr gar zu entfernt sein.
-
-Reinlichkeit kann Jeder üben, selbst der Aermste, es kostet kaum mehr als
-ein bischen Mühe. Und laßt sie nur einmal irgendwo recht Wurzel schlagen,
-sie wird sich bald über eure ganze Umgebung verbreiten. Wer seinen Körper
-reinlich hält, der wird nicht allein auch auf frische und saubere Wäsche
-halten, sondern zugleich seine Kleider weniger verunreinigen. Er wird
-keinerlei Abgang nur so in die Ecke werfen; sein Auge wird empfindlich:
-ein ungescheuerter Tisch, ein schmuziger Fußboden werden ihm bald zum
-Greuel und den Fliegen mag er fürder weder das Glas des Spiegels, noch
-der Fenster zum Mißbrauche überlassen. Bricht einmal leidigerweise eine
-Scheibe, dann schickt er doch lieber zum Glaser und nimmt sich vor,
-künftighin vorsichtiger zu sein, als daß er ~das~ Loch nur so mit einem
-Lumpen zustopft oder ein Papier drüber klebt. Abfall von Speisen in der
-Küche, Kehricht, gebrauchtes Waschwasser und dergleichen Alles wird nicht
-Tage- und Wochenlang aufbewahrt, sondern im Gegentheil sofort aus der
-menschlichen Nähe geschafft. Jeden Morgen werden alle Räume, Treppen wie
-Zimmer, gescheuert, wöchentlich auch gefegt; das versteht sich bald von
-selbst und verursacht wenig Mühe und Unbequemlichkeit mehr. An den blanken
-Fenstern will man saubre Vorhänge erblicken, je nach vier, sechs Wochen
-versieht man die Betten mit frischen Leintüchern und hängt wöchentlich,
-beim Wechseln der Leibwäsche, auch ein reines Handtuch hinter die Thüre.
-Alle paar Jahre wird man überdieß im Frühjahr finden, die Zimmerdecke sei
-den Winter über durch Ofenrauch und Oeldampf doch auch gar zu schwarz
-geworden und entstelle das ganze Zimmer. Man rechnet zwar, sperrt sich,
-indeß am Ende wird der Reinlichkeitssinn siegen und der Entschluß wird
-gefaßt, zum Gypser zu schicken und weißen zu lassen: es gefalle einem dann
-nachher noch eins so wohl zu Hause!
-
-Schon durch diese regelmäßig wiederkehrende Thätigkeit aber wird eine
-bestimmte Zeiteintheilung, mit dieser von selbst die Ortseintheilung,
-das heißt eine allgemeine Ordnung sich ergeben, ohne daß man eigentlich
-sieht wie? bei der man blos sich sehr behaglich, zufrieden, glücklich
-fühlt und in welcher der gesammte Haushalt nur mit der halben Mühe gegen
-früher scheint geführt zu werden. Nehmen dabei die einzelnen Staats- und
-Modestücke auch ab, man wird sich trösten und weniger das Bedürfniß haben,
-etwas vorstellen, scheinen zu wollen, weil man das innerliche Gefühl hat,
-daß man wirklich etwas ~ist~. Sieht inzwischen die Frau auf der Straße
-nicht wie eine Dame aus, ei nun, so gleicht sie dafür im Hause doch
-keiner Hexe mehr: eine bequeme, einfache, reinliche Kleidung wird in ihr
-stets die Hausfrau erkennen lassen. Gleicherweise hält sie ihre Kinder
-reinlich und einfach und scheucht weder durch vernachlässigten Aufzug und
-Unordnung, noch durch im Zimmer zum Trocknen aufgehängte Wäsche den Mann
-~ferner~ in's Wirthshaus hinaus.
-
-
-14. Recht sehen und richtig rechnen.
-
-Die Bewohner aber, die einmal so in's rechte Geleise gekommen sind, werden
-auch von selbst bald anders ~sehen~ und anders ~rechnen~ lernen.
-
-Sie werden nicht nur merken, daß ihre ordentliche und reinliche Wohnung
-und die damit verbundene Lebensweise ihnen mehr zusagt, als die frühere
-vernachlässigte und ihnen, wie man sagt, dabei um's Herz wohl ist,
-sondern auch, daß sie auf die neue Weise in Allem besser fahren. Und
-wem wirklich der gute Stand seiner Wohnung eine angelegentliche Sache
-ist, wer mit der Lüftung, der Reinlichkeit und Ordnung desselben Ernst
-macht, der wird auch bald erkennen, wie weit ~er~ helfen kann und an
-welche Uebelstände ~seine~ Hand nicht mehr hinanreicht. Liegen diese
-in fehlerhafter Bauart, in schlechter Einrichtung, in nachtheiliger
-Umgebung, so wird er, wenn er zur Miethe wohnt, sich mit Vorstellungen
-an den Hausbesitzer wenden. Er wird Manches so erlangen können, weil der
-Eigenthümer gerne an seinem Hause etwas verbessert, wenn er sieht, daß
-sein Miethsmann ihm zu der Wohnung Sorge trägt, sie im guten Stande hält,
-nicht Alles drin und dran verlottern läßt, wo ihn sonst freilich jeder
-Batzen reuen würde. Solches wirkt oft mehr als alles Bitten und Beten. Wer
-in seinem Haushalte Ordnung hat, der ist auch ein regelmäßiger Zahler,
-es braucht keines Mahnens und Zuwartens, wenn der Zinstag da ist; man
-hat von solchen Leuten überhaupt weniger Störung, Verdrießlichkeiten zu
-erleiden und so ist es, neben dem natürlichen Wohlwollen, zugleich der
-wohlverstandene Vortheil des Hausherrn, wenn er seinem Miethsmanne sich
-gefällig zeigt. Thäte er dieß thörichter Weise nicht, oder ließe sich
-großen Uebelständen überhaupt gar nicht abhelfen, dann würde sich freilich
-der auf ein ordentliches und gesundes Quartier haltende Bewohner nach
-einer andern, gesundern, bessern Behausung umsehen müssen. Sie zu finden,
-würde ihm wohl nicht zu schwer fallen, denn einmal ist sein Auge geübt,
-er weiß, worauf es ankommt, was nachtheilig und was vortheilhaft ist und
-tappt nicht mehr gleichgültig oder unverständig in den ersten besten Raum,
-der sich ihm aufthut, ohne nur zum Fenster hinausgesehen zu haben, oder es
-zu beachten, wenn er mit dem Kopfe fast an die Zimmerdecke stößt. Und dann
-werden seine Ordnungsliebe, seine Pünktlichkeit, sein guter Ruf ihn den
-Hausbesitzern empfehlen vor zehn nachlässigen und leichtfertigen Miethern,
-wie sie alle Vierteljahr aus- und einziehen und ohne welche die Zahl der
-elenden Wohnungen bald sich vermindern würde, weil die Waare stets nach
-dem Käufer sich richtet.
-
-Es ist möglich, ja wahrscheinlich, daß, wer auf ein freundliches,
-gesundes, wohnliches Logis sieht, etwas mehr Miethe zahlen muß als für
-eine Spelunke. Daneben wird er rechnen: So viele Franken muß er allerdings
-jetzt vierteljährlich mehr ausgeben, was hat er dafür? In der sonnigen
-heitern Behausung kann er im Frühjahr und Spätherbste wenigstens ein paar
-Wochen lang das Heizen sich ersparen, das ihm nun, gegenüber dem frühern
-feuchten und kalten Winkel, die bloße Sonnenlage abnimmt. Dann geht ihm
-von seinem Hausrathe, von Bettwerk und Kleidern in der trockenen und
-luftigen Wohnung weniger zu Schanden als in einem dumpfigen Loche, wo sich
-überall Schimmel und Faulflecken ansetzen. Die Hauptsumme indeß, die er
-gewinnt, besteht in den Franken, die ihn seine kränkelnde Frau und Kinder
-vordem kosteten und die in der gesunden Wohnung nun ganz oder zum großen
-Theile erspart werden. Es ist nicht nur das Geld, welches baar an Doktor
-und Apotheker ausgegeben wird, sondern auch jenes noch, das er in der
-Zeit zu verdienen versäumt, der ganzen Zeit, die Krankheit und Pflege der
-Seinen oder eigene Erkrankung ihn zu Hause festhielten.
-
-Von den Bewohnern solcher geordneten, reinlichen und gesunden Wohnungen,
-auch wenn sie in Fabriken arbeiten, gilt dann die allgemeine Annahme nicht
-mehr, daß ihre Lebensdauer eine viel kürzere sei, als die der vermöglichen
-Klassen. Daß von dieser größern Sterblichkeit die Wohnung und Lebensweise
-daheim weit mehr der Grund sind als die Arbeit, das beweisen am
-schlagendsten z. B. jene Arbeiterfamilien in den Musterwohnungen der Stadt
-London. In diesen sterben von tausend Menschen im Jahre höchstens 13 bis
-14, während in andern schlechtern Häusern, ganz im gleichen Quartiere, ja
-mitten unter jenen Musterwohnungen, 27 bis 28 Todesfälle vorkommen. Solche
-Erfahrungen und Zahlen reden denn doch deutlich und es scheint, Jeder
-dürfte sie gar wohl mit in die Rechnung bringen, wenn er eine Wohnung
-aussucht und den geforderten Miethzins in Erwägung zieht. Wenn sich nun
-so beim Abschluß der Rechnung zeigt, daß die bess're, theurere Wohnung
-doch zugleich die billigere ist, so kann kein Vernünftiger mehr in seinem
-Entscheide schwanken, besonders wenn er ja noch Behagen, Zufriedenheit,
-Glück, die er darin findet, gratis obendrein erhält.
-
-[Illustration: Dekoration]
-
-
-
-
-II.
-
-
-1.
-
-Die Dämmerung ist hereingebrochen; Liese und das 19jährige Liseli
-erwarten jeden Augenblick den Vater, denn das einfache Nachtessen ist
-parat. Unterdessen sitzen Mutter und Tochter am Fenster; nicht der
-Aussicht wegen, denn gegenüber gibt's nichts als graue, halb vom Kalk
-entblößte Mauern und halbverfaulte Läden, so nah noch, daß man meint, man
-könnte das Alles zum Fenster hinaus mit der Hand ergreifen. Also Aussicht
-gewährt das Fenster keine, wenn man nicht den Flügel öffnet und den Kopf
-in's enge Gäßchen hinunterbeugt, wo freilich zu jeder Tages- und fast zu
-jeder Nachtzeit etwas zu sehen wäre, was wunderfitzige und klatschsüchtige
-Augen und Zungen ergötzt. Aber zu dieser Klasse gehören unsere beiden
-Frauenzimmer nicht. Liese ist Wunderfitz und Klatschen vergangen, ohnedieß
-hat das nie ihre starke Seite ausgemacht; jetzt sitzt sie meist still und
-scheinbar nachdenklich in ihrem ererbten hochlehnigen Großvaterstuhl mit
-dem zierlich geschweiften und in der Mitte gegipfelten Zierrath, der die
-Füße des Stuhls in's Kreuz verbindet. Obgleich ihre 45 Jahre sie noch
-nicht beugen können, sitzt sie doch welk da, düster und trüben Angesichts.
-Zu klagen weiß sie nichts Besonderes, krank fühlt sie sich gerade nicht;
-aber sie ist matt, ohne gearbeitet zu haben, appetitlos, ohne gegessen zu
-haben, wehmüthig, ohne beleidigt zu sein, hat Schmerzen, ohne sagen zu
-können: »Ich bin krank, mir fehlt das oder jenes.« Sie möchte klagen, aber
-weil sie eigentlich nichts Besonderes zu klagen hat, so verschließt sie,
-um Niemand Unrecht zu thun noch zu betrüben, ihre Klagen in sich, -- und
-denkt fast ohne Aufhören, wie beklagenswerth sie sei.
-
-Liseli sucht die stille, verschlossene Mutter aufzuheitern. Sie spricht
-von allem Möglichen, vom Markt und von der Eisenbahn, vom Unglück mit
-dem Steinweidling und vom Krieg; aber die Mutter gibt wenig Antwort.
-Liseli ist eine zartfühlende Tochter; was sie nach ihres Herzens
-Drang am liebsten erführe, das verschweigt sie am sorgfältigsten;
-die Mutter würde ihr den Kummer ja doch nicht offenbaren, der sie zu
-drücken scheint. Liseli thut, was in ihren Kräften steht, die Mutter zu
-stützen und zu erheitern, führt die ganze kleine Haushaltung und putzt
-dazwischen Bändel. Aber mit dem musterhaften Fleiß und dem schonenden
-Zartgefühl der Tochter ist der Einziggeborenen auch kein geringes Theil
-von Empfindsamkeit zu Theil geworden. Nicht daß sie solche je blicken
-ließe; aber in der dunkeln Küche, wo sie nicht beobachtet werden kann,
-rinnt Thräne um Thräne über die Wangen und sie fragt sich tausendmal in
-Gedanken, hab' ich etwa das gesagt, hab' ich etwa jenes gethan, daß der
-Vater, daß die Mutter unzufrieden ist? Und außer ihrem eignen Leid, das
-diese krankhafte Zärtlichkeit gegen ihre Eigenliebe ihr bringt, hat sie
-auch noch ein anderes, gerade bei solcher Gemüthsart tief einschneidendes
-Leid zu tragen. Sie sieht ja täglich, wie zwischen Vater und Mutter
-keine Liebe ist, wie sie, ohne zu zanken, doch allerlei kleine Ursachen
-zur Unzufriedenheit an einander suchen und finden, und wie so Eines dem
-Andern Unrecht thut, Eins das Andere täglich verwundend behandelt. Sie ist
-ja eine treue, liebende Tochter, wie sollte ihr das nicht durch's Herz
-gehen, daß Vater und Mutter so gegen einander sind. -- Jetzt kommt der
-Vater heim. Statt dem guten Abend heißt's nur: »Habt ihr kein Licht in
-der Küche, ich könnte mir Hals und Bein brechen, bis ich zur Stubenthür
-komme.« Schnell holt Liseli ein Licht und ohne Umstände setzt man sich und
-ißt die Suppe, die trotz Salz und Pfeffer nicht gewürzt ist. Gleich darauf
-geht der Vater noch »zu einem Kameraden, um sich zu erholen;« es ist ihm
-zu trübe zu Hause. Mancher Andere geht noch in's Bierhaus; er nicht. Und
-darum hält er sich für einen musterhaften Hausvater, und weil er Frau und
-Kind nicht schilt und zankt.
-
-Liese geht erschöpft zu Bette, um in ängstlichen Träumen und unruhigem
-Schlummer das freudlose Leben des Tages fortzuleben; Liseli aber muß auf
-die späte Zurückkunft des Vaters warten, ehe es seine Ruh' im Kämmerlein
-suchen kann.
-
-
-2.
-
-Es ist merkwürdig, es ist bejammernswerth, wie viele Familien eines
-wackeren Arbeiterstandes vergeblich ringen und streben, glücklich zu
-werden und es nicht werden können. Wohl suchen sie das Glück im Frieden
-und zanken und streiten nicht, aber es ist ein fauler Friede; wohl
-sind sie arbeitsam und sparen, aber während das Sparkassenbüchlein
-wächst, wird ihr Herz ärmer und ärmer. Das Herz des Menschen bleibt
-zwar immer die Hauptquelle alles Uebels, das ihn trifft; aber es gibt
-doch auch äußere Ursachen, die wie ein Mistbeet jene Disteln und Dornen
-hervortreiben, durch welche die Arbeit in Fluch verkehrt wird; und eine
-der wesentlichsten ist ~eine unzweckmäßige Wohnung~. Das zeigte sich z. B.
-bei unsrer Familie.
-
-Vom Lande, wo die kleine Landwirthschaft und daneben das Posamenten eine
-kleine Haushaltung ordentlich durch's Leben bringt, wo aber gerade der
-letztere Erwerb etwas unregelmäßiger Frucht trägt, als das Arbeiten in der
-Fabrik selbst, zogen Heiri und Liese mit ihrem Liseli in die Stadt, um es
-»besser zu machen.« Bei der allgemeinen Noth, um ein passendes Geld ein
-passendes Logis zu bekommen, war es ihnen sehr erwünscht, daß der Vetter
-Hans, welcher in einer hintern Gasse ein eigenes Haus hatte, und wo er
-durch Vermiethen seiner kleinen Logis »frei« saß, ihnen aus Freundschaft
-ein solches, eine Stiege hoch, um den gewöhnlichen Zins anbot. -- Zwar
-wollte ihnen die Wohnung nicht recht behagen, aber so viel sie sich vorher
-erkundigt hatten, sie sahen eben ein, daß fast Niemand ihres Standes und
-Berufes besser versorgt sei. Giebt es doch Häuser mit 6 Kreuzstöcken in
-der Fronte, wo 11, sage elf Familien wohnen, weil fünf gegen den engen
-Hof hinaus die einzige Aussicht haben. -- Und der Vetter war recht
-ordentlich, kujonirte nicht wie mancher, der sich als Hausherrn fühlt,
-seine Abmiether mit allerlei unnöthigen Scherereien, daß man sich kaum zu
-regen wagt. Er war nicht stolz, sondern recht freundlich, und besonders
-gegen Heiri's. Daher schickten sie sich in das nothwendige Uebel und
-zogen damals ein und waren eben jetzt in's vierte Jahr da. Wie schätzten
-sie sich im Anfang glücklich, in die Stadt gezogen zu sein; denn der
-Verdienst gieng recht ordentlich und das Geld floß wie ein bescheidenes
-Brünnlein regelmäßig in's Haus. Auch das Logis lernten sie trotz vieler
-Unbequemlichkeiten schätzen; denn sie hatten im Hause Frieden. Freilich
-auf dem Lande hört man nicht oft von Hausstreit zwischen Nachbarn, außer
-wenn sich an ihnen das Sprüchwort erwahrt: »Halbes Haus, halbe Hölle.«
-Aber in der Stadt, wo so viele Hausleute zusammengepfercht wohnen, sind
-Zwist und Unfrieden leider nicht selten. Neid, Eifersucht, Klatschsucht,
-Ungefälligkeit, Empfindlichkeit, Kinder, Gassenkehren und unzählige
-andere Ursachen verbittern manches Leben, zerstören manchen Hausfrieden.
-Jahrelang können Nachbarn sich in ein Leben von Haß und Bosheit einnisten,
-einander durch alle erdenklichen Mittel, Verklagen beim Hausherrn, das
-Leben verleiden, Hohn und bissige Worte aus dem Logis zu vertreiben
-suchen, und vergessen darüber den hohen Adel und die himmlische Berufung
-der menschlichen Seele.
-
-All' dieß Leid erfuhren Heiri's nicht an sich selber; denn der Vetter
-wachte streng über die Hausordnung, und deßhalb waren seine Logis gesucht
-und nie eines leer. Aber es gab aus der nächsten Nachbarschaft manchen
-bedauerlichen Auftritt zu hören, oft am Morgen, ein anderes Mal am Abend,
-heute links, morgen rechts, daß Liese oft sagte: »Gott Lob und Dank, daß
-wir beim Vetter sind!« Sie vergaß darüber beinahe die Unbequemlichkeiten
-und das Unfreundliche und Unbehagliche ihres Hauses. Denn so heimelig
-wie auf dem Dorfe war's just nicht. Die enge, düstere Gasse war selten
-trocken, weil die Sonne nie auf den Boden scheinen konnte, und weil vom
-Morgen bis zum Abend, wenn nur nicht gerade der Landjäger da war, manches
-Spül- und Bartwasser von oben herunter oder von der Hausthüre aus auf's
-Pflaster gegossen wurde. Trat man in den Hausgang, so roch's just auch
-nicht nach Rosenöl, sondern fast wie bei der Gasfabrik; denn zunächst an
-der Hausthüre war der gemeinschaftliche Abtritt und dahinter ein Verschlag
-für alle Arten von Abgängen, die von Morgens bis Abends von allen
-sechs Hauspartheien hier zusammengeworfen und dann in Kehrordnung dem
-melancholischen Schellenwagen anvertraut wurden. Die Passage war im engen
-Hausgang oft durch den offenen Kellerhals unterbrochen, was besonders
-Abends immer einige Vorsicht nothwendig machte, für Fremde aber wirklich
-gefährlich war. Weit hinter dem langen Gang war die Stiege, die man aber,
-wenn man so vom Tageslicht hereinkam, nicht mit den Augen, sondern mit
-den Füßen aufsuchen mußte; auch über diese Schwierigkeit half Uebung und
-Gewohnheit. Oben kam man von der Stiege aus wieder an die Küchenthüre,
-welche ein paar Glasscheiben hatte, die fast eben so gut hätten wegbleiben
-können; trat man durch die Küche weiter, so gelangte man abermals zu einer
-Thüre mit Glasscheiben, die Stubenthüre; und neben der Thüre gieng auch
-noch ein Fenster aus der Küche in die Stube; denn außer dieser Beleuchtung
-gab's kein anderes Tageslicht in der Küche. Die Stube war gegen die sonst
-im Hause herrschende ägyptische Finsterniß hell; denn sie hatte einen
-breiten Kreuzstock, wobei es nicht viel ausmachte, daß das zweischläfrige
-Bett etwas vor dem Fenster stand. Neben der Stube war noch ein Kämmerlein;
-denn, merkwürdigerweise kommt das nicht selten vor, das Haus ging hier
-vor einem Theil des Nachbarhauses durch, so daß man sich denken kann,
-welche Fülle von Licht der Nachbar in seinem versteckten Winkel haben
-mag. Diese sonderbaren Verzackungen werden wohl jener Zeit ihren Ursprung
-verdanken, wo ein Bürger dem andern bei einem Glase Wein die wichtigsten
-Hausgerechtigkeiten »für einen Abendimbiß« verhandelte. Aber gerade für
-Vetter Heiri's Haus war das ein Vorzug, weil es gegen die Gasse zwei
-Fenster, hatte. Gar viele Logis haben statt eines Kämmerleins nichts
-als einen dumpfen, dunkeln Alkoven hinter der Stube, eine Einrichtung,
-welche meist durch erwähnte einspringende Winkel oder durch große Tiefe
-der Häuser bei geringer Breite veranlaßt wird. Das sind aber wahre
-Mördergruben; denn in solchen Winkeln setzt sich die Feuchtigkeit so fest,
-daß keine Tapete hält, daß feines grünes Moos sich ansetzt, ja im Winter
-das Wasser wie an feuchten Felsen heruntertropft. Und wer da schlafen
-muß, wo der Leim der Bettstellen in Furnieren und Fugen sich auflöst, wo
-ein eckelhafter Modergeruch Betten und Kleider durchdringt, wie kann der
-bei stärkster Gesundheit gesund bleiben? Es giebt leider solche Häuser,
-besonders, wo stark bevölkerte Quartiere in hügeligen Gegenden der Stadt
-vorkommen, in welchen die Hinterräume und Hinterhäuser in den Berg
-eingebaut sind. Da sollte von Polizei wegen die Anordnung von Luftkanälen
-zur Ventilation vorgeschrieben und im Nothfall zwangsmäßig ausgeführt
-werden, da sollten sämmtliche feuchten Mauerwände mit Asphaltmörtel, mit
-Theer- oder mit Asphaltfilz bekleidet und vertäfelt oder doppelt (zuerst
-mit starkem Packpapier) tapeziert werden. Denn nur Schutz gegen äußere und
-Auftrocknung der innern Feuchtigkeit, gleichzeitig angewendet, vermögen
-diesen schreiendsten Uebelstand zu heben.
-
-Wie gesagt, Vetter Heiri's Haus hatte manchen Vorzug vor andern Häusern
-gleicher Klasse, und darum ließ sich's zur Noth darin wohnen; darum
-trachteten auch Heiri und Liese nicht nach einem andern »Losament.« Heiri
-war den Tag über auf der Arbeiterstube; der spürte am wenigsten von der
-Unbequemlichkeit des Hauses. Aber Liese weinte im Anfang zuweilen in der
-Stille, weil es das Heimweh nach seinem freundlichen Stüblein auf dem
-Dorf nicht ganz verwinden konnte. Zwar, ob's das Dorf sei, mit seinen
-Baumgärten und grünen Matten und niedern Häusern oder die trauliche
-Bekanntschaft der Leute im Dorf, die Alle einander duzen, das wußte es
-nicht; aber etwas fehlte ihm. Jahr aus, Jahr ein war's auch das ewige
-Einerlei in der Arbeit, nur daß man im Winter noch zu heizen hatte.
-Am Morgen brannte in der finstern Küche das Aempele, im Winter selbst
-Mittags, und Abends jedenfalls wieder. Ob das Geschirr sauber und blank
-sei, war beim besten Willen nicht gut zu unterscheiden und Alles mußte
-mehr im Griff als nach dem Augenschein geputzt oder gekocht werden. Kein
-Wunder, daß Liese zunächst die gewohnte Freude an der Reinlichkeit in der
-Küche verlor. Liseli bekam manchen »Schnauz«, wenn es die Pfanne, welche
-die Mutter schon ausgerieben hatte, noch einmal visitirte; denn Liseli
-war sehr exakt und nahm eher Kellen und Löffel und Gabeln und Messer
-an's Stubenfenster, als daß es auf's Gerathewohl das Geschirr auf dem
-Küchenschaft versorgt hätte.
-
-Im Winter gings nicht sehr früh her. Der Milchmann kam spät und vorher
-nützte das Aufsein nicht viel. Wäre Liseli gern, wie gewohnt, um 5 oder
-halb 6 Uhr aufgestanden, so war der Vater unzufrieden, man müsse das
-Licht ja schon am Tag genug in der Küche brennen und zu thun sei ja
-nichts Nothwendiges. Liese kam so in jenen verderblichen Schlendrian der
-Hausordnung, wo man den ganzen Vormittag in ungekämmtem Haarschmuck und im
-schlampigen Staat des Unterrocks und Nachtkittels herumhanthiert und sich
-lobt, daß man das Bett gemacht und die Stube gewischt hat. Das war aber
-dem Liseli gar schwer; doch durfte es aus Ehrfurcht und Scheu der Mutter
-nichts sagen und strengte sich in seinem Theil um so mehr an, der Ordnung
-heil'ge Zucht zu wahren. Es nahm den Staub fleißig auf und überschwemmte
-regelmäßig am Samstag Nachmittag den Stubenboden mit einer Fluth warmen
-Wassers und fegte und wirthschaftete im Zimmer, bis alles rein und hell
-schien; so auch im Kämmerlein, wo es schlief. Dabei wurden die Fenster
-und Thüren aufgemacht, daß es lustig durch die Stube blies, damit Alles
-schneller trocknete. Dieß Lüften wäre, besonders im Winter, eine rechte
-Wohlthat gewesen, wenn man dem schädlichen Zuge und dabei der Feuchtigkeit
-hätte ausweichen können. Aber daß dieser Luftzug schädlich sei, wußten
-weder Liese noch Liseli; auf dem Lande ist man ja bei der Landarbeit
-immer der freien Luft und allem Wind ausgesetzt, ohne Nachtheil. Zahnweh
-und Kopfweh schrieben sie vielmehr der veränderten Kost, der andern
-Luft und dem vielen Sitzen zu. Zudem that ihnen der erfrischende Hauch
-einer zum Fenster hereinströmenden Luft für den Augenblick wohl, denn
-der Küchenqualm und der Stubendunst waren oft recht drückend. Aber im
-letzten Winter wurde die Mutter anhaltend unpäßlich, ohne daß sie wußte
-warum, noch eigentlich sagen konnte, was ihr wehe that. Bald Stechen in
-der Seite, bald Kopfweh, wenig Appetit und wenig Muth, das war ihr Uebel.
-Dabei wurde sie blässer und abgezehrter. Den Doktor wollte sie nicht, denn
-von Zeit zu Zeit gings wieder besser. Endlich aber wurde dem guten Liseli
-bang und es ließ nicht nach, bis der Vater zum Doktor ging.
-
-
-3.
-
-Der Doktor kam; ein freundlicher Mann mit wohlwollendem Blick und klugen
-Augen, ein Freund der Leidenden und gar oft und viel ein Tröster und
-treuer Berather der Armen. Es war gerade der rechte Zeitpunkt, um auch den
-Heiri anzutreffen, der eben Feierabend gemacht hatte. Denn Heiri hätte
-gerne gewußt, was seiner Frau fehle, theils um sich zu versichern, daß
-es keine kostspielige Krankheit gebe, theils weil er eigentlich doch mit
-seiner Frau rechtes Mitleid gehabt hätte, wenn es mit ihrem Leiden länger
-oder ärger geworden wäre.
-
-Der Herr Doktor war bald fertig mit seinen Fragen und sagte dann
-freundlich aber ernst: »Liebe Leute, die Sache ist nicht gefährlich und
-nicht bedeutend, aber sie kann es werden, wenn ~Ihr~ nicht Schritte
-thut. Eure Frau bedarf eigentlich keine Medizin; doch will ich ihr etwas
-verschreiben, das ihr für jetzt Erleichterung verschafft. Aber sie
-bedarf eine ~Kur~.« So tröstlich der Anfang für Heiri war, so unangenehm
-berührte ihn dieß Wort. »Aus diesem »~Loch~« müßt ihr heraus, sonst
-endet's mit Gicht und Typhus, Euch fehlt hier ja Luft und Licht, diese
-unentbehrlichsten Bedingungen der Gesundheit. In dieser engen Gasse, wo
-Massen von Menschen zusammengedrängt athmen, wo bis in weite Entfernung
-kein grüner Baum, kein freier Platz zu treffen ist, da ist die Luft
-verdorben und wird zudem noch mehr verschlechtert durch die vielen
-unreinen Stoffe, die man aus Bequemlichkeit auf die Gasse wirft, statt
-in den Abtritt; und dann noch die Nähe der School, dieses Pfuhls von
-Gestank und Unrath. Jedes Thier und jede Pflanze bedarf frischer Luft zum
-Gedeihen, um wie viel mehr der Mensch mit seinem zarten und wundervollen
-Körperbau. Wenn auch die Regierung alles Mögliche thut, den bestehenden
-Uebelständen abzuhelfen, so kann sie nun einmal den Hauseigenthümern nicht
-verbieten, Leute ins Logis zu nehmen, drum sollten diese selbst auf ihre
-Gesundheit denken und dahin gehen, wo sie genug frische Luft haben. -- Und
-hier habt ihr ja nie einen Sonnenblick, entbehrt sogar den freien Anblick
-des Himmels, wenn ihr nicht das Fenster aufmacht und den Kopf gewaltsam in
-die Höhe dreht. Streckt sich doch jede Blume der Sonne entgegen und öffnet
-ihr verlangend ihre Krone. Betrachtet einmal die Keime der Rüben und
-Kartoffeln im Keller; die bringen freilich Blätter hervor, aber was für?
-Bleichsüchtige, kraftlose, schwammige Gebilde, die mit dem üppigen Grün
-und vollen Wuchs der Ackerpflanzen sich gar nicht vergleichen, sie gar
-nicht einmal erkennen lassen. Wie ist's denn anders möglich, als daß der
-Mensch in solch' dunkeln und dumpfigen Räumen verderbe an Leib und Seele?«
-
-Der Doktor hatte wahr gesprochen ~an Leib und Seele~. Den Schaden hatte
-er in seinem vollen Umfang durchschaut, wenigstens geahnt. Denn wohin
-war Liese's Zufriedenheit und Freundlichkeit, wohin Liseli's offenes,
-heiteres, und dabei doch zartfühlendes Wesen geflohen? Sie waren dahin,
-unerkannt und allmälig, und Heiri war, wie er meinte, nüchterner geworden
-und nicht mehr so narrächtig gegen seine Liese; aber im Grunde hatte
-er nur die Liebe des Gatten gegen das kalte und mürrische Betragen
-eines Eheknechts vertauscht, der sich nicht mehr von den Fesseln einer
-veredelnden Zuneigung, sondern von denen der Pflichtschuldigkeit
-gefangen fühlt. Darum mied er Abends Frau und Kind und hielt sich an den
-muntern, witzigen Kameraden; darum fehlte diesem Hause der Segen eines
-Familienlebens.
-
-So viel vermag der Einfluß einer ungünstigen Wohnung. Er kann glückliche
-Geistes- und Gemüthsanlagen erdrücken, kann Wohl in Wehe, Gesundheit in
-Krankheit verkehren, -- und man wird sich nicht bewußt, woran's liegt,
-schiebt die Schuld allein auf bösen Willen, Gleichgültigkeit, düstere
-Gemüthsart seiner Nächsten. Und s'ist doch so klar, daß die düstere Stube,
-in der man das halbe Leben und mehr zubringt, nicht trübe Augenblicke
-erheitern, die feuchte Luft, die man athmet, nicht feuchte Wangen trocknen
-kann, daß die Frische der Gemüthsstimmung und des Leibeslebens vielmehr
-dahinwelken muß.
-
-Welchen Eindruck des Doktors Rede in den verschiedenen Gemüthern der
-kleinen Familie hervorbrachte, läßt sich leicht voraussehen. Liese, die
-stille, meist in sich verschlossene Gewohnheitsnatur konnte sich's gar
-nicht reimen noch richten, daß sie aus des Vetters Haus sollten. Von
-dem, was der Doktor gesagt hatte, begriff sie wenig, sie glaubte ihm
-nur, weil er sie mit Gicht und Typhus geängstigt hatte. Wie dem Vetter
-die Sache mitzutheilen, ihm des Arztes Gründe deutlich zu machen auf
-schonende Art, das machte sie rathlos; wie ein anderes Logis finden, wo
-es das erstemal schon so schwer gehalten, das waren der ängstlichen Natur
-vollends unübersteigliche Hemmnisse. Liseli wußte eigentlich nicht, was
-nun werden sollte, ob die Mutter den ganzen Sommer nach Frenkendorf oder
-gar auf die Sennweid gehen müsse, um sich zu erholen; oder ob sie wieder
-auf's Land ziehen würden, um das frühere Leben auf's Neue zu beginnen;
-aber sie erschrak ob dem Gedanken, daß nun die Last einer wenn auch
-kleinen Haushaltung allein und einzig auf ihre Schultern fallen würde.
-Heiri aber schien in sich gekehrt. Er fühlte halb und halb, daß es von
-ihm Unrecht gewesen sei, nicht besser auf die Gesundheit seines Weibes
-geachtet zu haben und überhaupt ein gleichgültiger Lebensgefährte der
-Seinen gewesen zu sein. Er wollte anders werden; aber wie schwach ist
-der Mensch? So lange der Eindruck des Vorgefallenen frisch blieb, hielt
-er sich brav, aber die alten Umstände zogen ihn unwiderstehlich in die
-alten Gewohnheitsfesseln, bis auch in der äußern Lebensführung ein neuer
-Abschnitt ihn in neue Verhältnisse brachte, und zwar zunächst in eine
-neue Wohnung.
-
-
-4.
-
-Nach vierzehn Tagen kam der Doktor mit Schulmeisters Fritz Abends zu
-Heiri's. Fritz war seit zwei Jahren in Basel und Aufseher bei den
-Zettlerinnen in der S...'schen Fabrik. Gewandt, anschicklich und in allem
-genau und treu, hatte er das Zutrauen und Wohlwollen seiner Herren bald
-gewonnen und eine angenehme Stellung erlangt.
-
-Als kleiner achtjähriger Knabe war Fritz oft zu Heiri's, die neben dem
-Schulhaus wohnten, hinübergegangen; dann aber hatte sein Vater eine andere
-Lehrerstelle bekommen und seitdem hatte man sich nicht mehr gesehen.
-Fritz gab sich zuerst zu erkennen und Heiri und Liese freuten sich des
-längst fast ganz vergessenen Nachbarn. Liseli, das bei Fritzens und seiner
-Eltern Wegzug aus ihrem Dorfe erst zwei Jahre alt gewesen war, hatte keine
-Erinnerung an jene Zeiten mehr, Fritz war ihm eine weltfremde Seele und es
-blieb in der Küche und kochte beim trüben Schein des Lämpleins.
-
-Der brave Doktor rückte nun zuerst heraus, warum er gekommen. Er hatte
-den Leuten ein Logis ausfindig gemacht, wie sie's brauchten; nicht viel
-größer, fast gleich in der Einteilung, und nur unbedeutend theurer als
-ihr jetziges; aber dafür freundlich, bequem, hell, luftig und sonnig. Das
-Logis gehörte eben dem Fritz, der vor dem Thor ein eigen Häuslein gebaut
-hatte nach dem Muster der vordersten Arbeiterwohnungen auf der Breite. Ein
-Häuslein für zwei Familien mitten in einem Gärtlein, und neben ihm ein
-Nachbar an gemeinschaftlicher Scheidemauer.
-
-Fritz hatte noch vor wenigen Jahren gerne in Kleidern und sonntäglichen
-Lustparthieen den Flotten gemacht, war sogar einmal, als er bald nach
-dem Eintritt in seinen jetzigen Dienst zu Zettlerinnen auf's Land mußte
-im Interesse des Geschäfts, mir nichts dir nichts einen Ausflug nach
-Zürich gemacht und so drei Tage alle Geschäfte seiner Herren an's
-Nägelein gehängt. Aber das strenge Mahnwort der Herren, die einen weniger
-Brauchbaren auf solchen Leichtsinn hin ohne weiteres verabschiedet hätten,
-war ein gutes Wort zu guter Zeit für ihn geworden. Ein guter Geist leitete
-diesen muthwillig kräftigen Strom in sein rechtes Bette; er dachte daran,
-seinen reichlichen Verdienst zur Erwerbung eines Heimwesens zu verwenden,
-und als sich ihm Gelegenheit bot, mit einem Andern gemeinschaftlich
-einen Viertel Land zu kaufen, gab er freudig seine theils von den
-sel. Eltern ererbten, theils ersparten 1500 Fränklein dafür hin. Ohne
-Säumen wurde mit seinem Halbpartmann das Nothwendige verabredet und sie
-verakkordirten einem geachteten, für das Wohl der Arbeiterklassen thätigen
-und liebevoll besorgten Baumeister ihre Häuser nebst gemeinschaftlichem
-Ziehbrunnen, wofür jeder 7500 Fr. zu bezahlen hatte. Alle Rücksichten
-auf Bequemlichkeit und Gesundheit waren aufs Sorgfältigste erwogen, bis
-Baumeister und Bauherrn sich befriedigt gefühlt hatten. Leider fing schon
-mancher an zu bauen, ehe er recht wußte, was er wollte, wünschte nachher
-Veränderungen und die Folgen waren, daß keine rechte Einheit in's Ganze
-kam und am Ende die Kosten fast um die Hälfte den Voranschlag überstiegen
-und daß der Bauherr sich ein ganzes Leben lang mit Schulden und Sorgen zu
-schleppen hatte, an denen nichts als seine Voreiligkeit und Sorglosigkeit
-Schuld war. Fritz hatte kluger gehandelt und hat's später nie bereut.
-Und die Herren hatten ihm gerne geholfen und ihm das nöthige Geld zu
-billigen Procenten dargelehnt. Das Haus war eben fertig geworden. Fritz
-behielt das obere Stockwerk für sich, das untere nebst Kammer, Keller-
-und Estrich-Antheil mit einem kleinen Gärtlein wollte er verlehnen. Das
-hatte der Herr Doktor erfahren, ihn aufgesucht und ihn hieher geführt,
-damit er selber die Sache ins Reine bringe. Heiri sollte, so wurde nun
-ausgemacht, am nächsten Sonntag das Logis einsehen, darüber seinen Leuten
-Bericht abstatten, und wenn's Allen recht war, wurde der Miethakkord fix
-und fertig gemacht. Unterdessen sollte auch Liese mit ihrem Vetter, dem
-Hausherrn, ein Wörtlein reden, und sich auf den Herrn Doktor berufen,
-daß sie eine Luftveränderung machen müsse und daß sie nicht gern von der
-Haushaltung gehe und daß sich's gerade so schön schickte mit dem Logis
-von Fritz. Sie durfte auch wahrheitsgemäß beisetzen, daß sie nicht gerne
-aus des Vetters Haus fortgingen und nur Gutes und Liebes von ihm erfahren
-haben, so lange sie bei ihm gewohnt hätten.
-
-
-5.
-
-Am Sonntag nach dem Essen bürstete Heiri den Hut mit dem Rockärmel ab
-und ging vor's Thor zu Fritzens neuem Häuslein. Das war freilich eine
-ordentliche Strecke bis da hinaus, das kostete ihn auch ein paar Schuh
-mehr im Jahr; und vollends bei Regenwetter und Sturmwind, bei Hagel und
-Hurlete im Winter, und wenn man gar den Regenparisol nicht bei sich hatte?
-Heiri wurde fast mit jedem Schritt bedenklicher: eine halbe Viertelstunde
-noch vors Thor hinaus! Und gar nicht an der Straße, sondern so abseits;
-das war ja gar zu langweilig, wenn man am Werktag keine Marktleute und am
-Sonntag keine Spaziergänger sah.
-
-Nach einigem Suchen kam er zum richtigen Fahrweg und sah die zwei
-niedlichen Häuslein mit ihrer röthlichen Farbe und grünen Läden und dem
-schimmernden neuen Dach. Vorn war es mit Latten einfach eingehegt und ein
-lebendiger Haag dahinter angepflanzt. Durch's Gätterlein ging's, um die
-Ecke herum, -- und an der Hausthüre stand er, wo Fritz ihn freundlich
-bewillkommte.
-
-»S'ist doch weit zu Ihnen, aber hübsch ist's, das muß man sagen, wenn
-man's erlebt hat, herauszukommen.« -- Freilich, antwortete Fritz, ich
-tauschte jetzt nicht mehr mit dem besten Logis in der Stadt. Seit
-vorgestern übernachte ich hier zum erstenmal und -- s'ist ein ganz ander
-Leben. Von des Lehenmanns dort hab' ich einstweilen das Essen, und wenn
-ich Hausleute habe, und sie mögen, so will ich die Kost bei denen nehmen
-bis auf weiteres. Darum wär's mir lieb, wenn Ihr's wäret. Man hat halt
-mehr Zutrauen zu seinen Bekannten.
-
-Jetzt gingen sie in's Haus. Die gegen Sonnenaufgang gerichtete Hausthüre
-führte zu einem kurzen und nicht sehr breiten Gang, links eine Thüre,
-hinten eine Thüre und rechts zunächst die Kellerthüre und unmittelbar
-daneben der Antritt der Stiege ins obere Stockwerk. Die Thüre links führte
-in die Wohnstube. Sie war nicht groß, aber hatte Platz genug, um bequem
-und schicklich ein Bett, Tisch, Kommode und ein paar Stühle zu stellen
-und enthielt in der Seitenmauer einen geräumigen Wandkasten. Rechts neben
-der Thüre war der Kunstofen, der vom Kochen in der Küche warm wurde,
-aber im Sommer auch vom Küchenfeuer abgeschlossen werden konnte. Das
-breite Fenster sah gegen die Mittagseite und man überblickte von da aus
-die Gegend gegen Gundeldingen und St. Jakob und dahinter erhoben sich
-die Anhöhen bei Mönchenstein und Muttenz mit den in ihren Buchten wie in
-sicherm Mutterschoß gebetteten Gütern Asp und Gruth, überragt von den
-Zeugen längst vergangener Zeiten und Ereignisse, den altersgrauen Ruinen
-von Wartenberg und Reichenstein.
-
-Zunächst unter dem Fenster war der hintere Theil des Gartens
-in Gemüsebeeten nach der Schnur getheilt, von einem gekreuzten
-rabattenumsäumten Kieswege durchschnitten; die nähere Hälfte sollte zum
-untern Logis gehören, die jenseitige behielt sich Fritz vor. Noch war
-nichts Grünes zu sehen, erst kurz noch die in den Rabatten an weiße Pfähle
-abwechselnd festgehefteten Rosenbüsche und Spalierbäumchen hingepflanzt
-worden. Alles war erst im Werden. Aber ein Sinn, das Nützliche mit dem
-Angenehmen zu verbinden, waltete wohlthuend und Billigung weckend durch
-die ganze Anordnung.
-
-Als man die mit einer hellen blauen Tapete bekleidete, an Lambrieen und
-Thüren und Fenstern perlfarben gemalte Stube genugsam und wohlgefällig
-betrachtet hatte, ging man ins Nebenstüblein. Es hatte, gleich der Stube
-selber, Länge genug, um längs der Scheidemauer zwei Betten hintereinander
-zu stellen; vorn war das Fenster, in der wohlgemessenen Breite eines
-Flüges, so weit auf die Stubenseite hinübergerückt, daß rechts davon eine
-volle Bettbreite reichlich übrig blieb; und dem Fenster gegenüber, gerade
-seiner Stellung und Breite entsprechend, eine etwas schmälere Thüre, denn
-gebräuchlich. Das Stübchen war noch breit genug, um an der Riegelwand
-links ein Kensterlein oder eine kleine Kommode zu stellen, und die helle
-graue Tapete mit ihrem einfachen Muster und der rothen Bordüre machte das
-Zimmerchen recht heimelig und wohnlich.
-
-Nun schritt man durch die schmale Thüre hinaus in die Küche. Wie nett
-alles eingerichtet, daß man glaubte, man könnte nur dreinstehen und
-kochen. Das Fenster war nicht breiter als im Kämmerlein, aber für den
-nicht sehr großen Raum breit genug bei seiner freien Aussicht. Am Fenster
-der Wasserstein und neben dem Fenster herunter das Wassersteinrohr aus der
-obern Küche; rechts daneben, gegen die Ostseite zu, in der Wandecke, der
-Wasserbank, links in der Ecke der Fensterseite genügender Platz für einen
-Tisch; gerade gegenüber neben der Kammerthüre Geschirrschäfte, und ein
-Pfannenbrett um die Kaminschoß; so daß die ganze Seite an der Scheidemauer
-frei blieb für einen oder zwei Küchekästen. In der Ecke aber zwischen
-Gangthüre und Kammerthüre war der Heerd mit zwei Löchern, einfach aber
-bequem, daneben in der Eckseite, ganz unter der eigentlichen Kaminröhre
-ein Kohlenrost über dem Aschenbehälter. Die gelbe Ocherfarbe und der
-frisch gelegte Plättleinboden sahen recht appetitlich und reinlich aus.
-
-Nun hinaus in den Gang. Zunächst links, etwas zurücktretend, das
-unvermeidliche Uebel, der Abtritt, der so vielen Häusern zur Plage, und
-ihren Bewohnern zur Last und zum Verderben ist. Man wollte da nicht
-vorübergehen. Es war reinlich und hell in diesem Gemächlein, gegypst,
-Boden und Sitz gehobelt; hob man den Scharnierdeckel des Sitzes auf, so
-bemerkte man den innen glacirten Becher und die Röhre; der Deckel aber
-schloß durch sein eigenes Gewicht ziemlich dicht. Heiri hätte wohl nicht
-so neugierig diese ganze Abtheilung des Hauses untersucht, wenn ihm nicht
-Liese besonders diesen Punkt eingeschärft hätte; warum, kann man sich
-denken. Und jetzt ging's die Stiege hinauf, denn unten war man fertig.
-
-Fritz zeigte sein eigenes Logis; da man doch einmal dran vorbei mußte, und
-weil auch dem Heiri es hier je länger desto besser zu gefallen schien. Da
-war Alles genau gleich eingetheilt, bis auf die Tapeten. Im Wohnzimmer
-streute sich gleichsam ein Regen von zartblättrigen weißen und rothen
-Röselein über den bläulich grauen Grund der Tapete herab und im Kämmerlein
-wucherten in dichtem Geflechte helle gelbliche Blätter auf lilafarbnem
-Grunde. Die Aussicht war die gleiche, nur durch die Höhe freier und
-lichter. Aus Stube und Nebenstube die malerische Rundsicht auf Hügelketten
-und dazwischen hinein in das breite, stattliche Birsthal, aus der Küche
-nach Norden hinüber auf das Häusermeer der Stadt, auf das Geschwisterpaar
-der Münsterthürme und links den hohen gelben Giebel von St. Leonhard. Vom
-Gang aus blickte man durch einen Kreuzstock von gewöhnlicher Größe nach
-Osten gegen die offene Thalweite des Rheins zwischen den noch blätterlosen
-Baumgruppen und Landhäusern auf dem Göllert hindurch und hinaus, und die
-Lokomotivpfeife der Centralbahn rief gerade ihren Bewillkommnungsgruß
-herüber; im Gange selbst war es hell und die bequeme Stiege gut und
-zweckmäßig erleuchtet.
-
-Auch Kammern und Keller wurden mit der Inspection nicht verschont. Gerade
-über der Wohnstube war eine wohnliche, mit hellem Giebelfenster versehene,
-gewickelte und weißgetünchte Kammer, ein Stüblein, wenn man lieber
-will; daneben mit Dachfenster gegen Süden eine ähnliche; der hintere
-Estrich neben der Stiege war durch Latten in zwei Holzkammern getheilt
-und zwischen beiden Kammerseiten zog sich eine Art von Gang hin bis zur
-Scheidemauer, wo man im Nothfall bei Regenwetter Wäsche trocknen konnte.
-
-Unten aber im Keller gelangte man zuerst in den auf der Nordseite
-liegenden Vorkeller, und von hier aus in die beiden wohlerleuchteten
-lattengetheilten und verschließbaren Kellerräume auf der Südseite.
-
-Fritz füllte eine Flasche aus einem kleinen Fäßchen Füllinsdörfer und
-nahm sie mit hinauf. Da tranken sie denn in Ehren noch ein Gläschen auf
-künftige gute Nachbarschaft und auf der lieben Liese Gesundheit.
-
-
-6.
-
-Liese hatte unterdessen auch ihre Erlebnisse gehabt. Sie hatte das Liseli
-zum Vetter geschickt, ob er nicht wollte so gut sein und ein wenig
-herunterkommen, es mache ihr gar viel Mühe, die zwei Stiegen zu steigen;
-aber sie sollte etwas Nothwendiges mit ihm reden. Der Vetter versprach
-bald zu kommen; es sei nur jemand bei ihm und die Base sei noch nicht
-heim, werde aber bald aus der Kirche zurück sein. Nicht lange, so war der
-Vetter unten und: »Guten Abend, wie geht's Base?« gab er dem Gespräch
-sogleich für die diplomatischen Absichten der Liese erwünschten Eingang.
-Leider hatte Liese jetzt nicht vom Besten zu rühmen, und ein Wort gab's
-andere, von der Kränklichkeit zum Doktor und vom Doktor zur Landluft und
-von der Landluft zum Logis vor einem Thor -- und jetzt war's gesagt.
-
-Der Vetter war nicht betroffen, sah Alles Punkt für Punkt wohl ein, und
-es hielt nicht schwer, ihr den schweren Sorgenstein vom Herzen zu nehmen.
-Es traf sich ja ganz prächtig. Der Freund, der oben bei ihm war, suchte
-gerade ein Logis auf 1. April und hatte gehofft, bei ihm anzukommen.
-Natürlich hätte es ihm wehe gethan, jemand aufzukünden, am schwersten
-hätte es ihm aber gemacht, seine Verwandten zum Ausziehen irgendwie zu
-veranlassen, obgleich jener ihm ein lieber Freund und gegenwärtig in
-Verlegenheit sei.
-
-Liese war das schon recht; nur auf ersten April schon? Wie das gehen
-sollte, konnte sie sich nicht vorstellen; es war ja nicht mehr volle vier
-Wochen.
-
-Als der Vetter sich wieder verabschiedet hatte, sprachen Mutter und
-Tochter noch allerlei von der bevorstehenden Aenderung und was wohl der
-Vater für Bericht bringen werde und ob vielleicht das und ob vielleicht
-jenes. -- Und der Vater brachte frohe Nachricht. Vergessen war der lange
-Weg, vergessen Sturm und Schneegestöber, Regen und Riesel. »Als ich dort
-wegging, war mir's, ich käme aus einem Kirchlein, und es tönte in mir
-wie Orgelton und Lobgesang und der Weg heim ist mir vorgekommen wie eine
-Spanne.« -- Und weißt du auch, daß wir schon in vier Wochen fortkönnen,
-und brauchen nicht erst aufzukünden? Der Vetter ist dagewesen ... und
-nun ging's an ein Erzählen hin und her und Pläne wurden gemacht, was
-man alles pflanzen wolle und wie man alles stellen wolle und wie man im
-Gärtlein ein Cabinetlein machen müsse, daß man bei schönem Wetter dort
-Kaffee trinken oder gar zu Mittag essen, oder auch am Sonntag in der
-Stille etwas Schönes lesen könne. -- Man wurde nicht fertig. Der Kaffee,
-der nebst den gepregelten Erdäpfeln für Abends und Nachtessen zugleich
-galt, wurden kalt, ehe man fertig war mit Essen und Erzählen, und selbige
-Nacht haben sie Alle unruhig geschlafen; aber nicht vor Schmerzen, sondern
-vor freudiger Bewegung des Gemüths. Vor dem Bettgehen aber wünschte,
-seit lange zum erstenmal, die Mutter noch etwas Erbauliches zu hören,
-war's ja doch Sonntag, und sie vor acht Wochen zum letztenmal in der
-Kirche gewesen. »Liseli, lies doch vor, es ist mir beim Licht und für
-die Brust zu beschwerlich.« Und Liseli las nach Angabe des Kalenders das
-Evangelium am Sonntag Reminiscere: vom cananäischen Weibe, und las weiter
-von den vielen Heilungen und von der Speisung der 4000 bis zu Ende des
-Capitels. -- Und das, was sie gehört hatte, bewegte die Leidende auch in
-ihrem Herzen, da sie nicht schlafen konnte in jener Nacht, und ist etwas
-mit ihr vorgegangen, was ich jetzt nicht weiter ausbringen will, damit der
-Segen nicht verloren gehe.
-
-Und am Montag Abend wurde die Sache mit dem Fritz ausgemacht und Heiri
-drückte ihm ein neues Fränklein in die Hand als Gottespfennig.
-
-
-7.
-
-Den geschäftigen Tag des Einzugs im neuen Logis wollen wir vorbeigehen.
-Liese strengte sich fast über Kräften an beim Zusammenpacken, und daß
-jedes Geräthe sorgfältig auf den Wagen komme. Am Abend kam der Heiri, um
-mit ihr die neue Heimath zum ersten Mal heimzusuchen. Der Vetter und die
-Base geleiteten sie noch fast bis zum Thor und nahmen herzlichen Abschied
-unter gegenseitigen Glücks- und Segenswünschen. Und als sie daheim waren,
-schien der Vollmond gegen die Hausthüre und beleuchtete den Kranz von
-Epheu, den Liseli unterdeß geflochten und daran gehängt hatte; und die
-Sterne flimmerten wie alte Bekannte vom Lande zum freundlichen Willkomm.
-
-O, hätte ich nun die Feder eines Dichters, um dennoch wahrheitsgetreu zu
-schildern, welch' ein neues Leben sich für die Bewohner des neuen Hauses
-aufthat, um zu erzählen, wie jeder Tag eine neue Freude in's Herz und
-einen neuen Segen in die Familie brachte.
-
-Man stand, von der Sonne geweckt, frühe auf, ging in den Garten und
-machte da etwas zurecht; der frischende Morgenwind und der Gesang der
-Vögel, die sich der neuerwachten Frühlingskräfte und des lieblichen,
-jungen Tages freuten, das glänzende, goldene Licht, das sich über die
-Häuser und grünenden Wiesen und fernen Berge ergoß, und die Morgennebel
-in's klare Blau des Himmels auflöste, weckte ungewohnte, und doch unsere
-ehemaligen Landbewohner seltsam anheimelnde Gefühle, Gefühle wie von
-lieblichen Mährchen der Kindheit, die nun plötzlich wahr geworden.
-Während Fritz und Heiri draußen Bohnenstecken zurecht machten, oder
-die jungen kräftigen Triebe einer an der Ostseite des Hauses links und
-rechts von der Hausthüre neu gepflanzten Rebe anhefteten, machte Liseli
-die untere Stube und das Stüblein. Denn Liese war auch aufgestanden und
-mahlte unter der offenen, der Sonne entgegengewendeten Hausthüre, vom
-warmen, wollenen Halstuch gegen die frische Morgenluft geschützt, ihren
-Kaffee. So strömte durch die geöffneten Fenster und den Hausöhren ein
-belebender Odem des neugeborenen Tages, und mit ihm eine erfrischende,
-kräftigende Lebensspende. Die Morgenseite eines Hauses ist immer die
-trockenste; denn der Ostwind kömmt über weite Landstrecken, von Asien
-her zu uns und bringt nicht die feuchten Dämpfe irgend eines Meeres mit
-sich. Auch ist die Wirkung der Morgensonne, namentlich im Sommer, äußerst
-kräftig; denn ihre Strahlen prallen von Morgens 4 Uhr bis gegen 9 Uhr fast
-senkrecht gegen die in dieser Richtung stehenden Mauern. Im Waisenhause
-sind die Schlafsääle gegen Morgen gerichtet, und man hat stets den
-erfreulichsten Gesundheitszustand bei den vielen, vielen, oft von Haus aus
-vernachlässigten Kindern bemerkt.
-
-Warum wohl Fritz kein Fenster in den Stuben gegen Osten anbringen ließ,
-statt der Wandkästen? -- Erstens war das Fenster gegen Süden für die
-mäßige Stube übrig groß genug, zweitens wäre dadurch das Haus im Winter
-kälter geworden; drittens kostspieliger, denn unten ein Kreuzstock, oben
-ein Kreuzstock mit Schreiner- und Glaserarbeit, mit Fenstern, Vorfenstern
-und Läden mit dreifachem Oelanstrich, das hätte schon wieder ein paar
-Hundert Fränklein gekostet; viertens endlich brennt im Sommer die Sonne
-den ganzen Vormittag durch ein solches Fenster in's Zimmer hinein, macht
-man aber alsdann die Läden zu, so ist eben der Zweck solcher Fenster nicht
-einleuchtend. So wär's auch mit Fenstern auf der Westseite gewesen beim
-Nachbar; drum hatte auch der's unterlassen.
-
-Aber auf die Liese machte die Morgenluft und Morgensonne einen wunderbaren
-Eindruck; wohl griff sie es im Anfang etwas mehr an und machte sie müde,
-wie nach angestrengter Arbeit; aber sie fühlte es, wie das Strahlenbad
-durch ihre Glieder drang bis auf's innerste Mark und wie die Ermüdung
-nur eine erneute Anstrengung aller Lebenskräfte bewies. Später in der
-Jahreszeit setzte sich Liese auch ~vor~ die Hausthüre und strickte dabei
-oder verlas und flickte Kleider, Hemden und Strümpfe; und dazu war sie in
-den Nerven bald stark genug; nur mit der Gartenarbeit wagte sie sich noch
-nicht an's Schwerere.
-
-Wir haben vorhin Liese beim Kaffeemahlen getroffen; der Kaffee ist
-unterdessen fertig geworden, und die völlig geordnete, wohlgelüftete Stube
-nimmt ihre Bewohner auf und ladet sie zum dampfenden, warmen Getränk. Beim
-ersten Morgenessen hatte Keines anfangen wollen; es war Ihnen gewesen, als
-fehle ihnen etwas, was sie selbst nicht recht wußten. Das zweite Mal gab
-sich's von selber. Liese faltete still ihre Hände, ehe sie anfing, und
-die Andern thaten ihr's unwillkürlich nach. Ob sie Worte gebetet haben in
-Gedanken, bezweifle ich, aber es war ein schüchterner Tribut des Dankes,
-zu dessen Entrichtung sie sich gedrungen fühlten.
-
-Es ist merkwürdig, den Unterschied beim Essen zu beobachten in
-verschiedenen Häusern. Bei den Einen kommt Eins um's Andere zum Tisch
-und ißt und geht, wie's ihm bequem ist. Bei den Andern falten Alle
-gleichzeitig, stehend oder sitzend, die Hände, oder Eines spricht für
-Alle das Vaterunser oder Komm, Herr Jesu, sei unser Gast und segne, was
-Du uns bescheeret hast. Dort ist kein Anfang und kein Ende; hier ist ein
-Gepräge von Ordnung und frommer Gesittung. Das hängt eben auch unbewußt
-oder bewußt von der Lebensweise, und die wieder mehr oder weniger vom
-Hause ab. Steht man in den engen Gassen, wo's lang nicht tagen will, spät
-auf, so ist das Kaffeekochen die einzige Einleitung zum Frühstück; denn
-es hat sonst noch Keines eine andere Arbeit in der Hand gehabt. Aber auf
-dem Lande haben sich die Hände schon gerührt, ehe man zum Morgentrinken
-kommt, sie legen sich fast von selbst zur Ruhe gefaltet zusammen, und
-dann erst tragen sie die erquickende Nahrung als eine gute Gottesgabe zum
-Munde. Es ist ein viel größerer Schritt vom verdrießlichen Schlendrian
-der Gleichgültigkeit zum allereinfachsten stillen Anstand der ehrwürdigen
-Väter- und Christensitte, als von da zur erbaulichen Hausandacht im Hause
-eines Seelsorgers. Ob diese Sitte gerade zum gesunden Wohnen gehört, weiß
-ich nicht; aber das weiß ich aus Erfahrung, sie gehört zur Ruhe und zum
-heitern Frieden des Gemüths, und diese Güter haben noch Niemand krank
-gemacht.
-
-Fritz stand allein; die Magd der benachbarten Lehenfrau, die ihm Essen und
-Kaffee brachte, machte ihm gegen ein bestimmtes Trinkgeld auch das Zimmer.
-Er zog es vor, es etwas unbequemer zu haben, lieber als in Kosthäusern das
-unerquickliche Zusammenleben mit Unbekannten zu genießen, wo das trauliche
-Gefühl des Daheimseins unter dem Getreibe einer Art von Gastgebern
-verloren geht. Ein rechtes Kosthaus, gleichsam ein Familienhaus mit einer
-Art von traulichem Familienleben bleibt noch immer ein frommer Wunsch,
-dessen Erfüllung manchen Segen stiften würde.
-
-Die für's Morgentrinken angefangene Sitte wurde auch Mittags und Abends
-festgehalten; denn das Gefühl vom Kirchlein, das den Heiri bei der
-Hausschau durchschauert hatte, gewann bei Allen die Oberhand. Sie fühlten
-etwas Festtägliches an jedem Tage; es war, als ob der Sonntag durch jeden
-Werktag hindurchgedrungen wäre und ihn geheiligt hätte, während in der
-Stadt in dumpfer, düsterer Stube auch der Sonntag etwas Werktägliches
-angenommen hatte, werktäglich durch den Lärm und das Gekarre in den Gassen
-unten, durch das Geklopfe nebenan, durch die Negligetrachten gegenüber.
-Weder Heiri noch Liese hatten Heimweh nach der Stadt; die Stille und Ruhe
-des Friedens um sie her, das immer voller und schwellender und wärmer
-sprossende Grün auf Matten und an Baumgruppen, der freie, offene Himmel,
-die frische reine Luft die trockene, gesunde, helle Wohnung boten ihnen
-kaum geahnte Genüsse und sie ließen den äußern Frieden und das äußere
-Glück in ihr Herz strömen und thauten auf in erneuter gegenseitiger Liebe.
-Heiri's Wangen bräunten sich in der Kraft der Sonnenstrahlen, Liese ward
-wieder jung wie ein Adler, und Liseli blühte wie eine Blume des Feldes.
-
-Nie klagte Heiri über die große Entfernung, nie über Regen, schlechten
-Weg oder Hitze. Bei der meist ruhig stehenden Lebensweise im Arbeitersaal
-bekam ihm der täglich viermalige Gang recht wohl, und er spürte nichts
-mehr von Beschwerden des Unterleibes, wie früher. Bei einer ruhigen,
-sitzenden oder stehenden Lebensart ist nichts der Gesundheit so
-zuträglich, wie regelmäßige tägliche Bewegung. Das wissen die Contorherren
-gar wohl, die manchmal im Sommer in der Morgenkühle ihr Luftbad auf der
-Rheinbrücke nehmen, und dabei 4 oder 5 Mal darüber hin und herwandeln.
-
-Manche Bekannte Heiri's hatten ihm allerlei prophezeit, und dem Fritz
-am Hause allerlei getadelt. Dem Heiri, er werde den Verleider bekommen
-am langen Wege und seine Leute werden die liebe Noth haben, ein Gemüse
-zu bekommen, weil es so abgelegen sei. Dem Fritz, er sei ein rechter
-Sonderling, sich so weit von der Stadt und dazu an so abgelegenem Ort, wo
-einen kein Mensch erfragen kann, anzusiedeln. Jahr aus Jahr ein sei's
-schrecklich langweilig und öde. Warum er auch die Hinterseite gegen den
-Weg, und die Wohnstube gegen das Feld gewendet habe; das Haus sei ja
-ganz verdreht und um zur Hausthüre zu kommen, müsse man ja ums ganze
-Haus herumgehen. Da habe doch der Nachbar die gescheitere Nase gehabt,
-der die Seite gegen den neuen Centralbahnhof gewählt habe. Das sei halt
-auch so ein halber Physigucker, der Fritz, an dem's auch wahr werde: wie
-gelehrter, wie verkehrter. -- Aber weder Heiri noch Fritz ließen sich
-dadurch ihr Paradies verleiden. Der Eine hatte zum Voraus überlegt und der
-Andere hintendrein erfahren, was das bessere Theil sei und keiner noch
-das Geringste bereut. Der Heiri bekam den Verleider nicht am langen Weg
-und mit den Gemüsen ging's eben auch; was der Garten nicht trug, das gab
-um billiges Geld die Lehenfrau, und der Milchkarren brachte ihnen Fleisch
-und Brod aus der Stadt mit; und wenn das nicht gewesen wäre, so hätte sich
-weder Fritz noch Heiri gescheut, es selber heimzutragen. Aber der Garten
-war fruchtbar, als ob ein besonderer Segen darauf ruhe.
-
-Und ja, es ruhte ein großer Segen darauf, mehr als man gleich anfangs
-merkte. Wenn man so den Binnetsch und den Salat wachsen sah und das
-Jörgenkraut, und wenn man's abschnitt und es auf der linnengedeckten
-Tischplatte wie eine Zierde aufgestellt war, da meinte man nicht, es
-sei mit Zinsen für's Land und mit Arbeit erkauft, sondern wie ein ganz
-besonderes Geschenk vom lieben Gott kam's einem vor, auf das man keinen
-Anspruch hatte, und man fühlte den Dank aus dem Herzen heraufsteigen bis
-in den Mund, daß es manchmal ein wenig überlief. Da gehe man nur auf
-den Markt und kaufe. Bis man da und dort verlesen und gehandelt und mit
-Markten noch fünf Centimes abgedrückt und dann mit gutem baarem Geld aus
-dem eigenen Beutel bezahlt hat, da glaubt man auch nicht mehr, daß man
-deshalb gebetet habe: Gib uns heute unser täglich Brod. Man freut sich
-etwa des billigen Einkaufs, den man seiner Pfiffigkeit und Zähigkeit
-verdankt, aber an den, der zum Wachsen Regen und Gedeihen gab, erinnert
-man sich nicht.
-
-
-8.
-
-Was die dem Fritz gemachten Vorwürfe betrifft, so war's zum ersten
-nicht langweilig. Das fühlten Alle im Hause. Hier draußen im Grünen
-brachte jeder Tag etwas Neues. Welche Lust zu sehen, wie die erst noch
-nackten Bäume Triebe und Schoße brachten, wie sie fast in einer Nacht
-hervorbrachen in tausend und tausend Blüthen, jetzt die Kirschen, jetzt
-fleischroth Pfirsige, dann Aepfel und Birnen im Schmuck der Lilien- und
-Rosenfarbe. Und abermal kleidete frisches Grün die noch blühenden Bäume,
-bis ein sanfter Regen die Blüthenblätter aus den Kelchen wischte und
-der Wind sie wie Schnee durch die Luft trieb. Und dann wieder wob sich
-in's Grün der Matten das Gold der Sonnenwirbel und die zarte Lilafarbe
-der honigschwangern Kleewirtel. Das alles genießt der reiche Städter
-nicht; er sieht im wenigwochigen Landaufenthalt nur den geringsten Theil
-dieser reichen, mächtigen Entwicklung, gleichsam den höchsten Glanz des
-Naturlebens in seiner vollsten Fülle. Und vollends der Arbeiter, der in
-enger, dunkler Gasse der Stadt wohnt, kaum kommt er am Sonntag dazu, vor's
-Thor zu gehen, -- mit Augen, die nicht sehen, mit Ohren, die nicht hören,
-weil er verlernt hat zu achten auf die großen Werke des Herrn. (Wer ihrer
-achtet, der hat eitel Lust daran.) Da fahren sie auf der Eisenbahn, um
-in Muttenz oder Prattelen oder auch in Frenkendorf und Liestal lustig
-zu sein beim Glase Wein, daß draufgeht, was man vom Zahltag her in der
-verflossenen Woche nicht gebraucht. Und wenn man genug gejodelt und getobt
-hat und den Kopf wüste und öde von Alle dem was hinein- und hinausging;
-dann hat man sich erholt und gestärkt für die Arbeit der künftigen Woche?
-Dann hat man die freie Gottesnatur genossen?
-
-Aber nicht nur das Betrachten, auch das Arbeiten im Gärtlein verkürzte
-die Zeit. Pfeilschnell flogen die Tage dahin, und doch war man in kurzer
-Zeit so an Alles gewöhnt, als obs nicht Monate, sondern Jahre her wäre.
-Fritz verstand Rosen zu veredeln und okulirte Wildlinge oder pfropfte edle
-Reiser auf kräftige Gerten. Die Reben am Hause wucherten üppig, wie wenn
-unerschöpfliche Lebensfülle aus dem Boden in ihre Reiser sich ergöße, so
-daß den ganzen Sommer über Aberschosse wegzubrechen waren. Und wenn etwa
-am Mittwoch Abend Heiri die Liese ans Sommerkasino spazieren führte, daß
-man aus der Ferne oder von der Straße her sich am lustigen wogenden Schall
-der Musik ergötzen könne; und wenn dann Liseli die Blumen spritzte, die
-von des Tages Hitze nach Erquickung lechzten, da wurde auch dem Fritz so
-eigen zu Muthe. Liseli kam ihm vor wie eine traute Bekannte, und doch
-hatte er noch nie gewagt, ihr nur die Hand zu geben. Was er sprach, war
-wenig, desto mehr dachte und fühlte er. Und das Alles verkürzte ihm die
-Zeit ungemein.
-
-Und was den andern Vorwurf betrifft, er hätte das Haus hinterfür gestellt,
-so kannte er ja zum Voraus den Wahrspruch: Wer da bauen will an der
-Straßen, muß sich's Meistern g'fallen lassen. Seine Gründe waren wichtig
-genug und schon älter als das heilige römische Reich. Denn Fritz hatte
-sein Haus ganz einfach nach der Sonne gerichtet, wie schon die alten
-Aegypter ihre berühmten Tempel und Pyramiden. Man braucht auch nur durch
-die Landschaft hinaufzureisen, so fällt es jedem auf, wie in den Dörfern
-links an der Straße stattliche Häuserfassen stehen, rechts aber eine
-Reihe Dunghäufen und dahinter Stallthüren und Scheunenthore; und durch
-die letztern gelangt man durch's Haus hindurch zu den Stuben auf der
-Feldseite. Das ist aber, weil fast alle Landleute sich nicht nach der
-Straße, sondern nach der Sonne richten; und 's ist eine alte, ererbte aber
-vernünftige Ueberlieferung. Das erregende Licht und die belebende Wärme
-der Sonnenstrahlen war auch dem Fritz wichtiger als der Weg und als das
-Geschwätz der Leute; war's nach außen nicht prunkend, sein Haus, so war's
-doch innen wohnlich und freundlich und heimelig.
-
-Im hohen Sommer, wenn die Sonne weit über dem Rhein, im Nordosten,
-aufging, und nahe am Isteiner Klotz wieder hinunter, da stand sie am
-Mittag fast senkrecht über dem Hause und beschien nur von 11 bis 1 Uhr
-das Simsbrett am Fenster; im obern Stock gab überdieß das vorspringende
-Dach noch Schatten. Um die Hitze zu vermeiden, bog man nur die Läden
-zusammen über die heiße Tageszeit, während man am frühen Morgen die kühle
-frische Morgenluft durch Stuben und Haus hatte streichen lassen. Im Winter
-dagegen ging ja die Sonne stets auf der Sonnenseite auf und unter, und bei
-jedem hellen Himmel half der tief ins Zimmer dringende Strahl das Zimmer
-heizen. Das war wohl die Hinter-, aber gewiß nicht die Schattenseite am
-Haus. Die Küche dagegen und der Abtritt mögen die Wärme nicht vertragen,
-sonst gerinnt im Kasten die Milch, die Speiseresten werden faul und sauer;
-und vom Abtritt her hat man einen ungebetenen Wetterprophet, und ist er
-schlecht, so prophezeit er erst noch bei schönem Wetter ganz falsch. Das
-hatte Fritz überlegt und beachtet und hatte Küche und Nr. 100 gegen den
-Weg gesetzt, d. h. auf die kühle Mitternachtsseite.
-
-Und warum lieber ostwärts, statt westwärts. Das war zwar weniger wichtig,
-ob so oder so, und wäre die Hausthüre vorn oder hinten gewesen, das
-hätte auch nichts gemacht, statt auf der Seite. Aber auf der Seite hatte
-man keinen großen Umweg zu machen, um zum hintern Gärtlein und Brunnen
-(vor den Stuben) zu kommen, auch keinen großen Umweg auf die Straße
-oder zu dem vor dem Haus an der Straße liegenden Rasenplatz mit seinem
-Sauerkirschenbaum. Dann war's gegen Osten, wie immer und überall, trocken,
-sonst hieße nicht die Abendseite immer nur die Wetterseite, auch genoß
-man im Sommer bis gegen 9 Uhr früh den Vortheil der kühlenden Ostwinde,
-ließ so lange die Hausthüre offen, und schloß nachher unerbittlich
-den allzuaufdringlichen Sonnenpfeilen den Paß zu. Ueberdieß ist die
-Morgenseite bei Fritzens Haus fast die schönste wegen der Aussicht. Am
-Nachmittag aber, von 12 Uhr an, war hier wieder Schatten bis zum andern
-Morgen und 's gab unter der Hausthüre oder auf der Lattenbank am Giebel
-ein herrliches Plätzlein zu sitzender Arbeit oder zum Gemüserüsten für
-den folgenden Tag; ein Plätzchen, fast zu verführerisch, dem Himmel in's
-blaue Angesicht zu schauen, oder dem mannigfach wechselnden Grün der Bäume
-zwischen die schattenden Aeste und daneben hindurch in die fernen, duftig
-verhüllten Berge, bis endlich, immer wärmer und glühender, das Gold der
-scheidenden Sonne über die ganze Landschaft hinströmte zu zauberhaftem
-Gemälde.
-
-Und war die Sonne im Sinken und wollte man ihren majestätischen Glanz
-genießen, so kostete es nur ein paar Schritte. Zwischen den Blumenrabatten
-des Gärtleins auf und abwandelnd versenkte man sich in den Anblick des
-feuerfarbenen Lichtmeeres, auf dem die feingeschnittenen Blätter der
-Bäume und die scharfen Firstlinien der Dächer mit ihren Kaminen sich
-schattenrißartig abzeichneten, bis nach und nach die überwältigende
-Kraft des feurigen Lichtes dem goldgesäumten Purpur fast durchsichtiger
-Wolkenschichten wich, bis endlich violette Schatten ringsum alles
-umschlossen.
-
-
-9.
-
-Und Heiri's lernten die Vorzüge ihrer Wohnung aus Erfahrung immer mehr
-schätzen; Fritz hatte sie zudem belehrt, wie sie diese durch die Lage
-gebotenen Vortheile, denen sie und besonders Liese täglich so viel für
-ihre Gesundheit zu danken hatten, durch jene einer klugen und verständigen
-Hausordnung erhöhen könnten. Beim Bau des Hauses war von Seite des
-Fritz, wie seines Baumeisters alle Sorgfalt auf Zweckmäßigkeit, wie
-auf trockenes und gesundes Baumaterial verwendet worden. So hatte man
-nicht nur wegen des Nutzens, sondern auch wegen der Trockenheit unter
-dem ganzen Hause Keller gemacht, so konnte man durch Stube und Gang,
-oder durch Kammer und Küche einen reinigenden Luftzug bewerkstelligen.
-Auch war zu den Bodenauffüllungen nicht Schutt und Straßenstaub oder
-feuchtigkeitanziehender Sand genommen, sondern Koakasche, wohlfeil
-wie jenes andere, äußerst trocken und dabei sehr feuersicher. -- Aber
-dennoch hatte Fritz angelegentlich empfohlen, im Winter nicht zu oft, und
-überhaupt nie zu naß zu fegen. Um das Zimmer und das Haus rein zu halten,
-war vor der Hausthüre ein Scharreisen, und im Gang eine Strohmatte.
-
-Unter dem Kunstofen zeigte er eine Klappe, die man öffnen und schließen
-konnte. Diese ging aus der Stube in die Küche; wenn nun das Feuer
-brannte, sollte man öffnen, und konnte nachher wieder schließen. Diese
-Vorrichtung leistete namentlich im Winter vortreffliche Dienste. Denn ein
-Feuer bedarf zum Brennen Luft, und wenn in der Küche alles fest zu ist, so
-muß eben diese Luft durch's Kamin selbst herabkommen und treibt den Rauch
-zurück bis zum Ersticken; selbst das Feuer brennt ungern. Ist aber jene
-Klappe offen, so kommt der erforderliche Zug aus dem Zimmer und reinigt
-solchermaßen zugleich die Stuben von der verbrauchten und schädlich
-gewordenen Luft. In Häusern, wo man mit besondern Oefen heizt, wendet man
-jetzt häufig die holzsparenden und im Zimmer zu heizenden Straßburgeröfen
-an, um ihrer luftreinigenden Eigenschaft willen. Ja ein sehr geachteter
-Arzt hat alle seine Oefen umändern und zum inwendig Einfeuern einrichten
-lassen.
-
-Für den Winter waren für Stuben und Nebenstübchen Vorfenster bereit;
-das sparte viel Holz an der Heizung, und um das Einfrieren der
-Wassersteinröhre und die damit verknüpften Unannehmlichkeiten zu
-verhindern, waren dieselben innerhalb der Mauer herabgeführt und mündeten
-ganz zu unterst in ein von eichenem Deckel bedecktes Wasserfaß, dessen
-Inhalt täglich zum Spritzen der Pflanzen verwendet werden konnte. Wurde
-dieß Faß beinahe voll, so sorgte ein Ablauf in die Abtrittsgrube für den
-etwaigen Ueberschuß. Das gab der Seite gegen den Weg ein gefälligeres
-Ansehen, als wenn winklige Rohre dieselbe verunstaltet hätten. Um aber das
-Haus möglichst trocken zu machen, hatte man beim Bau den Keller weniger
-tief gegraben als sonst und den Schutt zu einer Auffüllung um's Haus
-verwendet, daß es wie auf einer kleinen sanften Erhöhung stand.
-
-So war bei Fritzens Haus für Trockenheit, für Licht und Luft, für Wärme
-und richtige Kühle, mit einem Wort für alle Erfordernisse zu einem
-gesunden und behaglichen Wohnen, und damit zu einem schönen und der Würde
-des Menschen angemessenen Familienleben und zum Genusse edler Freuden
-gesorgt.
-
-
-10.
-
-Aber dem Fritz fehlte noch etwas. Das bemerkten auch Heiri und Liese;
-nur Liseli hatte keine Ahnung davon, wenigstens that sie, als merkte sie
-nichts. »Ich weiß nicht, was der Fritz hat; er kommt nicht mehr so oft
-zu uns in die Stube herunter wie früher; du hast ihm doch nichts in den
-Weg gelegt, Liese?« Ich wüßte nicht was, er ist aber auch stiller als
-sonst. »Und früher hat er mir einmal gesagt, wenn wir einziehen bei ihm,
-wolle er die Kost bei uns nehmen, und hat seitdem kein Sterbenswörtlein
-mehr davon verlauten lassen.« So redeten sie hin und her und erschöpften
-sich in allerlei Vermuthungen. Liseli hatte auch etwas wie einen Druck
-auf dem Gemüthe und sang nicht mehr so munter wie früher. Aber Liese
-dachte an ihre eigene Jugend zurück und dachte: das sei noch Folge der
-Körperentwicklung, war doch Liseli oft blaß und dann plötzlich wieder
-roth, wie wenn sie das Wechselfieber hätte.
-
-Einst sollte Liseli Abends in die Stadt. Unter der Hausthüre gab die
-Mutter noch einen vorher vergessenen Auftrag. In diesem Augenblick kam
-Fritz heim. Aber wie er zur Hausthüre hinein und Liseli heraustreten
-wollte, waren beide plötzlich wie gebannt, und jedes fühlte nur die Gluth
-zum Kopfe steigen und das Herz gewaltig pochen. Aus lauter Verlegenheit
-vor einander und vor der Mutter konnte keines ein Wort herausbringen.
-Da ging Fritz wie gleichgültig an Liseli vorüber, sagte zu Liese mit
-erzwungener Ruhe seinen Guten Abend und schnell in's Zimmer hinein. -- Und
-Liseli wußte auch nicht wie sie in die Stadt kam, und wie wieder heim; und
-hatte 1 Vierling Kaffee und 1 Pfund Cichorie mitgebracht und die Bändel in
-die Sonntagsschuhe vergessen.
-
-Und am Sonntag Abend klopfte es an der Stubenthüre beim Heiri, und herein
-trat Fritz im neuen schwarzen Kleid und dem feinen Seidenhut in der Hand.
-Und der Fritz mußte etwas Wichtiges mit dem Heiri und seiner Frau reden
-und das Liseli ging trotz seiner Neugier ungeheißen in die Küche. Es muß
-auch recht wichtig gewesen sein, was sie zusammen ausmachten, und Liese
-hatte feuchte Augen, als ob ihnen das liebgewordene Logis aufgekündet
-worden wäre. Aber Liseli wurde endlich hereingerufen und den Abend ein
-extraguter Kaffee für alle Viere gemacht. Denn Fritz hatte um's Liseli
-angehalten, und Liseli hatte vor Thränen nicht Nein sagen können.
-
-Im Spätherbst war die Hochzeit, und jetzt leben Fritz und Liseli im obern
-Stock als treues Ehepaar, und Gesundheit, Glück und Frieden wohnt im Hause
-bei den Vieren. Das möge ihnen Gott der Herr erhalten und reichlich mehren!
-
-[Illustration: Dekoration]
-
-
-
-
-Fußnoten:
-
-
-[A] Sauerstoff.
-
-[B] Kohlensäure.
-
-[C] Wasser. Ein Mensch athmet durchschnittlich in 1 Stunde 300 _Litres_
-Luft aus, worunter 12 _Litres_ Kohlensäure enthalten sind.
-
-[D] Pettenkofer.
-
-[E] Kohlensäure und Wasser.
-
-[F] Wenn auf 1000 Theile Luft 1 Theil Kohlensäure kommt.
-
-
-
-
-Anmerkungen zur Transkription:
-
-
-Das Original ist in Fraktur gesetzt.
-
-Im Original in _Antiqua_ gesetzter Text wurde mit _ markiert.
-
-Im Original ~gesperrt~ gesetzter Text wurde mit ~ markiert.
-
-Im Original #fett# gesetzter Text wurde mit # markiert.
-
-Doppelte Anführungsstriche wurden durch » (unten) und « (oben) ersetzt.
-
-Schreibweise und Interpunktion des Originaltextes wurden übernommen;
-lediglich offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert.
-
-Einige Ausdrücke wurden in beiden Schreibweisen übernommen:
-
-blos (Seiten 15 und 29) und bloß (Seiten 6, 19 und 20)
-
-Brot (Seite 9) und Brod (Seite 57)
-
-casernenartige (Seite 7) und Kasernen (Seiten 20 und 22)
-
-düstrer (Seite 8) und düstere/düsterer (Seiten 38, 44 und 56)
-
-geschlossenen (Seite 19) und geschlossnen (Seite 25)
-
-giebt (Seiten 6, 11, 12, 26, 37 und 40) und gibt (Seiten 16, 36 und 37)
-
-giebt's (Seite 10) und gibt's (Seiten 14 und 35)
-
-gieng/ausgieng (Seiten 6, 38 und 39) und ging/ging's (Seiten 39, 42, 47,
-48, 49, 52, 53, 57, 60, 61 und 63)
-
-Hülfe/hülflos/Hülfsmittel/Abhülfe (Seiten 7, 8 und 12) und Hilfe/hilft
-(Seiten 15 und 27)
-
-Kommode (Seiten 9, 48 und 49) und Commode (Seite 26)
-
-saubre (Seite 28) und saubere (Seite 28)
-
-unsaubere (Seite 9) und unsaubre (Seiten 15 und 25)
-
-Folgende offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert:
-
- geändert wurde "genug sieht's allerdngs bei den Leuten"
- in "genug sieht's allerdings bei den Leuten"
- (Seite 9)
-
- geändert wurde "Fenster kann offen stehn lassen, da"
- in "Fenster kann offen stehen lassen, da"
- (Seite 22)
-
- geändert wurde "ebenso die Vorhänge, die Bettwasche, stellt"
- in "ebenso die Vorhänge, die Bettwäsche, stellt"
- (Seite 26)
-
- geändert wurde "kaum mehr als ein Bischen Mühe."
- in "kaum mehr als ein bischen Mühe."
- (Seite 28)
-
- geändert wurde "es ist bejammerswerth, wie viele"
- in "es ist bejammernswerth, wie viele"
- (Seite 37)
-
- geändert wurde "wo 11, sage eilf Familien wohnen"
- in "wo 11, sage elf Familien wohnen"
- (Seite 37)
-
- geändert wurde "zogen Heiri und Liesi mit ihrem Liseli"
- in "zogen Heiri und Liese mit ihrem Liseli"
- (Seite 37)
-
- geändert wurde "von allen sechs Hausparthieen hier zusammengeworfen"
- in "von allen sechs Hauspartheien hier zusammengeworfen"
- (Seite 39)
-
- geändert wurde "das Geschirr auf dem Kücheschaft versorgt hätte."
- in "das Geschirr auf dem Küchenschaft versorgt hätte."
- (Seite 41)
-
- geändert wurde "aber dem Lisele gar schwer; doch"
- in "aber dem Liseli gar schwer; doch"
- (Seite 41)
-
- geändert wurde "weder Liese noch Lisele; auf dem Lande"
- in "weder Liese noch Liseli; auf dem Lande"
- (Seite 41)
-
- geändert wurde "freundlich aber ernst: »Lieben Leute, die Sache ist"
- in "freundlich aber ernst: »Liebe Leute, die Sache ist"
- (Seite 42)
-
- geändert wurde "Denn wohin war Liesi's Zufriedenheit und"
- in "Denn wohin war Liese's Zufriedenheit und"
- (Seite 43)
-
- geändert wurde "Mühe, die zwei Stegen zu steigen; aber"
- in "Mühe, die zwei Stiegen zu steigen; aber"
- (Seite 51)
-
- geändert wurde "und: »Guten Abend, wie geht's Bäse?« gab er"
- in "und: »Guten Abend, wie geht's Base?« gab er"
- (Seite 51)
-
- geändert wurde "ein Wort gab 's andere, von"
- in "ein Wort gab's andere, von"
- (Seite 51)
-
- geändert wurde "wollenen Halstuch gegen den frischen Morgenluft
- geschützt, ihren Kaffee."
- in "wollenen Halstuch gegen die frische Morgenluft
- geschützt, ihren Kaffee."
- (Seite 53)
-
- geändert wurde "einen wunderbaren Eindrnck; wohl griff"
- in "einen wunderbaren Eindruck; wohl griff"
- (Seite 54)
-
- geändert wurde "dessen Entrichtung sie sich gedrungen fühlten"
- in "dessen Entrichtung sie sich gedrungen fühlten."
- (Seite 55)
-
- geändert wurde "Straßen, muß sich 'sMeistern g'fallen lassen."
- in "Straßen, muß sich's Meistern g'fallen lassen."
- (Seite 59)
-
-
-
-
-
-End of the Project Gutenberg EBook of Sicherer Wegweiser zu einer guten und
-gesunden Wohnung, by Theodor Meyer-Merian and Johann Jakob Balmer-Rinck
-
-*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK SICHERER WEGWEISER ZU EINER ***
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-<title>The Project Gutenberg e-Book of Ameisenbüchlein.; Author: Christian Gotthilf Salzmann.</title>
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-
-<pre>
-
-The Project Gutenberg EBook of Sicherer Wegweiser zu einer guten und
-gesunden Wohnung, by Theodor Meyer-Merian and Johann Jakob Balmer-Rinck
-
-This eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and most
-other parts of the world at no cost and with almost no restrictions
-whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of
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-
-Title: Sicherer Wegweiser zu einer guten und gesunden Wohnung
- Zwei Preisschriften
-
-Author: Theodor Meyer-Merian
- Johann Jakob Balmer-Rinck
-
-Release Date: March 3, 2016 [EBook #51349]
-
-Language: German
-
-Character set encoding: ISO-8859-1
-
-*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK SICHERER WEGWEISER ZU EINER ***
-
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-
-Produced by Iris Schröder-Gehring and the Online Distributed
-Proofreading Team at http://www.pgdp.net (This book was
-produced from scanned images of public domain material
-from the Google Books project.)
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-
-
-
-
- <h1 class="lihei1"><span class="pagenum1"><a id="page1"></a>Seite 1</span> Sicherer Wegweiser<br/>
-<span class="ftsize65">zu einer</span><br/><span class="ftsize125">guten und gesunden Wohnung.</span></h1>
-
- <div class="center">
- <p>Zwei Preisschriften</p>
-
- <p class="ftsize65">von</p>
-
- <p><b>Theod. Meyer-Merian</b> und <b>J. J. Balmer-Rinck</b>,</p>
-
- <p class="ftsize90">gekrönt und herausgegeben</p>
-
- <p class="ftsize65">von der</p>
-
- <p>Gesellschaft des Guten und Gemeinnützigen</p>
-
- <p class="marbot3"><b>in Basel.</b></p>
- </div>
-
- <div class="figcenter1">
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- </div>
-
- <div class="center">
- <p class="martop3 ftsize105"><b>Basel,</b></p>
-
- <p class="ftsize90">Bahnmaier's Buchdruckerei (C. Schultze).</p>
-
- <p>1859.</p>
- </div>
-
-
-
-
-<h2><span class="pagenum1"><a id="page3"></a>Seite 3</span> I.</h2>
-
-
-<h3><span class="pagenum"><a id="page5"></a>Seite 5</span> 1. Wie's mit den Wohnungen steht.</h3>
-
-<p>Nichts ist heutzutage allgemeiner, als die Klage über das Steigen der
-Miethpreise und über die Schwierigkeit Wohnungen zu finden.</p>
-
-<p>Diese Klagen sind nur zu wohl begründet. Die Ausdehnung, der Aufschwung
-der Gewerbe und Fabriken zieht in deren Nähe immer größere Menschenmassen,
-und da die vorhandenen Wohnungen nicht ausreichen und auch die neuerbauten
-mit dem Anschwellen der Bevölkerung nicht Schritt halten, so entsteht ein
-Gedränge, wenn sich Jeder eben doch sein Plätzchen sucht, wo er leben
-mag. Das macht zugleich, daß die Miethen theurer werden; denn überall, wo
-viel Nachfrage ist, steigt der Preis und so muß man jetzt im Vierteljahre
-zahlen, was sonst für ein Jahr gereicht hatte.</p>
-
-<p>Die Erwerblust der Hausbesitzer trachtet nun auf verschiedene Art zu
-helfen und da nicht immer auf die uneigennützigste oder zweckmäßigste,
-wie anderseits wieder die Miethsleute mit geringern und schlechtern
-Wohnungen sich behelfen lernen. In dem Raume, den früher eine Haushaltung
-bewohnt, haben sich jetzt mindestens zwei, und zwar einander wildfremde,
-angesiedelt. Die bequemen Hausgänge und Sommerhäuser (Hausfluren) von
-ehemals sind verschwunden, die Stuben scheinen nach allen vier Seiten
-einzuschrumpfen, die Treppe muß sich gleichsam durch den Haufen von
-Stuben und Kämmerchen hindurchstehlen, von irgend einem freien Raume ist
-keine Rede mehr, er trüge ja nichts ab! Anhängsel jeder Art füllen den
-alten Hof und fangen gierig den letzten frischen Lufthauch, den einzigen
-Lichtstrahl weg, diese Gottesgaben, die vor Zeiten auch dem Aermsten nicht
-vorenthalten waren. Bequemlichkeiten,<span class="pagenum"><a id="page6"></a>Seite 6</span> wie Waschhaus, Holz- und
-Vorrathskammern u. dgl. scheinen mit dem Zirkel in verkleinertem Maßstabe
-ausgemessen und der oberste Dachraum, das abgelegenste Winkelchen wird mit
-Menschen vollgepfropft, ja selbst der Raum unter der Erde, wo man ehemals
-bloß Fässer, Kartoffeln und Krautköpfe untergebracht. Wenn so ein recht
-besetztes Mieth- oder Kosthaus seine Bewohner mit einem Male herausließe,
-es würde oft keine Seele glauben, daß die alle neben einander darin Platz
-gehabt hätten, geschweige noch mit ihren Geräthen und Habseligkeiten dazu.</p>
-
-<p>Von außen ist das Alles freilich nicht immer sichtbar, ein heller
-neumodischer Anstrich läßt wohl gar einige Behaglichkeit vermuthen. Indeß
-giebt es vielleicht doch mehr der Wohnungen, oder besser Wohnlöcher, z. B.
-in alten Hinterhäusern, engen Gäßchen, darin noch lange der Winter
-herrscht und geheizt werden muß, wenn in der übrigen Welt schon Alles
-an der Frühlingssonne sich wärmt und erlabt. Es giebt übergenug mit
-Menschen vollgepfropfte Häuser, in deren nächster Nähe Jahrelang nicht
-geleerte Dunggruben, baufällige Schweineställe, schlechte Cysternen
-die wenige Luft vollends verpesten, aus denen dem Eintretenden in dem
-dunkeln, feuchten Hausgange eine modrige Kellerluft, mit Abtrittgeruch
-verbunden, frostig entgegenschlägt, auf deren steiler, schlechter Treppe
-nur ein herabschlotterndes Seil durch die Finsterniß leitet und vor dem
-Halsbrechen schützt.</p>
-
-
-<h3>2. Musterwohnungen.</h3>
-
-<p>Solche Nothstände und deren Folgen für die Arbeiter, welche nicht nur wohl
-oder übel sich ihnen unterziehen, sondern für die schlechten Wohnungen
-noch hohe Miethen bezahlen, haben in verschiedenen Ländern wohldenkende
-Menschen veranlaßt, besondere, für Arbeiter bestimmte, zweckmäßige Gebäude
-zu errichten und gegen billige Preise auszuleihen. Man hat die Sache
-nach den verschiedenen Grundsätzen, von denen man ausgieng und gemäß den
-verschiedenen Verhältnissen, die vorlagen,<span class="pagenum"><a id="page7"></a>Seite 7</span> von mehr als einer
-Seite angegriffen, indem man entweder größere, casernenartige Wohnungen
-für viele Haushaltungen aufführte, oder nur kleinere Gebäude für eine bis
-zwei Familien; indem man ganze Arbeiterquartiere gründete oder solche
-Häuser unter die der übrigen Leute zerstreute.</p>
-
-<p>Ueber die Vorzüge und Nachtheile dieser und jener Art ist hier nicht der
-Ort weiter einzugehen, es genügt die Bemerkung, daß man im Ganzen, bei
-verhältnißmäßiger Wohlfeilheit, überall dem Bedürfnisse, der Gesundheit
-und Bequemlichkeit der Bewohner Rechnung trug. Dahin gehört denn, daß die
-Gebäude so viel als möglich freistehen, wohl gar kleine Gärten haben.
-Neben einem heizbaren Zimmer, einer Nebenstube, Küche mit Wasserstein,
-enthalten sie wenigstens noch eine verschalte Dachkammer, einen
-Kellerraum, Platz zu Holz und Abtritt. Die Zimmer liegen womöglich auf
-der Sonnenseite, Küche und Abtritt nach Mitternacht. Die Heiz-, Rauch-,
-Abwasser- und Abtritteinrichtungen sind, als sehr wichtig, ebenfalls
-sorgfältig berücksichtigt, sowie auf Nähe des benöthigten Wassers gesehen
-ist.</p>
-
-<p>Aber da wäre ja schon allem Uebel abgeholfen! Wird doch kein Mensch mehr
-so thöricht sein, derlei wohleingerichteten Lokalien jene ungesunden,
-winklichten und dumpfigen Nester vorzuziehen.</p>
-
-
-<h3>3. Warum mit den gutgebauten Wohnungen noch nicht Alles gethan ist.</h3>
-
-<p>Freilich sind diese Arbeiterwohnungen eine Hülfe, aber noch lange keine
-genügende Abhülfe und dieß vorzüglich aus zwei Gründen nicht.</p>
-
-<p>Einmal bestehen überall, im Vergleich zum Bedürfnisse, noch viel zu wenig
-solcher wohleingerichteter Häuser. Es ist beim besten Fortgange auch kaum
-die Zeit abzusehen, wann ihrer in genügender Anzahl vorhanden sein werden,
-so daß sich unbemitteltere Familien stetsfort auch in die Miethhäuser
-alten Schlages werden gewiesen sehen.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a id="page8"></a>Seite 8</span> Der andere Grund aber, der die Wirksamkeit aller Abhülfe
-verkümmert, ist der wichtigere, daß selbst die bestgebauten Wohnungen
-ihren Zweck nicht erreichen, so lange die Grundbedingungen einer guten
-und gesunden Wohnung so wenig bekannt sind, oder so sehr außer Acht
-gelassen werden. Mit andern Worten: auch die am zweckmäßigsten gebaute
-Behausung wird viel zu häufig noch durch den Bewohner selber zu einer ganz
-ungesunden und schlechten gemacht.</p>
-
-<p>Begeben wir uns einmal in eine solche Wohnung, ohne uns jetzt sonderlich
-um ihre bauliche Einrichtung zu kümmern.</p>
-
-
-<h3>4. Das Inwendige einer schlechten Wohnung.</h3>
-
-<p>Oeffnen wir sofort die Thüre, keine davor gebreitete Strohdecke, kein
-Scharrbrett wird uns aufhalten. Wir zögern, über die Schwelle zu
-treten: eine üble, dumpfige Luft scheint uns wieder hinausdrängen, ein
-unordentliches Durcheinander den Weg versperren zu wollen. Halten wir
-indeß aus und überwinden die erste Regung, an's Fenster zu eilen und
-dasselbe aufzureißen, damit doch die frische, freie Luft hereindringe, die
-von den trüben Fensterscheiben zurückgehalten wird. Der Fußboden, &#8211; er
-wird wohl von Holz sein, &#8211; trägt alle möglichen Spuren, von der Straße
-draußen wie von dem Fette und den Speisen der Küche. Papierschnitzel,
-Fadenresten, angebrannte Zündhölzer und Cigarrenstumpfen, abgenagte
-Knochen und Kleidungsstücke finden sich da und dort. Auf dem Tische mitten
-im Zimmer, auf dem, neben den Brosamen und Kafferingen noch vom Frühstück
-her, die ungespülten Tassen stehen, sitzt die Katze und gehorcht ihrem
-Reinlichkeitstrieb oder ihrer Naschhaftigkeit, indem sie die Reste aus
-den Schüsselchen leckt. Ein großmächtiges Bett an der Wand befindet sich
-noch ganz im selben Zustande, wie es die Bewohner vor 5 oder 6 Stunden
-verlassen: Kissen, Federbett, Alles wirr durcheinander ohne Leintücher
-indeß, wenn jenes Grau dort der Ueberzug sonst irgend eines Bettstückes
-sein sollte. Und über all dieß wölbt sich, wie ein wolkiger, düstrer
-Himmel, die von Oelqualm<span class="pagenum"><a id="page9"></a>Seite 9</span> und Ofenrauch geschwärzte Zimmerdecke,
-gestützt auf die unsaubere, in den Ecken schimmlichte Tapete der kahlen
-Wände.</p>
-
-<p>Und doch sind die Leute hier drin nicht eben arm. Der Mann ist ein
-geschickter Bandweber, er hat seinen guten und jetzt selbst reichlichen
-Verdienst in einer Fabrik und auch die Frau bringt durch Arbeiten für
-fremde Leute manchen Batzen in's Haus. Man erkennt's an Dem und Jenem, daß
-der Mangel da nicht ein- und ausgeht: Einzelnes verräth sogar Wohlstand,
-ja Luxus; aber es paßt Keines recht zum Andern, wie bei einem Trödler
-stehen die Geräthe ohne rechte Beziehung zu einander. Ein währschafter
-Schrank fehlt, eine neumodische Kommode vermag nicht Alles zu beherbergen,
-wenn gleich darin die buntbebänderte Sonntagshaube, der Laib Brot, die
-Unschlittkerzen und der Kamm noch so enge zusammenrutschen, und das
-zerbrochene Spielzeug auf's bescheidenste sich zwischen eine Handvoll
-Aepfel und die seidene Weste des Mannes versteckt. Deßhalb fährt auf Tisch
-und Stuhl dieß, jenes Kleidungsstück vom vorgestrigen Sonntage herum,
-oder selbes Geräthe, das ja in den nächsten vierzehn Tagen wahrscheinlich
-wieder einmal gebraucht wird. Bedarf man aber des Stuhles, des Tisches
-sonst, ei nun da ist das darauf Liegende ja bald zusammengerafft und auf
-das Fenstersims, das Bette geflüchtet, wo es für den Augenblick nicht im
-Wege liegt.</p>
-
-<p>Wir wollen nicht in andere Räume treten, in die Küche so wenig, als an
-noch verborgenere Oerter: dieß Zimmer schon predigt laut genug, hier sei
-nicht gut wohnen! Und unbehaglich genug sieht's allerdings bei den Leuten
-da aus, die bei sich selbst nirgends daheim, sondern vielmehr in stätem
-Auszuge scheinen begriffen zu sein.</p>
-
-
-<h3>5. Wie die Bewohner einer schlechten Wohnung aussehen.</h3>
-
-<p>Sehen wir uns indeß ein wenig genauer nach den Bewohnern selber um.</p>
-
-<p>Der Mann arbeitet seit früh auf der Fabrik; er kehrt erst<span class="pagenum"><a id="page10"></a>Seite 10</span>
-Mittags auf die kurze Zeit des Essens nach Hause und Abends vielleicht
-noch schnell, bevor er im Wirthshause seiner Erholung nachgeht. Die Frau
-ist heute nicht auswärts; im Wasserzuber der Küche wäscht sie einiges
-Linnen in der Stube aus, um auf Sonntag reine Wäsche zu haben. Sie
-breitet diese soeben um den Ofen aus, an dem, neben wollenen Strümpfen
-und dem Waschlappen, bereits auch Windeln hängen, die naß sind, ohne
-gewaschen zu sein. Mehr Raum zu gewinnen, stellt sie ein Paar feucht
-gewordene Endefinken vom Ofen herunter in's Ofenrohr hinein, bei
-welchem Anlasse sie den eingedorrten Speiserest entdeckt, welchen sie
-gestern vergeblich dem Manne vom Nachtessen aufgehoben. Das Aeußere
-der Frau ist allerdings nicht sehr einnehmend. Sie mochte einst kein
-so übles Mädchen gewesen sein, aber diese ungekämmten, im Gesichte
-herumhängenden Haare, die gelbe, verknitterte Haube, das zerrissene
-bunte Halstuch passen zu einem ordentlichen Aussehen so wenig, als das
-unreinliche Fähnchen von Indienneröckchen, welches sie trägt, oder als
-die herabhängenden Strümpfe und niedergetretenen Schuhe. Man könne im
-Hause nicht Staat machen! &#8211; meint die Frau; denn allerdings, wenn sie
-ausgeht, dann flattern um keine andere Haube so viele und so bunte
-Bänder, da ist ihr Halstuch das blumenreichste, ihr Rock der steifste,
-von gestickten Kräglein, Anstößlein, Vorstecknadeln und anderem Zierrath
-nicht zu sprechen. Daneben geben ihr jetzt die Kinder viel zu thun, deren
-eines gerade wieder krank ist und um deßwillen sie heute auch zu Hause
-geblieben. Das ältere, ein Büblein, hockt am Boden und nagt an einem Weck.
-Der kleine Kegel sieht drollig genug aus in seinen bis unter die Arme
-reichenden Höslein, dem dicken, wollenen Halstuche und der Pelzkappe, die
-er über die Ohren heruntergezogen, trotzdem er am Ofen sitzt und draußen
-ein ganz hübscher Märztag ist. In der Nähe giebt's freilich allerlei an
-ihm auszusetzen: so scheint mütterliche Liebe seine struppigen Haare
-ebenso nachsichtig der Pein des Kämmens, als das aufgedunsene Gesicht der
-Qual des Waschens zu überheben. Es hätte freilich dem armen Kleinen auch
-gar zu wehe gethan, bei den Schorfen<span class="pagenum"><a id="page11"></a>Seite 11</span> und Borken, die ihm auf dem
-Kopfe, an der Nase, hinter den Ohren sitzen und deren schmerzhaftes Jucken
-ihn so schon launisch und meisterlos genug machen, weßhalb ihm die Eltern
-in Allem seinen Willen lassen müssen. Sein jüngeres Schwesterchen dagegen,
-das leider den ganzen Winter den Doktor gebraucht und auch jetzt in den
-Federkissen seines Bettchens tief versenkt liegt, zeigt sich als das
-gerade Gegentheil von ihm. Es sei das beste Kind von der Welt! &#8211; rühmt
-es die Mutter, Tagelang bleibe es liegen, wo sie's hinlege und störe sie
-in nichts, sobald es nur seinen Lutscher habe und was koste der, als ein
-wenig Zucker und Brotkrumme! Wenn der Mehlbrei, &#8211; und sie koche ihn doch
-absichtlich recht steif, &#8211; nur besser bei ihm anschlüge! (fügt sie
-klagend bei,) aber es setze sich Alles in den Bauch, der werde kugelrund
-und Aermlein und Beinlein blieben wie Schwefelhölzchen. Nächstens werde
-das Emilie zweijährig und vom Stehen sei noch keine Rede bei ihm; auch
-leide es an den Augen, gäb wie sie es vor dem kleinsten Luftzuge behüte!</p>
-
-<p>Die arme Frau ahnt es nicht, daß sie allein mit ihrer unvernünftigen
-Pflege der Gesundheit ihrer Kinder hindernd im Wege steht.</p>
-
-
-<h3>6. Wo's noch übler aussieht.</h3>
-
-<p>Es giebt viel hundert Wohnungen, darin es noch weit schlimmer aussieht,
-in denen z. B. neben den Gliedern derselben Familie wildfremde Menschen,
-Kostgänger, die gleichen Räume, ja Schlafgemächer bewohnen und überfüllen.
-Sogenannte Haushaltungen giebt es, wo der Mann den größten Theil seines
-Erworbenen in's Wirthshaus trägt, die Frau das, was in ihre Hände kommt,
-an Flitter, an Leckereien, an Lustbarkeiten verschleudert. Allmälig wird
-sie gleichgültig; wie bisher die Haushaltung, vernachläßigt sie nun auch
-sich selbst und thut ihr Mögliches, dem Manne den Aufenthalt daheim
-gründlich zu verleiden. So kommt er immer später und in halbtrunknem
-Zustande nach Hause, indeß sie mit den Kindern zu<span class="pagenum"><a id="page12"></a>Seite 12</span> darben
-beginnt. Es giebt gegenseitige Vorwürfe, scharfe und harte Reden, in der
-Leidenschaft und dem Trunke wohl noch Schlimmeres. Mürrisches Wesen,
-lieblose Worte werden die tägliche Umgangssprache, Zorn und Verdruß machen
-den Mann zum Trinker, erst in Wein und allmälig, wenn der seine Wirkung
-verliert oder bei abnehmendem Verdienste zu theuer wird, in Schnaps.
-Unzufriedenheit, Verdrießlichkeit setzen sich bleibend bei ihm fest, der
-gute Muth schwindet, in gleichem Maße die Arbeitslust und Fähigkeit. Er
-wird ein unzuverläßigerer, schlechtrer Arbeiter; um so besser freilich
-lernt er das Aufbegehren. Aber je mehr er an Gott und Welt zu verbessern
-findet, um so schneller geht's Stufe um Stufe mit ihm und den Seinen in
-den Sumpf des selbstverschuldeten Elends und der Verworfenheit hinein, bis
-sie alle am Ende hülflos der öffentlichen Wohlthätigkeit zur Last fallen.</p>
-
-<p>Wer wüßte nicht Namen zu solchen Beispielen zu nennen? &#8211; Oder wo
-noch ein besseres häusliches Zusammenleben besteht und keine solche
-Verlotterung um sich gefressen, da brechen Elend und Jammer an der Hand
-von Krankheiten, besonders herrschender Seuchen, des Nervenfiebers, der
-gefürchteten Cholera mit Vorliebe in die unreinlichen und vernachlässigten
-Wohnungen. Der Vater, die Mutter werden auf's Krankenlager geworfen,
-häufig genug zugleich auf's Todbette. Sie sind nicht das einzige Opfer.
-Ein paar Tage später wird ein zweites Glied der Familie ergriffen und es
-ist gar nichts Seltenes, ganze Häuser weggerafft zu sehen, indem jede
-Erkrankung der Seuche nur immer neue Nahrung zuführt. Die Unreinlichkeit
-steigert sich ja dadurch stets wieder, die sich anhäufenden schlechten
-Ausdünstungen bilden eine ansteckende Pestluft aus, die alles Leben
-vergiftet.</p>
-
-<p>Dieß hat leider die Cholera der letzten Jahre überall, fern wie nah, des
-Unläugbarsten dargethan, während Reinlichkeit und regelmäßiges Leben als
-eine wahre Schutzmauer gegen die Seuche sich erwiesen.</p>
-
-
-<h3><span class="pagenum"><a id="page13"></a>Seite 13</span> 7. Vom Allerinwendigsten einer schlechten Wohnung.</h3>
-
-<p>Aber warum sind denn nur auch gerade die schlechtesten und
-unfreundlichsten Wohnungen immer so gesucht, als hätten viele Menschen
-eine angeborne Vorliebe just für Spelunken und weder Augen, Nasen noch
-Nerven überhaupt? Woher kommt das? &#8211;</p>
-
-<p>Ja, diese schlechten Wohnungen, &#8211; hören wir entgegnen, sind halt viel
-wohlfeiler als jene gut eingerichteten, und darauf muß der gemeine Mann
-bei so theurer Zeit vor Allem sehen. Sie liegen auch nicht so weit ab vom
-Mittelpunkte des Verkehrs und des täglichen Erwerbes wie jene luftigern,
-besser eingerichteten, die draußen vor den Thoren, an irgend einem Ende
-der Stadt stehen!</p>
-
-<p>Hierin liegt Etwas, wenigstens für den ersten Blick, wenn auch ein wenig
-Bewegung in freier Luft, bevor man sich halbe Tage lang ununterbrochen
-in eine Fabrikstube setzt, hinter einen Webstuhl stellt, gewiß weit mehr
-anzurathen als zu vermeiden ist. Doch lassen wir die Antwort gelten und
-fragen nur: warum sieht's denn bei diesen an sich schon so schlechten
-Wohnungen auch <em class="gesperrt">drinnen</em> so liederlich und verwahrlost aus? Warum
-stößt man innert den vier Wänden noch extra auf Unreinlichkeit, Unordnung
-und verkommenes Wesen? Warum wird der letzte Lichtstrahl durch die
-schmuzigen Scheiben auch noch abgewehrt? die feuchte Luft noch besonders
-verpestet? die morsche Diele mit einer Kruste Unraths eigens überzogen?
-der beschränkte, schlecht eingetheilte Raum durch Unordnung noch mehr
-verstellt?</p>
-
-<p>Da kann nicht mehr von Einschränkung, von Genügsamkeit die Rede sein.
-Dieß zeigt vielmehr, daß für solche Bewohner Reinlichkeit, Ordnung,
-Wohnlichkeit überhaupt keinen Werth haben, daß ihnen im Gegentheil eine
-derartige Umgebung zusagen muß, ihr Wesen und Treiben darin sich nicht
-belästigt, nicht beengt findet, sondern beides vielmehr ganz zu einander
-paßt. Wenn man mit Recht behauptet, von der Wohnung und Umgebung des
-Menschen lasse sich auf diesen selbst<span class="pagenum"><a id="page14"></a>Seite 14</span> und seine Neigungen und
-Gesinnungen schließen, so sieht es eben in solchen Leuten selber nur zu
-oft dumpfig, lichtscheu, unsauber, verschlossen aus. Die innere Unordnung
-versteckt sich hinter die äußere wie hinter einen Schild und Scheuern,
-Lüften, Ordnungschaffen thäte in derlei Köpfen und Herzen nicht minder
-Noth wie in den von ihnen bewohnten Zimmern und Kammern und Vorräumen.</p>
-
-<p>Dieß inwendige Verlottern kommt nicht plötzlich über Nacht. Häufig ist
-schon früh bei der Erziehung gefehlt, der Sinn für Reinlichkeit und
-Ordnung nicht geübt und genährt worden: der Vater war wenig zu Hause,
-die Mutter hatte alle Hände voll zu thun und griff's sonst nicht zum
-geschicktesten an, die Umgebung war auch nicht darnach, wo hätte da das
-Kind drauf merken lernen? Später aber war man an die Vernachlässigung
-gewöhnt. Bei dieser Gleichgültigkeit bleibt es nun nicht, es setzt sich
-allmälig noch Andres dran und macht aus arg ärger.</p>
-
-
-<h3>8. Ein Wörtlein über Zerstreuungen und Erholungen.</h3>
-
-<p>Jeder Mensch will seine Erholung, seine Vergnügen haben und wer im
-Schweiße des Angesichts arbeitet, dem sind diese doppelt zu gönnen. Nun
-kann's einer Seele aber in solch schlechten Wohnungen unmöglich wohl
-werden, wo einen Alles so unfreundlich und unwirthlich ansieht. Man sucht
-deßhalb seine Freude sonstwo; Gelegenheiten gibt's genug, täglich werden
-noch neue erfunden und in allen Blättern dazu eingeladen, &#8211; zu ermäßigten
-Preisen sogar. An diesem Vergnügungsorte, in jenem Wirthshause sieht's
-dann freilich heitrer aus als in dem Neste daheim, man wird noch obendrein
-wie ein Herr behandelt, die Gesellschaft ist unterhaltend, ein gutes
-Glas Wein, ein schmackhaftes Bißlein, das Alles findet sich da, und wie
-appetitlich! Der Arbeiter verdient ja seinen schönen Batzen, was soll er
-nicht auch einmal sich wohl sein lassen, nicht eine Zerstreuung haben?
-Und diese Gelegenheiten außer dem Hause gefallen einem so gut, daß man
-sie bald wieder und immer<span class="pagenum"><a id="page15"></a>Seite 15</span> häufiger sucht, dem Hause vollends den
-Rücken kehrt, kaum noch drin schläft.</p>
-
-<p>So trinkt man in der fremden Wirthschaft stets eifriger auf den Verfall
-der eignen; die Zerstreuungen schlagen so wohl an, daß von einer Sammlung,
-der Sammlung im eigenen Hause, keine Rede mehr ist.</p>
-
-<p>Wenn es nur keine schlechten Zeiten, keine kranken Tage gäbe und das
-lustige Leben die Arbeitslust nicht untergrübe! mit <em class="gesperrt">einem</em> Worte:
-wenn der Mensch nur einzig auf der Welt wäre, seinen Lüsten zu dienen! Da
-dieser nun aber nicht blos für den Tag lebt, sondern für die Ewigkeit, so
-geht's unter lauter Zerstreuung und Lustbarkeit erst allmälig bergunter,
-bald rascher und man langt vergeblich da- und dorthin, an morsche Latten
-und in Glasscherben nach Hilfe. Pflicht und Gewissen und Ehrbarkeit werden
-auch nicht zu lange mehr berathen, dunkle Winkel aber, unsaubre Betten,
-ungewischte Bänke und Tische, schmuzige Hände und Unordnung überall sind
-dann für einen solchen Zustand wie geschaffen.</p>
-
-<p>Wo jener leichtfertige Sinn sich festgesetzt hat, ja da mag man dann lange
-gute und gesunde Wohnungen bauen. Das Wohlsein daheim kommt ja in keinen
-Betracht und die kurzsichtige Verkehrtheit verwendet die paar Franken
-ersparten Hauszinses schon im Voraus zu der und jener Lustbarkeit, diesem
-Flitterzeug, selber Leckerei, ohne zu bedenken, daß Doktor und Apotheker
-kommen und darauf und auf noch mehr Beschlag legen möchten.</p>
-
-
-<h3>9. Vom Fundamente des Hauses.</h3>
-
-<p>Erholung, Freude, Wohlbefinden dürfen nicht unterdrückt werden, bei Leibe
-nicht! und ein gesundes Herz und ein gesunder Leib sollen dieses Glückes,
-mit welchem Gott die Arbeit so gerne krönt, noch erst recht genießen. Aber
-sie dürfen nicht mehr auf Mistbeeten aufgeilen, sondern müssen in gutem
-Grund und Boden kräftige, lebensfähige Wurzeln schlagen. Dieser Grund
-und Boden aber ist kein anderer als der des eignen<span class="pagenum"><a id="page16"></a>Seite 16</span> Hauses, des
-eignen Hauses, auch wo man mit Weib und Kind zur Miethe wohnt. Hier, bei
-sich daheim, kann der Aermste reich sein und der Abhängigste Herr und
-Meister von Gotteswegen, der Niedrigste wird sich da gehoben fühlen und
-das Vergnügen kostet hier weder viel Geld, noch trägt es den Stachel der
-Reue. Auf dieser Grundlage wächst allein jene innere Kraft, welche die
-Stürme erträgt und der Verweichlichung durch gute Tage widersteht. Nur auf
-dem Boden des Hauses wird auch in Wahrheit der Ehestand zu dem, was er
-sein soll, nach dem alten Spruche: zu dem rechten Zuchtmeister, der den
-Menschen erzieht für Zeit und Ewigkeit, und nicht, wie so manche halt- und
-bodenlose Ehe, zu einer lebenslänglichen Strafanstalt. Durch gar nichts
-ist der Segen des Familienlebens zu ersetzen, der auf dem natürlichsten
-Wege aus jedem Augenblicke des Beisammenseins neue Nahrung zieht, aus
-dem Munde des Vaters, dem Beispiele der Mutter, der Anhänglichkeit und
-dem Gedeihen der Kinder, aus der Liebe, die Alle verbindet und dem
-Gewöhnlichsten eine Bedeutung gibt.</p>
-
-<p>Um aber zu dieser Erholung, dieser Freude, diesem Glücke zu gelangen, muß
-es einem vor allem daheim innert den vier Wänden an Leib und Seele wohl
-sein, man muß sich wirklich heimisch fühlen können. Wie wird dieß möglich?</p>
-
-
-<h3>10. Wer der wahre Baumeister ist.</h3>
-
-<p>Gewiß wird es immer bessre und weniger gute, ja geradezu schlechte
-Wohnungen geben und der Arme wird letztere nie ganz meiden können. Ihre
-Lage in Mitten der Städte, in der Nähe der Vermöglichen wird ihn sogar
-anziehen und auch eine genaue Aufsicht der Gesundheitspolizei mag vollauf
-Arbeit haben, nur die schreiendsten Uebelstände abzustellen, weil sie
-das einzige Mittel, das bleibt, manche Wohnungen unschädlich zu machen,
-nämlich sie zu schließen oder niederzureißen, nicht anwenden kann. Aber
-ebenso gewiß ist es auch wieder, daß die schlechteste Wohnung sich
-verbessern läßt, die empfindlichsten Nachtheile sich heben oder mindern
-lassen. Dazu jedoch ist Eins unerläßlich,<span class="pagenum"><a id="page17"></a>Seite 17</span> <em class="gesperrt">das Eine, daß ein
-Jeder selbst die Hand anlege</em>. Denn wie der Bewohner eine vorzügliche
-Wohnung zu einer nachtheiligen umwandeln kann, so ist er ebenso der
-Hauptbaumeister, der eine schlechte Wohnung zu einer guten und gesunden
-zu erheben vermag, ein Baumeister zugleich, den alle Baumeister der Welt
-nicht zu ersetzen im Stande sind.</p>
-
-<p>Dieser zu sein oder zu werden, dazu rüste du dich, der du's bisher
-vielleicht versäumt hast, nur aus mit gutem Willen und Aufmerksamkeit;
-mehr bedarf's nicht! Mit diesen schon wirst du deine Wohnung gesund und
-wohnlich einrichten und dem Wirthshaus, den Lustbarkeiten draußen, dem
-Flitter und der Hoffahrt gegenüber, dir ein sicheres Haus bauen, darin gut
-wohnen ist, das der Stamm ist, darauf du allein gedeihest, darauf deine
-Kinder und Kindeskinder wachsen und dir zum Segen reifen werden!</p>
-
-<p>Weil aber Alles in der Welt will gelernt sein und jedes Handwerk seine
-besondern Vortheile und Vorschriften hat, auch wenn diese durch bloße
-Gewohnheit von Kindsbeinen an und ohne besonderes Kopfzerbrechen sich
-aneignen ließen, so soll jetzt hier zu gutem Ende zusammengestellt
-werden, was solchem Baumeister einer gesunden Wohnung zu wissen Noth
-thut. Besondere Kosten sind keine mit verbunden, das Geheimniß ist bald
-geoffenbart und die Kunst leicht zu lernen, nur macht aber auch hier
-Uebung allein den Meister. <em class="gesperrt">Luft</em>, <em class="gesperrt">Licht</em>, <em class="gesperrt">Reinlichkeit</em>
-und <em class="gesperrt">Ordnung</em> indeß sind die Bausteine und das Pflaster, daraus unter
-Gottes Segen Jeder sich eine gute und für Leib und Seele gesunde Wohnung
-aufführen kann!</p>
-
-<p>Sehen wir zu, wie man diese am besten handhabt und am passendsten
-verwendet.</p>
-
-
-<h3>11. Die Luft.</h3>
-
-<p>Die Luft zählt zwar für nichts. &#8222;Niemand kann von der Luft leben!&#8220; &#8211; hört
-man als gewöhnliche Redensart. Das ist aber grundfalsch; da verstanden's
-die Alten besser, welche Luft die Nahrung, das Futter des Lebens nannten.
-Und mit<span class="pagenum"><a id="page18"></a>Seite 18</span> Recht, denn sie ist für unsern Leib gerade ein so
-nothwendiges und unentbehrliches Nahrungsmittel als Speise und Trank.</p>
-
-<p>Athmen ist nicht nur, daß man Luft einzieht und sie nachher wieder
-ausbläst: die ausgeathmete Luft ist eine ganz andre als die eingezogene,
-und was inzwischen mit ihr in der Brust vorgegangen, das ist eben das
-Wichtige und der Zweck des Athmens. Das Blut hat da in der Lunge schnell
-das, was ihm zur Erhaltung des Lebens nothwendig ist,<a name="FNanchor_A_1" id="FNanchor_A_1"></a><a href="#Footnote_A_1" class="fnanchor">[A]</a> aus der beim
-<em class="gesperrt">Ein</em>athmen zugeströmten frischen Luft an sich gezogen und dagegen
-sein Unnützes und Verbrauchtes abgegeben, das dann beim <em class="gesperrt">Aus</em>athmen
-mit dem Uebrigen als umgewandelte und nunmehr unbrauchbare Luft wieder aus
-der Brust ausgestoßen wird und sich mit der Luftmasse außer dem Menschen,
-sei's in einem Zimmer oder im Freien, vermischt. Dieß wiederholt sich
-bei jedem Athemzuge. Daß die abgeschlossene Zimmerluft dadurch allmälig
-verschlechtert wird, ist leicht zu ermessen. Daraus läßt sich denn auch
-entnehmen, wie die Luft keineswegs so gleichgültig ist, sondern sie
-einerseits um so nachtheiliger sein wird, jemehr jene Bestandtheile,
-welche als unbrauchbar vom Blute durch das Ausathmen<a name="FNanchor_A_2" id="FNanchor_A_2"></a><a href="#Footnote_A_2" class="fnanchor">[B]</a> und durch die
-Hautausdünstung<a name="FNanchor_A_3" id="FNanchor_A_3"></a><a href="#Footnote_A_3" class="fnanchor">[C]</a> an sie abgegeben werden, in ihr sich anhäufen.
-Anderseits aber muß sie um so vortheilhafter sein, je ungeschmälerter sie
-den Bestandtheil enthält, welcher zur Neubelebung des Blutes taugt.</p>
-
-<p>Es ist nun vom lieben Gott einmal so weise eingerichtet, daß es nicht erst
-besonderer Vorkehrungen bedarf, diese uns zuträgliche Luft mit Mühe und
-Kosten herzustellen. Im Gegentheil ist <em class="gesperrt">diese</em> gerade die beste, die
-unter dem freien Himmel liegt und in welche das Gras des Feldes und die
-Bäume des Waldes ungehindert hineinwachsen. Es ist somit genug gethan,
-wenn man solcher frei und überall vorkommenden Luft möglichst leichten
-Zutritt verschafft. Nun ist's weiter eine einfache<span class="pagenum"><a id="page19"></a>Seite 19</span> Rechnung: wo
-in einer Stube <em class="gesperrt">viele</em> Leute sind, da wird das uns Zuträgliche aus
-der Luft durch's Einathmen gewiß schneller weggenommen und umgekehrt,
-durch's Ausathmen mehr Verbrauchtes drin angesammelt werden, als wo nur
-<em class="gesperrt">eine</em> Person sich aufhält. Die Luft des Zimmers wird also immer
-schlechter werden und um so schlechter, je kleiner seine Luftmenge, d. h.
-sein Raum ist.</p>
-
-<p>Es braucht gar keiner feinen Nase, um die schlechte Luft zu erkennen. Wer
-z. B. Morgens aus dem Freien in ein Schlafzimmer tritt, namentlich in
-eins, darin mehrere Leute die Nacht zugebracht, den wird es auf der Brust
-schnüren. Wo längere Zeit in einem geschlossenen Raume viele Menschen
-beisammen gehalten werden, steigert sich die Athembeschwerde bis zu
-Taumel, Uebelkeit und Ohnmacht. Darum ist ja auch auf überfüllten Schiffen
-die Sterblichkeit so groß. In Calcutta wurden in der sog. schwarzen Höhle
-146 Menschen zusammengesperrt; innert 10 Stunden gingen davon 123 zu
-Grunde und zwar bloß, indem die Luft durch's Athmen der Eingeschlossenen
-und keineswegs etwa durch andere schädliche Dünste und Gase verdorben
-wurde. Kommt nun hiezu noch Oelqualm, Ofenrauch, die Ausdünstung von
-feuchten Wänden, trocknender Wäsche, von Abgang und Speisen, von Abtritten
-und Baugruben, Kellern und Cysternen, so ist klar, daß die Luft noch
-viel untauglicher zum Athmen werden muß. Diese Extraverschlechterung
-gehört indeß größtentheils ins Capitel der Reinlichkeit, von welcher
-sich's wohl lohnt, noch besonders ein Wörtlein zu reden. Hier nur soviel:
-Man kann lange frische Luft in eine Stube, eine Kammer, einen Vorraum
-hereinlassen, es wird nicht viel damit gewonnen sein, wenn angehäufter
-Unrath, verwesender Abgang, ein stinkender Wasserstein u. drgl. durch ihre
-Ausdünstung die Luft fortwährend verderben. Nicht fleißig und schnell
-genug können darum alle Stoffe, welche die Atmosphäre verunreinigen, aus
-bewohnten Räumen entfernt werden.</p>
-
-<p>Etwas Andres ist es mit der ganz unvermeidlichen Verschlechterung<span class="pagenum"><a id="page20"></a>Seite 20</span>
-der Zimmerluft durch's bloße Ausathmen und Ausdünsten der Bewohner, wobei
-es sich um den gehörigen Zutritt guter und frischer Luft handelt, als
-Ersatz und Verbesserungsmittel der verbrauchten.</p>
-
-<p>Dieß Herbeiziehen frischer Luft beschäftigt auch, um seiner Wichtigkeit
-willen, besonders in neuerer Zeit wieder, die Sachverständigen in hohem
-Grade. Zunächst in Beziehung auf Krankenhäuser, Gefängnisse, Kasernen,
-kurz Räume, in denen viele Menschen angesammelt sind und folglich durch
-das vermehrte Athmen und Ausdünsten die Luft in größerm Maße verdorben
-wird. Die Wichtigkeit indeß ist für die Wohnung der einzelnen Familie
-ganz dieselbe, namentlich wo diese zahlreich und der bewohnte Raum ein
-beschränkter ist.</p>
-
-<p>Zum Glücke für keine geringe Zahl Menschen erneut und verbessert sich die
-Luft in den Wohnungen schon großentheils von selber, indem letztere nichts
-weniger als für die äußere Luft unzugänglich sind. Diese dringt nicht nur
-durch Thür- und Fensterspalten herein, sondern sogar buchstäblich durch
-den Mörtel und die Backsteine der Mauerwände,<a name="FNanchor_A_4" id="FNanchor_A_4"></a><a href="#Footnote_A_4" class="fnanchor">[D]</a> weßhalb es denn z. B.
-bei empfindlichen Kranken, keineswegs nur Einbildung ist, wenn solche
-über Luftzug aus dem Mauerwerke klagen. Geht draußen der Wind, so wird
-dieser natürliche und unterbrochne, wenn auch verlangsamte, Luftwechsel
-in den Wohnungen noch vermehrt, wie es ja bekannt genug ist, daß man im
-Winter bei Wind weit mehr heizen muß, als wenn es ohne Wind bloß kalt
-ist. Ein anderes wirksames Beförderungsmittel für die Verbesserung der
-inwendigen schlechten Luft durch die zuströmende äußere gute ist auch
-die verschiedene Wärme im Zimmer und im Freien. Es verlüftet eine Stube
-des Winters gerade so erfolgreich, wenn man das Fenster nur eine halbe
-Stunde öffnet, als wenn es des Sommers einen halben Tag lang aufgesperrt
-wird. Freilich aus dem gleichen Grunde ist dann bei Armen, welche das
-Holz sparen müssen, und besonders<span class="pagenum"><a id="page21"></a>Seite 21</span> wo Viele beisammen wohnen, die
-Zimmerluft im Winter um so nachtheiliger: Wenn es drinnen wie draußen
-fast gleich kalt ist, so wird sich die schlechte Luft in der Stube mehr
-ansammeln, ohne genügend durch zuströmende gute verbessert zu werden.
-Deßhalb ist überhaupt auch kalte Stubenluft für die Gesundheit weit
-schädlicher als kalte Luft im Freien.</p>
-
-<p>Wie bedeutend indeß der natürliche Luftwechsel (Luftverbesserung) im
-Innern der Wohnungen ist, er hat seine Grenze von wo ab er nicht mehr
-ausreicht. Diese wird sein, wo der durch Ausathmung und Ausdünstung der
-Menschen<a name="FNanchor_A_5" id="FNanchor_A_5"></a><a href="#Footnote_A_5" class="fnanchor">[E]</a> sich verschlechternden Luft von der natürlich zuströmenden
-guten nicht mehr die Waage gehalten wird;<a name="FNanchor_A_6" id="FNanchor_A_6"></a><a href="#Footnote_A_6" class="fnanchor">[F]</a> also wohl überall, wo
-Wohnungen stark bevölkert sind. Für diese Fälle ist man bemüht, künstlich
-durch allerhand Vorkehrungen genügend gute Luft herbeizuschaffen.
-Man hat dieß durch die verschiedensten Einrichtungen mittels Pumpen,
-besonderer Kanäle und Leitungen, mit hohen Kaminen in Verbindung, zu
-erzielen gesucht. Diese sog. Ventilationsapparate werden namentlich in
-Kasernen, Spitälern, Gefängnissen, Arbeitsälen u. s. w. angewendet; für
-einzelne und bescheidenere Wohnungen sind sie indeß zu kostspielig und
-zu wenig einfach. In diesen letztern, um die es sich hier doch besonders
-handelt, wird man sich mit zugänglichern und wohlfeilern, wenn auch
-weniger gründlichen Hülfsmitteln noch eine Weile behelfen müssen. Man
-wird sich darauf beschränken im Winter, selbst ein bischen auf Kosten
-der Scheiterbeige, die Fenster gehörig zu öffnen und durch diese noch
-mehr bessre Luft hereinzulassen, als von selber schon durch Spalten und
-Mauerwerk hereinkommt. Solches tägliche Lüften ist in den Wohnzimmern
-immer erforderlich; vor allem aber in Schlafkammern, die ohnedieß
-schon meist etwas stiefmütterlich behandelt aussehen, hinsichtlich der
-Räumlichkeit und der Reinlichkeit. Leintücher, und das Bettwerk überhaupt,
-welches von der<span class="pagenum"><a id="page22"></a>Seite 22</span> Ausdünstung während des Schlafens am meisten
-durchdrungen wird, sollte man fleißig an die freie Luft hinaus, womöglich
-an die Sonne, hängen und dort recht auslüften lassen. Ferner sind aus
-solchen Räumen alle großen Möbeln, welche die so schon ungenügende
-Luftmenge noch mehr beschränken, zu entfernen, namentlich die Kisten und
-Tröge und Koffer, die man häufig als Behälter unreiner Wäsche, unter den
-Betten antrifft.</p>
-
-<p>Wo diese Aushülfe nicht genügt, weil die Zimmerluft durch die vielen
-Leute, vielleicht Kost- und Schlafgänger, doch immer zu schnell wieder
-verdorben wird und man ja nicht fortwährend die Fenster kann offen stehen
-lassen, da muß noch sonst wie Rath geschafft werden und zwar dadurch,
-daß man einen Theil der Kost- oder Schlafgänger einfach abdankt und auf
-diese Weise der Luftverderbniß entgegenwirkt, indem eine Verminderung der
-Bewohner einer Lüftung gleich kommt.</p>
-
-<p>Ist indeß die eigene Familie sehr zahlreich, so läßt sich freilich dem
-Nachtheile der Ueberfüllung eines beschränkten Raumes nicht auf die
-gleiche Weise begegnen, wohl aber, wenn man eine geräumigere Wohnung
-bezieht. Denn ein Raum, in dem vier Personen ganz gesund wohnen, kann für
-acht oder noch mehr Menschen zu einem wahren Krankheitsheerde werden. Es
-ist darum auch in Dänemark durch Gesetz vorgeschrieben, wie viel Wohnraum
-ein lediger und wie viel ein verheiratheter Arbeiter zum Mindesten haben
-muß. Da es sich um das Beste für den Menschen und sonderlich für den
-Arbeiter handelt, um seine Gesundheit, so sollte man auch ohne Gesetz zu
-solchen Veränderungen sich nicht zu lange besinnen.</p>
-
-<p>Man begegnet vielfach der Meinung, daß durch den Luftzug in Oefen und
-Kaminen, die man in den Zimmern heizt, eine namhafte Reinigung der
-Luft bewirkt werde. Diese Luftverbesserung aber wird meist viel zu
-hoch angeschlagen. Genaue Untersuchungen weisen nach, daß sie kaum
-für mehr ausreicht, als die Luft, die ein einzelner Mensch durch sein
-Ausathmen verdirbt, wieder herzustellen. Wo daher mehrere oder gar viele
-Leute beisammen sind, kann der Ofen- und Kaminzug nicht<span class="pagenum"><a id="page23"></a>Seite 23</span> mehr
-in Betracht kommen. Rechnet man zu diesem geringen Vortheil noch die
-Nachtheile, welche durch Rauch im Zimmer oder zu frühes Schließen der
-Ofenklappe leicht entstehen, so wird man dieser Zimmerheizung kaum sehr
-das Wort reden wollen.</p>
-
-<p>Was die meisten Menschen gegen das Einathmen schlechter Luft so
-gleichgültig macht, ist wohl vorzüglich der Umstand, daß die nachtheiligen
-Folgen nur in seltenen Fällen auf der Stelle, und damit recht augenfällig,
-zu Tage treten. Das Einathmen untauglicher Luft auf kürzere Zeit schadet
-unserm Körper auch weit weniger, als wenn es auf die Dauer geschieht. Die
-Wohnungen auf dem Lande sind oft sehr vernachlässigt, indem dort mehr auf
-die Pflege des lieben Viehes gesehen wird, als auf die der Menschen. Es
-wird nie gelüftet, dagegen die Stube im Sommer fortgeheizt. Die Fenster
-sind klein, die Zimmerdecke niedrig, man schläft unter bleischweren
-Federbetten und Vierfüßer mehr als einer Art theilen neben den Hühnern
-mit dem Menschen ein und denselben Wohnraum. Dazu ist das Essen oft
-mangelhaft und nichts im Flor als die Unreinlichkeit. Man trifft deßhalb
-in Dörfern allerdings auch häufig blasse kränkliche Kinder an. Diese wären
-indeß noch weit zahlreicher, wenn nicht anderseits, sobald die Leute den
-Fuß vor's Haus setzen, ihnen die frische Luft aufgezwängt würde, wenn
-nicht zwischenein Sonne und Regen ungefragt die Naturen stärkten und
-wieder gut machten, was die Menschen verdorben. Der Landbewohner sitzt
-nur einen kleinen Theil des Jahres in seiner Stube, je mehr aber die
-Landbeschäftigung zurücktritt und die Industrie (Weberei etc.) hervor, um
-so bedeutungsvoller allerdings wird auch für ihn die Frage einer guten und
-gesunden Wohnung werden.</p>
-
-<p>Durch schlechte Luft wird also nicht auf der Stelle eine Krankheit
-erzeugt, wohl aber die Gesundheit allmälig, fast unmerklich, geschwächt:
-der Körper vermag nicht mehr schädlichen Einflüssen kräftigen Widerstand
-entgegenzusetzen; was immer für eine Art Krankheit gerade herrschen
-mag, Schleimfieber<span class="pagenum"><a id="page24"></a>Seite 24</span> oder Katarrh, Entzündung oder Ruhr, keinen
-Augenblick ist er vor ihnen sicher. Tritt gar irgendwo die Cholera, das
-Nervenfieber auf, ja dann sind es diese schlechtgelüfteten Wohnungen und
-ihre armen Bewohner jedenfalls zuerst, welche dem Besuche des furchtbaren
-Gastes blosgestellt sind.</p>
-
-<p>Beinahe schlimmer noch als diese rasch verlaufenden Krankheiten zeigen
-sich inzwischen jene kriechenden, heimtückischen, die am Marke ganzer
-Generationen zehren und sie langsam zu Grunde richten. Wir meinen
-solche wie die Drüsenkrankheit (Scropheln) und die Lungenschwindsucht
-(Tuberkeln). Für diese ist jene allmälige Schwächung und Vergiftung des
-Körpers, wie sie das Einathmen verdorbener Luft herbeiführt, gerade der
-gangbarste und sicherste Weg ihre Opfer zu erreichen. Ohne Aufsehen
-serbeln in solchen Wohnungen schon die Kinder hin, man weiß nicht, woher
-das kommt, wann es angefangen, hat nie einen Feind bemerkt: unsichtbar
-in der dumpfigen Luft schwebend hat dieser auf das zarte Leben gedrückt,
-immer schwerer und schwerer, bis er's endlich erstickt. &#8222;Die Luft ist ja
-Nichts! man lebt nicht von der Luft!&#8220; &#8211; nun, so stirbt man aber doch von
-ihr.</p>
-
-
-<h3>12. Das Licht.</h3>
-
-<p>Hat Einer einen Blumenstock, so stellt er den vor's Fenster oder trägt ihn
-hinaus an die Tonne, denn er weiß, daß er ihm im Schatten welk und siech
-wird, die grünen Blätter erblassen und nur saft- und kraftlose Triebe
-aufschießen. Er weiß auch, daß die Knospen und Blüthen stets nach dem
-Lichte sich hinwenden und wachsen, wenngleich man immer wieder sie anders
-kehrte. Das gleiche Bedürfniß der lieben Gottessonne hat nun auch der
-Mensch und besonders als Kind. Nicht vergebens zieht es einen an schönen
-Frühlingstagen an allen Haaren hinaus, die liebe Sonne sich auf den Rücken
-scheinen zu lassen und die sonnendurchwärmte frische reine Luft in vollen
-<span class="pagenum"><a id="page25"></a>Seite 25</span> Zügen einzuathmen. Daß dieß nicht bloße Vergnügenssache, sondern
-wirkliches Bedürfniß ist, zeigen uns die armen Menschen, die ihres Lebens
-größten Theil hinter geschlossnen trüben Fenstern, zwischen engen Mauern
-in sonnenlosen kalten Hinterhäusern und Erdgeschossen, ja gar unter der
-Erde in Kellern zubringen müssen. Sie sehen da gerade so aus wie jene
-armen serbelnden Pflänzchen, die mit aller Gewalt ans Licht möchten und
-können doch nicht. Da schwinden die rothen Backen, der frische gute Muth,
-der lebendige Blick. Dafür wird die Haut bleich und schlaff, Kinder
-sehen alt und ernst aus, es entwickeln sich bei ihnen leicht Augenübel,
-Drüsenkrankheiten, bei Aeltern Wassersucht, besonders wenn, wie gewöhnlich
-der Fall, noch Mangel an frischer Luft und Unreinlichkeit dazu kommen. Es
-müßte auch, schon ganz äußerlich betrachtet, ein Gemüth sehr verfinstert
-sein, auf das nicht der erste helle Frühlingsstrahl einen heitern Eindruck
-übte. Freilich ist's fatal, wenn dieser dabei auf einen schmierigen
-Fußboden, auf unsaubre Wäsche und Gesichter oder auf unordentliches
-Geräthe fällt, denn gar unerbittlich hebt er nur viel schärfer all die
-Gebrechen hervor. Um aber da der heilsamen Kraft nicht verlustig zu gehn,
-sondern ihr herzhaft Thür und Fenster öffnen zu können, wird es am besten
-sein, man richte sich so ein, daß man das Sonnenlicht nicht zu scheuen hat
-und dieß geschieht durch Reinlichkeit.</p>
-
-
-<h3>13. Reinlichkeit und Ordnung.</h3>
-
-<p>Reinlichkeit und ihre Schwester die Ordnung, sind die Grundlage aller
-Wohnlichkeit und Behaglichkeit; ebenso sehr auch ein Hauptmittel der
-Gesundheit. Wie sie die Armuth der Hütte verklären, so erlischt ohne
-sie die Pracht des Palastes. Sie umfangen Alles: den Menschen selbst,
-seine Kleidung, seinen Hausrath, seine Arbeit und die ganze Umgebung.
-Der einfachste und gebrauchteste Tisch von Tannenholz, das gröbste und
-geflickteste Hemde, wenn sie ganz und rein sind, stehen<span class="pagenum"><a id="page26"></a>Seite 26</span> hoch
-über einer unsaubern Commode von Mahagoni, einem schmuzigen gefältelten
-Vorhemdchen mit vergoldetem Knöpfchen drin. Nehmt dasselbe Zimmer, die
-gleichen Geräthe, die in ihrem unreinlichen und unordentlichen Zustande
-euch vor Unbehaglichkeit hinaustreiben, und reiniget Alles gründlich,
-wascht den Fußboden, das Getäfel, die Fenster, den Tisch, die Bettstelle,
-ebenso die Vorhänge, die Bettwäsche, stellt Jedes dahin, wo's hingehört
-und ihr werdet euch in einer neuen Welt finden, in der euch wohl und
-heimisch ist und darin Alles, auch das Geringste, besser, freundlicher,
-weniger armselig aussieht.</p>
-
-<p>Es giebt zwar genug Leute, welche meinen, Reinlichkeit trage nichts ab
-und habe mit dem Wohlsein nichts zu schaffen. Demgemäß lassen sie denn
-auch auf ihrem Leibe sich ansammeln und ansetzen, was nur immer Lust
-hat. Und unter ihrer Kruste von Unreinigkeit und abgestandener Haut
-empfinden sie freilich nichts von dem stärkenden erfrischenden Gefühle,
-das nach einem Bade den ganzen Körper durchströmt, als fließe nun das Blut
-freier, kräftiger durch alle Adern durch. Nichts ist zuträglicher für die
-Gesundheit als solche Bäder, oder, wo sie nicht möglich und im Winter, als
-Ersatz kaltes Waschen des Körpers. Viele Krankheiten, und vor Allem die
-ganze Reihe der langweiligen Erkältungskrankheiten, können buchstäblich
-weggewaschen werden, indem die Haut durch's Waschen belebt, gestärkt wird
-und so dem Einflusse der wechselnden Witterung widersteht. Besonders für
-Kinder, deren Haut so saftreich und thätig ist, zeigt sich das kalte
-Waschen heilsam und kräftigend.</p>
-
-<p>Nicht umsonst hat der alte Moses seinen Israeliten so bestimmte und
-einläßliche Vorschriften über die Reinlichkeit gegeben, ja dieselbe
-zu einer religiösen Pflicht gemacht. Wie viele Christen hätten da von
-den Juden zu lernen! Ueberhaupt steht unsre Zeit hierin der der Alten
-bedenklich nach. Wie ganz anders sah's z. B. in dem alten Rom aus, als in
-unsern neuen Städten, das modische Paris nicht ausgenommen! Ueberall waren
-dort öffentliche Bäder eingerichtet, die man regelmäßig<span class="pagenum"><a id="page27"></a>Seite 27</span> benützte.
-Kostbare Riesenbauten, deren Ueberreste die Welt noch jetzt anstaunt,
-führten das beste Wasser weit aus dem Gebirge herbei. Keine Gelegenheit
-war da zu ferne, kein Preis zu hoch, man rechnete nicht ängstlich die
-Zinse nach, denn es betraf ja Gesundheit, Wohlsein des Volkes und alle
-Welt genoß der Wohlthat guten und reichlichen Wassers. Anderseits führten
-die großartigsten unterirdischen Gänge und Kanäle (Kloaken) alles Unreine,
-allen Abgang sogleich aus dem Bereiche der Menschen weg.</p>
-
-<p>Im Gegensatz hiezu leiden bei uns nur zu häufig Arme und Reiche gleiche
-Noth an gutem Wasser und da ist die ganz nothwendige Folge eben die
-Unreinlichkeit; am auffallendsten freilich immer in der Wohnung des
-Aermern. Wo man jeden Tropfen weit herholen und sparen muß, ja da wird
-beim Fegen und Waschen keine große Verschwendung getrieben und man läßt
-schon eher etwas &#8222;zusammenkommen&#8220;. Ganz natürlichen Schritt hiemit hält
-die Gleichgültigkeit gegen schlechte Ausdünstungen, aus Winkeln und
-feuchten Höflein, gegen Gerüche aus Mistgruben, Abtritten und Cysternen,
-aus mangelhaften Dohlen und Löchern, in denen der Abfluß sog. Wassersteine
-stehen bleibt. Da ist keine Vorkehrung getroffen, es wird für keinen
-Ablauf, für keine Reinigung gesorgt. Wozu sollte dieß auch ein Einzelner?
-fünfzig, hundert Menschen vielleicht, benutzen ja die &#8222;Gelegenheit&#8220;,
-was sollte Einer den Narren machen für die Andern? Und so athmen denn
-Hunderte und Tausende vieler Orten diese verpestete Luft und es hilft
-dann allerdings nicht viel, zur Verbesserung der verdorbenen Zimmerluft
-die Fenster zu öffnen und diese vielleicht ebenso schlechte Luft
-hereinzulassen. Wie's da aber hernach aussieht, und namentlich in großen
-Städten (wo die Menschen enge wohnen und die übeln Ausleerungen massenhaft
-sich ansammeln,) wenn ansteckende Krankheiten, z. B. Cholera, ausbrechen,
-das zeigen die Sterbetabellen leider nur zu deutlich.</p>
-
-<p>Es ist hier allerdings mehr das Gebiet der obrigkeitlichen Fürsorge und
-der Einzelne, besonders der Miether, wird unmittelbar<span class="pagenum"><a id="page28"></a>Seite 28</span> kaum
-viel mehr zur Verbesserung beitragen können, als daß er selber so wenig
-als möglich Ansammlung von solchem Unrathe in seiner Nähe veranlaßt
-und auf Abhilfe <em class="gesperrt">der</em> baulichen Uebelstände dringt, denen mit
-einiger Leichtigkeit zu begegnen ist. Wo es dagegen schwer, vielleicht
-unmöglich zu helfen, da wird er am klügsten handeln, solche gefährliche
-Nachbarschaft oder Einrichtung zu fliehen, indem er auszieht. Im Ganzen
-aber ist es schon ein Gewinn, wenn nur die allgemeine Aufmerksamkeit sich
-auf Dergleichen richtet, der Uebelstand als solcher erkannt, das Bedürfniß
-empfunden wird; einmal so weit und die Abhülfe wird auch selten mehr gar
-zu entfernt sein.</p>
-
-<p>Reinlichkeit kann Jeder üben, selbst der Aermste, es kostet kaum mehr als
-ein bischen Mühe. Und laßt sie nur einmal irgendwo recht Wurzel schlagen,
-sie wird sich bald über eure ganze Umgebung verbreiten. Wer seinen Körper
-reinlich hält, der wird nicht allein auch auf frische und saubere Wäsche
-halten, sondern zugleich seine Kleider weniger verunreinigen. Er wird
-keinerlei Abgang nur so in die Ecke werfen; sein Auge wird empfindlich:
-ein ungescheuerter Tisch, ein schmuziger Fußboden werden ihm bald zum
-Greuel und den Fliegen mag er fürder weder das Glas des Spiegels, noch
-der Fenster zum Mißbrauche überlassen. Bricht einmal leidigerweise eine
-Scheibe, dann schickt er doch lieber zum Glaser und nimmt sich vor,
-künftighin vorsichtiger zu sein, als daß er <em class="gesperrt">das</em> Loch nur so mit
-einem Lumpen zustopft oder ein Papier drüber klebt. Abfall von Speisen
-in der Küche, Kehricht, gebrauchtes Waschwasser und dergleichen Alles
-wird nicht Tage- und Wochenlang aufbewahrt, sondern im Gegentheil sofort
-aus der menschlichen Nähe geschafft. Jeden Morgen werden alle Räume,
-Treppen wie Zimmer, gescheuert, wöchentlich auch gefegt; das versteht
-sich bald von selbst und verursacht wenig Mühe und Unbequemlichkeit
-mehr. An den blanken Fenstern will man saubre Vorhänge erblicken, je
-nach vier, sechs Wochen versieht man die Betten mit frischen Leintüchern
-und hängt wöchentlich, beim Wechseln<span class="pagenum"><a id="page29"></a>Seite 29</span> der Leibwäsche, auch ein
-reines Handtuch hinter die Thüre. Alle paar Jahre wird man überdieß im
-Frühjahr finden, die Zimmerdecke sei den Winter über durch Ofenrauch und
-Oeldampf doch auch gar zu schwarz geworden und entstelle das ganze Zimmer.
-Man rechnet zwar, sperrt sich, indeß am Ende wird der Reinlichkeitssinn
-siegen und der Entschluß wird gefaßt, zum Gypser zu schicken und weißen zu
-lassen: es gefalle einem dann nachher noch eins so wohl zu Hause!</p>
-
-<p>Schon durch diese regelmäßig wiederkehrende Thätigkeit aber wird eine
-bestimmte Zeiteintheilung, mit dieser von selbst die Ortseintheilung,
-das heißt eine allgemeine Ordnung sich ergeben, ohne daß man eigentlich
-sieht wie? bei der man blos sich sehr behaglich, zufrieden, glücklich
-fühlt und in welcher der gesammte Haushalt nur mit der halben Mühe gegen
-früher scheint geführt zu werden. Nehmen dabei die einzelnen Staats- und
-Modestücke auch ab, man wird sich trösten und weniger das Bedürfniß haben,
-etwas vorstellen, scheinen zu wollen, weil man das innerliche Gefühl hat,
-daß man wirklich etwas <em class="gesperrt">ist</em>. Sieht inzwischen die Frau auf der
-Straße nicht wie eine Dame aus, ei nun, so gleicht sie dafür im Hause doch
-keiner Hexe mehr: eine bequeme, einfache, reinliche Kleidung wird in ihr
-stets die Hausfrau erkennen lassen. Gleicherweise hält sie ihre Kinder
-reinlich und einfach und scheucht weder durch vernachlässigten Aufzug und
-Unordnung, noch durch im Zimmer zum Trocknen aufgehängte Wäsche den Mann
-<em class="gesperrt">ferner</em> in's Wirthshaus hinaus.</p>
-
-
-<h3>14. Recht sehen und richtig rechnen.</h3>
-
-<p>Die Bewohner aber, die einmal so in's rechte Geleise gekommen sind, werden
-auch von selbst bald anders <em class="gesperrt">sehen</em> und anders <em class="gesperrt">rechnen</em> lernen.</p>
-
-<p>Sie werden nicht nur merken, daß ihre ordentliche und reinliche Wohnung
-und die damit verbundene Lebensweise ihnen mehr zusagt, als die frühere
-vernachlässigte und ihnen, wie<span class="pagenum"><a id="page30"></a>Seite 30</span> man sagt, dabei um's Herz wohl
-ist, sondern auch, daß sie auf die neue Weise in Allem besser fahren. Und
-wem wirklich der gute Stand seiner Wohnung eine angelegentliche Sache
-ist, wer mit der Lüftung, der Reinlichkeit und Ordnung desselben Ernst
-macht, der wird auch bald erkennen, wie weit <em class="gesperrt">er</em> helfen kann und
-an welche Uebelstände <em class="gesperrt">seine</em> Hand nicht mehr hinanreicht. Liegen
-diese in fehlerhafter Bauart, in schlechter Einrichtung, in nachtheiliger
-Umgebung, so wird er, wenn er zur Miethe wohnt, sich mit Vorstellungen
-an den Hausbesitzer wenden. Er wird Manches so erlangen können, weil der
-Eigenthümer gerne an seinem Hause etwas verbessert, wenn er sieht, daß
-sein Miethsmann ihm zu der Wohnung Sorge trägt, sie im guten Stande hält,
-nicht Alles drin und dran verlottern läßt, wo ihn sonst freilich jeder
-Batzen reuen würde. Solches wirkt oft mehr als alles Bitten und Beten. Wer
-in seinem Haushalte Ordnung hat, der ist auch ein regelmäßiger Zahler,
-es braucht keines Mahnens und Zuwartens, wenn der Zinstag da ist; man
-hat von solchen Leuten überhaupt weniger Störung, Verdrießlichkeiten zu
-erleiden und so ist es, neben dem natürlichen Wohlwollen, zugleich der
-wohlverstandene Vortheil des Hausherrn, wenn er seinem Miethsmanne sich
-gefällig zeigt. Thäte er dieß thörichter Weise nicht, oder ließe sich
-großen Uebelständen überhaupt gar nicht abhelfen, dann würde sich freilich
-der auf ein ordentliches und gesundes Quartier haltende Bewohner nach
-einer andern, gesundern, bessern Behausung umsehen müssen. Sie zu finden,
-würde ihm wohl nicht zu schwer fallen, denn einmal ist sein Auge geübt,
-er weiß, worauf es ankommt, was nachtheilig und was vortheilhaft ist und
-tappt nicht mehr gleichgültig oder unverständig in den ersten besten Raum,
-der sich ihm aufthut, ohne nur zum Fenster hinausgesehen zu haben, oder es
-zu beachten, wenn er mit dem Kopfe fast an die Zimmerdecke stößt. Und dann
-werden seine Ordnungsliebe, seine Pünktlichkeit, sein guter Ruf ihn den
-Hausbesitzern empfehlen vor zehn nachlässigen und leichtfertigen Miethern,
-wie sie alle Vierteljahr aus- und einziehen<span class="pagenum"><a id="page31"></a>Seite 31</span> und ohne welche die
-Zahl der elenden Wohnungen bald sich vermindern würde, weil die Waare
-stets nach dem Käufer sich richtet.</p>
-
-<p>Es ist möglich, ja wahrscheinlich, daß, wer auf ein freundliches,
-gesundes, wohnliches Logis sieht, etwas mehr Miethe zahlen muß als für
-eine Spelunke. Daneben wird er rechnen: So viele Franken muß er allerdings
-jetzt vierteljährlich mehr ausgeben, was hat er dafür? In der sonnigen
-heitern Behausung kann er im Frühjahr und Spätherbste wenigstens ein paar
-Wochen lang das Heizen sich ersparen, das ihm nun, gegenüber dem frühern
-feuchten und kalten Winkel, die bloße Sonnenlage abnimmt. Dann geht ihm
-von seinem Hausrathe, von Bettwerk und Kleidern in der trockenen und
-luftigen Wohnung weniger zu Schanden als in einem dumpfigen Loche, wo sich
-überall Schimmel und Faulflecken ansetzen. Die Hauptsumme indeß, die er
-gewinnt, besteht in den Franken, die ihn seine kränkelnde Frau und Kinder
-vordem kosteten und die in der gesunden Wohnung nun ganz oder zum großen
-Theile erspart werden. Es ist nicht nur das Geld, welches baar an Doktor
-und Apotheker ausgegeben wird, sondern auch jenes noch, das er in der
-Zeit zu verdienen versäumt, der ganzen Zeit, die Krankheit und Pflege der
-Seinen oder eigene Erkrankung ihn zu Hause festhielten.</p>
-
-<p>Von den Bewohnern solcher geordneten, reinlichen und gesunden Wohnungen,
-auch wenn sie in Fabriken arbeiten, gilt dann die allgemeine Annahme nicht
-mehr, daß ihre Lebensdauer eine viel kürzere sei, als die der vermöglichen
-Klassen. Daß von dieser größern Sterblichkeit die Wohnung und Lebensweise
-daheim weit mehr der Grund sind als die Arbeit, das beweisen am
-schlagendsten z. B. jene Arbeiterfamilien in den Musterwohnungen der Stadt
-London. In diesen sterben von tausend Menschen im Jahre höchstens 13 bis
-14, während in andern schlechtern Häusern, ganz im gleichen Quartiere, ja
-mitten unter jenen Musterwohnungen, 27 bis 28 Todesfälle vorkommen. Solche
-Erfahrungen und Zahlen reden denn doch deutlich und<span class="pagenum"><a id="page32"></a>Seite 32</span> es scheint,
-Jeder dürfte sie gar wohl mit in die Rechnung bringen, wenn er eine
-Wohnung aussucht und den geforderten Miethzins in Erwägung zieht. Wenn
-sich nun so beim Abschluß der Rechnung zeigt, daß die bess're, theurere
-Wohnung doch zugleich die billigere ist, so kann kein Vernünftiger mehr
-in seinem Entscheide schwanken, besonders wenn er ja noch Behagen,
-Zufriedenheit, Glück, die er darin findet, gratis obendrein erhält.</p>
-
- <div class="figcenter1">
- <a id="img003" name="img003"></a>
- <img src="images/img003.jpg" width="225" height="46" alt="Dekoration" title=""/>
- </div>
-
-
-
-
-<h2><span class="pagenum1"><a id="page33"></a>Seite 33</span> II.</h2>
-
-
-<h3><span class="pagenum"><a id="page35"></a>Seite 35</span> 1.</h3>
-
-<p>Die Dämmerung ist hereingebrochen; Liese und das 19jährige Liseli
-erwarten jeden Augenblick den Vater, denn das einfache Nachtessen ist
-parat. Unterdessen sitzen Mutter und Tochter am Fenster; nicht der
-Aussicht wegen, denn gegenüber gibt's nichts als graue, halb vom Kalk
-entblößte Mauern und halbverfaulte Läden, so nah noch, daß man meint, man
-könnte das Alles zum Fenster hinaus mit der Hand ergreifen. Also Aussicht
-gewährt das Fenster keine, wenn man nicht den Flügel öffnet und den Kopf
-in's enge Gäßchen hinunterbeugt, wo freilich zu jeder Tages- und fast zu
-jeder Nachtzeit etwas zu sehen wäre, was wunderfitzige und klatschsüchtige
-Augen und Zungen ergötzt. Aber zu dieser Klasse gehören unsere beiden
-Frauenzimmer nicht. Liese ist Wunderfitz und Klatschen vergangen, ohnedieß
-hat das nie ihre starke Seite ausgemacht; jetzt sitzt sie meist still und
-scheinbar nachdenklich in ihrem ererbten hochlehnigen Großvaterstuhl mit
-dem zierlich geschweiften und in der Mitte gegipfelten Zierrath, der die
-Füße des Stuhls in's Kreuz verbindet. Obgleich ihre 45 Jahre sie noch
-nicht beugen können, sitzt sie doch welk da, düster und trüben Angesichts.
-Zu klagen weiß sie nichts Besonderes, krank fühlt sie sich gerade nicht;
-aber sie ist matt, ohne gearbeitet zu haben, appetitlos, ohne gegessen zu
-haben, wehmüthig, ohne beleidigt zu sein, hat Schmerzen, ohne sagen zu
-können: &#8222;Ich bin krank, mir fehlt das oder jenes.&#8220; Sie möchte klagen, aber
-weil sie eigentlich nichts Besonderes zu klagen hat, so verschließt sie,
-um Niemand Unrecht zu thun noch zu betrüben, ihre Klagen in sich, &#8211; und
-denkt fast ohne Aufhören, wie beklagenswerth sie sei.</p>
-
-<p>Liseli sucht die stille, verschlossene Mutter aufzuheitern. Sie spricht
-von allem Möglichen, vom Markt und von der Eisenbahn, vom Unglück mit
-dem Steinweidling und vom<span class="pagenum"><a id="page36"></a>Seite 36</span> Krieg; aber die Mutter gibt wenig
-Antwort. Liseli ist eine zartfühlende Tochter; was sie nach ihres Herzens
-Drang am liebsten erführe, das verschweigt sie am sorgfältigsten;
-die Mutter würde ihr den Kummer ja doch nicht offenbaren, der sie zu
-drücken scheint. Liseli thut, was in ihren Kräften steht, die Mutter zu
-stützen und zu erheitern, führt die ganze kleine Haushaltung und putzt
-dazwischen Bändel. Aber mit dem musterhaften Fleiß und dem schonenden
-Zartgefühl der Tochter ist der Einziggeborenen auch kein geringes Theil
-von Empfindsamkeit zu Theil geworden. Nicht daß sie solche je blicken
-ließe; aber in der dunkeln Küche, wo sie nicht beobachtet werden kann,
-rinnt Thräne um Thräne über die Wangen und sie fragt sich tausendmal in
-Gedanken, hab' ich etwa das gesagt, hab' ich etwa jenes gethan, daß der
-Vater, daß die Mutter unzufrieden ist? Und außer ihrem eignen Leid, das
-diese krankhafte Zärtlichkeit gegen ihre Eigenliebe ihr bringt, hat sie
-auch noch ein anderes, gerade bei solcher Gemüthsart tief einschneidendes
-Leid zu tragen. Sie sieht ja täglich, wie zwischen Vater und Mutter
-keine Liebe ist, wie sie, ohne zu zanken, doch allerlei kleine Ursachen
-zur Unzufriedenheit an einander suchen und finden, und wie so Eines dem
-Andern Unrecht thut, Eins das Andere täglich verwundend behandelt. Sie ist
-ja eine treue, liebende Tochter, wie sollte ihr das nicht durch's Herz
-gehen, daß Vater und Mutter so gegen einander sind. &#8211; Jetzt kommt der
-Vater heim. Statt dem guten Abend heißt's nur: &#8222;Habt ihr kein Licht in
-der Küche, ich könnte mir Hals und Bein brechen, bis ich zur Stubenthür
-komme.&#8220; Schnell holt Liseli ein Licht und ohne Umstände setzt man sich und
-ißt die Suppe, die trotz Salz und Pfeffer nicht gewürzt ist. Gleich darauf
-geht der Vater noch &#8222;zu einem Kameraden, um sich zu erholen;&#8220; es ist ihm
-zu trübe zu Hause. Mancher Andere geht noch in's Bierhaus; er nicht. Und
-darum hält er sich für einen musterhaften Hausvater, und weil er Frau und
-Kind nicht schilt und zankt.</p>
-
-<p>Liese geht erschöpft zu Bette, um in ängstlichen Träumen und unruhigem
-Schlummer das freudlose Leben des Tages<span class="pagenum"><a id="page37"></a>Seite 37</span> fortzuleben; Liseli aber
-muß auf die späte Zurückkunft des Vaters warten, ehe es seine Ruh' im
-Kämmerlein suchen kann.</p>
-
-
-<h3>2.</h3>
-
-<p>Es ist merkwürdig, es ist bejammernswerth, wie viele Familien eines
-wackeren Arbeiterstandes vergeblich ringen und streben, glücklich zu
-werden und es nicht werden können. Wohl suchen sie das Glück im Frieden
-und zanken und streiten nicht, aber es ist ein fauler Friede; wohl
-sind sie arbeitsam und sparen, aber während das Sparkassenbüchlein
-wächst, wird ihr Herz ärmer und ärmer. Das Herz des Menschen bleibt
-zwar immer die Hauptquelle alles Uebels, das ihn trifft; aber es gibt
-doch auch äußere Ursachen, die wie ein Mistbeet jene Disteln und Dornen
-hervortreiben, durch welche die Arbeit in Fluch verkehrt wird; und eine
-der wesentlichsten ist <em class="gesperrt">eine unzweckmäßige Wohnung</em>. Das zeigte sich
-z. B. bei unsrer Familie.</p>
-
-<p>Vom Lande, wo die kleine Landwirthschaft und daneben das Posamenten eine
-kleine Haushaltung ordentlich durch's Leben bringt, wo aber gerade der
-letztere Erwerb etwas unregelmäßiger Frucht trägt, als das Arbeiten in der
-Fabrik selbst, zogen Heiri und Liese mit ihrem Liseli in die Stadt, um es
-&#8222;besser zu machen.&#8220; Bei der allgemeinen Noth, um ein passendes Geld ein
-passendes Logis zu bekommen, war es ihnen sehr erwünscht, daß der Vetter
-Hans, welcher in einer hintern Gasse ein eigenes Haus hatte, und wo er
-durch Vermiethen seiner kleinen Logis &#8222;frei&#8220; saß, ihnen aus Freundschaft
-ein solches, eine Stiege hoch, um den gewöhnlichen Zins anbot. &#8211; Zwar
-wollte ihnen die Wohnung nicht recht behagen, aber so viel sie sich vorher
-erkundigt hatten, sie sahen eben ein, daß fast Niemand ihres Standes und
-Berufes besser versorgt sei. Giebt es doch Häuser mit 6 Kreuzstöcken in
-der Fronte, wo 11, sage elf Familien wohnen, weil fünf gegen den engen Hof
-hinaus die einzige Aussicht haben. &#8211; Und der Vetter war recht ordentlich,
-kujonirte nicht wie mancher, der<span class="pagenum"><a id="page38"></a>Seite 38</span> sich als Hausherrn fühlt, seine
-Abmiether mit allerlei unnöthigen Scherereien, daß man sich kaum zu
-regen wagt. Er war nicht stolz, sondern recht freundlich, und besonders
-gegen Heiri's. Daher schickten sie sich in das nothwendige Uebel und
-zogen damals ein und waren eben jetzt in's vierte Jahr da. Wie schätzten
-sie sich im Anfang glücklich, in die Stadt gezogen zu sein; denn der
-Verdienst gieng recht ordentlich und das Geld floß wie ein bescheidenes
-Brünnlein regelmäßig in's Haus. Auch das Logis lernten sie trotz vieler
-Unbequemlichkeiten schätzen; denn sie hatten im Hause Frieden. Freilich
-auf dem Lande hört man nicht oft von Hausstreit zwischen Nachbarn, außer
-wenn sich an ihnen das Sprüchwort erwahrt: &#8222;Halbes Haus, halbe Hölle.&#8220;
-Aber in der Stadt, wo so viele Hausleute zusammengepfercht wohnen, sind
-Zwist und Unfrieden leider nicht selten. Neid, Eifersucht, Klatschsucht,
-Ungefälligkeit, Empfindlichkeit, Kinder, Gassenkehren und unzählige
-andere Ursachen verbittern manches Leben, zerstören manchen Hausfrieden.
-Jahrelang können Nachbarn sich in ein Leben von Haß und Bosheit einnisten,
-einander durch alle erdenklichen Mittel, Verklagen beim Hausherrn, das
-Leben verleiden, Hohn und bissige Worte aus dem Logis zu vertreiben
-suchen, und vergessen darüber den hohen Adel und die himmlische Berufung
-der menschlichen Seele.</p>
-
-<p>All' dieß Leid erfuhren Heiri's nicht an sich selber; denn der Vetter
-wachte streng über die Hausordnung, und deßhalb waren seine Logis gesucht
-und nie eines leer. Aber es gab aus der nächsten Nachbarschaft manchen
-bedauerlichen Auftritt zu hören, oft am Morgen, ein anderes Mal am Abend,
-heute links, morgen rechts, daß Liese oft sagte: &#8222;Gott Lob und Dank, daß
-wir beim Vetter sind!&#8220; Sie vergaß darüber beinahe die Unbequemlichkeiten
-und das Unfreundliche und Unbehagliche ihres Hauses. Denn so heimelig
-wie auf dem Dorfe war's just nicht. Die enge, düstere Gasse war selten
-trocken, weil die Sonne nie auf den Boden scheinen konnte, und weil vom
-Morgen bis zum Abend, wenn nur nicht gerade der Landjäger da war, manches
-Spül- und Bartwasser von oben herunter<span class="pagenum"><a id="page39"></a>Seite 39</span> oder von der Hausthüre
-aus auf's Pflaster gegossen wurde. Trat man in den Hausgang, so roch's
-just auch nicht nach Rosenöl, sondern fast wie bei der Gasfabrik; denn
-zunächst an der Hausthüre war der gemeinschaftliche Abtritt und dahinter
-ein Verschlag für alle Arten von Abgängen, die von Morgens bis Abends von
-allen sechs Hauspartheien hier zusammengeworfen und dann in Kehrordnung
-dem melancholischen Schellenwagen anvertraut wurden. Die Passage war
-im engen Hausgang oft durch den offenen Kellerhals unterbrochen, was
-besonders Abends immer einige Vorsicht nothwendig machte, für Fremde aber
-wirklich gefährlich war. Weit hinter dem langen Gang war die Stiege, die
-man aber, wenn man so vom Tageslicht hereinkam, nicht mit den Augen,
-sondern mit den Füßen aufsuchen mußte; auch über diese Schwierigkeit half
-Uebung und Gewohnheit. Oben kam man von der Stiege aus wieder an die
-Küchenthüre, welche ein paar Glasscheiben hatte, die fast eben so gut
-hätten wegbleiben können; trat man durch die Küche weiter, so gelangte man
-abermals zu einer Thüre mit Glasscheiben, die Stubenthüre; und neben der
-Thüre gieng auch noch ein Fenster aus der Küche in die Stube; denn außer
-dieser Beleuchtung gab's kein anderes Tageslicht in der Küche. Die Stube
-war gegen die sonst im Hause herrschende ägyptische Finsterniß hell; denn
-sie hatte einen breiten Kreuzstock, wobei es nicht viel ausmachte, daß
-das zweischläfrige Bett etwas vor dem Fenster stand. Neben der Stube war
-noch ein Kämmerlein; denn, merkwürdigerweise kommt das nicht selten vor,
-das Haus ging hier vor einem Theil des Nachbarhauses durch, so daß man
-sich denken kann, welche Fülle von Licht der Nachbar in seinem versteckten
-Winkel haben mag. Diese sonderbaren Verzackungen werden wohl jener Zeit
-ihren Ursprung verdanken, wo ein Bürger dem andern bei einem Glase Wein
-die wichtigsten Hausgerechtigkeiten &#8222;für einen Abendimbiß&#8220; verhandelte.
-Aber gerade für Vetter Heiri's Haus war das ein Vorzug, weil es gegen die
-Gasse zwei Fenster, hatte. Gar viele Logis haben statt eines Kämmerleins
-nichts als einen dumpfen, dunkeln Alkoven hinter der Stube,<span class="pagenum"><a id="page40"></a>Seite 40</span>
-eine Einrichtung, welche meist durch erwähnte einspringende Winkel oder
-durch große Tiefe der Häuser bei geringer Breite veranlaßt wird. Das
-sind aber wahre Mördergruben; denn in solchen Winkeln setzt sich die
-Feuchtigkeit so fest, daß keine Tapete hält, daß feines grünes Moos sich
-ansetzt, ja im Winter das Wasser wie an feuchten Felsen heruntertropft.
-Und wer da schlafen muß, wo der Leim der Bettstellen in Furnieren und
-Fugen sich auflöst, wo ein eckelhafter Modergeruch Betten und Kleider
-durchdringt, wie kann der bei stärkster Gesundheit gesund bleiben? Es
-giebt leider solche Häuser, besonders, wo stark bevölkerte Quartiere in
-hügeligen Gegenden der Stadt vorkommen, in welchen die Hinterräume und
-Hinterhäuser in den Berg eingebaut sind. Da sollte von Polizei wegen die
-Anordnung von Luftkanälen zur Ventilation vorgeschrieben und im Nothfall
-zwangsmäßig ausgeführt werden, da sollten sämmtliche feuchten Mauerwände
-mit Asphaltmörtel, mit Theer- oder mit Asphaltfilz bekleidet und vertäfelt
-oder doppelt (zuerst mit starkem Packpapier) tapeziert werden. Denn nur
-Schutz gegen äußere und Auftrocknung der innern Feuchtigkeit, gleichzeitig
-angewendet, vermögen diesen schreiendsten Uebelstand zu heben.</p>
-
-<p>Wie gesagt, Vetter Heiri's Haus hatte manchen Vorzug vor andern Häusern
-gleicher Klasse, und darum ließ sich's zur Noth darin wohnen; darum
-trachteten auch Heiri und Liese nicht nach einem andern &#8222;Losament.&#8220; Heiri
-war den Tag über auf der Arbeiterstube; der spürte am wenigsten von der
-Unbequemlichkeit des Hauses. Aber Liese weinte im Anfang zuweilen in der
-Stille, weil es das Heimweh nach seinem freundlichen Stüblein auf dem
-Dorf nicht ganz verwinden konnte. Zwar, ob's das Dorf sei, mit seinen
-Baumgärten und grünen Matten und niedern Häusern oder die trauliche
-Bekanntschaft der Leute im Dorf, die Alle einander duzen, das wußte es
-nicht; aber etwas fehlte ihm. Jahr aus, Jahr ein war's auch das ewige
-Einerlei in der Arbeit, nur daß man im Winter noch zu heizen hatte.
-Am Morgen brannte in der finstern Küche das Aempele, im Winter selbst
-Mittags, und Abends jedenfalls wieder. Ob das Geschirr sauber und blank
-<span class="pagenum"><a id="page41"></a>Seite 41</span> sei, war beim besten Willen nicht gut zu unterscheiden und Alles
-mußte mehr im Griff als nach dem Augenschein geputzt oder gekocht werden.
-Kein Wunder, daß Liese zunächst die gewohnte Freude an der Reinlichkeit
-in der Küche verlor. Liseli bekam manchen &#8222;Schnauz&#8220;, wenn es die Pfanne,
-welche die Mutter schon ausgerieben hatte, noch einmal visitirte; denn
-Liseli war sehr exakt und nahm eher Kellen und Löffel und Gabeln und
-Messer an's Stubenfenster, als daß es auf's Gerathewohl das Geschirr auf
-dem Küchenschaft versorgt hätte.</p>
-
-<p>Im Winter gings nicht sehr früh her. Der Milchmann kam spät und vorher
-nützte das Aufsein nicht viel. Wäre Liseli gern, wie gewohnt, um 5 oder
-halb 6 Uhr aufgestanden, so war der Vater unzufrieden, man müsse das
-Licht ja schon am Tag genug in der Küche brennen und zu thun sei ja
-nichts Nothwendiges. Liese kam so in jenen verderblichen Schlendrian der
-Hausordnung, wo man den ganzen Vormittag in ungekämmtem Haarschmuck und im
-schlampigen Staat des Unterrocks und Nachtkittels herumhanthiert und sich
-lobt, daß man das Bett gemacht und die Stube gewischt hat. Das war aber
-dem Liseli gar schwer; doch durfte es aus Ehrfurcht und Scheu der Mutter
-nichts sagen und strengte sich in seinem Theil um so mehr an, der Ordnung
-heil'ge Zucht zu wahren. Es nahm den Staub fleißig auf und überschwemmte
-regelmäßig am Samstag Nachmittag den Stubenboden mit einer Fluth warmen
-Wassers und fegte und wirthschaftete im Zimmer, bis alles rein und hell
-schien; so auch im Kämmerlein, wo es schlief. Dabei wurden die Fenster
-und Thüren aufgemacht, daß es lustig durch die Stube blies, damit Alles
-schneller trocknete. Dieß Lüften wäre, besonders im Winter, eine rechte
-Wohlthat gewesen, wenn man dem schädlichen Zuge und dabei der Feuchtigkeit
-hätte ausweichen können. Aber daß dieser Luftzug schädlich sei, wußten
-weder Liese noch Liseli; auf dem Lande ist man ja bei der Landarbeit immer
-der freien Luft und allem Wind ausgesetzt, ohne Nachtheil. Zahnweh und
-Kopfweh schrieben sie vielmehr der veränderten Kost, der andern Luft und
-dem vielen Sitzen zu. Zudem that ihnen der erfrischende<span class="pagenum"><a id="page42"></a>Seite 42</span> Hauch
-einer zum Fenster hereinströmenden Luft für den Augenblick wohl, denn
-der Küchenqualm und der Stubendunst waren oft recht drückend. Aber im
-letzten Winter wurde die Mutter anhaltend unpäßlich, ohne daß sie wußte
-warum, noch eigentlich sagen konnte, was ihr wehe that. Bald Stechen in
-der Seite, bald Kopfweh, wenig Appetit und wenig Muth, das war ihr Uebel.
-Dabei wurde sie blässer und abgezehrter. Den Doktor wollte sie nicht, denn
-von Zeit zu Zeit gings wieder besser. Endlich aber wurde dem guten Liseli
-bang und es ließ nicht nach, bis der Vater zum Doktor ging.</p>
-
-
-<h3>3.</h3>
-
-<p>Der Doktor kam; ein freundlicher Mann mit wohlwollendem Blick und klugen
-Augen, ein Freund der Leidenden und gar oft und viel ein Tröster und
-treuer Berather der Armen. Es war gerade der rechte Zeitpunkt, um auch den
-Heiri anzutreffen, der eben Feierabend gemacht hatte. Denn Heiri hätte
-gerne gewußt, was seiner Frau fehle, theils um sich zu versichern, daß
-es keine kostspielige Krankheit gebe, theils weil er eigentlich doch mit
-seiner Frau rechtes Mitleid gehabt hätte, wenn es mit ihrem Leiden länger
-oder ärger geworden wäre.</p>
-
-<p>Der Herr Doktor war bald fertig mit seinen Fragen und sagte dann
-freundlich aber ernst: &#8222;Liebe Leute, die Sache ist nicht gefährlich und
-nicht bedeutend, aber sie kann es werden, wenn <em class="gesperrt">Ihr</em> nicht Schritte
-thut. Eure Frau bedarf eigentlich keine Medizin; doch will ich ihr etwas
-verschreiben, das ihr für jetzt Erleichterung verschafft. Aber sie bedarf
-eine <em class="gesperrt">Kur</em>.&#8220; So tröstlich der Anfang für Heiri war, so unangenehm
-berührte ihn dieß Wort. &#8222;Aus diesem &#8222;<em class="gesperrt">Loch</em>&#8220; müßt ihr heraus, sonst
-endet's mit Gicht und Typhus, Euch fehlt hier ja Luft und Licht, diese
-unentbehrlichsten Bedingungen der Gesundheit. In dieser engen Gasse, wo
-Massen von Menschen zusammengedrängt athmen, wo bis in weite Entfernung
-kein grüner Baum, kein freier Platz zu treffen ist, da ist die Luft
-verdorben und wird zudem noch mehr verschlechtert durch die vielen
-unreinen<span class="pagenum"><a id="page43"></a>Seite 43</span> Stoffe, die man aus Bequemlichkeit auf die Gasse wirft,
-statt in den Abtritt; und dann noch die Nähe der School, dieses Pfuhls von
-Gestank und Unrath. Jedes Thier und jede Pflanze bedarf frischer Luft zum
-Gedeihen, um wie viel mehr der Mensch mit seinem zarten und wundervollen
-Körperbau. Wenn auch die Regierung alles Mögliche thut, den bestehenden
-Uebelständen abzuhelfen, so kann sie nun einmal den Hauseigenthümern nicht
-verbieten, Leute ins Logis zu nehmen, drum sollten diese selbst auf ihre
-Gesundheit denken und dahin gehen, wo sie genug frische Luft haben. &#8211; Und
-hier habt ihr ja nie einen Sonnenblick, entbehrt sogar den freien Anblick
-des Himmels, wenn ihr nicht das Fenster aufmacht und den Kopf gewaltsam in
-die Höhe dreht. Streckt sich doch jede Blume der Sonne entgegen und öffnet
-ihr verlangend ihre Krone. Betrachtet einmal die Keime der Rüben und
-Kartoffeln im Keller; die bringen freilich Blätter hervor, aber was für?
-Bleichsüchtige, kraftlose, schwammige Gebilde, die mit dem üppigen Grün
-und vollen Wuchs der Ackerpflanzen sich gar nicht vergleichen, sie gar
-nicht einmal erkennen lassen. Wie ist's denn anders möglich, als daß der
-Mensch in solch' dunkeln und dumpfigen Räumen verderbe an Leib und Seele?&#8220;</p>
-
-<p>Der Doktor hatte wahr gesprochen <em class="gesperrt">an Leib und Seele</em>. Den Schaden
-hatte er in seinem vollen Umfang durchschaut, wenigstens geahnt. Denn
-wohin war Liese's Zufriedenheit und Freundlichkeit, wohin Liseli's
-offenes, heiteres, und dabei doch zartfühlendes Wesen geflohen? Sie
-waren dahin, unerkannt und allmälig, und Heiri war, wie er meinte,
-nüchterner geworden und nicht mehr so narrächtig gegen seine Liese; aber
-im Grunde hatte er nur die Liebe des Gatten gegen das kalte und mürrische
-Betragen eines Eheknechts vertauscht, der sich nicht mehr von den Fesseln
-einer veredelnden Zuneigung, sondern von denen der Pflichtschuldigkeit
-gefangen fühlt. Darum mied er Abends Frau und Kind und hielt sich an den
-muntern, witzigen Kameraden; darum fehlte diesem Hause der Segen eines
-Familienlebens.</p>
-
-<p>So viel vermag der Einfluß einer ungünstigen Wohnung.<span class="pagenum"><a id="page44"></a>Seite 44</span> Er
-kann glückliche Geistes- und Gemüthsanlagen erdrücken, kann Wohl in
-Wehe, Gesundheit in Krankheit verkehren, &#8211; und man wird sich nicht
-bewußt, woran's liegt, schiebt die Schuld allein auf bösen Willen,
-Gleichgültigkeit, düstere Gemüthsart seiner Nächsten. Und s'ist doch so
-klar, daß die düstere Stube, in der man das halbe Leben und mehr zubringt,
-nicht trübe Augenblicke erheitern, die feuchte Luft, die man athmet, nicht
-feuchte Wangen trocknen kann, daß die Frische der Gemüthsstimmung und des
-Leibeslebens vielmehr dahinwelken muß.</p>
-
-<p>Welchen Eindruck des Doktors Rede in den verschiedenen Gemüthern der
-kleinen Familie hervorbrachte, läßt sich leicht voraussehen. Liese, die
-stille, meist in sich verschlossene Gewohnheitsnatur konnte sich's gar
-nicht reimen noch richten, daß sie aus des Vetters Haus sollten. Von
-dem, was der Doktor gesagt hatte, begriff sie wenig, sie glaubte ihm
-nur, weil er sie mit Gicht und Typhus geängstigt hatte. Wie dem Vetter
-die Sache mitzutheilen, ihm des Arztes Gründe deutlich zu machen auf
-schonende Art, das machte sie rathlos; wie ein anderes Logis finden, wo
-es das erstemal schon so schwer gehalten, das waren der ängstlichen Natur
-vollends unübersteigliche Hemmnisse. Liseli wußte eigentlich nicht, was
-nun werden sollte, ob die Mutter den ganzen Sommer nach Frenkendorf oder
-gar auf die Sennweid gehen müsse, um sich zu erholen; oder ob sie wieder
-auf's Land ziehen würden, um das frühere Leben auf's Neue zu beginnen;
-aber sie erschrak ob dem Gedanken, daß nun die Last einer wenn auch
-kleinen Haushaltung allein und einzig auf ihre Schultern fallen würde.
-Heiri aber schien in sich gekehrt. Er fühlte halb und halb, daß es von
-ihm Unrecht gewesen sei, nicht besser auf die Gesundheit seines Weibes
-geachtet zu haben und überhaupt ein gleichgültiger Lebensgefährte der
-Seinen gewesen zu sein. Er wollte anders werden; aber wie schwach ist
-der Mensch? So lange der Eindruck des Vorgefallenen frisch blieb, hielt
-er sich brav, aber die alten Umstände zogen ihn unwiderstehlich in die
-alten Gewohnheitsfesseln, bis auch in der äußern Lebensführung ein neuer
-<span class="pagenum"><a id="page45"></a>Seite 45</span> Abschnitt ihn in neue Verhältnisse brachte, und zwar zunächst in
-eine neue Wohnung.</p>
-
-
-<h3>4.</h3>
-
-<p>Nach vierzehn Tagen kam der Doktor mit Schulmeisters Fritz Abends zu
-Heiri's. Fritz war seit zwei Jahren in Basel und Aufseher bei den
-Zettlerinnen in der S...'schen Fabrik. Gewandt, anschicklich und in allem
-genau und treu, hatte er das Zutrauen und Wohlwollen seiner Herren bald
-gewonnen und eine angenehme Stellung erlangt.</p>
-
-<p>Als kleiner achtjähriger Knabe war Fritz oft zu Heiri's, die neben dem
-Schulhaus wohnten, hinübergegangen; dann aber hatte sein Vater eine andere
-Lehrerstelle bekommen und seitdem hatte man sich nicht mehr gesehen.
-Fritz gab sich zuerst zu erkennen und Heiri und Liese freuten sich des
-längst fast ganz vergessenen Nachbarn. Liseli, das bei Fritzens und seiner
-Eltern Wegzug aus ihrem Dorfe erst zwei Jahre alt gewesen war, hatte keine
-Erinnerung an jene Zeiten mehr, Fritz war ihm eine weltfremde Seele und es
-blieb in der Küche und kochte beim trüben Schein des Lämpleins.</p>
-
-<p>Der brave Doktor rückte nun zuerst heraus, warum er gekommen. Er hatte
-den Leuten ein Logis ausfindig gemacht, wie sie's brauchten; nicht viel
-größer, fast gleich in der Einteilung, und nur unbedeutend theurer als
-ihr jetziges; aber dafür freundlich, bequem, hell, luftig und sonnig. Das
-Logis gehörte eben dem Fritz, der vor dem Thor ein eigen Häuslein gebaut
-hatte nach dem Muster der vordersten Arbeiterwohnungen auf der Breite. Ein
-Häuslein für zwei Familien mitten in einem Gärtlein, und neben ihm ein
-Nachbar an gemeinschaftlicher Scheidemauer.</p>
-
-<p>Fritz hatte noch vor wenigen Jahren gerne in Kleidern und sonntäglichen
-Lustparthieen den Flotten gemacht, war sogar einmal, als er bald nach dem
-Eintritt in seinen jetzigen Dienst zu Zettlerinnen auf's Land mußte im
-Interesse des Geschäfts, mir nichts dir nichts einen Ausflug nach Zürich
-gemacht und<span class="pagenum"><a id="page46"></a>Seite 46</span> so drei Tage alle Geschäfte seiner Herren an's
-Nägelein gehängt. Aber das strenge Mahnwort der Herren, die einen weniger
-Brauchbaren auf solchen Leichtsinn hin ohne weiteres verabschiedet hätten,
-war ein gutes Wort zu guter Zeit für ihn geworden. Ein guter Geist leitete
-diesen muthwillig kräftigen Strom in sein rechtes Bette; er dachte daran,
-seinen reichlichen Verdienst zur Erwerbung eines Heimwesens zu verwenden,
-und als sich ihm Gelegenheit bot, mit einem Andern gemeinschaftlich
-einen Viertel Land zu kaufen, gab er freudig seine theils von den
-sel. Eltern ererbten, theils ersparten 1500 Fränklein dafür hin. Ohne
-Säumen wurde mit seinem Halbpartmann das Nothwendige verabredet und sie
-verakkordirten einem geachteten, für das Wohl der Arbeiterklassen thätigen
-und liebevoll besorgten Baumeister ihre Häuser nebst gemeinschaftlichem
-Ziehbrunnen, wofür jeder 7500 Fr. zu bezahlen hatte. Alle Rücksichten
-auf Bequemlichkeit und Gesundheit waren aufs Sorgfältigste erwogen, bis
-Baumeister und Bauherrn sich befriedigt gefühlt hatten. Leider fing schon
-mancher an zu bauen, ehe er recht wußte, was er wollte, wünschte nachher
-Veränderungen und die Folgen waren, daß keine rechte Einheit in's Ganze
-kam und am Ende die Kosten fast um die Hälfte den Voranschlag überstiegen
-und daß der Bauherr sich ein ganzes Leben lang mit Schulden und Sorgen zu
-schleppen hatte, an denen nichts als seine Voreiligkeit und Sorglosigkeit
-Schuld war. Fritz hatte kluger gehandelt und hat's später nie bereut.
-Und die Herren hatten ihm gerne geholfen und ihm das nöthige Geld zu
-billigen Procenten dargelehnt. Das Haus war eben fertig geworden. Fritz
-behielt das obere Stockwerk für sich, das untere nebst Kammer, Keller-
-und Estrich-Antheil mit einem kleinen Gärtlein wollte er verlehnen. Das
-hatte der Herr Doktor erfahren, ihn aufgesucht und ihn hieher geführt,
-damit er selber die Sache ins Reine bringe. Heiri sollte, so wurde nun
-ausgemacht, am nächsten Sonntag das Logis einsehen, darüber seinen Leuten
-Bericht abstatten, und wenn's Allen recht war, wurde der Miethakkord fix
-und fertig gemacht. Unterdessen sollte auch Liese mit ihrem Vetter, dem
-Hausherrn, ein Wörtlein reden, und sich<span class="pagenum"><a id="page47"></a>Seite 47</span> auf den Herrn Doktor
-berufen, daß sie eine Luftveränderung machen müsse und daß sie nicht gern
-von der Haushaltung gehe und daß sich's gerade so schön schickte mit dem
-Logis von Fritz. Sie durfte auch wahrheitsgemäß beisetzen, daß sie nicht
-gerne aus des Vetters Haus fortgingen und nur Gutes und Liebes von ihm
-erfahren haben, so lange sie bei ihm gewohnt hätten.</p>
-
-
-<h3>5.</h3>
-
-<p>Am Sonntag nach dem Essen bürstete Heiri den Hut mit dem Rockärmel ab
-und ging vor's Thor zu Fritzens neuem Häuslein. Das war freilich eine
-ordentliche Strecke bis da hinaus, das kostete ihn auch ein paar Schuh
-mehr im Jahr; und vollends bei Regenwetter und Sturmwind, bei Hagel und
-Hurlete im Winter, und wenn man gar den Regenparisol nicht bei sich hatte?
-Heiri wurde fast mit jedem Schritt bedenklicher: eine halbe Viertelstunde
-noch vors Thor hinaus! Und gar nicht an der Straße, sondern so abseits;
-das war ja gar zu langweilig, wenn man am Werktag keine Marktleute und am
-Sonntag keine Spaziergänger sah.</p>
-
-<p>Nach einigem Suchen kam er zum richtigen Fahrweg und sah die zwei
-niedlichen Häuslein mit ihrer röthlichen Farbe und grünen Läden und dem
-schimmernden neuen Dach. Vorn war es mit Latten einfach eingehegt und ein
-lebendiger Haag dahinter angepflanzt. Durch's Gätterlein ging's, um die
-Ecke herum, &#8211; und an der Hausthüre stand er, wo Fritz ihn freundlich
-bewillkommte.</p>
-
-<p>&#8222;S'ist doch weit zu Ihnen, aber hübsch ist's, das muß man sagen, wenn
-man's erlebt hat, herauszukommen.&#8220; &#8211; Freilich, antwortete Fritz, ich
-tauschte jetzt nicht mehr mit dem besten Logis in der Stadt. Seit
-vorgestern übernachte ich hier zum erstenmal und &#8211; s'ist ein ganz ander
-Leben. Von des Lehenmanns dort hab' ich einstweilen das Essen, und wenn
-ich Hausleute habe, und sie mögen, so will ich die Kost bei denen nehmen
-bis auf weiteres. Darum wär's mir lieb, wenn Ihr's wäret. Man hat halt
-mehr Zutrauen zu seinen Bekannten.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a id="page48"></a>Seite 48</span> Jetzt gingen sie in's Haus. Die gegen Sonnenaufgang gerichtete
-Hausthüre führte zu einem kurzen und nicht sehr breiten Gang, links
-eine Thüre, hinten eine Thüre und rechts zunächst die Kellerthüre und
-unmittelbar daneben der Antritt der Stiege ins obere Stockwerk. Die Thüre
-links führte in die Wohnstube. Sie war nicht groß, aber hatte Platz genug,
-um bequem und schicklich ein Bett, Tisch, Kommode und ein paar Stühle
-zu stellen und enthielt in der Seitenmauer einen geräumigen Wandkasten.
-Rechts neben der Thüre war der Kunstofen, der vom Kochen in der Küche warm
-wurde, aber im Sommer auch vom Küchenfeuer abgeschlossen werden konnte.
-Das breite Fenster sah gegen die Mittagseite und man überblickte von da
-aus die Gegend gegen Gundeldingen und St. Jakob und dahinter erhoben sich
-die Anhöhen bei Mönchenstein und Muttenz mit den in ihren Buchten wie in
-sicherm Mutterschoß gebetteten Gütern Asp und Gruth, überragt von den
-Zeugen längst vergangener Zeiten und Ereignisse, den altersgrauen Ruinen
-von Wartenberg und Reichenstein.</p>
-
-<p>Zunächst unter dem Fenster war der hintere Theil des Gartens
-in Gemüsebeeten nach der Schnur getheilt, von einem gekreuzten
-rabattenumsäumten Kieswege durchschnitten; die nähere Hälfte sollte zum
-untern Logis gehören, die jenseitige behielt sich Fritz vor. Noch war
-nichts Grünes zu sehen, erst kurz noch die in den Rabatten an weiße Pfähle
-abwechselnd festgehefteten Rosenbüsche und Spalierbäumchen hingepflanzt
-worden. Alles war erst im Werden. Aber ein Sinn, das Nützliche mit dem
-Angenehmen zu verbinden, waltete wohlthuend und Billigung weckend durch
-die ganze Anordnung.</p>
-
-<p>Als man die mit einer hellen blauen Tapete bekleidete, an Lambrieen und
-Thüren und Fenstern perlfarben gemalte Stube genugsam und wohlgefällig
-betrachtet hatte, ging man ins Nebenstüblein. Es hatte, gleich der Stube
-selber, Länge genug, um längs der Scheidemauer zwei Betten hintereinander
-zu stellen; vorn war das Fenster, in der wohlgemessenen Breite eines
-Flüges, so weit auf die Stubenseite hinübergerückt, daß rechts davon eine
-volle Bettbreite reichlich übrig blieb; und dem Fenster gegenüber, gerade
-seiner Stellung und Breite entsprechend,<span class="pagenum"><a id="page49"></a>Seite 49</span> eine etwas schmälere
-Thüre, denn gebräuchlich. Das Stübchen war noch breit genug, um an der
-Riegelwand links ein Kensterlein oder eine kleine Kommode zu stellen, und
-die helle graue Tapete mit ihrem einfachen Muster und der rothen Bordüre
-machte das Zimmerchen recht heimelig und wohnlich.</p>
-
-<p>Nun schritt man durch die schmale Thüre hinaus in die Küche. Wie nett
-alles eingerichtet, daß man glaubte, man könnte nur dreinstehen und
-kochen. Das Fenster war nicht breiter als im Kämmerlein, aber für den
-nicht sehr großen Raum breit genug bei seiner freien Aussicht. Am Fenster
-der Wasserstein und neben dem Fenster herunter das Wassersteinrohr aus der
-obern Küche; rechts daneben, gegen die Ostseite zu, in der Wandecke, der
-Wasserbank, links in der Ecke der Fensterseite genügender Platz für einen
-Tisch; gerade gegenüber neben der Kammerthüre Geschirrschäfte, und ein
-Pfannenbrett um die Kaminschoß; so daß die ganze Seite an der Scheidemauer
-frei blieb für einen oder zwei Küchekästen. In der Ecke aber zwischen
-Gangthüre und Kammerthüre war der Heerd mit zwei Löchern, einfach aber
-bequem, daneben in der Eckseite, ganz unter der eigentlichen Kaminröhre
-ein Kohlenrost über dem Aschenbehälter. Die gelbe Ocherfarbe und der
-frisch gelegte Plättleinboden sahen recht appetitlich und reinlich aus.</p>
-
-<p>Nun hinaus in den Gang. Zunächst links, etwas zurücktretend, das
-unvermeidliche Uebel, der Abtritt, der so vielen Häusern zur Plage, und
-ihren Bewohnern zur Last und zum Verderben ist. Man wollte da nicht
-vorübergehen. Es war reinlich und hell in diesem Gemächlein, gegypst,
-Boden und Sitz gehobelt; hob man den Scharnierdeckel des Sitzes auf, so
-bemerkte man den innen glacirten Becher und die Röhre; der Deckel aber
-schloß durch sein eigenes Gewicht ziemlich dicht. Heiri hätte wohl nicht
-so neugierig diese ganze Abtheilung des Hauses untersucht, wenn ihm nicht
-Liese besonders diesen Punkt eingeschärft hätte; warum, kann man sich
-denken. Und jetzt ging's die Stiege hinauf, denn unten war man fertig.</p>
-
-<p>Fritz zeigte sein eigenes Logis; da man doch einmal dran vorbei mußte, und
-weil auch dem Heiri es hier je länger desto besser zu gefallen schien.
-Da war Alles genau gleich eingetheilt,<span class="pagenum"><a id="page50"></a>Seite 50</span> bis auf die Tapeten. Im
-Wohnzimmer streute sich gleichsam ein Regen von zartblättrigen weißen
-und rothen Röselein über den bläulich grauen Grund der Tapete herab und
-im Kämmerlein wucherten in dichtem Geflechte helle gelbliche Blätter auf
-lilafarbnem Grunde. Die Aussicht war die gleiche, nur durch die Höhe
-freier und lichter. Aus Stube und Nebenstube die malerische Rundsicht auf
-Hügelketten und dazwischen hinein in das breite, stattliche Birsthal,
-aus der Küche nach Norden hinüber auf das Häusermeer der Stadt, auf das
-Geschwisterpaar der Münsterthürme und links den hohen gelben Giebel
-von St. Leonhard. Vom Gang aus blickte man durch einen Kreuzstock von
-gewöhnlicher Größe nach Osten gegen die offene Thalweite des Rheins
-zwischen den noch blätterlosen Baumgruppen und Landhäusern auf dem Göllert
-hindurch und hinaus, und die Lokomotivpfeife der Centralbahn rief gerade
-ihren Bewillkommnungsgruß herüber; im Gange selbst war es hell und die
-bequeme Stiege gut und zweckmäßig erleuchtet.</p>
-
-<p>Auch Kammern und Keller wurden mit der Inspection nicht verschont. Gerade
-über der Wohnstube war eine wohnliche, mit hellem Giebelfenster versehene,
-gewickelte und weißgetünchte Kammer, ein Stüblein, wenn man lieber
-will; daneben mit Dachfenster gegen Süden eine ähnliche; der hintere
-Estrich neben der Stiege war durch Latten in zwei Holzkammern getheilt
-und zwischen beiden Kammerseiten zog sich eine Art von Gang hin bis zur
-Scheidemauer, wo man im Nothfall bei Regenwetter Wäsche trocknen konnte.</p>
-
-<p>Unten aber im Keller gelangte man zuerst in den auf der Nordseite
-liegenden Vorkeller, und von hier aus in die beiden wohlerleuchteten
-lattengetheilten und verschließbaren Kellerräume auf der Südseite.</p>
-
-<p>Fritz füllte eine Flasche aus einem kleinen Fäßchen Füllinsdörfer und
-nahm sie mit hinauf. Da tranken sie denn in Ehren noch ein Gläschen auf
-künftige gute Nachbarschaft und auf der lieben Liese Gesundheit.</p>
-
-
-<h3><span class="pagenum"><a id="page51"></a>Seite 51</span> 6.</h3>
-
-<p>Liese hatte unterdessen auch ihre Erlebnisse gehabt. Sie hatte das Liseli
-zum Vetter geschickt, ob er nicht wollte so gut sein und ein wenig
-herunterkommen, es mache ihr gar viel Mühe, die zwei Stiegen zu steigen;
-aber sie sollte etwas Nothwendiges mit ihm reden. Der Vetter versprach
-bald zu kommen; es sei nur jemand bei ihm und die Base sei noch nicht
-heim, werde aber bald aus der Kirche zurück sein. Nicht lange, so war der
-Vetter unten und: &#8222;Guten Abend, wie geht's Base?&#8220; gab er dem Gespräch
-sogleich für die diplomatischen Absichten der Liese erwünschten Eingang.
-Leider hatte Liese jetzt nicht vom Besten zu rühmen, und ein Wort gab's
-andere, von der Kränklichkeit zum Doktor und vom Doktor zur Landluft und
-von der Landluft zum Logis vor einem Thor &#8211; und jetzt war's gesagt.</p>
-
-<p>Der Vetter war nicht betroffen, sah Alles Punkt für Punkt wohl ein, und
-es hielt nicht schwer, ihr den schweren Sorgenstein vom Herzen zu nehmen.
-Es traf sich ja ganz prächtig. Der Freund, der oben bei ihm war, suchte
-gerade ein Logis auf 1. April und hatte gehofft, bei ihm anzukommen.
-Natürlich hätte es ihm wehe gethan, jemand aufzukünden, am schwersten
-hätte es ihm aber gemacht, seine Verwandten zum Ausziehen irgendwie zu
-veranlassen, obgleich jener ihm ein lieber Freund und gegenwärtig in
-Verlegenheit sei.</p>
-
-<p>Liese war das schon recht; nur auf ersten April schon? Wie das gehen
-sollte, konnte sie sich nicht vorstellen; es war ja nicht mehr volle vier
-Wochen.</p>
-
-<p>Als der Vetter sich wieder verabschiedet hatte, sprachen Mutter und
-Tochter noch allerlei von der bevorstehenden Aenderung und was wohl der
-Vater für Bericht bringen werde und ob vielleicht das und ob vielleicht
-jenes. &#8211; Und der Vater brachte frohe Nachricht. Vergessen war der lange
-Weg, vergessen Sturm und Schneegestöber, Regen und Riesel. &#8222;Als ich dort
-wegging, war mir's, ich käme aus einem Kirchlein, und es tönte in mir
-wie Orgelton und Lobgesang und der Weg heim ist mir vorgekommen wie eine
-Spanne.&#8220; &#8211; Und<span class="pagenum"><a id="page52"></a>Seite 52</span> weißt du auch, daß wir schon in vier Wochen
-fortkönnen, und brauchen nicht erst aufzukünden? Der Vetter ist dagewesen
-... und nun ging's an ein Erzählen hin und her und Pläne wurden gemacht,
-was man alles pflanzen wolle und wie man alles stellen wolle und wie man
-im Gärtlein ein Cabinetlein machen müsse, daß man bei schönem Wetter dort
-Kaffee trinken oder gar zu Mittag essen, oder auch am Sonntag in der
-Stille etwas Schönes lesen könne. &#8211; Man wurde nicht fertig. Der Kaffee,
-der nebst den gepregelten Erdäpfeln für Abends und Nachtessen zugleich
-galt, wurden kalt, ehe man fertig war mit Essen und Erzählen, und selbige
-Nacht haben sie Alle unruhig geschlafen; aber nicht vor Schmerzen, sondern
-vor freudiger Bewegung des Gemüths. Vor dem Bettgehen aber wünschte,
-seit lange zum erstenmal, die Mutter noch etwas Erbauliches zu hören,
-war's ja doch Sonntag, und sie vor acht Wochen zum letztenmal in der
-Kirche gewesen. &#8222;Liseli, lies doch vor, es ist mir beim Licht und für
-die Brust zu beschwerlich.&#8220; Und Liseli las nach Angabe des Kalenders das
-Evangelium am Sonntag Reminiscere: vom cananäischen Weibe, und las weiter
-von den vielen Heilungen und von der Speisung der 4000 bis zu Ende des
-Capitels. &#8211; Und das, was sie gehört hatte, bewegte die Leidende auch in
-ihrem Herzen, da sie nicht schlafen konnte in jener Nacht, und ist etwas
-mit ihr vorgegangen, was ich jetzt nicht weiter ausbringen will, damit der
-Segen nicht verloren gehe.</p>
-
-<p>Und am Montag Abend wurde die Sache mit dem Fritz ausgemacht und Heiri
-drückte ihm ein neues Fränklein in die Hand als Gottespfennig.</p>
-
-
-<h3>7.</h3>
-
-<p>Den geschäftigen Tag des Einzugs im neuen Logis wollen wir vorbeigehen.
-Liese strengte sich fast über Kräften an beim Zusammenpacken, und daß
-jedes Geräthe sorgfältig auf den Wagen komme. Am Abend kam der Heiri, um
-mit ihr die neue Heimath zum ersten Mal heimzusuchen. Der Vetter und die
-Base geleiteten sie noch fast bis zum Thor und nahmen<span class="pagenum"><a id="page53"></a>Seite 53</span> herzlichen
-Abschied unter gegenseitigen Glücks- und Segenswünschen. Und als sie
-daheim waren, schien der Vollmond gegen die Hausthüre und beleuchtete den
-Kranz von Epheu, den Liseli unterdeß geflochten und daran gehängt hatte;
-und die Sterne flimmerten wie alte Bekannte vom Lande zum freundlichen
-Willkomm.</p>
-
-<p>O, hätte ich nun die Feder eines Dichters, um dennoch wahrheitsgetreu zu
-schildern, welch' ein neues Leben sich für die Bewohner des neuen Hauses
-aufthat, um zu erzählen, wie jeder Tag eine neue Freude in's Herz und
-einen neuen Segen in die Familie brachte.</p>
-
-<p>Man stand, von der Sonne geweckt, frühe auf, ging in den Garten und
-machte da etwas zurecht; der frischende Morgenwind und der Gesang der
-Vögel, die sich der neuerwachten Frühlingskräfte und des lieblichen,
-jungen Tages freuten, das glänzende, goldene Licht, das sich über die
-Häuser und grünenden Wiesen und fernen Berge ergoß, und die Morgennebel
-in's klare Blau des Himmels auflöste, weckte ungewohnte, und doch unsere
-ehemaligen Landbewohner seltsam anheimelnde Gefühle, Gefühle wie von
-lieblichen Mährchen der Kindheit, die nun plötzlich wahr geworden. Während
-Fritz und Heiri draußen Bohnenstecken zurecht machten, oder die jungen
-kräftigen Triebe einer an der Ostseite des Hauses links und rechts von
-der Hausthüre neu gepflanzten Rebe anhefteten, machte Liseli die untere
-Stube und das Stüblein. Denn Liese war auch aufgestanden und mahlte
-unter der offenen, der Sonne entgegengewendeten Hausthüre, vom warmen,
-wollenen Halstuch gegen die frische Morgenluft geschützt, ihren Kaffee.
-So strömte durch die geöffneten Fenster und den Hausöhren ein belebender
-Odem des neugeborenen Tages, und mit ihm eine erfrischende, kräftigende
-Lebensspende. Die Morgenseite eines Hauses ist immer die trockenste;
-denn der Ostwind kömmt über weite Landstrecken, von Asien her zu uns und
-bringt nicht die feuchten Dämpfe irgend eines Meeres mit sich. Auch ist
-die Wirkung der Morgensonne, namentlich im Sommer, äußerst kräftig; denn
-ihre Strahlen prallen von Morgens 4 Uhr bis gegen 9 Uhr fast senkrecht
-gegen die in dieser Richtung stehenden Mauern.<span class="pagenum"><a id="page54"></a>Seite 54</span> Im Waisenhause
-sind die Schlafsääle gegen Morgen gerichtet, und man hat stets den
-erfreulichsten Gesundheitszustand bei den vielen, vielen, oft von Haus aus
-vernachlässigten Kindern bemerkt.</p>
-
-<p>Warum wohl Fritz kein Fenster in den Stuben gegen Osten anbringen ließ,
-statt der Wandkästen? &#8211; Erstens war das Fenster gegen Süden für die
-mäßige Stube übrig groß genug, zweitens wäre dadurch das Haus im Winter
-kälter geworden; drittens kostspieliger, denn unten ein Kreuzstock, oben
-ein Kreuzstock mit Schreiner- und Glaserarbeit, mit Fenstern, Vorfenstern
-und Läden mit dreifachem Oelanstrich, das hätte schon wieder ein paar
-Hundert Fränklein gekostet; viertens endlich brennt im Sommer die Sonne
-den ganzen Vormittag durch ein solches Fenster in's Zimmer hinein, macht
-man aber alsdann die Läden zu, so ist eben der Zweck solcher Fenster nicht
-einleuchtend. So wär's auch mit Fenstern auf der Westseite gewesen beim
-Nachbar; drum hatte auch der's unterlassen.</p>
-
-<p>Aber auf die Liese machte die Morgenluft und Morgensonne einen wunderbaren
-Eindruck; wohl griff sie es im Anfang etwas mehr an und machte sie müde,
-wie nach angestrengter Arbeit; aber sie fühlte es, wie das Strahlenbad
-durch ihre Glieder drang bis auf's innerste Mark und wie die Ermüdung
-nur eine erneute Anstrengung aller Lebenskräfte bewies. Später in der
-Jahreszeit setzte sich Liese auch <em class="gesperrt">vor</em> die Hausthüre und strickte
-dabei oder verlas und flickte Kleider, Hemden und Strümpfe; und dazu war
-sie in den Nerven bald stark genug; nur mit der Gartenarbeit wagte sie
-sich noch nicht an's Schwerere.</p>
-
-<p>Wir haben vorhin Liese beim Kaffeemahlen getroffen; der Kaffee ist
-unterdessen fertig geworden, und die völlig geordnete, wohlgelüftete Stube
-nimmt ihre Bewohner auf und ladet sie zum dampfenden, warmen Getränk. Beim
-ersten Morgenessen hatte Keines anfangen wollen; es war Ihnen gewesen, als
-fehle ihnen etwas, was sie selbst nicht recht wußten. Das zweite Mal gab
-sich's von selber. Liese faltete still ihre Hände, ehe sie anfing, und
-die Andern thaten ihr's unwillkürlich nach. Ob sie Worte gebetet haben in
-Gedanken, bezweifle ich, aber<span class="pagenum"><a id="page55"></a>Seite 55</span> es war ein schüchterner Tribut des
-Dankes, zu dessen Entrichtung sie sich gedrungen fühlten.</p>
-
-<p>Es ist merkwürdig, den Unterschied beim Essen zu beobachten in
-verschiedenen Häusern. Bei den Einen kommt Eins um's Andere zum Tisch
-und ißt und geht, wie's ihm bequem ist. Bei den Andern falten Alle
-gleichzeitig, stehend oder sitzend, die Hände, oder Eines spricht für
-Alle das Vaterunser oder Komm, Herr Jesu, sei unser Gast und segne, was
-Du uns bescheeret hast. Dort ist kein Anfang und kein Ende; hier ist ein
-Gepräge von Ordnung und frommer Gesittung. Das hängt eben auch unbewußt
-oder bewußt von der Lebensweise, und die wieder mehr oder weniger vom
-Hause ab. Steht man in den engen Gassen, wo's lang nicht tagen will, spät
-auf, so ist das Kaffeekochen die einzige Einleitung zum Frühstück; denn
-es hat sonst noch Keines eine andere Arbeit in der Hand gehabt. Aber auf
-dem Lande haben sich die Hände schon gerührt, ehe man zum Morgentrinken
-kommt, sie legen sich fast von selbst zur Ruhe gefaltet zusammen, und
-dann erst tragen sie die erquickende Nahrung als eine gute Gottesgabe zum
-Munde. Es ist ein viel größerer Schritt vom verdrießlichen Schlendrian
-der Gleichgültigkeit zum allereinfachsten stillen Anstand der ehrwürdigen
-Väter- und Christensitte, als von da zur erbaulichen Hausandacht im Hause
-eines Seelsorgers. Ob diese Sitte gerade zum gesunden Wohnen gehört, weiß
-ich nicht; aber das weiß ich aus Erfahrung, sie gehört zur Ruhe und zum
-heitern Frieden des Gemüths, und diese Güter haben noch Niemand krank
-gemacht.</p>
-
-<p>Fritz stand allein; die Magd der benachbarten Lehenfrau, die ihm Essen und
-Kaffee brachte, machte ihm gegen ein bestimmtes Trinkgeld auch das Zimmer.
-Er zog es vor, es etwas unbequemer zu haben, lieber als in Kosthäusern das
-unerquickliche Zusammenleben mit Unbekannten zu genießen, wo das trauliche
-Gefühl des Daheimseins unter dem Getreibe einer Art von Gastgebern
-verloren geht. Ein rechtes Kosthaus, gleichsam ein Familienhaus mit einer
-Art von traulichem Familienleben bleibt noch immer ein frommer Wunsch,
-dessen Erfüllung manchen Segen stiften würde.</p>
-
-<p><span class="pagenum"><a id="page56"></a>Seite 56</span> Die für's Morgentrinken angefangene Sitte wurde auch Mittags und
-Abends festgehalten; denn das Gefühl vom Kirchlein, das den Heiri bei der
-Hausschau durchschauert hatte, gewann bei Allen die Oberhand. Sie fühlten
-etwas Festtägliches an jedem Tage; es war, als ob der Sonntag durch jeden
-Werktag hindurchgedrungen wäre und ihn geheiligt hätte, während in der
-Stadt in dumpfer, düsterer Stube auch der Sonntag etwas Werktägliches
-angenommen hatte, werktäglich durch den Lärm und das Gekarre in den Gassen
-unten, durch das Geklopfe nebenan, durch die Negligetrachten gegenüber.
-Weder Heiri noch Liese hatten Heimweh nach der Stadt; die Stille und Ruhe
-des Friedens um sie her, das immer voller und schwellender und wärmer
-sprossende Grün auf Matten und an Baumgruppen, der freie, offene Himmel,
-die frische reine Luft die trockene, gesunde, helle Wohnung boten ihnen
-kaum geahnte Genüsse und sie ließen den äußern Frieden und das äußere
-Glück in ihr Herz strömen und thauten auf in erneuter gegenseitiger Liebe.
-Heiri's Wangen bräunten sich in der Kraft der Sonnenstrahlen, Liese ward
-wieder jung wie ein Adler, und Liseli blühte wie eine Blume des Feldes.</p>
-
-<p>Nie klagte Heiri über die große Entfernung, nie über Regen, schlechten
-Weg oder Hitze. Bei der meist ruhig stehenden Lebensweise im Arbeitersaal
-bekam ihm der täglich viermalige Gang recht wohl, und er spürte nichts
-mehr von Beschwerden des Unterleibes, wie früher. Bei einer ruhigen,
-sitzenden oder stehenden Lebensart ist nichts der Gesundheit so
-zuträglich, wie regelmäßige tägliche Bewegung. Das wissen die Contorherren
-gar wohl, die manchmal im Sommer in der Morgenkühle ihr Luftbad auf der
-Rheinbrücke nehmen, und dabei 4 oder 5 Mal darüber hin und herwandeln.</p>
-
-<p>Manche Bekannte Heiri's hatten ihm allerlei prophezeit, und dem Fritz
-am Hause allerlei getadelt. Dem Heiri, er werde den Verleider bekommen
-am langen Wege und seine Leute werden die liebe Noth haben, ein Gemüse
-zu bekommen, weil es so abgelegen sei. Dem Fritz, er sei ein rechter
-Sonderling, sich so weit von der Stadt und dazu an so abgelegenem Ort, wo
-einen kein Mensch erfragen kann, anzusiedeln. Jahr<span class="pagenum"><a id="page57"></a>Seite 57</span> aus Jahr ein
-sei's schrecklich langweilig und öde. Warum er auch die Hinterseite gegen
-den Weg, und die Wohnstube gegen das Feld gewendet habe; das Haus sei
-ja ganz verdreht und um zur Hausthüre zu kommen, müsse man ja ums ganze
-Haus herumgehen. Da habe doch der Nachbar die gescheitere Nase gehabt,
-der die Seite gegen den neuen Centralbahnhof gewählt habe. Das sei halt
-auch so ein halber Physigucker, der Fritz, an dem's auch wahr werde: wie
-gelehrter, wie verkehrter. &#8211; Aber weder Heiri noch Fritz ließen sich
-dadurch ihr Paradies verleiden. Der Eine hatte zum Voraus überlegt und der
-Andere hintendrein erfahren, was das bessere Theil sei und keiner noch
-das Geringste bereut. Der Heiri bekam den Verleider nicht am langen Weg
-und mit den Gemüsen ging's eben auch; was der Garten nicht trug, das gab
-um billiges Geld die Lehenfrau, und der Milchkarren brachte ihnen Fleisch
-und Brod aus der Stadt mit; und wenn das nicht gewesen wäre, so hätte sich
-weder Fritz noch Heiri gescheut, es selber heimzutragen. Aber der Garten
-war fruchtbar, als ob ein besonderer Segen darauf ruhe.</p>
-
-<p>Und ja, es ruhte ein großer Segen darauf, mehr als man gleich anfangs
-merkte. Wenn man so den Binnetsch und den Salat wachsen sah und das
-Jörgenkraut, und wenn man's abschnitt und es auf der linnengedeckten
-Tischplatte wie eine Zierde aufgestellt war, da meinte man nicht, es
-sei mit Zinsen für's Land und mit Arbeit erkauft, sondern wie ein ganz
-besonderes Geschenk vom lieben Gott kam's einem vor, auf das man keinen
-Anspruch hatte, und man fühlte den Dank aus dem Herzen heraufsteigen bis
-in den Mund, daß es manchmal ein wenig überlief. Da gehe man nur auf
-den Markt und kaufe. Bis man da und dort verlesen und gehandelt und mit
-Markten noch fünf Centimes abgedrückt und dann mit gutem baarem Geld aus
-dem eigenen Beutel bezahlt hat, da glaubt man auch nicht mehr, daß man
-deshalb gebetet habe: Gib uns heute unser täglich Brod. Man freut sich
-etwa des billigen Einkaufs, den man seiner Pfiffigkeit und Zähigkeit
-verdankt, aber an den, der zum Wachsen Regen und Gedeihen gab, erinnert
-man sich nicht.</p>
-
-
-<h3><span class="pagenum"><a id="page58"></a>Seite 58</span> 8.</h3>
-
-<p>Was die dem Fritz gemachten Vorwürfe betrifft, so war's zum ersten
-nicht langweilig. Das fühlten Alle im Hause. Hier draußen im Grünen
-brachte jeder Tag etwas Neues. Welche Lust zu sehen, wie die erst noch
-nackten Bäume Triebe und Schoße brachten, wie sie fast in einer Nacht
-hervorbrachen in tausend und tausend Blüthen, jetzt die Kirschen, jetzt
-fleischroth Pfirsige, dann Aepfel und Birnen im Schmuck der Lilien- und
-Rosenfarbe. Und abermal kleidete frisches Grün die noch blühenden Bäume,
-bis ein sanfter Regen die Blüthenblätter aus den Kelchen wischte und
-der Wind sie wie Schnee durch die Luft trieb. Und dann wieder wob sich
-in's Grün der Matten das Gold der Sonnenwirbel und die zarte Lilafarbe
-der honigschwangern Kleewirtel. Das alles genießt der reiche Städter
-nicht; er sieht im wenigwochigen Landaufenthalt nur den geringsten Theil
-dieser reichen, mächtigen Entwicklung, gleichsam den höchsten Glanz des
-Naturlebens in seiner vollsten Fülle. Und vollends der Arbeiter, der in
-enger, dunkler Gasse der Stadt wohnt, kaum kommt er am Sonntag dazu, vor's
-Thor zu gehen, &#8211; mit Augen, die nicht sehen, mit Ohren, die nicht hören,
-weil er verlernt hat zu achten auf die großen Werke des Herrn. (Wer ihrer
-achtet, der hat eitel Lust daran.) Da fahren sie auf der Eisenbahn, um
-in Muttenz oder Prattelen oder auch in Frenkendorf und Liestal lustig
-zu sein beim Glase Wein, daß draufgeht, was man vom Zahltag her in der
-verflossenen Woche nicht gebraucht. Und wenn man genug gejodelt und getobt
-hat und den Kopf wüste und öde von Alle dem was hinein- und hinausging;
-dann hat man sich erholt und gestärkt für die Arbeit der künftigen Woche?
-Dann hat man die freie Gottesnatur genossen?</p>
-
-<p>Aber nicht nur das Betrachten, auch das Arbeiten im Gärtlein verkürzte
-die Zeit. Pfeilschnell flogen die Tage dahin, und doch war man in kurzer
-Zeit so an Alles gewöhnt, als obs nicht Monate, sondern Jahre her wäre.
-Fritz verstand Rosen zu veredeln und okulirte Wildlinge oder pfropfte
-edle Reiser auf kräftige Gerten. Die Reben am Hause wucherten<span class="pagenum"><a id="page59"></a>Seite 59</span>
-üppig, wie wenn unerschöpfliche Lebensfülle aus dem Boden in ihre Reiser
-sich ergöße, so daß den ganzen Sommer über Aberschosse wegzubrechen
-waren. Und wenn etwa am Mittwoch Abend Heiri die Liese ans Sommerkasino
-spazieren führte, daß man aus der Ferne oder von der Straße her sich am
-lustigen wogenden Schall der Musik ergötzen könne; und wenn dann Liseli
-die Blumen spritzte, die von des Tages Hitze nach Erquickung lechzten, da
-wurde auch dem Fritz so eigen zu Muthe. Liseli kam ihm vor wie eine traute
-Bekannte, und doch hatte er noch nie gewagt, ihr nur die Hand zu geben.
-Was er sprach, war wenig, desto mehr dachte und fühlte er. Und das Alles
-verkürzte ihm die Zeit ungemein.</p>
-
-<p>Und was den andern Vorwurf betrifft, er hätte das Haus hinterfür gestellt,
-so kannte er ja zum Voraus den Wahrspruch: Wer da bauen will an der
-Straßen, muß sich's Meistern g'fallen lassen. Seine Gründe waren wichtig
-genug und schon älter als das heilige römische Reich. Denn Fritz hatte
-sein Haus ganz einfach nach der Sonne gerichtet, wie schon die alten
-Aegypter ihre berühmten Tempel und Pyramiden. Man braucht auch nur durch
-die Landschaft hinaufzureisen, so fällt es jedem auf, wie in den Dörfern
-links an der Straße stattliche Häuserfassen stehen, rechts aber eine
-Reihe Dunghäufen und dahinter Stallthüren und Scheunenthore; und durch
-die letztern gelangt man durch's Haus hindurch zu den Stuben auf der
-Feldseite. Das ist aber, weil fast alle Landleute sich nicht nach der
-Straße, sondern nach der Sonne richten; und 's ist eine alte, ererbte aber
-vernünftige Ueberlieferung. Das erregende Licht und die belebende Wärme
-der Sonnenstrahlen war auch dem Fritz wichtiger als der Weg und als das
-Geschwätz der Leute; war's nach außen nicht prunkend, sein Haus, so war's
-doch innen wohnlich und freundlich und heimelig.</p>
-
-<p>Im hohen Sommer, wenn die Sonne weit über dem Rhein, im Nordosten,
-aufging, und nahe am Isteiner Klotz wieder hinunter, da stand sie am
-Mittag fast senkrecht über dem Hause und beschien nur von 11 bis 1 Uhr das
-Simsbrett am Fenster; im obern Stock gab überdieß das vorspringende Dach
-noch Schatten. Um die Hitze zu vermeiden, bog man nur die Läden<span class="pagenum"><a id="page60"></a>Seite 60</span>
-zusammen über die heiße Tageszeit, während man am frühen Morgen die kühle
-frische Morgenluft durch Stuben und Haus hatte streichen lassen. Im Winter
-dagegen ging ja die Sonne stets auf der Sonnenseite auf und unter, und bei
-jedem hellen Himmel half der tief ins Zimmer dringende Strahl das Zimmer
-heizen. Das war wohl die Hinter-, aber gewiß nicht die Schattenseite am
-Haus. Die Küche dagegen und der Abtritt mögen die Wärme nicht vertragen,
-sonst gerinnt im Kasten die Milch, die Speiseresten werden faul und sauer;
-und vom Abtritt her hat man einen ungebetenen Wetterprophet, und ist er
-schlecht, so prophezeit er erst noch bei schönem Wetter ganz falsch. Das
-hatte Fritz überlegt und beachtet und hatte Küche und Nr. 100 gegen den
-Weg gesetzt, d. h. auf die kühle Mitternachtsseite.</p>
-
-<p>Und warum lieber ostwärts, statt westwärts. Das war zwar weniger wichtig,
-ob so oder so, und wäre die Hausthüre vorn oder hinten gewesen, das
-hätte auch nichts gemacht, statt auf der Seite. Aber auf der Seite hatte
-man keinen großen Umweg zu machen, um zum hintern Gärtlein und Brunnen
-(vor den Stuben) zu kommen, auch keinen großen Umweg auf die Straße
-oder zu dem vor dem Haus an der Straße liegenden Rasenplatz mit seinem
-Sauerkirschenbaum. Dann war's gegen Osten, wie immer und überall, trocken,
-sonst hieße nicht die Abendseite immer nur die Wetterseite, auch genoß
-man im Sommer bis gegen 9 Uhr früh den Vortheil der kühlenden Ostwinde,
-ließ so lange die Hausthüre offen, und schloß nachher unerbittlich
-den allzuaufdringlichen Sonnenpfeilen den Paß zu. Ueberdieß ist die
-Morgenseite bei Fritzens Haus fast die schönste wegen der Aussicht. Am
-Nachmittag aber, von 12 Uhr an, war hier wieder Schatten bis zum andern
-Morgen und 's gab unter der Hausthüre oder auf der Lattenbank am Giebel
-ein herrliches Plätzlein zu sitzender Arbeit oder zum Gemüserüsten für
-den folgenden Tag; ein Plätzchen, fast zu verführerisch, dem Himmel in's
-blaue Angesicht zu schauen, oder dem mannigfach wechselnden Grün der
-Bäume zwischen die schattenden Aeste und daneben hindurch in die fernen,
-duftig verhüllten Berge, bis endlich, immer wärmer und glühender,<span class="pagenum"><a id="page61"></a>Seite 61</span>
-das Gold der scheidenden Sonne über die ganze Landschaft hinströmte zu
-zauberhaftem Gemälde.</p>
-
-<p>Und war die Sonne im Sinken und wollte man ihren majestätischen Glanz
-genießen, so kostete es nur ein paar Schritte. Zwischen den Blumenrabatten
-des Gärtleins auf und abwandelnd versenkte man sich in den Anblick des
-feuerfarbenen Lichtmeeres, auf dem die feingeschnittenen Blätter der
-Bäume und die scharfen Firstlinien der Dächer mit ihren Kaminen sich
-schattenrißartig abzeichneten, bis nach und nach die überwältigende
-Kraft des feurigen Lichtes dem goldgesäumten Purpur fast durchsichtiger
-Wolkenschichten wich, bis endlich violette Schatten ringsum alles
-umschlossen.</p>
-
-
-<h3>9.</h3>
-
-<p>Und Heiri's lernten die Vorzüge ihrer Wohnung aus Erfahrung immer mehr
-schätzen; Fritz hatte sie zudem belehrt, wie sie diese durch die Lage
-gebotenen Vortheile, denen sie und besonders Liese täglich so viel für
-ihre Gesundheit zu danken hatten, durch jene einer klugen und verständigen
-Hausordnung erhöhen könnten. Beim Bau des Hauses war von Seite des
-Fritz, wie seines Baumeisters alle Sorgfalt auf Zweckmäßigkeit, wie
-auf trockenes und gesundes Baumaterial verwendet worden. So hatte man
-nicht nur wegen des Nutzens, sondern auch wegen der Trockenheit unter
-dem ganzen Hause Keller gemacht, so konnte man durch Stube und Gang,
-oder durch Kammer und Küche einen reinigenden Luftzug bewerkstelligen.
-Auch war zu den Bodenauffüllungen nicht Schutt und Straßenstaub oder
-feuchtigkeitanziehender Sand genommen, sondern Koakasche, wohlfeil
-wie jenes andere, äußerst trocken und dabei sehr feuersicher. &#8211; Aber
-dennoch hatte Fritz angelegentlich empfohlen, im Winter nicht zu oft, und
-überhaupt nie zu naß zu fegen. Um das Zimmer und das Haus rein zu halten,
-war vor der Hausthüre ein Scharreisen, und im Gang eine Strohmatte.</p>
-
-<p>Unter dem Kunstofen zeigte er eine Klappe, die man öffnen und schließen
-konnte. Diese ging aus der Stube in die Küche;<span class="pagenum"><a id="page62"></a>Seite 62</span> wenn nun das Feuer
-brannte, sollte man öffnen, und konnte nachher wieder schließen. Diese
-Vorrichtung leistete namentlich im Winter vortreffliche Dienste. Denn ein
-Feuer bedarf zum Brennen Luft, und wenn in der Küche alles fest zu ist, so
-muß eben diese Luft durch's Kamin selbst herabkommen und treibt den Rauch
-zurück bis zum Ersticken; selbst das Feuer brennt ungern. Ist aber jene
-Klappe offen, so kommt der erforderliche Zug aus dem Zimmer und reinigt
-solchermaßen zugleich die Stuben von der verbrauchten und schädlich
-gewordenen Luft. In Häusern, wo man mit besondern Oefen heizt, wendet man
-jetzt häufig die holzsparenden und im Zimmer zu heizenden Straßburgeröfen
-an, um ihrer luftreinigenden Eigenschaft willen. Ja ein sehr geachteter
-Arzt hat alle seine Oefen umändern und zum inwendig Einfeuern einrichten
-lassen.</p>
-
-<p>Für den Winter waren für Stuben und Nebenstübchen Vorfenster bereit;
-das sparte viel Holz an der Heizung, und um das Einfrieren der
-Wassersteinröhre und die damit verknüpften Unannehmlichkeiten zu
-verhindern, waren dieselben innerhalb der Mauer herabgeführt und mündeten
-ganz zu unterst in ein von eichenem Deckel bedecktes Wasserfaß, dessen
-Inhalt täglich zum Spritzen der Pflanzen verwendet werden konnte. Wurde
-dieß Faß beinahe voll, so sorgte ein Ablauf in die Abtrittsgrube für den
-etwaigen Ueberschuß. Das gab der Seite gegen den Weg ein gefälligeres
-Ansehen, als wenn winklige Rohre dieselbe verunstaltet hätten. Um aber das
-Haus möglichst trocken zu machen, hatte man beim Bau den Keller weniger
-tief gegraben als sonst und den Schutt zu einer Auffüllung um's Haus
-verwendet, daß es wie auf einer kleinen sanften Erhöhung stand.</p>
-
-<p>So war bei Fritzens Haus für Trockenheit, für Licht und Luft, für Wärme
-und richtige Kühle, mit einem Wort für alle Erfordernisse zu einem
-gesunden und behaglichen Wohnen, und damit zu einem schönen und der Würde
-des Menschen angemessenen Familienleben und zum Genusse edler Freuden
-gesorgt.</p>
-
-
-<h3><span class="pagenum"><a id="page63"></a>Seite 63</span> 10.</h3>
-
-<p>Aber dem Fritz fehlte noch etwas. Das bemerkten auch Heiri und Liese;
-nur Liseli hatte keine Ahnung davon, wenigstens that sie, als merkte sie
-nichts. &#8222;Ich weiß nicht, was der Fritz hat; er kommt nicht mehr so oft
-zu uns in die Stube herunter wie früher; du hast ihm doch nichts in den
-Weg gelegt, Liese?&#8220; Ich wüßte nicht was, er ist aber auch stiller als
-sonst. &#8222;Und früher hat er mir einmal gesagt, wenn wir einziehen bei ihm,
-wolle er die Kost bei uns nehmen, und hat seitdem kein Sterbenswörtlein
-mehr davon verlauten lassen.&#8220; So redeten sie hin und her und erschöpften
-sich in allerlei Vermuthungen. Liseli hatte auch etwas wie einen Druck
-auf dem Gemüthe und sang nicht mehr so munter wie früher. Aber Liese
-dachte an ihre eigene Jugend zurück und dachte: das sei noch Folge der
-Körperentwicklung, war doch Liseli oft blaß und dann plötzlich wieder
-roth, wie wenn sie das Wechselfieber hätte.</p>
-
-<p>Einst sollte Liseli Abends in die Stadt. Unter der Hausthüre gab die
-Mutter noch einen vorher vergessenen Auftrag. In diesem Augenblick kam
-Fritz heim. Aber wie er zur Hausthüre hinein und Liseli heraustreten
-wollte, waren beide plötzlich wie gebannt, und jedes fühlte nur die Gluth
-zum Kopfe steigen und das Herz gewaltig pochen. Aus lauter Verlegenheit
-vor einander und vor der Mutter konnte keines ein Wort herausbringen.
-Da ging Fritz wie gleichgültig an Liseli vorüber, sagte zu Liese mit
-erzwungener Ruhe seinen Guten Abend und schnell in's Zimmer hinein. &#8211; Und
-Liseli wußte auch nicht wie sie in die Stadt kam, und wie wieder heim; und
-hatte 1 Vierling Kaffee und 1 Pfund Cichorie mitgebracht und die Bändel in
-die Sonntagsschuhe vergessen.</p>
-
-<p>Und am Sonntag Abend klopfte es an der Stubenthüre beim Heiri, und herein
-trat Fritz im neuen schwarzen Kleid und dem feinen Seidenhut in der Hand.
-Und der Fritz mußte etwas Wichtiges mit dem Heiri und seiner Frau reden
-und das Liseli ging trotz seiner Neugier ungeheißen in die Küche. Es muß
-auch recht wichtig gewesen sein, was sie zusammen<span class="pagenum"><a id="page64"></a>Seite 64</span> ausmachten,
-und Liese hatte feuchte Augen, als ob ihnen das liebgewordene Logis
-aufgekündet worden wäre. Aber Liseli wurde endlich hereingerufen und den
-Abend ein extraguter Kaffee für alle Viere gemacht. Denn Fritz hatte um's
-Liseli angehalten, und Liseli hatte vor Thränen nicht Nein sagen können.</p>
-
-<p>Im Spätherbst war die Hochzeit, und jetzt leben Fritz und Liseli im obern
-Stock als treues Ehepaar, und Gesundheit, Glück und Frieden wohnt im Hause
-bei den Vieren. Das möge ihnen Gott der Herr erhalten und reichlich mehren!</p>
-
-<div class="figcenter1">
-<a id="img004" name="img004"></a>
-<img src="images/img004.jpg" width="225" height="46" alt="Dekoration" title=""/>
-</div>
-
-
-
-
-<h2>Fußnoten:</h2>
-
-
-<div class="footnote indent03">
-<p><a name="Footnote_A_1" id="Footnote_A_1"></a><a href="#FNanchor_A_1"><span class="label">A</span></a> Sauerstoff.</p>
-
-<p><a name="Footnote_A_2" id="Footnote_A_2"></a><a href="#FNanchor_A_2"><span class="label">B</span></a> Kohlensäure.</p>
-
-<p><a name="Footnote_A_3" id="Footnote_A_3"></a><a href="#FNanchor_A_3"><span class="label">C</span></a> Wasser. Ein Mensch athmet durchschnittlich in 1 Stunde 300
-<span class="antiqua">Litres</span> Luft aus, worunter 12 <span class="antiqua">Litres</span> Kohlensäure enthalten
-sind.</p>
-
-<p><a name="Footnote_A_4" id="Footnote_A_4"></a><a href="#FNanchor_A_4"><span class="label">D</span></a> Pettenkofer.</p>
-
-<p><a name="Footnote_A_5" id="Footnote_A_5"></a><a href="#FNanchor_A_5"><span class="label">E</span></a> Kohlensäure und Wasser.</p>
-
-<p><a name="Footnote_A_6" id="Footnote_A_6"></a><a href="#FNanchor_A_6"><span class="label">F</span></a> Wenn auf 1000 Theile Luft 1 Theil Kohlensäure kommt.</p>
-</div>
-
- <div class="figcenter1">
- <a id="img005" name="img005"></a>
- <img src="images/img005.jpg" width="390" height="600" alt="backcover" title=""/>
- </div>
-
-
-
-
-<div class="box martop4">
-<h2>Anmerkungen zur Transkription:</h2>
-
-
-<p>Das Original ist in Fraktur gesetzt.</p>
-
-<p>Schreibweise und Interpunktion des Originaltextes wurden übernommen;
-lediglich offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert.</p>
-
-<p>Einige Ausdrücke wurden in beiden Schreibweisen übernommen:</p>
-
-<ul class="tn">
- <li>blos (Seiten <a href="#page15">15</a> und <a href="#page29">29</a>) und bloß (Seiten <a href="#page6">6</a>, <a href="#page19">19</a> und <a href="#page20">20</a>)</li>
- <li>Brot (Seite <a href="#page9">9</a>) und Brod (Seite <a href="#page57">57</a>)</li>
- <li>casernenartige (Seite <a href="#page7">7</a>) und Kasernen (Seiten <a href="#page20">20</a> und <a href="#page22">22</a>)</li>
- <li>düstrer (Seite <a href="#page8">8</a>) und düstere/düsterer (Seiten <a href="#page38">38</a>, <a href="#page44">44</a> und <a href="#page56">56</a>)</li>
- <li>geschlossenen (Seite <a href="#page19">19</a>) und geschlossnen (Seite <a href="#page25">25</a>)</li>
- <li>giebt (Seiten <a href="#page6">6</a>, <a href="#page11">11</a>, <a href="#page12">12</a>, <a href="#page26">26</a>, <a href="#page37">37</a> und <a href="#page40">40</a>) und gibt (Seiten <a href="#page16">16</a>, <a href="#page36">36</a> und <a href="#page37">37</a>)</li>
- <li>giebt's (Seite <a href="#page10">10</a>) und gibt's (Seiten <a href="#page14">14</a> und <a href="#page35">35</a>)</li>
- <li>gieng/ausgieng (Seiten <a href="#page6">6</a>, <a href="#page38">38</a> und <a href="#page39">39</a>) und ging/ging's (Seiten <a href="#page39">39</a>, <a href="#page42">42</a>, <a href="#page47">47</a>,
- <a href="#page48">48</a>, <a href="#page49">49</a>, <a href="#page52">52</a>, <a href="#page53">53</a>, <a href="#page57">57</a>, <a href="#page60">60</a>, <a href="#page61">61</a> und <a href="#page63">63</a>)</li>
- <li>Hülfe/hülflos/Hülfsmittel/Abhülfe (Seiten <a href="#page7">7</a>, <a href="#page8">8</a> und <a href="#page12">12</a>) und Hilfe/hilft
- (Seiten <a href="#page15">15</a> und <a href="#page27">27</a>)</li>
- <li>Kommode (Seiten <a href="#page9">9</a>, <a href="#page48">48</a> und <a href="#page49">49</a>) und Commode (Seite <a href="#page26">26</a>)</li>
- <li>saubre (Seite <a href="#page28">28</a>) und saubere (Seite <a href="#page28">28</a>)</li>
- <li>unsaubere (Seite <a href="#page9">9</a>) und unsaubre (Seiten <a href="#page15">15</a> und <a href="#page25">25</a>)</li>
-</ul>
-
-<p>Folgende offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert:</p>
-
-<ul class="tn">
- <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"genug sieht's allerdngs bei den Leuten"</span><br/>
- in<br/> <span class="ftsize105">"genug sieht's allerdings bei den Leuten"</span>
- (Seite <a href="#page9">9</a>)</li>
-
- <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"Fenster kann offen stehn lassen, da"</span><br/>
- in<br/> <span class="ftsize105">"Fenster kann offen stehen lassen, da"</span>
- (Seite <a href="#page22">22</a>)</li>
-
- <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"ebenso die Vorhänge, die Bettwasche, stellt"</span><br/>
- in<br/> <span class="ftsize105">"ebenso die Vorhänge, die Bettwäsche, stellt"</span>
- (Seite <a href="#page26">26</a>)</li>
-
- <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"kaum mehr als ein Bischen Mühe."</span><br/>
- in<br/> <span class="ftsize105">"kaum mehr als ein bischen Mühe."</span>
- (Seite <a href="#page28">28</a>)</li>
-
- <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"es ist bejammerswerth, wie viele"</span><br/>
- in<br/> <span class="ftsize105">"es ist bejammernswerth, wie viele"</span>
- (Seite <a href="#page37">37</a>)</li>
-
- <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"wo 11, sage eilf Familien wohnen"</span><br/>
- in<br/> <span class="ftsize105">"wo 11, sage elf Familien wohnen"</span>
- (Seite <a href="#page37">37</a>)</li>
-
- <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"zogen Heiri und Liesi mit ihrem Liseli"</span><br/>
- in<br/> <span class="ftsize105">"zogen Heiri und Liese mit ihrem Liseli"</span>
- (Seite <a href="#page37">37</a>)</li>
-
- <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"von allen sechs Hausparthieen hier zusammengeworfen"</span><br/>
- in<br/> <span class="ftsize105">"von allen sechs Hauspartheien hier zusammengeworfen"</span>
- (Seite <a href="#page39">39</a>)</li>
-
- <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"das Geschirr auf dem Kücheschaft versorgt hätte."</span><br/>
- in<br/> <span class="ftsize105">"das Geschirr auf dem Küchenschaft versorgt hätte."</span>
- (Seite <a href="#page41">41</a>)</li>
-
- <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"aber dem Lisele gar schwer; doch"</span><br/>
- in<br/> <span class="ftsize105">"aber dem Liseli gar schwer; doch"</span>
- (Seite <a href="#page41">41</a>)</li>
-
- <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"weder Liese noch Lisele; auf dem Lande"</span><br/>
- in<br/> <span class="ftsize105">"weder Liese noch Liseli; auf dem Lande"</span>
- (Seite <a href="#page41">41</a>)</li>
-
- <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"freundlich aber ernst: &#8222;Lieben Leute, die Sache ist"</span><br/>
- in<br/> <span class="ftsize105">"freundlich aber ernst: &#8222;Liebe Leute, die Sache ist"</span>
- (Seite <a href="#page42">42</a>)</li>
-
- <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"Denn wohin war Liesi's Zufriedenheit und"</span><br/>
- in<br/> <span class="ftsize105">"Denn wohin war Liese's Zufriedenheit und"</span>
- (Seite <a href="#page43">43</a>)</li>
-
- <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"Mühe, die zwei Stegen zu steigen; aber"</span><br/>
- in<br/> <span class="ftsize105">"Mühe, die zwei Stiegen zu steigen; aber"</span>
- (Seite <a href="#page51">51</a>)</li>
-
- <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"und: &#8222;Guten Abend, wie geht's Bäse?&#8220; gab er"</span><br/>
- in<br/> <span class="ftsize105">"und: &#8222;Guten Abend, wie geht's Base?&#8220; gab er"</span>
- (Seite <a href="#page51">51</a>)</li>
-
- <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"ein Wort gab 's andere, von"</span><br/>
- in<br/> <span class="ftsize105">"ein Wort gab's andere, von"</span>
- (Seite <a href="#page51">51</a>)</li>
-
- <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"wollenen Halstuch gegen den frischen Morgenluft
- geschützt, ihren Kaffee."</span><br/>
- in<br/> <span class="ftsize105">"wollenen Halstuch gegen die frische Morgenluft
- geschützt, ihren Kaffee."</span>
- (Seite <a href="#page53">53</a>)</li>
-
- <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"einen wunderbaren Eindrnck; wohl griff"</span><br/>
- in<br/> <span class="ftsize105">"einen wunderbaren Eindruck; wohl griff"</span>
- (Seite <a href="#page54">54</a>)</li>
-
- <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"dessen Entrichtung sie sich gedrungen fühlten"</span><br/>
- in<br/> <span class="ftsize105">"dessen Entrichtung sie sich gedrungen fühlten."</span>
- (Seite <a href="#page55">55</a>)</li>
-
- <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"Straßen, muß sich 'sMeistern g'fallen lassen."</span><br/>
- in<br/> <span class="ftsize105">"Straßen, muß sich's Meistern g'fallen lassen."</span>
- (Seite <a href="#page59">59</a>)</li>
-</ul>
-</div>
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-End of the Project Gutenberg EBook of Sicherer Wegweiser zu einer guten und
-gesunden Wohnung, by Theodor Meyer-Merian and Johann Jakob Balmer-Rinck
-
-*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK SICHERER WEGWEISER ZU EINER ***
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-Section 2. Information about the Mission of Project Gutenberg-tm
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-Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of
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-exists because of the efforts of hundreds of volunteers and donations
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-Volunteers and financial support to provide volunteers with the
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-goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will
-remain freely available for generations to come. In 2001, the Project
-Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure
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-generations. To learn more about the Project Gutenberg Literary
-Archive Foundation and how your efforts and donations can help, see
-Sections 3 and 4 and the Foundation information page at
-www.gutenberg.org
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-Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation
-
-The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit
-501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the
-state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal
-Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification
-number is 64-6221541. Contributions to the Project Gutenberg Literary
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-The Foundation's principal office is in Fairbanks, Alaska, with the
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-locations. Its business office is located at 809 North 1500 West, Salt
-Lake City, UT 84116, (801) 596-1887. Email contact links and up to
-date contact information can be found at the Foundation's web site and
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-For additional contact information:
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- Dr. Gregory B. Newby
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-Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg
-Literary Archive Foundation
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-Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide
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-increasing the number of public domain and licensed works that can be
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-Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation
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-ways including checks, online payments and credit card donations. To
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-Section 5. General Information About Project Gutenberg-tm electronic works.
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-Professor Michael S. Hart was the originator of the Project
-Gutenberg-tm concept of a library of electronic works that could be
-freely shared with anyone. For forty years, he produced and
-distributed Project Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of
-volunteer support.
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-Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed
-editions, all of which are confirmed as not protected by copyright in
-the U.S. unless a copyright notice is included. Thus, we do not
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-Most people start at our Web site which has the main PG search
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-This Web site includes information about Project Gutenberg-tm,
-including how to make donations to the Project Gutenberg Literary
-Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to
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