diff options
| -rw-r--r-- | .gitattributes | 4 | ||||
| -rw-r--r-- | LICENSE.txt | 11 | ||||
| -rw-r--r-- | README.md | 2 | ||||
| -rw-r--r-- | old/51349-8.txt | 2402 | ||||
| -rw-r--r-- | old/51349-8.zip | bin | 55866 -> 0 bytes | |||
| -rw-r--r-- | old/51349-h.zip | bin | 685398 -> 0 bytes | |||
| -rw-r--r-- | old/51349-h/51349-h.htm | 2510 | ||||
| -rw-r--r-- | old/51349-h/images/cover.jpg | bin | 206638 -> 0 bytes | |||
| -rw-r--r-- | old/51349-h/images/img001.jpg | bin | 206722 -> 0 bytes | |||
| -rw-r--r-- | old/51349-h/images/img002.jpg | bin | 15833 -> 0 bytes | |||
| -rw-r--r-- | old/51349-h/images/img003.jpg | bin | 15253 -> 0 bytes | |||
| -rw-r--r-- | old/51349-h/images/img004.jpg | bin | 15337 -> 0 bytes | |||
| -rw-r--r-- | old/51349-h/images/img005.jpg | bin | 223164 -> 0 bytes |
13 files changed, 17 insertions, 4912 deletions
diff --git a/.gitattributes b/.gitattributes new file mode 100644 index 0000000..d7b82bc --- /dev/null +++ b/.gitattributes @@ -0,0 +1,4 @@ +*.txt text eol=lf +*.htm text eol=lf +*.html text eol=lf +*.md text eol=lf diff --git a/LICENSE.txt b/LICENSE.txt new file mode 100644 index 0000000..6312041 --- /dev/null +++ b/LICENSE.txt @@ -0,0 +1,11 @@ +This eBook, including all associated images, markup, improvements, +metadata, and any other content or labor, has been confirmed to be +in the PUBLIC DOMAIN IN THE UNITED STATES. + +Procedures for determining public domain status are described in +the "Copyright How-To" at https://www.gutenberg.org. + +No investigation has been made concerning possible copyrights in +jurisdictions other than the United States. Anyone seeking to utilize +this eBook outside of the United States should confirm copyright +status under the laws that apply to them. diff --git a/README.md b/README.md new file mode 100644 index 0000000..8f6ff0d --- /dev/null +++ b/README.md @@ -0,0 +1,2 @@ +Project Gutenberg (https://www.gutenberg.org) public repository for +eBook #51349 (https://www.gutenberg.org/ebooks/51349) diff --git a/old/51349-8.txt b/old/51349-8.txt deleted file mode 100644 index ff133ec..0000000 --- a/old/51349-8.txt +++ /dev/null @@ -1,2402 +0,0 @@ -The Project Gutenberg EBook of Sicherer Wegweiser zu einer guten und -gesunden Wohnung, by Theodor Meyer-Merian and Johann Jakob Balmer-Rinck - -This eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and most -other parts of the world at no cost and with almost no restrictions -whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of -the Project Gutenberg License included with this eBook or online at -www.gutenberg.org. If you are not located in the United States, you'll have -to check the laws of the country where you are located before using this ebook. - -Title: Sicherer Wegweiser zu einer guten und gesunden Wohnung - Zwei Preisschriften - -Author: Theodor Meyer-Merian - Johann Jakob Balmer-Rinck - -Release Date: March 3, 2016 [EBook #51349] - -Language: German - -Character set encoding: ISO-8859-1 - -*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK SICHERER WEGWEISER ZU EINER *** - - - - -Produced by Iris Schröder-Gehring and the Online Distributed -Proofreading Team at http://www.pgdp.net (This book was -produced from scanned images of public domain material -from the Google Books project.) - - - - - - - - - - Sicherer Wegweiser - zu einer - guten und gesunden Wohnung. - - Zwei Preisschriften - von - #Theod. Meyer-Merian# und #J. J. Balmer-Rinck#, - - gekrönt und herausgegeben - von der - - Gesellschaft des Guten und Gemeinnützigen - #in Basel.# - - - [Illustration: Dekoration] - - - #Basel,# - Bahnmaier's Buchdruckerei (C. Schultze). - 1859. - - - - -I. - - -1. Wie's mit den Wohnungen steht. - -Nichts ist heutzutage allgemeiner, als die Klage über das Steigen der -Miethpreise und über die Schwierigkeit Wohnungen zu finden. - -Diese Klagen sind nur zu wohl begründet. Die Ausdehnung, der Aufschwung -der Gewerbe und Fabriken zieht in deren Nähe immer größere Menschenmassen, -und da die vorhandenen Wohnungen nicht ausreichen und auch die neuerbauten -mit dem Anschwellen der Bevölkerung nicht Schritt halten, so entsteht ein -Gedränge, wenn sich Jeder eben doch sein Plätzchen sucht, wo er leben -mag. Das macht zugleich, daß die Miethen theurer werden; denn überall, wo -viel Nachfrage ist, steigt der Preis und so muß man jetzt im Vierteljahre -zahlen, was sonst für ein Jahr gereicht hatte. - -Die Erwerblust der Hausbesitzer trachtet nun auf verschiedene Art zu -helfen und da nicht immer auf die uneigennützigste oder zweckmäßigste, -wie anderseits wieder die Miethsleute mit geringern und schlechtern -Wohnungen sich behelfen lernen. In dem Raume, den früher eine Haushaltung -bewohnt, haben sich jetzt mindestens zwei, und zwar einander wildfremde, -angesiedelt. Die bequemen Hausgänge und Sommerhäuser (Hausfluren) von -ehemals sind verschwunden, die Stuben scheinen nach allen vier Seiten -einzuschrumpfen, die Treppe muß sich gleichsam durch den Haufen von -Stuben und Kämmerchen hindurchstehlen, von irgend einem freien Raume ist -keine Rede mehr, er trüge ja nichts ab! Anhängsel jeder Art füllen den -alten Hof und fangen gierig den letzten frischen Lufthauch, den einzigen -Lichtstrahl weg, diese Gottesgaben, die vor Zeiten auch dem Aermsten -nicht vorenthalten waren. Bequemlichkeiten, wie Waschhaus, Holz- und -Vorrathskammern u. dgl. scheinen mit dem Zirkel in verkleinertem Maßstabe -ausgemessen und der oberste Dachraum, das abgelegenste Winkelchen wird mit -Menschen vollgepfropft, ja selbst der Raum unter der Erde, wo man ehemals -bloß Fässer, Kartoffeln und Krautköpfe untergebracht. Wenn so ein recht -besetztes Mieth- oder Kosthaus seine Bewohner mit einem Male herausließe, -es würde oft keine Seele glauben, daß die alle neben einander darin Platz -gehabt hätten, geschweige noch mit ihren Geräthen und Habseligkeiten dazu. - -Von außen ist das Alles freilich nicht immer sichtbar, ein heller -neumodischer Anstrich läßt wohl gar einige Behaglichkeit vermuthen. Indeß -giebt es vielleicht doch mehr der Wohnungen, oder besser Wohnlöcher, -z. B. in alten Hinterhäusern, engen Gäßchen, darin noch lange der Winter -herrscht und geheizt werden muß, wenn in der übrigen Welt schon Alles -an der Frühlingssonne sich wärmt und erlabt. Es giebt übergenug mit -Menschen vollgepfropfte Häuser, in deren nächster Nähe Jahrelang nicht -geleerte Dunggruben, baufällige Schweineställe, schlechte Cysternen -die wenige Luft vollends verpesten, aus denen dem Eintretenden in dem -dunkeln, feuchten Hausgange eine modrige Kellerluft, mit Abtrittgeruch -verbunden, frostig entgegenschlägt, auf deren steiler, schlechter Treppe -nur ein herabschlotterndes Seil durch die Finsterniß leitet und vor dem -Halsbrechen schützt. - - -2. Musterwohnungen. - -Solche Nothstände und deren Folgen für die Arbeiter, welche nicht nur wohl -oder übel sich ihnen unterziehen, sondern für die schlechten Wohnungen -noch hohe Miethen bezahlen, haben in verschiedenen Ländern wohldenkende -Menschen veranlaßt, besondere, für Arbeiter bestimmte, zweckmäßige Gebäude -zu errichten und gegen billige Preise auszuleihen. Man hat die Sache -nach den verschiedenen Grundsätzen, von denen man ausgieng und gemäß den -verschiedenen Verhältnissen, die vorlagen, von mehr als einer Seite -angegriffen, indem man entweder größere, casernenartige Wohnungen für -viele Haushaltungen aufführte, oder nur kleinere Gebäude für eine bis zwei -Familien; indem man ganze Arbeiterquartiere gründete oder solche Häuser -unter die der übrigen Leute zerstreute. - -Ueber die Vorzüge und Nachtheile dieser und jener Art ist hier nicht der -Ort weiter einzugehen, es genügt die Bemerkung, daß man im Ganzen, bei -verhältnißmäßiger Wohlfeilheit, überall dem Bedürfnisse, der Gesundheit -und Bequemlichkeit der Bewohner Rechnung trug. Dahin gehört denn, daß die -Gebäude so viel als möglich freistehen, wohl gar kleine Gärten haben. -Neben einem heizbaren Zimmer, einer Nebenstube, Küche mit Wasserstein, -enthalten sie wenigstens noch eine verschalte Dachkammer, einen -Kellerraum, Platz zu Holz und Abtritt. Die Zimmer liegen womöglich auf -der Sonnenseite, Küche und Abtritt nach Mitternacht. Die Heiz-, Rauch-, -Abwasser- und Abtritteinrichtungen sind, als sehr wichtig, ebenfalls -sorgfältig berücksichtigt, sowie auf Nähe des benöthigten Wassers gesehen -ist. - -Aber da wäre ja schon allem Uebel abgeholfen! Wird doch kein Mensch mehr -so thöricht sein, derlei wohleingerichteten Lokalien jene ungesunden, -winklichten und dumpfigen Nester vorzuziehen. - - -3. Warum mit den gutgebauten Wohnungen noch nicht Alles gethan ist. - -Freilich sind diese Arbeiterwohnungen eine Hülfe, aber noch lange keine -genügende Abhülfe und dieß vorzüglich aus zwei Gründen nicht. - -Einmal bestehen überall, im Vergleich zum Bedürfnisse, noch viel zu wenig -solcher wohleingerichteter Häuser. Es ist beim besten Fortgange auch kaum -die Zeit abzusehen, wann ihrer in genügender Anzahl vorhanden sein werden, -so daß sich unbemitteltere Familien stetsfort auch in die Miethhäuser -alten Schlages werden gewiesen sehen. - -Der andere Grund aber, der die Wirksamkeit aller Abhülfe verkümmert, ist -der wichtigere, daß selbst die bestgebauten Wohnungen ihren Zweck nicht -erreichen, so lange die Grundbedingungen einer guten und gesunden Wohnung -so wenig bekannt sind, oder so sehr außer Acht gelassen werden. Mit andern -Worten: auch die am zweckmäßigsten gebaute Behausung wird viel zu häufig -noch durch den Bewohner selber zu einer ganz ungesunden und schlechten -gemacht. - -Begeben wir uns einmal in eine solche Wohnung, ohne uns jetzt sonderlich -um ihre bauliche Einrichtung zu kümmern. - - -4. Das Inwendige einer schlechten Wohnung. - -Oeffnen wir sofort die Thüre, keine davor gebreitete Strohdecke, kein -Scharrbrett wird uns aufhalten. Wir zögern, über die Schwelle zu -treten: eine üble, dumpfige Luft scheint uns wieder hinausdrängen, ein -unordentliches Durcheinander den Weg versperren zu wollen. Halten wir -indeß aus und überwinden die erste Regung, an's Fenster zu eilen und -dasselbe aufzureißen, damit doch die frische, freie Luft hereindringe, die -von den trüben Fensterscheiben zurückgehalten wird. Der Fußboden, -- er -wird wohl von Holz sein, -- trägt alle möglichen Spuren, von der Straße -draußen wie von dem Fette und den Speisen der Küche. Papierschnitzel, -Fadenresten, angebrannte Zündhölzer und Cigarrenstumpfen, abgenagte -Knochen und Kleidungsstücke finden sich da und dort. Auf dem Tische mitten -im Zimmer, auf dem, neben den Brosamen und Kafferingen noch vom Frühstück -her, die ungespülten Tassen stehen, sitzt die Katze und gehorcht ihrem -Reinlichkeitstrieb oder ihrer Naschhaftigkeit, indem sie die Reste aus -den Schüsselchen leckt. Ein großmächtiges Bett an der Wand befindet sich -noch ganz im selben Zustande, wie es die Bewohner vor 5 oder 6 Stunden -verlassen: Kissen, Federbett, Alles wirr durcheinander ohne Leintücher -indeß, wenn jenes Grau dort der Ueberzug sonst irgend eines Bettstückes -sein sollte. Und über all dieß wölbt sich, wie ein wolkiger, düstrer -Himmel, die von Oelqualm und Ofenrauch geschwärzte Zimmerdecke, gestützt -auf die unsaubere, in den Ecken schimmlichte Tapete der kahlen Wände. - -Und doch sind die Leute hier drin nicht eben arm. Der Mann ist ein -geschickter Bandweber, er hat seinen guten und jetzt selbst reichlichen -Verdienst in einer Fabrik und auch die Frau bringt durch Arbeiten für -fremde Leute manchen Batzen in's Haus. Man erkennt's an Dem und Jenem, daß -der Mangel da nicht ein- und ausgeht: Einzelnes verräth sogar Wohlstand, -ja Luxus; aber es paßt Keines recht zum Andern, wie bei einem Trödler -stehen die Geräthe ohne rechte Beziehung zu einander. Ein währschafter -Schrank fehlt, eine neumodische Kommode vermag nicht Alles zu beherbergen, -wenn gleich darin die buntbebänderte Sonntagshaube, der Laib Brot, die -Unschlittkerzen und der Kamm noch so enge zusammenrutschen, und das -zerbrochene Spielzeug auf's bescheidenste sich zwischen eine Handvoll -Aepfel und die seidene Weste des Mannes versteckt. Deßhalb fährt auf Tisch -und Stuhl dieß, jenes Kleidungsstück vom vorgestrigen Sonntage herum, -oder selbes Geräthe, das ja in den nächsten vierzehn Tagen wahrscheinlich -wieder einmal gebraucht wird. Bedarf man aber des Stuhles, des Tisches -sonst, ei nun da ist das darauf Liegende ja bald zusammengerafft und auf -das Fenstersims, das Bette geflüchtet, wo es für den Augenblick nicht im -Wege liegt. - -Wir wollen nicht in andere Räume treten, in die Küche so wenig, als an -noch verborgenere Oerter: dieß Zimmer schon predigt laut genug, hier sei -nicht gut wohnen! Und unbehaglich genug sieht's allerdings bei den Leuten -da aus, die bei sich selbst nirgends daheim, sondern vielmehr in stätem -Auszuge scheinen begriffen zu sein. - - -5. Wie die Bewohner einer schlechten Wohnung aussehen. - -Sehen wir uns indeß ein wenig genauer nach den Bewohnern selber um. - -Der Mann arbeitet seit früh auf der Fabrik; er kehrt erst Mittags -auf die kurze Zeit des Essens nach Hause und Abends vielleicht noch -schnell, bevor er im Wirthshause seiner Erholung nachgeht. Die Frau -ist heute nicht auswärts; im Wasserzuber der Küche wäscht sie einiges -Linnen in der Stube aus, um auf Sonntag reine Wäsche zu haben. Sie -breitet diese soeben um den Ofen aus, an dem, neben wollenen Strümpfen -und dem Waschlappen, bereits auch Windeln hängen, die naß sind, ohne -gewaschen zu sein. Mehr Raum zu gewinnen, stellt sie ein Paar feucht -gewordene Endefinken vom Ofen herunter in's Ofenrohr hinein, bei -welchem Anlasse sie den eingedorrten Speiserest entdeckt, welchen sie -gestern vergeblich dem Manne vom Nachtessen aufgehoben. Das Aeußere -der Frau ist allerdings nicht sehr einnehmend. Sie mochte einst kein -so übles Mädchen gewesen sein, aber diese ungekämmten, im Gesichte -herumhängenden Haare, die gelbe, verknitterte Haube, das zerrissene -bunte Halstuch passen zu einem ordentlichen Aussehen so wenig, als das -unreinliche Fähnchen von Indienneröckchen, welches sie trägt, oder als -die herabhängenden Strümpfe und niedergetretenen Schuhe. Man könne im -Hause nicht Staat machen! -- meint die Frau; denn allerdings, wenn sie -ausgeht, dann flattern um keine andere Haube so viele und so bunte -Bänder, da ist ihr Halstuch das blumenreichste, ihr Rock der steifste, -von gestickten Kräglein, Anstößlein, Vorstecknadeln und anderem Zierrath -nicht zu sprechen. Daneben geben ihr jetzt die Kinder viel zu thun, deren -eines gerade wieder krank ist und um deßwillen sie heute auch zu Hause -geblieben. Das ältere, ein Büblein, hockt am Boden und nagt an einem Weck. -Der kleine Kegel sieht drollig genug aus in seinen bis unter die Arme -reichenden Höslein, dem dicken, wollenen Halstuche und der Pelzkappe, die -er über die Ohren heruntergezogen, trotzdem er am Ofen sitzt und draußen -ein ganz hübscher Märztag ist. In der Nähe giebt's freilich allerlei an -ihm auszusetzen: so scheint mütterliche Liebe seine struppigen Haare -ebenso nachsichtig der Pein des Kämmens, als das aufgedunsene Gesicht der -Qual des Waschens zu überheben. Es hätte freilich dem armen Kleinen auch -gar zu wehe gethan, bei den Schorfen und Borken, die ihm auf dem Kopfe, -an der Nase, hinter den Ohren sitzen und deren schmerzhaftes Jucken ihn -so schon launisch und meisterlos genug machen, weßhalb ihm die Eltern in -Allem seinen Willen lassen müssen. Sein jüngeres Schwesterchen dagegen, -das leider den ganzen Winter den Doktor gebraucht und auch jetzt in den -Federkissen seines Bettchens tief versenkt liegt, zeigt sich als das -gerade Gegentheil von ihm. Es sei das beste Kind von der Welt! -- rühmt -es die Mutter, Tagelang bleibe es liegen, wo sie's hinlege und störe sie -in nichts, sobald es nur seinen Lutscher habe und was koste der, als ein -wenig Zucker und Brotkrumme! Wenn der Mehlbrei, -- und sie koche ihn doch -absichtlich recht steif, -- nur besser bei ihm anschlüge! (fügt sie -klagend bei,) aber es setze sich Alles in den Bauch, der werde kugelrund -und Aermlein und Beinlein blieben wie Schwefelhölzchen. Nächstens werde -das Emilie zweijährig und vom Stehen sei noch keine Rede bei ihm; auch -leide es an den Augen, gäb wie sie es vor dem kleinsten Luftzuge behüte! - -Die arme Frau ahnt es nicht, daß sie allein mit ihrer unvernünftigen -Pflege der Gesundheit ihrer Kinder hindernd im Wege steht. - - -6. Wo's noch übler aussieht. - -Es giebt viel hundert Wohnungen, darin es noch weit schlimmer aussieht, -in denen z. B. neben den Gliedern derselben Familie wildfremde Menschen, -Kostgänger, die gleichen Räume, ja Schlafgemächer bewohnen und überfüllen. -Sogenannte Haushaltungen giebt es, wo der Mann den größten Theil seines -Erworbenen in's Wirthshaus trägt, die Frau das, was in ihre Hände kommt, -an Flitter, an Leckereien, an Lustbarkeiten verschleudert. Allmälig wird -sie gleichgültig; wie bisher die Haushaltung, vernachläßigt sie nun auch -sich selbst und thut ihr Mögliches, dem Manne den Aufenthalt daheim -gründlich zu verleiden. So kommt er immer später und in halbtrunknem -Zustande nach Hause, indeß sie mit den Kindern zu darben beginnt. Es -giebt gegenseitige Vorwürfe, scharfe und harte Reden, in der Leidenschaft -und dem Trunke wohl noch Schlimmeres. Mürrisches Wesen, lieblose Worte -werden die tägliche Umgangssprache, Zorn und Verdruß machen den Mann zum -Trinker, erst in Wein und allmälig, wenn der seine Wirkung verliert oder -bei abnehmendem Verdienste zu theuer wird, in Schnaps. Unzufriedenheit, -Verdrießlichkeit setzen sich bleibend bei ihm fest, der gute Muth -schwindet, in gleichem Maße die Arbeitslust und Fähigkeit. Er wird ein -unzuverläßigerer, schlechtrer Arbeiter; um so besser freilich lernt er das -Aufbegehren. Aber je mehr er an Gott und Welt zu verbessern findet, um so -schneller geht's Stufe um Stufe mit ihm und den Seinen in den Sumpf des -selbstverschuldeten Elends und der Verworfenheit hinein, bis sie alle am -Ende hülflos der öffentlichen Wohlthätigkeit zur Last fallen. - -Wer wüßte nicht Namen zu solchen Beispielen zu nennen? -- Oder wo -noch ein besseres häusliches Zusammenleben besteht und keine solche -Verlotterung um sich gefressen, da brechen Elend und Jammer an der Hand -von Krankheiten, besonders herrschender Seuchen, des Nervenfiebers, der -gefürchteten Cholera mit Vorliebe in die unreinlichen und vernachlässigten -Wohnungen. Der Vater, die Mutter werden auf's Krankenlager geworfen, -häufig genug zugleich auf's Todbette. Sie sind nicht das einzige Opfer. -Ein paar Tage später wird ein zweites Glied der Familie ergriffen und es -ist gar nichts Seltenes, ganze Häuser weggerafft zu sehen, indem jede -Erkrankung der Seuche nur immer neue Nahrung zuführt. Die Unreinlichkeit -steigert sich ja dadurch stets wieder, die sich anhäufenden schlechten -Ausdünstungen bilden eine ansteckende Pestluft aus, die alles Leben -vergiftet. - -Dieß hat leider die Cholera der letzten Jahre überall, fern wie nah, des -Unläugbarsten dargethan, während Reinlichkeit und regelmäßiges Leben als -eine wahre Schutzmauer gegen die Seuche sich erwiesen. - - -7. Vom Allerinwendigsten einer schlechten Wohnung. - -Aber warum sind denn nur auch gerade die schlechtesten und -unfreundlichsten Wohnungen immer so gesucht, als hätten viele Menschen -eine angeborne Vorliebe just für Spelunken und weder Augen, Nasen noch -Nerven überhaupt? Woher kommt das? -- - -Ja, diese schlechten Wohnungen, -- hören wir entgegnen, sind halt viel -wohlfeiler als jene gut eingerichteten, und darauf muß der gemeine Mann -bei so theurer Zeit vor Allem sehen. Sie liegen auch nicht so weit ab vom -Mittelpunkte des Verkehrs und des täglichen Erwerbes wie jene luftigern, -besser eingerichteten, die draußen vor den Thoren, an irgend einem Ende -der Stadt stehen! - -Hierin liegt Etwas, wenigstens für den ersten Blick, wenn auch ein wenig -Bewegung in freier Luft, bevor man sich halbe Tage lang ununterbrochen -in eine Fabrikstube setzt, hinter einen Webstuhl stellt, gewiß weit mehr -anzurathen als zu vermeiden ist. Doch lassen wir die Antwort gelten und -fragen nur: warum sieht's denn bei diesen an sich schon so schlechten -Wohnungen auch ~drinnen~ so liederlich und verwahrlost aus? Warum stößt -man innert den vier Wänden noch extra auf Unreinlichkeit, Unordnung -und verkommenes Wesen? Warum wird der letzte Lichtstrahl durch die -schmuzigen Scheiben auch noch abgewehrt? die feuchte Luft noch besonders -verpestet? die morsche Diele mit einer Kruste Unraths eigens überzogen? -der beschränkte, schlecht eingetheilte Raum durch Unordnung noch mehr -verstellt? - -Da kann nicht mehr von Einschränkung, von Genügsamkeit die Rede sein. -Dieß zeigt vielmehr, daß für solche Bewohner Reinlichkeit, Ordnung, -Wohnlichkeit überhaupt keinen Werth haben, daß ihnen im Gegentheil eine -derartige Umgebung zusagen muß, ihr Wesen und Treiben darin sich nicht -belästigt, nicht beengt findet, sondern beides vielmehr ganz zu einander -paßt. Wenn man mit Recht behauptet, von der Wohnung und Umgebung des -Menschen lasse sich auf diesen selbst und seine Neigungen und Gesinnungen -schließen, so sieht es eben in solchen Leuten selber nur zu oft dumpfig, -lichtscheu, unsauber, verschlossen aus. Die innere Unordnung versteckt -sich hinter die äußere wie hinter einen Schild und Scheuern, Lüften, -Ordnungschaffen thäte in derlei Köpfen und Herzen nicht minder Noth wie in -den von ihnen bewohnten Zimmern und Kammern und Vorräumen. - -Dieß inwendige Verlottern kommt nicht plötzlich über Nacht. Häufig ist -schon früh bei der Erziehung gefehlt, der Sinn für Reinlichkeit und -Ordnung nicht geübt und genährt worden: der Vater war wenig zu Hause, -die Mutter hatte alle Hände voll zu thun und griff's sonst nicht zum -geschicktesten an, die Umgebung war auch nicht darnach, wo hätte da das -Kind drauf merken lernen? Später aber war man an die Vernachlässigung -gewöhnt. Bei dieser Gleichgültigkeit bleibt es nun nicht, es setzt sich -allmälig noch Andres dran und macht aus arg ärger. - - -8. Ein Wörtlein über Zerstreuungen und Erholungen. - -Jeder Mensch will seine Erholung, seine Vergnügen haben und wer im -Schweiße des Angesichts arbeitet, dem sind diese doppelt zu gönnen. Nun -kann's einer Seele aber in solch schlechten Wohnungen unmöglich wohl -werden, wo einen Alles so unfreundlich und unwirthlich ansieht. Man sucht -deßhalb seine Freude sonstwo; Gelegenheiten gibt's genug, täglich werden -noch neue erfunden und in allen Blättern dazu eingeladen, -- zu ermäßigten -Preisen sogar. An diesem Vergnügungsorte, in jenem Wirthshause sieht's -dann freilich heitrer aus als in dem Neste daheim, man wird noch obendrein -wie ein Herr behandelt, die Gesellschaft ist unterhaltend, ein gutes -Glas Wein, ein schmackhaftes Bißlein, das Alles findet sich da, und wie -appetitlich! Der Arbeiter verdient ja seinen schönen Batzen, was soll er -nicht auch einmal sich wohl sein lassen, nicht eine Zerstreuung haben? -Und diese Gelegenheiten außer dem Hause gefallen einem so gut, daß man -sie bald wieder und immer häufiger sucht, dem Hause vollends den Rücken -kehrt, kaum noch drin schläft. - -So trinkt man in der fremden Wirthschaft stets eifriger auf den Verfall -der eignen; die Zerstreuungen schlagen so wohl an, daß von einer Sammlung, -der Sammlung im eigenen Hause, keine Rede mehr ist. - -Wenn es nur keine schlechten Zeiten, keine kranken Tage gäbe und das -lustige Leben die Arbeitslust nicht untergrübe! mit ~einem~ Worte: wenn -der Mensch nur einzig auf der Welt wäre, seinen Lüsten zu dienen! Da -dieser nun aber nicht blos für den Tag lebt, sondern für die Ewigkeit, so -geht's unter lauter Zerstreuung und Lustbarkeit erst allmälig bergunter, -bald rascher und man langt vergeblich da- und dorthin, an morsche Latten -und in Glasscherben nach Hilfe. Pflicht und Gewissen und Ehrbarkeit werden -auch nicht zu lange mehr berathen, dunkle Winkel aber, unsaubre Betten, -ungewischte Bänke und Tische, schmuzige Hände und Unordnung überall sind -dann für einen solchen Zustand wie geschaffen. - -Wo jener leichtfertige Sinn sich festgesetzt hat, ja da mag man dann lange -gute und gesunde Wohnungen bauen. Das Wohlsein daheim kommt ja in keinen -Betracht und die kurzsichtige Verkehrtheit verwendet die paar Franken -ersparten Hauszinses schon im Voraus zu der und jener Lustbarkeit, diesem -Flitterzeug, selber Leckerei, ohne zu bedenken, daß Doktor und Apotheker -kommen und darauf und auf noch mehr Beschlag legen möchten. - - -9. Vom Fundamente des Hauses. - -Erholung, Freude, Wohlbefinden dürfen nicht unterdrückt werden, bei Leibe -nicht! und ein gesundes Herz und ein gesunder Leib sollen dieses Glückes, -mit welchem Gott die Arbeit so gerne krönt, noch erst recht genießen. -Aber sie dürfen nicht mehr auf Mistbeeten aufgeilen, sondern müssen in -gutem Grund und Boden kräftige, lebensfähige Wurzeln schlagen. Dieser -Grund und Boden aber ist kein anderer als der des eignen Hauses, des -eignen Hauses, auch wo man mit Weib und Kind zur Miethe wohnt. Hier, bei -sich daheim, kann der Aermste reich sein und der Abhängigste Herr und -Meister von Gotteswegen, der Niedrigste wird sich da gehoben fühlen und -das Vergnügen kostet hier weder viel Geld, noch trägt es den Stachel der -Reue. Auf dieser Grundlage wächst allein jene innere Kraft, welche die -Stürme erträgt und der Verweichlichung durch gute Tage widersteht. Nur auf -dem Boden des Hauses wird auch in Wahrheit der Ehestand zu dem, was er -sein soll, nach dem alten Spruche: zu dem rechten Zuchtmeister, der den -Menschen erzieht für Zeit und Ewigkeit, und nicht, wie so manche halt- und -bodenlose Ehe, zu einer lebenslänglichen Strafanstalt. Durch gar nichts -ist der Segen des Familienlebens zu ersetzen, der auf dem natürlichsten -Wege aus jedem Augenblicke des Beisammenseins neue Nahrung zieht, aus -dem Munde des Vaters, dem Beispiele der Mutter, der Anhänglichkeit und -dem Gedeihen der Kinder, aus der Liebe, die Alle verbindet und dem -Gewöhnlichsten eine Bedeutung gibt. - -Um aber zu dieser Erholung, dieser Freude, diesem Glücke zu gelangen, muß -es einem vor allem daheim innert den vier Wänden an Leib und Seele wohl -sein, man muß sich wirklich heimisch fühlen können. Wie wird dieß möglich? - - -10. Wer der wahre Baumeister ist. - -Gewiß wird es immer bessre und weniger gute, ja geradezu schlechte -Wohnungen geben und der Arme wird letztere nie ganz meiden können. Ihre -Lage in Mitten der Städte, in der Nähe der Vermöglichen wird ihn sogar -anziehen und auch eine genaue Aufsicht der Gesundheitspolizei mag vollauf -Arbeit haben, nur die schreiendsten Uebelstände abzustellen, weil sie -das einzige Mittel, das bleibt, manche Wohnungen unschädlich zu machen, -nämlich sie zu schließen oder niederzureißen, nicht anwenden kann. Aber -ebenso gewiß ist es auch wieder, daß die schlechteste Wohnung sich -verbessern läßt, die empfindlichsten Nachtheile sich heben oder mindern -lassen. Dazu jedoch ist Eins unerläßlich, ~das Eine, daß ein Jeder selbst -die Hand anlege~. Denn wie der Bewohner eine vorzügliche Wohnung zu einer -nachtheiligen umwandeln kann, so ist er ebenso der Hauptbaumeister, der -eine schlechte Wohnung zu einer guten und gesunden zu erheben vermag, ein -Baumeister zugleich, den alle Baumeister der Welt nicht zu ersetzen im -Stande sind. - -Dieser zu sein oder zu werden, dazu rüste du dich, der du's bisher -vielleicht versäumt hast, nur aus mit gutem Willen und Aufmerksamkeit; -mehr bedarf's nicht! Mit diesen schon wirst du deine Wohnung gesund und -wohnlich einrichten und dem Wirthshaus, den Lustbarkeiten draußen, dem -Flitter und der Hoffahrt gegenüber, dir ein sicheres Haus bauen, darin gut -wohnen ist, das der Stamm ist, darauf du allein gedeihest, darauf deine -Kinder und Kindeskinder wachsen und dir zum Segen reifen werden! - -Weil aber Alles in der Welt will gelernt sein und jedes Handwerk seine -besondern Vortheile und Vorschriften hat, auch wenn diese durch bloße -Gewohnheit von Kindsbeinen an und ohne besonderes Kopfzerbrechen sich -aneignen ließen, so soll jetzt hier zu gutem Ende zusammengestellt -werden, was solchem Baumeister einer gesunden Wohnung zu wissen Noth -thut. Besondere Kosten sind keine mit verbunden, das Geheimniß ist bald -geoffenbart und die Kunst leicht zu lernen, nur macht aber auch hier -Uebung allein den Meister. ~Luft~, ~Licht~, ~Reinlichkeit~ und ~Ordnung~ -indeß sind die Bausteine und das Pflaster, daraus unter Gottes Segen Jeder -sich eine gute und für Leib und Seele gesunde Wohnung aufführen kann! - -Sehen wir zu, wie man diese am besten handhabt und am passendsten -verwendet. - - -11. Die Luft. - -Die Luft zählt zwar für nichts. »Niemand kann von der Luft leben!« -- hört -man als gewöhnliche Redensart. Das ist aber grundfalsch; da verstanden's -die Alten besser, welche Luft die Nahrung, das Futter des Lebens nannten. -Und mit Recht, denn sie ist für unsern Leib gerade ein so nothwendiges -und unentbehrliches Nahrungsmittel als Speise und Trank. - -Athmen ist nicht nur, daß man Luft einzieht und sie nachher wieder -ausbläst: die ausgeathmete Luft ist eine ganz andre als die eingezogene, -und was inzwischen mit ihr in der Brust vorgegangen, das ist eben das -Wichtige und der Zweck des Athmens. Das Blut hat da in der Lunge schnell -das, was ihm zur Erhaltung des Lebens nothwendig ist,[A] aus der beim -~Ein~athmen zugeströmten frischen Luft an sich gezogen und dagegen sein -Unnützes und Verbrauchtes abgegeben, das dann beim ~Aus~athmen mit dem -Uebrigen als umgewandelte und nunmehr unbrauchbare Luft wieder aus der -Brust ausgestoßen wird und sich mit der Luftmasse außer dem Menschen, -sei's in einem Zimmer oder im Freien, vermischt. Dieß wiederholt sich -bei jedem Athemzuge. Daß die abgeschlossene Zimmerluft dadurch allmälig -verschlechtert wird, ist leicht zu ermessen. Daraus läßt sich denn auch -entnehmen, wie die Luft keineswegs so gleichgültig ist, sondern sie -einerseits um so nachtheiliger sein wird, jemehr jene Bestandtheile, -welche als unbrauchbar vom Blute durch das Ausathmen[B] und durch die -Hautausdünstung[C] an sie abgegeben werden, in ihr sich anhäufen. -Anderseits aber muß sie um so vortheilhafter sein, je ungeschmälerter sie -den Bestandtheil enthält, welcher zur Neubelebung des Blutes taugt. - -Es ist nun vom lieben Gott einmal so weise eingerichtet, daß es nicht -erst besonderer Vorkehrungen bedarf, diese uns zuträgliche Luft mit Mühe -und Kosten herzustellen. Im Gegentheil ist ~diese~ gerade die beste, die -unter dem freien Himmel liegt und in welche das Gras des Feldes und die -Bäume des Waldes ungehindert hineinwachsen. Es ist somit genug gethan, -wenn man solcher frei und überall vorkommenden Luft möglichst leichten -Zutritt verschafft. Nun ist's weiter eine einfache Rechnung: wo in einer -Stube ~viele~ Leute sind, da wird das uns Zuträgliche aus der Luft durch's -Einathmen gewiß schneller weggenommen und umgekehrt, durch's Ausathmen -mehr Verbrauchtes drin angesammelt werden, als wo nur ~eine~ Person sich -aufhält. Die Luft des Zimmers wird also immer schlechter werden und um so -schlechter, je kleiner seine Luftmenge, d. h. sein Raum ist. - -Es braucht gar keiner feinen Nase, um die schlechte Luft zu erkennen. Wer -z. B. Morgens aus dem Freien in ein Schlafzimmer tritt, namentlich in -eins, darin mehrere Leute die Nacht zugebracht, den wird es auf der Brust -schnüren. Wo längere Zeit in einem geschlossenen Raume viele Menschen -beisammen gehalten werden, steigert sich die Athembeschwerde bis zu -Taumel, Uebelkeit und Ohnmacht. Darum ist ja auch auf überfüllten Schiffen -die Sterblichkeit so groß. In Calcutta wurden in der sog. schwarzen Höhle -146 Menschen zusammengesperrt; innert 10 Stunden gingen davon 123 zu -Grunde und zwar bloß, indem die Luft durch's Athmen der Eingeschlossenen -und keineswegs etwa durch andere schädliche Dünste und Gase verdorben -wurde. Kommt nun hiezu noch Oelqualm, Ofenrauch, die Ausdünstung von -feuchten Wänden, trocknender Wäsche, von Abgang und Speisen, von Abtritten -und Baugruben, Kellern und Cysternen, so ist klar, daß die Luft noch -viel untauglicher zum Athmen werden muß. Diese Extraverschlechterung -gehört indeß größtentheils ins Capitel der Reinlichkeit, von welcher -sich's wohl lohnt, noch besonders ein Wörtlein zu reden. Hier nur soviel: -Man kann lange frische Luft in eine Stube, eine Kammer, einen Vorraum -hereinlassen, es wird nicht viel damit gewonnen sein, wenn angehäufter -Unrath, verwesender Abgang, ein stinkender Wasserstein u. drgl. durch ihre -Ausdünstung die Luft fortwährend verderben. Nicht fleißig und schnell -genug können darum alle Stoffe, welche die Atmosphäre verunreinigen, aus -bewohnten Räumen entfernt werden. - -Etwas Andres ist es mit der ganz unvermeidlichen Verschlechterung der -Zimmerluft durch's bloße Ausathmen und Ausdünsten der Bewohner, wobei es -sich um den gehörigen Zutritt guter und frischer Luft handelt, als Ersatz -und Verbesserungsmittel der verbrauchten. - -Dieß Herbeiziehen frischer Luft beschäftigt auch, um seiner Wichtigkeit -willen, besonders in neuerer Zeit wieder, die Sachverständigen in hohem -Grade. Zunächst in Beziehung auf Krankenhäuser, Gefängnisse, Kasernen, -kurz Räume, in denen viele Menschen angesammelt sind und folglich durch -das vermehrte Athmen und Ausdünsten die Luft in größerm Maße verdorben -wird. Die Wichtigkeit indeß ist für die Wohnung der einzelnen Familie -ganz dieselbe, namentlich wo diese zahlreich und der bewohnte Raum ein -beschränkter ist. - -Zum Glücke für keine geringe Zahl Menschen erneut und verbessert sich die -Luft in den Wohnungen schon großentheils von selber, indem letztere nichts -weniger als für die äußere Luft unzugänglich sind. Diese dringt nicht nur -durch Thür- und Fensterspalten herein, sondern sogar buchstäblich durch -den Mörtel und die Backsteine der Mauerwände,[D] weßhalb es denn z. B. -bei empfindlichen Kranken, keineswegs nur Einbildung ist, wenn solche -über Luftzug aus dem Mauerwerke klagen. Geht draußen der Wind, so wird -dieser natürliche und unterbrochne, wenn auch verlangsamte, Luftwechsel -in den Wohnungen noch vermehrt, wie es ja bekannt genug ist, daß man im -Winter bei Wind weit mehr heizen muß, als wenn es ohne Wind bloß kalt -ist. Ein anderes wirksames Beförderungsmittel für die Verbesserung der -inwendigen schlechten Luft durch die zuströmende äußere gute ist auch -die verschiedene Wärme im Zimmer und im Freien. Es verlüftet eine Stube -des Winters gerade so erfolgreich, wenn man das Fenster nur eine halbe -Stunde öffnet, als wenn es des Sommers einen halben Tag lang aufgesperrt -wird. Freilich aus dem gleichen Grunde ist dann bei Armen, welche das Holz -sparen müssen, und besonders wo Viele beisammen wohnen, die Zimmerluft -im Winter um so nachtheiliger: Wenn es drinnen wie draußen fast gleich -kalt ist, so wird sich die schlechte Luft in der Stube mehr ansammeln, -ohne genügend durch zuströmende gute verbessert zu werden. Deßhalb ist -überhaupt auch kalte Stubenluft für die Gesundheit weit schädlicher als -kalte Luft im Freien. - -Wie bedeutend indeß der natürliche Luftwechsel (Luftverbesserung) im -Innern der Wohnungen ist, er hat seine Grenze von wo ab er nicht mehr -ausreicht. Diese wird sein, wo der durch Ausathmung und Ausdünstung der -Menschen[E] sich verschlechternden Luft von der natürlich zuströmenden -guten nicht mehr die Waage gehalten wird;[F] also wohl überall, wo -Wohnungen stark bevölkert sind. Für diese Fälle ist man bemüht, künstlich -durch allerhand Vorkehrungen genügend gute Luft herbeizuschaffen. -Man hat dieß durch die verschiedensten Einrichtungen mittels Pumpen, -besonderer Kanäle und Leitungen, mit hohen Kaminen in Verbindung, zu -erzielen gesucht. Diese sog. Ventilationsapparate werden namentlich in -Kasernen, Spitälern, Gefängnissen, Arbeitsälen u. s. w. angewendet; für -einzelne und bescheidenere Wohnungen sind sie indeß zu kostspielig und -zu wenig einfach. In diesen letztern, um die es sich hier doch besonders -handelt, wird man sich mit zugänglichern und wohlfeilern, wenn auch -weniger gründlichen Hülfsmitteln noch eine Weile behelfen müssen. Man -wird sich darauf beschränken im Winter, selbst ein bischen auf Kosten -der Scheiterbeige, die Fenster gehörig zu öffnen und durch diese noch -mehr bessre Luft hereinzulassen, als von selber schon durch Spalten und -Mauerwerk hereinkommt. Solches tägliche Lüften ist in den Wohnzimmern -immer erforderlich; vor allem aber in Schlafkammern, die ohnedieß -schon meist etwas stiefmütterlich behandelt aussehen, hinsichtlich der -Räumlichkeit und der Reinlichkeit. Leintücher, und das Bettwerk überhaupt, -welches von der Ausdünstung während des Schlafens am meisten durchdrungen -wird, sollte man fleißig an die freie Luft hinaus, womöglich an die Sonne, -hängen und dort recht auslüften lassen. Ferner sind aus solchen Räumen -alle großen Möbeln, welche die so schon ungenügende Luftmenge noch mehr -beschränken, zu entfernen, namentlich die Kisten und Tröge und Koffer, die -man häufig als Behälter unreiner Wäsche, unter den Betten antrifft. - -Wo diese Aushülfe nicht genügt, weil die Zimmerluft durch die vielen -Leute, vielleicht Kost- und Schlafgänger, doch immer zu schnell wieder -verdorben wird und man ja nicht fortwährend die Fenster kann offen stehen -lassen, da muß noch sonst wie Rath geschafft werden und zwar dadurch, -daß man einen Theil der Kost- oder Schlafgänger einfach abdankt und auf -diese Weise der Luftverderbniß entgegenwirkt, indem eine Verminderung der -Bewohner einer Lüftung gleich kommt. - -Ist indeß die eigene Familie sehr zahlreich, so läßt sich freilich dem -Nachtheile der Ueberfüllung eines beschränkten Raumes nicht auf die -gleiche Weise begegnen, wohl aber, wenn man eine geräumigere Wohnung -bezieht. Denn ein Raum, in dem vier Personen ganz gesund wohnen, kann für -acht oder noch mehr Menschen zu einem wahren Krankheitsheerde werden. Es -ist darum auch in Dänemark durch Gesetz vorgeschrieben, wie viel Wohnraum -ein lediger und wie viel ein verheiratheter Arbeiter zum Mindesten haben -muß. Da es sich um das Beste für den Menschen und sonderlich für den -Arbeiter handelt, um seine Gesundheit, so sollte man auch ohne Gesetz zu -solchen Veränderungen sich nicht zu lange besinnen. - -Man begegnet vielfach der Meinung, daß durch den Luftzug in Oefen und -Kaminen, die man in den Zimmern heizt, eine namhafte Reinigung der Luft -bewirkt werde. Diese Luftverbesserung aber wird meist viel zu hoch -angeschlagen. Genaue Untersuchungen weisen nach, daß sie kaum für mehr -ausreicht, als die Luft, die ein einzelner Mensch durch sein Ausathmen -verdirbt, wieder herzustellen. Wo daher mehrere oder gar viele Leute -beisammen sind, kann der Ofen- und Kaminzug nicht mehr in Betracht -kommen. Rechnet man zu diesem geringen Vortheil noch die Nachtheile, -welche durch Rauch im Zimmer oder zu frühes Schließen der Ofenklappe -leicht entstehen, so wird man dieser Zimmerheizung kaum sehr das Wort -reden wollen. - -Was die meisten Menschen gegen das Einathmen schlechter Luft so -gleichgültig macht, ist wohl vorzüglich der Umstand, daß die nachtheiligen -Folgen nur in seltenen Fällen auf der Stelle, und damit recht augenfällig, -zu Tage treten. Das Einathmen untauglicher Luft auf kürzere Zeit schadet -unserm Körper auch weit weniger, als wenn es auf die Dauer geschieht. Die -Wohnungen auf dem Lande sind oft sehr vernachlässigt, indem dort mehr auf -die Pflege des lieben Viehes gesehen wird, als auf die der Menschen. Es -wird nie gelüftet, dagegen die Stube im Sommer fortgeheizt. Die Fenster -sind klein, die Zimmerdecke niedrig, man schläft unter bleischweren -Federbetten und Vierfüßer mehr als einer Art theilen neben den Hühnern -mit dem Menschen ein und denselben Wohnraum. Dazu ist das Essen oft -mangelhaft und nichts im Flor als die Unreinlichkeit. Man trifft deßhalb -in Dörfern allerdings auch häufig blasse kränkliche Kinder an. Diese wären -indeß noch weit zahlreicher, wenn nicht anderseits, sobald die Leute den -Fuß vor's Haus setzen, ihnen die frische Luft aufgezwängt würde, wenn -nicht zwischenein Sonne und Regen ungefragt die Naturen stärkten und -wieder gut machten, was die Menschen verdorben. Der Landbewohner sitzt -nur einen kleinen Theil des Jahres in seiner Stube, je mehr aber die -Landbeschäftigung zurücktritt und die Industrie (Weberei etc.) hervor, um -so bedeutungsvoller allerdings wird auch für ihn die Frage einer guten und -gesunden Wohnung werden. - -Durch schlechte Luft wird also nicht auf der Stelle eine Krankheit -erzeugt, wohl aber die Gesundheit allmälig, fast unmerklich, geschwächt: -der Körper vermag nicht mehr schädlichen Einflüssen kräftigen Widerstand -entgegenzusetzen; was immer für eine Art Krankheit gerade herrschen mag, -Schleimfieber oder Katarrh, Entzündung oder Ruhr, keinen Augenblick ist -er vor ihnen sicher. Tritt gar irgendwo die Cholera, das Nervenfieber auf, -ja dann sind es diese schlechtgelüfteten Wohnungen und ihre armen Bewohner -jedenfalls zuerst, welche dem Besuche des furchtbaren Gastes blosgestellt -sind. - -Beinahe schlimmer noch als diese rasch verlaufenden Krankheiten zeigen -sich inzwischen jene kriechenden, heimtückischen, die am Marke ganzer -Generationen zehren und sie langsam zu Grunde richten. Wir meinen -solche wie die Drüsenkrankheit (Scropheln) und die Lungenschwindsucht -(Tuberkeln). Für diese ist jene allmälige Schwächung und Vergiftung des -Körpers, wie sie das Einathmen verdorbener Luft herbeiführt, gerade der -gangbarste und sicherste Weg ihre Opfer zu erreichen. Ohne Aufsehen -serbeln in solchen Wohnungen schon die Kinder hin, man weiß nicht, woher -das kommt, wann es angefangen, hat nie einen Feind bemerkt: unsichtbar -in der dumpfigen Luft schwebend hat dieser auf das zarte Leben gedrückt, -immer schwerer und schwerer, bis er's endlich erstickt. »Die Luft ist ja -Nichts! man lebt nicht von der Luft!« -- nun, so stirbt man aber doch von -ihr. - - -12. Das Licht. - -Hat Einer einen Blumenstock, so stellt er den vor's Fenster oder trägt -ihn hinaus an die Tonne, denn er weiß, daß er ihm im Schatten welk und -siech wird, die grünen Blätter erblassen und nur saft- und kraftlose -Triebe aufschießen. Er weiß auch, daß die Knospen und Blüthen stets nach -dem Lichte sich hinwenden und wachsen, wenngleich man immer wieder sie -anders kehrte. Das gleiche Bedürfniß der lieben Gottessonne hat nun auch -der Mensch und besonders als Kind. Nicht vergebens zieht es einen an -schönen Frühlingstagen an allen Haaren hinaus, die liebe Sonne sich auf -den Rücken scheinen zu lassen und die sonnendurchwärmte frische reine -Luft in vollen Zügen einzuathmen. Daß dieß nicht bloße Vergnügenssache, -sondern wirkliches Bedürfniß ist, zeigen uns die armen Menschen, die ihres -Lebens größten Theil hinter geschlossnen trüben Fenstern, zwischen engen -Mauern in sonnenlosen kalten Hinterhäusern und Erdgeschossen, ja gar unter -der Erde in Kellern zubringen müssen. Sie sehen da gerade so aus wie -jene armen serbelnden Pflänzchen, die mit aller Gewalt ans Licht möchten -und können doch nicht. Da schwinden die rothen Backen, der frische gute -Muth, der lebendige Blick. Dafür wird die Haut bleich und schlaff, Kinder -sehen alt und ernst aus, es entwickeln sich bei ihnen leicht Augenübel, -Drüsenkrankheiten, bei Aeltern Wassersucht, besonders wenn, wie gewöhnlich -der Fall, noch Mangel an frischer Luft und Unreinlichkeit dazu kommen. Es -müßte auch, schon ganz äußerlich betrachtet, ein Gemüth sehr verfinstert -sein, auf das nicht der erste helle Frühlingsstrahl einen heitern Eindruck -übte. Freilich ist's fatal, wenn dieser dabei auf einen schmierigen -Fußboden, auf unsaubre Wäsche und Gesichter oder auf unordentliches -Geräthe fällt, denn gar unerbittlich hebt er nur viel schärfer all die -Gebrechen hervor. Um aber da der heilsamen Kraft nicht verlustig zu gehn, -sondern ihr herzhaft Thür und Fenster öffnen zu können, wird es am besten -sein, man richte sich so ein, daß man das Sonnenlicht nicht zu scheuen hat -und dieß geschieht durch Reinlichkeit. - - -13. Reinlichkeit und Ordnung. - -Reinlichkeit und ihre Schwester die Ordnung, sind die Grundlage aller -Wohnlichkeit und Behaglichkeit; ebenso sehr auch ein Hauptmittel der -Gesundheit. Wie sie die Armuth der Hütte verklären, so erlischt ohne -sie die Pracht des Palastes. Sie umfangen Alles: den Menschen selbst, -seine Kleidung, seinen Hausrath, seine Arbeit und die ganze Umgebung. -Der einfachste und gebrauchteste Tisch von Tannenholz, das gröbste und -geflickteste Hemde, wenn sie ganz und rein sind, stehen hoch über einer -unsaubern Commode von Mahagoni, einem schmuzigen gefältelten Vorhemdchen -mit vergoldetem Knöpfchen drin. Nehmt dasselbe Zimmer, die gleichen -Geräthe, die in ihrem unreinlichen und unordentlichen Zustande euch vor -Unbehaglichkeit hinaustreiben, und reiniget Alles gründlich, wascht den -Fußboden, das Getäfel, die Fenster, den Tisch, die Bettstelle, ebenso -die Vorhänge, die Bettwäsche, stellt Jedes dahin, wo's hingehört und ihr -werdet euch in einer neuen Welt finden, in der euch wohl und heimisch -ist und darin Alles, auch das Geringste, besser, freundlicher, weniger -armselig aussieht. - -Es giebt zwar genug Leute, welche meinen, Reinlichkeit trage nichts ab -und habe mit dem Wohlsein nichts zu schaffen. Demgemäß lassen sie denn -auch auf ihrem Leibe sich ansammeln und ansetzen, was nur immer Lust -hat. Und unter ihrer Kruste von Unreinigkeit und abgestandener Haut -empfinden sie freilich nichts von dem stärkenden erfrischenden Gefühle, -das nach einem Bade den ganzen Körper durchströmt, als fließe nun das Blut -freier, kräftiger durch alle Adern durch. Nichts ist zuträglicher für die -Gesundheit als solche Bäder, oder, wo sie nicht möglich und im Winter, als -Ersatz kaltes Waschen des Körpers. Viele Krankheiten, und vor Allem die -ganze Reihe der langweiligen Erkältungskrankheiten, können buchstäblich -weggewaschen werden, indem die Haut durch's Waschen belebt, gestärkt wird -und so dem Einflusse der wechselnden Witterung widersteht. Besonders für -Kinder, deren Haut so saftreich und thätig ist, zeigt sich das kalte -Waschen heilsam und kräftigend. - -Nicht umsonst hat der alte Moses seinen Israeliten so bestimmte und -einläßliche Vorschriften über die Reinlichkeit gegeben, ja dieselbe -zu einer religiösen Pflicht gemacht. Wie viele Christen hätten da von -den Juden zu lernen! Ueberhaupt steht unsre Zeit hierin der der Alten -bedenklich nach. Wie ganz anders sah's z. B. in dem alten Rom aus, als -in unsern neuen Städten, das modische Paris nicht ausgenommen! Ueberall -waren dort öffentliche Bäder eingerichtet, die man regelmäßig benützte. -Kostbare Riesenbauten, deren Ueberreste die Welt noch jetzt anstaunt, -führten das beste Wasser weit aus dem Gebirge herbei. Keine Gelegenheit -war da zu ferne, kein Preis zu hoch, man rechnete nicht ängstlich die -Zinse nach, denn es betraf ja Gesundheit, Wohlsein des Volkes und alle -Welt genoß der Wohlthat guten und reichlichen Wassers. Anderseits führten -die großartigsten unterirdischen Gänge und Kanäle (Kloaken) alles Unreine, -allen Abgang sogleich aus dem Bereiche der Menschen weg. - -Im Gegensatz hiezu leiden bei uns nur zu häufig Arme und Reiche gleiche -Noth an gutem Wasser und da ist die ganz nothwendige Folge eben die -Unreinlichkeit; am auffallendsten freilich immer in der Wohnung des -Aermern. Wo man jeden Tropfen weit herholen und sparen muß, ja da wird -beim Fegen und Waschen keine große Verschwendung getrieben und man läßt -schon eher etwas »zusammenkommen«. Ganz natürlichen Schritt hiemit hält -die Gleichgültigkeit gegen schlechte Ausdünstungen, aus Winkeln und -feuchten Höflein, gegen Gerüche aus Mistgruben, Abtritten und Cysternen, -aus mangelhaften Dohlen und Löchern, in denen der Abfluß sog. Wassersteine -stehen bleibt. Da ist keine Vorkehrung getroffen, es wird für keinen -Ablauf, für keine Reinigung gesorgt. Wozu sollte dieß auch ein Einzelner? -fünfzig, hundert Menschen vielleicht, benutzen ja die »Gelegenheit«, -was sollte Einer den Narren machen für die Andern? Und so athmen denn -Hunderte und Tausende vieler Orten diese verpestete Luft und es hilft -dann allerdings nicht viel, zur Verbesserung der verdorbenen Zimmerluft -die Fenster zu öffnen und diese vielleicht ebenso schlechte Luft -hereinzulassen. Wie's da aber hernach aussieht, und namentlich in großen -Städten (wo die Menschen enge wohnen und die übeln Ausleerungen massenhaft -sich ansammeln,) wenn ansteckende Krankheiten, z. B. Cholera, ausbrechen, -das zeigen die Sterbetabellen leider nur zu deutlich. - -Es ist hier allerdings mehr das Gebiet der obrigkeitlichen Fürsorge und -der Einzelne, besonders der Miether, wird unmittelbar kaum viel mehr zur -Verbesserung beitragen können, als daß er selber so wenig als möglich -Ansammlung von solchem Unrathe in seiner Nähe veranlaßt und auf Abhilfe -~der~ baulichen Uebelstände dringt, denen mit einiger Leichtigkeit zu -begegnen ist. Wo es dagegen schwer, vielleicht unmöglich zu helfen, -da wird er am klügsten handeln, solche gefährliche Nachbarschaft oder -Einrichtung zu fliehen, indem er auszieht. Im Ganzen aber ist es schon -ein Gewinn, wenn nur die allgemeine Aufmerksamkeit sich auf Dergleichen -richtet, der Uebelstand als solcher erkannt, das Bedürfniß empfunden wird; -einmal so weit und die Abhülfe wird auch selten mehr gar zu entfernt sein. - -Reinlichkeit kann Jeder üben, selbst der Aermste, es kostet kaum mehr als -ein bischen Mühe. Und laßt sie nur einmal irgendwo recht Wurzel schlagen, -sie wird sich bald über eure ganze Umgebung verbreiten. Wer seinen Körper -reinlich hält, der wird nicht allein auch auf frische und saubere Wäsche -halten, sondern zugleich seine Kleider weniger verunreinigen. Er wird -keinerlei Abgang nur so in die Ecke werfen; sein Auge wird empfindlich: -ein ungescheuerter Tisch, ein schmuziger Fußboden werden ihm bald zum -Greuel und den Fliegen mag er fürder weder das Glas des Spiegels, noch -der Fenster zum Mißbrauche überlassen. Bricht einmal leidigerweise eine -Scheibe, dann schickt er doch lieber zum Glaser und nimmt sich vor, -künftighin vorsichtiger zu sein, als daß er ~das~ Loch nur so mit einem -Lumpen zustopft oder ein Papier drüber klebt. Abfall von Speisen in der -Küche, Kehricht, gebrauchtes Waschwasser und dergleichen Alles wird nicht -Tage- und Wochenlang aufbewahrt, sondern im Gegentheil sofort aus der -menschlichen Nähe geschafft. Jeden Morgen werden alle Räume, Treppen wie -Zimmer, gescheuert, wöchentlich auch gefegt; das versteht sich bald von -selbst und verursacht wenig Mühe und Unbequemlichkeit mehr. An den blanken -Fenstern will man saubre Vorhänge erblicken, je nach vier, sechs Wochen -versieht man die Betten mit frischen Leintüchern und hängt wöchentlich, -beim Wechseln der Leibwäsche, auch ein reines Handtuch hinter die Thüre. -Alle paar Jahre wird man überdieß im Frühjahr finden, die Zimmerdecke sei -den Winter über durch Ofenrauch und Oeldampf doch auch gar zu schwarz -geworden und entstelle das ganze Zimmer. Man rechnet zwar, sperrt sich, -indeß am Ende wird der Reinlichkeitssinn siegen und der Entschluß wird -gefaßt, zum Gypser zu schicken und weißen zu lassen: es gefalle einem dann -nachher noch eins so wohl zu Hause! - -Schon durch diese regelmäßig wiederkehrende Thätigkeit aber wird eine -bestimmte Zeiteintheilung, mit dieser von selbst die Ortseintheilung, -das heißt eine allgemeine Ordnung sich ergeben, ohne daß man eigentlich -sieht wie? bei der man blos sich sehr behaglich, zufrieden, glücklich -fühlt und in welcher der gesammte Haushalt nur mit der halben Mühe gegen -früher scheint geführt zu werden. Nehmen dabei die einzelnen Staats- und -Modestücke auch ab, man wird sich trösten und weniger das Bedürfniß haben, -etwas vorstellen, scheinen zu wollen, weil man das innerliche Gefühl hat, -daß man wirklich etwas ~ist~. Sieht inzwischen die Frau auf der Straße -nicht wie eine Dame aus, ei nun, so gleicht sie dafür im Hause doch -keiner Hexe mehr: eine bequeme, einfache, reinliche Kleidung wird in ihr -stets die Hausfrau erkennen lassen. Gleicherweise hält sie ihre Kinder -reinlich und einfach und scheucht weder durch vernachlässigten Aufzug und -Unordnung, noch durch im Zimmer zum Trocknen aufgehängte Wäsche den Mann -~ferner~ in's Wirthshaus hinaus. - - -14. Recht sehen und richtig rechnen. - -Die Bewohner aber, die einmal so in's rechte Geleise gekommen sind, werden -auch von selbst bald anders ~sehen~ und anders ~rechnen~ lernen. - -Sie werden nicht nur merken, daß ihre ordentliche und reinliche Wohnung -und die damit verbundene Lebensweise ihnen mehr zusagt, als die frühere -vernachlässigte und ihnen, wie man sagt, dabei um's Herz wohl ist, -sondern auch, daß sie auf die neue Weise in Allem besser fahren. Und -wem wirklich der gute Stand seiner Wohnung eine angelegentliche Sache -ist, wer mit der Lüftung, der Reinlichkeit und Ordnung desselben Ernst -macht, der wird auch bald erkennen, wie weit ~er~ helfen kann und an -welche Uebelstände ~seine~ Hand nicht mehr hinanreicht. Liegen diese -in fehlerhafter Bauart, in schlechter Einrichtung, in nachtheiliger -Umgebung, so wird er, wenn er zur Miethe wohnt, sich mit Vorstellungen -an den Hausbesitzer wenden. Er wird Manches so erlangen können, weil der -Eigenthümer gerne an seinem Hause etwas verbessert, wenn er sieht, daß -sein Miethsmann ihm zu der Wohnung Sorge trägt, sie im guten Stande hält, -nicht Alles drin und dran verlottern läßt, wo ihn sonst freilich jeder -Batzen reuen würde. Solches wirkt oft mehr als alles Bitten und Beten. Wer -in seinem Haushalte Ordnung hat, der ist auch ein regelmäßiger Zahler, -es braucht keines Mahnens und Zuwartens, wenn der Zinstag da ist; man -hat von solchen Leuten überhaupt weniger Störung, Verdrießlichkeiten zu -erleiden und so ist es, neben dem natürlichen Wohlwollen, zugleich der -wohlverstandene Vortheil des Hausherrn, wenn er seinem Miethsmanne sich -gefällig zeigt. Thäte er dieß thörichter Weise nicht, oder ließe sich -großen Uebelständen überhaupt gar nicht abhelfen, dann würde sich freilich -der auf ein ordentliches und gesundes Quartier haltende Bewohner nach -einer andern, gesundern, bessern Behausung umsehen müssen. Sie zu finden, -würde ihm wohl nicht zu schwer fallen, denn einmal ist sein Auge geübt, -er weiß, worauf es ankommt, was nachtheilig und was vortheilhaft ist und -tappt nicht mehr gleichgültig oder unverständig in den ersten besten Raum, -der sich ihm aufthut, ohne nur zum Fenster hinausgesehen zu haben, oder es -zu beachten, wenn er mit dem Kopfe fast an die Zimmerdecke stößt. Und dann -werden seine Ordnungsliebe, seine Pünktlichkeit, sein guter Ruf ihn den -Hausbesitzern empfehlen vor zehn nachlässigen und leichtfertigen Miethern, -wie sie alle Vierteljahr aus- und einziehen und ohne welche die Zahl der -elenden Wohnungen bald sich vermindern würde, weil die Waare stets nach -dem Käufer sich richtet. - -Es ist möglich, ja wahrscheinlich, daß, wer auf ein freundliches, -gesundes, wohnliches Logis sieht, etwas mehr Miethe zahlen muß als für -eine Spelunke. Daneben wird er rechnen: So viele Franken muß er allerdings -jetzt vierteljährlich mehr ausgeben, was hat er dafür? In der sonnigen -heitern Behausung kann er im Frühjahr und Spätherbste wenigstens ein paar -Wochen lang das Heizen sich ersparen, das ihm nun, gegenüber dem frühern -feuchten und kalten Winkel, die bloße Sonnenlage abnimmt. Dann geht ihm -von seinem Hausrathe, von Bettwerk und Kleidern in der trockenen und -luftigen Wohnung weniger zu Schanden als in einem dumpfigen Loche, wo sich -überall Schimmel und Faulflecken ansetzen. Die Hauptsumme indeß, die er -gewinnt, besteht in den Franken, die ihn seine kränkelnde Frau und Kinder -vordem kosteten und die in der gesunden Wohnung nun ganz oder zum großen -Theile erspart werden. Es ist nicht nur das Geld, welches baar an Doktor -und Apotheker ausgegeben wird, sondern auch jenes noch, das er in der -Zeit zu verdienen versäumt, der ganzen Zeit, die Krankheit und Pflege der -Seinen oder eigene Erkrankung ihn zu Hause festhielten. - -Von den Bewohnern solcher geordneten, reinlichen und gesunden Wohnungen, -auch wenn sie in Fabriken arbeiten, gilt dann die allgemeine Annahme nicht -mehr, daß ihre Lebensdauer eine viel kürzere sei, als die der vermöglichen -Klassen. Daß von dieser größern Sterblichkeit die Wohnung und Lebensweise -daheim weit mehr der Grund sind als die Arbeit, das beweisen am -schlagendsten z. B. jene Arbeiterfamilien in den Musterwohnungen der Stadt -London. In diesen sterben von tausend Menschen im Jahre höchstens 13 bis -14, während in andern schlechtern Häusern, ganz im gleichen Quartiere, ja -mitten unter jenen Musterwohnungen, 27 bis 28 Todesfälle vorkommen. Solche -Erfahrungen und Zahlen reden denn doch deutlich und es scheint, Jeder -dürfte sie gar wohl mit in die Rechnung bringen, wenn er eine Wohnung -aussucht und den geforderten Miethzins in Erwägung zieht. Wenn sich nun -so beim Abschluß der Rechnung zeigt, daß die bess're, theurere Wohnung -doch zugleich die billigere ist, so kann kein Vernünftiger mehr in seinem -Entscheide schwanken, besonders wenn er ja noch Behagen, Zufriedenheit, -Glück, die er darin findet, gratis obendrein erhält. - -[Illustration: Dekoration] - - - - -II. - - -1. - -Die Dämmerung ist hereingebrochen; Liese und das 19jährige Liseli -erwarten jeden Augenblick den Vater, denn das einfache Nachtessen ist -parat. Unterdessen sitzen Mutter und Tochter am Fenster; nicht der -Aussicht wegen, denn gegenüber gibt's nichts als graue, halb vom Kalk -entblößte Mauern und halbverfaulte Läden, so nah noch, daß man meint, man -könnte das Alles zum Fenster hinaus mit der Hand ergreifen. Also Aussicht -gewährt das Fenster keine, wenn man nicht den Flügel öffnet und den Kopf -in's enge Gäßchen hinunterbeugt, wo freilich zu jeder Tages- und fast zu -jeder Nachtzeit etwas zu sehen wäre, was wunderfitzige und klatschsüchtige -Augen und Zungen ergötzt. Aber zu dieser Klasse gehören unsere beiden -Frauenzimmer nicht. Liese ist Wunderfitz und Klatschen vergangen, ohnedieß -hat das nie ihre starke Seite ausgemacht; jetzt sitzt sie meist still und -scheinbar nachdenklich in ihrem ererbten hochlehnigen Großvaterstuhl mit -dem zierlich geschweiften und in der Mitte gegipfelten Zierrath, der die -Füße des Stuhls in's Kreuz verbindet. Obgleich ihre 45 Jahre sie noch -nicht beugen können, sitzt sie doch welk da, düster und trüben Angesichts. -Zu klagen weiß sie nichts Besonderes, krank fühlt sie sich gerade nicht; -aber sie ist matt, ohne gearbeitet zu haben, appetitlos, ohne gegessen zu -haben, wehmüthig, ohne beleidigt zu sein, hat Schmerzen, ohne sagen zu -können: »Ich bin krank, mir fehlt das oder jenes.« Sie möchte klagen, aber -weil sie eigentlich nichts Besonderes zu klagen hat, so verschließt sie, -um Niemand Unrecht zu thun noch zu betrüben, ihre Klagen in sich, -- und -denkt fast ohne Aufhören, wie beklagenswerth sie sei. - -Liseli sucht die stille, verschlossene Mutter aufzuheitern. Sie spricht -von allem Möglichen, vom Markt und von der Eisenbahn, vom Unglück mit -dem Steinweidling und vom Krieg; aber die Mutter gibt wenig Antwort. -Liseli ist eine zartfühlende Tochter; was sie nach ihres Herzens -Drang am liebsten erführe, das verschweigt sie am sorgfältigsten; -die Mutter würde ihr den Kummer ja doch nicht offenbaren, der sie zu -drücken scheint. Liseli thut, was in ihren Kräften steht, die Mutter zu -stützen und zu erheitern, führt die ganze kleine Haushaltung und putzt -dazwischen Bändel. Aber mit dem musterhaften Fleiß und dem schonenden -Zartgefühl der Tochter ist der Einziggeborenen auch kein geringes Theil -von Empfindsamkeit zu Theil geworden. Nicht daß sie solche je blicken -ließe; aber in der dunkeln Küche, wo sie nicht beobachtet werden kann, -rinnt Thräne um Thräne über die Wangen und sie fragt sich tausendmal in -Gedanken, hab' ich etwa das gesagt, hab' ich etwa jenes gethan, daß der -Vater, daß die Mutter unzufrieden ist? Und außer ihrem eignen Leid, das -diese krankhafte Zärtlichkeit gegen ihre Eigenliebe ihr bringt, hat sie -auch noch ein anderes, gerade bei solcher Gemüthsart tief einschneidendes -Leid zu tragen. Sie sieht ja täglich, wie zwischen Vater und Mutter -keine Liebe ist, wie sie, ohne zu zanken, doch allerlei kleine Ursachen -zur Unzufriedenheit an einander suchen und finden, und wie so Eines dem -Andern Unrecht thut, Eins das Andere täglich verwundend behandelt. Sie ist -ja eine treue, liebende Tochter, wie sollte ihr das nicht durch's Herz -gehen, daß Vater und Mutter so gegen einander sind. -- Jetzt kommt der -Vater heim. Statt dem guten Abend heißt's nur: »Habt ihr kein Licht in -der Küche, ich könnte mir Hals und Bein brechen, bis ich zur Stubenthür -komme.« Schnell holt Liseli ein Licht und ohne Umstände setzt man sich und -ißt die Suppe, die trotz Salz und Pfeffer nicht gewürzt ist. Gleich darauf -geht der Vater noch »zu einem Kameraden, um sich zu erholen;« es ist ihm -zu trübe zu Hause. Mancher Andere geht noch in's Bierhaus; er nicht. Und -darum hält er sich für einen musterhaften Hausvater, und weil er Frau und -Kind nicht schilt und zankt. - -Liese geht erschöpft zu Bette, um in ängstlichen Träumen und unruhigem -Schlummer das freudlose Leben des Tages fortzuleben; Liseli aber muß auf -die späte Zurückkunft des Vaters warten, ehe es seine Ruh' im Kämmerlein -suchen kann. - - -2. - -Es ist merkwürdig, es ist bejammernswerth, wie viele Familien eines -wackeren Arbeiterstandes vergeblich ringen und streben, glücklich zu -werden und es nicht werden können. Wohl suchen sie das Glück im Frieden -und zanken und streiten nicht, aber es ist ein fauler Friede; wohl -sind sie arbeitsam und sparen, aber während das Sparkassenbüchlein -wächst, wird ihr Herz ärmer und ärmer. Das Herz des Menschen bleibt -zwar immer die Hauptquelle alles Uebels, das ihn trifft; aber es gibt -doch auch äußere Ursachen, die wie ein Mistbeet jene Disteln und Dornen -hervortreiben, durch welche die Arbeit in Fluch verkehrt wird; und eine -der wesentlichsten ist ~eine unzweckmäßige Wohnung~. Das zeigte sich z. B. -bei unsrer Familie. - -Vom Lande, wo die kleine Landwirthschaft und daneben das Posamenten eine -kleine Haushaltung ordentlich durch's Leben bringt, wo aber gerade der -letztere Erwerb etwas unregelmäßiger Frucht trägt, als das Arbeiten in der -Fabrik selbst, zogen Heiri und Liese mit ihrem Liseli in die Stadt, um es -»besser zu machen.« Bei der allgemeinen Noth, um ein passendes Geld ein -passendes Logis zu bekommen, war es ihnen sehr erwünscht, daß der Vetter -Hans, welcher in einer hintern Gasse ein eigenes Haus hatte, und wo er -durch Vermiethen seiner kleinen Logis »frei« saß, ihnen aus Freundschaft -ein solches, eine Stiege hoch, um den gewöhnlichen Zins anbot. -- Zwar -wollte ihnen die Wohnung nicht recht behagen, aber so viel sie sich vorher -erkundigt hatten, sie sahen eben ein, daß fast Niemand ihres Standes und -Berufes besser versorgt sei. Giebt es doch Häuser mit 6 Kreuzstöcken in -der Fronte, wo 11, sage elf Familien wohnen, weil fünf gegen den engen -Hof hinaus die einzige Aussicht haben. -- Und der Vetter war recht -ordentlich, kujonirte nicht wie mancher, der sich als Hausherrn fühlt, -seine Abmiether mit allerlei unnöthigen Scherereien, daß man sich kaum zu -regen wagt. Er war nicht stolz, sondern recht freundlich, und besonders -gegen Heiri's. Daher schickten sie sich in das nothwendige Uebel und -zogen damals ein und waren eben jetzt in's vierte Jahr da. Wie schätzten -sie sich im Anfang glücklich, in die Stadt gezogen zu sein; denn der -Verdienst gieng recht ordentlich und das Geld floß wie ein bescheidenes -Brünnlein regelmäßig in's Haus. Auch das Logis lernten sie trotz vieler -Unbequemlichkeiten schätzen; denn sie hatten im Hause Frieden. Freilich -auf dem Lande hört man nicht oft von Hausstreit zwischen Nachbarn, außer -wenn sich an ihnen das Sprüchwort erwahrt: »Halbes Haus, halbe Hölle.« -Aber in der Stadt, wo so viele Hausleute zusammengepfercht wohnen, sind -Zwist und Unfrieden leider nicht selten. Neid, Eifersucht, Klatschsucht, -Ungefälligkeit, Empfindlichkeit, Kinder, Gassenkehren und unzählige -andere Ursachen verbittern manches Leben, zerstören manchen Hausfrieden. -Jahrelang können Nachbarn sich in ein Leben von Haß und Bosheit einnisten, -einander durch alle erdenklichen Mittel, Verklagen beim Hausherrn, das -Leben verleiden, Hohn und bissige Worte aus dem Logis zu vertreiben -suchen, und vergessen darüber den hohen Adel und die himmlische Berufung -der menschlichen Seele. - -All' dieß Leid erfuhren Heiri's nicht an sich selber; denn der Vetter -wachte streng über die Hausordnung, und deßhalb waren seine Logis gesucht -und nie eines leer. Aber es gab aus der nächsten Nachbarschaft manchen -bedauerlichen Auftritt zu hören, oft am Morgen, ein anderes Mal am Abend, -heute links, morgen rechts, daß Liese oft sagte: »Gott Lob und Dank, daß -wir beim Vetter sind!« Sie vergaß darüber beinahe die Unbequemlichkeiten -und das Unfreundliche und Unbehagliche ihres Hauses. Denn so heimelig -wie auf dem Dorfe war's just nicht. Die enge, düstere Gasse war selten -trocken, weil die Sonne nie auf den Boden scheinen konnte, und weil vom -Morgen bis zum Abend, wenn nur nicht gerade der Landjäger da war, manches -Spül- und Bartwasser von oben herunter oder von der Hausthüre aus auf's -Pflaster gegossen wurde. Trat man in den Hausgang, so roch's just auch -nicht nach Rosenöl, sondern fast wie bei der Gasfabrik; denn zunächst an -der Hausthüre war der gemeinschaftliche Abtritt und dahinter ein Verschlag -für alle Arten von Abgängen, die von Morgens bis Abends von allen -sechs Hauspartheien hier zusammengeworfen und dann in Kehrordnung dem -melancholischen Schellenwagen anvertraut wurden. Die Passage war im engen -Hausgang oft durch den offenen Kellerhals unterbrochen, was besonders -Abends immer einige Vorsicht nothwendig machte, für Fremde aber wirklich -gefährlich war. Weit hinter dem langen Gang war die Stiege, die man aber, -wenn man so vom Tageslicht hereinkam, nicht mit den Augen, sondern mit -den Füßen aufsuchen mußte; auch über diese Schwierigkeit half Uebung und -Gewohnheit. Oben kam man von der Stiege aus wieder an die Küchenthüre, -welche ein paar Glasscheiben hatte, die fast eben so gut hätten wegbleiben -können; trat man durch die Küche weiter, so gelangte man abermals zu einer -Thüre mit Glasscheiben, die Stubenthüre; und neben der Thüre gieng auch -noch ein Fenster aus der Küche in die Stube; denn außer dieser Beleuchtung -gab's kein anderes Tageslicht in der Küche. Die Stube war gegen die sonst -im Hause herrschende ägyptische Finsterniß hell; denn sie hatte einen -breiten Kreuzstock, wobei es nicht viel ausmachte, daß das zweischläfrige -Bett etwas vor dem Fenster stand. Neben der Stube war noch ein Kämmerlein; -denn, merkwürdigerweise kommt das nicht selten vor, das Haus ging hier -vor einem Theil des Nachbarhauses durch, so daß man sich denken kann, -welche Fülle von Licht der Nachbar in seinem versteckten Winkel haben -mag. Diese sonderbaren Verzackungen werden wohl jener Zeit ihren Ursprung -verdanken, wo ein Bürger dem andern bei einem Glase Wein die wichtigsten -Hausgerechtigkeiten »für einen Abendimbiß« verhandelte. Aber gerade für -Vetter Heiri's Haus war das ein Vorzug, weil es gegen die Gasse zwei -Fenster, hatte. Gar viele Logis haben statt eines Kämmerleins nichts -als einen dumpfen, dunkeln Alkoven hinter der Stube, eine Einrichtung, -welche meist durch erwähnte einspringende Winkel oder durch große Tiefe -der Häuser bei geringer Breite veranlaßt wird. Das sind aber wahre -Mördergruben; denn in solchen Winkeln setzt sich die Feuchtigkeit so fest, -daß keine Tapete hält, daß feines grünes Moos sich ansetzt, ja im Winter -das Wasser wie an feuchten Felsen heruntertropft. Und wer da schlafen -muß, wo der Leim der Bettstellen in Furnieren und Fugen sich auflöst, wo -ein eckelhafter Modergeruch Betten und Kleider durchdringt, wie kann der -bei stärkster Gesundheit gesund bleiben? Es giebt leider solche Häuser, -besonders, wo stark bevölkerte Quartiere in hügeligen Gegenden der Stadt -vorkommen, in welchen die Hinterräume und Hinterhäuser in den Berg -eingebaut sind. Da sollte von Polizei wegen die Anordnung von Luftkanälen -zur Ventilation vorgeschrieben und im Nothfall zwangsmäßig ausgeführt -werden, da sollten sämmtliche feuchten Mauerwände mit Asphaltmörtel, mit -Theer- oder mit Asphaltfilz bekleidet und vertäfelt oder doppelt (zuerst -mit starkem Packpapier) tapeziert werden. Denn nur Schutz gegen äußere und -Auftrocknung der innern Feuchtigkeit, gleichzeitig angewendet, vermögen -diesen schreiendsten Uebelstand zu heben. - -Wie gesagt, Vetter Heiri's Haus hatte manchen Vorzug vor andern Häusern -gleicher Klasse, und darum ließ sich's zur Noth darin wohnen; darum -trachteten auch Heiri und Liese nicht nach einem andern »Losament.« Heiri -war den Tag über auf der Arbeiterstube; der spürte am wenigsten von der -Unbequemlichkeit des Hauses. Aber Liese weinte im Anfang zuweilen in der -Stille, weil es das Heimweh nach seinem freundlichen Stüblein auf dem -Dorf nicht ganz verwinden konnte. Zwar, ob's das Dorf sei, mit seinen -Baumgärten und grünen Matten und niedern Häusern oder die trauliche -Bekanntschaft der Leute im Dorf, die Alle einander duzen, das wußte es -nicht; aber etwas fehlte ihm. Jahr aus, Jahr ein war's auch das ewige -Einerlei in der Arbeit, nur daß man im Winter noch zu heizen hatte. -Am Morgen brannte in der finstern Küche das Aempele, im Winter selbst -Mittags, und Abends jedenfalls wieder. Ob das Geschirr sauber und blank -sei, war beim besten Willen nicht gut zu unterscheiden und Alles mußte -mehr im Griff als nach dem Augenschein geputzt oder gekocht werden. Kein -Wunder, daß Liese zunächst die gewohnte Freude an der Reinlichkeit in der -Küche verlor. Liseli bekam manchen »Schnauz«, wenn es die Pfanne, welche -die Mutter schon ausgerieben hatte, noch einmal visitirte; denn Liseli -war sehr exakt und nahm eher Kellen und Löffel und Gabeln und Messer -an's Stubenfenster, als daß es auf's Gerathewohl das Geschirr auf dem -Küchenschaft versorgt hätte. - -Im Winter gings nicht sehr früh her. Der Milchmann kam spät und vorher -nützte das Aufsein nicht viel. Wäre Liseli gern, wie gewohnt, um 5 oder -halb 6 Uhr aufgestanden, so war der Vater unzufrieden, man müsse das -Licht ja schon am Tag genug in der Küche brennen und zu thun sei ja -nichts Nothwendiges. Liese kam so in jenen verderblichen Schlendrian der -Hausordnung, wo man den ganzen Vormittag in ungekämmtem Haarschmuck und im -schlampigen Staat des Unterrocks und Nachtkittels herumhanthiert und sich -lobt, daß man das Bett gemacht und die Stube gewischt hat. Das war aber -dem Liseli gar schwer; doch durfte es aus Ehrfurcht und Scheu der Mutter -nichts sagen und strengte sich in seinem Theil um so mehr an, der Ordnung -heil'ge Zucht zu wahren. Es nahm den Staub fleißig auf und überschwemmte -regelmäßig am Samstag Nachmittag den Stubenboden mit einer Fluth warmen -Wassers und fegte und wirthschaftete im Zimmer, bis alles rein und hell -schien; so auch im Kämmerlein, wo es schlief. Dabei wurden die Fenster -und Thüren aufgemacht, daß es lustig durch die Stube blies, damit Alles -schneller trocknete. Dieß Lüften wäre, besonders im Winter, eine rechte -Wohlthat gewesen, wenn man dem schädlichen Zuge und dabei der Feuchtigkeit -hätte ausweichen können. Aber daß dieser Luftzug schädlich sei, wußten -weder Liese noch Liseli; auf dem Lande ist man ja bei der Landarbeit -immer der freien Luft und allem Wind ausgesetzt, ohne Nachtheil. Zahnweh -und Kopfweh schrieben sie vielmehr der veränderten Kost, der andern -Luft und dem vielen Sitzen zu. Zudem that ihnen der erfrischende Hauch -einer zum Fenster hereinströmenden Luft für den Augenblick wohl, denn -der Küchenqualm und der Stubendunst waren oft recht drückend. Aber im -letzten Winter wurde die Mutter anhaltend unpäßlich, ohne daß sie wußte -warum, noch eigentlich sagen konnte, was ihr wehe that. Bald Stechen in -der Seite, bald Kopfweh, wenig Appetit und wenig Muth, das war ihr Uebel. -Dabei wurde sie blässer und abgezehrter. Den Doktor wollte sie nicht, denn -von Zeit zu Zeit gings wieder besser. Endlich aber wurde dem guten Liseli -bang und es ließ nicht nach, bis der Vater zum Doktor ging. - - -3. - -Der Doktor kam; ein freundlicher Mann mit wohlwollendem Blick und klugen -Augen, ein Freund der Leidenden und gar oft und viel ein Tröster und -treuer Berather der Armen. Es war gerade der rechte Zeitpunkt, um auch den -Heiri anzutreffen, der eben Feierabend gemacht hatte. Denn Heiri hätte -gerne gewußt, was seiner Frau fehle, theils um sich zu versichern, daß -es keine kostspielige Krankheit gebe, theils weil er eigentlich doch mit -seiner Frau rechtes Mitleid gehabt hätte, wenn es mit ihrem Leiden länger -oder ärger geworden wäre. - -Der Herr Doktor war bald fertig mit seinen Fragen und sagte dann -freundlich aber ernst: »Liebe Leute, die Sache ist nicht gefährlich und -nicht bedeutend, aber sie kann es werden, wenn ~Ihr~ nicht Schritte -thut. Eure Frau bedarf eigentlich keine Medizin; doch will ich ihr etwas -verschreiben, das ihr für jetzt Erleichterung verschafft. Aber sie -bedarf eine ~Kur~.« So tröstlich der Anfang für Heiri war, so unangenehm -berührte ihn dieß Wort. »Aus diesem »~Loch~« müßt ihr heraus, sonst -endet's mit Gicht und Typhus, Euch fehlt hier ja Luft und Licht, diese -unentbehrlichsten Bedingungen der Gesundheit. In dieser engen Gasse, wo -Massen von Menschen zusammengedrängt athmen, wo bis in weite Entfernung -kein grüner Baum, kein freier Platz zu treffen ist, da ist die Luft -verdorben und wird zudem noch mehr verschlechtert durch die vielen -unreinen Stoffe, die man aus Bequemlichkeit auf die Gasse wirft, statt -in den Abtritt; und dann noch die Nähe der School, dieses Pfuhls von -Gestank und Unrath. Jedes Thier und jede Pflanze bedarf frischer Luft zum -Gedeihen, um wie viel mehr der Mensch mit seinem zarten und wundervollen -Körperbau. Wenn auch die Regierung alles Mögliche thut, den bestehenden -Uebelständen abzuhelfen, so kann sie nun einmal den Hauseigenthümern nicht -verbieten, Leute ins Logis zu nehmen, drum sollten diese selbst auf ihre -Gesundheit denken und dahin gehen, wo sie genug frische Luft haben. -- Und -hier habt ihr ja nie einen Sonnenblick, entbehrt sogar den freien Anblick -des Himmels, wenn ihr nicht das Fenster aufmacht und den Kopf gewaltsam in -die Höhe dreht. Streckt sich doch jede Blume der Sonne entgegen und öffnet -ihr verlangend ihre Krone. Betrachtet einmal die Keime der Rüben und -Kartoffeln im Keller; die bringen freilich Blätter hervor, aber was für? -Bleichsüchtige, kraftlose, schwammige Gebilde, die mit dem üppigen Grün -und vollen Wuchs der Ackerpflanzen sich gar nicht vergleichen, sie gar -nicht einmal erkennen lassen. Wie ist's denn anders möglich, als daß der -Mensch in solch' dunkeln und dumpfigen Räumen verderbe an Leib und Seele?« - -Der Doktor hatte wahr gesprochen ~an Leib und Seele~. Den Schaden hatte -er in seinem vollen Umfang durchschaut, wenigstens geahnt. Denn wohin -war Liese's Zufriedenheit und Freundlichkeit, wohin Liseli's offenes, -heiteres, und dabei doch zartfühlendes Wesen geflohen? Sie waren dahin, -unerkannt und allmälig, und Heiri war, wie er meinte, nüchterner geworden -und nicht mehr so narrächtig gegen seine Liese; aber im Grunde hatte -er nur die Liebe des Gatten gegen das kalte und mürrische Betragen -eines Eheknechts vertauscht, der sich nicht mehr von den Fesseln einer -veredelnden Zuneigung, sondern von denen der Pflichtschuldigkeit -gefangen fühlt. Darum mied er Abends Frau und Kind und hielt sich an den -muntern, witzigen Kameraden; darum fehlte diesem Hause der Segen eines -Familienlebens. - -So viel vermag der Einfluß einer ungünstigen Wohnung. Er kann glückliche -Geistes- und Gemüthsanlagen erdrücken, kann Wohl in Wehe, Gesundheit in -Krankheit verkehren, -- und man wird sich nicht bewußt, woran's liegt, -schiebt die Schuld allein auf bösen Willen, Gleichgültigkeit, düstere -Gemüthsart seiner Nächsten. Und s'ist doch so klar, daß die düstere Stube, -in der man das halbe Leben und mehr zubringt, nicht trübe Augenblicke -erheitern, die feuchte Luft, die man athmet, nicht feuchte Wangen trocknen -kann, daß die Frische der Gemüthsstimmung und des Leibeslebens vielmehr -dahinwelken muß. - -Welchen Eindruck des Doktors Rede in den verschiedenen Gemüthern der -kleinen Familie hervorbrachte, läßt sich leicht voraussehen. Liese, die -stille, meist in sich verschlossene Gewohnheitsnatur konnte sich's gar -nicht reimen noch richten, daß sie aus des Vetters Haus sollten. Von -dem, was der Doktor gesagt hatte, begriff sie wenig, sie glaubte ihm -nur, weil er sie mit Gicht und Typhus geängstigt hatte. Wie dem Vetter -die Sache mitzutheilen, ihm des Arztes Gründe deutlich zu machen auf -schonende Art, das machte sie rathlos; wie ein anderes Logis finden, wo -es das erstemal schon so schwer gehalten, das waren der ängstlichen Natur -vollends unübersteigliche Hemmnisse. Liseli wußte eigentlich nicht, was -nun werden sollte, ob die Mutter den ganzen Sommer nach Frenkendorf oder -gar auf die Sennweid gehen müsse, um sich zu erholen; oder ob sie wieder -auf's Land ziehen würden, um das frühere Leben auf's Neue zu beginnen; -aber sie erschrak ob dem Gedanken, daß nun die Last einer wenn auch -kleinen Haushaltung allein und einzig auf ihre Schultern fallen würde. -Heiri aber schien in sich gekehrt. Er fühlte halb und halb, daß es von -ihm Unrecht gewesen sei, nicht besser auf die Gesundheit seines Weibes -geachtet zu haben und überhaupt ein gleichgültiger Lebensgefährte der -Seinen gewesen zu sein. Er wollte anders werden; aber wie schwach ist -der Mensch? So lange der Eindruck des Vorgefallenen frisch blieb, hielt -er sich brav, aber die alten Umstände zogen ihn unwiderstehlich in die -alten Gewohnheitsfesseln, bis auch in der äußern Lebensführung ein neuer -Abschnitt ihn in neue Verhältnisse brachte, und zwar zunächst in eine -neue Wohnung. - - -4. - -Nach vierzehn Tagen kam der Doktor mit Schulmeisters Fritz Abends zu -Heiri's. Fritz war seit zwei Jahren in Basel und Aufseher bei den -Zettlerinnen in der S...'schen Fabrik. Gewandt, anschicklich und in allem -genau und treu, hatte er das Zutrauen und Wohlwollen seiner Herren bald -gewonnen und eine angenehme Stellung erlangt. - -Als kleiner achtjähriger Knabe war Fritz oft zu Heiri's, die neben dem -Schulhaus wohnten, hinübergegangen; dann aber hatte sein Vater eine andere -Lehrerstelle bekommen und seitdem hatte man sich nicht mehr gesehen. -Fritz gab sich zuerst zu erkennen und Heiri und Liese freuten sich des -längst fast ganz vergessenen Nachbarn. Liseli, das bei Fritzens und seiner -Eltern Wegzug aus ihrem Dorfe erst zwei Jahre alt gewesen war, hatte keine -Erinnerung an jene Zeiten mehr, Fritz war ihm eine weltfremde Seele und es -blieb in der Küche und kochte beim trüben Schein des Lämpleins. - -Der brave Doktor rückte nun zuerst heraus, warum er gekommen. Er hatte -den Leuten ein Logis ausfindig gemacht, wie sie's brauchten; nicht viel -größer, fast gleich in der Einteilung, und nur unbedeutend theurer als -ihr jetziges; aber dafür freundlich, bequem, hell, luftig und sonnig. Das -Logis gehörte eben dem Fritz, der vor dem Thor ein eigen Häuslein gebaut -hatte nach dem Muster der vordersten Arbeiterwohnungen auf der Breite. Ein -Häuslein für zwei Familien mitten in einem Gärtlein, und neben ihm ein -Nachbar an gemeinschaftlicher Scheidemauer. - -Fritz hatte noch vor wenigen Jahren gerne in Kleidern und sonntäglichen -Lustparthieen den Flotten gemacht, war sogar einmal, als er bald nach -dem Eintritt in seinen jetzigen Dienst zu Zettlerinnen auf's Land mußte -im Interesse des Geschäfts, mir nichts dir nichts einen Ausflug nach -Zürich gemacht und so drei Tage alle Geschäfte seiner Herren an's -Nägelein gehängt. Aber das strenge Mahnwort der Herren, die einen weniger -Brauchbaren auf solchen Leichtsinn hin ohne weiteres verabschiedet hätten, -war ein gutes Wort zu guter Zeit für ihn geworden. Ein guter Geist leitete -diesen muthwillig kräftigen Strom in sein rechtes Bette; er dachte daran, -seinen reichlichen Verdienst zur Erwerbung eines Heimwesens zu verwenden, -und als sich ihm Gelegenheit bot, mit einem Andern gemeinschaftlich -einen Viertel Land zu kaufen, gab er freudig seine theils von den -sel. Eltern ererbten, theils ersparten 1500 Fränklein dafür hin. Ohne -Säumen wurde mit seinem Halbpartmann das Nothwendige verabredet und sie -verakkordirten einem geachteten, für das Wohl der Arbeiterklassen thätigen -und liebevoll besorgten Baumeister ihre Häuser nebst gemeinschaftlichem -Ziehbrunnen, wofür jeder 7500 Fr. zu bezahlen hatte. Alle Rücksichten -auf Bequemlichkeit und Gesundheit waren aufs Sorgfältigste erwogen, bis -Baumeister und Bauherrn sich befriedigt gefühlt hatten. Leider fing schon -mancher an zu bauen, ehe er recht wußte, was er wollte, wünschte nachher -Veränderungen und die Folgen waren, daß keine rechte Einheit in's Ganze -kam und am Ende die Kosten fast um die Hälfte den Voranschlag überstiegen -und daß der Bauherr sich ein ganzes Leben lang mit Schulden und Sorgen zu -schleppen hatte, an denen nichts als seine Voreiligkeit und Sorglosigkeit -Schuld war. Fritz hatte kluger gehandelt und hat's später nie bereut. -Und die Herren hatten ihm gerne geholfen und ihm das nöthige Geld zu -billigen Procenten dargelehnt. Das Haus war eben fertig geworden. Fritz -behielt das obere Stockwerk für sich, das untere nebst Kammer, Keller- -und Estrich-Antheil mit einem kleinen Gärtlein wollte er verlehnen. Das -hatte der Herr Doktor erfahren, ihn aufgesucht und ihn hieher geführt, -damit er selber die Sache ins Reine bringe. Heiri sollte, so wurde nun -ausgemacht, am nächsten Sonntag das Logis einsehen, darüber seinen Leuten -Bericht abstatten, und wenn's Allen recht war, wurde der Miethakkord fix -und fertig gemacht. Unterdessen sollte auch Liese mit ihrem Vetter, dem -Hausherrn, ein Wörtlein reden, und sich auf den Herrn Doktor berufen, -daß sie eine Luftveränderung machen müsse und daß sie nicht gern von der -Haushaltung gehe und daß sich's gerade so schön schickte mit dem Logis -von Fritz. Sie durfte auch wahrheitsgemäß beisetzen, daß sie nicht gerne -aus des Vetters Haus fortgingen und nur Gutes und Liebes von ihm erfahren -haben, so lange sie bei ihm gewohnt hätten. - - -5. - -Am Sonntag nach dem Essen bürstete Heiri den Hut mit dem Rockärmel ab -und ging vor's Thor zu Fritzens neuem Häuslein. Das war freilich eine -ordentliche Strecke bis da hinaus, das kostete ihn auch ein paar Schuh -mehr im Jahr; und vollends bei Regenwetter und Sturmwind, bei Hagel und -Hurlete im Winter, und wenn man gar den Regenparisol nicht bei sich hatte? -Heiri wurde fast mit jedem Schritt bedenklicher: eine halbe Viertelstunde -noch vors Thor hinaus! Und gar nicht an der Straße, sondern so abseits; -das war ja gar zu langweilig, wenn man am Werktag keine Marktleute und am -Sonntag keine Spaziergänger sah. - -Nach einigem Suchen kam er zum richtigen Fahrweg und sah die zwei -niedlichen Häuslein mit ihrer röthlichen Farbe und grünen Läden und dem -schimmernden neuen Dach. Vorn war es mit Latten einfach eingehegt und ein -lebendiger Haag dahinter angepflanzt. Durch's Gätterlein ging's, um die -Ecke herum, -- und an der Hausthüre stand er, wo Fritz ihn freundlich -bewillkommte. - -»S'ist doch weit zu Ihnen, aber hübsch ist's, das muß man sagen, wenn -man's erlebt hat, herauszukommen.« -- Freilich, antwortete Fritz, ich -tauschte jetzt nicht mehr mit dem besten Logis in der Stadt. Seit -vorgestern übernachte ich hier zum erstenmal und -- s'ist ein ganz ander -Leben. Von des Lehenmanns dort hab' ich einstweilen das Essen, und wenn -ich Hausleute habe, und sie mögen, so will ich die Kost bei denen nehmen -bis auf weiteres. Darum wär's mir lieb, wenn Ihr's wäret. Man hat halt -mehr Zutrauen zu seinen Bekannten. - -Jetzt gingen sie in's Haus. Die gegen Sonnenaufgang gerichtete Hausthüre -führte zu einem kurzen und nicht sehr breiten Gang, links eine Thüre, -hinten eine Thüre und rechts zunächst die Kellerthüre und unmittelbar -daneben der Antritt der Stiege ins obere Stockwerk. Die Thüre links führte -in die Wohnstube. Sie war nicht groß, aber hatte Platz genug, um bequem -und schicklich ein Bett, Tisch, Kommode und ein paar Stühle zu stellen -und enthielt in der Seitenmauer einen geräumigen Wandkasten. Rechts neben -der Thüre war der Kunstofen, der vom Kochen in der Küche warm wurde, -aber im Sommer auch vom Küchenfeuer abgeschlossen werden konnte. Das -breite Fenster sah gegen die Mittagseite und man überblickte von da aus -die Gegend gegen Gundeldingen und St. Jakob und dahinter erhoben sich -die Anhöhen bei Mönchenstein und Muttenz mit den in ihren Buchten wie in -sicherm Mutterschoß gebetteten Gütern Asp und Gruth, überragt von den -Zeugen längst vergangener Zeiten und Ereignisse, den altersgrauen Ruinen -von Wartenberg und Reichenstein. - -Zunächst unter dem Fenster war der hintere Theil des Gartens -in Gemüsebeeten nach der Schnur getheilt, von einem gekreuzten -rabattenumsäumten Kieswege durchschnitten; die nähere Hälfte sollte zum -untern Logis gehören, die jenseitige behielt sich Fritz vor. Noch war -nichts Grünes zu sehen, erst kurz noch die in den Rabatten an weiße Pfähle -abwechselnd festgehefteten Rosenbüsche und Spalierbäumchen hingepflanzt -worden. Alles war erst im Werden. Aber ein Sinn, das Nützliche mit dem -Angenehmen zu verbinden, waltete wohlthuend und Billigung weckend durch -die ganze Anordnung. - -Als man die mit einer hellen blauen Tapete bekleidete, an Lambrieen und -Thüren und Fenstern perlfarben gemalte Stube genugsam und wohlgefällig -betrachtet hatte, ging man ins Nebenstüblein. Es hatte, gleich der Stube -selber, Länge genug, um längs der Scheidemauer zwei Betten hintereinander -zu stellen; vorn war das Fenster, in der wohlgemessenen Breite eines -Flüges, so weit auf die Stubenseite hinübergerückt, daß rechts davon eine -volle Bettbreite reichlich übrig blieb; und dem Fenster gegenüber, gerade -seiner Stellung und Breite entsprechend, eine etwas schmälere Thüre, denn -gebräuchlich. Das Stübchen war noch breit genug, um an der Riegelwand -links ein Kensterlein oder eine kleine Kommode zu stellen, und die helle -graue Tapete mit ihrem einfachen Muster und der rothen Bordüre machte das -Zimmerchen recht heimelig und wohnlich. - -Nun schritt man durch die schmale Thüre hinaus in die Küche. Wie nett -alles eingerichtet, daß man glaubte, man könnte nur dreinstehen und -kochen. Das Fenster war nicht breiter als im Kämmerlein, aber für den -nicht sehr großen Raum breit genug bei seiner freien Aussicht. Am Fenster -der Wasserstein und neben dem Fenster herunter das Wassersteinrohr aus der -obern Küche; rechts daneben, gegen die Ostseite zu, in der Wandecke, der -Wasserbank, links in der Ecke der Fensterseite genügender Platz für einen -Tisch; gerade gegenüber neben der Kammerthüre Geschirrschäfte, und ein -Pfannenbrett um die Kaminschoß; so daß die ganze Seite an der Scheidemauer -frei blieb für einen oder zwei Küchekästen. In der Ecke aber zwischen -Gangthüre und Kammerthüre war der Heerd mit zwei Löchern, einfach aber -bequem, daneben in der Eckseite, ganz unter der eigentlichen Kaminröhre -ein Kohlenrost über dem Aschenbehälter. Die gelbe Ocherfarbe und der -frisch gelegte Plättleinboden sahen recht appetitlich und reinlich aus. - -Nun hinaus in den Gang. Zunächst links, etwas zurücktretend, das -unvermeidliche Uebel, der Abtritt, der so vielen Häusern zur Plage, und -ihren Bewohnern zur Last und zum Verderben ist. Man wollte da nicht -vorübergehen. Es war reinlich und hell in diesem Gemächlein, gegypst, -Boden und Sitz gehobelt; hob man den Scharnierdeckel des Sitzes auf, so -bemerkte man den innen glacirten Becher und die Röhre; der Deckel aber -schloß durch sein eigenes Gewicht ziemlich dicht. Heiri hätte wohl nicht -so neugierig diese ganze Abtheilung des Hauses untersucht, wenn ihm nicht -Liese besonders diesen Punkt eingeschärft hätte; warum, kann man sich -denken. Und jetzt ging's die Stiege hinauf, denn unten war man fertig. - -Fritz zeigte sein eigenes Logis; da man doch einmal dran vorbei mußte, und -weil auch dem Heiri es hier je länger desto besser zu gefallen schien. Da -war Alles genau gleich eingetheilt, bis auf die Tapeten. Im Wohnzimmer -streute sich gleichsam ein Regen von zartblättrigen weißen und rothen -Röselein über den bläulich grauen Grund der Tapete herab und im Kämmerlein -wucherten in dichtem Geflechte helle gelbliche Blätter auf lilafarbnem -Grunde. Die Aussicht war die gleiche, nur durch die Höhe freier und -lichter. Aus Stube und Nebenstube die malerische Rundsicht auf Hügelketten -und dazwischen hinein in das breite, stattliche Birsthal, aus der Küche -nach Norden hinüber auf das Häusermeer der Stadt, auf das Geschwisterpaar -der Münsterthürme und links den hohen gelben Giebel von St. Leonhard. Vom -Gang aus blickte man durch einen Kreuzstock von gewöhnlicher Größe nach -Osten gegen die offene Thalweite des Rheins zwischen den noch blätterlosen -Baumgruppen und Landhäusern auf dem Göllert hindurch und hinaus, und die -Lokomotivpfeife der Centralbahn rief gerade ihren Bewillkommnungsgruß -herüber; im Gange selbst war es hell und die bequeme Stiege gut und -zweckmäßig erleuchtet. - -Auch Kammern und Keller wurden mit der Inspection nicht verschont. Gerade -über der Wohnstube war eine wohnliche, mit hellem Giebelfenster versehene, -gewickelte und weißgetünchte Kammer, ein Stüblein, wenn man lieber -will; daneben mit Dachfenster gegen Süden eine ähnliche; der hintere -Estrich neben der Stiege war durch Latten in zwei Holzkammern getheilt -und zwischen beiden Kammerseiten zog sich eine Art von Gang hin bis zur -Scheidemauer, wo man im Nothfall bei Regenwetter Wäsche trocknen konnte. - -Unten aber im Keller gelangte man zuerst in den auf der Nordseite -liegenden Vorkeller, und von hier aus in die beiden wohlerleuchteten -lattengetheilten und verschließbaren Kellerräume auf der Südseite. - -Fritz füllte eine Flasche aus einem kleinen Fäßchen Füllinsdörfer und -nahm sie mit hinauf. Da tranken sie denn in Ehren noch ein Gläschen auf -künftige gute Nachbarschaft und auf der lieben Liese Gesundheit. - - -6. - -Liese hatte unterdessen auch ihre Erlebnisse gehabt. Sie hatte das Liseli -zum Vetter geschickt, ob er nicht wollte so gut sein und ein wenig -herunterkommen, es mache ihr gar viel Mühe, die zwei Stiegen zu steigen; -aber sie sollte etwas Nothwendiges mit ihm reden. Der Vetter versprach -bald zu kommen; es sei nur jemand bei ihm und die Base sei noch nicht -heim, werde aber bald aus der Kirche zurück sein. Nicht lange, so war der -Vetter unten und: »Guten Abend, wie geht's Base?« gab er dem Gespräch -sogleich für die diplomatischen Absichten der Liese erwünschten Eingang. -Leider hatte Liese jetzt nicht vom Besten zu rühmen, und ein Wort gab's -andere, von der Kränklichkeit zum Doktor und vom Doktor zur Landluft und -von der Landluft zum Logis vor einem Thor -- und jetzt war's gesagt. - -Der Vetter war nicht betroffen, sah Alles Punkt für Punkt wohl ein, und -es hielt nicht schwer, ihr den schweren Sorgenstein vom Herzen zu nehmen. -Es traf sich ja ganz prächtig. Der Freund, der oben bei ihm war, suchte -gerade ein Logis auf 1. April und hatte gehofft, bei ihm anzukommen. -Natürlich hätte es ihm wehe gethan, jemand aufzukünden, am schwersten -hätte es ihm aber gemacht, seine Verwandten zum Ausziehen irgendwie zu -veranlassen, obgleich jener ihm ein lieber Freund und gegenwärtig in -Verlegenheit sei. - -Liese war das schon recht; nur auf ersten April schon? Wie das gehen -sollte, konnte sie sich nicht vorstellen; es war ja nicht mehr volle vier -Wochen. - -Als der Vetter sich wieder verabschiedet hatte, sprachen Mutter und -Tochter noch allerlei von der bevorstehenden Aenderung und was wohl der -Vater für Bericht bringen werde und ob vielleicht das und ob vielleicht -jenes. -- Und der Vater brachte frohe Nachricht. Vergessen war der lange -Weg, vergessen Sturm und Schneegestöber, Regen und Riesel. »Als ich dort -wegging, war mir's, ich käme aus einem Kirchlein, und es tönte in mir -wie Orgelton und Lobgesang und der Weg heim ist mir vorgekommen wie eine -Spanne.« -- Und weißt du auch, daß wir schon in vier Wochen fortkönnen, -und brauchen nicht erst aufzukünden? Der Vetter ist dagewesen ... und -nun ging's an ein Erzählen hin und her und Pläne wurden gemacht, was -man alles pflanzen wolle und wie man alles stellen wolle und wie man im -Gärtlein ein Cabinetlein machen müsse, daß man bei schönem Wetter dort -Kaffee trinken oder gar zu Mittag essen, oder auch am Sonntag in der -Stille etwas Schönes lesen könne. -- Man wurde nicht fertig. Der Kaffee, -der nebst den gepregelten Erdäpfeln für Abends und Nachtessen zugleich -galt, wurden kalt, ehe man fertig war mit Essen und Erzählen, und selbige -Nacht haben sie Alle unruhig geschlafen; aber nicht vor Schmerzen, sondern -vor freudiger Bewegung des Gemüths. Vor dem Bettgehen aber wünschte, -seit lange zum erstenmal, die Mutter noch etwas Erbauliches zu hören, -war's ja doch Sonntag, und sie vor acht Wochen zum letztenmal in der -Kirche gewesen. »Liseli, lies doch vor, es ist mir beim Licht und für -die Brust zu beschwerlich.« Und Liseli las nach Angabe des Kalenders das -Evangelium am Sonntag Reminiscere: vom cananäischen Weibe, und las weiter -von den vielen Heilungen und von der Speisung der 4000 bis zu Ende des -Capitels. -- Und das, was sie gehört hatte, bewegte die Leidende auch in -ihrem Herzen, da sie nicht schlafen konnte in jener Nacht, und ist etwas -mit ihr vorgegangen, was ich jetzt nicht weiter ausbringen will, damit der -Segen nicht verloren gehe. - -Und am Montag Abend wurde die Sache mit dem Fritz ausgemacht und Heiri -drückte ihm ein neues Fränklein in die Hand als Gottespfennig. - - -7. - -Den geschäftigen Tag des Einzugs im neuen Logis wollen wir vorbeigehen. -Liese strengte sich fast über Kräften an beim Zusammenpacken, und daß -jedes Geräthe sorgfältig auf den Wagen komme. Am Abend kam der Heiri, um -mit ihr die neue Heimath zum ersten Mal heimzusuchen. Der Vetter und die -Base geleiteten sie noch fast bis zum Thor und nahmen herzlichen Abschied -unter gegenseitigen Glücks- und Segenswünschen. Und als sie daheim waren, -schien der Vollmond gegen die Hausthüre und beleuchtete den Kranz von -Epheu, den Liseli unterdeß geflochten und daran gehängt hatte; und die -Sterne flimmerten wie alte Bekannte vom Lande zum freundlichen Willkomm. - -O, hätte ich nun die Feder eines Dichters, um dennoch wahrheitsgetreu zu -schildern, welch' ein neues Leben sich für die Bewohner des neuen Hauses -aufthat, um zu erzählen, wie jeder Tag eine neue Freude in's Herz und -einen neuen Segen in die Familie brachte. - -Man stand, von der Sonne geweckt, frühe auf, ging in den Garten und -machte da etwas zurecht; der frischende Morgenwind und der Gesang der -Vögel, die sich der neuerwachten Frühlingskräfte und des lieblichen, -jungen Tages freuten, das glänzende, goldene Licht, das sich über die -Häuser und grünenden Wiesen und fernen Berge ergoß, und die Morgennebel -in's klare Blau des Himmels auflöste, weckte ungewohnte, und doch unsere -ehemaligen Landbewohner seltsam anheimelnde Gefühle, Gefühle wie von -lieblichen Mährchen der Kindheit, die nun plötzlich wahr geworden. -Während Fritz und Heiri draußen Bohnenstecken zurecht machten, oder -die jungen kräftigen Triebe einer an der Ostseite des Hauses links und -rechts von der Hausthüre neu gepflanzten Rebe anhefteten, machte Liseli -die untere Stube und das Stüblein. Denn Liese war auch aufgestanden und -mahlte unter der offenen, der Sonne entgegengewendeten Hausthüre, vom -warmen, wollenen Halstuch gegen die frische Morgenluft geschützt, ihren -Kaffee. So strömte durch die geöffneten Fenster und den Hausöhren ein -belebender Odem des neugeborenen Tages, und mit ihm eine erfrischende, -kräftigende Lebensspende. Die Morgenseite eines Hauses ist immer die -trockenste; denn der Ostwind kömmt über weite Landstrecken, von Asien -her zu uns und bringt nicht die feuchten Dämpfe irgend eines Meeres mit -sich. Auch ist die Wirkung der Morgensonne, namentlich im Sommer, äußerst -kräftig; denn ihre Strahlen prallen von Morgens 4 Uhr bis gegen 9 Uhr fast -senkrecht gegen die in dieser Richtung stehenden Mauern. Im Waisenhause -sind die Schlafsääle gegen Morgen gerichtet, und man hat stets den -erfreulichsten Gesundheitszustand bei den vielen, vielen, oft von Haus aus -vernachlässigten Kindern bemerkt. - -Warum wohl Fritz kein Fenster in den Stuben gegen Osten anbringen ließ, -statt der Wandkästen? -- Erstens war das Fenster gegen Süden für die -mäßige Stube übrig groß genug, zweitens wäre dadurch das Haus im Winter -kälter geworden; drittens kostspieliger, denn unten ein Kreuzstock, oben -ein Kreuzstock mit Schreiner- und Glaserarbeit, mit Fenstern, Vorfenstern -und Läden mit dreifachem Oelanstrich, das hätte schon wieder ein paar -Hundert Fränklein gekostet; viertens endlich brennt im Sommer die Sonne -den ganzen Vormittag durch ein solches Fenster in's Zimmer hinein, macht -man aber alsdann die Läden zu, so ist eben der Zweck solcher Fenster nicht -einleuchtend. So wär's auch mit Fenstern auf der Westseite gewesen beim -Nachbar; drum hatte auch der's unterlassen. - -Aber auf die Liese machte die Morgenluft und Morgensonne einen wunderbaren -Eindruck; wohl griff sie es im Anfang etwas mehr an und machte sie müde, -wie nach angestrengter Arbeit; aber sie fühlte es, wie das Strahlenbad -durch ihre Glieder drang bis auf's innerste Mark und wie die Ermüdung -nur eine erneute Anstrengung aller Lebenskräfte bewies. Später in der -Jahreszeit setzte sich Liese auch ~vor~ die Hausthüre und strickte dabei -oder verlas und flickte Kleider, Hemden und Strümpfe; und dazu war sie in -den Nerven bald stark genug; nur mit der Gartenarbeit wagte sie sich noch -nicht an's Schwerere. - -Wir haben vorhin Liese beim Kaffeemahlen getroffen; der Kaffee ist -unterdessen fertig geworden, und die völlig geordnete, wohlgelüftete Stube -nimmt ihre Bewohner auf und ladet sie zum dampfenden, warmen Getränk. Beim -ersten Morgenessen hatte Keines anfangen wollen; es war Ihnen gewesen, als -fehle ihnen etwas, was sie selbst nicht recht wußten. Das zweite Mal gab -sich's von selber. Liese faltete still ihre Hände, ehe sie anfing, und -die Andern thaten ihr's unwillkürlich nach. Ob sie Worte gebetet haben in -Gedanken, bezweifle ich, aber es war ein schüchterner Tribut des Dankes, -zu dessen Entrichtung sie sich gedrungen fühlten. - -Es ist merkwürdig, den Unterschied beim Essen zu beobachten in -verschiedenen Häusern. Bei den Einen kommt Eins um's Andere zum Tisch -und ißt und geht, wie's ihm bequem ist. Bei den Andern falten Alle -gleichzeitig, stehend oder sitzend, die Hände, oder Eines spricht für -Alle das Vaterunser oder Komm, Herr Jesu, sei unser Gast und segne, was -Du uns bescheeret hast. Dort ist kein Anfang und kein Ende; hier ist ein -Gepräge von Ordnung und frommer Gesittung. Das hängt eben auch unbewußt -oder bewußt von der Lebensweise, und die wieder mehr oder weniger vom -Hause ab. Steht man in den engen Gassen, wo's lang nicht tagen will, spät -auf, so ist das Kaffeekochen die einzige Einleitung zum Frühstück; denn -es hat sonst noch Keines eine andere Arbeit in der Hand gehabt. Aber auf -dem Lande haben sich die Hände schon gerührt, ehe man zum Morgentrinken -kommt, sie legen sich fast von selbst zur Ruhe gefaltet zusammen, und -dann erst tragen sie die erquickende Nahrung als eine gute Gottesgabe zum -Munde. Es ist ein viel größerer Schritt vom verdrießlichen Schlendrian -der Gleichgültigkeit zum allereinfachsten stillen Anstand der ehrwürdigen -Väter- und Christensitte, als von da zur erbaulichen Hausandacht im Hause -eines Seelsorgers. Ob diese Sitte gerade zum gesunden Wohnen gehört, weiß -ich nicht; aber das weiß ich aus Erfahrung, sie gehört zur Ruhe und zum -heitern Frieden des Gemüths, und diese Güter haben noch Niemand krank -gemacht. - -Fritz stand allein; die Magd der benachbarten Lehenfrau, die ihm Essen und -Kaffee brachte, machte ihm gegen ein bestimmtes Trinkgeld auch das Zimmer. -Er zog es vor, es etwas unbequemer zu haben, lieber als in Kosthäusern das -unerquickliche Zusammenleben mit Unbekannten zu genießen, wo das trauliche -Gefühl des Daheimseins unter dem Getreibe einer Art von Gastgebern -verloren geht. Ein rechtes Kosthaus, gleichsam ein Familienhaus mit einer -Art von traulichem Familienleben bleibt noch immer ein frommer Wunsch, -dessen Erfüllung manchen Segen stiften würde. - -Die für's Morgentrinken angefangene Sitte wurde auch Mittags und Abends -festgehalten; denn das Gefühl vom Kirchlein, das den Heiri bei der -Hausschau durchschauert hatte, gewann bei Allen die Oberhand. Sie fühlten -etwas Festtägliches an jedem Tage; es war, als ob der Sonntag durch jeden -Werktag hindurchgedrungen wäre und ihn geheiligt hätte, während in der -Stadt in dumpfer, düsterer Stube auch der Sonntag etwas Werktägliches -angenommen hatte, werktäglich durch den Lärm und das Gekarre in den Gassen -unten, durch das Geklopfe nebenan, durch die Negligetrachten gegenüber. -Weder Heiri noch Liese hatten Heimweh nach der Stadt; die Stille und Ruhe -des Friedens um sie her, das immer voller und schwellender und wärmer -sprossende Grün auf Matten und an Baumgruppen, der freie, offene Himmel, -die frische reine Luft die trockene, gesunde, helle Wohnung boten ihnen -kaum geahnte Genüsse und sie ließen den äußern Frieden und das äußere -Glück in ihr Herz strömen und thauten auf in erneuter gegenseitiger Liebe. -Heiri's Wangen bräunten sich in der Kraft der Sonnenstrahlen, Liese ward -wieder jung wie ein Adler, und Liseli blühte wie eine Blume des Feldes. - -Nie klagte Heiri über die große Entfernung, nie über Regen, schlechten -Weg oder Hitze. Bei der meist ruhig stehenden Lebensweise im Arbeitersaal -bekam ihm der täglich viermalige Gang recht wohl, und er spürte nichts -mehr von Beschwerden des Unterleibes, wie früher. Bei einer ruhigen, -sitzenden oder stehenden Lebensart ist nichts der Gesundheit so -zuträglich, wie regelmäßige tägliche Bewegung. Das wissen die Contorherren -gar wohl, die manchmal im Sommer in der Morgenkühle ihr Luftbad auf der -Rheinbrücke nehmen, und dabei 4 oder 5 Mal darüber hin und herwandeln. - -Manche Bekannte Heiri's hatten ihm allerlei prophezeit, und dem Fritz -am Hause allerlei getadelt. Dem Heiri, er werde den Verleider bekommen -am langen Wege und seine Leute werden die liebe Noth haben, ein Gemüse -zu bekommen, weil es so abgelegen sei. Dem Fritz, er sei ein rechter -Sonderling, sich so weit von der Stadt und dazu an so abgelegenem Ort, wo -einen kein Mensch erfragen kann, anzusiedeln. Jahr aus Jahr ein sei's -schrecklich langweilig und öde. Warum er auch die Hinterseite gegen den -Weg, und die Wohnstube gegen das Feld gewendet habe; das Haus sei ja -ganz verdreht und um zur Hausthüre zu kommen, müsse man ja ums ganze -Haus herumgehen. Da habe doch der Nachbar die gescheitere Nase gehabt, -der die Seite gegen den neuen Centralbahnhof gewählt habe. Das sei halt -auch so ein halber Physigucker, der Fritz, an dem's auch wahr werde: wie -gelehrter, wie verkehrter. -- Aber weder Heiri noch Fritz ließen sich -dadurch ihr Paradies verleiden. Der Eine hatte zum Voraus überlegt und der -Andere hintendrein erfahren, was das bessere Theil sei und keiner noch -das Geringste bereut. Der Heiri bekam den Verleider nicht am langen Weg -und mit den Gemüsen ging's eben auch; was der Garten nicht trug, das gab -um billiges Geld die Lehenfrau, und der Milchkarren brachte ihnen Fleisch -und Brod aus der Stadt mit; und wenn das nicht gewesen wäre, so hätte sich -weder Fritz noch Heiri gescheut, es selber heimzutragen. Aber der Garten -war fruchtbar, als ob ein besonderer Segen darauf ruhe. - -Und ja, es ruhte ein großer Segen darauf, mehr als man gleich anfangs -merkte. Wenn man so den Binnetsch und den Salat wachsen sah und das -Jörgenkraut, und wenn man's abschnitt und es auf der linnengedeckten -Tischplatte wie eine Zierde aufgestellt war, da meinte man nicht, es -sei mit Zinsen für's Land und mit Arbeit erkauft, sondern wie ein ganz -besonderes Geschenk vom lieben Gott kam's einem vor, auf das man keinen -Anspruch hatte, und man fühlte den Dank aus dem Herzen heraufsteigen bis -in den Mund, daß es manchmal ein wenig überlief. Da gehe man nur auf -den Markt und kaufe. Bis man da und dort verlesen und gehandelt und mit -Markten noch fünf Centimes abgedrückt und dann mit gutem baarem Geld aus -dem eigenen Beutel bezahlt hat, da glaubt man auch nicht mehr, daß man -deshalb gebetet habe: Gib uns heute unser täglich Brod. Man freut sich -etwa des billigen Einkaufs, den man seiner Pfiffigkeit und Zähigkeit -verdankt, aber an den, der zum Wachsen Regen und Gedeihen gab, erinnert -man sich nicht. - - -8. - -Was die dem Fritz gemachten Vorwürfe betrifft, so war's zum ersten -nicht langweilig. Das fühlten Alle im Hause. Hier draußen im Grünen -brachte jeder Tag etwas Neues. Welche Lust zu sehen, wie die erst noch -nackten Bäume Triebe und Schoße brachten, wie sie fast in einer Nacht -hervorbrachen in tausend und tausend Blüthen, jetzt die Kirschen, jetzt -fleischroth Pfirsige, dann Aepfel und Birnen im Schmuck der Lilien- und -Rosenfarbe. Und abermal kleidete frisches Grün die noch blühenden Bäume, -bis ein sanfter Regen die Blüthenblätter aus den Kelchen wischte und -der Wind sie wie Schnee durch die Luft trieb. Und dann wieder wob sich -in's Grün der Matten das Gold der Sonnenwirbel und die zarte Lilafarbe -der honigschwangern Kleewirtel. Das alles genießt der reiche Städter -nicht; er sieht im wenigwochigen Landaufenthalt nur den geringsten Theil -dieser reichen, mächtigen Entwicklung, gleichsam den höchsten Glanz des -Naturlebens in seiner vollsten Fülle. Und vollends der Arbeiter, der in -enger, dunkler Gasse der Stadt wohnt, kaum kommt er am Sonntag dazu, vor's -Thor zu gehen, -- mit Augen, die nicht sehen, mit Ohren, die nicht hören, -weil er verlernt hat zu achten auf die großen Werke des Herrn. (Wer ihrer -achtet, der hat eitel Lust daran.) Da fahren sie auf der Eisenbahn, um -in Muttenz oder Prattelen oder auch in Frenkendorf und Liestal lustig -zu sein beim Glase Wein, daß draufgeht, was man vom Zahltag her in der -verflossenen Woche nicht gebraucht. Und wenn man genug gejodelt und getobt -hat und den Kopf wüste und öde von Alle dem was hinein- und hinausging; -dann hat man sich erholt und gestärkt für die Arbeit der künftigen Woche? -Dann hat man die freie Gottesnatur genossen? - -Aber nicht nur das Betrachten, auch das Arbeiten im Gärtlein verkürzte -die Zeit. Pfeilschnell flogen die Tage dahin, und doch war man in kurzer -Zeit so an Alles gewöhnt, als obs nicht Monate, sondern Jahre her wäre. -Fritz verstand Rosen zu veredeln und okulirte Wildlinge oder pfropfte edle -Reiser auf kräftige Gerten. Die Reben am Hause wucherten üppig, wie wenn -unerschöpfliche Lebensfülle aus dem Boden in ihre Reiser sich ergöße, so -daß den ganzen Sommer über Aberschosse wegzubrechen waren. Und wenn etwa -am Mittwoch Abend Heiri die Liese ans Sommerkasino spazieren führte, daß -man aus der Ferne oder von der Straße her sich am lustigen wogenden Schall -der Musik ergötzen könne; und wenn dann Liseli die Blumen spritzte, die -von des Tages Hitze nach Erquickung lechzten, da wurde auch dem Fritz so -eigen zu Muthe. Liseli kam ihm vor wie eine traute Bekannte, und doch -hatte er noch nie gewagt, ihr nur die Hand zu geben. Was er sprach, war -wenig, desto mehr dachte und fühlte er. Und das Alles verkürzte ihm die -Zeit ungemein. - -Und was den andern Vorwurf betrifft, er hätte das Haus hinterfür gestellt, -so kannte er ja zum Voraus den Wahrspruch: Wer da bauen will an der -Straßen, muß sich's Meistern g'fallen lassen. Seine Gründe waren wichtig -genug und schon älter als das heilige römische Reich. Denn Fritz hatte -sein Haus ganz einfach nach der Sonne gerichtet, wie schon die alten -Aegypter ihre berühmten Tempel und Pyramiden. Man braucht auch nur durch -die Landschaft hinaufzureisen, so fällt es jedem auf, wie in den Dörfern -links an der Straße stattliche Häuserfassen stehen, rechts aber eine -Reihe Dunghäufen und dahinter Stallthüren und Scheunenthore; und durch -die letztern gelangt man durch's Haus hindurch zu den Stuben auf der -Feldseite. Das ist aber, weil fast alle Landleute sich nicht nach der -Straße, sondern nach der Sonne richten; und 's ist eine alte, ererbte aber -vernünftige Ueberlieferung. Das erregende Licht und die belebende Wärme -der Sonnenstrahlen war auch dem Fritz wichtiger als der Weg und als das -Geschwätz der Leute; war's nach außen nicht prunkend, sein Haus, so war's -doch innen wohnlich und freundlich und heimelig. - -Im hohen Sommer, wenn die Sonne weit über dem Rhein, im Nordosten, -aufging, und nahe am Isteiner Klotz wieder hinunter, da stand sie am -Mittag fast senkrecht über dem Hause und beschien nur von 11 bis 1 Uhr -das Simsbrett am Fenster; im obern Stock gab überdieß das vorspringende -Dach noch Schatten. Um die Hitze zu vermeiden, bog man nur die Läden -zusammen über die heiße Tageszeit, während man am frühen Morgen die kühle -frische Morgenluft durch Stuben und Haus hatte streichen lassen. Im Winter -dagegen ging ja die Sonne stets auf der Sonnenseite auf und unter, und bei -jedem hellen Himmel half der tief ins Zimmer dringende Strahl das Zimmer -heizen. Das war wohl die Hinter-, aber gewiß nicht die Schattenseite am -Haus. Die Küche dagegen und der Abtritt mögen die Wärme nicht vertragen, -sonst gerinnt im Kasten die Milch, die Speiseresten werden faul und sauer; -und vom Abtritt her hat man einen ungebetenen Wetterprophet, und ist er -schlecht, so prophezeit er erst noch bei schönem Wetter ganz falsch. Das -hatte Fritz überlegt und beachtet und hatte Küche und Nr. 100 gegen den -Weg gesetzt, d. h. auf die kühle Mitternachtsseite. - -Und warum lieber ostwärts, statt westwärts. Das war zwar weniger wichtig, -ob so oder so, und wäre die Hausthüre vorn oder hinten gewesen, das -hätte auch nichts gemacht, statt auf der Seite. Aber auf der Seite hatte -man keinen großen Umweg zu machen, um zum hintern Gärtlein und Brunnen -(vor den Stuben) zu kommen, auch keinen großen Umweg auf die Straße -oder zu dem vor dem Haus an der Straße liegenden Rasenplatz mit seinem -Sauerkirschenbaum. Dann war's gegen Osten, wie immer und überall, trocken, -sonst hieße nicht die Abendseite immer nur die Wetterseite, auch genoß -man im Sommer bis gegen 9 Uhr früh den Vortheil der kühlenden Ostwinde, -ließ so lange die Hausthüre offen, und schloß nachher unerbittlich -den allzuaufdringlichen Sonnenpfeilen den Paß zu. Ueberdieß ist die -Morgenseite bei Fritzens Haus fast die schönste wegen der Aussicht. Am -Nachmittag aber, von 12 Uhr an, war hier wieder Schatten bis zum andern -Morgen und 's gab unter der Hausthüre oder auf der Lattenbank am Giebel -ein herrliches Plätzlein zu sitzender Arbeit oder zum Gemüserüsten für -den folgenden Tag; ein Plätzchen, fast zu verführerisch, dem Himmel in's -blaue Angesicht zu schauen, oder dem mannigfach wechselnden Grün der Bäume -zwischen die schattenden Aeste und daneben hindurch in die fernen, duftig -verhüllten Berge, bis endlich, immer wärmer und glühender, das Gold der -scheidenden Sonne über die ganze Landschaft hinströmte zu zauberhaftem -Gemälde. - -Und war die Sonne im Sinken und wollte man ihren majestätischen Glanz -genießen, so kostete es nur ein paar Schritte. Zwischen den Blumenrabatten -des Gärtleins auf und abwandelnd versenkte man sich in den Anblick des -feuerfarbenen Lichtmeeres, auf dem die feingeschnittenen Blätter der -Bäume und die scharfen Firstlinien der Dächer mit ihren Kaminen sich -schattenrißartig abzeichneten, bis nach und nach die überwältigende -Kraft des feurigen Lichtes dem goldgesäumten Purpur fast durchsichtiger -Wolkenschichten wich, bis endlich violette Schatten ringsum alles -umschlossen. - - -9. - -Und Heiri's lernten die Vorzüge ihrer Wohnung aus Erfahrung immer mehr -schätzen; Fritz hatte sie zudem belehrt, wie sie diese durch die Lage -gebotenen Vortheile, denen sie und besonders Liese täglich so viel für -ihre Gesundheit zu danken hatten, durch jene einer klugen und verständigen -Hausordnung erhöhen könnten. Beim Bau des Hauses war von Seite des -Fritz, wie seines Baumeisters alle Sorgfalt auf Zweckmäßigkeit, wie -auf trockenes und gesundes Baumaterial verwendet worden. So hatte man -nicht nur wegen des Nutzens, sondern auch wegen der Trockenheit unter -dem ganzen Hause Keller gemacht, so konnte man durch Stube und Gang, -oder durch Kammer und Küche einen reinigenden Luftzug bewerkstelligen. -Auch war zu den Bodenauffüllungen nicht Schutt und Straßenstaub oder -feuchtigkeitanziehender Sand genommen, sondern Koakasche, wohlfeil -wie jenes andere, äußerst trocken und dabei sehr feuersicher. -- Aber -dennoch hatte Fritz angelegentlich empfohlen, im Winter nicht zu oft, und -überhaupt nie zu naß zu fegen. Um das Zimmer und das Haus rein zu halten, -war vor der Hausthüre ein Scharreisen, und im Gang eine Strohmatte. - -Unter dem Kunstofen zeigte er eine Klappe, die man öffnen und schließen -konnte. Diese ging aus der Stube in die Küche; wenn nun das Feuer -brannte, sollte man öffnen, und konnte nachher wieder schließen. Diese -Vorrichtung leistete namentlich im Winter vortreffliche Dienste. Denn ein -Feuer bedarf zum Brennen Luft, und wenn in der Küche alles fest zu ist, so -muß eben diese Luft durch's Kamin selbst herabkommen und treibt den Rauch -zurück bis zum Ersticken; selbst das Feuer brennt ungern. Ist aber jene -Klappe offen, so kommt der erforderliche Zug aus dem Zimmer und reinigt -solchermaßen zugleich die Stuben von der verbrauchten und schädlich -gewordenen Luft. In Häusern, wo man mit besondern Oefen heizt, wendet man -jetzt häufig die holzsparenden und im Zimmer zu heizenden Straßburgeröfen -an, um ihrer luftreinigenden Eigenschaft willen. Ja ein sehr geachteter -Arzt hat alle seine Oefen umändern und zum inwendig Einfeuern einrichten -lassen. - -Für den Winter waren für Stuben und Nebenstübchen Vorfenster bereit; -das sparte viel Holz an der Heizung, und um das Einfrieren der -Wassersteinröhre und die damit verknüpften Unannehmlichkeiten zu -verhindern, waren dieselben innerhalb der Mauer herabgeführt und mündeten -ganz zu unterst in ein von eichenem Deckel bedecktes Wasserfaß, dessen -Inhalt täglich zum Spritzen der Pflanzen verwendet werden konnte. Wurde -dieß Faß beinahe voll, so sorgte ein Ablauf in die Abtrittsgrube für den -etwaigen Ueberschuß. Das gab der Seite gegen den Weg ein gefälligeres -Ansehen, als wenn winklige Rohre dieselbe verunstaltet hätten. Um aber das -Haus möglichst trocken zu machen, hatte man beim Bau den Keller weniger -tief gegraben als sonst und den Schutt zu einer Auffüllung um's Haus -verwendet, daß es wie auf einer kleinen sanften Erhöhung stand. - -So war bei Fritzens Haus für Trockenheit, für Licht und Luft, für Wärme -und richtige Kühle, mit einem Wort für alle Erfordernisse zu einem -gesunden und behaglichen Wohnen, und damit zu einem schönen und der Würde -des Menschen angemessenen Familienleben und zum Genusse edler Freuden -gesorgt. - - -10. - -Aber dem Fritz fehlte noch etwas. Das bemerkten auch Heiri und Liese; -nur Liseli hatte keine Ahnung davon, wenigstens that sie, als merkte sie -nichts. »Ich weiß nicht, was der Fritz hat; er kommt nicht mehr so oft -zu uns in die Stube herunter wie früher; du hast ihm doch nichts in den -Weg gelegt, Liese?« Ich wüßte nicht was, er ist aber auch stiller als -sonst. »Und früher hat er mir einmal gesagt, wenn wir einziehen bei ihm, -wolle er die Kost bei uns nehmen, und hat seitdem kein Sterbenswörtlein -mehr davon verlauten lassen.« So redeten sie hin und her und erschöpften -sich in allerlei Vermuthungen. Liseli hatte auch etwas wie einen Druck -auf dem Gemüthe und sang nicht mehr so munter wie früher. Aber Liese -dachte an ihre eigene Jugend zurück und dachte: das sei noch Folge der -Körperentwicklung, war doch Liseli oft blaß und dann plötzlich wieder -roth, wie wenn sie das Wechselfieber hätte. - -Einst sollte Liseli Abends in die Stadt. Unter der Hausthüre gab die -Mutter noch einen vorher vergessenen Auftrag. In diesem Augenblick kam -Fritz heim. Aber wie er zur Hausthüre hinein und Liseli heraustreten -wollte, waren beide plötzlich wie gebannt, und jedes fühlte nur die Gluth -zum Kopfe steigen und das Herz gewaltig pochen. Aus lauter Verlegenheit -vor einander und vor der Mutter konnte keines ein Wort herausbringen. -Da ging Fritz wie gleichgültig an Liseli vorüber, sagte zu Liese mit -erzwungener Ruhe seinen Guten Abend und schnell in's Zimmer hinein. -- Und -Liseli wußte auch nicht wie sie in die Stadt kam, und wie wieder heim; und -hatte 1 Vierling Kaffee und 1 Pfund Cichorie mitgebracht und die Bändel in -die Sonntagsschuhe vergessen. - -Und am Sonntag Abend klopfte es an der Stubenthüre beim Heiri, und herein -trat Fritz im neuen schwarzen Kleid und dem feinen Seidenhut in der Hand. -Und der Fritz mußte etwas Wichtiges mit dem Heiri und seiner Frau reden -und das Liseli ging trotz seiner Neugier ungeheißen in die Küche. Es muß -auch recht wichtig gewesen sein, was sie zusammen ausmachten, und Liese -hatte feuchte Augen, als ob ihnen das liebgewordene Logis aufgekündet -worden wäre. Aber Liseli wurde endlich hereingerufen und den Abend ein -extraguter Kaffee für alle Viere gemacht. Denn Fritz hatte um's Liseli -angehalten, und Liseli hatte vor Thränen nicht Nein sagen können. - -Im Spätherbst war die Hochzeit, und jetzt leben Fritz und Liseli im obern -Stock als treues Ehepaar, und Gesundheit, Glück und Frieden wohnt im Hause -bei den Vieren. Das möge ihnen Gott der Herr erhalten und reichlich mehren! - -[Illustration: Dekoration] - - - - -Fußnoten: - - -[A] Sauerstoff. - -[B] Kohlensäure. - -[C] Wasser. Ein Mensch athmet durchschnittlich in 1 Stunde 300 _Litres_ -Luft aus, worunter 12 _Litres_ Kohlensäure enthalten sind. - -[D] Pettenkofer. - -[E] Kohlensäure und Wasser. - -[F] Wenn auf 1000 Theile Luft 1 Theil Kohlensäure kommt. - - - - -Anmerkungen zur Transkription: - - -Das Original ist in Fraktur gesetzt. - -Im Original in _Antiqua_ gesetzter Text wurde mit _ markiert. - -Im Original ~gesperrt~ gesetzter Text wurde mit ~ markiert. - -Im Original #fett# gesetzter Text wurde mit # markiert. - -Doppelte Anführungsstriche wurden durch » (unten) und « (oben) ersetzt. - -Schreibweise und Interpunktion des Originaltextes wurden übernommen; -lediglich offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert. - -Einige Ausdrücke wurden in beiden Schreibweisen übernommen: - -blos (Seiten 15 und 29) und bloß (Seiten 6, 19 und 20) - -Brot (Seite 9) und Brod (Seite 57) - -casernenartige (Seite 7) und Kasernen (Seiten 20 und 22) - -düstrer (Seite 8) und düstere/düsterer (Seiten 38, 44 und 56) - -geschlossenen (Seite 19) und geschlossnen (Seite 25) - -giebt (Seiten 6, 11, 12, 26, 37 und 40) und gibt (Seiten 16, 36 und 37) - -giebt's (Seite 10) und gibt's (Seiten 14 und 35) - -gieng/ausgieng (Seiten 6, 38 und 39) und ging/ging's (Seiten 39, 42, 47, -48, 49, 52, 53, 57, 60, 61 und 63) - -Hülfe/hülflos/Hülfsmittel/Abhülfe (Seiten 7, 8 und 12) und Hilfe/hilft -(Seiten 15 und 27) - -Kommode (Seiten 9, 48 und 49) und Commode (Seite 26) - -saubre (Seite 28) und saubere (Seite 28) - -unsaubere (Seite 9) und unsaubre (Seiten 15 und 25) - -Folgende offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert: - - geändert wurde "genug sieht's allerdngs bei den Leuten" - in "genug sieht's allerdings bei den Leuten" - (Seite 9) - - geändert wurde "Fenster kann offen stehn lassen, da" - in "Fenster kann offen stehen lassen, da" - (Seite 22) - - geändert wurde "ebenso die Vorhänge, die Bettwasche, stellt" - in "ebenso die Vorhänge, die Bettwäsche, stellt" - (Seite 26) - - geändert wurde "kaum mehr als ein Bischen Mühe." - in "kaum mehr als ein bischen Mühe." - (Seite 28) - - geändert wurde "es ist bejammerswerth, wie viele" - in "es ist bejammernswerth, wie viele" - (Seite 37) - - geändert wurde "wo 11, sage eilf Familien wohnen" - in "wo 11, sage elf Familien wohnen" - (Seite 37) - - geändert wurde "zogen Heiri und Liesi mit ihrem Liseli" - in "zogen Heiri und Liese mit ihrem Liseli" - (Seite 37) - - geändert wurde "von allen sechs Hausparthieen hier zusammengeworfen" - in "von allen sechs Hauspartheien hier zusammengeworfen" - (Seite 39) - - geändert wurde "das Geschirr auf dem Kücheschaft versorgt hätte." - in "das Geschirr auf dem Küchenschaft versorgt hätte." - (Seite 41) - - geändert wurde "aber dem Lisele gar schwer; doch" - in "aber dem Liseli gar schwer; doch" - (Seite 41) - - geändert wurde "weder Liese noch Lisele; auf dem Lande" - in "weder Liese noch Liseli; auf dem Lande" - (Seite 41) - - geändert wurde "freundlich aber ernst: »Lieben Leute, die Sache ist" - in "freundlich aber ernst: »Liebe Leute, die Sache ist" - (Seite 42) - - geändert wurde "Denn wohin war Liesi's Zufriedenheit und" - in "Denn wohin war Liese's Zufriedenheit und" - (Seite 43) - - geändert wurde "Mühe, die zwei Stegen zu steigen; aber" - in "Mühe, die zwei Stiegen zu steigen; aber" - (Seite 51) - - geändert wurde "und: »Guten Abend, wie geht's Bäse?« gab er" - in "und: »Guten Abend, wie geht's Base?« gab er" - (Seite 51) - - geändert wurde "ein Wort gab 's andere, von" - in "ein Wort gab's andere, von" - (Seite 51) - - geändert wurde "wollenen Halstuch gegen den frischen Morgenluft - geschützt, ihren Kaffee." - in "wollenen Halstuch gegen die frische Morgenluft - geschützt, ihren Kaffee." - (Seite 53) - - geändert wurde "einen wunderbaren Eindrnck; wohl griff" - in "einen wunderbaren Eindruck; wohl griff" - (Seite 54) - - geändert wurde "dessen Entrichtung sie sich gedrungen fühlten" - in "dessen Entrichtung sie sich gedrungen fühlten." - (Seite 55) - - geändert wurde "Straßen, muß sich 'sMeistern g'fallen lassen." - in "Straßen, muß sich's Meistern g'fallen lassen." - (Seite 59) - - - - - -End of the Project Gutenberg EBook of Sicherer Wegweiser zu einer guten und -gesunden Wohnung, by Theodor Meyer-Merian and Johann Jakob Balmer-Rinck - -*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK SICHERER WEGWEISER ZU EINER *** - -***** This file should be named 51349-8.txt or 51349-8.zip ***** -This and all associated files of various formats will be found in: - http://www.gutenberg.org/5/1/3/4/51349/ - -Produced by Iris Schröder-Gehring and the Online Distributed -Proofreading Team at http://www.pgdp.net (This book was -produced from scanned images of public domain material -from the Google Books project.) - -Updated editions will replace the previous one--the old editions will -be renamed. - -Creating the works from print editions not protected by U.S. copyright -law means that no one owns a United States copyright in these works, -so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United -States without permission and without paying copyright -royalties. Special rules, set forth in the General Terms of Use part -of this license, apply to copying and distributing Project -Gutenberg-tm electronic works to protect the PROJECT GUTENBERG-tm -concept and trademark. Project Gutenberg is a registered trademark, -and may not be used if you charge for the eBooks, unless you receive -specific permission. If you do not charge anything for copies of this -eBook, complying with the rules is very easy. You may use this eBook -for nearly any purpose such as creation of derivative works, reports, -performances and research. They may be modified and printed and given -away--you may do practically ANYTHING in the United States with eBooks -not protected by U.S. copyright law. Redistribution is subject to the -trademark license, especially commercial redistribution. - -START: FULL LICENSE - -THE FULL PROJECT GUTENBERG LICENSE -PLEASE READ THIS BEFORE YOU DISTRIBUTE OR USE THIS WORK - -To protect the Project Gutenberg-tm mission of promoting the free -distribution of electronic works, by using or distributing this work -(or any other work associated in any way with the phrase "Project -Gutenberg"), you agree to comply with all the terms of the Full -Project Gutenberg-tm License available with this file or online at -www.gutenberg.org/license. - -Section 1. General Terms of Use and Redistributing Project -Gutenberg-tm electronic works - -1.A. By reading or using any part of this Project Gutenberg-tm -electronic work, you indicate that you have read, understand, agree to -and accept all the terms of this license and intellectual property -(trademark/copyright) agreement. If you do not agree to abide by all -the terms of this agreement, you must cease using and return or -destroy all copies of Project Gutenberg-tm electronic works in your -possession. If you paid a fee for obtaining a copy of or access to a -Project Gutenberg-tm electronic work and you do not agree to be bound -by the terms of this agreement, you may obtain a refund from the -person or entity to whom you paid the fee as set forth in paragraph -1.E.8. - -1.B. "Project Gutenberg" is a registered trademark. It may only be -used on or associated in any way with an electronic work by people who -agree to be bound by the terms of this agreement. There are a few -things that you can do with most Project Gutenberg-tm electronic works -even without complying with the full terms of this agreement. See -paragraph 1.C below. There are a lot of things you can do with Project -Gutenberg-tm electronic works if you follow the terms of this -agreement and help preserve free future access to Project Gutenberg-tm -electronic works. See paragraph 1.E below. - -1.C. The Project Gutenberg Literary Archive Foundation ("the -Foundation" or PGLAF), owns a compilation copyright in the collection -of Project Gutenberg-tm electronic works. Nearly all the individual -works in the collection are in the public domain in the United -States. If an individual work is unprotected by copyright law in the -United States and you are located in the United States, we do not -claim a right to prevent you from copying, distributing, performing, -displaying or creating derivative works based on the work as long as -all references to Project Gutenberg are removed. Of course, we hope -that you will support the Project Gutenberg-tm mission of promoting -free access to electronic works by freely sharing Project Gutenberg-tm -works in compliance with the terms of this agreement for keeping the -Project Gutenberg-tm name associated with the work. You can easily -comply with the terms of this agreement by keeping this work in the -same format with its attached full Project Gutenberg-tm License when -you share it without charge with others. - -1.D. The copyright laws of the place where you are located also govern -what you can do with this work. Copyright laws in most countries are -in a constant state of change. If you are outside the United States, -check the laws of your country in addition to the terms of this -agreement before downloading, copying, displaying, performing, -distributing or creating derivative works based on this work or any -other Project Gutenberg-tm work. The Foundation makes no -representations concerning the copyright status of any work in any -country outside the United States. - -1.E. Unless you have removed all references to Project Gutenberg: - -1.E.1. The following sentence, with active links to, or other -immediate access to, the full Project Gutenberg-tm License must appear -prominently whenever any copy of a Project Gutenberg-tm work (any work -on which the phrase "Project Gutenberg" appears, or with which the -phrase "Project Gutenberg" is associated) is accessed, displayed, -performed, viewed, copied or distributed: - - This eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and - most other parts of the world at no cost and with almost no - restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it - under the terms of the Project Gutenberg License included with this - eBook or online at www.gutenberg.org. If you are not located in the - United States, you'll have to check the laws of the country where you - are located before using this ebook. - -1.E.2. If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is -derived from texts not protected by U.S. copyright law (does not -contain a notice indicating that it is posted with permission of the -copyright holder), the work can be copied and distributed to anyone in -the United States without paying any fees or charges. If you are -redistributing or providing access to a work with the phrase "Project -Gutenberg" associated with or appearing on the work, you must comply -either with the requirements of paragraphs 1.E.1 through 1.E.7 or -obtain permission for the use of the work and the Project Gutenberg-tm -trademark as set forth in paragraphs 1.E.8 or 1.E.9. - -1.E.3. If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is posted -with the permission of the copyright holder, your use and distribution -must comply with both paragraphs 1.E.1 through 1.E.7 and any -additional terms imposed by the copyright holder. Additional terms -will be linked to the Project Gutenberg-tm License for all works -posted with the permission of the copyright holder found at the -beginning of this work. - -1.E.4. Do not unlink or detach or remove the full Project Gutenberg-tm -License terms from this work, or any files containing a part of this -work or any other work associated with Project Gutenberg-tm. - -1.E.5. Do not copy, display, perform, distribute or redistribute this -electronic work, or any part of this electronic work, without -prominently displaying the sentence set forth in paragraph 1.E.1 with -active links or immediate access to the full terms of the Project -Gutenberg-tm License. - -1.E.6. You may convert to and distribute this work in any binary, -compressed, marked up, nonproprietary or proprietary form, including -any word processing or hypertext form. However, if you provide access -to or distribute copies of a Project Gutenberg-tm work in a format -other than "Plain Vanilla ASCII" or other format used in the official -version posted on the official Project Gutenberg-tm web site -(www.gutenberg.org), you must, at no additional cost, fee or expense -to the user, provide a copy, a means of exporting a copy, or a means -of obtaining a copy upon request, of the work in its original "Plain -Vanilla ASCII" or other form. Any alternate format must include the -full Project Gutenberg-tm License as specified in paragraph 1.E.1. - -1.E.7. Do not charge a fee for access to, viewing, displaying, -performing, copying or distributing any Project Gutenberg-tm works -unless you comply with paragraph 1.E.8 or 1.E.9. - -1.E.8. You may charge a reasonable fee for copies of or providing -access to or distributing Project Gutenberg-tm electronic works -provided that - -* You pay a royalty fee of 20% of the gross profits you derive from - the use of Project Gutenberg-tm works calculated using the method - you already use to calculate your applicable taxes. The fee is owed - to the owner of the Project Gutenberg-tm trademark, but he has - agreed to donate royalties under this paragraph to the Project - Gutenberg Literary Archive Foundation. Royalty payments must be paid - within 60 days following each date on which you prepare (or are - legally required to prepare) your periodic tax returns. Royalty - payments should be clearly marked as such and sent to the Project - Gutenberg Literary Archive Foundation at the address specified in - Section 4, "Information about donations to the Project Gutenberg - Literary Archive Foundation." - -* You provide a full refund of any money paid by a user who notifies - you in writing (or by e-mail) within 30 days of receipt that s/he - does not agree to the terms of the full Project Gutenberg-tm - License. You must require such a user to return or destroy all - copies of the works possessed in a physical medium and discontinue - all use of and all access to other copies of Project Gutenberg-tm - works. - -* You provide, in accordance with paragraph 1.F.3, a full refund of - any money paid for a work or a replacement copy, if a defect in the - electronic work is discovered and reported to you within 90 days of - receipt of the work. - -* You comply with all other terms of this agreement for free - distribution of Project Gutenberg-tm works. - -1.E.9. If you wish to charge a fee or distribute a Project -Gutenberg-tm electronic work or group of works on different terms than -are set forth in this agreement, you must obtain permission in writing -from both the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and The -Project Gutenberg Trademark LLC, the owner of the Project Gutenberg-tm -trademark. Contact the Foundation as set forth in Section 3 below. - -1.F. - -1.F.1. Project Gutenberg volunteers and employees expend considerable -effort to identify, do copyright research on, transcribe and proofread -works not protected by U.S. copyright law in creating the Project -Gutenberg-tm collection. Despite these efforts, Project Gutenberg-tm -electronic works, and the medium on which they may be stored, may -contain "Defects," such as, but not limited to, incomplete, inaccurate -or corrupt data, transcription errors, a copyright or other -intellectual property infringement, a defective or damaged disk or -other medium, a computer virus, or computer codes that damage or -cannot be read by your equipment. - -1.F.2. LIMITED WARRANTY, DISCLAIMER OF DAMAGES - Except for the "Right -of Replacement or Refund" described in paragraph 1.F.3, the Project -Gutenberg Literary Archive Foundation, the owner of the Project -Gutenberg-tm trademark, and any other party distributing a Project -Gutenberg-tm electronic work under this agreement, disclaim all -liability to you for damages, costs and expenses, including legal -fees. YOU AGREE THAT YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE, STRICT -LIABILITY, BREACH OF WARRANTY OR BREACH OF CONTRACT EXCEPT THOSE -PROVIDED IN PARAGRAPH 1.F.3. YOU AGREE THAT THE FOUNDATION, THE -TRADEMARK OWNER, AND ANY DISTRIBUTOR UNDER THIS AGREEMENT WILL NOT BE -LIABLE TO YOU FOR ACTUAL, DIRECT, INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR -INCIDENTAL DAMAGES EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE POSSIBILITY OF SUCH -DAMAGE. - -1.F.3. LIMITED RIGHT OF REPLACEMENT OR REFUND - If you discover a -defect in this electronic work within 90 days of receiving it, you can -receive a refund of the money (if any) you paid for it by sending a -written explanation to the person you received the work from. If you -received the work on a physical medium, you must return the medium -with your written explanation. The person or entity that provided you -with the defective work may elect to provide a replacement copy in -lieu of a refund. If you received the work electronically, the person -or entity providing it to you may choose to give you a second -opportunity to receive the work electronically in lieu of a refund. If -the second copy is also defective, you may demand a refund in writing -without further opportunities to fix the problem. - -1.F.4. Except for the limited right of replacement or refund set forth -in paragraph 1.F.3, this work is provided to you 'AS-IS', WITH NO -OTHER WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, INCLUDING BUT NOT -LIMITED TO WARRANTIES OF MERCHANTABILITY OR FITNESS FOR ANY PURPOSE. - -1.F.5. Some states do not allow disclaimers of certain implied -warranties or the exclusion or limitation of certain types of -damages. If any disclaimer or limitation set forth in this agreement -violates the law of the state applicable to this agreement, the -agreement shall be interpreted to make the maximum disclaimer or -limitation permitted by the applicable state law. The invalidity or -unenforceability of any provision of this agreement shall not void the -remaining provisions. - -1.F.6. INDEMNITY - You agree to indemnify and hold the Foundation, the -trademark owner, any agent or employee of the Foundation, anyone -providing copies of Project Gutenberg-tm electronic works in -accordance with this agreement, and any volunteers associated with the -production, promotion and distribution of Project Gutenberg-tm -electronic works, harmless from all liability, costs and expenses, -including legal fees, that arise directly or indirectly from any of -the following which you do or cause to occur: (a) distribution of this -or any Project Gutenberg-tm work, (b) alteration, modification, or -additions or deletions to any Project Gutenberg-tm work, and (c) any -Defect you cause. - -Section 2. Information about the Mission of Project Gutenberg-tm - -Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of -electronic works in formats readable by the widest variety of -computers including obsolete, old, middle-aged and new computers. It -exists because of the efforts of hundreds of volunteers and donations -from people in all walks of life. - -Volunteers and financial support to provide volunteers with the -assistance they need are critical to reaching Project Gutenberg-tm's -goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will -remain freely available for generations to come. In 2001, the Project -Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure -and permanent future for Project Gutenberg-tm and future -generations. To learn more about the Project Gutenberg Literary -Archive Foundation and how your efforts and donations can help, see -Sections 3 and 4 and the Foundation information page at -www.gutenberg.org - - - -Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation - -The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit -501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the -state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal -Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification -number is 64-6221541. Contributions to the Project Gutenberg Literary -Archive Foundation are tax deductible to the full extent permitted by -U.S. federal laws and your state's laws. - -The Foundation's principal office is in Fairbanks, Alaska, with the -mailing address: PO Box 750175, Fairbanks, AK 99775, but its -volunteers and employees are scattered throughout numerous -locations. Its business office is located at 809 North 1500 West, Salt -Lake City, UT 84116, (801) 596-1887. Email contact links and up to -date contact information can be found at the Foundation's web site and -official page at www.gutenberg.org/contact - -For additional contact information: - - Dr. Gregory B. Newby - Chief Executive and Director - gbnewby@pglaf.org - -Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg -Literary Archive Foundation - -Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide -spread public support and donations to carry out its mission of -increasing the number of public domain and licensed works that can be -freely distributed in machine readable form accessible by the widest -array of equipment including outdated equipment. Many small donations -($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt -status with the IRS. - -The Foundation is committed to complying with the laws regulating -charities and charitable donations in all 50 states of the United -States. Compliance requirements are not uniform and it takes a -considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up -with these requirements. We do not solicit donations in locations -where we have not received written confirmation of compliance. To SEND -DONATIONS or determine the status of compliance for any particular -state visit www.gutenberg.org/donate - -While we cannot and do not solicit contributions from states where we -have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition -against accepting unsolicited donations from donors in such states who -approach us with offers to donate. - -International donations are gratefully accepted, but we cannot make -any statements concerning tax treatment of donations received from -outside the United States. U.S. laws alone swamp our small staff. - -Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation -methods and addresses. Donations are accepted in a number of other -ways including checks, online payments and credit card donations. To -donate, please visit: www.gutenberg.org/donate - -Section 5. General Information About Project Gutenberg-tm electronic works. - -Professor Michael S. Hart was the originator of the Project -Gutenberg-tm concept of a library of electronic works that could be -freely shared with anyone. For forty years, he produced and -distributed Project Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of -volunteer support. - -Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed -editions, all of which are confirmed as not protected by copyright in -the U.S. unless a copyright notice is included. Thus, we do not -necessarily keep eBooks in compliance with any particular paper -edition. - -Most people start at our Web site which has the main PG search -facility: www.gutenberg.org - -This Web site includes information about Project Gutenberg-tm, -including how to make donations to the Project Gutenberg Literary -Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to -subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks. - diff --git a/old/51349-8.zip b/old/51349-8.zip Binary files differdeleted file mode 100644 index 843f7fb..0000000 --- a/old/51349-8.zip +++ /dev/null diff --git a/old/51349-h.zip b/old/51349-h.zip Binary files differdeleted file mode 100644 index 58cfdaa..0000000 --- a/old/51349-h.zip +++ /dev/null diff --git a/old/51349-h/51349-h.htm b/old/51349-h/51349-h.htm deleted file mode 100644 index dbd93e9..0000000 --- a/old/51349-h/51349-h.htm +++ /dev/null @@ -1,2510 +0,0 @@ -<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.0 Strict//EN" -"http://www.w3.org/TR/xhtml1/DTD/xhtml1-strict.dtd"> -<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml" lang="de" xml:lang="de"> - -<head> -<meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=iso-8859-1"/> -<title>The Project Gutenberg e-Book of Ameisenbüchlein.; Author: Christian Gotthilf Salzmann.</title> -<link rel="coverpage" href="images/cover.jpg"/> - -<style type="text/css"> -<!-- - -body {font-size: 1em; text-align: justify; margin-left: 10%; margin-right: 10%;} -h1 {font-size: 135%; text-align: center; margin-top: 4em; margin-bottom: 2em;} -h2 {font-size: 125%; text-align: center; margin-top: 5em; margin-bottom: 1em;} -h3 {font-size: 120%; text-align: center; margin-top: 2em; margin-bottom: 1em;} -a:focus, a:active {outline:#ffee66 solid 2px; background-color:#ffee66;} -a:focus img, a:active img {outline: #ffee66 solid 2px;} -ul {list-style-type: none;} -ul.tn {list-style-type: disc;} -p {text-indent: 1em;} -em.gesperrt {font-style: normal; font-weight: normal; - letter-spacing: 0.2em; padding-left: 0.2em; margin-right: -0.2em;} -.antiqua {font-family: Sans-Serif;} -.box {border-style: solid; border-width: 1px; - margin: 1em 17% 1em 17%; padding: 0.5em; - background-color: #F0F0F0;} -.pagenum {visibility: visible; - position: absolute; right: 10px; text-align: right; - font-size: 9px; - font-weight: normal; font-variant: normal; - font-style: normal; letter-spacing: normal; - color: #C0C0C0; background-color: inherit;} -.pagenum1 {visibility: hidden; - position: absolute; right: 10px; text-align: right; - font-size: 9px; - font-weight: normal; font-variant: normal; - font-style: normal; letter-spacing: normal; - color: #C0C0C0; background-color: inherit;} -.center {text-align: center;} -.footnote {margin-left: 2.5%; margin-right: 2.5%; font-size: 0.9em;} -.footnote1 {font-size: 0.9em;} -.footnote.label {position: absolute; right: 88%; text-align: right;} -.fnanchor {font-size: .7em; text-decoration: none;} -.indent03 {text-indent: 0.3em;} -.martop3 {margin-top: 3em;} -.martop4 {margin-top: 4em;} -.marbot3 {margin-bottom: 3em;} -.figcenter1 {margin: auto; text-align: center; margin-top: 1em;} -.lihei1 {line-height: 150%;} -.ftsize125 {font-size: 125%;} -.ftsize105 {font-size: 105%;} -.ftsize90 {font-size: 90%;} -.ftsize65 {font-size: 65%;} - ---> -</style> -</head> - -<body> - - -<pre> - -The Project Gutenberg EBook of Sicherer Wegweiser zu einer guten und -gesunden Wohnung, by Theodor Meyer-Merian and Johann Jakob Balmer-Rinck - -This eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and most -other parts of the world at no cost and with almost no restrictions -whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of -the Project Gutenberg License included with this eBook or online at -www.gutenberg.org. If you are not located in the United States, you'll have -to check the laws of the country where you are located before using this ebook. - -Title: Sicherer Wegweiser zu einer guten und gesunden Wohnung - Zwei Preisschriften - -Author: Theodor Meyer-Merian - Johann Jakob Balmer-Rinck - -Release Date: March 3, 2016 [EBook #51349] - -Language: German - -Character set encoding: ISO-8859-1 - -*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK SICHERER WEGWEISER ZU EINER *** - - - - -Produced by Iris Schröder-Gehring and the Online Distributed -Proofreading Team at http://www.pgdp.net (This book was -produced from scanned images of public domain material -from the Google Books project.) - - - - - - -</pre> - - - - - -<div class="figcenter1"> -<a id="img001" name="img001"></a> -<img src="images/img001.jpg" width="371" height="600" alt="cover" title=""/> -</div> - - - - - <h1 class="lihei1"><span class="pagenum1"><a id="page1"></a>Seite 1</span> Sicherer Wegweiser<br/> -<span class="ftsize65">zu einer</span><br/><span class="ftsize125">guten und gesunden Wohnung.</span></h1> - - <div class="center"> - <p>Zwei Preisschriften</p> - - <p class="ftsize65">von</p> - - <p><b>Theod. Meyer-Merian</b> und <b>J. J. Balmer-Rinck</b>,</p> - - <p class="ftsize90">gekrönt und herausgegeben</p> - - <p class="ftsize65">von der</p> - - <p>Gesellschaft des Guten und Gemeinnützigen</p> - - <p class="marbot3"><b>in Basel.</b></p> - </div> - - <div class="figcenter1"> - <a id="img002" name="img002"></a> - <img src="images/img002.jpg" width="300" height="46" alt="Dekoration" title=""/> - </div> - - <div class="center"> - <p class="martop3 ftsize105"><b>Basel,</b></p> - - <p class="ftsize90">Bahnmaier's Buchdruckerei (C. Schultze).</p> - - <p>1859.</p> - </div> - - - - -<h2><span class="pagenum1"><a id="page3"></a>Seite 3</span> I.</h2> - - -<h3><span class="pagenum"><a id="page5"></a>Seite 5</span> 1. Wie's mit den Wohnungen steht.</h3> - -<p>Nichts ist heutzutage allgemeiner, als die Klage über das Steigen der -Miethpreise und über die Schwierigkeit Wohnungen zu finden.</p> - -<p>Diese Klagen sind nur zu wohl begründet. Die Ausdehnung, der Aufschwung -der Gewerbe und Fabriken zieht in deren Nähe immer größere Menschenmassen, -und da die vorhandenen Wohnungen nicht ausreichen und auch die neuerbauten -mit dem Anschwellen der Bevölkerung nicht Schritt halten, so entsteht ein -Gedränge, wenn sich Jeder eben doch sein Plätzchen sucht, wo er leben -mag. Das macht zugleich, daß die Miethen theurer werden; denn überall, wo -viel Nachfrage ist, steigt der Preis und so muß man jetzt im Vierteljahre -zahlen, was sonst für ein Jahr gereicht hatte.</p> - -<p>Die Erwerblust der Hausbesitzer trachtet nun auf verschiedene Art zu -helfen und da nicht immer auf die uneigennützigste oder zweckmäßigste, -wie anderseits wieder die Miethsleute mit geringern und schlechtern -Wohnungen sich behelfen lernen. In dem Raume, den früher eine Haushaltung -bewohnt, haben sich jetzt mindestens zwei, und zwar einander wildfremde, -angesiedelt. Die bequemen Hausgänge und Sommerhäuser (Hausfluren) von -ehemals sind verschwunden, die Stuben scheinen nach allen vier Seiten -einzuschrumpfen, die Treppe muß sich gleichsam durch den Haufen von -Stuben und Kämmerchen hindurchstehlen, von irgend einem freien Raume ist -keine Rede mehr, er trüge ja nichts ab! Anhängsel jeder Art füllen den -alten Hof und fangen gierig den letzten frischen Lufthauch, den einzigen -Lichtstrahl weg, diese Gottesgaben, die vor Zeiten auch dem Aermsten nicht -vorenthalten waren. Bequemlichkeiten,<span class="pagenum"><a id="page6"></a>Seite 6</span> wie Waschhaus, Holz- und -Vorrathskammern u. dgl. scheinen mit dem Zirkel in verkleinertem Maßstabe -ausgemessen und der oberste Dachraum, das abgelegenste Winkelchen wird mit -Menschen vollgepfropft, ja selbst der Raum unter der Erde, wo man ehemals -bloß Fässer, Kartoffeln und Krautköpfe untergebracht. Wenn so ein recht -besetztes Mieth- oder Kosthaus seine Bewohner mit einem Male herausließe, -es würde oft keine Seele glauben, daß die alle neben einander darin Platz -gehabt hätten, geschweige noch mit ihren Geräthen und Habseligkeiten dazu.</p> - -<p>Von außen ist das Alles freilich nicht immer sichtbar, ein heller -neumodischer Anstrich läßt wohl gar einige Behaglichkeit vermuthen. Indeß -giebt es vielleicht doch mehr der Wohnungen, oder besser Wohnlöcher, z. B. -in alten Hinterhäusern, engen Gäßchen, darin noch lange der Winter -herrscht und geheizt werden muß, wenn in der übrigen Welt schon Alles -an der Frühlingssonne sich wärmt und erlabt. Es giebt übergenug mit -Menschen vollgepfropfte Häuser, in deren nächster Nähe Jahrelang nicht -geleerte Dunggruben, baufällige Schweineställe, schlechte Cysternen -die wenige Luft vollends verpesten, aus denen dem Eintretenden in dem -dunkeln, feuchten Hausgange eine modrige Kellerluft, mit Abtrittgeruch -verbunden, frostig entgegenschlägt, auf deren steiler, schlechter Treppe -nur ein herabschlotterndes Seil durch die Finsterniß leitet und vor dem -Halsbrechen schützt.</p> - - -<h3>2. Musterwohnungen.</h3> - -<p>Solche Nothstände und deren Folgen für die Arbeiter, welche nicht nur wohl -oder übel sich ihnen unterziehen, sondern für die schlechten Wohnungen -noch hohe Miethen bezahlen, haben in verschiedenen Ländern wohldenkende -Menschen veranlaßt, besondere, für Arbeiter bestimmte, zweckmäßige Gebäude -zu errichten und gegen billige Preise auszuleihen. Man hat die Sache -nach den verschiedenen Grundsätzen, von denen man ausgieng und gemäß den -verschiedenen Verhältnissen, die vorlagen,<span class="pagenum"><a id="page7"></a>Seite 7</span> von mehr als einer -Seite angegriffen, indem man entweder größere, casernenartige Wohnungen -für viele Haushaltungen aufführte, oder nur kleinere Gebäude für eine bis -zwei Familien; indem man ganze Arbeiterquartiere gründete oder solche -Häuser unter die der übrigen Leute zerstreute.</p> - -<p>Ueber die Vorzüge und Nachtheile dieser und jener Art ist hier nicht der -Ort weiter einzugehen, es genügt die Bemerkung, daß man im Ganzen, bei -verhältnißmäßiger Wohlfeilheit, überall dem Bedürfnisse, der Gesundheit -und Bequemlichkeit der Bewohner Rechnung trug. Dahin gehört denn, daß die -Gebäude so viel als möglich freistehen, wohl gar kleine Gärten haben. -Neben einem heizbaren Zimmer, einer Nebenstube, Küche mit Wasserstein, -enthalten sie wenigstens noch eine verschalte Dachkammer, einen -Kellerraum, Platz zu Holz und Abtritt. Die Zimmer liegen womöglich auf -der Sonnenseite, Küche und Abtritt nach Mitternacht. Die Heiz-, Rauch-, -Abwasser- und Abtritteinrichtungen sind, als sehr wichtig, ebenfalls -sorgfältig berücksichtigt, sowie auf Nähe des benöthigten Wassers gesehen -ist.</p> - -<p>Aber da wäre ja schon allem Uebel abgeholfen! Wird doch kein Mensch mehr -so thöricht sein, derlei wohleingerichteten Lokalien jene ungesunden, -winklichten und dumpfigen Nester vorzuziehen.</p> - - -<h3>3. Warum mit den gutgebauten Wohnungen noch nicht Alles gethan ist.</h3> - -<p>Freilich sind diese Arbeiterwohnungen eine Hülfe, aber noch lange keine -genügende Abhülfe und dieß vorzüglich aus zwei Gründen nicht.</p> - -<p>Einmal bestehen überall, im Vergleich zum Bedürfnisse, noch viel zu wenig -solcher wohleingerichteter Häuser. Es ist beim besten Fortgange auch kaum -die Zeit abzusehen, wann ihrer in genügender Anzahl vorhanden sein werden, -so daß sich unbemitteltere Familien stetsfort auch in die Miethhäuser -alten Schlages werden gewiesen sehen.</p> - -<p><span class="pagenum"><a id="page8"></a>Seite 8</span> Der andere Grund aber, der die Wirksamkeit aller Abhülfe -verkümmert, ist der wichtigere, daß selbst die bestgebauten Wohnungen -ihren Zweck nicht erreichen, so lange die Grundbedingungen einer guten -und gesunden Wohnung so wenig bekannt sind, oder so sehr außer Acht -gelassen werden. Mit andern Worten: auch die am zweckmäßigsten gebaute -Behausung wird viel zu häufig noch durch den Bewohner selber zu einer ganz -ungesunden und schlechten gemacht.</p> - -<p>Begeben wir uns einmal in eine solche Wohnung, ohne uns jetzt sonderlich -um ihre bauliche Einrichtung zu kümmern.</p> - - -<h3>4. Das Inwendige einer schlechten Wohnung.</h3> - -<p>Oeffnen wir sofort die Thüre, keine davor gebreitete Strohdecke, kein -Scharrbrett wird uns aufhalten. Wir zögern, über die Schwelle zu -treten: eine üble, dumpfige Luft scheint uns wieder hinausdrängen, ein -unordentliches Durcheinander den Weg versperren zu wollen. Halten wir -indeß aus und überwinden die erste Regung, an's Fenster zu eilen und -dasselbe aufzureißen, damit doch die frische, freie Luft hereindringe, die -von den trüben Fensterscheiben zurückgehalten wird. Der Fußboden, – er -wird wohl von Holz sein, – trägt alle möglichen Spuren, von der Straße -draußen wie von dem Fette und den Speisen der Küche. Papierschnitzel, -Fadenresten, angebrannte Zündhölzer und Cigarrenstumpfen, abgenagte -Knochen und Kleidungsstücke finden sich da und dort. Auf dem Tische mitten -im Zimmer, auf dem, neben den Brosamen und Kafferingen noch vom Frühstück -her, die ungespülten Tassen stehen, sitzt die Katze und gehorcht ihrem -Reinlichkeitstrieb oder ihrer Naschhaftigkeit, indem sie die Reste aus -den Schüsselchen leckt. Ein großmächtiges Bett an der Wand befindet sich -noch ganz im selben Zustande, wie es die Bewohner vor 5 oder 6 Stunden -verlassen: Kissen, Federbett, Alles wirr durcheinander ohne Leintücher -indeß, wenn jenes Grau dort der Ueberzug sonst irgend eines Bettstückes -sein sollte. Und über all dieß wölbt sich, wie ein wolkiger, düstrer -Himmel, die von Oelqualm<span class="pagenum"><a id="page9"></a>Seite 9</span> und Ofenrauch geschwärzte Zimmerdecke, -gestützt auf die unsaubere, in den Ecken schimmlichte Tapete der kahlen -Wände.</p> - -<p>Und doch sind die Leute hier drin nicht eben arm. Der Mann ist ein -geschickter Bandweber, er hat seinen guten und jetzt selbst reichlichen -Verdienst in einer Fabrik und auch die Frau bringt durch Arbeiten für -fremde Leute manchen Batzen in's Haus. Man erkennt's an Dem und Jenem, daß -der Mangel da nicht ein- und ausgeht: Einzelnes verräth sogar Wohlstand, -ja Luxus; aber es paßt Keines recht zum Andern, wie bei einem Trödler -stehen die Geräthe ohne rechte Beziehung zu einander. Ein währschafter -Schrank fehlt, eine neumodische Kommode vermag nicht Alles zu beherbergen, -wenn gleich darin die buntbebänderte Sonntagshaube, der Laib Brot, die -Unschlittkerzen und der Kamm noch so enge zusammenrutschen, und das -zerbrochene Spielzeug auf's bescheidenste sich zwischen eine Handvoll -Aepfel und die seidene Weste des Mannes versteckt. Deßhalb fährt auf Tisch -und Stuhl dieß, jenes Kleidungsstück vom vorgestrigen Sonntage herum, -oder selbes Geräthe, das ja in den nächsten vierzehn Tagen wahrscheinlich -wieder einmal gebraucht wird. Bedarf man aber des Stuhles, des Tisches -sonst, ei nun da ist das darauf Liegende ja bald zusammengerafft und auf -das Fenstersims, das Bette geflüchtet, wo es für den Augenblick nicht im -Wege liegt.</p> - -<p>Wir wollen nicht in andere Räume treten, in die Küche so wenig, als an -noch verborgenere Oerter: dieß Zimmer schon predigt laut genug, hier sei -nicht gut wohnen! Und unbehaglich genug sieht's allerdings bei den Leuten -da aus, die bei sich selbst nirgends daheim, sondern vielmehr in stätem -Auszuge scheinen begriffen zu sein.</p> - - -<h3>5. Wie die Bewohner einer schlechten Wohnung aussehen.</h3> - -<p>Sehen wir uns indeß ein wenig genauer nach den Bewohnern selber um.</p> - -<p>Der Mann arbeitet seit früh auf der Fabrik; er kehrt erst<span class="pagenum"><a id="page10"></a>Seite 10</span> -Mittags auf die kurze Zeit des Essens nach Hause und Abends vielleicht -noch schnell, bevor er im Wirthshause seiner Erholung nachgeht. Die Frau -ist heute nicht auswärts; im Wasserzuber der Küche wäscht sie einiges -Linnen in der Stube aus, um auf Sonntag reine Wäsche zu haben. Sie -breitet diese soeben um den Ofen aus, an dem, neben wollenen Strümpfen -und dem Waschlappen, bereits auch Windeln hängen, die naß sind, ohne -gewaschen zu sein. Mehr Raum zu gewinnen, stellt sie ein Paar feucht -gewordene Endefinken vom Ofen herunter in's Ofenrohr hinein, bei -welchem Anlasse sie den eingedorrten Speiserest entdeckt, welchen sie -gestern vergeblich dem Manne vom Nachtessen aufgehoben. Das Aeußere -der Frau ist allerdings nicht sehr einnehmend. Sie mochte einst kein -so übles Mädchen gewesen sein, aber diese ungekämmten, im Gesichte -herumhängenden Haare, die gelbe, verknitterte Haube, das zerrissene -bunte Halstuch passen zu einem ordentlichen Aussehen so wenig, als das -unreinliche Fähnchen von Indienneröckchen, welches sie trägt, oder als -die herabhängenden Strümpfe und niedergetretenen Schuhe. Man könne im -Hause nicht Staat machen! – meint die Frau; denn allerdings, wenn sie -ausgeht, dann flattern um keine andere Haube so viele und so bunte -Bänder, da ist ihr Halstuch das blumenreichste, ihr Rock der steifste, -von gestickten Kräglein, Anstößlein, Vorstecknadeln und anderem Zierrath -nicht zu sprechen. Daneben geben ihr jetzt die Kinder viel zu thun, deren -eines gerade wieder krank ist und um deßwillen sie heute auch zu Hause -geblieben. Das ältere, ein Büblein, hockt am Boden und nagt an einem Weck. -Der kleine Kegel sieht drollig genug aus in seinen bis unter die Arme -reichenden Höslein, dem dicken, wollenen Halstuche und der Pelzkappe, die -er über die Ohren heruntergezogen, trotzdem er am Ofen sitzt und draußen -ein ganz hübscher Märztag ist. In der Nähe giebt's freilich allerlei an -ihm auszusetzen: so scheint mütterliche Liebe seine struppigen Haare -ebenso nachsichtig der Pein des Kämmens, als das aufgedunsene Gesicht der -Qual des Waschens zu überheben. Es hätte freilich dem armen Kleinen auch -gar zu wehe gethan, bei den Schorfen<span class="pagenum"><a id="page11"></a>Seite 11</span> und Borken, die ihm auf dem -Kopfe, an der Nase, hinter den Ohren sitzen und deren schmerzhaftes Jucken -ihn so schon launisch und meisterlos genug machen, weßhalb ihm die Eltern -in Allem seinen Willen lassen müssen. Sein jüngeres Schwesterchen dagegen, -das leider den ganzen Winter den Doktor gebraucht und auch jetzt in den -Federkissen seines Bettchens tief versenkt liegt, zeigt sich als das -gerade Gegentheil von ihm. Es sei das beste Kind von der Welt! – rühmt -es die Mutter, Tagelang bleibe es liegen, wo sie's hinlege und störe sie -in nichts, sobald es nur seinen Lutscher habe und was koste der, als ein -wenig Zucker und Brotkrumme! Wenn der Mehlbrei, – und sie koche ihn doch -absichtlich recht steif, – nur besser bei ihm anschlüge! (fügt sie -klagend bei,) aber es setze sich Alles in den Bauch, der werde kugelrund -und Aermlein und Beinlein blieben wie Schwefelhölzchen. Nächstens werde -das Emilie zweijährig und vom Stehen sei noch keine Rede bei ihm; auch -leide es an den Augen, gäb wie sie es vor dem kleinsten Luftzuge behüte!</p> - -<p>Die arme Frau ahnt es nicht, daß sie allein mit ihrer unvernünftigen -Pflege der Gesundheit ihrer Kinder hindernd im Wege steht.</p> - - -<h3>6. Wo's noch übler aussieht.</h3> - -<p>Es giebt viel hundert Wohnungen, darin es noch weit schlimmer aussieht, -in denen z. B. neben den Gliedern derselben Familie wildfremde Menschen, -Kostgänger, die gleichen Räume, ja Schlafgemächer bewohnen und überfüllen. -Sogenannte Haushaltungen giebt es, wo der Mann den größten Theil seines -Erworbenen in's Wirthshaus trägt, die Frau das, was in ihre Hände kommt, -an Flitter, an Leckereien, an Lustbarkeiten verschleudert. Allmälig wird -sie gleichgültig; wie bisher die Haushaltung, vernachläßigt sie nun auch -sich selbst und thut ihr Mögliches, dem Manne den Aufenthalt daheim -gründlich zu verleiden. So kommt er immer später und in halbtrunknem -Zustande nach Hause, indeß sie mit den Kindern zu<span class="pagenum"><a id="page12"></a>Seite 12</span> darben -beginnt. Es giebt gegenseitige Vorwürfe, scharfe und harte Reden, in der -Leidenschaft und dem Trunke wohl noch Schlimmeres. Mürrisches Wesen, -lieblose Worte werden die tägliche Umgangssprache, Zorn und Verdruß machen -den Mann zum Trinker, erst in Wein und allmälig, wenn der seine Wirkung -verliert oder bei abnehmendem Verdienste zu theuer wird, in Schnaps. -Unzufriedenheit, Verdrießlichkeit setzen sich bleibend bei ihm fest, der -gute Muth schwindet, in gleichem Maße die Arbeitslust und Fähigkeit. Er -wird ein unzuverläßigerer, schlechtrer Arbeiter; um so besser freilich -lernt er das Aufbegehren. Aber je mehr er an Gott und Welt zu verbessern -findet, um so schneller geht's Stufe um Stufe mit ihm und den Seinen in -den Sumpf des selbstverschuldeten Elends und der Verworfenheit hinein, bis -sie alle am Ende hülflos der öffentlichen Wohlthätigkeit zur Last fallen.</p> - -<p>Wer wüßte nicht Namen zu solchen Beispielen zu nennen? – Oder wo -noch ein besseres häusliches Zusammenleben besteht und keine solche -Verlotterung um sich gefressen, da brechen Elend und Jammer an der Hand -von Krankheiten, besonders herrschender Seuchen, des Nervenfiebers, der -gefürchteten Cholera mit Vorliebe in die unreinlichen und vernachlässigten -Wohnungen. Der Vater, die Mutter werden auf's Krankenlager geworfen, -häufig genug zugleich auf's Todbette. Sie sind nicht das einzige Opfer. -Ein paar Tage später wird ein zweites Glied der Familie ergriffen und es -ist gar nichts Seltenes, ganze Häuser weggerafft zu sehen, indem jede -Erkrankung der Seuche nur immer neue Nahrung zuführt. Die Unreinlichkeit -steigert sich ja dadurch stets wieder, die sich anhäufenden schlechten -Ausdünstungen bilden eine ansteckende Pestluft aus, die alles Leben -vergiftet.</p> - -<p>Dieß hat leider die Cholera der letzten Jahre überall, fern wie nah, des -Unläugbarsten dargethan, während Reinlichkeit und regelmäßiges Leben als -eine wahre Schutzmauer gegen die Seuche sich erwiesen.</p> - - -<h3><span class="pagenum"><a id="page13"></a>Seite 13</span> 7. Vom Allerinwendigsten einer schlechten Wohnung.</h3> - -<p>Aber warum sind denn nur auch gerade die schlechtesten und -unfreundlichsten Wohnungen immer so gesucht, als hätten viele Menschen -eine angeborne Vorliebe just für Spelunken und weder Augen, Nasen noch -Nerven überhaupt? Woher kommt das? –</p> - -<p>Ja, diese schlechten Wohnungen, – hören wir entgegnen, sind halt viel -wohlfeiler als jene gut eingerichteten, und darauf muß der gemeine Mann -bei so theurer Zeit vor Allem sehen. Sie liegen auch nicht so weit ab vom -Mittelpunkte des Verkehrs und des täglichen Erwerbes wie jene luftigern, -besser eingerichteten, die draußen vor den Thoren, an irgend einem Ende -der Stadt stehen!</p> - -<p>Hierin liegt Etwas, wenigstens für den ersten Blick, wenn auch ein wenig -Bewegung in freier Luft, bevor man sich halbe Tage lang ununterbrochen -in eine Fabrikstube setzt, hinter einen Webstuhl stellt, gewiß weit mehr -anzurathen als zu vermeiden ist. Doch lassen wir die Antwort gelten und -fragen nur: warum sieht's denn bei diesen an sich schon so schlechten -Wohnungen auch <em class="gesperrt">drinnen</em> so liederlich und verwahrlost aus? Warum -stößt man innert den vier Wänden noch extra auf Unreinlichkeit, Unordnung -und verkommenes Wesen? Warum wird der letzte Lichtstrahl durch die -schmuzigen Scheiben auch noch abgewehrt? die feuchte Luft noch besonders -verpestet? die morsche Diele mit einer Kruste Unraths eigens überzogen? -der beschränkte, schlecht eingetheilte Raum durch Unordnung noch mehr -verstellt?</p> - -<p>Da kann nicht mehr von Einschränkung, von Genügsamkeit die Rede sein. -Dieß zeigt vielmehr, daß für solche Bewohner Reinlichkeit, Ordnung, -Wohnlichkeit überhaupt keinen Werth haben, daß ihnen im Gegentheil eine -derartige Umgebung zusagen muß, ihr Wesen und Treiben darin sich nicht -belästigt, nicht beengt findet, sondern beides vielmehr ganz zu einander -paßt. Wenn man mit Recht behauptet, von der Wohnung und Umgebung des -Menschen lasse sich auf diesen selbst<span class="pagenum"><a id="page14"></a>Seite 14</span> und seine Neigungen und -Gesinnungen schließen, so sieht es eben in solchen Leuten selber nur zu -oft dumpfig, lichtscheu, unsauber, verschlossen aus. Die innere Unordnung -versteckt sich hinter die äußere wie hinter einen Schild und Scheuern, -Lüften, Ordnungschaffen thäte in derlei Köpfen und Herzen nicht minder -Noth wie in den von ihnen bewohnten Zimmern und Kammern und Vorräumen.</p> - -<p>Dieß inwendige Verlottern kommt nicht plötzlich über Nacht. Häufig ist -schon früh bei der Erziehung gefehlt, der Sinn für Reinlichkeit und -Ordnung nicht geübt und genährt worden: der Vater war wenig zu Hause, -die Mutter hatte alle Hände voll zu thun und griff's sonst nicht zum -geschicktesten an, die Umgebung war auch nicht darnach, wo hätte da das -Kind drauf merken lernen? Später aber war man an die Vernachlässigung -gewöhnt. Bei dieser Gleichgültigkeit bleibt es nun nicht, es setzt sich -allmälig noch Andres dran und macht aus arg ärger.</p> - - -<h3>8. Ein Wörtlein über Zerstreuungen und Erholungen.</h3> - -<p>Jeder Mensch will seine Erholung, seine Vergnügen haben und wer im -Schweiße des Angesichts arbeitet, dem sind diese doppelt zu gönnen. Nun -kann's einer Seele aber in solch schlechten Wohnungen unmöglich wohl -werden, wo einen Alles so unfreundlich und unwirthlich ansieht. Man sucht -deßhalb seine Freude sonstwo; Gelegenheiten gibt's genug, täglich werden -noch neue erfunden und in allen Blättern dazu eingeladen, – zu ermäßigten -Preisen sogar. An diesem Vergnügungsorte, in jenem Wirthshause sieht's -dann freilich heitrer aus als in dem Neste daheim, man wird noch obendrein -wie ein Herr behandelt, die Gesellschaft ist unterhaltend, ein gutes -Glas Wein, ein schmackhaftes Bißlein, das Alles findet sich da, und wie -appetitlich! Der Arbeiter verdient ja seinen schönen Batzen, was soll er -nicht auch einmal sich wohl sein lassen, nicht eine Zerstreuung haben? -Und diese Gelegenheiten außer dem Hause gefallen einem so gut, daß man -sie bald wieder und immer<span class="pagenum"><a id="page15"></a>Seite 15</span> häufiger sucht, dem Hause vollends den -Rücken kehrt, kaum noch drin schläft.</p> - -<p>So trinkt man in der fremden Wirthschaft stets eifriger auf den Verfall -der eignen; die Zerstreuungen schlagen so wohl an, daß von einer Sammlung, -der Sammlung im eigenen Hause, keine Rede mehr ist.</p> - -<p>Wenn es nur keine schlechten Zeiten, keine kranken Tage gäbe und das -lustige Leben die Arbeitslust nicht untergrübe! mit <em class="gesperrt">einem</em> Worte: -wenn der Mensch nur einzig auf der Welt wäre, seinen Lüsten zu dienen! Da -dieser nun aber nicht blos für den Tag lebt, sondern für die Ewigkeit, so -geht's unter lauter Zerstreuung und Lustbarkeit erst allmälig bergunter, -bald rascher und man langt vergeblich da- und dorthin, an morsche Latten -und in Glasscherben nach Hilfe. Pflicht und Gewissen und Ehrbarkeit werden -auch nicht zu lange mehr berathen, dunkle Winkel aber, unsaubre Betten, -ungewischte Bänke und Tische, schmuzige Hände und Unordnung überall sind -dann für einen solchen Zustand wie geschaffen.</p> - -<p>Wo jener leichtfertige Sinn sich festgesetzt hat, ja da mag man dann lange -gute und gesunde Wohnungen bauen. Das Wohlsein daheim kommt ja in keinen -Betracht und die kurzsichtige Verkehrtheit verwendet die paar Franken -ersparten Hauszinses schon im Voraus zu der und jener Lustbarkeit, diesem -Flitterzeug, selber Leckerei, ohne zu bedenken, daß Doktor und Apotheker -kommen und darauf und auf noch mehr Beschlag legen möchten.</p> - - -<h3>9. Vom Fundamente des Hauses.</h3> - -<p>Erholung, Freude, Wohlbefinden dürfen nicht unterdrückt werden, bei Leibe -nicht! und ein gesundes Herz und ein gesunder Leib sollen dieses Glückes, -mit welchem Gott die Arbeit so gerne krönt, noch erst recht genießen. Aber -sie dürfen nicht mehr auf Mistbeeten aufgeilen, sondern müssen in gutem -Grund und Boden kräftige, lebensfähige Wurzeln schlagen. Dieser Grund -und Boden aber ist kein anderer als der des eignen<span class="pagenum"><a id="page16"></a>Seite 16</span> Hauses, des -eignen Hauses, auch wo man mit Weib und Kind zur Miethe wohnt. Hier, bei -sich daheim, kann der Aermste reich sein und der Abhängigste Herr und -Meister von Gotteswegen, der Niedrigste wird sich da gehoben fühlen und -das Vergnügen kostet hier weder viel Geld, noch trägt es den Stachel der -Reue. Auf dieser Grundlage wächst allein jene innere Kraft, welche die -Stürme erträgt und der Verweichlichung durch gute Tage widersteht. Nur auf -dem Boden des Hauses wird auch in Wahrheit der Ehestand zu dem, was er -sein soll, nach dem alten Spruche: zu dem rechten Zuchtmeister, der den -Menschen erzieht für Zeit und Ewigkeit, und nicht, wie so manche halt- und -bodenlose Ehe, zu einer lebenslänglichen Strafanstalt. Durch gar nichts -ist der Segen des Familienlebens zu ersetzen, der auf dem natürlichsten -Wege aus jedem Augenblicke des Beisammenseins neue Nahrung zieht, aus -dem Munde des Vaters, dem Beispiele der Mutter, der Anhänglichkeit und -dem Gedeihen der Kinder, aus der Liebe, die Alle verbindet und dem -Gewöhnlichsten eine Bedeutung gibt.</p> - -<p>Um aber zu dieser Erholung, dieser Freude, diesem Glücke zu gelangen, muß -es einem vor allem daheim innert den vier Wänden an Leib und Seele wohl -sein, man muß sich wirklich heimisch fühlen können. Wie wird dieß möglich?</p> - - -<h3>10. Wer der wahre Baumeister ist.</h3> - -<p>Gewiß wird es immer bessre und weniger gute, ja geradezu schlechte -Wohnungen geben und der Arme wird letztere nie ganz meiden können. Ihre -Lage in Mitten der Städte, in der Nähe der Vermöglichen wird ihn sogar -anziehen und auch eine genaue Aufsicht der Gesundheitspolizei mag vollauf -Arbeit haben, nur die schreiendsten Uebelstände abzustellen, weil sie -das einzige Mittel, das bleibt, manche Wohnungen unschädlich zu machen, -nämlich sie zu schließen oder niederzureißen, nicht anwenden kann. Aber -ebenso gewiß ist es auch wieder, daß die schlechteste Wohnung sich -verbessern läßt, die empfindlichsten Nachtheile sich heben oder mindern -lassen. Dazu jedoch ist Eins unerläßlich,<span class="pagenum"><a id="page17"></a>Seite 17</span> <em class="gesperrt">das Eine, daß ein -Jeder selbst die Hand anlege</em>. Denn wie der Bewohner eine vorzügliche -Wohnung zu einer nachtheiligen umwandeln kann, so ist er ebenso der -Hauptbaumeister, der eine schlechte Wohnung zu einer guten und gesunden -zu erheben vermag, ein Baumeister zugleich, den alle Baumeister der Welt -nicht zu ersetzen im Stande sind.</p> - -<p>Dieser zu sein oder zu werden, dazu rüste du dich, der du's bisher -vielleicht versäumt hast, nur aus mit gutem Willen und Aufmerksamkeit; -mehr bedarf's nicht! Mit diesen schon wirst du deine Wohnung gesund und -wohnlich einrichten und dem Wirthshaus, den Lustbarkeiten draußen, dem -Flitter und der Hoffahrt gegenüber, dir ein sicheres Haus bauen, darin gut -wohnen ist, das der Stamm ist, darauf du allein gedeihest, darauf deine -Kinder und Kindeskinder wachsen und dir zum Segen reifen werden!</p> - -<p>Weil aber Alles in der Welt will gelernt sein und jedes Handwerk seine -besondern Vortheile und Vorschriften hat, auch wenn diese durch bloße -Gewohnheit von Kindsbeinen an und ohne besonderes Kopfzerbrechen sich -aneignen ließen, so soll jetzt hier zu gutem Ende zusammengestellt -werden, was solchem Baumeister einer gesunden Wohnung zu wissen Noth -thut. Besondere Kosten sind keine mit verbunden, das Geheimniß ist bald -geoffenbart und die Kunst leicht zu lernen, nur macht aber auch hier -Uebung allein den Meister. <em class="gesperrt">Luft</em>, <em class="gesperrt">Licht</em>, <em class="gesperrt">Reinlichkeit</em> -und <em class="gesperrt">Ordnung</em> indeß sind die Bausteine und das Pflaster, daraus unter -Gottes Segen Jeder sich eine gute und für Leib und Seele gesunde Wohnung -aufführen kann!</p> - -<p>Sehen wir zu, wie man diese am besten handhabt und am passendsten -verwendet.</p> - - -<h3>11. Die Luft.</h3> - -<p>Die Luft zählt zwar für nichts. „Niemand kann von der Luft leben!“ – hört -man als gewöhnliche Redensart. Das ist aber grundfalsch; da verstanden's -die Alten besser, welche Luft die Nahrung, das Futter des Lebens nannten. -Und mit<span class="pagenum"><a id="page18"></a>Seite 18</span> Recht, denn sie ist für unsern Leib gerade ein so -nothwendiges und unentbehrliches Nahrungsmittel als Speise und Trank.</p> - -<p>Athmen ist nicht nur, daß man Luft einzieht und sie nachher wieder -ausbläst: die ausgeathmete Luft ist eine ganz andre als die eingezogene, -und was inzwischen mit ihr in der Brust vorgegangen, das ist eben das -Wichtige und der Zweck des Athmens. Das Blut hat da in der Lunge schnell -das, was ihm zur Erhaltung des Lebens nothwendig ist,<a name="FNanchor_A_1" id="FNanchor_A_1"></a><a href="#Footnote_A_1" class="fnanchor">[A]</a> aus der beim -<em class="gesperrt">Ein</em>athmen zugeströmten frischen Luft an sich gezogen und dagegen -sein Unnützes und Verbrauchtes abgegeben, das dann beim <em class="gesperrt">Aus</em>athmen -mit dem Uebrigen als umgewandelte und nunmehr unbrauchbare Luft wieder aus -der Brust ausgestoßen wird und sich mit der Luftmasse außer dem Menschen, -sei's in einem Zimmer oder im Freien, vermischt. Dieß wiederholt sich -bei jedem Athemzuge. Daß die abgeschlossene Zimmerluft dadurch allmälig -verschlechtert wird, ist leicht zu ermessen. Daraus läßt sich denn auch -entnehmen, wie die Luft keineswegs so gleichgültig ist, sondern sie -einerseits um so nachtheiliger sein wird, jemehr jene Bestandtheile, -welche als unbrauchbar vom Blute durch das Ausathmen<a name="FNanchor_A_2" id="FNanchor_A_2"></a><a href="#Footnote_A_2" class="fnanchor">[B]</a> und durch die -Hautausdünstung<a name="FNanchor_A_3" id="FNanchor_A_3"></a><a href="#Footnote_A_3" class="fnanchor">[C]</a> an sie abgegeben werden, in ihr sich anhäufen. -Anderseits aber muß sie um so vortheilhafter sein, je ungeschmälerter sie -den Bestandtheil enthält, welcher zur Neubelebung des Blutes taugt.</p> - -<p>Es ist nun vom lieben Gott einmal so weise eingerichtet, daß es nicht erst -besonderer Vorkehrungen bedarf, diese uns zuträgliche Luft mit Mühe und -Kosten herzustellen. Im Gegentheil ist <em class="gesperrt">diese</em> gerade die beste, die -unter dem freien Himmel liegt und in welche das Gras des Feldes und die -Bäume des Waldes ungehindert hineinwachsen. Es ist somit genug gethan, -wenn man solcher frei und überall vorkommenden Luft möglichst leichten -Zutritt verschafft. Nun ist's weiter eine einfache<span class="pagenum"><a id="page19"></a>Seite 19</span> Rechnung: wo -in einer Stube <em class="gesperrt">viele</em> Leute sind, da wird das uns Zuträgliche aus -der Luft durch's Einathmen gewiß schneller weggenommen und umgekehrt, -durch's Ausathmen mehr Verbrauchtes drin angesammelt werden, als wo nur -<em class="gesperrt">eine</em> Person sich aufhält. Die Luft des Zimmers wird also immer -schlechter werden und um so schlechter, je kleiner seine Luftmenge, d. h. -sein Raum ist.</p> - -<p>Es braucht gar keiner feinen Nase, um die schlechte Luft zu erkennen. Wer -z. B. Morgens aus dem Freien in ein Schlafzimmer tritt, namentlich in -eins, darin mehrere Leute die Nacht zugebracht, den wird es auf der Brust -schnüren. Wo längere Zeit in einem geschlossenen Raume viele Menschen -beisammen gehalten werden, steigert sich die Athembeschwerde bis zu -Taumel, Uebelkeit und Ohnmacht. Darum ist ja auch auf überfüllten Schiffen -die Sterblichkeit so groß. In Calcutta wurden in der sog. schwarzen Höhle -146 Menschen zusammengesperrt; innert 10 Stunden gingen davon 123 zu -Grunde und zwar bloß, indem die Luft durch's Athmen der Eingeschlossenen -und keineswegs etwa durch andere schädliche Dünste und Gase verdorben -wurde. Kommt nun hiezu noch Oelqualm, Ofenrauch, die Ausdünstung von -feuchten Wänden, trocknender Wäsche, von Abgang und Speisen, von Abtritten -und Baugruben, Kellern und Cysternen, so ist klar, daß die Luft noch -viel untauglicher zum Athmen werden muß. Diese Extraverschlechterung -gehört indeß größtentheils ins Capitel der Reinlichkeit, von welcher -sich's wohl lohnt, noch besonders ein Wörtlein zu reden. Hier nur soviel: -Man kann lange frische Luft in eine Stube, eine Kammer, einen Vorraum -hereinlassen, es wird nicht viel damit gewonnen sein, wenn angehäufter -Unrath, verwesender Abgang, ein stinkender Wasserstein u. drgl. durch ihre -Ausdünstung die Luft fortwährend verderben. Nicht fleißig und schnell -genug können darum alle Stoffe, welche die Atmosphäre verunreinigen, aus -bewohnten Räumen entfernt werden.</p> - -<p>Etwas Andres ist es mit der ganz unvermeidlichen Verschlechterung<span class="pagenum"><a id="page20"></a>Seite 20</span> -der Zimmerluft durch's bloße Ausathmen und Ausdünsten der Bewohner, wobei -es sich um den gehörigen Zutritt guter und frischer Luft handelt, als -Ersatz und Verbesserungsmittel der verbrauchten.</p> - -<p>Dieß Herbeiziehen frischer Luft beschäftigt auch, um seiner Wichtigkeit -willen, besonders in neuerer Zeit wieder, die Sachverständigen in hohem -Grade. Zunächst in Beziehung auf Krankenhäuser, Gefängnisse, Kasernen, -kurz Räume, in denen viele Menschen angesammelt sind und folglich durch -das vermehrte Athmen und Ausdünsten die Luft in größerm Maße verdorben -wird. Die Wichtigkeit indeß ist für die Wohnung der einzelnen Familie -ganz dieselbe, namentlich wo diese zahlreich und der bewohnte Raum ein -beschränkter ist.</p> - -<p>Zum Glücke für keine geringe Zahl Menschen erneut und verbessert sich die -Luft in den Wohnungen schon großentheils von selber, indem letztere nichts -weniger als für die äußere Luft unzugänglich sind. Diese dringt nicht nur -durch Thür- und Fensterspalten herein, sondern sogar buchstäblich durch -den Mörtel und die Backsteine der Mauerwände,<a name="FNanchor_A_4" id="FNanchor_A_4"></a><a href="#Footnote_A_4" class="fnanchor">[D]</a> weßhalb es denn z. B. -bei empfindlichen Kranken, keineswegs nur Einbildung ist, wenn solche -über Luftzug aus dem Mauerwerke klagen. Geht draußen der Wind, so wird -dieser natürliche und unterbrochne, wenn auch verlangsamte, Luftwechsel -in den Wohnungen noch vermehrt, wie es ja bekannt genug ist, daß man im -Winter bei Wind weit mehr heizen muß, als wenn es ohne Wind bloß kalt -ist. Ein anderes wirksames Beförderungsmittel für die Verbesserung der -inwendigen schlechten Luft durch die zuströmende äußere gute ist auch -die verschiedene Wärme im Zimmer und im Freien. Es verlüftet eine Stube -des Winters gerade so erfolgreich, wenn man das Fenster nur eine halbe -Stunde öffnet, als wenn es des Sommers einen halben Tag lang aufgesperrt -wird. Freilich aus dem gleichen Grunde ist dann bei Armen, welche das -Holz sparen müssen, und besonders<span class="pagenum"><a id="page21"></a>Seite 21</span> wo Viele beisammen wohnen, die -Zimmerluft im Winter um so nachtheiliger: Wenn es drinnen wie draußen -fast gleich kalt ist, so wird sich die schlechte Luft in der Stube mehr -ansammeln, ohne genügend durch zuströmende gute verbessert zu werden. -Deßhalb ist überhaupt auch kalte Stubenluft für die Gesundheit weit -schädlicher als kalte Luft im Freien.</p> - -<p>Wie bedeutend indeß der natürliche Luftwechsel (Luftverbesserung) im -Innern der Wohnungen ist, er hat seine Grenze von wo ab er nicht mehr -ausreicht. Diese wird sein, wo der durch Ausathmung und Ausdünstung der -Menschen<a name="FNanchor_A_5" id="FNanchor_A_5"></a><a href="#Footnote_A_5" class="fnanchor">[E]</a> sich verschlechternden Luft von der natürlich zuströmenden -guten nicht mehr die Waage gehalten wird;<a name="FNanchor_A_6" id="FNanchor_A_6"></a><a href="#Footnote_A_6" class="fnanchor">[F]</a> also wohl überall, wo -Wohnungen stark bevölkert sind. Für diese Fälle ist man bemüht, künstlich -durch allerhand Vorkehrungen genügend gute Luft herbeizuschaffen. -Man hat dieß durch die verschiedensten Einrichtungen mittels Pumpen, -besonderer Kanäle und Leitungen, mit hohen Kaminen in Verbindung, zu -erzielen gesucht. Diese sog. Ventilationsapparate werden namentlich in -Kasernen, Spitälern, Gefängnissen, Arbeitsälen u. s. w. angewendet; für -einzelne und bescheidenere Wohnungen sind sie indeß zu kostspielig und -zu wenig einfach. In diesen letztern, um die es sich hier doch besonders -handelt, wird man sich mit zugänglichern und wohlfeilern, wenn auch -weniger gründlichen Hülfsmitteln noch eine Weile behelfen müssen. Man -wird sich darauf beschränken im Winter, selbst ein bischen auf Kosten -der Scheiterbeige, die Fenster gehörig zu öffnen und durch diese noch -mehr bessre Luft hereinzulassen, als von selber schon durch Spalten und -Mauerwerk hereinkommt. Solches tägliche Lüften ist in den Wohnzimmern -immer erforderlich; vor allem aber in Schlafkammern, die ohnedieß -schon meist etwas stiefmütterlich behandelt aussehen, hinsichtlich der -Räumlichkeit und der Reinlichkeit. Leintücher, und das Bettwerk überhaupt, -welches von der<span class="pagenum"><a id="page22"></a>Seite 22</span> Ausdünstung während des Schlafens am meisten -durchdrungen wird, sollte man fleißig an die freie Luft hinaus, womöglich -an die Sonne, hängen und dort recht auslüften lassen. Ferner sind aus -solchen Räumen alle großen Möbeln, welche die so schon ungenügende -Luftmenge noch mehr beschränken, zu entfernen, namentlich die Kisten und -Tröge und Koffer, die man häufig als Behälter unreiner Wäsche, unter den -Betten antrifft.</p> - -<p>Wo diese Aushülfe nicht genügt, weil die Zimmerluft durch die vielen -Leute, vielleicht Kost- und Schlafgänger, doch immer zu schnell wieder -verdorben wird und man ja nicht fortwährend die Fenster kann offen stehen -lassen, da muß noch sonst wie Rath geschafft werden und zwar dadurch, -daß man einen Theil der Kost- oder Schlafgänger einfach abdankt und auf -diese Weise der Luftverderbniß entgegenwirkt, indem eine Verminderung der -Bewohner einer Lüftung gleich kommt.</p> - -<p>Ist indeß die eigene Familie sehr zahlreich, so läßt sich freilich dem -Nachtheile der Ueberfüllung eines beschränkten Raumes nicht auf die -gleiche Weise begegnen, wohl aber, wenn man eine geräumigere Wohnung -bezieht. Denn ein Raum, in dem vier Personen ganz gesund wohnen, kann für -acht oder noch mehr Menschen zu einem wahren Krankheitsheerde werden. Es -ist darum auch in Dänemark durch Gesetz vorgeschrieben, wie viel Wohnraum -ein lediger und wie viel ein verheiratheter Arbeiter zum Mindesten haben -muß. Da es sich um das Beste für den Menschen und sonderlich für den -Arbeiter handelt, um seine Gesundheit, so sollte man auch ohne Gesetz zu -solchen Veränderungen sich nicht zu lange besinnen.</p> - -<p>Man begegnet vielfach der Meinung, daß durch den Luftzug in Oefen und -Kaminen, die man in den Zimmern heizt, eine namhafte Reinigung der -Luft bewirkt werde. Diese Luftverbesserung aber wird meist viel zu -hoch angeschlagen. Genaue Untersuchungen weisen nach, daß sie kaum -für mehr ausreicht, als die Luft, die ein einzelner Mensch durch sein -Ausathmen verdirbt, wieder herzustellen. Wo daher mehrere oder gar viele -Leute beisammen sind, kann der Ofen- und Kaminzug nicht<span class="pagenum"><a id="page23"></a>Seite 23</span> mehr -in Betracht kommen. Rechnet man zu diesem geringen Vortheil noch die -Nachtheile, welche durch Rauch im Zimmer oder zu frühes Schließen der -Ofenklappe leicht entstehen, so wird man dieser Zimmerheizung kaum sehr -das Wort reden wollen.</p> - -<p>Was die meisten Menschen gegen das Einathmen schlechter Luft so -gleichgültig macht, ist wohl vorzüglich der Umstand, daß die nachtheiligen -Folgen nur in seltenen Fällen auf der Stelle, und damit recht augenfällig, -zu Tage treten. Das Einathmen untauglicher Luft auf kürzere Zeit schadet -unserm Körper auch weit weniger, als wenn es auf die Dauer geschieht. Die -Wohnungen auf dem Lande sind oft sehr vernachlässigt, indem dort mehr auf -die Pflege des lieben Viehes gesehen wird, als auf die der Menschen. Es -wird nie gelüftet, dagegen die Stube im Sommer fortgeheizt. Die Fenster -sind klein, die Zimmerdecke niedrig, man schläft unter bleischweren -Federbetten und Vierfüßer mehr als einer Art theilen neben den Hühnern -mit dem Menschen ein und denselben Wohnraum. Dazu ist das Essen oft -mangelhaft und nichts im Flor als die Unreinlichkeit. Man trifft deßhalb -in Dörfern allerdings auch häufig blasse kränkliche Kinder an. Diese wären -indeß noch weit zahlreicher, wenn nicht anderseits, sobald die Leute den -Fuß vor's Haus setzen, ihnen die frische Luft aufgezwängt würde, wenn -nicht zwischenein Sonne und Regen ungefragt die Naturen stärkten und -wieder gut machten, was die Menschen verdorben. Der Landbewohner sitzt -nur einen kleinen Theil des Jahres in seiner Stube, je mehr aber die -Landbeschäftigung zurücktritt und die Industrie (Weberei etc.) hervor, um -so bedeutungsvoller allerdings wird auch für ihn die Frage einer guten und -gesunden Wohnung werden.</p> - -<p>Durch schlechte Luft wird also nicht auf der Stelle eine Krankheit -erzeugt, wohl aber die Gesundheit allmälig, fast unmerklich, geschwächt: -der Körper vermag nicht mehr schädlichen Einflüssen kräftigen Widerstand -entgegenzusetzen; was immer für eine Art Krankheit gerade herrschen -mag, Schleimfieber<span class="pagenum"><a id="page24"></a>Seite 24</span> oder Katarrh, Entzündung oder Ruhr, keinen -Augenblick ist er vor ihnen sicher. Tritt gar irgendwo die Cholera, das -Nervenfieber auf, ja dann sind es diese schlechtgelüfteten Wohnungen und -ihre armen Bewohner jedenfalls zuerst, welche dem Besuche des furchtbaren -Gastes blosgestellt sind.</p> - -<p>Beinahe schlimmer noch als diese rasch verlaufenden Krankheiten zeigen -sich inzwischen jene kriechenden, heimtückischen, die am Marke ganzer -Generationen zehren und sie langsam zu Grunde richten. Wir meinen -solche wie die Drüsenkrankheit (Scropheln) und die Lungenschwindsucht -(Tuberkeln). Für diese ist jene allmälige Schwächung und Vergiftung des -Körpers, wie sie das Einathmen verdorbener Luft herbeiführt, gerade der -gangbarste und sicherste Weg ihre Opfer zu erreichen. Ohne Aufsehen -serbeln in solchen Wohnungen schon die Kinder hin, man weiß nicht, woher -das kommt, wann es angefangen, hat nie einen Feind bemerkt: unsichtbar -in der dumpfigen Luft schwebend hat dieser auf das zarte Leben gedrückt, -immer schwerer und schwerer, bis er's endlich erstickt. „Die Luft ist ja -Nichts! man lebt nicht von der Luft!“ – nun, so stirbt man aber doch von -ihr.</p> - - -<h3>12. Das Licht.</h3> - -<p>Hat Einer einen Blumenstock, so stellt er den vor's Fenster oder trägt ihn -hinaus an die Tonne, denn er weiß, daß er ihm im Schatten welk und siech -wird, die grünen Blätter erblassen und nur saft- und kraftlose Triebe -aufschießen. Er weiß auch, daß die Knospen und Blüthen stets nach dem -Lichte sich hinwenden und wachsen, wenngleich man immer wieder sie anders -kehrte. Das gleiche Bedürfniß der lieben Gottessonne hat nun auch der -Mensch und besonders als Kind. Nicht vergebens zieht es einen an schönen -Frühlingstagen an allen Haaren hinaus, die liebe Sonne sich auf den Rücken -scheinen zu lassen und die sonnendurchwärmte frische reine Luft in vollen -<span class="pagenum"><a id="page25"></a>Seite 25</span> Zügen einzuathmen. Daß dieß nicht bloße Vergnügenssache, sondern -wirkliches Bedürfniß ist, zeigen uns die armen Menschen, die ihres Lebens -größten Theil hinter geschlossnen trüben Fenstern, zwischen engen Mauern -in sonnenlosen kalten Hinterhäusern und Erdgeschossen, ja gar unter der -Erde in Kellern zubringen müssen. Sie sehen da gerade so aus wie jene -armen serbelnden Pflänzchen, die mit aller Gewalt ans Licht möchten und -können doch nicht. Da schwinden die rothen Backen, der frische gute Muth, -der lebendige Blick. Dafür wird die Haut bleich und schlaff, Kinder -sehen alt und ernst aus, es entwickeln sich bei ihnen leicht Augenübel, -Drüsenkrankheiten, bei Aeltern Wassersucht, besonders wenn, wie gewöhnlich -der Fall, noch Mangel an frischer Luft und Unreinlichkeit dazu kommen. Es -müßte auch, schon ganz äußerlich betrachtet, ein Gemüth sehr verfinstert -sein, auf das nicht der erste helle Frühlingsstrahl einen heitern Eindruck -übte. Freilich ist's fatal, wenn dieser dabei auf einen schmierigen -Fußboden, auf unsaubre Wäsche und Gesichter oder auf unordentliches -Geräthe fällt, denn gar unerbittlich hebt er nur viel schärfer all die -Gebrechen hervor. Um aber da der heilsamen Kraft nicht verlustig zu gehn, -sondern ihr herzhaft Thür und Fenster öffnen zu können, wird es am besten -sein, man richte sich so ein, daß man das Sonnenlicht nicht zu scheuen hat -und dieß geschieht durch Reinlichkeit.</p> - - -<h3>13. Reinlichkeit und Ordnung.</h3> - -<p>Reinlichkeit und ihre Schwester die Ordnung, sind die Grundlage aller -Wohnlichkeit und Behaglichkeit; ebenso sehr auch ein Hauptmittel der -Gesundheit. Wie sie die Armuth der Hütte verklären, so erlischt ohne -sie die Pracht des Palastes. Sie umfangen Alles: den Menschen selbst, -seine Kleidung, seinen Hausrath, seine Arbeit und die ganze Umgebung. -Der einfachste und gebrauchteste Tisch von Tannenholz, das gröbste und -geflickteste Hemde, wenn sie ganz und rein sind, stehen<span class="pagenum"><a id="page26"></a>Seite 26</span> hoch -über einer unsaubern Commode von Mahagoni, einem schmuzigen gefältelten -Vorhemdchen mit vergoldetem Knöpfchen drin. Nehmt dasselbe Zimmer, die -gleichen Geräthe, die in ihrem unreinlichen und unordentlichen Zustande -euch vor Unbehaglichkeit hinaustreiben, und reiniget Alles gründlich, -wascht den Fußboden, das Getäfel, die Fenster, den Tisch, die Bettstelle, -ebenso die Vorhänge, die Bettwäsche, stellt Jedes dahin, wo's hingehört -und ihr werdet euch in einer neuen Welt finden, in der euch wohl und -heimisch ist und darin Alles, auch das Geringste, besser, freundlicher, -weniger armselig aussieht.</p> - -<p>Es giebt zwar genug Leute, welche meinen, Reinlichkeit trage nichts ab -und habe mit dem Wohlsein nichts zu schaffen. Demgemäß lassen sie denn -auch auf ihrem Leibe sich ansammeln und ansetzen, was nur immer Lust -hat. Und unter ihrer Kruste von Unreinigkeit und abgestandener Haut -empfinden sie freilich nichts von dem stärkenden erfrischenden Gefühle, -das nach einem Bade den ganzen Körper durchströmt, als fließe nun das Blut -freier, kräftiger durch alle Adern durch. Nichts ist zuträglicher für die -Gesundheit als solche Bäder, oder, wo sie nicht möglich und im Winter, als -Ersatz kaltes Waschen des Körpers. Viele Krankheiten, und vor Allem die -ganze Reihe der langweiligen Erkältungskrankheiten, können buchstäblich -weggewaschen werden, indem die Haut durch's Waschen belebt, gestärkt wird -und so dem Einflusse der wechselnden Witterung widersteht. Besonders für -Kinder, deren Haut so saftreich und thätig ist, zeigt sich das kalte -Waschen heilsam und kräftigend.</p> - -<p>Nicht umsonst hat der alte Moses seinen Israeliten so bestimmte und -einläßliche Vorschriften über die Reinlichkeit gegeben, ja dieselbe -zu einer religiösen Pflicht gemacht. Wie viele Christen hätten da von -den Juden zu lernen! Ueberhaupt steht unsre Zeit hierin der der Alten -bedenklich nach. Wie ganz anders sah's z. B. in dem alten Rom aus, als in -unsern neuen Städten, das modische Paris nicht ausgenommen! Ueberall waren -dort öffentliche Bäder eingerichtet, die man regelmäßig<span class="pagenum"><a id="page27"></a>Seite 27</span> benützte. -Kostbare Riesenbauten, deren Ueberreste die Welt noch jetzt anstaunt, -führten das beste Wasser weit aus dem Gebirge herbei. Keine Gelegenheit -war da zu ferne, kein Preis zu hoch, man rechnete nicht ängstlich die -Zinse nach, denn es betraf ja Gesundheit, Wohlsein des Volkes und alle -Welt genoß der Wohlthat guten und reichlichen Wassers. Anderseits führten -die großartigsten unterirdischen Gänge und Kanäle (Kloaken) alles Unreine, -allen Abgang sogleich aus dem Bereiche der Menschen weg.</p> - -<p>Im Gegensatz hiezu leiden bei uns nur zu häufig Arme und Reiche gleiche -Noth an gutem Wasser und da ist die ganz nothwendige Folge eben die -Unreinlichkeit; am auffallendsten freilich immer in der Wohnung des -Aermern. Wo man jeden Tropfen weit herholen und sparen muß, ja da wird -beim Fegen und Waschen keine große Verschwendung getrieben und man läßt -schon eher etwas „zusammenkommen“. Ganz natürlichen Schritt hiemit hält -die Gleichgültigkeit gegen schlechte Ausdünstungen, aus Winkeln und -feuchten Höflein, gegen Gerüche aus Mistgruben, Abtritten und Cysternen, -aus mangelhaften Dohlen und Löchern, in denen der Abfluß sog. Wassersteine -stehen bleibt. Da ist keine Vorkehrung getroffen, es wird für keinen -Ablauf, für keine Reinigung gesorgt. Wozu sollte dieß auch ein Einzelner? -fünfzig, hundert Menschen vielleicht, benutzen ja die „Gelegenheit“, -was sollte Einer den Narren machen für die Andern? Und so athmen denn -Hunderte und Tausende vieler Orten diese verpestete Luft und es hilft -dann allerdings nicht viel, zur Verbesserung der verdorbenen Zimmerluft -die Fenster zu öffnen und diese vielleicht ebenso schlechte Luft -hereinzulassen. Wie's da aber hernach aussieht, und namentlich in großen -Städten (wo die Menschen enge wohnen und die übeln Ausleerungen massenhaft -sich ansammeln,) wenn ansteckende Krankheiten, z. B. Cholera, ausbrechen, -das zeigen die Sterbetabellen leider nur zu deutlich.</p> - -<p>Es ist hier allerdings mehr das Gebiet der obrigkeitlichen Fürsorge und -der Einzelne, besonders der Miether, wird unmittelbar<span class="pagenum"><a id="page28"></a>Seite 28</span> kaum -viel mehr zur Verbesserung beitragen können, als daß er selber so wenig -als möglich Ansammlung von solchem Unrathe in seiner Nähe veranlaßt -und auf Abhilfe <em class="gesperrt">der</em> baulichen Uebelstände dringt, denen mit -einiger Leichtigkeit zu begegnen ist. Wo es dagegen schwer, vielleicht -unmöglich zu helfen, da wird er am klügsten handeln, solche gefährliche -Nachbarschaft oder Einrichtung zu fliehen, indem er auszieht. Im Ganzen -aber ist es schon ein Gewinn, wenn nur die allgemeine Aufmerksamkeit sich -auf Dergleichen richtet, der Uebelstand als solcher erkannt, das Bedürfniß -empfunden wird; einmal so weit und die Abhülfe wird auch selten mehr gar -zu entfernt sein.</p> - -<p>Reinlichkeit kann Jeder üben, selbst der Aermste, es kostet kaum mehr als -ein bischen Mühe. Und laßt sie nur einmal irgendwo recht Wurzel schlagen, -sie wird sich bald über eure ganze Umgebung verbreiten. Wer seinen Körper -reinlich hält, der wird nicht allein auch auf frische und saubere Wäsche -halten, sondern zugleich seine Kleider weniger verunreinigen. Er wird -keinerlei Abgang nur so in die Ecke werfen; sein Auge wird empfindlich: -ein ungescheuerter Tisch, ein schmuziger Fußboden werden ihm bald zum -Greuel und den Fliegen mag er fürder weder das Glas des Spiegels, noch -der Fenster zum Mißbrauche überlassen. Bricht einmal leidigerweise eine -Scheibe, dann schickt er doch lieber zum Glaser und nimmt sich vor, -künftighin vorsichtiger zu sein, als daß er <em class="gesperrt">das</em> Loch nur so mit -einem Lumpen zustopft oder ein Papier drüber klebt. Abfall von Speisen -in der Küche, Kehricht, gebrauchtes Waschwasser und dergleichen Alles -wird nicht Tage- und Wochenlang aufbewahrt, sondern im Gegentheil sofort -aus der menschlichen Nähe geschafft. Jeden Morgen werden alle Räume, -Treppen wie Zimmer, gescheuert, wöchentlich auch gefegt; das versteht -sich bald von selbst und verursacht wenig Mühe und Unbequemlichkeit -mehr. An den blanken Fenstern will man saubre Vorhänge erblicken, je -nach vier, sechs Wochen versieht man die Betten mit frischen Leintüchern -und hängt wöchentlich, beim Wechseln<span class="pagenum"><a id="page29"></a>Seite 29</span> der Leibwäsche, auch ein -reines Handtuch hinter die Thüre. Alle paar Jahre wird man überdieß im -Frühjahr finden, die Zimmerdecke sei den Winter über durch Ofenrauch und -Oeldampf doch auch gar zu schwarz geworden und entstelle das ganze Zimmer. -Man rechnet zwar, sperrt sich, indeß am Ende wird der Reinlichkeitssinn -siegen und der Entschluß wird gefaßt, zum Gypser zu schicken und weißen zu -lassen: es gefalle einem dann nachher noch eins so wohl zu Hause!</p> - -<p>Schon durch diese regelmäßig wiederkehrende Thätigkeit aber wird eine -bestimmte Zeiteintheilung, mit dieser von selbst die Ortseintheilung, -das heißt eine allgemeine Ordnung sich ergeben, ohne daß man eigentlich -sieht wie? bei der man blos sich sehr behaglich, zufrieden, glücklich -fühlt und in welcher der gesammte Haushalt nur mit der halben Mühe gegen -früher scheint geführt zu werden. Nehmen dabei die einzelnen Staats- und -Modestücke auch ab, man wird sich trösten und weniger das Bedürfniß haben, -etwas vorstellen, scheinen zu wollen, weil man das innerliche Gefühl hat, -daß man wirklich etwas <em class="gesperrt">ist</em>. Sieht inzwischen die Frau auf der -Straße nicht wie eine Dame aus, ei nun, so gleicht sie dafür im Hause doch -keiner Hexe mehr: eine bequeme, einfache, reinliche Kleidung wird in ihr -stets die Hausfrau erkennen lassen. Gleicherweise hält sie ihre Kinder -reinlich und einfach und scheucht weder durch vernachlässigten Aufzug und -Unordnung, noch durch im Zimmer zum Trocknen aufgehängte Wäsche den Mann -<em class="gesperrt">ferner</em> in's Wirthshaus hinaus.</p> - - -<h3>14. Recht sehen und richtig rechnen.</h3> - -<p>Die Bewohner aber, die einmal so in's rechte Geleise gekommen sind, werden -auch von selbst bald anders <em class="gesperrt">sehen</em> und anders <em class="gesperrt">rechnen</em> lernen.</p> - -<p>Sie werden nicht nur merken, daß ihre ordentliche und reinliche Wohnung -und die damit verbundene Lebensweise ihnen mehr zusagt, als die frühere -vernachlässigte und ihnen, wie<span class="pagenum"><a id="page30"></a>Seite 30</span> man sagt, dabei um's Herz wohl -ist, sondern auch, daß sie auf die neue Weise in Allem besser fahren. Und -wem wirklich der gute Stand seiner Wohnung eine angelegentliche Sache -ist, wer mit der Lüftung, der Reinlichkeit und Ordnung desselben Ernst -macht, der wird auch bald erkennen, wie weit <em class="gesperrt">er</em> helfen kann und -an welche Uebelstände <em class="gesperrt">seine</em> Hand nicht mehr hinanreicht. Liegen -diese in fehlerhafter Bauart, in schlechter Einrichtung, in nachtheiliger -Umgebung, so wird er, wenn er zur Miethe wohnt, sich mit Vorstellungen -an den Hausbesitzer wenden. Er wird Manches so erlangen können, weil der -Eigenthümer gerne an seinem Hause etwas verbessert, wenn er sieht, daß -sein Miethsmann ihm zu der Wohnung Sorge trägt, sie im guten Stande hält, -nicht Alles drin und dran verlottern läßt, wo ihn sonst freilich jeder -Batzen reuen würde. Solches wirkt oft mehr als alles Bitten und Beten. Wer -in seinem Haushalte Ordnung hat, der ist auch ein regelmäßiger Zahler, -es braucht keines Mahnens und Zuwartens, wenn der Zinstag da ist; man -hat von solchen Leuten überhaupt weniger Störung, Verdrießlichkeiten zu -erleiden und so ist es, neben dem natürlichen Wohlwollen, zugleich der -wohlverstandene Vortheil des Hausherrn, wenn er seinem Miethsmanne sich -gefällig zeigt. Thäte er dieß thörichter Weise nicht, oder ließe sich -großen Uebelständen überhaupt gar nicht abhelfen, dann würde sich freilich -der auf ein ordentliches und gesundes Quartier haltende Bewohner nach -einer andern, gesundern, bessern Behausung umsehen müssen. Sie zu finden, -würde ihm wohl nicht zu schwer fallen, denn einmal ist sein Auge geübt, -er weiß, worauf es ankommt, was nachtheilig und was vortheilhaft ist und -tappt nicht mehr gleichgültig oder unverständig in den ersten besten Raum, -der sich ihm aufthut, ohne nur zum Fenster hinausgesehen zu haben, oder es -zu beachten, wenn er mit dem Kopfe fast an die Zimmerdecke stößt. Und dann -werden seine Ordnungsliebe, seine Pünktlichkeit, sein guter Ruf ihn den -Hausbesitzern empfehlen vor zehn nachlässigen und leichtfertigen Miethern, -wie sie alle Vierteljahr aus- und einziehen<span class="pagenum"><a id="page31"></a>Seite 31</span> und ohne welche die -Zahl der elenden Wohnungen bald sich vermindern würde, weil die Waare -stets nach dem Käufer sich richtet.</p> - -<p>Es ist möglich, ja wahrscheinlich, daß, wer auf ein freundliches, -gesundes, wohnliches Logis sieht, etwas mehr Miethe zahlen muß als für -eine Spelunke. Daneben wird er rechnen: So viele Franken muß er allerdings -jetzt vierteljährlich mehr ausgeben, was hat er dafür? In der sonnigen -heitern Behausung kann er im Frühjahr und Spätherbste wenigstens ein paar -Wochen lang das Heizen sich ersparen, das ihm nun, gegenüber dem frühern -feuchten und kalten Winkel, die bloße Sonnenlage abnimmt. Dann geht ihm -von seinem Hausrathe, von Bettwerk und Kleidern in der trockenen und -luftigen Wohnung weniger zu Schanden als in einem dumpfigen Loche, wo sich -überall Schimmel und Faulflecken ansetzen. Die Hauptsumme indeß, die er -gewinnt, besteht in den Franken, die ihn seine kränkelnde Frau und Kinder -vordem kosteten und die in der gesunden Wohnung nun ganz oder zum großen -Theile erspart werden. Es ist nicht nur das Geld, welches baar an Doktor -und Apotheker ausgegeben wird, sondern auch jenes noch, das er in der -Zeit zu verdienen versäumt, der ganzen Zeit, die Krankheit und Pflege der -Seinen oder eigene Erkrankung ihn zu Hause festhielten.</p> - -<p>Von den Bewohnern solcher geordneten, reinlichen und gesunden Wohnungen, -auch wenn sie in Fabriken arbeiten, gilt dann die allgemeine Annahme nicht -mehr, daß ihre Lebensdauer eine viel kürzere sei, als die der vermöglichen -Klassen. Daß von dieser größern Sterblichkeit die Wohnung und Lebensweise -daheim weit mehr der Grund sind als die Arbeit, das beweisen am -schlagendsten z. B. jene Arbeiterfamilien in den Musterwohnungen der Stadt -London. In diesen sterben von tausend Menschen im Jahre höchstens 13 bis -14, während in andern schlechtern Häusern, ganz im gleichen Quartiere, ja -mitten unter jenen Musterwohnungen, 27 bis 28 Todesfälle vorkommen. Solche -Erfahrungen und Zahlen reden denn doch deutlich und<span class="pagenum"><a id="page32"></a>Seite 32</span> es scheint, -Jeder dürfte sie gar wohl mit in die Rechnung bringen, wenn er eine -Wohnung aussucht und den geforderten Miethzins in Erwägung zieht. Wenn -sich nun so beim Abschluß der Rechnung zeigt, daß die bess're, theurere -Wohnung doch zugleich die billigere ist, so kann kein Vernünftiger mehr -in seinem Entscheide schwanken, besonders wenn er ja noch Behagen, -Zufriedenheit, Glück, die er darin findet, gratis obendrein erhält.</p> - - <div class="figcenter1"> - <a id="img003" name="img003"></a> - <img src="images/img003.jpg" width="225" height="46" alt="Dekoration" title=""/> - </div> - - - - -<h2><span class="pagenum1"><a id="page33"></a>Seite 33</span> II.</h2> - - -<h3><span class="pagenum"><a id="page35"></a>Seite 35</span> 1.</h3> - -<p>Die Dämmerung ist hereingebrochen; Liese und das 19jährige Liseli -erwarten jeden Augenblick den Vater, denn das einfache Nachtessen ist -parat. Unterdessen sitzen Mutter und Tochter am Fenster; nicht der -Aussicht wegen, denn gegenüber gibt's nichts als graue, halb vom Kalk -entblößte Mauern und halbverfaulte Läden, so nah noch, daß man meint, man -könnte das Alles zum Fenster hinaus mit der Hand ergreifen. Also Aussicht -gewährt das Fenster keine, wenn man nicht den Flügel öffnet und den Kopf -in's enge Gäßchen hinunterbeugt, wo freilich zu jeder Tages- und fast zu -jeder Nachtzeit etwas zu sehen wäre, was wunderfitzige und klatschsüchtige -Augen und Zungen ergötzt. Aber zu dieser Klasse gehören unsere beiden -Frauenzimmer nicht. Liese ist Wunderfitz und Klatschen vergangen, ohnedieß -hat das nie ihre starke Seite ausgemacht; jetzt sitzt sie meist still und -scheinbar nachdenklich in ihrem ererbten hochlehnigen Großvaterstuhl mit -dem zierlich geschweiften und in der Mitte gegipfelten Zierrath, der die -Füße des Stuhls in's Kreuz verbindet. Obgleich ihre 45 Jahre sie noch -nicht beugen können, sitzt sie doch welk da, düster und trüben Angesichts. -Zu klagen weiß sie nichts Besonderes, krank fühlt sie sich gerade nicht; -aber sie ist matt, ohne gearbeitet zu haben, appetitlos, ohne gegessen zu -haben, wehmüthig, ohne beleidigt zu sein, hat Schmerzen, ohne sagen zu -können: „Ich bin krank, mir fehlt das oder jenes.“ Sie möchte klagen, aber -weil sie eigentlich nichts Besonderes zu klagen hat, so verschließt sie, -um Niemand Unrecht zu thun noch zu betrüben, ihre Klagen in sich, – und -denkt fast ohne Aufhören, wie beklagenswerth sie sei.</p> - -<p>Liseli sucht die stille, verschlossene Mutter aufzuheitern. Sie spricht -von allem Möglichen, vom Markt und von der Eisenbahn, vom Unglück mit -dem Steinweidling und vom<span class="pagenum"><a id="page36"></a>Seite 36</span> Krieg; aber die Mutter gibt wenig -Antwort. Liseli ist eine zartfühlende Tochter; was sie nach ihres Herzens -Drang am liebsten erführe, das verschweigt sie am sorgfältigsten; -die Mutter würde ihr den Kummer ja doch nicht offenbaren, der sie zu -drücken scheint. Liseli thut, was in ihren Kräften steht, die Mutter zu -stützen und zu erheitern, führt die ganze kleine Haushaltung und putzt -dazwischen Bändel. Aber mit dem musterhaften Fleiß und dem schonenden -Zartgefühl der Tochter ist der Einziggeborenen auch kein geringes Theil -von Empfindsamkeit zu Theil geworden. Nicht daß sie solche je blicken -ließe; aber in der dunkeln Küche, wo sie nicht beobachtet werden kann, -rinnt Thräne um Thräne über die Wangen und sie fragt sich tausendmal in -Gedanken, hab' ich etwa das gesagt, hab' ich etwa jenes gethan, daß der -Vater, daß die Mutter unzufrieden ist? Und außer ihrem eignen Leid, das -diese krankhafte Zärtlichkeit gegen ihre Eigenliebe ihr bringt, hat sie -auch noch ein anderes, gerade bei solcher Gemüthsart tief einschneidendes -Leid zu tragen. Sie sieht ja täglich, wie zwischen Vater und Mutter -keine Liebe ist, wie sie, ohne zu zanken, doch allerlei kleine Ursachen -zur Unzufriedenheit an einander suchen und finden, und wie so Eines dem -Andern Unrecht thut, Eins das Andere täglich verwundend behandelt. Sie ist -ja eine treue, liebende Tochter, wie sollte ihr das nicht durch's Herz -gehen, daß Vater und Mutter so gegen einander sind. – Jetzt kommt der -Vater heim. Statt dem guten Abend heißt's nur: „Habt ihr kein Licht in -der Küche, ich könnte mir Hals und Bein brechen, bis ich zur Stubenthür -komme.“ Schnell holt Liseli ein Licht und ohne Umstände setzt man sich und -ißt die Suppe, die trotz Salz und Pfeffer nicht gewürzt ist. Gleich darauf -geht der Vater noch „zu einem Kameraden, um sich zu erholen;“ es ist ihm -zu trübe zu Hause. Mancher Andere geht noch in's Bierhaus; er nicht. Und -darum hält er sich für einen musterhaften Hausvater, und weil er Frau und -Kind nicht schilt und zankt.</p> - -<p>Liese geht erschöpft zu Bette, um in ängstlichen Träumen und unruhigem -Schlummer das freudlose Leben des Tages<span class="pagenum"><a id="page37"></a>Seite 37</span> fortzuleben; Liseli aber -muß auf die späte Zurückkunft des Vaters warten, ehe es seine Ruh' im -Kämmerlein suchen kann.</p> - - -<h3>2.</h3> - -<p>Es ist merkwürdig, es ist bejammernswerth, wie viele Familien eines -wackeren Arbeiterstandes vergeblich ringen und streben, glücklich zu -werden und es nicht werden können. Wohl suchen sie das Glück im Frieden -und zanken und streiten nicht, aber es ist ein fauler Friede; wohl -sind sie arbeitsam und sparen, aber während das Sparkassenbüchlein -wächst, wird ihr Herz ärmer und ärmer. Das Herz des Menschen bleibt -zwar immer die Hauptquelle alles Uebels, das ihn trifft; aber es gibt -doch auch äußere Ursachen, die wie ein Mistbeet jene Disteln und Dornen -hervortreiben, durch welche die Arbeit in Fluch verkehrt wird; und eine -der wesentlichsten ist <em class="gesperrt">eine unzweckmäßige Wohnung</em>. Das zeigte sich -z. B. bei unsrer Familie.</p> - -<p>Vom Lande, wo die kleine Landwirthschaft und daneben das Posamenten eine -kleine Haushaltung ordentlich durch's Leben bringt, wo aber gerade der -letztere Erwerb etwas unregelmäßiger Frucht trägt, als das Arbeiten in der -Fabrik selbst, zogen Heiri und Liese mit ihrem Liseli in die Stadt, um es -„besser zu machen.“ Bei der allgemeinen Noth, um ein passendes Geld ein -passendes Logis zu bekommen, war es ihnen sehr erwünscht, daß der Vetter -Hans, welcher in einer hintern Gasse ein eigenes Haus hatte, und wo er -durch Vermiethen seiner kleinen Logis „frei“ saß, ihnen aus Freundschaft -ein solches, eine Stiege hoch, um den gewöhnlichen Zins anbot. – Zwar -wollte ihnen die Wohnung nicht recht behagen, aber so viel sie sich vorher -erkundigt hatten, sie sahen eben ein, daß fast Niemand ihres Standes und -Berufes besser versorgt sei. Giebt es doch Häuser mit 6 Kreuzstöcken in -der Fronte, wo 11, sage elf Familien wohnen, weil fünf gegen den engen Hof -hinaus die einzige Aussicht haben. – Und der Vetter war recht ordentlich, -kujonirte nicht wie mancher, der<span class="pagenum"><a id="page38"></a>Seite 38</span> sich als Hausherrn fühlt, seine -Abmiether mit allerlei unnöthigen Scherereien, daß man sich kaum zu -regen wagt. Er war nicht stolz, sondern recht freundlich, und besonders -gegen Heiri's. Daher schickten sie sich in das nothwendige Uebel und -zogen damals ein und waren eben jetzt in's vierte Jahr da. Wie schätzten -sie sich im Anfang glücklich, in die Stadt gezogen zu sein; denn der -Verdienst gieng recht ordentlich und das Geld floß wie ein bescheidenes -Brünnlein regelmäßig in's Haus. Auch das Logis lernten sie trotz vieler -Unbequemlichkeiten schätzen; denn sie hatten im Hause Frieden. Freilich -auf dem Lande hört man nicht oft von Hausstreit zwischen Nachbarn, außer -wenn sich an ihnen das Sprüchwort erwahrt: „Halbes Haus, halbe Hölle.“ -Aber in der Stadt, wo so viele Hausleute zusammengepfercht wohnen, sind -Zwist und Unfrieden leider nicht selten. Neid, Eifersucht, Klatschsucht, -Ungefälligkeit, Empfindlichkeit, Kinder, Gassenkehren und unzählige -andere Ursachen verbittern manches Leben, zerstören manchen Hausfrieden. -Jahrelang können Nachbarn sich in ein Leben von Haß und Bosheit einnisten, -einander durch alle erdenklichen Mittel, Verklagen beim Hausherrn, das -Leben verleiden, Hohn und bissige Worte aus dem Logis zu vertreiben -suchen, und vergessen darüber den hohen Adel und die himmlische Berufung -der menschlichen Seele.</p> - -<p>All' dieß Leid erfuhren Heiri's nicht an sich selber; denn der Vetter -wachte streng über die Hausordnung, und deßhalb waren seine Logis gesucht -und nie eines leer. Aber es gab aus der nächsten Nachbarschaft manchen -bedauerlichen Auftritt zu hören, oft am Morgen, ein anderes Mal am Abend, -heute links, morgen rechts, daß Liese oft sagte: „Gott Lob und Dank, daß -wir beim Vetter sind!“ Sie vergaß darüber beinahe die Unbequemlichkeiten -und das Unfreundliche und Unbehagliche ihres Hauses. Denn so heimelig -wie auf dem Dorfe war's just nicht. Die enge, düstere Gasse war selten -trocken, weil die Sonne nie auf den Boden scheinen konnte, und weil vom -Morgen bis zum Abend, wenn nur nicht gerade der Landjäger da war, manches -Spül- und Bartwasser von oben herunter<span class="pagenum"><a id="page39"></a>Seite 39</span> oder von der Hausthüre -aus auf's Pflaster gegossen wurde. Trat man in den Hausgang, so roch's -just auch nicht nach Rosenöl, sondern fast wie bei der Gasfabrik; denn -zunächst an der Hausthüre war der gemeinschaftliche Abtritt und dahinter -ein Verschlag für alle Arten von Abgängen, die von Morgens bis Abends von -allen sechs Hauspartheien hier zusammengeworfen und dann in Kehrordnung -dem melancholischen Schellenwagen anvertraut wurden. Die Passage war -im engen Hausgang oft durch den offenen Kellerhals unterbrochen, was -besonders Abends immer einige Vorsicht nothwendig machte, für Fremde aber -wirklich gefährlich war. Weit hinter dem langen Gang war die Stiege, die -man aber, wenn man so vom Tageslicht hereinkam, nicht mit den Augen, -sondern mit den Füßen aufsuchen mußte; auch über diese Schwierigkeit half -Uebung und Gewohnheit. Oben kam man von der Stiege aus wieder an die -Küchenthüre, welche ein paar Glasscheiben hatte, die fast eben so gut -hätten wegbleiben können; trat man durch die Küche weiter, so gelangte man -abermals zu einer Thüre mit Glasscheiben, die Stubenthüre; und neben der -Thüre gieng auch noch ein Fenster aus der Küche in die Stube; denn außer -dieser Beleuchtung gab's kein anderes Tageslicht in der Küche. Die Stube -war gegen die sonst im Hause herrschende ägyptische Finsterniß hell; denn -sie hatte einen breiten Kreuzstock, wobei es nicht viel ausmachte, daß -das zweischläfrige Bett etwas vor dem Fenster stand. Neben der Stube war -noch ein Kämmerlein; denn, merkwürdigerweise kommt das nicht selten vor, -das Haus ging hier vor einem Theil des Nachbarhauses durch, so daß man -sich denken kann, welche Fülle von Licht der Nachbar in seinem versteckten -Winkel haben mag. Diese sonderbaren Verzackungen werden wohl jener Zeit -ihren Ursprung verdanken, wo ein Bürger dem andern bei einem Glase Wein -die wichtigsten Hausgerechtigkeiten „für einen Abendimbiß“ verhandelte. -Aber gerade für Vetter Heiri's Haus war das ein Vorzug, weil es gegen die -Gasse zwei Fenster, hatte. Gar viele Logis haben statt eines Kämmerleins -nichts als einen dumpfen, dunkeln Alkoven hinter der Stube,<span class="pagenum"><a id="page40"></a>Seite 40</span> -eine Einrichtung, welche meist durch erwähnte einspringende Winkel oder -durch große Tiefe der Häuser bei geringer Breite veranlaßt wird. Das -sind aber wahre Mördergruben; denn in solchen Winkeln setzt sich die -Feuchtigkeit so fest, daß keine Tapete hält, daß feines grünes Moos sich -ansetzt, ja im Winter das Wasser wie an feuchten Felsen heruntertropft. -Und wer da schlafen muß, wo der Leim der Bettstellen in Furnieren und -Fugen sich auflöst, wo ein eckelhafter Modergeruch Betten und Kleider -durchdringt, wie kann der bei stärkster Gesundheit gesund bleiben? Es -giebt leider solche Häuser, besonders, wo stark bevölkerte Quartiere in -hügeligen Gegenden der Stadt vorkommen, in welchen die Hinterräume und -Hinterhäuser in den Berg eingebaut sind. Da sollte von Polizei wegen die -Anordnung von Luftkanälen zur Ventilation vorgeschrieben und im Nothfall -zwangsmäßig ausgeführt werden, da sollten sämmtliche feuchten Mauerwände -mit Asphaltmörtel, mit Theer- oder mit Asphaltfilz bekleidet und vertäfelt -oder doppelt (zuerst mit starkem Packpapier) tapeziert werden. Denn nur -Schutz gegen äußere und Auftrocknung der innern Feuchtigkeit, gleichzeitig -angewendet, vermögen diesen schreiendsten Uebelstand zu heben.</p> - -<p>Wie gesagt, Vetter Heiri's Haus hatte manchen Vorzug vor andern Häusern -gleicher Klasse, und darum ließ sich's zur Noth darin wohnen; darum -trachteten auch Heiri und Liese nicht nach einem andern „Losament.“ Heiri -war den Tag über auf der Arbeiterstube; der spürte am wenigsten von der -Unbequemlichkeit des Hauses. Aber Liese weinte im Anfang zuweilen in der -Stille, weil es das Heimweh nach seinem freundlichen Stüblein auf dem -Dorf nicht ganz verwinden konnte. Zwar, ob's das Dorf sei, mit seinen -Baumgärten und grünen Matten und niedern Häusern oder die trauliche -Bekanntschaft der Leute im Dorf, die Alle einander duzen, das wußte es -nicht; aber etwas fehlte ihm. Jahr aus, Jahr ein war's auch das ewige -Einerlei in der Arbeit, nur daß man im Winter noch zu heizen hatte. -Am Morgen brannte in der finstern Küche das Aempele, im Winter selbst -Mittags, und Abends jedenfalls wieder. Ob das Geschirr sauber und blank -<span class="pagenum"><a id="page41"></a>Seite 41</span> sei, war beim besten Willen nicht gut zu unterscheiden und Alles -mußte mehr im Griff als nach dem Augenschein geputzt oder gekocht werden. -Kein Wunder, daß Liese zunächst die gewohnte Freude an der Reinlichkeit -in der Küche verlor. Liseli bekam manchen „Schnauz“, wenn es die Pfanne, -welche die Mutter schon ausgerieben hatte, noch einmal visitirte; denn -Liseli war sehr exakt und nahm eher Kellen und Löffel und Gabeln und -Messer an's Stubenfenster, als daß es auf's Gerathewohl das Geschirr auf -dem Küchenschaft versorgt hätte.</p> - -<p>Im Winter gings nicht sehr früh her. Der Milchmann kam spät und vorher -nützte das Aufsein nicht viel. Wäre Liseli gern, wie gewohnt, um 5 oder -halb 6 Uhr aufgestanden, so war der Vater unzufrieden, man müsse das -Licht ja schon am Tag genug in der Küche brennen und zu thun sei ja -nichts Nothwendiges. Liese kam so in jenen verderblichen Schlendrian der -Hausordnung, wo man den ganzen Vormittag in ungekämmtem Haarschmuck und im -schlampigen Staat des Unterrocks und Nachtkittels herumhanthiert und sich -lobt, daß man das Bett gemacht und die Stube gewischt hat. Das war aber -dem Liseli gar schwer; doch durfte es aus Ehrfurcht und Scheu der Mutter -nichts sagen und strengte sich in seinem Theil um so mehr an, der Ordnung -heil'ge Zucht zu wahren. Es nahm den Staub fleißig auf und überschwemmte -regelmäßig am Samstag Nachmittag den Stubenboden mit einer Fluth warmen -Wassers und fegte und wirthschaftete im Zimmer, bis alles rein und hell -schien; so auch im Kämmerlein, wo es schlief. Dabei wurden die Fenster -und Thüren aufgemacht, daß es lustig durch die Stube blies, damit Alles -schneller trocknete. Dieß Lüften wäre, besonders im Winter, eine rechte -Wohlthat gewesen, wenn man dem schädlichen Zuge und dabei der Feuchtigkeit -hätte ausweichen können. Aber daß dieser Luftzug schädlich sei, wußten -weder Liese noch Liseli; auf dem Lande ist man ja bei der Landarbeit immer -der freien Luft und allem Wind ausgesetzt, ohne Nachtheil. Zahnweh und -Kopfweh schrieben sie vielmehr der veränderten Kost, der andern Luft und -dem vielen Sitzen zu. Zudem that ihnen der erfrischende<span class="pagenum"><a id="page42"></a>Seite 42</span> Hauch -einer zum Fenster hereinströmenden Luft für den Augenblick wohl, denn -der Küchenqualm und der Stubendunst waren oft recht drückend. Aber im -letzten Winter wurde die Mutter anhaltend unpäßlich, ohne daß sie wußte -warum, noch eigentlich sagen konnte, was ihr wehe that. Bald Stechen in -der Seite, bald Kopfweh, wenig Appetit und wenig Muth, das war ihr Uebel. -Dabei wurde sie blässer und abgezehrter. Den Doktor wollte sie nicht, denn -von Zeit zu Zeit gings wieder besser. Endlich aber wurde dem guten Liseli -bang und es ließ nicht nach, bis der Vater zum Doktor ging.</p> - - -<h3>3.</h3> - -<p>Der Doktor kam; ein freundlicher Mann mit wohlwollendem Blick und klugen -Augen, ein Freund der Leidenden und gar oft und viel ein Tröster und -treuer Berather der Armen. Es war gerade der rechte Zeitpunkt, um auch den -Heiri anzutreffen, der eben Feierabend gemacht hatte. Denn Heiri hätte -gerne gewußt, was seiner Frau fehle, theils um sich zu versichern, daß -es keine kostspielige Krankheit gebe, theils weil er eigentlich doch mit -seiner Frau rechtes Mitleid gehabt hätte, wenn es mit ihrem Leiden länger -oder ärger geworden wäre.</p> - -<p>Der Herr Doktor war bald fertig mit seinen Fragen und sagte dann -freundlich aber ernst: „Liebe Leute, die Sache ist nicht gefährlich und -nicht bedeutend, aber sie kann es werden, wenn <em class="gesperrt">Ihr</em> nicht Schritte -thut. Eure Frau bedarf eigentlich keine Medizin; doch will ich ihr etwas -verschreiben, das ihr für jetzt Erleichterung verschafft. Aber sie bedarf -eine <em class="gesperrt">Kur</em>.“ So tröstlich der Anfang für Heiri war, so unangenehm -berührte ihn dieß Wort. „Aus diesem „<em class="gesperrt">Loch</em>“ müßt ihr heraus, sonst -endet's mit Gicht und Typhus, Euch fehlt hier ja Luft und Licht, diese -unentbehrlichsten Bedingungen der Gesundheit. In dieser engen Gasse, wo -Massen von Menschen zusammengedrängt athmen, wo bis in weite Entfernung -kein grüner Baum, kein freier Platz zu treffen ist, da ist die Luft -verdorben und wird zudem noch mehr verschlechtert durch die vielen -unreinen<span class="pagenum"><a id="page43"></a>Seite 43</span> Stoffe, die man aus Bequemlichkeit auf die Gasse wirft, -statt in den Abtritt; und dann noch die Nähe der School, dieses Pfuhls von -Gestank und Unrath. Jedes Thier und jede Pflanze bedarf frischer Luft zum -Gedeihen, um wie viel mehr der Mensch mit seinem zarten und wundervollen -Körperbau. Wenn auch die Regierung alles Mögliche thut, den bestehenden -Uebelständen abzuhelfen, so kann sie nun einmal den Hauseigenthümern nicht -verbieten, Leute ins Logis zu nehmen, drum sollten diese selbst auf ihre -Gesundheit denken und dahin gehen, wo sie genug frische Luft haben. – Und -hier habt ihr ja nie einen Sonnenblick, entbehrt sogar den freien Anblick -des Himmels, wenn ihr nicht das Fenster aufmacht und den Kopf gewaltsam in -die Höhe dreht. Streckt sich doch jede Blume der Sonne entgegen und öffnet -ihr verlangend ihre Krone. Betrachtet einmal die Keime der Rüben und -Kartoffeln im Keller; die bringen freilich Blätter hervor, aber was für? -Bleichsüchtige, kraftlose, schwammige Gebilde, die mit dem üppigen Grün -und vollen Wuchs der Ackerpflanzen sich gar nicht vergleichen, sie gar -nicht einmal erkennen lassen. Wie ist's denn anders möglich, als daß der -Mensch in solch' dunkeln und dumpfigen Räumen verderbe an Leib und Seele?“</p> - -<p>Der Doktor hatte wahr gesprochen <em class="gesperrt">an Leib und Seele</em>. Den Schaden -hatte er in seinem vollen Umfang durchschaut, wenigstens geahnt. Denn -wohin war Liese's Zufriedenheit und Freundlichkeit, wohin Liseli's -offenes, heiteres, und dabei doch zartfühlendes Wesen geflohen? Sie -waren dahin, unerkannt und allmälig, und Heiri war, wie er meinte, -nüchterner geworden und nicht mehr so narrächtig gegen seine Liese; aber -im Grunde hatte er nur die Liebe des Gatten gegen das kalte und mürrische -Betragen eines Eheknechts vertauscht, der sich nicht mehr von den Fesseln -einer veredelnden Zuneigung, sondern von denen der Pflichtschuldigkeit -gefangen fühlt. Darum mied er Abends Frau und Kind und hielt sich an den -muntern, witzigen Kameraden; darum fehlte diesem Hause der Segen eines -Familienlebens.</p> - -<p>So viel vermag der Einfluß einer ungünstigen Wohnung.<span class="pagenum"><a id="page44"></a>Seite 44</span> Er -kann glückliche Geistes- und Gemüthsanlagen erdrücken, kann Wohl in -Wehe, Gesundheit in Krankheit verkehren, – und man wird sich nicht -bewußt, woran's liegt, schiebt die Schuld allein auf bösen Willen, -Gleichgültigkeit, düstere Gemüthsart seiner Nächsten. Und s'ist doch so -klar, daß die düstere Stube, in der man das halbe Leben und mehr zubringt, -nicht trübe Augenblicke erheitern, die feuchte Luft, die man athmet, nicht -feuchte Wangen trocknen kann, daß die Frische der Gemüthsstimmung und des -Leibeslebens vielmehr dahinwelken muß.</p> - -<p>Welchen Eindruck des Doktors Rede in den verschiedenen Gemüthern der -kleinen Familie hervorbrachte, läßt sich leicht voraussehen. Liese, die -stille, meist in sich verschlossene Gewohnheitsnatur konnte sich's gar -nicht reimen noch richten, daß sie aus des Vetters Haus sollten. Von -dem, was der Doktor gesagt hatte, begriff sie wenig, sie glaubte ihm -nur, weil er sie mit Gicht und Typhus geängstigt hatte. Wie dem Vetter -die Sache mitzutheilen, ihm des Arztes Gründe deutlich zu machen auf -schonende Art, das machte sie rathlos; wie ein anderes Logis finden, wo -es das erstemal schon so schwer gehalten, das waren der ängstlichen Natur -vollends unübersteigliche Hemmnisse. Liseli wußte eigentlich nicht, was -nun werden sollte, ob die Mutter den ganzen Sommer nach Frenkendorf oder -gar auf die Sennweid gehen müsse, um sich zu erholen; oder ob sie wieder -auf's Land ziehen würden, um das frühere Leben auf's Neue zu beginnen; -aber sie erschrak ob dem Gedanken, daß nun die Last einer wenn auch -kleinen Haushaltung allein und einzig auf ihre Schultern fallen würde. -Heiri aber schien in sich gekehrt. Er fühlte halb und halb, daß es von -ihm Unrecht gewesen sei, nicht besser auf die Gesundheit seines Weibes -geachtet zu haben und überhaupt ein gleichgültiger Lebensgefährte der -Seinen gewesen zu sein. Er wollte anders werden; aber wie schwach ist -der Mensch? So lange der Eindruck des Vorgefallenen frisch blieb, hielt -er sich brav, aber die alten Umstände zogen ihn unwiderstehlich in die -alten Gewohnheitsfesseln, bis auch in der äußern Lebensführung ein neuer -<span class="pagenum"><a id="page45"></a>Seite 45</span> Abschnitt ihn in neue Verhältnisse brachte, und zwar zunächst in -eine neue Wohnung.</p> - - -<h3>4.</h3> - -<p>Nach vierzehn Tagen kam der Doktor mit Schulmeisters Fritz Abends zu -Heiri's. Fritz war seit zwei Jahren in Basel und Aufseher bei den -Zettlerinnen in der S...'schen Fabrik. Gewandt, anschicklich und in allem -genau und treu, hatte er das Zutrauen und Wohlwollen seiner Herren bald -gewonnen und eine angenehme Stellung erlangt.</p> - -<p>Als kleiner achtjähriger Knabe war Fritz oft zu Heiri's, die neben dem -Schulhaus wohnten, hinübergegangen; dann aber hatte sein Vater eine andere -Lehrerstelle bekommen und seitdem hatte man sich nicht mehr gesehen. -Fritz gab sich zuerst zu erkennen und Heiri und Liese freuten sich des -längst fast ganz vergessenen Nachbarn. Liseli, das bei Fritzens und seiner -Eltern Wegzug aus ihrem Dorfe erst zwei Jahre alt gewesen war, hatte keine -Erinnerung an jene Zeiten mehr, Fritz war ihm eine weltfremde Seele und es -blieb in der Küche und kochte beim trüben Schein des Lämpleins.</p> - -<p>Der brave Doktor rückte nun zuerst heraus, warum er gekommen. Er hatte -den Leuten ein Logis ausfindig gemacht, wie sie's brauchten; nicht viel -größer, fast gleich in der Einteilung, und nur unbedeutend theurer als -ihr jetziges; aber dafür freundlich, bequem, hell, luftig und sonnig. Das -Logis gehörte eben dem Fritz, der vor dem Thor ein eigen Häuslein gebaut -hatte nach dem Muster der vordersten Arbeiterwohnungen auf der Breite. Ein -Häuslein für zwei Familien mitten in einem Gärtlein, und neben ihm ein -Nachbar an gemeinschaftlicher Scheidemauer.</p> - -<p>Fritz hatte noch vor wenigen Jahren gerne in Kleidern und sonntäglichen -Lustparthieen den Flotten gemacht, war sogar einmal, als er bald nach dem -Eintritt in seinen jetzigen Dienst zu Zettlerinnen auf's Land mußte im -Interesse des Geschäfts, mir nichts dir nichts einen Ausflug nach Zürich -gemacht und<span class="pagenum"><a id="page46"></a>Seite 46</span> so drei Tage alle Geschäfte seiner Herren an's -Nägelein gehängt. Aber das strenge Mahnwort der Herren, die einen weniger -Brauchbaren auf solchen Leichtsinn hin ohne weiteres verabschiedet hätten, -war ein gutes Wort zu guter Zeit für ihn geworden. Ein guter Geist leitete -diesen muthwillig kräftigen Strom in sein rechtes Bette; er dachte daran, -seinen reichlichen Verdienst zur Erwerbung eines Heimwesens zu verwenden, -und als sich ihm Gelegenheit bot, mit einem Andern gemeinschaftlich -einen Viertel Land zu kaufen, gab er freudig seine theils von den -sel. Eltern ererbten, theils ersparten 1500 Fränklein dafür hin. Ohne -Säumen wurde mit seinem Halbpartmann das Nothwendige verabredet und sie -verakkordirten einem geachteten, für das Wohl der Arbeiterklassen thätigen -und liebevoll besorgten Baumeister ihre Häuser nebst gemeinschaftlichem -Ziehbrunnen, wofür jeder 7500 Fr. zu bezahlen hatte. Alle Rücksichten -auf Bequemlichkeit und Gesundheit waren aufs Sorgfältigste erwogen, bis -Baumeister und Bauherrn sich befriedigt gefühlt hatten. Leider fing schon -mancher an zu bauen, ehe er recht wußte, was er wollte, wünschte nachher -Veränderungen und die Folgen waren, daß keine rechte Einheit in's Ganze -kam und am Ende die Kosten fast um die Hälfte den Voranschlag überstiegen -und daß der Bauherr sich ein ganzes Leben lang mit Schulden und Sorgen zu -schleppen hatte, an denen nichts als seine Voreiligkeit und Sorglosigkeit -Schuld war. Fritz hatte kluger gehandelt und hat's später nie bereut. -Und die Herren hatten ihm gerne geholfen und ihm das nöthige Geld zu -billigen Procenten dargelehnt. Das Haus war eben fertig geworden. Fritz -behielt das obere Stockwerk für sich, das untere nebst Kammer, Keller- -und Estrich-Antheil mit einem kleinen Gärtlein wollte er verlehnen. Das -hatte der Herr Doktor erfahren, ihn aufgesucht und ihn hieher geführt, -damit er selber die Sache ins Reine bringe. Heiri sollte, so wurde nun -ausgemacht, am nächsten Sonntag das Logis einsehen, darüber seinen Leuten -Bericht abstatten, und wenn's Allen recht war, wurde der Miethakkord fix -und fertig gemacht. Unterdessen sollte auch Liese mit ihrem Vetter, dem -Hausherrn, ein Wörtlein reden, und sich<span class="pagenum"><a id="page47"></a>Seite 47</span> auf den Herrn Doktor -berufen, daß sie eine Luftveränderung machen müsse und daß sie nicht gern -von der Haushaltung gehe und daß sich's gerade so schön schickte mit dem -Logis von Fritz. Sie durfte auch wahrheitsgemäß beisetzen, daß sie nicht -gerne aus des Vetters Haus fortgingen und nur Gutes und Liebes von ihm -erfahren haben, so lange sie bei ihm gewohnt hätten.</p> - - -<h3>5.</h3> - -<p>Am Sonntag nach dem Essen bürstete Heiri den Hut mit dem Rockärmel ab -und ging vor's Thor zu Fritzens neuem Häuslein. Das war freilich eine -ordentliche Strecke bis da hinaus, das kostete ihn auch ein paar Schuh -mehr im Jahr; und vollends bei Regenwetter und Sturmwind, bei Hagel und -Hurlete im Winter, und wenn man gar den Regenparisol nicht bei sich hatte? -Heiri wurde fast mit jedem Schritt bedenklicher: eine halbe Viertelstunde -noch vors Thor hinaus! Und gar nicht an der Straße, sondern so abseits; -das war ja gar zu langweilig, wenn man am Werktag keine Marktleute und am -Sonntag keine Spaziergänger sah.</p> - -<p>Nach einigem Suchen kam er zum richtigen Fahrweg und sah die zwei -niedlichen Häuslein mit ihrer röthlichen Farbe und grünen Läden und dem -schimmernden neuen Dach. Vorn war es mit Latten einfach eingehegt und ein -lebendiger Haag dahinter angepflanzt. Durch's Gätterlein ging's, um die -Ecke herum, – und an der Hausthüre stand er, wo Fritz ihn freundlich -bewillkommte.</p> - -<p>„S'ist doch weit zu Ihnen, aber hübsch ist's, das muß man sagen, wenn -man's erlebt hat, herauszukommen.“ – Freilich, antwortete Fritz, ich -tauschte jetzt nicht mehr mit dem besten Logis in der Stadt. Seit -vorgestern übernachte ich hier zum erstenmal und – s'ist ein ganz ander -Leben. Von des Lehenmanns dort hab' ich einstweilen das Essen, und wenn -ich Hausleute habe, und sie mögen, so will ich die Kost bei denen nehmen -bis auf weiteres. Darum wär's mir lieb, wenn Ihr's wäret. Man hat halt -mehr Zutrauen zu seinen Bekannten.</p> - -<p><span class="pagenum"><a id="page48"></a>Seite 48</span> Jetzt gingen sie in's Haus. Die gegen Sonnenaufgang gerichtete -Hausthüre führte zu einem kurzen und nicht sehr breiten Gang, links -eine Thüre, hinten eine Thüre und rechts zunächst die Kellerthüre und -unmittelbar daneben der Antritt der Stiege ins obere Stockwerk. Die Thüre -links führte in die Wohnstube. Sie war nicht groß, aber hatte Platz genug, -um bequem und schicklich ein Bett, Tisch, Kommode und ein paar Stühle -zu stellen und enthielt in der Seitenmauer einen geräumigen Wandkasten. -Rechts neben der Thüre war der Kunstofen, der vom Kochen in der Küche warm -wurde, aber im Sommer auch vom Küchenfeuer abgeschlossen werden konnte. -Das breite Fenster sah gegen die Mittagseite und man überblickte von da -aus die Gegend gegen Gundeldingen und St. Jakob und dahinter erhoben sich -die Anhöhen bei Mönchenstein und Muttenz mit den in ihren Buchten wie in -sicherm Mutterschoß gebetteten Gütern Asp und Gruth, überragt von den -Zeugen längst vergangener Zeiten und Ereignisse, den altersgrauen Ruinen -von Wartenberg und Reichenstein.</p> - -<p>Zunächst unter dem Fenster war der hintere Theil des Gartens -in Gemüsebeeten nach der Schnur getheilt, von einem gekreuzten -rabattenumsäumten Kieswege durchschnitten; die nähere Hälfte sollte zum -untern Logis gehören, die jenseitige behielt sich Fritz vor. Noch war -nichts Grünes zu sehen, erst kurz noch die in den Rabatten an weiße Pfähle -abwechselnd festgehefteten Rosenbüsche und Spalierbäumchen hingepflanzt -worden. Alles war erst im Werden. Aber ein Sinn, das Nützliche mit dem -Angenehmen zu verbinden, waltete wohlthuend und Billigung weckend durch -die ganze Anordnung.</p> - -<p>Als man die mit einer hellen blauen Tapete bekleidete, an Lambrieen und -Thüren und Fenstern perlfarben gemalte Stube genugsam und wohlgefällig -betrachtet hatte, ging man ins Nebenstüblein. Es hatte, gleich der Stube -selber, Länge genug, um längs der Scheidemauer zwei Betten hintereinander -zu stellen; vorn war das Fenster, in der wohlgemessenen Breite eines -Flüges, so weit auf die Stubenseite hinübergerückt, daß rechts davon eine -volle Bettbreite reichlich übrig blieb; und dem Fenster gegenüber, gerade -seiner Stellung und Breite entsprechend,<span class="pagenum"><a id="page49"></a>Seite 49</span> eine etwas schmälere -Thüre, denn gebräuchlich. Das Stübchen war noch breit genug, um an der -Riegelwand links ein Kensterlein oder eine kleine Kommode zu stellen, und -die helle graue Tapete mit ihrem einfachen Muster und der rothen Bordüre -machte das Zimmerchen recht heimelig und wohnlich.</p> - -<p>Nun schritt man durch die schmale Thüre hinaus in die Küche. Wie nett -alles eingerichtet, daß man glaubte, man könnte nur dreinstehen und -kochen. Das Fenster war nicht breiter als im Kämmerlein, aber für den -nicht sehr großen Raum breit genug bei seiner freien Aussicht. Am Fenster -der Wasserstein und neben dem Fenster herunter das Wassersteinrohr aus der -obern Küche; rechts daneben, gegen die Ostseite zu, in der Wandecke, der -Wasserbank, links in der Ecke der Fensterseite genügender Platz für einen -Tisch; gerade gegenüber neben der Kammerthüre Geschirrschäfte, und ein -Pfannenbrett um die Kaminschoß; so daß die ganze Seite an der Scheidemauer -frei blieb für einen oder zwei Küchekästen. In der Ecke aber zwischen -Gangthüre und Kammerthüre war der Heerd mit zwei Löchern, einfach aber -bequem, daneben in der Eckseite, ganz unter der eigentlichen Kaminröhre -ein Kohlenrost über dem Aschenbehälter. Die gelbe Ocherfarbe und der -frisch gelegte Plättleinboden sahen recht appetitlich und reinlich aus.</p> - -<p>Nun hinaus in den Gang. Zunächst links, etwas zurücktretend, das -unvermeidliche Uebel, der Abtritt, der so vielen Häusern zur Plage, und -ihren Bewohnern zur Last und zum Verderben ist. Man wollte da nicht -vorübergehen. Es war reinlich und hell in diesem Gemächlein, gegypst, -Boden und Sitz gehobelt; hob man den Scharnierdeckel des Sitzes auf, so -bemerkte man den innen glacirten Becher und die Röhre; der Deckel aber -schloß durch sein eigenes Gewicht ziemlich dicht. Heiri hätte wohl nicht -so neugierig diese ganze Abtheilung des Hauses untersucht, wenn ihm nicht -Liese besonders diesen Punkt eingeschärft hätte; warum, kann man sich -denken. Und jetzt ging's die Stiege hinauf, denn unten war man fertig.</p> - -<p>Fritz zeigte sein eigenes Logis; da man doch einmal dran vorbei mußte, und -weil auch dem Heiri es hier je länger desto besser zu gefallen schien. -Da war Alles genau gleich eingetheilt,<span class="pagenum"><a id="page50"></a>Seite 50</span> bis auf die Tapeten. Im -Wohnzimmer streute sich gleichsam ein Regen von zartblättrigen weißen -und rothen Röselein über den bläulich grauen Grund der Tapete herab und -im Kämmerlein wucherten in dichtem Geflechte helle gelbliche Blätter auf -lilafarbnem Grunde. Die Aussicht war die gleiche, nur durch die Höhe -freier und lichter. Aus Stube und Nebenstube die malerische Rundsicht auf -Hügelketten und dazwischen hinein in das breite, stattliche Birsthal, -aus der Küche nach Norden hinüber auf das Häusermeer der Stadt, auf das -Geschwisterpaar der Münsterthürme und links den hohen gelben Giebel -von St. Leonhard. Vom Gang aus blickte man durch einen Kreuzstock von -gewöhnlicher Größe nach Osten gegen die offene Thalweite des Rheins -zwischen den noch blätterlosen Baumgruppen und Landhäusern auf dem Göllert -hindurch und hinaus, und die Lokomotivpfeife der Centralbahn rief gerade -ihren Bewillkommnungsgruß herüber; im Gange selbst war es hell und die -bequeme Stiege gut und zweckmäßig erleuchtet.</p> - -<p>Auch Kammern und Keller wurden mit der Inspection nicht verschont. Gerade -über der Wohnstube war eine wohnliche, mit hellem Giebelfenster versehene, -gewickelte und weißgetünchte Kammer, ein Stüblein, wenn man lieber -will; daneben mit Dachfenster gegen Süden eine ähnliche; der hintere -Estrich neben der Stiege war durch Latten in zwei Holzkammern getheilt -und zwischen beiden Kammerseiten zog sich eine Art von Gang hin bis zur -Scheidemauer, wo man im Nothfall bei Regenwetter Wäsche trocknen konnte.</p> - -<p>Unten aber im Keller gelangte man zuerst in den auf der Nordseite -liegenden Vorkeller, und von hier aus in die beiden wohlerleuchteten -lattengetheilten und verschließbaren Kellerräume auf der Südseite.</p> - -<p>Fritz füllte eine Flasche aus einem kleinen Fäßchen Füllinsdörfer und -nahm sie mit hinauf. Da tranken sie denn in Ehren noch ein Gläschen auf -künftige gute Nachbarschaft und auf der lieben Liese Gesundheit.</p> - - -<h3><span class="pagenum"><a id="page51"></a>Seite 51</span> 6.</h3> - -<p>Liese hatte unterdessen auch ihre Erlebnisse gehabt. Sie hatte das Liseli -zum Vetter geschickt, ob er nicht wollte so gut sein und ein wenig -herunterkommen, es mache ihr gar viel Mühe, die zwei Stiegen zu steigen; -aber sie sollte etwas Nothwendiges mit ihm reden. Der Vetter versprach -bald zu kommen; es sei nur jemand bei ihm und die Base sei noch nicht -heim, werde aber bald aus der Kirche zurück sein. Nicht lange, so war der -Vetter unten und: „Guten Abend, wie geht's Base?“ gab er dem Gespräch -sogleich für die diplomatischen Absichten der Liese erwünschten Eingang. -Leider hatte Liese jetzt nicht vom Besten zu rühmen, und ein Wort gab's -andere, von der Kränklichkeit zum Doktor und vom Doktor zur Landluft und -von der Landluft zum Logis vor einem Thor – und jetzt war's gesagt.</p> - -<p>Der Vetter war nicht betroffen, sah Alles Punkt für Punkt wohl ein, und -es hielt nicht schwer, ihr den schweren Sorgenstein vom Herzen zu nehmen. -Es traf sich ja ganz prächtig. Der Freund, der oben bei ihm war, suchte -gerade ein Logis auf 1. April und hatte gehofft, bei ihm anzukommen. -Natürlich hätte es ihm wehe gethan, jemand aufzukünden, am schwersten -hätte es ihm aber gemacht, seine Verwandten zum Ausziehen irgendwie zu -veranlassen, obgleich jener ihm ein lieber Freund und gegenwärtig in -Verlegenheit sei.</p> - -<p>Liese war das schon recht; nur auf ersten April schon? Wie das gehen -sollte, konnte sie sich nicht vorstellen; es war ja nicht mehr volle vier -Wochen.</p> - -<p>Als der Vetter sich wieder verabschiedet hatte, sprachen Mutter und -Tochter noch allerlei von der bevorstehenden Aenderung und was wohl der -Vater für Bericht bringen werde und ob vielleicht das und ob vielleicht -jenes. – Und der Vater brachte frohe Nachricht. Vergessen war der lange -Weg, vergessen Sturm und Schneegestöber, Regen und Riesel. „Als ich dort -wegging, war mir's, ich käme aus einem Kirchlein, und es tönte in mir -wie Orgelton und Lobgesang und der Weg heim ist mir vorgekommen wie eine -Spanne.“ – Und<span class="pagenum"><a id="page52"></a>Seite 52</span> weißt du auch, daß wir schon in vier Wochen -fortkönnen, und brauchen nicht erst aufzukünden? Der Vetter ist dagewesen -... und nun ging's an ein Erzählen hin und her und Pläne wurden gemacht, -was man alles pflanzen wolle und wie man alles stellen wolle und wie man -im Gärtlein ein Cabinetlein machen müsse, daß man bei schönem Wetter dort -Kaffee trinken oder gar zu Mittag essen, oder auch am Sonntag in der -Stille etwas Schönes lesen könne. – Man wurde nicht fertig. Der Kaffee, -der nebst den gepregelten Erdäpfeln für Abends und Nachtessen zugleich -galt, wurden kalt, ehe man fertig war mit Essen und Erzählen, und selbige -Nacht haben sie Alle unruhig geschlafen; aber nicht vor Schmerzen, sondern -vor freudiger Bewegung des Gemüths. Vor dem Bettgehen aber wünschte, -seit lange zum erstenmal, die Mutter noch etwas Erbauliches zu hören, -war's ja doch Sonntag, und sie vor acht Wochen zum letztenmal in der -Kirche gewesen. „Liseli, lies doch vor, es ist mir beim Licht und für -die Brust zu beschwerlich.“ Und Liseli las nach Angabe des Kalenders das -Evangelium am Sonntag Reminiscere: vom cananäischen Weibe, und las weiter -von den vielen Heilungen und von der Speisung der 4000 bis zu Ende des -Capitels. – Und das, was sie gehört hatte, bewegte die Leidende auch in -ihrem Herzen, da sie nicht schlafen konnte in jener Nacht, und ist etwas -mit ihr vorgegangen, was ich jetzt nicht weiter ausbringen will, damit der -Segen nicht verloren gehe.</p> - -<p>Und am Montag Abend wurde die Sache mit dem Fritz ausgemacht und Heiri -drückte ihm ein neues Fränklein in die Hand als Gottespfennig.</p> - - -<h3>7.</h3> - -<p>Den geschäftigen Tag des Einzugs im neuen Logis wollen wir vorbeigehen. -Liese strengte sich fast über Kräften an beim Zusammenpacken, und daß -jedes Geräthe sorgfältig auf den Wagen komme. Am Abend kam der Heiri, um -mit ihr die neue Heimath zum ersten Mal heimzusuchen. Der Vetter und die -Base geleiteten sie noch fast bis zum Thor und nahmen<span class="pagenum"><a id="page53"></a>Seite 53</span> herzlichen -Abschied unter gegenseitigen Glücks- und Segenswünschen. Und als sie -daheim waren, schien der Vollmond gegen die Hausthüre und beleuchtete den -Kranz von Epheu, den Liseli unterdeß geflochten und daran gehängt hatte; -und die Sterne flimmerten wie alte Bekannte vom Lande zum freundlichen -Willkomm.</p> - -<p>O, hätte ich nun die Feder eines Dichters, um dennoch wahrheitsgetreu zu -schildern, welch' ein neues Leben sich für die Bewohner des neuen Hauses -aufthat, um zu erzählen, wie jeder Tag eine neue Freude in's Herz und -einen neuen Segen in die Familie brachte.</p> - -<p>Man stand, von der Sonne geweckt, frühe auf, ging in den Garten und -machte da etwas zurecht; der frischende Morgenwind und der Gesang der -Vögel, die sich der neuerwachten Frühlingskräfte und des lieblichen, -jungen Tages freuten, das glänzende, goldene Licht, das sich über die -Häuser und grünenden Wiesen und fernen Berge ergoß, und die Morgennebel -in's klare Blau des Himmels auflöste, weckte ungewohnte, und doch unsere -ehemaligen Landbewohner seltsam anheimelnde Gefühle, Gefühle wie von -lieblichen Mährchen der Kindheit, die nun plötzlich wahr geworden. Während -Fritz und Heiri draußen Bohnenstecken zurecht machten, oder die jungen -kräftigen Triebe einer an der Ostseite des Hauses links und rechts von -der Hausthüre neu gepflanzten Rebe anhefteten, machte Liseli die untere -Stube und das Stüblein. Denn Liese war auch aufgestanden und mahlte -unter der offenen, der Sonne entgegengewendeten Hausthüre, vom warmen, -wollenen Halstuch gegen die frische Morgenluft geschützt, ihren Kaffee. -So strömte durch die geöffneten Fenster und den Hausöhren ein belebender -Odem des neugeborenen Tages, und mit ihm eine erfrischende, kräftigende -Lebensspende. Die Morgenseite eines Hauses ist immer die trockenste; -denn der Ostwind kömmt über weite Landstrecken, von Asien her zu uns und -bringt nicht die feuchten Dämpfe irgend eines Meeres mit sich. Auch ist -die Wirkung der Morgensonne, namentlich im Sommer, äußerst kräftig; denn -ihre Strahlen prallen von Morgens 4 Uhr bis gegen 9 Uhr fast senkrecht -gegen die in dieser Richtung stehenden Mauern.<span class="pagenum"><a id="page54"></a>Seite 54</span> Im Waisenhause -sind die Schlafsääle gegen Morgen gerichtet, und man hat stets den -erfreulichsten Gesundheitszustand bei den vielen, vielen, oft von Haus aus -vernachlässigten Kindern bemerkt.</p> - -<p>Warum wohl Fritz kein Fenster in den Stuben gegen Osten anbringen ließ, -statt der Wandkästen? – Erstens war das Fenster gegen Süden für die -mäßige Stube übrig groß genug, zweitens wäre dadurch das Haus im Winter -kälter geworden; drittens kostspieliger, denn unten ein Kreuzstock, oben -ein Kreuzstock mit Schreiner- und Glaserarbeit, mit Fenstern, Vorfenstern -und Läden mit dreifachem Oelanstrich, das hätte schon wieder ein paar -Hundert Fränklein gekostet; viertens endlich brennt im Sommer die Sonne -den ganzen Vormittag durch ein solches Fenster in's Zimmer hinein, macht -man aber alsdann die Läden zu, so ist eben der Zweck solcher Fenster nicht -einleuchtend. So wär's auch mit Fenstern auf der Westseite gewesen beim -Nachbar; drum hatte auch der's unterlassen.</p> - -<p>Aber auf die Liese machte die Morgenluft und Morgensonne einen wunderbaren -Eindruck; wohl griff sie es im Anfang etwas mehr an und machte sie müde, -wie nach angestrengter Arbeit; aber sie fühlte es, wie das Strahlenbad -durch ihre Glieder drang bis auf's innerste Mark und wie die Ermüdung -nur eine erneute Anstrengung aller Lebenskräfte bewies. Später in der -Jahreszeit setzte sich Liese auch <em class="gesperrt">vor</em> die Hausthüre und strickte -dabei oder verlas und flickte Kleider, Hemden und Strümpfe; und dazu war -sie in den Nerven bald stark genug; nur mit der Gartenarbeit wagte sie -sich noch nicht an's Schwerere.</p> - -<p>Wir haben vorhin Liese beim Kaffeemahlen getroffen; der Kaffee ist -unterdessen fertig geworden, und die völlig geordnete, wohlgelüftete Stube -nimmt ihre Bewohner auf und ladet sie zum dampfenden, warmen Getränk. Beim -ersten Morgenessen hatte Keines anfangen wollen; es war Ihnen gewesen, als -fehle ihnen etwas, was sie selbst nicht recht wußten. Das zweite Mal gab -sich's von selber. Liese faltete still ihre Hände, ehe sie anfing, und -die Andern thaten ihr's unwillkürlich nach. Ob sie Worte gebetet haben in -Gedanken, bezweifle ich, aber<span class="pagenum"><a id="page55"></a>Seite 55</span> es war ein schüchterner Tribut des -Dankes, zu dessen Entrichtung sie sich gedrungen fühlten.</p> - -<p>Es ist merkwürdig, den Unterschied beim Essen zu beobachten in -verschiedenen Häusern. Bei den Einen kommt Eins um's Andere zum Tisch -und ißt und geht, wie's ihm bequem ist. Bei den Andern falten Alle -gleichzeitig, stehend oder sitzend, die Hände, oder Eines spricht für -Alle das Vaterunser oder Komm, Herr Jesu, sei unser Gast und segne, was -Du uns bescheeret hast. Dort ist kein Anfang und kein Ende; hier ist ein -Gepräge von Ordnung und frommer Gesittung. Das hängt eben auch unbewußt -oder bewußt von der Lebensweise, und die wieder mehr oder weniger vom -Hause ab. Steht man in den engen Gassen, wo's lang nicht tagen will, spät -auf, so ist das Kaffeekochen die einzige Einleitung zum Frühstück; denn -es hat sonst noch Keines eine andere Arbeit in der Hand gehabt. Aber auf -dem Lande haben sich die Hände schon gerührt, ehe man zum Morgentrinken -kommt, sie legen sich fast von selbst zur Ruhe gefaltet zusammen, und -dann erst tragen sie die erquickende Nahrung als eine gute Gottesgabe zum -Munde. Es ist ein viel größerer Schritt vom verdrießlichen Schlendrian -der Gleichgültigkeit zum allereinfachsten stillen Anstand der ehrwürdigen -Väter- und Christensitte, als von da zur erbaulichen Hausandacht im Hause -eines Seelsorgers. Ob diese Sitte gerade zum gesunden Wohnen gehört, weiß -ich nicht; aber das weiß ich aus Erfahrung, sie gehört zur Ruhe und zum -heitern Frieden des Gemüths, und diese Güter haben noch Niemand krank -gemacht.</p> - -<p>Fritz stand allein; die Magd der benachbarten Lehenfrau, die ihm Essen und -Kaffee brachte, machte ihm gegen ein bestimmtes Trinkgeld auch das Zimmer. -Er zog es vor, es etwas unbequemer zu haben, lieber als in Kosthäusern das -unerquickliche Zusammenleben mit Unbekannten zu genießen, wo das trauliche -Gefühl des Daheimseins unter dem Getreibe einer Art von Gastgebern -verloren geht. Ein rechtes Kosthaus, gleichsam ein Familienhaus mit einer -Art von traulichem Familienleben bleibt noch immer ein frommer Wunsch, -dessen Erfüllung manchen Segen stiften würde.</p> - -<p><span class="pagenum"><a id="page56"></a>Seite 56</span> Die für's Morgentrinken angefangene Sitte wurde auch Mittags und -Abends festgehalten; denn das Gefühl vom Kirchlein, das den Heiri bei der -Hausschau durchschauert hatte, gewann bei Allen die Oberhand. Sie fühlten -etwas Festtägliches an jedem Tage; es war, als ob der Sonntag durch jeden -Werktag hindurchgedrungen wäre und ihn geheiligt hätte, während in der -Stadt in dumpfer, düsterer Stube auch der Sonntag etwas Werktägliches -angenommen hatte, werktäglich durch den Lärm und das Gekarre in den Gassen -unten, durch das Geklopfe nebenan, durch die Negligetrachten gegenüber. -Weder Heiri noch Liese hatten Heimweh nach der Stadt; die Stille und Ruhe -des Friedens um sie her, das immer voller und schwellender und wärmer -sprossende Grün auf Matten und an Baumgruppen, der freie, offene Himmel, -die frische reine Luft die trockene, gesunde, helle Wohnung boten ihnen -kaum geahnte Genüsse und sie ließen den äußern Frieden und das äußere -Glück in ihr Herz strömen und thauten auf in erneuter gegenseitiger Liebe. -Heiri's Wangen bräunten sich in der Kraft der Sonnenstrahlen, Liese ward -wieder jung wie ein Adler, und Liseli blühte wie eine Blume des Feldes.</p> - -<p>Nie klagte Heiri über die große Entfernung, nie über Regen, schlechten -Weg oder Hitze. Bei der meist ruhig stehenden Lebensweise im Arbeitersaal -bekam ihm der täglich viermalige Gang recht wohl, und er spürte nichts -mehr von Beschwerden des Unterleibes, wie früher. Bei einer ruhigen, -sitzenden oder stehenden Lebensart ist nichts der Gesundheit so -zuträglich, wie regelmäßige tägliche Bewegung. Das wissen die Contorherren -gar wohl, die manchmal im Sommer in der Morgenkühle ihr Luftbad auf der -Rheinbrücke nehmen, und dabei 4 oder 5 Mal darüber hin und herwandeln.</p> - -<p>Manche Bekannte Heiri's hatten ihm allerlei prophezeit, und dem Fritz -am Hause allerlei getadelt. Dem Heiri, er werde den Verleider bekommen -am langen Wege und seine Leute werden die liebe Noth haben, ein Gemüse -zu bekommen, weil es so abgelegen sei. Dem Fritz, er sei ein rechter -Sonderling, sich so weit von der Stadt und dazu an so abgelegenem Ort, wo -einen kein Mensch erfragen kann, anzusiedeln. Jahr<span class="pagenum"><a id="page57"></a>Seite 57</span> aus Jahr ein -sei's schrecklich langweilig und öde. Warum er auch die Hinterseite gegen -den Weg, und die Wohnstube gegen das Feld gewendet habe; das Haus sei -ja ganz verdreht und um zur Hausthüre zu kommen, müsse man ja ums ganze -Haus herumgehen. Da habe doch der Nachbar die gescheitere Nase gehabt, -der die Seite gegen den neuen Centralbahnhof gewählt habe. Das sei halt -auch so ein halber Physigucker, der Fritz, an dem's auch wahr werde: wie -gelehrter, wie verkehrter. – Aber weder Heiri noch Fritz ließen sich -dadurch ihr Paradies verleiden. Der Eine hatte zum Voraus überlegt und der -Andere hintendrein erfahren, was das bessere Theil sei und keiner noch -das Geringste bereut. Der Heiri bekam den Verleider nicht am langen Weg -und mit den Gemüsen ging's eben auch; was der Garten nicht trug, das gab -um billiges Geld die Lehenfrau, und der Milchkarren brachte ihnen Fleisch -und Brod aus der Stadt mit; und wenn das nicht gewesen wäre, so hätte sich -weder Fritz noch Heiri gescheut, es selber heimzutragen. Aber der Garten -war fruchtbar, als ob ein besonderer Segen darauf ruhe.</p> - -<p>Und ja, es ruhte ein großer Segen darauf, mehr als man gleich anfangs -merkte. Wenn man so den Binnetsch und den Salat wachsen sah und das -Jörgenkraut, und wenn man's abschnitt und es auf der linnengedeckten -Tischplatte wie eine Zierde aufgestellt war, da meinte man nicht, es -sei mit Zinsen für's Land und mit Arbeit erkauft, sondern wie ein ganz -besonderes Geschenk vom lieben Gott kam's einem vor, auf das man keinen -Anspruch hatte, und man fühlte den Dank aus dem Herzen heraufsteigen bis -in den Mund, daß es manchmal ein wenig überlief. Da gehe man nur auf -den Markt und kaufe. Bis man da und dort verlesen und gehandelt und mit -Markten noch fünf Centimes abgedrückt und dann mit gutem baarem Geld aus -dem eigenen Beutel bezahlt hat, da glaubt man auch nicht mehr, daß man -deshalb gebetet habe: Gib uns heute unser täglich Brod. Man freut sich -etwa des billigen Einkaufs, den man seiner Pfiffigkeit und Zähigkeit -verdankt, aber an den, der zum Wachsen Regen und Gedeihen gab, erinnert -man sich nicht.</p> - - -<h3><span class="pagenum"><a id="page58"></a>Seite 58</span> 8.</h3> - -<p>Was die dem Fritz gemachten Vorwürfe betrifft, so war's zum ersten -nicht langweilig. Das fühlten Alle im Hause. Hier draußen im Grünen -brachte jeder Tag etwas Neues. Welche Lust zu sehen, wie die erst noch -nackten Bäume Triebe und Schoße brachten, wie sie fast in einer Nacht -hervorbrachen in tausend und tausend Blüthen, jetzt die Kirschen, jetzt -fleischroth Pfirsige, dann Aepfel und Birnen im Schmuck der Lilien- und -Rosenfarbe. Und abermal kleidete frisches Grün die noch blühenden Bäume, -bis ein sanfter Regen die Blüthenblätter aus den Kelchen wischte und -der Wind sie wie Schnee durch die Luft trieb. Und dann wieder wob sich -in's Grün der Matten das Gold der Sonnenwirbel und die zarte Lilafarbe -der honigschwangern Kleewirtel. Das alles genießt der reiche Städter -nicht; er sieht im wenigwochigen Landaufenthalt nur den geringsten Theil -dieser reichen, mächtigen Entwicklung, gleichsam den höchsten Glanz des -Naturlebens in seiner vollsten Fülle. Und vollends der Arbeiter, der in -enger, dunkler Gasse der Stadt wohnt, kaum kommt er am Sonntag dazu, vor's -Thor zu gehen, – mit Augen, die nicht sehen, mit Ohren, die nicht hören, -weil er verlernt hat zu achten auf die großen Werke des Herrn. (Wer ihrer -achtet, der hat eitel Lust daran.) Da fahren sie auf der Eisenbahn, um -in Muttenz oder Prattelen oder auch in Frenkendorf und Liestal lustig -zu sein beim Glase Wein, daß draufgeht, was man vom Zahltag her in der -verflossenen Woche nicht gebraucht. Und wenn man genug gejodelt und getobt -hat und den Kopf wüste und öde von Alle dem was hinein- und hinausging; -dann hat man sich erholt und gestärkt für die Arbeit der künftigen Woche? -Dann hat man die freie Gottesnatur genossen?</p> - -<p>Aber nicht nur das Betrachten, auch das Arbeiten im Gärtlein verkürzte -die Zeit. Pfeilschnell flogen die Tage dahin, und doch war man in kurzer -Zeit so an Alles gewöhnt, als obs nicht Monate, sondern Jahre her wäre. -Fritz verstand Rosen zu veredeln und okulirte Wildlinge oder pfropfte -edle Reiser auf kräftige Gerten. Die Reben am Hause wucherten<span class="pagenum"><a id="page59"></a>Seite 59</span> -üppig, wie wenn unerschöpfliche Lebensfülle aus dem Boden in ihre Reiser -sich ergöße, so daß den ganzen Sommer über Aberschosse wegzubrechen -waren. Und wenn etwa am Mittwoch Abend Heiri die Liese ans Sommerkasino -spazieren führte, daß man aus der Ferne oder von der Straße her sich am -lustigen wogenden Schall der Musik ergötzen könne; und wenn dann Liseli -die Blumen spritzte, die von des Tages Hitze nach Erquickung lechzten, da -wurde auch dem Fritz so eigen zu Muthe. Liseli kam ihm vor wie eine traute -Bekannte, und doch hatte er noch nie gewagt, ihr nur die Hand zu geben. -Was er sprach, war wenig, desto mehr dachte und fühlte er. Und das Alles -verkürzte ihm die Zeit ungemein.</p> - -<p>Und was den andern Vorwurf betrifft, er hätte das Haus hinterfür gestellt, -so kannte er ja zum Voraus den Wahrspruch: Wer da bauen will an der -Straßen, muß sich's Meistern g'fallen lassen. Seine Gründe waren wichtig -genug und schon älter als das heilige römische Reich. Denn Fritz hatte -sein Haus ganz einfach nach der Sonne gerichtet, wie schon die alten -Aegypter ihre berühmten Tempel und Pyramiden. Man braucht auch nur durch -die Landschaft hinaufzureisen, so fällt es jedem auf, wie in den Dörfern -links an der Straße stattliche Häuserfassen stehen, rechts aber eine -Reihe Dunghäufen und dahinter Stallthüren und Scheunenthore; und durch -die letztern gelangt man durch's Haus hindurch zu den Stuben auf der -Feldseite. Das ist aber, weil fast alle Landleute sich nicht nach der -Straße, sondern nach der Sonne richten; und 's ist eine alte, ererbte aber -vernünftige Ueberlieferung. Das erregende Licht und die belebende Wärme -der Sonnenstrahlen war auch dem Fritz wichtiger als der Weg und als das -Geschwätz der Leute; war's nach außen nicht prunkend, sein Haus, so war's -doch innen wohnlich und freundlich und heimelig.</p> - -<p>Im hohen Sommer, wenn die Sonne weit über dem Rhein, im Nordosten, -aufging, und nahe am Isteiner Klotz wieder hinunter, da stand sie am -Mittag fast senkrecht über dem Hause und beschien nur von 11 bis 1 Uhr das -Simsbrett am Fenster; im obern Stock gab überdieß das vorspringende Dach -noch Schatten. Um die Hitze zu vermeiden, bog man nur die Läden<span class="pagenum"><a id="page60"></a>Seite 60</span> -zusammen über die heiße Tageszeit, während man am frühen Morgen die kühle -frische Morgenluft durch Stuben und Haus hatte streichen lassen. Im Winter -dagegen ging ja die Sonne stets auf der Sonnenseite auf und unter, und bei -jedem hellen Himmel half der tief ins Zimmer dringende Strahl das Zimmer -heizen. Das war wohl die Hinter-, aber gewiß nicht die Schattenseite am -Haus. Die Küche dagegen und der Abtritt mögen die Wärme nicht vertragen, -sonst gerinnt im Kasten die Milch, die Speiseresten werden faul und sauer; -und vom Abtritt her hat man einen ungebetenen Wetterprophet, und ist er -schlecht, so prophezeit er erst noch bei schönem Wetter ganz falsch. Das -hatte Fritz überlegt und beachtet und hatte Küche und Nr. 100 gegen den -Weg gesetzt, d. h. auf die kühle Mitternachtsseite.</p> - -<p>Und warum lieber ostwärts, statt westwärts. Das war zwar weniger wichtig, -ob so oder so, und wäre die Hausthüre vorn oder hinten gewesen, das -hätte auch nichts gemacht, statt auf der Seite. Aber auf der Seite hatte -man keinen großen Umweg zu machen, um zum hintern Gärtlein und Brunnen -(vor den Stuben) zu kommen, auch keinen großen Umweg auf die Straße -oder zu dem vor dem Haus an der Straße liegenden Rasenplatz mit seinem -Sauerkirschenbaum. Dann war's gegen Osten, wie immer und überall, trocken, -sonst hieße nicht die Abendseite immer nur die Wetterseite, auch genoß -man im Sommer bis gegen 9 Uhr früh den Vortheil der kühlenden Ostwinde, -ließ so lange die Hausthüre offen, und schloß nachher unerbittlich -den allzuaufdringlichen Sonnenpfeilen den Paß zu. Ueberdieß ist die -Morgenseite bei Fritzens Haus fast die schönste wegen der Aussicht. Am -Nachmittag aber, von 12 Uhr an, war hier wieder Schatten bis zum andern -Morgen und 's gab unter der Hausthüre oder auf der Lattenbank am Giebel -ein herrliches Plätzlein zu sitzender Arbeit oder zum Gemüserüsten für -den folgenden Tag; ein Plätzchen, fast zu verführerisch, dem Himmel in's -blaue Angesicht zu schauen, oder dem mannigfach wechselnden Grün der -Bäume zwischen die schattenden Aeste und daneben hindurch in die fernen, -duftig verhüllten Berge, bis endlich, immer wärmer und glühender,<span class="pagenum"><a id="page61"></a>Seite 61</span> -das Gold der scheidenden Sonne über die ganze Landschaft hinströmte zu -zauberhaftem Gemälde.</p> - -<p>Und war die Sonne im Sinken und wollte man ihren majestätischen Glanz -genießen, so kostete es nur ein paar Schritte. Zwischen den Blumenrabatten -des Gärtleins auf und abwandelnd versenkte man sich in den Anblick des -feuerfarbenen Lichtmeeres, auf dem die feingeschnittenen Blätter der -Bäume und die scharfen Firstlinien der Dächer mit ihren Kaminen sich -schattenrißartig abzeichneten, bis nach und nach die überwältigende -Kraft des feurigen Lichtes dem goldgesäumten Purpur fast durchsichtiger -Wolkenschichten wich, bis endlich violette Schatten ringsum alles -umschlossen.</p> - - -<h3>9.</h3> - -<p>Und Heiri's lernten die Vorzüge ihrer Wohnung aus Erfahrung immer mehr -schätzen; Fritz hatte sie zudem belehrt, wie sie diese durch die Lage -gebotenen Vortheile, denen sie und besonders Liese täglich so viel für -ihre Gesundheit zu danken hatten, durch jene einer klugen und verständigen -Hausordnung erhöhen könnten. Beim Bau des Hauses war von Seite des -Fritz, wie seines Baumeisters alle Sorgfalt auf Zweckmäßigkeit, wie -auf trockenes und gesundes Baumaterial verwendet worden. So hatte man -nicht nur wegen des Nutzens, sondern auch wegen der Trockenheit unter -dem ganzen Hause Keller gemacht, so konnte man durch Stube und Gang, -oder durch Kammer und Küche einen reinigenden Luftzug bewerkstelligen. -Auch war zu den Bodenauffüllungen nicht Schutt und Straßenstaub oder -feuchtigkeitanziehender Sand genommen, sondern Koakasche, wohlfeil -wie jenes andere, äußerst trocken und dabei sehr feuersicher. – Aber -dennoch hatte Fritz angelegentlich empfohlen, im Winter nicht zu oft, und -überhaupt nie zu naß zu fegen. Um das Zimmer und das Haus rein zu halten, -war vor der Hausthüre ein Scharreisen, und im Gang eine Strohmatte.</p> - -<p>Unter dem Kunstofen zeigte er eine Klappe, die man öffnen und schließen -konnte. Diese ging aus der Stube in die Küche;<span class="pagenum"><a id="page62"></a>Seite 62</span> wenn nun das Feuer -brannte, sollte man öffnen, und konnte nachher wieder schließen. Diese -Vorrichtung leistete namentlich im Winter vortreffliche Dienste. Denn ein -Feuer bedarf zum Brennen Luft, und wenn in der Küche alles fest zu ist, so -muß eben diese Luft durch's Kamin selbst herabkommen und treibt den Rauch -zurück bis zum Ersticken; selbst das Feuer brennt ungern. Ist aber jene -Klappe offen, so kommt der erforderliche Zug aus dem Zimmer und reinigt -solchermaßen zugleich die Stuben von der verbrauchten und schädlich -gewordenen Luft. In Häusern, wo man mit besondern Oefen heizt, wendet man -jetzt häufig die holzsparenden und im Zimmer zu heizenden Straßburgeröfen -an, um ihrer luftreinigenden Eigenschaft willen. Ja ein sehr geachteter -Arzt hat alle seine Oefen umändern und zum inwendig Einfeuern einrichten -lassen.</p> - -<p>Für den Winter waren für Stuben und Nebenstübchen Vorfenster bereit; -das sparte viel Holz an der Heizung, und um das Einfrieren der -Wassersteinröhre und die damit verknüpften Unannehmlichkeiten zu -verhindern, waren dieselben innerhalb der Mauer herabgeführt und mündeten -ganz zu unterst in ein von eichenem Deckel bedecktes Wasserfaß, dessen -Inhalt täglich zum Spritzen der Pflanzen verwendet werden konnte. Wurde -dieß Faß beinahe voll, so sorgte ein Ablauf in die Abtrittsgrube für den -etwaigen Ueberschuß. Das gab der Seite gegen den Weg ein gefälligeres -Ansehen, als wenn winklige Rohre dieselbe verunstaltet hätten. Um aber das -Haus möglichst trocken zu machen, hatte man beim Bau den Keller weniger -tief gegraben als sonst und den Schutt zu einer Auffüllung um's Haus -verwendet, daß es wie auf einer kleinen sanften Erhöhung stand.</p> - -<p>So war bei Fritzens Haus für Trockenheit, für Licht und Luft, für Wärme -und richtige Kühle, mit einem Wort für alle Erfordernisse zu einem -gesunden und behaglichen Wohnen, und damit zu einem schönen und der Würde -des Menschen angemessenen Familienleben und zum Genusse edler Freuden -gesorgt.</p> - - -<h3><span class="pagenum"><a id="page63"></a>Seite 63</span> 10.</h3> - -<p>Aber dem Fritz fehlte noch etwas. Das bemerkten auch Heiri und Liese; -nur Liseli hatte keine Ahnung davon, wenigstens that sie, als merkte sie -nichts. „Ich weiß nicht, was der Fritz hat; er kommt nicht mehr so oft -zu uns in die Stube herunter wie früher; du hast ihm doch nichts in den -Weg gelegt, Liese?“ Ich wüßte nicht was, er ist aber auch stiller als -sonst. „Und früher hat er mir einmal gesagt, wenn wir einziehen bei ihm, -wolle er die Kost bei uns nehmen, und hat seitdem kein Sterbenswörtlein -mehr davon verlauten lassen.“ So redeten sie hin und her und erschöpften -sich in allerlei Vermuthungen. Liseli hatte auch etwas wie einen Druck -auf dem Gemüthe und sang nicht mehr so munter wie früher. Aber Liese -dachte an ihre eigene Jugend zurück und dachte: das sei noch Folge der -Körperentwicklung, war doch Liseli oft blaß und dann plötzlich wieder -roth, wie wenn sie das Wechselfieber hätte.</p> - -<p>Einst sollte Liseli Abends in die Stadt. Unter der Hausthüre gab die -Mutter noch einen vorher vergessenen Auftrag. In diesem Augenblick kam -Fritz heim. Aber wie er zur Hausthüre hinein und Liseli heraustreten -wollte, waren beide plötzlich wie gebannt, und jedes fühlte nur die Gluth -zum Kopfe steigen und das Herz gewaltig pochen. Aus lauter Verlegenheit -vor einander und vor der Mutter konnte keines ein Wort herausbringen. -Da ging Fritz wie gleichgültig an Liseli vorüber, sagte zu Liese mit -erzwungener Ruhe seinen Guten Abend und schnell in's Zimmer hinein. – Und -Liseli wußte auch nicht wie sie in die Stadt kam, und wie wieder heim; und -hatte 1 Vierling Kaffee und 1 Pfund Cichorie mitgebracht und die Bändel in -die Sonntagsschuhe vergessen.</p> - -<p>Und am Sonntag Abend klopfte es an der Stubenthüre beim Heiri, und herein -trat Fritz im neuen schwarzen Kleid und dem feinen Seidenhut in der Hand. -Und der Fritz mußte etwas Wichtiges mit dem Heiri und seiner Frau reden -und das Liseli ging trotz seiner Neugier ungeheißen in die Küche. Es muß -auch recht wichtig gewesen sein, was sie zusammen<span class="pagenum"><a id="page64"></a>Seite 64</span> ausmachten, -und Liese hatte feuchte Augen, als ob ihnen das liebgewordene Logis -aufgekündet worden wäre. Aber Liseli wurde endlich hereingerufen und den -Abend ein extraguter Kaffee für alle Viere gemacht. Denn Fritz hatte um's -Liseli angehalten, und Liseli hatte vor Thränen nicht Nein sagen können.</p> - -<p>Im Spätherbst war die Hochzeit, und jetzt leben Fritz und Liseli im obern -Stock als treues Ehepaar, und Gesundheit, Glück und Frieden wohnt im Hause -bei den Vieren. Das möge ihnen Gott der Herr erhalten und reichlich mehren!</p> - -<div class="figcenter1"> -<a id="img004" name="img004"></a> -<img src="images/img004.jpg" width="225" height="46" alt="Dekoration" title=""/> -</div> - - - - -<h2>Fußnoten:</h2> - - -<div class="footnote indent03"> -<p><a name="Footnote_A_1" id="Footnote_A_1"></a><a href="#FNanchor_A_1"><span class="label">A</span></a> Sauerstoff.</p> - -<p><a name="Footnote_A_2" id="Footnote_A_2"></a><a href="#FNanchor_A_2"><span class="label">B</span></a> Kohlensäure.</p> - -<p><a name="Footnote_A_3" id="Footnote_A_3"></a><a href="#FNanchor_A_3"><span class="label">C</span></a> Wasser. Ein Mensch athmet durchschnittlich in 1 Stunde 300 -<span class="antiqua">Litres</span> Luft aus, worunter 12 <span class="antiqua">Litres</span> Kohlensäure enthalten -sind.</p> - -<p><a name="Footnote_A_4" id="Footnote_A_4"></a><a href="#FNanchor_A_4"><span class="label">D</span></a> Pettenkofer.</p> - -<p><a name="Footnote_A_5" id="Footnote_A_5"></a><a href="#FNanchor_A_5"><span class="label">E</span></a> Kohlensäure und Wasser.</p> - -<p><a name="Footnote_A_6" id="Footnote_A_6"></a><a href="#FNanchor_A_6"><span class="label">F</span></a> Wenn auf 1000 Theile Luft 1 Theil Kohlensäure kommt.</p> -</div> - - <div class="figcenter1"> - <a id="img005" name="img005"></a> - <img src="images/img005.jpg" width="390" height="600" alt="backcover" title=""/> - </div> - - - - -<div class="box martop4"> -<h2>Anmerkungen zur Transkription:</h2> - - -<p>Das Original ist in Fraktur gesetzt.</p> - -<p>Schreibweise und Interpunktion des Originaltextes wurden übernommen; -lediglich offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert.</p> - -<p>Einige Ausdrücke wurden in beiden Schreibweisen übernommen:</p> - -<ul class="tn"> - <li>blos (Seiten <a href="#page15">15</a> und <a href="#page29">29</a>) und bloß (Seiten <a href="#page6">6</a>, <a href="#page19">19</a> und <a href="#page20">20</a>)</li> - <li>Brot (Seite <a href="#page9">9</a>) und Brod (Seite <a href="#page57">57</a>)</li> - <li>casernenartige (Seite <a href="#page7">7</a>) und Kasernen (Seiten <a href="#page20">20</a> und <a href="#page22">22</a>)</li> - <li>düstrer (Seite <a href="#page8">8</a>) und düstere/düsterer (Seiten <a href="#page38">38</a>, <a href="#page44">44</a> und <a href="#page56">56</a>)</li> - <li>geschlossenen (Seite <a href="#page19">19</a>) und geschlossnen (Seite <a href="#page25">25</a>)</li> - <li>giebt (Seiten <a href="#page6">6</a>, <a href="#page11">11</a>, <a href="#page12">12</a>, <a href="#page26">26</a>, <a href="#page37">37</a> und <a href="#page40">40</a>) und gibt (Seiten <a href="#page16">16</a>, <a href="#page36">36</a> und <a href="#page37">37</a>)</li> - <li>giebt's (Seite <a href="#page10">10</a>) und gibt's (Seiten <a href="#page14">14</a> und <a href="#page35">35</a>)</li> - <li>gieng/ausgieng (Seiten <a href="#page6">6</a>, <a href="#page38">38</a> und <a href="#page39">39</a>) und ging/ging's (Seiten <a href="#page39">39</a>, <a href="#page42">42</a>, <a href="#page47">47</a>, - <a href="#page48">48</a>, <a href="#page49">49</a>, <a href="#page52">52</a>, <a href="#page53">53</a>, <a href="#page57">57</a>, <a href="#page60">60</a>, <a href="#page61">61</a> und <a href="#page63">63</a>)</li> - <li>Hülfe/hülflos/Hülfsmittel/Abhülfe (Seiten <a href="#page7">7</a>, <a href="#page8">8</a> und <a href="#page12">12</a>) und Hilfe/hilft - (Seiten <a href="#page15">15</a> und <a href="#page27">27</a>)</li> - <li>Kommode (Seiten <a href="#page9">9</a>, <a href="#page48">48</a> und <a href="#page49">49</a>) und Commode (Seite <a href="#page26">26</a>)</li> - <li>saubre (Seite <a href="#page28">28</a>) und saubere (Seite <a href="#page28">28</a>)</li> - <li>unsaubere (Seite <a href="#page9">9</a>) und unsaubre (Seiten <a href="#page15">15</a> und <a href="#page25">25</a>)</li> -</ul> - -<p>Folgende offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert:</p> - -<ul class="tn"> - <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"genug sieht's allerdngs bei den Leuten"</span><br/> - in<br/> <span class="ftsize105">"genug sieht's allerdings bei den Leuten"</span> - (Seite <a href="#page9">9</a>)</li> - - <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"Fenster kann offen stehn lassen, da"</span><br/> - in<br/> <span class="ftsize105">"Fenster kann offen stehen lassen, da"</span> - (Seite <a href="#page22">22</a>)</li> - - <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"ebenso die Vorhänge, die Bettwasche, stellt"</span><br/> - in<br/> <span class="ftsize105">"ebenso die Vorhänge, die Bettwäsche, stellt"</span> - (Seite <a href="#page26">26</a>)</li> - - <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"kaum mehr als ein Bischen Mühe."</span><br/> - in<br/> <span class="ftsize105">"kaum mehr als ein bischen Mühe."</span> - (Seite <a href="#page28">28</a>)</li> - - <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"es ist bejammerswerth, wie viele"</span><br/> - in<br/> <span class="ftsize105">"es ist bejammernswerth, wie viele"</span> - (Seite <a href="#page37">37</a>)</li> - - <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"wo 11, sage eilf Familien wohnen"</span><br/> - in<br/> <span class="ftsize105">"wo 11, sage elf Familien wohnen"</span> - (Seite <a href="#page37">37</a>)</li> - - <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"zogen Heiri und Liesi mit ihrem Liseli"</span><br/> - in<br/> <span class="ftsize105">"zogen Heiri und Liese mit ihrem Liseli"</span> - (Seite <a href="#page37">37</a>)</li> - - <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"von allen sechs Hausparthieen hier zusammengeworfen"</span><br/> - in<br/> <span class="ftsize105">"von allen sechs Hauspartheien hier zusammengeworfen"</span> - (Seite <a href="#page39">39</a>)</li> - - <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"das Geschirr auf dem Kücheschaft versorgt hätte."</span><br/> - in<br/> <span class="ftsize105">"das Geschirr auf dem Küchenschaft versorgt hätte."</span> - (Seite <a href="#page41">41</a>)</li> - - <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"aber dem Lisele gar schwer; doch"</span><br/> - in<br/> <span class="ftsize105">"aber dem Liseli gar schwer; doch"</span> - (Seite <a href="#page41">41</a>)</li> - - <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"weder Liese noch Lisele; auf dem Lande"</span><br/> - in<br/> <span class="ftsize105">"weder Liese noch Liseli; auf dem Lande"</span> - (Seite <a href="#page41">41</a>)</li> - - <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"freundlich aber ernst: „Lieben Leute, die Sache ist"</span><br/> - in<br/> <span class="ftsize105">"freundlich aber ernst: „Liebe Leute, die Sache ist"</span> - (Seite <a href="#page42">42</a>)</li> - - <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"Denn wohin war Liesi's Zufriedenheit und"</span><br/> - in<br/> <span class="ftsize105">"Denn wohin war Liese's Zufriedenheit und"</span> - (Seite <a href="#page43">43</a>)</li> - - <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"Mühe, die zwei Stegen zu steigen; aber"</span><br/> - in<br/> <span class="ftsize105">"Mühe, die zwei Stiegen zu steigen; aber"</span> - (Seite <a href="#page51">51</a>)</li> - - <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"und: „Guten Abend, wie geht's Bäse?“ gab er"</span><br/> - in<br/> <span class="ftsize105">"und: „Guten Abend, wie geht's Base?“ gab er"</span> - (Seite <a href="#page51">51</a>)</li> - - <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"ein Wort gab 's andere, von"</span><br/> - in<br/> <span class="ftsize105">"ein Wort gab's andere, von"</span> - (Seite <a href="#page51">51</a>)</li> - - <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"wollenen Halstuch gegen den frischen Morgenluft - geschützt, ihren Kaffee."</span><br/> - in<br/> <span class="ftsize105">"wollenen Halstuch gegen die frische Morgenluft - geschützt, ihren Kaffee."</span> - (Seite <a href="#page53">53</a>)</li> - - <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"einen wunderbaren Eindrnck; wohl griff"</span><br/> - in<br/> <span class="ftsize105">"einen wunderbaren Eindruck; wohl griff"</span> - (Seite <a href="#page54">54</a>)</li> - - <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"dessen Entrichtung sie sich gedrungen fühlten"</span><br/> - in<br/> <span class="ftsize105">"dessen Entrichtung sie sich gedrungen fühlten."</span> - (Seite <a href="#page55">55</a>)</li> - - <li>geändert wurde<br/> <span class="ftsize105">"Straßen, muß sich 'sMeistern g'fallen lassen."</span><br/> - in<br/> <span class="ftsize105">"Straßen, muß sich's Meistern g'fallen lassen."</span> - (Seite <a href="#page59">59</a>)</li> -</ul> -</div> - - - - - - - - -<pre> - - - - - -End of the Project Gutenberg EBook of Sicherer Wegweiser zu einer guten und -gesunden Wohnung, by Theodor Meyer-Merian and Johann Jakob Balmer-Rinck - -*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK SICHERER WEGWEISER ZU EINER *** - -***** This file should be named 51349-h.htm or 51349-h.zip ***** -This and all associated files of various formats will be found in: - http://www.gutenberg.org/5/1/3/4/51349/ - -Produced by Iris Schröder-Gehring and the Online Distributed -Proofreading Team at http://www.pgdp.net (This book was -produced from scanned images of public domain material -from the Google Books project.) - -Updated editions will replace the previous one--the old editions will -be renamed. - -Creating the works from print editions not protected by U.S. copyright -law means that no one owns a United States copyright in these works, -so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United -States without permission and without paying copyright -royalties. Special rules, set forth in the General Terms of Use part -of this license, apply to copying and distributing Project -Gutenberg-tm electronic works to protect the PROJECT GUTENBERG-tm -concept and trademark. Project Gutenberg is a registered trademark, -and may not be used if you charge for the eBooks, unless you receive -specific permission. If you do not charge anything for copies of this -eBook, complying with the rules is very easy. You may use this eBook -for nearly any purpose such as creation of derivative works, reports, -performances and research. They may be modified and printed and given -away--you may do practically ANYTHING in the United States with eBooks -not protected by U.S. copyright law. Redistribution is subject to the -trademark license, especially commercial redistribution. - -START: FULL LICENSE - -THE FULL PROJECT GUTENBERG LICENSE -PLEASE READ THIS BEFORE YOU DISTRIBUTE OR USE THIS WORK - -To protect the Project Gutenberg-tm mission of promoting the free -distribution of electronic works, by using or distributing this work -(or any other work associated in any way with the phrase "Project -Gutenberg"), you agree to comply with all the terms of the Full -Project Gutenberg-tm License available with this file or online at -www.gutenberg.org/license. - -Section 1. General Terms of Use and Redistributing Project -Gutenberg-tm electronic works - -1.A. By reading or using any part of this Project Gutenberg-tm -electronic work, you indicate that you have read, understand, agree to -and accept all the terms of this license and intellectual property -(trademark/copyright) agreement. If you do not agree to abide by all -the terms of this agreement, you must cease using and return or -destroy all copies of Project Gutenberg-tm electronic works in your -possession. If you paid a fee for obtaining a copy of or access to a -Project Gutenberg-tm electronic work and you do not agree to be bound -by the terms of this agreement, you may obtain a refund from the -person or entity to whom you paid the fee as set forth in paragraph -1.E.8. - -1.B. "Project Gutenberg" is a registered trademark. It may only be -used on or associated in any way with an electronic work by people who -agree to be bound by the terms of this agreement. There are a few -things that you can do with most Project Gutenberg-tm electronic works -even without complying with the full terms of this agreement. See -paragraph 1.C below. There are a lot of things you can do with Project -Gutenberg-tm electronic works if you follow the terms of this -agreement and help preserve free future access to Project Gutenberg-tm -electronic works. See paragraph 1.E below. - -1.C. The Project Gutenberg Literary Archive Foundation ("the -Foundation" or PGLAF), owns a compilation copyright in the collection -of Project Gutenberg-tm electronic works. Nearly all the individual -works in the collection are in the public domain in the United -States. If an individual work is unprotected by copyright law in the -United States and you are located in the United States, we do not -claim a right to prevent you from copying, distributing, performing, -displaying or creating derivative works based on the work as long as -all references to Project Gutenberg are removed. Of course, we hope -that you will support the Project Gutenberg-tm mission of promoting -free access to electronic works by freely sharing Project Gutenberg-tm -works in compliance with the terms of this agreement for keeping the -Project Gutenberg-tm name associated with the work. You can easily -comply with the terms of this agreement by keeping this work in the -same format with its attached full Project Gutenberg-tm License when -you share it without charge with others. - -1.D. The copyright laws of the place where you are located also govern -what you can do with this work. Copyright laws in most countries are -in a constant state of change. If you are outside the United States, -check the laws of your country in addition to the terms of this -agreement before downloading, copying, displaying, performing, -distributing or creating derivative works based on this work or any -other Project Gutenberg-tm work. The Foundation makes no -representations concerning the copyright status of any work in any -country outside the United States. - -1.E. Unless you have removed all references to Project Gutenberg: - -1.E.1. The following sentence, with active links to, or other -immediate access to, the full Project Gutenberg-tm License must appear -prominently whenever any copy of a Project Gutenberg-tm work (any work -on which the phrase "Project Gutenberg" appears, or with which the -phrase "Project Gutenberg" is associated) is accessed, displayed, -performed, viewed, copied or distributed: - - This eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and - most other parts of the world at no cost and with almost no - restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it - under the terms of the Project Gutenberg License included with this - eBook or online at www.gutenberg.org. If you are not located in the - United States, you'll have to check the laws of the country where you - are located before using this ebook. - -1.E.2. If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is -derived from texts not protected by U.S. copyright law (does not -contain a notice indicating that it is posted with permission of the -copyright holder), the work can be copied and distributed to anyone in -the United States without paying any fees or charges. If you are -redistributing or providing access to a work with the phrase "Project -Gutenberg" associated with or appearing on the work, you must comply -either with the requirements of paragraphs 1.E.1 through 1.E.7 or -obtain permission for the use of the work and the Project Gutenberg-tm -trademark as set forth in paragraphs 1.E.8 or 1.E.9. - -1.E.3. If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is posted -with the permission of the copyright holder, your use and distribution -must comply with both paragraphs 1.E.1 through 1.E.7 and any -additional terms imposed by the copyright holder. Additional terms -will be linked to the Project Gutenberg-tm License for all works -posted with the permission of the copyright holder found at the -beginning of this work. - -1.E.4. Do not unlink or detach or remove the full Project Gutenberg-tm -License terms from this work, or any files containing a part of this -work or any other work associated with Project Gutenberg-tm. - -1.E.5. Do not copy, display, perform, distribute or redistribute this -electronic work, or any part of this electronic work, without -prominently displaying the sentence set forth in paragraph 1.E.1 with -active links or immediate access to the full terms of the Project -Gutenberg-tm License. - -1.E.6. You may convert to and distribute this work in any binary, -compressed, marked up, nonproprietary or proprietary form, including -any word processing or hypertext form. However, if you provide access -to or distribute copies of a Project Gutenberg-tm work in a format -other than "Plain Vanilla ASCII" or other format used in the official -version posted on the official Project Gutenberg-tm web site -(www.gutenberg.org), you must, at no additional cost, fee or expense -to the user, provide a copy, a means of exporting a copy, or a means -of obtaining a copy upon request, of the work in its original "Plain -Vanilla ASCII" or other form. Any alternate format must include the -full Project Gutenberg-tm License as specified in paragraph 1.E.1. - -1.E.7. Do not charge a fee for access to, viewing, displaying, -performing, copying or distributing any Project Gutenberg-tm works -unless you comply with paragraph 1.E.8 or 1.E.9. - -1.E.8. You may charge a reasonable fee for copies of or providing -access to or distributing Project Gutenberg-tm electronic works -provided that - -* You pay a royalty fee of 20% of the gross profits you derive from - the use of Project Gutenberg-tm works calculated using the method - you already use to calculate your applicable taxes. The fee is owed - to the owner of the Project Gutenberg-tm trademark, but he has - agreed to donate royalties under this paragraph to the Project - Gutenberg Literary Archive Foundation. Royalty payments must be paid - within 60 days following each date on which you prepare (or are - legally required to prepare) your periodic tax returns. Royalty - payments should be clearly marked as such and sent to the Project - Gutenberg Literary Archive Foundation at the address specified in - Section 4, "Information about donations to the Project Gutenberg - Literary Archive Foundation." - -* You provide a full refund of any money paid by a user who notifies - you in writing (or by e-mail) within 30 days of receipt that s/he - does not agree to the terms of the full Project Gutenberg-tm - License. You must require such a user to return or destroy all - copies of the works possessed in a physical medium and discontinue - all use of and all access to other copies of Project Gutenberg-tm - works. - -* You provide, in accordance with paragraph 1.F.3, a full refund of - any money paid for a work or a replacement copy, if a defect in the - electronic work is discovered and reported to you within 90 days of - receipt of the work. - -* You comply with all other terms of this agreement for free - distribution of Project Gutenberg-tm works. - -1.E.9. If you wish to charge a fee or distribute a Project -Gutenberg-tm electronic work or group of works on different terms than -are set forth in this agreement, you must obtain permission in writing -from both the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and The -Project Gutenberg Trademark LLC, the owner of the Project Gutenberg-tm -trademark. Contact the Foundation as set forth in Section 3 below. - -1.F. - -1.F.1. Project Gutenberg volunteers and employees expend considerable -effort to identify, do copyright research on, transcribe and proofread -works not protected by U.S. copyright law in creating the Project -Gutenberg-tm collection. Despite these efforts, Project Gutenberg-tm -electronic works, and the medium on which they may be stored, may -contain "Defects," such as, but not limited to, incomplete, inaccurate -or corrupt data, transcription errors, a copyright or other -intellectual property infringement, a defective or damaged disk or -other medium, a computer virus, or computer codes that damage or -cannot be read by your equipment. - -1.F.2. LIMITED WARRANTY, DISCLAIMER OF DAMAGES - Except for the "Right -of Replacement or Refund" described in paragraph 1.F.3, the Project -Gutenberg Literary Archive Foundation, the owner of the Project -Gutenberg-tm trademark, and any other party distributing a Project -Gutenberg-tm electronic work under this agreement, disclaim all -liability to you for damages, costs and expenses, including legal -fees. YOU AGREE THAT YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE, STRICT -LIABILITY, BREACH OF WARRANTY OR BREACH OF CONTRACT EXCEPT THOSE -PROVIDED IN PARAGRAPH 1.F.3. YOU AGREE THAT THE FOUNDATION, THE -TRADEMARK OWNER, AND ANY DISTRIBUTOR UNDER THIS AGREEMENT WILL NOT BE -LIABLE TO YOU FOR ACTUAL, DIRECT, INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR -INCIDENTAL DAMAGES EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE POSSIBILITY OF SUCH -DAMAGE. - -1.F.3. LIMITED RIGHT OF REPLACEMENT OR REFUND - If you discover a -defect in this electronic work within 90 days of receiving it, you can -receive a refund of the money (if any) you paid for it by sending a -written explanation to the person you received the work from. If you -received the work on a physical medium, you must return the medium -with your written explanation. The person or entity that provided you -with the defective work may elect to provide a replacement copy in -lieu of a refund. If you received the work electronically, the person -or entity providing it to you may choose to give you a second -opportunity to receive the work electronically in lieu of a refund. If -the second copy is also defective, you may demand a refund in writing -without further opportunities to fix the problem. - -1.F.4. Except for the limited right of replacement or refund set forth -in paragraph 1.F.3, this work is provided to you 'AS-IS', WITH NO -OTHER WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, INCLUDING BUT NOT -LIMITED TO WARRANTIES OF MERCHANTABILITY OR FITNESS FOR ANY PURPOSE. - -1.F.5. Some states do not allow disclaimers of certain implied -warranties or the exclusion or limitation of certain types of -damages. If any disclaimer or limitation set forth in this agreement -violates the law of the state applicable to this agreement, the -agreement shall be interpreted to make the maximum disclaimer or -limitation permitted by the applicable state law. The invalidity or -unenforceability of any provision of this agreement shall not void the -remaining provisions. - -1.F.6. INDEMNITY - You agree to indemnify and hold the Foundation, the -trademark owner, any agent or employee of the Foundation, anyone -providing copies of Project Gutenberg-tm electronic works in -accordance with this agreement, and any volunteers associated with the -production, promotion and distribution of Project Gutenberg-tm -electronic works, harmless from all liability, costs and expenses, -including legal fees, that arise directly or indirectly from any of -the following which you do or cause to occur: (a) distribution of this -or any Project Gutenberg-tm work, (b) alteration, modification, or -additions or deletions to any Project Gutenberg-tm work, and (c) any -Defect you cause. - -Section 2. Information about the Mission of Project Gutenberg-tm - -Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of -electronic works in formats readable by the widest variety of -computers including obsolete, old, middle-aged and new computers. It -exists because of the efforts of hundreds of volunteers and donations -from people in all walks of life. - -Volunteers and financial support to provide volunteers with the -assistance they need are critical to reaching Project Gutenberg-tm's -goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will -remain freely available for generations to come. In 2001, the Project -Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure -and permanent future for Project Gutenberg-tm and future -generations. To learn more about the Project Gutenberg Literary -Archive Foundation and how your efforts and donations can help, see -Sections 3 and 4 and the Foundation information page at -www.gutenberg.org - - - -Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation - -The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit -501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the -state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal -Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification -number is 64-6221541. Contributions to the Project Gutenberg Literary -Archive Foundation are tax deductible to the full extent permitted by -U.S. federal laws and your state's laws. - -The Foundation's principal office is in Fairbanks, Alaska, with the -mailing address: PO Box 750175, Fairbanks, AK 99775, but its -volunteers and employees are scattered throughout numerous -locations. Its business office is located at 809 North 1500 West, Salt -Lake City, UT 84116, (801) 596-1887. Email contact links and up to -date contact information can be found at the Foundation's web site and -official page at www.gutenberg.org/contact - -For additional contact information: - - Dr. Gregory B. Newby - Chief Executive and Director - gbnewby@pglaf.org - -Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg -Literary Archive Foundation - -Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide -spread public support and donations to carry out its mission of -increasing the number of public domain and licensed works that can be -freely distributed in machine readable form accessible by the widest -array of equipment including outdated equipment. Many small donations -($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt -status with the IRS. - -The Foundation is committed to complying with the laws regulating -charities and charitable donations in all 50 states of the United -States. Compliance requirements are not uniform and it takes a -considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up -with these requirements. We do not solicit donations in locations -where we have not received written confirmation of compliance. To SEND -DONATIONS or determine the status of compliance for any particular -state visit www.gutenberg.org/donate - -While we cannot and do not solicit contributions from states where we -have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition -against accepting unsolicited donations from donors in such states who -approach us with offers to donate. - -International donations are gratefully accepted, but we cannot make -any statements concerning tax treatment of donations received from -outside the United States. U.S. laws alone swamp our small staff. - -Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation -methods and addresses. Donations are accepted in a number of other -ways including checks, online payments and credit card donations. To -donate, please visit: www.gutenberg.org/donate - -Section 5. General Information About Project Gutenberg-tm electronic works. - -Professor Michael S. Hart was the originator of the Project -Gutenberg-tm concept of a library of electronic works that could be -freely shared with anyone. For forty years, he produced and -distributed Project Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of -volunteer support. - -Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed -editions, all of which are confirmed as not protected by copyright in -the U.S. unless a copyright notice is included. Thus, we do not -necessarily keep eBooks in compliance with any particular paper -edition. - -Most people start at our Web site which has the main PG search -facility: www.gutenberg.org - -This Web site includes information about Project Gutenberg-tm, -including how to make donations to the Project Gutenberg Literary -Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to -subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks. - - - -</pre> - -</body> -</html> - diff --git a/old/51349-h/images/cover.jpg b/old/51349-h/images/cover.jpg Binary files differdeleted file mode 100644 index 608ac74..0000000 --- a/old/51349-h/images/cover.jpg +++ /dev/null diff --git a/old/51349-h/images/img001.jpg b/old/51349-h/images/img001.jpg Binary files differdeleted file mode 100644 index dbb98cc..0000000 --- a/old/51349-h/images/img001.jpg +++ /dev/null diff --git a/old/51349-h/images/img002.jpg b/old/51349-h/images/img002.jpg Binary files differdeleted file mode 100644 index 0f1c6a3..0000000 --- a/old/51349-h/images/img002.jpg +++ /dev/null diff --git a/old/51349-h/images/img003.jpg b/old/51349-h/images/img003.jpg Binary files differdeleted file mode 100644 index 0b04a59..0000000 --- a/old/51349-h/images/img003.jpg +++ /dev/null diff --git a/old/51349-h/images/img004.jpg b/old/51349-h/images/img004.jpg Binary files differdeleted file mode 100644 index 3c5a9e2..0000000 --- a/old/51349-h/images/img004.jpg +++ /dev/null diff --git a/old/51349-h/images/img005.jpg b/old/51349-h/images/img005.jpg Binary files differdeleted file mode 100644 index f96240e..0000000 --- a/old/51349-h/images/img005.jpg +++ /dev/null |
