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-The Project Gutenberg EBook of Geschichte von England seit der
-Thronbesteigung Jakob's des Zweiten., by Thomas Babington Macaulay
-
-This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with
-almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or
-re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included
-with this eBook or online at www.gutenberg.org/license
-
-
-Title: Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten.
- Siebenter Band: enthaltend Kapitel 13 und 14.
-
-Author: Thomas Babington Macaulay
-
-Release Date: March 6, 2016 [EBook #51378]
-
-Language: German
-
-Character set encoding: ISO-8859-1
-
-*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK GESCHICHTE VON ENGLAND ***
-
-
-
-
-Produced by Jens Sadowski and the Online Distributed
-Proofreading Team at http://www.pgdp.net.
-
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-
- Thomas Babington Macaulay's
-
-
-
-
- Geschichte von England
- seit der
- Thronbesteigung Jakob's des Zweiten.
-
-
- Aus dem Englischen.
-
- Vollständige und wohlfeilste
- ^Stereotyp-Ausgabe^.
-
- Siebenter Band:
- enthaltend Kapitel 13 und 14.
-
- Leipzig, 1856.
- G. H. Friedlein.
-
-
-
-
- Dreizehntes Kapitel.
- Wilhelm und Marie.
-
-
-Inhalt.
-
- Seite
- Die Revolution in Schottland heftiger als in England 5
- Wahlen für die Convention 6
- Mißhandlung des Episkopalklerus 6
- Zustand von Edinburg 9
- Die Frage einer Union zwischen England und Schottland in 9
- Anregung gebracht
- Wunsch der englischen Niederkirchlichen, das Episkopat in 13
- Schottland beizubehalten
- Ansichten Wilhelm's über das kirchliche Regiment in Schottland 13
- Comparative Stärke der religiösen Parteien in Schottland 15
- Schreiben von Wilhelm an die schottische Convention 16
- Wilhelm's Instructionen für seine Agenten in Schottland 16
- Die Dalrymple 16
- Melville 18
- Jakob's Agenten in Schottland: Dundee, Balcarras 19
- Zusammentritt der Convention 21
- Hamilton zum Präsidenten erwählt 22
- Wahlausschuß 23
- Das Schloß von Edinburg zur Uebergabe aufgefordert 23
- Dundee von den Covenanters bedroht 24
- Schreiben von Jakob an die Convention 25
- Wirkung von Jakob's Schreiben 26
- Dundee's Flucht 27
- Tumultuarische Sitzung der Stände 28
- Ein Ausschuß zur Entwerfung eines Regierungsplanes ernannt 29
- Vom Ausschuß vorgeschlagene Beschlüsse 31
- Wilhelm und Marie proklamirt 32
- Die Rechtsforderung 32
- Abschaffung des Episkopats 32
- Die Folter 33
- Wilhelm und Marie nehmen die Krone Schottland's an 35
- Unzufriedenheit der Covenanters 36
- Ministerielle Einrichtungen in Schottland 37
- Hamilton 37
- Crawford 37
- Die Dalrymple. -- Lockhart 38
- Montgomery 38
- Melville 38
- Carstairs 39
- Bildung des Clubs; Annandale, Roß 39
- Hume 39
- Fletcher von Saltoun 40
- In den Hochlanden bricht Krieg aus 40
- Zustand der Hochlande 40
- Eigenthümlicher Character des Jakobitismus in den Hochlanden 49
- Eifersucht auf den Einfluß der Campbells 50
- Die Stewarts und Macnaghtens 52
- Die Macleans 53
- Die Camerons; Lochiel 53
- Die Macdonalds 55
- Fehde zwischen den Macdonalds und den Mackintoshs. Inverneß 56
- Inverneß wird von Macdonald von Keppoch bedroht 57
- Dundee erscheint in Keppoch's Lager 58
- Aufstand der den Campbells feindlichen Clans 60
- Tarbet's Rath für die Regierung 61
- Unentschiedener Feldzug in den Hochlanden 62
- Militärischer Character der Hochländer 63
- Zwistigkeiten in der hochländischen Armee 67
- Dundee sucht bei Jakob um Unterstützung nach 68
- Unterbrechung des Kriegs in den Hochlanden 69
- Bedenklichkeiten der Covenanters, für König Wilhelm die Waffen 69
- zu ergreifen
- Aushebung des Cameron'schen Regiments 70
- Uebergabe des Schlosses von Edinburg 71
- Parlamentssession in Edinburg 72
- Einfluß des Clubs 72
- Unruhen in Athol 74
- Der Krieg bricht in den Hochlanden wieder aus 76
- Dundee's Tod 81
- Mackay's Rückzug 82
- Eindruck der Schlacht von Killiecrankie 83
- Vertagung des schottischen Parlaments 83
- Die hochländische Armee verstärkt 86
- Gefecht bei St. Johnston's 87
- Unordnung in der hochländischen Armee 88
- Mackay's Rath wird von den schottischen Ministern nicht 89
- beachtet
- Die Camerons werden nach Dunkeld verlegt 89
- Die Hochländer greifen das Regiment Cameron an 90
- Auflösung der hochländischen Armee 91
- Intriguen des Clubs, Zustand des Niederlandes 91
-
-
-Die Revolution in Schottland heftiger als in England.
-
-Die Heftigkeit der Revolutionen steht gewöhnlich im Verhältnis mit der
-Schwere der Regierungssünden, welche sie herbeigeführt haben. Es kann
-daher nicht Wunder nehmen, daß die Regierung von Schottland, welche seit
-vielen Jahren despotischer und verderbter gewesen war als die von
-England, mit einem weit heftigeren Sturze fiel. In England war die
-Bewegung gegen den letzten König des Hauses Stuart conservativ, in
-Schottland war sie destructiv. Die Engländer beschwerten sich nicht über
-das Gesetz, sondern über die Verletzung des Gesetzes; sie erhoben sich
-gegen den ersten Beamten des Staats lediglich, um die Suprematie des
-Gesetzes zur Geltung zu bringen, und sie waren zum größten Theil treue
-Anhänger der durch das Gesetz eingeführten Landeskirche. Selbst bei
-Anwendung des außergewöhnlichen Heilmittels, zu welchem sie durch eine
-außergewöhnliche Lage zu greifen gezwungen worden waren, wichen sie so
-wenig als möglich von den durch das Gesetz vorgeschriebenen ordentlichen
-Formen ab. Die zu Westminster tagende Convention war, obwohl durch
-unregelmäßige Ausschreiben einberufen, genau nach dem Muster eines
-regelmäßigen Parlaments constituirt. Niemand wurde aufgefordert, einen
-Platz im Oberhause einzunehmen, dessen Berechtigung, darin zu sitzen,
-nicht klar war. Die Abgeordneten der Grafschaften und Burgflecken wurden
-durch die nämlichen Wähler gewählt, welche berechtigt gewesen
-sein würden, die Mitglieder für ein unter dem großen Siegel
-einberufenes Haus der Gemeinen zu wählen. Die Wahlrechtstitel des
-Vierzigschilling-Freisassen, des Steuern zahlenden Angesessenen, des
-Pächters, des Wahlbürgers von London, des Magisters der freien Kräfte in
-Oxford wurden respectirt. Die Gesinnung der Wahlkörper wurde mit eben so
-wenig Zwang von Seiten des großen Haufens und mit eben so wenig Arglist
-von Seiten der Wahlbeamten ausgeforscht, wie bei irgend einer
-allgemeinen Wahl der damaligen Zeit. Als endlich die Stände
-zusammentraten, fanden ihre Verhandlungen in vollkommener Freiheit und
-genau nach den althergebrachten Formen statt. Nach Jakob's erster Flucht
-herrschte allerdings in London und in einigen Theilen des platten Landes
-eine beunruhigende Anarchie. Aber diese Anarchie dauerte nirgends länger
-als achtundvierzig Stunden. Von dem Tage, an welchem Wilhelm im St.
-Jamespalast ankam, hatten selbst die unpopulärsten Agenten der
-gestürzten Regierung, selbst die Diener der römisch-katholischen Kirche,
-von der Wuth des Pöbels nichts mehr zu fürchten.
-
-In Schottland war der Gang der Ereignisse ganz anders. Dort war das
-Gesetz selbst ein Gegenstand der Beschwerde und Jakob hatte sich durch
-ausdrückliche Anwendung desselben vielleicht mehr Unpopularität
-zugezogen als durch Verletzung desselben. Die gesetzlich eingeführte
-Landeskirche war die verhaßteste Institution des ganzen Reichs. Die
-Tribunale hatten einige so empörende Urtheilssprüche gefällt und das
-Parlament einige so bedrückende Verordnungen erlassen, daß, wenn diese
-Urtheilssprüche und diese Verordnungen nicht für ungültig erklärt
-wurden, nicht daran zu denken war, eine Convention zusammenzubringen,
-welche sich die öffentliche Achtung erzwang und der Ausdruck der
-öffentlichen Meinung war. Es stand zum Beispiel kaum zu erwarten, daß
-die Whigs in dieser Zeit ihrer Macht es sich ruhig gefallen lassen
-würden, ihr erbliches Oberhaupt, den Sohn eines Märtyrers und Enkel
-eines Märtyrers, von dem Parlamentshause, in welchem neun seiner
-Vorfahren als Earls von Argyle gesessen hatten, ausgeschlossen zu sehen,
-ausgeschlossen durch ein richterliches Erkenntniß, über welches das
-ganze Königreich empört war. Noch weniger ließ sich erwarten, daß sie
-die Wahl der Vertreter von Grafschaften und Städten den Vorschriften des
-bestehenden Gesetzes gemäß vornehmen lassen würden. Denn nach dem
-bestehenden Gesetz konnte kein Wähler seine Stimme abgeben, ohne
-geschworen zu haben, daß er sich von dem Covenant lossage und in
-kirchlichen Angelegenheiten das Supremat des Königs anerkenne.[1] Einen
-solchen Eid aber konnte kein strenger Presbyterianer leisten, und wenn
-derselbe verlangt worden wäre, so würden die Wahlkörper nichts als
-kleine Gesellschaften von Prälatisten gewesen sein, die Sorge für
-Sicherheitsmaßregeln gegen Bedrückung wäre den Bedrückern überlassen
-geblieben, und die große Partei, die an der Durchführung der Revolution
-den thätigsten Antheil genommen, würde in einer aus der Revolution
-hervorgegangenen Versammlung nicht einen einzigen Vertreter gehabt
-haben.[2]
-
-Wilhelm sah ein, daß er nicht daran denken durfte, den Gesetzen
-Schottland's die strenge Achtung zu Theil werden zu lassen, die er
-kluger- und rechtschaffnerweise den Gesetzen England's erwiesen hatte.
-Es war durchaus notwendig, daß er Kraft seiner eignen Autorität
-bestimmte, wie die Convention, welche in Edinburg zusammentreten sollte,
-zu wählen sein würde, und daß er sich selbst die Befugniß ertheilte,
-einige Erkenntnisse und einige Gesetze zu annulliren. In Folge dessen
-entbot er mehrere Lords in das Parlament, die durch Urtheilssprüche,
-welche die allgemeine Stimme laut als ungerecht verdammte, ihrer
-Ehrenstellen beraubt worden waren, und nahm es auf sich, die Verordnung
-zu ignoriren, welche den Presbyterianern das Wahlrecht entzog.
-
-
-Wahlen für die Convention.
-
-Die Folge davon war, daß die Wahl fast aller Grafschafts- und
-Burgfleckenvertreter auf Whigcandidaten fiel. Die geschlagene Partei
-beklagte sich laut über unehrliches Spiel, über die Rohheit des Pöbels
-und über die Parteilichkeit der präsidirenden Magistratspersonen, und
-diese Klagen waren in vielen Fällen wohlbegründet. Unter Regenten wie
-Lauderdale und Dundee lernen die Nationen nicht Gerechtigkeit und
-Mäßigung.[3]
-
-
-Mißhandlung des Episkopalklerus.
-
-Das so lange und so streng niedergehaltene Volksgefühl brach übrigens
-nicht bei den Wahlen allein mit Heftigkeit hervor. Die Köpfe und Hände
-der Whigmärtyrer wurden von den Thoren Edinburg's herabgenommen, von
-zahlreichen Volkshaufen in Procession nach den Gottesäckern getragen und
-mit feierlicher Ehrfurcht zur Erde bestattet.[4] Es hätte noch sein
-mögen, wenn die öffentliche Begeisterung sich in keiner tadelnswertheren
-Form geäußert hätte. Leider aber wurde in einem großen Theile
-Schottland's der Klerus der Landeskirche gemißhandelt.[5] Der Beginn
-dieses Unwesens war auf den Christmorgen festgesetzt, denn nichts
-ärgerte die strengen Covenanters mehr als die Ehrfurcht, mit der der
-Prälatist die alten Feiertage der Kirche heiligte. Daß diese Ehrfurcht
-bis zum Lächerlichen übertrieben werden kann, ist allerdings wahr. Ein
-Philosoph wird sich vielleicht zu der Ansicht hinneigen, daß das
-entgegengesetzte Extrem nicht minder lächerlich sei und wird fragen,
-warum die Religion den Beistand von Glaubensgesellschaften zurückweisen
-soll, die es in jeder Nation giebt, welche civilisirt genug ist, um eine
-Zeitrechnung zu haben, und von denen die Erfahrung gezeigt hat, daß sie
-eine gewaltige und oft heilsame Wirkung ausüben. Der Puritaner, der im
-im allgemeinen nur zu bereit war, Präcedenzfällen und Analogien aus der
-Geschichte und Rechtswissenschaft der Juden zu folgen, würde im Alten
-Testament ganz eben so triftige Argumente für das Abhalten von Festtagen
-zu Ehren großer Ereignisse, wie für die Ermordung von Bischöfen und für
-die Verweigerung des Pardons gegen Gefangene gefunden haben. Von seinem
-Meister Calvin lernte er gewiß nicht, solche Festtage verabscheuen, denn
-in Folge der energischen Bemühungen Calvin's wurde das Weihnachtsfest
-nach einer mehrjährigen Pause von den Bürgern von Genf wieder
-gefeiert.[6] Allein in Schottland waren Calvinisten ans Licht getreten,
-die sich zu Calvin verhielten, wie Calvin zu Laud. Diesen starren
-Fanatikern war ein Feiertag ein Gegenstand des positiven Abscheus und
-Hasses. Sie fuhren noch lange fort, in ihren feierlichen Manifesten es
-zu den Sünden zu zählen, welche dereinst ein furchtbares Strafgericht
-über das Land bringen würden, daß der Court of Session in der letzten
-Decemberwoche Ferien mache.[7]
-
-Am Weihnachtstage versammelten sich daher die Covenanters auf
-Verabredung bewaffnet auf verschiedenen Punkten der westlichen
-Grafschaften. Jede einzelne Schaar zog dann nach dem nächsten Pfarrhause
-und plünderte den Keller und die Vorrathskammer des Geistlichen, welche
-zu dieser Zeit des Jahres wahrscheinlich besser gefüllt waren als sonst.
-Der Priester Baal's wurde geschmäht und insultirt, zuweilen geschlagen,
-andere Male unter Wasser getaucht. Seine Möbeln wurden aus dem Fenster
-geworfen, seine Frau und seine Kinder aus dem Hause in den Schnee
-getrieben. Dann wurde er auf den Marktplatz geführt und eine Zeit lang
-zur Schau ausgestellt, wie ein Missethäter. Sein Priestergewand wurde
-ihm auf dem Leibe in Stücken zerrissen; hatte er ein Gebetbuch bei sich,
-so wurde es verbrannt, und endlich entließ man ihn mit der Weisung, nie
-wieder in dem Kirchspiele zu fungiren, wenn ihm sein Leben lieb sei.
-Nach solchergestalt vollbrachtem Reformationswerke verschlossen die
-Reformatoren die Kirche und nahmen die Schlüssel mit sich. Um diesen
-Leuten Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, muß man bekennen, daß sie in
-einem Grade unterdrückt worden waren, der ihre Gewaltthätigkeit zwar
-nicht rechtfertigen, aber wenigstens entschuldigen kann, und daß sie,
-obgleich roh bis zur Brutalität, sich doch nie eines absichtlichen
-Verbrechens gegen Leib oder Leben ihrer Feinde schuldig machten.[8]
-
-Die Unordnung verbreitete sich rasch. In Ayrshire, Clydesdale,
-Nithisdale und Annandale erhielt jedes Kirchspiel einen Besuch von
-diesen ungestümen Zeloten. Ungefähr zweihundert Curaten -- so nannte man
-die bischöflichen Pfarrgeistlichen -- wurden vertrieben. Die gesetzteren
-Covenanters billigten zwar den Eifer ihrer aufrührerischen Brüder,
-fürchteten aber, daß ein so ordnungswidriges Verfahren Aergerniß geben
-könnte, und erfuhren zu ihrem großen Leidwesen, daß hier und da ein
-Achan die gute Sache geschändet, indem er sich erniedrigt hatte, die
-Cananiter, die er nur hatte schlagen sollen, auszuplündern. Es wurde ein
-allgemeines Meeting von Geistlichen und Aeltesten ausgeschrieben, um
-solchen Excessen vorzubeugen. In diesem Meeting wurde beschlossen, daß
-in Zukunft die Vertreibung der protestantischen Geistlichen
-in ceremoniöserer Weise stattfinden sollte. Es wurde ein
-Benachrichtigungsformular aufgesetzt und jedem Curaten in den westlichen
-Niederlanden zugesandt, der noch nicht gemißhandelt ^(rabbled)^ worden
-war. Diese Benachrichtigung war nichts Andres als ein Drohbrief, der ihm
-befahl, sein Kirchspiel gutwillig zu verlassen, widrigenfalls er mit
-Gewalt aus demselben vertrieben werden würde.[9]
-
-Die schottischen Bischöfe sendeten in großer Angst den Dechant von
-Glasgow nach Westminster, um dort die Sache ihrer verfolgten Kirche zu
-führen. Die von den Covenanters verübten Gewaltthätigkeiten erregten in
-hohem Grade den Unwillen Wilhelm's, der im Süden der Insel selbst
-Benedictiner und Franciscaner gegen Insulten und Beraubungen geschützt
-hatte. Obgleich er aber auf Ersuchen einer großen Anzahl schottischer
-Cavaliere und Gentlemen die ausübende Verwaltung dieses Königreichs
-übernommen hatte, so standen ihm doch die Mittel nicht zu Gebote, die
-Ordnung daselbst aufrecht zu erhalten. Er hatte nicht ein einziges
-Regiment nördlich vom Tweed, ja überhaupt keine Truppen innerhalb vieler
-Meilen von diesem Flusse. Es wäre vergebens gewesen zu hoffen, daß bloße
-Worte eine Nation beruhigen würden, welche zu keiner Zeit leicht im
-Zaume zu halten gewesen und die jetzt von Hoffnungen und Rachegelüsten
-erfüllt war, wie große Revolutionen, welche auf heftige Bedrückungen
-folgen, sie ganz natürlich erzeugen müssen. Es wurde indessen eine
-Proklamation erlassen, welche anordnete, daß Jedermann die Waffen
-niederlegen und daß den Geistlichen der Staatskirche gestattet sein
-solle, unbehelligt auf ihren Pfarren zu bleiben, bis die Convention die
-Regierung festgestellt haben würde. Da aber diese Proklamation nicht
-durch Truppen unterstützt war, so wurde sie wenig beachtet. Den ersten
-Tag nach ihrem Erscheinen in Glasgow wurde die ehrwürdige Kathedrale
-dieser Stadt, fast die einzige schöne Kirche aus dem Mittelalter, welche
-in Schottland sich unversehrt erhalten hat, von einem Haufen
-Presbyterianer aus den Versammlungshäusern angegriffen, dem sich auch
-viele wildere Glaubensbrüder aus den Hochlanden angeschlossen hatten. Es
-war Sonntag; aber eine Versammlung von Prälatisten zu mißhandeln wurde
-als ein Werk der Nothwendigkeit und der Gnade betrachtet. Die
-Andächtigen wurden auseinandergetrieben, geschlagen und mit Schneebällen
-geworfen; ja es wurde sogar versichert, daß einige Verwundungen durch
-gefährlichere Waffen vorgekommen seien.[10]
-
-
-Zustand von Edinburg.
-
-In Edinburg, dem Sitze der Regierung, war vollkommene Anarchie. Das
-Schloß, welches die ganze Stadt beherrschte, wurde durch den Herzog von
-Gordon noch immer für Jakob behauptet. Die große Masse des Volks bestand
-aus Whigs. Das Justizcollegium, ein großer juristischer Verein,
-zusammengesetzt aus Richtern, Advokaten, Kanzleisekretären und Anwälten,
-war die Veste des Toryismus, denn ein strenger Testeid hatte seit
-einigen Jahren die Presbyterianer von allen Zweigen des Juristenberufs
-ausgeschlossen. Die Juristen, einige hundert an Zahl, bildeten ein
-Infanteriebataillon und hielten eine Zeitlang die Menge wirksam nieder.
-Sie hatten jedoch soviel Achtung vor Wilhelm's Autorität, daß sie sich
-beim Erscheinen seiner Proklamation auflösten. Aber das von ihnen
-gegebene Beispiel des Gehorsams fand keine Nachahmung. Kaum hatten sie
-die Waffen niedergelegt, so fanden sich Covenanters aus dem Westen,
-welche alle Curaten in ihrer Gegend weidlich maltraitirt hatten, in
-Haufen von zehn bis zwanzig Mann in Edinburg ein, um die Convention zu
-beschützen oder auch, wenn es nöthig sein sollte, einzuschüchtern.
-Glasgow allein schickte vierhundert solcher Leute. Es konnte kaum einem
-Zweifel unterliegen, daß sie von einem hochangesehenen Führer geleitet
-wurden. Sie zeigten sich wenig öffentlich, aber es war bekannt, daß
-jeder Keller mit ihnen angefüllt war und es stand wohl zu befürchten,
-daß sie auf das erste Signal aus ihren Höhlen hervorkommen und bewaffnet
-das Parlament umgeben würden.[11]
-
-
-Die Frage einer Union zwischen England und Schottland in Anregung
-gebracht.
-
-Man hätte erwarten sollen, daß jeder patriotische und einsichtsvolle
-Schotte sehnlichst wünschen werde, die Aufregung beschwichtigt und eine
-Regierung befestigt zu sehen, die im Stande war, das Eigenthum zu
-schützen und dem Gesetze Ansehen zu verschaffen. Eine unvollkommene
-Organisation, welche rasch zu bewerkstelligen war, konnte in den Augen
-eines solchen Mannes wohl einer vollkommenen Organisation vorzuziehen
-sein, welche nur mit der Zeit möglich war. Gerade in diesem Augenblicke
-jedoch warf eine an Zahl wie an Befähigung starke Partei eine neue und
-hochwichtige Frage auf, welche nicht unwahrscheinlich das Interregnum
-bis zum Herbste hinziehen mußte. Diese Partei verlangte, daß die Stände
-Wilhelm und Marien nicht sogleich zum König und zur Königin erklären,
-sondern England einen Unionstractat vorschlagen und den Thron so lange
-vacant lassen sollten, bis ein solcher Vertrag unter vortheilhaften
-Bedingungen für Schottland abgeschlossen sein würde.[12]
-
-Es mag auffallend erscheinen, daß ein großer Theil eines Volks, dessen
-oft in heroischer, zuweilen auch in komischer Gestalt sich äußernder
-Patriotismus sprüchwortlich geworden ist, sich so geneigt, ja sogar
-ungeduldig zeigte, eine Unabhängigkeit aufzugeben, welche Jahrhunderte
-lang über Alles hoch gehalten und mannhaft vertheidigt worden war.
-Allein der hartnäckige Muth, den die Waffen der Plantagenets und der
-Tudors nicht zu brechen vermocht, hatte angefangen, sich unter einer
-ganz andren Gewalt zu beugen. Zollhäuser und Tarife bewirkten bald was
-das Blutbad von Falkirk und Halidon, von Flodden und Pinkie nicht hatten
-bewirken können. Schottland hatte einige Erfahrung in den Folgen einer
-Union. Es war vor beinahe vierzig Jahren mit England unter Bedingungen
-vereinigt gewesen, welche das von Siegesstolz aufgeblähte England zu
-dictiren beliebte. Diese Union war in den Gemüthern des besiegten Volks
-mit den Begriffen Niederlage und Demüthigung untrennbar verbunden. Und
-doch hatte selbst diese Union, so schmerzlich sie auch den Stolz der
-Schotten verwundet, ihren Aufschwung gefördert. Cromwell hatte mit einer
-zu seiner Zeit seltenen Einsicht und Liberalität die vollkommenste
-Handelsfreiheit zwischen dem dominirenden und dem untergebenen Lande
-hergestellt. So lange er regierte, hemmte kein Verbot, kein Zoll den
-Waarenverkehr zwischen irgend welchen Punkten der Insel. Seine
-Schifffahrtsgesetze legten dem Handel Schottland's keine Beschränkungen
-auf. Es stand einem schottischen Fahrzeuge frei, eine schottische
-Waarenladung nach Barbadoes zu bringen und Zucker von Barbadoes in den
-Hafen von London einzuführen.[13] Deshalb war die Regentschaft des
-Protectors der Industrie und dem physischen Wohle des schottischen Volks
-förderlich gewesen. Obwohl es ihn haßte und verwünschte, gedieh es doch
-unwillkürlich unter ihm, und noch oft blickte es während der Verwaltung
-seiner legitimen Fürsten mit Sehnsucht zurück auf die goldenen Tage des
-Usurpators.[14]
-
-Die Restauration kam und veränderte Alles. Die Schotten erlangten ihre
-Unabhängigkeit wieder und überzeugten sich bald, daß die Unabhängigkeit
-ebensowohl ihre Unannehmlichkeiten hat wie ihre Würde. Das englische
-Parlament behandelte sie als Fremdlinge und Nebenbuhler. Eine neue
-Navigationsacte stellte sie auf fast gleiche Stufe mit den Holländern.
-Hohe und in einigen Fällen prohibitive Zölle wurden auf die Erzeugnisse
-der schottischen Industrie gelegt. Es ist kein Wunder, daß eine
-ausnehmend betriebsame, kluge und unternehmende Nation, eine Nation,
-die, nachdem sie lange durch einen unfruchtbaren Boden und durch ein
-rauhes Klima in ihrer Entwickelung gehemmt worden war, eben jetzt trotz
-dieser Nachtheile zu prosperiren begann und die ihren Fortschritt
-plötzlich aufgehalten sah, sich für grausam behandelt erachtete. Doch es
-war nichts zu machen. Beschwerden waren vergebens und Repressalien
-unmöglich. Hätte der Souverain auch den Wunsch gehabt, so hatte er doch
-nicht die Macht, eine unparteiische Stellung zwischen seinem großen und
-seinem kleinen Königreiche zu behaupten, zwischen dem Königreiche, aus
-dem er ein Jahreseinkommen von anderthalb Millionen, und dem
-Königreiche, aus dem er ein Jahreseinkommen von wenig mehr als
-sechzigtausend Pfund bezog. Er wagte es eben so wenig, einem den Handel
-Schottland's beeinträchtigenden englischen Gesetz seine Genehmigung zu
-verweigern, als einem den Handel England's beeinträchtigenden
-schottischen Gesetz seine Genehmigung zu ertheilen.
-
-Die Klagen der Schotten waren indessen so laut, daß Karl im Jahre 1667
-Commissare ernannte, welche die Bedingungen eines Handelstractats
-zwischen den beiden britischen Königreichen feststellen sollten. Die
-Conferenzen wurden bald abgebrochen, und Alles was sich während ihrer
-Dauer ereignete, bewies, daß es nur ein Mittel gab, durch welches
-Schottland einen Antheil an dem commerciellen Wohlstande erlangen
-konnte, dessen sich England damals erfreute.[15] Die Schotten mußten ein
-Volk mit den Engländern werden, das Parlament, das bisher in Edinburg
-getagt hatte, mußte dem in Westminster tagenden Parlamente einverleibt
-werden. Dieses Opfer mußte von einem tapferen und stolzen Volke, das
-seit zwölf Generationen die südliche Oberherrschaft mit tödtlichem
-Widerwillen betrachtet hatte und dem bei den Gedanken an den Tod
-Wallace's und an die Siege Bruce's noch immer das Herz schwoll,
-nothwendig mit tiefem Schmerze empfunden werden. Es gab allerdings viele
-allzustrenge Patrioten, die sich einer Union entschieden widersetzt
-haben würden, selbst wenn sie hätten voraussehen können, daß eine solche
-Glasgow zu einer größeren Stadt als Amsterdam machen und die öden
-Lothians mit Feldern und Wäldern, mit netten Farmhäusern und stattlichen
-Schlössern bedecken würde. Aber es gab auch eine zahlreichere Klasse,
-welche nicht geneigt war, große und wesentliche Vortheile aufzugeben, um
-bloße Namen und Ceremonien zu behalten, und der Einfluß dieser Klasse
-war so mächtig, daß im Jahre 1670 das schottische Parlament England
-directe Anträge machte.[16] Der König übernahm das Amt des Vermittlers
-und auf beiden Seiten wurden Bevollmächtigte ernannt; aber es kam zu
-keinem Abschlusse.
-
-Nachdem die Frage achtzehn Jahre lang geruht hatte, wurde sie plötzlich
-durch die Revolution wieder in Anregung gebracht. Verschiedene Klassen,
-durch verschiedene Beweggründe geleitet, trafen in diesem Punkte
-zusammen. Mit Kaufleuten, welche gern die Vortheile des westindischen
-Handels mitgenießen wollten, verbanden sich thätige und strebsame
-Politiker, welche ihre Talente auf einer hervorragenderen Schaubühne als
-dem schottischen Parlamentshause zu entfalten und aus einer reicheren
-Quelle als dem schottischen Staatsschatze Reichthümer zu schöpfen
-wünschten. Der Ruf nach Union wurde durch einige schlaue Jakobiten
-verstärkt, welche nur Zwietracht und Aufschub herbeizuführen wünschten
-und welche diesen Zweck zu erreichen hofften, indem sie in die
-schwierige Frage, deren Lösung die specielle Aufgabe der Convention war,
-eine noch schwierigere Frage mischten. Es ist wahrscheinlich, daß
-Einige, denen die ascetischen Sitten und die strenge Kirchenzucht der
-Presbyterianer nicht behagten, eine Union deshalb wünschten, weil sie
-das einzige Mittel zur Aufrechthaltung der Prälatur im nördlichen Theile
-der Insel war. In einem vereinigten Parlamente mußten die englischen
-Mitglieder bedeutend überwiegen, und in England wurden die Bischöfe von
-der großen Mehrzahl der Bevölkerung hoch in Ehren gehalten. Die
-bischöfliche Kirche, das war klar, ruhte auf einer schmalen Grundlage
-und mußte bei dem ersten Angriffe fallen. Die bischöfliche Kirche von
-Großbritannien konnte eine hinreichend breite und feste Grundlage haben,
-um allen Angriffen zu widerstehen.
-
-Ob es im Jahre 1689 möglich gewesen wäre, eine staatliche Union ohne
-religiöse Union zu bewerkstelligen, darf wohl bezweifelt werden. Das
-aber kann keinem Zweifel unterliegen, daß eine religiöse Union eine der
-größten Calamitäten gewesen sein würde, welche eines der beiden
-Königreiche treffen konnten. Die im Jahre 1707 zu Stande gebrachte Union
-war allerdings ein großer Segen für England wie für Schottland. Aber sie
-war deshalb ein Segen, weil sie, indem sie einen Staat bildete, zwei
-Kirchen bestehen ließ. Das politische Interesse der contrahirenden
-Theile war das nämliche; aber der kirchliche Streit zwischen ihnen war
-ein solcher, der keine Verständigung zuließ. Die Eintracht konnte daher
-nur dadurch erhalten werden, daß sie sich beide damit einverstanden
-erklärten, gesondert zu bleiben. Hätte eine Verschmelzung der
-Hierarchien stattgefunden, so würde eine Verschmelzung der Nationen
-niemals möglich gewesen sein. Aufeinanderfolgende Mitchells würden auf
-aufeinanderfolgende Sharpe's geschossen haben; fünf Generationen von
-Claverhouse's würden fünf Generationen von Camerons ermordet haben. Die
-erstaunlichen Verbesserungen, welche die Gestalt Schottland's verändert
-haben, würden nie zu Stande gekommen sein. Ebenen, die jetzt reiche
-Ernten tragen, würden unfruchtbare Sümpfe geblieben sein. Wasserfälle,
-welche jetzt die Räder großartiger Fabriken treiben, würden in einer
-Wildniß verrauscht sein. New Lanark würde noch eine Schafweide, Greenock
-noch ein Fischerdorf sein. Die geringe Kraft, welche Schottland unter
-einem solchen System besessen haben würde, hätte bei einer Schätzung der
-Hülfsquellen Großbritanniens nicht hinzugefügt, sondern abgerechnet
-werden müssen. Mit einer solchen Bürde belastet, hätte unser Vaterland
-niemals, weder im Frieden noch im Kriege, eine Stelle in der ersten
-Reihe der Nationen einnehmen können. Leider fehlt es uns nicht an
-Anhalten zur Beurtheilung der Wirkung, die es auf den moralischen und
-physischen Zustand eines Volks hervorbringt, wenn eine Kirche, die nur
-von der Minderheit geliebt und verehrt, von der Mehrheit aber mit
-religiösem und nationalem Widerwillen betrachtet wird, in den
-ausschließlichen Genuß von Reichthümern und Würden gesetzt wird. Eine
-einzige solche Kirche ist eine hinreichend drückende Last für die Kräfte
-eines Reichs.
-
-
-Wunsch der englischen Niederkirchlichen, das Episkopat in Schottland
-beizubehalten.
-
-Aber diese Dinge, welche uns, die wir durch eine bittere Erfahrung
-belehrt worden sind, klar zu sein scheinen, waren im Jahre 1689 selbst
-sehr toleranten und einsichtsvollen Staatsmännern keineswegs klar. Den
-englischen Niederkirchlichen war in der That wo möglich noch mehr als
-den englischen Hochkirchlichen um Aufrechthaltung des Episkopats in
-Schottland zu thun. Es ist eine auffallende Thatsache, daß Burnet, der
-stets beschuldigt wurde, daß er das calvinistische Kirchenregiment im
-Süden der Insel einführen wolle, sich durch seine Bemühungen, die
-Prälatur im Norden aufrecht zu erhalten, bei seinen Landsleuten sehr
-unbeliebt machte. Er war allerdings im Irrthum, aber sein Irrthum ist
-einer Ursache zuzuschreiben, die ihm keine Unehre macht. Sein
-Lieblingsziel, ein Ziel, das zwar unerreichbar, aber wohl geeignet war,
-einen großen Geist und ein wohlwollendes Herz zu fesseln, war schon seit
-langer Zeit ein ehrenvolles Abkommen zwischen der anglikanischen Kirche
-und den Nonconformisten. Er hielt es für ein großes Unglück, daß eine
-Gelegenheit zur Herbeiführung eines solchen Abkommens zur Zeit der
-Restauration versäumt worden war. Die Revolution schien ihm eine neue
-Gelegenheit dazu zu bieten. Er und seine Freunde unterstützten eifrig
-Nottingham's Comprehensionsbill und schmeichelten sich mit vergeblichen
-Hoffnungen auf Erfolg. Aber sie sahen ein, daß in einem der beiden
-britischen Königreiche schwerlich eine Comprehension stattfinden könne,
-wenn nicht auch in dem andren eine solche stattfinde. Ein Zugeständniß
-mußte durch ein andres erkauft werden. Wenn der Presbyterianer sich
-hartnäckig weigerte, da wo er stark war, auf irgend welche
-Vergleichsvorschläge zu hören, so mußte es fast unmöglich sein, da wo er
-schwach war, liberale Vergleichsbedingungen für ihn zu erlangen. Die
-Bischöfe mußten daher ihre Sitze in Schottland behalten dürfen, damit
-Geistliche, welche nicht von Bischöfen ordinirt waren, Rectorate und
-Canonicate in England bekleiden durften.
-
-
-Ansichten Wilhelm's über das kirchliche Regiment in Schottland.
-
-So waren die Sachen der Episkopalen im Norden und die Sache der
-Presbyterianer im Süden in einer Weise mit einander verkettet, welche
-selbst einen geschickten Staatsmann wohl in Verlegenheit setzen konnte.
-Es war ein Glück für unser Vaterland, daß die Entscheidung der
-hochwichtigen Frage, welche so viele heftige Leidenschaften aufregte und
-die sich unter so verschiedenen Gesichtspunkten darstellte, einem Manne
-wie Wilhelm oblag. Er hörte auf Episkopalen, auf Latitudinarier und
-Presbyterianer, auf den Dechant von Glasgow, der die apostolische
-Succession verfocht, auf Burnet, der die Gefahr, den anglikanischen
-Klerus zu entfremden, schilderte, und auf Carstairs, der die Prälatur
-mit dem Hasse eines Mannes haßte, dessen Daumen tiefe Spuren von den
-Schrauben der Prälatisten zeigten. Umgeben von diesen eifrigen
-Advokaten, blieb Wilhelm ruhig und unparteiisch. Er eignete sich in der
-That durch seine Stellung sowohl wie durch seine persönlichen
-Eigenschaften vorzugsweise zum Schiedsrichter in diesem wichtigen
-Streite. Er war der König eines prälatistischen Reiches und der höchste
-Beamte einer presbyterianischen Republik. Seine Abgeneigtheit, die
-anglikanische Kirche zu verletzen, deren Oberhaupt er war, und seine
-Abgeneigtheit, die reformirten Kirchen des Continents zu verletzen, die
-ihn als einen Vorkämpfer betrachteten, den Gott gesandt, um sie gegen
-die französische Tyrannei zu beschützen, hielten sich die Wage und
-verhinderten ihn, sich ungebührlich auf diese oder jene Seite zu neigen.
-Seine Ueberzeugung war vollkommen neutral. Denn er war entschieden der
-Meinung, daß keine Form des Kirchenregiments göttlichen Ursprungs sei.
-Er dissentirte eben so sehr von der Schule Laud's wie von der Schule
-Cameron's, von den Männern, welche meinten, daß es keine christliche
-Kirche ohne Bischöfe, und von den Männern, welche meinten, daß es keine
-christliche Kirche ohne Synoden geben könne. Welche Form des
-Kirchenregiments zu wählen sei, war seiner Ueberzeugung nach nur eine
-Frage der Zweckmäßigkeit. Er würde wahrscheinlich ein Mittelding
-zwischen den beiden rivalisirenden Systemen vorgezogen haben, eine
-Hierarchie, in der die ersten geistlichen Würdenträger etwas mehr als
-Moderatoren und etwas weniger als Prälaten gewesen wären. Aber er war
-ein viel zu einsichtsvoller Mann, als daß er hätte daran denken können,
-eine solche Angelegenheit nach seinen persönlichen Neigungen zu ordnen.
-Er beschloß daher, als Vermittler zu handeln, wenn sich auf beiden
-Seiten Bereitwilligkeit zu einem Vergleiche zeigte. Sollte es sich aber
-herausstellen, daß die öffentliche Meinung in England und die
-öffentliche Meinung in Schottland entschieden auseinandergingen, so
-wollte er es nicht versuchen, eine der beiden Nationen zum Anschluß an
-die Meinung der andren zu nöthigen. Er wollte jeder von ihnen ihre eigne
-Kirche lassen und sich darauf beschränken, beide Kirchen von der
-Verfolgung der Nonconformisten und von Eingriffen in die Functionen der
-Civilbehörden abzuhalten.
-
-Die Sprache, die er den schottischen Episkopalen gegenüber führte,
-welche ihm ihre Leiden klagten und um seinen Schutz baten, war
-wohlüberlegt und sehr vorsichtig, aber klar und freimüthig. Er sagte, er
-wünsche die Institution, an der sie so sehr hingen, wo möglich aufrecht
-zu erhalten und zu gleicher Zeit derjenigen Partei, welche zu keiner
-Abweichung von der presbyterianischen Urform zu bringen sei, völlige
-Gewissensfreiheit zu gewähren. Aber die Bischöfe mußten auch darauf
-bedacht sein, daß sie es ihm nicht durch ihre Uebereilung und
-Hartnäckigkeit unmöglich machten, ihnen irgendwie nützlich zu sein. Sie
-mußten sich klar bewußt sein, daß er entschlossen sei, Schottland nicht
-mit dem Schwerte eine Form des Kirchenregiments aufzuzwingen, die es
-verabscheue. Wenn es sich daher herausstellen sollte, daß die Prälatur
-nur mit Hülfe der Waffen aufrecht erhalten werden könne, so würde er der
-allgemeinen Gesinnung nachgeben und nur sein Möglichstes thun, damit es
-der bischöflichen Minorität gestattet werde, Gott in Freiheit und
-Sicherheit zu verehren.[17]
-
-
-Comparative Stärke der religiösen Parteien in Schottland.
-
-Es ist nicht wahrscheinlich daß, selbst wenn die schottischen Bischöfe,
-wie Wilhelm anempfahl, Alles gethan hätten, was der Milde und Klugheit
-möglich war, um ihre Landsleute mit sich auszusöhnen, das Episkopat
-unter irgend welcher veränderten Gestalt hätte aufrecht erhalten werden
-können. Es ist zwar von Schriftstellern der damaligen Generation
-behauptet und von Schriftstellern unsrer Generation wiederholt worden,
-daß die Presbyterianer vor der Revolution nicht die Mehrheit der
-Bevölkerung Schottland's gebildet hätten.[18] In dieser Behauptung liegt
-jedoch eine offenbare Täuschung. Die wirkliche Stärke einer
-Religionspartei darf nicht lediglich nach ihrer Kopfzahl bemessen
-werden. Eine Landeskirche, eine dominirende Kirche, eine Kirche, die im
-ausschließlichen Besitz der bürgerlichen Ehren und Einkünfte ist, wird
-jederzeit unter ihren nominellen Mitgliedern viele zählen, welche gar
-keine Religion haben, viele, die zwar nicht ohne alle Religion sind,
-sich aber um religiöse Streitigkeiten wenig kümmern und kein Bedenken
-tragen, sich der eben bestehenden Art der Gottesverehrung zu
-conformiren, und viele, die sich wegen des Conformirens zwar Bedenken
-machen, deren Bedenken aber weltlichen Beweggründen gewichen sind. Auf
-der andren Seite hat jedes Mitglied einer unterdrückten Kirche eine
-entschiedene Vorliebe für diese Kirche. Von Jemandem, der zu den Zeiten
-Diocletian's an der Feier der christlichen Mysterien Theil nahm, konnte
-vernünftigerweise angenommen werden, daß er fest an Christum glaube.
-Aber es würde ein großer Irrthum sein, wollte man glauben, daß ein
-einziger Pontifex oder Augur im römischen Senat fest an Jupiter geglaubt
-habe. Unter Mariens Regierung war Jedermann, der an den geheimen
-Zusammenkünften der Protestanten Theil nahm, ein wahrer Protestant; aber
-Hunderttausende besuchten die Messe, von denen es sich schon in den
-ersten Wochen nach Mariens Tode zeigte, daß sie keine aufrichtigen
-Katholiken waren. Wenn unter den Königen des Hauses Stuart, wo ein
-Presbyterianer von politischer Macht und wissenschaftlichen
-Berufszweigen ausgeschlossen war, täglich von Angebern, von tyrannischen
-Magistratsbeamten, oder von zügellosen Dragonern belästigt wurde und
-Gefahr lief aufgehängt zu werden, wenn er eine Predigt unter freiem
-Himmel anhörte, die Bevölkerung Schottland's sich nicht sehr ungleich in
-Episkopale und Presbyterianer theilte, so läßt sich vernünftigerweise
-annehmen, daß mehr als neunzehn Zwanzigstel von denjenigen Schotten,
-deren Gewissen bei der Sache betheiligt war, Presbyterianer waren und
-daß von zwanzig Schotten nicht einer entschieden und aus Ueberzeugung
-ein Episkopale war. Gegen ein solches Uebergewicht hatten die Bischöfe
-wenig Aussicht, und die geringe Aussicht, die sie etwa hatten, beeilten
-sie sich abzuwerfen, Einige deshalb, weil sie der aufrichtigen Meinung
-waren, ihre Unterthanenpflicht gehöre noch immer Jakob, Andere
-wahrscheinlich aus Besorgniß, daß Wilhelm, wenn er auch den Willen
-hätte, nicht die Macht haben würde, ihnen zu helfen, und daß nur eine
-Contrerevolution im Staate einer Revolution in der Kirche vorbeugen
-könne.
-
-
-Schreiben von Wilhelm an die schottische Convention.
-
-Da der neue König von England während der Sitzungen der schottischen
-Convention nicht in Edinburg sein konnte, so wurde ein Schreiben von ihm
-an die Stände mit großer Geschicklichkeit entworfen. In diesem Dokumente
-erklärte er seine warme Anhänglichkeit an die protestantische Religion,
-sprach sich aber nicht über diejenigen Fragen aus, bezüglich welcher die
-Ansicht der Protestanten getheilt war. Er sagte, er habe mit großer
-Genugthuung bemerkt, daß viele von den schottischen Cavalieren und
-Gentlemen, mit denen er in London conferirt, zu einer Vereinigung der
-beiden britischen Königreiche geneigt seien. Er sehe ein, wie sehr eine
-solche Vereinigung das Glück beider Länder fördern würde, und er werde
-Alles thun was in seinen Kräften stehe, damit ein so gutes Werk zu
-Stande komme.
-
-
-Wilhelm's Instructionen für seine Agenten in Schottland.
-
-Seinen confidentiellen Agenten in Edinburg mußte er eine große Freiheit
-im Handeln gestatten. Die geheimen Instructionen, welche er diesen
-Männern ertheilte, konnten daher nicht minutiös sein, aber sie waren
-höchst verständig. Er beauftragte sie, die wahre Gesinnung der
-Convention nach besten Kräften zu ermitteln und sich durch dieselbe
-leiten zu lassen. Sie sollten stets eingedenk sein, daß der erste Zweck
-die Befestigung der Regierung sei. Diesem Zwecke mußte jeder andre,
-selbst die Union, nachstehen. Ein Vertrag zwischen zwei mehrere
-Tagereisen entfernten Legislaturen müsse nothwendig das Werk der Zeit
-sein und der Thron könne während der Dauer der Unterhandlungen nicht
-füglich erledigt bleiben. Die Agenten Sr. Majestät müßten daher ganz
-besonders auf ihrer Hut sein gegen die Kunstgriffe von Leuten, welche
-unter dem Vorwand, die Union zu fördern, thatsächlich nur eine
-Verlängerung des Interregnums beabsichtigten. Wenn die Convention
-geneigt sein sollte, die presbyterianische Form des Kirchenregiments
-einzuführen, so wünsche Wilhelm, daß seine Freunde Alles aufböten, um
-die siegende Religionspartei abzuhalten, für die erlittenen Drangsale
-Wiedervergeltung zu üben.[19]
-
-
-Die Dalrymple.
-
-Der Mann, durch dessen Rath sich Wilhelm damals in Sachen der
-schottischen Politik hauptsächlich leiten ließ, war ein Schotte von
-großen Fähigkeiten und Geistesgaben, Sir Jakob Dalrymple von Stair, der
-Begründer einer Familie, die sich in der Advokatur, auf der Richterbank,
-im Senate, in der Diplomatie, in den Waffen und in der Literatur
-auszeichnete, die sich aber auch durch Unglücksfälle und Missethaten,
-welche den Dichtern und Romanschreibern Stoff zu den schwärzesten und
-herzzerreißendsten Geschichten geliefert, einen Namen gemacht hat. Sir
-Jakob hatte schon mehr als einen sonderbaren und entsetzlichen Todesfall
-zu betrauern gehabt. Eine seiner Töchter hatte ihren Bräutigam in der
-Hochzeitsnacht erstochen. Einer seiner Enkel war bei einem kindlichen
-Spiele von einem andren getödtet worden. Boshafte Pamphletisten
-behaupteten und ein Theil des abergläubischen Volks glaubte es, daß so
-entsetzliche Unfälle die Folge einer gewissen Verbindung zwischen der
-unglücklichen Familie und den Mächten der Finsterniß sei. Sir Jakob
-hatte einen schiefen Hals; dieses Unglück warf man ihm wie ein
-Verbrechen vor und sagte, daß er dadurch als ein für den Galgen
-bestimmter Mann gezeichnet sei. Seine Gattin, eine Frau von hoher
-geistiger Begabung, Klugheit und Entschlossenheit, hatte vom Volke den
-Spottnamen der Hexe von Endor erhalten. Es wurde allen Ernstes gesagt,
-daß sie auf Diejenigen, die sie haßte, einen furchtbaren Zauber geworfen
-und daß man sie in der Gestalt einer Katze auf der Staatsdecke zur Seite
-des Lordstatthalters habe sitzen sehen. Der Mann, auf dessen Dache ein
-so mannichfacher Fluch zu lasten schien, stand jedoch, soweit wir dies
-jetzt noch beurtheilen können, keineswegs auf einer viel tieferen Stufe
-der Moralität als die große Mehrzahl der Staatsmänner seiner Zeit und
-seiner Nation. An Seelenstärke und Kenntnissen war er ihnen Allen
-überlegen. In seiner Jugend hatte er die Waffen getragen, dann war er
-Professor der Philosophie gewesen, hatte hierauf die Rechte studirt und
-war anerkanntermaßen der größte Jurist, den sein Vaterland
-hervorgebracht hat. In den Tagen des Protectorats war er Richter
-gewesen. Nach der Restauration hatte er sich mit der königlichen Familie
-ausgesöhnt, war Mitglied des Geheimraths geworden und hatte mit
-unvergleichlicher Geschicklichkeit dem Court of Session präsidirt.
-Allerdings hatte er an manchen nicht zu rechtfertigenden Handlungen
-Theil genommen, aber eine gewisse Grenze überschritt er niemals. Er
-besaß ein merkwürdiges Talent, einem Satze, den zu behaupten er für gut
-fand, einen plausibeln Anschein von Gesetzlichkeit und selbst von
-Gerechtigkeit zu geben, und dieses Talent mißbrauchte er häufig. Aber er
-war nicht wie viele von Denen, unter welchen er lebte, schamlos und
-gewissenlos servil. Schamgefühl oder Gewissen hielten ihn in der Regel
-ab, eine Schlechtigkeit zu begehen, für die sein seltener Scharfsinn
-nicht einen speziösen Vertheidigungsgrund ausfindig machen konnte, und
-er fehlte gewöhnlich an seinem Platze im Staatsrath, wenn eine empörende
-Ungerechtigkeit oder Grausamkeit im Werke war. Seine Mäßigung wurde dem
-Hofe endlich unangenehm. Er wurde seines hohen Amtes entsetzt und befand
-sich in einer so mißlichen Situation, daß er sich nach Holland
-zurückzog. Dort beschäftigte er sich mit der Verbesserung des großen
-juristischen Werks, das seinen Namen bis auf unsre Zeit in frischem
-Andenken erhalten hat. In seinem Exil bemühte er sich, die Gunst seiner
-Mitverbannten zu gewinnen, die ihn natürlich mit Argwohn betrachteten.
-Er betheuerte, und vielleicht war dem wirklich so, daß seine Hände rein
-seien vom Blute der verfolgten Covenanters. Er trug eine große
-Religiosität zur Schau, betete viel und beobachtete allwöchentlich Fast-
-und Kasteiungstage. Nach langem Zaudern willigte er sogar ein, das
-unglückliche Unternehmen Argyle's mit seinem Rathe und Ansehen zu
-unterstützen. Als dieses Unternehmen gescheitert war, wurde Dalrymple in
-Edinburg der Prozeß gemacht, und seine Güter würden ohne allen Zweifel
-confiscirt worden sein, hätte man sie nicht durch einen Kunstgriff
-gerettet, der in der Folge unter den schottischen Staatsmännern sehr
-gewöhnlich wurde. Sein ältester Sohn und muthmaßlicher Erbe, Johann,
-trat auf die Seite der Regierung, unterstützte das Dispensationsrecht,
-erklärte sich gegen den Test und nahm die Stelle des Lord Advokaten an,
-als Sir Georg Mackenzie, nachdem er zehn Jahre entehrender Plackerei auf
-diesem Posten ausgeharrt, endlich Zeichen der Erschlaffung blicken ließ.
-Die Dienste des jungen Dalrymple wurden mit Erlassung, der
-Vermögensconfiscation belohnt, der sich der ältere durch seine Vergehen
-ausgesetzt hatte. Diese Dienste waren allerdings auch nicht zu
-verachten, denn obwohl Sir John an Tiefe und Umfang der juristischen
-Kenntnisse seinem Vater nachstand, war er doch kein gewöhnlicher Mensch.
-Er besaß eine vielseitige Bildung, einen scharfen Verstand und eine
-ungemein schlagende und elegante Beredtsamkeit. Auf Frömmigkeit machte
-er keinen Anspruch. Episkopalen und Presbyterianer stimmten in der That
-darin überein, daß sie ihn für wenig besser als einen Atheisten hielten.
-Einige Monate lang stellte sich Sir Johann in Edinburg, als ob er die
-Illoyalität seines unglücklichen Vaters, Sir Jakob, verdammte, und Sir
-Jakob sagte in Leyden zu seinen puritanischen Freunden, daß er die
-abscheuliche Willfährigkeit seines unglücklichen Sohnes tief beklage.
-
-Die Revolution kam und brachte dem Hause Stair einen großen Zuwachs an
-Reichthum und Ehren. Der Sohn wechselte sogleich die Farbe und
-cooperirte geschickt und eifrig mit dem Vater. Sir Jakob nahm seinen
-Wohnsitz in London, um Wilhelm in schottischen Angelegenheiten mit
-seinem Rathe zu unterstützen. Sir Johann's Posten war im Parlamentshause
-zu Edinburg. Es war nicht wahrscheinlich, daß er unter den dortigen
-Wortkämpfern seines Gleichen finden würde, und er war darauf vorbereitet
-alle seine Kräfte gegen die Dynastie aufzubieten, der er noch kürzlich
-gedient hatte.[20]
-
-
-Melville.
-
-Von der zahlreichen Partei, welche dem calvinistischen Kirchenregiment
-eifrig zugethan war, wurde Johann Dalrymple mit unheilbarem Mißtrauen
-und Widerwillen betrachtet. Es mußte daher ein andrer Agent zur
-Bearbeitung dieser Partei ernannt werden. Dieser Agent war Georg
-Melville, Lord Melville, ein mit dem unglücklichen Monmouth und dem
-Leslie, der die schottische Armee mit so schlechtem Erfolg bei Dunbar
-gegen Cromwell befehligt hatte, verwandter Edelmann. Melville hatte von
-jeher für einen Whig und Presbyterianer gegolten. Selbst Diejenigen, die
-am günstigsten über ihn urtheilen, haben es nicht gewagt, ihm
-ausgezeichnete Geistesgaben oder glühenden Gemeinsinn zuzuschreiben. Aus
-seinen Briefen geht jedoch hervor, daß es ihm keineswegs an der
-natürlichen Klugheit fehlte, deren Mangel Männern von glänzenderem Genie
-und reinerer Tugend oft zum Verderben gereicht hat. Diese Klugheit hatte
-ihn abgehalten, in der Opposition gegen die Tyrannei der Stuarts zu weit
-zu gehen, aber er hatte zugehört, wenn seine Freunde von Widerstand
-sprachen, und als das Ryehousecomplot entdeckt wurde, hielt er es daher
-für rathsam, sich auf den Continent zurückzuziehen. In seiner
-Abwesenheit wurde er des Hochverraths angeklagt und auf Beweise hin,
-welche keinem unparteiischen Gerichtshofe genügt haben würden, für
-schuldig befunden. Er ward zum Tode verurtheilt, seine Ehren und Güter
-wurden für verwirkt erklärt, sein Wappen mit Schimpf und Schande aus dem
-Buche des Herolds gerissen, und seine Besitzungen vermehrten das
-Vermögen des grausamen und habsüchtigen Perth. Unterdessen lebte der
-Flüchtling mit characteristischer Vorsicht ruhig auf dem Continent und
-mißbilligte die unglücklichen Pläne seines Vetters Monmouth, zollte aber
-dem Unternehmen des Prinzen von Oranien von Herzen seinen Beifall.
-
-Krankheit hatte Melville verhindert, mit der holländischen Expedition
-abzusegeln; aber wenige Stunden nachdem die neuen Herrscher in London
-proklamirt worden waren, kam er daselbst an. Wilhelm schickte ihn
-sogleich nach Edinburg, wie es scheint in der Hoffnung, daß die
-Presbyterianer gemäßigten Rathschlägen aus dem Munde eines Mannes, der
-ihrer Sache ergeben war und für dieselbe gelitten hatte, Gehör schenken
-würden. Melville's zweiter Sohn, David, der durch seine Mutter den Titel
-eines Earl von Leven geerbt und sich im Dienste des Kurfürsten von
-Brandenburg einige militärische Erfahrung erworben, hatte die Ehre, der
-Ueberbringer eines Briefes von dem neuen König von England an die
-schottische Convention zu sein.[21]
-
-
-Jakob's Agenten in Schottland: Dundee, Balcarras.
-
-Jakob hatte die Leitung seiner Angelegenheiten in Schottland Johann
-Graham, Viscount Dundee, und Colin Lindsay, Earl von Balcarras,
-übertragen. Dundee hatte ein schottisches Truppencorps commandirt, das
-in England eingerückt war, um den Engländern Widerstand zu leisten; aber
-er hatte in dem ruhmlosen Feldzuge, der für die Dynastie Stuart
-verderblich geworden war, keine Gelegenheit gehabt, den Muth und die
-militärische Tüchtigkeit zu entfalten, deren Besitz ihm selbst
-Diejenigen zugestehen, die seinen erbarmungslosen Character am tiefsten
-verabscheuen. Er stand mit seinen Truppen nicht weit von Watford, als er
-erfuhr, daß Jakob von Whitehall geflohen war und daß Feversham die ganze
-königliche Armee aufzulösen befohlen hatte. So befanden sich die
-schottischen Regimenter ohne Gold und ohne Lebensmittel inmitten einer
-fremden und sogar feindlichen Nation. Dundee soll vor Schmerz und Wuth
-geweint haben. Bald kamen jedoch von verschiedenen Seiten erfreulichere
-Nachrichten. Wilhelm schrieb einige Zeilen, worin er sagte, daß, wenn
-die Schotten sich ruhig verhielten, er mit seiner Ehre dafür einstehen
-würde, daß ihnen nichts geschehen solle, und einige Stunden darauf
-erfuhr man, daß Jakob in seine Hauptstadt zurückgekehrt war. Dundee
-eilte sofort nach London.[22] Hier traf er mit seinem Freunde Balcarras
-zusammen, der eben aus Edinburg angelangt war. Balcarras, ein Mann, der
-sich durch angenehme Persönlichkeit und durch Bildung auszeichnete,
-hatte in seiner Jugend den Patrioten gespielt, war aber der Sache des
-Volks untreu geworden, hatte einen Sitz im Geheimrath angenommen, war
-ein Werkzeug Perth's und Melfort's geworden, und war einer der
-Commissare gewesen, welche zur Verwaltung des Schatzmeisteramts ernannt
-wurden, als Queensberry in Ungnade fiel, weil er die Interessen der
-protestantischen Religion nicht hatte verrathen wollen.[23]
-
-Dundee und Balcarras gingen zusammen nach Whitehall und hatten die Ehre,
-Jakob auf seinem letzten Spaziergange in der Mailbahn zu begleiten. Er
-sagte ihnen, daß er seine Angelegenheiten in Schottland ihren Händen
-anzuvertrauen gedenke. »Sie, Mylord Balcarras, müssen die Civilgeschäfte
-übernehmen, und Sie, Mylord Dundee, sollen eine Vollmacht zur Uebernahme
-des militärischen Commandos von mir erhalten.« Die beiden Lords
-versprachen sich seines Vertrauens würdig zu zeigen und wiesen jeden
-Gedanken an eine Aussöhnung mit dem Prinzen von Oranien entschieden
-zurück.[24]
-
-Am folgenden Tage verließ Jakob Whitehall für immer und der Prinz von
-Oranien kam im St. Jamespalast an. Sowohl Dundee als Balcarras befanden
-sich unter der Menge, welche zur Begrüßung des Befreiers herbeiströmte
-und sie wurden nicht unfreundlich aufgenommen. Beide waren ihm
-wohlbekannt. Dundee hatte auf den Continent unter ihm gedient,[25] und
-Balcarras' erste Gemahlin war eine Dame aus dem Hause Oranien gewesen
-und hatte an ihrem Hochzeitstage ein Paar prächtiger Smaragdohrringe
-getragen, welche ihr Vetter, der Prinz, ihr zum Geschenk gemacht.[26]
-
-Die schottischen Whigs, welche damals in großer Anzahl zu Westminster
-versammelt waren, drangen ernstlich in Wilhelm, dem Namen nach vier oder
-fünf Männer zu proscribiren, welche in den schlimmen Seiten bei den
-Maßnahmen des Geheimrath zu Edinburg eine bedeutende Rolle gespielt
-hatten. Dundee und Balcarras wurden speciell erwähnt. Aber der Prinz
-hatte beschlossen, soweit seine Macht reichte, den Schleier einer
-allgemeinen Amnestie über alles Vergangene zu werfen, und weigerte sich
-entschieden, irgend eine Erklärung zu erlassen, die selbst den
-strafbarsten der Diener seines Oheims hätte zur Verzweiflung bringen
-können.
-
-Balcarras begab sich zu wiederholten Malen in den St. Jamespalast, hatte
-mehrere Audienzen bei Wilhelm, sprach seine tiefste Ehrerbietung gegen
-Seine Hoheit aus und gestand zu, daß König Jakob große Fehler begangen
-habe, wollte aber nicht versprechen, sich bei einem Absetzungsvotum zu
-betheiligen. Wilhelm äußerte kein Mißfallen darüber, sagte aber beim
-Abschiede: »Nehmen Sie Bedacht darauf, Mylord, daß Sie Sich innerhalb
-des Gesetzes halten, denn wenn Sie es übertreten, haben Sie zu erwarten,
-daß Sie demselben überlassen werden.«[27]
-
-Dundee scheint weniger aufrichtig gewesen zu sein. Er bediente sich der
-Vermittelung Burnet's, trat in Unterhandlung mit dem Hofe, erklärte
-seine Bereitwilligkeit, sich der neuen Ordnung der Dinge zu unterwerfen,
-erlangte von Wilhelm ein Protectionsversprechen und versprach dafür,
-sich ruhig zu verhalten. Man schenkte seinen Versicherungen so vollen
-Glauben, daß man ihm gestattete, unter der Eskorte eines Reitertrupps
-nach Schottland zu reisen. Ohne eine solche Eskorte würde der
-Blutmensch, dessen Name an dem Herde jeder presbyterianischen Familie
-nicht ohne einen Schauder genannt wurde, unter den damaligen Umständen
-eine gefährliche Reise durch Berwickshire und die Lothians gehabt
-haben.[28]
-
-Der Februar ging zu Ende, als Dundee und Balcarras in Edinburg ankamen.
-Sie hatten einige Hoffnung, die Häupter einer Majorität in der
-Convention zu werden, und sie bemühten sich daher kräftig, ihre Partei
-zu consolidiren und zu beleben. Sie versicherten den strengen
-Royalisten, welche Bedenken trugen, in einer von einem Usurpator
-einberufenen Versammlung zu sitzen, der rechtmäßige König wünsche ganz
-besonders, daß kein Freund der erblichen Monarchie fehle. Mehr als ein
-Schwankender wurde dadurch fest erhalten, daß man ihm im Vertrauen
-versicherte, eine baldige Restauration sei unvermeidlich. Gordon hatte
-schon beschlossen, das Schloß zu übergeben, und angefangen, sein
-Mobiliar fortzuschaffen; aber Dundee und Balcarras überredeten ihn, noch
-einige Zeit auszuharren. Sie theilten ihm mit, daß sie aus
-Saint-Germains volle Ermächtigung erhalten hätten, die Convention nach
-Stirling zu verlegen und daß, wenn es in Edinburg schlecht gehen sollte,
-von dieser Ermächtigung Gebrauch gemacht werden würde.[29]
-
-
-Zusammentritt der Convention.
-
-Endlich erschien der 14. März, der zum Zusammentritt der Stände
-bestimmte Tag, und das Parlamentshaus war gedrängt voll. Neun Prälaten
-waren auf ihren Plätzen. Als Argyle eintrat, protestirte ein einziger
-Lord gegen die Zulassung eines Mannes, der durch ein in alter Form
-ausgesprochenes und noch nicht umgestoßenes rechtskräftiges Erkenntniß
-der Ehren der Pairie entkleidet worden sei. Dieser Einwurf wurde jedoch
-durch die allgemeine Ansicht der Versammlung entkräftet. Als Melville
-erschien, erhob sich keine Stimme gegen seine Zulassung. Der Bischof von
-Edinburg fungirte als Kaplan und nahm in sein Gebet die Bitte auf, Gott
-möge dem König Jakob beistehen und ihn wieder auf den Thron setzen.[30]
-Es zeigte sich bald, daß die allgemeine Gesinnung der Convention mit
-diesem Gebet durchaus nicht in Einklang stand. Die erste zu erledigende
-Angelegenheit war die Wahl eines Präsidenten. Der Herzog von Hamilton
-wurde von den Whigs, der Marquis von Athol von den Jakobiten
-unterstützt. Aber keiner der beiden Candidaten besaß das volle Vertrauen
-seiner Parteianhänger, und verdiente es auch nicht. Hamilton war ein
-Staatsrath Jakob's gewesen, hatte an vielen nicht zu rechtfertigenden
-Maßregeln Theil gehabt und hatte den frechsten Angriffen auf die Gesetze
-und die Religion Schottland's einen nur sehr vorsichtigen und lauen
-Widerstand entgegengesetzt. Erst als Whitehall von holländischen Garden
-bewacht wurde, wagte er es sich offen auszusprechen. Er hatte sich nun
-der siegreichen Partei angeschlossen und den Whigs versichert, daß er
-nur deshalb zum Schein ihr Feind gewesen sei, um, ohne Verdacht zu
-erwecken, als ihr Freund handeln zu können. Athol war noch weniger zu
-trauen. Er besaß geringe Fähigkeiten und einen falschen, kleinmüthigen
-und grausamen Character. Unter der letzten Regierung hatte er sich durch
-die Grausamkeiten, die er in Argyleshire verübt, eine schmachvolle
-Berühmtheit erworben. Er hatte mit dem Wechsel des Glücks die Farbe
-gewechselt und hatte dem Prinzen von Oranien in serviler Weise den Hof
-gemacht, war aber kalt aufgenommen worden und war nun aus bloßem Aerger
-darüber zu der Partei zurückgekehrt, die er verlassen.[31] Keiner der
-beiden rivalisirenden Edelleute hatte sich bemüßigt gefunden, die Würden
-und Besitzungen seines Hauses auf den Ausgang des Kampfes zwischen den
-beiden rivalisirenden Königen zu setzen. Hamilton's ältester Sohn hatte
-sich für Jakob, Athol's ältester Sohn für Wilhelm erklärt, so daß für
-alle Fälle beide Adelskronen und beide Güter gesichert waren.
-
-Aber in Schottland waren die herrschenden Begriffe von politischer Moral
-lax und das aristokratische Gefühl stark; die Whigs waren daher geneigt
-zu vergeben, daß Hamilton noch unlängst im Staatsrathe Jakob's gesessen
-hatte, und eben so waren die Jakobiten bereit zu vergessen, daß Athol
-kürzlich Wilhelm den Hof gemacht. In Hinsicht der politischen
-Inconsequenz waren diese beiden vornehmen Lords allerdings weit entfernt
-vereinzelt dazustehen; an Ansehen und Macht aber hatten sie kaum ihres
-Gleichen in der Versammlung. Sie waren von höchst vornehmer Herkunft und
-besaßen einen ungeheuren Einfluß; der eine von ihnen konnte das
-westliche Niederland zu den Waffen rufen, der andre eine Armee
-nordischer Bergschotten ins Feld stellen. Um diese beiden Oberhäupter
-schaarten sich daher die feindlichen Factionen.
-
-
-Hamilton zum Präsidenten erwählt.
-
-Die Stimmen wurden gezählt, und es ergab sich, daß Hamilton eine
-Majorität von vierzigen hatte. In Folge dessen gingen etwa Zwanzig von
-der geschlagenen Partei sofort zu den Siegern über.[32] In Westminster
-würde ein solcher Abfall sonderbar erschienen sein; in Edinburg aber
-scheint er wenig überrascht zu haben. Es ist ein bemerkenswerther
-Umstand, daß das nämliche Land in dem nämlichen Jahrhundert die
-wunderbarsten Beispiele von beiden Extremen der menschlichen Natur
-hervorbrachte. Keine Klasse von Menschen, deren die Geschichte erwähnt,
-hat je an einem Principe mit unbeugsamerer Hartnäckigkeit festgehalten,
-als man sie bei den schottischen Puritanern fand. Geld- und
-Gefängnißstrafen, Brandmarkungseisen, spanische Stiefel, Daumenschrauben
-und Galgen vermochten dem starren Covenanter kein ausweichendes Wort zu
-erpressen, welchem ein mit seinem theologischen System unvereinbarer
-Sinn unterzuschieben gewesen wäre. Selbst in indifferenten Dingen wollte
-er von keinem Vergleich hören und er war nur zu bereit, alle Diejenigen,
-welche Klugheit und Nächstenliebe anempfahlen, als Verräther an der
-Sache der Wahrheit zu betrachten. Auf der andren Seite waren die
-Schotten jener Generation, welche im Parlamentshause und im Rathszimmer
-eine hervorragende Rolle spielten, die falschesten und schamlosesten
-Achselträger, welche die Welt je gesehen. Die Engländer wunderten sich
-gleichmäßig über beide Klassen. Es gab zwar viele standhafte
-Nonconformisten im Süden, aber kaum einer unter ihnen konnte sich an
-Hartnäckigkeit, Kampflust und Unerschrockenheit mit den Männern aus der
-Schule Cameron's messen. Es gab viele schurkische Politiker im Süden,
-aber wenige darunter waren so vollständig aller Moralität und noch
-wenigere so vollständig alles Schamgefühls bar wie die Männer aus der
-Schule Lauderdale's. Vielleicht ist es natürlich, daß die gefühlloseste
-und frechste Lasterhaftigkeit sich in der nächsten Nähe unvernünftiger
-und unlenksamer Tugend findet. Wo Fanatiker bereit sind, wegen
-Kleinigkeiten, die durch ein übermäßig scrupulöses Gewissen zu
-Wichtigkeit erhoben werden, zu vernichten oder sich vernichten zu
-lassen, da kann es nicht Wunder nehmen, wenn das Wort Gewissen an sich
-schon für kalte und schlaue Geschäftsmänner ein Wort des Hohnes und der
-Verachtung wird.
-
-
-Wahlausschuß.
-
-Die Majorität, verstärkt durch die Ueberläufer von der Minorität,
-schritt nun zur Ernennung eines Wahlausschusses. Es wurden funfzehn
-Mitglieder erwählt, und es zeigte sich bald, daß zwölf davon nicht
-geneigt waren, die Regelmäßigkeit des Verfahrens streng zu untersuchen,
-durch welches ein Whig in das Parlamentshaus geschickt worden war. Der
-Herzog von Hamilton selbst soll über die grobe Parteilichkeit seiner
-eignen Anhänger entrüstet gewesen sein und sich, allerdings mit geringem
-Erfolge, bemüht haben, ihre Heftigkeit zu zügeln.[33]
-
-
-Das Schloß von Edinburg zur Uebergabe aufgefordert.
-
-Ehe die Stände mit der Berathung der Angelegenheit begannen, um deren
-willen sie zusammengetreten waren, hielten sie es für nöthig, auf ihre
-Sicherheit bedacht zu sein. Sie konnten nicht ganz unbesorgt sein, so
-lange das Dach, unter dem sie saßen, von den Batterien des Schlosses
-beherrscht wurde. Es wurde demnach eine Deputation an Gordon abgesandt,
-um ihn im Namen der Convention aufzufordern, die Festung binnen
-vierundzwanzig Stunden zu räumen, und ihm zu sagen, daß, wenn er sich
-füge, seiner Vergangenheit nicht zu seinem Nachtheil gedacht werden
-solle. Er bat um eine Nacht Bedenkzeit. Während dieser Nacht wurde sein
-schwankender Sinn durch Dundee's und Balcarras' eindringliche
-Vorstellungen befestigt. Am andren Morgen schickte er eine in
-ehrerbietigen, aber ausweichenden Ausdrücken abgefaßte Antwort. Er
-erklärte darin, er sei weit entfernt, Böses gegen die Stadt Edinburg im
-Sinne zu haben. Am allerwenigsten könne es ihm einfallen, eine hohe
-Versammlung zu belästigen, die er mit der größten Ehrfurcht betrachte.
-Er sei gern bereit, Bürgschaft für sein friedliches Verhalten bis zum
-Betrage von zwanzigtausend Pfund Sterling zu erlegen. Aber er stehe mit
-der jetzt in England eingesetzten Regierung in Verbindung, er erwarte
-stündlich Depeschen von dieser Regierung und bis zum Eingang derselben
-halte er sich nicht für berechtigt, sein Commando niederzulegen. Diese
-Entschuldigungen wurden nicht angenommen. Es wurden Herolde und
-Trompeter abgeschickt, um das Schloß in aller Form zur Uebergabe
-aufzufordern und Diejenigen, welche fortfahren sollten, diese Festung
-der Autorität der Stände zum Trotz besetzt zu halten, des Hochverraths
-für schuldig zu erklären. Zu gleicher Zeit wurden Wachen ausgestellt, um
-jede Verbindung zwischen der Garnison und der Stadt abzuschneiden.[34]
-
-
-Dundee von den Covenanters bedroht.
-
-Unter diesen Vorspielen waren zwei Tage verstrichen und man erwartete,
-daß am Morgen des dritten der große Kampf beginnen werde. Die
-Bevölkerung von Edinburg war unterdessen in großer Aufregung. Man war
-dahinter gekommen, daß Dundee auf dem Schlosse Besuche gemacht hatte,
-und man glaubte, daß seine Ermahnungen die Garnison bewegen hätten,
-Widerstand zu leisten. Man wußte, daß seine alten Soldaten sich um ihn
-schaarten, und es stand wohl zu befürchten, daß er einen verzweifelten
-Versuch unternehmen werde. Er dagegen hatte erfahren, daß die westlichen
-Covenanters, welche die Keller der Stadt füllten, ihm Rache geschworen
-hatten, und in der That, wenn wir erwägen, daß sie von beispiellos
-wildem und unversöhnlichem Character waren, daß man sie gelehrt hatte,
-das Erschlagen eines Verfolgers als eine Pflicht zu betrachten, daß
-keine in der heiligen Schrift vorkommenden Beispiele ihnen häufiger zur
-Bewunderung vorgehalten wurden als Ehud, wie er Eglon ersticht, und
-Samuel, wie er Agag in Stücken haut, daß sie keine That aus der
-Geschichte ihres Vaterlandes von ihren Lieblingslehrern wärmer hatten
-loben hören als die Ermordung des Cardinals Beatoun und des Erzbischofs
-Sharpe, so dürfen wir uns wohl wundern, daß ein Mann, der das Blut der
-Heiligen wie Wasser vergossen hatte, nur einen einzigen Tag ohne
-Lebensgefahr durch High Street gehen konnte. Der Feind, den Dundee am
-meisten Grund zu fürchten hatte, war ein junger Mann von ausgezeichnetem
-Muth und Talent, Namens Wilhelm Cleland. Cleland hatte, als er wenig
-über sechzehn Jahr alt war, bei der Insurrection, welche an der
-Bothwellbrücke niedergeworfen wurde, die Waffen getragen. Seitdem hatte
-er sich durch seine Menschlichkeit und Mäßigung das Mißfallen einiger
-boshaften Fanatiker zugezogen. Bei der großen Masse der Presbyterianer
-aber stand sein Name in hohem Ansehen, denn mit der strengen Moralität
-und dem glühenden Eifer eines Puritaners verband er einige Vorzüge,
-deren sich wenige Puritaner rühmen konnten. Er besaß feine Manieren und
-eine achtungswerthe literarische und wissenschaftliche Bildung. Er war
-Linguist, Mathematiker und Dichter. Seine Hymnen, Oden, Balladen und
-Satiren ^à la^ Hudibras hatten allerdings wenig innern Werth; aber wenn
-man bedenkt, daß er fast noch ein Knabe war, als er die meisten
-derselben schrieb, so muß man zugeben, daß sie bedeutende natürliche
-Anlagen bekunden. Er war jetzt in Edinburg, sein Einfluß unter den
-daselbst versammelten westländischen Whigs war sehr groß, er haßte
-Dundee mit tödtlicher Erbitterung und man glaubte, daß er mit einem
-Gewaltschritt umgehe.[35]
-
-Am 15. März wurde Dundee benachrichtigt, daß einige Covenanters sich
-gegenseitig verpflichtet hatten, ihn und Sir Georg Mackenzie, den seine
-lange Zeit dem Dienste der Tyrannei gewidmete Beredtsamkeit und
-Gelehrsamkeit den Presbyterianern verhaßter gemacht hatte als irgend
-einen andren Mann von der Robe, um's Leben zu bringen. Dundee bat
-Hamilton um Schutz, und Hamilton rieth ihm, die Sache in der nächsten
-Sitzung der Convention vorzulegen.[36]
-
-
-Schreiben von Jakob an die Convention.
-
-Vor dieser Sitzung kam ein gewisser Crane aus Frankreich mit einem
-Schreiben des flüchtigen Königs an die Stände. Der Brief war versiegelt
-und der Ueberbringer war sonderbarerweise mit keiner Abschrift versehen,
-um sie den Häuptern der jakobitischen Partei mitzutheilen; auch hatte er
-weder einen schriftlichen noch mündlichen Auftrag für einen der beiden
-Agenten Jakob's. Balcarras und Dundee sahen mit großem Verdrusse, daß
-man ihnen so wenig Vertrauen schenkte, und quälten sich mit ängstlichen
-Zweifeln über den Inhalt des Schriftstückes, von dem so viel abhing. Sie
-waren jedoch geneigt das Beste zu hoffen. König Jakob konnte in seiner
-gegenwärtigen Lage nicht so schlecht berathen sein, daß er in directem
-Widerspruche mit den Rathschlägen und Bitten seiner Freunde hätte
-handeln können. Bei der Eröffnung seines Schreibens würde man sicherlich
-finden, daß er gnädige Zusicherungen enthielt, welche die Royalisten mit
-neuem Muthe beseelen und die gemäßigten Whigs gewinnen mußten. Seine
-Anhänger beschlossen daher, daß es vorgelegt werden solle.
-
-Als die Convention sich am Samstag, den 16. Mai, des Morgens wieder
-versammelte, wurde beantragt, daß Maßregeln für die persönliche
-Sicherheit der Mitglieder getroffen werden sollten. Es wurde behauptet,
-daß man Dundee nach dem Leben getrachtet, daß zwei Männer von
-verdächtigem Aussehen in der Nähe des Hauses, das er bewohnte,
-umhergestreift seien und daß man sie habe sagen hören, sie wollten den
-Hund so behandeln, wie er sie behandelt habe. Mackenzie versicherte, daß
-auch er in Gefahr sei, und verlangte in seiner gewohnten bilderreichen
-und kräftigen Sprache Schutz von den Ständen. Aber die Sache wurde von
-der Majorität sehr leicht genommen und die Convention ging zu anderen
-Gegenständen der Tagesordnung über.[37]
-
-Hierauf wurde Crane als Einlaß ins Parlamentshaus begehrend angemeldet.
-Er wurde eingeladen und das Schriftstück, dessen Ueberbringer er war,
-auf den Tisch niedergelegt. Hamilton bemerkte, daß sich in den Händen
-des Earl von Leven eine Mittheilung von dem Prinzen befinde, kraft
-dessen Autorität die Stände einberufen worden seien. Diese Mittheilung
-schien den Vorrang zu verdienen. Die Convention war gleicher Meinung und
-das reiflich erwogene, einsichtsvolle Schreiben Wilhelm's wurde
-vorgelesen.
-
-Dann wurde beantragt, daß auch Jakob's Brief geöffnet werden solle. Die
-Whigs wendeten dagegen ein, daß derselbe möglicherweise einen Befehl zur
-Auflösung der Convention enthalten könne. Sie schlugen deshalb vor, daß
-die Stände, ehe das Siegel erbrochen würde, beschließen sollten, trotz
-eines solchen Befehls beisammen zu bleiben. Die Jakobiten, welche den
-Inhalt des Schreibens eben so wenig kannten wie die Whigs, und die
-Vorlesung desselben nicht erwarten konnten, gaben bereitwillig ihre
-Zustimmung. Es wurde ein Beschluß gefaßt, durch den die Mitglieder sich
-verpflichteten, jeden Befehl, der ihnen gebieten sollte auseinander zu
-gehen, als null und nichtig zu betrachten und so lange beisammen zu
-bleiben, bis sie das Werk der Sicherung der Freiheit und Religion
-Schottland's durchgeführt haben würden. Dieser Beschluß wurde von fast
-allen anwesenden Lords und Gentlemen unterzeichnet. Auch sieben von den
-neuen Bischöfen unterschrieben ihn. Die eigenhändig geschriebenen Namen
-Dundee's und Balcarras' sieht man noch auf der Originalrolle. Balcarras
-suchte später diesen Schritt, der nach seinen Grundsätzen ohne alle
-Widerrede ein abscheulicher Verrath war, damit zu entschuldigen, daß er
-sagte, er und seine Freunde hätten sich aus Eifer für das Interesse
-ihres Gebieters an einer rebellischen Erklärung gegen die Autorität
-ihres Gebieters betheiligt, sie hätten von dem Briefe den heilsamsten
-Einfluß erwartet, und der Brief würde nicht geöffnet worden sein, wenn
-sie nicht der Majorität ein Zugeständniß gemacht hätten.
-
-
-Wirkung von Jakob's Schreiben.
-
-In wenigen Minuten wurden Balcarras' Erwartungen bitter getäuscht. Der
-Brief, von dem man so viel gehofft und gefürchtet hatte, wurde mit allen
-den Ehren vorgelesen, welche die schottischen Parlamente königlichen
-Mittheilungen zu erweisen pflegten; aber jedes Wort erfüllte die Herzen
-der Jakobiten mit Verzweiflung. Man sah deutlich, daß das Unglück Jakob
-weder weise noch nachsichtig gemacht hatte. Alles athmete
-Hartnäckigkeit, Grausamkeit und Uebermuth. Denjenigen Verräthern, welche
-binnen vierzehn Tagen zu ihrer Unterthanenpflicht zurückkehrten, war
-Verzeihung zugesichert, allen Anderen aber mit schonungsloser Rache
-gedroht. Ueber frühere Vergehen war nicht nur kein Bedauern ausgedrückt,
-sondern der Brief selbst war ein neues Vergehen, denn er war von dem
-Apostaten Melfort geschrieben und contrasignirt, der nach den Gesetzen
-des Reichs zur Bekleidung des Amts eines Staatssekretärs nicht befähigt
-war und den die protestantischen Tories nicht weniger verabscheuten als
-die Whigs. Die ganze Versammlung gerieth in Aufruhr. Jakob's Feinde
-waren laut und heftig, und seine Freunde, welche gegen ihn aufgebracht
-waren und sich seiner schämten, sahen ein, daß nicht mehr daran zu
-denken war, den Kampf in der Convention fortzusetzen. Jede Stimme, die
-vor der Eröffnung des Schreibens zweifelhaft gewesen, war jetzt
-unwiederbringlich verloren. Die Sitzung schloß unter großer
-Aufregung.[38]
-
-Es war Samstag Nachmittag und vor Montag früh sollte keine Sitzung
-wieder sein. Die jakobitischen Parteiführer hielten eine Berathung und
-kamen zu dem Schlusse, daß ein entscheidender Schritt gethan werden
-müsse. Dundee und Balcarras sollten sich der ihnen ertheilten
-Vollmachten bedienen; die Minorität sollte sofort Edinburg verlassen und
-sich in Stirling versammeln. Athol stimmte bei und nahm es auf sich, ein
-starkes Corps seiner Clansleute aus den Hochlanden zum Schutze der
-Berathungen der royalistischen Convention herbeizuziehen. Alles war für
-den Austritt vorbereitet; aber die Langsamkeit eines Mannes und die
-Uebereilung eines andren zerstörten in wenigen Stunden den ganzen Plan.
-
-
-Dundee's Flucht.
-
-Der Montag kam. Die jakobitischen Lords und Gentlemen waren
-eben im Begriff nach Stirling aufzubrechen, als Athol einen
-vierundzwanzigstündigen Aufschub verlangte. Er für seine Person habe
-keinen Grund, sich zu beeilen. Wenn er bliebe, liefe er nicht Gefahr
-ermordet zu werden. Wenn er aber ginge, setze er sich den von einem
-Bürgerkriege unzertrennlichen Gefahren aus. Da die Mitglieder seiner
-Partei sich nicht von ihm trennen wollten, willigten sie in den von ihm
-verlangten Aufschub und begaben sich noch einmal in das
-Parlamentsgebäude. Nur Dundee weigerte sich, noch länger zu bleiben. Er
-sagte, sein Leben sei in Gefahr. Die Convention habe sich geweigert, ihn
-zu beschützen, und er wolle nicht bleiben, um der Zielpunkt für die
-Pistolen und Dolche von Meuchelmördern zu sein. Balcarras machte
-vergebliche Vorstellungen. »Wenn Sie allein abreisen,« sagte er, »so
-wird das Aufsehen machen, und den ganzen Plan vereiteln.« Aber Dundee
-blieb bei seinem Vorsatze. Tapfer, wie er unzweifelhaft war, schien er,
-gleich vielen anderen tapferen Männern, gegen die Gefahr eines
-Meuchelmords weniger gestählt zu sein als gegen jede andre Form der
-Gefahr. Er kannte den Haß der Covenanters, er wußte wie sehr er ihren
-Haß verdient hatte, und er wurde von dem Bewußtsein unsühnbarer Schuld
-und von der Furcht vor einer entsetzlichen Wiedervergeltung gequält,
-welche die Polytheisten des Alterthums unter dem furchtbaren Namen der
-Furien personificirten. Seine alten Reiter, die Satans und Beelzebubs,
-die seine Verbrechen getheilt hatten und die jetzt seine Gefahren
-theilten, waren bereit, ihn auf seiner Flucht zu begleiten.
-
-
-Tumultuarische Sitzung der Stände.
-
-Inzwischen hatte sich die Convention wieder versammelt. Mackenzie hatte
-sich erhoben, und beklagte in pathetischen Ausdrücken die schlimme Lage
-der Stände, welche zu gleicher Zeit von den Kanonen einer Festung und
-von einem fanatischen Pöbel bedroht würden, als er durch einige
-Schildwachen unterbrochen wurde, die von den Posten in der Nähe des
-Schlosses herbeikamen. Sie hatten Dundee an der Spitze von funfzig
-Reitern auf der Straße nach Stirling gesehen. Diese Straße führte dicht
-an dem mächtigen Felsen vorbei, auf dem die Citadelle erbaut ist. Gordon
-war auf den Wällen erschienen und hatte durch ein Zeichen zu verstehen
-gegeben, daß er etwas zu sagen habe. Dundee war nun so hoch
-hinaufgeklommen, daß er hören und gehört werden konnte, und so besprach
-er sich eben jetzt mit dem Herzoge. Bis diesen Augenblick war der Haß,
-mit dem die presbyterianischen Mitglieder der Versammlung den
-unbarmherzigen Verfolger ihrer Glaubensbrüder betrachteten, durch die
-schicklichen Formen der parlamentarischen Berathung gedämpft worden.
-Jetzt aber erfolgte ein furchtbarer Ausbruch. Hamilton selbst, der, wie
-sogar seine Gegner zugaben, die Pflichten eines Präsidenten bisher mit
-Würde und Unparteilichkeit versehen hatte, war der Lauteste und
-Heftigste im Saale. »Es ist hohe Zeit« rief er aus, »daß wir auf uns
-selbst denken. Die Feinde unsrer Religion und unsrer bürgerlichen
-Freiheit sammeln sich rings um uns, und wir dürfen wohl argwöhnen, daß
-sie selbst hier Complicen haben. Man verschließe die Thüren und lege die
-Schlüssel auf den Tisch. Niemand soll hinaus als diejenigen Lords und
-Gentlemen, die wir beauftragen werden, die Bürger zu den Waffen zu
-rufen. Es sind einige wackere Männer aus dem Westen in Edinburg, Männer,
-für die ich stehen kann.« Die Versammlung erhob einen allgemeinen Ruf
-der Zustimmung. Mehrere Mitglieder der Majorität rühmten sich, daß auch
-sie zuverlässige Anhänger mitgebracht hätten, die auf den ersten Wink
-gegen Claverhouse und seine Dragoner ziehen würden. Alles was Hamilton
-vorschlug, wurde sofort ins Werk gesetzt. Die Jakobiten gaben sich
-schweigend und ohne Widerstand zu Gefangenen. Leven ging hinaus und gab
-Befehl Alarm zu schlagen. Die Covenanters von Lanarkshire und Ayrshire
-leisteten dem Aufrufe sofort Folge. Die so zusammengebrachte Streitmacht
-hatte zwar kein sehr militärisches Aussehen, genügte aber vollkommen, um
-die Anhänger des Hauses Stuart im Schach zu halten. Von Dundee war
-nichts zu hoffen oder zu fürchten. Er war schon den Schloßberg wieder
-herabgeklommen, zu seinen Reitern zurückgekehrt und in westlicher
-Richtung davongesprengt. Hamilton ließ nun die Thüren öffnen und es
-stand den verdächtigen Mitgliedern frei sich zu entfernen. Gedemüthigt
-und niedergeschmettert, aber doch froh, so wohlfeilen Kaufs
-davongekommen zu sein, stahlen sie sich durch den Haufen finstrer
-Fanatiker, welcher High Street füllte. An eine Lostrennung war nun nicht
-mehr zu denken.[39]
-
-Am folgenden Tage wurde beschlossen, daß das Königreich in
-Vertheidigungsstand gesetzt werden solle. Die Einleitung zu diesem
-Beschlusse enthielt eine strenge Rüge der Perfidie des Verräthers, der
-wenige Stunden nachdem er durch eine eigenhändig unterschriebene
-Erklärung sich verpflichtet, seinen Posten in der Convention nicht zu
-verlassen, das Beispiel der Desertion und das Signal zum Bürgerkriege
-gegeben hatte. Alle Protestanten vom sechszehnten bis zum sechzigsten
-Lebensjahre erhielten die Weisung sich bereit zu halten, um beim ersten
-Aufrufe unter die Waffen zu treten, und damit sich Niemand mit
-Unkenntniß entschuldigen konnte, wurde die öffentliche Verlesung des
-Edicts auf allen Marktplätzen des ganzen Königreichs angeordnet.[40]
-
-Die Stände beschlossen hierauf, ein Danksagungsschreiben an Wilhelm zu
-richten. Diesem Briefe waren die Unterschriften vieler Edelleute und
-Gentlemen beigefügt, die zur Partei des verbannten Königs gehörten. Die
-Bischöfe aber weigerten sich einstimmig, ihre Namen darunter zu setzen.
-
-
-Ein Ausschuß zur Entwerfung eines Regierungsplanes ernannt.
-
-Es war bei den schottischen Parlamenten seit langer Zeit Brauch, die
-Entwerfung von Gesetzen und Verordnungen einer Auswahl von Mitgliedern
-zu übertragen, welche die Artikellords genannt wurden. In Gemäßheit
-dieses Brauchs wurde jetzt ein Ausschuß von Vierundzwanzig beauftragt,
-einen Entwurf zur Feststellung der Regierung auszuarbeiten. Von diesen
-Vierundzwanzig waren Acht Peers, Acht Vertreter von Grafschaften und
-Acht Abgeordnete von Städten. Die Majorität des Ausschusses waren Whigs
-und es befand sich kein einziger Prälat darin.
-
-Der durch eine Reihenfolge von Unfällen gebrochene Muth der Jakobiten
-wurde durch die Ankunft des Herzogs von Queensberry aus London auf einen
-Augenblick wieder gehoben. Er war ein Mann von hohem Range und großem
-Einflusse und sein Character war gut im Vergleich zu dem Character
-Derer, die ihn umgaben. Als der Papismus die Oberhand hatte, war er der
-Sache der protestantischen Kirche treu geblieben, und seitdem der
-Whiggismus das Uebergewicht erlangt, war er ein treuer Anhänger der
-erblichen Monarchie geblieben. Einige waren der Meinung, daß er dem
-Hause Stuart wichtige Dienste hätte leisten können, wenn er früher auf
-seinem Platze gewesen wäre.[41] Selbst jetzt brachten die
-Belebungsmittel, die er bei seiner erstarrten und schwachen Partei
-anwendete, einige matte Symptome wiederkehrenden Muthes hervor. Man fand
-Mittel, um sich mit Gordon in Verbindung zu setzen und er wurde dringend
-aufgefordert, auf die Stadt zu feuern. Die Jakobiten hofften, daß,
-sobald die Kanonenkugeln einige Schornsteine zertrümmert, die Stände
-nach Glasgow übersiedeln würden. So wurde Zeit gewonnen und die
-Royalisten konnten vielleicht ihren alten Plan, zu einer
-Separatconvention zusammenzutreten, noch ausführen. Gordon weigerte sich
-jedoch entschieden, auf keine bessere Gewähr als die Aufforderung einer
-kleinen Kabale, eine so schwere Verantwortlichkeit auf sich zu
-nehmen.[42]
-
-Inzwischen hatten die Stände eine Schutzmacht, auf die sie sich fester
-verlassen konnten als auf die undisciplinirten und ungestümen
-Covenanters aus dem Westen. Ein Geschwader englischer Kriegsschiffe aus
-der Themse war in der Mündung des Forth angekommen. Dieses Geschwader
-hatte die drei schottischen Regimenter an Bord, welche Wilhelm aus
-Holland herüber begleitet. Er hatte sie mit weiser Einsicht ausgewählt,
-die Versammlung zu beschützen, welche die Regierung ihres Vaterlandes
-feststellen sollte, und damit dem im Punkte der Nationalehre ungemein
-empfindlichen Volke kein Grund zur Eifersucht gegeben werden möge, hatte
-er alle holländischen Soldaten aus den Gliedern entfernt und dadurch die
-Zahl der Mannschaften auf ungefähr elfhundert reducirt. Dieses kleine
-Truppencorps wurde commandirt von Andreas Mackay, einen Hochländer von
-vornehmer Abkunft, der lange auf dem Continent gedient hatte und der
-sich durch einen unerschütterlichen Muth und durch eine Frömmigkeit
-auszeichnete, wie man sie bei Soldaten des Zufalls selten findet. Die
-Convention faßte einen Beschluß, durch den sie Mackay zum
-Oberbefehlshaber ihrer Streitkräfte ernannte. Als über diesen Beschluß
-die Vorfrage gestellt wurde, bat der Erzbischof von Glasgow, der
-wahrscheinlich nicht Lust hatte, sich an einer solchen widerrechtlichen
-Anmaßung von Befugnissen zu betheiligen, welche dem Könige allein
-zustanden, daß man die Prälaten von der Abstimmung entbinden möchte.
-Geistliche, sagte er, hätten mit militärischen Maßregeln nichts zu
-schaffen. »Die Väter der Kirche,« entgegnete ein Mitglied in sehr
-nachdrücklichem Tone, »sind seit kurzem mit einen neuem Lichte beglückt
-worden. Ich habe selbst militärische Befehle gesehen, welche von dem
-Hochwürdigen unterzeichnet waren, der jetzt plötzlich so scrupulös
-geworden ist. Allerdings waltete ein Unterschied ob: jene Befehle hatten
-den Zweck die Protestanten dem Säbelregimente preis zu geben, während
-der vorliegende Beschluß uns gegen die Papisten schützen soll.«[43]
-
-Die Ankunft der Truppen Mackay's und der Entschluß Gordon's, unthätig zu
-bleiben, brach den Muth der Jakobiten. Es blieb ihnen in der That nur
-noch eine Aussicht. Durch Anschluß an diejenigen Whigs, welche zu einer
-Union mit England geneigt waren, konnten sie die Festsetzung der
-Regierung vielleicht noch um längere Zeit verzögern. Es wurde zu dem
-Ende wirklich eine Unterhandlung eingeleitet, aber bald wieder
-abgebrochen. Denn es zeigte sich bald, daß die für Jakob eingenommene
-Partei in Wirklichkeit der Union abgeneigt und daß die für die Union
-eingenommene Partei in Wirklichkeit Jakob feindlich gesinnt war. Da
-somit diese beiden Parteien kein gemeinsames Ziel verfolgten, so konnte
-aus einer Coalition zwischen ihnen nichts weiter hervorgehen, als daß
-eine von beiden das Werkzeug der andren geworden wäre. Die Unionsfrage
-kam daher gar nicht zur Sprache.[44] Einige Jakobiten zogen sich auf
-ihre Landsitze zurück, andere blieben zwar in Edinburg, zeigten sich
-aber nicht mehr im Parlamentsgebäude, viele schlugen sich auf die
-überwiegende Seite, und als endlich die von den Vierundzwanzig
-entworfenen Beschlüsse der Convention vorgelegt wurden, zeigte es sich,
-daß die Partei, die sich am ersten Sessionstage um Athol geschaart
-hatte, auf Null zusammengeschmolzen war.
-
-
-Vom Ausschuß vorgeschlagene Beschlüsse.
-
-Die Beschlüsse waren so weit möglich in Einklang mit dem kürzlich zu
-Westminster gegebenen Beispiele entworfen. In einem wichtigen Punkte
-jedoch mußte die Copie nothwendig von dem Originale abweichen. Die
-Stände von England hatten zwei Anklagen gegen Jakob erhoben: seine
-schlechte Verwaltung und seine Flucht, und hatten durch Anwendung des
-milderen Wortes »Abdankung« zu einigem Nachtheil für die Genauigkeit im
-Ausdruck die Frage umgangen, ob Unterthanen gesetzlich befugt sind,
-einen schlechten Fürsten abzusetzen. Diese Frage konnten die Stände
-Schottland's nicht umgehen. Sie konnten nicht sagen, Jakob habe seinen
-Posten verlassen, denn er hatte seit seiner Thronbesteigung nie in
-Schottland residirt. Seit vielen Jahren wurde dieses Königreich von
-Souverainen regiert, die in einem andren Lande wohnten. Die ganze
-Verwaltungsmaschine war nach der Voraussetzung construirt, daß der König
-abwesend sein würde und sie wurde daher durch die Flucht, welche im
-Süden der Insel alle Regierung aufgelöst und den ordentlichen Gang der
-Rechtspflege unterbrochen hatte, nicht nothwendigerweise in Unordnung
-gebracht. Wenn der König in Whitehall war, konnte er nur schriftlich mit
-dem Staatsrathe und dem Parlamente zu Edinburg verkehren, und das konnte
-er auch, wenn er in Saint-Germains oder Dublin war. Die Vierundzwanzig
-waren daher gezwungen, den Ständen eine Resolution vorzuschlagen, welche
-bestimmt erklärte, daß Jakob VII. durch sein Mißverhalten die Krone
-verwirkt habe. Viele Schriftsteller haben aus dem Wortlaute dieser
-Resolution gefolgert, daß gesunde politische Prinzipien in Schottland
-weiter vorgeschritten gewesen seien als in England. Aber die ganze
-Geschichte der beiden Länder von der Restauration bis zur Union beweist,
-daß dieser Schluß falsch ist. Die schottischen Stände bedienten sich
-ganz einfach deshalb einer offenen Sprache, weil es ihnen in ihrer Lage
-unmöglich war, sich einer ausweichenden Sprache zu bedienen.
-
-Der Mann, der bei Entwerfung des Beschlusses und bei der Vertheidigung
-desselben die Hauptrolle spielte, war Sir Johann Dalrymple, der vor
-kurzem das hohe Amt des Lord Advokaten bekleidet und der an mehreren von
-den Uebelthaten Theil genommen hatte, über die er jetzt mit großer
-logischer und rhetorischer Schärfe den Stab brach. Er wurde kräftig
-unterstützt durch Sir Jakob Montgomery, Mitglied für Ayrshire, einem
-Manne von bedeutendem Talent, aber lockeren Grundsätzen, ungestümem
-Wesen, unersättlicher Habgier und unversöhnlicher Bosheit. Der
-Erzbischof von Glasgow und Sir Georg Mackenzie sprachen auf der andren
-Seite, aber sie bewirkten durch ihre Beredtsamkeit nichts weiter als daß
-sie ihre Partei des Vortheils beraubten, geltend machen zu können, daß
-die Stände unter einem Zwange ständen und daß die Redefreiheit den
-Vertheidigern der erblichen Monarchie versagt worden sei.
-
-Als die Vorfrage gestellt wurde, entfernten sich Athol, Queensberry und
-einige ihrer Freunde. Nur fünf Mitglieder stimmten gegen den Beschluß,
-welcher erklärte, daß Jakob sein Recht auf die Treue seiner Unterthanen
-verwirkt habe. Als der Antrag gestellt wurde, daß mit der Krone von
-Schottland ebenso verfahren werden sollte, wie mit der Krone von
-England, erschienen Athol und Queensberry wieder im Sitzungssaale. Sie
-sagten, sie seien im Zweifel gewesen, ob sie füglicherweise den Thron
-für erledigt erklären könnten. Da er aber für erledigt erklärt worden
-sei, zweifelten sie nicht, daß Wilhelm und Marie Diejenigen waren, die
-ihn einnehmen müßten.
-
-
-Wilhelm und Marie proklamirt.
-
-Die Convention begab sich hierauf in Procession in die High Street.
-Mehrere vornehme Edelleute bestiegen in Begleitung des Lord Provost und
-der Herolde den achteckigen Thurm, von welchem das Stadtkreuz mit dem
-schottischen Einhorn auf der Spitze emporragte.[45] Hamilton verlas den
-Beschluß der Convention und ein Wappenherold proklamirte unter
-Trompetenschall die neuen Souveraine. An demselben Tage erließen die
-Stände eine Verordnung des Inhalts, daß die Parochialgeistlichen, bei
-Strafe der Amtsentsetzung, von ihren Kanzeln herab die Proklamation,
-welche so eben am Stadtkreuze verlesen worden, bekannt machen und für
-König Wilhelm und Königin Marien beten sollten.
-
-
-Die Rechtsforderung.
-
-Noch war das Interregnum nicht vorüber. Obwohl die neuen Souveraine
-proklamirt waren, waren sie doch noch nicht durch ein formelles
-Anerbieten und durch eine formelle Annahme in den Besitz der königlichen
-Autorität gesetzt worden. Es wurde in Edinburg, wie in Westminster, für
-nöthig gehalten, daß die Urkunde über die Feststellung der Regierung die
-Volksrechte, welche die Stuarts ungesetzlicherweise mißachtet hatten,
-klar definiren und feierlich bekräftigen solle. Die Vierundzwanzig
-entwarfen daher eine Rechtsforderung ^(Claim of Right)^, welche die
-Convention annahm. Dieser Rechtsforderung, welche nichts weiter als eine
-Erklärung des bestehenden Gesetzes bezweckte, war eine Ergänzungsschrift
-beigefügt, die eine Liste von Mißständen enthielt, denen nur durch neue
-Gesetze abgeholfen werden konnte.
-
-
-Abschaffung des Episkopats.
-
-Einen hochwichtigen Artikel, den wir naturgemäß an der Spitze einer
-solchen Liste zu sehen erwarten sollten, nahm die Convention mit großer
-praktischer Einsicht, aber notorischen Thatsachen und unwiderleglichen
-Argumenten zum Trotz, in die Rechtsforderung selbst auf. Niemand konnte
-leugnen, daß die Prälatur durch eine Parlamentsacte eingeführt war. Die
-Gewalt, welche die Bischöfe ausübten, konnte schädlich, schriftwidrig,
-antichristlich sein, aber ungesetzlich war sie gewiß nicht, und sie für
-ungesetzlich erklären, hieß dem gesunden Verstande ins Gesicht schlagen.
-Die Whigführer wünschten jedoch viel sehnlicher, das Episkopat
-loszuwerden, denn sich als ausgezeichnete Publicisten und Logiker zu
-erweisen. Wenn sie die Abschaffung des Episkopats zu einem Artikel des
-Vertrags machten, kraft dessen Wilhelm die Krone tragen sollte, so
-erreichten sie ihren Zweck, wenn auch ohne Zweifel auf eine Weise,
-welche der Kritik starke Blößen gab. Begnügten sie sich dagegen zu
-beschließen, daß das Episkopat eine schädliche Institution sei, welche
-früher oder später abzuschaffen die Legislatur wohl thun werde, so
-konnten sie finden, daß ihr Beschluß zwar in formeller Hinsicht keine
-Einwendung zuließ, doch unfruchtbar an Consequenzen war. Sie wußten, daß
-Wilhelm keineswegs mit ihrer Abneigung gegen die Bischöfe sympathisirte
-und daß, selbst wenn er für das calvinistische Vorbild weit mehr
-eingenommen gewesen wäre, als er es war, sein Verhältniß zu der
-anglikanischen Kirche es für ihn schwierig und gefährlich gemacht haben
-würde, sich zum Feinde eines Grundbestandtheils der Verfassung dieser
-Kirche zu erklären. Wenn er König von Schottland wurde, ohne in diesem
-Punkte durch eine Zusicherung gebunden zu sein, so konnte man wohl
-fürchten, daß er zögern würde, eine Acte zu erlassen, welche von einem
-großen Theile seiner Unterthanen im Süden der Insel mit Abscheu
-betrachtet werden würde. Es war daher sehr zu wünschen, daß die Frage
-erledigt wurde, so lange der Thron noch unbesetzt war. In dieser Ansicht
-stimmten viele Politiker überein, die zwar keinen Widerwillen gegen
-Chorhemden und Bischofsmützen hegten, die aber wünschten, daß Wilhelm
-eine ruhige und gedeihliche Regierung haben möchte. Das schottische Volk
--- so räsonnirten diese Leute -- haßte das Episkopat. Das englische Volk
-liebte es. Wilhelm eine Stimme in dieser Angelegenheit lassen, hieße ihn
-in die Nothwendigkeit versetzen, die stärksten Gefühle einer der
-Nationen, die er regierte, zu verwunden. Es liege daher offenbar in
-seinem eignen Interesse, daß die Frage, die er selbst in keiner Weise
-erledigen könnte, ohne sich schwere Vorwürfe zuzuziehen, anstatt seiner
-durch Andere erledigt würde, die einer solchen Gefahr nicht ausgesetzt
-wären. Er sei noch nicht Beherrscher von Schottland. Während der Dauer
-des Interregnums gehöre die höchste Gewalt den Ständen und für das was
-die Stände thun möchten, könnten die Prälatisten seines südlichen
-Königreichs ihn nicht verantwortlich machen. Der ältere Dalrymple
-schrieb aus London eindringlich in diesem Sinne, und es kann kaum einem
-Zweifel unterliegen, daß er die Gesinnungen seines Gebieters ausdrückte.
-Wilhelm würde sich aufrichtig gefreut haben, wenn die Schotten mit einem
-modificirten Episkopat hätten ausgesöhnt werden können. Da dies aber
-nicht sein könne, so sei es offenbar wünschenswerth, daß sie, so lange
-noch kein König über ihnen stehe, selbst das unwiderrufliche
-Verdammungsurtheil über die Institution aussprächen, die sie
-verabscheuten.[46]
-
-Die Convention nahm daher wie es scheint, nach kurzer Debatte in die
-Rechtsforderung eine Klausel auf, welche erklärte, daß die Prälatur eine
-unerträgliche Last für das Königreich, daß sie der großen Masse des
-Volks seit langer Zeit verhaßt sei und daß sie abgeschafft werden müsse.
-
-
-Die Folter.
-
-Nichts in den Vorgängen zu Edinburg setzt einen Engländer mehr in
-Erstaunen, als das Verfahren der Stände in Bezug auf die Tortur. In
-England war die Folter stets gesetzwidrig gewesen. Selbst in den
-servilsten Zeiten hatten die Richter sie einstimmig dafür erklärt. Die
-Herrscher, welche gelegentlich ihre Zuflucht zu derselben genommen,
-hatten sie so weit möglich im Geheimen angewendet, hatten nie behauptet,
-daß sie im Einklange mit dem Staatsgesetz oder mit dem gemeinen Recht
-gehandelt und hatten sich damit entschuldigt, daß sie sagten, die
-außerordentliche Gefahr, der der Staat ausgesetzt sei, habe
-sie gezwungen, die Verantwortlichkeit für außerordentliche
-Vertheidigungsmittel auf sich zu nehmen. Kein englisches Parlament hatte
-es daher je für nöthig gehalten, eine Acte oder einen Beschluß in Bezug
-auf diesen Gegenstand zu erlassen. Die Tortur war weder in der Bitte um
-Recht noch in irgend einem von dem Langen Parlament entworfenen Gesetze
-erwähnt. Kein Mitglied der Convention von 1689 dachte daran
-vorzuschlagen, daß die Urkunde, welche den Prinzen und die Prinzessin
-von Oranien auf den Thron berief, eine Erklärung gegen die Anwendung von
-Folterbänken und Daumenschrauben zu dem Zwecke, Gefangene zur
-Selbstanklage zu zwingen, enthalten solle. Eine solche Erklärung würde
-mit Recht eher als eine Schwächung denn als Kräftigung einer Regel
-betrachtet worden sein, welche schon zu den Zeiten der Plantagenets von
-den berühmteren Weisen von Westminsterhall mit Stolz für einen
-unterscheidenden Zug der englischen Rechtswissenschaft erklärt worden
-war.[47] In der schottischen Rechtsforderung wurde die Anwendung der
-Tortur, ohne Beweis, oder in gewöhnlichen Fällen, für gesetzwidrig
-erklärt. Daraus ergiebt sich folgerichtig, daß die Tortur in Fällen wo
-starker Beweis vorhanden war oder wo ein außerordentliches Verbrechen
-vorlag, für gesetzmäßig erklärt war; auch führten die Stände die Tortur
-nicht unter den Mißbräuchen auf, welche gesetzliche Abhülfe erheischten.
-In der That, sie konnten die Tortur nicht verdammen, ohne sich selbst zu
-verdammen. Der Zufall wollte, daß, während sie sich mit der Feststellung
-der Regierung beschäftigten, der beredte und gelehrte Lord-Präsident
-Lockhardt, als er eines Sonntags aus der Kirche kam, auf offener Straße
-ermordet wurde. Der Mörder ward ergriffen und erwies sich als ein
-Elender, der, nachdem er seine Gattin barbarisch behandelt und aus dem
-Hause geworfen, durch ein Decret des Court of Session gezwungen worden
-war, für ihren Unterhalt zu sorgen. Ein wüthender Haß gegen die Richter,
-die sie in Schutz genommen, hatte sich seiner bemächtigt und ihn zu
-einem entsetzlichen Verbrechen und einem entsetzlichen Schicksale
-getrieben. Es war natürlich, daß eine von so erschwerenden Umständen
-begleitete Mordthat den Unwillen der Mitglieder der Convention erregte.
-Gleichwohl hätten sie den kritischen Ernst des Augenblicks und die
-Wichtigkeit ihrer Mission bedenken sollen. Leider aber befahlen sie in
-der Hitze der Leidenschaft dem Magistrate von Edinburg, den Gefangenen
-die spanischen Stiefeln anzulegen, und ernannten einen Ausschuß zur
-Beaufsichtigung der Operation. Hätte dieser unselige Vorfall nicht
-stattgefunden, so ist es wahrscheinlich, daß das schottische Gesetz
-bezüglich der Tortur ohne weiteres dem englischen Gesetze assimilirt
-worden wäre.[48]
-
-Nach Feststellung der Rechtsforderung schritt die Convention zur
-Revision des Krönungseides. Als dies gethan war, wurden drei Mitglieder
-ernannt, welche die Regierungsurkunde nach London bringen sollten.
-Argyle, obwohl streng genommen dem Sinne des Gesetzes nach kein Peer,
-wurde zum Vertreter der Peers gewählt; Sir Jakob Montgomery
-repräsentirte die Deputirten der Grafschaften, und Sir Johann Dalrymple
-die der Städte.
-
-Hierauf vertagten sich die Stände auf einige Wochen, nachdem sie noch
-einen Beschluß gefaßt hatten, welcher Hamilton ermächtigte diejenigen
-Maßregeln zu ergreifen, die zur Aufrechthaltung der öffentlichen Ruhe
-bis zum Schlusse des Interregnums nothwendig erscheinen könnten.
-
-
-Wilhelm und Marie nehmen die Krone Schottland's an.
-
-Die Ceremonie der Inauguration unterschied sich von gewöhnlichen
-Feierlichkeiten dieser Art durch einige höchst interessante Umstände. Am
-11. Mai kamen die drei Commissare in das Berathungszimmer zu Whitehall
-und begaben sich von dort, begleitet von fast allen zur Zeit in London
-anwesenden vornehmen Schotten, nach dem Bankethause. Hier saßen Wilhelm
-und Marie unter einem Baldachin. Ein glänzender Kreis von englischen
-Edelleuten und Staatsmännern umgab den Thron; den Staatsdegen aber trug
-ein schottischer Lord und der Amtseid wurde nach schottischem Brauch
-abgenommen, Argyle sagte die Formel langsam vor und das königliche Paar
-sprach sie nach bis zu dem letzten Satze. Hier hielt Wilhelm inne.
-Dieser Satz enthielt das Versprechen, daß er alle Ketzer und alle Feinde
-der wahren Gottesverehrung ausrotten wolle, und es war notorisch, daß in
-den Augen vieler Schotten nicht nur alle Katholiken, sondern auch alle
-protestantischen Episkopalen, alle Independenten, Baptisten und Quäker,
-alle Lutheraner, ja selbst alle britischen Presbyterianer, die sich
-durch den feierlichen Bund und Covenant nicht gebunden glaubten, Feinde
-der wahren Gottesverehrung waren.[49] Der König hatte die Commissare
-darauf aufmerksam gemacht, daß er diesen Theil des Eides nicht ohne eine
-bestimmte und öffentliche Erklärung leisten könne, und sie waren von der
-Convention autorisirt worden, eine Erklärung zu geben, die ihn
-befriedigen würde. »Ich mag mich,« sagte er jetzt, »in keiner Weise
-verpflichten, ein Verfolger zu sein.« -- »Weder die Worte dieses Eides,«
-entgegnete hierauf einer der Commissare, »noch die Gesetze Schottland's
-legen Eurer Majestät eine solche Verpflichtung auf.« -- »In diesem Sinne
-schwöre ich denn,« versetzte Wilhelm, »und ich ersuche Sie alle, Mylords
-und Gentlemen, zu bezeugen, daß ich dies thue.« Selbst seine Verleumder
-haben allgemein zugegeben, daß er bei dieser hochwichtigen Gelegenheit
-mit Freimüthigkeit, Würde und Weisheit handelte.[50]
-
-
-Unzufriedenheit der Covenanters.
-
-Als König von Schottland sah er sich bald bei jedem Schritte von allen
-den Schwierigkeiten, mit denen er als König von England zu kämpfen
-gehabt, und auch noch von anderen Schwierigkeiten umringt, die in
-England glücklicherweise unbekannt waren. Im Norden der Insel war keine
-Klasse unzufriedener mit der Revolution als die Klasse, die der
-Revolution am meisten verdankte. Die Art und Weise, wie die Convention
-die Frage der Kirchenverfassung entschieden, hatte den Bischöfen selbst
-nicht mehr mißfallen als den heftigen Convenanters, welche trotz Schwert
-und Carabiner, trotz Folter und Galgen ihren Schöpfer lange nach ihrer
-Art in Höhlen und auf Bergspitzen verehrt hatten. Habe man jemals,
-riefen diese Zeloten aus, ein solches Schwanken zwischen zwei Meinungen,
-eine solche Annäherung zwischen dem Herrn und Baal gesehen? Die Stände
-hätten sagen sollen, das Episkopat sei in den Augen Gottes ein Greuel
-und sie seien aus Gehorsam gegen sein Wort und aus Furcht vor seiner
-gerechten Strafe entschlossen, gegen diese große nationale Sünde und
-Schmach so aufzutreten wie die heiligen Regenten, welche die Haine und
-Altäre Chamos' und Astarte's zerstörten. Leider werde Schottland nicht
-durch fromme Josias, sondern durch sorglose Gallios regiert. Die
-antichristliche Hierarchie müsse abgeschafft werden, nicht weil sie eine
-Beleidigung des Himmels sei, sondern weil sie auf Erden als eine
-drückende Last gefühlt werde, nicht weil sie dem großen Oberhaupte der
-Kirche, sondern weil sie dem Volke verhaßt sei. Sei denn die öffentliche
-Meinung der Prüfstein für Recht und Unrecht in der Religion? Müsse nicht
-die Ordnung, welche Christus in seinem eigenen Hause eingeführt, in
-allen Ländern und durch alle Zeiten heilig gehalten werden? Und sei für
-die Festhaltung dieser Ordnung in Schottland kein andrer Grund vorhanden
-als der, welcher mit gleichem Gewicht für die Aufrechthaltung der
-Prälatur in England, des Papstthums in Spanien und des Muhamedanismus in
-der Türkei geltend gemacht werden könne? Warum erwähne man nichts von
-den Convenants, welche die Nation so allgemein unterschrieben und so
-allgemein verletzt habe? Warum erkläre man nicht deutlich und bestimmt,
-daß die in diesen Urkunden niedergelegten Versprechungen noch immer für
-das Königreich bindend seien und bis ans Ende aller Zeiten bindend
-bleiben würden? Sollten diese Wahrheiten aus Rücksicht gegen die Gefühle
-und Interessen eines Fürsten unterdrückt werden, der Alles für Alle sei,
-ein Bundesgenosse des götzendienerischen Spaniers und des lutherischen
-Dänen, ein Presbyterianer im Haag und ein Prälatist in Whitehall? Er
-habe allerdings, wie einst Jehu, in soweit gut gethan, daß er die Geißel
-des götzendienerischen Hauses Ahab's geworden sei. Aber auch er sei, wie
-Jehu, nicht darauf bedacht gewesen, von ganzem Herzen den Pfad des
-göttlichen Gesetzes zu wandeln, sondern habe Gottlosigkeiten geduldet
-und verübt, die sich nur der Größe nach von denen unterschieden, zu
-deren Feinde er sich erklärt habe. Es würde gottesfürchtigen Senatoren
-besser geziemt haben, ihm Vorstellungen zu machen über die Sünde, die er
-begehe, indem er sich dem anglikanischen Ritus anschließe und die
-anglikanische Kirchenverfassung aufrechterhalte, anstatt ihm durch
-Anwendung von Phrasen zu schmeicheln, welche verriethen, daß sie eben so
-sehr vom Erastianismus angesteckt seien wie er. Viele von Denen, welche
-diese Sprache führten, weigerten sich irgend einen Schritt zu thun, der
-als eine Anerkennung der neuen Souveraine ausgelegt werden konnte, und
-sie hätten lieber ganze Glieder von Musketieren auf sich feuern oder
-sich über dem Niveau der Ebbe an Pfähle anbinden lassen, als daß sie
-Gott gebeten hätten, Wilhelm und Marien zu segnen.
-
-
-Ministerielle Einrichtungen in Schottland.
-
-Indessen hatte der König von dem hartnäckigen Festhalten dieser Leute an
-ihren abgeschmackten Grundsätzen weniger zu fürchten als von dem Ehrgeiz
-und der Habsucht einer andren Sorte von Menschen, welche gar keine
-Grundsätze hatten. Es war nothwendig, daß er unverzüglich Minister
-ernannte, welche die Regierung Schottland's leiteten, und er mochte dazu
-ernennen wen er wollte, so mußte er nothwendig eine Menge von
-Expectanten in ihren Erwartungen täuschen und sie dadurch erbittern.
-Schottland war eines der ärmsten Länder Europa's; dennoch aber besaß
-kein Land in Europa eine größere Anzahl gewandter und selbstsüchtiger
-Politiker. Die Krone hatte nicht genug Stellen zu vergeben, um nur ein
-Zwanzigstel der Stellenjäger zu befriedigen, von denen jeder glaubte,
-daß er hervorragende Dienste geleistet habe und daß man sich seiner
-vorzugsweise erinnern müsse. Wilhelm that sein Möglichstes, um diese
-zahllosen und unersättlichen Aspiranten zu befriedigen, indem er viele
-Aemter Commissionen übertrug. Einige wichtige Posten konnte er jedoch
-nicht theilen.
-
-
-Hamilton.
-
-Hamilton wurde zum Lord Obercommissar ernannt, in der Hoffnung, daß ein
-enormer Gehalt, eine Wohnung in Holyrood Palace und eine fast königliche
-Pracht und Würde ihn zufriedenstellen würden.
-
-
-Crawford.
-
-Der Earl von Crawford ward zum Präsidenten des Parlaments ernannt, und
-man glaubte, daß diese Ernennung die strengen Presbyterianer befriedigen
-werde, denn Crawford war was sie einen Bekenner nannten. Seine Briefe
-und Reden sind, um sich seines eignen Ausdrucks zu bedienen, ungemein
-lieblich. Unter den hervorragenden Politikern der damaligen Zeit hatte
-er allein, oder doch fast allein, den Styl beibehalten, der unter der
-vorhergehenden Generation im Schwunge gewesen war. Er hatte für jede
-Gelegenheit eine Stelle aus dem Alten Testament bereit. Er füllte seine
-Depeschen mit Anspielungen auf Ismael und Hagar, Hanna und Eli, Elisa,
-Nehemia und Zerubabel und schmückte seine Reden mit Citaten aus Esra und
-Haggai. Ein Umstand, der den Mann und die Schule, in der er gebildet
-war, auffallend characterisirt, ist der, daß in der ganzen Masse seiner
-auf uns gekommenen Schriften nicht ein einziges Wort vorkommt, welches
-darauf hindeutete, daß er je in seinem Leben vom Neuen Testament etwas
-gehört hätte. Selbst noch in unsrer Zeit sind Leute von eigenthümlicher
-Geschmacksrichtung durch seine salbungsvolle Sprache so entzückt worden,
-daß sie ihn allen Ernstes für einen Heiligen erklärt haben. In den Augen
-Derer, welche die Menschen mehr nach ihren Thaten als nach ihren Worten
-zu beurtheilen pflegen, wird Crawford als ein egoistischer und grausamer
-Politiker erscheinen, der sich durch sein Gewinsel keineswegs dupiren
-ließ und dessen Eifer gegen die bischöfliche Kirchenverfassung nicht
-wenig durch das Verlangen nach bischöflichen Gütern angespornt wurde.
-Zur Entschuldigung seiner Habgier muß man sagen, daß er der ärmste
-Adelige eines armen Adels war und daß er vor der Revolution zuweilen
-nicht wußte, wo er eine Mahlzeit und einen Anzug hernehmen sollte.[51]
-
-
-Die Dalrymple. -- Lockhart.
-
-Der befähigtste der schottischen Politiker und Wettkämpfer, Sir Johann
-Dalrymple, wurde zum Lord Advokaten ernannt. Sein Vater, Sir Jakob, der
-größte schottische Jurist, wurde an die Spitze des Court of Session
-gestellt. Sir Wilhelm Lockhart, ein Mann, dessen Briefe beweisen, daß er
-ein bedeutendes Talent besaß, wurde Generalprokurator.
-
-
-Montgomery.
-
-Sir Jakob Montgomery hatte sich mit der Hoffnung geschmeichelt, erster
-Minister zu werden. Er hatte sich in der Convention sehr ausgezeichnet
-und war einer der Commissare gewesen, welche den neuen Souverainen die
-Krone überreicht und den Eid abgenommen hatten. An parlamentarischer
-Geschicklichkeit und Beredtsamkeit stand unter seinen Landsleuten Keiner
-über ihm, außer dem neuen Lord Advokaten. Das Staatssekretariat war,
-wenn auch nicht in Ansehen, so doch dem wirklichen Einflusse nach das
-höchste Amt bei der schottischen Regierung, und dieses Amt war der Lohn,
-auf welchen Montgomery gerechten Anspruch zu haben glaubte. Aber die
-Episkopalen und die gemäßigten Presbyterianer fürchteten ihn als einen
-Mann von extremen Ansichten und rachsüchtigem Character. Er war ein
-Oberhaupt der Covenanters gewesen, war einmal wegen Conventikelhaltens,
-ein andermal wegen Beherbergung von Rebellen zur Untersuchung gezogen
-worden, war mit Geldbußen und Gefängniß bestraft und fast dazu getrieben
-worden, jenseit des atlantischen Meeres in der jungen Colonie New Jersey
-eine Zuflucht vor seinen Feinden zu suchen. Man fürchtete daher, daß,
-wenn er jetzt die ganze Gewalt der Krone in seine Hände bekäme, er
-furchtbare Wiedervergeltung für die erduldeten Leiden üben würde.[52]
-
-
-Melville.
-
-Wilhelm zog deshalb Melville vor, der zwar kein Mann von ausgezeichneten
-Talenten, aber von den Presbyterianern als ein entschiedener Freund und
-doch von den Episkopalen nicht als ein unversöhnlicher Feind betrachtet
-wurde. Melville nahm seinen Wohnsitz am englischen Hofe und wurde das
-ordentliche Communicationsorgan zwischen Kensington und den Autoritäten
-von Edinburg.
-
-
-Carstairs.
-
-Wilhelm hatte jedoch einen schottischen Rathgeber, der mehr Einfluß
-verdiente und besaß als irgend einer der ostensiblen Minister. Dies war
-Carstairs, einer der bedeutendsten Männer der damaligen Zeit. Er verband
-eine umfassende wissenschaftliche Bildung, eine große Befähigung für
-Staatsgeschäfte, und den festen Glauben und glühenden Eifer eines
-Märtyrers mit der Klugheit und Geschmeidigkeit eines vollendeten
-Staatsmannes. In Bezug auf Muth und Treue glich er Burnet, aber er besaß
-das was Burnet fehlte: Urtheilsgabe, Selbstbeherrschung und eine seltene
-Verschwiegenheit. Es gab keinen Posten, den er nicht hätte erreichen
-können, wenn er ein Laie oder ein Priester der englischen Kirche gewesen
-wäre. Aber ein presbyterianischer Geistlicher durfte nicht hoffen, weder
-im Norden noch im Süden der Insel zu einer hohen Würde zu gelangen.
-Carstairs mußte sich mit der factischen Macht begnügen und den Anschein
-derselben Anderen überlassen. Er wurde zum Kaplan Ihrer Majestäten für
-Schottland ernannt; wo sich aber der König aufhalten mochte, ob in
-England, oder in Irland, oder in den Niederlanden, da war auch dieser
-zuverlässigste und klügste aller Höflinge. Des Königs Güte gewährte ihm
-ein bescheidenes Auskommen, und mehr verlangte er nicht. Aber es war
-wohl bekannt, daß er ein eben so nützlicher Freund und ein eben so
-furchtbarer Feind sein konnte als irgend ein Mitglied des Cabinets, und
-man hatte ihm in den Bureaux und in den Vorzimmern des Palastes den sehr
-bezeichnenden Beinamen des Cardinals gegeben.[53]
-
-
-Bildung des Clubs; Annandale, Roß.
-
-Montgomery wurde das Amt des Lord Justice Clerk angeboten. Aber dieser
-obgleich hohe und ehrenvolle Posten schien ihm seiner Verdienste und
-seiner Talente unwürdig und er kehrte von London nach Schottland zurück,
-das Herz von Haß gegen seinen undankbaren Gebieter und gegen seine
-glücklichen Nebenbuhler erfüllt. In Edinburg unterwarf sich ein Häuflein
-Whigs, welche durch die neuen Einrichtungen eben so schmerzlich in ihren
-Erwartungen getäuscht worden waren wie er selbst, bereitwillig der
-Leitung eines so kühnen und geschickten Führers. Unter seiner Direction
-bildeten diese Männer, unter denen der Earl von Annandale und Lord Roß
-die bedeutendsten waren, einen Verein, der Club genannt, wählten einen
-Schriftführer und kamen täglich in einer Taverne zusammen, um
-Oppositionspläne zu berathen. Um diesen Kern schaarte sich bald eine
-große Anzahl ehrsüchtiger und erbitterter Politiker.[54] Mit diesen
-unredlichen Unzufriedenen, die keinen andren Zweck hatten, als der
-Regierung zu schaden und Stellen zu erhaschen, verbanden sich andere
-Mißvergnügte, welche im Laufe eines langen Widerstandes gegen Tyrannei
-so verderbt und reizbar geworden waren, daß sie selbst unter der
-mildesten und constitutionellsten Regierung nicht zufrieden leben
-konnten.
-
-
-Hume.
-
-Ein solcher Mann war Sir Patrick Hume. Er war aus dem Exil ebenso
-streitsüchtig, ebenso unlenksam, ebenso neidisch auf jede höhere
-Autorität und als ein ebenso leidenschaftlicher Redner zurückgekehrt,
-wie er vier Jahre früher gewesen, und er wünschte eben so sehr Wilhelm
-zu einem bloß nominellen Souverain zu machen, als er früher gewünscht
-hatte, Argyle zu einem bloß nominellen Anführer zu machen.[55]
-
-
-Fletcher von Saltoun.
-
-Ein in moralischer und geistiger Hinsicht hoch über Hume stehender Mann,
-Fletcher von Saltoun, gehörte ebenfalls zu dieser Partei. Obwohl nicht
-Mitglied der Convention, war er doch ein sehr thätiges Mitglied des
-Clubs.[56] Er haßte die Monarchie und auch die Demokratie; sein
-Lieblingsplan war, Schottland zu einer oligarchischen Republik zu
-machen. Der König, wenn nun einmal ein König sein müsse, sollte eine
-bloße Puppe sein. Die niederste Klasse des Volks sollte leibeigen und
-die ganze legislative wie executive Gewalt in den Händen des Parlaments
-sein. Mit anderen Worten: das Land sollte durch einen Erbadel, den
-ärmsten, stolzesten und streitsüchtigsten in Europa, unumschränkt
-regiert werden. Unter einer solchen Regierung konnte weder von Freiheit
-noch von Ruhe die Rede sein. Handel, Industrie und Wissenschaft würden
-eingegangen und Schottland ein kleines Polen geworden sein mit einer
-Puppe als Souverain, einem stürmischen Reichstage und einem geknechteten
-Volke. Mit unglücklichen Amtscandidaten und mit ehrlichen aber
-verkehrten Republikanern waren Politiker vermischt, deren Haltung nur
-durch die Furcht bestimmt wurde. Viele Schmarotzer, die sich bewußt
-waren, in der schlimmen Zeit Strafwürdiges gethan zu haben, wollten sich
-gern mit dem mächtigen und rachsüchtigen Club aussöhnen und waren froh,
-daß sie ihrer Servilität gegen Jakob durch ihre Opposition gegen Wilhelm
-wieder gut machen durften.[57] Die große Masse der Jakobiten hielt sich
-inzwischen entfernt, sah mit Wohlbehagen die Feinde des Hauses Stuart
-uneinig unter einander und gab sich der Hoffnung hin, daß die Verwirrung
-mit der Wiedereinsetzung des verbannten Königs enden werde.[58]
-
-
-In den Hochlanden bricht Krieg aus.
-
-Während Montgomery sich anstrengte, aus verschiedenen Elementen eine
-Partei zu bilden, welche beim Wiederzusammentritt der Convention mächtig
-genug sein konnte, um dem Throne Vorschriften zu machen, hatte ein noch
-furchtbarerer Feind als Montgomery die Fahne des Bürgerkriegs in einer
-Gegend aufgesteckt, von der die Politiker von Westminster und selbst die
-meisten Politiker von Edinburg nicht mehr wußten als von Abyssinien oder
-Japan.
-
-
-Zustand der Hochlande.
-
-Ein moderner Engländer, der in einem Tage aus seinem Club in St. James
-Street auf sein Jagdschloß in den Grampians gelangen kann und der in
-seinem Jagdschlosse alle Bequemlichkeiten und Luxusgegenstände seines
-Clubs findet, wird kaum glauben können, daß zur Zeit seiner Urgroßväter
-St. James Street mit den Grampians eben so wenig in Verbindung stand wie
-mit den Anden. Und doch war dem so. Im Süden unsrer Insel wußte man fast
-gar nichts von dem celtischen Theile Schottland's, und was man etwa
-wußte, erweckte kein andres Gefühl als Verachtung und Widerwillen. Die
-Klippen und Schluchten, die Wälder und Gewässer waren zwar die
-nämlichen, welche gegenwärtig jeden Herbst von entzückten Beschauern und
-Landschaftszeichnern wimmeln. Der Trosachs schlängelte sich wie heute
-zwischen gigantischen, mit Ginster und wilden Rosen bewachsenen
-Felswänden hin, der Foyers kam mit demselben Hüpfen und demselben
-Rauschen, mit dem er noch heute dem Neßsee zueilt, durch den Birkenwald
-herab, und der schneegekrönte Scheitel des Ben Cruachan erhob sich, der
-Junisonne spottend, wie heute, über die mit Weiden bedeckten Inselchen
-des Awesees. Aber keine dieser Landschaften vermochte bis in die neuere
-Zeit einen einzigen Dichter oder Maler aus wohlhabenderen und ruhigeren
-Gegenden herbeizulocken. Gesetz und Polizei, Handel und Industrie haben
-in der That viel mehr, als Leute von romantischen Ansichten bereitwillig
-zugeben werden, dazu beigetragen, den Sinn für die wilderen
-Naturschönheiten in uns zu wecken. Ein Reisender muß frei von jeder
-Besorgniß sein, ermordet zu werden, oder vor Hunger umzukommen, ehe er
-sich an den kühnen Umrissen und an der Farbenpracht der Berge erfreuen
-kann. Er wird so leicht nicht über den Anblick eines steilen Abgrundes
-entzückt sein, wenn er in Gefahr schwebt, zweitausend Fuß tief in
-denselben hinabzustürzen; ebenso wenig über den Anblick kochender
-Fluthen eines Waldstroms, der plötzlich sein Gepäck mit fort schwemmt
-und ihn zwingt, sein Heil in der Flucht zu suchen; oder über den Anblick
-der schauerlichen Majestät eines Gebirgspasses, wo er einen Leichnam
-findet, den Räuber eben ausgeplündert und verstümmelt haben; oder über
-das Gekrächz der Adler, deren nächste Mahlzeit vielleicht eines seiner
-eigenen Augen sein kann. Um's Jahr 1730 schrieb Capitain Burt, der erste
-Engländer, der die Gegenden besuchte, welche jetzt Vergnügungsreisende
-aus allen Theilen der gebildeten Welt herbeiziehen, ein Buch über seine
-Wanderungen. Er war unverkennbar ein Mann von umsichtigem, beobachtendem
-und gebildetem Geiste und würde, wenn er in unsrer Zeit gelebt hätte,
-ohne Zweifel mit einem Gemisch von Ehrfurcht und Wonne die Berge von
-Inverneßshire betrachtet haben. Da er aber mit den zu seiner Zeit
-allgemein vorherrschenden Ansichten schrieb, so erklärte er diese
-Gebirge für monströse Auswüchse. Er sagte, sie seien dermaßen
-mißgestaltet, daß die nacktesten Ebenen im Vergleich mit ihnen lieblich
-erscheinen müßten. Schönes Wetter, meinte er, mache den traurigen
-Anblick nur noch trauriger, denn je heller der Tag, um so unangenehmer
-berührten diese formlosen Massen von düstrem Braun und schmutzigem Roth
-das Auge. Welch' ein Contrast, rief er aus, zwischen diesen grauenhaften
-Gegenden und den Schönheiten von Richmond Hill![59] Manche Leute werden
-glauben, Burt sei ein Mann von alltäglichem und prosaischem Geiste
-gewesen; aber sie werden es wohl schwerlich wagen, eine ähnliche Ansicht
-über Oliver Goldsmith auszusprechen. Goldsmith war einer der wenigen
-Sachsen, welche vor mehr als einem Jahrhunderte den Muth hatten, die
-schottischen Hochlande zu bereisen. Die abschreckende Wildheit der
-Gegenden machte einen widerlichen Eindruck auf ihn, und er erklärte, daß
-er die reizende Umgebung von Leyden, die weite Fläche grüner Wiesen und
-die Landhäuser mit ihren Statuen und Grotten, ihren sauberen
-Blumenbeeten und geradlinigen Alleen bei weitem vorziehe. Es ist
-indessen schwer zu glauben, daß der Verfasser des ^Traveller^ und des
-^Deserted Village^ den Tausenden von Handlungsdienern und
-Putzmacherinnen, welche jetzt beim Anblick des Katrinesees und des
-Lomondsees in Entzücken gerathen, an natürlichem Geschmack und Sinn für
-Naturschönheiten nachgestanden haben sollte. Seine Empfindungen sind
-leicht zu erklären. Erst nachdem Straßen durch die Felsen gehauen,
-nachdem Brücken über die Gießbäche geschlagen, nachdem Gasthäuser an die
-Stelle der Räuberhöhlen getreten, nachdem man in den wildesten Pässen
-von Badenoch oder Lochaber eben so wenig Gefahr lief ermordet zu werden
-wie in Cornhill, konnten die blauen Gewässer der Seen und die über den
-Wasserfällen hängenden Regenbogen den Fremden bezaubern und ihn selbst
-an den auf den Bergspitzen lauernden Wolken und Stürmen ein feierliches
-Vergnügen finden lassen.
-
-Die veränderten Empfindungen, mit denen die Bewohner des Niederlandes
-die Scenerie des Hochlandes betrachteten, war eng verbunden mit einer
-nicht minder auffallenden Veränderung der Gesinnungen, mit denen sie den
-hochländischen Menschenschlag betrachteten. Es ist kein Wunder, wenn die
-wilden Schotten, wie man sie zuweilen nannte, im 17. Jahrhunderte von
-den Sachsen als bloße Wilde angesehen wurden. Sonderbar aber ist es
-gewiß, daß sie, obgleich sie als Wilde betrachtet wurden, nicht
-Gegenstände des Interesses und der Neugierde waren. Die Engländer
-studirten damals mit übergroßem Eifer die Sitten roher, durch große
-Continente und Meere von unsrer Insel getrennter Nationen. Es erschienen
-zahlreiche Bücher, welche die Gesetze, den Aberglauben, die Hütten, die
-Mahlzeiten, die Trachten, die Hochzeiten und Bestattungsgebräuche der
-Lappländer und Hottentotten, der Mohawks und Malayen beschrieben. Die
-Theaterstücke und Gedichte aus jener Zeit sind reich an Anspielungen auf
-die Gebräuche der afrikanischen Schwarzen und der amerikanischen
-Rothhäute. Der einzige Barbar, nach dessen näherer Kenntniß Niemanden
-verlangte, war der Hochländer. Fünf oder sechs Jahre nach der Revolution
-veröffentlichte ein unermüdlicher Angler ein Werk über Schottland. Er
-rühmte sich, im Laufe seiner Wanderungen von See zu See und von Bach zu
-Bach kaum einen Winkel des Königreichs unerforscht gelassen zu haben.
-Wenn wir aber seine Erzählung näher prüfen, so finden wir, daß er sich
-nicht über die äußersten Grenzen der celtischen Region hinausgewagt hat.
-Er sagt uns, daß er selbst von den Leuten, welche dicht bei den
-Gebirgspässen wohnten, über die gälische Bevölkerung nichts habe
-erfahren können. Wenige Engländer, schreibt er, hätten Inverary je
-gesehen, und jenseit Inverary sei Alles ein Chaos.[60] Unter der
-Regierung Georg's I. erschien ein Werk, welches einen sehr genauen
-Bericht über Schottland zu geben behauptete und in diesem über
-dreihundert Seiten starken Werke waren zwei geringschätzende Paragraphen
-als für die Hochlande und die Hochländer genügend erachtet.[61] Wir
-dürfen wohl zweifeln, ob im Jahre 1689 ein einziger von den zwanzig der
-wohlbelesenen Gentlemen, welche Will's Kaffeehaus besuchten, wußte, daß
-es innerhalb des Bereichs der vier Meere und in einer Entfernung von
-weniger als fünfhundert Meilen von London viele Miniaturhöfe gab, in
-deren jedem ein kleiner Fürst, umgeben von Leibgarden, Waffenträgern,
-Musikern, einem erblichen Redner und einem erblichen Hofpoeten, einen
-rohen Hofstaat unterhielt, eine rohe Justiz ausübte, Krieg führte und
-Verträge schloß. So lange die alten gälischen Institutionen in voller
-Kraft bestanden, war kein Bericht über sie von einem zur richtigen
-Beurtheilung derselben befähigten Beobachter erschienen. Hätte ein
-solcher Beobachter die Hochländer studirt, so würde er ohne Zweifel
-darin ein inniges Gemisch der guten und schlechten Eigenschaften einer
-uncivilisirten Nation gefunden haben. Er würde gefunden haben, daß das
-Volk weder sein Vaterland noch seinen König liebte, daß es keine
-Anhänglichkeit an ein größeres Gemeinwesen als den Clan, oder an eine
-höhere Behörde als den Häuptling hatte. Er würde gefunden haben, daß das
-dortige Leben durch ein Gesetzbuch der Moral und Ehre geregelt wurde,
-welches himmelweit verschieden war von dem in friedlichen und
-prosperirenden Gesellschaften geltenden. Er würde gelernt haben, daß ein
-Messerstich in den Rücken oder ein Schuß hinter einem Felsblocke hervor
-gebilligte Wege waren, um sich für Beleidigungen Satisfaction zu
-verschaffen. Er würde Leute mit Stolz haben erzählen hören, wie sie oder
-ihre Väter an Erbfeinden in einem benachbarten Thale eine Rache
-ausgeübt, über welche alte Soldaten des dreißigjährigen Kriegs
-geschaudert haben würden. Er würde gefunden haben, daß das
-Räuberhandwerk für einen nicht nur unschuldigen, sondern sogar
-ehrenvollen Beruf galt. Er würde allenthalben, wohin er den Blick
-wendete, die allen Wilden characteristische Abneigung gegen eine
-geregelte Thätigkeit, und die Geneigtheit, den schwersten Theil der
-Handarbeit auf das schwächere Geschlecht zu wälzen, gesehen haben. Er
-würde erstaunt sein über den Anblick athletischer Männer, die sich in
-der Sonne wärmten, Lachse angelten oder Birkhühner schossen, während
-ihre greisen Mütter, ihre schwangeren Frauen und ihre zarten Töchter die
-dürftige Haferernte einbrachten. Und die Weiber beklagten sich nicht
-über ihr hartes Loos. In ihren Augen war es ganz schicklich, daß ein
-Mann, besonders wenn er den aristokratischen Titel Duinhe Wassel führte
-und seine Mütze mit einer Adlerfeder schmückte, der Ruhe pflog, wenn er
-nicht focht, jagte oder plünderte. Den Namen eines solchen Mannes in
-Verbindung mit dem Handel oder mit einer mechanischen Beschäftigung zu
-nennen, war eine Beleidigung. Der Landbau war zwar minder verachtet,
-aber es war doch für einen hochgebornen Krieger eine viel angemessenere
-Beschäftigung, fremdes Land zu plündern, als sein eignes zu bestellen.
-Die Religion des größeren Theils der Hochlande war ein rohes Gemisch von
-Papismus und Heidenthum. Das Symbol der Erlösung war mit heidnischen
-Opfern und Beschwörungsformeln verbunden. Getaufte Menschen brachten dem
-einen Dämon Libationen von Ale und setzten für einen andren Trankopfer
-von Milch aus. Seher wickelten sich in Ochsenhäute und erwarteten so die
-Inspiration, welche die Zukunft enthüllen sollte. Selbst unter den
-Minstrels und Genealogen, deren erblicher Beruf es war, die Erinnerung
-vergangener Ereignisse zu bewahren, würde ein Forscher nur sehr wenige
-gefunden haben, welche lesen konnten. Er hätte in der That von einer
-Küste zur andren reisen können, ohne eine Seite gedrucktes oder
-geschriebenes Gälisch zu entdecken. Er würde seine Kenntniß des Landes
-theuer haben bezahlen müssen. Er würde eben so große Beschwerden zu
-ertragen gehabt haben, als wenn er sich unter den Eskimos oder Samojeden
-befunden hätte. Hier und da im Schlosse eines vornehmen Lords, der einen
-Sitz im Parlamente und im Geheimen Rathe hatte und der einen großen
-Theil seines Lebens in den Städten des Südens zuzubringen pflegte, würde
-er wohl Perrücken und gestickte Leibröcke, Silbergeschirr und feines
-Leinzeug, Spitzen und Juwelen, französische Speisen und französische
-Weine gefunden haben. In der Regel aber hätte er sich mit ganz anderen
-Quartieren begnügen müssen. In vielen Wohnungen würden die Möbeln, die
-Kost, die Kleidung, ja selbst das Haar und die Haut seiner Wirthe seine
-Philosophie auf eine harte Probe gestellt haben. Er würde sich zuweilen
-mit einer Hütte haben begnügen müssen, in der jeder Winkel von
-Ungeziefer wimmelte. Er würde eine mit Torfrauch geschwängerte und durch
-hunderterlei ekelhafte Dünste verpestete Luft eingeathmet haben. Zum
-Abendessen würde ihm Korn, das nur zu Pferdefutter taugte, nebst einem
-Napfe voll Blut von einer lebenden Kuh vorgesetzt worden sein. Einige
-seiner Tischgenossen würden mit Hautausschlägen bedeckt, andere mit
-Theer beschmiert gewesen sein wie die Schafe. Sein Lager würde der
-nackte Erdboden gewesen sein, trocken oder naß, je nach dem Wetter, und
-er würde sich von diesem Lager halb vergiftet durch den Gestank, halb
-blind vom Torfrauch und halb wahnsinnig vor Jucken erhoben haben.[62]
-
-Dies ist gewiß kein anziehendes Bild. Und doch würde ein einsichtsvoller
-und vorurtheilsfreier Beobachter in dem Character und den Sitten dieses
-rohen Volks etwas gefunden haben, was wohl Bewunderung und gute
-Hoffnungen erwecken konnte. Sie besaßen einen Muth, der sich seitdem
-durch Heldenthaten in allen vier Welttheilen erprobt hat. Ihre treue
-Anhänglichkeit an ihren Stamm und an ihren Patriarchen war zwar vom
-politischen Gesichtspunkte ein großes Uebel, hatte aber doch etwas von
-dem Character einer Tugend. Das Gefühl war irregeleitet und regellos,
-aber es war dennoch heroisch. Es muß eine gewisse Seelengröße in einem
-Menschen wohnen, der die Gesellschaft, welcher er angehört und den
-Führer, dem er folgt, mit einer Zuneigung liebt, welche stärker ist als
-die Liebe zum Leben. Es ist wahr, der Hochländer machte sich kein
-Gewissen daraus, das Blut eines Feindes zu vergießen, aber nicht minder
-wahr ist es, daß er hohe Begriffe von der Pflicht der Treue gegen
-Bundesgenossen und der Gastfreundschaft gegen Gäste hatte. Seine
-räuberischen Gewohnheiten waren allerdings für das Gemeinwesen von
-großem Nachtheil; aber Diejenigen irrten sehr, die da glaubten, daß er
-irgend eine Aehnlichkeit mit den Schurken hatte, welche in reichen und
-wohlgeordneten Staaten vom Diebstahle leben. Wenn er die Heerden von
-Niederlandsfarmern vor sich her den Paß hinauf trieb, der in seine
-heimathliche Schlucht führte, hielt er sich eben so wenig für einen
-Dieb, wie ein Raleigh oder Drake sich für einen Dieb hielt, wenn er die
-Ladungen der spanischen Galeonen theilte. Er war ein Krieger, der die
-rechtmäßige Beute des Kriegs in Besitz nahm, eines Kriegs, der während
-der fünfunddreißig Generationen, welche vorübergegangen waren, seitdem
-die teutonischen Eroberer die Kinder des Bodens in die Gebirge getrieben
-hatten, niemals unterbrochen worden war. Daß er zum Schutze des
-friedlichen Gewerbfleißes mit der ganzen Strenge des Gesetzes bestraft
-wurde, wenn man ihn bei einem Raube nach solchen Grundsätzen ergriff,
-war vollkommen gerecht. Ungerecht aber war es, ihn in moralischer
-Beziehung in eine Kategorie mit den Taschendieben, welche im
-Drurylanetheater ihr Unwesen trieben, oder mit den Straßenräubern zu
-werfen, welche auf Blackheath die Reisewagen anfielen. Sein maßloser
-Geburtsstolz und seine Verachtung der Arbeit und des Handels waren zwar
-große Schwächen und hatten weit mehr als die Rauhheit des Klima's und
-die Unfruchtbarkeit des Bodens dazu beigetragen sein Vaterland arm und
-uncultivirt zu erhalten. Doch auch dafür gab es einen Ersatz. Um gerecht
-zu sein, muß man anerkennen, daß die patrizischen Tugenden unter der
-Bevölkerung der Hochlande nicht minder weit verbreitet waren als die
-patrizischen Fehler. Wie es keinen andren Theil der Insel gab, wo die
-Leute trotz dürftiger Kleidung, Wohnung und Nahrung den müßigen
-Schlaraffengewohnheiten einer Aristokratie in einem so hohen Grade
-fröhnten, so gab es auch keinen Theil der Insel, wo diese Leute in einem
-so hohen Grade die besseren Eigenschaften einer Aristokratie, Anmuth und
-Würde des Benehmens, Selbstachtung und jenes edle Zartgefühl besaßen,
-welches die Entehrung mehr fürchtet als den Tod. Ein Gentleman dieser
-Art, dessen Kleider von jahrelangem Schmutze besudelt waren und in
-dessen Hütte es ärger roch als in einem englischen Schweinestall, machte
-häufig die Honneurs dieser Hütte mit einem vornehmen Anstande, welcher
-des glänzenden Hofzirkels von Versailles würdig gewesen wäre. Obwohl er
-eben so wenig Büchergelehrsamkeit besaß, wie der einfältigste
-Ackerknecht England's, so würde es doch ein grober Irrthum gewesen sein,
-hätte man ihn auf eine Stufe der Intelligenz mit diesen Ackerknechten
-stellen wollen. Mit einer Wissenschaft kann der Mensch allerdings nur
-durch Lesen genau bekannt werden. Aber die Künste der Poesie und der
-Beredtsamkeit können in einem Zeitalter wo Bücher gänzlich oder doch
-fast gänzlich unbekannt sind, der absoluten Vollkommenheit nahe gebracht
-werden und einen großen Einfluß auf den Volksgeist ausüben. Der erste
-große Lebens- und Sittenmaler hat mit einer Lebendigkeit, welche keinen
-Zweifel zuließ, daß er die Natur treu copirte, den Eindruck geschildert,
-den Beredtsamkeit und Gesang auf Zuhörer machten, die nicht einmal das
-Alphabet kannten. Es ist wahrscheinlich, daß bei den Berathungen der
-Hochländer Männer, welche dem Amte eines Dorfgerichtsschreibers nicht
-gewachsen gewesen waren, Fragen über Krieg und Frieden, über Tribut und
-Huldigung mit einem eines Halifax und Caermarthen würdigen Scharfsinn
-erörterten, und daß bei den Banketen der Hochländer Minstrels, die nicht
-lesen konnten, zuweilen Rhapsodien vortrugen, in denen ein verständiger
-Kritiker Stellen gefunden haben würde, die ihn an die lieblichen Verse
-Otway's oder an die kräftigen Strophen Dryden's erinnert hätten.
-
-Es gab daher schon damals Beweise genug für die Rechtfertigung des
-Glaubens, daß der Celte durch keine natürliche Inferiorität dem Sachsen
-weit nachstand. Man hätte mit Gewißheit voraussagen können, daß, wenn
-eine energische Polizei es dem Hochländer unmöglich gemacht hätte, ihm
-zugefügtes Unrecht durch Gewalt zu rächen und sich seine Bedürfnisse
-durch Raub zu verschaffen, wenn seine Anlagen durch den bildenden
-Einfluß der protestantischen Religion und der englischen Sprache
-entwickelt würden, wenn er die Zuneigung und Achtung, mit denen er sein
-kleines Gemeinwesen und seinen kleinen Fürsten betrachten gelernt hatte,
-auf sein Vaterland und dessen rechtmäßige Obrigkeit übertragen könnte,
-das Königreich einen großen Zuwachs an Kraft für alle Zwecke des
-Friedens wie des Kriegs erlangen würde.
-
-So würde ohne Zweifel der Ausspruch eines unterrichteten und
-unparteiischen Richters gelautet haben. Aber einen solchen Richter gab
-es damals nicht. Die von den gälischen Provinzen weit entfernt wohnenden
-Sachsen konnten nicht gut unterrichtet sein, und die in der Nähe dieser
-Provinzen wohnenden Sachsen konnten nicht unparteiisch sein. Zwischen
-Grenzbewohnern sind nationale Feindschaften jederzeit am heftigsten
-gewesen, und die Feindschaft zwischen den Grenzbewohnern des Hochlandes
-und denen des Niederlandes längs der ganzen Grenze war das Erzeugniß von
-Jahrhunderten und wurde durch beständige Reibungen immer frisch
-erhalten. Einmal wurden ganze Quadratmeilen Weideland von bewaffneten
-Räubern aus dem Gebirge verwüstet. Ein andermal hingen ein Dutzend
-Plaids in einer Reihe an den Galgen von Crieff oder Stirling. Es wurden
-zwar auf dem streitigen Gebiete Jahrmärkte zum nothwendigen Austausch
-von Waaren gehalten. Aber zu diesen Jahrmärkten kamen beide Theile
-kampfgerüstet, und der Tag endete oftmals mit Blutvergießen. So war der
-Hochländer ein Gegenstand des Hasses für seine sächsischen Nachbarn, und
-von seinen sächsischen Nachbarn erfuhren die weiter von ihm entfernt
-wohnenden Sachsen das Wenige, was sie über seine Sitten und Gewohnheiten
-zu erfahren wünschten. Wenn die Engländer sich einmal herabließen, an
-ihn zu denken -- und dies geschah selten -- so betrachteten sie ihn als
-einen schmutzigen, gemeinen Wilden, als einen Sklaven, einen Papisten,
-einen Halsabschneider und Räuber.[63]
-
-Diese geringschätzende Abneigung erhielt sich bis zum Jahre 1745, worauf
-derselben für kurze Zeit eine heftige Furcht und Wuth folgte. Das
-ernstlich besorgte England bot seine ganze Macht auf und die Hochländer
-wurden rasch, vollständig und für immer unterworfen. Eine kurze Zeit
-lang schnaubte die englische Nation, noch erhitzt von dem neuerlichen
-Kampfe, nichts als Rache. Das Gemetzel auf dem Schlachtfelde und auf dem
-Schaffote genügte nicht, um den öffentlichen Blutdurst zu stillen. Der
-Anblick des Tartan reizte den Pöbel von London zu einem Hasse, der sich
-durch unmännliche Mißhandlungen an wehrlosen Gefangenen äußerte. Eine
-politische und sociale Umwälzung fand in der ganzen celtischen Region
-statt. Die Macht der Häuptlinge wurde gebrochen, das Volk entwaffnet,
-der Gebrauch der alten Nationaltracht verboten, den alten räuberischen
-Gewohnheiten wirksam Einhalt gethan, und kaum war diese Veränderung
-durchgeführt, so begann ein sonderbarer Umschwung der öffentlichen
-Meinung. Mitleid trat an die Stelle des Widerwillens. Die Nation
-verwünschte die an den Hochländern verübten Grausamkeiten und vergaß,
-daß sie selbst für diese Grausamkeiten verantwortlich war. Die nämlichen
-Londoner, welche, so lange der Marsch Derby's noch in frischem Andenken
-war, die gefangenen Rebellen verhöhnt und mit Steinen geworfen hatten,
-gaben jetzt dem Fürsten, der den Aufstand niedergeworfen, den Spottnamen
-des »Schlächters«. Die barbarischen Institutionen und Gebräuche, die
-kein Sachse zur Zeit ihres Bestehens einer ernsten Prüfung werth
-gehalten und von denen er nie anders als mit Verachtung gesprochen,
-hatten nicht sobald aufgehört zu existiren, als sie Gegenstände der
-Neugierde, des Interesses und selbst der Bewunderung wurden. Kaum waren
-die Häuptlinge einfache Grundherren geworden, so begann man auch schon
-gehässige Vergleiche zwischen der Habgier des Grundherrn und der
-Nachsicht des Häuptlings anzustellen. Man schien vergessen zu haben, daß
-das alte gälische Staatswesen für unvereinbar mit der Autorität des
-Gesetzes befunden worden war, das Fortschreiten der Civilisation gehemmt
-und mehr als einmal den Fluch des Bürgerkriegs über das Land gebracht
-hatte. Wie man früher nur die abschreckende Seite dieses Staatswesens
-gesehen hatte, so sah man jetzt nur die anziehende Seite desselben. Das
-alte Band, sagte man, sei ein verwandtschaftliches gewesen, das neue sei
-ein rein commercielles. Könne es etwas Beklagenswertheres geben, als daß
-der Häuptling eines Stammes um eines geringfügigen Pachtrückstandes
-willen Pächter vertreibe, die sein eigen Fleisch und Blut seien und
-deren Vorfahren oftmals auf dem Schlachtfelde mit ihren Leibern seine
-Vorfahren gedeckt hätten? So lange es gälische Räuber gab, waren sie von
-der sächsischen Bevölkerung als hassenswerthes Ungeziefer betrachtet
-worden, das ohne Gnade vertilgt werden müsse. Sobald aber die Vertilgung
-bewerkstelligt, sobald das Vieh in den Engpässen von Perthshire eben so
-sicher war als auf dem Markte zu Smithfield, wurde der Freibeuter zu
-einem Romanhelden verherrlicht. So lange die gälische Tracht getragen
-wurde, hatten die Sachsen sie für häßlich, für lächerlich, ja sogar für
-höchst unanständig erklärt. Bald nachdem dieselbe verboten worden,
-machten sie die Entdeckung, daß sie das anmuthigste Gewand von Europa
-war. Die gälischen Bauwerke, die gälischen Gebräuche, der gälische
-Aberglaube, die gälischen Dichtungen, seit vielen Jahrhunderten
-geringschätzend vernachlässigt, begannen von dem Augenblicke an, wo die
-gälischen Eigenthümlichkeiten zu verschwinden anfingen, die
-Aufmerksamkeit der Gelehrten auf sich zu ziehen. Dieser Impuls war so
-stark, daß, wo die Hochlande im Spiele waren, einsichtsvolle Männer
-unbewiesenen Geschichten bereitwillig Glauben schenkten und Männer von
-Geschmack ganz werthlosen Compositionen einen überspannten Beifall
-zollten. Epische Gedichte, welche jeder geübte und vorurtheilsfreie
-Kritiker auf den ersten Blick als fast gänzlich modern erkannt haben
-würde und die, wenn sie als moderne Erzeugnisse veröffentlicht worden
-wären, sofort den ihnen gebührenden Platz neben Blackmore's ^Alfred^ und
-Wilkie's ^Epigoniad^ gefunden haben würden, wurden für funfzehnhundert
-Jahr alt erklärt und allen Ernstes der Iliade zur Seite gestellt.
-Schriftsteller von ganz andrer Art als die Betrüger, welche diese
-Fälschungen fabrizirten, sahen ein, welcher gewaltige Eindruck durch
-geschickte Schilderungen des früheren Hochlandlebens hervorgebracht
-werden könnte. Alles Widerwärtige wurde gemildert, alles Schöne und Edle
-mit besonderem Nachdruck hervorgehoben. Einige dieser Werke waren mit so
-bewundernswerthem Geschick abgefaßt, daß sie, wie die historischen
-Stücke Shakespeare's, die Geschichte ersetzten. Die Phantasiegebilde des
-Dichters wurden für seine Leser zu Wirklichkeiten, die Orte, welche er
-beschrieb, wurden geheiligte Stätten und das Ziel von Tausenden von
-Pilgern. Bald war die Phantasie des Volks so ausschließend beschäftigt
-mit Plaids, Tartschen und Claymores, daß die meisten Engländer die Namen
-Schotte und Hochländer als gleichbedeutend betrachteten. Nur wenige
-schienen zu wissen, daß zu einer noch nicht fernen Zeit ein Macdonald
-oder ein Macgregor in seinem Tartan einem Bürger von Edinburg oder
-Glasgow das war, was ein indianischer Jäger in seinem Kriegsschmucke
-einem Bewohner von Philadelphia oder Boston ist. Künstler und
-Schauspieler stellten Bruce und Douglas in gestreiften kurzen Röcken
-dar. Eben so gut hätten sie Washington den Tomahawk schwingend und mit
-einer Reihe Skalpen umgürtet darstellen können. Endlich erreichte diese
-Mode einen Punkt, der nicht leicht überschritten werden konnte. Der
-letzte britische König, der in Holyrood residirte, glaubte keinen
-glänzenderen Beweis von seiner Achtung vor den Gebräuchen, welche vor
-der Union in Schottland geherrscht hatten, geben zu können, als indem er
-sich in einen Anzug kleidete, den vor der Union neun Schotten unter zehn
-für die Tracht eines Banditen erklärt haben würden.
-
-So ist es gekommen, daß die alten gälischen Institutionen und Sitten nie
-in dem einfachen Lichte der Wahrheit dargestellt worden sind. Bis in die
-Mitte des vorigen Jahrhunderts wurden sie durch ein falsches Medium
-gesehen; seitdem sind sie durch ein andres gesehen worden. Früher
-schimmerten sie nur undeutlich durch den verdunkelnden und entstellenden
-Nebel des Vorurtheils, und dieser Nebel hatte sich kaum zerstreut, so
-erschienen sie glänzend in den reichsten Farben der Poesie. Die Zeit, wo
-ein vollkommen treues Bild hätte entworfen werden können, ist jetzt
-vorbei. Das Original ist längst verschwunden, eine authentische Copie
-existirt nicht und Alles was noch möglich, ist die Herstellung einer
-unvollkommenen Aehnlichkeit mit Hülfe zweier Portraits, von denen das
-eine eine plumpe Karrikatur, das andre ein Meisterstück der Schmeichelei
-ist.
-
-
-Eigenthümlicher Character des Jakobitismus in den Hochlanden.
-
-Unter den falschen Begriffen, die sich in Bezug auf die Geschichte und
-den Character der Hochländer allgemein verbreitet haben, muß namentlich
-einer berichtigt werden. Während des Jahrhunderts, das mit dem Feldzuge
-Montrose's begann und mit dem Feldzuge des jungen Prätendenten schloß,
-wurde jede im Interesse des Hauses Stuart auf britischem Boden
-vollbrachte große kriegerische That durch die Tapferkeit gälischer
-Stämme vollbracht. Die Engländer haben daher ganz natürlich diesen
-Stämmen die Denkungsart englischer Cavaliere zugeschrieben: eine tiefe
-Ehrfurcht vor der königlichen Würde und eine begeisterte Anhänglichkeit
-an die königliche Familie. Eine nähere Untersuchung wird jedoch ergeben,
-daß die Stärke dieser Gefühle bei den celtischen Clans sehr überschätzt
-worden ist.
-
-Wenn wir die Geschichte unserer bürgerlichen Zwistigkeiten studiren,
-dürfen wir nie vergessen, daß dieselben Namen, Kennzeichen und
-Kriegsrufe in verschiedenen Theilen der britischen Inseln eine ganz
-verschiedene Bedeutung hatten. Wir haben bereits gesehen, wie wenig der
-irische Jakobitismus und der englische Jakobitismus mit einander gemein
-hatten. Der Jakobitismus des schottischen Hochländers war, wenigstens im
-17. Jahrhundert, eine dritte, von den beiden anderen ganz verschiedene
-Varietät. Die gälische Bevölkerung war in der That weit davon entfernt,
-die Prinzipien des passiven Gehorsams und des Nichtwiderstandes
-anzuerkennen. Das ganze alltägliche Leben dieser Bevölkerung war
-eigentlich aus Ungehorsam und Widerstand zusammengesetzt. Gerade einige
-von denjenigen Clans, die man allgemein als so enthusiastisch loyal zu
-schildern gewohnt war, daß sie bereit sein würden, bis zum Tode treu zu
-Jakob zu halten, selbst wenn er im Unrecht wäre, hatten, so lange er auf
-dem Throne saß, seiner Autorität nie die geringste Achtung gezollt,
-selbst wenn er offenbar im Rechte war. Es war ihre Gewohnheit, ihr Beruf
-gewesen, ihm ungehorsam zu sein und ihm zu trotzen. Einige von ihnen
-waren wegen des Verbrechens der Widerspenstigkeit gegen seine
-gesetzmäßigen Befehle wirklich unter Hörnerklang proscribirt worden und
-würden ohne Besinnen jeden seiner Beamten, der sich über die
-Gebirgspässe hinaus gewagt hätte, um seinen Befehl zu vollziehen, in
-Stücke zerrissen haben. Die englischen Whigs wurden von ihren Gegnern
-beschuldigt, daß sie bezüglich des dem Staatsoberhaupte gebührenden
-Gehorsams gefährlich lockeren Prinzipien huldigten. Indessen hat kein
-ehrenwerther englischer Whig jemals den Aufruhr vertheidigt, außer als
-ein seltenes und extremes Mittel gegen seltene und extreme Uebel. Aber
-unter den celtischen Häuptlingen, deren Loyalität das Thema so vieler
-feuriger Lobpreisungen gewesen ist, gab es mehrere, deren ganze Existenz
-vom Knabenalter an ein einziger langer Aufruhr war. Von solchen Männern
-durfte man offenbar nicht erwarten, daß sie die Revolution in dem Lichte
-betrachten würden, in welchem dieselbe einem oxforder Eidverweigerer
-erschien. Auf der andren Seite wurden sie nicht, wie die eingebornen
-Irländer, durch Widerwillen gegen die sächsische Oberherrschaft zur
-Ergreifung der Waffen gedrängt; der schottische Celte war dieser
-Herrschaft niemals unterworfen gewesen. Er bewohnte sein eignes wildes
-und unfruchtbares Gebiet und beobachtete seine eigenen nationalen
-Gebräuche. In seinem Verkehr mit den Sachsen war er eher der Bedrücker
-als der Bedrückte. Er erpreßte Räubertribut von ihnen, entführte ihre
-Schaf- und Rinderheerden, und selten wagten sie es, ihn in seine
-heimathliche Wildniß zu verfolgen. Sie hatten nie sein ödes Moos- und
-Kiesland unter sich vertheilt. Er hatte nie den Thurm seiner erblichen
-Häuptlinge von einem Usurpator in Besitz nehmen sehen, der nicht gälisch
-sprach und der auf Alle die es sprachen, wie auf rohes Sklavenvolk
-herabsah, auch waren seine nationalen und religiösen Gefühle nie durch
-die Macht und durch den Glanz einer Kirche beleidigt worden, die er als
-eine ausländische und zugleich ketzerische betrachtete.
-
-Der wahre Grund der Bereitwilligkeit, mit der ein großer Theil der
-Bevölkerung der Hochlande im Laufe des 17. Jahrhunderts zweimal für die
-Stuarts das Schwert zog, ist in den inneren Zwistigkeiten zu suchen,
-welche die Republik der Clans spaltete. Denn es gab eine Republik der
-Clans, das verkleinerte Ebenbild der großen Republik der europäischen
-Nationen. In der kleineren von diesen beiden Republiken, wie in der
-größeren, gab es Kriege, Verträge, Alliancen, Streitigkeiten wegen
-Gebiet und Vorrang, ein System des öffentlichen Rechts und ein
-Gleichgewicht der Macht. Dabei existirte eine unerschöpfliche Quelle der
-Unzufriedenheit und Zwietracht. Einige Jahrhunderte früher war das
-Feudalsystem in das Gebirgsland eingeführt worden, hatte aber das
-patriarchalische System weder vernichtet, noch sich vollständig mit
-demselben amalgamirt. Gewöhnlich war Derjenige, der nach der
-normännischen Verfassung Lord war, auch Häuptling nach der celtischen
-Verfassung, und in diesem Falle war kein Streit. Waren aber die beiden
-Charactere getrennt, so concentrirte sich der ganze willige und loyale
-Gehorsam auf den Häuptling. Der Lord hatte nur das, was er durch Gewalt
-erlangen und behaupten konnte. Wenn er mit Hülfe seines eignen Stammes
-Pächter, die einem andren Stamme angehörten, sich unterthan zu erhalten
-vermochte, so herrschte eine Tyrannei von Clan gegen Clan, vielleicht
-die heftigste von allen Formen der Tyrannei.
-
-
-Eifersucht auf den Einfluß der Campbells.
-
-Verschiedene Stämme hatten sich zu verschiedenen Zeiten zu einem Ansehen
-erhoben, das allgemeine Furcht und Neid erweckt hatte. Die Macdonalds
-hatten früher einmal auf den Hebriden und in dem ganzen Gebirgslande von
-Argyleshire und Inverneßshire ein Uebergewicht besessen ähnlich dem,
-welches das Haus Oesterreich einst in der Christenheit besaß. Aber das
-Uebergewicht der Macdonalds war, wie das des Hauses Oesterreich,
-verschwunden, und die Campbell's, die Kinder Diarmid's, waren in den
-Hochlanden das geworden, was die Bourbons in Europa geworden waren. Der
-Vergleich könnte noch weiter fortgeführt werden. Aehnliche
-Beschuldigungen wie man sie der französischen Regierung zur Last zu
-legen pflegte, wurden den Campbells zur Last gelegt. Eine besondere
-Gewandtheit, ein besonderer äußerer Schein von Eleganz, eine besondere
-Verachtung aller eingegangenen Verpflichtungen wurden mit oder ohne
-Grund dem gefürchteten Stamme zugeschrieben. »Schön und falsch wie ein
-Campbell« wurde ein Sprichwort. Es hieß, ein Mac Callum More nach dem
-andren habe mit unermüdlichem, gewissenlosem und unbeugsamem Ehrgeize
-Berg auf Berg und Insel auf Insel zu den ursprünglichen Besitzungen
-seines Hauses gehäuft. Einige Stämme waren aus ihrem Gebiet vertrieben,
-andere zur Zahlung eines Tributs gezwungen, noch andere den Eroberern
-einverleibt worden. So war endlich die Zahl der waffenfähigen Männer,
-welche den Namen Campbell führten, stark genug, um den vereinten
-Streitkräften aller übrigen weltlichen Clans im Felde die Spitze zu
-bieten.[64] Während der bürgerlichen Unruhen, welche im Jahre 1638
-begannen, erreichte die Macht dieser ehrgeizigen Familie ihren
-Höhepunkt. Der Marquis von Argyle war ebensowohl das Oberhaupt einer
-Partei wie der Häuptling eines Stammes. Im Besitze zweier verschiedenen
-Arten von Autorität, bediente er sich jeder derselben in solcher Weise,
-daß er damit die andre erweiterte und verstärkte. Der notorische
-Umstand, daß er die Claymores von fünftausend halbheidnischen
-Gebirgsbewohnern ins Feld bringen konnte, vermehrte seinen Einfluß bei
-den strengen Presbyterianern, welche den Geheimen Rath und die
-Generalversammlung von Edinburg füllten, und sein Einfluß in Edinburg
-vermehrte wieder den Schrecken, den sein Name im Gebirge verbreitete.
-Von allen Fürsten der schottischen Hochlande, deren Geschichte uns näher
-bekannt ist, war er der mächtigste und gefürchtetste. Während seine
-Nachbarn die Zunahme seiner Macht mit einer Wuth beobachteten, welche
-die Furcht kaum niederzuhalten vermochte, rief Montrose sie zu den
-Waffen. Dem Aufrufe ward bereitwilligst Folge geleistet und eine
-mächtige Coalition von Clans zog in den Krieg, dem Namen nach für König
-Karl, in Wirklichkeit aber gegen Mac Callum More. Wer die Geschichte
-dieses Kampfes studirt hat, wird nicht leicht zweifeln können, daß, wenn
-Argyle die Sache der Monarchie unterstützt hätte, seine Nachbarn sich
-gegen dieselbe erklärt haben würden. Achtbare Schriftsteller erzählen
-von dem Siege, den die Royalisten bei Inverlochy über die Rebellen
-erfochten. Aber die in der Nähe des Ortes wohnenden Landleute stellen
-die Sache richtiger dar. Sie sprechen von der großen Schlacht, welche
-dort die Macdonalds gegen die Campbells gewannen.
-
-Die Gesinnungen, welche die Koalition gegen den Marquis von Argyle
-hervorgerufen hatten, bestanden noch lange nach seinem Tode in ihrer
-ganzen Stärke fort. Sein Sohn, der Earl Archibald, erbte, obwohl er ein
-Mann von vielen ausgezeichneten Tugenden war, mit der Macht seiner
-Vorfahren zu gleicher Zeit auch die Unpopularität, die eine fast
-unausbleibliche Folge einer solchen Macht war. Im Jahre 1675 bildeten
-mehrere kriegslustige Stämme eine Conföderation gegen ihn, mußten sich
-aber der überlegenen Macht fügen, die ihm zu Gebote stand. Es herrschte
-daher von einer Meeresküste bis zur andren große Freude, als er im Jahre
-1681 auf eine geringfügige Anschuldigung hin vor Gericht gestellt, zum
-Tode verurtheilt, ins Exil getrieben und seiner Titel beraubt wurde.
-Groß war der Schrecken, als er 1685 aus der Verbannung zurückkehrte und
-das feurige Kreuz aussandte, um seine Stammesgenossen unter seine Fahne
-zu rufen, und wieder war große Freude, als sein Unternehmen gescheitert,
-als seine Armee zusammengeschmolzen, als sein Kopf auf das Tolbooth von
-Edinburg gesteckt worden war und als die Häuptlinge, die ihn als einen
-Unterdrücker betrachtet, unter leichten Bedingungen von der Krone
-Erlassung alter Verbindlichkeiten und Verleihung neuer Titel erlangt
-hatten. Während England und Schottland allgemein Jakob's Tyrannei
-verabscheuten, wurde er in Appin und Lochaber, in Glenroy und Glenmore
-als ein Befreier verehrt.[65] Der durch die Macht und den Ehrgeiz des
-Hauses Argyle erregte Haß war selbst dann noch nicht gekühlt, als das
-Oberhaupt dieses Hauses hingeopfert, als seine Kinder landesflüchtig
-waren, als fremde Truppen die Besatzung des Schlosses Inverary bildeten
-und als das ganze Ufer des Fynesees durch Feuer und Schwert verwüstet
-war. Man sagte, der schreckliche Präcedenzfall mit den Macgregors müsse
-wiederholt und es als ein Verbrechen erklärt werden, den verhaßten Namen
-Campbell zu tragen.
-
-Da änderte sich plötzlich Alles. Die Revolution kam und der Erbe
-Argyle's kehrte triumphirend zurück. Er war, wie seine Vorgänger es
-gewesen, das Oberhaupt nicht nur eines Stammes, sondern auch einer
-Partei. Der Richterspruch, der ihn seines Eigenthums und seiner Titel
-beraubt hatte, wurde von der Majorität der Convention für null und
-nichtig angesehen. Die Thüren des Parlamentshauses wurden ihm geöffnet,
-er wurde unter dem ganzen schottischen Hochadel dazu auserwählt, den
-neuen Soverainen den Amtseid abzunehmen, und dazu ermächtigt, auf seinen
-Besitzungen eine Armee für den Dienst der Krone auszuheben. Jetzt war er
-unzweifelhaft so mächtig wie der mächtigste seiner Vorfahren.
-Unterstützt durch die Kraft der Regierung, verlangte er nun gewiß die
-Entrichtung aller der langjährigen schweren Zins- und Tributrückstände,
-die seine Nachbarn ihm schuldeten und übte Rache für alle Beleidigungen
-und Schmähungen, die seine Familie erduldet hatte.
-
-
-Die Stewarts und Macnaghtens.
-
-Angst und Unruhe herrschte in den Schlössern von zwanzig
-Miniaturkönigen. Groß war die Besorgniß der Stewarts von Appin, deren
-Gebiet auf der einen Seite vom Meere und auf der andren vom Stamme
-Diarmid's eingezwängt war. Noch größer war die Bestürzung bei den
-Macnaghtens. Sie waren einst die Herren der schönen Thäler gewesen,
-durch welche die Ara und die Shira dem Fynesee zuströmen. Aber die
-Campbells hatten die Oberhand behalten. Die Macnaghtens waren zur
-Unterwerfung gezwungen worden und hatten von Geschlecht zu Geschlecht
-mit Furcht und Abscheu zu dem benachbarten Schlosse Inverary
-emporgeblickt. Neuerdings war ihnen eine vollkommene Emancipation
-versprochen worden. Eine Urkunde, kraft welcher ihrem Häuptlinge seine
-Besitzungen als unmittelbares Kronlehen zugeschrieben wurden, war
-ausgefertigt und harrte nur noch der königlichen Siegel, als die
-Revolution plötzlich eine Hoffnung zertrümmerte, welche nahe an
-Gewißheit grenzte.[66]
-
-
-Die Macleans.
-
-Die Macleans erinnerten sich, daß die Campbells vor nicht mehr als
-vierzehn Jahren in ihr Gebiet eingefallen, den Stammsitz ihres
-Häuptlings genommen und eine Besatzung in denselben gelegt hatten.[67]
-Noch ehe Wilhelm und Marie in Edinburg proklamirt worden, war ein
-Maclean, ohne Zweifel vom Oberhaupte seines Stammes abgesandt, über das
-Meer nach Dublin gekommen und hatte Jakob versichert, daß, wenn einige
-Bataillone aus Irland in Argyleshire landen sollten, sich ihnen sofort
-viertausendvierhundert Claymores anschließen würden.[68]
-
-
-Die Camerons; Lochiel.
-
-Ein ähnlicher Geist beseelte die Camerons. Ihr Oberhaupt, Sir Ewan
-Cameron von Lochiel, mit dem Beinamen der Schwarze, hatte in Bezug auf
-persönliche Eigenschaften unter den celtischen Fürsten nicht seines
-Gleichen. Er war ein leutseliger Gebieter, ein zuverlässiger
-Bundesgenosse und ein furchtbarer Feind. Sein Gesicht und seine Haltung
-waren von seltenem Adel. Einige Personen, die in Versailles gewesen
-waren, darunter der kluge und beobachtende Simon Lord Lovat, meinten,
-daß in Bezug auf Persönlichkeit und Manieren eine auffallende
-Aehnlichkeit zwischen Ludwig XIV. und Lochiel stattfinde, und wer die
-Portraits Beider mit einander vergleicht, wird bemerken, daß in der That
-einige Aehnlichkeit vorhanden war. In der Statur war jedoch ein großer
-Unterschied. Ludwig erreichte trotz seiner Schuhe mit hohen Absätzen und
-trotz einer mächtig hohen Perrücke kaum die Mittelgröße. Lochiel war
-lang und kräftig gebaut. In Behendigkeit und Geschicklichkeit im
-Gebrauche der Waffen kamen ihm wenige unter den Gebirgsbewohnern gleich.
-Er hatte mehr als einmal im Einzelkampfe gesiegt und war ein weit und
-breit berühmter Jäger. Er führte einen energischen Krieg gegen die
-Wölfe, welche bis zu seiner Zeit das Hochwild der Grampians zerrissen,
-und von seiner Hand fiel der letzte des blutdürstigen Gezüchts, das
-bekanntermaßen über unsre ganze Insel verbreitet war. Auch zeichnete
-sich Lochiel nicht weniger durch geistige wie durch körperliche Kräfte
-aus. Einem gebildeten und vielgereisten Engländer, der in Westminster
-unter Busby und in Oxford unter Aldrich die Classiker studirt, der im
-Umgange mit Mitgliedern der königlichen Societät etwas von den
-Wissenschaften und in den Galerien von Florenz und Rom etwas von den
-schönen Künsten gelernt hatte, würde er allerdings wohl unwissend
-erschienen sein. Aber obwohl Lochiel wenig Bücherkenntnisse besaß, so
-war er doch ungemein verständig bei Berathungen, beredtsam in der
-Debatte, erfinderisch in Auskunftsmitteln und geschickt in der Leitung
-des menschlichen Characters. Sein Verstand bewahrte ihn vor den
-Thorheiten, zu denen sich seine Bruderhäuptlinge oftmals durch Stolz und
-Zorn hinreißen ließen. Daher nannten Viele, die seine Bruderhäuptlinge
-als bloße Barbaren betrachteten, seinen Namen mit Achtung. Selbst bei
-der holländischen Gesandtschaft am St. James Square sprach man von ihm
-als von einem Manne, der an Einsicht und Muth nicht leicht seines
-Gleichen finden dürfte. Als Beschützer der Literatur kann er dem
-freigebigen Dorset zur Seite gestellt werden. Wie Dorset aus seiner
-Tasche Dryden eine Pension aussetzte, die seinem Einkommen als Hofpoet
-gleichkam, so soll Lochiel einem berühmten Barden, der von Räubern
-ausgeplündert worden und der in einer rührenden gälischen Ode um Almosen
-bat, drei Kühe und die kaum glaubliche Summe von fünfzehn Pfund Sterling
-geschenkt haben. Der Character dieses großen Häuptlings war in der That
-schon zweitausendfünfhundert Jahre vor seiner Geburt geschildert worden,
-und zwar -- so groß ist die Macht des Genies -- mit Farben, welche eben
-so viele Jahre nach seinem Tode noch frisch sein werden. Er war der
-Ulysses der Hochlande.[69]
-
-Er war Herr über ein großes Gebiet, bevölkert von einem Stamme, der
-keinen andren Gebieter, keinen andren Gott verehrte als ihn. Für dieses
-Gebiet war er jedoch dem Hause Argyle lehnspflichtig. Er war
-verpflichtet, seinem Lehnsherrn im Kriege beizustehen und ihm einen
-hohen Grundzins zu bezahlen. Diese Vasallenschaft hatte er allerdings
-schon in früher Jugend als erniedrigend und ungerecht betrachten
-gelernt. Während seiner Minderjährigkeit hatte er unter der
-Vormundschaft des klugen Marquis gestanden und war auf dem Schlosse
-Inverary erzogen worden. Mit dem achtzehnten Jahre aber riß sich der
-Knabe von der Autorität seines Vormundes los und focht tapfer für Karl
-I. wie für Karl II. Er wurde daher von den Engländern als ein Cavalier
-betrachtet, nach der Restauration in Whitehall gut aufgenommen und von
-Jakob's Hand zum Ritter geschlagen. Das Compliment jedoch, welches ihm
-bei einem seiner Besuche am englischen Hofe gemacht wurde, würde einem
-Sachsen nicht sehr schmeichelhaft erschienen sein. »Nehmen Sie Ihre
-Taschen in Acht, Mylords,« rief Se. Majestät, »hier kommt der König der
-Diebe.« Die Loyalität Lochiel's ist fast sprichwörtlich, aber sie war
-dem was man in England Loyalität nannte, ganz unähnlich. In den
-Protokollen des schottischen Parlaments war er zu den Zeiten Karl's II.
-als ein gesetzloser und rebellischer Mann geschildert, der aus eigner
-Machtvollkommenheit und mit souverainer Verachtung der königlichen
-Autorität Ländereien besitze.[70] Einmal erhielt der Sheriff von
-Inverneßshire von König Jakob Befehl, in Lochaber einen Gerichtstag zu
-halten. Lochiel, eifersüchtig auf diese Einmischung in seinen
-patriarchalischen Despotismus, erschien bei der Gerichtsverhandlung an
-der Spitze von vierhundert bewaffneten Camerons. Er affectirte große
-Achtung vor dem königlichen Befehl, ließ aber einige Worte fallen,
-welche von den Pagen und Waffenträgern, die jeden seiner Blicke scharf
-beobachteten, vollkommen verstanden wurden. »Ist keiner meiner Burschen
-so gut, diesen Richter zum Teufel zu jagen? Ich habe sie schon Händel
-anfangen sehen, wo es weniger nöthig war.« Im nächsten Augenblicke
-begann ein Zanken und Streiten unter der Menge, man wußte nicht wie oder
-wo. Hunderte von Dolchen blitzten, das Geschrei »Hülfe!« und »Mörder!«
-ertönte von allen Seiten, es kamen zahlreiche Verwundungen vor, zwei
-Menschen wurden getödtet, die Sitzung wurde in tumultuarischer
-Verwirrung aufgehoben und der geängstigte Sheriff mußte sich unter den
-Schutz des Häuptlings stellen, der ihn mit einem plausiblen Anschein von
-Achtung und Theilnahme sicher nach seiner Wohnung geleitete. Man muß
-lachen, wenn man daran denkt, daß der Mann, der diese That verübte, von
-Schriftstellern, welche Somers und Burnet als Verächter der legitimen
-Autorität der Landesherren tadeln, beständig als der zuverlässigste und
-pflichtgetreueste Unterthan gerühmt wird. Lochiel würde allerdings die
-Lehre vom Nichtwiderstande höhnend verlacht haben. Aber es gab kaum
-einen andren Häuptling in Inverneßshire, der durch den Sturz des Hauses
-Argyle mehr als er gewonnen oder triftigeren Grund gehabt hätte, die
-Restauration dieses Hauses zu fürchten. Die Maßnahmen der Convention
-konnten daher kaum einen andren Häuptling in Inverneßshire mehr
-beunruhigen und ärgern als ihn.
-
-
-Die Macdonalds.
-
-Doch unter allen den Hochländern, welche die neueste Wendung des
-Geschicks mit peinlicher Besorgniß betrachteten, waren die Macdonalds
-die heftigsten und mächtigsten. Mehr als einer von den Magnaten, welche
-diesen weitverbreiteten Namen führten, machte Anspruch auf die Ehre, der
-rechtmäßige Nachfolger der Lords der Inseln zu sein, die noch im 15.
-Jahrhundert den Königen von Schottland den Vorrang streitig gemacht
-hatten. Dieser genealogische Streit, der bis auf unsre Zeit gewährt hat,
-verursachte viel Hader unter den Betheiligten. Alle aber stimmten darin
-überein, daß sie den früheren Glanz ihrer Dynastie zurückwünschten und
-das emporgekommene Geschlecht Campbell verabscheuten. Die alte Fehde
-hatte niemals geruht. Noch fortwährend wurde in Versen wie in Prosa
-wiederholt, daß der schönste Theil des den ehemaligen Oberhäuptern der
-gälischen Nation gehörenden Gebiets, Islay, wo sie mit königlicher
-Pracht gewohnt hatten, Jona, wo sie mit religiösem Pomp bestattet worden
-waren, die Berge von Jura, die reiche Halbinsel Kintyre, von den
-rechtmäßigen Besitzern auf den unersättlichen Mac Callum More
-übergegangen seien. Seit dem Sturze des Hauses Argyle konnten die
-Macdonalds, wenn sie auch ihre sonstige Macht nicht wiedererlangt
-hatten, sich wenigstens rühmen, daß gegenwärtig ihnen Niemand überlegen
-war. Von der Furcht vor ihrem mächtigen Feinde im Westen befreit, hatten
-sie ihre Waffen gegen schwächere Feinde im Osten, gegen den Clan
-Mackintosh und gegen die Stadt Inverneß gerichtet.
-
-
-Fehde zwischen den Macdonalds und den Mackintoshs. Inverneß.
-
-Der Clan Mackintosh, ein Zweig eines alten und berühmten Stammes, der
-seinen Namen und sein Wappen von der wilden Katze der Wälder entlehnte,
-hatte einen Streit mit den Macdonalds, der sich, wenn man der Tradition
-glauben darf, aus den finsteren Zeiten herschrieb, wo die dänischen
-Seeräuber die Küsten Schottland's verwüsteten. Inverneß war eine
-sächsische Colonie unter den Celten, ein Bienenstock von Kaufleuten und
-Handwerkern inmitten einer Bevölkerung von Müßiggängern und Plünderern,
-ein einsamer Posten der Civilisation in einer Region von Barbaren.
-Obgleich die Gebäude nur einen kleinen Theil des Flächenraumes
-bedeckten, den sie gegenwärtig einnehmen; obgleich die Ankunft einer
-Brigg im Hafen ein seltenes Ereigniß war; obgleich die Börse den
-Mittelpunkt einer schmutzigen Straße bildete, in der ein Marktkreuz
-stand, das große Aehnlichkeit mit einem zerbrochenen Meilenzeiger hatte;
-obgleich die Sitzungen des Gemeinderaths in einem armseligen Gebäude mit
-schmucklosen Wänden gehalten wurden; obgleich die besten Häuser von der
-Art waren, daß sie jetzt bloße Hütten genannt werden würden; obgleich
-die besten Dächer von Stroh waren; obgleich die besten Zimmerdecken aus
-rohem Gebälk bestanden; obgleich die besten Fenster wegen mangelnder
-Scheiben bei schlechtem Wetter mit Läden verschlossen wurden; obgleich
-die geringeren Wohnungen bloße Erdhütten waren, in denen Fässer mit
-ausgeschlagenem Boden die Stelle der Kamine vertraten, so war doch diese
-Stadt in den Augen des Gebirgsbewohners der Grampians wie ein Babylon
-oder Tyrus. Nirgend anderwärts hatte er mehrere hundert Häuser, zwei
-Kirchen und ein Dutzend Malzdarren beisammengesehen. Nirgend anderwärts
-war er durch den Glanz von Budenreihen geblendet worden, wo Messer,
-Hornlöffel, zinnerne Kessel und bunte Bänder zum Verkauf ausgestellt
-waren. Nirgend anderwärts war er an Bord eines der gewaltigen Schiffe
-gewesen, welche Wein und Zucker aus Ländern brachten, die weit über die
-Grenzen seiner Geographie hinaus lagen.[71] Es kann nicht Wunder nehmen,
-daß die stolzen und kriegerischen Macdonalds, welche zwar die friedliche
-Industrie verachteten, denen aber nach den Früchten dieser Industrie
-gelüstete, mit den Bewohnern von Inverneß eine Reihe von Händeln
-anfingen. Unter der Regierung Karl's II. hatte man gefürchtet, daß die
-Stadt von diesen rohen Nachbarn erstürmt und geplündert werden würde.
-Die Friedensbedingungen, welche sie anboten, bewiesen, wie wenig sie
-nach der Autorität des Fürsten und des Gesetzes fragten. Sie verlangten,
-daß ihnen ein schwerer Tribut bezahlt werden, daß die Municipalbehörden
-sich eidlich verpflichten sollten, jeden Bürger, der das Blut eines
-Macdonald vergösse, der Rache des Clans auszuliefern, und daß jeder
-Bürger, sobald er irgendwo Jemandem begegnete, der den Tartan der
-Macdonalds trüge, zum Zeichen seiner Unterwerfung die Waffen strecken
-solle. Nie hatte Ludwig XIV., selbst nicht als er zwischen Utrecht und
-Amsterdam lagerte, die Generalstaaten mit so despotischem Uebermuthe
-behandelt.[72] Durch die Vermittelung des schottischen Geheimraths kam
-ein Vergleich zu Stande; aber die alte Feindschaft verminderte sich
-nicht.
-
-
-Inverneß wird von Macdonald von Keppoch bedroht.
-
-Gemeinsame Feindschaften und gemeinsame Befürchtungen erzeugten ein
-gutes Einvernehmen zwischen der Stadt und dem Clan Mackintosh. Der
-Feind, den Beide am meisten haßten und fürchteten, war Colin Macdonald
-von Keppoch, ein Musterexemplar von ächtem hochländischen Jakobiten.
-Keppoch hatte Zeit seines Lebens die Autorität der Krone verhöhnt und
-sich derselben widersetzt. Er war zu wiederholten Malen bei seiner
-Unterthanenpflicht aufgefordert worden, von seinem gesetzwidrigen
-Treiben abzulassen, hatte aber jede solche Ermahnung mit Verachtung
-behandelt. Die Regierung wollte jedoch nicht zu extremen Maßregeln gegen
-ihn greifen, und er herrschte noch lange ungestört über die stürmischen
-Berggipfel von Coryarrick und über die gigantischen Terrassen, welche
-noch jetzt die Grenzen des einstigen Sees von Glenroy bezeichnen. Er war
-berühmt wegen seiner Kenntniß aller Schluchten und Höhlen dieser
-traurigen Gegend, und seine Geschicklichkeit, eine Viehheerde bis in die
-entlegensten Schlupfwinkel zu verfolgen, war so groß, daß man ihm den
-Beinamen »Coll der Kühe« gegeben hatte.[73] Endlich zwangen seine
-frechen Verletzungen des Gesetzes den Geheimrath, energische Maßregeln
-gegen ihn zu ergreifen. Er wurde für einen Rebellen erklärt, Androhungen
-von Feuer und Schwert wurden unter dem Siegel Jakob's gegen ihn
-erlassen, und wenige Wochen vor der Revolution rückte ein königliches
-Truppencorps, unterstützt durch die gesammte Streitmacht der
-Mackintoshs, in Keppoch's Gebiet ein. Er lieferte den Eingedrungenen
-eine Schlacht und siegte. Die Truppen des Königs wurden in die Flucht
-geschlagen, ihr Anführer wurde getödtet, und zwar durch einen Helden,
-dessen Loyalität gegen den König viele Schriftsteller sehr wohlgefällig
-dem factiösen Ungestüm der Whigs gegenübergestellt haben.[74]
-
-Wenn Keppoch jemals die geringste Ehrfurcht vor der Regierung gehabt
-hatte, so wurde dieses Gefühl durch die allgemeine Anarchie, welche auf
-die Revolution folgte, völlig in ihm erstickt. Er verwüstete das Gebiet
-Mackintosh's, marschirte gegen Inverneß und drohte der Stadt mit
-Zerstörung. Die Gefahr war groß. Die Häuser waren nur von einer Mauer
-umgeben, auf welche Zeit und Wetter so verderblich eingewirkt hatten,
-daß sie bei jedem Sturme wankte. Dennoch zeigten die Einwohner einen
-kecken Trotz und ihr Muth wurde durch ihre Prediger angefeuert. Sonntag
-der 28. April war ein Tag der Angst und Verwirrung. Die Wilden streiften
-um die kleine sächsische Colonie herum wie eine Heerde hungriger Wölfe
-um eine Schafhürde. Keppoch drohte und bramarbasirte, er werde mit allen
-seinen Leuten in die Stadt dringen und sie plündern. Inzwischen
-versammelten sich die Bürger bewaffnet auf dem Marktplatze, um die Reden
-ihrer Geistlichen anzuhören. Der Tag verging, ohne daß ein Sturm
-erfolgte, und der Montag und Dienstag verstrichen unter großer Angst. Da
-erschien ein unerwarteter Vermittler.
-
-
-Dundee erscheint in Keppoch's Lager.
-
-Dundee hatte sich nach seiner Flucht von Edinburg auf seinen Landsitz in
-dem Thale zurückgezogen, durch welches der Glamis dem ehemaligen
-Schlosse Macbeth's zuströmt. Dort blieb er einige Zeit ruhig. Er
-betheuerte, daß er nicht die Absicht habe, sich der neuen Regierung zu
-widersetzen, er erklärte sich bereit nach Edinburg zurückzukehren, wenn
-er nur gewiß sein dürfe, gegen ungesetzliche Gewalt geschützt zu werden,
-und er erbot sich, sein Ehrenwort zu geben, oder, wenn dies nicht
-genüge, Caution zu erlegen, daß er sich ruhig verhalten wolle. Einige
-von seinen alten Soldaten hatten ihn begleitet und bildeten eine
-Besatzung von hinreichender Stärke, um sein Haus gegen die
-Presbyterianer der Umgegend zu beschützen. Hier hätte er möglicherweise
-unbehelligt und harmlos bleiben können, wenn nicht ein Vorfall, für den
-er nicht verantwortlich war, seine Feinde unversöhnlich gemacht und ihn
-zur Verzweiflung getrieben hätte.[75]
-
-Ein Emissär Jakob's war mit Briefen an Dundee und Balcarras von Irland
-nach Schottland hinübergefahren. Dies erweckte Verdacht. Der Bote wurde
-festgenommen, verhört und durchsucht und die Briefe bei ihm gefunden.
-Einige davon gingen von Melfort aus und waren seiner würdig. Jede Zeile
-verrieth die Eigenschaften, die ihn zu einem Gegenstande des Abscheus
-für sein Vaterland und zum Liebling seines Gebieters gemacht hatten. Er
-verkündete jubilirend den nahen Anbruch des Tages der Rache und der
-Beraubung, des Tages, an welchem das Eigenthum der Rebellen unter die
-Loyalen vertheilt und wo Viele, welche angesehen und reich gewesen,
-Verbannte und Bettler sein würden. Der König, sagte Melfort, sei
-entschlossen, Strenge zu üben. Die Erfahrung habe Seine Majestät endlich
-zu der Ueberzeugung gebracht, daß Milde Schwäche sein würde. Selbst die
-Jakobiten ersahen mit Entrüstung aus den Briefen, daß eine Restauration
-Confiscationen und Proscriptionen zur unmittelbaren Folge haben würde.
-Einige von ihnen nahmen keinen Anstand es auszusprechen, daß Melfort ein
-Schurke sei, daß er Dundee und Balcarras hasse, daß er sie verderben
-wolle und daß er zu dem Ende diese abscheulichen Depeschen geschrieben
-und sich eines Boten bedient habe, der es sehr geschickt einzurichten
-gewußt, daß er ergriffen wurde. Es ist jedoch ausgemacht, daß Melfort
-auch nach der Veröffentlichung dieser Papiere so hoch als je zuvor in
-Jakob's Gunst stand. Daher kann es kaum einem Zweifel unterliegen, daß
-der Sekretär selbst in den Stellen, welche die eifrigen Vertheidiger des
-erblichen Rechts empörten, nur die Gesinnungen und Absichten seines
-Gebieters treulich wiedergab.[76] Hamilton befahl kraft der Vollmachten,
-welche die Stände vor ihrer Vertagung ihm ertheilt hatten, Balcarras und
-Dundee zu verhaften. Balcarras wurde festgenommen und zuerst in seinem
-eigenen Hause und dann in dem Tolbooth von Edinburg internirt. Aber
-Dundee's habhaft zu werden war nicht so leicht. Sobald er erfuhr, daß
-Verhaftsbefehle gegen ihn erlassen waren, ging er mit seinen Anhängern
-über den Dee und blieb kurze Zeit auf den unwirthbaren Besitzungen des
-Hauses Gordon. Von hier aus setzte er sich mit den Macdonalds und
-Camerons wegen eines Aufstandes in Communication. Er scheint jedoch
-damals von den Hochländern wenig gewußt und sich wenig um sie gekümmert
-zu haben. Gegen ihren Nationalcharacter empfand er wahrscheinlich die
-Abneigung des Sachsen und gegen ihren militärischen Character die
-Geringschätzung des Soldaten von Profession. Er kehrte bald in das
-Niederland zurück und blieb dort bis er erfuhr, daß ein starkes
-Truppencorps ausgesandt war, um sich seiner zu bemächtigen.[77] Jetzt
-zog er sich in die Gebirgsgegend, als seine letzte Zufluchtsstätte,
-eilte nordwärts durch Strathdon und Strathbogie, ging über den Spey und
-kam am Morgen des 1. Mai mit einem kleinen Reitertrupp in Keppoch's
-Lager vor Inverneß an.
-
-Die neue Lage, in welche Dundee jetzt versetzt war, die neuen
-Aussichten, die sich ihm eröffneten, weckten in seinem erfinderischen
-und unternehmenden Kopfe natürlich neue Pläne. Die Hunderte von
-athletischen Celten, die er in ihrer nationalen Schlachtordnung sah,
-waren offenbar keine zu verachtenden Bundesgenossen. Wenn er eine große
-Koalition von Clans bilden, wenn er zehn- oder zwölftausend dieser
-entschlossenen Krieger unter eine Fahne bringen, wenn er sie überreden
-konnte, sich dem Zügel der Disciplin zu unterwerfen, welch' eine
-Laufbahn stand ihm dann bevor!
-
-Ein Patent von König Jakob war, selbst als König Jakob fest auf dem
-Throne saß, vom Coll der Kühe niemals sonderlich respectirt worden.
-Dieser Häuptling haßte jedoch die Campbells mit der ganzen Gluth eines
-Macdonald und erklärte sofort seinen Anschluß an die Sache des Hauses
-Stuart. Dundee nahm es auf sich, den Streit zwischen Keppoch und
-Inverneß zu schlichten. Die Stadt willigte ein, zweitausend Dollars zu
-bezahlen, eine Summe, die, so klein sie in den Augen der Goldschmiede
-von Lombard Street erscheinen mochte, wahrscheinlich jeden Schatz
-überstieg, der je in die Einöden von Coryarrick gebracht worden war. Die
-Hälfte der Summe wurde nicht ohne Mühe von den Einwohnern
-zusammengebracht und für den Rest soll Dundee sein Wort verpfändet
-haben.[78]
-
-Er versuchte nun zunächst, die Macdonalds mit den Mackintoshs
-auszusöhnen und schmeichelte sich mit der Hoffnung, daß die beiden
-kriegerischen Stämme, welche noch unlängst einander feindlich
-gegenübergestanden hatten, geneigt sein würden, unter seinem Commando
-nebeneinander zu kämpfen. Doch er überzeugte sich bald, daß es kein
-leichtes Ding war, eine Fehde zwischen Hochländern zu schlichten. Von
-den Rechten der streitenden Könige wußte keiner der beiden Clans etwas,
-noch kümmerte er sich darum. Das Benehmen beider muß örtlichen
-Leidenschaften und Interessen zugeschrieben werden. Was Argyle für
-Keppoch war, das war Keppoch für die Mackintoshs. Die Mackintoshs
-blieben daher neutral, und ihrem Beispiele folgten die Macphersons, ein
-andrer Zweig des Stammes der wilden Katze. Dies war nicht Dundee's
-einzige Enttäuschung. Die Mackenzies, die Frasers, die Grants, die
-Munros, die Mackays, die Macleods wohnten in großer Entfernung von dem
-Gebiete Mac Callum More's. Sie lagen nicht im Streit mit ihm, schuldeten
-ihm nichts und hatten keinen Grund, die Vergrößerung seiner Macht zu
-fürchten. Daher sympathisirten sie nicht mit seinen beunruhigten und
-aufgebrachten Nachbarn und konnten nicht dazu bewegen werden, dem
-Bündnisse gegen ihn sich anzuschließen.[79]
-
-
-Aufstand der den Campbells feindlichen Clans.
-
-Diejenigen Häuptlinge hingegen, welche näher bei Inverary wohnten und
-die den Namen Campbell seit langer Zeit fürchteten und haßten, hießen
-Dundee freudig willkommen und versprachen, am 18. Mai an der Spitze
-ihrer Leute zu ihm zu stoßen. Während der letzten zwei Wochen vor diesem
-Tage durchzog er Badenoch und Athol und forderte die Bewohner dieser
-Districte zur bewaffneten Erhebung auf. Dann stürmte er mit seinen
-Reitern in das Niederland hinab, überrumpelte Perth und führte einige
-Whiggentlemen als Gefangene mit sich ins Gebirge. Unterdessen waren die
-Feuerkreuze von Ort zu Ort über alle Haiden und Berge dreißig Meilen im
-Umkreise von Ben Nevis gewandert, und als er den Sammelplatz in Lochaber
-erreichte, sah er, daß der Zuzug bereits begonnen hatte. Das
-Hauptquartier war nahe bei Lochiel's Hause aufgeschlagen, einem großen,
-ganz aus Tannenholz gezimmerten Gebäude, das in den Hochlanden für einen
-prächtigen Palast galt. Hier empfing Lochiel, umgeben von sechshundert
-Kriegern, seine Gäste. Macnaghten von Macnaghten und Stewart von Appin
-hatten sich mit ihren kleinen Clans eingefunden. Macdonald von Keppoch
-führte die Krieger, welche einige Monate vorher unter seinem Commando
-die Musketiere König Jakob's in die Flucht geschlagen hatten. Macdonald
-von Clanronald stand noch in zartem Alter, aber sein Oheim, der während
-seiner Minderjährigkeit die Regentschaft führte, hatte ihn ins Lager
-gebracht. Der Jüngling war von einer auserlesenen Leibgarde begleitet,
-bestehend aus seinen Vettern, lauter stattlichen Leuten und kräftigen
-Fäusten. Macdonald von Glengarry, der sich durch seine dunklen Brauen
-und durch seine hohe Gestalt auszeichnete, kam aus dem großen Thale, wo
-eine Kette von Seen, welche außerhalb des Landes damals noch unbekannt
-und auf keiner Karte angegeben waren, gegenwärtig die tägliche Straße
-für die Dampfschiffe bildet, die zwischen dem atlantischen und dem
-deutschen Ocean hin und her fahren. Keiner von den Beherrschern der
-Berge hatte eine höhere Meinung von seiner persönlichen Wichtigkeit und
-lag häufiger mit anderen Häuptlingen in Streit als dieser. Er pflegte in
-seinen Manieren und in seinem Hauswesen eine Rohheit zur Schau zu
-tragen, welche die seiner rohen Nachbarn noch übertraf, und erklärte,
-daß er die wenigen Luxusgegenstände, welche aus den civilisirten Theilen
-der Erde ihren Weg in die Hochlande gefunden, als Zeichen der
-Verweichlichung und Entartung der gälischen Race betrachte. Diesmal
-hatte er es für gut befunden, den Glanz der sächsischen Krieger
-nachzuahmen, denn er ritt an der Spitze seiner vierhundert mit Plaids
-bekleideten Clansleute in einem stählernen Küraß und einem mit Gold
-gestickten Rocke. Ein andrer Macdonald, der ein beklagenswerthes und
-entsetzliches Ende nehmen sollte, hatte einen Trupp verwegener
-Freibeuter aus dem traurigen Gebirgspasse Glencoe herbeigeführt. Etwas
-später kamen die großen Potentaten von den Hebriden. Macdonald von
-Sleat, der reichste und mächtigste von allen Großen, welche auf den
-hohen Titel des Lords der Inseln Anspruch machten, kam von Sky an der
-Spitze von siebenhundert Streitern. Eine Flotte von langen Böten brachte
-fünfhundert Macleans von Mull unter dem Commando ihres Häuptlings Sir
-Johann von Duart. In alten Zeiten hatte eine weit stärkere Streitmacht
-seine Vorfahren in die Schlacht begleitet. Aber die Macht, wenn auch
-nicht der Muth des Clans war durch die Arglist und durch die Waffen der
-Campbells gebrochen worden. Eine andre Schaar Macleans kam unter einem
-tapferen Anführer, der sich nach dem Lochbuy nannte, was so viel heißt
-als gelber See.[80]
-
-
-Tarbet's Rath für die Regierung.
-
-Es scheint nicht, daß ein einziger Häuptling, der keinen speciellen
-Grund hatte, das Haus Argyle zu fürchten und zu hassen, Dundee's Aufruf
-Folge leistete. Man hat sogar starken Grund zu glauben, daß selbst die
-Häuptlinge, welche kamen, ruhig zu Haus geblieben sein würden, wenn die
-Regierung die Politik der Hochlande verstanden hätte. Nur ein
-talentvoller und erfahrener Staatsmann, welcher der vornehmen
-hochländischen Familie der Mackenzie entsprossen war, der Viscount
-Tarbet, verstand diese Politik gründlich. Er setzte damals Melville
-brieflich und Mackay mündlich nicht nur die Ursachen der krankhaften
-Zustände auseinander, welche die Calamitäten des Bürgerkriegs über
-Schottland zu bringen drohten, sondern gab auch die Heilmittel dagegen
-an. Die Gälen, sagt Tarbet, seien keineswegs allgemein für einen
-Aufstand eingenommen. Selbst von denjenigen papistischen Clans, welche
-keinen Grund hätten, die Unterwerfung unter das Joch der Campbells zu
-fürchten, sei wenig zu besorgen. Es sei notorisch, daß auch die
-talentvollsten und rührigsten unter den mißvergnügten Häuptlingen sich
-um die zwischen den Whigs und Tories obschwebenden Streitfragen gar
-nicht kümmerten. Lochiel insbesondere, den seine ausgezeichneten
-persönlichen Eigenschaften zu dem bedeutendsten Manne unter den
-Gebirgsbewohnern machten, frage nach Jakob eben so wenig etwas wie nach
-Wilhelm. Wenn die Camerons, die Macdonalds und die Macleans überzeugt
-werden könnten, daß ihre Güter und Ehrenstellen ihnen unter der neuen
-Regierung gesichert blieben, wenn Mac Callum More einige Zugeständnisse
-mache und Ihre Majestäten die Bezahlung einiger Pachtrückstände
-übernähmen, so würde Dundee die Clans mit wenig Erfolg zu den Waffen
-rufen. Fünftausend Pfund Sterling, meinte Tarbet, würden hinreichen, um
-alle celtischen Magnaten zu beschwichtigen, und in der That, obgleich
-diese Summe den Politikern von Westminster lächerlich klein vorkommen
-mochte, obgleich sie nicht größer war als der jährliche Gehalt des
-Oberkammerherrn oder des Kriegszahlmeisters, war sie doch enorm für
-einen rohen Potentaten, der zwar über Hunderte von Quadratmeilen
-herrschte und Hunderte von Kriegern ins Feld stellen konnte, aber
-vielleicht niemals fünfzig Guineen auf einmal in seiner Geldkasse gehabt
-hatte.[81]
-
-Obwohl Tarbet von den schottischen Ministern der neuen Souveraine für
-einen sehr zweifelhaften Freund gehalten wurde, so verschmähte man
-seinen Rath doch nicht ganz. Es wurde beschlossen, den Mißvergnügten
-Propositionen zu machen, welche er angerathen hatte. Viel hing dabei von
-der Wahl eines Agenten ab, und leider bewies die getroffene Wahl, wie
-wenig die Vorurtheile der wilden Gebirgsstämme in Edinburg verstanden
-wurden. Ein Campbell wurde dazu ausersehen, für die Sache des Königs
-Wilhelm Männer zu gewinnen, deren Groll gegen den König Wilhelm einzig
-und allein den Grund hatte, daß er die Campbells begünstigte.
-Anerbietungen, welche durch eine solche Mittelsperson gemacht wurden,
-mußten natürlich als Schlinge und zugleich als Beleidigungen betrachtet
-werden. Unter solchen Umständen war es unnütz, daß Tarbet an Lochiel und
-Mackay an Glengarry schrieb. Lochiel antwortete Tarbet gar nicht, und
-Glengarry gab Mackay eine zwar artige, aber kalte Antwort, in welcher er
-dem General rieth, das Beispiel Monk's nachzuahmen.[82]
-
-
-Unentschiedener Feldzug in den Hochlanden.
-
-Inzwischen vergeudete Mackay einige Wochen mit Märschen, Contremärschen
-und unentschiedenen Scharmützeln. Späterhin gestand er ehrlich ein, daß
-die Kenntnisse, die er sich während seiner dreißigjährigen
-Militärdienste auf dem Continent erworben, ihm in seiner damaligen neuen
-Stellung nichts nützten. Es war schwer, in einem solchen Lande den Feind
-zu verfolgen, und unmöglich war es, ihn dahin zu bringen, daß er eine
-offene Schlacht annahm. Nahrung für ein Invasionsheer war in der
-waldigen und steinigen Wildniß nicht zu finden; eben so wenig konnten
-Lebensmittel für viele Tage weit über weiche Sümpfe und steile Anhöhen
-transportirt werden. Der General überzeugte sich, daß er seine Leute und
-ihre Pferde fast zu Tode ermüdet und doch nichts erreicht hatte.
-Hochländische Hülfstruppen würden ihm von großem Nutzen gewesen sein;
-allein er hatte wenig solche Hülfstruppen. Der Häuptling der Grants, den
-die vorige Regierung verfolgt und der Conspiration mit dem unglücklichen
-Earl von Argyle angeklagt hatte, war zwar ein warmer Freund der
-Revolution. Zweihundert Mackay's kamen, wahrscheinlich unter dem
-Einflusse von verwandtschaftlichen Gefühlen, aus dem äußersten Norden
-unsrer Insel, wo es in der Mitte des Sommers keine Nacht giebt, um unter
-einem Anführer ihres Namens zu kämpfen; im Allgemeinen aber erwarteten
-die Clans, die sich nicht an dem Aufstande betheiligten, den Ausgang mit
-kalter Gleichgültigkeit und schmeichelten sich mit der Hoffnung, daß es
-ihnen leicht werden würde, sich mit den Siegern auszusöhnen und daß sie
-an der Plünderung der Besiegten würden Theil nehmen dürfen.
-
-Eine Erfahrung von wenig mehr als einem Monat überzeugte Mackay, daß es
-nur ein Mittel gab, durch welches die Hochlande unterworfen werden
-konnten. Es war nutzlos, die Gebirgsbewohner Berg auf Berg ab zu
-verfolgen. Eine Reihe von Festungen mußte an den wichtigsten Punkten
-errichtet und mit starken Besatzungen versehen werden. Der Ort, mit dem
-der General vorschlug den Anfang zu machen, war Inverlochy, wo die
-gewaltigen Ueberreste eines alten Schlosse standen und noch stehen.
-Dieser Posten lag nahe an einem Meeresarme und im Herzen des von den
-mißvergnügten Clans bewohnten Landes. Ein dort stationirtes und
-nöthigenfalls durch Kriegsschiffe unterstütztes starkes Truppencorps
-hätte zu gleicher Zeit die Macdonalds, die Camerons und die Macleans
-wirksam in Schach halten können.[83]
-
-Während Mackay in seinen Briefen an den Staatsrath zu Edinburg die
-Nothwendigkeit vorstellte, auf diesen Plan einzugehen, hatte Dundee mit
-Schwierigkeiten zu kämpfen, welche all' seine Energie und
-Geschicklichkeit nicht völlig zu bewältigen vermochte.
-
-
-Militärischer Character der Hochländer.
-
-So lange die Hochländer noch eine Nation waren, die ihre eigenthümliche
-Verfassung hatte, waren sie in einem Sinne brauchbarer und in einem
-andren Sinne unbrauchbarer für militärische Zwecke als irgend eine andre
-Nation in Europa. Der Celte als Individuum eignete sich moralisch und
-physisch trefflich für den Krieg, und ganz besonders für den Krieg in
-einem so wilden und rauhen Lande wie das seine. Er war unerschrocken,
-kräftig, leichtfüßig und ertrug ohne Murren Kälte, Hunger und
-Anstrengungen. Ueber steile Felsen und verrätherische Sümpfe bewegte er
-sich eben so leicht wie die französischen Haustruppen auf der Straße von
-Versailles nach Marly. Er war an den Gebrauch der Waffen und an den
-Anblick des Blutes gewöhnt; er war ein geübter Fechter und Schütze, und
-bevor er jemals in Reih' und Glied gestanden, war er schon mehr als ein
-halber Soldat.
-
-Wie der einzelne Celte leicht in einen Soldaten zu verwandeln war,
-ebenso war ein ganzer Stamm von Celten leicht in ein Bataillon Soldaten
-zu verwandeln. Es bedurfte dazu nichts weiter, als daß die militärische
-Organisation mit der patriarchalischen Organisation in Einklang gebracht
-wurde. Der Häuptling mußte Oberst, sein Oheim oder sein Bruder mußte
-Major, die Pächter, welche gleichsam die Peerschaft des kleinen Staates
-bildeten, mußten die Hauptleute sein und die Compagnie jedes Hauptmanns
-mußte aus denjenigen Bauern bestehen, die auf seinem Grund und Boden
-wohnten und deren Namen, Gesichter, Verwandten und Charactere er genau
-kannte; die Unteroffiziere mußten aus den auf die Adlerfeder stolzen
-Duinhe Wassels gewählt sein, der Waffenträger war eine vortreffliche
-Ordonnanz, der Erbpfeifer und seine Söhne bildeten die Musikbande, und
-der Clan wurde so mit einem Male ein Regiment. In einem solchen Regiment
-herrschte vom ersten Augenblicke an die strenge Ordnung und der
-pünktliche Gehorsam, worin die Stärke regulärer Armeen besteht. Jeder
-Mann, vom Höchsten bis zum Niedrigsten, war an seinem geeigneten Platze
-und kannte diesen Platz vollkommen. Es war nicht nöthig, den
-neueingerichteten Truppen erst durch Drohungen oder Strafen die Pflicht
-einzuschärfen, den Mann als ihr Oberhaupt zu betrachten, den sie von
-jeher, so lange sie denken konnten, als ihr Oberhaupt betrachtet hatten.
-Jeder Gemeine hatte von Kindheit an seinen Korporal sehr, seinen
-Hauptmann noch mehr geachtet und seinen Obersten fast angebetet. An
-Meuterei war daher nicht zu denken, ebenso wenig an Desertion, denn
-gerade diejenigen Gefühle, welche andere Soldaten am mächtigsten
-antreiben zu desertiren, hielten den Hochländer bei seiner Fahne. Wohin
-sollte er gehen, wenn er sie verließ? Alle seine Verwandten, alle seine
-Freunde waren um dieselbe versammelt. Trennte er sich also von ihr, so
-trennte er sich zugleich für immer von seiner Familie und brachte den
-ganzen Jammer des Heimwehs über sich, das in regulären Armeen so viele
-Rekruten antreibt, auf die Gefahr von körperlicher Züchtigung und Tod
-hin zu entlaufen. Wenn man diese Umstände erwägt, wird man sich nicht
-darüber wundern, daß die hochländischen Clans zuweilen große
-Kriegsthaten vollbracht haben.
-
-Was aber diese Institutionen, welche einen Stamm von Hochländern, die
-alle dieselben Namen führten und alle demselben Oberhaupte unterthan
-waren, im Kampfe so furchtbar machten, machte die Nation ungeeignet für
-den Krieg im Großen. Nichts war leichter als Clans in tüchtige
-Regimenter zu verwandeln; aber nichts war schwieriger als diese
-Regimenter dergestalt zu vereinigen, daß sie eine tüchtige Armee
-bildeten. Von den Schäfern und Hirten, welche in den Reihen fochten, bis
-hinauf zu den Häuptlingen war Alles Harmonie und Ordnung. Jeder Mann
-blickte empor zu seinem unmittelbaren Vorgesetzten und Alle blickten
-empor zu dem gemeinsamen Oberhaupte. Aber mit dem Häuptling schloß diese
-Subordinationskette. Er verstand nur zu gebieten und hatte nicht gelernt
-zu gehorchen. Selbst königlichen Erlassen, selbst Parlamentsedicten
-pflegte er nur dann Gehorsam zu bezeigen, wenn sie in vollkommenem
-Einklang mit seinen Neigungen standen. Man durfte nicht erwarten, daß er
-einer delegirten Autorität eine Achtung zollen werde, die er der
-höchsten Autorität zu verweigern gewohnt war. Er hielt sich für
-berechtigt, über die Zweckmäßigkeit jedes ihm zukommenden Befehls zu
-entscheiden. Von seinen Bruderhäuptlingen waren einige seine Feinde,
-andere seine Nebenbuhler. Es war kaum möglich, ihn abzuhalten, sie zu
-beleidigen, oder ihn zu überzeugen, daß sie ihn nicht beleidigten. Alle
-seine Untergebenen sympathisirten mit allen seinen Animositäten,
-betrachteten seine Ehre wie ihre eigene und waren bereit auf seinen Ruf
-sich um ihn gegen den Oberbefehlshaber zu schaaren. Es war daher sehr
-wenig Aussicht, daß durch irgend welche Mittel fünf Clans bewogen werden
-konnten, während eines langen Feldzugs herzlich mit einander zu
-cooperiren. Die meiste Hoffnung dazu war noch in dem Falle, wenn sie von
-einem Sachsen angeführt wurden. Es ist bemerkenswerth, daß keine der
-großen Thaten, welche die Hochländer während unserer Bürgerkriege
-vollbrachten, unter dem Commando eines Hochländers vollbracht wurde.
-Einige Schriftsteller haben es als einen Beweis für das außerordentliche
-Genie Montrose's und Dundee's erwähnt, daß diese Feldherren, obgleich
-nicht gälischen Stammes oder gälischer Sprache, im Stande gewesen waren,
-Bündnisse gälischer Stämme zu bilden und zu leiten. Aber gerade weil
-Montrose und Dundee keine Hochländer waren, vermochten sie Armeen
-anzuführen, welche aus hochländischen Clans zusammengesetzt waren. Wäre
-Montrose Häuptling der Camerons gewesen, so würden die Macdonalds sich
-niemals seiner Autorität gefügt haben. Wäre Dundee Häuptling des
-Clanronald gewesen, so würde der Glengarry ihm nie gehorcht haben.
-Stolze und empfindliche Männer, welche kaum den König als ihren
-Vorgesetzten anerkannten, würden niemals die Superiorität eines
-Nachbarn, eines von ihres Gleichen, eines Nebenbuhlers, ertragen haben.
-Viel leichter konnten sie die Obergewalt eines ausgezeichneten Fremden
-ertragen. Doch selbst einem solchen Fremden gestanden sie nur eine sehr
-beschränkte und sehr prekäre Autorität zu. Einen Häuptling vor ein
-Kriegsgericht zu stellen, ihn zu erschießen, ihn zu cassiren, ihn zu
-degradiren, ihm öffentlich einen Verweis zu geben, war unmöglich.
-Macdonald von Keppoch oder Maclean von Duart würde jeden Offizier
-todtgeschlagen haben, der ihm sein Schwert abverlangt und ihm gesagt
-hätte, daß er sich als Arrestanten zu betrachten habe, und Hunderte von
-Claymores würden augenblicklich aufgebrochen sein, um den Mörder zu
-beschützen. Es blieb dem Befehlshaber, unter dem diese Potentaten zu
-dienen sich herabließen, nichts Andres übrig als mit ihnen zu
-berathschlagen, sie zu bitten, ihnen zu schmeicheln, sie zu bestechen,
-und selbst durch diese Mittel vermochte menschliche Geschicklichkeit nur
-auf kurze Zeit die Eintracht zu erhalten. Denn jeder Häuptling glaubte
-Anspruch auf besondere Berücksichtigung zu haben, und man durfte daher
-keinem besondere Artigkeit erweisen, ohne die anderen zu verletzen. Der
-General war nichts weiter als der Präsident eines Congresses kleiner
-Könige. Er wurde beständig aufgefordert, Streitigkeiten wegen
-Stammbäumen, wegen Vorrang, oder wegen Theilung von Beute anzuhören und
-zu schlichten. Mochte sein Ausspruch lauten wie er wollte, Jemand mußte
-dadurch verletzt werden. Jeden Augenblick konnte er erfahren, daß sein
-rechter Flügel in Folge eines zweihundert Jahre alten Streites auf sein
-Centrum gefeuert habe, oder daß ein ganzes Bataillon nach seinem
-heimathlichen Thale zurückgekehrt sei, weil ein andres Bataillon auf den
-Ehrenposten gestellt worden war. Ein hochländischer Barde würde in der
-Geschichte des Jahres 1689 leicht Sujets gefunden haben, ganz ähnlich
-denen, welche der trojanische Krieg den großen Dichtern des Alterthums
-lieferte. Heute ist Achilles mißmuthig, hütet sein Zelt und kündigt die
-Absicht an, mit allen seinen Leuten abzuziehen. Morgen stürmt Ajax im
-Lager umher und droht dem Ulysses den Hals abzuschneiden.
-
-Daher kam es, daß, obgleich die Hochländer in den Bürgerkriegen des 17.
-Jahrhunderts einige große Thaten vollbrachten, diese Thaten keine nach
-wenigen Wochen noch erkennbare Spuren hinterließen. Siege von seltenem
-und fast ungeheuerlichem Glanze zogen alle Folgen einer Niederlage nach
-sich. Kriegsveteranen und Soldaten waren ganz erstaunt über diese
-plötzlichen Glückswechsel. Es war unglaublich, daß undisciplinirte Leute
-solche Waffenthaten vollbracht haben sollten. Eben so unglaublich war
-es, daß solchen Waffenthaten, nachdem sie vollbracht waren, der Triumph
-der Besiegten und die Unterwerfung der Sieger auf dem Fuße gefolgt sein
-sollte. Nachdem Montrose rasch hintereinander Sieg auf Sieg erfochten,
-sah er sich mitten auf der Bahn des Glücks plötzlich von seinen
-Untergebenen verlassen. Lokale Eifersüchteleien und lokale Interessen
-hatten seine Armee zusammengebracht. Lokale Eifersüchteleien und lokale
-Interessen lösten sie auf. Die Gordons verließen ihn, weil sie sich
-gegen die Macdonalds zurückgesetzt glaubten. Die Macdonalds verließen
-ihn, weil sie die Campbells plündern wollten. Die Streitmacht, die man
-früher für stark genug gehalten hatte, um das Schicksal eines
-Königreichs zu entscheiden, schmolz binnen wenigen Tagen zusammen, und
-auf die Siege von Tippermuir und Kilsyth folgte die Niederlage von
-Philiphaugh. Dundee lebte nicht lange genug, um einen ähnlichen
-Glücksumschlag zu erfahren, aber man hat allen Grund zu glauben, daß,
-wenn er nur vierzehn Tage länger gelebt hätte, seine Geschichte ein
-Seitenstück zu der Geschichte Montrose's gewesen sein würde.
-
-Bald nachdem die Clans sich in Lochaber gesammelt hatten, machte Dundee
-einen Versuch sie zu überreden, daß sie sich der Disciplin einer
-regulären Armee unterwarfen. Er berief einen Kriegsrath zusammen, um
-diese Frage zu erörtern. Seine Ansicht wurde von allen denjenigen
-Offizieren unterstützt, welche aus dem Niederlande zu ihm gestoßen
-waren. Unter ihnen zeichneten sich Jakob Seton, Earl von Dunfermline,
-und Jakob Galloway, Lord Dunkeld, aus. Die celtischen Häuptlinge
-vertraten die entgegengesetzte Meinung. Lochiel, der talentvollste unter
-ihnen, war ihr Wortführer und verfocht die Sache mit großem Scharfsinn
-und natürlicher Beredtsamkeit. »Unser System,« -- so lautete der
-Hauptinhalt seines Raisonnements -- »mag nicht das beste sein; aber wir
-sind von Kindheit auf dazu erzogen worden, wir verstehen es vollkommen
-und es steht mit unseren eigenthümlichen Institutionen, Gefühlen und
-Sitten im Einklange. Wenn wir auf unsre Art Krieg führen, so haben wir
-die Erfahrung und die Kaltblütigkeit von Veteranen. Führen wir auf andre
-Art Krieg, so werden wir rohe und unbeholfene Rekruten sein. Soldaten
-aus uns zu machen, wie die eines Cromwell und Turenne waren, dazu würden
-Jahre gehören, und wir haben nicht Wochen übrig. Wir haben hinreichend
-Zeit, unsre Disciplin zu verlernen, aber nicht Zeit genug, die eurige zu
-erlernen.« Dundee erklärte sich unter großen Schmeicheleien für Lochiel
-überzeugt, und er war es vielleicht auch, denn die Gründe des
-verständigen alten Häuptlings waren durchaus nicht ohne Gewicht.[84]
-
-
-Zwistigkeiten in der hochländischen Armee.
-
-Einige celtische Kriegsgebräuche waren jedoch von der Art, daß Dundee
-sie nicht dulden konnte. So grausam er auch war, seine Grausamkeit hatte
-immer eine Methode und einen Zweck. Er hoffte noch immer, daß es ihm
-gelingen werde, einige neutral gebliebene Häuptlinge zu gewinnen und er
-vermied daher sorgfältig Alles was sie zu offener Feindseligkeit hätte
-aufstacheln können. Dies war allerdings ein Verfahren, von dem sich
-erwarten ließ, daß es dem Interesse Jakob's förderlich sein würde; aber
-Jakob's Interesse war den wilden Räubern, welche einzig und allein zu
-dem Zwecke ersprießliche Raubzüge unternehmen und alten Groll rächen zu
-können, seinen Namen gebrauchten und sich um sein Banner schaarten, sehr
-gleichgültig. Keppoch insbesondere, der die Mackintoshs weit mehr haßte,
-als er die Stuarts liebte, plünderte das Gebiet seiner Feinde nicht nur,
-sondern verbrannte auch Alles was er nicht mit fortnehmen konnte. Dundee
-gerieth beim Anblick der brennenden Wohnungen in heftigen Zorn. »Lieber
-möchte ich,« sagte er, »in einem anständigen Regiment die Muskete
-tragen, als Anführer einer solchen Räuberbande sein.« Von Bestrafung war
-natürlich keine Rede. Es darf in der That schon als ein auffallender
-Beweis von dem Einflusse des Generals angesehen werden, daß der Coll der
-Kühe es der Mühe werth hielt, sich wegen eines Benehmens zu
-entschuldigen, um dessentwillen er in einer wohldisciplinirten Armee
-erschossen worden wäre.[85]
-
-Da die Grants für den König Wilhelm die Waffen ergriffen hatten, so
-wurde ihr Eigenthum als gute Prise betrachtet. Eine Abtheilung der
-Camerons fiel in ihr Gebiet ein, es kam zu einem Gefecht, es floß etwas
-Blut, und eine Menge Vieh wurde in Dundee's Lager getrieben, wo man
-Lebensmittel sehr gut brauchen konnte. Dieser Streifzug gab Anlaß zu
-einem Streite, dessen Geschichte den Character einer Armee von
-Hochländern im richtigsten Lichte zeigt. Unter Denen, welche im Kampfe
-mit den Camerons fielen, befand sich ein Macdonald von der Seitenlinie
-der Glengarries, der lange unter den Grants gelebt hatte, in Gesinnungen
-und Ansichten ein Grant geworden und beim Aufgebot seines Stammes nicht
-erschienen war. Obgleich er sich gegen den gälischen Codex der Ehre und
-Moral schwer vergangen hatte, erinnerten sich doch seine Stammesgenossen
-der geheiligten Bande, die er vergessen. Mochte er gut oder schlecht
-sein, er war von ihrem Fleisch und Blut und er hätte daher ihrer Justiz
-aufgespart werden sollen. Der Name, den er trug, das Blut der Lords von
-den Inseln hätte ihn schützen sollen. Glengarry begab sich wüthend zu
-Dundee und verlangte Rache an Lochiel und dem ganzen Geschlecht Cameron.
-Dundee erwiederte, der unglückliche Gentleman, der gefallen sei, habe
-den Clan wie auch den König verrathen. Sei es im Kriege wohl erhört, daß
-die Person eines Feindes, eines unter den Waffen Kämpfenden wegen eines
-Namens und seiner Abkunft für unantastbar gehalten werden müsse? Und
-selbst wenn ein Unrecht geschehen sei, wie solle es wieder gut gemacht
-werden? Die halbe Armee müsse erst die andre Hälfte erschlagen, ehe
-Lochiel ein Haar gekrümmt werden könne. Glengarry entfernte sich wieder,
-tobend wie ein Besessener. Da seine Klagen von Denen, die ihm Recht
-verschaffen sollten, nicht beachtet würden, so wolle er sich selbst
-Recht verschaffen; er wolle seine Leute aufbieten und mit dem Schwert in
-der Hand über die Mörder seines Vetters herfallen. Eine Zeit lang wollte
-er auf keine Vorstellungen hören. Als man ihm zu bedenken gab, daß
-Lochiel's Anhänger den Glengarryleuten an Zahl um das Doppelte überlegen
-seien, rief er aus: »Das thut nichts; ein Glengarry ist soviel werth als
-zwei Camerons.« Wäre Lochiel eben so heftig und großsprecherisch
-gewesen, so ist es wahrscheinlich, daß die hochländische Insurrection
-der Regierung wenig mehr zu schaffen gemacht und daß die Rebellen ohne
-viel Aufhebens einander gegenseitig in ihren Wildnissen erschlagen haben
-würden. Aber die Natur hatte ihm in reichem Maße die Eigenschaften eines
-Staatsmannes verliehen, obwohl das Schicksal diese Eigenschaften in
-einem unbekannten Winkel der Erde verborgen hatte. Er sah ein, daß jetzt
-keine Zeit zur Zwietracht sei; sein Muth war längst anerkannt und sein
-Temperament verstand er vollkommen zu beherrschen. Glengarry's Wuth,
-durch keine neuen Provokationen gereizt, legte sich bald. Allerdings
-vermutheten Manche, daß er niemals ganz so kampflustig gewesen sei, als
-er sich gestellt habe und daß er mit seinem Toben nichts weiter
-beabsichtigt habe, als sein eignes Ansehen in den Augen seiner Anhänger
-aufrecht zu erhalten. Wie dem auch sein möge, der Streit wurde
-geschlichtet und die beiden Häuptlinge begrüßten sich mit dem äußeren
-Schein von Artigkeit an der Tafel des Generals.[86]
-
-
-Dundee sucht bei Jakob um Unterstützung nach.
-
-Die Erfahrungen, welche Dundee an seinen celtischen Bundesgenossen
-machte, mußten es ihm wünschenswerth erscheinen lassen, in seiner Armee
-einige Truppen zu haben, auf deren Gehorsam er sich verlassen konnte und
-welche nicht auf einen Wink von ihrem Obersten die Waffen gegen ihren
-General und ihren König kehren würden. In Folge dessen schrieb er
-während der Monate Mai und Juni mehrere Briefe nach Dublin, worin er
-dringend um Beistand bat. Wenn sechstausend, viertausend, dreitausend
-reguläre Soldaten jetzt nach Lochaber geschickt würden, könne Se.
-Majestät darauf rechnen, daß er bald in Holyrood ein Hoflager halten
-werde. Daß ein solches Truppencorps entbehrlich war, unterlag kaum einem
-Zweifel. Jakob's Autorität war damals in allen Theilen Irland's
-anerkannt, außer an den Ufern des Ernesees und hinter den Mauern von
-Londonderry. Er hatte in diesem Königreiche eine Armee von
-vierzigtausend Mann. Ein Achtel von dieser Armee wäre dort kaum vermißt
-worden und hätte in Verbindung mit den aufständischen Clans in
-Schottland große Dinge ausrichten können.
-
-Die Antworten, welche Dundee auf seine Ansuchen erhielt, berechtigten
-ihn zu der Hoffnung, daß ihm bald ein starkes und wohlausgerüstetes
-Corps aus Ulster zugeschickt werden würde. Vor der Ankunft dieser
-Verstärkungen wollte er nicht das Glück einer Schlacht versuchen.[87]
-Mackay auf der andren Seite war es müde, in einer Wildniß
-umherzumarschiren. Seine Leute waren erschöpft und entmuthigt; er hielt
-es für wünschenswerth, daß sie die Gebirgsgegend verließen, und Wilhelm
-war der nämlichen Meinung.
-
-
-Unterbrechung des Kriegs in den Hochlanden.
-
-So wurde im Juni der Bürgerkrieg wie auf Verabredung zwischen den
-beiderseitigen Generälen völlig eingestellt. Dundee blieb in
-ungeduldiger Erwartung der Truppen und Zufuhren aus Irland in Lochaber.
-Es war ihm indessen unmöglich, seine Hochländer in einem Zustande der
-Unthätigkeit beisammenzuhalten, denn es bedurfte eines großen Gebiets
-von Sumpf- und Gebirgsland, um eine so zahlreiche Mannschaft zu
-unterhalten. Die Clans kehrten daher in ihre Schluchten zurück, nachdem
-sie versprochen hatten, sich auf den ersten Aufruf wieder zu sammeln.
-
-Inzwischen erholten sich die durch harte Strapatzen und Entbehrungen
-erschöpften Soldaten Mackay's in Quartieren, welche über das ganze
-Niederland von Aberdeen bis Stirling zerstreut waren. Mackay selbst war
-in Edinburg und drang in die dortigen Minister, ihm die Mittel zur
-Errichtung einer Fortifikationskette in den Grampians zu bewilligen. Die
-Minister hatten sich, wie es scheint, in ihren militärischen
-Hülfsmitteln verrechnet. Man hatte erwartet, daß die Campbells eine
-Streitmacht ins Feld stellen würden, welche hinreichend war, um die
-ganze Stärke der unter Dundee marschirenden Clans aufzuwiegen. Ebenso
-hatte man erwartet, daß die westlichen Covenanters sich beeilen würden,
-die Reihen der Armee König Wilhelm's zu verstärken. Beide Erwartungen
-wurden getäuscht. Argyle hatte sein Fürstenthum verwüstet und seinen
-Stamm entwaffnet und desorganisirt gefunden. Es mußte eine beträchtliche
-Zeit darüber hingehen, ehe sein Banner von einer Streitmacht umgeben
-sein würde, wie seine Väter sie in den Kampf geführt hatten.
-
-
-Bedenklichkeiten der Covenanters, für König Wilhelm die Waffen zu
-ergreifen.
-
-Die Covenanters des Westens waren im allgemeinen nicht geneigt, sich
-einreihen zu lassen. An Muth fehlte es ihnen sicherlich nicht, und sie
-haßten Dundee mit tödtlicher Erbitterung. Seine Grausamkeit war in ihrem
-Theile des Landes noch in frischem Andenken. Jedes Dorf hatte seine
-blutige Geschichte. In dem einen Hause fehlte der greise Vater, in dem
-andren der hoffnungsvolle Sohn. Man erinnerte sich nur zu gut, wie die
-Dragoner in die Hütte des Landmanns eingedrungen waren, bei jedem Worte
-ihn, sich selbst und Einer den Andren verfluchend und verwünschend, wie
-sie die achtzigjährige Großmutter hinter dem warmen Ofen hervorgerissen
-und mit roher Hand den Busen seiner sechzehnjährigen Tochter betastet
-hatten; wie ihm die Abschwörungsformel vorgehalten worden war, wie er
-die Arme über der Brust gekreuzt und gesagt hatte: »der Wille Gottes
-geschehe;« wie der Oberst ein Piket mit geladenen Gewehren herbeigerufen
-und wie drei Minuten später der brave Hausvater vor seiner eigenen Thür
-in einer Blutlache gelegen hatte. Der Platz des Märtyrers am Herde war
-noch leer und jedes Kind konnte seinen noch grünen Grabhügel auf der
-Haide zeigen. Wenn die Leute dieser Gegend ihren Unterdrücker einen
-Diener des Teufels nannten, so sprachen sie nicht in bildlichem Sinne;
-sie glaubten wirklich, daß zwischen dem bösen Menschen und dem bösen
-Geiste ein enges Bündniß mit bestimmten Bedingungen bestehe, daß Dundee
-sich verpflichtet habe, das Werk der Hölle auf Erden zu verrichten und
-daß die Hölle zu höheren Zwecken ihren Sklaven beschützen dürfe, bis das
-Maß seiner Schuld voll sein würde. Aber so gründlich diese Leute auch
-Dundee verabscheuten, so erhoben doch die meisten von ihnen Bedenken
-dagegen, für Wilhelm das Schwert zu ziehen. Es wurde in der Pfarrkirche
-zu Douglas ein großes Meeting gehalten und die Frage vorgelegt, ob es zu
-einer Zeit, wo Krieg im Lande wüthe und eine irische Invasion erwartet
-werde, nicht Pflicht sei, zu den Waffen zu greifen. Die Debatte war
-heftig und tumultuarisch. Die Redner der einen Seite beschworen ihre
-Brüder, nicht den Fluch auf sich zu laden, der gegen die Bewohner von
-Meros geschleudert worden, weil sie dem Herrn nicht gegen den Mächtigen
-zu Hülfe kamen. Die Redner der andren Seite donnerten gegen sündige
-Bündnisse. Es seien Schlechtgesinnte in Wilhelm's Heere, Mackay's eigne
-Rechtgläubigkeit sei problematisch; mit solchen Kameraden und unter
-einem solchen General Kriegsdienste zu leisten, würde ein sündiges
-Bündniß sein. Nach langem Hin- und Herstreiten und unter großer
-Verwirrung wurde endlich eine Abstimmung vorgenommen und die Majorität
-erklärte sich dahin, das es ein sündiges Bündniß sein würde,
-Kriegsdienste zu nehmen.
-
-
-Aushebung des Cameron'schen Regiments.
-
-Es gab jedoch eine starke Minorität und aus den Mitgliedern dieser
-Minorität gelang es dem Earl von Angus ein Infanteriecorps zu bilden,
-das noch heute, nach Verlauf von mehr als hundertsechzig Jahren, unter
-dem Namen des Cameron'schen Regiments bekannt ist. Der erste
-Oberstleutnant desselben war Cleland, der unerbittliche Bluträcher, der
-Dundee aus der Convention getrieben hatte. Es machte keine geringe
-Schwierigkeit, die Reihen zu füllen, denn viele westländische Whigs, die
-es nicht für absolut sündhaft hielten, einzutreten, stellten
-Bedingungen, welche alle militärische Disciplin untergraben mußten.
-Einige wollten nicht unter einem Obersten, Major, Hauptmann, Sergeanten
-oder Korporal dienen, der nicht bereit sei, den Covenant zu
-unterschreiben. Andere bestanden darauf, daß, wenn es durchaus nöthig
-befunden würde, den und jenen Offizier anzustellen, welcher die unter
-der vorigen Regierung vorgeschriebenen Testeide geleistet habe, er sich
-wenigstens durch öffentliches Eingeständniß seiner Sünde vor der Fronte
-des Regiments zum Commando qualificiren sollte. Die Mehrzahl der
-Enthusiasten, welche diese Bedingungen gestellt hatten, wurde durch
-geschickte Bearbeitung bewogen, ihre Forderungen bedeutend
-herabzustimmen. Doch hatte das Regiment immerhin einen ganz
-eigenthümlichen Character. Die Soldaten waren sämmtlich strenge
-Puritaner. Einer ihrer ersten Schritte war eine Petition an das
-Parlament, daß alle Trunksucht, Ausschweifung und Gottlosigkeit streng
-bestraft werden möchte. Ihr eignes Verhalten muß musterhaft gewesen
-sein, denn das schlimmste Verbrechen, das die überspannteste Bigotterie
-ihnen zur Last legen konnte, bestand darin, daß sie dem Könige zu seinem
-Geburtstage Hurrahs brachten. Man hatte ursprünglich beabsichtigt, mit
-der militärischen Organisation des Corps die Organisation einer
-presbyterianischen Gemeinde zu verweben. Jede Compagnie sollte einen
-Aeltesten liefern und die Aeltesten sollten mit dem Kaplan ein
-geistliches Tribunal zur Unterdrückung der Unsittlichkeit und Ketzerei
-bilden. Es wurden indeß keine Aeltesten ernannt; aber ein angesehener
-Bergprediger, Alexander Shields, wurde zu dem Amte eines Kaplans
-berufen. Es läßt sich schwer denken, daß der Fanatismus eine höhere
-Gluth erreichen könnte, als er aus den Schriften Shields'
-hervorleuchtet. Nach seinen Ansichten würde es die erste Pflicht jedes
-christlichen Herrschers sein, jeden heterodoxen Unterthan bis zum Tode
-zu verfolgen, und ebenso die erste Pflicht jedes christlichen
-Unterthanen, einen heterodoxen Fürsten zu ermorden. Doch es herrschte
-damals in Schottland eine fanatische Begeisterung, im Vergleich zu
-welcher selbst die Begeisterung dieses Mannes noch lau war. Die extremen
-Covenanters protestirten gegen seinen Abfall eben so heftig als sie
-gegen die Schwarze Indulgenz und gegen den Suprematseid protestirt
-hatten und erklärten Jeden, der in Angus' Regiment eintrat, eines
-ruchlosen Bündnisses mit Uebelgesinnten schuldig.[88]
-
-
-Uebergabe des Schlosses von Edinburg.
-
-Mittlerweile war das Edinburger Schloß gefallen, nachdem es sich länger
-als zwei Monate gehalten hatte. Die Vertheidigung sowohl wie der Angriff
-waren sehr lau betrieben worden. Der Herzog von Gordon, der keine Lust
-hatte, sich den tödtlichen Haß Derer zuzuziehen, in deren Gewalt seine
-Besitzungen und sein Leben bald sein konnten, fand es nicht für
-gerathen, die Stadt zu beschießen. Auf der andren Seite betrieben die
-Belagerer ihre Operationen mit so wenig Energie und Umsicht, daß die
-Jakobiten in der Citadelle mit den draußen befindlichen Jakobiten in
-fortwährender Communication standen. Man erzählte sich sonderbare
-Geschichten von den artigen und kurzweiligen Botschaften, welche
-zwischen den Belagerten und den Belagerern gewechselt wurden. Einmal
-ließ Gordon den städtischen Behörden sagen, daß er wegen einiger ihm aus
-Irland zugekommenen Nachrichten eine Geschützsalve geben werde, daß aber
-die gute Stadt sich nicht zu beunruhigen brauche, denn er werde seine
-Kanonen nicht mit Kugeln laden. Ein andermal wirbelten seine Trommeln
-das Zeichen zum Parlamentiren; die weiße Fahne wurde ausgesteckt, es
-fand eine Unterredung statt und er benachrichtigte den Feind ganz
-ernsthaft, daß alle seine Spielkarten bis zum Zerfallen abgegriffen
-seien und daß er ihm doch einige frische Packete zukommen lassen möchte.
-Seine Freunde errichteten einen Telegraphen, vermittelst dessen sie sich
-über die Linien der Schildwachen hinweg mit ihm unterhielten. An einem
-Fenster im obersten Stock eines der höchsten der gigantischen Häuser,
-von denen noch jetzt einige wenige High Street verdunkeln, wurde, wenn
-Alles gut ging, ein weißes Tuch, und wenn die Sachen schlecht standen,
-ein schwarzes Tuch ausgehangen. Hatte man ausführlichere Meldungen zu
-machen, so wurde eine Tafel emporgehalten, auf der die Nachricht mit so
-großen Buchstaben geschrieben stand, daß sie mit Hülfe eines Fernrohrs
-von den Wällen der Citadelle aus gelesen werden konnte. Boten mit
-Briefen und frischen Lebensmitteln gelangten in verschiedenen
-Verkleidungen und durch mannichfache Kunstgriffe über den Wassergraben,
-der sich damals auf der Nordseite der Festung befand, und erklommen den
-steilen Abhang. Der Knall einer Muskete auf einem bestimmten Außenwerke
-war das Signal, welches den Freunden des Hauses Stuart anzeigte, daß
-wieder einer ihrer Emissäre glücklich den Felsen erklettert hatte.
-Endlich aber waren die Vorräthe erschöpft und man mußte kapituliren.
-Vortheilhafte Bedingungen wurden bereitwillig zugestanden, die Garnison
-zog ab und die Schlüssel wurden unter den Acclamationen einer großen
-Menge Bürger übergeben.[89]
-
-
-Parlamentssession in Edinburg.
-
-Doch die Regierung hatte im Parlamentshause viel erbittertere und
-hartnäckigere Feinde als im Schlosse. Als die Stände nach ihrer
-Vertagung wieder zusammentraten, wurden die Krone und das Scepter
-Schottland's als Symbole des abwesenden Souverains mit gewohntem Pomp im
-Saale ausgestellt. Hamilton ritt als Lord Obercommissar mit großem
-Gepränge von Holyrood aus durch High Street, und Crawford nahm seinen
-Sitz als Präsident ein. Zwei Edicte, von denen das eine die Convention
-in ein Parlament verwandelte, das andre Wilhelm und Marien als König und
-Königin anerkannte, wurden rasch angenommen und mit dem Scepter berührt,
-und nun begann der Kampf der Parteien.[90]
-
-
-Einfluß des Clubs.
-
-Es zeigte sich bald, daß die von Montgomery organisirte Opposition
-unüberwindlich stark war. Obgleich aus vielen heterogenen Elementen, aus
-Republikanern, Whigs, Tories, eifrigen Presbyterianern und bigotten
-Prälatisten zusammengesetzt, agirte sie eine Zeit lang wie ein Mann und
-zog eine Menge jener unbedeutenden und kleinmüthigen Politiker an sich,
-welche sich naturgemäß zu der stärkeren Partei hinneigen. Die Freunde
-der Regierung waren gering an Zahl und nicht verbunden. Hamilton ging
-nur mit halbem Herzen an die Erfüllung seiner Pflichten. Unbeständig war
-er jederzeit gewesen; jetzt war er auch noch unzufrieden. Er bekleidete
-zwar den höchsten Posten, den ein Unterthan erreichen konnte; aber er
-bildete sich ein, daß er nur den Schein der Macht habe, während Andere
-die wirkliche Macht besäßen, und es war ihm daher nicht unlieb, wenn er
-Diejenigen, auf die er eifersüchtig war, belästigt und beunruhigt sah.
-Er hinterging den Fürsten, den er repräsentirte, nicht geradezu, aber er
-intriguirte zuweilen mit den Führern des Clubs und spielte Denen, die
-ihm im Dienste der Krone zur Seite standen, mitunter arglistige
-Streiche.
-
-Seine Instructionen schrieben ihm vor, Gesetze zur Milderung oder
-Beseitigung zahlreicher Mißstände und besonders einem die Macht des
-Artikelausschusses beschränkenden und die Verfassung desselben
-reformirenden Gesetze, sowie ferner einem das presbyterianische
-Kirchenregiment einführenden Gesetze die königliche Genehmigung zu
-ertheilen.[91] Doch es war gleichgültig, wie seine Instructionen
-lauteten. Die Führer des Clubs legten es darauf an, eine Ursache zur
-Uneinigkeit zu finden. Die Vorschläge der Regierung bezüglich der
-Artikellords wurden verächtlich zurückgewiesen. Hamilton schrieb um neue
-Instructionen nach London und bald wurde ihm ein zweiter Plan, welcher
-dem einst despotischen Ausschusse nicht viel mehr als den Namen ließ,
-zugeschickt. Aber auch dieser zweite Plan theilte das Schicksal des
-ersten, obgleich er von der Art war, daß er vernünftige und gemäßigte
-Reformers hätte befriedigen können. Unterdessen legten die Oberhäupter
-des Clubs ein Gesetz vor, welches dem Könige verbot, jemals irgend
-Jemanden in einem öffentlichen Amte anzustellen, der an irgend einer mit
-der Rechtsforderung unverträglichen Maßregel Antheil gehabt oder irgend
-einem guten Plan der Stände hindernd oder verzögernd entgegengetreten
-sei. Dieses Gesetz, das in einem sehr kleinen Rahmen fast alle Fehler
-vereinigte, die ein Gesetz nur haben kann, war, wie man sehr wohl wußte,
-auf den neuen Lordpräsidenten des Court of Session und auf seinen Sohn,
-den neuen Lord Advokaten, abgesehen. Ihr Glück und ihre Macht hatte
-ihnen den Neid jedes in seinen Hoffnungen getäuschten Amtscandidaten
-zugezogen. Daß sie Neulinge waren, die Ersten ihres Geschlechts, die
-sich zur Auszeichnung emporgeschwungen, und daß sie dessenungeachtet
-lediglich durch die Kraft der Befähigung eben so wichtige Personen im
-Staate geworden waren wie der Herzog von Hamilton oder der Earl von
-Argyle, war ein Gedanke, der vielen bedürftigen und stolzen Patriziern
-das Herz zernagte. In den Augen der schottischen Whigs waren die
-Dalrymple das was Halifax und Caermarthen in den Augen der englischen
-Whigs waren. Weder die Verbannung Sir Jakob's, noch der Eifer, mit dem
-Sir Johann die Revolution unterstützt hatte, wurden als eine Sühne für
-alte Vergehen angenommen. Sie hatten Beide dem blutdürstigen und
-götzendienerischen Hause gedient. Sie hatten Beide das Volk Gottes
-unterdrückt. Ihre späte Reue konnte ihnen vielleicht einen billigen
-Anspruch auf Verzeihung geben, gab ihnen aber gewiß kein Recht auf Ehren
-und Belohnungen.
-
-Die Freunde der Regierung versuchten es vergebens, die Aufmerksamkeit
-des Parlaments von der Verfolgung der Familie Dalrymple auf die wichtige
-und dringliche Frage der Kirchenverfassung zu lenken. Sie sagten, das
-alte System sei abgeschafft, es sei noch kein andres System an dessen
-Stelle gesetzt, man wisse nicht mehr, welches eigentlich die
-Staatsreligion des Landes sei, und es sei die erste Pflicht der
-Legislatur, einer Anarchie ein Ende zu machen, welche täglich Unheil und
-Verbrechen hervorrufe. Die Führer des Clubs ließen sich damit nicht von
-ihrem Ziele abbringen. Es wurde beantragt und beschlossen, daß die
-Inbetrachtnahme der kirchlichen Angelegenheiten so lange aufgeschoben
-werden solle, bis die weltlichen Angelegenheiten geordnet seien. Die
-ungerechte und absurde Incapacitätsacte wurde mit vierundsiebzig gegen
-vierundzwanzig Stimmen angenommen. Ein andrer noch augenscheinlicher auf
-das Haus Stair abzielender Beschluß folgte unmittelbar darauf. Das
-Parlament machte Anspruch auf ein Veto bei der Ernennung von Richtern
-und maßte sich die Befugniß an, die Untersiegelung zu verhindern, mit
-anderen Worten, die ganze Justizverwaltung zu suspendiren, bis dieser
-Anspruch zugestanden wäre. Aus dem Verlaufe der Debatte ging klar
-hervor, daß, wenn die Führer des Clubs auch mit dem Court of Session
-begonnen hatten, sie nicht damit aufzuhören gedachten. Die von Sir
-Patrick Hume und Anderen angeführten Argumente führten direct zu dem
-Schlusse, daß dem Könige die Ernennung keines wichtigen Staatsbeamten
-zustehen solle. Sir Patrick sprach in der That in Rede wie in Schrift
-seine Meinung dahin aus, daß das ganze Ernennungsrecht im Reiche von der
-Krone auf die Stände übertragen werden sollte. Wenn die Stelle des
-Schatzmeisters, des Kanzlers, des Sekretärs erledigt sei, müsse das
-Parlament Sr. Majestät einige Namen vorlegen, und Se. Majestät solle
-verbunden sein von diesen Namen einen zu wählen.[92]
-
-Während dieser ganzen Zeit verweigerten die Stände beharrlich jede
-Geldbewilligung, bis ihre Acte mit dem Scepter berührt sein würden. Der
-Lord Obercommissar ward endlich über ihre Verkehrtheit so aufgebracht,
-daß er nach langem Temporisiren selbst solche Acte zu berühren
-verweigerte, gegen die an sich nichts einzuwenden war, und welche zu
-genehmigen ihn seine Instructionen ermächtigten. Dieser Stand der Dinge
-würde mit einer großen Erschütterung geendigt haben, wenn der König von
-Schottland nicht zugleich König eines viel größeren und reicheren Landes
-gewesen wäre. Karl I. hatte nie irgend ein Parlament zu Westminster
-unlenksamer gefunden, als Wilhelm während dieser Session das Parlament
-zu Edinburg fand. Aber es lag nicht in der Macht des Parlaments von
-Edinburg, einen solchen Zwang auf Wilhelm auszuüben, wie das Parlament
-von Westminster ihn auf Karl ausgeübt hatte. Eine Verweigerung von
-Geldern war zu Westminster eine ernsthafte Sache und ließ dem Souverain
-keine andre Wahl als nachzugeben, oder durch verfassungswidrige Mittel
-Geld zu erheben. In Edinburg brachte ihn eine derartige Verweigerung in
-kein solches Dilemma. Die größte Summe, die er aus Schottland in einem
-Jahre zu erhalten hoffen konnte, betrug weniger, als was er aus England
-alle vierzehn Tage bezog. Er hatte sich daher nur in die Grenzen seiner
-unbestreitbaren Prärogative einzuschließen und hier in der Defensive zu
-verharren, bis eine günstige Conjunctur eintrat.[93]
-
-
-Unruhen in Athol.
-
-Während diese Dinge im Parlamentshause vorgingen, brach der Bürgerkrieg
-in den Hochlanden, der einige Wochen unterbrochen gewesen war, heftiger
-als zuvor wieder aus. Seit der Glanz des Hauses Argyle verblichen war,
-konnte kein gälischer Häuptling an Macht sich mit dem Marquis von Athol
-messen. Der Bezirk, von dem er seinen Titel herleitete und dessen
-Souverain er fast genannt werden konnte, war an Flächenraum größer als
-eine gewöhnliche Grafschaft, und war fruchtbarer, besser angebaut und
-dichter bevölkert als der größere Theil der Hochlande. Die Männer, die
-seinem Banner folgten, wurden für nicht minder zahlreich gehalten als
-sämmtliche Macdonalds und Macleans zusammengenommen, und standen an
-Kraft und Muth keinem Stamme im Gebirge nach. Aber der Clan war durch
-die Unbedeutendheit des Häuptlings unbedeutend gemacht worden. Der
-Marquis war der falscheste, unbeständigste, kleinmüthigste Mensch von
-der Welt. In dem kurzen Zeitraum von sechs Monaten war er bereits
-mehrere Male ein Jakobit und mehrere Male Wilhelmit gewesen. Sowohl
-Jakobiten als Wilhelmiten betrachteten ihn mit Verachtung und Mißtrauen,
-welche sie nur aus Respect vor seiner ungeheuren Macht nicht rückhaltlos
-äußerten. Nachdem er zu wiederholten Malen beiden Parteien Treue gelobt
-und zu wiederholten Malen Beide verrathen hatte, begann er zu überlegen,
-daß er am besten für seine Sicherheit sorgen werde, wenn er sowohl die
-Functionen eines Peers, als die eines Häuptlings niederlegte, wenn er
-sich sowohl von dem Parlamentshause zu Edinburg, als von seinem Schlosse
-im Gebirge fern hielte, und wenn er das Land verließe an das er gerade
-bei dem Wendepunkte seines Geschickes durch alle Bande der Pflicht und
-der Ehre gekettet war. Während ganz Schottland mit Ungeduld und
-ängstlicher Spannung zu sehen erwartete, in welches Heer seine
-zahlreichen Anhänger eintreten würden, schlich er sich fort nach
-England, nahm seinen Aufenthalt in Bath und gab vor die dortige Kur zu
-brauchen.[94] Sein Fürstenthum, somit ohne Oberhaupt, war gegen sich
-selbst gespalten. Die Leute von Athol waren im allgemeinen König Jakob
-zugethan. Denn er hatte sich ihrer noch vor vier Jahren als Diener
-seiner Rache gegen das Haus Argyle bedient. Sie hatten Inverary besetzt;
-sie hatten Lorn verwüstet; sie hatten Häuser demolirt, Obstbäume
-umgehauen, Fischerböte verbrannt, Mühlsteine zerschlagen, Campbells
-aufgehängt, und es war daher nicht zu erwarten, daß sie sich über die
-Aussicht auf Mac Callum More's Restauration freuen würden. Ein Wort von
-dem Marquis würde zweitausend Claymores ins jakobitische Lager gesendet
-haben. Dieses Wort aber wollte er nicht aussprechen, und in Folge dessen
-war die Haltung seiner Anhänger ebenso unentschlossen und inconsequent
-wie seine eigene.
-
-Während sie auf eine Andeutung seiner Wünsche warteten, wurden sie
-gleichzeitig von zwei Führern zu den Waffen gerufen, von denen jeder mit
-einem Schein von Grund darauf Anspruch machen konnte, als Repräsentant
-des abwesenden Häuptlings betrachtet zu werden. Lord Murray, des Marquis
-ältester Sohn, der mit einer Tochter des Herzogs von Hamilton vermählt
-war, erklärte sich für König Wilhelm. Stewart von Ballenach, der
-vertraute Agent des Marquis, erklärte sich für König Jakob. Das Volk
-wußte nicht, welcher Aufforderung es folgen sollte. Der, dessen
-Autorität die höchste Achtung gezollt worden sein würde, hatte beiden
-Parteien sein Wort verpfändet, und war dann aus Furcht sich einer von
-beiden anschließen zu müssen davongelaufen; auch war es nicht leicht zu
-sagen, ob der Platz, den er leer gelassen, seinem Haushofmeister oder
-seinem muthmaßlichen Erben gebührte.
-
-Der wichtigste militärische Posten in Athol war Blair Castle. Das Haus,
-welches gegenwärtig diesen Namen führt, unterscheidet sich durch nichts
-Auffallendes von anderen Landsitzen der Aristokratie. Das alte Gebäude
-war ein hoher Thurm von roher Bauart, der ein vom Garry bewässertes Thal
-beherrschte. Die Mauern würden einer Geschützbatterie nicht lange
-widerstanden haben, waren aber vollkommen stark genug, um die Hirten der
-Grampians in Schach zu halten. Ungefähr fünf Meilen südlich von dieser
-Veste verengerte sich das Thal des Garry zu der berühmten Schlucht von
-Killiecrankie. Gegenwärtig führt eine Heerstraße so eben wie irgend eine
-Straße in Middlesex in sanfter Steigung aus dem Niederlande zu dem
-Gipfel des Gebirgspasses hinauf. Weiße Villas blicken durch den
-Birkenwald, und an einem schönen Sommertage giebt es kaum eine Krümmung
-des Passes, wo man nicht einen Angler, der seine Fliege in den Schaum
-des Flusses wirft, einen Künstler, der eine Felsenspitze zeichnet, oder
-eine auf einer Landpartie begriffene Gesellschaft sähe, die auf dem
-Rasen in Schatten und Sonnenschein schmauset. Zu den Zeiten Wilhelm's
-III. aber wurde Killiecrankie von den friedlichen und betriebsamen
-Bewohnern des Niederlands von Perthshire nur mit Schaudern genannt. Sie
-galt für die gefährlichste der finsteren Schluchten, durch welche die
-Räuber aus dem Gebirge hervorzustürzen pflegten. Das für moderne Ohren
-so wohlklingende Rauschen des an den bemoosten Felsen und über die
-glatten Kiesel dahin strömenden Flusses, die des Pinsel's eines Wilson
-würdigen dunklen Fels- und Laubmassen, die phantastischen Bergspitzen,
-bei Sonnenauf- und Untergang in ein Meer von Licht gebadet, wie es auf
-Claude's Bildern glüht, erweckten in unseren Vorfahren nur Gedanken von
-mörderischen Hinterhalten und von ausgeplünderten, verstümmelten und den
-Raubvögeln preisgegebenen Leichnamen. Der einzige Pfad war schmal und
-rauh; nur mit Mühe konnte ein Pferd hinaufgeführt werden; zwei Menschen
-konnten kaum neben einander gehen, und an einigen Stellen lief der Weg
-so dicht am Abhange hin, daß der Reisende eines sicheren Auges und Fußes
-dringend bedurfte. Viele Jahre später erbaute der erste Herzog von Athol
-eine Straße, die eben gut genug war, damit er sie mit seinem Wagen
-befahren konnte. Aber selbst diese Straße war so steil und so schmal,
-daß eine Handvoll entschlossener Männer sie gegen eine Armee hätte
-vertheidigen können.[95] Kein Sachse betrachtete denn auch einen Besuch
-in Killiecrankie als ein Vergnügen, bis die Erfahrung die englische
-Regierung gelehrt hatte, daß die Spitzhacke und der Spaten diejenigen
-Waffen waren, durch welche die Hochländer am wirksamsten unterworfen
-werden konnten.
-
-
-Der Krieg bricht in den Hochlanden wieder aus.
-
-Die Gegend, welche gerade über diesem Passe lag, war jetzt der
-Schauplatz eines Krieges, wie ihn die Hochlande nicht häufig gesehen
-hatten. Männer, die den nämlichen Tartan trugen und dem nämlichen Herrn
-unterthan waren, standen einander gegenüber. Der Name des abwesenden
-Häuptlings wurde, mit einem Anschein von Grund, auf beiden Seiten
-gebraucht. Ballenach hielt an der Spitze einer Anzahl Vasallen, die ihn
-als den Vertreter des Marquis betrachteten, Blair Castle besetzt. Murray
-erschien mit zwölfhundert Mann vor den Mauern und verlangte, in das
-Schloß seiner Familie, das Schloß, das dereinst sein Eigen werden
-sollte, eingelassen zu werden. Die Besatzung weigerte sich die Thore zu
-öffnen. Die Belagerer sandten Boten nach Edinburg, die Belagerten nach
-Lochaber.[96] An beiden Orten rief die Nachricht große Aufregung hervor.
-Mackay und Dundee waren beide der Ansicht, daß die Krisis rasches und
-kräftiges Einschreiten erfordere. Von dem Schicksal von Blair Castle
-hing wahrscheinlich das Schicksal von ganz Athol ab, und von dem
-Schicksal Athol's konnte das Schicksal Schottland's abhängen. Mackay
-eilte nach dem Norden und befahl seinen Truppen, sich in dem Niederlande
-von Perthshire zu sammeln. Einige von ihnen lagen an so entfernten
-Orten, daß sie nicht zeitig genug anlangten. Er hatte jedoch bald die
-drei schottischen Regimenter bei sich, welche in Holland gedient hatten
-und die Namen ihrer Obersten, Mackay's selbst, Balfour's und Ramsay's,
-führten. Auch ein tapferes Infanterieregiment aus England war da,
-welches damals das Regiment Hastings hieß, aber jetzt als das dreizehnte
-der Linie bekannt ist. Zu diesen alten Truppen kamen dann noch zwei im
-Niederlande neu angeworbene Regimenter. Das eine davon wurde von Lord
-Kenmore, das andre, das im Grenzlande ausgehoben worden und das noch
-jetzt des Königs Leibgrenzer genannt wird, von Lord Leven befehligt.
-Zwei Reitertrupps, commandirt von Lord Annandale und Lord Belhaven,
-brachten die Armee wahrscheinlich auf die Zahl von über dreitausend
-Mann. Belhaven ritt an der Spitze seines Trupps; aber Annandale, der
-factiöseste von allen Anhängern Montgomery's, zog den Club und das
-Parlamentshaus dem Felde vor.[97]
-
-Dundee hatte mittlerweile alle Clans, die seine Ernennung anerkannten,
-aufgefordert, sich zu einer Expedition nach Athol zu versammeln. Seine
-Bemühungen wurden von Lochiel kräftig unterstützt. Die Feuerkreuze
-wurden wieder in aller Eile durch Appin und Ardnamurchan, nach Glenmore
-hinauf und den Levensee entlang ausgesandt. Aber der Aufruf kam so
-unerwartet und die verstattete Frist war so kurz, daß das Aufgebot kein
-ganz vollständiges war. Die ganze Streitmacht scheint nicht dreitausend
-Mann stark gewesen zu sein. Mit diesem Corps rückte Dundee aus. Auf
-seinem Marsche zog er Verstärkungen an sich, die eben aus Ulster
-angekommen waren. Sie bestanden aus wenig mehr als dreihundert schlecht
-bewaffneten, schlecht gekleideten und schlecht disciplinirten irischen
-Fußsoldaten. Ihr Anführer war ein Offizier, Namens Cannon, der in den
-Niederlanden gedient hatte und der vielleicht auf einem untergeordneten
-Posten und in einer regulären Armee an seinem Platze gewesen sein würde,
-aber der ihm jetzt übertragenen Rolle durchaus nicht gewachsen war.[98]
-Er hatte sich bereits so lange zwischen den Hebriden aufgehalten, daß
-einige mit ihm zugleich abgeschickte und mit Vorräthen befrachtete
-Schiffe von englischen Kreuzern genommen worden waren. Er und seine
-Soldaten waren mit Mühe dem nämlichen Schicksale entgangen. Trotz dieses
-Mangels an Befähigung bekleidete er eine Stelle, die ihm in Schottland
-den höchsten militärischen Rang nächst Dundee einräumte.
-
-Die Enttäuschung war bitter. Jakob hätte in der That besser gethan, wenn
-er den Hochländern allen Beistand verweigert hätte, anstatt daß er sie
-gleichsam zum Besten hatte, indem er ihnen an Stelle der erbetenen und
-erwarteten wohlorganisirten Armee ein an Zahl und Aussehen
-verachtungswerthes Gesindel schickte. Es war nun klar, daß alles was für
-ihn in Schottland geschah, durch schottische Hände geschehen mußte.[99]
-
-Während Mackay von der einen und Dundee von der andren Seite gegen Blair
-Castle vorrückte, hatten wichtige Ereignisse daselbst stattgefunden.
-Murray's Anhänger fingen bald an, in ihrer Treue für ihn zu wanken. Sie
-sahen eine große Zahl ihrer Stammesgenossen, unter der Anführung eines
-Gentleman, von dem man vermuthete, daß er das Vertrauen des Marquis
-besitze, sich gegenübergestellt. Die Belagerungsarmee schmolz daher
-rasch zusammen. Viele kehrten unter dem Vorgeben heim, daß sie ihre
-Familien und ihr Vieh in Sicherheit bringen müßten, da die Nachbarschaft
-auf dem Punkte stehe, der Schauplatz eines Kriegs zu werden. Andere
-erklärten freimüthiger, daß sie in einem solchen Kampfe nicht fechten
-mochten. Eine starke Truppe ging an einen Bach, füllte die Mützen mit
-Wasser, trank auf die Gesundheit König Jakob's und zerstreute sich
-dann.[100]
-
-Ihr Eifer für König Jakob bewog sie jedoch nicht, sich der Fahne seines
-Generals anzuschließen. Sie legten sich unter den Felsen und Dickichten
-längs des Garry auf die Lauer, in der Hoffnung, daß es bald eine
-Schlacht geben werde und daß, welchen Ausgang dieselbe auch nehmen
-möchte, Flüchtlinge und Leichname zu plündern sein würden.
-
-Murray war in arger Bedrängniß. Seine Streitmacht war auf einige hundert
-Mann geschmolzen, selbst diesen Leuten konnte er nicht recht trauen, und
-die Macdonalds und Camerons rückten rasch vor. Er hob daher die
-Belagerung von Blair Castle auf und zog sich mit wenigen Anhängern in
-den Engpaß von Killiecrankie zurück. Hier stieß bald eine Abtheilung von
-zweihundert Füselieren zu ihm, welche Mackay vorausgeschickt hatte, um
-den Paß zu besetzen. Das Hauptcorps der Armee vom Niederlande folgte
-bald nach.[101]
-
-Am frühen Morgen des 27. Juli, einem Sonnabend, kam Dundee bei Blair
-Castle an. Hier erfuhr er, daß Mackay's Truppen bereits in der Schlucht
-von Killiecrankie waren. Man mußte rasch zu einem Entschluß kommen. Es
-wurde Kriegsrath gehalten. Die sächsischen Offiziere waren allgemein
-dagegen eine Schlacht zu wagen; die celtischen Häuptlinge aber waren
-andrer Meinung. Glengarry und Lochiel waren jetzt beide eines Sinnes.
-»Schlagen Sie los, Mylord,« sagte Lochiel mit seiner gewohnten Energie;
-»schlagen Sie unverzüglich los, wenn Sie auch nur Einer gegen Drei sind.
-Unsere Leute sind guten Muthes, sie fürchten weiter nichts, als daß der
-Feind entkommen möchte. Lassen Sie ihnen ihren Willen und sein Sie
-versichert, daß sie entweder umkommen, oder einen vollständigen Sieg
-erfechten werden. Wenn Sie sie aber zurückhalten, wenn Sie sie nöthigen
-in der Defensive zu verharren, so stehe ich für nichts. Wenn wir nicht
-kämpfen, so thäten wir besser, wir brächen auf und zögen uns in unsere
-Berge zurück.[102]«
-
-Dundee's Züge heiterten sich auf. »Sie hören es, Gentlemen,« sagte er zu
-seinen Offizieren; »Sie hören die Meinung eines Mannes, der den
-hochländischen Krieg besser versteht als irgend Einer von uns.« Keine
-Stimme erhob sich dagegen. Es wurde beschlossen zu kämpfen, und die
-verbündeten Clans rückten guten Muthes vorwärts dem Feinde entgegen.
-
-Der Feind hatte inzwischen den Engpaß erstiegen. Der Marsch bergauf war
-langwierig und mühsam gewesen; denn selbst die Fußsoldaten konnten nur
-zwei bis drei Mann hoch marschiren und die Bagagepferde, zwölfhundert an
-Zahl, mußten einzeln hintereinander gehen. Kein Wagen war jemals diesen
-steilen Pfad hinaufgezogen worden. Die Spitze der Colonne war bereits
-oben angelangt und befand sich auf dem Plateau, während die Nachhut noch
-in der Ebene war. Endlich war der Uebergang bewerkstelligt, und die
-Truppen befanden sich in einem Thale von nicht bedeutender Ausdehnung.
-Ermüdet von der Anstrengung des Morgens warfen sie sich ins Gras, um
-einige Ruhe und Erfrischung zu genießen.
-
-Früh am Nachmittag wurden sie durch den Alarmruf aufgeschreckt, daß die
-Hochländer sich näherten. Ein Regiment nach dem andren stand auf und
-ordnete sich. In einer kleinen Weile war der Gipfel einer Anhöhe, die
-etwa einen Büchsenschuß vor ihnen lag, mit schottischen Mützen und
-Plaids bedeckt. Dundee ritt in der Absicht vor, die Stärke der
-Streitmacht, mit der er es zu thun haben sollte, zu recognosciren, und
-stellte dann seine Leute mit so viel Geschick auf, als ihr
-eigenthümlicher Charakter ihm zu bethätigen gestattete. Es war
-wünschenswerth, die Clans getrennt zu halten. Jeder Stamm, ob groß oder
-klein, bildete eine Colonne, welche von der nächsten durch einen weiten
-Zwischenraum geschieden war. Das eine dieser Bataillone mochte
-siebenhundert Mann stark sein, während ein andres bloß aus
-hundertzwanzig Mann bestand. Lochiel hatte vorgestellt, daß es unmöglich
-sei, Männer von verschiedenen Stämmen zu vermischen, ohne Alles zu
-zerstören, was die eigenthümliche Stärke eines Hochlandsheeres
-bilde.[103]
-
-Auf der rechten Flanke, dicht am Garry standen die Macleans. Ihnen
-zunächst Cannon mit seinem irischen Fußvolke. Dann kamen die Macdonalds
-von Clanronald, von dem Vormunde ihres jungen Fürsten befehligt. Auf der
-Linken standen andere Schaaren von Macdonalds. An der Spitze eines
-starken Bataillons erhob sich die stattliche Figur Glengarry's, der die
-königliche Standarte König Jakob's VII. trug.[104] Noch weiter links
-stand die Reiterei, eine kleine Schwadron, bestehend aus einigen
-jakobitischen Gentlemen, die aus dem Niederlande ins Gebirge geflüchtet
-waren, und aus etwa vierzig von Dundee's alten Reitern. Jenseit
-derselben kam Lochiel mit seinen Camerons, und die äußerste Linke
-bildeten die Männer von Sky unter Anführung Macdonald's von Sleat.[105]
-
-In den Hochlanden wie in allen Ländern, wo der Krieg nicht zu einer
-Wissenschaft geworden ist, hielt man es für die wichtigste Pflicht eines
-Befehlshabers, das Beispiel persönlichen Muthes und körperlicher
-Anstrengung zu geben. Lochiel war besonders berühmt wegen seiner
-physischen Tapferkeit. Seine Clansleute erzählten mit Stolz, wie er
-feindliche Reihen selbst durchbrochen und riesenhafte Krieger
-niedergehauen habe. Er verdankte diesen Thaten vielleicht einen eben so
-großen Theil seines Einflusses wie den ausgezeichneten Eigenschaften,
-die ihn, hätte das Schicksal ihn in das englische Parlament oder an den
-französischen Hof versetzt, zu einem der hervorragendsten Männer seines
-Jahrhunderts gemacht haben würden. Er war jedoch verständig genug, um
-einzusehen, wie irrig die Meinung war, welche seine Landsleute gefaßt
-hatten. Er wußte, daß es nicht das Amt eines Generals war, Schläge
-auszutheilen und zu empfangen. Er wußte, wie schwer es Dundee geworden
-war, nur wenige Tage ein aus verschiedenen Clans bestehendes Heer
-zusammenzuhalten, und er wußte, daß das was einem Dundee Mühe gekostet
-hatte, einem Cameron geradezu unmöglich sein würde. Ein Leben, von dem
-so viel abhing, durfte nicht einem barbarischen Vorurtheile geopfert
-werden. Lochiel beschwor daher Dundee, sich nicht unnöthiger Gefahr
-auszusetzen. »Ew. Lordschaft Amt ist es,« sagte er, »Alles zu
-beaufsichtigen und Ihre Befehle zu ertheilen, und an uns ist es, diese
-Befehle auszuführen.« Dundee erwiederte mit ruhiger Hochherzigkeit, daß
-in den Worten seines Freundes Sir Ewan viel Wahres liege, daß aber kein
-General etwas Großes vollbringen könne, ohne das Vertrauen seiner Leute
-zu besitzen. »Ich muß mir den Ruf der persönlichen Tapferkeit erwerben.
-Ihre Leute erwarten ihre Anführer im dichtesten Kampfgewühl zu sehen,
-und heute sollen sie mich da sehen. Ich verspreche Ihnen jedoch bei
-meiner Ehre, daß ich in künftigen Gefechten mich mehr schonen werde.«
-
-Mittlerweile wurde auf beiden Seiten ein Kleingewehrfeuer unterhalten,
-von den regulären Soldaten aber geschickter und nachhaltiger als von den
-Gebirgsleuten. Der Raum zwischen den beiden Heeren war eine einzige
-Rauchwolke. Nicht wenige Hochländer fielen, und die Clans wurden
-ungeduldig. Die Sonne stand jedoch schon tief im Westen, als Dundee
-endlich den Befehl gab, sich kampffertig zu machen. Seine Leute erhoben
-ein großes Jubelgeschrei. Der Feind, wahrscheinlich erschöpft durch die
-Anstrengungen des Tages, antwortete mit einem nur schwachen und
-vereinzelten Hurrah. »Jetzt frisch ans Werk!« sagte Lochiel. »Das ist
-nicht der Ruf von Männern, die zum Siege gehen.« Er war durch alle seine
-Reihen gegangen, hatte an jeden Cameron einige Worte gerichtet, und
-jedem das Versprechen abgenommen, zu siegen oder zu sterben.[106]
-
-Es war sieben Uhr vorüber. Dundee gab das Losungswort. Die Hochländer
-ließen ihre Plaids fallen. Die Wenigen, die so luxuriös waren, rohe
-Socken von ungegerbter Haut zu tragen, warfen sie weg. Man erinnerte
-sich noch lange in Lochaber, daß Lochiel seine Schuhe, wahrscheinlich
-das einzige Paar in seinem Clan, auszog und barfuß an der Spitze seiner
-Leute kämpfte. Die ganze Linie rückte feuergebend vor. Der Feind
-erwiederte das Feuer mit guter Wirkung. Als nur noch ein kleiner Raum
-zwischen den beiden Heeren war, warfen die Hochländer plötzlich ihre
-Gewehre weg, zogen ihre Breitschwerter und stürzten mit einem
-furchtbaren Geschrei vorwärts. Die Niederländer machten sich bereit, den
-Angriff zurückzuweisen; doch dies war damals eine langwierige und
-schwerfällige Procedur, und die Soldaten hanthierten noch an den
-Mündungen ihrer Gewehre und an den Griffen ihrer Bajonette herum, als
-der ganze Strom der Macleans, Macdonalds und Camerons auf sie anstürmte.
-In zwei Minuten war die Schlacht verloren und gewonnen. Die Reihen von
-Balfour's Regiment öffneten sich. Er wurde niedergehauen, während er im
-Gedränge kämpfte. Ramsay's Leute machten kehrt und warfen die Waffen
-weg. Mackay's eignes Fußvolk wurde durch den wüthenden Angriff der
-Camerons auseinandergesprengt. Sein Bruder und sein Neffe bemühten sich
-vergebens, die Leute zu sammeln. Ersterer wurde durch einen Hieb mit
-einem Claymore todt zu Boden gestreckt. Der Andre arbeitete sich, mit
-acht Wunden bedeckt, durch das Getümmel und Blutvergießen bis an die
-Seite seines Oheims. Selbst in dieser äußersten Bedrängniß behielt
-Mackay seine ganze Geistesgegenwart. Er hatte noch eine Hoffnung. Ein
-Reiterangriff konnte das Kriegsglück wenden, denn vor Reitern fürchteten
-sich, wie man glaubte, selbst die tapfersten Hochländer. Doch er rief
-umsonst nach den Reitern. Belhaven benahm sich zwar als ein tapferer
-Gentleman; aber seine Reiter, über die Niederlage des Fußvolks
-erschrocken, sprengten in Verwirrung davon; Annandale's Leute folgten;
-Alles war vorüber und der wirre Strom von Rothröcken und Tartans wälzte
-sich das Thal hinunter in die Schlucht von Killiecrankie.
-
-Mackay, von einem treuen Diener begleitet, sprengte muthig durch das
-dichteste Gewühl der Claymores und Tartschen und erreichte einen Punkt,
-von wo er einen Ueberblick über das Schlachtfeld hatte. Seine ganze
-Armee war verschwunden, mit Ausnahme einiger Grenzer, welche Leven
-zusammengehalten hatte, und des Regiments Hastings, das ein mörderisches
-Feuer in die celtischen Reihen gesandt hatte und das noch in
-ungebrochener Ordnung Stand hielt. Die Leute welche gesammelt werden
-konnten, beliefen sich auf nur wenige Hunderte. Der General beeilte
-sich, sie über den Garry zu führen, und nachdem er diesen Fluß zwischen
-sie und den Feind gebracht hatte, machte er einen Augenblick Halt, um
-über seine Lage nachzudenken.
-
-Er konnte kaum begreifen, wie die Sieger so unklug sein konnten, ihm
-auch nur diesen Augenblick zur Ueberlegung zu lassen. Sie hätten mit
-Leichtigkeit seine ganze Mannschaft niederhauen oder gefangen nehmen
-können, bevor die Nacht einbrach. Aber die Energie der celtischen
-Krieger hatte sich in einem wüthenden Angriff und einem kurzen Kampfe
-erschöpft. Der Engpaß war von den zwölfhundert Lastthieren, welche die
-Lebensmittel und das Gepäck der besiegten Armee trugen, verstopft. Eine
-solche Beute war eine unwiderstehliche Versuchung für Leute, die
-ebensowohl durch das Verlangen nach Raub, wie durch das Verlangen nach
-Ruhm zum Kriege getrieben wurden. Es ist wahrscheinlich, daß sogar
-wenige Häuptlinge geneigt waren um König Jakob's willen eine so reiche
-Beute im Stich zu lassen. Dundee selbst würde in diesem Augenblicke
-nicht im Stande gewesen sein, seine Anhänger dazu zu bewegen, daß sie
-von den Beutehaufen abließen und das große Werk des Tages vollendeten,
-und Dundee war nicht mehr.
-
-
-Dundee's Tod.
-
-Beim Beginn des Gefechts hatte er seinen Platz vor der Fronte seiner
-kleinen Reiterschaar genommen. Er befahl ihr ihm zu folgen und ritt
-vorwärts. Doch es schien beschlossen zu sein, daß an diesem Tage die
-Schotten des Niederlandes in beiden Armeen sich in nachtheiligem Lichte
-zeigen sollten. Die Reiter zögerten. Dundee wendete sich um, erhob sich
-in den Steigbügeln und forderte sie seinen Hut schwenkend auf,
-herbeizukommen. Als er seinen Arm erhob, lüftete sich sein Harnisch und
-entblößte den unteren Theil seiner linken Seite. Eine Musketenkugel traf
-ihn, sein Pferd sprang vorwärts und stürzte sich in eine Wolke von Rauch
-und Staub, welche beiden Armeen den Fall des siegreichen Generals
-verbarg. Ein Mann, Namens Johnstone, war in seiner Nähe und fing ihn
-auf, als er aus dem Sattel herabsank. »Wie steht die Schlacht?« fragte
-Dundee. »Gut für König Jakob,« antwortete Johnstone, »aber ich bin
-besorgt um Ew. Lordschaft.« -- »Wenn die Schlacht gut für ihn steht,«
-erwiederte der Sterbende, »so ist an mir um so weniger gelegen.« Dies
-waren seine letzten Worte; als aber eine halbe Stunde darauf Lord
-Dunfermline und einige andere Freunde zur Stelle kamen, glaubten sie
-noch einige schwache Lebenszeichen zu erkennen. Der in zwei Plaids
-gehüllte Leichnam wurde nach Blair Castle gebracht.[107]
-
-
-Mackay's Rückzug.
-
-Mackay, der von Dundee's Schicksal nichts wußte, wohl aber Dundee's
-Geschicklichkeit und Thätigkeit kannte, erwartete augenblicklich und
-heftig verfolgt zu werden, und machte sich wenig Hoffnung, auch nur die
-spärlichen Ueberreste der besiegten Armee retten zu können. Durch den
-Engpaß konnte er sich nicht zurückziehen, denn die Hochländer waren
-bereits dort. Er beschloß daher, über die Berge in das Thal des Tay
-vorzudringen. Er holte bald einige Hundert seiner Ausreißer ein, welche
-dieselbe Richtung eingeschlagen hatten. Die meisten von ihnen gehörten
-zu Ramsay's Regiment und mußten gediente Soldaten sein. Aber sie waren
-ohne Waffen, durch die erlittene Niederlage demoralisirt, und der
-General konnte bei ihnen keinen Ueberrest von militärischer Disciplin
-ober kriegerischem Muthe entdecken. Seine Lage war von der Art, daß sie
-auch den Stärksten auf eine harte Probe stellen mußte. Die Nacht war
-hereingebrochen; er befand sich ohne Führer in einer Wüste; ein
-siegreicher Feind war ihm aller Wahrscheinlichkeit nach auf den Fersen,
-und er hatte für die Sicherheit eines Haufens von Menschen zu sorgen,
-welche Kopf und Herz verloren hatten. Er hatte eben die schmerzlichste
-und demüthigendste Niederlage erlitten. Seine Privatgefühle waren nicht
-weniger tief verwundet worden als seine Berufsgefühle. Ein theurer
-Verwandter war eben vor seinen Augen todt niedergestreckt worden. Ein
-andrer bewegte sich, aus vielen Wunden blutend, nur noch schwach neben
-ihm. Doch der Muth des unglücklichen Generals wurde durch einen festen
-Glauben an Gott und durch ein hohes Pflichtgefühl für den Staat
-aufrechterhalten. Bei all' seinem Elend und Mißgeschick trug er das
-Haupt noch stolz erhoben und fand Muth nicht allein für sich, sondern
-für Alle die ihn umgaben. Seine erste Sorge war, des Weges gewiß zu
-sein. Ein einsames Licht, das durch die Dunkelheit schimmerte, führte
-ihn zu einer kleinen Hütte. Die Bewohner sprachen nur gälisch, und waren
-anfangs durch das Erscheinen von Uniformen und Waffen geängstigt. Doch
-Mackay's Leutseligkeit zerstreute ihre Besorgniß. Ihre Sprache war ihm
-in der Jugend geläufig gewesen, und er hatte genug davon behalten, um
-sich mit ihnen verständigen zu können. Nach ihren Anweisungen und mit
-Hülfe einer Taschenkarte, auf welcher die Straßen jenes wilden Landes
-oberflächlich angegeben waren, gelang es ihm sich zurecht zu finden. Er
-marschirte die ganze Nacht. Als der Tag anbrach, war seine Aufgabe
-schwieriger als je. Hasting's und Leven's Leute benahmen sich zwar noch
-wie Soldaten. Aber die Ramsay'schen Ausreißer waren ein bloßer
-Pöbelhaufen. Sie hatten ihre Musketen weggeworfen, und die
-Breitschwerter, vor denen sie geflohen waren, blitzten beständig vor
-ihren Augen. Jeder neue Gegenstand jagte ihnen einen neuen Schrecken
-ein. Ein Häuflein Hirten in Plaids, welche ihr Vieh trieben, wurde durch
-die Einbildungskraft zu einem Heere celtischer Krieger vergrößert.
-Einige der Ausreißer verließen das Hauptcorps und entflohen ins Gebirge,
-wo ihre Feigheit die verdiente Strafe fand. Sie wurden um ihrer Röcke
-und Schuhe willen erschlagen, und ihre nackten Leichname den Adlern von
-Ben Lawers preisgegeben. Die Desertion würde noch viel ärger gewesen
-sein, hätten nicht Mackay und seine Offiziere mit dem Pistol in der Hand
-jeden Mann niederzuschießen gedroht, den sie bei dem Versuche sich
-fortzustehlen betreffen würden.
-
-Endlich kamen die ermüdeten Flüchtlinge vor Weems Castle an. Der
-Besitzer des Schlosses war ein Freund der neuen Regierung und er erwies
-ihnen soviel Gastfreundschaft als in seinen Kräften stand. Sein Vorrath
-von Hafermehl wurde herbeigebracht, es wurden einige Rinder geschlachtet
-und den zahlreichen Gästen eine eilig zubereitete kunstlose Mahlzeit
-vorgesetzt. So gestärkt brachen sie wieder auf und marschirten den
-ganzen Tag über Sumpf, Moor und Berg. So dünn bevölkert die Gegend auch
-war, konnten sie doch deutlich sehen, daß die Nachricht von ihrem
-Mißgeschick sich schon weit verbreitet hatte und daß die Bevölkerung
-allenthalben in großer Aufregung war. Spät in der Nacht erreichten sie
-das Schloß Drummond, das durch eine kleine Besatzung für König Wilhelm
-vertheidigt wurde, und am folgenden Tage marschirten sie unter
-geringeren Beschwerden weiter nach Stirling.[108]
-
-
-Eindruck der Schlacht von Killiecrankie.
-
-Das Gerücht von ihrer Niederlage war ihnen vorausgeeilt. Ganz Schottland
-war in Gährung. Der Schlag war allerdings hart, aber er wurde durch die
-hochfliegenden Hoffnungen der einen und durch die maßlosen Befürchtungen
-der andren Partei übertrieben. Man glaubte anfangs, daß die ganze Armee
-König Wilhelm's umgekommen, daß Mackay selbst gefallen, daß Dundee an
-der Spitze eines siegberauschten und beutegierigen zahlreichen
-Barbarenheeres bereits vom Gebirge herabgekommen, daß er Herr des ganzen
-Landes jenseits des Forth, daß Fife aufgestanden sei, um sich ihm
-anzuschließen, daß er in drei Tagen in Stirling und in acht Tagen in
-Holyrood sein werde. Es wurden Booten ausgesandt, um ein in
-Northumberland liegendes Regiment aufzufordern, eiligst über die Grenze
-zu rücken. Andere Boten brachten das dringende Gesuch an Seine Majestät
-nach London, sofort alle entbehrlichen Soldaten zu schicken und am
-liebsten selbst mitzukommen, um sein nordisches Reich zu retten.
-
-
-Vertagung des schottischen Parlaments.
-
-Die Factionen im Parlamentshause vergaßen in ihrem Schrecken über die
-gemeinsame Gefahr allen Streit. Die Anhänger des Hofes wie die
-Mißvergnügten beschworen einstimmig den Lordstatthalter, die Session zu
-schließen und sie von einem Orte zu entlassen, wo ihre Berathungen bald
-durch die Gebirgsbewohner unterbrochen werden könnten. Es wurde
-ernstlich in Erwägung gezogen, ob es nicht rathsam sei, Edinburg
-aufzugeben, die im Schlosse und im Tolbooth befindlichen zahlreichen
-Staatsgefangenen auf ein vor Leith liegendes Kriegsschiff zu bringen und
-den Sitz der Regierung nach Glasgow zu verlegen.
-
-Der Nachricht von Dundee's Sieg folgte aller Orten sehr bald die
-Nachricht von seinem Tode, und es ist ein schlagender Beweis für den
-Umfang und das Maß seiner Fähigkeiten, daß sein Tod überall als ein
-Ereigniß betrachtet wurde, das seinen Sieg vollständig aufwog. Ehe
-Hamilton die Stände vertagte, theilte er ihnen mit, daß er gute
-Nachrichten für sie habe, daß Dundee wirklich todt sei und daß daher die
-Rebellen im Grunde eine Niederlage erlitten hätten. In verschiedenen
-Briefen, welche damals von einsichtsvollen und erfahrenen Staatsmännern
-geschrieben wurden, spricht sich eine gleiche Ansicht aus. Dem Boten,
-der mit der Nachricht von der Schlacht an den englischen Hof eilte,
-folgte ein andrer auf dem Fuße, der eine Depesche für den König brachte
-und, da er Se. Majestät im St. Jamespalaste nicht anwesend fand, nach
-Hampton Court sprengte. Niemand in der Hauptstadt wagte es das Siegel zu
-erbrechen; glücklicherweise aber hatte eine befreundete Hand, nachdem
-der Brief verschlossen war, auf die Außenseite desselben die tröstenden
-Worte geschrieben: »Dundee ist gefallen, Mackay ist in Stirling
-angelangt,« und diese Worte beruhigten die Gemüther der Londoner.[109]
-
-Aus dem Engpasse von Killiecrankie hatten sich die Hochländer, stolz auf
-ihren Sieg und mit Beute beladen, nach dem Schlosse Blair zurückgezogen.
-Sie rühmten sich, daß das Schlachtfeld mit Haufen gefallener sächsischer
-Soldaten bedeckt sei, und daß das Aussehen der Leichname deutlich
-beweise, was ein gutes gälisches Breitschwert in einer guten gälischen
-Hand auszurichten vermöge. Man habe Köpfe gefunden, welche bis an den
-Hals gespalten, und Hirnschädel, welche dicht über den Ohren glatt
-abgehauen gewesen seien. Indessen hatten auch die Sieger ihren Sieg
-theuer erkauft. Auf ihrem Marsche waren sie durch das Feuer des Feindes
-sehr beunruhigt worden, und selbst nach dem entscheidenden Angriffe
-hatten Hastings' Engländer und ein Theil von Leven's Grenzern noch immer
-ein wohlgenährtes Feuer unterhalten. Hundertzwanzig Camerons waren
-getödtet worden; der Verlust der Macdonalds war noch bedeutender und
-mehrere vornehme und angesehene Gentlemen waren geblieben.[110]
-
-Dundee ward in der Kirche von Blair Athol beigesetzt, aber kein Denkmal
-über seiner Gruft errichtet, und die Kirche selbst existirt schon lange
-nicht mehr. Ein roher Stein auf dem Schlachtfelde bezeichnet, wenn
-anders man der lokalen Ueberlieferung glauben darf, die Stelle wo er
-fiel.[111] In den letzten drei Monaten seines Lebens hatte er sich als
-ein großer Feldherr und Staatsmann gezeigt, und sein Name wird daher von
-der zahlreichen Klasse von Leuten, welche der Ansicht sind, daß es kein
-auch noch so großes Maß von Schlechtigkeit giebt, welches durch Muth und
-Talent nicht aufgewogen werden könnte, mit Achtung genannt.
-
-Es ist merkwürdig, daß die beiden bedeutendsten Schlachten, welche
-vielleicht jemals irreguläre Truppen über reguläre gewannen: die
-Schlacht von Killiecrankie und die Schlacht von Newton Butler, in einer
-und der nämlichen Woche stattfanden. In beiden Schlachten war der Sieg
-der irregulären Truppen ungemein rasch und vollständig. In beiden
-Schlachten war der panische Schrecken der regulären Truppen, trotz des
-glänzenden Beispiels von Muth, das ihre Generäle gaben, ganz besonders
-schimpflich. Auch ist zu bemerken, daß der eine dieser beiden
-außerordentlichen Siege von Celten über Sachsen, der andre von Sachsen
-über Celten erfochten wurde. Allerdings ist der Sieg von Killiecrankie,
-obgleich er weder glänzender noch wichtiger war als der von Newton
-Butler, in viel weiteren Kreisen berühmt, und der Grund davon liegt auf
-der Hand. In Schottland sind die Angelsachsen und die Celten ausgesöhnt
-worden, in Irland sind sie nie ausgesöhnt worden. In Schottland werden
-alle Großthaten beider Racen ohne Unterschied zusammengeworfen und
-werden als den Ruhm des ganzen Landes bildend betrachtet. Die alte
-Antipathie ist so vollkommen verschwunden, daß es etwas ganz
-Gewöhnliches ist, einen Bewohner des Niederlandes mit Selbstgefälligkeit
-und sogar mit Stolz von der demüthigendsten Niederlage sprechen zu
-hören, die seine Vorfahren je erlitten. Es dürfte schwer sein, einen
-berühmten Mann zu nennen, bei welchem das Nationalgefühl und das
-Clansgefühl stärker gewesen waren als bei Sir Walter Scott. Wenn jedoch
-Sir Walter Scott Killiecrankie erwähnte, schien er gänzlich zu
-vergessen, daß er ein Sachse, daß er von demselben Blute war und die
-nämliche Sprache sprach wie Ramsay's Fußvolk und Annandale's Reiter.
-Sein Herz schwoll von Siegesstolz, wenn er erzählte, wie seine
-Stammverwandten gleich Hasen vor einer geringen Anzahl Krieger eines
-andren Stammes und einer andren Zunge die Flucht ergriffen hatten.
-
-In Irland ist die Fehde heute noch nicht getilgt. Der von einer
-Minderzahl in höhnender Weise wiederholte Name Newton Butler ist der
-großen Mehrheit der Bevölkerung verhaßt. Wenn man ein Denkmal auf dem
-Schlachtfelde errichtete, würde es wahrscheinlich verstümmelt werden;
-wenn man in Cork oder Waterford den Jahrestag der Schlacht feiern
-wollte, so würde die Feier wahrscheinlich gewaltsam gestört werden. Der
-berühmteste irische Dichter unsrer Zeit würde es als einen Verrath an
-seinem Vaterlande betrachtet haben, das Lob der Sieger zu singen. Einer
-der gelehrtesten und eifrigsten irischen Alterthumsforscher unsrer Zeit
-hat, allerdings nicht mit besonderem Glück, zu beweisen versucht, daß
-der Ausgang der Schlacht durch einen reinen Zufall entschieden worden
-sei, aus welchem kein Ruhm für die Engländer hervorgehen könne. Wir
-dürfen uns nicht wundern, daß der Sieg der Hochländer mehr gefeiert wird
-als der Sieg der Enniskillener, wenn wir bedenken, daß der Sieg der
-Hochländer ein Gegenstand des Ruhmes für ganz Schottland, der Sieg der
-Irländer aber ein Gegenstand der Schmach für drei Viertheile von Irland
-ist.
-
-So weit die großen Interessen des Staats dabei in Betracht kamen, war es
-ganz gleichgültig, ob die Schlacht von Killiecrankie gewonnen oder
-verloren wurde. Es ist sehr unwahrscheinlich, daß selbst Dundee, wenn er
-den glorreichsten Tag seiner Laufbahn überlebt hätte, die
-Schwierigkeiten überwunden haben würde, welche aus dem eigenthümlichen
-Character seiner Armee entsprangen und die sich verzehnfacht haben
-würden, sobald der Krieg auf das Niederland übertragen worden wäre.
-
-
-Die hochländische Armee verstärkt.
-
-Gewiß ist jedoch, daß sein Nachfolger der Aufgabe durchaus nicht
-gewachsen war. Einige Tage lang konnte sich der neue General zwar mit
-der Hoffnung schmeicheln, daß Alles gut gehen werde, denn seine Armee
-hatte sich rasch um fast die doppelte Anzahl Claymores verstärkt, welche
-Dundee befehligt. Die Stewarts von Appin, welche, obgleich voll Eifers,
-nicht zur rechten Zeit hatten eintreffen können, um an der Schlacht
-Theil zu nehmen, waren unter den Ersten, die jetzt ankamen. Mehrere
-Clans, welche bisher gewartet hatten, um erst zu sehen, welcher Theil
-der stärkere sein würde, wünschten jetzt sehnlichst unter dem Banner
-König Jakob's VII. ins Niederland hinab zu ziehen. Die Grants hielten
-zwar treu zu Wilhelm und Marien und die Mackintosh's blieben wegen ihrer
-unüberwindlichen Abneigung gegen die Keppochs neutral. Aber Macphersons,
-Farquharsons und Frasers kamen massenhaft ins Lager bei Blair. Jetzt war
-die Unschlüssigkeit der Männer von Athol zu Ende. Viele von ihnen
-hatten während des Kampfes hinter den Felsen und Birken der
-Killiecrankieschlucht auf der Lauer gelegen und kamen, sobald der
-Ausgang der Schlacht entschieden war, aus ihren Schlupfwinkeln hervor,
-um die Flüchtlinge, welche durch den Engpaß zu entkommen versuchten,
-auszuplündern und niederzumachen. Die Robertsons, ein gälischer Stamm,
-obgleich er einen sächsischen Namen führte, erklärten damals ihren
-Beitritt zur Sache des verbannten Königs. Ihr Häuptling Alexander, der
-sich nach seiner Herrschaft Struan nannte, war ein noch sehr junger Mann
-und Student auf der St. Andreas Universität. Dort hatte er sich eine
-oberflächliche wissenschaftliche Bildung angeeignet, war aber desto
-tiefer in die Torypolitik eingeweiht worden. Jetzt schloß er sich der
-hochländischen Armee an und blieb während seines langen Lebens der
-jakobitischen Sache unwandelbar treu. Er spielte jedoch eine so
-unbedeutende Rolle bei den öffentlichen Angelegenheiten, daß sein Name
-jetzt vergessen sein würde, hätte er nicht einen Band durchgehends
-abgeschmackter und oft höchst unsittlicher Gedichte hinterlassen. Wäre
-dieses Buch in Grub Street fabricirt worden, so würde es in der
-»Dunciade« kaum mit einer Viertelzeile beehrt worden sein. Wegen der
-Stellung seines Autors aber machte es einiges Aufsehen, denn vor
-hundertzwanzig Jahren war eine Ekloge oder ein Schmähgedicht aus der
-Feder eines hochländischen Häuptlings ein literarisches Wunder.[112]
-
-Obgleich indessen die numerische Stärke von Cannon's Truppen zunahm,
-verminderte sich dennoch ihre Wirksamkeit. Jeder neue Stamm, der im
-Lager ankam, brachte eine neue Ursache zu Zwietracht mit. In der Stunde
-der Gefahr fügen sich oftmals die übermüthigsten und widerspenstigsten
-Köpfe der Leitung eines überlegenen Genies. Die celtischen Häuptlinge
-aber hatten selbst in der Stunde der Gefahr und selbst dem Genie
-Dundee's nur einen sehr prekären und unvollkommenen Gehorsam
-zugestanden. Sie zu zügeln, wenn sie vom Kriegsglück berauscht waren und
-sich auf ihre Stärke verlassen zu können glaubten, würde wahrscheinlich
-auch für Dundee eine eben so schwere Aufgabe gewesen sein, als sie es
-unter der vorhergehenden Generation für Montrose gewesen war. Der neue
-General war fortwährend unschlüssig und machte nichts als Fehler. Eine
-seiner ersten Maßregeln war, daß er ein starkes Truppencorps,
-hauptsächlich aus Robertsons bestehend, ins Niederland schickte, um
-Lebensmittel herbeizuschaffen. Er glaubte wahrscheinlich, daß dieses
-Detachement ohne Schwierigkeit Perth besetzen werde. Aber Mackay hatte
-die Ueberreste seiner Armee schon wieder geordnet, hatte außerdem einige
-Truppen an sich gezogen, welche die Schmach der kürzlichen Niederlage
-nicht getheilt, und war wieder kampfgerüstet. So schmerzlich er auch den
-erlittenen Schlag empfunden, hatte er doch mit weiser Großmuth
-beschlossen, das Vergangene nicht zu bestrafen. Es war nicht leicht, die
-verschiedenen Grade der Schuld zu unterscheiden, und die Schuldigen zu
-decimiren wäre eine grausame Schlächterei gewesen. In Folge seiner
-gewohnten Frömmigkeit erblickte er in dem beispiellosen Schrecken, der
-sich seiner Soldaten bemächtigt hatte, auch weniger einen Beweis von
-Feigheit ihrerseits, als vielmehr von göttlichem Unwillen. Mit
-heroischer Demuth erkannte er an, daß die außerordentliche Festigkeit,
-die er selbst inmitten der Verwirrung und des Gemetzels an den Tag
-gelegt, nicht sein Verdienst sei und daß er sich ohne den Beistand einer
-höheren Macht wohl eben so kleinmüthig benommen haben würde wie irgend
-einer der feigen Ausreißer, die ihre Waffen fortgeworfen und die
-barbarischen Marodeurs von Athol vergebens um Pardon angefleht hatten.
-Sein Gottvertrauen hielt ihn jedoch nicht ab, so weit es in menschlichen
-Kräften stand, sein Möglichstes zu thun, um der Wiederholung eines
-Unglücks, wie er es eben erfahren, vorzubeugen. Die unmittelbare Ursache
-seiner Niederlage war die Schwierigkeit des Bajonnetaufsteckens gewesen.
-Das Feuergewehr des Hochländers war streng gesondert von der Waffe,
-deren er sich im Handgemenge bediente. Er feuerte seinen Schuß ab, warf
-sein Gewehr weg und hieb mit seinem Schwerte ein. Dies war das Werk
-eines Augenblicks. Dem regulären Infanteristen kostete es zwei bis drei
-Minuten Zeit, ehe er sein Schießgewehr in eine Waffe verwandelte, mit
-der er einen Feind Mann gegen Mann bekämpfen konnte, und diese wenigen
-Minuten hatten den Ausgang der Schlacht von Killiecrankie entschieden.
-Mackay ließ daher alle seine Bajonnette so einrichten, daß sie auf den
-Lauf gesteckt werden konnten, ohne die Mündung zu verschließen, und daß
-seine Leute unmittelbar nachdem sie gefeuert, einem Angriff begegnen
-konnten.[113]
-
-
-Gefecht bei St. Johnston's.
-
-Sobald er erfuhr, daß ein Detachement gegen Perth anrückte, eilte er
-demselben an der Spitze einer Dragonerabtheilung entgegen, welche noch
-nicht im Feuer gewesen und deren Kraft daher noch ungeschwächt war.
-Mittwoch den 31. Juli, nur vier Tage nach seiner Niederlage, traf er
-unweit St. Johnston's mit den Robertsons zusammen, griff sie an, schlug
-sie, tödtete Hundertzwanzig von ihnen und nahm Dreißig gefangen, dies
-Alles mit Verlust eines einzigen Soldaten.[114] Dieses Scharmützel
-machte einen Eindruck, der in keinem Verhältniß zu der Zahl der
-Kämpfenden wie der Gefallenen stand. Das Ansehen der celtischen Waffen
-sank fast eben so rasch als es gestiegen war. Noch vor wenigen Tagen
-hatte man überall geglaubt, daß diese Waffen unüberwindlich seien. Jetzt
-trat eine Reaction ein. Man erkannte, daß der Vorfall bei Killiecrankie
-eine Ausnahme von den gewöhnlichen Regeln und daß die Hochländer, wenn
-nicht ganz besondere Umstände obwalteten, guten regulären Soldaten nicht
-gewachsen seien.
-
-
-Unordnung in der hochländischen Armee.
-
-Inzwischen nahm die Unordnung in Cameron's Lager mehr und mehr zu. Er
-berief einen Kriegsrath zusammen, um zu erwägen, was zu thun sei. Sobald
-aber der Kriegsrath versammelt war; wurde eine Vorfrage aufgeworfen. Wer
-war dazu berechtigt, consultirt zu werden? Die Armee war fast
-ausschließlich eine hochländische. Der neuerliche Sieg war
-ausschließlich durch hochländische Krieger erfochten worden. Mächtige
-Häuptlinge, welche sechs- bis siebenhundert kampffähige Männer ins Feld
-gestellt hatten, hielten es nicht für recht und billig, daß sie durch
-Gentlemen aus Irland und dem Niederlande überstimmt werden sollten,
-welche zwar in König Jakob's Diensten standen und Obersten und
-Hauptleute genannt wurden, aber Obersten ohne Regimenter und Hauptleute
-ohne Compagnien waren. Lochiel sprach energisch im Interesse der Klasse,
-der er angehörte; Cannon aber beschloß, daß die Stimmen der sächsischen
-Offiziere mitgezählt werden sollten.[115]
-
-Es wurde nun zunächst in Erwägung gezogen, welcher Feldzugsplan zu
-befolgen sei. Lochiel war dafür, vorzurücken, Mackay entgegen zu
-marschiren, wo er auch sein möge, und abermals eine Schlacht zu liefern.
-Es ist kaum anzunehmen, daß das Glück dem klugen Häuptling der Camerons
-den Kopf dergestalt verrückt haben sollte, daß er die Gefährlichkeit des
-Verfahrens nicht erkannte, zu dem er gerathen. Aber er sah
-wahrscheinlich ein, daß ihm nur die Wahl zwischen verschiedenen Gefahren
-blieb. Er war der Meinung, daß energisches Handeln für das Bestehen
-einer Hochländerarmee überhaupt nothwendig sei und daß die Coalition der
-Clans nur so lange dauern werde, als sie hastig von Schlachtfeld zu
-Schlachtfeld eilten. Er wurde abermals überstimmt. Alle seine
-Siegeshoffnungen waren nun zertrümmert. Sein Stolz fühlte sich tief
-gekränkt. Er hatte sich dem Uebergewicht eines großen Feldherrn gefügt,
-aber an einem königlichen Patent lag ihm so wenig wie irgend einem Whig.
-Er hatte sich bereit finden lassen, die rechte Hand Dundee's zu sein,
-von einem Cannon aber wollte er sich nicht befehlen lassen. Er verließ
-das Lager und zog sich nach Lochaber zurück. Seinem Clan befahl er zwar
-zu bleiben, aber der Clan, des angebeteten Führers beraubt und wohl
-wissend, daß er sich in unmuthiger Stimmung entfernt hatte, war nicht
-mehr die furchtbare Colonne, welche das Gelübde, zu sterben oder zu
-siegen, vor einigen Tagen so gut gehalten hatte. Macdonald von Sleat,
-dessen Streitkräfte der Zahl nach die jedes andren der verbündeten
-Häuptlinge übertrafen, folgte Lochiel's Beispiel und kehrte nach Sky
-zurück.[116]
-
-
-Mackay's Rath wird von den schottischen Ministern nicht beachtet.
-
-Mackay hatte inzwischen seine Anordnungen vollendet und er hegte wenig
-Zweifel, daß, wenn die Rebellen ihn angreifen sollten, die reguläre
-Armee ihre bei Killiecrankie verlorne Ehre wiedergewinnen würde. Seine
-Hauptschwierigkeiten entsprangen aus der unklugen Einmischung der
-Minister der Krone zu Edinburg in Dinge, welche seiner alleinigen
-Leitung hätten überlassen bleiben sollen. Die Sache war die, daß sie
-nach der gewöhnlichen Art solcher Leute, welche ohne militärische
-Erfahrung über militärische Operationen urtheilen, den Erfolg als
-einzigen Prüfstein für die Tüchtigkeit eines Oberbefehlshabers
-betrachteten. Wer eine Schlacht gewinnt, ist in den Augen dieser Leute
-ein großer General, wer geschlagen wird, ist ein schlechter General, und
-nie war ein General vollständiger geschlagen worden als Mackay. Wilhelm
-dagegen schenkte seinem unglücklichen Leutnant nach wie vor das
-vollkommenste Vertrauen. Auf die Verunglimpfungen der Kritiker, welche
-nie ein Gefecht gesehen hatten, erwiederte Portland auf Befehl seines
-Gebieters, daß Mackay volles Vertrauen verdiene, daß er tapfer sei, daß
-er den Krieg besser verstehe als irgend ein andrer Offizier in
-Schottland und daß es sehr zu bedauern sei, wenn man gegen einen so
-guten Menschen und einen so guten Soldaten ein Vorurtheil hege.[117]
-
-
-Die Camerons werden nach Dunkeld verlegt.
-
-Die ungerechte Geringschätzung, mit der die schottischen Staatsräthe
-Mackay betrachteten, verleitete sie zu einem großen Fehler, der leicht
-ein großes Unglück hätte nach sich ziehen können. Das Cameron'sche
-Regiment wurde nach Dunkeld in Garnison gelegt. Diese Maßregel
-mißbilligte Mackay entschieden. Er wußte, daß diese Truppen in Dunkeld
-dem Feinde nahe, daß sie von jedem Beistande entfernt, daß sie in einer
-offenen Stadt und von einer feindlichen Bevölkerung umgeben sein würden,
-daß sie, obgleich unzweifelhaft tapfer und voll Eifers, doch sehr
-unvollkommen disciplinirt waren, daß sie von der ganzen jakobitischen
-Partei in Schottland mit besonderem Mißfallen betrachtet wurden und daß
-aller Wahrscheinlichkeit nach große Anstrengungen gemacht werden würden,
-sie zu beschimpfen und zu vernichten.[118]
-
-Die Ansicht des Generals wurde nicht beachtet und die Camerons besetzten
-den ihnen angewiesenen Posten. Es zeigte sich bald, daß seine Ahnungen
-gegründet waren. Die Bewohner der Umgegend von Dunkeld versahen Cannon
-mit Kundschaft und drangen in ihn einen kühnen Schlag zu versuchen. Das
-beutelustige Landvolk von Athol schloß sich in großer Anzahl seiner
-Armee an. Das Regiment erwartete stündlich angegriffen zu werden, und
-wurde mißmuthig und unruhig. Die Mannschaften, welche von Natur sowohl
-wie aus Enthusiasmus unerschrocken, aber noch nicht an militärische
-Subordination gewöhnt waren, beschwerten sich über Cleland, der sie
-befehligte. Sie glaubten rücksichtslos, wenn nicht arglistigerweise
-einem sicheren Untergange entgegengeschickt worden zu sein. Sie seien,
-meinten sie, durch keine Wälle geschützt, hätten nur geringen
-Munitionsvorrath und seien von Feinden umgeben. Ein Offizier könne
-aufsitzen und in einer Stunde außer dem Bereiche der Gefahr sein; der
-gemeine Soldat aber müsse bleiben und sich niedermachen lassen. »Weder
-ich,« sagte Cleland, »noch irgend ein andrer meiner Offiziere wird Euch
-verlassen, was auch geschehen möge. Führt mein Pferd vor, führt alle
-unsere Pferde vor, sie sollen todtgeschossen werden.« Diese Worte
-bewirkten eine vollständige Sinnesänderung. Die Mannschaften erwiederten
-darauf, daß die Pferde nicht todtgeschossen werden sollten, daß das Wort
-ihres tapferen Obersten die beste Bürgschaft für sie sei und daß sie mit
-ihm das Aeußerste wagen würden. Sie hielten ihr Versprechen treulich.
-Das puritanische Blut war jetzt gründlich aufgeregt, und was dieses Blut
-vermochte, wenn es aufgeregt war, hatte es auf vielen Schlachtfeldern
-bewiesen.
-
-
-Die Hochländer greifen das Regiment Cameron an.
-
-Das Regiment blieb diese Nacht unter den Waffen, und am Morgen des
-folgenden Tages, des 21. August, wimmelte es auf allen Anhöhen um
-Dunkeld von schottischen Mützen und Plaids. Cannon's Armee war viel
-stärker als die, welche Dundee befehligt hatte. Mehr als tausend
-Bagagepferde begleiteten ihn auf dem Marsche. Die Pferde sowohl, wie das
-Gepäck, welches sie trugen, waren wahrscheinlich ein Theil der
-Kriegsbeute von Killiecrankie. Die Gesammtmacht der Hochländer wurde von
-Augenzeugen auf vier bis fünftausend Mann geschätzt. Sie kamen wüthend
-herangestürmt, warfen die Vorposten des Cameron'schen Regiments zurück
-und drangen von allen Seiten in die Straßen. Die Kirche hielt sich
-jedoch hartnäckig. Der größere Theil des Regiments aber stand hinter
-einer Mauer, welche ein dem Marquis von Athol gehörendes Haus umgab.
-Diese Mauer, welche einige Tage zuvor mit Holz und losen Steinen eiligst
-ausgebessert worden war, vertheidigten die Soldaten tapfer mit Muskete,
-Pike und Hellebarde. Ihr Kugelvorrath war bald erschöpft, aber einige
-von der Mannschaft mußten das Blei vom Dache des Hauses des Marquis
-losschneiden und es zu Geschossen formen. Mittlerweile wurden alle
-benachbarten Häuser von oben bis unten mit Hochländern besetzt, welche
-aus den Fenstern ein wirksames Feuer unterhielten. Cleland wurde
-getödtet, während er seine Leute anfeuerte, und Major Henderson übernahm
-das Commando. In der nächsten Minute fiel auch Henderson, von drei
-Kugeln getroffen. Hauptmann Munro trat an seine Stelle und der Kampf
-ward mit unverminderter Wuth fortgesetzt. Eine Abtheilung des
-Cameron'schen Regiments machte einen Ausfall, steckte die Häuser, aus
-denen die verderblichen Schüsse kamen, in Brand und verschloß die
-Thüren. In einem einzigen Hause verbrannten sechzehn Mann lebendig.
-Theilnehmer an dem Gefecht schilderten es als eine furchtbare Feuertaufe
-für Rekruten. Die halbe Stadt stand in Flammen und mit dem
-unaufhörlichen Knattern der Schüsse vermischte sich das durchdringende
-Geschrei der Unglücklichen, welche im Feuer umkamen. Der Kampf dauerte
-vier Stunden. Das Cameron'sche Regiment war jetzt fast bis auf das
-letzte Pulverhorn reducirt, aber der Muth der Leute wankte nicht. »Der
-Feind wird bald die Mauer erstürmen. Es sei. Wir werden uns dann in das
-Haus zurückziehen, es bis aufs Aeußerste vertheidigen und, wenn sie
-hereindringen sollten, es über ihren und unseren Köpfen anzünden.«
-Während sie jedoch mit diesen verzweifelten Plänen umgingen, bemerkten
-sie, daß die Heftigkeit des Angriffs nachließ. Die Hochländer begannen
-bald zurückzuweichen, es verbreitete sich sichtbare Unordnung unter
-ihnen und ganze Schaaren marschirten dem Gebirge zu. Umsonst befahl
-ihnen ihr General zum Angriff zurückzukehren; Beharrlichkeit gehörte
-nicht zu ihren militärischen Tugenden. Die Camerons luden inzwischen
-Amalek und Moab mit herausforderndem Geschrei ein zurückzukommen und
-noch einmal gegen das auserwählte Volk ihr Heil zu versuchen. Aber diese
-Aufforderungen hatten ebenso wenig Erfolg wie die Cannon's. In kurzer
-Zeit war die ganze gälische Armee in vollem Rückzuge gegen Blair. Jetzt
-wirbelten die Trommeln, die siegreichen Puritaner warfen ihre Mützen in
-die Luft, stimmten aus einem Munde einen Psalm des Triumphes und des
-Dankes an und schwenkten ihre Fahnen, welche an diesem Tage zum ersten
-Male angesichts eines Feindes entrollt wurden, die aber seitdem stolz
-nach allen Welttheilen getragen worden und die jetzt mit einer Sphinx
-und einem Drachen, den Emblemen der in Egypten und China vollbrachten
-Heldenthaten, geschmückt sind.[119]
-
-
-Auflösung der hochländischen Armee.
-
-Das Cameron'sche Regiment hatte guten Grund, erfreut und dankbar zu
-sein, denn es hatte dem Kriege ein Ende gemacht. Im Lager der Rebellen
-herrschte nichts als Uneinigkeit und Entmuthigung. Die Hochländer
-tadelten Cannon, Cannon tadelte die Hochländer, und das Heer, welches
-der Schrecken Schottland's gewesen war, ging rasch seiner Auflösung
-entgegen. Die verbündeten Häuptlinge unterzeichneten einen
-gemeinschaftlichen Vertrag, durch den sie sich für treue Unterthanen
-König Jakob's erklärten und sich verpflichteten, später wieder
-zusammenzutreten. Nachdem sie diese Formalität -- denn weiter war es
-nichts -- beobachtet hatten, begab sich jeder in seine Heimath. Cannon
-kehrte mit seinen Irländern auf die Insel Mull zurück, und die
-Niederländer,[120] welche Dundee ins Gebirge begleitet hatten, sorgten
-für sich so gut sie konnten. Am 24. August, gerade vier Wochen nachdem
-die gälische Armee die Schlacht von Killiecrankie gewonnen, hatte diese
-Armee aufgehört zu existiren. Sie hatte aufgehört zu existiren wie die
-Armee Montrose's über vierzig Jahre früher aufhörte zu existiren, nicht
-in Folge eines vernichtenden Schlages von Außen, sondern durch eine
-natürliche Auflösung, das Resultat innerer Mißbildung. Die Besiegten
-ernteten alle Früchte des Sieges. Das Schloß Blair, welches das
-unmittelbare Streitobject gewesen war, öffnete Mackay seine Thore, und
-eine Kette von Militärposten, die sich nördlich bis Inverneß erstreckte,
-schützte die Landleute in der Ebene gegen die räuberischen Einfälle der
-Gebirgsbewohner.
-
-
-Intriguen des Clubs, Zustand des Niederlandes.
-
-Während des Herbstes machten die Whigs des Niederlandes der Regierung
-viel mehr zu schaffen, als die Jakobiten des Hochlandes. Der Club, der
-zur Zeit der letzten Parlamentssession das Land in eine oligarchische
-Republik zu verwandeln versucht und die Stände dazu vermocht hatte,
-Geldzuschüsse zu verweigern und die Justizverwaltung zu sistiren, hielt
-auch während der Suspension des Parlaments nach wie vor seine Sitzungen
-und peinigte die Minister der Krone durch systematische Agitation. So
-verächtlich die Organisation dieses Vereins der Generation erscheinen
-mag, welche die römischkatholische Association und die Ligue gegen die
-Korngesetze gesehen hat, damals galt sie für ausgezeichnet und
-furchtbar. Die Häupter der Verbindung rühmten sich laut, daß sie den
-König zwingen würden, ihnen gerecht zu werden. Sie brachten Petitionen
-und Adressen zu Stande, suchten mit Hülfe der Presse und der Kanzel die
-Waffen aufzuregen, bearbeiteten die Soldaten durch Emissäre und sprachen
-davon, ein starkes Heer Covenanters aus dem Westen herbeizuziehen, um
-den Geheimen Rath einzuschüchtern. Trotz aller Kunstgriffe aber legte
-sich die Gährung des Volks allmälig. Nach kurzem Zaudern wagte es die
-Regierung, die von den Ständen geschlossenen Gerichtshöfe wieder zu
-öffnen, die vom König ernannten Sessionslords nahmen ihre Plätze ein,
-und Sir Jakob Dalrymple präsidirte. Der Club bemühte sich nun, die
-Advokaten von der Barre zurückzuhalten und hegte einige Hoffnung, daß
-der Pöbel die Richter von der Bank verjagen werde. Allein es zeigte sich
-sehr bald deutlich, daß eher Mangel an Gebühren als an Anwälten, um
-dieselben einzustreichen, zu erwarten stand; das Volk sah sehr gern
-wieder ein Tribunal fungiren, das in seinen Augen ein nothwendiges
-Attribut des Ansehens und Gedeihens seiner Stadt war, und aus vielen
-Anzeichen ließ sich erkennen, daß die falsche und habgierige Partei,
-welche die Majorität der Legislatur beherrscht hatte, nicht auch die
-Majorität der Nation beherrschte.[121]
-
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-
-[Fußnote 1: ^Act. Parl. Scot., Aug. 31. 1689.^]
-
-[Fußnote 2: ^Balcarras's Memoirs; Short History of the Revolution in
-Scotland in a letter from a Scotch gentleman in Amsterdam to his friend
-in London, 1712.^]
-
-[Fußnote 3: ^Balcarras's Memoirs; Life of James, II. 341.^]
-
-[Fußnote 4: ^A Memorial for His Highness the Prince of Orange in
-relation to the Affairs of Scotland, by two Persons of Quality, 1689.^]
-
-[Fußnote 5: ^Rabbled^ sagte man in der Landessprache, ein aus ^rabble^,
-Pöbel, gebildetes Zeitwort, daß sich im Deutschen nicht erschöpfend
-wiedergeben läßt. -- D. Uebers.]
-
-[Fußnote 6: Siehe Calvin's Brief an Haller, ^IV. Non. Jan. 1551.^
-»^Priusquam urbem unquam ingrederer, nullae prorsus erant feriae.^«]
-
-[Fußnote 7: In ^The Act, Declamation and Testimony of the Seceders,
-dated in December 1736^, heißt es, daß »unter Autorität des Parlaments
-der Beobachtung der Feiertage in Schottland durch Suspension der
-Thätigkeit unserer angesehensten Gerichtshöfe Vorschub geleistet wird.«
-Dies wird für eine Nationalsünde und für einen Grund des Unwillens
-Gottes erklärt. Im März 1758 richtete die Vereinigte Synode eine
-»Feierliche Warnung« an die Nation, worin die nämliche Klage wiederholt
-wird. Ein einfältiger Mensch, dessen Unsinn sogar in unseren Tagen für
-werth gehalten worden ist, neu gedruckt zu werden, sagt: »Ich
-hinterlasse mein Zeugniß gegen die abscheuliche Acte der Königin Anna
-und ihres angeblichen britischen, in Wirklichkeit aber viehischen
-(^brutish^) Parlaments, welche die Beobachtung der sogenannten
-Yul-Ferien (^Yule Vacancy^) vorschreibt.« ^The Dying Testimony of
-William Wilson, sometime Schoolmaster in Park in the Parish of Douglas,
-aged 68, who died in 1757.^]
-
-[Fußnote 8: ^An Account of the Present Persecution of the Church in
-Scotland, in several Letters, 1690; The Case of the afflicted Clergy in
-Scotland truly represented, 1690; Faithful Contendings Displayed; Burnet
-I. 805.^]
-
-[Fußnote 9: Die Formel dieser Benachrichtigung findet man in dem Buche:
-^Faithful Contendings Displayed.^]
-
-[Fußnote 10: ^Account of the Present Persecution, 1690; Case of the
-afflicted Clergy, 1690; A true Account of that Interruption that was
-made of the Service of God on Sunday last, being the 17th of February
-1689, signed by James Gibson, acting for the Lord Provost of Glasgow.^]
-
-[Fußnote 11: ^Balcarras's Memoirs; Mackay's Memoirs.^]
-
-[Fußnote 12: ^Burnet II. 21.^]
-
-[Fußnote 13: Scobell 1654, Kap. 9 und Olivers Verordnung vom 12. April
-des nämlichen Jahres.]
-
-[Fußnote 14: Burnet und Fletcher von Saltoun sprechen von dem
-Aufschwunge Schottland's unter dem Protector, schreiben es aber einer
-Ursache zu, welche eine solche Wirkung keineswegs hervorzubringen
-vermochte. »Es wurde,« sagte Burnet, »eine ansehnliche Truppenmacht von
-etwa sieben- bis achttausend Mann in Schottland unterhalten. Der Sold
-dieser Armee brachte soviel Geld ins Land, daß es während dieser ganzen
-Zeit in einem, sehr blühenden Zustande blieb ... Wir werden diese acht
-Jahre der Usurpation stets als eine Zeit großen Friedens und Gedeihens
-betrachten.« »Zur Zeit des Usurpators Cromwell,« sagt Fletcher,
-»glaubten wir uns bezüglich des letzteren Punktes (Handel und Geld) in
-einer erträglichen Lage zu befinden in Folge des Aufwandes, den die
-Truppen machten, welche uns in Unterwürfigkeit erhielten.« Die richtige
-Erklärung der Erscheinung, über welche Burnet und Fletcher in so großem
-Irrthum waren, findet man in einer Flugschrift betitelt: »^Some
-reasonable and modest Thoughts partly occasioned by and partly
-concerning the Scotch East India Company, Edinburgh, 1696.^« Siehe auch
-die Verhandlungen des Mittwochsclubs in Friday Street über eine Union
-mit Schottland vom December 1705. Siehe ferner das 7. Kapitel von
-Burton's vortrefflicher Geschichte Schottland's.]
-
-[Fußnote 15: Siehe die Schrift, in welcher die Forderungen der
-schottischen Commissare aufgestellt sind. Man findet sie im Anhange zu
-De Foe's ^History of de Union^, Nr. 13.]
-
-[Fußnote 16: ^Act. Parl. Scot.^, 30. Juli 1670.]
-
-[Fußnote 17: ^Burnet II. 23.^]
-
-[Fußnote 18: Man sehe zum Beispiel eine Flugschrift betitelt: »^Some
-questions resolved concerning episcopal and presbyterian Government in
-Scotland, 1690.^« Eine der »Fragen« ist die, ob das schottische
-Presbyterium den allgemeinen Neigungen dieses Volks entspreche. Der
-Verfasser verneint diese Frage, weil die höheren und mittleren Stände
-sich schon vor der Revolution größtentheils der bischöflichen Kirche
-conformirt hätten.]
-
-[Fußnote 19: Die Instructionen befinden sich in den ^Leven and Melville
-Papers^ und sind vom 7. März 1688/89 datirt. Bei der ersten Gelegenheit,
-wo ich diese werthvolle Sammlung aufführe, kann ich nicht umhin es
-anzuerkennen, zu wie großem Danke ich und Alle, die sich für die
-Geschichte unsrer Insel interessiren, dem Herrn verpflichtet sind, der
-daß Amt eines Herausgebers so vortrefflich erfüllt hat.]
-
-[Fußnote 20: Ueber die Dalrymple sehe man des Lord Präsidenten eigene
-Schriften und darunter seine ^Vindication of the Divine Perfections;^
-ferner ^Wodrow's Analecta; Douglas's Peerage; Lockhardt's Memoirs;
-Satyre on the Family of Stairs; Satyric Lines upon the long wished for
-and timely Death of the Right Honorable Lady Stairs; Law's Memorials^
-und die ^Hyndford Papers,^ geschrieben 1704/5 und zugleich mit den
-Briefen von Carstairs gedruckt. Lockhardt, obgleich ein Todfeind Johann
-Dalrymple's, sagt: »Es war Keiner im Parlament, der es mit ihm aufnehmen
-konnte.«]
-
-[Fußnote 21: Ueber Melville sehe man die ^Leven and Melville Papers^ an
-verschiedenen Stellen, und die Vorrede; die ^Act. Parl. Scot.^ vom 16.
-Juni 1685 und den Anhang unterm 13. Juni; ^Burnet II. 24^, und das
-^Burnet M. S. Harl. 6584^.]
-
-[Fußnote 22: ^Creichton's Memoirs.^]
-
-[Fußnote 23: ^Mackay's Memoirs.^]
-
-[Fußnote 24: ^Memoirs of the Lindsays.^]
-
-[Fußnote 25: Ueber das frühere Verhältniß zwischen Wilhelm und Dundee
-haben einige Jakobiten viele Jahre nach dem Tode Beider eine Geschichte
-erfunden, welche durch successive Ausschmückungen zu einem Roman wurde,
-bei dessen Lesung man sich wundern muß, wie nur ein Kind ihn für wahr
-halten konnte. Die letzte Ausgabe lautet wie folgt. Bei Seneff wurde
-Wilhelm das Pferd unter dem Leibe getödtet und sein Leben war in der
-größten Gefahr. Dundee, damals Kapitain Graham, gab Seiner Hoheit ein
-andres Pferd. Wilhelm versprach, diesen Dienst durch Beförderung zu
-belohnen, brach aber sein Wort und gab einem andren das Patent, auf
-welches er Graham Hoffnung gemacht hatte. Der beleidigte Held ging nach
-Loo. Dort traf er seinen glücklichen Rivalen und gab ihm eine Ohrfeige.
-Die auf Thätlichkeiten innerhalb des Palastes gesetzte Strafe war der
-Verlust der schuldigen rechten Hand; aber der Prinz von Oranien erließ
-diese Strafe in ungroßmüthiger Weise. »Sie haben mir,« sagte er, »das
-Leben gerettet, ich lasse Ihnen Ihre rechte Hand, so sind wir quitt.«
-
-Diejenigen, welche bis auf unsre Zeit diesen Unsinn wiederholt haben,
-müssen erstens in dem Wahne gewesen sein, daß die Acte Heinrich's VIII.
-»zur Bestrafung von Mord und böswilligem Blutvergießen innerhalb des
-königlichen Hoflagers« (^Stat. 33 Hen. VIII. c. 2.^) in Geldern Gesetz
-war, und zweitens daß Wilhelm 1674 König und sein Haus ein königliches
-Hoflager war. Ebenso müssen sie nicht gewußt haben, daß er Loo erst
-lange nachdem Dundee die Niederlande verlassen hatte, kaufte. Siehe
-Harris' ^Description of Loo, 1699.^
-
-Diese Fabel, von der ich in der umfangreichen jakobitischen Literatur
-aus Wilhelm's Regierungszeit nicht die geringste Spur habe entdecken
-können, scheint etwa ein Vierteljahrhundert nach Dundee's Tode
-entstanden zu sein und im Laufe eines weiteren Vierteljahrhunderts sich
-zu ihrer vollen Absurdität ausgebildet zu haben.]
-
-[Fußnote 26: ^Memoirs of the Lindsays.^]
-
-[Fußnote 27: ^Memoirs of the Lindsays.^]
-
-[Fußnote 28: ^Balcarras's Memoirs.^]
-
-[Fußnote 29: ^Burnet II. 22; Memoirs of the Lindsays.^]
-
-[Fußnote 30: ^Act. Parl. Scot. March 14. 1689; History of the late
-Revolution in Scotland, 1690; An Account of the Proceedings of die
-Estates of Scotland, fol. London 1689.^]
-
-[Fußnote 31: Balcarras' Erzählung stellt sowohl Hamilton als Athol in
-einem sehr ungünstigen Lichte dar. Siehe auch ^Life of James, II. 338,
-339.^]
-
-[Fußnote 32: ^Act. Parl. Scot. March 14. 1688/89; Balcarras's Memoirs;
-History of the late Revolution in Scotland; Life of James, II. 342.^]
-
-[Fußnote 33: ^Balcarras's Memoirs; History of the late Revolution in
-Scotland, 1690.^]
-
-[Fußnote 34: ^Act. Parl. Scot. March 14, 15. 1689; Balcarras's Memoirs;
-London Gazette, March 25; History of the late Revolution in Scotland
-1690; Account of the Proceedings of the Estates of Scotland, 1689.^]
-
-[Fußnote 35: Siehe Cleland's Gedichte und die in demselben Bande
-enthaltenen Loblieder, Edinburg 1697. Es ist wiederholt behauptet
-worden, dieser Wilhelm Cleland sei der Vater des Steuercommissars
-gleichen Namens gewesen, der zwanzig Jahre später in den literarischen
-Kreisen London's wohl bekannt war, welcher Pope einige eben nicht sehr
-lobenswerthe Dienste leistete und dessen Sohn Johann der Verfasser eines
-nur zu weit berühmten Schandbuches war. Dies ist ein vollständiger
-Irrthum. Der Wilhelm Cleland, welcher bei der Bothwellbrücke focht, war
-noch nicht achtundzwanzig Jahr alt, als er im August 1689 fiel, und der
-Steuercommissar Wilhelm Cleland starb in seinem siebenundsechzigsten
-Lebensjahre im September 1741. Ersterer kann daher nicht der Vater des
-letzteren gewesen sein. Siehe die ^Exact Narrative of the Battle of
-Dunkeld,^ das Gentleman's Magazine von 1740 und Warburton's Anmerkung zu
-dem Briefe an den Verleger der »Dunciade«, ein Brief, der mit W. Cleland
-unterzeichnet, in Wirklichkeit aber von Pope verfaßt ist. In einem
-Aufsatze von Sir Robert Hamilton, dem Orakel der extremen Covenanters
-und einem blutdürstigen Wüthrich, wird Cleland's als eines ehemaligen
-Bundesgenossen dieser Fanatiker, aber nachmaligen heftigen Widersachers
-derselben erwähnt. Cleland stimmte wahrscheinlich nicht mit Hamilton
-darin überein, die Abschlachtung von Kriegsgefangenen, die sich auf
-Pardon ergeben hatten, als eine heilige Pflicht anzusehen. Siehe
-Hamilton's ^Letter to the Societies^ vom 7. December 1685.]
-
-[Fußnote 36: ^Balcarras's Memoirs.^]
-
-[Fußnote 37: ^Balcarras's Memoirs.^ Den vollständigsten Bericht über
-diese Verhandlungen geben jedoch einige handschriftliche Notizen, welche
-sich in der Bibliothek der Advokatenfacultät befinden. Balcarras'
-Angaben sind nicht ganz genau. Er verließ sich wahrscheinlich zu sehr
-auf sein Gedächtniß. Ich habe dieselben nach den Parlamentsacten
-berichtigt.]
-
-[Fußnote 38: ^Act. Parl. Scot. March 16. 1688/89; Balcarras's Memoirs;
-History of the late Revolution in Scotland, 1690; Account of the
-Proceedings of the Estates of Scotland, 1689; London Gazette, March 25.
-1689; Life of James II. 342.^ Burnet irrt sonderbar in Bezug auf diese
-Vorgänge.]
-
-[Fußnote 39: ^Balcarras's Memoirs;^ Manuscript in der Bibliothek der
-Advokatenfacultät.]
-
-[Fußnote 40: ^Act. Parl. Scot. March 19. 1688/89; History of the late
-Revolution in Scotland.^]
-
-[Fußnote 41: Balcarras.]
-
-[Fußnote 42: Balcarras.]
-
-[Fußnote 43: ^Act. Parl. Scot; History of the late Revolution, 1690;
-Memoirs of North Britain 1715.^]
-
-[Fußnote 44: Balcarras.]
-
-[Fußnote 45: Jeder Leser wird sich der Verwünschung erinnern, welche Sir
-Walter Scott im fünften Gesange des »Marmion« über die Dummköpfe
-aussprach, welche dieses interessante Denkmal entfernten.]
-
-[Fußnote 46: »Es wird weder sicher noch gut für den König sein, es nach
-der Thronbesteigung von einer Parlamentsacte zu erwarten, die es vor
-seine Thür legen wird.« Dalrymple an Melville, 5. April 1689; ^Leven and
-Melville Papers^.]
-
-[Fußnote 47: Eine interessante Stelle über diesen Gegenstand findet sich
-bei Fortescue.]
-
-[Fußnote 48: ^Act. Parl. Scot. April 1. 1689; Orders of Committee of
-Estates, Mai 16. 1689; London Gazette, April 11.^]
-
-[Fußnote 49: Da es kürzlich in Abrede gestellt worden ist, daß die
-extremen Presbyterianer eine ungünstige Meinung von den Lutheranern
-hegten, so will ich zwei entscheidende Beweise für meine oben
-aufgestellte Behauptung beibringen. In dem Buche: ^Faithful Contendings
-Displayed^ befindet sich ein Bericht über die Vorgänge bei der
-Generalversammlung der Vereinigten Covenantergesellschaften vom 24.
-October 1688. Es wurde die Frage aufgeworfen, ob eine Verbindung mit den
-Holländern stattfinden solle. »Es ward einstimmig beschlossen,« sagt der
-Sekretär der Gesellschaften, »daß wir uns mit den Holländern nicht zu
-einem Körper vereinigen, noch förmlich unter ihre Leitung kommen
-könnten, da sie ein Gemisch von reformirten lutherischen Uebelgesinnten
-und Sectirern seien, mit denen gemeinschaftliche Sache zu machen dem
-Zeugniß der Kirche von Schottland widerstreiten würde.« In dem am 2.
-October 1707 aufgesetzten »Protest und Testimonium« beschweren sich die
-Vereinigten Gesellschaften darüber, daß die Krone »dem Prinzen von
-Hannover verliehen worden sei, der in der lutherischen Religion erzogen
-und aufgewachsen ist, welche, wie allgemein bekannt, nicht allein
-abweicht von der Reinheit in Lehre, Reformation und Glauben, die wir in
-diesen Nationen erreicht hatten, sondern derselben in vielen Dingen
-sogar zuwiderläuft.« Sie setzen hinzu: »Die Annahme einer solchen Person
-zum Herrscher über uns widerstreitet nicht nur unserm feierlichen Bund
-und Covenant, sondern dem Worte Gottes selbst: 5. Buch Mosis XVII.«]
-
-[Fußnote 50: ^History of the late Revolution in Scotland; London
-Gazette, Mai 16. 1689.^ Der officielle Bericht über die Vorgänge war
-offenbar mit großer Sorgfalt abgefaßt. Siehe auch das ^Royal Diary,
-1702^. Der Verfasser dieses Werks versichert, daß er seine Angaben den
-Mittheilungen eines Geistlichen verdanke, welcher anwesend war.]
-
-[Fußnote 51: Siehe Crawford's Briefe und Reden an verschiedenen Stellen.
-Seine Art und Weise, um eine Stelle anzusuchen, war eigenthümlich.
-Nachdem er, nicht ohne Grund, zugegeben hatte, daß sein Herz voller
-Arglist und verzweifelt sündig sei, fuhr er fort: »Das nämliche
-allmächtige Wesen, welches gesagt hat: Wenn die Armen und Bedürftigen
-Wasser suchen und es ist keins da und ihre Zunge verschmachtet vor
-Durst, wird Er sie nicht verlassen, -- kann mir trotz meiner jetzigen
-dürftigen Umstände ein Haus bauen, wenn es dies für gut findet.« --
-Brief an Melville vom 28. Mai 1689. Ueber Crawford's Armuth und sein
-Verlangen nach bischöflichen Ländereien sehe man seinen Brief an
-Melville vom 4. December 1690. Ueber seine Humanität siehe seine Briefe
-an Melville vom 11. December 1690. Alle diese Briefe findet man in den
-^Leven and Melville Papers^. Der Verfasser von: ^An Account of the Late
-Establishment of Presbyterian Government^ sagt von Jemandem, der sich
-mit zehn oder zwölf Pfund Sterling hatte bestechen lassen: »Wäre er so
-arm gewesen wie Mylord Crawford, so würde er vielleicht eher zu
-entschuldigen gewesen sein.« Siehe auch die Dedication der berühmten
-Schrift: ^Scotch Presbyterian Eloquence Displayed.^]
-
-[Fußnote 52: ^Burnet II. 23. 24; Fountainhall Papers,^ 13. Aug. 1684,
-14., 15. Oct. 1684, 3. Mai 1685; Montgomery an Melville, 23. Juni 1689
-in den ^Leven and Melville Papers; Pretences of the French Invasion
-Examined, licensed May 25. 1692.^]
-
-[Fußnote 53: Siehe ^The Life and Correspondence of Carstairs^ und die
-interessanten Abhandlungen über ihn in den 1854 gedruckten ^Caldwell
-Papers^. Ferner seine Characteristik von Mackay und Swift's Note.
-Swift's Wort kann gegen einen Schotten und Presbyterianer kein Gewicht
-haben. Ich glaube jedoch, daß Carstairs, obgleich im Wesentlichen ein
-rechtschaffener und frommer Mann, sein gutes Theil von der Klugheit der
-Schlange besaß.]
-
-[Fußnote 54: Sir Johann Dalrymple an Lord Melville, 18., 20., 25. Juni
-1689; ^Leven and Melville Papers^.]
-
-[Fußnote 55: In dem 1704 geschriebenen und in den ^Carstairs Papers^
-abgedruckten Hyndford-Manuscripte kommt eine ergötzliche Beschreibung
-Sir Patrick's vor: »Er liebt wohleinstudirte Reden und kann selbst
-Privatfreunden ohne solche kaum Audienz geben.«]
-
-[Fußnote 56: »Niemand ist thätiger als Saltoun, obgleich nicht
-Mitglied.« Lockhart an Melville, 11. Juli 1689; ^Leven and Melville
-Papers^. Siehe Fletcher's eigene Werke und die Beschreibungen von ihm in
-Lockhart's und Mackay's Memoiren.]
-
-[Fußnote 57: Dalrymple sagt in einem Briefe vom 5. Juni: »Alle
-Uebelgesinnten sind aus Furcht in den Club gekommen, und sie stimmen
-Alle gleich.«]
-
-[Fußnote 58: Balcarras.]
-
-[Fußnote 59: »Soll ich Sie mit einer Schilderung dieses unfruchtbaren
-Landes langweilen, wo ich Sie über Berge, ganz braun von Haidekraut,
-oder durch Thäler führen muß, welche kaum Futter genug für ein Kaninchen
-enthalten? ... Jeder Punkt des Landes bietet die nämliche reizlose
-Landschaft dar. Kein Gehölz oder Bach erfreut den Fremden durch seine
-trauliche Musik.« -- Goldsmith an Bryanton, Edinburg, 26. September
-1753. In einem bald nachher aus Leyden an den ehrwürdigen Thomas
-Contarine geschriebenen Briefe sagt Goldsmith: »Ich war ganz versunken
-in das Anschauen der Gegend. Nichts kann der Schönheit derselben
-gleichkommen. Wohin ich den Blick wendete, überall zeigten sich schöne
-Häuser, anmuthige Gärten, Statuen, Grotten und Fernsichten. Schottland
-bildet mit diesem Lande den grellsten Contrast: dort versperren Hügel
-und Felsen jede Aussicht; hier ist Alles eine ununterbrochene Ebene.«
-Siehe den Anhang C. zum ersten Bande von Mr. Forster's ^Life of
-Goldsmith^.]
-
-[Fußnote 60: ^Northern Memoirs, by R. Franck Philanthropus, 1694.^ Der
-Verfasser hatte etwas von der Scenerie der Hochlande gesehen, und er
-spricht davon fast ganz so wie Burt unter der folgenden Generation: »Es
-ist ein verwahrloster Theil der Schöpfung, Schutt, der beim Prachtbau
-der Welt bei Seite geworfen wurde, und eben so arm an Form und Gestalt
-wie die Eingebornen an Moral und guten Sitten.«]
-
-[Fußnote 61: ^Journey through Scotland, by the author of the Journey
-through England, 1723.^]
-
-[Fußnote 62: Fast alle diese Umstände sind Burt's Briefen entlehnt.
-Bezüglich des Theers ist meine Quelle Cleland's Poesie. In seinen Versen
-über den »^Highland Host^« sagt er:
-
- »Dieweil sie sind beschmiert mit Theer,
- Der ihren Kopf und Hals beschützt,
- Ganz wie bei ihren Schafen.«]
-
-[Fußnote 63: Ein schlagender Beleg für die Meinung, welche der Bewohner
-des Niederlandes von dem Hochländer hegte und die sich von jenem auch
-den Engländern mittheilte, findet man in einem Bande ^Miscellanies^, von
-Afra Behn im Jahre 1685 herausgegeben. Eines der interessantesten Stücke
-dieser Sammlung ist ein rohes und profanes schottisches Gedicht
-betitelt: »Wie der erste Hochländer gemacht wurde.« Wie und aus welchen
-Stoffen er gemacht wurde, wage ich nicht zu erzählen. Das unmittelbar
-auf seine Schöpfung folgende Gespräch aber wird, wie ich hoffe, hier
-ohne großen Anstoß einen Platz finden dürfen.
-
- Spricht Gott zum Hochlandsmann: »Wohin willst Du?«
- »Ich will ins Niederland hinab, o Herr, zu stehlen eine Kuh.«
- »Pfui!« sagt St. Peter, »wirst ein arger Sünder werden,
- Wenn Du schon stehlen willst, kaum angelangt auf Erden.«
- »Hm!« drauf der Hochlandsmann mit einem Schwure spricht,
- »So lang ich stehlen kann, arbeit' ich nicht.«
-
-Ein andrer schottischer Niederländer, der tapfre Oberst Cleland,
-beschreibt den Hochländer um die nämliche Zeit in gleicher Weise
-
- Ein einz'ges ihr mißfäll'ges Wort
- Kann treiben sie zu einem Mord.
- Und wollt Ihr wissen was sie thut?
- Sie lebt nur von gestohlnem Gut.
-
-Ganz in ähnlichem Sinne sind die wenigen Worte, welche Franck
-Philanthropus (1694) den Hochländern widmet: »Sie leben wie große Herren
-und sterben wie Taugenichtse, hassen die Arbeit und haben keinen Kredit,
-um zu borgen; sie unternehmen Raubzüge und bestehlen ihre Nachbarn.« In
-der 1690 in Edinburg gedruckten ^History of the Revolution in Scotland^
-kommt folgende Stelle vor: »Die schottischen Hochländer sind Elende, die
-sich nur in so weit um Ehre, Freundschaft, Gehorsam und Regierung
-kümmern, als sie sich durch eine Aenderung in den Angelegenheiten oder
-durch eine Revolution in der Regierung Gelegenheit verschaffen können,
-ihre Grenznachbarn zu bestehlen oder auszuplündern.«]
-
-[Fußnote 64: Nachdem diese Stelle geschrieben war, fand ich mit großem
-Vergnügen, daß Lord Fountainhall im Juli 1676 ganz den nämlichen
-Vergleich anwendete, der mir aufgestoßen ist. Er sagt, daß Argyle's
-ehrgeiziges Streben nach der Oberherrschaft über die Hochlande und über
-die westlichen Inseln Mull, Ila &c. andere Clans zu einem Bündnisse
-aufreizte, um ihn zu demüthigen, wie die Mächte Deutschland, Spanien,
-Holland &c. sich gegen die Vergrößerung der französischen Macht
-verbündeten.]
-
-[Fußnote 65: In der Einleitung zu den Memoiren Sir Ewan Cameron's findet
-sich eine sehr verständige Bemerkung: »Es mag paradox klingen, aber der
-Herausgeber kann nicht umhin, die Vermuthung auszusprechen, daß die
-Beweggründe, welche die Hochländer veranlaßten, den König Jakob zu
-unterstützen, im Wesentlichen dieselben waren die diejenigen, unter
-deren Einflusse die Anstifter der Revolution handelten.« Die ganze
-Einleitung verdient überhaupt gelesen zu werden.]
-
-[Fußnote 66: ^Skene's Highlanders of Scotland; Douglas's Baronage of
-Scotland.^]
-
-[Fußnote 67: Siehe ^The Memoirs of the Life of Sir Ewan Cameron^, und
-^The Historical and Genealogical Account of the Clan Maclean, by a
-Senachie^. Obgleich das letztgenannte Werk erst 1838 erschien, so
-scheint doch der Verfasser desselben von einem eben so heftigen Hasse
-beseelt gewesen zu sein als der, mit welchem die Macleans des 17.
-Jahrhunderts die Campbells betrachteten. Auf dem kleinen Raume einer
-einzigen Seite wird der Marquis von Argyle »der diabolische schottische
-Cromwell«, »der gemeine, rachsüchtige Verfolger«, »der nichtswürdige
-Verräther«, und »der Betrüger Argyle« genannt. Auf einer andren Seite
-ist er »der heimtückische, an Schurkereien furchtbare Campbell«, »der
-habgierige Sklave«, »der feige Argyle« und »der schottische Verräther.«
-Auf der nächsten Seite heißt er »der niedrige und rachsüchtige Feind des
-Hauses Maclean«, »der heuchlerische Covenanter«, »der unverbesserliche
-Verräther«, »der feige und boshafte Feind.« Es ist ein Glück, daß so
-heftige Leidenschaften sich heutzutage nur noch in Schmähungen Luft
-machen können.]
-
-[Fußnote 68: Brief von Avaux an Ludwig vom 6. (16.) April 1689, dem eine
-Abhandlung beigeschlossen ist, betitelt: ^Mémoire du Chevalier
-Macklean^.]
-
-[Fußnote 69: Siehe die höchst interessanten Memoiren Sir Ewan Cameron's
-von Lochiel, 1842 in Edinburg für den Abbotsfordclub gedruckt. Das
-Manuscript muß mindestens hundert Jahre älter gewesen sein. Man
-vergleiche auch in dem nämlichen Werke die Erzählung des Todes Sir
-Ewan's, den ^Balhadie Papers^ entlehnt. Ich muß bemerken, daß der
-Herausgeber der Memoiren Sir Ewan's zwar über die Angelegenheiten der
-Hochlande und über den Character der vornehmsten Häuptlinge gut
-unterrichtet, in Bezug auf englische Politik und Geschichte aber sehr
-unwissend war. Ich will anführen, was Van Citters unterm 26. Nov. (6.
-Dec.) 1689 über Lochiel an die Generalstaaten schrieb: »^Sir Evan
-Cameron, Lord Locheale, een man -- soo ick hoor van die hem lange gekent
-en dagelyk hebben mede omgegaan, -- van so groot verstant, courage, en
-beleyt, als weyniges syns gelycke syn.^«]
-
-[Fußnote 70: ^Act. Parl. July 5. 1661.^]
-
-[Fußnote 71: Siehe Burt's dritten und vierten Brief. In den ersten
-Ausgaben befindet sich eine Abbildung von dem Marktkeuze von Inverneß
-und von dem Straßentheile, wo die Kaufleute ihre Zusammenkünfte hielten.
-
-Ich muß hier bemerken, wie sehr ich Mr. Robert Carruthers verpflichtet
-bin, der so freundlich war, mir manche interessante Auskunft über
-Inverneß zu geben und mir einige Auszüge aus den städtischen Acten zu
-liefern.]
-
-[Fußnote 72: Ich verdanke Mr. Carruthers eine Abschrift von den
-Forderungen der Macdonalds und von der Antwort des Stadtraths.]
-
-[Fußnote 73: Colt's Aussage im Anhange zu den Parlamentsacten vom 14.
-Juli 1690.]
-
-[Fußnote 74: Siehe die Biographie Sir Ewan Cameron's.]
-
-[Fußnote 75: ^Balcarras's Memoirs; History of the late Revolution in
-Scotland.^]
-
-[Fußnote 76: Unter den ^Nairne Papers^ in der Bodlejanischen Bibliothek
-befindet sich ein interessantes Manuscript, betitelt: »^Journal de ce
-qui c'est passé en Irlande depuis l'arrivée de sa Majesté.^« Es finden
-sich in diesem Tagebuche englische und französische Anmerkungen und
-Correcturen, die englischen von Jakob's Hand, die französischen von
-Melfort's Hand. Die von Hamilton aufgefangenen Briefe sind darin
-erwähnt, und zwar in einer Weise, welche deutlich zeigt, daß sie ächt
-waren; auch findet man nirgends die geringste Andeutung, daß Jakob sie
-gemißbilligt hätte.]
-
-[Fußnote 77: »Der Viscount von Dundee«, schreibt Balcarras an Jakob,
-»dachte auch nicht daran, ohne weitere Befehle von Ihnen nach den
-Hochlanden zu gehen, bis eine Truppenabtheilung zu seiner Verhaftung
-ausgesandt wurde.«]
-
-[Fußnote 78: Siehe den an Jakob nach Irland gesandten Bericht, den er am
-7. Juli 1689 empfing. Er befindet sich unter den ^Nairne Papers^. Ferner
-sehe man die Memoiren Dundee's, 1714, Sir Ewan Cameron's, Balcarras' und
-Mackay's. Diese Erzählungen stimmen jedoch weder mit einander noch mit
-den Mittheilungen, die ich aus Inverneß erhielt, völlig überein.]
-
-[Fußnote 79: Memoiren Dundee's; Tarbet an Melville von 1. Juni 1689 in
-den ^Leven and Melville Papers^.]
-
-[Fußnote 80: Erzählung in den ^Nairne Papers^, Aussagen Colt's,
-Osburne's, Malcolm's und Stewart's von Ballachan im Anhange zu den
-Parlamentsacten vom 14. Juli 1690; ^Memoirs of Sir Ewan Cameron^. Einige
-wenige Züge habe ich einer englischen Uebersetzung einiger Stellen aus
-einem verloren gegangenen epischen Gedicht in lateinischer Sprache, die
-Grameis genannt, entnommen. Der Verfasser desselben war ein eifriger
-Jakobit, Namens Philipps. Die im Jahre 1714 erschienenen Memoiren
-Dundee's habe ich nur selten und nie ohne Mißtrauen benutzt. Der
-Herausgeber derselben war gewiß nicht, wie er vorgiebt, einer von
-Dundee's Offizieren, sondern ein einfältiger und unwissender Scribent
-aus Grub Street. Seine Angaben in Betreff des Schauplatzes wie des
-Datums der Schlacht von Killiecrankie sind ganz falsch. Er sagt, sie sei
-an den Ufern des Tummell und am 13. Juni geschlagen worden. Aber sie
-wurde an den Ufern des Garry und am 27. Juli geschlagen. Nachdem ich ein
-solches Beispiel von Ungenauigkeit angeführt, würde es unnütz sein,
-kleinere Fehler nachzuweisen.]
-
-[Fußnote 81: Aus einem Briefe von Archibald, Earl von Argyle, an
-Lauderdale, datirt vom 25. Juni 1664, ist ersichtlich, daß
-hunderttausend schottische Mark, das heißt wenig mehr als fünftausend
-Pfund Sterling, damals alle Ansprüche Mac Callum More's an seine
-Nachbarn so ziemlich befriedigt haben würden.]
-
-[Fußnote 82: ^Mackay's Memoirs^; Tarbet an Melville vom 1. Juni 1689 in
-den ^Leven and Melville Papers^; Dundee an Melfort vom 27. Juni in den
-^Nairne Papers^.]
-
-[Fußnote 83: Siehe Mackay's Memoiren und seinen Brief an Hamilton vom
-14. Juni 1689.]
-
-[Fußnote 84: ^Memoirs of Sir Ewan Cameron.^]
-
-[Fußnote 85: ^Memoirs of Sir Ewan Cameron.^]
-
-[Fußnote 86: ^Memoirs of Sir Ewan Cameron.^]
-
-[Fußnote 87: Dundee an Melfort, 27. Juni 1689.]
-
-[Fußnote 88: Siehe ^Faithful Contendings Displayed^, namentlich die
-Verhandlungen vom 29. und 30. April und vom 13. und 14. Mai 1689; die
-Petition des Regiments an das Parlament vom 18. Juli 1689; den Protest
-Sir Robert Hamilton's vom 6. November 1689, und die ermahnende Epistel
-an das Regiment vom 27. März 1690. Die »Societätsleute«, wie sie sich
-nannten, scheinen besonders über die Art und Weise entrüstet gewesen zu
-sein, wie der Geburtstag des Königs begangen worden war. »Wir hoffen«,
-schrieben sie, »daß Ihr ebenso gegen die Feier von Geburtstagen seid wie
-wir, und daß Ihr bereuen werdet, was Ihr gethan habt.« Ueber die
-Meinungen und den Character Alexander Shield's sehe man sein ^Hind Let
-Loose^.]
-
-[Fußnote 89: ^Siege of the Castle of Edinburgh, printed for the
-Bannatyne Club London Gazette, June 10. (20.) 1689.^]
-
-[Fußnote 90: ^Act. Parl. Scot. June 5., 17. 1689.^]
-
-[Fußnote 91: Die Instructionen findet man in den Somers'schen
-Schriften.]
-
-[Fußnote 92: Ueber Sir Patrick's Ansichten siehe seinen Brief vom 7.
-Juni und Lockhart's Brief vom 11. Juli, in den ^Leven and Melville
-Papers^.]
-
-[Fußnote 93: Meine Hauptmaterialien für die Geschichte dieser Session
-waren die Acten, die Protokolle und die ^Leven and Melville Papers^.]
-
-[Fußnote 94: »Athol,« sagt Dundee verächtlich, »ist nach England
-gegangen, da er nicht wußte, was er thun sollte.« Dundee an Melfort, 27.
-Juni 1689. Siehe Athol's Briefe an Melville vom 21. Mai und 8. Juni, in
-den ^Leven and Melville Papers^.]
-
-[Fußnote 95: ^Memoirs of Sir Ewan Cameron.^]
-
-[Fußnote 96: ^Mackay's Memoirs.^]
-
-[Fußnote 97: ^Mackay's Memoirs.^]
-
-[Fußnote 98: Van Odyck an den Greffier der Generalstaaten, 2. (12.)
-August, 1689.]
-
-[Fußnote 99: ^Memoirs of Sir Ewan Cameron.^]
-
-[Fußnote 100: ^Balcarras's Memoirs.^]
-
-[Fußnote 101: ^Mackay's Short Relation, Aug. 17, 1689.^]
-
-[Fußnote 102: ^Memoirs of Sir Ewan Cameron.^]
-
-[Fußnote 103: ^Memoirs of Sir Ewan Cameron, Mackay's Memoirs.^]
-
-[Fußnote 104: ^Douglas's Baronage of Scotland.^]
-
-[Fußnote 105: ^Memoirs of Sir Ewan Cameron.^]
-
-[Fußnote 106: ^Memoirs of Sir Ewan Cameron.^]
-
-[Fußnote 107: Ueber die Schlacht siehe Mackay's Memoiren und Briefe und
-seine ^Short Relation^; ferner die Memoiren Dundee's und Sir Ewan
-Cameron's, Nisbet's und Osburne's Aussagen im Anhange zu den
-Parlamentsacten vom 14. Juli 1690. Auch sehe man den Bericht über die
-Schlacht in einem von Burt's Briefen. Macpherson druckte einen vom Tage
-nach der Schlacht datirten Brief von Dundee an Jakob. Ich brauche nicht
-zu sagen, daß dies eine eben so schamlose Fälschung ist wie Fingal. Der
-Herausgeber der Memoiren Dundee's sagt, Lord Leven sei durch den Anblick
-der hochländischen Waffen erschreckt worden und habe das Beispiel der
-Flucht gegeben. Dies ist eine abscheuliche Lüge. Daß Leven sich ganz
-vorzüglich gut benahm, beweisen Mackay's Memoiren, Briefe und ^Short
-Relation^.]
-
-[Fußnote 108: ^Mackay's Memoirs; Life of General Hugh Mackay by Mackay
-of Bockfield.^]
-
-[Fußnote 109: Brief der außerordentlichen Gesandten an den Greffier der
-Generalstaaten vom 2. (12.) August 1689 und ein Brief von Van Odyck, der
-sich in Hampton Court befand, von dem nämlichen Datum.]
-
-[Fußnote 110: ^Memoirs of Sir Ewan Cameron; Memoirs of Dundee.^]
-
-[Fußnote 111: Die Tradition ist bestimmt über hundertzwanzig Jahr alt.
-Der Stein wurde Burt gezeigt.]
-
-[Fußnote 112: Siehe die Geschichte, welche den Gedichten Alexander
-Robertson's vorausgeschickt ist. In dieser Geschichte heißt es von ihm,
-er habe sich vor der Schlacht von Killiecrankie angeschlossen. Aus einer
-Zeugenaussage im Anhange zu den ^Act. Parl. Scot.^ vom 14. Juli 1690
-aber ergiebt sich, daß er erst am folgenden Tage eintraf.]
-
-[Fußnote 113: ^Mackay's Memoirs.^]
-
-[Fußnote 114: ^Memoirs of Sir Ewan Cameron.^]
-
-[Fußnote 115: ^Memoirs of Sir Ewan Cameron.^]
-
-[Fußnote 116: ^Memoirs of Sir Ewan Cameron.^]
-
-[Fußnote 117: Siehe Portland's Briefe an Melville vom 22. April und 15.
-Mai 1690 in den ^Leven and Melville Papers^.]
-
-[Fußnote 118: ^Mackay's Memoirs; Memoirs of Sir Ewan Cameron.^]
-
-[Fußnote 119: ^Exact Narrative of the Conflict at Dunkeld between the
-Earl of Angus's Regiment and the Rebels, collected from several
-Officiers of that Regiment who were Actors in or Eyewitnesses of all
-that's here narrated. In Reference to those Actions^; Brief von Leutnant
-Blackader an seinen Bruder, datirt Dunkeld, 21. August 1689; ^Faithful
-Contendings Displayed^; Protokoll des schottischen Geheimraths vom 28.
-August, citirt von Mr. Burton.]
-
-[Fußnote 120: Die schottischen natürlich. -- Der Uebers.]
-
-[Fußnote 121: Die Geschichte Schottland's während dieses Herbstes läßt
-sich am besten in den ^Leven and Melville Papers^ studiren.]
-
-
-
-
- Vierzehntes Kapitel.
- Wilhelm und Marie.
-
-
-Inhalt.
-
- Seite
- Zwistigkeiten im englischen Parlament 5
- Russell's Todesurtheil umgestoßen 5
- Umstoßung anderer Verurtheilungen 7
- Das Erkenntniß gegen Samuel Johnson 7
- Das Erkenntniß gegen Devonshire 8
- Das Erkenntniß gegen Oates 8
- Rechtsbill 14
- Streitigkeiten wegen einer Indemnitätsbill 16
- Die letzten Tage Jeffreys' 18
- Die Whigs unzufrieden mit dem Könige 21
- Maßlose Heftigkeit Howe's 22
- Angriff gegen Caermarthen 22
- Angriff auf Halifax 23
- Vorbereitungen zu einem Feldzuge in Irland 26
- Schomberg 27
- Unterbrechung der Parlamentssitzungen 28
- Zustand Irland's -- Rath Avaux' 28
- Entlassung Melfort's 32
- Schomberg landet in Ulster 32
- Carrickfergus genommen 32
- Schomberg rückt weiter nach Leinster 33
- Die englische und die irische Armee campiren nahe bei einander 33
- Schomberg lehnt eine Schlacht ab 34
- Betrügereien des englischen Kriegscommissariats 34
- Verschwörung unter den in englischen Diensten stehenden 36
- französischen Truppen
- Pestilenz in der englischen Armee 36
- Die englische und die irische Armee beziehen ihre 38
- Winterquartiere
- Verschiedene Meinungen über Schomberg's Verfahren 39
- Marineangelegenheiten 40
- Torrington's schlechte Verwaltung 41
- Die festländischen Angelegenheiten 42
- Gefecht bei Walcourt 43
- Anschuldigungen gegen Marlborough 44
- Alexander VIII. folgt Innocenz XI. auf dem päpstlichen Stuhle 45
- Der Klerus der Hochkirche über die Angelegenheit der Eide 45
- gespalten
- Argumente für Leistung der Eide 46
- Argumente gegen die Eidesleistung 48
- Die große Mehrheit des Klerus leistet die Eide 52
- Die Eidverweigerer 53
- Ken 54
- Leslie 55
- Sherlock 56
- Hickes 57
- Collier 58
- Dodwell 59
- Kettlewell. Fitzwilliam 60
- Allgemeiner Character des eidverweigernden Klerus 61
- Der Comprehensionsplan. Tillotson 64
- Eine kirchliche Commission ernannt 65
- Maßregeln der Commission 66
- Die Convocation der Provinz Canterbury einberufen. Stimmung 70
- des Klerus
- Die Geistlichkeit unzufrieden mit dem König 70
- Der Klerus durch das Verhalten der schottischen Presbyterianer 72
- gegen die Dissenters erbittert
- Einrichtung der Convocation 74
- Wahl der Convocationsmitglieder 75
- Verleihung geistlicher Aemter 75
- Compton ist unzufrieden 76
- Zusammentritt der Convocation 77
- Die Hochkirchlichen im Unterhause der Convocation überwiegend 78
- Meinungsverschiedenheit zwischen den beiden Häusern der 79
- Convocation
- Das Unterhaus der Convocation erweist sich als unlenksam 80
- Die Convocation prorogirt 81
-
-
-Zwistigkeiten im englischen Parlament.
-
-Vierundzwanzig Stunden vor dem Augenblicke, wo der Krieg in Schottland
-durch die Niederlage der celtischen Armee bei Dunkeld beendigt wurde,
-ging das Parlament zu Westminster auseinander. Die beiden Häuser waren
-seit dem Monat Januar ununterbrochen versammelt gewesen. Die in einen
-engen Raum eingepferchten Gemeinen hatten viel von der Hitze und
-Unbehaglichkeit zu leiden gehabt und die Gesundheit manches Mitgliedes
-war erschüttert worden. Das Ergebniß stand jedoch in keinem Verhältniß
-zu der gehabten Arbeit. Die letzten drei Monate der Session waren fast
-ganz mit Streitereien vergeudet worden, welche im Gesetzbuche keine Spur
-zurückgelassen haben. Das Fortschreiten heilsamer Gesetze war durch
-Häkeleien bald zwischen den Whigs und Tories, bald zwischen den Lords
-und den Gemeinen gehemmt worden.
-
-Die Revolution war kaum vollbracht, so zeigte es sich auch schon, daß
-die Freunde der Ausschließungsbill ihre Leiden während des Uebergewichts
-ihrer Feinde nicht vergessen hatten und daß sie sowohl Genugthuung
-erlangen als Rache üben wollten. Schon vor der Wiederbesetzung des
-Thrones ernannten die Lords einen Ausschuß, um zu untersuchen, was an
-den grauenvollen Geschichten, welche über den Tod Essex' circulirten,
-Wahres sei. Der aus eifrigen Whigs bestehende Ausschuß setzte seine
-Untersuchungen so lange fort, bis alle vernünftigen Männer die
-Ueberzeugung gewonnen hatten, daß er durch seine eigne Hand gefallen
-war, und bis seine Gattin, seine Brüder und seine intimsten Freunde die
-Nachforschungen nicht weitergeführt zu sehen wünschten.[1]
-
-
-Russell's Todesurtheil umgestoßen.
-
-Das Gedächtniß und die Familien, einiger anderer Opfer, welche dem
-Bereiche menschlicher Macht entrückt waren, wurden ebenfalls, ohne
-Opposition von Seiten der Tories, rehabilitirt. Bald nachdem die
-Convention in ein Parlament verwandelt worden war, wurde den Peers eine
-Bill zur Umstoßung des Todesurtheils Lord Russell's vorgelegt, rasch von
-ihnen angenommen, in's Unterhaus geschickt und hier mit ungewöhnlichen
-Zeichen von Bewegung begrüßt. Viele von den Mitgliedern hatten mit
-Russel in dieser Kammer gesessen. Er hatte darin lange einen Einfluß
-ausgeübt, ähnlich dem, welchen der wackere und menschenfreundliche
-Althorpe, dessen sich Leute dieser Generation noch erinnerten, einst
-ausübte, einen Einfluß, der seinen Grund nicht in überlegener
-Gewandtheit in der Debatte oder im Vortrage, sondern in einer makellosen
-Rechtschaffenheit, in einem schlichten gesunden Verstande und in jener
-Freimüthigkeit, Einfachheit und Gutherzigkeit hatte, welche bei einem
-durch Geburt und Vermögen hoch über seinen Nebenmenschen stehenden Manne
-ganz besonders einnehmend und gewinnend sind. Die Whigs hatten in
-Russell ein Oberhaupt verehrt und seine politischen Gegner hatten
-zugegeben, daß er, wenn er nicht durch minder achtungswerthe und
-schlauere Genossen als er irregeleitet würde, ein so braver und
-gutherziger Gentleman sei wie irgend einer in England. Die männliche
-Festlichkeit und christliche Ergebung, womit er in den Tod gegangen war,
-die Trauer seines edlen Hauses, der Schmerz seines der Stütze beraubten
-Vaters, die vernichtete Zukunft seiner verwaisten Kinder,[2] und vor
-Allem der Verein von weiblicher Zärtlichkeit und engelgleicher Geduld in
-der Frau, die dem wackeren Dulder das Theuerste gewesen war, die vor den
-Schranken des Gerichts mit der Feder in der Hand an seiner Seite
-gesessen, die düstre Einsamkeit seines Kerkers erheitert und an seinem
-letzten Tage die Denkwürdigkeit des großen Opfers mit ihm getheilt,
-hatten die Herzen vieler gerührt, welche sonst nicht gewohnt waren,
-einen Gegner zu bemitleiden. Daß Russell viele gute Eigenschaften
-besessen, daß er den besten Willen gehabt hatte und daß man hart gegen
-ihn verfahren war, wurde jetzt selbst von höfischen Juristen, welche
-sein Blut hatten vergießen helfen, und von höfischen Theologen
-zugegeben, welche ihr Möglichstes gethan hatten, um seinen Ruf zu
-verunglimpfen. Als daher das Pergament, welches sein Todesurtheil
-annullirte, auf den Tisch der Versammlung gelegt wurde, in der noch vor
-acht Jahren seine Züge und seine Stimme so wohl bekannt gewesen, war die
-Aufregung groß. Ein bejahrtes whiggistisches Mitglied versuchte zu
-sprechen, wurde aber von seinen Gefühlen überwältigt. »Ich kann,« sagte
-er, »den Namen Mylord Russell's nicht aussprechen, ohne tief ergriffen
-zu werden. Es genügt ihn zu nennen. Mehr vermag ich nicht zu sagen.«
-Viele Blicke richteten sich nach der Gegend des Saales, wo Finch saß.
-Die höchst ehrenwerthe Art und Weise, wie er ein einträgliches Amt
-niedergelegt, sobald er sich überzeugt hatte, daß er es nicht behalten
-konnte, ohne das Dispensationsrecht zu unterstützen, und die bedeutende
-Rolle, die er bei der Vertheidigung der Bischöfe gespielt, hatten viel
-dazu beigetragen, seine Fehler wieder gut zu machen. Doch an diesem Tage
-konnte man sich der Erinnerung nicht erwehren, daß er eifrig bemüht
-gewesen war als Kronanwalt das Urtheil auszuwirken, das jetzt feierlich
-widerrufen werden sollte. Er erhob sich und versuchte sein Verfahren zu
-rechtfertigen, aber weder sein juristischer Scharfsinn, noch der
-fließende und wohlklingende Vortrag, der eine erbliche Gabe in seiner
-Familie war und dessen sich kein Mitglied seiner Familie in reicherem
-Maße erfreute als er, halfen ihm bei dieser Gelegenheit etwas. Das Haus
-war nicht in der Stimmung ihn anzuhören und unterbrach ihn mehrmals mit
-dem Rufe »zur Ordnung.« Er sei, sagte man ihm, mit großer Nachsicht
-behandelt und nicht in Anklagestand versetzt worden. Warum versuche er
-jetzt, unter dem Vorwande, sich zu rechtfertigen, entehrende
-Beschuldigungen auf einen berühmten Namen zu werfen und einen Justizmord
-zu entschuldigen? Er mußte sich wieder setzen, nachdem er erklärt hatte,
-daß er sich nur von der Anschuldigung habe reinigen wollen, die Grenzen
-seiner Amtspflicht überschritten zu haben, daß er jede Absicht, das
-Gedächtniß Lord Russell's zu verunglimpfen, zurückweise, und daß ihn die
-Umstoßung des Urtels aufrichtig freuen werde. Ehe das Haus
-auseinanderging, wurde die Bill noch einmal verlesen, und sie würde auf
-der Stelle zum dritten Male verlesen und angenommen worden sein, wären
-nicht einige Zusätze und Auslassungen vorgeschlagen worden, von denen
-man glaubte, daß sie die Genugthuung vollständiger machen würden. Die
-Amendements wurden mit großer Eil entworfen, die Lords stimmten
-denselben bei, und der König gab mit Freuden seine Genehmigung.[3]
-
-
-Umstoßung anderer Verurtheilungen.
-
-Dieser Bill folgten bald drei andere, welche drei abscheuliche und
-empörende Todesurtheile annullirten: das Todesurtheil Sidney's, das
-Todesurtheil Cornish's und das Todesurtheil der Alice Lisle.[4]
-
-
-Das Erkenntniß gegen Samuel Johnson.
-
-Einige noch lebende Whigs erlangten ohne Mühe Genugthuung für Unbilden,
-die sie unter der vorigen Regierung erlitten hatten. So wurde das
-Erkenntniß gegen Samuel Johnson von den Gemeinen in Erwägung gezogen.
-Die Resolution lautete dahin, daß die ihm zuerkannte körperliche
-Züchtigung grausam sei und daß seine Degradation keine Rechtskraft habe.
-Der letztere Punkt konnte nicht bestritten werden, denn Johnson war
-durch die Prälaten degradirt worden, welche die Diöcese London während
-Compton's Suspension verwaltet hatten. Compton aber war durch ein Decret
-der Hohen Commission suspendirt worden, und die Decrete der Hohen
-Commission wurden allgemein als ungültig anerkannt. Johnson war daher
-seines Priesterrocks durch Personen beraubt worden, welche keine
-Jurisdiction über ihn hatten. Die Gemeinen ersuchten den König, daß er
-den Dulder durch ein geistliches Amt entschädigen möchte.[5] Wilhelm
-überzeugte sich jedoch, daß er diesem Gesuche ohne große Inconvenienz
-nicht willfahren könne. Denn Johnson war, obgleich muthig, rechtschaffen
-und religiös, doch stets heftig, widersetzlich und streitsüchtig
-gewesen, und seitdem er um seiner Meinungen willen Qualen erduldet
-hatte, welche schrecklicher waren als der Tod, hatten sich die Schwächen
-seines Characters und seines Verstandes dergestalt verschlimmert, daß er
-den Niederkirchlichen eben so unangenehm war als den Hochkirchlichen.
-Gleich vielen anderen Menschen, welche durch Vergnügen, Gewinn oder
-Gefahr nicht vorn Pfade des Rechts abgebracht werden können, hielt er
-die Regungen seines Stolzes und seines Hasses irrig für die Mahnungen
-des Gewissens und betrog sich in den Glauben hinein, daß er, indem er
-Freunden wie Feinden ohne Unterschied mit Anmaßung und Bitterkeit
-begegnete, nur seinen christlichen Glauben und Muth beweise. Burnet
-machte ihn sich zum Todfeinde, weil er ihn zur Geduld und zum Vergeben
-von Ungerechtigkeiten ermahnte. »Sagt Sr. Lordschaft,« antwortete der
-unbeugsame Priester, »er möge sich um seine Angelegenheiten kümmern und
-mich für die meinigen selbst sorgen lassen.[6]« Man begann bald zu
-munkeln, daß Johnson den Verstand verloren habe. Er beschuldigte Burnet
-der Urheberschaft dieses Gerüchts und rächte sich durch Schmähschriften,
-deren maßlose Heftigkeit die Behauptung, die sie widerlegen sollten, nur
-bestätigten. Der König hielt es daher für besser, aus seiner
-Privatchatulle eine freigebige Entschädigung für das Unrecht zu
-bewilligen, von dem die Gemeinen ihn in Kenntniß gesetzt hatten, als
-einem überspannten und reizbaren Manne eine angesehene des öffentlichen
-Vertrauens bedürfende Stellung zu übertragen. Johnson erhielt ein
-Geschenk von tausend Pfund und eine jährliche Pension von dreihundert
-Pfund für sich und seinen nächsten Leibeserben. Sein Sohn wurde überdies
-im Dienste angestellt.[7]
-
-
-Das Erkenntniß gegen Devonshire.
-
-Während die Gemeinen das Urtheil Johnson's in Erwägung zogen,
-untersuchten die Lords mit Strenge das Prozeßverfahren, welches unter
-der vorigen Regierung gegen ein Mitglied ihres eignen Standes, den Earl
-von Devonshire, eingeleitet worden war. Die Richter, welche über ihn
-abgeurtheilt hatten, wurden umständlich ausgefragt und eine Resolution
-angenommen, welche erklärte, daß in seinem Falle die Vorrechte der
-Pairie verletzt und daß der Gerichtshof der Kings Bench, indem er einen
-übereilten Schlag mit einer Geldbuße von dreißigtausend Pfund bestraft,
-der gemeinen Justiz und der großen Charte Gewalt angethan habe.[8]
-
-
-Das Erkenntniß gegen Oates.
-
-In den vorerwähnten Fällen scheinen alle Parteien in der Ansicht
-übereingestimmt zu haben, daß eine öffentliche Genugthuung angemessen
-sei. Bald aber wurden die heftigsten Leidenschaften der Whigs wie der
-Tories durch die geräuschvollen Ansprüche eines Schurken erregt, dessen
-Leiden, so hart sie auch scheinen mochten, im Vergleich mit seinen
-Verbrechen unbedeutend gewesen waren. Oates war zurückgekommen, wie ein
-Geist von der Richtstätte, um die Orte heimzusuchen, die er durch seine
-Verbrechen befleckt hatte. Die ersten vierthalb Jahre nach seiner
-Züchtigung hatte er in einer Zelle von Newgate zugebracht, die er nur
-verlassen, wenn er an den Jahrestagen seiner Meineide an den Pranger
-gestellt wurde. Viele Fanatiker sahen jedoch immer noch einen Märtyrer
-in ihm, und man sagte sie hätten seine Kerkermeister in so weit zu
-bestechen vermocht, daß seine Leiden, trotz der bestimmtesten Befehle
-von Seiten der Regierung, durch manche Begünstigungen gemildert worden
-seien. Während andere Gefangene, welche im Vergleich zu ihm unschuldig
-waren, bei der Gefängnißkost abmagerten, wurde sein Tisch mit
-Truthühnern und Lendenbraten, mit Kapaunen und Spanferkeln, mit
-Wildpasteten und Körben Claret, den Spenden eifriger Protestanten
-besetzt.[9] Als Jakob von Whitehall geflüchtet und London in Bestürzung
-war, wurde in dem Rathe der Lords, welche die Leitung der Geschäfte
-provisorisch übernommen hatten, die Freilassung des Oates beantragt. Der
-Antrag wurde verworfen,[10] aber die Kerkermeister, welche nicht wußten,
-wem sie in dieser Zeit der Anarchie gehorchen sollten und die es mit
-einem Manne nicht verderben wollten, der einst ein furchtbarer Feind
-gewesen war und es vielleicht wieder werden konnte, erlaubten ihrem
-Gefangenen, frei in der Stadt umherzugehen.[11] Seine mißgestalteten
-Beine und sein häßliches Gesicht, das durch den Verlust der
-abgeschnittenen Ohren noch mehr entstellt worden, waren jetzt wieder
-täglich in Westminsterhall und im Court of Requests zu sehen.[12] Er
-hing sich an seine alten Gönner und gab ihnen in der schleppenden
-Sprache, die er als ein Zeichen von Vornehmheit affectirte, die
-Geschichte seiner Leiden und seiner Hoffnungen. Es sei unmöglich, sagte
-er, daß jetzt, wo die gute Sache gesiegt habe, der Entdecker des
-Complots übergangen werden könne. »Karl gab mir neunhundert Pfund
-jährlich. Gewiß, Wilhelm wird mir mehr geben.«[13]
-
-In wenigen Wochen brachte er sein Erkenntniß durch eine
-Nichtigkeitsbeschwerde in das Haus der Lords. Dies ist ein
-Appellationsact, welcher keine Thatbestandsfrage zur Erörterung bringt.
-Während die Lords über die Nichtigkeitsbeschwerde zu Gericht saßen,
-waren sie nicht berechtigt zu untersuchen, ob das Verdict, welches Oates
-für schuldig erklärte, den Beweisen entsprach oder nicht. Sie hatten nur
-zu erwägen, ob das Erkenntniß, angenommen auch, daß das Verdict den
-Beweisen entsprach, gesetzmäßig war. Aber es würde selbst einem aus
-altgedienten Magistratsbeamten bestehenden Tribunal schwer geworden
-sein, und war einer Versammlung von Edelleuten, die sich alle stark zu
-dieser oder jener Seite hinneigten und unter denen sich damals nicht ein
-einziger befand, dessen Geist durch das Studium der Jurisprudenz
-gebildet gewesen wäre, fast unmöglich, unverwandt auf den bloßen
-Rechtspunkt zu blicken und von den speciellen Umständen des Falles
-gänzlich zu abstrahiren. In den Augen einer Partei, die allerdings
-selbst unter den whiggistischen Peers wahrscheinlich eine Minorität
-bildete, war der Appellant ein Mann, der der Sache der Freiheit und der
-Religion unschätzbare Dienste geleistet und der dafür mit einer
-langjährigen Haft, mit entehrender Ausstellung und mit einer Tortur
-belohnt worden war, an die man nicht ohne Schaudern zurückdenken konnte.
-Die Majorität des Hauses betrachtete ihn jedoch richtiger als das
-falscheste, böswilligste und schamloseste Geschöpf, das je den Namen
-Mensch geschändet hatte. Bei dem Anblicke dieser frechen Stirn, bei dem
-Tone dieser lügnerischen Zunge verloren sie alle Selbstbeherrschung.
-Viele von ihnen erinnerten sich ohne Zweifel mit Beschämung und Reue,
-daß sie sich von ihm hatten täuschen lassen und daß er sie noch das
-letzte Mal wo er vor ihnen stand, durch einen Meineid bewogen hatte, das
-Blut eines Mitglieds ihres eigenen hohen Standes zu vergießen. Es ließ
-sich nicht erwarten, daß eine von solchen Gefühlen beseelte Versammlung
-von Gentlemen mit der kalten Unparteilichkeit eines Gerichtshofes
-verfahren werde. Ehe sie zu einer Entscheidung der Rechtsfrage kamen,
-welche Titus ihnen vorgelegt hatte, hingen sie ihm eine Reihe von
-Prozessen an. Er hatte eine Schrift drucken lassen, die seine Verdienste
-und seine Leiden verherrlichte. Die Lords fanden einen Vorwand, um diese
-Publikation eine Privilegiumsverletzung zu nennen und schickten ihn in
-das Marschallgefängniß. Er petitionirte um seine Freilassung, aber es
-wurde gegen sein Gesuch ein Einwurf geltend gemacht. Er hatte sich als
-Doctor der Theologie gerirt, und ihre Lordschaften wollten ihn als
-solchen nicht anerkennen. Er wurde vor ihre Schranken geführt und
-gefragt, wo er graduirt worden sei. Seine Antwort lautete: »Auf der
-Universität Salamanca.« Dies war ein neues Beispiel von seiner
-Lügenhaftigkeit und Frechheit. Sein Salamanca-Doctortitel war viele
-Jahre lang ein Lieblingsthema für alle toryistischen Satyriker von
-Dryden abwärts, und selbst auf dem Festlande wurde der »Salamancadoctor«
-ein allgemein gebräuchlicher Spottname.[14] Die Lords vergaßen in ihrem
-Hasse gegen Oates die Würde ihres Standes so weit, daß sie diese
-lächerliche Geschichte ernsthaft behandelten. Sie befahlen ihm, die
-Worte »Doctor der Theologie« in seiner Petition zu streichen, er
-entgegnete darauf, daß er dies mit gutem Gewissen nicht thun könne, und
-in Folge dessen wurde er ins Gefängniß zurückgeschickt.[15]
-
-Diese Präliminarien ließen unschwer errathen, welches Schicksal die
-Nichtigkeitsbeschwerde haben würde. Oates' Vertheidiger war gehört
-worden, und es trat kein Advokat gegen ihn auf. Die Richter wurden
-aufgefordert, ihre Meinung abzugeben. Es waren neun von ihnen anwesend
-und unter diesen neun befanden sich die Präsidenten der drei
-Gerichtshöfe des gemeinen Rechts. Der einstimmige Ausspruch dieser
-erfahrenen, gelehrten und rechtschaffenen Magistratspersonen lautete
-dahin, daß der Gerichtshof der Kings Bench nicht befugt sei, einen
-Priester seines heiligen Amtes zu entsetzen oder auf lebenslängliche
-Haft zu erkennen und daß daher das Urtheil gegen Oates gesetzwidrig sei
-und umgestoßen werden müsse. Die Lords hätten sich unzweifelhaft durch
-diesen Ausspruch für gebunden erachten sollen. Daß sie Oates als den
-schlechtesten Menschen von der Welt kannten, that nichts zur Sache. Für
-sie, in ihrer Eigenschaft als Gerichtshof, mußte er ein Apellant sein
-wie jeder andre. Aber ihr Unwille war heftig erregt und ihre
-Gewohnheiten waren nicht von der Art, um sie zur Erfüllung richterlicher
-Pflichten tauglich zu machen. Die Debatte drehte sich fast
-ausschließlich um Dinge, welche gar nicht hatten erwähnt werden sollen.
-Nicht ein einziger Peer hatte den Muth zu behaupten, daß das Urtheil
-rechtskräftig sei; dagegen wurde viel von dem abscheulichen Character
-des Apellanten, von der frechen Beschuldigung, die er gegen Katharine
-von Braganza erhoben, und von den schlimmen Consequenzen gesprochen,
-welche daraus hervorgehen müßten, wenn ein so schlechter Mensch als
-Zeuge auftreten dürfe. »Es giebt nur eine Bedingung,« sagte der
-Lordpräsident, »unter der ich mich dazu verstehen kann, das Urtel dieses
-Menschen umzustoßen. Er ist von Aldgate nach Tyburn gepeitscht worden:
-er muß von Tyburn nach Aldgate zurück gepeitscht werden.« Die Fragen
-wurden gestellt. Zwanzig Peers stimmten für Umstoßung des Urtels,
-fünfunddreißig für Bestätigung desselben.[16]
-
-Diese Entscheidung machte großes Aufsehen, und nicht ohne Grund. Jetzt
-wurde eine Frage erhoben, welche mit Recht die Besorgniß Jedermann's im
-ganzen Königreiche erwecken mußte. Die Frage war die, ob es dem höchsten
-Tribunale, dem Tribunale, von welchem in letzter Instanz die
-werthvollsten Interessen jedes englischen Unterthanen abhingen,
-freistehe, Rechtsfragen nach anderen als Rechtsgründen zu entscheiden
-und einem Rechtsuchenden wegen der Verderbtheit seines moralischen
-Characters sein anerkanntes gesetzliches Recht vorzuenthalten. Daß dem
-höchsten Appellhofe nicht gestattet sein dürfe, unter den Formen einer
-ordentlichen Justiz eine willkürliche Gewalt auszuüben, das fühlten die
-talentvollsten Männer im Hause der Gemeinen tief, und Niemand tiefer als
-Somers. Ihm und Denen, welche wie er argumentirten, stimmten in diesem
-Falle eine Menge schwacher und hitzköpfiger Zeloten bei, welche Oates
-noch immer als einen Volkswohlthäter betrachteten und glaubten, die
-Existenz des papistischen Complots in Zweifel ziehen heiße eben so viel
-als die Wahrheit der protestantischen Religion in Zweifel ziehen. Noch
-denselben Morgen, nachdem die Peers ihre Entscheidung abgegeben hatten,
-hörte man im Hause der Gemeinen sehr nachdrückliche Aeußerungen über die
-Gerechtigkeit Ihrer Lordschaften. Drei Tage darauf wurde der Gegenstand
-durch ein whiggistisches Mitglied des Geheimrath, Sir Robert Howard,
-Abgeordneter für Castle Rising, zur Sprache gebracht. Er gehörte der
-Berkshirelinie seiner vornehmen Familie an, einer Linie, die sich damals
-der nicht beneidenswerthen Auszeichnung erfreute, ungemein fruchtbar an
-schlechten Versmachern zu sein. Die Poesie der Howards von Berkshire war
-der Spott dreier Generationen von Satyrikern. Der Spaß begann mit der
-ersten Aufführung der »Rehearsal« und dauerte bis zur letzten Ausgabe
-der »Dunciade«.[17] Aber trotz seiner schlechten Verse und einiger
-Schwächen und Eitelkeiten, wegen denen er unter dem Namen Sir Positive
-Atall auf die Bühne gebracht wurde, besaß Sir Robert im Parlamente das
-Gewicht, das ein standhafter Parteimann von großem Vermögen, angesehenem
-Namen, gewandtem Vortrage und entschlossenem Geiste fast immer
-besitzt.[18] Als er sich erhob, um die Aufmerksamkeit der Gemeinen für
-den Rechtsfall Oates' in Anspruch zu nehmen, begrüßten ihn einige
-Tories, die von den nämlichen Leidenschaften beseelt waren, welche in
-dem andren Hause vorherrschend gewesen, mit lautem Zischen. Trotz dieser
-höchst unparlamentarischen Beleidigung beharrte er in seinem Vorhaben,
-und es zeigte sich bald, daß er die Majorität für sich hatte. Einige
-Redner priesen Oates' Patriotismus und Muth, andere sprachen ausführlich
-über ein umlaufendes Gerücht, daß die Anwälte, deren sich die Krone
-gegen ihn bedient, bedeutende Summen Geldes unter die Geschwornen
-vertheilt hätten. Dies waren jedoch Dinge, in Bezug auf welche große
-Meinungsverschiedenheit herrschte. Daß aber das Erkenntniß ungesetzlich
-war, ließ sich nicht bestreiten. Die ausgezeichnetsten Juristen im Hause
-der Gemeinen erklärten, daß sie in diesem Punkte mit dem Ausspruche, den
-die Richter im Hause der Lords abgegeben, vollkommen übereinstimmten.
-Die, welche gezischt hatten, als der Gegenstand zur Sprache gebracht
-wurde, waren so wirksam eingeschüchtert, daß sie nicht auf Abstimmung
-anzufragen wagten, und eine das Urtel annullirende Bill wurde ohne
-Opposition eingebracht.[19]
-
-Die Lords befanden sich in einer kritischen Lage. Den Ausspruch zu
-widerrufen, wäre unangenehm gewesen, und sich in einen Streit mit dem
-Unterhause über einen Gegenstand einzulassen, bezüglich dessen dieses
-Haus klar im Rechte war und zu gleicher Zeit durch die Ansichten der
-Rechtskundigen wie durch die Leidenschaften des Pöbels unterstützt
-wurde, konnte gefährlich werden. Man hielt es daher für passend, einen
-Mittelweg einzuschlagen. Es wurde eine Adresse an den König gerichtet,
-die ihn ersuchte, Oates zu begnadigen.[20] Diese Concession aber machte
-das Uebel nur schlimmer. Titus hatte, wie jeder andre Mensch, Anspruch
-auf Gerechtigkeit, aber er war kein geeigneter Gegenstand für Gnade. War
-das gegen ihn gefällte Urtel gesetzwidrig, so mußte es umgestoßen
-werden; war es gesetzmäßig, so war kein Grund vorhanden, es irgendwie zu
-mildern. Die Gemeinen blieben geziemenderweise fest, nahmen ihre Bill an
-und schickten sie den Lords zu. Der einzige Theil dieser Bill, der einen
-Einwurf zuließ, war der Eingang, worin nicht allein behauptet war, daß
-das Urtel gesetzwidrig sei, eine Behauptung, die sich bei Einsicht der
-Acten als richtig ergab, sondern auch daß das Verdict durch Bestechung
-corrumpirt sei, eine Behauptung, die, mochte sie nun wahr oder falsch
-sein, durch gar nichts bewiesen war.
-
-Die Lords waren in großer Verlegenheit. Sie wußten, daß sie Unrecht
-hatten, waren aber gleichwohl entschlossen, es in ihrer legislativen
-Eigenschaft nicht auszusprechen, daß sie sich in ihrer richterlichen
-Eigenschaft einer Ungerechtigkeit schuldig gemacht hätten. Sie
-versuchten abermals einen Mittelweg. Der Eingang wurde gemildert, eine
-Klausel hinzugesetzt, welche bestimmte, daß Oates auch fernerhin zur
-Zeugenschrift unfähig bleiben solle, und die so abgeänderte Bill den
-Gemeinen wieder zugesandt.
-
-Die Gemeinen waren nicht befriedigt. Sie verwarfen die Amendements und
-verlangten eine freie Conferenz. Zwei ausgezeichnete Tories, Rochester
-und Nottingham, nahmen als Wortführer der Lords im »gemalten Zimmer«
-ihre Sitze ein. Ihnen zur Seite stand Burnet, dessen wohlbekannter Haß
-gegen den Papismus dem was er bei einer solchen Gelegenheit sagen
-mochte, großes Gewicht zu geben verhieß. Somers war der Hauptsprecher
-auf der andren Seite, und seiner Feder verdanken wir einen ungemein
-klaren und interessanten Auszug aus der Debatte.
-
-Die Lords gestanden offen zu, daß das Erkenntniß des Gerichtshofes der
-Kings Bench sich nicht vertheidigen lasse. Sie wüßten, daß es
-gesetzwidrig sei und hätten dies auch gewußt, als sie es bestätigten.
-Aber sie hätten die beste Absicht dabei gehabt. Sie beschuldigten Oates,
-eine schamlos falsche Anklage gegen die Königin Katharine erhoben zu
-haben, erwähnten noch andere Beispiele von seiner Schlechtigkeit und
-fragten ob ein solcher Mensch noch befugt sein dürfe, vor einem
-Gerichtshofe Zeugniß abzulegen. Die einzige Entschuldigung, welche ihrer
-Ansicht nach zu seinen Gunsten angeführt werden könne, sei die, daß er
-den Verstand verloren habe, und die unerhörte Frechheit und Albernheit
-seines Benehmens, als er das letzte Mal vor ihnen gestanden, scheine in
-der That die Annahme zu rechtfertigen, daß er geisteskrank sei und daß
-man ihm das Leben Anderer nicht anvertrauen könne. Die Lords könnten
-sich daher nicht durch ausdrückliche Zurücknahme dessen was sie gethan
-erniedrigen und eben so wenig sich entschließen, das Verdict auf keinen
-andren Beweis hin als ein allgemeines Gerücht, für corrumpirt zu
-erklären.
-
-Die Replik war vollkommen siegreich. »Oates bildet jetzt den kleinsten
-Theil der Frage. Eure Lordschaften sagen, er habe die Königin Wittwe und
-andere unschuldige Personen fälschlich angeklagt. Zugegeben. Diese Bill
-gewährt ihm keine Amnestie. Wir sind ganz dafür, daß er, wenn er
-schuldig ist, bestraft werden muß. Aber wir verlangen in seinem wie im
-Interesse aller Engländer, daß die Strafe durch das Gesetz und nicht
-durch die Willkür eines Tribunals bestimmt werde. Wir verlangen, daß,
-wenn Eure Lordschaften eine Appellation vorliegt, Sie den bekannten
-Gebräuchen und Gesetzen des Reichs gemäß Ihr Urtheil darüber abgeben.
-Wir leugnen, daß Sie in einem solchen Falle das mindeste Recht haben,
-auf den moralischen Character eines Klägers oder auf die politischen
-Folgen einer Entscheidung Rücksicht zu nehmen. Sie gestehen selbst zu,
-daß Sie lediglich deshalb, weil Sie eine nachtheilige Meinung von diesem
-Manne hatten, ein Erkenntniß bestätigten, von dem Sie wußten, daß es
-gesetzwidrig war. Gegen diese Anmaßung willkürlicher Gewalt protestiren
-die Gemeinen, und sie hoffen, daß Sie jetzt widerrufen werden, was Sie
-als einen Irrthum erkennen müssen. Eure Lordschaften sprechen die
-Vermuthung aus, daß Oates wahnsinnig sei. Wahnsinn kann jedoch ein sehr
-triftiger Grund sein, um einen Menschen gar nicht zu bestrafen. Wie aber
-der Wahnsinn ein Grund sein kann, um eine Strafe über ihn zu verhängen,
-die selbst wenn er gesund wäre, ungesetzlich sein würde, das begreifen
-die Gemeinen nicht. Eure Lordschaften meinen ferner, daß Sie es nicht
-verantworten könnten, ein Verdict corrumpirt zu nennen, von dem dies
-nicht juristisch bewiesen sei. Erlauben Sie uns, Sie daran zu erinnern,
-daß Sie zwei verschiedene Funktionen haben. Sie sind Richter und Sie
-sind Gesetzgeber. Wenn Sie richten, so ist es Ihre Pflicht, Sich streng
-an das Gesetz zu halten. Wenn Sie Gesetze geben, kann es zweckmäßig
-sein, auf allgemeine Gerüchte Rücksicht zu nehmen. Sie kehren diese
-Regel um. Sie sind am unrechten Orte lax und am unrechten Orte
-scrupulös. Als Richter verletzen Sie um einer vermeintlichen Convenienz
-willen das Gesetz. Als Gesetzgeber wollen Sie kein Factum ohne solche
-technische Beweise gelten lassen, wie sie Gesetzgeber nur selten
-erlangen können.[21]«
-
-Auf dieses Raisonnement wurde nichts erwiedert und konnte nichts
-erwiedert werden. Die Gemeinen waren sichtlich stolz auf die Kraft ihrer
-Beweisführung und auf das Auftreten Somers' im gemalten Zimmer. Sie
-beauftragten ihn insbesondere, dafür zu sorgen, daß der Bericht, den er
-von der Conferenz erstattet hatte, genau in die Protokolle aufgenommen
-werde. Die Lords dagegen unterließen wohlweislich, einen Bericht über
-eine Debatte, in der sie eine so vollständige Niederlage erlitten
-hatten, in ihre Protokolle einzuzeichnen. Aber obgleich sie ihren Fehler
-einsahen und sich desselben schämten, waren sie doch nicht dahin zu
-bringen, es öffentlich zu bekennen, indem sie im Eingange zu der Acte
-eingestanden, daß sie sich einer Ungerechtigkeit schuldig gemacht
-hätten. Die Minorität war indessen stark. Der Beschluß, beizutreten,
-wurde mit nur zwölf Stimmen durchgebracht, wovon zehn auf abwesende
-Mitglieder kamen, die ihre Stimmen Anderen übertragen hatten.[22]
-Einundzwanzig Peers protestirten und die Bill fiel. Zwei Beisitzer
-wurden abgeschickt, um die Gemeinen von dem definitiven Beschlusse der
-Peers in Kenntniß zu setzen. Die Gemeinen hielten dieses Verfahren in
-substantieller Hinsicht für unverantwortlich und in formeller Hinsicht
-für unhöflich. Sie beschlossen, dagegen zu demonstriren, und Somers
-entwarf ein vortreffliches Manifest, in welchem der verachtungswerthe
-Name des Oates kaum erwähnt war und worin das Oberhaus sehr ernst und
-eindringlich ermahnt wurde, richterliche Fragen richterlich zu behandeln
-und nicht eigenmächtig ein neues Recht zu machen unter dem Vorwande, das
-bestehende Recht anzuwenden.[23] Der Schurke, der jetzt zum zweiten Male
-die politische Welt in Aufregung gebracht hatte, wurde begnadigt und in
-Freiheit gesetzt. Seine Freunde im Unterhause beantragten nun eine
-Adresse an den Thron, welche darum ansuchte, daß ihm eine für seinen
-Unterhalt genügende Pension ausgesetzt werden möchte,[24] Es wurden ihm
-in Folge dessen etwa dreihundert Pfund Sterling jährlich bewilligt, eine
-Summe, die er unter seiner Würde hielt und die er nur mit der
-verbissenen Wuth getäuschter Habsucht annahm.
-
-
-Rechtsbill.
-
-Aus dem Streite über Oates entsprang ein andrer Streit, der sehr ernste
-Folgen hätte haben können. Die Urkunde welche Wilhelm und Marien zum
-König und zur Königin erklärten, war eine revolutionäre Urkunde. Sie war
-das Werk einer Versammlung, von der das ordentliche Gesetz nichts wußte,
-und hatte nie die königliche Sanction erhalten. Es war offenbar
-wünschenswerth, daß dieser hochwichtige Vertrag zwischen den Regierenden
-und den Regierten, dieses Dokument, kraft dessen der König seinen Thron
-und das Volk seine Freiheiten besaß, in eine streng regelrechte Form
-gebracht wurde. Die Rechtserklärung wurde deshalb in eine Rechtsbill
-verwandelt und die Rechtsbill von den Gemeinen ohne weiteres angenommen.
-Bei den Lords aber stieß sie auf Schwierigkeiten.
-
-Die Rechtserklärung hatte die Krone zuerst Wilhelm und Marien
-gemeinschaftlich, dann dem Ueberlebenden von Beiden, dann Mariens
-Nachkommenschaft, und endlich auch der Nachkommenschaft Wilhelm's von
-irgend einer andren Gemahlin als Marien zuerkannt. Die Bill war mit der
-Erklärung genau übereinstimmend abgefaßt. Wem aber der Thron zufallen
-sollte, wenn Marie, Anna und Wilhelm alle drei ohne Nachkommen starben,
-war in Ungewißheit gelassen. Dieser nicht vorgesehene Fall war indessen
-keineswegs unwahrscheinlich. Er lag sogar wirklich vor. Wilhelm hatte
-nie ein Kind gehabt. Anna war zwar mehrere Male Mutter gewesen, aber
-keines ihrer Kinder war mehr am Leben. Es wäre kein großes Wunder
-gewesen, wenn Krankheit, Krieg oder Verrath binnen wenigen Monaten
-sämmtliche Personen, welche zur Thronfolge befähigt waren, aus der Welt
-geschafft hätte. In welche Lage wäre das Land in diesem Falle gekommen?
-Wem sollte dann gehuldigt werden? Die Bill enthielt zwar eine Klausel,
-welche Papisten vom Throne ausschloß. Aber ersetzte eine solche Klausel
-eine den Nachfolger mit Namen bezeichnende Bestimmung? wie dann, wenn
-der nächste Thronerbe ein noch nicht drei Monat alter Prinz des Hauses
-Savoyen war? Es wäre absurd gewesen, ein solches Kind einen Papisten zu
-nennen. Sollte es also zum König proklamirt werden? Oder sollte die
-Krone so lange herrenlos bleiben, bis es ein Alter erreicht hatte, in
-welchem es befähigt war, sich eine Religion zu wählen? Konnten nicht
-auch die rechtschaffensten und verständigsten Männer in Zweifel sein, ob
-sie es als ihren Souverain betrachten dürften? Und wer sollte ihnen
-diesen Zweifel lösen? Ein Parlament würde es nicht geben, denn das
-Parlament würde mit dem Fürsten, der es zusammenberufen hatte, aufhören
-zu existiren. Es mußte eine vollständige Anarchie eintreten, eine
-Anarchie, welche mit der Vernichtung der Monarchie oder mit der
-Vernichtung der öffentlichen Freiheit enden konnte. Aus diesen
-gewichtigen Gründen schlug Burnet auf Wilhelm's Veranlassung im Hause
-der Lords vor, daß die Krone in Ermangelung von Leibeserben Sr.
-Majestät, auf eine unbezweifelte Protestantin, Sophie, Herzogin von
-Braunschweig-Lüneburg, einer Enkelin Jakob's I. und Tochter Elisabeth's,
-Königin von Böhmen, übergehen solle.
-
-Die Lords genehmigten dieses Amendement einstimmig, die Gemeinen aber
-verwarfen es einstimmig. Die Ursache der Verwerfung hat kein
-Schriftsteller der damaligen Zeit genügend erklärt. Ein whiggistischer
-Schriftsteller spricht von Machinationen der Republikaner, ein andrer
-von Machinationen der Jakobiten. Es steht jedoch fest, daß vier Fünftel
-der Vertreter des Volks weder Jakobiten noch Republikaner waren.
-Gleichwohl erhob sich im Unterhause nicht eine einzige Stimme zu Gunsten
-der Klausel, welche im Oberhause mit Acclamation angenommen worden
-war.[25] Die wahrscheinlichste Erklärung dürfte die sein, daß die grobe
-Ungerechtigkeit, welche in der Angelegenheit Oates' begangen worden, die
-Gemeinen dergestalt gereizt hatte, daß sie mit Freuden eine Gelegenheit
-ergriffen, den Peers zu opponiren. Es wurde eine Conferenz gehalten,
-aber keine der beiden Versammlungen wollte nachgeben. Während der Streit
-am heftigsten war, trat ein Ereigniß ein, von dem man hätte denken
-sollen, daß es die Eintracht wiederherstellen werde. Anna gebar einen
-Sohn. Das Kind wurde mit großem Pomp und unter vielfachen öffentlichen
-Freudenbezeigungen in Hampton Court getauft. Wilhelm, war der eine
-Taufzeuge, der andre war der feingebildete Dorset, dessen Dach der
-Prinzessin in ihrem Unglück eine Zuflucht gewährt hatte. Der König gab
-dem Kinde seinen eignen Namen und kündigte dem um den Taufstein
-versammelten glänzenden Cirkel an, daß der kleine Wilhelm von diesem
-Augenblicke Herzog von Gloucester genannt werden solle.[26] Die Geburt
-dieses Prinzen hatte die Gefahr, gegen welche die Lords auf ihrer Hut zu
-sein für nöthig erachtet, sehr vermindert. Sie hätten daher jetzt mit
-Anstand widerrufen können. Aber ihr Stolz war durch die Strenge, mit der
-man ihre Entscheidung über Oates' Nichtigkeitsbeschwerde im gemalten
-Zimmer getadelt hatte, verletzt worden. Man hatte ihnen geradezu ins
-Gesicht gesagt, daß sie ungerechte Richter seien, und diese
-Beschuldigung war nur um so kränkender, weil sie sich bewußt waren sie
-verdient zu haben. Sie verweigerten jede Concession und die Rechtsbill
-wurde fallen gelassen.[27]
-
-
-Streitigkeiten wegen einer Indemnitätsbill.
-
-Die aufregendste Frage dieser langen und stürmischen Session war jedoch
-die, welche Strafe den Männern zuerkannt werden solle, die in der Zeit
-zwischen der Auflösung des Oxforder Parlaments und der Revolution die
-Rathgeber oder Werkzeuge Karl's und Jakob's gewesen waren. Es war ein
-Glück für England, daß in dieser Krisis ein Fürst, der keiner der beiden
-Parteien angehörte, der keine von beiden weder liebte noch haßte und der
-zur Durchführung eines großen Planes beide zu benutzen wünschte, der
-Vermittler zwischen ihnen war.
-
-Die beiden Parteien waren jetzt in einer ganz ähnlichen Lage wie vor
-achtundzwanzig Jahren. Zwar war die Partei, welche damals im Nachtheil
-gewesen, gegenwärtig im Vortheil, aber die Analogie zwischen den beiden
-Situationen ist eine der vollkommensten, die man in der Geschichte
-finden kann. Die Restauration wie die Revolution waren beide durch
-Coalitionen herbeigeführt worden. Bei der Restauration halfen diejenigen
-Politiker, welche der Freiheit besonders zugethan waren, die Monarchie
-wieder einsetzen; bei der Revolution halfen diejenigen Politiker, welche
-der Monarchie mit besonderem Eifer anhingen, die Freiheit vertheidigen.
-Der Cavalier hätte, bei der ersteren Gelegenheit, ohne den Beistand der
-Puritaner, welche für den Covenant gefochten, nichts ausrichten können;
-ebensowenig hätte der Whig bei der letzteren Gelegenheit der
-Willkürgewalt einen erfolgreichen Widerstand leisten können, wäre er
-nicht durch Männer unterstützt worden, die noch vor ganz kurzer Zeit den
-Widerstand gegen Willkürgewalt als eine Todsünde verdammt hatten. Die
-Bedeutendsten unter Denen, durch welche im Jahre 1660 die königliche
-Familie zurückgebracht wurde, waren Hollis, der in den Tagen der
-Tyrannei Karl's I. den Sprecher mit offener Gewalt auf seinem Stuhle
-festhielt, während der schwarze Stab vergebens anklopfte, um Einlaß zu
-erlangen; Ingoldsby, dessen Name unter dem denkwürdigen Todesurtheile
-stand, und Prynne, dem Laud die Ohren abgeschnitten und der dafür den
-Hauptantheil an Laud's Verurtheilung zum Tode gehabt hatte. Unter den
-Sieben, welche 1688 die Einladung an Wilhelm unterzeichneten, waren
-Campton, der lange die Pflicht eingeschärft hatte, einem Nero zu
-gehorchen, Danby, der angeklagt worden war, weil er den
-Militärdespotismus einzuführen versucht hatte, und Lumley, dessen
-Bluthunde Monmouth bis in seinen traurigen letzten Versteck im Walde
-verfolgt hatten. Sowohl 1660 als auch 1688 versprachen sich die beiden
-feindlichen Parteien, so lange das Geschick der Nation unentschieden
-war, gegenseitig Vergebung. Bei beiden Gelegenheiten erwies sich die
-Versöhnung, welche im Augenblicke der Gefahr aufrichtig geschienen
-hatte, im Augenblicke des Sieges als falsch und hohl. Sobald Karl II.
-wieder in Whitehall war, vergaß der Cavalier die Dienste, welche die
-Presbyterianer kürzlich geleistet, und erinnerte sich nur noch ihrer
-alten Beleidigungen. Sobald Wilhelm König war, begannen nur zu viele
-Whigs Rache zu fordern für Alles was sie in den Tagen des
-Ryehousecomplots von der Hand der Tories erduldet hatten. Bei beiden
-Gelegenheiten wurde es dem Souverain schwer, die besiegte Partei vor der
-Wuth seiner triumphirenden Anhänger zu schützen, und bei beiden
-Gelegenheiten murrten Die, deren Rache er vereitelt hatte, heftig gegen
-die Regierung, die so schwach und undankbar gewesen war, ihre Feinde
-gegen ihre Freunde in Schutz zu nehmen.
-
-Schon am 25. März machte Wilhelm die Gemeinen auf die Zweckmäßigkeit der
-Maßregel aufmerksam, die öffentliche Meinung durch eine Amnestie zu
-beschwichtigen. Er sprach die Hoffnung aus, daß eine Bill für
-allgemeines Vergeben und Vergessen so bald als möglich ihm zur
-Genehmigung vorgelegt und daß keine anderen Ausnahmen gemacht werden
-würden, als die für die Aufrechthaltung der öffentlichen Gerechtigkeit
-und für die Sicherheit des Staats absolut nothwendig erschienen. Die
-Gemeinen waren einstimmig dafür, ihm für diesen Beweis seiner
-väterlichen Güte zu danken; allein sie ließen viele Wochen vergehen,
-ohne einen Schritt zur Erfüllung seines Wunsches zu thun. Als der
-Gegenstand endlich wieder zur Sprache gebracht wurde, geschah dies auf
-eine Art, welche deutlich bewies, daß die Majorität nicht den ernsten
-Willen hatte, der Ungewißheit ein Ende zu machen, welche allen
-denjenigen Tories, die sich bewußt waren, in ihrem Eifer für die
-Prärogative zuweilen die vom Gesetz gezogene strenge Grenze
-überschritten zu haben, das Leben verbitterte. Es wurden zwölf
-Kategorien gebildet, von denen einige so umfassend waren, daß sie
-Zehntausende von Delinquenten in sich schlossen, und das Haus beschloß,
-daß in jeder dieser Kategorien einige Ausnahmen gemacht werden sollten.
-Dann kam die Prüfung der einzelnen Fälle. Zahlreiche Angeklagte und
-Zeugen wurden vor die Schranken citirt. Die Debatten waren lang und
-heftig, und es stellte sich bald heraus, daß die Arbeit kein Ende nehmen
-werde. Der Sommer verging und der Herbst rückte heran; die Session
-konnte nicht viel länger dauern, und von den zwölf einzelnen
-Untersuchungen, welche die Gemeinen vorzunehmen beschlossen hatten,
-waren erst drei beendigt. Es war demnach nöthig, die Bill für dieses
-Jahr fallen zu lassen.[28]
-
-
-Die letzten Tage Jeffreys'.
-
-Unter den vielen Verbrechern, deren Namen im Laufe dieser Untersuchung
-genannt wurden, befand sich einer, der an Schuld und Schande einzig und
-unerreicht dastand und den sowohl Whigs als Tories der äußersten Strenge
-des Gesetzes zu überlassen geneigt waren. An dem fürchterlichen Tage,
-auf den die Irische Nacht folgte, hatte das Wuthgebrüll einer um ihre
-Rache betrogenen großen Stadt Jeffreys bis an die Zugbrücke des Towers
-begleitet. Obwohl seine Einkerkerung nicht streng gesetzmäßig war, nahm
-er doch anfangs mit Dank und Segenswünschen den Schutz an, den diese
-düsteren, durch so viele Verbrechen und Leiden berüchtigten Mauern ihm
-vor der Wuth der Menge gewährten.[29] Bald kam er jedoch zu der
-Ueberzeugung, daß sein Leben noch immer sehr gefährdet sei. Eine Zeit
-lang schmeichelte er sich mit der Hoffnung, daß ein Habeascorpusbefehl
-ihn aus seiner Haft befreien und daß er im Stande sein werde, in ein
-fremdes Land zu entkommen und sich mit einem Theile seines
-übelerworbenen Reichthums vor dem Hasse der Menschheit zu verbergen.
-Aber bis zur Feststellung der Regierung gab es keinen Gerichtshof, der
-zur Ausstellung eines Habeascorpusbefehls befugt gewesen wäre, und
-sobald die Regierung festgestellt war, wurde die Habeascorpusacte
-suspendirt.[30] Ob Jeffreys des Mordes in legalem Sinne überführt werden
-konnte, steht zu bezweifeln. Moralisch aber war er so vieler Mordthaten
-schuldig, daß, wenn es kein andres Mittel gegeben hätte, seinem Leben
-beizukommen, die ganze Nation eine retrospective Verurtheilungsacte
-stürmisch gefordert haben würde. Die Neigung, über einen Gefallenen zu
-triumphiren, gehörte nie zu den vorwiegenden Untugenden der Engländer;
-aber der Haß gegen Jeffreys war ohne Beispiel in unsrer Geschichte und
-entsprach nur zu sehr dem Blutdurste seines eignen Characters. Das Volk
-war in Bezug auf ihn eben so grausam als er selbst und frohlockte über
-seinen Schmerz, wie er gewohnt gewesen war, über den Schmerz
-Verurtheilter, die ihr Todesurtheil anhörten, und trauernder Familien zu
-frohlocken. Der Pöbel versammelte sich vor seinem verödeten Hause in
-Duke Street und las unter schallendem Gelächter an seiner Thür die
-Anschläge, welche den Verkauf seines Eigenthums verkündeten. Selbst
-zarte Frauen, die für Straßenräuber und Diebe Thränen hatten, athmeten
-nichts als Rache gegen ihn. Die Spottlieder auf ihn, welche in der Stadt
-verkauft wurden, zeichneten sich durch eine selbst damals seltene
-Heftigkeit aus. Der Henkertod sei viel zu mild, ein Grab unter dem
-Galgen eine viel zu ehrenvolle Ruhestätte für ihn, er müsse an einen
-Karren angebunden und zu Tode gepeitscht, er müsse wie ein Indianer
-gemartert, er müsse lebendig verschlungen werden. Die Straßendichter
-zertheilten alle seine Glieder mit cannibalischer Grausamkeit und
-berechneten wie viel Pfund Fleisch von seinem wohlgenährten Corpus
-losgeschnitten werden könnten. Die Wuth seiner Feinde ging sogar soweit,
-daß sie in einer in England selten gehörten Sprache den Wunsch
-ausdrückten, er möge dahin gehen, wo Heulen und Zähnklappern sei, zu dem
-Wurme, der niemals stirbt, zu dem Feuer, das nimmer verlöscht. Sie
-riethen ihm, sich mittelst seiner Kniebänder aufzuhängen und sich mit
-seinem Rasirmesser den Hals abzuscheiden. Sie richteten das gräßliche
-Gebet zum Himmel, daß er der Reue unzugänglich sein und als der nämliche
-herzlose, nichtswürdige Jeffreys sterben möge, der er im Leben gewesen
-war.[31] Eben so feigherzig im Unglück wie übermüthig und unmenschlich
-im Glück, sank ihm unter der Last der öffentlichen Verachtung gänzlich
-der Muth. Seine von Haus aus schlechte und durch Unmäßigkeit sehr
-geschwächte Constitution wurde durch Verzweiflung und Angst völlig
-zerrüttet. Er wurde von einer schmerzhaften inneren Krankheit gepeinigt,
-welche selbst die geschicktesten Aerzte der damaligen Zeit selten zu
-heben vermochten. Nur ein Trost blieb ihm: der Branntwein. Selbst wenn
-er Untersuchungen zu leiten und Berathungen beizuwohnen hatte, ging er
-selten nüchtern zu Bett. Jetzt, wo er seinen Geist mit nichts als
-entsetzlichen Rückerinnerungen und entsetzlichen Ahnungen beschäftigen
-konnte, gab er sich rückhaltlos seinem Lieblingslaster hin. Viele
-glaubten, er wolle durch Unmäßigkeit sein Leben verkürzen. Er hielte es
-für besser, meinten sie, im Zustande der Trunkenheit aus der Welt zu
-gehen, als sich von Ketch zerhacken, oder vom Pöbel zerreißen zu lassen.
-
-Einmal wurde er aus seiner jammervollen Verzagtheit durch eine angenehme
-Empfindung aufgerüttelt, der jedoch alsbald eine kränkende Enttäuschung
-folgte. Es war ein Packet für ihn im Tower abgegeben worden, das ein
-Fäßchen Colchesteraustern, sein Lieblingsgericht zu enthalten schien. Er
-war tief bewegt, denn es giebt Augenblicke, wo Diejenigen, welche am
-wenigsten Zuneigung verdienen, sich mit dem Gedanken schmeicheln, daß
-sie solche einflößen. »Gott sei Dank!« rief er aus; »ich habe doch noch
-Freunde.« Er öffnete das Fäßchen, und aus einem Haufen Austernschalen
-fiel ein starker Strick.[32]
-
-Es scheint nicht, daß einer der Schmeichler oder Narren, die er mit dem
-geraubten Gute seiner Schlachtopfer bereichert hatte, ihn in der Zeit
-der Trübsal tröstete. Doch war er nicht gänzlich verlassen. Johann
-Tutchin, den er dazu verurtheilt hatte, sieben Jahre lang alle vierzehn
-Tage ausgepeitscht zu werden, machte sich auf den Weg nach dem Tower und
-besuchte den gestürzten Tyrannen. Der arme Jeffreys, obwohl bis in den
-Staub gedemüthigt, benahm sich mit verworfener Höflichkeit und bestellte
-Wein. »Ich freue mich, Sir,« sagte er, »Sie bei mir zu sehen.« -- »Und
-ich,« entgegnete der schadenfrohe Whig, »freue mich, Eure Lordschaft
-hier zu sehen.« -- »Ich diente meinem Herrn,« versetzte Jeffreys, »dies
-war meine Gewissenspflicht.« -- »Wo hatten Sie Ihr Gewissen, als sie in
-Dorchester jenes Urtheil über mich verhängten?« -- »Meine Instructionen
-lauteten dahin,« antwortete Jeffreys gleißnerisch, »daß ich gegen Männer
-wie Sie, Männer von Talent und Muth, keine Nachsicht üben sollte. Als
-ich an den Hof zurückkam, wurde ich wegen meiner Milde getadelt.[33]«
-Selbst Tutchin scheint trotz der Heftigkeit seines Grolls und trotz der
-Größe der ihm widerfahrenen Unbilden durch das jammervolle Schauspiel,
-das er anfangs mit rachsüchtiger Schadenfreude betrachtete, ein wenig
-gerührt worden zu sein. Er leugnete stets die Wahrheit des Gerüchts, daß
-er Derjenige gewesen sei, der das Colchesterfaß in den Tower geschickt
-habe.
-
-Außer diesem gewann ein menschenfreundlicher Mann, Johann Sharp, der
-vortreffliche Dechant von Norwich, es über sich, den Gefangenen zu
-besuchen. Es war eine peinliche Aufgabe, aber Sharp war in früheren
-Zeiten von Jeffreys so freundlich behandelt worden, wie Jeffreys
-überhaupt seinem Character nach Jemanden behandeln konnte, und es war
-ihm einige Male durch geduldiges Warten, bis der Sturm der Flüche und
-Verwünschungen ausgetobt hatte, und durch geschickte Benutzung eines
-Augenblicks guter Laune gelungen, für unglückliche Familien eine
-Linderung ihrer Leiden zu erwirken. Der Gefangene war erstaunt und
-erfreut. »Was wagen Sie mir jetzt noch zuzugestehen?« sagte er. Der
-menschenfreundliche Geistliche bemühte sich jedoch vergebens, in diesem
-verstockten Gewissen einen heilsamen Schmerz zu wecken. Anstatt seine
-Schuld zu bekennen, ergoß sich Jeffreys in heftige Schmähungen gegen die
-Ungerechtigkeit der Menschen. »Die Leute nennen mich einen Mörder, weil
-ich das gethan, was Mancher, der jetzt hoch in Gunst steht, damals
-vollkommen billigte. Sie nennen mich einen Trunkenbold, weil ich Punsch
-trinke, um mir die Last meines Kummers zu erleichtern.« Er wollte nicht
-zugeben, daß er als Präsident der Hohen Commission etwas Tadelnswerthes
-gethan habe. Seine Collegen, sagte er, seien die eigentlichen
-Schuldigen, und jetzt wälzten sie alle Schuld auf ihn. Mit besonderer
-Bitterkeit sprach er von Sprat, der unbestreitbar das humanste und
-gemäßigtste Mitglied der Behörde gewesen war.
-
-Es zeigte sich bald klar und deutlich, daß der abscheuliche Richter der
-Last seiner körperlichen und geistigen Leiden rasch erliegen würde.
-Doctor Johann Scott, Präbendar von St. Paul, ein Geistlicher von großer
-Frömmigkeit und Verfasser des »Christian Life,« eines einst weit und
-breit berühmten Buches, wurde wahrscheinlich auf Anrathen seines intimen
-Freundes Sharp, an's Bett des Sterbenden gerufen. Doch umsonst sprach
-auch Scott, wie Sharp es bereits gethan, von den entsetzlichen
-Schlächtereien von Dorchester und Taunton. Jeffreys blieb bis zum
-letzten Augenblicke dabei, daß Die, welche ihn für blutdürstig hielten,
-seine damaligen Befehle nicht kennten, daß er eher Lob als Tadel
-verdiene und daß seine Milde ihm das höchste Mißfallen seines Gebieters
-zugezogen habe.[34]
-
-Krankheit unterstützt durch starkes Trinken und durch tiefen Gram,
-vollendete bald ihr Werk. Der Magen des Kranken nahm keine Speise mehr
-an. Binnen wenigen Wochen magerte der stattliche und sogar corpulente
-Mann zu einem Gerippe ab. Am 18. April starb er im einundvierzigsten
-Jahre seines Lebens. Mit fünfunddreißig Jahren war er Oberrichter der
-Kings Bench, mit siebenunddreißig Lordkanzler gewesen. In der ganzen
-Geschichte der englischen Justizpflege findet sich kein zweites Beispiel
-von einem so raschen Emporsteigen oder einem so heftigen Sturze. Der
-abgezehrte Leichnam wurde in aller Stille neben der Asche Monmouth's in
-der Kapelle des Tower beigesetzt.[35]
-
-Der Sturz dieses einst so mächtigen und gefürchteten Mannes, der
-Abscheu, mit dem er von allen ehrenwerthen Mitgliedern seiner eignen
-Partei betrachtet wurde, die Art und Weise, wie die minder ehrenwerthen
-Mitglieder dieser Partei in seinem Unglück jede Gemeinschaft mit ihm von
-sich wiesen und die ganze Schuld der Verbrechen, zu denen sie ihn
-aufgemuntert hatten, auf ihn wälzte, hatten den maßlosen Freunden der
-Freiheit, welche nach einer neuen Proscription verlangten, zur Lehre
-dienen sollen. Allein es war eine Lehre, die nur zu viele von ihnen
-nicht beachteten.
-
-
-Die Whigs unzufrieden mit dem Könige.
-
-Der König hatte gleich beim Beginn seiner Regierung ihr Mißfallen
-erregt, indem er einige Tories und Trimmers zu hohen Aemtern berief und
-die durch diese Ernennungen erweckte Unzufriedenheit war durch sein
-Bemühen, eine allgemeine Amnestie für die Besiegten zu erlangen, noch
-verstärkt worden. Er war allerdings auch nicht der Mann, der sich bei
-den rachsüchtigen Zeloten irgend einer Partei hätte beliebt machen
-können. Denn zu den Eigenthümlichkeiten seines Characters gehörte eine
-gewisse schroffe Humanität, durch die er seine Feinde selten gewann und
-seine Freunde oftmals aufbrachte, in der er aber eigensinnig beharrte,
-ohne sich weder um die Undankbarkeit Derer, die er vom Untergange
-gerettet, noch um die Wuth Derer zu kümmern, deren Rachegelüste er
-vereitelt hatte. Einige Whigs sprachen jetzt ebenso hart über ihn, als
-sie je über einen seiner beiden Oheime gesprochen hatten. Er sei im
-Grunde auch ein Stuart und er sei dies nicht umsonst. Wie Alle dieses
-Stammes liebe auch er die Willkürherrschaft. In Holland sei es ihm
-gelungen, sich unter der Form einer republikanischen Staatseinrichtung
-zu einem kaum minder absoluten Herrscher zu machen, als es die erblichen
-Grafen gewesen seien. Durch eine sonderbare Verkettung von Umständen
-habe sein Interesse eine kurze Zeit lang dem Interesse des englischen
-Volks entsprochen, aber obgleich er zufällig ein Befreier geworden, sei
-er doch von Natur ein Despot. Er sympathisire nicht mit dem gerechten
-Zorne der Whigs. Er habe Zwecke im Auge, welche die Whigs keinen
-Souverain gutwillig erreichen lassen würden, und er wisse auch recht
-gut, daß er nur die Tories als Werkzeuge dazu benutzen könne. Daher habe
-er sie vom Augenblicke seiner Thronbesteigung an ungebührlich
-begünstigt. Jetzt wolle er den nämlichen Verbrechern, die er vor wenigen
-Monaten in seiner Erklärung als eine exemplarische Strafe verdienend
-bezeichnet habe, eine Amnestie erwirken. Im November habe er der Welt
-gesagt, daß die Verbrechen, an denen jene Männer Theil genommen, es
-Unterthanen zur Pflicht gemacht hätten, ihren Huldigungseid zu brechen,
-Soldaten, ihre Fahnen zu verlassen, Kinder, gegen ihre Eltern zu
-kämpfen. Mit welcher Consequenz könne er jetzt dazu rathen, diese
-Verbrechen mit dem Mantel allgemeiner Vergessenheit zu bedecken? und sei
-nicht nur zu triftiger Grund zu der Besorgniß vorhanden, daß er die
-Helfershelfer der Tyrannei vor dem verdienten Loose in der Hoffnung zu
-retten wünsche, daß sie ihm früher oder später einmal eben so
-gewissenslos dienen würden, wie sie seinem Schwiegervater gedient
-hätten?
-
-
-Maßlose Heftigkeit Howe's.
-
-Unter den von diesen Gefühlen beseelten Mitgliedern des Hauses der
-Gemeinen war Howe der Heftigste und Kühnste. Er ging einmal so weit, daß
-eine Untersuchung der Maßnahmen des Parlaments von 1685 eingeleitet und
-daß allen Denen, die in diesem Parlament mit dem Hofe gestimmt hatten,
-irgend ein Brandmal aufgedrückt werden solle. Dieser eben so absurde als
-hämische Antrag wurde von allen ehrenwertheren Whigs gemißbilligt und
-von Birch und Maynard nachdrücklich bekämpft.[36] Howe mußte nachgeben,
-aber er war ein Mann, den kein Schlag niederwerfen konnte, und er wurde
-durch den Beifall vieler hitzköpfiger Mitglieder seiner Partei
-ermuthigt, welche nicht die entfernteste Ahnung hatten, daß er, nachdem
-er der hämischeste und characterloseste Whig gewesen, in nicht ferner
-Zeit der hämischeste und characterloseste Tory werden würde.
-
-
-Angriff gegen Caermarthen.
-
-Dieser scharfsinnige, ruchlose und boshafte Politiker hielt sich,
-obgleich er selbst ein einträgliches Amt im königlichen Hofstaat
-bekleidete, tagtäglich über die Art der Besetzung der hohen Staatsämter
-auf und seine Declamationen wurden, wenn auch etwas weniger scharf und
-heftig, von anderen Rednern wiederholt. Keiner, sagten sie, der ein
-Minister Karl's oder Jakob's gewesen sei, dürfe ein Minister Wilhelm's
-sein. Der erste Angriff wurde gegen den Lordpräsidenten Caermarthen
-gerichtet. Howe stellte den Antrag, daß dem Könige eine Adresse
-überreicht werden solle, die ihn ersuchte, alle Diejenigen, welche je
-einmal von den Gemeinen angeklagt worden seien, aus Sr. Majestät
-Staatsrath und Angesicht, zu entfernen. Die Debatte über diesen Antrag
-wurde zu wiederholten Malen vertagt. Während der Ausgang noch
-zweifelhaft war, schickte Wilhelm Dykvelt an Howe ab, um ihn zur Rede zu
-setzen. Howe war unbeugsam. Er war was man im gewöhnlichen Leben einen
-uneigennützigen Menschen nennt, das heißt, er legte auf das Geld weniger
-Werth als auf das Vergnügen, seiner üblen Laune Luft zu machen und
-Aufsehen zu erregen. »Ich erweise dem König einen Dienst,« sagte er;
-»ich befreie ihn von falschen Freunden, und meine Stellung wird mich nie
-abhalten, meine Gedanken auszusprechen.« Der Antrag wurde gestellt,
-scheiterte aber gänzlich. Der Satz, daß eine bloße Anklage, ohne
-Ueberführung, als ein entscheidender Beweis von Schuld betrachtet werden
-solle, widerstritt in der That der natürlichen Gerechtigkeit.
-Caermarthen hatte allerdings große Fehler begangen, aber sie waren durch
-Parteigeist übertrieben, durch harte Leiden gesühnt und durch neuerliche
-ausgezeichnete Dienste wiedergutgemacht worden. Zu der Zeit als er die
-große Grafschaft York gegen Papismus und Tyrannei zu den Waffen rief,
-hatten ihm einige der ausgezeichnetsten Whigs versichert, daß aller alte
-Zwist vergessen sei. Howe behauptete zwar, daß die Artigkeiten, welche
-im Augenblicke der Gefahr erzeigt worden seien, nichts bedeuteten. »Wenn
-ich eine Viper in der Hand habe,« sagte er, »gehe ich sehr subtil mit
-ihr um; sobald ich sie aber am Boden habe, zertrete ich sie.« Aber der
-Lordpräsident wurde so kräftig unterstützt, daß nach einer dreitägigen
-Discussion seine Feinde es nicht wagten, über den gegen ihn gerichteten
-Antrag die Meinung des Hauses zu sondiren. Im Laufe der Debatte wurde
-beiläufig eine wichtige Verfassungsfrage in Anregung gebracht. Die Frage
-war, ob eine Begnadigung vor einer parlamentarischen Anklage schützen
-könne. Die Gemeinen resolvirten ohne Abstimmung, daß eine Begnadigung
-nicht davor schützen könne.[37]
-
-
-Angriff auf Halifax.
-
-Der nächste Angriff galt Halifax. Er nahm eine viel verhaßtere Stellung
-ein als Caermarthen, der sich unter dem Vorgeben, daß seine Gesundheit
-angegriffen sei, fast gänzlich von den Geschäften zurückgezogen hatte.
-Halifax wurde allgemein als der erste Rathgeber der Krone betrachtet und
-für alle in Bezug auf Irland begangenen Fehler speciell verantwortlich
-gemacht. Die Uebel, sagte man, welche dieses Königreich zu Grunde
-gerichtet, hätten durch rechtzeitige Vorsicht verhütet oder durch
-kräftige Anstrengung wiedergutgemacht werden können. Die Regierung aber
-habe nichts vorgesehen; sie habe wenig gethan, und dieses Wenige sei
-weder zur rechten Zeit noch in der rechten Weise geschehen. Zu einer
-Zeit, wo einige wenige Truppen genügt haben würden, habe man
-Unterhandlungen anstatt Truppen angewendet. Als viele Truppen nöthig
-gewesen seien, habe man wenige geschickt, und diese wenigen seien
-schlecht ausgerüstet und schlecht commandirt gewesen. Dies, riefen die
-heftigen Whigs, seien die natürlichen Früchte des großen Fehlers, den
-König Wilhelm am ersten Tage seiner Regierung begangen habe. Er habe zu
-Tories und Trimmers ein Vertrauen gehabt, das sie nicht verdienten.
-Insbesondere habe er die Leitung der irischen Angelegenheiten dem
-Trimmer der Trimmers anvertraut, einem Manne, dessen Talent Niemand
-bestreite, der aber der neuen Regierung nicht treu ergeben, der
-überhaupt gar nicht fähig sei, irgend einer Regierung treu ergeben zu
-sein, der stets zwischen zwei Meinungen geschwankt und bis zum
-Augenblicke der Flucht Jakob's die Hoffnung nicht aufgegeben habe, daß
-die Unzufriedenheit der Nation ohne einen Dynastiewechsel beschwichtigt
-werden könnte. Howe bezeichnete bei zwanzig Gelegenheiten Halifax als
-die Ursache aller Calamitäten des Landes. Eine ähnliche Sprache führte
-Monmouth im Hause der Lords. Obgleich erster Lord des Schatzes, schenkte
-er doch den Finanzgeschäften, für die er übrigens ganz untauglich war
-und deren er bald überdrüssig geworden, seine Theilnahme. Seine ganze
-Thätigkeit widmete er der Verfolgung der Tories. Er sagte dem Könige
-rund heraus, daß Niemand, der nicht ein Whig sei, im Staatsdienste
-angestellt werden solle. Wilhelm's Antwort war kalt und entschieden.
-»Ich habe so viel für Ihre Freunde gethan, als ich ohne Gefahr für den
-Staat thun kann, mehr aber werde ich nicht thun.[38]« Die einzige
-Wirkung dieses Verweises war, daß Monmouth factiöser wurde als je.
-Besonders gegen Halifax intriguirte und haranguirte er mit unermüdlicher
-Animosität. Die anderen whiggistischen Lords des Schatzes, Delamere und
-Capel, waren kaum weniger eifrig bestrebt, den Lordsiegelbewahrer aus
-dem Amte zu vertreiben, und persönliche Eifersucht und Antipathie
-bewogen den Lordpräsidenten, mit seinen eignen Anklägern gegen seinen
-Nebenbuhler zu conspiriren.
-
-In wie weit die Beschuldigungen, welche damals gegen Halifax, erhoben
-wurden, begründet gewesen sein mögen, läßt sich jetzt nicht mehr mit
-Gewißheit ermitteln. Obwohl seine Feinde zahlreiche Zeugen befragten und
-obgleich sie von Wilhelm die ungern gegebene Erlaubniß erlangten, die
-Protokolle des Geheimen Raths einzusehen, konnten sie doch keinen Beweis
-entdecken, auf den sie eine bestimmte Anklage hätten stützen können.[39]
-Es war indessen unleugbar, daß der Lordsiegelbewahrer als Minister für
-Irland fungirt hatte und daß Irland fast verloren war. Unnöthig und
-sogar widersinnig ist die Annahme vieler Whigs, daß seine Verwaltung
-deshalb unersprießlich gewesen sei, weil er nicht gewollt habe, daß sie
-ersprießlich sein solle. Das Wahre ist, daß die Schwierigkeiten seiner
-Stellung groß waren und daß er bei all' seiner Genialität und
-Beredtsamkeit diesen Schwierigkeiten nicht gewachsen war. Die ganze
-Regierungsmaschine war aus den Fugen, und er war nicht der Mann, der sie
-wieder in Gang bringen konnte. Dazu gehörte nicht das was er in so
-reichem Maße besaß: Geist, Geschmack, glänzende Fassungskraft und
-scharfe Unterscheidungsgabe, sondern das was ihm fehlte: rasches
-Entscheiden, unermüdliche Energie und unerschütterliche
-Entschlossenheit. Sein Gemüth war im Grunde zu weich für eine Arbeit,
-wie sie jetzt auf ihm lastete und es war neuerdings durch harte
-Schicksalsschläge noch weicher gestimmt worden. Er hatte in Zeit von
-nicht ganz einem Jahre zwei Söhne verloren. Es existirt noch ein Brief,
-in welchem er damals gegen seine hochverehrte Freundin, Lady Russell,
-über die Verödung seines Herdes und über die herzlose Undankbarkeit der
-Whigs klagt. Ebenso besitzen wir noch die Antwort darauf, worin sie ihn
-freundlich ermahnt, da Trost zu suchen, wo sie denselben unter nicht
-minder harten Prüfungen gefunden habe.[40]
-
-Der erste Angriff auf ihn erfolgte im Oberhause. Einige whiggistische
-Lords, unter denen sich der launenhafte und ruchlose erste Lord des
-Schatzes besonders hervorthat, schlugen vor, den König zu ersuchen, daß
-er einen neuen Sprecher ernenne. Halifax Freunde beantragten die
-vorläufige Frage und brachten sie durch.[41] Ungefähr drei Wochen später
-beantragten seine Feinde in einem Comité des ganzen Hauses der Gemeinen
-eine Resolution, die ihm keine specielle Unterlassungs- oder
-Begehungssünde zur Last legte, sondern es einfach für rathsam erklärte,
-daß er aus dem Dienste der Krone entlassen werde. Die Debatte war heiß.
-Die gemäßigten Politiker beider Parteien waren nicht geneigt, einem zwar
-nicht fehlerfreien, aber durch Talent und Liebenswürdigkeit gleich
-ausgezeichneten Mann ein Brandmal aufzudrücken. Als seine Ankläger
-sahen, daß sie ihren Zweck nicht erreichen konnten, suchten sie sich
-einer Entscheidung, welche gewiß ungünstig für sie gelautet haben würde,
-dadurch zu entziehen, daß sie beantragten, der Vorsitzende solle die
-Sache vertagen. Aber ihre Taktik wurde durch das umsichtige und muthige
-Benehmen Lord Eland's, des Marquis' einzigem noch lebenden Sohne,
-vereitelt. »Mein Vater hat es nicht verdient,« sprach der junge
-Edelmann, »daß man solches Spiel mit ihm treibt. Wenn Sie ihn für
-strafbar halten, so sagen Sie es, und er wird sich ohne weiteres Ihrem
-Urtheile unterwerfen. Entlassung vom Hofe hat nichts Schreckliches für
-ihn. Gottes Güte hat ihn der Nothwendigkeit überhoben, die Mittel zur
-Aufrechthaltung seines Ranges in einem Amte zu suchen.« Das Comité
-stimmte ab und Halifax wurde mit einer Majorität von vierzehn Stimmen
-freigesprochen.[42]
-
-
-Vorbereitungen zu einem Feldzuge in Irland.
-
-Wäre die Abstimmung um einige Stunden verschoben worden, so würde die
-Majorität wahrscheinlich viel bedeutender gewesen sein. Die Gemeinen
-stimmten unter dem Einflusse der Meinung, daß Londonderry gefallen und
-ganz Irland verloren sei. Kaum war das Haus auseinandergegangen, so traf
-ein Courier mit der Nachricht ein, daß der Sperrbaum im Foyle
-durchbrochen sei. Ihm folgte bald ein zweiter, der die Aufhebung der
-Belagerung meldete, und ein dritter, der die Nachricht von der Schlacht
-bei Newton Butler brachte. Hoffnung und Jubel folgten auf Mißmuth und
-Besorgniß.[43] Ulster war gerettet, und man erwartete zuversichtlich,
-daß Schomberg sehr bald auch Leinster, Connaught und Munster
-wiedererobern werde. Er war jetzt bereit zum Aufbruch. Der Hafen von
-Chester war der Punkt, von wo er abgehen sollte. Die seinem Commando
-unterstellte Armee hatte sich dort versammelt, und der Dee wimmelte von
-Kriegs- und Transportschiffen. Leider waren fast alle kriegserfahrene
-englische Soldaten nach Flandern geschickt worden, und die große
-Mehrzahl der nach Irland bestimmten Truppen bestand daher aus Leuten,
-welche eben vom Pfluge und von der Dreschtenne kamen. Es war indessen
-eine vortreffliche holländische Brigade unter dem Commando eines
-erfahrnen Offiziers, des Grafen von Solms darunter. Außerdem waren vier
-Regimenter, ein Cavallerieregiment und drei Infanterieregimenter, aus
-den französischen Flüchtlingen gebildet worden, von denen viele mit
-Auszeichnung gedient hatten. Niemand that mehr für die Aushebung dieser
-Regimenter als der Marquis von Ruvigny. Er war viele Jahre ein
-außerordentlich treuer und nützlicher Diener der französischen Regierung
-gewesen, und man schätzte in Versailles seine Verdienste so hoch, daß
-man ihn gebeten hatte, Begünstigungen anzunehmen, welche kaum ein andrer
-Ketzer durch noch so dringende Bitten erlangt haben würde. Hätte er sich
-entschlossen in seinem Vaterlande zu bleiben, so würde man ihm und
-seinen Angehörigen gestattet haben, privatim Gott auf ihre eigne Art zu
-verehren. Aber Ruvigny wies alle Anerbietungen zurück, theilte das Loos
-seiner Glaubensbrüder und vertauschte in einem Alter von mehr als
-achtzig Jahren Versailles, wo er noch immer ein Günstling hätte bleiben
-können, mit einer bescheidenen Wohnung in Greenwich. Diese Wohnung war
-während der letzten Monate seines Lebens der Sammelplatz aller
-ausgezeichneten Persönlichkeiten unter seinen Mitverbannten. Seine
-Talente, seine Erfahrung und seine freigebige Herzensgüte machten ihn
-zum unbestrittenen Oberhaupte der Refugiés. Zu gleicher Zeit war er ein
-halber Engländer, denn seine Schwester war eine Gräfin von Southampton
-gewesen und er war der Oheim von Lady Russell. Die Zeit des
-selbstthätigen Handelns war für ihn längst vorüber; aber seine beiden
-Söhne, beides Männer von ausgezeichnetem Muthe, widmeten ihre Degen dem
-Dienste Wilhelm's. Der jüngere Sohn, der den Namen Caillemote führte,
-wurde zum Obersten eines der hugenottischen Infanterieregimenter
-ernannt. Die beiden anderen Infanterieregimenter wurden von La
-Melloniere und Cambon, Offizieren von glänzendem Rufe, befehligt. Das
-Cavallerieregiment war von Schomberg selbst errichtet und führte seinen
-Namen. Ruvigny lebte gerade noch lange genug, um diese Rüstungen
-vollendet zu sehen.[44]
-
-
-Schomberg.
-
-Dem General, dem man die Oberleitung des Feldzugs gegen Irland
-übertragen hatte, war es in seltenem Grade gelungen, sich die Zuneigung
-und Achtung der englischen Nation zu erwerben. Er war zum Herzoge, zum
-Ritter des Hosenbandordens und zum Feldzeugmeister ernannt worden, er
-stand jetzt an der Spitze einer Armee, und doch erweckte seine Erhebung
-nichts von dem Neide, der sich jedesmal kundgab, so oft Bentinck,
-Zulestein oder Auverquerque ein Zeichen königlicher Gunst zu Theil ward.
-Schomberg's militärische Tüchtigkeit war allgemein anerkannt. Er wurde
-von allen Protestanten als ein Bekenner betrachtet, der für die Wahrheit
-Alles erduldet hatte, den Märtyrertod ausgenommen. Um seines Glaubens
-willen hatte er einem glänzenden Einkommen entsagt, hatte den
-französischen Marschallsstab niedergelegt und hatte, in einem Alter von
-beinahe achtzig Jahren, als ein armer Soldat des Zufalls seine Laufbahn
-noch einmal von vorn angefangen. Da er in keiner Connection mit den
-Vereinigten Provinzen stand und niemals dem kleinen Hofe im Haag
-angehört hatte, so wurde der ihm vor englischen Anführern gegebene
-Vorzug mit Recht nicht nationaler oder persönlicher Parteilichkeit,
-sondern lediglich seinen Tugenden und Fähigkeiten zugeschrieben. Sein
-Benehmen war weit verschieden von dem der anderen Ausländer, welche so
-eben zu englischen Peers creirt worden waren. Diese waren bei vielen
-ehrenwerthen Eigenschaften in Geschmack, Sitten und Neigungen Holländer
-und konnten den Ton der Gesellschaft, in die sie versetzt worden, nicht
-treffen. Er war ein Weltbürger, hatte ganz Europa durchwandert, hatte an
-der Maas, am Ebro und am Tajo Armeen commandirt, hatte sich in dem
-glänzenden Cirkel von Versailles bewegt und hatte am Berliner Hofe in
-hoher Gunst gestanden. Französische Edelleute hatten ihn oft für einen
-französischen Edelmann gehalten. Er hatte einige Zeit in England
-zugebracht, sprach sehr gut englisch, fand sich leicht in die englischen
-Sitten und wurde oft in Begleitung von Engländern im Parke gesehen. In
-seiner Jugend hatte er mäßig gelebt, und seine Mäßigkeit genoß jetzt den
-ihr gebührenden Lohn: ein ungemein rüstiges und kräftiges Alter. Als
-achtzigjähriger Greis, hatte er noch Sinn für unschuldige Vergnügungen,
-seine Conversation war außerordentlich elegant und lebhaft, man konnte
-nichts Geschmackvolleres sehen als seine Equipagen und seine Tafel, und
-jeder Cavalleriecornet beneidete die Anmuth und den würdevollen Anstand,
-womit der Veteran an der Spitze seines Regiments auf seinem
-Schlachtrosse in Hydepark erschien.[45] Das Haus der Gemeinen hatte ihn
-mit allgemeiner Zustimmung durch ein Geschenk von hunderttausend Pfund
-Sterling für seine Verluste entschädigt und für seine geleisteten
-Dienste belohnt. Vor seinem Abgange nach Irland bat er um die Erlaubniß,
-für dieses großmüthige Geschenk seinen Dank aussprechen zu dürfen. Es
-ward ein Stuhl für ihn innerhalb der Schranke bereitgestellt. Er nahm,
-mit dem Scepter zu seiner Rechten, auf demselben Platz, erhob sich dann,
-sprach in kurzen freundlichen Worten seinen Dank aus und nahm Abschied
-von der Versammlung. Der Sprecher erwiederte darauf, daß die Gemeinen
-die Verpflichtungen, welche sie schon gegen Se. Gnaden hätten, nie
-vergessen würden, daß sie ihn mit Vergnügen an der Spitze der englischen
-Armee sähen, daß sie volles Vertrauen in seinen Eifer und seine
-Geschicklichkeit setzten und daß sie sich seiner stets mit besonderer
-Fürsorge annehmen würden. Das bei dieser interessanten Gelegenheit
-gegebene Beispiel wurde hundertundfünfundzwanzig Jahre später bei einer
-noch interessanteren Gelegenheit mit strengster Genauigkeit nachgeahmt.
-Genau auf derselben Stelle, wo Schomberg im Juli 1689 die Freigebigkeit
-der Nation dankend anerkannt, stand im Juli 1814 ein Stuhl für einen
-noch berühmteren Krieger, der gekommen war, um sich für ein noch
-glänzenderes Zeichen der öffentlichen Anerkennung zu bedanken. Wenige
-Dinge bezeichnen treffender den eigenthümlichen Character der englischen
-Verfassung und Nation als der Umstand, daß das Haus der Gemeinen, eine
-aus dem Volke hervorgegangene Versammlung, selbst in einem Augenblicke
-freudiger Begeisterung mit der ängstlichen Gewissenhaftigkeit eines
-Wappencollegiums an althergebrachten Formen festhielt; daß das
-Niedersetzen und Aufstehen, das Bedecktbleiben und das Entblößen des
-Hauptes im 19. Jahrhundert noch genau nach der nämlichen Etikette
-regulirt war wie im 17., und daß das nämliche Scepter, welches zur
-Rechten Schomberg's gehalten worden war, in gleicher Stellung zur
-Rechten Wellington's gehalten wurde.[46]
-
-
-Unterbrechung der Parlamentssitzungen.
-
-Am 20. August ging das Parlament, nachdem es sieben Monate lang in
-ununterbrochener Thätigkeit gewesen war, auf königlichen Befehl für
-kurze Zeit auseinander. Dieselbe Nummer der Gazette, welche die
-Ankündigung enthielt, daß die beiden Häuser ihre Sitzungen eingestellt,
-brachte auch die Mittheilung, daß Schomberg in Irland gelandet sei.[47]
-
-
-Zustand Irland's -- Rath Avaux'.
-
-Während der drei Wochen vor seiner Landung hatte im Schlosse von Dublin
-die größte Angst und Bestürzung geherrscht. Schlag auf Schlag waren
-einander so rasch gefolgt, daß Jakob's nie sehr starker Muth völlig
-gebrochen worden war. Zuerst hatte er erfahren, daß Londonderry erlöst
-war; dann, daß eine seiner Armeen von den Enniskillenern geschlagen
-worden; hierauf, daß eine andere von seinen Armeen stark
-zusammengeschmolzen und entmuthigt sich aus Ulster zurückzog oder
-vielmehr floh; und endlich, daß Sligo, der Schlüssel von Connaught, den
-Engländern preisgegeben worden war. Er hatte sich von der Unmöglichkeit
-überzeugt, die Colonisten zu unterwerfen, selbst als sie fast ganz ohne
-fremde Hülfe waren. Daher konnte er wohl zweifeln, ob es ihm möglich
-sein würde, gegen sie zu kämpfen, wenn sie durch eine englische Armee
-unter den Befehlen des größten lebenden Feldherrn unterstützt wurden.
-Der unglückliche Fürst schien seit einigen Tagen der Verzweiflung
-gänzlich anheimgefallen. Auf Avaux machte die Gefahr einen ganz andren
-Eindruck. Jetzt, dachte er, sei es Zeit, den Krieg zwischen den
-Engländern und Irländern in einen Vertilgungskrieg zu verwandeln und
-jede Vereinigung der beiden Nationen unter eine Regierung für immer
-unmöglich zu machen. In diesem Sinne unterbreitete er kaltblütig dem
-Könige einen Vorschlag von fast unglaublicher Abscheulichkeit. Er sagte,
-es müsse eine zweite Bartholomäusnacht veranstaltet werden. Ein Vorwand
-dazu werde sich leicht finden lassen. Schomberg's Ankunft in Irland
-werde ohne Zweifel in denjenigen südlichen Städten, deren Bevölkerung
-überwiegend englisch sei, einige Aufregung hervorrufen, und jede
-Ruhestörung, wo immer sie stattfinden möge, werde einen
-Entschuldigungsgrund für eine allgemeine Niedermetzelung der
-Protestanten von Leinster, Munster und Connaught darbieten.[48] Da der
-König im ersten Augenblicke keinen Abscheu vor diesem Rathe an den Tag
-legte,[49] so kam der Gesandte einige Tage später auf den Gegenstand
-zurück und drang in Se. Majestät, die nöthigen Befehle zu erlassen.
-Jetzt aber erklärte Jakob mit einer Entschiedenheit, die ihm zur Ehre
-gereichte, daß nichts ihn vermögen werde, ein solches Verbrechen zu
-begehen. »Diese Leute sind meine Unterthanen, und ich kann nicht so
-grausam sein, sie zu ermorden, während sie friedlich unter meiner
-Regierung leben.« -- »Es liegt nichts Grausames in meinem Vorschlage,«
-entgegnete der gefühllose Diplomat. »Eure Majestät sollte bedenken, daß
-Milde gegen die Protestanten Grausamkeit gegen die Katholiken ist.« Doch
-Jakob war nicht zu bewegen, und Avaux entfernte sich in sehr übler
-Laune. Er war der Meinung, daß die Humanitätsäußerungen des Königs
-erheuchelt seien und daß Se. Majestät den Befehl zum allgemeinen
-Gemetzel nur deshalb nicht gebe, weil er überzeugt sei, die Katholiken
-im ganzen Lande würden auch ohne einen solchen Befehl über die
-Protestanten herfallen.[50] Avaux irrte sich indeß vollständig. Daß er
-Jakob für eben so unmoralisch hielt als er selbst war, kann nicht Wunder
-nehmen. Unbegreiflich aber ist es, wie ein so kluger Mann vergessen
-konnte, daß Jakob und er ganz verschiedene Zwecke verfolgten. Das Ziel
-der Politik des Gesandten war, England und Irland für alle Zeiten zu
-trennen. Das Ziel der Politik des Königs war die Vereinigung England's
-und Irland's unter seinem Scepter, und er mußte nothwendig einsehen, daß
-wenn in drei Provinzen ein allgemeines Niedermetzeln der Protestanten
-stattfände und er in den Verdacht käme, es autorisirt, oder nur
-stillschweigend geduldet zu haben, binnen vierzehn Tagen selbst in
-Oxford kein Jakobit mehr am Leben sein würde.[51]
-
-Gerade in diesem Augenblicke begann der Horizont Jakob's, welcher
-hoffnungslos trübe geschienen hatte, sich aufzuhellen. Die Gefahr, die
-ihn zu Boden drückte, hatte das irische Volk aufgerüttelt. Es hatte sich
-sechs Monate früher wie ein Mann gegen die Sachsen erhoben. Die Armee,
-welche Tyrconnel ins Leben gerufen, war im Verhältniß zu der
-Bevölkerung, der sie entnommen war, die größte, welche Europa je
-gesehen. Aber diese Armee hatte eine lange Reihe von Niederlagen und
-Unfällen erlitten, die durch keine einzige glänzende Waffenthat
-aufgewogen wurden. In England wie auf dem Continent war man gewohnt,
-diese Niederlagen und Unfälle der Zaghaftigkeit des irischen
-Volksstammes zuzuschreiben.[52] Daß dies aber ein großer Irrthum war,
-wird durch die Geschichte jedes Krieges, der seit fünf Generationen in
-irgend einem Theile der Christenheit geführt worden ist, genugsam
-bewiesen. Das rohe Material, aus dem eine gute Armee gebildet werden
-kann, war unter den Irländern in reichem Maße vorhanden. Avaux schrieb
-seiner Regierung, daß sie ein auffallend schöner, großer und
-wohlgebauter Menschenschlag seien, daß sie persönlich tapfer, der Sache,
-für die sie kämpften, aufrichtig zugethan und gegen die Colonisten
-heftig erbittert seien. Nachdem er ihre Kraft und ihren Muth gepriesen,
-erklärte er, wie es zugehe, daß sie bei all ihrer Kraft und ihrem Muthe
-doch beständig geschlagen wurden. Es sei ganz falsch, sagte er, wenn man
-glaube, daß persönliche Tapferkeit, physischer Muth oder patriotische
-Begeisterung am Tage der Schlacht die Disciplin ersetzen könne. Die
-Infanterie sei schlecht bewaffnet und schlecht eingeübt, man ließe sie
-allenthalben wohin sie komme plündern, und so habe sie alle Gewohnheiten
-von Banditen angenommen. Es befinde sich kaum ein einziger Offizier
-darunter, der fähig wäre, sie ihre Pflicht zu lehren. Ihre Obersten
-seien zwar im allgemeinen Leute aus guter Familie, aber ohne
-militärische Erfahrung. Die Hauptleute seien Metzger, Schneider oder
-Schuhmacher, und nicht einer unter ihnen kümmere sich um den Comfort,
-die Ausrüstung und Einübung der Leute, denen er vorgesetzt sei. Die
-Dragoner seien nicht viel besser als die Infanterie. Nur die Reiter
-seien, mit wenigen Ausnahmen, vortrefflich. Fast alle irischen
-Gentlemen, die einige militärische Erfahrung besäßen, bekleideten
-Offiziersstellen in der Cavallerie, und durch die Bemühungen dieser
-Offiziere seien einige Regimenter gebildet und einexercirt worden,
-welche Avaux allen, die er je gesehen, gleichstellte. Es liege daher auf
-der Hand, daß die Untüchtigkeit der Fußsoldaten und der Dragoner nicht
-den Fehlern des irischen Characters, sondern den Mängeln der irischen
-Verwaltung zugeschrieben werden müsse.[53]
-
-Die Ereignisse, welche im Herbst des Jahres 1689 eintraten, bewiesen zur
-Genüge, daß der vom Unglück verfolgte Volksstamm, den seine Feinde wie
-seine Bundesgenossen allgemein mit ungerechter Geringschätzung
-betrachteten, mit den von Armuth, Unwissenheit und Aberglauben
-unzertrennlichen Fehlern einige vortreffliche Eigenschaften verband, die
-man auch bei blühenderen und civilisirteren Nationen nicht immer findet.
-Die schlimmen Nachrichten, welche Jakob in Angst und Verzweiflung
-stürzten, rüttelten die ganze Bevölkerung der südlichen Provinzen auf
-wie der Ton der Schlachttrompete. Von allen Altären von dreiundzwanzig
-Grafschaften wurde dem Volke verkündet, daß Ulster verloren sei, daß die
-Engländer kämen und daß der Kampf auf Leben und Tod zwischen den beiden
-feindlichen Nationen bevorstehe. Es sei nur noch eine Hoffnung, und wenn
-diese fehlschlüge, bleibe nichts mehr übrig als die despotische,
-erbarmungslose Herrschaft der sächsischen Colonie und der ketzerischen
-Kirche. Der katholische Priester, der eben erst Pfarrhaus und Kanzel in
-Besitz genommen, der katholische Squire, der so eben auf den Schultern
-seiner jubelnden Pächter in die Halle seiner Väter getragen worden sei,
-würden vertrieben werden, um von dem Almosen zu leben, das die selbst
-unterdrückten und verarmten Landleute ihnen gewähren könnten. Eine neue
-Vermögensconfiscation würde das Werk der Ansiedlungsacte vollenden und
-die Anhänger Wilhelm's würden Alles wegnehmen, was die Anhänger
-Cromwell's verschont hätten. Diese Befürchtungen riefen einen Ausbruch
-patriotischer und religiöser Begeisterung hervor, welcher den
-unvermeidlichen Augenblick der Unterjochung auf einige Zeit hinausschob.
-Avaux war erstaunt über die Energie, welche die Irländer unter so
-niederdrückenden Verhältnissen an den Tag legten. Es war allerdings die
-wilde und unbeständige Energie eines halbbarbarischen Volks; sie war
-vorübergehend und oft irregeleitet; aber wenn auch vorübergehend und
-irregeleitet, that sie doch Wunder. Der französische Gesandte mußte
-bekennen, daß die Offiziere, über deren Unbrauchbarkeit und Unthätigkeit
-er so oft geklagt, ihre Lethargie plötzlich abgeschüttelt hätten. Die
-Rekruten strömten zu Tausenden herbei, und die unter den Mauern von
-Londonderry gelichteten Reihen waren bald wieder übervoll. Es wurden
-große Anstrengungen gemacht, um die Truppen zu bewaffnen und
-einzukleiden, und nach dem kurzen Zeitraum von vierzehn Tagen bot Alles
-einen neuen und erfreulichen Anblick dar.[54]
-
-
-Entlassung Melfort's.
-
-Die Irländer verlangten vom Könige zum Lohn für die energischen
-Anstrengungen in seinem Interesse ein Zugeständniß, das ihm durchaus
-nicht angenehm war. Melfort's Unpopularität hatte in einem solchen Grade
-zugenommen, daß er kaum noch seines Lebens sicher war, und er besaß
-keinen Freund, der ein Wort zu seinen Gunsten hätte sprechen können. Die
-Franzosen haßten ihn. In jedem Briefe, der aus England oder Schottland
-in Dublin ankam, wurde er als der böse Genius des Hauses Stuart
-bezeichnet. Es war um seiner selbst willen nothwendig ihn zu entlassen.
-Man fand einen ehrenvollen Ausweg. Er erhielt Befehl, sich nach
-Versailles zu begeben, den Stand der Dinge in Irland dort darzulegen und
-die französische Regierung um schleunige Zusendung eines Hülfscorps von
-sechs- bis siebentausend Mann gedienter Infanterie zu bitten. Er legte
-die Siegel nieder und sie wurden zur großen Freude der Irländer den
-Händen eines Irländers Sir Richard Nagle anvertraut, der sich als
-Generalfiskal und als Sprecher des Hauses der Gemeinen hervorgethan
-hatte. Melfort reiste unter dem Schutze der Dunkelheit ab, denn die Wuth
-des Volks gegen ihn war so groß, daß er sich am Tage nicht ohne Gefahr
-in den Straßen von Dublin zeigen konnte. Am andren Morgen verließ Jakob
-seine Hauptstadt in entgegengesetzter Richtung, um Schomberg
-entgegenzurücken.[55]
-
-
-Schomberg landet in Ulster.
-
-Schomberg war in Antrim gelandet. Die Streitmacht, die er mitbrachte,
-überstieg nicht zehntausend Mann. Aber er erwartete, daß die bewaffneten
-Colonisten und die von Kirke commandirten Regimenter zu ihm stoßen
-würden. Die Kaffeehauspolitiker von London waren fest überzeugt, daß ein
-solcher General mit einer solchen Armee die Insel rasch wiedererobern
-werde. Leider aber zeigte es sich bald, daß die ihm gewährten Mittel für
-das Werk, das er durchzuführen hatte, bei weitem nicht hinreichten; den
-größeren Theil dieser Mittel verlor er bald durch eine Reihe
-unvorhergesehener Unfälle, und der ganze Feldzug war nichts als ein
-langer Kampf seiner Klugheit und Entschlossenheit gegen die äußerste
-Tücke des Schicksals.
-
-
-Carrickfergus genommen.
-
-Er marschirte zuerst nach Carrickfergus. Diese Stadt wurde durch zwei
-Regimenter Infanterie für König Jakob vertheidigt. Schomberg beschoß die
-Mauern, und nachdem die Irländer sich eine Woche gehalten hatten,
-capitulirten sie. Er versprach sie ungehindert abziehen zu lassen; aber
-es wurde ihm nicht leicht, sein Wort zu halten. Die Bewohner der Stadt
-und Umgegend waren größtentheils Protestanten schottischer Abkunft. Sie
-hatten während des kurzen Uebergewichts des eingebornen Stammes viel zu
-leiden gehabt und brannten vor Begierde, für die erduldeten Leiden Rache
-zu üben. Sie rotteten sich zu zahlreichen Haufen zusammen und riefen,
-daß sie sich an die Capitulation nicht kehrten, sondern gerächt sein
-wollten. Von Worten gingen sie bald zu Schlägen über. Die entwaffneten,
-ausgezogenen und hin und her gestoßenen Irländer suchten Schutz bei den
-englischen Offizieren und Soldaten. Mit Mühe gelang es Schomberg, dem
-Blutvergießen vorzubeugen, indem er mit dem Pistol in der Hand durch die
-Haufen der wüthenden Colonisten sprengte.[56]
-
-Von Carrickfergus marschirte Schomberg weiter nach Lisburn und von da
-durch gänzlich verlassene Städte und über Ebenen, auf denen weder eine
-Kuh, noch ein Schaf, noch ein Getreidefehm zu sehen war, nach
-Loughbrickland. Hier stießen drei Regimenter Enniskillener zu ihm, deren
-Kleidung, Pferde und Waffen einem an den Glanz von Revuen gewohnten Auge
-wunderlich vorkamen, die aber an natürlichem Muthe keinen Truppen der
-Welt nachstanden und die sich während mehrerer Monate beständigen
-Wachtdienstes und Scharmützelns viele wesentliche Eigenschaften
-regulärer Soldaten erworben hatten.[57]
-
-
-Schomberg rückt weiter nach Leinster.
-
-Schomberg setzte seinen Marsch durch eine Wüste gegen Dublin fort. Die
-wenigen noch im Süden von Ulster befindlichen irischen Truppen zogen
-sich vor ihm zurück, indem sie Alles auf ihrem Wege zerstörten. Newry,
-einst ein hübsch gebauter und wohlhabender protestantischer Flecken,
-fand er als einen Haufen rauchender Trümmer. Carlingford war ebenfalls
-zerstört. Die Stelle, wo die Stadt einst gestanden, war nur noch durch
-die massiven Ruinen des alten normännischen Schlosses bezeichnet.
-Diejenigen, welche es wagten, Ausflüge aus dem Lager zu machen,
-berichteten, daß die Gegend, soweit sie dieselbe durchstreift hätten,
-eine Wildniß sei. Es gäbe wohl Hütten, aber sie seien unbewohnt; es gebe
-üppige Weiden, aber weder Rinder- noch Schafherden; es gebe
-Getreidefelder, aber die Ernte liege, vom Regen durchnäßt, auf dem
-Boden.[58]
-
-
-Die englische und die irische Armee campiren nahe bei einander.
-
-Während Schomberg durch eine unabsehbare Einöde vorrückte, sammelten
-sich die irischen Truppen rasch von allen Seiten. Am 10. September wurde
-das königliche Banner Jakob's auf dem Thurme von Drogheda entfaltet, und
-unter demselben waren bald zwanzigtausend kampffähige Männer versammelt,
-die Infanterie im allgemeinen schlecht, die Cavallerie im allgemeinen
-gut, beide aber voll Eifers für ihr Vaterland und ihre Religion.[59] Die
-Armee war wie gewöhnlich von einem zahlreichen Troß Landvolk begleitet,
-das mit Sensen, Halbpiken und Skeans bewaffnet war. Inzwischen hatte
-Schomberg Dundalk erreicht. Die Entfernung zwischen beiden Heeren betrug
-jetzt nicht mehr als einen starken Tagemarsch, und man erwartete daher
-allgemein, daß das Schicksal der Insel unverzüglich durch eine offene
-Schlacht entschieden werden würde.
-
-In beiden Lagern wünschten Alle, die vom Kriege nichts verstanden,
-sehnlichst loszuschlagen, und die Wenigen, die sich eines hohen Rufes
-militärischer Tüchtigkeit erfreuten, waren in beiden Lagern gegen eine
-Schlacht. Weder Rosen noch Schomberg wollten Alles auf einen Wurf
-setzen. Beide kannten die Mängel ihrer Armee genau und keiner von ihnen
-war über die Mängel der Armee des Andren vollständig unterrichtet. Rosen
-wußte sehr gut, daß die irische Infanterie schlechter ausgerüstet, mit
-schlechteren Offizieren versehen und schlechter eingeübt war, als irgend
-eine Infanterie, die er vom bothnischen Meerbusen bis zum atlantischen
-Ocean je gesehen, und er vermuthete, daß die englischen Truppen gut
-einexercirt und, was sie allerdings hätten sein sollen, mit allem zu
-einer erfolgreichen Thätigkeit Nöthigem wohl versehen seien. Eine
-numerische Uebermacht, urtheilte er sehr richtig, würde gegen eine große
-Ueberlegenheit in der Waffenführung und Disciplin wenig nützen. Er rieth
-daher Jakob sich zurückzuziehen und lieber Dublin selbst dem Feinde
-preiszugeben als eine Schlacht zu wagen, mit deren Verlust Alles
-verloren sein würde. Athlone sei der beste Platz im Königreiche zu einem
-entschlossenen Widerstande. Der Uebergang über den Shannon könne so
-lange vertheidigt werden, bis der Succurs, um den Melfort bitten solle,
-aus Frankreich anlange, und dieser Succurs werde den ganzen Character
-des Kriegs ändern. Aber die Irländer, mit Tyrconnel an der Spitze, waren
-einmüthig gegen den Rückzug. Das Blut der ganzen Nation war in Gährung.
-Jakob freute sich über die Begeisterung seiner Unterthanen und erklärte
-auf das Bestimmteste, daß er nicht die Schmach auf sich laden werde,
-seine Hauptstadt dem Feinde ohne Schwertstreich zu überlassen.[60]
-
-
-Schomberg lehnt eine Schlacht ab.
-
-Binnen wenigen Tagen zeigte es sich klar, daß Schomberg beschlossen
-hatte, nicht loszuschlagen, und seine Gründe waren gewichtig. Er hatte
-zwar einige gute holländische und französische Truppen, und auch die
-Enniskillener, die sich ihm angeschlossen, hatten eine militärische
-Lehrzeit bestanden, wenn auch nicht in der regelrechtesten Weise. Die
-große Masse seiner Armee aber bestand aus englischen Landleuten, welche
-eben erst aus ihren Hütten kamen. Seine Musketiere hatten noch zu
-lernen, wie sie ihre Gewehre laden mußten, seine Dragoner hatten noch zu
-lernen, wie sie mit ihren Pferden umgehen mußten, und diese unerfahrenen
-Soldaten waren zum größten Theil von Offizieren befehligt, welche eben
-so unerfahren waren als sie selbst. Seine Truppen waren daher im
-allgemeinen den irischen in der Disciplin nicht überlegen, und standen
-ihnen an Zahl weit nach. Ja er überzeugte sich sogar, daß seine Soldaten
-eben so schlecht bewaffnet, eben so schlecht logirt und eben so schlecht
-gekleidet waren, als die ihnen gegenüberstehenden Celten.
-
-
-Betrügereien des englischen Kriegscommissariats.
-
-Der Reichthum der englischen Nation und die freigebigen Beschlüsse des
-englischen Parlaments hatten ihn zu der Erwartung berechtigt, daß er mit
-allem Kriegsbedarf reichlich versehen werden würde. Aber er sah sich
-bitter getäuscht. Die Verwaltung war seit Oliver's Tode fortwährend
-unvernünftiger und verderbter geworden, und jetzt erntete die Revolution
-was die Restauration gesäet hatte. Ein Heer nachlässiger oder
-habsüchtiger Beamter, unter Karl und Jakob gebildet, plünderte die
-Armeen und die Flotten Wilhelm's aus, ließ sie darben und vergiftete
-sie. Der Erste unter diesen Leuten war Heinrich Shales, der unter der
-vorigen Regierung Generalcommissar des Lagers bei Hounslow gewesen war.
-Man kann die neue Regierung kaum tadeln, daß sie ihn auf seinem Posten
-ließ, denn seine Erfahrung in dem ihm anvertrauten Verwaltungszweige
-übertraf bei weitem die jedes andren Engländers. Leider aber hatte er,
-in der nämlichen Schule, in der er seine Erfahrungen gesammelt, auch die
-ganze Kunst des Veruntreuens erlernt. Das Rindfleisch und der
-Branntwein, welche er lieferte, waren so schlecht, daß die Soldaten sich
-davor ekelten; die Zelte waren verfault, die Bekleidung unzureichend,
-die Musketen zerbrachen beim Gebrauch. Große Massen Schuhe waren der
-Regierung in Rechnung gestellt, aber zwei Monate nachdem der Schatz sie
-bezahlt, waren sie noch nicht in Irland angekommen. Mittel zum Transport
-des Gepäcks und der Artillerie fehlten fast ganz. Eine große Menge
-Pferde waren mit öffentlichem Gelde in England angekauft und an die Ufer
-des Dee geschickt worden. Aber Shales hatte sie zur Erntearbeit an die
-Landwirthe von Cheshire vermiethet, hatte den Miethertrag in seine
-Tasche gesteckt, und hatte es den Truppen in Ulster überlassen sich
-fortzuhelfen so gut sie konnten.[61] Schomberg war der Meinung, daß,
-wenn er mit einer schlecht disciplinirten und schlecht ausgerüsteten
-Armee eine Schlacht wagte, er nicht unwahrscheinlich geschlagen werden
-würde, und er wußte, daß eine Niederlage den Verlust eines Königreichs,
-vielleicht den Verlust dreier Königreiche nach sich ziehen konnte. Er
-beschloß daher, in der Defensive zu verharren, bis seine Leute eingeübt
-und Verstärkungen und Zufuhren angelangt sein würden.
-
-Er verschanzte sich bei Dundalk dergestalt, daß er nicht gezwungen
-werden konnte, gegen seinen Willen zu kämpfen. Jakob, ermuthigt durch
-die Zurückhaltung seines Gegners, rückte, die Rathschläge Rosen's nicht
-beachtend, gegen Ardee vor, erschien an der Spitze der ganzen irischen
-Armee vor den englischen Linien, stellte Reiterei, Fußvolk und
-Artillerie in Schlachtordnung auf, und entfaltete sein Banner. Die
-Engländer hätten gar zu gern losgeschlagen. Aber der Entschluß ihres
-Generals stand fest und konnte weder durch das prahlerische Gebahren des
-Feindes, noch durch das Murren seiner eignen Soldaten erschüttert
-werden. So blieb er einige Wochen sicher hinter seinen Schutzwällen,
-während die Irländer wenige Meilen davon lagen. Er sorgte nun eifrig für
-Einübung der Rekruten, aus denen seine Armee zum größten Theil bestand.
-Seine Musketiere mußten sich beständig im Schießen üben, bald nach der
-Scheibe, bald in Pelotons, und die Art und Weise, wie sie sich anfangs
-dabei benahmen, bewies deutlich, daß er sehr wohl daran gethan, sie
-nicht zum Kampfe zu führen. Es stellte sich heraus, daß von vier
-englischen Soldaten noch nicht einer sein Gewehr ordentlich zu behandeln
-verstand, und wenn es gelang, dasselbe aufs Gerathewohl abzufeuern,
-glaubte Wunder was er Großes vollbracht habe.
-
-
-Verschwörung unter den in englischen Diensten stehenden französischen
-Truppen.
-
-Während der Herzog so seine Zeit anwendete, gafften die Irländer sein
-Lager an, ohne einen Angriff auf dasselbe zu wagen. Bald aber tauchten
-in diesem Lager zwei Uebel auf, welche gefährlicher waren als der Feind:
-Verrath und Krankheit. Zu den besten Truppen, die er commandirte,
-gehörten die französischen Verbannten. Jetzt entstanden sehr ernste
-Zweifel an ihrer Treue. Den wirklichen hugenottischen Refugiés konnte
-allerdings unbedingtes Vertrauen geschenkt werden. Der Widerwille, mit
-dem der eifrigste englische Protestant das Haus Bourbon und die römische
-Kirche betrachtete, war ein laues Gefühl im Vergleich zu dem
-unauslöschlichen Hasse, der in der Brust des verfolgten, mit
-Einquartierung gequälten, aus seinem Vaterlande vertriebenen Calvinisten
-des Languedoc glühte. Die Irländer hatten schon bemerkt, daß die
-französischen Ketzer niemals Pardon weder gaben noch annahmen.[62] Jetzt
-aber zeigte es sich, daß mit diesen Emigranten, die dem reformirten
-Glauben Alles aufgeopfert hatten, Emigranten ganz andrer Art vermischt
-waren, Deserteurs, welche in den Niederlanden ihrer Fahne entlaufen
-waren und ihr Verbrechen dadurch bemäntelt hatten, daß sie vorgaben, sie
-seien Protestanten und ihr Gewissen gestatte ihnen nicht, für den
-Verfolger ihrer Kirche zu kämpfen. Einige von diesen Leuten setzten sich
-in der Hoffnung, durch einen zweiten Verrath Verzeihung und zugleich
-Belohnung zu erlangen, mit Avaux in Correspondenz. Die Briefe wurden
-jedoch aufgefangen und ein furchtbares Complot ans Licht gebracht. Es
-stellte sich heraus, daß, wenn Schomberg schwach genug gewesen wäre, dem
-Andringen Derer, welche eine offene Schlacht wünschten, nachzugeben,
-mehrere französische Compagnien in der Hitze des Gefechts auf die
-Engländer gefeuert haben und zum Feinde übergegangen sein würden. Ein
-solcher Abfall würde auch in einer besseren Armee als die bei Dundalk
-lagernde, einen allgemeinen Schrecken hervorgerufen haben. Hier mußte
-mit Strenge verfahren werden. Sechs von den Verschwörern wurden
-aufgehängt, und zweihundert ihrer Mitschuldigen in Eisen nach England
-zurückgeschickt. Selbst nach dieser Ausmerzung wurden die Refugiés von
-der übrigen Armee noch lange mit zwar ungerechtem, aber nicht
-unnatürlichem Argwohn betrachtet. Einige Tage lang hatte man sogar allen
-Grund zu fürchten, der Feind werde mit dem Schauspiele eines blutigen
-Kampfes zwischen den englischen Soldaten und ihren französischen
-Verbündeten unterhalten werden.[63]
-
-
-Pestilenz in der englischen Armee.
-
-Einige Stunden vor der Hinrichtung der Haupträdelsführer wurde eine
-allgemeine Musterung der Armee vorgenommen, und man sah, daß die Reihen
-der englischen Bataillone stark gelichtet waren. Viel Kranke hatte es
-vom ersten Tage des Feldzugs an unter den Rekruten gegeben, aber erst
-zur Zeit des Aequinoctiums nahm die Sterblichkeit in beunruhigendem Maße
-zu. Die Herbstregen sind in Irland gewöhnlich stark, dieses Jahr aber
-waren sie stärker als sonst, das ganze Land war überschwemmt, und das
-Lager des Herzogs wurde ein förmlicher Sumpf. Die Enniskillener waren an
-das Klima gewöhnt, und die Holländer waren gewohnt in einem Lande zu
-leben, das, wie ein Witzling der damaligen Zeit sagte, funfzig Fuß
-Wasser zieht. Sie hielten ihre Lagerhütten trocken und reinlich und sie
-hatten erfahrene, aufmerksame Offiziere, welche die Unterlassung keiner
-Vorsicht duldeten. Die Landleute von Yorkshire und Derbyshire aber
-hatten weder Constitutionen, welche dem verderblichen Einflusse zu
-widerstehen vermochten, noch verstanden sie es, sich gegen denselben zu
-schützen. Die schlechten Lebensmittel, welche das Commissariat lieferte,
-verschlimmerte die durch die klimatischen Verhältnisse erzeugten
-Krankheiten. An Heilmitteln fehlte es fast ganz, Aerzte waren nur wenige
-vorhanden, und die Arzneikästen enthielten nicht viel mehr als Charpie
-und Wundpflaster. Die Engländer erkrankten und starben zu Hunderten.
-Selbst Diejenigen, welche nicht von der Seuche ergriffen wurden, waren
-entkräftet und muthlos und erwarteten, anstatt die Energie zu entfalten,
-welche das Erbtheil unsrer Nation ist, mit der hülflosen Apathie von
-Asiaten ihr Schicksal. Umsonst versuchte Schomberg sie zu lehren, wie
-sie ihre Quartiere verbessern und den feuchten Erdboden, auf dem sie
-lagen, mit einem dicken Teppich von Farrnkräutern bedecken konnten.
-Körperliche Anstrengung war ihnen noch schrecklicher geworden als selbst
-der Tod. Es stand nicht zu erwarten, daß Leute, die sich selbst nicht
-helfen konnten, einander gegenseitig helfen würden. Niemand beanspruchte
-und Niemand bezeigte Theilnahme. Die Vertrautheit mit grauenvollen
-Scenen erzeugte eine Gefühllosigkeit und eine verzweifelte
-Gottlosigkeit, die selbst in der Geschichte ansteckender Krankheiten so
-leicht nicht ihres Gleichen haben dürften. Das Schmerzensgestöhn der
-Kranken wurde durch die Flüche und unzüchtigen Reden ihrer Kameraden
-übertäubt. Zuweilen konnte man auf dem Leichname eines am Morgen
-gestorbenen Unglücklichen einen andren Unglücklichen sitzen sehen, der
-die kommende Nacht nicht mehr erleben konnte und der fluchend und
-Schandlieder singend auf die Gesundheit des Teufels Branntwein trank.
-Wenn die Leichen weggetragen wurden, um begraben zu werden, murrten die
-Ueberlebenden. Ein Todter, sagten sie, sei eine gute Decke und ein guter
-Stuhl. Warum sollten die Leute, wenn ein so reichlicher Vorrath eines so
-nützlichen Möbels vorhanden sei, der kalten Luft ausgesetzt und
-genöthigt sein, sich auf die nasse Erde zu legen?[64]
-
-Viele Kranke wurden von den englischen Schiffen, welche nahe der Küste
-lagen, nach Belfast gebracht, wo ein großes Hospital errichtet war. Aber
-kaum die Hälfte von ihnen erlebte das Ende der Reise. Mehr als ein
-Schiff lag lange in der Bai von Carrickfergus, angefüllt mit Leichen und
-den Geruch des Todes ausströmend, ohne ein lebendes, Wesen an Bord.[65]
-
-Die irländische Armee hatte viel weniger zu leiden. Der Kerne von
-Munster oder Connaught befand sich im Lager ganz eben so wohl als wäre
-er in seiner eignen Lehmhütte gewesen und hätte die Dünste seines
-heimathlichen Sumpfes eingeathmet. Natürlich freute er sich über das
-Elend der sächsischen Ketzer und hoffte, daß sie ohne einen
-Schwertstreich zu Grunde gehen würden. Mit Entzücken hörte er den ganzen
-Tag die Salven, welche über den Gräbern der englischen Offiziere
-knatterten, bis endlich die Begräbnisse zu zahlreich wurden, als daß sie
-noch mit militärischem Pomp hätten begangen werden können, und auf die
-schauerlichen Töne ein noch schauerlicheres Schweigen folgte.
-
-Die Ueberlegenheit an Streitkräften war jetzt so entschieden auf Seiten
-Jakob's, daß er es unbedenklich wagen konnte, fünf Regimenter von seiner
-Armee zu detachiren und nach Connaught zu senden. Sarsfield befehligte
-dieselben. Er stand allerdings nicht so hoch in der Achtung des Königs,
-als er es verdiente. Der König erklärte ihn mit einer Miene geistiger
-Ueberlegenheit, welche Avaux und Rosen ein spöttisches Lächeln
-abgezwungen haben muß, für einen wackeren Burschen, der aber sehr
-stiefmütterlich mit Verstand bedacht sei. Nur mit großer Mühe bewog der
-Gesandte Se. Majestät dazu, den besten Offizier der irischen Armee zum
-Range eines Brigadiers zu befördern. Sarsfield rechtfertigte jetzt
-vollkommen die vortheilhafte Meinung, die sich seine französischen
-Gönner von ihm gebildet hatten. Er vertrieb die Engländer aus Sligo und
-sicherte mit gutem Erfolg Galway, das in ernster Gefahr gewesen war.[66]
-
-Auf die englischen Verschanzungen vor Dundalk wurde jedoch kein Angriff
-gemacht. Inmitten der sich stündlich mehrenden Schwierigkeiten und
-Unfälle zeigten sich die glänzenden Eigenschaften Schomberg's immer
-deutlicher. Nicht im vollen Strome des Glücks, nicht auf dem
-Schlachtfelde von Montes Claros, nicht unter den Mauern von Mastricht
-hatte er die Bewunderung der Menschheit so wohl verdient. Seine
-Entschlossenheit wankte nie; seine Umsicht schlummerte nie; trotz
-vielfacher Verdrüßlichkeiten und Provocationen war er stets froher und
-heiterer Laune. Der Effectivbestand seiner Mannschaften, selbst wenn man
-alle die, welche nicht am Fieber darnieder lagen, als effectiv
-mitrechnete, überstieg jetzt nicht mehr fünftausend. Diese waren kaum
-noch dem gewöhnlichen Dienste gewachsen, und sie mußten jetzt zu
-doppelten Dienstleistungen angetrieben werden. Dessenungeachtet traf der
-alte Mann seine Dispositionen so meisterhaft, daß er mit diesen geringen
-Streitkräften mehrere Wochen lang einer von einer Menge bewaffneter
-Banditen begleiteten Truppenmacht von zwanzigtausend Mann die Spitze
-bot.
-
-
-Die englische und die irische Armee beziehen ihre Winterquartiere.
-
-Zu Anfang des November zerstreuten sich endlich die Irländer und begaben
-sich in ihre Winterquartiere. Der Herzog brach nun ebenfalls sein Lager
-ab und zog sich nach Ulster zurück. In dem Augenblicke als die letzten
-Reste seiner Armee sich in Bewegung setzen sollten, verbreitete sich das
-Gerücht, daß der Feind in bedeutender Stärke heranrücke. Hätte dieses
-Gerücht auf Wahrheit beruht, so wäre die Gefahr sehr groß gewesen.
-Obgleich aber die englischen Regimenter auf den dritten Theil ihrer
-Vollzähligkeit zusammengeschmolzen waren und obgleich die Leute, die
-sich noch am wohlsten befanden, kaum das Gewehr zu schultern vermochten,
-so legten sie doch bei der Aussicht auf eine Schlacht eine
-außerordentliche Freude und Munterkeit an den Tag und schwuren, daß die
-Papisten für alles Elend der letzten Monate bezahlen sollten. »Wir
-Engländer,« sagte Schomberg, sich heiter mit der Nation des Landes, das
-ihn adoptirt hatte, identificirend, »wir Engländer sind immer
-kampflustig; schade daß wir nicht eben so viel Lust zu einigen anderen
-Zweigen des Soldatenhandwerks haben.«
-
-Der Alarm erwies sich als grundlos. Die Armee des Herzogs zog
-unbelästigt ab, aber die Straße, auf der sie dahin marschirte, bot einen
-eben so beklagenswerthen als abschreckenden Anblick dar. Ein langer Zug
-von mit Kranken beladener Wagen bewegte sich langsam über das holprige
-Pflaster. Bei jedem Stoße gab ein Unglücklicher den Geist auf und der
-Leichnam wurde hinausgeworfen und unbeerdigt den Füchsen und Krähen
-preisgegeben. Die Gesammtzahl Derer, welche im Lager vor Dundalk, im
-Hospital von Belfast, auf der Straße und auf der See starben, belief
-sich auf mehr als sechstausend Mann. Die Ueberlebenden wurden für den
-Winter in den Städten und Dörfern von Ulster untergebracht. Der General
-nahm sein Hauptquartier in Lisburn.[67]
-
-
-Verschiedene Meinungen über Schomberg's Verfahren.
-
-Sein Verfahren wurde verschieden beurteilt. Einsichtsvolle und
-aufrichtige Männer sagten, er habe sich selbst übertroffen und es gebe
-keinen zweiten Feldherrn in Europa, der, mit ungeübten Truppen,
-unwissenden Offizieren und spärlichen Vorräthen, zu gleicher Zeit gegen
-ein feindliches Heer von großer Uebermacht, gegen ein betrügerisches
-Commissariat, gegen ein Nest von Verräthern im eignen Lager und gegen
-eine Krankheit, mörderischer als das Schwert, ankämpfend, den Feldzug
-ohne Verlust einer Fahne oder einer Kanone zu Ende geführt haben würde.
-Auf der andren Seite murrten viele von den neuernannten Majors und
-Hauptleuten, deren Unerfahrenheit seine Verlegenheiten vermehrt hatte
-und die keine andre Qualification für ihren Posten besaßen als
-persönliche Tapferkeit, über die Geschicklichkeit und Geduld, die sie
-vom Untergang gerettet. Ihre Beschwerden fanden jenseit des St.
-Georgskanals Wiederhall. Zum Theil war das Murren, wenn auch ungerecht,
-doch zu entschuldigen. Den Eltern, die einen tapfern Sohn in seiner
-ersten Uniform geschickt hatten, damit er sich den Weg zum Ruhm
-erkämpfe, konnte man es wohl verzeihen, wenn ihr Schmerz sie zur
-Heftigkeit und Unbilligkeit hinriß, als sie erfuhren, daß der
-unglückliche Jüngling auf einem Bund Stroh ohne ärztlichen Beistand
-gestorben und ohne religiöse oder militärische Ceremonie in einem Sumpfe
-begraben worden war. Aber in den Weheruf verwaister Familien mischte
-sich ein andres minder achtungswerthes Geschrei. Alle Die, welche gern
-Neuigkeiten hörten und wiedererzählten, schmähten den General, der ihnen
-so wenig Neuigkeiten zu hören und zu erzählen gab. Diese Art Leute haben
-eine solche Sucht nach Aufregung, daß sie viel eher einem Feldherrn
-verzeihen, der eine Schlacht verliert, als einem, der eine Schlacht
-ablehnt. Die Politiker, welche ihre Orakelsprüche im dicksten
-Tabaksrauche bei Garroway von sich gaben, fragten, ohne weder vom Kriege
-im allgemeinen noch von dem irischen Kriege im besondern das Geringste
-zu verstehen, sehr ernsthaft, warum Schomberg denn nicht losschlage. Daß
-er sein Handwerk nicht verstehe, wagten sie nicht zu sagen. Er sei ohne
-Zweifel ein vortrefflicher Offizier, aber er sei sehr alt. Er trage die
-Last seiner Jahre zwar mit Ehren, aber seine Geisteskräfte seien nicht
-mehr das was sie früher gewesen; sein Gedächtniß werde schwach und
-Jedermann wisse, daß er zuweilen am Nachmittag vergessen habe, was er am
-Vormittag gethan. Es dürfte wohl schwerlich je einen Menschen gegeben
-haben, dessen Geist im achtzigsten Lebensjahre noch eben so frisch und
-lebendig gewesen wäre als im vierzigsten; daß aber Schomberg's
-Geisteskräfte durch die Jahre wenig geschwächt waren, das beweisen zur
-Genüge seine Depeschen, welche noch existiren und Muster von officieller
-Schreibweise sind: abgerundet, klar, voll bedeutender Facta und
-gewichtiger Gründe und in die möglichst geringe Wortzahl
-zusammengedrängt. In diesen Depeschen spielt er zuweilen, nicht hämisch,
-sondern mit ruhiger Verachtung, auf den Tadel an, den sein Verhalten von
-Seiten hohler Schwätzer, die in ihrem Leben keine wichtigere
-militärische Operation als das Ablösen der Wache in Whitehall gesehen
-und die sich einbildeten, es sei nichts leichter als in jeder Lage und
-gegen jede Uebermacht große Siege zu erkämpfen, sowie von Seiten
-vierschrötiger Patrioten erfahren, welche überzeugt seien, daß ein
-einziger englischer Fuhrmann oder Drescher, der noch nicht gelernt habe,
-ein Gewehr zu laden oder eine Pike zu tragen, es mit fünf Musketieren
-von König Ludwig's Haustruppen aufnehmen könne.[68]
-
-
-Marineangelegenheiten.
-
-So unbefriedigend die Resultate des Feldzugs in Irland gewesen waren,
-die Ergebnisse der Seeoperationen dieses Jahres waren noch weniger
-befriedigend. Man hatte zuversichtlich erwartet, daß zur See England im
-Bunde mit Holland der Macht Ludwig's mehr als ebenbürtig sein werde;
-allein es ging Alles unglücklich. Herbert war nach dem unbedeutenden
-Scharmützel in der Bantrybai mit seinem Geschwader nach Portsmouth
-zurückgekehrt. Hier sah er, daß er die gute Meinung weder des Publikums
-noch der Regierung verloren hatte. Das Haus der Gemeinen dankte ihm für
-seine Dienste und er erhielt sprechende Beweise von der Gunst der Krone.
-Er war nicht bei der Krönung gewesen und hatte daher keinen Theil an den
-Belohnungen gehabt, welche bei Gelegenheit dieser Feierlichkeit unter
-die Hauptactoren der Revolution vertheilt worden waren. Dies wurde jetzt
-nachgeholt und er zum Earl von Torrington erhoben. Der König begab sich
-nach Portsmouth, speiste an Bord des Admiralschiffes, sprach sein
-vollstes Vertrauen zu der Tapferkeit und Loyalität der Flotte aus,
-schlug zwei tüchtige Kapitains, Cloudesley Shovel und Johann Ashby, zu
-Rittern und ließ ein Geschenk unter die Mannschaften vertheilen.[69]
-
-
-Torrington's schlechte Verwaltung.
-
-Wir können Wilhelm keinen begründeten Vorwurf deshalb machen, daß er
-eine hohe Meinung von Torrington hatte, denn Torrington galt allgemein
-für einen der tapfersten und geschicktesten Offiziere der Flotte. Jakob,
-der die Marineangelegenheiten besser verstand als irgend etwas Andres,
-hatte ihn zum Contreadmiral von England befördert. Diesen Posten, wie
-noch andere einträgliche Stellen hatte Torrington aufgegeben, als er
-sah, daß er sie nur behalten konnte, wenn er sich zum Werkzeug der
-jesuitischen Cabale hergab. Niemand hatte eine thätigere, gewagtere und
-nützlichere Rolle in der Revolution gespielt als er. Daher schien
-Niemand gegründeteren Anspruch darauf zu haben, an die Spitze der
-Marineverwaltung gestellt zu werden. Und doch eignete sich Niemand
-weniger für einen solchen Posten. Seine Moralität war stets locker, ja
-so locker gewesen, daß die Festigkeit, mit der er unter der vorigen
-Regierung seinem Glauben treu blieb, großes Erstaunen erregt hatte.
-Seine ruhmvolle Ungnade schien zwar einen heilsamen Einfluß auf seinen
-Character ausgeübt zu haben, denn in seiner Armuth und Verbannung erhob
-sich der Wüstling zu einem Helden. Sobald aber das Glück wiederkehrte,
-sank der Held wieder zum Wüstling herab, und dieser Fall war tief und
-hoffnungslos. Die Fäden seines Geistes, welche auf kurze Zeit straffer
-angespannt gewesen, waren jetzt durch das Laster dermaßen erschlafft,
-daß er zur Selbstverleugnung oder zu einer angestrengten Thätigkeit
-vollkommen unfähig war. Den rohen Muth des Seemanns besaß er wohl noch,
-aber als Admiral wie als erster Lord der Admiralität war er durchaus
-ungenügend. Monat auf Monat lag die Flotte, welche der Schrecken der
-Meere hätte sein sollen, unthätig im Hafen, während er sich in London
-amüsirte. Die Matrosen gaben ihm in spöttelnder Anspielung auf seinen
-neuen Titel den Namen Tarry-in-town.[70] Als er endlich an Bord kam, war
-er von einem Schwarme von Courtisanen begleitet. Es gab kaum eine Stunde
-des Tages wie der Nacht, wo er frei von den Dünsten des Claret gewesen
-wäre. Sein unersättlicher Hang zum Vergnügen machte ihn naturgemäß auch
-unersättlich nach Reichthum. Doch liebte er die Schmeichelei fast eben
-so sehr als Reichthum und Vergnügen. Er war seit langer Zeit gewohnt,
-von seinen Untergebenen die kriechendsten Huldigungen zu verlangen. Sein
-Admiralschiff war ein kleines Versailles. Er erwartete, daß seine
-Kapitains sich sowohl des Abends, wenn er zu Bett ging, als auch des
-Morgens beim Aufstehen in seiner Kajüte versammelten; ja er ließ sich
-sogar von ihnen ankleiden. Der Eine kämmte ihm seine wallende Perrücke,
-ein Andrer stand mit dem gestickten Rocke bereit. Unter einem solchen
-Befehlshaber konnte von Disciplin nicht die Rede sein. Seine Theerjacken
-verbrachten ihre Zeit in Saus und Braus unter dem Pöbel von Portsmouth,
-und diejenigen Offiziere, die sich durch Servilität und Speichelleckerei
-seine Gunst erworben hatten, erhielten leicht Urlaub und blieben
-wochenlang in London, wo sie in den Wirthshäusern schwelgten, durch die
-Straßen schlenderten oder den maskirten Damen im Theater den Hof
-machten. Die Proviantlieferanten merkten bald, mit wem sie es zu thun
-hatten und schickten der Flotte Fässer Fleisch, das kein Hund angerührt
-haben würde, und Tonnen Bier, das schlimmer roch als fauliges Wasser.
-Währenddem war der britische Kanal den französischen Seeräubern
-preisgegeben. Unsere Kauffahrteischiffe wurden angesichts der Wälle von
-Plymouth gekapert; die Zuckerflotte aus Westindien verlor sieben
-Schiffe. Der Gesammtwerth der Prisen, welche in unmittelbarer Nähe
-unsrer Insel von den Kreuzern des Feindes weggenommen wurden, während
-Torrington sich mit seiner Flasche und seinem Harem beschäftigte, wurde
-auf sechsmalhunderttausend Pfund Sterling geschätzt. Das Geleit eines
-Kriegsschiffes war, außer wenn man große Summen auf Bestechung
-verwendete, so schwer zu erlangen, daß unsere Kaufleute sich gezwungen
-sahen, zu diesem Zwecke holländische Kaper zu miethen, die sie weit
-nützlicher und minder geldgierig fanden, als die Offiziere unsrer eignen
-königlichen Flotte.[71]
-
-
-Die festländischen Angelegenheiten.
-
-Das einzige Departement, an dem sich nichts aussetzen ließ, war das der
-Auswärtigen Angelegenheiten. Hier war Wilhelm sein eigner Minister, und
-wo er sein eigner Minister war, da gab es keine Verzögerungen, keine
-Mißgriffe, keine Betrügereien und Verräthereien. Die Schwierigkeiten,
-mit denen er zu kämpfen hatte, waren jedoch groß. Selbst im Haag stieß
-er auf einen Widerstand, den seine ganze Klugheit und Festigkeit,
-unterstützt durch Heinsius' kräftigen Beistand, kaum zu bewältigen
-vermochte. Die Engländer ahneten nicht, daß, während sie über die
-Parteilichkeit ihres Souverains für sein Geburtsland murrten, eine
-starke Partei in Holland über seine Parteilichkeit für sein
-Adoptivvaterland murrte. Die holländischen Gesandten zu Westminster
-beschwerten sich darüber, daß die Allianzbedingungen welche er
-vorschlug, erniedrigend für die Würde und nachtheilig für die Interessen
-der Republik seien, daß er überall wo die Ehre der englischen Flagge ins
-Spiel komme, übertrieben streng und obstinat sei; daß er peremtorisch
-auf einem Artikel bestehe, der allen Handelsverkehr mit Frankreich
-verbiete und der an der amsterdamer Börse schmerzlich empfunden werden
-müsse; daß er, als sie die Hoffnung ausgesprochen, daß die
-Navigationsacte aufgehoben werden würde, in ein Gelächter ausgebrochen
-sei und ihnen gesagt habe, daran sei nicht zu denken. Er setzte alle
-seine Bedingungen durch und es wurde ein feierlicher Vertrag
-geschlossen, durch den England und der batavische Bund sich
-verpflichteten, fest zu einander gegen Frankreich zu halten und nur mit
-beiderseitigem Einverständniß Frieden zu schließen. Aber einer der
-holländischen Bevollmächtigten erklärte, daß er fürchte, dereinst als
-Verräther betrachtet zu werden, weil er soviel zugestanden habe, und die
-Unterschrift eines andren verrieth deutlich, daß sie mit vor innerer
-Bewegung zitternder Hand geschrieben worden war.[72]
-
-Inzwischen war unter Wilhelm's geschickter Leitung ein Allianzvertrag
-zwischen den Generalstaaten und dem Kaiser geschlossen worden. Spanien
-und England traten diesem Tractate bei, und so waren die vier
-Großmächte, welche schon längst durch ein freundschaftliches
-Einverständniß mit einander verbunden gewesen, durch einen förmlichen
-Vertrag an einander gekettet.[73]
-
-Bevor aber dieser förmliche Vertrag unterzeichnet und besiegelt war,
-standen alle contrahirenden Theile unter den Waffen. Zu Anfang des
-Jahres 1689 wüthete der Krieg über dem ganzen Kontinent vom Hämus bis zu
-den Pyrenäen. Das von allen Seiten zu gleicher Zeit angegriffene
-Frankreich vertheidigte sich auf allen Seiten nachdrücklich, und seine
-türkischen Alliirten gaben einer großen deutschen Truppenmacht in
-Serbien und Bulgarien vollauf zu thun. Im Ganzen genommen waren die
-Resultate der militärischen Operationen des Sommers den Verbündeten
-nicht ungünstig. Jenseit der Donau erfochten die Christen unter dem
-Prinzen Ludwig von Baden eine Reihe von Siegen über die Muselmänner. In
-den Gebirgen von Roussillon kämpften die französischen Truppen ohne
-irgend einen entscheidenden Vortheil gegen das kriegerische Landvolk
-Cataloniens. Eine deutsche Armee unter Anführung des Kurfürsten von
-Baiern hielt das Erzbisthum Cöln besetzt. Eine andre wurde von Karl,
-Herzog von Lothringen, befehligt, einem Fürsten, der, nachdem die Waffen
-Frankreich's ihn aus seinen Landen vertrieben, ein Soldat des Zufalls
-geworden war und als solcher sowohl Auszeichnung erlangt als auch Rache
-geübt hatte. Er marschirte gegen die Verwüster der Pfalz, zwang sie sich
-über den Rhein zurückzuziehen und nahm nach einer langen Belagerung die
-wichtige und stark befestigte Stadt Mainz.
-
-Zwischen der Sambre und der Maas standen die Franzosen unter Anführung
-des Marschalls Humieres den Holländern gegenüber, welche der Fürst von
-Waldeck commandirte, ein Offizier, der den Generalstaaten lange mit
-Treue und Umsicht, wenn auch nicht immer mit besonderem Glück gedient
-hatte und den Wilhelm sehr hoch schätzte. Unter Waldeck's Befehlen
-diente Marlborough, dem Wilhelm eine aus den besten Regimentern der
-alten Armee Jakob's bestehende englische Brigade anvertraut hatte. Der
-Zweite nach Marlborough im Commando wie auch in militärischer
-Geschicklichkeit war Thomas Talmash, ein wackerer Soldat, aber zu einem
-Schicksale bestimmt, dessen man sich nicht ohne Beschämung und Unwillen
-erinnern kann.
-
-
-Gefecht bei Walcourt.
-
-Es kam zwischen der Armee Waldecks und der Armee Humieres' zu keiner
-allgemeinen Schlacht; aber in einer Reihe von Gefechten war der Vortheil
-auf Seiten der Verbündeten. Das bedeutendste von diesen Gefechten fand
-am 5. August bei Walcourt statt. Die Franzosen griffen einen von der
-englischen Brigade vertheidigten Vorposten an, wurden aber nachdrücklich
-zurückgeschlagen, und mußten sich mit Verlust einiger Feldstücke und
-mehr als sechshundert Todten zurückziehen. Marlborough benahm sich bei
-dieser wie bei jeder ähnlichen Gelegenheit als ein tapferer und
-geschickter Offizier. Die von Talmash commandirten Coldstreamgarden und
-das Regiment, welches jetzt das 16. der Linie heißt, unter dem Commando
-des Obersten Robert Hodges, zeichneten sich besonders aus. Auch das
-Regiment Royal, das wenige Monate früher in Ipswich die Fahne der
-Empörung aufgepflanzt, bewies an diesem Tage, daß Wilhelm eben so weise
-als großmüthig gehandelt hatte, indem er dieses schwere Vergehen
-vollständig verzieh. Das Zeugniß, welches Waldeck in seinen Depeschen
-dem tapferen Benehmen der Insulaner ausstellte, wurde von ihren
-Landsleuten mit Entzücken gelesen. Das Gefecht war zwar nichts weiter
-als ein Scharmützel, aber ein heißes und blutiges Scharmützel. Seit
-Menschengedenken hatte kein so ernster Zusammenstoß zwischen Engländern
-und Franzosen stattgefunden, und unsere Vorfahren waren natürlich nicht
-wenig stolz, als sie sahen, daß viele Jahre der Unthätigkeit und
-Vasallenschaft den Muth der Nation nicht geschwächt zu haben
-schienen.[74]
-
-
-Anschuldigungen gegen Marlborough.
-
-Die Jakobiten fanden jedoch in dem Verlaufe des Feldzugs reichen Stoff
-zu Schmähungen. Marlborough war, nicht ohne Grund, der Gegenstand ihres
-erbittertsten Hasses. An seinem Benehmen auf dem Schlachtfelde konnte
-selbst die Böswilligkeit wenig auszusetzen finden; andere Seiten seines
-Verhaltens aber boten dem bösen Leumund ein ergiebiges Feld dar. Der
-Geiz ist selten das Laster eines jungen Mannes, und eben so selten das
-eines großen Mannes; Marlborough aber war einer von den Wenigen, die das
-Geld in der Blüthe der Jugend mehr als Wein oder Weiber, und auf dem
-Gipfel der Größe mehr als Macht oder Ruhm liebten. Alle die herrlichen
-Gaben, welche die Natur an ihn verschwendet, schätzte er hauptsächlich
-wegen des Gewinns, den sie ihm eintrugen. Im zwanzigsten Jahre zog er
-Nutzen aus seiner Jugend und Körperkraft, als Sechziger zog er Nutzen
-aus seinem Genie und seinem Ruhm. Der Beifall, der seinem Benehmen bei
-Walcourt mit Recht gebührte, konnte die Stimmen Derer nicht ganz
-übertäuben, welche munkelten, daß dieser Held, wo es ein Goldstück zu
-ersparen oder zu verdienen gebe, ein bloßer Euklio, ein bloßer Harpagon
-sei, daß er, obgleich er unter dem Vorgeben, offene Tafel zu halten,
-einen bedeutenden Gehalt beziehe, doch niemals einen Offizier zu Tische
-einlade, daß seine Musterrollen betrügerisch abgefaßt seien, daß er für
-Leute, welche längst nicht mehr lebten, für Leute, die vor vier Jahren
-vor seinen eigenen Augen bei Sedgemoor gefallen seien, die Löhnung in
-seine Tasche stecke, daß sich in der einen Truppe zwanzig, in einer
-andren sechsunddreißig solcher Namen befänden. Nur die Vereinigung von
-furchtlosem Muth und imponierenden Geistesgaben mit einem leutseligen
-Wesen und gewinnenden Manieren habe es ihm möglich gemacht, sich trotz
-seiner höchst unsoldatischen Fehler die Zuneigung seiner Soldaten zu
-erwerben und zu erhalten.[75]
-
-
-Alexander VIII. folgt Innocenz XI. auf dem päpstlichen Stuhle.
-
-Um die Zeit, wo die in allen Theilen Europa's kämpfenden Armeen ihre
-Winterquartiere aufsuchten, bestieg ein neuer Papst den Stuhl St.
-Peter's. Innocenz XI. war nicht mehr. Er hatte ein sonderbares Schicksal
-gehabt. Seine gewissenhafte und innige Anhänglichkeit an die Kirche,
-deren Oberhaupt er war, hatte ihn in einem der kritischesten Momente
-ihrer Geschichte bestimmt, sich mit ihren Todfeinden zu verbünden. Die
-Nachricht von seinem Ableben wurde daher, von den protestantischen
-Fürsten und Republiken mit Schmerz und Besorgniß, in Versailles und
-Dublin mit Freude und Hoffnung aufgenommen. Ludwig schickte
-augenblicklich einen außerordentlichen Gesandten hohen Ranges nach Rom
-und die in Avignon liegende französische Garnison wurde zurückgezogen.
-Als die Stimmen des Conclaves sich zu Gunsten Peter Ottobuoni's geeinigt
-hatten, eines ehemaligen Cardinals, der den Namen Alexander VIII.
-annahm, wohnte der Vertreter Frankreichs der Einsetzung bei, trug die
-Schleppe des neuen Papstes und überreichte Seiner Heiligkeit ein
-Schreiben, in welcher der Allerchristlichste König erklärte, daß er dem
-schmachvollen Vorrechte, Räuber und Mörder zu beschützen entsage.
-Alexander drückte den Brief an seine Lippen, umarmte den Ueberbringer
-und sprach mit Entzücken von der nahen Aussicht auf Versöhnung. Ludwig
-begann sich der Hoffnung hinzugeben, daß der Vatikan seinen Einfluß dazu
-anwenden werde, die Allianz zwischen dem Hause Oesterreich und dem
-ketzerischen Usurpator des englischen Thrones aufzulösen. Jakob war
-sogar noch sanguinischer. Er war thöricht genug zu hoffen, daß der neue
-Papst ihm Geld geben werde, und befahl Melfort, der sich jetzt seiner
-Mission in Versailles entledigt hatte, nach Rom zu eilen und Se.
-Heiligkeit um eine Beisteuer zu dem guten Werke der Aufrechthaltung der
-wahren Religion auf den britischen Inseln zu bitten. Aber es zeigte sich
-bald, daß Alexander, obwohl er eine andre Sprache führte als sein
-Vorgänger, doch entschlossen war, im Wesentlichen der Politik seines
-Vorgängers zu folgen. Die Grundursache des Zerwürfnisses zwischen dem
-heiligen Stuhle und Ludwig war nicht beseitigt. Der König ernannte noch
-immer Prälaten, der Papst verweigerte noch immer ihre Anerkennung, und
-die Folge davon war, daß ein Viertheil der Diöcesen Frankreich's
-Bischöfe hatten, welche nicht befugt waren, irgend eine bischöfliche
-Amtshandlung zu verrichten.[76]
-
-
-Der Klerus der Hochkirche über die Angelegenheit der Eide gespalten.
-
-Die anglikanische Kirche war um diese Zeit nicht minder durch Spaltungen
-zerrissen als die gallikanische Kirche. Der 1. August war durch ein
-Parlamentsedict als der Tag festgesetzt, bis zu welchem alle
-Pfarrgeistlichen und alle ein akademisches Amt bekleidenden Personen bei
-Strafe der Suspension Wilhelm und Marien den Unterthaneneid schwören
-mußten. Während der ersten Hälfte des Sommers hofften die Jakobiten, die
-Zahl der Nichtschwörenden werde bedeutend genug sein, um die Regierung
-zu beunruhigen und in Verlegenheit zu setzen. Diese Hoffnung aber wurde
-getäuscht. Es gab zwar nur wenige Whigs unter der Geistlichkeit, und nur
-wenige waren Tories jener gemäßigten Schule, welche mit Widerstreben und
-Vorbehalt anerkannte, daß große Mißbräuche eine Nation zuweilen
-berechtigen könnten, zu extremen Mitteln zu greifen. Die große Mehrheit
-des Standes hielt noch immer an dem Prinzip des passiven Gehorsams fest,
-aber diese Mehrheit war jetzt in zwei Theile gespalten. Eine Frage,
-welche vor der Revolution lediglich Sache der Spekulation gewesen und
-daher, wenn sie auch zuweilen gelegentlich in Anregung kam, von den
-Meisten nur sehr oberflächlich behandelt worden war, hatte jetzt eine
-hohe praktische Bedeutsamkeit erlangt. Das Prinzip des passiven
-Gehorsams als feststehend angenommen, wem gebührte dieser Gehorsam? So
-lange das erbliche Recht mit dem Besitz verbunden gewesen war, war kein
-Zweifel möglich; aber das erbliche Recht und der Besitz waren jetzt
-getrennt. Ein durch die Revolution auf den Thron erhobener Fürst
-regierte zu Westminster, gab Gesetze, ernannte Justizbeamte und Prälaten
-und sandte Armeen und Flotten aus. Seine Richter entschieden
-Rechtsfälle, seine Sheriffs verhafteten Schuldner und bestraften
-Verbrecher; ohne sein großes Siegel würden Gerechtigkeit, Ordnung,
-Eigenthum aufgehört haben zu existiren und die Gesellschaft in einen
-chaotischen Zustand gerathen sein. Ein andrer, durch die Revolution
-abgesetzter Fürst lebte im Auslande. Er konnte keines der Rechte eines
-Regenten ausüben und keine der Pflichten eines Regenten erfüllen und
-konnte, wie es schien, nur durch eben so gewaltsame Mittel als durch die
-er vertrieben worden war, wieder eingesetzt werden. Welchem von diesen
-beiden Fürsten schuldeten die Christen nun Gehorsam?
-
-
-Argumente für Leistung der Eide.
-
-Ein großer Theil der Geistlichkeit war der Meinung, daß der klare
-Wortlaut der Schrift ihnen gebiete, sich dem im factischen Besitz des
-Thrones befindlichen Souverain zu unterwerfen, ohne nach seinem Recht
-auf diesen Thron zu fragen. Die Obrigkeiten, von denen der Apostel in
-dem den anglikanischen Theologen jener Zeit genau bekannten Evangelium
-sagt, daß sie von Gott eingesetzt seien, sind nicht diejenigen welche
-auf einen rechtmäßigen Ursprung zurückgeführt werden können, sondern die
-eben bestehenden. Als Jesus gefragt wurde, ob das auserwählte Volk Cäsar
-rechtmäßigerweise Tribut zahlen dürfe, antwortete er mit der Frage,
-nicht ob Cäsar einen von dem alten Königshause Juda abgeleiteten
-Stammbaum aufweisen könnte, sondern ob das Geldstück, das die Fragenden
-an den Schatz Cäsars zu zahlen Bedenken trugen, aus Cäsar's Münze komme,
-mit anderen Worten, ob Cäsar thatsächlich die Autorität eines Herrschers
-besitze und die Functionen eines solchen ausübe.
-
-Es wird gewöhnlich, und mit vielem Anschein von Begründung, angenommen,
-daß der zuverlässigste Commentar zu dem Text der Evangelien und Episteln
-sich in der Praxis der ersten Christen findet, so weit diese Praxis
-genügend zu ermitteln ist, und gerade jene Zeiten, zu welchen die Kirche
-sich allgemein anerkanntermaßen im Zustande der höchsten Reinheit
-befand, waren Zeiten häufiger und heftiger politischer Umgestaltungen.
-Einer der Apostel wenigstens erlebte es, daß binnen wenig mehr als einem
-Jahre vier Kaiser gestürzt wurden. Von den Märtyrern des 3. Jahrhunderts
-muß sich ein großer Theil zehn bis zwölf Revolutionen haben erinnern
-können. Diese Märtyrer müssen oft in der Lage gewesen sein zu erwägen,
-welche Pflichten sie gegen einen Fürsten hatten, der so eben durch einen
-mit Erfolg gekrönten Aufstand zur Macht gelangt war. Daß sie allesammt
-durch die Furcht vor Strafe abgehalten worden seien das zu thun, was sie
-für Recht hielten, ist eine Beschuldigung, welche nicht einmal ein
-rechtschaffener Ungläubiger auf sie werfen wird. Wenn indessen irgend
-eine Behauptung in Bezug auf die ersten Christen mit völliger Gewißheit
-aufgestellt werden kann, so ist es die, daß sie nie und nimmer einem
-factischen Regenten wegen der Unrechtmäßigkeit seines Titels den
-Gehorsam verweigerten. Einmal wurde sogar die höchste Gewalt von zwanzig
-bis dreißig Rivalen beansprucht. Jede Provinz von Britannien bis Egypten
-hatte ihren Augustus. Diese Prätendenten konnten natürlich nicht alle
-rechtmäßige Kaiser sein. Dennoch finden wir nirgends etwas erwähnt, daß
-die Gläubigen an irgend einem Orte das geringste Bedenken getragen
-hätten, sich der Person zu unterwerfen, welche an diesem Orte die
-kaiserlichen Functionen ausübte. Während die Christen von Rom Aurelian
-gehorchten, gehorchten die Christen von Lyon Tetrikus und die Christen
-von Palmyra der Zenobia. »Tag und Nacht,« -- waren die Worte, welche der
-große Cyprian, Bischof von Karthago, an den Repräsentanten Valerian's
-und Gallienus richtete, -- »Tag und Nacht beten wir Christen zu dem
-einen wahren Gott für das Wohl unserer Kaiser.« Und doch hatten diese
-Kaiser einige Monate vorher ihren Vorgänger Aurelianus gestürzt, der
-seinen Vorgänger Gallus gestürzt hatte; dieser hatte auf den Trümmern
-des Hauses seines Vorgängers Decius den Gipfel der Macht erstiegen,
-Decius hatte seinen Vorgänger Philipp und dieser seinen Vorgänger
-Gordianus erschlagen. Konnte man glauben, daß ein Heiliger, der in dem
-kurzen Zeitraum von dreizehn bis vierzehn Jahren dieser Reihe von
-Rebellen und Königsmördern unverbrüchliche Unterthanentreue bewahrt
-hatte, lieber eine Spaltung in der Christenheit hervorgerufen, als König
-Wilhelm und Königin Marien anerkannt haben würde? Hundertmal forderten
-diejenigen anglikanischen Geistlichen, welche die Eide geleistet hatten,
-ihre skrupulöseren Amtsbrüder auf, ihnen ein einziges Beispiel
-anzuführen, daß die ursprüngliche Kirche einem glücklichen Usurpator den
-Gehorsam verweigert hätte, und hundertmal wich man der Aufforderung aus.
-Die Eidverweigerer konnten über diesen Punkt weiter nichts sagen, als
-daß Präcedenzfälle Prinzipien gegenüber kein Gewicht hätten, eine
-Behauptung, die sehr sonderbar klang aus dem Munde einer Schule, welche
-stets eine fast abergläubische Ehrfurcht vor der Autorität der
-Kirchenväter an den Tag gelegt hatte.[77]
-
-Präcedenzfälle aus späteren und verderbteren Zeiten verdienten wenig
-Beachtung. Aber selbst in der Geschichte späterer und verderbterer
-Zeiten konnten die Eidverweigerer nicht leicht einen ihrem Zwecke
-dienenden Präcedenzfall finden. In unsrem eignen Lande hatten viele
-Könige, die kein erbliches Recht hatten, auf dem Throne gesessen, aber
-es war nie für unvereinbar mit der Pflicht eines Christen gehalten
-worden, ein treuer Vasall dieser Könige zu sein. Die Usurpation
-Heinrich's IV., die noch abscheulichere Usurpation Richard's III. hatten
-kein Schisma in der Kirche hervorgerufen. Sobald der Usurpator auf
-seinem Throne fest saß, hatten Bischöfe ihm für ihre Grundbesitzungen
-gehuldigt; Convocationen hatten Adressen an ihn gerichtet und ihm Gelder
-bewilligt, und kein Casuist hatte jemals behauptet, daß diese
-Unterwerfung unter einen sich im factischen Besitze der Macht
-befindenden Fürsten eine Todsünde sei.[78]
-
-Mit der Verfahrungsweise der ganzen christlichen Welt stand die
-Autoritätslehre der englischen Kirche unverkennbar in genauem Einklange.
-Die Homilie über vorsätzliche Empörung, eine Predigt, welche in maßlosen
-Ausdrücken die Pflicht des Gehorsams gegen Regenten einschärft, spricht
-nur von factischen Regenten. Es wird sogar in dieser Homilie den Leuten
-gesagt, daß sie nicht nur ihrem rechtmäßigen Landesherrn, sondern auch
-jedem Usurpator, den Gott in seinem Zorne ihrer Sünden halber über sie
-setzen werde, zu gehorchen verpflichtet seien. Es würde gewiß der
-höchste Grad von Ungereimtheit sein, wollte man behaupten, daß wir
-diejenigen Usurpatoren, welche Gott im Zorne sendet, unterwürfig
-hinnehmen, solchen aber, die er uns in Gnaden sendet, den Gehorsam
-beharrlich verweigern müßten. Zugegeben es war ein Verbrechen, den
-Prinzen von Oranien nach England einzuladen, ein Verbrechen sich ihm
-anzuschließen, ein Verbrechen ihn zum König zu machen, was war die ganze
-Geschichte der jüdischen Nation und der christlichen Kirche Andres als
-eine Reihenfolge von Fällen, in denen die Vorsehung aus Bösem Gutes
-hervorgehen ließ? Und welcher Theolog wird behaupten, daß wir in solchen
-Fällen aus Abscheu vor dem Bösen das Gute von uns weisen müßten?
-
-Aus diesen Gründen waren eine große Anzahl Geistliche, welche noch an
-dem Prinzipe festhielten, daß Widersetzlichkeit gegen den Souverain
-jederzeit sündhaft sein müsse, der Ansicht, daß Wilhelm jetzt der
-Souverain sei, dem sich zu widersetzen eine Sünde sein würde.
-
-
-Argumente gegen die Eidesleistung.
-
-Auf diese Argumentation entgegneten die Eidverweigerer, daß der Apostel
-Paulus unter den bestehenden Obrigkeiten die bestehenden _rechtmäßigen_
-Obrigkeiten gemeint haben müsse und daß es dem gesunden Verstande ins
-Gesicht schlagen, die Religion schänden, den schwachen Gläubigen
-Aergerniß und den Spöttern Anlaß zum Triumphiren geben heißen würde,
-wollte man seine Worte anders deuten. Die Gefühle der ganzen Menschheit
-müßten sich gegen die Behauptung empören, daß, sobald ein König, wäre
-sein Recht auf den Thron noch so klar und seine Verwaltung noch so weise
-und gut, durch Verräther vertrieben sei, alle seine Diener ihn verlassen
-und zu seinen Feinden übergehen müßten. Zu allen Zeiten und bei allen
-Nationen sei treue Anhänglichkeit an eine gute Sache im Unglück als eine
-Tugend betrachtet worden. Zu allen Zeiten und bei allen Nationen sei der
-Politiker, der sich immer zu der Partei geschlagen, welche die Oberhand
-gehabt, verachtet worden. Dieser neue Toryismus sei schlimmer als
-Whiggismus. Die Bande der Unterthanentreue zerreißen, weil der Souverain
-ein Tyrann sei, das sei unstreitig eine große Sünde; aber es sei eine
-Sünde, für die sich milde Bezeichnungen und plausible Vorwände finden
-ließen und in welche ein braver und hochherziger Mann, der nicht in der
-göttlichen Wahrheit unterrichtet und durch göttliche Gnade beschützt
-sei, leicht verfallen könne. Aber alle Bande der Unterthanentreue blos
-deshalb zu zerreißen, weil der Souverain unglücklich sei, das sei nicht
-nur schlecht, sondern gemein. Könne ein Ungläubiger die heilige Schrift
-ärger beschimpfen, als durch die Behauptung, daß die heilige Schrift den
-Christen etwas als eine geheiligte Pflicht vorschreibe, was der
-natürliche Verstand die Heiden als den höchsten Grad der Schlechtigkeit
-zu betrachten gelehrt habe? In der Schrift finde sich die Geschichte
-eines Königs von Israel, der durch einen unnatürlichen Sohn aus seinem
-Palaste vertrieben und gezwungen worden sei, über den Jordan zu fliehen.
-David habe, wie Jakob, das Recht, Absolom, wie Wilhelm, den factischen
-Besitz gehabt. Würde ein Schriftforscher zu behaupten wagen, daß Simei's
-Benehmen bei dieser Gelegenheit als ein Muster zur Nachahmung
-hingestellt sei und daß Barsillai, der treu zu seinem flüchtigen
-Gebieter gehalten, sich gegen die Vorschrift Gottes aufgelehnt und
-Verdammniß auf sich gezogen habe? Würde ein wahrer Sohn der Kirche
-England's im Ernst behaupten, daß ein Mann, der bis nach der Schlacht
-von Naseby ein entschiedener Royalist war, dann zum Parlament überging,
-sobald das Parlament auseinandergesprengt war, ein willfähriger Diener
-des Rumpfes wurde und sobald der Rumpf vertrieben war, sich für einen
-treuen Unterthan des Protectors erklärte, die Achtung der Christen mehr
-verdiene, als der standhafte alte Cavalier, der Karl I. im Gefängniß und
-Karl II. im Exil unerschütterlich treu blieb und der bereit war, eher
-Grundbesitz, Freiheit und Leben zu wagen als durch Wort oder That die
-Autorität einer der plötzlich aufgetauchten Regierungen anzuerkennen,
-welche in jener schlimmen Zeit in den Besitz einer Macht gelangt waren,
-die ihnen von Rechtswegen nicht gebührte? Und welcher Unterschied sei
-zwischen diesem und dem jetzt vorliegenden Falle? Daß Cromwell
-thatsächlich eben so viel Macht, ja weit mehr Macht als Wilhelm besessen
-habe, sei ausgemacht, und daß Wilhelm's Macht so gut wie Cromwell's
-Macht illegitimen Ursprungs sei, werde kein Geistlicher, der dem Prinzip
-des Nichtwiderstandes huldige, bestreiten. Wie könne denn ein solcher
-Geistlicher leugnen, daß Cromwell Gehorsam gebührt habe, und doch
-behaupten, daß Wilhelm solcher gebühre? Wollte man annehmen, daß eine
-solche Inconsequenz ohne Unredlichkeit existiren könne, so sei das nicht
-Nachsicht sondern Schwäche. Diejenigen welche entschlossen seien, sich
-der Parlamentsacte zu fügen, würden besser thun, wenn sie sich offen
-darüber aussprächen und sagten was Jedermann schon wisse: daß sie sich
-nur deshalb fügten, um ihre Pfründen zu behalten. Allerdings sei dies
-ein sehr starker Beweggrund. Daß ein Geistlicher, der Gatte und Vater
-sei, dem 1. August und 1. Februar mit ängstlicher Besorgniß
-entgegensehe, sei natürlich. Aber er solle nicht vergessen, daß, wie
-schrecklich auch der Tag der Suspension und der Tag der Amtsentsetzung
-sein möge, zuverlässig zwei andere noch schrecklichere Tage kommen
-würden: der Tag des Todes und der Tag des jüngsten Gerichts.[79]
-
-Die schwörenden Geistlichen, wie man sie nannte, waren nicht wenig
-betroffen über dieses Raisonnement. Nichts setzte sie mehr in
-Verlegenheit als die Parallele, welche die Eidverweigerer mit
-unermüdlicher Beharrlichkeit zwischen der Usurpation Cromwell's und der
-Usurpation Wilhelm's zogen. Denn es gab damals keinen Hochkirchlichen,
-der es nicht für eine Ungereimtheit gehalten hätte, zu behaupten daß die
-Kirche ihren Söhnen befohlen habe, Cromwell zu gehorchen. Und doch war
-es unmöglich zu beweisen, daß Wilhelm vollständiger im Besitze der
-höchsten Gewalt sei, als Cromwell es gewesen. Die Schwörenden hüteten
-sich daher eben so sorgfältig, mit den Nichtschwörenden über diesen
-Punkt zu streiten, wie die Nichtschwörenden es vermieden, mit den
-Schwörenden über die Frage bezüglich der Praxis der frühesten Kirche zu
-streiten.
-
-Das Wahre ist, daß die Regierungstheorie, welche der Klerus seit langer
-Zeit lehrte, so unsinnig war, daß sie zu nichts als Unsinn führen
-konnte. Mochte der Priester, der dieser Theorie huldigte, die Eide
-leisten oder sie verweigern, er war in beiden Fällen nicht im Stande,
-eine vernünftige Erklärung seines Verfahrens zu geben. Schwor er, so
-konnte er dies nur durch Aufstellung von Behauptungen, gegen die sich
-jedes redliche Herz instinktmäßig empörte, nur durch die Erklärung
-rechtfertigen, daß Christus der Kirche befohlen habe, die gerechte Sache
-zu verlassen, sobald diese Sache aufhöre zu prosperiren, und die Hände
-der vom Glück begünstigten Schlechtigkeit gegen die bedrängte Tugend zu
-kräftigen. So gewichtig indessen die Einwürfe gegen diese Doctrin waren,
-die Einwürfe gegen die Doctrin des Nichtschwörenden waren wo möglich
-noch gewichtiger. Nach ihm mußte eine christliche Nation beständig
-entweder in einem Zustande von Knechtschaft oder in einem Zustande von
-Anarchie sein. Etwas läßt sich sowohl für den Menschen sagen, der die
-Freiheit opfert, um die Ordnung zu erhalten, als auch für den Menschen,
-der die Ordnung opfert, um die Freiheit zu erhalten. Denn Freiheit und
-Ordnung sind zwei der größten Segnungen, deren sich eine Gesellschaft
-erfreuen kann, und wenn sie sich unglücklicherweise als mit einander
-unverträglich herausstellen, da haben Diejenigen, welche die eine oder
-die andre Seite ergreifen, Anspruch auf große Nachsicht. Der
-Eidverweigerer aber opferte nicht die Freiheit der Ordnung, nicht die
-Ordnung der Freiheit auf, sondern Freiheit und Ordnung einem
-Aberglauben, der eben so einfältig und erniedrigend war als die Anbetung
-von Katzen und Zwiebeln bei den Egyptern. Wenn eine Person, die sich nur
-durch den Zufall der Geburt von anderen unterschied, auf dem Throne saß,
-mochte sie auch ein Nero sein, sollte kein Ungehorsam stattfinden; und
-wenn eine andre Person auf dem Throne saß, mochte sie auch ein Alfred
-sein, so sollte kein Gehorsam stattfinden. Es war gleichgültig, wie
-unvernünftig und schlecht die Verwaltung der Dynastie, welche das
-erbliche Recht hatte, oder wie weise und tugendhaft die Verwaltung einer
-aus einer Revolution hervorgegangenen Regierung sein mochte. Auch konnte
-keine Verjährungszeit gegen den Anspruch der vertriebenen Familie
-geltend gemacht werden. Der Zeitraum von Jahren, der Zeitraum von
-Jahrhunderten änderte nichts. Bis an das Ende der Welt mußten die
-Christen ihr politisches Verhalten einfach nach der Genealogie ihrer
-Landesherren reguliren. Das Jahr 1800, das Jahr 1900 könnte Fürsten, die
-ihre Rechtsansprüche von den Beschlüssen der Convention herleiteten,
-ruhig und glücklich regieren sehen. Gleichviel, sie blieben deshalb
-immer Usurpatoren, und wenn im 20. oder 21. Jahrhundert Jemand, der ein
-besseres Geblütsrecht auf die Krone nachweisen konnte, eine spätere
-Nachwelt auffordern sollte, ihn als König anzuerkennen, so mußte der
-Aufforderung bei Strafe ewiger Verdammniß Folge geleistet werden.
-
-Ein Whig konnte sich wohl über den Gedanken freuen, daß die unter seinen
-Gegner entstandenen Controversen die Richtigkeit seines politischen
-Glaubens festgestellt hatten. Die Streitenden, welche ihn lange
-übereinstimmend eines gottlosen Irrthums beschuldigt, hatten ihn jetzt
-wirksam gerechtfertigt und einander gegenseitig widerlegt. Der
-Hochkirchliche, der die Eide leistete, hatte durch unwiderlegliche
-Gründe aus den Evangelien und Episteln, aus der gleichmäßigen Praxis der
-ersten Kirche und aus den deutlichen Erklärungen der anglikanischen
-Kirche bewiesen, daß die Christen nicht in allen Fällen verpflichtet
-waren, dem Fürsten, der das erbliche Recht besaß, zu gehorchen. Der
-Hochkirchliche, der die Eide leisten wollte, hatte eben so befriedigend
-dargethan, daß die Christen nicht in allen Fällen verpflichtet seien,
-den Fürsten, welcher thatsächlich regierte, zu gehorchen. Daraus folgte,
-daß, um einer Regierung ein Recht auf die Treue der Unterthanen zu
-geben, etwas Andres erforderlich war, als bloße Legitimität oder bloßer
-Besitz. Was dieses Andre war wurde den Whigs nicht schwer zu sagen.
-Ihrer Ansicht nach war der Zweck, um dessen willen alle Regierungen
-eingesetzt worden, das Wohl der Gesellschaft. So lange der erste Beamte
-im Staate, mochte er auch einige Fehler haben, das Gute förderte, gebot
-die Vernunft den Menschen, ihm zu gehorchen und die Religion, welche dem
-Gebote der Vernunft ihre feierliche Sanction ertheilt gebot den
-Menschen, ihn als einen von Gott Gesandten zu verehren. Erwies er sich
-aber als ein Beförderer des Bösen, auf welche Gründe hin war er dann als
-ein von Gott Gesandter zu betrachten? Die Tories, welche die Eide
-leisteten, hatten bewiesen, daß er wegen des Ursprungs seiner Macht
-nicht als ein solcher zu betrachten sei; die Tories, welche nicht
-schwören wollten, hatten eben so klar bewiesen, daß er wegen der
-Existenz seiner Macht nicht als ein solcher zu betrachten sei.
-
-Einige heftige und hämische Whigs triumphirten mit Ostentation und
-rücksichtsloser Arroganz über die bestürzte und in sich uneinige
-Geistlichkeit. Den Eidverweigerer betrachteten sie im allgemeinen mit
-geringschätzendem Mitleid als einen einfältigen und verschrobenen, aber
-aufrichtigen Bigotten, dessen absurde Praxis seiner absurden Theorie
-entsprach und der die Verblendung, welche ihn antrieb, sein Vaterland zu
-ruiniren, damit entschuldigte, daß die nämliche Verblendung ihn
-getrieben habe, sich selbst zu ruiniren. Ihren schärfsten Tadel aber
-sparten sie für diejenigen Geistlichen auf, die jetzt bereit waren einem
-Usurpator Treue zu schwören, nachdem sie sich in den Tagen der
-Ausschließungsbill und des Ryehousecomplots durch ihren Eifer für das
-göttliche und unveräußerliche Recht des erblichen Souverains
-ausgezeichnet hatten. Sei dies der wahre Sinn der sublimen Phrasen,
-welche neunundzwanzig Jahre lang von unzähligen Kanzeln herab gepredigt
-worden? Hätten die Tausende von Geistlichen, die sich der unwandelbaren
-Loyalität ihres Standes so laut gerühmt, in Wirklichkeit nur gemeint,
-daß ihre Loyalität nur bis zum nächsten Glückswechsel unwandelbar
-bleiben solle. Es sei lächerlich, es sei unverschämt von ihnen, zu
-behaupten, daß Ihr gegenwärtiges Verfahren mit ihrer früheren Sprache in
-Einklang stehe. Wenn ein Ehrwürdiger Doctor endlich überzeugt worden
-sei, daß er im Unrecht gewesen, so müsse er doch gewiß durch einen
-offenen Widerruf den verfolgten, den verleumdeten, den gemordeten
-Vertheidigern der Freiheit jede noch mögliche Genugthuung geben. Sei er
-hingegen noch immer überzeugt, daß seine ersten Ansichten die richtigen
-seien, so müsse er mannhaft das Loos der Eidverweigerer theilen. Achtung
-gebühre sowohl Dem, der einen Irrthum offen eingestehe, wie auch dem,
-der für einen Irrthum muthig leide; schwerlich aber könne man einen
-Diener der Religion achten, der da behaupte, daß er es noch immer mit
-den Grundsätzen der Tories halte, und dabei seine Pfründe durch Ablegung
-eines Eides rette, welcher ehrenhafterweise nur nach den Grundsätzen der
-Whigs geleistet werden könne.
-
-Diese Vorwürfe mochten vielleicht nicht ganz ungerecht sein, aber sie
-waren unzeitig. Die vernünftigeren und gemäßigteren Whigs, welche
-einsahen, daß Wilhelm's Thron nicht feststehen könne, wenn er nicht eine
-breitere Basis habe als ihre eigne Partei, enthielten sich bei dieser
-Gelegenheit aller Spötteleien und Invectiven und trachteten danach die
-Bedenken der Geistlichen zu heben und ihre verletzten Gefühle zu
-beschwichtigen. Die Collectivmacht der Rectoren und Vikare England's war
-ungeheuer, und es war immer besser sie schwuren aus dem nichtigsten
-Grunde, den ein Sophist ersinnen konnte, als sie schwuren gar nicht.
-
-
-Die große Mehrheit des Klerus leistet die Eide.
-
-Es wurde bald klar, daß die Gründe für die Eidesleistung, unterstützt
-durch einige der stärksten Motive, welche auf den menschlichen Geist
-influiren können, überwogen hatten. Mehr als neunundzwanzig Dreißigstel
-des Standes fügten sich dem Gesetz. Die Mehrzahl der Geistlichen der
-Hauptstadt, welche damals eine besondere Klasse bildeten und die sich
-vor den Landgeistlichen ebensowohl durch freisinnige Ansichten wie durch
-Beredtsamkeit und Gelehrsamkeit auszeichneten, erklärten ihren Anschluß
-an die Regierung zuerst und mit allen Zeichen aufrichtiger Ergebenheit.
-Achtzig von ihnen begaben sich zusammen nach Westminster Hall und wurden
-daselbst vereidigt. Die Ceremonie nahm soviel Zeit weg, daß an diesem
-Tage beim Kanzleigericht und der Kings Bench wenig mehr vorgenommen
-wurde.[80] Im allgemeinen aber fügten sich die Geistlichen langsam und
-mit Unmuth. Allerdings opferten viele wissentlich ihre Grundsätze dem
-Eigennutze auf. Ihr Gewissen sagte ihnen, daß sie eine Sünde begingen.
-Aber sie besaßen nicht Characterstärke genug, um das Pfarrhaus, den
-Garten, das Landgütchen aufzugeben und in die Welt hinaus zu gehen, ohne
-zu wissen, wo sie eine Mahlzeit oder ein Obdach für sich und ihre
-Kleinen finden würden. Viele schwuren mit Zweifeln und bangen
-Vorahnungen.[81] Einige erklärten im Augenblicke der Eidabnahme, es sei
-nicht ihre Absicht zu versprechen, daß sie sich Jakob nicht unterwerfen
-würden, wenn er je in die Lage kommen sollte, den Unterthaneneid von
-ihnen zu verlangen.[82] Einige Geistliche im Norden waren am 1. August
-in Gesellschaft zur Eidesleistung aufgebrochen, als sie unterwegs die
-Nachricht von der Schlacht traf, welche vier Tage vorher in der Schlucht
-von Killiecrankie geschlagen worden war. Sie kehrten sofort um und
-verließen ihre Wohnungen zu dem nämlichen Zwecke nicht eher wieder als
-bis es klar war, daß Dundee's Sieg keine Veränderung in dem Stande der
-öffentlichen Angelegenheiten herbeigeführt hatte.[83] Selbst von Denen,
-welche fest überzeugt waren, daß der bestehenden Regierung Gehorsam
-gebühre, küßten nur sehr Wenige das Evangelium mit der Innigkeit, mit
-der sie früher Karl und Jakob Treue gelobt hatten. Doch die Sache war
-geschehen. Zehntausend Geistliche hatten feierlich den Himmel zum Zeugen
-ihres Versprechens angerufen, daß sie treue Unterthanen Wilhelm's sein
-wollten, und wenn auch dieses Versprechen ihn keineswegs zu der
-Erwartung berechtigte, daß sie ihn kräftig unterstützen würden, so hatte
-es ihnen doch einen großen Theil ihrer Macht, ihm zu schaden, entzogen.
-Wollten sie die öffentliche Achtung nicht verlieren, von der ihr Einfluß
-abhing, so durften sie den Thron Dessen, dem sie im Angesicht Gottes als
-ihrem Könige zu gehorchen gelobt hatten, nicht anders als indirect und
-mit ängstlicher Vorsicht angreifen. Einige von ihnen lasen allerdings
-die Gebete für das neue Herrscherpaar in einem eigenthümlichen Tone vor,
-der nicht mißverstanden werden konnte.[84] Andere ließen sich sogar noch
-ärgere Unanständigkeiten zu Schulden kommen. So leerte ein Elender
-unmittelbar nachdem er im feierlichsten Gottesdienste für Wilhelm und
-Marien gebetet, ein Glas auf ihr Verderben. Ein Andrer verzehrte an
-einem durch ihre Autorität angeordneten Fasttage nach dem Gottesdienste
-eine Taubenpastete und sprach beim Zerschneiden derselben den Wunsch
-aus, daß es das Herz des Usurpators sein möchte. Doch so freche
-Gottlosigkeit kam nur selten vor und schadete eher der Kirche als der
-Regierung.[85]
-
-
-Die Eidverweigerer.
-
-Die Anzahl der Geistlichen und Universitätsmitglieder, welche in die
-gesetzlichen Strafen verfielen, belief sich auf ungefähr vierhundert. In
-erster Reihe stand der Primas mit sechs seiner Suffragane: Turner von
-Ely, Lloyd von Norwich, Frampton von Gloucester, Lake von Chichester,
-White von Peterborough und Ken von Bath und Wells. Thomas von Worcester
-würde der siebente gewesen sein, aber er starb drei Wochen vor dem Tage
-der Suspension. Auf dem Sterbebette beschwor er seinen Klerus, der Sache
-des erblichen Rechts treu zu bleiben, und erklärte, daß diejenigen
-Geistlichen, welche zu beweisen versuchten, daß die Eide ohne Abweichung
-von den loyalen Doctrinen der englischen Kirche geleistet werden
-könnten, ihm jesuitischer zu raisonniren schienen als die Jesuiten
-selbst.[86]
-
-
-Ken.
-
-Ken, der in intellectueller wie in moralischer Hinsicht unter den
-nichtschwörenden Prälaten am höchsten stand, war lange unschlüssig. Es
-gab wenige Geistliche, die sich der neuen Regierung unbedenklicher
-hätten unterwerfen können als er. Denn zu den Zeiten, als
-Nichtwiderstand und passiver Gehorsam die Lieblingsthemata seiner
-Amtsbrüder waren, hatte er auf der Kanzel fast niemals auf die Politik
-angespielt. Er gab zu, daß die Argumente zu Gunsten des Schwörens sehr
-gewichtig seien, ja er ging sogar so weit, daß er sagte, seine Bedenken
-würden vollständig schwinden, wenn er überzeugt werden könne, daß Jakob
-sich zur Abtretung Irland's an den König von Frankreich verbindlich
-gemacht habe. Es ist daher augenscheinlich, daß der Unterschied zwischen
-Ken und den Whigs kein prinzipieller war. Er war, wie sie, der Ansicht,
-daß schlechte Verwaltung, wenn sie bis zu einem gewissen Punkte
-getrieben würde, eine Uebertragung der Lehnspflichtigkeit rechtfertige,
-und zweifelte nur, ob Jakob's schlechte Regierung diesen Punkt erreicht
-habe. Der gute Bischof begann sogar wirklich einen Hirtenbrief
-vorzubereiten, in welchem er seine Gründe für die Eidesleistung
-entwickelte. Noch ehe er aber damit zu Ende war, erhielt er eine
-Mittheilung, die ihn überzeugte, daß Irland nicht an Frankreich verkauft
-sei; eine Menge Zweifel stiegen nun wieder in ihm auf, er warf den
-unvollendeten Brief ins Feuer und bat seine minder skrupulösen Freunde,
-daß sie nicht weiter in ihn dringen möchten. Er sei gewiß, sagte er, daß
-sie aus aufrichtiger Ueberzeugung gehandelt hätten, es freue ihn, daß
-sie mit reinem Gewissen einen Schritt thun könnten, vor dem er
-zurückbebe, er fühle das ganze Gewicht ihrer Gründe, er sei fast
-überzeugt und er wolle nichts weiter hören, um nicht noch völlig
-überzeugt zu werden, denn wenn er sich fügte und seine Besorgnisse
-kehrten dann zurück, so würde er der unglücklichste Mensch von der Welt
-sein. Nicht für Schätze, nicht für einen Palast, nicht für einen
-Peerstitel möchte er sich der geringsten Gefahr aussetzen, jemals die
-Qualen der Reue zu empfinden. Es ist ein interessantes Factum, daß der
-einzige von den sieben Prälaten, dessen Name einen gewichtigen Klang
-hat, nahe daran war zu schwören und nach seinem eignen Eingeständniß
-nicht durch die Kraft von Vernunftgründen, sondern durch eine krankhafte
-Skrupulosität davon abgehalten wurde, die er Anderen nicht nachzuahmen
-rieth.[87]
-
-Unter den Priestern, welche die Eide verweigerten, befanden sich einige,
-die sich in der gelehrten Welt als Philologen, Chronologen, Canonisten
-und Alterthumsforscher, sowie eine sehr kleine Anzahl, die sich durch
-Geist und Beredtsamkeit auszeichneten; aber es kann kaum Einer angeführt
-werden, der im Stande gewesen wäre, eine wichtige Frage der Moral oder
-Politik zu erörtern, kaum Einer, dessen Schriften nicht entweder eine
-große Schwäche oder eine große Flüchtigkeit des Geistes verriethen.
-Diejenigen, welche auf das Urtheil eines Whig über diesen Punkt nichts
-geben, werden der Ansicht, welche viele Jahre nach der Revolution ein
-Philosoph aussprach, auf den die Tories mit Recht stolz sind,
-hoffentlich einiges Gewicht zugestehen. Johnson erklärte, nachdem er die
-berühmten Geistlichen, die es für eine Sünde gehalten, Wilhelm III. und
-Georg I. Treue zu schwören, der Reihe nach aufgezählt, daß unter diesen
-ganzen Eidverweigerern nur ein einziger gewesen sei, der ein logisches
-Raisonnement habe anstellen können.[88]
-
-
-Leslie.
-
-Der Eidverweigerer, zu dessen Gunsten Johnson diese Ausnahme machte, war
-Karl Leslie. Leslie war vor der Revolution Kanzler der Diöcese Connor in
-Irland gewesen. Er war in der Opposition gegen Tyrannei vorangegangen,
-hatte sich als Friedensrichter für Monoghan geweigert, einen Papisten
-als Sheriff dieser Grafschaft anzuerkennen, und hatte den Muth gehabt,
-einige Offiziere der irischen Armee wegen Maraudirens einsperren zu
-lassen, das Prinzip des Nichtwiderstandes aber, wie es die
-anglikanischen Theologen in den Tagen des Ryehousecomplots gelehrt,
-stand unerschütterlich fest in seinem Geiste. Als der Zustand von Ulster
-sich so gestaltete, daß ein Protestant, welcher dort blieb, es kaum
-vermeiden konnte, entweder ein Rebell oder ein Märtyrer zu werden,
-flüchtete Leslie nach London. Seine Talente und seine Connectionen waren
-von der Art, daß er leicht eine hohe Anstellung in der englischen Kirche
-hätte erlangen können. Aber er nahm seinen Platz in der vordersten Reihe
-der jakobitischen Partei und behauptete denselben durch alle Gefahren
-und Wechselfälle von dreiunddreißig unruhigen Jahren. Obgleich beständig
-mit Deisten, Juden, Socinianern, Presbyterianern, Papisten und Quäkern
-in theologische Streitigkeiten verwickelt, fand er doch noch Zeit und
-Muße, einer der productivsten politischen Schriftsteller seines
-Jahrhunderts zu werden. Von allen nichtschwörenden Geistlichen war er am
-besten befähigt, Verfassungsfragen zu besprechen, denn er hatte vor
-seiner Ordination lange im Temple gewohnt und die englische Geschichte
-und Rechtswissenschaft studirt, während die meisten anderen Häupter des
-Schismas über den Acten von Chalcedon gebrütet, oder in dem Targum des
-Onkelos nach Weisheit gesucht hatten.[89]
-
-
-Sherlock.
-
-Im Jahre 1689 jedoch war Leslie fast noch unbekannt in England. Unter
-den Geistlichen, welche am 1. August des genannten Jahres suspendirt
-wurden, stand Doctor Wilhelm Sherlock in der Achtung des Volks ohne
-Widerrede am höchsten. Kein einfacher Priester der englischen Kirche hat
-vielleicht je eine größere Autorität über seine Glaubensbrüder besessen
-als Sherlock sie zur Zeit der Revolution besaß. Er nahm als Gelehrter,
-als Prediger, als theologischer oder als politischer Schriftsteller zwar
-nicht den ersten Rang unter seinen Zeitgenossen ein, aber in allen
-diesen vier Eigenschaften hatte er sich ausgezeichnet. Die Klarheit und
-Lebendigkeit seines Styls sind von Prior und Addison gerühmt worden, und
-die Leichtigkeit mit der er schrieb, sowie sein Fleiß werden durch die
-Menge und durch die Jahrzahlen seiner Werke genugsam bewiesen. Es gab
-zwar unter dem Klerus Männer von glänzenderem Genie und von
-umfassenderer wissenschaftlicher Bildung, aber während einer langen Zeit
-gab es keinen, der den Priesterstand vollkommener repräsentirte, keinen,
-der ohne jeden Anflug von Latitudinarismus, Puritanismus oder Papismus
-die Ansicht der anglikanischen Priesterschaft über alle Gegenstände
-erschöpfender aussprach. In den Tagen der Ausschließungsbill, als die
-Macht der Dissenters im Parlament und im Lande sehr groß war, hatte er
-nachdrücklich gegen die Sünde des Nonconformirens geschrieben. Als das
-Ryehousecomplot entdeckt war, hatte er die Lehre vom Nichtwiderstande
-mit Wort und Schrift eifrig vertheidigt. Seine der Sache des Episkopats
-und der Monarchie geleisteten Dienste wurden so hoch geschätzt, daß er
-zum Vorsteher des Temple ernannt wurde. Auch wurde ihm von Karl eine
-Pension ausgesetzt, die ihm aber Jakob bald wieder entzog, denn obgleich
-Sherlock sich verpflichtet glaubte, der Civilgewalt passiven Gehorsam zu
-leisten, so glaubte er sich doch nicht minder verpflichtet religiöse
-Irrthümer zu bekämpfen und war der schärfste und rührigste unter dem
-Heere von Polemikern, welche am Tage der Gefahr den protestantischen
-Glauben mannhaft vertheidigten. In wenig mehr als zwei Jahren
-veröffentlichte er sechzehn Schriften gegen die hohen Prätensionen Roms,
-darunter einige umfangreiche Werke. Nicht zufrieden mit den Siegen, die
-er über so schwache Gegner, wie die Bewohner von Clerkenwell und des
-Savoy errang, hatte er den Muth, sich mit keinem geringeren Kämpen als
-Bossuet zu messen, aus welchem Kampfe er nicht mit Unehre hervorging.
-Trotzdem blieb Sherlock nach wie vor bei dem Satze stehen, daß keine
-Tyrannei Christen berechtigen könne, sich der königlichen Autorität zu
-widersetzen. Als die Convention im Begriff war zusammenzutreten, empfahl
-er in einer Schrift, welche als das Manifest eines großen Theils der
-Geistlichkeit betrachtet wurde, auf das Eindringlichste, daß Jakob
-eingeladen werden solle, unter Bedingungen, welche die Gesetze und die
-Religion der Nation sichern würden, zurückzukehren.[90] Der Beschluß,
-welcher Wilhelm und Marien auf den Thron setzte, erfüllte Sherlock mit
-Kummer und Unwillen. Er soll ausgerufen haben daß, wenn die Convention
-zu einer Revolution entschlossen sei, der Klerus vierzigtausend Freunde
-der Kirche finden würde, um eine Restauration herbeizuführen.[91] Gegen
-die neuen Eide sprach er offen und energisch seine Meinung aus. Er
-erklärte, er begreife nicht, wie ein rechtschaffener Mann daran zweifeln
-könne, daß der Apostel Paulus mit den bestehenden Obrigkeiten die
-rechtmäßigen Obrigkeiten gemeint habe und keine anderen. Kein Name wurde
-1689 von den Jakobiten mit solchem Stolz und solcher Liebe genannt wie
-der Name Sherlock's. Noch vor dem Schlusse des Jahres 1690 aber erweckte
-dieser Name ganz andere Empfindungen.
-
-
-Hickes.
-
-Einige andere Eidverweigerer müssen noch besonders erwähnt werden. Einer
-der Bedeutendsten unter ihnen war Georg Hickes, Dechant von Worcester.
-Von allen Engländern seiner Zeit war er in den alten teutonischen
-Sprachen am gründlichsten bewandert, und seine Kenntniß der ersten
-christlichen Literatur war eine umfassende. Hinsichtlich seiner
-Befähigung zur politischen Discussion genüge es zu sagen, daß sein
-Lieblingsargument zu Gunsten des passiven Gehorsams der Geschichte der
-Thebanischen Legion entlehnt war. Er war der jüngere Bruder des
-unglücklichen Johann Hickes, der im Speicher der Alice Lisle verborgen
-gefunden worden war. Jakob hatte, trotz aller Fürsprache, sowohl Johann
-Hickes als Alice Lisle hinrichten lassen. Leute, welche die Stärke der
-Grundsätze des Dechanten nicht kannten, dachten er könne deshalb
-möglicherweise einigen Groll hegen, denn er war eben nicht von sanftem
-und vergebendem Character, und konnte sich einer unbedeutenden Kränkung
-viele Jahre lang mit bitteren Gefühlen erinnern. Aber er war fest in
-seinem religiösen und politischen Glauben, er bedachte, daß die Dulder
-Dissenters waren, und er unterwarf sich dem Willen des Gesalbten des
-Herrn nicht nur mit Geduld, sondern mit Freudigkeit. Er wurde sogar von
-dem Augenblicke an wo sein Bruder aufgehängt und die Wohlthäterin seines
-Bruders enthauptet worden war, ein treuerer Unterthan als je. Während
-fast alle anderen Geistlichen, durch die Indulgenzerklärung und durch
-die Proceduren der Hohen Commission erschreckt, zu glauben begannen, daß
-sie die Lehre vom Nichtwiderstande ein wenig zu weit getrieben hätten,
-schrieb er eine Vertheidigung seines Lieblingsprinzips und bemühte sich
-die bei Hounslow lagernden Truppen zu überzeugen, daß, wenn es Jakob
-gefallen sollte, sie alle zu massakriren, wie Maximian die Thebanische
-Legion massakrirt hatte, weil sie sich geweigert, Abgötterei zu treiben,
-es ihre Pflicht sein würde, die Waffen auf einen Haufen zu werfen und
-geduldig die Märtyrerkrone zu empfangen. Um Hickes Gerechtigkeit
-widerfahren zu lassen, muß man sagen, daß sein ganzes Verhalten nach der
-Revolution bewies, daß seine Servilität weder aus Furcht, noch aus
-Habsucht, sondern lediglich aus Bigotterie entsprang.[92]
-
-
-Collier.
-
-Jeremias Collier, der seiner Stelle als Prediger des Archivs entsetzt
-worden, stand auf einer viel höheren Stufe. Er hat ein wohlbegründetes
-Recht auf dankbare und achtungsvolle Erwähnung, denn seiner
-Beredtsamkeit und seinem Muthe ist die Reinigung unsrer leichteren
-Literatur von der unsauberen Färbung, die sie während der
-antipuritanischen Reaction angenommen hatte, hauptsächlich
-zuzuschreiben. Er war im vollen Umfange des Worts ein guter Mensch. Aber
-er war auch ein Mann von eminenten Talenten, ein großer Meister des
-Sarkasmus und ein ausgezeichneter Rhetoriker.[93] Desgleichen war seine
-Belesenheit, wenn auch unverarbeitet, von großem Umfange. Sein Geist
-aber war beschränkt; seine Logik, selbst wenn er so glücklich war, eine
-gute Sache zu vertheidigen, höchst nichtssagend und unbündig und sein
-Verstand war nicht durch persönlichen, aber durch Berufsstolz fast
-verwirrt. In seinen Augen war ein Priester das höchste menschliche Wesen
-nächst einem Bischofe. Der beste und vornehmste Laie war dem geringsten
-Geistlichen Ehrerbietung und Unterwürfigkeit schuldig. Mochte ein
-Mitglied des geheiligten Standes sich noch so lächerlich machen, so war
-es gottlos über ihn zu lachen. Collier war in diesem Punkte so ungemein
-empfindlich, daß er es für eine Profanation hielt, selbst über die
-Diener einer falschen Religion sich aufzuhalten. Er stellte es als Regel
-hin, daß auch Muftis und Auguren stets mit Achtung genannt werden
-müßten. Er tadelte Dryden, weil er über die Hierophanten des Apis
-gespöttelt. Er lobte Racine, weil er dem Character eines Priesters des
-Baal Würde verliehen. Er lobte Corneille, weil er den gelehrten und
-ehrwürdigen Gottesgelehrten Tiresias in seinem Oedipus nicht auf die
-Bühne gebracht. Er gab zwar zu, daß die Weglassung den dramatischen
-Effect des Stückes beeinträchtigte, aber das heilige Amt war viel zu
-feierlich, als daß man eitles Spiel damit treiben durfte. Ja, er hielt
-es sogar, so unglaublich dies scheinen mag, für unpassend, wenn ein Laie
-über presbyterianische Prediger spöttelte. Allerdings war sein
-Jakobitismus nicht viel mehr als eine von den Formen, in denen sich sein
-Eifer für die Würde seines Standes äußerte. Er verabscheute die
-Revolution weniger als einen Aufstand von Unterthanen gegen ihren König,
-denn als einen Aufstand der Laienschaft gegen den Priesterstand. Die
-seit dreißig Jahren von der Kanzel gepredigten Doctrinen, waren von der
-Convention mit Verachtung behandelt worden. Eine neue Regierung war im
-Widerspruch mit den Wünschen der geistlichen Peers im Hause der Lords
-und der Priesterschaft des ganzen Landes eingesetzt worden. Eine
-weltliche Versammlung hatte sich angemaßt, ein Gesetz zu erlassen, das
-Erzbischöfen und Bischöfen, Rectoren und Vikaren bei Strafe der
-Amtsentsetzung vorschrieb das abzuschwören, was sie Zeit ihres ganzen
-Lebens gelehrt hatten. Was auch kleinmüthigere Geister thun mochten,
-Collier war entschlossen, sich von den siegreichen Feinden seines
-Standes nicht im Triumphe fortführen zu lassen. Bis zum letzten
-Augenblicke wollte er mit der gebieterischen Haltung eines vom Himmel
-Gesandten den Fürsten und Mächtigen der Erde Trotz bieten.
-
-
-Dodwell.
-
-In Bezug auf geistige Begabung war Collier der Hervorragendste unter den
-Eidverweigerern. Hinsichtlich der Gelehrsamkeit muß die erste Stelle
-Heinrich Dodwell zuerkannt werden, der wegen des unverzeihlichen
-Verbrechens, in Mayo ein kleines Gut zu besitzen, von dem papistischen
-Parlament zu Dublin verurtheilt worden war. Er war Camdenianischer
-Professor der alten Geschichte an der Universität Oxford und hatte durch
-chronologische und geographische Forschungen schon eine bedeutende
-Celebrität erlangt; obgleich er aber nie dazu bewogen werden konnte,
-sich ordiniren zu lassen, war doch die Theologie sein Lieblingsstudium.
-Er war unbestreitbar ein frommer und redlicher Mann. Er hatte zahllose
-Werke in verschiedenen Sprachen gelesen und dadurch einen größeren
-Schatz von Gelehrsamkeit gesammelt, als seine schwachen Geisteskräfte
-festzuhalten vermochten. Der schwache geistige Funke, den er besaß,
-wurde durch das Material, das ihn nähren sollte, erstickt. Einige seiner
-Werke scheinen in einem Irrenhause geschrieben zu sein und ziehen ihn,
-obgleich von Beweisen seiner ungeheuren Belesenheit strotzend, auf das
-Niveau eines Jakob Naylor und Ludwig Muggleton herab. Er begann eine
-Dissertation, welche beweisen sollte, daß das Völkerrecht eine göttliche
-Offenbarung sei, welche der in der Arche geretteten Familie gemacht
-wurde. Er veröffentlichte eine Abhandlung, in der er behauptete, daß
-eine Ehe zwischen einem Mitgliede der englischen Kirche und einem
-Dissenter ungültig und daß das Ehepaar in den Augen des Himmels des
-Ehebruchs schuldig sei. Er vertheidigte den Gebrauch der
-Instrumentalmusik beim öffentlichen Gottesdienste aus dem Grunde, weil
-die Töne der Orgel die Macht hätten, den Einfluß der Teufel auf das
-Rückenmark der Menschen zu paralysiren. In seiner Abhandlung über diesen
-Gegenstand bemerkte er, man habe gewichtige Autoritäten für die Ansicht,
-daß das Rückenmark, wenn es zersetzt würde, eine Schlange werde. Ob
-diese Ansicht richtig war oder nicht, hielt er für unnöthig zu
-entscheiden. Vielleicht, sagte er, hätten die ausgezeichneten Männer, in
-deren Werken sie sich finde, nur die große Wahrheit figürlich
-aussprechen wollen, daß die alte Schlange hauptsächlich durch das
-Rückenmark auf uns einwirke.[94] Dodwell's Betrachtungen über den
-Zustand der Menschen nach dem Tode sind womöglich noch wunderlicher. Er
-sagt uns, daß unsere Seelen von Natur sterblich sind. Vernichtung ist
-das Loos des größeren Theiles der Menschen, der Heiden, der Muhamedaner,
-der ungetauften Kinder. Die Gabe der Unsterblichkeit wird in dem
-Sakrament der Taufe mitgetheilt; zur Wirksamkeit des Sakraments aber ist
-es durchaus nöthig, daß ein durch einen Bischof ordinirter Priester die
-Taufhandlung verrichtet und die Einsetzungsworte spricht. Im natürlichen
-Laufe der Dinge würden demnach alle Presbyterianer, Independenten,
-Baptisten und Quäker aufhören zu existiren, wie die niederen Thiere.
-Dodwell war jedoch ein viel zu guter Hochkirchlicher, als daß er die
-Dissenters so leichten Kaufs hätte davonkommen lassen sollen. Er sagt
-ihnen, daß Gott, da sie Gelegenheit gehabt haben, das Evangelium
-predigen zu hören, und die bischöfliche Taufe hätten empfangen können,
-wenn sie nicht so verderbt wären, ihnen durch einen außerordentlichen
-Machtspruch die Unsterblichkeit verleihen wird, damit sie bis in alle
-Ewigkeit gequält werden können.[95]
-
-Niemand verabscheute den zunehmenden Latitudinarismus mehr als Dodwell.
-Gleichwohl hatte Niemand mehr Ursache, sich darüber zu freuen, denn in
-der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts würde ein Denker, der zu
-behaupten gewagt hätte, die menschliche Seele sei von Natur sterblich
-und höre in den meisten Fällen zugleich mit dem Körper auf zu existiren,
-in Smithfield lebendig verbrannt worden sein. Noch zu einer Zeit, der
-sich Dodwell wohl erinnern konnte, würden Ketzer wie er sich glücklich
-geschätzt haben, wenn sie, mit zerfleischtem Rücken, abgeschnittenen
-Ohren und aufgeschlitzter Nase, die Zunge mit einem glühenden Eisen
-durchbohrt und die Augen mit Steinen ausgeschlagen, mit dem Leben davon
-gekommen wären. In den Augen der Eidverweigerer aber war der Urheber
-dieser Theorie noch immer der große Mr. Dodwell, und Einige, die es für
-strafbare Nachsicht hielten, eine presbyterianische Versammlung zu
-dulden, hielten es zu gleicher Zeit für eine grobe Illiberalität, einen
-gelehrten und frommen Jakobiten zu tadeln, weil er eine vom religiösen
-Gesichtspunkte so höchst unwichtige Lehre wie die von der
-Unsterblichkeit der Seele, in Abrede stelle.[96]
-
-
-Kettlewell. Fitzwilliam.
-
-Zwei andere Eidverweigerer verdienen weniger ihrer Talente und ihrer
-Gelehrsamkeit, als ihrer seltenen Rechtschaffenheit und ihrer nicht
-minder seltenen Aufrichtigkeit wegen specielle Erwähnung. Dies sind
-Johann Kettlewell, Rector von Coleshill, und Johann Fitzwilliam,
-Canonicus von Windsor. Es ist bemerkenswerth, daß diese Männer beide
-viel mit Lord Russell verkehrt und daß beide, obgleich sie in
-politischen Ansichten von ihm abwichen und den Antheil, den er an dem
-whiggistischen Complot genommen, entschieden mißbilligten, eine hohe
-Meinung von seinem Character gehabt und seinen Tod aufrichtig betrauert
-hatten. Er hatte Kettlewell noch eine freundliche Botschaft vom Schaffot
-in Lincoln's Inn Fields gesandt. Lady Russell liebte, vertraute und
-verehrte Fitzwilliam, der in ihrer Jugend der Freund ihres Vaters, des
-tugendhaften Southampton gewesen war, bis an ihr Ende. Die beiden
-Geistlichen stimmten in der Verweigerung der Eide überein, schlugen aber
-von diesem Augenblicke an verschiedene Richtungen ein. Kettlewell war
-eines der thätigsten Mitglieder seiner Partei; er scheute sich keiner
-Anstrengung zum Besten der gemeinschaftlichen Sache, vorausgesetzt daß
-es keine solche war, die einem rechtschaffenen Mann Unehre machte, und
-er vertheidigte seine Ansichten in mehreren Schriften, welche allerdings
-eine viel höhere Meinung von seiner Aufrichtigkeit als von seiner
-Urtheilsfähigkeit und seinem Scharfsinn begründen.[97] Fitzwilliam
-glaubte genug gethan zu haben, indem er sein anmuthiges Wohnhaus mit
-Garten im Schatten der St. Georgs-Kapelle verließ und mit seinen Büchern
-eine kleine Entresolwohnung bezog. Er konnte Wilhelm und Marien mit
-ruhigem Gewissen nicht anerkennen, aber er hielt sich auch nicht für
-verpflichtet, beständig zur Widersetzlichkeit gegen sie aufzustacheln,
-und er verbrachte die letzten Jahre seines Lebens unter dem mächtigen
-Schutze des Hauses Bedford in harmloser, den Studien gewidmeter
-Ruhe.[98]
-
-
-Allgemeiner Character des eidverweigernden Klerus.
-
-Unter den minder ausgezeichneten Geistlichen, welche ihre Pfründen
-verloren, befanden sich zweifelsohne viele gute Menschen; soviel aber
-ist gewiß, daß der sittliche Character der Eidverweigerer im allgemeinen
-auf keiner hohen Stufe stand. Es scheint hart, Leuten, welche
-unbestreitbar einem Prinzipe ein großes Opfer brachten, Lauheit der
-Prinzipien vorzuwerfen. Allein die Erfahrung beweist mehr als genugsam,
-daß Viele, die eines großen Opfers fähig sind, wenn ihr Blut vom Kampfe
-erhitzt und die Blicke der Welt auf sie gerichtet sind, in der täglichen
-Ausübung verborgener Tugenden nicht lange zu beharren vermögen. Es ist
-durchaus nicht unwahrscheinlich, daß Zeloten ihr Leben für eine Religion
-hingeben können, welche ihre rachsüchtigen oder ausschweifenden
-Leidenschaften doch niemals wirksam gezügelt hatte. Wir erfahren sogar
-von Kirchenvätern, welche das höchste Ansehen genießen, daß selbst in
-den reinsten Zeiten der Kirche einige Bekenner, die sich standhaft
-geweigert hatten, durch Streuen von Weihrauch auf den Altar Jupiters den
-Qualen der Folter und dem Tode zu entgehen, später den christlichen
-Namen durch Betrug und Ausschweifung schändeten.[99] Die
-eidverweigernden Geistlichen haben indeß Anspruch auf große Nachsicht.
-Sie befanden sich unbestreitbar in einer sehr versuchungvollen Lage. Ein
-Schisma, das eine religiöse Gemeinschaft spaltet, spaltet in der Regel
-den Laienstand ebenso wie den Klerus. Die sich lostrennenden
-Seelenhirten ziehen einen großen Theil ihrer Heerden mit sich fort und
-sind in Folge dessen ihres Unterhalts gewiß. Aber das Schisma von 1689
-erstreckte sich kaum weiter als auf den Klerus. Das Gesetz verlangte von
-dem Rector, die Eide zu leisten, oder sein Amt niederzulegen; von dem
-Gemeindemitgliede aber wurde kein Eid, keine Anerkennung des Titels des
-neuen Herrscherpaares verlangt, um sich zur Theilnahme am Gottesdienste
-oder zum Genusse des heiligen Abendmahls zu qualificiren. Daher hielt
-sich von den Laien, welche die Revolution mißbilligten, noch nicht einer
-unter fünfzig für verpflichtet, seinen Stuhl in der alten Kirche, wo
-nach wie vor die alte Liturgie verlesen und die alten Gewänder getragen
-wurden, zu verlassen und den ausgestoßenen Priester zu einem Conventikel
-zu begleiten, das noch obendrein durch das Toleranzedict nicht geschützt
-war. So war die neue Secte eine Secte von Predigern ohne Zuhörer und vom
-Predigen konnten diese Prediger nicht leben. In London und in einigen
-anderen großen Städten waren die heftigen Jakobiten, welche durch nichts
-zu befriedigen waren, als wenn sie für König Jakob und den Prinzen von
-Wales mit Namen beten hörten, allerdings zahlreich genug, um einige
-kleine Gemeinden zu bilden, die sich im Geheimen und unter beständiger
-Furcht vor den Constablern in Räumen versammelten, welche so beschränkt
-waren, daß die Bethäuser der puritanischen Dissenters im Vergleich damit
-Paläste genannt werden konnten. Selbst Collier, der alle die
-Eigenschaften besaß, welche ein zahlreiches Auditorium herbeiziehen,
-mußte sich damit begnügen, der Geistliche einer kleinen Schaar
-Mißvergnügter zu sein, deren Betzimmer sich im zweiten Stock eines
-Hauses der City befand. Aber die Zahl der nichtschwörenden Geistlichen,
-die sich durch Gottesdiensthalten an solchen Orten auch nur einen
-kümmerlichen Unterhalt zu erwerben vermochten, war sehr gering. Von den
-übrigen konnten einige unabhängig von ihrem Vermögen leben, andere
-ernährten sich durch literarische Arbeiten, ein paar praktizirten als
-Aerzte. Thomas Wagstaffe zum Beispiel, der Kanzler von Lichfield gewesen
-war, hatte viele Patienten und machte sich dadurch bemerkbar, daß er sie
-stets im vollen Domherrnornat besuchte.[100] Doch dies waren Ausnahmen.
-Betriebsame Armuth ist ein der Tugendhaftigkeit keineswegs nachtheiliger
-Zustand, gefährlich aber ist es, arm und zugleich unthätig zu sein, und
-die Mehrzahl der Geistlichen, die sich geweigert hatten zu schwören,
-sahen sich ohne Subsistenzmittel und ohne Beschäftigung in die Welt
-hinausgestoßen. Natürlich wurden sie Bettler und Müßiggänger. Da sie
-sich als Märtyrer für eine öffentliche Sache betrachteten, so schämten
-sie sich nicht, den ersten besten guten Hochkirchlichen um eine Guinee
-anzusprechen. Die Meisten von ihnen verbrachten ihr Leben damit, daß sie
-aus einem Torykaffeehause ins andre gingen, die Holländer schmähten,
-Gerüchte, nach denen Se. Majestät binnen einem Monate zuverlässig auf
-englischem Boden sein würde, anhörten und verbreiteten, und sich die
-Köpfe darüber zerbrachen, wer das Bisthum Salisbury bekommen würde, wenn
-Burnet gehängt wäre. Während der Parlamentssession waren die Vorzimmer
-und der Court of Requests mit abgesetzten Pfarrgeistlichen gefüllt, die
-sich erkundigten, wer die Oberhand habe und wie die letzte Abstimmung
-ausgefallen sei. Viele der vertriebenen Geistlichen fanden in den
-Häusern reicher Jakobiten als Kaplane, Hauslehrer oder Seelsorger
-Aufnahme. In einer derartigen Stellung kann ein Mann von reinem und
-edlem Character, ein Mann wie Ken unter den Eidverweigerern und Watts
-unter den Nonconformisten war, seine Würde behaupten und durch sein
-Beispiel und seine Belehrungen die Wohlthaten, die er empfängt, mehr als
-vergelten. Für Den aber, dessen Tugend nicht auf einer hohen Stufe
-steht, ist dieser Lebensweg voller Gefahren. Besitzt er ein
-phlegmatisches Temperament, so läuft er Gefahr, zu einem servilen,
-sinnlichen, trägen Schmarotzer herabzusinken. Hat er einen
-thatkräftigen, aufstrebenden Geist, so steht zu befürchten, daß er in
-den schlimmen Kunstgriffen Erfahrung erlangt, durch welche dienende
-Personen sich leichter als durch treue Dienste angenehm oder gefürchtet
-machen. Die schwache Seite jedes Characters zu entdecken, jeder
-Leidenschaft und jedem Vorurtheile zu schmeicheln, Zwietracht und Neid
-zu säen, wo Liebe und Vertrauen herrschen sollten, den Augenblick
-übereilter Offenherzigkeit zu erspähen, um Geheimnisse zu entlocken,
-welche für das Glück und die Ehre der Familien von Wichtigkeit sind:
-dies sind die Gewohnheiten, durch welche sich scharfsinnige und unruhige
-Geister nur zu oft für das Demüthigende einer abhängigen Stellung
-gerächt haben. Die öffentliche Stimme beschuldigte viele Eidverweigerer
-laut, daß sie die Gastfreundschaft ihrer Wohlthäter mit eben so
-schwarzem Undank vergälten, wie der in Molière's Meisterwerk
-geschilderte Heuchler. In der That als Cibber es unternahm, dieses
-herrliche Lustspiel für die englische Bühne zu bearbeiten, machte er aus
-seinem Tartuffe einen Eidverweigerer, und Johnson, von dem man nicht
-glauben kann, daß er gegen die Eidverweigerer eingenommen gewesen sei,
-gestand offen, daß Cibber ihnen nicht Unrecht gethan habe.[101]
-
-Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß das durch die Eide
-herbeigeführte Schisma noch weit schlimmer gewesen sein würde, wenn in
-dieser Krisis eine ausgedehnte Umgestaltung in der Verfassung oder dem
-Ceremoniell der Staatskirche vorgenommen worden wäre. Es ist ein sehr
-lehrreiches Factum, daß die aufgeklärten und toleranten Geistlichen,
-welche eine solche Umgestaltung sehnlichst wünschten, nachher Grund
-sahen, dankbar dafür zu sein, daß ihr Lieblingsplan gescheitert war.
-
-
-Der Comprehensionsplan. Tillotson.
-
-Whigs und Tories hatten sich während der vorigen Session vereinigt,
-Nottingham's Comprehensionsbill zu beseitigen, indem sie eine Adresse
-beschlossen, welche den König ersuchte, die ganze Angelegenheit an die
-Convocation zu verweisen. Burnet sah die Wirkung dieses Beschlusses
-voraus. Der ganze Plan, sagte er, ist gänzlich zerstört.[102] Viele von
-seinen Freunden waren jedoch andrer Meinung, und zu ihnen gehörte auch
-Tillotson. Von allen Mitgliedern der Niederkirchenpartei stand Tillotson
-in der allgemeinen Achtung am höchsten. Als Kanzelredner übertraf er in
-den Augen seiner Zeitgenossen alle lebenden und todten Rivalen. Die
-Nachwelt hat dieses Urtheil nicht anerkannt; doch behauptet Tillotson
-noch immer seinen Platz als ein legitimer englischer Classiker. Sein
-höchster Gedankenflug stand zwar tief unter dem eines Taylor, eines
-Barrow und eines South; aber sein Styl war correcter und fließender als
-der ihrige. Keine wunderlichen Einfalle, keine pedantischen Citate aus
-Talmudisten und Scholiasten, keine gemeinen Bilder, possenhaften
-Geschichten oder unschicklichen Schmähungen beeinträchtigten die Wirkung
-seiner ernsten und gemäßigten Reden. Seine Logik war gerade tief und
-fein genug, damit ein volksthümliches Auditorium sie mit jenem leichten
-Grade geistiger Anstrengung, der ein Genuß ist, verfolgen konnte. Sein
-Styl ist nicht brillant, aber er ist rein, durchsichtig klar und ebenso
-frei von der Flüchtigkeit, wie von der Schwerfälligkeit, welche die
-Predigten mancher ausgezeichneten Geistlichen des 17. Jahrhunderts
-verunzieren. Er ist immer ernst, und doch hat seine Ausdrucksweise eine
-gewisse elegante Ungezwungenheit, die ihn als einen Mann kennzeichnet,
-der die Welt kennt, der in volkreichen Städten und an glänzenden Höfen
-gelebt und der sich nicht allein mit Büchern, sondern auch mit Juristen
-und Kaufleuten, mit Literatur und Damen, mit Staatsmännern und Fürsten
-unterhalten hat. Der Hauptreiz seiner Geistesproducte liegt jedoch in
-der Herzensgüte und Offenheit, welche aus jeder Zeile sprechen und in
-seinem Lebenswandel nicht minder sichtbar hervortreten wie in seinen
-Schriften.
-
-Als Theolog war Tillotson gewiß nicht weniger latitudinarisch als
-Burnet. Dennoch sprachen viele von den Geistlichen, für welche Burnet
-ein Gegenstand unüberwindlicher Abneigung war, von Tillotson mit
-Zuneigung und Achtung. Es kann daher nicht Wunder nehmen, daß die beiden
-Freunde sich ein verschiedenes Urtheil über die Gesinnung der
-Priesterschaft gebildet hatten und von dem Zusammentritt der Convocation
-ein verschiedenes Resultat erwarteten. Tillotson mißfiel der Beschluß
-der Gemeinen nicht. Er war der Ansicht, daß Veränderungen, welche durch
-eine rein weltliche Behörde in religiösen Institutionen vorgenommen
-wurden, vielen Kirchenmännern unangenehm sein mußten, die gleichwohl in
-einer kirchlichen Synode für noch umfassendere Aenderungen gestimmt
-haben würden, und seine Meinung hatte großes Gewicht beim Könige.[103]
-Es ward beschlossen, daß die Convocation zu Anfang der nächsten
-Parlamentssession zusammentreten und daß inzwischen eine Verordnung
-erlassen werden sollte, welche einige ausgezeichnete Geistliche
-ermächtigte, die Liturgie, die Kirchengesetze und das ganze von den
-christlichen Gerichtshöfen gehandhabte Rechtssystem zu prüfen und über
-die sich als wünschenswerth herausstellenden Abänderungen Bericht zu
-erstatten.[104]
-
-
-Eine kirchliche Commission ernannt.
-
-Die Mehrzahl der Bischöfe, welche die Eide geleistet hatten, war in
-dieser Commission, und ihnen waren zwanzig der angesehensten Priester
-beigegeben. Der bedeutendste unter diesen Zwanzig war Tillotson, denn
-man wußte, daß er die Ansicht des Königs und der Königin aussprach.
-Unter den Commissionsmitgliedern, welche Tillotson als ihr Oberhaupt
-betrachteten, befanden sich Stillingfleet, Dechant von St. Paul, Sharp,
-Dechant von Norwich, Patrick, Dechant von Peterborough, Tenison, Rector
-von St. Martin, und Fowler, dessen verständiger Energie der Entschluß
-der londoner Geistlichkeit, die Indulgenzerklärung nicht zu verlesen,
-hauptsächlich zuzuschreiben war.
-
-Neben den genannten Männern standen einige der Hochkirchenpartei
-angehörende Geistliche. Unter diesen zeichneten sich besonders zwei der
-ersten Theologen von Oxford, Aldrich und Jane, aus. Aldrich war unlängst
-zum Dechant von Christchurch ernannt worden, an Stelle des Papisten
-Massey, den Jakob, in directem Widerspruch mit den Gesetzen, an die
-Spitze dieses wichtigen Collegiums gestellt hatte. Der neue Dechant war
-ein gebildeter, wenn auch nicht gründlicher Gelehrter und ein jovialer,
-gastfreundlicher Herr. Er war der Verfasser einiger theologischer
-Schriften, welche längst vergessen sind, und eines Compendiums der
-Logik, das noch in Gebrauch ist; die besten Werke aber, die er der
-Nachwelt hinterlassen hat, sind seine Kanons. Jane, der königliche
-Professor der Theologie, war ein ernsterer, aber minder achtungswerther
-Mann. Er hatte den Hauptantheil bei Abfassung des Decrets gehabt, durch
-welches seine Universität befahl, daß die Werke Milton's und Buchanan's
-in den Schulen öffentlich verbrannt werden sollten. Wenige Jahre später
-hatte er sich, gereizt und beunruhigt durch die Verfolgung der Bischöfe
-und durch die Confiscirung der Einkünfte des Magdalenencollegiums, von
-dem Prinzip des Nichtwiderstandes losgesagt, hatte sich in das
-Hauptquartier des Prinzen von Oranien begeben und Sr. Hoheit versichert,
-daß Oxford bereitwillig sein Silbergeschirr zur Unterstützung des Kriegs
-gegen seinen Unterdrücker in Geld verwandeln werde. Eine kurze Zeit lang
-wurde Jane allgemein als ein Whig betrachtet und von einigen seiner
-früheren Verbündeten in Schmähschriften arg mitgenommen. Er hatte das
-Unglück einen Namen zu haben, der eine vortreffliche Zielscheibe für die
-gelehrten Witzlinge seiner Universität war. Es erschienen mehrere
-Epigramme auf den Janus mit dem Doppelgesicht, der durch Sehen nach der
-einen Seite eine Professur erhalten, und der jetzt durch Sehen nach
-einer andren Seite ein Bisthum zu erlangen hoffe. Daß er ein Bisthum zu
-erlangen hoffte, war vollkommen wahr. Er verlangte den Sitz von Exeter
-als den seinen Diensten gebührenden Lohn. Derselbe wurde ihm jedoch
-abgeschlagen. Diese Verweigerung überzeugte ihn, daß er vom
-Latitudinarismus eben so viel zu fürchten hatte wie vom Papismus, und er
-wurde daher eiligst wieder ein Tory.[105]
-
-
-Maßregeln der Commission.
-
-Zu Anfang des October versammelten sich die Mitglieder der Commission in
-dem Jerusalemzimmer. Sie beschlossen in ihrer ersten Sitzung, darauf
-anzutragen, daß beim öffentlichen Gottesdienste die aus den Apokryphen
-entnommenen Vorlesekapitel durch Kapitel aus den kanonischen Büchern der
-heiligen Schrift ersetzt werden sollten.[106] In der zweiten
-Zusammenkunft wurde eine Frage aufgeworfen, und zwar von Demjenigen, der
-sie zu allerletzt hätte in Anregung bringen sollen. Sprat, Bischof von
-Rochester, war ohne den geringsten Gewissensskrupel zwei Jahre lang
-Mitglied des verfassungswidrigen Tribunals gewesen, das unter der
-vorigen Regierung die Kirche, zu deren Leitern er gehörte, unterdrückt
-und geplündert hatte. Aber jetzt war er bedenklich geworden und äußerte
-Zweifel an der Gesetzmäßigkeit der Commission. Seine Einwendungen müssen
-jedem gesunden Verstande als hohle Sophismen erscheinen. Das
-Ernennungsdecret gab weder Vollmacht, Gesetze zu machen, noch Gesetze
-anzuwenden, sondern lediglich zu untersuchen und zu berichten. Selbst
-ohne königliche Ermächtigung hätten Tillotson, Patrick und Stillingfleet
-unbedenklich zusammentreten können, um den Zustand und die Zukunft der
-Kirche zu berathen und zu erwägen, ob es wünschenswerth war oder nicht,
-den Dissenters ein Zugeständniß zu machen. Wie konnte es ein Verbrechen
-sein, wenn Unterthanen auf Verlangen ihres Souverains etwas thaten, was
-unschuldig, ja lobenswerth gewesen wäre, wenn sie es unaufgefordert
-gethan hätten? Sprat wurde jedoch durch Jane unterstützt. Es entspann
-sich ein heftiger Wortwechsel, und Lloyd, Bischof von St. Asaph, der
-neben vielen guten Eigenschaften ein reizbares Temperament besaß, ließ
-sich so weit hinreißen, von Spionen zu sprechen. Sprat entfernte sich
-und kam nicht wieder. Jane und Aldrich folgten bald seinem
-Beispiele.[107] Die Commission ging hierauf zur Erörterung der Frage
-wegen der Stellung beim Abendmahle über, und es wurde beschlossen
-anzuempfehlen, daß ein Communikant, der nach Besprechung mit seinem
-Seelsorger erklärte, sein Gewissen erlaube ihm nicht, das Brot und den
-Wein kniend zu empfangen, dieselben sitzend empfangen dürfe. Mew,
-Bischof von Winchester, ein braver Mann, aber ohne wissenschaftliche
-Bildung, der selbst in seinen besten Jahren schwach gewesen war und
-jetzt immer kindischer wurde, protestirte gegen dieses Zugeständniß und
-verließ die Versammlung. Die anderen Mitglieder fuhren fort, sich emsig
-mit ihrer Aufgabe zu beschäftigen, und es fand kein weiterer Austritt
-statt, obgleich große Meinungsverschiedenheit herrschte und die Debatten
-zuweilen ziemlich heiß waren. Die entschiedensten Hochkirchlichen unter
-den Zurückbleibenden waren Doctor Wilhelm Beveridge, Archidiakonus von
-Colchester, der viele Jahre später Bischof von St. Asaph wurde, und
-Doctor Johann Scott, der Nämliche, der an Jeffreys' Sterbebett gebetet
-hatte. Die Thätigsten unter den Latitudinariern waren Burnet, Fowler und
-Tenison.
-
-Die Taufhandlung wurde wiederholt discutirt. In Bezug auf Formalitäten
-waren die Commissionsmitglieder zur Nachsicht gestimmt. Sie waren
-sämmtlich geneigt, Kinder ohne Pathen und ohne das Zeichen des Kreuzes
-in den Schooß der Kirche aufzunehmen. Die Majorität aber weigerte sich
-nach langer Debatte standhaft, die Worte zu entkräften oder
-wegzuerklären, in denen nach der Ansicht aller unverdorbenen Gemüther
-die regenerirende Kraft des Sakraments liegt.[108]
-
-Hinsichtlich des Chorhemds beschloß die Commission zu empfehlen, daß den
-Bischöfen ein weiter Spielraum gelassen werde. Es wurden Auswege
-ersonnen, durch welche Jemand, der die presbyterianische Ordination
-empfangen, ein Priester der englischen Kirche werden konnte, ohne weder
-ausdrücklich noch stillschweigend die Ungültigkeit dieser Ordination
-zuzugeben.[109]
-
-Der kirchliche Kalender wurde einer sorgfältigen Revision unterworfen.
-Die großen Festtage wurden beibehalten. Aber es wurde nicht für
-wünschenswerth erachtet, daß St. Valentin, St. Chad, St. Swithin, St.
-Eduard König der Westsachsen, St. Dunstan und St. Alphage die Ehren St.
-Johannes' und St. Paulus' theilten, oder daß es den Anschein bekäme, als
-ob die Kirche die lächerliche Fabel von der Entdeckung des Kreuzes
-Thatsachen von so hochwichtiger Bedeutung wie die Geburt, die
-Leidensgeschichte, die Auferstehung und die Himmelfahrt des Herrn zur
-Seite stellen wolle.[110]
-
-Das Athanasische Glaubensbekenntniß machte viel zu schaffen. Die meisten
-Mitglieder der Commission waren eben so wenig geneigt, die doctrinellen
-Sätze aufzugeben, wie die damnatorischen Sätze beizubehalten. Burnet,
-Fowler und Tillotson wünschten dieses berühmte Symbolum ganz aus der
-Liturgie zu streichen. Burnet machte dafür ein Argument geltend, das ihm
-wahrscheinlich selbst kein großes Gewicht zu haben schien, das aber
-vortrefflich darauf berechnet war, seine Gegner, Beveridge und Scott, in
-Verlegenheit zu setzen. Das Concil von Ephesus war von den
-anglikanischen Geistlichen stets als eine Synode verehrt worden, welche
-die Gesammtheit der Gläubigen wirklich repräsentirt hatte und von Gott
-auf dem Wege der Wahrheit geleitet worden war. Die Stimme dieses Concils
-war die Stimme der noch nicht durch Aberglauben verderbten oder durch
-Spaltungen zerrissenen heiligen katholischen und apostolischen Kirche.
-Seit mehr als zwölf Jahrhunderten hatte die Welt keine kirchliche
-Versammlung wieder gesehen, welche gleichen Anspruch auf die Achtung der
-Gläubigen gehabt hätte. Das Concil von Ephesus hatte in den klarsten
-Ausdrücken und unter Androhung der furchtbarsten Strafen den Christen
-verboten, ihren Brüdern ein andres Glaubensbekenntniß aufzudringen als
-das von den Nicäischen Vätern festgestellte. Man sollte daher denken,
-daß, wenn das Concil von Ephesus wirklich unter der Leitung des heiligen
-Geistes stand, jeder der sich des Athanasischen Glaubensbekenntnisses
-bedient, in dem Augenblicke da er ein Anathema gegen seine Nebenmenschen
-ausspricht, ein Anathema über sein eignes Haupt bringen müßte.[111]
-Trotz der Autorität der ephesischen Väter beschloß die Majorität der
-Commissionsmitglieder das Athanasische Glaubensbekenntniß im Gebetbuche
-zu lassen, sie schlugen nur vor, eine von Stillingfleet entworfene
-Rubrik beizufügen, welche erklärte, die damnatorischen Sätze seien so zu
-verstehen, daß sie nur auf Diejenigen Anwendung fänden, welche das Wesen
-des christlichen Glaubens hartnäckig leugneten. Orthodoxe Gläubige
-durften daher hoffen, daß der Ketzer, der aufrichtig und demüthig nach
-der Wahrheit gesucht, nicht zu ewiger Strafe verdammt werden würde, weil
-es ihm nicht gelungen war, sie zu finden.[112]
-
-Tenison wurde beauftragt, die Liturgie zu prüfen und alle diejenigen
-Ausdrücke zu sammeln, gegen welche entweder von theologischen oder von
-literarischen Kritikern Einwendungen gemacht worden waren. Einige
-offenbare Mängel beschloß man zu beseitigen. Es wäre vernünftig gewesen,
-wenn es die Commissionsmitglieder dabei hätten bewenden lassen;
-unglücklicherweise aber beschlossen sie, einen großen Theil des
-Gebetbuches umzuarbeiten. Dies war ein kühnes Unternehmen, denn im
-allgemeinen ist der Styl des Buches so, daß er nicht verbessert werden
-kann. Die englische Liturgie gewinnt in der That selbst bei einem
-Vergleiche mit den schönen alten Liturgien, denen sie zum großen Theil
-entlehnt ist. Die wesentlichen Eigenschaften der erbaulichen Eloquenz,
-der Kürze, der majestätischen Einfachheit, der pathetischen Innigkeit
-des Gebets, durch tiefe Ehrfurcht gemäßigt, sind den Uebersetzungen und
-den Originalen gemeinschaftlich eigen. In den untergeordneten
-Schönheiten der Diction aber stehen die Originale den Uebersetzungen
-unleugbar nach. Der Grund davon liegt auf der Hand. Die technischen
-Ausdrücke des Christenthums wurden erst ein Bestandtheil der
-lateinischen Sprache, als diese Sprache das Alter der Reife
-überschritten hatte und in Barbarismus versank. Aber die technischen
-Ausdrücke des Christenthums fanden sich in dem angelsächsischen und
-normännischen Französisch schon lange bevor die Verschmelzung dieser
-beiden Dialecte einen dritten, beiden überlegenen Dialect erzeugt hatte.
-Das Latein, des römisch-katholischen Gottesdienstes ist daher Latein im
-letzten Stadium des Verfalls, während das Englisch unsres Gottesdienstes
-Englisch in der vollen Kraft und Eleganz der ersten Jugend ist. Den
-großen lateinischen Schriftstellern Terenz und Lucrez, Cicero und Cäsar,
-Tacitus und Quintilian würden die herrlichsten Compositionen Ambrosius'
-und Gregor's nicht nur als schlecht geschrieben, sondern als sinnloses
-Gewäsch erschienen sein.[113] Die Diction unsers allgemeinen Gebetbuches
-hingegen hat direct oder indirect dazu beigetragen, die Sprache fast
-jedes großen englischen Schriftstellers zu bilden und hat die
-Bewunderung der gebildetsten Ungläubigen und der gebildetsten
-Nonconformisten, die Bewunderung von Männern wie David Hume und Robert
-Hall erweckt.
-
-Der Styl der Liturgie befriedigte jedoch die Doctoren des
-Jerusalemzimmers nicht. Sie erklärten die Collecten für zu kurz und zu
-trocken, und Patrick wurde beauftragt, sie zu erweitern und
-auszuschmücken. In einer Hinsicht ließ sich gegen diese Wahl nichts
-einwenden, denn wenn wir danach urtheilen, wie Patrick die erhabenste
-hebräische Poesie paraphrasirte, werden wir wahrscheinlich zu der
-Ueberzeugung gelangen, daß, mochte er sich nun dazu eignen, die
-Collecten zu verbessern, oder nicht, wenigstens Niemand befähigter sein
-konnte, sie zu erweitern.[114]
-
-
-Die Convocation der Provinz Canterbury einberufen. Stimmung des Klerus.
-
-Es kam indeß wenig darauf an, ob die Empfehlungen der Commission gut
-oder schlecht waren, denn verurtheilt waren sie alle, noch ehe man sie
-kannte. Die Ausschreiben zur Einberufung der Convocation der Provinz
-Canterbury waren erlassen und die Geistlichen waren allenthalben in
-einem Zustande heftiger Aufregung. Sie hatten eben die Eide geleistet
-und empfanden noch schmerzlich die harten Vorwürfe der Eidverweigerer,
-die rücksichtslosen Schmähungen der Whigs und unzweifelhaft in vielen
-Fällen auch die Mahnungen des Gewissens. Die Ankündigung, daß eine
-Convocation zusammentreten solle, um einen Comprehensionsplan zu
-berathen, erweckte die stärksten Leidenschaften des Priesters, der sich
-so eben dem Gesetz gefügt hatte und der deshalb gar nicht oder nur halb
-zufrieden mit sich war. Es bot sich ihm eine Gelegenheit, zur
-Vereitelung eines Lieblingsplanes der Regierung beizutragen, welche bei
-strenger Strafe eine Unterwerfung von ihm verlangt hatte, die sich mit
-seinem Gewissen oder mit seinem Stolze schwer vereinigen ließ. Es bot
-sich ihm eine Gelegenheit, seinen Eifer für die Kirche zu bethätigen,
-deren characteristische Lehren er um materiellen Nutzens willen untreu
-geworden zu sein beschuldigt war. Seiner Ansicht nach drohte ihr jetzt
-eine eben so große Gefahr als die des vorhergehenden Jahres. Die
-Latitudinarier von 1689 seien nicht minder eifrig bestrebt, sie zu
-demüthigen und zu Grunde zu richten, wie die Jesuiten von 1688. Die
-Toleranzacte habe für die Dissenters soviel gethan, als sich mit der
-Würde und Sicherheit der Kirche vertrug, und es dürfe nichts weiter
-zugestanden werden, nicht der Saum eines Gewandes, nicht eine Sylbe vom
-Anfang bis zum Ende der Liturgie. Alle die Vorwürfe, welche der
-kirchlichen Commission Jakob's gemacht worden waren, wurden auf die
-kirchliche Commission Wilhelm's übertragen. Die beiden Commissionen
-hatten zwar nichts als den Namen mit einander gemein; aber bei dem Namen
-dachte Jedermann an Ungesetzlichkeit und Bedrückung, an Verletzung des
-Hausrechts und Confiscation von Grundeigenthum, und die Böswilligen
-riefen ihn daher unermüdlich und mit nicht geringem Erfolge in die Ohren
-der Unwissenden.
-
-
-Die Geistlichkeit unzufrieden mit dem König.
-
-Auch dem König, sagte man, war nicht zu trauen. Er conformirte sich zwar
-dem bestehenden Gottesdienste, aber es war bei ihm eine örtliche und
-gelegentliche Conformität. Denn gegen einige Ceremonien, für welche die
-Hochkirchlichen sehr eingenommen waren, empfand er einen Widerwillen,
-den er gar nicht zu verhehlen suchte. Es war eine seiner ersten
-Maßregeln gewesen, zu befehlen, daß der Gottesdienst in seiner
-Privatkapelle gesprochen und nicht gesungen werden solle, und diese
-Anordnung erregte viel Murren, obgleich die Rubrik sie guthieß.[115] Es
-war bekannt, daß er so profan war, über einen durch hohe kirchliche
-Autorität sanctionirten Gebrauch zu spötteln, über den Gebrauch des
-Händeauflegens gegen die Skropheln. Diese Ceremonie hatte sich fast
-unverändert seit dem grauesten Alterthum bis zu den Zeiten Newton's und
-Locke's erhalten. Die Stuarts spendeten häufig die heilende Kraft im
-Bankethause. Die Tage, an denen dieses Wunder verrichtet werden sollte,
-wurden in Sitzungen des Geheimen Raths bestimmt, und dann in allen
-Pfarrkirchen des Reichs von den Geistlichen feierlich verkündet.[116]
-Wenn die bestimmte Zeit kam, standen mehrere Geistliche im vollen Ornate
-um den Staatsbaldachin. Der königliche Leibarzt führte die Kranken
-herein, und es wurde hierauf eine Stelle aus dem 16. Kapitel des
-Evangeliums Marci vorgelesen. Nach den Worten: »Auf die Kranken werden
-sie die Hände legen, so wird's besser mit ihnen werden,« wurde
-innegehalten und einer der Kranken vor den König gebracht. Se. Majestät
-berührte die Geschwüre und Beulen und hing ein weißes Band, an dem eine
-Goldmünze befestigt war, um den Hals des Patienten. Die Uebrigen wurden
-so alle nacheinander vorgeführt und wenn jeder berührt war, wiederholte
-der Kaplan die Worte; »Auf die Kranken werden sie die Hände legen, so
-wird's besser mit ihnen werden.« Dann kamen die Epistel, Gebete,
-Wechselgesänge und ein Segen. Der Dienst findet sich noch in den
-Gebetbüchern aus der Regierungszeit der Königin Anna. Erst einige Zeit
-nach der Thronbesteigung Georg's I. hörte die Universität Oxford auf,
-das feierliche Amt der Heilung mit der Liturgie zusammen drucken zu
-lassen. Theologen von ausgezeichneter Gelehrsamkeit, Bildung und
-Tugendhaftigkeit sanctionirten dieses Blendwerk durch ihre Autorität und
-was noch auffälliger ist, hochberühmte Aerzte glaubten an die heilenden
-Kräfte der königlichen Hand, oder stellten sich wenigstens als glaubten
-sie daran. Wir dürfen wohl annehmen, daß jeder im Dienste Karl's II.
-stehende Arzt ein Mann von hoher Berufstüchtigkeit war, und mehr als
-einer von den Aerzten Karl's II. hat uns das feierliche Bekenntniß
-seines Glaubens an die Wunderkraft des Königs hinterlassen. Einer von
-ihnen schämt sich nicht uns zu sagen, daß die Gabe durch die bei der
-Krönung stattfindende Salbung mitgetheilt werde, daß die Heilungen so
-zahlreich seien und zuweilen so rasch erfolgten, daß sie keiner
-natürlichen Ursache zugeschrieben werden konnten, daß das Fehlschlagen
-lediglich dem Mangel an Glauben auf Seiten des Kranken beigemessen
-werden müsse; daß Karl einst einen skrophulösen Quäker berührt und ihn
-in einem Augenblicke zu einem gesunden Menschen und wahren
-Hochkirchenmann gemacht; daß, wenn die Geheilten das ihnen um den Hals
-gehängte Goldstück verlören oder verkauften, die Geschwüre von neuem
-aufbrächen und nur durch eine abermalige Berührung und durch einen
-zweiten Talisman geheilt werden könnten. Wenn Männer der Wissenschaft
-solchen Unsinn ernsthaft wiederholten, so dürfen wir uns nicht darüber
-wundern, daß der große Haufe ihn glaubte. Noch weniger dürfen wir uns
-wundern, daß Unglückliche, die von einer Krankheit gequält wurden, gegen
-welche natürliche Heilmittel nichts vermochten, Geschichten von
-übernatürlichen Kuren begierig verschlangen, denn nichts ist so
-leichtgläubig als das Unglück. Die Volksmassen, die sich an den
-Heilungstagen nach dem Palaste drängten, waren ungeheuer. Karl II.
-berührte im Laufe seiner Regierung nahe an hunderttausend Personen. Die
-Zahl war größer oder geringer je nachdem die Popularität des Königs
-stieg oder sank. Während der toryistischen Reaction, welche auf die
-Auflösung des Oxforder Parlaments folgte, drängte sich das Volk
-massenhaft in seine Nähe. Im Jahre 1682 verrichtete er die Ceremonie
-achttausendfünfhundert Mal. Im Jahre 1684 war das Gedränge so arg, daß
-sechs oder sieben Kranke todtgetreten wurden. Jakob berührte auf einer
-seiner Reisen im Chore der Kathedrale von Chester achthundert Personen.
-Die Kosten der Ceremonie beliefen sich auf nicht viel weniger als
-zehntausend Pfund jährlich und würden ohne die Wachsamkeit des
-königlichen Leibarztes, der die Applikanten zu untersuchen und
-Diejenigen, welche um der Heilung willen kamen, von Denen, welche des
-Goldstücks wegen kamen, zu scheiden hatte, noch viel bedeutender gewesen
-sein.[117]
-
-Wilhelm war viel zu klug, als daß er hätte getäuscht werden können, und
-viel zu rechtschaffen, um an einer Handlung Theil zu nehmen, von der er
-wußte, daß es Betrug war. »Es ist ein kindischer Aberglaube,« rief er
-aus, als er hörte, daß zu Ende der Fastenzeit sein Palast von einer
-Menge Kranker belagert war; »man gebe den armen Leuten etwas Geld und
-schicke sie fort.«[118] Einmal wurde er dringend gebeten, seine Hand auf
-einen Patienten zu legen. »Gott schenke Euch bessere Gesundheit,« sagte
-er, »und mehr Verstand.« Die Eltern skrophulöser Kinder schrien Zeter
-über seine Grausamkeit; die Bigotten erhoben entsetzt über seine
-Gottlosigkeit Hände und Augen zum Himmel; die Jakobiten lobten ihn
-sarkastisch, daß er nicht so anmaßend sei, sich eine Kraft beizumessen,
-die nur legitimen Souverainen zukomme, und selbst einige Whigs meinten,
-es sei unklug von ihm, daß er einen im Volke tief eingewurzelten
-Aberglauben mit so auffallender Geringschätzung behandle. Wilhelm aber
-war nicht zu bewegen und wurde deshalb von vielen Hochkirchlichen als
-entweder ein Ungläubiger oder ein Puritaner betrachtet.[119]
-
-
-Der Klerus durch das Verhalten der schottischen Presbyterianer gegen die
-Dissenters erbittert.
-
-Die Hauptursache jedoch, welche damals der Geistlichkeit selbst den
-gemäßigtsten Comprehensionsplan verhaßt machte, ist noch nicht erwähnt
-worden. Was Burnet vorhergesehen und vorhergesagt hatte, war
-eingetroffen. Es herrschte in dem ganzen Priesterstande eine große
-Geneigtheit, die Unbilden der schottischen Episkopalen die englischen
-Presbyterianer entgelten zu lassen. Es ließ sich nicht leugnen, daß
-selbst die Hochkirchlichen im Sommer des Jahres 1688 sich im allgemeinen
-bereit erklärt hatten, Vieles im Interesse der Union aufzugeben. Allein
-man sagte, und nicht ohne einen Anschein von Begründung, die Vorgänge
-jenseit der Grenze bewiesen, daß eine Union unter billigen Bedingungen
-unmöglich sei. Wie können, fragte man, Diejenigen, die uns keine
-Concession machen wollen wo wir schwach sind, es uns verargen, daß wir
-ihnen keine Concession machen wollen, wo wir stark sind? Wir können die
-Grundsätze und Gesinnungen einer Secte nach den Erklärungen, die sie in
-einem Augenblicke der Schwäche und der Leiden abgiebt, nicht richtig
-beurtheilen. Wenn wir den puritanischen Geist in seiner wahren
-Beschaffenheit kennen lernen wollen, müssen wir den Puritaner
-beobachten, wenn er die Oberhand hat. Unter der vorigen Generation hatte
-er hier die Oberhand, und sein kleiner Finger war stärker als die Lenden
-der Prälaten. Er trieb Hunderte von friedlichen Studenten aus ihren
-Collegien und Tausende von achtbaren Geistlichen aus ihren
-Pfarrwohnungen, weil sie sich weigerten, seinen Covenant zu
-unterschreiben. Weder Gelehrsamkeit, noch Genie, noch Frömmigkeit wurde
-geschont. Männer wie Hall und Sanderson, Chillingworth und Hammond
-wurden nicht allein ausgeplündert, sondern ins Gefängniß geworfen und
-der ganzen Rohheit brutaler Kerkermeister preisgegeben. Es wurde für ein
-Verbrechen erklärt, schöne Psalmen und Gebete zu lesen, welche Ambrosius
-und Chrysostomus den Gläubigen hinterlassen hatten. Endlich ward die
-Nation der Herrschaft der Frommen müde. Die gestürzte Dynastie und die
-gestürzte Hierarchie wurden wieder eingesetzt, der Puritaner wurde
-seinerseits Ausschließungen und Strafen unterworfen, und alsbald kam er
-dahinter, daß es grausam sei, Jemanden zu bestrafen, weil er
-Gewissensskrupel wegen eines Gewandes, wegen einer Ceremonie, wegen
-geistlicher Amtsverrichtungen hegte. Seine jammervollen Klagen und seine
-Argumente zu Gunsten der Toleranz hatten endlich auf viele Gutmüthige
-Eindruck gemacht. Selbst eifrige Hochkirchliche hatten angefangen, sich
-der Hoffnung hinzugeben, daß die harte Lehre, die er bekommen, ihn
-aufrichtig, gemäßigt und nachsichtig gemacht habe. Wäre dem wirklich so
-gewesen, so würde es allerdings unsre Pflicht sein, seine Bedenken mit
-zarter Rücksicht zu behandeln. Aber während wir überlegten, was wir thun
-könnten, um seinen Wünschen in England zu entsprechen, hatte er in
-Schottland das Uebergewicht erlangt, und in einem Augenblicke war er
-wieder ganz er selbst: bigott, insolent und grausam. Pfarrwohnungen
-wurden geplündert, Kirchen geschlossen, Gebetbücher verbrannt, heilige
-Gewänder zerrissen, andächtige Versammlungen auseinandergetrieben,
-Priester gemißhandelt, mit Steinen geworfen, an den Schandpfahl gestellt
-und mit Weib und Kind hinausgestoßen, um zu betteln oder zu verhungern.
-Daß diese Gewaltthätigkeiten nicht einigen wenigen ruchlosen
-Herumtreibern, sondern der Gesammtheit der schottischen Presbyterianer
-zur Last fielen, ging klar aus dem Umstande hervor, daß die Regierung es
-weder gewagt hatte, die Uebelthäter zu bestrafen, noch den Betroffenen
-Abhilfe zu verschaffen. Sei es da nicht gerathen, daß die englische
-Kirche auf ihrer Hut sei? Könne man billigerweise von ihr verlangen, daß
-sie ihre apostolische Verfassung und ihr schönes Ritual aufgebe, um
-Diejenigen auszusöhnen, denen nichts als die Macht fehlte, um sie zu
-mißhandeln, wie sie ihre Schwester gemißhandelt hatten? Diese Leute
-hätten bereits eine Wohlthat erlangt, die sie nicht verdienten und die
-sie niemals gewährt haben würden. Sie verehrten Gott in vollkommener
-Sicherheit; ihre Bethäuser genössen eines eben so wirksamen Schutzes wie
-die Chöre unserer Kathedralen. Während kein bischöflicher Geistlicher
-ohne Lebensgefahr in Ayrshire oder Renfrewshire Gottesdienst halten
-könne, predigten in Middlesex hundert presbyterianische Geistliche
-ungestört jeden Sonntag. Die Legislatur habe mit einer vielleicht
-unklugen Großmuth den intolerantesten Menschen Toleranz gewährt, und mit
-der Toleranz zieme es ihnen sich zu begnügen.
-
-
-Einrichtung der Convocation.
-
-So vereinigten sich mehrere Ursachen, um die Parochialgeistlichen gegen
-den Comprehensionsplan zu erbittern. Ihre Stimmung war von der Art, daß
-der im Jerusalemzimmer entworfene Plan, wenn er ihnen unmittelbar
-vorgelegt worden wäre, mit einer Majorität von Zwanzig gegen Eins
-verworfen worden sein würde. In der Convocation aber stand ihr Gewicht
-in keinem Verhältniß zu ihrer Zahl. Die Convocation ist zum Glück für
-unser Vaterland seit langer Zeit so gänzlich ohne Bedeutung, daß sich
-bis vor Kurzem nur wißbegierige Forscher um ihre Einrichtung gekümmert
-haben, und doch glauben noch heutzutage sonst nicht ungebildete Leute,
-sie sei ein die Kirche von England repräsentirendes Concil gewesen. Die
-in unsrer Kirchengeschichte so häufig erwähnte Convocation ist jedoch
-thatsächlich nichts weiter als die Synode der Provinz Canterbury und war
-nie berechtigt, im Namen des gesammten Klerus zu sprechen. Die Provinz
-York hatte ebenfalls ihre Convocation; aber tiefe Provinz war bis tief
-ins 18. Jahrhundert im allgemeinen so arm, so uncultivirt und so dünn
-bevölkert, daß sie hinsichtlich ihrer politischen Bedeutung kaum für ein
-Zehntel des Reichs gerechnet werden konnte. Die Ansicht des südlichen
-Klerus galt daher allgemein für die Ansicht des ganzen Standes. Wo die
-formelle Beistimmung des nördlichen Klerus erforderlich war, wurde sie
-als sich von selbst verstehend gegeben. Die von der Convocation von
-Canterbury im Jahre 1604 erlassenen Kirchengesetze waren in der That
-schon zwei Jahre bevor die Convocation von York die Formalität ihrer
-Zustimmungsertheilung erfüllte, von Jakob I. bestätigt und ihre genaue
-Beobachtung im ganzen Königreiche anbefohlen. Seitdem diese kirchlichen
-Versammlungen bloße Namen geworden, hatte die Stellung der beiden
-Erzbisthümer zu einander eine große Veränderung erfahren. In allen
-Elementen der Macht repräsentirt die Gegend jenseit des Trent jetzt
-mindestens ein Drittheil England's. Als in unsrer Zeit das
-Representativsystem dem veränderten Zustande des Landes angepaßt wurde,
-gehörten fast sämmtliche kleine Burgflecken, denen das Wahlrecht
-entzogen werden mußte, dem Süden an. Zwei Drittel der neuen
-Parlamentsmitglieder, welche den großen Provinzialstädten bewilligt
-wurden, kamen auf den Norden. Wenn daher eine englische Regierung die
-Convocationen in ihrer gegenwärtigen Einrichtung zur Erledigung von
-Geschäften zusammentreten lassen wollte, so würden zwei von einander
-unabhängige Synoden gleichzeitig für eine Kirche Gesetze geben, und es
-ist durchaus nicht unwahrscheinlich, daß die eine Versammlung
-Kirchengesetze annähme, welche die andre verwerfen würde, und daß die
-eine Versammlung Behauptungen als ketzerisch verdammen würde, welche die
-andre für orthodox hielte.[120] Im 17. Jahrhundert war so etwas nicht zu
-fürchten. Die Convocation von York wurde damals in der That so wenig
-beachtet, daß die beiden Parlamentshäuser in ihrer Adresse an Wilhelm
-nur von einer Convocation gesprochen hatten, die sie die Convocation der
-Geistlichkeit des Königreichs nannten.
-
-Die Körperschaft, die sie eben nicht besonders richtig so bezeichneten,
-zerfällt in zwei Häuser. Das Oberhaus besteht aus den Bischöfen der
-Provinz Canterbury. Das Unterhaus bestand 1689 aus hundertvierundvierzig
-Mitgliedern. Zweiundzwanzig Dechanten und vierundfunfzig Archidiakonen
-saßen darin kraft ihrer Aemter; vierundzwanzig Geistliche saßen als
-Vertreter von eben so vielen Kapiteln darin und nur vierundvierzig
-Abgeordnete wurden von den achttausend Pfarrgeistlichen der
-zweiundzwanzig Kirchspiele gewählt.
-
-
-Wahl der Convocationsmitglieder.
-
-Diese vierundvierzig Bevollmächtigten waren jedoch fast alle eines
-Sinnes. Die Wahl derselben war in früheren Zeiten auf die ruhigste und
-anständigste Weise vor sich gegangen. Bei dieser Gelegenheit aber fanden
-starke Wahlumtriebe und heftige Wahlkämpfe statt; Rochester, das Haupt
-der Partei, die sich im Hause der Lords der Comprehensionsbill
-widersetzt hatte, und sein Bruder Clarendon, der sich geweigert hatte,
-die Eide zu leisten, waren nach Oxford, dem Hauptquartier dieser Partei,
-gegangen, um die Opposition zu animiren und zu organisiren.[121] Die
-Vertreter der Parochialgeistlichen müssen Männer gewesen sein, deren
-Hauptauszeichnung ihr Eifer war, denn in der ganzen Liste findet sich
-nicht ein einziger berühmter Name und nur sehr wenige, die jetzt noch
-dem eifrigen Geschichtsforscher bekannt sind.[122] Die officiellen
-Mitglieder des Unterhauses, unter denen sich viele ausgezeichnete
-Gelehrte und Kanzelredner befanden, scheinen nicht sehr ungleich
-getheilt gewesen zu sein.
-
-
-Verleihung geistlicher Aemter.
-
-Während des Sommers 1689 kamen mehrere hohe kirchliche Aemter zur
-Erledigung und wurden Geistlichen verliehen, welche im Jerusalemzimmer
-saßen. Es ist bereits erwähnt worden, daß Thomas, Bischof von Worcester,
-gerade vor dem zur Eidesleistung bestimmten Tage starb. Lake, Bischof
-von Chichester, lebte eben noch lange genug, um sie zu verweigern, und
-er erklärte mit seinem letzten Athemzuge, daß er selbst auf dem
-Scheiterhaufen die Lehre von dem unveräußerlichen Erbrechte nicht
-verleugnen würde. Der Bischofsstuhl von Chichester wurde mit Patrick,
-der von Worcester mit Stillingfleet besetzt, und die Dechanei von St.
-Paul, welche Stillingfleet verließ, bekam Tillotson. Daß Tillotson nicht
-auf die bischöfliche Bank erhoben wurde, erregte einige Verwunderung.
-Aber gerade deshalb, weil die Regierung seine Dienste besonders hoch
-schätzte, ließ man ihn noch einige Zeit einfacher Pfarrgeistlicher
-bleiben. Das wichtigste Amt in der Convocation war das des Wortführers
-des Unterhauses. Den Wortführer hatten die Mitglieder zu wählen, und der
-einzige gemäßigte Mann, der Aussicht hatte gewählt zu werden, war
-Tillotson. Es war factisch bereits festgesetzt, daß er der nächste
-Erzbischof von Canterbury werden sollte. Als er für seine neue Dechanei
-zum Handkuß ging, dankte er dem Könige herzlich und sagte: »Eure
-Majestät hat mich für den Rest meiner Tage zur Ruhe gesetzt.« -- »Nicht
-doch, Herr Doctor, ich versichere es Ihnen,« entgegnete Wilhelm, worauf
-er ihm sehr deutlich zu verstehen gab, daß, wenn Sancroft einmal
-aufhören werde, das höchste kirchliche Amt zu verwalten, Tillotson sein
-Nachfolger sein sollte. Tillotson war ganz bestürzt, denn sein Character
-war sanft und frei von Ehrgeiz, er begann die Schwächen des
-Greisenalters zu empfinden, fragte wenig nach Geld und Gut, und
-diejenigen weltlichen Vortheile, auf die er den meisten Werth legte,
-waren ein guter Ruf und die allgemeine Zuneigung seiner Nebenmenschen.
-Diese Vortheile besaß er schon, und er konnte sich nicht verhehlen, daß
-er als Primas den unversöhnlichen Haß einer mächtigen Partei auf sich
-ziehen und eine Zielscheibe für die Verleumdung werden würde, vor der
-sein mildes und gefühlvolles Naturell zurückschauderte, wie vor der
-Folter oder dem Rade. Wilhelm sprach ernst und entschieden. »Es ist
-nothwendig im Interesse meiner Pläne,« sagte er, »und Sie würden es bei
-Ihrem Gewissen nicht verantworten können, wenn Sie mir Ihren Beistand
-verweigerten.« Hiermit endigte die Unterredung. Es war auch in der That
-nicht nöthig, daß die Sache auf der Stelle entschieden wurde, denn es
-sollten noch mehrere Monate verstreichen, ehe das Erzbisthum zur
-Erledigung kam.
-
-Tillotson klagte seine Noth mit ungeheuchelter Sorge und Betrübniß Lady
-Russell, der er unter allen menschlichen Wesen die höchste Achtung und
-das meiste Vertrauen schenkte.[123] Er scheue zwar keinen Dienst der
-Kirche, sagte er, aber er sei überzeugt, daß er in seiner gegenwärtigen
-Stellung am meisten nützen könne. Wenn er gezwungen werden sollte, einen
-so hohen und verhaßten Posten wie das Primat anzunehmen, würde er der
-für seine Kräfte so schweren Last der Pflichten und Sorgen bald
-erliegen. Es würde ihm an Muth dazu und mithin auch an der nöthigen
-Befähigung fehlen. Er beschwerte sich dann mild über Burnet, der ihn mit
-einer wahrhaft hochherzigen Innigkeit liebte und verehrte und der sich
-bemüht hatte, den König und die Königin zu überzeugen, daß es in ganz
-England nur einen einzigen Mann gebe, der sich für die höchste
-kirchliche Würde eigne. »Der Bischof von Salisbury,« sagte Tillotson,
-»ist einer meiner besten und zugleich schlimmsten Freunde.«
-
-
-Compton ist unzufrieden.
-
-Was Burnet kein Geheimniß war, konnte Niemandem lange ein Geheimniß
-bleiben. Man begann sich sehr bald zuzuflüstern, daß der König Tillotson
-zum Nachfolger Sancroft's bestimmt habe. Die Nachricht verdroß Compton
-heftig, denn er hatte nicht ohne Grund geglaubt, daß er in seinen
-Ansprüchen keinen Rivalen habe. Er hatte die Königin und ihre Schwester
-erzogen, und der Erziehung, die sie von ihm empfangen, dürfte sicherlich
-wenigstens zum Theil die Festigkeit zugeschrieben, werden, mit der sie
-trotz des Einflusses ihres Vaters der Landesreligion treu geblieben
-waren. Compton war außerdem der einzige Prälat, der unter der vorigen
-Regierung im Parlament seine Stimme gegen das Dispensationsrecht
-erhoben, der einzige Prälat, der von der Hohen Commission suspendirt
-worden war, der einzige Prälat, der die Einladung an den Prinzen von
-Oranien unterzeichnet, der einzige Prälat, der wirklich die Waffen gegen
-Papismus und Willkürgewalt ergriffen, der einzige Prälat, der mit noch
-einem andren gegen eine Regentschaft gestimmt hatte. Unter den
-Geistlichen der Provinz Canterbury, welche die Eide geleistet hatten,
-war er dem Range nach der Erste. Er hatte daher einige Monate lang als
-Stellvertreter des Primas fungirt; er hatte die neuen Souveraine
-gekrönt, er hatte die neuen Bischöfe geweiht, und er stand auf dem
-Punkte, der Convocation zu präsidiren. Dazu kam noch, daß er der Sohn
-eines Earls war und daß kein Mann von gleich vornehmer Geburt damals auf
-der Bank der Bischöfe saß, noch jemals seit der Reformation auf
-derselben gesessen hatte. Daß die Regierung einen Priester seiner
-eigenen Diöcese über ihn stellen wollte, der der Sohn eines Tuchmachers
-aus Yorkshire war und der sich durch nichts als durch Talente und
-Tugenden auszeichnete, war kränkend, und Compton, obgleich er durchaus
-kein schlechtes Herz hatte, fühlte sich tief gekränkt. Vielleicht wurde
-sein Verdruß durch den Gedanken noch vermehrt, daß er im Interesse
-Derer, die ihn so zurücksetzten, Manches gethan, was sein Gewissen
-gedrückt und seinen Ruf befleckt hatte, daß er einmal die Winkelzüge
-eines Diplomaten ausgeübt und ein andermal seinen Amtsbrüdern, durch
-Tragen des Büffelwamses und der Reiterstiefeln Aergerniß gegeben hatte.
-Maßlosen Ehrgeizes konnte er Tillotson nicht beschuldigen. Aber obgleich
-Tillotson selbst an dem Erzbisthum gar nichts gelegen war, bot er doch
-seinen Einfluß nicht zu Gunsten Compton's auf, sondern empfahl dringend
-Stillingfleet als das geeignetste Oberhaupt der englischen Kirche. Die
-Folge davon war, daß am Vorabend des Zusammentritts der Convocation der
-Bischof, der an der Spitze des Oberhauses stehen sollte, der persönliche
-Feind des Pfarrgeistlichen wurde, den die Regierung an der Spitze des
-Unterhauses zu sehen wünschte. Dieser Streit häufte neue Schwierigkeiten
-auf Schwierigkeiten, welche keiner Vermehrung bedurften.[124]
-
-
-Zusammentritt der Convocation.
-
-Erst am 20. November versammelte sich die Convocation zur Erledigung von
-Geschäften. Das Versammlungslokal war gewöhnlich die Paulskirche
-gewesen. Aber diese Kathedrale erhob sich nur langsam aus ihren
-Trümmern, und wenn auch ihre Kuppel die hundert Kirchthürme der City
-bereits hoch überragte, so waren doch die inneren Räume dem
-Gottesdienste noch nicht geöffnet. Die Versammlung hielt daher ihre
-Zusammenkünfte in Westminster.[125] In die schöne Kapelle Heinrich's
-VII. war ein Tisch gestellt und Compton nahm den Präsidentenstuhl ein.
-Zu seiner Rechten und Linken saßen in prunkenden Gewändern von Scharlach
-und Grauwerk diejenigen Suffragane von Canterbury, welche die Eide
-geleistet hatten, und am unteren Ende der Tafel war die Schaar der
-Pfarrgeistlichen versammelt. Beveridge hielt eine lateinische Rede, in
-der er das bestehende System zwar warm lobte, sich aber doch einer
-gemäßigten Reform zugethan erklärte. Die Kirchengesetze, sagte er, seien
-zweierlei Art. Einige Gesetze seien fundamental und ewig, ihre Autorität
-stamme von Gott, und keine religiöse Gemeinschaft könne sie umstoßen,
-ohne aufzuhören, einen Theil der Universalkirche zu bilden. Andere
-Gesetze seien örtlich und temporär. Diese seien von menschlicher
-Weisheit gemacht, und menschliche Weisheit könne sie daher abändern.
-Allerdings dürften sie nicht ohne triftige Gründe abgeändert werden,
-aber an solchen Gründen fehle es in diesem Augenblicke sicherlich nicht.
-Eine zerstreute Heerde in eine Hürde und unter einen Schäfer zu bringen,
-Steine des Anstoßes vom Pfade des Schwachen zu entfernen, lange
-entfremdete Herzen mit einander auszusöhnen, die geistliche Zucht in
-ihrer ursprünglichen Kraft wiederherzustellen, der besten und reinsten
-der christlichen Gesellschaften eine Basis zu geben, breit genug, um
-allen Angriffen der Erde und der Hölle zu widerstehen: dies seien
-Zwecke, die wohl einige Modifikationen, nicht der katholischen
-Institutionen, aber nationaler oder provincialer Gebräuche
-rechtfertigten.[126]
-
-
-Die Hochkirchlichen im Unterhause der Convocation überwiegend.
-
-Nachdem das Unterhaus diese Rede angehört, schritt es zur Wahl eines
-Sprechers. Sharp, der wahrscheinlich von den einer Comprehension
-günstigen Mitgliedern als einer der Hochkirchlichsten unter ihnen
-vorgeschoben worden war, schlug Tillotson vor. Jane, der sich geweigert
-hatte, kraft der königlichen Vollmacht zu handeln, wurde von der andren
-Seite vorgeschlagen. Nach einer lebhaften Discussion ward Jane mit
-fünfundfünfzig gegen achtundzwanzig Stimmen gewählt.[127]
-
-Der Wortführer wurde dem Bischof von London förmlich vorgestellt und
-hielt nach altem Brauch eine lateinische Rede. In dieser Rede wurde die
-anglikanische Kirche als die vollkommenste aller Institutionen gerühmt.
-Der Redner deutete sehr verständlich an, daß weder in ihrer Doctrin,
-noch in ihrer Disciplin, noch in ihrem Ritual eine Abänderung nöthig
-sei, und er schloß seinen Vortrag mit einem bedeutungsvollen Satze. Als
-Compton einige Monate früher die etwas ungeistliche Rolle eines
-Reiterobersten spielte, hatte er in die Fahnen seines Regiments die
-wohlbekannten Worte sticken lassen: »^Nolumus leges Angliae mutari^«,
-und mit diesen Worten schloß Jane seine Rede.[128]
-
-Die Niederkirchlichen gaben indeß noch nicht alle Hoffnung auf. Sie
-beschlossen wohlweislich, mit dem Vorschlage zu beginnen, daß Kapitel
-aus den kanonischen Büchern an die Stelle der aus den Apokryphen
-entnommenen zum Vorlesen beim Gottesdienste bestimmt werden sollten. Man
-sollte meinen, daß dieser Vorschlag, selbst wenn es nicht einen einzigen
-Dissenter im Königreiche gegeben hätte, wohl günstig hätte aufgenommen
-werden müssen. Denn die Kirche hatte in ihrem sechsten Artikel erklärt,
-daß die kanonischen Bücher berechtigt seien, heilige Schriften genannt
-und als Richtschnur des Glaubens betrachtet zu werden, die
-apokryphischen Bücher aber nicht. Die Hochkirchlichen aber waren
-entschlossen, sich selbst dieser Reform zu widersetzen. Sie fragten in
-Flugschriften, welche die Ladentische von Paternoster Row und Little
-Britain bedeckten, warum die Landgemeinden des Genusses beraubt werden
-sollten, von der Pechkugel, mit welcher Daniel den Drachen erblickte,
-und von dem Fische zu hören, dessen Leber einen Geruch verbreitete, vor
-welchem der Teufel von Ekbatana bis nach Egypten floh. Und gebe es nicht
-Kapitel von der Weisheit des Sohnes Sirach's, welche viel interessanter
-und erbaulicher seien als die Genealogien und Namensverzeichnisse,
-welche einen großen Theil der Chroniken der jüdischen Könige und der
-Erzählung Nehemia's füllten? Kein ernster Geistlicher würde jedoch in
-der Kapelle Heinrich's VII. zu behaupten gewagt haben, daß es unmöglich
-sei, in vielen hundert vom heiligen Geist eingegebenen Seiten funfzig
-oder sechzig Kapitel zu finden, welche erbaulicher wären als irgend
-etwas, was aus den Werken der angesehensten nicht inspirirten Moralisten
-oder Historiker extrahirt werden könnte. Die Häupter der Majorität
-beschlossen daher, einer Debatte auszuweichen, in der sie in eine
-unangenehme Alternative hätten versetzt werden müssen. Ihr Plan war,
-nicht die Vorschläge der Commissionsmitglieder zu verwerfen, sondern
-einer Discussion über dieselben vorzubeugen, und zu dem Ende wurde ein
-System der Taktik adoptirt, das sich als erfolgreich erwies.
-
-Das Gesetz, so wie es seit einer langen Reihe von Jahren interpretirt
-worden war, verbot der Convocation, irgend welche kirchliche Verordnung
-ohne vorherige Ermächtigung seitens der Krone auch nur in Berathung zu
-nehmen. Diese Ermächtigung, mit dem großen Siegel versehen, brachte
-Nottingham in aller Form in die Kapelle Heinrich's VII. Zu gleicher Zeit
-überreichte er eine Botschaft vom Könige. Seine Majestät ermahnte die
-Versammlung, ruhig und vorurtheilsfrei die Vorschläge der Commission zu
-prüfen, und erklärte, daß er nur die Ehre und die Vortheile der
-protestantischen Religion im allgemeinen und der englischen Kirche im
-besonderen im Auge habe.[129]
-
-
-Meinungsverschiedenheit zwischen den beiden Häusern der Convocation.
-
-Die Bischöfe einigten sich schnell über eine Dankadresse für die
-königliche Botschaft und forderten das Unterhaus zum Beitritt auf. Jane
-und seine Anhänger erhoben Einwendungen über Einwendungen dagegen.
-Zuerst beanspruchten Sie das Recht eine Separatadresse zu überreichen.
-Als sie gezwungen wurden, darauf zu verzichten, verweigerten sie ihre
-Zustimmung zu irgend einem Ausdrucke, mit welchem gesagt werde, daß die
-englische Kirche mit irgend einer andren protestantischen
-Glaubensgesellschaft etwas gemein habe. Es wurden Amendements und
-Beweisgründe hin und her geschickt, Conferenzen gehalten, bei denen
-Burnet für die eine und Jane für die andre Seite die Hauptwortführer
-waren, und endlich mit großer Mühe ein Uebereinkommen zu Stande
-gebracht, dessen Resultat eine, im Vergleich zu der von den Bischöfen
-entworfenen, kalte und unfreundliche Adresse war, welche dem Könige im
-Bankethause überreicht wurde. Er verbiß seinen Unmuth, gab eine
-freundliche Antwort und sprach die Hoffnung aus, die Versammlung werde
-nun endlich zur Berathung der wichtigen Comprehensionsfrage
-schreiten.[130]
-
-
-Das Unterhaus der Convocation erweist sich als unlenksam.
-
-Damit waren jedoch die Führer des Unterhauses nicht einverstanden.
-Sobald sie sich wieder in der Kapelle Heinrich's VII. befanden,
-veranlaßte einer von ihnen eine Debatte über die eidverweigernden
-Bischöfe. Trotz des bedauerlichen Gewissensbedenkens, den diese Prälaten
-hegten, seien sie doch gelehrte und heilige Männer, und ihr Rath könne
-unter den gegenwärtigen Umständen der Kirche von größtem Nutzen sein.
-Das Oberhaus sei in Abwesenheit des Primas und vieler seiner
-angesehensten Suffragane kaum ein Oberhaus. Könne nichts geschehen, um
-diesen Uebelstand zu beseitigen?[131] Ein andres Mitglied beklagte sich
-über einige unlängst erschienene Pamphlets, in denen nicht mit der
-gebührenden Achtung von der Convocation gesprochen werde. Die
-Versammlung fing Feuer. Sei es nicht empörend, daß dieses ketzerische
-und schismatische Zeug in den Straßen öffentlich ausgeboten und in den
-Läden von Westminsterhall, hundert Schritt von dem Stuhle des
-Wortführers, verkauft werden dürfe? Das Werk der Verstümmelung der
-Liturgie und der Verwandlung der Kathedralen in Conventikel könne gewiß
-so lange aufgeschoben werden, bis die Synode Maßregeln zum Schutze ihrer
-eignen Freiheit und Würde getroffen habe. Es wurde nun darüber
-debattirt, wie das Drucken solcher anstößiger Bücher verhindert werden
-könne. Einige waren für Klagerhebung, Andere für eine geistliche
-Censur.[132] Unter solchen Berathungen verstrich Woche auf Woche. Nicht
-ein einziger auf eine Comprehension bezüglicher Vorschlag war auch nur
-discutirt worden. Weihnachten rückte heran, und zu dieser Zeit sollten
-die Sitzungen unterbrochen werden. Die Bischöfe wünschten, daß während
-der Ferien ein Ausschuß beisammen bleibe, um die Geschäfte
-vorzubereiten. Das Unterhaus verweigerte seine Einwilligung.[133] Es war
-jetzt augenscheinlich, daß dieses Haus sich fest vorgenommen hatte,
-nicht einmal einen Theil des von den Königlichen Beauftragten
-entworfenen Planes in Berathung zu nehmen. Die Abgeordneten der Diöcesen
-waren in schlechterer Stimmung als bei ihrer ersten Ankunft in
-Westminster. Viele von ihnen hatten wahrscheinlich noch niemals eine
-Woche in der Hauptstadt zugebracht und hatten nicht geahnet, wie groß
-der Unterschied zwischen einem Stadtgeistlichen und einem
-Landgeistlichen war. Der Anblick des Luxus und der Bequemlichkeiten,
-welche die beliebten Prediger der Hauptstadt, genossen, mußte in einem
-Vikar aus Lincolnshire oder Caernarvonshire, der gewohnt war, so einfach
-wie ein kleiner Farmer zu leben, nothwendig einige wehmüthige
-Empfindungen erwecken. Gerade weil der Londoner Klerus durchgehends für
-eine Comprehension war, wollten die Vertreter der Landgeistlichkeit
-nichts davon wissen.[134] Die Prälaten als Gesammtheit wünschten
-aufrichtig, daß den Nonconformisten ein Zugeständniß gemacht werden
-möchte. Aber die Prälaten waren durchaus nicht im Stande, die aufsässige
-Demokratie zu beugen. Ihre Zahl war gering, einige von ihnen waren dem
-Parochialklerus im höchsten Grade zuwider, der Präsident hatte nicht die
-volle Autorität eines Primas, und überdies war es ihm gar nicht unlieb,
-die Männer, die ihn seiner Meinung nach übel behandelt hatten, in ihren
-Plänen behindert und gekränkt zu sehen.
-
-
-Die Convocation prorogirt.
-
-Man mußte nachgeben. Die Convocation wurde auf sechs Wochen prorogirt.
-Nach Verlauf dieser sechs Wochen wurde sie aufs neue prorogirt und viele
-Jahre vergingen, ehe sie ihre Thätigkeit wieder beginnen durfte.
-
-So endete, und zwar für immer, die Hoffnung, daß die englische Kirche
-bewogen werden könnte, den Bedenken der Nonconformisten ein Zugeständniß
-zu machen. Eine gelehrte und ehrenwerthe Minorität des Priesterstandes
-gab diese Hoffnung mit tiefem Bedauern auf. Sehr bald jedoch fanden
-selbst Burnet und Tillotson Grund zu glauben, daß ihre Niederlage
-thatsächlich ein glückliches Entrinnen war und daß der Sieg ein Unglück
-gewesen sein würde. Eine Reform, wie sie zu den Zeiten der Königin
-Elisabeth die große Gesammtheit der englischen Protestanten vereinigt
-haben würde, würde zu Wilhelm's Zeiten mehr Herzen einander entfremdet
-als versöhnt haben. Das Schisma, welches die Eide herbeigeführt hatten,
-war bis jetzt noch ohne Bedeutung. Neuerungen wie die von der
-Königlichen Commission vorgeschlagenen würden ihm eine gefährliche
-Wichtigkeit gegeben haben. Bis jetzt saß ein Laie, mochte er auch das
-Verfahren der Convention für unverantwortlich halten und die
-Tugendhaftigkeit des eidverweigernden Klerus preisen, nach wie vor unter
-der gewohnten Kanzel und kniete an dem gewohnten Altare. Wenn aber in
-diesem Augenblicke, während seine Gemüthsstimmung durch das seinen
-Lieblingsgeistlichen zugefügte vermeintliche Unrecht gereizt und er
-vielleicht in Zweifel war, ob er ihrem Beispiele folgen solle oder
-nicht, seine Augen und Ohren durch Aenderungen in dem Gottesdienste, dem
-er innig zugethan war, beleidigt worden, wenn die Compositionen der
-Doctoren des Jerusalemszimmers an die Stelle der alten Collecten
-getreten wären, wenn er Geistliche ohne Chorhemd Kelch und Hostienteller
-sitzenden Communicanten hätte darreichen sehen, so würde das Band, das
-ihn an die Landeskirche knüpfte, zerrissen sein. Er würde sich in eine
-Versammlung von Eidverweigerern begeben haben, wo der Gottesdienst, den
-er liebte, ohne Verstümmelungen abgehalten wurde, die neue Secte, welche
-für jetzt noch fast ausschließlich aus Priestern bestand, würde bald
-durch viele und zahlreiche Gemeinden verstärkt worden sein, und diese
-Gemeinden würden eine verhältnißmäßig größere Menge Reicher, Vornehmer
-und Gebildeter aufzuweisen gehabt haben, als irgend eine andre
-Dissentergemeinde. Die so verstärkten episkopalen Schismatiker würden
-dem neuen Könige und seinen Nachfolgern wahrscheinlich eben so furchtbar
-gewesen sein, wie die puritanischen Schismatiker es jemals den Fürsten
-des Hauses Stuart waren. Es ist eine unbestreitbare und höchst
-lehrreiche Thatsache, daß wir die bürgerliche und religiöse Freiheit,
-deren wir uns jetzt erfreuen, zum großen Theil der Beharrlichkeit
-verdanken, mit der die hochkirchliche Partei in der Convocation von 1689
-sich weigerte, irgend einen Comprehensionsplan auch nur in Berathung zu
-nehmen.[135]
-
-----------
-
-[Fußnote 1: Siehe die Verhandlungen der Lords vom 5. Febr. 1688/89 und
-mehreren darauffolgenden Tagen; Braddon's Pamphlet betitelt: ^The Earl
-of Essex's Memory and Honour Vindicated, 1690^, und die London Gazette
-vom 31. Juli und 4. und 7. August 1690, worin Lady Essex und Burnet
-öffentlich Braddon widersprachen.]
-
-[Fußnote 2: Ob die Verurtheilung Lord Russel's, wenn sie nicht
-umgestoßen worden wäre, für seinen Sohn ein Hinderniß gewesen sein
-würde, ihm im Earlthum Bedford nachzufolgen, ist eine schwer zu
-entscheidende Frage. Der alte Earl holte darüber die Gutachten der
-größten Juristen der damaligen Zeit ein, die man noch in den Archiven zu
-Woburn sehen kann. Bemerkenswerth ist, daß eines dieser Gutachten von
-Pemberton herrührt, der bei dem Prozesse den Vorsitz geführt hatte.
-Dieser Umstand beweist, daß die Familie ihn keiner Ungerechtigkeit oder
-Grausamkeit beschuldigte, und er hatte sich auch in der That so gut
-benommen, wie irgend ein andrer Richter sich vor der Revolution in einem
-ähnlichen Falle benommen hatte.]
-
-[Fußnote 3: ^Grey's Debates, March 1688/89.^]
-
-[Fußnote 4: Die Edicte, welche die Todesurtheile Russell's, Sidney's,
-Cornish's und der Alice Lisle umstießen, waren Geheim-Edicte. In die
-Gesetzsammlung sind daher nur die Titel derselben aufgenommen, die
-Edicte selbst aber findet man in Howell's ^Collection of State Trials^.]
-
-[Fußnote 5: ^Commons' Journals, June 24. 1689.^]
-
-[Fußnote 6: Johnson erzählt diese Geschichte selbst in seinem
-sonderbaren Pamphlet, betitelt: ^Notes upon the Phoenix Edition of the
-Pastoral Letter, 1694^.]
-
-[Fußnote 7: Einige Nota des Ehrwürdigen Samuel Johnson, der Folioausgabe
-seiner 1710 erschienenen Werke vorangestellt.]
-
-[Fußnote 8: ^Lords' Journals, May 15. 1689.^]
-
-[Fußnote 9: ^North's Examen, 224.^ North's Zeugniß wird durch mehrere
-zeitgenössische Pasquille in Prosa und in Versen bestätigt. Siehe auch
-das [Griechisch: eikôn brotoloigou], 1697.]
-
-[Fußnote 10: Halifax-Manuscript im Britischen Museum.]
-
-[Fußnote 11: Dedicationsepistel zu Oates' [Griechisch: eikôn basilikê].]
-
-[Fußnote 12: In einer Ballade aus der damaligen Zeit kommen folgende
-Zeilen vor:
-
- »Kommt her, Ihr Whigs, und leiht mir Eure Ohren,
- Habt Ihr nicht, wie der Doctor, sie verloren.«
-
-Diese Zeilen müssen Mason vorgeschwebt haben, als er das Couplet
-schrieb:
-
- »Merkt auf Ihr Hills, Ihr Johnsons, Scots, Shebbeares,
- Hört meinen Ruf, denn mancher unter Euch hat Ohren.«]
-
-[Fußnote 13: ^North's Examen, 224, 234.^ North spricht von sechshundert
-Pfund. Aber ich habe nach der unverschämten Petition, welche Oates
-unterm 25. Juli 1689 an die Gemeinen richtete, die größere Summe
-angenommen. Siehe die Verhandlungen.]
-
-[Fußnote 14: Van Citters bedient sich dieses Spottnamens ganz ernsthaft
-in seinen Depeschen an die Generalstaaten.]
-
-[Fußnote 15: ^Lords' Journals, May 30. 1689.^]
-
-[Fußnote 16: ^Lords' Journals, May 31. 1689; Commons' Journals, Aug. 2.;
-North's Examen, 224; Narcissus Luttrell's Diary.^]
-
-[Fußnote 17: Sir Robert war der ursprüngliche Held der »Rehearsal« und
-wurde Bilboa genannt. In die umgearbeitete »Dunciade« setzte Pope die
-Zeilen:
-
- »Und hochgeborner Howard, majestät'scher Sire.
- Ergänzt den Chorus mit den Narr'n von Stande.«
-
-Pope's hochgeborner Howard war Eduard Howard, der Autor der ^British
-Princes^.]
-
-[Fußnote 18: ^Key to the Rehearsal; Shadwell's Sullen Lovers; Pepys May
-5., 8. 1668; Evelyn, Februar 16. 1684/85.^]
-
-[Fußnote 19: ^Grey's Debates und Commons' Journals, June 4., 11. 1689.^]
-
-[Fußnote 20: ^Lords' Journals, June 6. 1689.^]
-
-[Fußnote 21: ^Commons' Journals, August 2. 1689^; die außerordentlichen
-holländischen Gesandten an die Generalstaaten vom 30. Juli (9. August).]
-
-[Fußnote 22: ^Lords' Journals, July 30. 1689; Narcissus Luttrell's
-Diary; Clarendon's Diary, July 31. 1689.^]
-
-[Fußnote 23: ^Commons' Journals, July 31., August 13. 1689.^]
-
-[Fußnote 24: ^Commons' Journals, August 20.^]
-
-[Fußnote 25: Oldmixon klagt die Jakobiten, Burnet die Republikaner an.
-Obwohl Burnet regen Antheil an der Discussion dieser Frage nahm, so ist
-doch sein Bericht über die dabei stattgehabten Vorgänge sehr ungenau. Er
-sagt, die Klausel sei von den Gemeinen lebhaft debattirt worden und
-Hampden habe nachdrücklich für dieselbe gesprochen. Wir erfahren aber
-aus den Protokollen (19. Juni 1689), daß sie ^nemine contradicente^
-verworfen wurde. Die holländischen Gesandten bezeichnen sie als »^een
-propositie 'twelck geen ingressie schynt te sullen vinden.^«]
-
-[Fußnote 26: ^London Gazette, August 1. 1689; Narcissus Luttrell's
-Diary.^]
-
-[Fußnote 27: Die Geschichte dieser Bill findet man in den Protokollen
-der beiden Häuser und in Grey's ^Debates^.]
-
-[Fußnote 28: Siehe ^Grey's Debates^ und die ^Commons' Journals^ vom März
-bis Juli. Die zwölf Kategorien findet man in den Protokollen vom 23. und
-29. Mai und vom 8. Juni.]
-
-[Fußnote 29: Halifax-Manuscript im Britischen Museum.]
-
-[Fußnote 30: ^The Life and Death of George Lord Jeffreys^; Finch's Rede
-in Grey's ^Debates^, 1. März 1688/89.]
-
-[Fußnote 31: Siehe unter vielen anderen Schriften ^Jeffreys's Elegy;
-Letter to the Lord Chancellor exposing to him the sentiments of the
-people; Elegy of Dangerfield; Dangerfield's Ghost to Jeffreys; Humble
-Petition of Widows and fatherless Children in the West; The Lord
-Chancellors Discovery and Confession made in the time of his sickness in
-the Tower; Hickeringill's Ceremonymonger;^ ein Flugblatt betitelt: »^O
-rare show! O rare sight! O strange monster! The like not in Europe! To
-be seen near Tower Hill, a few doors beyond the Lion's den.^«]
-
-[Fußnote 32: ^Life and Death of George Lord Jeffreys.^]
-
-[Fußnote 33: Tutchin erzählt dies selbst in den ^Bloody Assizes^.]
-
-[Fußnote 34: Siehe die Biographie des Erzbischofs Sharp von seinem
-Sohne. Was zwischen Scott und Jeffreys vorging, erzählte Ersterer Sir
-Joseph Jockyl. Siehe auch Tindal's Geschichte und Echard III. 932.
-Echard's Berichterstatter, der nicht genannt ist, der aber gute
-Gelegenheit gehabt zu haben scheint, die Wahrheit zu erfahren, sagte,
-Jeffreys sei nicht, wie man allgemein glaube, an den Folgen der
-Trunksucht, sondern am Stein gestorben. Diese Meinungsverschiedenheit
-ist von geringer Bedeutung. Soviel ist gewiß, daß Jeffreys sehr unmäßig
-war, und seine Krankheit war eine von denjenigen, welche durch
-Unmäßigkeit notorisch verschlimmert werden.]
-
-[Fußnote 35: Siehe ^A Full and True Account of the Death of George Lord
-Jeffreys, licensed on the day of his death^. Der erbärmliche Le Noble
-wurde nicht müde zu wiederholen, Jeffreys sei durch den Usurpator
-vergiftet worden. Ich will eine kurze Stelle als Probe von den
-Verleumdungen anführen, deren Gegenstand König Wilhelm war. »^Il
-envoya,^« sagt Pasquin, »^ce fin ragoût de champignons au Chancelier
-Jeffreys, prisonnier dans la Tour, qui les trouva du même goust et du
-même assaisonnement que furent les derniers dont Agrippine regala le
-bonhomme Claudius, son époux, et que Néron appella depuis la viande des
-Dieux.^« Marforio fragt: »^Le Chancelier est donc mort dans la Tour?^«
-Pasquin antwortet: »^Il estoit trop fidèle à son Roi légitime et trop
-habile dans les loix du royaume, pour échapper à l'Usurpateur qu'il ne
-vouloit point reconnoistre. Guillemot prit soin de faire publier que ce
-malheureux prisonnier estoit attaqué d'une fièvre maligne: mais, à
-parler franchement, il vivroit peutestre encore, s'il n'avoit rien mangé
-que de la main de ses anciens cuisiniers.^« -- ^Le Festin de Guillemot,
-1689.^ Dangeau (7. Mai) erwähnt eines Gerüchts, daß Jeffreys sich selbst
-vergiftet habe.]
-
-[Fußnote 36: ^Grey's Debates, June 12. 1689.^]
-
-[Fußnote 37: Siehe ^Commons' Journals^ und ^Grey's Debates, June 1., 3.,
-4. 1689; Life of William 1704.^]
-
-[Fußnote 38: ^Burnet MS. Harl. 6584^; Avaux an de Croissy, 16. (26.)
-Juni 1689.]
-
-[Fußnote 39: Bezüglich der Protokolle des Geheimen Raths siehe die
-^Commons' Journals^ vom 22. und 28. Juni und vom 3., 5., 13. und 16.
-Juli.]
-
-[Fußnote 40: Der Brief von Halifax an Lady Russell ist vom 23. Juli
-1689, etwa vierzehn Tage nach dem Angriffe auf ihn bei den Lords und
-etwa acht Tage vor dem Angriffe bei den Gemeinen, datirt.]
-
-[Fußnote 41: Siehe die ^Lords' Journals^ vom 10. Juli 1689 und einen
-Brief aus London vom 11. (21.) Juli, den Croissy an Avaux sendete. Don
-Pedro de Ronquillo erwähnt des Angriffs der whiggistischen Lords auf
-Halifax in einer Depesche, deren Datum ich nicht angeben kann.]
-
-[Fußnote 42: Dies geschah Sonnabend den 3. August. Da die Abstimmung im
-Comité stattfand, sind die Zahlen nicht in die Protokolle aufgenommen.
-Clarendon sagt in seinem Tagebuche, die Majorität habe elf Stimmen
-betragen. Aber Narcissus Luttrell, Oldmixon und Tindal geben sie
-übereinstimmend auf vierzehn an. Der größte Theil des Wenigen was ich
-über diese Debatte gefunden habe, ist in einer Depesche von Don Pedro de
-Ronquillo enthalten. »^Se resolvio,^« sagt er, »^que el sabado, en
-comity de toda la casa, se tratasse del estado de la nation para
-representarle al Rey. Emperose por acusar al Marques de Olifax; y
-reconociendo sus emulos que no tenian partido bastante, quisieron
-remitir para otro dia esta motion: pero el Conde de Elan, primogenito
-del Marques de Olifax, miembro de la casa, les dijo que su padre no era
-hombre para andar peloteando con el, y que se tubiesse culpa lo acabasen
-de castigar, que el no havia menester estar en la corte para portarse
-conforme á su estado, pues Dios le havia dado abundamente para poderlo
-hazer; con que por pluralidad de voces vencio su partido.^« Ich
-vermuthe, daß Lord Eland auf die Armuth einiger von den Feinden seines
-Vaters und auf die Habgier anderer anspielen wollte.]
-
-[Fußnote 43: Diese Veränderung in der Stimmung, welche unmittelbar auf
-die Debatte über den Antrag auf Halifax' Entlassung folgte, wird von
-Ronquillo erwähnt.]
-
-[Fußnote 44: Ueber Ruvigny siehe Sir Simon's Memoiren vom Jahre 1697 und
-Burnet I. 366. Einige interessante Angaben über Ruvigny und über die
-hugenottischen Regimenter findet man auch in einer Erzählung aus der
-Feder eines französischen Refugiés Namens Dumont. Diese Erzählung, ein
-Manuscript, das ich bei Gelegenheit als das Dumont-Manuscript citiren
-werde, wurde mir vom Dechanten von Ossory freundlichst geliehen.]
-
-[Fußnote 45: Siehe das ^Abrègé de la Vie de Fréderic Duc de Schomberg^,
-von Lunancy, 1690, die Memoiren des Grafen Dohna und die Anmerkung St.
-Simon's zu Dangeau's Journal, 30. Juli 1690.]
-
-[Fußnote 46: Siehe die Protokolle der Gemeinen vom 16. Juli 1689 und vom
-1. Juli 1814.]
-
-[Fußnote 47: Protokolle der Lords, und der Gemeinen vom 20. August 1689;
-London Gazette vom 22. August.]
-
-[Fußnote 48: »^J'estois d'avis qu', après que la descente seroit faite,
-si on apprenoit que des Protestans se fussent soulevez en quelques
-endroits du royaume, on fit main basse sur tous généralement.^« --
-Avaux, 31. Juli (10. Aug.) 1689.]
-
-[Fußnote 49: »^Le Roy d'Angleterre m'avoit écouté assez paisiblement la
-première fois que je luy avois proposé ce qu'il avoit à faire contre les
-Protestans.^« -- Avaux, 4. (14.) Aug.]
-
-[Fußnote 50: Avaux, 4. (14.) Aug. Er schreibt: »^Je m'imnagine qu'il est
-persuadé que, quoiqu'il ne donne point d'ordre sur cela, la plupart des
-Catholiques de la campagne se jetteront sur les Protestans.^«]
-
-[Fußnote 51: Ludwig tadelte unterm 22. Aug. (6. Sept.) Avaux, obwohl
-viel zu mild, wegen seines Vorschlags, die ganze protestantische
-Bevölkerung von Leinster, Connaught und Munster niederzumetzeln. »^Je
-n'approuve pas cependant la proposition que vous faites de faire main
-basse sur tous les Protestans du royaume, du moment qu', en quelque
-endroit que ce soit, ils se seront soulevez: et, outre que la punition
-d'une infinité d'innocens pour peu de coupables ne seroit pas juste,
-d'ailleurs les represailles contre les Catholiques seroient d'autant
-plus dangereuses, que les premiers se trouveront mieux armez et soutenus
-de toutes les forces d'Angleterre.^«.]
-
-[Fußnote 52: Ronquillo drückt unterm 9. (19.) Aug., wo er von der
-Belagerung von Londonderry spricht, sein Erstaunen aus, »^que una plaza
-sin fortificazion y sin gentes de guerra aya hecho una defensa tan
-gloriosa, y que los sitiadores al contrario ayan sido tan poltrones.^«]
-
-[Fußnote 53: Diese Angaben über die irische Armee sind aus zahlreichen
-Briefen von Avaux an Ludwig und an dessen Minister zusammengestellt. Ich
-will einige der interessantesten Stellen anführen. »^Les plus beaux
-hommes,^« sagt Avaux von den Irländern, »^qu'on peut voir. Il n'y en a
-presque point au dessous de cinq pieds cinq à six pouces.^« Der
-französische Fuß ist bekanntlich länger als der unsrige. »^Ils sont très
-bien faits: mais ils ne sont ny disciplinez ny armez, et de surplus sont
-de grands voleurs.« -- »La plupart de ces régimens sont levez par des
-gentilhommes qui n'ont jamais esté à l'armée. Ce sont des tailleurs, des
-bouchers, des cordonniers, qui ont formé les compagnies et qui en sont
-les Capitaines.« -- »Jamais troupes n'ont marché comme font celles-cy.
-Ils vont comme des bandits, et pillent tout ce qu'ils trouvent en
-chemin.« -- »Quoiqu'il soit vrai que les soldats paroissent fort résolus
-à bien faire, et qu'ils soient fort animez contre les rebelles,
-néantmoins il ne suffit pas de cela pour combattre ... Les officiers
-subalternes sont mauvais, et, à la reserve d'un très petit nombre, il
-n'y en a point qui ayt soin des soldats, des armes, et de la
-discipline.« -- »On a beaucoup plus de confiance en la cavalerie, dont
-la plus grande partie est assez bonne.^« -- Einige Reiterregimenter lobt
-Avaux ganz besonders. Von zweien derselben sagt er: »^On ne peut voir de
-meilleur régiment.^« Die Richtigkeit des Urtheils, das er sich über die
-Infanterie wie über die Cavallerie gebildet, zeigte sich nach seiner
-Abreise deutlich am Boyne.]
-
-[Fußnote 54: Ich will ein Paar Stellen aus den damals von Avaux
-geschriebenen Depeschen anführen. Unterm 7. (17.) September schreibt er:
-»^De quelque costé qu'on se tournât, on ne pouvoit rien prevoir que de
-désagréable. Mais dans cette extrémité chacun s'est évertué. Les
-officiers ont fait leur recrues avec beaucoup de diligence.^« Drei Tage
-später sagt er: »^Il y a quinze jours que nous n'espérions guère de
-pouvoir mettre les choses en si bon estat: mais my Lord Tyrconnel et
-tous les Irlandais ont travaillé avec tant d'empressement qu'on s'est
-mis en estat de deffense.^«]
-
-[Fußnote 55: Avaux, 20. (30. Aug.), 25. Aug. (4. Sept.), 26. Aug. (5.
-Sept.); ^Life of James II. 373^; Melfort's Selbstvertheidigung unter den
-^Nairne Papers^. Avaux sagt: »^Il pourra partir ce soir à la nuit: car
-je vois biens qu'il apprehende qu'il ne sera pas sur pour luy de partir
-en plein jour.^«]
-
-[Fußnote 56: ^Story's Impartial History of the Wars of Ireland, 1693;
-Life of James, II. 374.^; Avaux, 7. (17.) Sept. 1689; ^Nihell's
-Journal^, gedruckt 1689 und neu herausgegeben von Macpherson.]
-
-[Fußnote 57: ^Story's Impartial History.^]
-
-[Fußnote 58: ^Story's Impartial History.^]
-
-[Fußnote 59: Avaux, 10. (20.) Sept. 1689; ^Story's Impartial History;
-Life of James, II. 377. 387. Orig. Mem.^ Story und Jakob schätzen die
-irische Armee übereinstimmend auf etwa zwanzigtausend Mann. Siehe auch
-Dangeau, 28. Oct. 1689.]
-
-[Fußnote 60: ^Life of James, II. 377, 378. Orig. Mem.^]
-
-[Fußnote 61: Siehe ^Grey's Debates^, Nov. 26., 27., 28. 1689 und den
-^Dialogue between a Lord Lieutenant and one of his deputies, 1692.^]
-
-[Fußnote 62: ^Nihill's Journal^. Ein französischer Offizier sagt in
-einem bald nach Schomberg's Landung an Avaux geschriebenen Briefe: »^Les
-Huguenots font plus de mal que les Anglois, et tuent force Catholiques
-pour avoir fait résistance.^«]
-
-[Fußnote 63: Story; Erzählung, welche Avaux unterm 26. Nov. (6. Dec.)
-1689 Seignelay übersandte; London Gazette vom 14. Oct. 1689. Merkwürdig
-ist es, daß, obgleich Dumont sich im Lager bei Dundalk befand, in seinem
-Manuscripte von der Verschwörung unter den Franzosen nichts erwähnt
-ist.]
-
-[Fußnote 64: ^Story's Impartial History^; Dumont-Manuscript. Die
-Gottlosigkeit und Unsittlichkeit, welche während der Krankheit im Lager
-herrschten, werden in vielen damaligen Pamphlets in Versen wie in Prosa
-erwähnt. Man sehe insbesondere eine Satyre betitelt: ^Reformation of
-Manners^, Theil II.]
-
-[Fußnote 65: ^Story's Impartial History.^]
-
-[Fußnote 66: Avaux, 11. (21.) Oct., 14. (24.) Nov. 1689; ^Story's
-Impartial History; Life of James, II. 382, 383. Orig. Mem.; Nihell's
-Journal.^]
-
-[Fußnote 67: ^Story's Impartial History^; Schomberg's Depeschen;
-^Nihell's Journal^ und ^Life of James; Burnet II. 20.^; Dangeau's
-Tagebuch während dieses Herbstes; die Erzählung, welche Avaux an
-Seignelay einsandte, und das Dumont-Manuscript. Die Lügen der London
-Gazette sind haarsträubend. Während des ganzen Herbstes sollen die
-Truppen beständig in guter Verfassung gewesen sein. In dem albernen
-Drama, betitelt: ^The Royal Voyage^, welches zur Belustigung des
-Londoner Pöbels im Jahre 1689 aufgeführt wurde, werden die Irländer
-dargestellt, wie sie einige von den kranken Engländern angreifen. Die
-Engländer schlagen die Angreifenden in die Flucht und fallen dann todt
-nieder.]
-
-[Fußnote 68: Siehe seine Depeschen im Anhange zu Dalrymple's Memoiren.]
-
-[Fußnote 69: London Gazette vom 20. Mai 1689.]
-
-[Fußnote 70: Bleib' in der Stadt. -- D. Uebers.]
-
-[Fußnote 71: ^Commons' Journals, Nov. 13. 23. 1689; Grey's Debates, Nov.
-13. 14. 18. 23. 1689.^ Siehe unter vielen Schmähschriften die ^Parable
-of the Bearbaiting; Reformation of Manners, a Satire; The Mock Mourners,
-a Satire.^ Außerdem auch ^Pepys's Diary, Kept at Tangier, Oct. 15.
-1683.^]
-
-[Fußnote 72: Die beste Uebersicht über diese Verhandlungen findet man in
-Wagenaar, 61. Er hat die Witsen'schen Papiere zur Hand gehabt und
-denselben zahlreiche Citate entnommen. Witsen war es, der in heftiger
-Bewegung unterschrieb, »^zo als,^« sagt er, »^myne beevende hand
-getuigen kan.^« Die Verträge findet man in Dumont's ^Corps
-Diplomatique^. Sie wurden im August 1689 unterzeichnet.]
-
-[Fußnote 73: Der Vertrag zwischen dem Kaiser und den Generalstaaten ist
-vom 12. Mai 1689 datirt. Er befindet sich in Dumont's ^Corps
-Diplomatique^.]
-
-[Fußnote 74: Siehe die Depesche Waldeck's in der London Gazette vom 26.
-Aug. 1689. ^Historical Records of the First Regiment of Foot;^ Dangeau,
-28. Aug.; Monthly Mercury, September 1689.]
-
-[Fußnote 75: Siehe den ^Dear Bargain^, ein im Jahr 1690 heimlich
-gedrucktes jakobitisches Pamphlet. »Ich habe keine Geduld mehr,« sagt
-der Verfasser, »nach diesem Schurken (Marlborough) noch einen andren zu
-erwähnen. Alle sind im Vergleich zu ihm unschuldig, selbst Kirke.«]
-
-[Fußnote 76: Siehe den Monthly Mercury vom September 1689 und von den
-vier folgenden Monaten; auch Welwood's ^Mercurius Reformatus^ vom 18.,
-25. Sept. und 8. Oct. 1689. Melfort's Instructionen und seine
-Denkschriften für den Papst und den Cardinal von Este finden sich in den
-^Nairne Papers^; einige Auszüge hat Macpherson abgedruckt.]
-
-[Fußnote 77: Siehe die Antwort eines Eidverweigerers auf die
-Aufforderung des Bischofs von Sarum im Anhange zu ^The Life of
-Kettlewell^. Unter den Tanner'schen Manuscripten in der Bodlejanischen
-Bibliothek befindet sich ein Aufsatz, den ich anzuführen wage, da
-Sancroft ihn der Aufbewahrung werth gehalten hat. Der Verfasser, ein
-entschiedener Eidverweigerer, sagt, nachdem er durch allerhand leere
-Ausflüchte den von einem fügsameren Geistlichen aus der Praxis der
-primitiven Kirche entlehnten Argumente auszuweichen versucht hat:
-»Angenommen die ersten Christen hätten fortwährend, seit den Zeiten der
-Apostel, ihre früheren Fürsten geleisteten Eide so wenig beachtet, als
-er behauptet, wird er deshalb sagen wollen, daß ihre Verfahrungsweise
-als Regel gelten müsse? Leute von übrigens sehr orthodoxen Grundsätzen
-haben Böses gethan und allgemein dazu aufgemuntert.« Die aus der Praxis
-der ersten Christen hergeleitete Beweisführung ist sehr gut
-zusammengestellt in einer Schrift, betitelt: ^The Doctrine of
-Non-resistance or Passive Obedience No Way concerned in the
-Controversies now depending between die Williamites and the Jacobites,
-by a Lay Gentleman of the Communion of the Church of England, as by Law
-establish'd, 1689.^]
-
-[Fußnote 78: Eine der unterwürfigsten Adressen, welche je eine
-Convocation votirt hat, war eine an Richard III. gerichtete. Sie findet
-sich in Wilkin's ^Concilia^. Dryden stellt in seinem schönen
-^Rifacimento^, einer der schönsten Stellen seiner ^Canterbury Tales^,
-den »guten Pfarrer« dar, wie er lieber seine Pfründe aufgiebt als den
-Herzog von Lancaster als König von England anerkennt. Für diese
-Darstellung findet sich weder in Chaucer's Gedicht noch anderswo ein
-Rechtfertigungsgrund. Dryden wollte etwas schreiben, was die
-Geistlichen, welche die Eide geleistet hatten, verdroß und deshalb
-dichtete er einem katholischen Priester des 14. Jahrhunderts einen
-Aberglauben an, der erst bei den anglikanischen Priestern des 17.
-Jahrhunderts entstanden ist.]
-
-[Fußnote 79: Siehe die Vertheidigung des Bekenntnisses, welches der
-Ehrwürdige Vater in Gott, Johann Lake, Lord Bischof von Chichester, in
-Bezug auf den passiven Gehorsam und die neuen Eide auf seinem Sterbebett
-abgab. 1690.]
-
-[Fußnote 80: ^London Gazette, June 30. 1689. Narcissus Luttrell's
-Diary.^ »Die ausgezeichnetsten Männer,« sagt Luttrell.]
-
-[Fußnote 81: Siehe in Kettlewell's Leben, III. 72., den Widerruf, den er
-für einen Geistlichen aufgesetzt hatte, welcher die Eide geleistet hatte
-und es nachher bereuete.]
-
-[Fußnote 82: Siehe den Bericht über Dr. Dove's Verhalten in Clarendon's
-^Diary^, und den Bericht über Dr. Marsh's Verhalten in Kettlewell's
-Leben.]
-
-[Fußnote 83: ^The Anatomy of a Jacobite Tory, 1690.^]
-
-[Fußnote 84: ^Dialogue between a Whig and a Tory.^]
-
-[Fußnote 85: ^Narcissus Luttrell's Diary, Nov. 1691, Feb. 1692.^]
-
-[Fußnote 86: ^Life of Kettlewell III. 4.^]
-
-[Fußnote 87: Siehe Turner's Brief an Sancroft vom Himmelfahrtstage 1689.
-Das Original befindet sich unter den Tannerschen Manuscripten in der
-Bodlejanischen Bibliothek. Der Brief ist jedoch nebst vielen andrem
-interessanten Material in dem unlängst erschienenen ^Life of Ken, by a
-Layman^, abgedruckt. Siehe auch ^The Life of Kettlewell, III. 95.^ und
-Ken's Brief an Burnet vom 5. October 1689 in Hawkin's ^Life of Ken^.
-»Ich bin überzeugt,« schrieb Lady Russel an Dr. Fitzwilliam, »daß der
-Bischof von Bath und Wells Andere dazu aufmunterte, sich zu fügen;
-während er selbst es nicht über sich gewinnen konnte, freute er sich,
-wenn Andere es thaten.« Ken erklärte, daß er Niemandem gerathen, die
-Eide zu leisten, und Diejenigen, welche seinen Rath erbaten, auf ihre
-eigenen Studien und Gebete verwiesen habe. Man wird finden, daß Lady
-Russell's Behauptung und Ken's Verwahrung ziemlich auf Eins hinaus
-laufen, wenn man diejenigen Rücksichten nimmt, welche selbst bei
-Beurtheilung der Aussagen der wahrheitliebendsten Zeugen auf Stellung
-und Gesinnung genommen werden müssen. Nachdem Ken sich endlich
-entschlossen hatte, auf Seite der Eidverweigerer zu treten, versuchte er
-es natürlich, seine Consequenz in so weit zu rechtfertigen, als er dies
-ehrenhafterweise konnte, und Lady Russel, welche ihren Freund zur
-Leistung der Eide bewegen wollte, legte natürlich auf seine Geneigtheit,
-sich zu fügen, soviel Gewicht als sie dies ehrenhafterweise thun durfte.
-Sie ging indeß zu weit, indem sie das Wort »aufmunterte« ^(excited)^
-brauchte. Auf der andren Seite ist es klar, daß Ken, indem er
-Diejenigen, die ihn um Rath fragten, auf ihre eigenen Studien und Gebete
-verwies, ihnen zu verstehen geben wollte, daß seiner Ansicht nach die
-Eidesleistung Denen gestattet sei, die sie nach reiflicher Erwägung als
-statthaft erkannten. Hatten ihn die Leute gefragt, ob es ihnen gestattet
-sei, einen Meineid zu schwören oder Ehebruch zu begehen, so würde er
-ihnen gewiß nicht geantwortet haben, daß sie die Sache reiflich erwägen
-und die göttliche Entscheidung erflehen, sondern daß sie bei Gefahr
-ihres Seelenheils davon abstehen sollten.]
-
-[Fußnote 88: Siehe das Gespräch vom 9. Juni 1784 in Boswell's ^Life of
-Johnson^, und die Anmerkung. Boswell ist mit seiner gewohnten
-Verkehrtheit Überzeugt, daß Johnson nicht daran gedacht haben könne,
-»daß die wegen ihres hochherzigen Widerstandes gegen Willkürgewalt mit
-Recht so hoch gefeierten sieben Bischöfe, dennoch Eidverweigerer waren.«
-Nur fünf von den Sieben waren Eidverweigerer, und jeder Andre als
-Boswell würde gewußt haben, daß man sich der Willkürgewalt widersetzen
-und dabei doch kein guter Logiker sein kann. Der Widerstand, den
-Sancroft und die anderen nichtschwörenden Bischöfe der Willkürgewalt
-entgegensetzten, während sie nach wie vor an der Lehre vom
-Nichtwiderstande festhielten, ist gerade der entscheidendste Beweis, daß
-sie unfähig waren, zu raisonniren. Man darf nicht vergessen, daß sie
-bereit waren, die ganze königliche Macht Jakob zu entziehen und auf
-Wilhelm mit dem Titel eines Regenten zu übertragen. Ihr Skrupel hatte
-nur das Wort König zum Gegenstande.
-
-Ich bin erstaunt, daß Johnson Wilhelm Law für keinen Logiker erklärte.
-Law verfiel allerdings in große Irrthümer, aber es waren Irrthümer,
-gegen welche die Logik keinen Schutz gewährt. In rein dialektischer
-Gewandtheit übertrafen ihn sehr Wenige. Daß er mehr als einmal über
-Hoadley den Sieg davon trug, wird kein aufrichtiger Whig leugnen. Doch
-Law gehört nicht der Generation an, mit der ich es jetzt zu thun habe.]
-
-[Fußnote 89: Ware's ^History of the Writers of Ireland^, fortgesetzt von
-Harris.]
-
-[Fußnote 90: ^Letter to a member of the Convention 1689.^]
-
-[Fußnote 91: ^Johnson's Notes on the Phoenix Edition of Burnet's
-Pastoral Letter, 1692.^]
-
-[Fußnote 92: Das beste Urtheil über Hickes' Character kann man sich aus
-seinen zahlreichen polemischen Schriften bilden, besonders aus seinem
-^Jovian^, geschrieben 1684, seinem ^Thebaean Legion no Fable^,
-geschrieben 1687, aber erst 1714 erschienen, und seinen Abhandlungen
-über Dr. Burnet und Dr. Tillotson, 1695. Sein literarischer Ruhm gründet
-sich auf Werke ganz andrer Art.]
-
-[Fußnote 93: Collier's Abhandlungen über die Bühne sind im Ganzen
-genommen seine besten Geistesproducte. Doch auch in seinen politischen
-Flugschriften findet sich viel Treffendes. Seine »^Persuasive to
-Consideration, tendered to the Royalists, particularly those of the
-Church of England^« scheint mir eines der besten Erzeugnisse der
-jakobitischen Presse.]
-
-[Fußnote 94: Siehe Brokesby's ^Life of Dodwell^. Ich muß bemerken, daß
-ich die Abhandlung gegen gemischte Ehen nur aus Brokesby's ausführlichem
-Extract kenne. Diese Abhandlung ist sehr selten. Sie wurde ursprünglich
-als Vorrede zu einer von Leslie gehaltenen Predigt gedruckt. Als Leslie
-seine Werke sammelte, ließ er die Abhandlung weg, wahrscheinlich weil er
-sich derselben schämte. Die Abhandlung über die Statthaftigkeit der
-Instrumentalmusik habe ich gelesen, und sie ist unglaublich absurd.]
-
-[Fußnote 95: Dodwell sagt uns, daß der Titel des Werkes, in welchem er
-zuerst diese Theorie aufstellte, mit großer Sorgfalt und Präcision
-abgefaßt worden sei. Ich will daher die Titelseite hier anführen: »^An
-Epistolary Discourse proving from Scripture and the First Fathers, that
-the Soul is naturally Mortal, but Immortalized actually by the Pleasure
-of God to Punishment or to Reward, by its Union with the Divine
-Baptismal Spirit wherein is proved that none have the Power of giving
-this Divine Immortalizing Spirit since the Apostles but only the
-Bishops. By H. Dodwell.^« Dr. Clarke sagt in einem Briefe an Dodwell
-(1706) daß dieser ^Epistolary Discourse^ ein Buch sei, »das alle guten
-Menschen betrübe und alle profanen Menschen erfreue.«]
-
-[Fußnote 96: Siehe Leslie's ^Rehearsals, No. 286, 287.^]
-
-[Fußnote 97: Siehe seine Werke und seine höchst interessante Biographie,
-welche aus den Papieren seiner Freunde Hickes und Nelson
-zusammengetragen worden ist.]
-
-[Fußnote 98: Siehe Fitzwilliam's Korrespondenz mit Lady Russell und
-seine Zeugenaussage in Ashton's Prozesse in den ^State Trials^. Das
-einzige Werk, welches Fitzwilliam, soweit ich es habe entdecken können,
-je veröffentlichte, war eine Predigt über das Ryehousecomplot, die er
-einige Wochen nach Russell's Hinrichtung gehalten. Es kommen in dieser
-Predigt einige Stellen vor, bei denen ich mich ein wenig wundern muß,
-daß die Wittwe und die Familie Russell's sie verzeihen konnten.]
-
-[Fußnote 99: Cyprian spricht in einer seiner Episteln folgendermaßen zu
-den Bekennern: »^Quosdam audio inficere numerum vestrum, et laudem
-praecipui nominis prava sua conversatione destruere ... Cum quanto
-nominis vestri pudore delinquitur quando alius aliquis temulentus et
-lasciviens demoratur; alius in eam patriam unde extorris est regreditur,
-ut deprehensus non jam quasi Christianus, sed quasi nocens pereat.^« In
-dem Buche: ^De Unitate Ecclesiae^ führt er eine noch stärkere Sprache:
-»^Neque enim confessio immunem facit ab insidiis diaboli, aut contra
-tentationes et pericula et incursus atque impetus saeculares adhuc in
-saeculo positum perpetua securitate defendit; caeterum nunquam in
-confessoribus fraudes et stupra et adulteria postmodum videremus, quae
-nunc in quibusdam videntes ingemiscimus et dolemus.^«]
-
-[Fußnote 100: Viele interessante Mittheilungen über die Eidverweigerer
-findet man in den ^Biographical Memoirs^ des Buchdruckers Wilhelm
-Bowyer, welche den ersten Band von Nichols' ^Literary Anecdotes of the
-Eighteenth Century^ bilden. Eine Probe von Wagstaffe's Recepten befindet
-sich in der Bodlejanischen Bibliothek.]
-
-[Fußnote 101: Cibber's Stück, so wie er es schrieb, verlor seine
-Popularität, als die Jakobiten aufhörten mächtig zu sein, und ist jetzt
-nur nach den Forschern bekannt. Im Jahre 1768 arbeitete Bickerstaffe es
-zu dem »Heuchler« um und setzte an die Stelle des Eidverweigerers Dr.
-Wolff den Methodisten Dr. Cantwell. »Ich halte den Character des
-Heuchlers,« sagt Johnson, »nicht für ganz passend auf die Methodisten;
-auf die Eidverweigerer aber paßte er sehr gut.« Boswell fragte ihn, ob
-es wahr sei, daß die eidverweigernden Geistlichen mit den Frauen ihrer
-Gönner intriguirten. »Ich fürchte sehr,« antwortete Johnson, »daß viele
-von ihnen es getan haben.« Dieses Gespräch fand am 27. März 1775 statt.
-Aber nicht nur in gleichgültiger Unterhaltung sprach Johnson eine
-ungünstige Meinung über die Eidverweigerer aus. In seiner Biographie
-Fenton's, der ein Eidverweigerer war, kommen die bedeutsamen Worte vor:
-»Ich muß daran erinnern, daß er seinen Namen unbefleckt erhielt und sich
-niemals, wie nur zu Viele von der nämlichen Klasse, zu gemeinen Ränken
-und ehrlosen Kunstgriffen erniedrigte.« Siehe ^The Character of a
-Jacobite, 1690.^ Selbst in Kettlewell's Biographie, aus den Papieren
-seiner Freunde Hickes und Nelson zusammengetragen, findet man
-Einräumungen, welche beweisen, daß sehr bald nach dem Schisma einige der
-eidverweigernden Geistlichen in Gewohnheiten des Müßigganges, der
-Abhängigkeit und des Bettelns verfielen, welche den ganzen Stand in
-Mißcredit brachten. »Mehrere Unwürdige, welche immer die
-zuversichtlichsten sind, schadeten durch ihr Umhertreiben den wahrhaft
-Würdigen, denen es die Bescheidenheit nicht zuließ für sich zu bitten
-... Mr. Kettlewell empfand es ebenfalls schmerzlich, daß manche von
-seinen Collegen viel zu viel Zeit an Vergnügungs- und Unterhaltungsorten
-zubrachten, und sich wegen ihres Fortkommens auf Diejenigen verließen,
-deren Bekanntschaft sie dort machten.«]
-
-[Fußnote 102: ^Reresby's Memoirs 344.^]
-
-[Fußnote 103: ^Birch's Life of Tillotson.^]
-
-[Fußnote 104: Siehe den ^Discourse concerning the Ecclesiastical
-Commission, 1689.^]
-
-[Fußnote 105: ^Birch's Life of Tillotson; Life of Prideaux; Gentleman's
-Magazine,^ Juni und Juli 1745.]
-
-[Fußnote 106: ^Diary of the Proceedings of the Commissioners, taken by
-Dr. Williams, afterwards Bishop of Chichester, one of the Commissioners,
-every night after he went home from the several meetings.^ Dieses höchst
-interessante Tagebuch wurde 1854 auf Befehl des Hauses der Gemeinen
-gedruckt.]
-
-[Fußnote 107: ^Williams's Diary.^]
-
-[Fußnote 108: ^Williams's Diary.^]
-
-[Fußnote 109: ^Williams's Diary.^]
-
-[Fußnote 110: Siehe die ^Alterations in the Book of Common Prayer
-prepared by the Royal Commissioners for the revision of the Liturgy in
-1689, and printed by order of the House of Commons in 1854.^]
-
-[Fußnote 111: Es läßt sich kaum eine stärkere oder klarere Sprache
-denken als die, deren sich das Concil bediente: [Griechisch: Toutôn
-toinun anagnôsthentôn, hôrisên hê agia sunodos, heteran pistin mêdeni
-exeinai prospherein, êgoun suggraphein, ê suntithenai, para tên
-horistheisan para tôn hagiôn paterôn tôn en tê Nikaeôn sunelthontôn sun
-hagiô pneumati· tous de tolmôntas ê suntithenai pistin heteran, êgoun
-prokomizein, ê prospherein tois ethelousin epistrephein eis epignôsin
-tês alêtheias, ê ex Hellênismou, ê ex Ioudaismou, ê ex ahireseôs
-ohiasdêpotoun, toutous, ei men eien episkopoi ê klêrikoi, allotrious
-einai tous episkopous tês episkopês, kai tous klêrikous tou klêrou, ei
-de laikoi eien, anathematizesthai.] ^Concil. Ephes. Actio VI.^]
-
-[Fußnote 112: ^Williams's Diary; Alterations in the Book of Common
-Prayer.^]
-
-[Fußnote 113: Ich möchte das Erstaunen gesehen haben, in welches die
-Großmeister der lateinischen Sprache, die mit Mäcenas und Pollio zu
-speisen pflegten, durch das »^Tibi Cherubim et Seraphim incessabili voce
-proclamant, Sanctus, Sanctus, Dominus Deus Sabaoth,^« oder durch das
-»^Ideo cum angelis et archangelis, cum thronis et dominationibus^«
-versetzt worden wären.]
-
-[Fußnote 114: Ich will zwei Proben von Patrick's Schreibweise anführen.
-»Er macht mich niederlegen auf einer grünen Aue,« sagt David, »und
-führet mich zu den stillen Wassern.« Patrick's Version lautet: »Denn wie
-ein guter Hirt seine Schafe bei heftiger Hitze an schattige Orte führt,
-wo sie sich niederlegen und (nicht an verdorrter sondern) an frischer
-und grüner Weide laben können, und sie am Abend (nicht zu schlammigen
-und aufgerührten, sondern) zu klaren und ruhigen Wassern leitet: so hat
-er bereits zweckmäßige und reichliche Vorsorge für mich getroffen, die
-ich in Frieden und ohne Störung genieße.«
-
-Im hohen Liede kommt ein wunderschöner Vers vor: »Ich beschwöre Euch,
-Ihr Töchter Jerusalems, findet Ihr meinen Freund, so saget ihm, daß ich
-vor Liebe krank liege.« Patrick's Version lautet: »So wendete ich mich
-an Diejenigen meiner Nachbarn und vertrauten Bekannten, die durch mein
-Geschrei geweckt worden waren und herbeikamen, um zu sehen was es gebe,
-und beschwor sie, wie sie es vor Gott verantworten könnten, meinem
-Geliebten, wenn sie mit ihm zusammenträfen, mitzutheilen -- Was soll ich
-sagen? -- Was sollt Ihr ihm Andres sagen, als daß ich jetzt, da ich
-seinen Umgang entbehre, meines Lebens nicht froh werde, daß mir nicht
-eher wieder wohl sein wird, als bis ich seine Liebe wieder gewinne.«]
-
-[Fußnote 115: Wilhelm's Mißfallen an dem Gottesdienste in der Kathedrale
-wird von Leslie in ^No. 7.^ des ^Rehearsal^ erwähnt. Siehe auch ^A
-Letter from a Member of the House of Commons to his Friend in the
-Country 1689,^ und ^Bisset's Modern Fanatic 1710.^]
-
-[Fußnote 116: Siehe ^Collier's Desertion discussed, 1689.^ Thomas Carte,
-der ein Schüler und eine Zeit lang Assistent Collier's war, setzte noch
-im Jahre 1747 in eine voluminöse Geschichte eine höchst alberne
-Anmerkung, in der er der Welt versicherte, er wisse ganz bestimmt, daß
-der Prätendent die Skrophelkrankheit geheilt habe, und ganz ernsthaft
-behauptete, die heilende Kraft sei erblich und von der Salbung ganz
-unabhängig. Siehe Carte's ^History of England, vol. I. p. 291^.]
-
-[Fußnote 117: Siehe die Vorrede zu ^A Treatise in Wounds, by Richard
-Wiseman, Sergeant Chirurgeon to His Majesty, 1676.^ Den vollständigsten
-Nachweis über diesen interessanten Gegenstand aber findet man in der
-^Charisma Basilicon, by John Browne, Chirurgeon in ordinary to His
-Majesty, 1684.^ Siehe auch ^The Ceremonies used in the Time of King
-Henry VII. for the Healing of them that be Diseased with the King's
-Evil, published by His Majesty's Command, 1686; Evelyn's Diary, March
-28. 1684^ und ^Bishop Cartwright's Diary, Aug. 28, 29, 30. 1687.^ Es ist
-unglaublich, daß ein so großer Theil der Bevölkerung wirklich skrophulös
-gewesen sein sollte. Ohne Zweifel wurden viele mit leichten und
-vorübergehenden Krankheiten behaftete Personen zum Könige gebracht, und
-die Genesung dieser Leute hielt den allgemein verbreiteten Glauben an
-die Wirksamkeit seiner Berührung aufrecht.]
-
-[Fußnote 118: Pariser Gazette vom 23. April 1689.]
-
-[Fußnote 119: Siehe Whiston's ^Life of himself.^ Der gute Whiston, der
-an Alles glaubte, nur nicht an die Dreieinigkeit, erzählt uns ganz
-ernsthaft, die einzige Person, welche Wilhelm berührt habe, sei trotz
-der Ungläubigkeit Sr. Majestät genesen. Siehe auch den ^Athenian
-Mercury^ vom 16. Januar 1691.]
-
-[Fußnote 120: In verschiedenen neueren Schriften ist die Befürchtung,
-daß Meinungsverschiedenheiten zwischen der Convocation von York und der
-Convocation von Canterbury entstehen könnten, mit Geringschätzung für
-chimärisch erklärt worden. Aber es ist schwer zu begreifen, warum es
-minder wahrscheinlich sein soll, daß zwei selbstständige Convocationen
-von einander abweichen, als zwei Häuser der nämlichen Convocation, und
-es ist notorisch, daß unter der Regierung Wilhelm's III. und Anna's die
-beiden Häuser der Convocation von Canterbury fast niemals
-übereinstimmten.]
-
-[Fußnote 121: ^Birch's Life of Tillotson; Life of Prideaux.^ Aus
-Clarendon's Tagebuche ergiebt sich, daß er und Rochester am 23. Sept. in
-Oxford waren.]
-
-[Fußnote 122: Siehe die Liste in dem historischen Bericht über die
-gegenwärtige Convocation im Anhang zur zweiten Ausgabe der ^Vox Cleri,
-1690.^ Der bedeutendste Name, den ich in der Liste der von dem
-Parochialklerus gewählten Beauftragten finde, ist der des Dr. Mill, des
-Herausgebers des griechischen Testaments.]
-
-[Fußnote 123: Tillotson an Lady Russell, 19. April 1690.]
-
-[Fußnote 124: ^Birch's Life of Tillotson.^ Was Birch darin über die
-Gespanntheit zwischen Compton und Tillotson sagt, hatte er den
-Manuscripten Heinrich Wharton's entlehnt, und wird durch viele Umstände
-bestätigt, die man aus anderen Quellen kennt.]
-
-[Fußnote 125: ^Chamberlayne's State of England,^ 18. Ausgabe.]
-
-[Fußnote 126: ^Concio ad Synodum per Gulielmum Beveregium, 1689.^]
-
-[Fußnote 127: ^Narcissus Luttrell's Diary; Historical Account of the
-present Convocation.^]
-
-[Fußnote 128: ^Kennet's History, III. 552.^]
-
-[Fußnote 129: ^Historical Account of the Present Convocation, 1689.^]
-
-[Fußnote 130: ^Historical Account of the Present Convocation; Burnet II.
-58.; Kennet's History of the Reign of William and Mary.^]
-
-[Fußnote 131: ^Historical Account of the Present Convocation; Kennet's
-History.^]
-
-[Fußnote 132: ^Historical Account of the Present Convocation; Kennet.^]
-
-[Fußnote 133: ^Historical Account of the Present Convocation.^]
-
-[Fußnote 134: Daß eine solche Eifersucht, wie ich sie geschildert habe,
-wirklich herrschte, bestätigt das Pamphlet betitelt: ^Vox Cleri.^
-»Einige gegenwärtig der Convocation angehörende Landgeistliche sahen
-jetzt, in welcher großen Behaglichkeit und Fülle die Stadtgeistlichen
-leben, die ihre Lectoren und Hülfsprediger haben, häufig Zuschüsse
-bekommen, zuweilen bis zum Schlusse des Gottesdienstes in der Sakristei
-zubringen und außer ihren reichen Pfarreien in der Stadt auch noch hohe
-kirchliche Würden bekleiden.« Der Verfasser dieser einst weit berühmten
-Schrift war Thomas Long, Vertreter des Klerus der Diöcese Exeter. Nach
-einer andren damals erschienenen Flugschrift sollen die Landgeistlichen
-mit großem Mißvergnügen bemerkt haben, daß ihre Londoner Collegen sich
-nach der Predigt mit Sect erfrischten. In mehreren Flugschriften jenes
-Winters findet man Anspielungen auf die Fabel von der Stadtmaus und der
-Landmaus.]
-
-[Fußnote 135: ^Burnet II. 33, 34.^ Die besten Darstellungen der Vorgänge
-in dieser Convocation geben der der zweiten Ausgabe der ^Vox Cleri^
-angehängte historische Bericht und die Stelle in Kennet's Geschichte,
-auf die ich den Leser schon verwiesen habe. Erstere Erzählung ist von
-einem eifrigen Hochkirchlichen, letztere von einem eifrigen
-Niederkirchlichen. Wer Ausführlicheres darüber erfahren wünscht, muß die
-gleichzeitigen Flugschriften nachlesen, unter ihnen besonders folgende:
-^Vox Populi; Vox Laici; Vox Regis and Regni; The Healing Attempt; Letter
-to a Friend, by Dean Prideaux; Letter from a Minister in the Country to
-a Member of the Convocation; Answer to the Merry; Answer to Vox Cleri;
-Remarks from the Country upon Two Letters relating to the Convocation;
-Vindication of the Letters in answer to Vox Cleri; Answer to the Country
-Minister's Letter.^ Alle diese Schriften erschienen Ende 1689 oder
-Anfang 1690.]
-
- Stereotypie und Druck von Philipp Reclam jun. in Leipzig.
-
-
-
-
-Anmerkungen zur Transkription
-
-
-Der Originaltext ist in Fraktur gesetzt. Hervorhebungen, die im Original
-g e s p e r r t sind, wurden mit Unterstrichen wie _hier_
-gekennzeichnet. Textstellen, die im Original in Antiqua gesetzt waren,
-wurden ^so^ markiert.
-
-Die variierende Schreibweise und Grammatik der Vorlage wurden weitgehend
-beibehalten. Lediglich offensichtliche Fehler wurden berichtigt wie hier
-aufgeführt (vorher/nachher):
-
- [S. XIII.5]:
- ... In Schotttland war der Gang der Ereignisse ganz anders. Dort ...
- ... In Schottland war der Gang der Ereignisse ganz anders. Dort ...
-
- [S. XIII.14]:
- ... machten, ihnen irgendwie nützlich zu sein. Sie mußen sich
- klar ...
- ... machten, ihnen irgendwie nützlich zu sein. Sie mußten sich
- klar ...
-
- [S. XIII.20]:
- ... Smaragdohringe getragen, welche ihr Vetter, der Prinz, ihr
- zum Geschenk ...
- ... Smaragdohrringe getragen, welche ihr Vetter, der Prinz, ihr
- zum Geschenk ...
-
- [S. XIII.21]:
- ... Ueber das frühere Verhältniß zwischen Wilhelm und Dundee
- haben einige Jakobieten ...
- ... Ueber das frühere Verhältniß zwischen Wilhelm und Dundee
- haben einige Jakobiten ...
-
- [S. XIII.33]:
- ... die Verantwortlichkeit für außerordenliche
- Vertheidigungsmittel auf ...
- ... die Verantwortlichkeit für außerordentliche
- Vertheidigungsmittel auf ...
-
- [S. XIII.34]:
- ... nicht stattgefunden, so ist es wahrscheinlich, daß das
- schotttische Gesetz bezüglich ...
- ... nicht stattgefunden, so ist es wahrscheinlich, daß das
- schottische Gesetz bezüglich ...
-
- [S. XIII.39]:
- ... Ein solcher Mann war Sir Patrik Hume. Er war aus ...
- ... Ein solcher Mann war Sir Patrick Hume. Er war aus ...
-
- [S. XIII.40]:
- ... Siehe The Life and Correspondance of Carstairs und die
- interessanten ...
- ... Siehe The Life and Correspondence of Carstairs und die
- interessanten ...
-
- [S. XIII.57]:
- ... »Coll der Kühne« gegeben hatte. Endlich zwangen seine frechen ...
- ... »Coll der Kühe« gegeben hatte. Endlich zwangen seine frechen ...
-
- [S. XIII.60]:
- ... Mac Callum More's. Sie lagen nicht im Steit mit ihm,
- schuldeten ...
- ... Mac Callum More's. Sie lagen nicht im Streit mit ihm,
- schuldeten ...
-
- [S. XIII.71]:
- ... Telepraphen, vermittelst dessen sie sich über die Linien der
- Schildwachen ...
- ... Telegraphen, vermittelst dessen sie sich über die Linien der
- Schildwachen ...
-
- [S. XIII.80]:
- ... Mitterweile wurde auf beiden Seiten ein Kleingewehrfeuer
- unterhalten, ...
- ... Mittlerweile wurde auf beiden Seiten ein Kleingewehrfeuer
- unterhalten, ...
-
- [S. XIII.83]:
- ... Einbildungkraft zu einem Heere celtischer Krieger vergrößert.
- Einige der ...
- ... Einbildungskraft zu einem Heere celtischer Krieger
- vergrößert. Einige der ...
-
- [S. XIII.83]:
- ... den Bericht über die Schlache in einem von Burt's Briefen.
- Macpherson druckte einen ...
- ... den Bericht über die Schlacht in einem von Burt's Briefen.
- Macpherson druckte einen ...
-
- [S. XIV.26]:
- ... war indessen eine vorteffliche holländische Brigade unter dem
- Commando ...
- ... war indessen eine vortreffliche holländische Brigade unter
- dem Commando ...
-
- [S. XIV.26]:
- ... waren vier Regimenter, ein Cavalerieregiment und drei
- Infanterieregimenter, ...
- ... waren vier Regimenter, ein Cavallerieregiment und drei
- Infanterieregimenter, ...
-
- [S. XIV.34]:
- ... Infanterie, die er vom bothnischen Meerbusen bis zum
- atlanischen Ocean ...
- ... Infanterie, die er vom bothnischen Meerbusen bis zum
- atlantischen Ocean ...
-
- [S. XIV.36]:
- ... ihren französchen Verbündeten unterhalten werden. ...
- ... ihren französischen Verbündeten unterhalten werden. ...
-
- [S. XIV.42]:
- ... über seine Parteilichkeit für sein Adoptivvaterland murrte.
- Die holländschen ...
- ... über seine Parteilichkeit für sein Adoptivvaterland murrte.
- Die holländischen ...
-
- [S. XIV.42]:
- ... sei; daß er perremptorisch auf einem Artikel bestehe, der
- allen Handelsverkehr ...
- ... sei; daß er peremtorisch auf einem Artikel bestehe, der allen
- Handelsverkehr ...
-
- [S. XIV.43]:
- ... Aliirten gaben einer großen deutschen Truppenmacht in Serbien ...
- ... Alliirten gaben einer großen deutschen Truppenmacht in
- Serbien ...
-
- [S. XIV.49]:
- ... der göttlichen Wahrheit unterrrichtet und durch göttliche
- Gnade beschützt ...
- ... der göttlichen Wahrheit unterrichtet und durch göttliche
- Gnade beschützt ...
-
- [S. XIV.62]:
- ... Auditorum herbeiziehen, mußte sich damit begnügen, der
- Geistliche ...
- ... Auditorium herbeiziehen, mußte sich damit begnügen, der
- Geistliche ...
-
- [S. XIV.63]:
- ... dies waren Ausnahmen. Betriebsame Armuth ist ein der
- Tugenhaftigkeit ...
- ... dies waren Ausnahmen. Betriebsame Armuth ist ein der
- Tugendhaftigkeit ...
-
- [S. XIV.67]:
- ... Hochkirchlichen unter den Zurückleibenden waren Doctor
- Wilhelm Beveridge, ...
- ... Hochkirchlichen unter den Zurückbleibenden waren Doctor
- Wilhelm Beveridge, ...
-
- [S. XIV.73]:
- ... die Regierung es weder gewagt hatte, die Uebelhäter zu
- bestrafen, noch ...
- ... die Regierung es weder gewagt hatte, die Uebelthäter zu
- bestrafen, noch ...
-
- [S. XIV.81]:
- ... Stande, die aufsätzige Demokratie zu beugen. Ihre Zahl war
- gering, ...
- ... Stande, die aufsässige Demokratie zu beugen. Ihre Zahl war
- gering, ...
-
-
-
-
-
-
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-Thronbesteigung Jakob's des Zweiten., by Thomas Babington Macaulay
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- <title>
- The Project Gutenberg eBook of Geschichte von England seit der Thronbesteigung
-Jakob's des Zweiten, Band VII, by Thomas Babington Macaulay.
- </title>
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- <!-- TITLE="Geschichte von England VII" -->
- <!-- AUTHOR="Thomas Babington Macaulay" -->
- <!-- LANGUAGE="de" -->
- <!-- PUBLISHER="G. H. Friedlein, Leipzig" -->
- <!-- DATE="1856" -->
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-<pre>
-
-The Project Gutenberg EBook of Geschichte von England seit der
-Thronbesteigung Jakob's des Zweiten., by Thomas Babington Macaulay
-
-This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with
-almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or
-re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included
-with this eBook or online at www.gutenberg.org/license
-
-
-Title: Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten.
- Siebenter Band: enthaltend Kapitel 13 und 14.
-
-Author: Thomas Babington Macaulay
-
-Release Date: March 6, 2016 [EBook #51378]
-
-Language: German
-
-Character set encoding: ISO-8859-1
-
-*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK GESCHICHTE VON ENGLAND ***
-
-
-
-
-Produced by Jens Sadowski and the Online Distributed
-Proofreading Team at http://www.pgdp.net.
-
-
-
-
-
-
-</pre>
-
-
-<div class="titlematter">
-<p class="aut">
-Thomas Babington Macaulay&rsquo;s
-</p>
-
-<h1 class="title">
-<span class="line1">Geschichte von England</span><br />
-<span class="line2">seit der</span><br />
-<span class="line3">Thronbesteigung Jakob&rsquo;s des Zweiten.</span>
-</h1>
-
-<hr class="hr20" />
-
-<p class="trn">
-Aus dem Englischen.
-</p>
-
-<hr class="hr20" />
-
-<p class="edn">
-<span class="line1">Vollständige und wohlfeilste</span><br />
-<span class="line2"><span class="antiqua">Stereotyp-Ausgabe</span>.</span>
-</p>
-
-<hr class="hr12" />
-
-<p class="vol">
-<span class="line1">Siebenter Band:</span><br />
-<span class="line2">enthaltend Kapitel 13 und 14.</span>
-</p>
-
-<p class="pub">
-<span class="line1">Leipzig, 1856.</span><br />
-<span class="line2">G. H. Friedlein.</span>
-</p>
-
-</div>
-
-<h2 class="chapter" id="chapter-0-1">
-<a id="page-XIII.1" class="pagenum" title="XIII.1"></a>
-<span class="line1">Dreizehntes Kapitel.</span><br />
-<span class="line2">Wilhelm und Marie.</span>
-</h2>
-
-<h3 class="toc" id="subchap-0-1-1">
-<a id="page-XIII.3" class="pagenum" title="XIII.3"></a>
-Inhalt.
-</h3>
-
-<div class="centered">
-<table class="toc" summary="TOC">
-<tbody>
- <tr>
- <td class="col1">&nbsp;</td>
- <td class="col_page">Seite</td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Die Revolution in Schottland heftiger als in England</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.5">5</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Wahlen für die Convention</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.6">6</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Mißhandlung des Episkopalklerus</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.6">6</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Zustand von Edinburg</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.9">9</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Die Frage einer Union zwischen England und Schottland in Anregung gebracht</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.9">9</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Wunsch der englischen Niederkirchlichen, das Episkopat in Schottland beizubehalten</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.13">13</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Ansichten Wilhelm&rsquo;s über das kirchliche Regiment in Schottland</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.13">13</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Comparative Stärke der religiösen Parteien in Schottland</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.15">15</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Schreiben von Wilhelm an die schottische Convention</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.16">16</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Wilhelm&rsquo;s Instructionen für seine Agenten in Schottland</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.16">16</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Die Dalrymple</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.16">16</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Melville</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.18">18</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Jakob&rsquo;s Agenten in Schottland: Dundee, Balcarras</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.19">19</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Zusammentritt der Convention</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.21">21</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Hamilton zum Präsidenten erwählt</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.22">22</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Wahlausschuß</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.23">23</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Das Schloß von Edinburg zur Uebergabe aufgefordert</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.23">23</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Dundee von den Covenanters bedroht</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.24">24</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Schreiben von Jakob an die Convention</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.25">25</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Wirkung von Jakob&rsquo;s Schreiben</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.26">26</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Dundee&rsquo;s Flucht</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.27">27</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Tumultuarische Sitzung der Stände</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.28">28</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Ein Ausschuß zur Entwerfung eines Regierungsplanes ernannt</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.29">29</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Vom Ausschuß vorgeschlagene Beschlüsse</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.31">31</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Wilhelm und Marie proklamirt</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.32">32</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Die Rechtsforderung</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.32">32</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Abschaffung des Episkopats</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.32">32</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Die Folter</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.33">33</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Wilhelm und Marie nehmen die Krone Schottland&rsquo;s an</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.35">35</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Unzufriedenheit der Covenanters</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.36">36</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Ministerielle Einrichtungen in Schottland</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.37">37</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Hamilton</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.37">37</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Crawford</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.37">37</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Die Dalrymple. &mdash; Lockhart</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.38">38</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Montgomery</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.38">38</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Melville</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.38">38</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Carstairs</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.39">39</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1"><a id="page-XIII.4" class="pagenum" title="XIII.4"></a>Bildung des Clubs; Annandale, Roß</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.39">39</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Hume</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.39">39</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Fletcher von Saltoun</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.40">40</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">In den Hochlanden bricht Krieg aus</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.40">40</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Zustand der Hochlande</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.40">40</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Eigenthümlicher Character des Jakobitismus in den Hochlanden</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.49">49</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Eifersucht auf den Einfluß der Campbells</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.50">50</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Die Stewarts und Macnaghtens</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.52">52</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Die Macleans</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.53">53</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Die Camerons; Lochiel</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.53">53</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Die Macdonalds</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.55">55</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Fehde zwischen den Macdonalds und den Mackintoshs. Inverneß</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.56">56</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Inverneß wird von Macdonald von Keppoch bedroht</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.57">57</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Dundee erscheint in Keppoch&rsquo;s Lager</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.58">58</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Aufstand der den Campbells feindlichen Clans</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.60">60</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Tarbet&rsquo;s Rath für die Regierung</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.61">61</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Unentschiedener Feldzug in den Hochlanden</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.62">62</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Militärischer Character der Hochländer</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.63">63</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Zwistigkeiten in der hochländischen Armee</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.67">67</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Dundee sucht bei Jakob um Unterstützung nach</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.68">68</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Unterbrechung des Kriegs in den Hochlanden</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.69">69</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Bedenklichkeiten der Covenanters, für König Wilhelm die Waffen zu ergreifen</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.69">69</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Aushebung des Cameron&rsquo;schen Regiments</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.70">70</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Uebergabe des Schlosses von Edinburg</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.71">71</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Parlamentssession in Edinburg</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.72">72</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Einfluß des Clubs</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.72">72</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Unruhen in Athol</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.74">74</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Der Krieg bricht in den Hochlanden wieder aus</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.76">76</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Dundee&rsquo;s Tod</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.81">81</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Mackay&rsquo;s Rückzug</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.82">82</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Eindruck der Schlacht von Killiecrankie</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.83">83</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Vertagung des schottischen Parlaments</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.83">83</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Die hochländische Armee verstärkt</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.86">86</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Gefecht bei St. Johnston&rsquo;s</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.87">87</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Unordnung in der hochländischen Armee</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.88">88</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Mackay&rsquo;s Rath wird von den schottischen Ministern nicht beachtet</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.89">89</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Die Camerons werden nach Dunkeld verlegt</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.89">89</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Die Hochländer greifen das Regiment Cameron an</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.90">90</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Auflösung der hochländischen Armee</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.91">91</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Intriguen des Clubs, Zustand des Niederlandes</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIII.91">91</a></td>
- </tr>
-</tbody>
-</table>
-</div>
-
-<p class="pbb">
-<a id="page-XIII.5" class="pagenum" title="XIII.5"></a>
-&nbsp;
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-2">
-Die Revolution in Schottland heftiger als in England.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Die Heftigkeit der Revolutionen steht gewöhnlich im Verhältnis
-mit der Schwere der Regierungssünden, welche sie herbeigeführt haben.
-Es kann daher nicht Wunder nehmen, daß die Regierung von Schottland,
-welche seit vielen Jahren despotischer und verderbter gewesen war
-als die von England, mit einem weit heftigeren Sturze fiel. In England
-war die Bewegung gegen den letzten König des Hauses Stuart conservativ,
-in Schottland war sie destructiv. Die Engländer beschwerten sich
-nicht über das Gesetz, sondern über die Verletzung des Gesetzes; sie erhoben
-sich gegen den ersten Beamten des Staats lediglich, um die Suprematie
-des Gesetzes zur Geltung zu bringen, und sie waren zum größten
-Theil treue Anhänger der durch das Gesetz eingeführten Landeskirche.
-Selbst bei Anwendung des außergewöhnlichen Heilmittels, zu welchem sie
-durch eine außergewöhnliche Lage zu greifen gezwungen worden waren,
-wichen sie so wenig als möglich von den durch das Gesetz vorgeschriebenen
-ordentlichen Formen ab. Die zu Westminster tagende Convention war,
-obwohl durch unregelmäßige Ausschreiben einberufen, genau nach dem
-Muster eines regelmäßigen Parlaments constituirt. Niemand wurde aufgefordert,
-einen Platz im Oberhause einzunehmen, dessen Berechtigung,
-darin zu sitzen, nicht klar war. Die Abgeordneten der Grafschaften und
-Burgflecken wurden durch die nämlichen Wähler gewählt, welche berechtigt
-gewesen sein würden, die Mitglieder für ein unter dem großen Siegel
-einberufenes Haus der Gemeinen zu wählen. Die Wahlrechtstitel des
-Vierzigschilling-Freisassen, des Steuern zahlenden Angesessenen, des Pächters,
-des Wahlbürgers von London, des Magisters der freien Kräfte in
-Oxford wurden respectirt. Die Gesinnung der Wahlkörper wurde mit
-eben so wenig Zwang von Seiten des großen Haufens und mit eben so
-wenig Arglist von Seiten der Wahlbeamten ausgeforscht, wie bei irgend
-einer allgemeinen Wahl der damaligen Zeit. Als endlich die Stände zusammentraten,
-fanden ihre Verhandlungen in vollkommener Freiheit und
-genau nach den althergebrachten Formen statt. Nach Jakob&rsquo;s erster Flucht
-herrschte allerdings in London und in einigen Theilen des platten Landes
-eine beunruhigende Anarchie. Aber diese Anarchie dauerte nirgends länger
-als achtundvierzig Stunden. Von dem Tage, an welchem Wilhelm im
-St. Jamespalast ankam, hatten selbst die unpopulärsten Agenten der gestürzten
-Regierung, selbst die Diener der römisch-katholischen Kirche, von
-der Wuth des Pöbels nichts mehr zu fürchten.
-</p>
-
-<p>
-In <a id="corr-0"></a>Schottland war der Gang der Ereignisse ganz anders. Dort
-war das Gesetz selbst ein Gegenstand der Beschwerde und Jakob hatte
-sich durch ausdrückliche Anwendung desselben vielleicht mehr Unpopularität
-zugezogen als durch Verletzung desselben. Die gesetzlich eingeführte Landeskirche
-war die verhaßteste Institution des ganzen Reichs. Die Tribunale
-hatten einige so empörende Urtheilssprüche gefällt und das Parlament
-<a id="page-XIII.6" class="pagenum" title="XIII.6"></a>
-einige so bedrückende Verordnungen erlassen, daß, wenn diese Urtheilssprüche
-und diese Verordnungen nicht für ungültig erklärt wurden,
-nicht daran zu denken war, eine Convention zusammenzubringen, welche
-sich die öffentliche Achtung erzwang und der Ausdruck der öffentlichen Meinung
-war. Es stand zum Beispiel kaum zu erwarten, daß die Whigs in
-dieser Zeit ihrer Macht es sich ruhig gefallen lassen würden, ihr erbliches
-Oberhaupt, den Sohn eines Märtyrers und Enkel eines Märtyrers, von
-dem Parlamentshause, in welchem neun seiner Vorfahren als Earls von
-Argyle gesessen hatten, ausgeschlossen zu sehen, ausgeschlossen durch ein
-richterliches Erkenntniß, über welches das ganze Königreich empört war.
-Noch weniger ließ sich erwarten, daß sie die Wahl der Vertreter von
-Grafschaften und Städten den Vorschriften des bestehenden Gesetzes gemäß
-vornehmen lassen würden. Denn nach dem bestehenden Gesetz konnte kein
-Wähler seine Stimme abgeben, ohne geschworen zu haben, daß er sich
-von dem Covenant lossage und in kirchlichen Angelegenheiten das Supremat
-des Königs anerkenne.<a class="fnote" href="#footnote-1" id="fnote-1">[1]</a> Einen solchen Eid aber konnte kein strenger
-Presbyterianer leisten, und wenn derselbe verlangt worden wäre, so würden
-die Wahlkörper nichts als kleine Gesellschaften von Prälatisten gewesen
-sein, die Sorge für Sicherheitsmaßregeln gegen Bedrückung wäre den
-Bedrückern überlassen geblieben, und die große Partei, die an der Durchführung
-der Revolution den thätigsten Antheil genommen, würde in einer
-aus der Revolution hervorgegangenen Versammlung nicht einen einzigen
-Vertreter gehabt haben.<a class="fnote" href="#footnote-2" id="fnote-2">[2]</a>
-</p>
-
-<p>
-Wilhelm sah ein, daß er nicht daran denken durfte, den Gesetzen
-Schottland&rsquo;s die strenge Achtung zu Theil werden zu lassen, die er kluger- und
-rechtschaffnerweise den Gesetzen England&rsquo;s erwiesen hatte. Es war
-durchaus notwendig, daß er Kraft seiner eignen Autorität bestimmte, wie
-die Convention, welche in Edinburg zusammentreten sollte, zu wählen
-sein würde, und daß er sich selbst die Befugniß ertheilte, einige Erkenntnisse
-und einige Gesetze zu annulliren. In Folge dessen entbot er mehrere
-Lords in das Parlament, die durch Urtheilssprüche, welche die allgemeine
-Stimme laut als ungerecht verdammte, ihrer Ehrenstellen beraubt worden
-waren, und nahm es auf sich, die Verordnung zu ignoriren, welche den
-Presbyterianern das Wahlrecht entzog.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-3">
-Wahlen für die Convention.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Die Folge davon war, daß die
-Wahl fast aller Grafschafts- und Burgfleckenvertreter auf Whigcandidaten
-fiel. Die geschlagene Partei beklagte sich laut über unehrliches Spiel,
-über die Rohheit des Pöbels und über die Parteilichkeit der präsidirenden
-Magistratspersonen, und diese Klagen waren in vielen Fällen wohlbegründet.
-Unter Regenten wie Lauderdale und Dundee lernen die Nationen
-nicht Gerechtigkeit und Mäßigung.<a class="fnote" href="#footnote-3" id="fnote-3">[3]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-4">
-Mißhandlung des Episkopalklerus.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Das so lange und so
-streng niedergehaltene Volksgefühl brach übrigens nicht bei den Wahlen
-allein mit Heftigkeit hervor. Die Köpfe und Hände der Whigmärtyrer
-wurden von den Thoren Edinburg&rsquo;s herabgenommen, von zahlreichen
-<a id="page-XIII.7" class="pagenum" title="XIII.7"></a>
-Volkshaufen in Procession nach den Gottesäckern getragen und mit feierlicher
-Ehrfurcht zur Erde bestattet.<a class="fnote" href="#footnote-4" id="fnote-4">[4]</a> Es hätte noch sein mögen, wenn
-die öffentliche Begeisterung sich in keiner tadelnswertheren Form geäußert
-hätte. Leider aber wurde in einem großen Theile Schottland&rsquo;s der Klerus
-der Landeskirche gemißhandelt.<a class="fnote" href="#footnote-5" id="fnote-5">[5]</a> Der Beginn dieses Unwesens war auf
-den Christmorgen festgesetzt, denn nichts ärgerte die strengen Covenanters
-mehr als die Ehrfurcht, mit der der Prälatist die alten Feiertage der
-Kirche heiligte. Daß diese Ehrfurcht bis zum Lächerlichen übertrieben
-werden kann, ist allerdings wahr. Ein Philosoph wird sich vielleicht zu
-der Ansicht hinneigen, daß das entgegengesetzte Extrem nicht minder lächerlich
-sei und wird fragen, warum die Religion den Beistand von Glaubensgesellschaften
-zurückweisen soll, die es in jeder Nation giebt, welche civilisirt
-genug ist, um eine Zeitrechnung zu haben, und von denen die Erfahrung
-gezeigt hat, daß sie eine gewaltige und oft heilsame Wirkung
-ausüben. Der Puritaner, der im im allgemeinen nur zu bereit war, Präcedenzfällen
-und Analogien aus der Geschichte und Rechtswissenschaft der
-Juden zu folgen, würde im Alten Testament ganz eben so triftige Argumente
-für das Abhalten von Festtagen zu Ehren großer Ereignisse, wie
-für die Ermordung von Bischöfen und für die Verweigerung des Pardons
-gegen Gefangene gefunden haben. Von seinem Meister Calvin lernte er
-gewiß nicht, solche Festtage verabscheuen, denn in Folge der energischen
-Bemühungen Calvin&rsquo;s wurde das Weihnachtsfest nach einer mehrjährigen
-Pause von den Bürgern von Genf wieder gefeiert.<a class="fnote" href="#footnote-6" id="fnote-6">[6]</a> Allein in Schottland
-waren Calvinisten ans Licht getreten, die sich zu Calvin verhielten,
-wie Calvin zu Laud. Diesen starren Fanatikern war ein Feiertag ein Gegenstand
-des positiven Abscheus und Hasses. Sie fuhren noch lange fort,
-in ihren feierlichen Manifesten es zu den Sünden zu zählen, welche dereinst
-ein furchtbares Strafgericht über das Land bringen würden, daß der
-Court of Session in der letzten Decemberwoche Ferien mache.<a class="fnote" href="#footnote-7" id="fnote-7">[7]</a>
-</p>
-
-<p>
-Am Weihnachtstage versammelten sich daher die Covenanters auf
-Verabredung bewaffnet auf verschiedenen Punkten der westlichen Grafschaften.
-Jede einzelne Schaar zog dann nach dem nächsten Pfarrhause
-und plünderte den Keller und die Vorrathskammer des Geistlichen, welche
-zu dieser Zeit des Jahres wahrscheinlich besser gefüllt waren als sonst.
-<a id="page-XIII.8" class="pagenum" title="XIII.8"></a>
-Der Priester Baal&rsquo;s wurde geschmäht und insultirt, zuweilen geschlagen,
-andere Male unter Wasser getaucht. Seine Möbeln wurden aus dem
-Fenster geworfen, seine Frau und seine Kinder aus dem Hause in den
-Schnee getrieben. Dann wurde er auf den Marktplatz geführt und eine
-Zeit lang zur Schau ausgestellt, wie ein Missethäter. Sein Priestergewand
-wurde ihm auf dem Leibe in Stücken zerrissen; hatte er ein Gebetbuch
-bei sich, so wurde es verbrannt, und endlich entließ man ihn mit der
-Weisung, nie wieder in dem Kirchspiele zu fungiren, wenn ihm sein Leben
-lieb sei. Nach solchergestalt vollbrachtem Reformationswerke verschlossen
-die Reformatoren die Kirche und nahmen die Schlüssel mit sich. Um diesen
-Leuten Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, muß man bekennen, daß sie
-in einem Grade unterdrückt worden waren, der ihre Gewaltthätigkeit zwar
-nicht rechtfertigen, aber wenigstens entschuldigen kann, und daß sie, obgleich
-roh bis zur Brutalität, sich doch nie eines absichtlichen Verbrechens gegen
-Leib oder Leben ihrer Feinde schuldig machten.<a class="fnote" href="#footnote-8" id="fnote-8">[8]</a>
-</p>
-
-<p>
-Die Unordnung verbreitete sich rasch. In Ayrshire, Clydesdale, Nithisdale
-und Annandale erhielt jedes Kirchspiel einen Besuch von diesen
-ungestümen Zeloten. Ungefähr zweihundert Curaten &mdash; so nannte man
-die bischöflichen Pfarrgeistlichen &mdash; wurden vertrieben. Die gesetzteren Covenanters
-billigten zwar den Eifer ihrer aufrührerischen Brüder, fürchteten
-aber, daß ein so ordnungswidriges Verfahren Aergerniß geben könnte,
-und erfuhren zu ihrem großen Leidwesen, daß hier und da ein Achan die
-gute Sache geschändet, indem er sich erniedrigt hatte, die Cananiter, die
-er nur hatte schlagen sollen, auszuplündern. Es wurde ein allgemeines
-Meeting von Geistlichen und Aeltesten ausgeschrieben, um solchen Excessen
-vorzubeugen. In diesem Meeting wurde beschlossen, daß in Zukunft die
-Vertreibung der protestantischen Geistlichen in ceremoniöserer Weise stattfinden
-sollte. Es wurde ein Benachrichtigungsformular aufgesetzt und
-jedem Curaten in den westlichen Niederlanden zugesandt, der noch nicht
-gemißhandelt <span class="antiqua">(rabbled)</span> worden war. Diese Benachrichtigung war nichts
-Andres als ein Drohbrief, der ihm befahl, sein Kirchspiel gutwillig zu
-verlassen, widrigenfalls er mit Gewalt aus demselben vertrieben werden
-würde.<a class="fnote" href="#footnote-9" id="fnote-9">[9]</a>
-</p>
-
-<p>
-Die schottischen Bischöfe sendeten in großer Angst den Dechant von
-Glasgow nach Westminster, um dort die Sache ihrer verfolgten Kirche zu
-führen. Die von den Covenanters verübten Gewaltthätigkeiten erregten
-in hohem Grade den Unwillen Wilhelm&rsquo;s, der im Süden der Insel selbst
-Benedictiner und Franciscaner gegen Insulten und Beraubungen geschützt
-hatte. Obgleich er aber auf Ersuchen einer großen Anzahl schottischer
-Cavaliere und Gentlemen die ausübende Verwaltung dieses Königreichs
-übernommen hatte, so standen ihm doch die Mittel nicht zu Gebote, die
-Ordnung daselbst aufrecht zu erhalten. Er hatte nicht ein einziges Regiment
-nördlich vom Tweed, ja überhaupt keine Truppen innerhalb vieler
-Meilen von diesem Flusse. Es wäre vergebens gewesen zu hoffen, daß
-bloße Worte eine Nation beruhigen würden, welche zu keiner Zeit leicht
-<a id="page-XIII.9" class="pagenum" title="XIII.9"></a>
-im Zaume zu halten gewesen und die jetzt von Hoffnungen und Rachegelüsten
-erfüllt war, wie große Revolutionen, welche auf heftige Bedrückungen
-folgen, sie ganz natürlich erzeugen müssen. Es wurde indessen eine
-Proklamation erlassen, welche anordnete, daß Jedermann die Waffen niederlegen
-und daß den Geistlichen der Staatskirche gestattet sein solle, unbehelligt
-auf ihren Pfarren zu bleiben, bis die Convention die Regierung
-festgestellt haben würde. Da aber diese Proklamation nicht durch Truppen
-unterstützt war, so wurde sie wenig beachtet. Den ersten Tag nach ihrem
-Erscheinen in Glasgow wurde die ehrwürdige Kathedrale dieser Stadt,
-fast die einzige schöne Kirche aus dem Mittelalter, welche in Schottland
-sich unversehrt erhalten hat, von einem Haufen Presbyterianer aus den
-Versammlungshäusern angegriffen, dem sich auch viele wildere Glaubensbrüder
-aus den Hochlanden angeschlossen hatten. Es war Sonntag; aber
-eine Versammlung von Prälatisten zu mißhandeln wurde als ein Werk
-der Nothwendigkeit und der Gnade betrachtet. Die Andächtigen wurden
-auseinandergetrieben, geschlagen und mit Schneebällen geworfen; ja es
-wurde sogar versichert, daß einige Verwundungen durch gefährlichere
-Waffen vorgekommen seien.<a class="fnote" href="#footnote-10" id="fnote-10">[10]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-5">
-Zustand von Edinburg.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-In Edinburg, dem Sitze der Regierung,
-war vollkommene Anarchie. Das Schloß, welches die ganze Stadt
-beherrschte, wurde durch den Herzog von Gordon noch immer für Jakob
-behauptet. Die große Masse des Volks bestand aus Whigs. Das Justizcollegium,
-ein großer juristischer Verein, zusammengesetzt aus Richtern,
-Advokaten, Kanzleisekretären und Anwälten, war die Veste des Toryismus,
-denn ein strenger Testeid hatte seit einigen Jahren die Presbyterianer
-von allen Zweigen des Juristenberufs ausgeschlossen. Die Juristen, einige
-hundert an Zahl, bildeten ein Infanteriebataillon und hielten eine Zeitlang
-die Menge wirksam nieder. Sie hatten jedoch soviel Achtung vor
-Wilhelm&rsquo;s Autorität, daß sie sich beim Erscheinen seiner Proklamation auflösten.
-Aber das von ihnen gegebene Beispiel des Gehorsams fand keine
-Nachahmung. Kaum hatten sie die Waffen niedergelegt, so fanden sich
-Covenanters aus dem Westen, welche alle Curaten in ihrer Gegend weidlich
-maltraitirt hatten, in Haufen von zehn bis zwanzig Mann in Edinburg
-ein, um die Convention zu beschützen oder auch, wenn es nöthig
-sein sollte, einzuschüchtern. Glasgow allein schickte vierhundert solcher
-Leute. Es konnte kaum einem Zweifel unterliegen, daß sie von einem
-hochangesehenen Führer geleitet wurden. Sie zeigten sich wenig öffentlich,
-aber es war bekannt, daß jeder Keller mit ihnen angefüllt war und es
-stand wohl zu befürchten, daß sie auf das erste Signal aus ihren Höhlen
-hervorkommen und bewaffnet das Parlament umgeben würden.<a class="fnote" href="#footnote-11" id="fnote-11">[11]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-6">
-Die Frage einer Union zwischen England und Schottland
-in Anregung gebracht.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Man hätte erwarten sollen, daß jeder
-patriotische und einsichtsvolle Schotte sehnlichst wünschen werde, die
-Aufregung beschwichtigt und eine Regierung befestigt zu sehen, die im
-<a id="page-XIII.10" class="pagenum" title="XIII.10"></a>
-Stande war, das Eigenthum zu schützen und dem Gesetze Ansehen zu verschaffen.
-Eine unvollkommene Organisation, welche rasch zu bewerkstelligen
-war, konnte in den Augen eines solchen Mannes wohl einer vollkommenen
-Organisation vorzuziehen sein, welche nur mit der Zeit möglich
-war. Gerade in diesem Augenblicke jedoch warf eine an Zahl wie an
-Befähigung starke Partei eine neue und hochwichtige Frage auf, welche
-nicht unwahrscheinlich das Interregnum bis zum Herbste hinziehen mußte.
-Diese Partei verlangte, daß die Stände Wilhelm und Marien nicht sogleich
-zum König und zur Königin erklären, sondern England einen Unionstractat
-vorschlagen und den Thron so lange vacant lassen sollten, bis ein
-solcher Vertrag unter vortheilhaften Bedingungen für Schottland abgeschlossen
-sein würde.<a class="fnote" href="#footnote-12" id="fnote-12">[12]</a>
-</p>
-
-<p>
-Es mag auffallend erscheinen, daß ein großer Theil eines Volks, dessen
-oft in heroischer, zuweilen auch in komischer Gestalt sich äußernder Patriotismus
-sprüchwortlich geworden ist, sich so geneigt, ja sogar ungeduldig
-zeigte, eine Unabhängigkeit aufzugeben, welche Jahrhunderte lang über
-Alles hoch gehalten und mannhaft vertheidigt worden war. Allein der
-hartnäckige Muth, den die Waffen der Plantagenets und der Tudors nicht
-zu brechen vermocht, hatte angefangen, sich unter einer ganz andren Gewalt
-zu beugen. Zollhäuser und Tarife bewirkten bald was das Blutbad
-von Falkirk und Halidon, von Flodden und Pinkie nicht hatten bewirken
-können. Schottland hatte einige Erfahrung in den Folgen einer Union.
-Es war vor beinahe vierzig Jahren mit England unter Bedingungen vereinigt
-gewesen, welche das von Siegesstolz aufgeblähte England zu dictiren
-beliebte. Diese Union war in den Gemüthern des besiegten Volks
-mit den Begriffen Niederlage und Demüthigung untrennbar verbunden.
-Und doch hatte selbst diese Union, so schmerzlich sie auch den Stolz der
-Schotten verwundet, ihren Aufschwung gefördert. Cromwell hatte mit einer
-zu seiner Zeit seltenen Einsicht und Liberalität die vollkommenste Handelsfreiheit
-zwischen dem dominirenden und dem untergebenen Lande hergestellt.
-So lange er regierte, hemmte kein Verbot, kein Zoll den Waarenverkehr
-zwischen irgend welchen Punkten der Insel. Seine Schifffahrtsgesetze
-legten dem Handel Schottland&rsquo;s keine Beschränkungen auf. Es
-stand einem schottischen Fahrzeuge frei, eine schottische Waarenladung nach
-Barbadoes zu bringen und Zucker von Barbadoes in den Hafen von London
-einzuführen.<a class="fnote" href="#footnote-13" id="fnote-13">[13]</a> Deshalb war die Regentschaft des Protectors der
-Industrie und dem physischen Wohle des schottischen Volks förderlich gewesen.
-Obwohl es ihn haßte und verwünschte, gedieh es doch unwillkürlich
-unter ihm, und noch oft blickte es während der Verwaltung seiner legitimen
-Fürsten mit Sehnsucht zurück auf die goldenen Tage des Usurpators.<a class="fnote" href="#footnote-14" id="fnote-14">[14]</a>
-</p>
-
-<p>
-<a id="page-XIII.11" class="pagenum" title="XIII.11"></a>
-Die Restauration kam und veränderte Alles. Die Schotten erlangten
-ihre Unabhängigkeit wieder und überzeugten sich bald, daß die Unabhängigkeit
-ebensowohl ihre Unannehmlichkeiten hat wie ihre Würde. Das englische
-Parlament behandelte sie als Fremdlinge und Nebenbuhler. Eine
-neue Navigationsacte stellte sie auf fast gleiche Stufe mit den Holländern.
-Hohe und in einigen Fällen prohibitive Zölle wurden auf die Erzeugnisse
-der schottischen Industrie gelegt. Es ist kein Wunder, daß eine ausnehmend
-betriebsame, kluge und unternehmende Nation, eine Nation, die,
-nachdem sie lange durch einen unfruchtbaren Boden und durch ein rauhes
-Klima in ihrer Entwickelung gehemmt worden war, eben jetzt trotz dieser
-Nachtheile zu prosperiren begann und die ihren Fortschritt plötzlich aufgehalten
-sah, sich für grausam behandelt erachtete. Doch es war nichts zu
-machen. Beschwerden waren vergebens und Repressalien unmöglich.
-Hätte der Souverain auch den Wunsch gehabt, so hatte er doch nicht die
-Macht, eine unparteiische Stellung zwischen seinem großen und seinem kleinen
-Königreiche zu behaupten, zwischen dem Königreiche, aus dem er ein
-Jahreseinkommen von anderthalb Millionen, und dem Königreiche, aus dem
-er ein Jahreseinkommen von wenig mehr als sechzigtausend Pfund bezog.
-Er wagte es eben so wenig, einem den Handel Schottland&rsquo;s beeinträchtigenden
-englischen Gesetz seine Genehmigung zu verweigern, als einem den
-Handel England&rsquo;s beeinträchtigenden schottischen Gesetz seine Genehmigung
-zu ertheilen.
-</p>
-
-<p>
-Die Klagen der Schotten waren indessen so laut, daß Karl im Jahre
-1667 Commissare ernannte, welche die Bedingungen eines Handelstractats
-zwischen den beiden britischen Königreichen feststellen sollten. Die Conferenzen
-wurden bald abgebrochen, und Alles was sich während ihrer
-Dauer ereignete, bewies, daß es nur ein Mittel gab, durch welches Schottland
-einen Antheil an dem commerciellen Wohlstande erlangen konnte, dessen
-sich England damals erfreute.<a class="fnote" href="#footnote-15" id="fnote-15">[15]</a> Die Schotten mußten ein Volk mit
-den Engländern werden, das Parlament, das bisher in Edinburg getagt
-hatte, mußte dem in Westminster tagenden Parlamente einverleibt werden.
-Dieses Opfer mußte von einem tapferen und stolzen Volke, das seit zwölf
-Generationen die südliche Oberherrschaft mit tödtlichem Widerwillen betrachtet
-hatte und dem bei den Gedanken an den Tod Wallace&rsquo;s und an die
-Siege Bruce&rsquo;s noch immer das Herz schwoll, nothwendig mit tiefem Schmerze
-empfunden werden. Es gab allerdings viele allzustrenge Patrioten, die
-sich einer Union entschieden widersetzt haben würden, selbst wenn sie hätten
-voraussehen können, daß eine solche Glasgow zu einer größeren Stadt
-als Amsterdam machen und die öden Lothians mit Feldern und Wäldern,
-mit netten Farmhäusern und stattlichen Schlössern bedecken würde. Aber
-<a id="page-XIII.12" class="pagenum" title="XIII.12"></a>
-es gab auch eine zahlreichere Klasse, welche nicht geneigt war, große und
-wesentliche Vortheile aufzugeben, um bloße Namen und Ceremonien zu
-behalten, und der Einfluß dieser Klasse war so mächtig, daß im Jahre
-1670 das schottische Parlament England directe Anträge machte.<a class="fnote" href="#footnote-16" id="fnote-16">[16]</a> Der
-König übernahm das Amt des Vermittlers und auf beiden Seiten wurden
-Bevollmächtigte ernannt; aber es kam zu keinem Abschlusse.
-</p>
-
-<p>
-Nachdem die Frage achtzehn Jahre lang geruht hatte, wurde sie plötzlich
-durch die Revolution wieder in Anregung gebracht. Verschiedene
-Klassen, durch verschiedene Beweggründe geleitet, trafen in diesem Punkte
-zusammen. Mit Kaufleuten, welche gern die Vortheile des westindischen
-Handels mitgenießen wollten, verbanden sich thätige und strebsame Politiker,
-welche ihre Talente auf einer hervorragenderen Schaubühne als dem
-schottischen Parlamentshause zu entfalten und aus einer reicheren Quelle
-als dem schottischen Staatsschatze Reichthümer zu schöpfen wünschten. Der
-Ruf nach Union wurde durch einige schlaue Jakobiten verstärkt, welche
-nur Zwietracht und Aufschub herbeizuführen wünschten und welche diesen
-Zweck zu erreichen hofften, indem sie in die schwierige Frage, deren Lösung
-die specielle Aufgabe der Convention war, eine noch schwierigere
-Frage mischten. Es ist wahrscheinlich, daß Einige, denen die ascetischen
-Sitten und die strenge Kirchenzucht der Presbyterianer nicht behagten,
-eine Union deshalb wünschten, weil sie das einzige Mittel zur Aufrechthaltung
-der Prälatur im nördlichen Theile der Insel war. In einem vereinigten
-Parlamente mußten die englischen Mitglieder bedeutend überwiegen,
-und in England wurden die Bischöfe von der großen Mehrzahl der
-Bevölkerung hoch in Ehren gehalten. Die bischöfliche Kirche, das war
-klar, ruhte auf einer schmalen Grundlage und mußte bei dem ersten Angriffe
-fallen. Die bischöfliche Kirche von Großbritannien konnte eine hinreichend
-breite und feste Grundlage haben, um allen Angriffen zu widerstehen.
-</p>
-
-<p>
-Ob es im Jahre 1689 möglich gewesen wäre, eine staatliche Union
-ohne religiöse Union zu bewerkstelligen, darf wohl bezweifelt werden. Das
-aber kann keinem Zweifel unterliegen, daß eine religiöse Union eine der
-größten Calamitäten gewesen sein würde, welche eines der beiden Königreiche
-treffen konnten. Die im Jahre 1707 zu Stande gebrachte Union
-war allerdings ein großer Segen für England wie für Schottland. Aber
-sie war deshalb ein Segen, weil sie, indem sie einen Staat bildete, zwei
-Kirchen bestehen ließ. Das politische Interesse der contrahirenden Theile
-war das nämliche; aber der kirchliche Streit zwischen ihnen war ein solcher,
-der keine Verständigung zuließ. Die Eintracht konnte daher nur dadurch
-erhalten werden, daß sie sich beide damit einverstanden erklärten, gesondert
-zu bleiben. Hätte eine Verschmelzung der Hierarchien stattgefunden,
-so würde eine Verschmelzung der Nationen niemals möglich gewesen
-sein. Aufeinanderfolgende Mitchells würden auf aufeinanderfolgende Sharpe&rsquo;s
-geschossen haben; fünf Generationen von Claverhouse&rsquo;s würden fünf
-Generationen von Camerons ermordet haben. Die erstaunlichen Verbesserungen,
-welche die Gestalt Schottland&rsquo;s verändert haben, würden nie zu
-Stande gekommen sein. Ebenen, die jetzt reiche Ernten tragen, würden
-unfruchtbare Sümpfe geblieben sein. Wasserfälle, welche jetzt die Räder
-<a id="page-XIII.13" class="pagenum" title="XIII.13"></a>
-großartiger Fabriken treiben, würden in einer Wildniß verrauscht sein.
-New Lanark würde noch eine Schafweide, Greenock noch ein Fischerdorf
-sein. Die geringe Kraft, welche Schottland unter einem solchen System
-besessen haben würde, hätte bei einer Schätzung der Hülfsquellen Großbritanniens
-nicht hinzugefügt, sondern abgerechnet werden müssen. Mit einer
-solchen Bürde belastet, hätte unser Vaterland niemals, weder im Frieden
-noch im Kriege, eine Stelle in der ersten Reihe der Nationen einnehmen
-können. Leider fehlt es uns nicht an Anhalten zur Beurtheilung der Wirkung,
-die es auf den moralischen und physischen Zustand eines Volks hervorbringt,
-wenn eine Kirche, die nur von der Minderheit geliebt und verehrt,
-von der Mehrheit aber mit religiösem und nationalem Widerwillen
-betrachtet wird, in den ausschließlichen Genuß von Reichthümern und Würden
-gesetzt wird. Eine einzige solche Kirche ist eine hinreichend drückende
-Last für die Kräfte eines Reichs.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-7">
-Wunsch der englischen Niederkirchlichen, das Episkopat
-in Schottland beizubehalten.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Aber diese Dinge, welche uns,
-die wir durch eine bittere Erfahrung belehrt worden sind, klar zu sein
-scheinen, waren im Jahre 1689 selbst sehr toleranten und einsichtsvollen
-Staatsmännern keineswegs klar. Den englischen Niederkirchlichen war in
-der That wo möglich noch mehr als den englischen Hochkirchlichen um
-Aufrechthaltung des Episkopats in Schottland zu thun. Es ist eine auffallende
-Thatsache, daß Burnet, der stets beschuldigt wurde, daß er das
-calvinistische Kirchenregiment im Süden der Insel einführen wolle, sich
-durch seine Bemühungen, die Prälatur im Norden aufrecht zu erhalten,
-bei seinen Landsleuten sehr unbeliebt machte. Er war allerdings im Irrthum,
-aber sein Irrthum ist einer Ursache zuzuschreiben, die ihm keine
-Unehre macht. Sein Lieblingsziel, ein Ziel, das zwar unerreichbar, aber
-wohl geeignet war, einen großen Geist und ein wohlwollendes Herz zu
-fesseln, war schon seit langer Zeit ein ehrenvolles Abkommen zwischen der
-anglikanischen Kirche und den Nonconformisten. Er hielt es für ein großes
-Unglück, daß eine Gelegenheit zur Herbeiführung eines solchen Abkommens
-zur Zeit der Restauration versäumt worden war. Die Revolution schien
-ihm eine neue Gelegenheit dazu zu bieten. Er und seine Freunde unterstützten
-eifrig Nottingham&rsquo;s Comprehensionsbill und schmeichelten sich mit
-vergeblichen Hoffnungen auf Erfolg. Aber sie sahen ein, daß in einem
-der beiden britischen Königreiche schwerlich eine Comprehension stattfinden
-könne, wenn nicht auch in dem andren eine solche stattfinde. Ein Zugeständniß
-mußte durch ein andres erkauft werden. Wenn der Presbyterianer
-sich hartnäckig weigerte, da wo er stark war, auf irgend welche Vergleichsvorschläge
-zu hören, so mußte es fast unmöglich sein, da wo er schwach
-war, liberale Vergleichsbedingungen für ihn zu erlangen. Die Bischöfe
-mußten daher ihre Sitze in Schottland behalten dürfen, damit Geistliche,
-welche nicht von Bischöfen ordinirt waren, Rectorate und Canonicate in
-England bekleiden durften.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-8">
-Ansichten Wilhelm&rsquo;s über das kirchliche Regiment in
-Schottland.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-So waren die Sachen der Episkopalen im Norden und
-die Sache der Presbyterianer im Süden in einer Weise mit einander verkettet,
-welche selbst einen geschickten Staatsmann wohl in Verlegenheit
-setzen konnte. Es war ein Glück für unser Vaterland, daß die Entscheidung
-der hochwichtigen Frage, welche so viele heftige Leidenschaften aufregte
-und die sich unter so verschiedenen Gesichtspunkten darstellte, einem
-<a id="page-XIII.14" class="pagenum" title="XIII.14"></a>
-Manne wie Wilhelm oblag. Er hörte auf Episkopalen, auf Latitudinarier
-und Presbyterianer, auf den Dechant von Glasgow, der die apostolische
-Succession verfocht, auf Burnet, der die Gefahr, den anglikanischen
-Klerus zu entfremden, schilderte, und auf Carstairs, der die Prälatur
-mit dem Hasse eines Mannes haßte, dessen Daumen tiefe Spuren von den
-Schrauben der Prälatisten zeigten. Umgeben von diesen eifrigen Advokaten,
-blieb Wilhelm ruhig und unparteiisch. Er eignete sich in der That
-durch seine Stellung sowohl wie durch seine persönlichen Eigenschaften
-vorzugsweise zum Schiedsrichter in diesem wichtigen Streite. Er war der
-König eines prälatistischen Reiches und der höchste Beamte einer presbyterianischen
-Republik. Seine Abgeneigtheit, die anglikanische Kirche zu
-verletzen, deren Oberhaupt er war, und seine Abgeneigtheit, die reformirten
-Kirchen des Continents zu verletzen, die ihn als einen Vorkämpfer betrachteten,
-den Gott gesandt, um sie gegen die französische Tyrannei zu
-beschützen, hielten sich die Wage und verhinderten ihn, sich ungebührlich
-auf diese oder jene Seite zu neigen. Seine Ueberzeugung war vollkommen
-neutral. Denn er war entschieden der Meinung, daß keine Form des
-Kirchenregiments göttlichen Ursprungs sei. Er dissentirte eben so sehr von
-der Schule Laud&rsquo;s wie von der Schule Cameron&rsquo;s, von den Männern,
-welche meinten, daß es keine christliche Kirche ohne Bischöfe, und von den
-Männern, welche meinten, daß es keine christliche Kirche ohne Synoden
-geben könne. Welche Form des Kirchenregiments zu wählen sei, war
-seiner Ueberzeugung nach nur eine Frage der Zweckmäßigkeit. Er würde
-wahrscheinlich ein Mittelding zwischen den beiden rivalisirenden Systemen
-vorgezogen haben, eine Hierarchie, in der die ersten geistlichen Würdenträger
-etwas mehr als Moderatoren und etwas weniger als Prälaten
-gewesen wären. Aber er war ein viel zu einsichtsvoller Mann, als daß er
-hätte daran denken können, eine solche Angelegenheit nach seinen persönlichen
-Neigungen zu ordnen. Er beschloß daher, als Vermittler zu handeln,
-wenn sich auf beiden Seiten Bereitwilligkeit zu einem Vergleiche zeigte.
-Sollte es sich aber herausstellen, daß die öffentliche Meinung in England
-und die öffentliche Meinung in Schottland entschieden auseinandergingen,
-so wollte er es nicht versuchen, eine der beiden Nationen zum Anschluß
-an die Meinung der andren zu nöthigen. Er wollte jeder von ihnen ihre
-eigne Kirche lassen und sich darauf beschränken, beide Kirchen von der Verfolgung
-der Nonconformisten und von Eingriffen in die Functionen der
-Civilbehörden abzuhalten.
-</p>
-
-<p>
-Die Sprache, die er den schottischen Episkopalen gegenüber führte,
-welche ihm ihre Leiden klagten und um seinen Schutz baten, war wohlüberlegt
-und sehr vorsichtig, aber klar und freimüthig. Er sagte, er
-wünsche die Institution, an der sie so sehr hingen, wo möglich aufrecht zu
-erhalten und zu gleicher Zeit derjenigen Partei, welche zu keiner Abweichung
-von der presbyterianischen Urform zu bringen sei, völlige Gewissensfreiheit
-zu gewähren. Aber die Bischöfe mußten auch darauf bedacht
-sein, daß sie es ihm nicht durch ihre Uebereilung und Hartnäckigkeit unmöglich
-machten, ihnen irgendwie nützlich zu sein. Sie <a id="corr-2"></a>mußten sich klar
-bewußt sein, daß er entschlossen sei, Schottland nicht mit dem Schwerte
-eine Form des Kirchenregiments aufzuzwingen, die es verabscheue. Wenn
-es sich daher herausstellen sollte, daß die Prälatur nur mit Hülfe der
-Waffen aufrecht erhalten werden könne, so würde er der allgemeinen
-Gesinnung nachgeben und nur sein Möglichstes thun, damit es der bischöflichen
-<a id="page-XIII.15" class="pagenum" title="XIII.15"></a>
-Minorität gestattet werde, Gott in Freiheit und Sicherheit zu
-verehren.<a class="fnote" href="#footnote-17" id="fnote-17">[17]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-9">
-Comparative Stärke der religiösen Parteien in Schottland.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Es ist nicht wahrscheinlich daß, selbst wenn die schottischen Bischöfe,
-wie Wilhelm anempfahl, Alles gethan hätten, was der Milde und
-Klugheit möglich war, um ihre Landsleute mit sich auszusöhnen, das
-Episkopat unter irgend welcher veränderten Gestalt hätte aufrecht erhalten
-werden können. Es ist zwar von Schriftstellern der damaligen Generation
-behauptet und von Schriftstellern unsrer Generation wiederholt worden,
-daß die Presbyterianer vor der Revolution nicht die Mehrheit der
-Bevölkerung Schottland&rsquo;s gebildet hätten.<a class="fnote" href="#footnote-18" id="fnote-18">[18]</a> In dieser Behauptung liegt
-jedoch eine offenbare Täuschung. Die wirkliche Stärke einer Religionspartei
-darf nicht lediglich nach ihrer Kopfzahl bemessen werden. Eine Landeskirche,
-eine dominirende Kirche, eine Kirche, die im ausschließlichen Besitz der
-bürgerlichen Ehren und Einkünfte ist, wird jederzeit unter ihren nominellen
-Mitgliedern viele zählen, welche gar keine Religion haben, viele, die zwar
-nicht ohne alle Religion sind, sich aber um religiöse Streitigkeiten wenig
-kümmern und kein Bedenken tragen, sich der eben bestehenden Art der
-Gottesverehrung zu conformiren, und viele, die sich wegen des Conformirens
-zwar Bedenken machen, deren Bedenken aber weltlichen Beweggründen
-gewichen sind. Auf der andren Seite hat jedes Mitglied einer unterdrückten
-Kirche eine entschiedene Vorliebe für diese Kirche. Von Jemandem,
-der zu den Zeiten Diocletian&rsquo;s an der Feier der christlichen Mysterien
-Theil nahm, konnte vernünftigerweise angenommen werden, daß er fest
-an Christum glaube. Aber es würde ein großer Irrthum sein, wollte
-man glauben, daß ein einziger Pontifex oder Augur im römischen Senat
-fest an Jupiter geglaubt habe. Unter Mariens Regierung war Jedermann,
-der an den geheimen Zusammenkünften der Protestanten Theil nahm, ein
-wahrer Protestant; aber Hunderttausende besuchten die Messe, von denen
-es sich schon in den ersten Wochen nach Mariens Tode zeigte, daß sie
-keine aufrichtigen Katholiken waren. Wenn unter den Königen des Hauses
-Stuart, wo ein Presbyterianer von politischer Macht und wissenschaftlichen
-Berufszweigen ausgeschlossen war, täglich von Angebern, von tyrannischen
-Magistratsbeamten, oder von zügellosen Dragonern belästigt wurde und
-Gefahr lief aufgehängt zu werden, wenn er eine Predigt unter freiem
-Himmel anhörte, die Bevölkerung Schottland&rsquo;s sich nicht sehr ungleich in
-Episkopale und Presbyterianer theilte, so läßt sich vernünftigerweise annehmen,
-daß mehr als neunzehn Zwanzigstel von denjenigen Schotten,
-deren Gewissen bei der Sache betheiligt war, Presbyterianer waren und daß
-von zwanzig Schotten nicht einer entschieden und aus Ueberzeugung
-ein Episkopale war. Gegen ein solches Uebergewicht hatten die Bischöfe
-wenig Aussicht, und die geringe Aussicht, die sie etwa hatten, beeilten sie
-sich abzuwerfen, Einige deshalb, weil sie der aufrichtigen Meinung waren,
-<a id="page-XIII.16" class="pagenum" title="XIII.16"></a>
-ihre Unterthanenpflicht gehöre noch immer Jakob, Andere wahrscheinlich
-aus Besorgniß, daß Wilhelm, wenn er auch den Willen hätte, nicht die
-Macht haben würde, ihnen zu helfen, und daß nur eine Contrerevolution
-im Staate einer Revolution in der Kirche vorbeugen könne.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-10">
-Schreiben von Wilhelm an die schottische Convention.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Da der neue König von England während der Sitzungen der schottischen
-Convention nicht in Edinburg sein konnte, so wurde ein Schreiben von
-ihm an die Stände mit großer Geschicklichkeit entworfen. In diesem Dokumente
-erklärte er seine warme Anhänglichkeit an die protestantische Religion,
-sprach sich aber nicht über diejenigen Fragen aus, bezüglich welcher die
-Ansicht der Protestanten getheilt war. Er sagte, er habe mit großer Genugthuung
-bemerkt, daß viele von den schottischen Cavalieren und Gentlemen,
-mit denen er in London conferirt, zu einer Vereinigung der beiden
-britischen Königreiche geneigt seien. Er sehe ein, wie sehr eine solche
-Vereinigung das Glück beider Länder fördern würde, und er werde Alles
-thun was in seinen Kräften stehe, damit ein so gutes Werk zu Stande
-komme.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-11">
-Wilhelm&rsquo;s Instructionen für seine Agenten in Schottland.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Seinen confidentiellen Agenten in Edinburg mußte er eine große
-Freiheit im Handeln gestatten. Die geheimen Instructionen, welche er
-diesen Männern ertheilte, konnten daher nicht minutiös sein, aber sie
-waren höchst verständig. Er beauftragte sie, die wahre Gesinnung der
-Convention nach besten Kräften zu ermitteln und sich durch dieselbe leiten
-zu lassen. Sie sollten stets eingedenk sein, daß der erste Zweck die Befestigung
-der Regierung sei. Diesem Zwecke mußte jeder andre, selbst die
-Union, nachstehen. Ein Vertrag zwischen zwei mehrere Tagereisen entfernten
-Legislaturen müsse nothwendig das Werk der Zeit sein und der
-Thron könne während der Dauer der Unterhandlungen nicht füglich erledigt
-bleiben. Die Agenten Sr. Majestät müßten daher ganz besonders
-auf ihrer Hut sein gegen die Kunstgriffe von Leuten, welche unter dem
-Vorwand, die Union zu fördern, thatsächlich nur eine Verlängerung des
-Interregnums beabsichtigten. Wenn die Convention geneigt sein sollte, die
-presbyterianische Form des Kirchenregiments einzuführen, so wünsche Wilhelm,
-daß seine Freunde Alles aufböten, um die siegende Religionspartei
-abzuhalten, für die erlittenen Drangsale Wiedervergeltung zu üben.<a class="fnote" href="#footnote-19" id="fnote-19">[19]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-12">
-Die Dalrymple.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Der Mann, durch dessen Rath sich Wilhelm
-damals in Sachen der schottischen Politik hauptsächlich leiten ließ, war ein
-Schotte von großen Fähigkeiten und Geistesgaben, Sir Jakob Dalrymple
-von Stair, der Begründer einer Familie, die sich in der Advokatur, auf
-der Richterbank, im Senate, in der Diplomatie, in den Waffen und in
-der Literatur auszeichnete, die sich aber auch durch Unglücksfälle und
-Missethaten, welche den Dichtern und Romanschreibern Stoff zu den
-schwärzesten und herzzerreißendsten Geschichten geliefert, einen Namen gemacht
-hat. Sir Jakob hatte schon mehr als einen sonderbaren und entsetzlichen
-<a id="page-XIII.17" class="pagenum" title="XIII.17"></a>
-Todesfall zu betrauern gehabt. Eine seiner Töchter hatte ihren
-Bräutigam in der Hochzeitsnacht erstochen. Einer seiner Enkel war bei
-einem kindlichen Spiele von einem andren getödtet worden. Boshafte
-Pamphletisten behaupteten und ein Theil des abergläubischen Volks glaubte
-es, daß so entsetzliche Unfälle die Folge einer gewissen Verbindung zwischen
-der unglücklichen Familie und den Mächten der Finsterniß sei. Sir Jakob
-hatte einen schiefen Hals; dieses Unglück warf man ihm wie ein Verbrechen
-vor und sagte, daß er dadurch als ein für den Galgen bestimmter
-Mann gezeichnet sei. Seine Gattin, eine Frau von hoher geistiger Begabung,
-Klugheit und Entschlossenheit, hatte vom Volke den Spottnamen
-der Hexe von Endor erhalten. Es wurde allen Ernstes gesagt, daß sie
-auf Diejenigen, die sie haßte, einen furchtbaren Zauber geworfen und
-daß man sie in der Gestalt einer Katze auf der Staatsdecke zur Seite
-des Lordstatthalters habe sitzen sehen. Der Mann, auf dessen Dache ein
-so mannichfacher Fluch zu lasten schien, stand jedoch, soweit wir dies jetzt
-noch beurtheilen können, keineswegs auf einer viel tieferen Stufe der
-Moralität als die große Mehrzahl der Staatsmänner seiner Zeit und seiner
-Nation. An Seelenstärke und Kenntnissen war er ihnen Allen überlegen.
-In seiner Jugend hatte er die Waffen getragen, dann war er Professor
-der Philosophie gewesen, hatte hierauf die Rechte studirt und war anerkanntermaßen
-der größte Jurist, den sein Vaterland hervorgebracht hat.
-In den Tagen des Protectorats war er Richter gewesen. Nach der Restauration
-hatte er sich mit der königlichen Familie ausgesöhnt, war Mitglied
-des Geheimraths geworden und hatte mit unvergleichlicher Geschicklichkeit
-dem Court of Session präsidirt. Allerdings hatte er an manchen
-nicht zu rechtfertigenden Handlungen Theil genommen, aber eine gewisse
-Grenze überschritt er niemals. Er besaß ein merkwürdiges Talent, einem
-Satze, den zu behaupten er für gut fand, einen plausibeln Anschein von
-Gesetzlichkeit und selbst von Gerechtigkeit zu geben, und dieses Talent mißbrauchte
-er häufig. Aber er war nicht wie viele von Denen, unter welchen
-er lebte, schamlos und gewissenlos servil. Schamgefühl oder Gewissen
-hielten ihn in der Regel ab, eine Schlechtigkeit zu begehen, für die sein
-seltener Scharfsinn nicht einen speziösen Vertheidigungsgrund ausfindig
-machen konnte, und er fehlte gewöhnlich an seinem Platze im Staatsrath,
-wenn eine empörende Ungerechtigkeit oder Grausamkeit im Werke war.
-Seine Mäßigung wurde dem Hofe endlich unangenehm. Er wurde seines
-hohen Amtes entsetzt und befand sich in einer so mißlichen Situation, daß
-er sich nach Holland zurückzog. Dort beschäftigte er sich mit der Verbesserung
-des großen juristischen Werks, das seinen Namen bis auf unsre
-Zeit in frischem Andenken erhalten hat. In seinem Exil bemühte er sich,
-die Gunst seiner Mitverbannten zu gewinnen, die ihn natürlich mit Argwohn
-betrachteten. Er betheuerte, und vielleicht war dem wirklich so,
-daß seine Hände rein seien vom Blute der verfolgten Covenanters. Er
-trug eine große Religiosität zur Schau, betete viel und beobachtete allwöchentlich
-Fast- und Kasteiungstage. Nach langem Zaudern willigte er
-sogar ein, das unglückliche Unternehmen Argyle&rsquo;s mit seinem Rathe und
-Ansehen zu unterstützen. Als dieses Unternehmen gescheitert war, wurde
-Dalrymple in Edinburg der Prozeß gemacht, und seine Güter würden
-ohne allen Zweifel confiscirt worden sein, hätte man sie nicht durch einen
-Kunstgriff gerettet, der in der Folge unter den schottischen Staatsmännern
-sehr gewöhnlich wurde. Sein ältester Sohn und muthmaßlicher Erbe,
-<a id="page-XIII.18" class="pagenum" title="XIII.18"></a>
-Johann, trat auf die Seite der Regierung, unterstützte das Dispensationsrecht,
-erklärte sich gegen den Test und nahm die Stelle des Lord Advokaten
-an, als Sir Georg Mackenzie, nachdem er zehn Jahre entehrender
-Plackerei auf diesem Posten ausgeharrt, endlich Zeichen der Erschlaffung
-blicken ließ. Die Dienste des jungen Dalrymple wurden mit Erlassung,
-der Vermögensconfiscation belohnt, der sich der ältere durch seine Vergehen
-ausgesetzt hatte. Diese Dienste waren allerdings auch nicht zu
-verachten, denn obwohl Sir John an Tiefe und Umfang der juristischen
-Kenntnisse seinem Vater nachstand, war er doch kein gewöhnlicher Mensch.
-Er besaß eine vielseitige Bildung, einen scharfen Verstand und eine ungemein
-schlagende und elegante Beredtsamkeit. Auf Frömmigkeit machte
-er keinen Anspruch. Episkopalen und Presbyterianer stimmten in der
-That darin überein, daß sie ihn für wenig besser als einen Atheisten hielten.
-Einige Monate lang stellte sich Sir Johann in Edinburg, als ob er
-die Illoyalität seines unglücklichen Vaters, Sir Jakob, verdammte, und
-Sir Jakob sagte in Leyden zu seinen puritanischen Freunden, daß er
-die abscheuliche Willfährigkeit seines unglücklichen Sohnes tief beklage.
-</p>
-
-<p>
-Die Revolution kam und brachte dem Hause Stair einen großen
-Zuwachs an Reichthum und Ehren. Der Sohn wechselte sogleich die
-Farbe und cooperirte geschickt und eifrig mit dem Vater. Sir Jakob
-nahm seinen Wohnsitz in London, um Wilhelm in schottischen Angelegenheiten
-mit seinem Rathe zu unterstützen. Sir Johann&rsquo;s Posten war im
-Parlamentshause zu Edinburg. Es war nicht wahrscheinlich, daß er
-unter den dortigen Wortkämpfern seines Gleichen finden würde, und er
-war darauf vorbereitet alle seine Kräfte gegen die Dynastie aufzubieten,
-der er noch kürzlich gedient hatte.<a class="fnote" href="#footnote-20" id="fnote-20">[20]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-13">
-Melville.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Von der zahlreichen Partei, welche dem calvinistischen
-Kirchenregiment eifrig zugethan war, wurde Johann Dalrymple mit unheilbarem
-Mißtrauen und Widerwillen betrachtet. Es mußte daher ein
-andrer Agent zur Bearbeitung dieser Partei ernannt werden. Dieser Agent
-war Georg Melville, Lord Melville, ein mit dem unglücklichen Monmouth
-und dem Leslie, der die schottische Armee mit so schlechtem Erfolg bei
-Dunbar gegen Cromwell befehligt hatte, verwandter Edelmann. Melville
-hatte von jeher für einen Whig und Presbyterianer gegolten. Selbst
-Diejenigen, die am günstigsten über ihn urtheilen, haben es nicht gewagt,
-ihm ausgezeichnete Geistesgaben oder glühenden Gemeinsinn zuzuschreiben.
-Aus seinen Briefen geht jedoch hervor, daß es ihm keineswegs an der
-natürlichen Klugheit fehlte, deren Mangel Männern von glänzenderem
-Genie und reinerer Tugend oft zum Verderben gereicht hat. Diese Klugheit
-hatte ihn abgehalten, in der Opposition gegen die Tyrannei der
-Stuarts zu weit zu gehen, aber er hatte zugehört, wenn seine Freunde
-von Widerstand sprachen, und als das Ryehousecomplot entdeckt wurde,
-<a id="page-XIII.19" class="pagenum" title="XIII.19"></a>
-hielt er es daher für rathsam, sich auf den Continent zurückzuziehen. In
-seiner Abwesenheit wurde er des Hochverraths angeklagt und auf Beweise
-hin, welche keinem unparteiischen Gerichtshofe genügt haben würden, für
-schuldig befunden. Er ward zum Tode verurtheilt, seine Ehren und Güter
-wurden für verwirkt erklärt, sein Wappen mit Schimpf und Schande aus
-dem Buche des Herolds gerissen, und seine Besitzungen vermehrten das
-Vermögen des grausamen und habsüchtigen Perth. Unterdessen lebte der
-Flüchtling mit characteristischer Vorsicht ruhig auf dem Continent und
-mißbilligte die unglücklichen Pläne seines Vetters Monmouth, zollte aber
-dem Unternehmen des Prinzen von Oranien von Herzen seinen Beifall.
-</p>
-
-<p>
-Krankheit hatte Melville verhindert, mit der holländischen Expedition
-abzusegeln; aber wenige Stunden nachdem die neuen Herrscher in London
-proklamirt worden waren, kam er daselbst an. Wilhelm schickte ihn sogleich
-nach Edinburg, wie es scheint in der Hoffnung, daß die Presbyterianer
-gemäßigten Rathschlägen aus dem Munde eines Mannes, der ihrer
-Sache ergeben war und für dieselbe gelitten hatte, Gehör schenken würden.
-Melville&rsquo;s zweiter Sohn, David, der durch seine Mutter den Titel eines
-Earl von Leven geerbt und sich im Dienste des Kurfürsten von Brandenburg
-einige militärische Erfahrung erworben, hatte die Ehre, der Ueberbringer
-eines Briefes von dem neuen König von England an die schottische
-Convention zu sein.<a class="fnote" href="#footnote-21" id="fnote-21">[21]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-14">
-Jakob&rsquo;s Agenten in Schottland: Dundee, Balcarras.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Jakob hatte die Leitung seiner Angelegenheiten in Schottland Johann
-Graham, Viscount Dundee, und Colin Lindsay, Earl von Balcarras,
-übertragen. Dundee hatte ein schottisches Truppencorps commandirt, das
-in England eingerückt war, um den Engländern Widerstand zu leisten;
-aber er hatte in dem ruhmlosen Feldzuge, der für die Dynastie Stuart
-verderblich geworden war, keine Gelegenheit gehabt, den Muth und die
-militärische Tüchtigkeit zu entfalten, deren Besitz ihm selbst Diejenigen zugestehen,
-die seinen erbarmungslosen Character am tiefsten verabscheuen.
-Er stand mit seinen Truppen nicht weit von Watford, als er erfuhr, daß
-Jakob von Whitehall geflohen war und daß Feversham die ganze königliche
-Armee aufzulösen befohlen hatte. So befanden sich die schottischen
-Regimenter ohne Gold und ohne Lebensmittel inmitten einer fremden und
-sogar feindlichen Nation. Dundee soll vor Schmerz und Wuth geweint
-haben. Bald kamen jedoch von verschiedenen Seiten erfreulichere Nachrichten.
-Wilhelm schrieb einige Zeilen, worin er sagte, daß, wenn die
-Schotten sich ruhig verhielten, er mit seiner Ehre dafür einstehen würde,
-daß ihnen nichts geschehen solle, und einige Stunden darauf erfuhr man,
-daß Jakob in seine Hauptstadt zurückgekehrt war. Dundee eilte sofort
-nach London.<a class="fnote" href="#footnote-22" id="fnote-22">[22]</a> Hier traf er mit seinem Freunde Balcarras zusammen,
-der eben aus Edinburg angelangt war. Balcarras, ein Mann, der sich
-durch angenehme Persönlichkeit und durch Bildung auszeichnete, hatte in
-seiner Jugend den Patrioten gespielt, war aber der Sache des Volks untreu
-geworden, hatte einen Sitz im Geheimrath angenommen, war ein
-<a id="page-XIII.20" class="pagenum" title="XIII.20"></a>
-Werkzeug Perth&rsquo;s und Melfort&rsquo;s geworden, und war einer der Commissare
-gewesen, welche zur Verwaltung des Schatzmeisteramts ernannt wurden,
-als Queensberry in Ungnade fiel, weil er die Interessen der protestantischen
-Religion nicht hatte verrathen wollen.<a class="fnote" href="#footnote-23" id="fnote-23">[23]</a>
-</p>
-
-<p>
-Dundee und Balcarras gingen zusammen nach Whitehall und hatten
-die Ehre, Jakob auf seinem letzten Spaziergange in der Mailbahn zu begleiten.
-Er sagte ihnen, daß er seine Angelegenheiten in Schottland ihren
-Händen anzuvertrauen gedenke. &bdquo;Sie, Mylord Balcarras, müssen die Civilgeschäfte
-übernehmen, und Sie, Mylord Dundee, sollen eine Vollmacht
-zur Uebernahme des militärischen Commandos von mir erhalten.&ldquo; Die
-beiden Lords versprachen sich seines Vertrauens würdig zu zeigen und
-wiesen jeden Gedanken an eine Aussöhnung mit dem Prinzen von Oranien
-entschieden zurück.<a class="fnote" href="#footnote-24" id="fnote-24">[24]</a>
-</p>
-
-<p>
-Am folgenden Tage verließ Jakob Whitehall für immer und der Prinz
-von Oranien kam im St. Jamespalast an. Sowohl Dundee als Balcarras
-befanden sich unter der Menge, welche zur Begrüßung des Befreiers
-herbeiströmte und sie wurden nicht unfreundlich aufgenommen. Beide
-waren ihm wohlbekannt. Dundee hatte auf den Continent unter ihm gedient,<a class="fnote" href="#footnote-25" id="fnote-25">[25]</a>
-und Balcarras&rsquo; erste Gemahlin war eine Dame aus dem Hause
-Oranien gewesen und hatte an ihrem Hochzeitstage ein Paar prächtiger
-Smaragd<a id="corr-3"></a>ohrringe getragen, welche ihr Vetter, der Prinz, ihr zum Geschenk
-gemacht.<a class="fnote" href="#footnote-26" id="fnote-26">[26]</a>
-</p>
-
-<p>
-Die schottischen Whigs, welche damals in großer Anzahl zu Westminster
-versammelt waren, drangen ernstlich in Wilhelm, dem Namen
-nach vier oder fünf Männer zu proscribiren, welche in den schlimmen
-Seiten bei den Maßnahmen des Geheimrath zu Edinburg eine bedeutende
-Rolle gespielt hatten. Dundee und Balcarras wurden speciell erwähnt.
-<a id="page-XIII.21" class="pagenum" title="XIII.21"></a>
-Aber der Prinz hatte beschlossen, soweit seine Macht reichte, den Schleier
-einer allgemeinen Amnestie über alles Vergangene zu werfen, und weigerte
-sich entschieden, irgend eine Erklärung zu erlassen, die selbst den strafbarsten
-der Diener seines Oheims hätte zur Verzweiflung bringen können.
-</p>
-
-<p>
-Balcarras begab sich zu wiederholten Malen in den St. Jamespalast,
-hatte mehrere Audienzen bei Wilhelm, sprach seine tiefste Ehrerbietung
-gegen Seine Hoheit aus und gestand zu, daß König Jakob große Fehler
-begangen habe, wollte aber nicht versprechen, sich bei einem Absetzungsvotum
-zu betheiligen. Wilhelm äußerte kein Mißfallen darüber, sagte aber
-beim Abschiede: &bdquo;Nehmen Sie Bedacht darauf, Mylord, daß Sie Sich
-innerhalb des Gesetzes halten, denn wenn Sie es übertreten, haben Sie
-zu erwarten, daß Sie demselben überlassen werden.&ldquo;<a class="fnote" href="#footnote-27" id="fnote-27">[27]</a>
-</p>
-
-<p>
-Dundee scheint weniger aufrichtig gewesen zu sein. Er bediente sich
-der Vermittelung Burnet&rsquo;s, trat in Unterhandlung mit dem Hofe, erklärte
-seine Bereitwilligkeit, sich der neuen Ordnung der Dinge zu unterwerfen,
-erlangte von Wilhelm ein Protectionsversprechen und versprach dafür, sich
-ruhig zu verhalten. Man schenkte seinen Versicherungen so vollen Glauben,
-daß man ihm gestattete, unter der Eskorte eines Reitertrupps nach
-Schottland zu reisen. Ohne eine solche Eskorte würde der Blutmensch,
-dessen Name an dem Herde jeder presbyterianischen Familie nicht ohne
-einen Schauder genannt wurde, unter den damaligen Umständen eine gefährliche
-Reise durch Berwickshire und die Lothians gehabt haben.<a class="fnote" href="#footnote-28" id="fnote-28">[28]</a>
-</p>
-
-<p>
-Der Februar ging zu Ende, als Dundee und Balcarras in Edinburg
-ankamen. Sie hatten einige Hoffnung, die Häupter einer Majorität in
-der Convention zu werden, und sie bemühten sich daher kräftig, ihre Partei
-zu consolidiren und zu beleben. Sie versicherten den strengen Royalisten,
-welche Bedenken trugen, in einer von einem Usurpator einberufenen
-Versammlung zu sitzen, der rechtmäßige König wünsche ganz besonders,
-daß kein Freund der erblichen Monarchie fehle. Mehr als ein Schwankender
-wurde dadurch fest erhalten, daß man ihm im Vertrauen versicherte,
-eine baldige Restauration sei unvermeidlich. Gordon hatte schon beschlossen,
-das Schloß zu übergeben, und angefangen, sein Mobiliar fortzuschaffen;
-aber Dundee und Balcarras überredeten ihn, noch einige Zeit auszuharren.
-Sie theilten ihm mit, daß sie aus Saint-Germains volle Ermächtigung
-erhalten hätten, die Convention nach Stirling zu verlegen und daß, wenn
-es in Edinburg schlecht gehen sollte, von dieser Ermächtigung Gebrauch
-gemacht werden würde.<a class="fnote" href="#footnote-29" id="fnote-29">[29]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-15">
-Zusammentritt der Convention.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Endlich erschien der 14.
-März, der zum Zusammentritt der Stände bestimmte Tag, und das Parlamentshaus
-war gedrängt voll. Neun Prälaten waren auf ihren Plätzen.
-Als Argyle eintrat, protestirte ein einziger Lord gegen die Zulassung eines
-Mannes, der durch ein in alter Form ausgesprochenes und noch nicht umgestoßenes
-rechtskräftiges Erkenntniß der Ehren der Pairie entkleidet worden
-sei. Dieser Einwurf wurde jedoch durch die allgemeine Ansicht der
-Versammlung entkräftet. Als Melville erschien, erhob sich keine Stimme
-gegen seine Zulassung. Der Bischof von Edinburg fungirte als Kaplan
-<a id="page-XIII.22" class="pagenum" title="XIII.22"></a>
-und nahm in sein Gebet die Bitte auf, Gott möge dem König Jakob beistehen
-und ihn wieder auf den Thron setzen.<a class="fnote" href="#footnote-30" id="fnote-30">[30]</a> Es zeigte sich bald, daß
-die allgemeine Gesinnung der Convention mit diesem Gebet durchaus nicht
-in Einklang stand. Die erste zu erledigende Angelegenheit war die Wahl
-eines Präsidenten. Der Herzog von Hamilton wurde von den Whigs, der
-Marquis von Athol von den Jakobiten unterstützt. Aber keiner der beiden
-Candidaten besaß das volle Vertrauen seiner Parteianhänger, und
-verdiente es auch nicht. Hamilton war ein Staatsrath Jakob&rsquo;s gewesen,
-hatte an vielen nicht zu rechtfertigenden Maßregeln Theil gehabt und
-hatte den frechsten Angriffen auf die Gesetze und die Religion Schottland&rsquo;s
-einen nur sehr vorsichtigen und lauen Widerstand entgegengesetzt. Erst
-als Whitehall von holländischen Garden bewacht wurde, wagte er es sich
-offen auszusprechen. Er hatte sich nun der siegreichen Partei angeschlossen
-und den Whigs versichert, daß er nur deshalb zum Schein ihr Feind gewesen
-sei, um, ohne Verdacht zu erwecken, als ihr Freund handeln zu
-können. Athol war noch weniger zu trauen. Er besaß geringe Fähigkeiten
-und einen falschen, kleinmüthigen und grausamen Character. Unter
-der letzten Regierung hatte er sich durch die Grausamkeiten, die er in Argyleshire
-verübt, eine schmachvolle Berühmtheit erworben. Er hatte mit
-dem Wechsel des Glücks die Farbe gewechselt und hatte dem Prinzen von
-Oranien in serviler Weise den Hof gemacht, war aber kalt aufgenommen
-worden und war nun aus bloßem Aerger darüber zu der Partei zurückgekehrt,
-die er verlassen.<a class="fnote" href="#footnote-31" id="fnote-31">[31]</a> Keiner der beiden rivalisirenden Edelleute hatte
-sich bemüßigt gefunden, die Würden und Besitzungen seines Hauses auf
-den Ausgang des Kampfes zwischen den beiden rivalisirenden Königen zu
-setzen. Hamilton&rsquo;s ältester Sohn hatte sich für Jakob, Athol&rsquo;s ältester
-Sohn für Wilhelm erklärt, so daß für alle Fälle beide Adelskronen und
-beide Güter gesichert waren.
-</p>
-
-<p>
-Aber in Schottland waren die herrschenden Begriffe von politischer
-Moral lax und das aristokratische Gefühl stark; die Whigs waren daher
-geneigt zu vergeben, daß Hamilton noch unlängst im Staatsrathe Jakob&rsquo;s
-gesessen hatte, und eben so waren die Jakobiten bereit zu vergessen,
-daß Athol kürzlich Wilhelm den Hof gemacht. In Hinsicht der politischen
-Inconsequenz waren diese beiden vornehmen Lords allerdings weit entfernt
-vereinzelt dazustehen; an Ansehen und Macht aber hatten sie kaum ihres
-Gleichen in der Versammlung. Sie waren von höchst vornehmer Herkunft
-und besaßen einen ungeheuren Einfluß; der eine von ihnen konnte
-das westliche Niederland zu den Waffen rufen, der andre eine Armee
-nordischer Bergschotten ins Feld stellen. Um diese beiden Oberhäupter
-schaarten sich daher die feindlichen Factionen.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-16">
-Hamilton zum Präsidenten erwählt.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Die Stimmen wurden
-gezählt, und es ergab sich, daß Hamilton eine Majorität von vierzigen
-hatte. In Folge dessen gingen etwa Zwanzig von der geschlagenen
-<a id="page-XIII.23" class="pagenum" title="XIII.23"></a>
-Partei sofort zu den Siegern über.<a class="fnote" href="#footnote-32" id="fnote-32">[32]</a> In Westminster würde ein solcher
-Abfall sonderbar erschienen sein; in Edinburg aber scheint er wenig überrascht
-zu haben. Es ist ein bemerkenswerther Umstand, daß das nämliche
-Land in dem nämlichen Jahrhundert die wunderbarsten Beispiele von beiden
-Extremen der menschlichen Natur hervorbrachte. Keine Klasse von
-Menschen, deren die Geschichte erwähnt, hat je an einem Principe mit
-unbeugsamerer Hartnäckigkeit festgehalten, als man sie bei den schottischen
-Puritanern fand. Geld- und Gefängnißstrafen, Brandmarkungseisen, spanische
-Stiefel, Daumenschrauben und Galgen vermochten dem starren Covenanter
-kein ausweichendes Wort zu erpressen, welchem ein mit seinem
-theologischen System unvereinbarer Sinn unterzuschieben gewesen wäre.
-Selbst in indifferenten Dingen wollte er von keinem Vergleich hören und
-er war nur zu bereit, alle Diejenigen, welche Klugheit und Nächstenliebe
-anempfahlen, als Verräther an der Sache der Wahrheit zu betrachten.
-Auf der andren Seite waren die Schotten jener Generation, welche im
-Parlamentshause und im Rathszimmer eine hervorragende Rolle spielten,
-die falschesten und schamlosesten Achselträger, welche die Welt je gesehen.
-Die Engländer wunderten sich gleichmäßig über beide Klassen. Es gab
-zwar viele standhafte Nonconformisten im Süden, aber kaum einer unter
-ihnen konnte sich an Hartnäckigkeit, Kampflust und Unerschrockenheit mit
-den Männern aus der Schule Cameron&rsquo;s messen. Es gab viele schurkische
-Politiker im Süden, aber wenige darunter waren so vollständig aller Moralität
-und noch wenigere so vollständig alles Schamgefühls bar wie die
-Männer aus der Schule Lauderdale&rsquo;s. Vielleicht ist es natürlich, daß die
-gefühlloseste und frechste Lasterhaftigkeit sich in der nächsten Nähe unvernünftiger
-und unlenksamer Tugend findet. Wo Fanatiker bereit sind,
-wegen Kleinigkeiten, die durch ein übermäßig scrupulöses Gewissen zu
-Wichtigkeit erhoben werden, zu vernichten oder sich vernichten zu lassen,
-da kann es nicht Wunder nehmen, wenn das Wort Gewissen an sich schon
-für kalte und schlaue Geschäftsmänner ein Wort des Hohnes und der
-Verachtung wird.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-17">
-Wahlausschuß.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Die Majorität, verstärkt durch die Ueberläufer
-von der Minorität, schritt nun zur Ernennung eines Wahlausschusses.
-Es wurden funfzehn Mitglieder erwählt, und es zeigte sich bald, daß
-zwölf davon nicht geneigt waren, die Regelmäßigkeit des Verfahrens streng
-zu untersuchen, durch welches ein Whig in das Parlamentshaus geschickt
-worden war. Der Herzog von Hamilton selbst soll über die grobe Parteilichkeit
-seiner eignen Anhänger entrüstet gewesen sein und sich, allerdings
-mit geringem Erfolge, bemüht haben, ihre Heftigkeit zu zügeln.<a class="fnote" href="#footnote-33" id="fnote-33">[33]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-18">
-Das Schloß von Edinburg zur Uebergabe aufgefordert.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Ehe die Stände mit der Berathung der Angelegenheit begannen, um deren
-willen sie zusammengetreten waren, hielten sie es für nöthig, auf
-ihre Sicherheit bedacht zu sein. Sie konnten nicht ganz unbesorgt sein,
-so lange das Dach, unter dem sie saßen, von den Batterien des Schlosses
-beherrscht wurde. Es wurde demnach eine Deputation an Gordon abgesandt,
-um ihn im Namen der Convention aufzufordern, die Festung binnen
-<a id="page-XIII.24" class="pagenum" title="XIII.24"></a>
-vierundzwanzig Stunden zu räumen, und ihm zu sagen, daß, wenn
-er sich füge, seiner Vergangenheit nicht zu seinem Nachtheil gedacht werden
-solle. Er bat um eine Nacht Bedenkzeit. Während dieser Nacht
-wurde sein schwankender Sinn durch Dundee&rsquo;s und Balcarras&rsquo; eindringliche
-Vorstellungen befestigt. Am andren Morgen schickte er eine in ehrerbietigen,
-aber ausweichenden Ausdrücken abgefaßte Antwort. Er erklärte
-darin, er sei weit entfernt, Böses gegen die Stadt Edinburg im
-Sinne zu haben. Am allerwenigsten könne es ihm einfallen, eine hohe
-Versammlung zu belästigen, die er mit der größten Ehrfurcht betrachte.
-Er sei gern bereit, Bürgschaft für sein friedliches Verhalten bis zum Betrage
-von zwanzigtausend Pfund Sterling zu erlegen. Aber er stehe mit
-der jetzt in England eingesetzten Regierung in Verbindung, er erwarte
-stündlich Depeschen von dieser Regierung und bis zum Eingang derselben
-halte er sich nicht für berechtigt, sein Commando niederzulegen. Diese
-Entschuldigungen wurden nicht angenommen. Es wurden Herolde und
-Trompeter abgeschickt, um das Schloß in aller Form zur Uebergabe aufzufordern
-und Diejenigen, welche fortfahren sollten, diese Festung der Autorität
-der Stände zum Trotz besetzt zu halten, des Hochverraths für schuldig
-zu erklären. Zu gleicher Zeit wurden Wachen ausgestellt, um jede
-Verbindung zwischen der Garnison und der Stadt abzuschneiden.<a class="fnote" href="#footnote-34" id="fnote-34">[34]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-19">
-Dundee von den Covenanters bedroht.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Unter diesen
-Vorspielen waren zwei Tage verstrichen und man erwartete, daß am Morgen
-des dritten der große Kampf beginnen werde. Die Bevölkerung von
-Edinburg war unterdessen in großer Aufregung. Man war dahinter gekommen,
-daß Dundee auf dem Schlosse Besuche gemacht hatte, und man
-glaubte, daß seine Ermahnungen die Garnison bewegen hätten, Widerstand
-zu leisten. Man wußte, daß seine alten Soldaten sich um ihn schaarten,
-und es stand wohl zu befürchten, daß er einen verzweifelten Versuch unternehmen
-werde. Er dagegen hatte erfahren, daß die westlichen Covenanters,
-welche die Keller der Stadt füllten, ihm Rache geschworen hatten,
-und in der That, wenn wir erwägen, daß sie von beispiellos wildem
-und unversöhnlichem Character waren, daß man sie gelehrt hatte, das Erschlagen
-eines Verfolgers als eine Pflicht zu betrachten, daß keine in der
-heiligen Schrift vorkommenden Beispiele ihnen häufiger zur Bewunderung
-vorgehalten wurden als Ehud, wie er Eglon ersticht, und Samuel, wie
-er Agag in Stücken haut, daß sie keine That aus der Geschichte ihres Vaterlandes
-von ihren Lieblingslehrern wärmer hatten loben hören als die
-Ermordung des Cardinals Beatoun und des Erzbischofs Sharpe, so dürfen
-wir uns wohl wundern, daß ein Mann, der das Blut der Heiligen
-wie Wasser vergossen hatte, nur einen einzigen Tag ohne Lebensgefahr
-durch High Street gehen konnte. Der Feind, den Dundee am meisten
-Grund zu fürchten hatte, war ein junger Mann von ausgezeichnetem
-Muth und Talent, Namens Wilhelm Cleland. Cleland hatte, als er wenig
-über sechzehn Jahr alt war, bei der Insurrection, welche an der Bothwellbrücke
-niedergeworfen wurde, die Waffen getragen. Seitdem hatte er
-sich durch seine Menschlichkeit und Mäßigung das Mißfallen einiger boshaften
-Fanatiker zugezogen. Bei der großen Masse der Presbyterianer
-<a id="page-XIII.25" class="pagenum" title="XIII.25"></a>
-aber stand sein Name in hohem Ansehen, denn mit der strengen Moralität
-und dem glühenden Eifer eines Puritaners verband er einige Vorzüge,
-deren sich wenige Puritaner rühmen konnten. Er besaß feine Manieren
-und eine achtungswerthe literarische und wissenschaftliche Bildung. Er
-war Linguist, Mathematiker und Dichter. Seine Hymnen, Oden, Balladen
-und Satiren <span class="antiqua">à la</span> Hudibras hatten allerdings wenig innern Werth;
-aber wenn man bedenkt, daß er fast noch ein Knabe war, als er die meisten
-derselben schrieb, so muß man zugeben, daß sie bedeutende natürliche Anlagen
-bekunden. Er war jetzt in Edinburg, sein Einfluß unter den daselbst
-versammelten westländischen Whigs war sehr groß, er haßte Dundee mit
-tödtlicher Erbitterung und man glaubte, daß er mit einem Gewaltschritt
-umgehe.<a class="fnote" href="#footnote-35" id="fnote-35">[35]</a>
-</p>
-
-<p>
-Am 15. März wurde Dundee benachrichtigt, daß einige Covenanters
-sich gegenseitig verpflichtet hatten, ihn und Sir Georg Mackenzie, den seine
-lange Zeit dem Dienste der Tyrannei gewidmete Beredtsamkeit und Gelehrsamkeit
-den Presbyterianern verhaßter gemacht hatte als irgend einen
-andren Mann von der Robe, um&rsquo;s Leben zu bringen. Dundee bat Hamilton
-um Schutz, und Hamilton rieth ihm, die Sache in der nächsten
-Sitzung der Convention vorzulegen.<a class="fnote" href="#footnote-36" id="fnote-36">[36]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-20">
-Schreiben von Jakob an die Convention.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Vor dieser
-Sitzung kam ein gewisser Crane aus Frankreich mit einem Schreiben des
-flüchtigen Königs an die Stände. Der Brief war versiegelt und der
-Ueberbringer war sonderbarerweise mit keiner Abschrift versehen, um sie den
-Häuptern der jakobitischen Partei mitzutheilen; auch hatte er weder einen
-schriftlichen noch mündlichen Auftrag für einen der beiden Agenten Jakob&rsquo;s.
-Balcarras und Dundee sahen mit großem Verdrusse, daß man ihnen so
-wenig Vertrauen schenkte, und quälten sich mit ängstlichen Zweifeln über
-den Inhalt des Schriftstückes, von dem so viel abhing. Sie waren jedoch
-geneigt das Beste zu hoffen. König Jakob konnte in seiner gegenwärtigen
-Lage nicht so schlecht berathen sein, daß er in directem Widerspruche mit
-den Rathschlägen und Bitten seiner Freunde hätte handeln können. Bei
-der Eröffnung seines Schreibens würde man sicherlich finden, daß er
-gnädige Zusicherungen enthielt, welche die Royalisten mit neuem Muthe
-<a id="page-XIII.26" class="pagenum" title="XIII.26"></a>
-beseelen und die gemäßigten Whigs gewinnen mußten. Seine Anhänger
-beschlossen daher, daß es vorgelegt werden solle.
-</p>
-
-<p>
-Als die Convention sich am Samstag, den 16. Mai, des Morgens
-wieder versammelte, wurde beantragt, daß Maßregeln für die persönliche
-Sicherheit der Mitglieder getroffen werden sollten. Es wurde behauptet,
-daß man Dundee nach dem Leben getrachtet, daß zwei Männer von verdächtigem
-Aussehen in der Nähe des Hauses, das er bewohnte, umhergestreift
-seien und daß man sie habe sagen hören, sie wollten den Hund so
-behandeln, wie er sie behandelt habe. Mackenzie versicherte, daß auch er
-in Gefahr sei, und verlangte in seiner gewohnten bilderreichen und kräftigen
-Sprache Schutz von den Ständen. Aber die Sache wurde von der
-Majorität sehr leicht genommen und die Convention ging zu anderen Gegenständen
-der Tagesordnung über.<a class="fnote" href="#footnote-37" id="fnote-37">[37]</a>
-</p>
-
-<p>
-Hierauf wurde Crane als Einlaß ins Parlamentshaus begehrend angemeldet.
-Er wurde eingeladen und das Schriftstück, dessen Ueberbringer
-er war, auf den Tisch niedergelegt. Hamilton bemerkte, daß sich in den
-Händen des Earl von Leven eine Mittheilung von dem Prinzen befinde,
-kraft dessen Autorität die Stände einberufen worden seien. Diese Mittheilung
-schien den Vorrang zu verdienen. Die Convention war gleicher
-Meinung und das reiflich erwogene, einsichtsvolle Schreiben Wilhelm&rsquo;s
-wurde vorgelesen.
-</p>
-
-<p>
-Dann wurde beantragt, daß auch Jakob&rsquo;s Brief geöffnet werden solle.
-Die Whigs wendeten dagegen ein, daß derselbe möglicherweise einen Befehl
-zur Auflösung der Convention enthalten könne. Sie schlugen deshalb
-vor, daß die Stände, ehe das Siegel erbrochen würde, beschließen sollten,
-trotz eines solchen Befehls beisammen zu bleiben. Die Jakobiten, welche
-den Inhalt des Schreibens eben so wenig kannten wie die Whigs, und
-die Vorlesung desselben nicht erwarten konnten, gaben bereitwillig ihre
-Zustimmung. Es wurde ein Beschluß gefaßt, durch den die Mitglieder
-sich verpflichteten, jeden Befehl, der ihnen gebieten sollte auseinander zu
-gehen, als null und nichtig zu betrachten und so lange beisammen zu bleiben,
-bis sie das Werk der Sicherung der Freiheit und Religion Schottland&rsquo;s
-durchgeführt haben würden. Dieser Beschluß wurde von fast allen
-anwesenden Lords und Gentlemen unterzeichnet. Auch sieben von den
-neuen Bischöfen unterschrieben ihn. Die eigenhändig geschriebenen Namen
-Dundee&rsquo;s und Balcarras&rsquo; sieht man noch auf der Originalrolle. Balcarras
-suchte später diesen Schritt, der nach seinen Grundsätzen ohne alle
-Widerrede ein abscheulicher Verrath war, damit zu entschuldigen, daß er
-sagte, er und seine Freunde hätten sich aus Eifer für das Interesse ihres
-Gebieters an einer rebellischen Erklärung gegen die Autorität ihres Gebieters
-betheiligt, sie hätten von dem Briefe den heilsamsten Einfluß erwartet,
-und der Brief würde nicht geöffnet worden sein, wenn sie nicht
-der Majorität ein Zugeständniß gemacht hätten.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-21">
-Wirkung von Jakob&rsquo;s Schreiben.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-In wenigen Minuten
-wurden Balcarras&rsquo; Erwartungen bitter getäuscht. Der Brief, von dem
-man so viel gehofft und gefürchtet hatte, wurde mit allen den Ehren vorgelesen,
-<a id="page-XIII.27" class="pagenum" title="XIII.27"></a>
-welche die schottischen Parlamente königlichen Mittheilungen zu
-erweisen pflegten; aber jedes Wort erfüllte die Herzen der Jakobiten mit
-Verzweiflung. Man sah deutlich, daß das Unglück Jakob weder weise
-noch nachsichtig gemacht hatte. Alles athmete Hartnäckigkeit, Grausamkeit
-und Uebermuth. Denjenigen Verräthern, welche binnen vierzehn Tagen
-zu ihrer Unterthanenpflicht zurückkehrten, war Verzeihung zugesichert,
-allen Anderen aber mit schonungsloser Rache gedroht. Ueber
-frühere Vergehen war nicht nur kein Bedauern ausgedrückt, sondern der
-Brief selbst war ein neues Vergehen, denn er war von dem Apostaten
-Melfort geschrieben und contrasignirt, der nach den Gesetzen des Reichs
-zur Bekleidung des Amts eines Staatssekretärs nicht befähigt war und
-den die protestantischen Tories nicht weniger verabscheuten als die Whigs.
-Die ganze Versammlung gerieth in Aufruhr. Jakob&rsquo;s Feinde waren laut
-und heftig, und seine Freunde, welche gegen ihn aufgebracht waren und
-sich seiner schämten, sahen ein, daß nicht mehr daran zu denken war, den
-Kampf in der Convention fortzusetzen. Jede Stimme, die vor der Eröffnung
-des Schreibens zweifelhaft gewesen, war jetzt unwiederbringlich verloren.
-Die Sitzung schloß unter großer Aufregung.<a class="fnote" href="#footnote-38" id="fnote-38">[38]</a>
-</p>
-
-<p>
-Es war Samstag Nachmittag und vor Montag früh sollte keine
-Sitzung wieder sein. Die jakobitischen Parteiführer hielten eine Berathung
-und kamen zu dem Schlusse, daß ein entscheidender Schritt gethan werden
-müsse. Dundee und Balcarras sollten sich der ihnen ertheilten Vollmachten
-bedienen; die Minorität sollte sofort Edinburg verlassen und sich
-in Stirling versammeln. Athol stimmte bei und nahm es auf sich, ein
-starkes Corps seiner Clansleute aus den Hochlanden zum Schutze der Berathungen
-der royalistischen Convention herbeizuziehen. Alles war für den
-Austritt vorbereitet; aber die Langsamkeit eines Mannes und die Uebereilung
-eines andren zerstörten in wenigen Stunden den ganzen Plan.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-22">
-Dundee&rsquo;s Flucht.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Der Montag kam. Die jakobitischen Lords
-und Gentlemen waren eben im Begriff nach Stirling aufzubrechen, als
-Athol einen vierundzwanzigstündigen Aufschub verlangte. Er für seine
-Person habe keinen Grund, sich zu beeilen. Wenn er bliebe, liefe er nicht
-Gefahr ermordet zu werden. Wenn er aber ginge, setze er sich den von
-einem Bürgerkriege unzertrennlichen Gefahren aus. Da die Mitglieder
-seiner Partei sich nicht von ihm trennen wollten, willigten sie in den von
-ihm verlangten Aufschub und begaben sich noch einmal in das Parlamentsgebäude.
-Nur Dundee weigerte sich, noch länger zu bleiben. Er sagte,
-sein Leben sei in Gefahr. Die Convention habe sich geweigert, ihn zu
-beschützen, und er wolle nicht bleiben, um der Zielpunkt für die Pistolen
-und Dolche von Meuchelmördern zu sein. Balcarras machte vergebliche
-Vorstellungen. &bdquo;Wenn Sie allein abreisen,&ldquo; sagte er, &bdquo;so wird das Aufsehen
-machen, und den ganzen Plan vereiteln.&ldquo; Aber Dundee blieb bei
-seinem Vorsatze. Tapfer, wie er unzweifelhaft war, schien er, gleich vielen
-anderen tapferen Männern, gegen die Gefahr eines Meuchelmords weniger
-gestählt zu sein als gegen jede andre Form der Gefahr. Er kannte
-den Haß der Covenanters, er wußte wie sehr er ihren Haß verdient hatte,
-<a id="page-XIII.28" class="pagenum" title="XIII.28"></a>
-und er wurde von dem Bewußtsein unsühnbarer Schuld und von der
-Furcht vor einer entsetzlichen Wiedervergeltung gequält, welche die Polytheisten
-des Alterthums unter dem furchtbaren Namen der Furien personificirten.
-Seine alten Reiter, die Satans und Beelzebubs, die seine
-Verbrechen getheilt hatten und die jetzt seine Gefahren theilten, waren bereit,
-ihn auf seiner Flucht zu begleiten.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-23">
-Tumultuarische Sitzung der Stände.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Inzwischen hatte
-sich die Convention wieder versammelt. Mackenzie hatte sich erhoben, und
-beklagte in pathetischen Ausdrücken die schlimme Lage der Stände, welche
-zu gleicher Zeit von den Kanonen einer Festung und von einem fanatischen
-Pöbel bedroht würden, als er durch einige Schildwachen unterbrochen
-wurde, die von den Posten in der Nähe des Schlosses herbeikamen. Sie
-hatten Dundee an der Spitze von funfzig Reitern auf der Straße nach
-Stirling gesehen. Diese Straße führte dicht an dem mächtigen Felsen
-vorbei, auf dem die Citadelle erbaut ist. Gordon war auf den Wällen
-erschienen und hatte durch ein Zeichen zu verstehen gegeben, daß er etwas
-zu sagen habe. Dundee war nun so hoch hinaufgeklommen, daß er hören
-und gehört werden konnte, und so besprach er sich eben jetzt mit dem Herzoge.
-Bis diesen Augenblick war der Haß, mit dem die presbyterianischen
-Mitglieder der Versammlung den unbarmherzigen Verfolger ihrer Glaubensbrüder
-betrachteten, durch die schicklichen Formen der parlamentarischen
-Berathung gedämpft worden. Jetzt aber erfolgte ein furchtbarer Ausbruch.
-Hamilton selbst, der, wie sogar seine Gegner zugaben, die Pflichten
-eines Präsidenten bisher mit Würde und Unparteilichkeit versehen
-hatte, war der Lauteste und Heftigste im Saale. &bdquo;Es ist hohe Zeit&ldquo; rief
-er aus, &bdquo;daß wir auf uns selbst denken. Die Feinde unsrer Religion
-und unsrer bürgerlichen Freiheit sammeln sich rings um uns, und wir
-dürfen wohl argwöhnen, daß sie selbst hier Complicen haben. Man verschließe
-die Thüren und lege die Schlüssel auf den Tisch. Niemand soll
-hinaus als diejenigen Lords und Gentlemen, die wir beauftragen werden,
-die Bürger zu den Waffen zu rufen. Es sind einige wackere Männer aus
-dem Westen in Edinburg, Männer, für die ich stehen kann.&ldquo; Die Versammlung
-erhob einen allgemeinen Ruf der Zustimmung. Mehrere Mitglieder
-der Majorität rühmten sich, daß auch sie zuverlässige Anhänger
-mitgebracht hätten, die auf den ersten Wink gegen Claverhouse und seine
-Dragoner ziehen würden. Alles was Hamilton vorschlug, wurde sofort
-ins Werk gesetzt. Die Jakobiten gaben sich schweigend und ohne Widerstand
-zu Gefangenen. Leven ging hinaus und gab Befehl Alarm zu
-schlagen. Die Covenanters von Lanarkshire und Ayrshire leisteten dem
-Aufrufe sofort Folge. Die so zusammengebrachte Streitmacht hatte zwar
-kein sehr militärisches Aussehen, genügte aber vollkommen, um die Anhänger
-des Hauses Stuart im Schach zu halten. Von Dundee war nichts
-zu hoffen oder zu fürchten. Er war schon den Schloßberg wieder herabgeklommen,
-zu seinen Reitern zurückgekehrt und in westlicher Richtung
-davongesprengt. Hamilton ließ nun die Thüren öffnen und es stand
-den verdächtigen Mitgliedern frei sich zu entfernen. Gedemüthigt und
-niedergeschmettert, aber doch froh, so wohlfeilen Kaufs davongekommen
-zu sein, stahlen sie sich durch den Haufen finstrer Fanatiker, welcher High
-Street füllte. An eine Lostrennung war nun nicht mehr zu denken.<a class="fnote" href="#footnote-39" id="fnote-39">[39]</a>
-</p>
-
-<p>
-<a id="page-XIII.29" class="pagenum" title="XIII.29"></a>
-Am folgenden Tage wurde beschlossen, daß das Königreich in Vertheidigungsstand
-gesetzt werden solle. Die Einleitung zu diesem Beschlusse
-enthielt eine strenge Rüge der Perfidie des Verräthers, der wenige Stunden
-nachdem er durch eine eigenhändig unterschriebene Erklärung sich verpflichtet,
-seinen Posten in der Convention nicht zu verlassen, das Beispiel
-der Desertion und das Signal zum Bürgerkriege gegeben hatte. Alle
-Protestanten vom sechszehnten bis zum sechzigsten Lebensjahre erhielten
-die Weisung sich bereit zu halten, um beim ersten Aufrufe unter die
-Waffen zu treten, und damit sich Niemand mit Unkenntniß entschuldigen
-konnte, wurde die öffentliche Verlesung des Edicts auf allen Marktplätzen
-des ganzen Königreichs angeordnet.<a class="fnote" href="#footnote-40" id="fnote-40">[40]</a>
-</p>
-
-<p>
-Die Stände beschlossen hierauf, ein Danksagungsschreiben an Wilhelm
-zu richten. Diesem Briefe waren die Unterschriften vieler Edelleute und
-Gentlemen beigefügt, die zur Partei des verbannten Königs gehörten.
-Die Bischöfe aber weigerten sich einstimmig, ihre Namen darunter zu
-setzen.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-24">
-Ein Ausschuß zur Entwerfung eines Regierungsplanes
-ernannt.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Es war bei den schottischen Parlamenten seit langer
-Zeit Brauch, die Entwerfung von Gesetzen und Verordnungen einer Auswahl
-von Mitgliedern zu übertragen, welche die Artikellords genannt wurden.
-In Gemäßheit dieses Brauchs wurde jetzt ein Ausschuß von Vierundzwanzig
-beauftragt, einen Entwurf zur Feststellung der Regierung auszuarbeiten.
-Von diesen Vierundzwanzig waren Acht Peers, Acht Vertreter
-von Grafschaften und Acht Abgeordnete von Städten. Die Majorität
-des Ausschusses waren Whigs und es befand sich kein einziger Prälat
-darin.
-</p>
-
-<p>
-Der durch eine Reihenfolge von Unfällen gebrochene Muth der Jakobiten
-wurde durch die Ankunft des Herzogs von Queensberry aus London
-auf einen Augenblick wieder gehoben. Er war ein Mann von hohem
-Range und großem Einflusse und sein Character war gut im Vergleich zu
-dem Character Derer, die ihn umgaben. Als der Papismus die Oberhand
-hatte, war er der Sache der protestantischen Kirche treu geblieben,
-und seitdem der Whiggismus das Uebergewicht erlangt, war er ein treuer
-Anhänger der erblichen Monarchie geblieben. Einige waren der Meinung,
-daß er dem Hause Stuart wichtige Dienste hätte leisten können, wenn er
-früher auf seinem Platze gewesen wäre.<a class="fnote" href="#footnote-41" id="fnote-41">[41]</a> Selbst jetzt brachten die Belebungsmittel,
-die er bei seiner erstarrten und schwachen Partei anwendete,
-einige matte Symptome wiederkehrenden Muthes hervor. Man fand Mittel,
-um sich mit Gordon in Verbindung zu setzen und er wurde dringend
-aufgefordert, auf die Stadt zu feuern. Die Jakobiten hofften, daß, sobald
-die Kanonenkugeln einige Schornsteine zertrümmert, die Stände nach
-Glasgow übersiedeln würden. So wurde Zeit gewonnen und die Royalisten
-konnten vielleicht ihren alten Plan, zu einer Separatconvention zusammenzutreten,
-noch ausführen. Gordon weigerte sich jedoch entschieden,
-auf keine bessere Gewähr als die Aufforderung einer kleinen Kabale, eine
-so schwere Verantwortlichkeit auf sich zu nehmen.<a class="fnote" href="#footnote-42" id="fnote-42">[42]</a>
-</p>
-
-<p>
-<a id="page-XIII.30" class="pagenum" title="XIII.30"></a>
-Inzwischen hatten die Stände eine Schutzmacht, auf die sie sich fester
-verlassen konnten als auf die undisciplinirten und ungestümen Covenanters
-aus dem Westen. Ein Geschwader englischer Kriegsschiffe aus der
-Themse war in der Mündung des Forth angekommen. Dieses Geschwader
-hatte die drei schottischen Regimenter an Bord, welche Wilhelm aus
-Holland herüber begleitet. Er hatte sie mit weiser Einsicht ausgewählt,
-die Versammlung zu beschützen, welche die Regierung ihres Vaterlandes
-feststellen sollte, und damit dem im Punkte der Nationalehre ungemein
-empfindlichen Volke kein Grund zur Eifersucht gegeben werden möge, hatte
-er alle holländischen Soldaten aus den Gliedern entfernt und dadurch die
-Zahl der Mannschaften auf ungefähr elfhundert reducirt. Dieses kleine
-Truppencorps wurde commandirt von Andreas Mackay, einen Hochländer
-von vornehmer Abkunft, der lange auf dem Continent gedient hatte und
-der sich durch einen unerschütterlichen Muth und durch eine Frömmigkeit
-auszeichnete, wie man sie bei Soldaten des Zufalls selten findet. Die
-Convention faßte einen Beschluß, durch den sie Mackay zum Oberbefehlshaber
-ihrer Streitkräfte ernannte. Als über diesen Beschluß die Vorfrage
-gestellt wurde, bat der Erzbischof von Glasgow, der wahrscheinlich nicht
-Lust hatte, sich an einer solchen widerrechtlichen Anmaßung von Befugnissen
-zu betheiligen, welche dem Könige allein zustanden, daß man die
-Prälaten von der Abstimmung entbinden möchte. Geistliche, sagte er,
-hätten mit militärischen Maßregeln nichts zu schaffen. &bdquo;Die Väter der
-Kirche,&ldquo; entgegnete ein Mitglied in sehr nachdrücklichem Tone, &bdquo;sind seit
-kurzem mit einen neuem Lichte beglückt worden. Ich habe selbst militärische
-Befehle gesehen, welche von dem Hochwürdigen unterzeichnet waren, der
-jetzt plötzlich so scrupulös geworden ist. Allerdings waltete ein Unterschied
-ob: jene Befehle hatten den Zweck die Protestanten dem Säbelregimente
-preis zu geben, während der vorliegende Beschluß uns gegen die Papisten
-schützen soll.&ldquo;<a class="fnote" href="#footnote-43" id="fnote-43">[43]</a>
-</p>
-
-<p>
-Die Ankunft der Truppen Mackay&rsquo;s und der Entschluß Gordon&rsquo;s,
-unthätig zu bleiben, brach den Muth der Jakobiten. Es blieb ihnen in
-der That nur noch eine Aussicht. Durch Anschluß an diejenigen Whigs,
-welche zu einer Union mit England geneigt waren, konnten sie die Festsetzung
-der Regierung vielleicht noch um längere Zeit verzögern. Es wurde
-zu dem Ende wirklich eine Unterhandlung eingeleitet, aber bald wieder
-abgebrochen. Denn es zeigte sich bald, daß die für Jakob eingenommene
-Partei in Wirklichkeit der Union abgeneigt und daß die für die Union
-eingenommene Partei in Wirklichkeit Jakob feindlich gesinnt war. Da
-somit diese beiden Parteien kein gemeinsames Ziel verfolgten, so konnte
-aus einer Coalition zwischen ihnen nichts weiter hervorgehen, als daß
-eine von beiden das Werkzeug der andren geworden wäre. Die Unionsfrage
-kam daher gar nicht zur Sprache.<a class="fnote" href="#footnote-44" id="fnote-44">[44]</a> Einige Jakobiten zogen sich
-auf ihre Landsitze zurück, andere blieben zwar in Edinburg, zeigten sich
-aber nicht mehr im Parlamentsgebäude, viele schlugen sich auf die überwiegende
-Seite, und als endlich die von den Vierundzwanzig entworfenen
-Beschlüsse der Convention vorgelegt wurden, zeigte es sich, daß die Partei,
-<a id="page-XIII.31" class="pagenum" title="XIII.31"></a>
-die sich am ersten Sessionstage um Athol geschaart hatte, auf Null zusammengeschmolzen
-war.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-25">
-Vom Ausschuß vorgeschlagene Beschlüsse.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Die Beschlüsse
-waren so weit möglich in Einklang mit dem kürzlich zu Westminster gegebenen
-Beispiele entworfen. In einem wichtigen Punkte jedoch mußte
-die Copie nothwendig von dem Originale abweichen. Die Stände von
-England hatten zwei Anklagen gegen Jakob erhoben: seine schlechte Verwaltung
-und seine Flucht, und hatten durch Anwendung des milderen
-Wortes &bdquo;Abdankung&ldquo; zu einigem Nachtheil für die Genauigkeit im Ausdruck
-die Frage umgangen, ob Unterthanen gesetzlich befugt sind, einen
-schlechten Fürsten abzusetzen. Diese Frage konnten die Stände Schottland&rsquo;s
-nicht umgehen. Sie konnten nicht sagen, Jakob habe seinen Posten
-verlassen, denn er hatte seit seiner Thronbesteigung nie in Schottland
-residirt. Seit vielen Jahren wurde dieses Königreich von Souverainen
-regiert, die in einem andren Lande wohnten. Die ganze Verwaltungsmaschine
-war nach der Voraussetzung construirt, daß der König abwesend
-sein würde und sie wurde daher durch die Flucht, welche im Süden
-der Insel alle Regierung aufgelöst und den ordentlichen Gang der Rechtspflege
-unterbrochen hatte, nicht nothwendigerweise in Unordnung gebracht.
-Wenn der König in Whitehall war, konnte er nur schriftlich mit dem
-Staatsrathe und dem Parlamente zu Edinburg verkehren, und das konnte
-er auch, wenn er in Saint-Germains oder Dublin war. Die Vierundzwanzig
-waren daher gezwungen, den Ständen eine Resolution vorzuschlagen,
-welche bestimmt erklärte, daß Jakob VII. durch sein Mißverhalten
-die Krone verwirkt habe. Viele Schriftsteller haben aus dem Wortlaute
-dieser Resolution gefolgert, daß gesunde politische Prinzipien in
-Schottland weiter vorgeschritten gewesen seien als in England. Aber die
-ganze Geschichte der beiden Länder von der Restauration bis zur Union
-beweist, daß dieser Schluß falsch ist. Die schottischen Stände bedienten
-sich ganz einfach deshalb einer offenen Sprache, weil es ihnen in ihrer
-Lage unmöglich war, sich einer ausweichenden Sprache zu bedienen.
-</p>
-
-<p>
-Der Mann, der bei Entwerfung des Beschlusses und bei der Vertheidigung
-desselben die Hauptrolle spielte, war Sir Johann Dalrymple,
-der vor kurzem das hohe Amt des Lord Advokaten bekleidet und der an
-mehreren von den Uebelthaten Theil genommen hatte, über die er jetzt
-mit großer logischer und rhetorischer Schärfe den Stab brach. Er wurde
-kräftig unterstützt durch Sir Jakob Montgomery, Mitglied für Ayrshire,
-einem Manne von bedeutendem Talent, aber lockeren Grundsätzen, ungestümem
-Wesen, unersättlicher Habgier und unversöhnlicher Bosheit. Der
-Erzbischof von Glasgow und Sir Georg Mackenzie sprachen auf der
-andren Seite, aber sie bewirkten durch ihre Beredtsamkeit nichts weiter
-als daß sie ihre Partei des Vortheils beraubten, geltend machen zu können,
-daß die Stände unter einem Zwange ständen und daß die Redefreiheit den
-Vertheidigern der erblichen Monarchie versagt worden sei.
-</p>
-
-<p>
-Als die Vorfrage gestellt wurde, entfernten sich Athol, Queensberry
-und einige ihrer Freunde. Nur fünf Mitglieder stimmten gegen den Beschluß,
-welcher erklärte, daß Jakob sein Recht auf die Treue seiner Unterthanen
-verwirkt habe. Als der Antrag gestellt wurde, daß mit der
-Krone von Schottland ebenso verfahren werden sollte, wie mit der Krone
-von England, erschienen Athol und Queensberry wieder im Sitzungssaale.
-Sie sagten, sie seien im Zweifel gewesen, ob sie füglicherweise den
-<a id="page-XIII.32" class="pagenum" title="XIII.32"></a>
-Thron für erledigt erklären könnten. Da er aber für erledigt erklärt worden
-sei, zweifelten sie nicht, daß Wilhelm und Marie Diejenigen waren,
-die ihn einnehmen müßten.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-26">
-Wilhelm und Marie proklamirt.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Die Convention begab sich
-hierauf in Procession in die High Street. Mehrere vornehme Edelleute
-bestiegen in Begleitung des Lord Provost und der Herolde den achteckigen
-Thurm, von welchem das Stadtkreuz mit dem schottischen Einhorn auf
-der Spitze emporragte.<a class="fnote" href="#footnote-45" id="fnote-45">[45]</a> Hamilton verlas den Beschluß der Convention
-und ein Wappenherold proklamirte unter Trompetenschall die neuen Souveraine.
-An demselben Tage erließen die Stände eine Verordnung des
-Inhalts, daß die Parochialgeistlichen, bei Strafe der Amtsentsetzung, von
-ihren Kanzeln herab die Proklamation, welche so eben am Stadtkreuze
-verlesen worden, bekannt machen und für König Wilhelm und Königin
-Marien beten sollten.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-27">
-Die Rechtsforderung.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Noch war das Interregnum nicht vorüber.
-Obwohl die neuen Souveraine proklamirt waren, waren sie doch
-noch nicht durch ein formelles Anerbieten und durch eine formelle Annahme
-in den Besitz der königlichen Autorität gesetzt worden. Es wurde in
-Edinburg, wie in Westminster, für nöthig gehalten, daß die Urkunde über
-die Feststellung der Regierung die Volksrechte, welche die Stuarts ungesetzlicherweise
-mißachtet hatten, klar definiren und feierlich bekräftigen solle.
-Die Vierundzwanzig entwarfen daher eine Rechtsforderung <span class="antiqua">(Claim of
-Right)</span>, welche die Convention annahm. Dieser Rechtsforderung, welche
-nichts weiter als eine Erklärung des bestehenden Gesetzes bezweckte, war
-eine Ergänzungsschrift beigefügt, die eine Liste von Mißständen enthielt,
-denen nur durch neue Gesetze abgeholfen werden konnte.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-28">
-Abschaffung des Episkopats.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Einen hochwichtigen Artikel,
-den wir naturgemäß an der Spitze einer solchen Liste zu sehen erwarten
-sollten, nahm die Convention mit großer praktischer Einsicht, aber notorischen
-Thatsachen und unwiderleglichen Argumenten zum Trotz, in die Rechtsforderung
-selbst auf. Niemand konnte leugnen, daß die Prälatur durch
-eine Parlamentsacte eingeführt war. Die Gewalt, welche die Bischöfe
-ausübten, konnte schädlich, schriftwidrig, antichristlich sein, aber ungesetzlich
-war sie gewiß nicht, und sie für ungesetzlich erklären, hieß dem gesunden
-Verstande ins Gesicht schlagen. Die Whigführer wünschten jedoch viel
-sehnlicher, das Episkopat loszuwerden, denn sich als ausgezeichnete Publicisten
-und Logiker zu erweisen. Wenn sie die Abschaffung des Episkopats
-zu einem Artikel des Vertrags machten, kraft dessen Wilhelm die
-Krone tragen sollte, so erreichten sie ihren Zweck, wenn auch ohne Zweifel
-auf eine Weise, welche der Kritik starke Blößen gab. Begnügten sie
-sich dagegen zu beschließen, daß das Episkopat eine schädliche Institution
-sei, welche früher oder später abzuschaffen die Legislatur wohl thun werde,
-so konnten sie finden, daß ihr Beschluß zwar in formeller Hinsicht keine
-Einwendung zuließ, doch unfruchtbar an Consequenzen war. Sie wußten,
-daß Wilhelm keineswegs mit ihrer Abneigung gegen die Bischöfe sympathisirte
-und daß, selbst wenn er für das calvinistische Vorbild weit mehr
-<a id="page-XIII.33" class="pagenum" title="XIII.33"></a>
-eingenommen gewesen wäre, als er es war, sein Verhältniß zu der anglikanischen
-Kirche es für ihn schwierig und gefährlich gemacht haben würde,
-sich zum Feinde eines Grundbestandtheils der Verfassung dieser Kirche zu
-erklären. Wenn er König von Schottland wurde, ohne in diesem Punkte
-durch eine Zusicherung gebunden zu sein, so konnte man wohl fürchten,
-daß er zögern würde, eine Acte zu erlassen, welche von einem großen Theile
-seiner Unterthanen im Süden der Insel mit Abscheu betrachtet werden
-würde. Es war daher sehr zu wünschen, daß die Frage erledigt wurde,
-so lange der Thron noch unbesetzt war. In dieser Ansicht stimmten viele
-Politiker überein, die zwar keinen Widerwillen gegen Chorhemden und
-Bischofsmützen hegten, die aber wünschten, daß Wilhelm eine ruhige und
-gedeihliche Regierung haben möchte. Das schottische Volk &mdash; so räsonnirten
-diese Leute &mdash; haßte das Episkopat. Das englische Volk liebte es.
-Wilhelm eine Stimme in dieser Angelegenheit lassen, hieße ihn in die
-Nothwendigkeit versetzen, die stärksten Gefühle einer der Nationen, die er
-regierte, zu verwunden. Es liege daher offenbar in seinem eignen Interesse,
-daß die Frage, die er selbst in keiner Weise erledigen könnte, ohne
-sich schwere Vorwürfe zuzuziehen, anstatt seiner durch Andere erledigt
-würde, die einer solchen Gefahr nicht ausgesetzt wären. Er sei noch nicht
-Beherrscher von Schottland. Während der Dauer des Interregnums gehöre
-die höchste Gewalt den Ständen und für das was die Stände thun
-möchten, könnten die Prälatisten seines südlichen Königreichs ihn nicht verantwortlich
-machen. Der ältere Dalrymple schrieb aus London eindringlich
-in diesem Sinne, und es kann kaum einem Zweifel unterliegen, daß
-er die Gesinnungen seines Gebieters ausdrückte. Wilhelm würde sich aufrichtig
-gefreut haben, wenn die Schotten mit einem modificirten Episkopat
-hätten ausgesöhnt werden können. Da dies aber nicht sein könne, so sei
-es offenbar wünschenswerth, daß sie, so lange noch kein König über ihnen
-stehe, selbst das unwiderrufliche Verdammungsurtheil über die Institution
-aussprächen, die sie verabscheuten.<a class="fnote" href="#footnote-46" id="fnote-46">[46]</a>
-</p>
-
-<p>
-Die Convention nahm daher wie es scheint, nach kurzer Debatte in
-die Rechtsforderung eine Klausel auf, welche erklärte, daß die Prälatur
-eine unerträgliche Last für das Königreich, daß sie der großen Masse
-des Volks seit langer Zeit verhaßt sei und daß sie abgeschafft werden
-müsse.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-29">
-Die Folter.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Nichts in den Vorgängen zu Edinburg setzt einen
-Engländer mehr in Erstaunen, als das Verfahren der Stände in Bezug
-auf die Tortur. In England war die Folter stets gesetzwidrig gewesen.
-Selbst in den servilsten Zeiten hatten die Richter sie einstimmig dafür erklärt.
-Die Herrscher, welche gelegentlich ihre Zuflucht zu derselben genommen,
-hatten sie so weit möglich im Geheimen angewendet, hatten nie
-behauptet, daß sie im Einklange mit dem Staatsgesetz oder mit dem gemeinen
-Recht gehandelt und hatten sich damit entschuldigt, daß sie sagten,
-die außerordentliche Gefahr, der der Staat ausgesetzt sei, habe sie gezwungen,
-die Verantwortlichkeit für <a id="corr-5"></a>außerordentliche Vertheidigungsmittel auf
-sich zu nehmen. Kein englisches Parlament hatte es daher je für nöthig
-<a id="page-XIII.34" class="pagenum" title="XIII.34"></a>
-gehalten, eine Acte oder einen Beschluß in Bezug auf diesen Gegenstand
-zu erlassen. Die Tortur war weder in der Bitte um Recht noch in
-irgend einem von dem Langen Parlament entworfenen Gesetze erwähnt.
-Kein Mitglied der Convention von 1689 dachte daran vorzuschlagen, daß
-die Urkunde, welche den Prinzen und die Prinzessin von Oranien auf den
-Thron berief, eine Erklärung gegen die Anwendung von Folterbänken und
-Daumenschrauben zu dem Zwecke, Gefangene zur Selbstanklage zu zwingen,
-enthalten solle. Eine solche Erklärung würde mit Recht eher als eine
-Schwächung denn als Kräftigung einer Regel betrachtet worden sein,
-welche schon zu den Zeiten der Plantagenets von den berühmteren Weisen
-von Westminsterhall mit Stolz für einen unterscheidenden Zug der englischen
-Rechtswissenschaft erklärt worden war.<a class="fnote" href="#footnote-47" id="fnote-47">[47]</a> In der schottischen Rechtsforderung
-wurde die Anwendung der Tortur, ohne Beweis, oder in gewöhnlichen
-Fällen, für gesetzwidrig erklärt. Daraus ergiebt sich folgerichtig,
-daß die Tortur in Fällen wo starker Beweis vorhanden war oder
-wo ein außerordentliches Verbrechen vorlag, für gesetzmäßig erklärt war;
-auch führten die Stände die Tortur nicht unter den Mißbräuchen auf,
-welche gesetzliche Abhülfe erheischten. In der That, sie konnten die Tortur
-nicht verdammen, ohne sich selbst zu verdammen. Der Zufall wollte, daß,
-während sie sich mit der Feststellung der Regierung beschäftigten, der beredte
-und gelehrte Lord-Präsident Lockhardt, als er eines Sonntags aus der
-Kirche kam, auf offener Straße ermordet wurde. Der Mörder ward ergriffen
-und erwies sich als ein Elender, der, nachdem er seine Gattin
-barbarisch behandelt und aus dem Hause geworfen, durch ein Decret des
-Court of Session gezwungen worden war, für ihren Unterhalt zu sorgen.
-Ein wüthender Haß gegen die Richter, die sie in Schutz genommen, hatte
-sich seiner bemächtigt und ihn zu einem entsetzlichen Verbrechen und einem
-entsetzlichen Schicksale getrieben. Es war natürlich, daß eine von so
-erschwerenden Umständen begleitete Mordthat den Unwillen der Mitglieder
-der Convention erregte. Gleichwohl hätten sie den kritischen Ernst des
-Augenblicks und die Wichtigkeit ihrer Mission bedenken sollen. Leider aber
-befahlen sie in der Hitze der Leidenschaft dem Magistrate von Edinburg,
-den Gefangenen die spanischen Stiefeln anzulegen, und ernannten einen
-Ausschuß zur Beaufsichtigung der Operation. Hätte dieser unselige Vorfall
-nicht stattgefunden, so ist es wahrscheinlich, daß das <a id="corr-6"></a>schottische Gesetz bezüglich
-der Tortur ohne weiteres dem englischen Gesetze assimilirt worden
-wäre.<a class="fnote" href="#footnote-48" id="fnote-48">[48]</a>
-</p>
-
-<p>
-Nach Feststellung der Rechtsforderung schritt die Convention zur
-Revision des Krönungseides. Als dies gethan war, wurden drei Mitglieder
-ernannt, welche die Regierungsurkunde nach London bringen sollten. Argyle,
-obwohl streng genommen dem Sinne des Gesetzes nach kein Peer,
-wurde zum Vertreter der Peers gewählt; Sir Jakob Montgomery repräsentirte
-die Deputirten der Grafschaften, und Sir Johann Dalrymple die
-der Städte.
-</p>
-
-<p>
-Hierauf vertagten sich die Stände auf einige Wochen, nachdem sie
-noch einen Beschluß gefaßt hatten, welcher Hamilton ermächtigte diejenigen
-<a id="page-XIII.35" class="pagenum" title="XIII.35"></a>
-Maßregeln zu ergreifen, die zur Aufrechthaltung der öffentlichen Ruhe bis
-zum Schlusse des Interregnums nothwendig erscheinen könnten.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-30">
-Wilhelm und Marie nehmen die Krone Schottland&rsquo;s
-an.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Die Ceremonie der Inauguration unterschied sich von gewöhnlichen
-Feierlichkeiten dieser Art durch einige höchst interessante Umstände. Am
-11. Mai kamen die drei Commissare in das Berathungszimmer zu Whitehall
-und begaben sich von dort, begleitet von fast allen zur Zeit in London
-anwesenden vornehmen Schotten, nach dem Bankethause. Hier saßen
-Wilhelm und Marie unter einem Baldachin. Ein glänzender Kreis von
-englischen Edelleuten und Staatsmännern umgab den Thron; den Staatsdegen
-aber trug ein schottischer Lord und der Amtseid wurde nach schottischem
-Brauch abgenommen, Argyle sagte die Formel langsam vor und
-das königliche Paar sprach sie nach bis zu dem letzten Satze. Hier hielt
-Wilhelm inne. Dieser Satz enthielt das Versprechen, daß er alle Ketzer
-und alle Feinde der wahren Gottesverehrung ausrotten wolle, und es war
-notorisch, daß in den Augen vieler Schotten nicht nur alle Katholiken,
-sondern auch alle protestantischen Episkopalen, alle Independenten, Baptisten
-und Quäker, alle Lutheraner, ja selbst alle britischen Presbyterianer, die
-sich durch den feierlichen Bund und Covenant nicht gebunden glaubten,
-Feinde der wahren Gottesverehrung waren.<a class="fnote" href="#footnote-49" id="fnote-49">[49]</a> Der König hatte die Commissare
-darauf aufmerksam gemacht, daß er diesen Theil des Eides nicht
-ohne eine bestimmte und öffentliche Erklärung leisten könne, und sie waren
-von der Convention autorisirt worden, eine Erklärung zu geben, die ihn
-befriedigen würde. &bdquo;Ich mag mich,&ldquo; sagte er jetzt, &bdquo;in keiner Weise verpflichten,
-ein Verfolger zu sein.&ldquo; &mdash; &bdquo;Weder die Worte dieses Eides,&ldquo;
-entgegnete hierauf einer der Commissare, &bdquo;noch die Gesetze Schottland&rsquo;s
-legen Eurer Majestät eine solche Verpflichtung auf.&ldquo; &mdash; &bdquo;In diesem Sinne
-schwöre ich denn,&ldquo; versetzte Wilhelm, &bdquo;und ich ersuche Sie alle, Mylords
-und Gentlemen, zu bezeugen, daß ich dies thue.&ldquo; Selbst seine Verleumder
-haben allgemein zugegeben, daß er bei dieser hochwichtigen Gelegenheit mit
-Freimüthigkeit, Würde und Weisheit handelte.<a class="fnote" href="#footnote-50" id="fnote-50">[50]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-31">
-<a id="page-XIII.36" class="pagenum" title="XIII.36"></a>
-Unzufriedenheit der Covenanters.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Als König von Schottland
-sah er sich bald bei jedem Schritte von allen den Schwierigkeiten,
-mit denen er als König von England zu kämpfen gehabt, und auch noch
-von anderen Schwierigkeiten umringt, die in England glücklicherweise unbekannt
-waren. Im Norden der Insel war keine Klasse unzufriedener
-mit der Revolution als die Klasse, die der Revolution am meisten verdankte.
-Die Art und Weise, wie die Convention die Frage der Kirchenverfassung
-entschieden, hatte den Bischöfen selbst nicht mehr mißfallen als
-den heftigen Convenanters, welche trotz Schwert und Carabiner, trotz Folter
-und Galgen ihren Schöpfer lange nach ihrer Art in Höhlen und auf
-Bergspitzen verehrt hatten. Habe man jemals, riefen diese Zeloten aus, ein
-solches Schwanken zwischen zwei Meinungen, eine solche Annäherung zwischen
-dem Herrn und Baal gesehen? Die Stände hätten sagen sollen, das
-Episkopat sei in den Augen Gottes ein Greuel und sie seien aus Gehorsam
-gegen sein Wort und aus Furcht vor seiner gerechten Strafe entschlossen,
-gegen diese große nationale Sünde und Schmach so aufzutreten wie die
-heiligen Regenten, welche die Haine und Altäre Chamos&rsquo; und Astarte&rsquo;s
-zerstörten. Leider werde Schottland nicht durch fromme Josias, sondern
-durch sorglose Gallios regiert. Die antichristliche Hierarchie müsse abgeschafft
-werden, nicht weil sie eine Beleidigung des Himmels sei, sondern
-weil sie auf Erden als eine drückende Last gefühlt werde, nicht weil sie
-dem großen Oberhaupte der Kirche, sondern weil sie dem Volke verhaßt
-sei. Sei denn die öffentliche Meinung der Prüfstein für Recht und Unrecht
-in der Religion? Müsse nicht die Ordnung, welche Christus in seinem
-eigenen Hause eingeführt, in allen Ländern und durch alle Zeiten heilig
-gehalten werden? Und sei für die Festhaltung dieser Ordnung in Schottland
-kein andrer Grund vorhanden als der, welcher mit gleichem Gewicht
-für die Aufrechthaltung der Prälatur in England, des Papstthums in
-Spanien und des Muhamedanismus in der Türkei geltend gemacht werden
-könne? Warum erwähne man nichts von den Convenants, welche die
-Nation so allgemein unterschrieben und so allgemein verletzt habe? Warum
-erkläre man nicht deutlich und bestimmt, daß die in diesen Urkunden niedergelegten
-Versprechungen noch immer für das Königreich bindend seien
-und bis ans Ende aller Zeiten bindend bleiben würden? Sollten diese
-Wahrheiten aus Rücksicht gegen die Gefühle und Interessen eines Fürsten
-unterdrückt werden, der Alles für Alle sei, ein Bundesgenosse des götzendienerischen
-Spaniers und des lutherischen Dänen, ein Presbyterianer im
-Haag und ein Prälatist in Whitehall? Er habe allerdings, wie einst Jehu,
-in soweit gut gethan, daß er die Geißel des götzendienerischen Hauses
-Ahab&rsquo;s geworden sei. Aber auch er sei, wie Jehu, nicht darauf bedacht
-gewesen, von ganzem Herzen den Pfad des göttlichen Gesetzes zu wandeln,
-sondern habe Gottlosigkeiten geduldet und verübt, die sich nur der Größe
-nach von denen unterschieden, zu deren Feinde er sich erklärt habe. Es
-würde gottesfürchtigen Senatoren besser geziemt haben, ihm Vorstellungen
-zu machen über die Sünde, die er begehe, indem er sich dem anglikanischen
-Ritus anschließe und die anglikanische Kirchenverfassung aufrechterhalte,
-<a id="page-XIII.37" class="pagenum" title="XIII.37"></a>
-anstatt ihm durch Anwendung von Phrasen zu schmeicheln, welche verriethen,
-daß sie eben so sehr vom Erastianismus angesteckt seien wie er. Viele
-von Denen, welche diese Sprache führten, weigerten sich irgend einen
-Schritt zu thun, der als eine Anerkennung der neuen Souveraine ausgelegt
-werden konnte, und sie hätten lieber ganze Glieder von Musketieren
-auf sich feuern oder sich über dem Niveau der Ebbe an Pfähle anbinden
-lassen, als daß sie Gott gebeten hätten, Wilhelm und Marien zu segnen.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-32">
-Ministerielle Einrichtungen in Schottland.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Indessen
-hatte der König von dem hartnäckigen Festhalten dieser Leute an ihren
-abgeschmackten Grundsätzen weniger zu fürchten als von dem Ehrgeiz und
-der Habsucht einer andren Sorte von Menschen, welche gar keine Grundsätze
-hatten. Es war nothwendig, daß er unverzüglich Minister ernannte,
-welche die Regierung Schottland&rsquo;s leiteten, und er mochte dazu ernennen
-wen er wollte, so mußte er nothwendig eine Menge von Expectanten in
-ihren Erwartungen täuschen und sie dadurch erbittern. Schottland war
-eines der ärmsten Länder Europa&rsquo;s; dennoch aber besaß kein Land in
-Europa eine größere Anzahl gewandter und selbstsüchtiger Politiker. Die
-Krone hatte nicht genug Stellen zu vergeben, um nur ein Zwanzigstel
-der Stellenjäger zu befriedigen, von denen jeder glaubte, daß er hervorragende
-Dienste geleistet habe und daß man sich seiner vorzugsweise erinnern
-müsse. Wilhelm that sein Möglichstes, um diese zahllosen und unersättlichen
-Aspiranten zu befriedigen, indem er viele Aemter Commissionen
-übertrug. Einige wichtige Posten konnte er jedoch nicht theilen.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-33">
-Hamilton.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Hamilton wurde zum Lord Obercommissar ernannt,
-in der Hoffnung, daß ein enormer Gehalt, eine Wohnung in Holyrood
-Palace und eine fast königliche Pracht und Würde ihn zufriedenstellen
-würden.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-34">
-Crawford.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Der Earl von Crawford ward zum Präsidenten des
-Parlaments ernannt, und man glaubte, daß diese Ernennung die strengen
-Presbyterianer befriedigen werde, denn Crawford war was sie einen Bekenner
-nannten. Seine Briefe und Reden sind, um sich seines eignen
-Ausdrucks zu bedienen, ungemein lieblich. Unter den hervorragenden Politikern
-der damaligen Zeit hatte er allein, oder doch fast allein, den Styl
-beibehalten, der unter der vorhergehenden Generation im Schwunge gewesen
-war. Er hatte für jede Gelegenheit eine Stelle aus dem Alten Testament
-bereit. Er füllte seine Depeschen mit Anspielungen auf Ismael
-und Hagar, Hanna und Eli, Elisa, Nehemia und Zerubabel und schmückte
-seine Reden mit Citaten aus Esra und Haggai. Ein Umstand, der den
-Mann und die Schule, in der er gebildet war, auffallend characterisirt,
-ist der, daß in der ganzen Masse seiner auf uns gekommenen Schriften
-nicht ein einziges Wort vorkommt, welches darauf hindeutete, daß er je
-in seinem Leben vom Neuen Testament etwas gehört hätte. Selbst noch
-in unsrer Zeit sind Leute von eigenthümlicher Geschmacksrichtung durch
-seine salbungsvolle Sprache so entzückt worden, daß sie ihn allen Ernstes
-für einen Heiligen erklärt haben. In den Augen Derer, welche die Menschen
-mehr nach ihren Thaten als nach ihren Worten zu beurtheilen pflegen,
-wird Crawford als ein egoistischer und grausamer Politiker erscheinen,
-der sich durch sein Gewinsel keineswegs dupiren ließ und dessen Eifer
-gegen die bischöfliche Kirchenverfassung nicht wenig durch das Verlangen
-nach bischöflichen Gütern angespornt wurde. Zur Entschuldigung seiner
-Habgier muß man sagen, daß er der ärmste Adelige eines armen Adels
-<a id="page-XIII.38" class="pagenum" title="XIII.38"></a>
-war und daß er vor der Revolution zuweilen nicht wußte, wo er eine
-Mahlzeit und einen Anzug hernehmen sollte.<a class="fnote" href="#footnote-51" id="fnote-51">[51]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-35">
-Die Dalrymple. &mdash; Lockhart.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Der befähigtste der schottischen
-Politiker und Wettkämpfer, Sir Johann Dalrymple, wurde zum Lord
-Advokaten ernannt. Sein Vater, Sir Jakob, der größte schottische Jurist,
-wurde an die Spitze des Court of Session gestellt. Sir Wilhelm Lockhart,
-ein Mann, dessen Briefe beweisen, daß er ein bedeutendes Talent
-besaß, wurde Generalprokurator.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-36">
-Montgomery.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Sir Jakob Montgomery hatte sich mit der Hoffnung
-geschmeichelt, erster Minister zu werden. Er hatte sich in der Convention
-sehr ausgezeichnet und war einer der Commissare gewesen, welche
-den neuen Souverainen die Krone überreicht und den Eid abgenommen
-hatten. An parlamentarischer Geschicklichkeit und Beredtsamkeit stand unter
-seinen Landsleuten Keiner über ihm, außer dem neuen Lord Advokaten.
-Das Staatssekretariat war, wenn auch nicht in Ansehen, so doch dem
-wirklichen Einflusse nach das höchste Amt bei der schottischen Regierung,
-und dieses Amt war der Lohn, auf welchen Montgomery gerechten Anspruch
-zu haben glaubte. Aber die Episkopalen und die gemäßigten Presbyterianer
-fürchteten ihn als einen Mann von extremen Ansichten und
-rachsüchtigem Character. Er war ein Oberhaupt der Covenanters gewesen,
-war einmal wegen Conventikelhaltens, ein andermal wegen Beherbergung
-von Rebellen zur Untersuchung gezogen worden, war mit Geldbußen
-und Gefängniß bestraft und fast dazu getrieben worden, jenseit des
-atlantischen Meeres in der jungen Colonie New Jersey eine Zuflucht vor
-seinen Feinden zu suchen. Man fürchtete daher, daß, wenn er jetzt die
-ganze Gewalt der Krone in seine Hände bekäme, er furchtbare Wiedervergeltung
-für die erduldeten Leiden üben würde.<a class="fnote" href="#footnote-52" id="fnote-52">[52]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-37">
-Melville.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Wilhelm zog deshalb Melville vor, der zwar kein
-Mann von ausgezeichneten Talenten, aber von den Presbyterianern als
-ein entschiedener Freund und doch von den Episkopalen nicht als ein unversöhnlicher
-Feind betrachtet wurde. Melville nahm seinen Wohnsitz am
-englischen Hofe und wurde das ordentliche Communicationsorgan zwischen
-Kensington und den Autoritäten von Edinburg.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-38">
-<a id="page-XIII.39" class="pagenum" title="XIII.39"></a>
-Carstairs.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Wilhelm hatte jedoch einen schottischen Rathgeber, der
-mehr Einfluß verdiente und besaß als irgend einer der ostensiblen Minister.
-Dies war Carstairs, einer der bedeutendsten Männer der damaligen Zeit.
-Er verband eine umfassende wissenschaftliche Bildung, eine große Befähigung
-für Staatsgeschäfte, und den festen Glauben und glühenden Eifer
-eines Märtyrers mit der Klugheit und Geschmeidigkeit eines vollendeten
-Staatsmannes. In Bezug auf Muth und Treue glich er Burnet, aber
-er besaß das was Burnet fehlte: Urtheilsgabe, Selbstbeherrschung und eine
-seltene Verschwiegenheit. Es gab keinen Posten, den er nicht hätte erreichen
-können, wenn er ein Laie oder ein Priester der englischen Kirche gewesen
-wäre. Aber ein presbyterianischer Geistlicher durfte nicht hoffen,
-weder im Norden noch im Süden der Insel zu einer hohen Würde zu
-gelangen. Carstairs mußte sich mit der factischen Macht begnügen und
-den Anschein derselben Anderen überlassen. Er wurde zum Kaplan Ihrer
-Majestäten für Schottland ernannt; wo sich aber der König aufhalten
-mochte, ob in England, oder in Irland, oder in den Niederlanden, da
-war auch dieser zuverlässigste und klügste aller Höflinge. Des Königs
-Güte gewährte ihm ein bescheidenes Auskommen, und mehr verlangte er
-nicht. Aber es war wohl bekannt, daß er ein eben so nützlicher Freund
-und ein eben so furchtbarer Feind sein konnte als irgend ein Mitglied des
-Cabinets, und man hatte ihm in den Bureaux und in den Vorzimmern
-des Palastes den sehr bezeichnenden Beinamen des Cardinals gegeben.<a class="fnote" href="#footnote-53" id="fnote-53">[53]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-39">
-Bildung des Clubs; Annandale, Roß.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Montgomery wurde
-das Amt des Lord Justice Clerk angeboten. Aber dieser obgleich hohe
-und ehrenvolle Posten schien ihm seiner Verdienste und seiner Talente unwürdig
-und er kehrte von London nach Schottland zurück, das Herz von
-Haß gegen seinen undankbaren Gebieter und gegen seine glücklichen Nebenbuhler
-erfüllt. In Edinburg unterwarf sich ein Häuflein Whigs, welche
-durch die neuen Einrichtungen eben so schmerzlich in ihren Erwartungen
-getäuscht worden waren wie er selbst, bereitwillig der Leitung eines so
-kühnen und geschickten Führers. Unter seiner Direction bildeten diese Männer,
-unter denen der Earl von Annandale und Lord Roß die bedeutendsten
-waren, einen Verein, der Club genannt, wählten einen Schriftführer und
-kamen täglich in einer Taverne zusammen, um Oppositionspläne zu berathen.
-Um diesen Kern schaarte sich bald eine große Anzahl ehrsüchtiger
-und erbitterter Politiker.<a class="fnote" href="#footnote-54" id="fnote-54">[54]</a> Mit diesen unredlichen Unzufriedenen, die
-keinen andren Zweck hatten, als der Regierung zu schaden und Stellen zu
-erhaschen, verbanden sich andere Mißvergnügte, welche im Laufe eines langen
-Widerstandes gegen Tyrannei so verderbt und reizbar geworden waren,
-daß sie selbst unter der mildesten und constitutionellsten Regierung nicht
-zufrieden leben konnten.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-40">
-Hume.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Ein solcher Mann war Sir <a id="corr-8"></a>Patrick Hume. Er war aus
-dem Exil ebenso streitsüchtig, ebenso unlenksam, ebenso neidisch auf jede
-<a id="page-XIII.40" class="pagenum" title="XIII.40"></a>
-höhere Autorität und als ein ebenso leidenschaftlicher Redner zurückgekehrt,
-wie er vier Jahre früher gewesen, und er wünschte eben so sehr
-Wilhelm zu einem bloß nominellen Souverain zu machen, als er früher
-gewünscht hatte, Argyle zu einem bloß nominellen Anführer zu machen.<a class="fnote" href="#footnote-55" id="fnote-55">[55]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-41">
-Fletcher von Saltoun.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Ein in moralischer und geistiger Hinsicht
-hoch über Hume stehender Mann, Fletcher von Saltoun, gehörte
-ebenfalls zu dieser Partei. Obwohl nicht Mitglied der Convention, war
-er doch ein sehr thätiges Mitglied des Clubs.<a class="fnote" href="#footnote-56" id="fnote-56">[56]</a> Er haßte die Monarchie
-und auch die Demokratie; sein Lieblingsplan war, Schottland zu einer
-oligarchischen Republik zu machen. Der König, wenn nun einmal ein König
-sein müsse, sollte eine bloße Puppe sein. Die niederste Klasse des Volks
-sollte leibeigen und die ganze legislative wie executive Gewalt in den Händen
-des Parlaments sein. Mit anderen Worten: das Land sollte durch
-einen Erbadel, den ärmsten, stolzesten und streitsüchtigsten in Europa, unumschränkt
-regiert werden. Unter einer solchen Regierung konnte weder
-von Freiheit noch von Ruhe die Rede sein. Handel, Industrie und Wissenschaft
-würden eingegangen und Schottland ein kleines Polen geworden
-sein mit einer Puppe als Souverain, einem stürmischen Reichstage und
-einem geknechteten Volke. Mit unglücklichen Amtscandidaten und mit ehrlichen
-aber verkehrten Republikanern waren Politiker vermischt, deren
-Haltung nur durch die Furcht bestimmt wurde. Viele Schmarotzer, die
-sich bewußt waren, in der schlimmen Zeit Strafwürdiges gethan zu haben,
-wollten sich gern mit dem mächtigen und rachsüchtigen Club aussöhnen
-und waren froh, daß sie ihrer Servilität gegen Jakob durch ihre Opposition
-gegen Wilhelm wieder gut machen durften.<a class="fnote" href="#footnote-57" id="fnote-57">[57]</a> Die große Masse
-der Jakobiten hielt sich inzwischen entfernt, sah mit Wohlbehagen die
-Feinde des Hauses Stuart uneinig unter einander und gab sich der Hoffnung
-hin, daß die Verwirrung mit der Wiedereinsetzung des verbannten
-Königs enden werde.<a class="fnote" href="#footnote-58" id="fnote-58">[58]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-42">
-In den Hochlanden bricht Krieg aus.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Während Montgomery
-sich anstrengte, aus verschiedenen Elementen eine Partei zu bilden,
-welche beim Wiederzusammentritt der Convention mächtig genug sein
-konnte, um dem Throne Vorschriften zu machen, hatte ein noch furchtbarerer
-Feind als Montgomery die Fahne des Bürgerkriegs in einer Gegend
-aufgesteckt, von der die Politiker von Westminster und selbst die meisten
-Politiker von Edinburg nicht mehr wußten als von Abyssinien oder Japan.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-43">
-Zustand der Hochlande.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Ein moderner Engländer, der in einem
-Tage aus seinem Club in St. James Street auf sein Jagdschloß in
-den Grampians gelangen kann und der in seinem Jagdschlosse alle Bequemlichkeiten
-und Luxusgegenstände seines Clubs findet, wird kaum glauben
-können, daß zur Zeit seiner Urgroßväter St. James Street mit den
-Grampians eben so wenig in Verbindung stand wie mit den Anden. Und
-<a id="page-XIII.41" class="pagenum" title="XIII.41"></a>
-doch war dem so. Im Süden unsrer Insel wußte man fast gar nichts
-von dem celtischen Theile Schottland&rsquo;s, und was man etwa wußte, erweckte
-kein andres Gefühl als Verachtung und Widerwillen. Die Klippen und
-Schluchten, die Wälder und Gewässer waren zwar die nämlichen, welche
-gegenwärtig jeden Herbst von entzückten Beschauern und Landschaftszeichnern
-wimmeln. Der Trosachs schlängelte sich wie heute zwischen gigantischen,
-mit Ginster und wilden Rosen bewachsenen Felswänden hin, der
-Foyers kam mit demselben Hüpfen und demselben Rauschen, mit dem er
-noch heute dem Neßsee zueilt, durch den Birkenwald herab, und der schneegekrönte
-Scheitel des Ben Cruachan erhob sich, der Junisonne spottend,
-wie heute, über die mit Weiden bedeckten Inselchen des Awesees. Aber
-keine dieser Landschaften vermochte bis in die neuere Zeit einen einzigen
-Dichter oder Maler aus wohlhabenderen und ruhigeren Gegenden herbeizulocken.
-Gesetz und Polizei, Handel und Industrie haben in der That
-viel mehr, als Leute von romantischen Ansichten bereitwillig zugeben werden,
-dazu beigetragen, den Sinn für die wilderen Naturschönheiten in uns
-zu wecken. Ein Reisender muß frei von jeder Besorgniß sein, ermordet
-zu werden, oder vor Hunger umzukommen, ehe er sich an den kühnen Umrissen
-und an der Farbenpracht der Berge erfreuen kann. Er wird so
-leicht nicht über den Anblick eines steilen Abgrundes entzückt sein, wenn er
-in Gefahr schwebt, zweitausend Fuß tief in denselben hinabzustürzen; ebenso
-wenig über den Anblick kochender Fluthen eines Waldstroms, der plötzlich
-sein Gepäck mit fort schwemmt und ihn zwingt, sein Heil in der Flucht zu
-suchen; oder über den Anblick der schauerlichen Majestät eines Gebirgspasses,
-wo er einen Leichnam findet, den Räuber eben ausgeplündert und
-verstümmelt haben; oder über das Gekrächz der Adler, deren nächste
-Mahlzeit vielleicht eines seiner eigenen Augen sein kann. Um&rsquo;s Jahr 1730
-schrieb Capitain Burt, der erste Engländer, der die Gegenden besuchte,
-welche jetzt Vergnügungsreisende aus allen Theilen der gebildeten Welt
-herbeiziehen, ein Buch über seine Wanderungen. Er war unverkennbar
-ein Mann von umsichtigem, beobachtendem und gebildetem Geiste und würde,
-wenn er in unsrer Zeit gelebt hätte, ohne Zweifel mit einem Gemisch von
-Ehrfurcht und Wonne die Berge von Inverneßshire betrachtet haben. Da er
-aber mit den zu seiner Zeit allgemein vorherrschenden Ansichten schrieb, so erklärte
-er diese Gebirge für monströse Auswüchse. Er sagte, sie seien dermaßen
-mißgestaltet, daß die nacktesten Ebenen im Vergleich mit ihnen lieblich erscheinen
-müßten. Schönes Wetter, meinte er, mache den traurigen Anblick
-nur noch trauriger, denn je heller der Tag, um so unangenehmer berührten
-diese formlosen Massen von düstrem Braun und schmutzigem Roth
-das Auge. Welch&rsquo; ein Contrast, rief er aus, zwischen diesen grauenhaften
-Gegenden und den Schönheiten von Richmond Hill!<a class="fnote" href="#footnote-59" id="fnote-59">[59]</a> Manche Leute
-<a id="page-XIII.42" class="pagenum" title="XIII.42"></a>
-werden glauben, Burt sei ein Mann von alltäglichem und prosaischem
-Geiste gewesen; aber sie werden es wohl schwerlich wagen, eine ähnliche
-Ansicht über Oliver Goldsmith auszusprechen. Goldsmith war einer der
-wenigen Sachsen, welche vor mehr als einem Jahrhunderte den Muth
-hatten, die schottischen Hochlande zu bereisen. Die abschreckende Wildheit
-der Gegenden machte einen widerlichen Eindruck auf ihn, und er erklärte,
-daß er die reizende Umgebung von Leyden, die weite Fläche grüner
-Wiesen und die Landhäuser mit ihren Statuen und Grotten, ihren sauberen
-Blumenbeeten und geradlinigen Alleen bei weitem vorziehe. Es ist indessen
-schwer zu glauben, daß der Verfasser des <span class="antiqua">Traveller</span> und des <span class="antiqua">Deserted
-Village</span> den Tausenden von Handlungsdienern und Putzmacherinnen,
-welche jetzt beim Anblick des Katrinesees und des Lomondsees in Entzücken
-gerathen, an natürlichem Geschmack und Sinn für Naturschönheiten
-nachgestanden haben sollte. Seine Empfindungen sind leicht zu erklären.
-Erst nachdem Straßen durch die Felsen gehauen, nachdem Brücken über
-die Gießbäche geschlagen, nachdem Gasthäuser an die Stelle der Räuberhöhlen
-getreten, nachdem man in den wildesten Pässen von Badenoch oder
-Lochaber eben so wenig Gefahr lief ermordet zu werden wie in Cornhill,
-konnten die blauen Gewässer der Seen und die über den Wasserfällen
-hängenden Regenbogen den Fremden bezaubern und ihn selbst an den
-auf den Bergspitzen lauernden Wolken und Stürmen ein feierliches Vergnügen
-finden lassen.
-</p>
-
-<p>
-Die veränderten Empfindungen, mit denen die Bewohner des Niederlandes
-die Scenerie des Hochlandes betrachteten, war eng verbunden
-mit einer nicht minder auffallenden Veränderung der Gesinnungen, mit
-denen sie den hochländischen Menschenschlag betrachteten. Es ist kein
-Wunder, wenn die wilden Schotten, wie man sie zuweilen nannte, im
-17. Jahrhunderte von den Sachsen als bloße Wilde angesehen wurden.
-Sonderbar aber ist es gewiß, daß sie, obgleich sie als Wilde betrachtet
-wurden, nicht Gegenstände des Interesses und der Neugierde waren.
-Die Engländer studirten damals mit übergroßem Eifer die Sitten roher,
-durch große Continente und Meere von unsrer Insel getrennter Nationen.
-Es erschienen zahlreiche Bücher, welche die Gesetze, den Aberglauben, die
-Hütten, die Mahlzeiten, die Trachten, die Hochzeiten und Bestattungsgebräuche
-der Lappländer und Hottentotten, der Mohawks und Malayen
-beschrieben. Die Theaterstücke und Gedichte aus jener Zeit sind reich an
-Anspielungen auf die Gebräuche der afrikanischen Schwarzen und der amerikanischen
-Rothhäute. Der einzige Barbar, nach dessen näherer Kenntniß
-Niemanden verlangte, war der Hochländer. Fünf oder sechs Jahre nach
-der Revolution veröffentlichte ein unermüdlicher Angler ein Werk über
-Schottland. Er rühmte sich, im Laufe seiner Wanderungen von See
-zu See und von Bach zu Bach kaum einen Winkel des Königreichs unerforscht
-gelassen zu haben. Wenn wir aber seine Erzählung näher prüfen,
-so finden wir, daß er sich nicht über die äußersten Grenzen der celtischen
-Region hinausgewagt hat. Er sagt uns, daß er selbst von den Leuten,
-welche dicht bei den Gebirgspässen wohnten, über die gälische Bevölkerung
-<a id="page-XIII.43" class="pagenum" title="XIII.43"></a>
-nichts habe erfahren können. Wenige Engländer, schreibt er, hätten Inverary
-je gesehen, und jenseit Inverary sei Alles ein Chaos.<a class="fnote" href="#footnote-60" id="fnote-60">[60]</a> Unter
-der Regierung Georg&rsquo;s I. erschien ein Werk, welches einen sehr genauen
-Bericht über Schottland zu geben behauptete und in diesem über dreihundert
-Seiten starken Werke waren zwei geringschätzende Paragraphen als
-für die Hochlande und die Hochländer genügend erachtet.<a class="fnote" href="#footnote-61" id="fnote-61">[61]</a> Wir dürfen
-wohl zweifeln, ob im Jahre 1689 ein einziger von den zwanzig der wohlbelesenen
-Gentlemen, welche Will&rsquo;s Kaffeehaus besuchten, wußte, daß es
-innerhalb des Bereichs der vier Meere und in einer Entfernung von
-weniger als fünfhundert Meilen von London viele Miniaturhöfe gab, in
-deren jedem ein kleiner Fürst, umgeben von Leibgarden, Waffenträgern,
-Musikern, einem erblichen Redner und einem erblichen Hofpoeten, einen
-rohen Hofstaat unterhielt, eine rohe Justiz ausübte, Krieg führte und
-Verträge schloß. So lange die alten gälischen Institutionen in voller Kraft
-bestanden, war kein Bericht über sie von einem zur richtigen Beurtheilung
-derselben befähigten Beobachter erschienen. Hätte ein solcher Beobachter
-die Hochländer studirt, so würde er ohne Zweifel darin ein inniges Gemisch
-der guten und schlechten Eigenschaften einer uncivilisirten Nation
-gefunden haben. Er würde gefunden haben, daß das Volk weder sein
-Vaterland noch seinen König liebte, daß es keine Anhänglichkeit an ein
-größeres Gemeinwesen als den Clan, oder an eine höhere Behörde als
-den Häuptling hatte. Er würde gefunden haben, daß das dortige Leben
-durch ein Gesetzbuch der Moral und Ehre geregelt wurde, welches himmelweit
-verschieden war von dem in friedlichen und prosperirenden Gesellschaften
-geltenden. Er würde gelernt haben, daß ein Messerstich in den Rücken
-oder ein Schuß hinter einem Felsblocke hervor gebilligte Wege waren,
-um sich für Beleidigungen Satisfaction zu verschaffen. Er würde Leute
-mit Stolz haben erzählen hören, wie sie oder ihre Väter an Erbfeinden
-in einem benachbarten Thale eine Rache ausgeübt, über welche alte Soldaten
-des dreißigjährigen Kriegs geschaudert haben würden. Er würde gefunden
-haben, daß das Räuberhandwerk für einen nicht nur unschuldigen,
-sondern sogar ehrenvollen Beruf galt. Er würde allenthalben, wohin er
-den Blick wendete, die allen Wilden characteristische Abneigung gegen eine
-geregelte Thätigkeit, und die Geneigtheit, den schwersten Theil der Handarbeit
-auf das schwächere Geschlecht zu wälzen, gesehen haben. Er würde
-erstaunt sein über den Anblick athletischer Männer, die sich in der Sonne
-wärmten, Lachse angelten oder Birkhühner schossen, während ihre greisen
-Mütter, ihre schwangeren Frauen und ihre zarten Töchter die dürftige
-Haferernte einbrachten. Und die Weiber beklagten sich nicht über ihr hartes
-Loos. In ihren Augen war es ganz schicklich, daß ein Mann, besonders
-wenn er den aristokratischen Titel Duinhe Wassel führte und seine
-Mütze mit einer Adlerfeder schmückte, der Ruhe pflog, wenn er nicht focht,
-jagte oder plünderte. Den Namen eines solchen Mannes in Verbindung
-<a id="page-XIII.44" class="pagenum" title="XIII.44"></a>
-mit dem Handel oder mit einer mechanischen Beschäftigung zu nennen, war
-eine Beleidigung. Der Landbau war zwar minder verachtet, aber es war
-doch für einen hochgebornen Krieger eine viel angemessenere Beschäftigung,
-fremdes Land zu plündern, als sein eignes zu bestellen. Die Religion
-des größeren Theils der Hochlande war ein rohes Gemisch von Papismus
-und Heidenthum. Das Symbol der Erlösung war mit heidnischen Opfern
-und Beschwörungsformeln verbunden. Getaufte Menschen brachten dem
-einen Dämon Libationen von Ale und setzten für einen andren Trankopfer
-von Milch aus. Seher wickelten sich in Ochsenhäute und erwarteten so
-die Inspiration, welche die Zukunft enthüllen sollte. Selbst unter den
-Minstrels und Genealogen, deren erblicher Beruf es war, die Erinnerung
-vergangener Ereignisse zu bewahren, würde ein Forscher nur sehr
-wenige gefunden haben, welche lesen konnten. Er hätte in der That von
-einer Küste zur andren reisen können, ohne eine Seite gedrucktes oder geschriebenes
-Gälisch zu entdecken. Er würde seine Kenntniß des Landes
-theuer haben bezahlen müssen. Er würde eben so große Beschwerden zu
-ertragen gehabt haben, als wenn er sich unter den Eskimos oder Samojeden
-befunden hätte. Hier und da im Schlosse eines vornehmen Lords,
-der einen Sitz im Parlamente und im Geheimen Rathe hatte und der
-einen großen Theil seines Lebens in den Städten des Südens zuzubringen
-pflegte, würde er wohl Perrücken und gestickte Leibröcke, Silbergeschirr und
-feines Leinzeug, Spitzen und Juwelen, französische Speisen und französische
-Weine gefunden haben. In der Regel aber hätte er sich mit ganz
-anderen Quartieren begnügen müssen. In vielen Wohnungen würden die
-Möbeln, die Kost, die Kleidung, ja selbst das Haar und die Haut seiner
-Wirthe seine Philosophie auf eine harte Probe gestellt haben. Er würde sich
-zuweilen mit einer Hütte haben begnügen müssen, in der jeder Winkel von Ungeziefer
-wimmelte. Er würde eine mit Torfrauch geschwängerte und durch
-hunderterlei ekelhafte Dünste verpestete Luft eingeathmet haben. Zum
-Abendessen würde ihm Korn, das nur zu Pferdefutter taugte, nebst einem
-Napfe voll Blut von einer lebenden Kuh vorgesetzt worden sein. Einige
-seiner Tischgenossen würden mit Hautausschlägen bedeckt, andere mit Theer
-beschmiert gewesen sein wie die Schafe. Sein Lager würde der nackte
-Erdboden gewesen sein, trocken oder naß, je nach dem Wetter, und er
-würde sich von diesem Lager halb vergiftet durch den Gestank, halb blind
-vom Torfrauch und halb wahnsinnig vor Jucken erhoben haben.<a class="fnote" href="#footnote-62" id="fnote-62">[62]</a>
-</p>
-
-<p>
-Dies ist gewiß kein anziehendes Bild. Und doch würde ein einsichtsvoller
-und vorurtheilsfreier Beobachter in dem Character und den Sitten
-dieses rohen Volks etwas gefunden haben, was wohl Bewunderung und
-gute Hoffnungen erwecken konnte. Sie besaßen einen Muth, der sich seitdem
-durch Heldenthaten in allen vier Welttheilen erprobt hat. Ihre treue
-Anhänglichkeit an ihren Stamm und an ihren Patriarchen war zwar vom
-politischen Gesichtspunkte ein großes Uebel, hatte aber doch etwas von
-<a id="page-XIII.45" class="pagenum" title="XIII.45"></a>
-dem Character einer Tugend. Das Gefühl war irregeleitet und regellos,
-aber es war dennoch heroisch. Es muß eine gewisse Seelengröße in einem
-Menschen wohnen, der die Gesellschaft, welcher er angehört und den
-Führer, dem er folgt, mit einer Zuneigung liebt, welche stärker ist als
-die Liebe zum Leben. Es ist wahr, der Hochländer machte sich kein Gewissen
-daraus, das Blut eines Feindes zu vergießen, aber nicht minder
-wahr ist es, daß er hohe Begriffe von der Pflicht der Treue gegen Bundesgenossen
-und der Gastfreundschaft gegen Gäste hatte. Seine räuberischen
-Gewohnheiten waren allerdings für das Gemeinwesen von großem Nachtheil;
-aber Diejenigen irrten sehr, die da glaubten, daß er irgend eine
-Aehnlichkeit mit den Schurken hatte, welche in reichen und wohlgeordneten
-Staaten vom Diebstahle leben. Wenn er die Heerden von Niederlandsfarmern
-vor sich her den Paß hinauf trieb, der in seine heimathliche
-Schlucht führte, hielt er sich eben so wenig für einen Dieb, wie ein
-Raleigh oder Drake sich für einen Dieb hielt, wenn er die Ladungen der
-spanischen Galeonen theilte. Er war ein Krieger, der die rechtmäßige
-Beute des Kriegs in Besitz nahm, eines Kriegs, der während der fünfunddreißig
-Generationen, welche vorübergegangen waren, seitdem die
-teutonischen Eroberer die Kinder des Bodens in die Gebirge getrieben hatten,
-niemals unterbrochen worden war. Daß er zum Schutze des friedlichen
-Gewerbfleißes mit der ganzen Strenge des Gesetzes bestraft wurde,
-wenn man ihn bei einem Raube nach solchen Grundsätzen ergriff, war
-vollkommen gerecht. Ungerecht aber war es, ihn in moralischer Beziehung
-in eine Kategorie mit den Taschendieben, welche im Drurylanetheater ihr
-Unwesen trieben, oder mit den Straßenräubern zu werfen, welche auf
-Blackheath die Reisewagen anfielen. Sein maßloser Geburtsstolz und seine
-Verachtung der Arbeit und des Handels waren zwar große Schwächen
-und hatten weit mehr als die Rauhheit des Klima&rsquo;s und die Unfruchtbarkeit
-des Bodens dazu beigetragen sein Vaterland arm und uncultivirt zu
-erhalten. Doch auch dafür gab es einen Ersatz. Um gerecht zu sein, muß
-man anerkennen, daß die patrizischen Tugenden unter der Bevölkerung
-der Hochlande nicht minder weit verbreitet waren als die patrizischen
-Fehler. Wie es keinen andren Theil der Insel gab, wo die Leute trotz
-dürftiger Kleidung, Wohnung und Nahrung den müßigen Schlaraffengewohnheiten
-einer Aristokratie in einem so hohen Grade fröhnten, so gab
-es auch keinen Theil der Insel, wo diese Leute in einem so hohen Grade
-die besseren Eigenschaften einer Aristokratie, Anmuth und Würde des Benehmens,
-Selbstachtung und jenes edle Zartgefühl besaßen, welches die
-Entehrung mehr fürchtet als den Tod. Ein Gentleman dieser Art,
-dessen Kleider von jahrelangem Schmutze besudelt waren und in dessen
-Hütte es ärger roch als in einem englischen Schweinestall, machte häufig
-die Honneurs dieser Hütte mit einem vornehmen Anstande, welcher des
-glänzenden Hofzirkels von Versailles würdig gewesen wäre. Obwohl er
-eben so wenig Büchergelehrsamkeit besaß, wie der einfältigste Ackerknecht
-England&rsquo;s, so würde es doch ein grober Irrthum gewesen sein, hätte man
-ihn auf eine Stufe der Intelligenz mit diesen Ackerknechten stellen wollen.
-Mit einer Wissenschaft kann der Mensch allerdings nur durch Lesen genau
-bekannt werden. Aber die Künste der Poesie und der Beredtsamkeit können
-in einem Zeitalter wo Bücher gänzlich oder doch fast gänzlich unbekannt
-sind, der absoluten Vollkommenheit nahe gebracht werden und einen großen
-Einfluß auf den Volksgeist ausüben. Der erste große Lebens- und Sittenmaler
-<a id="page-XIII.46" class="pagenum" title="XIII.46"></a>
-hat mit einer Lebendigkeit, welche keinen Zweifel zuließ, daß er
-die Natur treu copirte, den Eindruck geschildert, den Beredtsamkeit und
-Gesang auf Zuhörer machten, die nicht einmal das Alphabet kannten.
-Es ist wahrscheinlich, daß bei den Berathungen der Hochländer Männer,
-welche dem Amte eines Dorfgerichtsschreibers nicht gewachsen gewesen
-waren, Fragen über Krieg und Frieden, über Tribut und Huldigung
-mit einem eines Halifax und Caermarthen würdigen Scharfsinn erörterten,
-und daß bei den Banketen der Hochländer Minstrels, die nicht lesen
-konnten, zuweilen Rhapsodien vortrugen, in denen ein verständiger Kritiker
-Stellen gefunden haben würde, die ihn an die lieblichen Verse Otway&rsquo;s
-oder an die kräftigen Strophen Dryden&rsquo;s erinnert hätten.
-</p>
-
-<p class="noindent">
-Es gab daher schon damals Beweise genug für die Rechtfertigung
-des Glaubens, daß der Celte durch keine natürliche Inferiorität dem
-Sachsen weit nachstand. Man hätte mit Gewißheit voraussagen können,
-daß, wenn eine energische Polizei es dem Hochländer unmöglich gemacht
-hätte, ihm zugefügtes Unrecht durch Gewalt zu rächen und sich seine Bedürfnisse
-durch Raub zu verschaffen, wenn seine Anlagen durch den bildenden
-Einfluß der protestantischen Religion und der englischen Sprache entwickelt
-würden, wenn er die Zuneigung und Achtung, mit denen er sein
-kleines Gemeinwesen und seinen kleinen Fürsten betrachten gelernt hatte,
-auf sein Vaterland und dessen rechtmäßige Obrigkeit übertragen könnte,
-das Königreich einen großen Zuwachs an Kraft für alle Zwecke des Friedens
-wie des Kriegs erlangen würde.
-</p>
-
-<p>
-So würde ohne Zweifel der Ausspruch eines unterrichteten und unparteiischen
-Richters gelautet haben. Aber einen solchen Richter gab es
-damals nicht. Die von den gälischen Provinzen weit entfernt wohnenden
-Sachsen konnten nicht gut unterrichtet sein, und die in der Nähe dieser
-Provinzen wohnenden Sachsen konnten nicht unparteiisch sein. Zwischen
-Grenzbewohnern sind nationale Feindschaften jederzeit am heftigsten gewesen,
-und die Feindschaft zwischen den Grenzbewohnern des Hochlandes
-und denen des Niederlandes längs der ganzen Grenze war das Erzeugniß
-von Jahrhunderten und wurde durch beständige Reibungen immer frisch
-erhalten. Einmal wurden ganze Quadratmeilen Weideland von bewaffneten
-Räubern aus dem Gebirge verwüstet. Ein andermal hingen ein
-Dutzend Plaids in einer Reihe an den Galgen von Crieff oder Stirling.
-Es wurden zwar auf dem streitigen Gebiete Jahrmärkte zum nothwendigen
-Austausch von Waaren gehalten. Aber zu diesen Jahrmärkten kamen
-beide Theile kampfgerüstet, und der Tag endete oftmals mit Blutvergießen.
-So war der Hochländer ein Gegenstand des Hasses für seine sächsischen
-Nachbarn, und von seinen sächsischen Nachbarn erfuhren die weiter von
-ihm entfernt wohnenden Sachsen das Wenige, was sie über seine Sitten
-und Gewohnheiten zu erfahren wünschten. Wenn die Engländer sich
-einmal herabließen, an ihn zu denken &mdash; und dies geschah selten &mdash; so
-betrachteten sie ihn als einen schmutzigen, gemeinen Wilden, als einen
-Sklaven, einen Papisten, einen Halsabschneider und Räuber.<a class="fnote" href="#footnote-63" id="fnote-63">[63]</a>
-</p>
-
-<p>
-<a id="page-XIII.47" class="pagenum" title="XIII.47"></a>
-Diese geringschätzende Abneigung erhielt sich bis zum Jahre 1745,
-worauf derselben für kurze Zeit eine heftige Furcht und Wuth folgte.
-Das ernstlich besorgte England bot seine ganze Macht auf und die Hochländer
-wurden rasch, vollständig und für immer unterworfen. Eine kurze
-Zeit lang schnaubte die englische Nation, noch erhitzt von dem neuerlichen
-Kampfe, nichts als Rache. Das Gemetzel auf dem Schlachtfelde und auf
-dem Schaffote genügte nicht, um den öffentlichen Blutdurst zu stillen.
-Der Anblick des Tartan reizte den Pöbel von London zu einem Hasse,
-der sich durch unmännliche Mißhandlungen an wehrlosen Gefangenen
-äußerte. Eine politische und sociale Umwälzung fand in der ganzen
-celtischen Region statt. Die Macht der Häuptlinge wurde gebrochen, das
-Volk entwaffnet, der Gebrauch der alten Nationaltracht verboten, den
-alten räuberischen Gewohnheiten wirksam Einhalt gethan, und kaum war
-diese Veränderung durchgeführt, so begann ein sonderbarer Umschwung
-der öffentlichen Meinung. Mitleid trat an die Stelle des Widerwillens.
-Die Nation verwünschte die an den Hochländern verübten Grausamkeiten
-und vergaß, daß sie selbst für diese Grausamkeiten verantwortlich war.
-Die nämlichen Londoner, welche, so lange der Marsch Derby&rsquo;s noch in
-frischem Andenken war, die gefangenen Rebellen verhöhnt und mit Steinen
-geworfen hatten, gaben jetzt dem Fürsten, der den Aufstand niedergeworfen,
-den Spottnamen des &bdquo;Schlächters&ldquo;. Die barbarischen Institutionen und
-Gebräuche, die kein Sachse zur Zeit ihres Bestehens einer ernsten Prüfung
-werth gehalten und von denen er nie anders als mit Verachtung
-gesprochen, hatten nicht sobald aufgehört zu existiren, als sie Gegenstände
-der Neugierde, des Interesses und selbst der Bewunderung wurden. Kaum
-waren die Häuptlinge einfache Grundherren geworden, so begann man
-auch schon gehässige Vergleiche zwischen der Habgier des Grundherrn und
-der Nachsicht des Häuptlings anzustellen. Man schien vergessen zu haben,
-<a id="page-XIII.48" class="pagenum" title="XIII.48"></a>
-daß das alte gälische Staatswesen für unvereinbar mit der Autorität des
-Gesetzes befunden worden war, das Fortschreiten der Civilisation gehemmt
-und mehr als einmal den Fluch des Bürgerkriegs über das Land gebracht
-hatte. Wie man früher nur die abschreckende Seite dieses Staatswesens
-gesehen hatte, so sah man jetzt nur die anziehende Seite desselben. Das
-alte Band, sagte man, sei ein verwandtschaftliches gewesen, das neue sei
-ein rein commercielles. Könne es etwas Beklagenswertheres geben, als
-daß der Häuptling eines Stammes um eines geringfügigen Pachtrückstandes
-willen Pächter vertreibe, die sein eigen Fleisch und Blut seien und
-deren Vorfahren oftmals auf dem Schlachtfelde mit ihren Leibern seine
-Vorfahren gedeckt hätten? So lange es gälische Räuber gab, waren sie
-von der sächsischen Bevölkerung als hassenswerthes Ungeziefer betrachtet
-worden, das ohne Gnade vertilgt werden müsse. Sobald aber die Vertilgung
-bewerkstelligt, sobald das Vieh in den Engpässen von Perthshire
-eben so sicher war als auf dem Markte zu Smithfield, wurde der Freibeuter
-zu einem Romanhelden verherrlicht. So lange die gälische Tracht
-getragen wurde, hatten die Sachsen sie für häßlich, für lächerlich, ja sogar
-für höchst unanständig erklärt. Bald nachdem dieselbe verboten worden,
-machten sie die Entdeckung, daß sie das anmuthigste Gewand von
-Europa war. Die gälischen Bauwerke, die gälischen Gebräuche, der
-gälische Aberglaube, die gälischen Dichtungen, seit vielen Jahrhunderten
-geringschätzend vernachlässigt, begannen von dem Augenblicke an, wo die
-gälischen Eigenthümlichkeiten zu verschwinden anfingen, die Aufmerksamkeit
-der Gelehrten auf sich zu ziehen. Dieser Impuls war so stark, daß,
-wo die Hochlande im Spiele waren, einsichtsvolle Männer unbewiesenen
-Geschichten bereitwillig Glauben schenkten und Männer von Geschmack ganz
-werthlosen Compositionen einen überspannten Beifall zollten. Epische Gedichte,
-welche jeder geübte und vorurtheilsfreie Kritiker auf den ersten
-Blick als fast gänzlich modern erkannt haben würde und die, wenn sie als
-moderne Erzeugnisse veröffentlicht worden wären, sofort den ihnen gebührenden
-Platz neben Blackmore&rsquo;s <span class="antiqua">Alfred</span> und Wilkie&rsquo;s <span class="antiqua">Epigoniad</span> gefunden
-haben würden, wurden für funfzehnhundert Jahr alt erklärt und
-allen Ernstes der Iliade zur Seite gestellt. Schriftsteller von ganz andrer
-Art als die Betrüger, welche diese Fälschungen fabrizirten, sahen ein,
-welcher gewaltige Eindruck durch geschickte Schilderungen des früheren
-Hochlandlebens hervorgebracht werden könnte. Alles Widerwärtige wurde
-gemildert, alles Schöne und Edle mit besonderem Nachdruck hervorgehoben.
-Einige dieser Werke waren mit so bewundernswerthem Geschick
-abgefaßt, daß sie, wie die historischen Stücke Shakespeare&rsquo;s, die Geschichte
-ersetzten. Die Phantasiegebilde des Dichters wurden für seine Leser zu
-Wirklichkeiten, die Orte, welche er beschrieb, wurden geheiligte Stätten
-und das Ziel von Tausenden von Pilgern. Bald war die Phantasie des
-Volks so ausschließend beschäftigt mit Plaids, Tartschen und Claymores,
-daß die meisten Engländer die Namen Schotte und Hochländer als gleichbedeutend
-betrachteten. Nur wenige schienen zu wissen, daß zu einer noch
-nicht fernen Zeit ein Macdonald oder ein Macgregor in seinem Tartan
-einem Bürger von Edinburg oder Glasgow das war, was ein indianischer
-Jäger in seinem Kriegsschmucke einem Bewohner von Philadelphia oder
-Boston ist. Künstler und Schauspieler stellten Bruce und Douglas in
-gestreiften kurzen Röcken dar. Eben so gut hätten sie Washington den
-Tomahawk schwingend und mit einer Reihe Skalpen umgürtet darstellen
-<a id="page-XIII.49" class="pagenum" title="XIII.49"></a>
-können. Endlich erreichte diese Mode einen Punkt, der nicht leicht
-überschritten werden konnte. Der letzte britische König, der in Holyrood
-residirte, glaubte keinen glänzenderen Beweis von seiner Achtung vor den
-Gebräuchen, welche vor der Union in Schottland geherrscht hatten, geben
-zu können, als indem er sich in einen Anzug kleidete, den vor der Union
-neun Schotten unter zehn für die Tracht eines Banditen erklärt haben
-würden.
-</p>
-
-<p>
-So ist es gekommen, daß die alten gälischen Institutionen und Sitten
-nie in dem einfachen Lichte der Wahrheit dargestellt worden sind. Bis in
-die Mitte des vorigen Jahrhunderts wurden sie durch ein falsches Medium
-gesehen; seitdem sind sie durch ein andres gesehen worden. Früher
-schimmerten sie nur undeutlich durch den verdunkelnden und entstellenden
-Nebel des Vorurtheils, und dieser Nebel hatte sich kaum zerstreut, so erschienen
-sie glänzend in den reichsten Farben der Poesie. Die Zeit, wo
-ein vollkommen treues Bild hätte entworfen werden können, ist jetzt vorbei.
-Das Original ist längst verschwunden, eine authentische Copie existirt
-nicht und Alles was noch möglich, ist die Herstellung einer unvollkommenen
-Aehnlichkeit mit Hülfe zweier Portraits, von denen das eine eine
-plumpe Karrikatur, das andre ein Meisterstück der Schmeichelei ist.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-44">
-Eigenthümlicher Character des Jakobitismus in den
-Hochlanden.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Unter den falschen Begriffen, die sich in Bezug auf die
-Geschichte und den Character der Hochländer allgemein verbreitet haben,
-muß namentlich einer berichtigt werden. Während des Jahrhunderts, das
-mit dem Feldzuge Montrose&rsquo;s begann und mit dem Feldzuge des jungen
-Prätendenten schloß, wurde jede im Interesse des Hauses Stuart auf
-britischem Boden vollbrachte große kriegerische That durch die Tapferkeit
-gälischer Stämme vollbracht. Die Engländer haben daher ganz natürlich
-diesen Stämmen die Denkungsart englischer Cavaliere zugeschrieben: eine
-tiefe Ehrfurcht vor der königlichen Würde und eine begeisterte Anhänglichkeit
-an die königliche Familie. Eine nähere Untersuchung wird jedoch
-ergeben, daß die Stärke dieser Gefühle bei den celtischen Clans sehr überschätzt
-worden ist.
-</p>
-
-<p>
-Wenn wir die Geschichte unserer bürgerlichen Zwistigkeiten studiren,
-dürfen wir nie vergessen, daß dieselben Namen, Kennzeichen und Kriegsrufe
-in verschiedenen Theilen der britischen Inseln eine ganz verschiedene
-Bedeutung hatten. Wir haben bereits gesehen, wie wenig der irische Jakobitismus
-und der englische Jakobitismus mit einander gemein hatten.
-Der Jakobitismus des schottischen Hochländers war, wenigstens im 17.
-Jahrhundert, eine dritte, von den beiden anderen ganz verschiedene Varietät.
-Die gälische Bevölkerung war in der That weit davon entfernt,
-die Prinzipien des passiven Gehorsams und des Nichtwiderstandes anzuerkennen.
-Das ganze alltägliche Leben dieser Bevölkerung war eigentlich
-aus Ungehorsam und Widerstand zusammengesetzt. Gerade einige von denjenigen
-Clans, die man allgemein als so enthusiastisch loyal zu schildern
-gewohnt war, daß sie bereit sein würden, bis zum Tode treu zu Jakob
-zu halten, selbst wenn er im Unrecht wäre, hatten, so lange er auf dem
-Throne saß, seiner Autorität nie die geringste Achtung gezollt, selbst wenn
-er offenbar im Rechte war. Es war ihre Gewohnheit, ihr Beruf gewesen,
-ihm ungehorsam zu sein und ihm zu trotzen. Einige von ihnen
-waren wegen des Verbrechens der Widerspenstigkeit gegen seine gesetzmäßigen
-Befehle wirklich unter Hörnerklang proscribirt worden und würden
-<a id="page-XIII.50" class="pagenum" title="XIII.50"></a>
-ohne Besinnen jeden seiner Beamten, der sich über die Gebirgspässe
-hinaus gewagt hätte, um seinen Befehl zu vollziehen, in Stücke zerrissen
-haben. Die englischen Whigs wurden von ihren Gegnern beschuldigt, daß
-sie bezüglich des dem Staatsoberhaupte gebührenden Gehorsams gefährlich
-lockeren Prinzipien huldigten. Indessen hat kein ehrenwerther englischer
-Whig jemals den Aufruhr vertheidigt, außer als ein seltenes und extremes
-Mittel gegen seltene und extreme Uebel. Aber unter den celtischen Häuptlingen,
-deren Loyalität das Thema so vieler feuriger Lobpreisungen gewesen
-ist, gab es mehrere, deren ganze Existenz vom Knabenalter an ein
-einziger langer Aufruhr war. Von solchen Männern durfte man offenbar
-nicht erwarten, daß sie die Revolution in dem Lichte betrachten würden,
-in welchem dieselbe einem oxforder Eidverweigerer erschien. Auf der andren
-Seite wurden sie nicht, wie die eingebornen Irländer, durch Widerwillen
-gegen die sächsische Oberherrschaft zur Ergreifung der Waffen gedrängt;
-der schottische Celte war dieser Herrschaft niemals unterworfen
-gewesen. Er bewohnte sein eignes wildes und unfruchtbares Gebiet und
-beobachtete seine eigenen nationalen Gebräuche. In seinem Verkehr mit
-den Sachsen war er eher der Bedrücker als der Bedrückte. Er erpreßte
-Räubertribut von ihnen, entführte ihre Schaf- und Rinderheerden, und
-selten wagten sie es, ihn in seine heimathliche Wildniß zu verfolgen. Sie
-hatten nie sein ödes Moos- und Kiesland unter sich vertheilt. Er hatte
-nie den Thurm seiner erblichen Häuptlinge von einem Usurpator in Besitz
-nehmen sehen, der nicht gälisch sprach und der auf Alle die es sprachen,
-wie auf rohes Sklavenvolk herabsah, auch waren seine nationalen und
-religiösen Gefühle nie durch die Macht und durch den Glanz einer Kirche
-beleidigt worden, die er als eine ausländische und zugleich ketzerische betrachtete.
-</p>
-
-<p>
-Der wahre Grund der Bereitwilligkeit, mit der ein großer Theil der
-Bevölkerung der Hochlande im Laufe des 17. Jahrhunderts zweimal für
-die Stuarts das Schwert zog, ist in den inneren Zwistigkeiten zu suchen,
-welche die Republik der Clans spaltete. Denn es gab eine Republik der
-Clans, das verkleinerte Ebenbild der großen Republik der europäischen
-Nationen. In der kleineren von diesen beiden Republiken, wie in der
-größeren, gab es Kriege, Verträge, Alliancen, Streitigkeiten wegen Gebiet
-und Vorrang, ein System des öffentlichen Rechts und ein Gleichgewicht
-der Macht. Dabei existirte eine unerschöpfliche Quelle der Unzufriedenheit
-und Zwietracht. Einige Jahrhunderte früher war das Feudalsystem
-in das Gebirgsland eingeführt worden, hatte aber das patriarchalische
-System weder vernichtet, noch sich vollständig mit demselben
-amalgamirt. Gewöhnlich war Derjenige, der nach der normännischen Verfassung
-Lord war, auch Häuptling nach der celtischen Verfassung, und
-in diesem Falle war kein Streit. Waren aber die beiden Charactere getrennt,
-so concentrirte sich der ganze willige und loyale Gehorsam auf
-den Häuptling. Der Lord hatte nur das, was er durch Gewalt erlangen
-und behaupten konnte. Wenn er mit Hülfe seines eignen Stammes Pächter,
-die einem andren Stamme angehörten, sich unterthan zu erhalten
-vermochte, so herrschte eine Tyrannei von Clan gegen Clan, vielleicht
-die heftigste von allen Formen der Tyrannei.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-45">
-Eifersucht auf den Einfluß der Campbells.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Verschiedene
-Stämme hatten sich zu verschiedenen Zeiten zu einem Ansehen erhoben,
-das allgemeine Furcht und Neid erweckt hatte. Die Macdonalds hatten
-<a id="page-XIII.51" class="pagenum" title="XIII.51"></a>
-früher einmal auf den Hebriden und in dem ganzen Gebirgslande von
-Argyleshire und Inverneßshire ein Uebergewicht besessen ähnlich dem, welches
-das Haus Oesterreich einst in der Christenheit besaß. Aber das Uebergewicht
-der Macdonalds war, wie das des Hauses Oesterreich, verschwunden,
-und die Campbell&rsquo;s, die Kinder Diarmid&rsquo;s, waren in den Hochlanden
-das geworden, was die Bourbons in Europa geworden waren. Der Vergleich
-könnte noch weiter fortgeführt werden. Aehnliche Beschuldigungen
-wie man sie der französischen Regierung zur Last zu legen pflegte, wurden
-den Campbells zur Last gelegt. Eine besondere Gewandtheit, ein besonderer
-äußerer Schein von Eleganz, eine besondere Verachtung aller eingegangenen
-Verpflichtungen wurden mit oder ohne Grund dem gefürchteten
-Stamme zugeschrieben. &bdquo;Schön und falsch wie ein Campbell&ldquo; wurde ein
-Sprichwort. Es hieß, ein Mac Callum More nach dem andren habe mit
-unermüdlichem, gewissenlosem und unbeugsamem Ehrgeize Berg auf Berg
-und Insel auf Insel zu den ursprünglichen Besitzungen seines Hauses gehäuft.
-Einige Stämme waren aus ihrem Gebiet vertrieben, andere zur
-Zahlung eines Tributs gezwungen, noch andere den Eroberern einverleibt
-worden. So war endlich die Zahl der waffenfähigen Männer, welche den
-Namen Campbell führten, stark genug, um den vereinten Streitkräften
-aller übrigen weltlichen Clans im Felde die Spitze zu bieten.<a class="fnote" href="#footnote-64" id="fnote-64">[64]</a> Während
-der bürgerlichen Unruhen, welche im Jahre 1638 begannen, erreichte die
-Macht dieser ehrgeizigen Familie ihren Höhepunkt. Der Marquis von
-Argyle war ebensowohl das Oberhaupt einer Partei wie der Häuptling
-eines Stammes. Im Besitze zweier verschiedenen Arten von Autorität,
-bediente er sich jeder derselben in solcher Weise, daß er damit die andre
-erweiterte und verstärkte. Der notorische Umstand, daß er die Claymores
-von fünftausend halbheidnischen Gebirgsbewohnern ins Feld bringen konnte,
-vermehrte seinen Einfluß bei den strengen Presbyterianern, welche den
-Geheimen Rath und die Generalversammlung von Edinburg füllten, und
-sein Einfluß in Edinburg vermehrte wieder den Schrecken, den sein Name
-im Gebirge verbreitete. Von allen Fürsten der schottischen Hochlande,
-deren Geschichte uns näher bekannt ist, war er der mächtigste und gefürchtetste.
-Während seine Nachbarn die Zunahme seiner Macht mit einer
-Wuth beobachteten, welche die Furcht kaum niederzuhalten vermochte, rief
-Montrose sie zu den Waffen. Dem Aufrufe ward bereitwilligst Folge geleistet
-und eine mächtige Coalition von Clans zog in den Krieg, dem
-Namen nach für König Karl, in Wirklichkeit aber gegen Mac Callum
-More. Wer die Geschichte dieses Kampfes studirt hat, wird nicht leicht
-zweifeln können, daß, wenn Argyle die Sache der Monarchie unterstützt
-hätte, seine Nachbarn sich gegen dieselbe erklärt haben würden. Achtbare
-Schriftsteller erzählen von dem Siege, den die Royalisten bei Inverlochy
-über die Rebellen erfochten. Aber die in der Nähe des Ortes wohnenden
-Landleute stellen die Sache richtiger dar. Sie sprechen von der großen
-Schlacht, welche dort die Macdonalds gegen die Campbells gewannen.
-</p>
-
-<p>
-<a id="page-XIII.52" class="pagenum" title="XIII.52"></a>
-Die Gesinnungen, welche die Koalition gegen den Marquis von
-Argyle hervorgerufen hatten, bestanden noch lange nach seinem Tode in
-ihrer ganzen Stärke fort. Sein Sohn, der Earl Archibald, erbte, obwohl
-er ein Mann von vielen ausgezeichneten Tugenden war, mit der
-Macht seiner Vorfahren zu gleicher Zeit auch die Unpopularität, die eine
-fast unausbleibliche Folge einer solchen Macht war. Im Jahre 1675 bildeten
-mehrere kriegslustige Stämme eine Conföderation gegen ihn, mußten
-sich aber der überlegenen Macht fügen, die ihm zu Gebote stand. Es
-herrschte daher von einer Meeresküste bis zur andren große Freude, als
-er im Jahre 1681 auf eine geringfügige Anschuldigung hin vor Gericht
-gestellt, zum Tode verurtheilt, ins Exil getrieben und seiner Titel beraubt
-wurde. Groß war der Schrecken, als er 1685 aus der Verbannung zurückkehrte
-und das feurige Kreuz aussandte, um seine Stammesgenossen
-unter seine Fahne zu rufen, und wieder war große Freude, als sein Unternehmen
-gescheitert, als seine Armee zusammengeschmolzen, als sein Kopf
-auf das Tolbooth von Edinburg gesteckt worden war und als die Häuptlinge,
-die ihn als einen Unterdrücker betrachtet, unter leichten Bedingungen
-von der Krone Erlassung alter Verbindlichkeiten und Verleihung
-neuer Titel erlangt hatten. Während England und Schottland allgemein
-Jakob&rsquo;s Tyrannei verabscheuten, wurde er in Appin und Lochaber, in
-Glenroy und Glenmore als ein Befreier verehrt.<a class="fnote" href="#footnote-65" id="fnote-65">[65]</a> Der durch die Macht
-und den Ehrgeiz des Hauses Argyle erregte Haß war selbst dann noch
-nicht gekühlt, als das Oberhaupt dieses Hauses hingeopfert, als seine
-Kinder landesflüchtig waren, als fremde Truppen die Besatzung des Schlosses
-Inverary bildeten und als das ganze Ufer des Fynesees durch Feuer und
-Schwert verwüstet war. Man sagte, der schreckliche Präcedenzfall mit
-den Macgregors müsse wiederholt und es als ein Verbrechen erklärt werden,
-den verhaßten Namen Campbell zu tragen.
-</p>
-
-<p>
-Da änderte sich plötzlich Alles. Die Revolution kam und der Erbe
-Argyle&rsquo;s kehrte triumphirend zurück. Er war, wie seine Vorgänger es
-gewesen, das Oberhaupt nicht nur eines Stammes, sondern auch einer
-Partei. Der Richterspruch, der ihn seines Eigenthums und seiner Titel
-beraubt hatte, wurde von der Majorität der Convention für null und
-nichtig angesehen. Die Thüren des Parlamentshauses wurden ihm geöffnet,
-er wurde unter dem ganzen schottischen Hochadel dazu auserwählt,
-den neuen Soverainen den Amtseid abzunehmen, und dazu ermächtigt,
-auf seinen Besitzungen eine Armee für den Dienst der Krone auszuheben.
-Jetzt war er unzweifelhaft so mächtig wie der mächtigste seiner Vorfahren.
-Unterstützt durch die Kraft der Regierung, verlangte er nun gewiß die
-Entrichtung aller der langjährigen schweren Zins- und Tributrückstände,
-die seine Nachbarn ihm schuldeten und übte Rache für alle Beleidigungen
-und Schmähungen, die seine Familie erduldet hatte.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-46">
-Die Stewarts und Macnaghtens.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Angst und Unruhe
-herrschte in den Schlössern von zwanzig Miniaturkönigen. Groß war die
-<a id="page-XIII.53" class="pagenum" title="XIII.53"></a>
-Besorgniß der Stewarts von Appin, deren Gebiet auf der einen Seite
-vom Meere und auf der andren vom Stamme Diarmid&rsquo;s eingezwängt
-war. Noch größer war die Bestürzung bei den Macnaghtens. Sie waren
-einst die Herren der schönen Thäler gewesen, durch welche die Ara und
-die Shira dem Fynesee zuströmen. Aber die Campbells hatten die Oberhand
-behalten. Die Macnaghtens waren zur Unterwerfung gezwungen
-worden und hatten von Geschlecht zu Geschlecht mit Furcht und Abscheu
-zu dem benachbarten Schlosse Inverary emporgeblickt. Neuerdings war
-ihnen eine vollkommene Emancipation versprochen worden. Eine Urkunde,
-kraft welcher ihrem Häuptlinge seine Besitzungen als unmittelbares Kronlehen
-zugeschrieben wurden, war ausgefertigt und harrte nur noch der
-königlichen Siegel, als die Revolution plötzlich eine Hoffnung zertrümmerte,
-welche nahe an Gewißheit grenzte.<a class="fnote" href="#footnote-66" id="fnote-66">[66]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-47">
-Die Macleans.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Die Macleans erinnerten sich, daß die Campbells
-vor nicht mehr als vierzehn Jahren in ihr Gebiet eingefallen, den
-Stammsitz ihres Häuptlings genommen und eine Besatzung in denselben
-gelegt hatten.<a class="fnote" href="#footnote-67" id="fnote-67">[67]</a> Noch ehe Wilhelm und Marie in Edinburg proklamirt
-worden, war ein Maclean, ohne Zweifel vom Oberhaupte seines Stammes
-abgesandt, über das Meer nach Dublin gekommen und hatte Jakob versichert,
-daß, wenn einige Bataillone aus Irland in Argyleshire landen
-sollten, sich ihnen sofort viertausendvierhundert Claymores anschließen
-würden.<a class="fnote" href="#footnote-68" id="fnote-68">[68]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-48">
-Die Camerons; Lochiel.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Ein ähnlicher Geist beseelte die Camerons.
-Ihr Oberhaupt, Sir Ewan Cameron von Lochiel, mit dem
-Beinamen der Schwarze, hatte in Bezug auf persönliche Eigenschaften
-unter den celtischen Fürsten nicht seines Gleichen. Er war ein leutseliger
-Gebieter, ein zuverlässiger Bundesgenosse und ein furchtbarer Feind. Sein
-Gesicht und seine Haltung waren von seltenem Adel. Einige Personen,
-die in Versailles gewesen waren, darunter der kluge und beobachtende
-Simon Lord Lovat, meinten, daß in Bezug auf Persönlichkeit und Manieren
-eine auffallende Aehnlichkeit zwischen Ludwig XIV. und Lochiel
-stattfinde, und wer die Portraits Beider mit einander vergleicht, wird bemerken,
-daß in der That einige Aehnlichkeit vorhanden war. In der
-Statur war jedoch ein großer Unterschied. Ludwig erreichte trotz seiner
-Schuhe mit hohen Absätzen und trotz einer mächtig hohen Perrücke kaum
-die Mittelgröße. Lochiel war lang und kräftig gebaut. In Behendigkeit
-<a id="page-XIII.54" class="pagenum" title="XIII.54"></a>
-und Geschicklichkeit im Gebrauche der Waffen kamen ihm wenige unter den
-Gebirgsbewohnern gleich. Er hatte mehr als einmal im Einzelkampfe gesiegt
-und war ein weit und breit berühmter Jäger. Er führte einen energischen
-Krieg gegen die Wölfe, welche bis zu seiner Zeit das Hochwild der Grampians
-zerrissen, und von seiner Hand fiel der letzte des blutdürstigen Gezüchts,
-das bekanntermaßen über unsre ganze Insel verbreitet war. Auch
-zeichnete sich Lochiel nicht weniger durch geistige wie durch körperliche
-Kräfte aus. Einem gebildeten und vielgereisten Engländer, der in Westminster
-unter Busby und in Oxford unter Aldrich die Classiker studirt,
-der im Umgange mit Mitgliedern der königlichen Societät etwas von den
-Wissenschaften und in den Galerien von Florenz und Rom etwas von den
-schönen Künsten gelernt hatte, würde er allerdings wohl unwissend erschienen
-sein. Aber obwohl Lochiel wenig Bücherkenntnisse besaß, so war
-er doch ungemein verständig bei Berathungen, beredtsam in der Debatte,
-erfinderisch in Auskunftsmitteln und geschickt in der Leitung des menschlichen
-Characters. Sein Verstand bewahrte ihn vor den Thorheiten, zu
-denen sich seine Bruderhäuptlinge oftmals durch Stolz und Zorn hinreißen
-ließen. Daher nannten Viele, die seine Bruderhäuptlinge als bloße
-Barbaren betrachteten, seinen Namen mit Achtung. Selbst bei der
-holländischen Gesandtschaft am St. James Square sprach man von ihm
-als von einem Manne, der an Einsicht und Muth nicht leicht seines
-Gleichen finden dürfte. Als Beschützer der Literatur kann er dem freigebigen
-Dorset zur Seite gestellt werden. Wie Dorset aus seiner Tasche
-Dryden eine Pension aussetzte, die seinem Einkommen als Hofpoet gleichkam,
-so soll Lochiel einem berühmten Barden, der von Räubern ausgeplündert
-worden und der in einer rührenden gälischen Ode um Almosen
-bat, drei Kühe und die kaum glaubliche Summe von fünfzehn Pfund
-Sterling geschenkt haben. Der Character dieses großen Häuptlings war
-in der That schon zweitausendfünfhundert Jahre vor seiner Geburt geschildert
-worden, und zwar &mdash; so groß ist die Macht des Genies &mdash; mit
-Farben, welche eben so viele Jahre nach seinem Tode noch frisch sein
-werden. Er war der Ulysses der Hochlande.<a class="fnote" href="#footnote-69" id="fnote-69">[69]</a>
-</p>
-
-<p>
-Er war Herr über ein großes Gebiet, bevölkert von einem Stamme,
-der keinen andren Gebieter, keinen andren Gott verehrte als ihn. Für
-dieses Gebiet war er jedoch dem Hause Argyle lehnspflichtig. Er war
-verpflichtet, seinem Lehnsherrn im Kriege beizustehen und ihm einen
-hohen Grundzins zu bezahlen. Diese Vasallenschaft hatte er allerdings
-schon in früher Jugend als erniedrigend und ungerecht betrachten gelernt.
-Während seiner Minderjährigkeit hatte er unter der Vormundschaft des
-<a id="page-XIII.55" class="pagenum" title="XIII.55"></a>
-klugen Marquis gestanden und war auf dem Schlosse Inverary erzogen
-worden. Mit dem achtzehnten Jahre aber riß sich der Knabe von der
-Autorität seines Vormundes los und focht tapfer für Karl I. wie für
-Karl II. Er wurde daher von den Engländern als ein Cavalier betrachtet,
-nach der Restauration in Whitehall gut aufgenommen und von Jakob&rsquo;s
-Hand zum Ritter geschlagen. Das Compliment jedoch, welches ihm bei
-einem seiner Besuche am englischen Hofe gemacht wurde, würde einem
-Sachsen nicht sehr schmeichelhaft erschienen sein. &bdquo;Nehmen Sie Ihre
-Taschen in Acht, Mylords,&ldquo; rief Se. Majestät, &bdquo;hier kommt der König
-der Diebe.&ldquo; Die Loyalität Lochiel&rsquo;s ist fast sprichwörtlich, aber sie war dem
-was man in England Loyalität nannte, ganz unähnlich. In den Protokollen
-des schottischen Parlaments war er zu den Zeiten Karl&rsquo;s II. als
-ein gesetzloser und rebellischer Mann geschildert, der aus eigner Machtvollkommenheit
-und mit souverainer Verachtung der königlichen Autorität
-Ländereien besitze.<a class="fnote" href="#footnote-70" id="fnote-70">[70]</a> Einmal erhielt der Sheriff von Inverneßshire von
-König Jakob Befehl, in Lochaber einen Gerichtstag zu halten. Lochiel,
-eifersüchtig auf diese Einmischung in seinen patriarchalischen Despotismus,
-erschien bei der Gerichtsverhandlung an der Spitze von vierhundert bewaffneten
-Camerons. Er affectirte große Achtung vor dem königlichen
-Befehl, ließ aber einige Worte fallen, welche von den Pagen und Waffenträgern,
-die jeden seiner Blicke scharf beobachteten, vollkommen verstanden
-wurden. &bdquo;Ist keiner meiner Burschen so gut, diesen Richter zum Teufel
-zu jagen? Ich habe sie schon Händel anfangen sehen, wo es weniger
-nöthig war.&ldquo; Im nächsten Augenblicke begann ein Zanken und Streiten
-unter der Menge, man wußte nicht wie oder wo. Hunderte von Dolchen
-blitzten, das Geschrei &bdquo;Hülfe!&ldquo; und &bdquo;Mörder!&ldquo; ertönte von allen Seiten,
-es kamen zahlreiche Verwundungen vor, zwei Menschen wurden getödtet,
-die Sitzung wurde in tumultuarischer Verwirrung aufgehoben und der
-geängstigte Sheriff mußte sich unter den Schutz des Häuptlings stellen,
-der ihn mit einem plausiblen Anschein von Achtung und Theilnahme sicher
-nach seiner Wohnung geleitete. Man muß lachen, wenn man daran denkt,
-daß der Mann, der diese That verübte, von Schriftstellern, welche Somers
-und Burnet als Verächter der legitimen Autorität der Landesherren
-tadeln, beständig als der zuverlässigste und pflichtgetreueste Unterthan gerühmt
-wird. Lochiel würde allerdings die Lehre vom Nichtwiderstande
-höhnend verlacht haben. Aber es gab kaum einen andren Häuptling in
-Inverneßshire, der durch den Sturz des Hauses Argyle mehr als er gewonnen
-oder triftigeren Grund gehabt hätte, die Restauration dieses
-Hauses zu fürchten. Die Maßnahmen der Convention konnten daher
-kaum einen andren Häuptling in Inverneßshire mehr beunruhigen und
-ärgern als ihn.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-49">
-Die Macdonalds.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Doch unter allen den Hochländern, welche
-die neueste Wendung des Geschicks mit peinlicher Besorgniß betrachteten,
-waren die Macdonalds die heftigsten und mächtigsten. Mehr als einer
-von den Magnaten, welche diesen weitverbreiteten Namen führten, machte
-Anspruch auf die Ehre, der rechtmäßige Nachfolger der Lords der Inseln
-zu sein, die noch im 15. Jahrhundert den Königen von Schottland den
-Vorrang streitig gemacht hatten. Dieser genealogische Streit, der bis auf
-<a id="page-XIII.56" class="pagenum" title="XIII.56"></a>
-unsre Zeit gewährt hat, verursachte viel Hader unter den Betheiligten.
-Alle aber stimmten darin überein, daß sie den früheren Glanz ihrer Dynastie
-zurückwünschten und das emporgekommene Geschlecht Campbell verabscheuten.
-Die alte Fehde hatte niemals geruht. Noch fortwährend
-wurde in Versen wie in Prosa wiederholt, daß der schönste Theil des
-den ehemaligen Oberhäuptern der gälischen Nation gehörenden Gebiets,
-Islay, wo sie mit königlicher Pracht gewohnt hatten, Jona, wo sie mit
-religiösem Pomp bestattet worden waren, die Berge von Jura, die reiche
-Halbinsel Kintyre, von den rechtmäßigen Besitzern auf den unersättlichen
-Mac Callum More übergegangen seien. Seit dem Sturze des Hauses
-Argyle konnten die Macdonalds, wenn sie auch ihre sonstige Macht nicht
-wiedererlangt hatten, sich wenigstens rühmen, daß gegenwärtig ihnen
-Niemand überlegen war. Von der Furcht vor ihrem mächtigen Feinde im
-Westen befreit, hatten sie ihre Waffen gegen schwächere Feinde im Osten,
-gegen den Clan Mackintosh und gegen die Stadt Inverneß gerichtet.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-50">
-Fehde zwischen den Macdonalds und den Mackintoshs.
-Inverneß.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Der Clan Mackintosh, ein Zweig eines alten und berühmten
-Stammes, der seinen Namen und sein Wappen von der wilden Katze
-der Wälder entlehnte, hatte einen Streit mit den Macdonalds, der sich,
-wenn man der Tradition glauben darf, aus den finsteren Zeiten herschrieb,
-wo die dänischen Seeräuber die Küsten Schottland&rsquo;s verwüsteten. Inverneß
-war eine sächsische Colonie unter den Celten, ein Bienenstock von Kaufleuten
-und Handwerkern inmitten einer Bevölkerung von Müßiggängern
-und Plünderern, ein einsamer Posten der Civilisation in einer Region
-von Barbaren. Obgleich die Gebäude nur einen kleinen Theil des Flächenraumes
-bedeckten, den sie gegenwärtig einnehmen; obgleich die Ankunft
-einer Brigg im Hafen ein seltenes Ereigniß war; obgleich die Börse den
-Mittelpunkt einer schmutzigen Straße bildete, in der ein Marktkreuz stand,
-das große Aehnlichkeit mit einem zerbrochenen Meilenzeiger hatte; obgleich
-die Sitzungen des Gemeinderaths in einem armseligen Gebäude mit schmucklosen
-Wänden gehalten wurden; obgleich die besten Häuser von der Art
-waren, daß sie jetzt bloße Hütten genannt werden würden; obgleich die
-besten Dächer von Stroh waren; obgleich die besten Zimmerdecken aus
-rohem Gebälk bestanden; obgleich die besten Fenster wegen mangelnder
-Scheiben bei schlechtem Wetter mit Läden verschlossen wurden; obgleich
-die geringeren Wohnungen bloße Erdhütten waren, in denen Fässer mit
-ausgeschlagenem Boden die Stelle der Kamine vertraten, so war doch
-diese Stadt in den Augen des Gebirgsbewohners der Grampians wie ein
-Babylon oder Tyrus. Nirgend anderwärts hatte er mehrere hundert
-Häuser, zwei Kirchen und ein Dutzend Malzdarren beisammengesehen.
-Nirgend anderwärts war er durch den Glanz von Budenreihen geblendet
-worden, wo Messer, Hornlöffel, zinnerne Kessel und bunte Bänder zum
-Verkauf ausgestellt waren. Nirgend anderwärts war er an Bord eines
-der gewaltigen Schiffe gewesen, welche Wein und Zucker aus Ländern
-brachten, die weit über die Grenzen seiner Geographie hinaus lagen.<a class="fnote" href="#footnote-71" id="fnote-71">[71]</a>
-<a id="page-XIII.57" class="pagenum" title="XIII.57"></a>
-Es kann nicht Wunder nehmen, daß die stolzen und kriegerischen Macdonalds,
-welche zwar die friedliche Industrie verachteten, denen aber nach
-den Früchten dieser Industrie gelüstete, mit den Bewohnern von Inverneß
-eine Reihe von Händeln anfingen. Unter der Regierung Karl&rsquo;s II. hatte
-man gefürchtet, daß die Stadt von diesen rohen Nachbarn erstürmt und
-geplündert werden würde. Die Friedensbedingungen, welche sie anboten,
-bewiesen, wie wenig sie nach der Autorität des Fürsten und des Gesetzes
-fragten. Sie verlangten, daß ihnen ein schwerer Tribut bezahlt werden,
-daß die Municipalbehörden sich eidlich verpflichten sollten, jeden Bürger,
-der das Blut eines Macdonald vergösse, der Rache des Clans auszuliefern,
-und daß jeder Bürger, sobald er irgendwo Jemandem begegnete,
-der den Tartan der Macdonalds trüge, zum Zeichen seiner Unterwerfung
-die Waffen strecken solle. Nie hatte Ludwig XIV., selbst nicht als er
-zwischen Utrecht und Amsterdam lagerte, die Generalstaaten mit so despotischem
-Uebermuthe behandelt.<a class="fnote" href="#footnote-72" id="fnote-72">[72]</a> Durch die Vermittelung des schottischen
-Geheimraths kam ein Vergleich zu Stande; aber die alte Feindschaft verminderte
-sich nicht.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-51">
-Inverneß wird von Macdonald von Keppoch bedroht.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Gemeinsame Feindschaften und gemeinsame Befürchtungen erzeugten ein
-gutes Einvernehmen zwischen der Stadt und dem Clan Mackintosh. Der
-Feind, den Beide am meisten haßten und fürchteten, war Colin Macdonald
-von Keppoch, ein Musterexemplar von ächtem hochländischen Jakobiten.
-Keppoch hatte Zeit seines Lebens die Autorität der Krone verhöhnt
-und sich derselben widersetzt. Er war zu wiederholten Malen bei seiner
-Unterthanenpflicht aufgefordert worden, von seinem gesetzwidrigen Treiben
-abzulassen, hatte aber jede solche Ermahnung mit Verachtung behandelt.
-Die Regierung wollte jedoch nicht zu extremen Maßregeln gegen ihn
-greifen, und er herrschte noch lange ungestört über die stürmischen Berggipfel
-von Coryarrick und über die gigantischen Terrassen, welche noch
-jetzt die Grenzen des einstigen Sees von Glenroy bezeichnen. Er war berühmt
-wegen seiner Kenntniß aller Schluchten und Höhlen dieser traurigen
-Gegend, und seine Geschicklichkeit, eine Viehheerde bis in die entlegensten
-Schlupfwinkel zu verfolgen, war so groß, daß man ihm den Beinamen
-&bdquo;Coll der <a id="corr-13"></a>Kühe&ldquo; gegeben hatte.<a class="fnote" href="#footnote-73" id="fnote-73">[73]</a> Endlich zwangen seine frechen
-Verletzungen des Gesetzes den Geheimrath, energische Maßregeln gegen
-ihn zu ergreifen. Er wurde für einen Rebellen erklärt, Androhungen
-von Feuer und Schwert wurden unter dem Siegel Jakob&rsquo;s gegen ihn erlassen,
-und wenige Wochen vor der Revolution rückte ein königliches
-Truppencorps, unterstützt durch die gesammte Streitmacht der Mackintoshs,
-in Keppoch&rsquo;s Gebiet ein. Er lieferte den Eingedrungenen eine Schlacht
-und siegte. Die Truppen des Königs wurden in die Flucht geschlagen,
-ihr Anführer wurde getödtet, und zwar durch einen Helden, dessen Loyalität
-gegen den König viele Schriftsteller sehr wohlgefällig dem factiösen
-Ungestüm der Whigs gegenübergestellt haben.<a class="fnote" href="#footnote-74" id="fnote-74">[74]</a>
-</p>
-
-<p>
-<a id="page-XIII.58" class="pagenum" title="XIII.58"></a>
-Wenn Keppoch jemals die geringste Ehrfurcht vor der Regierung gehabt
-hatte, so wurde dieses Gefühl durch die allgemeine Anarchie, welche
-auf die Revolution folgte, völlig in ihm erstickt. Er verwüstete das Gebiet
-Mackintosh&rsquo;s, marschirte gegen Inverneß und drohte der Stadt mit
-Zerstörung. Die Gefahr war groß. Die Häuser waren nur von einer
-Mauer umgeben, auf welche Zeit und Wetter so verderblich eingewirkt
-hatten, daß sie bei jedem Sturme wankte. Dennoch zeigten die Einwohner
-einen kecken Trotz und ihr Muth wurde durch ihre Prediger angefeuert.
-Sonntag der 28. April war ein Tag der Angst und Verwirrung. Die
-Wilden streiften um die kleine sächsische Colonie herum wie eine Heerde
-hungriger Wölfe um eine Schafhürde. Keppoch drohte und bramarbasirte,
-er werde mit allen seinen Leuten in die Stadt dringen und sie plündern.
-Inzwischen versammelten sich die Bürger bewaffnet auf dem Marktplatze,
-um die Reden ihrer Geistlichen anzuhören. Der Tag verging, ohne daß
-ein Sturm erfolgte, und der Montag und Dienstag verstrichen unter großer
-Angst. Da erschien ein unerwarteter Vermittler.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-52">
-Dundee erscheint in Keppoch&rsquo;s Lager.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Dundee hatte sich
-nach seiner Flucht von Edinburg auf seinen Landsitz in dem Thale zurückgezogen,
-durch welches der Glamis dem ehemaligen Schlosse Macbeth&rsquo;s
-zuströmt. Dort blieb er einige Zeit ruhig. Er betheuerte, daß er nicht
-die Absicht habe, sich der neuen Regierung zu widersetzen, er erklärte sich
-bereit nach Edinburg zurückzukehren, wenn er nur gewiß sein dürfe, gegen
-ungesetzliche Gewalt geschützt zu werden, und er erbot sich, sein Ehrenwort
-zu geben, oder, wenn dies nicht genüge, Caution zu erlegen, daß
-er sich ruhig verhalten wolle. Einige von seinen alten Soldaten hatten
-ihn begleitet und bildeten eine Besatzung von hinreichender Stärke, um
-sein Haus gegen die Presbyterianer der Umgegend zu beschützen. Hier
-hätte er möglicherweise unbehelligt und harmlos bleiben können, wenn
-nicht ein Vorfall, für den er nicht verantwortlich war, seine Feinde unversöhnlich
-gemacht und ihn zur Verzweiflung getrieben hätte.<a class="fnote" href="#footnote-75" id="fnote-75">[75]</a>
-</p>
-
-<p>
-Ein Emissär Jakob&rsquo;s war mit Briefen an Dundee und Balcarras
-von Irland nach Schottland hinübergefahren. Dies erweckte Verdacht.
-Der Bote wurde festgenommen, verhört und durchsucht und die Briefe
-bei ihm gefunden. Einige davon gingen von Melfort aus und waren
-seiner würdig. Jede Zeile verrieth die Eigenschaften, die ihn zu einem
-Gegenstande des Abscheus für sein Vaterland und zum Liebling seines Gebieters
-gemacht hatten. Er verkündete jubilirend den nahen Anbruch des
-Tages der Rache und der Beraubung, des Tages, an welchem das Eigenthum
-der Rebellen unter die Loyalen vertheilt und wo Viele, welche angesehen
-und reich gewesen, Verbannte und Bettler sein würden. Der
-König, sagte Melfort, sei entschlossen, Strenge zu üben. Die Erfahrung
-habe Seine Majestät endlich zu der Ueberzeugung gebracht, daß Milde
-Schwäche sein würde. Selbst die Jakobiten ersahen mit Entrüstung aus
-den Briefen, daß eine Restauration Confiscationen und Proscriptionen
-zur unmittelbaren Folge haben würde. Einige von ihnen nahmen keinen
-Anstand es auszusprechen, daß Melfort ein Schurke sei, daß er Dundee
-und Balcarras hasse, daß er sie verderben wolle und daß er zu dem Ende
-diese abscheulichen Depeschen geschrieben und sich eines Boten bedient habe,
-<a id="page-XIII.59" class="pagenum" title="XIII.59"></a>
-der es sehr geschickt einzurichten gewußt, daß er ergriffen wurde. Es ist
-jedoch ausgemacht, daß Melfort auch nach der Veröffentlichung dieser Papiere
-so hoch als je zuvor in Jakob&rsquo;s Gunst stand. Daher kann es kaum
-einem Zweifel unterliegen, daß der Sekretär selbst in den Stellen, welche
-die eifrigen Vertheidiger des erblichen Rechts empörten, nur die Gesinnungen
-und Absichten seines Gebieters treulich wiedergab.<a class="fnote" href="#footnote-76" id="fnote-76">[76]</a> Hamilton befahl
-kraft der Vollmachten, welche die Stände vor ihrer Vertagung ihm ertheilt
-hatten, Balcarras und Dundee zu verhaften. Balcarras wurde festgenommen
-und zuerst in seinem eigenen Hause und dann in dem Tolbooth von
-Edinburg internirt. Aber Dundee&rsquo;s habhaft zu werden war nicht so leicht.
-Sobald er erfuhr, daß Verhaftsbefehle gegen ihn erlassen waren, ging er
-mit seinen Anhängern über den Dee und blieb kurze Zeit auf den unwirthbaren
-Besitzungen des Hauses Gordon. Von hier aus setzte er sich mit
-den Macdonalds und Camerons wegen eines Aufstandes in Communication.
-Er scheint jedoch damals von den Hochländern wenig gewußt und sich wenig
-um sie gekümmert zu haben. Gegen ihren Nationalcharacter empfand
-er wahrscheinlich die Abneigung des Sachsen und gegen ihren militärischen
-Character die Geringschätzung des Soldaten von Profession. Er kehrte
-bald in das Niederland zurück und blieb dort bis er erfuhr, daß ein starkes
-Truppencorps ausgesandt war, um sich seiner zu bemächtigen.<a class="fnote" href="#footnote-77" id="fnote-77">[77]</a> Jetzt
-zog er sich in die Gebirgsgegend, als seine letzte Zufluchtsstätte, eilte
-nordwärts durch Strathdon und Strathbogie, ging über den Spey und
-kam am Morgen des 1. Mai mit einem kleinen Reitertrupp in Keppoch&rsquo;s
-Lager vor Inverneß an.
-</p>
-
-<p>
-Die neue Lage, in welche Dundee jetzt versetzt war, die neuen Aussichten,
-die sich ihm eröffneten, weckten in seinem erfinderischen und unternehmenden
-Kopfe natürlich neue Pläne. Die Hunderte von athletischen
-Celten, die er in ihrer nationalen Schlachtordnung sah, waren offenbar
-keine zu verachtenden Bundesgenossen. Wenn er eine große Koalition von
-Clans bilden, wenn er zehn- oder zwölftausend dieser entschlossenen Krieger
-unter eine Fahne bringen, wenn er sie überreden konnte, sich dem
-Zügel der Disciplin zu unterwerfen, welch&rsquo; eine Laufbahn stand ihm
-dann bevor!
-</p>
-
-<p>
-Ein Patent von König Jakob war, selbst als König Jakob fest auf
-dem Throne saß, vom Coll der Kühe niemals sonderlich respectirt worden.
-Dieser Häuptling haßte jedoch die Campbells mit der ganzen Gluth eines
-Macdonald und erklärte sofort seinen Anschluß an die Sache des Hauses
-Stuart. Dundee nahm es auf sich, den Streit zwischen Keppoch und
-Inverneß zu schlichten. Die Stadt willigte ein, zweitausend Dollars zu
-bezahlen, eine Summe, die, so klein sie in den Augen der Goldschmiede
-<a id="page-XIII.60" class="pagenum" title="XIII.60"></a>
-von Lombard Street erscheinen mochte, wahrscheinlich jeden Schatz überstieg,
-der je in die Einöden von Coryarrick gebracht worden war. Die
-Hälfte der Summe wurde nicht ohne Mühe von den Einwohnern zusammengebracht
-und für den Rest soll Dundee sein Wort verpfändet haben.<a class="fnote" href="#footnote-78" id="fnote-78">[78]</a>
-</p>
-
-<p>
-Er versuchte nun zunächst, die Macdonalds mit den Mackintoshs
-auszusöhnen und schmeichelte sich mit der Hoffnung, daß die beiden kriegerischen
-Stämme, welche noch unlängst einander feindlich gegenübergestanden
-hatten, geneigt sein würden, unter seinem Commando nebeneinander
-zu kämpfen. Doch er überzeugte sich bald, daß es kein leichtes
-Ding war, eine Fehde zwischen Hochländern zu schlichten. Von den Rechten
-der streitenden Könige wußte keiner der beiden Clans etwas, noch
-kümmerte er sich darum. Das Benehmen beider muß örtlichen Leidenschaften
-und Interessen zugeschrieben werden. Was Argyle für Keppoch
-war, das war Keppoch für die Mackintoshs. Die Mackintoshs blieben
-daher neutral, und ihrem Beispiele folgten die Macphersons, ein andrer
-Zweig des Stammes der wilden Katze. Dies war nicht Dundee&rsquo;s einzige
-Enttäuschung. Die Mackenzies, die Frasers, die Grants, die Munros,
-die Mackays, die Macleods wohnten in großer Entfernung von dem Gebiete
-Mac Callum More&rsquo;s. Sie lagen nicht im <a id="corr-14"></a>Streit mit ihm, schuldeten
-ihm nichts und hatten keinen Grund, die Vergrößerung seiner Macht
-zu fürchten. Daher sympathisirten sie nicht mit seinen beunruhigten und
-aufgebrachten Nachbarn und konnten nicht dazu bewegen werden, dem
-Bündnisse gegen ihn sich anzuschließen.<a class="fnote" href="#footnote-79" id="fnote-79">[79]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-53">
-Aufstand der den Campbells feindlichen Clans.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Diejenigen
-Häuptlinge hingegen, welche näher bei Inverary wohnten und
-die den Namen Campbell seit langer Zeit fürchteten und haßten, hießen
-Dundee freudig willkommen und versprachen, am 18. Mai an der Spitze
-ihrer Leute zu ihm zu stoßen. Während der letzten zwei Wochen vor
-diesem Tage durchzog er Badenoch und Athol und forderte die Bewohner
-dieser Districte zur bewaffneten Erhebung auf. Dann stürmte er mit
-seinen Reitern in das Niederland hinab, überrumpelte Perth und führte
-einige Whiggentlemen als Gefangene mit sich ins Gebirge. Unterdessen
-waren die Feuerkreuze von Ort zu Ort über alle Haiden und Berge dreißig
-Meilen im Umkreise von Ben Nevis gewandert, und als er den Sammelplatz
-in Lochaber erreichte, sah er, daß der Zuzug bereits begonnen hatte.
-Das Hauptquartier war nahe bei Lochiel&rsquo;s Hause aufgeschlagen, einem
-großen, ganz aus Tannenholz gezimmerten Gebäude, das in den Hochlanden
-für einen prächtigen Palast galt. Hier empfing Lochiel, umgeben
-von sechshundert Kriegern, seine Gäste. Macnaghten von Macnaghten
-und Stewart von Appin hatten sich mit ihren kleinen Clans eingefunden.
-Macdonald von Keppoch führte die Krieger, welche einige Monate vorher
-unter seinem Commando die Musketiere König Jakob&rsquo;s in die Flucht
-geschlagen hatten. Macdonald von Clanronald stand noch in zartem Alter,
-<a id="page-XIII.61" class="pagenum" title="XIII.61"></a>
-aber sein Oheim, der während seiner Minderjährigkeit die Regentschaft
-führte, hatte ihn ins Lager gebracht. Der Jüngling war von einer auserlesenen
-Leibgarde begleitet, bestehend aus seinen Vettern, lauter stattlichen
-Leuten und kräftigen Fäusten. Macdonald von Glengarry, der sich
-durch seine dunklen Brauen und durch seine hohe Gestalt auszeichnete,
-kam aus dem großen Thale, wo eine Kette von Seen, welche außerhalb
-des Landes damals noch unbekannt und auf keiner Karte angegeben waren,
-gegenwärtig die tägliche Straße für die Dampfschiffe bildet, die
-zwischen dem atlantischen und dem deutschen Ocean hin und her fahren.
-Keiner von den Beherrschern der Berge hatte eine höhere Meinung von
-seiner persönlichen Wichtigkeit und lag häufiger mit anderen Häuptlingen
-in Streit als dieser. Er pflegte in seinen Manieren und in seinem Hauswesen
-eine Rohheit zur Schau zu tragen, welche die seiner rohen Nachbarn
-noch übertraf, und erklärte, daß er die wenigen Luxusgegenstände,
-welche aus den civilisirten Theilen der Erde ihren Weg in die Hochlande
-gefunden, als Zeichen der Verweichlichung und Entartung der gälischen
-Race betrachte. Diesmal hatte er es für gut befunden, den Glanz der
-sächsischen Krieger nachzuahmen, denn er ritt an der Spitze seiner vierhundert
-mit Plaids bekleideten Clansleute in einem stählernen Küraß und
-einem mit Gold gestickten Rocke. Ein andrer Macdonald, der ein beklagenswerthes
-und entsetzliches Ende nehmen sollte, hatte einen Trupp
-verwegener Freibeuter aus dem traurigen Gebirgspasse Glencoe herbeigeführt.
-Etwas später kamen die großen Potentaten von den Hebriden.
-Macdonald von Sleat, der reichste und mächtigste von allen Großen,
-welche auf den hohen Titel des Lords der Inseln Anspruch machten, kam
-von Sky an der Spitze von siebenhundert Streitern. Eine Flotte von
-langen Böten brachte fünfhundert Macleans von Mull unter dem Commando
-ihres Häuptlings Sir Johann von Duart. In alten Zeiten hatte
-eine weit stärkere Streitmacht seine Vorfahren in die Schlacht begleitet.
-Aber die Macht, wenn auch nicht der Muth des Clans war durch die
-Arglist und durch die Waffen der Campbells gebrochen worden. Eine
-andre Schaar Macleans kam unter einem tapferen Anführer, der sich nach
-dem Lochbuy nannte, was so viel heißt als gelber See.<a class="fnote" href="#footnote-80" id="fnote-80">[80]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-54">
-Tarbet&rsquo;s Rath für die Regierung.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Es scheint nicht, daß
-ein einziger Häuptling, der keinen speciellen Grund hatte, das Haus Argyle
-zu fürchten und zu hassen, Dundee&rsquo;s Aufruf Folge leistete. Man hat
-sogar starken Grund zu glauben, daß selbst die Häuptlinge, welche kamen,
-ruhig zu Haus geblieben sein würden, wenn die Regierung die Politik
-<a id="page-XIII.62" class="pagenum" title="XIII.62"></a>
-der Hochlande verstanden hätte. Nur ein talentvoller und erfahrener
-Staatsmann, welcher der vornehmen hochländischen Familie der Mackenzie
-entsprossen war, der Viscount Tarbet, verstand diese Politik gründlich.
-Er setzte damals Melville brieflich und Mackay mündlich nicht nur die
-Ursachen der krankhaften Zustände auseinander, welche die Calamitäten
-des Bürgerkriegs über Schottland zu bringen drohten, sondern gab auch
-die Heilmittel dagegen an. Die Gälen, sagt Tarbet, seien keineswegs
-allgemein für einen Aufstand eingenommen. Selbst von denjenigen papistischen
-Clans, welche keinen Grund hätten, die Unterwerfung unter das
-Joch der Campbells zu fürchten, sei wenig zu besorgen. Es sei notorisch,
-daß auch die talentvollsten und rührigsten unter den mißvergnügten Häuptlingen
-sich um die zwischen den Whigs und Tories obschwebenden Streitfragen
-gar nicht kümmerten. Lochiel insbesondere, den seine ausgezeichneten
-persönlichen Eigenschaften zu dem bedeutendsten Manne unter den Gebirgsbewohnern
-machten, frage nach Jakob eben so wenig etwas wie nach
-Wilhelm. Wenn die Camerons, die Macdonalds und die Macleans überzeugt
-werden könnten, daß ihre Güter und Ehrenstellen ihnen unter der
-neuen Regierung gesichert blieben, wenn Mac Callum More einige Zugeständnisse
-mache und Ihre Majestäten die Bezahlung einiger Pachtrückstände
-übernähmen, so würde Dundee die Clans mit wenig Erfolg zu den Waffen
-rufen. Fünftausend Pfund Sterling, meinte Tarbet, würden hinreichen,
-um alle celtischen Magnaten zu beschwichtigen, und in der That, obgleich
-diese Summe den Politikern von Westminster lächerlich klein vorkommen
-mochte, obgleich sie nicht größer war als der jährliche Gehalt des Oberkammerherrn
-oder des Kriegszahlmeisters, war sie doch enorm für einen
-rohen Potentaten, der zwar über Hunderte von Quadratmeilen herrschte
-und Hunderte von Kriegern ins Feld stellen konnte, aber vielleicht niemals
-fünfzig Guineen auf einmal in seiner Geldkasse gehabt hatte.<a class="fnote" href="#footnote-81" id="fnote-81">[81]</a>
-</p>
-
-<p>
-Obwohl Tarbet von den schottischen Ministern der neuen Souveraine
-für einen sehr zweifelhaften Freund gehalten wurde, so verschmähte man
-seinen Rath doch nicht ganz. Es wurde beschlossen, den Mißvergnügten
-Propositionen zu machen, welche er angerathen hatte. Viel hing dabei
-von der Wahl eines Agenten ab, und leider bewies die getroffene Wahl,
-wie wenig die Vorurtheile der wilden Gebirgsstämme in Edinburg verstanden
-wurden. Ein Campbell wurde dazu ausersehen, für die Sache
-des Königs Wilhelm Männer zu gewinnen, deren Groll gegen den König
-Wilhelm einzig und allein den Grund hatte, daß er die Campbells begünstigte.
-Anerbietungen, welche durch eine solche Mittelsperson gemacht
-wurden, mußten natürlich als Schlinge und zugleich als Beleidigungen
-betrachtet werden. Unter solchen Umständen war es unnütz, daß Tarbet an
-Lochiel und Mackay an Glengarry schrieb. Lochiel antwortete Tarbet gar
-nicht, und Glengarry gab Mackay eine zwar artige, aber kalte Antwort,
-in welcher er dem General rieth, das Beispiel Monk&rsquo;s nachzuahmen.<a class="fnote" href="#footnote-82" id="fnote-82">[82]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-55">
-Unentschiedener Feldzug in den Hochlanden.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Inzwischen
-<a id="page-XIII.63" class="pagenum" title="XIII.63"></a>
-vergeudete Mackay einige Wochen mit Märschen, Contremärschen und unentschiedenen
-Scharmützeln. Späterhin gestand er ehrlich ein, daß die
-Kenntnisse, die er sich während seiner dreißigjährigen Militärdienste auf
-dem Continent erworben, ihm in seiner damaligen neuen Stellung nichts
-nützten. Es war schwer, in einem solchen Lande den Feind zu verfolgen,
-und unmöglich war es, ihn dahin zu bringen, daß er eine offene Schlacht
-annahm. Nahrung für ein Invasionsheer war in der waldigen und steinigen
-Wildniß nicht zu finden; eben so wenig konnten Lebensmittel für
-viele Tage weit über weiche Sümpfe und steile Anhöhen transportirt
-werden. Der General überzeugte sich, daß er seine Leute und ihre
-Pferde fast zu Tode ermüdet und doch nichts erreicht hatte. Hochländische
-Hülfstruppen würden ihm von großem Nutzen gewesen sein; allein er hatte
-wenig solche Hülfstruppen. Der Häuptling der Grants, den die vorige
-Regierung verfolgt und der Conspiration mit dem unglücklichen Earl von
-Argyle angeklagt hatte, war zwar ein warmer Freund der Revolution.
-Zweihundert Mackay&rsquo;s kamen, wahrscheinlich unter dem Einflusse von verwandtschaftlichen
-Gefühlen, aus dem äußersten Norden unsrer Insel, wo
-es in der Mitte des Sommers keine Nacht giebt, um unter einem Anführer
-ihres Namens zu kämpfen; im Allgemeinen aber erwarteten die Clans,
-die sich nicht an dem Aufstande betheiligten, den Ausgang mit
-kalter Gleichgültigkeit und schmeichelten sich mit der Hoffnung, daß es ihnen
-leicht werden würde, sich mit den Siegern auszusöhnen und daß sie an
-der Plünderung der Besiegten würden Theil nehmen dürfen.
-</p>
-
-<p>
-Eine Erfahrung von wenig mehr als einem Monat überzeugte
-Mackay, daß es nur ein Mittel gab, durch welches die Hochlande unterworfen
-werden konnten. Es war nutzlos, die Gebirgsbewohner Berg auf
-Berg ab zu verfolgen. Eine Reihe von Festungen mußte an den wichtigsten
-Punkten errichtet und mit starken Besatzungen versehen werden.
-Der Ort, mit dem der General vorschlug den Anfang zu machen, war
-Inverlochy, wo die gewaltigen Ueberreste eines alten Schlosse standen
-und noch stehen. Dieser Posten lag nahe an einem Meeresarme und im
-Herzen des von den mißvergnügten Clans bewohnten Landes. Ein dort
-stationirtes und nöthigenfalls durch Kriegsschiffe unterstütztes starkes Truppencorps
-hätte zu gleicher Zeit die Macdonalds, die Camerons und die
-Macleans wirksam in Schach halten können.<a class="fnote" href="#footnote-83" id="fnote-83">[83]</a>
-</p>
-
-<p>
-Während Mackay in seinen Briefen an den Staatsrath zu Edinburg
-die Nothwendigkeit vorstellte, auf diesen Plan einzugehen, hatte Dundee
-mit Schwierigkeiten zu kämpfen, welche all&rsquo; seine Energie und Geschicklichkeit
-nicht völlig zu bewältigen vermochte.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-56">
-Militärischer Character der Hochländer.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-So lange die
-Hochländer noch eine Nation waren, die ihre eigenthümliche Verfassung
-hatte, waren sie in einem Sinne brauchbarer und in einem andren Sinne
-unbrauchbarer für militärische Zwecke als irgend eine andre Nation in
-Europa. Der Celte als Individuum eignete sich moralisch und physisch
-trefflich für den Krieg, und ganz besonders für den Krieg in einem so
-wilden und rauhen Lande wie das seine. Er war unerschrocken, kräftig,
-leichtfüßig und ertrug ohne Murren Kälte, Hunger und Anstrengungen.
-Ueber steile Felsen und verrätherische Sümpfe bewegte er sich eben so leicht
-<a id="page-XIII.64" class="pagenum" title="XIII.64"></a>
-wie die französischen Haustruppen auf der Straße von Versailles nach
-Marly. Er war an den Gebrauch der Waffen und an den Anblick des
-Blutes gewöhnt; er war ein geübter Fechter und Schütze, und bevor er
-jemals in Reih&rsquo; und Glied gestanden, war er schon mehr als ein halber
-Soldat.
-</p>
-
-<p>
-Wie der einzelne Celte leicht in einen Soldaten zu verwandeln war,
-ebenso war ein ganzer Stamm von Celten leicht in ein Bataillon Soldaten
-zu verwandeln. Es bedurfte dazu nichts weiter, als daß die militärische
-Organisation mit der patriarchalischen Organisation in Einklang gebracht
-wurde. Der Häuptling mußte Oberst, sein Oheim oder sein Bruder
-mußte Major, die Pächter, welche gleichsam die Peerschaft des kleinen
-Staates bildeten, mußten die Hauptleute sein und die Compagnie jedes
-Hauptmanns mußte aus denjenigen Bauern bestehen, die auf seinem
-Grund und Boden wohnten und deren Namen, Gesichter, Verwandten
-und Charactere er genau kannte; die Unteroffiziere mußten aus den auf
-die Adlerfeder stolzen Duinhe Wassels gewählt sein, der Waffenträger
-war eine vortreffliche Ordonnanz, der Erbpfeifer und seine Söhne bildeten
-die Musikbande, und der Clan wurde so mit einem Male ein Regiment.
-In einem solchen Regiment herrschte vom ersten Augenblicke an die strenge
-Ordnung und der pünktliche Gehorsam, worin die Stärke regulärer Armeen
-besteht. Jeder Mann, vom Höchsten bis zum Niedrigsten, war an
-seinem geeigneten Platze und kannte diesen Platz vollkommen. Es war
-nicht nöthig, den neueingerichteten Truppen erst durch Drohungen oder
-Strafen die Pflicht einzuschärfen, den Mann als ihr Oberhaupt zu betrachten,
-den sie von jeher, so lange sie denken konnten, als ihr Oberhaupt
-betrachtet hatten. Jeder Gemeine hatte von Kindheit an seinen
-Korporal sehr, seinen Hauptmann noch mehr geachtet und seinen Obersten
-fast angebetet. An Meuterei war daher nicht zu denken, ebenso wenig an
-Desertion, denn gerade diejenigen Gefühle, welche andere Soldaten am
-mächtigsten antreiben zu desertiren, hielten den Hochländer bei seiner
-Fahne. Wohin sollte er gehen, wenn er sie verließ? Alle seine Verwandten,
-alle seine Freunde waren um dieselbe versammelt. Trennte er sich
-also von ihr, so trennte er sich zugleich für immer von seiner Familie
-und brachte den ganzen Jammer des Heimwehs über sich, das in regulären
-Armeen so viele Rekruten antreibt, auf die Gefahr von körperlicher
-Züchtigung und Tod hin zu entlaufen. Wenn man diese Umstände erwägt,
-wird man sich nicht darüber wundern, daß die hochländischen Clans
-zuweilen große Kriegsthaten vollbracht haben.
-</p>
-
-<p>
-Was aber diese Institutionen, welche einen Stamm von Hochländern,
-die alle dieselben Namen führten und alle demselben Oberhaupte unterthan
-waren, im Kampfe so furchtbar machten, machte die Nation ungeeignet
-für den Krieg im Großen. Nichts war leichter als Clans in tüchtige
-Regimenter zu verwandeln; aber nichts war schwieriger als diese
-Regimenter dergestalt zu vereinigen, daß sie eine tüchtige Armee bildeten.
-Von den Schäfern und Hirten, welche in den Reihen fochten, bis hinauf
-zu den Häuptlingen war Alles Harmonie und Ordnung. Jeder Mann
-blickte empor zu seinem unmittelbaren Vorgesetzten und Alle blickten empor
-zu dem gemeinsamen Oberhaupte. Aber mit dem Häuptling schloß diese
-Subordinationskette. Er verstand nur zu gebieten und hatte nicht gelernt
-zu gehorchen. Selbst königlichen Erlassen, selbst Parlamentsedicten pflegte
-er nur dann Gehorsam zu bezeigen, wenn sie in vollkommenem Einklang
-<a id="page-XIII.65" class="pagenum" title="XIII.65"></a>
-mit seinen Neigungen standen. Man durfte nicht erwarten, daß er einer
-delegirten Autorität eine Achtung zollen werde, die er der höchsten Autorität
-zu verweigern gewohnt war. Er hielt sich für berechtigt, über die
-Zweckmäßigkeit jedes ihm zukommenden Befehls zu entscheiden. Von seinen
-Bruderhäuptlingen waren einige seine Feinde, andere seine Nebenbuhler.
-Es war kaum möglich, ihn abzuhalten, sie zu beleidigen, oder ihn zu
-überzeugen, daß sie ihn nicht beleidigten. Alle seine Untergebenen sympathisirten
-mit allen seinen Animositäten, betrachteten seine Ehre wie ihre
-eigene und waren bereit auf seinen Ruf sich um ihn gegen den Oberbefehlshaber
-zu schaaren. Es war daher sehr wenig Aussicht, daß durch
-irgend welche Mittel fünf Clans bewogen werden konnten, während eines
-langen Feldzugs herzlich mit einander zu cooperiren. Die meiste Hoffnung
-dazu war noch in dem Falle, wenn sie von einem Sachsen angeführt
-wurden. Es ist bemerkenswerth, daß keine der großen Thaten, welche die
-Hochländer während unserer Bürgerkriege vollbrachten, unter dem Commando
-eines Hochländers vollbracht wurde. Einige Schriftsteller haben es
-als einen Beweis für das außerordentliche Genie Montrose&rsquo;s und Dundee&rsquo;s
-erwähnt, daß diese Feldherren, obgleich nicht gälischen Stammes oder
-gälischer Sprache, im Stande gewesen waren, Bündnisse gälischer Stämme
-zu bilden und zu leiten. Aber gerade weil Montrose und Dundee keine
-Hochländer waren, vermochten sie Armeen anzuführen, welche aus hochländischen
-Clans zusammengesetzt waren. Wäre Montrose Häuptling der
-Camerons gewesen, so würden die Macdonalds sich niemals seiner Autorität
-gefügt haben. Wäre Dundee Häuptling des Clanronald gewesen,
-so würde der Glengarry ihm nie gehorcht haben. Stolze und empfindliche
-Männer, welche kaum den König als ihren Vorgesetzten anerkannten, würden
-niemals die Superiorität eines Nachbarn, eines von ihres Gleichen,
-eines Nebenbuhlers, ertragen haben. Viel leichter konnten sie die Obergewalt
-eines ausgezeichneten Fremden ertragen. Doch selbst einem solchen
-Fremden gestanden sie nur eine sehr beschränkte und sehr prekäre Autorität
-zu. Einen Häuptling vor ein Kriegsgericht zu stellen, ihn zu erschießen,
-ihn zu cassiren, ihn zu degradiren, ihm öffentlich einen Verweis zu geben,
-war unmöglich. Macdonald von Keppoch oder Maclean von Duart würde
-jeden Offizier todtgeschlagen haben, der ihm sein Schwert abverlangt und
-ihm gesagt hätte, daß er sich als Arrestanten zu betrachten habe, und
-Hunderte von Claymores würden augenblicklich aufgebrochen sein, um
-den Mörder zu beschützen. Es blieb dem Befehlshaber, unter dem diese
-Potentaten zu dienen sich herabließen, nichts Andres übrig als mit ihnen
-zu berathschlagen, sie zu bitten, ihnen zu schmeicheln, sie zu bestechen,
-und selbst durch diese Mittel vermochte menschliche Geschicklichkeit nur auf
-kurze Zeit die Eintracht zu erhalten. Denn jeder Häuptling glaubte Anspruch
-auf besondere Berücksichtigung zu haben, und man durfte daher
-keinem besondere Artigkeit erweisen, ohne die anderen zu verletzen. Der
-General war nichts weiter als der Präsident eines Congresses kleiner
-Könige. Er wurde beständig aufgefordert, Streitigkeiten wegen Stammbäumen,
-wegen Vorrang, oder wegen Theilung von Beute anzuhören
-und zu schlichten. Mochte sein Ausspruch lauten wie er wollte, Jemand
-mußte dadurch verletzt werden. Jeden Augenblick konnte er erfahren, daß
-sein rechter Flügel in Folge eines zweihundert Jahre alten Streites auf
-sein Centrum gefeuert habe, oder daß ein ganzes Bataillon nach seinem
-heimathlichen Thale zurückgekehrt sei, weil ein andres Bataillon auf den
-<a id="page-XIII.66" class="pagenum" title="XIII.66"></a>
-Ehrenposten gestellt worden war. Ein hochländischer Barde würde in der
-Geschichte des Jahres 1689 leicht Sujets gefunden haben, ganz ähnlich
-denen, welche der trojanische Krieg den großen Dichtern des Alterthums
-lieferte. Heute ist Achilles mißmuthig, hütet sein Zelt und kündigt die
-Absicht an, mit allen seinen Leuten abzuziehen. Morgen stürmt Ajax im
-Lager umher und droht dem Ulysses den Hals abzuschneiden.
-</p>
-
-<p>
-Daher kam es, daß, obgleich die Hochländer in den Bürgerkriegen
-des 17. Jahrhunderts einige große Thaten vollbrachten, diese Thaten keine
-nach wenigen Wochen noch erkennbare Spuren hinterließen. Siege von
-seltenem und fast ungeheuerlichem Glanze zogen alle Folgen einer Niederlage
-nach sich. Kriegsveteranen und Soldaten waren ganz erstaunt über
-diese plötzlichen Glückswechsel. Es war unglaublich, daß undisciplinirte
-Leute solche Waffenthaten vollbracht haben sollten. Eben so unglaublich
-war es, daß solchen Waffenthaten, nachdem sie vollbracht waren, der Triumph
-der Besiegten und die Unterwerfung der Sieger auf dem Fuße gefolgt
-sein sollte. Nachdem Montrose rasch hintereinander Sieg auf Sieg
-erfochten, sah er sich mitten auf der Bahn des Glücks plötzlich von seinen
-Untergebenen verlassen. Lokale Eifersüchteleien und lokale Interessen hatten
-seine Armee zusammengebracht. Lokale Eifersüchteleien und lokale Interessen
-lösten sie auf. Die Gordons verließen ihn, weil sie sich gegen
-die Macdonalds zurückgesetzt glaubten. Die Macdonalds verließen ihn, weil
-sie die Campbells plündern wollten. Die Streitmacht, die man früher für
-stark genug gehalten hatte, um das Schicksal eines Königreichs zu entscheiden,
-schmolz binnen wenigen Tagen zusammen, und auf die Siege
-von Tippermuir und Kilsyth folgte die Niederlage von Philiphaugh.
-Dundee lebte nicht lange genug, um einen ähnlichen Glücksumschlag zu
-erfahren, aber man hat allen Grund zu glauben, daß, wenn er nur vierzehn
-Tage länger gelebt hätte, seine Geschichte ein Seitenstück zu der
-Geschichte Montrose&rsquo;s gewesen sein würde.
-</p>
-
-<p>
-Bald nachdem die Clans sich in Lochaber gesammelt hatten, machte
-Dundee einen Versuch sie zu überreden, daß sie sich der Disciplin einer
-regulären Armee unterwarfen. Er berief einen Kriegsrath zusammen,
-um diese Frage zu erörtern. Seine Ansicht wurde von allen denjenigen
-Offizieren unterstützt, welche aus dem Niederlande zu ihm gestoßen
-waren. Unter ihnen zeichneten sich Jakob Seton, Earl von Dunfermline,
-und Jakob Galloway, Lord Dunkeld, aus. Die celtischen Häuptlinge
-vertraten die entgegengesetzte Meinung. Lochiel, der talentvollste unter
-ihnen, war ihr Wortführer und verfocht die Sache mit großem Scharfsinn
-und natürlicher Beredtsamkeit. &bdquo;Unser System,&ldquo; &mdash; so lautete der
-Hauptinhalt seines Raisonnements &mdash; &bdquo;mag nicht das beste sein; aber
-wir sind von Kindheit auf dazu erzogen worden, wir verstehen es vollkommen
-und es steht mit unseren eigenthümlichen Institutionen, Gefühlen
-und Sitten im Einklange. Wenn wir auf unsre Art Krieg führen, so
-haben wir die Erfahrung und die Kaltblütigkeit von Veteranen. Führen
-wir auf andre Art Krieg, so werden wir rohe und unbeholfene Rekruten
-sein. Soldaten aus uns zu machen, wie die eines Cromwell und Turenne
-waren, dazu würden Jahre gehören, und wir haben nicht Wochen übrig.
-Wir haben hinreichend Zeit, unsre Disciplin zu verlernen, aber nicht Zeit
-genug, die eurige zu erlernen.&ldquo; Dundee erklärte sich unter großen
-Schmeicheleien für Lochiel überzeugt, und er war es vielleicht auch, denn
-<a id="page-XIII.67" class="pagenum" title="XIII.67"></a>
-die Gründe des verständigen alten Häuptlings waren durchaus nicht ohne
-Gewicht.<a class="fnote" href="#footnote-84" id="fnote-84">[84]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-57">
-Zwistigkeiten in der hochländischen Armee.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Einige celtische
-Kriegsgebräuche waren jedoch von der Art, daß Dundee sie nicht
-dulden konnte. So grausam er auch war, seine Grausamkeit hatte immer
-eine Methode und einen Zweck. Er hoffte noch immer, daß es ihm gelingen
-werde, einige neutral gebliebene Häuptlinge zu gewinnen und er
-vermied daher sorgfältig Alles was sie zu offener Feindseligkeit hätte aufstacheln
-können. Dies war allerdings ein Verfahren, von dem sich erwarten
-ließ, daß es dem Interesse Jakob&rsquo;s förderlich sein würde; aber
-Jakob&rsquo;s Interesse war den wilden Räubern, welche einzig und allein zu
-dem Zwecke ersprießliche Raubzüge unternehmen und alten Groll rächen
-zu können, seinen Namen gebrauchten und sich um sein Banner schaarten,
-sehr gleichgültig. Keppoch insbesondere, der die Mackintoshs weit mehr
-haßte, als er die Stuarts liebte, plünderte das Gebiet seiner Feinde nicht
-nur, sondern verbrannte auch Alles was er nicht mit fortnehmen konnte.
-Dundee gerieth beim Anblick der brennenden Wohnungen in heftigen Zorn.
-&bdquo;Lieber möchte ich,&ldquo; sagte er, &bdquo;in einem anständigen Regiment die Muskete
-tragen, als Anführer einer solchen Räuberbande sein.&ldquo; Von Bestrafung
-war natürlich keine Rede. Es darf in der That schon als ein
-auffallender Beweis von dem Einflusse des Generals angesehen werden,
-daß der Coll der Kühe es der Mühe werth hielt, sich wegen eines Benehmens
-zu entschuldigen, um dessentwillen er in einer wohldisciplinirten
-Armee erschossen worden wäre.<a class="fnote" href="#footnote-85" id="fnote-85">[85]</a>
-</p>
-
-<p>
-Da die Grants für den König Wilhelm die Waffen ergriffen hatten,
-so wurde ihr Eigenthum als gute Prise betrachtet. Eine Abtheilung der
-Camerons fiel in ihr Gebiet ein, es kam zu einem Gefecht, es floß etwas
-Blut, und eine Menge Vieh wurde in Dundee&rsquo;s Lager getrieben, wo
-man Lebensmittel sehr gut brauchen konnte. Dieser Streifzug gab Anlaß
-zu einem Streite, dessen Geschichte den Character einer Armee von Hochländern
-im richtigsten Lichte zeigt. Unter Denen, welche im Kampfe mit
-den Camerons fielen, befand sich ein Macdonald von der Seitenlinie der
-Glengarries, der lange unter den Grants gelebt hatte, in Gesinnungen
-und Ansichten ein Grant geworden und beim Aufgebot seines Stammes
-nicht erschienen war. Obgleich er sich gegen den gälischen Codex der Ehre
-und Moral schwer vergangen hatte, erinnerten sich doch seine Stammesgenossen
-der geheiligten Bande, die er vergessen. Mochte er gut oder
-schlecht sein, er war von ihrem Fleisch und Blut und er hätte daher ihrer
-Justiz aufgespart werden sollen. Der Name, den er trug, das Blut der
-Lords von den Inseln hätte ihn schützen sollen. Glengarry begab sich
-wüthend zu Dundee und verlangte Rache an Lochiel und dem ganzen Geschlecht
-Cameron. Dundee erwiederte, der unglückliche Gentleman, der
-gefallen sei, habe den Clan wie auch den König verrathen. Sei es im
-Kriege wohl erhört, daß die Person eines Feindes, eines unter den Waffen
-Kämpfenden wegen eines Namens und seiner Abkunft für unantastbar
-gehalten werden müsse? Und selbst wenn ein Unrecht geschehen sei,
-wie solle es wieder gut gemacht werden? Die halbe Armee müsse erst die
-<a id="page-XIII.68" class="pagenum" title="XIII.68"></a>
-andre Hälfte erschlagen, ehe Lochiel ein Haar gekrümmt werden könne.
-Glengarry entfernte sich wieder, tobend wie ein Besessener. Da seine
-Klagen von Denen, die ihm Recht verschaffen sollten, nicht beachtet würden,
-so wolle er sich selbst Recht verschaffen; er wolle seine Leute aufbieten
-und mit dem Schwert in der Hand über die Mörder seines Vetters
-herfallen. Eine Zeit lang wollte er auf keine Vorstellungen hören. Als
-man ihm zu bedenken gab, daß Lochiel&rsquo;s Anhänger den Glengarryleuten
-an Zahl um das Doppelte überlegen seien, rief er aus: &bdquo;Das thut nichts;
-ein Glengarry ist soviel werth als zwei Camerons.&ldquo; Wäre Lochiel eben
-so heftig und großsprecherisch gewesen, so ist es wahrscheinlich, daß die
-hochländische Insurrection der Regierung wenig mehr zu schaffen gemacht
-und daß die Rebellen ohne viel Aufhebens einander gegenseitig in ihren
-Wildnissen erschlagen haben würden. Aber die Natur hatte ihm in reichem
-Maße die Eigenschaften eines Staatsmannes verliehen, obwohl das Schicksal
-diese Eigenschaften in einem unbekannten Winkel der Erde verborgen
-hatte. Er sah ein, daß jetzt keine Zeit zur Zwietracht sei; sein Muth
-war längst anerkannt und sein Temperament verstand er vollkommen zu
-beherrschen. Glengarry&rsquo;s Wuth, durch keine neuen Provokationen gereizt,
-legte sich bald. Allerdings vermutheten Manche, daß er niemals
-ganz so kampflustig gewesen sei, als er sich gestellt habe und daß er mit
-seinem Toben nichts weiter beabsichtigt habe, als sein eignes Ansehen in
-den Augen seiner Anhänger aufrecht zu erhalten. Wie dem auch sein
-möge, der Streit wurde geschlichtet und die beiden Häuptlinge begrüßten
-sich mit dem äußeren Schein von Artigkeit an der Tafel des Generals.<a class="fnote" href="#footnote-86" id="fnote-86">[86]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-58">
-Dundee sucht bei Jakob um Unterstützung nach.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Die
-Erfahrungen, welche Dundee an seinen celtischen Bundesgenossen machte,
-mußten es ihm wünschenswerth erscheinen lassen, in seiner Armee einige
-Truppen zu haben, auf deren Gehorsam er sich verlassen konnte und
-welche nicht auf einen Wink von ihrem Obersten die Waffen gegen ihren
-General und ihren König kehren würden. In Folge dessen schrieb er
-während der Monate Mai und Juni mehrere Briefe nach Dublin, worin
-er dringend um Beistand bat. Wenn sechstausend, viertausend, dreitausend
-reguläre Soldaten jetzt nach Lochaber geschickt würden, könne Se.
-Majestät darauf rechnen, daß er bald in Holyrood ein Hoflager halten
-werde. Daß ein solches Truppencorps entbehrlich war, unterlag kaum
-einem Zweifel. Jakob&rsquo;s Autorität war damals in allen Theilen Irland&rsquo;s
-anerkannt, außer an den Ufern des Ernesees und hinter den Mauern von
-Londonderry. Er hatte in diesem Königreiche eine Armee von vierzigtausend
-Mann. Ein Achtel von dieser Armee wäre dort kaum vermißt
-worden und hätte in Verbindung mit den aufständischen Clans in Schottland
-große Dinge ausrichten können.
-</p>
-
-<p>
-Die Antworten, welche Dundee auf seine Ansuchen erhielt, berechtigten
-ihn zu der Hoffnung, daß ihm bald ein starkes und wohlausgerüstetes
-Corps aus Ulster zugeschickt werden würde. Vor der Ankunft dieser Verstärkungen
-wollte er nicht das Glück einer Schlacht versuchen.<a class="fnote" href="#footnote-87" id="fnote-87">[87]</a> Mackay
-auf der andren Seite war es müde, in einer Wildniß umherzumarschiren.
-Seine Leute waren erschöpft und entmuthigt; er hielt es für wünschenswerth,
-<a id="page-XIII.69" class="pagenum" title="XIII.69"></a>
-daß sie die Gebirgsgegend verließen, und Wilhelm war der nämlichen
-Meinung.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-59">
-Unterbrechung des Kriegs in den Hochlanden.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-So wurde
-im Juni der Bürgerkrieg wie auf Verabredung zwischen den beiderseitigen
-Generälen völlig eingestellt. Dundee blieb in ungeduldiger Erwartung
-der Truppen und Zufuhren aus Irland in Lochaber. Es war ihm indessen
-unmöglich, seine Hochländer in einem Zustande der Unthätigkeit beisammenzuhalten,
-denn es bedurfte eines großen Gebiets von Sumpf- und Gebirgsland,
-um eine so zahlreiche Mannschaft zu unterhalten. Die Clans
-kehrten daher in ihre Schluchten zurück, nachdem sie versprochen hatten,
-sich auf den ersten Aufruf wieder zu sammeln.
-</p>
-
-<p>
-Inzwischen erholten sich die durch harte Strapatzen und Entbehrungen
-erschöpften Soldaten Mackay&rsquo;s in Quartieren, welche über das ganze
-Niederland von Aberdeen bis Stirling zerstreut waren. Mackay selbst
-war in Edinburg und drang in die dortigen Minister, ihm die Mittel
-zur Errichtung einer Fortifikationskette in den Grampians zu bewilligen.
-Die Minister hatten sich, wie es scheint, in ihren militärischen Hülfsmitteln
-verrechnet. Man hatte erwartet, daß die Campbells eine Streitmacht
-ins Feld stellen würden, welche hinreichend war, um die ganze Stärke
-der unter Dundee marschirenden Clans aufzuwiegen. Ebenso hatte man
-erwartet, daß die westlichen Covenanters sich beeilen würden, die Reihen
-der Armee König Wilhelm&rsquo;s zu verstärken. Beide Erwartungen wurden
-getäuscht. Argyle hatte sein Fürstenthum verwüstet und seinen Stamm
-entwaffnet und desorganisirt gefunden. Es mußte eine beträchtliche Zeit
-darüber hingehen, ehe sein Banner von einer Streitmacht umgeben sein
-würde, wie seine Väter sie in den Kampf geführt hatten.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-60">
-Bedenklichkeiten der Covenanters, für König Wilhelm
-die Waffen zu ergreifen.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Die Covenanters des Westens waren im
-allgemeinen nicht geneigt, sich einreihen zu lassen. An Muth fehlte es
-ihnen sicherlich nicht, und sie haßten Dundee mit tödtlicher Erbitterung.
-Seine Grausamkeit war in ihrem Theile des Landes noch in frischem Andenken.
-Jedes Dorf hatte seine blutige Geschichte. In dem einen Hause
-fehlte der greise Vater, in dem andren der hoffnungsvolle Sohn. Man
-erinnerte sich nur zu gut, wie die Dragoner in die Hütte des Landmanns
-eingedrungen waren, bei jedem Worte ihn, sich selbst und Einer den Andren
-verfluchend und verwünschend, wie sie die achtzigjährige Großmutter
-hinter dem warmen Ofen hervorgerissen und mit roher Hand den Busen
-seiner sechzehnjährigen Tochter betastet hatten; wie ihm die Abschwörungsformel
-vorgehalten worden war, wie er die Arme über der Brust gekreuzt
-und gesagt hatte: &bdquo;der Wille Gottes geschehe;&ldquo; wie der Oberst ein Piket
-mit geladenen Gewehren herbeigerufen und wie drei Minuten später der
-brave Hausvater vor seiner eigenen Thür in einer Blutlache gelegen hatte.
-Der Platz des Märtyrers am Herde war noch leer und jedes Kind konnte
-seinen noch grünen Grabhügel auf der Haide zeigen. Wenn die Leute
-dieser Gegend ihren Unterdrücker einen Diener des Teufels nannten, so
-sprachen sie nicht in bildlichem Sinne; sie glaubten wirklich, daß zwischen
-dem bösen Menschen und dem bösen Geiste ein enges Bündniß mit bestimmten
-Bedingungen bestehe, daß Dundee sich verpflichtet habe, das Werk
-der Hölle auf Erden zu verrichten und daß die Hölle zu höheren Zwecken
-ihren Sklaven beschützen dürfe, bis das Maß seiner Schuld voll sein
-würde. Aber so gründlich diese Leute auch Dundee verabscheuten, so erhoben
-<a id="page-XIII.70" class="pagenum" title="XIII.70"></a>
-doch die meisten von ihnen Bedenken dagegen, für Wilhelm das
-Schwert zu ziehen. Es wurde in der Pfarrkirche zu Douglas ein großes
-Meeting gehalten und die Frage vorgelegt, ob es zu einer Zeit, wo Krieg
-im Lande wüthe und eine irische Invasion erwartet werde, nicht Pflicht
-sei, zu den Waffen zu greifen. Die Debatte war heftig und tumultuarisch.
-Die Redner der einen Seite beschworen ihre Brüder, nicht den Fluch auf
-sich zu laden, der gegen die Bewohner von Meros geschleudert worden,
-weil sie dem Herrn nicht gegen den Mächtigen zu Hülfe kamen. Die
-Redner der andren Seite donnerten gegen sündige Bündnisse. Es seien
-Schlechtgesinnte in Wilhelm&rsquo;s Heere, Mackay&rsquo;s eigne Rechtgläubigkeit sei
-problematisch; mit solchen Kameraden und unter einem solchen General
-Kriegsdienste zu leisten, würde ein sündiges Bündniß sein. Nach langem
-Hin- und Herstreiten und unter großer Verwirrung wurde endlich eine
-Abstimmung vorgenommen und die Majorität erklärte sich dahin, das es
-ein sündiges Bündniß sein würde, Kriegsdienste zu nehmen.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-61">
-Aushebung des Cameron&rsquo;schen Regiments.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Es gab jedoch
-eine starke Minorität und aus den Mitgliedern dieser Minorität gelang es
-dem Earl von Angus ein Infanteriecorps zu bilden, das noch heute, nach
-Verlauf von mehr als hundertsechzig Jahren, unter dem Namen des Cameron&rsquo;schen
-Regiments bekannt ist. Der erste Oberstleutnant desselben war
-Cleland, der unerbittliche Bluträcher, der Dundee aus der Convention
-getrieben hatte. Es machte keine geringe Schwierigkeit, die Reihen zu
-füllen, denn viele westländische Whigs, die es nicht für absolut sündhaft
-hielten, einzutreten, stellten Bedingungen, welche alle militärische Disciplin
-untergraben mußten. Einige wollten nicht unter einem Obersten,
-Major, Hauptmann, Sergeanten oder Korporal dienen, der nicht bereit
-sei, den Covenant zu unterschreiben. Andere bestanden darauf, daß, wenn
-es durchaus nöthig befunden würde, den und jenen Offizier anzustellen,
-welcher die unter der vorigen Regierung vorgeschriebenen Testeide geleistet
-habe, er sich wenigstens durch öffentliches Eingeständniß seiner Sünde vor
-der Fronte des Regiments zum Commando qualificiren sollte. Die Mehrzahl
-der Enthusiasten, welche diese Bedingungen gestellt hatten, wurde
-durch geschickte Bearbeitung bewogen, ihre Forderungen bedeutend herabzustimmen.
-Doch hatte das Regiment immerhin einen ganz eigenthümlichen
-Character. Die Soldaten waren sämmtlich strenge Puritaner. Einer
-ihrer ersten Schritte war eine Petition an das Parlament, daß alle
-Trunksucht, Ausschweifung und Gottlosigkeit streng bestraft werden möchte.
-Ihr eignes Verhalten muß musterhaft gewesen sein, denn das schlimmste
-Verbrechen, das die überspannteste Bigotterie ihnen zur Last legen konnte,
-bestand darin, daß sie dem Könige zu seinem Geburtstage Hurrahs brachten.
-Man hatte ursprünglich beabsichtigt, mit der militärischen Organisation
-des Corps die Organisation einer presbyterianischen Gemeinde zu
-verweben. Jede Compagnie sollte einen Aeltesten liefern und die Aeltesten
-sollten mit dem Kaplan ein geistliches Tribunal zur Unterdrückung der
-Unsittlichkeit und Ketzerei bilden. Es wurden indeß keine Aeltesten ernannt;
-aber ein angesehener Bergprediger, Alexander Shields, wurde zu
-dem Amte eines Kaplans berufen. Es läßt sich schwer denken, daß der
-Fanatismus eine höhere Gluth erreichen könnte, als er aus den Schriften
-Shields&rsquo; hervorleuchtet. Nach seinen Ansichten würde es die erste Pflicht
-jedes christlichen Herrschers sein, jeden heterodoxen Unterthan bis zum
-Tode zu verfolgen, und ebenso die erste Pflicht jedes christlichen Unterthanen,
-<a id="page-XIII.71" class="pagenum" title="XIII.71"></a>
-einen heterodoxen Fürsten zu ermorden. Doch es herrschte damals
-in Schottland eine fanatische Begeisterung, im Vergleich zu welcher
-selbst die Begeisterung dieses Mannes noch lau war. Die extremen Covenanters
-protestirten gegen seinen Abfall eben so heftig als sie gegen die
-Schwarze Indulgenz und gegen den Suprematseid protestirt hatten und
-erklärten Jeden, der in Angus&rsquo; Regiment eintrat, eines ruchlosen Bündnisses
-mit Uebelgesinnten schuldig.<a class="fnote" href="#footnote-88" id="fnote-88">[88]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-62">
-Uebergabe des Schlosses von Edinburg.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Mittlerweile war
-das Edinburger Schloß gefallen, nachdem es sich länger als zwei Monate
-gehalten hatte. Die Vertheidigung sowohl wie der Angriff waren sehr lau
-betrieben worden. Der Herzog von Gordon, der keine Lust hatte, sich
-den tödtlichen Haß Derer zuzuziehen, in deren Gewalt seine Besitzungen
-und sein Leben bald sein konnten, fand es nicht für gerathen, die Stadt
-zu beschießen. Auf der andren Seite betrieben die Belagerer ihre Operationen
-mit so wenig Energie und Umsicht, daß die Jakobiten in der Citadelle
-mit den draußen befindlichen Jakobiten in fortwährender Communication
-standen. Man erzählte sich sonderbare Geschichten von den artigen
-und kurzweiligen Botschaften, welche zwischen den Belagerten und den
-Belagerern gewechselt wurden. Einmal ließ Gordon den städtischen Behörden
-sagen, daß er wegen einiger ihm aus Irland zugekommenen Nachrichten
-eine Geschützsalve geben werde, daß aber die gute Stadt sich nicht
-zu beunruhigen brauche, denn er werde seine Kanonen nicht mit Kugeln
-laden. Ein andermal wirbelten seine Trommeln das Zeichen zum Parlamentiren;
-die weiße Fahne wurde ausgesteckt, es fand eine Unterredung
-statt und er benachrichtigte den Feind ganz ernsthaft, daß alle seine Spielkarten
-bis zum Zerfallen abgegriffen seien und daß er ihm doch einige
-frische Packete zukommen lassen möchte. Seine Freunde errichteten einen
-<a id="corr-15"></a>Telegraphen, vermittelst dessen sie sich über die Linien der Schildwachen
-hinweg mit ihm unterhielten. An einem Fenster im obersten Stock eines
-der höchsten der gigantischen Häuser, von denen noch jetzt einige wenige
-High Street verdunkeln, wurde, wenn Alles gut ging, ein weißes Tuch,
-und wenn die Sachen schlecht standen, ein schwarzes Tuch ausgehangen.
-Hatte man ausführlichere Meldungen zu machen, so wurde eine Tafel
-emporgehalten, auf der die Nachricht mit so großen Buchstaben geschrieben
-stand, daß sie mit Hülfe eines Fernrohrs von den Wällen der Citadelle
-aus gelesen werden konnte. Boten mit Briefen und frischen Lebensmitteln
-gelangten in verschiedenen Verkleidungen und durch mannichfache Kunstgriffe
-über den Wassergraben, der sich damals auf der Nordseite der
-Festung befand, und erklommen den steilen Abhang. Der Knall einer
-Muskete auf einem bestimmten Außenwerke war das Signal, welches den
-<a id="page-XIII.72" class="pagenum" title="XIII.72"></a>
-Freunden des Hauses Stuart anzeigte, daß wieder einer ihrer Emissäre
-glücklich den Felsen erklettert hatte. Endlich aber waren die Vorräthe
-erschöpft und man mußte kapituliren. Vortheilhafte Bedingungen wurden
-bereitwillig zugestanden, die Garnison zog ab und die Schlüssel wurden
-unter den Acclamationen einer großen Menge Bürger übergeben.<a class="fnote" href="#footnote-89" id="fnote-89">[89]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-63">
-Parlamentssession in Edinburg.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Doch die Regierung hatte
-im Parlamentshause viel erbittertere und hartnäckigere Feinde als im
-Schlosse. Als die Stände nach ihrer Vertagung wieder zusammentraten,
-wurden die Krone und das Scepter Schottland&rsquo;s als Symbole des abwesenden
-Souverains mit gewohntem Pomp im Saale ausgestellt. Hamilton
-ritt als Lord Obercommissar mit großem Gepränge von Holyrood
-aus durch High Street, und Crawford nahm seinen Sitz als Präsident
-ein. Zwei Edicte, von denen das eine die Convention in ein Parlament
-verwandelte, das andre Wilhelm und Marien als König und Königin
-anerkannte, wurden rasch angenommen und mit dem Scepter berührt, und
-nun begann der Kampf der Parteien.<a class="fnote" href="#footnote-90" id="fnote-90">[90]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-64">
-Einfluß des Clubs.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Es zeigte sich bald, daß die von Montgomery
-organisirte Opposition unüberwindlich stark war. Obgleich aus
-vielen heterogenen Elementen, aus Republikanern, Whigs, Tories, eifrigen
-Presbyterianern und bigotten Prälatisten zusammengesetzt, agirte sie eine
-Zeit lang wie ein Mann und zog eine Menge jener unbedeutenden und
-kleinmüthigen Politiker an sich, welche sich naturgemäß zu der stärkeren
-Partei hinneigen. Die Freunde der Regierung waren gering an Zahl
-und nicht verbunden. Hamilton ging nur mit halbem Herzen an die Erfüllung
-seiner Pflichten. Unbeständig war er jederzeit gewesen; jetzt war
-er auch noch unzufrieden. Er bekleidete zwar den höchsten Posten, den ein
-Unterthan erreichen konnte; aber er bildete sich ein, daß er nur den Schein
-der Macht habe, während Andere die wirkliche Macht besäßen, und es
-war ihm daher nicht unlieb, wenn er Diejenigen, auf die er eifersüchtig
-war, belästigt und beunruhigt sah. Er hinterging den Fürsten, den er
-repräsentirte, nicht geradezu, aber er intriguirte zuweilen mit den Führern
-des Clubs und spielte Denen, die ihm im Dienste der Krone zur Seite
-standen, mitunter arglistige Streiche.
-</p>
-
-<p>
-Seine Instructionen schrieben ihm vor, Gesetze zur Milderung oder
-Beseitigung zahlreicher Mißstände und besonders einem die Macht des
-Artikelausschusses beschränkenden und die Verfassung desselben reformirenden
-Gesetze, sowie ferner einem das presbyterianische Kirchenregiment einführenden
-Gesetze die königliche Genehmigung zu ertheilen.<a class="fnote" href="#footnote-91" id="fnote-91">[91]</a> Doch es
-war gleichgültig, wie seine Instructionen lauteten. Die Führer des Clubs
-legten es darauf an, eine Ursache zur Uneinigkeit zu finden. Die Vorschläge
-der Regierung bezüglich der Artikellords wurden verächtlich zurückgewiesen.
-Hamilton schrieb um neue Instructionen nach London und bald
-wurde ihm ein zweiter Plan, welcher dem einst despotischen Ausschusse
-nicht viel mehr als den Namen ließ, zugeschickt. Aber auch dieser zweite
-<a id="page-XIII.73" class="pagenum" title="XIII.73"></a>
-Plan theilte das Schicksal des ersten, obgleich er von der Art war, daß
-er vernünftige und gemäßigte Reformers hätte befriedigen können. Unterdessen
-legten die Oberhäupter des Clubs ein Gesetz vor, welches dem Könige
-verbot, jemals irgend Jemanden in einem öffentlichen Amte anzustellen,
-der an irgend einer mit der Rechtsforderung unverträglichen
-Maßregel Antheil gehabt oder irgend einem guten Plan der Stände hindernd
-oder verzögernd entgegengetreten sei. Dieses Gesetz, das in einem
-sehr kleinen Rahmen fast alle Fehler vereinigte, die ein Gesetz nur haben
-kann, war, wie man sehr wohl wußte, auf den neuen Lordpräsidenten
-des Court of Session und auf seinen Sohn, den neuen Lord Advokaten,
-abgesehen. Ihr Glück und ihre Macht hatte ihnen den Neid jedes in
-seinen Hoffnungen getäuschten Amtscandidaten zugezogen. Daß sie Neulinge
-waren, die Ersten ihres Geschlechts, die sich zur Auszeichnung emporgeschwungen,
-und daß sie dessenungeachtet lediglich durch die Kraft der
-Befähigung eben so wichtige Personen im Staate geworden waren wie
-der Herzog von Hamilton oder der Earl von Argyle, war ein Gedanke,
-der vielen bedürftigen und stolzen Patriziern das Herz zernagte. In den
-Augen der schottischen Whigs waren die Dalrymple das was Halifax und
-Caermarthen in den Augen der englischen Whigs waren. Weder die
-Verbannung Sir Jakob&rsquo;s, noch der Eifer, mit dem Sir Johann die Revolution
-unterstützt hatte, wurden als eine Sühne für alte Vergehen angenommen.
-Sie hatten Beide dem blutdürstigen und götzendienerischen
-Hause gedient. Sie hatten Beide das Volk Gottes unterdrückt. Ihre
-späte Reue konnte ihnen vielleicht einen billigen Anspruch auf Verzeihung
-geben, gab ihnen aber gewiß kein Recht auf Ehren und Belohnungen.
-</p>
-
-<p>
-Die Freunde der Regierung versuchten es vergebens, die Aufmerksamkeit
-des Parlaments von der Verfolgung der Familie Dalrymple auf
-die wichtige und dringliche Frage der Kirchenverfassung zu lenken. Sie
-sagten, das alte System sei abgeschafft, es sei noch kein andres System
-an dessen Stelle gesetzt, man wisse nicht mehr, welches eigentlich die Staatsreligion
-des Landes sei, und es sei die erste Pflicht der Legislatur, einer
-Anarchie ein Ende zu machen, welche täglich Unheil und Verbrechen hervorrufe.
-Die Führer des Clubs ließen sich damit nicht von ihrem Ziele
-abbringen. Es wurde beantragt und beschlossen, daß die Inbetrachtnahme
-der kirchlichen Angelegenheiten so lange aufgeschoben werden solle, bis die
-weltlichen Angelegenheiten geordnet seien. Die ungerechte und absurde
-Incapacitätsacte wurde mit vierundsiebzig gegen vierundzwanzig Stimmen
-angenommen. Ein andrer noch augenscheinlicher auf das Haus Stair
-abzielender Beschluß folgte unmittelbar darauf. Das Parlament machte
-Anspruch auf ein Veto bei der Ernennung von Richtern und maßte sich
-die Befugniß an, die Untersiegelung zu verhindern, mit anderen Worten,
-die ganze Justizverwaltung zu suspendiren, bis dieser Anspruch zugestanden
-wäre. Aus dem Verlaufe der Debatte ging klar hervor, daß, wenn
-die Führer des Clubs auch mit dem Court of Session begonnen hatten,
-sie nicht damit aufzuhören gedachten. Die von Sir Patrick Hume und
-Anderen angeführten Argumente führten direct zu dem Schlusse, daß dem
-Könige die Ernennung keines wichtigen Staatsbeamten zustehen solle.
-Sir Patrick sprach in der That in Rede wie in Schrift seine Meinung
-dahin aus, daß das ganze Ernennungsrecht im Reiche von der Krone
-auf die Stände übertragen werden sollte. Wenn die Stelle des Schatzmeisters,
-des Kanzlers, des Sekretärs erledigt sei, müsse das Parlament
-<a id="page-XIII.74" class="pagenum" title="XIII.74"></a>
-Sr. Majestät einige Namen vorlegen, und Se. Majestät solle verbunden
-sein von diesen Namen einen zu wählen.<a class="fnote" href="#footnote-92" id="fnote-92">[92]</a>
-</p>
-
-<p>
-Während dieser ganzen Zeit verweigerten die Stände beharrlich jede
-Geldbewilligung, bis ihre Acte mit dem Scepter berührt sein würden.
-Der Lord Obercommissar ward endlich über ihre Verkehrtheit so aufgebracht,
-daß er nach langem Temporisiren selbst solche Acte zu berühren
-verweigerte, gegen die an sich nichts einzuwenden war, und welche zu genehmigen
-ihn seine Instructionen ermächtigten. Dieser Stand der Dinge
-würde mit einer großen Erschütterung geendigt haben, wenn der König
-von Schottland nicht zugleich König eines viel größeren und reicheren
-Landes gewesen wäre. Karl I. hatte nie irgend ein Parlament zu Westminster
-unlenksamer gefunden, als Wilhelm während dieser Session das
-Parlament zu Edinburg fand. Aber es lag nicht in der Macht des Parlaments
-von Edinburg, einen solchen Zwang auf Wilhelm auszuüben,
-wie das Parlament von Westminster ihn auf Karl ausgeübt hatte. Eine
-Verweigerung von Geldern war zu Westminster eine ernsthafte Sache und
-ließ dem Souverain keine andre Wahl als nachzugeben, oder durch verfassungswidrige
-Mittel Geld zu erheben. In Edinburg brachte ihn eine
-derartige Verweigerung in kein solches Dilemma. Die größte Summe,
-die er aus Schottland in einem Jahre zu erhalten hoffen konnte, betrug
-weniger, als was er aus England alle vierzehn Tage bezog. Er hatte
-sich daher nur in die Grenzen seiner unbestreitbaren Prärogative einzuschließen
-und hier in der Defensive zu verharren, bis eine günstige Conjunctur
-eintrat.<a class="fnote" href="#footnote-93" id="fnote-93">[93]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-65">
-Unruhen in Athol.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Während diese Dinge im Parlamentshause
-vorgingen, brach der Bürgerkrieg in den Hochlanden, der einige Wochen
-unterbrochen gewesen war, heftiger als zuvor wieder aus. Seit der Glanz
-des Hauses Argyle verblichen war, konnte kein gälischer Häuptling an
-Macht sich mit dem Marquis von Athol messen. Der Bezirk, von dem
-er seinen Titel herleitete und dessen Souverain er fast genannt werden
-konnte, war an Flächenraum größer als eine gewöhnliche Grafschaft, und
-war fruchtbarer, besser angebaut und dichter bevölkert als der größere
-Theil der Hochlande. Die Männer, die seinem Banner folgten, wurden
-für nicht minder zahlreich gehalten als sämmtliche Macdonalds und Macleans
-zusammengenommen, und standen an Kraft und Muth keinem Stamme
-im Gebirge nach. Aber der Clan war durch die Unbedeutendheit des
-Häuptlings unbedeutend gemacht worden. Der Marquis war der falscheste,
-unbeständigste, kleinmüthigste Mensch von der Welt. In dem kurzen Zeitraum
-von sechs Monaten war er bereits mehrere Male ein Jakobit und
-mehrere Male Wilhelmit gewesen. Sowohl Jakobiten als Wilhelmiten
-betrachteten ihn mit Verachtung und Mißtrauen, welche sie nur aus Respect
-vor seiner ungeheuren Macht nicht rückhaltlos äußerten. Nachdem
-er zu wiederholten Malen beiden Parteien Treue gelobt und zu wiederholten
-Malen Beide verrathen hatte, begann er zu überlegen, daß er am
-besten für seine Sicherheit sorgen werde, wenn er sowohl die Functionen
-<a id="page-XIII.75" class="pagenum" title="XIII.75"></a>
-eines Peers, als die eines Häuptlings niederlegte, wenn er sich sowohl
-von dem Parlamentshause zu Edinburg, als von seinem Schlosse im Gebirge
-fern hielte, und wenn er das Land verließe an das er gerade bei
-dem Wendepunkte seines Geschickes durch alle Bande der Pflicht und der
-Ehre gekettet war. Während ganz Schottland mit Ungeduld und ängstlicher
-Spannung zu sehen erwartete, in welches Heer seine zahlreichen
-Anhänger eintreten würden, schlich er sich fort nach England, nahm seinen
-Aufenthalt in Bath und gab vor die dortige Kur zu brauchen.<a class="fnote" href="#footnote-94" id="fnote-94">[94]</a> Sein
-Fürstenthum, somit ohne Oberhaupt, war gegen sich selbst gespalten. Die
-Leute von Athol waren im allgemeinen König Jakob zugethan. Denn
-er hatte sich ihrer noch vor vier Jahren als Diener seiner Rache gegen
-das Haus Argyle bedient. Sie hatten Inverary besetzt; sie hatten Lorn
-verwüstet; sie hatten Häuser demolirt, Obstbäume umgehauen, Fischerböte
-verbrannt, Mühlsteine zerschlagen, Campbells aufgehängt, und es
-war daher nicht zu erwarten, daß sie sich über die Aussicht auf Mac
-Callum More&rsquo;s Restauration freuen würden. Ein Wort von dem Marquis
-würde zweitausend Claymores ins jakobitische Lager gesendet haben.
-Dieses Wort aber wollte er nicht aussprechen, und in Folge dessen war
-die Haltung seiner Anhänger ebenso unentschlossen und inconsequent wie
-seine eigene.
-</p>
-
-<p>
-Während sie auf eine Andeutung seiner Wünsche warteten, wurden
-sie gleichzeitig von zwei Führern zu den Waffen gerufen, von denen jeder
-mit einem Schein von Grund darauf Anspruch machen konnte, als Repräsentant
-des abwesenden Häuptlings betrachtet zu werden. Lord Murray,
-des Marquis ältester Sohn, der mit einer Tochter des Herzogs von
-Hamilton vermählt war, erklärte sich für König Wilhelm. Stewart von
-Ballenach, der vertraute Agent des Marquis, erklärte sich für König
-Jakob. Das Volk wußte nicht, welcher Aufforderung es folgen sollte.
-Der, dessen Autorität die höchste Achtung gezollt worden sein würde, hatte
-beiden Parteien sein Wort verpfändet, und war dann aus Furcht sich einer
-von beiden anschließen zu müssen davongelaufen; auch war es nicht leicht
-zu sagen, ob der Platz, den er leer gelassen, seinem Haushofmeister oder
-seinem muthmaßlichen Erben gebührte.
-</p>
-
-<p>
-Der wichtigste militärische Posten in Athol war Blair Castle. Das
-Haus, welches gegenwärtig diesen Namen führt, unterscheidet sich durch
-nichts Auffallendes von anderen Landsitzen der Aristokratie. Das alte Gebäude
-war ein hoher Thurm von roher Bauart, der ein vom Garry bewässertes
-Thal beherrschte. Die Mauern würden einer Geschützbatterie
-nicht lange widerstanden haben, waren aber vollkommen stark genug, um
-die Hirten der Grampians in Schach zu halten. Ungefähr fünf Meilen
-südlich von dieser Veste verengerte sich das Thal des Garry zu der berühmten
-Schlucht von Killiecrankie. Gegenwärtig führt eine Heerstraße
-so eben wie irgend eine Straße in Middlesex in sanfter Steigung aus
-dem Niederlande zu dem Gipfel des Gebirgspasses hinauf. Weiße Villas
-blicken durch den Birkenwald, und an einem schönen Sommertage giebt
-es kaum eine Krümmung des Passes, wo man nicht einen Angler, der
-<a id="page-XIII.76" class="pagenum" title="XIII.76"></a>
-seine Fliege in den Schaum des Flusses wirft, einen Künstler, der eine
-Felsenspitze zeichnet, oder eine auf einer Landpartie begriffene Gesellschaft
-sähe, die auf dem Rasen in Schatten und Sonnenschein schmauset. Zu
-den Zeiten Wilhelm&rsquo;s III. aber wurde Killiecrankie von den friedlichen
-und betriebsamen Bewohnern des Niederlands von Perthshire nur mit
-Schaudern genannt. Sie galt für die gefährlichste der finsteren Schluchten,
-durch welche die Räuber aus dem Gebirge hervorzustürzen pflegten.
-Das für moderne Ohren so wohlklingende Rauschen des an den bemoosten
-Felsen und über die glatten Kiesel dahin strömenden Flusses, die des
-Pinsel&rsquo;s eines Wilson würdigen dunklen Fels- und Laubmassen, die phantastischen
-Bergspitzen, bei Sonnenauf- und Untergang in ein Meer von
-Licht gebadet, wie es auf Claude&rsquo;s Bildern glüht, erweckten in unseren
-Vorfahren nur Gedanken von mörderischen Hinterhalten und von ausgeplünderten,
-verstümmelten und den Raubvögeln preisgegebenen Leichnamen.
-Der einzige Pfad war schmal und rauh; nur mit Mühe konnte ein Pferd
-hinaufgeführt werden; zwei Menschen konnten kaum neben einander gehen,
-und an einigen Stellen lief der Weg so dicht am Abhange hin, daß der
-Reisende eines sicheren Auges und Fußes dringend bedurfte. Viele Jahre
-später erbaute der erste Herzog von Athol eine Straße, die eben gut
-genug war, damit er sie mit seinem Wagen befahren konnte. Aber selbst
-diese Straße war so steil und so schmal, daß eine Handvoll entschlossener
-Männer sie gegen eine Armee hätte vertheidigen können.<a class="fnote" href="#footnote-95" id="fnote-95">[95]</a> Kein Sachse
-betrachtete denn auch einen Besuch in Killiecrankie als ein Vergnügen,
-bis die Erfahrung die englische Regierung gelehrt hatte, daß die Spitzhacke
-und der Spaten diejenigen Waffen waren, durch welche die Hochländer
-am wirksamsten unterworfen werden konnten.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-66">
-Der Krieg bricht in den Hochlanden wieder aus.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Die
-Gegend, welche gerade über diesem Passe lag, war jetzt der Schauplatz
-eines Krieges, wie ihn die Hochlande nicht häufig gesehen hatten. Männer,
-die den nämlichen Tartan trugen und dem nämlichen Herrn unterthan
-waren, standen einander gegenüber. Der Name des abwesenden Häuptlings
-wurde, mit einem Anschein von Grund, auf beiden Seiten gebraucht.
-Ballenach hielt an der Spitze einer Anzahl Vasallen, die ihn
-als den Vertreter des Marquis betrachteten, Blair Castle besetzt. Murray
-erschien mit zwölfhundert Mann vor den Mauern und verlangte, in das
-Schloß seiner Familie, das Schloß, das dereinst sein Eigen werden sollte,
-eingelassen zu werden. Die Besatzung weigerte sich die Thore zu öffnen.
-Die Belagerer sandten Boten nach Edinburg, die Belagerten nach Lochaber.<a class="fnote" href="#footnote-96" id="fnote-96">[96]</a>
-An beiden Orten rief die Nachricht große Aufregung hervor.
-Mackay und Dundee waren beide der Ansicht, daß die Krisis rasches und
-kräftiges Einschreiten erfordere. Von dem Schicksal von Blair Castle
-hing wahrscheinlich das Schicksal von ganz Athol ab, und von dem Schicksal
-Athol&rsquo;s konnte das Schicksal Schottland&rsquo;s abhängen. Mackay eilte
-nach dem Norden und befahl seinen Truppen, sich in dem Niederlande
-von Perthshire zu sammeln. Einige von ihnen lagen an so entfernten
-Orten, daß sie nicht zeitig genug anlangten. Er hatte jedoch bald
-die drei schottischen Regimenter bei sich, welche in Holland gedient
-<a id="page-XIII.77" class="pagenum" title="XIII.77"></a>
-hatten und die Namen ihrer Obersten, Mackay&rsquo;s selbst, Balfour&rsquo;s und
-Ramsay&rsquo;s, führten. Auch ein tapferes Infanterieregiment aus England
-war da, welches damals das Regiment Hastings hieß, aber jetzt als das
-dreizehnte der Linie bekannt ist. Zu diesen alten Truppen kamen dann
-noch zwei im Niederlande neu angeworbene Regimenter. Das eine davon
-wurde von Lord Kenmore, das andre, das im Grenzlande ausgehoben
-worden und das noch jetzt des Königs Leibgrenzer genannt wird, von
-Lord Leven befehligt. Zwei Reitertrupps, commandirt von Lord Annandale
-und Lord Belhaven, brachten die Armee wahrscheinlich auf die Zahl
-von über dreitausend Mann. Belhaven ritt an der Spitze seines Trupps;
-aber Annandale, der factiöseste von allen Anhängern Montgomery&rsquo;s, zog
-den Club und das Parlamentshaus dem Felde vor.<a class="fnote" href="#footnote-97" id="fnote-97">[97]</a>
-</p>
-
-<p>
-Dundee hatte mittlerweile alle Clans, die seine Ernennung anerkannten,
-aufgefordert, sich zu einer Expedition nach Athol zu versammeln.
-Seine Bemühungen wurden von Lochiel kräftig unterstützt. Die Feuerkreuze
-wurden wieder in aller Eile durch Appin und Ardnamurchan, nach
-Glenmore hinauf und den Levensee entlang ausgesandt. Aber der Aufruf
-kam so unerwartet und die verstattete Frist war so kurz, daß das Aufgebot
-kein ganz vollständiges war. Die ganze Streitmacht scheint nicht
-dreitausend Mann stark gewesen zu sein. Mit diesem Corps rückte Dundee
-aus. Auf seinem Marsche zog er Verstärkungen an sich, die eben aus
-Ulster angekommen waren. Sie bestanden aus wenig mehr als dreihundert
-schlecht bewaffneten, schlecht gekleideten und schlecht disciplinirten
-irischen Fußsoldaten. Ihr Anführer war ein Offizier, Namens Cannon,
-der in den Niederlanden gedient hatte und der vielleicht auf einem untergeordneten
-Posten und in einer regulären Armee an seinem Platze gewesen
-sein würde, aber der ihm jetzt übertragenen Rolle durchaus
-nicht gewachsen war.<a class="fnote" href="#footnote-98" id="fnote-98">[98]</a> Er hatte sich bereits so lange zwischen den Hebriden
-aufgehalten, daß einige mit ihm zugleich abgeschickte und mit Vorräthen
-befrachtete Schiffe von englischen Kreuzern genommen worden waren.
-Er und seine Soldaten waren mit Mühe dem nämlichen Schicksale entgangen.
-Trotz dieses Mangels an Befähigung bekleidete er eine Stelle,
-die ihm in Schottland den höchsten militärischen Rang nächst Dundee einräumte.
-</p>
-
-<p>
-Die Enttäuschung war bitter. Jakob hätte in der That besser gethan,
-wenn er den Hochländern allen Beistand verweigert hätte, anstatt daß er
-sie gleichsam zum Besten hatte, indem er ihnen an Stelle der erbetenen
-und erwarteten wohlorganisirten Armee ein an Zahl und Aussehen verachtungswerthes
-Gesindel schickte. Es war nun klar, daß alles was für
-ihn in Schottland geschah, durch schottische Hände geschehen mußte.<a class="fnote" href="#footnote-99" id="fnote-99">[99]</a>
-</p>
-
-<p>
-Während Mackay von der einen und Dundee von der andren Seite
-gegen Blair Castle vorrückte, hatten wichtige Ereignisse daselbst stattgefunden.
-Murray&rsquo;s Anhänger fingen bald an, in ihrer Treue für ihn zu
-wanken. Sie sahen eine große Zahl ihrer Stammesgenossen, unter der
-Anführung eines Gentleman, von dem man vermuthete, daß er das Vertrauen
-des Marquis besitze, sich gegenübergestellt. Die Belagerungsarmee
-<a id="page-XIII.78" class="pagenum" title="XIII.78"></a>
-schmolz daher rasch zusammen. Viele kehrten unter dem Vorgeben heim,
-daß sie ihre Familien und ihr Vieh in Sicherheit bringen müßten, da die
-Nachbarschaft auf dem Punkte stehe, der Schauplatz eines Kriegs zu werden.
-Andere erklärten freimüthiger, daß sie in einem solchen Kampfe nicht
-fechten mochten. Eine starke Truppe ging an einen Bach, füllte die
-Mützen mit Wasser, trank auf die Gesundheit König Jakob&rsquo;s und zerstreute
-sich dann.<a class="fnote" href="#footnote-100" id="fnote-100">[100]</a>
-</p>
-
-<p>
-Ihr Eifer für König Jakob bewog sie jedoch nicht, sich der Fahne
-seines Generals anzuschließen. Sie legten sich unter den Felsen und Dickichten
-längs des Garry auf die Lauer, in der Hoffnung, daß es bald eine
-Schlacht geben werde und daß, welchen Ausgang dieselbe auch nehmen möchte,
-Flüchtlinge und Leichname zu plündern sein würden.
-</p>
-
-<p>
-Murray war in arger Bedrängniß. Seine Streitmacht war auf
-einige hundert Mann geschmolzen, selbst diesen Leuten konnte er nicht
-recht trauen, und die Macdonalds und Camerons rückten rasch vor. Er
-hob daher die Belagerung von Blair Castle auf und zog sich mit wenigen
-Anhängern in den Engpaß von Killiecrankie zurück. Hier stieß bald eine
-Abtheilung von zweihundert Füselieren zu ihm, welche Mackay vorausgeschickt
-hatte, um den Paß zu besetzen. Das Hauptcorps der Armee vom
-Niederlande folgte bald nach.<a class="fnote" href="#footnote-101" id="fnote-101">[101]</a>
-</p>
-
-<p>
-Am frühen Morgen des 27. Juli, einem Sonnabend, kam Dundee
-bei Blair Castle an. Hier erfuhr er, daß Mackay&rsquo;s Truppen bereits in
-der Schlucht von Killiecrankie waren. Man mußte rasch zu einem Entschluß
-kommen. Es wurde Kriegsrath gehalten. Die sächsischen Offiziere
-waren allgemein dagegen eine Schlacht zu wagen; die celtischen Häuptlinge
-aber waren andrer Meinung. Glengarry und Lochiel waren jetzt
-beide eines Sinnes. &bdquo;Schlagen Sie los, Mylord,&ldquo; sagte Lochiel mit
-seiner gewohnten Energie; &bdquo;schlagen Sie unverzüglich los, wenn Sie
-auch nur Einer gegen Drei sind. Unsere Leute sind guten Muthes, sie
-fürchten weiter nichts, als daß der Feind entkommen möchte. Lassen Sie
-ihnen ihren Willen und sein Sie versichert, daß sie entweder umkommen,
-oder einen vollständigen Sieg erfechten werden. Wenn Sie sie aber zurückhalten,
-wenn Sie sie nöthigen in der Defensive zu verharren, so stehe
-ich für nichts. Wenn wir nicht kämpfen, so thäten wir besser, wir
-brächen auf und zögen uns in unsere Berge zurück.<a class="fnote" href="#footnote-102" id="fnote-102">[102]</a>&ldquo;
-</p>
-
-<p>
-Dundee&rsquo;s Züge heiterten sich auf. &bdquo;Sie hören es, Gentlemen,&ldquo;
-sagte er zu seinen Offizieren; &bdquo;Sie hören die Meinung eines Mannes,
-der den hochländischen Krieg besser versteht als irgend Einer von uns.&ldquo;
-Keine Stimme erhob sich dagegen. Es wurde beschlossen zu kämpfen,
-und die verbündeten Clans rückten guten Muthes vorwärts dem Feinde
-entgegen.
-</p>
-
-<p>
-Der Feind hatte inzwischen den Engpaß erstiegen. Der Marsch bergauf
-war langwierig und mühsam gewesen; denn selbst die Fußsoldaten
-konnten nur zwei bis drei Mann hoch marschiren und die Bagagepferde,
-zwölfhundert an Zahl, mußten einzeln hintereinander gehen. Kein Wagen
-war jemals diesen steilen Pfad hinaufgezogen worden. Die Spitze
-<a id="page-XIII.79" class="pagenum" title="XIII.79"></a>
-der Colonne war bereits oben angelangt und befand sich auf dem Plateau,
-während die Nachhut noch in der Ebene war. Endlich war der Uebergang
-bewerkstelligt, und die Truppen befanden sich in einem Thale von
-nicht bedeutender Ausdehnung. Ermüdet von der Anstrengung des Morgens
-warfen sie sich ins Gras, um einige Ruhe und Erfrischung zu genießen.
-</p>
-
-<p>
-Früh am Nachmittag wurden sie durch den Alarmruf aufgeschreckt,
-daß die Hochländer sich näherten. Ein Regiment nach dem andren stand
-auf und ordnete sich. In einer kleinen Weile war der Gipfel einer Anhöhe,
-die etwa einen Büchsenschuß vor ihnen lag, mit schottischen Mützen
-und Plaids bedeckt. Dundee ritt in der Absicht vor, die Stärke der
-Streitmacht, mit der er es zu thun haben sollte, zu recognosciren, und
-stellte dann seine Leute mit so viel Geschick auf, als ihr eigenthümlicher
-Charakter ihm zu bethätigen gestattete. Es war wünschenswerth, die Clans
-getrennt zu halten. Jeder Stamm, ob groß oder klein, bildete eine Colonne,
-welche von der nächsten durch einen weiten Zwischenraum geschieden
-war. Das eine dieser Bataillone mochte siebenhundert Mann stark sein,
-während ein andres bloß aus hundertzwanzig Mann bestand. Lochiel
-hatte vorgestellt, daß es unmöglich sei, Männer von verschiedenen Stämmen
-zu vermischen, ohne Alles zu zerstören, was die eigenthümliche Stärke
-eines Hochlandsheeres bilde.<a class="fnote" href="#footnote-103" id="fnote-103">[103]</a>
-</p>
-
-<p>
-Auf der rechten Flanke, dicht am Garry standen die Macleans. Ihnen
-zunächst Cannon mit seinem irischen Fußvolke. Dann kamen die Macdonalds
-von Clanronald, von dem Vormunde ihres jungen Fürsten befehligt.
-Auf der Linken standen andere Schaaren von Macdonalds. An
-der Spitze eines starken Bataillons erhob sich die stattliche Figur Glengarry&rsquo;s,
-der die königliche Standarte König Jakob&rsquo;s VII. trug.<a class="fnote" href="#footnote-104" id="fnote-104">[104]</a> Noch
-weiter links stand die Reiterei, eine kleine Schwadron, bestehend aus einigen
-jakobitischen Gentlemen, die aus dem Niederlande ins Gebirge geflüchtet
-waren, und aus etwa vierzig von Dundee&rsquo;s alten Reitern. Jenseit derselben
-kam Lochiel mit seinen Camerons, und die äußerste Linke bildeten
-die Männer von Sky unter Anführung Macdonald&rsquo;s von Sleat.<a class="fnote" href="#footnote-105" id="fnote-105">[105]</a>
-</p>
-
-<p>
-In den Hochlanden wie in allen Ländern, wo der Krieg nicht zu
-einer Wissenschaft geworden ist, hielt man es für die wichtigste Pflicht
-eines Befehlshabers, das Beispiel persönlichen Muthes und körperlicher
-Anstrengung zu geben. Lochiel war besonders berühmt wegen seiner
-physischen Tapferkeit. Seine Clansleute erzählten mit Stolz, wie er feindliche
-Reihen selbst durchbrochen und riesenhafte Krieger niedergehauen
-habe. Er verdankte diesen Thaten vielleicht einen eben so großen Theil
-seines Einflusses wie den ausgezeichneten Eigenschaften, die ihn, hätte
-das Schicksal ihn in das englische Parlament oder an den französischen
-Hof versetzt, zu einem der hervorragendsten Männer seines Jahrhunderts
-gemacht haben würden. Er war jedoch verständig genug, um einzusehen,
-wie irrig die Meinung war, welche seine Landsleute gefaßt hatten. Er
-wußte, daß es nicht das Amt eines Generals war, Schläge auszutheilen
-und zu empfangen. Er wußte, wie schwer es Dundee geworden war,
-<a id="page-XIII.80" class="pagenum" title="XIII.80"></a>
-nur wenige Tage ein aus verschiedenen Clans bestehendes Heer zusammenzuhalten,
-und er wußte, daß das was einem Dundee Mühe gekostet hatte,
-einem Cameron geradezu unmöglich sein würde. Ein Leben, von dem so
-viel abhing, durfte nicht einem barbarischen Vorurtheile geopfert werden.
-Lochiel beschwor daher Dundee, sich nicht unnöthiger Gefahr auszusetzen.
-&bdquo;Ew. Lordschaft Amt ist es,&ldquo; sagte er, &bdquo;Alles zu beaufsichtigen und Ihre
-Befehle zu ertheilen, und an uns ist es, diese Befehle auszuführen.&ldquo;
-Dundee erwiederte mit ruhiger Hochherzigkeit, daß in den Worten seines
-Freundes Sir Ewan viel Wahres liege, daß aber kein General etwas
-Großes vollbringen könne, ohne das Vertrauen seiner Leute zu besitzen.
-&bdquo;Ich muß mir den Ruf der persönlichen Tapferkeit erwerben. Ihre Leute
-erwarten ihre Anführer im dichtesten Kampfgewühl zu sehen, und heute
-sollen sie mich da sehen. Ich verspreche Ihnen jedoch bei meiner Ehre,
-daß ich in künftigen Gefechten mich mehr schonen werde.&ldquo;
-</p>
-
-<p>
-<a id="corr-17"></a>Mittlerweile wurde auf beiden Seiten ein Kleingewehrfeuer unterhalten,
-von den regulären Soldaten aber geschickter und nachhaltiger als von den
-Gebirgsleuten. Der Raum zwischen den beiden Heeren war eine einzige
-Rauchwolke. Nicht wenige Hochländer fielen, und die Clans wurden ungeduldig.
-Die Sonne stand jedoch schon tief im Westen, als Dundee endlich
-den Befehl gab, sich kampffertig zu machen. Seine Leute erhoben
-ein großes Jubelgeschrei. Der Feind, wahrscheinlich erschöpft durch die
-Anstrengungen des Tages, antwortete mit einem nur schwachen und vereinzelten
-Hurrah. &bdquo;Jetzt frisch ans Werk!&ldquo; sagte Lochiel. &bdquo;Das ist nicht
-der Ruf von Männern, die zum Siege gehen.&ldquo; Er war durch alle seine
-Reihen gegangen, hatte an jeden Cameron einige Worte gerichtet, und
-jedem das Versprechen abgenommen, zu siegen oder zu sterben.<a class="fnote" href="#footnote-106" id="fnote-106">[106]</a>
-</p>
-
-<p>
-Es war sieben Uhr vorüber. Dundee gab das Losungswort. Die
-Hochländer ließen ihre Plaids fallen. Die Wenigen, die so luxuriös
-waren, rohe Socken von ungegerbter Haut zu tragen, warfen sie weg.
-Man erinnerte sich noch lange in Lochaber, daß Lochiel seine Schuhe,
-wahrscheinlich das einzige Paar in seinem Clan, auszog und barfuß
-an der Spitze seiner Leute kämpfte. Die ganze Linie rückte feuergebend
-vor. Der Feind erwiederte das Feuer mit guter Wirkung. Als nur noch
-ein kleiner Raum zwischen den beiden Heeren war, warfen die Hochländer
-plötzlich ihre Gewehre weg, zogen ihre Breitschwerter und stürzten mit
-einem furchtbaren Geschrei vorwärts. Die Niederländer machten sich bereit,
-den Angriff zurückzuweisen; doch dies war damals eine langwierige
-und schwerfällige Procedur, und die Soldaten hanthierten noch an den
-Mündungen ihrer Gewehre und an den Griffen ihrer Bajonette herum,
-als der ganze Strom der Macleans, Macdonalds und Camerons auf sie
-anstürmte. In zwei Minuten war die Schlacht verloren und gewonnen.
-Die Reihen von Balfour&rsquo;s Regiment öffneten sich. Er wurde niedergehauen,
-während er im Gedränge kämpfte. Ramsay&rsquo;s Leute machten kehrt
-und warfen die Waffen weg. Mackay&rsquo;s eignes Fußvolk wurde durch den
-wüthenden Angriff der Camerons auseinandergesprengt. Sein Bruder
-und sein Neffe bemühten sich vergebens, die Leute zu sammeln. Ersterer
-wurde durch einen Hieb mit einem Claymore todt zu Boden gestreckt.
-Der Andre arbeitete sich, mit acht Wunden bedeckt, durch das Getümmel
-<a id="page-XIII.81" class="pagenum" title="XIII.81"></a>
-und Blutvergießen bis an die Seite seines Oheims. Selbst in dieser
-äußersten Bedrängniß behielt Mackay seine ganze Geistesgegenwart. Er
-hatte noch eine Hoffnung. Ein Reiterangriff konnte das Kriegsglück wenden,
-denn vor Reitern fürchteten sich, wie man glaubte, selbst die tapfersten
-Hochländer. Doch er rief umsonst nach den Reitern. Belhaven benahm
-sich zwar als ein tapferer Gentleman; aber seine Reiter, über die
-Niederlage des Fußvolks erschrocken, sprengten in Verwirrung davon;
-Annandale&rsquo;s Leute folgten; Alles war vorüber und der wirre Strom von
-Rothröcken und Tartans wälzte sich das Thal hinunter in die Schlucht
-von Killiecrankie.
-</p>
-
-<p>
-Mackay, von einem treuen Diener begleitet, sprengte muthig durch
-das dichteste Gewühl der Claymores und Tartschen und erreichte einen
-Punkt, von wo er einen Ueberblick über das Schlachtfeld hatte. Seine
-ganze Armee war verschwunden, mit Ausnahme einiger Grenzer, welche
-Leven zusammengehalten hatte, und des Regiments Hastings, das ein
-mörderisches Feuer in die celtischen Reihen gesandt hatte und das noch in
-ungebrochener Ordnung Stand hielt. Die Leute welche gesammelt werden
-konnten, beliefen sich auf nur wenige Hunderte. Der General beeilte
-sich, sie über den Garry zu führen, und nachdem er diesen Fluß
-zwischen sie und den Feind gebracht hatte, machte er einen Augenblick
-Halt, um über seine Lage nachzudenken.
-</p>
-
-<p>
-Er konnte kaum begreifen, wie die Sieger so unklug sein konnten,
-ihm auch nur diesen Augenblick zur Ueberlegung zu lassen. Sie hätten
-mit Leichtigkeit seine ganze Mannschaft niederhauen oder gefangen nehmen
-können, bevor die Nacht einbrach. Aber die Energie der celtischen Krieger
-hatte sich in einem wüthenden Angriff und einem kurzen Kampfe erschöpft.
-Der Engpaß war von den zwölfhundert Lastthieren, welche die
-Lebensmittel und das Gepäck der besiegten Armee trugen, verstopft. Eine
-solche Beute war eine unwiderstehliche Versuchung für Leute, die ebensowohl
-durch das Verlangen nach Raub, wie durch das Verlangen nach
-Ruhm zum Kriege getrieben wurden. Es ist wahrscheinlich, daß sogar
-wenige Häuptlinge geneigt waren um König Jakob&rsquo;s willen eine so reiche
-Beute im Stich zu lassen. Dundee selbst würde in diesem Augenblicke
-nicht im Stande gewesen sein, seine Anhänger dazu zu bewegen, daß sie
-von den Beutehaufen abließen und das große Werk des Tages vollendeten,
-und Dundee war nicht mehr.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-67">
-Dundee&rsquo;s Tod.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Beim Beginn des Gefechts hatte er seinen
-Platz vor der Fronte seiner kleinen Reiterschaar genommen. Er befahl
-ihr ihm zu folgen und ritt vorwärts. Doch es schien beschlossen zu sein,
-daß an diesem Tage die Schotten des Niederlandes in beiden Armeen sich in
-nachtheiligem Lichte zeigen sollten. Die Reiter zögerten. Dundee wendete
-sich um, erhob sich in den Steigbügeln und forderte sie seinen Hut schwenkend
-auf, herbeizukommen. Als er seinen Arm erhob, lüftete sich sein Harnisch
-und entblößte den unteren Theil seiner linken Seite. Eine Musketenkugel
-traf ihn, sein Pferd sprang vorwärts und stürzte sich in eine Wolke
-von Rauch und Staub, welche beiden Armeen den Fall des siegreichen Generals
-verbarg. Ein Mann, Namens Johnstone, war in seiner Nähe und
-fing ihn auf, als er aus dem Sattel herabsank. &bdquo;Wie steht die Schlacht?&ldquo;
-fragte Dundee. &bdquo;Gut für König Jakob,&ldquo; antwortete Johnstone, &bdquo;aber ich
-bin besorgt um Ew. Lordschaft.&ldquo; &mdash; &bdquo;Wenn die Schlacht gut für ihn steht,&ldquo;
-erwiederte der Sterbende, &bdquo;so ist an mir um so weniger gelegen.&ldquo; Dies
-<a id="page-XIII.82" class="pagenum" title="XIII.82"></a>
-waren seine letzten Worte; als aber eine halbe Stunde darauf Lord Dunfermline
-und einige andere Freunde zur Stelle kamen, glaubten sie noch
-einige schwache Lebenszeichen zu erkennen. Der in zwei Plaids gehüllte
-Leichnam wurde nach Blair Castle gebracht.<a class="fnote" href="#footnote-107" id="fnote-107">[107]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-68">
-Mackay&rsquo;s Rückzug.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Mackay, der von Dundee&rsquo;s Schicksal nichts
-wußte, wohl aber Dundee&rsquo;s Geschicklichkeit und Thätigkeit kannte, erwartete
-augenblicklich und heftig verfolgt zu werden, und machte sich wenig
-Hoffnung, auch nur die spärlichen Ueberreste der besiegten Armee retten
-zu können. Durch den Engpaß konnte er sich nicht zurückziehen, denn
-die Hochländer waren bereits dort. Er beschloß daher, über die Berge in
-das Thal des Tay vorzudringen. Er holte bald einige Hundert seiner
-Ausreißer ein, welche dieselbe Richtung eingeschlagen hatten. Die meisten
-von ihnen gehörten zu Ramsay&rsquo;s Regiment und mußten gediente Soldaten
-sein. Aber sie waren ohne Waffen, durch die erlittene Niederlage demoralisirt,
-und der General konnte bei ihnen keinen Ueberrest von militärischer
-Disciplin ober kriegerischem Muthe entdecken. Seine Lage war von der
-Art, daß sie auch den Stärksten auf eine harte Probe stellen mußte. Die
-Nacht war hereingebrochen; er befand sich ohne Führer in einer Wüste;
-ein siegreicher Feind war ihm aller Wahrscheinlichkeit nach auf den Fersen,
-und er hatte für die Sicherheit eines Haufens von Menschen zu sorgen,
-welche Kopf und Herz verloren hatten. Er hatte eben die schmerzlichste
-und demüthigendste Niederlage erlitten. Seine Privatgefühle waren nicht
-weniger tief verwundet worden als seine Berufsgefühle. Ein theurer
-Verwandter war eben vor seinen Augen todt niedergestreckt worden. Ein
-andrer bewegte sich, aus vielen Wunden blutend, nur noch schwach neben
-ihm. Doch der Muth des unglücklichen Generals wurde durch einen festen
-Glauben an Gott und durch ein hohes Pflichtgefühl für den Staat aufrechterhalten.
-Bei all&rsquo; seinem Elend und Mißgeschick trug er das Haupt
-noch stolz erhoben und fand Muth nicht allein für sich, sondern für Alle
-die ihn umgaben. Seine erste Sorge war, des Weges gewiß zu sein.
-Ein einsames Licht, das durch die Dunkelheit schimmerte, führte ihn zu
-einer kleinen Hütte. Die Bewohner sprachen nur gälisch, und waren
-anfangs durch das Erscheinen von Uniformen und Waffen geängstigt. Doch
-Mackay&rsquo;s Leutseligkeit zerstreute ihre Besorgniß. Ihre Sprache war ihm
-in der Jugend geläufig gewesen, und er hatte genug davon behalten, um
-sich mit ihnen verständigen zu können. Nach ihren Anweisungen und
-mit Hülfe einer Taschenkarte, auf welcher die Straßen jenes wilden Landes
-oberflächlich angegeben waren, gelang es ihm sich zurecht zu finden.
-Er marschirte die ganze Nacht. Als der Tag anbrach, war seine Aufgabe
-schwieriger als je. Hasting&rsquo;s und Leven&rsquo;s Leute benahmen sich zwar
-<a id="page-XIII.83" class="pagenum" title="XIII.83"></a>
-noch wie Soldaten. Aber die Ramsay&rsquo;schen Ausreißer waren ein bloßer
-Pöbelhaufen. Sie hatten ihre Musketen weggeworfen, und die Breitschwerter,
-vor denen sie geflohen waren, blitzten beständig vor ihren Augen.
-Jeder neue Gegenstand jagte ihnen einen neuen Schrecken ein. Ein
-Häuflein Hirten in Plaids, welche ihr Vieh trieben, wurde durch die
-<a id="corr-18"></a>Einbildungskraft zu einem Heere celtischer Krieger vergrößert. Einige der
-Ausreißer verließen das Hauptcorps und entflohen ins Gebirge, wo ihre
-Feigheit die verdiente Strafe fand. Sie wurden um ihrer Röcke und
-Schuhe willen erschlagen, und ihre nackten Leichname den Adlern von
-Ben Lawers preisgegeben. Die Desertion würde noch viel ärger gewesen
-sein, hätten nicht Mackay und seine Offiziere mit dem Pistol in der
-Hand jeden Mann niederzuschießen gedroht, den sie bei dem Versuche sich
-fortzustehlen betreffen würden.
-</p>
-
-<p>
-Endlich kamen die ermüdeten Flüchtlinge vor Weems Castle an. Der
-Besitzer des Schlosses war ein Freund der neuen Regierung und er erwies
-ihnen soviel Gastfreundschaft als in seinen Kräften stand. Sein
-Vorrath von Hafermehl wurde herbeigebracht, es wurden einige Rinder
-geschlachtet und den zahlreichen Gästen eine eilig zubereitete kunstlose Mahlzeit
-vorgesetzt. So gestärkt brachen sie wieder auf und marschirten den
-ganzen Tag über Sumpf, Moor und Berg. So dünn bevölkert die Gegend
-auch war, konnten sie doch deutlich sehen, daß die Nachricht von
-ihrem Mißgeschick sich schon weit verbreitet hatte und daß die Bevölkerung
-allenthalben in großer Aufregung war. Spät in der Nacht erreichten sie
-das Schloß Drummond, das durch eine kleine Besatzung für König Wilhelm
-vertheidigt wurde, und am folgenden Tage marschirten sie unter geringeren
-Beschwerden weiter nach Stirling.<a class="fnote" href="#footnote-108" id="fnote-108">[108]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-69">
-Eindruck der Schlacht von Killiecrankie.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Das Gerücht
-von ihrer Niederlage war ihnen vorausgeeilt. Ganz Schottland war in
-Gährung. Der Schlag war allerdings hart, aber er wurde durch die
-hochfliegenden Hoffnungen der einen und durch die maßlosen Befürchtungen
-der andren Partei übertrieben. Man glaubte anfangs, daß die ganze
-Armee König Wilhelm&rsquo;s umgekommen, daß Mackay selbst gefallen, daß
-Dundee an der Spitze eines siegberauschten und beutegierigen zahlreichen
-Barbarenheeres bereits vom Gebirge herabgekommen, daß er Herr des
-ganzen Landes jenseits des Forth, daß Fife aufgestanden sei, um sich ihm
-anzuschließen, daß er in drei Tagen in Stirling und in acht Tagen in
-Holyrood sein werde. Es wurden Booten ausgesandt, um ein in Northumberland
-liegendes Regiment aufzufordern, eiligst über die Grenze zu
-rücken. Andere Boten brachten das dringende Gesuch an Seine Majestät
-nach London, sofort alle entbehrlichen Soldaten zu schicken und am liebsten
-selbst mitzukommen, um sein nordisches Reich zu retten.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-70">
-Vertagung des schottischen Parlaments.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Die Factionen
-im Parlamentshause vergaßen in ihrem Schrecken über die gemeinsame
-Gefahr allen Streit. Die Anhänger des Hofes wie die Mißvergnügten
-beschworen einstimmig den Lordstatthalter, die Session zu schließen und sie
-von einem Orte zu entlassen, wo ihre Berathungen bald durch die Gebirgsbewohner
-unterbrochen werden könnten. Es wurde ernstlich in Erwägung
-<a id="page-XIII.84" class="pagenum" title="XIII.84"></a>
-gezogen, ob es nicht rathsam sei, Edinburg aufzugeben, die im Schlosse
-und im Tolbooth befindlichen zahlreichen Staatsgefangenen auf ein vor
-Leith liegendes Kriegsschiff zu bringen und den Sitz der Regierung nach
-Glasgow zu verlegen.
-</p>
-
-<p>
-Der Nachricht von Dundee&rsquo;s Sieg folgte aller Orten sehr bald die
-Nachricht von seinem Tode, und es ist ein schlagender Beweis für den
-Umfang und das Maß seiner Fähigkeiten, daß sein Tod überall als ein
-Ereigniß betrachtet wurde, das seinen Sieg vollständig aufwog. Ehe Hamilton
-die Stände vertagte, theilte er ihnen mit, daß er gute Nachrichten
-für sie habe, daß Dundee wirklich todt sei und daß daher die Rebellen
-im Grunde eine Niederlage erlitten hätten. In verschiedenen Briefen,
-welche damals von einsichtsvollen und erfahrenen Staatsmännern geschrieben
-wurden, spricht sich eine gleiche Ansicht aus. Dem Boten, der mit der
-Nachricht von der Schlacht an den englischen Hof eilte, folgte ein andrer
-auf dem Fuße, der eine Depesche für den König brachte und, da er Se.
-Majestät im St. Jamespalaste nicht anwesend fand, nach Hampton Court
-sprengte. Niemand in der Hauptstadt wagte es das Siegel zu erbrechen;
-glücklicherweise aber hatte eine befreundete Hand, nachdem der Brief verschlossen
-war, auf die Außenseite desselben die tröstenden Worte geschrieben:
-&bdquo;Dundee ist gefallen, Mackay ist in Stirling angelangt,&ldquo; und diese Worte
-beruhigten die Gemüther der Londoner.<a class="fnote" href="#footnote-109" id="fnote-109">[109]</a>
-</p>
-
-<p>
-Aus dem Engpasse von Killiecrankie hatten sich die Hochländer, stolz
-auf ihren Sieg und mit Beute beladen, nach dem Schlosse Blair zurückgezogen.
-Sie rühmten sich, daß das Schlachtfeld mit Haufen gefallener
-sächsischer Soldaten bedeckt sei, und daß das Aussehen der Leichname deutlich
-beweise, was ein gutes gälisches Breitschwert in einer guten gälischen
-Hand auszurichten vermöge. Man habe Köpfe gefunden, welche bis an
-den Hals gespalten, und Hirnschädel, welche dicht über den Ohren glatt
-abgehauen gewesen seien. Indessen hatten auch die Sieger ihren Sieg
-theuer erkauft. Auf ihrem Marsche waren sie durch das Feuer des Feindes
-sehr beunruhigt worden, und selbst nach dem entscheidenden Angriffe
-hatten Hastings&rsquo; Engländer und ein Theil von Leven&rsquo;s Grenzern noch
-immer ein wohlgenährtes Feuer unterhalten. Hundertzwanzig Camerons
-waren getödtet worden; der Verlust der Macdonalds war noch bedeutender
-und mehrere vornehme und angesehene Gentlemen waren geblieben.<a class="fnote" href="#footnote-110" id="fnote-110">[110]</a>
-</p>
-
-<p>
-Dundee ward in der Kirche von Blair Athol beigesetzt, aber kein
-Denkmal über seiner Gruft errichtet, und die Kirche selbst existirt schon
-lange nicht mehr. Ein roher Stein auf dem Schlachtfelde bezeichnet,
-wenn anders man der lokalen Ueberlieferung glauben darf, die Stelle wo
-er fiel.<a class="fnote" href="#footnote-111" id="fnote-111">[111]</a> In den letzten drei Monaten seines Lebens hatte er sich als
-ein großer Feldherr und Staatsmann gezeigt, und sein Name wird daher
-von der zahlreichen Klasse von Leuten, welche der Ansicht sind, daß es
-kein auch noch so großes Maß von Schlechtigkeit giebt, welches durch
-Muth und Talent nicht aufgewogen werden könnte, mit Achtung genannt.
-</p>
-
-<p>
-<a id="page-XIII.85" class="pagenum" title="XIII.85"></a>
-Es ist merkwürdig, daß die beiden bedeutendsten Schlachten, welche
-vielleicht jemals irreguläre Truppen über reguläre gewannen: die Schlacht
-von Killiecrankie und die Schlacht von Newton Butler, in einer und der
-nämlichen Woche stattfanden. In beiden Schlachten war der Sieg der
-irregulären Truppen ungemein rasch und vollständig. In beiden Schlachten
-war der panische Schrecken der regulären Truppen, trotz des glänzenden
-Beispiels von Muth, das ihre Generäle gaben, ganz besonders schimpflich.
-Auch ist zu bemerken, daß der eine dieser beiden außerordentlichen
-Siege von Celten über Sachsen, der andre von Sachsen über Celten erfochten
-wurde. Allerdings ist der Sieg von Killiecrankie, obgleich er weder
-glänzender noch wichtiger war als der von Newton Butler, in viel weiteren
-Kreisen berühmt, und der Grund davon liegt auf der Hand. In Schottland
-sind die Angelsachsen und die Celten ausgesöhnt worden, in Irland
-sind sie nie ausgesöhnt worden. In Schottland werden alle Großthaten
-beider Racen ohne Unterschied zusammengeworfen und werden als den
-Ruhm des ganzen Landes bildend betrachtet. Die alte Antipathie ist so
-vollkommen verschwunden, daß es etwas ganz Gewöhnliches ist, einen
-Bewohner des Niederlandes mit Selbstgefälligkeit und sogar mit Stolz
-von der demüthigendsten Niederlage sprechen zu hören, die seine Vorfahren
-je erlitten. Es dürfte schwer sein, einen berühmten Mann zu nennen, bei
-welchem das Nationalgefühl und das Clansgefühl stärker gewesen waren
-als bei Sir Walter Scott. Wenn jedoch Sir Walter Scott Killiecrankie
-erwähnte, schien er gänzlich zu vergessen, daß er ein Sachse, daß er von
-demselben Blute war und die nämliche Sprache sprach wie Ramsay&rsquo;s
-Fußvolk und Annandale&rsquo;s Reiter. Sein Herz schwoll von Siegesstolz,
-wenn er erzählte, wie seine Stammverwandten gleich Hasen vor einer
-geringen Anzahl Krieger eines andren Stammes und einer andren Zunge
-die Flucht ergriffen hatten.
-</p>
-
-<p>
-In Irland ist die Fehde heute noch nicht getilgt. Der von einer
-Minderzahl in höhnender Weise wiederholte Name Newton Butler ist der
-großen Mehrheit der Bevölkerung verhaßt. Wenn man ein Denkmal auf
-dem Schlachtfelde errichtete, würde es wahrscheinlich verstümmelt werden;
-wenn man in Cork oder Waterford den Jahrestag der Schlacht feiern
-wollte, so würde die Feier wahrscheinlich gewaltsam gestört werden. Der
-berühmteste irische Dichter unsrer Zeit würde es als einen Verrath an
-seinem Vaterlande betrachtet haben, das Lob der Sieger zu singen. Einer
-der gelehrtesten und eifrigsten irischen Alterthumsforscher unsrer Zeit hat,
-allerdings nicht mit besonderem Glück, zu beweisen versucht, daß der Ausgang
-der Schlacht durch einen reinen Zufall entschieden worden sei, aus
-welchem kein Ruhm für die Engländer hervorgehen könne. Wir dürfen
-uns nicht wundern, daß der Sieg der Hochländer mehr gefeiert wird als
-der Sieg der Enniskillener, wenn wir bedenken, daß der Sieg der Hochländer
-ein Gegenstand des Ruhmes für ganz Schottland, der Sieg der
-Irländer aber ein Gegenstand der Schmach für drei Viertheile von Irland
-ist.
-</p>
-
-<p>
-So weit die großen Interessen des Staats dabei in Betracht kamen,
-war es ganz gleichgültig, ob die Schlacht von Killiecrankie gewonnen oder
-verloren wurde. Es ist sehr unwahrscheinlich, daß selbst Dundee, wenn
-er den glorreichsten Tag seiner Laufbahn überlebt hätte, die Schwierigkeiten
-überwunden haben würde, welche aus dem eigenthümlichen Character
-<a id="page-XIII.86" class="pagenum" title="XIII.86"></a>
-seiner Armee entsprangen und die sich verzehnfacht haben würden, sobald
-der Krieg auf das Niederland übertragen worden wäre.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-71">
-Die hochländische Armee verstärkt.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Gewiß ist jedoch, daß
-sein Nachfolger der Aufgabe durchaus nicht gewachsen war. Einige Tage
-lang konnte sich der neue General zwar mit der Hoffnung schmeicheln, daß
-Alles gut gehen werde, denn seine Armee hatte sich rasch um fast die
-doppelte Anzahl Claymores verstärkt, welche Dundee befehligt. Die Stewarts
-von Appin, welche, obgleich voll Eifers, nicht zur rechten Zeit
-hatten eintreffen können, um an der Schlacht Theil zu nehmen, waren
-unter den Ersten, die jetzt ankamen. Mehrere Clans, welche bisher gewartet
-hatten, um erst zu sehen, welcher Theil der stärkere sein würde,
-wünschten jetzt sehnlichst unter dem Banner König Jakob&rsquo;s VII. ins Niederland
-hinab zu ziehen. Die Grants hielten zwar treu zu Wilhelm und
-Marien und die Mackintosh&rsquo;s blieben wegen ihrer unüberwindlichen Abneigung
-gegen die Keppochs neutral. Aber Macphersons, Farquharsons
-und Frasers kamen massenhaft ins Lager bei Blair. Jetzt war die Unschlüssigkeit
-der Männer von Athol zu Ende. Viele von ihnen hatten
-während des Kampfes hinter den Felsen und Birken der Killiecrankieschlucht
-auf der Lauer gelegen und kamen, sobald der Ausgang der Schlacht entschieden
-war, aus ihren Schlupfwinkeln hervor, um die Flüchtlinge, welche
-durch den Engpaß zu entkommen versuchten, auszuplündern und niederzumachen.
-Die Robertsons, ein gälischer Stamm, obgleich er einen sächsischen
-Namen führte, erklärten damals ihren Beitritt zur Sache des verbannten
-Königs. Ihr Häuptling Alexander, der sich nach seiner Herrschaft
-Struan nannte, war ein noch sehr junger Mann und Student auf
-der St. Andreas Universität. Dort hatte er sich eine oberflächliche wissenschaftliche
-Bildung angeeignet, war aber desto tiefer in die Torypolitik
-eingeweiht worden. Jetzt schloß er sich der hochländischen Armee an und
-blieb während seines langen Lebens der jakobitischen Sache unwandelbar
-treu. Er spielte jedoch eine so unbedeutende Rolle bei den öffentlichen Angelegenheiten,
-daß sein Name jetzt vergessen sein würde, hätte er nicht
-einen Band durchgehends abgeschmackter und oft höchst unsittlicher Gedichte
-hinterlassen. Wäre dieses Buch in Grub Street fabricirt worden, so
-würde es in der &bdquo;Dunciade&ldquo; kaum mit einer Viertelzeile beehrt worden
-sein. Wegen der Stellung seines Autors aber machte es einiges Aufsehen,
-denn vor hundertzwanzig Jahren war eine Ekloge oder ein Schmähgedicht
-aus der Feder eines hochländischen Häuptlings ein literarisches Wunder.<a class="fnote" href="#footnote-112" id="fnote-112">[112]</a>
-</p>
-
-<p>
-Obgleich indessen die numerische Stärke von Cannon&rsquo;s Truppen zunahm,
-verminderte sich dennoch ihre Wirksamkeit. Jeder neue Stamm,
-der im Lager ankam, brachte eine neue Ursache zu Zwietracht mit. In
-der Stunde der Gefahr fügen sich oftmals die übermüthigsten und
-widerspenstigsten Köpfe der Leitung eines überlegenen Genies. Die celtischen
-Häuptlinge aber hatten selbst in der Stunde der Gefahr und selbst
-dem Genie Dundee&rsquo;s nur einen sehr prekären und unvollkommenen Gehorsam
-<a id="page-XIII.87" class="pagenum" title="XIII.87"></a>
-zugestanden. Sie zu zügeln, wenn sie vom Kriegsglück berauscht
-waren und sich auf ihre Stärke verlassen zu können glaubten, würde
-wahrscheinlich auch für Dundee eine eben so schwere Aufgabe gewesen
-sein, als sie es unter der vorhergehenden Generation für Montrose gewesen
-war. Der neue General war fortwährend unschlüssig und machte
-nichts als Fehler. Eine seiner ersten Maßregeln war, daß er ein starkes
-Truppencorps, hauptsächlich aus Robertsons bestehend, ins Niederland
-schickte, um Lebensmittel herbeizuschaffen. Er glaubte wahrscheinlich, daß
-dieses Detachement ohne Schwierigkeit Perth besetzen werde. Aber Mackay
-hatte die Ueberreste seiner Armee schon wieder geordnet, hatte außerdem
-einige Truppen an sich gezogen, welche die Schmach der kürzlichen Niederlage
-nicht getheilt, und war wieder kampfgerüstet. So schmerzlich er
-auch den erlittenen Schlag empfunden, hatte er doch mit weiser Großmuth
-beschlossen, das Vergangene nicht zu bestrafen. Es war nicht leicht, die
-verschiedenen Grade der Schuld zu unterscheiden, und die Schuldigen zu
-decimiren wäre eine grausame Schlächterei gewesen. In Folge seiner gewohnten
-Frömmigkeit erblickte er in dem beispiellosen Schrecken, der sich
-seiner Soldaten bemächtigt hatte, auch weniger einen Beweis von Feigheit
-ihrerseits, als vielmehr von göttlichem Unwillen. Mit heroischer
-Demuth erkannte er an, daß die außerordentliche Festigkeit, die er selbst
-inmitten der Verwirrung und des Gemetzels an den Tag gelegt, nicht sein
-Verdienst sei und daß er sich ohne den Beistand einer höheren Macht wohl
-eben so kleinmüthig benommen haben würde wie irgend einer der feigen
-Ausreißer, die ihre Waffen fortgeworfen und die barbarischen Marodeurs
-von Athol vergebens um Pardon angefleht hatten. Sein Gottvertrauen
-hielt ihn jedoch nicht ab, so weit es in menschlichen Kräften stand, sein
-Möglichstes zu thun, um der Wiederholung eines Unglücks, wie er es
-eben erfahren, vorzubeugen. Die unmittelbare Ursache seiner Niederlage
-war die Schwierigkeit des Bajonnetaufsteckens gewesen. Das Feuergewehr
-des Hochländers war streng gesondert von der Waffe, deren er sich im
-Handgemenge bediente. Er feuerte seinen Schuß ab, warf sein Gewehr
-weg und hieb mit seinem Schwerte ein. Dies war das Werk eines Augenblicks.
-Dem regulären Infanteristen kostete es zwei bis drei Minuten
-Zeit, ehe er sein Schießgewehr in eine Waffe verwandelte, mit der er
-einen Feind Mann gegen Mann bekämpfen konnte, und diese wenigen
-Minuten hatten den Ausgang der Schlacht von Killiecrankie entschieden.
-Mackay ließ daher alle seine Bajonnette so einrichten, daß sie auf den
-Lauf gesteckt werden konnten, ohne die Mündung zu verschließen, und daß
-seine Leute unmittelbar nachdem sie gefeuert, einem Angriff begegnen
-konnten.<a class="fnote" href="#footnote-113" id="fnote-113">[113]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-72">
-Gefecht bei St. Johnston&rsquo;s.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Sobald er erfuhr, daß ein Detachement
-gegen Perth anrückte, eilte er demselben an der Spitze einer
-Dragonerabtheilung entgegen, welche noch nicht im Feuer gewesen und
-deren Kraft daher noch ungeschwächt war. Mittwoch den 31. Juli, nur
-vier Tage nach seiner Niederlage, traf er unweit St. Johnston&rsquo;s mit den
-Robertsons zusammen, griff sie an, schlug sie, tödtete Hundertzwanzig
-von ihnen und nahm Dreißig gefangen, dies Alles mit Verlust eines
-<a id="page-XIII.88" class="pagenum" title="XIII.88"></a>
-einzigen Soldaten.<a class="fnote" href="#footnote-114" id="fnote-114">[114]</a> Dieses Scharmützel machte einen Eindruck, der in
-keinem Verhältniß zu der Zahl der Kämpfenden wie der Gefallenen stand.
-Das Ansehen der celtischen Waffen sank fast eben so rasch als es gestiegen
-war. Noch vor wenigen Tagen hatte man überall geglaubt, daß diese
-Waffen unüberwindlich seien. Jetzt trat eine Reaction ein. Man erkannte,
-daß der Vorfall bei Killiecrankie eine Ausnahme von den gewöhnlichen
-Regeln und daß die Hochländer, wenn nicht ganz besondere Umstände obwalteten,
-guten regulären Soldaten nicht gewachsen seien.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-73">
-Unordnung in der hochländischen Armee.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Inzwischen nahm
-die Unordnung in Cameron&rsquo;s Lager mehr und mehr zu. Er berief einen
-Kriegsrath zusammen, um zu erwägen, was zu thun sei. Sobald aber
-der Kriegsrath versammelt war; wurde eine Vorfrage aufgeworfen. Wer
-war dazu berechtigt, consultirt zu werden? Die Armee war fast ausschließlich
-eine hochländische. Der neuerliche Sieg war ausschließlich durch
-hochländische Krieger erfochten worden. Mächtige Häuptlinge, welche
-sechs- bis siebenhundert kampffähige Männer ins Feld gestellt hatten,
-hielten es nicht für recht und billig, daß sie durch Gentlemen aus Irland
-und dem Niederlande überstimmt werden sollten, welche zwar in König
-Jakob&rsquo;s Diensten standen und Obersten und Hauptleute genannt wurden,
-aber Obersten ohne Regimenter und Hauptleute ohne Compagnien waren.
-Lochiel sprach energisch im Interesse der Klasse, der er angehörte; Cannon
-aber beschloß, daß die Stimmen der sächsischen Offiziere mitgezählt werden
-sollten.<a class="fnote" href="#footnote-115" id="fnote-115">[115]</a>
-</p>
-
-<p>
-Es wurde nun zunächst in Erwägung gezogen, welcher Feldzugsplan
-zu befolgen sei. Lochiel war dafür, vorzurücken, Mackay entgegen zu
-marschiren, wo er auch sein möge, und abermals eine Schlacht zu
-liefern. Es ist kaum anzunehmen, daß das Glück dem klugen Häuptling
-der Camerons den Kopf dergestalt verrückt haben sollte, daß er die Gefährlichkeit
-des Verfahrens nicht erkannte, zu dem er gerathen. Aber er
-sah wahrscheinlich ein, daß ihm nur die Wahl zwischen verschiedenen Gefahren
-blieb. Er war der Meinung, daß energisches Handeln für das
-Bestehen einer Hochländerarmee überhaupt nothwendig sei und daß die
-Coalition der Clans nur so lange dauern werde, als sie hastig von
-Schlachtfeld zu Schlachtfeld eilten. Er wurde abermals überstimmt. Alle
-seine Siegeshoffnungen waren nun zertrümmert. Sein Stolz fühlte sich
-tief gekränkt. Er hatte sich dem Uebergewicht eines großen Feldherrn gefügt,
-aber an einem königlichen Patent lag ihm so wenig wie irgend
-einem Whig. Er hatte sich bereit finden lassen, die rechte Hand Dundee&rsquo;s
-zu sein, von einem Cannon aber wollte er sich nicht befehlen lassen. Er
-verließ das Lager und zog sich nach Lochaber zurück. Seinem Clan befahl
-er zwar zu bleiben, aber der Clan, des angebeteten Führers beraubt
-und wohl wissend, daß er sich in unmuthiger Stimmung entfernt hatte,
-war nicht mehr die furchtbare Colonne, welche das Gelübde, zu sterben
-oder zu siegen, vor einigen Tagen so gut gehalten hatte. Macdonald
-von Sleat, dessen Streitkräfte der Zahl nach die jedes andren der verbündeten
-Häuptlinge übertrafen, folgte Lochiel&rsquo;s Beispiel und kehrte nach
-Sky zurück.<a class="fnote" href="#footnote-116" id="fnote-116">[116]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-74">
-<a id="page-XIII.89" class="pagenum" title="XIII.89"></a>
-Mackay&rsquo;s Rath wird von den schottischen Ministern
-nicht beachtet.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Mackay hatte inzwischen seine Anordnungen vollendet
-und er hegte wenig Zweifel, daß, wenn die Rebellen ihn angreifen sollten,
-die reguläre Armee ihre bei Killiecrankie verlorne Ehre wiedergewinnen
-würde. Seine Hauptschwierigkeiten entsprangen aus der unklugen
-Einmischung der Minister der Krone zu Edinburg in Dinge, welche seiner
-alleinigen Leitung hätten überlassen bleiben sollen. Die Sache war die,
-daß sie nach der gewöhnlichen Art solcher Leute, welche ohne militärische
-Erfahrung über militärische Operationen urtheilen, den Erfolg als einzigen
-Prüfstein für die Tüchtigkeit eines Oberbefehlshabers betrachteten.
-Wer eine Schlacht gewinnt, ist in den Augen dieser Leute ein großer
-General, wer geschlagen wird, ist ein schlechter General, und nie war
-ein General vollständiger geschlagen worden als Mackay. Wilhelm dagegen
-schenkte seinem unglücklichen Leutnant nach wie vor das vollkommenste
-Vertrauen. Auf die Verunglimpfungen der Kritiker, welche nie ein Gefecht
-gesehen hatten, erwiederte Portland auf Befehl seines Gebieters, daß
-Mackay volles Vertrauen verdiene, daß er tapfer sei, daß er den Krieg
-besser verstehe als irgend ein andrer Offizier in Schottland und daß es
-sehr zu bedauern sei, wenn man gegen einen so guten Menschen und
-einen so guten Soldaten ein Vorurtheil hege.<a class="fnote" href="#footnote-117" id="fnote-117">[117]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-75">
-Die Camerons werden nach Dunkeld verlegt.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Die ungerechte
-Geringschätzung, mit der die schottischen Staatsräthe Mackay betrachteten,
-verleitete sie zu einem großen Fehler, der leicht ein großes
-Unglück hätte nach sich ziehen können. Das Cameron&rsquo;sche Regiment wurde
-nach Dunkeld in Garnison gelegt. Diese Maßregel mißbilligte Mackay
-entschieden. Er wußte, daß diese Truppen in Dunkeld dem Feinde nahe,
-daß sie von jedem Beistande entfernt, daß sie in einer offenen Stadt und
-von einer feindlichen Bevölkerung umgeben sein würden, daß sie, obgleich
-unzweifelhaft tapfer und voll Eifers, doch sehr unvollkommen disciplinirt
-waren, daß sie von der ganzen jakobitischen Partei in Schottland mit
-besonderem Mißfallen betrachtet wurden und daß aller Wahrscheinlichkeit
-nach große Anstrengungen gemacht werden würden, sie zu beschimpfen
-und zu vernichten.<a class="fnote" href="#footnote-118" id="fnote-118">[118]</a>
-</p>
-
-<p>
-Die Ansicht des Generals wurde nicht beachtet und die Camerons
-besetzten den ihnen angewiesenen Posten. Es zeigte sich bald, daß seine
-Ahnungen gegründet waren. Die Bewohner der Umgegend von Dunkeld
-versahen Cannon mit Kundschaft und drangen in ihn einen kühnen Schlag
-zu versuchen. Das beutelustige Landvolk von Athol schloß sich in großer
-Anzahl seiner Armee an. Das Regiment erwartete stündlich angegriffen
-zu werden, und wurde mißmuthig und unruhig. Die Mannschaften,
-welche von Natur sowohl wie aus Enthusiasmus unerschrocken, aber noch
-nicht an militärische Subordination gewöhnt waren, beschwerten sich über
-Cleland, der sie befehligte. Sie glaubten rücksichtslos, wenn nicht arglistigerweise
-einem sicheren Untergange entgegengeschickt worden zu sein.
-Sie seien, meinten sie, durch keine Wälle geschützt, hätten nur geringen
-Munitionsvorrath und seien von Feinden umgeben. Ein Offizier könne
-<a id="page-XIII.90" class="pagenum" title="XIII.90"></a>
-aufsitzen und in einer Stunde außer dem Bereiche der Gefahr sein; der
-gemeine Soldat aber müsse bleiben und sich niedermachen lassen. &bdquo;Weder
-ich,&ldquo; sagte Cleland, &bdquo;noch irgend ein andrer meiner Offiziere wird Euch
-verlassen, was auch geschehen möge. Führt mein Pferd vor, führt alle
-unsere Pferde vor, sie sollen todtgeschossen werden.&ldquo; Diese Worte bewirkten
-eine vollständige Sinnesänderung. Die Mannschaften erwiederten
-darauf, daß die Pferde nicht todtgeschossen werden sollten, daß das Wort
-ihres tapferen Obersten die beste Bürgschaft für sie sei und daß sie mit
-ihm das Aeußerste wagen würden. Sie hielten ihr Versprechen treulich.
-Das puritanische Blut war jetzt gründlich aufgeregt, und was dieses Blut
-vermochte, wenn es aufgeregt war, hatte es auf vielen Schlachtfeldern
-bewiesen.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-76">
-Die Hochländer greifen das Regiment Cameron an.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Das Regiment blieb diese Nacht unter den Waffen, und am Morgen des
-folgenden Tages, des 21. August, wimmelte es auf allen Anhöhen um
-Dunkeld von schottischen Mützen und Plaids. Cannon&rsquo;s Armee war viel
-stärker als die, welche Dundee befehligt hatte. Mehr als tausend Bagagepferde
-begleiteten ihn auf dem Marsche. Die Pferde sowohl, wie das
-Gepäck, welches sie trugen, waren wahrscheinlich ein Theil der Kriegsbeute
-von Killiecrankie. Die Gesammtmacht der Hochländer wurde von
-Augenzeugen auf vier bis fünftausend Mann geschätzt. Sie kamen wüthend
-herangestürmt, warfen die Vorposten des Cameron&rsquo;schen Regiments zurück
-und drangen von allen Seiten in die Straßen. Die Kirche hielt sich jedoch
-hartnäckig. Der größere Theil des Regiments aber stand hinter einer
-Mauer, welche ein dem Marquis von Athol gehörendes Haus umgab.
-Diese Mauer, welche einige Tage zuvor mit Holz und losen Steinen
-eiligst ausgebessert worden war, vertheidigten die Soldaten tapfer mit
-Muskete, Pike und Hellebarde. Ihr Kugelvorrath war bald erschöpft,
-aber einige von der Mannschaft mußten das Blei vom Dache des Hauses
-des Marquis losschneiden und es zu Geschossen formen. Mittlerweile wurden
-alle benachbarten Häuser von oben bis unten mit Hochländern besetzt,
-welche aus den Fenstern ein wirksames Feuer unterhielten. Cleland wurde
-getödtet, während er seine Leute anfeuerte, und Major Henderson übernahm
-das Commando. In der nächsten Minute fiel auch Henderson, von drei
-Kugeln getroffen. Hauptmann Munro trat an seine Stelle und der Kampf
-ward mit unverminderter Wuth fortgesetzt. Eine Abtheilung des Cameron&rsquo;schen
-Regiments machte einen Ausfall, steckte die Häuser, aus denen die
-verderblichen Schüsse kamen, in Brand und verschloß die Thüren. In einem
-einzigen Hause verbrannten sechzehn Mann lebendig. Theilnehmer an dem
-Gefecht schilderten es als eine furchtbare Feuertaufe für Rekruten. Die halbe
-Stadt stand in Flammen und mit dem unaufhörlichen Knattern der Schüsse
-vermischte sich das durchdringende Geschrei der Unglücklichen, welche im
-Feuer umkamen. Der Kampf dauerte vier Stunden. Das Cameron&rsquo;sche
-Regiment war jetzt fast bis auf das letzte Pulverhorn reducirt, aber der
-Muth der Leute wankte nicht. &bdquo;Der Feind wird bald die Mauer erstürmen.
-Es sei. Wir werden uns dann in das Haus zurückziehen, es bis aufs
-Aeußerste vertheidigen und, wenn sie hereindringen sollten, es über ihren
-und unseren Köpfen anzünden.&ldquo; Während sie jedoch mit diesen verzweifelten
-Plänen umgingen, bemerkten sie, daß die Heftigkeit des Angriffs nachließ.
-Die Hochländer begannen bald zurückzuweichen, es verbreitete sich
-sichtbare Unordnung unter ihnen und ganze Schaaren marschirten dem Gebirge
-<a id="page-XIII.91" class="pagenum" title="XIII.91"></a>
-zu. Umsonst befahl ihnen ihr General zum Angriff zurückzukehren;
-Beharrlichkeit gehörte nicht zu ihren militärischen Tugenden. Die Camerons
-luden inzwischen Amalek und Moab mit herausforderndem Geschrei
-ein zurückzukommen und noch einmal gegen das auserwählte Volk ihr Heil
-zu versuchen. Aber diese Aufforderungen hatten ebenso wenig Erfolg wie
-die Cannon&rsquo;s. In kurzer Zeit war die ganze gälische Armee in vollem
-Rückzuge gegen Blair. Jetzt wirbelten die Trommeln, die siegreichen
-Puritaner warfen ihre Mützen in die Luft, stimmten aus einem Munde
-einen Psalm des Triumphes und des Dankes an und schwenkten ihre Fahnen,
-welche an diesem Tage zum ersten Male angesichts eines Feindes
-entrollt wurden, die aber seitdem stolz nach allen Welttheilen getragen worden
-und die jetzt mit einer Sphinx und einem Drachen, den Emblemen
-der in Egypten und China vollbrachten Heldenthaten, geschmückt sind.<a class="fnote" href="#footnote-119" id="fnote-119">[119]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-77">
-Auflösung der hochländischen Armee.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Das Cameron&rsquo;sche
-Regiment hatte guten Grund, erfreut und dankbar zu sein, denn es hatte
-dem Kriege ein Ende gemacht. Im Lager der Rebellen herrschte nichts
-als Uneinigkeit und Entmuthigung. Die Hochländer tadelten Cannon,
-Cannon tadelte die Hochländer, und das Heer, welches der Schrecken
-Schottland&rsquo;s gewesen war, ging rasch seiner Auflösung entgegen. Die
-verbündeten Häuptlinge unterzeichneten einen gemeinschaftlichen Vertrag,
-durch den sie sich für treue Unterthanen König Jakob&rsquo;s erklärten und
-sich verpflichteten, später wieder zusammenzutreten. Nachdem sie diese Formalität &mdash; denn
-weiter war es nichts &mdash; beobachtet hatten, begab sich
-jeder in seine Heimath. Cannon kehrte mit seinen Irländern auf die
-Insel Mull zurück, und die Niederländer,<a class="fnote" href="#footnote-120" id="fnote-120">[120]</a> welche Dundee ins Gebirge
-begleitet hatten, sorgten für sich so gut sie konnten. Am 24. August,
-gerade vier Wochen nachdem die gälische Armee die Schlacht von Killiecrankie
-gewonnen, hatte diese Armee aufgehört zu existiren. Sie hatte
-aufgehört zu existiren wie die Armee Montrose&rsquo;s über vierzig Jahre früher
-aufhörte zu existiren, nicht in Folge eines vernichtenden Schlages von
-Außen, sondern durch eine natürliche Auflösung, das Resultat innerer
-Mißbildung. Die Besiegten ernteten alle Früchte des Sieges. Das Schloß
-Blair, welches das unmittelbare Streitobject gewesen war, öffnete Mackay
-seine Thore, und eine Kette von Militärposten, die sich nördlich bis Inverneß
-erstreckte, schützte die Landleute in der Ebene gegen die räuberischen
-Einfälle der Gebirgsbewohner.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-78">
-Intriguen des Clubs, Zustand des Niederlandes.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Während des Herbstes machten die Whigs des Niederlandes der Regierung
-viel mehr zu schaffen, als die Jakobiten des Hochlandes. Der Club, der
-zur Zeit der letzten Parlamentssession das Land in eine oligarchische
-Republik zu verwandeln versucht und die Stände dazu vermocht hatte,
-Geldzuschüsse zu verweigern und die Justizverwaltung zu sistiren, hielt auch
-während der Suspension des Parlaments nach wie vor seine Sitzungen
-<a id="page-XIII.92" class="pagenum" title="XIII.92"></a>
-und peinigte die Minister der Krone durch systematische Agitation. So
-verächtlich die Organisation dieses Vereins der Generation erscheinen mag,
-welche die römischkatholische Association und die Ligue gegen die Korngesetze
-gesehen hat, damals galt sie für ausgezeichnet und furchtbar. Die Häupter
-der Verbindung rühmten sich laut, daß sie den König zwingen würden, ihnen
-gerecht zu werden. Sie brachten Petitionen und Adressen zu Stande,
-suchten mit Hülfe der Presse und der Kanzel die Waffen aufzuregen, bearbeiteten
-die Soldaten durch Emissäre und sprachen davon, ein starkes
-Heer Covenanters aus dem Westen herbeizuziehen, um den Geheimen Rath
-einzuschüchtern. Trotz aller Kunstgriffe aber legte sich die Gährung des
-Volks allmälig. Nach kurzem Zaudern wagte es die Regierung, die von
-den Ständen geschlossenen Gerichtshöfe wieder zu öffnen, die vom König
-ernannten Sessionslords nahmen ihre Plätze ein, und Sir Jakob Dalrymple
-präsidirte. Der Club bemühte sich nun, die Advokaten von der
-Barre zurückzuhalten und hegte einige Hoffnung, daß der Pöbel die Richter
-von der Bank verjagen werde. Allein es zeigte sich sehr bald deutlich,
-daß eher Mangel an Gebühren als an Anwälten, um dieselben einzustreichen,
-zu erwarten stand; das Volk sah sehr gern wieder ein Tribunal
-fungiren, das in seinen Augen ein nothwendiges Attribut des Ansehens
-und Gedeihens seiner Stadt war, und aus vielen Anzeichen ließ sich
-erkennen, daß die falsche und habgierige Partei, welche die Majorität der
-Legislatur beherrscht hatte, nicht auch die Majorität der Nation beherrschte.<a class="fnote" href="#footnote-121" id="fnote-121">[121]</a>
-</p>
-
-<hr class="footnote" />
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-1" id="footnote-1">[1]</a> <span class="antiqua">Act. Parl. Scot., Aug. 31. 1689.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-2" id="footnote-2">[2]</a> <span class="antiqua">Balcarras&rsquo;s Memoirs; Short History of the Revolution in Scotland in
-a letter from a Scotch gentleman in Amsterdam to his friend in London, 1712.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-3" id="footnote-3">[3]</a> <span class="antiqua">Balcarras&rsquo;s Memoirs; Life of James, II. 341.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-4" id="footnote-4">[4]</a> <span class="antiqua">A Memorial for His Highness the Prince of Orange in relation to
-the Affairs of Scotland, by two Persons of Quality, 1689.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-5" id="footnote-5">[5]</a> <span class="antiqua">Rabbled</span> sagte man in der Landessprache, ein aus <span class="antiqua">rabble</span>, Pöbel, gebildetes
-Zeitwort, daß sich im Deutschen nicht erschöpfend wiedergeben läßt. &mdash; D. Uebers.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-6" id="footnote-6">[6]</a> Siehe Calvin&rsquo;s Brief an Haller, <span class="antiqua">IV. Non. Jan. 1551.</span> &bdquo;<span class="antiqua">Priusquam urbem
-unquam ingrederer, nullae prorsus erant feriae.</span>&ldquo;
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-7" id="footnote-7">[7]</a> In <span class="antiqua">The Act, Declamation and Testimony of the Seceders, dated in December
-1736</span>, heißt es, daß &bdquo;unter Autorität des Parlaments der Beobachtung der Feiertage
-in Schottland durch Suspension der Thätigkeit unserer angesehensten Gerichtshöfe
-Vorschub geleistet wird.&ldquo; Dies wird für eine Nationalsünde und für einen Grund des
-Unwillens Gottes erklärt. Im März 1758 richtete die Vereinigte Synode eine &bdquo;Feierliche
-Warnung&ldquo; an die Nation, worin die nämliche Klage wiederholt wird. Ein einfältiger
-Mensch, dessen Unsinn sogar in unseren Tagen für werth gehalten worden ist,
-neu gedruckt zu werden, sagt: &bdquo;Ich hinterlasse mein Zeugniß gegen die abscheuliche Acte
-der Königin Anna und ihres angeblichen britischen, in Wirklichkeit aber viehischen
-(<span class="antiqua">brutish</span>) Parlaments, welche die Beobachtung der sogenannten Yul-Ferien (<span class="antiqua">Yule Vacancy</span>)
-vorschreibt.&ldquo; <span class="antiqua">The Dying Testimony of William Wilson, sometime
-Schoolmaster in Park in the Parish of Douglas, aged 68, who died in 1757.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-8" id="footnote-8">[8]</a> <span class="antiqua">An Account of the Present Persecution of the Church in Scotland, in
-several Letters, 1690; The Case of the afflicted Clergy in Scotland truly
-represented, 1690; Faithful Contendings Displayed; Burnet I. 805.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-9" id="footnote-9">[9]</a> Die Formel dieser Benachrichtigung findet man in dem Buche: <span class="antiqua">Faithful Contendings
-Displayed.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-10" id="footnote-10">[10]</a> <span class="antiqua">Account of the Present Persecution, 1690; Case of the afflicted Clergy,
-1690; A true Account of that Interruption that was made of the Service of
-God on Sunday last, being the 17th of February 1689, signed by James Gibson,
-acting for the Lord Provost of Glasgow.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-11" id="footnote-11">[11]</a> <span class="antiqua">Balcarras&rsquo;s Memoirs; Mackay&rsquo;s Memoirs.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-12" id="footnote-12">[12]</a> <span class="antiqua">Burnet II. 21.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-13" id="footnote-13">[13]</a> Scobell 1654, Kap. 9 und Olivers Verordnung vom 12. April des nämlichen
-Jahres.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-14" id="footnote-14">[14]</a> Burnet und Fletcher von Saltoun sprechen von dem Aufschwunge Schottland&rsquo;s unter
-dem Protector, schreiben es aber einer Ursache zu, welche eine solche Wirkung keineswegs
-hervorzubringen vermochte. &bdquo;Es wurde,&ldquo; sagte Burnet, &bdquo;eine ansehnliche Truppenmacht
-von etwa sieben- bis achttausend Mann in Schottland unterhalten. Der Sold
-dieser Armee brachte soviel Geld ins Land, daß es während dieser ganzen Zeit in einem,
-sehr blühenden Zustande blieb ... Wir werden diese acht Jahre der Usurpation stets als
-eine Zeit großen Friedens und Gedeihens betrachten.&ldquo; &bdquo;Zur Zeit des Usurpators Cromwell,&ldquo;
-sagt Fletcher, &bdquo;glaubten wir uns bezüglich des letzteren Punktes (Handel und Geld)
-in einer erträglichen Lage zu befinden in Folge des Aufwandes, den die Truppen machten,
-welche uns in Unterwürfigkeit erhielten.&ldquo; Die richtige Erklärung der Erscheinung,
-über welche Burnet und Fletcher in so großem Irrthum waren, findet man in einer
-Flugschrift betitelt: &bdquo;<span class="antiqua">Some reasonable and modest Thoughts partly occasioned
-by and partly concerning the Scotch East India Company, Edinburgh,
-1696.</span>&ldquo; Siehe auch die Verhandlungen des Mittwochsclubs in Friday Street über eine
-Union mit Schottland vom December 1705. Siehe ferner das 7. Kapitel von Burton&rsquo;s
-vortrefflicher Geschichte Schottland&rsquo;s.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-15" id="footnote-15">[15]</a> Siehe die Schrift, in welcher die Forderungen der schottischen Commissare aufgestellt
-sind. Man findet sie im Anhange zu De Foe&rsquo;s <span class="antiqua">History of de Union</span>, Nr. 13.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-16" id="footnote-16">[16]</a> <span class="antiqua">Act. Parl. Scot.</span>, 30. Juli 1670.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-17" id="footnote-17">[17]</a> <span class="antiqua">Burnet II. 23.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-18" id="footnote-18">[18]</a> Man sehe zum Beispiel eine Flugschrift betitelt: &bdquo;<span class="antiqua">Some questions resolved
-concerning episcopal and presbyterian Government in Scotland, 1690.</span>&ldquo; Eine
-der &bdquo;Fragen&ldquo; ist die, ob das schottische Presbyterium den allgemeinen Neigungen dieses
-Volks entspreche. Der Verfasser verneint diese Frage, weil die höheren und mittleren
-Stände sich schon vor der Revolution größtentheils der bischöflichen Kirche conformirt
-hätten.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-19" id="footnote-19">[19]</a> Die Instructionen befinden sich in den <span class="antiqua">Leven and Melville Papers</span> und sind
-vom 7. März 1688/89 datirt. Bei der ersten Gelegenheit, wo ich diese werthvolle Sammlung
-aufführe, kann ich nicht umhin es anzuerkennen, zu wie großem Danke ich und Alle,
-die sich für die Geschichte unsrer Insel interessiren, dem Herrn verpflichtet sind, der daß
-Amt eines Herausgebers so vortrefflich erfüllt hat.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-20" id="footnote-20">[20]</a> Ueber die Dalrymple sehe man des Lord Präsidenten eigene Schriften und
-darunter seine <span class="antiqua">Vindication of the Divine Perfections;</span> ferner <span class="antiqua">Wodrow&rsquo;s Analecta;
-Douglas&rsquo;s Peerage; Lockhardt&rsquo;s Memoirs; Satyre on the Family of
-Stairs; Satyric Lines upon the long wished for and timely Death of the
-Right Honorable Lady Stairs; Law&rsquo;s Memorials</span> und die <span class="antiqua">Hyndford Papers,</span>
-geschrieben 1704/5 und zugleich mit den Briefen von Carstairs gedruckt. Lockhardt, obgleich
-ein Todfeind Johann Dalrymple&rsquo;s, sagt: &bdquo;Es war Keiner im Parlament, der es
-mit ihm aufnehmen konnte.&ldquo;
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-21" id="footnote-21">[21]</a> Ueber Melville sehe man die <span class="antiqua">Leven and Melville Papers</span> an verschiedenen
-Stellen, und die Vorrede; die <span class="antiqua">Act. Parl. Scot.</span> vom 16. Juni 1685 und den Anhang
-unterm 13. Juni; <span class="antiqua">Burnet II. 24</span>, und das <span class="antiqua">Burnet M. S. Harl. 6584</span>.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-22" id="footnote-22">[22]</a> <span class="antiqua">Creichton&rsquo;s Memoirs.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-23" id="footnote-23">[23]</a> <span class="antiqua">Mackay&rsquo;s Memoirs.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-24" id="footnote-24">[24]</a> <span class="antiqua">Memoirs of the Lindsays.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-25" id="footnote-25">[25]</a> Ueber das frühere Verhältniß zwischen Wilhelm und Dundee haben einige <a id="corr-4"></a>Jakobiten
-viele Jahre nach dem Tode Beider eine Geschichte erfunden, welche durch successive
-Ausschmückungen zu einem Roman wurde, bei dessen Lesung man sich wundern muß,
-wie nur ein Kind ihn für wahr halten konnte. Die letzte Ausgabe lautet wie folgt. Bei
-Seneff wurde Wilhelm das Pferd unter dem Leibe getödtet und sein Leben war in der
-größten Gefahr. Dundee, damals Kapitain Graham, gab Seiner Hoheit ein andres
-Pferd. Wilhelm versprach, diesen Dienst durch Beförderung zu belohnen, brach aber sein
-Wort und gab einem andren das Patent, auf welches er Graham Hoffnung gemacht hatte.
-Der beleidigte Held ging nach Loo. Dort traf er seinen glücklichen Rivalen und gab ihm
-eine Ohrfeige. Die auf Thätlichkeiten innerhalb des Palastes gesetzte Strafe war der
-Verlust der schuldigen rechten Hand; aber der Prinz von Oranien erließ diese Strafe in
-ungroßmüthiger Weise. &bdquo;Sie haben mir,&ldquo; sagte er, &bdquo;das Leben gerettet, ich lasse
-Ihnen Ihre rechte Hand, so sind wir quitt.&ldquo;
-</p>
-
-<p class="footnote2">
-Diejenigen, welche bis auf unsre Zeit diesen Unsinn wiederholt haben, müssen erstens
-in dem Wahne gewesen sein, daß die Acte Heinrich&rsquo;s VIII. &bdquo;zur Bestrafung von Mord
-und böswilligem Blutvergießen innerhalb des königlichen Hoflagers&ldquo; (<span class="antiqua">Stat. 33 Hen.
-VIII. c. 2.</span>) in Geldern Gesetz war, und zweitens daß Wilhelm 1674 König und sein
-Haus ein königliches Hoflager war. Ebenso müssen sie nicht gewußt haben, daß er Loo
-erst lange nachdem Dundee die Niederlande verlassen hatte, kaufte. Siehe Harris&rsquo; <span class="antiqua">Description
-of Loo, 1699.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote2">
-Diese Fabel, von der ich in der umfangreichen jakobitischen Literatur aus Wilhelm&rsquo;s
-Regierungszeit nicht die geringste Spur habe entdecken können, scheint etwa ein Vierteljahrhundert
-nach Dundee&rsquo;s Tode entstanden zu sein und im Laufe eines weiteren Vierteljahrhunderts
-sich zu ihrer vollen Absurdität ausgebildet zu haben.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-26" id="footnote-26">[26]</a> <span class="antiqua">Memoirs of the Lindsays.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-27" id="footnote-27">[27]</a> <span class="antiqua">Memoirs of the Lindsays.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-28" id="footnote-28">[28]</a> <span class="antiqua">Balcarras&rsquo;s Memoirs.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-29" id="footnote-29">[29]</a> <span class="antiqua">Burnet II. 22; Memoirs of the Lindsays.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-30" id="footnote-30">[30]</a> <span class="antiqua">Act. Parl. Scot. March 14. 1689; History of the late Revolution in Scotland,
-1690; An Account of the Proceedings of die Estates of Scotland, fol. London
-1689.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-31" id="footnote-31">[31]</a> Balcarras&rsquo; Erzählung stellt sowohl Hamilton als Athol in einem sehr ungünstigen
-Lichte dar. Siehe auch <span class="antiqua">Life of James, II. 338, 339.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-32" id="footnote-32">[32]</a> <span class="antiqua">Act. Parl. Scot. March 14. 1688/89; Balcarras&rsquo;s Memoirs; History of the
-late Revolution in Scotland; Life of James, II. 342.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-33" id="footnote-33">[33]</a> <span class="antiqua">Balcarras&rsquo;s Memoirs; History of the late Revolution in Scotland, 1690.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-34" id="footnote-34">[34]</a> <span class="antiqua">Act. Parl. Scot. March 14, 15. 1689; Balcarras&rsquo;s Memoirs; London Gazette,
-March 25; History of the late Revolution in Scotland 1690; Account of
-the Proceedings of the Estates of Scotland, 1689.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-35" id="footnote-35">[35]</a> Siehe Cleland&rsquo;s Gedichte und die in demselben Bande enthaltenen Loblieder,
-Edinburg 1697. Es ist wiederholt behauptet worden, dieser Wilhelm Cleland sei der
-Vater des Steuercommissars gleichen Namens gewesen, der zwanzig Jahre später in den
-literarischen Kreisen London&rsquo;s wohl bekannt war, welcher Pope einige eben nicht sehr
-lobenswerthe Dienste leistete und dessen Sohn Johann der Verfasser eines nur zu weit
-berühmten Schandbuches war. Dies ist ein vollständiger Irrthum. Der Wilhelm Cleland,
-welcher bei der Bothwellbrücke focht, war noch nicht achtundzwanzig Jahr alt, als
-er im August 1689 fiel, und der Steuercommissar Wilhelm Cleland starb in seinem siebenundsechzigsten
-Lebensjahre im September 1741. Ersterer kann daher nicht der Vater
-des letzteren gewesen sein. Siehe die <span class="antiqua">Exact Narrative of the Battle of Dunkeld,</span>
-das Gentleman&rsquo;s Magazine von 1740 und Warburton&rsquo;s Anmerkung zu dem Briefe an
-den Verleger der &bdquo;Dunciade&ldquo;, ein Brief, der mit W. Cleland unterzeichnet, in Wirklichkeit
-aber von Pope verfaßt ist. In einem Aufsatze von Sir Robert Hamilton, dem Orakel
-der extremen Covenanters und einem blutdürstigen Wüthrich, wird Cleland&rsquo;s als eines
-ehemaligen Bundesgenossen dieser Fanatiker, aber nachmaligen heftigen Widersachers
-derselben erwähnt. Cleland stimmte wahrscheinlich nicht mit Hamilton darin überein, die
-Abschlachtung von Kriegsgefangenen, die sich auf Pardon ergeben hatten, als eine heilige
-Pflicht anzusehen. Siehe Hamilton&rsquo;s <span class="antiqua">Letter to the Societies</span> vom 7. December 1685.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-36" id="footnote-36">[36]</a> <span class="antiqua">Balcarras&rsquo;s Memoirs.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-37" id="footnote-37">[37]</a> <span class="antiqua">Balcarras&rsquo;s Memoirs.</span> Den vollständigsten Bericht über diese Verhandlungen geben
-jedoch einige handschriftliche Notizen, welche sich in der Bibliothek der Advokatenfacultät
-befinden. Balcarras&rsquo; Angaben sind nicht ganz genau. Er verließ sich wahrscheinlich zu sehr
-auf sein Gedächtniß. Ich habe dieselben nach den Parlamentsacten berichtigt.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-38" id="footnote-38">[38]</a> <span class="antiqua">Act. Parl. Scot. March 16. 1688/89; Balcarras&rsquo;s Memoirs; History of the
-late Revolution in Scotland, 1690; Account of the Proceedings of the Estates
-of Scotland, 1689; London Gazette, March 25. 1689; Life of James II. 342.</span> Burnet
-irrt sonderbar in Bezug auf diese Vorgänge.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-39" id="footnote-39">[39]</a> <span class="antiqua">Balcarras&rsquo;s Memoirs;</span> Manuscript in der Bibliothek der Advokatenfacultät.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-40" id="footnote-40">[40]</a> <span class="antiqua">Act. Parl. Scot. March 19. 1688/89; History of the late Revolution in
-Scotland.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-41" id="footnote-41">[41]</a> Balcarras.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-42" id="footnote-42">[42]</a> Balcarras.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-43" id="footnote-43">[43]</a> <span class="antiqua">Act. Parl. Scot; History of the late Revolution, 1690; Memoirs of
-North Britain 1715.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-44" id="footnote-44">[44]</a> Balcarras.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-45" id="footnote-45">[45]</a> Jeder Leser wird sich der Verwünschung erinnern, welche Sir Walter Scott im fünften
-Gesange des &bdquo;Marmion&ldquo; über die Dummköpfe aussprach, welche dieses interessante Denkmal
-entfernten.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-46" id="footnote-46">[46]</a> &bdquo;Es wird weder sicher noch gut für den König sein, es nach der Thronbesteigung
-von einer Parlamentsacte zu erwarten, die es vor seine Thür legen wird.&ldquo; Dalrymple
-an Melville, 5. April 1689; <span class="antiqua">Leven and Melville Papers</span>.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-47" id="footnote-47">[47]</a> Eine interessante Stelle über diesen Gegenstand findet sich bei Fortescue.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-48" id="footnote-48">[48]</a> <span class="antiqua">Act. Parl. Scot. April 1. 1689; Orders of Committee of Estates, Mai 16.
-1689; London Gazette, April 11.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-49" id="footnote-49">[49]</a> Da es kürzlich in Abrede gestellt worden ist, daß die extremen Presbyterianer
-eine ungünstige Meinung von den Lutheranern hegten, so will ich zwei entscheidende
-Beweise für meine oben aufgestellte Behauptung beibringen. In dem Buche: <span class="antiqua">Faithful
-Contendings Displayed</span> befindet sich ein Bericht über die Vorgänge bei der Generalversammlung
-der Vereinigten Covenantergesellschaften vom 24. October 1688. Es wurde
-die Frage aufgeworfen, ob eine Verbindung mit den Holländern stattfinden solle. &bdquo;Es
-ward einstimmig beschlossen,&ldquo; sagt der Sekretär der Gesellschaften, &bdquo;daß wir uns mit
-den Holländern nicht zu einem Körper vereinigen, noch förmlich unter ihre Leitung kommen
-könnten, da sie ein Gemisch von reformirten lutherischen Uebelgesinnten und Sectirern
-seien, mit denen gemeinschaftliche Sache zu machen dem Zeugniß der Kirche von
-Schottland widerstreiten würde.&ldquo; In dem am 2. October 1707 aufgesetzten &bdquo;Protest und
-Testimonium&ldquo; beschweren sich die Vereinigten Gesellschaften darüber, daß die Krone
-&bdquo;dem Prinzen von Hannover verliehen worden sei, der in der lutherischen Religion
-erzogen und aufgewachsen ist, welche, wie allgemein bekannt, nicht allein abweicht von
-der Reinheit in Lehre, Reformation und Glauben, die wir in diesen Nationen erreicht
-hatten, sondern derselben in vielen Dingen sogar zuwiderläuft.&ldquo; Sie setzen hinzu:
-&bdquo;Die Annahme einer solchen Person zum Herrscher über uns widerstreitet nicht nur unserm
-feierlichen Bund und Covenant, sondern dem Worte Gottes selbst: 5. Buch
-Mosis XVII.&ldquo;
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-50" id="footnote-50">[50]</a> <span class="antiqua">History of the late Revolution in Scotland; London Gazette, Mai 16.
-1689.</span> Der officielle Bericht über die Vorgänge war offenbar mit großer Sorgfalt abgefaßt.
-Siehe auch das <span class="antiqua">Royal Diary, 1702</span>. Der Verfasser dieses Werks versichert,
-daß er seine Angaben den Mittheilungen eines Geistlichen verdanke, welcher anwesend
-war.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-51" id="footnote-51">[51]</a> Siehe Crawford&rsquo;s Briefe und Reden an verschiedenen Stellen. Seine Art und
-Weise, um eine Stelle anzusuchen, war eigenthümlich. Nachdem er, nicht ohne Grund,
-zugegeben hatte, daß sein Herz voller Arglist und verzweifelt sündig sei, fuhr er fort:
-&bdquo;Das nämliche allmächtige Wesen, welches gesagt hat: Wenn die Armen und Bedürftigen
-Wasser suchen und es ist keins da und ihre Zunge verschmachtet vor Durst, wird
-Er sie nicht verlassen, &mdash; kann mir trotz meiner jetzigen dürftigen Umstände ein Haus
-bauen, wenn es dies für gut findet.&ldquo; &mdash; Brief an Melville vom 28. Mai 1689. Ueber
-Crawford&rsquo;s Armuth und sein Verlangen nach bischöflichen Ländereien sehe man seinen
-Brief an Melville vom 4. December 1690. Ueber seine Humanität siehe seine Briefe
-an Melville vom 11. December 1690. Alle diese Briefe findet man in den <span class="antiqua">Leven
-and Melville Papers</span>. Der Verfasser von: <span class="antiqua">An Account of the Late Establishment
-of Presbyterian Government</span> sagt von Jemandem, der sich mit zehn oder
-zwölf Pfund Sterling hatte bestechen lassen: &bdquo;Wäre er so arm gewesen wie Mylord
-Crawford, so würde er vielleicht eher zu entschuldigen gewesen sein.&ldquo; Siehe auch die
-Dedication der berühmten Schrift: <span class="antiqua">Scotch Presbyterian Eloquence Displayed.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-52" id="footnote-52">[52]</a> <span class="antiqua">Burnet II. 23. 24; Fountainhall Papers,</span> 13. Aug. 1684, 14., 15. Oct.
-1684, 3. Mai 1685; Montgomery an Melville, 23. Juni 1689 in den <span class="antiqua">Leven and
-Melville Papers; Pretences of the French Invasion Examined, licensed
-May 25. 1692.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-53" id="footnote-53">[53]</a> Siehe <span class="antiqua">The Life and <a id="corr-9"></a>Correspondence of Carstairs</span> und die interessanten
-Abhandlungen über ihn in den 1854 gedruckten <span class="antiqua">Caldwell Papers</span>. Ferner seine Characteristik
-von Mackay und Swift&rsquo;s Note. Swift&rsquo;s Wort kann gegen einen Schotten
-und Presbyterianer kein Gewicht haben. Ich glaube jedoch, daß Carstairs, obgleich im
-Wesentlichen ein rechtschaffener und frommer Mann, sein gutes Theil von der Klugheit
-der Schlange besaß.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-54" id="footnote-54">[54]</a> Sir Johann Dalrymple an Lord Melville, 18., 20., 25. Juni 1689; <span class="antiqua">Leven and
-Melville Papers</span>.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-55" id="footnote-55">[55]</a> In dem 1704 geschriebenen und in den <span class="antiqua">Carstairs Papers</span> abgedruckten Hyndford-Manuscripte
-kommt eine ergötzliche Beschreibung Sir Patrick&rsquo;s vor: &bdquo;Er liebt wohleinstudirte
-Reden und kann selbst Privatfreunden ohne solche kaum Audienz geben.&ldquo;
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-56" id="footnote-56">[56]</a> &bdquo;Niemand ist thätiger als Saltoun, obgleich nicht Mitglied.&ldquo; Lockhart an Melville,
-11. Juli 1689; <span class="antiqua">Leven and Melville Papers</span>. Siehe Fletcher&rsquo;s eigene Werke
-und die Beschreibungen von ihm in Lockhart&rsquo;s und Mackay&rsquo;s Memoiren.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-57" id="footnote-57">[57]</a> Dalrymple sagt in einem Briefe vom 5. Juni: &bdquo;Alle Uebelgesinnten sind aus
-Furcht in den Club gekommen, und sie stimmen Alle gleich.&ldquo;
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-58" id="footnote-58">[58]</a> Balcarras.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-59" id="footnote-59">[59]</a> &bdquo;Soll ich Sie mit einer Schilderung dieses unfruchtbaren Landes langweilen, wo
-ich Sie über Berge, ganz braun von Haidekraut, oder durch Thäler führen muß, welche
-kaum Futter genug für ein Kaninchen enthalten? ... Jeder Punkt des Landes bietet die
-nämliche reizlose Landschaft dar. Kein Gehölz oder Bach erfreut den Fremden durch
-seine trauliche Musik.&ldquo; &mdash; Goldsmith an Bryanton, Edinburg, 26. September 1753. In
-einem bald nachher aus Leyden an den ehrwürdigen Thomas Contarine geschriebenen
-Briefe sagt Goldsmith: &bdquo;Ich war ganz versunken in das Anschauen der Gegend. Nichts
-kann der Schönheit derselben gleichkommen. Wohin ich den Blick wendete, überall zeigten
-sich schöne Häuser, anmuthige Gärten, Statuen, Grotten und Fernsichten. Schottland
-bildet mit diesem Lande den grellsten Contrast: dort versperren Hügel und Felsen jede
-Aussicht; hier ist Alles eine ununterbrochene Ebene.&ldquo; Siehe den Anhang C. zum ersten
-Bande von Mr. Forster&rsquo;s <span class="antiqua">Life of Goldsmith</span>.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-60" id="footnote-60">[60]</a> <span class="antiqua">Northern Memoirs, by R. Franck Philanthropus, 1694.</span> Der Verfasser
-hatte etwas von der Scenerie der Hochlande gesehen, und er spricht davon fast ganz so
-wie Burt unter der folgenden Generation: &bdquo;Es ist ein verwahrloster Theil der Schöpfung,
-Schutt, der beim Prachtbau der Welt bei Seite geworfen wurde, und eben so arm an
-Form und Gestalt wie die Eingebornen an Moral und guten Sitten.&ldquo;
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-61" id="footnote-61">[61]</a> <span class="antiqua">Journey through Scotland, by the author of the Journey through England,
-1723.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-62" id="footnote-62">[62]</a> Fast alle diese Umstände sind Burt&rsquo;s Briefen entlehnt. Bezüglich des Theers
-ist meine Quelle Cleland&rsquo;s Poesie. In seinen Versen über den &bdquo;<span class="antiqua">Highland Host</span>&ldquo;
-sagt er:
-</p>
-
-<div class="poem footnote2">
- <p class="line">&bdquo;Dieweil sie sind beschmiert mit Theer,</p>
- <p class="line">Der ihren Kopf und Hals beschützt,</p>
- <p class="line">Ganz wie bei ihren Schafen.&ldquo;</p>
-</div>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-63" id="footnote-63">[63]</a> Ein schlagender Beleg für die Meinung, welche der Bewohner des Niederlandes
-von dem Hochländer hegte und die sich von jenem auch den Engländern mittheilte, findet
-man in einem Bande <span class="antiqua">Miscellanies</span>, von Afra Behn im Jahre 1685 herausgegeben.
-Eines der interessantesten Stücke dieser Sammlung ist ein rohes und profanes schottisches
-Gedicht betitelt: &bdquo;Wie der erste Hochländer gemacht wurde.&ldquo; Wie und aus welchen
-Stoffen er gemacht wurde, wage ich nicht zu erzählen. Das unmittelbar auf seine
-Schöpfung folgende Gespräch aber wird, wie ich hoffe, hier ohne großen Anstoß einen
-Platz finden dürfen.
-</p>
-
-<div class="poem footnote2">
- <p class="line">Spricht Gott zum Hochlandsmann: &bdquo;Wohin willst Du?&ldquo;</p>
- <p class="line">&bdquo;Ich will ins Niederland hinab, o Herr, zu stehlen eine Kuh.&ldquo;</p>
- <p class="line">&bdquo;Pfui!&ldquo; sagt St. Peter, &bdquo;wirst ein arger Sünder werden,</p>
- <p class="line">Wenn Du schon stehlen willst, kaum angelangt auf Erden.&ldquo;</p>
- <p class="line">&bdquo;Hm!&ldquo; drauf der Hochlandsmann mit einem Schwure spricht,</p>
- <p class="line">&bdquo;So lang ich stehlen kann, arbeit&rsquo; ich nicht.&ldquo;</p>
-</div>
-
-<p class="footnote2">
-Ein andrer schottischer Niederländer, der tapfre Oberst Cleland, beschreibt den Hochländer
-um die nämliche Zeit in gleicher Weise
-</p>
-
-<div class="poem footnote2">
- <p class="line">Ein einz&rsquo;ges ihr mißfäll&rsquo;ges Wort</p>
- <p class="line">Kann treiben sie zu einem Mord.</p>
- <p class="line">Und wollt Ihr wissen was sie thut?</p>
- <p class="line">Sie lebt nur von gestohlnem Gut.</p>
-</div>
-
-<p class="footnote2">
-Ganz in ähnlichem Sinne sind die wenigen Worte, welche Franck Philanthropus
-(1694) den Hochländern widmet: &bdquo;Sie leben wie große Herren und sterben wie Taugenichtse,
-hassen die Arbeit und haben keinen Kredit, um zu borgen; sie unternehmen
-Raubzüge und bestehlen ihre Nachbarn.&ldquo; In der 1690 in Edinburg gedruckten <span class="antiqua">History
-of the Revolution in Scotland</span> kommt folgende Stelle vor: &bdquo;Die schottischen
-Hochländer sind Elende, die sich nur in so weit um Ehre, Freundschaft, Gehorsam und
-Regierung kümmern, als sie sich durch eine Aenderung in den Angelegenheiten oder durch
-eine Revolution in der Regierung Gelegenheit verschaffen können, ihre Grenznachbarn
-zu bestehlen oder auszuplündern.&ldquo;
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-64" id="footnote-64">[64]</a> Nachdem diese Stelle geschrieben war, fand ich mit großem Vergnügen, daß Lord
-Fountainhall im Juli 1676 ganz den nämlichen Vergleich anwendete, der mir aufgestoßen
-ist. Er sagt, daß Argyle&rsquo;s ehrgeiziges Streben nach der Oberherrschaft über die Hochlande
-und über die westlichen Inseln Mull, Ila &amp;c. andere Clans zu einem Bündnisse
-aufreizte, um ihn zu demüthigen, wie die Mächte Deutschland, Spanien, Holland &amp;c. sich
-gegen die Vergrößerung der französischen Macht verbündeten.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-65" id="footnote-65">[65]</a> In der Einleitung zu den Memoiren Sir Ewan Cameron&rsquo;s findet sich eine sehr
-verständige Bemerkung: &bdquo;Es mag paradox klingen, aber der Herausgeber kann nicht umhin,
-die Vermuthung auszusprechen, daß die Beweggründe, welche die Hochländer veranlaßten,
-den König Jakob zu unterstützen, im Wesentlichen dieselben waren die diejenigen,
-unter deren Einflusse die Anstifter der Revolution handelten.&ldquo; Die ganze Einleitung
-verdient überhaupt gelesen zu werden.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-66" id="footnote-66">[66]</a> <span class="antiqua">Skene&rsquo;s Highlanders of Scotland; Douglas&rsquo;s Baronage of Scotland.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-67" id="footnote-67">[67]</a> Siehe <span class="antiqua">The Memoirs of the Life of Sir Ewan Cameron</span>, und <span class="antiqua">The Historical
-and Genealogical Account of the Clan Maclean, by a Senachie</span>. Obgleich
-das letztgenannte Werk erst 1838 erschien, so scheint doch der Verfasser desselben
-von einem eben so heftigen Hasse beseelt gewesen zu sein als der, mit welchem die Macleans
-des 17. Jahrhunderts die Campbells betrachteten. Auf dem kleinen Raume einer
-einzigen Seite wird der Marquis von Argyle &bdquo;der diabolische schottische Cromwell&ldquo;,
-&bdquo;der gemeine, rachsüchtige Verfolger&ldquo;, &bdquo;der nichtswürdige Verräther&ldquo;, und &bdquo;der Betrüger
-Argyle&ldquo; genannt. Auf einer andren Seite ist er &bdquo;der heimtückische, an Schurkereien
-furchtbare Campbell&ldquo;, &bdquo;der habgierige Sklave&ldquo;, &bdquo;der feige Argyle&ldquo; und &bdquo;der schottische
-Verräther.&ldquo; Auf der nächsten Seite heißt er &bdquo;der niedrige und rachsüchtige Feind des
-Hauses Maclean&ldquo;, &bdquo;der heuchlerische Covenanter&ldquo;, &bdquo;der unverbesserliche Verräther&ldquo;, &bdquo;der
-feige und boshafte Feind.&ldquo; Es ist ein Glück, daß so heftige Leidenschaften sich heutzutage
-nur noch in Schmähungen Luft machen können.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-68" id="footnote-68">[68]</a> Brief von Avaux an Ludwig vom 6. (16.) April 1689, dem eine Abhandlung beigeschlossen
-ist, betitelt: <span class="antiqua">Mémoire du Chevalier Macklean</span>.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-69" id="footnote-69">[69]</a> Siehe die höchst interessanten Memoiren Sir Ewan Cameron&rsquo;s von Lochiel, 1842
-in Edinburg für den Abbotsfordclub gedruckt. Das Manuscript muß mindestens hundert
-Jahre älter gewesen sein. Man vergleiche auch in dem nämlichen Werke die Erzählung
-des Todes Sir Ewan&rsquo;s, den <span class="antiqua">Balhadie Papers</span> entlehnt. Ich muß bemerken, daß der
-Herausgeber der Memoiren Sir Ewan&rsquo;s zwar über die Angelegenheiten der Hochlande
-und über den Character der vornehmsten Häuptlinge gut unterrichtet, in Bezug auf englische
-Politik und Geschichte aber sehr unwissend war. Ich will anführen, was Van Citters
-unterm 26. Nov. (6. Dec.) 1689 über Lochiel an die Generalstaaten schrieb: &bdquo;<span class="antiqua">Sir
-Evan Cameron, Lord Locheale, een man &mdash; soo ick hoor van die hem lange
-gekent en dagelyk hebben mede omgegaan, &mdash; van so groot verstant, courage,
-en beleyt, als weyniges syns gelycke syn.</span>&ldquo;
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-70" id="footnote-70">[70]</a> <span class="antiqua">Act. Parl. July 5. 1661.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-71" id="footnote-71">[71]</a> Siehe Burt&rsquo;s dritten und vierten Brief. In den ersten Ausgaben befindet sich
-eine Abbildung von dem Marktkeuze von Inverneß und von dem Straßentheile, wo
-die Kaufleute ihre Zusammenkünfte hielten.
-</p>
-
-<p class="footnote2">
-Ich muß hier bemerken, wie sehr ich Mr. Robert Carruthers verpflichtet bin, der
-so freundlich war, mir manche interessante Auskunft über Inverneß zu geben und mir
-einige Auszüge aus den städtischen Acten zu liefern.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-72" id="footnote-72">[72]</a> Ich verdanke Mr. Carruthers eine Abschrift von den Forderungen der Macdonalds
-und von der Antwort des Stadtraths.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-73" id="footnote-73">[73]</a> Colt&rsquo;s Aussage im Anhange zu den Parlamentsacten vom 14. Juli 1690.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-74" id="footnote-74">[74]</a> Siehe die Biographie Sir Ewan Cameron&rsquo;s.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-75" id="footnote-75">[75]</a> <span class="antiqua">Balcarras&rsquo;s Memoirs; History of the late Revolution in Scotland.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-76" id="footnote-76">[76]</a> Unter den <span class="antiqua">Nairne Papers</span> in der Bodlejanischen Bibliothek befindet sich ein
-interessantes Manuscript, betitelt: &bdquo;<span class="antiqua">Journal de ce qui c&rsquo;est passé en Irlande
-depuis l&rsquo;arrivée de sa Majesté.</span>&ldquo; Es finden sich in diesem Tagebuche englische und
-französische Anmerkungen und Correcturen, die englischen von Jakob&rsquo;s Hand, die französischen
-von Melfort&rsquo;s Hand. Die von Hamilton aufgefangenen Briefe sind darin erwähnt,
-und zwar in einer Weise, welche deutlich zeigt, daß sie ächt waren; auch findet man
-nirgends die geringste Andeutung, daß Jakob sie gemißbilligt hätte.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-77" id="footnote-77">[77]</a> &bdquo;Der Viscount von Dundee&ldquo;, schreibt Balcarras an Jakob, &bdquo;dachte auch nicht
-daran, ohne weitere Befehle von Ihnen nach den Hochlanden zu gehen, bis eine Truppenabtheilung
-zu seiner Verhaftung ausgesandt wurde.&ldquo;
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-78" id="footnote-78">[78]</a> Siehe den an Jakob nach Irland gesandten Bericht, den er am 7. Juli 1689
-empfing. Er befindet sich unter den <span class="antiqua">Nairne Papers</span>. Ferner sehe man die Memoiren
-Dundee&rsquo;s, 1714, Sir Ewan Cameron&rsquo;s, Balcarras&rsquo; und Mackay&rsquo;s. Diese Erzählungen
-stimmen jedoch weder mit einander noch mit den Mittheilungen, die ich aus
-Inverneß erhielt, völlig überein.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-79" id="footnote-79">[79]</a> Memoiren Dundee&rsquo;s; Tarbet an Melville von 1. Juni 1689 in den <span class="antiqua">Leven and
-Melville Papers</span>.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-80" id="footnote-80">[80]</a> Erzählung in den <span class="antiqua">Nairne Papers</span>, Aussagen Colt&rsquo;s, Osburne&rsquo;s, Malcolm&rsquo;s und
-Stewart&rsquo;s von Ballachan im Anhange zu den Parlamentsacten vom 14. Juli 1690; <span class="antiqua">Memoirs
-of Sir Ewan Cameron</span>. Einige wenige Züge habe ich einer englischen Uebersetzung
-einiger Stellen aus einem verloren gegangenen epischen Gedicht in lateinischer
-Sprache, die Grameis genannt, entnommen. Der Verfasser desselben war ein eifriger
-Jakobit, Namens Philipps. Die im Jahre 1714 erschienenen Memoiren Dundee&rsquo;s habe
-ich nur selten und nie ohne Mißtrauen benutzt. Der Herausgeber derselben war gewiß
-nicht, wie er vorgiebt, einer von Dundee&rsquo;s Offizieren, sondern ein einfältiger und unwissender
-Scribent aus Grub Street. Seine Angaben in Betreff des Schauplatzes wie
-des Datums der Schlacht von Killiecrankie sind ganz falsch. Er sagt, sie sei an den
-Ufern des Tummell und am 13. Juni geschlagen worden. Aber sie wurde an den Ufern
-des Garry und am 27. Juli geschlagen. Nachdem ich ein solches Beispiel von Ungenauigkeit
-angeführt, würde es unnütz sein, kleinere Fehler nachzuweisen.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-81" id="footnote-81">[81]</a> Aus einem Briefe von Archibald, Earl von Argyle, an Lauderdale, datirt vom
-25. Juni 1664, ist ersichtlich, daß hunderttausend schottische Mark, das heißt wenig mehr
-als fünftausend Pfund Sterling, damals alle Ansprüche Mac Callum More&rsquo;s an seine
-Nachbarn so ziemlich befriedigt haben würden.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-82" id="footnote-82">[82]</a> <span class="antiqua">Mackay&rsquo;s Memoirs</span>; Tarbet an Melville vom 1. Juni 1689 in den <span class="antiqua">Leven
-and Melville Papers</span>; Dundee an Melfort vom 27. Juni in den <span class="antiqua">Nairne Papers</span>.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-83" id="footnote-83">[83]</a> Siehe Mackay&rsquo;s Memoiren und seinen Brief an Hamilton vom 14. Juni 1689.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-84" id="footnote-84">[84]</a> <span class="antiqua">Memoirs of Sir Ewan Cameron.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-85" id="footnote-85">[85]</a> <span class="antiqua">Memoirs of Sir Ewan Cameron.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-86" id="footnote-86">[86]</a> <span class="antiqua">Memoirs of Sir Ewan Cameron.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-87" id="footnote-87">[87]</a> Dundee an Melfort, 27. Juni 1689.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-88" id="footnote-88">[88]</a> Siehe <span class="antiqua">Faithful Contendings Displayed</span>, namentlich die Verhandlungen vom
-29. und 30. April und vom 13. und 14. Mai 1689; die Petition des Regiments an das
-Parlament vom 18. Juli 1689; den Protest Sir Robert Hamilton&rsquo;s vom 6. November
-1689, und die ermahnende Epistel an das Regiment vom 27. März 1690. Die &bdquo;Societätsleute&ldquo;,
-wie sie sich nannten, scheinen besonders über die Art und Weise entrüstet
-gewesen zu sein, wie der Geburtstag des Königs begangen worden war. &bdquo;Wir hoffen&ldquo;,
-schrieben sie, &bdquo;daß Ihr ebenso gegen die Feier von Geburtstagen seid wie wir, und
-daß Ihr bereuen werdet, was Ihr gethan habt.&ldquo; Ueber die Meinungen und den Character
-Alexander Shield&rsquo;s sehe man sein <span class="antiqua">Hind Let Loose</span>.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-89" id="footnote-89">[89]</a> <span class="antiqua">Siege of the Castle of Edinburgh, printed for the Bannatyne Club
-London Gazette, June 10. (20.) 1689.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-90" id="footnote-90">[90]</a> <span class="antiqua">Act. Parl. Scot. June 5., 17. 1689.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-91" id="footnote-91">[91]</a> Die Instructionen findet man in den Somers&rsquo;schen Schriften.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-92" id="footnote-92">[92]</a> Ueber Sir Patrick&rsquo;s Ansichten siehe seinen Brief vom 7. Juni und Lockhart&rsquo;s
-Brief vom 11. Juli, in den <span class="antiqua">Leven and Melville Papers</span>.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-93" id="footnote-93">[93]</a> Meine Hauptmaterialien für die Geschichte dieser Session waren die Acten, die
-Protokolle und die <span class="antiqua">Leven and Melville Papers</span>.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-94" id="footnote-94">[94]</a> &bdquo;Athol,&ldquo; sagt Dundee verächtlich, &bdquo;ist nach England gegangen, da er nicht
-wußte, was er thun sollte.&ldquo; Dundee an Melfort, 27. Juni 1689. Siehe Athol&rsquo;s Briefe
-an Melville vom 21. Mai und 8. Juni, in den <span class="antiqua">Leven and Melville Papers</span>.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-95" id="footnote-95">[95]</a> <span class="antiqua">Memoirs of Sir Ewan Cameron.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-96" id="footnote-96">[96]</a> <span class="antiqua">Mackay&rsquo;s Memoirs.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-97" id="footnote-97">[97]</a> <span class="antiqua">Mackay&rsquo;s Memoirs.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-98" id="footnote-98">[98]</a> Van Odyck an den Greffier der Generalstaaten, 2. (12.) August, 1689.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-99" id="footnote-99">[99]</a> <span class="antiqua">Memoirs of Sir Ewan Cameron.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-100" id="footnote-100">[100]</a> <span class="antiqua">Balcarras&rsquo;s Memoirs.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-101" id="footnote-101">[101]</a> <span class="antiqua">Mackay&rsquo;s Short Relation, Aug. 17, 1689.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-102" id="footnote-102">[102]</a> <span class="antiqua">Memoirs of Sir Ewan Cameron.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-103" id="footnote-103">[103]</a> <span class="antiqua">Memoirs of Sir Ewan Cameron, Mackay&rsquo;s Memoirs.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-104" id="footnote-104">[104]</a> <span class="antiqua">Douglas&rsquo;s Baronage of Scotland.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-105" id="footnote-105">[105]</a> <span class="antiqua">Memoirs of Sir Ewan Cameron.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-106" id="footnote-106">[106]</a> <span class="antiqua">Memoirs of Sir Ewan Cameron.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-107" id="footnote-107">[107]</a> Ueber die Schlacht siehe Mackay&rsquo;s Memoiren und Briefe und seine <span class="antiqua">Short Relation</span>;
-ferner die Memoiren Dundee&rsquo;s und Sir Ewan Cameron&rsquo;s, Nisbet&rsquo;s und Osburne&rsquo;s
-Aussagen im Anhange zu den Parlamentsacten vom 14. Juli 1690. Auch sehe man
-den Bericht über die <a id="corr-19"></a>Schlacht in einem von Burt&rsquo;s Briefen. Macpherson druckte einen
-vom Tage nach der Schlacht datirten Brief von Dundee an Jakob. Ich brauche nicht
-zu sagen, daß dies eine eben so schamlose Fälschung ist wie Fingal. Der Herausgeber
-der Memoiren Dundee&rsquo;s sagt, Lord Leven sei durch den Anblick der hochländischen Waffen
-erschreckt worden und habe das Beispiel der Flucht gegeben. Dies ist eine abscheuliche
-Lüge. Daß Leven sich ganz vorzüglich gut benahm, beweisen Mackay&rsquo;s Memoiren, Briefe
-und <span class="antiqua">Short Relation</span>.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-108" id="footnote-108">[108]</a> <span class="antiqua">Mackay&rsquo;s Memoirs; Life of General Hugh Mackay by Mackay of
-Bockfield.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-109" id="footnote-109">[109]</a> Brief der außerordentlichen Gesandten an den Greffier der Generalstaaten vom
-2. (12.) August 1689 und ein Brief von Van Odyck, der sich in Hampton Court befand,
-von dem nämlichen Datum.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-110" id="footnote-110">[110]</a> <span class="antiqua">Memoirs of Sir Ewan Cameron; Memoirs of Dundee.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-111" id="footnote-111">[111]</a> Die Tradition ist bestimmt über hundertzwanzig Jahr alt. Der Stein wurde
-Burt gezeigt.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-112" id="footnote-112">[112]</a> Siehe die Geschichte, welche den Gedichten Alexander Robertson&rsquo;s vorausgeschickt
-ist. In dieser Geschichte heißt es von ihm, er habe sich vor der Schlacht von Killiecrankie
-angeschlossen. Aus einer Zeugenaussage im Anhange zu den <span class="antiqua">Act. Parl. Scot.</span>
-vom 14. Juli 1690 aber ergiebt sich, daß er erst am folgenden Tage eintraf.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-113" id="footnote-113">[113]</a> <span class="antiqua">Mackay&rsquo;s Memoirs.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-114" id="footnote-114">[114]</a> <span class="antiqua">Memoirs of Sir Ewan Cameron.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-115" id="footnote-115">[115]</a> <span class="antiqua">Memoirs of Sir Ewan Cameron.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-116" id="footnote-116">[116]</a> <span class="antiqua">Memoirs of Sir Ewan Cameron.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-117" id="footnote-117">[117]</a> Siehe Portland&rsquo;s Briefe an Melville vom 22. April und 15. Mai 1690 in den
-<span class="antiqua">Leven and Melville Papers</span>.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-118" id="footnote-118">[118]</a> <span class="antiqua">Mackay&rsquo;s Memoirs; Memoirs of Sir Ewan Cameron.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-119" id="footnote-119">[119]</a> <span class="antiqua">Exact Narrative of the Conflict at Dunkeld between the Earl of Angus&rsquo;s
-Regiment and the Rebels, collected from several Officiers of that
-Regiment who were Actors in or Eyewitnesses of all that&rsquo;s here narrated.
-In Reference to those Actions</span>; Brief von Leutnant Blackader an seinen Bruder,
-datirt Dunkeld, 21. August 1689; <span class="antiqua">Faithful Contendings Displayed</span>; Protokoll des
-schottischen Geheimraths vom 28. August, citirt von Mr. Burton.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-120" id="footnote-120">[120]</a> Die schottischen natürlich. &mdash; Der Uebers.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-121" id="footnote-121">[121]</a> Die Geschichte Schottland&rsquo;s während dieses Herbstes läßt sich am besten in den
-<span class="antiqua">Leven and Melville Papers</span> studiren.
-</p>
-
-<h2 class="chapter" id="chapter-0-2">
-<a id="page-XIV.1" class="pagenum" title="XIV.1"></a>
-<span class="line1">Vierzehntes Kapitel.</span><br />
-<span class="line2">Wilhelm und Marie.</span>
-</h2>
-
-<h3 class="toc" id="subchap-0-2-1">
-<a id="page-XIV.3" class="pagenum" title="XIV.3"></a>
-Inhalt.
-</h3>
-
-<div class="centered">
-<table class="toc" summary="TOC">
-<tbody>
- <tr>
- <td class="col1">&nbsp;</td>
- <td class="col_page">Seite</td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Zwistigkeiten im englischen Parlament</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.5">5</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Russell&rsquo;s Todesurtheil umgestoßen</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.5">5</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Umstoßung anderer Verurtheilungen</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.7">7</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Das Erkenntniß gegen Samuel Johnson</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.7">7</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Das Erkenntniß gegen Devonshire</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.8">8</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Das Erkenntniß gegen Oates</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.8">8</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Rechtsbill</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.14">14</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Streitigkeiten wegen einer Indemnitätsbill</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.16">16</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Die letzten Tage Jeffreys&rsquo;</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.18">18</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Die Whigs unzufrieden mit dem Könige</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.21">21</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Maßlose Heftigkeit Howe&rsquo;s</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.22">22</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Angriff gegen Caermarthen</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.22">22</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Angriff auf Halifax</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.23">23</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Vorbereitungen zu einem Feldzuge in Irland</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.26">26</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Schomberg</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.27">27</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Unterbrechung der Parlamentssitzungen</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.28">28</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Zustand Irland&rsquo;s &mdash; Rath Avaux&rsquo;</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.28">28</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Entlassung Melfort&rsquo;s</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.32">32</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Schomberg landet in Ulster</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.32">32</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Carrickfergus genommen</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.32">32</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Schomberg rückt weiter nach Leinster</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.33">33</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Die englische und die irische Armee campiren nahe bei einander</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.33">33</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Schomberg lehnt eine Schlacht ab</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.34">34</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Betrügereien des englischen Kriegscommissariats</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.34">34</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Verschwörung unter den in englischen Diensten stehenden französischen Truppen</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.36">36</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Pestilenz in der englischen Armee</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.36">36</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Die englische und die irische Armee beziehen ihre Winterquartiere</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.38">38</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Verschiedene Meinungen über Schomberg&rsquo;s Verfahren</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.39">39</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Marineangelegenheiten</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.40">40</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Torrington&rsquo;s schlechte Verwaltung</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.41">41</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Die festländischen Angelegenheiten</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.42">42</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Gefecht bei Walcourt</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.43">43</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Anschuldigungen gegen Marlborough</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.44">44</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Alexander VIII. folgt Innocenz XI. auf dem päpstlichen Stuhle</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.45">45</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Der Klerus der Hochkirche über die Angelegenheit der Eide gespalten</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.45">45</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Argumente für Leistung der Eide</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.46">46</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Argumente gegen die Eidesleistung</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.48">48</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Die große Mehrheit des Klerus leistet die Eide</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.52">52</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1"><a id="page-XIV.4" class="pagenum" title="XIV.4"></a>Die Eidverweigerer</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.53">53</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Ken</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.54">54</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Leslie</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.55">55</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Sherlock</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.56">56</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Hickes</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.57">57</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Collier</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.58">58</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Dodwell</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.59">59</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Kettlewell. Fitzwilliam</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.60">60</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Allgemeiner Character des eidverweigernden Klerus</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.61">61</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Der Comprehensionsplan. Tillotson</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.64">64</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Eine kirchliche Commission ernannt</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.65">65</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Maßregeln der Commission</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.66">66</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Die Convocation der Provinz Canterbury einberufen. Stimmung des Klerus</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.70">70</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Die Geistlichkeit unzufrieden mit dem König</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.70">70</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Der Klerus durch das Verhalten der schottischen Presbyterianer gegen die Dissenters erbittert</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.72">72</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Einrichtung der Convocation</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.74">74</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Wahl der Convocationsmitglieder</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.75">75</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Verleihung geistlicher Aemter</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.75">75</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Compton ist unzufrieden</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.76">76</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Zusammentritt der Convocation</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.77">77</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Die Hochkirchlichen im Unterhause der Convocation überwiegend</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.78">78</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Meinungsverschiedenheit zwischen den beiden Häusern der Convocation</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.79">79</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Das Unterhaus der Convocation erweist sich als unlenksam</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.80">80</a></td>
- </tr>
- <tr>
- <td class="col1">Die Convocation prorogirt</td>
- <td class="col_page"><a href="#page-XIV.81">81</a></td>
- </tr>
-</tbody>
-</table>
-</div>
-
-<p class="pbb">
-<a id="page-XIV.5" class="pagenum" title="XIV.5"></a>
-&nbsp;
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-2">
-Zwistigkeiten im englischen Parlament.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Vierundzwanzig
-Stunden vor dem Augenblicke, wo der Krieg in Schottland durch die
-Niederlage der celtischen Armee bei Dunkeld beendigt wurde, ging das
-Parlament zu Westminster auseinander. Die beiden Häuser waren seit
-dem Monat Januar ununterbrochen versammelt gewesen. Die in einen
-engen Raum eingepferchten Gemeinen hatten viel von der Hitze und Unbehaglichkeit
-zu leiden gehabt und die Gesundheit manches Mitgliedes war
-erschüttert worden. Das Ergebniß stand jedoch in keinem Verhältniß zu
-der gehabten Arbeit. Die letzten drei Monate der Session waren fast
-ganz mit Streitereien vergeudet worden, welche im Gesetzbuche keine Spur
-zurückgelassen haben. Das Fortschreiten heilsamer Gesetze war durch Häkeleien
-bald zwischen den Whigs und Tories, bald zwischen den Lords und
-den Gemeinen gehemmt worden.
-</p>
-
-<p>
-Die Revolution war kaum vollbracht, so zeigte es sich auch schon,
-daß die Freunde der Ausschließungsbill ihre Leiden während des Uebergewichts
-ihrer Feinde nicht vergessen hatten und daß sie sowohl Genugthuung
-erlangen als Rache üben wollten. Schon vor der Wiederbesetzung
-des Thrones ernannten die Lords einen Ausschuß, um zu untersuchen,
-was an den grauenvollen Geschichten, welche über den Tod Essex&rsquo; circulirten,
-Wahres sei. Der aus eifrigen Whigs bestehende Ausschuß setzte
-seine Untersuchungen so lange fort, bis alle vernünftigen Männer die
-Ueberzeugung gewonnen hatten, daß er durch seine eigne Hand gefallen
-war, und bis seine Gattin, seine Brüder und seine intimsten Freunde
-die Nachforschungen nicht weitergeführt zu sehen wünschten.<a class="fnote" href="#footnote-1_122" id="fnote-1_122">[1]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-3">
-Russell&rsquo;s Todesurtheil umgestoßen.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Das Gedächtniß und
-die Familien, einiger anderer Opfer, welche dem Bereiche menschlicher
-Macht entrückt waren, wurden ebenfalls, ohne Opposition von Seiten der
-Tories, rehabilitirt. Bald nachdem die Convention in ein Parlament
-verwandelt worden war, wurde den Peers eine Bill zur Umstoßung des
-Todesurtheils Lord Russell&rsquo;s vorgelegt, rasch von ihnen angenommen, in&rsquo;s
-Unterhaus geschickt und hier mit ungewöhnlichen Zeichen von Bewegung
-begrüßt. Viele von den Mitgliedern hatten mit Russel in dieser Kammer
-gesessen. Er hatte darin lange einen Einfluß ausgeübt, ähnlich dem,
-welchen der wackere und menschenfreundliche Althorpe, dessen sich Leute
-dieser Generation noch erinnerten, einst ausübte, einen Einfluß, der seinen
-Grund nicht in überlegener Gewandtheit in der Debatte oder im Vortrage,
-<a id="page-XIV.6" class="pagenum" title="XIV.6"></a>
-sondern in einer makellosen Rechtschaffenheit, in einem schlichten gesunden
-Verstande und in jener Freimüthigkeit, Einfachheit und Gutherzigkeit
-hatte, welche bei einem durch Geburt und Vermögen hoch über seinen
-Nebenmenschen stehenden Manne ganz besonders einnehmend und gewinnend
-sind. Die Whigs hatten in Russell ein Oberhaupt verehrt und seine
-politischen Gegner hatten zugegeben, daß er, wenn er nicht durch minder
-achtungswerthe und schlauere Genossen als er irregeleitet würde, ein so
-braver und gutherziger Gentleman sei wie irgend einer in England. Die
-männliche Festlichkeit und christliche Ergebung, womit er in den Tod gegangen
-war, die Trauer seines edlen Hauses, der Schmerz seines der
-Stütze beraubten Vaters, die vernichtete Zukunft seiner verwaisten Kinder,<a class="fnote" href="#footnote-2_123" id="fnote-2_123">[2]</a>
-und vor Allem der Verein von weiblicher Zärtlichkeit und engelgleicher
-Geduld in der Frau, die dem wackeren Dulder das Theuerste gewesen
-war, die vor den Schranken des Gerichts mit der Feder in der Hand an
-seiner Seite gesessen, die düstre Einsamkeit seines Kerkers erheitert und
-an seinem letzten Tage die Denkwürdigkeit des großen Opfers mit ihm
-getheilt, hatten die Herzen vieler gerührt, welche sonst nicht gewohnt
-waren, einen Gegner zu bemitleiden. Daß Russell viele gute Eigenschaften
-besessen, daß er den besten Willen gehabt hatte und daß man hart
-gegen ihn verfahren war, wurde jetzt selbst von höfischen Juristen, welche
-sein Blut hatten vergießen helfen, und von höfischen Theologen zugegeben,
-welche ihr Möglichstes gethan hatten, um seinen Ruf zu verunglimpfen.
-Als daher das Pergament, welches sein Todesurtheil annullirte, auf den
-Tisch der Versammlung gelegt wurde, in der noch vor acht Jahren seine
-Züge und seine Stimme so wohl bekannt gewesen, war die Aufregung
-groß. Ein bejahrtes whiggistisches Mitglied versuchte zu sprechen, wurde
-aber von seinen Gefühlen überwältigt. &bdquo;Ich kann,&ldquo; sagte er, &bdquo;den Namen
-Mylord Russell&rsquo;s nicht aussprechen, ohne tief ergriffen zu werden.
-Es genügt ihn zu nennen. Mehr vermag ich nicht zu sagen.&ldquo; Viele
-Blicke richteten sich nach der Gegend des Saales, wo Finch saß. Die
-höchst ehrenwerthe Art und Weise, wie er ein einträgliches Amt niedergelegt,
-sobald er sich überzeugt hatte, daß er es nicht behalten konnte, ohne
-das Dispensationsrecht zu unterstützen, und die bedeutende Rolle, die er
-bei der Vertheidigung der Bischöfe gespielt, hatten viel dazu beigetragen,
-seine Fehler wieder gut zu machen. Doch an diesem Tage konnte man
-sich der Erinnerung nicht erwehren, daß er eifrig bemüht gewesen war
-als Kronanwalt das Urtheil auszuwirken, das jetzt feierlich widerrufen
-werden sollte. Er erhob sich und versuchte sein Verfahren zu rechtfertigen,
-aber weder sein juristischer Scharfsinn, noch der fließende und wohlklingende
-Vortrag, der eine erbliche Gabe in seiner Familie war und dessen
-sich kein Mitglied seiner Familie in reicherem Maße erfreute als er, halfen
-<a id="page-XIV.7" class="pagenum" title="XIV.7"></a>
-ihm bei dieser Gelegenheit etwas. Das Haus war nicht in der Stimmung
-ihn anzuhören und unterbrach ihn mehrmals mit dem Rufe &bdquo;zur Ordnung.&ldquo;
-Er sei, sagte man ihm, mit großer Nachsicht behandelt und nicht
-in Anklagestand versetzt worden. Warum versuche er jetzt, unter dem Vorwande,
-sich zu rechtfertigen, entehrende Beschuldigungen auf einen berühmten
-Namen zu werfen und einen Justizmord zu entschuldigen? Er
-mußte sich wieder setzen, nachdem er erklärt hatte, daß er sich nur von
-der Anschuldigung habe reinigen wollen, die Grenzen seiner Amtspflicht
-überschritten zu haben, daß er jede Absicht, das Gedächtniß Lord Russell&rsquo;s
-zu verunglimpfen, zurückweise, und daß ihn die Umstoßung des Urtels
-aufrichtig freuen werde. Ehe das Haus auseinanderging, wurde die Bill
-noch einmal verlesen, und sie würde auf der Stelle zum dritten Male
-verlesen und angenommen worden sein, wären nicht einige Zusätze und
-Auslassungen vorgeschlagen worden, von denen man glaubte, daß sie die
-Genugthuung vollständiger machen würden. Die Amendements wurden
-mit großer Eil entworfen, die Lords stimmten denselben bei, und der
-König gab mit Freuden seine Genehmigung.<a class="fnote" href="#footnote-3_124" id="fnote-3_124">[3]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-4">
-Umstoßung anderer Verurtheilungen.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Dieser Bill folgten
-bald drei andere, welche drei abscheuliche und empörende Todesurtheile
-annullirten: das Todesurtheil Sidney&rsquo;s, das Todesurtheil Cornish&rsquo;s und
-das Todesurtheil der Alice Lisle.<a class="fnote" href="#footnote-4_125" id="fnote-4_125">[4]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-5">
-Das Erkenntniß gegen Samuel Johnson.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Einige noch
-lebende Whigs erlangten ohne Mühe Genugthuung für Unbilden, die sie
-unter der vorigen Regierung erlitten hatten. So wurde das Erkenntniß
-gegen Samuel Johnson von den Gemeinen in Erwägung gezogen. Die
-Resolution lautete dahin, daß die ihm zuerkannte körperliche Züchtigung
-grausam sei und daß seine Degradation keine Rechtskraft habe. Der letztere
-Punkt konnte nicht bestritten werden, denn Johnson war durch die Prälaten
-degradirt worden, welche die Diöcese London während Compton&rsquo;s Suspension
-verwaltet hatten. Compton aber war durch ein Decret der Hohen
-Commission suspendirt worden, und die Decrete der Hohen Commission
-wurden allgemein als ungültig anerkannt. Johnson war daher seines
-Priesterrocks durch Personen beraubt worden, welche keine Jurisdiction
-über ihn hatten. Die Gemeinen ersuchten den König, daß er den Dulder
-durch ein geistliches Amt entschädigen möchte.<a class="fnote" href="#footnote-5_126" id="fnote-5_126">[5]</a> Wilhelm überzeugte
-sich jedoch, daß er diesem Gesuche ohne große Inconvenienz nicht willfahren
-könne. Denn Johnson war, obgleich muthig, rechtschaffen und
-religiös, doch stets heftig, widersetzlich und streitsüchtig gewesen, und seitdem
-er um seiner Meinungen willen Qualen erduldet hatte, welche schrecklicher
-waren als der Tod, hatten sich die Schwächen seines Characters und
-seines Verstandes dergestalt verschlimmert, daß er den Niederkirchlichen
-eben so unangenehm war als den Hochkirchlichen. Gleich vielen anderen
-Menschen, welche durch Vergnügen, Gewinn oder Gefahr nicht vorn Pfade
-des Rechts abgebracht werden können, hielt er die Regungen seines Stolzes
-<a id="page-XIV.8" class="pagenum" title="XIV.8"></a>
-und seines Hasses irrig für die Mahnungen des Gewissens und betrog sich
-in den Glauben hinein, daß er, indem er Freunden wie Feinden ohne
-Unterschied mit Anmaßung und Bitterkeit begegnete, nur seinen christlichen
-Glauben und Muth beweise. Burnet machte ihn sich zum Todfeinde, weil
-er ihn zur Geduld und zum Vergeben von Ungerechtigkeiten ermahnte.
-&bdquo;Sagt Sr. Lordschaft,&ldquo; antwortete der unbeugsame Priester, &bdquo;er möge
-sich um seine Angelegenheiten kümmern und mich für die meinigen selbst
-sorgen lassen.<a class="fnote" href="#footnote-6_127" id="fnote-6_127">[6]</a>&ldquo; Man begann bald zu munkeln, daß Johnson den Verstand
-verloren habe. Er beschuldigte Burnet der Urheberschaft dieses Gerüchts
-und rächte sich durch Schmähschriften, deren maßlose Heftigkeit die
-Behauptung, die sie widerlegen sollten, nur bestätigten. Der König hielt
-es daher für besser, aus seiner Privatchatulle eine freigebige Entschädigung
-für das Unrecht zu bewilligen, von dem die Gemeinen ihn in Kenntniß
-gesetzt hatten, als einem überspannten und reizbaren Manne eine angesehene
-des öffentlichen Vertrauens bedürfende Stellung zu übertragen. Johnson erhielt
-ein Geschenk von tausend Pfund und eine jährliche Pension von dreihundert
-Pfund für sich und seinen nächsten Leibeserben. Sein Sohn
-wurde überdies im Dienste angestellt.<a class="fnote" href="#footnote-7_128" id="fnote-7_128">[7]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-6">
-Das Erkenntniß gegen Devonshire.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Während die Gemeinen
-das Urtheil Johnson&rsquo;s in Erwägung zogen, untersuchten die Lords
-mit Strenge das Prozeßverfahren, welches unter der vorigen Regierung
-gegen ein Mitglied ihres eignen Standes, den Earl von Devonshire, eingeleitet
-worden war. Die Richter, welche über ihn abgeurtheilt hatten,
-wurden umständlich ausgefragt und eine Resolution angenommen, welche
-erklärte, daß in seinem Falle die Vorrechte der Pairie verletzt und daß
-der Gerichtshof der Kings Bench, indem er einen übereilten Schlag mit
-einer Geldbuße von dreißigtausend Pfund bestraft, der gemeinen Justiz
-und der großen Charte Gewalt angethan habe.<a class="fnote" href="#footnote-8_129" id="fnote-8_129">[8]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-7">
-Das Erkenntniß gegen Oates.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-In den vorerwähnten Fällen
-scheinen alle Parteien in der Ansicht übereingestimmt zu haben, daß eine
-öffentliche Genugthuung angemessen sei. Bald aber wurden die heftigsten
-Leidenschaften der Whigs wie der Tories durch die geräuschvollen Ansprüche
-eines Schurken erregt, dessen Leiden, so hart sie auch scheinen mochten,
-im Vergleich mit seinen Verbrechen unbedeutend gewesen waren. Oates
-war zurückgekommen, wie ein Geist von der Richtstätte, um die Orte
-heimzusuchen, die er durch seine Verbrechen befleckt hatte. Die ersten
-vierthalb Jahre nach seiner Züchtigung hatte er in einer Zelle von Newgate
-zugebracht, die er nur verlassen, wenn er an den Jahrestagen seiner
-Meineide an den Pranger gestellt wurde. Viele Fanatiker sahen jedoch
-immer noch einen Märtyrer in ihm, und man sagte sie hätten seine Kerkermeister
-in so weit zu bestechen vermocht, daß seine Leiden, trotz der bestimmtesten
-Befehle von Seiten der Regierung, durch manche Begünstigungen
-gemildert worden seien. Während andere Gefangene, welche im Vergleich
-zu ihm unschuldig waren, bei der Gefängnißkost abmagerten, wurde sein
-<a id="page-XIV.9" class="pagenum" title="XIV.9"></a>
-Tisch mit Truthühnern und Lendenbraten, mit Kapaunen und Spanferkeln,
-mit Wildpasteten und Körben Claret, den Spenden eifriger Protestanten
-besetzt.<a class="fnote" href="#footnote-9_130" id="fnote-9_130">[9]</a> Als Jakob von Whitehall geflüchtet und London in Bestürzung
-war, wurde in dem Rathe der Lords, welche die Leitung der Geschäfte
-provisorisch übernommen hatten, die Freilassung des Oates beantragt.
-Der Antrag wurde verworfen,<a class="fnote" href="#footnote-10_131" id="fnote-10_131">[10]</a> aber die Kerkermeister, welche nicht
-wußten, wem sie in dieser Zeit der Anarchie gehorchen sollten und die es
-mit einem Manne nicht verderben wollten, der einst ein furchtbarer Feind
-gewesen war und es vielleicht wieder werden konnte, erlaubten ihrem Gefangenen,
-frei in der Stadt umherzugehen.<a class="fnote" href="#footnote-11_132" id="fnote-11_132">[11]</a> Seine mißgestalteten
-Beine und sein häßliches Gesicht, das durch den Verlust der abgeschnittenen
-Ohren noch mehr entstellt worden, waren jetzt wieder täglich in
-Westminsterhall und im Court of Requests zu sehen.<a class="fnote" href="#footnote-12_133" id="fnote-12_133">[12]</a> Er hing sich an seine
-alten Gönner und gab ihnen in der schleppenden Sprache, die er als ein
-Zeichen von Vornehmheit affectirte, die Geschichte seiner Leiden und seiner
-Hoffnungen. Es sei unmöglich, sagte er, daß jetzt, wo die gute Sache
-gesiegt habe, der Entdecker des Complots übergangen werden könne. &bdquo;Karl
-gab mir neunhundert Pfund jährlich. Gewiß, Wilhelm wird mir mehr
-geben.&ldquo;<a class="fnote" href="#footnote-13_134" id="fnote-13_134">[13]</a>
-</p>
-
-<p>
-In wenigen Wochen brachte er sein Erkenntniß durch eine Nichtigkeitsbeschwerde
-in das Haus der Lords. Dies ist ein Appellationsact,
-welcher keine Thatbestandsfrage zur Erörterung bringt. Während die Lords
-über die Nichtigkeitsbeschwerde zu Gericht saßen, waren sie nicht berechtigt
-zu untersuchen, ob das Verdict, welches Oates für schuldig erklärte, den
-Beweisen entsprach oder nicht. Sie hatten nur zu erwägen, ob das Erkenntniß,
-angenommen auch, daß das Verdict den Beweisen entsprach,
-gesetzmäßig war. Aber es würde selbst einem aus altgedienten Magistratsbeamten
-bestehenden Tribunal schwer geworden sein, und war einer Versammlung
-von Edelleuten, die sich alle stark zu dieser oder jener Seite hinneigten
-und unter denen sich damals nicht ein einziger befand, dessen Geist
-durch das Studium der Jurisprudenz gebildet gewesen wäre, fast unmöglich,
-unverwandt auf den bloßen Rechtspunkt zu blicken und von den speciellen
-Umständen des Falles gänzlich zu abstrahiren. In den Augen einer Partei,
-die allerdings selbst unter den whiggistischen Peers wahrscheinlich eine
-Minorität bildete, war der Appellant ein Mann, der der Sache der
-Freiheit und der Religion unschätzbare Dienste geleistet und der dafür mit
-einer langjährigen Haft, mit entehrender Ausstellung und mit einer Tortur
-belohnt worden war, an die man nicht ohne Schaudern zurückdenken
-<a id="page-XIV.10" class="pagenum" title="XIV.10"></a>
-konnte. Die Majorität des Hauses betrachtete ihn jedoch richtiger als das
-falscheste, böswilligste und schamloseste Geschöpf, das je den Namen Mensch
-geschändet hatte. Bei dem Anblicke dieser frechen Stirn, bei dem Tone
-dieser lügnerischen Zunge verloren sie alle Selbstbeherrschung. Viele von
-ihnen erinnerten sich ohne Zweifel mit Beschämung und Reue, daß sie
-sich von ihm hatten täuschen lassen und daß er sie noch das letzte Mal
-wo er vor ihnen stand, durch einen Meineid bewogen hatte, das Blut
-eines Mitglieds ihres eigenen hohen Standes zu vergießen. Es ließ sich
-nicht erwarten, daß eine von solchen Gefühlen beseelte Versammlung von
-Gentlemen mit der kalten Unparteilichkeit eines Gerichtshofes verfahren
-werde. Ehe sie zu einer Entscheidung der Rechtsfrage kamen, welche Titus
-ihnen vorgelegt hatte, hingen sie ihm eine Reihe von Prozessen an.
-Er hatte eine Schrift drucken lassen, die seine Verdienste und seine Leiden
-verherrlichte. Die Lords fanden einen Vorwand, um diese Publikation
-eine Privilegiumsverletzung zu nennen und schickten ihn in das Marschallgefängniß.
-Er petitionirte um seine Freilassung, aber es wurde gegen sein
-Gesuch ein Einwurf geltend gemacht. Er hatte sich als Doctor der Theologie
-gerirt, und ihre Lordschaften wollten ihn als solchen nicht anerkennen.
-Er wurde vor ihre Schranken geführt und gefragt, wo er graduirt worden
-sei. Seine Antwort lautete: &bdquo;Auf der Universität Salamanca.&ldquo; Dies
-war ein neues Beispiel von seiner Lügenhaftigkeit und Frechheit. Sein
-Salamanca-Doctortitel war viele Jahre lang ein Lieblingsthema für alle
-toryistischen Satyriker von Dryden abwärts, und selbst auf dem Festlande
-wurde der &bdquo;Salamancadoctor&ldquo; ein allgemein gebräuchlicher Spottname.<a class="fnote" href="#footnote-14_135" id="fnote-14_135">[14]</a>
-Die Lords vergaßen in ihrem Hasse gegen Oates die Würde ihres Standes
-so weit, daß sie diese lächerliche Geschichte ernsthaft behandelten.
-Sie befahlen ihm, die Worte &bdquo;Doctor der Theologie&ldquo; in seiner Petition
-zu streichen, er entgegnete darauf, daß er dies mit gutem Gewissen nicht
-thun könne, und in Folge dessen wurde er ins Gefängniß zurückgeschickt.<a class="fnote" href="#footnote-15_136" id="fnote-15_136">[15]</a>
-</p>
-
-<p>
-Diese Präliminarien ließen unschwer errathen, welches Schicksal die
-Nichtigkeitsbeschwerde haben würde. Oates&rsquo; Vertheidiger war gehört
-worden, und es trat kein Advokat gegen ihn auf. Die Richter wurden
-aufgefordert, ihre Meinung abzugeben. Es waren neun von ihnen anwesend
-und unter diesen neun befanden sich die Präsidenten der drei Gerichtshöfe
-des gemeinen Rechts. Der einstimmige Ausspruch dieser erfahrenen,
-gelehrten und rechtschaffenen Magistratspersonen lautete dahin,
-daß der Gerichtshof der Kings Bench nicht befugt sei, einen Priester
-seines heiligen Amtes zu entsetzen oder auf lebenslängliche Haft zu erkennen
-und daß daher das Urtheil gegen Oates gesetzwidrig sei und umgestoßen
-werden müsse. Die Lords hätten sich unzweifelhaft durch diesen Ausspruch
-für gebunden erachten sollen. Daß sie Oates als den schlechtesten Menschen
-von der Welt kannten, that nichts zur Sache. Für sie, in ihrer
-Eigenschaft als Gerichtshof, mußte er ein Apellant sein wie jeder andre.
-Aber ihr Unwille war heftig erregt und ihre Gewohnheiten waren nicht
-von der Art, um sie zur Erfüllung richterlicher Pflichten tauglich zu
-machen. Die Debatte drehte sich fast ausschließlich um Dinge, welche gar
-<a id="page-XIV.11" class="pagenum" title="XIV.11"></a>
-nicht hatten erwähnt werden sollen. Nicht ein einziger Peer hatte den
-Muth zu behaupten, daß das Urtheil rechtskräftig sei; dagegen wurde viel
-von dem abscheulichen Character des Apellanten, von der frechen Beschuldigung,
-die er gegen Katharine von Braganza erhoben, und von den
-schlimmen Consequenzen gesprochen, welche daraus hervorgehen müßten,
-wenn ein so schlechter Mensch als Zeuge auftreten dürfe. &bdquo;Es giebt nur
-eine Bedingung,&ldquo; sagte der Lordpräsident, &bdquo;unter der ich mich dazu verstehen
-kann, das Urtel dieses Menschen umzustoßen. Er ist von Aldgate
-nach Tyburn gepeitscht worden: er muß von Tyburn nach Aldgate zurück
-gepeitscht werden.&ldquo; Die Fragen wurden gestellt. Zwanzig Peers stimmten
-für Umstoßung des Urtels, fünfunddreißig für Bestätigung desselben.<a class="fnote" href="#footnote-16_137" id="fnote-16_137">[16]</a>
-</p>
-
-<p>
-Diese Entscheidung machte großes Aufsehen, und nicht ohne Grund.
-Jetzt wurde eine Frage erhoben, welche mit Recht die Besorgniß Jedermann&rsquo;s
-im ganzen Königreiche erwecken mußte. Die Frage war die, ob
-es dem höchsten Tribunale, dem Tribunale, von welchem in letzter Instanz
-die werthvollsten Interessen jedes englischen Unterthanen abhingen,
-freistehe, Rechtsfragen nach anderen als Rechtsgründen zu entscheiden und
-einem Rechtsuchenden wegen der Verderbtheit seines moralischen Characters
-sein anerkanntes gesetzliches Recht vorzuenthalten. Daß dem höchsten Appellhofe
-nicht gestattet sein dürfe, unter den Formen einer ordentlichen Justiz
-eine willkürliche Gewalt auszuüben, das fühlten die talentvollsten Männer
-im Hause der Gemeinen tief, und Niemand tiefer als Somers. Ihm und
-Denen, welche wie er argumentirten, stimmten in diesem Falle eine Menge
-schwacher und hitzköpfiger Zeloten bei, welche Oates noch immer als einen
-Volkswohlthäter betrachteten und glaubten, die Existenz des papistischen
-Complots in Zweifel ziehen heiße eben so viel als die Wahrheit der protestantischen
-Religion in Zweifel ziehen. Noch denselben Morgen, nachdem
-die Peers ihre Entscheidung abgegeben hatten, hörte man im Hause der
-Gemeinen sehr nachdrückliche Aeußerungen über die Gerechtigkeit Ihrer
-Lordschaften. Drei Tage darauf wurde der Gegenstand durch ein whiggistisches
-Mitglied des Geheimrath, Sir Robert Howard, Abgeordneter
-für Castle Rising, zur Sprache gebracht. Er gehörte der Berkshirelinie
-seiner vornehmen Familie an, einer Linie, die sich damals der nicht beneidenswerthen
-Auszeichnung erfreute, ungemein fruchtbar an schlechten
-Versmachern zu sein. Die Poesie der Howards von Berkshire war der
-Spott dreier Generationen von Satyrikern. Der Spaß begann mit der
-ersten Aufführung der &bdquo;Rehearsal&ldquo; und dauerte bis zur letzten Ausgabe
-der &bdquo;Dunciade&ldquo;.<a class="fnote" href="#footnote-17_138" id="fnote-17_138">[17]</a> Aber trotz seiner schlechten Verse und einiger Schwächen
-und Eitelkeiten, wegen denen er unter dem Namen Sir Positive
-Atall auf die Bühne gebracht wurde, besaß Sir Robert im Parlamente
-das Gewicht, das ein standhafter Parteimann von großem Vermögen, angesehenem
-Namen, gewandtem Vortrage und entschlossenem Geiste fast
-<a id="page-XIV.12" class="pagenum" title="XIV.12"></a>
-immer besitzt.<a class="fnote" href="#footnote-18_139" id="fnote-18_139">[18]</a> Als er sich erhob, um die Aufmerksamkeit der Gemeinen
-für den Rechtsfall Oates&rsquo; in Anspruch zu nehmen, begrüßten ihn einige
-Tories, die von den nämlichen Leidenschaften beseelt waren, welche in dem
-andren Hause vorherrschend gewesen, mit lautem Zischen. Trotz dieser
-höchst unparlamentarischen Beleidigung beharrte er in seinem Vorhaben,
-und es zeigte sich bald, daß er die Majorität für sich hatte. Einige Redner
-priesen Oates&rsquo; Patriotismus und Muth, andere sprachen ausführlich
-über ein umlaufendes Gerücht, daß die Anwälte, deren sich die Krone
-gegen ihn bedient, bedeutende Summen Geldes unter die Geschwornen vertheilt
-hätten. Dies waren jedoch Dinge, in Bezug auf welche große Meinungsverschiedenheit
-herrschte. Daß aber das Erkenntniß ungesetzlich war,
-ließ sich nicht bestreiten. Die ausgezeichnetsten Juristen im Hause der Gemeinen
-erklärten, daß sie in diesem Punkte mit dem Ausspruche, den die
-Richter im Hause der Lords abgegeben, vollkommen übereinstimmten. Die,
-welche gezischt hatten, als der Gegenstand zur Sprache gebracht wurde,
-waren so wirksam eingeschüchtert, daß sie nicht auf Abstimmung anzufragen
-wagten, und eine das Urtel annullirende Bill wurde ohne Opposition
-eingebracht.<a class="fnote" href="#footnote-19_140" id="fnote-19_140">[19]</a>
-</p>
-
-<p>
-Die Lords befanden sich in einer kritischen Lage. Den Ausspruch zu
-widerrufen, wäre unangenehm gewesen, und sich in einen Streit mit dem
-Unterhause über einen Gegenstand einzulassen, bezüglich dessen dieses Haus
-klar im Rechte war und zu gleicher Zeit durch die Ansichten der Rechtskundigen
-wie durch die Leidenschaften des Pöbels unterstützt wurde, konnte
-gefährlich werden. Man hielt es daher für passend, einen Mittelweg
-einzuschlagen. Es wurde eine Adresse an den König gerichtet, die ihn ersuchte,
-Oates zu begnadigen.<a class="fnote" href="#footnote-20_141" id="fnote-20_141">[20]</a> Diese Concession aber machte das
-Uebel nur schlimmer. Titus hatte, wie jeder andre Mensch, Anspruch
-auf Gerechtigkeit, aber er war kein geeigneter Gegenstand für Gnade.
-War das gegen ihn gefällte Urtel gesetzwidrig, so mußte es umgestoßen
-werden; war es gesetzmäßig, so war kein Grund vorhanden, es irgendwie
-zu mildern. Die Gemeinen blieben geziemenderweise fest, nahmen ihre Bill
-an und schickten sie den Lords zu. Der einzige Theil dieser Bill, der
-einen Einwurf zuließ, war der Eingang, worin nicht allein behauptet war,
-daß das Urtel gesetzwidrig sei, eine Behauptung, die sich bei Einsicht der
-Acten als richtig ergab, sondern auch daß das Verdict durch Bestechung
-corrumpirt sei, eine Behauptung, die, mochte sie nun wahr oder falsch
-sein, durch gar nichts bewiesen war.
-</p>
-
-<p>
-Die Lords waren in großer Verlegenheit. Sie wußten, daß sie Unrecht
-hatten, waren aber gleichwohl entschlossen, es in ihrer legislativen
-Eigenschaft nicht auszusprechen, daß sie sich in ihrer richterlichen Eigenschaft
-einer Ungerechtigkeit schuldig gemacht hätten. Sie versuchten abermals
-einen Mittelweg. Der Eingang wurde gemildert, eine Klausel hinzugesetzt,
-welche bestimmte, daß Oates auch fernerhin zur Zeugenschrift unfähig bleiben
-solle, und die so abgeänderte Bill den Gemeinen wieder zugesandt.
-</p>
-
-<p>
-Die Gemeinen waren nicht befriedigt. Sie verwarfen die Amendements
-<a id="page-XIV.13" class="pagenum" title="XIV.13"></a>
-und verlangten eine freie Conferenz. Zwei ausgezeichnete Tories,
-Rochester und Nottingham, nahmen als Wortführer der Lords im &bdquo;gemalten
-Zimmer&ldquo; ihre Sitze ein. Ihnen zur Seite stand Burnet, dessen wohlbekannter
-Haß gegen den Papismus dem was er bei einer solchen Gelegenheit
-sagen mochte, großes Gewicht zu geben verhieß. Somers war der
-Hauptsprecher auf der andren Seite, und seiner Feder verdanken wir
-einen ungemein klaren und interessanten Auszug aus der Debatte.
-</p>
-
-<p>
-Die Lords gestanden offen zu, daß das Erkenntniß des Gerichtshofes
-der Kings Bench sich nicht vertheidigen lasse. Sie wüßten, daß es gesetzwidrig
-sei und hätten dies auch gewußt, als sie es bestätigten. Aber sie
-hätten die beste Absicht dabei gehabt. Sie beschuldigten Oates, eine schamlos
-falsche Anklage gegen die Königin Katharine erhoben zu haben, erwähnten
-noch andere Beispiele von seiner Schlechtigkeit und fragten ob
-ein solcher Mensch noch befugt sein dürfe, vor einem Gerichtshofe Zeugniß
-abzulegen. Die einzige Entschuldigung, welche ihrer Ansicht nach zu seinen
-Gunsten angeführt werden könne, sei die, daß er den Verstand verloren
-habe, und die unerhörte Frechheit und Albernheit seines Benehmens, als
-er das letzte Mal vor ihnen gestanden, scheine in der That die Annahme
-zu rechtfertigen, daß er geisteskrank sei und daß man ihm das Leben Anderer
-nicht anvertrauen könne. Die Lords könnten sich daher nicht durch
-ausdrückliche Zurücknahme dessen was sie gethan erniedrigen und eben so
-wenig sich entschließen, das Verdict auf keinen andren Beweis hin als
-ein allgemeines Gerücht, für corrumpirt zu erklären.
-</p>
-
-<p>
-Die Replik war vollkommen siegreich. &bdquo;Oates bildet jetzt den kleinsten
-Theil der Frage. Eure Lordschaften sagen, er habe die Königin Wittwe
-und andere unschuldige Personen fälschlich angeklagt. Zugegeben. Diese
-Bill gewährt ihm keine Amnestie. Wir sind ganz dafür, daß er, wenn
-er schuldig ist, bestraft werden muß. Aber wir verlangen in seinem
-wie im Interesse aller Engländer, daß die Strafe durch das Gesetz und
-nicht durch die Willkür eines Tribunals bestimmt werde. Wir verlangen,
-daß, wenn Eure Lordschaften eine Appellation vorliegt, Sie den bekannten
-Gebräuchen und Gesetzen des Reichs gemäß Ihr Urtheil darüber abgeben.
-Wir leugnen, daß Sie in einem solchen Falle das mindeste Recht haben,
-auf den moralischen Character eines Klägers oder auf die politischen Folgen
-einer Entscheidung Rücksicht zu nehmen. Sie gestehen selbst zu, daß
-Sie lediglich deshalb, weil Sie eine nachtheilige Meinung von diesem Manne
-hatten, ein Erkenntniß bestätigten, von dem Sie wußten, daß es gesetzwidrig
-war. Gegen diese Anmaßung willkürlicher Gewalt protestiren die Gemeinen,
-und sie hoffen, daß Sie jetzt widerrufen werden, was Sie als
-einen Irrthum erkennen müssen. Eure Lordschaften sprechen die Vermuthung
-aus, daß Oates wahnsinnig sei. Wahnsinn kann jedoch ein sehr
-triftiger Grund sein, um einen Menschen gar nicht zu bestrafen. Wie
-aber der Wahnsinn ein Grund sein kann, um eine Strafe über ihn zu
-verhängen, die selbst wenn er gesund wäre, ungesetzlich sein würde, das
-begreifen die Gemeinen nicht. Eure Lordschaften meinen ferner, daß Sie
-es nicht verantworten könnten, ein Verdict corrumpirt zu nennen, von
-dem dies nicht juristisch bewiesen sei. Erlauben Sie uns, Sie daran zu
-erinnern, daß Sie zwei verschiedene Funktionen haben. Sie sind Richter
-und Sie sind Gesetzgeber. Wenn Sie richten, so ist es Ihre Pflicht, Sich
-streng an das Gesetz zu halten. Wenn Sie Gesetze geben, kann es zweckmäßig
-sein, auf allgemeine Gerüchte Rücksicht zu nehmen. Sie kehren
-<a id="page-XIV.14" class="pagenum" title="XIV.14"></a>
-diese Regel um. Sie sind am unrechten Orte lax und am unrechten Orte
-scrupulös. Als Richter verletzen Sie um einer vermeintlichen Convenienz
-willen das Gesetz. Als Gesetzgeber wollen Sie kein Factum ohne solche
-technische Beweise gelten lassen, wie sie Gesetzgeber nur selten erlangen
-können.<a class="fnote" href="#footnote-21_142" id="fnote-21_142">[21]</a>&ldquo;
-</p>
-
-<p>
-Auf dieses Raisonnement wurde nichts erwiedert und konnte nichts erwiedert
-werden. Die Gemeinen waren sichtlich stolz auf die Kraft ihrer Beweisführung
-und auf das Auftreten Somers&rsquo; im gemalten Zimmer. Sie
-beauftragten ihn insbesondere, dafür zu sorgen, daß der Bericht, den er
-von der Conferenz erstattet hatte, genau in die Protokolle aufgenommen
-werde. Die Lords dagegen unterließen wohlweislich, einen Bericht
-über eine Debatte, in der sie eine so vollständige Niederlage erlitten hatten,
-in ihre Protokolle einzuzeichnen. Aber obgleich sie ihren Fehler einsahen
-und sich desselben schämten, waren sie doch nicht dahin zu bringen,
-es öffentlich zu bekennen, indem sie im Eingange zu der Acte eingestanden,
-daß sie sich einer Ungerechtigkeit schuldig gemacht hätten. Die Minorität
-war indessen stark. Der Beschluß, beizutreten, wurde mit nur zwölf
-Stimmen durchgebracht, wovon zehn auf abwesende Mitglieder kamen, die
-ihre Stimmen Anderen übertragen hatten.<a class="fnote" href="#footnote-22_143" id="fnote-22_143">[22]</a> Einundzwanzig Peers
-protestirten und die Bill fiel. Zwei Beisitzer wurden abgeschickt, um die
-Gemeinen von dem definitiven Beschlusse der Peers in Kenntniß zu setzen.
-Die Gemeinen hielten dieses Verfahren in substantieller Hinsicht für unverantwortlich
-und in formeller Hinsicht für unhöflich. Sie beschlossen,
-dagegen zu demonstriren, und Somers entwarf ein vortreffliches Manifest,
-in welchem der verachtungswerthe Name des Oates kaum erwähnt war
-und worin das Oberhaus sehr ernst und eindringlich ermahnt wurde,
-richterliche Fragen richterlich zu behandeln und nicht eigenmächtig ein neues
-Recht zu machen unter dem Vorwande, das bestehende Recht anzuwenden.<a class="fnote" href="#footnote-23_144" id="fnote-23_144">[23]</a>
-Der Schurke, der jetzt zum zweiten Male die politische Welt in Aufregung
-gebracht hatte, wurde begnadigt und in Freiheit gesetzt. Seine
-Freunde im Unterhause beantragten nun eine Adresse an den Thron, welche
-darum ansuchte, daß ihm eine für seinen Unterhalt genügende Pension
-ausgesetzt werden möchte,<a class="fnote" href="#footnote-24_145" id="fnote-24_145">[24]</a> Es wurden ihm in Folge dessen etwa dreihundert
-Pfund Sterling jährlich bewilligt, eine Summe, die er unter
-seiner Würde hielt und die er nur mit der verbissenen Wuth getäuschter
-Habsucht annahm.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-8">
-Rechtsbill.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Aus dem Streite über Oates entsprang ein andrer
-Streit, der sehr ernste Folgen hätte haben können. Die Urkunde welche
-Wilhelm und Marien zum König und zur Königin erklärten, war eine
-revolutionäre Urkunde. Sie war das Werk einer Versammlung, von
-der das ordentliche Gesetz nichts wußte, und hatte nie die königliche Sanction
-erhalten. Es war offenbar wünschenswerth, daß dieser hochwichtige
-Vertrag zwischen den Regierenden und den Regierten, dieses Dokument,
-<a id="page-XIV.15" class="pagenum" title="XIV.15"></a>
-kraft dessen der König seinen Thron und das Volk seine Freiheiten besaß,
-in eine streng regelrechte Form gebracht wurde. Die Rechtserklärung
-wurde deshalb in eine Rechtsbill verwandelt und die Rechtsbill von den
-Gemeinen ohne weiteres angenommen. Bei den Lords aber stieß sie auf
-Schwierigkeiten.
-</p>
-
-<p>
-Die Rechtserklärung hatte die Krone zuerst Wilhelm und Marien
-gemeinschaftlich, dann dem Ueberlebenden von Beiden, dann Mariens
-Nachkommenschaft, und endlich auch der Nachkommenschaft Wilhelm&rsquo;s von
-irgend einer andren Gemahlin als Marien zuerkannt. Die Bill war mit
-der Erklärung genau übereinstimmend abgefaßt. Wem aber der Thron
-zufallen sollte, wenn Marie, Anna und Wilhelm alle drei ohne Nachkommen
-starben, war in Ungewißheit gelassen. Dieser nicht vorgesehene
-Fall war indessen keineswegs unwahrscheinlich. Er lag sogar wirklich
-vor. Wilhelm hatte nie ein Kind gehabt. Anna war zwar mehrere Male
-Mutter gewesen, aber keines ihrer Kinder war mehr am Leben. Es wäre
-kein großes Wunder gewesen, wenn Krankheit, Krieg oder Verrath binnen
-wenigen Monaten sämmtliche Personen, welche zur Thronfolge befähigt
-waren, aus der Welt geschafft hätte. In welche Lage wäre das Land in
-diesem Falle gekommen? Wem sollte dann gehuldigt werden? Die Bill
-enthielt zwar eine Klausel, welche Papisten vom Throne ausschloß. Aber
-ersetzte eine solche Klausel eine den Nachfolger mit Namen bezeichnende
-Bestimmung? wie dann, wenn der nächste Thronerbe ein noch nicht drei
-Monat alter Prinz des Hauses Savoyen war? Es wäre absurd gewesen,
-ein solches Kind einen Papisten zu nennen. Sollte es also zum König
-proklamirt werden? Oder sollte die Krone so lange herrenlos bleiben,
-bis es ein Alter erreicht hatte, in welchem es befähigt war, sich eine Religion
-zu wählen? Konnten nicht auch die rechtschaffensten und verständigsten
-Männer in Zweifel sein, ob sie es als ihren Souverain betrachten
-dürften? Und wer sollte ihnen diesen Zweifel lösen? Ein Parlament würde
-es nicht geben, denn das Parlament würde mit dem Fürsten, der es zusammenberufen
-hatte, aufhören zu existiren. Es mußte eine vollständige
-Anarchie eintreten, eine Anarchie, welche mit der Vernichtung der Monarchie
-oder mit der Vernichtung der öffentlichen Freiheit enden konnte. Aus
-diesen gewichtigen Gründen schlug Burnet auf Wilhelm&rsquo;s Veranlassung
-im Hause der Lords vor, daß die Krone in Ermangelung von Leibeserben
-Sr. Majestät, auf eine unbezweifelte Protestantin, Sophie, Herzogin von
-Braunschweig-Lüneburg, einer Enkelin Jakob&rsquo;s I. und Tochter Elisabeth&rsquo;s,
-Königin von Böhmen, übergehen solle.
-</p>
-
-<p>
-Die Lords genehmigten dieses Amendement einstimmig, die Gemeinen
-aber verwarfen es einstimmig. Die Ursache der Verwerfung hat kein
-Schriftsteller der damaligen Zeit genügend erklärt. Ein whiggistischer Schriftsteller
-spricht von Machinationen der Republikaner, ein andrer von Machinationen
-der Jakobiten. Es steht jedoch fest, daß vier Fünftel der Vertreter
-des Volks weder Jakobiten noch Republikaner waren. Gleichwohl
-erhob sich im Unterhause nicht eine einzige Stimme zu Gunsten der Klausel,
-welche im Oberhause mit Acclamation angenommen worden war.<a class="fnote" href="#footnote-25_146" id="fnote-25_146">[25]</a> Die
-<a id="page-XIV.16" class="pagenum" title="XIV.16"></a>
-wahrscheinlichste Erklärung dürfte die sein, daß die grobe Ungerechtigkeit,
-welche in der Angelegenheit Oates&rsquo; begangen worden, die Gemeinen dergestalt
-gereizt hatte, daß sie mit Freuden eine Gelegenheit ergriffen, den
-Peers zu opponiren. Es wurde eine Conferenz gehalten, aber keine der
-beiden Versammlungen wollte nachgeben. Während der Streit am heftigsten
-war, trat ein Ereigniß ein, von dem man hätte denken sollen, daß es die
-Eintracht wiederherstellen werde. Anna gebar einen Sohn. Das Kind
-wurde mit großem Pomp und unter vielfachen öffentlichen Freudenbezeigungen
-in Hampton Court getauft. Wilhelm, war der eine Taufzeuge,
-der andre war der feingebildete Dorset, dessen Dach der Prinzessin in
-ihrem Unglück eine Zuflucht gewährt hatte. Der König gab dem Kinde
-seinen eignen Namen und kündigte dem um den Taufstein versammelten
-glänzenden Cirkel an, daß der kleine Wilhelm von diesem Augenblicke
-Herzog von Gloucester genannt werden solle.<a class="fnote" href="#footnote-26_147" id="fnote-26_147">[26]</a> Die Geburt dieses Prinzen
-hatte die Gefahr, gegen welche die Lords auf ihrer Hut zu sein für
-nöthig erachtet, sehr vermindert. Sie hätten daher jetzt mit Anstand
-widerrufen können. Aber ihr Stolz war durch die Strenge, mit der man
-ihre Entscheidung über Oates&rsquo; Nichtigkeitsbeschwerde im gemalten Zimmer
-getadelt hatte, verletzt worden. Man hatte ihnen geradezu ins Gesicht
-gesagt, daß sie ungerechte Richter seien, und diese Beschuldigung war nur
-um so kränkender, weil sie sich bewußt waren sie verdient zu haben. Sie
-verweigerten jede Concession und die Rechtsbill wurde fallen gelassen.<a class="fnote" href="#footnote-27_148" id="fnote-27_148">[27]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-9">
-Streitigkeiten wegen einer Indemnitätsbill.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Die aufregendste
-Frage dieser langen und stürmischen Session war jedoch die, welche
-Strafe den Männern zuerkannt werden solle, die in der Zeit zwischen der
-Auflösung des Oxforder Parlaments und der Revolution die Rathgeber
-oder Werkzeuge Karl&rsquo;s und Jakob&rsquo;s gewesen waren. Es war ein Glück
-für England, daß in dieser Krisis ein Fürst, der keiner der beiden Parteien
-angehörte, der keine von beiden weder liebte noch haßte und der zur
-Durchführung eines großen Planes beide zu benutzen wünschte, der Vermittler
-zwischen ihnen war.
-</p>
-
-<p>
-Die beiden Parteien waren jetzt in einer ganz ähnlichen Lage wie vor
-achtundzwanzig Jahren. Zwar war die Partei, welche damals im Nachtheil
-gewesen, gegenwärtig im Vortheil, aber die Analogie zwischen den
-beiden Situationen ist eine der vollkommensten, die man in der Geschichte
-finden kann. Die Restauration wie die Revolution waren beide
-durch Coalitionen herbeigeführt worden. Bei der Restauration halfen
-diejenigen Politiker, welche der Freiheit besonders zugethan waren, die
-Monarchie wieder einsetzen; bei der Revolution halfen diejenigen Politiker,
-welche der Monarchie mit besonderem Eifer anhingen, die Freiheit vertheidigen.
-Der Cavalier hätte, bei der ersteren Gelegenheit, ohne den
-Beistand der Puritaner, welche für den Covenant gefochten, nichts ausrichten
-<a id="page-XIV.17" class="pagenum" title="XIV.17"></a>
-können; ebensowenig hätte der Whig bei der letzteren Gelegenheit
-der Willkürgewalt einen erfolgreichen Widerstand leisten können, wäre er
-nicht durch Männer unterstützt worden, die noch vor ganz kurzer Zeit
-den Widerstand gegen Willkürgewalt als eine Todsünde verdammt hatten.
-Die Bedeutendsten unter Denen, durch welche im Jahre 1660 die königliche
-Familie zurückgebracht wurde, waren Hollis, der in den Tagen der
-Tyrannei Karl&rsquo;s I. den Sprecher mit offener Gewalt auf seinem Stuhle
-festhielt, während der schwarze Stab vergebens anklopfte, um Einlaß zu
-erlangen; Ingoldsby, dessen Name unter dem denkwürdigen Todesurtheile
-stand, und Prynne, dem Laud die Ohren abgeschnitten und der dafür den
-Hauptantheil an Laud&rsquo;s Verurtheilung zum Tode gehabt hatte. Unter
-den Sieben, welche 1688 die Einladung an Wilhelm unterzeichneten, waren
-Campton, der lange die Pflicht eingeschärft hatte, einem Nero zu gehorchen,
-Danby, der angeklagt worden war, weil er den Militärdespotismus einzuführen
-versucht hatte, und Lumley, dessen Bluthunde Monmouth bis
-in seinen traurigen letzten Versteck im Walde verfolgt hatten. Sowohl
-1660 als auch 1688 versprachen sich die beiden feindlichen Parteien, so
-lange das Geschick der Nation unentschieden war, gegenseitig Vergebung.
-Bei beiden Gelegenheiten erwies sich die Versöhnung, welche im Augenblicke
-der Gefahr aufrichtig geschienen hatte, im Augenblicke des Sieges
-als falsch und hohl. Sobald Karl II. wieder in Whitehall war, vergaß
-der Cavalier die Dienste, welche die Presbyterianer kürzlich geleistet, und
-erinnerte sich nur noch ihrer alten Beleidigungen. Sobald Wilhelm König
-war, begannen nur zu viele Whigs Rache zu fordern für Alles was sie
-in den Tagen des Ryehousecomplots von der Hand der Tories erduldet
-hatten. Bei beiden Gelegenheiten wurde es dem Souverain schwer, die
-besiegte Partei vor der Wuth seiner triumphirenden Anhänger zu schützen,
-und bei beiden Gelegenheiten murrten Die, deren Rache er vereitelt hatte,
-heftig gegen die Regierung, die so schwach und undankbar gewesen war,
-ihre Feinde gegen ihre Freunde in Schutz zu nehmen.
-</p>
-
-<p>
-Schon am 25. März machte Wilhelm die Gemeinen auf die Zweckmäßigkeit
-der Maßregel aufmerksam, die öffentliche Meinung durch eine
-Amnestie zu beschwichtigen. Er sprach die Hoffnung aus, daß eine Bill
-für allgemeines Vergeben und Vergessen so bald als möglich ihm zur
-Genehmigung vorgelegt und daß keine anderen Ausnahmen gemacht werden
-würden, als die für die Aufrechthaltung der öffentlichen Gerechtigkeit
-und für die Sicherheit des Staats absolut nothwendig erschienen. Die
-Gemeinen waren einstimmig dafür, ihm für diesen Beweis seiner väterlichen
-Güte zu danken; allein sie ließen viele Wochen vergehen, ohne einen
-Schritt zur Erfüllung seines Wunsches zu thun. Als der Gegenstand endlich
-wieder zur Sprache gebracht wurde, geschah dies auf eine Art, welche
-deutlich bewies, daß die Majorität nicht den ernsten Willen hatte, der
-Ungewißheit ein Ende zu machen, welche allen denjenigen Tories, die sich
-bewußt waren, in ihrem Eifer für die Prärogative zuweilen die vom Gesetz
-gezogene strenge Grenze überschritten zu haben, das Leben verbitterte.
-Es wurden zwölf Kategorien gebildet, von denen einige so umfassend
-waren, daß sie Zehntausende von Delinquenten in sich schlossen, und das
-Haus beschloß, daß in jeder dieser Kategorien einige Ausnahmen gemacht
-werden sollten. Dann kam die Prüfung der einzelnen Fälle. Zahlreiche
-Angeklagte und Zeugen wurden vor die Schranken citirt. Die Debatten
-waren lang und heftig, und es stellte sich bald heraus, daß die
-<a id="page-XIV.18" class="pagenum" title="XIV.18"></a>
-Arbeit kein Ende nehmen werde. Der Sommer verging und der Herbst
-rückte heran; die Session konnte nicht viel länger dauern, und von den
-zwölf einzelnen Untersuchungen, welche die Gemeinen vorzunehmen beschlossen
-hatten, waren erst drei beendigt. Es war demnach nöthig, die
-Bill für dieses Jahr fallen zu lassen.<a class="fnote" href="#footnote-28_149" id="fnote-28_149">[28]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-10">
-Die letzten Tage Jeffreys&rsquo;.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Unter den vielen Verbrechern,
-deren Namen im Laufe dieser Untersuchung genannt wurden, befand sich
-einer, der an Schuld und Schande einzig und unerreicht dastand und den
-sowohl Whigs als Tories der äußersten Strenge des Gesetzes zu überlassen
-geneigt waren. An dem fürchterlichen Tage, auf den die Irische
-Nacht folgte, hatte das Wuthgebrüll einer um ihre Rache betrogenen großen
-Stadt Jeffreys bis an die Zugbrücke des Towers begleitet. Obwohl seine
-Einkerkerung nicht streng gesetzmäßig war, nahm er doch anfangs mit
-Dank und Segenswünschen den Schutz an, den diese düsteren, durch so
-viele Verbrechen und Leiden berüchtigten Mauern ihm vor der Wuth der
-Menge gewährten.<a class="fnote" href="#footnote-29_150" id="fnote-29_150">[29]</a> Bald kam er jedoch zu der Ueberzeugung, daß sein
-Leben noch immer sehr gefährdet sei. Eine Zeit lang schmeichelte er sich
-mit der Hoffnung, daß ein Habeascorpusbefehl ihn aus seiner Haft befreien
-und daß er im Stande sein werde, in ein fremdes Land zu entkommen
-und sich mit einem Theile seines übelerworbenen Reichthums vor
-dem Hasse der Menschheit zu verbergen. Aber bis zur Feststellung der
-Regierung gab es keinen Gerichtshof, der zur Ausstellung eines Habeascorpusbefehls
-befugt gewesen wäre, und sobald die Regierung festgestellt
-war, wurde die Habeascorpusacte suspendirt.<a class="fnote" href="#footnote-30_151" id="fnote-30_151">[30]</a> Ob Jeffreys des Mordes
-in legalem Sinne überführt werden konnte, steht zu bezweifeln. Moralisch
-aber war er so vieler Mordthaten schuldig, daß, wenn es kein
-andres Mittel gegeben hätte, seinem Leben beizukommen, die ganze Nation
-eine retrospective Verurtheilungsacte stürmisch gefordert haben würde.
-Die Neigung, über einen Gefallenen zu triumphiren, gehörte nie zu den
-vorwiegenden Untugenden der Engländer; aber der Haß gegen Jeffreys
-war ohne Beispiel in unsrer Geschichte und entsprach nur zu sehr dem
-Blutdurste seines eignen Characters. Das Volk war in Bezug auf ihn
-eben so grausam als er selbst und frohlockte über seinen Schmerz, wie er gewohnt
-gewesen war, über den Schmerz Verurtheilter, die ihr Todesurtheil
-anhörten, und trauernder Familien zu frohlocken. Der Pöbel versammelte
-sich vor seinem verödeten Hause in Duke Street und las unter
-schallendem Gelächter an seiner Thür die Anschläge, welche den Verkauf
-seines Eigenthums verkündeten. Selbst zarte Frauen, die für Straßenräuber
-und Diebe Thränen hatten, athmeten nichts als Rache gegen ihn.
-Die Spottlieder auf ihn, welche in der Stadt verkauft wurden, zeichneten
-sich durch eine selbst damals seltene Heftigkeit aus. Der Henkertod sei
-viel zu mild, ein Grab unter dem Galgen eine viel zu ehrenvolle Ruhestätte
-für ihn, er müsse an einen Karren angebunden und zu Tode gepeitscht,
-<a id="page-XIV.19" class="pagenum" title="XIV.19"></a>
-er müsse wie ein Indianer gemartert, er müsse lebendig verschlungen
-werden. Die Straßendichter zertheilten alle seine Glieder mit
-cannibalischer Grausamkeit und berechneten wie viel Pfund Fleisch von
-seinem wohlgenährten Corpus losgeschnitten werden könnten. Die Wuth
-seiner Feinde ging sogar soweit, daß sie in einer in England selten gehörten
-Sprache den Wunsch ausdrückten, er möge dahin gehen, wo Heulen
-und Zähnklappern sei, zu dem Wurme, der niemals stirbt, zu dem Feuer,
-das nimmer verlöscht. Sie riethen ihm, sich mittelst seiner Kniebänder
-aufzuhängen und sich mit seinem Rasirmesser den Hals abzuscheiden. Sie
-richteten das gräßliche Gebet zum Himmel, daß er der Reue unzugänglich
-sein und als der nämliche herzlose, nichtswürdige Jeffreys sterben möge,
-der er im Leben gewesen war.<a class="fnote" href="#footnote-31_152" id="fnote-31_152">[31]</a> Eben so feigherzig im Unglück wie übermüthig
-und unmenschlich im Glück, sank ihm unter der Last der öffentlichen
-Verachtung gänzlich der Muth. Seine von Haus aus schlechte und durch
-Unmäßigkeit sehr geschwächte Constitution wurde durch Verzweiflung und
-Angst völlig zerrüttet. Er wurde von einer schmerzhaften inneren Krankheit
-gepeinigt, welche selbst die geschicktesten Aerzte der damaligen Zeit selten
-zu heben vermochten. Nur ein Trost blieb ihm: der Branntwein.
-Selbst wenn er Untersuchungen zu leiten und Berathungen beizuwohnen
-hatte, ging er selten nüchtern zu Bett. Jetzt, wo er seinen Geist mit
-nichts als entsetzlichen Rückerinnerungen und entsetzlichen Ahnungen beschäftigen
-konnte, gab er sich rückhaltlos seinem Lieblingslaster hin. Viele
-glaubten, er wolle durch Unmäßigkeit sein Leben verkürzen. Er hielte es
-für besser, meinten sie, im Zustande der Trunkenheit aus der Welt zu
-gehen, als sich von Ketch zerhacken, oder vom Pöbel zerreißen zu lassen.
-</p>
-
-<p>
-Einmal wurde er aus seiner jammervollen Verzagtheit durch eine angenehme
-Empfindung aufgerüttelt, der jedoch alsbald eine kränkende Enttäuschung
-folgte. Es war ein Packet für ihn im Tower abgegeben worden,
-das ein Fäßchen Colchesteraustern, sein Lieblingsgericht zu enthalten
-schien. Er war tief bewegt, denn es giebt Augenblicke, wo Diejenigen,
-welche am wenigsten Zuneigung verdienen, sich mit dem Gedanken schmeicheln,
-daß sie solche einflößen. &bdquo;Gott sei Dank!&ldquo; rief er aus; &bdquo;ich habe
-doch noch Freunde.&ldquo; Er öffnete das Fäßchen, und aus einem Haufen
-Austernschalen fiel ein starker Strick.<a class="fnote" href="#footnote-32_153" id="fnote-32_153">[32]</a>
-</p>
-
-<p>
-Es scheint nicht, daß einer der Schmeichler oder Narren, die er mit
-dem geraubten Gute seiner Schlachtopfer bereichert hatte, ihn in der Zeit
-der Trübsal tröstete. Doch war er nicht gänzlich verlassen. Johann
-Tutchin, den er dazu verurtheilt hatte, sieben Jahre lang alle vierzehn
-Tage ausgepeitscht zu werden, machte sich auf den Weg nach dem Tower
-und besuchte den gestürzten Tyrannen. Der arme Jeffreys, obwohl bis
-in den Staub gedemüthigt, benahm sich mit verworfener Höflichkeit und
-<a id="page-XIV.20" class="pagenum" title="XIV.20"></a>
-bestellte Wein. &bdquo;Ich freue mich, Sir,&ldquo; sagte er, &bdquo;Sie bei mir zu
-sehen.&ldquo; &mdash; &bdquo;Und ich,&ldquo; entgegnete der schadenfrohe Whig, &bdquo;freue mich,
-Eure Lordschaft hier zu sehen.&ldquo; &mdash; &bdquo;Ich diente meinem Herrn,&ldquo; versetzte
-Jeffreys, &bdquo;dies war meine Gewissenspflicht.&ldquo; &mdash; &bdquo;Wo hatten Sie Ihr
-Gewissen, als sie in Dorchester jenes Urtheil über mich verhängten?&ldquo; &mdash;
-&bdquo;Meine Instructionen lauteten dahin,&ldquo; antwortete Jeffreys gleißnerisch,
-&bdquo;daß ich gegen Männer wie Sie, Männer von Talent und Muth, keine
-Nachsicht üben sollte. Als ich an den Hof zurückkam, wurde ich wegen
-meiner Milde getadelt.<a class="fnote" href="#footnote-33_154" id="fnote-33_154">[33]</a>&ldquo; Selbst Tutchin scheint trotz der Heftigkeit seines
-Grolls und trotz der Größe der ihm widerfahrenen Unbilden durch das
-jammervolle Schauspiel, das er anfangs mit rachsüchtiger Schadenfreude
-betrachtete, ein wenig gerührt worden zu sein. Er leugnete stets die
-Wahrheit des Gerüchts, daß er Derjenige gewesen sei, der das Colchesterfaß
-in den Tower geschickt habe.
-</p>
-
-<p>
-Außer diesem gewann ein menschenfreundlicher Mann, Johann Sharp,
-der vortreffliche Dechant von Norwich, es über sich, den Gefangenen zu
-besuchen. Es war eine peinliche Aufgabe, aber Sharp war in früheren
-Zeiten von Jeffreys so freundlich behandelt worden, wie Jeffreys überhaupt
-seinem Character nach Jemanden behandeln konnte, und es war
-ihm einige Male durch geduldiges Warten, bis der Sturm der Flüche
-und Verwünschungen ausgetobt hatte, und durch geschickte Benutzung eines
-Augenblicks guter Laune gelungen, für unglückliche Familien eine Linderung
-ihrer Leiden zu erwirken. Der Gefangene war erstaunt und erfreut.
-&bdquo;Was wagen Sie mir jetzt noch zuzugestehen?&ldquo; sagte er. Der
-menschenfreundliche Geistliche bemühte sich jedoch vergebens, in diesem verstockten
-Gewissen einen heilsamen Schmerz zu wecken. Anstatt seine Schuld
-zu bekennen, ergoß sich Jeffreys in heftige Schmähungen gegen die Ungerechtigkeit
-der Menschen. &bdquo;Die Leute nennen mich einen Mörder, weil
-ich das gethan, was Mancher, der jetzt hoch in Gunst steht, damals vollkommen
-billigte. Sie nennen mich einen Trunkenbold, weil ich Punsch
-trinke, um mir die Last meines Kummers zu erleichtern.&ldquo; Er wollte nicht
-zugeben, daß er als Präsident der Hohen Commission etwas Tadelnswerthes
-gethan habe. Seine Collegen, sagte er, seien die eigentlichen
-Schuldigen, und jetzt wälzten sie alle Schuld auf ihn. Mit besonderer
-Bitterkeit sprach er von Sprat, der unbestreitbar das humanste und gemäßigtste
-Mitglied der Behörde gewesen war.
-</p>
-
-<p>
-Es zeigte sich bald klar und deutlich, daß der abscheuliche Richter
-der Last seiner körperlichen und geistigen Leiden rasch erliegen würde.
-Doctor Johann Scott, Präbendar von St. Paul, ein Geistlicher von
-großer Frömmigkeit und Verfasser des &bdquo;Christian Life,&ldquo; eines einst weit
-und breit berühmten Buches, wurde wahrscheinlich auf Anrathen seines
-intimen Freundes Sharp, an&rsquo;s Bett des Sterbenden gerufen. Doch umsonst
-sprach auch Scott, wie Sharp es bereits gethan, von den entsetzlichen
-Schlächtereien von Dorchester und Taunton. Jeffreys blieb bis zum
-letzten Augenblicke dabei, daß Die, welche ihn für blutdürstig hielten, seine
-damaligen Befehle nicht kennten, daß er eher Lob als Tadel verdiene
-<a id="page-XIV.21" class="pagenum" title="XIV.21"></a>
-und daß seine Milde ihm das höchste Mißfallen seines Gebieters zugezogen
-habe.<a class="fnote" href="#footnote-34_155" id="fnote-34_155">[34]</a>
-</p>
-
-<p>
-Krankheit unterstützt durch starkes Trinken und durch tiefen Gram,
-vollendete bald ihr Werk. Der Magen des Kranken nahm keine Speise
-mehr an. Binnen wenigen Wochen magerte der stattliche und sogar
-corpulente Mann zu einem Gerippe ab. Am 18. April starb er im einundvierzigsten
-Jahre seines Lebens. Mit fünfunddreißig Jahren war er
-Oberrichter der Kings Bench, mit siebenunddreißig Lordkanzler gewesen. In
-der ganzen Geschichte der englischen Justizpflege findet sich kein zweites
-Beispiel von einem so raschen Emporsteigen oder einem so heftigen Sturze.
-Der abgezehrte Leichnam wurde in aller Stille neben der Asche Monmouth&rsquo;s
-in der Kapelle des Tower beigesetzt.<a class="fnote" href="#footnote-35_156" id="fnote-35_156">[35]</a>
-</p>
-
-<p>
-Der Sturz dieses einst so mächtigen und gefürchteten Mannes, der
-Abscheu, mit dem er von allen ehrenwerthen Mitgliedern seiner eignen
-Partei betrachtet wurde, die Art und Weise, wie die minder ehrenwerthen
-Mitglieder dieser Partei in seinem Unglück jede Gemeinschaft mit
-ihm von sich wiesen und die ganze Schuld der Verbrechen, zu denen sie
-ihn aufgemuntert hatten, auf ihn wälzte, hatten den maßlosen Freunden
-der Freiheit, welche nach einer neuen Proscription verlangten, zur Lehre
-dienen sollen. Allein es war eine Lehre, die nur zu viele von ihnen nicht
-beachteten.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-11">
-Die Whigs unzufrieden mit dem Könige.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Der König
-hatte gleich beim Beginn seiner Regierung ihr Mißfallen erregt, indem
-er einige Tories und Trimmers zu hohen Aemtern berief und die durch
-diese Ernennungen erweckte Unzufriedenheit war durch sein Bemühen, eine
-allgemeine Amnestie für die Besiegten zu erlangen, noch verstärkt worden.
-Er war allerdings auch nicht der Mann, der sich bei den rachsüchtigen
-Zeloten irgend einer Partei hätte beliebt machen können. Denn zu den
-Eigenthümlichkeiten seines Characters gehörte eine gewisse schroffe Humanität,
-<a id="page-XIV.22" class="pagenum" title="XIV.22"></a>
-durch die er seine Feinde selten gewann und seine Freunde oftmals
-aufbrachte, in der er aber eigensinnig beharrte, ohne sich weder um
-die Undankbarkeit Derer, die er vom Untergange gerettet, noch um die Wuth
-Derer zu kümmern, deren Rachegelüste er vereitelt hatte. Einige Whigs
-sprachen jetzt ebenso hart über ihn, als sie je über einen seiner beiden
-Oheime gesprochen hatten. Er sei im Grunde auch ein Stuart und er
-sei dies nicht umsonst. Wie Alle dieses Stammes liebe auch er die Willkürherrschaft.
-In Holland sei es ihm gelungen, sich unter der Form einer
-republikanischen Staatseinrichtung zu einem kaum minder absoluten Herrscher
-zu machen, als es die erblichen Grafen gewesen seien. Durch eine
-sonderbare Verkettung von Umständen habe sein Interesse eine kurze Zeit
-lang dem Interesse des englischen Volks entsprochen, aber obgleich er zufällig
-ein Befreier geworden, sei er doch von Natur ein Despot. Er
-sympathisire nicht mit dem gerechten Zorne der Whigs. Er habe Zwecke
-im Auge, welche die Whigs keinen Souverain gutwillig erreichen lassen
-würden, und er wisse auch recht gut, daß er nur die Tories als Werkzeuge
-dazu benutzen könne. Daher habe er sie vom Augenblicke seiner
-Thronbesteigung an ungebührlich begünstigt. Jetzt wolle er den nämlichen
-Verbrechern, die er vor wenigen Monaten in seiner Erklärung als eine
-exemplarische Strafe verdienend bezeichnet habe, eine Amnestie erwirken.
-Im November habe er der Welt gesagt, daß die Verbrechen, an denen
-jene Männer Theil genommen, es Unterthanen zur Pflicht gemacht hätten,
-ihren Huldigungseid zu brechen, Soldaten, ihre Fahnen zu verlassen,
-Kinder, gegen ihre Eltern zu kämpfen. Mit welcher Consequenz könne
-er jetzt dazu rathen, diese Verbrechen mit dem Mantel allgemeiner Vergessenheit
-zu bedecken? und sei nicht nur zu triftiger Grund zu der Besorgniß
-vorhanden, daß er die Helfershelfer der Tyrannei vor dem verdienten
-Loose in der Hoffnung zu retten wünsche, daß sie ihm früher oder
-später einmal eben so gewissenslos dienen würden, wie sie seinem Schwiegervater
-gedient hätten?
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-12">
-Maßlose Heftigkeit Howe&rsquo;s.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Unter den von diesen Gefühlen
-beseelten Mitgliedern des Hauses der Gemeinen war Howe der Heftigste
-und Kühnste. Er ging einmal so weit, daß eine Untersuchung der Maßnahmen
-des Parlaments von 1685 eingeleitet und daß allen Denen, die
-in diesem Parlament mit dem Hofe gestimmt hatten, irgend ein Brandmal
-aufgedrückt werden solle. Dieser eben so absurde als hämische Antrag
-wurde von allen ehrenwertheren Whigs gemißbilligt und von Birch
-und Maynard nachdrücklich bekämpft.<a class="fnote" href="#footnote-36_157" id="fnote-36_157">[36]</a> Howe mußte nachgeben, aber er
-war ein Mann, den kein Schlag niederwerfen konnte, und er wurde
-durch den Beifall vieler hitzköpfiger Mitglieder seiner Partei ermuthigt,
-welche nicht die entfernteste Ahnung hatten, daß er, nachdem er der hämischeste
-und characterloseste Whig gewesen, in nicht ferner Zeit der
-hämischeste und characterloseste Tory werden würde.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-13">
-Angriff gegen Caermarthen.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Dieser scharfsinnige, ruchlose
-und boshafte Politiker hielt sich, obgleich er selbst ein einträgliches Amt
-im königlichen Hofstaat bekleidete, tagtäglich über die Art der Besetzung
-der hohen Staatsämter auf und seine Declamationen wurden, wenn auch
-etwas weniger scharf und heftig, von anderen Rednern wiederholt.
-<a id="page-XIV.23" class="pagenum" title="XIV.23"></a>
-Keiner, sagten sie, der ein Minister Karl&rsquo;s oder Jakob&rsquo;s gewesen sei, dürfe
-ein Minister Wilhelm&rsquo;s sein. Der erste Angriff wurde gegen den Lordpräsidenten
-Caermarthen gerichtet. Howe stellte den Antrag, daß dem
-Könige eine Adresse überreicht werden solle, die ihn ersuchte, alle Diejenigen,
-welche je einmal von den Gemeinen angeklagt worden seien,
-aus Sr. Majestät Staatsrath und Angesicht, zu entfernen. Die Debatte
-über diesen Antrag wurde zu wiederholten Malen vertagt. Während
-der Ausgang noch zweifelhaft war, schickte Wilhelm Dykvelt an Howe
-ab, um ihn zur Rede zu setzen. Howe war unbeugsam. Er war was
-man im gewöhnlichen Leben einen uneigennützigen Menschen nennt, das
-heißt, er legte auf das Geld weniger Werth als auf das Vergnügen,
-seiner üblen Laune Luft zu machen und Aufsehen zu erregen. &bdquo;Ich erweise
-dem König einen Dienst,&ldquo; sagte er; &bdquo;ich befreie ihn von falschen
-Freunden, und meine Stellung wird mich nie abhalten, meine Gedanken
-auszusprechen.&ldquo; Der Antrag wurde gestellt, scheiterte aber gänzlich. Der
-Satz, daß eine bloße Anklage, ohne Ueberführung, als ein entscheidender
-Beweis von Schuld betrachtet werden solle, widerstritt in der That der
-natürlichen Gerechtigkeit. Caermarthen hatte allerdings große Fehler begangen,
-aber sie waren durch Parteigeist übertrieben, durch harte Leiden
-gesühnt und durch neuerliche ausgezeichnete Dienste wiedergutgemacht
-worden. Zu der Zeit als er die große Grafschaft York gegen Papismus
-und Tyrannei zu den Waffen rief, hatten ihm einige der ausgezeichnetsten
-Whigs versichert, daß aller alte Zwist vergessen sei. Howe behauptete
-zwar, daß die Artigkeiten, welche im Augenblicke der Gefahr erzeigt worden
-seien, nichts bedeuteten. &bdquo;Wenn ich eine Viper in der Hand habe,&ldquo;
-sagte er, &bdquo;gehe ich sehr subtil mit ihr um; sobald ich sie aber am Boden
-habe, zertrete ich sie.&ldquo; Aber der Lordpräsident wurde so kräftig unterstützt,
-daß nach einer dreitägigen Discussion seine Feinde es nicht wagten,
-über den gegen ihn gerichteten Antrag die Meinung des Hauses zu sondiren.
-Im Laufe der Debatte wurde beiläufig eine wichtige Verfassungsfrage
-in Anregung gebracht. Die Frage war, ob eine Begnadigung vor
-einer parlamentarischen Anklage schützen könne. Die Gemeinen resolvirten
-ohne Abstimmung, daß eine Begnadigung nicht davor schützen könne.<a class="fnote" href="#footnote-37_158" id="fnote-37_158">[37]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-14">
-Angriff auf Halifax.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Der nächste Angriff galt Halifax. Er
-nahm eine viel verhaßtere Stellung ein als Caermarthen, der sich unter
-dem Vorgeben, daß seine Gesundheit angegriffen sei, fast gänzlich von den
-Geschäften zurückgezogen hatte. Halifax wurde allgemein als der erste
-Rathgeber der Krone betrachtet und für alle in Bezug auf Irland begangenen
-Fehler speciell verantwortlich gemacht. Die Uebel, sagte man,
-welche dieses Königreich zu Grunde gerichtet, hätten durch rechtzeitige Vorsicht
-verhütet oder durch kräftige Anstrengung wiedergutgemacht werden
-können. Die Regierung aber habe nichts vorgesehen; sie habe wenig gethan,
-und dieses Wenige sei weder zur rechten Zeit noch in der rechten
-Weise geschehen. Zu einer Zeit, wo einige wenige Truppen genügt haben
-würden, habe man Unterhandlungen anstatt Truppen angewendet. Als
-viele Truppen nöthig gewesen seien, habe man wenige geschickt, und diese
-wenigen seien schlecht ausgerüstet und schlecht commandirt gewesen. Dies,
-<a id="page-XIV.24" class="pagenum" title="XIV.24"></a>
-riefen die heftigen Whigs, seien die natürlichen Früchte des großen Fehlers,
-den König Wilhelm am ersten Tage seiner Regierung begangen
-habe. Er habe zu Tories und Trimmers ein Vertrauen gehabt, das sie
-nicht verdienten. Insbesondere habe er die Leitung der irischen Angelegenheiten
-dem Trimmer der Trimmers anvertraut, einem Manne, dessen
-Talent Niemand bestreite, der aber der neuen Regierung nicht treu ergeben,
-der überhaupt gar nicht fähig sei, irgend einer Regierung treu ergeben
-zu sein, der stets zwischen zwei Meinungen geschwankt und bis zum
-Augenblicke der Flucht Jakob&rsquo;s die Hoffnung nicht aufgegeben habe, daß
-die Unzufriedenheit der Nation ohne einen Dynastiewechsel beschwichtigt
-werden könnte. Howe bezeichnete bei zwanzig Gelegenheiten Halifax als
-die Ursache aller Calamitäten des Landes. Eine ähnliche Sprache führte
-Monmouth im Hause der Lords. Obgleich erster Lord des Schatzes, schenkte
-er doch den Finanzgeschäften, für die er übrigens ganz untauglich war
-und deren er bald überdrüssig geworden, seine Theilnahme. Seine ganze
-Thätigkeit widmete er der Verfolgung der Tories. Er sagte dem Könige
-rund heraus, daß Niemand, der nicht ein Whig sei, im Staatsdienste
-angestellt werden solle. Wilhelm&rsquo;s Antwort war kalt und entschieden.
-&bdquo;Ich habe so viel für Ihre Freunde gethan, als ich ohne Gefahr für den
-Staat thun kann, mehr aber werde ich nicht thun.<a class="fnote" href="#footnote-38_159" id="fnote-38_159">[38]</a>&ldquo; Die einzige Wirkung
-dieses Verweises war, daß Monmouth factiöser wurde als je. Besonders
-gegen Halifax intriguirte und haranguirte er mit unermüdlicher
-Animosität. Die anderen whiggistischen Lords des Schatzes, Delamere und
-Capel, waren kaum weniger eifrig bestrebt, den Lordsiegelbewahrer aus
-dem Amte zu vertreiben, und persönliche Eifersucht und Antipathie bewogen
-den Lordpräsidenten, mit seinen eignen Anklägern gegen seinen Nebenbuhler
-zu conspiriren.
-</p>
-
-<p>
-In wie weit die Beschuldigungen, welche damals gegen Halifax, erhoben
-wurden, begründet gewesen sein mögen, läßt sich jetzt nicht mehr mit
-Gewißheit ermitteln. Obwohl seine Feinde zahlreiche Zeugen befragten
-und obgleich sie von Wilhelm die ungern gegebene Erlaubniß erlangten,
-die Protokolle des Geheimen Raths einzusehen, konnten sie doch keinen Beweis
-entdecken, auf den sie eine bestimmte Anklage hätten stützen können.<a class="fnote" href="#footnote-39_160" id="fnote-39_160">[39]</a>
-Es war indessen unleugbar, daß der Lordsiegelbewahrer als Minister für
-Irland fungirt hatte und daß Irland fast verloren war. Unnöthig
-und sogar widersinnig ist die Annahme vieler Whigs, daß seine Verwaltung
-deshalb unersprießlich gewesen sei, weil er nicht gewollt habe, daß
-sie ersprießlich sein solle. Das Wahre ist, daß die Schwierigkeiten seiner
-Stellung groß waren und daß er bei all&rsquo; seiner Genialität und Beredtsamkeit
-diesen Schwierigkeiten nicht gewachsen war. Die ganze Regierungsmaschine
-war aus den Fugen, und er war nicht der Mann, der
-sie wieder in Gang bringen konnte. Dazu gehörte nicht das was er in
-so reichem Maße besaß: Geist, Geschmack, glänzende Fassungskraft und
-scharfe Unterscheidungsgabe, sondern das was ihm fehlte: rasches Entscheiden,
-unermüdliche Energie und unerschütterliche Entschlossenheit. Sein
-Gemüth war im Grunde zu weich für eine Arbeit, wie sie jetzt auf ihm
-<a id="page-XIV.25" class="pagenum" title="XIV.25"></a>
-lastete und es war neuerdings durch harte Schicksalsschläge noch weicher
-gestimmt worden. Er hatte in Zeit von nicht ganz einem Jahre zwei
-Söhne verloren. Es existirt noch ein Brief, in welchem er damals gegen
-seine hochverehrte Freundin, Lady Russell, über die Verödung seines
-Herdes und über die herzlose Undankbarkeit der Whigs klagt. Ebenso besitzen
-wir noch die Antwort darauf, worin sie ihn freundlich ermahnt, da
-Trost zu suchen, wo sie denselben unter nicht minder harten Prüfungen
-gefunden habe.<a class="fnote" href="#footnote-40_161" id="fnote-40_161">[40]</a>
-</p>
-
-<p>
-Der erste Angriff auf ihn erfolgte im Oberhause. Einige whiggistische
-Lords, unter denen sich der launenhafte und ruchlose erste Lord des
-Schatzes besonders hervorthat, schlugen vor, den König zu ersuchen, daß
-er einen neuen Sprecher ernenne. Halifax Freunde beantragten die vorläufige
-Frage und brachten sie durch.<a class="fnote" href="#footnote-41_162" id="fnote-41_162">[41]</a> Ungefähr drei Wochen später
-beantragten seine Feinde in einem Comité des ganzen Hauses der Gemeinen
-eine Resolution, die ihm keine specielle Unterlassungs- oder Begehungssünde
-zur Last legte, sondern es einfach für rathsam erklärte, daß
-er aus dem Dienste der Krone entlassen werde. Die Debatte war heiß.
-Die gemäßigten Politiker beider Parteien waren nicht geneigt, einem zwar
-nicht fehlerfreien, aber durch Talent und Liebenswürdigkeit gleich ausgezeichneten
-Mann ein Brandmal aufzudrücken. Als seine Ankläger sahen,
-daß sie ihren Zweck nicht erreichen konnten, suchten sie sich einer Entscheidung,
-welche gewiß ungünstig für sie gelautet haben würde, dadurch zu entziehen,
-daß sie beantragten, der Vorsitzende solle die Sache vertagen. Aber ihre
-Taktik wurde durch das umsichtige und muthige Benehmen Lord Eland&rsquo;s,
-des Marquis&rsquo; einzigem noch lebenden Sohne, vereitelt. &bdquo;Mein Vater hat
-es nicht verdient,&ldquo; sprach der junge Edelmann, &bdquo;daß man solches Spiel
-mit ihm treibt. Wenn Sie ihn für strafbar halten, so sagen Sie es,
-und er wird sich ohne weiteres Ihrem Urtheile unterwerfen. Entlassung
-vom Hofe hat nichts Schreckliches für ihn. Gottes Güte hat ihn der
-Nothwendigkeit überhoben, die Mittel zur Aufrechthaltung seines Ranges
-in einem Amte zu suchen.&ldquo; Das Comité stimmte ab und Halifax wurde
-mit einer Majorität von vierzehn Stimmen freigesprochen.<a class="fnote" href="#footnote-42_163" id="fnote-42_163">[42]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-15">
-<a id="page-XIV.26" class="pagenum" title="XIV.26"></a>
-Vorbereitungen zu einem Feldzuge in Irland.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Wäre
-die Abstimmung um einige Stunden verschoben worden, so würde die
-Majorität wahrscheinlich viel bedeutender gewesen sein. Die Gemeinen
-stimmten unter dem Einflusse der Meinung, daß Londonderry gefallen
-und ganz Irland verloren sei. Kaum war das Haus auseinandergegangen,
-so traf ein Courier mit der Nachricht ein, daß der Sperrbaum im
-Foyle durchbrochen sei. Ihm folgte bald ein zweiter, der die Aufhebung
-der Belagerung meldete, und ein dritter, der die Nachricht von der
-Schlacht bei Newton Butler brachte. Hoffnung und Jubel folgten auf
-Mißmuth und Besorgniß.<a class="fnote" href="#footnote-43_164" id="fnote-43_164">[43]</a> Ulster war gerettet, und man erwartete zuversichtlich,
-daß Schomberg sehr bald auch Leinster, Connaught und Munster
-wiedererobern werde. Er war jetzt bereit zum Aufbruch. Der Hafen
-von Chester war der Punkt, von wo er abgehen sollte. Die seinem Commando
-unterstellte Armee hatte sich dort versammelt, und der Dee wimmelte
-von Kriegs- und Transportschiffen. Leider waren fast alle kriegserfahrene
-englische Soldaten nach Flandern geschickt worden, und die
-große Mehrzahl der nach Irland bestimmten Truppen bestand daher aus
-Leuten, welche eben vom Pfluge und von der Dreschtenne kamen. Es
-war indessen eine <a id="corr-20"></a>vortreffliche holländische Brigade unter dem Commando
-eines erfahrnen Offiziers, des Grafen von Solms darunter. Außerdem
-waren vier Regimenter, ein <a id="corr-21"></a>Cavallerieregiment und drei Infanterieregimenter,
-aus den französischen Flüchtlingen gebildet worden, von denen
-viele mit Auszeichnung gedient hatten. Niemand that mehr für die Aushebung
-dieser Regimenter als der Marquis von Ruvigny. Er war viele
-Jahre ein außerordentlich treuer und nützlicher Diener der französischen
-Regierung gewesen, und man schätzte in Versailles seine Verdienste so
-hoch, daß man ihn gebeten hatte, Begünstigungen anzunehmen, welche
-kaum ein andrer Ketzer durch noch so dringende Bitten erlangt haben
-würde. Hätte er sich entschlossen in seinem Vaterlande zu bleiben, so
-würde man ihm und seinen Angehörigen gestattet haben, privatim Gott
-auf ihre eigne Art zu verehren. Aber Ruvigny wies alle Anerbietungen
-zurück, theilte das Loos seiner Glaubensbrüder und vertauschte in einem
-Alter von mehr als achtzig Jahren Versailles, wo er noch immer ein
-Günstling hätte bleiben können, mit einer bescheidenen Wohnung in Greenwich.
-Diese Wohnung war während der letzten Monate seines Lebens
-der Sammelplatz aller ausgezeichneten Persönlichkeiten unter seinen Mitverbannten.
-Seine Talente, seine Erfahrung und seine freigebige Herzensgüte
-machten ihn zum unbestrittenen Oberhaupte der Refugiés. Zu
-gleicher Zeit war er ein halber Engländer, denn seine Schwester war eine
-Gräfin von Southampton gewesen und er war der Oheim von Lady
-Russell. Die Zeit des selbstthätigen Handelns war für ihn längst vorüber;
-aber seine beiden Söhne, beides Männer von ausgezeichnetem Muthe,
-widmeten ihre Degen dem Dienste Wilhelm&rsquo;s. Der jüngere Sohn, der
-den Namen Caillemote führte, wurde zum Obersten eines der hugenottischen
-Infanterieregimenter ernannt. Die beiden anderen Infanterieregimenter
-<a id="page-XIV.27" class="pagenum" title="XIV.27"></a>
-wurden von La Melloniere und Cambon, Offizieren von glänzendem
-Rufe, befehligt. Das Cavallerieregiment war von Schomberg selbst
-errichtet und führte seinen Namen. Ruvigny lebte gerade noch lange genug,
-um diese Rüstungen vollendet zu sehen.<a class="fnote" href="#footnote-44_165" id="fnote-44_165">[44]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-16">
-Schomberg.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Dem General, dem man die Oberleitung des Feldzugs
-gegen Irland übertragen hatte, war es in seltenem Grade gelungen,
-sich die Zuneigung und Achtung der englischen Nation zu erwerben.
-Er war zum Herzoge, zum Ritter des Hosenbandordens und zum Feldzeugmeister
-ernannt worden, er stand jetzt an der Spitze einer Armee,
-und doch erweckte seine Erhebung nichts von dem Neide, der sich jedesmal
-kundgab, so oft Bentinck, Zulestein oder Auverquerque ein Zeichen königlicher
-Gunst zu Theil ward. Schomberg&rsquo;s militärische Tüchtigkeit war
-allgemein anerkannt. Er wurde von allen Protestanten als ein Bekenner
-betrachtet, der für die Wahrheit Alles erduldet hatte, den Märtyrertod
-ausgenommen. Um seines Glaubens willen hatte er einem glänzenden
-Einkommen entsagt, hatte den französischen Marschallsstab niedergelegt
-und hatte, in einem Alter von beinahe achtzig Jahren, als ein armer
-Soldat des Zufalls seine Laufbahn noch einmal von vorn angefangen.
-Da er in keiner Connection mit den Vereinigten Provinzen stand und
-niemals dem kleinen Hofe im Haag angehört hatte, so wurde der ihm
-vor englischen Anführern gegebene Vorzug mit Recht nicht nationaler oder
-persönlicher Parteilichkeit, sondern lediglich seinen Tugenden und Fähigkeiten
-zugeschrieben. Sein Benehmen war weit verschieden von dem der anderen
-Ausländer, welche so eben zu englischen Peers creirt worden waren. Diese
-waren bei vielen ehrenwerthen Eigenschaften in Geschmack, Sitten und
-Neigungen Holländer und konnten den Ton der Gesellschaft, in die sie
-versetzt worden, nicht treffen. Er war ein Weltbürger, hatte ganz Europa
-durchwandert, hatte an der Maas, am Ebro und am Tajo Armeen commandirt,
-hatte sich in dem glänzenden Cirkel von Versailles bewegt und
-hatte am Berliner Hofe in hoher Gunst gestanden. Französische Edelleute
-hatten ihn oft für einen französischen Edelmann gehalten. Er hatte
-einige Zeit in England zugebracht, sprach sehr gut englisch, fand sich
-leicht in die englischen Sitten und wurde oft in Begleitung von Engländern
-im Parke gesehen. In seiner Jugend hatte er mäßig gelebt, und
-seine Mäßigkeit genoß jetzt den ihr gebührenden Lohn: ein ungemein rüstiges
-und kräftiges Alter. Als achtzigjähriger Greis, hatte er noch Sinn
-für unschuldige Vergnügungen, seine Conversation war außerordentlich
-elegant und lebhaft, man konnte nichts Geschmackvolleres sehen als
-seine Equipagen und seine Tafel, und jeder Cavalleriecornet beneidete
-die Anmuth und den würdevollen Anstand, womit der Veteran an der
-Spitze seines Regiments auf seinem Schlachtrosse in Hydepark erschien.<a class="fnote" href="#footnote-45_166" id="fnote-45_166">[45]</a>
-Das Haus der Gemeinen hatte ihn mit allgemeiner Zustimmung durch
-<a id="page-XIV.28" class="pagenum" title="XIV.28"></a>
-ein Geschenk von hunderttausend Pfund Sterling für seine Verluste entschädigt
-und für seine geleisteten Dienste belohnt. Vor seinem Abgange
-nach Irland bat er um die Erlaubniß, für dieses großmüthige Geschenk
-seinen Dank aussprechen zu dürfen. Es ward ein Stuhl für ihn innerhalb
-der Schranke bereitgestellt. Er nahm, mit dem Scepter zu seiner
-Rechten, auf demselben Platz, erhob sich dann, sprach in kurzen freundlichen
-Worten seinen Dank aus und nahm Abschied von der Versammlung. Der
-Sprecher erwiederte darauf, daß die Gemeinen die Verpflichtungen, welche
-sie schon gegen Se. Gnaden hätten, nie vergessen würden, daß sie ihn
-mit Vergnügen an der Spitze der englischen Armee sähen, daß sie volles
-Vertrauen in seinen Eifer und seine Geschicklichkeit setzten und daß sie sich
-seiner stets mit besonderer Fürsorge annehmen würden. Das bei dieser
-interessanten Gelegenheit gegebene Beispiel wurde hundertundfünfundzwanzig
-Jahre später bei einer noch interessanteren Gelegenheit mit strengster
-Genauigkeit nachgeahmt. Genau auf derselben Stelle, wo Schomberg im
-Juli 1689 die Freigebigkeit der Nation dankend anerkannt, stand im Juli
-1814 ein Stuhl für einen noch berühmteren Krieger, der gekommen war,
-um sich für ein noch glänzenderes Zeichen der öffentlichen Anerkennung
-zu bedanken. Wenige Dinge bezeichnen treffender den eigenthümlichen
-Character der englischen Verfassung und Nation als der Umstand, daß
-das Haus der Gemeinen, eine aus dem Volke hervorgegangene Versammlung,
-selbst in einem Augenblicke freudiger Begeisterung mit der ängstlichen
-Gewissenhaftigkeit eines Wappencollegiums an althergebrachten Formen
-festhielt; daß das Niedersetzen und Aufstehen, das Bedecktbleiben und
-das Entblößen des Hauptes im 19. Jahrhundert noch genau nach der
-nämlichen Etikette regulirt war wie im 17., und daß das nämliche Scepter,
-welches zur Rechten Schomberg&rsquo;s gehalten worden war, in gleicher Stellung
-zur Rechten Wellington&rsquo;s gehalten wurde.<a class="fnote" href="#footnote-46_167" id="fnote-46_167">[46]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-17">
-Unterbrechung der Parlamentssitzungen.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Am 20. August
-ging das Parlament, nachdem es sieben Monate lang in ununterbrochener
-Thätigkeit gewesen war, auf königlichen Befehl für kurze Zeit auseinander.
-Dieselbe Nummer der Gazette, welche die Ankündigung enthielt,
-daß die beiden Häuser ihre Sitzungen eingestellt, brachte auch die Mittheilung,
-daß Schomberg in Irland gelandet sei.<a class="fnote" href="#footnote-47_168" id="fnote-47_168">[47]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-18">
-Zustand Irland&rsquo;s &mdash; Rath Avaux&rsquo;.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Während der drei
-Wochen vor seiner Landung hatte im Schlosse von Dublin die größte
-Angst und Bestürzung geherrscht. Schlag auf Schlag waren einander so
-rasch gefolgt, daß Jakob&rsquo;s nie sehr starker Muth völlig gebrochen worden
-war. Zuerst hatte er erfahren, daß Londonderry erlöst war; dann, daß
-eine seiner Armeen von den Enniskillenern geschlagen worden; hierauf,
-daß eine andere von seinen Armeen stark zusammengeschmolzen und entmuthigt
-sich aus Ulster zurückzog oder vielmehr floh; und endlich, daß
-Sligo, der Schlüssel von Connaught, den Engländern preisgegeben worden
-war. Er hatte sich von der Unmöglichkeit überzeugt, die Colonisten zu
-unterwerfen, selbst als sie fast ganz ohne fremde Hülfe waren. Daher
-konnte er wohl zweifeln, ob es ihm möglich sein würde, gegen sie zu
-<a id="page-XIV.29" class="pagenum" title="XIV.29"></a>
-kämpfen, wenn sie durch eine englische Armee unter den Befehlen des
-größten lebenden Feldherrn unterstützt wurden. Der unglückliche Fürst
-schien seit einigen Tagen der Verzweiflung gänzlich anheimgefallen. Auf
-Avaux machte die Gefahr einen ganz andren Eindruck. Jetzt, dachte er,
-sei es Zeit, den Krieg zwischen den Engländern und Irländern in einen
-Vertilgungskrieg zu verwandeln und jede Vereinigung der beiden Nationen
-unter eine Regierung für immer unmöglich zu machen. In diesem Sinne
-unterbreitete er kaltblütig dem Könige einen Vorschlag von fast unglaublicher
-Abscheulichkeit. Er sagte, es müsse eine zweite Bartholomäusnacht
-veranstaltet werden. Ein Vorwand dazu werde sich leicht finden lassen.
-Schomberg&rsquo;s Ankunft in Irland werde ohne Zweifel in denjenigen südlichen
-Städten, deren Bevölkerung überwiegend englisch sei, einige Aufregung
-hervorrufen, und jede Ruhestörung, wo immer sie stattfinden
-möge, werde einen Entschuldigungsgrund für eine allgemeine Niedermetzelung
-der Protestanten von Leinster, Munster und Connaught darbieten.<a class="fnote" href="#footnote-48_169" id="fnote-48_169">[48]</a>
-Da der König im ersten Augenblicke keinen Abscheu vor diesem
-Rathe an den Tag legte,<a class="fnote" href="#footnote-49_170" id="fnote-49_170">[49]</a> so kam der Gesandte einige Tage später auf
-den Gegenstand zurück und drang in Se. Majestät, die nöthigen Befehle
-zu erlassen. Jetzt aber erklärte Jakob mit einer Entschiedenheit, die ihm
-zur Ehre gereichte, daß nichts ihn vermögen werde, ein solches Verbrechen
-zu begehen. &bdquo;Diese Leute sind meine Unterthanen, und ich kann
-nicht so grausam sein, sie zu ermorden, während sie friedlich unter meiner
-Regierung leben.&ldquo; &mdash; &bdquo;Es liegt nichts Grausames in meinem Vorschlage,&ldquo;
-entgegnete der gefühllose Diplomat. &bdquo;Eure Majestät sollte bedenken,
-daß Milde gegen die Protestanten Grausamkeit gegen die Katholiken
-ist.&ldquo; Doch Jakob war nicht zu bewegen, und Avaux entfernte sich
-in sehr übler Laune. Er war der Meinung, daß die Humanitätsäußerungen
-des Königs erheuchelt seien und daß Se. Majestät den Befehl zum
-allgemeinen Gemetzel nur deshalb nicht gebe, weil er überzeugt sei, die
-Katholiken im ganzen Lande würden auch ohne einen solchen Befehl über
-die Protestanten herfallen.<a class="fnote" href="#footnote-50_171" id="fnote-50_171">[50]</a> Avaux irrte sich indeß vollständig. Daß
-er Jakob für eben so unmoralisch hielt als er selbst war, kann nicht Wunder
-nehmen. Unbegreiflich aber ist es, wie ein so kluger Mann vergessen konnte,
-daß Jakob und er ganz verschiedene Zwecke verfolgten. Das Ziel der
-Politik des Gesandten war, England und Irland für alle Zeiten zu trennen.
-Das Ziel der Politik des Königs war die Vereinigung England&rsquo;s
-und Irland&rsquo;s unter seinem Scepter, und er mußte nothwendig einsehen,
-daß wenn in drei Provinzen ein allgemeines Niedermetzeln der Protestanten
-stattfände und er in den Verdacht käme, es autorisirt, oder nur stillschweigend
-geduldet zu haben, binnen vierzehn Tagen selbst in Oxford kein
-Jakobit mehr am Leben sein würde.<a class="fnote" href="#footnote-51_172" id="fnote-51_172">[51]</a>
-</p>
-
-<p>
-<a id="page-XIV.30" class="pagenum" title="XIV.30"></a>
-Gerade in diesem Augenblicke begann der Horizont Jakob&rsquo;s, welcher
-hoffnungslos trübe geschienen hatte, sich aufzuhellen. Die Gefahr, die
-ihn zu Boden drückte, hatte das irische Volk aufgerüttelt. Es hatte sich
-sechs Monate früher wie ein Mann gegen die Sachsen erhoben. Die
-Armee, welche Tyrconnel ins Leben gerufen, war im Verhältniß zu der Bevölkerung,
-der sie entnommen war, die größte, welche Europa je gesehen.
-Aber diese Armee hatte eine lange Reihe von Niederlagen und Unfällen
-erlitten, die durch keine einzige glänzende Waffenthat aufgewogen wurden.
-In England wie auf dem Continent war man gewohnt, diese Niederlagen
-und Unfälle der Zaghaftigkeit des irischen Volksstammes zuzuschreiben.<a class="fnote" href="#footnote-52_173" id="fnote-52_173">[52]</a>
-Daß dies aber ein großer Irrthum war, wird durch die Geschichte jedes
-Krieges, der seit fünf Generationen in irgend einem Theile der Christenheit
-geführt worden ist, genugsam bewiesen. Das rohe Material, aus
-dem eine gute Armee gebildet werden kann, war unter den Irländern
-in reichem Maße vorhanden. Avaux schrieb seiner Regierung, daß sie
-ein auffallend schöner, großer und wohlgebauter Menschenschlag seien, daß
-sie persönlich tapfer, der Sache, für die sie kämpften, aufrichtig zugethan
-und gegen die Colonisten heftig erbittert seien. Nachdem er ihre Kraft
-und ihren Muth gepriesen, erklärte er, wie es zugehe, daß sie bei all
-ihrer Kraft und ihrem Muthe doch beständig geschlagen wurden. Es sei
-ganz falsch, sagte er, wenn man glaube, daß persönliche Tapferkeit,
-physischer Muth oder patriotische Begeisterung am Tage der Schlacht die
-Disciplin ersetzen könne. Die Infanterie sei schlecht bewaffnet und schlecht
-eingeübt, man ließe sie allenthalben wohin sie komme plündern, und
-so habe sie alle Gewohnheiten von Banditen angenommen. Es befinde
-sich kaum ein einziger Offizier darunter, der fähig wäre, sie ihre Pflicht
-zu lehren. Ihre Obersten seien zwar im allgemeinen Leute aus guter
-Familie, aber ohne militärische Erfahrung. Die Hauptleute seien Metzger,
-Schneider oder Schuhmacher, und nicht einer unter ihnen kümmere sich
-um den Comfort, die Ausrüstung und Einübung der Leute, denen er vorgesetzt
-sei. Die Dragoner seien nicht viel besser als die Infanterie. Nur
-die Reiter seien, mit wenigen Ausnahmen, vortrefflich. Fast alle irischen
-Gentlemen, die einige militärische Erfahrung besäßen, bekleideten Offiziersstellen
-in der Cavallerie, und durch die Bemühungen dieser Offiziere seien
-einige Regimenter gebildet und einexercirt worden, welche Avaux allen,
-die er je gesehen, gleichstellte. Es liege daher auf der Hand, daß die Untüchtigkeit
-der Fußsoldaten und der Dragoner nicht den Fehlern des irischen
-Characters, sondern den Mängeln der irischen Verwaltung zugeschrieben
-werden müsse.<a class="fnote" href="#footnote-53_174" id="fnote-53_174">[53]</a>
-</p>
-
-<p>
-<a id="page-XIV.31" class="pagenum" title="XIV.31"></a>
-Die Ereignisse, welche im Herbst des Jahres 1689 eintraten, bewiesen
-zur Genüge, daß der vom Unglück verfolgte Volksstamm, den seine Feinde
-wie seine Bundesgenossen allgemein mit ungerechter Geringschätzung betrachteten,
-mit den von Armuth, Unwissenheit und Aberglauben unzertrennlichen
-Fehlern einige vortreffliche Eigenschaften verband, die man auch
-bei blühenderen und civilisirteren Nationen nicht immer findet. Die schlimmen
-Nachrichten, welche Jakob in Angst und Verzweiflung stürzten, rüttelten
-die ganze Bevölkerung der südlichen Provinzen auf wie der Ton der
-Schlachttrompete. Von allen Altären von dreiundzwanzig Grafschaften
-wurde dem Volke verkündet, daß Ulster verloren sei, daß die Engländer
-kämen und daß der Kampf auf Leben und Tod zwischen den beiden feindlichen
-Nationen bevorstehe. Es sei nur noch eine Hoffnung, und wenn
-diese fehlschlüge, bleibe nichts mehr übrig als die despotische, erbarmungslose
-Herrschaft der sächsischen Colonie und der ketzerischen Kirche. Der
-katholische Priester, der eben erst Pfarrhaus und Kanzel in Besitz genommen,
-der katholische Squire, der so eben auf den Schultern seiner
-jubelnden Pächter in die Halle seiner Väter getragen worden sei, würden
-vertrieben werden, um von dem Almosen zu leben, das die selbst unterdrückten
-und verarmten Landleute ihnen gewähren könnten. Eine neue
-Vermögensconfiscation würde das Werk der Ansiedlungsacte vollenden und
-die Anhänger Wilhelm&rsquo;s würden Alles wegnehmen, was die Anhänger
-Cromwell&rsquo;s verschont hätten. Diese Befürchtungen riefen einen Ausbruch
-patriotischer und religiöser Begeisterung hervor, welcher den unvermeidlichen
-Augenblick der Unterjochung auf einige Zeit hinausschob. Avaux
-war erstaunt über die Energie, welche die Irländer unter so niederdrückenden
-Verhältnissen an den Tag legten. Es war allerdings die wilde und
-unbeständige Energie eines halbbarbarischen Volks; sie war vorübergehend
-und oft irregeleitet; aber wenn auch vorübergehend und irregeleitet, that sie
-doch Wunder. Der französische Gesandte mußte bekennen, daß die Offiziere,
-über deren Unbrauchbarkeit und Unthätigkeit er so oft geklagt, ihre Lethargie
-plötzlich abgeschüttelt hätten. Die Rekruten strömten zu Tausenden herbei, und
-die unter den Mauern von Londonderry gelichteten Reihen waren bald wieder
-<a id="page-XIV.32" class="pagenum" title="XIV.32"></a>
-übervoll. Es wurden große Anstrengungen gemacht, um die Truppen zu
-bewaffnen und einzukleiden, und nach dem kurzen Zeitraum von vierzehn
-Tagen bot Alles einen neuen und erfreulichen Anblick dar.<a class="fnote" href="#footnote-54_175" id="fnote-54_175">[54]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-19">
-Entlassung Melfort&rsquo;s.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Die Irländer verlangten vom Könige
-zum Lohn für die energischen Anstrengungen in seinem Interesse ein Zugeständniß,
-das ihm durchaus nicht angenehm war. Melfort&rsquo;s Unpopularität
-hatte in einem solchen Grade zugenommen, daß er kaum noch
-seines Lebens sicher war, und er besaß keinen Freund, der ein Wort zu
-seinen Gunsten hätte sprechen können. Die Franzosen haßten ihn. In
-jedem Briefe, der aus England oder Schottland in Dublin ankam, wurde
-er als der böse Genius des Hauses Stuart bezeichnet. Es war um seiner
-selbst willen nothwendig ihn zu entlassen. Man fand einen ehrenvollen
-Ausweg. Er erhielt Befehl, sich nach Versailles zu begeben, den Stand
-der Dinge in Irland dort darzulegen und die französische Regierung um
-schleunige Zusendung eines Hülfscorps von sechs- bis siebentausend Mann
-gedienter Infanterie zu bitten. Er legte die Siegel nieder und sie wurden
-zur großen Freude der Irländer den Händen eines Irländers Sir Richard
-Nagle anvertraut, der sich als Generalfiskal und als Sprecher des Hauses
-der Gemeinen hervorgethan hatte. Melfort reiste unter dem Schutze der
-Dunkelheit ab, denn die Wuth des Volks gegen ihn war so groß, daß
-er sich am Tage nicht ohne Gefahr in den Straßen von Dublin zeigen
-konnte. Am andren Morgen verließ Jakob seine Hauptstadt in entgegengesetzter
-Richtung, um Schomberg entgegenzurücken.<a class="fnote" href="#footnote-55_176" id="fnote-55_176">[55]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-20">
-Schomberg landet in Ulster.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Schomberg war in Antrim gelandet.
-Die Streitmacht, die er mitbrachte, überstieg nicht zehntausend
-Mann. Aber er erwartete, daß die bewaffneten Colonisten und die von
-Kirke commandirten Regimenter zu ihm stoßen würden. Die Kaffeehauspolitiker
-von London waren fest überzeugt, daß ein solcher General mit
-einer solchen Armee die Insel rasch wiedererobern werde. Leider aber
-zeigte es sich bald, daß die ihm gewährten Mittel für das Werk, das er
-durchzuführen hatte, bei weitem nicht hinreichten; den größeren Theil dieser
-Mittel verlor er bald durch eine Reihe unvorhergesehener Unfälle, und der
-ganze Feldzug war nichts als ein langer Kampf seiner Klugheit und Entschlossenheit
-gegen die äußerste Tücke des Schicksals.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-21">
-Carrickfergus genommen.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Er marschirte zuerst nach Carrickfergus.
-Diese Stadt wurde durch zwei Regimenter Infanterie für König
-Jakob vertheidigt. Schomberg beschoß die Mauern, und nachdem die Irländer
-sich eine Woche gehalten hatten, capitulirten sie. Er versprach sie
-ungehindert abziehen zu lassen; aber es wurde ihm nicht leicht, sein Wort
-<a id="page-XIV.33" class="pagenum" title="XIV.33"></a>
-zu halten. Die Bewohner der Stadt und Umgegend waren größtentheils
-Protestanten schottischer Abkunft. Sie hatten während des kurzen Uebergewichts
-des eingebornen Stammes viel zu leiden gehabt und brannten
-vor Begierde, für die erduldeten Leiden Rache zu üben. Sie rotteten sich
-zu zahlreichen Haufen zusammen und riefen, daß sie sich an die Capitulation
-nicht kehrten, sondern gerächt sein wollten. Von Worten gingen
-sie bald zu Schlägen über. Die entwaffneten, ausgezogenen und hin und
-her gestoßenen Irländer suchten Schutz bei den englischen Offizieren und
-Soldaten. Mit Mühe gelang es Schomberg, dem Blutvergießen vorzubeugen,
-indem er mit dem Pistol in der Hand durch die Haufen der
-wüthenden Colonisten sprengte.<a class="fnote" href="#footnote-56_177" id="fnote-56_177">[56]</a>
-</p>
-
-<p>
-Von Carrickfergus marschirte Schomberg weiter nach Lisburn und
-von da durch gänzlich verlassene Städte und über Ebenen, auf denen
-weder eine Kuh, noch ein Schaf, noch ein Getreidefehm zu sehen war,
-nach Loughbrickland. Hier stießen drei Regimenter Enniskillener zu ihm,
-deren Kleidung, Pferde und Waffen einem an den Glanz von Revuen
-gewohnten Auge wunderlich vorkamen, die aber an natürlichem Muthe
-keinen Truppen der Welt nachstanden und die sich während mehrerer Monate
-beständigen Wachtdienstes und Scharmützelns viele wesentliche Eigenschaften
-regulärer Soldaten erworben hatten.<a class="fnote" href="#footnote-57_178" id="fnote-57_178">[57]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-22">
-Schomberg rückt weiter nach Leinster.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Schomberg setzte
-seinen Marsch durch eine Wüste gegen Dublin fort. Die wenigen noch
-im Süden von Ulster befindlichen irischen Truppen zogen sich vor ihm zurück,
-indem sie Alles auf ihrem Wege zerstörten. Newry, einst ein hübsch
-gebauter und wohlhabender protestantischer Flecken, fand er als einen
-Haufen rauchender Trümmer. Carlingford war ebenfalls zerstört. Die
-Stelle, wo die Stadt einst gestanden, war nur noch durch die massiven
-Ruinen des alten normännischen Schlosses bezeichnet. Diejenigen, welche
-es wagten, Ausflüge aus dem Lager zu machen, berichteten, daß die Gegend,
-soweit sie dieselbe durchstreift hätten, eine Wildniß sei. Es gäbe
-wohl Hütten, aber sie seien unbewohnt; es gebe üppige Weiden, aber
-weder Rinder- noch Schafherden; es gebe Getreidefelder, aber die Ernte
-liege, vom Regen durchnäßt, auf dem Boden.<a class="fnote" href="#footnote-58_179" id="fnote-58_179">[58]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-23">
-Die englische und die irische Armee campiren nahe bei
-einander.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Während Schomberg durch eine unabsehbare Einöde vorrückte,
-sammelten sich die irischen Truppen rasch von allen Seiten. Am 10.
-September wurde das königliche Banner Jakob&rsquo;s auf dem Thurme von
-Drogheda entfaltet, und unter demselben waren bald zwanzigtausend kampffähige
-Männer versammelt, die Infanterie im allgemeinen schlecht, die
-Cavallerie im allgemeinen gut, beide aber voll Eifers für ihr Vaterland
-und ihre Religion.<a class="fnote" href="#footnote-59_180" id="fnote-59_180">[59]</a> Die Armee war wie gewöhnlich von einem zahlreichen
-Troß Landvolk begleitet, das mit Sensen, Halbpiken und Skeans
-<a id="page-XIV.34" class="pagenum" title="XIV.34"></a>
-bewaffnet war. Inzwischen hatte Schomberg Dundalk erreicht. Die Entfernung
-zwischen beiden Heeren betrug jetzt nicht mehr als einen starken
-Tagemarsch, und man erwartete daher allgemein, daß das Schicksal der
-Insel unverzüglich durch eine offene Schlacht entschieden werden würde.
-</p>
-
-<p>
-In beiden Lagern wünschten Alle, die vom Kriege nichts verstanden,
-sehnlichst loszuschlagen, und die Wenigen, die sich eines hohen Rufes
-militärischer Tüchtigkeit erfreuten, waren in beiden Lagern gegen eine
-Schlacht. Weder Rosen noch Schomberg wollten Alles auf einen Wurf
-setzen. Beide kannten die Mängel ihrer Armee genau und keiner von ihnen
-war über die Mängel der Armee des Andren vollständig unterrichtet.
-Rosen wußte sehr gut, daß die irische Infanterie schlechter ausgerüstet, mit
-schlechteren Offizieren versehen und schlechter eingeübt war, als irgend eine
-Infanterie, die er vom bothnischen Meerbusen bis zum <a id="corr-22"></a>atlantischen Ocean
-je gesehen, und er vermuthete, daß die englischen Truppen gut einexercirt
-und, was sie allerdings hätten sein sollen, mit allem zu einer erfolgreichen
-Thätigkeit Nöthigem wohl versehen seien. Eine numerische Uebermacht,
-urtheilte er sehr richtig, würde gegen eine große Ueberlegenheit in der
-Waffenführung und Disciplin wenig nützen. Er rieth daher Jakob sich
-zurückzuziehen und lieber Dublin selbst dem Feinde preiszugeben als eine
-Schlacht zu wagen, mit deren Verlust Alles verloren sein würde. Athlone
-sei der beste Platz im Königreiche zu einem entschlossenen Widerstande.
-Der Uebergang über den Shannon könne so lange vertheidigt werden, bis
-der Succurs, um den Melfort bitten solle, aus Frankreich anlange, und
-dieser Succurs werde den ganzen Character des Kriegs ändern. Aber
-die Irländer, mit Tyrconnel an der Spitze, waren einmüthig gegen den
-Rückzug. Das Blut der ganzen Nation war in Gährung. Jakob freute
-sich über die Begeisterung seiner Unterthanen und erklärte auf das Bestimmteste,
-daß er nicht die Schmach auf sich laden werde, seine Hauptstadt
-dem Feinde ohne Schwertstreich zu überlassen.<a class="fnote" href="#footnote-60_181" id="fnote-60_181">[60]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-24">
-Schomberg lehnt eine Schlacht ab.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Binnen wenigen Tagen
-zeigte es sich klar, daß Schomberg beschlossen hatte, nicht loszuschlagen,
-und seine Gründe waren gewichtig. Er hatte zwar einige gute holländische
-und französische Truppen, und auch die Enniskillener, die sich ihm angeschlossen,
-hatten eine militärische Lehrzeit bestanden, wenn auch nicht in
-der regelrechtesten Weise. Die große Masse seiner Armee aber bestand aus
-englischen Landleuten, welche eben erst aus ihren Hütten kamen. Seine
-Musketiere hatten noch zu lernen, wie sie ihre Gewehre laden mußten,
-seine Dragoner hatten noch zu lernen, wie sie mit ihren Pferden umgehen
-mußten, und diese unerfahrenen Soldaten waren zum größten Theil
-von Offizieren befehligt, welche eben so unerfahren waren als sie selbst.
-Seine Truppen waren daher im allgemeinen den irischen in der Disciplin
-nicht überlegen, und standen ihnen an Zahl weit nach. Ja er überzeugte
-sich sogar, daß seine Soldaten eben so schlecht bewaffnet, eben so schlecht
-logirt und eben so schlecht gekleidet waren, als die ihnen gegenüberstehenden
-Celten.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-25">
-Betrügereien des englischen Kriegscommissariats.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Der Reichthum der englischen Nation und die freigebigen Beschlüsse des
-englischen Parlaments hatten ihn zu der Erwartung berechtigt, daß er mit
-<a id="page-XIV.35" class="pagenum" title="XIV.35"></a>
-allem Kriegsbedarf reichlich versehen werden würde. Aber er sah sich
-bitter getäuscht. Die Verwaltung war seit Oliver&rsquo;s Tode fortwährend
-unvernünftiger und verderbter geworden, und jetzt erntete die Revolution
-was die Restauration gesäet hatte. Ein Heer nachlässiger oder habsüchtiger
-Beamter, unter Karl und Jakob gebildet, plünderte die Armeen und
-die Flotten Wilhelm&rsquo;s aus, ließ sie darben und vergiftete sie. Der Erste
-unter diesen Leuten war Heinrich Shales, der unter der vorigen Regierung
-Generalcommissar des Lagers bei Hounslow gewesen war. Man
-kann die neue Regierung kaum tadeln, daß sie ihn auf seinem Posten ließ,
-denn seine Erfahrung in dem ihm anvertrauten Verwaltungszweige übertraf
-bei weitem die jedes andren Engländers. Leider aber hatte er, in
-der nämlichen Schule, in der er seine Erfahrungen gesammelt, auch die
-ganze Kunst des Veruntreuens erlernt. Das Rindfleisch und der Branntwein,
-welche er lieferte, waren so schlecht, daß die Soldaten sich davor
-ekelten; die Zelte waren verfault, die Bekleidung unzureichend, die Musketen
-zerbrachen beim Gebrauch. Große Massen Schuhe waren der Regierung
-in Rechnung gestellt, aber zwei Monate nachdem der Schatz sie
-bezahlt, waren sie noch nicht in Irland angekommen. Mittel zum Transport
-des Gepäcks und der Artillerie fehlten fast ganz. Eine große Menge
-Pferde waren mit öffentlichem Gelde in England angekauft und an die
-Ufer des Dee geschickt worden. Aber Shales hatte sie zur Erntearbeit
-an die Landwirthe von Cheshire vermiethet, hatte den Miethertrag in seine
-Tasche gesteckt, und hatte es den Truppen in Ulster überlassen sich fortzuhelfen
-so gut sie konnten.<a class="fnote" href="#footnote-61_182" id="fnote-61_182">[61]</a> Schomberg war der Meinung, daß, wenn
-er mit einer schlecht disciplinirten und schlecht ausgerüsteten Armee eine
-Schlacht wagte, er nicht unwahrscheinlich geschlagen werden würde, und
-er wußte, daß eine Niederlage den Verlust eines Königreichs, vielleicht
-den Verlust dreier Königreiche nach sich ziehen konnte. Er beschloß daher,
-in der Defensive zu verharren, bis seine Leute eingeübt und Verstärkungen
-und Zufuhren angelangt sein würden.
-</p>
-
-<p>
-Er verschanzte sich bei Dundalk dergestalt, daß er nicht gezwungen
-werden konnte, gegen seinen Willen zu kämpfen. Jakob, ermuthigt durch
-die Zurückhaltung seines Gegners, rückte, die Rathschläge Rosen&rsquo;s nicht
-beachtend, gegen Ardee vor, erschien an der Spitze der ganzen irischen
-Armee vor den englischen Linien, stellte Reiterei, Fußvolk und Artillerie
-in Schlachtordnung auf, und entfaltete sein Banner. Die Engländer
-hätten gar zu gern losgeschlagen. Aber der Entschluß ihres Generals
-stand fest und konnte weder durch das prahlerische Gebahren des Feindes,
-noch durch das Murren seiner eignen Soldaten erschüttert werden. So
-blieb er einige Wochen sicher hinter seinen Schutzwällen, während die Irländer
-wenige Meilen davon lagen. Er sorgte nun eifrig für Einübung
-der Rekruten, aus denen seine Armee zum größten Theil bestand. Seine
-Musketiere mußten sich beständig im Schießen üben, bald nach der Scheibe,
-bald in Pelotons, und die Art und Weise, wie sie sich anfangs dabei
-benahmen, bewies deutlich, daß er sehr wohl daran gethan, sie nicht zum
-Kampfe zu führen. Es stellte sich heraus, daß von vier englischen Soldaten
-noch nicht einer sein Gewehr ordentlich zu behandeln verstand, und
-<a id="page-XIV.36" class="pagenum" title="XIV.36"></a>
-wenn es gelang, dasselbe aufs Gerathewohl abzufeuern, glaubte Wunder
-was er Großes vollbracht habe.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-26">
-Verschwörung unter den in englischen Diensten stehenden
-französischen Truppen.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Während der Herzog so seine Zeit
-anwendete, gafften die Irländer sein Lager an, ohne einen Angriff auf
-dasselbe zu wagen. Bald aber tauchten in diesem Lager zwei Uebel auf,
-welche gefährlicher waren als der Feind: Verrath und Krankheit. Zu den
-besten Truppen, die er commandirte, gehörten die französischen Verbannten.
-Jetzt entstanden sehr ernste Zweifel an ihrer Treue. Den wirklichen
-hugenottischen Refugiés konnte allerdings unbedingtes Vertrauen geschenkt
-werden. Der Widerwille, mit dem der eifrigste englische Protestant das
-Haus Bourbon und die römische Kirche betrachtete, war ein laues Gefühl
-im Vergleich zu dem unauslöschlichen Hasse, der in der Brust des verfolgten,
-mit Einquartierung gequälten, aus seinem Vaterlande vertriebenen
-Calvinisten des Languedoc glühte. Die Irländer hatten schon bemerkt,
-daß die französischen Ketzer niemals Pardon weder gaben noch annahmen.<a class="fnote" href="#footnote-62_183" id="fnote-62_183">[62]</a>
-Jetzt aber zeigte es sich, daß mit diesen Emigranten, die dem
-reformirten Glauben Alles aufgeopfert hatten, Emigranten ganz andrer
-Art vermischt waren, Deserteurs, welche in den Niederlanden ihrer Fahne
-entlaufen waren und ihr Verbrechen dadurch bemäntelt hatten, daß sie
-vorgaben, sie seien Protestanten und ihr Gewissen gestatte ihnen nicht,
-für den Verfolger ihrer Kirche zu kämpfen. Einige von diesen Leuten
-setzten sich in der Hoffnung, durch einen zweiten Verrath Verzeihung und
-zugleich Belohnung zu erlangen, mit Avaux in Correspondenz. Die
-Briefe wurden jedoch aufgefangen und ein furchtbares Complot ans Licht
-gebracht. Es stellte sich heraus, daß, wenn Schomberg schwach genug
-gewesen wäre, dem Andringen Derer, welche eine offene Schlacht wünschten,
-nachzugeben, mehrere französische Compagnien in der Hitze des Gefechts
-auf die Engländer gefeuert haben und zum Feinde übergegangen
-sein würden. Ein solcher Abfall würde auch in einer besseren Armee als
-die bei Dundalk lagernde, einen allgemeinen Schrecken hervorgerufen haben.
-Hier mußte mit Strenge verfahren werden. Sechs von den Verschwörern
-wurden aufgehängt, und zweihundert ihrer Mitschuldigen in
-Eisen nach England zurückgeschickt. Selbst nach dieser Ausmerzung wurden
-die Refugiés von der übrigen Armee noch lange mit zwar ungerechtem,
-aber nicht unnatürlichem Argwohn betrachtet. Einige Tage lang
-hatte man sogar allen Grund zu fürchten, der Feind werde mit dem
-Schauspiele eines blutigen Kampfes zwischen den englischen Soldaten und
-ihren <a id="corr-23"></a>französischen Verbündeten unterhalten werden.<a class="fnote" href="#footnote-63_184" id="fnote-63_184">[63]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-27">
-Pestilenz in der englischen Armee.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Einige Stunden vor
-der Hinrichtung der Haupträdelsführer wurde eine allgemeine Musterung
-der Armee vorgenommen, und man sah, daß die Reihen der englischen
-Bataillone stark gelichtet waren. Viel Kranke hatte es vom ersten Tage
-<a id="page-XIV.37" class="pagenum" title="XIV.37"></a>
-des Feldzugs an unter den Rekruten gegeben, aber erst zur Zeit des
-Aequinoctiums nahm die Sterblichkeit in beunruhigendem Maße zu. Die
-Herbstregen sind in Irland gewöhnlich stark, dieses Jahr aber waren sie
-stärker als sonst, das ganze Land war überschwemmt, und das Lager des
-Herzogs wurde ein förmlicher Sumpf. Die Enniskillener waren an das
-Klima gewöhnt, und die Holländer waren gewohnt in einem Lande
-zu leben, das, wie ein Witzling der damaligen Zeit sagte, funfzig
-Fuß Wasser zieht. Sie hielten ihre Lagerhütten trocken und reinlich und
-sie hatten erfahrene, aufmerksame Offiziere, welche die Unterlassung keiner
-Vorsicht duldeten. Die Landleute von Yorkshire und Derbyshire aber hatten
-weder Constitutionen, welche dem verderblichen Einflusse zu widerstehen
-vermochten, noch verstanden sie es, sich gegen denselben zu schützen.
-Die schlechten Lebensmittel, welche das Commissariat lieferte, verschlimmerte
-die durch die klimatischen Verhältnisse erzeugten Krankheiten. An Heilmitteln
-fehlte es fast ganz, Aerzte waren nur wenige vorhanden, und die
-Arzneikästen enthielten nicht viel mehr als Charpie und Wundpflaster.
-Die Engländer erkrankten und starben zu Hunderten. Selbst Diejenigen,
-welche nicht von der Seuche ergriffen wurden, waren entkräftet und
-muthlos und erwarteten, anstatt die Energie zu entfalten, welche das
-Erbtheil unsrer Nation ist, mit der hülflosen Apathie von Asiaten ihr
-Schicksal. Umsonst versuchte Schomberg sie zu lehren, wie sie ihre Quartiere
-verbessern und den feuchten Erdboden, auf dem sie lagen, mit einem
-dicken Teppich von Farrnkräutern bedecken konnten. Körperliche Anstrengung
-war ihnen noch schrecklicher geworden als selbst der Tod. Es stand
-nicht zu erwarten, daß Leute, die sich selbst nicht helfen konnten, einander
-gegenseitig helfen würden. Niemand beanspruchte und Niemand bezeigte
-Theilnahme. Die Vertrautheit mit grauenvollen Scenen erzeugte
-eine Gefühllosigkeit und eine verzweifelte Gottlosigkeit, die selbst in der
-Geschichte ansteckender Krankheiten so leicht nicht ihres Gleichen haben
-dürften. Das Schmerzensgestöhn der Kranken wurde durch die Flüche
-und unzüchtigen Reden ihrer Kameraden übertäubt. Zuweilen konnte
-man auf dem Leichname eines am Morgen gestorbenen Unglücklichen einen
-andren Unglücklichen sitzen sehen, der die kommende Nacht nicht mehr erleben
-konnte und der fluchend und Schandlieder singend auf die Gesundheit des
-Teufels Branntwein trank. Wenn die Leichen weggetragen wurden, um
-begraben zu werden, murrten die Ueberlebenden. Ein Todter, sagten sie,
-sei eine gute Decke und ein guter Stuhl. Warum sollten die Leute, wenn
-ein so reichlicher Vorrath eines so nützlichen Möbels vorhanden sei, der
-kalten Luft ausgesetzt und genöthigt sein, sich auf die nasse Erde zu
-legen?<a class="fnote" href="#footnote-64_185" id="fnote-64_185">[64]</a>
-</p>
-
-<p>
-Viele Kranke wurden von den englischen Schiffen, welche nahe
-der Küste lagen, nach Belfast gebracht, wo ein großes Hospital errichtet
-war. Aber kaum die Hälfte von ihnen erlebte das Ende der
-Reise. Mehr als ein Schiff lag lange in der Bai von Carrickfergus, angefüllt
-<a id="page-XIV.38" class="pagenum" title="XIV.38"></a>
-mit Leichen und den Geruch des Todes ausströmend, ohne ein lebendes,
-Wesen an Bord.<a class="fnote" href="#footnote-65_186" id="fnote-65_186">[65]</a>
-</p>
-
-<p>
-Die irländische Armee hatte viel weniger zu leiden. Der Kerne von
-Munster oder Connaught befand sich im Lager ganz eben so wohl als
-wäre er in seiner eignen Lehmhütte gewesen und hätte die Dünste seines
-heimathlichen Sumpfes eingeathmet. Natürlich freute er sich über das
-Elend der sächsischen Ketzer und hoffte, daß sie ohne einen Schwertstreich
-zu Grunde gehen würden. Mit Entzücken hörte er den ganzen Tag die
-Salven, welche über den Gräbern der englischen Offiziere knatterten, bis
-endlich die Begräbnisse zu zahlreich wurden, als daß sie noch mit militärischem
-Pomp hätten begangen werden können, und auf die schauerlichen
-Töne ein noch schauerlicheres Schweigen folgte.
-</p>
-
-<p>
-Die Ueberlegenheit an Streitkräften war jetzt so entschieden auf Seiten
-Jakob&rsquo;s, daß er es unbedenklich wagen konnte, fünf Regimenter von
-seiner Armee zu detachiren und nach Connaught zu senden. Sarsfield befehligte
-dieselben. Er stand allerdings nicht so hoch in der Achtung des
-Königs, als er es verdiente. Der König erklärte ihn mit einer Miene
-geistiger Ueberlegenheit, welche Avaux und Rosen ein spöttisches Lächeln
-abgezwungen haben muß, für einen wackeren Burschen, der aber sehr
-stiefmütterlich mit Verstand bedacht sei. Nur mit großer Mühe bewog der
-Gesandte Se. Majestät dazu, den besten Offizier der irischen Armee zum
-Range eines Brigadiers zu befördern. Sarsfield rechtfertigte jetzt vollkommen
-die vortheilhafte Meinung, die sich seine französischen Gönner
-von ihm gebildet hatten. Er vertrieb die Engländer aus Sligo und
-sicherte mit gutem Erfolg Galway, das in ernster Gefahr gewesen war.<a class="fnote" href="#footnote-66_187" id="fnote-66_187">[66]</a>
-</p>
-
-<p>
-Auf die englischen Verschanzungen vor Dundalk wurde jedoch kein
-Angriff gemacht. Inmitten der sich stündlich mehrenden Schwierigkeiten
-und Unfälle zeigten sich die glänzenden Eigenschaften Schomberg&rsquo;s immer
-deutlicher. Nicht im vollen Strome des Glücks, nicht auf dem Schlachtfelde
-von Montes Claros, nicht unter den Mauern von Mastricht hatte
-er die Bewunderung der Menschheit so wohl verdient. Seine Entschlossenheit
-wankte nie; seine Umsicht schlummerte nie; trotz vielfacher Verdrüßlichkeiten
-und Provocationen war er stets froher und heiterer Laune. Der
-Effectivbestand seiner Mannschaften, selbst wenn man alle die, welche
-nicht am Fieber darnieder lagen, als effectiv mitrechnete, überstieg jetzt
-nicht mehr fünftausend. Diese waren kaum noch dem gewöhnlichen Dienste
-gewachsen, und sie mußten jetzt zu doppelten Dienstleistungen angetrieben
-werden. Dessenungeachtet traf der alte Mann seine Dispositionen so
-meisterhaft, daß er mit diesen geringen Streitkräften mehrere Wochen
-lang einer von einer Menge bewaffneter Banditen begleiteten Truppenmacht
-von zwanzigtausend Mann die Spitze bot.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-28">
-Die englische und die irische Armee beziehen ihre Winterquartiere.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Zu Anfang des November zerstreuten sich endlich die
-Irländer und begaben sich in ihre Winterquartiere. Der Herzog brach
-nun ebenfalls sein Lager ab und zog sich nach Ulster zurück. In dem
-Augenblicke als die letzten Reste seiner Armee sich in Bewegung setzen sollten,
-<a id="page-XIV.39" class="pagenum" title="XIV.39"></a>
-verbreitete sich das Gerücht, daß der Feind in bedeutender Stärke
-heranrücke. Hätte dieses Gerücht auf Wahrheit beruht, so wäre die Gefahr
-sehr groß gewesen. Obgleich aber die englischen Regimenter auf
-den dritten Theil ihrer Vollzähligkeit zusammengeschmolzen waren und
-obgleich die Leute, die sich noch am wohlsten befanden, kaum das Gewehr
-zu schultern vermochten, so legten sie doch bei der Aussicht auf eine Schlacht
-eine außerordentliche Freude und Munterkeit an den Tag und schwuren,
-daß die Papisten für alles Elend der letzten Monate bezahlen sollten.
-&bdquo;Wir Engländer,&ldquo; sagte Schomberg, sich heiter mit der Nation des Landes,
-das ihn adoptirt hatte, identificirend, &bdquo;wir Engländer sind immer
-kampflustig; schade daß wir nicht eben so viel Lust zu einigen anderen
-Zweigen des Soldatenhandwerks haben.&ldquo;
-</p>
-
-<p>
-Der Alarm erwies sich als grundlos. Die Armee des Herzogs zog
-unbelästigt ab, aber die Straße, auf der sie dahin marschirte, bot einen
-eben so beklagenswerthen als abschreckenden Anblick dar. Ein langer Zug
-von mit Kranken beladener Wagen bewegte sich langsam über das holprige
-Pflaster. Bei jedem Stoße gab ein Unglücklicher den Geist auf und der
-Leichnam wurde hinausgeworfen und unbeerdigt den Füchsen und Krähen
-preisgegeben. Die Gesammtzahl Derer, welche im Lager vor Dundalk,
-im Hospital von Belfast, auf der Straße und auf der See starben, belief
-sich auf mehr als sechstausend Mann. Die Ueberlebenden wurden für
-den Winter in den Städten und Dörfern von Ulster untergebracht. Der
-General nahm sein Hauptquartier in Lisburn.<a class="fnote" href="#footnote-67_188" id="fnote-67_188">[67]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-29">
-Verschiedene Meinungen über Schomberg&rsquo;s Verfahren.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Sein Verfahren wurde verschieden beurteilt. Einsichtsvolle und
-aufrichtige Männer sagten, er habe sich selbst übertroffen und es gebe
-keinen zweiten Feldherrn in Europa, der, mit ungeübten Truppen, unwissenden
-Offizieren und spärlichen Vorräthen, zu gleicher Zeit gegen ein
-feindliches Heer von großer Uebermacht, gegen ein betrügerisches Commissariat,
-gegen ein Nest von Verräthern im eignen Lager und gegen
-eine Krankheit, mörderischer als das Schwert, ankämpfend, den Feldzug
-ohne Verlust einer Fahne oder einer Kanone zu Ende geführt haben
-würde. Auf der andren Seite murrten viele von den neuernannten Majors
-und Hauptleuten, deren Unerfahrenheit seine Verlegenheiten vermehrt
-hatte und die keine andre Qualification für ihren Posten besaßen
-als persönliche Tapferkeit, über die Geschicklichkeit und Geduld, die sie
-vom Untergang gerettet. Ihre Beschwerden fanden jenseit des St. Georgskanals
-Wiederhall. Zum Theil war das Murren, wenn auch ungerecht,
-doch zu entschuldigen. Den Eltern, die einen tapfern Sohn in seiner
-ersten Uniform geschickt hatten, damit er sich den Weg zum Ruhm erkämpfe,
-konnte man es wohl verzeihen, wenn ihr Schmerz sie zur Heftigkeit
-<a id="page-XIV.40" class="pagenum" title="XIV.40"></a>
-und Unbilligkeit hinriß, als sie erfuhren, daß der unglückliche Jüngling
-auf einem Bund Stroh ohne ärztlichen Beistand gestorben und ohne
-religiöse oder militärische Ceremonie in einem Sumpfe begraben worden
-war. Aber in den Weheruf verwaister Familien mischte sich ein andres
-minder achtungswerthes Geschrei. Alle Die, welche gern Neuigkeiten
-hörten und wiedererzählten, schmähten den General, der ihnen so
-wenig Neuigkeiten zu hören und zu erzählen gab. Diese Art Leute haben
-eine solche Sucht nach Aufregung, daß sie viel eher einem Feldherrn verzeihen,
-der eine Schlacht verliert, als einem, der eine Schlacht ablehnt. Die
-Politiker, welche ihre Orakelsprüche im dicksten Tabaksrauche bei Garroway
-von sich gaben, fragten, ohne weder vom Kriege im allgemeinen noch von dem
-irischen Kriege im besondern das Geringste zu verstehen, sehr ernsthaft,
-warum Schomberg denn nicht losschlage. Daß er sein Handwerk nicht
-verstehe, wagten sie nicht zu sagen. Er sei ohne Zweifel ein vortrefflicher
-Offizier, aber er sei sehr alt. Er trage die Last seiner Jahre zwar mit
-Ehren, aber seine Geisteskräfte seien nicht mehr das was sie früher gewesen;
-sein Gedächtniß werde schwach und Jedermann wisse, daß er zuweilen
-am Nachmittag vergessen habe, was er am Vormittag gethan. Es
-dürfte wohl schwerlich je einen Menschen gegeben haben, dessen Geist im
-achtzigsten Lebensjahre noch eben so frisch und lebendig gewesen wäre als
-im vierzigsten; daß aber Schomberg&rsquo;s Geisteskräfte durch die Jahre wenig
-geschwächt waren, das beweisen zur Genüge seine Depeschen, welche noch
-existiren und Muster von officieller Schreibweise sind: abgerundet, klar,
-voll bedeutender Facta und gewichtiger Gründe und in die möglichst geringe
-Wortzahl zusammengedrängt. In diesen Depeschen spielt er zuweilen,
-nicht hämisch, sondern mit ruhiger Verachtung, auf den Tadel an,
-den sein Verhalten von Seiten hohler Schwätzer, die in ihrem Leben
-keine wichtigere militärische Operation als das Ablösen der Wache in
-Whitehall gesehen und die sich einbildeten, es sei nichts leichter als in
-jeder Lage und gegen jede Uebermacht große Siege zu erkämpfen, sowie
-von Seiten vierschrötiger Patrioten erfahren, welche überzeugt seien, daß
-ein einziger englischer Fuhrmann oder Drescher, der noch nicht gelernt
-habe, ein Gewehr zu laden oder eine Pike zu tragen, es mit fünf Musketieren
-von König Ludwig&rsquo;s Haustruppen aufnehmen könne.<a class="fnote" href="#footnote-68_189" id="fnote-68_189">[68]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-30">
-Marineangelegenheiten.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-So unbefriedigend die Resultate des
-Feldzugs in Irland gewesen waren, die Ergebnisse der Seeoperationen
-dieses Jahres waren noch weniger befriedigend. Man hatte zuversichtlich
-erwartet, daß zur See England im Bunde mit Holland der Macht Ludwig&rsquo;s
-mehr als ebenbürtig sein werde; allein es ging Alles unglücklich.
-Herbert war nach dem unbedeutenden Scharmützel in der Bantrybai mit
-seinem Geschwader nach Portsmouth zurückgekehrt. Hier sah er, daß er
-die gute Meinung weder des Publikums noch der Regierung verloren hatte.
-Das Haus der Gemeinen dankte ihm für seine Dienste und er erhielt
-sprechende Beweise von der Gunst der Krone. Er war nicht bei der
-Krönung gewesen und hatte daher keinen Theil an den Belohnungen gehabt,
-welche bei Gelegenheit dieser Feierlichkeit unter die Hauptactoren
-der Revolution vertheilt worden waren. Dies wurde jetzt nachgeholt und
-er zum Earl von Torrington erhoben. Der König begab sich nach Portsmouth,
-<a id="page-XIV.41" class="pagenum" title="XIV.41"></a>
-speiste an Bord des Admiralschiffes, sprach sein vollstes Vertrauen
-zu der Tapferkeit und Loyalität der Flotte aus, schlug zwei tüchtige
-Kapitains, Cloudesley Shovel und Johann Ashby, zu Rittern und ließ
-ein Geschenk unter die Mannschaften vertheilen.<a class="fnote" href="#footnote-69_190" id="fnote-69_190">[69]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-31">
-Torrington&rsquo;s schlechte Verwaltung.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Wir können Wilhelm
-keinen begründeten Vorwurf deshalb machen, daß er eine hohe Meinung
-von Torrington hatte, denn Torrington galt allgemein für einen der
-tapfersten und geschicktesten Offiziere der Flotte. Jakob, der die Marineangelegenheiten
-besser verstand als irgend etwas Andres, hatte ihn zum
-Contreadmiral von England befördert. Diesen Posten, wie noch andere
-einträgliche Stellen hatte Torrington aufgegeben, als er sah, daß er sie
-nur behalten konnte, wenn er sich zum Werkzeug der jesuitischen Cabale
-hergab. Niemand hatte eine thätigere, gewagtere und nützlichere Rolle in
-der Revolution gespielt als er. Daher schien Niemand gegründeteren
-Anspruch darauf zu haben, an die Spitze der Marineverwaltung gestellt
-zu werden. Und doch eignete sich Niemand weniger für einen solchen
-Posten. Seine Moralität war stets locker, ja so locker gewesen, daß die
-Festigkeit, mit der er unter der vorigen Regierung seinem Glauben treu
-blieb, großes Erstaunen erregt hatte. Seine ruhmvolle Ungnade schien
-zwar einen heilsamen Einfluß auf seinen Character ausgeübt zu haben,
-denn in seiner Armuth und Verbannung erhob sich der Wüstling zu einem
-Helden. Sobald aber das Glück wiederkehrte, sank der Held wieder zum
-Wüstling herab, und dieser Fall war tief und hoffnungslos. Die Fäden
-seines Geistes, welche auf kurze Zeit straffer angespannt gewesen, waren
-jetzt durch das Laster dermaßen erschlafft, daß er zur Selbstverleugnung
-oder zu einer angestrengten Thätigkeit vollkommen unfähig war. Den
-rohen Muth des Seemanns besaß er wohl noch, aber als Admiral wie
-als erster Lord der Admiralität war er durchaus ungenügend. Monat
-auf Monat lag die Flotte, welche der Schrecken der Meere hätte sein
-sollen, unthätig im Hafen, während er sich in London amüsirte. Die
-Matrosen gaben ihm in spöttelnder Anspielung auf seinen neuen Titel den
-Namen Tarry-in-town.<a class="fnote" href="#footnote-70_191" id="fnote-70_191">[70]</a> Als er endlich an Bord kam, war er von
-einem Schwarme von Courtisanen begleitet. Es gab kaum eine Stunde
-des Tages wie der Nacht, wo er frei von den Dünsten des Claret gewesen
-wäre. Sein unersättlicher Hang zum Vergnügen machte ihn naturgemäß
-auch unersättlich nach Reichthum. Doch liebte er die Schmeichelei
-fast eben so sehr als Reichthum und Vergnügen. Er war seit langer
-Zeit gewohnt, von seinen Untergebenen die kriechendsten Huldigungen zu
-verlangen. Sein Admiralschiff war ein kleines Versailles. Er erwartete,
-daß seine Kapitains sich sowohl des Abends, wenn er zu Bett ging, als
-auch des Morgens beim Aufstehen in seiner Kajüte versammelten; ja er
-ließ sich sogar von ihnen ankleiden. Der Eine kämmte ihm seine wallende
-Perrücke, ein Andrer stand mit dem gestickten Rocke bereit. Unter einem
-solchen Befehlshaber konnte von Disciplin nicht die Rede sein. Seine
-Theerjacken verbrachten ihre Zeit in Saus und Braus unter dem Pöbel
-von Portsmouth, und diejenigen Offiziere, die sich durch Servilität und
-Speichelleckerei seine Gunst erworben hatten, erhielten leicht Urlaub und
-<a id="page-XIV.42" class="pagenum" title="XIV.42"></a>
-blieben wochenlang in London, wo sie in den Wirthshäusern schwelgten,
-durch die Straßen schlenderten oder den maskirten Damen im Theater
-den Hof machten. Die Proviantlieferanten merkten bald, mit wem sie es
-zu thun hatten und schickten der Flotte Fässer Fleisch, das kein Hund
-angerührt haben würde, und Tonnen Bier, das schlimmer roch als fauliges
-Wasser. Währenddem war der britische Kanal den französischen
-Seeräubern preisgegeben. Unsere Kauffahrteischiffe wurden angesichts der
-Wälle von Plymouth gekapert; die Zuckerflotte aus Westindien verlor
-sieben Schiffe. Der Gesammtwerth der Prisen, welche in unmittelbarer
-Nähe unsrer Insel von den Kreuzern des Feindes weggenommen wurden,
-während Torrington sich mit seiner Flasche und seinem Harem beschäftigte,
-wurde auf sechsmalhunderttausend Pfund Sterling geschätzt. Das Geleit
-eines Kriegsschiffes war, außer wenn man große Summen auf Bestechung
-verwendete, so schwer zu erlangen, daß unsere Kaufleute sich gezwungen
-sahen, zu diesem Zwecke holländische Kaper zu miethen, die sie weit nützlicher
-und minder geldgierig fanden, als die Offiziere unsrer eignen königlichen
-Flotte.<a class="fnote" href="#footnote-71_192" id="fnote-71_192">[71]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-32">
-Die festländischen Angelegenheiten.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Das einzige Departement,
-an dem sich nichts aussetzen ließ, war das der Auswärtigen Angelegenheiten.
-Hier war Wilhelm sein eigner Minister, und wo er sein
-eigner Minister war, da gab es keine Verzögerungen, keine Mißgriffe,
-keine Betrügereien und Verräthereien. Die Schwierigkeiten, mit denen
-er zu kämpfen hatte, waren jedoch groß. Selbst im Haag stieß er auf
-einen Widerstand, den seine ganze Klugheit und Festigkeit, unterstützt durch
-Heinsius&rsquo; kräftigen Beistand, kaum zu bewältigen vermochte. Die Engländer
-ahneten nicht, daß, während sie über die Parteilichkeit ihres Souverains
-für sein Geburtsland murrten, eine starke Partei in Holland
-über seine Parteilichkeit für sein Adoptivvaterland murrte. Die <a id="corr-24"></a>holländischen
-Gesandten zu Westminster beschwerten sich darüber, daß die Allianzbedingungen
-welche er vorschlug, erniedrigend für die Würde und nachtheilig
-für die Interessen der Republik seien, daß er überall wo die Ehre
-der englischen Flagge ins Spiel komme, übertrieben streng und obstinat
-sei; daß er <a id="corr-25"></a>peremtorisch auf einem Artikel bestehe, der allen Handelsverkehr
-mit Frankreich verbiete und der an der amsterdamer Börse schmerzlich
-empfunden werden müsse; daß er, als sie die Hoffnung ausgesprochen, daß
-die Navigationsacte aufgehoben werden würde, in ein Gelächter ausgebrochen
-sei und ihnen gesagt habe, daran sei nicht zu denken. Er setzte
-alle seine Bedingungen durch und es wurde ein feierlicher Vertrag geschlossen,
-durch den England und der batavische Bund sich verpflichteten, fest zu
-einander gegen Frankreich zu halten und nur mit beiderseitigem Einverständniß
-Frieden zu schließen. Aber einer der holländischen Bevollmächtigten
-erklärte, daß er fürchte, dereinst als Verräther betrachtet zu werden,
-weil er soviel zugestanden habe, und die Unterschrift eines andren
-verrieth deutlich, daß sie mit vor innerer Bewegung zitternder Hand geschrieben
-worden war.<a class="fnote" href="#footnote-72_193" id="fnote-72_193">[72]</a>
-</p>
-
-<p>
-<a id="page-XIV.43" class="pagenum" title="XIV.43"></a>
-Inzwischen war unter Wilhelm&rsquo;s geschickter Leitung ein Allianzvertrag
-zwischen den Generalstaaten und dem Kaiser geschlossen worden.
-Spanien und England traten diesem Tractate bei, und so waren die vier
-Großmächte, welche schon längst durch ein freundschaftliches Einverständniß
-mit einander verbunden gewesen, durch einen förmlichen Vertrag an
-einander gekettet.<a class="fnote" href="#footnote-73_194" id="fnote-73_194">[73]</a>
-</p>
-
-<p>
-Bevor aber dieser förmliche Vertrag unterzeichnet und besiegelt war,
-standen alle contrahirenden Theile unter den Waffen. Zu Anfang des
-Jahres 1689 wüthete der Krieg über dem ganzen Kontinent vom Hämus
-bis zu den Pyrenäen. Das von allen Seiten zu gleicher Zeit angegriffene
-Frankreich vertheidigte sich auf allen Seiten nachdrücklich, und seine türkischen
-<a id="corr-26"></a>Alliirten gaben einer großen deutschen Truppenmacht in Serbien
-und Bulgarien vollauf zu thun. Im Ganzen genommen waren die Resultate
-der militärischen Operationen des Sommers den Verbündeten nicht
-ungünstig. Jenseit der Donau erfochten die Christen unter dem Prinzen
-Ludwig von Baden eine Reihe von Siegen über die Muselmänner. In
-den Gebirgen von Roussillon kämpften die französischen Truppen ohne
-irgend einen entscheidenden Vortheil gegen das kriegerische Landvolk Cataloniens.
-Eine deutsche Armee unter Anführung des Kurfürsten von
-Baiern hielt das Erzbisthum Cöln besetzt. Eine andre wurde von Karl,
-Herzog von Lothringen, befehligt, einem Fürsten, der, nachdem die Waffen
-Frankreich&rsquo;s ihn aus seinen Landen vertrieben, ein Soldat des Zufalls geworden
-war und als solcher sowohl Auszeichnung erlangt als auch Rache
-geübt hatte. Er marschirte gegen die Verwüster der Pfalz, zwang sie
-sich über den Rhein zurückzuziehen und nahm nach einer langen Belagerung
-die wichtige und stark befestigte Stadt Mainz.
-</p>
-
-<p>
-Zwischen der Sambre und der Maas standen die Franzosen unter
-Anführung des Marschalls Humieres den Holländern gegenüber, welche
-der Fürst von Waldeck commandirte, ein Offizier, der den Generalstaaten
-lange mit Treue und Umsicht, wenn auch nicht immer mit besonderem
-Glück gedient hatte und den Wilhelm sehr hoch schätzte. Unter Waldeck&rsquo;s
-Befehlen diente Marlborough, dem Wilhelm eine aus den besten Regimentern
-der alten Armee Jakob&rsquo;s bestehende englische Brigade anvertraut
-hatte. Der Zweite nach Marlborough im Commando wie auch in militärischer
-Geschicklichkeit war Thomas Talmash, ein wackerer Soldat, aber
-zu einem Schicksale bestimmt, dessen man sich nicht ohne Beschämung und
-Unwillen erinnern kann.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-33">
-Gefecht bei Walcourt.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Es kam zwischen der Armee Waldecks
-und der Armee Humieres&rsquo; zu keiner allgemeinen Schlacht; aber in einer
-Reihe von Gefechten war der Vortheil auf Seiten der Verbündeten.
-Das bedeutendste von diesen Gefechten fand am 5. August bei Walcourt
-statt. Die Franzosen griffen einen von der englischen Brigade vertheidigten
-Vorposten an, wurden aber nachdrücklich zurückgeschlagen, und mußten
-sich mit Verlust einiger Feldstücke und mehr als sechshundert Todten
-<a id="page-XIV.44" class="pagenum" title="XIV.44"></a>
-zurückziehen. Marlborough benahm sich bei dieser wie bei jeder ähnlichen
-Gelegenheit als ein tapferer und geschickter Offizier. Die von Talmash
-commandirten Coldstreamgarden und das Regiment, welches jetzt das 16.
-der Linie heißt, unter dem Commando des Obersten Robert Hodges,
-zeichneten sich besonders aus. Auch das Regiment Royal, das wenige Monate
-früher in Ipswich die Fahne der Empörung aufgepflanzt, bewies
-an diesem Tage, daß Wilhelm eben so weise als großmüthig gehandelt
-hatte, indem er dieses schwere Vergehen vollständig verzieh. Das Zeugniß,
-welches Waldeck in seinen Depeschen dem tapferen Benehmen der
-Insulaner ausstellte, wurde von ihren Landsleuten mit Entzücken gelesen.
-Das Gefecht war zwar nichts weiter als ein Scharmützel, aber
-ein heißes und blutiges Scharmützel. Seit Menschengedenken hatte kein
-so ernster Zusammenstoß zwischen Engländern und Franzosen stattgefunden,
-und unsere Vorfahren waren natürlich nicht wenig stolz, als sie sahen,
-daß viele Jahre der Unthätigkeit und Vasallenschaft den Muth der Nation
-nicht geschwächt zu haben schienen.<a class="fnote" href="#footnote-74_195" id="fnote-74_195">[74]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-34">
-Anschuldigungen gegen Marlborough.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Die Jakobiten fanden
-jedoch in dem Verlaufe des Feldzugs reichen Stoff zu Schmähungen.
-Marlborough war, nicht ohne Grund, der Gegenstand ihres erbittertsten
-Hasses. An seinem Benehmen auf dem Schlachtfelde konnte selbst die
-Böswilligkeit wenig auszusetzen finden; andere Seiten seines Verhaltens
-aber boten dem bösen Leumund ein ergiebiges Feld dar. Der Geiz ist
-selten das Laster eines jungen Mannes, und eben so selten das eines großen
-Mannes; Marlborough aber war einer von den Wenigen, die das Geld
-in der Blüthe der Jugend mehr als Wein oder Weiber, und auf dem
-Gipfel der Größe mehr als Macht oder Ruhm liebten. Alle die herrlichen
-Gaben, welche die Natur an ihn verschwendet, schätzte er hauptsächlich
-wegen des Gewinns, den sie ihm eintrugen. Im zwanzigsten Jahre zog
-er Nutzen aus seiner Jugend und Körperkraft, als Sechziger zog er
-Nutzen aus seinem Genie und seinem Ruhm. Der Beifall, der seinem
-Benehmen bei Walcourt mit Recht gebührte, konnte die Stimmen Derer
-nicht ganz übertäuben, welche munkelten, daß dieser Held, wo es ein
-Goldstück zu ersparen oder zu verdienen gebe, ein bloßer Euklio, ein
-bloßer Harpagon sei, daß er, obgleich er unter dem Vorgeben, offene
-Tafel zu halten, einen bedeutenden Gehalt beziehe, doch niemals einen
-Offizier zu Tische einlade, daß seine Musterrollen betrügerisch abgefaßt
-seien, daß er für Leute, welche längst nicht mehr lebten, für Leute,
-die vor vier Jahren vor seinen eigenen Augen bei Sedgemoor gefallen
-seien, die Löhnung in seine Tasche stecke, daß sich in der einen Truppe
-zwanzig, in einer andren sechsunddreißig solcher Namen befänden. Nur
-die Vereinigung von furchtlosem Muth und imponierenden Geistesgaben
-mit einem leutseligen Wesen und gewinnenden Manieren habe es ihm
-möglich gemacht, sich trotz seiner höchst unsoldatischen Fehler die Zuneigung
-seiner Soldaten zu erwerben und zu erhalten.<a class="fnote" href="#footnote-75_196" id="fnote-75_196">[75]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-35">
-<a id="page-XIV.45" class="pagenum" title="XIV.45"></a>
-Alexander VIII. folgt Innocenz XI. auf dem päpstlichen
-Stuhle.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Um die Zeit, wo die in allen Theilen Europa&rsquo;s kämpfenden
-Armeen ihre Winterquartiere aufsuchten, bestieg ein neuer Papst den
-Stuhl St. Peter&rsquo;s. Innocenz XI. war nicht mehr. Er hatte ein sonderbares
-Schicksal gehabt. Seine gewissenhafte und innige Anhänglichkeit
-an die Kirche, deren Oberhaupt er war, hatte ihn in einem der kritischesten
-Momente ihrer Geschichte bestimmt, sich mit ihren Todfeinden
-zu verbünden. Die Nachricht von seinem Ableben wurde daher, von den
-protestantischen Fürsten und Republiken mit Schmerz und Besorgniß, in
-Versailles und Dublin mit Freude und Hoffnung aufgenommen. Ludwig
-schickte augenblicklich einen außerordentlichen Gesandten hohen Ranges nach
-Rom und die in Avignon liegende französische Garnison wurde zurückgezogen.
-Als die Stimmen des Conclaves sich zu Gunsten Peter Ottobuoni&rsquo;s
-geeinigt hatten, eines ehemaligen Cardinals, der den Namen Alexander
-VIII. annahm, wohnte der Vertreter Frankreichs der Einsetzung bei,
-trug die Schleppe des neuen Papstes und überreichte Seiner Heiligkeit
-ein Schreiben, in welcher der Allerchristlichste König erklärte, daß er dem
-schmachvollen Vorrechte, Räuber und Mörder zu beschützen entsage. Alexander
-drückte den Brief an seine Lippen, umarmte den Ueberbringer und
-sprach mit Entzücken von der nahen Aussicht auf Versöhnung. Ludwig
-begann sich der Hoffnung hinzugeben, daß der Vatikan seinen Einfluß dazu
-anwenden werde, die Allianz zwischen dem Hause Oesterreich und dem
-ketzerischen Usurpator des englischen Thrones aufzulösen. Jakob war sogar
-noch sanguinischer. Er war thöricht genug zu hoffen, daß der neue
-Papst ihm Geld geben werde, und befahl Melfort, der sich jetzt seiner
-Mission in Versailles entledigt hatte, nach Rom zu eilen und Se. Heiligkeit
-um eine Beisteuer zu dem guten Werke der Aufrechthaltung der wahren
-Religion auf den britischen Inseln zu bitten. Aber es zeigte sich bald,
-daß Alexander, obwohl er eine andre Sprache führte als sein Vorgänger,
-doch entschlossen war, im Wesentlichen der Politik seines Vorgängers zu
-folgen. Die Grundursache des Zerwürfnisses zwischen dem heiligen Stuhle
-und Ludwig war nicht beseitigt. Der König ernannte noch immer Prälaten,
-der Papst verweigerte noch immer ihre Anerkennung, und die
-Folge davon war, daß ein Viertheil der Diöcesen Frankreich&rsquo;s Bischöfe
-hatten, welche nicht befugt waren, irgend eine bischöfliche Amtshandlung
-zu verrichten.<a class="fnote" href="#footnote-76_197" id="fnote-76_197">[76]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-36">
-Der Klerus der Hochkirche über die Angelegenheit der
-Eide gespalten.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Die anglikanische Kirche war um diese Zeit nicht
-minder durch Spaltungen zerrissen als die gallikanische Kirche. Der 1.
-August war durch ein Parlamentsedict als der Tag festgesetzt, bis zu
-welchem alle Pfarrgeistlichen und alle ein akademisches Amt bekleidenden
-Personen bei Strafe der Suspension Wilhelm und Marien den Unterthaneneid
-schwören mußten. Während der ersten Hälfte des Sommers
-hofften die Jakobiten, die Zahl der Nichtschwörenden werde bedeutend genug
-<a id="page-XIV.46" class="pagenum" title="XIV.46"></a>
-sein, um die Regierung zu beunruhigen und in Verlegenheit zu
-setzen. Diese Hoffnung aber wurde getäuscht. Es gab zwar nur wenige
-Whigs unter der Geistlichkeit, und nur wenige waren Tories jener gemäßigten
-Schule, welche mit Widerstreben und Vorbehalt anerkannte, daß
-große Mißbräuche eine Nation zuweilen berechtigen könnten, zu extremen
-Mitteln zu greifen. Die große Mehrheit des Standes hielt noch immer
-an dem Prinzip des passiven Gehorsams fest, aber diese Mehrheit war
-jetzt in zwei Theile gespalten. Eine Frage, welche vor der Revolution
-lediglich Sache der Spekulation gewesen und daher, wenn sie auch zuweilen
-gelegentlich in Anregung kam, von den Meisten nur sehr oberflächlich
-behandelt worden war, hatte jetzt eine hohe praktische Bedeutsamkeit
-erlangt. Das Prinzip des passiven Gehorsams als feststehend
-angenommen, wem gebührte dieser Gehorsam? So lange das erbliche
-Recht mit dem Besitz verbunden gewesen war, war kein Zweifel möglich;
-aber das erbliche Recht und der Besitz waren jetzt getrennt. Ein
-durch die Revolution auf den Thron erhobener Fürst regierte zu Westminster,
-gab Gesetze, ernannte Justizbeamte und Prälaten und sandte
-Armeen und Flotten aus. Seine Richter entschieden Rechtsfälle, seine
-Sheriffs verhafteten Schuldner und bestraften Verbrecher; ohne sein großes
-Siegel würden Gerechtigkeit, Ordnung, Eigenthum aufgehört haben zu
-existiren und die Gesellschaft in einen chaotischen Zustand gerathen sein.
-Ein andrer, durch die Revolution abgesetzter Fürst lebte im Auslande.
-Er konnte keines der Rechte eines Regenten ausüben und keine der Pflichten
-eines Regenten erfüllen und konnte, wie es schien, nur durch eben so
-gewaltsame Mittel als durch die er vertrieben worden war, wieder eingesetzt
-werden. Welchem von diesen beiden Fürsten schuldeten die Christen
-nun Gehorsam?
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-37">
-Argumente für Leistung der Eide.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Ein großer Theil der
-Geistlichkeit war der Meinung, daß der klare Wortlaut der Schrift ihnen
-gebiete, sich dem im factischen Besitz des Thrones befindlichen Souverain
-zu unterwerfen, ohne nach seinem Recht auf diesen Thron zu fragen. Die
-Obrigkeiten, von denen der Apostel in dem den anglikanischen Theologen
-jener Zeit genau bekannten Evangelium sagt, daß sie von Gott eingesetzt
-seien, sind nicht diejenigen welche auf einen rechtmäßigen Ursprung zurückgeführt
-werden können, sondern die eben bestehenden. Als Jesus gefragt
-wurde, ob das auserwählte Volk Cäsar rechtmäßigerweise Tribut zahlen
-dürfe, antwortete er mit der Frage, nicht ob Cäsar einen von dem alten
-Königshause Juda abgeleiteten Stammbaum aufweisen könnte, sondern
-ob das Geldstück, das die Fragenden an den Schatz Cäsars zu zahlen
-Bedenken trugen, aus Cäsar&rsquo;s Münze komme, mit anderen Worten, ob
-Cäsar thatsächlich die Autorität eines Herrschers besitze und die Functionen
-eines solchen ausübe.
-</p>
-
-<p>
-Es wird gewöhnlich, und mit vielem Anschein von Begründung,
-angenommen, daß der zuverlässigste Commentar zu dem Text der Evangelien
-und Episteln sich in der Praxis der ersten Christen findet, so
-weit diese Praxis genügend zu ermitteln ist, und gerade jene Zeiten, zu
-welchen die Kirche sich allgemein anerkanntermaßen im Zustande der höchsten
-Reinheit befand, waren Zeiten häufiger und heftiger politischer Umgestaltungen.
-Einer der Apostel wenigstens erlebte es, daß binnen wenig
-mehr als einem Jahre vier Kaiser gestürzt wurden. Von den Märtyrern
-des 3. Jahrhunderts muß sich ein großer Theil zehn bis zwölf
-<a id="page-XIV.47" class="pagenum" title="XIV.47"></a>
-Revolutionen haben erinnern können. Diese Märtyrer müssen oft in der
-Lage gewesen sein zu erwägen, welche Pflichten sie gegen einen Fürsten
-hatten, der so eben durch einen mit Erfolg gekrönten Aufstand zur Macht
-gelangt war. Daß sie allesammt durch die Furcht vor Strafe abgehalten
-worden seien das zu thun, was sie für Recht hielten, ist eine Beschuldigung,
-welche nicht einmal ein rechtschaffener Ungläubiger auf sie werfen
-wird. Wenn indessen irgend eine Behauptung in Bezug auf die ersten
-Christen mit völliger Gewißheit aufgestellt werden kann, so ist es die, daß
-sie nie und nimmer einem factischen Regenten wegen der Unrechtmäßigkeit
-seines Titels den Gehorsam verweigerten. Einmal wurde sogar die höchste
-Gewalt von zwanzig bis dreißig Rivalen beansprucht. Jede Provinz von
-Britannien bis Egypten hatte ihren Augustus. Diese Prätendenten konnten
-natürlich nicht alle rechtmäßige Kaiser sein. Dennoch finden wir
-nirgends etwas erwähnt, daß die Gläubigen an irgend einem Orte das geringste
-Bedenken getragen hätten, sich der Person zu unterwerfen, welche
-an diesem Orte die kaiserlichen Functionen ausübte. Während die Christen
-von Rom Aurelian gehorchten, gehorchten die Christen von Lyon
-Tetrikus und die Christen von Palmyra der Zenobia. &bdquo;Tag und Nacht,&ldquo; &mdash; waren
-die Worte, welche der große Cyprian, Bischof von Karthago,
-an den Repräsentanten Valerian&rsquo;s und Gallienus richtete, &mdash; &bdquo;Tag und
-Nacht beten wir Christen zu dem einen wahren Gott für das Wohl unserer
-Kaiser.&ldquo; Und doch hatten diese Kaiser einige Monate vorher ihren
-Vorgänger Aurelianus gestürzt, der seinen Vorgänger Gallus gestürzt
-hatte; dieser hatte auf den Trümmern des Hauses seines Vorgängers
-Decius den Gipfel der Macht erstiegen, Decius hatte seinen Vorgänger
-Philipp und dieser seinen Vorgänger Gordianus erschlagen. Konnte man
-glauben, daß ein Heiliger, der in dem kurzen Zeitraum von dreizehn bis
-vierzehn Jahren dieser Reihe von Rebellen und Königsmördern unverbrüchliche
-Unterthanentreue bewahrt hatte, lieber eine Spaltung in der
-Christenheit hervorgerufen, als König Wilhelm und Königin Marien anerkannt
-haben würde? Hundertmal forderten diejenigen anglikanischen
-Geistlichen, welche die Eide geleistet hatten, ihre skrupulöseren Amtsbrüder
-auf, ihnen ein einziges Beispiel anzuführen, daß die ursprüngliche Kirche
-einem glücklichen Usurpator den Gehorsam verweigert hätte, und hundertmal
-wich man der Aufforderung aus. Die Eidverweigerer konnten über
-diesen Punkt weiter nichts sagen, als daß Präcedenzfälle Prinzipien gegenüber
-kein Gewicht hätten, eine Behauptung, die sehr sonderbar klang
-aus dem Munde einer Schule, welche stets eine fast abergläubische Ehrfurcht
-vor der Autorität der Kirchenväter an den Tag gelegt hatte.<a class="fnote" href="#footnote-77_198" id="fnote-77_198">[77]</a>
-</p>
-
-<p>
-<a id="page-XIV.48" class="pagenum" title="XIV.48"></a>
-Präcedenzfälle aus späteren und verderbteren Zeiten verdienten wenig
-Beachtung. Aber selbst in der Geschichte späterer und verderbterer Zeiten
-konnten die Eidverweigerer nicht leicht einen ihrem Zwecke dienenden Präcedenzfall
-finden. In unsrem eignen Lande hatten viele Könige, die kein
-erbliches Recht hatten, auf dem Throne gesessen, aber es war nie für
-unvereinbar mit der Pflicht eines Christen gehalten worden, ein treuer
-Vasall dieser Könige zu sein. Die Usurpation Heinrich&rsquo;s IV., die noch
-abscheulichere Usurpation Richard&rsquo;s III. hatten kein Schisma in der Kirche
-hervorgerufen. Sobald der Usurpator auf seinem Throne fest saß, hatten
-Bischöfe ihm für ihre Grundbesitzungen gehuldigt; Convocationen hatten
-Adressen an ihn gerichtet und ihm Gelder bewilligt, und kein Casuist hatte
-jemals behauptet, daß diese Unterwerfung unter einen sich im factischen
-Besitze der Macht befindenden Fürsten eine Todsünde sei.<a class="fnote" href="#footnote-78_199" id="fnote-78_199">[78]</a>
-</p>
-
-<p>
-Mit der Verfahrungsweise der ganzen christlichen Welt stand die
-Autoritätslehre der englischen Kirche unverkennbar in genauem Einklange.
-Die Homilie über vorsätzliche Empörung, eine Predigt, welche in maßlosen
-Ausdrücken die Pflicht des Gehorsams gegen Regenten einschärft,
-spricht nur von factischen Regenten. Es wird sogar in dieser Homilie
-den Leuten gesagt, daß sie nicht nur ihrem rechtmäßigen Landesherrn,
-sondern auch jedem Usurpator, den Gott in seinem Zorne ihrer Sünden
-halber über sie setzen werde, zu gehorchen verpflichtet seien. Es würde
-gewiß der höchste Grad von Ungereimtheit sein, wollte man behaupten,
-daß wir diejenigen Usurpatoren, welche Gott im Zorne sendet, unterwürfig
-hinnehmen, solchen aber, die er uns in Gnaden sendet, den Gehorsam
-beharrlich verweigern müßten. Zugegeben es war ein Verbrechen,
-den Prinzen von Oranien nach England einzuladen, ein Verbrechen sich
-ihm anzuschließen, ein Verbrechen ihn zum König zu machen, was war
-die ganze Geschichte der jüdischen Nation und der christlichen Kirche Andres
-als eine Reihenfolge von Fällen, in denen die Vorsehung aus Bösem
-Gutes hervorgehen ließ? Und welcher Theolog wird behaupten, daß wir
-in solchen Fällen aus Abscheu vor dem Bösen das Gute von uns weisen
-müßten?
-</p>
-
-<p>
-Aus diesen Gründen waren eine große Anzahl Geistliche, welche noch
-an dem Prinzipe festhielten, daß Widersetzlichkeit gegen den Souverain
-jederzeit sündhaft sein müsse, der Ansicht, daß Wilhelm jetzt der Souverain
-sei, dem sich zu widersetzen eine Sünde sein würde.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-38">
-Argumente gegen die Eidesleistung.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Auf diese Argumentation
-entgegneten die Eidverweigerer, daß der Apostel Paulus unter den
-<a id="page-XIV.49" class="pagenum" title="XIV.49"></a>
-bestehenden Obrigkeiten die bestehenden <em>rechtmäßigen</em> Obrigkeiten gemeint
-haben müsse und daß es dem gesunden Verstande ins Gesicht schlagen,
-die Religion schänden, den schwachen Gläubigen Aergerniß und den
-Spöttern Anlaß zum Triumphiren geben heißen würde, wollte man
-seine Worte anders deuten. Die Gefühle der ganzen Menschheit müßten
-sich gegen die Behauptung empören, daß, sobald ein König, wäre sein
-Recht auf den Thron noch so klar und seine Verwaltung noch so weise
-und gut, durch Verräther vertrieben sei, alle seine Diener ihn verlassen
-und zu seinen Feinden übergehen müßten. Zu allen Zeiten und bei allen
-Nationen sei treue Anhänglichkeit an eine gute Sache im Unglück als eine
-Tugend betrachtet worden. Zu allen Zeiten und bei allen Nationen sei
-der Politiker, der sich immer zu der Partei geschlagen, welche die Oberhand
-gehabt, verachtet worden. Dieser neue Toryismus sei schlimmer als
-Whiggismus. Die Bande der Unterthanentreue zerreißen, weil der Souverain
-ein Tyrann sei, das sei unstreitig eine große Sünde; aber es sei
-eine Sünde, für die sich milde Bezeichnungen und plausible Vorwände finden
-ließen und in welche ein braver und hochherziger Mann, der nicht in
-der göttlichen Wahrheit <a id="corr-27"></a>unterrichtet und durch göttliche Gnade beschützt
-sei, leicht verfallen könne. Aber alle Bande der Unterthanentreue blos
-deshalb zu zerreißen, weil der Souverain unglücklich sei, das sei nicht nur
-schlecht, sondern gemein. Könne ein Ungläubiger die heilige Schrift ärger
-beschimpfen, als durch die Behauptung, daß die heilige Schrift den
-Christen etwas als eine geheiligte Pflicht vorschreibe, was der natürliche
-Verstand die Heiden als den höchsten Grad der Schlechtigkeit zu betrachten
-gelehrt habe? In der Schrift finde sich die Geschichte eines Königs von
-Israel, der durch einen unnatürlichen Sohn aus seinem Palaste vertrieben
-und gezwungen worden sei, über den Jordan zu fliehen. David habe,
-wie Jakob, das Recht, Absolom, wie Wilhelm, den factischen Besitz gehabt.
-Würde ein Schriftforscher zu behaupten wagen, daß Simei&rsquo;s Benehmen
-bei dieser Gelegenheit als ein Muster zur Nachahmung hingestellt
-sei und daß Barsillai, der treu zu seinem flüchtigen Gebieter gehalten,
-sich gegen die Vorschrift Gottes aufgelehnt und Verdammniß auf sich gezogen
-habe? Würde ein wahrer Sohn der Kirche England&rsquo;s im Ernst
-behaupten, daß ein Mann, der bis nach der Schlacht von Naseby ein
-entschiedener Royalist war, dann zum Parlament überging, sobald das
-Parlament auseinandergesprengt war, ein willfähriger Diener des Rumpfes
-wurde und sobald der Rumpf vertrieben war, sich für einen treuen
-Unterthan des Protectors erklärte, die Achtung der Christen mehr verdiene,
-als der standhafte alte Cavalier, der Karl I. im Gefängniß und
-Karl II. im Exil unerschütterlich treu blieb und der bereit war, eher Grundbesitz,
-Freiheit und Leben zu wagen als durch Wort oder That die Autorität
-einer der plötzlich aufgetauchten Regierungen anzuerkennen, welche
-in jener schlimmen Zeit in den Besitz einer Macht gelangt waren, die
-ihnen von Rechtswegen nicht gebührte? Und welcher Unterschied sei
-zwischen diesem und dem jetzt vorliegenden Falle? Daß Cromwell thatsächlich
-eben so viel Macht, ja weit mehr Macht als Wilhelm besessen
-habe, sei ausgemacht, und daß Wilhelm&rsquo;s Macht so gut wie Cromwell&rsquo;s
-Macht illegitimen Ursprungs sei, werde kein Geistlicher, der dem Prinzip
-des Nichtwiderstandes huldige, bestreiten. Wie könne denn ein solcher
-Geistlicher leugnen, daß Cromwell Gehorsam gebührt habe, und doch behaupten,
-daß Wilhelm solcher gebühre? Wollte man annehmen, daß eine
-<a id="page-XIV.50" class="pagenum" title="XIV.50"></a>
-solche Inconsequenz ohne Unredlichkeit existiren könne, so sei das nicht
-Nachsicht sondern Schwäche. Diejenigen welche entschlossen seien, sich der
-Parlamentsacte zu fügen, würden besser thun, wenn sie sich offen darüber
-aussprächen und sagten was Jedermann schon wisse: daß sie sich nur deshalb
-fügten, um ihre Pfründen zu behalten. Allerdings sei dies ein sehr
-starker Beweggrund. Daß ein Geistlicher, der Gatte und Vater sei, dem
-1. August und 1. Februar mit ängstlicher Besorgniß entgegensehe, sei
-natürlich. Aber er solle nicht vergessen, daß, wie schrecklich auch der
-Tag der Suspension und der Tag der Amtsentsetzung sein möge, zuverlässig
-zwei andere noch schrecklichere Tage kommen würden: der Tag des
-Todes und der Tag des jüngsten Gerichts.<a class="fnote" href="#footnote-79_200" id="fnote-79_200">[79]</a>
-</p>
-
-<p>
-Die schwörenden Geistlichen, wie man sie nannte, waren nicht wenig
-betroffen über dieses Raisonnement. Nichts setzte sie mehr in Verlegenheit
-als die Parallele, welche die Eidverweigerer mit unermüdlicher Beharrlichkeit
-zwischen der Usurpation Cromwell&rsquo;s und der Usurpation Wilhelm&rsquo;s
-zogen. Denn es gab damals keinen Hochkirchlichen, der es nicht für eine
-Ungereimtheit gehalten hätte, zu behaupten daß die Kirche ihren
-Söhnen befohlen habe, Cromwell zu gehorchen. Und doch war es
-unmöglich zu beweisen, daß Wilhelm vollständiger im Besitze der höchsten
-Gewalt sei, als Cromwell es gewesen. Die Schwörenden hüteten sich
-daher eben so sorgfältig, mit den Nichtschwörenden über diesen Punkt zu
-streiten, wie die Nichtschwörenden es vermieden, mit den Schwörenden
-über die Frage bezüglich der Praxis der frühesten Kirche zu streiten.
-</p>
-
-<p>
-Das Wahre ist, daß die Regierungstheorie, welche der Klerus seit
-langer Zeit lehrte, so unsinnig war, daß sie zu nichts als Unsinn führen
-konnte. Mochte der Priester, der dieser Theorie huldigte, die Eide leisten
-oder sie verweigern, er war in beiden Fällen nicht im Stande, eine vernünftige
-Erklärung seines Verfahrens zu geben. Schwor er, so konnte
-er dies nur durch Aufstellung von Behauptungen, gegen die sich jedes
-redliche Herz instinktmäßig empörte, nur durch die Erklärung rechtfertigen,
-daß Christus der Kirche befohlen habe, die gerechte Sache zu verlassen,
-sobald diese Sache aufhöre zu prosperiren, und die Hände der vom Glück
-begünstigten Schlechtigkeit gegen die bedrängte Tugend zu kräftigen. So
-gewichtig indessen die Einwürfe gegen diese Doctrin waren, die Einwürfe
-gegen die Doctrin des Nichtschwörenden waren wo möglich noch gewichtiger.
-Nach ihm mußte eine christliche Nation beständig entweder in einem
-Zustande von Knechtschaft oder in einem Zustande von Anarchie sein.
-Etwas läßt sich sowohl für den Menschen sagen, der die Freiheit opfert,
-um die Ordnung zu erhalten, als auch für den Menschen, der die Ordnung
-opfert, um die Freiheit zu erhalten. Denn Freiheit und Ordnung
-sind zwei der größten Segnungen, deren sich eine Gesellschaft erfreuen
-kann, und wenn sie sich unglücklicherweise als mit einander unverträglich
-herausstellen, da haben Diejenigen, welche die eine oder die andre Seite
-ergreifen, Anspruch auf große Nachsicht. Der Eidverweigerer aber opferte
-nicht die Freiheit der Ordnung, nicht die Ordnung der Freiheit auf, sondern
-Freiheit und Ordnung einem Aberglauben, der eben so einfältig
-<a id="page-XIV.51" class="pagenum" title="XIV.51"></a>
-und erniedrigend war als die Anbetung von Katzen und Zwiebeln bei den
-Egyptern. Wenn eine Person, die sich nur durch den Zufall der Geburt
-von anderen unterschied, auf dem Throne saß, mochte sie auch ein Nero
-sein, sollte kein Ungehorsam stattfinden; und wenn eine andre Person auf
-dem Throne saß, mochte sie auch ein Alfred sein, so sollte kein Gehorsam
-stattfinden. Es war gleichgültig, wie unvernünftig und schlecht die Verwaltung
-der Dynastie, welche das erbliche Recht hatte, oder wie weise und tugendhaft
-die Verwaltung einer aus einer Revolution hervorgegangenen
-Regierung sein mochte. Auch konnte keine Verjährungszeit gegen den Anspruch
-der vertriebenen Familie geltend gemacht werden. Der Zeitraum
-von Jahren, der Zeitraum von Jahrhunderten änderte nichts. Bis an
-das Ende der Welt mußten die Christen ihr politisches Verhalten einfach
-nach der Genealogie ihrer Landesherren reguliren. Das Jahr 1800, das
-Jahr 1900 könnte Fürsten, die ihre Rechtsansprüche von den Beschlüssen
-der Convention herleiteten, ruhig und glücklich regieren sehen. Gleichviel,
-sie blieben deshalb immer Usurpatoren, und wenn im 20. oder 21. Jahrhundert
-Jemand, der ein besseres Geblütsrecht auf die Krone nachweisen
-konnte, eine spätere Nachwelt auffordern sollte, ihn als König anzuerkennen,
-so mußte der Aufforderung bei Strafe ewiger Verdammniß Folge
-geleistet werden.
-</p>
-
-<p>
-Ein Whig konnte sich wohl über den Gedanken freuen, daß die unter
-seinen Gegner entstandenen Controversen die Richtigkeit seines politischen
-Glaubens festgestellt hatten. Die Streitenden, welche ihn lange
-übereinstimmend eines gottlosen Irrthums beschuldigt, hatten ihn jetzt
-wirksam gerechtfertigt und einander gegenseitig widerlegt. Der Hochkirchliche,
-der die Eide leistete, hatte durch unwiderlegliche Gründe aus den
-Evangelien und Episteln, aus der gleichmäßigen Praxis der ersten Kirche
-und aus den deutlichen Erklärungen der anglikanischen Kirche bewiesen,
-daß die Christen nicht in allen Fällen verpflichtet waren, dem Fürsten, der
-das erbliche Recht besaß, zu gehorchen. Der Hochkirchliche, der die Eide
-leisten wollte, hatte eben so befriedigend dargethan, daß die Christen nicht
-in allen Fällen verpflichtet seien, den Fürsten, welcher thatsächlich regierte,
-zu gehorchen. Daraus folgte, daß, um einer Regierung ein Recht auf
-die Treue der Unterthanen zu geben, etwas Andres erforderlich war, als
-bloße Legitimität oder bloßer Besitz. Was dieses Andre war wurde den
-Whigs nicht schwer zu sagen. Ihrer Ansicht nach war der Zweck, um
-dessen willen alle Regierungen eingesetzt worden, das Wohl der Gesellschaft.
-So lange der erste Beamte im Staate, mochte er auch einige Fehler
-haben, das Gute förderte, gebot die Vernunft den Menschen, ihm zu
-gehorchen und die Religion, welche dem Gebote der Vernunft ihre feierliche
-Sanction ertheilt gebot den Menschen, ihn als einen von Gott Gesandten
-zu verehren. Erwies er sich aber als ein Beförderer des Bösen, auf
-welche Gründe hin war er dann als ein von Gott Gesandter zu betrachten?
-Die Tories, welche die Eide leisteten, hatten bewiesen, daß er wegen
-des Ursprungs seiner Macht nicht als ein solcher zu betrachten sei; die
-Tories, welche nicht schwören wollten, hatten eben so klar bewiesen, daß
-er wegen der Existenz seiner Macht nicht als ein solcher zu betrachten sei.
-</p>
-
-<p>
-Einige heftige und hämische Whigs triumphirten mit Ostentation und
-rücksichtsloser Arroganz über die bestürzte und in sich uneinige Geistlichkeit.
-Den Eidverweigerer betrachteten sie im allgemeinen mit geringschätzendem
-Mitleid als einen einfältigen und verschrobenen, aber aufrichtigen
-<a id="page-XIV.52" class="pagenum" title="XIV.52"></a>
-Bigotten, dessen absurde Praxis seiner absurden Theorie entsprach
-und der die Verblendung, welche ihn antrieb, sein Vaterland zu ruiniren,
-damit entschuldigte, daß die nämliche Verblendung ihn getrieben habe, sich
-selbst zu ruiniren. Ihren schärfsten Tadel aber sparten sie für diejenigen
-Geistlichen auf, die jetzt bereit waren einem Usurpator Treue zu schwören,
-nachdem sie sich in den Tagen der Ausschließungsbill und des Ryehousecomplots
-durch ihren Eifer für das göttliche und unveräußerliche Recht
-des erblichen Souverains ausgezeichnet hatten. Sei dies der wahre Sinn
-der sublimen Phrasen, welche neunundzwanzig Jahre lang von unzähligen
-Kanzeln herab gepredigt worden? Hätten die Tausende von Geistlichen, die
-sich der unwandelbaren Loyalität ihres Standes so laut gerühmt, in Wirklichkeit
-nur gemeint, daß ihre Loyalität nur bis zum nächsten Glückswechsel
-unwandelbar bleiben solle. Es sei lächerlich, es sei unverschämt von ihnen,
-zu behaupten, daß Ihr gegenwärtiges Verfahren mit ihrer früheren Sprache
-in Einklang stehe. Wenn ein Ehrwürdiger Doctor endlich überzeugt worden
-sei, daß er im Unrecht gewesen, so müsse er doch gewiß durch einen
-offenen Widerruf den verfolgten, den verleumdeten, den gemordeten Vertheidigern
-der Freiheit jede noch mögliche Genugthuung geben. Sei er hingegen
-noch immer überzeugt, daß seine ersten Ansichten die richtigen
-seien, so müsse er mannhaft das Loos der Eidverweigerer theilen. Achtung
-gebühre sowohl Dem, der einen Irrthum offen eingestehe, wie auch
-dem, der für einen Irrthum muthig leide; schwerlich aber könne man
-einen Diener der Religion achten, der da behaupte, daß er es noch immer
-mit den Grundsätzen der Tories halte, und dabei seine Pfründe durch
-Ablegung eines Eides rette, welcher ehrenhafterweise nur nach den Grundsätzen
-der Whigs geleistet werden könne.
-</p>
-
-<p>
-Diese Vorwürfe mochten vielleicht nicht ganz ungerecht sein, aber sie
-waren unzeitig. Die vernünftigeren und gemäßigteren Whigs, welche
-einsahen, daß Wilhelm&rsquo;s Thron nicht feststehen könne, wenn er nicht eine
-breitere Basis habe als ihre eigne Partei, enthielten sich bei dieser Gelegenheit
-aller Spötteleien und Invectiven und trachteten danach die Bedenken
-der Geistlichen zu heben und ihre verletzten Gefühle zu beschwichtigen.
-Die Collectivmacht der Rectoren und Vikare England&rsquo;s war ungeheuer,
-und es war immer besser sie schwuren aus dem nichtigsten
-Grunde, den ein Sophist ersinnen konnte, als sie schwuren gar nicht.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-39">
-Die große Mehrheit des Klerus leistet die Eide.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Es
-wurde bald klar, daß die Gründe für die Eidesleistung, unterstützt durch
-einige der stärksten Motive, welche auf den menschlichen Geist influiren
-können, überwogen hatten. Mehr als neunundzwanzig Dreißigstel des
-Standes fügten sich dem Gesetz. Die Mehrzahl der Geistlichen der Hauptstadt,
-welche damals eine besondere Klasse bildeten und die sich vor den
-Landgeistlichen ebensowohl durch freisinnige Ansichten wie durch Beredtsamkeit
-und Gelehrsamkeit auszeichneten, erklärten ihren Anschluß an die
-Regierung zuerst und mit allen Zeichen aufrichtiger Ergebenheit. Achtzig
-von ihnen begaben sich zusammen nach Westminster Hall und wurden daselbst
-vereidigt. Die Ceremonie nahm soviel Zeit weg, daß an diesem
-Tage beim Kanzleigericht und der Kings Bench wenig mehr vorgenommen
-wurde.<a class="fnote" href="#footnote-80_201" id="fnote-80_201">[80]</a> Im allgemeinen aber fügten sich die Geistlichen langsam und
-<a id="page-XIV.53" class="pagenum" title="XIV.53"></a>
-mit Unmuth. Allerdings opferten viele wissentlich ihre Grundsätze dem
-Eigennutze auf. Ihr Gewissen sagte ihnen, daß sie eine Sünde begingen.
-Aber sie besaßen nicht Characterstärke genug, um das Pfarrhaus, den
-Garten, das Landgütchen aufzugeben und in die Welt hinaus zu gehen,
-ohne zu wissen, wo sie eine Mahlzeit oder ein Obdach für sich und ihre
-Kleinen finden würden. Viele schwuren mit Zweifeln und bangen Vorahnungen.<a class="fnote" href="#footnote-81_202" id="fnote-81_202">[81]</a>
-Einige erklärten im Augenblicke der Eidabnahme, es sei
-nicht ihre Absicht zu versprechen, daß sie sich Jakob nicht unterwerfen
-würden, wenn er je in die Lage kommen sollte, den Unterthaneneid von
-ihnen zu verlangen.<a class="fnote" href="#footnote-82_203" id="fnote-82_203">[82]</a> Einige Geistliche im Norden waren am 1. August
-in Gesellschaft zur Eidesleistung aufgebrochen, als sie unterwegs die
-Nachricht von der Schlacht traf, welche vier Tage vorher in der Schlucht
-von Killiecrankie geschlagen worden war. Sie kehrten sofort um und
-verließen ihre Wohnungen zu dem nämlichen Zwecke nicht eher wieder als
-bis es klar war, daß Dundee&rsquo;s Sieg keine Veränderung in dem Stande
-der öffentlichen Angelegenheiten herbeigeführt hatte.<a class="fnote" href="#footnote-83_204" id="fnote-83_204">[83]</a> Selbst von Denen,
-welche fest überzeugt waren, daß der bestehenden Regierung Gehorsam
-gebühre, küßten nur sehr Wenige das Evangelium mit der Innigkeit, mit der
-sie früher Karl und Jakob Treue gelobt hatten. Doch die Sache war geschehen.
-Zehntausend Geistliche hatten feierlich den Himmel zum Zeugen
-ihres Versprechens angerufen, daß sie treue Unterthanen Wilhelm&rsquo;s sein
-wollten, und wenn auch dieses Versprechen ihn keineswegs zu der Erwartung
-berechtigte, daß sie ihn kräftig unterstützen würden, so hatte es
-ihnen doch einen großen Theil ihrer Macht, ihm zu schaden, entzogen.
-Wollten sie die öffentliche Achtung nicht verlieren, von der ihr Einfluß
-abhing, so durften sie den Thron Dessen, dem sie im Angesicht Gottes
-als ihrem Könige zu gehorchen gelobt hatten, nicht anders als indirect
-und mit ängstlicher Vorsicht angreifen. Einige von ihnen lasen allerdings
-die Gebete für das neue Herrscherpaar in einem eigenthümlichen Tone
-vor, der nicht mißverstanden werden konnte.<a class="fnote" href="#footnote-84_205" id="fnote-84_205">[84]</a> Andere ließen sich sogar
-noch ärgere Unanständigkeiten zu Schulden kommen. So leerte ein Elender
-unmittelbar nachdem er im feierlichsten Gottesdienste für Wilhelm und
-Marien gebetet, ein Glas auf ihr Verderben. Ein Andrer verzehrte an
-einem durch ihre Autorität angeordneten Fasttage nach dem Gottesdienste
-eine Taubenpastete und sprach beim Zerschneiden derselben den Wunsch aus,
-daß es das Herz des Usurpators sein möchte. Doch so freche Gottlosigkeit
-kam nur selten vor und schadete eher der Kirche als der Regierung.<a class="fnote" href="#footnote-85_206" id="fnote-85_206">[85]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-40">
-Die Eidverweigerer.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Die Anzahl der Geistlichen und Universitätsmitglieder,
-welche in die gesetzlichen Strafen verfielen, belief sich auf
-ungefähr vierhundert. In erster Reihe stand der Primas mit sechs seiner
-Suffragane: Turner von Ely, Lloyd von Norwich, Frampton von Gloucester,
-Lake von Chichester, White von Peterborough und Ken von Bath
-und Wells. Thomas von Worcester würde der siebente gewesen sein,
-<a id="page-XIV.54" class="pagenum" title="XIV.54"></a>
-aber er starb drei Wochen vor dem Tage der Suspension. Auf dem
-Sterbebette beschwor er seinen Klerus, der Sache des erblichen Rechts
-treu zu bleiben, und erklärte, daß diejenigen Geistlichen, welche zu beweisen
-versuchten, daß die Eide ohne Abweichung von den loyalen Doctrinen
-der englischen Kirche geleistet werden könnten, ihm jesuitischer zu
-raisonniren schienen als die Jesuiten selbst.<a class="fnote" href="#footnote-86_207" id="fnote-86_207">[86]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-41">
-Ken.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Ken, der in intellectueller wie in moralischer Hinsicht unter
-den nichtschwörenden Prälaten am höchsten stand, war lange unschlüssig.
-Es gab wenige Geistliche, die sich der neuen Regierung unbedenklicher
-hätten unterwerfen können als er. Denn zu den Zeiten, als Nichtwiderstand
-und passiver Gehorsam die Lieblingsthemata seiner Amtsbrüder waren,
-hatte er auf der Kanzel fast niemals auf die Politik angespielt. Er gab
-zu, daß die Argumente zu Gunsten des Schwörens sehr gewichtig seien, ja
-er ging sogar so weit, daß er sagte, seine Bedenken würden vollständig
-schwinden, wenn er überzeugt werden könne, daß Jakob sich zur Abtretung
-Irland&rsquo;s an den König von Frankreich verbindlich gemacht habe. Es ist
-daher augenscheinlich, daß der Unterschied zwischen Ken und den Whigs
-kein prinzipieller war. Er war, wie sie, der Ansicht, daß schlechte Verwaltung,
-wenn sie bis zu einem gewissen Punkte getrieben würde, eine
-Uebertragung der Lehnspflichtigkeit rechtfertige, und zweifelte nur, ob
-Jakob&rsquo;s schlechte Regierung diesen Punkt erreicht habe. Der gute Bischof
-begann sogar wirklich einen Hirtenbrief vorzubereiten, in welchem er seine
-Gründe für die Eidesleistung entwickelte. Noch ehe er aber damit zu Ende
-war, erhielt er eine Mittheilung, die ihn überzeugte, daß Irland nicht an
-Frankreich verkauft sei; eine Menge Zweifel stiegen nun wieder in ihm
-auf, er warf den unvollendeten Brief ins Feuer und bat seine minder
-skrupulösen Freunde, daß sie nicht weiter in ihn dringen möchten. Er
-sei gewiß, sagte er, daß sie aus aufrichtiger Ueberzeugung gehandelt hätten,
-es freue ihn, daß sie mit reinem Gewissen einen Schritt thun könnten,
-vor dem er zurückbebe, er fühle das ganze Gewicht ihrer Gründe, er
-sei fast überzeugt und er wolle nichts weiter hören, um nicht noch
-völlig überzeugt zu werden, denn wenn er sich fügte und seine Besorgnisse
-kehrten dann zurück, so würde er der unglücklichste Mensch von
-der Welt sein. Nicht für Schätze, nicht für einen Palast, nicht für einen
-Peerstitel möchte er sich der geringsten Gefahr aussetzen, jemals die
-Qualen der Reue zu empfinden. Es ist ein interessantes Factum, daß
-der einzige von den sieben Prälaten, dessen Name einen gewichtigen
-Klang hat, nahe daran war zu schwören und nach seinem eignen Eingeständniß
-nicht durch die Kraft von Vernunftgründen, sondern durch
-eine krankhafte Skrupulosität davon abgehalten wurde, die er Anderen
-nicht nachzuahmen rieth.<a class="fnote" href="#footnote-87_208" id="fnote-87_208">[87]</a>
-</p>
-
-<p>
-<a id="page-XIV.55" class="pagenum" title="XIV.55"></a>
-Unter den Priestern, welche die Eide verweigerten, befanden sich einige,
-die sich in der gelehrten Welt als Philologen, Chronologen, Canonisten
-und Alterthumsforscher, sowie eine sehr kleine Anzahl, die sich durch Geist
-und Beredtsamkeit auszeichneten; aber es kann kaum Einer angeführt werden,
-der im Stande gewesen wäre, eine wichtige Frage der Moral oder
-Politik zu erörtern, kaum Einer, dessen Schriften nicht entweder eine
-große Schwäche oder eine große Flüchtigkeit des Geistes verriethen. Diejenigen,
-welche auf das Urtheil eines Whig über diesen Punkt nichts geben,
-werden der Ansicht, welche viele Jahre nach der Revolution ein Philosoph
-aussprach, auf den die Tories mit Recht stolz sind, hoffentlich einiges
-Gewicht zugestehen. Johnson erklärte, nachdem er die berühmten
-Geistlichen, die es für eine Sünde gehalten, Wilhelm III. und Georg I.
-Treue zu schwören, der Reihe nach aufgezählt, daß unter diesen ganzen
-Eidverweigerern nur ein einziger gewesen sei, der ein logisches Raisonnement
-habe anstellen können.<a class="fnote" href="#footnote-88_209" id="fnote-88_209">[88]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-42">
-Leslie.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Der Eidverweigerer, zu dessen Gunsten Johnson diese
-Ausnahme machte, war Karl Leslie. Leslie war vor der Revolution Kanzler
-der Diöcese Connor in Irland gewesen. Er war in der Opposition
-gegen Tyrannei vorangegangen, hatte sich als Friedensrichter für Monoghan
-geweigert, einen Papisten als Sheriff dieser Grafschaft anzuerkennen,
-<a id="page-XIV.56" class="pagenum" title="XIV.56"></a>
-und hatte den Muth gehabt, einige Offiziere der irischen Armee wegen
-Maraudirens einsperren zu lassen, das Prinzip des Nichtwiderstandes aber,
-wie es die anglikanischen Theologen in den Tagen des Ryehousecomplots
-gelehrt, stand unerschütterlich fest in seinem Geiste. Als der Zustand von
-Ulster sich so gestaltete, daß ein Protestant, welcher dort blieb, es kaum
-vermeiden konnte, entweder ein Rebell oder ein Märtyrer zu werden,
-flüchtete Leslie nach London. Seine Talente und seine Connectionen waren
-von der Art, daß er leicht eine hohe Anstellung in der englischen Kirche
-hätte erlangen können. Aber er nahm seinen Platz in der vordersten
-Reihe der jakobitischen Partei und behauptete denselben durch alle Gefahren
-und Wechselfälle von dreiunddreißig unruhigen Jahren. Obgleich beständig
-mit Deisten, Juden, Socinianern, Presbyterianern, Papisten und
-Quäkern in theologische Streitigkeiten verwickelt, fand er doch noch Zeit
-und Muße, einer der productivsten politischen Schriftsteller seines Jahrhunderts
-zu werden. Von allen nichtschwörenden Geistlichen war er am
-besten befähigt, Verfassungsfragen zu besprechen, denn er hatte vor seiner
-Ordination lange im Temple gewohnt und die englische Geschichte und
-Rechtswissenschaft studirt, während die meisten anderen Häupter des Schismas
-über den Acten von Chalcedon gebrütet, oder in dem Targum des
-Onkelos nach Weisheit gesucht hatten.<a class="fnote" href="#footnote-89_210" id="fnote-89_210">[89]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-43">
-Sherlock.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Im Jahre 1689 jedoch war Leslie fast noch unbekannt
-in England. Unter den Geistlichen, welche am 1. August des genannten
-Jahres suspendirt wurden, stand Doctor Wilhelm Sherlock in der Achtung
-des Volks ohne Widerrede am höchsten. Kein einfacher Priester der englischen
-Kirche hat vielleicht je eine größere Autorität über seine Glaubensbrüder
-besessen als Sherlock sie zur Zeit der Revolution besaß. Er nahm
-als Gelehrter, als Prediger, als theologischer oder als politischer Schriftsteller
-zwar nicht den ersten Rang unter seinen Zeitgenossen ein, aber in
-allen diesen vier Eigenschaften hatte er sich ausgezeichnet. Die Klarheit
-und Lebendigkeit seines Styls sind von Prior und Addison gerühmt worden,
-und die Leichtigkeit mit der er schrieb, sowie sein Fleiß werden durch
-die Menge und durch die Jahrzahlen seiner Werke genugsam bewiesen.
-Es gab zwar unter dem Klerus Männer von glänzenderem Genie und
-von umfassenderer wissenschaftlicher Bildung, aber während einer langen
-Zeit gab es keinen, der den Priesterstand vollkommener repräsentirte,
-keinen, der ohne jeden Anflug von Latitudinarismus, Puritanismus oder
-Papismus die Ansicht der anglikanischen Priesterschaft über alle Gegenstände
-erschöpfender aussprach. In den Tagen der Ausschließungsbill,
-als die Macht der Dissenters im Parlament und im Lande sehr groß
-war, hatte er nachdrücklich gegen die Sünde des Nonconformirens geschrieben.
-Als das Ryehousecomplot entdeckt war, hatte er die Lehre
-vom Nichtwiderstande mit Wort und Schrift eifrig vertheidigt. Seine
-der Sache des Episkopats und der Monarchie geleisteten Dienste wurden
-so hoch geschätzt, daß er zum Vorsteher des Temple ernannt wurde.
-Auch wurde ihm von Karl eine Pension ausgesetzt, die ihm aber Jakob
-bald wieder entzog, denn obgleich Sherlock sich verpflichtet glaubte, der
-Civilgewalt passiven Gehorsam zu leisten, so glaubte er sich doch nicht
-<a id="page-XIV.57" class="pagenum" title="XIV.57"></a>
-minder verpflichtet religiöse Irrthümer zu bekämpfen und war der schärfste
-und rührigste unter dem Heere von Polemikern, welche am Tage der
-Gefahr den protestantischen Glauben mannhaft vertheidigten. In wenig
-mehr als zwei Jahren veröffentlichte er sechzehn Schriften gegen die hohen
-Prätensionen Roms, darunter einige umfangreiche Werke. Nicht zufrieden
-mit den Siegen, die er über so schwache Gegner, wie die Bewohner von
-Clerkenwell und des Savoy errang, hatte er den Muth, sich mit
-keinem geringeren Kämpen als Bossuet zu messen, aus welchem Kampfe
-er nicht mit Unehre hervorging. Trotzdem blieb Sherlock nach wie vor
-bei dem Satze stehen, daß keine Tyrannei Christen berechtigen könne,
-sich der königlichen Autorität zu widersetzen. Als die Convention im Begriff
-war zusammenzutreten, empfahl er in einer Schrift, welche als das
-Manifest eines großen Theils der Geistlichkeit betrachtet wurde, auf das
-Eindringlichste, daß Jakob eingeladen werden solle, unter Bedingungen,
-welche die Gesetze und die Religion der Nation sichern würden, zurückzukehren.<a class="fnote" href="#footnote-90_211" id="fnote-90_211">[90]</a>
-Der Beschluß, welcher Wilhelm und Marien auf den
-Thron setzte, erfüllte Sherlock mit Kummer und Unwillen. Er soll ausgerufen
-haben daß, wenn die Convention zu einer Revolution entschlossen
-sei, der Klerus vierzigtausend Freunde der Kirche finden würde, um eine
-Restauration herbeizuführen.<a class="fnote" href="#footnote-91_212" id="fnote-91_212">[91]</a> Gegen die neuen Eide sprach er offen
-und energisch seine Meinung aus. Er erklärte, er begreife nicht, wie ein
-rechtschaffener Mann daran zweifeln könne, daß der Apostel Paulus mit
-den bestehenden Obrigkeiten die rechtmäßigen Obrigkeiten gemeint habe
-und keine anderen. Kein Name wurde 1689 von den Jakobiten mit solchem
-Stolz und solcher Liebe genannt wie der Name Sherlock&rsquo;s. Noch vor
-dem Schlusse des Jahres 1690 aber erweckte dieser Name ganz andere
-Empfindungen.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-44">
-Hickes.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Einige andere Eidverweigerer müssen noch besonders erwähnt
-werden. Einer der Bedeutendsten unter ihnen war Georg Hickes,
-Dechant von Worcester. Von allen Engländern seiner Zeit war er in
-den alten teutonischen Sprachen am gründlichsten bewandert, und seine
-Kenntniß der ersten christlichen Literatur war eine umfassende. Hinsichtlich
-seiner Befähigung zur politischen Discussion genüge es zu sagen, daß sein
-Lieblingsargument zu Gunsten des passiven Gehorsams der Geschichte der
-Thebanischen Legion entlehnt war. Er war der jüngere Bruder des unglücklichen
-Johann Hickes, der im Speicher der Alice Lisle verborgen
-gefunden worden war. Jakob hatte, trotz aller Fürsprache, sowohl Johann
-Hickes als Alice Lisle hinrichten lassen. Leute, welche die Stärke der
-Grundsätze des Dechanten nicht kannten, dachten er könne deshalb möglicherweise
-einigen Groll hegen, denn er war eben nicht von sanftem
-und vergebendem Character, und konnte sich einer unbedeutenden Kränkung
-viele Jahre lang mit bitteren Gefühlen erinnern. Aber er war fest
-in seinem religiösen und politischen Glauben, er bedachte, daß die Dulder
-Dissenters waren, und er unterwarf sich dem Willen des Gesalbten des
-Herrn nicht nur mit Geduld, sondern mit Freudigkeit. Er wurde sogar
-von dem Augenblicke an wo sein Bruder aufgehängt und die Wohlthäterin
-<a id="page-XIV.58" class="pagenum" title="XIV.58"></a>
-seines Bruders enthauptet worden war, ein treuerer Unterthan als
-je. Während fast alle anderen Geistlichen, durch die Indulgenzerklärung
-und durch die Proceduren der Hohen Commission erschreckt, zu glauben
-begannen, daß sie die Lehre vom Nichtwiderstande ein wenig zu weit getrieben
-hätten, schrieb er eine Vertheidigung seines Lieblingsprinzips und
-bemühte sich die bei Hounslow lagernden Truppen zu überzeugen, daß,
-wenn es Jakob gefallen sollte, sie alle zu massakriren, wie Maximian die
-Thebanische Legion massakrirt hatte, weil sie sich geweigert, Abgötterei zu
-treiben, es ihre Pflicht sein würde, die Waffen auf einen Haufen zu
-werfen und geduldig die Märtyrerkrone zu empfangen. Um Hickes Gerechtigkeit
-widerfahren zu lassen, muß man sagen, daß sein ganzes
-Verhalten nach der Revolution bewies, daß seine Servilität weder aus
-Furcht, noch aus Habsucht, sondern lediglich aus Bigotterie entsprang.<a class="fnote" href="#footnote-92_213" id="fnote-92_213">[92]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-45">
-Collier.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Jeremias Collier, der seiner Stelle als Prediger des
-Archivs entsetzt worden, stand auf einer viel höheren Stufe. Er hat ein
-wohlbegründetes Recht auf dankbare und achtungsvolle Erwähnung, denn
-seiner Beredtsamkeit und seinem Muthe ist die Reinigung unsrer leichteren
-Literatur von der unsauberen Färbung, die sie während der antipuritanischen
-Reaction angenommen hatte, hauptsächlich zuzuschreiben. Er war
-im vollen Umfange des Worts ein guter Mensch. Aber er war auch ein
-Mann von eminenten Talenten, ein großer Meister des Sarkasmus und
-ein ausgezeichneter Rhetoriker.<a class="fnote" href="#footnote-93_214" id="fnote-93_214">[93]</a> Desgleichen war seine Belesenheit, wenn
-auch unverarbeitet, von großem Umfange. Sein Geist aber war beschränkt;
-seine Logik, selbst wenn er so glücklich war, eine gute Sache zu vertheidigen,
-höchst nichtssagend und unbündig und sein Verstand war nicht
-durch persönlichen, aber durch Berufsstolz fast verwirrt. In seinen Augen
-war ein Priester das höchste menschliche Wesen nächst einem Bischofe. Der
-beste und vornehmste Laie war dem geringsten Geistlichen Ehrerbietung
-und Unterwürfigkeit schuldig. Mochte ein Mitglied des geheiligten Standes
-sich noch so lächerlich machen, so war es gottlos über ihn zu lachen. Collier
-war in diesem Punkte so ungemein empfindlich, daß er es für eine Profanation
-hielt, selbst über die Diener einer falschen Religion sich aufzuhalten.
-Er stellte es als Regel hin, daß auch Muftis und Auguren stets
-mit Achtung genannt werden müßten. Er tadelte Dryden, weil er über
-die Hierophanten des Apis gespöttelt. Er lobte Racine, weil er dem
-Character eines Priesters des Baal Würde verliehen. Er lobte Corneille,
-weil er den gelehrten und ehrwürdigen Gottesgelehrten Tiresias in seinem
-Oedipus nicht auf die Bühne gebracht. Er gab zwar zu, daß die Weglassung
-<a id="page-XIV.59" class="pagenum" title="XIV.59"></a>
-den dramatischen Effect des Stückes beeinträchtigte, aber das heilige
-Amt war viel zu feierlich, als daß man eitles Spiel damit treiben durfte.
-Ja, er hielt es sogar, so unglaublich dies scheinen mag, für unpassend,
-wenn ein Laie über presbyterianische Prediger spöttelte. Allerdings war
-sein Jakobitismus nicht viel mehr als eine von den Formen, in denen sich
-sein Eifer für die Würde seines Standes äußerte. Er verabscheute die
-Revolution weniger als einen Aufstand von Unterthanen gegen ihren
-König, denn als einen Aufstand der Laienschaft gegen den Priesterstand.
-Die seit dreißig Jahren von der Kanzel gepredigten Doctrinen, waren
-von der Convention mit Verachtung behandelt worden. Eine neue Regierung
-war im Widerspruch mit den Wünschen der geistlichen Peers im
-Hause der Lords und der Priesterschaft des ganzen Landes eingesetzt worden.
-Eine weltliche Versammlung hatte sich angemaßt, ein Gesetz zu erlassen,
-das Erzbischöfen und Bischöfen, Rectoren und Vikaren bei Strafe
-der Amtsentsetzung vorschrieb das abzuschwören, was sie Zeit ihres ganzen
-Lebens gelehrt hatten. Was auch kleinmüthigere Geister thun mochten,
-Collier war entschlossen, sich von den siegreichen Feinden seines Standes
-nicht im Triumphe fortführen zu lassen. Bis zum letzten Augenblicke
-wollte er mit der gebieterischen Haltung eines vom Himmel Gesandten den
-Fürsten und Mächtigen der Erde Trotz bieten.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-46">
-Dodwell.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-In Bezug auf geistige Begabung war Collier der Hervorragendste
-unter den Eidverweigerern. Hinsichtlich der Gelehrsamkeit
-muß die erste Stelle Heinrich Dodwell zuerkannt werden, der wegen des
-unverzeihlichen Verbrechens, in Mayo ein kleines Gut zu besitzen, von
-dem papistischen Parlament zu Dublin verurtheilt worden war. Er war
-Camdenianischer Professor der alten Geschichte an der Universität Oxford
-und hatte durch chronologische und geographische Forschungen schon eine
-bedeutende Celebrität erlangt; obgleich er aber nie dazu bewogen werden
-konnte, sich ordiniren zu lassen, war doch die Theologie sein Lieblingsstudium.
-Er war unbestreitbar ein frommer und redlicher Mann. Er
-hatte zahllose Werke in verschiedenen Sprachen gelesen und dadurch einen
-größeren Schatz von Gelehrsamkeit gesammelt, als seine schwachen Geisteskräfte
-festzuhalten vermochten. Der schwache geistige Funke, den er
-besaß, wurde durch das Material, das ihn nähren sollte, erstickt. Einige
-seiner Werke scheinen in einem Irrenhause geschrieben zu sein und ziehen
-ihn, obgleich von Beweisen seiner ungeheuren Belesenheit strotzend, auf
-das Niveau eines Jakob Naylor und Ludwig Muggleton herab. Er begann
-eine Dissertation, welche beweisen sollte, daß das Völkerrecht eine
-göttliche Offenbarung sei, welche der in der Arche geretteten Familie gemacht
-wurde. Er veröffentlichte eine Abhandlung, in der er behauptete,
-daß eine Ehe zwischen einem Mitgliede der englischen Kirche und einem
-Dissenter ungültig und daß das Ehepaar in den Augen des Himmels des
-Ehebruchs schuldig sei. Er vertheidigte den Gebrauch der Instrumentalmusik
-beim öffentlichen Gottesdienste aus dem Grunde, weil die Töne der
-Orgel die Macht hätten, den Einfluß der Teufel auf das Rückenmark der
-Menschen zu paralysiren. In seiner Abhandlung über diesen Gegenstand
-bemerkte er, man habe gewichtige Autoritäten für die Ansicht, daß das
-Rückenmark, wenn es zersetzt würde, eine Schlange werde. Ob diese
-Ansicht richtig war oder nicht, hielt er für unnöthig zu entscheiden. Vielleicht,
-sagte er, hätten die ausgezeichneten Männer, in deren Werken sie
-sich finde, nur die große Wahrheit figürlich aussprechen wollen, daß die
-<a id="page-XIV.60" class="pagenum" title="XIV.60"></a>
-alte Schlange hauptsächlich durch das Rückenmark auf uns einwirke.<a class="fnote" href="#footnote-94_215" id="fnote-94_215">[94]</a>
-Dodwell&rsquo;s Betrachtungen über den Zustand der Menschen nach dem Tode
-sind womöglich noch wunderlicher. Er sagt uns, daß unsere Seelen von
-Natur sterblich sind. Vernichtung ist das Loos des größeren Theiles der
-Menschen, der Heiden, der Muhamedaner, der ungetauften Kinder. Die
-Gabe der Unsterblichkeit wird in dem Sakrament der Taufe mitgetheilt;
-zur Wirksamkeit des Sakraments aber ist es durchaus nöthig, daß ein
-durch einen Bischof ordinirter Priester die Taufhandlung verrichtet und
-die Einsetzungsworte spricht. Im natürlichen Laufe der Dinge würden
-demnach alle Presbyterianer, Independenten, Baptisten und Quäker aufhören
-zu existiren, wie die niederen Thiere. Dodwell war jedoch ein viel
-zu guter Hochkirchlicher, als daß er die Dissenters so leichten Kaufs hätte
-davonkommen lassen sollen. Er sagt ihnen, daß Gott, da sie Gelegenheit
-gehabt haben, das Evangelium predigen zu hören, und die bischöfliche
-Taufe hätten empfangen können, wenn sie nicht so verderbt wären, ihnen
-durch einen außerordentlichen Machtspruch die Unsterblichkeit verleihen
-wird, damit sie bis in alle Ewigkeit gequält werden können.<a class="fnote" href="#footnote-95_216" id="fnote-95_216">[95]</a>
-</p>
-
-<p>
-Niemand verabscheute den zunehmenden Latitudinarismus mehr als
-Dodwell. Gleichwohl hatte Niemand mehr Ursache, sich darüber zu freuen,
-denn in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts würde ein Denker, der
-zu behaupten gewagt hätte, die menschliche Seele sei von Natur sterblich
-und höre in den meisten Fällen zugleich mit dem Körper auf zu existiren,
-in Smithfield lebendig verbrannt worden sein. Noch zu einer Zeit, der
-sich Dodwell wohl erinnern konnte, würden Ketzer wie er sich glücklich geschätzt
-haben, wenn sie, mit zerfleischtem Rücken, abgeschnittenen Ohren
-und aufgeschlitzter Nase, die Zunge mit einem glühenden Eisen durchbohrt
-und die Augen mit Steinen ausgeschlagen, mit dem Leben davon gekommen
-wären. In den Augen der Eidverweigerer aber war der Urheber dieser
-Theorie noch immer der große Mr. Dodwell, und Einige, die es für strafbare
-Nachsicht hielten, eine presbyterianische Versammlung zu dulden,
-hielten es zu gleicher Zeit für eine grobe Illiberalität, einen gelehrten
-und frommen Jakobiten zu tadeln, weil er eine vom religiösen Gesichtspunkte
-so höchst unwichtige Lehre wie die von der Unsterblichkeit der
-Seele, in Abrede stelle.<a class="fnote" href="#footnote-96_217" id="fnote-96_217">[96]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-47">
-Kettlewell. Fitzwilliam.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Zwei andere Eidverweigerer verdienen
-<a id="page-XIV.61" class="pagenum" title="XIV.61"></a>
-weniger ihrer Talente und ihrer Gelehrsamkeit, als ihrer seltenen
-Rechtschaffenheit und ihrer nicht minder seltenen Aufrichtigkeit wegen
-specielle Erwähnung. Dies sind Johann Kettlewell, Rector von Coleshill,
-und Johann Fitzwilliam, Canonicus von Windsor. Es ist bemerkenswerth,
-daß diese Männer beide viel mit Lord Russell verkehrt und daß
-beide, obgleich sie in politischen Ansichten von ihm abwichen und den Antheil,
-den er an dem whiggistischen Complot genommen, entschieden mißbilligten,
-eine hohe Meinung von seinem Character gehabt und seinen
-Tod aufrichtig betrauert hatten. Er hatte Kettlewell noch eine freundliche
-Botschaft vom Schaffot in Lincoln&rsquo;s Inn Fields gesandt. Lady Russell
-liebte, vertraute und verehrte Fitzwilliam, der in ihrer Jugend der Freund
-ihres Vaters, des tugendhaften Southampton gewesen war, bis an ihr
-Ende. Die beiden Geistlichen stimmten in der Verweigerung der Eide
-überein, schlugen aber von diesem Augenblicke an verschiedene Richtungen
-ein. Kettlewell war eines der thätigsten Mitglieder seiner Partei; er
-scheute sich keiner Anstrengung zum Besten der gemeinschaftlichen Sache,
-vorausgesetzt daß es keine solche war, die einem rechtschaffenen Mann Unehre
-machte, und er vertheidigte seine Ansichten in mehreren Schriften, welche
-allerdings eine viel höhere Meinung von seiner Aufrichtigkeit als von
-seiner Urtheilsfähigkeit und seinem Scharfsinn begründen.<a class="fnote" href="#footnote-97_218" id="fnote-97_218">[97]</a> Fitzwilliam
-glaubte genug gethan zu haben, indem er sein anmuthiges Wohnhaus mit
-Garten im Schatten der St. Georgs-Kapelle verließ und mit seinen Büchern
-eine kleine Entresolwohnung bezog. Er konnte Wilhelm und Marien
-mit ruhigem Gewissen nicht anerkennen, aber er hielt sich auch nicht für
-verpflichtet, beständig zur Widersetzlichkeit gegen sie aufzustacheln, und er
-verbrachte die letzten Jahre seines Lebens unter dem mächtigen Schutze
-des Hauses Bedford in harmloser, den Studien gewidmeter Ruhe.<a class="fnote" href="#footnote-98_219" id="fnote-98_219">[98]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-48">
-Allgemeiner Character des eidverweigernden Klerus.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Unter den minder ausgezeichneten Geistlichen, welche ihre Pfründen verloren,
-befanden sich zweifelsohne viele gute Menschen; soviel aber ist gewiß,
-daß der sittliche Character der Eidverweigerer im allgemeinen auf
-keiner hohen Stufe stand. Es scheint hart, Leuten, welche unbestreitbar
-einem Prinzipe ein großes Opfer brachten, Lauheit der Prinzipien vorzuwerfen.
-Allein die Erfahrung beweist mehr als genugsam, daß Viele,
-die eines großen Opfers fähig sind, wenn ihr Blut vom Kampfe erhitzt
-und die Blicke der Welt auf sie gerichtet sind, in der täglichen Ausübung
-verborgener Tugenden nicht lange zu beharren vermögen. Es ist durchaus
-nicht unwahrscheinlich, daß Zeloten ihr Leben für eine Religion hingeben
-können, welche ihre rachsüchtigen oder ausschweifenden Leidenschaften doch
-niemals wirksam gezügelt hatte. Wir erfahren sogar von Kirchenvätern,
-welche das höchste Ansehen genießen, daß selbst in den reinsten Zeiten der
-Kirche einige Bekenner, die sich standhaft geweigert hatten, durch Streuen
-<a id="page-XIV.62" class="pagenum" title="XIV.62"></a>
-von Weihrauch auf den Altar Jupiters den Qualen der Folter und dem
-Tode zu entgehen, später den christlichen Namen durch Betrug und Ausschweifung
-schändeten.<a class="fnote" href="#footnote-99_220" id="fnote-99_220">[99]</a> Die eidverweigernden Geistlichen haben indeß
-Anspruch auf große Nachsicht. Sie befanden sich unbestreitbar in einer
-sehr versuchungvollen Lage. Ein Schisma, das eine religiöse Gemeinschaft
-spaltet, spaltet in der Regel den Laienstand ebenso wie den Klerus.
-Die sich lostrennenden Seelenhirten ziehen einen großen Theil ihrer Heerden
-mit sich fort und sind in Folge dessen ihres Unterhalts gewiß. Aber
-das Schisma von 1689 erstreckte sich kaum weiter als auf den Klerus.
-Das Gesetz verlangte von dem Rector, die Eide zu leisten, oder sein Amt
-niederzulegen; von dem Gemeindemitgliede aber wurde kein Eid, keine
-Anerkennung des Titels des neuen Herrscherpaares verlangt, um sich zur
-Theilnahme am Gottesdienste oder zum Genusse des heiligen Abendmahls
-zu qualificiren. Daher hielt sich von den Laien, welche die Revolution
-mißbilligten, noch nicht einer unter fünfzig für verpflichtet, seinen Stuhl
-in der alten Kirche, wo nach wie vor die alte Liturgie verlesen und die
-alten Gewänder getragen wurden, zu verlassen und den ausgestoßenen
-Priester zu einem Conventikel zu begleiten, das noch obendrein durch das
-Toleranzedict nicht geschützt war. So war die neue Secte eine Secte von
-Predigern ohne Zuhörer und vom Predigen konnten diese Prediger nicht
-leben. In London und in einigen anderen großen Städten waren die
-heftigen Jakobiten, welche durch nichts zu befriedigen waren, als wenn
-sie für König Jakob und den Prinzen von Wales mit Namen beten hörten,
-allerdings zahlreich genug, um einige kleine Gemeinden zu bilden, die
-sich im Geheimen und unter beständiger Furcht vor den Constablern in
-Räumen versammelten, welche so beschränkt waren, daß die Bethäuser
-der puritanischen Dissenters im Vergleich damit Paläste genannt werden
-konnten. Selbst Collier, der alle die Eigenschaften besaß, welche ein zahlreiches
-<a id="corr-28"></a>Auditorium herbeiziehen, mußte sich damit begnügen, der Geistliche
-einer kleinen Schaar Mißvergnügter zu sein, deren Betzimmer sich im
-zweiten Stock eines Hauses der City befand. Aber die Zahl der nichtschwörenden
-Geistlichen, die sich durch Gottesdiensthalten an solchen Orten
-auch nur einen kümmerlichen Unterhalt zu erwerben vermochten, war sehr
-gering. Von den übrigen konnten einige unabhängig von ihrem Vermögen
-leben, andere ernährten sich durch literarische Arbeiten, ein paar praktizirten
-als Aerzte. Thomas Wagstaffe zum Beispiel, der Kanzler von
-Lichfield gewesen war, hatte viele Patienten und machte sich dadurch bemerkbar,
-daß er sie stets im vollen Domherrnornat besuchte.<a class="fnote" href="#footnote-100_221" id="fnote-100_221">[100]</a> Doch
-<a id="page-XIV.63" class="pagenum" title="XIV.63"></a>
-dies waren Ausnahmen. Betriebsame Armuth ist ein der <a id="corr-29"></a>Tugendhaftigkeit
-keineswegs nachtheiliger Zustand, gefährlich aber ist es, arm und zugleich
-unthätig zu sein, und die Mehrzahl der Geistlichen, die sich geweigert
-hatten zu schwören, sahen sich ohne Subsistenzmittel und ohne Beschäftigung
-in die Welt hinausgestoßen. Natürlich wurden sie Bettler und Müßiggänger.
-Da sie sich als Märtyrer für eine öffentliche Sache betrachteten,
-so schämten sie sich nicht, den ersten besten guten Hochkirchlichen um eine
-Guinee anzusprechen. Die Meisten von ihnen verbrachten ihr Leben
-damit, daß sie aus einem Torykaffeehause ins andre gingen, die Holländer
-schmähten, Gerüchte, nach denen Se. Majestät binnen einem Monate
-zuverlässig auf englischem Boden sein würde, anhörten und verbreiteten,
-und sich die Köpfe darüber zerbrachen, wer das Bisthum Salisbury bekommen
-würde, wenn Burnet gehängt wäre. Während der Parlamentssession
-waren die Vorzimmer und der Court of Requests mit abgesetzten
-Pfarrgeistlichen gefüllt, die sich erkundigten, wer die Oberhand habe und
-wie die letzte Abstimmung ausgefallen sei. Viele der vertriebenen Geistlichen
-fanden in den Häusern reicher Jakobiten als Kaplane, Hauslehrer
-oder Seelsorger Aufnahme. In einer derartigen Stellung kann ein Mann
-von reinem und edlem Character, ein Mann wie Ken unter den Eidverweigerern
-und Watts unter den Nonconformisten war, seine Würde behaupten
-und durch sein Beispiel und seine Belehrungen die Wohlthaten,
-die er empfängt, mehr als vergelten. Für Den aber, dessen Tugend nicht
-auf einer hohen Stufe steht, ist dieser Lebensweg voller Gefahren. Besitzt
-er ein phlegmatisches Temperament, so läuft er Gefahr, zu einem servilen,
-sinnlichen, trägen Schmarotzer herabzusinken. Hat er einen thatkräftigen,
-aufstrebenden Geist, so steht zu befürchten, daß er in den schlimmen
-Kunstgriffen Erfahrung erlangt, durch welche dienende Personen sich
-leichter als durch treue Dienste angenehm oder gefürchtet machen. Die
-schwache Seite jedes Characters zu entdecken, jeder Leidenschaft und jedem
-Vorurtheile zu schmeicheln, Zwietracht und Neid zu säen, wo Liebe und
-Vertrauen herrschen sollten, den Augenblick übereilter Offenherzigkeit zu
-erspähen, um Geheimnisse zu entlocken, welche für das Glück und die
-Ehre der Familien von Wichtigkeit sind: dies sind die Gewohnheiten,
-durch welche sich scharfsinnige und unruhige Geister nur zu oft für das
-Demüthigende einer abhängigen Stellung gerächt haben. Die öffentliche
-Stimme beschuldigte viele Eidverweigerer laut, daß sie die Gastfreundschaft
-ihrer Wohlthäter mit eben so schwarzem Undank vergälten, wie der
-in Molière&rsquo;s Meisterwerk geschilderte Heuchler. In der That als Cibber
-es unternahm, dieses herrliche Lustspiel für die englische Bühne zu bearbeiten,
-machte er aus seinem Tartuffe einen Eidverweigerer, und
-Johnson, von dem man nicht glauben kann, daß er gegen die Eidverweigerer
-eingenommen gewesen sei, gestand offen, daß Cibber ihnen nicht
-Unrecht gethan habe.<a class="fnote" href="#footnote-101_222" id="fnote-101_222">[101]</a>
-</p>
-
-<p>
-<a id="page-XIV.64" class="pagenum" title="XIV.64"></a>
-Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß das durch die Eide herbeigeführte
-Schisma noch weit schlimmer gewesen sein würde, wenn in dieser
-Krisis eine ausgedehnte Umgestaltung in der Verfassung oder dem Ceremoniell
-der Staatskirche vorgenommen worden wäre. Es ist ein sehr lehrreiches
-Factum, daß die aufgeklärten und toleranten Geistlichen, welche
-eine solche Umgestaltung sehnlichst wünschten, nachher Grund sahen, dankbar
-dafür zu sein, daß ihr Lieblingsplan gescheitert war.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-49">
-Der Comprehensionsplan. Tillotson.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Whigs und Tories
-hatten sich während der vorigen Session vereinigt, Nottingham&rsquo;s Comprehensionsbill
-zu beseitigen, indem sie eine Adresse beschlossen, welche den
-König ersuchte, die ganze Angelegenheit an die Convocation zu verweisen.
-Burnet sah die Wirkung dieses Beschlusses voraus. Der ganze Plan,
-sagte er, ist gänzlich zerstört.<a class="fnote" href="#footnote-102_223" id="fnote-102_223">[102]</a> Viele von seinen Freunden waren jedoch
-andrer Meinung, und zu ihnen gehörte auch Tillotson. Von allen Mitgliedern
-der Niederkirchenpartei stand Tillotson in der allgemeinen Achtung
-am höchsten. Als Kanzelredner übertraf er in den Augen seiner Zeitgenossen
-alle lebenden und todten Rivalen. Die Nachwelt hat dieses Urtheil
-nicht anerkannt; doch behauptet Tillotson noch immer seinen Platz als ein
-legitimer englischer Classiker. Sein höchster Gedankenflug stand zwar tief
-unter dem eines Taylor, eines Barrow und eines South; aber sein Styl
-war correcter und fließender als der ihrige. Keine wunderlichen Einfalle,
-keine pedantischen Citate aus Talmudisten und Scholiasten, keine gemeinen
-Bilder, possenhaften Geschichten oder unschicklichen Schmähungen beeinträchtigten
-die Wirkung seiner ernsten und gemäßigten Reden. Seine
-Logik war gerade tief und fein genug, damit ein volksthümliches Auditorium
-sie mit jenem leichten Grade geistiger Anstrengung, der ein Genuß
-ist, verfolgen konnte. Sein Styl ist nicht brillant, aber er ist rein,
-durchsichtig klar und ebenso frei von der Flüchtigkeit, wie von der Schwerfälligkeit,
-welche die Predigten mancher ausgezeichneten Geistlichen des 17.
-Jahrhunderts verunzieren. Er ist immer ernst, und doch hat seine Ausdrucksweise
-eine gewisse elegante Ungezwungenheit, die ihn als einen Mann
-kennzeichnet, der die Welt kennt, der in volkreichen Städten und an glänzenden
-Höfen gelebt und der sich nicht allein mit Büchern, sondern auch
-<a id="page-XIV.65" class="pagenum" title="XIV.65"></a>
-mit Juristen und Kaufleuten, mit Literatur und Damen, mit Staatsmännern
-und Fürsten unterhalten hat. Der Hauptreiz seiner Geistesproducte
-liegt jedoch in der Herzensgüte und Offenheit, welche aus jeder
-Zeile sprechen und in seinem Lebenswandel nicht minder sichtbar hervortreten
-wie in seinen Schriften.
-</p>
-
-<p>
-Als Theolog war Tillotson gewiß nicht weniger latitudinarisch als
-Burnet. Dennoch sprachen viele von den Geistlichen, für welche Burnet
-ein Gegenstand unüberwindlicher Abneigung war, von Tillotson mit Zuneigung
-und Achtung. Es kann daher nicht Wunder nehmen, daß die
-beiden Freunde sich ein verschiedenes Urtheil über die Gesinnung der Priesterschaft
-gebildet hatten und von dem Zusammentritt der Convocation
-ein verschiedenes Resultat erwarteten. Tillotson mißfiel der Beschluß der
-Gemeinen nicht. Er war der Ansicht, daß Veränderungen, welche durch
-eine rein weltliche Behörde in religiösen Institutionen vorgenommen wurden,
-vielen Kirchenmännern unangenehm sein mußten, die gleichwohl in einer
-kirchlichen Synode für noch umfassendere Aenderungen gestimmt haben
-würden, und seine Meinung hatte großes Gewicht beim Könige.<a class="fnote" href="#footnote-103_224" id="fnote-103_224">[103]</a> Es
-ward beschlossen, daß die Convocation zu Anfang der nächsten Parlamentssession
-zusammentreten und daß inzwischen eine Verordnung erlassen werden
-sollte, welche einige ausgezeichnete Geistliche ermächtigte, die Liturgie, die
-Kirchengesetze und das ganze von den christlichen Gerichtshöfen gehandhabte
-Rechtssystem zu prüfen und über die sich als wünschenswerth herausstellenden
-Abänderungen Bericht zu erstatten.<a class="fnote" href="#footnote-104_225" id="fnote-104_225">[104]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-50">
-Eine kirchliche Commission ernannt.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Die Mehrzahl der
-Bischöfe, welche die Eide geleistet hatten, war in dieser Commission, und
-ihnen waren zwanzig der angesehensten Priester beigegeben. Der bedeutendste
-unter diesen Zwanzig war Tillotson, denn man wußte, daß er die
-Ansicht des Königs und der Königin aussprach. Unter den Commissionsmitgliedern,
-welche Tillotson als ihr Oberhaupt betrachteten, befanden sich
-Stillingfleet, Dechant von St. Paul, Sharp, Dechant von Norwich,
-Patrick, Dechant von Peterborough, Tenison, Rector von St. Martin,
-und Fowler, dessen verständiger Energie der Entschluß der londoner Geistlichkeit,
-die Indulgenzerklärung nicht zu verlesen, hauptsächlich zuzuschreiben
-war.
-</p>
-
-<p>
-Neben den genannten Männern standen einige der Hochkirchenpartei
-angehörende Geistliche. Unter diesen zeichneten sich besonders zwei der
-ersten Theologen von Oxford, Aldrich und Jane, aus. Aldrich war unlängst
-zum Dechant von Christchurch ernannt worden, an Stelle des
-Papisten Massey, den Jakob, in directem Widerspruch mit den Gesetzen,
-an die Spitze dieses wichtigen Collegiums gestellt hatte. Der neue Dechant
-war ein gebildeter, wenn auch nicht gründlicher Gelehrter und ein jovialer,
-gastfreundlicher Herr. Er war der Verfasser einiger theologischer Schriften,
-welche längst vergessen sind, und eines Compendiums der Logik, das
-noch in Gebrauch ist; die besten Werke aber, die er der Nachwelt hinterlassen
-hat, sind seine Kanons. Jane, der königliche Professor der Theologie,
-war ein ernsterer, aber minder achtungswerther Mann. Er hatte
-den Hauptantheil bei Abfassung des Decrets gehabt, durch welches seine
-<a id="page-XIV.66" class="pagenum" title="XIV.66"></a>
-Universität befahl, daß die Werke Milton&rsquo;s und Buchanan&rsquo;s in den Schulen
-öffentlich verbrannt werden sollten. Wenige Jahre später hatte er
-sich, gereizt und beunruhigt durch die Verfolgung der Bischöfe und durch
-die Confiscirung der Einkünfte des Magdalenencollegiums, von dem Prinzip
-des Nichtwiderstandes losgesagt, hatte sich in das Hauptquartier des Prinzen
-von Oranien begeben und Sr. Hoheit versichert, daß Oxford bereitwillig
-sein Silbergeschirr zur Unterstützung des Kriegs gegen seinen Unterdrücker
-in Geld verwandeln werde. Eine kurze Zeit lang wurde Jane
-allgemein als ein Whig betrachtet und von einigen seiner früheren Verbündeten
-in Schmähschriften arg mitgenommen. Er hatte das Unglück
-einen Namen zu haben, der eine vortreffliche Zielscheibe für die gelehrten
-Witzlinge seiner Universität war. Es erschienen mehrere Epigramme auf
-den Janus mit dem Doppelgesicht, der durch Sehen nach der einen Seite
-eine Professur erhalten, und der jetzt durch Sehen nach einer andren
-Seite ein Bisthum zu erlangen hoffe. Daß er ein Bisthum zu erlangen
-hoffte, war vollkommen wahr. Er verlangte den Sitz von Exeter als
-den seinen Diensten gebührenden Lohn. Derselbe wurde ihm jedoch abgeschlagen.
-Diese Verweigerung überzeugte ihn, daß er vom Latitudinarismus
-eben so viel zu fürchten hatte wie vom Papismus, und er wurde
-daher eiligst wieder ein Tory.<a class="fnote" href="#footnote-105_226" id="fnote-105_226">[105]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-51">
-Maßregeln der Commission.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Zu Anfang des October versammelten
-sich die Mitglieder der Commission in dem Jerusalemzimmer.
-Sie beschlossen in ihrer ersten Sitzung, darauf anzutragen, daß beim
-öffentlichen Gottesdienste die aus den Apokryphen entnommenen Vorlesekapitel
-durch Kapitel aus den kanonischen Büchern der heiligen Schrift ersetzt
-werden sollten.<a class="fnote" href="#footnote-106_227" id="fnote-106_227">[106]</a> In der zweiten Zusammenkunft wurde eine Frage
-aufgeworfen, und zwar von Demjenigen, der sie zu allerletzt hätte in
-Anregung bringen sollen. Sprat, Bischof von Rochester, war ohne den
-geringsten Gewissensskrupel zwei Jahre lang Mitglied des verfassungswidrigen
-Tribunals gewesen, das unter der vorigen Regierung die Kirche,
-zu deren Leitern er gehörte, unterdrückt und geplündert hatte. Aber jetzt
-war er bedenklich geworden und äußerte Zweifel an der Gesetzmäßigkeit
-der Commission. Seine Einwendungen müssen jedem gesunden Verstande
-als hohle Sophismen erscheinen. Das Ernennungsdecret gab weder Vollmacht,
-Gesetze zu machen, noch Gesetze anzuwenden, sondern lediglich zu
-untersuchen und zu berichten. Selbst ohne königliche Ermächtigung hätten
-Tillotson, Patrick und Stillingfleet unbedenklich zusammentreten können,
-um den Zustand und die Zukunft der Kirche zu berathen und zu erwägen,
-ob es wünschenswerth war oder nicht, den Dissenters ein Zugeständniß
-zu machen. Wie konnte es ein Verbrechen sein, wenn Unterthanen auf
-Verlangen ihres Souverains etwas thaten, was unschuldig, ja lobenswerth
-gewesen wäre, wenn sie es unaufgefordert gethan hätten? Sprat wurde
-jedoch durch Jane unterstützt. Es entspann sich ein heftiger Wortwechsel,
-und Lloyd, Bischof von St. Asaph, der neben vielen guten Eigenschaften
-<a id="page-XIV.67" class="pagenum" title="XIV.67"></a>
-ein reizbares Temperament besaß, ließ sich so weit hinreißen, von Spionen
-zu sprechen. Sprat entfernte sich und kam nicht wieder. Jane und Aldrich
-folgten bald seinem Beispiele.<a class="fnote" href="#footnote-107_228" id="fnote-107_228">[107]</a> Die Commission ging hierauf zur
-Erörterung der Frage wegen der Stellung beim Abendmahle über, und
-es wurde beschlossen anzuempfehlen, daß ein Communikant, der nach
-Besprechung mit seinem Seelsorger erklärte, sein Gewissen erlaube ihm
-nicht, das Brot und den Wein kniend zu empfangen, dieselben sitzend
-empfangen dürfe. Mew, Bischof von Winchester, ein braver Mann,
-aber ohne wissenschaftliche Bildung, der selbst in seinen besten Jahren
-schwach gewesen war und jetzt immer kindischer wurde, protestirte gegen
-dieses Zugeständniß und verließ die Versammlung. Die anderen Mitglieder
-fuhren fort, sich emsig mit ihrer Aufgabe zu beschäftigen, und es
-fand kein weiterer Austritt statt, obgleich große Meinungsverschiedenheit
-herrschte und die Debatten zuweilen ziemlich heiß waren. Die entschiedensten
-Hochkirchlichen unter den Zurück<a id="corr-30"></a>bleibenden waren Doctor Wilhelm Beveridge,
-Archidiakonus von Colchester, der viele Jahre später Bischof von St.
-Asaph wurde, und Doctor Johann Scott, der Nämliche, der an Jeffreys&rsquo;
-Sterbebett gebetet hatte. Die Thätigsten unter den Latitudinariern waren
-Burnet, Fowler und Tenison.
-</p>
-
-<p>
-Die Taufhandlung wurde wiederholt discutirt. In Bezug auf Formalitäten
-waren die Commissionsmitglieder zur Nachsicht gestimmt. Sie
-waren sämmtlich geneigt, Kinder ohne Pathen und ohne das Zeichen des
-Kreuzes in den Schooß der Kirche aufzunehmen. Die Majorität aber
-weigerte sich nach langer Debatte standhaft, die Worte zu entkräften oder
-wegzuerklären, in denen nach der Ansicht aller unverdorbenen Gemüther
-die regenerirende Kraft des Sakraments liegt.<a class="fnote" href="#footnote-108_229" id="fnote-108_229">[108]</a>
-</p>
-
-<p>
-Hinsichtlich des Chorhemds beschloß die Commission zu empfehlen, daß
-den Bischöfen ein weiter Spielraum gelassen werde. Es wurden Auswege
-ersonnen, durch welche Jemand, der die presbyterianische Ordination
-empfangen, ein Priester der englischen Kirche werden konnte, ohne weder
-ausdrücklich noch stillschweigend die Ungültigkeit dieser Ordination zuzugeben.<a class="fnote" href="#footnote-109_230" id="fnote-109_230">[109]</a>
-</p>
-
-<p>
-Der kirchliche Kalender wurde einer sorgfältigen Revision unterworfen.
-Die großen Festtage wurden beibehalten. Aber es wurde nicht für
-wünschenswerth erachtet, daß St. Valentin, St. Chad, St. Swithin,
-St. Eduard König der Westsachsen, St. Dunstan und St. Alphage die
-Ehren St. Johannes&rsquo; und St. Paulus&rsquo; theilten, oder daß es den Anschein
-bekäme, als ob die Kirche die lächerliche Fabel von der Entdeckung des
-Kreuzes Thatsachen von so hochwichtiger Bedeutung wie die Geburt, die
-Leidensgeschichte, die Auferstehung und die Himmelfahrt des Herrn zur
-Seite stellen wolle.<a class="fnote" href="#footnote-110_231" id="fnote-110_231">[110]</a>
-</p>
-
-<p>
-Das Athanasische Glaubensbekenntniß machte viel zu schaffen. Die
-meisten Mitglieder der Commission waren eben so wenig geneigt, die doctrinellen
-<a id="page-XIV.68" class="pagenum" title="XIV.68"></a>
-Sätze aufzugeben, wie die damnatorischen Sätze beizubehalten.
-Burnet, Fowler und Tillotson wünschten dieses berühmte Symbolum ganz
-aus der Liturgie zu streichen. Burnet machte dafür ein Argument geltend,
-das ihm wahrscheinlich selbst kein großes Gewicht zu haben schien,
-das aber vortrefflich darauf berechnet war, seine Gegner, Beveridge und
-Scott, in Verlegenheit zu setzen. Das Concil von Ephesus war von den
-anglikanischen Geistlichen stets als eine Synode verehrt worden, welche
-die Gesammtheit der Gläubigen wirklich repräsentirt hatte und von Gott
-auf dem Wege der Wahrheit geleitet worden war. Die Stimme dieses
-Concils war die Stimme der noch nicht durch Aberglauben verderbten
-oder durch Spaltungen zerrissenen heiligen katholischen und apostolischen
-Kirche. Seit mehr als zwölf Jahrhunderten hatte die Welt keine kirchliche
-Versammlung wieder gesehen, welche gleichen Anspruch auf die Achtung
-der Gläubigen gehabt hätte. Das Concil von Ephesus hatte in den
-klarsten Ausdrücken und unter Androhung der furchtbarsten Strafen den
-Christen verboten, ihren Brüdern ein andres Glaubensbekenntniß aufzudringen
-als das von den Nicäischen Vätern festgestellte. Man sollte daher
-denken, daß, wenn das Concil von Ephesus wirklich unter der Leitung
-des heiligen Geistes stand, jeder der sich des Athanasischen Glaubensbekenntnisses
-bedient, in dem Augenblicke da er ein Anathema gegen seine
-Nebenmenschen ausspricht, ein Anathema über sein eignes Haupt bringen
-müßte.<a class="fnote" href="#footnote-111_232" id="fnote-111_232">[111]</a> Trotz der Autorität der ephesischen Väter beschloß die Majorität
-der Commissionsmitglieder das Athanasische Glaubensbekenntniß im
-Gebetbuche zu lassen, sie schlugen nur vor, eine von Stillingfleet entworfene
-Rubrik beizufügen, welche erklärte, die damnatorischen Sätze seien so
-zu verstehen, daß sie nur auf Diejenigen Anwendung fänden, welche das
-Wesen des christlichen Glaubens hartnäckig leugneten. Orthodoxe Gläubige
-durften daher hoffen, daß der Ketzer, der aufrichtig und demüthig
-nach der Wahrheit gesucht, nicht zu ewiger Strafe verdammt werden würde,
-weil es ihm nicht gelungen war, sie zu finden.<a class="fnote" href="#footnote-112_233" id="fnote-112_233">[112]</a>
-</p>
-
-<p>
-Tenison wurde beauftragt, die Liturgie zu prüfen und alle diejenigen
-Ausdrücke zu sammeln, gegen welche entweder von theologischen oder von
-literarischen Kritikern Einwendungen gemacht worden waren. Einige offenbare
-Mängel beschloß man zu beseitigen. Es wäre vernünftig gewesen,
-wenn es die Commissionsmitglieder dabei hätten bewenden lassen; unglücklicherweise
-aber beschlossen sie, einen großen Theil des Gebetbuches umzuarbeiten.
-Dies war ein kühnes Unternehmen, denn im allgemeinen ist
-<a id="page-XIV.69" class="pagenum" title="XIV.69"></a>
-der Styl des Buches so, daß er nicht verbessert werden kann. Die englische
-Liturgie gewinnt in der That selbst bei einem Vergleiche mit den
-schönen alten Liturgien, denen sie zum großen Theil entlehnt ist. Die
-wesentlichen Eigenschaften der erbaulichen Eloquenz, der Kürze, der majestätischen
-Einfachheit, der pathetischen Innigkeit des Gebets, durch tiefe
-Ehrfurcht gemäßigt, sind den Uebersetzungen und den Originalen gemeinschaftlich
-eigen. In den untergeordneten Schönheiten der Diction aber
-stehen die Originale den Uebersetzungen unleugbar nach. Der Grund davon
-liegt auf der Hand. Die technischen Ausdrücke des Christenthums wurden
-erst ein Bestandtheil der lateinischen Sprache, als diese Sprache das
-Alter der Reife überschritten hatte und in Barbarismus versank. Aber
-die technischen Ausdrücke des Christenthums fanden sich in dem angelsächsischen
-und normännischen Französisch schon lange bevor die Verschmelzung
-dieser beiden Dialecte einen dritten, beiden überlegenen Dialect erzeugt
-hatte. Das Latein, des römisch-katholischen Gottesdienstes ist daher
-Latein im letzten Stadium des Verfalls, während das Englisch unsres
-Gottesdienstes Englisch in der vollen Kraft und Eleganz der ersten Jugend
-ist. Den großen lateinischen Schriftstellern Terenz und Lucrez, Cicero
-und Cäsar, Tacitus und Quintilian würden die herrlichsten Compositionen
-Ambrosius&rsquo; und Gregor&rsquo;s nicht nur als schlecht geschrieben, sondern als
-sinnloses Gewäsch erschienen sein.<a class="fnote" href="#footnote-113_234" id="fnote-113_234">[113]</a> Die Diction unsers allgemeinen Gebetbuches
-hingegen hat direct oder indirect dazu beigetragen, die Sprache
-fast jedes großen englischen Schriftstellers zu bilden und hat die Bewunderung
-der gebildetsten Ungläubigen und der gebildetsten Nonconformisten,
-die Bewunderung von Männern wie David Hume und Robert Hall
-erweckt.
-</p>
-
-<p>
-Der Styl der Liturgie befriedigte jedoch die Doctoren des Jerusalemzimmers
-nicht. Sie erklärten die Collecten für zu kurz und zu trocken,
-und Patrick wurde beauftragt, sie zu erweitern und auszuschmücken. In
-einer Hinsicht ließ sich gegen diese Wahl nichts einwenden, denn wenn
-wir danach urtheilen, wie Patrick die erhabenste hebräische Poesie paraphrasirte,
-werden wir wahrscheinlich zu der Ueberzeugung gelangen, daß,
-mochte er sich nun dazu eignen, die Collecten zu verbessern, oder nicht,
-wenigstens Niemand befähigter sein konnte, sie zu erweitern.<a class="fnote" href="#footnote-114_235" id="fnote-114_235">[114]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-52">
-<a id="page-XIV.70" class="pagenum" title="XIV.70"></a>
-Die Convocation der Provinz Canterbury einberufen.
-Stimmung des Klerus.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Es kam indeß wenig darauf an, ob die
-Empfehlungen der Commission gut oder schlecht waren, denn verurtheilt
-waren sie alle, noch ehe man sie kannte. Die Ausschreiben zur Einberufung
-der Convocation der Provinz Canterbury waren erlassen und
-die Geistlichen waren allenthalben in einem Zustande heftiger Aufregung.
-Sie hatten eben die Eide geleistet und empfanden noch schmerzlich die
-harten Vorwürfe der Eidverweigerer, die rücksichtslosen Schmähungen
-der Whigs und unzweifelhaft in vielen Fällen auch die Mahnungen des
-Gewissens. Die Ankündigung, daß eine Convocation zusammentreten solle,
-um einen Comprehensionsplan zu berathen, erweckte die stärksten Leidenschaften
-des Priesters, der sich so eben dem Gesetz gefügt hatte und der
-deshalb gar nicht oder nur halb zufrieden mit sich war. Es bot sich ihm
-eine Gelegenheit, zur Vereitelung eines Lieblingsplanes der Regierung
-beizutragen, welche bei strenger Strafe eine Unterwerfung von ihm verlangt
-hatte, die sich mit seinem Gewissen oder mit seinem Stolze schwer
-vereinigen ließ. Es bot sich ihm eine Gelegenheit, seinen Eifer für die
-Kirche zu bethätigen, deren characteristische Lehren er um materiellen
-Nutzens willen untreu geworden zu sein beschuldigt war. Seiner Ansicht
-nach drohte ihr jetzt eine eben so große Gefahr als die des vorhergehenden
-Jahres. Die Latitudinarier von 1689 seien nicht minder eifrig bestrebt,
-sie zu demüthigen und zu Grunde zu richten, wie die Jesuiten
-von 1688. Die Toleranzacte habe für die Dissenters soviel gethan, als
-sich mit der Würde und Sicherheit der Kirche vertrug, und es dürfe
-nichts weiter zugestanden werden, nicht der Saum eines Gewandes, nicht
-eine Sylbe vom Anfang bis zum Ende der Liturgie. Alle die Vorwürfe,
-welche der kirchlichen Commission Jakob&rsquo;s gemacht worden waren, wurden
-auf die kirchliche Commission Wilhelm&rsquo;s übertragen. Die beiden Commissionen
-hatten zwar nichts als den Namen mit einander gemein; aber bei
-dem Namen dachte Jedermann an Ungesetzlichkeit und Bedrückung, an
-Verletzung des Hausrechts und Confiscation von Grundeigenthum, und
-die Böswilligen riefen ihn daher unermüdlich und mit nicht geringem Erfolge
-in die Ohren der Unwissenden.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-53">
-Die Geistlichkeit unzufrieden mit dem König.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Auch dem
-König, sagte man, war nicht zu trauen. Er conformirte sich zwar dem
-bestehenden Gottesdienste, aber es war bei ihm eine örtliche und gelegentliche
-Conformität. Denn gegen einige Ceremonien, für welche die Hochkirchlichen
-sehr eingenommen waren, empfand er einen Widerwillen, den
-er gar nicht zu verhehlen suchte. Es war eine seiner ersten Maßregeln
-gewesen, zu befehlen, daß der Gottesdienst in seiner Privatkapelle gesprochen
-und nicht gesungen werden solle, und diese Anordnung erregte viel
-Murren, obgleich die Rubrik sie guthieß.<a class="fnote" href="#footnote-115_236" id="fnote-115_236">[115]</a> Es war bekannt, daß er so
-profan war, über einen durch hohe kirchliche Autorität sanctionirten Gebrauch
-<a id="page-XIV.71" class="pagenum" title="XIV.71"></a>
-zu spötteln, über den Gebrauch des Händeauflegens gegen die
-Skropheln. Diese Ceremonie hatte sich fast unverändert seit dem grauesten
-Alterthum bis zu den Zeiten Newton&rsquo;s und Locke&rsquo;s erhalten. Die Stuarts
-spendeten häufig die heilende Kraft im Bankethause. Die Tage, an denen
-dieses Wunder verrichtet werden sollte, wurden in Sitzungen des Geheimen
-Raths bestimmt, und dann in allen Pfarrkirchen des Reichs von den
-Geistlichen feierlich verkündet.<a class="fnote" href="#footnote-116_237" id="fnote-116_237">[116]</a> Wenn die bestimmte Zeit kam, standen
-mehrere Geistliche im vollen Ornate um den Staatsbaldachin. Der königliche
-Leibarzt führte die Kranken herein, und es wurde hierauf eine Stelle
-aus dem 16. Kapitel des Evangeliums Marci vorgelesen. Nach den
-Worten: &bdquo;Auf die Kranken werden sie die Hände legen, so wird&rsquo;s besser
-mit ihnen werden,&ldquo; wurde innegehalten und einer der Kranken vor den
-König gebracht. Se. Majestät berührte die Geschwüre und Beulen und
-hing ein weißes Band, an dem eine Goldmünze befestigt war, um den
-Hals des Patienten. Die Uebrigen wurden so alle nacheinander vorgeführt
-und wenn jeder berührt war, wiederholte der Kaplan die Worte;
-&bdquo;Auf die Kranken werden sie die Hände legen, so wird&rsquo;s besser mit ihnen
-werden.&ldquo; Dann kamen die Epistel, Gebete, Wechselgesänge und ein Segen.
-Der Dienst findet sich noch in den Gebetbüchern aus der Regierungszeit
-der Königin Anna. Erst einige Zeit nach der Thronbesteigung Georg&rsquo;s I.
-hörte die Universität Oxford auf, das feierliche Amt der Heilung mit
-der Liturgie zusammen drucken zu lassen. Theologen von ausgezeichneter
-Gelehrsamkeit, Bildung und Tugendhaftigkeit sanctionirten dieses Blendwerk
-durch ihre Autorität und was noch auffälliger ist, hochberühmte
-Aerzte glaubten an die heilenden Kräfte der königlichen Hand, oder stellten
-sich wenigstens als glaubten sie daran. Wir dürfen wohl annehmen,
-daß jeder im Dienste Karl&rsquo;s II. stehende Arzt ein Mann von hoher Berufstüchtigkeit
-war, und mehr als einer von den Aerzten Karl&rsquo;s II. hat
-uns das feierliche Bekenntniß seines Glaubens an die Wunderkraft des
-Königs hinterlassen. Einer von ihnen schämt sich nicht uns zu sagen,
-daß die Gabe durch die bei der Krönung stattfindende Salbung mitgetheilt
-werde, daß die Heilungen so zahlreich seien und zuweilen so rasch
-erfolgten, daß sie keiner natürlichen Ursache zugeschrieben werden konnten,
-daß das Fehlschlagen lediglich dem Mangel an Glauben auf Seiten des
-Kranken beigemessen werden müsse; daß Karl einst einen skrophulösen
-Quäker berührt und ihn in einem Augenblicke zu einem gesunden Menschen
-und wahren Hochkirchenmann gemacht; daß, wenn die Geheilten das ihnen
-um den Hals gehängte Goldstück verlören oder verkauften, die Geschwüre
-von neuem aufbrächen und nur durch eine abermalige Berührung und
-durch einen zweiten Talisman geheilt werden könnten. Wenn Männer
-der Wissenschaft solchen Unsinn ernsthaft wiederholten, so dürfen wir
-uns nicht darüber wundern, daß der große Haufe ihn glaubte. Noch
-weniger dürfen wir uns wundern, daß Unglückliche, die von einer Krankheit
-gequält wurden, gegen welche natürliche Heilmittel nichts vermochten,
-<a id="page-XIV.72" class="pagenum" title="XIV.72"></a>
-Geschichten von übernatürlichen Kuren begierig verschlangen, denn nichts
-ist so leichtgläubig als das Unglück. Die Volksmassen, die sich an den
-Heilungstagen nach dem Palaste drängten, waren ungeheuer. Karl II.
-berührte im Laufe seiner Regierung nahe an hunderttausend Personen.
-Die Zahl war größer oder geringer je nachdem die Popularität des Königs
-stieg oder sank. Während der toryistischen Reaction, welche auf die
-Auflösung des Oxforder Parlaments folgte, drängte sich das Volk massenhaft
-in seine Nähe. Im Jahre 1682 verrichtete er die Ceremonie achttausendfünfhundert
-Mal. Im Jahre 1684 war das Gedränge so arg, daß
-sechs oder sieben Kranke todtgetreten wurden. Jakob berührte auf einer
-seiner Reisen im Chore der Kathedrale von Chester achthundert Personen.
-Die Kosten der Ceremonie beliefen sich auf nicht viel weniger als zehntausend
-Pfund jährlich und würden ohne die Wachsamkeit des königlichen Leibarztes,
-der die Applikanten zu untersuchen und Diejenigen, welche um der
-Heilung willen kamen, von Denen, welche des Goldstücks wegen kamen,
-zu scheiden hatte, noch viel bedeutender gewesen sein.<a class="fnote" href="#footnote-117_238" id="fnote-117_238">[117]</a>
-</p>
-
-<p>
-Wilhelm war viel zu klug, als daß er hätte getäuscht werden können,
-und viel zu rechtschaffen, um an einer Handlung Theil zu nehmen, von
-der er wußte, daß es Betrug war. &bdquo;Es ist ein kindischer Aberglaube,&ldquo;
-rief er aus, als er hörte, daß zu Ende der Fastenzeit sein Palast von
-einer Menge Kranker belagert war; &bdquo;man gebe den armen Leuten etwas
-Geld und schicke sie fort.&ldquo;<a class="fnote" href="#footnote-118_239" id="fnote-118_239">[118]</a> Einmal wurde er dringend gebeten, seine
-Hand auf einen Patienten zu legen. &bdquo;Gott schenke Euch bessere Gesundheit,&ldquo;
-sagte er, &bdquo;und mehr Verstand.&ldquo; Die Eltern skrophulöser Kinder
-schrien Zeter über seine Grausamkeit; die Bigotten erhoben entsetzt über
-seine Gottlosigkeit Hände und Augen zum Himmel; die Jakobiten lobten
-ihn sarkastisch, daß er nicht so anmaßend sei, sich eine Kraft beizumessen,
-die nur legitimen Souverainen zukomme, und selbst einige Whigs meinten,
-es sei unklug von ihm, daß er einen im Volke tief eingewurzelten Aberglauben
-mit so auffallender Geringschätzung behandle. Wilhelm aber war
-nicht zu bewegen und wurde deshalb von vielen Hochkirchlichen als entweder
-ein Ungläubiger oder ein Puritaner betrachtet.<a class="fnote" href="#footnote-119_240" id="fnote-119_240">[119]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-54">
-Der Klerus durch das Verhalten der schottischen Presbyterianer
-gegen die Dissenters erbittert.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Die Hauptursache
-jedoch, welche damals der Geistlichkeit selbst den gemäßigtsten Comprehensionsplan
-<a id="page-XIV.73" class="pagenum" title="XIV.73"></a>
-verhaßt machte, ist noch nicht erwähnt worden. Was Burnet
-vorhergesehen und vorhergesagt hatte, war eingetroffen. Es herrschte in
-dem ganzen Priesterstande eine große Geneigtheit, die Unbilden der schottischen
-Episkopalen die englischen Presbyterianer entgelten zu lassen. Es
-ließ sich nicht leugnen, daß selbst die Hochkirchlichen im Sommer des
-Jahres 1688 sich im allgemeinen bereit erklärt hatten, Vieles im Interesse
-der Union aufzugeben. Allein man sagte, und nicht ohne einen Anschein
-von Begründung, die Vorgänge jenseit der Grenze bewiesen, daß eine
-Union unter billigen Bedingungen unmöglich sei. Wie können, fragte
-man, Diejenigen, die uns keine Concession machen wollen wo wir schwach
-sind, es uns verargen, daß wir ihnen keine Concession machen wollen,
-wo wir stark sind? Wir können die Grundsätze und Gesinnungen einer
-Secte nach den Erklärungen, die sie in einem Augenblicke der Schwäche
-und der Leiden abgiebt, nicht richtig beurtheilen. Wenn wir den puritanischen
-Geist in seiner wahren Beschaffenheit kennen lernen wollen,
-müssen wir den Puritaner beobachten, wenn er die Oberhand hat. Unter
-der vorigen Generation hatte er hier die Oberhand, und sein kleiner Finger
-war stärker als die Lenden der Prälaten. Er trieb Hunderte von
-friedlichen Studenten aus ihren Collegien und Tausende von achtbaren
-Geistlichen aus ihren Pfarrwohnungen, weil sie sich weigerten, seinen
-Covenant zu unterschreiben. Weder Gelehrsamkeit, noch Genie, noch
-Frömmigkeit wurde geschont. Männer wie Hall und Sanderson, Chillingworth
-und Hammond wurden nicht allein ausgeplündert, sondern ins
-Gefängniß geworfen und der ganzen Rohheit brutaler Kerkermeister preisgegeben.
-Es wurde für ein Verbrechen erklärt, schöne Psalmen und Gebete
-zu lesen, welche Ambrosius und Chrysostomus den Gläubigen hinterlassen
-hatten. Endlich ward die Nation der Herrschaft der Frommen müde.
-Die gestürzte Dynastie und die gestürzte Hierarchie wurden wieder eingesetzt,
-der Puritaner wurde seinerseits Ausschließungen und Strafen unterworfen,
-und alsbald kam er dahinter, daß es grausam sei, Jemanden zu
-bestrafen, weil er Gewissensskrupel wegen eines Gewandes, wegen einer
-Ceremonie, wegen geistlicher Amtsverrichtungen hegte. Seine jammervollen
-Klagen und seine Argumente zu Gunsten der Toleranz hatten endlich
-auf viele Gutmüthige Eindruck gemacht. Selbst eifrige Hochkirchliche
-hatten angefangen, sich der Hoffnung hinzugeben, daß die harte Lehre,
-die er bekommen, ihn aufrichtig, gemäßigt und nachsichtig gemacht habe.
-Wäre dem wirklich so gewesen, so würde es allerdings unsre Pflicht sein,
-seine Bedenken mit zarter Rücksicht zu behandeln. Aber während wir
-überlegten, was wir thun könnten, um seinen Wünschen in England zu
-entsprechen, hatte er in Schottland das Uebergewicht erlangt, und in
-einem Augenblicke war er wieder ganz er selbst: bigott, insolent und grausam.
-Pfarrwohnungen wurden geplündert, Kirchen geschlossen, Gebetbücher
-verbrannt, heilige Gewänder zerrissen, andächtige Versammlungen
-auseinandergetrieben, Priester gemißhandelt, mit Steinen geworfen, an
-den Schandpfahl gestellt und mit Weib und Kind hinausgestoßen, um zu
-betteln oder zu verhungern. Daß diese Gewaltthätigkeiten nicht einigen
-wenigen ruchlosen Herumtreibern, sondern der Gesammtheit der schottischen
-Presbyterianer zur Last fielen, ging klar aus dem Umstande hervor, daß
-die Regierung es weder gewagt hatte, die Uebel<a id="corr-31"></a>thäter zu bestrafen, noch
-den Betroffenen Abhilfe zu verschaffen. Sei es da nicht gerathen, daß
-die englische Kirche auf ihrer Hut sei? Könne man billigerweise von ihr
-<a id="page-XIV.74" class="pagenum" title="XIV.74"></a>
-verlangen, daß sie ihre apostolische Verfassung und ihr schönes Ritual
-aufgebe, um Diejenigen auszusöhnen, denen nichts als die Macht fehlte,
-um sie zu mißhandeln, wie sie ihre Schwester gemißhandelt hatten? Diese
-Leute hätten bereits eine Wohlthat erlangt, die sie nicht verdienten und
-die sie niemals gewährt haben würden. Sie verehrten Gott in vollkommener
-Sicherheit; ihre Bethäuser genössen eines eben so wirksamen
-Schutzes wie die Chöre unserer Kathedralen. Während kein bischöflicher
-Geistlicher ohne Lebensgefahr in Ayrshire oder Renfrewshire Gottesdienst
-halten könne, predigten in Middlesex hundert presbyterianische Geistliche
-ungestört jeden Sonntag. Die Legislatur habe mit einer vielleicht unklugen
-Großmuth den intolerantesten Menschen Toleranz gewährt, und mit
-der Toleranz zieme es ihnen sich zu begnügen.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-55">
-Einrichtung der Convocation.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-So vereinigten sich mehrere
-Ursachen, um die Parochialgeistlichen gegen den Comprehensionsplan zu
-erbittern. Ihre Stimmung war von der Art, daß der im Jerusalemzimmer
-entworfene Plan, wenn er ihnen unmittelbar vorgelegt worden
-wäre, mit einer Majorität von Zwanzig gegen Eins verworfen worden
-sein würde. In der Convocation aber stand ihr Gewicht in keinem Verhältniß
-zu ihrer Zahl. Die Convocation ist zum Glück für unser Vaterland
-seit langer Zeit so gänzlich ohne Bedeutung, daß sich bis vor Kurzem
-nur wißbegierige Forscher um ihre Einrichtung gekümmert haben,
-und doch glauben noch heutzutage sonst nicht ungebildete Leute, sie sei ein
-die Kirche von England repräsentirendes Concil gewesen. Die in unsrer
-Kirchengeschichte so häufig erwähnte Convocation ist jedoch thatsächlich
-nichts weiter als die Synode der Provinz Canterbury und war nie berechtigt,
-im Namen des gesammten Klerus zu sprechen. Die Provinz
-York hatte ebenfalls ihre Convocation; aber tiefe Provinz war bis tief
-ins 18. Jahrhundert im allgemeinen so arm, so uncultivirt und so dünn
-bevölkert, daß sie hinsichtlich ihrer politischen Bedeutung kaum für ein
-Zehntel des Reichs gerechnet werden konnte. Die Ansicht des südlichen
-Klerus galt daher allgemein für die Ansicht des ganzen Standes. Wo
-die formelle Beistimmung des nördlichen Klerus erforderlich war, wurde
-sie als sich von selbst verstehend gegeben. Die von der Convocation von
-Canterbury im Jahre 1604 erlassenen Kirchengesetze waren in der That
-schon zwei Jahre bevor die Convocation von York die Formalität ihrer
-Zustimmungsertheilung erfüllte, von Jakob I. bestätigt und ihre genaue
-Beobachtung im ganzen Königreiche anbefohlen. Seitdem diese kirchlichen
-Versammlungen bloße Namen geworden, hatte die Stellung der beiden
-Erzbisthümer zu einander eine große Veränderung erfahren. In allen
-Elementen der Macht repräsentirt die Gegend jenseit des Trent jetzt
-mindestens ein Drittheil England&rsquo;s. Als in unsrer Zeit das Representativsystem
-dem veränderten Zustande des Landes angepaßt wurde, gehörten
-fast sämmtliche kleine Burgflecken, denen das Wahlrecht entzogen werden
-mußte, dem Süden an. Zwei Drittel der neuen Parlamentsmitglieder,
-welche den großen Provinzialstädten bewilligt wurden, kamen auf den
-Norden. Wenn daher eine englische Regierung die Convocationen in
-ihrer gegenwärtigen Einrichtung zur Erledigung von Geschäften zusammentreten
-lassen wollte, so würden zwei von einander unabhängige Synoden
-gleichzeitig für eine Kirche Gesetze geben, und es ist durchaus nicht unwahrscheinlich,
-daß die eine Versammlung Kirchengesetze annähme, welche die
-andre verwerfen würde, und daß die eine Versammlung Behauptungen als
-<a id="page-XIV.75" class="pagenum" title="XIV.75"></a>
-ketzerisch verdammen würde, welche die andre für orthodox hielte.<a class="fnote" href="#footnote-120_241" id="fnote-120_241">[120]</a> Im
-17. Jahrhundert war so etwas nicht zu fürchten. Die Convocation von
-York wurde damals in der That so wenig beachtet, daß die beiden Parlamentshäuser
-in ihrer Adresse an Wilhelm nur von einer Convocation gesprochen
-hatten, die sie die Convocation der Geistlichkeit des Königreichs
-nannten.
-</p>
-
-<p>
-Die Körperschaft, die sie eben nicht besonders richtig so bezeichneten,
-zerfällt in zwei Häuser. Das Oberhaus besteht aus den Bischöfen der
-Provinz Canterbury. Das Unterhaus bestand 1689 aus hundertvierundvierzig
-Mitgliedern. Zweiundzwanzig Dechanten und vierundfunfzig Archidiakonen
-saßen darin kraft ihrer Aemter; vierundzwanzig Geistliche saßen
-als Vertreter von eben so vielen Kapiteln darin und nur vierundvierzig
-Abgeordnete wurden von den achttausend Pfarrgeistlichen der zweiundzwanzig
-Kirchspiele gewählt.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-56">
-Wahl der Convocationsmitglieder.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Diese vierundvierzig
-Bevollmächtigten waren jedoch fast alle eines Sinnes. Die Wahl derselben
-war in früheren Zeiten auf die ruhigste und anständigste Weise vor
-sich gegangen. Bei dieser Gelegenheit aber fanden starke Wahlumtriebe
-und heftige Wahlkämpfe statt; Rochester, das Haupt der Partei, die
-sich im Hause der Lords der Comprehensionsbill widersetzt hatte, und sein
-Bruder Clarendon, der sich geweigert hatte, die Eide zu leisten, waren
-nach Oxford, dem Hauptquartier dieser Partei, gegangen, um die Opposition
-zu animiren und zu organisiren.<a class="fnote" href="#footnote-121_242" id="fnote-121_242">[121]</a> Die Vertreter der Parochialgeistlichen
-müssen Männer gewesen sein, deren Hauptauszeichnung ihr
-Eifer war, denn in der ganzen Liste findet sich nicht ein einziger berühmter
-Name und nur sehr wenige, die jetzt noch dem eifrigen Geschichtsforscher
-bekannt sind.<a class="fnote" href="#footnote-122_243" id="fnote-122_243">[122]</a> Die officiellen Mitglieder des Unterhauses,
-unter denen sich viele ausgezeichnete Gelehrte und Kanzelredner befanden,
-scheinen nicht sehr ungleich getheilt gewesen zu sein.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-57">
-Verleihung geistlicher Aemter.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Während des Sommers 1689
-kamen mehrere hohe kirchliche Aemter zur Erledigung und wurden Geistlichen
-verliehen, welche im Jerusalemzimmer saßen. Es ist bereits erwähnt
-worden, daß Thomas, Bischof von Worcester, gerade vor dem zur Eidesleistung
-bestimmten Tage starb. Lake, Bischof von Chichester, lebte eben
-noch lange genug, um sie zu verweigern, und er erklärte mit seinem letzten
-Athemzuge, daß er selbst auf dem Scheiterhaufen die Lehre von dem
-unveräußerlichen Erbrechte nicht verleugnen würde. Der Bischofsstuhl
-von Chichester wurde mit Patrick, der von Worcester mit Stillingfleet besetzt,
-<a id="page-XIV.76" class="pagenum" title="XIV.76"></a>
-und die Dechanei von St. Paul, welche Stillingfleet verließ, bekam
-Tillotson. Daß Tillotson nicht auf die bischöfliche Bank erhoben wurde,
-erregte einige Verwunderung. Aber gerade deshalb, weil die Regierung
-seine Dienste besonders hoch schätzte, ließ man ihn noch einige Zeit einfacher
-Pfarrgeistlicher bleiben. Das wichtigste Amt in der Convocation
-war das des Wortführers des Unterhauses. Den Wortführer hatten die
-Mitglieder zu wählen, und der einzige gemäßigte Mann, der Aussicht
-hatte gewählt zu werden, war Tillotson. Es war factisch bereits festgesetzt,
-daß er der nächste Erzbischof von Canterbury werden sollte. Als er
-für seine neue Dechanei zum Handkuß ging, dankte er dem Könige herzlich
-und sagte: &bdquo;Eure Majestät hat mich für den Rest meiner Tage zur Ruhe
-gesetzt.&ldquo; &mdash; &bdquo;Nicht doch, Herr Doctor, ich versichere es Ihnen,&ldquo; entgegnete
-Wilhelm, worauf er ihm sehr deutlich zu verstehen gab, daß, wenn Sancroft
-einmal aufhören werde, das höchste kirchliche Amt zu verwalten, Tillotson
-sein Nachfolger sein sollte. Tillotson war ganz bestürzt, denn sein
-Character war sanft und frei von Ehrgeiz, er begann die Schwächen
-des Greisenalters zu empfinden, fragte wenig nach Geld und Gut, und
-diejenigen weltlichen Vortheile, auf die er den meisten Werth legte, waren
-ein guter Ruf und die allgemeine Zuneigung seiner Nebenmenschen. Diese
-Vortheile besaß er schon, und er konnte sich nicht verhehlen, daß er als
-Primas den unversöhnlichen Haß einer mächtigen Partei auf sich ziehen
-und eine Zielscheibe für die Verleumdung werden würde, vor der sein
-mildes und gefühlvolles Naturell zurückschauderte, wie vor der Folter
-oder dem Rade. Wilhelm sprach ernst und entschieden. &bdquo;Es ist nothwendig
-im Interesse meiner Pläne,&ldquo; sagte er, &bdquo;und Sie würden es bei
-Ihrem Gewissen nicht verantworten können, wenn Sie mir Ihren Beistand
-verweigerten.&ldquo; Hiermit endigte die Unterredung. Es war auch in
-der That nicht nöthig, daß die Sache auf der Stelle entschieden wurde,
-denn es sollten noch mehrere Monate verstreichen, ehe das Erzbisthum
-zur Erledigung kam.
-</p>
-
-<p>
-Tillotson klagte seine Noth mit ungeheuchelter Sorge und Betrübniß
-Lady Russell, der er unter allen menschlichen Wesen die höchste Achtung
-und das meiste Vertrauen schenkte.<a class="fnote" href="#footnote-123_244" id="fnote-123_244">[123]</a> Er scheue zwar keinen Dienst der
-Kirche, sagte er, aber er sei überzeugt, daß er in seiner gegenwärtigen
-Stellung am meisten nützen könne. Wenn er gezwungen werden sollte,
-einen so hohen und verhaßten Posten wie das Primat anzunehmen, würde
-er der für seine Kräfte so schweren Last der Pflichten und Sorgen bald
-erliegen. Es würde ihm an Muth dazu und mithin auch an der nöthigen
-Befähigung fehlen. Er beschwerte sich dann mild über Burnet, der ihn
-mit einer wahrhaft hochherzigen Innigkeit liebte und verehrte und der
-sich bemüht hatte, den König und die Königin zu überzeugen, daß es in
-ganz England nur einen einzigen Mann gebe, der sich für die höchste
-kirchliche Würde eigne. &bdquo;Der Bischof von Salisbury,&ldquo; sagte Tillotson,
-&bdquo;ist einer meiner besten und zugleich schlimmsten Freunde.&ldquo;
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-58">
-Compton ist unzufrieden.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Was Burnet kein Geheimniß war,
-konnte Niemandem lange ein Geheimniß bleiben. Man begann sich sehr
-bald zuzuflüstern, daß der König Tillotson zum Nachfolger Sancroft&rsquo;s bestimmt
-<a id="page-XIV.77" class="pagenum" title="XIV.77"></a>
-habe. Die Nachricht verdroß Compton heftig, denn er hatte nicht
-ohne Grund geglaubt, daß er in seinen Ansprüchen keinen Rivalen habe.
-Er hatte die Königin und ihre Schwester erzogen, und der Erziehung,
-die sie von ihm empfangen, dürfte sicherlich wenigstens zum Theil die
-Festigkeit zugeschrieben, werden, mit der sie trotz des Einflusses ihres
-Vaters der Landesreligion treu geblieben waren. Compton war außerdem
-der einzige Prälat, der unter der vorigen Regierung im Parlament
-seine Stimme gegen das Dispensationsrecht erhoben, der einzige Prälat,
-der von der Hohen Commission suspendirt worden war, der einzige Prälat,
-der die Einladung an den Prinzen von Oranien unterzeichnet, der einzige
-Prälat, der wirklich die Waffen gegen Papismus und Willkürgewalt
-ergriffen, der einzige Prälat, der mit noch einem andren gegen eine
-Regentschaft gestimmt hatte. Unter den Geistlichen der Provinz Canterbury,
-welche die Eide geleistet hatten, war er dem Range nach der Erste.
-Er hatte daher einige Monate lang als Stellvertreter des Primas fungirt;
-er hatte die neuen Souveraine gekrönt, er hatte die neuen Bischöfe
-geweiht, und er stand auf dem Punkte, der Convocation zu präsidiren.
-Dazu kam noch, daß er der Sohn eines Earls war und daß kein Mann
-von gleich vornehmer Geburt damals auf der Bank der Bischöfe saß, noch
-jemals seit der Reformation auf derselben gesessen hatte. Daß die Regierung
-einen Priester seiner eigenen Diöcese über ihn stellen wollte, der
-der Sohn eines Tuchmachers aus Yorkshire war und der sich durch nichts
-als durch Talente und Tugenden auszeichnete, war kränkend, und Compton,
-obgleich er durchaus kein schlechtes Herz hatte, fühlte sich tief gekränkt.
-Vielleicht wurde sein Verdruß durch den Gedanken noch vermehrt, daß er
-im Interesse Derer, die ihn so zurücksetzten, Manches gethan, was sein
-Gewissen gedrückt und seinen Ruf befleckt hatte, daß er einmal die Winkelzüge
-eines Diplomaten ausgeübt und ein andermal seinen Amtsbrüdern,
-durch Tragen des Büffelwamses und der Reiterstiefeln Aergerniß gegeben
-hatte. Maßlosen Ehrgeizes konnte er Tillotson nicht beschuldigen. Aber
-obgleich Tillotson selbst an dem Erzbisthum gar nichts gelegen war, bot
-er doch seinen Einfluß nicht zu Gunsten Compton&rsquo;s auf, sondern empfahl
-dringend Stillingfleet als das geeignetste Oberhaupt der englischen Kirche.
-Die Folge davon war, daß am Vorabend des Zusammentritts der Convocation
-der Bischof, der an der Spitze des Oberhauses stehen sollte, der
-persönliche Feind des Pfarrgeistlichen wurde, den die Regierung an der
-Spitze des Unterhauses zu sehen wünschte. Dieser Streit häufte neue
-Schwierigkeiten auf Schwierigkeiten, welche keiner Vermehrung bedurften.<a class="fnote" href="#footnote-124_245" id="fnote-124_245">[124]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-59">
-Zusammentritt der Convocation.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Erst am 20. November
-versammelte sich die Convocation zur Erledigung von Geschäften. Das
-Versammlungslokal war gewöhnlich die Paulskirche gewesen. Aber diese
-Kathedrale erhob sich nur langsam aus ihren Trümmern, und wenn auch
-ihre Kuppel die hundert Kirchthürme der City bereits hoch überragte, so
-waren doch die inneren Räume dem Gottesdienste noch nicht geöffnet.
-Die Versammlung hielt daher ihre Zusammenkünfte in Westminster.<a class="fnote" href="#footnote-125_246" id="fnote-125_246">[125]</a>
-<a id="page-XIV.78" class="pagenum" title="XIV.78"></a>
-In die schöne Kapelle Heinrich&rsquo;s VII. war ein Tisch gestellt und Compton
-nahm den Präsidentenstuhl ein. Zu seiner Rechten und Linken saßen in
-prunkenden Gewändern von Scharlach und Grauwerk diejenigen Suffragane
-von Canterbury, welche die Eide geleistet hatten, und am unteren
-Ende der Tafel war die Schaar der Pfarrgeistlichen versammelt. Beveridge
-hielt eine lateinische Rede, in der er das bestehende System zwar warm
-lobte, sich aber doch einer gemäßigten Reform zugethan erklärte. Die
-Kirchengesetze, sagte er, seien zweierlei Art. Einige Gesetze seien fundamental
-und ewig, ihre Autorität stamme von Gott, und keine religiöse
-Gemeinschaft könne sie umstoßen, ohne aufzuhören, einen Theil der Universalkirche
-zu bilden. Andere Gesetze seien örtlich und temporär. Diese
-seien von menschlicher Weisheit gemacht, und menschliche Weisheit könne
-sie daher abändern. Allerdings dürften sie nicht ohne triftige Gründe abgeändert
-werden, aber an solchen Gründen fehle es in diesem Augenblicke
-sicherlich nicht. Eine zerstreute Heerde in eine Hürde und unter einen
-Schäfer zu bringen, Steine des Anstoßes vom Pfade des Schwachen zu
-entfernen, lange entfremdete Herzen mit einander auszusöhnen, die geistliche
-Zucht in ihrer ursprünglichen Kraft wiederherzustellen, der besten
-und reinsten der christlichen Gesellschaften eine Basis zu geben, breit
-genug, um allen Angriffen der Erde und der Hölle zu widerstehen: dies
-seien Zwecke, die wohl einige Modifikationen, nicht der katholischen Institutionen,
-aber nationaler oder provincialer Gebräuche rechtfertigten.<a class="fnote" href="#footnote-126_247" id="fnote-126_247">[126]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-60">
-Die Hochkirchlichen im Unterhause der Convocation
-überwiegend.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Nachdem das Unterhaus diese Rede angehört, schritt
-es zur Wahl eines Sprechers. Sharp, der wahrscheinlich von den einer
-Comprehension günstigen Mitgliedern als einer der Hochkirchlichsten unter
-ihnen vorgeschoben worden war, schlug Tillotson vor. Jane, der sich geweigert
-hatte, kraft der königlichen Vollmacht zu handeln, wurde von der
-andren Seite vorgeschlagen. Nach einer lebhaften Discussion ward Jane
-mit fünfundfünfzig gegen achtundzwanzig Stimmen gewählt.<a class="fnote" href="#footnote-127_248" id="fnote-127_248">[127]</a>
-</p>
-
-<p>
-Der Wortführer wurde dem Bischof von London förmlich vorgestellt
-und hielt nach altem Brauch eine lateinische Rede. In dieser Rede wurde
-die anglikanische Kirche als die vollkommenste aller Institutionen gerühmt.
-Der Redner deutete sehr verständlich an, daß weder in ihrer
-Doctrin, noch in ihrer Disciplin, noch in ihrem Ritual eine Abänderung
-nöthig sei, und er schloß seinen Vortrag mit einem bedeutungsvollen Satze.
-Als Compton einige Monate früher die etwas ungeistliche Rolle eines
-Reiterobersten spielte, hatte er in die Fahnen seines Regiments die wohlbekannten
-Worte sticken lassen: &bdquo;<span class="antiqua">Nolumus leges Angliae mutari</span>&ldquo;, und
-mit diesen Worten schloß Jane seine Rede.<a class="fnote" href="#footnote-128_249" id="fnote-128_249">[128]</a>
-</p>
-
-<p>
-Die Niederkirchlichen gaben indeß noch nicht alle Hoffnung auf. Sie
-beschlossen wohlweislich, mit dem Vorschlage zu beginnen, daß Kapitel
-aus den kanonischen Büchern an die Stelle der aus den Apokryphen entnommenen
-zum Vorlesen beim Gottesdienste bestimmt werden sollten.
-Man sollte meinen, daß dieser Vorschlag, selbst wenn es nicht einen einzigen
-<a id="page-XIV.79" class="pagenum" title="XIV.79"></a>
-Dissenter im Königreiche gegeben hätte, wohl günstig hätte aufgenommen
-werden müssen. Denn die Kirche hatte in ihrem sechsten Artikel
-erklärt, daß die kanonischen Bücher berechtigt seien, heilige Schriften genannt
-und als Richtschnur des Glaubens betrachtet zu werden, die apokryphischen
-Bücher aber nicht. Die Hochkirchlichen aber waren entschlossen,
-sich selbst dieser Reform zu widersetzen. Sie fragten in Flugschriften,
-welche die Ladentische von Paternoster Row und Little Britain bedeckten,
-warum die Landgemeinden des Genusses beraubt werden sollten, von der
-Pechkugel, mit welcher Daniel den Drachen erblickte, und von dem Fische
-zu hören, dessen Leber einen Geruch verbreitete, vor welchem der Teufel
-von Ekbatana bis nach Egypten floh. Und gebe es nicht Kapitel von
-der Weisheit des Sohnes Sirach&rsquo;s, welche viel interessanter und erbaulicher
-seien als die Genealogien und Namensverzeichnisse, welche einen
-großen Theil der Chroniken der jüdischen Könige und der Erzählung
-Nehemia&rsquo;s füllten? Kein ernster Geistlicher würde jedoch in der Kapelle
-Heinrich&rsquo;s VII. zu behaupten gewagt haben, daß es unmöglich sei, in vielen
-hundert vom heiligen Geist eingegebenen Seiten funfzig oder sechzig
-Kapitel zu finden, welche erbaulicher wären als irgend etwas, was aus
-den Werken der angesehensten nicht inspirirten Moralisten oder Historiker
-extrahirt werden könnte. Die Häupter der Majorität beschlossen daher,
-einer Debatte auszuweichen, in der sie in eine unangenehme Alternative
-hätten versetzt werden müssen. Ihr Plan war, nicht die Vorschläge der
-Commissionsmitglieder zu verwerfen, sondern einer Discussion über dieselben
-vorzubeugen, und zu dem Ende wurde ein System der Taktik adoptirt,
-das sich als erfolgreich erwies.
-</p>
-
-<p>
-Das Gesetz, so wie es seit einer langen Reihe von Jahren interpretirt
-worden war, verbot der Convocation, irgend welche kirchliche Verordnung
-ohne vorherige Ermächtigung seitens der Krone auch nur in
-Berathung zu nehmen. Diese Ermächtigung, mit dem großen Siegel versehen,
-brachte Nottingham in aller Form in die Kapelle Heinrich&rsquo;s VII.
-Zu gleicher Zeit überreichte er eine Botschaft vom Könige. Seine Majestät
-ermahnte die Versammlung, ruhig und vorurtheilsfrei die Vorschläge
-der Commission zu prüfen, und erklärte, daß er nur die Ehre und
-die Vortheile der protestantischen Religion im allgemeinen und der englischen
-Kirche im besonderen im Auge habe.<a class="fnote" href="#footnote-129_250" id="fnote-129_250">[129]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-61">
-Meinungsverschiedenheit zwischen den beiden Häusern
-der Convocation.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Die Bischöfe einigten sich schnell über eine Dankadresse
-für die königliche Botschaft und forderten das Unterhaus zum Beitritt
-auf. Jane und seine Anhänger erhoben Einwendungen über Einwendungen
-dagegen. Zuerst beanspruchten Sie das Recht eine Separatadresse
-zu überreichen. Als sie gezwungen wurden, darauf zu verzichten, verweigerten
-sie ihre Zustimmung zu irgend einem Ausdrucke, mit welchem
-gesagt werde, daß die englische Kirche mit irgend einer andren protestantischen
-Glaubensgesellschaft etwas gemein habe. Es wurden Amendements
-und Beweisgründe hin und her geschickt, Conferenzen gehalten, bei denen
-Burnet für die eine und Jane für die andre Seite die Hauptwortführer
-waren, und endlich mit großer Mühe ein Uebereinkommen zu Stande
-gebracht, dessen Resultat eine, im Vergleich zu der von den Bischöfen
-<a id="page-XIV.80" class="pagenum" title="XIV.80"></a>
-entworfenen, kalte und unfreundliche Adresse war, welche dem Könige im
-Bankethause überreicht wurde. Er verbiß seinen Unmuth, gab eine
-freundliche Antwort und sprach die Hoffnung aus, die Versammlung
-werde nun endlich zur Berathung der wichtigen Comprehensionsfrage
-schreiten.<a class="fnote" href="#footnote-130_251" id="fnote-130_251">[130]</a>
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-62">
-Das Unterhaus der Convocation erweist sich als unlenksam.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Damit waren jedoch die Führer des Unterhauses nicht einverstanden.
-Sobald sie sich wieder in der Kapelle Heinrich&rsquo;s VII. befanden,
-veranlaßte einer von ihnen eine Debatte über die eidverweigernden
-Bischöfe. Trotz des bedauerlichen Gewissensbedenkens, den diese Prälaten
-hegten, seien sie doch gelehrte und heilige Männer, und ihr Rath
-könne unter den gegenwärtigen Umständen der Kirche von größtem Nutzen
-sein. Das Oberhaus sei in Abwesenheit des Primas und vieler seiner
-angesehensten Suffragane kaum ein Oberhaus. Könne nichts geschehen,
-um diesen Uebelstand zu beseitigen?<a class="fnote" href="#footnote-131_252" id="fnote-131_252">[131]</a> Ein andres Mitglied beklagte sich
-über einige unlängst erschienene Pamphlets, in denen nicht mit der gebührenden
-Achtung von der Convocation gesprochen werde. Die Versammlung
-fing Feuer. Sei es nicht empörend, daß dieses ketzerische und
-schismatische Zeug in den Straßen öffentlich ausgeboten und in den Läden
-von Westminsterhall, hundert Schritt von dem Stuhle des Wortführers,
-verkauft werden dürfe? Das Werk der Verstümmelung der Liturgie und
-der Verwandlung der Kathedralen in Conventikel könne gewiß so lange
-aufgeschoben werden, bis die Synode Maßregeln zum Schutze ihrer eignen
-Freiheit und Würde getroffen habe. Es wurde nun darüber debattirt,
-wie das Drucken solcher anstößiger Bücher verhindert werden könne. Einige
-waren für Klagerhebung, Andere für eine geistliche Censur.<a class="fnote" href="#footnote-132_253" id="fnote-132_253">[132]</a> Unter
-solchen Berathungen verstrich Woche auf Woche. Nicht ein einziger auf
-eine Comprehension bezüglicher Vorschlag war auch nur discutirt worden.
-Weihnachten rückte heran, und zu dieser Zeit sollten die Sitzungen unterbrochen
-werden. Die Bischöfe wünschten, daß während der Ferien ein
-Ausschuß beisammen bleibe, um die Geschäfte vorzubereiten. Das Unterhaus
-verweigerte seine Einwilligung.<a class="fnote" href="#footnote-133_254" id="fnote-133_254">[133]</a> Es war jetzt augenscheinlich,
-daß dieses Haus sich fest vorgenommen hatte, nicht einmal einen Theil
-des von den Königlichen Beauftragten entworfenen Planes in Berathung
-zu nehmen. Die Abgeordneten der Diöcesen waren in schlechterer Stimmung
-als bei ihrer ersten Ankunft in Westminster. Viele von ihnen
-hatten wahrscheinlich noch niemals eine Woche in der Hauptstadt zugebracht
-und hatten nicht geahnet, wie groß der Unterschied zwischen einem
-Stadtgeistlichen und einem Landgeistlichen war. Der Anblick des Luxus
-und der Bequemlichkeiten, welche die beliebten Prediger der Hauptstadt,
-genossen, mußte in einem Vikar aus Lincolnshire oder Caernarvonshire,
-der gewohnt war, so einfach wie ein kleiner Farmer zu leben, nothwendig
-einige wehmüthige Empfindungen erwecken. Gerade weil der Londoner
-Klerus durchgehends für eine Comprehension war, wollten die Vertreter
-<a id="page-XIV.81" class="pagenum" title="XIV.81"></a>
-der Landgeistlichkeit nichts davon wissen.<a class="fnote" href="#footnote-134_255" id="fnote-134_255">[134]</a> Die Prälaten als Gesammtheit
-wünschten aufrichtig, daß den Nonconformisten ein Zugeständniß gemacht
-werden möchte. Aber die Prälaten waren durchaus nicht im
-Stande, die <a id="corr-33"></a>aufsässige Demokratie zu beugen. Ihre Zahl war gering,
-einige von ihnen waren dem Parochialklerus im höchsten Grade zuwider,
-der Präsident hatte nicht die volle Autorität eines Primas, und überdies
-war es ihm gar nicht unlieb, die Männer, die ihn seiner Meinung
-nach übel behandelt hatten, in ihren Plänen behindert und gekränkt zu
-sehen.
-</p>
-
-<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-63">
-Die Convocation prorogirt.
-</h3>
-
-<p class="noindent">
-Man mußte nachgeben. Die
-Convocation wurde auf sechs Wochen prorogirt. Nach Verlauf dieser
-sechs Wochen wurde sie aufs neue prorogirt und viele Jahre vergingen,
-ehe sie ihre Thätigkeit wieder beginnen durfte.
-</p>
-
-<p>
-So endete, und zwar für immer, die Hoffnung, daß die englische
-Kirche bewogen werden könnte, den Bedenken der Nonconformisten ein
-Zugeständniß zu machen. Eine gelehrte und ehrenwerthe Minorität des
-Priesterstandes gab diese Hoffnung mit tiefem Bedauern auf. Sehr bald
-jedoch fanden selbst Burnet und Tillotson Grund zu glauben, daß ihre
-Niederlage thatsächlich ein glückliches Entrinnen war und daß der Sieg
-ein Unglück gewesen sein würde. Eine Reform, wie sie zu den Zeiten
-der Königin Elisabeth die große Gesammtheit der englischen Protestanten
-vereinigt haben würde, würde zu Wilhelm&rsquo;s Zeiten mehr Herzen einander
-entfremdet als versöhnt haben. Das Schisma, welches die Eide herbeigeführt
-hatten, war bis jetzt noch ohne Bedeutung. Neuerungen wie
-die von der Königlichen Commission vorgeschlagenen würden ihm eine
-gefährliche Wichtigkeit gegeben haben. Bis jetzt saß ein Laie, mochte er
-auch das Verfahren der Convention für unverantwortlich halten und die
-Tugendhaftigkeit des eidverweigernden Klerus preisen, nach wie vor unter
-der gewohnten Kanzel und kniete an dem gewohnten Altare. Wenn aber
-in diesem Augenblicke, während seine Gemüthsstimmung durch das seinen
-Lieblingsgeistlichen zugefügte vermeintliche Unrecht gereizt und er vielleicht
-in Zweifel war, ob er ihrem Beispiele folgen solle oder nicht, seine
-Augen und Ohren durch Aenderungen in dem Gottesdienste, dem er innig
-zugethan war, beleidigt worden, wenn die Compositionen der Doctoren
-des Jerusalemszimmers an die Stelle der alten Collecten getreten wären,
-wenn er Geistliche ohne Chorhemd Kelch und Hostienteller sitzenden Communicanten
-hätte darreichen sehen, so würde das Band, das ihn an die
-Landeskirche knüpfte, zerrissen sein. Er würde sich in eine Versammlung
-von Eidverweigerern begeben haben, wo der Gottesdienst, den er liebte,
-ohne Verstümmelungen abgehalten wurde, die neue Secte, welche für jetzt
-<a id="page-XIV.82" class="pagenum" title="XIV.82"></a>
-noch fast ausschließlich aus Priestern bestand, würde bald durch viele und
-zahlreiche Gemeinden verstärkt worden sein, und diese Gemeinden würden
-eine verhältnißmäßig größere Menge Reicher, Vornehmer und Gebildeter
-aufzuweisen gehabt haben, als irgend eine andre Dissentergemeinde. Die
-so verstärkten episkopalen Schismatiker würden dem neuen Könige und
-seinen Nachfolgern wahrscheinlich eben so furchtbar gewesen sein, wie die
-puritanischen Schismatiker es jemals den Fürsten des Hauses Stuart
-waren. Es ist eine unbestreitbare und höchst lehrreiche Thatsache, daß
-wir die bürgerliche und religiöse Freiheit, deren wir uns jetzt erfreuen,
-zum großen Theil der Beharrlichkeit verdanken, mit der die hochkirchliche
-Partei in der Convocation von 1689 sich weigerte, irgend einen Comprehensionsplan
-auch nur in Berathung zu nehmen.<a class="fnote" href="#footnote-135_256" id="fnote-135_256">[135]</a>
-</p>
-
-<hr class="footnote" />
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-1_122" id="footnote-1_122">[1]</a> Siehe die Verhandlungen der Lords vom 5. Febr. 1688/89 und mehreren darauffolgenden
-Tagen; Braddon&rsquo;s Pamphlet betitelt: <span class="antiqua">The Earl of Essex&rsquo;s Memory and
-Honour Vindicated, 1690</span>, und die London Gazette vom 31. Juli und 4. und 7.
-August 1690, worin Lady Essex und Burnet öffentlich Braddon widersprachen.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-2_123" id="footnote-2_123">[2]</a> Ob die Verurtheilung Lord Russel&rsquo;s, wenn sie nicht umgestoßen worden wäre, für
-seinen Sohn ein Hinderniß gewesen sein würde, ihm im Earlthum Bedford nachzufolgen,
-ist eine schwer zu entscheidende Frage. Der alte Earl holte darüber die Gutachten der
-größten Juristen der damaligen Zeit ein, die man noch in den Archiven zu Woburn
-sehen kann. Bemerkenswerth ist, daß eines dieser Gutachten von Pemberton herrührt,
-der bei dem Prozesse den Vorsitz geführt hatte. Dieser Umstand beweist, daß die Familie
-ihn keiner Ungerechtigkeit oder Grausamkeit beschuldigte, und er hatte sich auch in
-der That so gut benommen, wie irgend ein andrer Richter sich vor der Revolution in
-einem ähnlichen Falle benommen hatte.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-3_124" id="footnote-3_124">[3]</a> <span class="antiqua">Grey&rsquo;s Debates, March 1688/89.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-4_125" id="footnote-4_125">[4]</a> Die Edicte, welche die Todesurtheile Russell&rsquo;s, Sidney&rsquo;s, Cornish&rsquo;s und der Alice
-Lisle umstießen, waren Geheim-Edicte. In die Gesetzsammlung sind daher nur die Titel
-derselben aufgenommen, die Edicte selbst aber findet man in Howell&rsquo;s <span class="antiqua">Collection of
-State Trials</span>.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-5_126" id="footnote-5_126">[5]</a> <span class="antiqua">Commons&rsquo; Journals, June 24. 1689.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-6_127" id="footnote-6_127">[6]</a> Johnson erzählt diese Geschichte selbst in seinem sonderbaren Pamphlet, betitelt:
-<span class="antiqua">Notes upon the Phoenix Edition of the Pastoral Letter, 1694</span>.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-7_128" id="footnote-7_128">[7]</a> Einige Nota des Ehrwürdigen Samuel Johnson, der Folioausgabe seiner 1710
-erschienenen Werke vorangestellt.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-8_129" id="footnote-8_129">[8]</a> <span class="antiqua">Lords&rsquo; Journals, May 15. 1689.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-9_130" id="footnote-9_130">[9]</a> <span class="antiqua">North&rsquo;s Examen, 224.</span> North&rsquo;s Zeugniß wird durch mehrere zeitgenössische Pasquille
-in Prosa und in Versen bestätigt. Siehe auch das <span class="greek">&epsilon;&#7984;&kappa;&#8060;&nu; &beta;&rho;&omicron;&tau;&omicron;&lambda;&omicron;&#943;&gamma;&omicron;&upsilon;</span>, 1697.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-10_131" id="footnote-10_131">[10]</a> Halifax-Manuscript im Britischen Museum.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-11_132" id="footnote-11_132">[11]</a> Dedicationsepistel zu Oates&rsquo; <span class="greek">&epsilon;&#7984;&kappa;&#8060;&nu; &beta;&alpha;&sigma;&iota;&lambda;&iota;&kappa;&#942;</span>.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-12_133" id="footnote-12_133">[12]</a> In einer Ballade aus der damaligen Zeit kommen folgende Zeilen vor:
-</p>
-
-<div class="poem footnote2">
- <p class="line">&bdquo;Kommt her, Ihr Whigs, und leiht mir Eure Ohren,</p>
- <p class="line">Habt Ihr nicht, wie der Doctor, sie verloren.&ldquo;</p>
-</div>
-
-<p class="footnote2">
-Diese Zeilen müssen Mason vorgeschwebt haben, als er das Couplet schrieb:
-</p>
-
-<div class="poem footnote2">
- <p class="line">&bdquo;Merkt auf Ihr Hills, Ihr Johnsons, Scots, Shebbeares,</p>
- <p class="line">Hört meinen Ruf, denn mancher unter Euch hat Ohren.&ldquo;</p>
-</div>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-13_134" id="footnote-13_134">[13]</a> <span class="antiqua">North&rsquo;s Examen, 224, 234.</span> North spricht von sechshundert Pfund. Aber ich
-habe nach der unverschämten Petition, welche Oates unterm 25. Juli 1689 an die Gemeinen
-richtete, die größere Summe angenommen. Siehe die Verhandlungen.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-14_135" id="footnote-14_135">[14]</a> Van Citters bedient sich dieses Spottnamens ganz ernsthaft in seinen Depeschen
-an die Generalstaaten.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-15_136" id="footnote-15_136">[15]</a> <span class="antiqua">Lords&rsquo; Journals, May 30. 1689.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-16_137" id="footnote-16_137">[16]</a> <span class="antiqua">Lords&rsquo; Journals, May 31. 1689; Commons&rsquo; Journals, Aug. 2.; North&rsquo;s
-Examen, 224; Narcissus Luttrell&rsquo;s Diary.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-17_138" id="footnote-17_138">[17]</a> Sir Robert war der ursprüngliche Held der &bdquo;Rehearsal&ldquo; und wurde Bilboa genannt.
-In die umgearbeitete &bdquo;Dunciade&ldquo; setzte Pope die Zeilen:
-</p>
-
-<div class="poem footnote2">
- <p class="line">&bdquo;Und hochgeborner Howard, majestät&rsquo;scher Sire.</p>
- <p class="line">Ergänzt den Chorus mit den Narr&rsquo;n von Stande.&ldquo;</p>
-</div>
-
-<p class="footnote2">
-Pope&rsquo;s hochgeborner Howard war Eduard Howard, der Autor der <span class="antiqua">British Princes</span>.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-18_139" id="footnote-18_139">[18]</a> <span class="antiqua">Key to the Rehearsal; Shadwell&rsquo;s Sullen Lovers; Pepys May 5., 8.
-1668; Evelyn, Februar 16. 1684/85.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-19_140" id="footnote-19_140">[19]</a> <span class="antiqua">Grey&rsquo;s Debates und Commons&rsquo; Journals, June 4., 11. 1689.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-20_141" id="footnote-20_141">[20]</a> <span class="antiqua">Lords&rsquo; Journals, June 6. 1689.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-21_142" id="footnote-21_142">[21]</a> <span class="antiqua">Commons&rsquo; Journals, August 2. 1689</span>; die außerordentlichen holländischen Gesandten
-an die Generalstaaten vom 30. Juli (9. August).
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-22_143" id="footnote-22_143">[22]</a> <span class="antiqua">Lords&rsquo; Journals, July 30. 1689; Narcissus Luttrell&rsquo;s Diary; Clarendon&rsquo;s
-Diary, July 31. 1689.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-23_144" id="footnote-23_144">[23]</a> <span class="antiqua">Commons&rsquo; Journals, July 31., August 13. 1689.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-24_145" id="footnote-24_145">[24]</a> <span class="antiqua">Commons&rsquo; Journals, August 20.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-25_146" id="footnote-25_146">[25]</a> Oldmixon klagt die Jakobiten, Burnet die Republikaner an. Obwohl Burnet
-regen Antheil an der Discussion dieser Frage nahm, so ist doch sein Bericht über die
-dabei stattgehabten Vorgänge sehr ungenau. Er sagt, die Klausel sei von den Gemeinen
-lebhaft debattirt worden und Hampden habe nachdrücklich für dieselbe gesprochen.
-Wir erfahren aber aus den Protokollen (19. Juni 1689), daß sie <span class="antiqua">nemine contradicente</span>
-verworfen wurde. Die holländischen Gesandten bezeichnen sie als &bdquo;<span class="antiqua">een propositie
-&rsquo;twelck geen ingressie schynt te sullen vinden.</span>&ldquo;
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-26_147" id="footnote-26_147">[26]</a> <span class="antiqua">London Gazette, August 1. 1689; Narcissus Luttrell&rsquo;s Diary.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-27_148" id="footnote-27_148">[27]</a> Die Geschichte dieser Bill findet man in den Protokollen der beiden Häuser und
-in Grey&rsquo;s <span class="antiqua">Debates</span>.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-28_149" id="footnote-28_149">[28]</a> Siehe <span class="antiqua">Grey&rsquo;s Debates</span> und die <span class="antiqua">Commons&rsquo; Journals</span> vom März bis Juli.
-Die zwölf Kategorien findet man in den Protokollen vom 23. und 29. Mai und vom
-8. Juni.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-29_150" id="footnote-29_150">[29]</a> Halifax-Manuscript im Britischen Museum.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-30_151" id="footnote-30_151">[30]</a> <span class="antiqua">The Life and Death of George Lord Jeffreys</span>; Finch&rsquo;s Rede in Grey&rsquo;s
-<span class="antiqua">Debates</span>, 1. März 1688/89.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-31_152" id="footnote-31_152">[31]</a> Siehe unter vielen anderen Schriften <span class="antiqua">Jeffreys&rsquo;s Elegy; Letter to the
-Lord Chancellor exposing to him the sentiments of the people; Elegy of
-Dangerfield; Dangerfield&rsquo;s Ghost to Jeffreys; Humble Petition of Widows
-and fatherless Children in the West; The Lord Chancellors Discovery and
-Confession made in the time of his sickness in the Tower; Hickeringill&rsquo;s
-Ceremonymonger;</span> ein Flugblatt betitelt: &bdquo;<span class="antiqua">O rare show! O rare sight! O
-strange monster! The like not in Europe! To be seen near Tower Hill, a
-few doors beyond the Lion&rsquo;s den.</span>&ldquo;
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-32_153" id="footnote-32_153">[32]</a> <span class="antiqua">Life and Death of George Lord Jeffreys.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-33_154" id="footnote-33_154">[33]</a> Tutchin erzählt dies selbst in den <span class="antiqua">Bloody Assizes</span>.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-34_155" id="footnote-34_155">[34]</a> Siehe die Biographie des Erzbischofs Sharp von seinem Sohne. Was zwischen
-Scott und Jeffreys vorging, erzählte Ersterer Sir Joseph Jockyl. Siehe auch Tindal&rsquo;s
-Geschichte und Echard III. 932. Echard&rsquo;s Berichterstatter, der nicht genannt ist, der
-aber gute Gelegenheit gehabt zu haben scheint, die Wahrheit zu erfahren, sagte, Jeffreys
-sei nicht, wie man allgemein glaube, an den Folgen der Trunksucht, sondern am Stein
-gestorben. Diese Meinungsverschiedenheit ist von geringer Bedeutung. Soviel ist gewiß,
-daß Jeffreys sehr unmäßig war, und seine Krankheit war eine von denjenigen,
-welche durch Unmäßigkeit notorisch verschlimmert werden.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-35_156" id="footnote-35_156">[35]</a> Siehe <span class="antiqua">A Full and True Account of the Death of George Lord Jeffreys,
-licensed on the day of his death</span>. Der erbärmliche Le Noble wurde nicht müde zu
-wiederholen, Jeffreys sei durch den Usurpator vergiftet worden. Ich will eine kurze Stelle
-als Probe von den Verleumdungen anführen, deren Gegenstand König Wilhelm war.
-&bdquo;<span class="antiqua">Il envoya,</span>&ldquo; sagt Pasquin, &bdquo;<span class="antiqua">ce fin ragoût de champignons au Chancelier
-Jeffreys, prisonnier dans la Tour, qui les trouva du même goust et du même
-assaisonnement que furent les derniers dont Agrippine regala le bonhomme
-Claudius, son époux, et que Néron appella depuis la viande des Dieux.</span>&ldquo;
-Marforio fragt: &bdquo;<span class="antiqua">Le Chancelier est donc mort dans la Tour?</span>&ldquo; Pasquin antwortet:
-&bdquo;<span class="antiqua">Il estoit trop fidèle à son Roi légitime et trop habile dans les loix
-du royaume, pour échapper à l&rsquo;Usurpateur qu&rsquo;il ne vouloit point reconnoistre.
-Guillemot prit soin de faire publier que ce malheureux prisonnier
-estoit attaqué d&rsquo;une fièvre maligne: mais, à parler franchement, il vivroit
-peutestre encore, s&rsquo;il n&rsquo;avoit rien mangé que de la main de ses anciens
-cuisiniers.</span>&ldquo; &mdash; <span class="antiqua">Le Festin de Guillemot, 1689.</span> Dangeau (7. Mai) erwähnt eines
-Gerüchts, daß Jeffreys sich selbst vergiftet habe.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-36_157" id="footnote-36_157">[36]</a> <span class="antiqua">Grey&rsquo;s Debates, June 12. 1689.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-37_158" id="footnote-37_158">[37]</a> Siehe <span class="antiqua">Commons&rsquo; Journals</span> und <span class="antiqua">Grey&rsquo;s Debates, June 1., 3., 4. 1689; Life
-of William 1704.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-38_159" id="footnote-38_159">[38]</a> <span class="antiqua">Burnet MS. Harl. 6584</span>; Avaux an de Croissy, 16. (26.) Juni 1689.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-39_160" id="footnote-39_160">[39]</a> Bezüglich der Protokolle des Geheimen Raths siehe die <span class="antiqua">Commons&rsquo; Journals</span>
-vom 22. und 28. Juni und vom 3., 5., 13. und 16. Juli.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-40_161" id="footnote-40_161">[40]</a> Der Brief von Halifax an Lady Russell ist vom 23. Juli 1689, etwa vierzehn
-Tage nach dem Angriffe auf ihn bei den Lords und etwa acht Tage vor dem Angriffe
-bei den Gemeinen, datirt.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-41_162" id="footnote-41_162">[41]</a> Siehe die <span class="antiqua">Lords&rsquo; Journals</span> vom 10. Juli 1689 und einen Brief aus London
-vom 11. (21.) Juli, den Croissy an Avaux sendete. Don Pedro de Ronquillo erwähnt
-des Angriffs der whiggistischen Lords auf Halifax in einer Depesche, deren Datum ich nicht
-angeben kann.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-42_163" id="footnote-42_163">[42]</a> Dies geschah Sonnabend den 3. August. Da die Abstimmung im Comité stattfand,
-sind die Zahlen nicht in die Protokolle aufgenommen. Clarendon sagt in seinem
-Tagebuche, die Majorität habe elf Stimmen betragen. Aber Narcissus Luttrell, Oldmixon
-und Tindal geben sie übereinstimmend auf vierzehn an. Der größte Theil des
-Wenigen was ich über diese Debatte gefunden habe, ist in einer Depesche von Don Pedro
-de Ronquillo enthalten. &bdquo;<span class="antiqua">Se resolvio,</span>&ldquo; sagt er, &bdquo;<span class="antiqua">que el sabado, en comity
-de toda la casa, se tratasse del estado de la nation para representarle al
-Rey. Emperose por acusar al Marques de Olifax; y reconociendo sus emulos
-que no tenian partido bastante, quisieron remitir para otro dia esta
-motion: pero el Conde de Elan, primogenito del Marques de Olifax, miembro
-de la casa, les dijo que su padre no era hombre para andar peloteando
-con el, y que se tubiesse culpa lo acabasen de castigar, que el no havia
-menester estar en la corte para portarse conforme á su estado, pues Dios
-le havia dado abundamente para poderlo hazer; con que por pluralidad de
-voces vencio su partido.</span>&ldquo; Ich vermuthe, daß Lord Eland auf die Armuth einiger
-von den Feinden seines Vaters und auf die Habgier anderer anspielen wollte.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-43_164" id="footnote-43_164">[43]</a> Diese Veränderung in der Stimmung, welche unmittelbar auf die Debatte über
-den Antrag auf Halifax&rsquo; Entlassung folgte, wird von Ronquillo erwähnt.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-44_165" id="footnote-44_165">[44]</a> Ueber Ruvigny siehe Sir Simon&rsquo;s Memoiren vom Jahre 1697 und Burnet I.
-366. Einige interessante Angaben über Ruvigny und über die hugenottischen Regimenter
-findet man auch in einer Erzählung aus der Feder eines französischen Refugiés Namens
-Dumont. Diese Erzählung, ein Manuscript, das ich bei Gelegenheit als das Dumont-Manuscript
-citiren werde, wurde mir vom Dechanten von Ossory freundlichst geliehen.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-45_166" id="footnote-45_166">[45]</a> Siehe das <span class="antiqua">Abrègé de la Vie de Fréderic Duc de Schomberg</span>, von Lunancy,
-1690, die Memoiren des Grafen Dohna und die Anmerkung St. Simon&rsquo;s zu
-Dangeau&rsquo;s Journal, 30. Juli 1690.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-46_167" id="footnote-46_167">[46]</a> Siehe die Protokolle der Gemeinen vom 16. Juli 1689 und vom 1. Juli 1814.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-47_168" id="footnote-47_168">[47]</a> Protokolle der Lords, und der Gemeinen vom 20. August 1689; London Gazette
-vom 22. August.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-48_169" id="footnote-48_169">[48]</a> &bdquo;<span class="antiqua">J&rsquo;estois d&rsquo;avis qu&rsquo;, après que la descente seroit faite, si on apprenoit
-que des Protestans se fussent soulevez en quelques endroits du royaume,
-on fit main basse sur tous généralement.</span>&ldquo; &mdash; Avaux, 31. Juli (10. Aug.) 1689.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-49_170" id="footnote-49_170">[49]</a> &bdquo;<span class="antiqua">Le Roy d&rsquo;Angleterre m&rsquo;avoit écouté assez paisiblement la première
-fois que je luy avois proposé ce qu&rsquo;il avoit à faire contre les Protestans.</span>&ldquo;
-&mdash; Avaux, 4. (14.) Aug.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-50_171" id="footnote-50_171">[50]</a> Avaux, 4. (14.) Aug. Er schreibt: &bdquo;<span class="antiqua">Je m&rsquo;imnagine qu&rsquo;il est persuadé que,
-quoiqu&rsquo;il ne donne point d&rsquo;ordre sur cela, la plupart des Catholiques de la
-campagne se jetteront sur les Protestans.</span>&ldquo;
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-51_172" id="footnote-51_172">[51]</a> Ludwig tadelte unterm 22. Aug. (6. Sept.) Avaux, obwohl viel zu mild, wegen
-seines Vorschlags, die ganze protestantische Bevölkerung von Leinster, Connaught und
-Munster niederzumetzeln. &bdquo;<span class="antiqua">Je n&rsquo;approuve pas cependant la proposition que vous
-faites de faire main basse sur tous les Protestans du royaume, du moment
-qu&rsquo;, en quelque endroit que ce soit, ils se seront soulevez: et, outre que la
-punition d&rsquo;une infinité d&rsquo;innocens pour peu de coupables ne seroit pas
-juste, d&rsquo;ailleurs les represailles contre les Catholiques seroient d&rsquo;autant plus
-dangereuses, que les premiers se trouveront mieux armez et soutenus de
-toutes les forces d&rsquo;Angleterre.</span>&ldquo;.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-52_173" id="footnote-52_173">[52]</a> Ronquillo drückt unterm 9. (19.) Aug., wo er von der Belagerung von Londonderry
-spricht, sein Erstaunen aus, &bdquo;<span class="antiqua">que una plaza sin fortificazion y sin gentes
-de guerra aya hecho una defensa tan gloriosa, y que los sitiadores al contrario
-ayan sido tan poltrones.</span>&ldquo;
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-53_174" id="footnote-53_174">[53]</a> Diese Angaben über die irische Armee sind aus zahlreichen Briefen von Avaux an
-Ludwig und an dessen Minister zusammengestellt. Ich will einige der interessantesten
-Stellen anführen. &bdquo;<span class="antiqua">Les plus beaux hommes,</span>&ldquo; sagt Avaux von den Irländern,
-&bdquo;<span class="antiqua">qu&rsquo;on peut voir. Il n&rsquo;y en a presque point au dessous de cinq pieds cinq à
-six pouces.</span>&ldquo; Der französische Fuß ist bekanntlich länger als der unsrige. &bdquo;<span class="antiqua">Ils sont
-très bien faits: mais ils ne sont ny disciplinez ny armez, et de surplus
-sont de grands voleurs.&ldquo; &mdash; &bdquo;La plupart de ces régimens sont levez par des
-gentilhommes qui n&rsquo;ont jamais esté à l&rsquo;armée. Ce sont des tailleurs, des
-bouchers, des cordonniers, qui ont formé les compagnies et qui en sont
-les Capitaines.&ldquo; &mdash; &bdquo;Jamais troupes n&rsquo;ont marché comme font celles-cy. Ils
-vont comme des bandits, et pillent tout ce qu&rsquo;ils trouvent en chemin.&ldquo; &mdash; &bdquo;Quoiqu&rsquo;il
-soit vrai que les soldats paroissent fort résolus à bien faire, et
-qu&rsquo;ils soient fort animez contre les rebelles, néantmoins il ne suffit pas de
-cela pour combattre ... Les officiers subalternes sont mauvais, et, à la
-reserve d&rsquo;un très petit nombre, il n&rsquo;y en a point qui ayt soin des soldats,
-des armes, et de la discipline.&ldquo; &mdash; &bdquo;On a beaucoup plus de confiance
-en la cavalerie, dont la plus grande partie est assez bonne.</span>&ldquo; &mdash; Einige Reiterregimenter
-lobt Avaux ganz besonders. Von zweien derselben sagt er: &bdquo;<span class="antiqua">On ne peut
-voir de meilleur régiment.</span>&ldquo; Die Richtigkeit des Urtheils, das er sich über die Infanterie
-wie über die Cavallerie gebildet, zeigte sich nach seiner Abreise deutlich am
-Boyne.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-54_175" id="footnote-54_175">[54]</a> Ich will ein Paar Stellen aus den damals von Avaux geschriebenen Depeschen
-anführen. Unterm 7. (17.) September schreibt er: &bdquo;<span class="antiqua">De quelque costé qu&rsquo;on se tournât,
-on ne pouvoit rien prevoir que de désagréable. Mais dans cette extrémité
-chacun s&rsquo;est évertué. Les officiers ont fait leur recrues avec beaucoup
-de diligence.</span>&ldquo; Drei Tage später sagt er: &bdquo;<span class="antiqua">Il y a quinze jours que nous
-n&rsquo;espérions guère de pouvoir mettre les choses en si bon estat: mais my
-Lord Tyrconnel et tous les Irlandais ont travaillé avec tant d&rsquo;empressement
-qu&rsquo;on s&rsquo;est mis en estat de deffense.</span>&ldquo;
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-55_176" id="footnote-55_176">[55]</a> Avaux, 20. (30. Aug.), 25. Aug. (4. Sept.), 26. Aug. (5. Sept.); <span class="antiqua">Life of James
-II. 373</span>; Melfort&rsquo;s Selbstvertheidigung unter den <span class="antiqua">Nairne Papers</span>. Avaux sagt: &bdquo;<span class="antiqua">Il
-pourra partir ce soir à la nuit: car je vois biens qu&rsquo;il apprehende qu&rsquo;il ne
-sera pas sur pour luy de partir en plein jour.</span>&ldquo;
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-56_177" id="footnote-56_177">[56]</a> <span class="antiqua">Story&rsquo;s Impartial History of the Wars of Ireland, 1693; Life of James,
-II. 374.</span>; Avaux, 7. (17.) Sept. 1689; <span class="antiqua">Nihell&rsquo;s Journal</span>, gedruckt 1689 und neu
-herausgegeben von Macpherson.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-57_178" id="footnote-57_178">[57]</a> <span class="antiqua">Story&rsquo;s Impartial History.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-58_179" id="footnote-58_179">[58]</a> <span class="antiqua">Story&rsquo;s Impartial History.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-59_180" id="footnote-59_180">[59]</a> Avaux, 10. (20.) Sept. 1689; <span class="antiqua">Story&rsquo;s Impartial History; Life of James,
-II. 377. 387. Orig. Mem.</span> Story und Jakob schätzen die irische Armee übereinstimmend
-auf etwa zwanzigtausend Mann. Siehe auch Dangeau, 28. Oct. 1689.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-60_181" id="footnote-60_181">[60]</a> <span class="antiqua">Life of James, II. 377, 378. Orig. Mem.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-61_182" id="footnote-61_182">[61]</a> Siehe <span class="antiqua">Grey&rsquo;s Debates</span>, Nov. 26., 27., 28. 1689 und den <span class="antiqua">Dialogue between
-a Lord Lieutenant and one of his deputies, 1692.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-62_183" id="footnote-62_183">[62]</a> <span class="antiqua">Nihill&rsquo;s Journal</span>. Ein französischer Offizier sagt in einem bald nach Schomberg&rsquo;s
-Landung an Avaux geschriebenen Briefe: &bdquo;<span class="antiqua">Les Huguenots font plus de mal
-que les Anglois, et tuent force Catholiques pour avoir fait résistance.</span>&ldquo;
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-63_184" id="footnote-63_184">[63]</a> Story; Erzählung, welche Avaux unterm 26. Nov. (6. Dec.) 1689 Seignelay
-übersandte; London Gazette vom 14. Oct. 1689. Merkwürdig ist es, daß, obgleich
-Dumont sich im Lager bei Dundalk befand, in seinem Manuscripte von der Verschwörung
-unter den Franzosen nichts erwähnt ist.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-64_185" id="footnote-64_185">[64]</a> <span class="antiqua">Story&rsquo;s Impartial History</span>; Dumont-Manuscript. Die Gottlosigkeit und Unsittlichkeit,
-welche während der Krankheit im Lager herrschten, werden in vielen damaligen
-Pamphlets in Versen wie in Prosa erwähnt. Man sehe insbesondere eine Satyre
-betitelt: <span class="antiqua">Reformation of Manners</span>, Theil II.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-65_186" id="footnote-65_186">[65]</a> <span class="antiqua">Story&rsquo;s Impartial History.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-66_187" id="footnote-66_187">[66]</a> Avaux, 11. (21.) Oct., 14. (24.) Nov. 1689; <span class="antiqua">Story&rsquo;s Impartial History;
-Life of James, II. 382, 383. Orig. Mem.; Nihell&rsquo;s Journal.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-67_188" id="footnote-67_188">[67]</a> <span class="antiqua">Story&rsquo;s Impartial History</span>; Schomberg&rsquo;s Depeschen; <span class="antiqua">Nihell&rsquo;s Journal</span> und
-<span class="antiqua">Life of James; Burnet II. 20.</span>; Dangeau&rsquo;s Tagebuch während dieses Herbstes; die
-Erzählung, welche Avaux an Seignelay einsandte, und das Dumont-Manuscript. Die
-Lügen der London Gazette sind haarsträubend. Während des ganzen Herbstes sollen die
-Truppen beständig in guter Verfassung gewesen sein. In dem albernen Drama, betitelt:
-<span class="antiqua">The Royal Voyage</span>, welches zur Belustigung des Londoner Pöbels im Jahre
-1689 aufgeführt wurde, werden die Irländer dargestellt, wie sie einige von den kranken
-Engländern angreifen. Die Engländer schlagen die Angreifenden in die Flucht und fallen
-dann todt nieder.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-68_189" id="footnote-68_189">[68]</a> Siehe seine Depeschen im Anhange zu Dalrymple&rsquo;s Memoiren.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-69_190" id="footnote-69_190">[69]</a> London Gazette vom 20. Mai 1689.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-70_191" id="footnote-70_191">[70]</a> Bleib&rsquo; in der Stadt. &mdash; D. Uebers.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-71_192" id="footnote-71_192">[71]</a> <span class="antiqua">Commons&rsquo; Journals, Nov. 13. 23. 1689; Grey&rsquo;s Debates, Nov. 13. 14.
-18. 23. 1689.</span> Siehe unter vielen Schmähschriften die <span class="antiqua">Parable of the Bearbaiting;
-Reformation of Manners, a Satire; The Mock Mourners, a Satire.</span> Außerdem
-auch <span class="antiqua">Pepys&rsquo;s Diary, Kept at Tangier, Oct. 15. 1683.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-72_193" id="footnote-72_193">[72]</a> Die beste Uebersicht über diese Verhandlungen findet man in Wagenaar, 61.
-Er hat die Witsen&rsquo;schen Papiere zur Hand gehabt und denselben zahlreiche Citate entnommen.
-Witsen war es, der in heftiger Bewegung unterschrieb, &bdquo;<span class="antiqua">zo als,</span>&ldquo; sagt er,
-&bdquo;<span class="antiqua">myne beevende hand getuigen kan.</span>&ldquo; Die Verträge findet man in Dumont&rsquo;s
-<span class="antiqua">Corps Diplomatique</span>. Sie wurden im August 1689 unterzeichnet.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-73_194" id="footnote-73_194">[73]</a> Der Vertrag zwischen dem Kaiser und den Generalstaaten ist vom 12. Mai 1689
-datirt. Er befindet sich in Dumont&rsquo;s <span class="antiqua">Corps Diplomatique</span>.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-74_195" id="footnote-74_195">[74]</a> Siehe die Depesche Waldeck&rsquo;s in der London Gazette vom 26. Aug. 1689. <span class="antiqua">Historical
-Records of the First Regiment of Foot;</span> Dangeau, 28. Aug.; Monthly
-Mercury, September 1689.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-75_196" id="footnote-75_196">[75]</a> Siehe den <span class="antiqua">Dear Bargain</span>, ein im Jahr 1690 heimlich gedrucktes jakobitisches
-Pamphlet. &bdquo;Ich habe keine Geduld mehr,&ldquo; sagt der Verfasser, &bdquo;nach diesem Schurken
-(Marlborough) noch einen andren zu erwähnen. Alle sind im Vergleich zu ihm unschuldig,
-selbst Kirke.&ldquo;
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-76_197" id="footnote-76_197">[76]</a> Siehe den Monthly Mercury vom September 1689 und von den vier folgenden
-Monaten; auch Welwood&rsquo;s <span class="antiqua">Mercurius Reformatus</span> vom 18., 25. Sept. und 8. Oct.
-1689. Melfort&rsquo;s Instructionen und seine Denkschriften für den Papst und den Cardinal
-von Este finden sich in den <span class="antiqua">Nairne Papers</span>; einige Auszüge hat Macpherson abgedruckt.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-77_198" id="footnote-77_198">[77]</a> Siehe die Antwort eines Eidverweigerers auf die Aufforderung des Bischofs von
-Sarum im Anhange zu <span class="antiqua">The Life of Kettlewell</span>. Unter den Tanner&rsquo;schen Manuscripten
-in der Bodlejanischen Bibliothek befindet sich ein Aufsatz, den ich anzuführen wage,
-da Sancroft ihn der Aufbewahrung werth gehalten hat. Der Verfasser, ein entschiedener
-Eidverweigerer, sagt, nachdem er durch allerhand leere Ausflüchte den von einem
-fügsameren Geistlichen aus der Praxis der primitiven Kirche entlehnten Argumente auszuweichen
-versucht hat: &bdquo;Angenommen die ersten Christen hätten fortwährend, seit den
-Zeiten der Apostel, ihre früheren Fürsten geleisteten Eide so wenig beachtet, als er behauptet,
-wird er deshalb sagen wollen, daß ihre Verfahrungsweise als Regel gelten
-müsse? Leute von übrigens sehr orthodoxen Grundsätzen haben Böses gethan und allgemein
-dazu aufgemuntert.&ldquo; Die aus der Praxis der ersten Christen hergeleitete Beweisführung
-ist sehr gut zusammengestellt in einer Schrift, betitelt: <span class="antiqua">The Doctrine of Non-resistance
-or Passive Obedience No Way concerned in the Controversies
-now depending between die Williamites and the Jacobites, by a Lay Gentleman
-of the Communion of the Church of England, as by Law establish&rsquo;d,
-1689.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-78_199" id="footnote-78_199">[78]</a> Eine der unterwürfigsten Adressen, welche je eine Convocation votirt hat, war
-eine an Richard III. gerichtete. Sie findet sich in Wilkin&rsquo;s <span class="antiqua">Concilia</span>. Dryden stellt in
-seinem schönen <span class="antiqua">Rifacimento</span>, einer der schönsten Stellen seiner <span class="antiqua">Canterbury Tales</span>,
-den &bdquo;guten Pfarrer&ldquo; dar, wie er lieber seine Pfründe aufgiebt als den Herzog von Lancaster
-als König von England anerkennt. Für diese Darstellung findet sich weder in
-Chaucer&rsquo;s Gedicht noch anderswo ein Rechtfertigungsgrund. Dryden wollte etwas schreiben,
-was die Geistlichen, welche die Eide geleistet hatten, verdroß und deshalb dichtete
-er einem katholischen Priester des 14. Jahrhunderts einen Aberglauben an, der erst bei
-den anglikanischen Priestern des 17. Jahrhunderts entstanden ist.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-79_200" id="footnote-79_200">[79]</a> Siehe die Vertheidigung des Bekenntnisses, welches der Ehrwürdige Vater in
-Gott, Johann Lake, Lord Bischof von Chichester, in Bezug auf den passiven Gehorsam
-und die neuen Eide auf seinem Sterbebett abgab. 1690.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-80_201" id="footnote-80_201">[80]</a> <span class="antiqua">London Gazette, June 30. 1689. Narcissus Luttrell&rsquo;s Diary.</span> &bdquo;Die ausgezeichnetsten
-Männer,&ldquo; sagt Luttrell.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-81_202" id="footnote-81_202">[81]</a> Siehe in Kettlewell&rsquo;s Leben, III. 72., den Widerruf, den er für einen Geistlichen
-aufgesetzt hatte, welcher die Eide geleistet hatte und es nachher bereuete.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-82_203" id="footnote-82_203">[82]</a> Siehe den Bericht über Dr. Dove&rsquo;s Verhalten in Clarendon&rsquo;s <span class="antiqua">Diary</span>, und den
-Bericht über Dr. Marsh&rsquo;s Verhalten in Kettlewell&rsquo;s Leben.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-83_204" id="footnote-83_204">[83]</a> <span class="antiqua">The Anatomy of a Jacobite Tory, 1690.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-84_205" id="footnote-84_205">[84]</a> <span class="antiqua">Dialogue between a Whig and a Tory.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-85_206" id="footnote-85_206">[85]</a> <span class="antiqua">Narcissus Luttrell&rsquo;s Diary, Nov. 1691, Feb. 1692.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-86_207" id="footnote-86_207">[86]</a> <span class="antiqua">Life of Kettlewell III. 4.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-87_208" id="footnote-87_208">[87]</a> Siehe Turner&rsquo;s Brief an Sancroft vom Himmelfahrtstage 1689. Das Original
-befindet sich unter den Tannerschen Manuscripten in der Bodlejanischen Bibliothek. Der
-Brief ist jedoch nebst vielen andrem interessanten Material in dem unlängst erschienenen
-<span class="antiqua">Life of Ken, by a Layman</span>, abgedruckt. Siehe auch <span class="antiqua">The Life of Kettlewell, III.
-95.</span> und Ken&rsquo;s Brief an Burnet vom 5. October 1689 in Hawkin&rsquo;s <span class="antiqua">Life of Ken</span>.
-&bdquo;Ich bin überzeugt,&ldquo; schrieb Lady Russel an Dr. Fitzwilliam, &bdquo;daß der Bischof von
-Bath und Wells Andere dazu aufmunterte, sich zu fügen; während er selbst es nicht über
-sich gewinnen konnte, freute er sich, wenn Andere es thaten.&ldquo; Ken erklärte, daß er
-Niemandem gerathen, die Eide zu leisten, und Diejenigen, welche seinen Rath erbaten,
-auf ihre eigenen Studien und Gebete verwiesen habe. Man wird finden, daß Lady
-Russell&rsquo;s Behauptung und Ken&rsquo;s Verwahrung ziemlich auf Eins hinaus laufen, wenn
-man diejenigen Rücksichten nimmt, welche selbst bei Beurtheilung der Aussagen der wahrheitliebendsten
-Zeugen auf Stellung und Gesinnung genommen werden müssen. Nachdem
-Ken sich endlich entschlossen hatte, auf Seite der Eidverweigerer zu treten, versuchte er
-es natürlich, seine Consequenz in so weit zu rechtfertigen, als er dies ehrenhafterweise
-konnte, und Lady Russel, welche ihren Freund zur Leistung der Eide bewegen wollte,
-legte natürlich auf seine Geneigtheit, sich zu fügen, soviel Gewicht als sie dies ehrenhafterweise
-thun durfte. Sie ging indeß zu weit, indem sie das Wort &bdquo;aufmunterte&ldquo;
-<span class="antiqua">(excited)</span> brauchte. Auf der andren Seite ist es klar, daß Ken, indem er Diejenigen,
-die ihn um Rath fragten, auf ihre eigenen Studien und Gebete verwies, ihnen zu verstehen
-geben wollte, daß seiner Ansicht nach die Eidesleistung Denen gestattet sei, die sie
-nach reiflicher Erwägung als statthaft erkannten. Hatten ihn die Leute gefragt, ob es
-ihnen gestattet sei, einen Meineid zu schwören oder Ehebruch zu begehen, so würde er
-ihnen gewiß nicht geantwortet haben, daß sie die Sache reiflich erwägen und die göttliche
-Entscheidung erflehen, sondern daß sie bei Gefahr ihres Seelenheils davon abstehen
-sollten.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-88_209" id="footnote-88_209">[88]</a> Siehe das Gespräch vom 9. Juni 1784 in Boswell&rsquo;s <span class="antiqua">Life of Johnson</span>, und die
-Anmerkung. Boswell ist mit seiner gewohnten Verkehrtheit Überzeugt, daß Johnson nicht
-daran gedacht haben könne, &bdquo;daß die wegen ihres hochherzigen Widerstandes gegen Willkürgewalt
-mit Recht so hoch gefeierten sieben Bischöfe, dennoch Eidverweigerer waren.&ldquo;
-Nur fünf von den Sieben waren Eidverweigerer, und jeder Andre als Boswell würde
-gewußt haben, daß man sich der Willkürgewalt widersetzen und dabei doch kein guter
-Logiker sein kann. Der Widerstand, den Sancroft und die anderen nichtschwörenden
-Bischöfe der Willkürgewalt entgegensetzten, während sie nach wie vor an der Lehre vom
-Nichtwiderstande festhielten, ist gerade der entscheidendste Beweis, daß sie unfähig waren,
-zu raisonniren. Man darf nicht vergessen, daß sie bereit waren, die ganze königliche Macht
-Jakob zu entziehen und auf Wilhelm mit dem Titel eines Regenten zu übertragen. Ihr
-Skrupel hatte nur das Wort König zum Gegenstande.
-</p>
-
-<p class="footnote2">
-Ich bin erstaunt, daß Johnson Wilhelm Law für keinen Logiker erklärte. Law verfiel
-allerdings in große Irrthümer, aber es waren Irrthümer, gegen welche die Logik
-keinen Schutz gewährt. In rein dialektischer Gewandtheit übertrafen ihn sehr Wenige.
-Daß er mehr als einmal über Hoadley den Sieg davon trug, wird kein aufrichtiger
-Whig leugnen. Doch Law gehört nicht der Generation an, mit der ich es jetzt zu
-thun habe.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-89_210" id="footnote-89_210">[89]</a> Ware&rsquo;s <span class="antiqua">History of the Writers of Ireland</span>, fortgesetzt von Harris.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-90_211" id="footnote-90_211">[90]</a> <span class="antiqua">Letter to a member of the Convention 1689.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-91_212" id="footnote-91_212">[91]</a> <span class="antiqua">Johnson&rsquo;s Notes on the Phoenix Edition of Burnet&rsquo;s Pastoral Letter,
-1692.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-92_213" id="footnote-92_213">[92]</a> Das beste Urtheil über Hickes&rsquo; Character kann man sich aus seinen zahlreichen
-polemischen Schriften bilden, besonders aus seinem <span class="antiqua">Jovian</span>, geschrieben 1684, seinem
-<span class="antiqua">Thebaean Legion no Fable</span>, geschrieben 1687, aber erst 1714 erschienen, und seinen
-Abhandlungen über Dr. Burnet und Dr. Tillotson, 1695. Sein literarischer Ruhm
-gründet sich auf Werke ganz andrer Art.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-93_214" id="footnote-93_214">[93]</a> Collier&rsquo;s Abhandlungen über die Bühne sind im Ganzen genommen seine besten
-Geistesproducte. Doch auch in seinen politischen Flugschriften findet sich viel Treffendes.
-Seine &bdquo;<span class="antiqua">Persuasive to Consideration, tendered to the Royalists, particularly
-those of the Church of England</span>&ldquo; scheint mir eines der besten Erzeugnisse
-der jakobitischen Presse.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-94_215" id="footnote-94_215">[94]</a> Siehe Brokesby&rsquo;s <span class="antiqua">Life of Dodwell</span>. Ich muß bemerken, daß ich die Abhandlung
-gegen gemischte Ehen nur aus Brokesby&rsquo;s ausführlichem Extract kenne. Diese Abhandlung
-ist sehr selten. Sie wurde ursprünglich als Vorrede zu einer von Leslie gehaltenen
-Predigt gedruckt. Als Leslie seine Werke sammelte, ließ er die Abhandlung weg,
-wahrscheinlich weil er sich derselben schämte. Die Abhandlung über die Statthaftigkeit
-der Instrumentalmusik habe ich gelesen, und sie ist unglaublich absurd.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-95_216" id="footnote-95_216">[95]</a> Dodwell sagt uns, daß der Titel des Werkes, in welchem er zuerst diese Theorie
-aufstellte, mit großer Sorgfalt und Präcision abgefaßt worden sei. Ich will daher die
-Titelseite hier anführen: &bdquo;<span class="antiqua">An Epistolary Discourse proving from Scripture and
-the First Fathers, that the Soul is naturally Mortal, but Immortalized actually
-by the Pleasure of God to Punishment or to Reward, by its Union
-with the Divine Baptismal Spirit wherein is proved that none have the Power
-of giving this Divine Immortalizing Spirit since the Apostles but only
-the Bishops. By H. Dodwell.</span>&ldquo; Dr. Clarke sagt in einem Briefe an Dodwell (1706)
-daß dieser <span class="antiqua">Epistolary Discourse</span> ein Buch sei, &bdquo;das alle guten Menschen betrübe und
-alle profanen Menschen erfreue.&ldquo;
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-96_217" id="footnote-96_217">[96]</a> Siehe Leslie&rsquo;s <span class="antiqua">Rehearsals, No. 286, 287.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-97_218" id="footnote-97_218">[97]</a> Siehe seine Werke und seine höchst interessante Biographie, welche aus den Papieren
-seiner Freunde Hickes und Nelson zusammengetragen worden ist.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-98_219" id="footnote-98_219">[98]</a> Siehe Fitzwilliam&rsquo;s Korrespondenz mit Lady Russell und seine Zeugenaussage in
-Ashton&rsquo;s Prozesse in den <span class="antiqua">State Trials</span>. Das einzige Werk, welches Fitzwilliam, soweit
-ich es habe entdecken können, je veröffentlichte, war eine Predigt über das Ryehousecomplot,
-die er einige Wochen nach Russell&rsquo;s Hinrichtung gehalten. Es kommen in dieser
-Predigt einige Stellen vor, bei denen ich mich ein wenig wundern muß, daß die Wittwe
-und die Familie Russell&rsquo;s sie verzeihen konnten.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-99_220" id="footnote-99_220">[99]</a> Cyprian spricht in einer seiner Episteln folgendermaßen zu den Bekennern: &bdquo;<span class="antiqua">Quosdam
-audio inficere numerum vestrum, et laudem praecipui nominis prava
-sua conversatione destruere ... Cum quanto nominis vestri pudore delinquitur
-quando alius aliquis temulentus et lasciviens demoratur; alius in eam
-patriam unde extorris est regreditur, ut deprehensus non jam quasi Christianus,
-sed quasi nocens pereat.</span>&ldquo; In dem Buche: <span class="antiqua">De Unitate Ecclesiae</span> führt
-er eine noch stärkere Sprache: &bdquo;<span class="antiqua">Neque enim confessio immunem facit ab insidiis
-diaboli, aut contra tentationes et pericula et incursus atque impetus saeculares
-adhuc in saeculo positum perpetua securitate defendit; caeterum nunquam
-in confessoribus fraudes et stupra et adulteria postmodum videremus,
-quae nunc in quibusdam videntes ingemiscimus et dolemus.</span>&ldquo;
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-100_221" id="footnote-100_221">[100]</a> Viele interessante Mittheilungen über die Eidverweigerer findet man in den <span class="antiqua">Biographical
-Memoirs</span> des Buchdruckers Wilhelm Bowyer, welche den ersten Band von Nichols&rsquo;
-<span class="antiqua">Literary Anecdotes of the Eighteenth Century</span> bilden. Eine Probe von Wagstaffe&rsquo;s
-Recepten befindet sich in der Bodlejanischen Bibliothek.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-101_222" id="footnote-101_222">[101]</a> Cibber&rsquo;s Stück, so wie er es schrieb, verlor seine Popularität, als die Jakobiten
-aufhörten mächtig zu sein, und ist jetzt nur nach den Forschern bekannt. Im Jahre 1768
-arbeitete Bickerstaffe es zu dem &bdquo;Heuchler&ldquo; um und setzte an die Stelle des Eidverweigerers
-Dr. Wolff den Methodisten Dr. Cantwell. &bdquo;Ich halte den Character des Heuchlers,&ldquo;
-sagt Johnson, &bdquo;nicht für ganz passend auf die Methodisten; auf die Eidverweigerer aber
-paßte er sehr gut.&ldquo; Boswell fragte ihn, ob es wahr sei, daß die eidverweigernden Geistlichen
-mit den Frauen ihrer Gönner intriguirten. &bdquo;Ich fürchte sehr,&ldquo; antwortete Johnson,
-&bdquo;daß viele von ihnen es getan haben.&ldquo; Dieses Gespräch fand am 27. März 1775
-statt. Aber nicht nur in gleichgültiger Unterhaltung sprach Johnson eine ungünstige Meinung
-über die Eidverweigerer aus. In seiner Biographie Fenton&rsquo;s, der ein Eidverweigerer
-war, kommen die bedeutsamen Worte vor: &bdquo;Ich muß daran erinnern, daß er
-seinen Namen unbefleckt erhielt und sich niemals, wie nur zu Viele von der nämlichen
-Klasse, zu gemeinen Ränken und ehrlosen Kunstgriffen erniedrigte.&ldquo; Siehe <span class="antiqua">The Character
-of a Jacobite, 1690.</span> Selbst in Kettlewell&rsquo;s Biographie, aus den Papieren
-seiner Freunde Hickes und Nelson zusammengetragen, findet man Einräumungen, welche
-beweisen, daß sehr bald nach dem Schisma einige der eidverweigernden Geistlichen in
-Gewohnheiten des Müßigganges, der Abhängigkeit und des Bettelns verfielen, welche
-den ganzen Stand in Mißcredit brachten. &bdquo;Mehrere Unwürdige, welche immer die zuversichtlichsten
-sind, schadeten durch ihr Umhertreiben den wahrhaft Würdigen, denen es
-die Bescheidenheit nicht zuließ für sich zu bitten ... Mr. Kettlewell empfand es ebenfalls
-schmerzlich, daß manche von seinen Collegen viel zu viel Zeit an Vergnügungs- und
-Unterhaltungsorten zubrachten, und sich wegen ihres Fortkommens auf Diejenigen verließen,
-deren Bekanntschaft sie dort machten.&ldquo;
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-102_223" id="footnote-102_223">[102]</a> <span class="antiqua">Reresby&rsquo;s Memoirs 344.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-103_224" id="footnote-103_224">[103]</a> <span class="antiqua">Birch&rsquo;s Life of Tillotson.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-104_225" id="footnote-104_225">[104]</a> Siehe den <span class="antiqua">Discourse concerning the Ecclesiastical Commission, 1689.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-105_226" id="footnote-105_226">[105]</a> <span class="antiqua">Birch&rsquo;s Life of Tillotson; Life of Prideaux; Gentleman&rsquo;s Magazine,</span>
-Juni und Juli 1745.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-106_227" id="footnote-106_227">[106]</a> <span class="antiqua">Diary of the Proceedings of the Commissioners, taken by Dr. Williams,
-afterwards Bishop of Chichester, one of the Commissioners, every
-night after he went home from the several meetings.</span> Dieses höchst interessante
-Tagebuch wurde 1854 auf Befehl des Hauses der Gemeinen gedruckt.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-107_228" id="footnote-107_228">[107]</a> <span class="antiqua">Williams&rsquo;s Diary.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-108_229" id="footnote-108_229">[108]</a> <span class="antiqua">Williams&rsquo;s Diary.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-109_230" id="footnote-109_230">[109]</a> <span class="antiqua">Williams&rsquo;s Diary.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-110_231" id="footnote-110_231">[110]</a> Siehe die <span class="antiqua">Alterations in the Book of Common Prayer prepared by the
-Royal Commissioners for the revision of the Liturgy in 1689, and printed
-by order of the House of Commons in 1854.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-111_232" id="footnote-111_232">[111]</a> Es läßt sich kaum eine stärkere oder klarere Sprache denken als die, deren sich
-das Concil bediente: <span class="greek">&Tau;&omicron;&#973;&tau;&omega;&nu; &tau;&omicron;&#943;&nu;&upsilon;&nu; &#7936;&nu;&alpha;&gamma;&nu;&omega;&sigma;&theta;&#941;&nu;&tau;&omega;&nu;, &#8037;&rho;&iota;&sigma;&eta;&nu; &#7969; &#7936;&gamma;&#943;&alpha; &sigma;&#973;&nu;&omicron;&delta;&omicron;&sigmaf;, &#7953;&tau;&#941;&rho;&alpha;&nu; &pi;&#943;&sigma;&tau;&iota;&nu; &mu;&eta;&delta;&epsilon;&nu;&#8054; &#7952;&xi;&epsilon;&#8150;&nu;&alpha;&iota; &pi;&rho;&omicron;&sigma;&phi;&#941;&rho;&epsilon;&iota;&nu;, &#7972;&gamma;&omicron;&upsilon;&nu; &sigma;&upsilon;&gamma;&gamma;&rho;&#940;&phi;&epsilon;&iota;&nu;, &#7970; &sigma;&upsilon;&nu;&tau;&iota;&theta;&#941;&nu;&alpha;&iota;, &pi;&alpha;&rho;&#8048; &tau;&#8052;&nu; &#8001;&rho;&iota;&sigma;&theta;&epsilon;&#8150;&sigma;&alpha;&nu; &pi;&alpha;&rho;&#8048; &tau;&#8182;&nu; &#7937;&gamma;&#943;&omega;&nu; &pi;&alpha;&tau;&#941;&rho;&omega;&nu; &tau;&#8182;&nu; &#7952;&nu; &tau;&#8135; &Nu;&iota;&kappa;&alpha;&#941;&omega;&nu; &sigma;&upsilon;&nu;&epsilon;&lambda;&theta;&#972;&nu;&tau;&omega;&nu; &sigma;&#8058;&nu; &#7937;&gamma;&#943;&#8179; &pi;&nu;&epsilon;&#973;&mu;&alpha;&tau;&iota;· &tau;&omicron;&#8058;&sigmaf; &delta;&#8050; &tau;&omicron;&lambda;&mu;&#8182;&nu;&tau;&alpha;&sigmaf; &#7970; &sigma;&upsilon;&nu;&tau;&iota;&theta;&#941;&nu;&alpha;&iota; &pi;&#943;&sigma;&tau;&iota;&nu; &#7953;&tau;&#941;&rho;&alpha;&nu;, &#7972;&gamma;&omicron;&upsilon;&nu; &pi;&rho;&omicron;&kappa;&omicron;&mu;&#943;&zeta;&epsilon;&iota;&nu;, &#7970; &pi;&rho;&omicron;&sigma;&phi;&#941;&rho;&epsilon;&iota;&nu; &tau;&omicron;&#8150;&sigmaf; &#7952;&theta;&#941;&lambda;&omicron;&upsilon;&sigma;&iota;&nu; &#7952;&pi;&iota;&sigma;&tau;&rho;&#941;&phi;&epsilon;&iota;&nu; &epsilon;&#7984;&sigmaf; &#7952;&pi;&#943;&gamma;&nu;&omega;&sigma;&iota;&nu; &tau;&#8134;&sigmaf; &#7936;&lambda;&eta;&theta;&epsilon;&#943;&alpha;&sigmaf;, &#7970; &#7952;&xi; &#7961;&lambda;&lambda;&eta;&nu;&iota;&sigma;&mu;&omicron;&#8166;, &#7970; &#7952;&xi; &#7992;&omicron;&upsilon;&delta;&alpha;&#970;&sigma;&mu;&omicron;&#8166;, &#7970; &#7952;&xi; &alpha;&#7985;&rho;&#941;&sigma;&epsilon;&omega;&sigmaf; &omicron;&#7985;&alpha;&sigma;&delta;&eta;&pi;&omicron;&tau;&omicron;&#8166;&nu;, &tau;&omicron;&#973;&tau;&omicron;&upsilon;&sigmaf;, &epsilon;&#7984; &mu;&#8050;&nu; &epsilon;&#7990;&epsilon;&nu; &#7952;&pi;&#943;&sigma;&kappa;&omicron;&pi;&omicron;&iota; &#7970; &kappa;&lambda;&#942;&rho;&iota;&kappa;&omicron;&iota;, &#7936;&lambda;&lambda;&omicron;&tau;&rho;&#943;&omicron;&upsilon;&sigmaf; &epsilon;&#7990;&nu;&alpha;&iota; &tau;&omicron;&#8058;&sigmaf; &#7952;&pi;&iota;&sigma;&kappa;&#972;&pi;&omicron;&upsilon;&sigmaf; &tau;&#8134;&sigmaf; &#7952;&pi;&iota;&sigma;&kappa;&omicron;&pi;&#8134;&sigmaf;, &kappa;&alpha;&#8054; &tau;&omicron;&#8058;&sigmaf; &kappa;&lambda;&eta;&rho;&#943;&kappa;&omicron;&upsilon;&sigmaf; &tau;&omicron;&#8166; &kappa;&lambda;&#942;&rho;&omicron;&upsilon;, &epsilon;&#7984; &delta;&#8050; &lambda;&alpha;&#970;&kappa;&omicron;&#8054; &epsilon;&#7990;&epsilon;&nu;, &#7936;&nu;&alpha;&theta;&epsilon;&mu;&alpha;&tau;&#943;&zeta;&epsilon;&sigma;&theta;&alpha;&iota;.</span> <span class="antiqua">Concil. Ephes.
-Actio VI.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-112_233" id="footnote-112_233">[112]</a> <span class="antiqua">Williams&rsquo;s Diary; Alterations in the Book of Common Prayer.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-113_234" id="footnote-113_234">[113]</a> Ich möchte das Erstaunen gesehen haben, in welches die Großmeister der lateinischen
-Sprache, die mit Mäcenas und Pollio zu speisen pflegten, durch das &bdquo;<span class="antiqua">Tibi Cherubim
-et Seraphim incessabili voce proclamant, Sanctus, Sanctus, Dominus
-Deus Sabaoth,</span>&ldquo; oder durch das &bdquo;<span class="antiqua">Ideo cum angelis et archangelis, cum
-thronis et dominationibus</span>&ldquo; versetzt worden wären.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-114_235" id="footnote-114_235">[114]</a> Ich will zwei Proben von Patrick&rsquo;s Schreibweise anführen. &bdquo;Er macht mich niederlegen
-auf einer grünen Aue,&ldquo; sagt David, &bdquo;und führet mich zu den stillen Wassern.&ldquo;
-Patrick&rsquo;s Version lautet: &bdquo;Denn wie ein guter Hirt seine Schafe bei heftiger Hitze an
-schattige Orte führt, wo sie sich niederlegen und (nicht an verdorrter sondern) an frischer
-und grüner Weide laben können, und sie am Abend (nicht zu schlammigen und aufgerührten,
-sondern) zu klaren und ruhigen Wassern leitet: so hat er bereits zweckmäßige
-und reichliche Vorsorge für mich getroffen, die ich in Frieden und ohne Störung genieße.&ldquo;
-</p>
-
-<p class="footnote2">
-Im hohen Liede kommt ein wunderschöner Vers vor: &bdquo;Ich beschwöre Euch, Ihr
-Töchter Jerusalems, findet Ihr meinen Freund, so saget ihm, daß ich vor Liebe krank
-liege.&ldquo; Patrick&rsquo;s Version lautet: &bdquo;So wendete ich mich an Diejenigen meiner Nachbarn
-und vertrauten Bekannten, die durch mein Geschrei geweckt worden waren und herbeikamen,
-um zu sehen was es gebe, und beschwor sie, wie sie es vor Gott verantworten
-könnten, meinem Geliebten, wenn sie mit ihm zusammenträfen, mitzutheilen &mdash; Was
-soll ich sagen? &mdash; Was sollt Ihr ihm Andres sagen, als daß ich jetzt, da ich seinen Umgang
-entbehre, meines Lebens nicht froh werde, daß mir nicht eher wieder wohl sein wird,
-als bis ich seine Liebe wieder gewinne.&ldquo;
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-115_236" id="footnote-115_236">[115]</a> Wilhelm&rsquo;s Mißfallen an dem Gottesdienste in der Kathedrale wird von Leslie in
-<span class="antiqua">No. 7.</span> des <span class="antiqua">Rehearsal</span> erwähnt. Siehe auch <span class="antiqua">A Letter from a Member of the
-House of Commons to his Friend in the Country 1689,</span> und <span class="antiqua">Bisset&rsquo;s Modern
-Fanatic 1710.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-116_237" id="footnote-116_237">[116]</a> Siehe <span class="antiqua">Collier&rsquo;s Desertion discussed, 1689.</span> Thomas Carte, der ein Schüler
-und eine Zeit lang Assistent Collier&rsquo;s war, setzte noch im Jahre 1747 in eine voluminöse
-Geschichte eine höchst alberne Anmerkung, in der er der Welt versicherte, er wisse
-ganz bestimmt, daß der Prätendent die Skrophelkrankheit geheilt habe, und ganz ernsthaft
-behauptete, die heilende Kraft sei erblich und von der Salbung ganz unabhängig.
-Siehe Carte&rsquo;s <span class="antiqua">History of England, vol. I. p. 291</span>.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-117_238" id="footnote-117_238">[117]</a> Siehe die Vorrede zu <span class="antiqua">A Treatise in Wounds, by Richard Wiseman,
-Sergeant Chirurgeon to His Majesty, 1676.</span> Den vollständigsten Nachweis über
-diesen interessanten Gegenstand aber findet man in der <span class="antiqua">Charisma Basilicon, by John
-Browne, Chirurgeon in ordinary to His Majesty, 1684.</span> Siehe auch <span class="antiqua">The Ceremonies used
-in the Time of King Henry VII. for the Healing of them that
-be Diseased with the King&rsquo;s Evil, published by His Majesty&rsquo;s Command,
-1686; Evelyn&rsquo;s Diary, March 28. 1684</span> und <span class="antiqua">Bishop Cartwright&rsquo;s Diary, Aug.
-28, 29, 30. 1687.</span> Es ist unglaublich, daß ein so großer Theil der Bevölkerung wirklich
-skrophulös gewesen sein sollte. Ohne Zweifel wurden viele mit leichten und vorübergehenden
-Krankheiten behaftete Personen zum Könige gebracht, und die Genesung dieser
-Leute hielt den allgemein verbreiteten Glauben an die Wirksamkeit seiner Berührung
-aufrecht.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-118_239" id="footnote-118_239">[118]</a> Pariser Gazette vom 23. April 1689.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-119_240" id="footnote-119_240">[119]</a> Siehe Whiston&rsquo;s <span class="antiqua">Life of himself.</span> Der gute Whiston, der an Alles glaubte,
-nur nicht an die Dreieinigkeit, erzählt uns ganz ernsthaft, die einzige Person, welche
-Wilhelm berührt habe, sei trotz der Ungläubigkeit Sr. Majestät genesen. Siehe auch
-den <span class="antiqua">Athenian Mercury</span> vom 16. Januar 1691.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-120_241" id="footnote-120_241">[120]</a> In verschiedenen neueren Schriften ist die Befürchtung, daß Meinungsverschiedenheiten
-zwischen der Convocation von York und der Convocation von Canterbury entstehen
-könnten, mit Geringschätzung für chimärisch erklärt worden. Aber es ist schwer
-zu begreifen, warum es minder wahrscheinlich sein soll, daß zwei selbstständige Convocationen
-von einander abweichen, als zwei Häuser der nämlichen Convocation, und es
-ist notorisch, daß unter der Regierung Wilhelm&rsquo;s III. und Anna&rsquo;s die beiden Häuser
-der Convocation von Canterbury fast niemals übereinstimmten.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-121_242" id="footnote-121_242">[121]</a> <span class="antiqua">Birch&rsquo;s Life of Tillotson; Life of Prideaux.</span> Aus Clarendon&rsquo;s Tagebuche
-ergiebt sich, daß er und Rochester am 23. Sept. in Oxford waren.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-122_243" id="footnote-122_243">[122]</a> Siehe die Liste in dem historischen Bericht über die gegenwärtige Convocation im
-Anhang zur zweiten Ausgabe der <span class="antiqua">Vox Cleri, 1690.</span> Der bedeutendste Name, den ich
-in der Liste der von dem Parochialklerus gewählten Beauftragten finde, ist der des Dr.
-Mill, des Herausgebers des griechischen Testaments.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-123_244" id="footnote-123_244">[123]</a> Tillotson an Lady Russell, 19. April 1690.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-124_245" id="footnote-124_245">[124]</a> <span class="antiqua">Birch&rsquo;s Life of Tillotson.</span> Was Birch darin über die Gespanntheit zwischen
-Compton und Tillotson sagt, hatte er den Manuscripten Heinrich Wharton&rsquo;s entlehnt,
-und wird durch viele Umstände bestätigt, die man aus anderen Quellen kennt.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-125_246" id="footnote-125_246">[125]</a> <span class="antiqua">Chamberlayne&rsquo;s State of England,</span> 18. Ausgabe.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-126_247" id="footnote-126_247">[126]</a> <span class="antiqua">Concio ad Synodum per Gulielmum Beveregium, 1689.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-127_248" id="footnote-127_248">[127]</a> <span class="antiqua">Narcissus Luttrell&rsquo;s Diary; Historical Account of the present Convocation.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-128_249" id="footnote-128_249">[128]</a> <span class="antiqua">Kennet&rsquo;s History, III. 552.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-129_250" id="footnote-129_250">[129]</a> <span class="antiqua">Historical Account of the Present Convocation, 1689.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-130_251" id="footnote-130_251">[130]</a> <span class="antiqua">Historical Account of the Present Convocation; Burnet II. 58.; Kennet&rsquo;s
-History of the Reign of William and Mary.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-131_252" id="footnote-131_252">[131]</a> <span class="antiqua">Historical Account of the Present Convocation; Kennet&rsquo;s History.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-132_253" id="footnote-132_253">[132]</a> <span class="antiqua">Historical Account of the Present Convocation; Kennet.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-133_254" id="footnote-133_254">[133]</a> <span class="antiqua">Historical Account of the Present Convocation.</span>
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-134_255" id="footnote-134_255">[134]</a> Daß eine solche Eifersucht, wie ich sie geschildert habe, wirklich herrschte, bestätigt
-das Pamphlet betitelt: <span class="antiqua">Vox Cleri.</span> &bdquo;Einige gegenwärtig der Convocation angehörende
-Landgeistliche sahen jetzt, in welcher großen Behaglichkeit und Fülle die Stadtgeistlichen
-leben, die ihre Lectoren und Hülfsprediger haben, häufig Zuschüsse bekommen,
-zuweilen bis zum Schlusse des Gottesdienstes in der Sakristei zubringen und außer ihren
-reichen Pfarreien in der Stadt auch noch hohe kirchliche Würden bekleiden.&ldquo; Der Verfasser
-dieser einst weit berühmten Schrift war Thomas Long, Vertreter des Klerus der
-Diöcese Exeter. Nach einer andren damals erschienenen Flugschrift sollen die Landgeistlichen
-mit großem Mißvergnügen bemerkt haben, daß ihre Londoner Collegen sich nach
-der Predigt mit Sect erfrischten. In mehreren Flugschriften jenes Winters findet man
-Anspielungen auf die Fabel von der Stadtmaus und der Landmaus.
-</p>
-
-<p class="footnote">
-<a class="footnote" href="#fnote-135_256" id="footnote-135_256">[135]</a> <span class="antiqua">Burnet II. 33, 34.</span> Die besten Darstellungen der Vorgänge in dieser Convocation
-geben der der zweiten Ausgabe der <span class="antiqua">Vox Cleri</span> angehängte historische Bericht und
-die Stelle in Kennet&rsquo;s Geschichte, auf die ich den Leser schon verwiesen habe. Erstere
-Erzählung ist von einem eifrigen Hochkirchlichen, letztere von einem eifrigen Niederkirchlichen.
-Wer Ausführlicheres darüber erfahren wünscht, muß die gleichzeitigen Flugschriften
-nachlesen, unter ihnen besonders folgende: <span class="antiqua">Vox Populi; Vox Laici; Vox
-Regis and Regni; The Healing Attempt; Letter to a Friend, by Dean Prideaux;
-Letter from a Minister in the Country to a Member of the Convocation;
-Answer to the Merry; Answer to Vox Cleri; Remarks from the
-Country upon Two Letters relating to the Convocation; Vindication of the
-Letters in answer to Vox Cleri; Answer to the Country Minister&rsquo;s Letter.</span>
-Alle diese Schriften erschienen Ende 1689 oder Anfang 1690.
-</p>
-
-<p class="printer">
-Stereotypie und Druck von Philipp Reclam jun. in Leipzig.
-</p>
-
-
-<div class="trnote">
-<p id="trnote" class="chapter"><b>Anmerkungen zur Transkription</b></p>
-
-<p>
-Der Originaltext ist in Fraktur gesetzt.
-<span class="handheld-only">Hervorhebungen, die im Original
-g&nbsp;e&nbsp;s&nbsp;p&nbsp;e&nbsp;r&nbsp;r&nbsp;t
-sind, wurden mit <em>einem anderen Schriftstil</em> gekennzeichnet.</span>
-Textstellen, die im Original in Antiqua gesetzt waren, wurden in einer
-<span class="antiqua">anderen Schriftart</span> markiert.
-</p>
-
-<p>
-Die variierende Schreibweise und Grammatik der Vorlage wurden weitgehend
-beibehalten. Lediglich offensichtliche Fehler wurden
-berichtigt wie hier aufgeführt (vorher/nachher):
-</p>
-
-
-<ul>
-
-<li>
-... In <span class="underline">Schotttland</span> war der Gang der Ereignisse ganz anders. Dort ...<br />
-... In <a href="#corr-0"><span class="underline">Schottland</span></a> war der Gang der Ereignisse ganz anders. Dort ...<br />
-</li>
-
-<li>
-... machten, ihnen irgendwie nützlich zu sein. Sie <span class="underline">mußen</span> sich klar ...<br />
-... machten, ihnen irgendwie nützlich zu sein. Sie <a href="#corr-2"><span class="underline">mußten</span></a> sich klar ...<br />
-</li>
-
-<li>
-... Smaragd<span class="underline">ohringe</span> getragen, welche ihr Vetter, der Prinz, ihr zum Geschenk ...<br />
-... Smaragd<a href="#corr-3"><span class="underline">ohrringe</span></a> getragen, welche ihr Vetter, der Prinz, ihr zum Geschenk ...<br />
-</li>
-
-<li>
-... Ueber das frühere Verhältniß zwischen Wilhelm und Dundee haben einige <span class="underline">Jakobieten</span> ...<br />
-... Ueber das frühere Verhältniß zwischen Wilhelm und Dundee haben einige <a href="#corr-4"><span class="underline">Jakobiten</span></a> ...<br />
-</li>
-
-<li>
-... die Verantwortlichkeit für <span class="underline">außerordenliche</span> Vertheidigungsmittel auf ...<br />
-... die Verantwortlichkeit für <a href="#corr-5"><span class="underline">außerordentliche</span></a> Vertheidigungsmittel auf ...<br />
-</li>
-
-<li>
-... nicht stattgefunden, so ist es wahrscheinlich, daß das <span class="underline">schotttische</span> Gesetz bezüglich ...<br />
-... nicht stattgefunden, so ist es wahrscheinlich, daß das <a href="#corr-6"><span class="underline">schottische</span></a> Gesetz bezüglich ...<br />
-</li>
-
-<li>
-... Ein solcher Mann war Sir <span class="underline">Patrik</span> Hume. Er war aus ...<br />
-... Ein solcher Mann war Sir <a href="#corr-8"><span class="underline">Patrick</span></a> Hume. Er war aus ...<br />
-</li>
-
-<li>
-... Siehe The Life and <span class="underline">Correspondance</span> of Carstairs und die interessanten ...<br />
-... Siehe The Life and <a href="#corr-9"><span class="underline">Correspondence</span></a> of Carstairs und die interessanten ...<br />
-</li>
-
-<li>
-... &bdquo;Coll der <span class="underline">Kühne</span>&ldquo; gegeben hatte. Endlich zwangen seine frechen ...<br />
-... &bdquo;Coll der <a href="#corr-13"><span class="underline">Kühe</span></a>&ldquo; gegeben hatte. Endlich zwangen seine frechen ...<br />
-</li>
-
-<li>
-... Mac Callum More&rsquo;s. Sie lagen nicht im <span class="underline">Steit</span> mit ihm, schuldeten ...<br />
-... Mac Callum More&rsquo;s. Sie lagen nicht im <a href="#corr-14"><span class="underline">Streit</span></a> mit ihm, schuldeten ...<br />
-</li>
-
-<li>
-... <span class="underline">Telepraphen</span>, vermittelst dessen sie sich über die Linien der Schildwachen ...<br />
-... <a href="#corr-15"><span class="underline">Telegraphen</span></a>, vermittelst dessen sie sich über die Linien der Schildwachen ...<br />
-</li>
-
-<li>
-... <span class="underline">Mitterweile</span> wurde auf beiden Seiten ein Kleingewehrfeuer unterhalten, ...<br />
-... <a href="#corr-17"><span class="underline">Mittlerweile</span></a> wurde auf beiden Seiten ein Kleingewehrfeuer unterhalten, ...<br />
-</li>
-
-<li>
-... <span class="underline">Einbildungkraft</span> zu einem Heere celtischer Krieger vergrößert. Einige der ...<br />
-... <a href="#corr-18"><span class="underline">Einbildungskraft</span></a> zu einem Heere celtischer Krieger vergrößert. Einige der ...<br />
-</li>
-
-<li>
-... den Bericht über die <span class="underline">Schlache</span> in einem von Burt&rsquo;s Briefen. Macpherson druckte einen ...<br />
-... den Bericht über die <a href="#corr-19"><span class="underline">Schlacht</span></a> in einem von Burt&rsquo;s Briefen. Macpherson druckte einen ...<br />
-</li>
-
-<li>
-... war indessen eine <span class="underline">vorteffliche</span> holländische Brigade unter dem Commando ...<br />
-... war indessen eine <a href="#corr-20"><span class="underline">vortreffliche</span></a> holländische Brigade unter dem Commando ...<br />
-</li>
-
-<li>
-... waren vier Regimenter, ein <span class="underline">Cavalerie</span>regiment und drei Infanterieregimenter, ...<br />
-... waren vier Regimenter, ein <a href="#corr-21"><span class="underline">Cavallerie</span></a>regiment und drei Infanterieregimenter, ...<br />
-</li>
-
-<li>
-... Infanterie, die er vom bothnischen Meerbusen bis zum <span class="underline">atlanischen</span> Ocean ...<br />
-... Infanterie, die er vom bothnischen Meerbusen bis zum <a href="#corr-22"><span class="underline">atlantischen</span></a> Ocean ...<br />
-</li>
-
-<li>
-... ihren <span class="underline">französchen</span> Verbündeten unterhalten werden. ...<br />
-... ihren <a href="#corr-23"><span class="underline">französischen</span></a> Verbündeten unterhalten werden. ...<br />
-</li>
-
-<li>
-... über seine Parteilichkeit für sein Adoptivvaterland murrte. Die <span class="underline">holländschen</span> ...<br />
-... über seine Parteilichkeit für sein Adoptivvaterland murrte. Die <a href="#corr-24"><span class="underline">holländischen</span></a> ...<br />
-</li>
-
-<li>
-... sei; daß er <span class="underline">perremptorisch</span> auf einem Artikel bestehe, der allen Handelsverkehr ...<br />
-... sei; daß er <a href="#corr-25"><span class="underline">peremtorisch</span></a> auf einem Artikel bestehe, der allen Handelsverkehr ...<br />
-</li>
-
-<li>
-... <span class="underline">Aliirten</span> gaben einer großen deutschen Truppenmacht in Serbien ...<br />
-... <a href="#corr-26"><span class="underline">Alliirten</span></a> gaben einer großen deutschen Truppenmacht in Serbien ...<br />
-</li>
-
-<li>
-... der göttlichen Wahrheit <span class="underline">unterrrichtet</span> und durch göttliche Gnade beschützt ...<br />
-... der göttlichen Wahrheit <a href="#corr-27"><span class="underline">unterrichtet</span></a> und durch göttliche Gnade beschützt ...<br />
-</li>
-
-<li>
-... <span class="underline">Auditorum</span> herbeiziehen, mußte sich damit begnügen, der Geistliche ...<br />
-... <a href="#corr-28"><span class="underline">Auditorium</span></a> herbeiziehen, mußte sich damit begnügen, der Geistliche ...<br />
-</li>
-
-<li>
-... dies waren Ausnahmen. Betriebsame Armuth ist ein der <span class="underline">Tugen</span>haftigkeit ...<br />
-... dies waren Ausnahmen. Betriebsame Armuth ist ein der <a href="#corr-29"><span class="underline">Tugend</span></a>haftigkeit ...<br />
-</li>
-
-<li>
-... Hochkirchlichen unter den Zurück<span class="underline">leibenden</span> waren Doctor Wilhelm Beveridge, ...<br />
-... Hochkirchlichen unter den Zurück<a href="#corr-30"><span class="underline">bleibenden</span></a> waren Doctor Wilhelm Beveridge, ...<br />
-</li>
-
-<li>
-... die Regierung es weder gewagt hatte, die Uebel<span class="underline">häter</span> zu bestrafen, noch ...<br />
-... die Regierung es weder gewagt hatte, die Uebel<a href="#corr-31"><span class="underline">thäter</span></a> zu bestrafen, noch ...<br />
-</li>
-
-<li>
-... Stande, die <span class="underline">aufsätzige</span> Demokratie zu beugen. Ihre Zahl war gering, ...<br />
-... Stande, die <a href="#corr-33"><span class="underline">aufsässige</span></a> Demokratie zu beugen. Ihre Zahl war gering, ...<br />
-</li>
-</ul>
-</div>
-
-
-
-
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-
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-
-
-<pre>
-
-
-
-
-
-End of the Project Gutenberg EBook of Geschichte von England seit der
-Thronbesteigung Jakob's des Zweiten., by Thomas Babington Macaulay
-
-*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK GESCHICHTE VON ENGLAND ***
-
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-Section 2. Information about the Mission of Project Gutenberg-tm
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-Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of
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-including obsolete, old, middle-aged and new computers. It exists
-because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from
-people in all walks of life.
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-Volunteers and financial support to provide volunteers with the
-assistance they need, are critical to reaching Project Gutenberg-tm's
-goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will
-remain freely available for generations to come. In 2001, the Project
-Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure
-and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations.
-To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation
-and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4
-and the Foundation web page at http://www.pglaf.org.
-
-
-Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive
-Foundation
-
-The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit
-501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the
-state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal
-Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification
-number is 64-6221541. Its 501(c)(3) letter is posted at
-http://pglaf.org/fundraising. Contributions to the Project Gutenberg
-Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent
-permitted by U.S. federal laws and your state's laws.
-
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-Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered
-throughout numerous locations. Its business office is located at
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-business@pglaf.org. Email contact links and up to date contact
-information can be found at the Foundation's web site and official
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-
-
-Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg
-Literary Archive Foundation
-
-Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide
-spread public support and donations to carry out its mission of
-increasing the number of public domain and licensed works that can be
-freely distributed in machine readable form accessible by the widest
-array of equipment including outdated equipment. Many small donations
-($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt
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-
-The Foundation is committed to complying with the laws regulating
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-States. Compliance requirements are not uniform and it takes a
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-have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition
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-any statements concerning tax treatment of donations received from
-outside the United States. U.S. laws alone swamp our small staff.
-
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-methods and addresses. Donations are accepted in a number of other
-ways including checks, online payments and credit card donations.
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-Section 5. General Information About Project Gutenberg-tm electronic
-works.
-
-Professor Michael S. Hart is the originator of the Project Gutenberg-tm
-concept of a library of electronic works that could be freely shared
-with anyone. For thirty years, he produced and distributed Project
-Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of volunteer support.
-
-
-Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed
-editions, all of which are confirmed as Public Domain in the U.S.
-unless a copyright notice is included. Thus, we do not necessarily
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-
-
-Most people start at our Web site which has the main PG search facility:
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-
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-including how to make donations to the Project Gutenberg Literary
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