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You may copy it, give it away or -re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included -with this eBook or online at www.gutenberg.org/license - - -Title: Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. - Siebenter Band: enthaltend Kapitel 13 und 14. - -Author: Thomas Babington Macaulay - -Release Date: March 6, 2016 [EBook #51378] - -Language: German - -Character set encoding: ISO-8859-1 - -*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK GESCHICHTE VON ENGLAND *** - - - - -Produced by Jens Sadowski and the Online Distributed -Proofreading Team at http://www.pgdp.net. - - - - - - - Thomas Babington Macaulay's - - - - - Geschichte von England - seit der - Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. - - - Aus dem Englischen. - - Vollständige und wohlfeilste - ^Stereotyp-Ausgabe^. - - Siebenter Band: - enthaltend Kapitel 13 und 14. - - Leipzig, 1856. - G. H. Friedlein. - - - - - Dreizehntes Kapitel. - Wilhelm und Marie. - - -Inhalt. - - Seite - Die Revolution in Schottland heftiger als in England 5 - Wahlen für die Convention 6 - Mißhandlung des Episkopalklerus 6 - Zustand von Edinburg 9 - Die Frage einer Union zwischen England und Schottland in 9 - Anregung gebracht - Wunsch der englischen Niederkirchlichen, das Episkopat in 13 - Schottland beizubehalten - Ansichten Wilhelm's über das kirchliche Regiment in Schottland 13 - Comparative Stärke der religiösen Parteien in Schottland 15 - Schreiben von Wilhelm an die schottische Convention 16 - Wilhelm's Instructionen für seine Agenten in Schottland 16 - Die Dalrymple 16 - Melville 18 - Jakob's Agenten in Schottland: Dundee, Balcarras 19 - Zusammentritt der Convention 21 - Hamilton zum Präsidenten erwählt 22 - Wahlausschuß 23 - Das Schloß von Edinburg zur Uebergabe aufgefordert 23 - Dundee von den Covenanters bedroht 24 - Schreiben von Jakob an die Convention 25 - Wirkung von Jakob's Schreiben 26 - Dundee's Flucht 27 - Tumultuarische Sitzung der Stände 28 - Ein Ausschuß zur Entwerfung eines Regierungsplanes ernannt 29 - Vom Ausschuß vorgeschlagene Beschlüsse 31 - Wilhelm und Marie proklamirt 32 - Die Rechtsforderung 32 - Abschaffung des Episkopats 32 - Die Folter 33 - Wilhelm und Marie nehmen die Krone Schottland's an 35 - Unzufriedenheit der Covenanters 36 - Ministerielle Einrichtungen in Schottland 37 - Hamilton 37 - Crawford 37 - Die Dalrymple. -- Lockhart 38 - Montgomery 38 - Melville 38 - Carstairs 39 - Bildung des Clubs; Annandale, Roß 39 - Hume 39 - Fletcher von Saltoun 40 - In den Hochlanden bricht Krieg aus 40 - Zustand der Hochlande 40 - Eigenthümlicher Character des Jakobitismus in den Hochlanden 49 - Eifersucht auf den Einfluß der Campbells 50 - Die Stewarts und Macnaghtens 52 - Die Macleans 53 - Die Camerons; Lochiel 53 - Die Macdonalds 55 - Fehde zwischen den Macdonalds und den Mackintoshs. Inverneß 56 - Inverneß wird von Macdonald von Keppoch bedroht 57 - Dundee erscheint in Keppoch's Lager 58 - Aufstand der den Campbells feindlichen Clans 60 - Tarbet's Rath für die Regierung 61 - Unentschiedener Feldzug in den Hochlanden 62 - Militärischer Character der Hochländer 63 - Zwistigkeiten in der hochländischen Armee 67 - Dundee sucht bei Jakob um Unterstützung nach 68 - Unterbrechung des Kriegs in den Hochlanden 69 - Bedenklichkeiten der Covenanters, für König Wilhelm die Waffen 69 - zu ergreifen - Aushebung des Cameron'schen Regiments 70 - Uebergabe des Schlosses von Edinburg 71 - Parlamentssession in Edinburg 72 - Einfluß des Clubs 72 - Unruhen in Athol 74 - Der Krieg bricht in den Hochlanden wieder aus 76 - Dundee's Tod 81 - Mackay's Rückzug 82 - Eindruck der Schlacht von Killiecrankie 83 - Vertagung des schottischen Parlaments 83 - Die hochländische Armee verstärkt 86 - Gefecht bei St. Johnston's 87 - Unordnung in der hochländischen Armee 88 - Mackay's Rath wird von den schottischen Ministern nicht 89 - beachtet - Die Camerons werden nach Dunkeld verlegt 89 - Die Hochländer greifen das Regiment Cameron an 90 - Auflösung der hochländischen Armee 91 - Intriguen des Clubs, Zustand des Niederlandes 91 - - -Die Revolution in Schottland heftiger als in England. - -Die Heftigkeit der Revolutionen steht gewöhnlich im Verhältnis mit der -Schwere der Regierungssünden, welche sie herbeigeführt haben. Es kann -daher nicht Wunder nehmen, daß die Regierung von Schottland, welche seit -vielen Jahren despotischer und verderbter gewesen war als die von -England, mit einem weit heftigeren Sturze fiel. In England war die -Bewegung gegen den letzten König des Hauses Stuart conservativ, in -Schottland war sie destructiv. Die Engländer beschwerten sich nicht über -das Gesetz, sondern über die Verletzung des Gesetzes; sie erhoben sich -gegen den ersten Beamten des Staats lediglich, um die Suprematie des -Gesetzes zur Geltung zu bringen, und sie waren zum größten Theil treue -Anhänger der durch das Gesetz eingeführten Landeskirche. Selbst bei -Anwendung des außergewöhnlichen Heilmittels, zu welchem sie durch eine -außergewöhnliche Lage zu greifen gezwungen worden waren, wichen sie so -wenig als möglich von den durch das Gesetz vorgeschriebenen ordentlichen -Formen ab. Die zu Westminster tagende Convention war, obwohl durch -unregelmäßige Ausschreiben einberufen, genau nach dem Muster eines -regelmäßigen Parlaments constituirt. Niemand wurde aufgefordert, einen -Platz im Oberhause einzunehmen, dessen Berechtigung, darin zu sitzen, -nicht klar war. Die Abgeordneten der Grafschaften und Burgflecken wurden -durch die nämlichen Wähler gewählt, welche berechtigt gewesen -sein würden, die Mitglieder für ein unter dem großen Siegel -einberufenes Haus der Gemeinen zu wählen. Die Wahlrechtstitel des -Vierzigschilling-Freisassen, des Steuern zahlenden Angesessenen, des -Pächters, des Wahlbürgers von London, des Magisters der freien Kräfte in -Oxford wurden respectirt. Die Gesinnung der Wahlkörper wurde mit eben so -wenig Zwang von Seiten des großen Haufens und mit eben so wenig Arglist -von Seiten der Wahlbeamten ausgeforscht, wie bei irgend einer -allgemeinen Wahl der damaligen Zeit. Als endlich die Stände -zusammentraten, fanden ihre Verhandlungen in vollkommener Freiheit und -genau nach den althergebrachten Formen statt. Nach Jakob's erster Flucht -herrschte allerdings in London und in einigen Theilen des platten Landes -eine beunruhigende Anarchie. Aber diese Anarchie dauerte nirgends länger -als achtundvierzig Stunden. Von dem Tage, an welchem Wilhelm im St. -Jamespalast ankam, hatten selbst die unpopulärsten Agenten der -gestürzten Regierung, selbst die Diener der römisch-katholischen Kirche, -von der Wuth des Pöbels nichts mehr zu fürchten. - -In Schottland war der Gang der Ereignisse ganz anders. Dort war das -Gesetz selbst ein Gegenstand der Beschwerde und Jakob hatte sich durch -ausdrückliche Anwendung desselben vielleicht mehr Unpopularität -zugezogen als durch Verletzung desselben. Die gesetzlich eingeführte -Landeskirche war die verhaßteste Institution des ganzen Reichs. Die -Tribunale hatten einige so empörende Urtheilssprüche gefällt und das -Parlament einige so bedrückende Verordnungen erlassen, daß, wenn diese -Urtheilssprüche und diese Verordnungen nicht für ungültig erklärt -wurden, nicht daran zu denken war, eine Convention zusammenzubringen, -welche sich die öffentliche Achtung erzwang und der Ausdruck der -öffentlichen Meinung war. Es stand zum Beispiel kaum zu erwarten, daß -die Whigs in dieser Zeit ihrer Macht es sich ruhig gefallen lassen -würden, ihr erbliches Oberhaupt, den Sohn eines Märtyrers und Enkel -eines Märtyrers, von dem Parlamentshause, in welchem neun seiner -Vorfahren als Earls von Argyle gesessen hatten, ausgeschlossen zu sehen, -ausgeschlossen durch ein richterliches Erkenntniß, über welches das -ganze Königreich empört war. Noch weniger ließ sich erwarten, daß sie -die Wahl der Vertreter von Grafschaften und Städten den Vorschriften des -bestehenden Gesetzes gemäß vornehmen lassen würden. Denn nach dem -bestehenden Gesetz konnte kein Wähler seine Stimme abgeben, ohne -geschworen zu haben, daß er sich von dem Covenant lossage und in -kirchlichen Angelegenheiten das Supremat des Königs anerkenne.[1] Einen -solchen Eid aber konnte kein strenger Presbyterianer leisten, und wenn -derselbe verlangt worden wäre, so würden die Wahlkörper nichts als -kleine Gesellschaften von Prälatisten gewesen sein, die Sorge für -Sicherheitsmaßregeln gegen Bedrückung wäre den Bedrückern überlassen -geblieben, und die große Partei, die an der Durchführung der Revolution -den thätigsten Antheil genommen, würde in einer aus der Revolution -hervorgegangenen Versammlung nicht einen einzigen Vertreter gehabt -haben.[2] - -Wilhelm sah ein, daß er nicht daran denken durfte, den Gesetzen -Schottland's die strenge Achtung zu Theil werden zu lassen, die er -kluger- und rechtschaffnerweise den Gesetzen England's erwiesen hatte. -Es war durchaus notwendig, daß er Kraft seiner eignen Autorität -bestimmte, wie die Convention, welche in Edinburg zusammentreten sollte, -zu wählen sein würde, und daß er sich selbst die Befugniß ertheilte, -einige Erkenntnisse und einige Gesetze zu annulliren. In Folge dessen -entbot er mehrere Lords in das Parlament, die durch Urtheilssprüche, -welche die allgemeine Stimme laut als ungerecht verdammte, ihrer -Ehrenstellen beraubt worden waren, und nahm es auf sich, die Verordnung -zu ignoriren, welche den Presbyterianern das Wahlrecht entzog. - - -Wahlen für die Convention. - -Die Folge davon war, daß die Wahl fast aller Grafschafts- und -Burgfleckenvertreter auf Whigcandidaten fiel. Die geschlagene Partei -beklagte sich laut über unehrliches Spiel, über die Rohheit des Pöbels -und über die Parteilichkeit der präsidirenden Magistratspersonen, und -diese Klagen waren in vielen Fällen wohlbegründet. Unter Regenten wie -Lauderdale und Dundee lernen die Nationen nicht Gerechtigkeit und -Mäßigung.[3] - - -Mißhandlung des Episkopalklerus. - -Das so lange und so streng niedergehaltene Volksgefühl brach übrigens -nicht bei den Wahlen allein mit Heftigkeit hervor. Die Köpfe und Hände -der Whigmärtyrer wurden von den Thoren Edinburg's herabgenommen, von -zahlreichen Volkshaufen in Procession nach den Gottesäckern getragen und -mit feierlicher Ehrfurcht zur Erde bestattet.[4] Es hätte noch sein -mögen, wenn die öffentliche Begeisterung sich in keiner tadelnswertheren -Form geäußert hätte. Leider aber wurde in einem großen Theile -Schottland's der Klerus der Landeskirche gemißhandelt.[5] Der Beginn -dieses Unwesens war auf den Christmorgen festgesetzt, denn nichts -ärgerte die strengen Covenanters mehr als die Ehrfurcht, mit der der -Prälatist die alten Feiertage der Kirche heiligte. Daß diese Ehrfurcht -bis zum Lächerlichen übertrieben werden kann, ist allerdings wahr. Ein -Philosoph wird sich vielleicht zu der Ansicht hinneigen, daß das -entgegengesetzte Extrem nicht minder lächerlich sei und wird fragen, -warum die Religion den Beistand von Glaubensgesellschaften zurückweisen -soll, die es in jeder Nation giebt, welche civilisirt genug ist, um eine -Zeitrechnung zu haben, und von denen die Erfahrung gezeigt hat, daß sie -eine gewaltige und oft heilsame Wirkung ausüben. Der Puritaner, der im -im allgemeinen nur zu bereit war, Präcedenzfällen und Analogien aus der -Geschichte und Rechtswissenschaft der Juden zu folgen, würde im Alten -Testament ganz eben so triftige Argumente für das Abhalten von Festtagen -zu Ehren großer Ereignisse, wie für die Ermordung von Bischöfen und für -die Verweigerung des Pardons gegen Gefangene gefunden haben. Von seinem -Meister Calvin lernte er gewiß nicht, solche Festtage verabscheuen, denn -in Folge der energischen Bemühungen Calvin's wurde das Weihnachtsfest -nach einer mehrjährigen Pause von den Bürgern von Genf wieder -gefeiert.[6] Allein in Schottland waren Calvinisten ans Licht getreten, -die sich zu Calvin verhielten, wie Calvin zu Laud. Diesen starren -Fanatikern war ein Feiertag ein Gegenstand des positiven Abscheus und -Hasses. Sie fuhren noch lange fort, in ihren feierlichen Manifesten es -zu den Sünden zu zählen, welche dereinst ein furchtbares Strafgericht -über das Land bringen würden, daß der Court of Session in der letzten -Decemberwoche Ferien mache.[7] - -Am Weihnachtstage versammelten sich daher die Covenanters auf -Verabredung bewaffnet auf verschiedenen Punkten der westlichen -Grafschaften. Jede einzelne Schaar zog dann nach dem nächsten Pfarrhause -und plünderte den Keller und die Vorrathskammer des Geistlichen, welche -zu dieser Zeit des Jahres wahrscheinlich besser gefüllt waren als sonst. -Der Priester Baal's wurde geschmäht und insultirt, zuweilen geschlagen, -andere Male unter Wasser getaucht. Seine Möbeln wurden aus dem Fenster -geworfen, seine Frau und seine Kinder aus dem Hause in den Schnee -getrieben. Dann wurde er auf den Marktplatz geführt und eine Zeit lang -zur Schau ausgestellt, wie ein Missethäter. Sein Priestergewand wurde -ihm auf dem Leibe in Stücken zerrissen; hatte er ein Gebetbuch bei sich, -so wurde es verbrannt, und endlich entließ man ihn mit der Weisung, nie -wieder in dem Kirchspiele zu fungiren, wenn ihm sein Leben lieb sei. -Nach solchergestalt vollbrachtem Reformationswerke verschlossen die -Reformatoren die Kirche und nahmen die Schlüssel mit sich. Um diesen -Leuten Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, muß man bekennen, daß sie in -einem Grade unterdrückt worden waren, der ihre Gewaltthätigkeit zwar -nicht rechtfertigen, aber wenigstens entschuldigen kann, und daß sie, -obgleich roh bis zur Brutalität, sich doch nie eines absichtlichen -Verbrechens gegen Leib oder Leben ihrer Feinde schuldig machten.[8] - -Die Unordnung verbreitete sich rasch. In Ayrshire, Clydesdale, -Nithisdale und Annandale erhielt jedes Kirchspiel einen Besuch von -diesen ungestümen Zeloten. Ungefähr zweihundert Curaten -- so nannte man -die bischöflichen Pfarrgeistlichen -- wurden vertrieben. Die gesetzteren -Covenanters billigten zwar den Eifer ihrer aufrührerischen Brüder, -fürchteten aber, daß ein so ordnungswidriges Verfahren Aergerniß geben -könnte, und erfuhren zu ihrem großen Leidwesen, daß hier und da ein -Achan die gute Sache geschändet, indem er sich erniedrigt hatte, die -Cananiter, die er nur hatte schlagen sollen, auszuplündern. Es wurde ein -allgemeines Meeting von Geistlichen und Aeltesten ausgeschrieben, um -solchen Excessen vorzubeugen. In diesem Meeting wurde beschlossen, daß -in Zukunft die Vertreibung der protestantischen Geistlichen -in ceremoniöserer Weise stattfinden sollte. Es wurde ein -Benachrichtigungsformular aufgesetzt und jedem Curaten in den westlichen -Niederlanden zugesandt, der noch nicht gemißhandelt ^(rabbled)^ worden -war. Diese Benachrichtigung war nichts Andres als ein Drohbrief, der ihm -befahl, sein Kirchspiel gutwillig zu verlassen, widrigenfalls er mit -Gewalt aus demselben vertrieben werden würde.[9] - -Die schottischen Bischöfe sendeten in großer Angst den Dechant von -Glasgow nach Westminster, um dort die Sache ihrer verfolgten Kirche zu -führen. Die von den Covenanters verübten Gewaltthätigkeiten erregten in -hohem Grade den Unwillen Wilhelm's, der im Süden der Insel selbst -Benedictiner und Franciscaner gegen Insulten und Beraubungen geschützt -hatte. Obgleich er aber auf Ersuchen einer großen Anzahl schottischer -Cavaliere und Gentlemen die ausübende Verwaltung dieses Königreichs -übernommen hatte, so standen ihm doch die Mittel nicht zu Gebote, die -Ordnung daselbst aufrecht zu erhalten. Er hatte nicht ein einziges -Regiment nördlich vom Tweed, ja überhaupt keine Truppen innerhalb vieler -Meilen von diesem Flusse. Es wäre vergebens gewesen zu hoffen, daß bloße -Worte eine Nation beruhigen würden, welche zu keiner Zeit leicht im -Zaume zu halten gewesen und die jetzt von Hoffnungen und Rachegelüsten -erfüllt war, wie große Revolutionen, welche auf heftige Bedrückungen -folgen, sie ganz natürlich erzeugen müssen. Es wurde indessen eine -Proklamation erlassen, welche anordnete, daß Jedermann die Waffen -niederlegen und daß den Geistlichen der Staatskirche gestattet sein -solle, unbehelligt auf ihren Pfarren zu bleiben, bis die Convention die -Regierung festgestellt haben würde. Da aber diese Proklamation nicht -durch Truppen unterstützt war, so wurde sie wenig beachtet. Den ersten -Tag nach ihrem Erscheinen in Glasgow wurde die ehrwürdige Kathedrale -dieser Stadt, fast die einzige schöne Kirche aus dem Mittelalter, welche -in Schottland sich unversehrt erhalten hat, von einem Haufen -Presbyterianer aus den Versammlungshäusern angegriffen, dem sich auch -viele wildere Glaubensbrüder aus den Hochlanden angeschlossen hatten. Es -war Sonntag; aber eine Versammlung von Prälatisten zu mißhandeln wurde -als ein Werk der Nothwendigkeit und der Gnade betrachtet. Die -Andächtigen wurden auseinandergetrieben, geschlagen und mit Schneebällen -geworfen; ja es wurde sogar versichert, daß einige Verwundungen durch -gefährlichere Waffen vorgekommen seien.[10] - - -Zustand von Edinburg. - -In Edinburg, dem Sitze der Regierung, war vollkommene Anarchie. Das -Schloß, welches die ganze Stadt beherrschte, wurde durch den Herzog von -Gordon noch immer für Jakob behauptet. Die große Masse des Volks bestand -aus Whigs. Das Justizcollegium, ein großer juristischer Verein, -zusammengesetzt aus Richtern, Advokaten, Kanzleisekretären und Anwälten, -war die Veste des Toryismus, denn ein strenger Testeid hatte seit -einigen Jahren die Presbyterianer von allen Zweigen des Juristenberufs -ausgeschlossen. Die Juristen, einige hundert an Zahl, bildeten ein -Infanteriebataillon und hielten eine Zeitlang die Menge wirksam nieder. -Sie hatten jedoch soviel Achtung vor Wilhelm's Autorität, daß sie sich -beim Erscheinen seiner Proklamation auflösten. Aber das von ihnen -gegebene Beispiel des Gehorsams fand keine Nachahmung. Kaum hatten sie -die Waffen niedergelegt, so fanden sich Covenanters aus dem Westen, -welche alle Curaten in ihrer Gegend weidlich maltraitirt hatten, in -Haufen von zehn bis zwanzig Mann in Edinburg ein, um die Convention zu -beschützen oder auch, wenn es nöthig sein sollte, einzuschüchtern. -Glasgow allein schickte vierhundert solcher Leute. Es konnte kaum einem -Zweifel unterliegen, daß sie von einem hochangesehenen Führer geleitet -wurden. Sie zeigten sich wenig öffentlich, aber es war bekannt, daß -jeder Keller mit ihnen angefüllt war und es stand wohl zu befürchten, -daß sie auf das erste Signal aus ihren Höhlen hervorkommen und bewaffnet -das Parlament umgeben würden.[11] - - -Die Frage einer Union zwischen England und Schottland in Anregung -gebracht. - -Man hätte erwarten sollen, daß jeder patriotische und einsichtsvolle -Schotte sehnlichst wünschen werde, die Aufregung beschwichtigt und eine -Regierung befestigt zu sehen, die im Stande war, das Eigenthum zu -schützen und dem Gesetze Ansehen zu verschaffen. Eine unvollkommene -Organisation, welche rasch zu bewerkstelligen war, konnte in den Augen -eines solchen Mannes wohl einer vollkommenen Organisation vorzuziehen -sein, welche nur mit der Zeit möglich war. Gerade in diesem Augenblicke -jedoch warf eine an Zahl wie an Befähigung starke Partei eine neue und -hochwichtige Frage auf, welche nicht unwahrscheinlich das Interregnum -bis zum Herbste hinziehen mußte. Diese Partei verlangte, daß die Stände -Wilhelm und Marien nicht sogleich zum König und zur Königin erklären, -sondern England einen Unionstractat vorschlagen und den Thron so lange -vacant lassen sollten, bis ein solcher Vertrag unter vortheilhaften -Bedingungen für Schottland abgeschlossen sein würde.[12] - -Es mag auffallend erscheinen, daß ein großer Theil eines Volks, dessen -oft in heroischer, zuweilen auch in komischer Gestalt sich äußernder -Patriotismus sprüchwortlich geworden ist, sich so geneigt, ja sogar -ungeduldig zeigte, eine Unabhängigkeit aufzugeben, welche Jahrhunderte -lang über Alles hoch gehalten und mannhaft vertheidigt worden war. -Allein der hartnäckige Muth, den die Waffen der Plantagenets und der -Tudors nicht zu brechen vermocht, hatte angefangen, sich unter einer -ganz andren Gewalt zu beugen. Zollhäuser und Tarife bewirkten bald was -das Blutbad von Falkirk und Halidon, von Flodden und Pinkie nicht hatten -bewirken können. Schottland hatte einige Erfahrung in den Folgen einer -Union. Es war vor beinahe vierzig Jahren mit England unter Bedingungen -vereinigt gewesen, welche das von Siegesstolz aufgeblähte England zu -dictiren beliebte. Diese Union war in den Gemüthern des besiegten Volks -mit den Begriffen Niederlage und Demüthigung untrennbar verbunden. Und -doch hatte selbst diese Union, so schmerzlich sie auch den Stolz der -Schotten verwundet, ihren Aufschwung gefördert. Cromwell hatte mit einer -zu seiner Zeit seltenen Einsicht und Liberalität die vollkommenste -Handelsfreiheit zwischen dem dominirenden und dem untergebenen Lande -hergestellt. So lange er regierte, hemmte kein Verbot, kein Zoll den -Waarenverkehr zwischen irgend welchen Punkten der Insel. Seine -Schifffahrtsgesetze legten dem Handel Schottland's keine Beschränkungen -auf. Es stand einem schottischen Fahrzeuge frei, eine schottische -Waarenladung nach Barbadoes zu bringen und Zucker von Barbadoes in den -Hafen von London einzuführen.[13] Deshalb war die Regentschaft des -Protectors der Industrie und dem physischen Wohle des schottischen Volks -förderlich gewesen. Obwohl es ihn haßte und verwünschte, gedieh es doch -unwillkürlich unter ihm, und noch oft blickte es während der Verwaltung -seiner legitimen Fürsten mit Sehnsucht zurück auf die goldenen Tage des -Usurpators.[14] - -Die Restauration kam und veränderte Alles. Die Schotten erlangten ihre -Unabhängigkeit wieder und überzeugten sich bald, daß die Unabhängigkeit -ebensowohl ihre Unannehmlichkeiten hat wie ihre Würde. Das englische -Parlament behandelte sie als Fremdlinge und Nebenbuhler. Eine neue -Navigationsacte stellte sie auf fast gleiche Stufe mit den Holländern. -Hohe und in einigen Fällen prohibitive Zölle wurden auf die Erzeugnisse -der schottischen Industrie gelegt. Es ist kein Wunder, daß eine -ausnehmend betriebsame, kluge und unternehmende Nation, eine Nation, -die, nachdem sie lange durch einen unfruchtbaren Boden und durch ein -rauhes Klima in ihrer Entwickelung gehemmt worden war, eben jetzt trotz -dieser Nachtheile zu prosperiren begann und die ihren Fortschritt -plötzlich aufgehalten sah, sich für grausam behandelt erachtete. Doch es -war nichts zu machen. Beschwerden waren vergebens und Repressalien -unmöglich. Hätte der Souverain auch den Wunsch gehabt, so hatte er doch -nicht die Macht, eine unparteiische Stellung zwischen seinem großen und -seinem kleinen Königreiche zu behaupten, zwischen dem Königreiche, aus -dem er ein Jahreseinkommen von anderthalb Millionen, und dem -Königreiche, aus dem er ein Jahreseinkommen von wenig mehr als -sechzigtausend Pfund bezog. Er wagte es eben so wenig, einem den Handel -Schottland's beeinträchtigenden englischen Gesetz seine Genehmigung zu -verweigern, als einem den Handel England's beeinträchtigenden -schottischen Gesetz seine Genehmigung zu ertheilen. - -Die Klagen der Schotten waren indessen so laut, daß Karl im Jahre 1667 -Commissare ernannte, welche die Bedingungen eines Handelstractats -zwischen den beiden britischen Königreichen feststellen sollten. Die -Conferenzen wurden bald abgebrochen, und Alles was sich während ihrer -Dauer ereignete, bewies, daß es nur ein Mittel gab, durch welches -Schottland einen Antheil an dem commerciellen Wohlstande erlangen -konnte, dessen sich England damals erfreute.[15] Die Schotten mußten ein -Volk mit den Engländern werden, das Parlament, das bisher in Edinburg -getagt hatte, mußte dem in Westminster tagenden Parlamente einverleibt -werden. Dieses Opfer mußte von einem tapferen und stolzen Volke, das -seit zwölf Generationen die südliche Oberherrschaft mit tödtlichem -Widerwillen betrachtet hatte und dem bei den Gedanken an den Tod -Wallace's und an die Siege Bruce's noch immer das Herz schwoll, -nothwendig mit tiefem Schmerze empfunden werden. Es gab allerdings viele -allzustrenge Patrioten, die sich einer Union entschieden widersetzt -haben würden, selbst wenn sie hätten voraussehen können, daß eine solche -Glasgow zu einer größeren Stadt als Amsterdam machen und die öden -Lothians mit Feldern und Wäldern, mit netten Farmhäusern und stattlichen -Schlössern bedecken würde. Aber es gab auch eine zahlreichere Klasse, -welche nicht geneigt war, große und wesentliche Vortheile aufzugeben, um -bloße Namen und Ceremonien zu behalten, und der Einfluß dieser Klasse -war so mächtig, daß im Jahre 1670 das schottische Parlament England -directe Anträge machte.[16] Der König übernahm das Amt des Vermittlers -und auf beiden Seiten wurden Bevollmächtigte ernannt; aber es kam zu -keinem Abschlusse. - -Nachdem die Frage achtzehn Jahre lang geruht hatte, wurde sie plötzlich -durch die Revolution wieder in Anregung gebracht. Verschiedene Klassen, -durch verschiedene Beweggründe geleitet, trafen in diesem Punkte -zusammen. Mit Kaufleuten, welche gern die Vortheile des westindischen -Handels mitgenießen wollten, verbanden sich thätige und strebsame -Politiker, welche ihre Talente auf einer hervorragenderen Schaubühne als -dem schottischen Parlamentshause zu entfalten und aus einer reicheren -Quelle als dem schottischen Staatsschatze Reichthümer zu schöpfen -wünschten. Der Ruf nach Union wurde durch einige schlaue Jakobiten -verstärkt, welche nur Zwietracht und Aufschub herbeizuführen wünschten -und welche diesen Zweck zu erreichen hofften, indem sie in die -schwierige Frage, deren Lösung die specielle Aufgabe der Convention war, -eine noch schwierigere Frage mischten. Es ist wahrscheinlich, daß -Einige, denen die ascetischen Sitten und die strenge Kirchenzucht der -Presbyterianer nicht behagten, eine Union deshalb wünschten, weil sie -das einzige Mittel zur Aufrechthaltung der Prälatur im nördlichen Theile -der Insel war. In einem vereinigten Parlamente mußten die englischen -Mitglieder bedeutend überwiegen, und in England wurden die Bischöfe von -der großen Mehrzahl der Bevölkerung hoch in Ehren gehalten. Die -bischöfliche Kirche, das war klar, ruhte auf einer schmalen Grundlage -und mußte bei dem ersten Angriffe fallen. Die bischöfliche Kirche von -Großbritannien konnte eine hinreichend breite und feste Grundlage haben, -um allen Angriffen zu widerstehen. - -Ob es im Jahre 1689 möglich gewesen wäre, eine staatliche Union ohne -religiöse Union zu bewerkstelligen, darf wohl bezweifelt werden. Das -aber kann keinem Zweifel unterliegen, daß eine religiöse Union eine der -größten Calamitäten gewesen sein würde, welche eines der beiden -Königreiche treffen konnten. Die im Jahre 1707 zu Stande gebrachte Union -war allerdings ein großer Segen für England wie für Schottland. Aber sie -war deshalb ein Segen, weil sie, indem sie einen Staat bildete, zwei -Kirchen bestehen ließ. Das politische Interesse der contrahirenden -Theile war das nämliche; aber der kirchliche Streit zwischen ihnen war -ein solcher, der keine Verständigung zuließ. Die Eintracht konnte daher -nur dadurch erhalten werden, daß sie sich beide damit einverstanden -erklärten, gesondert zu bleiben. Hätte eine Verschmelzung der -Hierarchien stattgefunden, so würde eine Verschmelzung der Nationen -niemals möglich gewesen sein. Aufeinanderfolgende Mitchells würden auf -aufeinanderfolgende Sharpe's geschossen haben; fünf Generationen von -Claverhouse's würden fünf Generationen von Camerons ermordet haben. Die -erstaunlichen Verbesserungen, welche die Gestalt Schottland's verändert -haben, würden nie zu Stande gekommen sein. Ebenen, die jetzt reiche -Ernten tragen, würden unfruchtbare Sümpfe geblieben sein. Wasserfälle, -welche jetzt die Räder großartiger Fabriken treiben, würden in einer -Wildniß verrauscht sein. New Lanark würde noch eine Schafweide, Greenock -noch ein Fischerdorf sein. Die geringe Kraft, welche Schottland unter -einem solchen System besessen haben würde, hätte bei einer Schätzung der -Hülfsquellen Großbritanniens nicht hinzugefügt, sondern abgerechnet -werden müssen. Mit einer solchen Bürde belastet, hätte unser Vaterland -niemals, weder im Frieden noch im Kriege, eine Stelle in der ersten -Reihe der Nationen einnehmen können. Leider fehlt es uns nicht an -Anhalten zur Beurtheilung der Wirkung, die es auf den moralischen und -physischen Zustand eines Volks hervorbringt, wenn eine Kirche, die nur -von der Minderheit geliebt und verehrt, von der Mehrheit aber mit -religiösem und nationalem Widerwillen betrachtet wird, in den -ausschließlichen Genuß von Reichthümern und Würden gesetzt wird. Eine -einzige solche Kirche ist eine hinreichend drückende Last für die Kräfte -eines Reichs. - - -Wunsch der englischen Niederkirchlichen, das Episkopat in Schottland -beizubehalten. - -Aber diese Dinge, welche uns, die wir durch eine bittere Erfahrung -belehrt worden sind, klar zu sein scheinen, waren im Jahre 1689 selbst -sehr toleranten und einsichtsvollen Staatsmännern keineswegs klar. Den -englischen Niederkirchlichen war in der That wo möglich noch mehr als -den englischen Hochkirchlichen um Aufrechthaltung des Episkopats in -Schottland zu thun. Es ist eine auffallende Thatsache, daß Burnet, der -stets beschuldigt wurde, daß er das calvinistische Kirchenregiment im -Süden der Insel einführen wolle, sich durch seine Bemühungen, die -Prälatur im Norden aufrecht zu erhalten, bei seinen Landsleuten sehr -unbeliebt machte. Er war allerdings im Irrthum, aber sein Irrthum ist -einer Ursache zuzuschreiben, die ihm keine Unehre macht. Sein -Lieblingsziel, ein Ziel, das zwar unerreichbar, aber wohl geeignet war, -einen großen Geist und ein wohlwollendes Herz zu fesseln, war schon seit -langer Zeit ein ehrenvolles Abkommen zwischen der anglikanischen Kirche -und den Nonconformisten. Er hielt es für ein großes Unglück, daß eine -Gelegenheit zur Herbeiführung eines solchen Abkommens zur Zeit der -Restauration versäumt worden war. Die Revolution schien ihm eine neue -Gelegenheit dazu zu bieten. Er und seine Freunde unterstützten eifrig -Nottingham's Comprehensionsbill und schmeichelten sich mit vergeblichen -Hoffnungen auf Erfolg. Aber sie sahen ein, daß in einem der beiden -britischen Königreiche schwerlich eine Comprehension stattfinden könne, -wenn nicht auch in dem andren eine solche stattfinde. Ein Zugeständniß -mußte durch ein andres erkauft werden. Wenn der Presbyterianer sich -hartnäckig weigerte, da wo er stark war, auf irgend welche -Vergleichsvorschläge zu hören, so mußte es fast unmöglich sein, da wo er -schwach war, liberale Vergleichsbedingungen für ihn zu erlangen. Die -Bischöfe mußten daher ihre Sitze in Schottland behalten dürfen, damit -Geistliche, welche nicht von Bischöfen ordinirt waren, Rectorate und -Canonicate in England bekleiden durften. - - -Ansichten Wilhelm's über das kirchliche Regiment in Schottland. - -So waren die Sachen der Episkopalen im Norden und die Sache der -Presbyterianer im Süden in einer Weise mit einander verkettet, welche -selbst einen geschickten Staatsmann wohl in Verlegenheit setzen konnte. -Es war ein Glück für unser Vaterland, daß die Entscheidung der -hochwichtigen Frage, welche so viele heftige Leidenschaften aufregte und -die sich unter so verschiedenen Gesichtspunkten darstellte, einem Manne -wie Wilhelm oblag. Er hörte auf Episkopalen, auf Latitudinarier und -Presbyterianer, auf den Dechant von Glasgow, der die apostolische -Succession verfocht, auf Burnet, der die Gefahr, den anglikanischen -Klerus zu entfremden, schilderte, und auf Carstairs, der die Prälatur -mit dem Hasse eines Mannes haßte, dessen Daumen tiefe Spuren von den -Schrauben der Prälatisten zeigten. Umgeben von diesen eifrigen -Advokaten, blieb Wilhelm ruhig und unparteiisch. Er eignete sich in der -That durch seine Stellung sowohl wie durch seine persönlichen -Eigenschaften vorzugsweise zum Schiedsrichter in diesem wichtigen -Streite. Er war der König eines prälatistischen Reiches und der höchste -Beamte einer presbyterianischen Republik. Seine Abgeneigtheit, die -anglikanische Kirche zu verletzen, deren Oberhaupt er war, und seine -Abgeneigtheit, die reformirten Kirchen des Continents zu verletzen, die -ihn als einen Vorkämpfer betrachteten, den Gott gesandt, um sie gegen -die französische Tyrannei zu beschützen, hielten sich die Wage und -verhinderten ihn, sich ungebührlich auf diese oder jene Seite zu neigen. -Seine Ueberzeugung war vollkommen neutral. Denn er war entschieden der -Meinung, daß keine Form des Kirchenregiments göttlichen Ursprungs sei. -Er dissentirte eben so sehr von der Schule Laud's wie von der Schule -Cameron's, von den Männern, welche meinten, daß es keine christliche -Kirche ohne Bischöfe, und von den Männern, welche meinten, daß es keine -christliche Kirche ohne Synoden geben könne. Welche Form des -Kirchenregiments zu wählen sei, war seiner Ueberzeugung nach nur eine -Frage der Zweckmäßigkeit. Er würde wahrscheinlich ein Mittelding -zwischen den beiden rivalisirenden Systemen vorgezogen haben, eine -Hierarchie, in der die ersten geistlichen Würdenträger etwas mehr als -Moderatoren und etwas weniger als Prälaten gewesen wären. Aber er war -ein viel zu einsichtsvoller Mann, als daß er hätte daran denken können, -eine solche Angelegenheit nach seinen persönlichen Neigungen zu ordnen. -Er beschloß daher, als Vermittler zu handeln, wenn sich auf beiden -Seiten Bereitwilligkeit zu einem Vergleiche zeigte. Sollte es sich aber -herausstellen, daß die öffentliche Meinung in England und die -öffentliche Meinung in Schottland entschieden auseinandergingen, so -wollte er es nicht versuchen, eine der beiden Nationen zum Anschluß an -die Meinung der andren zu nöthigen. Er wollte jeder von ihnen ihre eigne -Kirche lassen und sich darauf beschränken, beide Kirchen von der -Verfolgung der Nonconformisten und von Eingriffen in die Functionen der -Civilbehörden abzuhalten. - -Die Sprache, die er den schottischen Episkopalen gegenüber führte, -welche ihm ihre Leiden klagten und um seinen Schutz baten, war -wohlüberlegt und sehr vorsichtig, aber klar und freimüthig. Er sagte, er -wünsche die Institution, an der sie so sehr hingen, wo möglich aufrecht -zu erhalten und zu gleicher Zeit derjenigen Partei, welche zu keiner -Abweichung von der presbyterianischen Urform zu bringen sei, völlige -Gewissensfreiheit zu gewähren. Aber die Bischöfe mußten auch darauf -bedacht sein, daß sie es ihm nicht durch ihre Uebereilung und -Hartnäckigkeit unmöglich machten, ihnen irgendwie nützlich zu sein. Sie -mußten sich klar bewußt sein, daß er entschlossen sei, Schottland nicht -mit dem Schwerte eine Form des Kirchenregiments aufzuzwingen, die es -verabscheue. Wenn es sich daher herausstellen sollte, daß die Prälatur -nur mit Hülfe der Waffen aufrecht erhalten werden könne, so würde er der -allgemeinen Gesinnung nachgeben und nur sein Möglichstes thun, damit es -der bischöflichen Minorität gestattet werde, Gott in Freiheit und -Sicherheit zu verehren.[17] - - -Comparative Stärke der religiösen Parteien in Schottland. - -Es ist nicht wahrscheinlich daß, selbst wenn die schottischen Bischöfe, -wie Wilhelm anempfahl, Alles gethan hätten, was der Milde und Klugheit -möglich war, um ihre Landsleute mit sich auszusöhnen, das Episkopat -unter irgend welcher veränderten Gestalt hätte aufrecht erhalten werden -können. Es ist zwar von Schriftstellern der damaligen Generation -behauptet und von Schriftstellern unsrer Generation wiederholt worden, -daß die Presbyterianer vor der Revolution nicht die Mehrheit der -Bevölkerung Schottland's gebildet hätten.[18] In dieser Behauptung liegt -jedoch eine offenbare Täuschung. Die wirkliche Stärke einer -Religionspartei darf nicht lediglich nach ihrer Kopfzahl bemessen -werden. Eine Landeskirche, eine dominirende Kirche, eine Kirche, die im -ausschließlichen Besitz der bürgerlichen Ehren und Einkünfte ist, wird -jederzeit unter ihren nominellen Mitgliedern viele zählen, welche gar -keine Religion haben, viele, die zwar nicht ohne alle Religion sind, -sich aber um religiöse Streitigkeiten wenig kümmern und kein Bedenken -tragen, sich der eben bestehenden Art der Gottesverehrung zu -conformiren, und viele, die sich wegen des Conformirens zwar Bedenken -machen, deren Bedenken aber weltlichen Beweggründen gewichen sind. Auf -der andren Seite hat jedes Mitglied einer unterdrückten Kirche eine -entschiedene Vorliebe für diese Kirche. Von Jemandem, der zu den Zeiten -Diocletian's an der Feier der christlichen Mysterien Theil nahm, konnte -vernünftigerweise angenommen werden, daß er fest an Christum glaube. -Aber es würde ein großer Irrthum sein, wollte man glauben, daß ein -einziger Pontifex oder Augur im römischen Senat fest an Jupiter geglaubt -habe. Unter Mariens Regierung war Jedermann, der an den geheimen -Zusammenkünften der Protestanten Theil nahm, ein wahrer Protestant; aber -Hunderttausende besuchten die Messe, von denen es sich schon in den -ersten Wochen nach Mariens Tode zeigte, daß sie keine aufrichtigen -Katholiken waren. Wenn unter den Königen des Hauses Stuart, wo ein -Presbyterianer von politischer Macht und wissenschaftlichen -Berufszweigen ausgeschlossen war, täglich von Angebern, von tyrannischen -Magistratsbeamten, oder von zügellosen Dragonern belästigt wurde und -Gefahr lief aufgehängt zu werden, wenn er eine Predigt unter freiem -Himmel anhörte, die Bevölkerung Schottland's sich nicht sehr ungleich in -Episkopale und Presbyterianer theilte, so läßt sich vernünftigerweise -annehmen, daß mehr als neunzehn Zwanzigstel von denjenigen Schotten, -deren Gewissen bei der Sache betheiligt war, Presbyterianer waren und -daß von zwanzig Schotten nicht einer entschieden und aus Ueberzeugung -ein Episkopale war. Gegen ein solches Uebergewicht hatten die Bischöfe -wenig Aussicht, und die geringe Aussicht, die sie etwa hatten, beeilten -sie sich abzuwerfen, Einige deshalb, weil sie der aufrichtigen Meinung -waren, ihre Unterthanenpflicht gehöre noch immer Jakob, Andere -wahrscheinlich aus Besorgniß, daß Wilhelm, wenn er auch den Willen -hätte, nicht die Macht haben würde, ihnen zu helfen, und daß nur eine -Contrerevolution im Staate einer Revolution in der Kirche vorbeugen -könne. - - -Schreiben von Wilhelm an die schottische Convention. - -Da der neue König von England während der Sitzungen der schottischen -Convention nicht in Edinburg sein konnte, so wurde ein Schreiben von ihm -an die Stände mit großer Geschicklichkeit entworfen. In diesem Dokumente -erklärte er seine warme Anhänglichkeit an die protestantische Religion, -sprach sich aber nicht über diejenigen Fragen aus, bezüglich welcher die -Ansicht der Protestanten getheilt war. Er sagte, er habe mit großer -Genugthuung bemerkt, daß viele von den schottischen Cavalieren und -Gentlemen, mit denen er in London conferirt, zu einer Vereinigung der -beiden britischen Königreiche geneigt seien. Er sehe ein, wie sehr eine -solche Vereinigung das Glück beider Länder fördern würde, und er werde -Alles thun was in seinen Kräften stehe, damit ein so gutes Werk zu -Stande komme. - - -Wilhelm's Instructionen für seine Agenten in Schottland. - -Seinen confidentiellen Agenten in Edinburg mußte er eine große Freiheit -im Handeln gestatten. Die geheimen Instructionen, welche er diesen -Männern ertheilte, konnten daher nicht minutiös sein, aber sie waren -höchst verständig. Er beauftragte sie, die wahre Gesinnung der -Convention nach besten Kräften zu ermitteln und sich durch dieselbe -leiten zu lassen. Sie sollten stets eingedenk sein, daß der erste Zweck -die Befestigung der Regierung sei. Diesem Zwecke mußte jeder andre, -selbst die Union, nachstehen. Ein Vertrag zwischen zwei mehrere -Tagereisen entfernten Legislaturen müsse nothwendig das Werk der Zeit -sein und der Thron könne während der Dauer der Unterhandlungen nicht -füglich erledigt bleiben. Die Agenten Sr. Majestät müßten daher ganz -besonders auf ihrer Hut sein gegen die Kunstgriffe von Leuten, welche -unter dem Vorwand, die Union zu fördern, thatsächlich nur eine -Verlängerung des Interregnums beabsichtigten. Wenn die Convention -geneigt sein sollte, die presbyterianische Form des Kirchenregiments -einzuführen, so wünsche Wilhelm, daß seine Freunde Alles aufböten, um -die siegende Religionspartei abzuhalten, für die erlittenen Drangsale -Wiedervergeltung zu üben.[19] - - -Die Dalrymple. - -Der Mann, durch dessen Rath sich Wilhelm damals in Sachen der -schottischen Politik hauptsächlich leiten ließ, war ein Schotte von -großen Fähigkeiten und Geistesgaben, Sir Jakob Dalrymple von Stair, der -Begründer einer Familie, die sich in der Advokatur, auf der Richterbank, -im Senate, in der Diplomatie, in den Waffen und in der Literatur -auszeichnete, die sich aber auch durch Unglücksfälle und Missethaten, -welche den Dichtern und Romanschreibern Stoff zu den schwärzesten und -herzzerreißendsten Geschichten geliefert, einen Namen gemacht hat. Sir -Jakob hatte schon mehr als einen sonderbaren und entsetzlichen Todesfall -zu betrauern gehabt. Eine seiner Töchter hatte ihren Bräutigam in der -Hochzeitsnacht erstochen. Einer seiner Enkel war bei einem kindlichen -Spiele von einem andren getödtet worden. Boshafte Pamphletisten -behaupteten und ein Theil des abergläubischen Volks glaubte es, daß so -entsetzliche Unfälle die Folge einer gewissen Verbindung zwischen der -unglücklichen Familie und den Mächten der Finsterniß sei. Sir Jakob -hatte einen schiefen Hals; dieses Unglück warf man ihm wie ein -Verbrechen vor und sagte, daß er dadurch als ein für den Galgen -bestimmter Mann gezeichnet sei. Seine Gattin, eine Frau von hoher -geistiger Begabung, Klugheit und Entschlossenheit, hatte vom Volke den -Spottnamen der Hexe von Endor erhalten. Es wurde allen Ernstes gesagt, -daß sie auf Diejenigen, die sie haßte, einen furchtbaren Zauber geworfen -und daß man sie in der Gestalt einer Katze auf der Staatsdecke zur Seite -des Lordstatthalters habe sitzen sehen. Der Mann, auf dessen Dache ein -so mannichfacher Fluch zu lasten schien, stand jedoch, soweit wir dies -jetzt noch beurtheilen können, keineswegs auf einer viel tieferen Stufe -der Moralität als die große Mehrzahl der Staatsmänner seiner Zeit und -seiner Nation. An Seelenstärke und Kenntnissen war er ihnen Allen -überlegen. In seiner Jugend hatte er die Waffen getragen, dann war er -Professor der Philosophie gewesen, hatte hierauf die Rechte studirt und -war anerkanntermaßen der größte Jurist, den sein Vaterland -hervorgebracht hat. In den Tagen des Protectorats war er Richter -gewesen. Nach der Restauration hatte er sich mit der königlichen Familie -ausgesöhnt, war Mitglied des Geheimraths geworden und hatte mit -unvergleichlicher Geschicklichkeit dem Court of Session präsidirt. -Allerdings hatte er an manchen nicht zu rechtfertigenden Handlungen -Theil genommen, aber eine gewisse Grenze überschritt er niemals. Er -besaß ein merkwürdiges Talent, einem Satze, den zu behaupten er für gut -fand, einen plausibeln Anschein von Gesetzlichkeit und selbst von -Gerechtigkeit zu geben, und dieses Talent mißbrauchte er häufig. Aber er -war nicht wie viele von Denen, unter welchen er lebte, schamlos und -gewissenlos servil. Schamgefühl oder Gewissen hielten ihn in der Regel -ab, eine Schlechtigkeit zu begehen, für die sein seltener Scharfsinn -nicht einen speziösen Vertheidigungsgrund ausfindig machen konnte, und -er fehlte gewöhnlich an seinem Platze im Staatsrath, wenn eine empörende -Ungerechtigkeit oder Grausamkeit im Werke war. Seine Mäßigung wurde dem -Hofe endlich unangenehm. Er wurde seines hohen Amtes entsetzt und befand -sich in einer so mißlichen Situation, daß er sich nach Holland -zurückzog. Dort beschäftigte er sich mit der Verbesserung des großen -juristischen Werks, das seinen Namen bis auf unsre Zeit in frischem -Andenken erhalten hat. In seinem Exil bemühte er sich, die Gunst seiner -Mitverbannten zu gewinnen, die ihn natürlich mit Argwohn betrachteten. -Er betheuerte, und vielleicht war dem wirklich so, daß seine Hände rein -seien vom Blute der verfolgten Covenanters. Er trug eine große -Religiosität zur Schau, betete viel und beobachtete allwöchentlich Fast- -und Kasteiungstage. Nach langem Zaudern willigte er sogar ein, das -unglückliche Unternehmen Argyle's mit seinem Rathe und Ansehen zu -unterstützen. Als dieses Unternehmen gescheitert war, wurde Dalrymple in -Edinburg der Prozeß gemacht, und seine Güter würden ohne allen Zweifel -confiscirt worden sein, hätte man sie nicht durch einen Kunstgriff -gerettet, der in der Folge unter den schottischen Staatsmännern sehr -gewöhnlich wurde. Sein ältester Sohn und muthmaßlicher Erbe, Johann, -trat auf die Seite der Regierung, unterstützte das Dispensationsrecht, -erklärte sich gegen den Test und nahm die Stelle des Lord Advokaten an, -als Sir Georg Mackenzie, nachdem er zehn Jahre entehrender Plackerei auf -diesem Posten ausgeharrt, endlich Zeichen der Erschlaffung blicken ließ. -Die Dienste des jungen Dalrymple wurden mit Erlassung, der -Vermögensconfiscation belohnt, der sich der ältere durch seine Vergehen -ausgesetzt hatte. Diese Dienste waren allerdings auch nicht zu -verachten, denn obwohl Sir John an Tiefe und Umfang der juristischen -Kenntnisse seinem Vater nachstand, war er doch kein gewöhnlicher Mensch. -Er besaß eine vielseitige Bildung, einen scharfen Verstand und eine -ungemein schlagende und elegante Beredtsamkeit. Auf Frömmigkeit machte -er keinen Anspruch. Episkopalen und Presbyterianer stimmten in der That -darin überein, daß sie ihn für wenig besser als einen Atheisten hielten. -Einige Monate lang stellte sich Sir Johann in Edinburg, als ob er die -Illoyalität seines unglücklichen Vaters, Sir Jakob, verdammte, und Sir -Jakob sagte in Leyden zu seinen puritanischen Freunden, daß er die -abscheuliche Willfährigkeit seines unglücklichen Sohnes tief beklage. - -Die Revolution kam und brachte dem Hause Stair einen großen Zuwachs an -Reichthum und Ehren. Der Sohn wechselte sogleich die Farbe und -cooperirte geschickt und eifrig mit dem Vater. Sir Jakob nahm seinen -Wohnsitz in London, um Wilhelm in schottischen Angelegenheiten mit -seinem Rathe zu unterstützen. Sir Johann's Posten war im Parlamentshause -zu Edinburg. Es war nicht wahrscheinlich, daß er unter den dortigen -Wortkämpfern seines Gleichen finden würde, und er war darauf vorbereitet -alle seine Kräfte gegen die Dynastie aufzubieten, der er noch kürzlich -gedient hatte.[20] - - -Melville. - -Von der zahlreichen Partei, welche dem calvinistischen Kirchenregiment -eifrig zugethan war, wurde Johann Dalrymple mit unheilbarem Mißtrauen -und Widerwillen betrachtet. Es mußte daher ein andrer Agent zur -Bearbeitung dieser Partei ernannt werden. Dieser Agent war Georg -Melville, Lord Melville, ein mit dem unglücklichen Monmouth und dem -Leslie, der die schottische Armee mit so schlechtem Erfolg bei Dunbar -gegen Cromwell befehligt hatte, verwandter Edelmann. Melville hatte von -jeher für einen Whig und Presbyterianer gegolten. Selbst Diejenigen, die -am günstigsten über ihn urtheilen, haben es nicht gewagt, ihm -ausgezeichnete Geistesgaben oder glühenden Gemeinsinn zuzuschreiben. Aus -seinen Briefen geht jedoch hervor, daß es ihm keineswegs an der -natürlichen Klugheit fehlte, deren Mangel Männern von glänzenderem Genie -und reinerer Tugend oft zum Verderben gereicht hat. Diese Klugheit hatte -ihn abgehalten, in der Opposition gegen die Tyrannei der Stuarts zu weit -zu gehen, aber er hatte zugehört, wenn seine Freunde von Widerstand -sprachen, und als das Ryehousecomplot entdeckt wurde, hielt er es daher -für rathsam, sich auf den Continent zurückzuziehen. In seiner -Abwesenheit wurde er des Hochverraths angeklagt und auf Beweise hin, -welche keinem unparteiischen Gerichtshofe genügt haben würden, für -schuldig befunden. Er ward zum Tode verurtheilt, seine Ehren und Güter -wurden für verwirkt erklärt, sein Wappen mit Schimpf und Schande aus dem -Buche des Herolds gerissen, und seine Besitzungen vermehrten das -Vermögen des grausamen und habsüchtigen Perth. Unterdessen lebte der -Flüchtling mit characteristischer Vorsicht ruhig auf dem Continent und -mißbilligte die unglücklichen Pläne seines Vetters Monmouth, zollte aber -dem Unternehmen des Prinzen von Oranien von Herzen seinen Beifall. - -Krankheit hatte Melville verhindert, mit der holländischen Expedition -abzusegeln; aber wenige Stunden nachdem die neuen Herrscher in London -proklamirt worden waren, kam er daselbst an. Wilhelm schickte ihn -sogleich nach Edinburg, wie es scheint in der Hoffnung, daß die -Presbyterianer gemäßigten Rathschlägen aus dem Munde eines Mannes, der -ihrer Sache ergeben war und für dieselbe gelitten hatte, Gehör schenken -würden. Melville's zweiter Sohn, David, der durch seine Mutter den Titel -eines Earl von Leven geerbt und sich im Dienste des Kurfürsten von -Brandenburg einige militärische Erfahrung erworben, hatte die Ehre, der -Ueberbringer eines Briefes von dem neuen König von England an die -schottische Convention zu sein.[21] - - -Jakob's Agenten in Schottland: Dundee, Balcarras. - -Jakob hatte die Leitung seiner Angelegenheiten in Schottland Johann -Graham, Viscount Dundee, und Colin Lindsay, Earl von Balcarras, -übertragen. Dundee hatte ein schottisches Truppencorps commandirt, das -in England eingerückt war, um den Engländern Widerstand zu leisten; aber -er hatte in dem ruhmlosen Feldzuge, der für die Dynastie Stuart -verderblich geworden war, keine Gelegenheit gehabt, den Muth und die -militärische Tüchtigkeit zu entfalten, deren Besitz ihm selbst -Diejenigen zugestehen, die seinen erbarmungslosen Character am tiefsten -verabscheuen. Er stand mit seinen Truppen nicht weit von Watford, als er -erfuhr, daß Jakob von Whitehall geflohen war und daß Feversham die ganze -königliche Armee aufzulösen befohlen hatte. So befanden sich die -schottischen Regimenter ohne Gold und ohne Lebensmittel inmitten einer -fremden und sogar feindlichen Nation. Dundee soll vor Schmerz und Wuth -geweint haben. Bald kamen jedoch von verschiedenen Seiten erfreulichere -Nachrichten. Wilhelm schrieb einige Zeilen, worin er sagte, daß, wenn -die Schotten sich ruhig verhielten, er mit seiner Ehre dafür einstehen -würde, daß ihnen nichts geschehen solle, und einige Stunden darauf -erfuhr man, daß Jakob in seine Hauptstadt zurückgekehrt war. Dundee -eilte sofort nach London.[22] Hier traf er mit seinem Freunde Balcarras -zusammen, der eben aus Edinburg angelangt war. Balcarras, ein Mann, der -sich durch angenehme Persönlichkeit und durch Bildung auszeichnete, -hatte in seiner Jugend den Patrioten gespielt, war aber der Sache des -Volks untreu geworden, hatte einen Sitz im Geheimrath angenommen, war -ein Werkzeug Perth's und Melfort's geworden, und war einer der -Commissare gewesen, welche zur Verwaltung des Schatzmeisteramts ernannt -wurden, als Queensberry in Ungnade fiel, weil er die Interessen der -protestantischen Religion nicht hatte verrathen wollen.[23] - -Dundee und Balcarras gingen zusammen nach Whitehall und hatten die Ehre, -Jakob auf seinem letzten Spaziergange in der Mailbahn zu begleiten. Er -sagte ihnen, daß er seine Angelegenheiten in Schottland ihren Händen -anzuvertrauen gedenke. »Sie, Mylord Balcarras, müssen die Civilgeschäfte -übernehmen, und Sie, Mylord Dundee, sollen eine Vollmacht zur Uebernahme -des militärischen Commandos von mir erhalten.« Die beiden Lords -versprachen sich seines Vertrauens würdig zu zeigen und wiesen jeden -Gedanken an eine Aussöhnung mit dem Prinzen von Oranien entschieden -zurück.[24] - -Am folgenden Tage verließ Jakob Whitehall für immer und der Prinz von -Oranien kam im St. Jamespalast an. Sowohl Dundee als Balcarras befanden -sich unter der Menge, welche zur Begrüßung des Befreiers herbeiströmte -und sie wurden nicht unfreundlich aufgenommen. Beide waren ihm -wohlbekannt. Dundee hatte auf den Continent unter ihm gedient,[25] und -Balcarras' erste Gemahlin war eine Dame aus dem Hause Oranien gewesen -und hatte an ihrem Hochzeitstage ein Paar prächtiger Smaragdohrringe -getragen, welche ihr Vetter, der Prinz, ihr zum Geschenk gemacht.[26] - -Die schottischen Whigs, welche damals in großer Anzahl zu Westminster -versammelt waren, drangen ernstlich in Wilhelm, dem Namen nach vier oder -fünf Männer zu proscribiren, welche in den schlimmen Seiten bei den -Maßnahmen des Geheimrath zu Edinburg eine bedeutende Rolle gespielt -hatten. Dundee und Balcarras wurden speciell erwähnt. Aber der Prinz -hatte beschlossen, soweit seine Macht reichte, den Schleier einer -allgemeinen Amnestie über alles Vergangene zu werfen, und weigerte sich -entschieden, irgend eine Erklärung zu erlassen, die selbst den -strafbarsten der Diener seines Oheims hätte zur Verzweiflung bringen -können. - -Balcarras begab sich zu wiederholten Malen in den St. Jamespalast, hatte -mehrere Audienzen bei Wilhelm, sprach seine tiefste Ehrerbietung gegen -Seine Hoheit aus und gestand zu, daß König Jakob große Fehler begangen -habe, wollte aber nicht versprechen, sich bei einem Absetzungsvotum zu -betheiligen. Wilhelm äußerte kein Mißfallen darüber, sagte aber beim -Abschiede: »Nehmen Sie Bedacht darauf, Mylord, daß Sie Sich innerhalb -des Gesetzes halten, denn wenn Sie es übertreten, haben Sie zu erwarten, -daß Sie demselben überlassen werden.«[27] - -Dundee scheint weniger aufrichtig gewesen zu sein. Er bediente sich der -Vermittelung Burnet's, trat in Unterhandlung mit dem Hofe, erklärte -seine Bereitwilligkeit, sich der neuen Ordnung der Dinge zu unterwerfen, -erlangte von Wilhelm ein Protectionsversprechen und versprach dafür, -sich ruhig zu verhalten. Man schenkte seinen Versicherungen so vollen -Glauben, daß man ihm gestattete, unter der Eskorte eines Reitertrupps -nach Schottland zu reisen. Ohne eine solche Eskorte würde der -Blutmensch, dessen Name an dem Herde jeder presbyterianischen Familie -nicht ohne einen Schauder genannt wurde, unter den damaligen Umständen -eine gefährliche Reise durch Berwickshire und die Lothians gehabt -haben.[28] - -Der Februar ging zu Ende, als Dundee und Balcarras in Edinburg ankamen. -Sie hatten einige Hoffnung, die Häupter einer Majorität in der -Convention zu werden, und sie bemühten sich daher kräftig, ihre Partei -zu consolidiren und zu beleben. Sie versicherten den strengen -Royalisten, welche Bedenken trugen, in einer von einem Usurpator -einberufenen Versammlung zu sitzen, der rechtmäßige König wünsche ganz -besonders, daß kein Freund der erblichen Monarchie fehle. Mehr als ein -Schwankender wurde dadurch fest erhalten, daß man ihm im Vertrauen -versicherte, eine baldige Restauration sei unvermeidlich. Gordon hatte -schon beschlossen, das Schloß zu übergeben, und angefangen, sein -Mobiliar fortzuschaffen; aber Dundee und Balcarras überredeten ihn, noch -einige Zeit auszuharren. Sie theilten ihm mit, daß sie aus -Saint-Germains volle Ermächtigung erhalten hätten, die Convention nach -Stirling zu verlegen und daß, wenn es in Edinburg schlecht gehen sollte, -von dieser Ermächtigung Gebrauch gemacht werden würde.[29] - - -Zusammentritt der Convention. - -Endlich erschien der 14. März, der zum Zusammentritt der Stände -bestimmte Tag, und das Parlamentshaus war gedrängt voll. Neun Prälaten -waren auf ihren Plätzen. Als Argyle eintrat, protestirte ein einziger -Lord gegen die Zulassung eines Mannes, der durch ein in alter Form -ausgesprochenes und noch nicht umgestoßenes rechtskräftiges Erkenntniß -der Ehren der Pairie entkleidet worden sei. Dieser Einwurf wurde jedoch -durch die allgemeine Ansicht der Versammlung entkräftet. Als Melville -erschien, erhob sich keine Stimme gegen seine Zulassung. Der Bischof von -Edinburg fungirte als Kaplan und nahm in sein Gebet die Bitte auf, Gott -möge dem König Jakob beistehen und ihn wieder auf den Thron setzen.[30] -Es zeigte sich bald, daß die allgemeine Gesinnung der Convention mit -diesem Gebet durchaus nicht in Einklang stand. Die erste zu erledigende -Angelegenheit war die Wahl eines Präsidenten. Der Herzog von Hamilton -wurde von den Whigs, der Marquis von Athol von den Jakobiten -unterstützt. Aber keiner der beiden Candidaten besaß das volle Vertrauen -seiner Parteianhänger, und verdiente es auch nicht. Hamilton war ein -Staatsrath Jakob's gewesen, hatte an vielen nicht zu rechtfertigenden -Maßregeln Theil gehabt und hatte den frechsten Angriffen auf die Gesetze -und die Religion Schottland's einen nur sehr vorsichtigen und lauen -Widerstand entgegengesetzt. Erst als Whitehall von holländischen Garden -bewacht wurde, wagte er es sich offen auszusprechen. Er hatte sich nun -der siegreichen Partei angeschlossen und den Whigs versichert, daß er -nur deshalb zum Schein ihr Feind gewesen sei, um, ohne Verdacht zu -erwecken, als ihr Freund handeln zu können. Athol war noch weniger zu -trauen. Er besaß geringe Fähigkeiten und einen falschen, kleinmüthigen -und grausamen Character. Unter der letzten Regierung hatte er sich durch -die Grausamkeiten, die er in Argyleshire verübt, eine schmachvolle -Berühmtheit erworben. Er hatte mit dem Wechsel des Glücks die Farbe -gewechselt und hatte dem Prinzen von Oranien in serviler Weise den Hof -gemacht, war aber kalt aufgenommen worden und war nun aus bloßem Aerger -darüber zu der Partei zurückgekehrt, die er verlassen.[31] Keiner der -beiden rivalisirenden Edelleute hatte sich bemüßigt gefunden, die Würden -und Besitzungen seines Hauses auf den Ausgang des Kampfes zwischen den -beiden rivalisirenden Königen zu setzen. Hamilton's ältester Sohn hatte -sich für Jakob, Athol's ältester Sohn für Wilhelm erklärt, so daß für -alle Fälle beide Adelskronen und beide Güter gesichert waren. - -Aber in Schottland waren die herrschenden Begriffe von politischer Moral -lax und das aristokratische Gefühl stark; die Whigs waren daher geneigt -zu vergeben, daß Hamilton noch unlängst im Staatsrathe Jakob's gesessen -hatte, und eben so waren die Jakobiten bereit zu vergessen, daß Athol -kürzlich Wilhelm den Hof gemacht. In Hinsicht der politischen -Inconsequenz waren diese beiden vornehmen Lords allerdings weit entfernt -vereinzelt dazustehen; an Ansehen und Macht aber hatten sie kaum ihres -Gleichen in der Versammlung. Sie waren von höchst vornehmer Herkunft und -besaßen einen ungeheuren Einfluß; der eine von ihnen konnte das -westliche Niederland zu den Waffen rufen, der andre eine Armee -nordischer Bergschotten ins Feld stellen. Um diese beiden Oberhäupter -schaarten sich daher die feindlichen Factionen. - - -Hamilton zum Präsidenten erwählt. - -Die Stimmen wurden gezählt, und es ergab sich, daß Hamilton eine -Majorität von vierzigen hatte. In Folge dessen gingen etwa Zwanzig von -der geschlagenen Partei sofort zu den Siegern über.[32] In Westminster -würde ein solcher Abfall sonderbar erschienen sein; in Edinburg aber -scheint er wenig überrascht zu haben. Es ist ein bemerkenswerther -Umstand, daß das nämliche Land in dem nämlichen Jahrhundert die -wunderbarsten Beispiele von beiden Extremen der menschlichen Natur -hervorbrachte. Keine Klasse von Menschen, deren die Geschichte erwähnt, -hat je an einem Principe mit unbeugsamerer Hartnäckigkeit festgehalten, -als man sie bei den schottischen Puritanern fand. Geld- und -Gefängnißstrafen, Brandmarkungseisen, spanische Stiefel, Daumenschrauben -und Galgen vermochten dem starren Covenanter kein ausweichendes Wort zu -erpressen, welchem ein mit seinem theologischen System unvereinbarer -Sinn unterzuschieben gewesen wäre. Selbst in indifferenten Dingen wollte -er von keinem Vergleich hören und er war nur zu bereit, alle Diejenigen, -welche Klugheit und Nächstenliebe anempfahlen, als Verräther an der -Sache der Wahrheit zu betrachten. Auf der andren Seite waren die -Schotten jener Generation, welche im Parlamentshause und im Rathszimmer -eine hervorragende Rolle spielten, die falschesten und schamlosesten -Achselträger, welche die Welt je gesehen. Die Engländer wunderten sich -gleichmäßig über beide Klassen. Es gab zwar viele standhafte -Nonconformisten im Süden, aber kaum einer unter ihnen konnte sich an -Hartnäckigkeit, Kampflust und Unerschrockenheit mit den Männern aus der -Schule Cameron's messen. Es gab viele schurkische Politiker im Süden, -aber wenige darunter waren so vollständig aller Moralität und noch -wenigere so vollständig alles Schamgefühls bar wie die Männer aus der -Schule Lauderdale's. Vielleicht ist es natürlich, daß die gefühlloseste -und frechste Lasterhaftigkeit sich in der nächsten Nähe unvernünftiger -und unlenksamer Tugend findet. Wo Fanatiker bereit sind, wegen -Kleinigkeiten, die durch ein übermäßig scrupulöses Gewissen zu -Wichtigkeit erhoben werden, zu vernichten oder sich vernichten zu -lassen, da kann es nicht Wunder nehmen, wenn das Wort Gewissen an sich -schon für kalte und schlaue Geschäftsmänner ein Wort des Hohnes und der -Verachtung wird. - - -Wahlausschuß. - -Die Majorität, verstärkt durch die Ueberläufer von der Minorität, -schritt nun zur Ernennung eines Wahlausschusses. Es wurden funfzehn -Mitglieder erwählt, und es zeigte sich bald, daß zwölf davon nicht -geneigt waren, die Regelmäßigkeit des Verfahrens streng zu untersuchen, -durch welches ein Whig in das Parlamentshaus geschickt worden war. Der -Herzog von Hamilton selbst soll über die grobe Parteilichkeit seiner -eignen Anhänger entrüstet gewesen sein und sich, allerdings mit geringem -Erfolge, bemüht haben, ihre Heftigkeit zu zügeln.[33] - - -Das Schloß von Edinburg zur Uebergabe aufgefordert. - -Ehe die Stände mit der Berathung der Angelegenheit begannen, um deren -willen sie zusammengetreten waren, hielten sie es für nöthig, auf ihre -Sicherheit bedacht zu sein. Sie konnten nicht ganz unbesorgt sein, so -lange das Dach, unter dem sie saßen, von den Batterien des Schlosses -beherrscht wurde. Es wurde demnach eine Deputation an Gordon abgesandt, -um ihn im Namen der Convention aufzufordern, die Festung binnen -vierundzwanzig Stunden zu räumen, und ihm zu sagen, daß, wenn er sich -füge, seiner Vergangenheit nicht zu seinem Nachtheil gedacht werden -solle. Er bat um eine Nacht Bedenkzeit. Während dieser Nacht wurde sein -schwankender Sinn durch Dundee's und Balcarras' eindringliche -Vorstellungen befestigt. Am andren Morgen schickte er eine in -ehrerbietigen, aber ausweichenden Ausdrücken abgefaßte Antwort. Er -erklärte darin, er sei weit entfernt, Böses gegen die Stadt Edinburg im -Sinne zu haben. Am allerwenigsten könne es ihm einfallen, eine hohe -Versammlung zu belästigen, die er mit der größten Ehrfurcht betrachte. -Er sei gern bereit, Bürgschaft für sein friedliches Verhalten bis zum -Betrage von zwanzigtausend Pfund Sterling zu erlegen. Aber er stehe mit -der jetzt in England eingesetzten Regierung in Verbindung, er erwarte -stündlich Depeschen von dieser Regierung und bis zum Eingang derselben -halte er sich nicht für berechtigt, sein Commando niederzulegen. Diese -Entschuldigungen wurden nicht angenommen. Es wurden Herolde und -Trompeter abgeschickt, um das Schloß in aller Form zur Uebergabe -aufzufordern und Diejenigen, welche fortfahren sollten, diese Festung -der Autorität der Stände zum Trotz besetzt zu halten, des Hochverraths -für schuldig zu erklären. Zu gleicher Zeit wurden Wachen ausgestellt, um -jede Verbindung zwischen der Garnison und der Stadt abzuschneiden.[34] - - -Dundee von den Covenanters bedroht. - -Unter diesen Vorspielen waren zwei Tage verstrichen und man erwartete, -daß am Morgen des dritten der große Kampf beginnen werde. Die -Bevölkerung von Edinburg war unterdessen in großer Aufregung. Man war -dahinter gekommen, daß Dundee auf dem Schlosse Besuche gemacht hatte, -und man glaubte, daß seine Ermahnungen die Garnison bewegen hätten, -Widerstand zu leisten. Man wußte, daß seine alten Soldaten sich um ihn -schaarten, und es stand wohl zu befürchten, daß er einen verzweifelten -Versuch unternehmen werde. Er dagegen hatte erfahren, daß die westlichen -Covenanters, welche die Keller der Stadt füllten, ihm Rache geschworen -hatten, und in der That, wenn wir erwägen, daß sie von beispiellos -wildem und unversöhnlichem Character waren, daß man sie gelehrt hatte, -das Erschlagen eines Verfolgers als eine Pflicht zu betrachten, daß -keine in der heiligen Schrift vorkommenden Beispiele ihnen häufiger zur -Bewunderung vorgehalten wurden als Ehud, wie er Eglon ersticht, und -Samuel, wie er Agag in Stücken haut, daß sie keine That aus der -Geschichte ihres Vaterlandes von ihren Lieblingslehrern wärmer hatten -loben hören als die Ermordung des Cardinals Beatoun und des Erzbischofs -Sharpe, so dürfen wir uns wohl wundern, daß ein Mann, der das Blut der -Heiligen wie Wasser vergossen hatte, nur einen einzigen Tag ohne -Lebensgefahr durch High Street gehen konnte. Der Feind, den Dundee am -meisten Grund zu fürchten hatte, war ein junger Mann von ausgezeichnetem -Muth und Talent, Namens Wilhelm Cleland. Cleland hatte, als er wenig -über sechzehn Jahr alt war, bei der Insurrection, welche an der -Bothwellbrücke niedergeworfen wurde, die Waffen getragen. Seitdem hatte -er sich durch seine Menschlichkeit und Mäßigung das Mißfallen einiger -boshaften Fanatiker zugezogen. Bei der großen Masse der Presbyterianer -aber stand sein Name in hohem Ansehen, denn mit der strengen Moralität -und dem glühenden Eifer eines Puritaners verband er einige Vorzüge, -deren sich wenige Puritaner rühmen konnten. Er besaß feine Manieren und -eine achtungswerthe literarische und wissenschaftliche Bildung. Er war -Linguist, Mathematiker und Dichter. Seine Hymnen, Oden, Balladen und -Satiren ^à la^ Hudibras hatten allerdings wenig innern Werth; aber wenn -man bedenkt, daß er fast noch ein Knabe war, als er die meisten -derselben schrieb, so muß man zugeben, daß sie bedeutende natürliche -Anlagen bekunden. Er war jetzt in Edinburg, sein Einfluß unter den -daselbst versammelten westländischen Whigs war sehr groß, er haßte -Dundee mit tödtlicher Erbitterung und man glaubte, daß er mit einem -Gewaltschritt umgehe.[35] - -Am 15. März wurde Dundee benachrichtigt, daß einige Covenanters sich -gegenseitig verpflichtet hatten, ihn und Sir Georg Mackenzie, den seine -lange Zeit dem Dienste der Tyrannei gewidmete Beredtsamkeit und -Gelehrsamkeit den Presbyterianern verhaßter gemacht hatte als irgend -einen andren Mann von der Robe, um's Leben zu bringen. Dundee bat -Hamilton um Schutz, und Hamilton rieth ihm, die Sache in der nächsten -Sitzung der Convention vorzulegen.[36] - - -Schreiben von Jakob an die Convention. - -Vor dieser Sitzung kam ein gewisser Crane aus Frankreich mit einem -Schreiben des flüchtigen Königs an die Stände. Der Brief war versiegelt -und der Ueberbringer war sonderbarerweise mit keiner Abschrift versehen, -um sie den Häuptern der jakobitischen Partei mitzutheilen; auch hatte er -weder einen schriftlichen noch mündlichen Auftrag für einen der beiden -Agenten Jakob's. Balcarras und Dundee sahen mit großem Verdrusse, daß -man ihnen so wenig Vertrauen schenkte, und quälten sich mit ängstlichen -Zweifeln über den Inhalt des Schriftstückes, von dem so viel abhing. Sie -waren jedoch geneigt das Beste zu hoffen. König Jakob konnte in seiner -gegenwärtigen Lage nicht so schlecht berathen sein, daß er in directem -Widerspruche mit den Rathschlägen und Bitten seiner Freunde hätte -handeln können. Bei der Eröffnung seines Schreibens würde man sicherlich -finden, daß er gnädige Zusicherungen enthielt, welche die Royalisten mit -neuem Muthe beseelen und die gemäßigten Whigs gewinnen mußten. Seine -Anhänger beschlossen daher, daß es vorgelegt werden solle. - -Als die Convention sich am Samstag, den 16. Mai, des Morgens wieder -versammelte, wurde beantragt, daß Maßregeln für die persönliche -Sicherheit der Mitglieder getroffen werden sollten. Es wurde behauptet, -daß man Dundee nach dem Leben getrachtet, daß zwei Männer von -verdächtigem Aussehen in der Nähe des Hauses, das er bewohnte, -umhergestreift seien und daß man sie habe sagen hören, sie wollten den -Hund so behandeln, wie er sie behandelt habe. Mackenzie versicherte, daß -auch er in Gefahr sei, und verlangte in seiner gewohnten bilderreichen -und kräftigen Sprache Schutz von den Ständen. Aber die Sache wurde von -der Majorität sehr leicht genommen und die Convention ging zu anderen -Gegenständen der Tagesordnung über.[37] - -Hierauf wurde Crane als Einlaß ins Parlamentshaus begehrend angemeldet. -Er wurde eingeladen und das Schriftstück, dessen Ueberbringer er war, -auf den Tisch niedergelegt. Hamilton bemerkte, daß sich in den Händen -des Earl von Leven eine Mittheilung von dem Prinzen befinde, kraft -dessen Autorität die Stände einberufen worden seien. Diese Mittheilung -schien den Vorrang zu verdienen. Die Convention war gleicher Meinung und -das reiflich erwogene, einsichtsvolle Schreiben Wilhelm's wurde -vorgelesen. - -Dann wurde beantragt, daß auch Jakob's Brief geöffnet werden solle. Die -Whigs wendeten dagegen ein, daß derselbe möglicherweise einen Befehl zur -Auflösung der Convention enthalten könne. Sie schlugen deshalb vor, daß -die Stände, ehe das Siegel erbrochen würde, beschließen sollten, trotz -eines solchen Befehls beisammen zu bleiben. Die Jakobiten, welche den -Inhalt des Schreibens eben so wenig kannten wie die Whigs, und die -Vorlesung desselben nicht erwarten konnten, gaben bereitwillig ihre -Zustimmung. Es wurde ein Beschluß gefaßt, durch den die Mitglieder sich -verpflichteten, jeden Befehl, der ihnen gebieten sollte auseinander zu -gehen, als null und nichtig zu betrachten und so lange beisammen zu -bleiben, bis sie das Werk der Sicherung der Freiheit und Religion -Schottland's durchgeführt haben würden. Dieser Beschluß wurde von fast -allen anwesenden Lords und Gentlemen unterzeichnet. Auch sieben von den -neuen Bischöfen unterschrieben ihn. Die eigenhändig geschriebenen Namen -Dundee's und Balcarras' sieht man noch auf der Originalrolle. Balcarras -suchte später diesen Schritt, der nach seinen Grundsätzen ohne alle -Widerrede ein abscheulicher Verrath war, damit zu entschuldigen, daß er -sagte, er und seine Freunde hätten sich aus Eifer für das Interesse -ihres Gebieters an einer rebellischen Erklärung gegen die Autorität -ihres Gebieters betheiligt, sie hätten von dem Briefe den heilsamsten -Einfluß erwartet, und der Brief würde nicht geöffnet worden sein, wenn -sie nicht der Majorität ein Zugeständniß gemacht hätten. - - -Wirkung von Jakob's Schreiben. - -In wenigen Minuten wurden Balcarras' Erwartungen bitter getäuscht. Der -Brief, von dem man so viel gehofft und gefürchtet hatte, wurde mit allen -den Ehren vorgelesen, welche die schottischen Parlamente königlichen -Mittheilungen zu erweisen pflegten; aber jedes Wort erfüllte die Herzen -der Jakobiten mit Verzweiflung. Man sah deutlich, daß das Unglück Jakob -weder weise noch nachsichtig gemacht hatte. Alles athmete -Hartnäckigkeit, Grausamkeit und Uebermuth. Denjenigen Verräthern, welche -binnen vierzehn Tagen zu ihrer Unterthanenpflicht zurückkehrten, war -Verzeihung zugesichert, allen Anderen aber mit schonungsloser Rache -gedroht. Ueber frühere Vergehen war nicht nur kein Bedauern ausgedrückt, -sondern der Brief selbst war ein neues Vergehen, denn er war von dem -Apostaten Melfort geschrieben und contrasignirt, der nach den Gesetzen -des Reichs zur Bekleidung des Amts eines Staatssekretärs nicht befähigt -war und den die protestantischen Tories nicht weniger verabscheuten als -die Whigs. Die ganze Versammlung gerieth in Aufruhr. Jakob's Feinde -waren laut und heftig, und seine Freunde, welche gegen ihn aufgebracht -waren und sich seiner schämten, sahen ein, daß nicht mehr daran zu -denken war, den Kampf in der Convention fortzusetzen. Jede Stimme, die -vor der Eröffnung des Schreibens zweifelhaft gewesen, war jetzt -unwiederbringlich verloren. Die Sitzung schloß unter großer -Aufregung.[38] - -Es war Samstag Nachmittag und vor Montag früh sollte keine Sitzung -wieder sein. Die jakobitischen Parteiführer hielten eine Berathung und -kamen zu dem Schlusse, daß ein entscheidender Schritt gethan werden -müsse. Dundee und Balcarras sollten sich der ihnen ertheilten -Vollmachten bedienen; die Minorität sollte sofort Edinburg verlassen und -sich in Stirling versammeln. Athol stimmte bei und nahm es auf sich, ein -starkes Corps seiner Clansleute aus den Hochlanden zum Schutze der -Berathungen der royalistischen Convention herbeizuziehen. Alles war für -den Austritt vorbereitet; aber die Langsamkeit eines Mannes und die -Uebereilung eines andren zerstörten in wenigen Stunden den ganzen Plan. - - -Dundee's Flucht. - -Der Montag kam. Die jakobitischen Lords und Gentlemen waren -eben im Begriff nach Stirling aufzubrechen, als Athol einen -vierundzwanzigstündigen Aufschub verlangte. Er für seine Person habe -keinen Grund, sich zu beeilen. Wenn er bliebe, liefe er nicht Gefahr -ermordet zu werden. Wenn er aber ginge, setze er sich den von einem -Bürgerkriege unzertrennlichen Gefahren aus. Da die Mitglieder seiner -Partei sich nicht von ihm trennen wollten, willigten sie in den von ihm -verlangten Aufschub und begaben sich noch einmal in das -Parlamentsgebäude. Nur Dundee weigerte sich, noch länger zu bleiben. Er -sagte, sein Leben sei in Gefahr. Die Convention habe sich geweigert, ihn -zu beschützen, und er wolle nicht bleiben, um der Zielpunkt für die -Pistolen und Dolche von Meuchelmördern zu sein. Balcarras machte -vergebliche Vorstellungen. »Wenn Sie allein abreisen,« sagte er, »so -wird das Aufsehen machen, und den ganzen Plan vereiteln.« Aber Dundee -blieb bei seinem Vorsatze. Tapfer, wie er unzweifelhaft war, schien er, -gleich vielen anderen tapferen Männern, gegen die Gefahr eines -Meuchelmords weniger gestählt zu sein als gegen jede andre Form der -Gefahr. Er kannte den Haß der Covenanters, er wußte wie sehr er ihren -Haß verdient hatte, und er wurde von dem Bewußtsein unsühnbarer Schuld -und von der Furcht vor einer entsetzlichen Wiedervergeltung gequält, -welche die Polytheisten des Alterthums unter dem furchtbaren Namen der -Furien personificirten. Seine alten Reiter, die Satans und Beelzebubs, -die seine Verbrechen getheilt hatten und die jetzt seine Gefahren -theilten, waren bereit, ihn auf seiner Flucht zu begleiten. - - -Tumultuarische Sitzung der Stände. - -Inzwischen hatte sich die Convention wieder versammelt. Mackenzie hatte -sich erhoben, und beklagte in pathetischen Ausdrücken die schlimme Lage -der Stände, welche zu gleicher Zeit von den Kanonen einer Festung und -von einem fanatischen Pöbel bedroht würden, als er durch einige -Schildwachen unterbrochen wurde, die von den Posten in der Nähe des -Schlosses herbeikamen. Sie hatten Dundee an der Spitze von funfzig -Reitern auf der Straße nach Stirling gesehen. Diese Straße führte dicht -an dem mächtigen Felsen vorbei, auf dem die Citadelle erbaut ist. Gordon -war auf den Wällen erschienen und hatte durch ein Zeichen zu verstehen -gegeben, daß er etwas zu sagen habe. Dundee war nun so hoch -hinaufgeklommen, daß er hören und gehört werden konnte, und so besprach -er sich eben jetzt mit dem Herzoge. Bis diesen Augenblick war der Haß, -mit dem die presbyterianischen Mitglieder der Versammlung den -unbarmherzigen Verfolger ihrer Glaubensbrüder betrachteten, durch die -schicklichen Formen der parlamentarischen Berathung gedämpft worden. -Jetzt aber erfolgte ein furchtbarer Ausbruch. Hamilton selbst, der, wie -sogar seine Gegner zugaben, die Pflichten eines Präsidenten bisher mit -Würde und Unparteilichkeit versehen hatte, war der Lauteste und -Heftigste im Saale. »Es ist hohe Zeit« rief er aus, »daß wir auf uns -selbst denken. Die Feinde unsrer Religion und unsrer bürgerlichen -Freiheit sammeln sich rings um uns, und wir dürfen wohl argwöhnen, daß -sie selbst hier Complicen haben. Man verschließe die Thüren und lege die -Schlüssel auf den Tisch. Niemand soll hinaus als diejenigen Lords und -Gentlemen, die wir beauftragen werden, die Bürger zu den Waffen zu -rufen. Es sind einige wackere Männer aus dem Westen in Edinburg, Männer, -für die ich stehen kann.« Die Versammlung erhob einen allgemeinen Ruf -der Zustimmung. Mehrere Mitglieder der Majorität rühmten sich, daß auch -sie zuverlässige Anhänger mitgebracht hätten, die auf den ersten Wink -gegen Claverhouse und seine Dragoner ziehen würden. Alles was Hamilton -vorschlug, wurde sofort ins Werk gesetzt. Die Jakobiten gaben sich -schweigend und ohne Widerstand zu Gefangenen. Leven ging hinaus und gab -Befehl Alarm zu schlagen. Die Covenanters von Lanarkshire und Ayrshire -leisteten dem Aufrufe sofort Folge. Die so zusammengebrachte Streitmacht -hatte zwar kein sehr militärisches Aussehen, genügte aber vollkommen, um -die Anhänger des Hauses Stuart im Schach zu halten. Von Dundee war -nichts zu hoffen oder zu fürchten. Er war schon den Schloßberg wieder -herabgeklommen, zu seinen Reitern zurückgekehrt und in westlicher -Richtung davongesprengt. Hamilton ließ nun die Thüren öffnen und es -stand den verdächtigen Mitgliedern frei sich zu entfernen. Gedemüthigt -und niedergeschmettert, aber doch froh, so wohlfeilen Kaufs -davongekommen zu sein, stahlen sie sich durch den Haufen finstrer -Fanatiker, welcher High Street füllte. An eine Lostrennung war nun nicht -mehr zu denken.[39] - -Am folgenden Tage wurde beschlossen, daß das Königreich in -Vertheidigungsstand gesetzt werden solle. Die Einleitung zu diesem -Beschlusse enthielt eine strenge Rüge der Perfidie des Verräthers, der -wenige Stunden nachdem er durch eine eigenhändig unterschriebene -Erklärung sich verpflichtet, seinen Posten in der Convention nicht zu -verlassen, das Beispiel der Desertion und das Signal zum Bürgerkriege -gegeben hatte. Alle Protestanten vom sechszehnten bis zum sechzigsten -Lebensjahre erhielten die Weisung sich bereit zu halten, um beim ersten -Aufrufe unter die Waffen zu treten, und damit sich Niemand mit -Unkenntniß entschuldigen konnte, wurde die öffentliche Verlesung des -Edicts auf allen Marktplätzen des ganzen Königreichs angeordnet.[40] - -Die Stände beschlossen hierauf, ein Danksagungsschreiben an Wilhelm zu -richten. Diesem Briefe waren die Unterschriften vieler Edelleute und -Gentlemen beigefügt, die zur Partei des verbannten Königs gehörten. Die -Bischöfe aber weigerten sich einstimmig, ihre Namen darunter zu setzen. - - -Ein Ausschuß zur Entwerfung eines Regierungsplanes ernannt. - -Es war bei den schottischen Parlamenten seit langer Zeit Brauch, die -Entwerfung von Gesetzen und Verordnungen einer Auswahl von Mitgliedern -zu übertragen, welche die Artikellords genannt wurden. In Gemäßheit -dieses Brauchs wurde jetzt ein Ausschuß von Vierundzwanzig beauftragt, -einen Entwurf zur Feststellung der Regierung auszuarbeiten. Von diesen -Vierundzwanzig waren Acht Peers, Acht Vertreter von Grafschaften und -Acht Abgeordnete von Städten. Die Majorität des Ausschusses waren Whigs -und es befand sich kein einziger Prälat darin. - -Der durch eine Reihenfolge von Unfällen gebrochene Muth der Jakobiten -wurde durch die Ankunft des Herzogs von Queensberry aus London auf einen -Augenblick wieder gehoben. Er war ein Mann von hohem Range und großem -Einflusse und sein Character war gut im Vergleich zu dem Character -Derer, die ihn umgaben. Als der Papismus die Oberhand hatte, war er der -Sache der protestantischen Kirche treu geblieben, und seitdem der -Whiggismus das Uebergewicht erlangt, war er ein treuer Anhänger der -erblichen Monarchie geblieben. Einige waren der Meinung, daß er dem -Hause Stuart wichtige Dienste hätte leisten können, wenn er früher auf -seinem Platze gewesen wäre.[41] Selbst jetzt brachten die -Belebungsmittel, die er bei seiner erstarrten und schwachen Partei -anwendete, einige matte Symptome wiederkehrenden Muthes hervor. Man fand -Mittel, um sich mit Gordon in Verbindung zu setzen und er wurde dringend -aufgefordert, auf die Stadt zu feuern. Die Jakobiten hofften, daß, -sobald die Kanonenkugeln einige Schornsteine zertrümmert, die Stände -nach Glasgow übersiedeln würden. So wurde Zeit gewonnen und die -Royalisten konnten vielleicht ihren alten Plan, zu einer -Separatconvention zusammenzutreten, noch ausführen. Gordon weigerte sich -jedoch entschieden, auf keine bessere Gewähr als die Aufforderung einer -kleinen Kabale, eine so schwere Verantwortlichkeit auf sich zu -nehmen.[42] - -Inzwischen hatten die Stände eine Schutzmacht, auf die sie sich fester -verlassen konnten als auf die undisciplinirten und ungestümen -Covenanters aus dem Westen. Ein Geschwader englischer Kriegsschiffe aus -der Themse war in der Mündung des Forth angekommen. Dieses Geschwader -hatte die drei schottischen Regimenter an Bord, welche Wilhelm aus -Holland herüber begleitet. Er hatte sie mit weiser Einsicht ausgewählt, -die Versammlung zu beschützen, welche die Regierung ihres Vaterlandes -feststellen sollte, und damit dem im Punkte der Nationalehre ungemein -empfindlichen Volke kein Grund zur Eifersucht gegeben werden möge, hatte -er alle holländischen Soldaten aus den Gliedern entfernt und dadurch die -Zahl der Mannschaften auf ungefähr elfhundert reducirt. Dieses kleine -Truppencorps wurde commandirt von Andreas Mackay, einen Hochländer von -vornehmer Abkunft, der lange auf dem Continent gedient hatte und der -sich durch einen unerschütterlichen Muth und durch eine Frömmigkeit -auszeichnete, wie man sie bei Soldaten des Zufalls selten findet. Die -Convention faßte einen Beschluß, durch den sie Mackay zum -Oberbefehlshaber ihrer Streitkräfte ernannte. Als über diesen Beschluß -die Vorfrage gestellt wurde, bat der Erzbischof von Glasgow, der -wahrscheinlich nicht Lust hatte, sich an einer solchen widerrechtlichen -Anmaßung von Befugnissen zu betheiligen, welche dem Könige allein -zustanden, daß man die Prälaten von der Abstimmung entbinden möchte. -Geistliche, sagte er, hätten mit militärischen Maßregeln nichts zu -schaffen. »Die Väter der Kirche,« entgegnete ein Mitglied in sehr -nachdrücklichem Tone, »sind seit kurzem mit einen neuem Lichte beglückt -worden. Ich habe selbst militärische Befehle gesehen, welche von dem -Hochwürdigen unterzeichnet waren, der jetzt plötzlich so scrupulös -geworden ist. Allerdings waltete ein Unterschied ob: jene Befehle hatten -den Zweck die Protestanten dem Säbelregimente preis zu geben, während -der vorliegende Beschluß uns gegen die Papisten schützen soll.«[43] - -Die Ankunft der Truppen Mackay's und der Entschluß Gordon's, unthätig zu -bleiben, brach den Muth der Jakobiten. Es blieb ihnen in der That nur -noch eine Aussicht. Durch Anschluß an diejenigen Whigs, welche zu einer -Union mit England geneigt waren, konnten sie die Festsetzung der -Regierung vielleicht noch um längere Zeit verzögern. Es wurde zu dem -Ende wirklich eine Unterhandlung eingeleitet, aber bald wieder -abgebrochen. Denn es zeigte sich bald, daß die für Jakob eingenommene -Partei in Wirklichkeit der Union abgeneigt und daß die für die Union -eingenommene Partei in Wirklichkeit Jakob feindlich gesinnt war. Da -somit diese beiden Parteien kein gemeinsames Ziel verfolgten, so konnte -aus einer Coalition zwischen ihnen nichts weiter hervorgehen, als daß -eine von beiden das Werkzeug der andren geworden wäre. Die Unionsfrage -kam daher gar nicht zur Sprache.[44] Einige Jakobiten zogen sich auf -ihre Landsitze zurück, andere blieben zwar in Edinburg, zeigten sich -aber nicht mehr im Parlamentsgebäude, viele schlugen sich auf die -überwiegende Seite, und als endlich die von den Vierundzwanzig -entworfenen Beschlüsse der Convention vorgelegt wurden, zeigte es sich, -daß die Partei, die sich am ersten Sessionstage um Athol geschaart -hatte, auf Null zusammengeschmolzen war. - - -Vom Ausschuß vorgeschlagene Beschlüsse. - -Die Beschlüsse waren so weit möglich in Einklang mit dem kürzlich zu -Westminster gegebenen Beispiele entworfen. In einem wichtigen Punkte -jedoch mußte die Copie nothwendig von dem Originale abweichen. Die -Stände von England hatten zwei Anklagen gegen Jakob erhoben: seine -schlechte Verwaltung und seine Flucht, und hatten durch Anwendung des -milderen Wortes »Abdankung« zu einigem Nachtheil für die Genauigkeit im -Ausdruck die Frage umgangen, ob Unterthanen gesetzlich befugt sind, -einen schlechten Fürsten abzusetzen. Diese Frage konnten die Stände -Schottland's nicht umgehen. Sie konnten nicht sagen, Jakob habe seinen -Posten verlassen, denn er hatte seit seiner Thronbesteigung nie in -Schottland residirt. Seit vielen Jahren wurde dieses Königreich von -Souverainen regiert, die in einem andren Lande wohnten. Die ganze -Verwaltungsmaschine war nach der Voraussetzung construirt, daß der König -abwesend sein würde und sie wurde daher durch die Flucht, welche im -Süden der Insel alle Regierung aufgelöst und den ordentlichen Gang der -Rechtspflege unterbrochen hatte, nicht nothwendigerweise in Unordnung -gebracht. Wenn der König in Whitehall war, konnte er nur schriftlich mit -dem Staatsrathe und dem Parlamente zu Edinburg verkehren, und das konnte -er auch, wenn er in Saint-Germains oder Dublin war. Die Vierundzwanzig -waren daher gezwungen, den Ständen eine Resolution vorzuschlagen, welche -bestimmt erklärte, daß Jakob VII. durch sein Mißverhalten die Krone -verwirkt habe. Viele Schriftsteller haben aus dem Wortlaute dieser -Resolution gefolgert, daß gesunde politische Prinzipien in Schottland -weiter vorgeschritten gewesen seien als in England. Aber die ganze -Geschichte der beiden Länder von der Restauration bis zur Union beweist, -daß dieser Schluß falsch ist. Die schottischen Stände bedienten sich -ganz einfach deshalb einer offenen Sprache, weil es ihnen in ihrer Lage -unmöglich war, sich einer ausweichenden Sprache zu bedienen. - -Der Mann, der bei Entwerfung des Beschlusses und bei der Vertheidigung -desselben die Hauptrolle spielte, war Sir Johann Dalrymple, der vor -kurzem das hohe Amt des Lord Advokaten bekleidet und der an mehreren von -den Uebelthaten Theil genommen hatte, über die er jetzt mit großer -logischer und rhetorischer Schärfe den Stab brach. Er wurde kräftig -unterstützt durch Sir Jakob Montgomery, Mitglied für Ayrshire, einem -Manne von bedeutendem Talent, aber lockeren Grundsätzen, ungestümem -Wesen, unersättlicher Habgier und unversöhnlicher Bosheit. Der -Erzbischof von Glasgow und Sir Georg Mackenzie sprachen auf der andren -Seite, aber sie bewirkten durch ihre Beredtsamkeit nichts weiter als daß -sie ihre Partei des Vortheils beraubten, geltend machen zu können, daß -die Stände unter einem Zwange ständen und daß die Redefreiheit den -Vertheidigern der erblichen Monarchie versagt worden sei. - -Als die Vorfrage gestellt wurde, entfernten sich Athol, Queensberry und -einige ihrer Freunde. Nur fünf Mitglieder stimmten gegen den Beschluß, -welcher erklärte, daß Jakob sein Recht auf die Treue seiner Unterthanen -verwirkt habe. Als der Antrag gestellt wurde, daß mit der Krone von -Schottland ebenso verfahren werden sollte, wie mit der Krone von -England, erschienen Athol und Queensberry wieder im Sitzungssaale. Sie -sagten, sie seien im Zweifel gewesen, ob sie füglicherweise den Thron -für erledigt erklären könnten. Da er aber für erledigt erklärt worden -sei, zweifelten sie nicht, daß Wilhelm und Marie Diejenigen waren, die -ihn einnehmen müßten. - - -Wilhelm und Marie proklamirt. - -Die Convention begab sich hierauf in Procession in die High Street. -Mehrere vornehme Edelleute bestiegen in Begleitung des Lord Provost und -der Herolde den achteckigen Thurm, von welchem das Stadtkreuz mit dem -schottischen Einhorn auf der Spitze emporragte.[45] Hamilton verlas den -Beschluß der Convention und ein Wappenherold proklamirte unter -Trompetenschall die neuen Souveraine. An demselben Tage erließen die -Stände eine Verordnung des Inhalts, daß die Parochialgeistlichen, bei -Strafe der Amtsentsetzung, von ihren Kanzeln herab die Proklamation, -welche so eben am Stadtkreuze verlesen worden, bekannt machen und für -König Wilhelm und Königin Marien beten sollten. - - -Die Rechtsforderung. - -Noch war das Interregnum nicht vorüber. Obwohl die neuen Souveraine -proklamirt waren, waren sie doch noch nicht durch ein formelles -Anerbieten und durch eine formelle Annahme in den Besitz der königlichen -Autorität gesetzt worden. Es wurde in Edinburg, wie in Westminster, für -nöthig gehalten, daß die Urkunde über die Feststellung der Regierung die -Volksrechte, welche die Stuarts ungesetzlicherweise mißachtet hatten, -klar definiren und feierlich bekräftigen solle. Die Vierundzwanzig -entwarfen daher eine Rechtsforderung ^(Claim of Right)^, welche die -Convention annahm. Dieser Rechtsforderung, welche nichts weiter als eine -Erklärung des bestehenden Gesetzes bezweckte, war eine Ergänzungsschrift -beigefügt, die eine Liste von Mißständen enthielt, denen nur durch neue -Gesetze abgeholfen werden konnte. - - -Abschaffung des Episkopats. - -Einen hochwichtigen Artikel, den wir naturgemäß an der Spitze einer -solchen Liste zu sehen erwarten sollten, nahm die Convention mit großer -praktischer Einsicht, aber notorischen Thatsachen und unwiderleglichen -Argumenten zum Trotz, in die Rechtsforderung selbst auf. Niemand konnte -leugnen, daß die Prälatur durch eine Parlamentsacte eingeführt war. Die -Gewalt, welche die Bischöfe ausübten, konnte schädlich, schriftwidrig, -antichristlich sein, aber ungesetzlich war sie gewiß nicht, und sie für -ungesetzlich erklären, hieß dem gesunden Verstande ins Gesicht schlagen. -Die Whigführer wünschten jedoch viel sehnlicher, das Episkopat -loszuwerden, denn sich als ausgezeichnete Publicisten und Logiker zu -erweisen. Wenn sie die Abschaffung des Episkopats zu einem Artikel des -Vertrags machten, kraft dessen Wilhelm die Krone tragen sollte, so -erreichten sie ihren Zweck, wenn auch ohne Zweifel auf eine Weise, -welche der Kritik starke Blößen gab. Begnügten sie sich dagegen zu -beschließen, daß das Episkopat eine schädliche Institution sei, welche -früher oder später abzuschaffen die Legislatur wohl thun werde, so -konnten sie finden, daß ihr Beschluß zwar in formeller Hinsicht keine -Einwendung zuließ, doch unfruchtbar an Consequenzen war. Sie wußten, daß -Wilhelm keineswegs mit ihrer Abneigung gegen die Bischöfe sympathisirte -und daß, selbst wenn er für das calvinistische Vorbild weit mehr -eingenommen gewesen wäre, als er es war, sein Verhältniß zu der -anglikanischen Kirche es für ihn schwierig und gefährlich gemacht haben -würde, sich zum Feinde eines Grundbestandtheils der Verfassung dieser -Kirche zu erklären. Wenn er König von Schottland wurde, ohne in diesem -Punkte durch eine Zusicherung gebunden zu sein, so konnte man wohl -fürchten, daß er zögern würde, eine Acte zu erlassen, welche von einem -großen Theile seiner Unterthanen im Süden der Insel mit Abscheu -betrachtet werden würde. Es war daher sehr zu wünschen, daß die Frage -erledigt wurde, so lange der Thron noch unbesetzt war. In dieser Ansicht -stimmten viele Politiker überein, die zwar keinen Widerwillen gegen -Chorhemden und Bischofsmützen hegten, die aber wünschten, daß Wilhelm -eine ruhige und gedeihliche Regierung haben möchte. Das schottische Volk --- so räsonnirten diese Leute -- haßte das Episkopat. Das englische Volk -liebte es. Wilhelm eine Stimme in dieser Angelegenheit lassen, hieße ihn -in die Nothwendigkeit versetzen, die stärksten Gefühle einer der -Nationen, die er regierte, zu verwunden. Es liege daher offenbar in -seinem eignen Interesse, daß die Frage, die er selbst in keiner Weise -erledigen könnte, ohne sich schwere Vorwürfe zuzuziehen, anstatt seiner -durch Andere erledigt würde, die einer solchen Gefahr nicht ausgesetzt -wären. Er sei noch nicht Beherrscher von Schottland. Während der Dauer -des Interregnums gehöre die höchste Gewalt den Ständen und für das was -die Stände thun möchten, könnten die Prälatisten seines südlichen -Königreichs ihn nicht verantwortlich machen. Der ältere Dalrymple -schrieb aus London eindringlich in diesem Sinne, und es kann kaum einem -Zweifel unterliegen, daß er die Gesinnungen seines Gebieters ausdrückte. -Wilhelm würde sich aufrichtig gefreut haben, wenn die Schotten mit einem -modificirten Episkopat hätten ausgesöhnt werden können. Da dies aber -nicht sein könne, so sei es offenbar wünschenswerth, daß sie, so lange -noch kein König über ihnen stehe, selbst das unwiderrufliche -Verdammungsurtheil über die Institution aussprächen, die sie -verabscheuten.[46] - -Die Convention nahm daher wie es scheint, nach kurzer Debatte in die -Rechtsforderung eine Klausel auf, welche erklärte, daß die Prälatur eine -unerträgliche Last für das Königreich, daß sie der großen Masse des -Volks seit langer Zeit verhaßt sei und daß sie abgeschafft werden müsse. - - -Die Folter. - -Nichts in den Vorgängen zu Edinburg setzt einen Engländer mehr in -Erstaunen, als das Verfahren der Stände in Bezug auf die Tortur. In -England war die Folter stets gesetzwidrig gewesen. Selbst in den -servilsten Zeiten hatten die Richter sie einstimmig dafür erklärt. Die -Herrscher, welche gelegentlich ihre Zuflucht zu derselben genommen, -hatten sie so weit möglich im Geheimen angewendet, hatten nie behauptet, -daß sie im Einklange mit dem Staatsgesetz oder mit dem gemeinen Recht -gehandelt und hatten sich damit entschuldigt, daß sie sagten, die -außerordentliche Gefahr, der der Staat ausgesetzt sei, habe -sie gezwungen, die Verantwortlichkeit für außerordentliche -Vertheidigungsmittel auf sich zu nehmen. Kein englisches Parlament hatte -es daher je für nöthig gehalten, eine Acte oder einen Beschluß in Bezug -auf diesen Gegenstand zu erlassen. Die Tortur war weder in der Bitte um -Recht noch in irgend einem von dem Langen Parlament entworfenen Gesetze -erwähnt. Kein Mitglied der Convention von 1689 dachte daran -vorzuschlagen, daß die Urkunde, welche den Prinzen und die Prinzessin -von Oranien auf den Thron berief, eine Erklärung gegen die Anwendung von -Folterbänken und Daumenschrauben zu dem Zwecke, Gefangene zur -Selbstanklage zu zwingen, enthalten solle. Eine solche Erklärung würde -mit Recht eher als eine Schwächung denn als Kräftigung einer Regel -betrachtet worden sein, welche schon zu den Zeiten der Plantagenets von -den berühmteren Weisen von Westminsterhall mit Stolz für einen -unterscheidenden Zug der englischen Rechtswissenschaft erklärt worden -war.[47] In der schottischen Rechtsforderung wurde die Anwendung der -Tortur, ohne Beweis, oder in gewöhnlichen Fällen, für gesetzwidrig -erklärt. Daraus ergiebt sich folgerichtig, daß die Tortur in Fällen wo -starker Beweis vorhanden war oder wo ein außerordentliches Verbrechen -vorlag, für gesetzmäßig erklärt war; auch führten die Stände die Tortur -nicht unter den Mißbräuchen auf, welche gesetzliche Abhülfe erheischten. -In der That, sie konnten die Tortur nicht verdammen, ohne sich selbst zu -verdammen. Der Zufall wollte, daß, während sie sich mit der Feststellung -der Regierung beschäftigten, der beredte und gelehrte Lord-Präsident -Lockhardt, als er eines Sonntags aus der Kirche kam, auf offener Straße -ermordet wurde. Der Mörder ward ergriffen und erwies sich als ein -Elender, der, nachdem er seine Gattin barbarisch behandelt und aus dem -Hause geworfen, durch ein Decret des Court of Session gezwungen worden -war, für ihren Unterhalt zu sorgen. Ein wüthender Haß gegen die Richter, -die sie in Schutz genommen, hatte sich seiner bemächtigt und ihn zu -einem entsetzlichen Verbrechen und einem entsetzlichen Schicksale -getrieben. Es war natürlich, daß eine von so erschwerenden Umständen -begleitete Mordthat den Unwillen der Mitglieder der Convention erregte. -Gleichwohl hätten sie den kritischen Ernst des Augenblicks und die -Wichtigkeit ihrer Mission bedenken sollen. Leider aber befahlen sie in -der Hitze der Leidenschaft dem Magistrate von Edinburg, den Gefangenen -die spanischen Stiefeln anzulegen, und ernannten einen Ausschuß zur -Beaufsichtigung der Operation. Hätte dieser unselige Vorfall nicht -stattgefunden, so ist es wahrscheinlich, daß das schottische Gesetz -bezüglich der Tortur ohne weiteres dem englischen Gesetze assimilirt -worden wäre.[48] - -Nach Feststellung der Rechtsforderung schritt die Convention zur -Revision des Krönungseides. Als dies gethan war, wurden drei Mitglieder -ernannt, welche die Regierungsurkunde nach London bringen sollten. -Argyle, obwohl streng genommen dem Sinne des Gesetzes nach kein Peer, -wurde zum Vertreter der Peers gewählt; Sir Jakob Montgomery -repräsentirte die Deputirten der Grafschaften, und Sir Johann Dalrymple -die der Städte. - -Hierauf vertagten sich die Stände auf einige Wochen, nachdem sie noch -einen Beschluß gefaßt hatten, welcher Hamilton ermächtigte diejenigen -Maßregeln zu ergreifen, die zur Aufrechthaltung der öffentlichen Ruhe -bis zum Schlusse des Interregnums nothwendig erscheinen könnten. - - -Wilhelm und Marie nehmen die Krone Schottland's an. - -Die Ceremonie der Inauguration unterschied sich von gewöhnlichen -Feierlichkeiten dieser Art durch einige höchst interessante Umstände. Am -11. Mai kamen die drei Commissare in das Berathungszimmer zu Whitehall -und begaben sich von dort, begleitet von fast allen zur Zeit in London -anwesenden vornehmen Schotten, nach dem Bankethause. Hier saßen Wilhelm -und Marie unter einem Baldachin. Ein glänzender Kreis von englischen -Edelleuten und Staatsmännern umgab den Thron; den Staatsdegen aber trug -ein schottischer Lord und der Amtseid wurde nach schottischem Brauch -abgenommen, Argyle sagte die Formel langsam vor und das königliche Paar -sprach sie nach bis zu dem letzten Satze. Hier hielt Wilhelm inne. -Dieser Satz enthielt das Versprechen, daß er alle Ketzer und alle Feinde -der wahren Gottesverehrung ausrotten wolle, und es war notorisch, daß in -den Augen vieler Schotten nicht nur alle Katholiken, sondern auch alle -protestantischen Episkopalen, alle Independenten, Baptisten und Quäker, -alle Lutheraner, ja selbst alle britischen Presbyterianer, die sich -durch den feierlichen Bund und Covenant nicht gebunden glaubten, Feinde -der wahren Gottesverehrung waren.[49] Der König hatte die Commissare -darauf aufmerksam gemacht, daß er diesen Theil des Eides nicht ohne eine -bestimmte und öffentliche Erklärung leisten könne, und sie waren von der -Convention autorisirt worden, eine Erklärung zu geben, die ihn -befriedigen würde. »Ich mag mich,« sagte er jetzt, »in keiner Weise -verpflichten, ein Verfolger zu sein.« -- »Weder die Worte dieses Eides,« -entgegnete hierauf einer der Commissare, »noch die Gesetze Schottland's -legen Eurer Majestät eine solche Verpflichtung auf.« -- »In diesem Sinne -schwöre ich denn,« versetzte Wilhelm, »und ich ersuche Sie alle, Mylords -und Gentlemen, zu bezeugen, daß ich dies thue.« Selbst seine Verleumder -haben allgemein zugegeben, daß er bei dieser hochwichtigen Gelegenheit -mit Freimüthigkeit, Würde und Weisheit handelte.[50] - - -Unzufriedenheit der Covenanters. - -Als König von Schottland sah er sich bald bei jedem Schritte von allen -den Schwierigkeiten, mit denen er als König von England zu kämpfen -gehabt, und auch noch von anderen Schwierigkeiten umringt, die in -England glücklicherweise unbekannt waren. Im Norden der Insel war keine -Klasse unzufriedener mit der Revolution als die Klasse, die der -Revolution am meisten verdankte. Die Art und Weise, wie die Convention -die Frage der Kirchenverfassung entschieden, hatte den Bischöfen selbst -nicht mehr mißfallen als den heftigen Convenanters, welche trotz Schwert -und Carabiner, trotz Folter und Galgen ihren Schöpfer lange nach ihrer -Art in Höhlen und auf Bergspitzen verehrt hatten. Habe man jemals, -riefen diese Zeloten aus, ein solches Schwanken zwischen zwei Meinungen, -eine solche Annäherung zwischen dem Herrn und Baal gesehen? Die Stände -hätten sagen sollen, das Episkopat sei in den Augen Gottes ein Greuel -und sie seien aus Gehorsam gegen sein Wort und aus Furcht vor seiner -gerechten Strafe entschlossen, gegen diese große nationale Sünde und -Schmach so aufzutreten wie die heiligen Regenten, welche die Haine und -Altäre Chamos' und Astarte's zerstörten. Leider werde Schottland nicht -durch fromme Josias, sondern durch sorglose Gallios regiert. Die -antichristliche Hierarchie müsse abgeschafft werden, nicht weil sie eine -Beleidigung des Himmels sei, sondern weil sie auf Erden als eine -drückende Last gefühlt werde, nicht weil sie dem großen Oberhaupte der -Kirche, sondern weil sie dem Volke verhaßt sei. Sei denn die öffentliche -Meinung der Prüfstein für Recht und Unrecht in der Religion? Müsse nicht -die Ordnung, welche Christus in seinem eigenen Hause eingeführt, in -allen Ländern und durch alle Zeiten heilig gehalten werden? Und sei für -die Festhaltung dieser Ordnung in Schottland kein andrer Grund vorhanden -als der, welcher mit gleichem Gewicht für die Aufrechthaltung der -Prälatur in England, des Papstthums in Spanien und des Muhamedanismus in -der Türkei geltend gemacht werden könne? Warum erwähne man nichts von -den Convenants, welche die Nation so allgemein unterschrieben und so -allgemein verletzt habe? Warum erkläre man nicht deutlich und bestimmt, -daß die in diesen Urkunden niedergelegten Versprechungen noch immer für -das Königreich bindend seien und bis ans Ende aller Zeiten bindend -bleiben würden? Sollten diese Wahrheiten aus Rücksicht gegen die Gefühle -und Interessen eines Fürsten unterdrückt werden, der Alles für Alle sei, -ein Bundesgenosse des götzendienerischen Spaniers und des lutherischen -Dänen, ein Presbyterianer im Haag und ein Prälatist in Whitehall? Er -habe allerdings, wie einst Jehu, in soweit gut gethan, daß er die Geißel -des götzendienerischen Hauses Ahab's geworden sei. Aber auch er sei, wie -Jehu, nicht darauf bedacht gewesen, von ganzem Herzen den Pfad des -göttlichen Gesetzes zu wandeln, sondern habe Gottlosigkeiten geduldet -und verübt, die sich nur der Größe nach von denen unterschieden, zu -deren Feinde er sich erklärt habe. Es würde gottesfürchtigen Senatoren -besser geziemt haben, ihm Vorstellungen zu machen über die Sünde, die er -begehe, indem er sich dem anglikanischen Ritus anschließe und die -anglikanische Kirchenverfassung aufrechterhalte, anstatt ihm durch -Anwendung von Phrasen zu schmeicheln, welche verriethen, daß sie eben so -sehr vom Erastianismus angesteckt seien wie er. Viele von Denen, welche -diese Sprache führten, weigerten sich irgend einen Schritt zu thun, der -als eine Anerkennung der neuen Souveraine ausgelegt werden konnte, und -sie hätten lieber ganze Glieder von Musketieren auf sich feuern oder -sich über dem Niveau der Ebbe an Pfähle anbinden lassen, als daß sie -Gott gebeten hätten, Wilhelm und Marien zu segnen. - - -Ministerielle Einrichtungen in Schottland. - -Indessen hatte der König von dem hartnäckigen Festhalten dieser Leute an -ihren abgeschmackten Grundsätzen weniger zu fürchten als von dem Ehrgeiz -und der Habsucht einer andren Sorte von Menschen, welche gar keine -Grundsätze hatten. Es war nothwendig, daß er unverzüglich Minister -ernannte, welche die Regierung Schottland's leiteten, und er mochte dazu -ernennen wen er wollte, so mußte er nothwendig eine Menge von -Expectanten in ihren Erwartungen täuschen und sie dadurch erbittern. -Schottland war eines der ärmsten Länder Europa's; dennoch aber besaß -kein Land in Europa eine größere Anzahl gewandter und selbstsüchtiger -Politiker. Die Krone hatte nicht genug Stellen zu vergeben, um nur ein -Zwanzigstel der Stellenjäger zu befriedigen, von denen jeder glaubte, -daß er hervorragende Dienste geleistet habe und daß man sich seiner -vorzugsweise erinnern müsse. Wilhelm that sein Möglichstes, um diese -zahllosen und unersättlichen Aspiranten zu befriedigen, indem er viele -Aemter Commissionen übertrug. Einige wichtige Posten konnte er jedoch -nicht theilen. - - -Hamilton. - -Hamilton wurde zum Lord Obercommissar ernannt, in der Hoffnung, daß ein -enormer Gehalt, eine Wohnung in Holyrood Palace und eine fast königliche -Pracht und Würde ihn zufriedenstellen würden. - - -Crawford. - -Der Earl von Crawford ward zum Präsidenten des Parlaments ernannt, und -man glaubte, daß diese Ernennung die strengen Presbyterianer befriedigen -werde, denn Crawford war was sie einen Bekenner nannten. Seine Briefe -und Reden sind, um sich seines eignen Ausdrucks zu bedienen, ungemein -lieblich. Unter den hervorragenden Politikern der damaligen Zeit hatte -er allein, oder doch fast allein, den Styl beibehalten, der unter der -vorhergehenden Generation im Schwunge gewesen war. Er hatte für jede -Gelegenheit eine Stelle aus dem Alten Testament bereit. Er füllte seine -Depeschen mit Anspielungen auf Ismael und Hagar, Hanna und Eli, Elisa, -Nehemia und Zerubabel und schmückte seine Reden mit Citaten aus Esra und -Haggai. Ein Umstand, der den Mann und die Schule, in der er gebildet -war, auffallend characterisirt, ist der, daß in der ganzen Masse seiner -auf uns gekommenen Schriften nicht ein einziges Wort vorkommt, welches -darauf hindeutete, daß er je in seinem Leben vom Neuen Testament etwas -gehört hätte. Selbst noch in unsrer Zeit sind Leute von eigenthümlicher -Geschmacksrichtung durch seine salbungsvolle Sprache so entzückt worden, -daß sie ihn allen Ernstes für einen Heiligen erklärt haben. In den Augen -Derer, welche die Menschen mehr nach ihren Thaten als nach ihren Worten -zu beurtheilen pflegen, wird Crawford als ein egoistischer und grausamer -Politiker erscheinen, der sich durch sein Gewinsel keineswegs dupiren -ließ und dessen Eifer gegen die bischöfliche Kirchenverfassung nicht -wenig durch das Verlangen nach bischöflichen Gütern angespornt wurde. -Zur Entschuldigung seiner Habgier muß man sagen, daß er der ärmste -Adelige eines armen Adels war und daß er vor der Revolution zuweilen -nicht wußte, wo er eine Mahlzeit und einen Anzug hernehmen sollte.[51] - - -Die Dalrymple. -- Lockhart. - -Der befähigtste der schottischen Politiker und Wettkämpfer, Sir Johann -Dalrymple, wurde zum Lord Advokaten ernannt. Sein Vater, Sir Jakob, der -größte schottische Jurist, wurde an die Spitze des Court of Session -gestellt. Sir Wilhelm Lockhart, ein Mann, dessen Briefe beweisen, daß er -ein bedeutendes Talent besaß, wurde Generalprokurator. - - -Montgomery. - -Sir Jakob Montgomery hatte sich mit der Hoffnung geschmeichelt, erster -Minister zu werden. Er hatte sich in der Convention sehr ausgezeichnet -und war einer der Commissare gewesen, welche den neuen Souverainen die -Krone überreicht und den Eid abgenommen hatten. An parlamentarischer -Geschicklichkeit und Beredtsamkeit stand unter seinen Landsleuten Keiner -über ihm, außer dem neuen Lord Advokaten. Das Staatssekretariat war, -wenn auch nicht in Ansehen, so doch dem wirklichen Einflusse nach das -höchste Amt bei der schottischen Regierung, und dieses Amt war der Lohn, -auf welchen Montgomery gerechten Anspruch zu haben glaubte. Aber die -Episkopalen und die gemäßigten Presbyterianer fürchteten ihn als einen -Mann von extremen Ansichten und rachsüchtigem Character. Er war ein -Oberhaupt der Covenanters gewesen, war einmal wegen Conventikelhaltens, -ein andermal wegen Beherbergung von Rebellen zur Untersuchung gezogen -worden, war mit Geldbußen und Gefängniß bestraft und fast dazu getrieben -worden, jenseit des atlantischen Meeres in der jungen Colonie New Jersey -eine Zuflucht vor seinen Feinden zu suchen. Man fürchtete daher, daß, -wenn er jetzt die ganze Gewalt der Krone in seine Hände bekäme, er -furchtbare Wiedervergeltung für die erduldeten Leiden üben würde.[52] - - -Melville. - -Wilhelm zog deshalb Melville vor, der zwar kein Mann von ausgezeichneten -Talenten, aber von den Presbyterianern als ein entschiedener Freund und -doch von den Episkopalen nicht als ein unversöhnlicher Feind betrachtet -wurde. Melville nahm seinen Wohnsitz am englischen Hofe und wurde das -ordentliche Communicationsorgan zwischen Kensington und den Autoritäten -von Edinburg. - - -Carstairs. - -Wilhelm hatte jedoch einen schottischen Rathgeber, der mehr Einfluß -verdiente und besaß als irgend einer der ostensiblen Minister. Dies war -Carstairs, einer der bedeutendsten Männer der damaligen Zeit. Er verband -eine umfassende wissenschaftliche Bildung, eine große Befähigung für -Staatsgeschäfte, und den festen Glauben und glühenden Eifer eines -Märtyrers mit der Klugheit und Geschmeidigkeit eines vollendeten -Staatsmannes. In Bezug auf Muth und Treue glich er Burnet, aber er besaß -das was Burnet fehlte: Urtheilsgabe, Selbstbeherrschung und eine seltene -Verschwiegenheit. Es gab keinen Posten, den er nicht hätte erreichen -können, wenn er ein Laie oder ein Priester der englischen Kirche gewesen -wäre. Aber ein presbyterianischer Geistlicher durfte nicht hoffen, weder -im Norden noch im Süden der Insel zu einer hohen Würde zu gelangen. -Carstairs mußte sich mit der factischen Macht begnügen und den Anschein -derselben Anderen überlassen. Er wurde zum Kaplan Ihrer Majestäten für -Schottland ernannt; wo sich aber der König aufhalten mochte, ob in -England, oder in Irland, oder in den Niederlanden, da war auch dieser -zuverlässigste und klügste aller Höflinge. Des Königs Güte gewährte ihm -ein bescheidenes Auskommen, und mehr verlangte er nicht. Aber es war -wohl bekannt, daß er ein eben so nützlicher Freund und ein eben so -furchtbarer Feind sein konnte als irgend ein Mitglied des Cabinets, und -man hatte ihm in den Bureaux und in den Vorzimmern des Palastes den sehr -bezeichnenden Beinamen des Cardinals gegeben.[53] - - -Bildung des Clubs; Annandale, Roß. - -Montgomery wurde das Amt des Lord Justice Clerk angeboten. Aber dieser -obgleich hohe und ehrenvolle Posten schien ihm seiner Verdienste und -seiner Talente unwürdig und er kehrte von London nach Schottland zurück, -das Herz von Haß gegen seinen undankbaren Gebieter und gegen seine -glücklichen Nebenbuhler erfüllt. In Edinburg unterwarf sich ein Häuflein -Whigs, welche durch die neuen Einrichtungen eben so schmerzlich in ihren -Erwartungen getäuscht worden waren wie er selbst, bereitwillig der -Leitung eines so kühnen und geschickten Führers. Unter seiner Direction -bildeten diese Männer, unter denen der Earl von Annandale und Lord Roß -die bedeutendsten waren, einen Verein, der Club genannt, wählten einen -Schriftführer und kamen täglich in einer Taverne zusammen, um -Oppositionspläne zu berathen. Um diesen Kern schaarte sich bald eine -große Anzahl ehrsüchtiger und erbitterter Politiker.[54] Mit diesen -unredlichen Unzufriedenen, die keinen andren Zweck hatten, als der -Regierung zu schaden und Stellen zu erhaschen, verbanden sich andere -Mißvergnügte, welche im Laufe eines langen Widerstandes gegen Tyrannei -so verderbt und reizbar geworden waren, daß sie selbst unter der -mildesten und constitutionellsten Regierung nicht zufrieden leben -konnten. - - -Hume. - -Ein solcher Mann war Sir Patrick Hume. Er war aus dem Exil ebenso -streitsüchtig, ebenso unlenksam, ebenso neidisch auf jede höhere -Autorität und als ein ebenso leidenschaftlicher Redner zurückgekehrt, -wie er vier Jahre früher gewesen, und er wünschte eben so sehr Wilhelm -zu einem bloß nominellen Souverain zu machen, als er früher gewünscht -hatte, Argyle zu einem bloß nominellen Anführer zu machen.[55] - - -Fletcher von Saltoun. - -Ein in moralischer und geistiger Hinsicht hoch über Hume stehender Mann, -Fletcher von Saltoun, gehörte ebenfalls zu dieser Partei. Obwohl nicht -Mitglied der Convention, war er doch ein sehr thätiges Mitglied des -Clubs.[56] Er haßte die Monarchie und auch die Demokratie; sein -Lieblingsplan war, Schottland zu einer oligarchischen Republik zu -machen. Der König, wenn nun einmal ein König sein müsse, sollte eine -bloße Puppe sein. Die niederste Klasse des Volks sollte leibeigen und -die ganze legislative wie executive Gewalt in den Händen des Parlaments -sein. Mit anderen Worten: das Land sollte durch einen Erbadel, den -ärmsten, stolzesten und streitsüchtigsten in Europa, unumschränkt -regiert werden. Unter einer solchen Regierung konnte weder von Freiheit -noch von Ruhe die Rede sein. Handel, Industrie und Wissenschaft würden -eingegangen und Schottland ein kleines Polen geworden sein mit einer -Puppe als Souverain, einem stürmischen Reichstage und einem geknechteten -Volke. Mit unglücklichen Amtscandidaten und mit ehrlichen aber -verkehrten Republikanern waren Politiker vermischt, deren Haltung nur -durch die Furcht bestimmt wurde. Viele Schmarotzer, die sich bewußt -waren, in der schlimmen Zeit Strafwürdiges gethan zu haben, wollten sich -gern mit dem mächtigen und rachsüchtigen Club aussöhnen und waren froh, -daß sie ihrer Servilität gegen Jakob durch ihre Opposition gegen Wilhelm -wieder gut machen durften.[57] Die große Masse der Jakobiten hielt sich -inzwischen entfernt, sah mit Wohlbehagen die Feinde des Hauses Stuart -uneinig unter einander und gab sich der Hoffnung hin, daß die Verwirrung -mit der Wiedereinsetzung des verbannten Königs enden werde.[58] - - -In den Hochlanden bricht Krieg aus. - -Während Montgomery sich anstrengte, aus verschiedenen Elementen eine -Partei zu bilden, welche beim Wiederzusammentritt der Convention mächtig -genug sein konnte, um dem Throne Vorschriften zu machen, hatte ein noch -furchtbarerer Feind als Montgomery die Fahne des Bürgerkriegs in einer -Gegend aufgesteckt, von der die Politiker von Westminster und selbst die -meisten Politiker von Edinburg nicht mehr wußten als von Abyssinien oder -Japan. - - -Zustand der Hochlande. - -Ein moderner Engländer, der in einem Tage aus seinem Club in St. James -Street auf sein Jagdschloß in den Grampians gelangen kann und der in -seinem Jagdschlosse alle Bequemlichkeiten und Luxusgegenstände seines -Clubs findet, wird kaum glauben können, daß zur Zeit seiner Urgroßväter -St. James Street mit den Grampians eben so wenig in Verbindung stand wie -mit den Anden. Und doch war dem so. Im Süden unsrer Insel wußte man fast -gar nichts von dem celtischen Theile Schottland's, und was man etwa -wußte, erweckte kein andres Gefühl als Verachtung und Widerwillen. Die -Klippen und Schluchten, die Wälder und Gewässer waren zwar die -nämlichen, welche gegenwärtig jeden Herbst von entzückten Beschauern und -Landschaftszeichnern wimmeln. Der Trosachs schlängelte sich wie heute -zwischen gigantischen, mit Ginster und wilden Rosen bewachsenen -Felswänden hin, der Foyers kam mit demselben Hüpfen und demselben -Rauschen, mit dem er noch heute dem Neßsee zueilt, durch den Birkenwald -herab, und der schneegekrönte Scheitel des Ben Cruachan erhob sich, der -Junisonne spottend, wie heute, über die mit Weiden bedeckten Inselchen -des Awesees. Aber keine dieser Landschaften vermochte bis in die neuere -Zeit einen einzigen Dichter oder Maler aus wohlhabenderen und ruhigeren -Gegenden herbeizulocken. Gesetz und Polizei, Handel und Industrie haben -in der That viel mehr, als Leute von romantischen Ansichten bereitwillig -zugeben werden, dazu beigetragen, den Sinn für die wilderen -Naturschönheiten in uns zu wecken. Ein Reisender muß frei von jeder -Besorgniß sein, ermordet zu werden, oder vor Hunger umzukommen, ehe er -sich an den kühnen Umrissen und an der Farbenpracht der Berge erfreuen -kann. Er wird so leicht nicht über den Anblick eines steilen Abgrundes -entzückt sein, wenn er in Gefahr schwebt, zweitausend Fuß tief in -denselben hinabzustürzen; ebenso wenig über den Anblick kochender -Fluthen eines Waldstroms, der plötzlich sein Gepäck mit fort schwemmt -und ihn zwingt, sein Heil in der Flucht zu suchen; oder über den Anblick -der schauerlichen Majestät eines Gebirgspasses, wo er einen Leichnam -findet, den Räuber eben ausgeplündert und verstümmelt haben; oder über -das Gekrächz der Adler, deren nächste Mahlzeit vielleicht eines seiner -eigenen Augen sein kann. Um's Jahr 1730 schrieb Capitain Burt, der erste -Engländer, der die Gegenden besuchte, welche jetzt Vergnügungsreisende -aus allen Theilen der gebildeten Welt herbeiziehen, ein Buch über seine -Wanderungen. Er war unverkennbar ein Mann von umsichtigem, beobachtendem -und gebildetem Geiste und würde, wenn er in unsrer Zeit gelebt hätte, -ohne Zweifel mit einem Gemisch von Ehrfurcht und Wonne die Berge von -Inverneßshire betrachtet haben. Da er aber mit den zu seiner Zeit -allgemein vorherrschenden Ansichten schrieb, so erklärte er diese -Gebirge für monströse Auswüchse. Er sagte, sie seien dermaßen -mißgestaltet, daß die nacktesten Ebenen im Vergleich mit ihnen lieblich -erscheinen müßten. Schönes Wetter, meinte er, mache den traurigen -Anblick nur noch trauriger, denn je heller der Tag, um so unangenehmer -berührten diese formlosen Massen von düstrem Braun und schmutzigem Roth -das Auge. Welch' ein Contrast, rief er aus, zwischen diesen grauenhaften -Gegenden und den Schönheiten von Richmond Hill![59] Manche Leute werden -glauben, Burt sei ein Mann von alltäglichem und prosaischem Geiste -gewesen; aber sie werden es wohl schwerlich wagen, eine ähnliche Ansicht -über Oliver Goldsmith auszusprechen. Goldsmith war einer der wenigen -Sachsen, welche vor mehr als einem Jahrhunderte den Muth hatten, die -schottischen Hochlande zu bereisen. Die abschreckende Wildheit der -Gegenden machte einen widerlichen Eindruck auf ihn, und er erklärte, daß -er die reizende Umgebung von Leyden, die weite Fläche grüner Wiesen und -die Landhäuser mit ihren Statuen und Grotten, ihren sauberen -Blumenbeeten und geradlinigen Alleen bei weitem vorziehe. Es ist -indessen schwer zu glauben, daß der Verfasser des ^Traveller^ und des -^Deserted Village^ den Tausenden von Handlungsdienern und -Putzmacherinnen, welche jetzt beim Anblick des Katrinesees und des -Lomondsees in Entzücken gerathen, an natürlichem Geschmack und Sinn für -Naturschönheiten nachgestanden haben sollte. Seine Empfindungen sind -leicht zu erklären. Erst nachdem Straßen durch die Felsen gehauen, -nachdem Brücken über die Gießbäche geschlagen, nachdem Gasthäuser an die -Stelle der Räuberhöhlen getreten, nachdem man in den wildesten Pässen -von Badenoch oder Lochaber eben so wenig Gefahr lief ermordet zu werden -wie in Cornhill, konnten die blauen Gewässer der Seen und die über den -Wasserfällen hängenden Regenbogen den Fremden bezaubern und ihn selbst -an den auf den Bergspitzen lauernden Wolken und Stürmen ein feierliches -Vergnügen finden lassen. - -Die veränderten Empfindungen, mit denen die Bewohner des Niederlandes -die Scenerie des Hochlandes betrachteten, war eng verbunden mit einer -nicht minder auffallenden Veränderung der Gesinnungen, mit denen sie den -hochländischen Menschenschlag betrachteten. Es ist kein Wunder, wenn die -wilden Schotten, wie man sie zuweilen nannte, im 17. Jahrhunderte von -den Sachsen als bloße Wilde angesehen wurden. Sonderbar aber ist es -gewiß, daß sie, obgleich sie als Wilde betrachtet wurden, nicht -Gegenstände des Interesses und der Neugierde waren. Die Engländer -studirten damals mit übergroßem Eifer die Sitten roher, durch große -Continente und Meere von unsrer Insel getrennter Nationen. Es erschienen -zahlreiche Bücher, welche die Gesetze, den Aberglauben, die Hütten, die -Mahlzeiten, die Trachten, die Hochzeiten und Bestattungsgebräuche der -Lappländer und Hottentotten, der Mohawks und Malayen beschrieben. Die -Theaterstücke und Gedichte aus jener Zeit sind reich an Anspielungen auf -die Gebräuche der afrikanischen Schwarzen und der amerikanischen -Rothhäute. Der einzige Barbar, nach dessen näherer Kenntniß Niemanden -verlangte, war der Hochländer. Fünf oder sechs Jahre nach der Revolution -veröffentlichte ein unermüdlicher Angler ein Werk über Schottland. Er -rühmte sich, im Laufe seiner Wanderungen von See zu See und von Bach zu -Bach kaum einen Winkel des Königreichs unerforscht gelassen zu haben. -Wenn wir aber seine Erzählung näher prüfen, so finden wir, daß er sich -nicht über die äußersten Grenzen der celtischen Region hinausgewagt hat. -Er sagt uns, daß er selbst von den Leuten, welche dicht bei den -Gebirgspässen wohnten, über die gälische Bevölkerung nichts habe -erfahren können. Wenige Engländer, schreibt er, hätten Inverary je -gesehen, und jenseit Inverary sei Alles ein Chaos.[60] Unter der -Regierung Georg's I. erschien ein Werk, welches einen sehr genauen -Bericht über Schottland zu geben behauptete und in diesem über -dreihundert Seiten starken Werke waren zwei geringschätzende Paragraphen -als für die Hochlande und die Hochländer genügend erachtet.[61] Wir -dürfen wohl zweifeln, ob im Jahre 1689 ein einziger von den zwanzig der -wohlbelesenen Gentlemen, welche Will's Kaffeehaus besuchten, wußte, daß -es innerhalb des Bereichs der vier Meere und in einer Entfernung von -weniger als fünfhundert Meilen von London viele Miniaturhöfe gab, in -deren jedem ein kleiner Fürst, umgeben von Leibgarden, Waffenträgern, -Musikern, einem erblichen Redner und einem erblichen Hofpoeten, einen -rohen Hofstaat unterhielt, eine rohe Justiz ausübte, Krieg führte und -Verträge schloß. So lange die alten gälischen Institutionen in voller -Kraft bestanden, war kein Bericht über sie von einem zur richtigen -Beurtheilung derselben befähigten Beobachter erschienen. Hätte ein -solcher Beobachter die Hochländer studirt, so würde er ohne Zweifel -darin ein inniges Gemisch der guten und schlechten Eigenschaften einer -uncivilisirten Nation gefunden haben. Er würde gefunden haben, daß das -Volk weder sein Vaterland noch seinen König liebte, daß es keine -Anhänglichkeit an ein größeres Gemeinwesen als den Clan, oder an eine -höhere Behörde als den Häuptling hatte. Er würde gefunden haben, daß das -dortige Leben durch ein Gesetzbuch der Moral und Ehre geregelt wurde, -welches himmelweit verschieden war von dem in friedlichen und -prosperirenden Gesellschaften geltenden. Er würde gelernt haben, daß ein -Messerstich in den Rücken oder ein Schuß hinter einem Felsblocke hervor -gebilligte Wege waren, um sich für Beleidigungen Satisfaction zu -verschaffen. Er würde Leute mit Stolz haben erzählen hören, wie sie oder -ihre Väter an Erbfeinden in einem benachbarten Thale eine Rache -ausgeübt, über welche alte Soldaten des dreißigjährigen Kriegs -geschaudert haben würden. Er würde gefunden haben, daß das -Räuberhandwerk für einen nicht nur unschuldigen, sondern sogar -ehrenvollen Beruf galt. Er würde allenthalben, wohin er den Blick -wendete, die allen Wilden characteristische Abneigung gegen eine -geregelte Thätigkeit, und die Geneigtheit, den schwersten Theil der -Handarbeit auf das schwächere Geschlecht zu wälzen, gesehen haben. Er -würde erstaunt sein über den Anblick athletischer Männer, die sich in -der Sonne wärmten, Lachse angelten oder Birkhühner schossen, während -ihre greisen Mütter, ihre schwangeren Frauen und ihre zarten Töchter die -dürftige Haferernte einbrachten. Und die Weiber beklagten sich nicht -über ihr hartes Loos. In ihren Augen war es ganz schicklich, daß ein -Mann, besonders wenn er den aristokratischen Titel Duinhe Wassel führte -und seine Mütze mit einer Adlerfeder schmückte, der Ruhe pflog, wenn er -nicht focht, jagte oder plünderte. Den Namen eines solchen Mannes in -Verbindung mit dem Handel oder mit einer mechanischen Beschäftigung zu -nennen, war eine Beleidigung. Der Landbau war zwar minder verachtet, -aber es war doch für einen hochgebornen Krieger eine viel angemessenere -Beschäftigung, fremdes Land zu plündern, als sein eignes zu bestellen. -Die Religion des größeren Theils der Hochlande war ein rohes Gemisch von -Papismus und Heidenthum. Das Symbol der Erlösung war mit heidnischen -Opfern und Beschwörungsformeln verbunden. Getaufte Menschen brachten dem -einen Dämon Libationen von Ale und setzten für einen andren Trankopfer -von Milch aus. Seher wickelten sich in Ochsenhäute und erwarteten so die -Inspiration, welche die Zukunft enthüllen sollte. Selbst unter den -Minstrels und Genealogen, deren erblicher Beruf es war, die Erinnerung -vergangener Ereignisse zu bewahren, würde ein Forscher nur sehr wenige -gefunden haben, welche lesen konnten. Er hätte in der That von einer -Küste zur andren reisen können, ohne eine Seite gedrucktes oder -geschriebenes Gälisch zu entdecken. Er würde seine Kenntniß des Landes -theuer haben bezahlen müssen. Er würde eben so große Beschwerden zu -ertragen gehabt haben, als wenn er sich unter den Eskimos oder Samojeden -befunden hätte. Hier und da im Schlosse eines vornehmen Lords, der einen -Sitz im Parlamente und im Geheimen Rathe hatte und der einen großen -Theil seines Lebens in den Städten des Südens zuzubringen pflegte, würde -er wohl Perrücken und gestickte Leibröcke, Silbergeschirr und feines -Leinzeug, Spitzen und Juwelen, französische Speisen und französische -Weine gefunden haben. In der Regel aber hätte er sich mit ganz anderen -Quartieren begnügen müssen. In vielen Wohnungen würden die Möbeln, die -Kost, die Kleidung, ja selbst das Haar und die Haut seiner Wirthe seine -Philosophie auf eine harte Probe gestellt haben. Er würde sich zuweilen -mit einer Hütte haben begnügen müssen, in der jeder Winkel von -Ungeziefer wimmelte. Er würde eine mit Torfrauch geschwängerte und durch -hunderterlei ekelhafte Dünste verpestete Luft eingeathmet haben. Zum -Abendessen würde ihm Korn, das nur zu Pferdefutter taugte, nebst einem -Napfe voll Blut von einer lebenden Kuh vorgesetzt worden sein. Einige -seiner Tischgenossen würden mit Hautausschlägen bedeckt, andere mit -Theer beschmiert gewesen sein wie die Schafe. Sein Lager würde der -nackte Erdboden gewesen sein, trocken oder naß, je nach dem Wetter, und -er würde sich von diesem Lager halb vergiftet durch den Gestank, halb -blind vom Torfrauch und halb wahnsinnig vor Jucken erhoben haben.[62] - -Dies ist gewiß kein anziehendes Bild. Und doch würde ein einsichtsvoller -und vorurtheilsfreier Beobachter in dem Character und den Sitten dieses -rohen Volks etwas gefunden haben, was wohl Bewunderung und gute -Hoffnungen erwecken konnte. Sie besaßen einen Muth, der sich seitdem -durch Heldenthaten in allen vier Welttheilen erprobt hat. Ihre treue -Anhänglichkeit an ihren Stamm und an ihren Patriarchen war zwar vom -politischen Gesichtspunkte ein großes Uebel, hatte aber doch etwas von -dem Character einer Tugend. Das Gefühl war irregeleitet und regellos, -aber es war dennoch heroisch. Es muß eine gewisse Seelengröße in einem -Menschen wohnen, der die Gesellschaft, welcher er angehört und den -Führer, dem er folgt, mit einer Zuneigung liebt, welche stärker ist als -die Liebe zum Leben. Es ist wahr, der Hochländer machte sich kein -Gewissen daraus, das Blut eines Feindes zu vergießen, aber nicht minder -wahr ist es, daß er hohe Begriffe von der Pflicht der Treue gegen -Bundesgenossen und der Gastfreundschaft gegen Gäste hatte. Seine -räuberischen Gewohnheiten waren allerdings für das Gemeinwesen von -großem Nachtheil; aber Diejenigen irrten sehr, die da glaubten, daß er -irgend eine Aehnlichkeit mit den Schurken hatte, welche in reichen und -wohlgeordneten Staaten vom Diebstahle leben. Wenn er die Heerden von -Niederlandsfarmern vor sich her den Paß hinauf trieb, der in seine -heimathliche Schlucht führte, hielt er sich eben so wenig für einen -Dieb, wie ein Raleigh oder Drake sich für einen Dieb hielt, wenn er die -Ladungen der spanischen Galeonen theilte. Er war ein Krieger, der die -rechtmäßige Beute des Kriegs in Besitz nahm, eines Kriegs, der während -der fünfunddreißig Generationen, welche vorübergegangen waren, seitdem -die teutonischen Eroberer die Kinder des Bodens in die Gebirge getrieben -hatten, niemals unterbrochen worden war. Daß er zum Schutze des -friedlichen Gewerbfleißes mit der ganzen Strenge des Gesetzes bestraft -wurde, wenn man ihn bei einem Raube nach solchen Grundsätzen ergriff, -war vollkommen gerecht. Ungerecht aber war es, ihn in moralischer -Beziehung in eine Kategorie mit den Taschendieben, welche im -Drurylanetheater ihr Unwesen trieben, oder mit den Straßenräubern zu -werfen, welche auf Blackheath die Reisewagen anfielen. Sein maßloser -Geburtsstolz und seine Verachtung der Arbeit und des Handels waren zwar -große Schwächen und hatten weit mehr als die Rauhheit des Klima's und -die Unfruchtbarkeit des Bodens dazu beigetragen sein Vaterland arm und -uncultivirt zu erhalten. Doch auch dafür gab es einen Ersatz. Um gerecht -zu sein, muß man anerkennen, daß die patrizischen Tugenden unter der -Bevölkerung der Hochlande nicht minder weit verbreitet waren als die -patrizischen Fehler. Wie es keinen andren Theil der Insel gab, wo die -Leute trotz dürftiger Kleidung, Wohnung und Nahrung den müßigen -Schlaraffengewohnheiten einer Aristokratie in einem so hohen Grade -fröhnten, so gab es auch keinen Theil der Insel, wo diese Leute in einem -so hohen Grade die besseren Eigenschaften einer Aristokratie, Anmuth und -Würde des Benehmens, Selbstachtung und jenes edle Zartgefühl besaßen, -welches die Entehrung mehr fürchtet als den Tod. Ein Gentleman dieser -Art, dessen Kleider von jahrelangem Schmutze besudelt waren und in -dessen Hütte es ärger roch als in einem englischen Schweinestall, machte -häufig die Honneurs dieser Hütte mit einem vornehmen Anstande, welcher -des glänzenden Hofzirkels von Versailles würdig gewesen wäre. Obwohl er -eben so wenig Büchergelehrsamkeit besaß, wie der einfältigste -Ackerknecht England's, so würde es doch ein grober Irrthum gewesen sein, -hätte man ihn auf eine Stufe der Intelligenz mit diesen Ackerknechten -stellen wollen. Mit einer Wissenschaft kann der Mensch allerdings nur -durch Lesen genau bekannt werden. Aber die Künste der Poesie und der -Beredtsamkeit können in einem Zeitalter wo Bücher gänzlich oder doch -fast gänzlich unbekannt sind, der absoluten Vollkommenheit nahe gebracht -werden und einen großen Einfluß auf den Volksgeist ausüben. Der erste -große Lebens- und Sittenmaler hat mit einer Lebendigkeit, welche keinen -Zweifel zuließ, daß er die Natur treu copirte, den Eindruck geschildert, -den Beredtsamkeit und Gesang auf Zuhörer machten, die nicht einmal das -Alphabet kannten. Es ist wahrscheinlich, daß bei den Berathungen der -Hochländer Männer, welche dem Amte eines Dorfgerichtsschreibers nicht -gewachsen gewesen waren, Fragen über Krieg und Frieden, über Tribut und -Huldigung mit einem eines Halifax und Caermarthen würdigen Scharfsinn -erörterten, und daß bei den Banketen der Hochländer Minstrels, die nicht -lesen konnten, zuweilen Rhapsodien vortrugen, in denen ein verständiger -Kritiker Stellen gefunden haben würde, die ihn an die lieblichen Verse -Otway's oder an die kräftigen Strophen Dryden's erinnert hätten. - -Es gab daher schon damals Beweise genug für die Rechtfertigung des -Glaubens, daß der Celte durch keine natürliche Inferiorität dem Sachsen -weit nachstand. Man hätte mit Gewißheit voraussagen können, daß, wenn -eine energische Polizei es dem Hochländer unmöglich gemacht hätte, ihm -zugefügtes Unrecht durch Gewalt zu rächen und sich seine Bedürfnisse -durch Raub zu verschaffen, wenn seine Anlagen durch den bildenden -Einfluß der protestantischen Religion und der englischen Sprache -entwickelt würden, wenn er die Zuneigung und Achtung, mit denen er sein -kleines Gemeinwesen und seinen kleinen Fürsten betrachten gelernt hatte, -auf sein Vaterland und dessen rechtmäßige Obrigkeit übertragen könnte, -das Königreich einen großen Zuwachs an Kraft für alle Zwecke des -Friedens wie des Kriegs erlangen würde. - -So würde ohne Zweifel der Ausspruch eines unterrichteten und -unparteiischen Richters gelautet haben. Aber einen solchen Richter gab -es damals nicht. Die von den gälischen Provinzen weit entfernt wohnenden -Sachsen konnten nicht gut unterrichtet sein, und die in der Nähe dieser -Provinzen wohnenden Sachsen konnten nicht unparteiisch sein. Zwischen -Grenzbewohnern sind nationale Feindschaften jederzeit am heftigsten -gewesen, und die Feindschaft zwischen den Grenzbewohnern des Hochlandes -und denen des Niederlandes längs der ganzen Grenze war das Erzeugniß von -Jahrhunderten und wurde durch beständige Reibungen immer frisch -erhalten. Einmal wurden ganze Quadratmeilen Weideland von bewaffneten -Räubern aus dem Gebirge verwüstet. Ein andermal hingen ein Dutzend -Plaids in einer Reihe an den Galgen von Crieff oder Stirling. Es wurden -zwar auf dem streitigen Gebiete Jahrmärkte zum nothwendigen Austausch -von Waaren gehalten. Aber zu diesen Jahrmärkten kamen beide Theile -kampfgerüstet, und der Tag endete oftmals mit Blutvergießen. So war der -Hochländer ein Gegenstand des Hasses für seine sächsischen Nachbarn, und -von seinen sächsischen Nachbarn erfuhren die weiter von ihm entfernt -wohnenden Sachsen das Wenige, was sie über seine Sitten und Gewohnheiten -zu erfahren wünschten. Wenn die Engländer sich einmal herabließen, an -ihn zu denken -- und dies geschah selten -- so betrachteten sie ihn als -einen schmutzigen, gemeinen Wilden, als einen Sklaven, einen Papisten, -einen Halsabschneider und Räuber.[63] - -Diese geringschätzende Abneigung erhielt sich bis zum Jahre 1745, worauf -derselben für kurze Zeit eine heftige Furcht und Wuth folgte. Das -ernstlich besorgte England bot seine ganze Macht auf und die Hochländer -wurden rasch, vollständig und für immer unterworfen. Eine kurze Zeit -lang schnaubte die englische Nation, noch erhitzt von dem neuerlichen -Kampfe, nichts als Rache. Das Gemetzel auf dem Schlachtfelde und auf dem -Schaffote genügte nicht, um den öffentlichen Blutdurst zu stillen. Der -Anblick des Tartan reizte den Pöbel von London zu einem Hasse, der sich -durch unmännliche Mißhandlungen an wehrlosen Gefangenen äußerte. Eine -politische und sociale Umwälzung fand in der ganzen celtischen Region -statt. Die Macht der Häuptlinge wurde gebrochen, das Volk entwaffnet, -der Gebrauch der alten Nationaltracht verboten, den alten räuberischen -Gewohnheiten wirksam Einhalt gethan, und kaum war diese Veränderung -durchgeführt, so begann ein sonderbarer Umschwung der öffentlichen -Meinung. Mitleid trat an die Stelle des Widerwillens. Die Nation -verwünschte die an den Hochländern verübten Grausamkeiten und vergaß, -daß sie selbst für diese Grausamkeiten verantwortlich war. Die nämlichen -Londoner, welche, so lange der Marsch Derby's noch in frischem Andenken -war, die gefangenen Rebellen verhöhnt und mit Steinen geworfen hatten, -gaben jetzt dem Fürsten, der den Aufstand niedergeworfen, den Spottnamen -des »Schlächters«. Die barbarischen Institutionen und Gebräuche, die -kein Sachse zur Zeit ihres Bestehens einer ernsten Prüfung werth -gehalten und von denen er nie anders als mit Verachtung gesprochen, -hatten nicht sobald aufgehört zu existiren, als sie Gegenstände der -Neugierde, des Interesses und selbst der Bewunderung wurden. Kaum waren -die Häuptlinge einfache Grundherren geworden, so begann man auch schon -gehässige Vergleiche zwischen der Habgier des Grundherrn und der -Nachsicht des Häuptlings anzustellen. Man schien vergessen zu haben, daß -das alte gälische Staatswesen für unvereinbar mit der Autorität des -Gesetzes befunden worden war, das Fortschreiten der Civilisation gehemmt -und mehr als einmal den Fluch des Bürgerkriegs über das Land gebracht -hatte. Wie man früher nur die abschreckende Seite dieses Staatswesens -gesehen hatte, so sah man jetzt nur die anziehende Seite desselben. Das -alte Band, sagte man, sei ein verwandtschaftliches gewesen, das neue sei -ein rein commercielles. Könne es etwas Beklagenswertheres geben, als daß -der Häuptling eines Stammes um eines geringfügigen Pachtrückstandes -willen Pächter vertreibe, die sein eigen Fleisch und Blut seien und -deren Vorfahren oftmals auf dem Schlachtfelde mit ihren Leibern seine -Vorfahren gedeckt hätten? So lange es gälische Räuber gab, waren sie von -der sächsischen Bevölkerung als hassenswerthes Ungeziefer betrachtet -worden, das ohne Gnade vertilgt werden müsse. Sobald aber die Vertilgung -bewerkstelligt, sobald das Vieh in den Engpässen von Perthshire eben so -sicher war als auf dem Markte zu Smithfield, wurde der Freibeuter zu -einem Romanhelden verherrlicht. So lange die gälische Tracht getragen -wurde, hatten die Sachsen sie für häßlich, für lächerlich, ja sogar für -höchst unanständig erklärt. Bald nachdem dieselbe verboten worden, -machten sie die Entdeckung, daß sie das anmuthigste Gewand von Europa -war. Die gälischen Bauwerke, die gälischen Gebräuche, der gälische -Aberglaube, die gälischen Dichtungen, seit vielen Jahrhunderten -geringschätzend vernachlässigt, begannen von dem Augenblicke an, wo die -gälischen Eigenthümlichkeiten zu verschwinden anfingen, die -Aufmerksamkeit der Gelehrten auf sich zu ziehen. Dieser Impuls war so -stark, daß, wo die Hochlande im Spiele waren, einsichtsvolle Männer -unbewiesenen Geschichten bereitwillig Glauben schenkten und Männer von -Geschmack ganz werthlosen Compositionen einen überspannten Beifall -zollten. Epische Gedichte, welche jeder geübte und vorurtheilsfreie -Kritiker auf den ersten Blick als fast gänzlich modern erkannt haben -würde und die, wenn sie als moderne Erzeugnisse veröffentlicht worden -wären, sofort den ihnen gebührenden Platz neben Blackmore's ^Alfred^ und -Wilkie's ^Epigoniad^ gefunden haben würden, wurden für funfzehnhundert -Jahr alt erklärt und allen Ernstes der Iliade zur Seite gestellt. -Schriftsteller von ganz andrer Art als die Betrüger, welche diese -Fälschungen fabrizirten, sahen ein, welcher gewaltige Eindruck durch -geschickte Schilderungen des früheren Hochlandlebens hervorgebracht -werden könnte. Alles Widerwärtige wurde gemildert, alles Schöne und Edle -mit besonderem Nachdruck hervorgehoben. Einige dieser Werke waren mit so -bewundernswerthem Geschick abgefaßt, daß sie, wie die historischen -Stücke Shakespeare's, die Geschichte ersetzten. Die Phantasiegebilde des -Dichters wurden für seine Leser zu Wirklichkeiten, die Orte, welche er -beschrieb, wurden geheiligte Stätten und das Ziel von Tausenden von -Pilgern. Bald war die Phantasie des Volks so ausschließend beschäftigt -mit Plaids, Tartschen und Claymores, daß die meisten Engländer die Namen -Schotte und Hochländer als gleichbedeutend betrachteten. Nur wenige -schienen zu wissen, daß zu einer noch nicht fernen Zeit ein Macdonald -oder ein Macgregor in seinem Tartan einem Bürger von Edinburg oder -Glasgow das war, was ein indianischer Jäger in seinem Kriegsschmucke -einem Bewohner von Philadelphia oder Boston ist. Künstler und -Schauspieler stellten Bruce und Douglas in gestreiften kurzen Röcken -dar. Eben so gut hätten sie Washington den Tomahawk schwingend und mit -einer Reihe Skalpen umgürtet darstellen können. Endlich erreichte diese -Mode einen Punkt, der nicht leicht überschritten werden konnte. Der -letzte britische König, der in Holyrood residirte, glaubte keinen -glänzenderen Beweis von seiner Achtung vor den Gebräuchen, welche vor -der Union in Schottland geherrscht hatten, geben zu können, als indem er -sich in einen Anzug kleidete, den vor der Union neun Schotten unter zehn -für die Tracht eines Banditen erklärt haben würden. - -So ist es gekommen, daß die alten gälischen Institutionen und Sitten nie -in dem einfachen Lichte der Wahrheit dargestellt worden sind. Bis in die -Mitte des vorigen Jahrhunderts wurden sie durch ein falsches Medium -gesehen; seitdem sind sie durch ein andres gesehen worden. Früher -schimmerten sie nur undeutlich durch den verdunkelnden und entstellenden -Nebel des Vorurtheils, und dieser Nebel hatte sich kaum zerstreut, so -erschienen sie glänzend in den reichsten Farben der Poesie. Die Zeit, wo -ein vollkommen treues Bild hätte entworfen werden können, ist jetzt -vorbei. Das Original ist längst verschwunden, eine authentische Copie -existirt nicht und Alles was noch möglich, ist die Herstellung einer -unvollkommenen Aehnlichkeit mit Hülfe zweier Portraits, von denen das -eine eine plumpe Karrikatur, das andre ein Meisterstück der Schmeichelei -ist. - - -Eigenthümlicher Character des Jakobitismus in den Hochlanden. - -Unter den falschen Begriffen, die sich in Bezug auf die Geschichte und -den Character der Hochländer allgemein verbreitet haben, muß namentlich -einer berichtigt werden. Während des Jahrhunderts, das mit dem Feldzuge -Montrose's begann und mit dem Feldzuge des jungen Prätendenten schloß, -wurde jede im Interesse des Hauses Stuart auf britischem Boden -vollbrachte große kriegerische That durch die Tapferkeit gälischer -Stämme vollbracht. Die Engländer haben daher ganz natürlich diesen -Stämmen die Denkungsart englischer Cavaliere zugeschrieben: eine tiefe -Ehrfurcht vor der königlichen Würde und eine begeisterte Anhänglichkeit -an die königliche Familie. Eine nähere Untersuchung wird jedoch ergeben, -daß die Stärke dieser Gefühle bei den celtischen Clans sehr überschätzt -worden ist. - -Wenn wir die Geschichte unserer bürgerlichen Zwistigkeiten studiren, -dürfen wir nie vergessen, daß dieselben Namen, Kennzeichen und -Kriegsrufe in verschiedenen Theilen der britischen Inseln eine ganz -verschiedene Bedeutung hatten. Wir haben bereits gesehen, wie wenig der -irische Jakobitismus und der englische Jakobitismus mit einander gemein -hatten. Der Jakobitismus des schottischen Hochländers war, wenigstens im -17. Jahrhundert, eine dritte, von den beiden anderen ganz verschiedene -Varietät. Die gälische Bevölkerung war in der That weit davon entfernt, -die Prinzipien des passiven Gehorsams und des Nichtwiderstandes -anzuerkennen. Das ganze alltägliche Leben dieser Bevölkerung war -eigentlich aus Ungehorsam und Widerstand zusammengesetzt. Gerade einige -von denjenigen Clans, die man allgemein als so enthusiastisch loyal zu -schildern gewohnt war, daß sie bereit sein würden, bis zum Tode treu zu -Jakob zu halten, selbst wenn er im Unrecht wäre, hatten, so lange er auf -dem Throne saß, seiner Autorität nie die geringste Achtung gezollt, -selbst wenn er offenbar im Rechte war. Es war ihre Gewohnheit, ihr Beruf -gewesen, ihm ungehorsam zu sein und ihm zu trotzen. Einige von ihnen -waren wegen des Verbrechens der Widerspenstigkeit gegen seine -gesetzmäßigen Befehle wirklich unter Hörnerklang proscribirt worden und -würden ohne Besinnen jeden seiner Beamten, der sich über die -Gebirgspässe hinaus gewagt hätte, um seinen Befehl zu vollziehen, in -Stücke zerrissen haben. Die englischen Whigs wurden von ihren Gegnern -beschuldigt, daß sie bezüglich des dem Staatsoberhaupte gebührenden -Gehorsams gefährlich lockeren Prinzipien huldigten. Indessen hat kein -ehrenwerther englischer Whig jemals den Aufruhr vertheidigt, außer als -ein seltenes und extremes Mittel gegen seltene und extreme Uebel. Aber -unter den celtischen Häuptlingen, deren Loyalität das Thema so vieler -feuriger Lobpreisungen gewesen ist, gab es mehrere, deren ganze Existenz -vom Knabenalter an ein einziger langer Aufruhr war. Von solchen Männern -durfte man offenbar nicht erwarten, daß sie die Revolution in dem Lichte -betrachten würden, in welchem dieselbe einem oxforder Eidverweigerer -erschien. Auf der andren Seite wurden sie nicht, wie die eingebornen -Irländer, durch Widerwillen gegen die sächsische Oberherrschaft zur -Ergreifung der Waffen gedrängt; der schottische Celte war dieser -Herrschaft niemals unterworfen gewesen. Er bewohnte sein eignes wildes -und unfruchtbares Gebiet und beobachtete seine eigenen nationalen -Gebräuche. In seinem Verkehr mit den Sachsen war er eher der Bedrücker -als der Bedrückte. Er erpreßte Räubertribut von ihnen, entführte ihre -Schaf- und Rinderheerden, und selten wagten sie es, ihn in seine -heimathliche Wildniß zu verfolgen. Sie hatten nie sein ödes Moos- und -Kiesland unter sich vertheilt. Er hatte nie den Thurm seiner erblichen -Häuptlinge von einem Usurpator in Besitz nehmen sehen, der nicht gälisch -sprach und der auf Alle die es sprachen, wie auf rohes Sklavenvolk -herabsah, auch waren seine nationalen und religiösen Gefühle nie durch -die Macht und durch den Glanz einer Kirche beleidigt worden, die er als -eine ausländische und zugleich ketzerische betrachtete. - -Der wahre Grund der Bereitwilligkeit, mit der ein großer Theil der -Bevölkerung der Hochlande im Laufe des 17. Jahrhunderts zweimal für die -Stuarts das Schwert zog, ist in den inneren Zwistigkeiten zu suchen, -welche die Republik der Clans spaltete. Denn es gab eine Republik der -Clans, das verkleinerte Ebenbild der großen Republik der europäischen -Nationen. In der kleineren von diesen beiden Republiken, wie in der -größeren, gab es Kriege, Verträge, Alliancen, Streitigkeiten wegen -Gebiet und Vorrang, ein System des öffentlichen Rechts und ein -Gleichgewicht der Macht. Dabei existirte eine unerschöpfliche Quelle der -Unzufriedenheit und Zwietracht. Einige Jahrhunderte früher war das -Feudalsystem in das Gebirgsland eingeführt worden, hatte aber das -patriarchalische System weder vernichtet, noch sich vollständig mit -demselben amalgamirt. Gewöhnlich war Derjenige, der nach der -normännischen Verfassung Lord war, auch Häuptling nach der celtischen -Verfassung, und in diesem Falle war kein Streit. Waren aber die beiden -Charactere getrennt, so concentrirte sich der ganze willige und loyale -Gehorsam auf den Häuptling. Der Lord hatte nur das, was er durch Gewalt -erlangen und behaupten konnte. Wenn er mit Hülfe seines eignen Stammes -Pächter, die einem andren Stamme angehörten, sich unterthan zu erhalten -vermochte, so herrschte eine Tyrannei von Clan gegen Clan, vielleicht -die heftigste von allen Formen der Tyrannei. - - -Eifersucht auf den Einfluß der Campbells. - -Verschiedene Stämme hatten sich zu verschiedenen Zeiten zu einem Ansehen -erhoben, das allgemeine Furcht und Neid erweckt hatte. Die Macdonalds -hatten früher einmal auf den Hebriden und in dem ganzen Gebirgslande von -Argyleshire und Inverneßshire ein Uebergewicht besessen ähnlich dem, -welches das Haus Oesterreich einst in der Christenheit besaß. Aber das -Uebergewicht der Macdonalds war, wie das des Hauses Oesterreich, -verschwunden, und die Campbell's, die Kinder Diarmid's, waren in den -Hochlanden das geworden, was die Bourbons in Europa geworden waren. Der -Vergleich könnte noch weiter fortgeführt werden. Aehnliche -Beschuldigungen wie man sie der französischen Regierung zur Last zu -legen pflegte, wurden den Campbells zur Last gelegt. Eine besondere -Gewandtheit, ein besonderer äußerer Schein von Eleganz, eine besondere -Verachtung aller eingegangenen Verpflichtungen wurden mit oder ohne -Grund dem gefürchteten Stamme zugeschrieben. »Schön und falsch wie ein -Campbell« wurde ein Sprichwort. Es hieß, ein Mac Callum More nach dem -andren habe mit unermüdlichem, gewissenlosem und unbeugsamem Ehrgeize -Berg auf Berg und Insel auf Insel zu den ursprünglichen Besitzungen -seines Hauses gehäuft. Einige Stämme waren aus ihrem Gebiet vertrieben, -andere zur Zahlung eines Tributs gezwungen, noch andere den Eroberern -einverleibt worden. So war endlich die Zahl der waffenfähigen Männer, -welche den Namen Campbell führten, stark genug, um den vereinten -Streitkräften aller übrigen weltlichen Clans im Felde die Spitze zu -bieten.[64] Während der bürgerlichen Unruhen, welche im Jahre 1638 -begannen, erreichte die Macht dieser ehrgeizigen Familie ihren -Höhepunkt. Der Marquis von Argyle war ebensowohl das Oberhaupt einer -Partei wie der Häuptling eines Stammes. Im Besitze zweier verschiedenen -Arten von Autorität, bediente er sich jeder derselben in solcher Weise, -daß er damit die andre erweiterte und verstärkte. Der notorische -Umstand, daß er die Claymores von fünftausend halbheidnischen -Gebirgsbewohnern ins Feld bringen konnte, vermehrte seinen Einfluß bei -den strengen Presbyterianern, welche den Geheimen Rath und die -Generalversammlung von Edinburg füllten, und sein Einfluß in Edinburg -vermehrte wieder den Schrecken, den sein Name im Gebirge verbreitete. -Von allen Fürsten der schottischen Hochlande, deren Geschichte uns näher -bekannt ist, war er der mächtigste und gefürchtetste. Während seine -Nachbarn die Zunahme seiner Macht mit einer Wuth beobachteten, welche -die Furcht kaum niederzuhalten vermochte, rief Montrose sie zu den -Waffen. Dem Aufrufe ward bereitwilligst Folge geleistet und eine -mächtige Coalition von Clans zog in den Krieg, dem Namen nach für König -Karl, in Wirklichkeit aber gegen Mac Callum More. Wer die Geschichte -dieses Kampfes studirt hat, wird nicht leicht zweifeln können, daß, wenn -Argyle die Sache der Monarchie unterstützt hätte, seine Nachbarn sich -gegen dieselbe erklärt haben würden. Achtbare Schriftsteller erzählen -von dem Siege, den die Royalisten bei Inverlochy über die Rebellen -erfochten. Aber die in der Nähe des Ortes wohnenden Landleute stellen -die Sache richtiger dar. Sie sprechen von der großen Schlacht, welche -dort die Macdonalds gegen die Campbells gewannen. - -Die Gesinnungen, welche die Koalition gegen den Marquis von Argyle -hervorgerufen hatten, bestanden noch lange nach seinem Tode in ihrer -ganzen Stärke fort. Sein Sohn, der Earl Archibald, erbte, obwohl er ein -Mann von vielen ausgezeichneten Tugenden war, mit der Macht seiner -Vorfahren zu gleicher Zeit auch die Unpopularität, die eine fast -unausbleibliche Folge einer solchen Macht war. Im Jahre 1675 bildeten -mehrere kriegslustige Stämme eine Conföderation gegen ihn, mußten sich -aber der überlegenen Macht fügen, die ihm zu Gebote stand. Es herrschte -daher von einer Meeresküste bis zur andren große Freude, als er im Jahre -1681 auf eine geringfügige Anschuldigung hin vor Gericht gestellt, zum -Tode verurtheilt, ins Exil getrieben und seiner Titel beraubt wurde. -Groß war der Schrecken, als er 1685 aus der Verbannung zurückkehrte und -das feurige Kreuz aussandte, um seine Stammesgenossen unter seine Fahne -zu rufen, und wieder war große Freude, als sein Unternehmen gescheitert, -als seine Armee zusammengeschmolzen, als sein Kopf auf das Tolbooth von -Edinburg gesteckt worden war und als die Häuptlinge, die ihn als einen -Unterdrücker betrachtet, unter leichten Bedingungen von der Krone -Erlassung alter Verbindlichkeiten und Verleihung neuer Titel erlangt -hatten. Während England und Schottland allgemein Jakob's Tyrannei -verabscheuten, wurde er in Appin und Lochaber, in Glenroy und Glenmore -als ein Befreier verehrt.[65] Der durch die Macht und den Ehrgeiz des -Hauses Argyle erregte Haß war selbst dann noch nicht gekühlt, als das -Oberhaupt dieses Hauses hingeopfert, als seine Kinder landesflüchtig -waren, als fremde Truppen die Besatzung des Schlosses Inverary bildeten -und als das ganze Ufer des Fynesees durch Feuer und Schwert verwüstet -war. Man sagte, der schreckliche Präcedenzfall mit den Macgregors müsse -wiederholt und es als ein Verbrechen erklärt werden, den verhaßten Namen -Campbell zu tragen. - -Da änderte sich plötzlich Alles. Die Revolution kam und der Erbe -Argyle's kehrte triumphirend zurück. Er war, wie seine Vorgänger es -gewesen, das Oberhaupt nicht nur eines Stammes, sondern auch einer -Partei. Der Richterspruch, der ihn seines Eigenthums und seiner Titel -beraubt hatte, wurde von der Majorität der Convention für null und -nichtig angesehen. Die Thüren des Parlamentshauses wurden ihm geöffnet, -er wurde unter dem ganzen schottischen Hochadel dazu auserwählt, den -neuen Soverainen den Amtseid abzunehmen, und dazu ermächtigt, auf seinen -Besitzungen eine Armee für den Dienst der Krone auszuheben. Jetzt war er -unzweifelhaft so mächtig wie der mächtigste seiner Vorfahren. -Unterstützt durch die Kraft der Regierung, verlangte er nun gewiß die -Entrichtung aller der langjährigen schweren Zins- und Tributrückstände, -die seine Nachbarn ihm schuldeten und übte Rache für alle Beleidigungen -und Schmähungen, die seine Familie erduldet hatte. - - -Die Stewarts und Macnaghtens. - -Angst und Unruhe herrschte in den Schlössern von zwanzig -Miniaturkönigen. Groß war die Besorgniß der Stewarts von Appin, deren -Gebiet auf der einen Seite vom Meere und auf der andren vom Stamme -Diarmid's eingezwängt war. Noch größer war die Bestürzung bei den -Macnaghtens. Sie waren einst die Herren der schönen Thäler gewesen, -durch welche die Ara und die Shira dem Fynesee zuströmen. Aber die -Campbells hatten die Oberhand behalten. Die Macnaghtens waren zur -Unterwerfung gezwungen worden und hatten von Geschlecht zu Geschlecht -mit Furcht und Abscheu zu dem benachbarten Schlosse Inverary -emporgeblickt. Neuerdings war ihnen eine vollkommene Emancipation -versprochen worden. Eine Urkunde, kraft welcher ihrem Häuptlinge seine -Besitzungen als unmittelbares Kronlehen zugeschrieben wurden, war -ausgefertigt und harrte nur noch der königlichen Siegel, als die -Revolution plötzlich eine Hoffnung zertrümmerte, welche nahe an -Gewißheit grenzte.[66] - - -Die Macleans. - -Die Macleans erinnerten sich, daß die Campbells vor nicht mehr als -vierzehn Jahren in ihr Gebiet eingefallen, den Stammsitz ihres -Häuptlings genommen und eine Besatzung in denselben gelegt hatten.[67] -Noch ehe Wilhelm und Marie in Edinburg proklamirt worden, war ein -Maclean, ohne Zweifel vom Oberhaupte seines Stammes abgesandt, über das -Meer nach Dublin gekommen und hatte Jakob versichert, daß, wenn einige -Bataillone aus Irland in Argyleshire landen sollten, sich ihnen sofort -viertausendvierhundert Claymores anschließen würden.[68] - - -Die Camerons; Lochiel. - -Ein ähnlicher Geist beseelte die Camerons. Ihr Oberhaupt, Sir Ewan -Cameron von Lochiel, mit dem Beinamen der Schwarze, hatte in Bezug auf -persönliche Eigenschaften unter den celtischen Fürsten nicht seines -Gleichen. Er war ein leutseliger Gebieter, ein zuverlässiger -Bundesgenosse und ein furchtbarer Feind. Sein Gesicht und seine Haltung -waren von seltenem Adel. Einige Personen, die in Versailles gewesen -waren, darunter der kluge und beobachtende Simon Lord Lovat, meinten, -daß in Bezug auf Persönlichkeit und Manieren eine auffallende -Aehnlichkeit zwischen Ludwig XIV. und Lochiel stattfinde, und wer die -Portraits Beider mit einander vergleicht, wird bemerken, daß in der That -einige Aehnlichkeit vorhanden war. In der Statur war jedoch ein großer -Unterschied. Ludwig erreichte trotz seiner Schuhe mit hohen Absätzen und -trotz einer mächtig hohen Perrücke kaum die Mittelgröße. Lochiel war -lang und kräftig gebaut. In Behendigkeit und Geschicklichkeit im -Gebrauche der Waffen kamen ihm wenige unter den Gebirgsbewohnern gleich. -Er hatte mehr als einmal im Einzelkampfe gesiegt und war ein weit und -breit berühmter Jäger. Er führte einen energischen Krieg gegen die -Wölfe, welche bis zu seiner Zeit das Hochwild der Grampians zerrissen, -und von seiner Hand fiel der letzte des blutdürstigen Gezüchts, das -bekanntermaßen über unsre ganze Insel verbreitet war. Auch zeichnete -sich Lochiel nicht weniger durch geistige wie durch körperliche Kräfte -aus. Einem gebildeten und vielgereisten Engländer, der in Westminster -unter Busby und in Oxford unter Aldrich die Classiker studirt, der im -Umgange mit Mitgliedern der königlichen Societät etwas von den -Wissenschaften und in den Galerien von Florenz und Rom etwas von den -schönen Künsten gelernt hatte, würde er allerdings wohl unwissend -erschienen sein. Aber obwohl Lochiel wenig Bücherkenntnisse besaß, so -war er doch ungemein verständig bei Berathungen, beredtsam in der -Debatte, erfinderisch in Auskunftsmitteln und geschickt in der Leitung -des menschlichen Characters. Sein Verstand bewahrte ihn vor den -Thorheiten, zu denen sich seine Bruderhäuptlinge oftmals durch Stolz und -Zorn hinreißen ließen. Daher nannten Viele, die seine Bruderhäuptlinge -als bloße Barbaren betrachteten, seinen Namen mit Achtung. Selbst bei -der holländischen Gesandtschaft am St. James Square sprach man von ihm -als von einem Manne, der an Einsicht und Muth nicht leicht seines -Gleichen finden dürfte. Als Beschützer der Literatur kann er dem -freigebigen Dorset zur Seite gestellt werden. Wie Dorset aus seiner -Tasche Dryden eine Pension aussetzte, die seinem Einkommen als Hofpoet -gleichkam, so soll Lochiel einem berühmten Barden, der von Räubern -ausgeplündert worden und der in einer rührenden gälischen Ode um Almosen -bat, drei Kühe und die kaum glaubliche Summe von fünfzehn Pfund Sterling -geschenkt haben. Der Character dieses großen Häuptlings war in der That -schon zweitausendfünfhundert Jahre vor seiner Geburt geschildert worden, -und zwar -- so groß ist die Macht des Genies -- mit Farben, welche eben -so viele Jahre nach seinem Tode noch frisch sein werden. Er war der -Ulysses der Hochlande.[69] - -Er war Herr über ein großes Gebiet, bevölkert von einem Stamme, der -keinen andren Gebieter, keinen andren Gott verehrte als ihn. Für dieses -Gebiet war er jedoch dem Hause Argyle lehnspflichtig. Er war -verpflichtet, seinem Lehnsherrn im Kriege beizustehen und ihm einen -hohen Grundzins zu bezahlen. Diese Vasallenschaft hatte er allerdings -schon in früher Jugend als erniedrigend und ungerecht betrachten -gelernt. Während seiner Minderjährigkeit hatte er unter der -Vormundschaft des klugen Marquis gestanden und war auf dem Schlosse -Inverary erzogen worden. Mit dem achtzehnten Jahre aber riß sich der -Knabe von der Autorität seines Vormundes los und focht tapfer für Karl -I. wie für Karl II. Er wurde daher von den Engländern als ein Cavalier -betrachtet, nach der Restauration in Whitehall gut aufgenommen und von -Jakob's Hand zum Ritter geschlagen. Das Compliment jedoch, welches ihm -bei einem seiner Besuche am englischen Hofe gemacht wurde, würde einem -Sachsen nicht sehr schmeichelhaft erschienen sein. »Nehmen Sie Ihre -Taschen in Acht, Mylords,« rief Se. Majestät, »hier kommt der König der -Diebe.« Die Loyalität Lochiel's ist fast sprichwörtlich, aber sie war -dem was man in England Loyalität nannte, ganz unähnlich. In den -Protokollen des schottischen Parlaments war er zu den Zeiten Karl's II. -als ein gesetzloser und rebellischer Mann geschildert, der aus eigner -Machtvollkommenheit und mit souverainer Verachtung der königlichen -Autorität Ländereien besitze.[70] Einmal erhielt der Sheriff von -Inverneßshire von König Jakob Befehl, in Lochaber einen Gerichtstag zu -halten. Lochiel, eifersüchtig auf diese Einmischung in seinen -patriarchalischen Despotismus, erschien bei der Gerichtsverhandlung an -der Spitze von vierhundert bewaffneten Camerons. Er affectirte große -Achtung vor dem königlichen Befehl, ließ aber einige Worte fallen, -welche von den Pagen und Waffenträgern, die jeden seiner Blicke scharf -beobachteten, vollkommen verstanden wurden. »Ist keiner meiner Burschen -so gut, diesen Richter zum Teufel zu jagen? Ich habe sie schon Händel -anfangen sehen, wo es weniger nöthig war.« Im nächsten Augenblicke -begann ein Zanken und Streiten unter der Menge, man wußte nicht wie oder -wo. Hunderte von Dolchen blitzten, das Geschrei »Hülfe!« und »Mörder!« -ertönte von allen Seiten, es kamen zahlreiche Verwundungen vor, zwei -Menschen wurden getödtet, die Sitzung wurde in tumultuarischer -Verwirrung aufgehoben und der geängstigte Sheriff mußte sich unter den -Schutz des Häuptlings stellen, der ihn mit einem plausiblen Anschein von -Achtung und Theilnahme sicher nach seiner Wohnung geleitete. Man muß -lachen, wenn man daran denkt, daß der Mann, der diese That verübte, von -Schriftstellern, welche Somers und Burnet als Verächter der legitimen -Autorität der Landesherren tadeln, beständig als der zuverlässigste und -pflichtgetreueste Unterthan gerühmt wird. Lochiel würde allerdings die -Lehre vom Nichtwiderstande höhnend verlacht haben. Aber es gab kaum -einen andren Häuptling in Inverneßshire, der durch den Sturz des Hauses -Argyle mehr als er gewonnen oder triftigeren Grund gehabt hätte, die -Restauration dieses Hauses zu fürchten. Die Maßnahmen der Convention -konnten daher kaum einen andren Häuptling in Inverneßshire mehr -beunruhigen und ärgern als ihn. - - -Die Macdonalds. - -Doch unter allen den Hochländern, welche die neueste Wendung des -Geschicks mit peinlicher Besorgniß betrachteten, waren die Macdonalds -die heftigsten und mächtigsten. Mehr als einer von den Magnaten, welche -diesen weitverbreiteten Namen führten, machte Anspruch auf die Ehre, der -rechtmäßige Nachfolger der Lords der Inseln zu sein, die noch im 15. -Jahrhundert den Königen von Schottland den Vorrang streitig gemacht -hatten. Dieser genealogische Streit, der bis auf unsre Zeit gewährt hat, -verursachte viel Hader unter den Betheiligten. Alle aber stimmten darin -überein, daß sie den früheren Glanz ihrer Dynastie zurückwünschten und -das emporgekommene Geschlecht Campbell verabscheuten. Die alte Fehde -hatte niemals geruht. Noch fortwährend wurde in Versen wie in Prosa -wiederholt, daß der schönste Theil des den ehemaligen Oberhäuptern der -gälischen Nation gehörenden Gebiets, Islay, wo sie mit königlicher -Pracht gewohnt hatten, Jona, wo sie mit religiösem Pomp bestattet worden -waren, die Berge von Jura, die reiche Halbinsel Kintyre, von den -rechtmäßigen Besitzern auf den unersättlichen Mac Callum More -übergegangen seien. Seit dem Sturze des Hauses Argyle konnten die -Macdonalds, wenn sie auch ihre sonstige Macht nicht wiedererlangt -hatten, sich wenigstens rühmen, daß gegenwärtig ihnen Niemand überlegen -war. Von der Furcht vor ihrem mächtigen Feinde im Westen befreit, hatten -sie ihre Waffen gegen schwächere Feinde im Osten, gegen den Clan -Mackintosh und gegen die Stadt Inverneß gerichtet. - - -Fehde zwischen den Macdonalds und den Mackintoshs. Inverneß. - -Der Clan Mackintosh, ein Zweig eines alten und berühmten Stammes, der -seinen Namen und sein Wappen von der wilden Katze der Wälder entlehnte, -hatte einen Streit mit den Macdonalds, der sich, wenn man der Tradition -glauben darf, aus den finsteren Zeiten herschrieb, wo die dänischen -Seeräuber die Küsten Schottland's verwüsteten. Inverneß war eine -sächsische Colonie unter den Celten, ein Bienenstock von Kaufleuten und -Handwerkern inmitten einer Bevölkerung von Müßiggängern und Plünderern, -ein einsamer Posten der Civilisation in einer Region von Barbaren. -Obgleich die Gebäude nur einen kleinen Theil des Flächenraumes -bedeckten, den sie gegenwärtig einnehmen; obgleich die Ankunft einer -Brigg im Hafen ein seltenes Ereigniß war; obgleich die Börse den -Mittelpunkt einer schmutzigen Straße bildete, in der ein Marktkreuz -stand, das große Aehnlichkeit mit einem zerbrochenen Meilenzeiger hatte; -obgleich die Sitzungen des Gemeinderaths in einem armseligen Gebäude mit -schmucklosen Wänden gehalten wurden; obgleich die besten Häuser von der -Art waren, daß sie jetzt bloße Hütten genannt werden würden; obgleich -die besten Dächer von Stroh waren; obgleich die besten Zimmerdecken aus -rohem Gebälk bestanden; obgleich die besten Fenster wegen mangelnder -Scheiben bei schlechtem Wetter mit Läden verschlossen wurden; obgleich -die geringeren Wohnungen bloße Erdhütten waren, in denen Fässer mit -ausgeschlagenem Boden die Stelle der Kamine vertraten, so war doch diese -Stadt in den Augen des Gebirgsbewohners der Grampians wie ein Babylon -oder Tyrus. Nirgend anderwärts hatte er mehrere hundert Häuser, zwei -Kirchen und ein Dutzend Malzdarren beisammengesehen. Nirgend anderwärts -war er durch den Glanz von Budenreihen geblendet worden, wo Messer, -Hornlöffel, zinnerne Kessel und bunte Bänder zum Verkauf ausgestellt -waren. Nirgend anderwärts war er an Bord eines der gewaltigen Schiffe -gewesen, welche Wein und Zucker aus Ländern brachten, die weit über die -Grenzen seiner Geographie hinaus lagen.[71] Es kann nicht Wunder nehmen, -daß die stolzen und kriegerischen Macdonalds, welche zwar die friedliche -Industrie verachteten, denen aber nach den Früchten dieser Industrie -gelüstete, mit den Bewohnern von Inverneß eine Reihe von Händeln -anfingen. Unter der Regierung Karl's II. hatte man gefürchtet, daß die -Stadt von diesen rohen Nachbarn erstürmt und geplündert werden würde. -Die Friedensbedingungen, welche sie anboten, bewiesen, wie wenig sie -nach der Autorität des Fürsten und des Gesetzes fragten. Sie verlangten, -daß ihnen ein schwerer Tribut bezahlt werden, daß die Municipalbehörden -sich eidlich verpflichten sollten, jeden Bürger, der das Blut eines -Macdonald vergösse, der Rache des Clans auszuliefern, und daß jeder -Bürger, sobald er irgendwo Jemandem begegnete, der den Tartan der -Macdonalds trüge, zum Zeichen seiner Unterwerfung die Waffen strecken -solle. Nie hatte Ludwig XIV., selbst nicht als er zwischen Utrecht und -Amsterdam lagerte, die Generalstaaten mit so despotischem Uebermuthe -behandelt.[72] Durch die Vermittelung des schottischen Geheimraths kam -ein Vergleich zu Stande; aber die alte Feindschaft verminderte sich -nicht. - - -Inverneß wird von Macdonald von Keppoch bedroht. - -Gemeinsame Feindschaften und gemeinsame Befürchtungen erzeugten ein -gutes Einvernehmen zwischen der Stadt und dem Clan Mackintosh. Der -Feind, den Beide am meisten haßten und fürchteten, war Colin Macdonald -von Keppoch, ein Musterexemplar von ächtem hochländischen Jakobiten. -Keppoch hatte Zeit seines Lebens die Autorität der Krone verhöhnt und -sich derselben widersetzt. Er war zu wiederholten Malen bei seiner -Unterthanenpflicht aufgefordert worden, von seinem gesetzwidrigen -Treiben abzulassen, hatte aber jede solche Ermahnung mit Verachtung -behandelt. Die Regierung wollte jedoch nicht zu extremen Maßregeln gegen -ihn greifen, und er herrschte noch lange ungestört über die stürmischen -Berggipfel von Coryarrick und über die gigantischen Terrassen, welche -noch jetzt die Grenzen des einstigen Sees von Glenroy bezeichnen. Er war -berühmt wegen seiner Kenntniß aller Schluchten und Höhlen dieser -traurigen Gegend, und seine Geschicklichkeit, eine Viehheerde bis in die -entlegensten Schlupfwinkel zu verfolgen, war so groß, daß man ihm den -Beinamen »Coll der Kühe« gegeben hatte.[73] Endlich zwangen seine -frechen Verletzungen des Gesetzes den Geheimrath, energische Maßregeln -gegen ihn zu ergreifen. Er wurde für einen Rebellen erklärt, Androhungen -von Feuer und Schwert wurden unter dem Siegel Jakob's gegen ihn -erlassen, und wenige Wochen vor der Revolution rückte ein königliches -Truppencorps, unterstützt durch die gesammte Streitmacht der -Mackintoshs, in Keppoch's Gebiet ein. Er lieferte den Eingedrungenen -eine Schlacht und siegte. Die Truppen des Königs wurden in die Flucht -geschlagen, ihr Anführer wurde getödtet, und zwar durch einen Helden, -dessen Loyalität gegen den König viele Schriftsteller sehr wohlgefällig -dem factiösen Ungestüm der Whigs gegenübergestellt haben.[74] - -Wenn Keppoch jemals die geringste Ehrfurcht vor der Regierung gehabt -hatte, so wurde dieses Gefühl durch die allgemeine Anarchie, welche auf -die Revolution folgte, völlig in ihm erstickt. Er verwüstete das Gebiet -Mackintosh's, marschirte gegen Inverneß und drohte der Stadt mit -Zerstörung. Die Gefahr war groß. Die Häuser waren nur von einer Mauer -umgeben, auf welche Zeit und Wetter so verderblich eingewirkt hatten, -daß sie bei jedem Sturme wankte. Dennoch zeigten die Einwohner einen -kecken Trotz und ihr Muth wurde durch ihre Prediger angefeuert. Sonntag -der 28. April war ein Tag der Angst und Verwirrung. Die Wilden streiften -um die kleine sächsische Colonie herum wie eine Heerde hungriger Wölfe -um eine Schafhürde. Keppoch drohte und bramarbasirte, er werde mit allen -seinen Leuten in die Stadt dringen und sie plündern. Inzwischen -versammelten sich die Bürger bewaffnet auf dem Marktplatze, um die Reden -ihrer Geistlichen anzuhören. Der Tag verging, ohne daß ein Sturm -erfolgte, und der Montag und Dienstag verstrichen unter großer Angst. Da -erschien ein unerwarteter Vermittler. - - -Dundee erscheint in Keppoch's Lager. - -Dundee hatte sich nach seiner Flucht von Edinburg auf seinen Landsitz in -dem Thale zurückgezogen, durch welches der Glamis dem ehemaligen -Schlosse Macbeth's zuströmt. Dort blieb er einige Zeit ruhig. Er -betheuerte, daß er nicht die Absicht habe, sich der neuen Regierung zu -widersetzen, er erklärte sich bereit nach Edinburg zurückzukehren, wenn -er nur gewiß sein dürfe, gegen ungesetzliche Gewalt geschützt zu werden, -und er erbot sich, sein Ehrenwort zu geben, oder, wenn dies nicht -genüge, Caution zu erlegen, daß er sich ruhig verhalten wolle. Einige -von seinen alten Soldaten hatten ihn begleitet und bildeten eine -Besatzung von hinreichender Stärke, um sein Haus gegen die -Presbyterianer der Umgegend zu beschützen. Hier hätte er möglicherweise -unbehelligt und harmlos bleiben können, wenn nicht ein Vorfall, für den -er nicht verantwortlich war, seine Feinde unversöhnlich gemacht und ihn -zur Verzweiflung getrieben hätte.[75] - -Ein Emissär Jakob's war mit Briefen an Dundee und Balcarras von Irland -nach Schottland hinübergefahren. Dies erweckte Verdacht. Der Bote wurde -festgenommen, verhört und durchsucht und die Briefe bei ihm gefunden. -Einige davon gingen von Melfort aus und waren seiner würdig. Jede Zeile -verrieth die Eigenschaften, die ihn zu einem Gegenstande des Abscheus -für sein Vaterland und zum Liebling seines Gebieters gemacht hatten. Er -verkündete jubilirend den nahen Anbruch des Tages der Rache und der -Beraubung, des Tages, an welchem das Eigenthum der Rebellen unter die -Loyalen vertheilt und wo Viele, welche angesehen und reich gewesen, -Verbannte und Bettler sein würden. Der König, sagte Melfort, sei -entschlossen, Strenge zu üben. Die Erfahrung habe Seine Majestät endlich -zu der Ueberzeugung gebracht, daß Milde Schwäche sein würde. Selbst die -Jakobiten ersahen mit Entrüstung aus den Briefen, daß eine Restauration -Confiscationen und Proscriptionen zur unmittelbaren Folge haben würde. -Einige von ihnen nahmen keinen Anstand es auszusprechen, daß Melfort ein -Schurke sei, daß er Dundee und Balcarras hasse, daß er sie verderben -wolle und daß er zu dem Ende diese abscheulichen Depeschen geschrieben -und sich eines Boten bedient habe, der es sehr geschickt einzurichten -gewußt, daß er ergriffen wurde. Es ist jedoch ausgemacht, daß Melfort -auch nach der Veröffentlichung dieser Papiere so hoch als je zuvor in -Jakob's Gunst stand. Daher kann es kaum einem Zweifel unterliegen, daß -der Sekretär selbst in den Stellen, welche die eifrigen Vertheidiger des -erblichen Rechts empörten, nur die Gesinnungen und Absichten seines -Gebieters treulich wiedergab.[76] Hamilton befahl kraft der Vollmachten, -welche die Stände vor ihrer Vertagung ihm ertheilt hatten, Balcarras und -Dundee zu verhaften. Balcarras wurde festgenommen und zuerst in seinem -eigenen Hause und dann in dem Tolbooth von Edinburg internirt. Aber -Dundee's habhaft zu werden war nicht so leicht. Sobald er erfuhr, daß -Verhaftsbefehle gegen ihn erlassen waren, ging er mit seinen Anhängern -über den Dee und blieb kurze Zeit auf den unwirthbaren Besitzungen des -Hauses Gordon. Von hier aus setzte er sich mit den Macdonalds und -Camerons wegen eines Aufstandes in Communication. Er scheint jedoch -damals von den Hochländern wenig gewußt und sich wenig um sie gekümmert -zu haben. Gegen ihren Nationalcharacter empfand er wahrscheinlich die -Abneigung des Sachsen und gegen ihren militärischen Character die -Geringschätzung des Soldaten von Profession. Er kehrte bald in das -Niederland zurück und blieb dort bis er erfuhr, daß ein starkes -Truppencorps ausgesandt war, um sich seiner zu bemächtigen.[77] Jetzt -zog er sich in die Gebirgsgegend, als seine letzte Zufluchtsstätte, -eilte nordwärts durch Strathdon und Strathbogie, ging über den Spey und -kam am Morgen des 1. Mai mit einem kleinen Reitertrupp in Keppoch's -Lager vor Inverneß an. - -Die neue Lage, in welche Dundee jetzt versetzt war, die neuen -Aussichten, die sich ihm eröffneten, weckten in seinem erfinderischen -und unternehmenden Kopfe natürlich neue Pläne. Die Hunderte von -athletischen Celten, die er in ihrer nationalen Schlachtordnung sah, -waren offenbar keine zu verachtenden Bundesgenossen. Wenn er eine große -Koalition von Clans bilden, wenn er zehn- oder zwölftausend dieser -entschlossenen Krieger unter eine Fahne bringen, wenn er sie überreden -konnte, sich dem Zügel der Disciplin zu unterwerfen, welch' eine -Laufbahn stand ihm dann bevor! - -Ein Patent von König Jakob war, selbst als König Jakob fest auf dem -Throne saß, vom Coll der Kühe niemals sonderlich respectirt worden. -Dieser Häuptling haßte jedoch die Campbells mit der ganzen Gluth eines -Macdonald und erklärte sofort seinen Anschluß an die Sache des Hauses -Stuart. Dundee nahm es auf sich, den Streit zwischen Keppoch und -Inverneß zu schlichten. Die Stadt willigte ein, zweitausend Dollars zu -bezahlen, eine Summe, die, so klein sie in den Augen der Goldschmiede -von Lombard Street erscheinen mochte, wahrscheinlich jeden Schatz -überstieg, der je in die Einöden von Coryarrick gebracht worden war. Die -Hälfte der Summe wurde nicht ohne Mühe von den Einwohnern -zusammengebracht und für den Rest soll Dundee sein Wort verpfändet -haben.[78] - -Er versuchte nun zunächst, die Macdonalds mit den Mackintoshs -auszusöhnen und schmeichelte sich mit der Hoffnung, daß die beiden -kriegerischen Stämme, welche noch unlängst einander feindlich -gegenübergestanden hatten, geneigt sein würden, unter seinem Commando -nebeneinander zu kämpfen. Doch er überzeugte sich bald, daß es kein -leichtes Ding war, eine Fehde zwischen Hochländern zu schlichten. Von -den Rechten der streitenden Könige wußte keiner der beiden Clans etwas, -noch kümmerte er sich darum. Das Benehmen beider muß örtlichen -Leidenschaften und Interessen zugeschrieben werden. Was Argyle für -Keppoch war, das war Keppoch für die Mackintoshs. Die Mackintoshs -blieben daher neutral, und ihrem Beispiele folgten die Macphersons, ein -andrer Zweig des Stammes der wilden Katze. Dies war nicht Dundee's -einzige Enttäuschung. Die Mackenzies, die Frasers, die Grants, die -Munros, die Mackays, die Macleods wohnten in großer Entfernung von dem -Gebiete Mac Callum More's. Sie lagen nicht im Streit mit ihm, schuldeten -ihm nichts und hatten keinen Grund, die Vergrößerung seiner Macht zu -fürchten. Daher sympathisirten sie nicht mit seinen beunruhigten und -aufgebrachten Nachbarn und konnten nicht dazu bewegen werden, dem -Bündnisse gegen ihn sich anzuschließen.[79] - - -Aufstand der den Campbells feindlichen Clans. - -Diejenigen Häuptlinge hingegen, welche näher bei Inverary wohnten und -die den Namen Campbell seit langer Zeit fürchteten und haßten, hießen -Dundee freudig willkommen und versprachen, am 18. Mai an der Spitze -ihrer Leute zu ihm zu stoßen. Während der letzten zwei Wochen vor diesem -Tage durchzog er Badenoch und Athol und forderte die Bewohner dieser -Districte zur bewaffneten Erhebung auf. Dann stürmte er mit seinen -Reitern in das Niederland hinab, überrumpelte Perth und führte einige -Whiggentlemen als Gefangene mit sich ins Gebirge. Unterdessen waren die -Feuerkreuze von Ort zu Ort über alle Haiden und Berge dreißig Meilen im -Umkreise von Ben Nevis gewandert, und als er den Sammelplatz in Lochaber -erreichte, sah er, daß der Zuzug bereits begonnen hatte. Das -Hauptquartier war nahe bei Lochiel's Hause aufgeschlagen, einem großen, -ganz aus Tannenholz gezimmerten Gebäude, das in den Hochlanden für einen -prächtigen Palast galt. Hier empfing Lochiel, umgeben von sechshundert -Kriegern, seine Gäste. Macnaghten von Macnaghten und Stewart von Appin -hatten sich mit ihren kleinen Clans eingefunden. Macdonald von Keppoch -führte die Krieger, welche einige Monate vorher unter seinem Commando -die Musketiere König Jakob's in die Flucht geschlagen hatten. Macdonald -von Clanronald stand noch in zartem Alter, aber sein Oheim, der während -seiner Minderjährigkeit die Regentschaft führte, hatte ihn ins Lager -gebracht. Der Jüngling war von einer auserlesenen Leibgarde begleitet, -bestehend aus seinen Vettern, lauter stattlichen Leuten und kräftigen -Fäusten. Macdonald von Glengarry, der sich durch seine dunklen Brauen -und durch seine hohe Gestalt auszeichnete, kam aus dem großen Thale, wo -eine Kette von Seen, welche außerhalb des Landes damals noch unbekannt -und auf keiner Karte angegeben waren, gegenwärtig die tägliche Straße -für die Dampfschiffe bildet, die zwischen dem atlantischen und dem -deutschen Ocean hin und her fahren. Keiner von den Beherrschern der -Berge hatte eine höhere Meinung von seiner persönlichen Wichtigkeit und -lag häufiger mit anderen Häuptlingen in Streit als dieser. Er pflegte in -seinen Manieren und in seinem Hauswesen eine Rohheit zur Schau zu -tragen, welche die seiner rohen Nachbarn noch übertraf, und erklärte, -daß er die wenigen Luxusgegenstände, welche aus den civilisirten Theilen -der Erde ihren Weg in die Hochlande gefunden, als Zeichen der -Verweichlichung und Entartung der gälischen Race betrachte. Diesmal -hatte er es für gut befunden, den Glanz der sächsischen Krieger -nachzuahmen, denn er ritt an der Spitze seiner vierhundert mit Plaids -bekleideten Clansleute in einem stählernen Küraß und einem mit Gold -gestickten Rocke. Ein andrer Macdonald, der ein beklagenswerthes und -entsetzliches Ende nehmen sollte, hatte einen Trupp verwegener -Freibeuter aus dem traurigen Gebirgspasse Glencoe herbeigeführt. Etwas -später kamen die großen Potentaten von den Hebriden. Macdonald von -Sleat, der reichste und mächtigste von allen Großen, welche auf den -hohen Titel des Lords der Inseln Anspruch machten, kam von Sky an der -Spitze von siebenhundert Streitern. Eine Flotte von langen Böten brachte -fünfhundert Macleans von Mull unter dem Commando ihres Häuptlings Sir -Johann von Duart. In alten Zeiten hatte eine weit stärkere Streitmacht -seine Vorfahren in die Schlacht begleitet. Aber die Macht, wenn auch -nicht der Muth des Clans war durch die Arglist und durch die Waffen der -Campbells gebrochen worden. Eine andre Schaar Macleans kam unter einem -tapferen Anführer, der sich nach dem Lochbuy nannte, was so viel heißt -als gelber See.[80] - - -Tarbet's Rath für die Regierung. - -Es scheint nicht, daß ein einziger Häuptling, der keinen speciellen -Grund hatte, das Haus Argyle zu fürchten und zu hassen, Dundee's Aufruf -Folge leistete. Man hat sogar starken Grund zu glauben, daß selbst die -Häuptlinge, welche kamen, ruhig zu Haus geblieben sein würden, wenn die -Regierung die Politik der Hochlande verstanden hätte. Nur ein -talentvoller und erfahrener Staatsmann, welcher der vornehmen -hochländischen Familie der Mackenzie entsprossen war, der Viscount -Tarbet, verstand diese Politik gründlich. Er setzte damals Melville -brieflich und Mackay mündlich nicht nur die Ursachen der krankhaften -Zustände auseinander, welche die Calamitäten des Bürgerkriegs über -Schottland zu bringen drohten, sondern gab auch die Heilmittel dagegen -an. Die Gälen, sagt Tarbet, seien keineswegs allgemein für einen -Aufstand eingenommen. Selbst von denjenigen papistischen Clans, welche -keinen Grund hätten, die Unterwerfung unter das Joch der Campbells zu -fürchten, sei wenig zu besorgen. Es sei notorisch, daß auch die -talentvollsten und rührigsten unter den mißvergnügten Häuptlingen sich -um die zwischen den Whigs und Tories obschwebenden Streitfragen gar -nicht kümmerten. Lochiel insbesondere, den seine ausgezeichneten -persönlichen Eigenschaften zu dem bedeutendsten Manne unter den -Gebirgsbewohnern machten, frage nach Jakob eben so wenig etwas wie nach -Wilhelm. Wenn die Camerons, die Macdonalds und die Macleans überzeugt -werden könnten, daß ihre Güter und Ehrenstellen ihnen unter der neuen -Regierung gesichert blieben, wenn Mac Callum More einige Zugeständnisse -mache und Ihre Majestäten die Bezahlung einiger Pachtrückstände -übernähmen, so würde Dundee die Clans mit wenig Erfolg zu den Waffen -rufen. Fünftausend Pfund Sterling, meinte Tarbet, würden hinreichen, um -alle celtischen Magnaten zu beschwichtigen, und in der That, obgleich -diese Summe den Politikern von Westminster lächerlich klein vorkommen -mochte, obgleich sie nicht größer war als der jährliche Gehalt des -Oberkammerherrn oder des Kriegszahlmeisters, war sie doch enorm für -einen rohen Potentaten, der zwar über Hunderte von Quadratmeilen -herrschte und Hunderte von Kriegern ins Feld stellen konnte, aber -vielleicht niemals fünfzig Guineen auf einmal in seiner Geldkasse gehabt -hatte.[81] - -Obwohl Tarbet von den schottischen Ministern der neuen Souveraine für -einen sehr zweifelhaften Freund gehalten wurde, so verschmähte man -seinen Rath doch nicht ganz. Es wurde beschlossen, den Mißvergnügten -Propositionen zu machen, welche er angerathen hatte. Viel hing dabei von -der Wahl eines Agenten ab, und leider bewies die getroffene Wahl, wie -wenig die Vorurtheile der wilden Gebirgsstämme in Edinburg verstanden -wurden. Ein Campbell wurde dazu ausersehen, für die Sache des Königs -Wilhelm Männer zu gewinnen, deren Groll gegen den König Wilhelm einzig -und allein den Grund hatte, daß er die Campbells begünstigte. -Anerbietungen, welche durch eine solche Mittelsperson gemacht wurden, -mußten natürlich als Schlinge und zugleich als Beleidigungen betrachtet -werden. Unter solchen Umständen war es unnütz, daß Tarbet an Lochiel und -Mackay an Glengarry schrieb. Lochiel antwortete Tarbet gar nicht, und -Glengarry gab Mackay eine zwar artige, aber kalte Antwort, in welcher er -dem General rieth, das Beispiel Monk's nachzuahmen.[82] - - -Unentschiedener Feldzug in den Hochlanden. - -Inzwischen vergeudete Mackay einige Wochen mit Märschen, Contremärschen -und unentschiedenen Scharmützeln. Späterhin gestand er ehrlich ein, daß -die Kenntnisse, die er sich während seiner dreißigjährigen -Militärdienste auf dem Continent erworben, ihm in seiner damaligen neuen -Stellung nichts nützten. Es war schwer, in einem solchen Lande den Feind -zu verfolgen, und unmöglich war es, ihn dahin zu bringen, daß er eine -offene Schlacht annahm. Nahrung für ein Invasionsheer war in der -waldigen und steinigen Wildniß nicht zu finden; eben so wenig konnten -Lebensmittel für viele Tage weit über weiche Sümpfe und steile Anhöhen -transportirt werden. Der General überzeugte sich, daß er seine Leute und -ihre Pferde fast zu Tode ermüdet und doch nichts erreicht hatte. -Hochländische Hülfstruppen würden ihm von großem Nutzen gewesen sein; -allein er hatte wenig solche Hülfstruppen. Der Häuptling der Grants, den -die vorige Regierung verfolgt und der Conspiration mit dem unglücklichen -Earl von Argyle angeklagt hatte, war zwar ein warmer Freund der -Revolution. Zweihundert Mackay's kamen, wahrscheinlich unter dem -Einflusse von verwandtschaftlichen Gefühlen, aus dem äußersten Norden -unsrer Insel, wo es in der Mitte des Sommers keine Nacht giebt, um unter -einem Anführer ihres Namens zu kämpfen; im Allgemeinen aber erwarteten -die Clans, die sich nicht an dem Aufstande betheiligten, den Ausgang mit -kalter Gleichgültigkeit und schmeichelten sich mit der Hoffnung, daß es -ihnen leicht werden würde, sich mit den Siegern auszusöhnen und daß sie -an der Plünderung der Besiegten würden Theil nehmen dürfen. - -Eine Erfahrung von wenig mehr als einem Monat überzeugte Mackay, daß es -nur ein Mittel gab, durch welches die Hochlande unterworfen werden -konnten. Es war nutzlos, die Gebirgsbewohner Berg auf Berg ab zu -verfolgen. Eine Reihe von Festungen mußte an den wichtigsten Punkten -errichtet und mit starken Besatzungen versehen werden. Der Ort, mit dem -der General vorschlug den Anfang zu machen, war Inverlochy, wo die -gewaltigen Ueberreste eines alten Schlosse standen und noch stehen. -Dieser Posten lag nahe an einem Meeresarme und im Herzen des von den -mißvergnügten Clans bewohnten Landes. Ein dort stationirtes und -nöthigenfalls durch Kriegsschiffe unterstütztes starkes Truppencorps -hätte zu gleicher Zeit die Macdonalds, die Camerons und die Macleans -wirksam in Schach halten können.[83] - -Während Mackay in seinen Briefen an den Staatsrath zu Edinburg die -Nothwendigkeit vorstellte, auf diesen Plan einzugehen, hatte Dundee mit -Schwierigkeiten zu kämpfen, welche all' seine Energie und -Geschicklichkeit nicht völlig zu bewältigen vermochte. - - -Militärischer Character der Hochländer. - -So lange die Hochländer noch eine Nation waren, die ihre eigenthümliche -Verfassung hatte, waren sie in einem Sinne brauchbarer und in einem -andren Sinne unbrauchbarer für militärische Zwecke als irgend eine andre -Nation in Europa. Der Celte als Individuum eignete sich moralisch und -physisch trefflich für den Krieg, und ganz besonders für den Krieg in -einem so wilden und rauhen Lande wie das seine. Er war unerschrocken, -kräftig, leichtfüßig und ertrug ohne Murren Kälte, Hunger und -Anstrengungen. Ueber steile Felsen und verrätherische Sümpfe bewegte er -sich eben so leicht wie die französischen Haustruppen auf der Straße von -Versailles nach Marly. Er war an den Gebrauch der Waffen und an den -Anblick des Blutes gewöhnt; er war ein geübter Fechter und Schütze, und -bevor er jemals in Reih' und Glied gestanden, war er schon mehr als ein -halber Soldat. - -Wie der einzelne Celte leicht in einen Soldaten zu verwandeln war, -ebenso war ein ganzer Stamm von Celten leicht in ein Bataillon Soldaten -zu verwandeln. Es bedurfte dazu nichts weiter, als daß die militärische -Organisation mit der patriarchalischen Organisation in Einklang gebracht -wurde. Der Häuptling mußte Oberst, sein Oheim oder sein Bruder mußte -Major, die Pächter, welche gleichsam die Peerschaft des kleinen Staates -bildeten, mußten die Hauptleute sein und die Compagnie jedes Hauptmanns -mußte aus denjenigen Bauern bestehen, die auf seinem Grund und Boden -wohnten und deren Namen, Gesichter, Verwandten und Charactere er genau -kannte; die Unteroffiziere mußten aus den auf die Adlerfeder stolzen -Duinhe Wassels gewählt sein, der Waffenträger war eine vortreffliche -Ordonnanz, der Erbpfeifer und seine Söhne bildeten die Musikbande, und -der Clan wurde so mit einem Male ein Regiment. In einem solchen Regiment -herrschte vom ersten Augenblicke an die strenge Ordnung und der -pünktliche Gehorsam, worin die Stärke regulärer Armeen besteht. Jeder -Mann, vom Höchsten bis zum Niedrigsten, war an seinem geeigneten Platze -und kannte diesen Platz vollkommen. Es war nicht nöthig, den -neueingerichteten Truppen erst durch Drohungen oder Strafen die Pflicht -einzuschärfen, den Mann als ihr Oberhaupt zu betrachten, den sie von -jeher, so lange sie denken konnten, als ihr Oberhaupt betrachtet hatten. -Jeder Gemeine hatte von Kindheit an seinen Korporal sehr, seinen -Hauptmann noch mehr geachtet und seinen Obersten fast angebetet. An -Meuterei war daher nicht zu denken, ebenso wenig an Desertion, denn -gerade diejenigen Gefühle, welche andere Soldaten am mächtigsten -antreiben zu desertiren, hielten den Hochländer bei seiner Fahne. Wohin -sollte er gehen, wenn er sie verließ? Alle seine Verwandten, alle seine -Freunde waren um dieselbe versammelt. Trennte er sich also von ihr, so -trennte er sich zugleich für immer von seiner Familie und brachte den -ganzen Jammer des Heimwehs über sich, das in regulären Armeen so viele -Rekruten antreibt, auf die Gefahr von körperlicher Züchtigung und Tod -hin zu entlaufen. Wenn man diese Umstände erwägt, wird man sich nicht -darüber wundern, daß die hochländischen Clans zuweilen große -Kriegsthaten vollbracht haben. - -Was aber diese Institutionen, welche einen Stamm von Hochländern, die -alle dieselben Namen führten und alle demselben Oberhaupte unterthan -waren, im Kampfe so furchtbar machten, machte die Nation ungeeignet für -den Krieg im Großen. Nichts war leichter als Clans in tüchtige -Regimenter zu verwandeln; aber nichts war schwieriger als diese -Regimenter dergestalt zu vereinigen, daß sie eine tüchtige Armee -bildeten. Von den Schäfern und Hirten, welche in den Reihen fochten, bis -hinauf zu den Häuptlingen war Alles Harmonie und Ordnung. Jeder Mann -blickte empor zu seinem unmittelbaren Vorgesetzten und Alle blickten -empor zu dem gemeinsamen Oberhaupte. Aber mit dem Häuptling schloß diese -Subordinationskette. Er verstand nur zu gebieten und hatte nicht gelernt -zu gehorchen. Selbst königlichen Erlassen, selbst Parlamentsedicten -pflegte er nur dann Gehorsam zu bezeigen, wenn sie in vollkommenem -Einklang mit seinen Neigungen standen. Man durfte nicht erwarten, daß er -einer delegirten Autorität eine Achtung zollen werde, die er der -höchsten Autorität zu verweigern gewohnt war. Er hielt sich für -berechtigt, über die Zweckmäßigkeit jedes ihm zukommenden Befehls zu -entscheiden. Von seinen Bruderhäuptlingen waren einige seine Feinde, -andere seine Nebenbuhler. Es war kaum möglich, ihn abzuhalten, sie zu -beleidigen, oder ihn zu überzeugen, daß sie ihn nicht beleidigten. Alle -seine Untergebenen sympathisirten mit allen seinen Animositäten, -betrachteten seine Ehre wie ihre eigene und waren bereit auf seinen Ruf -sich um ihn gegen den Oberbefehlshaber zu schaaren. Es war daher sehr -wenig Aussicht, daß durch irgend welche Mittel fünf Clans bewogen werden -konnten, während eines langen Feldzugs herzlich mit einander zu -cooperiren. Die meiste Hoffnung dazu war noch in dem Falle, wenn sie von -einem Sachsen angeführt wurden. Es ist bemerkenswerth, daß keine der -großen Thaten, welche die Hochländer während unserer Bürgerkriege -vollbrachten, unter dem Commando eines Hochländers vollbracht wurde. -Einige Schriftsteller haben es als einen Beweis für das außerordentliche -Genie Montrose's und Dundee's erwähnt, daß diese Feldherren, obgleich -nicht gälischen Stammes oder gälischer Sprache, im Stande gewesen waren, -Bündnisse gälischer Stämme zu bilden und zu leiten. Aber gerade weil -Montrose und Dundee keine Hochländer waren, vermochten sie Armeen -anzuführen, welche aus hochländischen Clans zusammengesetzt waren. Wäre -Montrose Häuptling der Camerons gewesen, so würden die Macdonalds sich -niemals seiner Autorität gefügt haben. Wäre Dundee Häuptling des -Clanronald gewesen, so würde der Glengarry ihm nie gehorcht haben. -Stolze und empfindliche Männer, welche kaum den König als ihren -Vorgesetzten anerkannten, würden niemals die Superiorität eines -Nachbarn, eines von ihres Gleichen, eines Nebenbuhlers, ertragen haben. -Viel leichter konnten sie die Obergewalt eines ausgezeichneten Fremden -ertragen. Doch selbst einem solchen Fremden gestanden sie nur eine sehr -beschränkte und sehr prekäre Autorität zu. Einen Häuptling vor ein -Kriegsgericht zu stellen, ihn zu erschießen, ihn zu cassiren, ihn zu -degradiren, ihm öffentlich einen Verweis zu geben, war unmöglich. -Macdonald von Keppoch oder Maclean von Duart würde jeden Offizier -todtgeschlagen haben, der ihm sein Schwert abverlangt und ihm gesagt -hätte, daß er sich als Arrestanten zu betrachten habe, und Hunderte von -Claymores würden augenblicklich aufgebrochen sein, um den Mörder zu -beschützen. Es blieb dem Befehlshaber, unter dem diese Potentaten zu -dienen sich herabließen, nichts Andres übrig als mit ihnen zu -berathschlagen, sie zu bitten, ihnen zu schmeicheln, sie zu bestechen, -und selbst durch diese Mittel vermochte menschliche Geschicklichkeit nur -auf kurze Zeit die Eintracht zu erhalten. Denn jeder Häuptling glaubte -Anspruch auf besondere Berücksichtigung zu haben, und man durfte daher -keinem besondere Artigkeit erweisen, ohne die anderen zu verletzen. Der -General war nichts weiter als der Präsident eines Congresses kleiner -Könige. Er wurde beständig aufgefordert, Streitigkeiten wegen -Stammbäumen, wegen Vorrang, oder wegen Theilung von Beute anzuhören und -zu schlichten. Mochte sein Ausspruch lauten wie er wollte, Jemand mußte -dadurch verletzt werden. Jeden Augenblick konnte er erfahren, daß sein -rechter Flügel in Folge eines zweihundert Jahre alten Streites auf sein -Centrum gefeuert habe, oder daß ein ganzes Bataillon nach seinem -heimathlichen Thale zurückgekehrt sei, weil ein andres Bataillon auf den -Ehrenposten gestellt worden war. Ein hochländischer Barde würde in der -Geschichte des Jahres 1689 leicht Sujets gefunden haben, ganz ähnlich -denen, welche der trojanische Krieg den großen Dichtern des Alterthums -lieferte. Heute ist Achilles mißmuthig, hütet sein Zelt und kündigt die -Absicht an, mit allen seinen Leuten abzuziehen. Morgen stürmt Ajax im -Lager umher und droht dem Ulysses den Hals abzuschneiden. - -Daher kam es, daß, obgleich die Hochländer in den Bürgerkriegen des 17. -Jahrhunderts einige große Thaten vollbrachten, diese Thaten keine nach -wenigen Wochen noch erkennbare Spuren hinterließen. Siege von seltenem -und fast ungeheuerlichem Glanze zogen alle Folgen einer Niederlage nach -sich. Kriegsveteranen und Soldaten waren ganz erstaunt über diese -plötzlichen Glückswechsel. Es war unglaublich, daß undisciplinirte Leute -solche Waffenthaten vollbracht haben sollten. Eben so unglaublich war -es, daß solchen Waffenthaten, nachdem sie vollbracht waren, der Triumph -der Besiegten und die Unterwerfung der Sieger auf dem Fuße gefolgt sein -sollte. Nachdem Montrose rasch hintereinander Sieg auf Sieg erfochten, -sah er sich mitten auf der Bahn des Glücks plötzlich von seinen -Untergebenen verlassen. Lokale Eifersüchteleien und lokale Interessen -hatten seine Armee zusammengebracht. Lokale Eifersüchteleien und lokale -Interessen lösten sie auf. Die Gordons verließen ihn, weil sie sich -gegen die Macdonalds zurückgesetzt glaubten. Die Macdonalds verließen -ihn, weil sie die Campbells plündern wollten. Die Streitmacht, die man -früher für stark genug gehalten hatte, um das Schicksal eines -Königreichs zu entscheiden, schmolz binnen wenigen Tagen zusammen, und -auf die Siege von Tippermuir und Kilsyth folgte die Niederlage von -Philiphaugh. Dundee lebte nicht lange genug, um einen ähnlichen -Glücksumschlag zu erfahren, aber man hat allen Grund zu glauben, daß, -wenn er nur vierzehn Tage länger gelebt hätte, seine Geschichte ein -Seitenstück zu der Geschichte Montrose's gewesen sein würde. - -Bald nachdem die Clans sich in Lochaber gesammelt hatten, machte Dundee -einen Versuch sie zu überreden, daß sie sich der Disciplin einer -regulären Armee unterwarfen. Er berief einen Kriegsrath zusammen, um -diese Frage zu erörtern. Seine Ansicht wurde von allen denjenigen -Offizieren unterstützt, welche aus dem Niederlande zu ihm gestoßen -waren. Unter ihnen zeichneten sich Jakob Seton, Earl von Dunfermline, -und Jakob Galloway, Lord Dunkeld, aus. Die celtischen Häuptlinge -vertraten die entgegengesetzte Meinung. Lochiel, der talentvollste unter -ihnen, war ihr Wortführer und verfocht die Sache mit großem Scharfsinn -und natürlicher Beredtsamkeit. »Unser System,« -- so lautete der -Hauptinhalt seines Raisonnements -- »mag nicht das beste sein; aber wir -sind von Kindheit auf dazu erzogen worden, wir verstehen es vollkommen -und es steht mit unseren eigenthümlichen Institutionen, Gefühlen und -Sitten im Einklange. Wenn wir auf unsre Art Krieg führen, so haben wir -die Erfahrung und die Kaltblütigkeit von Veteranen. Führen wir auf andre -Art Krieg, so werden wir rohe und unbeholfene Rekruten sein. Soldaten -aus uns zu machen, wie die eines Cromwell und Turenne waren, dazu würden -Jahre gehören, und wir haben nicht Wochen übrig. Wir haben hinreichend -Zeit, unsre Disciplin zu verlernen, aber nicht Zeit genug, die eurige zu -erlernen.« Dundee erklärte sich unter großen Schmeicheleien für Lochiel -überzeugt, und er war es vielleicht auch, denn die Gründe des -verständigen alten Häuptlings waren durchaus nicht ohne Gewicht.[84] - - -Zwistigkeiten in der hochländischen Armee. - -Einige celtische Kriegsgebräuche waren jedoch von der Art, daß Dundee -sie nicht dulden konnte. So grausam er auch war, seine Grausamkeit hatte -immer eine Methode und einen Zweck. Er hoffte noch immer, daß es ihm -gelingen werde, einige neutral gebliebene Häuptlinge zu gewinnen und er -vermied daher sorgfältig Alles was sie zu offener Feindseligkeit hätte -aufstacheln können. Dies war allerdings ein Verfahren, von dem sich -erwarten ließ, daß es dem Interesse Jakob's förderlich sein würde; aber -Jakob's Interesse war den wilden Räubern, welche einzig und allein zu -dem Zwecke ersprießliche Raubzüge unternehmen und alten Groll rächen zu -können, seinen Namen gebrauchten und sich um sein Banner schaarten, sehr -gleichgültig. Keppoch insbesondere, der die Mackintoshs weit mehr haßte, -als er die Stuarts liebte, plünderte das Gebiet seiner Feinde nicht nur, -sondern verbrannte auch Alles was er nicht mit fortnehmen konnte. Dundee -gerieth beim Anblick der brennenden Wohnungen in heftigen Zorn. »Lieber -möchte ich,« sagte er, »in einem anständigen Regiment die Muskete -tragen, als Anführer einer solchen Räuberbande sein.« Von Bestrafung war -natürlich keine Rede. Es darf in der That schon als ein auffallender -Beweis von dem Einflusse des Generals angesehen werden, daß der Coll der -Kühe es der Mühe werth hielt, sich wegen eines Benehmens zu -entschuldigen, um dessentwillen er in einer wohldisciplinirten Armee -erschossen worden wäre.[85] - -Da die Grants für den König Wilhelm die Waffen ergriffen hatten, so -wurde ihr Eigenthum als gute Prise betrachtet. Eine Abtheilung der -Camerons fiel in ihr Gebiet ein, es kam zu einem Gefecht, es floß etwas -Blut, und eine Menge Vieh wurde in Dundee's Lager getrieben, wo man -Lebensmittel sehr gut brauchen konnte. Dieser Streifzug gab Anlaß zu -einem Streite, dessen Geschichte den Character einer Armee von -Hochländern im richtigsten Lichte zeigt. Unter Denen, welche im Kampfe -mit den Camerons fielen, befand sich ein Macdonald von der Seitenlinie -der Glengarries, der lange unter den Grants gelebt hatte, in Gesinnungen -und Ansichten ein Grant geworden und beim Aufgebot seines Stammes nicht -erschienen war. Obgleich er sich gegen den gälischen Codex der Ehre und -Moral schwer vergangen hatte, erinnerten sich doch seine Stammesgenossen -der geheiligten Bande, die er vergessen. Mochte er gut oder schlecht -sein, er war von ihrem Fleisch und Blut und er hätte daher ihrer Justiz -aufgespart werden sollen. Der Name, den er trug, das Blut der Lords von -den Inseln hätte ihn schützen sollen. Glengarry begab sich wüthend zu -Dundee und verlangte Rache an Lochiel und dem ganzen Geschlecht Cameron. -Dundee erwiederte, der unglückliche Gentleman, der gefallen sei, habe -den Clan wie auch den König verrathen. Sei es im Kriege wohl erhört, daß -die Person eines Feindes, eines unter den Waffen Kämpfenden wegen eines -Namens und seiner Abkunft für unantastbar gehalten werden müsse? Und -selbst wenn ein Unrecht geschehen sei, wie solle es wieder gut gemacht -werden? Die halbe Armee müsse erst die andre Hälfte erschlagen, ehe -Lochiel ein Haar gekrümmt werden könne. Glengarry entfernte sich wieder, -tobend wie ein Besessener. Da seine Klagen von Denen, die ihm Recht -verschaffen sollten, nicht beachtet würden, so wolle er sich selbst -Recht verschaffen; er wolle seine Leute aufbieten und mit dem Schwert in -der Hand über die Mörder seines Vetters herfallen. Eine Zeit lang wollte -er auf keine Vorstellungen hören. Als man ihm zu bedenken gab, daß -Lochiel's Anhänger den Glengarryleuten an Zahl um das Doppelte überlegen -seien, rief er aus: »Das thut nichts; ein Glengarry ist soviel werth als -zwei Camerons.« Wäre Lochiel eben so heftig und großsprecherisch -gewesen, so ist es wahrscheinlich, daß die hochländische Insurrection -der Regierung wenig mehr zu schaffen gemacht und daß die Rebellen ohne -viel Aufhebens einander gegenseitig in ihren Wildnissen erschlagen haben -würden. Aber die Natur hatte ihm in reichem Maße die Eigenschaften eines -Staatsmannes verliehen, obwohl das Schicksal diese Eigenschaften in -einem unbekannten Winkel der Erde verborgen hatte. Er sah ein, daß jetzt -keine Zeit zur Zwietracht sei; sein Muth war längst anerkannt und sein -Temperament verstand er vollkommen zu beherrschen. Glengarry's Wuth, -durch keine neuen Provokationen gereizt, legte sich bald. Allerdings -vermutheten Manche, daß er niemals ganz so kampflustig gewesen sei, als -er sich gestellt habe und daß er mit seinem Toben nichts weiter -beabsichtigt habe, als sein eignes Ansehen in den Augen seiner Anhänger -aufrecht zu erhalten. Wie dem auch sein möge, der Streit wurde -geschlichtet und die beiden Häuptlinge begrüßten sich mit dem äußeren -Schein von Artigkeit an der Tafel des Generals.[86] - - -Dundee sucht bei Jakob um Unterstützung nach. - -Die Erfahrungen, welche Dundee an seinen celtischen Bundesgenossen -machte, mußten es ihm wünschenswerth erscheinen lassen, in seiner Armee -einige Truppen zu haben, auf deren Gehorsam er sich verlassen konnte und -welche nicht auf einen Wink von ihrem Obersten die Waffen gegen ihren -General und ihren König kehren würden. In Folge dessen schrieb er -während der Monate Mai und Juni mehrere Briefe nach Dublin, worin er -dringend um Beistand bat. Wenn sechstausend, viertausend, dreitausend -reguläre Soldaten jetzt nach Lochaber geschickt würden, könne Se. -Majestät darauf rechnen, daß er bald in Holyrood ein Hoflager halten -werde. Daß ein solches Truppencorps entbehrlich war, unterlag kaum einem -Zweifel. Jakob's Autorität war damals in allen Theilen Irland's -anerkannt, außer an den Ufern des Ernesees und hinter den Mauern von -Londonderry. Er hatte in diesem Königreiche eine Armee von -vierzigtausend Mann. Ein Achtel von dieser Armee wäre dort kaum vermißt -worden und hätte in Verbindung mit den aufständischen Clans in -Schottland große Dinge ausrichten können. - -Die Antworten, welche Dundee auf seine Ansuchen erhielt, berechtigten -ihn zu der Hoffnung, daß ihm bald ein starkes und wohlausgerüstetes -Corps aus Ulster zugeschickt werden würde. Vor der Ankunft dieser -Verstärkungen wollte er nicht das Glück einer Schlacht versuchen.[87] -Mackay auf der andren Seite war es müde, in einer Wildniß -umherzumarschiren. Seine Leute waren erschöpft und entmuthigt; er hielt -es für wünschenswerth, daß sie die Gebirgsgegend verließen, und Wilhelm -war der nämlichen Meinung. - - -Unterbrechung des Kriegs in den Hochlanden. - -So wurde im Juni der Bürgerkrieg wie auf Verabredung zwischen den -beiderseitigen Generälen völlig eingestellt. Dundee blieb in -ungeduldiger Erwartung der Truppen und Zufuhren aus Irland in Lochaber. -Es war ihm indessen unmöglich, seine Hochländer in einem Zustande der -Unthätigkeit beisammenzuhalten, denn es bedurfte eines großen Gebiets -von Sumpf- und Gebirgsland, um eine so zahlreiche Mannschaft zu -unterhalten. Die Clans kehrten daher in ihre Schluchten zurück, nachdem -sie versprochen hatten, sich auf den ersten Aufruf wieder zu sammeln. - -Inzwischen erholten sich die durch harte Strapatzen und Entbehrungen -erschöpften Soldaten Mackay's in Quartieren, welche über das ganze -Niederland von Aberdeen bis Stirling zerstreut waren. Mackay selbst war -in Edinburg und drang in die dortigen Minister, ihm die Mittel zur -Errichtung einer Fortifikationskette in den Grampians zu bewilligen. Die -Minister hatten sich, wie es scheint, in ihren militärischen -Hülfsmitteln verrechnet. Man hatte erwartet, daß die Campbells eine -Streitmacht ins Feld stellen würden, welche hinreichend war, um die -ganze Stärke der unter Dundee marschirenden Clans aufzuwiegen. Ebenso -hatte man erwartet, daß die westlichen Covenanters sich beeilen würden, -die Reihen der Armee König Wilhelm's zu verstärken. Beide Erwartungen -wurden getäuscht. Argyle hatte sein Fürstenthum verwüstet und seinen -Stamm entwaffnet und desorganisirt gefunden. Es mußte eine beträchtliche -Zeit darüber hingehen, ehe sein Banner von einer Streitmacht umgeben -sein würde, wie seine Väter sie in den Kampf geführt hatten. - - -Bedenklichkeiten der Covenanters, für König Wilhelm die Waffen zu -ergreifen. - -Die Covenanters des Westens waren im allgemeinen nicht geneigt, sich -einreihen zu lassen. An Muth fehlte es ihnen sicherlich nicht, und sie -haßten Dundee mit tödtlicher Erbitterung. Seine Grausamkeit war in ihrem -Theile des Landes noch in frischem Andenken. Jedes Dorf hatte seine -blutige Geschichte. In dem einen Hause fehlte der greise Vater, in dem -andren der hoffnungsvolle Sohn. Man erinnerte sich nur zu gut, wie die -Dragoner in die Hütte des Landmanns eingedrungen waren, bei jedem Worte -ihn, sich selbst und Einer den Andren verfluchend und verwünschend, wie -sie die achtzigjährige Großmutter hinter dem warmen Ofen hervorgerissen -und mit roher Hand den Busen seiner sechzehnjährigen Tochter betastet -hatten; wie ihm die Abschwörungsformel vorgehalten worden war, wie er -die Arme über der Brust gekreuzt und gesagt hatte: »der Wille Gottes -geschehe;« wie der Oberst ein Piket mit geladenen Gewehren herbeigerufen -und wie drei Minuten später der brave Hausvater vor seiner eigenen Thür -in einer Blutlache gelegen hatte. Der Platz des Märtyrers am Herde war -noch leer und jedes Kind konnte seinen noch grünen Grabhügel auf der -Haide zeigen. Wenn die Leute dieser Gegend ihren Unterdrücker einen -Diener des Teufels nannten, so sprachen sie nicht in bildlichem Sinne; -sie glaubten wirklich, daß zwischen dem bösen Menschen und dem bösen -Geiste ein enges Bündniß mit bestimmten Bedingungen bestehe, daß Dundee -sich verpflichtet habe, das Werk der Hölle auf Erden zu verrichten und -daß die Hölle zu höheren Zwecken ihren Sklaven beschützen dürfe, bis das -Maß seiner Schuld voll sein würde. Aber so gründlich diese Leute auch -Dundee verabscheuten, so erhoben doch die meisten von ihnen Bedenken -dagegen, für Wilhelm das Schwert zu ziehen. Es wurde in der Pfarrkirche -zu Douglas ein großes Meeting gehalten und die Frage vorgelegt, ob es zu -einer Zeit, wo Krieg im Lande wüthe und eine irische Invasion erwartet -werde, nicht Pflicht sei, zu den Waffen zu greifen. Die Debatte war -heftig und tumultuarisch. Die Redner der einen Seite beschworen ihre -Brüder, nicht den Fluch auf sich zu laden, der gegen die Bewohner von -Meros geschleudert worden, weil sie dem Herrn nicht gegen den Mächtigen -zu Hülfe kamen. Die Redner der andren Seite donnerten gegen sündige -Bündnisse. Es seien Schlechtgesinnte in Wilhelm's Heere, Mackay's eigne -Rechtgläubigkeit sei problematisch; mit solchen Kameraden und unter -einem solchen General Kriegsdienste zu leisten, würde ein sündiges -Bündniß sein. Nach langem Hin- und Herstreiten und unter großer -Verwirrung wurde endlich eine Abstimmung vorgenommen und die Majorität -erklärte sich dahin, das es ein sündiges Bündniß sein würde, -Kriegsdienste zu nehmen. - - -Aushebung des Cameron'schen Regiments. - -Es gab jedoch eine starke Minorität und aus den Mitgliedern dieser -Minorität gelang es dem Earl von Angus ein Infanteriecorps zu bilden, -das noch heute, nach Verlauf von mehr als hundertsechzig Jahren, unter -dem Namen des Cameron'schen Regiments bekannt ist. Der erste -Oberstleutnant desselben war Cleland, der unerbittliche Bluträcher, der -Dundee aus der Convention getrieben hatte. Es machte keine geringe -Schwierigkeit, die Reihen zu füllen, denn viele westländische Whigs, die -es nicht für absolut sündhaft hielten, einzutreten, stellten -Bedingungen, welche alle militärische Disciplin untergraben mußten. -Einige wollten nicht unter einem Obersten, Major, Hauptmann, Sergeanten -oder Korporal dienen, der nicht bereit sei, den Covenant zu -unterschreiben. Andere bestanden darauf, daß, wenn es durchaus nöthig -befunden würde, den und jenen Offizier anzustellen, welcher die unter -der vorigen Regierung vorgeschriebenen Testeide geleistet habe, er sich -wenigstens durch öffentliches Eingeständniß seiner Sünde vor der Fronte -des Regiments zum Commando qualificiren sollte. Die Mehrzahl der -Enthusiasten, welche diese Bedingungen gestellt hatten, wurde durch -geschickte Bearbeitung bewogen, ihre Forderungen bedeutend -herabzustimmen. Doch hatte das Regiment immerhin einen ganz -eigenthümlichen Character. Die Soldaten waren sämmtlich strenge -Puritaner. Einer ihrer ersten Schritte war eine Petition an das -Parlament, daß alle Trunksucht, Ausschweifung und Gottlosigkeit streng -bestraft werden möchte. Ihr eignes Verhalten muß musterhaft gewesen -sein, denn das schlimmste Verbrechen, das die überspannteste Bigotterie -ihnen zur Last legen konnte, bestand darin, daß sie dem Könige zu seinem -Geburtstage Hurrahs brachten. Man hatte ursprünglich beabsichtigt, mit -der militärischen Organisation des Corps die Organisation einer -presbyterianischen Gemeinde zu verweben. Jede Compagnie sollte einen -Aeltesten liefern und die Aeltesten sollten mit dem Kaplan ein -geistliches Tribunal zur Unterdrückung der Unsittlichkeit und Ketzerei -bilden. Es wurden indeß keine Aeltesten ernannt; aber ein angesehener -Bergprediger, Alexander Shields, wurde zu dem Amte eines Kaplans -berufen. Es läßt sich schwer denken, daß der Fanatismus eine höhere -Gluth erreichen könnte, als er aus den Schriften Shields' -hervorleuchtet. Nach seinen Ansichten würde es die erste Pflicht jedes -christlichen Herrschers sein, jeden heterodoxen Unterthan bis zum Tode -zu verfolgen, und ebenso die erste Pflicht jedes christlichen -Unterthanen, einen heterodoxen Fürsten zu ermorden. Doch es herrschte -damals in Schottland eine fanatische Begeisterung, im Vergleich zu -welcher selbst die Begeisterung dieses Mannes noch lau war. Die extremen -Covenanters protestirten gegen seinen Abfall eben so heftig als sie -gegen die Schwarze Indulgenz und gegen den Suprematseid protestirt -hatten und erklärten Jeden, der in Angus' Regiment eintrat, eines -ruchlosen Bündnisses mit Uebelgesinnten schuldig.[88] - - -Uebergabe des Schlosses von Edinburg. - -Mittlerweile war das Edinburger Schloß gefallen, nachdem es sich länger -als zwei Monate gehalten hatte. Die Vertheidigung sowohl wie der Angriff -waren sehr lau betrieben worden. Der Herzog von Gordon, der keine Lust -hatte, sich den tödtlichen Haß Derer zuzuziehen, in deren Gewalt seine -Besitzungen und sein Leben bald sein konnten, fand es nicht für -gerathen, die Stadt zu beschießen. Auf der andren Seite betrieben die -Belagerer ihre Operationen mit so wenig Energie und Umsicht, daß die -Jakobiten in der Citadelle mit den draußen befindlichen Jakobiten in -fortwährender Communication standen. Man erzählte sich sonderbare -Geschichten von den artigen und kurzweiligen Botschaften, welche -zwischen den Belagerten und den Belagerern gewechselt wurden. Einmal -ließ Gordon den städtischen Behörden sagen, daß er wegen einiger ihm aus -Irland zugekommenen Nachrichten eine Geschützsalve geben werde, daß aber -die gute Stadt sich nicht zu beunruhigen brauche, denn er werde seine -Kanonen nicht mit Kugeln laden. Ein andermal wirbelten seine Trommeln -das Zeichen zum Parlamentiren; die weiße Fahne wurde ausgesteckt, es -fand eine Unterredung statt und er benachrichtigte den Feind ganz -ernsthaft, daß alle seine Spielkarten bis zum Zerfallen abgegriffen -seien und daß er ihm doch einige frische Packete zukommen lassen möchte. -Seine Freunde errichteten einen Telegraphen, vermittelst dessen sie sich -über die Linien der Schildwachen hinweg mit ihm unterhielten. An einem -Fenster im obersten Stock eines der höchsten der gigantischen Häuser, -von denen noch jetzt einige wenige High Street verdunkeln, wurde, wenn -Alles gut ging, ein weißes Tuch, und wenn die Sachen schlecht standen, -ein schwarzes Tuch ausgehangen. Hatte man ausführlichere Meldungen zu -machen, so wurde eine Tafel emporgehalten, auf der die Nachricht mit so -großen Buchstaben geschrieben stand, daß sie mit Hülfe eines Fernrohrs -von den Wällen der Citadelle aus gelesen werden konnte. Boten mit -Briefen und frischen Lebensmitteln gelangten in verschiedenen -Verkleidungen und durch mannichfache Kunstgriffe über den Wassergraben, -der sich damals auf der Nordseite der Festung befand, und erklommen den -steilen Abhang. Der Knall einer Muskete auf einem bestimmten Außenwerke -war das Signal, welches den Freunden des Hauses Stuart anzeigte, daß -wieder einer ihrer Emissäre glücklich den Felsen erklettert hatte. -Endlich aber waren die Vorräthe erschöpft und man mußte kapituliren. -Vortheilhafte Bedingungen wurden bereitwillig zugestanden, die Garnison -zog ab und die Schlüssel wurden unter den Acclamationen einer großen -Menge Bürger übergeben.[89] - - -Parlamentssession in Edinburg. - -Doch die Regierung hatte im Parlamentshause viel erbittertere und -hartnäckigere Feinde als im Schlosse. Als die Stände nach ihrer -Vertagung wieder zusammentraten, wurden die Krone und das Scepter -Schottland's als Symbole des abwesenden Souverains mit gewohntem Pomp im -Saale ausgestellt. Hamilton ritt als Lord Obercommissar mit großem -Gepränge von Holyrood aus durch High Street, und Crawford nahm seinen -Sitz als Präsident ein. Zwei Edicte, von denen das eine die Convention -in ein Parlament verwandelte, das andre Wilhelm und Marien als König und -Königin anerkannte, wurden rasch angenommen und mit dem Scepter berührt, -und nun begann der Kampf der Parteien.[90] - - -Einfluß des Clubs. - -Es zeigte sich bald, daß die von Montgomery organisirte Opposition -unüberwindlich stark war. Obgleich aus vielen heterogenen Elementen, aus -Republikanern, Whigs, Tories, eifrigen Presbyterianern und bigotten -Prälatisten zusammengesetzt, agirte sie eine Zeit lang wie ein Mann und -zog eine Menge jener unbedeutenden und kleinmüthigen Politiker an sich, -welche sich naturgemäß zu der stärkeren Partei hinneigen. Die Freunde -der Regierung waren gering an Zahl und nicht verbunden. Hamilton ging -nur mit halbem Herzen an die Erfüllung seiner Pflichten. Unbeständig war -er jederzeit gewesen; jetzt war er auch noch unzufrieden. Er bekleidete -zwar den höchsten Posten, den ein Unterthan erreichen konnte; aber er -bildete sich ein, daß er nur den Schein der Macht habe, während Andere -die wirkliche Macht besäßen, und es war ihm daher nicht unlieb, wenn er -Diejenigen, auf die er eifersüchtig war, belästigt und beunruhigt sah. -Er hinterging den Fürsten, den er repräsentirte, nicht geradezu, aber er -intriguirte zuweilen mit den Führern des Clubs und spielte Denen, die -ihm im Dienste der Krone zur Seite standen, mitunter arglistige -Streiche. - -Seine Instructionen schrieben ihm vor, Gesetze zur Milderung oder -Beseitigung zahlreicher Mißstände und besonders einem die Macht des -Artikelausschusses beschränkenden und die Verfassung desselben -reformirenden Gesetze, sowie ferner einem das presbyterianische -Kirchenregiment einführenden Gesetze die königliche Genehmigung zu -ertheilen.[91] Doch es war gleichgültig, wie seine Instructionen -lauteten. Die Führer des Clubs legten es darauf an, eine Ursache zur -Uneinigkeit zu finden. Die Vorschläge der Regierung bezüglich der -Artikellords wurden verächtlich zurückgewiesen. Hamilton schrieb um neue -Instructionen nach London und bald wurde ihm ein zweiter Plan, welcher -dem einst despotischen Ausschusse nicht viel mehr als den Namen ließ, -zugeschickt. Aber auch dieser zweite Plan theilte das Schicksal des -ersten, obgleich er von der Art war, daß er vernünftige und gemäßigte -Reformers hätte befriedigen können. Unterdessen legten die Oberhäupter -des Clubs ein Gesetz vor, welches dem Könige verbot, jemals irgend -Jemanden in einem öffentlichen Amte anzustellen, der an irgend einer mit -der Rechtsforderung unverträglichen Maßregel Antheil gehabt oder irgend -einem guten Plan der Stände hindernd oder verzögernd entgegengetreten -sei. Dieses Gesetz, das in einem sehr kleinen Rahmen fast alle Fehler -vereinigte, die ein Gesetz nur haben kann, war, wie man sehr wohl wußte, -auf den neuen Lordpräsidenten des Court of Session und auf seinen Sohn, -den neuen Lord Advokaten, abgesehen. Ihr Glück und ihre Macht hatte -ihnen den Neid jedes in seinen Hoffnungen getäuschten Amtscandidaten -zugezogen. Daß sie Neulinge waren, die Ersten ihres Geschlechts, die -sich zur Auszeichnung emporgeschwungen, und daß sie dessenungeachtet -lediglich durch die Kraft der Befähigung eben so wichtige Personen im -Staate geworden waren wie der Herzog von Hamilton oder der Earl von -Argyle, war ein Gedanke, der vielen bedürftigen und stolzen Patriziern -das Herz zernagte. In den Augen der schottischen Whigs waren die -Dalrymple das was Halifax und Caermarthen in den Augen der englischen -Whigs waren. Weder die Verbannung Sir Jakob's, noch der Eifer, mit dem -Sir Johann die Revolution unterstützt hatte, wurden als eine Sühne für -alte Vergehen angenommen. Sie hatten Beide dem blutdürstigen und -götzendienerischen Hause gedient. Sie hatten Beide das Volk Gottes -unterdrückt. Ihre späte Reue konnte ihnen vielleicht einen billigen -Anspruch auf Verzeihung geben, gab ihnen aber gewiß kein Recht auf Ehren -und Belohnungen. - -Die Freunde der Regierung versuchten es vergebens, die Aufmerksamkeit -des Parlaments von der Verfolgung der Familie Dalrymple auf die wichtige -und dringliche Frage der Kirchenverfassung zu lenken. Sie sagten, das -alte System sei abgeschafft, es sei noch kein andres System an dessen -Stelle gesetzt, man wisse nicht mehr, welches eigentlich die -Staatsreligion des Landes sei, und es sei die erste Pflicht der -Legislatur, einer Anarchie ein Ende zu machen, welche täglich Unheil und -Verbrechen hervorrufe. Die Führer des Clubs ließen sich damit nicht von -ihrem Ziele abbringen. Es wurde beantragt und beschlossen, daß die -Inbetrachtnahme der kirchlichen Angelegenheiten so lange aufgeschoben -werden solle, bis die weltlichen Angelegenheiten geordnet seien. Die -ungerechte und absurde Incapacitätsacte wurde mit vierundsiebzig gegen -vierundzwanzig Stimmen angenommen. Ein andrer noch augenscheinlicher auf -das Haus Stair abzielender Beschluß folgte unmittelbar darauf. Das -Parlament machte Anspruch auf ein Veto bei der Ernennung von Richtern -und maßte sich die Befugniß an, die Untersiegelung zu verhindern, mit -anderen Worten, die ganze Justizverwaltung zu suspendiren, bis dieser -Anspruch zugestanden wäre. Aus dem Verlaufe der Debatte ging klar -hervor, daß, wenn die Führer des Clubs auch mit dem Court of Session -begonnen hatten, sie nicht damit aufzuhören gedachten. Die von Sir -Patrick Hume und Anderen angeführten Argumente führten direct zu dem -Schlusse, daß dem Könige die Ernennung keines wichtigen Staatsbeamten -zustehen solle. Sir Patrick sprach in der That in Rede wie in Schrift -seine Meinung dahin aus, daß das ganze Ernennungsrecht im Reiche von der -Krone auf die Stände übertragen werden sollte. Wenn die Stelle des -Schatzmeisters, des Kanzlers, des Sekretärs erledigt sei, müsse das -Parlament Sr. Majestät einige Namen vorlegen, und Se. Majestät solle -verbunden sein von diesen Namen einen zu wählen.[92] - -Während dieser ganzen Zeit verweigerten die Stände beharrlich jede -Geldbewilligung, bis ihre Acte mit dem Scepter berührt sein würden. Der -Lord Obercommissar ward endlich über ihre Verkehrtheit so aufgebracht, -daß er nach langem Temporisiren selbst solche Acte zu berühren -verweigerte, gegen die an sich nichts einzuwenden war, und welche zu -genehmigen ihn seine Instructionen ermächtigten. Dieser Stand der Dinge -würde mit einer großen Erschütterung geendigt haben, wenn der König von -Schottland nicht zugleich König eines viel größeren und reicheren Landes -gewesen wäre. Karl I. hatte nie irgend ein Parlament zu Westminster -unlenksamer gefunden, als Wilhelm während dieser Session das Parlament -zu Edinburg fand. Aber es lag nicht in der Macht des Parlaments von -Edinburg, einen solchen Zwang auf Wilhelm auszuüben, wie das Parlament -von Westminster ihn auf Karl ausgeübt hatte. Eine Verweigerung von -Geldern war zu Westminster eine ernsthafte Sache und ließ dem Souverain -keine andre Wahl als nachzugeben, oder durch verfassungswidrige Mittel -Geld zu erheben. In Edinburg brachte ihn eine derartige Verweigerung in -kein solches Dilemma. Die größte Summe, die er aus Schottland in einem -Jahre zu erhalten hoffen konnte, betrug weniger, als was er aus England -alle vierzehn Tage bezog. Er hatte sich daher nur in die Grenzen seiner -unbestreitbaren Prärogative einzuschließen und hier in der Defensive zu -verharren, bis eine günstige Conjunctur eintrat.[93] - - -Unruhen in Athol. - -Während diese Dinge im Parlamentshause vorgingen, brach der Bürgerkrieg -in den Hochlanden, der einige Wochen unterbrochen gewesen war, heftiger -als zuvor wieder aus. Seit der Glanz des Hauses Argyle verblichen war, -konnte kein gälischer Häuptling an Macht sich mit dem Marquis von Athol -messen. Der Bezirk, von dem er seinen Titel herleitete und dessen -Souverain er fast genannt werden konnte, war an Flächenraum größer als -eine gewöhnliche Grafschaft, und war fruchtbarer, besser angebaut und -dichter bevölkert als der größere Theil der Hochlande. Die Männer, die -seinem Banner folgten, wurden für nicht minder zahlreich gehalten als -sämmtliche Macdonalds und Macleans zusammengenommen, und standen an -Kraft und Muth keinem Stamme im Gebirge nach. Aber der Clan war durch -die Unbedeutendheit des Häuptlings unbedeutend gemacht worden. Der -Marquis war der falscheste, unbeständigste, kleinmüthigste Mensch von -der Welt. In dem kurzen Zeitraum von sechs Monaten war er bereits -mehrere Male ein Jakobit und mehrere Male Wilhelmit gewesen. Sowohl -Jakobiten als Wilhelmiten betrachteten ihn mit Verachtung und Mißtrauen, -welche sie nur aus Respect vor seiner ungeheuren Macht nicht rückhaltlos -äußerten. Nachdem er zu wiederholten Malen beiden Parteien Treue gelobt -und zu wiederholten Malen Beide verrathen hatte, begann er zu überlegen, -daß er am besten für seine Sicherheit sorgen werde, wenn er sowohl die -Functionen eines Peers, als die eines Häuptlings niederlegte, wenn er -sich sowohl von dem Parlamentshause zu Edinburg, als von seinem Schlosse -im Gebirge fern hielte, und wenn er das Land verließe an das er gerade -bei dem Wendepunkte seines Geschickes durch alle Bande der Pflicht und -der Ehre gekettet war. Während ganz Schottland mit Ungeduld und -ängstlicher Spannung zu sehen erwartete, in welches Heer seine -zahlreichen Anhänger eintreten würden, schlich er sich fort nach -England, nahm seinen Aufenthalt in Bath und gab vor die dortige Kur zu -brauchen.[94] Sein Fürstenthum, somit ohne Oberhaupt, war gegen sich -selbst gespalten. Die Leute von Athol waren im allgemeinen König Jakob -zugethan. Denn er hatte sich ihrer noch vor vier Jahren als Diener -seiner Rache gegen das Haus Argyle bedient. Sie hatten Inverary besetzt; -sie hatten Lorn verwüstet; sie hatten Häuser demolirt, Obstbäume -umgehauen, Fischerböte verbrannt, Mühlsteine zerschlagen, Campbells -aufgehängt, und es war daher nicht zu erwarten, daß sie sich über die -Aussicht auf Mac Callum More's Restauration freuen würden. Ein Wort von -dem Marquis würde zweitausend Claymores ins jakobitische Lager gesendet -haben. Dieses Wort aber wollte er nicht aussprechen, und in Folge dessen -war die Haltung seiner Anhänger ebenso unentschlossen und inconsequent -wie seine eigene. - -Während sie auf eine Andeutung seiner Wünsche warteten, wurden sie -gleichzeitig von zwei Führern zu den Waffen gerufen, von denen jeder mit -einem Schein von Grund darauf Anspruch machen konnte, als Repräsentant -des abwesenden Häuptlings betrachtet zu werden. Lord Murray, des Marquis -ältester Sohn, der mit einer Tochter des Herzogs von Hamilton vermählt -war, erklärte sich für König Wilhelm. Stewart von Ballenach, der -vertraute Agent des Marquis, erklärte sich für König Jakob. Das Volk -wußte nicht, welcher Aufforderung es folgen sollte. Der, dessen -Autorität die höchste Achtung gezollt worden sein würde, hatte beiden -Parteien sein Wort verpfändet, und war dann aus Furcht sich einer von -beiden anschließen zu müssen davongelaufen; auch war es nicht leicht zu -sagen, ob der Platz, den er leer gelassen, seinem Haushofmeister oder -seinem muthmaßlichen Erben gebührte. - -Der wichtigste militärische Posten in Athol war Blair Castle. Das Haus, -welches gegenwärtig diesen Namen führt, unterscheidet sich durch nichts -Auffallendes von anderen Landsitzen der Aristokratie. Das alte Gebäude -war ein hoher Thurm von roher Bauart, der ein vom Garry bewässertes Thal -beherrschte. Die Mauern würden einer Geschützbatterie nicht lange -widerstanden haben, waren aber vollkommen stark genug, um die Hirten der -Grampians in Schach zu halten. Ungefähr fünf Meilen südlich von dieser -Veste verengerte sich das Thal des Garry zu der berühmten Schlucht von -Killiecrankie. Gegenwärtig führt eine Heerstraße so eben wie irgend eine -Straße in Middlesex in sanfter Steigung aus dem Niederlande zu dem -Gipfel des Gebirgspasses hinauf. Weiße Villas blicken durch den -Birkenwald, und an einem schönen Sommertage giebt es kaum eine Krümmung -des Passes, wo man nicht einen Angler, der seine Fliege in den Schaum -des Flusses wirft, einen Künstler, der eine Felsenspitze zeichnet, oder -eine auf einer Landpartie begriffene Gesellschaft sähe, die auf dem -Rasen in Schatten und Sonnenschein schmauset. Zu den Zeiten Wilhelm's -III. aber wurde Killiecrankie von den friedlichen und betriebsamen -Bewohnern des Niederlands von Perthshire nur mit Schaudern genannt. Sie -galt für die gefährlichste der finsteren Schluchten, durch welche die -Räuber aus dem Gebirge hervorzustürzen pflegten. Das für moderne Ohren -so wohlklingende Rauschen des an den bemoosten Felsen und über die -glatten Kiesel dahin strömenden Flusses, die des Pinsel's eines Wilson -würdigen dunklen Fels- und Laubmassen, die phantastischen Bergspitzen, -bei Sonnenauf- und Untergang in ein Meer von Licht gebadet, wie es auf -Claude's Bildern glüht, erweckten in unseren Vorfahren nur Gedanken von -mörderischen Hinterhalten und von ausgeplünderten, verstümmelten und den -Raubvögeln preisgegebenen Leichnamen. Der einzige Pfad war schmal und -rauh; nur mit Mühe konnte ein Pferd hinaufgeführt werden; zwei Menschen -konnten kaum neben einander gehen, und an einigen Stellen lief der Weg -so dicht am Abhange hin, daß der Reisende eines sicheren Auges und Fußes -dringend bedurfte. Viele Jahre später erbaute der erste Herzog von Athol -eine Straße, die eben gut genug war, damit er sie mit seinem Wagen -befahren konnte. Aber selbst diese Straße war so steil und so schmal, -daß eine Handvoll entschlossener Männer sie gegen eine Armee hätte -vertheidigen können.[95] Kein Sachse betrachtete denn auch einen Besuch -in Killiecrankie als ein Vergnügen, bis die Erfahrung die englische -Regierung gelehrt hatte, daß die Spitzhacke und der Spaten diejenigen -Waffen waren, durch welche die Hochländer am wirksamsten unterworfen -werden konnten. - - -Der Krieg bricht in den Hochlanden wieder aus. - -Die Gegend, welche gerade über diesem Passe lag, war jetzt der -Schauplatz eines Krieges, wie ihn die Hochlande nicht häufig gesehen -hatten. Männer, die den nämlichen Tartan trugen und dem nämlichen Herrn -unterthan waren, standen einander gegenüber. Der Name des abwesenden -Häuptlings wurde, mit einem Anschein von Grund, auf beiden Seiten -gebraucht. Ballenach hielt an der Spitze einer Anzahl Vasallen, die ihn -als den Vertreter des Marquis betrachteten, Blair Castle besetzt. Murray -erschien mit zwölfhundert Mann vor den Mauern und verlangte, in das -Schloß seiner Familie, das Schloß, das dereinst sein Eigen werden -sollte, eingelassen zu werden. Die Besatzung weigerte sich die Thore zu -öffnen. Die Belagerer sandten Boten nach Edinburg, die Belagerten nach -Lochaber.[96] An beiden Orten rief die Nachricht große Aufregung hervor. -Mackay und Dundee waren beide der Ansicht, daß die Krisis rasches und -kräftiges Einschreiten erfordere. Von dem Schicksal von Blair Castle -hing wahrscheinlich das Schicksal von ganz Athol ab, und von dem -Schicksal Athol's konnte das Schicksal Schottland's abhängen. Mackay -eilte nach dem Norden und befahl seinen Truppen, sich in dem Niederlande -von Perthshire zu sammeln. Einige von ihnen lagen an so entfernten -Orten, daß sie nicht zeitig genug anlangten. Er hatte jedoch bald die -drei schottischen Regimenter bei sich, welche in Holland gedient hatten -und die Namen ihrer Obersten, Mackay's selbst, Balfour's und Ramsay's, -führten. Auch ein tapferes Infanterieregiment aus England war da, -welches damals das Regiment Hastings hieß, aber jetzt als das dreizehnte -der Linie bekannt ist. Zu diesen alten Truppen kamen dann noch zwei im -Niederlande neu angeworbene Regimenter. Das eine davon wurde von Lord -Kenmore, das andre, das im Grenzlande ausgehoben worden und das noch -jetzt des Königs Leibgrenzer genannt wird, von Lord Leven befehligt. -Zwei Reitertrupps, commandirt von Lord Annandale und Lord Belhaven, -brachten die Armee wahrscheinlich auf die Zahl von über dreitausend -Mann. Belhaven ritt an der Spitze seines Trupps; aber Annandale, der -factiöseste von allen Anhängern Montgomery's, zog den Club und das -Parlamentshaus dem Felde vor.[97] - -Dundee hatte mittlerweile alle Clans, die seine Ernennung anerkannten, -aufgefordert, sich zu einer Expedition nach Athol zu versammeln. Seine -Bemühungen wurden von Lochiel kräftig unterstützt. Die Feuerkreuze -wurden wieder in aller Eile durch Appin und Ardnamurchan, nach Glenmore -hinauf und den Levensee entlang ausgesandt. Aber der Aufruf kam so -unerwartet und die verstattete Frist war so kurz, daß das Aufgebot kein -ganz vollständiges war. Die ganze Streitmacht scheint nicht dreitausend -Mann stark gewesen zu sein. Mit diesem Corps rückte Dundee aus. Auf -seinem Marsche zog er Verstärkungen an sich, die eben aus Ulster -angekommen waren. Sie bestanden aus wenig mehr als dreihundert schlecht -bewaffneten, schlecht gekleideten und schlecht disciplinirten irischen -Fußsoldaten. Ihr Anführer war ein Offizier, Namens Cannon, der in den -Niederlanden gedient hatte und der vielleicht auf einem untergeordneten -Posten und in einer regulären Armee an seinem Platze gewesen sein würde, -aber der ihm jetzt übertragenen Rolle durchaus nicht gewachsen war.[98] -Er hatte sich bereits so lange zwischen den Hebriden aufgehalten, daß -einige mit ihm zugleich abgeschickte und mit Vorräthen befrachtete -Schiffe von englischen Kreuzern genommen worden waren. Er und seine -Soldaten waren mit Mühe dem nämlichen Schicksale entgangen. Trotz dieses -Mangels an Befähigung bekleidete er eine Stelle, die ihm in Schottland -den höchsten militärischen Rang nächst Dundee einräumte. - -Die Enttäuschung war bitter. Jakob hätte in der That besser gethan, wenn -er den Hochländern allen Beistand verweigert hätte, anstatt daß er sie -gleichsam zum Besten hatte, indem er ihnen an Stelle der erbetenen und -erwarteten wohlorganisirten Armee ein an Zahl und Aussehen -verachtungswerthes Gesindel schickte. Es war nun klar, daß alles was für -ihn in Schottland geschah, durch schottische Hände geschehen mußte.[99] - -Während Mackay von der einen und Dundee von der andren Seite gegen Blair -Castle vorrückte, hatten wichtige Ereignisse daselbst stattgefunden. -Murray's Anhänger fingen bald an, in ihrer Treue für ihn zu wanken. Sie -sahen eine große Zahl ihrer Stammesgenossen, unter der Anführung eines -Gentleman, von dem man vermuthete, daß er das Vertrauen des Marquis -besitze, sich gegenübergestellt. Die Belagerungsarmee schmolz daher -rasch zusammen. Viele kehrten unter dem Vorgeben heim, daß sie ihre -Familien und ihr Vieh in Sicherheit bringen müßten, da die Nachbarschaft -auf dem Punkte stehe, der Schauplatz eines Kriegs zu werden. Andere -erklärten freimüthiger, daß sie in einem solchen Kampfe nicht fechten -mochten. Eine starke Truppe ging an einen Bach, füllte die Mützen mit -Wasser, trank auf die Gesundheit König Jakob's und zerstreute sich -dann.[100] - -Ihr Eifer für König Jakob bewog sie jedoch nicht, sich der Fahne seines -Generals anzuschließen. Sie legten sich unter den Felsen und Dickichten -längs des Garry auf die Lauer, in der Hoffnung, daß es bald eine -Schlacht geben werde und daß, welchen Ausgang dieselbe auch nehmen -möchte, Flüchtlinge und Leichname zu plündern sein würden. - -Murray war in arger Bedrängniß. Seine Streitmacht war auf einige hundert -Mann geschmolzen, selbst diesen Leuten konnte er nicht recht trauen, und -die Macdonalds und Camerons rückten rasch vor. Er hob daher die -Belagerung von Blair Castle auf und zog sich mit wenigen Anhängern in -den Engpaß von Killiecrankie zurück. Hier stieß bald eine Abtheilung von -zweihundert Füselieren zu ihm, welche Mackay vorausgeschickt hatte, um -den Paß zu besetzen. Das Hauptcorps der Armee vom Niederlande folgte -bald nach.[101] - -Am frühen Morgen des 27. Juli, einem Sonnabend, kam Dundee bei Blair -Castle an. Hier erfuhr er, daß Mackay's Truppen bereits in der Schlucht -von Killiecrankie waren. Man mußte rasch zu einem Entschluß kommen. Es -wurde Kriegsrath gehalten. Die sächsischen Offiziere waren allgemein -dagegen eine Schlacht zu wagen; die celtischen Häuptlinge aber waren -andrer Meinung. Glengarry und Lochiel waren jetzt beide eines Sinnes. -»Schlagen Sie los, Mylord,« sagte Lochiel mit seiner gewohnten Energie; -»schlagen Sie unverzüglich los, wenn Sie auch nur Einer gegen Drei sind. -Unsere Leute sind guten Muthes, sie fürchten weiter nichts, als daß der -Feind entkommen möchte. Lassen Sie ihnen ihren Willen und sein Sie -versichert, daß sie entweder umkommen, oder einen vollständigen Sieg -erfechten werden. Wenn Sie sie aber zurückhalten, wenn Sie sie nöthigen -in der Defensive zu verharren, so stehe ich für nichts. Wenn wir nicht -kämpfen, so thäten wir besser, wir brächen auf und zögen uns in unsere -Berge zurück.[102]« - -Dundee's Züge heiterten sich auf. »Sie hören es, Gentlemen,« sagte er zu -seinen Offizieren; »Sie hören die Meinung eines Mannes, der den -hochländischen Krieg besser versteht als irgend Einer von uns.« Keine -Stimme erhob sich dagegen. Es wurde beschlossen zu kämpfen, und die -verbündeten Clans rückten guten Muthes vorwärts dem Feinde entgegen. - -Der Feind hatte inzwischen den Engpaß erstiegen. Der Marsch bergauf war -langwierig und mühsam gewesen; denn selbst die Fußsoldaten konnten nur -zwei bis drei Mann hoch marschiren und die Bagagepferde, zwölfhundert an -Zahl, mußten einzeln hintereinander gehen. Kein Wagen war jemals diesen -steilen Pfad hinaufgezogen worden. Die Spitze der Colonne war bereits -oben angelangt und befand sich auf dem Plateau, während die Nachhut noch -in der Ebene war. Endlich war der Uebergang bewerkstelligt, und die -Truppen befanden sich in einem Thale von nicht bedeutender Ausdehnung. -Ermüdet von der Anstrengung des Morgens warfen sie sich ins Gras, um -einige Ruhe und Erfrischung zu genießen. - -Früh am Nachmittag wurden sie durch den Alarmruf aufgeschreckt, daß die -Hochländer sich näherten. Ein Regiment nach dem andren stand auf und -ordnete sich. In einer kleinen Weile war der Gipfel einer Anhöhe, die -etwa einen Büchsenschuß vor ihnen lag, mit schottischen Mützen und -Plaids bedeckt. Dundee ritt in der Absicht vor, die Stärke der -Streitmacht, mit der er es zu thun haben sollte, zu recognosciren, und -stellte dann seine Leute mit so viel Geschick auf, als ihr -eigenthümlicher Charakter ihm zu bethätigen gestattete. Es war -wünschenswerth, die Clans getrennt zu halten. Jeder Stamm, ob groß oder -klein, bildete eine Colonne, welche von der nächsten durch einen weiten -Zwischenraum geschieden war. Das eine dieser Bataillone mochte -siebenhundert Mann stark sein, während ein andres bloß aus -hundertzwanzig Mann bestand. Lochiel hatte vorgestellt, daß es unmöglich -sei, Männer von verschiedenen Stämmen zu vermischen, ohne Alles zu -zerstören, was die eigenthümliche Stärke eines Hochlandsheeres -bilde.[103] - -Auf der rechten Flanke, dicht am Garry standen die Macleans. Ihnen -zunächst Cannon mit seinem irischen Fußvolke. Dann kamen die Macdonalds -von Clanronald, von dem Vormunde ihres jungen Fürsten befehligt. Auf der -Linken standen andere Schaaren von Macdonalds. An der Spitze eines -starken Bataillons erhob sich die stattliche Figur Glengarry's, der die -königliche Standarte König Jakob's VII. trug.[104] Noch weiter links -stand die Reiterei, eine kleine Schwadron, bestehend aus einigen -jakobitischen Gentlemen, die aus dem Niederlande ins Gebirge geflüchtet -waren, und aus etwa vierzig von Dundee's alten Reitern. Jenseit -derselben kam Lochiel mit seinen Camerons, und die äußerste Linke -bildeten die Männer von Sky unter Anführung Macdonald's von Sleat.[105] - -In den Hochlanden wie in allen Ländern, wo der Krieg nicht zu einer -Wissenschaft geworden ist, hielt man es für die wichtigste Pflicht eines -Befehlshabers, das Beispiel persönlichen Muthes und körperlicher -Anstrengung zu geben. Lochiel war besonders berühmt wegen seiner -physischen Tapferkeit. Seine Clansleute erzählten mit Stolz, wie er -feindliche Reihen selbst durchbrochen und riesenhafte Krieger -niedergehauen habe. Er verdankte diesen Thaten vielleicht einen eben so -großen Theil seines Einflusses wie den ausgezeichneten Eigenschaften, -die ihn, hätte das Schicksal ihn in das englische Parlament oder an den -französischen Hof versetzt, zu einem der hervorragendsten Männer seines -Jahrhunderts gemacht haben würden. Er war jedoch verständig genug, um -einzusehen, wie irrig die Meinung war, welche seine Landsleute gefaßt -hatten. Er wußte, daß es nicht das Amt eines Generals war, Schläge -auszutheilen und zu empfangen. Er wußte, wie schwer es Dundee geworden -war, nur wenige Tage ein aus verschiedenen Clans bestehendes Heer -zusammenzuhalten, und er wußte, daß das was einem Dundee Mühe gekostet -hatte, einem Cameron geradezu unmöglich sein würde. Ein Leben, von dem -so viel abhing, durfte nicht einem barbarischen Vorurtheile geopfert -werden. Lochiel beschwor daher Dundee, sich nicht unnöthiger Gefahr -auszusetzen. »Ew. Lordschaft Amt ist es,« sagte er, »Alles zu -beaufsichtigen und Ihre Befehle zu ertheilen, und an uns ist es, diese -Befehle auszuführen.« Dundee erwiederte mit ruhiger Hochherzigkeit, daß -in den Worten seines Freundes Sir Ewan viel Wahres liege, daß aber kein -General etwas Großes vollbringen könne, ohne das Vertrauen seiner Leute -zu besitzen. »Ich muß mir den Ruf der persönlichen Tapferkeit erwerben. -Ihre Leute erwarten ihre Anführer im dichtesten Kampfgewühl zu sehen, -und heute sollen sie mich da sehen. Ich verspreche Ihnen jedoch bei -meiner Ehre, daß ich in künftigen Gefechten mich mehr schonen werde.« - -Mittlerweile wurde auf beiden Seiten ein Kleingewehrfeuer unterhalten, -von den regulären Soldaten aber geschickter und nachhaltiger als von den -Gebirgsleuten. Der Raum zwischen den beiden Heeren war eine einzige -Rauchwolke. Nicht wenige Hochländer fielen, und die Clans wurden -ungeduldig. Die Sonne stand jedoch schon tief im Westen, als Dundee -endlich den Befehl gab, sich kampffertig zu machen. Seine Leute erhoben -ein großes Jubelgeschrei. Der Feind, wahrscheinlich erschöpft durch die -Anstrengungen des Tages, antwortete mit einem nur schwachen und -vereinzelten Hurrah. »Jetzt frisch ans Werk!« sagte Lochiel. »Das ist -nicht der Ruf von Männern, die zum Siege gehen.« Er war durch alle seine -Reihen gegangen, hatte an jeden Cameron einige Worte gerichtet, und -jedem das Versprechen abgenommen, zu siegen oder zu sterben.[106] - -Es war sieben Uhr vorüber. Dundee gab das Losungswort. Die Hochländer -ließen ihre Plaids fallen. Die Wenigen, die so luxuriös waren, rohe -Socken von ungegerbter Haut zu tragen, warfen sie weg. Man erinnerte -sich noch lange in Lochaber, daß Lochiel seine Schuhe, wahrscheinlich -das einzige Paar in seinem Clan, auszog und barfuß an der Spitze seiner -Leute kämpfte. Die ganze Linie rückte feuergebend vor. Der Feind -erwiederte das Feuer mit guter Wirkung. Als nur noch ein kleiner Raum -zwischen den beiden Heeren war, warfen die Hochländer plötzlich ihre -Gewehre weg, zogen ihre Breitschwerter und stürzten mit einem -furchtbaren Geschrei vorwärts. Die Niederländer machten sich bereit, den -Angriff zurückzuweisen; doch dies war damals eine langwierige und -schwerfällige Procedur, und die Soldaten hanthierten noch an den -Mündungen ihrer Gewehre und an den Griffen ihrer Bajonette herum, als -der ganze Strom der Macleans, Macdonalds und Camerons auf sie anstürmte. -In zwei Minuten war die Schlacht verloren und gewonnen. Die Reihen von -Balfour's Regiment öffneten sich. Er wurde niedergehauen, während er im -Gedränge kämpfte. Ramsay's Leute machten kehrt und warfen die Waffen -weg. Mackay's eignes Fußvolk wurde durch den wüthenden Angriff der -Camerons auseinandergesprengt. Sein Bruder und sein Neffe bemühten sich -vergebens, die Leute zu sammeln. Ersterer wurde durch einen Hieb mit -einem Claymore todt zu Boden gestreckt. Der Andre arbeitete sich, mit -acht Wunden bedeckt, durch das Getümmel und Blutvergießen bis an die -Seite seines Oheims. Selbst in dieser äußersten Bedrängniß behielt -Mackay seine ganze Geistesgegenwart. Er hatte noch eine Hoffnung. Ein -Reiterangriff konnte das Kriegsglück wenden, denn vor Reitern fürchteten -sich, wie man glaubte, selbst die tapfersten Hochländer. Doch er rief -umsonst nach den Reitern. Belhaven benahm sich zwar als ein tapferer -Gentleman; aber seine Reiter, über die Niederlage des Fußvolks -erschrocken, sprengten in Verwirrung davon; Annandale's Leute folgten; -Alles war vorüber und der wirre Strom von Rothröcken und Tartans wälzte -sich das Thal hinunter in die Schlucht von Killiecrankie. - -Mackay, von einem treuen Diener begleitet, sprengte muthig durch das -dichteste Gewühl der Claymores und Tartschen und erreichte einen Punkt, -von wo er einen Ueberblick über das Schlachtfeld hatte. Seine ganze -Armee war verschwunden, mit Ausnahme einiger Grenzer, welche Leven -zusammengehalten hatte, und des Regiments Hastings, das ein mörderisches -Feuer in die celtischen Reihen gesandt hatte und das noch in -ungebrochener Ordnung Stand hielt. Die Leute welche gesammelt werden -konnten, beliefen sich auf nur wenige Hunderte. Der General beeilte -sich, sie über den Garry zu führen, und nachdem er diesen Fluß zwischen -sie und den Feind gebracht hatte, machte er einen Augenblick Halt, um -über seine Lage nachzudenken. - -Er konnte kaum begreifen, wie die Sieger so unklug sein konnten, ihm -auch nur diesen Augenblick zur Ueberlegung zu lassen. Sie hätten mit -Leichtigkeit seine ganze Mannschaft niederhauen oder gefangen nehmen -können, bevor die Nacht einbrach. Aber die Energie der celtischen -Krieger hatte sich in einem wüthenden Angriff und einem kurzen Kampfe -erschöpft. Der Engpaß war von den zwölfhundert Lastthieren, welche die -Lebensmittel und das Gepäck der besiegten Armee trugen, verstopft. Eine -solche Beute war eine unwiderstehliche Versuchung für Leute, die -ebensowohl durch das Verlangen nach Raub, wie durch das Verlangen nach -Ruhm zum Kriege getrieben wurden. Es ist wahrscheinlich, daß sogar -wenige Häuptlinge geneigt waren um König Jakob's willen eine so reiche -Beute im Stich zu lassen. Dundee selbst würde in diesem Augenblicke -nicht im Stande gewesen sein, seine Anhänger dazu zu bewegen, daß sie -von den Beutehaufen abließen und das große Werk des Tages vollendeten, -und Dundee war nicht mehr. - - -Dundee's Tod. - -Beim Beginn des Gefechts hatte er seinen Platz vor der Fronte seiner -kleinen Reiterschaar genommen. Er befahl ihr ihm zu folgen und ritt -vorwärts. Doch es schien beschlossen zu sein, daß an diesem Tage die -Schotten des Niederlandes in beiden Armeen sich in nachtheiligem Lichte -zeigen sollten. Die Reiter zögerten. Dundee wendete sich um, erhob sich -in den Steigbügeln und forderte sie seinen Hut schwenkend auf, -herbeizukommen. Als er seinen Arm erhob, lüftete sich sein Harnisch und -entblößte den unteren Theil seiner linken Seite. Eine Musketenkugel traf -ihn, sein Pferd sprang vorwärts und stürzte sich in eine Wolke von Rauch -und Staub, welche beiden Armeen den Fall des siegreichen Generals -verbarg. Ein Mann, Namens Johnstone, war in seiner Nähe und fing ihn -auf, als er aus dem Sattel herabsank. »Wie steht die Schlacht?« fragte -Dundee. »Gut für König Jakob,« antwortete Johnstone, »aber ich bin -besorgt um Ew. Lordschaft.« -- »Wenn die Schlacht gut für ihn steht,« -erwiederte der Sterbende, »so ist an mir um so weniger gelegen.« Dies -waren seine letzten Worte; als aber eine halbe Stunde darauf Lord -Dunfermline und einige andere Freunde zur Stelle kamen, glaubten sie -noch einige schwache Lebenszeichen zu erkennen. Der in zwei Plaids -gehüllte Leichnam wurde nach Blair Castle gebracht.[107] - - -Mackay's Rückzug. - -Mackay, der von Dundee's Schicksal nichts wußte, wohl aber Dundee's -Geschicklichkeit und Thätigkeit kannte, erwartete augenblicklich und -heftig verfolgt zu werden, und machte sich wenig Hoffnung, auch nur die -spärlichen Ueberreste der besiegten Armee retten zu können. Durch den -Engpaß konnte er sich nicht zurückziehen, denn die Hochländer waren -bereits dort. Er beschloß daher, über die Berge in das Thal des Tay -vorzudringen. Er holte bald einige Hundert seiner Ausreißer ein, welche -dieselbe Richtung eingeschlagen hatten. Die meisten von ihnen gehörten -zu Ramsay's Regiment und mußten gediente Soldaten sein. Aber sie waren -ohne Waffen, durch die erlittene Niederlage demoralisirt, und der -General konnte bei ihnen keinen Ueberrest von militärischer Disciplin -ober kriegerischem Muthe entdecken. Seine Lage war von der Art, daß sie -auch den Stärksten auf eine harte Probe stellen mußte. Die Nacht war -hereingebrochen; er befand sich ohne Führer in einer Wüste; ein -siegreicher Feind war ihm aller Wahrscheinlichkeit nach auf den Fersen, -und er hatte für die Sicherheit eines Haufens von Menschen zu sorgen, -welche Kopf und Herz verloren hatten. Er hatte eben die schmerzlichste -und demüthigendste Niederlage erlitten. Seine Privatgefühle waren nicht -weniger tief verwundet worden als seine Berufsgefühle. Ein theurer -Verwandter war eben vor seinen Augen todt niedergestreckt worden. Ein -andrer bewegte sich, aus vielen Wunden blutend, nur noch schwach neben -ihm. Doch der Muth des unglücklichen Generals wurde durch einen festen -Glauben an Gott und durch ein hohes Pflichtgefühl für den Staat -aufrechterhalten. Bei all' seinem Elend und Mißgeschick trug er das -Haupt noch stolz erhoben und fand Muth nicht allein für sich, sondern -für Alle die ihn umgaben. Seine erste Sorge war, des Weges gewiß zu -sein. Ein einsames Licht, das durch die Dunkelheit schimmerte, führte -ihn zu einer kleinen Hütte. Die Bewohner sprachen nur gälisch, und waren -anfangs durch das Erscheinen von Uniformen und Waffen geängstigt. Doch -Mackay's Leutseligkeit zerstreute ihre Besorgniß. Ihre Sprache war ihm -in der Jugend geläufig gewesen, und er hatte genug davon behalten, um -sich mit ihnen verständigen zu können. Nach ihren Anweisungen und mit -Hülfe einer Taschenkarte, auf welcher die Straßen jenes wilden Landes -oberflächlich angegeben waren, gelang es ihm sich zurecht zu finden. Er -marschirte die ganze Nacht. Als der Tag anbrach, war seine Aufgabe -schwieriger als je. Hasting's und Leven's Leute benahmen sich zwar noch -wie Soldaten. Aber die Ramsay'schen Ausreißer waren ein bloßer -Pöbelhaufen. Sie hatten ihre Musketen weggeworfen, und die -Breitschwerter, vor denen sie geflohen waren, blitzten beständig vor -ihren Augen. Jeder neue Gegenstand jagte ihnen einen neuen Schrecken -ein. Ein Häuflein Hirten in Plaids, welche ihr Vieh trieben, wurde durch -die Einbildungskraft zu einem Heere celtischer Krieger vergrößert. -Einige der Ausreißer verließen das Hauptcorps und entflohen ins Gebirge, -wo ihre Feigheit die verdiente Strafe fand. Sie wurden um ihrer Röcke -und Schuhe willen erschlagen, und ihre nackten Leichname den Adlern von -Ben Lawers preisgegeben. Die Desertion würde noch viel ärger gewesen -sein, hätten nicht Mackay und seine Offiziere mit dem Pistol in der Hand -jeden Mann niederzuschießen gedroht, den sie bei dem Versuche sich -fortzustehlen betreffen würden. - -Endlich kamen die ermüdeten Flüchtlinge vor Weems Castle an. Der -Besitzer des Schlosses war ein Freund der neuen Regierung und er erwies -ihnen soviel Gastfreundschaft als in seinen Kräften stand. Sein Vorrath -von Hafermehl wurde herbeigebracht, es wurden einige Rinder geschlachtet -und den zahlreichen Gästen eine eilig zubereitete kunstlose Mahlzeit -vorgesetzt. So gestärkt brachen sie wieder auf und marschirten den -ganzen Tag über Sumpf, Moor und Berg. So dünn bevölkert die Gegend auch -war, konnten sie doch deutlich sehen, daß die Nachricht von ihrem -Mißgeschick sich schon weit verbreitet hatte und daß die Bevölkerung -allenthalben in großer Aufregung war. Spät in der Nacht erreichten sie -das Schloß Drummond, das durch eine kleine Besatzung für König Wilhelm -vertheidigt wurde, und am folgenden Tage marschirten sie unter -geringeren Beschwerden weiter nach Stirling.[108] - - -Eindruck der Schlacht von Killiecrankie. - -Das Gerücht von ihrer Niederlage war ihnen vorausgeeilt. Ganz Schottland -war in Gährung. Der Schlag war allerdings hart, aber er wurde durch die -hochfliegenden Hoffnungen der einen und durch die maßlosen Befürchtungen -der andren Partei übertrieben. Man glaubte anfangs, daß die ganze Armee -König Wilhelm's umgekommen, daß Mackay selbst gefallen, daß Dundee an -der Spitze eines siegberauschten und beutegierigen zahlreichen -Barbarenheeres bereits vom Gebirge herabgekommen, daß er Herr des ganzen -Landes jenseits des Forth, daß Fife aufgestanden sei, um sich ihm -anzuschließen, daß er in drei Tagen in Stirling und in acht Tagen in -Holyrood sein werde. Es wurden Booten ausgesandt, um ein in -Northumberland liegendes Regiment aufzufordern, eiligst über die Grenze -zu rücken. Andere Boten brachten das dringende Gesuch an Seine Majestät -nach London, sofort alle entbehrlichen Soldaten zu schicken und am -liebsten selbst mitzukommen, um sein nordisches Reich zu retten. - - -Vertagung des schottischen Parlaments. - -Die Factionen im Parlamentshause vergaßen in ihrem Schrecken über die -gemeinsame Gefahr allen Streit. Die Anhänger des Hofes wie die -Mißvergnügten beschworen einstimmig den Lordstatthalter, die Session zu -schließen und sie von einem Orte zu entlassen, wo ihre Berathungen bald -durch die Gebirgsbewohner unterbrochen werden könnten. Es wurde -ernstlich in Erwägung gezogen, ob es nicht rathsam sei, Edinburg -aufzugeben, die im Schlosse und im Tolbooth befindlichen zahlreichen -Staatsgefangenen auf ein vor Leith liegendes Kriegsschiff zu bringen und -den Sitz der Regierung nach Glasgow zu verlegen. - -Der Nachricht von Dundee's Sieg folgte aller Orten sehr bald die -Nachricht von seinem Tode, und es ist ein schlagender Beweis für den -Umfang und das Maß seiner Fähigkeiten, daß sein Tod überall als ein -Ereigniß betrachtet wurde, das seinen Sieg vollständig aufwog. Ehe -Hamilton die Stände vertagte, theilte er ihnen mit, daß er gute -Nachrichten für sie habe, daß Dundee wirklich todt sei und daß daher die -Rebellen im Grunde eine Niederlage erlitten hätten. In verschiedenen -Briefen, welche damals von einsichtsvollen und erfahrenen Staatsmännern -geschrieben wurden, spricht sich eine gleiche Ansicht aus. Dem Boten, -der mit der Nachricht von der Schlacht an den englischen Hof eilte, -folgte ein andrer auf dem Fuße, der eine Depesche für den König brachte -und, da er Se. Majestät im St. Jamespalaste nicht anwesend fand, nach -Hampton Court sprengte. Niemand in der Hauptstadt wagte es das Siegel zu -erbrechen; glücklicherweise aber hatte eine befreundete Hand, nachdem -der Brief verschlossen war, auf die Außenseite desselben die tröstenden -Worte geschrieben: »Dundee ist gefallen, Mackay ist in Stirling -angelangt,« und diese Worte beruhigten die Gemüther der Londoner.[109] - -Aus dem Engpasse von Killiecrankie hatten sich die Hochländer, stolz auf -ihren Sieg und mit Beute beladen, nach dem Schlosse Blair zurückgezogen. -Sie rühmten sich, daß das Schlachtfeld mit Haufen gefallener sächsischer -Soldaten bedeckt sei, und daß das Aussehen der Leichname deutlich -beweise, was ein gutes gälisches Breitschwert in einer guten gälischen -Hand auszurichten vermöge. Man habe Köpfe gefunden, welche bis an den -Hals gespalten, und Hirnschädel, welche dicht über den Ohren glatt -abgehauen gewesen seien. Indessen hatten auch die Sieger ihren Sieg -theuer erkauft. Auf ihrem Marsche waren sie durch das Feuer des Feindes -sehr beunruhigt worden, und selbst nach dem entscheidenden Angriffe -hatten Hastings' Engländer und ein Theil von Leven's Grenzern noch immer -ein wohlgenährtes Feuer unterhalten. Hundertzwanzig Camerons waren -getödtet worden; der Verlust der Macdonalds war noch bedeutender und -mehrere vornehme und angesehene Gentlemen waren geblieben.[110] - -Dundee ward in der Kirche von Blair Athol beigesetzt, aber kein Denkmal -über seiner Gruft errichtet, und die Kirche selbst existirt schon lange -nicht mehr. Ein roher Stein auf dem Schlachtfelde bezeichnet, wenn -anders man der lokalen Ueberlieferung glauben darf, die Stelle wo er -fiel.[111] In den letzten drei Monaten seines Lebens hatte er sich als -ein großer Feldherr und Staatsmann gezeigt, und sein Name wird daher von -der zahlreichen Klasse von Leuten, welche der Ansicht sind, daß es kein -auch noch so großes Maß von Schlechtigkeit giebt, welches durch Muth und -Talent nicht aufgewogen werden könnte, mit Achtung genannt. - -Es ist merkwürdig, daß die beiden bedeutendsten Schlachten, welche -vielleicht jemals irreguläre Truppen über reguläre gewannen: die -Schlacht von Killiecrankie und die Schlacht von Newton Butler, in einer -und der nämlichen Woche stattfanden. In beiden Schlachten war der Sieg -der irregulären Truppen ungemein rasch und vollständig. In beiden -Schlachten war der panische Schrecken der regulären Truppen, trotz des -glänzenden Beispiels von Muth, das ihre Generäle gaben, ganz besonders -schimpflich. Auch ist zu bemerken, daß der eine dieser beiden -außerordentlichen Siege von Celten über Sachsen, der andre von Sachsen -über Celten erfochten wurde. Allerdings ist der Sieg von Killiecrankie, -obgleich er weder glänzender noch wichtiger war als der von Newton -Butler, in viel weiteren Kreisen berühmt, und der Grund davon liegt auf -der Hand. In Schottland sind die Angelsachsen und die Celten ausgesöhnt -worden, in Irland sind sie nie ausgesöhnt worden. In Schottland werden -alle Großthaten beider Racen ohne Unterschied zusammengeworfen und -werden als den Ruhm des ganzen Landes bildend betrachtet. Die alte -Antipathie ist so vollkommen verschwunden, daß es etwas ganz -Gewöhnliches ist, einen Bewohner des Niederlandes mit Selbstgefälligkeit -und sogar mit Stolz von der demüthigendsten Niederlage sprechen zu -hören, die seine Vorfahren je erlitten. Es dürfte schwer sein, einen -berühmten Mann zu nennen, bei welchem das Nationalgefühl und das -Clansgefühl stärker gewesen waren als bei Sir Walter Scott. Wenn jedoch -Sir Walter Scott Killiecrankie erwähnte, schien er gänzlich zu -vergessen, daß er ein Sachse, daß er von demselben Blute war und die -nämliche Sprache sprach wie Ramsay's Fußvolk und Annandale's Reiter. -Sein Herz schwoll von Siegesstolz, wenn er erzählte, wie seine -Stammverwandten gleich Hasen vor einer geringen Anzahl Krieger eines -andren Stammes und einer andren Zunge die Flucht ergriffen hatten. - -In Irland ist die Fehde heute noch nicht getilgt. Der von einer -Minderzahl in höhnender Weise wiederholte Name Newton Butler ist der -großen Mehrheit der Bevölkerung verhaßt. Wenn man ein Denkmal auf dem -Schlachtfelde errichtete, würde es wahrscheinlich verstümmelt werden; -wenn man in Cork oder Waterford den Jahrestag der Schlacht feiern -wollte, so würde die Feier wahrscheinlich gewaltsam gestört werden. Der -berühmteste irische Dichter unsrer Zeit würde es als einen Verrath an -seinem Vaterlande betrachtet haben, das Lob der Sieger zu singen. Einer -der gelehrtesten und eifrigsten irischen Alterthumsforscher unsrer Zeit -hat, allerdings nicht mit besonderem Glück, zu beweisen versucht, daß -der Ausgang der Schlacht durch einen reinen Zufall entschieden worden -sei, aus welchem kein Ruhm für die Engländer hervorgehen könne. Wir -dürfen uns nicht wundern, daß der Sieg der Hochländer mehr gefeiert wird -als der Sieg der Enniskillener, wenn wir bedenken, daß der Sieg der -Hochländer ein Gegenstand des Ruhmes für ganz Schottland, der Sieg der -Irländer aber ein Gegenstand der Schmach für drei Viertheile von Irland -ist. - -So weit die großen Interessen des Staats dabei in Betracht kamen, war es -ganz gleichgültig, ob die Schlacht von Killiecrankie gewonnen oder -verloren wurde. Es ist sehr unwahrscheinlich, daß selbst Dundee, wenn er -den glorreichsten Tag seiner Laufbahn überlebt hätte, die -Schwierigkeiten überwunden haben würde, welche aus dem eigenthümlichen -Character seiner Armee entsprangen und die sich verzehnfacht haben -würden, sobald der Krieg auf das Niederland übertragen worden wäre. - - -Die hochländische Armee verstärkt. - -Gewiß ist jedoch, daß sein Nachfolger der Aufgabe durchaus nicht -gewachsen war. Einige Tage lang konnte sich der neue General zwar mit -der Hoffnung schmeicheln, daß Alles gut gehen werde, denn seine Armee -hatte sich rasch um fast die doppelte Anzahl Claymores verstärkt, welche -Dundee befehligt. Die Stewarts von Appin, welche, obgleich voll Eifers, -nicht zur rechten Zeit hatten eintreffen können, um an der Schlacht -Theil zu nehmen, waren unter den Ersten, die jetzt ankamen. Mehrere -Clans, welche bisher gewartet hatten, um erst zu sehen, welcher Theil -der stärkere sein würde, wünschten jetzt sehnlichst unter dem Banner -König Jakob's VII. ins Niederland hinab zu ziehen. Die Grants hielten -zwar treu zu Wilhelm und Marien und die Mackintosh's blieben wegen ihrer -unüberwindlichen Abneigung gegen die Keppochs neutral. Aber Macphersons, -Farquharsons und Frasers kamen massenhaft ins Lager bei Blair. Jetzt war -die Unschlüssigkeit der Männer von Athol zu Ende. Viele von ihnen -hatten während des Kampfes hinter den Felsen und Birken der -Killiecrankieschlucht auf der Lauer gelegen und kamen, sobald der -Ausgang der Schlacht entschieden war, aus ihren Schlupfwinkeln hervor, -um die Flüchtlinge, welche durch den Engpaß zu entkommen versuchten, -auszuplündern und niederzumachen. Die Robertsons, ein gälischer Stamm, -obgleich er einen sächsischen Namen führte, erklärten damals ihren -Beitritt zur Sache des verbannten Königs. Ihr Häuptling Alexander, der -sich nach seiner Herrschaft Struan nannte, war ein noch sehr junger Mann -und Student auf der St. Andreas Universität. Dort hatte er sich eine -oberflächliche wissenschaftliche Bildung angeeignet, war aber desto -tiefer in die Torypolitik eingeweiht worden. Jetzt schloß er sich der -hochländischen Armee an und blieb während seines langen Lebens der -jakobitischen Sache unwandelbar treu. Er spielte jedoch eine so -unbedeutende Rolle bei den öffentlichen Angelegenheiten, daß sein Name -jetzt vergessen sein würde, hätte er nicht einen Band durchgehends -abgeschmackter und oft höchst unsittlicher Gedichte hinterlassen. Wäre -dieses Buch in Grub Street fabricirt worden, so würde es in der -»Dunciade« kaum mit einer Viertelzeile beehrt worden sein. Wegen der -Stellung seines Autors aber machte es einiges Aufsehen, denn vor -hundertzwanzig Jahren war eine Ekloge oder ein Schmähgedicht aus der -Feder eines hochländischen Häuptlings ein literarisches Wunder.[112] - -Obgleich indessen die numerische Stärke von Cannon's Truppen zunahm, -verminderte sich dennoch ihre Wirksamkeit. Jeder neue Stamm, der im -Lager ankam, brachte eine neue Ursache zu Zwietracht mit. In der Stunde -der Gefahr fügen sich oftmals die übermüthigsten und widerspenstigsten -Köpfe der Leitung eines überlegenen Genies. Die celtischen Häuptlinge -aber hatten selbst in der Stunde der Gefahr und selbst dem Genie -Dundee's nur einen sehr prekären und unvollkommenen Gehorsam -zugestanden. Sie zu zügeln, wenn sie vom Kriegsglück berauscht waren und -sich auf ihre Stärke verlassen zu können glaubten, würde wahrscheinlich -auch für Dundee eine eben so schwere Aufgabe gewesen sein, als sie es -unter der vorhergehenden Generation für Montrose gewesen war. Der neue -General war fortwährend unschlüssig und machte nichts als Fehler. Eine -seiner ersten Maßregeln war, daß er ein starkes Truppencorps, -hauptsächlich aus Robertsons bestehend, ins Niederland schickte, um -Lebensmittel herbeizuschaffen. Er glaubte wahrscheinlich, daß dieses -Detachement ohne Schwierigkeit Perth besetzen werde. Aber Mackay hatte -die Ueberreste seiner Armee schon wieder geordnet, hatte außerdem einige -Truppen an sich gezogen, welche die Schmach der kürzlichen Niederlage -nicht getheilt, und war wieder kampfgerüstet. So schmerzlich er auch den -erlittenen Schlag empfunden, hatte er doch mit weiser Großmuth -beschlossen, das Vergangene nicht zu bestrafen. Es war nicht leicht, die -verschiedenen Grade der Schuld zu unterscheiden, und die Schuldigen zu -decimiren wäre eine grausame Schlächterei gewesen. In Folge seiner -gewohnten Frömmigkeit erblickte er in dem beispiellosen Schrecken, der -sich seiner Soldaten bemächtigt hatte, auch weniger einen Beweis von -Feigheit ihrerseits, als vielmehr von göttlichem Unwillen. Mit -heroischer Demuth erkannte er an, daß die außerordentliche Festigkeit, -die er selbst inmitten der Verwirrung und des Gemetzels an den Tag -gelegt, nicht sein Verdienst sei und daß er sich ohne den Beistand einer -höheren Macht wohl eben so kleinmüthig benommen haben würde wie irgend -einer der feigen Ausreißer, die ihre Waffen fortgeworfen und die -barbarischen Marodeurs von Athol vergebens um Pardon angefleht hatten. -Sein Gottvertrauen hielt ihn jedoch nicht ab, so weit es in menschlichen -Kräften stand, sein Möglichstes zu thun, um der Wiederholung eines -Unglücks, wie er es eben erfahren, vorzubeugen. Die unmittelbare Ursache -seiner Niederlage war die Schwierigkeit des Bajonnetaufsteckens gewesen. -Das Feuergewehr des Hochländers war streng gesondert von der Waffe, -deren er sich im Handgemenge bediente. Er feuerte seinen Schuß ab, warf -sein Gewehr weg und hieb mit seinem Schwerte ein. Dies war das Werk -eines Augenblicks. Dem regulären Infanteristen kostete es zwei bis drei -Minuten Zeit, ehe er sein Schießgewehr in eine Waffe verwandelte, mit -der er einen Feind Mann gegen Mann bekämpfen konnte, und diese wenigen -Minuten hatten den Ausgang der Schlacht von Killiecrankie entschieden. -Mackay ließ daher alle seine Bajonnette so einrichten, daß sie auf den -Lauf gesteckt werden konnten, ohne die Mündung zu verschließen, und daß -seine Leute unmittelbar nachdem sie gefeuert, einem Angriff begegnen -konnten.[113] - - -Gefecht bei St. Johnston's. - -Sobald er erfuhr, daß ein Detachement gegen Perth anrückte, eilte er -demselben an der Spitze einer Dragonerabtheilung entgegen, welche noch -nicht im Feuer gewesen und deren Kraft daher noch ungeschwächt war. -Mittwoch den 31. Juli, nur vier Tage nach seiner Niederlage, traf er -unweit St. Johnston's mit den Robertsons zusammen, griff sie an, schlug -sie, tödtete Hundertzwanzig von ihnen und nahm Dreißig gefangen, dies -Alles mit Verlust eines einzigen Soldaten.[114] Dieses Scharmützel -machte einen Eindruck, der in keinem Verhältniß zu der Zahl der -Kämpfenden wie der Gefallenen stand. Das Ansehen der celtischen Waffen -sank fast eben so rasch als es gestiegen war. Noch vor wenigen Tagen -hatte man überall geglaubt, daß diese Waffen unüberwindlich seien. Jetzt -trat eine Reaction ein. Man erkannte, daß der Vorfall bei Killiecrankie -eine Ausnahme von den gewöhnlichen Regeln und daß die Hochländer, wenn -nicht ganz besondere Umstände obwalteten, guten regulären Soldaten nicht -gewachsen seien. - - -Unordnung in der hochländischen Armee. - -Inzwischen nahm die Unordnung in Cameron's Lager mehr und mehr zu. Er -berief einen Kriegsrath zusammen, um zu erwägen, was zu thun sei. Sobald -aber der Kriegsrath versammelt war; wurde eine Vorfrage aufgeworfen. Wer -war dazu berechtigt, consultirt zu werden? Die Armee war fast -ausschließlich eine hochländische. Der neuerliche Sieg war -ausschließlich durch hochländische Krieger erfochten worden. Mächtige -Häuptlinge, welche sechs- bis siebenhundert kampffähige Männer ins Feld -gestellt hatten, hielten es nicht für recht und billig, daß sie durch -Gentlemen aus Irland und dem Niederlande überstimmt werden sollten, -welche zwar in König Jakob's Diensten standen und Obersten und -Hauptleute genannt wurden, aber Obersten ohne Regimenter und Hauptleute -ohne Compagnien waren. Lochiel sprach energisch im Interesse der Klasse, -der er angehörte; Cannon aber beschloß, daß die Stimmen der sächsischen -Offiziere mitgezählt werden sollten.[115] - -Es wurde nun zunächst in Erwägung gezogen, welcher Feldzugsplan zu -befolgen sei. Lochiel war dafür, vorzurücken, Mackay entgegen zu -marschiren, wo er auch sein möge, und abermals eine Schlacht zu liefern. -Es ist kaum anzunehmen, daß das Glück dem klugen Häuptling der Camerons -den Kopf dergestalt verrückt haben sollte, daß er die Gefährlichkeit des -Verfahrens nicht erkannte, zu dem er gerathen. Aber er sah -wahrscheinlich ein, daß ihm nur die Wahl zwischen verschiedenen Gefahren -blieb. Er war der Meinung, daß energisches Handeln für das Bestehen -einer Hochländerarmee überhaupt nothwendig sei und daß die Coalition der -Clans nur so lange dauern werde, als sie hastig von Schlachtfeld zu -Schlachtfeld eilten. Er wurde abermals überstimmt. Alle seine -Siegeshoffnungen waren nun zertrümmert. Sein Stolz fühlte sich tief -gekränkt. Er hatte sich dem Uebergewicht eines großen Feldherrn gefügt, -aber an einem königlichen Patent lag ihm so wenig wie irgend einem Whig. -Er hatte sich bereit finden lassen, die rechte Hand Dundee's zu sein, -von einem Cannon aber wollte er sich nicht befehlen lassen. Er verließ -das Lager und zog sich nach Lochaber zurück. Seinem Clan befahl er zwar -zu bleiben, aber der Clan, des angebeteten Führers beraubt und wohl -wissend, daß er sich in unmuthiger Stimmung entfernt hatte, war nicht -mehr die furchtbare Colonne, welche das Gelübde, zu sterben oder zu -siegen, vor einigen Tagen so gut gehalten hatte. Macdonald von Sleat, -dessen Streitkräfte der Zahl nach die jedes andren der verbündeten -Häuptlinge übertrafen, folgte Lochiel's Beispiel und kehrte nach Sky -zurück.[116] - - -Mackay's Rath wird von den schottischen Ministern nicht beachtet. - -Mackay hatte inzwischen seine Anordnungen vollendet und er hegte wenig -Zweifel, daß, wenn die Rebellen ihn angreifen sollten, die reguläre -Armee ihre bei Killiecrankie verlorne Ehre wiedergewinnen würde. Seine -Hauptschwierigkeiten entsprangen aus der unklugen Einmischung der -Minister der Krone zu Edinburg in Dinge, welche seiner alleinigen -Leitung hätten überlassen bleiben sollen. Die Sache war die, daß sie -nach der gewöhnlichen Art solcher Leute, welche ohne militärische -Erfahrung über militärische Operationen urtheilen, den Erfolg als -einzigen Prüfstein für die Tüchtigkeit eines Oberbefehlshabers -betrachteten. Wer eine Schlacht gewinnt, ist in den Augen dieser Leute -ein großer General, wer geschlagen wird, ist ein schlechter General, und -nie war ein General vollständiger geschlagen worden als Mackay. Wilhelm -dagegen schenkte seinem unglücklichen Leutnant nach wie vor das -vollkommenste Vertrauen. Auf die Verunglimpfungen der Kritiker, welche -nie ein Gefecht gesehen hatten, erwiederte Portland auf Befehl seines -Gebieters, daß Mackay volles Vertrauen verdiene, daß er tapfer sei, daß -er den Krieg besser verstehe als irgend ein andrer Offizier in -Schottland und daß es sehr zu bedauern sei, wenn man gegen einen so -guten Menschen und einen so guten Soldaten ein Vorurtheil hege.[117] - - -Die Camerons werden nach Dunkeld verlegt. - -Die ungerechte Geringschätzung, mit der die schottischen Staatsräthe -Mackay betrachteten, verleitete sie zu einem großen Fehler, der leicht -ein großes Unglück hätte nach sich ziehen können. Das Cameron'sche -Regiment wurde nach Dunkeld in Garnison gelegt. Diese Maßregel -mißbilligte Mackay entschieden. Er wußte, daß diese Truppen in Dunkeld -dem Feinde nahe, daß sie von jedem Beistande entfernt, daß sie in einer -offenen Stadt und von einer feindlichen Bevölkerung umgeben sein würden, -daß sie, obgleich unzweifelhaft tapfer und voll Eifers, doch sehr -unvollkommen disciplinirt waren, daß sie von der ganzen jakobitischen -Partei in Schottland mit besonderem Mißfallen betrachtet wurden und daß -aller Wahrscheinlichkeit nach große Anstrengungen gemacht werden würden, -sie zu beschimpfen und zu vernichten.[118] - -Die Ansicht des Generals wurde nicht beachtet und die Camerons besetzten -den ihnen angewiesenen Posten. Es zeigte sich bald, daß seine Ahnungen -gegründet waren. Die Bewohner der Umgegend von Dunkeld versahen Cannon -mit Kundschaft und drangen in ihn einen kühnen Schlag zu versuchen. Das -beutelustige Landvolk von Athol schloß sich in großer Anzahl seiner -Armee an. Das Regiment erwartete stündlich angegriffen zu werden, und -wurde mißmuthig und unruhig. Die Mannschaften, welche von Natur sowohl -wie aus Enthusiasmus unerschrocken, aber noch nicht an militärische -Subordination gewöhnt waren, beschwerten sich über Cleland, der sie -befehligte. Sie glaubten rücksichtslos, wenn nicht arglistigerweise -einem sicheren Untergange entgegengeschickt worden zu sein. Sie seien, -meinten sie, durch keine Wälle geschützt, hätten nur geringen -Munitionsvorrath und seien von Feinden umgeben. Ein Offizier könne -aufsitzen und in einer Stunde außer dem Bereiche der Gefahr sein; der -gemeine Soldat aber müsse bleiben und sich niedermachen lassen. »Weder -ich,« sagte Cleland, »noch irgend ein andrer meiner Offiziere wird Euch -verlassen, was auch geschehen möge. Führt mein Pferd vor, führt alle -unsere Pferde vor, sie sollen todtgeschossen werden.« Diese Worte -bewirkten eine vollständige Sinnesänderung. Die Mannschaften erwiederten -darauf, daß die Pferde nicht todtgeschossen werden sollten, daß das Wort -ihres tapferen Obersten die beste Bürgschaft für sie sei und daß sie mit -ihm das Aeußerste wagen würden. Sie hielten ihr Versprechen treulich. -Das puritanische Blut war jetzt gründlich aufgeregt, und was dieses Blut -vermochte, wenn es aufgeregt war, hatte es auf vielen Schlachtfeldern -bewiesen. - - -Die Hochländer greifen das Regiment Cameron an. - -Das Regiment blieb diese Nacht unter den Waffen, und am Morgen des -folgenden Tages, des 21. August, wimmelte es auf allen Anhöhen um -Dunkeld von schottischen Mützen und Plaids. Cannon's Armee war viel -stärker als die, welche Dundee befehligt hatte. Mehr als tausend -Bagagepferde begleiteten ihn auf dem Marsche. Die Pferde sowohl, wie das -Gepäck, welches sie trugen, waren wahrscheinlich ein Theil der -Kriegsbeute von Killiecrankie. Die Gesammtmacht der Hochländer wurde von -Augenzeugen auf vier bis fünftausend Mann geschätzt. Sie kamen wüthend -herangestürmt, warfen die Vorposten des Cameron'schen Regiments zurück -und drangen von allen Seiten in die Straßen. Die Kirche hielt sich -jedoch hartnäckig. Der größere Theil des Regiments aber stand hinter -einer Mauer, welche ein dem Marquis von Athol gehörendes Haus umgab. -Diese Mauer, welche einige Tage zuvor mit Holz und losen Steinen eiligst -ausgebessert worden war, vertheidigten die Soldaten tapfer mit Muskete, -Pike und Hellebarde. Ihr Kugelvorrath war bald erschöpft, aber einige -von der Mannschaft mußten das Blei vom Dache des Hauses des Marquis -losschneiden und es zu Geschossen formen. Mittlerweile wurden alle -benachbarten Häuser von oben bis unten mit Hochländern besetzt, welche -aus den Fenstern ein wirksames Feuer unterhielten. Cleland wurde -getödtet, während er seine Leute anfeuerte, und Major Henderson übernahm -das Commando. In der nächsten Minute fiel auch Henderson, von drei -Kugeln getroffen. Hauptmann Munro trat an seine Stelle und der Kampf -ward mit unverminderter Wuth fortgesetzt. Eine Abtheilung des -Cameron'schen Regiments machte einen Ausfall, steckte die Häuser, aus -denen die verderblichen Schüsse kamen, in Brand und verschloß die -Thüren. In einem einzigen Hause verbrannten sechzehn Mann lebendig. -Theilnehmer an dem Gefecht schilderten es als eine furchtbare Feuertaufe -für Rekruten. Die halbe Stadt stand in Flammen und mit dem -unaufhörlichen Knattern der Schüsse vermischte sich das durchdringende -Geschrei der Unglücklichen, welche im Feuer umkamen. Der Kampf dauerte -vier Stunden. Das Cameron'sche Regiment war jetzt fast bis auf das -letzte Pulverhorn reducirt, aber der Muth der Leute wankte nicht. »Der -Feind wird bald die Mauer erstürmen. Es sei. Wir werden uns dann in das -Haus zurückziehen, es bis aufs Aeußerste vertheidigen und, wenn sie -hereindringen sollten, es über ihren und unseren Köpfen anzünden.« -Während sie jedoch mit diesen verzweifelten Plänen umgingen, bemerkten -sie, daß die Heftigkeit des Angriffs nachließ. Die Hochländer begannen -bald zurückzuweichen, es verbreitete sich sichtbare Unordnung unter -ihnen und ganze Schaaren marschirten dem Gebirge zu. Umsonst befahl -ihnen ihr General zum Angriff zurückzukehren; Beharrlichkeit gehörte -nicht zu ihren militärischen Tugenden. Die Camerons luden inzwischen -Amalek und Moab mit herausforderndem Geschrei ein zurückzukommen und -noch einmal gegen das auserwählte Volk ihr Heil zu versuchen. Aber diese -Aufforderungen hatten ebenso wenig Erfolg wie die Cannon's. In kurzer -Zeit war die ganze gälische Armee in vollem Rückzuge gegen Blair. Jetzt -wirbelten die Trommeln, die siegreichen Puritaner warfen ihre Mützen in -die Luft, stimmten aus einem Munde einen Psalm des Triumphes und des -Dankes an und schwenkten ihre Fahnen, welche an diesem Tage zum ersten -Male angesichts eines Feindes entrollt wurden, die aber seitdem stolz -nach allen Welttheilen getragen worden und die jetzt mit einer Sphinx -und einem Drachen, den Emblemen der in Egypten und China vollbrachten -Heldenthaten, geschmückt sind.[119] - - -Auflösung der hochländischen Armee. - -Das Cameron'sche Regiment hatte guten Grund, erfreut und dankbar zu -sein, denn es hatte dem Kriege ein Ende gemacht. Im Lager der Rebellen -herrschte nichts als Uneinigkeit und Entmuthigung. Die Hochländer -tadelten Cannon, Cannon tadelte die Hochländer, und das Heer, welches -der Schrecken Schottland's gewesen war, ging rasch seiner Auflösung -entgegen. Die verbündeten Häuptlinge unterzeichneten einen -gemeinschaftlichen Vertrag, durch den sie sich für treue Unterthanen -König Jakob's erklärten und sich verpflichteten, später wieder -zusammenzutreten. Nachdem sie diese Formalität -- denn weiter war es -nichts -- beobachtet hatten, begab sich jeder in seine Heimath. Cannon -kehrte mit seinen Irländern auf die Insel Mull zurück, und die -Niederländer,[120] welche Dundee ins Gebirge begleitet hatten, sorgten -für sich so gut sie konnten. Am 24. August, gerade vier Wochen nachdem -die gälische Armee die Schlacht von Killiecrankie gewonnen, hatte diese -Armee aufgehört zu existiren. Sie hatte aufgehört zu existiren wie die -Armee Montrose's über vierzig Jahre früher aufhörte zu existiren, nicht -in Folge eines vernichtenden Schlages von Außen, sondern durch eine -natürliche Auflösung, das Resultat innerer Mißbildung. Die Besiegten -ernteten alle Früchte des Sieges. Das Schloß Blair, welches das -unmittelbare Streitobject gewesen war, öffnete Mackay seine Thore, und -eine Kette von Militärposten, die sich nördlich bis Inverneß erstreckte, -schützte die Landleute in der Ebene gegen die räuberischen Einfälle der -Gebirgsbewohner. - - -Intriguen des Clubs, Zustand des Niederlandes. - -Während des Herbstes machten die Whigs des Niederlandes der Regierung -viel mehr zu schaffen, als die Jakobiten des Hochlandes. Der Club, der -zur Zeit der letzten Parlamentssession das Land in eine oligarchische -Republik zu verwandeln versucht und die Stände dazu vermocht hatte, -Geldzuschüsse zu verweigern und die Justizverwaltung zu sistiren, hielt -auch während der Suspension des Parlaments nach wie vor seine Sitzungen -und peinigte die Minister der Krone durch systematische Agitation. So -verächtlich die Organisation dieses Vereins der Generation erscheinen -mag, welche die römischkatholische Association und die Ligue gegen die -Korngesetze gesehen hat, damals galt sie für ausgezeichnet und -furchtbar. Die Häupter der Verbindung rühmten sich laut, daß sie den -König zwingen würden, ihnen gerecht zu werden. Sie brachten Petitionen -und Adressen zu Stande, suchten mit Hülfe der Presse und der Kanzel die -Waffen aufzuregen, bearbeiteten die Soldaten durch Emissäre und sprachen -davon, ein starkes Heer Covenanters aus dem Westen herbeizuziehen, um -den Geheimen Rath einzuschüchtern. Trotz aller Kunstgriffe aber legte -sich die Gährung des Volks allmälig. Nach kurzem Zaudern wagte es die -Regierung, die von den Ständen geschlossenen Gerichtshöfe wieder zu -öffnen, die vom König ernannten Sessionslords nahmen ihre Plätze ein, -und Sir Jakob Dalrymple präsidirte. Der Club bemühte sich nun, die -Advokaten von der Barre zurückzuhalten und hegte einige Hoffnung, daß -der Pöbel die Richter von der Bank verjagen werde. Allein es zeigte sich -sehr bald deutlich, daß eher Mangel an Gebühren als an Anwälten, um -dieselben einzustreichen, zu erwarten stand; das Volk sah sehr gern -wieder ein Tribunal fungiren, das in seinen Augen ein nothwendiges -Attribut des Ansehens und Gedeihens seiner Stadt war, und aus vielen -Anzeichen ließ sich erkennen, daß die falsche und habgierige Partei, -welche die Majorität der Legislatur beherrscht hatte, nicht auch die -Majorität der Nation beherrschte.[121] - ----------- - -[Fußnote 1: ^Act. Parl. Scot., Aug. 31. 1689.^] - -[Fußnote 2: ^Balcarras's Memoirs; Short History of the Revolution in -Scotland in a letter from a Scotch gentleman in Amsterdam to his friend -in London, 1712.^] - -[Fußnote 3: ^Balcarras's Memoirs; Life of James, II. 341.^] - -[Fußnote 4: ^A Memorial for His Highness the Prince of Orange in -relation to the Affairs of Scotland, by two Persons of Quality, 1689.^] - -[Fußnote 5: ^Rabbled^ sagte man in der Landessprache, ein aus ^rabble^, -Pöbel, gebildetes Zeitwort, daß sich im Deutschen nicht erschöpfend -wiedergeben läßt. -- D. Uebers.] - -[Fußnote 6: Siehe Calvin's Brief an Haller, ^IV. Non. Jan. 1551.^ -»^Priusquam urbem unquam ingrederer, nullae prorsus erant feriae.^«] - -[Fußnote 7: In ^The Act, Declamation and Testimony of the Seceders, -dated in December 1736^, heißt es, daß »unter Autorität des Parlaments -der Beobachtung der Feiertage in Schottland durch Suspension der -Thätigkeit unserer angesehensten Gerichtshöfe Vorschub geleistet wird.« -Dies wird für eine Nationalsünde und für einen Grund des Unwillens -Gottes erklärt. Im März 1758 richtete die Vereinigte Synode eine -»Feierliche Warnung« an die Nation, worin die nämliche Klage wiederholt -wird. Ein einfältiger Mensch, dessen Unsinn sogar in unseren Tagen für -werth gehalten worden ist, neu gedruckt zu werden, sagt: »Ich -hinterlasse mein Zeugniß gegen die abscheuliche Acte der Königin Anna -und ihres angeblichen britischen, in Wirklichkeit aber viehischen -(^brutish^) Parlaments, welche die Beobachtung der sogenannten -Yul-Ferien (^Yule Vacancy^) vorschreibt.« ^The Dying Testimony of -William Wilson, sometime Schoolmaster in Park in the Parish of Douglas, -aged 68, who died in 1757.^] - -[Fußnote 8: ^An Account of the Present Persecution of the Church in -Scotland, in several Letters, 1690; The Case of the afflicted Clergy in -Scotland truly represented, 1690; Faithful Contendings Displayed; Burnet -I. 805.^] - -[Fußnote 9: Die Formel dieser Benachrichtigung findet man in dem Buche: -^Faithful Contendings Displayed.^] - -[Fußnote 10: ^Account of the Present Persecution, 1690; Case of the -afflicted Clergy, 1690; A true Account of that Interruption that was -made of the Service of God on Sunday last, being the 17th of February -1689, signed by James Gibson, acting for the Lord Provost of Glasgow.^] - -[Fußnote 11: ^Balcarras's Memoirs; Mackay's Memoirs.^] - -[Fußnote 12: ^Burnet II. 21.^] - -[Fußnote 13: Scobell 1654, Kap. 9 und Olivers Verordnung vom 12. April -des nämlichen Jahres.] - -[Fußnote 14: Burnet und Fletcher von Saltoun sprechen von dem -Aufschwunge Schottland's unter dem Protector, schreiben es aber einer -Ursache zu, welche eine solche Wirkung keineswegs hervorzubringen -vermochte. »Es wurde,« sagte Burnet, »eine ansehnliche Truppenmacht von -etwa sieben- bis achttausend Mann in Schottland unterhalten. Der Sold -dieser Armee brachte soviel Geld ins Land, daß es während dieser ganzen -Zeit in einem, sehr blühenden Zustande blieb ... Wir werden diese acht -Jahre der Usurpation stets als eine Zeit großen Friedens und Gedeihens -betrachten.« »Zur Zeit des Usurpators Cromwell,« sagt Fletcher, -»glaubten wir uns bezüglich des letzteren Punktes (Handel und Geld) in -einer erträglichen Lage zu befinden in Folge des Aufwandes, den die -Truppen machten, welche uns in Unterwürfigkeit erhielten.« Die richtige -Erklärung der Erscheinung, über welche Burnet und Fletcher in so großem -Irrthum waren, findet man in einer Flugschrift betitelt: »^Some -reasonable and modest Thoughts partly occasioned by and partly -concerning the Scotch East India Company, Edinburgh, 1696.^« Siehe auch -die Verhandlungen des Mittwochsclubs in Friday Street über eine Union -mit Schottland vom December 1705. Siehe ferner das 7. Kapitel von -Burton's vortrefflicher Geschichte Schottland's.] - -[Fußnote 15: Siehe die Schrift, in welcher die Forderungen der -schottischen Commissare aufgestellt sind. Man findet sie im Anhange zu -De Foe's ^History of de Union^, Nr. 13.] - -[Fußnote 16: ^Act. Parl. Scot.^, 30. Juli 1670.] - -[Fußnote 17: ^Burnet II. 23.^] - -[Fußnote 18: Man sehe zum Beispiel eine Flugschrift betitelt: »^Some -questions resolved concerning episcopal and presbyterian Government in -Scotland, 1690.^« Eine der »Fragen« ist die, ob das schottische -Presbyterium den allgemeinen Neigungen dieses Volks entspreche. Der -Verfasser verneint diese Frage, weil die höheren und mittleren Stände -sich schon vor der Revolution größtentheils der bischöflichen Kirche -conformirt hätten.] - -[Fußnote 19: Die Instructionen befinden sich in den ^Leven and Melville -Papers^ und sind vom 7. März 1688/89 datirt. Bei der ersten Gelegenheit, -wo ich diese werthvolle Sammlung aufführe, kann ich nicht umhin es -anzuerkennen, zu wie großem Danke ich und Alle, die sich für die -Geschichte unsrer Insel interessiren, dem Herrn verpflichtet sind, der -daß Amt eines Herausgebers so vortrefflich erfüllt hat.] - -[Fußnote 20: Ueber die Dalrymple sehe man des Lord Präsidenten eigene -Schriften und darunter seine ^Vindication of the Divine Perfections;^ -ferner ^Wodrow's Analecta; Douglas's Peerage; Lockhardt's Memoirs; -Satyre on the Family of Stairs; Satyric Lines upon the long wished for -and timely Death of the Right Honorable Lady Stairs; Law's Memorials^ -und die ^Hyndford Papers,^ geschrieben 1704/5 und zugleich mit den -Briefen von Carstairs gedruckt. Lockhardt, obgleich ein Todfeind Johann -Dalrymple's, sagt: »Es war Keiner im Parlament, der es mit ihm aufnehmen -konnte.«] - -[Fußnote 21: Ueber Melville sehe man die ^Leven and Melville Papers^ an -verschiedenen Stellen, und die Vorrede; die ^Act. Parl. Scot.^ vom 16. -Juni 1685 und den Anhang unterm 13. Juni; ^Burnet II. 24^, und das -^Burnet M. S. Harl. 6584^.] - -[Fußnote 22: ^Creichton's Memoirs.^] - -[Fußnote 23: ^Mackay's Memoirs.^] - -[Fußnote 24: ^Memoirs of the Lindsays.^] - -[Fußnote 25: Ueber das frühere Verhältniß zwischen Wilhelm und Dundee -haben einige Jakobiten viele Jahre nach dem Tode Beider eine Geschichte -erfunden, welche durch successive Ausschmückungen zu einem Roman wurde, -bei dessen Lesung man sich wundern muß, wie nur ein Kind ihn für wahr -halten konnte. Die letzte Ausgabe lautet wie folgt. Bei Seneff wurde -Wilhelm das Pferd unter dem Leibe getödtet und sein Leben war in der -größten Gefahr. Dundee, damals Kapitain Graham, gab Seiner Hoheit ein -andres Pferd. Wilhelm versprach, diesen Dienst durch Beförderung zu -belohnen, brach aber sein Wort und gab einem andren das Patent, auf -welches er Graham Hoffnung gemacht hatte. Der beleidigte Held ging nach -Loo. Dort traf er seinen glücklichen Rivalen und gab ihm eine Ohrfeige. -Die auf Thätlichkeiten innerhalb des Palastes gesetzte Strafe war der -Verlust der schuldigen rechten Hand; aber der Prinz von Oranien erließ -diese Strafe in ungroßmüthiger Weise. »Sie haben mir,« sagte er, »das -Leben gerettet, ich lasse Ihnen Ihre rechte Hand, so sind wir quitt.« - -Diejenigen, welche bis auf unsre Zeit diesen Unsinn wiederholt haben, -müssen erstens in dem Wahne gewesen sein, daß die Acte Heinrich's VIII. -»zur Bestrafung von Mord und böswilligem Blutvergießen innerhalb des -königlichen Hoflagers« (^Stat. 33 Hen. VIII. c. 2.^) in Geldern Gesetz -war, und zweitens daß Wilhelm 1674 König und sein Haus ein königliches -Hoflager war. Ebenso müssen sie nicht gewußt haben, daß er Loo erst -lange nachdem Dundee die Niederlande verlassen hatte, kaufte. Siehe -Harris' ^Description of Loo, 1699.^ - -Diese Fabel, von der ich in der umfangreichen jakobitischen Literatur -aus Wilhelm's Regierungszeit nicht die geringste Spur habe entdecken -können, scheint etwa ein Vierteljahrhundert nach Dundee's Tode -entstanden zu sein und im Laufe eines weiteren Vierteljahrhunderts sich -zu ihrer vollen Absurdität ausgebildet zu haben.] - -[Fußnote 26: ^Memoirs of the Lindsays.^] - -[Fußnote 27: ^Memoirs of the Lindsays.^] - -[Fußnote 28: ^Balcarras's Memoirs.^] - -[Fußnote 29: ^Burnet II. 22; Memoirs of the Lindsays.^] - -[Fußnote 30: ^Act. Parl. Scot. March 14. 1689; History of the late -Revolution in Scotland, 1690; An Account of the Proceedings of die -Estates of Scotland, fol. London 1689.^] - -[Fußnote 31: Balcarras' Erzählung stellt sowohl Hamilton als Athol in -einem sehr ungünstigen Lichte dar. Siehe auch ^Life of James, II. 338, -339.^] - -[Fußnote 32: ^Act. Parl. Scot. March 14. 1688/89; Balcarras's Memoirs; -History of the late Revolution in Scotland; Life of James, II. 342.^] - -[Fußnote 33: ^Balcarras's Memoirs; History of the late Revolution in -Scotland, 1690.^] - -[Fußnote 34: ^Act. Parl. Scot. March 14, 15. 1689; Balcarras's Memoirs; -London Gazette, March 25; History of the late Revolution in Scotland -1690; Account of the Proceedings of the Estates of Scotland, 1689.^] - -[Fußnote 35: Siehe Cleland's Gedichte und die in demselben Bande -enthaltenen Loblieder, Edinburg 1697. Es ist wiederholt behauptet -worden, dieser Wilhelm Cleland sei der Vater des Steuercommissars -gleichen Namens gewesen, der zwanzig Jahre später in den literarischen -Kreisen London's wohl bekannt war, welcher Pope einige eben nicht sehr -lobenswerthe Dienste leistete und dessen Sohn Johann der Verfasser eines -nur zu weit berühmten Schandbuches war. Dies ist ein vollständiger -Irrthum. Der Wilhelm Cleland, welcher bei der Bothwellbrücke focht, war -noch nicht achtundzwanzig Jahr alt, als er im August 1689 fiel, und der -Steuercommissar Wilhelm Cleland starb in seinem siebenundsechzigsten -Lebensjahre im September 1741. Ersterer kann daher nicht der Vater des -letzteren gewesen sein. Siehe die ^Exact Narrative of the Battle of -Dunkeld,^ das Gentleman's Magazine von 1740 und Warburton's Anmerkung zu -dem Briefe an den Verleger der »Dunciade«, ein Brief, der mit W. Cleland -unterzeichnet, in Wirklichkeit aber von Pope verfaßt ist. In einem -Aufsatze von Sir Robert Hamilton, dem Orakel der extremen Covenanters -und einem blutdürstigen Wüthrich, wird Cleland's als eines ehemaligen -Bundesgenossen dieser Fanatiker, aber nachmaligen heftigen Widersachers -derselben erwähnt. Cleland stimmte wahrscheinlich nicht mit Hamilton -darin überein, die Abschlachtung von Kriegsgefangenen, die sich auf -Pardon ergeben hatten, als eine heilige Pflicht anzusehen. Siehe -Hamilton's ^Letter to the Societies^ vom 7. December 1685.] - -[Fußnote 36: ^Balcarras's Memoirs.^] - -[Fußnote 37: ^Balcarras's Memoirs.^ Den vollständigsten Bericht über -diese Verhandlungen geben jedoch einige handschriftliche Notizen, welche -sich in der Bibliothek der Advokatenfacultät befinden. Balcarras' -Angaben sind nicht ganz genau. Er verließ sich wahrscheinlich zu sehr -auf sein Gedächtniß. Ich habe dieselben nach den Parlamentsacten -berichtigt.] - -[Fußnote 38: ^Act. Parl. Scot. March 16. 1688/89; Balcarras's Memoirs; -History of the late Revolution in Scotland, 1690; Account of the -Proceedings of the Estates of Scotland, 1689; London Gazette, March 25. -1689; Life of James II. 342.^ Burnet irrt sonderbar in Bezug auf diese -Vorgänge.] - -[Fußnote 39: ^Balcarras's Memoirs;^ Manuscript in der Bibliothek der -Advokatenfacultät.] - -[Fußnote 40: ^Act. Parl. Scot. March 19. 1688/89; History of the late -Revolution in Scotland.^] - -[Fußnote 41: Balcarras.] - -[Fußnote 42: Balcarras.] - -[Fußnote 43: ^Act. Parl. Scot; History of the late Revolution, 1690; -Memoirs of North Britain 1715.^] - -[Fußnote 44: Balcarras.] - -[Fußnote 45: Jeder Leser wird sich der Verwünschung erinnern, welche Sir -Walter Scott im fünften Gesange des »Marmion« über die Dummköpfe -aussprach, welche dieses interessante Denkmal entfernten.] - -[Fußnote 46: »Es wird weder sicher noch gut für den König sein, es nach -der Thronbesteigung von einer Parlamentsacte zu erwarten, die es vor -seine Thür legen wird.« Dalrymple an Melville, 5. April 1689; ^Leven and -Melville Papers^.] - -[Fußnote 47: Eine interessante Stelle über diesen Gegenstand findet sich -bei Fortescue.] - -[Fußnote 48: ^Act. Parl. Scot. April 1. 1689; Orders of Committee of -Estates, Mai 16. 1689; London Gazette, April 11.^] - -[Fußnote 49: Da es kürzlich in Abrede gestellt worden ist, daß die -extremen Presbyterianer eine ungünstige Meinung von den Lutheranern -hegten, so will ich zwei entscheidende Beweise für meine oben -aufgestellte Behauptung beibringen. In dem Buche: ^Faithful Contendings -Displayed^ befindet sich ein Bericht über die Vorgänge bei der -Generalversammlung der Vereinigten Covenantergesellschaften vom 24. -October 1688. Es wurde die Frage aufgeworfen, ob eine Verbindung mit den -Holländern stattfinden solle. »Es ward einstimmig beschlossen,« sagt der -Sekretär der Gesellschaften, »daß wir uns mit den Holländern nicht zu -einem Körper vereinigen, noch förmlich unter ihre Leitung kommen -könnten, da sie ein Gemisch von reformirten lutherischen Uebelgesinnten -und Sectirern seien, mit denen gemeinschaftliche Sache zu machen dem -Zeugniß der Kirche von Schottland widerstreiten würde.« In dem am 2. -October 1707 aufgesetzten »Protest und Testimonium« beschweren sich die -Vereinigten Gesellschaften darüber, daß die Krone »dem Prinzen von -Hannover verliehen worden sei, der in der lutherischen Religion erzogen -und aufgewachsen ist, welche, wie allgemein bekannt, nicht allein -abweicht von der Reinheit in Lehre, Reformation und Glauben, die wir in -diesen Nationen erreicht hatten, sondern derselben in vielen Dingen -sogar zuwiderläuft.« Sie setzen hinzu: »Die Annahme einer solchen Person -zum Herrscher über uns widerstreitet nicht nur unserm feierlichen Bund -und Covenant, sondern dem Worte Gottes selbst: 5. Buch Mosis XVII.«] - -[Fußnote 50: ^History of the late Revolution in Scotland; London -Gazette, Mai 16. 1689.^ Der officielle Bericht über die Vorgänge war -offenbar mit großer Sorgfalt abgefaßt. Siehe auch das ^Royal Diary, -1702^. Der Verfasser dieses Werks versichert, daß er seine Angaben den -Mittheilungen eines Geistlichen verdanke, welcher anwesend war.] - -[Fußnote 51: Siehe Crawford's Briefe und Reden an verschiedenen Stellen. -Seine Art und Weise, um eine Stelle anzusuchen, war eigenthümlich. -Nachdem er, nicht ohne Grund, zugegeben hatte, daß sein Herz voller -Arglist und verzweifelt sündig sei, fuhr er fort: »Das nämliche -allmächtige Wesen, welches gesagt hat: Wenn die Armen und Bedürftigen -Wasser suchen und es ist keins da und ihre Zunge verschmachtet vor -Durst, wird Er sie nicht verlassen, -- kann mir trotz meiner jetzigen -dürftigen Umstände ein Haus bauen, wenn es dies für gut findet.« -- -Brief an Melville vom 28. Mai 1689. Ueber Crawford's Armuth und sein -Verlangen nach bischöflichen Ländereien sehe man seinen Brief an -Melville vom 4. December 1690. Ueber seine Humanität siehe seine Briefe -an Melville vom 11. December 1690. Alle diese Briefe findet man in den -^Leven and Melville Papers^. Der Verfasser von: ^An Account of the Late -Establishment of Presbyterian Government^ sagt von Jemandem, der sich -mit zehn oder zwölf Pfund Sterling hatte bestechen lassen: »Wäre er so -arm gewesen wie Mylord Crawford, so würde er vielleicht eher zu -entschuldigen gewesen sein.« Siehe auch die Dedication der berühmten -Schrift: ^Scotch Presbyterian Eloquence Displayed.^] - -[Fußnote 52: ^Burnet II. 23. 24; Fountainhall Papers,^ 13. Aug. 1684, -14., 15. Oct. 1684, 3. Mai 1685; Montgomery an Melville, 23. Juni 1689 -in den ^Leven and Melville Papers; Pretences of the French Invasion -Examined, licensed May 25. 1692.^] - -[Fußnote 53: Siehe ^The Life and Correspondence of Carstairs^ und die -interessanten Abhandlungen über ihn in den 1854 gedruckten ^Caldwell -Papers^. Ferner seine Characteristik von Mackay und Swift's Note. -Swift's Wort kann gegen einen Schotten und Presbyterianer kein Gewicht -haben. Ich glaube jedoch, daß Carstairs, obgleich im Wesentlichen ein -rechtschaffener und frommer Mann, sein gutes Theil von der Klugheit der -Schlange besaß.] - -[Fußnote 54: Sir Johann Dalrymple an Lord Melville, 18., 20., 25. Juni -1689; ^Leven and Melville Papers^.] - -[Fußnote 55: In dem 1704 geschriebenen und in den ^Carstairs Papers^ -abgedruckten Hyndford-Manuscripte kommt eine ergötzliche Beschreibung -Sir Patrick's vor: »Er liebt wohleinstudirte Reden und kann selbst -Privatfreunden ohne solche kaum Audienz geben.«] - -[Fußnote 56: »Niemand ist thätiger als Saltoun, obgleich nicht -Mitglied.« Lockhart an Melville, 11. Juli 1689; ^Leven and Melville -Papers^. Siehe Fletcher's eigene Werke und die Beschreibungen von ihm in -Lockhart's und Mackay's Memoiren.] - -[Fußnote 57: Dalrymple sagt in einem Briefe vom 5. Juni: »Alle -Uebelgesinnten sind aus Furcht in den Club gekommen, und sie stimmen -Alle gleich.«] - -[Fußnote 58: Balcarras.] - -[Fußnote 59: »Soll ich Sie mit einer Schilderung dieses unfruchtbaren -Landes langweilen, wo ich Sie über Berge, ganz braun von Haidekraut, -oder durch Thäler führen muß, welche kaum Futter genug für ein Kaninchen -enthalten? ... Jeder Punkt des Landes bietet die nämliche reizlose -Landschaft dar. Kein Gehölz oder Bach erfreut den Fremden durch seine -trauliche Musik.« -- Goldsmith an Bryanton, Edinburg, 26. September -1753. In einem bald nachher aus Leyden an den ehrwürdigen Thomas -Contarine geschriebenen Briefe sagt Goldsmith: »Ich war ganz versunken -in das Anschauen der Gegend. Nichts kann der Schönheit derselben -gleichkommen. Wohin ich den Blick wendete, überall zeigten sich schöne -Häuser, anmuthige Gärten, Statuen, Grotten und Fernsichten. Schottland -bildet mit diesem Lande den grellsten Contrast: dort versperren Hügel -und Felsen jede Aussicht; hier ist Alles eine ununterbrochene Ebene.« -Siehe den Anhang C. zum ersten Bande von Mr. Forster's ^Life of -Goldsmith^.] - -[Fußnote 60: ^Northern Memoirs, by R. Franck Philanthropus, 1694.^ Der -Verfasser hatte etwas von der Scenerie der Hochlande gesehen, und er -spricht davon fast ganz so wie Burt unter der folgenden Generation: »Es -ist ein verwahrloster Theil der Schöpfung, Schutt, der beim Prachtbau -der Welt bei Seite geworfen wurde, und eben so arm an Form und Gestalt -wie die Eingebornen an Moral und guten Sitten.«] - -[Fußnote 61: ^Journey through Scotland, by the author of the Journey -through England, 1723.^] - -[Fußnote 62: Fast alle diese Umstände sind Burt's Briefen entlehnt. -Bezüglich des Theers ist meine Quelle Cleland's Poesie. In seinen Versen -über den »^Highland Host^« sagt er: - - »Dieweil sie sind beschmiert mit Theer, - Der ihren Kopf und Hals beschützt, - Ganz wie bei ihren Schafen.«] - -[Fußnote 63: Ein schlagender Beleg für die Meinung, welche der Bewohner -des Niederlandes von dem Hochländer hegte und die sich von jenem auch -den Engländern mittheilte, findet man in einem Bande ^Miscellanies^, von -Afra Behn im Jahre 1685 herausgegeben. Eines der interessantesten Stücke -dieser Sammlung ist ein rohes und profanes schottisches Gedicht -betitelt: »Wie der erste Hochländer gemacht wurde.« Wie und aus welchen -Stoffen er gemacht wurde, wage ich nicht zu erzählen. Das unmittelbar -auf seine Schöpfung folgende Gespräch aber wird, wie ich hoffe, hier -ohne großen Anstoß einen Platz finden dürfen. - - Spricht Gott zum Hochlandsmann: »Wohin willst Du?« - »Ich will ins Niederland hinab, o Herr, zu stehlen eine Kuh.« - »Pfui!« sagt St. Peter, »wirst ein arger Sünder werden, - Wenn Du schon stehlen willst, kaum angelangt auf Erden.« - »Hm!« drauf der Hochlandsmann mit einem Schwure spricht, - »So lang ich stehlen kann, arbeit' ich nicht.« - -Ein andrer schottischer Niederländer, der tapfre Oberst Cleland, -beschreibt den Hochländer um die nämliche Zeit in gleicher Weise - - Ein einz'ges ihr mißfäll'ges Wort - Kann treiben sie zu einem Mord. - Und wollt Ihr wissen was sie thut? - Sie lebt nur von gestohlnem Gut. - -Ganz in ähnlichem Sinne sind die wenigen Worte, welche Franck -Philanthropus (1694) den Hochländern widmet: »Sie leben wie große Herren -und sterben wie Taugenichtse, hassen die Arbeit und haben keinen Kredit, -um zu borgen; sie unternehmen Raubzüge und bestehlen ihre Nachbarn.« In -der 1690 in Edinburg gedruckten ^History of the Revolution in Scotland^ -kommt folgende Stelle vor: »Die schottischen Hochländer sind Elende, die -sich nur in so weit um Ehre, Freundschaft, Gehorsam und Regierung -kümmern, als sie sich durch eine Aenderung in den Angelegenheiten oder -durch eine Revolution in der Regierung Gelegenheit verschaffen können, -ihre Grenznachbarn zu bestehlen oder auszuplündern.«] - -[Fußnote 64: Nachdem diese Stelle geschrieben war, fand ich mit großem -Vergnügen, daß Lord Fountainhall im Juli 1676 ganz den nämlichen -Vergleich anwendete, der mir aufgestoßen ist. Er sagt, daß Argyle's -ehrgeiziges Streben nach der Oberherrschaft über die Hochlande und über -die westlichen Inseln Mull, Ila &c. andere Clans zu einem Bündnisse -aufreizte, um ihn zu demüthigen, wie die Mächte Deutschland, Spanien, -Holland &c. sich gegen die Vergrößerung der französischen Macht -verbündeten.] - -[Fußnote 65: In der Einleitung zu den Memoiren Sir Ewan Cameron's findet -sich eine sehr verständige Bemerkung: »Es mag paradox klingen, aber der -Herausgeber kann nicht umhin, die Vermuthung auszusprechen, daß die -Beweggründe, welche die Hochländer veranlaßten, den König Jakob zu -unterstützen, im Wesentlichen dieselben waren die diejenigen, unter -deren Einflusse die Anstifter der Revolution handelten.« Die ganze -Einleitung verdient überhaupt gelesen zu werden.] - -[Fußnote 66: ^Skene's Highlanders of Scotland; Douglas's Baronage of -Scotland.^] - -[Fußnote 67: Siehe ^The Memoirs of the Life of Sir Ewan Cameron^, und -^The Historical and Genealogical Account of the Clan Maclean, by a -Senachie^. Obgleich das letztgenannte Werk erst 1838 erschien, so -scheint doch der Verfasser desselben von einem eben so heftigen Hasse -beseelt gewesen zu sein als der, mit welchem die Macleans des 17. -Jahrhunderts die Campbells betrachteten. Auf dem kleinen Raume einer -einzigen Seite wird der Marquis von Argyle »der diabolische schottische -Cromwell«, »der gemeine, rachsüchtige Verfolger«, »der nichtswürdige -Verräther«, und »der Betrüger Argyle« genannt. Auf einer andren Seite -ist er »der heimtückische, an Schurkereien furchtbare Campbell«, »der -habgierige Sklave«, »der feige Argyle« und »der schottische Verräther.« -Auf der nächsten Seite heißt er »der niedrige und rachsüchtige Feind des -Hauses Maclean«, »der heuchlerische Covenanter«, »der unverbesserliche -Verräther«, »der feige und boshafte Feind.« Es ist ein Glück, daß so -heftige Leidenschaften sich heutzutage nur noch in Schmähungen Luft -machen können.] - -[Fußnote 68: Brief von Avaux an Ludwig vom 6. (16.) April 1689, dem eine -Abhandlung beigeschlossen ist, betitelt: ^Mémoire du Chevalier -Macklean^.] - -[Fußnote 69: Siehe die höchst interessanten Memoiren Sir Ewan Cameron's -von Lochiel, 1842 in Edinburg für den Abbotsfordclub gedruckt. Das -Manuscript muß mindestens hundert Jahre älter gewesen sein. Man -vergleiche auch in dem nämlichen Werke die Erzählung des Todes Sir -Ewan's, den ^Balhadie Papers^ entlehnt. Ich muß bemerken, daß der -Herausgeber der Memoiren Sir Ewan's zwar über die Angelegenheiten der -Hochlande und über den Character der vornehmsten Häuptlinge gut -unterrichtet, in Bezug auf englische Politik und Geschichte aber sehr -unwissend war. Ich will anführen, was Van Citters unterm 26. Nov. (6. -Dec.) 1689 über Lochiel an die Generalstaaten schrieb: »^Sir Evan -Cameron, Lord Locheale, een man -- soo ick hoor van die hem lange gekent -en dagelyk hebben mede omgegaan, -- van so groot verstant, courage, en -beleyt, als weyniges syns gelycke syn.^«] - -[Fußnote 70: ^Act. Parl. July 5. 1661.^] - -[Fußnote 71: Siehe Burt's dritten und vierten Brief. In den ersten -Ausgaben befindet sich eine Abbildung von dem Marktkeuze von Inverneß -und von dem Straßentheile, wo die Kaufleute ihre Zusammenkünfte hielten. - -Ich muß hier bemerken, wie sehr ich Mr. Robert Carruthers verpflichtet -bin, der so freundlich war, mir manche interessante Auskunft über -Inverneß zu geben und mir einige Auszüge aus den städtischen Acten zu -liefern.] - -[Fußnote 72: Ich verdanke Mr. Carruthers eine Abschrift von den -Forderungen der Macdonalds und von der Antwort des Stadtraths.] - -[Fußnote 73: Colt's Aussage im Anhange zu den Parlamentsacten vom 14. -Juli 1690.] - -[Fußnote 74: Siehe die Biographie Sir Ewan Cameron's.] - -[Fußnote 75: ^Balcarras's Memoirs; History of the late Revolution in -Scotland.^] - -[Fußnote 76: Unter den ^Nairne Papers^ in der Bodlejanischen Bibliothek -befindet sich ein interessantes Manuscript, betitelt: »^Journal de ce -qui c'est passé en Irlande depuis l'arrivée de sa Majesté.^« Es finden -sich in diesem Tagebuche englische und französische Anmerkungen und -Correcturen, die englischen von Jakob's Hand, die französischen von -Melfort's Hand. Die von Hamilton aufgefangenen Briefe sind darin -erwähnt, und zwar in einer Weise, welche deutlich zeigt, daß sie ächt -waren; auch findet man nirgends die geringste Andeutung, daß Jakob sie -gemißbilligt hätte.] - -[Fußnote 77: »Der Viscount von Dundee«, schreibt Balcarras an Jakob, -»dachte auch nicht daran, ohne weitere Befehle von Ihnen nach den -Hochlanden zu gehen, bis eine Truppenabtheilung zu seiner Verhaftung -ausgesandt wurde.«] - -[Fußnote 78: Siehe den an Jakob nach Irland gesandten Bericht, den er am -7. Juli 1689 empfing. Er befindet sich unter den ^Nairne Papers^. Ferner -sehe man die Memoiren Dundee's, 1714, Sir Ewan Cameron's, Balcarras' und -Mackay's. Diese Erzählungen stimmen jedoch weder mit einander noch mit -den Mittheilungen, die ich aus Inverneß erhielt, völlig überein.] - -[Fußnote 79: Memoiren Dundee's; Tarbet an Melville von 1. Juni 1689 in -den ^Leven and Melville Papers^.] - -[Fußnote 80: Erzählung in den ^Nairne Papers^, Aussagen Colt's, -Osburne's, Malcolm's und Stewart's von Ballachan im Anhange zu den -Parlamentsacten vom 14. Juli 1690; ^Memoirs of Sir Ewan Cameron^. Einige -wenige Züge habe ich einer englischen Uebersetzung einiger Stellen aus -einem verloren gegangenen epischen Gedicht in lateinischer Sprache, die -Grameis genannt, entnommen. Der Verfasser desselben war ein eifriger -Jakobit, Namens Philipps. Die im Jahre 1714 erschienenen Memoiren -Dundee's habe ich nur selten und nie ohne Mißtrauen benutzt. Der -Herausgeber derselben war gewiß nicht, wie er vorgiebt, einer von -Dundee's Offizieren, sondern ein einfältiger und unwissender Scribent -aus Grub Street. Seine Angaben in Betreff des Schauplatzes wie des -Datums der Schlacht von Killiecrankie sind ganz falsch. Er sagt, sie sei -an den Ufern des Tummell und am 13. Juni geschlagen worden. Aber sie -wurde an den Ufern des Garry und am 27. Juli geschlagen. Nachdem ich ein -solches Beispiel von Ungenauigkeit angeführt, würde es unnütz sein, -kleinere Fehler nachzuweisen.] - -[Fußnote 81: Aus einem Briefe von Archibald, Earl von Argyle, an -Lauderdale, datirt vom 25. Juni 1664, ist ersichtlich, daß -hunderttausend schottische Mark, das heißt wenig mehr als fünftausend -Pfund Sterling, damals alle Ansprüche Mac Callum More's an seine -Nachbarn so ziemlich befriedigt haben würden.] - -[Fußnote 82: ^Mackay's Memoirs^; Tarbet an Melville vom 1. Juni 1689 in -den ^Leven and Melville Papers^; Dundee an Melfort vom 27. Juni in den -^Nairne Papers^.] - -[Fußnote 83: Siehe Mackay's Memoiren und seinen Brief an Hamilton vom -14. Juni 1689.] - -[Fußnote 84: ^Memoirs of Sir Ewan Cameron.^] - -[Fußnote 85: ^Memoirs of Sir Ewan Cameron.^] - -[Fußnote 86: ^Memoirs of Sir Ewan Cameron.^] - -[Fußnote 87: Dundee an Melfort, 27. Juni 1689.] - -[Fußnote 88: Siehe ^Faithful Contendings Displayed^, namentlich die -Verhandlungen vom 29. und 30. April und vom 13. und 14. Mai 1689; die -Petition des Regiments an das Parlament vom 18. Juli 1689; den Protest -Sir Robert Hamilton's vom 6. November 1689, und die ermahnende Epistel -an das Regiment vom 27. März 1690. Die »Societätsleute«, wie sie sich -nannten, scheinen besonders über die Art und Weise entrüstet gewesen zu -sein, wie der Geburtstag des Königs begangen worden war. »Wir hoffen«, -schrieben sie, »daß Ihr ebenso gegen die Feier von Geburtstagen seid wie -wir, und daß Ihr bereuen werdet, was Ihr gethan habt.« Ueber die -Meinungen und den Character Alexander Shield's sehe man sein ^Hind Let -Loose^.] - -[Fußnote 89: ^Siege of the Castle of Edinburgh, printed for the -Bannatyne Club London Gazette, June 10. (20.) 1689.^] - -[Fußnote 90: ^Act. Parl. Scot. June 5., 17. 1689.^] - -[Fußnote 91: Die Instructionen findet man in den Somers'schen -Schriften.] - -[Fußnote 92: Ueber Sir Patrick's Ansichten siehe seinen Brief vom 7. -Juni und Lockhart's Brief vom 11. Juli, in den ^Leven and Melville -Papers^.] - -[Fußnote 93: Meine Hauptmaterialien für die Geschichte dieser Session -waren die Acten, die Protokolle und die ^Leven and Melville Papers^.] - -[Fußnote 94: »Athol,« sagt Dundee verächtlich, »ist nach England -gegangen, da er nicht wußte, was er thun sollte.« Dundee an Melfort, 27. -Juni 1689. Siehe Athol's Briefe an Melville vom 21. Mai und 8. Juni, in -den ^Leven and Melville Papers^.] - -[Fußnote 95: ^Memoirs of Sir Ewan Cameron.^] - -[Fußnote 96: ^Mackay's Memoirs.^] - -[Fußnote 97: ^Mackay's Memoirs.^] - -[Fußnote 98: Van Odyck an den Greffier der Generalstaaten, 2. (12.) -August, 1689.] - -[Fußnote 99: ^Memoirs of Sir Ewan Cameron.^] - -[Fußnote 100: ^Balcarras's Memoirs.^] - -[Fußnote 101: ^Mackay's Short Relation, Aug. 17, 1689.^] - -[Fußnote 102: ^Memoirs of Sir Ewan Cameron.^] - -[Fußnote 103: ^Memoirs of Sir Ewan Cameron, Mackay's Memoirs.^] - -[Fußnote 104: ^Douglas's Baronage of Scotland.^] - -[Fußnote 105: ^Memoirs of Sir Ewan Cameron.^] - -[Fußnote 106: ^Memoirs of Sir Ewan Cameron.^] - -[Fußnote 107: Ueber die Schlacht siehe Mackay's Memoiren und Briefe und -seine ^Short Relation^; ferner die Memoiren Dundee's und Sir Ewan -Cameron's, Nisbet's und Osburne's Aussagen im Anhange zu den -Parlamentsacten vom 14. Juli 1690. Auch sehe man den Bericht über die -Schlacht in einem von Burt's Briefen. Macpherson druckte einen vom Tage -nach der Schlacht datirten Brief von Dundee an Jakob. Ich brauche nicht -zu sagen, daß dies eine eben so schamlose Fälschung ist wie Fingal. Der -Herausgeber der Memoiren Dundee's sagt, Lord Leven sei durch den Anblick -der hochländischen Waffen erschreckt worden und habe das Beispiel der -Flucht gegeben. Dies ist eine abscheuliche Lüge. Daß Leven sich ganz -vorzüglich gut benahm, beweisen Mackay's Memoiren, Briefe und ^Short -Relation^.] - -[Fußnote 108: ^Mackay's Memoirs; Life of General Hugh Mackay by Mackay -of Bockfield.^] - -[Fußnote 109: Brief der außerordentlichen Gesandten an den Greffier der -Generalstaaten vom 2. (12.) August 1689 und ein Brief von Van Odyck, der -sich in Hampton Court befand, von dem nämlichen Datum.] - -[Fußnote 110: ^Memoirs of Sir Ewan Cameron; Memoirs of Dundee.^] - -[Fußnote 111: Die Tradition ist bestimmt über hundertzwanzig Jahr alt. -Der Stein wurde Burt gezeigt.] - -[Fußnote 112: Siehe die Geschichte, welche den Gedichten Alexander -Robertson's vorausgeschickt ist. In dieser Geschichte heißt es von ihm, -er habe sich vor der Schlacht von Killiecrankie angeschlossen. Aus einer -Zeugenaussage im Anhange zu den ^Act. Parl. Scot.^ vom 14. Juli 1690 -aber ergiebt sich, daß er erst am folgenden Tage eintraf.] - -[Fußnote 113: ^Mackay's Memoirs.^] - -[Fußnote 114: ^Memoirs of Sir Ewan Cameron.^] - -[Fußnote 115: ^Memoirs of Sir Ewan Cameron.^] - -[Fußnote 116: ^Memoirs of Sir Ewan Cameron.^] - -[Fußnote 117: Siehe Portland's Briefe an Melville vom 22. April und 15. -Mai 1690 in den ^Leven and Melville Papers^.] - -[Fußnote 118: ^Mackay's Memoirs; Memoirs of Sir Ewan Cameron.^] - -[Fußnote 119: ^Exact Narrative of the Conflict at Dunkeld between the -Earl of Angus's Regiment and the Rebels, collected from several -Officiers of that Regiment who were Actors in or Eyewitnesses of all -that's here narrated. In Reference to those Actions^; Brief von Leutnant -Blackader an seinen Bruder, datirt Dunkeld, 21. August 1689; ^Faithful -Contendings Displayed^; Protokoll des schottischen Geheimraths vom 28. -August, citirt von Mr. Burton.] - -[Fußnote 120: Die schottischen natürlich. -- Der Uebers.] - -[Fußnote 121: Die Geschichte Schottland's während dieses Herbstes läßt -sich am besten in den ^Leven and Melville Papers^ studiren.] - - - - - Vierzehntes Kapitel. - Wilhelm und Marie. - - -Inhalt. - - Seite - Zwistigkeiten im englischen Parlament 5 - Russell's Todesurtheil umgestoßen 5 - Umstoßung anderer Verurtheilungen 7 - Das Erkenntniß gegen Samuel Johnson 7 - Das Erkenntniß gegen Devonshire 8 - Das Erkenntniß gegen Oates 8 - Rechtsbill 14 - Streitigkeiten wegen einer Indemnitätsbill 16 - Die letzten Tage Jeffreys' 18 - Die Whigs unzufrieden mit dem Könige 21 - Maßlose Heftigkeit Howe's 22 - Angriff gegen Caermarthen 22 - Angriff auf Halifax 23 - Vorbereitungen zu einem Feldzuge in Irland 26 - Schomberg 27 - Unterbrechung der Parlamentssitzungen 28 - Zustand Irland's -- Rath Avaux' 28 - Entlassung Melfort's 32 - Schomberg landet in Ulster 32 - Carrickfergus genommen 32 - Schomberg rückt weiter nach Leinster 33 - Die englische und die irische Armee campiren nahe bei einander 33 - Schomberg lehnt eine Schlacht ab 34 - Betrügereien des englischen Kriegscommissariats 34 - Verschwörung unter den in englischen Diensten stehenden 36 - französischen Truppen - Pestilenz in der englischen Armee 36 - Die englische und die irische Armee beziehen ihre 38 - Winterquartiere - Verschiedene Meinungen über Schomberg's Verfahren 39 - Marineangelegenheiten 40 - Torrington's schlechte Verwaltung 41 - Die festländischen Angelegenheiten 42 - Gefecht bei Walcourt 43 - Anschuldigungen gegen Marlborough 44 - Alexander VIII. folgt Innocenz XI. auf dem päpstlichen Stuhle 45 - Der Klerus der Hochkirche über die Angelegenheit der Eide 45 - gespalten - Argumente für Leistung der Eide 46 - Argumente gegen die Eidesleistung 48 - Die große Mehrheit des Klerus leistet die Eide 52 - Die Eidverweigerer 53 - Ken 54 - Leslie 55 - Sherlock 56 - Hickes 57 - Collier 58 - Dodwell 59 - Kettlewell. Fitzwilliam 60 - Allgemeiner Character des eidverweigernden Klerus 61 - Der Comprehensionsplan. Tillotson 64 - Eine kirchliche Commission ernannt 65 - Maßregeln der Commission 66 - Die Convocation der Provinz Canterbury einberufen. Stimmung 70 - des Klerus - Die Geistlichkeit unzufrieden mit dem König 70 - Der Klerus durch das Verhalten der schottischen Presbyterianer 72 - gegen die Dissenters erbittert - Einrichtung der Convocation 74 - Wahl der Convocationsmitglieder 75 - Verleihung geistlicher Aemter 75 - Compton ist unzufrieden 76 - Zusammentritt der Convocation 77 - Die Hochkirchlichen im Unterhause der Convocation überwiegend 78 - Meinungsverschiedenheit zwischen den beiden Häusern der 79 - Convocation - Das Unterhaus der Convocation erweist sich als unlenksam 80 - Die Convocation prorogirt 81 - - -Zwistigkeiten im englischen Parlament. - -Vierundzwanzig Stunden vor dem Augenblicke, wo der Krieg in Schottland -durch die Niederlage der celtischen Armee bei Dunkeld beendigt wurde, -ging das Parlament zu Westminster auseinander. Die beiden Häuser waren -seit dem Monat Januar ununterbrochen versammelt gewesen. Die in einen -engen Raum eingepferchten Gemeinen hatten viel von der Hitze und -Unbehaglichkeit zu leiden gehabt und die Gesundheit manches Mitgliedes -war erschüttert worden. Das Ergebniß stand jedoch in keinem Verhältniß -zu der gehabten Arbeit. Die letzten drei Monate der Session waren fast -ganz mit Streitereien vergeudet worden, welche im Gesetzbuche keine Spur -zurückgelassen haben. Das Fortschreiten heilsamer Gesetze war durch -Häkeleien bald zwischen den Whigs und Tories, bald zwischen den Lords -und den Gemeinen gehemmt worden. - -Die Revolution war kaum vollbracht, so zeigte es sich auch schon, daß -die Freunde der Ausschließungsbill ihre Leiden während des Uebergewichts -ihrer Feinde nicht vergessen hatten und daß sie sowohl Genugthuung -erlangen als Rache üben wollten. Schon vor der Wiederbesetzung des -Thrones ernannten die Lords einen Ausschuß, um zu untersuchen, was an -den grauenvollen Geschichten, welche über den Tod Essex' circulirten, -Wahres sei. Der aus eifrigen Whigs bestehende Ausschuß setzte seine -Untersuchungen so lange fort, bis alle vernünftigen Männer die -Ueberzeugung gewonnen hatten, daß er durch seine eigne Hand gefallen -war, und bis seine Gattin, seine Brüder und seine intimsten Freunde die -Nachforschungen nicht weitergeführt zu sehen wünschten.[1] - - -Russell's Todesurtheil umgestoßen. - -Das Gedächtniß und die Familien, einiger anderer Opfer, welche dem -Bereiche menschlicher Macht entrückt waren, wurden ebenfalls, ohne -Opposition von Seiten der Tories, rehabilitirt. Bald nachdem die -Convention in ein Parlament verwandelt worden war, wurde den Peers eine -Bill zur Umstoßung des Todesurtheils Lord Russell's vorgelegt, rasch von -ihnen angenommen, in's Unterhaus geschickt und hier mit ungewöhnlichen -Zeichen von Bewegung begrüßt. Viele von den Mitgliedern hatten mit -Russel in dieser Kammer gesessen. Er hatte darin lange einen Einfluß -ausgeübt, ähnlich dem, welchen der wackere und menschenfreundliche -Althorpe, dessen sich Leute dieser Generation noch erinnerten, einst -ausübte, einen Einfluß, der seinen Grund nicht in überlegener -Gewandtheit in der Debatte oder im Vortrage, sondern in einer makellosen -Rechtschaffenheit, in einem schlichten gesunden Verstande und in jener -Freimüthigkeit, Einfachheit und Gutherzigkeit hatte, welche bei einem -durch Geburt und Vermögen hoch über seinen Nebenmenschen stehenden Manne -ganz besonders einnehmend und gewinnend sind. Die Whigs hatten in -Russell ein Oberhaupt verehrt und seine politischen Gegner hatten -zugegeben, daß er, wenn er nicht durch minder achtungswerthe und -schlauere Genossen als er irregeleitet würde, ein so braver und -gutherziger Gentleman sei wie irgend einer in England. Die männliche -Festlichkeit und christliche Ergebung, womit er in den Tod gegangen war, -die Trauer seines edlen Hauses, der Schmerz seines der Stütze beraubten -Vaters, die vernichtete Zukunft seiner verwaisten Kinder,[2] und vor -Allem der Verein von weiblicher Zärtlichkeit und engelgleicher Geduld in -der Frau, die dem wackeren Dulder das Theuerste gewesen war, die vor den -Schranken des Gerichts mit der Feder in der Hand an seiner Seite -gesessen, die düstre Einsamkeit seines Kerkers erheitert und an seinem -letzten Tage die Denkwürdigkeit des großen Opfers mit ihm getheilt, -hatten die Herzen vieler gerührt, welche sonst nicht gewohnt waren, -einen Gegner zu bemitleiden. Daß Russell viele gute Eigenschaften -besessen, daß er den besten Willen gehabt hatte und daß man hart gegen -ihn verfahren war, wurde jetzt selbst von höfischen Juristen, welche -sein Blut hatten vergießen helfen, und von höfischen Theologen -zugegeben, welche ihr Möglichstes gethan hatten, um seinen Ruf zu -verunglimpfen. Als daher das Pergament, welches sein Todesurtheil -annullirte, auf den Tisch der Versammlung gelegt wurde, in der noch vor -acht Jahren seine Züge und seine Stimme so wohl bekannt gewesen, war die -Aufregung groß. Ein bejahrtes whiggistisches Mitglied versuchte zu -sprechen, wurde aber von seinen Gefühlen überwältigt. »Ich kann,« sagte -er, »den Namen Mylord Russell's nicht aussprechen, ohne tief ergriffen -zu werden. Es genügt ihn zu nennen. Mehr vermag ich nicht zu sagen.« -Viele Blicke richteten sich nach der Gegend des Saales, wo Finch saß. -Die höchst ehrenwerthe Art und Weise, wie er ein einträgliches Amt -niedergelegt, sobald er sich überzeugt hatte, daß er es nicht behalten -konnte, ohne das Dispensationsrecht zu unterstützen, und die bedeutende -Rolle, die er bei der Vertheidigung der Bischöfe gespielt, hatten viel -dazu beigetragen, seine Fehler wieder gut zu machen. Doch an diesem Tage -konnte man sich der Erinnerung nicht erwehren, daß er eifrig bemüht -gewesen war als Kronanwalt das Urtheil auszuwirken, das jetzt feierlich -widerrufen werden sollte. Er erhob sich und versuchte sein Verfahren zu -rechtfertigen, aber weder sein juristischer Scharfsinn, noch der -fließende und wohlklingende Vortrag, der eine erbliche Gabe in seiner -Familie war und dessen sich kein Mitglied seiner Familie in reicherem -Maße erfreute als er, halfen ihm bei dieser Gelegenheit etwas. Das Haus -war nicht in der Stimmung ihn anzuhören und unterbrach ihn mehrmals mit -dem Rufe »zur Ordnung.« Er sei, sagte man ihm, mit großer Nachsicht -behandelt und nicht in Anklagestand versetzt worden. Warum versuche er -jetzt, unter dem Vorwande, sich zu rechtfertigen, entehrende -Beschuldigungen auf einen berühmten Namen zu werfen und einen Justizmord -zu entschuldigen? Er mußte sich wieder setzen, nachdem er erklärt hatte, -daß er sich nur von der Anschuldigung habe reinigen wollen, die Grenzen -seiner Amtspflicht überschritten zu haben, daß er jede Absicht, das -Gedächtniß Lord Russell's zu verunglimpfen, zurückweise, und daß ihn die -Umstoßung des Urtels aufrichtig freuen werde. Ehe das Haus -auseinanderging, wurde die Bill noch einmal verlesen, und sie würde auf -der Stelle zum dritten Male verlesen und angenommen worden sein, wären -nicht einige Zusätze und Auslassungen vorgeschlagen worden, von denen -man glaubte, daß sie die Genugthuung vollständiger machen würden. Die -Amendements wurden mit großer Eil entworfen, die Lords stimmten -denselben bei, und der König gab mit Freuden seine Genehmigung.[3] - - -Umstoßung anderer Verurtheilungen. - -Dieser Bill folgten bald drei andere, welche drei abscheuliche und -empörende Todesurtheile annullirten: das Todesurtheil Sidney's, das -Todesurtheil Cornish's und das Todesurtheil der Alice Lisle.[4] - - -Das Erkenntniß gegen Samuel Johnson. - -Einige noch lebende Whigs erlangten ohne Mühe Genugthuung für Unbilden, -die sie unter der vorigen Regierung erlitten hatten. So wurde das -Erkenntniß gegen Samuel Johnson von den Gemeinen in Erwägung gezogen. -Die Resolution lautete dahin, daß die ihm zuerkannte körperliche -Züchtigung grausam sei und daß seine Degradation keine Rechtskraft habe. -Der letztere Punkt konnte nicht bestritten werden, denn Johnson war -durch die Prälaten degradirt worden, welche die Diöcese London während -Compton's Suspension verwaltet hatten. Compton aber war durch ein Decret -der Hohen Commission suspendirt worden, und die Decrete der Hohen -Commission wurden allgemein als ungültig anerkannt. Johnson war daher -seines Priesterrocks durch Personen beraubt worden, welche keine -Jurisdiction über ihn hatten. Die Gemeinen ersuchten den König, daß er -den Dulder durch ein geistliches Amt entschädigen möchte.[5] Wilhelm -überzeugte sich jedoch, daß er diesem Gesuche ohne große Inconvenienz -nicht willfahren könne. Denn Johnson war, obgleich muthig, rechtschaffen -und religiös, doch stets heftig, widersetzlich und streitsüchtig -gewesen, und seitdem er um seiner Meinungen willen Qualen erduldet -hatte, welche schrecklicher waren als der Tod, hatten sich die Schwächen -seines Characters und seines Verstandes dergestalt verschlimmert, daß er -den Niederkirchlichen eben so unangenehm war als den Hochkirchlichen. -Gleich vielen anderen Menschen, welche durch Vergnügen, Gewinn oder -Gefahr nicht vorn Pfade des Rechts abgebracht werden können, hielt er -die Regungen seines Stolzes und seines Hasses irrig für die Mahnungen -des Gewissens und betrog sich in den Glauben hinein, daß er, indem er -Freunden wie Feinden ohne Unterschied mit Anmaßung und Bitterkeit -begegnete, nur seinen christlichen Glauben und Muth beweise. Burnet -machte ihn sich zum Todfeinde, weil er ihn zur Geduld und zum Vergeben -von Ungerechtigkeiten ermahnte. »Sagt Sr. Lordschaft,« antwortete der -unbeugsame Priester, »er möge sich um seine Angelegenheiten kümmern und -mich für die meinigen selbst sorgen lassen.[6]« Man begann bald zu -munkeln, daß Johnson den Verstand verloren habe. Er beschuldigte Burnet -der Urheberschaft dieses Gerüchts und rächte sich durch Schmähschriften, -deren maßlose Heftigkeit die Behauptung, die sie widerlegen sollten, nur -bestätigten. Der König hielt es daher für besser, aus seiner -Privatchatulle eine freigebige Entschädigung für das Unrecht zu -bewilligen, von dem die Gemeinen ihn in Kenntniß gesetzt hatten, als -einem überspannten und reizbaren Manne eine angesehene des öffentlichen -Vertrauens bedürfende Stellung zu übertragen. Johnson erhielt ein -Geschenk von tausend Pfund und eine jährliche Pension von dreihundert -Pfund für sich und seinen nächsten Leibeserben. Sein Sohn wurde überdies -im Dienste angestellt.[7] - - -Das Erkenntniß gegen Devonshire. - -Während die Gemeinen das Urtheil Johnson's in Erwägung zogen, -untersuchten die Lords mit Strenge das Prozeßverfahren, welches unter -der vorigen Regierung gegen ein Mitglied ihres eignen Standes, den Earl -von Devonshire, eingeleitet worden war. Die Richter, welche über ihn -abgeurtheilt hatten, wurden umständlich ausgefragt und eine Resolution -angenommen, welche erklärte, daß in seinem Falle die Vorrechte der -Pairie verletzt und daß der Gerichtshof der Kings Bench, indem er einen -übereilten Schlag mit einer Geldbuße von dreißigtausend Pfund bestraft, -der gemeinen Justiz und der großen Charte Gewalt angethan habe.[8] - - -Das Erkenntniß gegen Oates. - -In den vorerwähnten Fällen scheinen alle Parteien in der Ansicht -übereingestimmt zu haben, daß eine öffentliche Genugthuung angemessen -sei. Bald aber wurden die heftigsten Leidenschaften der Whigs wie der -Tories durch die geräuschvollen Ansprüche eines Schurken erregt, dessen -Leiden, so hart sie auch scheinen mochten, im Vergleich mit seinen -Verbrechen unbedeutend gewesen waren. Oates war zurückgekommen, wie ein -Geist von der Richtstätte, um die Orte heimzusuchen, die er durch seine -Verbrechen befleckt hatte. Die ersten vierthalb Jahre nach seiner -Züchtigung hatte er in einer Zelle von Newgate zugebracht, die er nur -verlassen, wenn er an den Jahrestagen seiner Meineide an den Pranger -gestellt wurde. Viele Fanatiker sahen jedoch immer noch einen Märtyrer -in ihm, und man sagte sie hätten seine Kerkermeister in so weit zu -bestechen vermocht, daß seine Leiden, trotz der bestimmtesten Befehle -von Seiten der Regierung, durch manche Begünstigungen gemildert worden -seien. Während andere Gefangene, welche im Vergleich zu ihm unschuldig -waren, bei der Gefängnißkost abmagerten, wurde sein Tisch mit -Truthühnern und Lendenbraten, mit Kapaunen und Spanferkeln, mit -Wildpasteten und Körben Claret, den Spenden eifriger Protestanten -besetzt.[9] Als Jakob von Whitehall geflüchtet und London in Bestürzung -war, wurde in dem Rathe der Lords, welche die Leitung der Geschäfte -provisorisch übernommen hatten, die Freilassung des Oates beantragt. Der -Antrag wurde verworfen,[10] aber die Kerkermeister, welche nicht wußten, -wem sie in dieser Zeit der Anarchie gehorchen sollten und die es mit -einem Manne nicht verderben wollten, der einst ein furchtbarer Feind -gewesen war und es vielleicht wieder werden konnte, erlaubten ihrem -Gefangenen, frei in der Stadt umherzugehen.[11] Seine mißgestalteten -Beine und sein häßliches Gesicht, das durch den Verlust der -abgeschnittenen Ohren noch mehr entstellt worden, waren jetzt wieder -täglich in Westminsterhall und im Court of Requests zu sehen.[12] Er -hing sich an seine alten Gönner und gab ihnen in der schleppenden -Sprache, die er als ein Zeichen von Vornehmheit affectirte, die -Geschichte seiner Leiden und seiner Hoffnungen. Es sei unmöglich, sagte -er, daß jetzt, wo die gute Sache gesiegt habe, der Entdecker des -Complots übergangen werden könne. »Karl gab mir neunhundert Pfund -jährlich. Gewiß, Wilhelm wird mir mehr geben.«[13] - -In wenigen Wochen brachte er sein Erkenntniß durch eine -Nichtigkeitsbeschwerde in das Haus der Lords. Dies ist ein -Appellationsact, welcher keine Thatbestandsfrage zur Erörterung bringt. -Während die Lords über die Nichtigkeitsbeschwerde zu Gericht saßen, -waren sie nicht berechtigt zu untersuchen, ob das Verdict, welches Oates -für schuldig erklärte, den Beweisen entsprach oder nicht. Sie hatten nur -zu erwägen, ob das Erkenntniß, angenommen auch, daß das Verdict den -Beweisen entsprach, gesetzmäßig war. Aber es würde selbst einem aus -altgedienten Magistratsbeamten bestehenden Tribunal schwer geworden -sein, und war einer Versammlung von Edelleuten, die sich alle stark zu -dieser oder jener Seite hinneigten und unter denen sich damals nicht ein -einziger befand, dessen Geist durch das Studium der Jurisprudenz -gebildet gewesen wäre, fast unmöglich, unverwandt auf den bloßen -Rechtspunkt zu blicken und von den speciellen Umständen des Falles -gänzlich zu abstrahiren. In den Augen einer Partei, die allerdings -selbst unter den whiggistischen Peers wahrscheinlich eine Minorität -bildete, war der Appellant ein Mann, der der Sache der Freiheit und der -Religion unschätzbare Dienste geleistet und der dafür mit einer -langjährigen Haft, mit entehrender Ausstellung und mit einer Tortur -belohnt worden war, an die man nicht ohne Schaudern zurückdenken konnte. -Die Majorität des Hauses betrachtete ihn jedoch richtiger als das -falscheste, böswilligste und schamloseste Geschöpf, das je den Namen -Mensch geschändet hatte. Bei dem Anblicke dieser frechen Stirn, bei dem -Tone dieser lügnerischen Zunge verloren sie alle Selbstbeherrschung. -Viele von ihnen erinnerten sich ohne Zweifel mit Beschämung und Reue, -daß sie sich von ihm hatten täuschen lassen und daß er sie noch das -letzte Mal wo er vor ihnen stand, durch einen Meineid bewogen hatte, das -Blut eines Mitglieds ihres eigenen hohen Standes zu vergießen. Es ließ -sich nicht erwarten, daß eine von solchen Gefühlen beseelte Versammlung -von Gentlemen mit der kalten Unparteilichkeit eines Gerichtshofes -verfahren werde. Ehe sie zu einer Entscheidung der Rechtsfrage kamen, -welche Titus ihnen vorgelegt hatte, hingen sie ihm eine Reihe von -Prozessen an. Er hatte eine Schrift drucken lassen, die seine Verdienste -und seine Leiden verherrlichte. Die Lords fanden einen Vorwand, um diese -Publikation eine Privilegiumsverletzung zu nennen und schickten ihn in -das Marschallgefängniß. Er petitionirte um seine Freilassung, aber es -wurde gegen sein Gesuch ein Einwurf geltend gemacht. Er hatte sich als -Doctor der Theologie gerirt, und ihre Lordschaften wollten ihn als -solchen nicht anerkennen. Er wurde vor ihre Schranken geführt und -gefragt, wo er graduirt worden sei. Seine Antwort lautete: »Auf der -Universität Salamanca.« Dies war ein neues Beispiel von seiner -Lügenhaftigkeit und Frechheit. Sein Salamanca-Doctortitel war viele -Jahre lang ein Lieblingsthema für alle toryistischen Satyriker von -Dryden abwärts, und selbst auf dem Festlande wurde der »Salamancadoctor« -ein allgemein gebräuchlicher Spottname.[14] Die Lords vergaßen in ihrem -Hasse gegen Oates die Würde ihres Standes so weit, daß sie diese -lächerliche Geschichte ernsthaft behandelten. Sie befahlen ihm, die -Worte »Doctor der Theologie« in seiner Petition zu streichen, er -entgegnete darauf, daß er dies mit gutem Gewissen nicht thun könne, und -in Folge dessen wurde er ins Gefängniß zurückgeschickt.[15] - -Diese Präliminarien ließen unschwer errathen, welches Schicksal die -Nichtigkeitsbeschwerde haben würde. Oates' Vertheidiger war gehört -worden, und es trat kein Advokat gegen ihn auf. Die Richter wurden -aufgefordert, ihre Meinung abzugeben. Es waren neun von ihnen anwesend -und unter diesen neun befanden sich die Präsidenten der drei -Gerichtshöfe des gemeinen Rechts. Der einstimmige Ausspruch dieser -erfahrenen, gelehrten und rechtschaffenen Magistratspersonen lautete -dahin, daß der Gerichtshof der Kings Bench nicht befugt sei, einen -Priester seines heiligen Amtes zu entsetzen oder auf lebenslängliche -Haft zu erkennen und daß daher das Urtheil gegen Oates gesetzwidrig sei -und umgestoßen werden müsse. Die Lords hätten sich unzweifelhaft durch -diesen Ausspruch für gebunden erachten sollen. Daß sie Oates als den -schlechtesten Menschen von der Welt kannten, that nichts zur Sache. Für -sie, in ihrer Eigenschaft als Gerichtshof, mußte er ein Apellant sein -wie jeder andre. Aber ihr Unwille war heftig erregt und ihre -Gewohnheiten waren nicht von der Art, um sie zur Erfüllung richterlicher -Pflichten tauglich zu machen. Die Debatte drehte sich fast -ausschließlich um Dinge, welche gar nicht hatten erwähnt werden sollen. -Nicht ein einziger Peer hatte den Muth zu behaupten, daß das Urtheil -rechtskräftig sei; dagegen wurde viel von dem abscheulichen Character -des Apellanten, von der frechen Beschuldigung, die er gegen Katharine -von Braganza erhoben, und von den schlimmen Consequenzen gesprochen, -welche daraus hervorgehen müßten, wenn ein so schlechter Mensch als -Zeuge auftreten dürfe. »Es giebt nur eine Bedingung,« sagte der -Lordpräsident, »unter der ich mich dazu verstehen kann, das Urtel dieses -Menschen umzustoßen. Er ist von Aldgate nach Tyburn gepeitscht worden: -er muß von Tyburn nach Aldgate zurück gepeitscht werden.« Die Fragen -wurden gestellt. Zwanzig Peers stimmten für Umstoßung des Urtels, -fünfunddreißig für Bestätigung desselben.[16] - -Diese Entscheidung machte großes Aufsehen, und nicht ohne Grund. Jetzt -wurde eine Frage erhoben, welche mit Recht die Besorgniß Jedermann's im -ganzen Königreiche erwecken mußte. Die Frage war die, ob es dem höchsten -Tribunale, dem Tribunale, von welchem in letzter Instanz die -werthvollsten Interessen jedes englischen Unterthanen abhingen, -freistehe, Rechtsfragen nach anderen als Rechtsgründen zu entscheiden -und einem Rechtsuchenden wegen der Verderbtheit seines moralischen -Characters sein anerkanntes gesetzliches Recht vorzuenthalten. Daß dem -höchsten Appellhofe nicht gestattet sein dürfe, unter den Formen einer -ordentlichen Justiz eine willkürliche Gewalt auszuüben, das fühlten die -talentvollsten Männer im Hause der Gemeinen tief, und Niemand tiefer als -Somers. Ihm und Denen, welche wie er argumentirten, stimmten in diesem -Falle eine Menge schwacher und hitzköpfiger Zeloten bei, welche Oates -noch immer als einen Volkswohlthäter betrachteten und glaubten, die -Existenz des papistischen Complots in Zweifel ziehen heiße eben so viel -als die Wahrheit der protestantischen Religion in Zweifel ziehen. Noch -denselben Morgen, nachdem die Peers ihre Entscheidung abgegeben hatten, -hörte man im Hause der Gemeinen sehr nachdrückliche Aeußerungen über die -Gerechtigkeit Ihrer Lordschaften. Drei Tage darauf wurde der Gegenstand -durch ein whiggistisches Mitglied des Geheimrath, Sir Robert Howard, -Abgeordneter für Castle Rising, zur Sprache gebracht. Er gehörte der -Berkshirelinie seiner vornehmen Familie an, einer Linie, die sich damals -der nicht beneidenswerthen Auszeichnung erfreute, ungemein fruchtbar an -schlechten Versmachern zu sein. Die Poesie der Howards von Berkshire war -der Spott dreier Generationen von Satyrikern. Der Spaß begann mit der -ersten Aufführung der »Rehearsal« und dauerte bis zur letzten Ausgabe -der »Dunciade«.[17] Aber trotz seiner schlechten Verse und einiger -Schwächen und Eitelkeiten, wegen denen er unter dem Namen Sir Positive -Atall auf die Bühne gebracht wurde, besaß Sir Robert im Parlamente das -Gewicht, das ein standhafter Parteimann von großem Vermögen, angesehenem -Namen, gewandtem Vortrage und entschlossenem Geiste fast immer -besitzt.[18] Als er sich erhob, um die Aufmerksamkeit der Gemeinen für -den Rechtsfall Oates' in Anspruch zu nehmen, begrüßten ihn einige -Tories, die von den nämlichen Leidenschaften beseelt waren, welche in -dem andren Hause vorherrschend gewesen, mit lautem Zischen. Trotz dieser -höchst unparlamentarischen Beleidigung beharrte er in seinem Vorhaben, -und es zeigte sich bald, daß er die Majorität für sich hatte. Einige -Redner priesen Oates' Patriotismus und Muth, andere sprachen ausführlich -über ein umlaufendes Gerücht, daß die Anwälte, deren sich die Krone -gegen ihn bedient, bedeutende Summen Geldes unter die Geschwornen -vertheilt hätten. Dies waren jedoch Dinge, in Bezug auf welche große -Meinungsverschiedenheit herrschte. Daß aber das Erkenntniß ungesetzlich -war, ließ sich nicht bestreiten. Die ausgezeichnetsten Juristen im Hause -der Gemeinen erklärten, daß sie in diesem Punkte mit dem Ausspruche, den -die Richter im Hause der Lords abgegeben, vollkommen übereinstimmten. -Die, welche gezischt hatten, als der Gegenstand zur Sprache gebracht -wurde, waren so wirksam eingeschüchtert, daß sie nicht auf Abstimmung -anzufragen wagten, und eine das Urtel annullirende Bill wurde ohne -Opposition eingebracht.[19] - -Die Lords befanden sich in einer kritischen Lage. Den Ausspruch zu -widerrufen, wäre unangenehm gewesen, und sich in einen Streit mit dem -Unterhause über einen Gegenstand einzulassen, bezüglich dessen dieses -Haus klar im Rechte war und zu gleicher Zeit durch die Ansichten der -Rechtskundigen wie durch die Leidenschaften des Pöbels unterstützt -wurde, konnte gefährlich werden. Man hielt es daher für passend, einen -Mittelweg einzuschlagen. Es wurde eine Adresse an den König gerichtet, -die ihn ersuchte, Oates zu begnadigen.[20] Diese Concession aber machte -das Uebel nur schlimmer. Titus hatte, wie jeder andre Mensch, Anspruch -auf Gerechtigkeit, aber er war kein geeigneter Gegenstand für Gnade. War -das gegen ihn gefällte Urtel gesetzwidrig, so mußte es umgestoßen -werden; war es gesetzmäßig, so war kein Grund vorhanden, es irgendwie zu -mildern. Die Gemeinen blieben geziemenderweise fest, nahmen ihre Bill an -und schickten sie den Lords zu. Der einzige Theil dieser Bill, der einen -Einwurf zuließ, war der Eingang, worin nicht allein behauptet war, daß -das Urtel gesetzwidrig sei, eine Behauptung, die sich bei Einsicht der -Acten als richtig ergab, sondern auch daß das Verdict durch Bestechung -corrumpirt sei, eine Behauptung, die, mochte sie nun wahr oder falsch -sein, durch gar nichts bewiesen war. - -Die Lords waren in großer Verlegenheit. Sie wußten, daß sie Unrecht -hatten, waren aber gleichwohl entschlossen, es in ihrer legislativen -Eigenschaft nicht auszusprechen, daß sie sich in ihrer richterlichen -Eigenschaft einer Ungerechtigkeit schuldig gemacht hätten. Sie -versuchten abermals einen Mittelweg. Der Eingang wurde gemildert, eine -Klausel hinzugesetzt, welche bestimmte, daß Oates auch fernerhin zur -Zeugenschrift unfähig bleiben solle, und die so abgeänderte Bill den -Gemeinen wieder zugesandt. - -Die Gemeinen waren nicht befriedigt. Sie verwarfen die Amendements und -verlangten eine freie Conferenz. Zwei ausgezeichnete Tories, Rochester -und Nottingham, nahmen als Wortführer der Lords im »gemalten Zimmer« -ihre Sitze ein. Ihnen zur Seite stand Burnet, dessen wohlbekannter Haß -gegen den Papismus dem was er bei einer solchen Gelegenheit sagen -mochte, großes Gewicht zu geben verhieß. Somers war der Hauptsprecher -auf der andren Seite, und seiner Feder verdanken wir einen ungemein -klaren und interessanten Auszug aus der Debatte. - -Die Lords gestanden offen zu, daß das Erkenntniß des Gerichtshofes der -Kings Bench sich nicht vertheidigen lasse. Sie wüßten, daß es -gesetzwidrig sei und hätten dies auch gewußt, als sie es bestätigten. -Aber sie hätten die beste Absicht dabei gehabt. Sie beschuldigten Oates, -eine schamlos falsche Anklage gegen die Königin Katharine erhoben zu -haben, erwähnten noch andere Beispiele von seiner Schlechtigkeit und -fragten ob ein solcher Mensch noch befugt sein dürfe, vor einem -Gerichtshofe Zeugniß abzulegen. Die einzige Entschuldigung, welche ihrer -Ansicht nach zu seinen Gunsten angeführt werden könne, sei die, daß er -den Verstand verloren habe, und die unerhörte Frechheit und Albernheit -seines Benehmens, als er das letzte Mal vor ihnen gestanden, scheine in -der That die Annahme zu rechtfertigen, daß er geisteskrank sei und daß -man ihm das Leben Anderer nicht anvertrauen könne. Die Lords könnten -sich daher nicht durch ausdrückliche Zurücknahme dessen was sie gethan -erniedrigen und eben so wenig sich entschließen, das Verdict auf keinen -andren Beweis hin als ein allgemeines Gerücht, für corrumpirt zu -erklären. - -Die Replik war vollkommen siegreich. »Oates bildet jetzt den kleinsten -Theil der Frage. Eure Lordschaften sagen, er habe die Königin Wittwe und -andere unschuldige Personen fälschlich angeklagt. Zugegeben. Diese Bill -gewährt ihm keine Amnestie. Wir sind ganz dafür, daß er, wenn er -schuldig ist, bestraft werden muß. Aber wir verlangen in seinem wie im -Interesse aller Engländer, daß die Strafe durch das Gesetz und nicht -durch die Willkür eines Tribunals bestimmt werde. Wir verlangen, daß, -wenn Eure Lordschaften eine Appellation vorliegt, Sie den bekannten -Gebräuchen und Gesetzen des Reichs gemäß Ihr Urtheil darüber abgeben. -Wir leugnen, daß Sie in einem solchen Falle das mindeste Recht haben, -auf den moralischen Character eines Klägers oder auf die politischen -Folgen einer Entscheidung Rücksicht zu nehmen. Sie gestehen selbst zu, -daß Sie lediglich deshalb, weil Sie eine nachtheilige Meinung von diesem -Manne hatten, ein Erkenntniß bestätigten, von dem Sie wußten, daß es -gesetzwidrig war. Gegen diese Anmaßung willkürlicher Gewalt protestiren -die Gemeinen, und sie hoffen, daß Sie jetzt widerrufen werden, was Sie -als einen Irrthum erkennen müssen. Eure Lordschaften sprechen die -Vermuthung aus, daß Oates wahnsinnig sei. Wahnsinn kann jedoch ein sehr -triftiger Grund sein, um einen Menschen gar nicht zu bestrafen. Wie aber -der Wahnsinn ein Grund sein kann, um eine Strafe über ihn zu verhängen, -die selbst wenn er gesund wäre, ungesetzlich sein würde, das begreifen -die Gemeinen nicht. Eure Lordschaften meinen ferner, daß Sie es nicht -verantworten könnten, ein Verdict corrumpirt zu nennen, von dem dies -nicht juristisch bewiesen sei. Erlauben Sie uns, Sie daran zu erinnern, -daß Sie zwei verschiedene Funktionen haben. Sie sind Richter und Sie -sind Gesetzgeber. Wenn Sie richten, so ist es Ihre Pflicht, Sich streng -an das Gesetz zu halten. Wenn Sie Gesetze geben, kann es zweckmäßig -sein, auf allgemeine Gerüchte Rücksicht zu nehmen. Sie kehren diese -Regel um. Sie sind am unrechten Orte lax und am unrechten Orte -scrupulös. Als Richter verletzen Sie um einer vermeintlichen Convenienz -willen das Gesetz. Als Gesetzgeber wollen Sie kein Factum ohne solche -technische Beweise gelten lassen, wie sie Gesetzgeber nur selten -erlangen können.[21]« - -Auf dieses Raisonnement wurde nichts erwiedert und konnte nichts -erwiedert werden. Die Gemeinen waren sichtlich stolz auf die Kraft ihrer -Beweisführung und auf das Auftreten Somers' im gemalten Zimmer. Sie -beauftragten ihn insbesondere, dafür zu sorgen, daß der Bericht, den er -von der Conferenz erstattet hatte, genau in die Protokolle aufgenommen -werde. Die Lords dagegen unterließen wohlweislich, einen Bericht über -eine Debatte, in der sie eine so vollständige Niederlage erlitten -hatten, in ihre Protokolle einzuzeichnen. Aber obgleich sie ihren Fehler -einsahen und sich desselben schämten, waren sie doch nicht dahin zu -bringen, es öffentlich zu bekennen, indem sie im Eingange zu der Acte -eingestanden, daß sie sich einer Ungerechtigkeit schuldig gemacht -hätten. Die Minorität war indessen stark. Der Beschluß, beizutreten, -wurde mit nur zwölf Stimmen durchgebracht, wovon zehn auf abwesende -Mitglieder kamen, die ihre Stimmen Anderen übertragen hatten.[22] -Einundzwanzig Peers protestirten und die Bill fiel. Zwei Beisitzer -wurden abgeschickt, um die Gemeinen von dem definitiven Beschlusse der -Peers in Kenntniß zu setzen. Die Gemeinen hielten dieses Verfahren in -substantieller Hinsicht für unverantwortlich und in formeller Hinsicht -für unhöflich. Sie beschlossen, dagegen zu demonstriren, und Somers -entwarf ein vortreffliches Manifest, in welchem der verachtungswerthe -Name des Oates kaum erwähnt war und worin das Oberhaus sehr ernst und -eindringlich ermahnt wurde, richterliche Fragen richterlich zu behandeln -und nicht eigenmächtig ein neues Recht zu machen unter dem Vorwande, das -bestehende Recht anzuwenden.[23] Der Schurke, der jetzt zum zweiten Male -die politische Welt in Aufregung gebracht hatte, wurde begnadigt und in -Freiheit gesetzt. Seine Freunde im Unterhause beantragten nun eine -Adresse an den Thron, welche darum ansuchte, daß ihm eine für seinen -Unterhalt genügende Pension ausgesetzt werden möchte,[24] Es wurden ihm -in Folge dessen etwa dreihundert Pfund Sterling jährlich bewilligt, eine -Summe, die er unter seiner Würde hielt und die er nur mit der -verbissenen Wuth getäuschter Habsucht annahm. - - -Rechtsbill. - -Aus dem Streite über Oates entsprang ein andrer Streit, der sehr ernste -Folgen hätte haben können. Die Urkunde welche Wilhelm und Marien zum -König und zur Königin erklärten, war eine revolutionäre Urkunde. Sie war -das Werk einer Versammlung, von der das ordentliche Gesetz nichts wußte, -und hatte nie die königliche Sanction erhalten. Es war offenbar -wünschenswerth, daß dieser hochwichtige Vertrag zwischen den Regierenden -und den Regierten, dieses Dokument, kraft dessen der König seinen Thron -und das Volk seine Freiheiten besaß, in eine streng regelrechte Form -gebracht wurde. Die Rechtserklärung wurde deshalb in eine Rechtsbill -verwandelt und die Rechtsbill von den Gemeinen ohne weiteres angenommen. -Bei den Lords aber stieß sie auf Schwierigkeiten. - -Die Rechtserklärung hatte die Krone zuerst Wilhelm und Marien -gemeinschaftlich, dann dem Ueberlebenden von Beiden, dann Mariens -Nachkommenschaft, und endlich auch der Nachkommenschaft Wilhelm's von -irgend einer andren Gemahlin als Marien zuerkannt. Die Bill war mit der -Erklärung genau übereinstimmend abgefaßt. Wem aber der Thron zufallen -sollte, wenn Marie, Anna und Wilhelm alle drei ohne Nachkommen starben, -war in Ungewißheit gelassen. Dieser nicht vorgesehene Fall war indessen -keineswegs unwahrscheinlich. Er lag sogar wirklich vor. Wilhelm hatte -nie ein Kind gehabt. Anna war zwar mehrere Male Mutter gewesen, aber -keines ihrer Kinder war mehr am Leben. Es wäre kein großes Wunder -gewesen, wenn Krankheit, Krieg oder Verrath binnen wenigen Monaten -sämmtliche Personen, welche zur Thronfolge befähigt waren, aus der Welt -geschafft hätte. In welche Lage wäre das Land in diesem Falle gekommen? -Wem sollte dann gehuldigt werden? Die Bill enthielt zwar eine Klausel, -welche Papisten vom Throne ausschloß. Aber ersetzte eine solche Klausel -eine den Nachfolger mit Namen bezeichnende Bestimmung? wie dann, wenn -der nächste Thronerbe ein noch nicht drei Monat alter Prinz des Hauses -Savoyen war? Es wäre absurd gewesen, ein solches Kind einen Papisten zu -nennen. Sollte es also zum König proklamirt werden? Oder sollte die -Krone so lange herrenlos bleiben, bis es ein Alter erreicht hatte, in -welchem es befähigt war, sich eine Religion zu wählen? Konnten nicht -auch die rechtschaffensten und verständigsten Männer in Zweifel sein, ob -sie es als ihren Souverain betrachten dürften? Und wer sollte ihnen -diesen Zweifel lösen? Ein Parlament würde es nicht geben, denn das -Parlament würde mit dem Fürsten, der es zusammenberufen hatte, aufhören -zu existiren. Es mußte eine vollständige Anarchie eintreten, eine -Anarchie, welche mit der Vernichtung der Monarchie oder mit der -Vernichtung der öffentlichen Freiheit enden konnte. Aus diesen -gewichtigen Gründen schlug Burnet auf Wilhelm's Veranlassung im Hause -der Lords vor, daß die Krone in Ermangelung von Leibeserben Sr. -Majestät, auf eine unbezweifelte Protestantin, Sophie, Herzogin von -Braunschweig-Lüneburg, einer Enkelin Jakob's I. und Tochter Elisabeth's, -Königin von Böhmen, übergehen solle. - -Die Lords genehmigten dieses Amendement einstimmig, die Gemeinen aber -verwarfen es einstimmig. Die Ursache der Verwerfung hat kein -Schriftsteller der damaligen Zeit genügend erklärt. Ein whiggistischer -Schriftsteller spricht von Machinationen der Republikaner, ein andrer -von Machinationen der Jakobiten. Es steht jedoch fest, daß vier Fünftel -der Vertreter des Volks weder Jakobiten noch Republikaner waren. -Gleichwohl erhob sich im Unterhause nicht eine einzige Stimme zu Gunsten -der Klausel, welche im Oberhause mit Acclamation angenommen worden -war.[25] Die wahrscheinlichste Erklärung dürfte die sein, daß die grobe -Ungerechtigkeit, welche in der Angelegenheit Oates' begangen worden, die -Gemeinen dergestalt gereizt hatte, daß sie mit Freuden eine Gelegenheit -ergriffen, den Peers zu opponiren. Es wurde eine Conferenz gehalten, -aber keine der beiden Versammlungen wollte nachgeben. Während der Streit -am heftigsten war, trat ein Ereigniß ein, von dem man hätte denken -sollen, daß es die Eintracht wiederherstellen werde. Anna gebar einen -Sohn. Das Kind wurde mit großem Pomp und unter vielfachen öffentlichen -Freudenbezeigungen in Hampton Court getauft. Wilhelm, war der eine -Taufzeuge, der andre war der feingebildete Dorset, dessen Dach der -Prinzessin in ihrem Unglück eine Zuflucht gewährt hatte. Der König gab -dem Kinde seinen eignen Namen und kündigte dem um den Taufstein -versammelten glänzenden Cirkel an, daß der kleine Wilhelm von diesem -Augenblicke Herzog von Gloucester genannt werden solle.[26] Die Geburt -dieses Prinzen hatte die Gefahr, gegen welche die Lords auf ihrer Hut zu -sein für nöthig erachtet, sehr vermindert. Sie hätten daher jetzt mit -Anstand widerrufen können. Aber ihr Stolz war durch die Strenge, mit der -man ihre Entscheidung über Oates' Nichtigkeitsbeschwerde im gemalten -Zimmer getadelt hatte, verletzt worden. Man hatte ihnen geradezu ins -Gesicht gesagt, daß sie ungerechte Richter seien, und diese -Beschuldigung war nur um so kränkender, weil sie sich bewußt waren sie -verdient zu haben. Sie verweigerten jede Concession und die Rechtsbill -wurde fallen gelassen.[27] - - -Streitigkeiten wegen einer Indemnitätsbill. - -Die aufregendste Frage dieser langen und stürmischen Session war jedoch -die, welche Strafe den Männern zuerkannt werden solle, die in der Zeit -zwischen der Auflösung des Oxforder Parlaments und der Revolution die -Rathgeber oder Werkzeuge Karl's und Jakob's gewesen waren. Es war ein -Glück für England, daß in dieser Krisis ein Fürst, der keiner der beiden -Parteien angehörte, der keine von beiden weder liebte noch haßte und der -zur Durchführung eines großen Planes beide zu benutzen wünschte, der -Vermittler zwischen ihnen war. - -Die beiden Parteien waren jetzt in einer ganz ähnlichen Lage wie vor -achtundzwanzig Jahren. Zwar war die Partei, welche damals im Nachtheil -gewesen, gegenwärtig im Vortheil, aber die Analogie zwischen den beiden -Situationen ist eine der vollkommensten, die man in der Geschichte -finden kann. Die Restauration wie die Revolution waren beide durch -Coalitionen herbeigeführt worden. Bei der Restauration halfen diejenigen -Politiker, welche der Freiheit besonders zugethan waren, die Monarchie -wieder einsetzen; bei der Revolution halfen diejenigen Politiker, welche -der Monarchie mit besonderem Eifer anhingen, die Freiheit vertheidigen. -Der Cavalier hätte, bei der ersteren Gelegenheit, ohne den Beistand der -Puritaner, welche für den Covenant gefochten, nichts ausrichten können; -ebensowenig hätte der Whig bei der letzteren Gelegenheit der -Willkürgewalt einen erfolgreichen Widerstand leisten können, wäre er -nicht durch Männer unterstützt worden, die noch vor ganz kurzer Zeit den -Widerstand gegen Willkürgewalt als eine Todsünde verdammt hatten. Die -Bedeutendsten unter Denen, durch welche im Jahre 1660 die königliche -Familie zurückgebracht wurde, waren Hollis, der in den Tagen der -Tyrannei Karl's I. den Sprecher mit offener Gewalt auf seinem Stuhle -festhielt, während der schwarze Stab vergebens anklopfte, um Einlaß zu -erlangen; Ingoldsby, dessen Name unter dem denkwürdigen Todesurtheile -stand, und Prynne, dem Laud die Ohren abgeschnitten und der dafür den -Hauptantheil an Laud's Verurtheilung zum Tode gehabt hatte. Unter den -Sieben, welche 1688 die Einladung an Wilhelm unterzeichneten, waren -Campton, der lange die Pflicht eingeschärft hatte, einem Nero zu -gehorchen, Danby, der angeklagt worden war, weil er den -Militärdespotismus einzuführen versucht hatte, und Lumley, dessen -Bluthunde Monmouth bis in seinen traurigen letzten Versteck im Walde -verfolgt hatten. Sowohl 1660 als auch 1688 versprachen sich die beiden -feindlichen Parteien, so lange das Geschick der Nation unentschieden -war, gegenseitig Vergebung. Bei beiden Gelegenheiten erwies sich die -Versöhnung, welche im Augenblicke der Gefahr aufrichtig geschienen -hatte, im Augenblicke des Sieges als falsch und hohl. Sobald Karl II. -wieder in Whitehall war, vergaß der Cavalier die Dienste, welche die -Presbyterianer kürzlich geleistet, und erinnerte sich nur noch ihrer -alten Beleidigungen. Sobald Wilhelm König war, begannen nur zu viele -Whigs Rache zu fordern für Alles was sie in den Tagen des -Ryehousecomplots von der Hand der Tories erduldet hatten. Bei beiden -Gelegenheiten wurde es dem Souverain schwer, die besiegte Partei vor der -Wuth seiner triumphirenden Anhänger zu schützen, und bei beiden -Gelegenheiten murrten Die, deren Rache er vereitelt hatte, heftig gegen -die Regierung, die so schwach und undankbar gewesen war, ihre Feinde -gegen ihre Freunde in Schutz zu nehmen. - -Schon am 25. März machte Wilhelm die Gemeinen auf die Zweckmäßigkeit der -Maßregel aufmerksam, die öffentliche Meinung durch eine Amnestie zu -beschwichtigen. Er sprach die Hoffnung aus, daß eine Bill für -allgemeines Vergeben und Vergessen so bald als möglich ihm zur -Genehmigung vorgelegt und daß keine anderen Ausnahmen gemacht werden -würden, als die für die Aufrechthaltung der öffentlichen Gerechtigkeit -und für die Sicherheit des Staats absolut nothwendig erschienen. Die -Gemeinen waren einstimmig dafür, ihm für diesen Beweis seiner -väterlichen Güte zu danken; allein sie ließen viele Wochen vergehen, -ohne einen Schritt zur Erfüllung seines Wunsches zu thun. Als der -Gegenstand endlich wieder zur Sprache gebracht wurde, geschah dies auf -eine Art, welche deutlich bewies, daß die Majorität nicht den ernsten -Willen hatte, der Ungewißheit ein Ende zu machen, welche allen -denjenigen Tories, die sich bewußt waren, in ihrem Eifer für die -Prärogative zuweilen die vom Gesetz gezogene strenge Grenze -überschritten zu haben, das Leben verbitterte. Es wurden zwölf -Kategorien gebildet, von denen einige so umfassend waren, daß sie -Zehntausende von Delinquenten in sich schlossen, und das Haus beschloß, -daß in jeder dieser Kategorien einige Ausnahmen gemacht werden sollten. -Dann kam die Prüfung der einzelnen Fälle. Zahlreiche Angeklagte und -Zeugen wurden vor die Schranken citirt. Die Debatten waren lang und -heftig, und es stellte sich bald heraus, daß die Arbeit kein Ende nehmen -werde. Der Sommer verging und der Herbst rückte heran; die Session -konnte nicht viel länger dauern, und von den zwölf einzelnen -Untersuchungen, welche die Gemeinen vorzunehmen beschlossen hatten, -waren erst drei beendigt. Es war demnach nöthig, die Bill für dieses -Jahr fallen zu lassen.[28] - - -Die letzten Tage Jeffreys'. - -Unter den vielen Verbrechern, deren Namen im Laufe dieser Untersuchung -genannt wurden, befand sich einer, der an Schuld und Schande einzig und -unerreicht dastand und den sowohl Whigs als Tories der äußersten Strenge -des Gesetzes zu überlassen geneigt waren. An dem fürchterlichen Tage, -auf den die Irische Nacht folgte, hatte das Wuthgebrüll einer um ihre -Rache betrogenen großen Stadt Jeffreys bis an die Zugbrücke des Towers -begleitet. Obwohl seine Einkerkerung nicht streng gesetzmäßig war, nahm -er doch anfangs mit Dank und Segenswünschen den Schutz an, den diese -düsteren, durch so viele Verbrechen und Leiden berüchtigten Mauern ihm -vor der Wuth der Menge gewährten.[29] Bald kam er jedoch zu der -Ueberzeugung, daß sein Leben noch immer sehr gefährdet sei. Eine Zeit -lang schmeichelte er sich mit der Hoffnung, daß ein Habeascorpusbefehl -ihn aus seiner Haft befreien und daß er im Stande sein werde, in ein -fremdes Land zu entkommen und sich mit einem Theile seines -übelerworbenen Reichthums vor dem Hasse der Menschheit zu verbergen. -Aber bis zur Feststellung der Regierung gab es keinen Gerichtshof, der -zur Ausstellung eines Habeascorpusbefehls befugt gewesen wäre, und -sobald die Regierung festgestellt war, wurde die Habeascorpusacte -suspendirt.[30] Ob Jeffreys des Mordes in legalem Sinne überführt werden -konnte, steht zu bezweifeln. Moralisch aber war er so vieler Mordthaten -schuldig, daß, wenn es kein andres Mittel gegeben hätte, seinem Leben -beizukommen, die ganze Nation eine retrospective Verurtheilungsacte -stürmisch gefordert haben würde. Die Neigung, über einen Gefallenen zu -triumphiren, gehörte nie zu den vorwiegenden Untugenden der Engländer; -aber der Haß gegen Jeffreys war ohne Beispiel in unsrer Geschichte und -entsprach nur zu sehr dem Blutdurste seines eignen Characters. Das Volk -war in Bezug auf ihn eben so grausam als er selbst und frohlockte über -seinen Schmerz, wie er gewohnt gewesen war, über den Schmerz -Verurtheilter, die ihr Todesurtheil anhörten, und trauernder Familien zu -frohlocken. Der Pöbel versammelte sich vor seinem verödeten Hause in -Duke Street und las unter schallendem Gelächter an seiner Thür die -Anschläge, welche den Verkauf seines Eigenthums verkündeten. Selbst -zarte Frauen, die für Straßenräuber und Diebe Thränen hatten, athmeten -nichts als Rache gegen ihn. Die Spottlieder auf ihn, welche in der Stadt -verkauft wurden, zeichneten sich durch eine selbst damals seltene -Heftigkeit aus. Der Henkertod sei viel zu mild, ein Grab unter dem -Galgen eine viel zu ehrenvolle Ruhestätte für ihn, er müsse an einen -Karren angebunden und zu Tode gepeitscht, er müsse wie ein Indianer -gemartert, er müsse lebendig verschlungen werden. Die Straßendichter -zertheilten alle seine Glieder mit cannibalischer Grausamkeit und -berechneten wie viel Pfund Fleisch von seinem wohlgenährten Corpus -losgeschnitten werden könnten. Die Wuth seiner Feinde ging sogar soweit, -daß sie in einer in England selten gehörten Sprache den Wunsch -ausdrückten, er möge dahin gehen, wo Heulen und Zähnklappern sei, zu dem -Wurme, der niemals stirbt, zu dem Feuer, das nimmer verlöscht. Sie -riethen ihm, sich mittelst seiner Kniebänder aufzuhängen und sich mit -seinem Rasirmesser den Hals abzuscheiden. Sie richteten das gräßliche -Gebet zum Himmel, daß er der Reue unzugänglich sein und als der nämliche -herzlose, nichtswürdige Jeffreys sterben möge, der er im Leben gewesen -war.[31] Eben so feigherzig im Unglück wie übermüthig und unmenschlich -im Glück, sank ihm unter der Last der öffentlichen Verachtung gänzlich -der Muth. Seine von Haus aus schlechte und durch Unmäßigkeit sehr -geschwächte Constitution wurde durch Verzweiflung und Angst völlig -zerrüttet. Er wurde von einer schmerzhaften inneren Krankheit gepeinigt, -welche selbst die geschicktesten Aerzte der damaligen Zeit selten zu -heben vermochten. Nur ein Trost blieb ihm: der Branntwein. Selbst wenn -er Untersuchungen zu leiten und Berathungen beizuwohnen hatte, ging er -selten nüchtern zu Bett. Jetzt, wo er seinen Geist mit nichts als -entsetzlichen Rückerinnerungen und entsetzlichen Ahnungen beschäftigen -konnte, gab er sich rückhaltlos seinem Lieblingslaster hin. Viele -glaubten, er wolle durch Unmäßigkeit sein Leben verkürzen. Er hielte es -für besser, meinten sie, im Zustande der Trunkenheit aus der Welt zu -gehen, als sich von Ketch zerhacken, oder vom Pöbel zerreißen zu lassen. - -Einmal wurde er aus seiner jammervollen Verzagtheit durch eine angenehme -Empfindung aufgerüttelt, der jedoch alsbald eine kränkende Enttäuschung -folgte. Es war ein Packet für ihn im Tower abgegeben worden, das ein -Fäßchen Colchesteraustern, sein Lieblingsgericht zu enthalten schien. Er -war tief bewegt, denn es giebt Augenblicke, wo Diejenigen, welche am -wenigsten Zuneigung verdienen, sich mit dem Gedanken schmeicheln, daß -sie solche einflößen. »Gott sei Dank!« rief er aus; »ich habe doch noch -Freunde.« Er öffnete das Fäßchen, und aus einem Haufen Austernschalen -fiel ein starker Strick.[32] - -Es scheint nicht, daß einer der Schmeichler oder Narren, die er mit dem -geraubten Gute seiner Schlachtopfer bereichert hatte, ihn in der Zeit -der Trübsal tröstete. Doch war er nicht gänzlich verlassen. Johann -Tutchin, den er dazu verurtheilt hatte, sieben Jahre lang alle vierzehn -Tage ausgepeitscht zu werden, machte sich auf den Weg nach dem Tower und -besuchte den gestürzten Tyrannen. Der arme Jeffreys, obwohl bis in den -Staub gedemüthigt, benahm sich mit verworfener Höflichkeit und bestellte -Wein. »Ich freue mich, Sir,« sagte er, »Sie bei mir zu sehen.« -- »Und -ich,« entgegnete der schadenfrohe Whig, »freue mich, Eure Lordschaft -hier zu sehen.« -- »Ich diente meinem Herrn,« versetzte Jeffreys, »dies -war meine Gewissenspflicht.« -- »Wo hatten Sie Ihr Gewissen, als sie in -Dorchester jenes Urtheil über mich verhängten?« -- »Meine Instructionen -lauteten dahin,« antwortete Jeffreys gleißnerisch, »daß ich gegen Männer -wie Sie, Männer von Talent und Muth, keine Nachsicht üben sollte. Als -ich an den Hof zurückkam, wurde ich wegen meiner Milde getadelt.[33]« -Selbst Tutchin scheint trotz der Heftigkeit seines Grolls und trotz der -Größe der ihm widerfahrenen Unbilden durch das jammervolle Schauspiel, -das er anfangs mit rachsüchtiger Schadenfreude betrachtete, ein wenig -gerührt worden zu sein. Er leugnete stets die Wahrheit des Gerüchts, daß -er Derjenige gewesen sei, der das Colchesterfaß in den Tower geschickt -habe. - -Außer diesem gewann ein menschenfreundlicher Mann, Johann Sharp, der -vortreffliche Dechant von Norwich, es über sich, den Gefangenen zu -besuchen. Es war eine peinliche Aufgabe, aber Sharp war in früheren -Zeiten von Jeffreys so freundlich behandelt worden, wie Jeffreys -überhaupt seinem Character nach Jemanden behandeln konnte, und es war -ihm einige Male durch geduldiges Warten, bis der Sturm der Flüche und -Verwünschungen ausgetobt hatte, und durch geschickte Benutzung eines -Augenblicks guter Laune gelungen, für unglückliche Familien eine -Linderung ihrer Leiden zu erwirken. Der Gefangene war erstaunt und -erfreut. »Was wagen Sie mir jetzt noch zuzugestehen?« sagte er. Der -menschenfreundliche Geistliche bemühte sich jedoch vergebens, in diesem -verstockten Gewissen einen heilsamen Schmerz zu wecken. Anstatt seine -Schuld zu bekennen, ergoß sich Jeffreys in heftige Schmähungen gegen die -Ungerechtigkeit der Menschen. »Die Leute nennen mich einen Mörder, weil -ich das gethan, was Mancher, der jetzt hoch in Gunst steht, damals -vollkommen billigte. Sie nennen mich einen Trunkenbold, weil ich Punsch -trinke, um mir die Last meines Kummers zu erleichtern.« Er wollte nicht -zugeben, daß er als Präsident der Hohen Commission etwas Tadelnswerthes -gethan habe. Seine Collegen, sagte er, seien die eigentlichen -Schuldigen, und jetzt wälzten sie alle Schuld auf ihn. Mit besonderer -Bitterkeit sprach er von Sprat, der unbestreitbar das humanste und -gemäßigtste Mitglied der Behörde gewesen war. - -Es zeigte sich bald klar und deutlich, daß der abscheuliche Richter der -Last seiner körperlichen und geistigen Leiden rasch erliegen würde. -Doctor Johann Scott, Präbendar von St. Paul, ein Geistlicher von großer -Frömmigkeit und Verfasser des »Christian Life,« eines einst weit und -breit berühmten Buches, wurde wahrscheinlich auf Anrathen seines intimen -Freundes Sharp, an's Bett des Sterbenden gerufen. Doch umsonst sprach -auch Scott, wie Sharp es bereits gethan, von den entsetzlichen -Schlächtereien von Dorchester und Taunton. Jeffreys blieb bis zum -letzten Augenblicke dabei, daß Die, welche ihn für blutdürstig hielten, -seine damaligen Befehle nicht kennten, daß er eher Lob als Tadel -verdiene und daß seine Milde ihm das höchste Mißfallen seines Gebieters -zugezogen habe.[34] - -Krankheit unterstützt durch starkes Trinken und durch tiefen Gram, -vollendete bald ihr Werk. Der Magen des Kranken nahm keine Speise mehr -an. Binnen wenigen Wochen magerte der stattliche und sogar corpulente -Mann zu einem Gerippe ab. Am 18. April starb er im einundvierzigsten -Jahre seines Lebens. Mit fünfunddreißig Jahren war er Oberrichter der -Kings Bench, mit siebenunddreißig Lordkanzler gewesen. In der ganzen -Geschichte der englischen Justizpflege findet sich kein zweites Beispiel -von einem so raschen Emporsteigen oder einem so heftigen Sturze. Der -abgezehrte Leichnam wurde in aller Stille neben der Asche Monmouth's in -der Kapelle des Tower beigesetzt.[35] - -Der Sturz dieses einst so mächtigen und gefürchteten Mannes, der -Abscheu, mit dem er von allen ehrenwerthen Mitgliedern seiner eignen -Partei betrachtet wurde, die Art und Weise, wie die minder ehrenwerthen -Mitglieder dieser Partei in seinem Unglück jede Gemeinschaft mit ihm von -sich wiesen und die ganze Schuld der Verbrechen, zu denen sie ihn -aufgemuntert hatten, auf ihn wälzte, hatten den maßlosen Freunden der -Freiheit, welche nach einer neuen Proscription verlangten, zur Lehre -dienen sollen. Allein es war eine Lehre, die nur zu viele von ihnen -nicht beachteten. - - -Die Whigs unzufrieden mit dem Könige. - -Der König hatte gleich beim Beginn seiner Regierung ihr Mißfallen -erregt, indem er einige Tories und Trimmers zu hohen Aemtern berief und -die durch diese Ernennungen erweckte Unzufriedenheit war durch sein -Bemühen, eine allgemeine Amnestie für die Besiegten zu erlangen, noch -verstärkt worden. Er war allerdings auch nicht der Mann, der sich bei -den rachsüchtigen Zeloten irgend einer Partei hätte beliebt machen -können. Denn zu den Eigenthümlichkeiten seines Characters gehörte eine -gewisse schroffe Humanität, durch die er seine Feinde selten gewann und -seine Freunde oftmals aufbrachte, in der er aber eigensinnig beharrte, -ohne sich weder um die Undankbarkeit Derer, die er vom Untergange -gerettet, noch um die Wuth Derer zu kümmern, deren Rachegelüste er -vereitelt hatte. Einige Whigs sprachen jetzt ebenso hart über ihn, als -sie je über einen seiner beiden Oheime gesprochen hatten. Er sei im -Grunde auch ein Stuart und er sei dies nicht umsonst. Wie Alle dieses -Stammes liebe auch er die Willkürherrschaft. In Holland sei es ihm -gelungen, sich unter der Form einer republikanischen Staatseinrichtung -zu einem kaum minder absoluten Herrscher zu machen, als es die erblichen -Grafen gewesen seien. Durch eine sonderbare Verkettung von Umständen -habe sein Interesse eine kurze Zeit lang dem Interesse des englischen -Volks entsprochen, aber obgleich er zufällig ein Befreier geworden, sei -er doch von Natur ein Despot. Er sympathisire nicht mit dem gerechten -Zorne der Whigs. Er habe Zwecke im Auge, welche die Whigs keinen -Souverain gutwillig erreichen lassen würden, und er wisse auch recht -gut, daß er nur die Tories als Werkzeuge dazu benutzen könne. Daher habe -er sie vom Augenblicke seiner Thronbesteigung an ungebührlich -begünstigt. Jetzt wolle er den nämlichen Verbrechern, die er vor wenigen -Monaten in seiner Erklärung als eine exemplarische Strafe verdienend -bezeichnet habe, eine Amnestie erwirken. Im November habe er der Welt -gesagt, daß die Verbrechen, an denen jene Männer Theil genommen, es -Unterthanen zur Pflicht gemacht hätten, ihren Huldigungseid zu brechen, -Soldaten, ihre Fahnen zu verlassen, Kinder, gegen ihre Eltern zu -kämpfen. Mit welcher Consequenz könne er jetzt dazu rathen, diese -Verbrechen mit dem Mantel allgemeiner Vergessenheit zu bedecken? und sei -nicht nur zu triftiger Grund zu der Besorgniß vorhanden, daß er die -Helfershelfer der Tyrannei vor dem verdienten Loose in der Hoffnung zu -retten wünsche, daß sie ihm früher oder später einmal eben so -gewissenslos dienen würden, wie sie seinem Schwiegervater gedient -hätten? - - -Maßlose Heftigkeit Howe's. - -Unter den von diesen Gefühlen beseelten Mitgliedern des Hauses der -Gemeinen war Howe der Heftigste und Kühnste. Er ging einmal so weit, daß -eine Untersuchung der Maßnahmen des Parlaments von 1685 eingeleitet und -daß allen Denen, die in diesem Parlament mit dem Hofe gestimmt hatten, -irgend ein Brandmal aufgedrückt werden solle. Dieser eben so absurde als -hämische Antrag wurde von allen ehrenwertheren Whigs gemißbilligt und -von Birch und Maynard nachdrücklich bekämpft.[36] Howe mußte nachgeben, -aber er war ein Mann, den kein Schlag niederwerfen konnte, und er wurde -durch den Beifall vieler hitzköpfiger Mitglieder seiner Partei -ermuthigt, welche nicht die entfernteste Ahnung hatten, daß er, nachdem -er der hämischeste und characterloseste Whig gewesen, in nicht ferner -Zeit der hämischeste und characterloseste Tory werden würde. - - -Angriff gegen Caermarthen. - -Dieser scharfsinnige, ruchlose und boshafte Politiker hielt sich, -obgleich er selbst ein einträgliches Amt im königlichen Hofstaat -bekleidete, tagtäglich über die Art der Besetzung der hohen Staatsämter -auf und seine Declamationen wurden, wenn auch etwas weniger scharf und -heftig, von anderen Rednern wiederholt. Keiner, sagten sie, der ein -Minister Karl's oder Jakob's gewesen sei, dürfe ein Minister Wilhelm's -sein. Der erste Angriff wurde gegen den Lordpräsidenten Caermarthen -gerichtet. Howe stellte den Antrag, daß dem Könige eine Adresse -überreicht werden solle, die ihn ersuchte, alle Diejenigen, welche je -einmal von den Gemeinen angeklagt worden seien, aus Sr. Majestät -Staatsrath und Angesicht, zu entfernen. Die Debatte über diesen Antrag -wurde zu wiederholten Malen vertagt. Während der Ausgang noch -zweifelhaft war, schickte Wilhelm Dykvelt an Howe ab, um ihn zur Rede zu -setzen. Howe war unbeugsam. Er war was man im gewöhnlichen Leben einen -uneigennützigen Menschen nennt, das heißt, er legte auf das Geld weniger -Werth als auf das Vergnügen, seiner üblen Laune Luft zu machen und -Aufsehen zu erregen. »Ich erweise dem König einen Dienst,« sagte er; -»ich befreie ihn von falschen Freunden, und meine Stellung wird mich nie -abhalten, meine Gedanken auszusprechen.« Der Antrag wurde gestellt, -scheiterte aber gänzlich. Der Satz, daß eine bloße Anklage, ohne -Ueberführung, als ein entscheidender Beweis von Schuld betrachtet werden -solle, widerstritt in der That der natürlichen Gerechtigkeit. -Caermarthen hatte allerdings große Fehler begangen, aber sie waren durch -Parteigeist übertrieben, durch harte Leiden gesühnt und durch neuerliche -ausgezeichnete Dienste wiedergutgemacht worden. Zu der Zeit als er die -große Grafschaft York gegen Papismus und Tyrannei zu den Waffen rief, -hatten ihm einige der ausgezeichnetsten Whigs versichert, daß aller alte -Zwist vergessen sei. Howe behauptete zwar, daß die Artigkeiten, welche -im Augenblicke der Gefahr erzeigt worden seien, nichts bedeuteten. »Wenn -ich eine Viper in der Hand habe,« sagte er, »gehe ich sehr subtil mit -ihr um; sobald ich sie aber am Boden habe, zertrete ich sie.« Aber der -Lordpräsident wurde so kräftig unterstützt, daß nach einer dreitägigen -Discussion seine Feinde es nicht wagten, über den gegen ihn gerichteten -Antrag die Meinung des Hauses zu sondiren. Im Laufe der Debatte wurde -beiläufig eine wichtige Verfassungsfrage in Anregung gebracht. Die Frage -war, ob eine Begnadigung vor einer parlamentarischen Anklage schützen -könne. Die Gemeinen resolvirten ohne Abstimmung, daß eine Begnadigung -nicht davor schützen könne.[37] - - -Angriff auf Halifax. - -Der nächste Angriff galt Halifax. Er nahm eine viel verhaßtere Stellung -ein als Caermarthen, der sich unter dem Vorgeben, daß seine Gesundheit -angegriffen sei, fast gänzlich von den Geschäften zurückgezogen hatte. -Halifax wurde allgemein als der erste Rathgeber der Krone betrachtet und -für alle in Bezug auf Irland begangenen Fehler speciell verantwortlich -gemacht. Die Uebel, sagte man, welche dieses Königreich zu Grunde -gerichtet, hätten durch rechtzeitige Vorsicht verhütet oder durch -kräftige Anstrengung wiedergutgemacht werden können. Die Regierung aber -habe nichts vorgesehen; sie habe wenig gethan, und dieses Wenige sei -weder zur rechten Zeit noch in der rechten Weise geschehen. Zu einer -Zeit, wo einige wenige Truppen genügt haben würden, habe man -Unterhandlungen anstatt Truppen angewendet. Als viele Truppen nöthig -gewesen seien, habe man wenige geschickt, und diese wenigen seien -schlecht ausgerüstet und schlecht commandirt gewesen. Dies, riefen die -heftigen Whigs, seien die natürlichen Früchte des großen Fehlers, den -König Wilhelm am ersten Tage seiner Regierung begangen habe. Er habe zu -Tories und Trimmers ein Vertrauen gehabt, das sie nicht verdienten. -Insbesondere habe er die Leitung der irischen Angelegenheiten dem -Trimmer der Trimmers anvertraut, einem Manne, dessen Talent Niemand -bestreite, der aber der neuen Regierung nicht treu ergeben, der -überhaupt gar nicht fähig sei, irgend einer Regierung treu ergeben zu -sein, der stets zwischen zwei Meinungen geschwankt und bis zum -Augenblicke der Flucht Jakob's die Hoffnung nicht aufgegeben habe, daß -die Unzufriedenheit der Nation ohne einen Dynastiewechsel beschwichtigt -werden könnte. Howe bezeichnete bei zwanzig Gelegenheiten Halifax als -die Ursache aller Calamitäten des Landes. Eine ähnliche Sprache führte -Monmouth im Hause der Lords. Obgleich erster Lord des Schatzes, schenkte -er doch den Finanzgeschäften, für die er übrigens ganz untauglich war -und deren er bald überdrüssig geworden, seine Theilnahme. Seine ganze -Thätigkeit widmete er der Verfolgung der Tories. Er sagte dem Könige -rund heraus, daß Niemand, der nicht ein Whig sei, im Staatsdienste -angestellt werden solle. Wilhelm's Antwort war kalt und entschieden. -»Ich habe so viel für Ihre Freunde gethan, als ich ohne Gefahr für den -Staat thun kann, mehr aber werde ich nicht thun.[38]« Die einzige -Wirkung dieses Verweises war, daß Monmouth factiöser wurde als je. -Besonders gegen Halifax intriguirte und haranguirte er mit unermüdlicher -Animosität. Die anderen whiggistischen Lords des Schatzes, Delamere und -Capel, waren kaum weniger eifrig bestrebt, den Lordsiegelbewahrer aus -dem Amte zu vertreiben, und persönliche Eifersucht und Antipathie -bewogen den Lordpräsidenten, mit seinen eignen Anklägern gegen seinen -Nebenbuhler zu conspiriren. - -In wie weit die Beschuldigungen, welche damals gegen Halifax, erhoben -wurden, begründet gewesen sein mögen, läßt sich jetzt nicht mehr mit -Gewißheit ermitteln. Obwohl seine Feinde zahlreiche Zeugen befragten und -obgleich sie von Wilhelm die ungern gegebene Erlaubniß erlangten, die -Protokolle des Geheimen Raths einzusehen, konnten sie doch keinen Beweis -entdecken, auf den sie eine bestimmte Anklage hätten stützen können.[39] -Es war indessen unleugbar, daß der Lordsiegelbewahrer als Minister für -Irland fungirt hatte und daß Irland fast verloren war. Unnöthig und -sogar widersinnig ist die Annahme vieler Whigs, daß seine Verwaltung -deshalb unersprießlich gewesen sei, weil er nicht gewollt habe, daß sie -ersprießlich sein solle. Das Wahre ist, daß die Schwierigkeiten seiner -Stellung groß waren und daß er bei all' seiner Genialität und -Beredtsamkeit diesen Schwierigkeiten nicht gewachsen war. Die ganze -Regierungsmaschine war aus den Fugen, und er war nicht der Mann, der sie -wieder in Gang bringen konnte. Dazu gehörte nicht das was er in so -reichem Maße besaß: Geist, Geschmack, glänzende Fassungskraft und -scharfe Unterscheidungsgabe, sondern das was ihm fehlte: rasches -Entscheiden, unermüdliche Energie und unerschütterliche -Entschlossenheit. Sein Gemüth war im Grunde zu weich für eine Arbeit, -wie sie jetzt auf ihm lastete und es war neuerdings durch harte -Schicksalsschläge noch weicher gestimmt worden. Er hatte in Zeit von -nicht ganz einem Jahre zwei Söhne verloren. Es existirt noch ein Brief, -in welchem er damals gegen seine hochverehrte Freundin, Lady Russell, -über die Verödung seines Herdes und über die herzlose Undankbarkeit der -Whigs klagt. Ebenso besitzen wir noch die Antwort darauf, worin sie ihn -freundlich ermahnt, da Trost zu suchen, wo sie denselben unter nicht -minder harten Prüfungen gefunden habe.[40] - -Der erste Angriff auf ihn erfolgte im Oberhause. Einige whiggistische -Lords, unter denen sich der launenhafte und ruchlose erste Lord des -Schatzes besonders hervorthat, schlugen vor, den König zu ersuchen, daß -er einen neuen Sprecher ernenne. Halifax Freunde beantragten die -vorläufige Frage und brachten sie durch.[41] Ungefähr drei Wochen später -beantragten seine Feinde in einem Comité des ganzen Hauses der Gemeinen -eine Resolution, die ihm keine specielle Unterlassungs- oder -Begehungssünde zur Last legte, sondern es einfach für rathsam erklärte, -daß er aus dem Dienste der Krone entlassen werde. Die Debatte war heiß. -Die gemäßigten Politiker beider Parteien waren nicht geneigt, einem zwar -nicht fehlerfreien, aber durch Talent und Liebenswürdigkeit gleich -ausgezeichneten Mann ein Brandmal aufzudrücken. Als seine Ankläger -sahen, daß sie ihren Zweck nicht erreichen konnten, suchten sie sich -einer Entscheidung, welche gewiß ungünstig für sie gelautet haben würde, -dadurch zu entziehen, daß sie beantragten, der Vorsitzende solle die -Sache vertagen. Aber ihre Taktik wurde durch das umsichtige und muthige -Benehmen Lord Eland's, des Marquis' einzigem noch lebenden Sohne, -vereitelt. »Mein Vater hat es nicht verdient,« sprach der junge -Edelmann, »daß man solches Spiel mit ihm treibt. Wenn Sie ihn für -strafbar halten, so sagen Sie es, und er wird sich ohne weiteres Ihrem -Urtheile unterwerfen. Entlassung vom Hofe hat nichts Schreckliches für -ihn. Gottes Güte hat ihn der Nothwendigkeit überhoben, die Mittel zur -Aufrechthaltung seines Ranges in einem Amte zu suchen.« Das Comité -stimmte ab und Halifax wurde mit einer Majorität von vierzehn Stimmen -freigesprochen.[42] - - -Vorbereitungen zu einem Feldzuge in Irland. - -Wäre die Abstimmung um einige Stunden verschoben worden, so würde die -Majorität wahrscheinlich viel bedeutender gewesen sein. Die Gemeinen -stimmten unter dem Einflusse der Meinung, daß Londonderry gefallen und -ganz Irland verloren sei. Kaum war das Haus auseinandergegangen, so traf -ein Courier mit der Nachricht ein, daß der Sperrbaum im Foyle -durchbrochen sei. Ihm folgte bald ein zweiter, der die Aufhebung der -Belagerung meldete, und ein dritter, der die Nachricht von der Schlacht -bei Newton Butler brachte. Hoffnung und Jubel folgten auf Mißmuth und -Besorgniß.[43] Ulster war gerettet, und man erwartete zuversichtlich, -daß Schomberg sehr bald auch Leinster, Connaught und Munster -wiedererobern werde. Er war jetzt bereit zum Aufbruch. Der Hafen von -Chester war der Punkt, von wo er abgehen sollte. Die seinem Commando -unterstellte Armee hatte sich dort versammelt, und der Dee wimmelte von -Kriegs- und Transportschiffen. Leider waren fast alle kriegserfahrene -englische Soldaten nach Flandern geschickt worden, und die große -Mehrzahl der nach Irland bestimmten Truppen bestand daher aus Leuten, -welche eben vom Pfluge und von der Dreschtenne kamen. Es war indessen -eine vortreffliche holländische Brigade unter dem Commando eines -erfahrnen Offiziers, des Grafen von Solms darunter. Außerdem waren vier -Regimenter, ein Cavallerieregiment und drei Infanterieregimenter, aus -den französischen Flüchtlingen gebildet worden, von denen viele mit -Auszeichnung gedient hatten. Niemand that mehr für die Aushebung dieser -Regimenter als der Marquis von Ruvigny. Er war viele Jahre ein -außerordentlich treuer und nützlicher Diener der französischen Regierung -gewesen, und man schätzte in Versailles seine Verdienste so hoch, daß -man ihn gebeten hatte, Begünstigungen anzunehmen, welche kaum ein andrer -Ketzer durch noch so dringende Bitten erlangt haben würde. Hätte er sich -entschlossen in seinem Vaterlande zu bleiben, so würde man ihm und -seinen Angehörigen gestattet haben, privatim Gott auf ihre eigne Art zu -verehren. Aber Ruvigny wies alle Anerbietungen zurück, theilte das Loos -seiner Glaubensbrüder und vertauschte in einem Alter von mehr als -achtzig Jahren Versailles, wo er noch immer ein Günstling hätte bleiben -können, mit einer bescheidenen Wohnung in Greenwich. Diese Wohnung war -während der letzten Monate seines Lebens der Sammelplatz aller -ausgezeichneten Persönlichkeiten unter seinen Mitverbannten. Seine -Talente, seine Erfahrung und seine freigebige Herzensgüte machten ihn -zum unbestrittenen Oberhaupte der Refugiés. Zu gleicher Zeit war er ein -halber Engländer, denn seine Schwester war eine Gräfin von Southampton -gewesen und er war der Oheim von Lady Russell. Die Zeit des -selbstthätigen Handelns war für ihn längst vorüber; aber seine beiden -Söhne, beides Männer von ausgezeichnetem Muthe, widmeten ihre Degen dem -Dienste Wilhelm's. Der jüngere Sohn, der den Namen Caillemote führte, -wurde zum Obersten eines der hugenottischen Infanterieregimenter -ernannt. Die beiden anderen Infanterieregimenter wurden von La -Melloniere und Cambon, Offizieren von glänzendem Rufe, befehligt. Das -Cavallerieregiment war von Schomberg selbst errichtet und führte seinen -Namen. Ruvigny lebte gerade noch lange genug, um diese Rüstungen -vollendet zu sehen.[44] - - -Schomberg. - -Dem General, dem man die Oberleitung des Feldzugs gegen Irland -übertragen hatte, war es in seltenem Grade gelungen, sich die Zuneigung -und Achtung der englischen Nation zu erwerben. Er war zum Herzoge, zum -Ritter des Hosenbandordens und zum Feldzeugmeister ernannt worden, er -stand jetzt an der Spitze einer Armee, und doch erweckte seine Erhebung -nichts von dem Neide, der sich jedesmal kundgab, so oft Bentinck, -Zulestein oder Auverquerque ein Zeichen königlicher Gunst zu Theil ward. -Schomberg's militärische Tüchtigkeit war allgemein anerkannt. Er wurde -von allen Protestanten als ein Bekenner betrachtet, der für die Wahrheit -Alles erduldet hatte, den Märtyrertod ausgenommen. Um seines Glaubens -willen hatte er einem glänzenden Einkommen entsagt, hatte den -französischen Marschallsstab niedergelegt und hatte, in einem Alter von -beinahe achtzig Jahren, als ein armer Soldat des Zufalls seine Laufbahn -noch einmal von vorn angefangen. Da er in keiner Connection mit den -Vereinigten Provinzen stand und niemals dem kleinen Hofe im Haag -angehört hatte, so wurde der ihm vor englischen Anführern gegebene -Vorzug mit Recht nicht nationaler oder persönlicher Parteilichkeit, -sondern lediglich seinen Tugenden und Fähigkeiten zugeschrieben. Sein -Benehmen war weit verschieden von dem der anderen Ausländer, welche so -eben zu englischen Peers creirt worden waren. Diese waren bei vielen -ehrenwerthen Eigenschaften in Geschmack, Sitten und Neigungen Holländer -und konnten den Ton der Gesellschaft, in die sie versetzt worden, nicht -treffen. Er war ein Weltbürger, hatte ganz Europa durchwandert, hatte an -der Maas, am Ebro und am Tajo Armeen commandirt, hatte sich in dem -glänzenden Cirkel von Versailles bewegt und hatte am Berliner Hofe in -hoher Gunst gestanden. Französische Edelleute hatten ihn oft für einen -französischen Edelmann gehalten. Er hatte einige Zeit in England -zugebracht, sprach sehr gut englisch, fand sich leicht in die englischen -Sitten und wurde oft in Begleitung von Engländern im Parke gesehen. In -seiner Jugend hatte er mäßig gelebt, und seine Mäßigkeit genoß jetzt den -ihr gebührenden Lohn: ein ungemein rüstiges und kräftiges Alter. Als -achtzigjähriger Greis, hatte er noch Sinn für unschuldige Vergnügungen, -seine Conversation war außerordentlich elegant und lebhaft, man konnte -nichts Geschmackvolleres sehen als seine Equipagen und seine Tafel, und -jeder Cavalleriecornet beneidete die Anmuth und den würdevollen Anstand, -womit der Veteran an der Spitze seines Regiments auf seinem -Schlachtrosse in Hydepark erschien.[45] Das Haus der Gemeinen hatte ihn -mit allgemeiner Zustimmung durch ein Geschenk von hunderttausend Pfund -Sterling für seine Verluste entschädigt und für seine geleisteten -Dienste belohnt. Vor seinem Abgange nach Irland bat er um die Erlaubniß, -für dieses großmüthige Geschenk seinen Dank aussprechen zu dürfen. Es -ward ein Stuhl für ihn innerhalb der Schranke bereitgestellt. Er nahm, -mit dem Scepter zu seiner Rechten, auf demselben Platz, erhob sich dann, -sprach in kurzen freundlichen Worten seinen Dank aus und nahm Abschied -von der Versammlung. Der Sprecher erwiederte darauf, daß die Gemeinen -die Verpflichtungen, welche sie schon gegen Se. Gnaden hätten, nie -vergessen würden, daß sie ihn mit Vergnügen an der Spitze der englischen -Armee sähen, daß sie volles Vertrauen in seinen Eifer und seine -Geschicklichkeit setzten und daß sie sich seiner stets mit besonderer -Fürsorge annehmen würden. Das bei dieser interessanten Gelegenheit -gegebene Beispiel wurde hundertundfünfundzwanzig Jahre später bei einer -noch interessanteren Gelegenheit mit strengster Genauigkeit nachgeahmt. -Genau auf derselben Stelle, wo Schomberg im Juli 1689 die Freigebigkeit -der Nation dankend anerkannt, stand im Juli 1814 ein Stuhl für einen -noch berühmteren Krieger, der gekommen war, um sich für ein noch -glänzenderes Zeichen der öffentlichen Anerkennung zu bedanken. Wenige -Dinge bezeichnen treffender den eigenthümlichen Character der englischen -Verfassung und Nation als der Umstand, daß das Haus der Gemeinen, eine -aus dem Volke hervorgegangene Versammlung, selbst in einem Augenblicke -freudiger Begeisterung mit der ängstlichen Gewissenhaftigkeit eines -Wappencollegiums an althergebrachten Formen festhielt; daß das -Niedersetzen und Aufstehen, das Bedecktbleiben und das Entblößen des -Hauptes im 19. Jahrhundert noch genau nach der nämlichen Etikette -regulirt war wie im 17., und daß das nämliche Scepter, welches zur -Rechten Schomberg's gehalten worden war, in gleicher Stellung zur -Rechten Wellington's gehalten wurde.[46] - - -Unterbrechung der Parlamentssitzungen. - -Am 20. August ging das Parlament, nachdem es sieben Monate lang in -ununterbrochener Thätigkeit gewesen war, auf königlichen Befehl für -kurze Zeit auseinander. Dieselbe Nummer der Gazette, welche die -Ankündigung enthielt, daß die beiden Häuser ihre Sitzungen eingestellt, -brachte auch die Mittheilung, daß Schomberg in Irland gelandet sei.[47] - - -Zustand Irland's -- Rath Avaux'. - -Während der drei Wochen vor seiner Landung hatte im Schlosse von Dublin -die größte Angst und Bestürzung geherrscht. Schlag auf Schlag waren -einander so rasch gefolgt, daß Jakob's nie sehr starker Muth völlig -gebrochen worden war. Zuerst hatte er erfahren, daß Londonderry erlöst -war; dann, daß eine seiner Armeen von den Enniskillenern geschlagen -worden; hierauf, daß eine andere von seinen Armeen stark -zusammengeschmolzen und entmuthigt sich aus Ulster zurückzog oder -vielmehr floh; und endlich, daß Sligo, der Schlüssel von Connaught, den -Engländern preisgegeben worden war. Er hatte sich von der Unmöglichkeit -überzeugt, die Colonisten zu unterwerfen, selbst als sie fast ganz ohne -fremde Hülfe waren. Daher konnte er wohl zweifeln, ob es ihm möglich -sein würde, gegen sie zu kämpfen, wenn sie durch eine englische Armee -unter den Befehlen des größten lebenden Feldherrn unterstützt wurden. -Der unglückliche Fürst schien seit einigen Tagen der Verzweiflung -gänzlich anheimgefallen. Auf Avaux machte die Gefahr einen ganz andren -Eindruck. Jetzt, dachte er, sei es Zeit, den Krieg zwischen den -Engländern und Irländern in einen Vertilgungskrieg zu verwandeln und -jede Vereinigung der beiden Nationen unter eine Regierung für immer -unmöglich zu machen. In diesem Sinne unterbreitete er kaltblütig dem -Könige einen Vorschlag von fast unglaublicher Abscheulichkeit. Er sagte, -es müsse eine zweite Bartholomäusnacht veranstaltet werden. Ein Vorwand -dazu werde sich leicht finden lassen. Schomberg's Ankunft in Irland -werde ohne Zweifel in denjenigen südlichen Städten, deren Bevölkerung -überwiegend englisch sei, einige Aufregung hervorrufen, und jede -Ruhestörung, wo immer sie stattfinden möge, werde einen -Entschuldigungsgrund für eine allgemeine Niedermetzelung der -Protestanten von Leinster, Munster und Connaught darbieten.[48] Da der -König im ersten Augenblicke keinen Abscheu vor diesem Rathe an den Tag -legte,[49] so kam der Gesandte einige Tage später auf den Gegenstand -zurück und drang in Se. Majestät, die nöthigen Befehle zu erlassen. -Jetzt aber erklärte Jakob mit einer Entschiedenheit, die ihm zur Ehre -gereichte, daß nichts ihn vermögen werde, ein solches Verbrechen zu -begehen. »Diese Leute sind meine Unterthanen, und ich kann nicht so -grausam sein, sie zu ermorden, während sie friedlich unter meiner -Regierung leben.« -- »Es liegt nichts Grausames in meinem Vorschlage,« -entgegnete der gefühllose Diplomat. »Eure Majestät sollte bedenken, daß -Milde gegen die Protestanten Grausamkeit gegen die Katholiken ist.« Doch -Jakob war nicht zu bewegen, und Avaux entfernte sich in sehr übler -Laune. Er war der Meinung, daß die Humanitätsäußerungen des Königs -erheuchelt seien und daß Se. Majestät den Befehl zum allgemeinen -Gemetzel nur deshalb nicht gebe, weil er überzeugt sei, die Katholiken -im ganzen Lande würden auch ohne einen solchen Befehl über die -Protestanten herfallen.[50] Avaux irrte sich indeß vollständig. Daß er -Jakob für eben so unmoralisch hielt als er selbst war, kann nicht Wunder -nehmen. Unbegreiflich aber ist es, wie ein so kluger Mann vergessen -konnte, daß Jakob und er ganz verschiedene Zwecke verfolgten. Das Ziel -der Politik des Gesandten war, England und Irland für alle Zeiten zu -trennen. Das Ziel der Politik des Königs war die Vereinigung England's -und Irland's unter seinem Scepter, und er mußte nothwendig einsehen, daß -wenn in drei Provinzen ein allgemeines Niedermetzeln der Protestanten -stattfände und er in den Verdacht käme, es autorisirt, oder nur -stillschweigend geduldet zu haben, binnen vierzehn Tagen selbst in -Oxford kein Jakobit mehr am Leben sein würde.[51] - -Gerade in diesem Augenblicke begann der Horizont Jakob's, welcher -hoffnungslos trübe geschienen hatte, sich aufzuhellen. Die Gefahr, die -ihn zu Boden drückte, hatte das irische Volk aufgerüttelt. Es hatte sich -sechs Monate früher wie ein Mann gegen die Sachsen erhoben. Die Armee, -welche Tyrconnel ins Leben gerufen, war im Verhältniß zu der -Bevölkerung, der sie entnommen war, die größte, welche Europa je -gesehen. Aber diese Armee hatte eine lange Reihe von Niederlagen und -Unfällen erlitten, die durch keine einzige glänzende Waffenthat -aufgewogen wurden. In England wie auf dem Continent war man gewohnt, -diese Niederlagen und Unfälle der Zaghaftigkeit des irischen -Volksstammes zuzuschreiben.[52] Daß dies aber ein großer Irrthum war, -wird durch die Geschichte jedes Krieges, der seit fünf Generationen in -irgend einem Theile der Christenheit geführt worden ist, genugsam -bewiesen. Das rohe Material, aus dem eine gute Armee gebildet werden -kann, war unter den Irländern in reichem Maße vorhanden. Avaux schrieb -seiner Regierung, daß sie ein auffallend schöner, großer und -wohlgebauter Menschenschlag seien, daß sie persönlich tapfer, der Sache, -für die sie kämpften, aufrichtig zugethan und gegen die Colonisten -heftig erbittert seien. Nachdem er ihre Kraft und ihren Muth gepriesen, -erklärte er, wie es zugehe, daß sie bei all ihrer Kraft und ihrem Muthe -doch beständig geschlagen wurden. Es sei ganz falsch, sagte er, wenn man -glaube, daß persönliche Tapferkeit, physischer Muth oder patriotische -Begeisterung am Tage der Schlacht die Disciplin ersetzen könne. Die -Infanterie sei schlecht bewaffnet und schlecht eingeübt, man ließe sie -allenthalben wohin sie komme plündern, und so habe sie alle Gewohnheiten -von Banditen angenommen. Es befinde sich kaum ein einziger Offizier -darunter, der fähig wäre, sie ihre Pflicht zu lehren. Ihre Obersten -seien zwar im allgemeinen Leute aus guter Familie, aber ohne -militärische Erfahrung. Die Hauptleute seien Metzger, Schneider oder -Schuhmacher, und nicht einer unter ihnen kümmere sich um den Comfort, -die Ausrüstung und Einübung der Leute, denen er vorgesetzt sei. Die -Dragoner seien nicht viel besser als die Infanterie. Nur die Reiter -seien, mit wenigen Ausnahmen, vortrefflich. Fast alle irischen -Gentlemen, die einige militärische Erfahrung besäßen, bekleideten -Offiziersstellen in der Cavallerie, und durch die Bemühungen dieser -Offiziere seien einige Regimenter gebildet und einexercirt worden, -welche Avaux allen, die er je gesehen, gleichstellte. Es liege daher auf -der Hand, daß die Untüchtigkeit der Fußsoldaten und der Dragoner nicht -den Fehlern des irischen Characters, sondern den Mängeln der irischen -Verwaltung zugeschrieben werden müsse.[53] - -Die Ereignisse, welche im Herbst des Jahres 1689 eintraten, bewiesen zur -Genüge, daß der vom Unglück verfolgte Volksstamm, den seine Feinde wie -seine Bundesgenossen allgemein mit ungerechter Geringschätzung -betrachteten, mit den von Armuth, Unwissenheit und Aberglauben -unzertrennlichen Fehlern einige vortreffliche Eigenschaften verband, die -man auch bei blühenderen und civilisirteren Nationen nicht immer findet. -Die schlimmen Nachrichten, welche Jakob in Angst und Verzweiflung -stürzten, rüttelten die ganze Bevölkerung der südlichen Provinzen auf -wie der Ton der Schlachttrompete. Von allen Altären von dreiundzwanzig -Grafschaften wurde dem Volke verkündet, daß Ulster verloren sei, daß die -Engländer kämen und daß der Kampf auf Leben und Tod zwischen den beiden -feindlichen Nationen bevorstehe. Es sei nur noch eine Hoffnung, und wenn -diese fehlschlüge, bleibe nichts mehr übrig als die despotische, -erbarmungslose Herrschaft der sächsischen Colonie und der ketzerischen -Kirche. Der katholische Priester, der eben erst Pfarrhaus und Kanzel in -Besitz genommen, der katholische Squire, der so eben auf den Schultern -seiner jubelnden Pächter in die Halle seiner Väter getragen worden sei, -würden vertrieben werden, um von dem Almosen zu leben, das die selbst -unterdrückten und verarmten Landleute ihnen gewähren könnten. Eine neue -Vermögensconfiscation würde das Werk der Ansiedlungsacte vollenden und -die Anhänger Wilhelm's würden Alles wegnehmen, was die Anhänger -Cromwell's verschont hätten. Diese Befürchtungen riefen einen Ausbruch -patriotischer und religiöser Begeisterung hervor, welcher den -unvermeidlichen Augenblick der Unterjochung auf einige Zeit hinausschob. -Avaux war erstaunt über die Energie, welche die Irländer unter so -niederdrückenden Verhältnissen an den Tag legten. Es war allerdings die -wilde und unbeständige Energie eines halbbarbarischen Volks; sie war -vorübergehend und oft irregeleitet; aber wenn auch vorübergehend und -irregeleitet, that sie doch Wunder. Der französische Gesandte mußte -bekennen, daß die Offiziere, über deren Unbrauchbarkeit und Unthätigkeit -er so oft geklagt, ihre Lethargie plötzlich abgeschüttelt hätten. Die -Rekruten strömten zu Tausenden herbei, und die unter den Mauern von -Londonderry gelichteten Reihen waren bald wieder übervoll. Es wurden -große Anstrengungen gemacht, um die Truppen zu bewaffnen und -einzukleiden, und nach dem kurzen Zeitraum von vierzehn Tagen bot Alles -einen neuen und erfreulichen Anblick dar.[54] - - -Entlassung Melfort's. - -Die Irländer verlangten vom Könige zum Lohn für die energischen -Anstrengungen in seinem Interesse ein Zugeständniß, das ihm durchaus -nicht angenehm war. Melfort's Unpopularität hatte in einem solchen Grade -zugenommen, daß er kaum noch seines Lebens sicher war, und er besaß -keinen Freund, der ein Wort zu seinen Gunsten hätte sprechen können. Die -Franzosen haßten ihn. In jedem Briefe, der aus England oder Schottland -in Dublin ankam, wurde er als der böse Genius des Hauses Stuart -bezeichnet. Es war um seiner selbst willen nothwendig ihn zu entlassen. -Man fand einen ehrenvollen Ausweg. Er erhielt Befehl, sich nach -Versailles zu begeben, den Stand der Dinge in Irland dort darzulegen und -die französische Regierung um schleunige Zusendung eines Hülfscorps von -sechs- bis siebentausend Mann gedienter Infanterie zu bitten. Er legte -die Siegel nieder und sie wurden zur großen Freude der Irländer den -Händen eines Irländers Sir Richard Nagle anvertraut, der sich als -Generalfiskal und als Sprecher des Hauses der Gemeinen hervorgethan -hatte. Melfort reiste unter dem Schutze der Dunkelheit ab, denn die Wuth -des Volks gegen ihn war so groß, daß er sich am Tage nicht ohne Gefahr -in den Straßen von Dublin zeigen konnte. Am andren Morgen verließ Jakob -seine Hauptstadt in entgegengesetzter Richtung, um Schomberg -entgegenzurücken.[55] - - -Schomberg landet in Ulster. - -Schomberg war in Antrim gelandet. Die Streitmacht, die er mitbrachte, -überstieg nicht zehntausend Mann. Aber er erwartete, daß die bewaffneten -Colonisten und die von Kirke commandirten Regimenter zu ihm stoßen -würden. Die Kaffeehauspolitiker von London waren fest überzeugt, daß ein -solcher General mit einer solchen Armee die Insel rasch wiedererobern -werde. Leider aber zeigte es sich bald, daß die ihm gewährten Mittel für -das Werk, das er durchzuführen hatte, bei weitem nicht hinreichten; den -größeren Theil dieser Mittel verlor er bald durch eine Reihe -unvorhergesehener Unfälle, und der ganze Feldzug war nichts als ein -langer Kampf seiner Klugheit und Entschlossenheit gegen die äußerste -Tücke des Schicksals. - - -Carrickfergus genommen. - -Er marschirte zuerst nach Carrickfergus. Diese Stadt wurde durch zwei -Regimenter Infanterie für König Jakob vertheidigt. Schomberg beschoß die -Mauern, und nachdem die Irländer sich eine Woche gehalten hatten, -capitulirten sie. Er versprach sie ungehindert abziehen zu lassen; aber -es wurde ihm nicht leicht, sein Wort zu halten. Die Bewohner der Stadt -und Umgegend waren größtentheils Protestanten schottischer Abkunft. Sie -hatten während des kurzen Uebergewichts des eingebornen Stammes viel zu -leiden gehabt und brannten vor Begierde, für die erduldeten Leiden Rache -zu üben. Sie rotteten sich zu zahlreichen Haufen zusammen und riefen, -daß sie sich an die Capitulation nicht kehrten, sondern gerächt sein -wollten. Von Worten gingen sie bald zu Schlägen über. Die entwaffneten, -ausgezogenen und hin und her gestoßenen Irländer suchten Schutz bei den -englischen Offizieren und Soldaten. Mit Mühe gelang es Schomberg, dem -Blutvergießen vorzubeugen, indem er mit dem Pistol in der Hand durch die -Haufen der wüthenden Colonisten sprengte.[56] - -Von Carrickfergus marschirte Schomberg weiter nach Lisburn und von da -durch gänzlich verlassene Städte und über Ebenen, auf denen weder eine -Kuh, noch ein Schaf, noch ein Getreidefehm zu sehen war, nach -Loughbrickland. Hier stießen drei Regimenter Enniskillener zu ihm, deren -Kleidung, Pferde und Waffen einem an den Glanz von Revuen gewohnten Auge -wunderlich vorkamen, die aber an natürlichem Muthe keinen Truppen der -Welt nachstanden und die sich während mehrerer Monate beständigen -Wachtdienstes und Scharmützelns viele wesentliche Eigenschaften -regulärer Soldaten erworben hatten.[57] - - -Schomberg rückt weiter nach Leinster. - -Schomberg setzte seinen Marsch durch eine Wüste gegen Dublin fort. Die -wenigen noch im Süden von Ulster befindlichen irischen Truppen zogen -sich vor ihm zurück, indem sie Alles auf ihrem Wege zerstörten. Newry, -einst ein hübsch gebauter und wohlhabender protestantischer Flecken, -fand er als einen Haufen rauchender Trümmer. Carlingford war ebenfalls -zerstört. Die Stelle, wo die Stadt einst gestanden, war nur noch durch -die massiven Ruinen des alten normännischen Schlosses bezeichnet. -Diejenigen, welche es wagten, Ausflüge aus dem Lager zu machen, -berichteten, daß die Gegend, soweit sie dieselbe durchstreift hätten, -eine Wildniß sei. Es gäbe wohl Hütten, aber sie seien unbewohnt; es gebe -üppige Weiden, aber weder Rinder- noch Schafherden; es gebe -Getreidefelder, aber die Ernte liege, vom Regen durchnäßt, auf dem -Boden.[58] - - -Die englische und die irische Armee campiren nahe bei einander. - -Während Schomberg durch eine unabsehbare Einöde vorrückte, sammelten -sich die irischen Truppen rasch von allen Seiten. Am 10. September wurde -das königliche Banner Jakob's auf dem Thurme von Drogheda entfaltet, und -unter demselben waren bald zwanzigtausend kampffähige Männer versammelt, -die Infanterie im allgemeinen schlecht, die Cavallerie im allgemeinen -gut, beide aber voll Eifers für ihr Vaterland und ihre Religion.[59] Die -Armee war wie gewöhnlich von einem zahlreichen Troß Landvolk begleitet, -das mit Sensen, Halbpiken und Skeans bewaffnet war. Inzwischen hatte -Schomberg Dundalk erreicht. Die Entfernung zwischen beiden Heeren betrug -jetzt nicht mehr als einen starken Tagemarsch, und man erwartete daher -allgemein, daß das Schicksal der Insel unverzüglich durch eine offene -Schlacht entschieden werden würde. - -In beiden Lagern wünschten Alle, die vom Kriege nichts verstanden, -sehnlichst loszuschlagen, und die Wenigen, die sich eines hohen Rufes -militärischer Tüchtigkeit erfreuten, waren in beiden Lagern gegen eine -Schlacht. Weder Rosen noch Schomberg wollten Alles auf einen Wurf -setzen. Beide kannten die Mängel ihrer Armee genau und keiner von ihnen -war über die Mängel der Armee des Andren vollständig unterrichtet. Rosen -wußte sehr gut, daß die irische Infanterie schlechter ausgerüstet, mit -schlechteren Offizieren versehen und schlechter eingeübt war, als irgend -eine Infanterie, die er vom bothnischen Meerbusen bis zum atlantischen -Ocean je gesehen, und er vermuthete, daß die englischen Truppen gut -einexercirt und, was sie allerdings hätten sein sollen, mit allem zu -einer erfolgreichen Thätigkeit Nöthigem wohl versehen seien. Eine -numerische Uebermacht, urtheilte er sehr richtig, würde gegen eine große -Ueberlegenheit in der Waffenführung und Disciplin wenig nützen. Er rieth -daher Jakob sich zurückzuziehen und lieber Dublin selbst dem Feinde -preiszugeben als eine Schlacht zu wagen, mit deren Verlust Alles -verloren sein würde. Athlone sei der beste Platz im Königreiche zu einem -entschlossenen Widerstande. Der Uebergang über den Shannon könne so -lange vertheidigt werden, bis der Succurs, um den Melfort bitten solle, -aus Frankreich anlange, und dieser Succurs werde den ganzen Character -des Kriegs ändern. Aber die Irländer, mit Tyrconnel an der Spitze, waren -einmüthig gegen den Rückzug. Das Blut der ganzen Nation war in Gährung. -Jakob freute sich über die Begeisterung seiner Unterthanen und erklärte -auf das Bestimmteste, daß er nicht die Schmach auf sich laden werde, -seine Hauptstadt dem Feinde ohne Schwertstreich zu überlassen.[60] - - -Schomberg lehnt eine Schlacht ab. - -Binnen wenigen Tagen zeigte es sich klar, daß Schomberg beschlossen -hatte, nicht loszuschlagen, und seine Gründe waren gewichtig. Er hatte -zwar einige gute holländische und französische Truppen, und auch die -Enniskillener, die sich ihm angeschlossen, hatten eine militärische -Lehrzeit bestanden, wenn auch nicht in der regelrechtesten Weise. Die -große Masse seiner Armee aber bestand aus englischen Landleuten, welche -eben erst aus ihren Hütten kamen. Seine Musketiere hatten noch zu -lernen, wie sie ihre Gewehre laden mußten, seine Dragoner hatten noch zu -lernen, wie sie mit ihren Pferden umgehen mußten, und diese unerfahrenen -Soldaten waren zum größten Theil von Offizieren befehligt, welche eben -so unerfahren waren als sie selbst. Seine Truppen waren daher im -allgemeinen den irischen in der Disciplin nicht überlegen, und standen -ihnen an Zahl weit nach. Ja er überzeugte sich sogar, daß seine Soldaten -eben so schlecht bewaffnet, eben so schlecht logirt und eben so schlecht -gekleidet waren, als die ihnen gegenüberstehenden Celten. - - -Betrügereien des englischen Kriegscommissariats. - -Der Reichthum der englischen Nation und die freigebigen Beschlüsse des -englischen Parlaments hatten ihn zu der Erwartung berechtigt, daß er mit -allem Kriegsbedarf reichlich versehen werden würde. Aber er sah sich -bitter getäuscht. Die Verwaltung war seit Oliver's Tode fortwährend -unvernünftiger und verderbter geworden, und jetzt erntete die Revolution -was die Restauration gesäet hatte. Ein Heer nachlässiger oder -habsüchtiger Beamter, unter Karl und Jakob gebildet, plünderte die -Armeen und die Flotten Wilhelm's aus, ließ sie darben und vergiftete -sie. Der Erste unter diesen Leuten war Heinrich Shales, der unter der -vorigen Regierung Generalcommissar des Lagers bei Hounslow gewesen war. -Man kann die neue Regierung kaum tadeln, daß sie ihn auf seinem Posten -ließ, denn seine Erfahrung in dem ihm anvertrauten Verwaltungszweige -übertraf bei weitem die jedes andren Engländers. Leider aber hatte er, -in der nämlichen Schule, in der er seine Erfahrungen gesammelt, auch die -ganze Kunst des Veruntreuens erlernt. Das Rindfleisch und der -Branntwein, welche er lieferte, waren so schlecht, daß die Soldaten sich -davor ekelten; die Zelte waren verfault, die Bekleidung unzureichend, -die Musketen zerbrachen beim Gebrauch. Große Massen Schuhe waren der -Regierung in Rechnung gestellt, aber zwei Monate nachdem der Schatz sie -bezahlt, waren sie noch nicht in Irland angekommen. Mittel zum Transport -des Gepäcks und der Artillerie fehlten fast ganz. Eine große Menge -Pferde waren mit öffentlichem Gelde in England angekauft und an die Ufer -des Dee geschickt worden. Aber Shales hatte sie zur Erntearbeit an die -Landwirthe von Cheshire vermiethet, hatte den Miethertrag in seine -Tasche gesteckt, und hatte es den Truppen in Ulster überlassen sich -fortzuhelfen so gut sie konnten.[61] Schomberg war der Meinung, daß, -wenn er mit einer schlecht disciplinirten und schlecht ausgerüsteten -Armee eine Schlacht wagte, er nicht unwahrscheinlich geschlagen werden -würde, und er wußte, daß eine Niederlage den Verlust eines Königreichs, -vielleicht den Verlust dreier Königreiche nach sich ziehen konnte. Er -beschloß daher, in der Defensive zu verharren, bis seine Leute eingeübt -und Verstärkungen und Zufuhren angelangt sein würden. - -Er verschanzte sich bei Dundalk dergestalt, daß er nicht gezwungen -werden konnte, gegen seinen Willen zu kämpfen. Jakob, ermuthigt durch -die Zurückhaltung seines Gegners, rückte, die Rathschläge Rosen's nicht -beachtend, gegen Ardee vor, erschien an der Spitze der ganzen irischen -Armee vor den englischen Linien, stellte Reiterei, Fußvolk und -Artillerie in Schlachtordnung auf, und entfaltete sein Banner. Die -Engländer hätten gar zu gern losgeschlagen. Aber der Entschluß ihres -Generals stand fest und konnte weder durch das prahlerische Gebahren des -Feindes, noch durch das Murren seiner eignen Soldaten erschüttert -werden. So blieb er einige Wochen sicher hinter seinen Schutzwällen, -während die Irländer wenige Meilen davon lagen. Er sorgte nun eifrig für -Einübung der Rekruten, aus denen seine Armee zum größten Theil bestand. -Seine Musketiere mußten sich beständig im Schießen üben, bald nach der -Scheibe, bald in Pelotons, und die Art und Weise, wie sie sich anfangs -dabei benahmen, bewies deutlich, daß er sehr wohl daran gethan, sie -nicht zum Kampfe zu führen. Es stellte sich heraus, daß von vier -englischen Soldaten noch nicht einer sein Gewehr ordentlich zu behandeln -verstand, und wenn es gelang, dasselbe aufs Gerathewohl abzufeuern, -glaubte Wunder was er Großes vollbracht habe. - - -Verschwörung unter den in englischen Diensten stehenden französischen -Truppen. - -Während der Herzog so seine Zeit anwendete, gafften die Irländer sein -Lager an, ohne einen Angriff auf dasselbe zu wagen. Bald aber tauchten -in diesem Lager zwei Uebel auf, welche gefährlicher waren als der Feind: -Verrath und Krankheit. Zu den besten Truppen, die er commandirte, -gehörten die französischen Verbannten. Jetzt entstanden sehr ernste -Zweifel an ihrer Treue. Den wirklichen hugenottischen Refugiés konnte -allerdings unbedingtes Vertrauen geschenkt werden. Der Widerwille, mit -dem der eifrigste englische Protestant das Haus Bourbon und die römische -Kirche betrachtete, war ein laues Gefühl im Vergleich zu dem -unauslöschlichen Hasse, der in der Brust des verfolgten, mit -Einquartierung gequälten, aus seinem Vaterlande vertriebenen Calvinisten -des Languedoc glühte. Die Irländer hatten schon bemerkt, daß die -französischen Ketzer niemals Pardon weder gaben noch annahmen.[62] Jetzt -aber zeigte es sich, daß mit diesen Emigranten, die dem reformirten -Glauben Alles aufgeopfert hatten, Emigranten ganz andrer Art vermischt -waren, Deserteurs, welche in den Niederlanden ihrer Fahne entlaufen -waren und ihr Verbrechen dadurch bemäntelt hatten, daß sie vorgaben, sie -seien Protestanten und ihr Gewissen gestatte ihnen nicht, für den -Verfolger ihrer Kirche zu kämpfen. Einige von diesen Leuten setzten sich -in der Hoffnung, durch einen zweiten Verrath Verzeihung und zugleich -Belohnung zu erlangen, mit Avaux in Correspondenz. Die Briefe wurden -jedoch aufgefangen und ein furchtbares Complot ans Licht gebracht. Es -stellte sich heraus, daß, wenn Schomberg schwach genug gewesen wäre, dem -Andringen Derer, welche eine offene Schlacht wünschten, nachzugeben, -mehrere französische Compagnien in der Hitze des Gefechts auf die -Engländer gefeuert haben und zum Feinde übergegangen sein würden. Ein -solcher Abfall würde auch in einer besseren Armee als die bei Dundalk -lagernde, einen allgemeinen Schrecken hervorgerufen haben. Hier mußte -mit Strenge verfahren werden. Sechs von den Verschwörern wurden -aufgehängt, und zweihundert ihrer Mitschuldigen in Eisen nach England -zurückgeschickt. Selbst nach dieser Ausmerzung wurden die Refugiés von -der übrigen Armee noch lange mit zwar ungerechtem, aber nicht -unnatürlichem Argwohn betrachtet. Einige Tage lang hatte man sogar allen -Grund zu fürchten, der Feind werde mit dem Schauspiele eines blutigen -Kampfes zwischen den englischen Soldaten und ihren französischen -Verbündeten unterhalten werden.[63] - - -Pestilenz in der englischen Armee. - -Einige Stunden vor der Hinrichtung der Haupträdelsführer wurde eine -allgemeine Musterung der Armee vorgenommen, und man sah, daß die Reihen -der englischen Bataillone stark gelichtet waren. Viel Kranke hatte es -vom ersten Tage des Feldzugs an unter den Rekruten gegeben, aber erst -zur Zeit des Aequinoctiums nahm die Sterblichkeit in beunruhigendem Maße -zu. Die Herbstregen sind in Irland gewöhnlich stark, dieses Jahr aber -waren sie stärker als sonst, das ganze Land war überschwemmt, und das -Lager des Herzogs wurde ein förmlicher Sumpf. Die Enniskillener waren an -das Klima gewöhnt, und die Holländer waren gewohnt in einem Lande zu -leben, das, wie ein Witzling der damaligen Zeit sagte, funfzig Fuß -Wasser zieht. Sie hielten ihre Lagerhütten trocken und reinlich und sie -hatten erfahrene, aufmerksame Offiziere, welche die Unterlassung keiner -Vorsicht duldeten. Die Landleute von Yorkshire und Derbyshire aber -hatten weder Constitutionen, welche dem verderblichen Einflusse zu -widerstehen vermochten, noch verstanden sie es, sich gegen denselben zu -schützen. Die schlechten Lebensmittel, welche das Commissariat lieferte, -verschlimmerte die durch die klimatischen Verhältnisse erzeugten -Krankheiten. An Heilmitteln fehlte es fast ganz, Aerzte waren nur wenige -vorhanden, und die Arzneikästen enthielten nicht viel mehr als Charpie -und Wundpflaster. Die Engländer erkrankten und starben zu Hunderten. -Selbst Diejenigen, welche nicht von der Seuche ergriffen wurden, waren -entkräftet und muthlos und erwarteten, anstatt die Energie zu entfalten, -welche das Erbtheil unsrer Nation ist, mit der hülflosen Apathie von -Asiaten ihr Schicksal. Umsonst versuchte Schomberg sie zu lehren, wie -sie ihre Quartiere verbessern und den feuchten Erdboden, auf dem sie -lagen, mit einem dicken Teppich von Farrnkräutern bedecken konnten. -Körperliche Anstrengung war ihnen noch schrecklicher geworden als selbst -der Tod. Es stand nicht zu erwarten, daß Leute, die sich selbst nicht -helfen konnten, einander gegenseitig helfen würden. Niemand beanspruchte -und Niemand bezeigte Theilnahme. Die Vertrautheit mit grauenvollen -Scenen erzeugte eine Gefühllosigkeit und eine verzweifelte -Gottlosigkeit, die selbst in der Geschichte ansteckender Krankheiten so -leicht nicht ihres Gleichen haben dürften. Das Schmerzensgestöhn der -Kranken wurde durch die Flüche und unzüchtigen Reden ihrer Kameraden -übertäubt. Zuweilen konnte man auf dem Leichname eines am Morgen -gestorbenen Unglücklichen einen andren Unglücklichen sitzen sehen, der -die kommende Nacht nicht mehr erleben konnte und der fluchend und -Schandlieder singend auf die Gesundheit des Teufels Branntwein trank. -Wenn die Leichen weggetragen wurden, um begraben zu werden, murrten die -Ueberlebenden. Ein Todter, sagten sie, sei eine gute Decke und ein guter -Stuhl. Warum sollten die Leute, wenn ein so reichlicher Vorrath eines so -nützlichen Möbels vorhanden sei, der kalten Luft ausgesetzt und -genöthigt sein, sich auf die nasse Erde zu legen?[64] - -Viele Kranke wurden von den englischen Schiffen, welche nahe der Küste -lagen, nach Belfast gebracht, wo ein großes Hospital errichtet war. Aber -kaum die Hälfte von ihnen erlebte das Ende der Reise. Mehr als ein -Schiff lag lange in der Bai von Carrickfergus, angefüllt mit Leichen und -den Geruch des Todes ausströmend, ohne ein lebendes, Wesen an Bord.[65] - -Die irländische Armee hatte viel weniger zu leiden. Der Kerne von -Munster oder Connaught befand sich im Lager ganz eben so wohl als wäre -er in seiner eignen Lehmhütte gewesen und hätte die Dünste seines -heimathlichen Sumpfes eingeathmet. Natürlich freute er sich über das -Elend der sächsischen Ketzer und hoffte, daß sie ohne einen -Schwertstreich zu Grunde gehen würden. Mit Entzücken hörte er den ganzen -Tag die Salven, welche über den Gräbern der englischen Offiziere -knatterten, bis endlich die Begräbnisse zu zahlreich wurden, als daß sie -noch mit militärischem Pomp hätten begangen werden können, und auf die -schauerlichen Töne ein noch schauerlicheres Schweigen folgte. - -Die Ueberlegenheit an Streitkräften war jetzt so entschieden auf Seiten -Jakob's, daß er es unbedenklich wagen konnte, fünf Regimenter von seiner -Armee zu detachiren und nach Connaught zu senden. Sarsfield befehligte -dieselben. Er stand allerdings nicht so hoch in der Achtung des Königs, -als er es verdiente. Der König erklärte ihn mit einer Miene geistiger -Ueberlegenheit, welche Avaux und Rosen ein spöttisches Lächeln -abgezwungen haben muß, für einen wackeren Burschen, der aber sehr -stiefmütterlich mit Verstand bedacht sei. Nur mit großer Mühe bewog der -Gesandte Se. Majestät dazu, den besten Offizier der irischen Armee zum -Range eines Brigadiers zu befördern. Sarsfield rechtfertigte jetzt -vollkommen die vortheilhafte Meinung, die sich seine französischen -Gönner von ihm gebildet hatten. Er vertrieb die Engländer aus Sligo und -sicherte mit gutem Erfolg Galway, das in ernster Gefahr gewesen war.[66] - -Auf die englischen Verschanzungen vor Dundalk wurde jedoch kein Angriff -gemacht. Inmitten der sich stündlich mehrenden Schwierigkeiten und -Unfälle zeigten sich die glänzenden Eigenschaften Schomberg's immer -deutlicher. Nicht im vollen Strome des Glücks, nicht auf dem -Schlachtfelde von Montes Claros, nicht unter den Mauern von Mastricht -hatte er die Bewunderung der Menschheit so wohl verdient. Seine -Entschlossenheit wankte nie; seine Umsicht schlummerte nie; trotz -vielfacher Verdrüßlichkeiten und Provocationen war er stets froher und -heiterer Laune. Der Effectivbestand seiner Mannschaften, selbst wenn man -alle die, welche nicht am Fieber darnieder lagen, als effectiv -mitrechnete, überstieg jetzt nicht mehr fünftausend. Diese waren kaum -noch dem gewöhnlichen Dienste gewachsen, und sie mußten jetzt zu -doppelten Dienstleistungen angetrieben werden. Dessenungeachtet traf der -alte Mann seine Dispositionen so meisterhaft, daß er mit diesen geringen -Streitkräften mehrere Wochen lang einer von einer Menge bewaffneter -Banditen begleiteten Truppenmacht von zwanzigtausend Mann die Spitze -bot. - - -Die englische und die irische Armee beziehen ihre Winterquartiere. - -Zu Anfang des November zerstreuten sich endlich die Irländer und begaben -sich in ihre Winterquartiere. Der Herzog brach nun ebenfalls sein Lager -ab und zog sich nach Ulster zurück. In dem Augenblicke als die letzten -Reste seiner Armee sich in Bewegung setzen sollten, verbreitete sich das -Gerücht, daß der Feind in bedeutender Stärke heranrücke. Hätte dieses -Gerücht auf Wahrheit beruht, so wäre die Gefahr sehr groß gewesen. -Obgleich aber die englischen Regimenter auf den dritten Theil ihrer -Vollzähligkeit zusammengeschmolzen waren und obgleich die Leute, die -sich noch am wohlsten befanden, kaum das Gewehr zu schultern vermochten, -so legten sie doch bei der Aussicht auf eine Schlacht eine -außerordentliche Freude und Munterkeit an den Tag und schwuren, daß die -Papisten für alles Elend der letzten Monate bezahlen sollten. »Wir -Engländer,« sagte Schomberg, sich heiter mit der Nation des Landes, das -ihn adoptirt hatte, identificirend, »wir Engländer sind immer -kampflustig; schade daß wir nicht eben so viel Lust zu einigen anderen -Zweigen des Soldatenhandwerks haben.« - -Der Alarm erwies sich als grundlos. Die Armee des Herzogs zog -unbelästigt ab, aber die Straße, auf der sie dahin marschirte, bot einen -eben so beklagenswerthen als abschreckenden Anblick dar. Ein langer Zug -von mit Kranken beladener Wagen bewegte sich langsam über das holprige -Pflaster. Bei jedem Stoße gab ein Unglücklicher den Geist auf und der -Leichnam wurde hinausgeworfen und unbeerdigt den Füchsen und Krähen -preisgegeben. Die Gesammtzahl Derer, welche im Lager vor Dundalk, im -Hospital von Belfast, auf der Straße und auf der See starben, belief -sich auf mehr als sechstausend Mann. Die Ueberlebenden wurden für den -Winter in den Städten und Dörfern von Ulster untergebracht. Der General -nahm sein Hauptquartier in Lisburn.[67] - - -Verschiedene Meinungen über Schomberg's Verfahren. - -Sein Verfahren wurde verschieden beurteilt. Einsichtsvolle und -aufrichtige Männer sagten, er habe sich selbst übertroffen und es gebe -keinen zweiten Feldherrn in Europa, der, mit ungeübten Truppen, -unwissenden Offizieren und spärlichen Vorräthen, zu gleicher Zeit gegen -ein feindliches Heer von großer Uebermacht, gegen ein betrügerisches -Commissariat, gegen ein Nest von Verräthern im eignen Lager und gegen -eine Krankheit, mörderischer als das Schwert, ankämpfend, den Feldzug -ohne Verlust einer Fahne oder einer Kanone zu Ende geführt haben würde. -Auf der andren Seite murrten viele von den neuernannten Majors und -Hauptleuten, deren Unerfahrenheit seine Verlegenheiten vermehrt hatte -und die keine andre Qualification für ihren Posten besaßen als -persönliche Tapferkeit, über die Geschicklichkeit und Geduld, die sie -vom Untergang gerettet. Ihre Beschwerden fanden jenseit des St. -Georgskanals Wiederhall. Zum Theil war das Murren, wenn auch ungerecht, -doch zu entschuldigen. Den Eltern, die einen tapfern Sohn in seiner -ersten Uniform geschickt hatten, damit er sich den Weg zum Ruhm -erkämpfe, konnte man es wohl verzeihen, wenn ihr Schmerz sie zur -Heftigkeit und Unbilligkeit hinriß, als sie erfuhren, daß der -unglückliche Jüngling auf einem Bund Stroh ohne ärztlichen Beistand -gestorben und ohne religiöse oder militärische Ceremonie in einem Sumpfe -begraben worden war. Aber in den Weheruf verwaister Familien mischte -sich ein andres minder achtungswerthes Geschrei. Alle Die, welche gern -Neuigkeiten hörten und wiedererzählten, schmähten den General, der ihnen -so wenig Neuigkeiten zu hören und zu erzählen gab. Diese Art Leute haben -eine solche Sucht nach Aufregung, daß sie viel eher einem Feldherrn -verzeihen, der eine Schlacht verliert, als einem, der eine Schlacht -ablehnt. Die Politiker, welche ihre Orakelsprüche im dicksten -Tabaksrauche bei Garroway von sich gaben, fragten, ohne weder vom Kriege -im allgemeinen noch von dem irischen Kriege im besondern das Geringste -zu verstehen, sehr ernsthaft, warum Schomberg denn nicht losschlage. Daß -er sein Handwerk nicht verstehe, wagten sie nicht zu sagen. Er sei ohne -Zweifel ein vortrefflicher Offizier, aber er sei sehr alt. Er trage die -Last seiner Jahre zwar mit Ehren, aber seine Geisteskräfte seien nicht -mehr das was sie früher gewesen; sein Gedächtniß werde schwach und -Jedermann wisse, daß er zuweilen am Nachmittag vergessen habe, was er am -Vormittag gethan. Es dürfte wohl schwerlich je einen Menschen gegeben -haben, dessen Geist im achtzigsten Lebensjahre noch eben so frisch und -lebendig gewesen wäre als im vierzigsten; daß aber Schomberg's -Geisteskräfte durch die Jahre wenig geschwächt waren, das beweisen zur -Genüge seine Depeschen, welche noch existiren und Muster von officieller -Schreibweise sind: abgerundet, klar, voll bedeutender Facta und -gewichtiger Gründe und in die möglichst geringe Wortzahl -zusammengedrängt. In diesen Depeschen spielt er zuweilen, nicht hämisch, -sondern mit ruhiger Verachtung, auf den Tadel an, den sein Verhalten von -Seiten hohler Schwätzer, die in ihrem Leben keine wichtigere -militärische Operation als das Ablösen der Wache in Whitehall gesehen -und die sich einbildeten, es sei nichts leichter als in jeder Lage und -gegen jede Uebermacht große Siege zu erkämpfen, sowie von Seiten -vierschrötiger Patrioten erfahren, welche überzeugt seien, daß ein -einziger englischer Fuhrmann oder Drescher, der noch nicht gelernt habe, -ein Gewehr zu laden oder eine Pike zu tragen, es mit fünf Musketieren -von König Ludwig's Haustruppen aufnehmen könne.[68] - - -Marineangelegenheiten. - -So unbefriedigend die Resultate des Feldzugs in Irland gewesen waren, -die Ergebnisse der Seeoperationen dieses Jahres waren noch weniger -befriedigend. Man hatte zuversichtlich erwartet, daß zur See England im -Bunde mit Holland der Macht Ludwig's mehr als ebenbürtig sein werde; -allein es ging Alles unglücklich. Herbert war nach dem unbedeutenden -Scharmützel in der Bantrybai mit seinem Geschwader nach Portsmouth -zurückgekehrt. Hier sah er, daß er die gute Meinung weder des Publikums -noch der Regierung verloren hatte. Das Haus der Gemeinen dankte ihm für -seine Dienste und er erhielt sprechende Beweise von der Gunst der Krone. -Er war nicht bei der Krönung gewesen und hatte daher keinen Theil an den -Belohnungen gehabt, welche bei Gelegenheit dieser Feierlichkeit unter -die Hauptactoren der Revolution vertheilt worden waren. Dies wurde jetzt -nachgeholt und er zum Earl von Torrington erhoben. Der König begab sich -nach Portsmouth, speiste an Bord des Admiralschiffes, sprach sein -vollstes Vertrauen zu der Tapferkeit und Loyalität der Flotte aus, -schlug zwei tüchtige Kapitains, Cloudesley Shovel und Johann Ashby, zu -Rittern und ließ ein Geschenk unter die Mannschaften vertheilen.[69] - - -Torrington's schlechte Verwaltung. - -Wir können Wilhelm keinen begründeten Vorwurf deshalb machen, daß er -eine hohe Meinung von Torrington hatte, denn Torrington galt allgemein -für einen der tapfersten und geschicktesten Offiziere der Flotte. Jakob, -der die Marineangelegenheiten besser verstand als irgend etwas Andres, -hatte ihn zum Contreadmiral von England befördert. Diesen Posten, wie -noch andere einträgliche Stellen hatte Torrington aufgegeben, als er -sah, daß er sie nur behalten konnte, wenn er sich zum Werkzeug der -jesuitischen Cabale hergab. Niemand hatte eine thätigere, gewagtere und -nützlichere Rolle in der Revolution gespielt als er. Daher schien -Niemand gegründeteren Anspruch darauf zu haben, an die Spitze der -Marineverwaltung gestellt zu werden. Und doch eignete sich Niemand -weniger für einen solchen Posten. Seine Moralität war stets locker, ja -so locker gewesen, daß die Festigkeit, mit der er unter der vorigen -Regierung seinem Glauben treu blieb, großes Erstaunen erregt hatte. -Seine ruhmvolle Ungnade schien zwar einen heilsamen Einfluß auf seinen -Character ausgeübt zu haben, denn in seiner Armuth und Verbannung erhob -sich der Wüstling zu einem Helden. Sobald aber das Glück wiederkehrte, -sank der Held wieder zum Wüstling herab, und dieser Fall war tief und -hoffnungslos. Die Fäden seines Geistes, welche auf kurze Zeit straffer -angespannt gewesen, waren jetzt durch das Laster dermaßen erschlafft, -daß er zur Selbstverleugnung oder zu einer angestrengten Thätigkeit -vollkommen unfähig war. Den rohen Muth des Seemanns besaß er wohl noch, -aber als Admiral wie als erster Lord der Admiralität war er durchaus -ungenügend. Monat auf Monat lag die Flotte, welche der Schrecken der -Meere hätte sein sollen, unthätig im Hafen, während er sich in London -amüsirte. Die Matrosen gaben ihm in spöttelnder Anspielung auf seinen -neuen Titel den Namen Tarry-in-town.[70] Als er endlich an Bord kam, war -er von einem Schwarme von Courtisanen begleitet. Es gab kaum eine Stunde -des Tages wie der Nacht, wo er frei von den Dünsten des Claret gewesen -wäre. Sein unersättlicher Hang zum Vergnügen machte ihn naturgemäß auch -unersättlich nach Reichthum. Doch liebte er die Schmeichelei fast eben -so sehr als Reichthum und Vergnügen. Er war seit langer Zeit gewohnt, -von seinen Untergebenen die kriechendsten Huldigungen zu verlangen. Sein -Admiralschiff war ein kleines Versailles. Er erwartete, daß seine -Kapitains sich sowohl des Abends, wenn er zu Bett ging, als auch des -Morgens beim Aufstehen in seiner Kajüte versammelten; ja er ließ sich -sogar von ihnen ankleiden. Der Eine kämmte ihm seine wallende Perrücke, -ein Andrer stand mit dem gestickten Rocke bereit. Unter einem solchen -Befehlshaber konnte von Disciplin nicht die Rede sein. Seine Theerjacken -verbrachten ihre Zeit in Saus und Braus unter dem Pöbel von Portsmouth, -und diejenigen Offiziere, die sich durch Servilität und Speichelleckerei -seine Gunst erworben hatten, erhielten leicht Urlaub und blieben -wochenlang in London, wo sie in den Wirthshäusern schwelgten, durch die -Straßen schlenderten oder den maskirten Damen im Theater den Hof -machten. Die Proviantlieferanten merkten bald, mit wem sie es zu thun -hatten und schickten der Flotte Fässer Fleisch, das kein Hund angerührt -haben würde, und Tonnen Bier, das schlimmer roch als fauliges Wasser. -Währenddem war der britische Kanal den französischen Seeräubern -preisgegeben. Unsere Kauffahrteischiffe wurden angesichts der Wälle von -Plymouth gekapert; die Zuckerflotte aus Westindien verlor sieben -Schiffe. Der Gesammtwerth der Prisen, welche in unmittelbarer Nähe -unsrer Insel von den Kreuzern des Feindes weggenommen wurden, während -Torrington sich mit seiner Flasche und seinem Harem beschäftigte, wurde -auf sechsmalhunderttausend Pfund Sterling geschätzt. Das Geleit eines -Kriegsschiffes war, außer wenn man große Summen auf Bestechung -verwendete, so schwer zu erlangen, daß unsere Kaufleute sich gezwungen -sahen, zu diesem Zwecke holländische Kaper zu miethen, die sie weit -nützlicher und minder geldgierig fanden, als die Offiziere unsrer eignen -königlichen Flotte.[71] - - -Die festländischen Angelegenheiten. - -Das einzige Departement, an dem sich nichts aussetzen ließ, war das der -Auswärtigen Angelegenheiten. Hier war Wilhelm sein eigner Minister, und -wo er sein eigner Minister war, da gab es keine Verzögerungen, keine -Mißgriffe, keine Betrügereien und Verräthereien. Die Schwierigkeiten, -mit denen er zu kämpfen hatte, waren jedoch groß. Selbst im Haag stieß -er auf einen Widerstand, den seine ganze Klugheit und Festigkeit, -unterstützt durch Heinsius' kräftigen Beistand, kaum zu bewältigen -vermochte. Die Engländer ahneten nicht, daß, während sie über die -Parteilichkeit ihres Souverains für sein Geburtsland murrten, eine -starke Partei in Holland über seine Parteilichkeit für sein -Adoptivvaterland murrte. Die holländischen Gesandten zu Westminster -beschwerten sich darüber, daß die Allianzbedingungen welche er -vorschlug, erniedrigend für die Würde und nachtheilig für die Interessen -der Republik seien, daß er überall wo die Ehre der englischen Flagge ins -Spiel komme, übertrieben streng und obstinat sei; daß er peremtorisch -auf einem Artikel bestehe, der allen Handelsverkehr mit Frankreich -verbiete und der an der amsterdamer Börse schmerzlich empfunden werden -müsse; daß er, als sie die Hoffnung ausgesprochen, daß die -Navigationsacte aufgehoben werden würde, in ein Gelächter ausgebrochen -sei und ihnen gesagt habe, daran sei nicht zu denken. Er setzte alle -seine Bedingungen durch und es wurde ein feierlicher Vertrag -geschlossen, durch den England und der batavische Bund sich -verpflichteten, fest zu einander gegen Frankreich zu halten und nur mit -beiderseitigem Einverständniß Frieden zu schließen. Aber einer der -holländischen Bevollmächtigten erklärte, daß er fürchte, dereinst als -Verräther betrachtet zu werden, weil er soviel zugestanden habe, und die -Unterschrift eines andren verrieth deutlich, daß sie mit vor innerer -Bewegung zitternder Hand geschrieben worden war.[72] - -Inzwischen war unter Wilhelm's geschickter Leitung ein Allianzvertrag -zwischen den Generalstaaten und dem Kaiser geschlossen worden. Spanien -und England traten diesem Tractate bei, und so waren die vier -Großmächte, welche schon längst durch ein freundschaftliches -Einverständniß mit einander verbunden gewesen, durch einen förmlichen -Vertrag an einander gekettet.[73] - -Bevor aber dieser förmliche Vertrag unterzeichnet und besiegelt war, -standen alle contrahirenden Theile unter den Waffen. Zu Anfang des -Jahres 1689 wüthete der Krieg über dem ganzen Kontinent vom Hämus bis zu -den Pyrenäen. Das von allen Seiten zu gleicher Zeit angegriffene -Frankreich vertheidigte sich auf allen Seiten nachdrücklich, und seine -türkischen Alliirten gaben einer großen deutschen Truppenmacht in -Serbien und Bulgarien vollauf zu thun. Im Ganzen genommen waren die -Resultate der militärischen Operationen des Sommers den Verbündeten -nicht ungünstig. Jenseit der Donau erfochten die Christen unter dem -Prinzen Ludwig von Baden eine Reihe von Siegen über die Muselmänner. In -den Gebirgen von Roussillon kämpften die französischen Truppen ohne -irgend einen entscheidenden Vortheil gegen das kriegerische Landvolk -Cataloniens. Eine deutsche Armee unter Anführung des Kurfürsten von -Baiern hielt das Erzbisthum Cöln besetzt. Eine andre wurde von Karl, -Herzog von Lothringen, befehligt, einem Fürsten, der, nachdem die Waffen -Frankreich's ihn aus seinen Landen vertrieben, ein Soldat des Zufalls -geworden war und als solcher sowohl Auszeichnung erlangt als auch Rache -geübt hatte. Er marschirte gegen die Verwüster der Pfalz, zwang sie sich -über den Rhein zurückzuziehen und nahm nach einer langen Belagerung die -wichtige und stark befestigte Stadt Mainz. - -Zwischen der Sambre und der Maas standen die Franzosen unter Anführung -des Marschalls Humieres den Holländern gegenüber, welche der Fürst von -Waldeck commandirte, ein Offizier, der den Generalstaaten lange mit -Treue und Umsicht, wenn auch nicht immer mit besonderem Glück gedient -hatte und den Wilhelm sehr hoch schätzte. Unter Waldeck's Befehlen -diente Marlborough, dem Wilhelm eine aus den besten Regimentern der -alten Armee Jakob's bestehende englische Brigade anvertraut hatte. Der -Zweite nach Marlborough im Commando wie auch in militärischer -Geschicklichkeit war Thomas Talmash, ein wackerer Soldat, aber zu einem -Schicksale bestimmt, dessen man sich nicht ohne Beschämung und Unwillen -erinnern kann. - - -Gefecht bei Walcourt. - -Es kam zwischen der Armee Waldecks und der Armee Humieres' zu keiner -allgemeinen Schlacht; aber in einer Reihe von Gefechten war der Vortheil -auf Seiten der Verbündeten. Das bedeutendste von diesen Gefechten fand -am 5. August bei Walcourt statt. Die Franzosen griffen einen von der -englischen Brigade vertheidigten Vorposten an, wurden aber nachdrücklich -zurückgeschlagen, und mußten sich mit Verlust einiger Feldstücke und -mehr als sechshundert Todten zurückziehen. Marlborough benahm sich bei -dieser wie bei jeder ähnlichen Gelegenheit als ein tapferer und -geschickter Offizier. Die von Talmash commandirten Coldstreamgarden und -das Regiment, welches jetzt das 16. der Linie heißt, unter dem Commando -des Obersten Robert Hodges, zeichneten sich besonders aus. Auch das -Regiment Royal, das wenige Monate früher in Ipswich die Fahne der -Empörung aufgepflanzt, bewies an diesem Tage, daß Wilhelm eben so weise -als großmüthig gehandelt hatte, indem er dieses schwere Vergehen -vollständig verzieh. Das Zeugniß, welches Waldeck in seinen Depeschen -dem tapferen Benehmen der Insulaner ausstellte, wurde von ihren -Landsleuten mit Entzücken gelesen. Das Gefecht war zwar nichts weiter -als ein Scharmützel, aber ein heißes und blutiges Scharmützel. Seit -Menschengedenken hatte kein so ernster Zusammenstoß zwischen Engländern -und Franzosen stattgefunden, und unsere Vorfahren waren natürlich nicht -wenig stolz, als sie sahen, daß viele Jahre der Unthätigkeit und -Vasallenschaft den Muth der Nation nicht geschwächt zu haben -schienen.[74] - - -Anschuldigungen gegen Marlborough. - -Die Jakobiten fanden jedoch in dem Verlaufe des Feldzugs reichen Stoff -zu Schmähungen. Marlborough war, nicht ohne Grund, der Gegenstand ihres -erbittertsten Hasses. An seinem Benehmen auf dem Schlachtfelde konnte -selbst die Böswilligkeit wenig auszusetzen finden; andere Seiten seines -Verhaltens aber boten dem bösen Leumund ein ergiebiges Feld dar. Der -Geiz ist selten das Laster eines jungen Mannes, und eben so selten das -eines großen Mannes; Marlborough aber war einer von den Wenigen, die das -Geld in der Blüthe der Jugend mehr als Wein oder Weiber, und auf dem -Gipfel der Größe mehr als Macht oder Ruhm liebten. Alle die herrlichen -Gaben, welche die Natur an ihn verschwendet, schätzte er hauptsächlich -wegen des Gewinns, den sie ihm eintrugen. Im zwanzigsten Jahre zog er -Nutzen aus seiner Jugend und Körperkraft, als Sechziger zog er Nutzen -aus seinem Genie und seinem Ruhm. Der Beifall, der seinem Benehmen bei -Walcourt mit Recht gebührte, konnte die Stimmen Derer nicht ganz -übertäuben, welche munkelten, daß dieser Held, wo es ein Goldstück zu -ersparen oder zu verdienen gebe, ein bloßer Euklio, ein bloßer Harpagon -sei, daß er, obgleich er unter dem Vorgeben, offene Tafel zu halten, -einen bedeutenden Gehalt beziehe, doch niemals einen Offizier zu Tische -einlade, daß seine Musterrollen betrügerisch abgefaßt seien, daß er für -Leute, welche längst nicht mehr lebten, für Leute, die vor vier Jahren -vor seinen eigenen Augen bei Sedgemoor gefallen seien, die Löhnung in -seine Tasche stecke, daß sich in der einen Truppe zwanzig, in einer -andren sechsunddreißig solcher Namen befänden. Nur die Vereinigung von -furchtlosem Muth und imponierenden Geistesgaben mit einem leutseligen -Wesen und gewinnenden Manieren habe es ihm möglich gemacht, sich trotz -seiner höchst unsoldatischen Fehler die Zuneigung seiner Soldaten zu -erwerben und zu erhalten.[75] - - -Alexander VIII. folgt Innocenz XI. auf dem päpstlichen Stuhle. - -Um die Zeit, wo die in allen Theilen Europa's kämpfenden Armeen ihre -Winterquartiere aufsuchten, bestieg ein neuer Papst den Stuhl St. -Peter's. Innocenz XI. war nicht mehr. Er hatte ein sonderbares Schicksal -gehabt. Seine gewissenhafte und innige Anhänglichkeit an die Kirche, -deren Oberhaupt er war, hatte ihn in einem der kritischesten Momente -ihrer Geschichte bestimmt, sich mit ihren Todfeinden zu verbünden. Die -Nachricht von seinem Ableben wurde daher, von den protestantischen -Fürsten und Republiken mit Schmerz und Besorgniß, in Versailles und -Dublin mit Freude und Hoffnung aufgenommen. Ludwig schickte -augenblicklich einen außerordentlichen Gesandten hohen Ranges nach Rom -und die in Avignon liegende französische Garnison wurde zurückgezogen. -Als die Stimmen des Conclaves sich zu Gunsten Peter Ottobuoni's geeinigt -hatten, eines ehemaligen Cardinals, der den Namen Alexander VIII. -annahm, wohnte der Vertreter Frankreichs der Einsetzung bei, trug die -Schleppe des neuen Papstes und überreichte Seiner Heiligkeit ein -Schreiben, in welcher der Allerchristlichste König erklärte, daß er dem -schmachvollen Vorrechte, Räuber und Mörder zu beschützen entsage. -Alexander drückte den Brief an seine Lippen, umarmte den Ueberbringer -und sprach mit Entzücken von der nahen Aussicht auf Versöhnung. Ludwig -begann sich der Hoffnung hinzugeben, daß der Vatikan seinen Einfluß dazu -anwenden werde, die Allianz zwischen dem Hause Oesterreich und dem -ketzerischen Usurpator des englischen Thrones aufzulösen. Jakob war -sogar noch sanguinischer. Er war thöricht genug zu hoffen, daß der neue -Papst ihm Geld geben werde, und befahl Melfort, der sich jetzt seiner -Mission in Versailles entledigt hatte, nach Rom zu eilen und Se. -Heiligkeit um eine Beisteuer zu dem guten Werke der Aufrechthaltung der -wahren Religion auf den britischen Inseln zu bitten. Aber es zeigte sich -bald, daß Alexander, obwohl er eine andre Sprache führte als sein -Vorgänger, doch entschlossen war, im Wesentlichen der Politik seines -Vorgängers zu folgen. Die Grundursache des Zerwürfnisses zwischen dem -heiligen Stuhle und Ludwig war nicht beseitigt. Der König ernannte noch -immer Prälaten, der Papst verweigerte noch immer ihre Anerkennung, und -die Folge davon war, daß ein Viertheil der Diöcesen Frankreich's -Bischöfe hatten, welche nicht befugt waren, irgend eine bischöfliche -Amtshandlung zu verrichten.[76] - - -Der Klerus der Hochkirche über die Angelegenheit der Eide gespalten. - -Die anglikanische Kirche war um diese Zeit nicht minder durch Spaltungen -zerrissen als die gallikanische Kirche. Der 1. August war durch ein -Parlamentsedict als der Tag festgesetzt, bis zu welchem alle -Pfarrgeistlichen und alle ein akademisches Amt bekleidenden Personen bei -Strafe der Suspension Wilhelm und Marien den Unterthaneneid schwören -mußten. Während der ersten Hälfte des Sommers hofften die Jakobiten, die -Zahl der Nichtschwörenden werde bedeutend genug sein, um die Regierung -zu beunruhigen und in Verlegenheit zu setzen. Diese Hoffnung aber wurde -getäuscht. Es gab zwar nur wenige Whigs unter der Geistlichkeit, und nur -wenige waren Tories jener gemäßigten Schule, welche mit Widerstreben und -Vorbehalt anerkannte, daß große Mißbräuche eine Nation zuweilen -berechtigen könnten, zu extremen Mitteln zu greifen. Die große Mehrheit -des Standes hielt noch immer an dem Prinzip des passiven Gehorsams fest, -aber diese Mehrheit war jetzt in zwei Theile gespalten. Eine Frage, -welche vor der Revolution lediglich Sache der Spekulation gewesen und -daher, wenn sie auch zuweilen gelegentlich in Anregung kam, von den -Meisten nur sehr oberflächlich behandelt worden war, hatte jetzt eine -hohe praktische Bedeutsamkeit erlangt. Das Prinzip des passiven -Gehorsams als feststehend angenommen, wem gebührte dieser Gehorsam? So -lange das erbliche Recht mit dem Besitz verbunden gewesen war, war kein -Zweifel möglich; aber das erbliche Recht und der Besitz waren jetzt -getrennt. Ein durch die Revolution auf den Thron erhobener Fürst -regierte zu Westminster, gab Gesetze, ernannte Justizbeamte und Prälaten -und sandte Armeen und Flotten aus. Seine Richter entschieden -Rechtsfälle, seine Sheriffs verhafteten Schuldner und bestraften -Verbrecher; ohne sein großes Siegel würden Gerechtigkeit, Ordnung, -Eigenthum aufgehört haben zu existiren und die Gesellschaft in einen -chaotischen Zustand gerathen sein. Ein andrer, durch die Revolution -abgesetzter Fürst lebte im Auslande. Er konnte keines der Rechte eines -Regenten ausüben und keine der Pflichten eines Regenten erfüllen und -konnte, wie es schien, nur durch eben so gewaltsame Mittel als durch die -er vertrieben worden war, wieder eingesetzt werden. Welchem von diesen -beiden Fürsten schuldeten die Christen nun Gehorsam? - - -Argumente für Leistung der Eide. - -Ein großer Theil der Geistlichkeit war der Meinung, daß der klare -Wortlaut der Schrift ihnen gebiete, sich dem im factischen Besitz des -Thrones befindlichen Souverain zu unterwerfen, ohne nach seinem Recht -auf diesen Thron zu fragen. Die Obrigkeiten, von denen der Apostel in -dem den anglikanischen Theologen jener Zeit genau bekannten Evangelium -sagt, daß sie von Gott eingesetzt seien, sind nicht diejenigen welche -auf einen rechtmäßigen Ursprung zurückgeführt werden können, sondern die -eben bestehenden. Als Jesus gefragt wurde, ob das auserwählte Volk Cäsar -rechtmäßigerweise Tribut zahlen dürfe, antwortete er mit der Frage, -nicht ob Cäsar einen von dem alten Königshause Juda abgeleiteten -Stammbaum aufweisen könnte, sondern ob das Geldstück, das die Fragenden -an den Schatz Cäsars zu zahlen Bedenken trugen, aus Cäsar's Münze komme, -mit anderen Worten, ob Cäsar thatsächlich die Autorität eines Herrschers -besitze und die Functionen eines solchen ausübe. - -Es wird gewöhnlich, und mit vielem Anschein von Begründung, angenommen, -daß der zuverlässigste Commentar zu dem Text der Evangelien und Episteln -sich in der Praxis der ersten Christen findet, so weit diese Praxis -genügend zu ermitteln ist, und gerade jene Zeiten, zu welchen die Kirche -sich allgemein anerkanntermaßen im Zustande der höchsten Reinheit -befand, waren Zeiten häufiger und heftiger politischer Umgestaltungen. -Einer der Apostel wenigstens erlebte es, daß binnen wenig mehr als einem -Jahre vier Kaiser gestürzt wurden. Von den Märtyrern des 3. Jahrhunderts -muß sich ein großer Theil zehn bis zwölf Revolutionen haben erinnern -können. Diese Märtyrer müssen oft in der Lage gewesen sein zu erwägen, -welche Pflichten sie gegen einen Fürsten hatten, der so eben durch einen -mit Erfolg gekrönten Aufstand zur Macht gelangt war. Daß sie allesammt -durch die Furcht vor Strafe abgehalten worden seien das zu thun, was sie -für Recht hielten, ist eine Beschuldigung, welche nicht einmal ein -rechtschaffener Ungläubiger auf sie werfen wird. Wenn indessen irgend -eine Behauptung in Bezug auf die ersten Christen mit völliger Gewißheit -aufgestellt werden kann, so ist es die, daß sie nie und nimmer einem -factischen Regenten wegen der Unrechtmäßigkeit seines Titels den -Gehorsam verweigerten. Einmal wurde sogar die höchste Gewalt von zwanzig -bis dreißig Rivalen beansprucht. Jede Provinz von Britannien bis Egypten -hatte ihren Augustus. Diese Prätendenten konnten natürlich nicht alle -rechtmäßige Kaiser sein. Dennoch finden wir nirgends etwas erwähnt, daß -die Gläubigen an irgend einem Orte das geringste Bedenken getragen -hätten, sich der Person zu unterwerfen, welche an diesem Orte die -kaiserlichen Functionen ausübte. Während die Christen von Rom Aurelian -gehorchten, gehorchten die Christen von Lyon Tetrikus und die Christen -von Palmyra der Zenobia. »Tag und Nacht,« -- waren die Worte, welche der -große Cyprian, Bischof von Karthago, an den Repräsentanten Valerian's -und Gallienus richtete, -- »Tag und Nacht beten wir Christen zu dem -einen wahren Gott für das Wohl unserer Kaiser.« Und doch hatten diese -Kaiser einige Monate vorher ihren Vorgänger Aurelianus gestürzt, der -seinen Vorgänger Gallus gestürzt hatte; dieser hatte auf den Trümmern -des Hauses seines Vorgängers Decius den Gipfel der Macht erstiegen, -Decius hatte seinen Vorgänger Philipp und dieser seinen Vorgänger -Gordianus erschlagen. Konnte man glauben, daß ein Heiliger, der in dem -kurzen Zeitraum von dreizehn bis vierzehn Jahren dieser Reihe von -Rebellen und Königsmördern unverbrüchliche Unterthanentreue bewahrt -hatte, lieber eine Spaltung in der Christenheit hervorgerufen, als König -Wilhelm und Königin Marien anerkannt haben würde? Hundertmal forderten -diejenigen anglikanischen Geistlichen, welche die Eide geleistet hatten, -ihre skrupulöseren Amtsbrüder auf, ihnen ein einziges Beispiel -anzuführen, daß die ursprüngliche Kirche einem glücklichen Usurpator den -Gehorsam verweigert hätte, und hundertmal wich man der Aufforderung aus. -Die Eidverweigerer konnten über diesen Punkt weiter nichts sagen, als -daß Präcedenzfälle Prinzipien gegenüber kein Gewicht hätten, eine -Behauptung, die sehr sonderbar klang aus dem Munde einer Schule, welche -stets eine fast abergläubische Ehrfurcht vor der Autorität der -Kirchenväter an den Tag gelegt hatte.[77] - -Präcedenzfälle aus späteren und verderbteren Zeiten verdienten wenig -Beachtung. Aber selbst in der Geschichte späterer und verderbterer -Zeiten konnten die Eidverweigerer nicht leicht einen ihrem Zwecke -dienenden Präcedenzfall finden. In unsrem eignen Lande hatten viele -Könige, die kein erbliches Recht hatten, auf dem Throne gesessen, aber -es war nie für unvereinbar mit der Pflicht eines Christen gehalten -worden, ein treuer Vasall dieser Könige zu sein. Die Usurpation -Heinrich's IV., die noch abscheulichere Usurpation Richard's III. hatten -kein Schisma in der Kirche hervorgerufen. Sobald der Usurpator auf -seinem Throne fest saß, hatten Bischöfe ihm für ihre Grundbesitzungen -gehuldigt; Convocationen hatten Adressen an ihn gerichtet und ihm Gelder -bewilligt, und kein Casuist hatte jemals behauptet, daß diese -Unterwerfung unter einen sich im factischen Besitze der Macht -befindenden Fürsten eine Todsünde sei.[78] - -Mit der Verfahrungsweise der ganzen christlichen Welt stand die -Autoritätslehre der englischen Kirche unverkennbar in genauem Einklange. -Die Homilie über vorsätzliche Empörung, eine Predigt, welche in maßlosen -Ausdrücken die Pflicht des Gehorsams gegen Regenten einschärft, spricht -nur von factischen Regenten. Es wird sogar in dieser Homilie den Leuten -gesagt, daß sie nicht nur ihrem rechtmäßigen Landesherrn, sondern auch -jedem Usurpator, den Gott in seinem Zorne ihrer Sünden halber über sie -setzen werde, zu gehorchen verpflichtet seien. Es würde gewiß der -höchste Grad von Ungereimtheit sein, wollte man behaupten, daß wir -diejenigen Usurpatoren, welche Gott im Zorne sendet, unterwürfig -hinnehmen, solchen aber, die er uns in Gnaden sendet, den Gehorsam -beharrlich verweigern müßten. Zugegeben es war ein Verbrechen, den -Prinzen von Oranien nach England einzuladen, ein Verbrechen sich ihm -anzuschließen, ein Verbrechen ihn zum König zu machen, was war die ganze -Geschichte der jüdischen Nation und der christlichen Kirche Andres als -eine Reihenfolge von Fällen, in denen die Vorsehung aus Bösem Gutes -hervorgehen ließ? Und welcher Theolog wird behaupten, daß wir in solchen -Fällen aus Abscheu vor dem Bösen das Gute von uns weisen müßten? - -Aus diesen Gründen waren eine große Anzahl Geistliche, welche noch an -dem Prinzipe festhielten, daß Widersetzlichkeit gegen den Souverain -jederzeit sündhaft sein müsse, der Ansicht, daß Wilhelm jetzt der -Souverain sei, dem sich zu widersetzen eine Sünde sein würde. - - -Argumente gegen die Eidesleistung. - -Auf diese Argumentation entgegneten die Eidverweigerer, daß der Apostel -Paulus unter den bestehenden Obrigkeiten die bestehenden _rechtmäßigen_ -Obrigkeiten gemeint haben müsse und daß es dem gesunden Verstande ins -Gesicht schlagen, die Religion schänden, den schwachen Gläubigen -Aergerniß und den Spöttern Anlaß zum Triumphiren geben heißen würde, -wollte man seine Worte anders deuten. Die Gefühle der ganzen Menschheit -müßten sich gegen die Behauptung empören, daß, sobald ein König, wäre -sein Recht auf den Thron noch so klar und seine Verwaltung noch so weise -und gut, durch Verräther vertrieben sei, alle seine Diener ihn verlassen -und zu seinen Feinden übergehen müßten. Zu allen Zeiten und bei allen -Nationen sei treue Anhänglichkeit an eine gute Sache im Unglück als eine -Tugend betrachtet worden. Zu allen Zeiten und bei allen Nationen sei der -Politiker, der sich immer zu der Partei geschlagen, welche die Oberhand -gehabt, verachtet worden. Dieser neue Toryismus sei schlimmer als -Whiggismus. Die Bande der Unterthanentreue zerreißen, weil der Souverain -ein Tyrann sei, das sei unstreitig eine große Sünde; aber es sei eine -Sünde, für die sich milde Bezeichnungen und plausible Vorwände finden -ließen und in welche ein braver und hochherziger Mann, der nicht in der -göttlichen Wahrheit unterrichtet und durch göttliche Gnade beschützt -sei, leicht verfallen könne. Aber alle Bande der Unterthanentreue blos -deshalb zu zerreißen, weil der Souverain unglücklich sei, das sei nicht -nur schlecht, sondern gemein. Könne ein Ungläubiger die heilige Schrift -ärger beschimpfen, als durch die Behauptung, daß die heilige Schrift den -Christen etwas als eine geheiligte Pflicht vorschreibe, was der -natürliche Verstand die Heiden als den höchsten Grad der Schlechtigkeit -zu betrachten gelehrt habe? In der Schrift finde sich die Geschichte -eines Königs von Israel, der durch einen unnatürlichen Sohn aus seinem -Palaste vertrieben und gezwungen worden sei, über den Jordan zu fliehen. -David habe, wie Jakob, das Recht, Absolom, wie Wilhelm, den factischen -Besitz gehabt. Würde ein Schriftforscher zu behaupten wagen, daß Simei's -Benehmen bei dieser Gelegenheit als ein Muster zur Nachahmung -hingestellt sei und daß Barsillai, der treu zu seinem flüchtigen -Gebieter gehalten, sich gegen die Vorschrift Gottes aufgelehnt und -Verdammniß auf sich gezogen habe? Würde ein wahrer Sohn der Kirche -England's im Ernst behaupten, daß ein Mann, der bis nach der Schlacht -von Naseby ein entschiedener Royalist war, dann zum Parlament überging, -sobald das Parlament auseinandergesprengt war, ein willfähriger Diener -des Rumpfes wurde und sobald der Rumpf vertrieben war, sich für einen -treuen Unterthan des Protectors erklärte, die Achtung der Christen mehr -verdiene, als der standhafte alte Cavalier, der Karl I. im Gefängniß und -Karl II. im Exil unerschütterlich treu blieb und der bereit war, eher -Grundbesitz, Freiheit und Leben zu wagen als durch Wort oder That die -Autorität einer der plötzlich aufgetauchten Regierungen anzuerkennen, -welche in jener schlimmen Zeit in den Besitz einer Macht gelangt waren, -die ihnen von Rechtswegen nicht gebührte? Und welcher Unterschied sei -zwischen diesem und dem jetzt vorliegenden Falle? Daß Cromwell -thatsächlich eben so viel Macht, ja weit mehr Macht als Wilhelm besessen -habe, sei ausgemacht, und daß Wilhelm's Macht so gut wie Cromwell's -Macht illegitimen Ursprungs sei, werde kein Geistlicher, der dem Prinzip -des Nichtwiderstandes huldige, bestreiten. Wie könne denn ein solcher -Geistlicher leugnen, daß Cromwell Gehorsam gebührt habe, und doch -behaupten, daß Wilhelm solcher gebühre? Wollte man annehmen, daß eine -solche Inconsequenz ohne Unredlichkeit existiren könne, so sei das nicht -Nachsicht sondern Schwäche. Diejenigen welche entschlossen seien, sich -der Parlamentsacte zu fügen, würden besser thun, wenn sie sich offen -darüber aussprächen und sagten was Jedermann schon wisse: daß sie sich -nur deshalb fügten, um ihre Pfründen zu behalten. Allerdings sei dies -ein sehr starker Beweggrund. Daß ein Geistlicher, der Gatte und Vater -sei, dem 1. August und 1. Februar mit ängstlicher Besorgniß -entgegensehe, sei natürlich. Aber er solle nicht vergessen, daß, wie -schrecklich auch der Tag der Suspension und der Tag der Amtsentsetzung -sein möge, zuverlässig zwei andere noch schrecklichere Tage kommen -würden: der Tag des Todes und der Tag des jüngsten Gerichts.[79] - -Die schwörenden Geistlichen, wie man sie nannte, waren nicht wenig -betroffen über dieses Raisonnement. Nichts setzte sie mehr in -Verlegenheit als die Parallele, welche die Eidverweigerer mit -unermüdlicher Beharrlichkeit zwischen der Usurpation Cromwell's und der -Usurpation Wilhelm's zogen. Denn es gab damals keinen Hochkirchlichen, -der es nicht für eine Ungereimtheit gehalten hätte, zu behaupten daß die -Kirche ihren Söhnen befohlen habe, Cromwell zu gehorchen. Und doch war -es unmöglich zu beweisen, daß Wilhelm vollständiger im Besitze der -höchsten Gewalt sei, als Cromwell es gewesen. Die Schwörenden hüteten -sich daher eben so sorgfältig, mit den Nichtschwörenden über diesen -Punkt zu streiten, wie die Nichtschwörenden es vermieden, mit den -Schwörenden über die Frage bezüglich der Praxis der frühesten Kirche zu -streiten. - -Das Wahre ist, daß die Regierungstheorie, welche der Klerus seit langer -Zeit lehrte, so unsinnig war, daß sie zu nichts als Unsinn führen -konnte. Mochte der Priester, der dieser Theorie huldigte, die Eide -leisten oder sie verweigern, er war in beiden Fällen nicht im Stande, -eine vernünftige Erklärung seines Verfahrens zu geben. Schwor er, so -konnte er dies nur durch Aufstellung von Behauptungen, gegen die sich -jedes redliche Herz instinktmäßig empörte, nur durch die Erklärung -rechtfertigen, daß Christus der Kirche befohlen habe, die gerechte Sache -zu verlassen, sobald diese Sache aufhöre zu prosperiren, und die Hände -der vom Glück begünstigten Schlechtigkeit gegen die bedrängte Tugend zu -kräftigen. So gewichtig indessen die Einwürfe gegen diese Doctrin waren, -die Einwürfe gegen die Doctrin des Nichtschwörenden waren wo möglich -noch gewichtiger. Nach ihm mußte eine christliche Nation beständig -entweder in einem Zustande von Knechtschaft oder in einem Zustande von -Anarchie sein. Etwas läßt sich sowohl für den Menschen sagen, der die -Freiheit opfert, um die Ordnung zu erhalten, als auch für den Menschen, -der die Ordnung opfert, um die Freiheit zu erhalten. Denn Freiheit und -Ordnung sind zwei der größten Segnungen, deren sich eine Gesellschaft -erfreuen kann, und wenn sie sich unglücklicherweise als mit einander -unverträglich herausstellen, da haben Diejenigen, welche die eine oder -die andre Seite ergreifen, Anspruch auf große Nachsicht. Der -Eidverweigerer aber opferte nicht die Freiheit der Ordnung, nicht die -Ordnung der Freiheit auf, sondern Freiheit und Ordnung einem -Aberglauben, der eben so einfältig und erniedrigend war als die Anbetung -von Katzen und Zwiebeln bei den Egyptern. Wenn eine Person, die sich nur -durch den Zufall der Geburt von anderen unterschied, auf dem Throne saß, -mochte sie auch ein Nero sein, sollte kein Ungehorsam stattfinden; und -wenn eine andre Person auf dem Throne saß, mochte sie auch ein Alfred -sein, so sollte kein Gehorsam stattfinden. Es war gleichgültig, wie -unvernünftig und schlecht die Verwaltung der Dynastie, welche das -erbliche Recht hatte, oder wie weise und tugendhaft die Verwaltung einer -aus einer Revolution hervorgegangenen Regierung sein mochte. Auch konnte -keine Verjährungszeit gegen den Anspruch der vertriebenen Familie -geltend gemacht werden. Der Zeitraum von Jahren, der Zeitraum von -Jahrhunderten änderte nichts. Bis an das Ende der Welt mußten die -Christen ihr politisches Verhalten einfach nach der Genealogie ihrer -Landesherren reguliren. Das Jahr 1800, das Jahr 1900 könnte Fürsten, die -ihre Rechtsansprüche von den Beschlüssen der Convention herleiteten, -ruhig und glücklich regieren sehen. Gleichviel, sie blieben deshalb -immer Usurpatoren, und wenn im 20. oder 21. Jahrhundert Jemand, der ein -besseres Geblütsrecht auf die Krone nachweisen konnte, eine spätere -Nachwelt auffordern sollte, ihn als König anzuerkennen, so mußte der -Aufforderung bei Strafe ewiger Verdammniß Folge geleistet werden. - -Ein Whig konnte sich wohl über den Gedanken freuen, daß die unter seinen -Gegner entstandenen Controversen die Richtigkeit seines politischen -Glaubens festgestellt hatten. Die Streitenden, welche ihn lange -übereinstimmend eines gottlosen Irrthums beschuldigt, hatten ihn jetzt -wirksam gerechtfertigt und einander gegenseitig widerlegt. Der -Hochkirchliche, der die Eide leistete, hatte durch unwiderlegliche -Gründe aus den Evangelien und Episteln, aus der gleichmäßigen Praxis der -ersten Kirche und aus den deutlichen Erklärungen der anglikanischen -Kirche bewiesen, daß die Christen nicht in allen Fällen verpflichtet -waren, dem Fürsten, der das erbliche Recht besaß, zu gehorchen. Der -Hochkirchliche, der die Eide leisten wollte, hatte eben so befriedigend -dargethan, daß die Christen nicht in allen Fällen verpflichtet seien, -den Fürsten, welcher thatsächlich regierte, zu gehorchen. Daraus folgte, -daß, um einer Regierung ein Recht auf die Treue der Unterthanen zu -geben, etwas Andres erforderlich war, als bloße Legitimität oder bloßer -Besitz. Was dieses Andre war wurde den Whigs nicht schwer zu sagen. -Ihrer Ansicht nach war der Zweck, um dessen willen alle Regierungen -eingesetzt worden, das Wohl der Gesellschaft. So lange der erste Beamte -im Staate, mochte er auch einige Fehler haben, das Gute förderte, gebot -die Vernunft den Menschen, ihm zu gehorchen und die Religion, welche dem -Gebote der Vernunft ihre feierliche Sanction ertheilt gebot den -Menschen, ihn als einen von Gott Gesandten zu verehren. Erwies er sich -aber als ein Beförderer des Bösen, auf welche Gründe hin war er dann als -ein von Gott Gesandter zu betrachten? Die Tories, welche die Eide -leisteten, hatten bewiesen, daß er wegen des Ursprungs seiner Macht -nicht als ein solcher zu betrachten sei; die Tories, welche nicht -schwören wollten, hatten eben so klar bewiesen, daß er wegen der -Existenz seiner Macht nicht als ein solcher zu betrachten sei. - -Einige heftige und hämische Whigs triumphirten mit Ostentation und -rücksichtsloser Arroganz über die bestürzte und in sich uneinige -Geistlichkeit. Den Eidverweigerer betrachteten sie im allgemeinen mit -geringschätzendem Mitleid als einen einfältigen und verschrobenen, aber -aufrichtigen Bigotten, dessen absurde Praxis seiner absurden Theorie -entsprach und der die Verblendung, welche ihn antrieb, sein Vaterland zu -ruiniren, damit entschuldigte, daß die nämliche Verblendung ihn -getrieben habe, sich selbst zu ruiniren. Ihren schärfsten Tadel aber -sparten sie für diejenigen Geistlichen auf, die jetzt bereit waren einem -Usurpator Treue zu schwören, nachdem sie sich in den Tagen der -Ausschließungsbill und des Ryehousecomplots durch ihren Eifer für das -göttliche und unveräußerliche Recht des erblichen Souverains -ausgezeichnet hatten. Sei dies der wahre Sinn der sublimen Phrasen, -welche neunundzwanzig Jahre lang von unzähligen Kanzeln herab gepredigt -worden? Hätten die Tausende von Geistlichen, die sich der unwandelbaren -Loyalität ihres Standes so laut gerühmt, in Wirklichkeit nur gemeint, -daß ihre Loyalität nur bis zum nächsten Glückswechsel unwandelbar -bleiben solle. Es sei lächerlich, es sei unverschämt von ihnen, zu -behaupten, daß Ihr gegenwärtiges Verfahren mit ihrer früheren Sprache in -Einklang stehe. Wenn ein Ehrwürdiger Doctor endlich überzeugt worden -sei, daß er im Unrecht gewesen, so müsse er doch gewiß durch einen -offenen Widerruf den verfolgten, den verleumdeten, den gemordeten -Vertheidigern der Freiheit jede noch mögliche Genugthuung geben. Sei er -hingegen noch immer überzeugt, daß seine ersten Ansichten die richtigen -seien, so müsse er mannhaft das Loos der Eidverweigerer theilen. Achtung -gebühre sowohl Dem, der einen Irrthum offen eingestehe, wie auch dem, -der für einen Irrthum muthig leide; schwerlich aber könne man einen -Diener der Religion achten, der da behaupte, daß er es noch immer mit -den Grundsätzen der Tories halte, und dabei seine Pfründe durch Ablegung -eines Eides rette, welcher ehrenhafterweise nur nach den Grundsätzen der -Whigs geleistet werden könne. - -Diese Vorwürfe mochten vielleicht nicht ganz ungerecht sein, aber sie -waren unzeitig. Die vernünftigeren und gemäßigteren Whigs, welche -einsahen, daß Wilhelm's Thron nicht feststehen könne, wenn er nicht eine -breitere Basis habe als ihre eigne Partei, enthielten sich bei dieser -Gelegenheit aller Spötteleien und Invectiven und trachteten danach die -Bedenken der Geistlichen zu heben und ihre verletzten Gefühle zu -beschwichtigen. Die Collectivmacht der Rectoren und Vikare England's war -ungeheuer, und es war immer besser sie schwuren aus dem nichtigsten -Grunde, den ein Sophist ersinnen konnte, als sie schwuren gar nicht. - - -Die große Mehrheit des Klerus leistet die Eide. - -Es wurde bald klar, daß die Gründe für die Eidesleistung, unterstützt -durch einige der stärksten Motive, welche auf den menschlichen Geist -influiren können, überwogen hatten. Mehr als neunundzwanzig Dreißigstel -des Standes fügten sich dem Gesetz. Die Mehrzahl der Geistlichen der -Hauptstadt, welche damals eine besondere Klasse bildeten und die sich -vor den Landgeistlichen ebensowohl durch freisinnige Ansichten wie durch -Beredtsamkeit und Gelehrsamkeit auszeichneten, erklärten ihren Anschluß -an die Regierung zuerst und mit allen Zeichen aufrichtiger Ergebenheit. -Achtzig von ihnen begaben sich zusammen nach Westminster Hall und wurden -daselbst vereidigt. Die Ceremonie nahm soviel Zeit weg, daß an diesem -Tage beim Kanzleigericht und der Kings Bench wenig mehr vorgenommen -wurde.[80] Im allgemeinen aber fügten sich die Geistlichen langsam und -mit Unmuth. Allerdings opferten viele wissentlich ihre Grundsätze dem -Eigennutze auf. Ihr Gewissen sagte ihnen, daß sie eine Sünde begingen. -Aber sie besaßen nicht Characterstärke genug, um das Pfarrhaus, den -Garten, das Landgütchen aufzugeben und in die Welt hinaus zu gehen, ohne -zu wissen, wo sie eine Mahlzeit oder ein Obdach für sich und ihre -Kleinen finden würden. Viele schwuren mit Zweifeln und bangen -Vorahnungen.[81] Einige erklärten im Augenblicke der Eidabnahme, es sei -nicht ihre Absicht zu versprechen, daß sie sich Jakob nicht unterwerfen -würden, wenn er je in die Lage kommen sollte, den Unterthaneneid von -ihnen zu verlangen.[82] Einige Geistliche im Norden waren am 1. August -in Gesellschaft zur Eidesleistung aufgebrochen, als sie unterwegs die -Nachricht von der Schlacht traf, welche vier Tage vorher in der Schlucht -von Killiecrankie geschlagen worden war. Sie kehrten sofort um und -verließen ihre Wohnungen zu dem nämlichen Zwecke nicht eher wieder als -bis es klar war, daß Dundee's Sieg keine Veränderung in dem Stande der -öffentlichen Angelegenheiten herbeigeführt hatte.[83] Selbst von Denen, -welche fest überzeugt waren, daß der bestehenden Regierung Gehorsam -gebühre, küßten nur sehr Wenige das Evangelium mit der Innigkeit, mit -der sie früher Karl und Jakob Treue gelobt hatten. Doch die Sache war -geschehen. Zehntausend Geistliche hatten feierlich den Himmel zum Zeugen -ihres Versprechens angerufen, daß sie treue Unterthanen Wilhelm's sein -wollten, und wenn auch dieses Versprechen ihn keineswegs zu der -Erwartung berechtigte, daß sie ihn kräftig unterstützen würden, so hatte -es ihnen doch einen großen Theil ihrer Macht, ihm zu schaden, entzogen. -Wollten sie die öffentliche Achtung nicht verlieren, von der ihr Einfluß -abhing, so durften sie den Thron Dessen, dem sie im Angesicht Gottes als -ihrem Könige zu gehorchen gelobt hatten, nicht anders als indirect und -mit ängstlicher Vorsicht angreifen. Einige von ihnen lasen allerdings -die Gebete für das neue Herrscherpaar in einem eigenthümlichen Tone vor, -der nicht mißverstanden werden konnte.[84] Andere ließen sich sogar noch -ärgere Unanständigkeiten zu Schulden kommen. So leerte ein Elender -unmittelbar nachdem er im feierlichsten Gottesdienste für Wilhelm und -Marien gebetet, ein Glas auf ihr Verderben. Ein Andrer verzehrte an -einem durch ihre Autorität angeordneten Fasttage nach dem Gottesdienste -eine Taubenpastete und sprach beim Zerschneiden derselben den Wunsch -aus, daß es das Herz des Usurpators sein möchte. Doch so freche -Gottlosigkeit kam nur selten vor und schadete eher der Kirche als der -Regierung.[85] - - -Die Eidverweigerer. - -Die Anzahl der Geistlichen und Universitätsmitglieder, welche in die -gesetzlichen Strafen verfielen, belief sich auf ungefähr vierhundert. In -erster Reihe stand der Primas mit sechs seiner Suffragane: Turner von -Ely, Lloyd von Norwich, Frampton von Gloucester, Lake von Chichester, -White von Peterborough und Ken von Bath und Wells. Thomas von Worcester -würde der siebente gewesen sein, aber er starb drei Wochen vor dem Tage -der Suspension. Auf dem Sterbebette beschwor er seinen Klerus, der Sache -des erblichen Rechts treu zu bleiben, und erklärte, daß diejenigen -Geistlichen, welche zu beweisen versuchten, daß die Eide ohne Abweichung -von den loyalen Doctrinen der englischen Kirche geleistet werden -könnten, ihm jesuitischer zu raisonniren schienen als die Jesuiten -selbst.[86] - - -Ken. - -Ken, der in intellectueller wie in moralischer Hinsicht unter den -nichtschwörenden Prälaten am höchsten stand, war lange unschlüssig. Es -gab wenige Geistliche, die sich der neuen Regierung unbedenklicher -hätten unterwerfen können als er. Denn zu den Zeiten, als -Nichtwiderstand und passiver Gehorsam die Lieblingsthemata seiner -Amtsbrüder waren, hatte er auf der Kanzel fast niemals auf die Politik -angespielt. Er gab zu, daß die Argumente zu Gunsten des Schwörens sehr -gewichtig seien, ja er ging sogar so weit, daß er sagte, seine Bedenken -würden vollständig schwinden, wenn er überzeugt werden könne, daß Jakob -sich zur Abtretung Irland's an den König von Frankreich verbindlich -gemacht habe. Es ist daher augenscheinlich, daß der Unterschied zwischen -Ken und den Whigs kein prinzipieller war. Er war, wie sie, der Ansicht, -daß schlechte Verwaltung, wenn sie bis zu einem gewissen Punkte -getrieben würde, eine Uebertragung der Lehnspflichtigkeit rechtfertige, -und zweifelte nur, ob Jakob's schlechte Regierung diesen Punkt erreicht -habe. Der gute Bischof begann sogar wirklich einen Hirtenbrief -vorzubereiten, in welchem er seine Gründe für die Eidesleistung -entwickelte. Noch ehe er aber damit zu Ende war, erhielt er eine -Mittheilung, die ihn überzeugte, daß Irland nicht an Frankreich verkauft -sei; eine Menge Zweifel stiegen nun wieder in ihm auf, er warf den -unvollendeten Brief ins Feuer und bat seine minder skrupulösen Freunde, -daß sie nicht weiter in ihn dringen möchten. Er sei gewiß, sagte er, daß -sie aus aufrichtiger Ueberzeugung gehandelt hätten, es freue ihn, daß -sie mit reinem Gewissen einen Schritt thun könnten, vor dem er -zurückbebe, er fühle das ganze Gewicht ihrer Gründe, er sei fast -überzeugt und er wolle nichts weiter hören, um nicht noch völlig -überzeugt zu werden, denn wenn er sich fügte und seine Besorgnisse -kehrten dann zurück, so würde er der unglücklichste Mensch von der Welt -sein. Nicht für Schätze, nicht für einen Palast, nicht für einen -Peerstitel möchte er sich der geringsten Gefahr aussetzen, jemals die -Qualen der Reue zu empfinden. Es ist ein interessantes Factum, daß der -einzige von den sieben Prälaten, dessen Name einen gewichtigen Klang -hat, nahe daran war zu schwören und nach seinem eignen Eingeständniß -nicht durch die Kraft von Vernunftgründen, sondern durch eine krankhafte -Skrupulosität davon abgehalten wurde, die er Anderen nicht nachzuahmen -rieth.[87] - -Unter den Priestern, welche die Eide verweigerten, befanden sich einige, -die sich in der gelehrten Welt als Philologen, Chronologen, Canonisten -und Alterthumsforscher, sowie eine sehr kleine Anzahl, die sich durch -Geist und Beredtsamkeit auszeichneten; aber es kann kaum Einer angeführt -werden, der im Stande gewesen wäre, eine wichtige Frage der Moral oder -Politik zu erörtern, kaum Einer, dessen Schriften nicht entweder eine -große Schwäche oder eine große Flüchtigkeit des Geistes verriethen. -Diejenigen, welche auf das Urtheil eines Whig über diesen Punkt nichts -geben, werden der Ansicht, welche viele Jahre nach der Revolution ein -Philosoph aussprach, auf den die Tories mit Recht stolz sind, -hoffentlich einiges Gewicht zugestehen. Johnson erklärte, nachdem er die -berühmten Geistlichen, die es für eine Sünde gehalten, Wilhelm III. und -Georg I. Treue zu schwören, der Reihe nach aufgezählt, daß unter diesen -ganzen Eidverweigerern nur ein einziger gewesen sei, der ein logisches -Raisonnement habe anstellen können.[88] - - -Leslie. - -Der Eidverweigerer, zu dessen Gunsten Johnson diese Ausnahme machte, war -Karl Leslie. Leslie war vor der Revolution Kanzler der Diöcese Connor in -Irland gewesen. Er war in der Opposition gegen Tyrannei vorangegangen, -hatte sich als Friedensrichter für Monoghan geweigert, einen Papisten -als Sheriff dieser Grafschaft anzuerkennen, und hatte den Muth gehabt, -einige Offiziere der irischen Armee wegen Maraudirens einsperren zu -lassen, das Prinzip des Nichtwiderstandes aber, wie es die -anglikanischen Theologen in den Tagen des Ryehousecomplots gelehrt, -stand unerschütterlich fest in seinem Geiste. Als der Zustand von Ulster -sich so gestaltete, daß ein Protestant, welcher dort blieb, es kaum -vermeiden konnte, entweder ein Rebell oder ein Märtyrer zu werden, -flüchtete Leslie nach London. Seine Talente und seine Connectionen waren -von der Art, daß er leicht eine hohe Anstellung in der englischen Kirche -hätte erlangen können. Aber er nahm seinen Platz in der vordersten Reihe -der jakobitischen Partei und behauptete denselben durch alle Gefahren -und Wechselfälle von dreiunddreißig unruhigen Jahren. Obgleich beständig -mit Deisten, Juden, Socinianern, Presbyterianern, Papisten und Quäkern -in theologische Streitigkeiten verwickelt, fand er doch noch Zeit und -Muße, einer der productivsten politischen Schriftsteller seines -Jahrhunderts zu werden. Von allen nichtschwörenden Geistlichen war er am -besten befähigt, Verfassungsfragen zu besprechen, denn er hatte vor -seiner Ordination lange im Temple gewohnt und die englische Geschichte -und Rechtswissenschaft studirt, während die meisten anderen Häupter des -Schismas über den Acten von Chalcedon gebrütet, oder in dem Targum des -Onkelos nach Weisheit gesucht hatten.[89] - - -Sherlock. - -Im Jahre 1689 jedoch war Leslie fast noch unbekannt in England. Unter -den Geistlichen, welche am 1. August des genannten Jahres suspendirt -wurden, stand Doctor Wilhelm Sherlock in der Achtung des Volks ohne -Widerrede am höchsten. Kein einfacher Priester der englischen Kirche hat -vielleicht je eine größere Autorität über seine Glaubensbrüder besessen -als Sherlock sie zur Zeit der Revolution besaß. Er nahm als Gelehrter, -als Prediger, als theologischer oder als politischer Schriftsteller zwar -nicht den ersten Rang unter seinen Zeitgenossen ein, aber in allen -diesen vier Eigenschaften hatte er sich ausgezeichnet. Die Klarheit und -Lebendigkeit seines Styls sind von Prior und Addison gerühmt worden, und -die Leichtigkeit mit der er schrieb, sowie sein Fleiß werden durch die -Menge und durch die Jahrzahlen seiner Werke genugsam bewiesen. Es gab -zwar unter dem Klerus Männer von glänzenderem Genie und von -umfassenderer wissenschaftlicher Bildung, aber während einer langen Zeit -gab es keinen, der den Priesterstand vollkommener repräsentirte, keinen, -der ohne jeden Anflug von Latitudinarismus, Puritanismus oder Papismus -die Ansicht der anglikanischen Priesterschaft über alle Gegenstände -erschöpfender aussprach. In den Tagen der Ausschließungsbill, als die -Macht der Dissenters im Parlament und im Lande sehr groß war, hatte er -nachdrücklich gegen die Sünde des Nonconformirens geschrieben. Als das -Ryehousecomplot entdeckt war, hatte er die Lehre vom Nichtwiderstande -mit Wort und Schrift eifrig vertheidigt. Seine der Sache des Episkopats -und der Monarchie geleisteten Dienste wurden so hoch geschätzt, daß er -zum Vorsteher des Temple ernannt wurde. Auch wurde ihm von Karl eine -Pension ausgesetzt, die ihm aber Jakob bald wieder entzog, denn obgleich -Sherlock sich verpflichtet glaubte, der Civilgewalt passiven Gehorsam zu -leisten, so glaubte er sich doch nicht minder verpflichtet religiöse -Irrthümer zu bekämpfen und war der schärfste und rührigste unter dem -Heere von Polemikern, welche am Tage der Gefahr den protestantischen -Glauben mannhaft vertheidigten. In wenig mehr als zwei Jahren -veröffentlichte er sechzehn Schriften gegen die hohen Prätensionen Roms, -darunter einige umfangreiche Werke. Nicht zufrieden mit den Siegen, die -er über so schwache Gegner, wie die Bewohner von Clerkenwell und des -Savoy errang, hatte er den Muth, sich mit keinem geringeren Kämpen als -Bossuet zu messen, aus welchem Kampfe er nicht mit Unehre hervorging. -Trotzdem blieb Sherlock nach wie vor bei dem Satze stehen, daß keine -Tyrannei Christen berechtigen könne, sich der königlichen Autorität zu -widersetzen. Als die Convention im Begriff war zusammenzutreten, empfahl -er in einer Schrift, welche als das Manifest eines großen Theils der -Geistlichkeit betrachtet wurde, auf das Eindringlichste, daß Jakob -eingeladen werden solle, unter Bedingungen, welche die Gesetze und die -Religion der Nation sichern würden, zurückzukehren.[90] Der Beschluß, -welcher Wilhelm und Marien auf den Thron setzte, erfüllte Sherlock mit -Kummer und Unwillen. Er soll ausgerufen haben daß, wenn die Convention -zu einer Revolution entschlossen sei, der Klerus vierzigtausend Freunde -der Kirche finden würde, um eine Restauration herbeizuführen.[91] Gegen -die neuen Eide sprach er offen und energisch seine Meinung aus. Er -erklärte, er begreife nicht, wie ein rechtschaffener Mann daran zweifeln -könne, daß der Apostel Paulus mit den bestehenden Obrigkeiten die -rechtmäßigen Obrigkeiten gemeint habe und keine anderen. Kein Name wurde -1689 von den Jakobiten mit solchem Stolz und solcher Liebe genannt wie -der Name Sherlock's. Noch vor dem Schlusse des Jahres 1690 aber erweckte -dieser Name ganz andere Empfindungen. - - -Hickes. - -Einige andere Eidverweigerer müssen noch besonders erwähnt werden. Einer -der Bedeutendsten unter ihnen war Georg Hickes, Dechant von Worcester. -Von allen Engländern seiner Zeit war er in den alten teutonischen -Sprachen am gründlichsten bewandert, und seine Kenntniß der ersten -christlichen Literatur war eine umfassende. Hinsichtlich seiner -Befähigung zur politischen Discussion genüge es zu sagen, daß sein -Lieblingsargument zu Gunsten des passiven Gehorsams der Geschichte der -Thebanischen Legion entlehnt war. Er war der jüngere Bruder des -unglücklichen Johann Hickes, der im Speicher der Alice Lisle verborgen -gefunden worden war. Jakob hatte, trotz aller Fürsprache, sowohl Johann -Hickes als Alice Lisle hinrichten lassen. Leute, welche die Stärke der -Grundsätze des Dechanten nicht kannten, dachten er könne deshalb -möglicherweise einigen Groll hegen, denn er war eben nicht von sanftem -und vergebendem Character, und konnte sich einer unbedeutenden Kränkung -viele Jahre lang mit bitteren Gefühlen erinnern. Aber er war fest in -seinem religiösen und politischen Glauben, er bedachte, daß die Dulder -Dissenters waren, und er unterwarf sich dem Willen des Gesalbten des -Herrn nicht nur mit Geduld, sondern mit Freudigkeit. Er wurde sogar von -dem Augenblicke an wo sein Bruder aufgehängt und die Wohlthäterin seines -Bruders enthauptet worden war, ein treuerer Unterthan als je. Während -fast alle anderen Geistlichen, durch die Indulgenzerklärung und durch -die Proceduren der Hohen Commission erschreckt, zu glauben begannen, daß -sie die Lehre vom Nichtwiderstande ein wenig zu weit getrieben hätten, -schrieb er eine Vertheidigung seines Lieblingsprinzips und bemühte sich -die bei Hounslow lagernden Truppen zu überzeugen, daß, wenn es Jakob -gefallen sollte, sie alle zu massakriren, wie Maximian die Thebanische -Legion massakrirt hatte, weil sie sich geweigert, Abgötterei zu treiben, -es ihre Pflicht sein würde, die Waffen auf einen Haufen zu werfen und -geduldig die Märtyrerkrone zu empfangen. Um Hickes Gerechtigkeit -widerfahren zu lassen, muß man sagen, daß sein ganzes Verhalten nach der -Revolution bewies, daß seine Servilität weder aus Furcht, noch aus -Habsucht, sondern lediglich aus Bigotterie entsprang.[92] - - -Collier. - -Jeremias Collier, der seiner Stelle als Prediger des Archivs entsetzt -worden, stand auf einer viel höheren Stufe. Er hat ein wohlbegründetes -Recht auf dankbare und achtungsvolle Erwähnung, denn seiner -Beredtsamkeit und seinem Muthe ist die Reinigung unsrer leichteren -Literatur von der unsauberen Färbung, die sie während der -antipuritanischen Reaction angenommen hatte, hauptsächlich -zuzuschreiben. Er war im vollen Umfange des Worts ein guter Mensch. Aber -er war auch ein Mann von eminenten Talenten, ein großer Meister des -Sarkasmus und ein ausgezeichneter Rhetoriker.[93] Desgleichen war seine -Belesenheit, wenn auch unverarbeitet, von großem Umfange. Sein Geist -aber war beschränkt; seine Logik, selbst wenn er so glücklich war, eine -gute Sache zu vertheidigen, höchst nichtssagend und unbündig und sein -Verstand war nicht durch persönlichen, aber durch Berufsstolz fast -verwirrt. In seinen Augen war ein Priester das höchste menschliche Wesen -nächst einem Bischofe. Der beste und vornehmste Laie war dem geringsten -Geistlichen Ehrerbietung und Unterwürfigkeit schuldig. Mochte ein -Mitglied des geheiligten Standes sich noch so lächerlich machen, so war -es gottlos über ihn zu lachen. Collier war in diesem Punkte so ungemein -empfindlich, daß er es für eine Profanation hielt, selbst über die -Diener einer falschen Religion sich aufzuhalten. Er stellte es als Regel -hin, daß auch Muftis und Auguren stets mit Achtung genannt werden -müßten. Er tadelte Dryden, weil er über die Hierophanten des Apis -gespöttelt. Er lobte Racine, weil er dem Character eines Priesters des -Baal Würde verliehen. Er lobte Corneille, weil er den gelehrten und -ehrwürdigen Gottesgelehrten Tiresias in seinem Oedipus nicht auf die -Bühne gebracht. Er gab zwar zu, daß die Weglassung den dramatischen -Effect des Stückes beeinträchtigte, aber das heilige Amt war viel zu -feierlich, als daß man eitles Spiel damit treiben durfte. Ja, er hielt -es sogar, so unglaublich dies scheinen mag, für unpassend, wenn ein Laie -über presbyterianische Prediger spöttelte. Allerdings war sein -Jakobitismus nicht viel mehr als eine von den Formen, in denen sich sein -Eifer für die Würde seines Standes äußerte. Er verabscheute die -Revolution weniger als einen Aufstand von Unterthanen gegen ihren König, -denn als einen Aufstand der Laienschaft gegen den Priesterstand. Die -seit dreißig Jahren von der Kanzel gepredigten Doctrinen, waren von der -Convention mit Verachtung behandelt worden. Eine neue Regierung war im -Widerspruch mit den Wünschen der geistlichen Peers im Hause der Lords -und der Priesterschaft des ganzen Landes eingesetzt worden. Eine -weltliche Versammlung hatte sich angemaßt, ein Gesetz zu erlassen, das -Erzbischöfen und Bischöfen, Rectoren und Vikaren bei Strafe der -Amtsentsetzung vorschrieb das abzuschwören, was sie Zeit ihres ganzen -Lebens gelehrt hatten. Was auch kleinmüthigere Geister thun mochten, -Collier war entschlossen, sich von den siegreichen Feinden seines -Standes nicht im Triumphe fortführen zu lassen. Bis zum letzten -Augenblicke wollte er mit der gebieterischen Haltung eines vom Himmel -Gesandten den Fürsten und Mächtigen der Erde Trotz bieten. - - -Dodwell. - -In Bezug auf geistige Begabung war Collier der Hervorragendste unter den -Eidverweigerern. Hinsichtlich der Gelehrsamkeit muß die erste Stelle -Heinrich Dodwell zuerkannt werden, der wegen des unverzeihlichen -Verbrechens, in Mayo ein kleines Gut zu besitzen, von dem papistischen -Parlament zu Dublin verurtheilt worden war. Er war Camdenianischer -Professor der alten Geschichte an der Universität Oxford und hatte durch -chronologische und geographische Forschungen schon eine bedeutende -Celebrität erlangt; obgleich er aber nie dazu bewogen werden konnte, -sich ordiniren zu lassen, war doch die Theologie sein Lieblingsstudium. -Er war unbestreitbar ein frommer und redlicher Mann. Er hatte zahllose -Werke in verschiedenen Sprachen gelesen und dadurch einen größeren -Schatz von Gelehrsamkeit gesammelt, als seine schwachen Geisteskräfte -festzuhalten vermochten. Der schwache geistige Funke, den er besaß, -wurde durch das Material, das ihn nähren sollte, erstickt. Einige seiner -Werke scheinen in einem Irrenhause geschrieben zu sein und ziehen ihn, -obgleich von Beweisen seiner ungeheuren Belesenheit strotzend, auf das -Niveau eines Jakob Naylor und Ludwig Muggleton herab. Er begann eine -Dissertation, welche beweisen sollte, daß das Völkerrecht eine göttliche -Offenbarung sei, welche der in der Arche geretteten Familie gemacht -wurde. Er veröffentlichte eine Abhandlung, in der er behauptete, daß -eine Ehe zwischen einem Mitgliede der englischen Kirche und einem -Dissenter ungültig und daß das Ehepaar in den Augen des Himmels des -Ehebruchs schuldig sei. Er vertheidigte den Gebrauch der -Instrumentalmusik beim öffentlichen Gottesdienste aus dem Grunde, weil -die Töne der Orgel die Macht hätten, den Einfluß der Teufel auf das -Rückenmark der Menschen zu paralysiren. In seiner Abhandlung über diesen -Gegenstand bemerkte er, man habe gewichtige Autoritäten für die Ansicht, -daß das Rückenmark, wenn es zersetzt würde, eine Schlange werde. Ob -diese Ansicht richtig war oder nicht, hielt er für unnöthig zu -entscheiden. Vielleicht, sagte er, hätten die ausgezeichneten Männer, in -deren Werken sie sich finde, nur die große Wahrheit figürlich -aussprechen wollen, daß die alte Schlange hauptsächlich durch das -Rückenmark auf uns einwirke.[94] Dodwell's Betrachtungen über den -Zustand der Menschen nach dem Tode sind womöglich noch wunderlicher. Er -sagt uns, daß unsere Seelen von Natur sterblich sind. Vernichtung ist -das Loos des größeren Theiles der Menschen, der Heiden, der Muhamedaner, -der ungetauften Kinder. Die Gabe der Unsterblichkeit wird in dem -Sakrament der Taufe mitgetheilt; zur Wirksamkeit des Sakraments aber ist -es durchaus nöthig, daß ein durch einen Bischof ordinirter Priester die -Taufhandlung verrichtet und die Einsetzungsworte spricht. Im natürlichen -Laufe der Dinge würden demnach alle Presbyterianer, Independenten, -Baptisten und Quäker aufhören zu existiren, wie die niederen Thiere. -Dodwell war jedoch ein viel zu guter Hochkirchlicher, als daß er die -Dissenters so leichten Kaufs hätte davonkommen lassen sollen. Er sagt -ihnen, daß Gott, da sie Gelegenheit gehabt haben, das Evangelium -predigen zu hören, und die bischöfliche Taufe hätten empfangen können, -wenn sie nicht so verderbt wären, ihnen durch einen außerordentlichen -Machtspruch die Unsterblichkeit verleihen wird, damit sie bis in alle -Ewigkeit gequält werden können.[95] - -Niemand verabscheute den zunehmenden Latitudinarismus mehr als Dodwell. -Gleichwohl hatte Niemand mehr Ursache, sich darüber zu freuen, denn in -der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts würde ein Denker, der zu -behaupten gewagt hätte, die menschliche Seele sei von Natur sterblich -und höre in den meisten Fällen zugleich mit dem Körper auf zu existiren, -in Smithfield lebendig verbrannt worden sein. Noch zu einer Zeit, der -sich Dodwell wohl erinnern konnte, würden Ketzer wie er sich glücklich -geschätzt haben, wenn sie, mit zerfleischtem Rücken, abgeschnittenen -Ohren und aufgeschlitzter Nase, die Zunge mit einem glühenden Eisen -durchbohrt und die Augen mit Steinen ausgeschlagen, mit dem Leben davon -gekommen wären. In den Augen der Eidverweigerer aber war der Urheber -dieser Theorie noch immer der große Mr. Dodwell, und Einige, die es für -strafbare Nachsicht hielten, eine presbyterianische Versammlung zu -dulden, hielten es zu gleicher Zeit für eine grobe Illiberalität, einen -gelehrten und frommen Jakobiten zu tadeln, weil er eine vom religiösen -Gesichtspunkte so höchst unwichtige Lehre wie die von der -Unsterblichkeit der Seele, in Abrede stelle.[96] - - -Kettlewell. Fitzwilliam. - -Zwei andere Eidverweigerer verdienen weniger ihrer Talente und ihrer -Gelehrsamkeit, als ihrer seltenen Rechtschaffenheit und ihrer nicht -minder seltenen Aufrichtigkeit wegen specielle Erwähnung. Dies sind -Johann Kettlewell, Rector von Coleshill, und Johann Fitzwilliam, -Canonicus von Windsor. Es ist bemerkenswerth, daß diese Männer beide -viel mit Lord Russell verkehrt und daß beide, obgleich sie in -politischen Ansichten von ihm abwichen und den Antheil, den er an dem -whiggistischen Complot genommen, entschieden mißbilligten, eine hohe -Meinung von seinem Character gehabt und seinen Tod aufrichtig betrauert -hatten. Er hatte Kettlewell noch eine freundliche Botschaft vom Schaffot -in Lincoln's Inn Fields gesandt. Lady Russell liebte, vertraute und -verehrte Fitzwilliam, der in ihrer Jugend der Freund ihres Vaters, des -tugendhaften Southampton gewesen war, bis an ihr Ende. Die beiden -Geistlichen stimmten in der Verweigerung der Eide überein, schlugen aber -von diesem Augenblicke an verschiedene Richtungen ein. Kettlewell war -eines der thätigsten Mitglieder seiner Partei; er scheute sich keiner -Anstrengung zum Besten der gemeinschaftlichen Sache, vorausgesetzt daß -es keine solche war, die einem rechtschaffenen Mann Unehre machte, und -er vertheidigte seine Ansichten in mehreren Schriften, welche allerdings -eine viel höhere Meinung von seiner Aufrichtigkeit als von seiner -Urtheilsfähigkeit und seinem Scharfsinn begründen.[97] Fitzwilliam -glaubte genug gethan zu haben, indem er sein anmuthiges Wohnhaus mit -Garten im Schatten der St. Georgs-Kapelle verließ und mit seinen Büchern -eine kleine Entresolwohnung bezog. Er konnte Wilhelm und Marien mit -ruhigem Gewissen nicht anerkennen, aber er hielt sich auch nicht für -verpflichtet, beständig zur Widersetzlichkeit gegen sie aufzustacheln, -und er verbrachte die letzten Jahre seines Lebens unter dem mächtigen -Schutze des Hauses Bedford in harmloser, den Studien gewidmeter -Ruhe.[98] - - -Allgemeiner Character des eidverweigernden Klerus. - -Unter den minder ausgezeichneten Geistlichen, welche ihre Pfründen -verloren, befanden sich zweifelsohne viele gute Menschen; soviel aber -ist gewiß, daß der sittliche Character der Eidverweigerer im allgemeinen -auf keiner hohen Stufe stand. Es scheint hart, Leuten, welche -unbestreitbar einem Prinzipe ein großes Opfer brachten, Lauheit der -Prinzipien vorzuwerfen. Allein die Erfahrung beweist mehr als genugsam, -daß Viele, die eines großen Opfers fähig sind, wenn ihr Blut vom Kampfe -erhitzt und die Blicke der Welt auf sie gerichtet sind, in der täglichen -Ausübung verborgener Tugenden nicht lange zu beharren vermögen. Es ist -durchaus nicht unwahrscheinlich, daß Zeloten ihr Leben für eine Religion -hingeben können, welche ihre rachsüchtigen oder ausschweifenden -Leidenschaften doch niemals wirksam gezügelt hatte. Wir erfahren sogar -von Kirchenvätern, welche das höchste Ansehen genießen, daß selbst in -den reinsten Zeiten der Kirche einige Bekenner, die sich standhaft -geweigert hatten, durch Streuen von Weihrauch auf den Altar Jupiters den -Qualen der Folter und dem Tode zu entgehen, später den christlichen -Namen durch Betrug und Ausschweifung schändeten.[99] Die -eidverweigernden Geistlichen haben indeß Anspruch auf große Nachsicht. -Sie befanden sich unbestreitbar in einer sehr versuchungvollen Lage. Ein -Schisma, das eine religiöse Gemeinschaft spaltet, spaltet in der Regel -den Laienstand ebenso wie den Klerus. Die sich lostrennenden -Seelenhirten ziehen einen großen Theil ihrer Heerden mit sich fort und -sind in Folge dessen ihres Unterhalts gewiß. Aber das Schisma von 1689 -erstreckte sich kaum weiter als auf den Klerus. Das Gesetz verlangte von -dem Rector, die Eide zu leisten, oder sein Amt niederzulegen; von dem -Gemeindemitgliede aber wurde kein Eid, keine Anerkennung des Titels des -neuen Herrscherpaares verlangt, um sich zur Theilnahme am Gottesdienste -oder zum Genusse des heiligen Abendmahls zu qualificiren. Daher hielt -sich von den Laien, welche die Revolution mißbilligten, noch nicht einer -unter fünfzig für verpflichtet, seinen Stuhl in der alten Kirche, wo -nach wie vor die alte Liturgie verlesen und die alten Gewänder getragen -wurden, zu verlassen und den ausgestoßenen Priester zu einem Conventikel -zu begleiten, das noch obendrein durch das Toleranzedict nicht geschützt -war. So war die neue Secte eine Secte von Predigern ohne Zuhörer und vom -Predigen konnten diese Prediger nicht leben. In London und in einigen -anderen großen Städten waren die heftigen Jakobiten, welche durch nichts -zu befriedigen waren, als wenn sie für König Jakob und den Prinzen von -Wales mit Namen beten hörten, allerdings zahlreich genug, um einige -kleine Gemeinden zu bilden, die sich im Geheimen und unter beständiger -Furcht vor den Constablern in Räumen versammelten, welche so beschränkt -waren, daß die Bethäuser der puritanischen Dissenters im Vergleich damit -Paläste genannt werden konnten. Selbst Collier, der alle die -Eigenschaften besaß, welche ein zahlreiches Auditorium herbeiziehen, -mußte sich damit begnügen, der Geistliche einer kleinen Schaar -Mißvergnügter zu sein, deren Betzimmer sich im zweiten Stock eines -Hauses der City befand. Aber die Zahl der nichtschwörenden Geistlichen, -die sich durch Gottesdiensthalten an solchen Orten auch nur einen -kümmerlichen Unterhalt zu erwerben vermochten, war sehr gering. Von den -übrigen konnten einige unabhängig von ihrem Vermögen leben, andere -ernährten sich durch literarische Arbeiten, ein paar praktizirten als -Aerzte. Thomas Wagstaffe zum Beispiel, der Kanzler von Lichfield gewesen -war, hatte viele Patienten und machte sich dadurch bemerkbar, daß er sie -stets im vollen Domherrnornat besuchte.[100] Doch dies waren Ausnahmen. -Betriebsame Armuth ist ein der Tugendhaftigkeit keineswegs nachtheiliger -Zustand, gefährlich aber ist es, arm und zugleich unthätig zu sein, und -die Mehrzahl der Geistlichen, die sich geweigert hatten zu schwören, -sahen sich ohne Subsistenzmittel und ohne Beschäftigung in die Welt -hinausgestoßen. Natürlich wurden sie Bettler und Müßiggänger. Da sie -sich als Märtyrer für eine öffentliche Sache betrachteten, so schämten -sie sich nicht, den ersten besten guten Hochkirchlichen um eine Guinee -anzusprechen. Die Meisten von ihnen verbrachten ihr Leben damit, daß sie -aus einem Torykaffeehause ins andre gingen, die Holländer schmähten, -Gerüchte, nach denen Se. Majestät binnen einem Monate zuverlässig auf -englischem Boden sein würde, anhörten und verbreiteten, und sich die -Köpfe darüber zerbrachen, wer das Bisthum Salisbury bekommen würde, wenn -Burnet gehängt wäre. Während der Parlamentssession waren die Vorzimmer -und der Court of Requests mit abgesetzten Pfarrgeistlichen gefüllt, die -sich erkundigten, wer die Oberhand habe und wie die letzte Abstimmung -ausgefallen sei. Viele der vertriebenen Geistlichen fanden in den -Häusern reicher Jakobiten als Kaplane, Hauslehrer oder Seelsorger -Aufnahme. In einer derartigen Stellung kann ein Mann von reinem und -edlem Character, ein Mann wie Ken unter den Eidverweigerern und Watts -unter den Nonconformisten war, seine Würde behaupten und durch sein -Beispiel und seine Belehrungen die Wohlthaten, die er empfängt, mehr als -vergelten. Für Den aber, dessen Tugend nicht auf einer hohen Stufe -steht, ist dieser Lebensweg voller Gefahren. Besitzt er ein -phlegmatisches Temperament, so läuft er Gefahr, zu einem servilen, -sinnlichen, trägen Schmarotzer herabzusinken. Hat er einen -thatkräftigen, aufstrebenden Geist, so steht zu befürchten, daß er in -den schlimmen Kunstgriffen Erfahrung erlangt, durch welche dienende -Personen sich leichter als durch treue Dienste angenehm oder gefürchtet -machen. Die schwache Seite jedes Characters zu entdecken, jeder -Leidenschaft und jedem Vorurtheile zu schmeicheln, Zwietracht und Neid -zu säen, wo Liebe und Vertrauen herrschen sollten, den Augenblick -übereilter Offenherzigkeit zu erspähen, um Geheimnisse zu entlocken, -welche für das Glück und die Ehre der Familien von Wichtigkeit sind: -dies sind die Gewohnheiten, durch welche sich scharfsinnige und unruhige -Geister nur zu oft für das Demüthigende einer abhängigen Stellung -gerächt haben. Die öffentliche Stimme beschuldigte viele Eidverweigerer -laut, daß sie die Gastfreundschaft ihrer Wohlthäter mit eben so -schwarzem Undank vergälten, wie der in Molière's Meisterwerk -geschilderte Heuchler. In der That als Cibber es unternahm, dieses -herrliche Lustspiel für die englische Bühne zu bearbeiten, machte er aus -seinem Tartuffe einen Eidverweigerer, und Johnson, von dem man nicht -glauben kann, daß er gegen die Eidverweigerer eingenommen gewesen sei, -gestand offen, daß Cibber ihnen nicht Unrecht gethan habe.[101] - -Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß das durch die Eide -herbeigeführte Schisma noch weit schlimmer gewesen sein würde, wenn in -dieser Krisis eine ausgedehnte Umgestaltung in der Verfassung oder dem -Ceremoniell der Staatskirche vorgenommen worden wäre. Es ist ein sehr -lehrreiches Factum, daß die aufgeklärten und toleranten Geistlichen, -welche eine solche Umgestaltung sehnlichst wünschten, nachher Grund -sahen, dankbar dafür zu sein, daß ihr Lieblingsplan gescheitert war. - - -Der Comprehensionsplan. Tillotson. - -Whigs und Tories hatten sich während der vorigen Session vereinigt, -Nottingham's Comprehensionsbill zu beseitigen, indem sie eine Adresse -beschlossen, welche den König ersuchte, die ganze Angelegenheit an die -Convocation zu verweisen. Burnet sah die Wirkung dieses Beschlusses -voraus. Der ganze Plan, sagte er, ist gänzlich zerstört.[102] Viele von -seinen Freunden waren jedoch andrer Meinung, und zu ihnen gehörte auch -Tillotson. Von allen Mitgliedern der Niederkirchenpartei stand Tillotson -in der allgemeinen Achtung am höchsten. Als Kanzelredner übertraf er in -den Augen seiner Zeitgenossen alle lebenden und todten Rivalen. Die -Nachwelt hat dieses Urtheil nicht anerkannt; doch behauptet Tillotson -noch immer seinen Platz als ein legitimer englischer Classiker. Sein -höchster Gedankenflug stand zwar tief unter dem eines Taylor, eines -Barrow und eines South; aber sein Styl war correcter und fließender als -der ihrige. Keine wunderlichen Einfalle, keine pedantischen Citate aus -Talmudisten und Scholiasten, keine gemeinen Bilder, possenhaften -Geschichten oder unschicklichen Schmähungen beeinträchtigten die Wirkung -seiner ernsten und gemäßigten Reden. Seine Logik war gerade tief und -fein genug, damit ein volksthümliches Auditorium sie mit jenem leichten -Grade geistiger Anstrengung, der ein Genuß ist, verfolgen konnte. Sein -Styl ist nicht brillant, aber er ist rein, durchsichtig klar und ebenso -frei von der Flüchtigkeit, wie von der Schwerfälligkeit, welche die -Predigten mancher ausgezeichneten Geistlichen des 17. Jahrhunderts -verunzieren. Er ist immer ernst, und doch hat seine Ausdrucksweise eine -gewisse elegante Ungezwungenheit, die ihn als einen Mann kennzeichnet, -der die Welt kennt, der in volkreichen Städten und an glänzenden Höfen -gelebt und der sich nicht allein mit Büchern, sondern auch mit Juristen -und Kaufleuten, mit Literatur und Damen, mit Staatsmännern und Fürsten -unterhalten hat. Der Hauptreiz seiner Geistesproducte liegt jedoch in -der Herzensgüte und Offenheit, welche aus jeder Zeile sprechen und in -seinem Lebenswandel nicht minder sichtbar hervortreten wie in seinen -Schriften. - -Als Theolog war Tillotson gewiß nicht weniger latitudinarisch als -Burnet. Dennoch sprachen viele von den Geistlichen, für welche Burnet -ein Gegenstand unüberwindlicher Abneigung war, von Tillotson mit -Zuneigung und Achtung. Es kann daher nicht Wunder nehmen, daß die beiden -Freunde sich ein verschiedenes Urtheil über die Gesinnung der -Priesterschaft gebildet hatten und von dem Zusammentritt der Convocation -ein verschiedenes Resultat erwarteten. Tillotson mißfiel der Beschluß -der Gemeinen nicht. Er war der Ansicht, daß Veränderungen, welche durch -eine rein weltliche Behörde in religiösen Institutionen vorgenommen -wurden, vielen Kirchenmännern unangenehm sein mußten, die gleichwohl in -einer kirchlichen Synode für noch umfassendere Aenderungen gestimmt -haben würden, und seine Meinung hatte großes Gewicht beim Könige.[103] -Es ward beschlossen, daß die Convocation zu Anfang der nächsten -Parlamentssession zusammentreten und daß inzwischen eine Verordnung -erlassen werden sollte, welche einige ausgezeichnete Geistliche -ermächtigte, die Liturgie, die Kirchengesetze und das ganze von den -christlichen Gerichtshöfen gehandhabte Rechtssystem zu prüfen und über -die sich als wünschenswerth herausstellenden Abänderungen Bericht zu -erstatten.[104] - - -Eine kirchliche Commission ernannt. - -Die Mehrzahl der Bischöfe, welche die Eide geleistet hatten, war in -dieser Commission, und ihnen waren zwanzig der angesehensten Priester -beigegeben. Der bedeutendste unter diesen Zwanzig war Tillotson, denn -man wußte, daß er die Ansicht des Königs und der Königin aussprach. -Unter den Commissionsmitgliedern, welche Tillotson als ihr Oberhaupt -betrachteten, befanden sich Stillingfleet, Dechant von St. Paul, Sharp, -Dechant von Norwich, Patrick, Dechant von Peterborough, Tenison, Rector -von St. Martin, und Fowler, dessen verständiger Energie der Entschluß -der londoner Geistlichkeit, die Indulgenzerklärung nicht zu verlesen, -hauptsächlich zuzuschreiben war. - -Neben den genannten Männern standen einige der Hochkirchenpartei -angehörende Geistliche. Unter diesen zeichneten sich besonders zwei der -ersten Theologen von Oxford, Aldrich und Jane, aus. Aldrich war unlängst -zum Dechant von Christchurch ernannt worden, an Stelle des Papisten -Massey, den Jakob, in directem Widerspruch mit den Gesetzen, an die -Spitze dieses wichtigen Collegiums gestellt hatte. Der neue Dechant war -ein gebildeter, wenn auch nicht gründlicher Gelehrter und ein jovialer, -gastfreundlicher Herr. Er war der Verfasser einiger theologischer -Schriften, welche längst vergessen sind, und eines Compendiums der -Logik, das noch in Gebrauch ist; die besten Werke aber, die er der -Nachwelt hinterlassen hat, sind seine Kanons. Jane, der königliche -Professor der Theologie, war ein ernsterer, aber minder achtungswerther -Mann. Er hatte den Hauptantheil bei Abfassung des Decrets gehabt, durch -welches seine Universität befahl, daß die Werke Milton's und Buchanan's -in den Schulen öffentlich verbrannt werden sollten. Wenige Jahre später -hatte er sich, gereizt und beunruhigt durch die Verfolgung der Bischöfe -und durch die Confiscirung der Einkünfte des Magdalenencollegiums, von -dem Prinzip des Nichtwiderstandes losgesagt, hatte sich in das -Hauptquartier des Prinzen von Oranien begeben und Sr. Hoheit versichert, -daß Oxford bereitwillig sein Silbergeschirr zur Unterstützung des Kriegs -gegen seinen Unterdrücker in Geld verwandeln werde. Eine kurze Zeit lang -wurde Jane allgemein als ein Whig betrachtet und von einigen seiner -früheren Verbündeten in Schmähschriften arg mitgenommen. Er hatte das -Unglück einen Namen zu haben, der eine vortreffliche Zielscheibe für die -gelehrten Witzlinge seiner Universität war. Es erschienen mehrere -Epigramme auf den Janus mit dem Doppelgesicht, der durch Sehen nach der -einen Seite eine Professur erhalten, und der jetzt durch Sehen nach -einer andren Seite ein Bisthum zu erlangen hoffe. Daß er ein Bisthum zu -erlangen hoffte, war vollkommen wahr. Er verlangte den Sitz von Exeter -als den seinen Diensten gebührenden Lohn. Derselbe wurde ihm jedoch -abgeschlagen. Diese Verweigerung überzeugte ihn, daß er vom -Latitudinarismus eben so viel zu fürchten hatte wie vom Papismus, und er -wurde daher eiligst wieder ein Tory.[105] - - -Maßregeln der Commission. - -Zu Anfang des October versammelten sich die Mitglieder der Commission in -dem Jerusalemzimmer. Sie beschlossen in ihrer ersten Sitzung, darauf -anzutragen, daß beim öffentlichen Gottesdienste die aus den Apokryphen -entnommenen Vorlesekapitel durch Kapitel aus den kanonischen Büchern der -heiligen Schrift ersetzt werden sollten.[106] In der zweiten -Zusammenkunft wurde eine Frage aufgeworfen, und zwar von Demjenigen, der -sie zu allerletzt hätte in Anregung bringen sollen. Sprat, Bischof von -Rochester, war ohne den geringsten Gewissensskrupel zwei Jahre lang -Mitglied des verfassungswidrigen Tribunals gewesen, das unter der -vorigen Regierung die Kirche, zu deren Leitern er gehörte, unterdrückt -und geplündert hatte. Aber jetzt war er bedenklich geworden und äußerte -Zweifel an der Gesetzmäßigkeit der Commission. Seine Einwendungen müssen -jedem gesunden Verstande als hohle Sophismen erscheinen. Das -Ernennungsdecret gab weder Vollmacht, Gesetze zu machen, noch Gesetze -anzuwenden, sondern lediglich zu untersuchen und zu berichten. Selbst -ohne königliche Ermächtigung hätten Tillotson, Patrick und Stillingfleet -unbedenklich zusammentreten können, um den Zustand und die Zukunft der -Kirche zu berathen und zu erwägen, ob es wünschenswerth war oder nicht, -den Dissenters ein Zugeständniß zu machen. Wie konnte es ein Verbrechen -sein, wenn Unterthanen auf Verlangen ihres Souverains etwas thaten, was -unschuldig, ja lobenswerth gewesen wäre, wenn sie es unaufgefordert -gethan hätten? Sprat wurde jedoch durch Jane unterstützt. Es entspann -sich ein heftiger Wortwechsel, und Lloyd, Bischof von St. Asaph, der -neben vielen guten Eigenschaften ein reizbares Temperament besaß, ließ -sich so weit hinreißen, von Spionen zu sprechen. Sprat entfernte sich -und kam nicht wieder. Jane und Aldrich folgten bald seinem -Beispiele.[107] Die Commission ging hierauf zur Erörterung der Frage -wegen der Stellung beim Abendmahle über, und es wurde beschlossen -anzuempfehlen, daß ein Communikant, der nach Besprechung mit seinem -Seelsorger erklärte, sein Gewissen erlaube ihm nicht, das Brot und den -Wein kniend zu empfangen, dieselben sitzend empfangen dürfe. Mew, -Bischof von Winchester, ein braver Mann, aber ohne wissenschaftliche -Bildung, der selbst in seinen besten Jahren schwach gewesen war und -jetzt immer kindischer wurde, protestirte gegen dieses Zugeständniß und -verließ die Versammlung. Die anderen Mitglieder fuhren fort, sich emsig -mit ihrer Aufgabe zu beschäftigen, und es fand kein weiterer Austritt -statt, obgleich große Meinungsverschiedenheit herrschte und die Debatten -zuweilen ziemlich heiß waren. Die entschiedensten Hochkirchlichen unter -den Zurückbleibenden waren Doctor Wilhelm Beveridge, Archidiakonus von -Colchester, der viele Jahre später Bischof von St. Asaph wurde, und -Doctor Johann Scott, der Nämliche, der an Jeffreys' Sterbebett gebetet -hatte. Die Thätigsten unter den Latitudinariern waren Burnet, Fowler und -Tenison. - -Die Taufhandlung wurde wiederholt discutirt. In Bezug auf Formalitäten -waren die Commissionsmitglieder zur Nachsicht gestimmt. Sie waren -sämmtlich geneigt, Kinder ohne Pathen und ohne das Zeichen des Kreuzes -in den Schooß der Kirche aufzunehmen. Die Majorität aber weigerte sich -nach langer Debatte standhaft, die Worte zu entkräften oder -wegzuerklären, in denen nach der Ansicht aller unverdorbenen Gemüther -die regenerirende Kraft des Sakraments liegt.[108] - -Hinsichtlich des Chorhemds beschloß die Commission zu empfehlen, daß den -Bischöfen ein weiter Spielraum gelassen werde. Es wurden Auswege -ersonnen, durch welche Jemand, der die presbyterianische Ordination -empfangen, ein Priester der englischen Kirche werden konnte, ohne weder -ausdrücklich noch stillschweigend die Ungültigkeit dieser Ordination -zuzugeben.[109] - -Der kirchliche Kalender wurde einer sorgfältigen Revision unterworfen. -Die großen Festtage wurden beibehalten. Aber es wurde nicht für -wünschenswerth erachtet, daß St. Valentin, St. Chad, St. Swithin, St. -Eduard König der Westsachsen, St. Dunstan und St. Alphage die Ehren St. -Johannes' und St. Paulus' theilten, oder daß es den Anschein bekäme, als -ob die Kirche die lächerliche Fabel von der Entdeckung des Kreuzes -Thatsachen von so hochwichtiger Bedeutung wie die Geburt, die -Leidensgeschichte, die Auferstehung und die Himmelfahrt des Herrn zur -Seite stellen wolle.[110] - -Das Athanasische Glaubensbekenntniß machte viel zu schaffen. Die meisten -Mitglieder der Commission waren eben so wenig geneigt, die doctrinellen -Sätze aufzugeben, wie die damnatorischen Sätze beizubehalten. Burnet, -Fowler und Tillotson wünschten dieses berühmte Symbolum ganz aus der -Liturgie zu streichen. Burnet machte dafür ein Argument geltend, das ihm -wahrscheinlich selbst kein großes Gewicht zu haben schien, das aber -vortrefflich darauf berechnet war, seine Gegner, Beveridge und Scott, in -Verlegenheit zu setzen. Das Concil von Ephesus war von den -anglikanischen Geistlichen stets als eine Synode verehrt worden, welche -die Gesammtheit der Gläubigen wirklich repräsentirt hatte und von Gott -auf dem Wege der Wahrheit geleitet worden war. Die Stimme dieses Concils -war die Stimme der noch nicht durch Aberglauben verderbten oder durch -Spaltungen zerrissenen heiligen katholischen und apostolischen Kirche. -Seit mehr als zwölf Jahrhunderten hatte die Welt keine kirchliche -Versammlung wieder gesehen, welche gleichen Anspruch auf die Achtung der -Gläubigen gehabt hätte. Das Concil von Ephesus hatte in den klarsten -Ausdrücken und unter Androhung der furchtbarsten Strafen den Christen -verboten, ihren Brüdern ein andres Glaubensbekenntniß aufzudringen als -das von den Nicäischen Vätern festgestellte. Man sollte daher denken, -daß, wenn das Concil von Ephesus wirklich unter der Leitung des heiligen -Geistes stand, jeder der sich des Athanasischen Glaubensbekenntnisses -bedient, in dem Augenblicke da er ein Anathema gegen seine Nebenmenschen -ausspricht, ein Anathema über sein eignes Haupt bringen müßte.[111] -Trotz der Autorität der ephesischen Väter beschloß die Majorität der -Commissionsmitglieder das Athanasische Glaubensbekenntniß im Gebetbuche -zu lassen, sie schlugen nur vor, eine von Stillingfleet entworfene -Rubrik beizufügen, welche erklärte, die damnatorischen Sätze seien so zu -verstehen, daß sie nur auf Diejenigen Anwendung fänden, welche das Wesen -des christlichen Glaubens hartnäckig leugneten. Orthodoxe Gläubige -durften daher hoffen, daß der Ketzer, der aufrichtig und demüthig nach -der Wahrheit gesucht, nicht zu ewiger Strafe verdammt werden würde, weil -es ihm nicht gelungen war, sie zu finden.[112] - -Tenison wurde beauftragt, die Liturgie zu prüfen und alle diejenigen -Ausdrücke zu sammeln, gegen welche entweder von theologischen oder von -literarischen Kritikern Einwendungen gemacht worden waren. Einige -offenbare Mängel beschloß man zu beseitigen. Es wäre vernünftig gewesen, -wenn es die Commissionsmitglieder dabei hätten bewenden lassen; -unglücklicherweise aber beschlossen sie, einen großen Theil des -Gebetbuches umzuarbeiten. Dies war ein kühnes Unternehmen, denn im -allgemeinen ist der Styl des Buches so, daß er nicht verbessert werden -kann. Die englische Liturgie gewinnt in der That selbst bei einem -Vergleiche mit den schönen alten Liturgien, denen sie zum großen Theil -entlehnt ist. Die wesentlichen Eigenschaften der erbaulichen Eloquenz, -der Kürze, der majestätischen Einfachheit, der pathetischen Innigkeit -des Gebets, durch tiefe Ehrfurcht gemäßigt, sind den Uebersetzungen und -den Originalen gemeinschaftlich eigen. In den untergeordneten -Schönheiten der Diction aber stehen die Originale den Uebersetzungen -unleugbar nach. Der Grund davon liegt auf der Hand. Die technischen -Ausdrücke des Christenthums wurden erst ein Bestandtheil der -lateinischen Sprache, als diese Sprache das Alter der Reife -überschritten hatte und in Barbarismus versank. Aber die technischen -Ausdrücke des Christenthums fanden sich in dem angelsächsischen und -normännischen Französisch schon lange bevor die Verschmelzung dieser -beiden Dialecte einen dritten, beiden überlegenen Dialect erzeugt hatte. -Das Latein, des römisch-katholischen Gottesdienstes ist daher Latein im -letzten Stadium des Verfalls, während das Englisch unsres Gottesdienstes -Englisch in der vollen Kraft und Eleganz der ersten Jugend ist. Den -großen lateinischen Schriftstellern Terenz und Lucrez, Cicero und Cäsar, -Tacitus und Quintilian würden die herrlichsten Compositionen Ambrosius' -und Gregor's nicht nur als schlecht geschrieben, sondern als sinnloses -Gewäsch erschienen sein.[113] Die Diction unsers allgemeinen Gebetbuches -hingegen hat direct oder indirect dazu beigetragen, die Sprache fast -jedes großen englischen Schriftstellers zu bilden und hat die -Bewunderung der gebildetsten Ungläubigen und der gebildetsten -Nonconformisten, die Bewunderung von Männern wie David Hume und Robert -Hall erweckt. - -Der Styl der Liturgie befriedigte jedoch die Doctoren des -Jerusalemzimmers nicht. Sie erklärten die Collecten für zu kurz und zu -trocken, und Patrick wurde beauftragt, sie zu erweitern und -auszuschmücken. In einer Hinsicht ließ sich gegen diese Wahl nichts -einwenden, denn wenn wir danach urtheilen, wie Patrick die erhabenste -hebräische Poesie paraphrasirte, werden wir wahrscheinlich zu der -Ueberzeugung gelangen, daß, mochte er sich nun dazu eignen, die -Collecten zu verbessern, oder nicht, wenigstens Niemand befähigter sein -konnte, sie zu erweitern.[114] - - -Die Convocation der Provinz Canterbury einberufen. Stimmung des Klerus. - -Es kam indeß wenig darauf an, ob die Empfehlungen der Commission gut -oder schlecht waren, denn verurtheilt waren sie alle, noch ehe man sie -kannte. Die Ausschreiben zur Einberufung der Convocation der Provinz -Canterbury waren erlassen und die Geistlichen waren allenthalben in -einem Zustande heftiger Aufregung. Sie hatten eben die Eide geleistet -und empfanden noch schmerzlich die harten Vorwürfe der Eidverweigerer, -die rücksichtslosen Schmähungen der Whigs und unzweifelhaft in vielen -Fällen auch die Mahnungen des Gewissens. Die Ankündigung, daß eine -Convocation zusammentreten solle, um einen Comprehensionsplan zu -berathen, erweckte die stärksten Leidenschaften des Priesters, der sich -so eben dem Gesetz gefügt hatte und der deshalb gar nicht oder nur halb -zufrieden mit sich war. Es bot sich ihm eine Gelegenheit, zur -Vereitelung eines Lieblingsplanes der Regierung beizutragen, welche bei -strenger Strafe eine Unterwerfung von ihm verlangt hatte, die sich mit -seinem Gewissen oder mit seinem Stolze schwer vereinigen ließ. Es bot -sich ihm eine Gelegenheit, seinen Eifer für die Kirche zu bethätigen, -deren characteristische Lehren er um materiellen Nutzens willen untreu -geworden zu sein beschuldigt war. Seiner Ansicht nach drohte ihr jetzt -eine eben so große Gefahr als die des vorhergehenden Jahres. Die -Latitudinarier von 1689 seien nicht minder eifrig bestrebt, sie zu -demüthigen und zu Grunde zu richten, wie die Jesuiten von 1688. Die -Toleranzacte habe für die Dissenters soviel gethan, als sich mit der -Würde und Sicherheit der Kirche vertrug, und es dürfe nichts weiter -zugestanden werden, nicht der Saum eines Gewandes, nicht eine Sylbe vom -Anfang bis zum Ende der Liturgie. Alle die Vorwürfe, welche der -kirchlichen Commission Jakob's gemacht worden waren, wurden auf die -kirchliche Commission Wilhelm's übertragen. Die beiden Commissionen -hatten zwar nichts als den Namen mit einander gemein; aber bei dem Namen -dachte Jedermann an Ungesetzlichkeit und Bedrückung, an Verletzung des -Hausrechts und Confiscation von Grundeigenthum, und die Böswilligen -riefen ihn daher unermüdlich und mit nicht geringem Erfolge in die Ohren -der Unwissenden. - - -Die Geistlichkeit unzufrieden mit dem König. - -Auch dem König, sagte man, war nicht zu trauen. Er conformirte sich zwar -dem bestehenden Gottesdienste, aber es war bei ihm eine örtliche und -gelegentliche Conformität. Denn gegen einige Ceremonien, für welche die -Hochkirchlichen sehr eingenommen waren, empfand er einen Widerwillen, -den er gar nicht zu verhehlen suchte. Es war eine seiner ersten -Maßregeln gewesen, zu befehlen, daß der Gottesdienst in seiner -Privatkapelle gesprochen und nicht gesungen werden solle, und diese -Anordnung erregte viel Murren, obgleich die Rubrik sie guthieß.[115] Es -war bekannt, daß er so profan war, über einen durch hohe kirchliche -Autorität sanctionirten Gebrauch zu spötteln, über den Gebrauch des -Händeauflegens gegen die Skropheln. Diese Ceremonie hatte sich fast -unverändert seit dem grauesten Alterthum bis zu den Zeiten Newton's und -Locke's erhalten. Die Stuarts spendeten häufig die heilende Kraft im -Bankethause. Die Tage, an denen dieses Wunder verrichtet werden sollte, -wurden in Sitzungen des Geheimen Raths bestimmt, und dann in allen -Pfarrkirchen des Reichs von den Geistlichen feierlich verkündet.[116] -Wenn die bestimmte Zeit kam, standen mehrere Geistliche im vollen Ornate -um den Staatsbaldachin. Der königliche Leibarzt führte die Kranken -herein, und es wurde hierauf eine Stelle aus dem 16. Kapitel des -Evangeliums Marci vorgelesen. Nach den Worten: »Auf die Kranken werden -sie die Hände legen, so wird's besser mit ihnen werden,« wurde -innegehalten und einer der Kranken vor den König gebracht. Se. Majestät -berührte die Geschwüre und Beulen und hing ein weißes Band, an dem eine -Goldmünze befestigt war, um den Hals des Patienten. Die Uebrigen wurden -so alle nacheinander vorgeführt und wenn jeder berührt war, wiederholte -der Kaplan die Worte; »Auf die Kranken werden sie die Hände legen, so -wird's besser mit ihnen werden.« Dann kamen die Epistel, Gebete, -Wechselgesänge und ein Segen. Der Dienst findet sich noch in den -Gebetbüchern aus der Regierungszeit der Königin Anna. Erst einige Zeit -nach der Thronbesteigung Georg's I. hörte die Universität Oxford auf, -das feierliche Amt der Heilung mit der Liturgie zusammen drucken zu -lassen. Theologen von ausgezeichneter Gelehrsamkeit, Bildung und -Tugendhaftigkeit sanctionirten dieses Blendwerk durch ihre Autorität und -was noch auffälliger ist, hochberühmte Aerzte glaubten an die heilenden -Kräfte der königlichen Hand, oder stellten sich wenigstens als glaubten -sie daran. Wir dürfen wohl annehmen, daß jeder im Dienste Karl's II. -stehende Arzt ein Mann von hoher Berufstüchtigkeit war, und mehr als -einer von den Aerzten Karl's II. hat uns das feierliche Bekenntniß -seines Glaubens an die Wunderkraft des Königs hinterlassen. Einer von -ihnen schämt sich nicht uns zu sagen, daß die Gabe durch die bei der -Krönung stattfindende Salbung mitgetheilt werde, daß die Heilungen so -zahlreich seien und zuweilen so rasch erfolgten, daß sie keiner -natürlichen Ursache zugeschrieben werden konnten, daß das Fehlschlagen -lediglich dem Mangel an Glauben auf Seiten des Kranken beigemessen -werden müsse; daß Karl einst einen skrophulösen Quäker berührt und ihn -in einem Augenblicke zu einem gesunden Menschen und wahren -Hochkirchenmann gemacht; daß, wenn die Geheilten das ihnen um den Hals -gehängte Goldstück verlören oder verkauften, die Geschwüre von neuem -aufbrächen und nur durch eine abermalige Berührung und durch einen -zweiten Talisman geheilt werden könnten. Wenn Männer der Wissenschaft -solchen Unsinn ernsthaft wiederholten, so dürfen wir uns nicht darüber -wundern, daß der große Haufe ihn glaubte. Noch weniger dürfen wir uns -wundern, daß Unglückliche, die von einer Krankheit gequält wurden, gegen -welche natürliche Heilmittel nichts vermochten, Geschichten von -übernatürlichen Kuren begierig verschlangen, denn nichts ist so -leichtgläubig als das Unglück. Die Volksmassen, die sich an den -Heilungstagen nach dem Palaste drängten, waren ungeheuer. Karl II. -berührte im Laufe seiner Regierung nahe an hunderttausend Personen. Die -Zahl war größer oder geringer je nachdem die Popularität des Königs -stieg oder sank. Während der toryistischen Reaction, welche auf die -Auflösung des Oxforder Parlaments folgte, drängte sich das Volk -massenhaft in seine Nähe. Im Jahre 1682 verrichtete er die Ceremonie -achttausendfünfhundert Mal. Im Jahre 1684 war das Gedränge so arg, daß -sechs oder sieben Kranke todtgetreten wurden. Jakob berührte auf einer -seiner Reisen im Chore der Kathedrale von Chester achthundert Personen. -Die Kosten der Ceremonie beliefen sich auf nicht viel weniger als -zehntausend Pfund jährlich und würden ohne die Wachsamkeit des -königlichen Leibarztes, der die Applikanten zu untersuchen und -Diejenigen, welche um der Heilung willen kamen, von Denen, welche des -Goldstücks wegen kamen, zu scheiden hatte, noch viel bedeutender gewesen -sein.[117] - -Wilhelm war viel zu klug, als daß er hätte getäuscht werden können, und -viel zu rechtschaffen, um an einer Handlung Theil zu nehmen, von der er -wußte, daß es Betrug war. »Es ist ein kindischer Aberglaube,« rief er -aus, als er hörte, daß zu Ende der Fastenzeit sein Palast von einer -Menge Kranker belagert war; »man gebe den armen Leuten etwas Geld und -schicke sie fort.«[118] Einmal wurde er dringend gebeten, seine Hand auf -einen Patienten zu legen. »Gott schenke Euch bessere Gesundheit,« sagte -er, »und mehr Verstand.« Die Eltern skrophulöser Kinder schrien Zeter -über seine Grausamkeit; die Bigotten erhoben entsetzt über seine -Gottlosigkeit Hände und Augen zum Himmel; die Jakobiten lobten ihn -sarkastisch, daß er nicht so anmaßend sei, sich eine Kraft beizumessen, -die nur legitimen Souverainen zukomme, und selbst einige Whigs meinten, -es sei unklug von ihm, daß er einen im Volke tief eingewurzelten -Aberglauben mit so auffallender Geringschätzung behandle. Wilhelm aber -war nicht zu bewegen und wurde deshalb von vielen Hochkirchlichen als -entweder ein Ungläubiger oder ein Puritaner betrachtet.[119] - - -Der Klerus durch das Verhalten der schottischen Presbyterianer gegen die -Dissenters erbittert. - -Die Hauptursache jedoch, welche damals der Geistlichkeit selbst den -gemäßigtsten Comprehensionsplan verhaßt machte, ist noch nicht erwähnt -worden. Was Burnet vorhergesehen und vorhergesagt hatte, war -eingetroffen. Es herrschte in dem ganzen Priesterstande eine große -Geneigtheit, die Unbilden der schottischen Episkopalen die englischen -Presbyterianer entgelten zu lassen. Es ließ sich nicht leugnen, daß -selbst die Hochkirchlichen im Sommer des Jahres 1688 sich im allgemeinen -bereit erklärt hatten, Vieles im Interesse der Union aufzugeben. Allein -man sagte, und nicht ohne einen Anschein von Begründung, die Vorgänge -jenseit der Grenze bewiesen, daß eine Union unter billigen Bedingungen -unmöglich sei. Wie können, fragte man, Diejenigen, die uns keine -Concession machen wollen wo wir schwach sind, es uns verargen, daß wir -ihnen keine Concession machen wollen, wo wir stark sind? Wir können die -Grundsätze und Gesinnungen einer Secte nach den Erklärungen, die sie in -einem Augenblicke der Schwäche und der Leiden abgiebt, nicht richtig -beurtheilen. Wenn wir den puritanischen Geist in seiner wahren -Beschaffenheit kennen lernen wollen, müssen wir den Puritaner -beobachten, wenn er die Oberhand hat. Unter der vorigen Generation hatte -er hier die Oberhand, und sein kleiner Finger war stärker als die Lenden -der Prälaten. Er trieb Hunderte von friedlichen Studenten aus ihren -Collegien und Tausende von achtbaren Geistlichen aus ihren -Pfarrwohnungen, weil sie sich weigerten, seinen Covenant zu -unterschreiben. Weder Gelehrsamkeit, noch Genie, noch Frömmigkeit wurde -geschont. Männer wie Hall und Sanderson, Chillingworth und Hammond -wurden nicht allein ausgeplündert, sondern ins Gefängniß geworfen und -der ganzen Rohheit brutaler Kerkermeister preisgegeben. Es wurde für ein -Verbrechen erklärt, schöne Psalmen und Gebete zu lesen, welche Ambrosius -und Chrysostomus den Gläubigen hinterlassen hatten. Endlich ward die -Nation der Herrschaft der Frommen müde. Die gestürzte Dynastie und die -gestürzte Hierarchie wurden wieder eingesetzt, der Puritaner wurde -seinerseits Ausschließungen und Strafen unterworfen, und alsbald kam er -dahinter, daß es grausam sei, Jemanden zu bestrafen, weil er -Gewissensskrupel wegen eines Gewandes, wegen einer Ceremonie, wegen -geistlicher Amtsverrichtungen hegte. Seine jammervollen Klagen und seine -Argumente zu Gunsten der Toleranz hatten endlich auf viele Gutmüthige -Eindruck gemacht. Selbst eifrige Hochkirchliche hatten angefangen, sich -der Hoffnung hinzugeben, daß die harte Lehre, die er bekommen, ihn -aufrichtig, gemäßigt und nachsichtig gemacht habe. Wäre dem wirklich so -gewesen, so würde es allerdings unsre Pflicht sein, seine Bedenken mit -zarter Rücksicht zu behandeln. Aber während wir überlegten, was wir thun -könnten, um seinen Wünschen in England zu entsprechen, hatte er in -Schottland das Uebergewicht erlangt, und in einem Augenblicke war er -wieder ganz er selbst: bigott, insolent und grausam. Pfarrwohnungen -wurden geplündert, Kirchen geschlossen, Gebetbücher verbrannt, heilige -Gewänder zerrissen, andächtige Versammlungen auseinandergetrieben, -Priester gemißhandelt, mit Steinen geworfen, an den Schandpfahl gestellt -und mit Weib und Kind hinausgestoßen, um zu betteln oder zu verhungern. -Daß diese Gewaltthätigkeiten nicht einigen wenigen ruchlosen -Herumtreibern, sondern der Gesammtheit der schottischen Presbyterianer -zur Last fielen, ging klar aus dem Umstande hervor, daß die Regierung es -weder gewagt hatte, die Uebelthäter zu bestrafen, noch den Betroffenen -Abhilfe zu verschaffen. Sei es da nicht gerathen, daß die englische -Kirche auf ihrer Hut sei? Könne man billigerweise von ihr verlangen, daß -sie ihre apostolische Verfassung und ihr schönes Ritual aufgebe, um -Diejenigen auszusöhnen, denen nichts als die Macht fehlte, um sie zu -mißhandeln, wie sie ihre Schwester gemißhandelt hatten? Diese Leute -hätten bereits eine Wohlthat erlangt, die sie nicht verdienten und die -sie niemals gewährt haben würden. Sie verehrten Gott in vollkommener -Sicherheit; ihre Bethäuser genössen eines eben so wirksamen Schutzes wie -die Chöre unserer Kathedralen. Während kein bischöflicher Geistlicher -ohne Lebensgefahr in Ayrshire oder Renfrewshire Gottesdienst halten -könne, predigten in Middlesex hundert presbyterianische Geistliche -ungestört jeden Sonntag. Die Legislatur habe mit einer vielleicht -unklugen Großmuth den intolerantesten Menschen Toleranz gewährt, und mit -der Toleranz zieme es ihnen sich zu begnügen. - - -Einrichtung der Convocation. - -So vereinigten sich mehrere Ursachen, um die Parochialgeistlichen gegen -den Comprehensionsplan zu erbittern. Ihre Stimmung war von der Art, daß -der im Jerusalemzimmer entworfene Plan, wenn er ihnen unmittelbar -vorgelegt worden wäre, mit einer Majorität von Zwanzig gegen Eins -verworfen worden sein würde. In der Convocation aber stand ihr Gewicht -in keinem Verhältniß zu ihrer Zahl. Die Convocation ist zum Glück für -unser Vaterland seit langer Zeit so gänzlich ohne Bedeutung, daß sich -bis vor Kurzem nur wißbegierige Forscher um ihre Einrichtung gekümmert -haben, und doch glauben noch heutzutage sonst nicht ungebildete Leute, -sie sei ein die Kirche von England repräsentirendes Concil gewesen. Die -in unsrer Kirchengeschichte so häufig erwähnte Convocation ist jedoch -thatsächlich nichts weiter als die Synode der Provinz Canterbury und war -nie berechtigt, im Namen des gesammten Klerus zu sprechen. Die Provinz -York hatte ebenfalls ihre Convocation; aber tiefe Provinz war bis tief -ins 18. Jahrhundert im allgemeinen so arm, so uncultivirt und so dünn -bevölkert, daß sie hinsichtlich ihrer politischen Bedeutung kaum für ein -Zehntel des Reichs gerechnet werden konnte. Die Ansicht des südlichen -Klerus galt daher allgemein für die Ansicht des ganzen Standes. Wo die -formelle Beistimmung des nördlichen Klerus erforderlich war, wurde sie -als sich von selbst verstehend gegeben. Die von der Convocation von -Canterbury im Jahre 1604 erlassenen Kirchengesetze waren in der That -schon zwei Jahre bevor die Convocation von York die Formalität ihrer -Zustimmungsertheilung erfüllte, von Jakob I. bestätigt und ihre genaue -Beobachtung im ganzen Königreiche anbefohlen. Seitdem diese kirchlichen -Versammlungen bloße Namen geworden, hatte die Stellung der beiden -Erzbisthümer zu einander eine große Veränderung erfahren. In allen -Elementen der Macht repräsentirt die Gegend jenseit des Trent jetzt -mindestens ein Drittheil England's. Als in unsrer Zeit das -Representativsystem dem veränderten Zustande des Landes angepaßt wurde, -gehörten fast sämmtliche kleine Burgflecken, denen das Wahlrecht -entzogen werden mußte, dem Süden an. Zwei Drittel der neuen -Parlamentsmitglieder, welche den großen Provinzialstädten bewilligt -wurden, kamen auf den Norden. Wenn daher eine englische Regierung die -Convocationen in ihrer gegenwärtigen Einrichtung zur Erledigung von -Geschäften zusammentreten lassen wollte, so würden zwei von einander -unabhängige Synoden gleichzeitig für eine Kirche Gesetze geben, und es -ist durchaus nicht unwahrscheinlich, daß die eine Versammlung -Kirchengesetze annähme, welche die andre verwerfen würde, und daß die -eine Versammlung Behauptungen als ketzerisch verdammen würde, welche die -andre für orthodox hielte.[120] Im 17. Jahrhundert war so etwas nicht zu -fürchten. Die Convocation von York wurde damals in der That so wenig -beachtet, daß die beiden Parlamentshäuser in ihrer Adresse an Wilhelm -nur von einer Convocation gesprochen hatten, die sie die Convocation der -Geistlichkeit des Königreichs nannten. - -Die Körperschaft, die sie eben nicht besonders richtig so bezeichneten, -zerfällt in zwei Häuser. Das Oberhaus besteht aus den Bischöfen der -Provinz Canterbury. Das Unterhaus bestand 1689 aus hundertvierundvierzig -Mitgliedern. Zweiundzwanzig Dechanten und vierundfunfzig Archidiakonen -saßen darin kraft ihrer Aemter; vierundzwanzig Geistliche saßen als -Vertreter von eben so vielen Kapiteln darin und nur vierundvierzig -Abgeordnete wurden von den achttausend Pfarrgeistlichen der -zweiundzwanzig Kirchspiele gewählt. - - -Wahl der Convocationsmitglieder. - -Diese vierundvierzig Bevollmächtigten waren jedoch fast alle eines -Sinnes. Die Wahl derselben war in früheren Zeiten auf die ruhigste und -anständigste Weise vor sich gegangen. Bei dieser Gelegenheit aber fanden -starke Wahlumtriebe und heftige Wahlkämpfe statt; Rochester, das Haupt -der Partei, die sich im Hause der Lords der Comprehensionsbill -widersetzt hatte, und sein Bruder Clarendon, der sich geweigert hatte, -die Eide zu leisten, waren nach Oxford, dem Hauptquartier dieser Partei, -gegangen, um die Opposition zu animiren und zu organisiren.[121] Die -Vertreter der Parochialgeistlichen müssen Männer gewesen sein, deren -Hauptauszeichnung ihr Eifer war, denn in der ganzen Liste findet sich -nicht ein einziger berühmter Name und nur sehr wenige, die jetzt noch -dem eifrigen Geschichtsforscher bekannt sind.[122] Die officiellen -Mitglieder des Unterhauses, unter denen sich viele ausgezeichnete -Gelehrte und Kanzelredner befanden, scheinen nicht sehr ungleich -getheilt gewesen zu sein. - - -Verleihung geistlicher Aemter. - -Während des Sommers 1689 kamen mehrere hohe kirchliche Aemter zur -Erledigung und wurden Geistlichen verliehen, welche im Jerusalemzimmer -saßen. Es ist bereits erwähnt worden, daß Thomas, Bischof von Worcester, -gerade vor dem zur Eidesleistung bestimmten Tage starb. Lake, Bischof -von Chichester, lebte eben noch lange genug, um sie zu verweigern, und -er erklärte mit seinem letzten Athemzuge, daß er selbst auf dem -Scheiterhaufen die Lehre von dem unveräußerlichen Erbrechte nicht -verleugnen würde. Der Bischofsstuhl von Chichester wurde mit Patrick, -der von Worcester mit Stillingfleet besetzt, und die Dechanei von St. -Paul, welche Stillingfleet verließ, bekam Tillotson. Daß Tillotson nicht -auf die bischöfliche Bank erhoben wurde, erregte einige Verwunderung. -Aber gerade deshalb, weil die Regierung seine Dienste besonders hoch -schätzte, ließ man ihn noch einige Zeit einfacher Pfarrgeistlicher -bleiben. Das wichtigste Amt in der Convocation war das des Wortführers -des Unterhauses. Den Wortführer hatten die Mitglieder zu wählen, und der -einzige gemäßigte Mann, der Aussicht hatte gewählt zu werden, war -Tillotson. Es war factisch bereits festgesetzt, daß er der nächste -Erzbischof von Canterbury werden sollte. Als er für seine neue Dechanei -zum Handkuß ging, dankte er dem Könige herzlich und sagte: »Eure -Majestät hat mich für den Rest meiner Tage zur Ruhe gesetzt.« -- »Nicht -doch, Herr Doctor, ich versichere es Ihnen,« entgegnete Wilhelm, worauf -er ihm sehr deutlich zu verstehen gab, daß, wenn Sancroft einmal -aufhören werde, das höchste kirchliche Amt zu verwalten, Tillotson sein -Nachfolger sein sollte. Tillotson war ganz bestürzt, denn sein Character -war sanft und frei von Ehrgeiz, er begann die Schwächen des -Greisenalters zu empfinden, fragte wenig nach Geld und Gut, und -diejenigen weltlichen Vortheile, auf die er den meisten Werth legte, -waren ein guter Ruf und die allgemeine Zuneigung seiner Nebenmenschen. -Diese Vortheile besaß er schon, und er konnte sich nicht verhehlen, daß -er als Primas den unversöhnlichen Haß einer mächtigen Partei auf sich -ziehen und eine Zielscheibe für die Verleumdung werden würde, vor der -sein mildes und gefühlvolles Naturell zurückschauderte, wie vor der -Folter oder dem Rade. Wilhelm sprach ernst und entschieden. »Es ist -nothwendig im Interesse meiner Pläne,« sagte er, »und Sie würden es bei -Ihrem Gewissen nicht verantworten können, wenn Sie mir Ihren Beistand -verweigerten.« Hiermit endigte die Unterredung. Es war auch in der That -nicht nöthig, daß die Sache auf der Stelle entschieden wurde, denn es -sollten noch mehrere Monate verstreichen, ehe das Erzbisthum zur -Erledigung kam. - -Tillotson klagte seine Noth mit ungeheuchelter Sorge und Betrübniß Lady -Russell, der er unter allen menschlichen Wesen die höchste Achtung und -das meiste Vertrauen schenkte.[123] Er scheue zwar keinen Dienst der -Kirche, sagte er, aber er sei überzeugt, daß er in seiner gegenwärtigen -Stellung am meisten nützen könne. Wenn er gezwungen werden sollte, einen -so hohen und verhaßten Posten wie das Primat anzunehmen, würde er der -für seine Kräfte so schweren Last der Pflichten und Sorgen bald -erliegen. Es würde ihm an Muth dazu und mithin auch an der nöthigen -Befähigung fehlen. Er beschwerte sich dann mild über Burnet, der ihn mit -einer wahrhaft hochherzigen Innigkeit liebte und verehrte und der sich -bemüht hatte, den König und die Königin zu überzeugen, daß es in ganz -England nur einen einzigen Mann gebe, der sich für die höchste -kirchliche Würde eigne. »Der Bischof von Salisbury,« sagte Tillotson, -»ist einer meiner besten und zugleich schlimmsten Freunde.« - - -Compton ist unzufrieden. - -Was Burnet kein Geheimniß war, konnte Niemandem lange ein Geheimniß -bleiben. Man begann sich sehr bald zuzuflüstern, daß der König Tillotson -zum Nachfolger Sancroft's bestimmt habe. Die Nachricht verdroß Compton -heftig, denn er hatte nicht ohne Grund geglaubt, daß er in seinen -Ansprüchen keinen Rivalen habe. Er hatte die Königin und ihre Schwester -erzogen, und der Erziehung, die sie von ihm empfangen, dürfte sicherlich -wenigstens zum Theil die Festigkeit zugeschrieben, werden, mit der sie -trotz des Einflusses ihres Vaters der Landesreligion treu geblieben -waren. Compton war außerdem der einzige Prälat, der unter der vorigen -Regierung im Parlament seine Stimme gegen das Dispensationsrecht -erhoben, der einzige Prälat, der von der Hohen Commission suspendirt -worden war, der einzige Prälat, der die Einladung an den Prinzen von -Oranien unterzeichnet, der einzige Prälat, der wirklich die Waffen gegen -Papismus und Willkürgewalt ergriffen, der einzige Prälat, der mit noch -einem andren gegen eine Regentschaft gestimmt hatte. Unter den -Geistlichen der Provinz Canterbury, welche die Eide geleistet hatten, -war er dem Range nach der Erste. Er hatte daher einige Monate lang als -Stellvertreter des Primas fungirt; er hatte die neuen Souveraine -gekrönt, er hatte die neuen Bischöfe geweiht, und er stand auf dem -Punkte, der Convocation zu präsidiren. Dazu kam noch, daß er der Sohn -eines Earls war und daß kein Mann von gleich vornehmer Geburt damals auf -der Bank der Bischöfe saß, noch jemals seit der Reformation auf -derselben gesessen hatte. Daß die Regierung einen Priester seiner -eigenen Diöcese über ihn stellen wollte, der der Sohn eines Tuchmachers -aus Yorkshire war und der sich durch nichts als durch Talente und -Tugenden auszeichnete, war kränkend, und Compton, obgleich er durchaus -kein schlechtes Herz hatte, fühlte sich tief gekränkt. Vielleicht wurde -sein Verdruß durch den Gedanken noch vermehrt, daß er im Interesse -Derer, die ihn so zurücksetzten, Manches gethan, was sein Gewissen -gedrückt und seinen Ruf befleckt hatte, daß er einmal die Winkelzüge -eines Diplomaten ausgeübt und ein andermal seinen Amtsbrüdern, durch -Tragen des Büffelwamses und der Reiterstiefeln Aergerniß gegeben hatte. -Maßlosen Ehrgeizes konnte er Tillotson nicht beschuldigen. Aber obgleich -Tillotson selbst an dem Erzbisthum gar nichts gelegen war, bot er doch -seinen Einfluß nicht zu Gunsten Compton's auf, sondern empfahl dringend -Stillingfleet als das geeignetste Oberhaupt der englischen Kirche. Die -Folge davon war, daß am Vorabend des Zusammentritts der Convocation der -Bischof, der an der Spitze des Oberhauses stehen sollte, der persönliche -Feind des Pfarrgeistlichen wurde, den die Regierung an der Spitze des -Unterhauses zu sehen wünschte. Dieser Streit häufte neue Schwierigkeiten -auf Schwierigkeiten, welche keiner Vermehrung bedurften.[124] - - -Zusammentritt der Convocation. - -Erst am 20. November versammelte sich die Convocation zur Erledigung von -Geschäften. Das Versammlungslokal war gewöhnlich die Paulskirche -gewesen. Aber diese Kathedrale erhob sich nur langsam aus ihren -Trümmern, und wenn auch ihre Kuppel die hundert Kirchthürme der City -bereits hoch überragte, so waren doch die inneren Räume dem -Gottesdienste noch nicht geöffnet. Die Versammlung hielt daher ihre -Zusammenkünfte in Westminster.[125] In die schöne Kapelle Heinrich's -VII. war ein Tisch gestellt und Compton nahm den Präsidentenstuhl ein. -Zu seiner Rechten und Linken saßen in prunkenden Gewändern von Scharlach -und Grauwerk diejenigen Suffragane von Canterbury, welche die Eide -geleistet hatten, und am unteren Ende der Tafel war die Schaar der -Pfarrgeistlichen versammelt. Beveridge hielt eine lateinische Rede, in -der er das bestehende System zwar warm lobte, sich aber doch einer -gemäßigten Reform zugethan erklärte. Die Kirchengesetze, sagte er, seien -zweierlei Art. Einige Gesetze seien fundamental und ewig, ihre Autorität -stamme von Gott, und keine religiöse Gemeinschaft könne sie umstoßen, -ohne aufzuhören, einen Theil der Universalkirche zu bilden. Andere -Gesetze seien örtlich und temporär. Diese seien von menschlicher -Weisheit gemacht, und menschliche Weisheit könne sie daher abändern. -Allerdings dürften sie nicht ohne triftige Gründe abgeändert werden, -aber an solchen Gründen fehle es in diesem Augenblicke sicherlich nicht. -Eine zerstreute Heerde in eine Hürde und unter einen Schäfer zu bringen, -Steine des Anstoßes vom Pfade des Schwachen zu entfernen, lange -entfremdete Herzen mit einander auszusöhnen, die geistliche Zucht in -ihrer ursprünglichen Kraft wiederherzustellen, der besten und reinsten -der christlichen Gesellschaften eine Basis zu geben, breit genug, um -allen Angriffen der Erde und der Hölle zu widerstehen: dies seien -Zwecke, die wohl einige Modifikationen, nicht der katholischen -Institutionen, aber nationaler oder provincialer Gebräuche -rechtfertigten.[126] - - -Die Hochkirchlichen im Unterhause der Convocation überwiegend. - -Nachdem das Unterhaus diese Rede angehört, schritt es zur Wahl eines -Sprechers. Sharp, der wahrscheinlich von den einer Comprehension -günstigen Mitgliedern als einer der Hochkirchlichsten unter ihnen -vorgeschoben worden war, schlug Tillotson vor. Jane, der sich geweigert -hatte, kraft der königlichen Vollmacht zu handeln, wurde von der andren -Seite vorgeschlagen. Nach einer lebhaften Discussion ward Jane mit -fünfundfünfzig gegen achtundzwanzig Stimmen gewählt.[127] - -Der Wortführer wurde dem Bischof von London förmlich vorgestellt und -hielt nach altem Brauch eine lateinische Rede. In dieser Rede wurde die -anglikanische Kirche als die vollkommenste aller Institutionen gerühmt. -Der Redner deutete sehr verständlich an, daß weder in ihrer Doctrin, -noch in ihrer Disciplin, noch in ihrem Ritual eine Abänderung nöthig -sei, und er schloß seinen Vortrag mit einem bedeutungsvollen Satze. Als -Compton einige Monate früher die etwas ungeistliche Rolle eines -Reiterobersten spielte, hatte er in die Fahnen seines Regiments die -wohlbekannten Worte sticken lassen: »^Nolumus leges Angliae mutari^«, -und mit diesen Worten schloß Jane seine Rede.[128] - -Die Niederkirchlichen gaben indeß noch nicht alle Hoffnung auf. Sie -beschlossen wohlweislich, mit dem Vorschlage zu beginnen, daß Kapitel -aus den kanonischen Büchern an die Stelle der aus den Apokryphen -entnommenen zum Vorlesen beim Gottesdienste bestimmt werden sollten. Man -sollte meinen, daß dieser Vorschlag, selbst wenn es nicht einen einzigen -Dissenter im Königreiche gegeben hätte, wohl günstig hätte aufgenommen -werden müssen. Denn die Kirche hatte in ihrem sechsten Artikel erklärt, -daß die kanonischen Bücher berechtigt seien, heilige Schriften genannt -und als Richtschnur des Glaubens betrachtet zu werden, die -apokryphischen Bücher aber nicht. Die Hochkirchlichen aber waren -entschlossen, sich selbst dieser Reform zu widersetzen. Sie fragten in -Flugschriften, welche die Ladentische von Paternoster Row und Little -Britain bedeckten, warum die Landgemeinden des Genusses beraubt werden -sollten, von der Pechkugel, mit welcher Daniel den Drachen erblickte, -und von dem Fische zu hören, dessen Leber einen Geruch verbreitete, vor -welchem der Teufel von Ekbatana bis nach Egypten floh. Und gebe es nicht -Kapitel von der Weisheit des Sohnes Sirach's, welche viel interessanter -und erbaulicher seien als die Genealogien und Namensverzeichnisse, -welche einen großen Theil der Chroniken der jüdischen Könige und der -Erzählung Nehemia's füllten? Kein ernster Geistlicher würde jedoch in -der Kapelle Heinrich's VII. zu behaupten gewagt haben, daß es unmöglich -sei, in vielen hundert vom heiligen Geist eingegebenen Seiten funfzig -oder sechzig Kapitel zu finden, welche erbaulicher wären als irgend -etwas, was aus den Werken der angesehensten nicht inspirirten Moralisten -oder Historiker extrahirt werden könnte. Die Häupter der Majorität -beschlossen daher, einer Debatte auszuweichen, in der sie in eine -unangenehme Alternative hätten versetzt werden müssen. Ihr Plan war, -nicht die Vorschläge der Commissionsmitglieder zu verwerfen, sondern -einer Discussion über dieselben vorzubeugen, und zu dem Ende wurde ein -System der Taktik adoptirt, das sich als erfolgreich erwies. - -Das Gesetz, so wie es seit einer langen Reihe von Jahren interpretirt -worden war, verbot der Convocation, irgend welche kirchliche Verordnung -ohne vorherige Ermächtigung seitens der Krone auch nur in Berathung zu -nehmen. Diese Ermächtigung, mit dem großen Siegel versehen, brachte -Nottingham in aller Form in die Kapelle Heinrich's VII. Zu gleicher Zeit -überreichte er eine Botschaft vom Könige. Seine Majestät ermahnte die -Versammlung, ruhig und vorurtheilsfrei die Vorschläge der Commission zu -prüfen, und erklärte, daß er nur die Ehre und die Vortheile der -protestantischen Religion im allgemeinen und der englischen Kirche im -besonderen im Auge habe.[129] - - -Meinungsverschiedenheit zwischen den beiden Häusern der Convocation. - -Die Bischöfe einigten sich schnell über eine Dankadresse für die -königliche Botschaft und forderten das Unterhaus zum Beitritt auf. Jane -und seine Anhänger erhoben Einwendungen über Einwendungen dagegen. -Zuerst beanspruchten Sie das Recht eine Separatadresse zu überreichen. -Als sie gezwungen wurden, darauf zu verzichten, verweigerten sie ihre -Zustimmung zu irgend einem Ausdrucke, mit welchem gesagt werde, daß die -englische Kirche mit irgend einer andren protestantischen -Glaubensgesellschaft etwas gemein habe. Es wurden Amendements und -Beweisgründe hin und her geschickt, Conferenzen gehalten, bei denen -Burnet für die eine und Jane für die andre Seite die Hauptwortführer -waren, und endlich mit großer Mühe ein Uebereinkommen zu Stande -gebracht, dessen Resultat eine, im Vergleich zu der von den Bischöfen -entworfenen, kalte und unfreundliche Adresse war, welche dem Könige im -Bankethause überreicht wurde. Er verbiß seinen Unmuth, gab eine -freundliche Antwort und sprach die Hoffnung aus, die Versammlung werde -nun endlich zur Berathung der wichtigen Comprehensionsfrage -schreiten.[130] - - -Das Unterhaus der Convocation erweist sich als unlenksam. - -Damit waren jedoch die Führer des Unterhauses nicht einverstanden. -Sobald sie sich wieder in der Kapelle Heinrich's VII. befanden, -veranlaßte einer von ihnen eine Debatte über die eidverweigernden -Bischöfe. Trotz des bedauerlichen Gewissensbedenkens, den diese Prälaten -hegten, seien sie doch gelehrte und heilige Männer, und ihr Rath könne -unter den gegenwärtigen Umständen der Kirche von größtem Nutzen sein. -Das Oberhaus sei in Abwesenheit des Primas und vieler seiner -angesehensten Suffragane kaum ein Oberhaus. Könne nichts geschehen, um -diesen Uebelstand zu beseitigen?[131] Ein andres Mitglied beklagte sich -über einige unlängst erschienene Pamphlets, in denen nicht mit der -gebührenden Achtung von der Convocation gesprochen werde. Die -Versammlung fing Feuer. Sei es nicht empörend, daß dieses ketzerische -und schismatische Zeug in den Straßen öffentlich ausgeboten und in den -Läden von Westminsterhall, hundert Schritt von dem Stuhle des -Wortführers, verkauft werden dürfe? Das Werk der Verstümmelung der -Liturgie und der Verwandlung der Kathedralen in Conventikel könne gewiß -so lange aufgeschoben werden, bis die Synode Maßregeln zum Schutze ihrer -eignen Freiheit und Würde getroffen habe. Es wurde nun darüber -debattirt, wie das Drucken solcher anstößiger Bücher verhindert werden -könne. Einige waren für Klagerhebung, Andere für eine geistliche -Censur.[132] Unter solchen Berathungen verstrich Woche auf Woche. Nicht -ein einziger auf eine Comprehension bezüglicher Vorschlag war auch nur -discutirt worden. Weihnachten rückte heran, und zu dieser Zeit sollten -die Sitzungen unterbrochen werden. Die Bischöfe wünschten, daß während -der Ferien ein Ausschuß beisammen bleibe, um die Geschäfte -vorzubereiten. Das Unterhaus verweigerte seine Einwilligung.[133] Es war -jetzt augenscheinlich, daß dieses Haus sich fest vorgenommen hatte, -nicht einmal einen Theil des von den Königlichen Beauftragten -entworfenen Planes in Berathung zu nehmen. Die Abgeordneten der Diöcesen -waren in schlechterer Stimmung als bei ihrer ersten Ankunft in -Westminster. Viele von ihnen hatten wahrscheinlich noch niemals eine -Woche in der Hauptstadt zugebracht und hatten nicht geahnet, wie groß -der Unterschied zwischen einem Stadtgeistlichen und einem -Landgeistlichen war. Der Anblick des Luxus und der Bequemlichkeiten, -welche die beliebten Prediger der Hauptstadt, genossen, mußte in einem -Vikar aus Lincolnshire oder Caernarvonshire, der gewohnt war, so einfach -wie ein kleiner Farmer zu leben, nothwendig einige wehmüthige -Empfindungen erwecken. Gerade weil der Londoner Klerus durchgehends für -eine Comprehension war, wollten die Vertreter der Landgeistlichkeit -nichts davon wissen.[134] Die Prälaten als Gesammtheit wünschten -aufrichtig, daß den Nonconformisten ein Zugeständniß gemacht werden -möchte. Aber die Prälaten waren durchaus nicht im Stande, die aufsässige -Demokratie zu beugen. Ihre Zahl war gering, einige von ihnen waren dem -Parochialklerus im höchsten Grade zuwider, der Präsident hatte nicht die -volle Autorität eines Primas, und überdies war es ihm gar nicht unlieb, -die Männer, die ihn seiner Meinung nach übel behandelt hatten, in ihren -Plänen behindert und gekränkt zu sehen. - - -Die Convocation prorogirt. - -Man mußte nachgeben. Die Convocation wurde auf sechs Wochen prorogirt. -Nach Verlauf dieser sechs Wochen wurde sie aufs neue prorogirt und viele -Jahre vergingen, ehe sie ihre Thätigkeit wieder beginnen durfte. - -So endete, und zwar für immer, die Hoffnung, daß die englische Kirche -bewogen werden könnte, den Bedenken der Nonconformisten ein Zugeständniß -zu machen. Eine gelehrte und ehrenwerthe Minorität des Priesterstandes -gab diese Hoffnung mit tiefem Bedauern auf. Sehr bald jedoch fanden -selbst Burnet und Tillotson Grund zu glauben, daß ihre Niederlage -thatsächlich ein glückliches Entrinnen war und daß der Sieg ein Unglück -gewesen sein würde. Eine Reform, wie sie zu den Zeiten der Königin -Elisabeth die große Gesammtheit der englischen Protestanten vereinigt -haben würde, würde zu Wilhelm's Zeiten mehr Herzen einander entfremdet -als versöhnt haben. Das Schisma, welches die Eide herbeigeführt hatten, -war bis jetzt noch ohne Bedeutung. Neuerungen wie die von der -Königlichen Commission vorgeschlagenen würden ihm eine gefährliche -Wichtigkeit gegeben haben. Bis jetzt saß ein Laie, mochte er auch das -Verfahren der Convention für unverantwortlich halten und die -Tugendhaftigkeit des eidverweigernden Klerus preisen, nach wie vor unter -der gewohnten Kanzel und kniete an dem gewohnten Altare. Wenn aber in -diesem Augenblicke, während seine Gemüthsstimmung durch das seinen -Lieblingsgeistlichen zugefügte vermeintliche Unrecht gereizt und er -vielleicht in Zweifel war, ob er ihrem Beispiele folgen solle oder -nicht, seine Augen und Ohren durch Aenderungen in dem Gottesdienste, dem -er innig zugethan war, beleidigt worden, wenn die Compositionen der -Doctoren des Jerusalemszimmers an die Stelle der alten Collecten -getreten wären, wenn er Geistliche ohne Chorhemd Kelch und Hostienteller -sitzenden Communicanten hätte darreichen sehen, so würde das Band, das -ihn an die Landeskirche knüpfte, zerrissen sein. Er würde sich in eine -Versammlung von Eidverweigerern begeben haben, wo der Gottesdienst, den -er liebte, ohne Verstümmelungen abgehalten wurde, die neue Secte, welche -für jetzt noch fast ausschließlich aus Priestern bestand, würde bald -durch viele und zahlreiche Gemeinden verstärkt worden sein, und diese -Gemeinden würden eine verhältnißmäßig größere Menge Reicher, Vornehmer -und Gebildeter aufzuweisen gehabt haben, als irgend eine andre -Dissentergemeinde. Die so verstärkten episkopalen Schismatiker würden -dem neuen Könige und seinen Nachfolgern wahrscheinlich eben so furchtbar -gewesen sein, wie die puritanischen Schismatiker es jemals den Fürsten -des Hauses Stuart waren. Es ist eine unbestreitbare und höchst -lehrreiche Thatsache, daß wir die bürgerliche und religiöse Freiheit, -deren wir uns jetzt erfreuen, zum großen Theil der Beharrlichkeit -verdanken, mit der die hochkirchliche Partei in der Convocation von 1689 -sich weigerte, irgend einen Comprehensionsplan auch nur in Berathung zu -nehmen.[135] - ----------- - -[Fußnote 1: Siehe die Verhandlungen der Lords vom 5. Febr. 1688/89 und -mehreren darauffolgenden Tagen; Braddon's Pamphlet betitelt: ^The Earl -of Essex's Memory and Honour Vindicated, 1690^, und die London Gazette -vom 31. Juli und 4. und 7. August 1690, worin Lady Essex und Burnet -öffentlich Braddon widersprachen.] - -[Fußnote 2: Ob die Verurtheilung Lord Russel's, wenn sie nicht -umgestoßen worden wäre, für seinen Sohn ein Hinderniß gewesen sein -würde, ihm im Earlthum Bedford nachzufolgen, ist eine schwer zu -entscheidende Frage. Der alte Earl holte darüber die Gutachten der -größten Juristen der damaligen Zeit ein, die man noch in den Archiven zu -Woburn sehen kann. Bemerkenswerth ist, daß eines dieser Gutachten von -Pemberton herrührt, der bei dem Prozesse den Vorsitz geführt hatte. -Dieser Umstand beweist, daß die Familie ihn keiner Ungerechtigkeit oder -Grausamkeit beschuldigte, und er hatte sich auch in der That so gut -benommen, wie irgend ein andrer Richter sich vor der Revolution in einem -ähnlichen Falle benommen hatte.] - -[Fußnote 3: ^Grey's Debates, March 1688/89.^] - -[Fußnote 4: Die Edicte, welche die Todesurtheile Russell's, Sidney's, -Cornish's und der Alice Lisle umstießen, waren Geheim-Edicte. In die -Gesetzsammlung sind daher nur die Titel derselben aufgenommen, die -Edicte selbst aber findet man in Howell's ^Collection of State Trials^.] - -[Fußnote 5: ^Commons' Journals, June 24. 1689.^] - -[Fußnote 6: Johnson erzählt diese Geschichte selbst in seinem -sonderbaren Pamphlet, betitelt: ^Notes upon the Phoenix Edition of the -Pastoral Letter, 1694^.] - -[Fußnote 7: Einige Nota des Ehrwürdigen Samuel Johnson, der Folioausgabe -seiner 1710 erschienenen Werke vorangestellt.] - -[Fußnote 8: ^Lords' Journals, May 15. 1689.^] - -[Fußnote 9: ^North's Examen, 224.^ North's Zeugniß wird durch mehrere -zeitgenössische Pasquille in Prosa und in Versen bestätigt. Siehe auch -das [Griechisch: eikôn brotoloigou], 1697.] - -[Fußnote 10: Halifax-Manuscript im Britischen Museum.] - -[Fußnote 11: Dedicationsepistel zu Oates' [Griechisch: eikôn basilikê].] - -[Fußnote 12: In einer Ballade aus der damaligen Zeit kommen folgende -Zeilen vor: - - »Kommt her, Ihr Whigs, und leiht mir Eure Ohren, - Habt Ihr nicht, wie der Doctor, sie verloren.« - -Diese Zeilen müssen Mason vorgeschwebt haben, als er das Couplet -schrieb: - - »Merkt auf Ihr Hills, Ihr Johnsons, Scots, Shebbeares, - Hört meinen Ruf, denn mancher unter Euch hat Ohren.«] - -[Fußnote 13: ^North's Examen, 224, 234.^ North spricht von sechshundert -Pfund. Aber ich habe nach der unverschämten Petition, welche Oates -unterm 25. Juli 1689 an die Gemeinen richtete, die größere Summe -angenommen. Siehe die Verhandlungen.] - -[Fußnote 14: Van Citters bedient sich dieses Spottnamens ganz ernsthaft -in seinen Depeschen an die Generalstaaten.] - -[Fußnote 15: ^Lords' Journals, May 30. 1689.^] - -[Fußnote 16: ^Lords' Journals, May 31. 1689; Commons' Journals, Aug. 2.; -North's Examen, 224; Narcissus Luttrell's Diary.^] - -[Fußnote 17: Sir Robert war der ursprüngliche Held der »Rehearsal« und -wurde Bilboa genannt. In die umgearbeitete »Dunciade« setzte Pope die -Zeilen: - - »Und hochgeborner Howard, majestät'scher Sire. - Ergänzt den Chorus mit den Narr'n von Stande.« - -Pope's hochgeborner Howard war Eduard Howard, der Autor der ^British -Princes^.] - -[Fußnote 18: ^Key to the Rehearsal; Shadwell's Sullen Lovers; Pepys May -5., 8. 1668; Evelyn, Februar 16. 1684/85.^] - -[Fußnote 19: ^Grey's Debates und Commons' Journals, June 4., 11. 1689.^] - -[Fußnote 20: ^Lords' Journals, June 6. 1689.^] - -[Fußnote 21: ^Commons' Journals, August 2. 1689^; die außerordentlichen -holländischen Gesandten an die Generalstaaten vom 30. Juli (9. August).] - -[Fußnote 22: ^Lords' Journals, July 30. 1689; Narcissus Luttrell's -Diary; Clarendon's Diary, July 31. 1689.^] - -[Fußnote 23: ^Commons' Journals, July 31., August 13. 1689.^] - -[Fußnote 24: ^Commons' Journals, August 20.^] - -[Fußnote 25: Oldmixon klagt die Jakobiten, Burnet die Republikaner an. -Obwohl Burnet regen Antheil an der Discussion dieser Frage nahm, so ist -doch sein Bericht über die dabei stattgehabten Vorgänge sehr ungenau. Er -sagt, die Klausel sei von den Gemeinen lebhaft debattirt worden und -Hampden habe nachdrücklich für dieselbe gesprochen. Wir erfahren aber -aus den Protokollen (19. Juni 1689), daß sie ^nemine contradicente^ -verworfen wurde. Die holländischen Gesandten bezeichnen sie als »^een -propositie 'twelck geen ingressie schynt te sullen vinden.^«] - -[Fußnote 26: ^London Gazette, August 1. 1689; Narcissus Luttrell's -Diary.^] - -[Fußnote 27: Die Geschichte dieser Bill findet man in den Protokollen -der beiden Häuser und in Grey's ^Debates^.] - -[Fußnote 28: Siehe ^Grey's Debates^ und die ^Commons' Journals^ vom März -bis Juli. Die zwölf Kategorien findet man in den Protokollen vom 23. und -29. Mai und vom 8. Juni.] - -[Fußnote 29: Halifax-Manuscript im Britischen Museum.] - -[Fußnote 30: ^The Life and Death of George Lord Jeffreys^; Finch's Rede -in Grey's ^Debates^, 1. März 1688/89.] - -[Fußnote 31: Siehe unter vielen anderen Schriften ^Jeffreys's Elegy; -Letter to the Lord Chancellor exposing to him the sentiments of the -people; Elegy of Dangerfield; Dangerfield's Ghost to Jeffreys; Humble -Petition of Widows and fatherless Children in the West; The Lord -Chancellors Discovery and Confession made in the time of his sickness in -the Tower; Hickeringill's Ceremonymonger;^ ein Flugblatt betitelt: »^O -rare show! O rare sight! O strange monster! The like not in Europe! To -be seen near Tower Hill, a few doors beyond the Lion's den.^«] - -[Fußnote 32: ^Life and Death of George Lord Jeffreys.^] - -[Fußnote 33: Tutchin erzählt dies selbst in den ^Bloody Assizes^.] - -[Fußnote 34: Siehe die Biographie des Erzbischofs Sharp von seinem -Sohne. Was zwischen Scott und Jeffreys vorging, erzählte Ersterer Sir -Joseph Jockyl. Siehe auch Tindal's Geschichte und Echard III. 932. -Echard's Berichterstatter, der nicht genannt ist, der aber gute -Gelegenheit gehabt zu haben scheint, die Wahrheit zu erfahren, sagte, -Jeffreys sei nicht, wie man allgemein glaube, an den Folgen der -Trunksucht, sondern am Stein gestorben. Diese Meinungsverschiedenheit -ist von geringer Bedeutung. Soviel ist gewiß, daß Jeffreys sehr unmäßig -war, und seine Krankheit war eine von denjenigen, welche durch -Unmäßigkeit notorisch verschlimmert werden.] - -[Fußnote 35: Siehe ^A Full and True Account of the Death of George Lord -Jeffreys, licensed on the day of his death^. Der erbärmliche Le Noble -wurde nicht müde zu wiederholen, Jeffreys sei durch den Usurpator -vergiftet worden. Ich will eine kurze Stelle als Probe von den -Verleumdungen anführen, deren Gegenstand König Wilhelm war. »^Il -envoya,^« sagt Pasquin, »^ce fin ragoût de champignons au Chancelier -Jeffreys, prisonnier dans la Tour, qui les trouva du même goust et du -même assaisonnement que furent les derniers dont Agrippine regala le -bonhomme Claudius, son époux, et que Néron appella depuis la viande des -Dieux.^« Marforio fragt: »^Le Chancelier est donc mort dans la Tour?^« -Pasquin antwortet: »^Il estoit trop fidèle à son Roi légitime et trop -habile dans les loix du royaume, pour échapper à l'Usurpateur qu'il ne -vouloit point reconnoistre. Guillemot prit soin de faire publier que ce -malheureux prisonnier estoit attaqué d'une fièvre maligne: mais, à -parler franchement, il vivroit peutestre encore, s'il n'avoit rien mangé -que de la main de ses anciens cuisiniers.^« -- ^Le Festin de Guillemot, -1689.^ Dangeau (7. Mai) erwähnt eines Gerüchts, daß Jeffreys sich selbst -vergiftet habe.] - -[Fußnote 36: ^Grey's Debates, June 12. 1689.^] - -[Fußnote 37: Siehe ^Commons' Journals^ und ^Grey's Debates, June 1., 3., -4. 1689; Life of William 1704.^] - -[Fußnote 38: ^Burnet MS. Harl. 6584^; Avaux an de Croissy, 16. (26.) -Juni 1689.] - -[Fußnote 39: Bezüglich der Protokolle des Geheimen Raths siehe die -^Commons' Journals^ vom 22. und 28. Juni und vom 3., 5., 13. und 16. -Juli.] - -[Fußnote 40: Der Brief von Halifax an Lady Russell ist vom 23. Juli -1689, etwa vierzehn Tage nach dem Angriffe auf ihn bei den Lords und -etwa acht Tage vor dem Angriffe bei den Gemeinen, datirt.] - -[Fußnote 41: Siehe die ^Lords' Journals^ vom 10. Juli 1689 und einen -Brief aus London vom 11. (21.) Juli, den Croissy an Avaux sendete. Don -Pedro de Ronquillo erwähnt des Angriffs der whiggistischen Lords auf -Halifax in einer Depesche, deren Datum ich nicht angeben kann.] - -[Fußnote 42: Dies geschah Sonnabend den 3. August. Da die Abstimmung im -Comité stattfand, sind die Zahlen nicht in die Protokolle aufgenommen. -Clarendon sagt in seinem Tagebuche, die Majorität habe elf Stimmen -betragen. Aber Narcissus Luttrell, Oldmixon und Tindal geben sie -übereinstimmend auf vierzehn an. Der größte Theil des Wenigen was ich -über diese Debatte gefunden habe, ist in einer Depesche von Don Pedro de -Ronquillo enthalten. »^Se resolvio,^« sagt er, »^que el sabado, en -comity de toda la casa, se tratasse del estado de la nation para -representarle al Rey. Emperose por acusar al Marques de Olifax; y -reconociendo sus emulos que no tenian partido bastante, quisieron -remitir para otro dia esta motion: pero el Conde de Elan, primogenito -del Marques de Olifax, miembro de la casa, les dijo que su padre no era -hombre para andar peloteando con el, y que se tubiesse culpa lo acabasen -de castigar, que el no havia menester estar en la corte para portarse -conforme á su estado, pues Dios le havia dado abundamente para poderlo -hazer; con que por pluralidad de voces vencio su partido.^« Ich -vermuthe, daß Lord Eland auf die Armuth einiger von den Feinden seines -Vaters und auf die Habgier anderer anspielen wollte.] - -[Fußnote 43: Diese Veränderung in der Stimmung, welche unmittelbar auf -die Debatte über den Antrag auf Halifax' Entlassung folgte, wird von -Ronquillo erwähnt.] - -[Fußnote 44: Ueber Ruvigny siehe Sir Simon's Memoiren vom Jahre 1697 und -Burnet I. 366. Einige interessante Angaben über Ruvigny und über die -hugenottischen Regimenter findet man auch in einer Erzählung aus der -Feder eines französischen Refugiés Namens Dumont. Diese Erzählung, ein -Manuscript, das ich bei Gelegenheit als das Dumont-Manuscript citiren -werde, wurde mir vom Dechanten von Ossory freundlichst geliehen.] - -[Fußnote 45: Siehe das ^Abrègé de la Vie de Fréderic Duc de Schomberg^, -von Lunancy, 1690, die Memoiren des Grafen Dohna und die Anmerkung St. -Simon's zu Dangeau's Journal, 30. Juli 1690.] - -[Fußnote 46: Siehe die Protokolle der Gemeinen vom 16. Juli 1689 und vom -1. Juli 1814.] - -[Fußnote 47: Protokolle der Lords, und der Gemeinen vom 20. August 1689; -London Gazette vom 22. August.] - -[Fußnote 48: »^J'estois d'avis qu', après que la descente seroit faite, -si on apprenoit que des Protestans se fussent soulevez en quelques -endroits du royaume, on fit main basse sur tous généralement.^« -- -Avaux, 31. Juli (10. Aug.) 1689.] - -[Fußnote 49: »^Le Roy d'Angleterre m'avoit écouté assez paisiblement la -première fois que je luy avois proposé ce qu'il avoit à faire contre les -Protestans.^« -- Avaux, 4. (14.) Aug.] - -[Fußnote 50: Avaux, 4. (14.) Aug. Er schreibt: »^Je m'imnagine qu'il est -persuadé que, quoiqu'il ne donne point d'ordre sur cela, la plupart des -Catholiques de la campagne se jetteront sur les Protestans.^«] - -[Fußnote 51: Ludwig tadelte unterm 22. Aug. (6. Sept.) Avaux, obwohl -viel zu mild, wegen seines Vorschlags, die ganze protestantische -Bevölkerung von Leinster, Connaught und Munster niederzumetzeln. »^Je -n'approuve pas cependant la proposition que vous faites de faire main -basse sur tous les Protestans du royaume, du moment qu', en quelque -endroit que ce soit, ils se seront soulevez: et, outre que la punition -d'une infinité d'innocens pour peu de coupables ne seroit pas juste, -d'ailleurs les represailles contre les Catholiques seroient d'autant -plus dangereuses, que les premiers se trouveront mieux armez et soutenus -de toutes les forces d'Angleterre.^«.] - -[Fußnote 52: Ronquillo drückt unterm 9. (19.) Aug., wo er von der -Belagerung von Londonderry spricht, sein Erstaunen aus, »^que una plaza -sin fortificazion y sin gentes de guerra aya hecho una defensa tan -gloriosa, y que los sitiadores al contrario ayan sido tan poltrones.^«] - -[Fußnote 53: Diese Angaben über die irische Armee sind aus zahlreichen -Briefen von Avaux an Ludwig und an dessen Minister zusammengestellt. Ich -will einige der interessantesten Stellen anführen. »^Les plus beaux -hommes,^« sagt Avaux von den Irländern, »^qu'on peut voir. Il n'y en a -presque point au dessous de cinq pieds cinq à six pouces.^« Der -französische Fuß ist bekanntlich länger als der unsrige. »^Ils sont très -bien faits: mais ils ne sont ny disciplinez ny armez, et de surplus sont -de grands voleurs.« -- »La plupart de ces régimens sont levez par des -gentilhommes qui n'ont jamais esté à l'armée. Ce sont des tailleurs, des -bouchers, des cordonniers, qui ont formé les compagnies et qui en sont -les Capitaines.« -- »Jamais troupes n'ont marché comme font celles-cy. -Ils vont comme des bandits, et pillent tout ce qu'ils trouvent en -chemin.« -- »Quoiqu'il soit vrai que les soldats paroissent fort résolus -à bien faire, et qu'ils soient fort animez contre les rebelles, -néantmoins il ne suffit pas de cela pour combattre ... Les officiers -subalternes sont mauvais, et, à la reserve d'un très petit nombre, il -n'y en a point qui ayt soin des soldats, des armes, et de la -discipline.« -- »On a beaucoup plus de confiance en la cavalerie, dont -la plus grande partie est assez bonne.^« -- Einige Reiterregimenter lobt -Avaux ganz besonders. Von zweien derselben sagt er: »^On ne peut voir de -meilleur régiment.^« Die Richtigkeit des Urtheils, das er sich über die -Infanterie wie über die Cavallerie gebildet, zeigte sich nach seiner -Abreise deutlich am Boyne.] - -[Fußnote 54: Ich will ein Paar Stellen aus den damals von Avaux -geschriebenen Depeschen anführen. Unterm 7. (17.) September schreibt er: -»^De quelque costé qu'on se tournât, on ne pouvoit rien prevoir que de -désagréable. Mais dans cette extrémité chacun s'est évertué. Les -officiers ont fait leur recrues avec beaucoup de diligence.^« Drei Tage -später sagt er: »^Il y a quinze jours que nous n'espérions guère de -pouvoir mettre les choses en si bon estat: mais my Lord Tyrconnel et -tous les Irlandais ont travaillé avec tant d'empressement qu'on s'est -mis en estat de deffense.^«] - -[Fußnote 55: Avaux, 20. (30. Aug.), 25. Aug. (4. Sept.), 26. Aug. (5. -Sept.); ^Life of James II. 373^; Melfort's Selbstvertheidigung unter den -^Nairne Papers^. Avaux sagt: »^Il pourra partir ce soir à la nuit: car -je vois biens qu'il apprehende qu'il ne sera pas sur pour luy de partir -en plein jour.^«] - -[Fußnote 56: ^Story's Impartial History of the Wars of Ireland, 1693; -Life of James, II. 374.^; Avaux, 7. (17.) Sept. 1689; ^Nihell's -Journal^, gedruckt 1689 und neu herausgegeben von Macpherson.] - -[Fußnote 57: ^Story's Impartial History.^] - -[Fußnote 58: ^Story's Impartial History.^] - -[Fußnote 59: Avaux, 10. (20.) Sept. 1689; ^Story's Impartial History; -Life of James, II. 377. 387. Orig. Mem.^ Story und Jakob schätzen die -irische Armee übereinstimmend auf etwa zwanzigtausend Mann. Siehe auch -Dangeau, 28. Oct. 1689.] - -[Fußnote 60: ^Life of James, II. 377, 378. Orig. Mem.^] - -[Fußnote 61: Siehe ^Grey's Debates^, Nov. 26., 27., 28. 1689 und den -^Dialogue between a Lord Lieutenant and one of his deputies, 1692.^] - -[Fußnote 62: ^Nihill's Journal^. Ein französischer Offizier sagt in -einem bald nach Schomberg's Landung an Avaux geschriebenen Briefe: »^Les -Huguenots font plus de mal que les Anglois, et tuent force Catholiques -pour avoir fait résistance.^«] - -[Fußnote 63: Story; Erzählung, welche Avaux unterm 26. Nov. (6. Dec.) -1689 Seignelay übersandte; London Gazette vom 14. Oct. 1689. Merkwürdig -ist es, daß, obgleich Dumont sich im Lager bei Dundalk befand, in seinem -Manuscripte von der Verschwörung unter den Franzosen nichts erwähnt -ist.] - -[Fußnote 64: ^Story's Impartial History^; Dumont-Manuscript. Die -Gottlosigkeit und Unsittlichkeit, welche während der Krankheit im Lager -herrschten, werden in vielen damaligen Pamphlets in Versen wie in Prosa -erwähnt. Man sehe insbesondere eine Satyre betitelt: ^Reformation of -Manners^, Theil II.] - -[Fußnote 65: ^Story's Impartial History.^] - -[Fußnote 66: Avaux, 11. (21.) Oct., 14. (24.) Nov. 1689; ^Story's -Impartial History; Life of James, II. 382, 383. Orig. Mem.; Nihell's -Journal.^] - -[Fußnote 67: ^Story's Impartial History^; Schomberg's Depeschen; -^Nihell's Journal^ und ^Life of James; Burnet II. 20.^; Dangeau's -Tagebuch während dieses Herbstes; die Erzählung, welche Avaux an -Seignelay einsandte, und das Dumont-Manuscript. Die Lügen der London -Gazette sind haarsträubend. Während des ganzen Herbstes sollen die -Truppen beständig in guter Verfassung gewesen sein. In dem albernen -Drama, betitelt: ^The Royal Voyage^, welches zur Belustigung des -Londoner Pöbels im Jahre 1689 aufgeführt wurde, werden die Irländer -dargestellt, wie sie einige von den kranken Engländern angreifen. Die -Engländer schlagen die Angreifenden in die Flucht und fallen dann todt -nieder.] - -[Fußnote 68: Siehe seine Depeschen im Anhange zu Dalrymple's Memoiren.] - -[Fußnote 69: London Gazette vom 20. Mai 1689.] - -[Fußnote 70: Bleib' in der Stadt. -- D. Uebers.] - -[Fußnote 71: ^Commons' Journals, Nov. 13. 23. 1689; Grey's Debates, Nov. -13. 14. 18. 23. 1689.^ Siehe unter vielen Schmähschriften die ^Parable -of the Bearbaiting; Reformation of Manners, a Satire; The Mock Mourners, -a Satire.^ Außerdem auch ^Pepys's Diary, Kept at Tangier, Oct. 15. -1683.^] - -[Fußnote 72: Die beste Uebersicht über diese Verhandlungen findet man in -Wagenaar, 61. Er hat die Witsen'schen Papiere zur Hand gehabt und -denselben zahlreiche Citate entnommen. Witsen war es, der in heftiger -Bewegung unterschrieb, »^zo als,^« sagt er, »^myne beevende hand -getuigen kan.^« Die Verträge findet man in Dumont's ^Corps -Diplomatique^. Sie wurden im August 1689 unterzeichnet.] - -[Fußnote 73: Der Vertrag zwischen dem Kaiser und den Generalstaaten ist -vom 12. Mai 1689 datirt. Er befindet sich in Dumont's ^Corps -Diplomatique^.] - -[Fußnote 74: Siehe die Depesche Waldeck's in der London Gazette vom 26. -Aug. 1689. ^Historical Records of the First Regiment of Foot;^ Dangeau, -28. Aug.; Monthly Mercury, September 1689.] - -[Fußnote 75: Siehe den ^Dear Bargain^, ein im Jahr 1690 heimlich -gedrucktes jakobitisches Pamphlet. »Ich habe keine Geduld mehr,« sagt -der Verfasser, »nach diesem Schurken (Marlborough) noch einen andren zu -erwähnen. Alle sind im Vergleich zu ihm unschuldig, selbst Kirke.«] - -[Fußnote 76: Siehe den Monthly Mercury vom September 1689 und von den -vier folgenden Monaten; auch Welwood's ^Mercurius Reformatus^ vom 18., -25. Sept. und 8. Oct. 1689. Melfort's Instructionen und seine -Denkschriften für den Papst und den Cardinal von Este finden sich in den -^Nairne Papers^; einige Auszüge hat Macpherson abgedruckt.] - -[Fußnote 77: Siehe die Antwort eines Eidverweigerers auf die -Aufforderung des Bischofs von Sarum im Anhange zu ^The Life of -Kettlewell^. Unter den Tanner'schen Manuscripten in der Bodlejanischen -Bibliothek befindet sich ein Aufsatz, den ich anzuführen wage, da -Sancroft ihn der Aufbewahrung werth gehalten hat. Der Verfasser, ein -entschiedener Eidverweigerer, sagt, nachdem er durch allerhand leere -Ausflüchte den von einem fügsameren Geistlichen aus der Praxis der -primitiven Kirche entlehnten Argumente auszuweichen versucht hat: -»Angenommen die ersten Christen hätten fortwährend, seit den Zeiten der -Apostel, ihre früheren Fürsten geleisteten Eide so wenig beachtet, als -er behauptet, wird er deshalb sagen wollen, daß ihre Verfahrungsweise -als Regel gelten müsse? Leute von übrigens sehr orthodoxen Grundsätzen -haben Böses gethan und allgemein dazu aufgemuntert.« Die aus der Praxis -der ersten Christen hergeleitete Beweisführung ist sehr gut -zusammengestellt in einer Schrift, betitelt: ^The Doctrine of -Non-resistance or Passive Obedience No Way concerned in the -Controversies now depending between die Williamites and the Jacobites, -by a Lay Gentleman of the Communion of the Church of England, as by Law -establish'd, 1689.^] - -[Fußnote 78: Eine der unterwürfigsten Adressen, welche je eine -Convocation votirt hat, war eine an Richard III. gerichtete. Sie findet -sich in Wilkin's ^Concilia^. Dryden stellt in seinem schönen -^Rifacimento^, einer der schönsten Stellen seiner ^Canterbury Tales^, -den »guten Pfarrer« dar, wie er lieber seine Pfründe aufgiebt als den -Herzog von Lancaster als König von England anerkennt. Für diese -Darstellung findet sich weder in Chaucer's Gedicht noch anderswo ein -Rechtfertigungsgrund. Dryden wollte etwas schreiben, was die -Geistlichen, welche die Eide geleistet hatten, verdroß und deshalb -dichtete er einem katholischen Priester des 14. Jahrhunderts einen -Aberglauben an, der erst bei den anglikanischen Priestern des 17. -Jahrhunderts entstanden ist.] - -[Fußnote 79: Siehe die Vertheidigung des Bekenntnisses, welches der -Ehrwürdige Vater in Gott, Johann Lake, Lord Bischof von Chichester, in -Bezug auf den passiven Gehorsam und die neuen Eide auf seinem Sterbebett -abgab. 1690.] - -[Fußnote 80: ^London Gazette, June 30. 1689. Narcissus Luttrell's -Diary.^ »Die ausgezeichnetsten Männer,« sagt Luttrell.] - -[Fußnote 81: Siehe in Kettlewell's Leben, III. 72., den Widerruf, den er -für einen Geistlichen aufgesetzt hatte, welcher die Eide geleistet hatte -und es nachher bereuete.] - -[Fußnote 82: Siehe den Bericht über Dr. Dove's Verhalten in Clarendon's -^Diary^, und den Bericht über Dr. Marsh's Verhalten in Kettlewell's -Leben.] - -[Fußnote 83: ^The Anatomy of a Jacobite Tory, 1690.^] - -[Fußnote 84: ^Dialogue between a Whig and a Tory.^] - -[Fußnote 85: ^Narcissus Luttrell's Diary, Nov. 1691, Feb. 1692.^] - -[Fußnote 86: ^Life of Kettlewell III. 4.^] - -[Fußnote 87: Siehe Turner's Brief an Sancroft vom Himmelfahrtstage 1689. -Das Original befindet sich unter den Tannerschen Manuscripten in der -Bodlejanischen Bibliothek. Der Brief ist jedoch nebst vielen andrem -interessanten Material in dem unlängst erschienenen ^Life of Ken, by a -Layman^, abgedruckt. Siehe auch ^The Life of Kettlewell, III. 95.^ und -Ken's Brief an Burnet vom 5. October 1689 in Hawkin's ^Life of Ken^. -»Ich bin überzeugt,« schrieb Lady Russel an Dr. Fitzwilliam, »daß der -Bischof von Bath und Wells Andere dazu aufmunterte, sich zu fügen; -während er selbst es nicht über sich gewinnen konnte, freute er sich, -wenn Andere es thaten.« Ken erklärte, daß er Niemandem gerathen, die -Eide zu leisten, und Diejenigen, welche seinen Rath erbaten, auf ihre -eigenen Studien und Gebete verwiesen habe. Man wird finden, daß Lady -Russell's Behauptung und Ken's Verwahrung ziemlich auf Eins hinaus -laufen, wenn man diejenigen Rücksichten nimmt, welche selbst bei -Beurtheilung der Aussagen der wahrheitliebendsten Zeugen auf Stellung -und Gesinnung genommen werden müssen. Nachdem Ken sich endlich -entschlossen hatte, auf Seite der Eidverweigerer zu treten, versuchte er -es natürlich, seine Consequenz in so weit zu rechtfertigen, als er dies -ehrenhafterweise konnte, und Lady Russel, welche ihren Freund zur -Leistung der Eide bewegen wollte, legte natürlich auf seine Geneigtheit, -sich zu fügen, soviel Gewicht als sie dies ehrenhafterweise thun durfte. -Sie ging indeß zu weit, indem sie das Wort »aufmunterte« ^(excited)^ -brauchte. Auf der andren Seite ist es klar, daß Ken, indem er -Diejenigen, die ihn um Rath fragten, auf ihre eigenen Studien und Gebete -verwies, ihnen zu verstehen geben wollte, daß seiner Ansicht nach die -Eidesleistung Denen gestattet sei, die sie nach reiflicher Erwägung als -statthaft erkannten. Hatten ihn die Leute gefragt, ob es ihnen gestattet -sei, einen Meineid zu schwören oder Ehebruch zu begehen, so würde er -ihnen gewiß nicht geantwortet haben, daß sie die Sache reiflich erwägen -und die göttliche Entscheidung erflehen, sondern daß sie bei Gefahr -ihres Seelenheils davon abstehen sollten.] - -[Fußnote 88: Siehe das Gespräch vom 9. Juni 1784 in Boswell's ^Life of -Johnson^, und die Anmerkung. Boswell ist mit seiner gewohnten -Verkehrtheit Überzeugt, daß Johnson nicht daran gedacht haben könne, -»daß die wegen ihres hochherzigen Widerstandes gegen Willkürgewalt mit -Recht so hoch gefeierten sieben Bischöfe, dennoch Eidverweigerer waren.« -Nur fünf von den Sieben waren Eidverweigerer, und jeder Andre als -Boswell würde gewußt haben, daß man sich der Willkürgewalt widersetzen -und dabei doch kein guter Logiker sein kann. Der Widerstand, den -Sancroft und die anderen nichtschwörenden Bischöfe der Willkürgewalt -entgegensetzten, während sie nach wie vor an der Lehre vom -Nichtwiderstande festhielten, ist gerade der entscheidendste Beweis, daß -sie unfähig waren, zu raisonniren. Man darf nicht vergessen, daß sie -bereit waren, die ganze königliche Macht Jakob zu entziehen und auf -Wilhelm mit dem Titel eines Regenten zu übertragen. Ihr Skrupel hatte -nur das Wort König zum Gegenstande. - -Ich bin erstaunt, daß Johnson Wilhelm Law für keinen Logiker erklärte. -Law verfiel allerdings in große Irrthümer, aber es waren Irrthümer, -gegen welche die Logik keinen Schutz gewährt. In rein dialektischer -Gewandtheit übertrafen ihn sehr Wenige. Daß er mehr als einmal über -Hoadley den Sieg davon trug, wird kein aufrichtiger Whig leugnen. Doch -Law gehört nicht der Generation an, mit der ich es jetzt zu thun habe.] - -[Fußnote 89: Ware's ^History of the Writers of Ireland^, fortgesetzt von -Harris.] - -[Fußnote 90: ^Letter to a member of the Convention 1689.^] - -[Fußnote 91: ^Johnson's Notes on the Phoenix Edition of Burnet's -Pastoral Letter, 1692.^] - -[Fußnote 92: Das beste Urtheil über Hickes' Character kann man sich aus -seinen zahlreichen polemischen Schriften bilden, besonders aus seinem -^Jovian^, geschrieben 1684, seinem ^Thebaean Legion no Fable^, -geschrieben 1687, aber erst 1714 erschienen, und seinen Abhandlungen -über Dr. Burnet und Dr. Tillotson, 1695. Sein literarischer Ruhm gründet -sich auf Werke ganz andrer Art.] - -[Fußnote 93: Collier's Abhandlungen über die Bühne sind im Ganzen -genommen seine besten Geistesproducte. Doch auch in seinen politischen -Flugschriften findet sich viel Treffendes. Seine »^Persuasive to -Consideration, tendered to the Royalists, particularly those of the -Church of England^« scheint mir eines der besten Erzeugnisse der -jakobitischen Presse.] - -[Fußnote 94: Siehe Brokesby's ^Life of Dodwell^. Ich muß bemerken, daß -ich die Abhandlung gegen gemischte Ehen nur aus Brokesby's ausführlichem -Extract kenne. Diese Abhandlung ist sehr selten. Sie wurde ursprünglich -als Vorrede zu einer von Leslie gehaltenen Predigt gedruckt. Als Leslie -seine Werke sammelte, ließ er die Abhandlung weg, wahrscheinlich weil er -sich derselben schämte. Die Abhandlung über die Statthaftigkeit der -Instrumentalmusik habe ich gelesen, und sie ist unglaublich absurd.] - -[Fußnote 95: Dodwell sagt uns, daß der Titel des Werkes, in welchem er -zuerst diese Theorie aufstellte, mit großer Sorgfalt und Präcision -abgefaßt worden sei. Ich will daher die Titelseite hier anführen: »^An -Epistolary Discourse proving from Scripture and the First Fathers, that -the Soul is naturally Mortal, but Immortalized actually by the Pleasure -of God to Punishment or to Reward, by its Union with the Divine -Baptismal Spirit wherein is proved that none have the Power of giving -this Divine Immortalizing Spirit since the Apostles but only the -Bishops. By H. Dodwell.^« Dr. Clarke sagt in einem Briefe an Dodwell -(1706) daß dieser ^Epistolary Discourse^ ein Buch sei, »das alle guten -Menschen betrübe und alle profanen Menschen erfreue.«] - -[Fußnote 96: Siehe Leslie's ^Rehearsals, No. 286, 287.^] - -[Fußnote 97: Siehe seine Werke und seine höchst interessante Biographie, -welche aus den Papieren seiner Freunde Hickes und Nelson -zusammengetragen worden ist.] - -[Fußnote 98: Siehe Fitzwilliam's Korrespondenz mit Lady Russell und -seine Zeugenaussage in Ashton's Prozesse in den ^State Trials^. Das -einzige Werk, welches Fitzwilliam, soweit ich es habe entdecken können, -je veröffentlichte, war eine Predigt über das Ryehousecomplot, die er -einige Wochen nach Russell's Hinrichtung gehalten. Es kommen in dieser -Predigt einige Stellen vor, bei denen ich mich ein wenig wundern muß, -daß die Wittwe und die Familie Russell's sie verzeihen konnten.] - -[Fußnote 99: Cyprian spricht in einer seiner Episteln folgendermaßen zu -den Bekennern: »^Quosdam audio inficere numerum vestrum, et laudem -praecipui nominis prava sua conversatione destruere ... Cum quanto -nominis vestri pudore delinquitur quando alius aliquis temulentus et -lasciviens demoratur; alius in eam patriam unde extorris est regreditur, -ut deprehensus non jam quasi Christianus, sed quasi nocens pereat.^« In -dem Buche: ^De Unitate Ecclesiae^ führt er eine noch stärkere Sprache: -»^Neque enim confessio immunem facit ab insidiis diaboli, aut contra -tentationes et pericula et incursus atque impetus saeculares adhuc in -saeculo positum perpetua securitate defendit; caeterum nunquam in -confessoribus fraudes et stupra et adulteria postmodum videremus, quae -nunc in quibusdam videntes ingemiscimus et dolemus.^«] - -[Fußnote 100: Viele interessante Mittheilungen über die Eidverweigerer -findet man in den ^Biographical Memoirs^ des Buchdruckers Wilhelm -Bowyer, welche den ersten Band von Nichols' ^Literary Anecdotes of the -Eighteenth Century^ bilden. Eine Probe von Wagstaffe's Recepten befindet -sich in der Bodlejanischen Bibliothek.] - -[Fußnote 101: Cibber's Stück, so wie er es schrieb, verlor seine -Popularität, als die Jakobiten aufhörten mächtig zu sein, und ist jetzt -nur nach den Forschern bekannt. Im Jahre 1768 arbeitete Bickerstaffe es -zu dem »Heuchler« um und setzte an die Stelle des Eidverweigerers Dr. -Wolff den Methodisten Dr. Cantwell. »Ich halte den Character des -Heuchlers,« sagt Johnson, »nicht für ganz passend auf die Methodisten; -auf die Eidverweigerer aber paßte er sehr gut.« Boswell fragte ihn, ob -es wahr sei, daß die eidverweigernden Geistlichen mit den Frauen ihrer -Gönner intriguirten. »Ich fürchte sehr,« antwortete Johnson, »daß viele -von ihnen es getan haben.« Dieses Gespräch fand am 27. März 1775 statt. -Aber nicht nur in gleichgültiger Unterhaltung sprach Johnson eine -ungünstige Meinung über die Eidverweigerer aus. In seiner Biographie -Fenton's, der ein Eidverweigerer war, kommen die bedeutsamen Worte vor: -»Ich muß daran erinnern, daß er seinen Namen unbefleckt erhielt und sich -niemals, wie nur zu Viele von der nämlichen Klasse, zu gemeinen Ränken -und ehrlosen Kunstgriffen erniedrigte.« Siehe ^The Character of a -Jacobite, 1690.^ Selbst in Kettlewell's Biographie, aus den Papieren -seiner Freunde Hickes und Nelson zusammengetragen, findet man -Einräumungen, welche beweisen, daß sehr bald nach dem Schisma einige der -eidverweigernden Geistlichen in Gewohnheiten des Müßigganges, der -Abhängigkeit und des Bettelns verfielen, welche den ganzen Stand in -Mißcredit brachten. »Mehrere Unwürdige, welche immer die -zuversichtlichsten sind, schadeten durch ihr Umhertreiben den wahrhaft -Würdigen, denen es die Bescheidenheit nicht zuließ für sich zu bitten -... Mr. Kettlewell empfand es ebenfalls schmerzlich, daß manche von -seinen Collegen viel zu viel Zeit an Vergnügungs- und Unterhaltungsorten -zubrachten, und sich wegen ihres Fortkommens auf Diejenigen verließen, -deren Bekanntschaft sie dort machten.«] - -[Fußnote 102: ^Reresby's Memoirs 344.^] - -[Fußnote 103: ^Birch's Life of Tillotson.^] - -[Fußnote 104: Siehe den ^Discourse concerning the Ecclesiastical -Commission, 1689.^] - -[Fußnote 105: ^Birch's Life of Tillotson; Life of Prideaux; Gentleman's -Magazine,^ Juni und Juli 1745.] - -[Fußnote 106: ^Diary of the Proceedings of the Commissioners, taken by -Dr. Williams, afterwards Bishop of Chichester, one of the Commissioners, -every night after he went home from the several meetings.^ Dieses höchst -interessante Tagebuch wurde 1854 auf Befehl des Hauses der Gemeinen -gedruckt.] - -[Fußnote 107: ^Williams's Diary.^] - -[Fußnote 108: ^Williams's Diary.^] - -[Fußnote 109: ^Williams's Diary.^] - -[Fußnote 110: Siehe die ^Alterations in the Book of Common Prayer -prepared by the Royal Commissioners for the revision of the Liturgy in -1689, and printed by order of the House of Commons in 1854.^] - -[Fußnote 111: Es läßt sich kaum eine stärkere oder klarere Sprache -denken als die, deren sich das Concil bediente: [Griechisch: Toutôn -toinun anagnôsthentôn, hôrisên hê agia sunodos, heteran pistin mêdeni -exeinai prospherein, êgoun suggraphein, ê suntithenai, para tên -horistheisan para tôn hagiôn paterôn tôn en tê Nikaeôn sunelthontôn sun -hagiô pneumati· tous de tolmôntas ê suntithenai pistin heteran, êgoun -prokomizein, ê prospherein tois ethelousin epistrephein eis epignôsin -tês alêtheias, ê ex Hellênismou, ê ex Ioudaismou, ê ex ahireseôs -ohiasdêpotoun, toutous, ei men eien episkopoi ê klêrikoi, allotrious -einai tous episkopous tês episkopês, kai tous klêrikous tou klêrou, ei -de laikoi eien, anathematizesthai.] ^Concil. Ephes. Actio VI.^] - -[Fußnote 112: ^Williams's Diary; Alterations in the Book of Common -Prayer.^] - -[Fußnote 113: Ich möchte das Erstaunen gesehen haben, in welches die -Großmeister der lateinischen Sprache, die mit Mäcenas und Pollio zu -speisen pflegten, durch das »^Tibi Cherubim et Seraphim incessabili voce -proclamant, Sanctus, Sanctus, Dominus Deus Sabaoth,^« oder durch das -»^Ideo cum angelis et archangelis, cum thronis et dominationibus^« -versetzt worden wären.] - -[Fußnote 114: Ich will zwei Proben von Patrick's Schreibweise anführen. -»Er macht mich niederlegen auf einer grünen Aue,« sagt David, »und -führet mich zu den stillen Wassern.« Patrick's Version lautet: »Denn wie -ein guter Hirt seine Schafe bei heftiger Hitze an schattige Orte führt, -wo sie sich niederlegen und (nicht an verdorrter sondern) an frischer -und grüner Weide laben können, und sie am Abend (nicht zu schlammigen -und aufgerührten, sondern) zu klaren und ruhigen Wassern leitet: so hat -er bereits zweckmäßige und reichliche Vorsorge für mich getroffen, die -ich in Frieden und ohne Störung genieße.« - -Im hohen Liede kommt ein wunderschöner Vers vor: »Ich beschwöre Euch, -Ihr Töchter Jerusalems, findet Ihr meinen Freund, so saget ihm, daß ich -vor Liebe krank liege.« Patrick's Version lautet: »So wendete ich mich -an Diejenigen meiner Nachbarn und vertrauten Bekannten, die durch mein -Geschrei geweckt worden waren und herbeikamen, um zu sehen was es gebe, -und beschwor sie, wie sie es vor Gott verantworten könnten, meinem -Geliebten, wenn sie mit ihm zusammenträfen, mitzutheilen -- Was soll ich -sagen? -- Was sollt Ihr ihm Andres sagen, als daß ich jetzt, da ich -seinen Umgang entbehre, meines Lebens nicht froh werde, daß mir nicht -eher wieder wohl sein wird, als bis ich seine Liebe wieder gewinne.«] - -[Fußnote 115: Wilhelm's Mißfallen an dem Gottesdienste in der Kathedrale -wird von Leslie in ^No. 7.^ des ^Rehearsal^ erwähnt. Siehe auch ^A -Letter from a Member of the House of Commons to his Friend in the -Country 1689,^ und ^Bisset's Modern Fanatic 1710.^] - -[Fußnote 116: Siehe ^Collier's Desertion discussed, 1689.^ Thomas Carte, -der ein Schüler und eine Zeit lang Assistent Collier's war, setzte noch -im Jahre 1747 in eine voluminöse Geschichte eine höchst alberne -Anmerkung, in der er der Welt versicherte, er wisse ganz bestimmt, daß -der Prätendent die Skrophelkrankheit geheilt habe, und ganz ernsthaft -behauptete, die heilende Kraft sei erblich und von der Salbung ganz -unabhängig. Siehe Carte's ^History of England, vol. I. p. 291^.] - -[Fußnote 117: Siehe die Vorrede zu ^A Treatise in Wounds, by Richard -Wiseman, Sergeant Chirurgeon to His Majesty, 1676.^ Den vollständigsten -Nachweis über diesen interessanten Gegenstand aber findet man in der -^Charisma Basilicon, by John Browne, Chirurgeon in ordinary to His -Majesty, 1684.^ Siehe auch ^The Ceremonies used in the Time of King -Henry VII. for the Healing of them that be Diseased with the King's -Evil, published by His Majesty's Command, 1686; Evelyn's Diary, March -28. 1684^ und ^Bishop Cartwright's Diary, Aug. 28, 29, 30. 1687.^ Es ist -unglaublich, daß ein so großer Theil der Bevölkerung wirklich skrophulös -gewesen sein sollte. Ohne Zweifel wurden viele mit leichten und -vorübergehenden Krankheiten behaftete Personen zum Könige gebracht, und -die Genesung dieser Leute hielt den allgemein verbreiteten Glauben an -die Wirksamkeit seiner Berührung aufrecht.] - -[Fußnote 118: Pariser Gazette vom 23. April 1689.] - -[Fußnote 119: Siehe Whiston's ^Life of himself.^ Der gute Whiston, der -an Alles glaubte, nur nicht an die Dreieinigkeit, erzählt uns ganz -ernsthaft, die einzige Person, welche Wilhelm berührt habe, sei trotz -der Ungläubigkeit Sr. Majestät genesen. Siehe auch den ^Athenian -Mercury^ vom 16. Januar 1691.] - -[Fußnote 120: In verschiedenen neueren Schriften ist die Befürchtung, -daß Meinungsverschiedenheiten zwischen der Convocation von York und der -Convocation von Canterbury entstehen könnten, mit Geringschätzung für -chimärisch erklärt worden. Aber es ist schwer zu begreifen, warum es -minder wahrscheinlich sein soll, daß zwei selbstständige Convocationen -von einander abweichen, als zwei Häuser der nämlichen Convocation, und -es ist notorisch, daß unter der Regierung Wilhelm's III. und Anna's die -beiden Häuser der Convocation von Canterbury fast niemals -übereinstimmten.] - -[Fußnote 121: ^Birch's Life of Tillotson; Life of Prideaux.^ Aus -Clarendon's Tagebuche ergiebt sich, daß er und Rochester am 23. Sept. in -Oxford waren.] - -[Fußnote 122: Siehe die Liste in dem historischen Bericht über die -gegenwärtige Convocation im Anhang zur zweiten Ausgabe der ^Vox Cleri, -1690.^ Der bedeutendste Name, den ich in der Liste der von dem -Parochialklerus gewählten Beauftragten finde, ist der des Dr. Mill, des -Herausgebers des griechischen Testaments.] - -[Fußnote 123: Tillotson an Lady Russell, 19. April 1690.] - -[Fußnote 124: ^Birch's Life of Tillotson.^ Was Birch darin über die -Gespanntheit zwischen Compton und Tillotson sagt, hatte er den -Manuscripten Heinrich Wharton's entlehnt, und wird durch viele Umstände -bestätigt, die man aus anderen Quellen kennt.] - -[Fußnote 125: ^Chamberlayne's State of England,^ 18. Ausgabe.] - -[Fußnote 126: ^Concio ad Synodum per Gulielmum Beveregium, 1689.^] - -[Fußnote 127: ^Narcissus Luttrell's Diary; Historical Account of the -present Convocation.^] - -[Fußnote 128: ^Kennet's History, III. 552.^] - -[Fußnote 129: ^Historical Account of the Present Convocation, 1689.^] - -[Fußnote 130: ^Historical Account of the Present Convocation; Burnet II. -58.; Kennet's History of the Reign of William and Mary.^] - -[Fußnote 131: ^Historical Account of the Present Convocation; Kennet's -History.^] - -[Fußnote 132: ^Historical Account of the Present Convocation; Kennet.^] - -[Fußnote 133: ^Historical Account of the Present Convocation.^] - -[Fußnote 134: Daß eine solche Eifersucht, wie ich sie geschildert habe, -wirklich herrschte, bestätigt das Pamphlet betitelt: ^Vox Cleri.^ -»Einige gegenwärtig der Convocation angehörende Landgeistliche sahen -jetzt, in welcher großen Behaglichkeit und Fülle die Stadtgeistlichen -leben, die ihre Lectoren und Hülfsprediger haben, häufig Zuschüsse -bekommen, zuweilen bis zum Schlusse des Gottesdienstes in der Sakristei -zubringen und außer ihren reichen Pfarreien in der Stadt auch noch hohe -kirchliche Würden bekleiden.« Der Verfasser dieser einst weit berühmten -Schrift war Thomas Long, Vertreter des Klerus der Diöcese Exeter. Nach -einer andren damals erschienenen Flugschrift sollen die Landgeistlichen -mit großem Mißvergnügen bemerkt haben, daß ihre Londoner Collegen sich -nach der Predigt mit Sect erfrischten. In mehreren Flugschriften jenes -Winters findet man Anspielungen auf die Fabel von der Stadtmaus und der -Landmaus.] - -[Fußnote 135: ^Burnet II. 33, 34.^ Die besten Darstellungen der Vorgänge -in dieser Convocation geben der der zweiten Ausgabe der ^Vox Cleri^ -angehängte historische Bericht und die Stelle in Kennet's Geschichte, -auf die ich den Leser schon verwiesen habe. Erstere Erzählung ist von -einem eifrigen Hochkirchlichen, letztere von einem eifrigen -Niederkirchlichen. Wer Ausführlicheres darüber erfahren wünscht, muß die -gleichzeitigen Flugschriften nachlesen, unter ihnen besonders folgende: -^Vox Populi; Vox Laici; Vox Regis and Regni; The Healing Attempt; Letter -to a Friend, by Dean Prideaux; Letter from a Minister in the Country to -a Member of the Convocation; Answer to the Merry; Answer to Vox Cleri; -Remarks from the Country upon Two Letters relating to the Convocation; -Vindication of the Letters in answer to Vox Cleri; Answer to the Country -Minister's Letter.^ Alle diese Schriften erschienen Ende 1689 oder -Anfang 1690.] - - Stereotypie und Druck von Philipp Reclam jun. in Leipzig. - - - - -Anmerkungen zur Transkription - - -Der Originaltext ist in Fraktur gesetzt. Hervorhebungen, die im Original -g e s p e r r t sind, wurden mit Unterstrichen wie _hier_ -gekennzeichnet. Textstellen, die im Original in Antiqua gesetzt waren, -wurden ^so^ markiert. - -Die variierende Schreibweise und Grammatik der Vorlage wurden weitgehend -beibehalten. Lediglich offensichtliche Fehler wurden berichtigt wie hier -aufgeführt (vorher/nachher): - - [S. XIII.5]: - ... In Schotttland war der Gang der Ereignisse ganz anders. Dort ... - ... In Schottland war der Gang der Ereignisse ganz anders. Dort ... - - [S. XIII.14]: - ... machten, ihnen irgendwie nützlich zu sein. Sie mußen sich - klar ... - ... machten, ihnen irgendwie nützlich zu sein. Sie mußten sich - klar ... - - [S. XIII.20]: - ... Smaragdohringe getragen, welche ihr Vetter, der Prinz, ihr - zum Geschenk ... - ... Smaragdohrringe getragen, welche ihr Vetter, der Prinz, ihr - zum Geschenk ... - - [S. XIII.21]: - ... Ueber das frühere Verhältniß zwischen Wilhelm und Dundee - haben einige Jakobieten ... - ... Ueber das frühere Verhältniß zwischen Wilhelm und Dundee - haben einige Jakobiten ... - - [S. XIII.33]: - ... die Verantwortlichkeit für außerordenliche - Vertheidigungsmittel auf ... - ... die Verantwortlichkeit für außerordentliche - Vertheidigungsmittel auf ... - - [S. XIII.34]: - ... nicht stattgefunden, so ist es wahrscheinlich, daß das - schotttische Gesetz bezüglich ... - ... nicht stattgefunden, so ist es wahrscheinlich, daß das - schottische Gesetz bezüglich ... - - [S. XIII.39]: - ... Ein solcher Mann war Sir Patrik Hume. Er war aus ... - ... Ein solcher Mann war Sir Patrick Hume. Er war aus ... - - [S. XIII.40]: - ... Siehe The Life and Correspondance of Carstairs und die - interessanten ... - ... Siehe The Life and Correspondence of Carstairs und die - interessanten ... - - [S. XIII.57]: - ... »Coll der Kühne« gegeben hatte. Endlich zwangen seine frechen ... - ... »Coll der Kühe« gegeben hatte. Endlich zwangen seine frechen ... - - [S. XIII.60]: - ... Mac Callum More's. Sie lagen nicht im Steit mit ihm, - schuldeten ... - ... Mac Callum More's. Sie lagen nicht im Streit mit ihm, - schuldeten ... - - [S. XIII.71]: - ... Telepraphen, vermittelst dessen sie sich über die Linien der - Schildwachen ... - ... Telegraphen, vermittelst dessen sie sich über die Linien der - Schildwachen ... - - [S. XIII.80]: - ... Mitterweile wurde auf beiden Seiten ein Kleingewehrfeuer - unterhalten, ... - ... Mittlerweile wurde auf beiden Seiten ein Kleingewehrfeuer - unterhalten, ... - - [S. XIII.83]: - ... Einbildungkraft zu einem Heere celtischer Krieger vergrößert. - Einige der ... - ... Einbildungskraft zu einem Heere celtischer Krieger - vergrößert. Einige der ... - - [S. XIII.83]: - ... den Bericht über die Schlache in einem von Burt's Briefen. - Macpherson druckte einen ... - ... den Bericht über die Schlacht in einem von Burt's Briefen. - Macpherson druckte einen ... - - [S. XIV.26]: - ... war indessen eine vorteffliche holländische Brigade unter dem - Commando ... - ... war indessen eine vortreffliche holländische Brigade unter - dem Commando ... - - [S. XIV.26]: - ... waren vier Regimenter, ein Cavalerieregiment und drei - Infanterieregimenter, ... - ... waren vier Regimenter, ein Cavallerieregiment und drei - Infanterieregimenter, ... - - [S. XIV.34]: - ... Infanterie, die er vom bothnischen Meerbusen bis zum - atlanischen Ocean ... - ... Infanterie, die er vom bothnischen Meerbusen bis zum - atlantischen Ocean ... - - [S. XIV.36]: - ... ihren französchen Verbündeten unterhalten werden. ... - ... ihren französischen Verbündeten unterhalten werden. ... - - [S. XIV.42]: - ... über seine Parteilichkeit für sein Adoptivvaterland murrte. - Die holländschen ... - ... über seine Parteilichkeit für sein Adoptivvaterland murrte. - Die holländischen ... - - [S. XIV.42]: - ... sei; daß er perremptorisch auf einem Artikel bestehe, der - allen Handelsverkehr ... - ... sei; daß er peremtorisch auf einem Artikel bestehe, der allen - Handelsverkehr ... - - [S. XIV.43]: - ... Aliirten gaben einer großen deutschen Truppenmacht in Serbien ... - ... Alliirten gaben einer großen deutschen Truppenmacht in - Serbien ... - - [S. XIV.49]: - ... der göttlichen Wahrheit unterrrichtet und durch göttliche - Gnade beschützt ... - ... der göttlichen Wahrheit unterrichtet und durch göttliche - Gnade beschützt ... - - [S. XIV.62]: - ... Auditorum herbeiziehen, mußte sich damit begnügen, der - Geistliche ... - ... Auditorium herbeiziehen, mußte sich damit begnügen, der - Geistliche ... - - [S. XIV.63]: - ... dies waren Ausnahmen. Betriebsame Armuth ist ein der - Tugenhaftigkeit ... - ... dies waren Ausnahmen. Betriebsame Armuth ist ein der - Tugendhaftigkeit ... - - [S. XIV.67]: - ... Hochkirchlichen unter den Zurückleibenden waren Doctor - Wilhelm Beveridge, ... - ... Hochkirchlichen unter den Zurückbleibenden waren Doctor - Wilhelm Beveridge, ... - - [S. XIV.73]: - ... die Regierung es weder gewagt hatte, die Uebelhäter zu - bestrafen, noch ... - ... die Regierung es weder gewagt hatte, die Uebelthäter zu - bestrafen, noch ... - - [S. XIV.81]: - ... Stande, die aufsätzige Demokratie zu beugen. Ihre Zahl war - gering, ... - ... Stande, die aufsässige Demokratie zu beugen. Ihre Zahl war - gering, ... - - - - - - -End of the Project Gutenberg EBook of Geschichte von England seit der -Thronbesteigung Jakob's des Zweiten., by Thomas Babington Macaulay - -*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK GESCHICHTE VON ENGLAND *** - -***** This file should be named 51378-8.txt or 51378-8.zip ***** -This and all associated files of various formats will be found in: - http://www.gutenberg.org/5/1/3/7/51378/ - -Produced by Jens Sadowski and the Online Distributed -Proofreading Team at http://www.pgdp.net. - - -Updated editions will replace the previous one--the old editions -will be renamed. - -Creating the works from public domain print editions means that no -one owns a United States copyright in these works, so the Foundation -(and you!) can copy and distribute it in the United States without -permission and without paying copyright royalties. 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You may copy it, give it away or -re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included -with this eBook or online at www.gutenberg.org/license - - -Title: Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. - Siebenter Band: enthaltend Kapitel 13 und 14. - -Author: Thomas Babington Macaulay - -Release Date: March 6, 2016 [EBook #51378] - -Language: German - -Character set encoding: ISO-8859-1 - -*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK GESCHICHTE VON ENGLAND *** - - - - -Produced by Jens Sadowski and the Online Distributed -Proofreading Team at http://www.pgdp.net. - - - - - - -</pre> - - -<div class="titlematter"> -<p class="aut"> -Thomas Babington Macaulay’s -</p> - -<h1 class="title"> -<span class="line1">Geschichte von England</span><br /> -<span class="line2">seit der</span><br /> -<span class="line3">Thronbesteigung Jakob’s des Zweiten.</span> -</h1> - -<hr class="hr20" /> - -<p class="trn"> -Aus dem Englischen. -</p> - -<hr class="hr20" /> - -<p class="edn"> -<span class="line1">Vollständige und wohlfeilste</span><br /> -<span class="line2"><span class="antiqua">Stereotyp-Ausgabe</span>.</span> -</p> - -<hr class="hr12" /> - -<p class="vol"> -<span class="line1">Siebenter Band:</span><br /> -<span class="line2">enthaltend Kapitel 13 und 14.</span> -</p> - -<p class="pub"> -<span class="line1">Leipzig, 1856.</span><br /> -<span class="line2">G. H. Friedlein.</span> -</p> - -</div> - -<h2 class="chapter" id="chapter-0-1"> -<a id="page-XIII.1" class="pagenum" title="XIII.1"></a> -<span class="line1">Dreizehntes Kapitel.</span><br /> -<span class="line2">Wilhelm und Marie.</span> -</h2> - -<h3 class="toc" id="subchap-0-1-1"> -<a id="page-XIII.3" class="pagenum" title="XIII.3"></a> -Inhalt. -</h3> - -<div class="centered"> -<table class="toc" summary="TOC"> -<tbody> - <tr> - <td class="col1"> </td> - <td class="col_page">Seite</td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Die Revolution in Schottland heftiger als in England</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.5">5</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Wahlen für die Convention</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.6">6</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Mißhandlung des Episkopalklerus</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.6">6</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Zustand von Edinburg</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.9">9</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Die Frage einer Union zwischen England und Schottland in Anregung gebracht</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.9">9</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Wunsch der englischen Niederkirchlichen, das Episkopat in Schottland beizubehalten</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.13">13</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Ansichten Wilhelm’s über das kirchliche Regiment in Schottland</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.13">13</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Comparative Stärke der religiösen Parteien in Schottland</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.15">15</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Schreiben von Wilhelm an die schottische Convention</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.16">16</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Wilhelm’s Instructionen für seine Agenten in Schottland</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.16">16</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Die Dalrymple</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.16">16</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Melville</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.18">18</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Jakob’s Agenten in Schottland: Dundee, Balcarras</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.19">19</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Zusammentritt der Convention</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.21">21</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Hamilton zum Präsidenten erwählt</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.22">22</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Wahlausschuß</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.23">23</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Das Schloß von Edinburg zur Uebergabe aufgefordert</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.23">23</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Dundee von den Covenanters bedroht</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.24">24</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Schreiben von Jakob an die Convention</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.25">25</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Wirkung von Jakob’s Schreiben</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.26">26</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Dundee’s Flucht</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.27">27</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Tumultuarische Sitzung der Stände</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.28">28</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Ein Ausschuß zur Entwerfung eines Regierungsplanes ernannt</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.29">29</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Vom Ausschuß vorgeschlagene Beschlüsse</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.31">31</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Wilhelm und Marie proklamirt</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.32">32</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Die Rechtsforderung</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.32">32</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Abschaffung des Episkopats</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.32">32</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Die Folter</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.33">33</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Wilhelm und Marie nehmen die Krone Schottland’s an</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.35">35</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Unzufriedenheit der Covenanters</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.36">36</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Ministerielle Einrichtungen in Schottland</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.37">37</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Hamilton</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.37">37</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Crawford</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.37">37</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Die Dalrymple. — Lockhart</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.38">38</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Montgomery</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.38">38</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Melville</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.38">38</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Carstairs</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.39">39</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1"><a id="page-XIII.4" class="pagenum" title="XIII.4"></a>Bildung des Clubs; Annandale, Roß</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.39">39</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Hume</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.39">39</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Fletcher von Saltoun</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.40">40</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">In den Hochlanden bricht Krieg aus</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.40">40</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Zustand der Hochlande</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.40">40</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Eigenthümlicher Character des Jakobitismus in den Hochlanden</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.49">49</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Eifersucht auf den Einfluß der Campbells</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.50">50</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Die Stewarts und Macnaghtens</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.52">52</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Die Macleans</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.53">53</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Die Camerons; Lochiel</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.53">53</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Die Macdonalds</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.55">55</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Fehde zwischen den Macdonalds und den Mackintoshs. Inverneß</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.56">56</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Inverneß wird von Macdonald von Keppoch bedroht</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.57">57</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Dundee erscheint in Keppoch’s Lager</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.58">58</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Aufstand der den Campbells feindlichen Clans</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.60">60</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Tarbet’s Rath für die Regierung</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.61">61</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Unentschiedener Feldzug in den Hochlanden</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.62">62</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Militärischer Character der Hochländer</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.63">63</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Zwistigkeiten in der hochländischen Armee</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.67">67</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Dundee sucht bei Jakob um Unterstützung nach</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.68">68</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Unterbrechung des Kriegs in den Hochlanden</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.69">69</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Bedenklichkeiten der Covenanters, für König Wilhelm die Waffen zu ergreifen</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.69">69</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Aushebung des Cameron’schen Regiments</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.70">70</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Uebergabe des Schlosses von Edinburg</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.71">71</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Parlamentssession in Edinburg</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.72">72</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Einfluß des Clubs</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.72">72</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Unruhen in Athol</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.74">74</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Der Krieg bricht in den Hochlanden wieder aus</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.76">76</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Dundee’s Tod</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.81">81</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Mackay’s Rückzug</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.82">82</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Eindruck der Schlacht von Killiecrankie</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.83">83</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Vertagung des schottischen Parlaments</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.83">83</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Die hochländische Armee verstärkt</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.86">86</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Gefecht bei St. Johnston’s</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.87">87</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Unordnung in der hochländischen Armee</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.88">88</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Mackay’s Rath wird von den schottischen Ministern nicht beachtet</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.89">89</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Die Camerons werden nach Dunkeld verlegt</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.89">89</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Die Hochländer greifen das Regiment Cameron an</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.90">90</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Auflösung der hochländischen Armee</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.91">91</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Intriguen des Clubs, Zustand des Niederlandes</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIII.91">91</a></td> - </tr> -</tbody> -</table> -</div> - -<p class="pbb"> -<a id="page-XIII.5" class="pagenum" title="XIII.5"></a> - -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-2"> -Die Revolution in Schottland heftiger als in England. -</h3> - -<p class="noindent"> -Die Heftigkeit der Revolutionen steht gewöhnlich im Verhältnis -mit der Schwere der Regierungssünden, welche sie herbeigeführt haben. -Es kann daher nicht Wunder nehmen, daß die Regierung von Schottland, -welche seit vielen Jahren despotischer und verderbter gewesen war -als die von England, mit einem weit heftigeren Sturze fiel. In England -war die Bewegung gegen den letzten König des Hauses Stuart conservativ, -in Schottland war sie destructiv. Die Engländer beschwerten sich -nicht über das Gesetz, sondern über die Verletzung des Gesetzes; sie erhoben -sich gegen den ersten Beamten des Staats lediglich, um die Suprematie -des Gesetzes zur Geltung zu bringen, und sie waren zum größten -Theil treue Anhänger der durch das Gesetz eingeführten Landeskirche. -Selbst bei Anwendung des außergewöhnlichen Heilmittels, zu welchem sie -durch eine außergewöhnliche Lage zu greifen gezwungen worden waren, -wichen sie so wenig als möglich von den durch das Gesetz vorgeschriebenen -ordentlichen Formen ab. Die zu Westminster tagende Convention war, -obwohl durch unregelmäßige Ausschreiben einberufen, genau nach dem -Muster eines regelmäßigen Parlaments constituirt. Niemand wurde aufgefordert, -einen Platz im Oberhause einzunehmen, dessen Berechtigung, -darin zu sitzen, nicht klar war. Die Abgeordneten der Grafschaften und -Burgflecken wurden durch die nämlichen Wähler gewählt, welche berechtigt -gewesen sein würden, die Mitglieder für ein unter dem großen Siegel -einberufenes Haus der Gemeinen zu wählen. Die Wahlrechtstitel des -Vierzigschilling-Freisassen, des Steuern zahlenden Angesessenen, des Pächters, -des Wahlbürgers von London, des Magisters der freien Kräfte in -Oxford wurden respectirt. Die Gesinnung der Wahlkörper wurde mit -eben so wenig Zwang von Seiten des großen Haufens und mit eben so -wenig Arglist von Seiten der Wahlbeamten ausgeforscht, wie bei irgend -einer allgemeinen Wahl der damaligen Zeit. Als endlich die Stände zusammentraten, -fanden ihre Verhandlungen in vollkommener Freiheit und -genau nach den althergebrachten Formen statt. Nach Jakob’s erster Flucht -herrschte allerdings in London und in einigen Theilen des platten Landes -eine beunruhigende Anarchie. Aber diese Anarchie dauerte nirgends länger -als achtundvierzig Stunden. Von dem Tage, an welchem Wilhelm im -St. Jamespalast ankam, hatten selbst die unpopulärsten Agenten der gestürzten -Regierung, selbst die Diener der römisch-katholischen Kirche, von -der Wuth des Pöbels nichts mehr zu fürchten. -</p> - -<p> -In <a id="corr-0"></a>Schottland war der Gang der Ereignisse ganz anders. Dort -war das Gesetz selbst ein Gegenstand der Beschwerde und Jakob hatte -sich durch ausdrückliche Anwendung desselben vielleicht mehr Unpopularität -zugezogen als durch Verletzung desselben. Die gesetzlich eingeführte Landeskirche -war die verhaßteste Institution des ganzen Reichs. Die Tribunale -hatten einige so empörende Urtheilssprüche gefällt und das Parlament -<a id="page-XIII.6" class="pagenum" title="XIII.6"></a> -einige so bedrückende Verordnungen erlassen, daß, wenn diese Urtheilssprüche -und diese Verordnungen nicht für ungültig erklärt wurden, -nicht daran zu denken war, eine Convention zusammenzubringen, welche -sich die öffentliche Achtung erzwang und der Ausdruck der öffentlichen Meinung -war. Es stand zum Beispiel kaum zu erwarten, daß die Whigs in -dieser Zeit ihrer Macht es sich ruhig gefallen lassen würden, ihr erbliches -Oberhaupt, den Sohn eines Märtyrers und Enkel eines Märtyrers, von -dem Parlamentshause, in welchem neun seiner Vorfahren als Earls von -Argyle gesessen hatten, ausgeschlossen zu sehen, ausgeschlossen durch ein -richterliches Erkenntniß, über welches das ganze Königreich empört war. -Noch weniger ließ sich erwarten, daß sie die Wahl der Vertreter von -Grafschaften und Städten den Vorschriften des bestehenden Gesetzes gemäß -vornehmen lassen würden. Denn nach dem bestehenden Gesetz konnte kein -Wähler seine Stimme abgeben, ohne geschworen zu haben, daß er sich -von dem Covenant lossage und in kirchlichen Angelegenheiten das Supremat -des Königs anerkenne.<a class="fnote" href="#footnote-1" id="fnote-1">[1]</a> Einen solchen Eid aber konnte kein strenger -Presbyterianer leisten, und wenn derselbe verlangt worden wäre, so würden -die Wahlkörper nichts als kleine Gesellschaften von Prälatisten gewesen -sein, die Sorge für Sicherheitsmaßregeln gegen Bedrückung wäre den -Bedrückern überlassen geblieben, und die große Partei, die an der Durchführung -der Revolution den thätigsten Antheil genommen, würde in einer -aus der Revolution hervorgegangenen Versammlung nicht einen einzigen -Vertreter gehabt haben.<a class="fnote" href="#footnote-2" id="fnote-2">[2]</a> -</p> - -<p> -Wilhelm sah ein, daß er nicht daran denken durfte, den Gesetzen -Schottland’s die strenge Achtung zu Theil werden zu lassen, die er kluger- und -rechtschaffnerweise den Gesetzen England’s erwiesen hatte. Es war -durchaus notwendig, daß er Kraft seiner eignen Autorität bestimmte, wie -die Convention, welche in Edinburg zusammentreten sollte, zu wählen -sein würde, und daß er sich selbst die Befugniß ertheilte, einige Erkenntnisse -und einige Gesetze zu annulliren. In Folge dessen entbot er mehrere -Lords in das Parlament, die durch Urtheilssprüche, welche die allgemeine -Stimme laut als ungerecht verdammte, ihrer Ehrenstellen beraubt worden -waren, und nahm es auf sich, die Verordnung zu ignoriren, welche den -Presbyterianern das Wahlrecht entzog. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-3"> -Wahlen für die Convention. -</h3> - -<p class="noindent"> -Die Folge davon war, daß die -Wahl fast aller Grafschafts- und Burgfleckenvertreter auf Whigcandidaten -fiel. Die geschlagene Partei beklagte sich laut über unehrliches Spiel, -über die Rohheit des Pöbels und über die Parteilichkeit der präsidirenden -Magistratspersonen, und diese Klagen waren in vielen Fällen wohlbegründet. -Unter Regenten wie Lauderdale und Dundee lernen die Nationen -nicht Gerechtigkeit und Mäßigung.<a class="fnote" href="#footnote-3" id="fnote-3">[3]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-4"> -Mißhandlung des Episkopalklerus. -</h3> - -<p class="noindent"> -Das so lange und so -streng niedergehaltene Volksgefühl brach übrigens nicht bei den Wahlen -allein mit Heftigkeit hervor. Die Köpfe und Hände der Whigmärtyrer -wurden von den Thoren Edinburg’s herabgenommen, von zahlreichen -<a id="page-XIII.7" class="pagenum" title="XIII.7"></a> -Volkshaufen in Procession nach den Gottesäckern getragen und mit feierlicher -Ehrfurcht zur Erde bestattet.<a class="fnote" href="#footnote-4" id="fnote-4">[4]</a> Es hätte noch sein mögen, wenn -die öffentliche Begeisterung sich in keiner tadelnswertheren Form geäußert -hätte. Leider aber wurde in einem großen Theile Schottland’s der Klerus -der Landeskirche gemißhandelt.<a class="fnote" href="#footnote-5" id="fnote-5">[5]</a> Der Beginn dieses Unwesens war auf -den Christmorgen festgesetzt, denn nichts ärgerte die strengen Covenanters -mehr als die Ehrfurcht, mit der der Prälatist die alten Feiertage der -Kirche heiligte. Daß diese Ehrfurcht bis zum Lächerlichen übertrieben -werden kann, ist allerdings wahr. Ein Philosoph wird sich vielleicht zu -der Ansicht hinneigen, daß das entgegengesetzte Extrem nicht minder lächerlich -sei und wird fragen, warum die Religion den Beistand von Glaubensgesellschaften -zurückweisen soll, die es in jeder Nation giebt, welche civilisirt -genug ist, um eine Zeitrechnung zu haben, und von denen die Erfahrung -gezeigt hat, daß sie eine gewaltige und oft heilsame Wirkung -ausüben. Der Puritaner, der im im allgemeinen nur zu bereit war, Präcedenzfällen -und Analogien aus der Geschichte und Rechtswissenschaft der -Juden zu folgen, würde im Alten Testament ganz eben so triftige Argumente -für das Abhalten von Festtagen zu Ehren großer Ereignisse, wie -für die Ermordung von Bischöfen und für die Verweigerung des Pardons -gegen Gefangene gefunden haben. Von seinem Meister Calvin lernte er -gewiß nicht, solche Festtage verabscheuen, denn in Folge der energischen -Bemühungen Calvin’s wurde das Weihnachtsfest nach einer mehrjährigen -Pause von den Bürgern von Genf wieder gefeiert.<a class="fnote" href="#footnote-6" id="fnote-6">[6]</a> Allein in Schottland -waren Calvinisten ans Licht getreten, die sich zu Calvin verhielten, -wie Calvin zu Laud. Diesen starren Fanatikern war ein Feiertag ein Gegenstand -des positiven Abscheus und Hasses. Sie fuhren noch lange fort, -in ihren feierlichen Manifesten es zu den Sünden zu zählen, welche dereinst -ein furchtbares Strafgericht über das Land bringen würden, daß der -Court of Session in der letzten Decemberwoche Ferien mache.<a class="fnote" href="#footnote-7" id="fnote-7">[7]</a> -</p> - -<p> -Am Weihnachtstage versammelten sich daher die Covenanters auf -Verabredung bewaffnet auf verschiedenen Punkten der westlichen Grafschaften. -Jede einzelne Schaar zog dann nach dem nächsten Pfarrhause -und plünderte den Keller und die Vorrathskammer des Geistlichen, welche -zu dieser Zeit des Jahres wahrscheinlich besser gefüllt waren als sonst. -<a id="page-XIII.8" class="pagenum" title="XIII.8"></a> -Der Priester Baal’s wurde geschmäht und insultirt, zuweilen geschlagen, -andere Male unter Wasser getaucht. Seine Möbeln wurden aus dem -Fenster geworfen, seine Frau und seine Kinder aus dem Hause in den -Schnee getrieben. Dann wurde er auf den Marktplatz geführt und eine -Zeit lang zur Schau ausgestellt, wie ein Missethäter. Sein Priestergewand -wurde ihm auf dem Leibe in Stücken zerrissen; hatte er ein Gebetbuch -bei sich, so wurde es verbrannt, und endlich entließ man ihn mit der -Weisung, nie wieder in dem Kirchspiele zu fungiren, wenn ihm sein Leben -lieb sei. Nach solchergestalt vollbrachtem Reformationswerke verschlossen -die Reformatoren die Kirche und nahmen die Schlüssel mit sich. Um diesen -Leuten Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, muß man bekennen, daß sie -in einem Grade unterdrückt worden waren, der ihre Gewaltthätigkeit zwar -nicht rechtfertigen, aber wenigstens entschuldigen kann, und daß sie, obgleich -roh bis zur Brutalität, sich doch nie eines absichtlichen Verbrechens gegen -Leib oder Leben ihrer Feinde schuldig machten.<a class="fnote" href="#footnote-8" id="fnote-8">[8]</a> -</p> - -<p> -Die Unordnung verbreitete sich rasch. In Ayrshire, Clydesdale, Nithisdale -und Annandale erhielt jedes Kirchspiel einen Besuch von diesen -ungestümen Zeloten. Ungefähr zweihundert Curaten — so nannte man -die bischöflichen Pfarrgeistlichen — wurden vertrieben. Die gesetzteren Covenanters -billigten zwar den Eifer ihrer aufrührerischen Brüder, fürchteten -aber, daß ein so ordnungswidriges Verfahren Aergerniß geben könnte, -und erfuhren zu ihrem großen Leidwesen, daß hier und da ein Achan die -gute Sache geschändet, indem er sich erniedrigt hatte, die Cananiter, die -er nur hatte schlagen sollen, auszuplündern. Es wurde ein allgemeines -Meeting von Geistlichen und Aeltesten ausgeschrieben, um solchen Excessen -vorzubeugen. In diesem Meeting wurde beschlossen, daß in Zukunft die -Vertreibung der protestantischen Geistlichen in ceremoniöserer Weise stattfinden -sollte. Es wurde ein Benachrichtigungsformular aufgesetzt und -jedem Curaten in den westlichen Niederlanden zugesandt, der noch nicht -gemißhandelt <span class="antiqua">(rabbled)</span> worden war. Diese Benachrichtigung war nichts -Andres als ein Drohbrief, der ihm befahl, sein Kirchspiel gutwillig zu -verlassen, widrigenfalls er mit Gewalt aus demselben vertrieben werden -würde.<a class="fnote" href="#footnote-9" id="fnote-9">[9]</a> -</p> - -<p> -Die schottischen Bischöfe sendeten in großer Angst den Dechant von -Glasgow nach Westminster, um dort die Sache ihrer verfolgten Kirche zu -führen. Die von den Covenanters verübten Gewaltthätigkeiten erregten -in hohem Grade den Unwillen Wilhelm’s, der im Süden der Insel selbst -Benedictiner und Franciscaner gegen Insulten und Beraubungen geschützt -hatte. Obgleich er aber auf Ersuchen einer großen Anzahl schottischer -Cavaliere und Gentlemen die ausübende Verwaltung dieses Königreichs -übernommen hatte, so standen ihm doch die Mittel nicht zu Gebote, die -Ordnung daselbst aufrecht zu erhalten. Er hatte nicht ein einziges Regiment -nördlich vom Tweed, ja überhaupt keine Truppen innerhalb vieler -Meilen von diesem Flusse. Es wäre vergebens gewesen zu hoffen, daß -bloße Worte eine Nation beruhigen würden, welche zu keiner Zeit leicht -<a id="page-XIII.9" class="pagenum" title="XIII.9"></a> -im Zaume zu halten gewesen und die jetzt von Hoffnungen und Rachegelüsten -erfüllt war, wie große Revolutionen, welche auf heftige Bedrückungen -folgen, sie ganz natürlich erzeugen müssen. Es wurde indessen eine -Proklamation erlassen, welche anordnete, daß Jedermann die Waffen niederlegen -und daß den Geistlichen der Staatskirche gestattet sein solle, unbehelligt -auf ihren Pfarren zu bleiben, bis die Convention die Regierung -festgestellt haben würde. Da aber diese Proklamation nicht durch Truppen -unterstützt war, so wurde sie wenig beachtet. Den ersten Tag nach ihrem -Erscheinen in Glasgow wurde die ehrwürdige Kathedrale dieser Stadt, -fast die einzige schöne Kirche aus dem Mittelalter, welche in Schottland -sich unversehrt erhalten hat, von einem Haufen Presbyterianer aus den -Versammlungshäusern angegriffen, dem sich auch viele wildere Glaubensbrüder -aus den Hochlanden angeschlossen hatten. Es war Sonntag; aber -eine Versammlung von Prälatisten zu mißhandeln wurde als ein Werk -der Nothwendigkeit und der Gnade betrachtet. Die Andächtigen wurden -auseinandergetrieben, geschlagen und mit Schneebällen geworfen; ja es -wurde sogar versichert, daß einige Verwundungen durch gefährlichere -Waffen vorgekommen seien.<a class="fnote" href="#footnote-10" id="fnote-10">[10]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-5"> -Zustand von Edinburg. -</h3> - -<p class="noindent"> -In Edinburg, dem Sitze der Regierung, -war vollkommene Anarchie. Das Schloß, welches die ganze Stadt -beherrschte, wurde durch den Herzog von Gordon noch immer für Jakob -behauptet. Die große Masse des Volks bestand aus Whigs. Das Justizcollegium, -ein großer juristischer Verein, zusammengesetzt aus Richtern, -Advokaten, Kanzleisekretären und Anwälten, war die Veste des Toryismus, -denn ein strenger Testeid hatte seit einigen Jahren die Presbyterianer -von allen Zweigen des Juristenberufs ausgeschlossen. Die Juristen, einige -hundert an Zahl, bildeten ein Infanteriebataillon und hielten eine Zeitlang -die Menge wirksam nieder. Sie hatten jedoch soviel Achtung vor -Wilhelm’s Autorität, daß sie sich beim Erscheinen seiner Proklamation auflösten. -Aber das von ihnen gegebene Beispiel des Gehorsams fand keine -Nachahmung. Kaum hatten sie die Waffen niedergelegt, so fanden sich -Covenanters aus dem Westen, welche alle Curaten in ihrer Gegend weidlich -maltraitirt hatten, in Haufen von zehn bis zwanzig Mann in Edinburg -ein, um die Convention zu beschützen oder auch, wenn es nöthig -sein sollte, einzuschüchtern. Glasgow allein schickte vierhundert solcher -Leute. Es konnte kaum einem Zweifel unterliegen, daß sie von einem -hochangesehenen Führer geleitet wurden. Sie zeigten sich wenig öffentlich, -aber es war bekannt, daß jeder Keller mit ihnen angefüllt war und es -stand wohl zu befürchten, daß sie auf das erste Signal aus ihren Höhlen -hervorkommen und bewaffnet das Parlament umgeben würden.<a class="fnote" href="#footnote-11" id="fnote-11">[11]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-6"> -Die Frage einer Union zwischen England und Schottland -in Anregung gebracht. -</h3> - -<p class="noindent"> -Man hätte erwarten sollen, daß jeder -patriotische und einsichtsvolle Schotte sehnlichst wünschen werde, die -Aufregung beschwichtigt und eine Regierung befestigt zu sehen, die im -<a id="page-XIII.10" class="pagenum" title="XIII.10"></a> -Stande war, das Eigenthum zu schützen und dem Gesetze Ansehen zu verschaffen. -Eine unvollkommene Organisation, welche rasch zu bewerkstelligen -war, konnte in den Augen eines solchen Mannes wohl einer vollkommenen -Organisation vorzuziehen sein, welche nur mit der Zeit möglich -war. Gerade in diesem Augenblicke jedoch warf eine an Zahl wie an -Befähigung starke Partei eine neue und hochwichtige Frage auf, welche -nicht unwahrscheinlich das Interregnum bis zum Herbste hinziehen mußte. -Diese Partei verlangte, daß die Stände Wilhelm und Marien nicht sogleich -zum König und zur Königin erklären, sondern England einen Unionstractat -vorschlagen und den Thron so lange vacant lassen sollten, bis ein -solcher Vertrag unter vortheilhaften Bedingungen für Schottland abgeschlossen -sein würde.<a class="fnote" href="#footnote-12" id="fnote-12">[12]</a> -</p> - -<p> -Es mag auffallend erscheinen, daß ein großer Theil eines Volks, dessen -oft in heroischer, zuweilen auch in komischer Gestalt sich äußernder Patriotismus -sprüchwortlich geworden ist, sich so geneigt, ja sogar ungeduldig -zeigte, eine Unabhängigkeit aufzugeben, welche Jahrhunderte lang über -Alles hoch gehalten und mannhaft vertheidigt worden war. Allein der -hartnäckige Muth, den die Waffen der Plantagenets und der Tudors nicht -zu brechen vermocht, hatte angefangen, sich unter einer ganz andren Gewalt -zu beugen. Zollhäuser und Tarife bewirkten bald was das Blutbad -von Falkirk und Halidon, von Flodden und Pinkie nicht hatten bewirken -können. Schottland hatte einige Erfahrung in den Folgen einer Union. -Es war vor beinahe vierzig Jahren mit England unter Bedingungen vereinigt -gewesen, welche das von Siegesstolz aufgeblähte England zu dictiren -beliebte. Diese Union war in den Gemüthern des besiegten Volks -mit den Begriffen Niederlage und Demüthigung untrennbar verbunden. -Und doch hatte selbst diese Union, so schmerzlich sie auch den Stolz der -Schotten verwundet, ihren Aufschwung gefördert. Cromwell hatte mit einer -zu seiner Zeit seltenen Einsicht und Liberalität die vollkommenste Handelsfreiheit -zwischen dem dominirenden und dem untergebenen Lande hergestellt. -So lange er regierte, hemmte kein Verbot, kein Zoll den Waarenverkehr -zwischen irgend welchen Punkten der Insel. Seine Schifffahrtsgesetze -legten dem Handel Schottland’s keine Beschränkungen auf. Es -stand einem schottischen Fahrzeuge frei, eine schottische Waarenladung nach -Barbadoes zu bringen und Zucker von Barbadoes in den Hafen von London -einzuführen.<a class="fnote" href="#footnote-13" id="fnote-13">[13]</a> Deshalb war die Regentschaft des Protectors der -Industrie und dem physischen Wohle des schottischen Volks förderlich gewesen. -Obwohl es ihn haßte und verwünschte, gedieh es doch unwillkürlich -unter ihm, und noch oft blickte es während der Verwaltung seiner legitimen -Fürsten mit Sehnsucht zurück auf die goldenen Tage des Usurpators.<a class="fnote" href="#footnote-14" id="fnote-14">[14]</a> -</p> - -<p> -<a id="page-XIII.11" class="pagenum" title="XIII.11"></a> -Die Restauration kam und veränderte Alles. Die Schotten erlangten -ihre Unabhängigkeit wieder und überzeugten sich bald, daß die Unabhängigkeit -ebensowohl ihre Unannehmlichkeiten hat wie ihre Würde. Das englische -Parlament behandelte sie als Fremdlinge und Nebenbuhler. Eine -neue Navigationsacte stellte sie auf fast gleiche Stufe mit den Holländern. -Hohe und in einigen Fällen prohibitive Zölle wurden auf die Erzeugnisse -der schottischen Industrie gelegt. Es ist kein Wunder, daß eine ausnehmend -betriebsame, kluge und unternehmende Nation, eine Nation, die, -nachdem sie lange durch einen unfruchtbaren Boden und durch ein rauhes -Klima in ihrer Entwickelung gehemmt worden war, eben jetzt trotz dieser -Nachtheile zu prosperiren begann und die ihren Fortschritt plötzlich aufgehalten -sah, sich für grausam behandelt erachtete. Doch es war nichts zu -machen. Beschwerden waren vergebens und Repressalien unmöglich. -Hätte der Souverain auch den Wunsch gehabt, so hatte er doch nicht die -Macht, eine unparteiische Stellung zwischen seinem großen und seinem kleinen -Königreiche zu behaupten, zwischen dem Königreiche, aus dem er ein -Jahreseinkommen von anderthalb Millionen, und dem Königreiche, aus dem -er ein Jahreseinkommen von wenig mehr als sechzigtausend Pfund bezog. -Er wagte es eben so wenig, einem den Handel Schottland’s beeinträchtigenden -englischen Gesetz seine Genehmigung zu verweigern, als einem den -Handel England’s beeinträchtigenden schottischen Gesetz seine Genehmigung -zu ertheilen. -</p> - -<p> -Die Klagen der Schotten waren indessen so laut, daß Karl im Jahre -1667 Commissare ernannte, welche die Bedingungen eines Handelstractats -zwischen den beiden britischen Königreichen feststellen sollten. Die Conferenzen -wurden bald abgebrochen, und Alles was sich während ihrer -Dauer ereignete, bewies, daß es nur ein Mittel gab, durch welches Schottland -einen Antheil an dem commerciellen Wohlstande erlangen konnte, dessen -sich England damals erfreute.<a class="fnote" href="#footnote-15" id="fnote-15">[15]</a> Die Schotten mußten ein Volk mit -den Engländern werden, das Parlament, das bisher in Edinburg getagt -hatte, mußte dem in Westminster tagenden Parlamente einverleibt werden. -Dieses Opfer mußte von einem tapferen und stolzen Volke, das seit zwölf -Generationen die südliche Oberherrschaft mit tödtlichem Widerwillen betrachtet -hatte und dem bei den Gedanken an den Tod Wallace’s und an die -Siege Bruce’s noch immer das Herz schwoll, nothwendig mit tiefem Schmerze -empfunden werden. Es gab allerdings viele allzustrenge Patrioten, die -sich einer Union entschieden widersetzt haben würden, selbst wenn sie hätten -voraussehen können, daß eine solche Glasgow zu einer größeren Stadt -als Amsterdam machen und die öden Lothians mit Feldern und Wäldern, -mit netten Farmhäusern und stattlichen Schlössern bedecken würde. Aber -<a id="page-XIII.12" class="pagenum" title="XIII.12"></a> -es gab auch eine zahlreichere Klasse, welche nicht geneigt war, große und -wesentliche Vortheile aufzugeben, um bloße Namen und Ceremonien zu -behalten, und der Einfluß dieser Klasse war so mächtig, daß im Jahre -1670 das schottische Parlament England directe Anträge machte.<a class="fnote" href="#footnote-16" id="fnote-16">[16]</a> Der -König übernahm das Amt des Vermittlers und auf beiden Seiten wurden -Bevollmächtigte ernannt; aber es kam zu keinem Abschlusse. -</p> - -<p> -Nachdem die Frage achtzehn Jahre lang geruht hatte, wurde sie plötzlich -durch die Revolution wieder in Anregung gebracht. Verschiedene -Klassen, durch verschiedene Beweggründe geleitet, trafen in diesem Punkte -zusammen. Mit Kaufleuten, welche gern die Vortheile des westindischen -Handels mitgenießen wollten, verbanden sich thätige und strebsame Politiker, -welche ihre Talente auf einer hervorragenderen Schaubühne als dem -schottischen Parlamentshause zu entfalten und aus einer reicheren Quelle -als dem schottischen Staatsschatze Reichthümer zu schöpfen wünschten. Der -Ruf nach Union wurde durch einige schlaue Jakobiten verstärkt, welche -nur Zwietracht und Aufschub herbeizuführen wünschten und welche diesen -Zweck zu erreichen hofften, indem sie in die schwierige Frage, deren Lösung -die specielle Aufgabe der Convention war, eine noch schwierigere -Frage mischten. Es ist wahrscheinlich, daß Einige, denen die ascetischen -Sitten und die strenge Kirchenzucht der Presbyterianer nicht behagten, -eine Union deshalb wünschten, weil sie das einzige Mittel zur Aufrechthaltung -der Prälatur im nördlichen Theile der Insel war. In einem vereinigten -Parlamente mußten die englischen Mitglieder bedeutend überwiegen, -und in England wurden die Bischöfe von der großen Mehrzahl der -Bevölkerung hoch in Ehren gehalten. Die bischöfliche Kirche, das war -klar, ruhte auf einer schmalen Grundlage und mußte bei dem ersten Angriffe -fallen. Die bischöfliche Kirche von Großbritannien konnte eine hinreichend -breite und feste Grundlage haben, um allen Angriffen zu widerstehen. -</p> - -<p> -Ob es im Jahre 1689 möglich gewesen wäre, eine staatliche Union -ohne religiöse Union zu bewerkstelligen, darf wohl bezweifelt werden. Das -aber kann keinem Zweifel unterliegen, daß eine religiöse Union eine der -größten Calamitäten gewesen sein würde, welche eines der beiden Königreiche -treffen konnten. Die im Jahre 1707 zu Stande gebrachte Union -war allerdings ein großer Segen für England wie für Schottland. Aber -sie war deshalb ein Segen, weil sie, indem sie einen Staat bildete, zwei -Kirchen bestehen ließ. Das politische Interesse der contrahirenden Theile -war das nämliche; aber der kirchliche Streit zwischen ihnen war ein solcher, -der keine Verständigung zuließ. Die Eintracht konnte daher nur dadurch -erhalten werden, daß sie sich beide damit einverstanden erklärten, gesondert -zu bleiben. Hätte eine Verschmelzung der Hierarchien stattgefunden, -so würde eine Verschmelzung der Nationen niemals möglich gewesen -sein. Aufeinanderfolgende Mitchells würden auf aufeinanderfolgende Sharpe’s -geschossen haben; fünf Generationen von Claverhouse’s würden fünf -Generationen von Camerons ermordet haben. Die erstaunlichen Verbesserungen, -welche die Gestalt Schottland’s verändert haben, würden nie zu -Stande gekommen sein. Ebenen, die jetzt reiche Ernten tragen, würden -unfruchtbare Sümpfe geblieben sein. Wasserfälle, welche jetzt die Räder -<a id="page-XIII.13" class="pagenum" title="XIII.13"></a> -großartiger Fabriken treiben, würden in einer Wildniß verrauscht sein. -New Lanark würde noch eine Schafweide, Greenock noch ein Fischerdorf -sein. Die geringe Kraft, welche Schottland unter einem solchen System -besessen haben würde, hätte bei einer Schätzung der Hülfsquellen Großbritanniens -nicht hinzugefügt, sondern abgerechnet werden müssen. Mit einer -solchen Bürde belastet, hätte unser Vaterland niemals, weder im Frieden -noch im Kriege, eine Stelle in der ersten Reihe der Nationen einnehmen -können. Leider fehlt es uns nicht an Anhalten zur Beurtheilung der Wirkung, -die es auf den moralischen und physischen Zustand eines Volks hervorbringt, -wenn eine Kirche, die nur von der Minderheit geliebt und verehrt, -von der Mehrheit aber mit religiösem und nationalem Widerwillen -betrachtet wird, in den ausschließlichen Genuß von Reichthümern und Würden -gesetzt wird. Eine einzige solche Kirche ist eine hinreichend drückende -Last für die Kräfte eines Reichs. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-7"> -Wunsch der englischen Niederkirchlichen, das Episkopat -in Schottland beizubehalten. -</h3> - -<p class="noindent"> -Aber diese Dinge, welche uns, -die wir durch eine bittere Erfahrung belehrt worden sind, klar zu sein -scheinen, waren im Jahre 1689 selbst sehr toleranten und einsichtsvollen -Staatsmännern keineswegs klar. Den englischen Niederkirchlichen war in -der That wo möglich noch mehr als den englischen Hochkirchlichen um -Aufrechthaltung des Episkopats in Schottland zu thun. Es ist eine auffallende -Thatsache, daß Burnet, der stets beschuldigt wurde, daß er das -calvinistische Kirchenregiment im Süden der Insel einführen wolle, sich -durch seine Bemühungen, die Prälatur im Norden aufrecht zu erhalten, -bei seinen Landsleuten sehr unbeliebt machte. Er war allerdings im Irrthum, -aber sein Irrthum ist einer Ursache zuzuschreiben, die ihm keine -Unehre macht. Sein Lieblingsziel, ein Ziel, das zwar unerreichbar, aber -wohl geeignet war, einen großen Geist und ein wohlwollendes Herz zu -fesseln, war schon seit langer Zeit ein ehrenvolles Abkommen zwischen der -anglikanischen Kirche und den Nonconformisten. Er hielt es für ein großes -Unglück, daß eine Gelegenheit zur Herbeiführung eines solchen Abkommens -zur Zeit der Restauration versäumt worden war. Die Revolution schien -ihm eine neue Gelegenheit dazu zu bieten. Er und seine Freunde unterstützten -eifrig Nottingham’s Comprehensionsbill und schmeichelten sich mit -vergeblichen Hoffnungen auf Erfolg. Aber sie sahen ein, daß in einem -der beiden britischen Königreiche schwerlich eine Comprehension stattfinden -könne, wenn nicht auch in dem andren eine solche stattfinde. Ein Zugeständniß -mußte durch ein andres erkauft werden. Wenn der Presbyterianer -sich hartnäckig weigerte, da wo er stark war, auf irgend welche Vergleichsvorschläge -zu hören, so mußte es fast unmöglich sein, da wo er schwach -war, liberale Vergleichsbedingungen für ihn zu erlangen. Die Bischöfe -mußten daher ihre Sitze in Schottland behalten dürfen, damit Geistliche, -welche nicht von Bischöfen ordinirt waren, Rectorate und Canonicate in -England bekleiden durften. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-8"> -Ansichten Wilhelm’s über das kirchliche Regiment in -Schottland. -</h3> - -<p class="noindent"> -So waren die Sachen der Episkopalen im Norden und -die Sache der Presbyterianer im Süden in einer Weise mit einander verkettet, -welche selbst einen geschickten Staatsmann wohl in Verlegenheit -setzen konnte. Es war ein Glück für unser Vaterland, daß die Entscheidung -der hochwichtigen Frage, welche so viele heftige Leidenschaften aufregte -und die sich unter so verschiedenen Gesichtspunkten darstellte, einem -<a id="page-XIII.14" class="pagenum" title="XIII.14"></a> -Manne wie Wilhelm oblag. Er hörte auf Episkopalen, auf Latitudinarier -und Presbyterianer, auf den Dechant von Glasgow, der die apostolische -Succession verfocht, auf Burnet, der die Gefahr, den anglikanischen -Klerus zu entfremden, schilderte, und auf Carstairs, der die Prälatur -mit dem Hasse eines Mannes haßte, dessen Daumen tiefe Spuren von den -Schrauben der Prälatisten zeigten. Umgeben von diesen eifrigen Advokaten, -blieb Wilhelm ruhig und unparteiisch. Er eignete sich in der That -durch seine Stellung sowohl wie durch seine persönlichen Eigenschaften -vorzugsweise zum Schiedsrichter in diesem wichtigen Streite. Er war der -König eines prälatistischen Reiches und der höchste Beamte einer presbyterianischen -Republik. Seine Abgeneigtheit, die anglikanische Kirche zu -verletzen, deren Oberhaupt er war, und seine Abgeneigtheit, die reformirten -Kirchen des Continents zu verletzen, die ihn als einen Vorkämpfer betrachteten, -den Gott gesandt, um sie gegen die französische Tyrannei zu -beschützen, hielten sich die Wage und verhinderten ihn, sich ungebührlich -auf diese oder jene Seite zu neigen. Seine Ueberzeugung war vollkommen -neutral. Denn er war entschieden der Meinung, daß keine Form des -Kirchenregiments göttlichen Ursprungs sei. Er dissentirte eben so sehr von -der Schule Laud’s wie von der Schule Cameron’s, von den Männern, -welche meinten, daß es keine christliche Kirche ohne Bischöfe, und von den -Männern, welche meinten, daß es keine christliche Kirche ohne Synoden -geben könne. Welche Form des Kirchenregiments zu wählen sei, war -seiner Ueberzeugung nach nur eine Frage der Zweckmäßigkeit. Er würde -wahrscheinlich ein Mittelding zwischen den beiden rivalisirenden Systemen -vorgezogen haben, eine Hierarchie, in der die ersten geistlichen Würdenträger -etwas mehr als Moderatoren und etwas weniger als Prälaten -gewesen wären. Aber er war ein viel zu einsichtsvoller Mann, als daß er -hätte daran denken können, eine solche Angelegenheit nach seinen persönlichen -Neigungen zu ordnen. Er beschloß daher, als Vermittler zu handeln, -wenn sich auf beiden Seiten Bereitwilligkeit zu einem Vergleiche zeigte. -Sollte es sich aber herausstellen, daß die öffentliche Meinung in England -und die öffentliche Meinung in Schottland entschieden auseinandergingen, -so wollte er es nicht versuchen, eine der beiden Nationen zum Anschluß -an die Meinung der andren zu nöthigen. Er wollte jeder von ihnen ihre -eigne Kirche lassen und sich darauf beschränken, beide Kirchen von der Verfolgung -der Nonconformisten und von Eingriffen in die Functionen der -Civilbehörden abzuhalten. -</p> - -<p> -Die Sprache, die er den schottischen Episkopalen gegenüber führte, -welche ihm ihre Leiden klagten und um seinen Schutz baten, war wohlüberlegt -und sehr vorsichtig, aber klar und freimüthig. Er sagte, er -wünsche die Institution, an der sie so sehr hingen, wo möglich aufrecht zu -erhalten und zu gleicher Zeit derjenigen Partei, welche zu keiner Abweichung -von der presbyterianischen Urform zu bringen sei, völlige Gewissensfreiheit -zu gewähren. Aber die Bischöfe mußten auch darauf bedacht -sein, daß sie es ihm nicht durch ihre Uebereilung und Hartnäckigkeit unmöglich -machten, ihnen irgendwie nützlich zu sein. Sie <a id="corr-2"></a>mußten sich klar -bewußt sein, daß er entschlossen sei, Schottland nicht mit dem Schwerte -eine Form des Kirchenregiments aufzuzwingen, die es verabscheue. Wenn -es sich daher herausstellen sollte, daß die Prälatur nur mit Hülfe der -Waffen aufrecht erhalten werden könne, so würde er der allgemeinen -Gesinnung nachgeben und nur sein Möglichstes thun, damit es der bischöflichen -<a id="page-XIII.15" class="pagenum" title="XIII.15"></a> -Minorität gestattet werde, Gott in Freiheit und Sicherheit zu -verehren.<a class="fnote" href="#footnote-17" id="fnote-17">[17]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-9"> -Comparative Stärke der religiösen Parteien in Schottland. -</h3> - -<p class="noindent"> -Es ist nicht wahrscheinlich daß, selbst wenn die schottischen Bischöfe, -wie Wilhelm anempfahl, Alles gethan hätten, was der Milde und -Klugheit möglich war, um ihre Landsleute mit sich auszusöhnen, das -Episkopat unter irgend welcher veränderten Gestalt hätte aufrecht erhalten -werden können. Es ist zwar von Schriftstellern der damaligen Generation -behauptet und von Schriftstellern unsrer Generation wiederholt worden, -daß die Presbyterianer vor der Revolution nicht die Mehrheit der -Bevölkerung Schottland’s gebildet hätten.<a class="fnote" href="#footnote-18" id="fnote-18">[18]</a> In dieser Behauptung liegt -jedoch eine offenbare Täuschung. Die wirkliche Stärke einer Religionspartei -darf nicht lediglich nach ihrer Kopfzahl bemessen werden. Eine Landeskirche, -eine dominirende Kirche, eine Kirche, die im ausschließlichen Besitz der -bürgerlichen Ehren und Einkünfte ist, wird jederzeit unter ihren nominellen -Mitgliedern viele zählen, welche gar keine Religion haben, viele, die zwar -nicht ohne alle Religion sind, sich aber um religiöse Streitigkeiten wenig -kümmern und kein Bedenken tragen, sich der eben bestehenden Art der -Gottesverehrung zu conformiren, und viele, die sich wegen des Conformirens -zwar Bedenken machen, deren Bedenken aber weltlichen Beweggründen -gewichen sind. Auf der andren Seite hat jedes Mitglied einer unterdrückten -Kirche eine entschiedene Vorliebe für diese Kirche. Von Jemandem, -der zu den Zeiten Diocletian’s an der Feier der christlichen Mysterien -Theil nahm, konnte vernünftigerweise angenommen werden, daß er fest -an Christum glaube. Aber es würde ein großer Irrthum sein, wollte -man glauben, daß ein einziger Pontifex oder Augur im römischen Senat -fest an Jupiter geglaubt habe. Unter Mariens Regierung war Jedermann, -der an den geheimen Zusammenkünften der Protestanten Theil nahm, ein -wahrer Protestant; aber Hunderttausende besuchten die Messe, von denen -es sich schon in den ersten Wochen nach Mariens Tode zeigte, daß sie -keine aufrichtigen Katholiken waren. Wenn unter den Königen des Hauses -Stuart, wo ein Presbyterianer von politischer Macht und wissenschaftlichen -Berufszweigen ausgeschlossen war, täglich von Angebern, von tyrannischen -Magistratsbeamten, oder von zügellosen Dragonern belästigt wurde und -Gefahr lief aufgehängt zu werden, wenn er eine Predigt unter freiem -Himmel anhörte, die Bevölkerung Schottland’s sich nicht sehr ungleich in -Episkopale und Presbyterianer theilte, so läßt sich vernünftigerweise annehmen, -daß mehr als neunzehn Zwanzigstel von denjenigen Schotten, -deren Gewissen bei der Sache betheiligt war, Presbyterianer waren und daß -von zwanzig Schotten nicht einer entschieden und aus Ueberzeugung -ein Episkopale war. Gegen ein solches Uebergewicht hatten die Bischöfe -wenig Aussicht, und die geringe Aussicht, die sie etwa hatten, beeilten sie -sich abzuwerfen, Einige deshalb, weil sie der aufrichtigen Meinung waren, -<a id="page-XIII.16" class="pagenum" title="XIII.16"></a> -ihre Unterthanenpflicht gehöre noch immer Jakob, Andere wahrscheinlich -aus Besorgniß, daß Wilhelm, wenn er auch den Willen hätte, nicht die -Macht haben würde, ihnen zu helfen, und daß nur eine Contrerevolution -im Staate einer Revolution in der Kirche vorbeugen könne. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-10"> -Schreiben von Wilhelm an die schottische Convention. -</h3> - -<p class="noindent"> -Da der neue König von England während der Sitzungen der schottischen -Convention nicht in Edinburg sein konnte, so wurde ein Schreiben von -ihm an die Stände mit großer Geschicklichkeit entworfen. In diesem Dokumente -erklärte er seine warme Anhänglichkeit an die protestantische Religion, -sprach sich aber nicht über diejenigen Fragen aus, bezüglich welcher die -Ansicht der Protestanten getheilt war. Er sagte, er habe mit großer Genugthuung -bemerkt, daß viele von den schottischen Cavalieren und Gentlemen, -mit denen er in London conferirt, zu einer Vereinigung der beiden -britischen Königreiche geneigt seien. Er sehe ein, wie sehr eine solche -Vereinigung das Glück beider Länder fördern würde, und er werde Alles -thun was in seinen Kräften stehe, damit ein so gutes Werk zu Stande -komme. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-11"> -Wilhelm’s Instructionen für seine Agenten in Schottland. -</h3> - -<p class="noindent"> -Seinen confidentiellen Agenten in Edinburg mußte er eine große -Freiheit im Handeln gestatten. Die geheimen Instructionen, welche er -diesen Männern ertheilte, konnten daher nicht minutiös sein, aber sie -waren höchst verständig. Er beauftragte sie, die wahre Gesinnung der -Convention nach besten Kräften zu ermitteln und sich durch dieselbe leiten -zu lassen. Sie sollten stets eingedenk sein, daß der erste Zweck die Befestigung -der Regierung sei. Diesem Zwecke mußte jeder andre, selbst die -Union, nachstehen. Ein Vertrag zwischen zwei mehrere Tagereisen entfernten -Legislaturen müsse nothwendig das Werk der Zeit sein und der -Thron könne während der Dauer der Unterhandlungen nicht füglich erledigt -bleiben. Die Agenten Sr. Majestät müßten daher ganz besonders -auf ihrer Hut sein gegen die Kunstgriffe von Leuten, welche unter dem -Vorwand, die Union zu fördern, thatsächlich nur eine Verlängerung des -Interregnums beabsichtigten. Wenn die Convention geneigt sein sollte, die -presbyterianische Form des Kirchenregiments einzuführen, so wünsche Wilhelm, -daß seine Freunde Alles aufböten, um die siegende Religionspartei -abzuhalten, für die erlittenen Drangsale Wiedervergeltung zu üben.<a class="fnote" href="#footnote-19" id="fnote-19">[19]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-12"> -Die Dalrymple. -</h3> - -<p class="noindent"> -Der Mann, durch dessen Rath sich Wilhelm -damals in Sachen der schottischen Politik hauptsächlich leiten ließ, war ein -Schotte von großen Fähigkeiten und Geistesgaben, Sir Jakob Dalrymple -von Stair, der Begründer einer Familie, die sich in der Advokatur, auf -der Richterbank, im Senate, in der Diplomatie, in den Waffen und in -der Literatur auszeichnete, die sich aber auch durch Unglücksfälle und -Missethaten, welche den Dichtern und Romanschreibern Stoff zu den -schwärzesten und herzzerreißendsten Geschichten geliefert, einen Namen gemacht -hat. Sir Jakob hatte schon mehr als einen sonderbaren und entsetzlichen -<a id="page-XIII.17" class="pagenum" title="XIII.17"></a> -Todesfall zu betrauern gehabt. Eine seiner Töchter hatte ihren -Bräutigam in der Hochzeitsnacht erstochen. Einer seiner Enkel war bei -einem kindlichen Spiele von einem andren getödtet worden. Boshafte -Pamphletisten behaupteten und ein Theil des abergläubischen Volks glaubte -es, daß so entsetzliche Unfälle die Folge einer gewissen Verbindung zwischen -der unglücklichen Familie und den Mächten der Finsterniß sei. Sir Jakob -hatte einen schiefen Hals; dieses Unglück warf man ihm wie ein Verbrechen -vor und sagte, daß er dadurch als ein für den Galgen bestimmter -Mann gezeichnet sei. Seine Gattin, eine Frau von hoher geistiger Begabung, -Klugheit und Entschlossenheit, hatte vom Volke den Spottnamen -der Hexe von Endor erhalten. Es wurde allen Ernstes gesagt, daß sie -auf Diejenigen, die sie haßte, einen furchtbaren Zauber geworfen und -daß man sie in der Gestalt einer Katze auf der Staatsdecke zur Seite -des Lordstatthalters habe sitzen sehen. Der Mann, auf dessen Dache ein -so mannichfacher Fluch zu lasten schien, stand jedoch, soweit wir dies jetzt -noch beurtheilen können, keineswegs auf einer viel tieferen Stufe der -Moralität als die große Mehrzahl der Staatsmänner seiner Zeit und seiner -Nation. An Seelenstärke und Kenntnissen war er ihnen Allen überlegen. -In seiner Jugend hatte er die Waffen getragen, dann war er Professor -der Philosophie gewesen, hatte hierauf die Rechte studirt und war anerkanntermaßen -der größte Jurist, den sein Vaterland hervorgebracht hat. -In den Tagen des Protectorats war er Richter gewesen. Nach der Restauration -hatte er sich mit der königlichen Familie ausgesöhnt, war Mitglied -des Geheimraths geworden und hatte mit unvergleichlicher Geschicklichkeit -dem Court of Session präsidirt. Allerdings hatte er an manchen -nicht zu rechtfertigenden Handlungen Theil genommen, aber eine gewisse -Grenze überschritt er niemals. Er besaß ein merkwürdiges Talent, einem -Satze, den zu behaupten er für gut fand, einen plausibeln Anschein von -Gesetzlichkeit und selbst von Gerechtigkeit zu geben, und dieses Talent mißbrauchte -er häufig. Aber er war nicht wie viele von Denen, unter welchen -er lebte, schamlos und gewissenlos servil. Schamgefühl oder Gewissen -hielten ihn in der Regel ab, eine Schlechtigkeit zu begehen, für die sein -seltener Scharfsinn nicht einen speziösen Vertheidigungsgrund ausfindig -machen konnte, und er fehlte gewöhnlich an seinem Platze im Staatsrath, -wenn eine empörende Ungerechtigkeit oder Grausamkeit im Werke war. -Seine Mäßigung wurde dem Hofe endlich unangenehm. Er wurde seines -hohen Amtes entsetzt und befand sich in einer so mißlichen Situation, daß -er sich nach Holland zurückzog. Dort beschäftigte er sich mit der Verbesserung -des großen juristischen Werks, das seinen Namen bis auf unsre -Zeit in frischem Andenken erhalten hat. In seinem Exil bemühte er sich, -die Gunst seiner Mitverbannten zu gewinnen, die ihn natürlich mit Argwohn -betrachteten. Er betheuerte, und vielleicht war dem wirklich so, -daß seine Hände rein seien vom Blute der verfolgten Covenanters. Er -trug eine große Religiosität zur Schau, betete viel und beobachtete allwöchentlich -Fast- und Kasteiungstage. Nach langem Zaudern willigte er -sogar ein, das unglückliche Unternehmen Argyle’s mit seinem Rathe und -Ansehen zu unterstützen. Als dieses Unternehmen gescheitert war, wurde -Dalrymple in Edinburg der Prozeß gemacht, und seine Güter würden -ohne allen Zweifel confiscirt worden sein, hätte man sie nicht durch einen -Kunstgriff gerettet, der in der Folge unter den schottischen Staatsmännern -sehr gewöhnlich wurde. Sein ältester Sohn und muthmaßlicher Erbe, -<a id="page-XIII.18" class="pagenum" title="XIII.18"></a> -Johann, trat auf die Seite der Regierung, unterstützte das Dispensationsrecht, -erklärte sich gegen den Test und nahm die Stelle des Lord Advokaten -an, als Sir Georg Mackenzie, nachdem er zehn Jahre entehrender -Plackerei auf diesem Posten ausgeharrt, endlich Zeichen der Erschlaffung -blicken ließ. Die Dienste des jungen Dalrymple wurden mit Erlassung, -der Vermögensconfiscation belohnt, der sich der ältere durch seine Vergehen -ausgesetzt hatte. Diese Dienste waren allerdings auch nicht zu -verachten, denn obwohl Sir John an Tiefe und Umfang der juristischen -Kenntnisse seinem Vater nachstand, war er doch kein gewöhnlicher Mensch. -Er besaß eine vielseitige Bildung, einen scharfen Verstand und eine ungemein -schlagende und elegante Beredtsamkeit. Auf Frömmigkeit machte -er keinen Anspruch. Episkopalen und Presbyterianer stimmten in der -That darin überein, daß sie ihn für wenig besser als einen Atheisten hielten. -Einige Monate lang stellte sich Sir Johann in Edinburg, als ob er -die Illoyalität seines unglücklichen Vaters, Sir Jakob, verdammte, und -Sir Jakob sagte in Leyden zu seinen puritanischen Freunden, daß er -die abscheuliche Willfährigkeit seines unglücklichen Sohnes tief beklage. -</p> - -<p> -Die Revolution kam und brachte dem Hause Stair einen großen -Zuwachs an Reichthum und Ehren. Der Sohn wechselte sogleich die -Farbe und cooperirte geschickt und eifrig mit dem Vater. Sir Jakob -nahm seinen Wohnsitz in London, um Wilhelm in schottischen Angelegenheiten -mit seinem Rathe zu unterstützen. Sir Johann’s Posten war im -Parlamentshause zu Edinburg. Es war nicht wahrscheinlich, daß er -unter den dortigen Wortkämpfern seines Gleichen finden würde, und er -war darauf vorbereitet alle seine Kräfte gegen die Dynastie aufzubieten, -der er noch kürzlich gedient hatte.<a class="fnote" href="#footnote-20" id="fnote-20">[20]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-13"> -Melville. -</h3> - -<p class="noindent"> -Von der zahlreichen Partei, welche dem calvinistischen -Kirchenregiment eifrig zugethan war, wurde Johann Dalrymple mit unheilbarem -Mißtrauen und Widerwillen betrachtet. Es mußte daher ein -andrer Agent zur Bearbeitung dieser Partei ernannt werden. Dieser Agent -war Georg Melville, Lord Melville, ein mit dem unglücklichen Monmouth -und dem Leslie, der die schottische Armee mit so schlechtem Erfolg bei -Dunbar gegen Cromwell befehligt hatte, verwandter Edelmann. Melville -hatte von jeher für einen Whig und Presbyterianer gegolten. Selbst -Diejenigen, die am günstigsten über ihn urtheilen, haben es nicht gewagt, -ihm ausgezeichnete Geistesgaben oder glühenden Gemeinsinn zuzuschreiben. -Aus seinen Briefen geht jedoch hervor, daß es ihm keineswegs an der -natürlichen Klugheit fehlte, deren Mangel Männern von glänzenderem -Genie und reinerer Tugend oft zum Verderben gereicht hat. Diese Klugheit -hatte ihn abgehalten, in der Opposition gegen die Tyrannei der -Stuarts zu weit zu gehen, aber er hatte zugehört, wenn seine Freunde -von Widerstand sprachen, und als das Ryehousecomplot entdeckt wurde, -<a id="page-XIII.19" class="pagenum" title="XIII.19"></a> -hielt er es daher für rathsam, sich auf den Continent zurückzuziehen. In -seiner Abwesenheit wurde er des Hochverraths angeklagt und auf Beweise -hin, welche keinem unparteiischen Gerichtshofe genügt haben würden, für -schuldig befunden. Er ward zum Tode verurtheilt, seine Ehren und Güter -wurden für verwirkt erklärt, sein Wappen mit Schimpf und Schande aus -dem Buche des Herolds gerissen, und seine Besitzungen vermehrten das -Vermögen des grausamen und habsüchtigen Perth. Unterdessen lebte der -Flüchtling mit characteristischer Vorsicht ruhig auf dem Continent und -mißbilligte die unglücklichen Pläne seines Vetters Monmouth, zollte aber -dem Unternehmen des Prinzen von Oranien von Herzen seinen Beifall. -</p> - -<p> -Krankheit hatte Melville verhindert, mit der holländischen Expedition -abzusegeln; aber wenige Stunden nachdem die neuen Herrscher in London -proklamirt worden waren, kam er daselbst an. Wilhelm schickte ihn sogleich -nach Edinburg, wie es scheint in der Hoffnung, daß die Presbyterianer -gemäßigten Rathschlägen aus dem Munde eines Mannes, der ihrer -Sache ergeben war und für dieselbe gelitten hatte, Gehör schenken würden. -Melville’s zweiter Sohn, David, der durch seine Mutter den Titel eines -Earl von Leven geerbt und sich im Dienste des Kurfürsten von Brandenburg -einige militärische Erfahrung erworben, hatte die Ehre, der Ueberbringer -eines Briefes von dem neuen König von England an die schottische -Convention zu sein.<a class="fnote" href="#footnote-21" id="fnote-21">[21]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-14"> -Jakob’s Agenten in Schottland: Dundee, Balcarras. -</h3> - -<p class="noindent"> -Jakob hatte die Leitung seiner Angelegenheiten in Schottland Johann -Graham, Viscount Dundee, und Colin Lindsay, Earl von Balcarras, -übertragen. Dundee hatte ein schottisches Truppencorps commandirt, das -in England eingerückt war, um den Engländern Widerstand zu leisten; -aber er hatte in dem ruhmlosen Feldzuge, der für die Dynastie Stuart -verderblich geworden war, keine Gelegenheit gehabt, den Muth und die -militärische Tüchtigkeit zu entfalten, deren Besitz ihm selbst Diejenigen zugestehen, -die seinen erbarmungslosen Character am tiefsten verabscheuen. -Er stand mit seinen Truppen nicht weit von Watford, als er erfuhr, daß -Jakob von Whitehall geflohen war und daß Feversham die ganze königliche -Armee aufzulösen befohlen hatte. So befanden sich die schottischen -Regimenter ohne Gold und ohne Lebensmittel inmitten einer fremden und -sogar feindlichen Nation. Dundee soll vor Schmerz und Wuth geweint -haben. Bald kamen jedoch von verschiedenen Seiten erfreulichere Nachrichten. -Wilhelm schrieb einige Zeilen, worin er sagte, daß, wenn die -Schotten sich ruhig verhielten, er mit seiner Ehre dafür einstehen würde, -daß ihnen nichts geschehen solle, und einige Stunden darauf erfuhr man, -daß Jakob in seine Hauptstadt zurückgekehrt war. Dundee eilte sofort -nach London.<a class="fnote" href="#footnote-22" id="fnote-22">[22]</a> Hier traf er mit seinem Freunde Balcarras zusammen, -der eben aus Edinburg angelangt war. Balcarras, ein Mann, der sich -durch angenehme Persönlichkeit und durch Bildung auszeichnete, hatte in -seiner Jugend den Patrioten gespielt, war aber der Sache des Volks untreu -geworden, hatte einen Sitz im Geheimrath angenommen, war ein -<a id="page-XIII.20" class="pagenum" title="XIII.20"></a> -Werkzeug Perth’s und Melfort’s geworden, und war einer der Commissare -gewesen, welche zur Verwaltung des Schatzmeisteramts ernannt wurden, -als Queensberry in Ungnade fiel, weil er die Interessen der protestantischen -Religion nicht hatte verrathen wollen.<a class="fnote" href="#footnote-23" id="fnote-23">[23]</a> -</p> - -<p> -Dundee und Balcarras gingen zusammen nach Whitehall und hatten -die Ehre, Jakob auf seinem letzten Spaziergange in der Mailbahn zu begleiten. -Er sagte ihnen, daß er seine Angelegenheiten in Schottland ihren -Händen anzuvertrauen gedenke. „Sie, Mylord Balcarras, müssen die Civilgeschäfte -übernehmen, und Sie, Mylord Dundee, sollen eine Vollmacht -zur Uebernahme des militärischen Commandos von mir erhalten.“ Die -beiden Lords versprachen sich seines Vertrauens würdig zu zeigen und -wiesen jeden Gedanken an eine Aussöhnung mit dem Prinzen von Oranien -entschieden zurück.<a class="fnote" href="#footnote-24" id="fnote-24">[24]</a> -</p> - -<p> -Am folgenden Tage verließ Jakob Whitehall für immer und der Prinz -von Oranien kam im St. Jamespalast an. Sowohl Dundee als Balcarras -befanden sich unter der Menge, welche zur Begrüßung des Befreiers -herbeiströmte und sie wurden nicht unfreundlich aufgenommen. Beide -waren ihm wohlbekannt. Dundee hatte auf den Continent unter ihm gedient,<a class="fnote" href="#footnote-25" id="fnote-25">[25]</a> -und Balcarras’ erste Gemahlin war eine Dame aus dem Hause -Oranien gewesen und hatte an ihrem Hochzeitstage ein Paar prächtiger -Smaragd<a id="corr-3"></a>ohrringe getragen, welche ihr Vetter, der Prinz, ihr zum Geschenk -gemacht.<a class="fnote" href="#footnote-26" id="fnote-26">[26]</a> -</p> - -<p> -Die schottischen Whigs, welche damals in großer Anzahl zu Westminster -versammelt waren, drangen ernstlich in Wilhelm, dem Namen -nach vier oder fünf Männer zu proscribiren, welche in den schlimmen -Seiten bei den Maßnahmen des Geheimrath zu Edinburg eine bedeutende -Rolle gespielt hatten. Dundee und Balcarras wurden speciell erwähnt. -<a id="page-XIII.21" class="pagenum" title="XIII.21"></a> -Aber der Prinz hatte beschlossen, soweit seine Macht reichte, den Schleier -einer allgemeinen Amnestie über alles Vergangene zu werfen, und weigerte -sich entschieden, irgend eine Erklärung zu erlassen, die selbst den strafbarsten -der Diener seines Oheims hätte zur Verzweiflung bringen können. -</p> - -<p> -Balcarras begab sich zu wiederholten Malen in den St. Jamespalast, -hatte mehrere Audienzen bei Wilhelm, sprach seine tiefste Ehrerbietung -gegen Seine Hoheit aus und gestand zu, daß König Jakob große Fehler -begangen habe, wollte aber nicht versprechen, sich bei einem Absetzungsvotum -zu betheiligen. Wilhelm äußerte kein Mißfallen darüber, sagte aber -beim Abschiede: „Nehmen Sie Bedacht darauf, Mylord, daß Sie Sich -innerhalb des Gesetzes halten, denn wenn Sie es übertreten, haben Sie -zu erwarten, daß Sie demselben überlassen werden.“<a class="fnote" href="#footnote-27" id="fnote-27">[27]</a> -</p> - -<p> -Dundee scheint weniger aufrichtig gewesen zu sein. Er bediente sich -der Vermittelung Burnet’s, trat in Unterhandlung mit dem Hofe, erklärte -seine Bereitwilligkeit, sich der neuen Ordnung der Dinge zu unterwerfen, -erlangte von Wilhelm ein Protectionsversprechen und versprach dafür, sich -ruhig zu verhalten. Man schenkte seinen Versicherungen so vollen Glauben, -daß man ihm gestattete, unter der Eskorte eines Reitertrupps nach -Schottland zu reisen. Ohne eine solche Eskorte würde der Blutmensch, -dessen Name an dem Herde jeder presbyterianischen Familie nicht ohne -einen Schauder genannt wurde, unter den damaligen Umständen eine gefährliche -Reise durch Berwickshire und die Lothians gehabt haben.<a class="fnote" href="#footnote-28" id="fnote-28">[28]</a> -</p> - -<p> -Der Februar ging zu Ende, als Dundee und Balcarras in Edinburg -ankamen. Sie hatten einige Hoffnung, die Häupter einer Majorität in -der Convention zu werden, und sie bemühten sich daher kräftig, ihre Partei -zu consolidiren und zu beleben. Sie versicherten den strengen Royalisten, -welche Bedenken trugen, in einer von einem Usurpator einberufenen -Versammlung zu sitzen, der rechtmäßige König wünsche ganz besonders, -daß kein Freund der erblichen Monarchie fehle. Mehr als ein Schwankender -wurde dadurch fest erhalten, daß man ihm im Vertrauen versicherte, -eine baldige Restauration sei unvermeidlich. Gordon hatte schon beschlossen, -das Schloß zu übergeben, und angefangen, sein Mobiliar fortzuschaffen; -aber Dundee und Balcarras überredeten ihn, noch einige Zeit auszuharren. -Sie theilten ihm mit, daß sie aus Saint-Germains volle Ermächtigung -erhalten hätten, die Convention nach Stirling zu verlegen und daß, wenn -es in Edinburg schlecht gehen sollte, von dieser Ermächtigung Gebrauch -gemacht werden würde.<a class="fnote" href="#footnote-29" id="fnote-29">[29]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-15"> -Zusammentritt der Convention. -</h3> - -<p class="noindent"> -Endlich erschien der 14. -März, der zum Zusammentritt der Stände bestimmte Tag, und das Parlamentshaus -war gedrängt voll. Neun Prälaten waren auf ihren Plätzen. -Als Argyle eintrat, protestirte ein einziger Lord gegen die Zulassung eines -Mannes, der durch ein in alter Form ausgesprochenes und noch nicht umgestoßenes -rechtskräftiges Erkenntniß der Ehren der Pairie entkleidet worden -sei. Dieser Einwurf wurde jedoch durch die allgemeine Ansicht der -Versammlung entkräftet. Als Melville erschien, erhob sich keine Stimme -gegen seine Zulassung. Der Bischof von Edinburg fungirte als Kaplan -<a id="page-XIII.22" class="pagenum" title="XIII.22"></a> -und nahm in sein Gebet die Bitte auf, Gott möge dem König Jakob beistehen -und ihn wieder auf den Thron setzen.<a class="fnote" href="#footnote-30" id="fnote-30">[30]</a> Es zeigte sich bald, daß -die allgemeine Gesinnung der Convention mit diesem Gebet durchaus nicht -in Einklang stand. Die erste zu erledigende Angelegenheit war die Wahl -eines Präsidenten. Der Herzog von Hamilton wurde von den Whigs, der -Marquis von Athol von den Jakobiten unterstützt. Aber keiner der beiden -Candidaten besaß das volle Vertrauen seiner Parteianhänger, und -verdiente es auch nicht. Hamilton war ein Staatsrath Jakob’s gewesen, -hatte an vielen nicht zu rechtfertigenden Maßregeln Theil gehabt und -hatte den frechsten Angriffen auf die Gesetze und die Religion Schottland’s -einen nur sehr vorsichtigen und lauen Widerstand entgegengesetzt. Erst -als Whitehall von holländischen Garden bewacht wurde, wagte er es sich -offen auszusprechen. Er hatte sich nun der siegreichen Partei angeschlossen -und den Whigs versichert, daß er nur deshalb zum Schein ihr Feind gewesen -sei, um, ohne Verdacht zu erwecken, als ihr Freund handeln zu -können. Athol war noch weniger zu trauen. Er besaß geringe Fähigkeiten -und einen falschen, kleinmüthigen und grausamen Character. Unter -der letzten Regierung hatte er sich durch die Grausamkeiten, die er in Argyleshire -verübt, eine schmachvolle Berühmtheit erworben. Er hatte mit -dem Wechsel des Glücks die Farbe gewechselt und hatte dem Prinzen von -Oranien in serviler Weise den Hof gemacht, war aber kalt aufgenommen -worden und war nun aus bloßem Aerger darüber zu der Partei zurückgekehrt, -die er verlassen.<a class="fnote" href="#footnote-31" id="fnote-31">[31]</a> Keiner der beiden rivalisirenden Edelleute hatte -sich bemüßigt gefunden, die Würden und Besitzungen seines Hauses auf -den Ausgang des Kampfes zwischen den beiden rivalisirenden Königen zu -setzen. Hamilton’s ältester Sohn hatte sich für Jakob, Athol’s ältester -Sohn für Wilhelm erklärt, so daß für alle Fälle beide Adelskronen und -beide Güter gesichert waren. -</p> - -<p> -Aber in Schottland waren die herrschenden Begriffe von politischer -Moral lax und das aristokratische Gefühl stark; die Whigs waren daher -geneigt zu vergeben, daß Hamilton noch unlängst im Staatsrathe Jakob’s -gesessen hatte, und eben so waren die Jakobiten bereit zu vergessen, -daß Athol kürzlich Wilhelm den Hof gemacht. In Hinsicht der politischen -Inconsequenz waren diese beiden vornehmen Lords allerdings weit entfernt -vereinzelt dazustehen; an Ansehen und Macht aber hatten sie kaum ihres -Gleichen in der Versammlung. Sie waren von höchst vornehmer Herkunft -und besaßen einen ungeheuren Einfluß; der eine von ihnen konnte -das westliche Niederland zu den Waffen rufen, der andre eine Armee -nordischer Bergschotten ins Feld stellen. Um diese beiden Oberhäupter -schaarten sich daher die feindlichen Factionen. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-16"> -Hamilton zum Präsidenten erwählt. -</h3> - -<p class="noindent"> -Die Stimmen wurden -gezählt, und es ergab sich, daß Hamilton eine Majorität von vierzigen -hatte. In Folge dessen gingen etwa Zwanzig von der geschlagenen -<a id="page-XIII.23" class="pagenum" title="XIII.23"></a> -Partei sofort zu den Siegern über.<a class="fnote" href="#footnote-32" id="fnote-32">[32]</a> In Westminster würde ein solcher -Abfall sonderbar erschienen sein; in Edinburg aber scheint er wenig überrascht -zu haben. Es ist ein bemerkenswerther Umstand, daß das nämliche -Land in dem nämlichen Jahrhundert die wunderbarsten Beispiele von beiden -Extremen der menschlichen Natur hervorbrachte. Keine Klasse von -Menschen, deren die Geschichte erwähnt, hat je an einem Principe mit -unbeugsamerer Hartnäckigkeit festgehalten, als man sie bei den schottischen -Puritanern fand. Geld- und Gefängnißstrafen, Brandmarkungseisen, spanische -Stiefel, Daumenschrauben und Galgen vermochten dem starren Covenanter -kein ausweichendes Wort zu erpressen, welchem ein mit seinem -theologischen System unvereinbarer Sinn unterzuschieben gewesen wäre. -Selbst in indifferenten Dingen wollte er von keinem Vergleich hören und -er war nur zu bereit, alle Diejenigen, welche Klugheit und Nächstenliebe -anempfahlen, als Verräther an der Sache der Wahrheit zu betrachten. -Auf der andren Seite waren die Schotten jener Generation, welche im -Parlamentshause und im Rathszimmer eine hervorragende Rolle spielten, -die falschesten und schamlosesten Achselträger, welche die Welt je gesehen. -Die Engländer wunderten sich gleichmäßig über beide Klassen. Es gab -zwar viele standhafte Nonconformisten im Süden, aber kaum einer unter -ihnen konnte sich an Hartnäckigkeit, Kampflust und Unerschrockenheit mit -den Männern aus der Schule Cameron’s messen. Es gab viele schurkische -Politiker im Süden, aber wenige darunter waren so vollständig aller Moralität -und noch wenigere so vollständig alles Schamgefühls bar wie die -Männer aus der Schule Lauderdale’s. Vielleicht ist es natürlich, daß die -gefühlloseste und frechste Lasterhaftigkeit sich in der nächsten Nähe unvernünftiger -und unlenksamer Tugend findet. Wo Fanatiker bereit sind, -wegen Kleinigkeiten, die durch ein übermäßig scrupulöses Gewissen zu -Wichtigkeit erhoben werden, zu vernichten oder sich vernichten zu lassen, -da kann es nicht Wunder nehmen, wenn das Wort Gewissen an sich schon -für kalte und schlaue Geschäftsmänner ein Wort des Hohnes und der -Verachtung wird. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-17"> -Wahlausschuß. -</h3> - -<p class="noindent"> -Die Majorität, verstärkt durch die Ueberläufer -von der Minorität, schritt nun zur Ernennung eines Wahlausschusses. -Es wurden funfzehn Mitglieder erwählt, und es zeigte sich bald, daß -zwölf davon nicht geneigt waren, die Regelmäßigkeit des Verfahrens streng -zu untersuchen, durch welches ein Whig in das Parlamentshaus geschickt -worden war. Der Herzog von Hamilton selbst soll über die grobe Parteilichkeit -seiner eignen Anhänger entrüstet gewesen sein und sich, allerdings -mit geringem Erfolge, bemüht haben, ihre Heftigkeit zu zügeln.<a class="fnote" href="#footnote-33" id="fnote-33">[33]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-18"> -Das Schloß von Edinburg zur Uebergabe aufgefordert. -</h3> - -<p class="noindent"> -Ehe die Stände mit der Berathung der Angelegenheit begannen, um deren -willen sie zusammengetreten waren, hielten sie es für nöthig, auf -ihre Sicherheit bedacht zu sein. Sie konnten nicht ganz unbesorgt sein, -so lange das Dach, unter dem sie saßen, von den Batterien des Schlosses -beherrscht wurde. Es wurde demnach eine Deputation an Gordon abgesandt, -um ihn im Namen der Convention aufzufordern, die Festung binnen -<a id="page-XIII.24" class="pagenum" title="XIII.24"></a> -vierundzwanzig Stunden zu räumen, und ihm zu sagen, daß, wenn -er sich füge, seiner Vergangenheit nicht zu seinem Nachtheil gedacht werden -solle. Er bat um eine Nacht Bedenkzeit. Während dieser Nacht -wurde sein schwankender Sinn durch Dundee’s und Balcarras’ eindringliche -Vorstellungen befestigt. Am andren Morgen schickte er eine in ehrerbietigen, -aber ausweichenden Ausdrücken abgefaßte Antwort. Er erklärte -darin, er sei weit entfernt, Böses gegen die Stadt Edinburg im -Sinne zu haben. Am allerwenigsten könne es ihm einfallen, eine hohe -Versammlung zu belästigen, die er mit der größten Ehrfurcht betrachte. -Er sei gern bereit, Bürgschaft für sein friedliches Verhalten bis zum Betrage -von zwanzigtausend Pfund Sterling zu erlegen. Aber er stehe mit -der jetzt in England eingesetzten Regierung in Verbindung, er erwarte -stündlich Depeschen von dieser Regierung und bis zum Eingang derselben -halte er sich nicht für berechtigt, sein Commando niederzulegen. Diese -Entschuldigungen wurden nicht angenommen. Es wurden Herolde und -Trompeter abgeschickt, um das Schloß in aller Form zur Uebergabe aufzufordern -und Diejenigen, welche fortfahren sollten, diese Festung der Autorität -der Stände zum Trotz besetzt zu halten, des Hochverraths für schuldig -zu erklären. Zu gleicher Zeit wurden Wachen ausgestellt, um jede -Verbindung zwischen der Garnison und der Stadt abzuschneiden.<a class="fnote" href="#footnote-34" id="fnote-34">[34]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-19"> -Dundee von den Covenanters bedroht. -</h3> - -<p class="noindent"> -Unter diesen -Vorspielen waren zwei Tage verstrichen und man erwartete, daß am Morgen -des dritten der große Kampf beginnen werde. Die Bevölkerung von -Edinburg war unterdessen in großer Aufregung. Man war dahinter gekommen, -daß Dundee auf dem Schlosse Besuche gemacht hatte, und man -glaubte, daß seine Ermahnungen die Garnison bewegen hätten, Widerstand -zu leisten. Man wußte, daß seine alten Soldaten sich um ihn schaarten, -und es stand wohl zu befürchten, daß er einen verzweifelten Versuch unternehmen -werde. Er dagegen hatte erfahren, daß die westlichen Covenanters, -welche die Keller der Stadt füllten, ihm Rache geschworen hatten, -und in der That, wenn wir erwägen, daß sie von beispiellos wildem -und unversöhnlichem Character waren, daß man sie gelehrt hatte, das Erschlagen -eines Verfolgers als eine Pflicht zu betrachten, daß keine in der -heiligen Schrift vorkommenden Beispiele ihnen häufiger zur Bewunderung -vorgehalten wurden als Ehud, wie er Eglon ersticht, und Samuel, wie -er Agag in Stücken haut, daß sie keine That aus der Geschichte ihres Vaterlandes -von ihren Lieblingslehrern wärmer hatten loben hören als die -Ermordung des Cardinals Beatoun und des Erzbischofs Sharpe, so dürfen -wir uns wohl wundern, daß ein Mann, der das Blut der Heiligen -wie Wasser vergossen hatte, nur einen einzigen Tag ohne Lebensgefahr -durch High Street gehen konnte. Der Feind, den Dundee am meisten -Grund zu fürchten hatte, war ein junger Mann von ausgezeichnetem -Muth und Talent, Namens Wilhelm Cleland. Cleland hatte, als er wenig -über sechzehn Jahr alt war, bei der Insurrection, welche an der Bothwellbrücke -niedergeworfen wurde, die Waffen getragen. Seitdem hatte er -sich durch seine Menschlichkeit und Mäßigung das Mißfallen einiger boshaften -Fanatiker zugezogen. Bei der großen Masse der Presbyterianer -<a id="page-XIII.25" class="pagenum" title="XIII.25"></a> -aber stand sein Name in hohem Ansehen, denn mit der strengen Moralität -und dem glühenden Eifer eines Puritaners verband er einige Vorzüge, -deren sich wenige Puritaner rühmen konnten. Er besaß feine Manieren -und eine achtungswerthe literarische und wissenschaftliche Bildung. Er -war Linguist, Mathematiker und Dichter. Seine Hymnen, Oden, Balladen -und Satiren <span class="antiqua">à la</span> Hudibras hatten allerdings wenig innern Werth; -aber wenn man bedenkt, daß er fast noch ein Knabe war, als er die meisten -derselben schrieb, so muß man zugeben, daß sie bedeutende natürliche Anlagen -bekunden. Er war jetzt in Edinburg, sein Einfluß unter den daselbst -versammelten westländischen Whigs war sehr groß, er haßte Dundee mit -tödtlicher Erbitterung und man glaubte, daß er mit einem Gewaltschritt -umgehe.<a class="fnote" href="#footnote-35" id="fnote-35">[35]</a> -</p> - -<p> -Am 15. März wurde Dundee benachrichtigt, daß einige Covenanters -sich gegenseitig verpflichtet hatten, ihn und Sir Georg Mackenzie, den seine -lange Zeit dem Dienste der Tyrannei gewidmete Beredtsamkeit und Gelehrsamkeit -den Presbyterianern verhaßter gemacht hatte als irgend einen -andren Mann von der Robe, um’s Leben zu bringen. Dundee bat Hamilton -um Schutz, und Hamilton rieth ihm, die Sache in der nächsten -Sitzung der Convention vorzulegen.<a class="fnote" href="#footnote-36" id="fnote-36">[36]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-20"> -Schreiben von Jakob an die Convention. -</h3> - -<p class="noindent"> -Vor dieser -Sitzung kam ein gewisser Crane aus Frankreich mit einem Schreiben des -flüchtigen Königs an die Stände. Der Brief war versiegelt und der -Ueberbringer war sonderbarerweise mit keiner Abschrift versehen, um sie den -Häuptern der jakobitischen Partei mitzutheilen; auch hatte er weder einen -schriftlichen noch mündlichen Auftrag für einen der beiden Agenten Jakob’s. -Balcarras und Dundee sahen mit großem Verdrusse, daß man ihnen so -wenig Vertrauen schenkte, und quälten sich mit ängstlichen Zweifeln über -den Inhalt des Schriftstückes, von dem so viel abhing. Sie waren jedoch -geneigt das Beste zu hoffen. König Jakob konnte in seiner gegenwärtigen -Lage nicht so schlecht berathen sein, daß er in directem Widerspruche mit -den Rathschlägen und Bitten seiner Freunde hätte handeln können. Bei -der Eröffnung seines Schreibens würde man sicherlich finden, daß er -gnädige Zusicherungen enthielt, welche die Royalisten mit neuem Muthe -<a id="page-XIII.26" class="pagenum" title="XIII.26"></a> -beseelen und die gemäßigten Whigs gewinnen mußten. Seine Anhänger -beschlossen daher, daß es vorgelegt werden solle. -</p> - -<p> -Als die Convention sich am Samstag, den 16. Mai, des Morgens -wieder versammelte, wurde beantragt, daß Maßregeln für die persönliche -Sicherheit der Mitglieder getroffen werden sollten. Es wurde behauptet, -daß man Dundee nach dem Leben getrachtet, daß zwei Männer von verdächtigem -Aussehen in der Nähe des Hauses, das er bewohnte, umhergestreift -seien und daß man sie habe sagen hören, sie wollten den Hund so -behandeln, wie er sie behandelt habe. Mackenzie versicherte, daß auch er -in Gefahr sei, und verlangte in seiner gewohnten bilderreichen und kräftigen -Sprache Schutz von den Ständen. Aber die Sache wurde von der -Majorität sehr leicht genommen und die Convention ging zu anderen Gegenständen -der Tagesordnung über.<a class="fnote" href="#footnote-37" id="fnote-37">[37]</a> -</p> - -<p> -Hierauf wurde Crane als Einlaß ins Parlamentshaus begehrend angemeldet. -Er wurde eingeladen und das Schriftstück, dessen Ueberbringer -er war, auf den Tisch niedergelegt. Hamilton bemerkte, daß sich in den -Händen des Earl von Leven eine Mittheilung von dem Prinzen befinde, -kraft dessen Autorität die Stände einberufen worden seien. Diese Mittheilung -schien den Vorrang zu verdienen. Die Convention war gleicher -Meinung und das reiflich erwogene, einsichtsvolle Schreiben Wilhelm’s -wurde vorgelesen. -</p> - -<p> -Dann wurde beantragt, daß auch Jakob’s Brief geöffnet werden solle. -Die Whigs wendeten dagegen ein, daß derselbe möglicherweise einen Befehl -zur Auflösung der Convention enthalten könne. Sie schlugen deshalb -vor, daß die Stände, ehe das Siegel erbrochen würde, beschließen sollten, -trotz eines solchen Befehls beisammen zu bleiben. Die Jakobiten, welche -den Inhalt des Schreibens eben so wenig kannten wie die Whigs, und -die Vorlesung desselben nicht erwarten konnten, gaben bereitwillig ihre -Zustimmung. Es wurde ein Beschluß gefaßt, durch den die Mitglieder -sich verpflichteten, jeden Befehl, der ihnen gebieten sollte auseinander zu -gehen, als null und nichtig zu betrachten und so lange beisammen zu bleiben, -bis sie das Werk der Sicherung der Freiheit und Religion Schottland’s -durchgeführt haben würden. Dieser Beschluß wurde von fast allen -anwesenden Lords und Gentlemen unterzeichnet. Auch sieben von den -neuen Bischöfen unterschrieben ihn. Die eigenhändig geschriebenen Namen -Dundee’s und Balcarras’ sieht man noch auf der Originalrolle. Balcarras -suchte später diesen Schritt, der nach seinen Grundsätzen ohne alle -Widerrede ein abscheulicher Verrath war, damit zu entschuldigen, daß er -sagte, er und seine Freunde hätten sich aus Eifer für das Interesse ihres -Gebieters an einer rebellischen Erklärung gegen die Autorität ihres Gebieters -betheiligt, sie hätten von dem Briefe den heilsamsten Einfluß erwartet, -und der Brief würde nicht geöffnet worden sein, wenn sie nicht -der Majorität ein Zugeständniß gemacht hätten. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-21"> -Wirkung von Jakob’s Schreiben. -</h3> - -<p class="noindent"> -In wenigen Minuten -wurden Balcarras’ Erwartungen bitter getäuscht. Der Brief, von dem -man so viel gehofft und gefürchtet hatte, wurde mit allen den Ehren vorgelesen, -<a id="page-XIII.27" class="pagenum" title="XIII.27"></a> -welche die schottischen Parlamente königlichen Mittheilungen zu -erweisen pflegten; aber jedes Wort erfüllte die Herzen der Jakobiten mit -Verzweiflung. Man sah deutlich, daß das Unglück Jakob weder weise -noch nachsichtig gemacht hatte. Alles athmete Hartnäckigkeit, Grausamkeit -und Uebermuth. Denjenigen Verräthern, welche binnen vierzehn Tagen -zu ihrer Unterthanenpflicht zurückkehrten, war Verzeihung zugesichert, -allen Anderen aber mit schonungsloser Rache gedroht. Ueber -frühere Vergehen war nicht nur kein Bedauern ausgedrückt, sondern der -Brief selbst war ein neues Vergehen, denn er war von dem Apostaten -Melfort geschrieben und contrasignirt, der nach den Gesetzen des Reichs -zur Bekleidung des Amts eines Staatssekretärs nicht befähigt war und -den die protestantischen Tories nicht weniger verabscheuten als die Whigs. -Die ganze Versammlung gerieth in Aufruhr. Jakob’s Feinde waren laut -und heftig, und seine Freunde, welche gegen ihn aufgebracht waren und -sich seiner schämten, sahen ein, daß nicht mehr daran zu denken war, den -Kampf in der Convention fortzusetzen. Jede Stimme, die vor der Eröffnung -des Schreibens zweifelhaft gewesen, war jetzt unwiederbringlich verloren. -Die Sitzung schloß unter großer Aufregung.<a class="fnote" href="#footnote-38" id="fnote-38">[38]</a> -</p> - -<p> -Es war Samstag Nachmittag und vor Montag früh sollte keine -Sitzung wieder sein. Die jakobitischen Parteiführer hielten eine Berathung -und kamen zu dem Schlusse, daß ein entscheidender Schritt gethan werden -müsse. Dundee und Balcarras sollten sich der ihnen ertheilten Vollmachten -bedienen; die Minorität sollte sofort Edinburg verlassen und sich -in Stirling versammeln. Athol stimmte bei und nahm es auf sich, ein -starkes Corps seiner Clansleute aus den Hochlanden zum Schutze der Berathungen -der royalistischen Convention herbeizuziehen. Alles war für den -Austritt vorbereitet; aber die Langsamkeit eines Mannes und die Uebereilung -eines andren zerstörten in wenigen Stunden den ganzen Plan. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-22"> -Dundee’s Flucht. -</h3> - -<p class="noindent"> -Der Montag kam. Die jakobitischen Lords -und Gentlemen waren eben im Begriff nach Stirling aufzubrechen, als -Athol einen vierundzwanzigstündigen Aufschub verlangte. Er für seine -Person habe keinen Grund, sich zu beeilen. Wenn er bliebe, liefe er nicht -Gefahr ermordet zu werden. Wenn er aber ginge, setze er sich den von -einem Bürgerkriege unzertrennlichen Gefahren aus. Da die Mitglieder -seiner Partei sich nicht von ihm trennen wollten, willigten sie in den von -ihm verlangten Aufschub und begaben sich noch einmal in das Parlamentsgebäude. -Nur Dundee weigerte sich, noch länger zu bleiben. Er sagte, -sein Leben sei in Gefahr. Die Convention habe sich geweigert, ihn zu -beschützen, und er wolle nicht bleiben, um der Zielpunkt für die Pistolen -und Dolche von Meuchelmördern zu sein. Balcarras machte vergebliche -Vorstellungen. „Wenn Sie allein abreisen,“ sagte er, „so wird das Aufsehen -machen, und den ganzen Plan vereiteln.“ Aber Dundee blieb bei -seinem Vorsatze. Tapfer, wie er unzweifelhaft war, schien er, gleich vielen -anderen tapferen Männern, gegen die Gefahr eines Meuchelmords weniger -gestählt zu sein als gegen jede andre Form der Gefahr. Er kannte -den Haß der Covenanters, er wußte wie sehr er ihren Haß verdient hatte, -<a id="page-XIII.28" class="pagenum" title="XIII.28"></a> -und er wurde von dem Bewußtsein unsühnbarer Schuld und von der -Furcht vor einer entsetzlichen Wiedervergeltung gequält, welche die Polytheisten -des Alterthums unter dem furchtbaren Namen der Furien personificirten. -Seine alten Reiter, die Satans und Beelzebubs, die seine -Verbrechen getheilt hatten und die jetzt seine Gefahren theilten, waren bereit, -ihn auf seiner Flucht zu begleiten. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-23"> -Tumultuarische Sitzung der Stände. -</h3> - -<p class="noindent"> -Inzwischen hatte -sich die Convention wieder versammelt. Mackenzie hatte sich erhoben, und -beklagte in pathetischen Ausdrücken die schlimme Lage der Stände, welche -zu gleicher Zeit von den Kanonen einer Festung und von einem fanatischen -Pöbel bedroht würden, als er durch einige Schildwachen unterbrochen -wurde, die von den Posten in der Nähe des Schlosses herbeikamen. Sie -hatten Dundee an der Spitze von funfzig Reitern auf der Straße nach -Stirling gesehen. Diese Straße führte dicht an dem mächtigen Felsen -vorbei, auf dem die Citadelle erbaut ist. Gordon war auf den Wällen -erschienen und hatte durch ein Zeichen zu verstehen gegeben, daß er etwas -zu sagen habe. Dundee war nun so hoch hinaufgeklommen, daß er hören -und gehört werden konnte, und so besprach er sich eben jetzt mit dem Herzoge. -Bis diesen Augenblick war der Haß, mit dem die presbyterianischen -Mitglieder der Versammlung den unbarmherzigen Verfolger ihrer Glaubensbrüder -betrachteten, durch die schicklichen Formen der parlamentarischen -Berathung gedämpft worden. Jetzt aber erfolgte ein furchtbarer Ausbruch. -Hamilton selbst, der, wie sogar seine Gegner zugaben, die Pflichten -eines Präsidenten bisher mit Würde und Unparteilichkeit versehen -hatte, war der Lauteste und Heftigste im Saale. „Es ist hohe Zeit“ rief -er aus, „daß wir auf uns selbst denken. Die Feinde unsrer Religion -und unsrer bürgerlichen Freiheit sammeln sich rings um uns, und wir -dürfen wohl argwöhnen, daß sie selbst hier Complicen haben. Man verschließe -die Thüren und lege die Schlüssel auf den Tisch. Niemand soll -hinaus als diejenigen Lords und Gentlemen, die wir beauftragen werden, -die Bürger zu den Waffen zu rufen. Es sind einige wackere Männer aus -dem Westen in Edinburg, Männer, für die ich stehen kann.“ Die Versammlung -erhob einen allgemeinen Ruf der Zustimmung. Mehrere Mitglieder -der Majorität rühmten sich, daß auch sie zuverlässige Anhänger -mitgebracht hätten, die auf den ersten Wink gegen Claverhouse und seine -Dragoner ziehen würden. Alles was Hamilton vorschlug, wurde sofort -ins Werk gesetzt. Die Jakobiten gaben sich schweigend und ohne Widerstand -zu Gefangenen. Leven ging hinaus und gab Befehl Alarm zu -schlagen. Die Covenanters von Lanarkshire und Ayrshire leisteten dem -Aufrufe sofort Folge. Die so zusammengebrachte Streitmacht hatte zwar -kein sehr militärisches Aussehen, genügte aber vollkommen, um die Anhänger -des Hauses Stuart im Schach zu halten. Von Dundee war nichts -zu hoffen oder zu fürchten. Er war schon den Schloßberg wieder herabgeklommen, -zu seinen Reitern zurückgekehrt und in westlicher Richtung -davongesprengt. Hamilton ließ nun die Thüren öffnen und es stand -den verdächtigen Mitgliedern frei sich zu entfernen. Gedemüthigt und -niedergeschmettert, aber doch froh, so wohlfeilen Kaufs davongekommen -zu sein, stahlen sie sich durch den Haufen finstrer Fanatiker, welcher High -Street füllte. An eine Lostrennung war nun nicht mehr zu denken.<a class="fnote" href="#footnote-39" id="fnote-39">[39]</a> -</p> - -<p> -<a id="page-XIII.29" class="pagenum" title="XIII.29"></a> -Am folgenden Tage wurde beschlossen, daß das Königreich in Vertheidigungsstand -gesetzt werden solle. Die Einleitung zu diesem Beschlusse -enthielt eine strenge Rüge der Perfidie des Verräthers, der wenige Stunden -nachdem er durch eine eigenhändig unterschriebene Erklärung sich verpflichtet, -seinen Posten in der Convention nicht zu verlassen, das Beispiel -der Desertion und das Signal zum Bürgerkriege gegeben hatte. Alle -Protestanten vom sechszehnten bis zum sechzigsten Lebensjahre erhielten -die Weisung sich bereit zu halten, um beim ersten Aufrufe unter die -Waffen zu treten, und damit sich Niemand mit Unkenntniß entschuldigen -konnte, wurde die öffentliche Verlesung des Edicts auf allen Marktplätzen -des ganzen Königreichs angeordnet.<a class="fnote" href="#footnote-40" id="fnote-40">[40]</a> -</p> - -<p> -Die Stände beschlossen hierauf, ein Danksagungsschreiben an Wilhelm -zu richten. Diesem Briefe waren die Unterschriften vieler Edelleute und -Gentlemen beigefügt, die zur Partei des verbannten Königs gehörten. -Die Bischöfe aber weigerten sich einstimmig, ihre Namen darunter zu -setzen. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-24"> -Ein Ausschuß zur Entwerfung eines Regierungsplanes -ernannt. -</h3> - -<p class="noindent"> -Es war bei den schottischen Parlamenten seit langer -Zeit Brauch, die Entwerfung von Gesetzen und Verordnungen einer Auswahl -von Mitgliedern zu übertragen, welche die Artikellords genannt wurden. -In Gemäßheit dieses Brauchs wurde jetzt ein Ausschuß von Vierundzwanzig -beauftragt, einen Entwurf zur Feststellung der Regierung auszuarbeiten. -Von diesen Vierundzwanzig waren Acht Peers, Acht Vertreter -von Grafschaften und Acht Abgeordnete von Städten. Die Majorität -des Ausschusses waren Whigs und es befand sich kein einziger Prälat -darin. -</p> - -<p> -Der durch eine Reihenfolge von Unfällen gebrochene Muth der Jakobiten -wurde durch die Ankunft des Herzogs von Queensberry aus London -auf einen Augenblick wieder gehoben. Er war ein Mann von hohem -Range und großem Einflusse und sein Character war gut im Vergleich zu -dem Character Derer, die ihn umgaben. Als der Papismus die Oberhand -hatte, war er der Sache der protestantischen Kirche treu geblieben, -und seitdem der Whiggismus das Uebergewicht erlangt, war er ein treuer -Anhänger der erblichen Monarchie geblieben. Einige waren der Meinung, -daß er dem Hause Stuart wichtige Dienste hätte leisten können, wenn er -früher auf seinem Platze gewesen wäre.<a class="fnote" href="#footnote-41" id="fnote-41">[41]</a> Selbst jetzt brachten die Belebungsmittel, -die er bei seiner erstarrten und schwachen Partei anwendete, -einige matte Symptome wiederkehrenden Muthes hervor. Man fand Mittel, -um sich mit Gordon in Verbindung zu setzen und er wurde dringend -aufgefordert, auf die Stadt zu feuern. Die Jakobiten hofften, daß, sobald -die Kanonenkugeln einige Schornsteine zertrümmert, die Stände nach -Glasgow übersiedeln würden. So wurde Zeit gewonnen und die Royalisten -konnten vielleicht ihren alten Plan, zu einer Separatconvention zusammenzutreten, -noch ausführen. Gordon weigerte sich jedoch entschieden, -auf keine bessere Gewähr als die Aufforderung einer kleinen Kabale, eine -so schwere Verantwortlichkeit auf sich zu nehmen.<a class="fnote" href="#footnote-42" id="fnote-42">[42]</a> -</p> - -<p> -<a id="page-XIII.30" class="pagenum" title="XIII.30"></a> -Inzwischen hatten die Stände eine Schutzmacht, auf die sie sich fester -verlassen konnten als auf die undisciplinirten und ungestümen Covenanters -aus dem Westen. Ein Geschwader englischer Kriegsschiffe aus der -Themse war in der Mündung des Forth angekommen. Dieses Geschwader -hatte die drei schottischen Regimenter an Bord, welche Wilhelm aus -Holland herüber begleitet. Er hatte sie mit weiser Einsicht ausgewählt, -die Versammlung zu beschützen, welche die Regierung ihres Vaterlandes -feststellen sollte, und damit dem im Punkte der Nationalehre ungemein -empfindlichen Volke kein Grund zur Eifersucht gegeben werden möge, hatte -er alle holländischen Soldaten aus den Gliedern entfernt und dadurch die -Zahl der Mannschaften auf ungefähr elfhundert reducirt. Dieses kleine -Truppencorps wurde commandirt von Andreas Mackay, einen Hochländer -von vornehmer Abkunft, der lange auf dem Continent gedient hatte und -der sich durch einen unerschütterlichen Muth und durch eine Frömmigkeit -auszeichnete, wie man sie bei Soldaten des Zufalls selten findet. Die -Convention faßte einen Beschluß, durch den sie Mackay zum Oberbefehlshaber -ihrer Streitkräfte ernannte. Als über diesen Beschluß die Vorfrage -gestellt wurde, bat der Erzbischof von Glasgow, der wahrscheinlich nicht -Lust hatte, sich an einer solchen widerrechtlichen Anmaßung von Befugnissen -zu betheiligen, welche dem Könige allein zustanden, daß man die -Prälaten von der Abstimmung entbinden möchte. Geistliche, sagte er, -hätten mit militärischen Maßregeln nichts zu schaffen. „Die Väter der -Kirche,“ entgegnete ein Mitglied in sehr nachdrücklichem Tone, „sind seit -kurzem mit einen neuem Lichte beglückt worden. Ich habe selbst militärische -Befehle gesehen, welche von dem Hochwürdigen unterzeichnet waren, der -jetzt plötzlich so scrupulös geworden ist. Allerdings waltete ein Unterschied -ob: jene Befehle hatten den Zweck die Protestanten dem Säbelregimente -preis zu geben, während der vorliegende Beschluß uns gegen die Papisten -schützen soll.“<a class="fnote" href="#footnote-43" id="fnote-43">[43]</a> -</p> - -<p> -Die Ankunft der Truppen Mackay’s und der Entschluß Gordon’s, -unthätig zu bleiben, brach den Muth der Jakobiten. Es blieb ihnen in -der That nur noch eine Aussicht. Durch Anschluß an diejenigen Whigs, -welche zu einer Union mit England geneigt waren, konnten sie die Festsetzung -der Regierung vielleicht noch um längere Zeit verzögern. Es wurde -zu dem Ende wirklich eine Unterhandlung eingeleitet, aber bald wieder -abgebrochen. Denn es zeigte sich bald, daß die für Jakob eingenommene -Partei in Wirklichkeit der Union abgeneigt und daß die für die Union -eingenommene Partei in Wirklichkeit Jakob feindlich gesinnt war. Da -somit diese beiden Parteien kein gemeinsames Ziel verfolgten, so konnte -aus einer Coalition zwischen ihnen nichts weiter hervorgehen, als daß -eine von beiden das Werkzeug der andren geworden wäre. Die Unionsfrage -kam daher gar nicht zur Sprache.<a class="fnote" href="#footnote-44" id="fnote-44">[44]</a> Einige Jakobiten zogen sich -auf ihre Landsitze zurück, andere blieben zwar in Edinburg, zeigten sich -aber nicht mehr im Parlamentsgebäude, viele schlugen sich auf die überwiegende -Seite, und als endlich die von den Vierundzwanzig entworfenen -Beschlüsse der Convention vorgelegt wurden, zeigte es sich, daß die Partei, -<a id="page-XIII.31" class="pagenum" title="XIII.31"></a> -die sich am ersten Sessionstage um Athol geschaart hatte, auf Null zusammengeschmolzen -war. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-25"> -Vom Ausschuß vorgeschlagene Beschlüsse. -</h3> - -<p class="noindent"> -Die Beschlüsse -waren so weit möglich in Einklang mit dem kürzlich zu Westminster gegebenen -Beispiele entworfen. In einem wichtigen Punkte jedoch mußte -die Copie nothwendig von dem Originale abweichen. Die Stände von -England hatten zwei Anklagen gegen Jakob erhoben: seine schlechte Verwaltung -und seine Flucht, und hatten durch Anwendung des milderen -Wortes „Abdankung“ zu einigem Nachtheil für die Genauigkeit im Ausdruck -die Frage umgangen, ob Unterthanen gesetzlich befugt sind, einen -schlechten Fürsten abzusetzen. Diese Frage konnten die Stände Schottland’s -nicht umgehen. Sie konnten nicht sagen, Jakob habe seinen Posten -verlassen, denn er hatte seit seiner Thronbesteigung nie in Schottland -residirt. Seit vielen Jahren wurde dieses Königreich von Souverainen -regiert, die in einem andren Lande wohnten. Die ganze Verwaltungsmaschine -war nach der Voraussetzung construirt, daß der König abwesend -sein würde und sie wurde daher durch die Flucht, welche im Süden -der Insel alle Regierung aufgelöst und den ordentlichen Gang der Rechtspflege -unterbrochen hatte, nicht nothwendigerweise in Unordnung gebracht. -Wenn der König in Whitehall war, konnte er nur schriftlich mit dem -Staatsrathe und dem Parlamente zu Edinburg verkehren, und das konnte -er auch, wenn er in Saint-Germains oder Dublin war. Die Vierundzwanzig -waren daher gezwungen, den Ständen eine Resolution vorzuschlagen, -welche bestimmt erklärte, daß Jakob VII. durch sein Mißverhalten -die Krone verwirkt habe. Viele Schriftsteller haben aus dem Wortlaute -dieser Resolution gefolgert, daß gesunde politische Prinzipien in -Schottland weiter vorgeschritten gewesen seien als in England. Aber die -ganze Geschichte der beiden Länder von der Restauration bis zur Union -beweist, daß dieser Schluß falsch ist. Die schottischen Stände bedienten -sich ganz einfach deshalb einer offenen Sprache, weil es ihnen in ihrer -Lage unmöglich war, sich einer ausweichenden Sprache zu bedienen. -</p> - -<p> -Der Mann, der bei Entwerfung des Beschlusses und bei der Vertheidigung -desselben die Hauptrolle spielte, war Sir Johann Dalrymple, -der vor kurzem das hohe Amt des Lord Advokaten bekleidet und der an -mehreren von den Uebelthaten Theil genommen hatte, über die er jetzt -mit großer logischer und rhetorischer Schärfe den Stab brach. Er wurde -kräftig unterstützt durch Sir Jakob Montgomery, Mitglied für Ayrshire, -einem Manne von bedeutendem Talent, aber lockeren Grundsätzen, ungestümem -Wesen, unersättlicher Habgier und unversöhnlicher Bosheit. Der -Erzbischof von Glasgow und Sir Georg Mackenzie sprachen auf der -andren Seite, aber sie bewirkten durch ihre Beredtsamkeit nichts weiter -als daß sie ihre Partei des Vortheils beraubten, geltend machen zu können, -daß die Stände unter einem Zwange ständen und daß die Redefreiheit den -Vertheidigern der erblichen Monarchie versagt worden sei. -</p> - -<p> -Als die Vorfrage gestellt wurde, entfernten sich Athol, Queensberry -und einige ihrer Freunde. Nur fünf Mitglieder stimmten gegen den Beschluß, -welcher erklärte, daß Jakob sein Recht auf die Treue seiner Unterthanen -verwirkt habe. Als der Antrag gestellt wurde, daß mit der -Krone von Schottland ebenso verfahren werden sollte, wie mit der Krone -von England, erschienen Athol und Queensberry wieder im Sitzungssaale. -Sie sagten, sie seien im Zweifel gewesen, ob sie füglicherweise den -<a id="page-XIII.32" class="pagenum" title="XIII.32"></a> -Thron für erledigt erklären könnten. Da er aber für erledigt erklärt worden -sei, zweifelten sie nicht, daß Wilhelm und Marie Diejenigen waren, -die ihn einnehmen müßten. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-26"> -Wilhelm und Marie proklamirt. -</h3> - -<p class="noindent"> -Die Convention begab sich -hierauf in Procession in die High Street. Mehrere vornehme Edelleute -bestiegen in Begleitung des Lord Provost und der Herolde den achteckigen -Thurm, von welchem das Stadtkreuz mit dem schottischen Einhorn auf -der Spitze emporragte.<a class="fnote" href="#footnote-45" id="fnote-45">[45]</a> Hamilton verlas den Beschluß der Convention -und ein Wappenherold proklamirte unter Trompetenschall die neuen Souveraine. -An demselben Tage erließen die Stände eine Verordnung des -Inhalts, daß die Parochialgeistlichen, bei Strafe der Amtsentsetzung, von -ihren Kanzeln herab die Proklamation, welche so eben am Stadtkreuze -verlesen worden, bekannt machen und für König Wilhelm und Königin -Marien beten sollten. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-27"> -Die Rechtsforderung. -</h3> - -<p class="noindent"> -Noch war das Interregnum nicht vorüber. -Obwohl die neuen Souveraine proklamirt waren, waren sie doch -noch nicht durch ein formelles Anerbieten und durch eine formelle Annahme -in den Besitz der königlichen Autorität gesetzt worden. Es wurde in -Edinburg, wie in Westminster, für nöthig gehalten, daß die Urkunde über -die Feststellung der Regierung die Volksrechte, welche die Stuarts ungesetzlicherweise -mißachtet hatten, klar definiren und feierlich bekräftigen solle. -Die Vierundzwanzig entwarfen daher eine Rechtsforderung <span class="antiqua">(Claim of -Right)</span>, welche die Convention annahm. Dieser Rechtsforderung, welche -nichts weiter als eine Erklärung des bestehenden Gesetzes bezweckte, war -eine Ergänzungsschrift beigefügt, die eine Liste von Mißständen enthielt, -denen nur durch neue Gesetze abgeholfen werden konnte. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-28"> -Abschaffung des Episkopats. -</h3> - -<p class="noindent"> -Einen hochwichtigen Artikel, -den wir naturgemäß an der Spitze einer solchen Liste zu sehen erwarten -sollten, nahm die Convention mit großer praktischer Einsicht, aber notorischen -Thatsachen und unwiderleglichen Argumenten zum Trotz, in die Rechtsforderung -selbst auf. Niemand konnte leugnen, daß die Prälatur durch -eine Parlamentsacte eingeführt war. Die Gewalt, welche die Bischöfe -ausübten, konnte schädlich, schriftwidrig, antichristlich sein, aber ungesetzlich -war sie gewiß nicht, und sie für ungesetzlich erklären, hieß dem gesunden -Verstande ins Gesicht schlagen. Die Whigführer wünschten jedoch viel -sehnlicher, das Episkopat loszuwerden, denn sich als ausgezeichnete Publicisten -und Logiker zu erweisen. Wenn sie die Abschaffung des Episkopats -zu einem Artikel des Vertrags machten, kraft dessen Wilhelm die -Krone tragen sollte, so erreichten sie ihren Zweck, wenn auch ohne Zweifel -auf eine Weise, welche der Kritik starke Blößen gab. Begnügten sie -sich dagegen zu beschließen, daß das Episkopat eine schädliche Institution -sei, welche früher oder später abzuschaffen die Legislatur wohl thun werde, -so konnten sie finden, daß ihr Beschluß zwar in formeller Hinsicht keine -Einwendung zuließ, doch unfruchtbar an Consequenzen war. Sie wußten, -daß Wilhelm keineswegs mit ihrer Abneigung gegen die Bischöfe sympathisirte -und daß, selbst wenn er für das calvinistische Vorbild weit mehr -<a id="page-XIII.33" class="pagenum" title="XIII.33"></a> -eingenommen gewesen wäre, als er es war, sein Verhältniß zu der anglikanischen -Kirche es für ihn schwierig und gefährlich gemacht haben würde, -sich zum Feinde eines Grundbestandtheils der Verfassung dieser Kirche zu -erklären. Wenn er König von Schottland wurde, ohne in diesem Punkte -durch eine Zusicherung gebunden zu sein, so konnte man wohl fürchten, -daß er zögern würde, eine Acte zu erlassen, welche von einem großen Theile -seiner Unterthanen im Süden der Insel mit Abscheu betrachtet werden -würde. Es war daher sehr zu wünschen, daß die Frage erledigt wurde, -so lange der Thron noch unbesetzt war. In dieser Ansicht stimmten viele -Politiker überein, die zwar keinen Widerwillen gegen Chorhemden und -Bischofsmützen hegten, die aber wünschten, daß Wilhelm eine ruhige und -gedeihliche Regierung haben möchte. Das schottische Volk — so räsonnirten -diese Leute — haßte das Episkopat. Das englische Volk liebte es. -Wilhelm eine Stimme in dieser Angelegenheit lassen, hieße ihn in die -Nothwendigkeit versetzen, die stärksten Gefühle einer der Nationen, die er -regierte, zu verwunden. Es liege daher offenbar in seinem eignen Interesse, -daß die Frage, die er selbst in keiner Weise erledigen könnte, ohne -sich schwere Vorwürfe zuzuziehen, anstatt seiner durch Andere erledigt -würde, die einer solchen Gefahr nicht ausgesetzt wären. Er sei noch nicht -Beherrscher von Schottland. Während der Dauer des Interregnums gehöre -die höchste Gewalt den Ständen und für das was die Stände thun -möchten, könnten die Prälatisten seines südlichen Königreichs ihn nicht verantwortlich -machen. Der ältere Dalrymple schrieb aus London eindringlich -in diesem Sinne, und es kann kaum einem Zweifel unterliegen, daß -er die Gesinnungen seines Gebieters ausdrückte. Wilhelm würde sich aufrichtig -gefreut haben, wenn die Schotten mit einem modificirten Episkopat -hätten ausgesöhnt werden können. Da dies aber nicht sein könne, so sei -es offenbar wünschenswerth, daß sie, so lange noch kein König über ihnen -stehe, selbst das unwiderrufliche Verdammungsurtheil über die Institution -aussprächen, die sie verabscheuten.<a class="fnote" href="#footnote-46" id="fnote-46">[46]</a> -</p> - -<p> -Die Convention nahm daher wie es scheint, nach kurzer Debatte in -die Rechtsforderung eine Klausel auf, welche erklärte, daß die Prälatur -eine unerträgliche Last für das Königreich, daß sie der großen Masse -des Volks seit langer Zeit verhaßt sei und daß sie abgeschafft werden -müsse. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-29"> -Die Folter. -</h3> - -<p class="noindent"> -Nichts in den Vorgängen zu Edinburg setzt einen -Engländer mehr in Erstaunen, als das Verfahren der Stände in Bezug -auf die Tortur. In England war die Folter stets gesetzwidrig gewesen. -Selbst in den servilsten Zeiten hatten die Richter sie einstimmig dafür erklärt. -Die Herrscher, welche gelegentlich ihre Zuflucht zu derselben genommen, -hatten sie so weit möglich im Geheimen angewendet, hatten nie -behauptet, daß sie im Einklange mit dem Staatsgesetz oder mit dem gemeinen -Recht gehandelt und hatten sich damit entschuldigt, daß sie sagten, -die außerordentliche Gefahr, der der Staat ausgesetzt sei, habe sie gezwungen, -die Verantwortlichkeit für <a id="corr-5"></a>außerordentliche Vertheidigungsmittel auf -sich zu nehmen. Kein englisches Parlament hatte es daher je für nöthig -<a id="page-XIII.34" class="pagenum" title="XIII.34"></a> -gehalten, eine Acte oder einen Beschluß in Bezug auf diesen Gegenstand -zu erlassen. Die Tortur war weder in der Bitte um Recht noch in -irgend einem von dem Langen Parlament entworfenen Gesetze erwähnt. -Kein Mitglied der Convention von 1689 dachte daran vorzuschlagen, daß -die Urkunde, welche den Prinzen und die Prinzessin von Oranien auf den -Thron berief, eine Erklärung gegen die Anwendung von Folterbänken und -Daumenschrauben zu dem Zwecke, Gefangene zur Selbstanklage zu zwingen, -enthalten solle. Eine solche Erklärung würde mit Recht eher als eine -Schwächung denn als Kräftigung einer Regel betrachtet worden sein, -welche schon zu den Zeiten der Plantagenets von den berühmteren Weisen -von Westminsterhall mit Stolz für einen unterscheidenden Zug der englischen -Rechtswissenschaft erklärt worden war.<a class="fnote" href="#footnote-47" id="fnote-47">[47]</a> In der schottischen Rechtsforderung -wurde die Anwendung der Tortur, ohne Beweis, oder in gewöhnlichen -Fällen, für gesetzwidrig erklärt. Daraus ergiebt sich folgerichtig, -daß die Tortur in Fällen wo starker Beweis vorhanden war oder -wo ein außerordentliches Verbrechen vorlag, für gesetzmäßig erklärt war; -auch führten die Stände die Tortur nicht unter den Mißbräuchen auf, -welche gesetzliche Abhülfe erheischten. In der That, sie konnten die Tortur -nicht verdammen, ohne sich selbst zu verdammen. Der Zufall wollte, daß, -während sie sich mit der Feststellung der Regierung beschäftigten, der beredte -und gelehrte Lord-Präsident Lockhardt, als er eines Sonntags aus der -Kirche kam, auf offener Straße ermordet wurde. Der Mörder ward ergriffen -und erwies sich als ein Elender, der, nachdem er seine Gattin -barbarisch behandelt und aus dem Hause geworfen, durch ein Decret des -Court of Session gezwungen worden war, für ihren Unterhalt zu sorgen. -Ein wüthender Haß gegen die Richter, die sie in Schutz genommen, hatte -sich seiner bemächtigt und ihn zu einem entsetzlichen Verbrechen und einem -entsetzlichen Schicksale getrieben. Es war natürlich, daß eine von so -erschwerenden Umständen begleitete Mordthat den Unwillen der Mitglieder -der Convention erregte. Gleichwohl hätten sie den kritischen Ernst des -Augenblicks und die Wichtigkeit ihrer Mission bedenken sollen. Leider aber -befahlen sie in der Hitze der Leidenschaft dem Magistrate von Edinburg, -den Gefangenen die spanischen Stiefeln anzulegen, und ernannten einen -Ausschuß zur Beaufsichtigung der Operation. Hätte dieser unselige Vorfall -nicht stattgefunden, so ist es wahrscheinlich, daß das <a id="corr-6"></a>schottische Gesetz bezüglich -der Tortur ohne weiteres dem englischen Gesetze assimilirt worden -wäre.<a class="fnote" href="#footnote-48" id="fnote-48">[48]</a> -</p> - -<p> -Nach Feststellung der Rechtsforderung schritt die Convention zur -Revision des Krönungseides. Als dies gethan war, wurden drei Mitglieder -ernannt, welche die Regierungsurkunde nach London bringen sollten. Argyle, -obwohl streng genommen dem Sinne des Gesetzes nach kein Peer, -wurde zum Vertreter der Peers gewählt; Sir Jakob Montgomery repräsentirte -die Deputirten der Grafschaften, und Sir Johann Dalrymple die -der Städte. -</p> - -<p> -Hierauf vertagten sich die Stände auf einige Wochen, nachdem sie -noch einen Beschluß gefaßt hatten, welcher Hamilton ermächtigte diejenigen -<a id="page-XIII.35" class="pagenum" title="XIII.35"></a> -Maßregeln zu ergreifen, die zur Aufrechthaltung der öffentlichen Ruhe bis -zum Schlusse des Interregnums nothwendig erscheinen könnten. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-30"> -Wilhelm und Marie nehmen die Krone Schottland’s -an. -</h3> - -<p class="noindent"> -Die Ceremonie der Inauguration unterschied sich von gewöhnlichen -Feierlichkeiten dieser Art durch einige höchst interessante Umstände. Am -11. Mai kamen die drei Commissare in das Berathungszimmer zu Whitehall -und begaben sich von dort, begleitet von fast allen zur Zeit in London -anwesenden vornehmen Schotten, nach dem Bankethause. Hier saßen -Wilhelm und Marie unter einem Baldachin. Ein glänzender Kreis von -englischen Edelleuten und Staatsmännern umgab den Thron; den Staatsdegen -aber trug ein schottischer Lord und der Amtseid wurde nach schottischem -Brauch abgenommen, Argyle sagte die Formel langsam vor und -das königliche Paar sprach sie nach bis zu dem letzten Satze. Hier hielt -Wilhelm inne. Dieser Satz enthielt das Versprechen, daß er alle Ketzer -und alle Feinde der wahren Gottesverehrung ausrotten wolle, und es war -notorisch, daß in den Augen vieler Schotten nicht nur alle Katholiken, -sondern auch alle protestantischen Episkopalen, alle Independenten, Baptisten -und Quäker, alle Lutheraner, ja selbst alle britischen Presbyterianer, die -sich durch den feierlichen Bund und Covenant nicht gebunden glaubten, -Feinde der wahren Gottesverehrung waren.<a class="fnote" href="#footnote-49" id="fnote-49">[49]</a> Der König hatte die Commissare -darauf aufmerksam gemacht, daß er diesen Theil des Eides nicht -ohne eine bestimmte und öffentliche Erklärung leisten könne, und sie waren -von der Convention autorisirt worden, eine Erklärung zu geben, die ihn -befriedigen würde. „Ich mag mich,“ sagte er jetzt, „in keiner Weise verpflichten, -ein Verfolger zu sein.“ — „Weder die Worte dieses Eides,“ -entgegnete hierauf einer der Commissare, „noch die Gesetze Schottland’s -legen Eurer Majestät eine solche Verpflichtung auf.“ — „In diesem Sinne -schwöre ich denn,“ versetzte Wilhelm, „und ich ersuche Sie alle, Mylords -und Gentlemen, zu bezeugen, daß ich dies thue.“ Selbst seine Verleumder -haben allgemein zugegeben, daß er bei dieser hochwichtigen Gelegenheit mit -Freimüthigkeit, Würde und Weisheit handelte.<a class="fnote" href="#footnote-50" id="fnote-50">[50]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-31"> -<a id="page-XIII.36" class="pagenum" title="XIII.36"></a> -Unzufriedenheit der Covenanters. -</h3> - -<p class="noindent"> -Als König von Schottland -sah er sich bald bei jedem Schritte von allen den Schwierigkeiten, -mit denen er als König von England zu kämpfen gehabt, und auch noch -von anderen Schwierigkeiten umringt, die in England glücklicherweise unbekannt -waren. Im Norden der Insel war keine Klasse unzufriedener -mit der Revolution als die Klasse, die der Revolution am meisten verdankte. -Die Art und Weise, wie die Convention die Frage der Kirchenverfassung -entschieden, hatte den Bischöfen selbst nicht mehr mißfallen als -den heftigen Convenanters, welche trotz Schwert und Carabiner, trotz Folter -und Galgen ihren Schöpfer lange nach ihrer Art in Höhlen und auf -Bergspitzen verehrt hatten. Habe man jemals, riefen diese Zeloten aus, ein -solches Schwanken zwischen zwei Meinungen, eine solche Annäherung zwischen -dem Herrn und Baal gesehen? Die Stände hätten sagen sollen, das -Episkopat sei in den Augen Gottes ein Greuel und sie seien aus Gehorsam -gegen sein Wort und aus Furcht vor seiner gerechten Strafe entschlossen, -gegen diese große nationale Sünde und Schmach so aufzutreten wie die -heiligen Regenten, welche die Haine und Altäre Chamos’ und Astarte’s -zerstörten. Leider werde Schottland nicht durch fromme Josias, sondern -durch sorglose Gallios regiert. Die antichristliche Hierarchie müsse abgeschafft -werden, nicht weil sie eine Beleidigung des Himmels sei, sondern -weil sie auf Erden als eine drückende Last gefühlt werde, nicht weil sie -dem großen Oberhaupte der Kirche, sondern weil sie dem Volke verhaßt -sei. Sei denn die öffentliche Meinung der Prüfstein für Recht und Unrecht -in der Religion? Müsse nicht die Ordnung, welche Christus in seinem -eigenen Hause eingeführt, in allen Ländern und durch alle Zeiten heilig -gehalten werden? Und sei für die Festhaltung dieser Ordnung in Schottland -kein andrer Grund vorhanden als der, welcher mit gleichem Gewicht -für die Aufrechthaltung der Prälatur in England, des Papstthums in -Spanien und des Muhamedanismus in der Türkei geltend gemacht werden -könne? Warum erwähne man nichts von den Convenants, welche die -Nation so allgemein unterschrieben und so allgemein verletzt habe? Warum -erkläre man nicht deutlich und bestimmt, daß die in diesen Urkunden niedergelegten -Versprechungen noch immer für das Königreich bindend seien -und bis ans Ende aller Zeiten bindend bleiben würden? Sollten diese -Wahrheiten aus Rücksicht gegen die Gefühle und Interessen eines Fürsten -unterdrückt werden, der Alles für Alle sei, ein Bundesgenosse des götzendienerischen -Spaniers und des lutherischen Dänen, ein Presbyterianer im -Haag und ein Prälatist in Whitehall? Er habe allerdings, wie einst Jehu, -in soweit gut gethan, daß er die Geißel des götzendienerischen Hauses -Ahab’s geworden sei. Aber auch er sei, wie Jehu, nicht darauf bedacht -gewesen, von ganzem Herzen den Pfad des göttlichen Gesetzes zu wandeln, -sondern habe Gottlosigkeiten geduldet und verübt, die sich nur der Größe -nach von denen unterschieden, zu deren Feinde er sich erklärt habe. Es -würde gottesfürchtigen Senatoren besser geziemt haben, ihm Vorstellungen -zu machen über die Sünde, die er begehe, indem er sich dem anglikanischen -Ritus anschließe und die anglikanische Kirchenverfassung aufrechterhalte, -<a id="page-XIII.37" class="pagenum" title="XIII.37"></a> -anstatt ihm durch Anwendung von Phrasen zu schmeicheln, welche verriethen, -daß sie eben so sehr vom Erastianismus angesteckt seien wie er. Viele -von Denen, welche diese Sprache führten, weigerten sich irgend einen -Schritt zu thun, der als eine Anerkennung der neuen Souveraine ausgelegt -werden konnte, und sie hätten lieber ganze Glieder von Musketieren -auf sich feuern oder sich über dem Niveau der Ebbe an Pfähle anbinden -lassen, als daß sie Gott gebeten hätten, Wilhelm und Marien zu segnen. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-32"> -Ministerielle Einrichtungen in Schottland. -</h3> - -<p class="noindent"> -Indessen -hatte der König von dem hartnäckigen Festhalten dieser Leute an ihren -abgeschmackten Grundsätzen weniger zu fürchten als von dem Ehrgeiz und -der Habsucht einer andren Sorte von Menschen, welche gar keine Grundsätze -hatten. Es war nothwendig, daß er unverzüglich Minister ernannte, -welche die Regierung Schottland’s leiteten, und er mochte dazu ernennen -wen er wollte, so mußte er nothwendig eine Menge von Expectanten in -ihren Erwartungen täuschen und sie dadurch erbittern. Schottland war -eines der ärmsten Länder Europa’s; dennoch aber besaß kein Land in -Europa eine größere Anzahl gewandter und selbstsüchtiger Politiker. Die -Krone hatte nicht genug Stellen zu vergeben, um nur ein Zwanzigstel -der Stellenjäger zu befriedigen, von denen jeder glaubte, daß er hervorragende -Dienste geleistet habe und daß man sich seiner vorzugsweise erinnern -müsse. Wilhelm that sein Möglichstes, um diese zahllosen und unersättlichen -Aspiranten zu befriedigen, indem er viele Aemter Commissionen -übertrug. Einige wichtige Posten konnte er jedoch nicht theilen. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-33"> -Hamilton. -</h3> - -<p class="noindent"> -Hamilton wurde zum Lord Obercommissar ernannt, -in der Hoffnung, daß ein enormer Gehalt, eine Wohnung in Holyrood -Palace und eine fast königliche Pracht und Würde ihn zufriedenstellen -würden. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-34"> -Crawford. -</h3> - -<p class="noindent"> -Der Earl von Crawford ward zum Präsidenten des -Parlaments ernannt, und man glaubte, daß diese Ernennung die strengen -Presbyterianer befriedigen werde, denn Crawford war was sie einen Bekenner -nannten. Seine Briefe und Reden sind, um sich seines eignen -Ausdrucks zu bedienen, ungemein lieblich. Unter den hervorragenden Politikern -der damaligen Zeit hatte er allein, oder doch fast allein, den Styl -beibehalten, der unter der vorhergehenden Generation im Schwunge gewesen -war. Er hatte für jede Gelegenheit eine Stelle aus dem Alten Testament -bereit. Er füllte seine Depeschen mit Anspielungen auf Ismael -und Hagar, Hanna und Eli, Elisa, Nehemia und Zerubabel und schmückte -seine Reden mit Citaten aus Esra und Haggai. Ein Umstand, der den -Mann und die Schule, in der er gebildet war, auffallend characterisirt, -ist der, daß in der ganzen Masse seiner auf uns gekommenen Schriften -nicht ein einziges Wort vorkommt, welches darauf hindeutete, daß er je -in seinem Leben vom Neuen Testament etwas gehört hätte. Selbst noch -in unsrer Zeit sind Leute von eigenthümlicher Geschmacksrichtung durch -seine salbungsvolle Sprache so entzückt worden, daß sie ihn allen Ernstes -für einen Heiligen erklärt haben. In den Augen Derer, welche die Menschen -mehr nach ihren Thaten als nach ihren Worten zu beurtheilen pflegen, -wird Crawford als ein egoistischer und grausamer Politiker erscheinen, -der sich durch sein Gewinsel keineswegs dupiren ließ und dessen Eifer -gegen die bischöfliche Kirchenverfassung nicht wenig durch das Verlangen -nach bischöflichen Gütern angespornt wurde. Zur Entschuldigung seiner -Habgier muß man sagen, daß er der ärmste Adelige eines armen Adels -<a id="page-XIII.38" class="pagenum" title="XIII.38"></a> -war und daß er vor der Revolution zuweilen nicht wußte, wo er eine -Mahlzeit und einen Anzug hernehmen sollte.<a class="fnote" href="#footnote-51" id="fnote-51">[51]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-35"> -Die Dalrymple. — Lockhart. -</h3> - -<p class="noindent"> -Der befähigtste der schottischen -Politiker und Wettkämpfer, Sir Johann Dalrymple, wurde zum Lord -Advokaten ernannt. Sein Vater, Sir Jakob, der größte schottische Jurist, -wurde an die Spitze des Court of Session gestellt. Sir Wilhelm Lockhart, -ein Mann, dessen Briefe beweisen, daß er ein bedeutendes Talent -besaß, wurde Generalprokurator. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-36"> -Montgomery. -</h3> - -<p class="noindent"> -Sir Jakob Montgomery hatte sich mit der Hoffnung -geschmeichelt, erster Minister zu werden. Er hatte sich in der Convention -sehr ausgezeichnet und war einer der Commissare gewesen, welche -den neuen Souverainen die Krone überreicht und den Eid abgenommen -hatten. An parlamentarischer Geschicklichkeit und Beredtsamkeit stand unter -seinen Landsleuten Keiner über ihm, außer dem neuen Lord Advokaten. -Das Staatssekretariat war, wenn auch nicht in Ansehen, so doch dem -wirklichen Einflusse nach das höchste Amt bei der schottischen Regierung, -und dieses Amt war der Lohn, auf welchen Montgomery gerechten Anspruch -zu haben glaubte. Aber die Episkopalen und die gemäßigten Presbyterianer -fürchteten ihn als einen Mann von extremen Ansichten und -rachsüchtigem Character. Er war ein Oberhaupt der Covenanters gewesen, -war einmal wegen Conventikelhaltens, ein andermal wegen Beherbergung -von Rebellen zur Untersuchung gezogen worden, war mit Geldbußen -und Gefängniß bestraft und fast dazu getrieben worden, jenseit des -atlantischen Meeres in der jungen Colonie New Jersey eine Zuflucht vor -seinen Feinden zu suchen. Man fürchtete daher, daß, wenn er jetzt die -ganze Gewalt der Krone in seine Hände bekäme, er furchtbare Wiedervergeltung -für die erduldeten Leiden üben würde.<a class="fnote" href="#footnote-52" id="fnote-52">[52]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-37"> -Melville. -</h3> - -<p class="noindent"> -Wilhelm zog deshalb Melville vor, der zwar kein -Mann von ausgezeichneten Talenten, aber von den Presbyterianern als -ein entschiedener Freund und doch von den Episkopalen nicht als ein unversöhnlicher -Feind betrachtet wurde. Melville nahm seinen Wohnsitz am -englischen Hofe und wurde das ordentliche Communicationsorgan zwischen -Kensington und den Autoritäten von Edinburg. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-38"> -<a id="page-XIII.39" class="pagenum" title="XIII.39"></a> -Carstairs. -</h3> - -<p class="noindent"> -Wilhelm hatte jedoch einen schottischen Rathgeber, der -mehr Einfluß verdiente und besaß als irgend einer der ostensiblen Minister. -Dies war Carstairs, einer der bedeutendsten Männer der damaligen Zeit. -Er verband eine umfassende wissenschaftliche Bildung, eine große Befähigung -für Staatsgeschäfte, und den festen Glauben und glühenden Eifer -eines Märtyrers mit der Klugheit und Geschmeidigkeit eines vollendeten -Staatsmannes. In Bezug auf Muth und Treue glich er Burnet, aber -er besaß das was Burnet fehlte: Urtheilsgabe, Selbstbeherrschung und eine -seltene Verschwiegenheit. Es gab keinen Posten, den er nicht hätte erreichen -können, wenn er ein Laie oder ein Priester der englischen Kirche gewesen -wäre. Aber ein presbyterianischer Geistlicher durfte nicht hoffen, -weder im Norden noch im Süden der Insel zu einer hohen Würde zu -gelangen. Carstairs mußte sich mit der factischen Macht begnügen und -den Anschein derselben Anderen überlassen. Er wurde zum Kaplan Ihrer -Majestäten für Schottland ernannt; wo sich aber der König aufhalten -mochte, ob in England, oder in Irland, oder in den Niederlanden, da -war auch dieser zuverlässigste und klügste aller Höflinge. Des Königs -Güte gewährte ihm ein bescheidenes Auskommen, und mehr verlangte er -nicht. Aber es war wohl bekannt, daß er ein eben so nützlicher Freund -und ein eben so furchtbarer Feind sein konnte als irgend ein Mitglied des -Cabinets, und man hatte ihm in den Bureaux und in den Vorzimmern -des Palastes den sehr bezeichnenden Beinamen des Cardinals gegeben.<a class="fnote" href="#footnote-53" id="fnote-53">[53]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-39"> -Bildung des Clubs; Annandale, Roß. -</h3> - -<p class="noindent"> -Montgomery wurde -das Amt des Lord Justice Clerk angeboten. Aber dieser obgleich hohe -und ehrenvolle Posten schien ihm seiner Verdienste und seiner Talente unwürdig -und er kehrte von London nach Schottland zurück, das Herz von -Haß gegen seinen undankbaren Gebieter und gegen seine glücklichen Nebenbuhler -erfüllt. In Edinburg unterwarf sich ein Häuflein Whigs, welche -durch die neuen Einrichtungen eben so schmerzlich in ihren Erwartungen -getäuscht worden waren wie er selbst, bereitwillig der Leitung eines so -kühnen und geschickten Führers. Unter seiner Direction bildeten diese Männer, -unter denen der Earl von Annandale und Lord Roß die bedeutendsten -waren, einen Verein, der Club genannt, wählten einen Schriftführer und -kamen täglich in einer Taverne zusammen, um Oppositionspläne zu berathen. -Um diesen Kern schaarte sich bald eine große Anzahl ehrsüchtiger -und erbitterter Politiker.<a class="fnote" href="#footnote-54" id="fnote-54">[54]</a> Mit diesen unredlichen Unzufriedenen, die -keinen andren Zweck hatten, als der Regierung zu schaden und Stellen zu -erhaschen, verbanden sich andere Mißvergnügte, welche im Laufe eines langen -Widerstandes gegen Tyrannei so verderbt und reizbar geworden waren, -daß sie selbst unter der mildesten und constitutionellsten Regierung nicht -zufrieden leben konnten. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-40"> -Hume. -</h3> - -<p class="noindent"> -Ein solcher Mann war Sir <a id="corr-8"></a>Patrick Hume. Er war aus -dem Exil ebenso streitsüchtig, ebenso unlenksam, ebenso neidisch auf jede -<a id="page-XIII.40" class="pagenum" title="XIII.40"></a> -höhere Autorität und als ein ebenso leidenschaftlicher Redner zurückgekehrt, -wie er vier Jahre früher gewesen, und er wünschte eben so sehr -Wilhelm zu einem bloß nominellen Souverain zu machen, als er früher -gewünscht hatte, Argyle zu einem bloß nominellen Anführer zu machen.<a class="fnote" href="#footnote-55" id="fnote-55">[55]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-41"> -Fletcher von Saltoun. -</h3> - -<p class="noindent"> -Ein in moralischer und geistiger Hinsicht -hoch über Hume stehender Mann, Fletcher von Saltoun, gehörte -ebenfalls zu dieser Partei. Obwohl nicht Mitglied der Convention, war -er doch ein sehr thätiges Mitglied des Clubs.<a class="fnote" href="#footnote-56" id="fnote-56">[56]</a> Er haßte die Monarchie -und auch die Demokratie; sein Lieblingsplan war, Schottland zu einer -oligarchischen Republik zu machen. Der König, wenn nun einmal ein König -sein müsse, sollte eine bloße Puppe sein. Die niederste Klasse des Volks -sollte leibeigen und die ganze legislative wie executive Gewalt in den Händen -des Parlaments sein. Mit anderen Worten: das Land sollte durch -einen Erbadel, den ärmsten, stolzesten und streitsüchtigsten in Europa, unumschränkt -regiert werden. Unter einer solchen Regierung konnte weder -von Freiheit noch von Ruhe die Rede sein. Handel, Industrie und Wissenschaft -würden eingegangen und Schottland ein kleines Polen geworden -sein mit einer Puppe als Souverain, einem stürmischen Reichstage und -einem geknechteten Volke. Mit unglücklichen Amtscandidaten und mit ehrlichen -aber verkehrten Republikanern waren Politiker vermischt, deren -Haltung nur durch die Furcht bestimmt wurde. Viele Schmarotzer, die -sich bewußt waren, in der schlimmen Zeit Strafwürdiges gethan zu haben, -wollten sich gern mit dem mächtigen und rachsüchtigen Club aussöhnen -und waren froh, daß sie ihrer Servilität gegen Jakob durch ihre Opposition -gegen Wilhelm wieder gut machen durften.<a class="fnote" href="#footnote-57" id="fnote-57">[57]</a> Die große Masse -der Jakobiten hielt sich inzwischen entfernt, sah mit Wohlbehagen die -Feinde des Hauses Stuart uneinig unter einander und gab sich der Hoffnung -hin, daß die Verwirrung mit der Wiedereinsetzung des verbannten -Königs enden werde.<a class="fnote" href="#footnote-58" id="fnote-58">[58]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-42"> -In den Hochlanden bricht Krieg aus. -</h3> - -<p class="noindent"> -Während Montgomery -sich anstrengte, aus verschiedenen Elementen eine Partei zu bilden, -welche beim Wiederzusammentritt der Convention mächtig genug sein -konnte, um dem Throne Vorschriften zu machen, hatte ein noch furchtbarerer -Feind als Montgomery die Fahne des Bürgerkriegs in einer Gegend -aufgesteckt, von der die Politiker von Westminster und selbst die meisten -Politiker von Edinburg nicht mehr wußten als von Abyssinien oder Japan. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-43"> -Zustand der Hochlande. -</h3> - -<p class="noindent"> -Ein moderner Engländer, der in einem -Tage aus seinem Club in St. James Street auf sein Jagdschloß in -den Grampians gelangen kann und der in seinem Jagdschlosse alle Bequemlichkeiten -und Luxusgegenstände seines Clubs findet, wird kaum glauben -können, daß zur Zeit seiner Urgroßväter St. James Street mit den -Grampians eben so wenig in Verbindung stand wie mit den Anden. Und -<a id="page-XIII.41" class="pagenum" title="XIII.41"></a> -doch war dem so. Im Süden unsrer Insel wußte man fast gar nichts -von dem celtischen Theile Schottland’s, und was man etwa wußte, erweckte -kein andres Gefühl als Verachtung und Widerwillen. Die Klippen und -Schluchten, die Wälder und Gewässer waren zwar die nämlichen, welche -gegenwärtig jeden Herbst von entzückten Beschauern und Landschaftszeichnern -wimmeln. Der Trosachs schlängelte sich wie heute zwischen gigantischen, -mit Ginster und wilden Rosen bewachsenen Felswänden hin, der -Foyers kam mit demselben Hüpfen und demselben Rauschen, mit dem er -noch heute dem Neßsee zueilt, durch den Birkenwald herab, und der schneegekrönte -Scheitel des Ben Cruachan erhob sich, der Junisonne spottend, -wie heute, über die mit Weiden bedeckten Inselchen des Awesees. Aber -keine dieser Landschaften vermochte bis in die neuere Zeit einen einzigen -Dichter oder Maler aus wohlhabenderen und ruhigeren Gegenden herbeizulocken. -Gesetz und Polizei, Handel und Industrie haben in der That -viel mehr, als Leute von romantischen Ansichten bereitwillig zugeben werden, -dazu beigetragen, den Sinn für die wilderen Naturschönheiten in uns -zu wecken. Ein Reisender muß frei von jeder Besorgniß sein, ermordet -zu werden, oder vor Hunger umzukommen, ehe er sich an den kühnen Umrissen -und an der Farbenpracht der Berge erfreuen kann. Er wird so -leicht nicht über den Anblick eines steilen Abgrundes entzückt sein, wenn er -in Gefahr schwebt, zweitausend Fuß tief in denselben hinabzustürzen; ebenso -wenig über den Anblick kochender Fluthen eines Waldstroms, der plötzlich -sein Gepäck mit fort schwemmt und ihn zwingt, sein Heil in der Flucht zu -suchen; oder über den Anblick der schauerlichen Majestät eines Gebirgspasses, -wo er einen Leichnam findet, den Räuber eben ausgeplündert und -verstümmelt haben; oder über das Gekrächz der Adler, deren nächste -Mahlzeit vielleicht eines seiner eigenen Augen sein kann. Um’s Jahr 1730 -schrieb Capitain Burt, der erste Engländer, der die Gegenden besuchte, -welche jetzt Vergnügungsreisende aus allen Theilen der gebildeten Welt -herbeiziehen, ein Buch über seine Wanderungen. Er war unverkennbar -ein Mann von umsichtigem, beobachtendem und gebildetem Geiste und würde, -wenn er in unsrer Zeit gelebt hätte, ohne Zweifel mit einem Gemisch von -Ehrfurcht und Wonne die Berge von Inverneßshire betrachtet haben. Da er -aber mit den zu seiner Zeit allgemein vorherrschenden Ansichten schrieb, so erklärte -er diese Gebirge für monströse Auswüchse. Er sagte, sie seien dermaßen -mißgestaltet, daß die nacktesten Ebenen im Vergleich mit ihnen lieblich erscheinen -müßten. Schönes Wetter, meinte er, mache den traurigen Anblick -nur noch trauriger, denn je heller der Tag, um so unangenehmer berührten -diese formlosen Massen von düstrem Braun und schmutzigem Roth -das Auge. Welch’ ein Contrast, rief er aus, zwischen diesen grauenhaften -Gegenden und den Schönheiten von Richmond Hill!<a class="fnote" href="#footnote-59" id="fnote-59">[59]</a> Manche Leute -<a id="page-XIII.42" class="pagenum" title="XIII.42"></a> -werden glauben, Burt sei ein Mann von alltäglichem und prosaischem -Geiste gewesen; aber sie werden es wohl schwerlich wagen, eine ähnliche -Ansicht über Oliver Goldsmith auszusprechen. Goldsmith war einer der -wenigen Sachsen, welche vor mehr als einem Jahrhunderte den Muth -hatten, die schottischen Hochlande zu bereisen. Die abschreckende Wildheit -der Gegenden machte einen widerlichen Eindruck auf ihn, und er erklärte, -daß er die reizende Umgebung von Leyden, die weite Fläche grüner -Wiesen und die Landhäuser mit ihren Statuen und Grotten, ihren sauberen -Blumenbeeten und geradlinigen Alleen bei weitem vorziehe. Es ist indessen -schwer zu glauben, daß der Verfasser des <span class="antiqua">Traveller</span> und des <span class="antiqua">Deserted -Village</span> den Tausenden von Handlungsdienern und Putzmacherinnen, -welche jetzt beim Anblick des Katrinesees und des Lomondsees in Entzücken -gerathen, an natürlichem Geschmack und Sinn für Naturschönheiten -nachgestanden haben sollte. Seine Empfindungen sind leicht zu erklären. -Erst nachdem Straßen durch die Felsen gehauen, nachdem Brücken über -die Gießbäche geschlagen, nachdem Gasthäuser an die Stelle der Räuberhöhlen -getreten, nachdem man in den wildesten Pässen von Badenoch oder -Lochaber eben so wenig Gefahr lief ermordet zu werden wie in Cornhill, -konnten die blauen Gewässer der Seen und die über den Wasserfällen -hängenden Regenbogen den Fremden bezaubern und ihn selbst an den -auf den Bergspitzen lauernden Wolken und Stürmen ein feierliches Vergnügen -finden lassen. -</p> - -<p> -Die veränderten Empfindungen, mit denen die Bewohner des Niederlandes -die Scenerie des Hochlandes betrachteten, war eng verbunden -mit einer nicht minder auffallenden Veränderung der Gesinnungen, mit -denen sie den hochländischen Menschenschlag betrachteten. Es ist kein -Wunder, wenn die wilden Schotten, wie man sie zuweilen nannte, im -17. Jahrhunderte von den Sachsen als bloße Wilde angesehen wurden. -Sonderbar aber ist es gewiß, daß sie, obgleich sie als Wilde betrachtet -wurden, nicht Gegenstände des Interesses und der Neugierde waren. -Die Engländer studirten damals mit übergroßem Eifer die Sitten roher, -durch große Continente und Meere von unsrer Insel getrennter Nationen. -Es erschienen zahlreiche Bücher, welche die Gesetze, den Aberglauben, die -Hütten, die Mahlzeiten, die Trachten, die Hochzeiten und Bestattungsgebräuche -der Lappländer und Hottentotten, der Mohawks und Malayen -beschrieben. Die Theaterstücke und Gedichte aus jener Zeit sind reich an -Anspielungen auf die Gebräuche der afrikanischen Schwarzen und der amerikanischen -Rothhäute. Der einzige Barbar, nach dessen näherer Kenntniß -Niemanden verlangte, war der Hochländer. Fünf oder sechs Jahre nach -der Revolution veröffentlichte ein unermüdlicher Angler ein Werk über -Schottland. Er rühmte sich, im Laufe seiner Wanderungen von See -zu See und von Bach zu Bach kaum einen Winkel des Königreichs unerforscht -gelassen zu haben. Wenn wir aber seine Erzählung näher prüfen, -so finden wir, daß er sich nicht über die äußersten Grenzen der celtischen -Region hinausgewagt hat. Er sagt uns, daß er selbst von den Leuten, -welche dicht bei den Gebirgspässen wohnten, über die gälische Bevölkerung -<a id="page-XIII.43" class="pagenum" title="XIII.43"></a> -nichts habe erfahren können. Wenige Engländer, schreibt er, hätten Inverary -je gesehen, und jenseit Inverary sei Alles ein Chaos.<a class="fnote" href="#footnote-60" id="fnote-60">[60]</a> Unter -der Regierung Georg’s I. erschien ein Werk, welches einen sehr genauen -Bericht über Schottland zu geben behauptete und in diesem über dreihundert -Seiten starken Werke waren zwei geringschätzende Paragraphen als -für die Hochlande und die Hochländer genügend erachtet.<a class="fnote" href="#footnote-61" id="fnote-61">[61]</a> Wir dürfen -wohl zweifeln, ob im Jahre 1689 ein einziger von den zwanzig der wohlbelesenen -Gentlemen, welche Will’s Kaffeehaus besuchten, wußte, daß es -innerhalb des Bereichs der vier Meere und in einer Entfernung von -weniger als fünfhundert Meilen von London viele Miniaturhöfe gab, in -deren jedem ein kleiner Fürst, umgeben von Leibgarden, Waffenträgern, -Musikern, einem erblichen Redner und einem erblichen Hofpoeten, einen -rohen Hofstaat unterhielt, eine rohe Justiz ausübte, Krieg führte und -Verträge schloß. So lange die alten gälischen Institutionen in voller Kraft -bestanden, war kein Bericht über sie von einem zur richtigen Beurtheilung -derselben befähigten Beobachter erschienen. Hätte ein solcher Beobachter -die Hochländer studirt, so würde er ohne Zweifel darin ein inniges Gemisch -der guten und schlechten Eigenschaften einer uncivilisirten Nation -gefunden haben. Er würde gefunden haben, daß das Volk weder sein -Vaterland noch seinen König liebte, daß es keine Anhänglichkeit an ein -größeres Gemeinwesen als den Clan, oder an eine höhere Behörde als -den Häuptling hatte. Er würde gefunden haben, daß das dortige Leben -durch ein Gesetzbuch der Moral und Ehre geregelt wurde, welches himmelweit -verschieden war von dem in friedlichen und prosperirenden Gesellschaften -geltenden. Er würde gelernt haben, daß ein Messerstich in den Rücken -oder ein Schuß hinter einem Felsblocke hervor gebilligte Wege waren, -um sich für Beleidigungen Satisfaction zu verschaffen. Er würde Leute -mit Stolz haben erzählen hören, wie sie oder ihre Väter an Erbfeinden -in einem benachbarten Thale eine Rache ausgeübt, über welche alte Soldaten -des dreißigjährigen Kriegs geschaudert haben würden. Er würde gefunden -haben, daß das Räuberhandwerk für einen nicht nur unschuldigen, -sondern sogar ehrenvollen Beruf galt. Er würde allenthalben, wohin er -den Blick wendete, die allen Wilden characteristische Abneigung gegen eine -geregelte Thätigkeit, und die Geneigtheit, den schwersten Theil der Handarbeit -auf das schwächere Geschlecht zu wälzen, gesehen haben. Er würde -erstaunt sein über den Anblick athletischer Männer, die sich in der Sonne -wärmten, Lachse angelten oder Birkhühner schossen, während ihre greisen -Mütter, ihre schwangeren Frauen und ihre zarten Töchter die dürftige -Haferernte einbrachten. Und die Weiber beklagten sich nicht über ihr hartes -Loos. In ihren Augen war es ganz schicklich, daß ein Mann, besonders -wenn er den aristokratischen Titel Duinhe Wassel führte und seine -Mütze mit einer Adlerfeder schmückte, der Ruhe pflog, wenn er nicht focht, -jagte oder plünderte. Den Namen eines solchen Mannes in Verbindung -<a id="page-XIII.44" class="pagenum" title="XIII.44"></a> -mit dem Handel oder mit einer mechanischen Beschäftigung zu nennen, war -eine Beleidigung. Der Landbau war zwar minder verachtet, aber es war -doch für einen hochgebornen Krieger eine viel angemessenere Beschäftigung, -fremdes Land zu plündern, als sein eignes zu bestellen. Die Religion -des größeren Theils der Hochlande war ein rohes Gemisch von Papismus -und Heidenthum. Das Symbol der Erlösung war mit heidnischen Opfern -und Beschwörungsformeln verbunden. Getaufte Menschen brachten dem -einen Dämon Libationen von Ale und setzten für einen andren Trankopfer -von Milch aus. Seher wickelten sich in Ochsenhäute und erwarteten so -die Inspiration, welche die Zukunft enthüllen sollte. Selbst unter den -Minstrels und Genealogen, deren erblicher Beruf es war, die Erinnerung -vergangener Ereignisse zu bewahren, würde ein Forscher nur sehr -wenige gefunden haben, welche lesen konnten. Er hätte in der That von -einer Küste zur andren reisen können, ohne eine Seite gedrucktes oder geschriebenes -Gälisch zu entdecken. Er würde seine Kenntniß des Landes -theuer haben bezahlen müssen. Er würde eben so große Beschwerden zu -ertragen gehabt haben, als wenn er sich unter den Eskimos oder Samojeden -befunden hätte. Hier und da im Schlosse eines vornehmen Lords, -der einen Sitz im Parlamente und im Geheimen Rathe hatte und der -einen großen Theil seines Lebens in den Städten des Südens zuzubringen -pflegte, würde er wohl Perrücken und gestickte Leibröcke, Silbergeschirr und -feines Leinzeug, Spitzen und Juwelen, französische Speisen und französische -Weine gefunden haben. In der Regel aber hätte er sich mit ganz -anderen Quartieren begnügen müssen. In vielen Wohnungen würden die -Möbeln, die Kost, die Kleidung, ja selbst das Haar und die Haut seiner -Wirthe seine Philosophie auf eine harte Probe gestellt haben. Er würde sich -zuweilen mit einer Hütte haben begnügen müssen, in der jeder Winkel von Ungeziefer -wimmelte. Er würde eine mit Torfrauch geschwängerte und durch -hunderterlei ekelhafte Dünste verpestete Luft eingeathmet haben. Zum -Abendessen würde ihm Korn, das nur zu Pferdefutter taugte, nebst einem -Napfe voll Blut von einer lebenden Kuh vorgesetzt worden sein. Einige -seiner Tischgenossen würden mit Hautausschlägen bedeckt, andere mit Theer -beschmiert gewesen sein wie die Schafe. Sein Lager würde der nackte -Erdboden gewesen sein, trocken oder naß, je nach dem Wetter, und er -würde sich von diesem Lager halb vergiftet durch den Gestank, halb blind -vom Torfrauch und halb wahnsinnig vor Jucken erhoben haben.<a class="fnote" href="#footnote-62" id="fnote-62">[62]</a> -</p> - -<p> -Dies ist gewiß kein anziehendes Bild. Und doch würde ein einsichtsvoller -und vorurtheilsfreier Beobachter in dem Character und den Sitten -dieses rohen Volks etwas gefunden haben, was wohl Bewunderung und -gute Hoffnungen erwecken konnte. Sie besaßen einen Muth, der sich seitdem -durch Heldenthaten in allen vier Welttheilen erprobt hat. Ihre treue -Anhänglichkeit an ihren Stamm und an ihren Patriarchen war zwar vom -politischen Gesichtspunkte ein großes Uebel, hatte aber doch etwas von -<a id="page-XIII.45" class="pagenum" title="XIII.45"></a> -dem Character einer Tugend. Das Gefühl war irregeleitet und regellos, -aber es war dennoch heroisch. Es muß eine gewisse Seelengröße in einem -Menschen wohnen, der die Gesellschaft, welcher er angehört und den -Führer, dem er folgt, mit einer Zuneigung liebt, welche stärker ist als -die Liebe zum Leben. Es ist wahr, der Hochländer machte sich kein Gewissen -daraus, das Blut eines Feindes zu vergießen, aber nicht minder -wahr ist es, daß er hohe Begriffe von der Pflicht der Treue gegen Bundesgenossen -und der Gastfreundschaft gegen Gäste hatte. Seine räuberischen -Gewohnheiten waren allerdings für das Gemeinwesen von großem Nachtheil; -aber Diejenigen irrten sehr, die da glaubten, daß er irgend eine -Aehnlichkeit mit den Schurken hatte, welche in reichen und wohlgeordneten -Staaten vom Diebstahle leben. Wenn er die Heerden von Niederlandsfarmern -vor sich her den Paß hinauf trieb, der in seine heimathliche -Schlucht führte, hielt er sich eben so wenig für einen Dieb, wie ein -Raleigh oder Drake sich für einen Dieb hielt, wenn er die Ladungen der -spanischen Galeonen theilte. Er war ein Krieger, der die rechtmäßige -Beute des Kriegs in Besitz nahm, eines Kriegs, der während der fünfunddreißig -Generationen, welche vorübergegangen waren, seitdem die -teutonischen Eroberer die Kinder des Bodens in die Gebirge getrieben hatten, -niemals unterbrochen worden war. Daß er zum Schutze des friedlichen -Gewerbfleißes mit der ganzen Strenge des Gesetzes bestraft wurde, -wenn man ihn bei einem Raube nach solchen Grundsätzen ergriff, war -vollkommen gerecht. Ungerecht aber war es, ihn in moralischer Beziehung -in eine Kategorie mit den Taschendieben, welche im Drurylanetheater ihr -Unwesen trieben, oder mit den Straßenräubern zu werfen, welche auf -Blackheath die Reisewagen anfielen. Sein maßloser Geburtsstolz und seine -Verachtung der Arbeit und des Handels waren zwar große Schwächen -und hatten weit mehr als die Rauhheit des Klima’s und die Unfruchtbarkeit -des Bodens dazu beigetragen sein Vaterland arm und uncultivirt zu -erhalten. Doch auch dafür gab es einen Ersatz. Um gerecht zu sein, muß -man anerkennen, daß die patrizischen Tugenden unter der Bevölkerung -der Hochlande nicht minder weit verbreitet waren als die patrizischen -Fehler. Wie es keinen andren Theil der Insel gab, wo die Leute trotz -dürftiger Kleidung, Wohnung und Nahrung den müßigen Schlaraffengewohnheiten -einer Aristokratie in einem so hohen Grade fröhnten, so gab -es auch keinen Theil der Insel, wo diese Leute in einem so hohen Grade -die besseren Eigenschaften einer Aristokratie, Anmuth und Würde des Benehmens, -Selbstachtung und jenes edle Zartgefühl besaßen, welches die -Entehrung mehr fürchtet als den Tod. Ein Gentleman dieser Art, -dessen Kleider von jahrelangem Schmutze besudelt waren und in dessen -Hütte es ärger roch als in einem englischen Schweinestall, machte häufig -die Honneurs dieser Hütte mit einem vornehmen Anstande, welcher des -glänzenden Hofzirkels von Versailles würdig gewesen wäre. Obwohl er -eben so wenig Büchergelehrsamkeit besaß, wie der einfältigste Ackerknecht -England’s, so würde es doch ein grober Irrthum gewesen sein, hätte man -ihn auf eine Stufe der Intelligenz mit diesen Ackerknechten stellen wollen. -Mit einer Wissenschaft kann der Mensch allerdings nur durch Lesen genau -bekannt werden. Aber die Künste der Poesie und der Beredtsamkeit können -in einem Zeitalter wo Bücher gänzlich oder doch fast gänzlich unbekannt -sind, der absoluten Vollkommenheit nahe gebracht werden und einen großen -Einfluß auf den Volksgeist ausüben. Der erste große Lebens- und Sittenmaler -<a id="page-XIII.46" class="pagenum" title="XIII.46"></a> -hat mit einer Lebendigkeit, welche keinen Zweifel zuließ, daß er -die Natur treu copirte, den Eindruck geschildert, den Beredtsamkeit und -Gesang auf Zuhörer machten, die nicht einmal das Alphabet kannten. -Es ist wahrscheinlich, daß bei den Berathungen der Hochländer Männer, -welche dem Amte eines Dorfgerichtsschreibers nicht gewachsen gewesen -waren, Fragen über Krieg und Frieden, über Tribut und Huldigung -mit einem eines Halifax und Caermarthen würdigen Scharfsinn erörterten, -und daß bei den Banketen der Hochländer Minstrels, die nicht lesen -konnten, zuweilen Rhapsodien vortrugen, in denen ein verständiger Kritiker -Stellen gefunden haben würde, die ihn an die lieblichen Verse Otway’s -oder an die kräftigen Strophen Dryden’s erinnert hätten. -</p> - -<p class="noindent"> -Es gab daher schon damals Beweise genug für die Rechtfertigung -des Glaubens, daß der Celte durch keine natürliche Inferiorität dem -Sachsen weit nachstand. Man hätte mit Gewißheit voraussagen können, -daß, wenn eine energische Polizei es dem Hochländer unmöglich gemacht -hätte, ihm zugefügtes Unrecht durch Gewalt zu rächen und sich seine Bedürfnisse -durch Raub zu verschaffen, wenn seine Anlagen durch den bildenden -Einfluß der protestantischen Religion und der englischen Sprache entwickelt -würden, wenn er die Zuneigung und Achtung, mit denen er sein -kleines Gemeinwesen und seinen kleinen Fürsten betrachten gelernt hatte, -auf sein Vaterland und dessen rechtmäßige Obrigkeit übertragen könnte, -das Königreich einen großen Zuwachs an Kraft für alle Zwecke des Friedens -wie des Kriegs erlangen würde. -</p> - -<p> -So würde ohne Zweifel der Ausspruch eines unterrichteten und unparteiischen -Richters gelautet haben. Aber einen solchen Richter gab es -damals nicht. Die von den gälischen Provinzen weit entfernt wohnenden -Sachsen konnten nicht gut unterrichtet sein, und die in der Nähe dieser -Provinzen wohnenden Sachsen konnten nicht unparteiisch sein. Zwischen -Grenzbewohnern sind nationale Feindschaften jederzeit am heftigsten gewesen, -und die Feindschaft zwischen den Grenzbewohnern des Hochlandes -und denen des Niederlandes längs der ganzen Grenze war das Erzeugniß -von Jahrhunderten und wurde durch beständige Reibungen immer frisch -erhalten. Einmal wurden ganze Quadratmeilen Weideland von bewaffneten -Räubern aus dem Gebirge verwüstet. Ein andermal hingen ein -Dutzend Plaids in einer Reihe an den Galgen von Crieff oder Stirling. -Es wurden zwar auf dem streitigen Gebiete Jahrmärkte zum nothwendigen -Austausch von Waaren gehalten. Aber zu diesen Jahrmärkten kamen -beide Theile kampfgerüstet, und der Tag endete oftmals mit Blutvergießen. -So war der Hochländer ein Gegenstand des Hasses für seine sächsischen -Nachbarn, und von seinen sächsischen Nachbarn erfuhren die weiter von -ihm entfernt wohnenden Sachsen das Wenige, was sie über seine Sitten -und Gewohnheiten zu erfahren wünschten. Wenn die Engländer sich -einmal herabließen, an ihn zu denken — und dies geschah selten — so -betrachteten sie ihn als einen schmutzigen, gemeinen Wilden, als einen -Sklaven, einen Papisten, einen Halsabschneider und Räuber.<a class="fnote" href="#footnote-63" id="fnote-63">[63]</a> -</p> - -<p> -<a id="page-XIII.47" class="pagenum" title="XIII.47"></a> -Diese geringschätzende Abneigung erhielt sich bis zum Jahre 1745, -worauf derselben für kurze Zeit eine heftige Furcht und Wuth folgte. -Das ernstlich besorgte England bot seine ganze Macht auf und die Hochländer -wurden rasch, vollständig und für immer unterworfen. Eine kurze -Zeit lang schnaubte die englische Nation, noch erhitzt von dem neuerlichen -Kampfe, nichts als Rache. Das Gemetzel auf dem Schlachtfelde und auf -dem Schaffote genügte nicht, um den öffentlichen Blutdurst zu stillen. -Der Anblick des Tartan reizte den Pöbel von London zu einem Hasse, -der sich durch unmännliche Mißhandlungen an wehrlosen Gefangenen -äußerte. Eine politische und sociale Umwälzung fand in der ganzen -celtischen Region statt. Die Macht der Häuptlinge wurde gebrochen, das -Volk entwaffnet, der Gebrauch der alten Nationaltracht verboten, den -alten räuberischen Gewohnheiten wirksam Einhalt gethan, und kaum war -diese Veränderung durchgeführt, so begann ein sonderbarer Umschwung -der öffentlichen Meinung. Mitleid trat an die Stelle des Widerwillens. -Die Nation verwünschte die an den Hochländern verübten Grausamkeiten -und vergaß, daß sie selbst für diese Grausamkeiten verantwortlich war. -Die nämlichen Londoner, welche, so lange der Marsch Derby’s noch in -frischem Andenken war, die gefangenen Rebellen verhöhnt und mit Steinen -geworfen hatten, gaben jetzt dem Fürsten, der den Aufstand niedergeworfen, -den Spottnamen des „Schlächters“. Die barbarischen Institutionen und -Gebräuche, die kein Sachse zur Zeit ihres Bestehens einer ernsten Prüfung -werth gehalten und von denen er nie anders als mit Verachtung -gesprochen, hatten nicht sobald aufgehört zu existiren, als sie Gegenstände -der Neugierde, des Interesses und selbst der Bewunderung wurden. Kaum -waren die Häuptlinge einfache Grundherren geworden, so begann man -auch schon gehässige Vergleiche zwischen der Habgier des Grundherrn und -der Nachsicht des Häuptlings anzustellen. Man schien vergessen zu haben, -<a id="page-XIII.48" class="pagenum" title="XIII.48"></a> -daß das alte gälische Staatswesen für unvereinbar mit der Autorität des -Gesetzes befunden worden war, das Fortschreiten der Civilisation gehemmt -und mehr als einmal den Fluch des Bürgerkriegs über das Land gebracht -hatte. Wie man früher nur die abschreckende Seite dieses Staatswesens -gesehen hatte, so sah man jetzt nur die anziehende Seite desselben. Das -alte Band, sagte man, sei ein verwandtschaftliches gewesen, das neue sei -ein rein commercielles. Könne es etwas Beklagenswertheres geben, als -daß der Häuptling eines Stammes um eines geringfügigen Pachtrückstandes -willen Pächter vertreibe, die sein eigen Fleisch und Blut seien und -deren Vorfahren oftmals auf dem Schlachtfelde mit ihren Leibern seine -Vorfahren gedeckt hätten? So lange es gälische Räuber gab, waren sie -von der sächsischen Bevölkerung als hassenswerthes Ungeziefer betrachtet -worden, das ohne Gnade vertilgt werden müsse. Sobald aber die Vertilgung -bewerkstelligt, sobald das Vieh in den Engpässen von Perthshire -eben so sicher war als auf dem Markte zu Smithfield, wurde der Freibeuter -zu einem Romanhelden verherrlicht. So lange die gälische Tracht -getragen wurde, hatten die Sachsen sie für häßlich, für lächerlich, ja sogar -für höchst unanständig erklärt. Bald nachdem dieselbe verboten worden, -machten sie die Entdeckung, daß sie das anmuthigste Gewand von -Europa war. Die gälischen Bauwerke, die gälischen Gebräuche, der -gälische Aberglaube, die gälischen Dichtungen, seit vielen Jahrhunderten -geringschätzend vernachlässigt, begannen von dem Augenblicke an, wo die -gälischen Eigenthümlichkeiten zu verschwinden anfingen, die Aufmerksamkeit -der Gelehrten auf sich zu ziehen. Dieser Impuls war so stark, daß, -wo die Hochlande im Spiele waren, einsichtsvolle Männer unbewiesenen -Geschichten bereitwillig Glauben schenkten und Männer von Geschmack ganz -werthlosen Compositionen einen überspannten Beifall zollten. Epische Gedichte, -welche jeder geübte und vorurtheilsfreie Kritiker auf den ersten -Blick als fast gänzlich modern erkannt haben würde und die, wenn sie als -moderne Erzeugnisse veröffentlicht worden wären, sofort den ihnen gebührenden -Platz neben Blackmore’s <span class="antiqua">Alfred</span> und Wilkie’s <span class="antiqua">Epigoniad</span> gefunden -haben würden, wurden für funfzehnhundert Jahr alt erklärt und -allen Ernstes der Iliade zur Seite gestellt. Schriftsteller von ganz andrer -Art als die Betrüger, welche diese Fälschungen fabrizirten, sahen ein, -welcher gewaltige Eindruck durch geschickte Schilderungen des früheren -Hochlandlebens hervorgebracht werden könnte. Alles Widerwärtige wurde -gemildert, alles Schöne und Edle mit besonderem Nachdruck hervorgehoben. -Einige dieser Werke waren mit so bewundernswerthem Geschick -abgefaßt, daß sie, wie die historischen Stücke Shakespeare’s, die Geschichte -ersetzten. Die Phantasiegebilde des Dichters wurden für seine Leser zu -Wirklichkeiten, die Orte, welche er beschrieb, wurden geheiligte Stätten -und das Ziel von Tausenden von Pilgern. Bald war die Phantasie des -Volks so ausschließend beschäftigt mit Plaids, Tartschen und Claymores, -daß die meisten Engländer die Namen Schotte und Hochländer als gleichbedeutend -betrachteten. Nur wenige schienen zu wissen, daß zu einer noch -nicht fernen Zeit ein Macdonald oder ein Macgregor in seinem Tartan -einem Bürger von Edinburg oder Glasgow das war, was ein indianischer -Jäger in seinem Kriegsschmucke einem Bewohner von Philadelphia oder -Boston ist. Künstler und Schauspieler stellten Bruce und Douglas in -gestreiften kurzen Röcken dar. Eben so gut hätten sie Washington den -Tomahawk schwingend und mit einer Reihe Skalpen umgürtet darstellen -<a id="page-XIII.49" class="pagenum" title="XIII.49"></a> -können. Endlich erreichte diese Mode einen Punkt, der nicht leicht -überschritten werden konnte. Der letzte britische König, der in Holyrood -residirte, glaubte keinen glänzenderen Beweis von seiner Achtung vor den -Gebräuchen, welche vor der Union in Schottland geherrscht hatten, geben -zu können, als indem er sich in einen Anzug kleidete, den vor der Union -neun Schotten unter zehn für die Tracht eines Banditen erklärt haben -würden. -</p> - -<p> -So ist es gekommen, daß die alten gälischen Institutionen und Sitten -nie in dem einfachen Lichte der Wahrheit dargestellt worden sind. Bis in -die Mitte des vorigen Jahrhunderts wurden sie durch ein falsches Medium -gesehen; seitdem sind sie durch ein andres gesehen worden. Früher -schimmerten sie nur undeutlich durch den verdunkelnden und entstellenden -Nebel des Vorurtheils, und dieser Nebel hatte sich kaum zerstreut, so erschienen -sie glänzend in den reichsten Farben der Poesie. Die Zeit, wo -ein vollkommen treues Bild hätte entworfen werden können, ist jetzt vorbei. -Das Original ist längst verschwunden, eine authentische Copie existirt -nicht und Alles was noch möglich, ist die Herstellung einer unvollkommenen -Aehnlichkeit mit Hülfe zweier Portraits, von denen das eine eine -plumpe Karrikatur, das andre ein Meisterstück der Schmeichelei ist. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-44"> -Eigenthümlicher Character des Jakobitismus in den -Hochlanden. -</h3> - -<p class="noindent"> -Unter den falschen Begriffen, die sich in Bezug auf die -Geschichte und den Character der Hochländer allgemein verbreitet haben, -muß namentlich einer berichtigt werden. Während des Jahrhunderts, das -mit dem Feldzuge Montrose’s begann und mit dem Feldzuge des jungen -Prätendenten schloß, wurde jede im Interesse des Hauses Stuart auf -britischem Boden vollbrachte große kriegerische That durch die Tapferkeit -gälischer Stämme vollbracht. Die Engländer haben daher ganz natürlich -diesen Stämmen die Denkungsart englischer Cavaliere zugeschrieben: eine -tiefe Ehrfurcht vor der königlichen Würde und eine begeisterte Anhänglichkeit -an die königliche Familie. Eine nähere Untersuchung wird jedoch -ergeben, daß die Stärke dieser Gefühle bei den celtischen Clans sehr überschätzt -worden ist. -</p> - -<p> -Wenn wir die Geschichte unserer bürgerlichen Zwistigkeiten studiren, -dürfen wir nie vergessen, daß dieselben Namen, Kennzeichen und Kriegsrufe -in verschiedenen Theilen der britischen Inseln eine ganz verschiedene -Bedeutung hatten. Wir haben bereits gesehen, wie wenig der irische Jakobitismus -und der englische Jakobitismus mit einander gemein hatten. -Der Jakobitismus des schottischen Hochländers war, wenigstens im 17. -Jahrhundert, eine dritte, von den beiden anderen ganz verschiedene Varietät. -Die gälische Bevölkerung war in der That weit davon entfernt, -die Prinzipien des passiven Gehorsams und des Nichtwiderstandes anzuerkennen. -Das ganze alltägliche Leben dieser Bevölkerung war eigentlich -aus Ungehorsam und Widerstand zusammengesetzt. Gerade einige von denjenigen -Clans, die man allgemein als so enthusiastisch loyal zu schildern -gewohnt war, daß sie bereit sein würden, bis zum Tode treu zu Jakob -zu halten, selbst wenn er im Unrecht wäre, hatten, so lange er auf dem -Throne saß, seiner Autorität nie die geringste Achtung gezollt, selbst wenn -er offenbar im Rechte war. Es war ihre Gewohnheit, ihr Beruf gewesen, -ihm ungehorsam zu sein und ihm zu trotzen. Einige von ihnen -waren wegen des Verbrechens der Widerspenstigkeit gegen seine gesetzmäßigen -Befehle wirklich unter Hörnerklang proscribirt worden und würden -<a id="page-XIII.50" class="pagenum" title="XIII.50"></a> -ohne Besinnen jeden seiner Beamten, der sich über die Gebirgspässe -hinaus gewagt hätte, um seinen Befehl zu vollziehen, in Stücke zerrissen -haben. Die englischen Whigs wurden von ihren Gegnern beschuldigt, daß -sie bezüglich des dem Staatsoberhaupte gebührenden Gehorsams gefährlich -lockeren Prinzipien huldigten. Indessen hat kein ehrenwerther englischer -Whig jemals den Aufruhr vertheidigt, außer als ein seltenes und extremes -Mittel gegen seltene und extreme Uebel. Aber unter den celtischen Häuptlingen, -deren Loyalität das Thema so vieler feuriger Lobpreisungen gewesen -ist, gab es mehrere, deren ganze Existenz vom Knabenalter an ein -einziger langer Aufruhr war. Von solchen Männern durfte man offenbar -nicht erwarten, daß sie die Revolution in dem Lichte betrachten würden, -in welchem dieselbe einem oxforder Eidverweigerer erschien. Auf der andren -Seite wurden sie nicht, wie die eingebornen Irländer, durch Widerwillen -gegen die sächsische Oberherrschaft zur Ergreifung der Waffen gedrängt; -der schottische Celte war dieser Herrschaft niemals unterworfen -gewesen. Er bewohnte sein eignes wildes und unfruchtbares Gebiet und -beobachtete seine eigenen nationalen Gebräuche. In seinem Verkehr mit -den Sachsen war er eher der Bedrücker als der Bedrückte. Er erpreßte -Räubertribut von ihnen, entführte ihre Schaf- und Rinderheerden, und -selten wagten sie es, ihn in seine heimathliche Wildniß zu verfolgen. Sie -hatten nie sein ödes Moos- und Kiesland unter sich vertheilt. Er hatte -nie den Thurm seiner erblichen Häuptlinge von einem Usurpator in Besitz -nehmen sehen, der nicht gälisch sprach und der auf Alle die es sprachen, -wie auf rohes Sklavenvolk herabsah, auch waren seine nationalen und -religiösen Gefühle nie durch die Macht und durch den Glanz einer Kirche -beleidigt worden, die er als eine ausländische und zugleich ketzerische betrachtete. -</p> - -<p> -Der wahre Grund der Bereitwilligkeit, mit der ein großer Theil der -Bevölkerung der Hochlande im Laufe des 17. Jahrhunderts zweimal für -die Stuarts das Schwert zog, ist in den inneren Zwistigkeiten zu suchen, -welche die Republik der Clans spaltete. Denn es gab eine Republik der -Clans, das verkleinerte Ebenbild der großen Republik der europäischen -Nationen. In der kleineren von diesen beiden Republiken, wie in der -größeren, gab es Kriege, Verträge, Alliancen, Streitigkeiten wegen Gebiet -und Vorrang, ein System des öffentlichen Rechts und ein Gleichgewicht -der Macht. Dabei existirte eine unerschöpfliche Quelle der Unzufriedenheit -und Zwietracht. Einige Jahrhunderte früher war das Feudalsystem -in das Gebirgsland eingeführt worden, hatte aber das patriarchalische -System weder vernichtet, noch sich vollständig mit demselben -amalgamirt. Gewöhnlich war Derjenige, der nach der normännischen Verfassung -Lord war, auch Häuptling nach der celtischen Verfassung, und -in diesem Falle war kein Streit. Waren aber die beiden Charactere getrennt, -so concentrirte sich der ganze willige und loyale Gehorsam auf -den Häuptling. Der Lord hatte nur das, was er durch Gewalt erlangen -und behaupten konnte. Wenn er mit Hülfe seines eignen Stammes Pächter, -die einem andren Stamme angehörten, sich unterthan zu erhalten -vermochte, so herrschte eine Tyrannei von Clan gegen Clan, vielleicht -die heftigste von allen Formen der Tyrannei. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-45"> -Eifersucht auf den Einfluß der Campbells. -</h3> - -<p class="noindent"> -Verschiedene -Stämme hatten sich zu verschiedenen Zeiten zu einem Ansehen erhoben, -das allgemeine Furcht und Neid erweckt hatte. Die Macdonalds hatten -<a id="page-XIII.51" class="pagenum" title="XIII.51"></a> -früher einmal auf den Hebriden und in dem ganzen Gebirgslande von -Argyleshire und Inverneßshire ein Uebergewicht besessen ähnlich dem, welches -das Haus Oesterreich einst in der Christenheit besaß. Aber das Uebergewicht -der Macdonalds war, wie das des Hauses Oesterreich, verschwunden, -und die Campbell’s, die Kinder Diarmid’s, waren in den Hochlanden -das geworden, was die Bourbons in Europa geworden waren. Der Vergleich -könnte noch weiter fortgeführt werden. Aehnliche Beschuldigungen -wie man sie der französischen Regierung zur Last zu legen pflegte, wurden -den Campbells zur Last gelegt. Eine besondere Gewandtheit, ein besonderer -äußerer Schein von Eleganz, eine besondere Verachtung aller eingegangenen -Verpflichtungen wurden mit oder ohne Grund dem gefürchteten -Stamme zugeschrieben. „Schön und falsch wie ein Campbell“ wurde ein -Sprichwort. Es hieß, ein Mac Callum More nach dem andren habe mit -unermüdlichem, gewissenlosem und unbeugsamem Ehrgeize Berg auf Berg -und Insel auf Insel zu den ursprünglichen Besitzungen seines Hauses gehäuft. -Einige Stämme waren aus ihrem Gebiet vertrieben, andere zur -Zahlung eines Tributs gezwungen, noch andere den Eroberern einverleibt -worden. So war endlich die Zahl der waffenfähigen Männer, welche den -Namen Campbell führten, stark genug, um den vereinten Streitkräften -aller übrigen weltlichen Clans im Felde die Spitze zu bieten.<a class="fnote" href="#footnote-64" id="fnote-64">[64]</a> Während -der bürgerlichen Unruhen, welche im Jahre 1638 begannen, erreichte die -Macht dieser ehrgeizigen Familie ihren Höhepunkt. Der Marquis von -Argyle war ebensowohl das Oberhaupt einer Partei wie der Häuptling -eines Stammes. Im Besitze zweier verschiedenen Arten von Autorität, -bediente er sich jeder derselben in solcher Weise, daß er damit die andre -erweiterte und verstärkte. Der notorische Umstand, daß er die Claymores -von fünftausend halbheidnischen Gebirgsbewohnern ins Feld bringen konnte, -vermehrte seinen Einfluß bei den strengen Presbyterianern, welche den -Geheimen Rath und die Generalversammlung von Edinburg füllten, und -sein Einfluß in Edinburg vermehrte wieder den Schrecken, den sein Name -im Gebirge verbreitete. Von allen Fürsten der schottischen Hochlande, -deren Geschichte uns näher bekannt ist, war er der mächtigste und gefürchtetste. -Während seine Nachbarn die Zunahme seiner Macht mit einer -Wuth beobachteten, welche die Furcht kaum niederzuhalten vermochte, rief -Montrose sie zu den Waffen. Dem Aufrufe ward bereitwilligst Folge geleistet -und eine mächtige Coalition von Clans zog in den Krieg, dem -Namen nach für König Karl, in Wirklichkeit aber gegen Mac Callum -More. Wer die Geschichte dieses Kampfes studirt hat, wird nicht leicht -zweifeln können, daß, wenn Argyle die Sache der Monarchie unterstützt -hätte, seine Nachbarn sich gegen dieselbe erklärt haben würden. Achtbare -Schriftsteller erzählen von dem Siege, den die Royalisten bei Inverlochy -über die Rebellen erfochten. Aber die in der Nähe des Ortes wohnenden -Landleute stellen die Sache richtiger dar. Sie sprechen von der großen -Schlacht, welche dort die Macdonalds gegen die Campbells gewannen. -</p> - -<p> -<a id="page-XIII.52" class="pagenum" title="XIII.52"></a> -Die Gesinnungen, welche die Koalition gegen den Marquis von -Argyle hervorgerufen hatten, bestanden noch lange nach seinem Tode in -ihrer ganzen Stärke fort. Sein Sohn, der Earl Archibald, erbte, obwohl -er ein Mann von vielen ausgezeichneten Tugenden war, mit der -Macht seiner Vorfahren zu gleicher Zeit auch die Unpopularität, die eine -fast unausbleibliche Folge einer solchen Macht war. Im Jahre 1675 bildeten -mehrere kriegslustige Stämme eine Conföderation gegen ihn, mußten -sich aber der überlegenen Macht fügen, die ihm zu Gebote stand. Es -herrschte daher von einer Meeresküste bis zur andren große Freude, als -er im Jahre 1681 auf eine geringfügige Anschuldigung hin vor Gericht -gestellt, zum Tode verurtheilt, ins Exil getrieben und seiner Titel beraubt -wurde. Groß war der Schrecken, als er 1685 aus der Verbannung zurückkehrte -und das feurige Kreuz aussandte, um seine Stammesgenossen -unter seine Fahne zu rufen, und wieder war große Freude, als sein Unternehmen -gescheitert, als seine Armee zusammengeschmolzen, als sein Kopf -auf das Tolbooth von Edinburg gesteckt worden war und als die Häuptlinge, -die ihn als einen Unterdrücker betrachtet, unter leichten Bedingungen -von der Krone Erlassung alter Verbindlichkeiten und Verleihung -neuer Titel erlangt hatten. Während England und Schottland allgemein -Jakob’s Tyrannei verabscheuten, wurde er in Appin und Lochaber, in -Glenroy und Glenmore als ein Befreier verehrt.<a class="fnote" href="#footnote-65" id="fnote-65">[65]</a> Der durch die Macht -und den Ehrgeiz des Hauses Argyle erregte Haß war selbst dann noch -nicht gekühlt, als das Oberhaupt dieses Hauses hingeopfert, als seine -Kinder landesflüchtig waren, als fremde Truppen die Besatzung des Schlosses -Inverary bildeten und als das ganze Ufer des Fynesees durch Feuer und -Schwert verwüstet war. Man sagte, der schreckliche Präcedenzfall mit -den Macgregors müsse wiederholt und es als ein Verbrechen erklärt werden, -den verhaßten Namen Campbell zu tragen. -</p> - -<p> -Da änderte sich plötzlich Alles. Die Revolution kam und der Erbe -Argyle’s kehrte triumphirend zurück. Er war, wie seine Vorgänger es -gewesen, das Oberhaupt nicht nur eines Stammes, sondern auch einer -Partei. Der Richterspruch, der ihn seines Eigenthums und seiner Titel -beraubt hatte, wurde von der Majorität der Convention für null und -nichtig angesehen. Die Thüren des Parlamentshauses wurden ihm geöffnet, -er wurde unter dem ganzen schottischen Hochadel dazu auserwählt, -den neuen Soverainen den Amtseid abzunehmen, und dazu ermächtigt, -auf seinen Besitzungen eine Armee für den Dienst der Krone auszuheben. -Jetzt war er unzweifelhaft so mächtig wie der mächtigste seiner Vorfahren. -Unterstützt durch die Kraft der Regierung, verlangte er nun gewiß die -Entrichtung aller der langjährigen schweren Zins- und Tributrückstände, -die seine Nachbarn ihm schuldeten und übte Rache für alle Beleidigungen -und Schmähungen, die seine Familie erduldet hatte. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-46"> -Die Stewarts und Macnaghtens. -</h3> - -<p class="noindent"> -Angst und Unruhe -herrschte in den Schlössern von zwanzig Miniaturkönigen. Groß war die -<a id="page-XIII.53" class="pagenum" title="XIII.53"></a> -Besorgniß der Stewarts von Appin, deren Gebiet auf der einen Seite -vom Meere und auf der andren vom Stamme Diarmid’s eingezwängt -war. Noch größer war die Bestürzung bei den Macnaghtens. Sie waren -einst die Herren der schönen Thäler gewesen, durch welche die Ara und -die Shira dem Fynesee zuströmen. Aber die Campbells hatten die Oberhand -behalten. Die Macnaghtens waren zur Unterwerfung gezwungen -worden und hatten von Geschlecht zu Geschlecht mit Furcht und Abscheu -zu dem benachbarten Schlosse Inverary emporgeblickt. Neuerdings war -ihnen eine vollkommene Emancipation versprochen worden. Eine Urkunde, -kraft welcher ihrem Häuptlinge seine Besitzungen als unmittelbares Kronlehen -zugeschrieben wurden, war ausgefertigt und harrte nur noch der -königlichen Siegel, als die Revolution plötzlich eine Hoffnung zertrümmerte, -welche nahe an Gewißheit grenzte.<a class="fnote" href="#footnote-66" id="fnote-66">[66]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-47"> -Die Macleans. -</h3> - -<p class="noindent"> -Die Macleans erinnerten sich, daß die Campbells -vor nicht mehr als vierzehn Jahren in ihr Gebiet eingefallen, den -Stammsitz ihres Häuptlings genommen und eine Besatzung in denselben -gelegt hatten.<a class="fnote" href="#footnote-67" id="fnote-67">[67]</a> Noch ehe Wilhelm und Marie in Edinburg proklamirt -worden, war ein Maclean, ohne Zweifel vom Oberhaupte seines Stammes -abgesandt, über das Meer nach Dublin gekommen und hatte Jakob versichert, -daß, wenn einige Bataillone aus Irland in Argyleshire landen -sollten, sich ihnen sofort viertausendvierhundert Claymores anschließen -würden.<a class="fnote" href="#footnote-68" id="fnote-68">[68]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-48"> -Die Camerons; Lochiel. -</h3> - -<p class="noindent"> -Ein ähnlicher Geist beseelte die Camerons. -Ihr Oberhaupt, Sir Ewan Cameron von Lochiel, mit dem -Beinamen der Schwarze, hatte in Bezug auf persönliche Eigenschaften -unter den celtischen Fürsten nicht seines Gleichen. Er war ein leutseliger -Gebieter, ein zuverlässiger Bundesgenosse und ein furchtbarer Feind. Sein -Gesicht und seine Haltung waren von seltenem Adel. Einige Personen, -die in Versailles gewesen waren, darunter der kluge und beobachtende -Simon Lord Lovat, meinten, daß in Bezug auf Persönlichkeit und Manieren -eine auffallende Aehnlichkeit zwischen Ludwig XIV. und Lochiel -stattfinde, und wer die Portraits Beider mit einander vergleicht, wird bemerken, -daß in der That einige Aehnlichkeit vorhanden war. In der -Statur war jedoch ein großer Unterschied. Ludwig erreichte trotz seiner -Schuhe mit hohen Absätzen und trotz einer mächtig hohen Perrücke kaum -die Mittelgröße. Lochiel war lang und kräftig gebaut. In Behendigkeit -<a id="page-XIII.54" class="pagenum" title="XIII.54"></a> -und Geschicklichkeit im Gebrauche der Waffen kamen ihm wenige unter den -Gebirgsbewohnern gleich. Er hatte mehr als einmal im Einzelkampfe gesiegt -und war ein weit und breit berühmter Jäger. Er führte einen energischen -Krieg gegen die Wölfe, welche bis zu seiner Zeit das Hochwild der Grampians -zerrissen, und von seiner Hand fiel der letzte des blutdürstigen Gezüchts, -das bekanntermaßen über unsre ganze Insel verbreitet war. Auch -zeichnete sich Lochiel nicht weniger durch geistige wie durch körperliche -Kräfte aus. Einem gebildeten und vielgereisten Engländer, der in Westminster -unter Busby und in Oxford unter Aldrich die Classiker studirt, -der im Umgange mit Mitgliedern der königlichen Societät etwas von den -Wissenschaften und in den Galerien von Florenz und Rom etwas von den -schönen Künsten gelernt hatte, würde er allerdings wohl unwissend erschienen -sein. Aber obwohl Lochiel wenig Bücherkenntnisse besaß, so war -er doch ungemein verständig bei Berathungen, beredtsam in der Debatte, -erfinderisch in Auskunftsmitteln und geschickt in der Leitung des menschlichen -Characters. Sein Verstand bewahrte ihn vor den Thorheiten, zu -denen sich seine Bruderhäuptlinge oftmals durch Stolz und Zorn hinreißen -ließen. Daher nannten Viele, die seine Bruderhäuptlinge als bloße -Barbaren betrachteten, seinen Namen mit Achtung. Selbst bei der -holländischen Gesandtschaft am St. James Square sprach man von ihm -als von einem Manne, der an Einsicht und Muth nicht leicht seines -Gleichen finden dürfte. Als Beschützer der Literatur kann er dem freigebigen -Dorset zur Seite gestellt werden. Wie Dorset aus seiner Tasche -Dryden eine Pension aussetzte, die seinem Einkommen als Hofpoet gleichkam, -so soll Lochiel einem berühmten Barden, der von Räubern ausgeplündert -worden und der in einer rührenden gälischen Ode um Almosen -bat, drei Kühe und die kaum glaubliche Summe von fünfzehn Pfund -Sterling geschenkt haben. Der Character dieses großen Häuptlings war -in der That schon zweitausendfünfhundert Jahre vor seiner Geburt geschildert -worden, und zwar — so groß ist die Macht des Genies — mit -Farben, welche eben so viele Jahre nach seinem Tode noch frisch sein -werden. Er war der Ulysses der Hochlande.<a class="fnote" href="#footnote-69" id="fnote-69">[69]</a> -</p> - -<p> -Er war Herr über ein großes Gebiet, bevölkert von einem Stamme, -der keinen andren Gebieter, keinen andren Gott verehrte als ihn. Für -dieses Gebiet war er jedoch dem Hause Argyle lehnspflichtig. Er war -verpflichtet, seinem Lehnsherrn im Kriege beizustehen und ihm einen -hohen Grundzins zu bezahlen. Diese Vasallenschaft hatte er allerdings -schon in früher Jugend als erniedrigend und ungerecht betrachten gelernt. -Während seiner Minderjährigkeit hatte er unter der Vormundschaft des -<a id="page-XIII.55" class="pagenum" title="XIII.55"></a> -klugen Marquis gestanden und war auf dem Schlosse Inverary erzogen -worden. Mit dem achtzehnten Jahre aber riß sich der Knabe von der -Autorität seines Vormundes los und focht tapfer für Karl I. wie für -Karl II. Er wurde daher von den Engländern als ein Cavalier betrachtet, -nach der Restauration in Whitehall gut aufgenommen und von Jakob’s -Hand zum Ritter geschlagen. Das Compliment jedoch, welches ihm bei -einem seiner Besuche am englischen Hofe gemacht wurde, würde einem -Sachsen nicht sehr schmeichelhaft erschienen sein. „Nehmen Sie Ihre -Taschen in Acht, Mylords,“ rief Se. Majestät, „hier kommt der König -der Diebe.“ Die Loyalität Lochiel’s ist fast sprichwörtlich, aber sie war dem -was man in England Loyalität nannte, ganz unähnlich. In den Protokollen -des schottischen Parlaments war er zu den Zeiten Karl’s II. als -ein gesetzloser und rebellischer Mann geschildert, der aus eigner Machtvollkommenheit -und mit souverainer Verachtung der königlichen Autorität -Ländereien besitze.<a class="fnote" href="#footnote-70" id="fnote-70">[70]</a> Einmal erhielt der Sheriff von Inverneßshire von -König Jakob Befehl, in Lochaber einen Gerichtstag zu halten. Lochiel, -eifersüchtig auf diese Einmischung in seinen patriarchalischen Despotismus, -erschien bei der Gerichtsverhandlung an der Spitze von vierhundert bewaffneten -Camerons. Er affectirte große Achtung vor dem königlichen -Befehl, ließ aber einige Worte fallen, welche von den Pagen und Waffenträgern, -die jeden seiner Blicke scharf beobachteten, vollkommen verstanden -wurden. „Ist keiner meiner Burschen so gut, diesen Richter zum Teufel -zu jagen? Ich habe sie schon Händel anfangen sehen, wo es weniger -nöthig war.“ Im nächsten Augenblicke begann ein Zanken und Streiten -unter der Menge, man wußte nicht wie oder wo. Hunderte von Dolchen -blitzten, das Geschrei „Hülfe!“ und „Mörder!“ ertönte von allen Seiten, -es kamen zahlreiche Verwundungen vor, zwei Menschen wurden getödtet, -die Sitzung wurde in tumultuarischer Verwirrung aufgehoben und der -geängstigte Sheriff mußte sich unter den Schutz des Häuptlings stellen, -der ihn mit einem plausiblen Anschein von Achtung und Theilnahme sicher -nach seiner Wohnung geleitete. Man muß lachen, wenn man daran denkt, -daß der Mann, der diese That verübte, von Schriftstellern, welche Somers -und Burnet als Verächter der legitimen Autorität der Landesherren -tadeln, beständig als der zuverlässigste und pflichtgetreueste Unterthan gerühmt -wird. Lochiel würde allerdings die Lehre vom Nichtwiderstande -höhnend verlacht haben. Aber es gab kaum einen andren Häuptling in -Inverneßshire, der durch den Sturz des Hauses Argyle mehr als er gewonnen -oder triftigeren Grund gehabt hätte, die Restauration dieses -Hauses zu fürchten. Die Maßnahmen der Convention konnten daher -kaum einen andren Häuptling in Inverneßshire mehr beunruhigen und -ärgern als ihn. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-49"> -Die Macdonalds. -</h3> - -<p class="noindent"> -Doch unter allen den Hochländern, welche -die neueste Wendung des Geschicks mit peinlicher Besorgniß betrachteten, -waren die Macdonalds die heftigsten und mächtigsten. Mehr als einer -von den Magnaten, welche diesen weitverbreiteten Namen führten, machte -Anspruch auf die Ehre, der rechtmäßige Nachfolger der Lords der Inseln -zu sein, die noch im 15. Jahrhundert den Königen von Schottland den -Vorrang streitig gemacht hatten. Dieser genealogische Streit, der bis auf -<a id="page-XIII.56" class="pagenum" title="XIII.56"></a> -unsre Zeit gewährt hat, verursachte viel Hader unter den Betheiligten. -Alle aber stimmten darin überein, daß sie den früheren Glanz ihrer Dynastie -zurückwünschten und das emporgekommene Geschlecht Campbell verabscheuten. -Die alte Fehde hatte niemals geruht. Noch fortwährend -wurde in Versen wie in Prosa wiederholt, daß der schönste Theil des -den ehemaligen Oberhäuptern der gälischen Nation gehörenden Gebiets, -Islay, wo sie mit königlicher Pracht gewohnt hatten, Jona, wo sie mit -religiösem Pomp bestattet worden waren, die Berge von Jura, die reiche -Halbinsel Kintyre, von den rechtmäßigen Besitzern auf den unersättlichen -Mac Callum More übergegangen seien. Seit dem Sturze des Hauses -Argyle konnten die Macdonalds, wenn sie auch ihre sonstige Macht nicht -wiedererlangt hatten, sich wenigstens rühmen, daß gegenwärtig ihnen -Niemand überlegen war. Von der Furcht vor ihrem mächtigen Feinde im -Westen befreit, hatten sie ihre Waffen gegen schwächere Feinde im Osten, -gegen den Clan Mackintosh und gegen die Stadt Inverneß gerichtet. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-50"> -Fehde zwischen den Macdonalds und den Mackintoshs. -Inverneß. -</h3> - -<p class="noindent"> -Der Clan Mackintosh, ein Zweig eines alten und berühmten -Stammes, der seinen Namen und sein Wappen von der wilden Katze -der Wälder entlehnte, hatte einen Streit mit den Macdonalds, der sich, -wenn man der Tradition glauben darf, aus den finsteren Zeiten herschrieb, -wo die dänischen Seeräuber die Küsten Schottland’s verwüsteten. Inverneß -war eine sächsische Colonie unter den Celten, ein Bienenstock von Kaufleuten -und Handwerkern inmitten einer Bevölkerung von Müßiggängern -und Plünderern, ein einsamer Posten der Civilisation in einer Region -von Barbaren. Obgleich die Gebäude nur einen kleinen Theil des Flächenraumes -bedeckten, den sie gegenwärtig einnehmen; obgleich die Ankunft -einer Brigg im Hafen ein seltenes Ereigniß war; obgleich die Börse den -Mittelpunkt einer schmutzigen Straße bildete, in der ein Marktkreuz stand, -das große Aehnlichkeit mit einem zerbrochenen Meilenzeiger hatte; obgleich -die Sitzungen des Gemeinderaths in einem armseligen Gebäude mit schmucklosen -Wänden gehalten wurden; obgleich die besten Häuser von der Art -waren, daß sie jetzt bloße Hütten genannt werden würden; obgleich die -besten Dächer von Stroh waren; obgleich die besten Zimmerdecken aus -rohem Gebälk bestanden; obgleich die besten Fenster wegen mangelnder -Scheiben bei schlechtem Wetter mit Läden verschlossen wurden; obgleich -die geringeren Wohnungen bloße Erdhütten waren, in denen Fässer mit -ausgeschlagenem Boden die Stelle der Kamine vertraten, so war doch -diese Stadt in den Augen des Gebirgsbewohners der Grampians wie ein -Babylon oder Tyrus. Nirgend anderwärts hatte er mehrere hundert -Häuser, zwei Kirchen und ein Dutzend Malzdarren beisammengesehen. -Nirgend anderwärts war er durch den Glanz von Budenreihen geblendet -worden, wo Messer, Hornlöffel, zinnerne Kessel und bunte Bänder zum -Verkauf ausgestellt waren. Nirgend anderwärts war er an Bord eines -der gewaltigen Schiffe gewesen, welche Wein und Zucker aus Ländern -brachten, die weit über die Grenzen seiner Geographie hinaus lagen.<a class="fnote" href="#footnote-71" id="fnote-71">[71]</a> -<a id="page-XIII.57" class="pagenum" title="XIII.57"></a> -Es kann nicht Wunder nehmen, daß die stolzen und kriegerischen Macdonalds, -welche zwar die friedliche Industrie verachteten, denen aber nach -den Früchten dieser Industrie gelüstete, mit den Bewohnern von Inverneß -eine Reihe von Händeln anfingen. Unter der Regierung Karl’s II. hatte -man gefürchtet, daß die Stadt von diesen rohen Nachbarn erstürmt und -geplündert werden würde. Die Friedensbedingungen, welche sie anboten, -bewiesen, wie wenig sie nach der Autorität des Fürsten und des Gesetzes -fragten. Sie verlangten, daß ihnen ein schwerer Tribut bezahlt werden, -daß die Municipalbehörden sich eidlich verpflichten sollten, jeden Bürger, -der das Blut eines Macdonald vergösse, der Rache des Clans auszuliefern, -und daß jeder Bürger, sobald er irgendwo Jemandem begegnete, -der den Tartan der Macdonalds trüge, zum Zeichen seiner Unterwerfung -die Waffen strecken solle. Nie hatte Ludwig XIV., selbst nicht als er -zwischen Utrecht und Amsterdam lagerte, die Generalstaaten mit so despotischem -Uebermuthe behandelt.<a class="fnote" href="#footnote-72" id="fnote-72">[72]</a> Durch die Vermittelung des schottischen -Geheimraths kam ein Vergleich zu Stande; aber die alte Feindschaft verminderte -sich nicht. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-51"> -Inverneß wird von Macdonald von Keppoch bedroht. -</h3> - -<p class="noindent"> -Gemeinsame Feindschaften und gemeinsame Befürchtungen erzeugten ein -gutes Einvernehmen zwischen der Stadt und dem Clan Mackintosh. Der -Feind, den Beide am meisten haßten und fürchteten, war Colin Macdonald -von Keppoch, ein Musterexemplar von ächtem hochländischen Jakobiten. -Keppoch hatte Zeit seines Lebens die Autorität der Krone verhöhnt -und sich derselben widersetzt. Er war zu wiederholten Malen bei seiner -Unterthanenpflicht aufgefordert worden, von seinem gesetzwidrigen Treiben -abzulassen, hatte aber jede solche Ermahnung mit Verachtung behandelt. -Die Regierung wollte jedoch nicht zu extremen Maßregeln gegen ihn -greifen, und er herrschte noch lange ungestört über die stürmischen Berggipfel -von Coryarrick und über die gigantischen Terrassen, welche noch -jetzt die Grenzen des einstigen Sees von Glenroy bezeichnen. Er war berühmt -wegen seiner Kenntniß aller Schluchten und Höhlen dieser traurigen -Gegend, und seine Geschicklichkeit, eine Viehheerde bis in die entlegensten -Schlupfwinkel zu verfolgen, war so groß, daß man ihm den Beinamen -„Coll der <a id="corr-13"></a>Kühe“ gegeben hatte.<a class="fnote" href="#footnote-73" id="fnote-73">[73]</a> Endlich zwangen seine frechen -Verletzungen des Gesetzes den Geheimrath, energische Maßregeln gegen -ihn zu ergreifen. Er wurde für einen Rebellen erklärt, Androhungen -von Feuer und Schwert wurden unter dem Siegel Jakob’s gegen ihn erlassen, -und wenige Wochen vor der Revolution rückte ein königliches -Truppencorps, unterstützt durch die gesammte Streitmacht der Mackintoshs, -in Keppoch’s Gebiet ein. Er lieferte den Eingedrungenen eine Schlacht -und siegte. Die Truppen des Königs wurden in die Flucht geschlagen, -ihr Anführer wurde getödtet, und zwar durch einen Helden, dessen Loyalität -gegen den König viele Schriftsteller sehr wohlgefällig dem factiösen -Ungestüm der Whigs gegenübergestellt haben.<a class="fnote" href="#footnote-74" id="fnote-74">[74]</a> -</p> - -<p> -<a id="page-XIII.58" class="pagenum" title="XIII.58"></a> -Wenn Keppoch jemals die geringste Ehrfurcht vor der Regierung gehabt -hatte, so wurde dieses Gefühl durch die allgemeine Anarchie, welche -auf die Revolution folgte, völlig in ihm erstickt. Er verwüstete das Gebiet -Mackintosh’s, marschirte gegen Inverneß und drohte der Stadt mit -Zerstörung. Die Gefahr war groß. Die Häuser waren nur von einer -Mauer umgeben, auf welche Zeit und Wetter so verderblich eingewirkt -hatten, daß sie bei jedem Sturme wankte. Dennoch zeigten die Einwohner -einen kecken Trotz und ihr Muth wurde durch ihre Prediger angefeuert. -Sonntag der 28. April war ein Tag der Angst und Verwirrung. Die -Wilden streiften um die kleine sächsische Colonie herum wie eine Heerde -hungriger Wölfe um eine Schafhürde. Keppoch drohte und bramarbasirte, -er werde mit allen seinen Leuten in die Stadt dringen und sie plündern. -Inzwischen versammelten sich die Bürger bewaffnet auf dem Marktplatze, -um die Reden ihrer Geistlichen anzuhören. Der Tag verging, ohne daß -ein Sturm erfolgte, und der Montag und Dienstag verstrichen unter großer -Angst. Da erschien ein unerwarteter Vermittler. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-52"> -Dundee erscheint in Keppoch’s Lager. -</h3> - -<p class="noindent"> -Dundee hatte sich -nach seiner Flucht von Edinburg auf seinen Landsitz in dem Thale zurückgezogen, -durch welches der Glamis dem ehemaligen Schlosse Macbeth’s -zuströmt. Dort blieb er einige Zeit ruhig. Er betheuerte, daß er nicht -die Absicht habe, sich der neuen Regierung zu widersetzen, er erklärte sich -bereit nach Edinburg zurückzukehren, wenn er nur gewiß sein dürfe, gegen -ungesetzliche Gewalt geschützt zu werden, und er erbot sich, sein Ehrenwort -zu geben, oder, wenn dies nicht genüge, Caution zu erlegen, daß -er sich ruhig verhalten wolle. Einige von seinen alten Soldaten hatten -ihn begleitet und bildeten eine Besatzung von hinreichender Stärke, um -sein Haus gegen die Presbyterianer der Umgegend zu beschützen. Hier -hätte er möglicherweise unbehelligt und harmlos bleiben können, wenn -nicht ein Vorfall, für den er nicht verantwortlich war, seine Feinde unversöhnlich -gemacht und ihn zur Verzweiflung getrieben hätte.<a class="fnote" href="#footnote-75" id="fnote-75">[75]</a> -</p> - -<p> -Ein Emissär Jakob’s war mit Briefen an Dundee und Balcarras -von Irland nach Schottland hinübergefahren. Dies erweckte Verdacht. -Der Bote wurde festgenommen, verhört und durchsucht und die Briefe -bei ihm gefunden. Einige davon gingen von Melfort aus und waren -seiner würdig. Jede Zeile verrieth die Eigenschaften, die ihn zu einem -Gegenstande des Abscheus für sein Vaterland und zum Liebling seines Gebieters -gemacht hatten. Er verkündete jubilirend den nahen Anbruch des -Tages der Rache und der Beraubung, des Tages, an welchem das Eigenthum -der Rebellen unter die Loyalen vertheilt und wo Viele, welche angesehen -und reich gewesen, Verbannte und Bettler sein würden. Der -König, sagte Melfort, sei entschlossen, Strenge zu üben. Die Erfahrung -habe Seine Majestät endlich zu der Ueberzeugung gebracht, daß Milde -Schwäche sein würde. Selbst die Jakobiten ersahen mit Entrüstung aus -den Briefen, daß eine Restauration Confiscationen und Proscriptionen -zur unmittelbaren Folge haben würde. Einige von ihnen nahmen keinen -Anstand es auszusprechen, daß Melfort ein Schurke sei, daß er Dundee -und Balcarras hasse, daß er sie verderben wolle und daß er zu dem Ende -diese abscheulichen Depeschen geschrieben und sich eines Boten bedient habe, -<a id="page-XIII.59" class="pagenum" title="XIII.59"></a> -der es sehr geschickt einzurichten gewußt, daß er ergriffen wurde. Es ist -jedoch ausgemacht, daß Melfort auch nach der Veröffentlichung dieser Papiere -so hoch als je zuvor in Jakob’s Gunst stand. Daher kann es kaum -einem Zweifel unterliegen, daß der Sekretär selbst in den Stellen, welche -die eifrigen Vertheidiger des erblichen Rechts empörten, nur die Gesinnungen -und Absichten seines Gebieters treulich wiedergab.<a class="fnote" href="#footnote-76" id="fnote-76">[76]</a> Hamilton befahl -kraft der Vollmachten, welche die Stände vor ihrer Vertagung ihm ertheilt -hatten, Balcarras und Dundee zu verhaften. Balcarras wurde festgenommen -und zuerst in seinem eigenen Hause und dann in dem Tolbooth von -Edinburg internirt. Aber Dundee’s habhaft zu werden war nicht so leicht. -Sobald er erfuhr, daß Verhaftsbefehle gegen ihn erlassen waren, ging er -mit seinen Anhängern über den Dee und blieb kurze Zeit auf den unwirthbaren -Besitzungen des Hauses Gordon. Von hier aus setzte er sich mit -den Macdonalds und Camerons wegen eines Aufstandes in Communication. -Er scheint jedoch damals von den Hochländern wenig gewußt und sich wenig -um sie gekümmert zu haben. Gegen ihren Nationalcharacter empfand -er wahrscheinlich die Abneigung des Sachsen und gegen ihren militärischen -Character die Geringschätzung des Soldaten von Profession. Er kehrte -bald in das Niederland zurück und blieb dort bis er erfuhr, daß ein starkes -Truppencorps ausgesandt war, um sich seiner zu bemächtigen.<a class="fnote" href="#footnote-77" id="fnote-77">[77]</a> Jetzt -zog er sich in die Gebirgsgegend, als seine letzte Zufluchtsstätte, eilte -nordwärts durch Strathdon und Strathbogie, ging über den Spey und -kam am Morgen des 1. Mai mit einem kleinen Reitertrupp in Keppoch’s -Lager vor Inverneß an. -</p> - -<p> -Die neue Lage, in welche Dundee jetzt versetzt war, die neuen Aussichten, -die sich ihm eröffneten, weckten in seinem erfinderischen und unternehmenden -Kopfe natürlich neue Pläne. Die Hunderte von athletischen -Celten, die er in ihrer nationalen Schlachtordnung sah, waren offenbar -keine zu verachtenden Bundesgenossen. Wenn er eine große Koalition von -Clans bilden, wenn er zehn- oder zwölftausend dieser entschlossenen Krieger -unter eine Fahne bringen, wenn er sie überreden konnte, sich dem -Zügel der Disciplin zu unterwerfen, welch’ eine Laufbahn stand ihm -dann bevor! -</p> - -<p> -Ein Patent von König Jakob war, selbst als König Jakob fest auf -dem Throne saß, vom Coll der Kühe niemals sonderlich respectirt worden. -Dieser Häuptling haßte jedoch die Campbells mit der ganzen Gluth eines -Macdonald und erklärte sofort seinen Anschluß an die Sache des Hauses -Stuart. Dundee nahm es auf sich, den Streit zwischen Keppoch und -Inverneß zu schlichten. Die Stadt willigte ein, zweitausend Dollars zu -bezahlen, eine Summe, die, so klein sie in den Augen der Goldschmiede -<a id="page-XIII.60" class="pagenum" title="XIII.60"></a> -von Lombard Street erscheinen mochte, wahrscheinlich jeden Schatz überstieg, -der je in die Einöden von Coryarrick gebracht worden war. Die -Hälfte der Summe wurde nicht ohne Mühe von den Einwohnern zusammengebracht -und für den Rest soll Dundee sein Wort verpfändet haben.<a class="fnote" href="#footnote-78" id="fnote-78">[78]</a> -</p> - -<p> -Er versuchte nun zunächst, die Macdonalds mit den Mackintoshs -auszusöhnen und schmeichelte sich mit der Hoffnung, daß die beiden kriegerischen -Stämme, welche noch unlängst einander feindlich gegenübergestanden -hatten, geneigt sein würden, unter seinem Commando nebeneinander -zu kämpfen. Doch er überzeugte sich bald, daß es kein leichtes -Ding war, eine Fehde zwischen Hochländern zu schlichten. Von den Rechten -der streitenden Könige wußte keiner der beiden Clans etwas, noch -kümmerte er sich darum. Das Benehmen beider muß örtlichen Leidenschaften -und Interessen zugeschrieben werden. Was Argyle für Keppoch -war, das war Keppoch für die Mackintoshs. Die Mackintoshs blieben -daher neutral, und ihrem Beispiele folgten die Macphersons, ein andrer -Zweig des Stammes der wilden Katze. Dies war nicht Dundee’s einzige -Enttäuschung. Die Mackenzies, die Frasers, die Grants, die Munros, -die Mackays, die Macleods wohnten in großer Entfernung von dem Gebiete -Mac Callum More’s. Sie lagen nicht im <a id="corr-14"></a>Streit mit ihm, schuldeten -ihm nichts und hatten keinen Grund, die Vergrößerung seiner Macht -zu fürchten. Daher sympathisirten sie nicht mit seinen beunruhigten und -aufgebrachten Nachbarn und konnten nicht dazu bewegen werden, dem -Bündnisse gegen ihn sich anzuschließen.<a class="fnote" href="#footnote-79" id="fnote-79">[79]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-53"> -Aufstand der den Campbells feindlichen Clans. -</h3> - -<p class="noindent"> -Diejenigen -Häuptlinge hingegen, welche näher bei Inverary wohnten und -die den Namen Campbell seit langer Zeit fürchteten und haßten, hießen -Dundee freudig willkommen und versprachen, am 18. Mai an der Spitze -ihrer Leute zu ihm zu stoßen. Während der letzten zwei Wochen vor -diesem Tage durchzog er Badenoch und Athol und forderte die Bewohner -dieser Districte zur bewaffneten Erhebung auf. Dann stürmte er mit -seinen Reitern in das Niederland hinab, überrumpelte Perth und führte -einige Whiggentlemen als Gefangene mit sich ins Gebirge. Unterdessen -waren die Feuerkreuze von Ort zu Ort über alle Haiden und Berge dreißig -Meilen im Umkreise von Ben Nevis gewandert, und als er den Sammelplatz -in Lochaber erreichte, sah er, daß der Zuzug bereits begonnen hatte. -Das Hauptquartier war nahe bei Lochiel’s Hause aufgeschlagen, einem -großen, ganz aus Tannenholz gezimmerten Gebäude, das in den Hochlanden -für einen prächtigen Palast galt. Hier empfing Lochiel, umgeben -von sechshundert Kriegern, seine Gäste. Macnaghten von Macnaghten -und Stewart von Appin hatten sich mit ihren kleinen Clans eingefunden. -Macdonald von Keppoch führte die Krieger, welche einige Monate vorher -unter seinem Commando die Musketiere König Jakob’s in die Flucht -geschlagen hatten. Macdonald von Clanronald stand noch in zartem Alter, -<a id="page-XIII.61" class="pagenum" title="XIII.61"></a> -aber sein Oheim, der während seiner Minderjährigkeit die Regentschaft -führte, hatte ihn ins Lager gebracht. Der Jüngling war von einer auserlesenen -Leibgarde begleitet, bestehend aus seinen Vettern, lauter stattlichen -Leuten und kräftigen Fäusten. Macdonald von Glengarry, der sich -durch seine dunklen Brauen und durch seine hohe Gestalt auszeichnete, -kam aus dem großen Thale, wo eine Kette von Seen, welche außerhalb -des Landes damals noch unbekannt und auf keiner Karte angegeben waren, -gegenwärtig die tägliche Straße für die Dampfschiffe bildet, die -zwischen dem atlantischen und dem deutschen Ocean hin und her fahren. -Keiner von den Beherrschern der Berge hatte eine höhere Meinung von -seiner persönlichen Wichtigkeit und lag häufiger mit anderen Häuptlingen -in Streit als dieser. Er pflegte in seinen Manieren und in seinem Hauswesen -eine Rohheit zur Schau zu tragen, welche die seiner rohen Nachbarn -noch übertraf, und erklärte, daß er die wenigen Luxusgegenstände, -welche aus den civilisirten Theilen der Erde ihren Weg in die Hochlande -gefunden, als Zeichen der Verweichlichung und Entartung der gälischen -Race betrachte. Diesmal hatte er es für gut befunden, den Glanz der -sächsischen Krieger nachzuahmen, denn er ritt an der Spitze seiner vierhundert -mit Plaids bekleideten Clansleute in einem stählernen Küraß und -einem mit Gold gestickten Rocke. Ein andrer Macdonald, der ein beklagenswerthes -und entsetzliches Ende nehmen sollte, hatte einen Trupp -verwegener Freibeuter aus dem traurigen Gebirgspasse Glencoe herbeigeführt. -Etwas später kamen die großen Potentaten von den Hebriden. -Macdonald von Sleat, der reichste und mächtigste von allen Großen, -welche auf den hohen Titel des Lords der Inseln Anspruch machten, kam -von Sky an der Spitze von siebenhundert Streitern. Eine Flotte von -langen Böten brachte fünfhundert Macleans von Mull unter dem Commando -ihres Häuptlings Sir Johann von Duart. In alten Zeiten hatte -eine weit stärkere Streitmacht seine Vorfahren in die Schlacht begleitet. -Aber die Macht, wenn auch nicht der Muth des Clans war durch die -Arglist und durch die Waffen der Campbells gebrochen worden. Eine -andre Schaar Macleans kam unter einem tapferen Anführer, der sich nach -dem Lochbuy nannte, was so viel heißt als gelber See.<a class="fnote" href="#footnote-80" id="fnote-80">[80]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-54"> -Tarbet’s Rath für die Regierung. -</h3> - -<p class="noindent"> -Es scheint nicht, daß -ein einziger Häuptling, der keinen speciellen Grund hatte, das Haus Argyle -zu fürchten und zu hassen, Dundee’s Aufruf Folge leistete. Man hat -sogar starken Grund zu glauben, daß selbst die Häuptlinge, welche kamen, -ruhig zu Haus geblieben sein würden, wenn die Regierung die Politik -<a id="page-XIII.62" class="pagenum" title="XIII.62"></a> -der Hochlande verstanden hätte. Nur ein talentvoller und erfahrener -Staatsmann, welcher der vornehmen hochländischen Familie der Mackenzie -entsprossen war, der Viscount Tarbet, verstand diese Politik gründlich. -Er setzte damals Melville brieflich und Mackay mündlich nicht nur die -Ursachen der krankhaften Zustände auseinander, welche die Calamitäten -des Bürgerkriegs über Schottland zu bringen drohten, sondern gab auch -die Heilmittel dagegen an. Die Gälen, sagt Tarbet, seien keineswegs -allgemein für einen Aufstand eingenommen. Selbst von denjenigen papistischen -Clans, welche keinen Grund hätten, die Unterwerfung unter das -Joch der Campbells zu fürchten, sei wenig zu besorgen. Es sei notorisch, -daß auch die talentvollsten und rührigsten unter den mißvergnügten Häuptlingen -sich um die zwischen den Whigs und Tories obschwebenden Streitfragen -gar nicht kümmerten. Lochiel insbesondere, den seine ausgezeichneten -persönlichen Eigenschaften zu dem bedeutendsten Manne unter den Gebirgsbewohnern -machten, frage nach Jakob eben so wenig etwas wie nach -Wilhelm. Wenn die Camerons, die Macdonalds und die Macleans überzeugt -werden könnten, daß ihre Güter und Ehrenstellen ihnen unter der -neuen Regierung gesichert blieben, wenn Mac Callum More einige Zugeständnisse -mache und Ihre Majestäten die Bezahlung einiger Pachtrückstände -übernähmen, so würde Dundee die Clans mit wenig Erfolg zu den Waffen -rufen. Fünftausend Pfund Sterling, meinte Tarbet, würden hinreichen, -um alle celtischen Magnaten zu beschwichtigen, und in der That, obgleich -diese Summe den Politikern von Westminster lächerlich klein vorkommen -mochte, obgleich sie nicht größer war als der jährliche Gehalt des Oberkammerherrn -oder des Kriegszahlmeisters, war sie doch enorm für einen -rohen Potentaten, der zwar über Hunderte von Quadratmeilen herrschte -und Hunderte von Kriegern ins Feld stellen konnte, aber vielleicht niemals -fünfzig Guineen auf einmal in seiner Geldkasse gehabt hatte.<a class="fnote" href="#footnote-81" id="fnote-81">[81]</a> -</p> - -<p> -Obwohl Tarbet von den schottischen Ministern der neuen Souveraine -für einen sehr zweifelhaften Freund gehalten wurde, so verschmähte man -seinen Rath doch nicht ganz. Es wurde beschlossen, den Mißvergnügten -Propositionen zu machen, welche er angerathen hatte. Viel hing dabei -von der Wahl eines Agenten ab, und leider bewies die getroffene Wahl, -wie wenig die Vorurtheile der wilden Gebirgsstämme in Edinburg verstanden -wurden. Ein Campbell wurde dazu ausersehen, für die Sache -des Königs Wilhelm Männer zu gewinnen, deren Groll gegen den König -Wilhelm einzig und allein den Grund hatte, daß er die Campbells begünstigte. -Anerbietungen, welche durch eine solche Mittelsperson gemacht -wurden, mußten natürlich als Schlinge und zugleich als Beleidigungen -betrachtet werden. Unter solchen Umständen war es unnütz, daß Tarbet an -Lochiel und Mackay an Glengarry schrieb. Lochiel antwortete Tarbet gar -nicht, und Glengarry gab Mackay eine zwar artige, aber kalte Antwort, -in welcher er dem General rieth, das Beispiel Monk’s nachzuahmen.<a class="fnote" href="#footnote-82" id="fnote-82">[82]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-55"> -Unentschiedener Feldzug in den Hochlanden. -</h3> - -<p class="noindent"> -Inzwischen -<a id="page-XIII.63" class="pagenum" title="XIII.63"></a> -vergeudete Mackay einige Wochen mit Märschen, Contremärschen und unentschiedenen -Scharmützeln. Späterhin gestand er ehrlich ein, daß die -Kenntnisse, die er sich während seiner dreißigjährigen Militärdienste auf -dem Continent erworben, ihm in seiner damaligen neuen Stellung nichts -nützten. Es war schwer, in einem solchen Lande den Feind zu verfolgen, -und unmöglich war es, ihn dahin zu bringen, daß er eine offene Schlacht -annahm. Nahrung für ein Invasionsheer war in der waldigen und steinigen -Wildniß nicht zu finden; eben so wenig konnten Lebensmittel für -viele Tage weit über weiche Sümpfe und steile Anhöhen transportirt -werden. Der General überzeugte sich, daß er seine Leute und ihre -Pferde fast zu Tode ermüdet und doch nichts erreicht hatte. Hochländische -Hülfstruppen würden ihm von großem Nutzen gewesen sein; allein er hatte -wenig solche Hülfstruppen. Der Häuptling der Grants, den die vorige -Regierung verfolgt und der Conspiration mit dem unglücklichen Earl von -Argyle angeklagt hatte, war zwar ein warmer Freund der Revolution. -Zweihundert Mackay’s kamen, wahrscheinlich unter dem Einflusse von verwandtschaftlichen -Gefühlen, aus dem äußersten Norden unsrer Insel, wo -es in der Mitte des Sommers keine Nacht giebt, um unter einem Anführer -ihres Namens zu kämpfen; im Allgemeinen aber erwarteten die Clans, -die sich nicht an dem Aufstande betheiligten, den Ausgang mit -kalter Gleichgültigkeit und schmeichelten sich mit der Hoffnung, daß es ihnen -leicht werden würde, sich mit den Siegern auszusöhnen und daß sie an -der Plünderung der Besiegten würden Theil nehmen dürfen. -</p> - -<p> -Eine Erfahrung von wenig mehr als einem Monat überzeugte -Mackay, daß es nur ein Mittel gab, durch welches die Hochlande unterworfen -werden konnten. Es war nutzlos, die Gebirgsbewohner Berg auf -Berg ab zu verfolgen. Eine Reihe von Festungen mußte an den wichtigsten -Punkten errichtet und mit starken Besatzungen versehen werden. -Der Ort, mit dem der General vorschlug den Anfang zu machen, war -Inverlochy, wo die gewaltigen Ueberreste eines alten Schlosse standen -und noch stehen. Dieser Posten lag nahe an einem Meeresarme und im -Herzen des von den mißvergnügten Clans bewohnten Landes. Ein dort -stationirtes und nöthigenfalls durch Kriegsschiffe unterstütztes starkes Truppencorps -hätte zu gleicher Zeit die Macdonalds, die Camerons und die -Macleans wirksam in Schach halten können.<a class="fnote" href="#footnote-83" id="fnote-83">[83]</a> -</p> - -<p> -Während Mackay in seinen Briefen an den Staatsrath zu Edinburg -die Nothwendigkeit vorstellte, auf diesen Plan einzugehen, hatte Dundee -mit Schwierigkeiten zu kämpfen, welche all’ seine Energie und Geschicklichkeit -nicht völlig zu bewältigen vermochte. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-56"> -Militärischer Character der Hochländer. -</h3> - -<p class="noindent"> -So lange die -Hochländer noch eine Nation waren, die ihre eigenthümliche Verfassung -hatte, waren sie in einem Sinne brauchbarer und in einem andren Sinne -unbrauchbarer für militärische Zwecke als irgend eine andre Nation in -Europa. Der Celte als Individuum eignete sich moralisch und physisch -trefflich für den Krieg, und ganz besonders für den Krieg in einem so -wilden und rauhen Lande wie das seine. Er war unerschrocken, kräftig, -leichtfüßig und ertrug ohne Murren Kälte, Hunger und Anstrengungen. -Ueber steile Felsen und verrätherische Sümpfe bewegte er sich eben so leicht -<a id="page-XIII.64" class="pagenum" title="XIII.64"></a> -wie die französischen Haustruppen auf der Straße von Versailles nach -Marly. Er war an den Gebrauch der Waffen und an den Anblick des -Blutes gewöhnt; er war ein geübter Fechter und Schütze, und bevor er -jemals in Reih’ und Glied gestanden, war er schon mehr als ein halber -Soldat. -</p> - -<p> -Wie der einzelne Celte leicht in einen Soldaten zu verwandeln war, -ebenso war ein ganzer Stamm von Celten leicht in ein Bataillon Soldaten -zu verwandeln. Es bedurfte dazu nichts weiter, als daß die militärische -Organisation mit der patriarchalischen Organisation in Einklang gebracht -wurde. Der Häuptling mußte Oberst, sein Oheim oder sein Bruder -mußte Major, die Pächter, welche gleichsam die Peerschaft des kleinen -Staates bildeten, mußten die Hauptleute sein und die Compagnie jedes -Hauptmanns mußte aus denjenigen Bauern bestehen, die auf seinem -Grund und Boden wohnten und deren Namen, Gesichter, Verwandten -und Charactere er genau kannte; die Unteroffiziere mußten aus den auf -die Adlerfeder stolzen Duinhe Wassels gewählt sein, der Waffenträger -war eine vortreffliche Ordonnanz, der Erbpfeifer und seine Söhne bildeten -die Musikbande, und der Clan wurde so mit einem Male ein Regiment. -In einem solchen Regiment herrschte vom ersten Augenblicke an die strenge -Ordnung und der pünktliche Gehorsam, worin die Stärke regulärer Armeen -besteht. Jeder Mann, vom Höchsten bis zum Niedrigsten, war an -seinem geeigneten Platze und kannte diesen Platz vollkommen. Es war -nicht nöthig, den neueingerichteten Truppen erst durch Drohungen oder -Strafen die Pflicht einzuschärfen, den Mann als ihr Oberhaupt zu betrachten, -den sie von jeher, so lange sie denken konnten, als ihr Oberhaupt -betrachtet hatten. Jeder Gemeine hatte von Kindheit an seinen -Korporal sehr, seinen Hauptmann noch mehr geachtet und seinen Obersten -fast angebetet. An Meuterei war daher nicht zu denken, ebenso wenig an -Desertion, denn gerade diejenigen Gefühle, welche andere Soldaten am -mächtigsten antreiben zu desertiren, hielten den Hochländer bei seiner -Fahne. Wohin sollte er gehen, wenn er sie verließ? Alle seine Verwandten, -alle seine Freunde waren um dieselbe versammelt. Trennte er sich -also von ihr, so trennte er sich zugleich für immer von seiner Familie -und brachte den ganzen Jammer des Heimwehs über sich, das in regulären -Armeen so viele Rekruten antreibt, auf die Gefahr von körperlicher -Züchtigung und Tod hin zu entlaufen. Wenn man diese Umstände erwägt, -wird man sich nicht darüber wundern, daß die hochländischen Clans -zuweilen große Kriegsthaten vollbracht haben. -</p> - -<p> -Was aber diese Institutionen, welche einen Stamm von Hochländern, -die alle dieselben Namen führten und alle demselben Oberhaupte unterthan -waren, im Kampfe so furchtbar machten, machte die Nation ungeeignet -für den Krieg im Großen. Nichts war leichter als Clans in tüchtige -Regimenter zu verwandeln; aber nichts war schwieriger als diese -Regimenter dergestalt zu vereinigen, daß sie eine tüchtige Armee bildeten. -Von den Schäfern und Hirten, welche in den Reihen fochten, bis hinauf -zu den Häuptlingen war Alles Harmonie und Ordnung. Jeder Mann -blickte empor zu seinem unmittelbaren Vorgesetzten und Alle blickten empor -zu dem gemeinsamen Oberhaupte. Aber mit dem Häuptling schloß diese -Subordinationskette. Er verstand nur zu gebieten und hatte nicht gelernt -zu gehorchen. Selbst königlichen Erlassen, selbst Parlamentsedicten pflegte -er nur dann Gehorsam zu bezeigen, wenn sie in vollkommenem Einklang -<a id="page-XIII.65" class="pagenum" title="XIII.65"></a> -mit seinen Neigungen standen. Man durfte nicht erwarten, daß er einer -delegirten Autorität eine Achtung zollen werde, die er der höchsten Autorität -zu verweigern gewohnt war. Er hielt sich für berechtigt, über die -Zweckmäßigkeit jedes ihm zukommenden Befehls zu entscheiden. Von seinen -Bruderhäuptlingen waren einige seine Feinde, andere seine Nebenbuhler. -Es war kaum möglich, ihn abzuhalten, sie zu beleidigen, oder ihn zu -überzeugen, daß sie ihn nicht beleidigten. Alle seine Untergebenen sympathisirten -mit allen seinen Animositäten, betrachteten seine Ehre wie ihre -eigene und waren bereit auf seinen Ruf sich um ihn gegen den Oberbefehlshaber -zu schaaren. Es war daher sehr wenig Aussicht, daß durch -irgend welche Mittel fünf Clans bewogen werden konnten, während eines -langen Feldzugs herzlich mit einander zu cooperiren. Die meiste Hoffnung -dazu war noch in dem Falle, wenn sie von einem Sachsen angeführt -wurden. Es ist bemerkenswerth, daß keine der großen Thaten, welche die -Hochländer während unserer Bürgerkriege vollbrachten, unter dem Commando -eines Hochländers vollbracht wurde. Einige Schriftsteller haben es -als einen Beweis für das außerordentliche Genie Montrose’s und Dundee’s -erwähnt, daß diese Feldherren, obgleich nicht gälischen Stammes oder -gälischer Sprache, im Stande gewesen waren, Bündnisse gälischer Stämme -zu bilden und zu leiten. Aber gerade weil Montrose und Dundee keine -Hochländer waren, vermochten sie Armeen anzuführen, welche aus hochländischen -Clans zusammengesetzt waren. Wäre Montrose Häuptling der -Camerons gewesen, so würden die Macdonalds sich niemals seiner Autorität -gefügt haben. Wäre Dundee Häuptling des Clanronald gewesen, -so würde der Glengarry ihm nie gehorcht haben. Stolze und empfindliche -Männer, welche kaum den König als ihren Vorgesetzten anerkannten, würden -niemals die Superiorität eines Nachbarn, eines von ihres Gleichen, -eines Nebenbuhlers, ertragen haben. Viel leichter konnten sie die Obergewalt -eines ausgezeichneten Fremden ertragen. Doch selbst einem solchen -Fremden gestanden sie nur eine sehr beschränkte und sehr prekäre Autorität -zu. Einen Häuptling vor ein Kriegsgericht zu stellen, ihn zu erschießen, -ihn zu cassiren, ihn zu degradiren, ihm öffentlich einen Verweis zu geben, -war unmöglich. Macdonald von Keppoch oder Maclean von Duart würde -jeden Offizier todtgeschlagen haben, der ihm sein Schwert abverlangt und -ihm gesagt hätte, daß er sich als Arrestanten zu betrachten habe, und -Hunderte von Claymores würden augenblicklich aufgebrochen sein, um -den Mörder zu beschützen. Es blieb dem Befehlshaber, unter dem diese -Potentaten zu dienen sich herabließen, nichts Andres übrig als mit ihnen -zu berathschlagen, sie zu bitten, ihnen zu schmeicheln, sie zu bestechen, -und selbst durch diese Mittel vermochte menschliche Geschicklichkeit nur auf -kurze Zeit die Eintracht zu erhalten. Denn jeder Häuptling glaubte Anspruch -auf besondere Berücksichtigung zu haben, und man durfte daher -keinem besondere Artigkeit erweisen, ohne die anderen zu verletzen. Der -General war nichts weiter als der Präsident eines Congresses kleiner -Könige. Er wurde beständig aufgefordert, Streitigkeiten wegen Stammbäumen, -wegen Vorrang, oder wegen Theilung von Beute anzuhören -und zu schlichten. Mochte sein Ausspruch lauten wie er wollte, Jemand -mußte dadurch verletzt werden. Jeden Augenblick konnte er erfahren, daß -sein rechter Flügel in Folge eines zweihundert Jahre alten Streites auf -sein Centrum gefeuert habe, oder daß ein ganzes Bataillon nach seinem -heimathlichen Thale zurückgekehrt sei, weil ein andres Bataillon auf den -<a id="page-XIII.66" class="pagenum" title="XIII.66"></a> -Ehrenposten gestellt worden war. Ein hochländischer Barde würde in der -Geschichte des Jahres 1689 leicht Sujets gefunden haben, ganz ähnlich -denen, welche der trojanische Krieg den großen Dichtern des Alterthums -lieferte. Heute ist Achilles mißmuthig, hütet sein Zelt und kündigt die -Absicht an, mit allen seinen Leuten abzuziehen. Morgen stürmt Ajax im -Lager umher und droht dem Ulysses den Hals abzuschneiden. -</p> - -<p> -Daher kam es, daß, obgleich die Hochländer in den Bürgerkriegen -des 17. Jahrhunderts einige große Thaten vollbrachten, diese Thaten keine -nach wenigen Wochen noch erkennbare Spuren hinterließen. Siege von -seltenem und fast ungeheuerlichem Glanze zogen alle Folgen einer Niederlage -nach sich. Kriegsveteranen und Soldaten waren ganz erstaunt über -diese plötzlichen Glückswechsel. Es war unglaublich, daß undisciplinirte -Leute solche Waffenthaten vollbracht haben sollten. Eben so unglaublich -war es, daß solchen Waffenthaten, nachdem sie vollbracht waren, der Triumph -der Besiegten und die Unterwerfung der Sieger auf dem Fuße gefolgt -sein sollte. Nachdem Montrose rasch hintereinander Sieg auf Sieg -erfochten, sah er sich mitten auf der Bahn des Glücks plötzlich von seinen -Untergebenen verlassen. Lokale Eifersüchteleien und lokale Interessen hatten -seine Armee zusammengebracht. Lokale Eifersüchteleien und lokale Interessen -lösten sie auf. Die Gordons verließen ihn, weil sie sich gegen -die Macdonalds zurückgesetzt glaubten. Die Macdonalds verließen ihn, weil -sie die Campbells plündern wollten. Die Streitmacht, die man früher für -stark genug gehalten hatte, um das Schicksal eines Königreichs zu entscheiden, -schmolz binnen wenigen Tagen zusammen, und auf die Siege -von Tippermuir und Kilsyth folgte die Niederlage von Philiphaugh. -Dundee lebte nicht lange genug, um einen ähnlichen Glücksumschlag zu -erfahren, aber man hat allen Grund zu glauben, daß, wenn er nur vierzehn -Tage länger gelebt hätte, seine Geschichte ein Seitenstück zu der -Geschichte Montrose’s gewesen sein würde. -</p> - -<p> -Bald nachdem die Clans sich in Lochaber gesammelt hatten, machte -Dundee einen Versuch sie zu überreden, daß sie sich der Disciplin einer -regulären Armee unterwarfen. Er berief einen Kriegsrath zusammen, -um diese Frage zu erörtern. Seine Ansicht wurde von allen denjenigen -Offizieren unterstützt, welche aus dem Niederlande zu ihm gestoßen -waren. Unter ihnen zeichneten sich Jakob Seton, Earl von Dunfermline, -und Jakob Galloway, Lord Dunkeld, aus. Die celtischen Häuptlinge -vertraten die entgegengesetzte Meinung. Lochiel, der talentvollste unter -ihnen, war ihr Wortführer und verfocht die Sache mit großem Scharfsinn -und natürlicher Beredtsamkeit. „Unser System,“ — so lautete der -Hauptinhalt seines Raisonnements — „mag nicht das beste sein; aber -wir sind von Kindheit auf dazu erzogen worden, wir verstehen es vollkommen -und es steht mit unseren eigenthümlichen Institutionen, Gefühlen -und Sitten im Einklange. Wenn wir auf unsre Art Krieg führen, so -haben wir die Erfahrung und die Kaltblütigkeit von Veteranen. Führen -wir auf andre Art Krieg, so werden wir rohe und unbeholfene Rekruten -sein. Soldaten aus uns zu machen, wie die eines Cromwell und Turenne -waren, dazu würden Jahre gehören, und wir haben nicht Wochen übrig. -Wir haben hinreichend Zeit, unsre Disciplin zu verlernen, aber nicht Zeit -genug, die eurige zu erlernen.“ Dundee erklärte sich unter großen -Schmeicheleien für Lochiel überzeugt, und er war es vielleicht auch, denn -<a id="page-XIII.67" class="pagenum" title="XIII.67"></a> -die Gründe des verständigen alten Häuptlings waren durchaus nicht ohne -Gewicht.<a class="fnote" href="#footnote-84" id="fnote-84">[84]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-57"> -Zwistigkeiten in der hochländischen Armee. -</h3> - -<p class="noindent"> -Einige celtische -Kriegsgebräuche waren jedoch von der Art, daß Dundee sie nicht -dulden konnte. So grausam er auch war, seine Grausamkeit hatte immer -eine Methode und einen Zweck. Er hoffte noch immer, daß es ihm gelingen -werde, einige neutral gebliebene Häuptlinge zu gewinnen und er -vermied daher sorgfältig Alles was sie zu offener Feindseligkeit hätte aufstacheln -können. Dies war allerdings ein Verfahren, von dem sich erwarten -ließ, daß es dem Interesse Jakob’s förderlich sein würde; aber -Jakob’s Interesse war den wilden Räubern, welche einzig und allein zu -dem Zwecke ersprießliche Raubzüge unternehmen und alten Groll rächen -zu können, seinen Namen gebrauchten und sich um sein Banner schaarten, -sehr gleichgültig. Keppoch insbesondere, der die Mackintoshs weit mehr -haßte, als er die Stuarts liebte, plünderte das Gebiet seiner Feinde nicht -nur, sondern verbrannte auch Alles was er nicht mit fortnehmen konnte. -Dundee gerieth beim Anblick der brennenden Wohnungen in heftigen Zorn. -„Lieber möchte ich,“ sagte er, „in einem anständigen Regiment die Muskete -tragen, als Anführer einer solchen Räuberbande sein.“ Von Bestrafung -war natürlich keine Rede. Es darf in der That schon als ein -auffallender Beweis von dem Einflusse des Generals angesehen werden, -daß der Coll der Kühe es der Mühe werth hielt, sich wegen eines Benehmens -zu entschuldigen, um dessentwillen er in einer wohldisciplinirten -Armee erschossen worden wäre.<a class="fnote" href="#footnote-85" id="fnote-85">[85]</a> -</p> - -<p> -Da die Grants für den König Wilhelm die Waffen ergriffen hatten, -so wurde ihr Eigenthum als gute Prise betrachtet. Eine Abtheilung der -Camerons fiel in ihr Gebiet ein, es kam zu einem Gefecht, es floß etwas -Blut, und eine Menge Vieh wurde in Dundee’s Lager getrieben, wo -man Lebensmittel sehr gut brauchen konnte. Dieser Streifzug gab Anlaß -zu einem Streite, dessen Geschichte den Character einer Armee von Hochländern -im richtigsten Lichte zeigt. Unter Denen, welche im Kampfe mit -den Camerons fielen, befand sich ein Macdonald von der Seitenlinie der -Glengarries, der lange unter den Grants gelebt hatte, in Gesinnungen -und Ansichten ein Grant geworden und beim Aufgebot seines Stammes -nicht erschienen war. Obgleich er sich gegen den gälischen Codex der Ehre -und Moral schwer vergangen hatte, erinnerten sich doch seine Stammesgenossen -der geheiligten Bande, die er vergessen. Mochte er gut oder -schlecht sein, er war von ihrem Fleisch und Blut und er hätte daher ihrer -Justiz aufgespart werden sollen. Der Name, den er trug, das Blut der -Lords von den Inseln hätte ihn schützen sollen. Glengarry begab sich -wüthend zu Dundee und verlangte Rache an Lochiel und dem ganzen Geschlecht -Cameron. Dundee erwiederte, der unglückliche Gentleman, der -gefallen sei, habe den Clan wie auch den König verrathen. Sei es im -Kriege wohl erhört, daß die Person eines Feindes, eines unter den Waffen -Kämpfenden wegen eines Namens und seiner Abkunft für unantastbar -gehalten werden müsse? Und selbst wenn ein Unrecht geschehen sei, -wie solle es wieder gut gemacht werden? Die halbe Armee müsse erst die -<a id="page-XIII.68" class="pagenum" title="XIII.68"></a> -andre Hälfte erschlagen, ehe Lochiel ein Haar gekrümmt werden könne. -Glengarry entfernte sich wieder, tobend wie ein Besessener. Da seine -Klagen von Denen, die ihm Recht verschaffen sollten, nicht beachtet würden, -so wolle er sich selbst Recht verschaffen; er wolle seine Leute aufbieten -und mit dem Schwert in der Hand über die Mörder seines Vetters -herfallen. Eine Zeit lang wollte er auf keine Vorstellungen hören. Als -man ihm zu bedenken gab, daß Lochiel’s Anhänger den Glengarryleuten -an Zahl um das Doppelte überlegen seien, rief er aus: „Das thut nichts; -ein Glengarry ist soviel werth als zwei Camerons.“ Wäre Lochiel eben -so heftig und großsprecherisch gewesen, so ist es wahrscheinlich, daß die -hochländische Insurrection der Regierung wenig mehr zu schaffen gemacht -und daß die Rebellen ohne viel Aufhebens einander gegenseitig in ihren -Wildnissen erschlagen haben würden. Aber die Natur hatte ihm in reichem -Maße die Eigenschaften eines Staatsmannes verliehen, obwohl das Schicksal -diese Eigenschaften in einem unbekannten Winkel der Erde verborgen -hatte. Er sah ein, daß jetzt keine Zeit zur Zwietracht sei; sein Muth -war längst anerkannt und sein Temperament verstand er vollkommen zu -beherrschen. Glengarry’s Wuth, durch keine neuen Provokationen gereizt, -legte sich bald. Allerdings vermutheten Manche, daß er niemals -ganz so kampflustig gewesen sei, als er sich gestellt habe und daß er mit -seinem Toben nichts weiter beabsichtigt habe, als sein eignes Ansehen in -den Augen seiner Anhänger aufrecht zu erhalten. Wie dem auch sein -möge, der Streit wurde geschlichtet und die beiden Häuptlinge begrüßten -sich mit dem äußeren Schein von Artigkeit an der Tafel des Generals.<a class="fnote" href="#footnote-86" id="fnote-86">[86]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-58"> -Dundee sucht bei Jakob um Unterstützung nach. -</h3> - -<p class="noindent"> -Die -Erfahrungen, welche Dundee an seinen celtischen Bundesgenossen machte, -mußten es ihm wünschenswerth erscheinen lassen, in seiner Armee einige -Truppen zu haben, auf deren Gehorsam er sich verlassen konnte und -welche nicht auf einen Wink von ihrem Obersten die Waffen gegen ihren -General und ihren König kehren würden. In Folge dessen schrieb er -während der Monate Mai und Juni mehrere Briefe nach Dublin, worin -er dringend um Beistand bat. Wenn sechstausend, viertausend, dreitausend -reguläre Soldaten jetzt nach Lochaber geschickt würden, könne Se. -Majestät darauf rechnen, daß er bald in Holyrood ein Hoflager halten -werde. Daß ein solches Truppencorps entbehrlich war, unterlag kaum -einem Zweifel. Jakob’s Autorität war damals in allen Theilen Irland’s -anerkannt, außer an den Ufern des Ernesees und hinter den Mauern von -Londonderry. Er hatte in diesem Königreiche eine Armee von vierzigtausend -Mann. Ein Achtel von dieser Armee wäre dort kaum vermißt -worden und hätte in Verbindung mit den aufständischen Clans in Schottland -große Dinge ausrichten können. -</p> - -<p> -Die Antworten, welche Dundee auf seine Ansuchen erhielt, berechtigten -ihn zu der Hoffnung, daß ihm bald ein starkes und wohlausgerüstetes -Corps aus Ulster zugeschickt werden würde. Vor der Ankunft dieser Verstärkungen -wollte er nicht das Glück einer Schlacht versuchen.<a class="fnote" href="#footnote-87" id="fnote-87">[87]</a> Mackay -auf der andren Seite war es müde, in einer Wildniß umherzumarschiren. -Seine Leute waren erschöpft und entmuthigt; er hielt es für wünschenswerth, -<a id="page-XIII.69" class="pagenum" title="XIII.69"></a> -daß sie die Gebirgsgegend verließen, und Wilhelm war der nämlichen -Meinung. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-59"> -Unterbrechung des Kriegs in den Hochlanden. -</h3> - -<p class="noindent"> -So wurde -im Juni der Bürgerkrieg wie auf Verabredung zwischen den beiderseitigen -Generälen völlig eingestellt. Dundee blieb in ungeduldiger Erwartung -der Truppen und Zufuhren aus Irland in Lochaber. Es war ihm indessen -unmöglich, seine Hochländer in einem Zustande der Unthätigkeit beisammenzuhalten, -denn es bedurfte eines großen Gebiets von Sumpf- und Gebirgsland, -um eine so zahlreiche Mannschaft zu unterhalten. Die Clans -kehrten daher in ihre Schluchten zurück, nachdem sie versprochen hatten, -sich auf den ersten Aufruf wieder zu sammeln. -</p> - -<p> -Inzwischen erholten sich die durch harte Strapatzen und Entbehrungen -erschöpften Soldaten Mackay’s in Quartieren, welche über das ganze -Niederland von Aberdeen bis Stirling zerstreut waren. Mackay selbst -war in Edinburg und drang in die dortigen Minister, ihm die Mittel -zur Errichtung einer Fortifikationskette in den Grampians zu bewilligen. -Die Minister hatten sich, wie es scheint, in ihren militärischen Hülfsmitteln -verrechnet. Man hatte erwartet, daß die Campbells eine Streitmacht -ins Feld stellen würden, welche hinreichend war, um die ganze Stärke -der unter Dundee marschirenden Clans aufzuwiegen. Ebenso hatte man -erwartet, daß die westlichen Covenanters sich beeilen würden, die Reihen -der Armee König Wilhelm’s zu verstärken. Beide Erwartungen wurden -getäuscht. Argyle hatte sein Fürstenthum verwüstet und seinen Stamm -entwaffnet und desorganisirt gefunden. Es mußte eine beträchtliche Zeit -darüber hingehen, ehe sein Banner von einer Streitmacht umgeben sein -würde, wie seine Väter sie in den Kampf geführt hatten. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-60"> -Bedenklichkeiten der Covenanters, für König Wilhelm -die Waffen zu ergreifen. -</h3> - -<p class="noindent"> -Die Covenanters des Westens waren im -allgemeinen nicht geneigt, sich einreihen zu lassen. An Muth fehlte es -ihnen sicherlich nicht, und sie haßten Dundee mit tödtlicher Erbitterung. -Seine Grausamkeit war in ihrem Theile des Landes noch in frischem Andenken. -Jedes Dorf hatte seine blutige Geschichte. In dem einen Hause -fehlte der greise Vater, in dem andren der hoffnungsvolle Sohn. Man -erinnerte sich nur zu gut, wie die Dragoner in die Hütte des Landmanns -eingedrungen waren, bei jedem Worte ihn, sich selbst und Einer den Andren -verfluchend und verwünschend, wie sie die achtzigjährige Großmutter -hinter dem warmen Ofen hervorgerissen und mit roher Hand den Busen -seiner sechzehnjährigen Tochter betastet hatten; wie ihm die Abschwörungsformel -vorgehalten worden war, wie er die Arme über der Brust gekreuzt -und gesagt hatte: „der Wille Gottes geschehe;“ wie der Oberst ein Piket -mit geladenen Gewehren herbeigerufen und wie drei Minuten später der -brave Hausvater vor seiner eigenen Thür in einer Blutlache gelegen hatte. -Der Platz des Märtyrers am Herde war noch leer und jedes Kind konnte -seinen noch grünen Grabhügel auf der Haide zeigen. Wenn die Leute -dieser Gegend ihren Unterdrücker einen Diener des Teufels nannten, so -sprachen sie nicht in bildlichem Sinne; sie glaubten wirklich, daß zwischen -dem bösen Menschen und dem bösen Geiste ein enges Bündniß mit bestimmten -Bedingungen bestehe, daß Dundee sich verpflichtet habe, das Werk -der Hölle auf Erden zu verrichten und daß die Hölle zu höheren Zwecken -ihren Sklaven beschützen dürfe, bis das Maß seiner Schuld voll sein -würde. Aber so gründlich diese Leute auch Dundee verabscheuten, so erhoben -<a id="page-XIII.70" class="pagenum" title="XIII.70"></a> -doch die meisten von ihnen Bedenken dagegen, für Wilhelm das -Schwert zu ziehen. Es wurde in der Pfarrkirche zu Douglas ein großes -Meeting gehalten und die Frage vorgelegt, ob es zu einer Zeit, wo Krieg -im Lande wüthe und eine irische Invasion erwartet werde, nicht Pflicht -sei, zu den Waffen zu greifen. Die Debatte war heftig und tumultuarisch. -Die Redner der einen Seite beschworen ihre Brüder, nicht den Fluch auf -sich zu laden, der gegen die Bewohner von Meros geschleudert worden, -weil sie dem Herrn nicht gegen den Mächtigen zu Hülfe kamen. Die -Redner der andren Seite donnerten gegen sündige Bündnisse. Es seien -Schlechtgesinnte in Wilhelm’s Heere, Mackay’s eigne Rechtgläubigkeit sei -problematisch; mit solchen Kameraden und unter einem solchen General -Kriegsdienste zu leisten, würde ein sündiges Bündniß sein. Nach langem -Hin- und Herstreiten und unter großer Verwirrung wurde endlich eine -Abstimmung vorgenommen und die Majorität erklärte sich dahin, das es -ein sündiges Bündniß sein würde, Kriegsdienste zu nehmen. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-61"> -Aushebung des Cameron’schen Regiments. -</h3> - -<p class="noindent"> -Es gab jedoch -eine starke Minorität und aus den Mitgliedern dieser Minorität gelang es -dem Earl von Angus ein Infanteriecorps zu bilden, das noch heute, nach -Verlauf von mehr als hundertsechzig Jahren, unter dem Namen des Cameron’schen -Regiments bekannt ist. Der erste Oberstleutnant desselben war -Cleland, der unerbittliche Bluträcher, der Dundee aus der Convention -getrieben hatte. Es machte keine geringe Schwierigkeit, die Reihen zu -füllen, denn viele westländische Whigs, die es nicht für absolut sündhaft -hielten, einzutreten, stellten Bedingungen, welche alle militärische Disciplin -untergraben mußten. Einige wollten nicht unter einem Obersten, -Major, Hauptmann, Sergeanten oder Korporal dienen, der nicht bereit -sei, den Covenant zu unterschreiben. Andere bestanden darauf, daß, wenn -es durchaus nöthig befunden würde, den und jenen Offizier anzustellen, -welcher die unter der vorigen Regierung vorgeschriebenen Testeide geleistet -habe, er sich wenigstens durch öffentliches Eingeständniß seiner Sünde vor -der Fronte des Regiments zum Commando qualificiren sollte. Die Mehrzahl -der Enthusiasten, welche diese Bedingungen gestellt hatten, wurde -durch geschickte Bearbeitung bewogen, ihre Forderungen bedeutend herabzustimmen. -Doch hatte das Regiment immerhin einen ganz eigenthümlichen -Character. Die Soldaten waren sämmtlich strenge Puritaner. Einer -ihrer ersten Schritte war eine Petition an das Parlament, daß alle -Trunksucht, Ausschweifung und Gottlosigkeit streng bestraft werden möchte. -Ihr eignes Verhalten muß musterhaft gewesen sein, denn das schlimmste -Verbrechen, das die überspannteste Bigotterie ihnen zur Last legen konnte, -bestand darin, daß sie dem Könige zu seinem Geburtstage Hurrahs brachten. -Man hatte ursprünglich beabsichtigt, mit der militärischen Organisation -des Corps die Organisation einer presbyterianischen Gemeinde zu -verweben. Jede Compagnie sollte einen Aeltesten liefern und die Aeltesten -sollten mit dem Kaplan ein geistliches Tribunal zur Unterdrückung der -Unsittlichkeit und Ketzerei bilden. Es wurden indeß keine Aeltesten ernannt; -aber ein angesehener Bergprediger, Alexander Shields, wurde zu -dem Amte eines Kaplans berufen. Es läßt sich schwer denken, daß der -Fanatismus eine höhere Gluth erreichen könnte, als er aus den Schriften -Shields’ hervorleuchtet. Nach seinen Ansichten würde es die erste Pflicht -jedes christlichen Herrschers sein, jeden heterodoxen Unterthan bis zum -Tode zu verfolgen, und ebenso die erste Pflicht jedes christlichen Unterthanen, -<a id="page-XIII.71" class="pagenum" title="XIII.71"></a> -einen heterodoxen Fürsten zu ermorden. Doch es herrschte damals -in Schottland eine fanatische Begeisterung, im Vergleich zu welcher -selbst die Begeisterung dieses Mannes noch lau war. Die extremen Covenanters -protestirten gegen seinen Abfall eben so heftig als sie gegen die -Schwarze Indulgenz und gegen den Suprematseid protestirt hatten und -erklärten Jeden, der in Angus’ Regiment eintrat, eines ruchlosen Bündnisses -mit Uebelgesinnten schuldig.<a class="fnote" href="#footnote-88" id="fnote-88">[88]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-62"> -Uebergabe des Schlosses von Edinburg. -</h3> - -<p class="noindent"> -Mittlerweile war -das Edinburger Schloß gefallen, nachdem es sich länger als zwei Monate -gehalten hatte. Die Vertheidigung sowohl wie der Angriff waren sehr lau -betrieben worden. Der Herzog von Gordon, der keine Lust hatte, sich -den tödtlichen Haß Derer zuzuziehen, in deren Gewalt seine Besitzungen -und sein Leben bald sein konnten, fand es nicht für gerathen, die Stadt -zu beschießen. Auf der andren Seite betrieben die Belagerer ihre Operationen -mit so wenig Energie und Umsicht, daß die Jakobiten in der Citadelle -mit den draußen befindlichen Jakobiten in fortwährender Communication -standen. Man erzählte sich sonderbare Geschichten von den artigen -und kurzweiligen Botschaften, welche zwischen den Belagerten und den -Belagerern gewechselt wurden. Einmal ließ Gordon den städtischen Behörden -sagen, daß er wegen einiger ihm aus Irland zugekommenen Nachrichten -eine Geschützsalve geben werde, daß aber die gute Stadt sich nicht -zu beunruhigen brauche, denn er werde seine Kanonen nicht mit Kugeln -laden. Ein andermal wirbelten seine Trommeln das Zeichen zum Parlamentiren; -die weiße Fahne wurde ausgesteckt, es fand eine Unterredung -statt und er benachrichtigte den Feind ganz ernsthaft, daß alle seine Spielkarten -bis zum Zerfallen abgegriffen seien und daß er ihm doch einige -frische Packete zukommen lassen möchte. Seine Freunde errichteten einen -<a id="corr-15"></a>Telegraphen, vermittelst dessen sie sich über die Linien der Schildwachen -hinweg mit ihm unterhielten. An einem Fenster im obersten Stock eines -der höchsten der gigantischen Häuser, von denen noch jetzt einige wenige -High Street verdunkeln, wurde, wenn Alles gut ging, ein weißes Tuch, -und wenn die Sachen schlecht standen, ein schwarzes Tuch ausgehangen. -Hatte man ausführlichere Meldungen zu machen, so wurde eine Tafel -emporgehalten, auf der die Nachricht mit so großen Buchstaben geschrieben -stand, daß sie mit Hülfe eines Fernrohrs von den Wällen der Citadelle -aus gelesen werden konnte. Boten mit Briefen und frischen Lebensmitteln -gelangten in verschiedenen Verkleidungen und durch mannichfache Kunstgriffe -über den Wassergraben, der sich damals auf der Nordseite der -Festung befand, und erklommen den steilen Abhang. Der Knall einer -Muskete auf einem bestimmten Außenwerke war das Signal, welches den -<a id="page-XIII.72" class="pagenum" title="XIII.72"></a> -Freunden des Hauses Stuart anzeigte, daß wieder einer ihrer Emissäre -glücklich den Felsen erklettert hatte. Endlich aber waren die Vorräthe -erschöpft und man mußte kapituliren. Vortheilhafte Bedingungen wurden -bereitwillig zugestanden, die Garnison zog ab und die Schlüssel wurden -unter den Acclamationen einer großen Menge Bürger übergeben.<a class="fnote" href="#footnote-89" id="fnote-89">[89]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-63"> -Parlamentssession in Edinburg. -</h3> - -<p class="noindent"> -Doch die Regierung hatte -im Parlamentshause viel erbittertere und hartnäckigere Feinde als im -Schlosse. Als die Stände nach ihrer Vertagung wieder zusammentraten, -wurden die Krone und das Scepter Schottland’s als Symbole des abwesenden -Souverains mit gewohntem Pomp im Saale ausgestellt. Hamilton -ritt als Lord Obercommissar mit großem Gepränge von Holyrood -aus durch High Street, und Crawford nahm seinen Sitz als Präsident -ein. Zwei Edicte, von denen das eine die Convention in ein Parlament -verwandelte, das andre Wilhelm und Marien als König und Königin -anerkannte, wurden rasch angenommen und mit dem Scepter berührt, und -nun begann der Kampf der Parteien.<a class="fnote" href="#footnote-90" id="fnote-90">[90]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-64"> -Einfluß des Clubs. -</h3> - -<p class="noindent"> -Es zeigte sich bald, daß die von Montgomery -organisirte Opposition unüberwindlich stark war. Obgleich aus -vielen heterogenen Elementen, aus Republikanern, Whigs, Tories, eifrigen -Presbyterianern und bigotten Prälatisten zusammengesetzt, agirte sie eine -Zeit lang wie ein Mann und zog eine Menge jener unbedeutenden und -kleinmüthigen Politiker an sich, welche sich naturgemäß zu der stärkeren -Partei hinneigen. Die Freunde der Regierung waren gering an Zahl -und nicht verbunden. Hamilton ging nur mit halbem Herzen an die Erfüllung -seiner Pflichten. Unbeständig war er jederzeit gewesen; jetzt war -er auch noch unzufrieden. Er bekleidete zwar den höchsten Posten, den ein -Unterthan erreichen konnte; aber er bildete sich ein, daß er nur den Schein -der Macht habe, während Andere die wirkliche Macht besäßen, und es -war ihm daher nicht unlieb, wenn er Diejenigen, auf die er eifersüchtig -war, belästigt und beunruhigt sah. Er hinterging den Fürsten, den er -repräsentirte, nicht geradezu, aber er intriguirte zuweilen mit den Führern -des Clubs und spielte Denen, die ihm im Dienste der Krone zur Seite -standen, mitunter arglistige Streiche. -</p> - -<p> -Seine Instructionen schrieben ihm vor, Gesetze zur Milderung oder -Beseitigung zahlreicher Mißstände und besonders einem die Macht des -Artikelausschusses beschränkenden und die Verfassung desselben reformirenden -Gesetze, sowie ferner einem das presbyterianische Kirchenregiment einführenden -Gesetze die königliche Genehmigung zu ertheilen.<a class="fnote" href="#footnote-91" id="fnote-91">[91]</a> Doch es -war gleichgültig, wie seine Instructionen lauteten. Die Führer des Clubs -legten es darauf an, eine Ursache zur Uneinigkeit zu finden. Die Vorschläge -der Regierung bezüglich der Artikellords wurden verächtlich zurückgewiesen. -Hamilton schrieb um neue Instructionen nach London und bald -wurde ihm ein zweiter Plan, welcher dem einst despotischen Ausschusse -nicht viel mehr als den Namen ließ, zugeschickt. Aber auch dieser zweite -<a id="page-XIII.73" class="pagenum" title="XIII.73"></a> -Plan theilte das Schicksal des ersten, obgleich er von der Art war, daß -er vernünftige und gemäßigte Reformers hätte befriedigen können. Unterdessen -legten die Oberhäupter des Clubs ein Gesetz vor, welches dem Könige -verbot, jemals irgend Jemanden in einem öffentlichen Amte anzustellen, -der an irgend einer mit der Rechtsforderung unverträglichen -Maßregel Antheil gehabt oder irgend einem guten Plan der Stände hindernd -oder verzögernd entgegengetreten sei. Dieses Gesetz, das in einem -sehr kleinen Rahmen fast alle Fehler vereinigte, die ein Gesetz nur haben -kann, war, wie man sehr wohl wußte, auf den neuen Lordpräsidenten -des Court of Session und auf seinen Sohn, den neuen Lord Advokaten, -abgesehen. Ihr Glück und ihre Macht hatte ihnen den Neid jedes in -seinen Hoffnungen getäuschten Amtscandidaten zugezogen. Daß sie Neulinge -waren, die Ersten ihres Geschlechts, die sich zur Auszeichnung emporgeschwungen, -und daß sie dessenungeachtet lediglich durch die Kraft der -Befähigung eben so wichtige Personen im Staate geworden waren wie -der Herzog von Hamilton oder der Earl von Argyle, war ein Gedanke, -der vielen bedürftigen und stolzen Patriziern das Herz zernagte. In den -Augen der schottischen Whigs waren die Dalrymple das was Halifax und -Caermarthen in den Augen der englischen Whigs waren. Weder die -Verbannung Sir Jakob’s, noch der Eifer, mit dem Sir Johann die Revolution -unterstützt hatte, wurden als eine Sühne für alte Vergehen angenommen. -Sie hatten Beide dem blutdürstigen und götzendienerischen -Hause gedient. Sie hatten Beide das Volk Gottes unterdrückt. Ihre -späte Reue konnte ihnen vielleicht einen billigen Anspruch auf Verzeihung -geben, gab ihnen aber gewiß kein Recht auf Ehren und Belohnungen. -</p> - -<p> -Die Freunde der Regierung versuchten es vergebens, die Aufmerksamkeit -des Parlaments von der Verfolgung der Familie Dalrymple auf -die wichtige und dringliche Frage der Kirchenverfassung zu lenken. Sie -sagten, das alte System sei abgeschafft, es sei noch kein andres System -an dessen Stelle gesetzt, man wisse nicht mehr, welches eigentlich die Staatsreligion -des Landes sei, und es sei die erste Pflicht der Legislatur, einer -Anarchie ein Ende zu machen, welche täglich Unheil und Verbrechen hervorrufe. -Die Führer des Clubs ließen sich damit nicht von ihrem Ziele -abbringen. Es wurde beantragt und beschlossen, daß die Inbetrachtnahme -der kirchlichen Angelegenheiten so lange aufgeschoben werden solle, bis die -weltlichen Angelegenheiten geordnet seien. Die ungerechte und absurde -Incapacitätsacte wurde mit vierundsiebzig gegen vierundzwanzig Stimmen -angenommen. Ein andrer noch augenscheinlicher auf das Haus Stair -abzielender Beschluß folgte unmittelbar darauf. Das Parlament machte -Anspruch auf ein Veto bei der Ernennung von Richtern und maßte sich -die Befugniß an, die Untersiegelung zu verhindern, mit anderen Worten, -die ganze Justizverwaltung zu suspendiren, bis dieser Anspruch zugestanden -wäre. Aus dem Verlaufe der Debatte ging klar hervor, daß, wenn -die Führer des Clubs auch mit dem Court of Session begonnen hatten, -sie nicht damit aufzuhören gedachten. Die von Sir Patrick Hume und -Anderen angeführten Argumente führten direct zu dem Schlusse, daß dem -Könige die Ernennung keines wichtigen Staatsbeamten zustehen solle. -Sir Patrick sprach in der That in Rede wie in Schrift seine Meinung -dahin aus, daß das ganze Ernennungsrecht im Reiche von der Krone -auf die Stände übertragen werden sollte. Wenn die Stelle des Schatzmeisters, -des Kanzlers, des Sekretärs erledigt sei, müsse das Parlament -<a id="page-XIII.74" class="pagenum" title="XIII.74"></a> -Sr. Majestät einige Namen vorlegen, und Se. Majestät solle verbunden -sein von diesen Namen einen zu wählen.<a class="fnote" href="#footnote-92" id="fnote-92">[92]</a> -</p> - -<p> -Während dieser ganzen Zeit verweigerten die Stände beharrlich jede -Geldbewilligung, bis ihre Acte mit dem Scepter berührt sein würden. -Der Lord Obercommissar ward endlich über ihre Verkehrtheit so aufgebracht, -daß er nach langem Temporisiren selbst solche Acte zu berühren -verweigerte, gegen die an sich nichts einzuwenden war, und welche zu genehmigen -ihn seine Instructionen ermächtigten. Dieser Stand der Dinge -würde mit einer großen Erschütterung geendigt haben, wenn der König -von Schottland nicht zugleich König eines viel größeren und reicheren -Landes gewesen wäre. Karl I. hatte nie irgend ein Parlament zu Westminster -unlenksamer gefunden, als Wilhelm während dieser Session das -Parlament zu Edinburg fand. Aber es lag nicht in der Macht des Parlaments -von Edinburg, einen solchen Zwang auf Wilhelm auszuüben, -wie das Parlament von Westminster ihn auf Karl ausgeübt hatte. Eine -Verweigerung von Geldern war zu Westminster eine ernsthafte Sache und -ließ dem Souverain keine andre Wahl als nachzugeben, oder durch verfassungswidrige -Mittel Geld zu erheben. In Edinburg brachte ihn eine -derartige Verweigerung in kein solches Dilemma. Die größte Summe, -die er aus Schottland in einem Jahre zu erhalten hoffen konnte, betrug -weniger, als was er aus England alle vierzehn Tage bezog. Er hatte -sich daher nur in die Grenzen seiner unbestreitbaren Prärogative einzuschließen -und hier in der Defensive zu verharren, bis eine günstige Conjunctur -eintrat.<a class="fnote" href="#footnote-93" id="fnote-93">[93]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-65"> -Unruhen in Athol. -</h3> - -<p class="noindent"> -Während diese Dinge im Parlamentshause -vorgingen, brach der Bürgerkrieg in den Hochlanden, der einige Wochen -unterbrochen gewesen war, heftiger als zuvor wieder aus. Seit der Glanz -des Hauses Argyle verblichen war, konnte kein gälischer Häuptling an -Macht sich mit dem Marquis von Athol messen. Der Bezirk, von dem -er seinen Titel herleitete und dessen Souverain er fast genannt werden -konnte, war an Flächenraum größer als eine gewöhnliche Grafschaft, und -war fruchtbarer, besser angebaut und dichter bevölkert als der größere -Theil der Hochlande. Die Männer, die seinem Banner folgten, wurden -für nicht minder zahlreich gehalten als sämmtliche Macdonalds und Macleans -zusammengenommen, und standen an Kraft und Muth keinem Stamme -im Gebirge nach. Aber der Clan war durch die Unbedeutendheit des -Häuptlings unbedeutend gemacht worden. Der Marquis war der falscheste, -unbeständigste, kleinmüthigste Mensch von der Welt. In dem kurzen Zeitraum -von sechs Monaten war er bereits mehrere Male ein Jakobit und -mehrere Male Wilhelmit gewesen. Sowohl Jakobiten als Wilhelmiten -betrachteten ihn mit Verachtung und Mißtrauen, welche sie nur aus Respect -vor seiner ungeheuren Macht nicht rückhaltlos äußerten. Nachdem -er zu wiederholten Malen beiden Parteien Treue gelobt und zu wiederholten -Malen Beide verrathen hatte, begann er zu überlegen, daß er am -besten für seine Sicherheit sorgen werde, wenn er sowohl die Functionen -<a id="page-XIII.75" class="pagenum" title="XIII.75"></a> -eines Peers, als die eines Häuptlings niederlegte, wenn er sich sowohl -von dem Parlamentshause zu Edinburg, als von seinem Schlosse im Gebirge -fern hielte, und wenn er das Land verließe an das er gerade bei -dem Wendepunkte seines Geschickes durch alle Bande der Pflicht und der -Ehre gekettet war. Während ganz Schottland mit Ungeduld und ängstlicher -Spannung zu sehen erwartete, in welches Heer seine zahlreichen -Anhänger eintreten würden, schlich er sich fort nach England, nahm seinen -Aufenthalt in Bath und gab vor die dortige Kur zu brauchen.<a class="fnote" href="#footnote-94" id="fnote-94">[94]</a> Sein -Fürstenthum, somit ohne Oberhaupt, war gegen sich selbst gespalten. Die -Leute von Athol waren im allgemeinen König Jakob zugethan. Denn -er hatte sich ihrer noch vor vier Jahren als Diener seiner Rache gegen -das Haus Argyle bedient. Sie hatten Inverary besetzt; sie hatten Lorn -verwüstet; sie hatten Häuser demolirt, Obstbäume umgehauen, Fischerböte -verbrannt, Mühlsteine zerschlagen, Campbells aufgehängt, und es -war daher nicht zu erwarten, daß sie sich über die Aussicht auf Mac -Callum More’s Restauration freuen würden. Ein Wort von dem Marquis -würde zweitausend Claymores ins jakobitische Lager gesendet haben. -Dieses Wort aber wollte er nicht aussprechen, und in Folge dessen war -die Haltung seiner Anhänger ebenso unentschlossen und inconsequent wie -seine eigene. -</p> - -<p> -Während sie auf eine Andeutung seiner Wünsche warteten, wurden -sie gleichzeitig von zwei Führern zu den Waffen gerufen, von denen jeder -mit einem Schein von Grund darauf Anspruch machen konnte, als Repräsentant -des abwesenden Häuptlings betrachtet zu werden. Lord Murray, -des Marquis ältester Sohn, der mit einer Tochter des Herzogs von -Hamilton vermählt war, erklärte sich für König Wilhelm. Stewart von -Ballenach, der vertraute Agent des Marquis, erklärte sich für König -Jakob. Das Volk wußte nicht, welcher Aufforderung es folgen sollte. -Der, dessen Autorität die höchste Achtung gezollt worden sein würde, hatte -beiden Parteien sein Wort verpfändet, und war dann aus Furcht sich einer -von beiden anschließen zu müssen davongelaufen; auch war es nicht leicht -zu sagen, ob der Platz, den er leer gelassen, seinem Haushofmeister oder -seinem muthmaßlichen Erben gebührte. -</p> - -<p> -Der wichtigste militärische Posten in Athol war Blair Castle. Das -Haus, welches gegenwärtig diesen Namen führt, unterscheidet sich durch -nichts Auffallendes von anderen Landsitzen der Aristokratie. Das alte Gebäude -war ein hoher Thurm von roher Bauart, der ein vom Garry bewässertes -Thal beherrschte. Die Mauern würden einer Geschützbatterie -nicht lange widerstanden haben, waren aber vollkommen stark genug, um -die Hirten der Grampians in Schach zu halten. Ungefähr fünf Meilen -südlich von dieser Veste verengerte sich das Thal des Garry zu der berühmten -Schlucht von Killiecrankie. Gegenwärtig führt eine Heerstraße -so eben wie irgend eine Straße in Middlesex in sanfter Steigung aus -dem Niederlande zu dem Gipfel des Gebirgspasses hinauf. Weiße Villas -blicken durch den Birkenwald, und an einem schönen Sommertage giebt -es kaum eine Krümmung des Passes, wo man nicht einen Angler, der -<a id="page-XIII.76" class="pagenum" title="XIII.76"></a> -seine Fliege in den Schaum des Flusses wirft, einen Künstler, der eine -Felsenspitze zeichnet, oder eine auf einer Landpartie begriffene Gesellschaft -sähe, die auf dem Rasen in Schatten und Sonnenschein schmauset. Zu -den Zeiten Wilhelm’s III. aber wurde Killiecrankie von den friedlichen -und betriebsamen Bewohnern des Niederlands von Perthshire nur mit -Schaudern genannt. Sie galt für die gefährlichste der finsteren Schluchten, -durch welche die Räuber aus dem Gebirge hervorzustürzen pflegten. -Das für moderne Ohren so wohlklingende Rauschen des an den bemoosten -Felsen und über die glatten Kiesel dahin strömenden Flusses, die des -Pinsel’s eines Wilson würdigen dunklen Fels- und Laubmassen, die phantastischen -Bergspitzen, bei Sonnenauf- und Untergang in ein Meer von -Licht gebadet, wie es auf Claude’s Bildern glüht, erweckten in unseren -Vorfahren nur Gedanken von mörderischen Hinterhalten und von ausgeplünderten, -verstümmelten und den Raubvögeln preisgegebenen Leichnamen. -Der einzige Pfad war schmal und rauh; nur mit Mühe konnte ein Pferd -hinaufgeführt werden; zwei Menschen konnten kaum neben einander gehen, -und an einigen Stellen lief der Weg so dicht am Abhange hin, daß der -Reisende eines sicheren Auges und Fußes dringend bedurfte. Viele Jahre -später erbaute der erste Herzog von Athol eine Straße, die eben gut -genug war, damit er sie mit seinem Wagen befahren konnte. Aber selbst -diese Straße war so steil und so schmal, daß eine Handvoll entschlossener -Männer sie gegen eine Armee hätte vertheidigen können.<a class="fnote" href="#footnote-95" id="fnote-95">[95]</a> Kein Sachse -betrachtete denn auch einen Besuch in Killiecrankie als ein Vergnügen, -bis die Erfahrung die englische Regierung gelehrt hatte, daß die Spitzhacke -und der Spaten diejenigen Waffen waren, durch welche die Hochländer -am wirksamsten unterworfen werden konnten. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-66"> -Der Krieg bricht in den Hochlanden wieder aus. -</h3> - -<p class="noindent"> -Die -Gegend, welche gerade über diesem Passe lag, war jetzt der Schauplatz -eines Krieges, wie ihn die Hochlande nicht häufig gesehen hatten. Männer, -die den nämlichen Tartan trugen und dem nämlichen Herrn unterthan -waren, standen einander gegenüber. Der Name des abwesenden Häuptlings -wurde, mit einem Anschein von Grund, auf beiden Seiten gebraucht. -Ballenach hielt an der Spitze einer Anzahl Vasallen, die ihn -als den Vertreter des Marquis betrachteten, Blair Castle besetzt. Murray -erschien mit zwölfhundert Mann vor den Mauern und verlangte, in das -Schloß seiner Familie, das Schloß, das dereinst sein Eigen werden sollte, -eingelassen zu werden. Die Besatzung weigerte sich die Thore zu öffnen. -Die Belagerer sandten Boten nach Edinburg, die Belagerten nach Lochaber.<a class="fnote" href="#footnote-96" id="fnote-96">[96]</a> -An beiden Orten rief die Nachricht große Aufregung hervor. -Mackay und Dundee waren beide der Ansicht, daß die Krisis rasches und -kräftiges Einschreiten erfordere. Von dem Schicksal von Blair Castle -hing wahrscheinlich das Schicksal von ganz Athol ab, und von dem Schicksal -Athol’s konnte das Schicksal Schottland’s abhängen. Mackay eilte -nach dem Norden und befahl seinen Truppen, sich in dem Niederlande -von Perthshire zu sammeln. Einige von ihnen lagen an so entfernten -Orten, daß sie nicht zeitig genug anlangten. Er hatte jedoch bald -die drei schottischen Regimenter bei sich, welche in Holland gedient -<a id="page-XIII.77" class="pagenum" title="XIII.77"></a> -hatten und die Namen ihrer Obersten, Mackay’s selbst, Balfour’s und -Ramsay’s, führten. Auch ein tapferes Infanterieregiment aus England -war da, welches damals das Regiment Hastings hieß, aber jetzt als das -dreizehnte der Linie bekannt ist. Zu diesen alten Truppen kamen dann -noch zwei im Niederlande neu angeworbene Regimenter. Das eine davon -wurde von Lord Kenmore, das andre, das im Grenzlande ausgehoben -worden und das noch jetzt des Königs Leibgrenzer genannt wird, von -Lord Leven befehligt. Zwei Reitertrupps, commandirt von Lord Annandale -und Lord Belhaven, brachten die Armee wahrscheinlich auf die Zahl -von über dreitausend Mann. Belhaven ritt an der Spitze seines Trupps; -aber Annandale, der factiöseste von allen Anhängern Montgomery’s, zog -den Club und das Parlamentshaus dem Felde vor.<a class="fnote" href="#footnote-97" id="fnote-97">[97]</a> -</p> - -<p> -Dundee hatte mittlerweile alle Clans, die seine Ernennung anerkannten, -aufgefordert, sich zu einer Expedition nach Athol zu versammeln. -Seine Bemühungen wurden von Lochiel kräftig unterstützt. Die Feuerkreuze -wurden wieder in aller Eile durch Appin und Ardnamurchan, nach -Glenmore hinauf und den Levensee entlang ausgesandt. Aber der Aufruf -kam so unerwartet und die verstattete Frist war so kurz, daß das Aufgebot -kein ganz vollständiges war. Die ganze Streitmacht scheint nicht -dreitausend Mann stark gewesen zu sein. Mit diesem Corps rückte Dundee -aus. Auf seinem Marsche zog er Verstärkungen an sich, die eben aus -Ulster angekommen waren. Sie bestanden aus wenig mehr als dreihundert -schlecht bewaffneten, schlecht gekleideten und schlecht disciplinirten -irischen Fußsoldaten. Ihr Anführer war ein Offizier, Namens Cannon, -der in den Niederlanden gedient hatte und der vielleicht auf einem untergeordneten -Posten und in einer regulären Armee an seinem Platze gewesen -sein würde, aber der ihm jetzt übertragenen Rolle durchaus -nicht gewachsen war.<a class="fnote" href="#footnote-98" id="fnote-98">[98]</a> Er hatte sich bereits so lange zwischen den Hebriden -aufgehalten, daß einige mit ihm zugleich abgeschickte und mit Vorräthen -befrachtete Schiffe von englischen Kreuzern genommen worden waren. -Er und seine Soldaten waren mit Mühe dem nämlichen Schicksale entgangen. -Trotz dieses Mangels an Befähigung bekleidete er eine Stelle, -die ihm in Schottland den höchsten militärischen Rang nächst Dundee einräumte. -</p> - -<p> -Die Enttäuschung war bitter. Jakob hätte in der That besser gethan, -wenn er den Hochländern allen Beistand verweigert hätte, anstatt daß er -sie gleichsam zum Besten hatte, indem er ihnen an Stelle der erbetenen -und erwarteten wohlorganisirten Armee ein an Zahl und Aussehen verachtungswerthes -Gesindel schickte. Es war nun klar, daß alles was für -ihn in Schottland geschah, durch schottische Hände geschehen mußte.<a class="fnote" href="#footnote-99" id="fnote-99">[99]</a> -</p> - -<p> -Während Mackay von der einen und Dundee von der andren Seite -gegen Blair Castle vorrückte, hatten wichtige Ereignisse daselbst stattgefunden. -Murray’s Anhänger fingen bald an, in ihrer Treue für ihn zu -wanken. Sie sahen eine große Zahl ihrer Stammesgenossen, unter der -Anführung eines Gentleman, von dem man vermuthete, daß er das Vertrauen -des Marquis besitze, sich gegenübergestellt. Die Belagerungsarmee -<a id="page-XIII.78" class="pagenum" title="XIII.78"></a> -schmolz daher rasch zusammen. Viele kehrten unter dem Vorgeben heim, -daß sie ihre Familien und ihr Vieh in Sicherheit bringen müßten, da die -Nachbarschaft auf dem Punkte stehe, der Schauplatz eines Kriegs zu werden. -Andere erklärten freimüthiger, daß sie in einem solchen Kampfe nicht -fechten mochten. Eine starke Truppe ging an einen Bach, füllte die -Mützen mit Wasser, trank auf die Gesundheit König Jakob’s und zerstreute -sich dann.<a class="fnote" href="#footnote-100" id="fnote-100">[100]</a> -</p> - -<p> -Ihr Eifer für König Jakob bewog sie jedoch nicht, sich der Fahne -seines Generals anzuschließen. Sie legten sich unter den Felsen und Dickichten -längs des Garry auf die Lauer, in der Hoffnung, daß es bald eine -Schlacht geben werde und daß, welchen Ausgang dieselbe auch nehmen möchte, -Flüchtlinge und Leichname zu plündern sein würden. -</p> - -<p> -Murray war in arger Bedrängniß. Seine Streitmacht war auf -einige hundert Mann geschmolzen, selbst diesen Leuten konnte er nicht -recht trauen, und die Macdonalds und Camerons rückten rasch vor. Er -hob daher die Belagerung von Blair Castle auf und zog sich mit wenigen -Anhängern in den Engpaß von Killiecrankie zurück. Hier stieß bald eine -Abtheilung von zweihundert Füselieren zu ihm, welche Mackay vorausgeschickt -hatte, um den Paß zu besetzen. Das Hauptcorps der Armee vom -Niederlande folgte bald nach.<a class="fnote" href="#footnote-101" id="fnote-101">[101]</a> -</p> - -<p> -Am frühen Morgen des 27. Juli, einem Sonnabend, kam Dundee -bei Blair Castle an. Hier erfuhr er, daß Mackay’s Truppen bereits in -der Schlucht von Killiecrankie waren. Man mußte rasch zu einem Entschluß -kommen. Es wurde Kriegsrath gehalten. Die sächsischen Offiziere -waren allgemein dagegen eine Schlacht zu wagen; die celtischen Häuptlinge -aber waren andrer Meinung. Glengarry und Lochiel waren jetzt -beide eines Sinnes. „Schlagen Sie los, Mylord,“ sagte Lochiel mit -seiner gewohnten Energie; „schlagen Sie unverzüglich los, wenn Sie -auch nur Einer gegen Drei sind. Unsere Leute sind guten Muthes, sie -fürchten weiter nichts, als daß der Feind entkommen möchte. Lassen Sie -ihnen ihren Willen und sein Sie versichert, daß sie entweder umkommen, -oder einen vollständigen Sieg erfechten werden. Wenn Sie sie aber zurückhalten, -wenn Sie sie nöthigen in der Defensive zu verharren, so stehe -ich für nichts. Wenn wir nicht kämpfen, so thäten wir besser, wir -brächen auf und zögen uns in unsere Berge zurück.<a class="fnote" href="#footnote-102" id="fnote-102">[102]</a>“ -</p> - -<p> -Dundee’s Züge heiterten sich auf. „Sie hören es, Gentlemen,“ -sagte er zu seinen Offizieren; „Sie hören die Meinung eines Mannes, -der den hochländischen Krieg besser versteht als irgend Einer von uns.“ -Keine Stimme erhob sich dagegen. Es wurde beschlossen zu kämpfen, -und die verbündeten Clans rückten guten Muthes vorwärts dem Feinde -entgegen. -</p> - -<p> -Der Feind hatte inzwischen den Engpaß erstiegen. Der Marsch bergauf -war langwierig und mühsam gewesen; denn selbst die Fußsoldaten -konnten nur zwei bis drei Mann hoch marschiren und die Bagagepferde, -zwölfhundert an Zahl, mußten einzeln hintereinander gehen. Kein Wagen -war jemals diesen steilen Pfad hinaufgezogen worden. Die Spitze -<a id="page-XIII.79" class="pagenum" title="XIII.79"></a> -der Colonne war bereits oben angelangt und befand sich auf dem Plateau, -während die Nachhut noch in der Ebene war. Endlich war der Uebergang -bewerkstelligt, und die Truppen befanden sich in einem Thale von -nicht bedeutender Ausdehnung. Ermüdet von der Anstrengung des Morgens -warfen sie sich ins Gras, um einige Ruhe und Erfrischung zu genießen. -</p> - -<p> -Früh am Nachmittag wurden sie durch den Alarmruf aufgeschreckt, -daß die Hochländer sich näherten. Ein Regiment nach dem andren stand -auf und ordnete sich. In einer kleinen Weile war der Gipfel einer Anhöhe, -die etwa einen Büchsenschuß vor ihnen lag, mit schottischen Mützen -und Plaids bedeckt. Dundee ritt in der Absicht vor, die Stärke der -Streitmacht, mit der er es zu thun haben sollte, zu recognosciren, und -stellte dann seine Leute mit so viel Geschick auf, als ihr eigenthümlicher -Charakter ihm zu bethätigen gestattete. Es war wünschenswerth, die Clans -getrennt zu halten. Jeder Stamm, ob groß oder klein, bildete eine Colonne, -welche von der nächsten durch einen weiten Zwischenraum geschieden -war. Das eine dieser Bataillone mochte siebenhundert Mann stark sein, -während ein andres bloß aus hundertzwanzig Mann bestand. Lochiel -hatte vorgestellt, daß es unmöglich sei, Männer von verschiedenen Stämmen -zu vermischen, ohne Alles zu zerstören, was die eigenthümliche Stärke -eines Hochlandsheeres bilde.<a class="fnote" href="#footnote-103" id="fnote-103">[103]</a> -</p> - -<p> -Auf der rechten Flanke, dicht am Garry standen die Macleans. Ihnen -zunächst Cannon mit seinem irischen Fußvolke. Dann kamen die Macdonalds -von Clanronald, von dem Vormunde ihres jungen Fürsten befehligt. -Auf der Linken standen andere Schaaren von Macdonalds. An -der Spitze eines starken Bataillons erhob sich die stattliche Figur Glengarry’s, -der die königliche Standarte König Jakob’s VII. trug.<a class="fnote" href="#footnote-104" id="fnote-104">[104]</a> Noch -weiter links stand die Reiterei, eine kleine Schwadron, bestehend aus einigen -jakobitischen Gentlemen, die aus dem Niederlande ins Gebirge geflüchtet -waren, und aus etwa vierzig von Dundee’s alten Reitern. Jenseit derselben -kam Lochiel mit seinen Camerons, und die äußerste Linke bildeten -die Männer von Sky unter Anführung Macdonald’s von Sleat.<a class="fnote" href="#footnote-105" id="fnote-105">[105]</a> -</p> - -<p> -In den Hochlanden wie in allen Ländern, wo der Krieg nicht zu -einer Wissenschaft geworden ist, hielt man es für die wichtigste Pflicht -eines Befehlshabers, das Beispiel persönlichen Muthes und körperlicher -Anstrengung zu geben. Lochiel war besonders berühmt wegen seiner -physischen Tapferkeit. Seine Clansleute erzählten mit Stolz, wie er feindliche -Reihen selbst durchbrochen und riesenhafte Krieger niedergehauen -habe. Er verdankte diesen Thaten vielleicht einen eben so großen Theil -seines Einflusses wie den ausgezeichneten Eigenschaften, die ihn, hätte -das Schicksal ihn in das englische Parlament oder an den französischen -Hof versetzt, zu einem der hervorragendsten Männer seines Jahrhunderts -gemacht haben würden. Er war jedoch verständig genug, um einzusehen, -wie irrig die Meinung war, welche seine Landsleute gefaßt hatten. Er -wußte, daß es nicht das Amt eines Generals war, Schläge auszutheilen -und zu empfangen. Er wußte, wie schwer es Dundee geworden war, -<a id="page-XIII.80" class="pagenum" title="XIII.80"></a> -nur wenige Tage ein aus verschiedenen Clans bestehendes Heer zusammenzuhalten, -und er wußte, daß das was einem Dundee Mühe gekostet hatte, -einem Cameron geradezu unmöglich sein würde. Ein Leben, von dem so -viel abhing, durfte nicht einem barbarischen Vorurtheile geopfert werden. -Lochiel beschwor daher Dundee, sich nicht unnöthiger Gefahr auszusetzen. -„Ew. Lordschaft Amt ist es,“ sagte er, „Alles zu beaufsichtigen und Ihre -Befehle zu ertheilen, und an uns ist es, diese Befehle auszuführen.“ -Dundee erwiederte mit ruhiger Hochherzigkeit, daß in den Worten seines -Freundes Sir Ewan viel Wahres liege, daß aber kein General etwas -Großes vollbringen könne, ohne das Vertrauen seiner Leute zu besitzen. -„Ich muß mir den Ruf der persönlichen Tapferkeit erwerben. Ihre Leute -erwarten ihre Anführer im dichtesten Kampfgewühl zu sehen, und heute -sollen sie mich da sehen. Ich verspreche Ihnen jedoch bei meiner Ehre, -daß ich in künftigen Gefechten mich mehr schonen werde.“ -</p> - -<p> -<a id="corr-17"></a>Mittlerweile wurde auf beiden Seiten ein Kleingewehrfeuer unterhalten, -von den regulären Soldaten aber geschickter und nachhaltiger als von den -Gebirgsleuten. Der Raum zwischen den beiden Heeren war eine einzige -Rauchwolke. Nicht wenige Hochländer fielen, und die Clans wurden ungeduldig. -Die Sonne stand jedoch schon tief im Westen, als Dundee endlich -den Befehl gab, sich kampffertig zu machen. Seine Leute erhoben -ein großes Jubelgeschrei. Der Feind, wahrscheinlich erschöpft durch die -Anstrengungen des Tages, antwortete mit einem nur schwachen und vereinzelten -Hurrah. „Jetzt frisch ans Werk!“ sagte Lochiel. „Das ist nicht -der Ruf von Männern, die zum Siege gehen.“ Er war durch alle seine -Reihen gegangen, hatte an jeden Cameron einige Worte gerichtet, und -jedem das Versprechen abgenommen, zu siegen oder zu sterben.<a class="fnote" href="#footnote-106" id="fnote-106">[106]</a> -</p> - -<p> -Es war sieben Uhr vorüber. Dundee gab das Losungswort. Die -Hochländer ließen ihre Plaids fallen. Die Wenigen, die so luxuriös -waren, rohe Socken von ungegerbter Haut zu tragen, warfen sie weg. -Man erinnerte sich noch lange in Lochaber, daß Lochiel seine Schuhe, -wahrscheinlich das einzige Paar in seinem Clan, auszog und barfuß -an der Spitze seiner Leute kämpfte. Die ganze Linie rückte feuergebend -vor. Der Feind erwiederte das Feuer mit guter Wirkung. Als nur noch -ein kleiner Raum zwischen den beiden Heeren war, warfen die Hochländer -plötzlich ihre Gewehre weg, zogen ihre Breitschwerter und stürzten mit -einem furchtbaren Geschrei vorwärts. Die Niederländer machten sich bereit, -den Angriff zurückzuweisen; doch dies war damals eine langwierige -und schwerfällige Procedur, und die Soldaten hanthierten noch an den -Mündungen ihrer Gewehre und an den Griffen ihrer Bajonette herum, -als der ganze Strom der Macleans, Macdonalds und Camerons auf sie -anstürmte. In zwei Minuten war die Schlacht verloren und gewonnen. -Die Reihen von Balfour’s Regiment öffneten sich. Er wurde niedergehauen, -während er im Gedränge kämpfte. Ramsay’s Leute machten kehrt -und warfen die Waffen weg. Mackay’s eignes Fußvolk wurde durch den -wüthenden Angriff der Camerons auseinandergesprengt. Sein Bruder -und sein Neffe bemühten sich vergebens, die Leute zu sammeln. Ersterer -wurde durch einen Hieb mit einem Claymore todt zu Boden gestreckt. -Der Andre arbeitete sich, mit acht Wunden bedeckt, durch das Getümmel -<a id="page-XIII.81" class="pagenum" title="XIII.81"></a> -und Blutvergießen bis an die Seite seines Oheims. Selbst in dieser -äußersten Bedrängniß behielt Mackay seine ganze Geistesgegenwart. Er -hatte noch eine Hoffnung. Ein Reiterangriff konnte das Kriegsglück wenden, -denn vor Reitern fürchteten sich, wie man glaubte, selbst die tapfersten -Hochländer. Doch er rief umsonst nach den Reitern. Belhaven benahm -sich zwar als ein tapferer Gentleman; aber seine Reiter, über die -Niederlage des Fußvolks erschrocken, sprengten in Verwirrung davon; -Annandale’s Leute folgten; Alles war vorüber und der wirre Strom von -Rothröcken und Tartans wälzte sich das Thal hinunter in die Schlucht -von Killiecrankie. -</p> - -<p> -Mackay, von einem treuen Diener begleitet, sprengte muthig durch -das dichteste Gewühl der Claymores und Tartschen und erreichte einen -Punkt, von wo er einen Ueberblick über das Schlachtfeld hatte. Seine -ganze Armee war verschwunden, mit Ausnahme einiger Grenzer, welche -Leven zusammengehalten hatte, und des Regiments Hastings, das ein -mörderisches Feuer in die celtischen Reihen gesandt hatte und das noch in -ungebrochener Ordnung Stand hielt. Die Leute welche gesammelt werden -konnten, beliefen sich auf nur wenige Hunderte. Der General beeilte -sich, sie über den Garry zu führen, und nachdem er diesen Fluß -zwischen sie und den Feind gebracht hatte, machte er einen Augenblick -Halt, um über seine Lage nachzudenken. -</p> - -<p> -Er konnte kaum begreifen, wie die Sieger so unklug sein konnten, -ihm auch nur diesen Augenblick zur Ueberlegung zu lassen. Sie hätten -mit Leichtigkeit seine ganze Mannschaft niederhauen oder gefangen nehmen -können, bevor die Nacht einbrach. Aber die Energie der celtischen Krieger -hatte sich in einem wüthenden Angriff und einem kurzen Kampfe erschöpft. -Der Engpaß war von den zwölfhundert Lastthieren, welche die -Lebensmittel und das Gepäck der besiegten Armee trugen, verstopft. Eine -solche Beute war eine unwiderstehliche Versuchung für Leute, die ebensowohl -durch das Verlangen nach Raub, wie durch das Verlangen nach -Ruhm zum Kriege getrieben wurden. Es ist wahrscheinlich, daß sogar -wenige Häuptlinge geneigt waren um König Jakob’s willen eine so reiche -Beute im Stich zu lassen. Dundee selbst würde in diesem Augenblicke -nicht im Stande gewesen sein, seine Anhänger dazu zu bewegen, daß sie -von den Beutehaufen abließen und das große Werk des Tages vollendeten, -und Dundee war nicht mehr. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-67"> -Dundee’s Tod. -</h3> - -<p class="noindent"> -Beim Beginn des Gefechts hatte er seinen -Platz vor der Fronte seiner kleinen Reiterschaar genommen. Er befahl -ihr ihm zu folgen und ritt vorwärts. Doch es schien beschlossen zu sein, -daß an diesem Tage die Schotten des Niederlandes in beiden Armeen sich in -nachtheiligem Lichte zeigen sollten. Die Reiter zögerten. Dundee wendete -sich um, erhob sich in den Steigbügeln und forderte sie seinen Hut schwenkend -auf, herbeizukommen. Als er seinen Arm erhob, lüftete sich sein Harnisch -und entblößte den unteren Theil seiner linken Seite. Eine Musketenkugel -traf ihn, sein Pferd sprang vorwärts und stürzte sich in eine Wolke -von Rauch und Staub, welche beiden Armeen den Fall des siegreichen Generals -verbarg. Ein Mann, Namens Johnstone, war in seiner Nähe und -fing ihn auf, als er aus dem Sattel herabsank. „Wie steht die Schlacht?“ -fragte Dundee. „Gut für König Jakob,“ antwortete Johnstone, „aber ich -bin besorgt um Ew. Lordschaft.“ — „Wenn die Schlacht gut für ihn steht,“ -erwiederte der Sterbende, „so ist an mir um so weniger gelegen.“ Dies -<a id="page-XIII.82" class="pagenum" title="XIII.82"></a> -waren seine letzten Worte; als aber eine halbe Stunde darauf Lord Dunfermline -und einige andere Freunde zur Stelle kamen, glaubten sie noch -einige schwache Lebenszeichen zu erkennen. Der in zwei Plaids gehüllte -Leichnam wurde nach Blair Castle gebracht.<a class="fnote" href="#footnote-107" id="fnote-107">[107]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-68"> -Mackay’s Rückzug. -</h3> - -<p class="noindent"> -Mackay, der von Dundee’s Schicksal nichts -wußte, wohl aber Dundee’s Geschicklichkeit und Thätigkeit kannte, erwartete -augenblicklich und heftig verfolgt zu werden, und machte sich wenig -Hoffnung, auch nur die spärlichen Ueberreste der besiegten Armee retten -zu können. Durch den Engpaß konnte er sich nicht zurückziehen, denn -die Hochländer waren bereits dort. Er beschloß daher, über die Berge in -das Thal des Tay vorzudringen. Er holte bald einige Hundert seiner -Ausreißer ein, welche dieselbe Richtung eingeschlagen hatten. Die meisten -von ihnen gehörten zu Ramsay’s Regiment und mußten gediente Soldaten -sein. Aber sie waren ohne Waffen, durch die erlittene Niederlage demoralisirt, -und der General konnte bei ihnen keinen Ueberrest von militärischer -Disciplin ober kriegerischem Muthe entdecken. Seine Lage war von der -Art, daß sie auch den Stärksten auf eine harte Probe stellen mußte. Die -Nacht war hereingebrochen; er befand sich ohne Führer in einer Wüste; -ein siegreicher Feind war ihm aller Wahrscheinlichkeit nach auf den Fersen, -und er hatte für die Sicherheit eines Haufens von Menschen zu sorgen, -welche Kopf und Herz verloren hatten. Er hatte eben die schmerzlichste -und demüthigendste Niederlage erlitten. Seine Privatgefühle waren nicht -weniger tief verwundet worden als seine Berufsgefühle. Ein theurer -Verwandter war eben vor seinen Augen todt niedergestreckt worden. Ein -andrer bewegte sich, aus vielen Wunden blutend, nur noch schwach neben -ihm. Doch der Muth des unglücklichen Generals wurde durch einen festen -Glauben an Gott und durch ein hohes Pflichtgefühl für den Staat aufrechterhalten. -Bei all’ seinem Elend und Mißgeschick trug er das Haupt -noch stolz erhoben und fand Muth nicht allein für sich, sondern für Alle -die ihn umgaben. Seine erste Sorge war, des Weges gewiß zu sein. -Ein einsames Licht, das durch die Dunkelheit schimmerte, führte ihn zu -einer kleinen Hütte. Die Bewohner sprachen nur gälisch, und waren -anfangs durch das Erscheinen von Uniformen und Waffen geängstigt. Doch -Mackay’s Leutseligkeit zerstreute ihre Besorgniß. Ihre Sprache war ihm -in der Jugend geläufig gewesen, und er hatte genug davon behalten, um -sich mit ihnen verständigen zu können. Nach ihren Anweisungen und -mit Hülfe einer Taschenkarte, auf welcher die Straßen jenes wilden Landes -oberflächlich angegeben waren, gelang es ihm sich zurecht zu finden. -Er marschirte die ganze Nacht. Als der Tag anbrach, war seine Aufgabe -schwieriger als je. Hasting’s und Leven’s Leute benahmen sich zwar -<a id="page-XIII.83" class="pagenum" title="XIII.83"></a> -noch wie Soldaten. Aber die Ramsay’schen Ausreißer waren ein bloßer -Pöbelhaufen. Sie hatten ihre Musketen weggeworfen, und die Breitschwerter, -vor denen sie geflohen waren, blitzten beständig vor ihren Augen. -Jeder neue Gegenstand jagte ihnen einen neuen Schrecken ein. Ein -Häuflein Hirten in Plaids, welche ihr Vieh trieben, wurde durch die -<a id="corr-18"></a>Einbildungskraft zu einem Heere celtischer Krieger vergrößert. Einige der -Ausreißer verließen das Hauptcorps und entflohen ins Gebirge, wo ihre -Feigheit die verdiente Strafe fand. Sie wurden um ihrer Röcke und -Schuhe willen erschlagen, und ihre nackten Leichname den Adlern von -Ben Lawers preisgegeben. Die Desertion würde noch viel ärger gewesen -sein, hätten nicht Mackay und seine Offiziere mit dem Pistol in der -Hand jeden Mann niederzuschießen gedroht, den sie bei dem Versuche sich -fortzustehlen betreffen würden. -</p> - -<p> -Endlich kamen die ermüdeten Flüchtlinge vor Weems Castle an. Der -Besitzer des Schlosses war ein Freund der neuen Regierung und er erwies -ihnen soviel Gastfreundschaft als in seinen Kräften stand. Sein -Vorrath von Hafermehl wurde herbeigebracht, es wurden einige Rinder -geschlachtet und den zahlreichen Gästen eine eilig zubereitete kunstlose Mahlzeit -vorgesetzt. So gestärkt brachen sie wieder auf und marschirten den -ganzen Tag über Sumpf, Moor und Berg. So dünn bevölkert die Gegend -auch war, konnten sie doch deutlich sehen, daß die Nachricht von -ihrem Mißgeschick sich schon weit verbreitet hatte und daß die Bevölkerung -allenthalben in großer Aufregung war. Spät in der Nacht erreichten sie -das Schloß Drummond, das durch eine kleine Besatzung für König Wilhelm -vertheidigt wurde, und am folgenden Tage marschirten sie unter geringeren -Beschwerden weiter nach Stirling.<a class="fnote" href="#footnote-108" id="fnote-108">[108]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-69"> -Eindruck der Schlacht von Killiecrankie. -</h3> - -<p class="noindent"> -Das Gerücht -von ihrer Niederlage war ihnen vorausgeeilt. Ganz Schottland war in -Gährung. Der Schlag war allerdings hart, aber er wurde durch die -hochfliegenden Hoffnungen der einen und durch die maßlosen Befürchtungen -der andren Partei übertrieben. Man glaubte anfangs, daß die ganze -Armee König Wilhelm’s umgekommen, daß Mackay selbst gefallen, daß -Dundee an der Spitze eines siegberauschten und beutegierigen zahlreichen -Barbarenheeres bereits vom Gebirge herabgekommen, daß er Herr des -ganzen Landes jenseits des Forth, daß Fife aufgestanden sei, um sich ihm -anzuschließen, daß er in drei Tagen in Stirling und in acht Tagen in -Holyrood sein werde. Es wurden Booten ausgesandt, um ein in Northumberland -liegendes Regiment aufzufordern, eiligst über die Grenze zu -rücken. Andere Boten brachten das dringende Gesuch an Seine Majestät -nach London, sofort alle entbehrlichen Soldaten zu schicken und am liebsten -selbst mitzukommen, um sein nordisches Reich zu retten. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-70"> -Vertagung des schottischen Parlaments. -</h3> - -<p class="noindent"> -Die Factionen -im Parlamentshause vergaßen in ihrem Schrecken über die gemeinsame -Gefahr allen Streit. Die Anhänger des Hofes wie die Mißvergnügten -beschworen einstimmig den Lordstatthalter, die Session zu schließen und sie -von einem Orte zu entlassen, wo ihre Berathungen bald durch die Gebirgsbewohner -unterbrochen werden könnten. Es wurde ernstlich in Erwägung -<a id="page-XIII.84" class="pagenum" title="XIII.84"></a> -gezogen, ob es nicht rathsam sei, Edinburg aufzugeben, die im Schlosse -und im Tolbooth befindlichen zahlreichen Staatsgefangenen auf ein vor -Leith liegendes Kriegsschiff zu bringen und den Sitz der Regierung nach -Glasgow zu verlegen. -</p> - -<p> -Der Nachricht von Dundee’s Sieg folgte aller Orten sehr bald die -Nachricht von seinem Tode, und es ist ein schlagender Beweis für den -Umfang und das Maß seiner Fähigkeiten, daß sein Tod überall als ein -Ereigniß betrachtet wurde, das seinen Sieg vollständig aufwog. Ehe Hamilton -die Stände vertagte, theilte er ihnen mit, daß er gute Nachrichten -für sie habe, daß Dundee wirklich todt sei und daß daher die Rebellen -im Grunde eine Niederlage erlitten hätten. In verschiedenen Briefen, -welche damals von einsichtsvollen und erfahrenen Staatsmännern geschrieben -wurden, spricht sich eine gleiche Ansicht aus. Dem Boten, der mit der -Nachricht von der Schlacht an den englischen Hof eilte, folgte ein andrer -auf dem Fuße, der eine Depesche für den König brachte und, da er Se. -Majestät im St. Jamespalaste nicht anwesend fand, nach Hampton Court -sprengte. Niemand in der Hauptstadt wagte es das Siegel zu erbrechen; -glücklicherweise aber hatte eine befreundete Hand, nachdem der Brief verschlossen -war, auf die Außenseite desselben die tröstenden Worte geschrieben: -„Dundee ist gefallen, Mackay ist in Stirling angelangt,“ und diese Worte -beruhigten die Gemüther der Londoner.<a class="fnote" href="#footnote-109" id="fnote-109">[109]</a> -</p> - -<p> -Aus dem Engpasse von Killiecrankie hatten sich die Hochländer, stolz -auf ihren Sieg und mit Beute beladen, nach dem Schlosse Blair zurückgezogen. -Sie rühmten sich, daß das Schlachtfeld mit Haufen gefallener -sächsischer Soldaten bedeckt sei, und daß das Aussehen der Leichname deutlich -beweise, was ein gutes gälisches Breitschwert in einer guten gälischen -Hand auszurichten vermöge. Man habe Köpfe gefunden, welche bis an -den Hals gespalten, und Hirnschädel, welche dicht über den Ohren glatt -abgehauen gewesen seien. Indessen hatten auch die Sieger ihren Sieg -theuer erkauft. Auf ihrem Marsche waren sie durch das Feuer des Feindes -sehr beunruhigt worden, und selbst nach dem entscheidenden Angriffe -hatten Hastings’ Engländer und ein Theil von Leven’s Grenzern noch -immer ein wohlgenährtes Feuer unterhalten. Hundertzwanzig Camerons -waren getödtet worden; der Verlust der Macdonalds war noch bedeutender -und mehrere vornehme und angesehene Gentlemen waren geblieben.<a class="fnote" href="#footnote-110" id="fnote-110">[110]</a> -</p> - -<p> -Dundee ward in der Kirche von Blair Athol beigesetzt, aber kein -Denkmal über seiner Gruft errichtet, und die Kirche selbst existirt schon -lange nicht mehr. Ein roher Stein auf dem Schlachtfelde bezeichnet, -wenn anders man der lokalen Ueberlieferung glauben darf, die Stelle wo -er fiel.<a class="fnote" href="#footnote-111" id="fnote-111">[111]</a> In den letzten drei Monaten seines Lebens hatte er sich als -ein großer Feldherr und Staatsmann gezeigt, und sein Name wird daher -von der zahlreichen Klasse von Leuten, welche der Ansicht sind, daß es -kein auch noch so großes Maß von Schlechtigkeit giebt, welches durch -Muth und Talent nicht aufgewogen werden könnte, mit Achtung genannt. -</p> - -<p> -<a id="page-XIII.85" class="pagenum" title="XIII.85"></a> -Es ist merkwürdig, daß die beiden bedeutendsten Schlachten, welche -vielleicht jemals irreguläre Truppen über reguläre gewannen: die Schlacht -von Killiecrankie und die Schlacht von Newton Butler, in einer und der -nämlichen Woche stattfanden. In beiden Schlachten war der Sieg der -irregulären Truppen ungemein rasch und vollständig. In beiden Schlachten -war der panische Schrecken der regulären Truppen, trotz des glänzenden -Beispiels von Muth, das ihre Generäle gaben, ganz besonders schimpflich. -Auch ist zu bemerken, daß der eine dieser beiden außerordentlichen -Siege von Celten über Sachsen, der andre von Sachsen über Celten erfochten -wurde. Allerdings ist der Sieg von Killiecrankie, obgleich er weder -glänzender noch wichtiger war als der von Newton Butler, in viel weiteren -Kreisen berühmt, und der Grund davon liegt auf der Hand. In Schottland -sind die Angelsachsen und die Celten ausgesöhnt worden, in Irland -sind sie nie ausgesöhnt worden. In Schottland werden alle Großthaten -beider Racen ohne Unterschied zusammengeworfen und werden als den -Ruhm des ganzen Landes bildend betrachtet. Die alte Antipathie ist so -vollkommen verschwunden, daß es etwas ganz Gewöhnliches ist, einen -Bewohner des Niederlandes mit Selbstgefälligkeit und sogar mit Stolz -von der demüthigendsten Niederlage sprechen zu hören, die seine Vorfahren -je erlitten. Es dürfte schwer sein, einen berühmten Mann zu nennen, bei -welchem das Nationalgefühl und das Clansgefühl stärker gewesen waren -als bei Sir Walter Scott. Wenn jedoch Sir Walter Scott Killiecrankie -erwähnte, schien er gänzlich zu vergessen, daß er ein Sachse, daß er von -demselben Blute war und die nämliche Sprache sprach wie Ramsay’s -Fußvolk und Annandale’s Reiter. Sein Herz schwoll von Siegesstolz, -wenn er erzählte, wie seine Stammverwandten gleich Hasen vor einer -geringen Anzahl Krieger eines andren Stammes und einer andren Zunge -die Flucht ergriffen hatten. -</p> - -<p> -In Irland ist die Fehde heute noch nicht getilgt. Der von einer -Minderzahl in höhnender Weise wiederholte Name Newton Butler ist der -großen Mehrheit der Bevölkerung verhaßt. Wenn man ein Denkmal auf -dem Schlachtfelde errichtete, würde es wahrscheinlich verstümmelt werden; -wenn man in Cork oder Waterford den Jahrestag der Schlacht feiern -wollte, so würde die Feier wahrscheinlich gewaltsam gestört werden. Der -berühmteste irische Dichter unsrer Zeit würde es als einen Verrath an -seinem Vaterlande betrachtet haben, das Lob der Sieger zu singen. Einer -der gelehrtesten und eifrigsten irischen Alterthumsforscher unsrer Zeit hat, -allerdings nicht mit besonderem Glück, zu beweisen versucht, daß der Ausgang -der Schlacht durch einen reinen Zufall entschieden worden sei, aus -welchem kein Ruhm für die Engländer hervorgehen könne. Wir dürfen -uns nicht wundern, daß der Sieg der Hochländer mehr gefeiert wird als -der Sieg der Enniskillener, wenn wir bedenken, daß der Sieg der Hochländer -ein Gegenstand des Ruhmes für ganz Schottland, der Sieg der -Irländer aber ein Gegenstand der Schmach für drei Viertheile von Irland -ist. -</p> - -<p> -So weit die großen Interessen des Staats dabei in Betracht kamen, -war es ganz gleichgültig, ob die Schlacht von Killiecrankie gewonnen oder -verloren wurde. Es ist sehr unwahrscheinlich, daß selbst Dundee, wenn -er den glorreichsten Tag seiner Laufbahn überlebt hätte, die Schwierigkeiten -überwunden haben würde, welche aus dem eigenthümlichen Character -<a id="page-XIII.86" class="pagenum" title="XIII.86"></a> -seiner Armee entsprangen und die sich verzehnfacht haben würden, sobald -der Krieg auf das Niederland übertragen worden wäre. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-71"> -Die hochländische Armee verstärkt. -</h3> - -<p class="noindent"> -Gewiß ist jedoch, daß -sein Nachfolger der Aufgabe durchaus nicht gewachsen war. Einige Tage -lang konnte sich der neue General zwar mit der Hoffnung schmeicheln, daß -Alles gut gehen werde, denn seine Armee hatte sich rasch um fast die -doppelte Anzahl Claymores verstärkt, welche Dundee befehligt. Die Stewarts -von Appin, welche, obgleich voll Eifers, nicht zur rechten Zeit -hatten eintreffen können, um an der Schlacht Theil zu nehmen, waren -unter den Ersten, die jetzt ankamen. Mehrere Clans, welche bisher gewartet -hatten, um erst zu sehen, welcher Theil der stärkere sein würde, -wünschten jetzt sehnlichst unter dem Banner König Jakob’s VII. ins Niederland -hinab zu ziehen. Die Grants hielten zwar treu zu Wilhelm und -Marien und die Mackintosh’s blieben wegen ihrer unüberwindlichen Abneigung -gegen die Keppochs neutral. Aber Macphersons, Farquharsons -und Frasers kamen massenhaft ins Lager bei Blair. Jetzt war die Unschlüssigkeit -der Männer von Athol zu Ende. Viele von ihnen hatten -während des Kampfes hinter den Felsen und Birken der Killiecrankieschlucht -auf der Lauer gelegen und kamen, sobald der Ausgang der Schlacht entschieden -war, aus ihren Schlupfwinkeln hervor, um die Flüchtlinge, welche -durch den Engpaß zu entkommen versuchten, auszuplündern und niederzumachen. -Die Robertsons, ein gälischer Stamm, obgleich er einen sächsischen -Namen führte, erklärten damals ihren Beitritt zur Sache des verbannten -Königs. Ihr Häuptling Alexander, der sich nach seiner Herrschaft -Struan nannte, war ein noch sehr junger Mann und Student auf -der St. Andreas Universität. Dort hatte er sich eine oberflächliche wissenschaftliche -Bildung angeeignet, war aber desto tiefer in die Torypolitik -eingeweiht worden. Jetzt schloß er sich der hochländischen Armee an und -blieb während seines langen Lebens der jakobitischen Sache unwandelbar -treu. Er spielte jedoch eine so unbedeutende Rolle bei den öffentlichen Angelegenheiten, -daß sein Name jetzt vergessen sein würde, hätte er nicht -einen Band durchgehends abgeschmackter und oft höchst unsittlicher Gedichte -hinterlassen. Wäre dieses Buch in Grub Street fabricirt worden, so -würde es in der „Dunciade“ kaum mit einer Viertelzeile beehrt worden -sein. Wegen der Stellung seines Autors aber machte es einiges Aufsehen, -denn vor hundertzwanzig Jahren war eine Ekloge oder ein Schmähgedicht -aus der Feder eines hochländischen Häuptlings ein literarisches Wunder.<a class="fnote" href="#footnote-112" id="fnote-112">[112]</a> -</p> - -<p> -Obgleich indessen die numerische Stärke von Cannon’s Truppen zunahm, -verminderte sich dennoch ihre Wirksamkeit. Jeder neue Stamm, -der im Lager ankam, brachte eine neue Ursache zu Zwietracht mit. In -der Stunde der Gefahr fügen sich oftmals die übermüthigsten und -widerspenstigsten Köpfe der Leitung eines überlegenen Genies. Die celtischen -Häuptlinge aber hatten selbst in der Stunde der Gefahr und selbst -dem Genie Dundee’s nur einen sehr prekären und unvollkommenen Gehorsam -<a id="page-XIII.87" class="pagenum" title="XIII.87"></a> -zugestanden. Sie zu zügeln, wenn sie vom Kriegsglück berauscht -waren und sich auf ihre Stärke verlassen zu können glaubten, würde -wahrscheinlich auch für Dundee eine eben so schwere Aufgabe gewesen -sein, als sie es unter der vorhergehenden Generation für Montrose gewesen -war. Der neue General war fortwährend unschlüssig und machte -nichts als Fehler. Eine seiner ersten Maßregeln war, daß er ein starkes -Truppencorps, hauptsächlich aus Robertsons bestehend, ins Niederland -schickte, um Lebensmittel herbeizuschaffen. Er glaubte wahrscheinlich, daß -dieses Detachement ohne Schwierigkeit Perth besetzen werde. Aber Mackay -hatte die Ueberreste seiner Armee schon wieder geordnet, hatte außerdem -einige Truppen an sich gezogen, welche die Schmach der kürzlichen Niederlage -nicht getheilt, und war wieder kampfgerüstet. So schmerzlich er -auch den erlittenen Schlag empfunden, hatte er doch mit weiser Großmuth -beschlossen, das Vergangene nicht zu bestrafen. Es war nicht leicht, die -verschiedenen Grade der Schuld zu unterscheiden, und die Schuldigen zu -decimiren wäre eine grausame Schlächterei gewesen. In Folge seiner gewohnten -Frömmigkeit erblickte er in dem beispiellosen Schrecken, der sich -seiner Soldaten bemächtigt hatte, auch weniger einen Beweis von Feigheit -ihrerseits, als vielmehr von göttlichem Unwillen. Mit heroischer -Demuth erkannte er an, daß die außerordentliche Festigkeit, die er selbst -inmitten der Verwirrung und des Gemetzels an den Tag gelegt, nicht sein -Verdienst sei und daß er sich ohne den Beistand einer höheren Macht wohl -eben so kleinmüthig benommen haben würde wie irgend einer der feigen -Ausreißer, die ihre Waffen fortgeworfen und die barbarischen Marodeurs -von Athol vergebens um Pardon angefleht hatten. Sein Gottvertrauen -hielt ihn jedoch nicht ab, so weit es in menschlichen Kräften stand, sein -Möglichstes zu thun, um der Wiederholung eines Unglücks, wie er es -eben erfahren, vorzubeugen. Die unmittelbare Ursache seiner Niederlage -war die Schwierigkeit des Bajonnetaufsteckens gewesen. Das Feuergewehr -des Hochländers war streng gesondert von der Waffe, deren er sich im -Handgemenge bediente. Er feuerte seinen Schuß ab, warf sein Gewehr -weg und hieb mit seinem Schwerte ein. Dies war das Werk eines Augenblicks. -Dem regulären Infanteristen kostete es zwei bis drei Minuten -Zeit, ehe er sein Schießgewehr in eine Waffe verwandelte, mit der er -einen Feind Mann gegen Mann bekämpfen konnte, und diese wenigen -Minuten hatten den Ausgang der Schlacht von Killiecrankie entschieden. -Mackay ließ daher alle seine Bajonnette so einrichten, daß sie auf den -Lauf gesteckt werden konnten, ohne die Mündung zu verschließen, und daß -seine Leute unmittelbar nachdem sie gefeuert, einem Angriff begegnen -konnten.<a class="fnote" href="#footnote-113" id="fnote-113">[113]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-72"> -Gefecht bei St. Johnston’s. -</h3> - -<p class="noindent"> -Sobald er erfuhr, daß ein Detachement -gegen Perth anrückte, eilte er demselben an der Spitze einer -Dragonerabtheilung entgegen, welche noch nicht im Feuer gewesen und -deren Kraft daher noch ungeschwächt war. Mittwoch den 31. Juli, nur -vier Tage nach seiner Niederlage, traf er unweit St. Johnston’s mit den -Robertsons zusammen, griff sie an, schlug sie, tödtete Hundertzwanzig -von ihnen und nahm Dreißig gefangen, dies Alles mit Verlust eines -<a id="page-XIII.88" class="pagenum" title="XIII.88"></a> -einzigen Soldaten.<a class="fnote" href="#footnote-114" id="fnote-114">[114]</a> Dieses Scharmützel machte einen Eindruck, der in -keinem Verhältniß zu der Zahl der Kämpfenden wie der Gefallenen stand. -Das Ansehen der celtischen Waffen sank fast eben so rasch als es gestiegen -war. Noch vor wenigen Tagen hatte man überall geglaubt, daß diese -Waffen unüberwindlich seien. Jetzt trat eine Reaction ein. Man erkannte, -daß der Vorfall bei Killiecrankie eine Ausnahme von den gewöhnlichen -Regeln und daß die Hochländer, wenn nicht ganz besondere Umstände obwalteten, -guten regulären Soldaten nicht gewachsen seien. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-73"> -Unordnung in der hochländischen Armee. -</h3> - -<p class="noindent"> -Inzwischen nahm -die Unordnung in Cameron’s Lager mehr und mehr zu. Er berief einen -Kriegsrath zusammen, um zu erwägen, was zu thun sei. Sobald aber -der Kriegsrath versammelt war; wurde eine Vorfrage aufgeworfen. Wer -war dazu berechtigt, consultirt zu werden? Die Armee war fast ausschließlich -eine hochländische. Der neuerliche Sieg war ausschließlich durch -hochländische Krieger erfochten worden. Mächtige Häuptlinge, welche -sechs- bis siebenhundert kampffähige Männer ins Feld gestellt hatten, -hielten es nicht für recht und billig, daß sie durch Gentlemen aus Irland -und dem Niederlande überstimmt werden sollten, welche zwar in König -Jakob’s Diensten standen und Obersten und Hauptleute genannt wurden, -aber Obersten ohne Regimenter und Hauptleute ohne Compagnien waren. -Lochiel sprach energisch im Interesse der Klasse, der er angehörte; Cannon -aber beschloß, daß die Stimmen der sächsischen Offiziere mitgezählt werden -sollten.<a class="fnote" href="#footnote-115" id="fnote-115">[115]</a> -</p> - -<p> -Es wurde nun zunächst in Erwägung gezogen, welcher Feldzugsplan -zu befolgen sei. Lochiel war dafür, vorzurücken, Mackay entgegen zu -marschiren, wo er auch sein möge, und abermals eine Schlacht zu -liefern. Es ist kaum anzunehmen, daß das Glück dem klugen Häuptling -der Camerons den Kopf dergestalt verrückt haben sollte, daß er die Gefährlichkeit -des Verfahrens nicht erkannte, zu dem er gerathen. Aber er -sah wahrscheinlich ein, daß ihm nur die Wahl zwischen verschiedenen Gefahren -blieb. Er war der Meinung, daß energisches Handeln für das -Bestehen einer Hochländerarmee überhaupt nothwendig sei und daß die -Coalition der Clans nur so lange dauern werde, als sie hastig von -Schlachtfeld zu Schlachtfeld eilten. Er wurde abermals überstimmt. Alle -seine Siegeshoffnungen waren nun zertrümmert. Sein Stolz fühlte sich -tief gekränkt. Er hatte sich dem Uebergewicht eines großen Feldherrn gefügt, -aber an einem königlichen Patent lag ihm so wenig wie irgend -einem Whig. Er hatte sich bereit finden lassen, die rechte Hand Dundee’s -zu sein, von einem Cannon aber wollte er sich nicht befehlen lassen. Er -verließ das Lager und zog sich nach Lochaber zurück. Seinem Clan befahl -er zwar zu bleiben, aber der Clan, des angebeteten Führers beraubt -und wohl wissend, daß er sich in unmuthiger Stimmung entfernt hatte, -war nicht mehr die furchtbare Colonne, welche das Gelübde, zu sterben -oder zu siegen, vor einigen Tagen so gut gehalten hatte. Macdonald -von Sleat, dessen Streitkräfte der Zahl nach die jedes andren der verbündeten -Häuptlinge übertrafen, folgte Lochiel’s Beispiel und kehrte nach -Sky zurück.<a class="fnote" href="#footnote-116" id="fnote-116">[116]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-74"> -<a id="page-XIII.89" class="pagenum" title="XIII.89"></a> -Mackay’s Rath wird von den schottischen Ministern -nicht beachtet. -</h3> - -<p class="noindent"> -Mackay hatte inzwischen seine Anordnungen vollendet -und er hegte wenig Zweifel, daß, wenn die Rebellen ihn angreifen sollten, -die reguläre Armee ihre bei Killiecrankie verlorne Ehre wiedergewinnen -würde. Seine Hauptschwierigkeiten entsprangen aus der unklugen -Einmischung der Minister der Krone zu Edinburg in Dinge, welche seiner -alleinigen Leitung hätten überlassen bleiben sollen. Die Sache war die, -daß sie nach der gewöhnlichen Art solcher Leute, welche ohne militärische -Erfahrung über militärische Operationen urtheilen, den Erfolg als einzigen -Prüfstein für die Tüchtigkeit eines Oberbefehlshabers betrachteten. -Wer eine Schlacht gewinnt, ist in den Augen dieser Leute ein großer -General, wer geschlagen wird, ist ein schlechter General, und nie war -ein General vollständiger geschlagen worden als Mackay. Wilhelm dagegen -schenkte seinem unglücklichen Leutnant nach wie vor das vollkommenste -Vertrauen. Auf die Verunglimpfungen der Kritiker, welche nie ein Gefecht -gesehen hatten, erwiederte Portland auf Befehl seines Gebieters, daß -Mackay volles Vertrauen verdiene, daß er tapfer sei, daß er den Krieg -besser verstehe als irgend ein andrer Offizier in Schottland und daß es -sehr zu bedauern sei, wenn man gegen einen so guten Menschen und -einen so guten Soldaten ein Vorurtheil hege.<a class="fnote" href="#footnote-117" id="fnote-117">[117]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-75"> -Die Camerons werden nach Dunkeld verlegt. -</h3> - -<p class="noindent"> -Die ungerechte -Geringschätzung, mit der die schottischen Staatsräthe Mackay betrachteten, -verleitete sie zu einem großen Fehler, der leicht ein großes -Unglück hätte nach sich ziehen können. Das Cameron’sche Regiment wurde -nach Dunkeld in Garnison gelegt. Diese Maßregel mißbilligte Mackay -entschieden. Er wußte, daß diese Truppen in Dunkeld dem Feinde nahe, -daß sie von jedem Beistande entfernt, daß sie in einer offenen Stadt und -von einer feindlichen Bevölkerung umgeben sein würden, daß sie, obgleich -unzweifelhaft tapfer und voll Eifers, doch sehr unvollkommen disciplinirt -waren, daß sie von der ganzen jakobitischen Partei in Schottland mit -besonderem Mißfallen betrachtet wurden und daß aller Wahrscheinlichkeit -nach große Anstrengungen gemacht werden würden, sie zu beschimpfen -und zu vernichten.<a class="fnote" href="#footnote-118" id="fnote-118">[118]</a> -</p> - -<p> -Die Ansicht des Generals wurde nicht beachtet und die Camerons -besetzten den ihnen angewiesenen Posten. Es zeigte sich bald, daß seine -Ahnungen gegründet waren. Die Bewohner der Umgegend von Dunkeld -versahen Cannon mit Kundschaft und drangen in ihn einen kühnen Schlag -zu versuchen. Das beutelustige Landvolk von Athol schloß sich in großer -Anzahl seiner Armee an. Das Regiment erwartete stündlich angegriffen -zu werden, und wurde mißmuthig und unruhig. Die Mannschaften, -welche von Natur sowohl wie aus Enthusiasmus unerschrocken, aber noch -nicht an militärische Subordination gewöhnt waren, beschwerten sich über -Cleland, der sie befehligte. Sie glaubten rücksichtslos, wenn nicht arglistigerweise -einem sicheren Untergange entgegengeschickt worden zu sein. -Sie seien, meinten sie, durch keine Wälle geschützt, hätten nur geringen -Munitionsvorrath und seien von Feinden umgeben. Ein Offizier könne -<a id="page-XIII.90" class="pagenum" title="XIII.90"></a> -aufsitzen und in einer Stunde außer dem Bereiche der Gefahr sein; der -gemeine Soldat aber müsse bleiben und sich niedermachen lassen. „Weder -ich,“ sagte Cleland, „noch irgend ein andrer meiner Offiziere wird Euch -verlassen, was auch geschehen möge. Führt mein Pferd vor, führt alle -unsere Pferde vor, sie sollen todtgeschossen werden.“ Diese Worte bewirkten -eine vollständige Sinnesänderung. Die Mannschaften erwiederten -darauf, daß die Pferde nicht todtgeschossen werden sollten, daß das Wort -ihres tapferen Obersten die beste Bürgschaft für sie sei und daß sie mit -ihm das Aeußerste wagen würden. Sie hielten ihr Versprechen treulich. -Das puritanische Blut war jetzt gründlich aufgeregt, und was dieses Blut -vermochte, wenn es aufgeregt war, hatte es auf vielen Schlachtfeldern -bewiesen. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-76"> -Die Hochländer greifen das Regiment Cameron an. -</h3> - -<p class="noindent"> -Das Regiment blieb diese Nacht unter den Waffen, und am Morgen des -folgenden Tages, des 21. August, wimmelte es auf allen Anhöhen um -Dunkeld von schottischen Mützen und Plaids. Cannon’s Armee war viel -stärker als die, welche Dundee befehligt hatte. Mehr als tausend Bagagepferde -begleiteten ihn auf dem Marsche. Die Pferde sowohl, wie das -Gepäck, welches sie trugen, waren wahrscheinlich ein Theil der Kriegsbeute -von Killiecrankie. Die Gesammtmacht der Hochländer wurde von -Augenzeugen auf vier bis fünftausend Mann geschätzt. Sie kamen wüthend -herangestürmt, warfen die Vorposten des Cameron’schen Regiments zurück -und drangen von allen Seiten in die Straßen. Die Kirche hielt sich jedoch -hartnäckig. Der größere Theil des Regiments aber stand hinter einer -Mauer, welche ein dem Marquis von Athol gehörendes Haus umgab. -Diese Mauer, welche einige Tage zuvor mit Holz und losen Steinen -eiligst ausgebessert worden war, vertheidigten die Soldaten tapfer mit -Muskete, Pike und Hellebarde. Ihr Kugelvorrath war bald erschöpft, -aber einige von der Mannschaft mußten das Blei vom Dache des Hauses -des Marquis losschneiden und es zu Geschossen formen. Mittlerweile wurden -alle benachbarten Häuser von oben bis unten mit Hochländern besetzt, -welche aus den Fenstern ein wirksames Feuer unterhielten. Cleland wurde -getödtet, während er seine Leute anfeuerte, und Major Henderson übernahm -das Commando. In der nächsten Minute fiel auch Henderson, von drei -Kugeln getroffen. Hauptmann Munro trat an seine Stelle und der Kampf -ward mit unverminderter Wuth fortgesetzt. Eine Abtheilung des Cameron’schen -Regiments machte einen Ausfall, steckte die Häuser, aus denen die -verderblichen Schüsse kamen, in Brand und verschloß die Thüren. In einem -einzigen Hause verbrannten sechzehn Mann lebendig. Theilnehmer an dem -Gefecht schilderten es als eine furchtbare Feuertaufe für Rekruten. Die halbe -Stadt stand in Flammen und mit dem unaufhörlichen Knattern der Schüsse -vermischte sich das durchdringende Geschrei der Unglücklichen, welche im -Feuer umkamen. Der Kampf dauerte vier Stunden. Das Cameron’sche -Regiment war jetzt fast bis auf das letzte Pulverhorn reducirt, aber der -Muth der Leute wankte nicht. „Der Feind wird bald die Mauer erstürmen. -Es sei. Wir werden uns dann in das Haus zurückziehen, es bis aufs -Aeußerste vertheidigen und, wenn sie hereindringen sollten, es über ihren -und unseren Köpfen anzünden.“ Während sie jedoch mit diesen verzweifelten -Plänen umgingen, bemerkten sie, daß die Heftigkeit des Angriffs nachließ. -Die Hochländer begannen bald zurückzuweichen, es verbreitete sich -sichtbare Unordnung unter ihnen und ganze Schaaren marschirten dem Gebirge -<a id="page-XIII.91" class="pagenum" title="XIII.91"></a> -zu. Umsonst befahl ihnen ihr General zum Angriff zurückzukehren; -Beharrlichkeit gehörte nicht zu ihren militärischen Tugenden. Die Camerons -luden inzwischen Amalek und Moab mit herausforderndem Geschrei -ein zurückzukommen und noch einmal gegen das auserwählte Volk ihr Heil -zu versuchen. Aber diese Aufforderungen hatten ebenso wenig Erfolg wie -die Cannon’s. In kurzer Zeit war die ganze gälische Armee in vollem -Rückzuge gegen Blair. Jetzt wirbelten die Trommeln, die siegreichen -Puritaner warfen ihre Mützen in die Luft, stimmten aus einem Munde -einen Psalm des Triumphes und des Dankes an und schwenkten ihre Fahnen, -welche an diesem Tage zum ersten Male angesichts eines Feindes -entrollt wurden, die aber seitdem stolz nach allen Welttheilen getragen worden -und die jetzt mit einer Sphinx und einem Drachen, den Emblemen -der in Egypten und China vollbrachten Heldenthaten, geschmückt sind.<a class="fnote" href="#footnote-119" id="fnote-119">[119]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-77"> -Auflösung der hochländischen Armee. -</h3> - -<p class="noindent"> -Das Cameron’sche -Regiment hatte guten Grund, erfreut und dankbar zu sein, denn es hatte -dem Kriege ein Ende gemacht. Im Lager der Rebellen herrschte nichts -als Uneinigkeit und Entmuthigung. Die Hochländer tadelten Cannon, -Cannon tadelte die Hochländer, und das Heer, welches der Schrecken -Schottland’s gewesen war, ging rasch seiner Auflösung entgegen. Die -verbündeten Häuptlinge unterzeichneten einen gemeinschaftlichen Vertrag, -durch den sie sich für treue Unterthanen König Jakob’s erklärten und -sich verpflichteten, später wieder zusammenzutreten. Nachdem sie diese Formalität — denn -weiter war es nichts — beobachtet hatten, begab sich -jeder in seine Heimath. Cannon kehrte mit seinen Irländern auf die -Insel Mull zurück, und die Niederländer,<a class="fnote" href="#footnote-120" id="fnote-120">[120]</a> welche Dundee ins Gebirge -begleitet hatten, sorgten für sich so gut sie konnten. Am 24. August, -gerade vier Wochen nachdem die gälische Armee die Schlacht von Killiecrankie -gewonnen, hatte diese Armee aufgehört zu existiren. Sie hatte -aufgehört zu existiren wie die Armee Montrose’s über vierzig Jahre früher -aufhörte zu existiren, nicht in Folge eines vernichtenden Schlages von -Außen, sondern durch eine natürliche Auflösung, das Resultat innerer -Mißbildung. Die Besiegten ernteten alle Früchte des Sieges. Das Schloß -Blair, welches das unmittelbare Streitobject gewesen war, öffnete Mackay -seine Thore, und eine Kette von Militärposten, die sich nördlich bis Inverneß -erstreckte, schützte die Landleute in der Ebene gegen die räuberischen -Einfälle der Gebirgsbewohner. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-1-78"> -Intriguen des Clubs, Zustand des Niederlandes. -</h3> - -<p class="noindent"> -Während des Herbstes machten die Whigs des Niederlandes der Regierung -viel mehr zu schaffen, als die Jakobiten des Hochlandes. Der Club, der -zur Zeit der letzten Parlamentssession das Land in eine oligarchische -Republik zu verwandeln versucht und die Stände dazu vermocht hatte, -Geldzuschüsse zu verweigern und die Justizverwaltung zu sistiren, hielt auch -während der Suspension des Parlaments nach wie vor seine Sitzungen -<a id="page-XIII.92" class="pagenum" title="XIII.92"></a> -und peinigte die Minister der Krone durch systematische Agitation. So -verächtlich die Organisation dieses Vereins der Generation erscheinen mag, -welche die römischkatholische Association und die Ligue gegen die Korngesetze -gesehen hat, damals galt sie für ausgezeichnet und furchtbar. Die Häupter -der Verbindung rühmten sich laut, daß sie den König zwingen würden, ihnen -gerecht zu werden. Sie brachten Petitionen und Adressen zu Stande, -suchten mit Hülfe der Presse und der Kanzel die Waffen aufzuregen, bearbeiteten -die Soldaten durch Emissäre und sprachen davon, ein starkes -Heer Covenanters aus dem Westen herbeizuziehen, um den Geheimen Rath -einzuschüchtern. Trotz aller Kunstgriffe aber legte sich die Gährung des -Volks allmälig. Nach kurzem Zaudern wagte es die Regierung, die von -den Ständen geschlossenen Gerichtshöfe wieder zu öffnen, die vom König -ernannten Sessionslords nahmen ihre Plätze ein, und Sir Jakob Dalrymple -präsidirte. Der Club bemühte sich nun, die Advokaten von der -Barre zurückzuhalten und hegte einige Hoffnung, daß der Pöbel die Richter -von der Bank verjagen werde. Allein es zeigte sich sehr bald deutlich, -daß eher Mangel an Gebühren als an Anwälten, um dieselben einzustreichen, -zu erwarten stand; das Volk sah sehr gern wieder ein Tribunal -fungiren, das in seinen Augen ein nothwendiges Attribut des Ansehens -und Gedeihens seiner Stadt war, und aus vielen Anzeichen ließ sich -erkennen, daß die falsche und habgierige Partei, welche die Majorität der -Legislatur beherrscht hatte, nicht auch die Majorität der Nation beherrschte.<a class="fnote" href="#footnote-121" id="fnote-121">[121]</a> -</p> - -<hr class="footnote" /> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-1" id="footnote-1">[1]</a> <span class="antiqua">Act. Parl. Scot., Aug. 31. 1689.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-2" id="footnote-2">[2]</a> <span class="antiqua">Balcarras’s Memoirs; Short History of the Revolution in Scotland in -a letter from a Scotch gentleman in Amsterdam to his friend in London, 1712.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-3" id="footnote-3">[3]</a> <span class="antiqua">Balcarras’s Memoirs; Life of James, II. 341.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-4" id="footnote-4">[4]</a> <span class="antiqua">A Memorial for His Highness the Prince of Orange in relation to -the Affairs of Scotland, by two Persons of Quality, 1689.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-5" id="footnote-5">[5]</a> <span class="antiqua">Rabbled</span> sagte man in der Landessprache, ein aus <span class="antiqua">rabble</span>, Pöbel, gebildetes -Zeitwort, daß sich im Deutschen nicht erschöpfend wiedergeben läßt. — D. Uebers. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-6" id="footnote-6">[6]</a> Siehe Calvin’s Brief an Haller, <span class="antiqua">IV. Non. Jan. 1551.</span> „<span class="antiqua">Priusquam urbem -unquam ingrederer, nullae prorsus erant feriae.</span>“ -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-7" id="footnote-7">[7]</a> In <span class="antiqua">The Act, Declamation and Testimony of the Seceders, dated in December -1736</span>, heißt es, daß „unter Autorität des Parlaments der Beobachtung der Feiertage -in Schottland durch Suspension der Thätigkeit unserer angesehensten Gerichtshöfe -Vorschub geleistet wird.“ Dies wird für eine Nationalsünde und für einen Grund des -Unwillens Gottes erklärt. Im März 1758 richtete die Vereinigte Synode eine „Feierliche -Warnung“ an die Nation, worin die nämliche Klage wiederholt wird. Ein einfältiger -Mensch, dessen Unsinn sogar in unseren Tagen für werth gehalten worden ist, -neu gedruckt zu werden, sagt: „Ich hinterlasse mein Zeugniß gegen die abscheuliche Acte -der Königin Anna und ihres angeblichen britischen, in Wirklichkeit aber viehischen -(<span class="antiqua">brutish</span>) Parlaments, welche die Beobachtung der sogenannten Yul-Ferien (<span class="antiqua">Yule Vacancy</span>) -vorschreibt.“ <span class="antiqua">The Dying Testimony of William Wilson, sometime -Schoolmaster in Park in the Parish of Douglas, aged 68, who died in 1757.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-8" id="footnote-8">[8]</a> <span class="antiqua">An Account of the Present Persecution of the Church in Scotland, in -several Letters, 1690; The Case of the afflicted Clergy in Scotland truly -represented, 1690; Faithful Contendings Displayed; Burnet I. 805.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-9" id="footnote-9">[9]</a> Die Formel dieser Benachrichtigung findet man in dem Buche: <span class="antiqua">Faithful Contendings -Displayed.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-10" id="footnote-10">[10]</a> <span class="antiqua">Account of the Present Persecution, 1690; Case of the afflicted Clergy, -1690; A true Account of that Interruption that was made of the Service of -God on Sunday last, being the 17th of February 1689, signed by James Gibson, -acting for the Lord Provost of Glasgow.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-11" id="footnote-11">[11]</a> <span class="antiqua">Balcarras’s Memoirs; Mackay’s Memoirs.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-12" id="footnote-12">[12]</a> <span class="antiqua">Burnet II. 21.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-13" id="footnote-13">[13]</a> Scobell 1654, Kap. 9 und Olivers Verordnung vom 12. April des nämlichen -Jahres. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-14" id="footnote-14">[14]</a> Burnet und Fletcher von Saltoun sprechen von dem Aufschwunge Schottland’s unter -dem Protector, schreiben es aber einer Ursache zu, welche eine solche Wirkung keineswegs -hervorzubringen vermochte. „Es wurde,“ sagte Burnet, „eine ansehnliche Truppenmacht -von etwa sieben- bis achttausend Mann in Schottland unterhalten. Der Sold -dieser Armee brachte soviel Geld ins Land, daß es während dieser ganzen Zeit in einem, -sehr blühenden Zustande blieb ... Wir werden diese acht Jahre der Usurpation stets als -eine Zeit großen Friedens und Gedeihens betrachten.“ „Zur Zeit des Usurpators Cromwell,“ -sagt Fletcher, „glaubten wir uns bezüglich des letzteren Punktes (Handel und Geld) -in einer erträglichen Lage zu befinden in Folge des Aufwandes, den die Truppen machten, -welche uns in Unterwürfigkeit erhielten.“ Die richtige Erklärung der Erscheinung, -über welche Burnet und Fletcher in so großem Irrthum waren, findet man in einer -Flugschrift betitelt: „<span class="antiqua">Some reasonable and modest Thoughts partly occasioned -by and partly concerning the Scotch East India Company, Edinburgh, -1696.</span>“ Siehe auch die Verhandlungen des Mittwochsclubs in Friday Street über eine -Union mit Schottland vom December 1705. Siehe ferner das 7. Kapitel von Burton’s -vortrefflicher Geschichte Schottland’s. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-15" id="footnote-15">[15]</a> Siehe die Schrift, in welcher die Forderungen der schottischen Commissare aufgestellt -sind. Man findet sie im Anhange zu De Foe’s <span class="antiqua">History of de Union</span>, Nr. 13. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-16" id="footnote-16">[16]</a> <span class="antiqua">Act. Parl. Scot.</span>, 30. Juli 1670. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-17" id="footnote-17">[17]</a> <span class="antiqua">Burnet II. 23.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-18" id="footnote-18">[18]</a> Man sehe zum Beispiel eine Flugschrift betitelt: „<span class="antiqua">Some questions resolved -concerning episcopal and presbyterian Government in Scotland, 1690.</span>“ Eine -der „Fragen“ ist die, ob das schottische Presbyterium den allgemeinen Neigungen dieses -Volks entspreche. Der Verfasser verneint diese Frage, weil die höheren und mittleren -Stände sich schon vor der Revolution größtentheils der bischöflichen Kirche conformirt -hätten. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-19" id="footnote-19">[19]</a> Die Instructionen befinden sich in den <span class="antiqua">Leven and Melville Papers</span> und sind -vom 7. März 1688/89 datirt. Bei der ersten Gelegenheit, wo ich diese werthvolle Sammlung -aufführe, kann ich nicht umhin es anzuerkennen, zu wie großem Danke ich und Alle, -die sich für die Geschichte unsrer Insel interessiren, dem Herrn verpflichtet sind, der daß -Amt eines Herausgebers so vortrefflich erfüllt hat. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-20" id="footnote-20">[20]</a> Ueber die Dalrymple sehe man des Lord Präsidenten eigene Schriften und -darunter seine <span class="antiqua">Vindication of the Divine Perfections;</span> ferner <span class="antiqua">Wodrow’s Analecta; -Douglas’s Peerage; Lockhardt’s Memoirs; Satyre on the Family of -Stairs; Satyric Lines upon the long wished for and timely Death of the -Right Honorable Lady Stairs; Law’s Memorials</span> und die <span class="antiqua">Hyndford Papers,</span> -geschrieben 1704/5 und zugleich mit den Briefen von Carstairs gedruckt. Lockhardt, obgleich -ein Todfeind Johann Dalrymple’s, sagt: „Es war Keiner im Parlament, der es -mit ihm aufnehmen konnte.“ -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-21" id="footnote-21">[21]</a> Ueber Melville sehe man die <span class="antiqua">Leven and Melville Papers</span> an verschiedenen -Stellen, und die Vorrede; die <span class="antiqua">Act. Parl. Scot.</span> vom 16. Juni 1685 und den Anhang -unterm 13. Juni; <span class="antiqua">Burnet II. 24</span>, und das <span class="antiqua">Burnet M. S. Harl. 6584</span>. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-22" id="footnote-22">[22]</a> <span class="antiqua">Creichton’s Memoirs.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-23" id="footnote-23">[23]</a> <span class="antiqua">Mackay’s Memoirs.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-24" id="footnote-24">[24]</a> <span class="antiqua">Memoirs of the Lindsays.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-25" id="footnote-25">[25]</a> Ueber das frühere Verhältniß zwischen Wilhelm und Dundee haben einige <a id="corr-4"></a>Jakobiten -viele Jahre nach dem Tode Beider eine Geschichte erfunden, welche durch successive -Ausschmückungen zu einem Roman wurde, bei dessen Lesung man sich wundern muß, -wie nur ein Kind ihn für wahr halten konnte. Die letzte Ausgabe lautet wie folgt. Bei -Seneff wurde Wilhelm das Pferd unter dem Leibe getödtet und sein Leben war in der -größten Gefahr. Dundee, damals Kapitain Graham, gab Seiner Hoheit ein andres -Pferd. Wilhelm versprach, diesen Dienst durch Beförderung zu belohnen, brach aber sein -Wort und gab einem andren das Patent, auf welches er Graham Hoffnung gemacht hatte. -Der beleidigte Held ging nach Loo. Dort traf er seinen glücklichen Rivalen und gab ihm -eine Ohrfeige. Die auf Thätlichkeiten innerhalb des Palastes gesetzte Strafe war der -Verlust der schuldigen rechten Hand; aber der Prinz von Oranien erließ diese Strafe in -ungroßmüthiger Weise. „Sie haben mir,“ sagte er, „das Leben gerettet, ich lasse -Ihnen Ihre rechte Hand, so sind wir quitt.“ -</p> - -<p class="footnote2"> -Diejenigen, welche bis auf unsre Zeit diesen Unsinn wiederholt haben, müssen erstens -in dem Wahne gewesen sein, daß die Acte Heinrich’s VIII. „zur Bestrafung von Mord -und böswilligem Blutvergießen innerhalb des königlichen Hoflagers“ (<span class="antiqua">Stat. 33 Hen. -VIII. c. 2.</span>) in Geldern Gesetz war, und zweitens daß Wilhelm 1674 König und sein -Haus ein königliches Hoflager war. Ebenso müssen sie nicht gewußt haben, daß er Loo -erst lange nachdem Dundee die Niederlande verlassen hatte, kaufte. Siehe Harris’ <span class="antiqua">Description -of Loo, 1699.</span> -</p> - -<p class="footnote2"> -Diese Fabel, von der ich in der umfangreichen jakobitischen Literatur aus Wilhelm’s -Regierungszeit nicht die geringste Spur habe entdecken können, scheint etwa ein Vierteljahrhundert -nach Dundee’s Tode entstanden zu sein und im Laufe eines weiteren Vierteljahrhunderts -sich zu ihrer vollen Absurdität ausgebildet zu haben. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-26" id="footnote-26">[26]</a> <span class="antiqua">Memoirs of the Lindsays.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-27" id="footnote-27">[27]</a> <span class="antiqua">Memoirs of the Lindsays.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-28" id="footnote-28">[28]</a> <span class="antiqua">Balcarras’s Memoirs.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-29" id="footnote-29">[29]</a> <span class="antiqua">Burnet II. 22; Memoirs of the Lindsays.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-30" id="footnote-30">[30]</a> <span class="antiqua">Act. Parl. Scot. March 14. 1689; History of the late Revolution in Scotland, -1690; An Account of the Proceedings of die Estates of Scotland, fol. London -1689.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-31" id="footnote-31">[31]</a> Balcarras’ Erzählung stellt sowohl Hamilton als Athol in einem sehr ungünstigen -Lichte dar. Siehe auch <span class="antiqua">Life of James, II. 338, 339.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-32" id="footnote-32">[32]</a> <span class="antiqua">Act. Parl. Scot. March 14. 1688/89; Balcarras’s Memoirs; History of the -late Revolution in Scotland; Life of James, II. 342.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-33" id="footnote-33">[33]</a> <span class="antiqua">Balcarras’s Memoirs; History of the late Revolution in Scotland, 1690.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-34" id="footnote-34">[34]</a> <span class="antiqua">Act. Parl. Scot. March 14, 15. 1689; Balcarras’s Memoirs; London Gazette, -March 25; History of the late Revolution in Scotland 1690; Account of -the Proceedings of the Estates of Scotland, 1689.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-35" id="footnote-35">[35]</a> Siehe Cleland’s Gedichte und die in demselben Bande enthaltenen Loblieder, -Edinburg 1697. Es ist wiederholt behauptet worden, dieser Wilhelm Cleland sei der -Vater des Steuercommissars gleichen Namens gewesen, der zwanzig Jahre später in den -literarischen Kreisen London’s wohl bekannt war, welcher Pope einige eben nicht sehr -lobenswerthe Dienste leistete und dessen Sohn Johann der Verfasser eines nur zu weit -berühmten Schandbuches war. Dies ist ein vollständiger Irrthum. Der Wilhelm Cleland, -welcher bei der Bothwellbrücke focht, war noch nicht achtundzwanzig Jahr alt, als -er im August 1689 fiel, und der Steuercommissar Wilhelm Cleland starb in seinem siebenundsechzigsten -Lebensjahre im September 1741. Ersterer kann daher nicht der Vater -des letzteren gewesen sein. Siehe die <span class="antiqua">Exact Narrative of the Battle of Dunkeld,</span> -das Gentleman’s Magazine von 1740 und Warburton’s Anmerkung zu dem Briefe an -den Verleger der „Dunciade“, ein Brief, der mit W. Cleland unterzeichnet, in Wirklichkeit -aber von Pope verfaßt ist. In einem Aufsatze von Sir Robert Hamilton, dem Orakel -der extremen Covenanters und einem blutdürstigen Wüthrich, wird Cleland’s als eines -ehemaligen Bundesgenossen dieser Fanatiker, aber nachmaligen heftigen Widersachers -derselben erwähnt. Cleland stimmte wahrscheinlich nicht mit Hamilton darin überein, die -Abschlachtung von Kriegsgefangenen, die sich auf Pardon ergeben hatten, als eine heilige -Pflicht anzusehen. Siehe Hamilton’s <span class="antiqua">Letter to the Societies</span> vom 7. December 1685. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-36" id="footnote-36">[36]</a> <span class="antiqua">Balcarras’s Memoirs.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-37" id="footnote-37">[37]</a> <span class="antiqua">Balcarras’s Memoirs.</span> Den vollständigsten Bericht über diese Verhandlungen geben -jedoch einige handschriftliche Notizen, welche sich in der Bibliothek der Advokatenfacultät -befinden. Balcarras’ Angaben sind nicht ganz genau. Er verließ sich wahrscheinlich zu sehr -auf sein Gedächtniß. Ich habe dieselben nach den Parlamentsacten berichtigt. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-38" id="footnote-38">[38]</a> <span class="antiqua">Act. Parl. Scot. March 16. 1688/89; Balcarras’s Memoirs; History of the -late Revolution in Scotland, 1690; Account of the Proceedings of the Estates -of Scotland, 1689; London Gazette, March 25. 1689; Life of James II. 342.</span> Burnet -irrt sonderbar in Bezug auf diese Vorgänge. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-39" id="footnote-39">[39]</a> <span class="antiqua">Balcarras’s Memoirs;</span> Manuscript in der Bibliothek der Advokatenfacultät. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-40" id="footnote-40">[40]</a> <span class="antiqua">Act. Parl. Scot. March 19. 1688/89; History of the late Revolution in -Scotland.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-41" id="footnote-41">[41]</a> Balcarras. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-42" id="footnote-42">[42]</a> Balcarras. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-43" id="footnote-43">[43]</a> <span class="antiqua">Act. Parl. Scot; History of the late Revolution, 1690; Memoirs of -North Britain 1715.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-44" id="footnote-44">[44]</a> Balcarras. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-45" id="footnote-45">[45]</a> Jeder Leser wird sich der Verwünschung erinnern, welche Sir Walter Scott im fünften -Gesange des „Marmion“ über die Dummköpfe aussprach, welche dieses interessante Denkmal -entfernten. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-46" id="footnote-46">[46]</a> „Es wird weder sicher noch gut für den König sein, es nach der Thronbesteigung -von einer Parlamentsacte zu erwarten, die es vor seine Thür legen wird.“ Dalrymple -an Melville, 5. April 1689; <span class="antiqua">Leven and Melville Papers</span>. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-47" id="footnote-47">[47]</a> Eine interessante Stelle über diesen Gegenstand findet sich bei Fortescue. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-48" id="footnote-48">[48]</a> <span class="antiqua">Act. Parl. Scot. April 1. 1689; Orders of Committee of Estates, Mai 16. -1689; London Gazette, April 11.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-49" id="footnote-49">[49]</a> Da es kürzlich in Abrede gestellt worden ist, daß die extremen Presbyterianer -eine ungünstige Meinung von den Lutheranern hegten, so will ich zwei entscheidende -Beweise für meine oben aufgestellte Behauptung beibringen. In dem Buche: <span class="antiqua">Faithful -Contendings Displayed</span> befindet sich ein Bericht über die Vorgänge bei der Generalversammlung -der Vereinigten Covenantergesellschaften vom 24. October 1688. Es wurde -die Frage aufgeworfen, ob eine Verbindung mit den Holländern stattfinden solle. „Es -ward einstimmig beschlossen,“ sagt der Sekretär der Gesellschaften, „daß wir uns mit -den Holländern nicht zu einem Körper vereinigen, noch förmlich unter ihre Leitung kommen -könnten, da sie ein Gemisch von reformirten lutherischen Uebelgesinnten und Sectirern -seien, mit denen gemeinschaftliche Sache zu machen dem Zeugniß der Kirche von -Schottland widerstreiten würde.“ In dem am 2. October 1707 aufgesetzten „Protest und -Testimonium“ beschweren sich die Vereinigten Gesellschaften darüber, daß die Krone -„dem Prinzen von Hannover verliehen worden sei, der in der lutherischen Religion -erzogen und aufgewachsen ist, welche, wie allgemein bekannt, nicht allein abweicht von -der Reinheit in Lehre, Reformation und Glauben, die wir in diesen Nationen erreicht -hatten, sondern derselben in vielen Dingen sogar zuwiderläuft.“ Sie setzen hinzu: -„Die Annahme einer solchen Person zum Herrscher über uns widerstreitet nicht nur unserm -feierlichen Bund und Covenant, sondern dem Worte Gottes selbst: 5. Buch -Mosis XVII.“ -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-50" id="footnote-50">[50]</a> <span class="antiqua">History of the late Revolution in Scotland; London Gazette, Mai 16. -1689.</span> Der officielle Bericht über die Vorgänge war offenbar mit großer Sorgfalt abgefaßt. -Siehe auch das <span class="antiqua">Royal Diary, 1702</span>. Der Verfasser dieses Werks versichert, -daß er seine Angaben den Mittheilungen eines Geistlichen verdanke, welcher anwesend -war. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-51" id="footnote-51">[51]</a> Siehe Crawford’s Briefe und Reden an verschiedenen Stellen. Seine Art und -Weise, um eine Stelle anzusuchen, war eigenthümlich. Nachdem er, nicht ohne Grund, -zugegeben hatte, daß sein Herz voller Arglist und verzweifelt sündig sei, fuhr er fort: -„Das nämliche allmächtige Wesen, welches gesagt hat: Wenn die Armen und Bedürftigen -Wasser suchen und es ist keins da und ihre Zunge verschmachtet vor Durst, wird -Er sie nicht verlassen, — kann mir trotz meiner jetzigen dürftigen Umstände ein Haus -bauen, wenn es dies für gut findet.“ — Brief an Melville vom 28. Mai 1689. Ueber -Crawford’s Armuth und sein Verlangen nach bischöflichen Ländereien sehe man seinen -Brief an Melville vom 4. December 1690. Ueber seine Humanität siehe seine Briefe -an Melville vom 11. December 1690. Alle diese Briefe findet man in den <span class="antiqua">Leven -and Melville Papers</span>. Der Verfasser von: <span class="antiqua">An Account of the Late Establishment -of Presbyterian Government</span> sagt von Jemandem, der sich mit zehn oder -zwölf Pfund Sterling hatte bestechen lassen: „Wäre er so arm gewesen wie Mylord -Crawford, so würde er vielleicht eher zu entschuldigen gewesen sein.“ Siehe auch die -Dedication der berühmten Schrift: <span class="antiqua">Scotch Presbyterian Eloquence Displayed.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-52" id="footnote-52">[52]</a> <span class="antiqua">Burnet II. 23. 24; Fountainhall Papers,</span> 13. Aug. 1684, 14., 15. Oct. -1684, 3. Mai 1685; Montgomery an Melville, 23. Juni 1689 in den <span class="antiqua">Leven and -Melville Papers; Pretences of the French Invasion Examined, licensed -May 25. 1692.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-53" id="footnote-53">[53]</a> Siehe <span class="antiqua">The Life and <a id="corr-9"></a>Correspondence of Carstairs</span> und die interessanten -Abhandlungen über ihn in den 1854 gedruckten <span class="antiqua">Caldwell Papers</span>. Ferner seine Characteristik -von Mackay und Swift’s Note. Swift’s Wort kann gegen einen Schotten -und Presbyterianer kein Gewicht haben. Ich glaube jedoch, daß Carstairs, obgleich im -Wesentlichen ein rechtschaffener und frommer Mann, sein gutes Theil von der Klugheit -der Schlange besaß. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-54" id="footnote-54">[54]</a> Sir Johann Dalrymple an Lord Melville, 18., 20., 25. Juni 1689; <span class="antiqua">Leven and -Melville Papers</span>. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-55" id="footnote-55">[55]</a> In dem 1704 geschriebenen und in den <span class="antiqua">Carstairs Papers</span> abgedruckten Hyndford-Manuscripte -kommt eine ergötzliche Beschreibung Sir Patrick’s vor: „Er liebt wohleinstudirte -Reden und kann selbst Privatfreunden ohne solche kaum Audienz geben.“ -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-56" id="footnote-56">[56]</a> „Niemand ist thätiger als Saltoun, obgleich nicht Mitglied.“ Lockhart an Melville, -11. Juli 1689; <span class="antiqua">Leven and Melville Papers</span>. Siehe Fletcher’s eigene Werke -und die Beschreibungen von ihm in Lockhart’s und Mackay’s Memoiren. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-57" id="footnote-57">[57]</a> Dalrymple sagt in einem Briefe vom 5. Juni: „Alle Uebelgesinnten sind aus -Furcht in den Club gekommen, und sie stimmen Alle gleich.“ -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-58" id="footnote-58">[58]</a> Balcarras. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-59" id="footnote-59">[59]</a> „Soll ich Sie mit einer Schilderung dieses unfruchtbaren Landes langweilen, wo -ich Sie über Berge, ganz braun von Haidekraut, oder durch Thäler führen muß, welche -kaum Futter genug für ein Kaninchen enthalten? ... Jeder Punkt des Landes bietet die -nämliche reizlose Landschaft dar. Kein Gehölz oder Bach erfreut den Fremden durch -seine trauliche Musik.“ — Goldsmith an Bryanton, Edinburg, 26. September 1753. In -einem bald nachher aus Leyden an den ehrwürdigen Thomas Contarine geschriebenen -Briefe sagt Goldsmith: „Ich war ganz versunken in das Anschauen der Gegend. Nichts -kann der Schönheit derselben gleichkommen. Wohin ich den Blick wendete, überall zeigten -sich schöne Häuser, anmuthige Gärten, Statuen, Grotten und Fernsichten. Schottland -bildet mit diesem Lande den grellsten Contrast: dort versperren Hügel und Felsen jede -Aussicht; hier ist Alles eine ununterbrochene Ebene.“ Siehe den Anhang C. zum ersten -Bande von Mr. Forster’s <span class="antiqua">Life of Goldsmith</span>. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-60" id="footnote-60">[60]</a> <span class="antiqua">Northern Memoirs, by R. Franck Philanthropus, 1694.</span> Der Verfasser -hatte etwas von der Scenerie der Hochlande gesehen, und er spricht davon fast ganz so -wie Burt unter der folgenden Generation: „Es ist ein verwahrloster Theil der Schöpfung, -Schutt, der beim Prachtbau der Welt bei Seite geworfen wurde, und eben so arm an -Form und Gestalt wie die Eingebornen an Moral und guten Sitten.“ -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-61" id="footnote-61">[61]</a> <span class="antiqua">Journey through Scotland, by the author of the Journey through England, -1723.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-62" id="footnote-62">[62]</a> Fast alle diese Umstände sind Burt’s Briefen entlehnt. Bezüglich des Theers -ist meine Quelle Cleland’s Poesie. In seinen Versen über den „<span class="antiqua">Highland Host</span>“ -sagt er: -</p> - -<div class="poem footnote2"> - <p class="line">„Dieweil sie sind beschmiert mit Theer,</p> - <p class="line">Der ihren Kopf und Hals beschützt,</p> - <p class="line">Ganz wie bei ihren Schafen.“</p> -</div> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-63" id="footnote-63">[63]</a> Ein schlagender Beleg für die Meinung, welche der Bewohner des Niederlandes -von dem Hochländer hegte und die sich von jenem auch den Engländern mittheilte, findet -man in einem Bande <span class="antiqua">Miscellanies</span>, von Afra Behn im Jahre 1685 herausgegeben. -Eines der interessantesten Stücke dieser Sammlung ist ein rohes und profanes schottisches -Gedicht betitelt: „Wie der erste Hochländer gemacht wurde.“ Wie und aus welchen -Stoffen er gemacht wurde, wage ich nicht zu erzählen. Das unmittelbar auf seine -Schöpfung folgende Gespräch aber wird, wie ich hoffe, hier ohne großen Anstoß einen -Platz finden dürfen. -</p> - -<div class="poem footnote2"> - <p class="line">Spricht Gott zum Hochlandsmann: „Wohin willst Du?“</p> - <p class="line">„Ich will ins Niederland hinab, o Herr, zu stehlen eine Kuh.“</p> - <p class="line">„Pfui!“ sagt St. Peter, „wirst ein arger Sünder werden,</p> - <p class="line">Wenn Du schon stehlen willst, kaum angelangt auf Erden.“</p> - <p class="line">„Hm!“ drauf der Hochlandsmann mit einem Schwure spricht,</p> - <p class="line">„So lang ich stehlen kann, arbeit’ ich nicht.“</p> -</div> - -<p class="footnote2"> -Ein andrer schottischer Niederländer, der tapfre Oberst Cleland, beschreibt den Hochländer -um die nämliche Zeit in gleicher Weise -</p> - -<div class="poem footnote2"> - <p class="line">Ein einz’ges ihr mißfäll’ges Wort</p> - <p class="line">Kann treiben sie zu einem Mord.</p> - <p class="line">Und wollt Ihr wissen was sie thut?</p> - <p class="line">Sie lebt nur von gestohlnem Gut.</p> -</div> - -<p class="footnote2"> -Ganz in ähnlichem Sinne sind die wenigen Worte, welche Franck Philanthropus -(1694) den Hochländern widmet: „Sie leben wie große Herren und sterben wie Taugenichtse, -hassen die Arbeit und haben keinen Kredit, um zu borgen; sie unternehmen -Raubzüge und bestehlen ihre Nachbarn.“ In der 1690 in Edinburg gedruckten <span class="antiqua">History -of the Revolution in Scotland</span> kommt folgende Stelle vor: „Die schottischen -Hochländer sind Elende, die sich nur in so weit um Ehre, Freundschaft, Gehorsam und -Regierung kümmern, als sie sich durch eine Aenderung in den Angelegenheiten oder durch -eine Revolution in der Regierung Gelegenheit verschaffen können, ihre Grenznachbarn -zu bestehlen oder auszuplündern.“ -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-64" id="footnote-64">[64]</a> Nachdem diese Stelle geschrieben war, fand ich mit großem Vergnügen, daß Lord -Fountainhall im Juli 1676 ganz den nämlichen Vergleich anwendete, der mir aufgestoßen -ist. Er sagt, daß Argyle’s ehrgeiziges Streben nach der Oberherrschaft über die Hochlande -und über die westlichen Inseln Mull, Ila &c. andere Clans zu einem Bündnisse -aufreizte, um ihn zu demüthigen, wie die Mächte Deutschland, Spanien, Holland &c. sich -gegen die Vergrößerung der französischen Macht verbündeten. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-65" id="footnote-65">[65]</a> In der Einleitung zu den Memoiren Sir Ewan Cameron’s findet sich eine sehr -verständige Bemerkung: „Es mag paradox klingen, aber der Herausgeber kann nicht umhin, -die Vermuthung auszusprechen, daß die Beweggründe, welche die Hochländer veranlaßten, -den König Jakob zu unterstützen, im Wesentlichen dieselben waren die diejenigen, -unter deren Einflusse die Anstifter der Revolution handelten.“ Die ganze Einleitung -verdient überhaupt gelesen zu werden. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-66" id="footnote-66">[66]</a> <span class="antiqua">Skene’s Highlanders of Scotland; Douglas’s Baronage of Scotland.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-67" id="footnote-67">[67]</a> Siehe <span class="antiqua">The Memoirs of the Life of Sir Ewan Cameron</span>, und <span class="antiqua">The Historical -and Genealogical Account of the Clan Maclean, by a Senachie</span>. Obgleich -das letztgenannte Werk erst 1838 erschien, so scheint doch der Verfasser desselben -von einem eben so heftigen Hasse beseelt gewesen zu sein als der, mit welchem die Macleans -des 17. Jahrhunderts die Campbells betrachteten. Auf dem kleinen Raume einer -einzigen Seite wird der Marquis von Argyle „der diabolische schottische Cromwell“, -„der gemeine, rachsüchtige Verfolger“, „der nichtswürdige Verräther“, und „der Betrüger -Argyle“ genannt. Auf einer andren Seite ist er „der heimtückische, an Schurkereien -furchtbare Campbell“, „der habgierige Sklave“, „der feige Argyle“ und „der schottische -Verräther.“ Auf der nächsten Seite heißt er „der niedrige und rachsüchtige Feind des -Hauses Maclean“, „der heuchlerische Covenanter“, „der unverbesserliche Verräther“, „der -feige und boshafte Feind.“ Es ist ein Glück, daß so heftige Leidenschaften sich heutzutage -nur noch in Schmähungen Luft machen können. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-68" id="footnote-68">[68]</a> Brief von Avaux an Ludwig vom 6. (16.) April 1689, dem eine Abhandlung beigeschlossen -ist, betitelt: <span class="antiqua">Mémoire du Chevalier Macklean</span>. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-69" id="footnote-69">[69]</a> Siehe die höchst interessanten Memoiren Sir Ewan Cameron’s von Lochiel, 1842 -in Edinburg für den Abbotsfordclub gedruckt. Das Manuscript muß mindestens hundert -Jahre älter gewesen sein. Man vergleiche auch in dem nämlichen Werke die Erzählung -des Todes Sir Ewan’s, den <span class="antiqua">Balhadie Papers</span> entlehnt. Ich muß bemerken, daß der -Herausgeber der Memoiren Sir Ewan’s zwar über die Angelegenheiten der Hochlande -und über den Character der vornehmsten Häuptlinge gut unterrichtet, in Bezug auf englische -Politik und Geschichte aber sehr unwissend war. Ich will anführen, was Van Citters -unterm 26. Nov. (6. Dec.) 1689 über Lochiel an die Generalstaaten schrieb: „<span class="antiqua">Sir -Evan Cameron, Lord Locheale, een man — soo ick hoor van die hem lange -gekent en dagelyk hebben mede omgegaan, — van so groot verstant, courage, -en beleyt, als weyniges syns gelycke syn.</span>“ -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-70" id="footnote-70">[70]</a> <span class="antiqua">Act. Parl. July 5. 1661.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-71" id="footnote-71">[71]</a> Siehe Burt’s dritten und vierten Brief. In den ersten Ausgaben befindet sich -eine Abbildung von dem Marktkeuze von Inverneß und von dem Straßentheile, wo -die Kaufleute ihre Zusammenkünfte hielten. -</p> - -<p class="footnote2"> -Ich muß hier bemerken, wie sehr ich Mr. Robert Carruthers verpflichtet bin, der -so freundlich war, mir manche interessante Auskunft über Inverneß zu geben und mir -einige Auszüge aus den städtischen Acten zu liefern. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-72" id="footnote-72">[72]</a> Ich verdanke Mr. Carruthers eine Abschrift von den Forderungen der Macdonalds -und von der Antwort des Stadtraths. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-73" id="footnote-73">[73]</a> Colt’s Aussage im Anhange zu den Parlamentsacten vom 14. Juli 1690. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-74" id="footnote-74">[74]</a> Siehe die Biographie Sir Ewan Cameron’s. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-75" id="footnote-75">[75]</a> <span class="antiqua">Balcarras’s Memoirs; History of the late Revolution in Scotland.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-76" id="footnote-76">[76]</a> Unter den <span class="antiqua">Nairne Papers</span> in der Bodlejanischen Bibliothek befindet sich ein -interessantes Manuscript, betitelt: „<span class="antiqua">Journal de ce qui c’est passé en Irlande -depuis l’arrivée de sa Majesté.</span>“ Es finden sich in diesem Tagebuche englische und -französische Anmerkungen und Correcturen, die englischen von Jakob’s Hand, die französischen -von Melfort’s Hand. Die von Hamilton aufgefangenen Briefe sind darin erwähnt, -und zwar in einer Weise, welche deutlich zeigt, daß sie ächt waren; auch findet man -nirgends die geringste Andeutung, daß Jakob sie gemißbilligt hätte. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-77" id="footnote-77">[77]</a> „Der Viscount von Dundee“, schreibt Balcarras an Jakob, „dachte auch nicht -daran, ohne weitere Befehle von Ihnen nach den Hochlanden zu gehen, bis eine Truppenabtheilung -zu seiner Verhaftung ausgesandt wurde.“ -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-78" id="footnote-78">[78]</a> Siehe den an Jakob nach Irland gesandten Bericht, den er am 7. Juli 1689 -empfing. Er befindet sich unter den <span class="antiqua">Nairne Papers</span>. Ferner sehe man die Memoiren -Dundee’s, 1714, Sir Ewan Cameron’s, Balcarras’ und Mackay’s. Diese Erzählungen -stimmen jedoch weder mit einander noch mit den Mittheilungen, die ich aus -Inverneß erhielt, völlig überein. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-79" id="footnote-79">[79]</a> Memoiren Dundee’s; Tarbet an Melville von 1. Juni 1689 in den <span class="antiqua">Leven and -Melville Papers</span>. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-80" id="footnote-80">[80]</a> Erzählung in den <span class="antiqua">Nairne Papers</span>, Aussagen Colt’s, Osburne’s, Malcolm’s und -Stewart’s von Ballachan im Anhange zu den Parlamentsacten vom 14. Juli 1690; <span class="antiqua">Memoirs -of Sir Ewan Cameron</span>. Einige wenige Züge habe ich einer englischen Uebersetzung -einiger Stellen aus einem verloren gegangenen epischen Gedicht in lateinischer -Sprache, die Grameis genannt, entnommen. Der Verfasser desselben war ein eifriger -Jakobit, Namens Philipps. Die im Jahre 1714 erschienenen Memoiren Dundee’s habe -ich nur selten und nie ohne Mißtrauen benutzt. Der Herausgeber derselben war gewiß -nicht, wie er vorgiebt, einer von Dundee’s Offizieren, sondern ein einfältiger und unwissender -Scribent aus Grub Street. Seine Angaben in Betreff des Schauplatzes wie -des Datums der Schlacht von Killiecrankie sind ganz falsch. Er sagt, sie sei an den -Ufern des Tummell und am 13. Juni geschlagen worden. Aber sie wurde an den Ufern -des Garry und am 27. Juli geschlagen. Nachdem ich ein solches Beispiel von Ungenauigkeit -angeführt, würde es unnütz sein, kleinere Fehler nachzuweisen. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-81" id="footnote-81">[81]</a> Aus einem Briefe von Archibald, Earl von Argyle, an Lauderdale, datirt vom -25. Juni 1664, ist ersichtlich, daß hunderttausend schottische Mark, das heißt wenig mehr -als fünftausend Pfund Sterling, damals alle Ansprüche Mac Callum More’s an seine -Nachbarn so ziemlich befriedigt haben würden. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-82" id="footnote-82">[82]</a> <span class="antiqua">Mackay’s Memoirs</span>; Tarbet an Melville vom 1. Juni 1689 in den <span class="antiqua">Leven -and Melville Papers</span>; Dundee an Melfort vom 27. Juni in den <span class="antiqua">Nairne Papers</span>. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-83" id="footnote-83">[83]</a> Siehe Mackay’s Memoiren und seinen Brief an Hamilton vom 14. Juni 1689. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-84" id="footnote-84">[84]</a> <span class="antiqua">Memoirs of Sir Ewan Cameron.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-85" id="footnote-85">[85]</a> <span class="antiqua">Memoirs of Sir Ewan Cameron.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-86" id="footnote-86">[86]</a> <span class="antiqua">Memoirs of Sir Ewan Cameron.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-87" id="footnote-87">[87]</a> Dundee an Melfort, 27. Juni 1689. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-88" id="footnote-88">[88]</a> Siehe <span class="antiqua">Faithful Contendings Displayed</span>, namentlich die Verhandlungen vom -29. und 30. April und vom 13. und 14. Mai 1689; die Petition des Regiments an das -Parlament vom 18. Juli 1689; den Protest Sir Robert Hamilton’s vom 6. November -1689, und die ermahnende Epistel an das Regiment vom 27. März 1690. Die „Societätsleute“, -wie sie sich nannten, scheinen besonders über die Art und Weise entrüstet -gewesen zu sein, wie der Geburtstag des Königs begangen worden war. „Wir hoffen“, -schrieben sie, „daß Ihr ebenso gegen die Feier von Geburtstagen seid wie wir, und -daß Ihr bereuen werdet, was Ihr gethan habt.“ Ueber die Meinungen und den Character -Alexander Shield’s sehe man sein <span class="antiqua">Hind Let Loose</span>. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-89" id="footnote-89">[89]</a> <span class="antiqua">Siege of the Castle of Edinburgh, printed for the Bannatyne Club -London Gazette, June 10. (20.) 1689.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-90" id="footnote-90">[90]</a> <span class="antiqua">Act. Parl. Scot. June 5., 17. 1689.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-91" id="footnote-91">[91]</a> Die Instructionen findet man in den Somers’schen Schriften. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-92" id="footnote-92">[92]</a> Ueber Sir Patrick’s Ansichten siehe seinen Brief vom 7. Juni und Lockhart’s -Brief vom 11. Juli, in den <span class="antiqua">Leven and Melville Papers</span>. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-93" id="footnote-93">[93]</a> Meine Hauptmaterialien für die Geschichte dieser Session waren die Acten, die -Protokolle und die <span class="antiqua">Leven and Melville Papers</span>. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-94" id="footnote-94">[94]</a> „Athol,“ sagt Dundee verächtlich, „ist nach England gegangen, da er nicht -wußte, was er thun sollte.“ Dundee an Melfort, 27. Juni 1689. Siehe Athol’s Briefe -an Melville vom 21. Mai und 8. Juni, in den <span class="antiqua">Leven and Melville Papers</span>. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-95" id="footnote-95">[95]</a> <span class="antiqua">Memoirs of Sir Ewan Cameron.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-96" id="footnote-96">[96]</a> <span class="antiqua">Mackay’s Memoirs.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-97" id="footnote-97">[97]</a> <span class="antiqua">Mackay’s Memoirs.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-98" id="footnote-98">[98]</a> Van Odyck an den Greffier der Generalstaaten, 2. (12.) August, 1689. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-99" id="footnote-99">[99]</a> <span class="antiqua">Memoirs of Sir Ewan Cameron.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-100" id="footnote-100">[100]</a> <span class="antiqua">Balcarras’s Memoirs.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-101" id="footnote-101">[101]</a> <span class="antiqua">Mackay’s Short Relation, Aug. 17, 1689.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-102" id="footnote-102">[102]</a> <span class="antiqua">Memoirs of Sir Ewan Cameron.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-103" id="footnote-103">[103]</a> <span class="antiqua">Memoirs of Sir Ewan Cameron, Mackay’s Memoirs.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-104" id="footnote-104">[104]</a> <span class="antiqua">Douglas’s Baronage of Scotland.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-105" id="footnote-105">[105]</a> <span class="antiqua">Memoirs of Sir Ewan Cameron.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-106" id="footnote-106">[106]</a> <span class="antiqua">Memoirs of Sir Ewan Cameron.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-107" id="footnote-107">[107]</a> Ueber die Schlacht siehe Mackay’s Memoiren und Briefe und seine <span class="antiqua">Short Relation</span>; -ferner die Memoiren Dundee’s und Sir Ewan Cameron’s, Nisbet’s und Osburne’s -Aussagen im Anhange zu den Parlamentsacten vom 14. Juli 1690. Auch sehe man -den Bericht über die <a id="corr-19"></a>Schlacht in einem von Burt’s Briefen. Macpherson druckte einen -vom Tage nach der Schlacht datirten Brief von Dundee an Jakob. Ich brauche nicht -zu sagen, daß dies eine eben so schamlose Fälschung ist wie Fingal. Der Herausgeber -der Memoiren Dundee’s sagt, Lord Leven sei durch den Anblick der hochländischen Waffen -erschreckt worden und habe das Beispiel der Flucht gegeben. Dies ist eine abscheuliche -Lüge. Daß Leven sich ganz vorzüglich gut benahm, beweisen Mackay’s Memoiren, Briefe -und <span class="antiqua">Short Relation</span>. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-108" id="footnote-108">[108]</a> <span class="antiqua">Mackay’s Memoirs; Life of General Hugh Mackay by Mackay of -Bockfield.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-109" id="footnote-109">[109]</a> Brief der außerordentlichen Gesandten an den Greffier der Generalstaaten vom -2. (12.) August 1689 und ein Brief von Van Odyck, der sich in Hampton Court befand, -von dem nämlichen Datum. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-110" id="footnote-110">[110]</a> <span class="antiqua">Memoirs of Sir Ewan Cameron; Memoirs of Dundee.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-111" id="footnote-111">[111]</a> Die Tradition ist bestimmt über hundertzwanzig Jahr alt. Der Stein wurde -Burt gezeigt. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-112" id="footnote-112">[112]</a> Siehe die Geschichte, welche den Gedichten Alexander Robertson’s vorausgeschickt -ist. In dieser Geschichte heißt es von ihm, er habe sich vor der Schlacht von Killiecrankie -angeschlossen. Aus einer Zeugenaussage im Anhange zu den <span class="antiqua">Act. Parl. Scot.</span> -vom 14. Juli 1690 aber ergiebt sich, daß er erst am folgenden Tage eintraf. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-113" id="footnote-113">[113]</a> <span class="antiqua">Mackay’s Memoirs.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-114" id="footnote-114">[114]</a> <span class="antiqua">Memoirs of Sir Ewan Cameron.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-115" id="footnote-115">[115]</a> <span class="antiqua">Memoirs of Sir Ewan Cameron.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-116" id="footnote-116">[116]</a> <span class="antiqua">Memoirs of Sir Ewan Cameron.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-117" id="footnote-117">[117]</a> Siehe Portland’s Briefe an Melville vom 22. April und 15. Mai 1690 in den -<span class="antiqua">Leven and Melville Papers</span>. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-118" id="footnote-118">[118]</a> <span class="antiqua">Mackay’s Memoirs; Memoirs of Sir Ewan Cameron.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-119" id="footnote-119">[119]</a> <span class="antiqua">Exact Narrative of the Conflict at Dunkeld between the Earl of Angus’s -Regiment and the Rebels, collected from several Officiers of that -Regiment who were Actors in or Eyewitnesses of all that’s here narrated. -In Reference to those Actions</span>; Brief von Leutnant Blackader an seinen Bruder, -datirt Dunkeld, 21. August 1689; <span class="antiqua">Faithful Contendings Displayed</span>; Protokoll des -schottischen Geheimraths vom 28. August, citirt von Mr. Burton. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-120" id="footnote-120">[120]</a> Die schottischen natürlich. — Der Uebers. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-121" id="footnote-121">[121]</a> Die Geschichte Schottland’s während dieses Herbstes läßt sich am besten in den -<span class="antiqua">Leven and Melville Papers</span> studiren. -</p> - -<h2 class="chapter" id="chapter-0-2"> -<a id="page-XIV.1" class="pagenum" title="XIV.1"></a> -<span class="line1">Vierzehntes Kapitel.</span><br /> -<span class="line2">Wilhelm und Marie.</span> -</h2> - -<h3 class="toc" id="subchap-0-2-1"> -<a id="page-XIV.3" class="pagenum" title="XIV.3"></a> -Inhalt. -</h3> - -<div class="centered"> -<table class="toc" summary="TOC"> -<tbody> - <tr> - <td class="col1"> </td> - <td class="col_page">Seite</td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Zwistigkeiten im englischen Parlament</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.5">5</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Russell’s Todesurtheil umgestoßen</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.5">5</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Umstoßung anderer Verurtheilungen</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.7">7</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Das Erkenntniß gegen Samuel Johnson</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.7">7</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Das Erkenntniß gegen Devonshire</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.8">8</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Das Erkenntniß gegen Oates</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.8">8</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Rechtsbill</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.14">14</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Streitigkeiten wegen einer Indemnitätsbill</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.16">16</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Die letzten Tage Jeffreys’</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.18">18</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Die Whigs unzufrieden mit dem Könige</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.21">21</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Maßlose Heftigkeit Howe’s</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.22">22</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Angriff gegen Caermarthen</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.22">22</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Angriff auf Halifax</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.23">23</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Vorbereitungen zu einem Feldzuge in Irland</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.26">26</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Schomberg</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.27">27</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Unterbrechung der Parlamentssitzungen</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.28">28</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Zustand Irland’s — Rath Avaux’</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.28">28</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Entlassung Melfort’s</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.32">32</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Schomberg landet in Ulster</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.32">32</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Carrickfergus genommen</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.32">32</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Schomberg rückt weiter nach Leinster</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.33">33</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Die englische und die irische Armee campiren nahe bei einander</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.33">33</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Schomberg lehnt eine Schlacht ab</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.34">34</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Betrügereien des englischen Kriegscommissariats</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.34">34</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Verschwörung unter den in englischen Diensten stehenden französischen Truppen</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.36">36</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Pestilenz in der englischen Armee</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.36">36</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Die englische und die irische Armee beziehen ihre Winterquartiere</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.38">38</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Verschiedene Meinungen über Schomberg’s Verfahren</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.39">39</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Marineangelegenheiten</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.40">40</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Torrington’s schlechte Verwaltung</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.41">41</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Die festländischen Angelegenheiten</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.42">42</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Gefecht bei Walcourt</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.43">43</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Anschuldigungen gegen Marlborough</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.44">44</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Alexander VIII. folgt Innocenz XI. auf dem päpstlichen Stuhle</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.45">45</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Der Klerus der Hochkirche über die Angelegenheit der Eide gespalten</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.45">45</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Argumente für Leistung der Eide</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.46">46</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Argumente gegen die Eidesleistung</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.48">48</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Die große Mehrheit des Klerus leistet die Eide</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.52">52</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1"><a id="page-XIV.4" class="pagenum" title="XIV.4"></a>Die Eidverweigerer</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.53">53</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Ken</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.54">54</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Leslie</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.55">55</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Sherlock</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.56">56</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Hickes</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.57">57</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Collier</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.58">58</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Dodwell</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.59">59</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Kettlewell. Fitzwilliam</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.60">60</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Allgemeiner Character des eidverweigernden Klerus</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.61">61</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Der Comprehensionsplan. Tillotson</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.64">64</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Eine kirchliche Commission ernannt</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.65">65</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Maßregeln der Commission</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.66">66</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Die Convocation der Provinz Canterbury einberufen. Stimmung des Klerus</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.70">70</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Die Geistlichkeit unzufrieden mit dem König</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.70">70</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Der Klerus durch das Verhalten der schottischen Presbyterianer gegen die Dissenters erbittert</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.72">72</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Einrichtung der Convocation</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.74">74</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Wahl der Convocationsmitglieder</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.75">75</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Verleihung geistlicher Aemter</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.75">75</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Compton ist unzufrieden</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.76">76</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Zusammentritt der Convocation</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.77">77</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Die Hochkirchlichen im Unterhause der Convocation überwiegend</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.78">78</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Meinungsverschiedenheit zwischen den beiden Häusern der Convocation</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.79">79</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Das Unterhaus der Convocation erweist sich als unlenksam</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.80">80</a></td> - </tr> - <tr> - <td class="col1">Die Convocation prorogirt</td> - <td class="col_page"><a href="#page-XIV.81">81</a></td> - </tr> -</tbody> -</table> -</div> - -<p class="pbb"> -<a id="page-XIV.5" class="pagenum" title="XIV.5"></a> - -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-2"> -Zwistigkeiten im englischen Parlament. -</h3> - -<p class="noindent"> -Vierundzwanzig -Stunden vor dem Augenblicke, wo der Krieg in Schottland durch die -Niederlage der celtischen Armee bei Dunkeld beendigt wurde, ging das -Parlament zu Westminster auseinander. Die beiden Häuser waren seit -dem Monat Januar ununterbrochen versammelt gewesen. Die in einen -engen Raum eingepferchten Gemeinen hatten viel von der Hitze und Unbehaglichkeit -zu leiden gehabt und die Gesundheit manches Mitgliedes war -erschüttert worden. Das Ergebniß stand jedoch in keinem Verhältniß zu -der gehabten Arbeit. Die letzten drei Monate der Session waren fast -ganz mit Streitereien vergeudet worden, welche im Gesetzbuche keine Spur -zurückgelassen haben. Das Fortschreiten heilsamer Gesetze war durch Häkeleien -bald zwischen den Whigs und Tories, bald zwischen den Lords und -den Gemeinen gehemmt worden. -</p> - -<p> -Die Revolution war kaum vollbracht, so zeigte es sich auch schon, -daß die Freunde der Ausschließungsbill ihre Leiden während des Uebergewichts -ihrer Feinde nicht vergessen hatten und daß sie sowohl Genugthuung -erlangen als Rache üben wollten. Schon vor der Wiederbesetzung -des Thrones ernannten die Lords einen Ausschuß, um zu untersuchen, -was an den grauenvollen Geschichten, welche über den Tod Essex’ circulirten, -Wahres sei. Der aus eifrigen Whigs bestehende Ausschuß setzte -seine Untersuchungen so lange fort, bis alle vernünftigen Männer die -Ueberzeugung gewonnen hatten, daß er durch seine eigne Hand gefallen -war, und bis seine Gattin, seine Brüder und seine intimsten Freunde -die Nachforschungen nicht weitergeführt zu sehen wünschten.<a class="fnote" href="#footnote-1_122" id="fnote-1_122">[1]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-3"> -Russell’s Todesurtheil umgestoßen. -</h3> - -<p class="noindent"> -Das Gedächtniß und -die Familien, einiger anderer Opfer, welche dem Bereiche menschlicher -Macht entrückt waren, wurden ebenfalls, ohne Opposition von Seiten der -Tories, rehabilitirt. Bald nachdem die Convention in ein Parlament -verwandelt worden war, wurde den Peers eine Bill zur Umstoßung des -Todesurtheils Lord Russell’s vorgelegt, rasch von ihnen angenommen, in’s -Unterhaus geschickt und hier mit ungewöhnlichen Zeichen von Bewegung -begrüßt. Viele von den Mitgliedern hatten mit Russel in dieser Kammer -gesessen. Er hatte darin lange einen Einfluß ausgeübt, ähnlich dem, -welchen der wackere und menschenfreundliche Althorpe, dessen sich Leute -dieser Generation noch erinnerten, einst ausübte, einen Einfluß, der seinen -Grund nicht in überlegener Gewandtheit in der Debatte oder im Vortrage, -<a id="page-XIV.6" class="pagenum" title="XIV.6"></a> -sondern in einer makellosen Rechtschaffenheit, in einem schlichten gesunden -Verstande und in jener Freimüthigkeit, Einfachheit und Gutherzigkeit -hatte, welche bei einem durch Geburt und Vermögen hoch über seinen -Nebenmenschen stehenden Manne ganz besonders einnehmend und gewinnend -sind. Die Whigs hatten in Russell ein Oberhaupt verehrt und seine -politischen Gegner hatten zugegeben, daß er, wenn er nicht durch minder -achtungswerthe und schlauere Genossen als er irregeleitet würde, ein so -braver und gutherziger Gentleman sei wie irgend einer in England. Die -männliche Festlichkeit und christliche Ergebung, womit er in den Tod gegangen -war, die Trauer seines edlen Hauses, der Schmerz seines der -Stütze beraubten Vaters, die vernichtete Zukunft seiner verwaisten Kinder,<a class="fnote" href="#footnote-2_123" id="fnote-2_123">[2]</a> -und vor Allem der Verein von weiblicher Zärtlichkeit und engelgleicher -Geduld in der Frau, die dem wackeren Dulder das Theuerste gewesen -war, die vor den Schranken des Gerichts mit der Feder in der Hand an -seiner Seite gesessen, die düstre Einsamkeit seines Kerkers erheitert und -an seinem letzten Tage die Denkwürdigkeit des großen Opfers mit ihm -getheilt, hatten die Herzen vieler gerührt, welche sonst nicht gewohnt -waren, einen Gegner zu bemitleiden. Daß Russell viele gute Eigenschaften -besessen, daß er den besten Willen gehabt hatte und daß man hart -gegen ihn verfahren war, wurde jetzt selbst von höfischen Juristen, welche -sein Blut hatten vergießen helfen, und von höfischen Theologen zugegeben, -welche ihr Möglichstes gethan hatten, um seinen Ruf zu verunglimpfen. -Als daher das Pergament, welches sein Todesurtheil annullirte, auf den -Tisch der Versammlung gelegt wurde, in der noch vor acht Jahren seine -Züge und seine Stimme so wohl bekannt gewesen, war die Aufregung -groß. Ein bejahrtes whiggistisches Mitglied versuchte zu sprechen, wurde -aber von seinen Gefühlen überwältigt. „Ich kann,“ sagte er, „den Namen -Mylord Russell’s nicht aussprechen, ohne tief ergriffen zu werden. -Es genügt ihn zu nennen. Mehr vermag ich nicht zu sagen.“ Viele -Blicke richteten sich nach der Gegend des Saales, wo Finch saß. Die -höchst ehrenwerthe Art und Weise, wie er ein einträgliches Amt niedergelegt, -sobald er sich überzeugt hatte, daß er es nicht behalten konnte, ohne -das Dispensationsrecht zu unterstützen, und die bedeutende Rolle, die er -bei der Vertheidigung der Bischöfe gespielt, hatten viel dazu beigetragen, -seine Fehler wieder gut zu machen. Doch an diesem Tage konnte man -sich der Erinnerung nicht erwehren, daß er eifrig bemüht gewesen war -als Kronanwalt das Urtheil auszuwirken, das jetzt feierlich widerrufen -werden sollte. Er erhob sich und versuchte sein Verfahren zu rechtfertigen, -aber weder sein juristischer Scharfsinn, noch der fließende und wohlklingende -Vortrag, der eine erbliche Gabe in seiner Familie war und dessen -sich kein Mitglied seiner Familie in reicherem Maße erfreute als er, halfen -<a id="page-XIV.7" class="pagenum" title="XIV.7"></a> -ihm bei dieser Gelegenheit etwas. Das Haus war nicht in der Stimmung -ihn anzuhören und unterbrach ihn mehrmals mit dem Rufe „zur Ordnung.“ -Er sei, sagte man ihm, mit großer Nachsicht behandelt und nicht -in Anklagestand versetzt worden. Warum versuche er jetzt, unter dem Vorwande, -sich zu rechtfertigen, entehrende Beschuldigungen auf einen berühmten -Namen zu werfen und einen Justizmord zu entschuldigen? Er -mußte sich wieder setzen, nachdem er erklärt hatte, daß er sich nur von -der Anschuldigung habe reinigen wollen, die Grenzen seiner Amtspflicht -überschritten zu haben, daß er jede Absicht, das Gedächtniß Lord Russell’s -zu verunglimpfen, zurückweise, und daß ihn die Umstoßung des Urtels -aufrichtig freuen werde. Ehe das Haus auseinanderging, wurde die Bill -noch einmal verlesen, und sie würde auf der Stelle zum dritten Male -verlesen und angenommen worden sein, wären nicht einige Zusätze und -Auslassungen vorgeschlagen worden, von denen man glaubte, daß sie die -Genugthuung vollständiger machen würden. Die Amendements wurden -mit großer Eil entworfen, die Lords stimmten denselben bei, und der -König gab mit Freuden seine Genehmigung.<a class="fnote" href="#footnote-3_124" id="fnote-3_124">[3]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-4"> -Umstoßung anderer Verurtheilungen. -</h3> - -<p class="noindent"> -Dieser Bill folgten -bald drei andere, welche drei abscheuliche und empörende Todesurtheile -annullirten: das Todesurtheil Sidney’s, das Todesurtheil Cornish’s und -das Todesurtheil der Alice Lisle.<a class="fnote" href="#footnote-4_125" id="fnote-4_125">[4]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-5"> -Das Erkenntniß gegen Samuel Johnson. -</h3> - -<p class="noindent"> -Einige noch -lebende Whigs erlangten ohne Mühe Genugthuung für Unbilden, die sie -unter der vorigen Regierung erlitten hatten. So wurde das Erkenntniß -gegen Samuel Johnson von den Gemeinen in Erwägung gezogen. Die -Resolution lautete dahin, daß die ihm zuerkannte körperliche Züchtigung -grausam sei und daß seine Degradation keine Rechtskraft habe. Der letztere -Punkt konnte nicht bestritten werden, denn Johnson war durch die Prälaten -degradirt worden, welche die Diöcese London während Compton’s Suspension -verwaltet hatten. Compton aber war durch ein Decret der Hohen -Commission suspendirt worden, und die Decrete der Hohen Commission -wurden allgemein als ungültig anerkannt. Johnson war daher seines -Priesterrocks durch Personen beraubt worden, welche keine Jurisdiction -über ihn hatten. Die Gemeinen ersuchten den König, daß er den Dulder -durch ein geistliches Amt entschädigen möchte.<a class="fnote" href="#footnote-5_126" id="fnote-5_126">[5]</a> Wilhelm überzeugte -sich jedoch, daß er diesem Gesuche ohne große Inconvenienz nicht willfahren -könne. Denn Johnson war, obgleich muthig, rechtschaffen und -religiös, doch stets heftig, widersetzlich und streitsüchtig gewesen, und seitdem -er um seiner Meinungen willen Qualen erduldet hatte, welche schrecklicher -waren als der Tod, hatten sich die Schwächen seines Characters und -seines Verstandes dergestalt verschlimmert, daß er den Niederkirchlichen -eben so unangenehm war als den Hochkirchlichen. Gleich vielen anderen -Menschen, welche durch Vergnügen, Gewinn oder Gefahr nicht vorn Pfade -des Rechts abgebracht werden können, hielt er die Regungen seines Stolzes -<a id="page-XIV.8" class="pagenum" title="XIV.8"></a> -und seines Hasses irrig für die Mahnungen des Gewissens und betrog sich -in den Glauben hinein, daß er, indem er Freunden wie Feinden ohne -Unterschied mit Anmaßung und Bitterkeit begegnete, nur seinen christlichen -Glauben und Muth beweise. Burnet machte ihn sich zum Todfeinde, weil -er ihn zur Geduld und zum Vergeben von Ungerechtigkeiten ermahnte. -„Sagt Sr. Lordschaft,“ antwortete der unbeugsame Priester, „er möge -sich um seine Angelegenheiten kümmern und mich für die meinigen selbst -sorgen lassen.<a class="fnote" href="#footnote-6_127" id="fnote-6_127">[6]</a>“ Man begann bald zu munkeln, daß Johnson den Verstand -verloren habe. Er beschuldigte Burnet der Urheberschaft dieses Gerüchts -und rächte sich durch Schmähschriften, deren maßlose Heftigkeit die -Behauptung, die sie widerlegen sollten, nur bestätigten. Der König hielt -es daher für besser, aus seiner Privatchatulle eine freigebige Entschädigung -für das Unrecht zu bewilligen, von dem die Gemeinen ihn in Kenntniß -gesetzt hatten, als einem überspannten und reizbaren Manne eine angesehene -des öffentlichen Vertrauens bedürfende Stellung zu übertragen. Johnson erhielt -ein Geschenk von tausend Pfund und eine jährliche Pension von dreihundert -Pfund für sich und seinen nächsten Leibeserben. Sein Sohn -wurde überdies im Dienste angestellt.<a class="fnote" href="#footnote-7_128" id="fnote-7_128">[7]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-6"> -Das Erkenntniß gegen Devonshire. -</h3> - -<p class="noindent"> -Während die Gemeinen -das Urtheil Johnson’s in Erwägung zogen, untersuchten die Lords -mit Strenge das Prozeßverfahren, welches unter der vorigen Regierung -gegen ein Mitglied ihres eignen Standes, den Earl von Devonshire, eingeleitet -worden war. Die Richter, welche über ihn abgeurtheilt hatten, -wurden umständlich ausgefragt und eine Resolution angenommen, welche -erklärte, daß in seinem Falle die Vorrechte der Pairie verletzt und daß -der Gerichtshof der Kings Bench, indem er einen übereilten Schlag mit -einer Geldbuße von dreißigtausend Pfund bestraft, der gemeinen Justiz -und der großen Charte Gewalt angethan habe.<a class="fnote" href="#footnote-8_129" id="fnote-8_129">[8]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-7"> -Das Erkenntniß gegen Oates. -</h3> - -<p class="noindent"> -In den vorerwähnten Fällen -scheinen alle Parteien in der Ansicht übereingestimmt zu haben, daß eine -öffentliche Genugthuung angemessen sei. Bald aber wurden die heftigsten -Leidenschaften der Whigs wie der Tories durch die geräuschvollen Ansprüche -eines Schurken erregt, dessen Leiden, so hart sie auch scheinen mochten, -im Vergleich mit seinen Verbrechen unbedeutend gewesen waren. Oates -war zurückgekommen, wie ein Geist von der Richtstätte, um die Orte -heimzusuchen, die er durch seine Verbrechen befleckt hatte. Die ersten -vierthalb Jahre nach seiner Züchtigung hatte er in einer Zelle von Newgate -zugebracht, die er nur verlassen, wenn er an den Jahrestagen seiner -Meineide an den Pranger gestellt wurde. Viele Fanatiker sahen jedoch -immer noch einen Märtyrer in ihm, und man sagte sie hätten seine Kerkermeister -in so weit zu bestechen vermocht, daß seine Leiden, trotz der bestimmtesten -Befehle von Seiten der Regierung, durch manche Begünstigungen -gemildert worden seien. Während andere Gefangene, welche im Vergleich -zu ihm unschuldig waren, bei der Gefängnißkost abmagerten, wurde sein -<a id="page-XIV.9" class="pagenum" title="XIV.9"></a> -Tisch mit Truthühnern und Lendenbraten, mit Kapaunen und Spanferkeln, -mit Wildpasteten und Körben Claret, den Spenden eifriger Protestanten -besetzt.<a class="fnote" href="#footnote-9_130" id="fnote-9_130">[9]</a> Als Jakob von Whitehall geflüchtet und London in Bestürzung -war, wurde in dem Rathe der Lords, welche die Leitung der Geschäfte -provisorisch übernommen hatten, die Freilassung des Oates beantragt. -Der Antrag wurde verworfen,<a class="fnote" href="#footnote-10_131" id="fnote-10_131">[10]</a> aber die Kerkermeister, welche nicht -wußten, wem sie in dieser Zeit der Anarchie gehorchen sollten und die es -mit einem Manne nicht verderben wollten, der einst ein furchtbarer Feind -gewesen war und es vielleicht wieder werden konnte, erlaubten ihrem Gefangenen, -frei in der Stadt umherzugehen.<a class="fnote" href="#footnote-11_132" id="fnote-11_132">[11]</a> Seine mißgestalteten -Beine und sein häßliches Gesicht, das durch den Verlust der abgeschnittenen -Ohren noch mehr entstellt worden, waren jetzt wieder täglich in -Westminsterhall und im Court of Requests zu sehen.<a class="fnote" href="#footnote-12_133" id="fnote-12_133">[12]</a> Er hing sich an seine -alten Gönner und gab ihnen in der schleppenden Sprache, die er als ein -Zeichen von Vornehmheit affectirte, die Geschichte seiner Leiden und seiner -Hoffnungen. Es sei unmöglich, sagte er, daß jetzt, wo die gute Sache -gesiegt habe, der Entdecker des Complots übergangen werden könne. „Karl -gab mir neunhundert Pfund jährlich. Gewiß, Wilhelm wird mir mehr -geben.“<a class="fnote" href="#footnote-13_134" id="fnote-13_134">[13]</a> -</p> - -<p> -In wenigen Wochen brachte er sein Erkenntniß durch eine Nichtigkeitsbeschwerde -in das Haus der Lords. Dies ist ein Appellationsact, -welcher keine Thatbestandsfrage zur Erörterung bringt. Während die Lords -über die Nichtigkeitsbeschwerde zu Gericht saßen, waren sie nicht berechtigt -zu untersuchen, ob das Verdict, welches Oates für schuldig erklärte, den -Beweisen entsprach oder nicht. Sie hatten nur zu erwägen, ob das Erkenntniß, -angenommen auch, daß das Verdict den Beweisen entsprach, -gesetzmäßig war. Aber es würde selbst einem aus altgedienten Magistratsbeamten -bestehenden Tribunal schwer geworden sein, und war einer Versammlung -von Edelleuten, die sich alle stark zu dieser oder jener Seite hinneigten -und unter denen sich damals nicht ein einziger befand, dessen Geist -durch das Studium der Jurisprudenz gebildet gewesen wäre, fast unmöglich, -unverwandt auf den bloßen Rechtspunkt zu blicken und von den speciellen -Umständen des Falles gänzlich zu abstrahiren. In den Augen einer Partei, -die allerdings selbst unter den whiggistischen Peers wahrscheinlich eine -Minorität bildete, war der Appellant ein Mann, der der Sache der -Freiheit und der Religion unschätzbare Dienste geleistet und der dafür mit -einer langjährigen Haft, mit entehrender Ausstellung und mit einer Tortur -belohnt worden war, an die man nicht ohne Schaudern zurückdenken -<a id="page-XIV.10" class="pagenum" title="XIV.10"></a> -konnte. Die Majorität des Hauses betrachtete ihn jedoch richtiger als das -falscheste, böswilligste und schamloseste Geschöpf, das je den Namen Mensch -geschändet hatte. Bei dem Anblicke dieser frechen Stirn, bei dem Tone -dieser lügnerischen Zunge verloren sie alle Selbstbeherrschung. Viele von -ihnen erinnerten sich ohne Zweifel mit Beschämung und Reue, daß sie -sich von ihm hatten täuschen lassen und daß er sie noch das letzte Mal -wo er vor ihnen stand, durch einen Meineid bewogen hatte, das Blut -eines Mitglieds ihres eigenen hohen Standes zu vergießen. Es ließ sich -nicht erwarten, daß eine von solchen Gefühlen beseelte Versammlung von -Gentlemen mit der kalten Unparteilichkeit eines Gerichtshofes verfahren -werde. Ehe sie zu einer Entscheidung der Rechtsfrage kamen, welche Titus -ihnen vorgelegt hatte, hingen sie ihm eine Reihe von Prozessen an. -Er hatte eine Schrift drucken lassen, die seine Verdienste und seine Leiden -verherrlichte. Die Lords fanden einen Vorwand, um diese Publikation -eine Privilegiumsverletzung zu nennen und schickten ihn in das Marschallgefängniß. -Er petitionirte um seine Freilassung, aber es wurde gegen sein -Gesuch ein Einwurf geltend gemacht. Er hatte sich als Doctor der Theologie -gerirt, und ihre Lordschaften wollten ihn als solchen nicht anerkennen. -Er wurde vor ihre Schranken geführt und gefragt, wo er graduirt worden -sei. Seine Antwort lautete: „Auf der Universität Salamanca.“ Dies -war ein neues Beispiel von seiner Lügenhaftigkeit und Frechheit. Sein -Salamanca-Doctortitel war viele Jahre lang ein Lieblingsthema für alle -toryistischen Satyriker von Dryden abwärts, und selbst auf dem Festlande -wurde der „Salamancadoctor“ ein allgemein gebräuchlicher Spottname.<a class="fnote" href="#footnote-14_135" id="fnote-14_135">[14]</a> -Die Lords vergaßen in ihrem Hasse gegen Oates die Würde ihres Standes -so weit, daß sie diese lächerliche Geschichte ernsthaft behandelten. -Sie befahlen ihm, die Worte „Doctor der Theologie“ in seiner Petition -zu streichen, er entgegnete darauf, daß er dies mit gutem Gewissen nicht -thun könne, und in Folge dessen wurde er ins Gefängniß zurückgeschickt.<a class="fnote" href="#footnote-15_136" id="fnote-15_136">[15]</a> -</p> - -<p> -Diese Präliminarien ließen unschwer errathen, welches Schicksal die -Nichtigkeitsbeschwerde haben würde. Oates’ Vertheidiger war gehört -worden, und es trat kein Advokat gegen ihn auf. Die Richter wurden -aufgefordert, ihre Meinung abzugeben. Es waren neun von ihnen anwesend -und unter diesen neun befanden sich die Präsidenten der drei Gerichtshöfe -des gemeinen Rechts. Der einstimmige Ausspruch dieser erfahrenen, -gelehrten und rechtschaffenen Magistratspersonen lautete dahin, -daß der Gerichtshof der Kings Bench nicht befugt sei, einen Priester -seines heiligen Amtes zu entsetzen oder auf lebenslängliche Haft zu erkennen -und daß daher das Urtheil gegen Oates gesetzwidrig sei und umgestoßen -werden müsse. Die Lords hätten sich unzweifelhaft durch diesen Ausspruch -für gebunden erachten sollen. Daß sie Oates als den schlechtesten Menschen -von der Welt kannten, that nichts zur Sache. Für sie, in ihrer -Eigenschaft als Gerichtshof, mußte er ein Apellant sein wie jeder andre. -Aber ihr Unwille war heftig erregt und ihre Gewohnheiten waren nicht -von der Art, um sie zur Erfüllung richterlicher Pflichten tauglich zu -machen. Die Debatte drehte sich fast ausschließlich um Dinge, welche gar -<a id="page-XIV.11" class="pagenum" title="XIV.11"></a> -nicht hatten erwähnt werden sollen. Nicht ein einziger Peer hatte den -Muth zu behaupten, daß das Urtheil rechtskräftig sei; dagegen wurde viel -von dem abscheulichen Character des Apellanten, von der frechen Beschuldigung, -die er gegen Katharine von Braganza erhoben, und von den -schlimmen Consequenzen gesprochen, welche daraus hervorgehen müßten, -wenn ein so schlechter Mensch als Zeuge auftreten dürfe. „Es giebt nur -eine Bedingung,“ sagte der Lordpräsident, „unter der ich mich dazu verstehen -kann, das Urtel dieses Menschen umzustoßen. Er ist von Aldgate -nach Tyburn gepeitscht worden: er muß von Tyburn nach Aldgate zurück -gepeitscht werden.“ Die Fragen wurden gestellt. Zwanzig Peers stimmten -für Umstoßung des Urtels, fünfunddreißig für Bestätigung desselben.<a class="fnote" href="#footnote-16_137" id="fnote-16_137">[16]</a> -</p> - -<p> -Diese Entscheidung machte großes Aufsehen, und nicht ohne Grund. -Jetzt wurde eine Frage erhoben, welche mit Recht die Besorgniß Jedermann’s -im ganzen Königreiche erwecken mußte. Die Frage war die, ob -es dem höchsten Tribunale, dem Tribunale, von welchem in letzter Instanz -die werthvollsten Interessen jedes englischen Unterthanen abhingen, -freistehe, Rechtsfragen nach anderen als Rechtsgründen zu entscheiden und -einem Rechtsuchenden wegen der Verderbtheit seines moralischen Characters -sein anerkanntes gesetzliches Recht vorzuenthalten. Daß dem höchsten Appellhofe -nicht gestattet sein dürfe, unter den Formen einer ordentlichen Justiz -eine willkürliche Gewalt auszuüben, das fühlten die talentvollsten Männer -im Hause der Gemeinen tief, und Niemand tiefer als Somers. Ihm und -Denen, welche wie er argumentirten, stimmten in diesem Falle eine Menge -schwacher und hitzköpfiger Zeloten bei, welche Oates noch immer als einen -Volkswohlthäter betrachteten und glaubten, die Existenz des papistischen -Complots in Zweifel ziehen heiße eben so viel als die Wahrheit der protestantischen -Religion in Zweifel ziehen. Noch denselben Morgen, nachdem -die Peers ihre Entscheidung abgegeben hatten, hörte man im Hause der -Gemeinen sehr nachdrückliche Aeußerungen über die Gerechtigkeit Ihrer -Lordschaften. Drei Tage darauf wurde der Gegenstand durch ein whiggistisches -Mitglied des Geheimrath, Sir Robert Howard, Abgeordneter -für Castle Rising, zur Sprache gebracht. Er gehörte der Berkshirelinie -seiner vornehmen Familie an, einer Linie, die sich damals der nicht beneidenswerthen -Auszeichnung erfreute, ungemein fruchtbar an schlechten -Versmachern zu sein. Die Poesie der Howards von Berkshire war der -Spott dreier Generationen von Satyrikern. Der Spaß begann mit der -ersten Aufführung der „Rehearsal“ und dauerte bis zur letzten Ausgabe -der „Dunciade“.<a class="fnote" href="#footnote-17_138" id="fnote-17_138">[17]</a> Aber trotz seiner schlechten Verse und einiger Schwächen -und Eitelkeiten, wegen denen er unter dem Namen Sir Positive -Atall auf die Bühne gebracht wurde, besaß Sir Robert im Parlamente -das Gewicht, das ein standhafter Parteimann von großem Vermögen, angesehenem -Namen, gewandtem Vortrage und entschlossenem Geiste fast -<a id="page-XIV.12" class="pagenum" title="XIV.12"></a> -immer besitzt.<a class="fnote" href="#footnote-18_139" id="fnote-18_139">[18]</a> Als er sich erhob, um die Aufmerksamkeit der Gemeinen -für den Rechtsfall Oates’ in Anspruch zu nehmen, begrüßten ihn einige -Tories, die von den nämlichen Leidenschaften beseelt waren, welche in dem -andren Hause vorherrschend gewesen, mit lautem Zischen. Trotz dieser -höchst unparlamentarischen Beleidigung beharrte er in seinem Vorhaben, -und es zeigte sich bald, daß er die Majorität für sich hatte. Einige Redner -priesen Oates’ Patriotismus und Muth, andere sprachen ausführlich -über ein umlaufendes Gerücht, daß die Anwälte, deren sich die Krone -gegen ihn bedient, bedeutende Summen Geldes unter die Geschwornen vertheilt -hätten. Dies waren jedoch Dinge, in Bezug auf welche große Meinungsverschiedenheit -herrschte. Daß aber das Erkenntniß ungesetzlich war, -ließ sich nicht bestreiten. Die ausgezeichnetsten Juristen im Hause der Gemeinen -erklärten, daß sie in diesem Punkte mit dem Ausspruche, den die -Richter im Hause der Lords abgegeben, vollkommen übereinstimmten. Die, -welche gezischt hatten, als der Gegenstand zur Sprache gebracht wurde, -waren so wirksam eingeschüchtert, daß sie nicht auf Abstimmung anzufragen -wagten, und eine das Urtel annullirende Bill wurde ohne Opposition -eingebracht.<a class="fnote" href="#footnote-19_140" id="fnote-19_140">[19]</a> -</p> - -<p> -Die Lords befanden sich in einer kritischen Lage. Den Ausspruch zu -widerrufen, wäre unangenehm gewesen, und sich in einen Streit mit dem -Unterhause über einen Gegenstand einzulassen, bezüglich dessen dieses Haus -klar im Rechte war und zu gleicher Zeit durch die Ansichten der Rechtskundigen -wie durch die Leidenschaften des Pöbels unterstützt wurde, konnte -gefährlich werden. Man hielt es daher für passend, einen Mittelweg -einzuschlagen. Es wurde eine Adresse an den König gerichtet, die ihn ersuchte, -Oates zu begnadigen.<a class="fnote" href="#footnote-20_141" id="fnote-20_141">[20]</a> Diese Concession aber machte das -Uebel nur schlimmer. Titus hatte, wie jeder andre Mensch, Anspruch -auf Gerechtigkeit, aber er war kein geeigneter Gegenstand für Gnade. -War das gegen ihn gefällte Urtel gesetzwidrig, so mußte es umgestoßen -werden; war es gesetzmäßig, so war kein Grund vorhanden, es irgendwie -zu mildern. Die Gemeinen blieben geziemenderweise fest, nahmen ihre Bill -an und schickten sie den Lords zu. Der einzige Theil dieser Bill, der -einen Einwurf zuließ, war der Eingang, worin nicht allein behauptet war, -daß das Urtel gesetzwidrig sei, eine Behauptung, die sich bei Einsicht der -Acten als richtig ergab, sondern auch daß das Verdict durch Bestechung -corrumpirt sei, eine Behauptung, die, mochte sie nun wahr oder falsch -sein, durch gar nichts bewiesen war. -</p> - -<p> -Die Lords waren in großer Verlegenheit. Sie wußten, daß sie Unrecht -hatten, waren aber gleichwohl entschlossen, es in ihrer legislativen -Eigenschaft nicht auszusprechen, daß sie sich in ihrer richterlichen Eigenschaft -einer Ungerechtigkeit schuldig gemacht hätten. Sie versuchten abermals -einen Mittelweg. Der Eingang wurde gemildert, eine Klausel hinzugesetzt, -welche bestimmte, daß Oates auch fernerhin zur Zeugenschrift unfähig bleiben -solle, und die so abgeänderte Bill den Gemeinen wieder zugesandt. -</p> - -<p> -Die Gemeinen waren nicht befriedigt. Sie verwarfen die Amendements -<a id="page-XIV.13" class="pagenum" title="XIV.13"></a> -und verlangten eine freie Conferenz. Zwei ausgezeichnete Tories, -Rochester und Nottingham, nahmen als Wortführer der Lords im „gemalten -Zimmer“ ihre Sitze ein. Ihnen zur Seite stand Burnet, dessen wohlbekannter -Haß gegen den Papismus dem was er bei einer solchen Gelegenheit -sagen mochte, großes Gewicht zu geben verhieß. Somers war der -Hauptsprecher auf der andren Seite, und seiner Feder verdanken wir -einen ungemein klaren und interessanten Auszug aus der Debatte. -</p> - -<p> -Die Lords gestanden offen zu, daß das Erkenntniß des Gerichtshofes -der Kings Bench sich nicht vertheidigen lasse. Sie wüßten, daß es gesetzwidrig -sei und hätten dies auch gewußt, als sie es bestätigten. Aber sie -hätten die beste Absicht dabei gehabt. Sie beschuldigten Oates, eine schamlos -falsche Anklage gegen die Königin Katharine erhoben zu haben, erwähnten -noch andere Beispiele von seiner Schlechtigkeit und fragten ob -ein solcher Mensch noch befugt sein dürfe, vor einem Gerichtshofe Zeugniß -abzulegen. Die einzige Entschuldigung, welche ihrer Ansicht nach zu seinen -Gunsten angeführt werden könne, sei die, daß er den Verstand verloren -habe, und die unerhörte Frechheit und Albernheit seines Benehmens, als -er das letzte Mal vor ihnen gestanden, scheine in der That die Annahme -zu rechtfertigen, daß er geisteskrank sei und daß man ihm das Leben Anderer -nicht anvertrauen könne. Die Lords könnten sich daher nicht durch -ausdrückliche Zurücknahme dessen was sie gethan erniedrigen und eben so -wenig sich entschließen, das Verdict auf keinen andren Beweis hin als -ein allgemeines Gerücht, für corrumpirt zu erklären. -</p> - -<p> -Die Replik war vollkommen siegreich. „Oates bildet jetzt den kleinsten -Theil der Frage. Eure Lordschaften sagen, er habe die Königin Wittwe -und andere unschuldige Personen fälschlich angeklagt. Zugegeben. Diese -Bill gewährt ihm keine Amnestie. Wir sind ganz dafür, daß er, wenn -er schuldig ist, bestraft werden muß. Aber wir verlangen in seinem -wie im Interesse aller Engländer, daß die Strafe durch das Gesetz und -nicht durch die Willkür eines Tribunals bestimmt werde. Wir verlangen, -daß, wenn Eure Lordschaften eine Appellation vorliegt, Sie den bekannten -Gebräuchen und Gesetzen des Reichs gemäß Ihr Urtheil darüber abgeben. -Wir leugnen, daß Sie in einem solchen Falle das mindeste Recht haben, -auf den moralischen Character eines Klägers oder auf die politischen Folgen -einer Entscheidung Rücksicht zu nehmen. Sie gestehen selbst zu, daß -Sie lediglich deshalb, weil Sie eine nachtheilige Meinung von diesem Manne -hatten, ein Erkenntniß bestätigten, von dem Sie wußten, daß es gesetzwidrig -war. Gegen diese Anmaßung willkürlicher Gewalt protestiren die Gemeinen, -und sie hoffen, daß Sie jetzt widerrufen werden, was Sie als -einen Irrthum erkennen müssen. Eure Lordschaften sprechen die Vermuthung -aus, daß Oates wahnsinnig sei. Wahnsinn kann jedoch ein sehr -triftiger Grund sein, um einen Menschen gar nicht zu bestrafen. Wie -aber der Wahnsinn ein Grund sein kann, um eine Strafe über ihn zu -verhängen, die selbst wenn er gesund wäre, ungesetzlich sein würde, das -begreifen die Gemeinen nicht. Eure Lordschaften meinen ferner, daß Sie -es nicht verantworten könnten, ein Verdict corrumpirt zu nennen, von -dem dies nicht juristisch bewiesen sei. Erlauben Sie uns, Sie daran zu -erinnern, daß Sie zwei verschiedene Funktionen haben. Sie sind Richter -und Sie sind Gesetzgeber. Wenn Sie richten, so ist es Ihre Pflicht, Sich -streng an das Gesetz zu halten. Wenn Sie Gesetze geben, kann es zweckmäßig -sein, auf allgemeine Gerüchte Rücksicht zu nehmen. Sie kehren -<a id="page-XIV.14" class="pagenum" title="XIV.14"></a> -diese Regel um. Sie sind am unrechten Orte lax und am unrechten Orte -scrupulös. Als Richter verletzen Sie um einer vermeintlichen Convenienz -willen das Gesetz. Als Gesetzgeber wollen Sie kein Factum ohne solche -technische Beweise gelten lassen, wie sie Gesetzgeber nur selten erlangen -können.<a class="fnote" href="#footnote-21_142" id="fnote-21_142">[21]</a>“ -</p> - -<p> -Auf dieses Raisonnement wurde nichts erwiedert und konnte nichts erwiedert -werden. Die Gemeinen waren sichtlich stolz auf die Kraft ihrer Beweisführung -und auf das Auftreten Somers’ im gemalten Zimmer. Sie -beauftragten ihn insbesondere, dafür zu sorgen, daß der Bericht, den er -von der Conferenz erstattet hatte, genau in die Protokolle aufgenommen -werde. Die Lords dagegen unterließen wohlweislich, einen Bericht -über eine Debatte, in der sie eine so vollständige Niederlage erlitten hatten, -in ihre Protokolle einzuzeichnen. Aber obgleich sie ihren Fehler einsahen -und sich desselben schämten, waren sie doch nicht dahin zu bringen, -es öffentlich zu bekennen, indem sie im Eingange zu der Acte eingestanden, -daß sie sich einer Ungerechtigkeit schuldig gemacht hätten. Die Minorität -war indessen stark. Der Beschluß, beizutreten, wurde mit nur zwölf -Stimmen durchgebracht, wovon zehn auf abwesende Mitglieder kamen, die -ihre Stimmen Anderen übertragen hatten.<a class="fnote" href="#footnote-22_143" id="fnote-22_143">[22]</a> Einundzwanzig Peers -protestirten und die Bill fiel. Zwei Beisitzer wurden abgeschickt, um die -Gemeinen von dem definitiven Beschlusse der Peers in Kenntniß zu setzen. -Die Gemeinen hielten dieses Verfahren in substantieller Hinsicht für unverantwortlich -und in formeller Hinsicht für unhöflich. Sie beschlossen, -dagegen zu demonstriren, und Somers entwarf ein vortreffliches Manifest, -in welchem der verachtungswerthe Name des Oates kaum erwähnt war -und worin das Oberhaus sehr ernst und eindringlich ermahnt wurde, -richterliche Fragen richterlich zu behandeln und nicht eigenmächtig ein neues -Recht zu machen unter dem Vorwande, das bestehende Recht anzuwenden.<a class="fnote" href="#footnote-23_144" id="fnote-23_144">[23]</a> -Der Schurke, der jetzt zum zweiten Male die politische Welt in Aufregung -gebracht hatte, wurde begnadigt und in Freiheit gesetzt. Seine -Freunde im Unterhause beantragten nun eine Adresse an den Thron, welche -darum ansuchte, daß ihm eine für seinen Unterhalt genügende Pension -ausgesetzt werden möchte,<a class="fnote" href="#footnote-24_145" id="fnote-24_145">[24]</a> Es wurden ihm in Folge dessen etwa dreihundert -Pfund Sterling jährlich bewilligt, eine Summe, die er unter -seiner Würde hielt und die er nur mit der verbissenen Wuth getäuschter -Habsucht annahm. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-8"> -Rechtsbill. -</h3> - -<p class="noindent"> -Aus dem Streite über Oates entsprang ein andrer -Streit, der sehr ernste Folgen hätte haben können. Die Urkunde welche -Wilhelm und Marien zum König und zur Königin erklärten, war eine -revolutionäre Urkunde. Sie war das Werk einer Versammlung, von -der das ordentliche Gesetz nichts wußte, und hatte nie die königliche Sanction -erhalten. Es war offenbar wünschenswerth, daß dieser hochwichtige -Vertrag zwischen den Regierenden und den Regierten, dieses Dokument, -<a id="page-XIV.15" class="pagenum" title="XIV.15"></a> -kraft dessen der König seinen Thron und das Volk seine Freiheiten besaß, -in eine streng regelrechte Form gebracht wurde. Die Rechtserklärung -wurde deshalb in eine Rechtsbill verwandelt und die Rechtsbill von den -Gemeinen ohne weiteres angenommen. Bei den Lords aber stieß sie auf -Schwierigkeiten. -</p> - -<p> -Die Rechtserklärung hatte die Krone zuerst Wilhelm und Marien -gemeinschaftlich, dann dem Ueberlebenden von Beiden, dann Mariens -Nachkommenschaft, und endlich auch der Nachkommenschaft Wilhelm’s von -irgend einer andren Gemahlin als Marien zuerkannt. Die Bill war mit -der Erklärung genau übereinstimmend abgefaßt. Wem aber der Thron -zufallen sollte, wenn Marie, Anna und Wilhelm alle drei ohne Nachkommen -starben, war in Ungewißheit gelassen. Dieser nicht vorgesehene -Fall war indessen keineswegs unwahrscheinlich. Er lag sogar wirklich -vor. Wilhelm hatte nie ein Kind gehabt. Anna war zwar mehrere Male -Mutter gewesen, aber keines ihrer Kinder war mehr am Leben. Es wäre -kein großes Wunder gewesen, wenn Krankheit, Krieg oder Verrath binnen -wenigen Monaten sämmtliche Personen, welche zur Thronfolge befähigt -waren, aus der Welt geschafft hätte. In welche Lage wäre das Land in -diesem Falle gekommen? Wem sollte dann gehuldigt werden? Die Bill -enthielt zwar eine Klausel, welche Papisten vom Throne ausschloß. Aber -ersetzte eine solche Klausel eine den Nachfolger mit Namen bezeichnende -Bestimmung? wie dann, wenn der nächste Thronerbe ein noch nicht drei -Monat alter Prinz des Hauses Savoyen war? Es wäre absurd gewesen, -ein solches Kind einen Papisten zu nennen. Sollte es also zum König -proklamirt werden? Oder sollte die Krone so lange herrenlos bleiben, -bis es ein Alter erreicht hatte, in welchem es befähigt war, sich eine Religion -zu wählen? Konnten nicht auch die rechtschaffensten und verständigsten -Männer in Zweifel sein, ob sie es als ihren Souverain betrachten -dürften? Und wer sollte ihnen diesen Zweifel lösen? Ein Parlament würde -es nicht geben, denn das Parlament würde mit dem Fürsten, der es zusammenberufen -hatte, aufhören zu existiren. Es mußte eine vollständige -Anarchie eintreten, eine Anarchie, welche mit der Vernichtung der Monarchie -oder mit der Vernichtung der öffentlichen Freiheit enden konnte. Aus -diesen gewichtigen Gründen schlug Burnet auf Wilhelm’s Veranlassung -im Hause der Lords vor, daß die Krone in Ermangelung von Leibeserben -Sr. Majestät, auf eine unbezweifelte Protestantin, Sophie, Herzogin von -Braunschweig-Lüneburg, einer Enkelin Jakob’s I. und Tochter Elisabeth’s, -Königin von Böhmen, übergehen solle. -</p> - -<p> -Die Lords genehmigten dieses Amendement einstimmig, die Gemeinen -aber verwarfen es einstimmig. Die Ursache der Verwerfung hat kein -Schriftsteller der damaligen Zeit genügend erklärt. Ein whiggistischer Schriftsteller -spricht von Machinationen der Republikaner, ein andrer von Machinationen -der Jakobiten. Es steht jedoch fest, daß vier Fünftel der Vertreter -des Volks weder Jakobiten noch Republikaner waren. Gleichwohl -erhob sich im Unterhause nicht eine einzige Stimme zu Gunsten der Klausel, -welche im Oberhause mit Acclamation angenommen worden war.<a class="fnote" href="#footnote-25_146" id="fnote-25_146">[25]</a> Die -<a id="page-XIV.16" class="pagenum" title="XIV.16"></a> -wahrscheinlichste Erklärung dürfte die sein, daß die grobe Ungerechtigkeit, -welche in der Angelegenheit Oates’ begangen worden, die Gemeinen dergestalt -gereizt hatte, daß sie mit Freuden eine Gelegenheit ergriffen, den -Peers zu opponiren. Es wurde eine Conferenz gehalten, aber keine der -beiden Versammlungen wollte nachgeben. Während der Streit am heftigsten -war, trat ein Ereigniß ein, von dem man hätte denken sollen, daß es die -Eintracht wiederherstellen werde. Anna gebar einen Sohn. Das Kind -wurde mit großem Pomp und unter vielfachen öffentlichen Freudenbezeigungen -in Hampton Court getauft. Wilhelm, war der eine Taufzeuge, -der andre war der feingebildete Dorset, dessen Dach der Prinzessin in -ihrem Unglück eine Zuflucht gewährt hatte. Der König gab dem Kinde -seinen eignen Namen und kündigte dem um den Taufstein versammelten -glänzenden Cirkel an, daß der kleine Wilhelm von diesem Augenblicke -Herzog von Gloucester genannt werden solle.<a class="fnote" href="#footnote-26_147" id="fnote-26_147">[26]</a> Die Geburt dieses Prinzen -hatte die Gefahr, gegen welche die Lords auf ihrer Hut zu sein für -nöthig erachtet, sehr vermindert. Sie hätten daher jetzt mit Anstand -widerrufen können. Aber ihr Stolz war durch die Strenge, mit der man -ihre Entscheidung über Oates’ Nichtigkeitsbeschwerde im gemalten Zimmer -getadelt hatte, verletzt worden. Man hatte ihnen geradezu ins Gesicht -gesagt, daß sie ungerechte Richter seien, und diese Beschuldigung war nur -um so kränkender, weil sie sich bewußt waren sie verdient zu haben. Sie -verweigerten jede Concession und die Rechtsbill wurde fallen gelassen.<a class="fnote" href="#footnote-27_148" id="fnote-27_148">[27]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-9"> -Streitigkeiten wegen einer Indemnitätsbill. -</h3> - -<p class="noindent"> -Die aufregendste -Frage dieser langen und stürmischen Session war jedoch die, welche -Strafe den Männern zuerkannt werden solle, die in der Zeit zwischen der -Auflösung des Oxforder Parlaments und der Revolution die Rathgeber -oder Werkzeuge Karl’s und Jakob’s gewesen waren. Es war ein Glück -für England, daß in dieser Krisis ein Fürst, der keiner der beiden Parteien -angehörte, der keine von beiden weder liebte noch haßte und der zur -Durchführung eines großen Planes beide zu benutzen wünschte, der Vermittler -zwischen ihnen war. -</p> - -<p> -Die beiden Parteien waren jetzt in einer ganz ähnlichen Lage wie vor -achtundzwanzig Jahren. Zwar war die Partei, welche damals im Nachtheil -gewesen, gegenwärtig im Vortheil, aber die Analogie zwischen den -beiden Situationen ist eine der vollkommensten, die man in der Geschichte -finden kann. Die Restauration wie die Revolution waren beide -durch Coalitionen herbeigeführt worden. Bei der Restauration halfen -diejenigen Politiker, welche der Freiheit besonders zugethan waren, die -Monarchie wieder einsetzen; bei der Revolution halfen diejenigen Politiker, -welche der Monarchie mit besonderem Eifer anhingen, die Freiheit vertheidigen. -Der Cavalier hätte, bei der ersteren Gelegenheit, ohne den -Beistand der Puritaner, welche für den Covenant gefochten, nichts ausrichten -<a id="page-XIV.17" class="pagenum" title="XIV.17"></a> -können; ebensowenig hätte der Whig bei der letzteren Gelegenheit -der Willkürgewalt einen erfolgreichen Widerstand leisten können, wäre er -nicht durch Männer unterstützt worden, die noch vor ganz kurzer Zeit -den Widerstand gegen Willkürgewalt als eine Todsünde verdammt hatten. -Die Bedeutendsten unter Denen, durch welche im Jahre 1660 die königliche -Familie zurückgebracht wurde, waren Hollis, der in den Tagen der -Tyrannei Karl’s I. den Sprecher mit offener Gewalt auf seinem Stuhle -festhielt, während der schwarze Stab vergebens anklopfte, um Einlaß zu -erlangen; Ingoldsby, dessen Name unter dem denkwürdigen Todesurtheile -stand, und Prynne, dem Laud die Ohren abgeschnitten und der dafür den -Hauptantheil an Laud’s Verurtheilung zum Tode gehabt hatte. Unter -den Sieben, welche 1688 die Einladung an Wilhelm unterzeichneten, waren -Campton, der lange die Pflicht eingeschärft hatte, einem Nero zu gehorchen, -Danby, der angeklagt worden war, weil er den Militärdespotismus einzuführen -versucht hatte, und Lumley, dessen Bluthunde Monmouth bis -in seinen traurigen letzten Versteck im Walde verfolgt hatten. Sowohl -1660 als auch 1688 versprachen sich die beiden feindlichen Parteien, so -lange das Geschick der Nation unentschieden war, gegenseitig Vergebung. -Bei beiden Gelegenheiten erwies sich die Versöhnung, welche im Augenblicke -der Gefahr aufrichtig geschienen hatte, im Augenblicke des Sieges -als falsch und hohl. Sobald Karl II. wieder in Whitehall war, vergaß -der Cavalier die Dienste, welche die Presbyterianer kürzlich geleistet, und -erinnerte sich nur noch ihrer alten Beleidigungen. Sobald Wilhelm König -war, begannen nur zu viele Whigs Rache zu fordern für Alles was sie -in den Tagen des Ryehousecomplots von der Hand der Tories erduldet -hatten. Bei beiden Gelegenheiten wurde es dem Souverain schwer, die -besiegte Partei vor der Wuth seiner triumphirenden Anhänger zu schützen, -und bei beiden Gelegenheiten murrten Die, deren Rache er vereitelt hatte, -heftig gegen die Regierung, die so schwach und undankbar gewesen war, -ihre Feinde gegen ihre Freunde in Schutz zu nehmen. -</p> - -<p> -Schon am 25. März machte Wilhelm die Gemeinen auf die Zweckmäßigkeit -der Maßregel aufmerksam, die öffentliche Meinung durch eine -Amnestie zu beschwichtigen. Er sprach die Hoffnung aus, daß eine Bill -für allgemeines Vergeben und Vergessen so bald als möglich ihm zur -Genehmigung vorgelegt und daß keine anderen Ausnahmen gemacht werden -würden, als die für die Aufrechthaltung der öffentlichen Gerechtigkeit -und für die Sicherheit des Staats absolut nothwendig erschienen. Die -Gemeinen waren einstimmig dafür, ihm für diesen Beweis seiner väterlichen -Güte zu danken; allein sie ließen viele Wochen vergehen, ohne einen -Schritt zur Erfüllung seines Wunsches zu thun. Als der Gegenstand endlich -wieder zur Sprache gebracht wurde, geschah dies auf eine Art, welche -deutlich bewies, daß die Majorität nicht den ernsten Willen hatte, der -Ungewißheit ein Ende zu machen, welche allen denjenigen Tories, die sich -bewußt waren, in ihrem Eifer für die Prärogative zuweilen die vom Gesetz -gezogene strenge Grenze überschritten zu haben, das Leben verbitterte. -Es wurden zwölf Kategorien gebildet, von denen einige so umfassend -waren, daß sie Zehntausende von Delinquenten in sich schlossen, und das -Haus beschloß, daß in jeder dieser Kategorien einige Ausnahmen gemacht -werden sollten. Dann kam die Prüfung der einzelnen Fälle. Zahlreiche -Angeklagte und Zeugen wurden vor die Schranken citirt. Die Debatten -waren lang und heftig, und es stellte sich bald heraus, daß die -<a id="page-XIV.18" class="pagenum" title="XIV.18"></a> -Arbeit kein Ende nehmen werde. Der Sommer verging und der Herbst -rückte heran; die Session konnte nicht viel länger dauern, und von den -zwölf einzelnen Untersuchungen, welche die Gemeinen vorzunehmen beschlossen -hatten, waren erst drei beendigt. Es war demnach nöthig, die -Bill für dieses Jahr fallen zu lassen.<a class="fnote" href="#footnote-28_149" id="fnote-28_149">[28]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-10"> -Die letzten Tage Jeffreys’. -</h3> - -<p class="noindent"> -Unter den vielen Verbrechern, -deren Namen im Laufe dieser Untersuchung genannt wurden, befand sich -einer, der an Schuld und Schande einzig und unerreicht dastand und den -sowohl Whigs als Tories der äußersten Strenge des Gesetzes zu überlassen -geneigt waren. An dem fürchterlichen Tage, auf den die Irische -Nacht folgte, hatte das Wuthgebrüll einer um ihre Rache betrogenen großen -Stadt Jeffreys bis an die Zugbrücke des Towers begleitet. Obwohl seine -Einkerkerung nicht streng gesetzmäßig war, nahm er doch anfangs mit -Dank und Segenswünschen den Schutz an, den diese düsteren, durch so -viele Verbrechen und Leiden berüchtigten Mauern ihm vor der Wuth der -Menge gewährten.<a class="fnote" href="#footnote-29_150" id="fnote-29_150">[29]</a> Bald kam er jedoch zu der Ueberzeugung, daß sein -Leben noch immer sehr gefährdet sei. Eine Zeit lang schmeichelte er sich -mit der Hoffnung, daß ein Habeascorpusbefehl ihn aus seiner Haft befreien -und daß er im Stande sein werde, in ein fremdes Land zu entkommen -und sich mit einem Theile seines übelerworbenen Reichthums vor -dem Hasse der Menschheit zu verbergen. Aber bis zur Feststellung der -Regierung gab es keinen Gerichtshof, der zur Ausstellung eines Habeascorpusbefehls -befugt gewesen wäre, und sobald die Regierung festgestellt -war, wurde die Habeascorpusacte suspendirt.<a class="fnote" href="#footnote-30_151" id="fnote-30_151">[30]</a> Ob Jeffreys des Mordes -in legalem Sinne überführt werden konnte, steht zu bezweifeln. Moralisch -aber war er so vieler Mordthaten schuldig, daß, wenn es kein -andres Mittel gegeben hätte, seinem Leben beizukommen, die ganze Nation -eine retrospective Verurtheilungsacte stürmisch gefordert haben würde. -Die Neigung, über einen Gefallenen zu triumphiren, gehörte nie zu den -vorwiegenden Untugenden der Engländer; aber der Haß gegen Jeffreys -war ohne Beispiel in unsrer Geschichte und entsprach nur zu sehr dem -Blutdurste seines eignen Characters. Das Volk war in Bezug auf ihn -eben so grausam als er selbst und frohlockte über seinen Schmerz, wie er gewohnt -gewesen war, über den Schmerz Verurtheilter, die ihr Todesurtheil -anhörten, und trauernder Familien zu frohlocken. Der Pöbel versammelte -sich vor seinem verödeten Hause in Duke Street und las unter -schallendem Gelächter an seiner Thür die Anschläge, welche den Verkauf -seines Eigenthums verkündeten. Selbst zarte Frauen, die für Straßenräuber -und Diebe Thränen hatten, athmeten nichts als Rache gegen ihn. -Die Spottlieder auf ihn, welche in der Stadt verkauft wurden, zeichneten -sich durch eine selbst damals seltene Heftigkeit aus. Der Henkertod sei -viel zu mild, ein Grab unter dem Galgen eine viel zu ehrenvolle Ruhestätte -für ihn, er müsse an einen Karren angebunden und zu Tode gepeitscht, -<a id="page-XIV.19" class="pagenum" title="XIV.19"></a> -er müsse wie ein Indianer gemartert, er müsse lebendig verschlungen -werden. Die Straßendichter zertheilten alle seine Glieder mit -cannibalischer Grausamkeit und berechneten wie viel Pfund Fleisch von -seinem wohlgenährten Corpus losgeschnitten werden könnten. Die Wuth -seiner Feinde ging sogar soweit, daß sie in einer in England selten gehörten -Sprache den Wunsch ausdrückten, er möge dahin gehen, wo Heulen -und Zähnklappern sei, zu dem Wurme, der niemals stirbt, zu dem Feuer, -das nimmer verlöscht. Sie riethen ihm, sich mittelst seiner Kniebänder -aufzuhängen und sich mit seinem Rasirmesser den Hals abzuscheiden. Sie -richteten das gräßliche Gebet zum Himmel, daß er der Reue unzugänglich -sein und als der nämliche herzlose, nichtswürdige Jeffreys sterben möge, -der er im Leben gewesen war.<a class="fnote" href="#footnote-31_152" id="fnote-31_152">[31]</a> Eben so feigherzig im Unglück wie übermüthig -und unmenschlich im Glück, sank ihm unter der Last der öffentlichen -Verachtung gänzlich der Muth. Seine von Haus aus schlechte und durch -Unmäßigkeit sehr geschwächte Constitution wurde durch Verzweiflung und -Angst völlig zerrüttet. Er wurde von einer schmerzhaften inneren Krankheit -gepeinigt, welche selbst die geschicktesten Aerzte der damaligen Zeit selten -zu heben vermochten. Nur ein Trost blieb ihm: der Branntwein. -Selbst wenn er Untersuchungen zu leiten und Berathungen beizuwohnen -hatte, ging er selten nüchtern zu Bett. Jetzt, wo er seinen Geist mit -nichts als entsetzlichen Rückerinnerungen und entsetzlichen Ahnungen beschäftigen -konnte, gab er sich rückhaltlos seinem Lieblingslaster hin. Viele -glaubten, er wolle durch Unmäßigkeit sein Leben verkürzen. Er hielte es -für besser, meinten sie, im Zustande der Trunkenheit aus der Welt zu -gehen, als sich von Ketch zerhacken, oder vom Pöbel zerreißen zu lassen. -</p> - -<p> -Einmal wurde er aus seiner jammervollen Verzagtheit durch eine angenehme -Empfindung aufgerüttelt, der jedoch alsbald eine kränkende Enttäuschung -folgte. Es war ein Packet für ihn im Tower abgegeben worden, -das ein Fäßchen Colchesteraustern, sein Lieblingsgericht zu enthalten -schien. Er war tief bewegt, denn es giebt Augenblicke, wo Diejenigen, -welche am wenigsten Zuneigung verdienen, sich mit dem Gedanken schmeicheln, -daß sie solche einflößen. „Gott sei Dank!“ rief er aus; „ich habe -doch noch Freunde.“ Er öffnete das Fäßchen, und aus einem Haufen -Austernschalen fiel ein starker Strick.<a class="fnote" href="#footnote-32_153" id="fnote-32_153">[32]</a> -</p> - -<p> -Es scheint nicht, daß einer der Schmeichler oder Narren, die er mit -dem geraubten Gute seiner Schlachtopfer bereichert hatte, ihn in der Zeit -der Trübsal tröstete. Doch war er nicht gänzlich verlassen. Johann -Tutchin, den er dazu verurtheilt hatte, sieben Jahre lang alle vierzehn -Tage ausgepeitscht zu werden, machte sich auf den Weg nach dem Tower -und besuchte den gestürzten Tyrannen. Der arme Jeffreys, obwohl bis -in den Staub gedemüthigt, benahm sich mit verworfener Höflichkeit und -<a id="page-XIV.20" class="pagenum" title="XIV.20"></a> -bestellte Wein. „Ich freue mich, Sir,“ sagte er, „Sie bei mir zu -sehen.“ — „Und ich,“ entgegnete der schadenfrohe Whig, „freue mich, -Eure Lordschaft hier zu sehen.“ — „Ich diente meinem Herrn,“ versetzte -Jeffreys, „dies war meine Gewissenspflicht.“ — „Wo hatten Sie Ihr -Gewissen, als sie in Dorchester jenes Urtheil über mich verhängten?“ — -„Meine Instructionen lauteten dahin,“ antwortete Jeffreys gleißnerisch, -„daß ich gegen Männer wie Sie, Männer von Talent und Muth, keine -Nachsicht üben sollte. Als ich an den Hof zurückkam, wurde ich wegen -meiner Milde getadelt.<a class="fnote" href="#footnote-33_154" id="fnote-33_154">[33]</a>“ Selbst Tutchin scheint trotz der Heftigkeit seines -Grolls und trotz der Größe der ihm widerfahrenen Unbilden durch das -jammervolle Schauspiel, das er anfangs mit rachsüchtiger Schadenfreude -betrachtete, ein wenig gerührt worden zu sein. Er leugnete stets die -Wahrheit des Gerüchts, daß er Derjenige gewesen sei, der das Colchesterfaß -in den Tower geschickt habe. -</p> - -<p> -Außer diesem gewann ein menschenfreundlicher Mann, Johann Sharp, -der vortreffliche Dechant von Norwich, es über sich, den Gefangenen zu -besuchen. Es war eine peinliche Aufgabe, aber Sharp war in früheren -Zeiten von Jeffreys so freundlich behandelt worden, wie Jeffreys überhaupt -seinem Character nach Jemanden behandeln konnte, und es war -ihm einige Male durch geduldiges Warten, bis der Sturm der Flüche -und Verwünschungen ausgetobt hatte, und durch geschickte Benutzung eines -Augenblicks guter Laune gelungen, für unglückliche Familien eine Linderung -ihrer Leiden zu erwirken. Der Gefangene war erstaunt und erfreut. -„Was wagen Sie mir jetzt noch zuzugestehen?“ sagte er. Der -menschenfreundliche Geistliche bemühte sich jedoch vergebens, in diesem verstockten -Gewissen einen heilsamen Schmerz zu wecken. Anstatt seine Schuld -zu bekennen, ergoß sich Jeffreys in heftige Schmähungen gegen die Ungerechtigkeit -der Menschen. „Die Leute nennen mich einen Mörder, weil -ich das gethan, was Mancher, der jetzt hoch in Gunst steht, damals vollkommen -billigte. Sie nennen mich einen Trunkenbold, weil ich Punsch -trinke, um mir die Last meines Kummers zu erleichtern.“ Er wollte nicht -zugeben, daß er als Präsident der Hohen Commission etwas Tadelnswerthes -gethan habe. Seine Collegen, sagte er, seien die eigentlichen -Schuldigen, und jetzt wälzten sie alle Schuld auf ihn. Mit besonderer -Bitterkeit sprach er von Sprat, der unbestreitbar das humanste und gemäßigtste -Mitglied der Behörde gewesen war. -</p> - -<p> -Es zeigte sich bald klar und deutlich, daß der abscheuliche Richter -der Last seiner körperlichen und geistigen Leiden rasch erliegen würde. -Doctor Johann Scott, Präbendar von St. Paul, ein Geistlicher von -großer Frömmigkeit und Verfasser des „Christian Life,“ eines einst weit -und breit berühmten Buches, wurde wahrscheinlich auf Anrathen seines -intimen Freundes Sharp, an’s Bett des Sterbenden gerufen. Doch umsonst -sprach auch Scott, wie Sharp es bereits gethan, von den entsetzlichen -Schlächtereien von Dorchester und Taunton. Jeffreys blieb bis zum -letzten Augenblicke dabei, daß Die, welche ihn für blutdürstig hielten, seine -damaligen Befehle nicht kennten, daß er eher Lob als Tadel verdiene -<a id="page-XIV.21" class="pagenum" title="XIV.21"></a> -und daß seine Milde ihm das höchste Mißfallen seines Gebieters zugezogen -habe.<a class="fnote" href="#footnote-34_155" id="fnote-34_155">[34]</a> -</p> - -<p> -Krankheit unterstützt durch starkes Trinken und durch tiefen Gram, -vollendete bald ihr Werk. Der Magen des Kranken nahm keine Speise -mehr an. Binnen wenigen Wochen magerte der stattliche und sogar -corpulente Mann zu einem Gerippe ab. Am 18. April starb er im einundvierzigsten -Jahre seines Lebens. Mit fünfunddreißig Jahren war er -Oberrichter der Kings Bench, mit siebenunddreißig Lordkanzler gewesen. In -der ganzen Geschichte der englischen Justizpflege findet sich kein zweites -Beispiel von einem so raschen Emporsteigen oder einem so heftigen Sturze. -Der abgezehrte Leichnam wurde in aller Stille neben der Asche Monmouth’s -in der Kapelle des Tower beigesetzt.<a class="fnote" href="#footnote-35_156" id="fnote-35_156">[35]</a> -</p> - -<p> -Der Sturz dieses einst so mächtigen und gefürchteten Mannes, der -Abscheu, mit dem er von allen ehrenwerthen Mitgliedern seiner eignen -Partei betrachtet wurde, die Art und Weise, wie die minder ehrenwerthen -Mitglieder dieser Partei in seinem Unglück jede Gemeinschaft mit -ihm von sich wiesen und die ganze Schuld der Verbrechen, zu denen sie -ihn aufgemuntert hatten, auf ihn wälzte, hatten den maßlosen Freunden -der Freiheit, welche nach einer neuen Proscription verlangten, zur Lehre -dienen sollen. Allein es war eine Lehre, die nur zu viele von ihnen nicht -beachteten. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-11"> -Die Whigs unzufrieden mit dem Könige. -</h3> - -<p class="noindent"> -Der König -hatte gleich beim Beginn seiner Regierung ihr Mißfallen erregt, indem -er einige Tories und Trimmers zu hohen Aemtern berief und die durch -diese Ernennungen erweckte Unzufriedenheit war durch sein Bemühen, eine -allgemeine Amnestie für die Besiegten zu erlangen, noch verstärkt worden. -Er war allerdings auch nicht der Mann, der sich bei den rachsüchtigen -Zeloten irgend einer Partei hätte beliebt machen können. Denn zu den -Eigenthümlichkeiten seines Characters gehörte eine gewisse schroffe Humanität, -<a id="page-XIV.22" class="pagenum" title="XIV.22"></a> -durch die er seine Feinde selten gewann und seine Freunde oftmals -aufbrachte, in der er aber eigensinnig beharrte, ohne sich weder um -die Undankbarkeit Derer, die er vom Untergange gerettet, noch um die Wuth -Derer zu kümmern, deren Rachegelüste er vereitelt hatte. Einige Whigs -sprachen jetzt ebenso hart über ihn, als sie je über einen seiner beiden -Oheime gesprochen hatten. Er sei im Grunde auch ein Stuart und er -sei dies nicht umsonst. Wie Alle dieses Stammes liebe auch er die Willkürherrschaft. -In Holland sei es ihm gelungen, sich unter der Form einer -republikanischen Staatseinrichtung zu einem kaum minder absoluten Herrscher -zu machen, als es die erblichen Grafen gewesen seien. Durch eine -sonderbare Verkettung von Umständen habe sein Interesse eine kurze Zeit -lang dem Interesse des englischen Volks entsprochen, aber obgleich er zufällig -ein Befreier geworden, sei er doch von Natur ein Despot. Er -sympathisire nicht mit dem gerechten Zorne der Whigs. Er habe Zwecke -im Auge, welche die Whigs keinen Souverain gutwillig erreichen lassen -würden, und er wisse auch recht gut, daß er nur die Tories als Werkzeuge -dazu benutzen könne. Daher habe er sie vom Augenblicke seiner -Thronbesteigung an ungebührlich begünstigt. Jetzt wolle er den nämlichen -Verbrechern, die er vor wenigen Monaten in seiner Erklärung als eine -exemplarische Strafe verdienend bezeichnet habe, eine Amnestie erwirken. -Im November habe er der Welt gesagt, daß die Verbrechen, an denen -jene Männer Theil genommen, es Unterthanen zur Pflicht gemacht hätten, -ihren Huldigungseid zu brechen, Soldaten, ihre Fahnen zu verlassen, -Kinder, gegen ihre Eltern zu kämpfen. Mit welcher Consequenz könne -er jetzt dazu rathen, diese Verbrechen mit dem Mantel allgemeiner Vergessenheit -zu bedecken? und sei nicht nur zu triftiger Grund zu der Besorgniß -vorhanden, daß er die Helfershelfer der Tyrannei vor dem verdienten -Loose in der Hoffnung zu retten wünsche, daß sie ihm früher oder -später einmal eben so gewissenslos dienen würden, wie sie seinem Schwiegervater -gedient hätten? -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-12"> -Maßlose Heftigkeit Howe’s. -</h3> - -<p class="noindent"> -Unter den von diesen Gefühlen -beseelten Mitgliedern des Hauses der Gemeinen war Howe der Heftigste -und Kühnste. Er ging einmal so weit, daß eine Untersuchung der Maßnahmen -des Parlaments von 1685 eingeleitet und daß allen Denen, die -in diesem Parlament mit dem Hofe gestimmt hatten, irgend ein Brandmal -aufgedrückt werden solle. Dieser eben so absurde als hämische Antrag -wurde von allen ehrenwertheren Whigs gemißbilligt und von Birch -und Maynard nachdrücklich bekämpft.<a class="fnote" href="#footnote-36_157" id="fnote-36_157">[36]</a> Howe mußte nachgeben, aber er -war ein Mann, den kein Schlag niederwerfen konnte, und er wurde -durch den Beifall vieler hitzköpfiger Mitglieder seiner Partei ermuthigt, -welche nicht die entfernteste Ahnung hatten, daß er, nachdem er der hämischeste -und characterloseste Whig gewesen, in nicht ferner Zeit der -hämischeste und characterloseste Tory werden würde. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-13"> -Angriff gegen Caermarthen. -</h3> - -<p class="noindent"> -Dieser scharfsinnige, ruchlose -und boshafte Politiker hielt sich, obgleich er selbst ein einträgliches Amt -im königlichen Hofstaat bekleidete, tagtäglich über die Art der Besetzung -der hohen Staatsämter auf und seine Declamationen wurden, wenn auch -etwas weniger scharf und heftig, von anderen Rednern wiederholt. -<a id="page-XIV.23" class="pagenum" title="XIV.23"></a> -Keiner, sagten sie, der ein Minister Karl’s oder Jakob’s gewesen sei, dürfe -ein Minister Wilhelm’s sein. Der erste Angriff wurde gegen den Lordpräsidenten -Caermarthen gerichtet. Howe stellte den Antrag, daß dem -Könige eine Adresse überreicht werden solle, die ihn ersuchte, alle Diejenigen, -welche je einmal von den Gemeinen angeklagt worden seien, -aus Sr. Majestät Staatsrath und Angesicht, zu entfernen. Die Debatte -über diesen Antrag wurde zu wiederholten Malen vertagt. Während -der Ausgang noch zweifelhaft war, schickte Wilhelm Dykvelt an Howe -ab, um ihn zur Rede zu setzen. Howe war unbeugsam. Er war was -man im gewöhnlichen Leben einen uneigennützigen Menschen nennt, das -heißt, er legte auf das Geld weniger Werth als auf das Vergnügen, -seiner üblen Laune Luft zu machen und Aufsehen zu erregen. „Ich erweise -dem König einen Dienst,“ sagte er; „ich befreie ihn von falschen -Freunden, und meine Stellung wird mich nie abhalten, meine Gedanken -auszusprechen.“ Der Antrag wurde gestellt, scheiterte aber gänzlich. Der -Satz, daß eine bloße Anklage, ohne Ueberführung, als ein entscheidender -Beweis von Schuld betrachtet werden solle, widerstritt in der That der -natürlichen Gerechtigkeit. Caermarthen hatte allerdings große Fehler begangen, -aber sie waren durch Parteigeist übertrieben, durch harte Leiden -gesühnt und durch neuerliche ausgezeichnete Dienste wiedergutgemacht -worden. Zu der Zeit als er die große Grafschaft York gegen Papismus -und Tyrannei zu den Waffen rief, hatten ihm einige der ausgezeichnetsten -Whigs versichert, daß aller alte Zwist vergessen sei. Howe behauptete -zwar, daß die Artigkeiten, welche im Augenblicke der Gefahr erzeigt worden -seien, nichts bedeuteten. „Wenn ich eine Viper in der Hand habe,“ -sagte er, „gehe ich sehr subtil mit ihr um; sobald ich sie aber am Boden -habe, zertrete ich sie.“ Aber der Lordpräsident wurde so kräftig unterstützt, -daß nach einer dreitägigen Discussion seine Feinde es nicht wagten, -über den gegen ihn gerichteten Antrag die Meinung des Hauses zu sondiren. -Im Laufe der Debatte wurde beiläufig eine wichtige Verfassungsfrage -in Anregung gebracht. Die Frage war, ob eine Begnadigung vor -einer parlamentarischen Anklage schützen könne. Die Gemeinen resolvirten -ohne Abstimmung, daß eine Begnadigung nicht davor schützen könne.<a class="fnote" href="#footnote-37_158" id="fnote-37_158">[37]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-14"> -Angriff auf Halifax. -</h3> - -<p class="noindent"> -Der nächste Angriff galt Halifax. Er -nahm eine viel verhaßtere Stellung ein als Caermarthen, der sich unter -dem Vorgeben, daß seine Gesundheit angegriffen sei, fast gänzlich von den -Geschäften zurückgezogen hatte. Halifax wurde allgemein als der erste -Rathgeber der Krone betrachtet und für alle in Bezug auf Irland begangenen -Fehler speciell verantwortlich gemacht. Die Uebel, sagte man, -welche dieses Königreich zu Grunde gerichtet, hätten durch rechtzeitige Vorsicht -verhütet oder durch kräftige Anstrengung wiedergutgemacht werden -können. Die Regierung aber habe nichts vorgesehen; sie habe wenig gethan, -und dieses Wenige sei weder zur rechten Zeit noch in der rechten -Weise geschehen. Zu einer Zeit, wo einige wenige Truppen genügt haben -würden, habe man Unterhandlungen anstatt Truppen angewendet. Als -viele Truppen nöthig gewesen seien, habe man wenige geschickt, und diese -wenigen seien schlecht ausgerüstet und schlecht commandirt gewesen. Dies, -<a id="page-XIV.24" class="pagenum" title="XIV.24"></a> -riefen die heftigen Whigs, seien die natürlichen Früchte des großen Fehlers, -den König Wilhelm am ersten Tage seiner Regierung begangen -habe. Er habe zu Tories und Trimmers ein Vertrauen gehabt, das sie -nicht verdienten. Insbesondere habe er die Leitung der irischen Angelegenheiten -dem Trimmer der Trimmers anvertraut, einem Manne, dessen -Talent Niemand bestreite, der aber der neuen Regierung nicht treu ergeben, -der überhaupt gar nicht fähig sei, irgend einer Regierung treu ergeben -zu sein, der stets zwischen zwei Meinungen geschwankt und bis zum -Augenblicke der Flucht Jakob’s die Hoffnung nicht aufgegeben habe, daß -die Unzufriedenheit der Nation ohne einen Dynastiewechsel beschwichtigt -werden könnte. Howe bezeichnete bei zwanzig Gelegenheiten Halifax als -die Ursache aller Calamitäten des Landes. Eine ähnliche Sprache führte -Monmouth im Hause der Lords. Obgleich erster Lord des Schatzes, schenkte -er doch den Finanzgeschäften, für die er übrigens ganz untauglich war -und deren er bald überdrüssig geworden, seine Theilnahme. Seine ganze -Thätigkeit widmete er der Verfolgung der Tories. Er sagte dem Könige -rund heraus, daß Niemand, der nicht ein Whig sei, im Staatsdienste -angestellt werden solle. Wilhelm’s Antwort war kalt und entschieden. -„Ich habe so viel für Ihre Freunde gethan, als ich ohne Gefahr für den -Staat thun kann, mehr aber werde ich nicht thun.<a class="fnote" href="#footnote-38_159" id="fnote-38_159">[38]</a>“ Die einzige Wirkung -dieses Verweises war, daß Monmouth factiöser wurde als je. Besonders -gegen Halifax intriguirte und haranguirte er mit unermüdlicher -Animosität. Die anderen whiggistischen Lords des Schatzes, Delamere und -Capel, waren kaum weniger eifrig bestrebt, den Lordsiegelbewahrer aus -dem Amte zu vertreiben, und persönliche Eifersucht und Antipathie bewogen -den Lordpräsidenten, mit seinen eignen Anklägern gegen seinen Nebenbuhler -zu conspiriren. -</p> - -<p> -In wie weit die Beschuldigungen, welche damals gegen Halifax, erhoben -wurden, begründet gewesen sein mögen, läßt sich jetzt nicht mehr mit -Gewißheit ermitteln. Obwohl seine Feinde zahlreiche Zeugen befragten -und obgleich sie von Wilhelm die ungern gegebene Erlaubniß erlangten, -die Protokolle des Geheimen Raths einzusehen, konnten sie doch keinen Beweis -entdecken, auf den sie eine bestimmte Anklage hätten stützen können.<a class="fnote" href="#footnote-39_160" id="fnote-39_160">[39]</a> -Es war indessen unleugbar, daß der Lordsiegelbewahrer als Minister für -Irland fungirt hatte und daß Irland fast verloren war. Unnöthig -und sogar widersinnig ist die Annahme vieler Whigs, daß seine Verwaltung -deshalb unersprießlich gewesen sei, weil er nicht gewollt habe, daß -sie ersprießlich sein solle. Das Wahre ist, daß die Schwierigkeiten seiner -Stellung groß waren und daß er bei all’ seiner Genialität und Beredtsamkeit -diesen Schwierigkeiten nicht gewachsen war. Die ganze Regierungsmaschine -war aus den Fugen, und er war nicht der Mann, der -sie wieder in Gang bringen konnte. Dazu gehörte nicht das was er in -so reichem Maße besaß: Geist, Geschmack, glänzende Fassungskraft und -scharfe Unterscheidungsgabe, sondern das was ihm fehlte: rasches Entscheiden, -unermüdliche Energie und unerschütterliche Entschlossenheit. Sein -Gemüth war im Grunde zu weich für eine Arbeit, wie sie jetzt auf ihm -<a id="page-XIV.25" class="pagenum" title="XIV.25"></a> -lastete und es war neuerdings durch harte Schicksalsschläge noch weicher -gestimmt worden. Er hatte in Zeit von nicht ganz einem Jahre zwei -Söhne verloren. Es existirt noch ein Brief, in welchem er damals gegen -seine hochverehrte Freundin, Lady Russell, über die Verödung seines -Herdes und über die herzlose Undankbarkeit der Whigs klagt. Ebenso besitzen -wir noch die Antwort darauf, worin sie ihn freundlich ermahnt, da -Trost zu suchen, wo sie denselben unter nicht minder harten Prüfungen -gefunden habe.<a class="fnote" href="#footnote-40_161" id="fnote-40_161">[40]</a> -</p> - -<p> -Der erste Angriff auf ihn erfolgte im Oberhause. Einige whiggistische -Lords, unter denen sich der launenhafte und ruchlose erste Lord des -Schatzes besonders hervorthat, schlugen vor, den König zu ersuchen, daß -er einen neuen Sprecher ernenne. Halifax Freunde beantragten die vorläufige -Frage und brachten sie durch.<a class="fnote" href="#footnote-41_162" id="fnote-41_162">[41]</a> Ungefähr drei Wochen später -beantragten seine Feinde in einem Comité des ganzen Hauses der Gemeinen -eine Resolution, die ihm keine specielle Unterlassungs- oder Begehungssünde -zur Last legte, sondern es einfach für rathsam erklärte, daß -er aus dem Dienste der Krone entlassen werde. Die Debatte war heiß. -Die gemäßigten Politiker beider Parteien waren nicht geneigt, einem zwar -nicht fehlerfreien, aber durch Talent und Liebenswürdigkeit gleich ausgezeichneten -Mann ein Brandmal aufzudrücken. Als seine Ankläger sahen, -daß sie ihren Zweck nicht erreichen konnten, suchten sie sich einer Entscheidung, -welche gewiß ungünstig für sie gelautet haben würde, dadurch zu entziehen, -daß sie beantragten, der Vorsitzende solle die Sache vertagen. Aber ihre -Taktik wurde durch das umsichtige und muthige Benehmen Lord Eland’s, -des Marquis’ einzigem noch lebenden Sohne, vereitelt. „Mein Vater hat -es nicht verdient,“ sprach der junge Edelmann, „daß man solches Spiel -mit ihm treibt. Wenn Sie ihn für strafbar halten, so sagen Sie es, -und er wird sich ohne weiteres Ihrem Urtheile unterwerfen. Entlassung -vom Hofe hat nichts Schreckliches für ihn. Gottes Güte hat ihn der -Nothwendigkeit überhoben, die Mittel zur Aufrechthaltung seines Ranges -in einem Amte zu suchen.“ Das Comité stimmte ab und Halifax wurde -mit einer Majorität von vierzehn Stimmen freigesprochen.<a class="fnote" href="#footnote-42_163" id="fnote-42_163">[42]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-15"> -<a id="page-XIV.26" class="pagenum" title="XIV.26"></a> -Vorbereitungen zu einem Feldzuge in Irland. -</h3> - -<p class="noindent"> -Wäre -die Abstimmung um einige Stunden verschoben worden, so würde die -Majorität wahrscheinlich viel bedeutender gewesen sein. Die Gemeinen -stimmten unter dem Einflusse der Meinung, daß Londonderry gefallen -und ganz Irland verloren sei. Kaum war das Haus auseinandergegangen, -so traf ein Courier mit der Nachricht ein, daß der Sperrbaum im -Foyle durchbrochen sei. Ihm folgte bald ein zweiter, der die Aufhebung -der Belagerung meldete, und ein dritter, der die Nachricht von der -Schlacht bei Newton Butler brachte. Hoffnung und Jubel folgten auf -Mißmuth und Besorgniß.<a class="fnote" href="#footnote-43_164" id="fnote-43_164">[43]</a> Ulster war gerettet, und man erwartete zuversichtlich, -daß Schomberg sehr bald auch Leinster, Connaught und Munster -wiedererobern werde. Er war jetzt bereit zum Aufbruch. Der Hafen -von Chester war der Punkt, von wo er abgehen sollte. Die seinem Commando -unterstellte Armee hatte sich dort versammelt, und der Dee wimmelte -von Kriegs- und Transportschiffen. Leider waren fast alle kriegserfahrene -englische Soldaten nach Flandern geschickt worden, und die -große Mehrzahl der nach Irland bestimmten Truppen bestand daher aus -Leuten, welche eben vom Pfluge und von der Dreschtenne kamen. Es -war indessen eine <a id="corr-20"></a>vortreffliche holländische Brigade unter dem Commando -eines erfahrnen Offiziers, des Grafen von Solms darunter. Außerdem -waren vier Regimenter, ein <a id="corr-21"></a>Cavallerieregiment und drei Infanterieregimenter, -aus den französischen Flüchtlingen gebildet worden, von denen -viele mit Auszeichnung gedient hatten. Niemand that mehr für die Aushebung -dieser Regimenter als der Marquis von Ruvigny. Er war viele -Jahre ein außerordentlich treuer und nützlicher Diener der französischen -Regierung gewesen, und man schätzte in Versailles seine Verdienste so -hoch, daß man ihn gebeten hatte, Begünstigungen anzunehmen, welche -kaum ein andrer Ketzer durch noch so dringende Bitten erlangt haben -würde. Hätte er sich entschlossen in seinem Vaterlande zu bleiben, so -würde man ihm und seinen Angehörigen gestattet haben, privatim Gott -auf ihre eigne Art zu verehren. Aber Ruvigny wies alle Anerbietungen -zurück, theilte das Loos seiner Glaubensbrüder und vertauschte in einem -Alter von mehr als achtzig Jahren Versailles, wo er noch immer ein -Günstling hätte bleiben können, mit einer bescheidenen Wohnung in Greenwich. -Diese Wohnung war während der letzten Monate seines Lebens -der Sammelplatz aller ausgezeichneten Persönlichkeiten unter seinen Mitverbannten. -Seine Talente, seine Erfahrung und seine freigebige Herzensgüte -machten ihn zum unbestrittenen Oberhaupte der Refugiés. Zu -gleicher Zeit war er ein halber Engländer, denn seine Schwester war eine -Gräfin von Southampton gewesen und er war der Oheim von Lady -Russell. Die Zeit des selbstthätigen Handelns war für ihn längst vorüber; -aber seine beiden Söhne, beides Männer von ausgezeichnetem Muthe, -widmeten ihre Degen dem Dienste Wilhelm’s. Der jüngere Sohn, der -den Namen Caillemote führte, wurde zum Obersten eines der hugenottischen -Infanterieregimenter ernannt. Die beiden anderen Infanterieregimenter -<a id="page-XIV.27" class="pagenum" title="XIV.27"></a> -wurden von La Melloniere und Cambon, Offizieren von glänzendem -Rufe, befehligt. Das Cavallerieregiment war von Schomberg selbst -errichtet und führte seinen Namen. Ruvigny lebte gerade noch lange genug, -um diese Rüstungen vollendet zu sehen.<a class="fnote" href="#footnote-44_165" id="fnote-44_165">[44]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-16"> -Schomberg. -</h3> - -<p class="noindent"> -Dem General, dem man die Oberleitung des Feldzugs -gegen Irland übertragen hatte, war es in seltenem Grade gelungen, -sich die Zuneigung und Achtung der englischen Nation zu erwerben. -Er war zum Herzoge, zum Ritter des Hosenbandordens und zum Feldzeugmeister -ernannt worden, er stand jetzt an der Spitze einer Armee, -und doch erweckte seine Erhebung nichts von dem Neide, der sich jedesmal -kundgab, so oft Bentinck, Zulestein oder Auverquerque ein Zeichen königlicher -Gunst zu Theil ward. Schomberg’s militärische Tüchtigkeit war -allgemein anerkannt. Er wurde von allen Protestanten als ein Bekenner -betrachtet, der für die Wahrheit Alles erduldet hatte, den Märtyrertod -ausgenommen. Um seines Glaubens willen hatte er einem glänzenden -Einkommen entsagt, hatte den französischen Marschallsstab niedergelegt -und hatte, in einem Alter von beinahe achtzig Jahren, als ein armer -Soldat des Zufalls seine Laufbahn noch einmal von vorn angefangen. -Da er in keiner Connection mit den Vereinigten Provinzen stand und -niemals dem kleinen Hofe im Haag angehört hatte, so wurde der ihm -vor englischen Anführern gegebene Vorzug mit Recht nicht nationaler oder -persönlicher Parteilichkeit, sondern lediglich seinen Tugenden und Fähigkeiten -zugeschrieben. Sein Benehmen war weit verschieden von dem der anderen -Ausländer, welche so eben zu englischen Peers creirt worden waren. Diese -waren bei vielen ehrenwerthen Eigenschaften in Geschmack, Sitten und -Neigungen Holländer und konnten den Ton der Gesellschaft, in die sie -versetzt worden, nicht treffen. Er war ein Weltbürger, hatte ganz Europa -durchwandert, hatte an der Maas, am Ebro und am Tajo Armeen commandirt, -hatte sich in dem glänzenden Cirkel von Versailles bewegt und -hatte am Berliner Hofe in hoher Gunst gestanden. Französische Edelleute -hatten ihn oft für einen französischen Edelmann gehalten. Er hatte -einige Zeit in England zugebracht, sprach sehr gut englisch, fand sich -leicht in die englischen Sitten und wurde oft in Begleitung von Engländern -im Parke gesehen. In seiner Jugend hatte er mäßig gelebt, und -seine Mäßigkeit genoß jetzt den ihr gebührenden Lohn: ein ungemein rüstiges -und kräftiges Alter. Als achtzigjähriger Greis, hatte er noch Sinn -für unschuldige Vergnügungen, seine Conversation war außerordentlich -elegant und lebhaft, man konnte nichts Geschmackvolleres sehen als -seine Equipagen und seine Tafel, und jeder Cavalleriecornet beneidete -die Anmuth und den würdevollen Anstand, womit der Veteran an der -Spitze seines Regiments auf seinem Schlachtrosse in Hydepark erschien.<a class="fnote" href="#footnote-45_166" id="fnote-45_166">[45]</a> -Das Haus der Gemeinen hatte ihn mit allgemeiner Zustimmung durch -<a id="page-XIV.28" class="pagenum" title="XIV.28"></a> -ein Geschenk von hunderttausend Pfund Sterling für seine Verluste entschädigt -und für seine geleisteten Dienste belohnt. Vor seinem Abgange -nach Irland bat er um die Erlaubniß, für dieses großmüthige Geschenk -seinen Dank aussprechen zu dürfen. Es ward ein Stuhl für ihn innerhalb -der Schranke bereitgestellt. Er nahm, mit dem Scepter zu seiner -Rechten, auf demselben Platz, erhob sich dann, sprach in kurzen freundlichen -Worten seinen Dank aus und nahm Abschied von der Versammlung. Der -Sprecher erwiederte darauf, daß die Gemeinen die Verpflichtungen, welche -sie schon gegen Se. Gnaden hätten, nie vergessen würden, daß sie ihn -mit Vergnügen an der Spitze der englischen Armee sähen, daß sie volles -Vertrauen in seinen Eifer und seine Geschicklichkeit setzten und daß sie sich -seiner stets mit besonderer Fürsorge annehmen würden. Das bei dieser -interessanten Gelegenheit gegebene Beispiel wurde hundertundfünfundzwanzig -Jahre später bei einer noch interessanteren Gelegenheit mit strengster -Genauigkeit nachgeahmt. Genau auf derselben Stelle, wo Schomberg im -Juli 1689 die Freigebigkeit der Nation dankend anerkannt, stand im Juli -1814 ein Stuhl für einen noch berühmteren Krieger, der gekommen war, -um sich für ein noch glänzenderes Zeichen der öffentlichen Anerkennung -zu bedanken. Wenige Dinge bezeichnen treffender den eigenthümlichen -Character der englischen Verfassung und Nation als der Umstand, daß -das Haus der Gemeinen, eine aus dem Volke hervorgegangene Versammlung, -selbst in einem Augenblicke freudiger Begeisterung mit der ängstlichen -Gewissenhaftigkeit eines Wappencollegiums an althergebrachten Formen -festhielt; daß das Niedersetzen und Aufstehen, das Bedecktbleiben und -das Entblößen des Hauptes im 19. Jahrhundert noch genau nach der -nämlichen Etikette regulirt war wie im 17., und daß das nämliche Scepter, -welches zur Rechten Schomberg’s gehalten worden war, in gleicher Stellung -zur Rechten Wellington’s gehalten wurde.<a class="fnote" href="#footnote-46_167" id="fnote-46_167">[46]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-17"> -Unterbrechung der Parlamentssitzungen. -</h3> - -<p class="noindent"> -Am 20. August -ging das Parlament, nachdem es sieben Monate lang in ununterbrochener -Thätigkeit gewesen war, auf königlichen Befehl für kurze Zeit auseinander. -Dieselbe Nummer der Gazette, welche die Ankündigung enthielt, -daß die beiden Häuser ihre Sitzungen eingestellt, brachte auch die Mittheilung, -daß Schomberg in Irland gelandet sei.<a class="fnote" href="#footnote-47_168" id="fnote-47_168">[47]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-18"> -Zustand Irland’s — Rath Avaux’. -</h3> - -<p class="noindent"> -Während der drei -Wochen vor seiner Landung hatte im Schlosse von Dublin die größte -Angst und Bestürzung geherrscht. Schlag auf Schlag waren einander so -rasch gefolgt, daß Jakob’s nie sehr starker Muth völlig gebrochen worden -war. Zuerst hatte er erfahren, daß Londonderry erlöst war; dann, daß -eine seiner Armeen von den Enniskillenern geschlagen worden; hierauf, -daß eine andere von seinen Armeen stark zusammengeschmolzen und entmuthigt -sich aus Ulster zurückzog oder vielmehr floh; und endlich, daß -Sligo, der Schlüssel von Connaught, den Engländern preisgegeben worden -war. Er hatte sich von der Unmöglichkeit überzeugt, die Colonisten zu -unterwerfen, selbst als sie fast ganz ohne fremde Hülfe waren. Daher -konnte er wohl zweifeln, ob es ihm möglich sein würde, gegen sie zu -<a id="page-XIV.29" class="pagenum" title="XIV.29"></a> -kämpfen, wenn sie durch eine englische Armee unter den Befehlen des -größten lebenden Feldherrn unterstützt wurden. Der unglückliche Fürst -schien seit einigen Tagen der Verzweiflung gänzlich anheimgefallen. Auf -Avaux machte die Gefahr einen ganz andren Eindruck. Jetzt, dachte er, -sei es Zeit, den Krieg zwischen den Engländern und Irländern in einen -Vertilgungskrieg zu verwandeln und jede Vereinigung der beiden Nationen -unter eine Regierung für immer unmöglich zu machen. In diesem Sinne -unterbreitete er kaltblütig dem Könige einen Vorschlag von fast unglaublicher -Abscheulichkeit. Er sagte, es müsse eine zweite Bartholomäusnacht -veranstaltet werden. Ein Vorwand dazu werde sich leicht finden lassen. -Schomberg’s Ankunft in Irland werde ohne Zweifel in denjenigen südlichen -Städten, deren Bevölkerung überwiegend englisch sei, einige Aufregung -hervorrufen, und jede Ruhestörung, wo immer sie stattfinden -möge, werde einen Entschuldigungsgrund für eine allgemeine Niedermetzelung -der Protestanten von Leinster, Munster und Connaught darbieten.<a class="fnote" href="#footnote-48_169" id="fnote-48_169">[48]</a> -Da der König im ersten Augenblicke keinen Abscheu vor diesem -Rathe an den Tag legte,<a class="fnote" href="#footnote-49_170" id="fnote-49_170">[49]</a> so kam der Gesandte einige Tage später auf -den Gegenstand zurück und drang in Se. Majestät, die nöthigen Befehle -zu erlassen. Jetzt aber erklärte Jakob mit einer Entschiedenheit, die ihm -zur Ehre gereichte, daß nichts ihn vermögen werde, ein solches Verbrechen -zu begehen. „Diese Leute sind meine Unterthanen, und ich kann -nicht so grausam sein, sie zu ermorden, während sie friedlich unter meiner -Regierung leben.“ — „Es liegt nichts Grausames in meinem Vorschlage,“ -entgegnete der gefühllose Diplomat. „Eure Majestät sollte bedenken, -daß Milde gegen die Protestanten Grausamkeit gegen die Katholiken -ist.“ Doch Jakob war nicht zu bewegen, und Avaux entfernte sich -in sehr übler Laune. Er war der Meinung, daß die Humanitätsäußerungen -des Königs erheuchelt seien und daß Se. Majestät den Befehl zum -allgemeinen Gemetzel nur deshalb nicht gebe, weil er überzeugt sei, die -Katholiken im ganzen Lande würden auch ohne einen solchen Befehl über -die Protestanten herfallen.<a class="fnote" href="#footnote-50_171" id="fnote-50_171">[50]</a> Avaux irrte sich indeß vollständig. Daß -er Jakob für eben so unmoralisch hielt als er selbst war, kann nicht Wunder -nehmen. Unbegreiflich aber ist es, wie ein so kluger Mann vergessen konnte, -daß Jakob und er ganz verschiedene Zwecke verfolgten. Das Ziel der -Politik des Gesandten war, England und Irland für alle Zeiten zu trennen. -Das Ziel der Politik des Königs war die Vereinigung England’s -und Irland’s unter seinem Scepter, und er mußte nothwendig einsehen, -daß wenn in drei Provinzen ein allgemeines Niedermetzeln der Protestanten -stattfände und er in den Verdacht käme, es autorisirt, oder nur stillschweigend -geduldet zu haben, binnen vierzehn Tagen selbst in Oxford kein -Jakobit mehr am Leben sein würde.<a class="fnote" href="#footnote-51_172" id="fnote-51_172">[51]</a> -</p> - -<p> -<a id="page-XIV.30" class="pagenum" title="XIV.30"></a> -Gerade in diesem Augenblicke begann der Horizont Jakob’s, welcher -hoffnungslos trübe geschienen hatte, sich aufzuhellen. Die Gefahr, die -ihn zu Boden drückte, hatte das irische Volk aufgerüttelt. Es hatte sich -sechs Monate früher wie ein Mann gegen die Sachsen erhoben. Die -Armee, welche Tyrconnel ins Leben gerufen, war im Verhältniß zu der Bevölkerung, -der sie entnommen war, die größte, welche Europa je gesehen. -Aber diese Armee hatte eine lange Reihe von Niederlagen und Unfällen -erlitten, die durch keine einzige glänzende Waffenthat aufgewogen wurden. -In England wie auf dem Continent war man gewohnt, diese Niederlagen -und Unfälle der Zaghaftigkeit des irischen Volksstammes zuzuschreiben.<a class="fnote" href="#footnote-52_173" id="fnote-52_173">[52]</a> -Daß dies aber ein großer Irrthum war, wird durch die Geschichte jedes -Krieges, der seit fünf Generationen in irgend einem Theile der Christenheit -geführt worden ist, genugsam bewiesen. Das rohe Material, aus -dem eine gute Armee gebildet werden kann, war unter den Irländern -in reichem Maße vorhanden. Avaux schrieb seiner Regierung, daß sie -ein auffallend schöner, großer und wohlgebauter Menschenschlag seien, daß -sie persönlich tapfer, der Sache, für die sie kämpften, aufrichtig zugethan -und gegen die Colonisten heftig erbittert seien. Nachdem er ihre Kraft -und ihren Muth gepriesen, erklärte er, wie es zugehe, daß sie bei all -ihrer Kraft und ihrem Muthe doch beständig geschlagen wurden. Es sei -ganz falsch, sagte er, wenn man glaube, daß persönliche Tapferkeit, -physischer Muth oder patriotische Begeisterung am Tage der Schlacht die -Disciplin ersetzen könne. Die Infanterie sei schlecht bewaffnet und schlecht -eingeübt, man ließe sie allenthalben wohin sie komme plündern, und -so habe sie alle Gewohnheiten von Banditen angenommen. Es befinde -sich kaum ein einziger Offizier darunter, der fähig wäre, sie ihre Pflicht -zu lehren. Ihre Obersten seien zwar im allgemeinen Leute aus guter -Familie, aber ohne militärische Erfahrung. Die Hauptleute seien Metzger, -Schneider oder Schuhmacher, und nicht einer unter ihnen kümmere sich -um den Comfort, die Ausrüstung und Einübung der Leute, denen er vorgesetzt -sei. Die Dragoner seien nicht viel besser als die Infanterie. Nur -die Reiter seien, mit wenigen Ausnahmen, vortrefflich. Fast alle irischen -Gentlemen, die einige militärische Erfahrung besäßen, bekleideten Offiziersstellen -in der Cavallerie, und durch die Bemühungen dieser Offiziere seien -einige Regimenter gebildet und einexercirt worden, welche Avaux allen, -die er je gesehen, gleichstellte. Es liege daher auf der Hand, daß die Untüchtigkeit -der Fußsoldaten und der Dragoner nicht den Fehlern des irischen -Characters, sondern den Mängeln der irischen Verwaltung zugeschrieben -werden müsse.<a class="fnote" href="#footnote-53_174" id="fnote-53_174">[53]</a> -</p> - -<p> -<a id="page-XIV.31" class="pagenum" title="XIV.31"></a> -Die Ereignisse, welche im Herbst des Jahres 1689 eintraten, bewiesen -zur Genüge, daß der vom Unglück verfolgte Volksstamm, den seine Feinde -wie seine Bundesgenossen allgemein mit ungerechter Geringschätzung betrachteten, -mit den von Armuth, Unwissenheit und Aberglauben unzertrennlichen -Fehlern einige vortreffliche Eigenschaften verband, die man auch -bei blühenderen und civilisirteren Nationen nicht immer findet. Die schlimmen -Nachrichten, welche Jakob in Angst und Verzweiflung stürzten, rüttelten -die ganze Bevölkerung der südlichen Provinzen auf wie der Ton der -Schlachttrompete. Von allen Altären von dreiundzwanzig Grafschaften -wurde dem Volke verkündet, daß Ulster verloren sei, daß die Engländer -kämen und daß der Kampf auf Leben und Tod zwischen den beiden feindlichen -Nationen bevorstehe. Es sei nur noch eine Hoffnung, und wenn -diese fehlschlüge, bleibe nichts mehr übrig als die despotische, erbarmungslose -Herrschaft der sächsischen Colonie und der ketzerischen Kirche. Der -katholische Priester, der eben erst Pfarrhaus und Kanzel in Besitz genommen, -der katholische Squire, der so eben auf den Schultern seiner -jubelnden Pächter in die Halle seiner Väter getragen worden sei, würden -vertrieben werden, um von dem Almosen zu leben, das die selbst unterdrückten -und verarmten Landleute ihnen gewähren könnten. Eine neue -Vermögensconfiscation würde das Werk der Ansiedlungsacte vollenden und -die Anhänger Wilhelm’s würden Alles wegnehmen, was die Anhänger -Cromwell’s verschont hätten. Diese Befürchtungen riefen einen Ausbruch -patriotischer und religiöser Begeisterung hervor, welcher den unvermeidlichen -Augenblick der Unterjochung auf einige Zeit hinausschob. Avaux -war erstaunt über die Energie, welche die Irländer unter so niederdrückenden -Verhältnissen an den Tag legten. Es war allerdings die wilde und -unbeständige Energie eines halbbarbarischen Volks; sie war vorübergehend -und oft irregeleitet; aber wenn auch vorübergehend und irregeleitet, that sie -doch Wunder. Der französische Gesandte mußte bekennen, daß die Offiziere, -über deren Unbrauchbarkeit und Unthätigkeit er so oft geklagt, ihre Lethargie -plötzlich abgeschüttelt hätten. Die Rekruten strömten zu Tausenden herbei, und -die unter den Mauern von Londonderry gelichteten Reihen waren bald wieder -<a id="page-XIV.32" class="pagenum" title="XIV.32"></a> -übervoll. Es wurden große Anstrengungen gemacht, um die Truppen zu -bewaffnen und einzukleiden, und nach dem kurzen Zeitraum von vierzehn -Tagen bot Alles einen neuen und erfreulichen Anblick dar.<a class="fnote" href="#footnote-54_175" id="fnote-54_175">[54]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-19"> -Entlassung Melfort’s. -</h3> - -<p class="noindent"> -Die Irländer verlangten vom Könige -zum Lohn für die energischen Anstrengungen in seinem Interesse ein Zugeständniß, -das ihm durchaus nicht angenehm war. Melfort’s Unpopularität -hatte in einem solchen Grade zugenommen, daß er kaum noch -seines Lebens sicher war, und er besaß keinen Freund, der ein Wort zu -seinen Gunsten hätte sprechen können. Die Franzosen haßten ihn. In -jedem Briefe, der aus England oder Schottland in Dublin ankam, wurde -er als der böse Genius des Hauses Stuart bezeichnet. Es war um seiner -selbst willen nothwendig ihn zu entlassen. Man fand einen ehrenvollen -Ausweg. Er erhielt Befehl, sich nach Versailles zu begeben, den Stand -der Dinge in Irland dort darzulegen und die französische Regierung um -schleunige Zusendung eines Hülfscorps von sechs- bis siebentausend Mann -gedienter Infanterie zu bitten. Er legte die Siegel nieder und sie wurden -zur großen Freude der Irländer den Händen eines Irländers Sir Richard -Nagle anvertraut, der sich als Generalfiskal und als Sprecher des Hauses -der Gemeinen hervorgethan hatte. Melfort reiste unter dem Schutze der -Dunkelheit ab, denn die Wuth des Volks gegen ihn war so groß, daß -er sich am Tage nicht ohne Gefahr in den Straßen von Dublin zeigen -konnte. Am andren Morgen verließ Jakob seine Hauptstadt in entgegengesetzter -Richtung, um Schomberg entgegenzurücken.<a class="fnote" href="#footnote-55_176" id="fnote-55_176">[55]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-20"> -Schomberg landet in Ulster. -</h3> - -<p class="noindent"> -Schomberg war in Antrim gelandet. -Die Streitmacht, die er mitbrachte, überstieg nicht zehntausend -Mann. Aber er erwartete, daß die bewaffneten Colonisten und die von -Kirke commandirten Regimenter zu ihm stoßen würden. Die Kaffeehauspolitiker -von London waren fest überzeugt, daß ein solcher General mit -einer solchen Armee die Insel rasch wiedererobern werde. Leider aber -zeigte es sich bald, daß die ihm gewährten Mittel für das Werk, das er -durchzuführen hatte, bei weitem nicht hinreichten; den größeren Theil dieser -Mittel verlor er bald durch eine Reihe unvorhergesehener Unfälle, und der -ganze Feldzug war nichts als ein langer Kampf seiner Klugheit und Entschlossenheit -gegen die äußerste Tücke des Schicksals. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-21"> -Carrickfergus genommen. -</h3> - -<p class="noindent"> -Er marschirte zuerst nach Carrickfergus. -Diese Stadt wurde durch zwei Regimenter Infanterie für König -Jakob vertheidigt. Schomberg beschoß die Mauern, und nachdem die Irländer -sich eine Woche gehalten hatten, capitulirten sie. Er versprach sie -ungehindert abziehen zu lassen; aber es wurde ihm nicht leicht, sein Wort -<a id="page-XIV.33" class="pagenum" title="XIV.33"></a> -zu halten. Die Bewohner der Stadt und Umgegend waren größtentheils -Protestanten schottischer Abkunft. Sie hatten während des kurzen Uebergewichts -des eingebornen Stammes viel zu leiden gehabt und brannten -vor Begierde, für die erduldeten Leiden Rache zu üben. Sie rotteten sich -zu zahlreichen Haufen zusammen und riefen, daß sie sich an die Capitulation -nicht kehrten, sondern gerächt sein wollten. Von Worten gingen -sie bald zu Schlägen über. Die entwaffneten, ausgezogenen und hin und -her gestoßenen Irländer suchten Schutz bei den englischen Offizieren und -Soldaten. Mit Mühe gelang es Schomberg, dem Blutvergießen vorzubeugen, -indem er mit dem Pistol in der Hand durch die Haufen der -wüthenden Colonisten sprengte.<a class="fnote" href="#footnote-56_177" id="fnote-56_177">[56]</a> -</p> - -<p> -Von Carrickfergus marschirte Schomberg weiter nach Lisburn und -von da durch gänzlich verlassene Städte und über Ebenen, auf denen -weder eine Kuh, noch ein Schaf, noch ein Getreidefehm zu sehen war, -nach Loughbrickland. Hier stießen drei Regimenter Enniskillener zu ihm, -deren Kleidung, Pferde und Waffen einem an den Glanz von Revuen -gewohnten Auge wunderlich vorkamen, die aber an natürlichem Muthe -keinen Truppen der Welt nachstanden und die sich während mehrerer Monate -beständigen Wachtdienstes und Scharmützelns viele wesentliche Eigenschaften -regulärer Soldaten erworben hatten.<a class="fnote" href="#footnote-57_178" id="fnote-57_178">[57]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-22"> -Schomberg rückt weiter nach Leinster. -</h3> - -<p class="noindent"> -Schomberg setzte -seinen Marsch durch eine Wüste gegen Dublin fort. Die wenigen noch -im Süden von Ulster befindlichen irischen Truppen zogen sich vor ihm zurück, -indem sie Alles auf ihrem Wege zerstörten. Newry, einst ein hübsch -gebauter und wohlhabender protestantischer Flecken, fand er als einen -Haufen rauchender Trümmer. Carlingford war ebenfalls zerstört. Die -Stelle, wo die Stadt einst gestanden, war nur noch durch die massiven -Ruinen des alten normännischen Schlosses bezeichnet. Diejenigen, welche -es wagten, Ausflüge aus dem Lager zu machen, berichteten, daß die Gegend, -soweit sie dieselbe durchstreift hätten, eine Wildniß sei. Es gäbe -wohl Hütten, aber sie seien unbewohnt; es gebe üppige Weiden, aber -weder Rinder- noch Schafherden; es gebe Getreidefelder, aber die Ernte -liege, vom Regen durchnäßt, auf dem Boden.<a class="fnote" href="#footnote-58_179" id="fnote-58_179">[58]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-23"> -Die englische und die irische Armee campiren nahe bei -einander. -</h3> - -<p class="noindent"> -Während Schomberg durch eine unabsehbare Einöde vorrückte, -sammelten sich die irischen Truppen rasch von allen Seiten. Am 10. -September wurde das königliche Banner Jakob’s auf dem Thurme von -Drogheda entfaltet, und unter demselben waren bald zwanzigtausend kampffähige -Männer versammelt, die Infanterie im allgemeinen schlecht, die -Cavallerie im allgemeinen gut, beide aber voll Eifers für ihr Vaterland -und ihre Religion.<a class="fnote" href="#footnote-59_180" id="fnote-59_180">[59]</a> Die Armee war wie gewöhnlich von einem zahlreichen -Troß Landvolk begleitet, das mit Sensen, Halbpiken und Skeans -<a id="page-XIV.34" class="pagenum" title="XIV.34"></a> -bewaffnet war. Inzwischen hatte Schomberg Dundalk erreicht. Die Entfernung -zwischen beiden Heeren betrug jetzt nicht mehr als einen starken -Tagemarsch, und man erwartete daher allgemein, daß das Schicksal der -Insel unverzüglich durch eine offene Schlacht entschieden werden würde. -</p> - -<p> -In beiden Lagern wünschten Alle, die vom Kriege nichts verstanden, -sehnlichst loszuschlagen, und die Wenigen, die sich eines hohen Rufes -militärischer Tüchtigkeit erfreuten, waren in beiden Lagern gegen eine -Schlacht. Weder Rosen noch Schomberg wollten Alles auf einen Wurf -setzen. Beide kannten die Mängel ihrer Armee genau und keiner von ihnen -war über die Mängel der Armee des Andren vollständig unterrichtet. -Rosen wußte sehr gut, daß die irische Infanterie schlechter ausgerüstet, mit -schlechteren Offizieren versehen und schlechter eingeübt war, als irgend eine -Infanterie, die er vom bothnischen Meerbusen bis zum <a id="corr-22"></a>atlantischen Ocean -je gesehen, und er vermuthete, daß die englischen Truppen gut einexercirt -und, was sie allerdings hätten sein sollen, mit allem zu einer erfolgreichen -Thätigkeit Nöthigem wohl versehen seien. Eine numerische Uebermacht, -urtheilte er sehr richtig, würde gegen eine große Ueberlegenheit in der -Waffenführung und Disciplin wenig nützen. Er rieth daher Jakob sich -zurückzuziehen und lieber Dublin selbst dem Feinde preiszugeben als eine -Schlacht zu wagen, mit deren Verlust Alles verloren sein würde. Athlone -sei der beste Platz im Königreiche zu einem entschlossenen Widerstande. -Der Uebergang über den Shannon könne so lange vertheidigt werden, bis -der Succurs, um den Melfort bitten solle, aus Frankreich anlange, und -dieser Succurs werde den ganzen Character des Kriegs ändern. Aber -die Irländer, mit Tyrconnel an der Spitze, waren einmüthig gegen den -Rückzug. Das Blut der ganzen Nation war in Gährung. Jakob freute -sich über die Begeisterung seiner Unterthanen und erklärte auf das Bestimmteste, -daß er nicht die Schmach auf sich laden werde, seine Hauptstadt -dem Feinde ohne Schwertstreich zu überlassen.<a class="fnote" href="#footnote-60_181" id="fnote-60_181">[60]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-24"> -Schomberg lehnt eine Schlacht ab. -</h3> - -<p class="noindent"> -Binnen wenigen Tagen -zeigte es sich klar, daß Schomberg beschlossen hatte, nicht loszuschlagen, -und seine Gründe waren gewichtig. Er hatte zwar einige gute holländische -und französische Truppen, und auch die Enniskillener, die sich ihm angeschlossen, -hatten eine militärische Lehrzeit bestanden, wenn auch nicht in -der regelrechtesten Weise. Die große Masse seiner Armee aber bestand aus -englischen Landleuten, welche eben erst aus ihren Hütten kamen. Seine -Musketiere hatten noch zu lernen, wie sie ihre Gewehre laden mußten, -seine Dragoner hatten noch zu lernen, wie sie mit ihren Pferden umgehen -mußten, und diese unerfahrenen Soldaten waren zum größten Theil -von Offizieren befehligt, welche eben so unerfahren waren als sie selbst. -Seine Truppen waren daher im allgemeinen den irischen in der Disciplin -nicht überlegen, und standen ihnen an Zahl weit nach. Ja er überzeugte -sich sogar, daß seine Soldaten eben so schlecht bewaffnet, eben so schlecht -logirt und eben so schlecht gekleidet waren, als die ihnen gegenüberstehenden -Celten. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-25"> -Betrügereien des englischen Kriegscommissariats. -</h3> - -<p class="noindent"> -Der Reichthum der englischen Nation und die freigebigen Beschlüsse des -englischen Parlaments hatten ihn zu der Erwartung berechtigt, daß er mit -<a id="page-XIV.35" class="pagenum" title="XIV.35"></a> -allem Kriegsbedarf reichlich versehen werden würde. Aber er sah sich -bitter getäuscht. Die Verwaltung war seit Oliver’s Tode fortwährend -unvernünftiger und verderbter geworden, und jetzt erntete die Revolution -was die Restauration gesäet hatte. Ein Heer nachlässiger oder habsüchtiger -Beamter, unter Karl und Jakob gebildet, plünderte die Armeen und -die Flotten Wilhelm’s aus, ließ sie darben und vergiftete sie. Der Erste -unter diesen Leuten war Heinrich Shales, der unter der vorigen Regierung -Generalcommissar des Lagers bei Hounslow gewesen war. Man -kann die neue Regierung kaum tadeln, daß sie ihn auf seinem Posten ließ, -denn seine Erfahrung in dem ihm anvertrauten Verwaltungszweige übertraf -bei weitem die jedes andren Engländers. Leider aber hatte er, in -der nämlichen Schule, in der er seine Erfahrungen gesammelt, auch die -ganze Kunst des Veruntreuens erlernt. Das Rindfleisch und der Branntwein, -welche er lieferte, waren so schlecht, daß die Soldaten sich davor -ekelten; die Zelte waren verfault, die Bekleidung unzureichend, die Musketen -zerbrachen beim Gebrauch. Große Massen Schuhe waren der Regierung -in Rechnung gestellt, aber zwei Monate nachdem der Schatz sie -bezahlt, waren sie noch nicht in Irland angekommen. Mittel zum Transport -des Gepäcks und der Artillerie fehlten fast ganz. Eine große Menge -Pferde waren mit öffentlichem Gelde in England angekauft und an die -Ufer des Dee geschickt worden. Aber Shales hatte sie zur Erntearbeit -an die Landwirthe von Cheshire vermiethet, hatte den Miethertrag in seine -Tasche gesteckt, und hatte es den Truppen in Ulster überlassen sich fortzuhelfen -so gut sie konnten.<a class="fnote" href="#footnote-61_182" id="fnote-61_182">[61]</a> Schomberg war der Meinung, daß, wenn -er mit einer schlecht disciplinirten und schlecht ausgerüsteten Armee eine -Schlacht wagte, er nicht unwahrscheinlich geschlagen werden würde, und -er wußte, daß eine Niederlage den Verlust eines Königreichs, vielleicht -den Verlust dreier Königreiche nach sich ziehen konnte. Er beschloß daher, -in der Defensive zu verharren, bis seine Leute eingeübt und Verstärkungen -und Zufuhren angelangt sein würden. -</p> - -<p> -Er verschanzte sich bei Dundalk dergestalt, daß er nicht gezwungen -werden konnte, gegen seinen Willen zu kämpfen. Jakob, ermuthigt durch -die Zurückhaltung seines Gegners, rückte, die Rathschläge Rosen’s nicht -beachtend, gegen Ardee vor, erschien an der Spitze der ganzen irischen -Armee vor den englischen Linien, stellte Reiterei, Fußvolk und Artillerie -in Schlachtordnung auf, und entfaltete sein Banner. Die Engländer -hätten gar zu gern losgeschlagen. Aber der Entschluß ihres Generals -stand fest und konnte weder durch das prahlerische Gebahren des Feindes, -noch durch das Murren seiner eignen Soldaten erschüttert werden. So -blieb er einige Wochen sicher hinter seinen Schutzwällen, während die Irländer -wenige Meilen davon lagen. Er sorgte nun eifrig für Einübung -der Rekruten, aus denen seine Armee zum größten Theil bestand. Seine -Musketiere mußten sich beständig im Schießen üben, bald nach der Scheibe, -bald in Pelotons, und die Art und Weise, wie sie sich anfangs dabei -benahmen, bewies deutlich, daß er sehr wohl daran gethan, sie nicht zum -Kampfe zu führen. Es stellte sich heraus, daß von vier englischen Soldaten -noch nicht einer sein Gewehr ordentlich zu behandeln verstand, und -<a id="page-XIV.36" class="pagenum" title="XIV.36"></a> -wenn es gelang, dasselbe aufs Gerathewohl abzufeuern, glaubte Wunder -was er Großes vollbracht habe. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-26"> -Verschwörung unter den in englischen Diensten stehenden -französischen Truppen. -</h3> - -<p class="noindent"> -Während der Herzog so seine Zeit -anwendete, gafften die Irländer sein Lager an, ohne einen Angriff auf -dasselbe zu wagen. Bald aber tauchten in diesem Lager zwei Uebel auf, -welche gefährlicher waren als der Feind: Verrath und Krankheit. Zu den -besten Truppen, die er commandirte, gehörten die französischen Verbannten. -Jetzt entstanden sehr ernste Zweifel an ihrer Treue. Den wirklichen -hugenottischen Refugiés konnte allerdings unbedingtes Vertrauen geschenkt -werden. Der Widerwille, mit dem der eifrigste englische Protestant das -Haus Bourbon und die römische Kirche betrachtete, war ein laues Gefühl -im Vergleich zu dem unauslöschlichen Hasse, der in der Brust des verfolgten, -mit Einquartierung gequälten, aus seinem Vaterlande vertriebenen -Calvinisten des Languedoc glühte. Die Irländer hatten schon bemerkt, -daß die französischen Ketzer niemals Pardon weder gaben noch annahmen.<a class="fnote" href="#footnote-62_183" id="fnote-62_183">[62]</a> -Jetzt aber zeigte es sich, daß mit diesen Emigranten, die dem -reformirten Glauben Alles aufgeopfert hatten, Emigranten ganz andrer -Art vermischt waren, Deserteurs, welche in den Niederlanden ihrer Fahne -entlaufen waren und ihr Verbrechen dadurch bemäntelt hatten, daß sie -vorgaben, sie seien Protestanten und ihr Gewissen gestatte ihnen nicht, -für den Verfolger ihrer Kirche zu kämpfen. Einige von diesen Leuten -setzten sich in der Hoffnung, durch einen zweiten Verrath Verzeihung und -zugleich Belohnung zu erlangen, mit Avaux in Correspondenz. Die -Briefe wurden jedoch aufgefangen und ein furchtbares Complot ans Licht -gebracht. Es stellte sich heraus, daß, wenn Schomberg schwach genug -gewesen wäre, dem Andringen Derer, welche eine offene Schlacht wünschten, -nachzugeben, mehrere französische Compagnien in der Hitze des Gefechts -auf die Engländer gefeuert haben und zum Feinde übergegangen -sein würden. Ein solcher Abfall würde auch in einer besseren Armee als -die bei Dundalk lagernde, einen allgemeinen Schrecken hervorgerufen haben. -Hier mußte mit Strenge verfahren werden. Sechs von den Verschwörern -wurden aufgehängt, und zweihundert ihrer Mitschuldigen in -Eisen nach England zurückgeschickt. Selbst nach dieser Ausmerzung wurden -die Refugiés von der übrigen Armee noch lange mit zwar ungerechtem, -aber nicht unnatürlichem Argwohn betrachtet. Einige Tage lang -hatte man sogar allen Grund zu fürchten, der Feind werde mit dem -Schauspiele eines blutigen Kampfes zwischen den englischen Soldaten und -ihren <a id="corr-23"></a>französischen Verbündeten unterhalten werden.<a class="fnote" href="#footnote-63_184" id="fnote-63_184">[63]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-27"> -Pestilenz in der englischen Armee. -</h3> - -<p class="noindent"> -Einige Stunden vor -der Hinrichtung der Haupträdelsführer wurde eine allgemeine Musterung -der Armee vorgenommen, und man sah, daß die Reihen der englischen -Bataillone stark gelichtet waren. Viel Kranke hatte es vom ersten Tage -<a id="page-XIV.37" class="pagenum" title="XIV.37"></a> -des Feldzugs an unter den Rekruten gegeben, aber erst zur Zeit des -Aequinoctiums nahm die Sterblichkeit in beunruhigendem Maße zu. Die -Herbstregen sind in Irland gewöhnlich stark, dieses Jahr aber waren sie -stärker als sonst, das ganze Land war überschwemmt, und das Lager des -Herzogs wurde ein förmlicher Sumpf. Die Enniskillener waren an das -Klima gewöhnt, und die Holländer waren gewohnt in einem Lande -zu leben, das, wie ein Witzling der damaligen Zeit sagte, funfzig -Fuß Wasser zieht. Sie hielten ihre Lagerhütten trocken und reinlich und -sie hatten erfahrene, aufmerksame Offiziere, welche die Unterlassung keiner -Vorsicht duldeten. Die Landleute von Yorkshire und Derbyshire aber hatten -weder Constitutionen, welche dem verderblichen Einflusse zu widerstehen -vermochten, noch verstanden sie es, sich gegen denselben zu schützen. -Die schlechten Lebensmittel, welche das Commissariat lieferte, verschlimmerte -die durch die klimatischen Verhältnisse erzeugten Krankheiten. An Heilmitteln -fehlte es fast ganz, Aerzte waren nur wenige vorhanden, und die -Arzneikästen enthielten nicht viel mehr als Charpie und Wundpflaster. -Die Engländer erkrankten und starben zu Hunderten. Selbst Diejenigen, -welche nicht von der Seuche ergriffen wurden, waren entkräftet und -muthlos und erwarteten, anstatt die Energie zu entfalten, welche das -Erbtheil unsrer Nation ist, mit der hülflosen Apathie von Asiaten ihr -Schicksal. Umsonst versuchte Schomberg sie zu lehren, wie sie ihre Quartiere -verbessern und den feuchten Erdboden, auf dem sie lagen, mit einem -dicken Teppich von Farrnkräutern bedecken konnten. Körperliche Anstrengung -war ihnen noch schrecklicher geworden als selbst der Tod. Es stand -nicht zu erwarten, daß Leute, die sich selbst nicht helfen konnten, einander -gegenseitig helfen würden. Niemand beanspruchte und Niemand bezeigte -Theilnahme. Die Vertrautheit mit grauenvollen Scenen erzeugte -eine Gefühllosigkeit und eine verzweifelte Gottlosigkeit, die selbst in der -Geschichte ansteckender Krankheiten so leicht nicht ihres Gleichen haben -dürften. Das Schmerzensgestöhn der Kranken wurde durch die Flüche -und unzüchtigen Reden ihrer Kameraden übertäubt. Zuweilen konnte -man auf dem Leichname eines am Morgen gestorbenen Unglücklichen einen -andren Unglücklichen sitzen sehen, der die kommende Nacht nicht mehr erleben -konnte und der fluchend und Schandlieder singend auf die Gesundheit des -Teufels Branntwein trank. Wenn die Leichen weggetragen wurden, um -begraben zu werden, murrten die Ueberlebenden. Ein Todter, sagten sie, -sei eine gute Decke und ein guter Stuhl. Warum sollten die Leute, wenn -ein so reichlicher Vorrath eines so nützlichen Möbels vorhanden sei, der -kalten Luft ausgesetzt und genöthigt sein, sich auf die nasse Erde zu -legen?<a class="fnote" href="#footnote-64_185" id="fnote-64_185">[64]</a> -</p> - -<p> -Viele Kranke wurden von den englischen Schiffen, welche nahe -der Küste lagen, nach Belfast gebracht, wo ein großes Hospital errichtet -war. Aber kaum die Hälfte von ihnen erlebte das Ende der -Reise. Mehr als ein Schiff lag lange in der Bai von Carrickfergus, angefüllt -<a id="page-XIV.38" class="pagenum" title="XIV.38"></a> -mit Leichen und den Geruch des Todes ausströmend, ohne ein lebendes, -Wesen an Bord.<a class="fnote" href="#footnote-65_186" id="fnote-65_186">[65]</a> -</p> - -<p> -Die irländische Armee hatte viel weniger zu leiden. Der Kerne von -Munster oder Connaught befand sich im Lager ganz eben so wohl als -wäre er in seiner eignen Lehmhütte gewesen und hätte die Dünste seines -heimathlichen Sumpfes eingeathmet. Natürlich freute er sich über das -Elend der sächsischen Ketzer und hoffte, daß sie ohne einen Schwertstreich -zu Grunde gehen würden. Mit Entzücken hörte er den ganzen Tag die -Salven, welche über den Gräbern der englischen Offiziere knatterten, bis -endlich die Begräbnisse zu zahlreich wurden, als daß sie noch mit militärischem -Pomp hätten begangen werden können, und auf die schauerlichen -Töne ein noch schauerlicheres Schweigen folgte. -</p> - -<p> -Die Ueberlegenheit an Streitkräften war jetzt so entschieden auf Seiten -Jakob’s, daß er es unbedenklich wagen konnte, fünf Regimenter von -seiner Armee zu detachiren und nach Connaught zu senden. Sarsfield befehligte -dieselben. Er stand allerdings nicht so hoch in der Achtung des -Königs, als er es verdiente. Der König erklärte ihn mit einer Miene -geistiger Ueberlegenheit, welche Avaux und Rosen ein spöttisches Lächeln -abgezwungen haben muß, für einen wackeren Burschen, der aber sehr -stiefmütterlich mit Verstand bedacht sei. Nur mit großer Mühe bewog der -Gesandte Se. Majestät dazu, den besten Offizier der irischen Armee zum -Range eines Brigadiers zu befördern. Sarsfield rechtfertigte jetzt vollkommen -die vortheilhafte Meinung, die sich seine französischen Gönner -von ihm gebildet hatten. Er vertrieb die Engländer aus Sligo und -sicherte mit gutem Erfolg Galway, das in ernster Gefahr gewesen war.<a class="fnote" href="#footnote-66_187" id="fnote-66_187">[66]</a> -</p> - -<p> -Auf die englischen Verschanzungen vor Dundalk wurde jedoch kein -Angriff gemacht. Inmitten der sich stündlich mehrenden Schwierigkeiten -und Unfälle zeigten sich die glänzenden Eigenschaften Schomberg’s immer -deutlicher. Nicht im vollen Strome des Glücks, nicht auf dem Schlachtfelde -von Montes Claros, nicht unter den Mauern von Mastricht hatte -er die Bewunderung der Menschheit so wohl verdient. Seine Entschlossenheit -wankte nie; seine Umsicht schlummerte nie; trotz vielfacher Verdrüßlichkeiten -und Provocationen war er stets froher und heiterer Laune. Der -Effectivbestand seiner Mannschaften, selbst wenn man alle die, welche -nicht am Fieber darnieder lagen, als effectiv mitrechnete, überstieg jetzt -nicht mehr fünftausend. Diese waren kaum noch dem gewöhnlichen Dienste -gewachsen, und sie mußten jetzt zu doppelten Dienstleistungen angetrieben -werden. Dessenungeachtet traf der alte Mann seine Dispositionen so -meisterhaft, daß er mit diesen geringen Streitkräften mehrere Wochen -lang einer von einer Menge bewaffneter Banditen begleiteten Truppenmacht -von zwanzigtausend Mann die Spitze bot. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-28"> -Die englische und die irische Armee beziehen ihre Winterquartiere. -</h3> - -<p class="noindent"> -Zu Anfang des November zerstreuten sich endlich die -Irländer und begaben sich in ihre Winterquartiere. Der Herzog brach -nun ebenfalls sein Lager ab und zog sich nach Ulster zurück. In dem -Augenblicke als die letzten Reste seiner Armee sich in Bewegung setzen sollten, -<a id="page-XIV.39" class="pagenum" title="XIV.39"></a> -verbreitete sich das Gerücht, daß der Feind in bedeutender Stärke -heranrücke. Hätte dieses Gerücht auf Wahrheit beruht, so wäre die Gefahr -sehr groß gewesen. Obgleich aber die englischen Regimenter auf -den dritten Theil ihrer Vollzähligkeit zusammengeschmolzen waren und -obgleich die Leute, die sich noch am wohlsten befanden, kaum das Gewehr -zu schultern vermochten, so legten sie doch bei der Aussicht auf eine Schlacht -eine außerordentliche Freude und Munterkeit an den Tag und schwuren, -daß die Papisten für alles Elend der letzten Monate bezahlen sollten. -„Wir Engländer,“ sagte Schomberg, sich heiter mit der Nation des Landes, -das ihn adoptirt hatte, identificirend, „wir Engländer sind immer -kampflustig; schade daß wir nicht eben so viel Lust zu einigen anderen -Zweigen des Soldatenhandwerks haben.“ -</p> - -<p> -Der Alarm erwies sich als grundlos. Die Armee des Herzogs zog -unbelästigt ab, aber die Straße, auf der sie dahin marschirte, bot einen -eben so beklagenswerthen als abschreckenden Anblick dar. Ein langer Zug -von mit Kranken beladener Wagen bewegte sich langsam über das holprige -Pflaster. Bei jedem Stoße gab ein Unglücklicher den Geist auf und der -Leichnam wurde hinausgeworfen und unbeerdigt den Füchsen und Krähen -preisgegeben. Die Gesammtzahl Derer, welche im Lager vor Dundalk, -im Hospital von Belfast, auf der Straße und auf der See starben, belief -sich auf mehr als sechstausend Mann. Die Ueberlebenden wurden für -den Winter in den Städten und Dörfern von Ulster untergebracht. Der -General nahm sein Hauptquartier in Lisburn.<a class="fnote" href="#footnote-67_188" id="fnote-67_188">[67]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-29"> -Verschiedene Meinungen über Schomberg’s Verfahren. -</h3> - -<p class="noindent"> -Sein Verfahren wurde verschieden beurteilt. Einsichtsvolle und -aufrichtige Männer sagten, er habe sich selbst übertroffen und es gebe -keinen zweiten Feldherrn in Europa, der, mit ungeübten Truppen, unwissenden -Offizieren und spärlichen Vorräthen, zu gleicher Zeit gegen ein -feindliches Heer von großer Uebermacht, gegen ein betrügerisches Commissariat, -gegen ein Nest von Verräthern im eignen Lager und gegen -eine Krankheit, mörderischer als das Schwert, ankämpfend, den Feldzug -ohne Verlust einer Fahne oder einer Kanone zu Ende geführt haben -würde. Auf der andren Seite murrten viele von den neuernannten Majors -und Hauptleuten, deren Unerfahrenheit seine Verlegenheiten vermehrt -hatte und die keine andre Qualification für ihren Posten besaßen -als persönliche Tapferkeit, über die Geschicklichkeit und Geduld, die sie -vom Untergang gerettet. Ihre Beschwerden fanden jenseit des St. Georgskanals -Wiederhall. Zum Theil war das Murren, wenn auch ungerecht, -doch zu entschuldigen. Den Eltern, die einen tapfern Sohn in seiner -ersten Uniform geschickt hatten, damit er sich den Weg zum Ruhm erkämpfe, -konnte man es wohl verzeihen, wenn ihr Schmerz sie zur Heftigkeit -<a id="page-XIV.40" class="pagenum" title="XIV.40"></a> -und Unbilligkeit hinriß, als sie erfuhren, daß der unglückliche Jüngling -auf einem Bund Stroh ohne ärztlichen Beistand gestorben und ohne -religiöse oder militärische Ceremonie in einem Sumpfe begraben worden -war. Aber in den Weheruf verwaister Familien mischte sich ein andres -minder achtungswerthes Geschrei. Alle Die, welche gern Neuigkeiten -hörten und wiedererzählten, schmähten den General, der ihnen so -wenig Neuigkeiten zu hören und zu erzählen gab. Diese Art Leute haben -eine solche Sucht nach Aufregung, daß sie viel eher einem Feldherrn verzeihen, -der eine Schlacht verliert, als einem, der eine Schlacht ablehnt. Die -Politiker, welche ihre Orakelsprüche im dicksten Tabaksrauche bei Garroway -von sich gaben, fragten, ohne weder vom Kriege im allgemeinen noch von dem -irischen Kriege im besondern das Geringste zu verstehen, sehr ernsthaft, -warum Schomberg denn nicht losschlage. Daß er sein Handwerk nicht -verstehe, wagten sie nicht zu sagen. Er sei ohne Zweifel ein vortrefflicher -Offizier, aber er sei sehr alt. Er trage die Last seiner Jahre zwar mit -Ehren, aber seine Geisteskräfte seien nicht mehr das was sie früher gewesen; -sein Gedächtniß werde schwach und Jedermann wisse, daß er zuweilen -am Nachmittag vergessen habe, was er am Vormittag gethan. Es -dürfte wohl schwerlich je einen Menschen gegeben haben, dessen Geist im -achtzigsten Lebensjahre noch eben so frisch und lebendig gewesen wäre als -im vierzigsten; daß aber Schomberg’s Geisteskräfte durch die Jahre wenig -geschwächt waren, das beweisen zur Genüge seine Depeschen, welche noch -existiren und Muster von officieller Schreibweise sind: abgerundet, klar, -voll bedeutender Facta und gewichtiger Gründe und in die möglichst geringe -Wortzahl zusammengedrängt. In diesen Depeschen spielt er zuweilen, -nicht hämisch, sondern mit ruhiger Verachtung, auf den Tadel an, -den sein Verhalten von Seiten hohler Schwätzer, die in ihrem Leben -keine wichtigere militärische Operation als das Ablösen der Wache in -Whitehall gesehen und die sich einbildeten, es sei nichts leichter als in -jeder Lage und gegen jede Uebermacht große Siege zu erkämpfen, sowie -von Seiten vierschrötiger Patrioten erfahren, welche überzeugt seien, daß -ein einziger englischer Fuhrmann oder Drescher, der noch nicht gelernt -habe, ein Gewehr zu laden oder eine Pike zu tragen, es mit fünf Musketieren -von König Ludwig’s Haustruppen aufnehmen könne.<a class="fnote" href="#footnote-68_189" id="fnote-68_189">[68]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-30"> -Marineangelegenheiten. -</h3> - -<p class="noindent"> -So unbefriedigend die Resultate des -Feldzugs in Irland gewesen waren, die Ergebnisse der Seeoperationen -dieses Jahres waren noch weniger befriedigend. Man hatte zuversichtlich -erwartet, daß zur See England im Bunde mit Holland der Macht Ludwig’s -mehr als ebenbürtig sein werde; allein es ging Alles unglücklich. -Herbert war nach dem unbedeutenden Scharmützel in der Bantrybai mit -seinem Geschwader nach Portsmouth zurückgekehrt. Hier sah er, daß er -die gute Meinung weder des Publikums noch der Regierung verloren hatte. -Das Haus der Gemeinen dankte ihm für seine Dienste und er erhielt -sprechende Beweise von der Gunst der Krone. Er war nicht bei der -Krönung gewesen und hatte daher keinen Theil an den Belohnungen gehabt, -welche bei Gelegenheit dieser Feierlichkeit unter die Hauptactoren -der Revolution vertheilt worden waren. Dies wurde jetzt nachgeholt und -er zum Earl von Torrington erhoben. Der König begab sich nach Portsmouth, -<a id="page-XIV.41" class="pagenum" title="XIV.41"></a> -speiste an Bord des Admiralschiffes, sprach sein vollstes Vertrauen -zu der Tapferkeit und Loyalität der Flotte aus, schlug zwei tüchtige -Kapitains, Cloudesley Shovel und Johann Ashby, zu Rittern und ließ -ein Geschenk unter die Mannschaften vertheilen.<a class="fnote" href="#footnote-69_190" id="fnote-69_190">[69]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-31"> -Torrington’s schlechte Verwaltung. -</h3> - -<p class="noindent"> -Wir können Wilhelm -keinen begründeten Vorwurf deshalb machen, daß er eine hohe Meinung -von Torrington hatte, denn Torrington galt allgemein für einen der -tapfersten und geschicktesten Offiziere der Flotte. Jakob, der die Marineangelegenheiten -besser verstand als irgend etwas Andres, hatte ihn zum -Contreadmiral von England befördert. Diesen Posten, wie noch andere -einträgliche Stellen hatte Torrington aufgegeben, als er sah, daß er sie -nur behalten konnte, wenn er sich zum Werkzeug der jesuitischen Cabale -hergab. Niemand hatte eine thätigere, gewagtere und nützlichere Rolle in -der Revolution gespielt als er. Daher schien Niemand gegründeteren -Anspruch darauf zu haben, an die Spitze der Marineverwaltung gestellt -zu werden. Und doch eignete sich Niemand weniger für einen solchen -Posten. Seine Moralität war stets locker, ja so locker gewesen, daß die -Festigkeit, mit der er unter der vorigen Regierung seinem Glauben treu -blieb, großes Erstaunen erregt hatte. Seine ruhmvolle Ungnade schien -zwar einen heilsamen Einfluß auf seinen Character ausgeübt zu haben, -denn in seiner Armuth und Verbannung erhob sich der Wüstling zu einem -Helden. Sobald aber das Glück wiederkehrte, sank der Held wieder zum -Wüstling herab, und dieser Fall war tief und hoffnungslos. Die Fäden -seines Geistes, welche auf kurze Zeit straffer angespannt gewesen, waren -jetzt durch das Laster dermaßen erschlafft, daß er zur Selbstverleugnung -oder zu einer angestrengten Thätigkeit vollkommen unfähig war. Den -rohen Muth des Seemanns besaß er wohl noch, aber als Admiral wie -als erster Lord der Admiralität war er durchaus ungenügend. Monat -auf Monat lag die Flotte, welche der Schrecken der Meere hätte sein -sollen, unthätig im Hafen, während er sich in London amüsirte. Die -Matrosen gaben ihm in spöttelnder Anspielung auf seinen neuen Titel den -Namen Tarry-in-town.<a class="fnote" href="#footnote-70_191" id="fnote-70_191">[70]</a> Als er endlich an Bord kam, war er von -einem Schwarme von Courtisanen begleitet. Es gab kaum eine Stunde -des Tages wie der Nacht, wo er frei von den Dünsten des Claret gewesen -wäre. Sein unersättlicher Hang zum Vergnügen machte ihn naturgemäß -auch unersättlich nach Reichthum. Doch liebte er die Schmeichelei -fast eben so sehr als Reichthum und Vergnügen. Er war seit langer -Zeit gewohnt, von seinen Untergebenen die kriechendsten Huldigungen zu -verlangen. Sein Admiralschiff war ein kleines Versailles. Er erwartete, -daß seine Kapitains sich sowohl des Abends, wenn er zu Bett ging, als -auch des Morgens beim Aufstehen in seiner Kajüte versammelten; ja er -ließ sich sogar von ihnen ankleiden. Der Eine kämmte ihm seine wallende -Perrücke, ein Andrer stand mit dem gestickten Rocke bereit. Unter einem -solchen Befehlshaber konnte von Disciplin nicht die Rede sein. Seine -Theerjacken verbrachten ihre Zeit in Saus und Braus unter dem Pöbel -von Portsmouth, und diejenigen Offiziere, die sich durch Servilität und -Speichelleckerei seine Gunst erworben hatten, erhielten leicht Urlaub und -<a id="page-XIV.42" class="pagenum" title="XIV.42"></a> -blieben wochenlang in London, wo sie in den Wirthshäusern schwelgten, -durch die Straßen schlenderten oder den maskirten Damen im Theater -den Hof machten. Die Proviantlieferanten merkten bald, mit wem sie es -zu thun hatten und schickten der Flotte Fässer Fleisch, das kein Hund -angerührt haben würde, und Tonnen Bier, das schlimmer roch als fauliges -Wasser. Währenddem war der britische Kanal den französischen -Seeräubern preisgegeben. Unsere Kauffahrteischiffe wurden angesichts der -Wälle von Plymouth gekapert; die Zuckerflotte aus Westindien verlor -sieben Schiffe. Der Gesammtwerth der Prisen, welche in unmittelbarer -Nähe unsrer Insel von den Kreuzern des Feindes weggenommen wurden, -während Torrington sich mit seiner Flasche und seinem Harem beschäftigte, -wurde auf sechsmalhunderttausend Pfund Sterling geschätzt. Das Geleit -eines Kriegsschiffes war, außer wenn man große Summen auf Bestechung -verwendete, so schwer zu erlangen, daß unsere Kaufleute sich gezwungen -sahen, zu diesem Zwecke holländische Kaper zu miethen, die sie weit nützlicher -und minder geldgierig fanden, als die Offiziere unsrer eignen königlichen -Flotte.<a class="fnote" href="#footnote-71_192" id="fnote-71_192">[71]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-32"> -Die festländischen Angelegenheiten. -</h3> - -<p class="noindent"> -Das einzige Departement, -an dem sich nichts aussetzen ließ, war das der Auswärtigen Angelegenheiten. -Hier war Wilhelm sein eigner Minister, und wo er sein -eigner Minister war, da gab es keine Verzögerungen, keine Mißgriffe, -keine Betrügereien und Verräthereien. Die Schwierigkeiten, mit denen -er zu kämpfen hatte, waren jedoch groß. Selbst im Haag stieß er auf -einen Widerstand, den seine ganze Klugheit und Festigkeit, unterstützt durch -Heinsius’ kräftigen Beistand, kaum zu bewältigen vermochte. Die Engländer -ahneten nicht, daß, während sie über die Parteilichkeit ihres Souverains -für sein Geburtsland murrten, eine starke Partei in Holland -über seine Parteilichkeit für sein Adoptivvaterland murrte. Die <a id="corr-24"></a>holländischen -Gesandten zu Westminster beschwerten sich darüber, daß die Allianzbedingungen -welche er vorschlug, erniedrigend für die Würde und nachtheilig -für die Interessen der Republik seien, daß er überall wo die Ehre -der englischen Flagge ins Spiel komme, übertrieben streng und obstinat -sei; daß er <a id="corr-25"></a>peremtorisch auf einem Artikel bestehe, der allen Handelsverkehr -mit Frankreich verbiete und der an der amsterdamer Börse schmerzlich -empfunden werden müsse; daß er, als sie die Hoffnung ausgesprochen, daß -die Navigationsacte aufgehoben werden würde, in ein Gelächter ausgebrochen -sei und ihnen gesagt habe, daran sei nicht zu denken. Er setzte -alle seine Bedingungen durch und es wurde ein feierlicher Vertrag geschlossen, -durch den England und der batavische Bund sich verpflichteten, fest zu -einander gegen Frankreich zu halten und nur mit beiderseitigem Einverständniß -Frieden zu schließen. Aber einer der holländischen Bevollmächtigten -erklärte, daß er fürchte, dereinst als Verräther betrachtet zu werden, -weil er soviel zugestanden habe, und die Unterschrift eines andren -verrieth deutlich, daß sie mit vor innerer Bewegung zitternder Hand geschrieben -worden war.<a class="fnote" href="#footnote-72_193" id="fnote-72_193">[72]</a> -</p> - -<p> -<a id="page-XIV.43" class="pagenum" title="XIV.43"></a> -Inzwischen war unter Wilhelm’s geschickter Leitung ein Allianzvertrag -zwischen den Generalstaaten und dem Kaiser geschlossen worden. -Spanien und England traten diesem Tractate bei, und so waren die vier -Großmächte, welche schon längst durch ein freundschaftliches Einverständniß -mit einander verbunden gewesen, durch einen förmlichen Vertrag an -einander gekettet.<a class="fnote" href="#footnote-73_194" id="fnote-73_194">[73]</a> -</p> - -<p> -Bevor aber dieser förmliche Vertrag unterzeichnet und besiegelt war, -standen alle contrahirenden Theile unter den Waffen. Zu Anfang des -Jahres 1689 wüthete der Krieg über dem ganzen Kontinent vom Hämus -bis zu den Pyrenäen. Das von allen Seiten zu gleicher Zeit angegriffene -Frankreich vertheidigte sich auf allen Seiten nachdrücklich, und seine türkischen -<a id="corr-26"></a>Alliirten gaben einer großen deutschen Truppenmacht in Serbien -und Bulgarien vollauf zu thun. Im Ganzen genommen waren die Resultate -der militärischen Operationen des Sommers den Verbündeten nicht -ungünstig. Jenseit der Donau erfochten die Christen unter dem Prinzen -Ludwig von Baden eine Reihe von Siegen über die Muselmänner. In -den Gebirgen von Roussillon kämpften die französischen Truppen ohne -irgend einen entscheidenden Vortheil gegen das kriegerische Landvolk Cataloniens. -Eine deutsche Armee unter Anführung des Kurfürsten von -Baiern hielt das Erzbisthum Cöln besetzt. Eine andre wurde von Karl, -Herzog von Lothringen, befehligt, einem Fürsten, der, nachdem die Waffen -Frankreich’s ihn aus seinen Landen vertrieben, ein Soldat des Zufalls geworden -war und als solcher sowohl Auszeichnung erlangt als auch Rache -geübt hatte. Er marschirte gegen die Verwüster der Pfalz, zwang sie -sich über den Rhein zurückzuziehen und nahm nach einer langen Belagerung -die wichtige und stark befestigte Stadt Mainz. -</p> - -<p> -Zwischen der Sambre und der Maas standen die Franzosen unter -Anführung des Marschalls Humieres den Holländern gegenüber, welche -der Fürst von Waldeck commandirte, ein Offizier, der den Generalstaaten -lange mit Treue und Umsicht, wenn auch nicht immer mit besonderem -Glück gedient hatte und den Wilhelm sehr hoch schätzte. Unter Waldeck’s -Befehlen diente Marlborough, dem Wilhelm eine aus den besten Regimentern -der alten Armee Jakob’s bestehende englische Brigade anvertraut -hatte. Der Zweite nach Marlborough im Commando wie auch in militärischer -Geschicklichkeit war Thomas Talmash, ein wackerer Soldat, aber -zu einem Schicksale bestimmt, dessen man sich nicht ohne Beschämung und -Unwillen erinnern kann. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-33"> -Gefecht bei Walcourt. -</h3> - -<p class="noindent"> -Es kam zwischen der Armee Waldecks -und der Armee Humieres’ zu keiner allgemeinen Schlacht; aber in einer -Reihe von Gefechten war der Vortheil auf Seiten der Verbündeten. -Das bedeutendste von diesen Gefechten fand am 5. August bei Walcourt -statt. Die Franzosen griffen einen von der englischen Brigade vertheidigten -Vorposten an, wurden aber nachdrücklich zurückgeschlagen, und mußten -sich mit Verlust einiger Feldstücke und mehr als sechshundert Todten -<a id="page-XIV.44" class="pagenum" title="XIV.44"></a> -zurückziehen. Marlborough benahm sich bei dieser wie bei jeder ähnlichen -Gelegenheit als ein tapferer und geschickter Offizier. Die von Talmash -commandirten Coldstreamgarden und das Regiment, welches jetzt das 16. -der Linie heißt, unter dem Commando des Obersten Robert Hodges, -zeichneten sich besonders aus. Auch das Regiment Royal, das wenige Monate -früher in Ipswich die Fahne der Empörung aufgepflanzt, bewies -an diesem Tage, daß Wilhelm eben so weise als großmüthig gehandelt -hatte, indem er dieses schwere Vergehen vollständig verzieh. Das Zeugniß, -welches Waldeck in seinen Depeschen dem tapferen Benehmen der -Insulaner ausstellte, wurde von ihren Landsleuten mit Entzücken gelesen. -Das Gefecht war zwar nichts weiter als ein Scharmützel, aber -ein heißes und blutiges Scharmützel. Seit Menschengedenken hatte kein -so ernster Zusammenstoß zwischen Engländern und Franzosen stattgefunden, -und unsere Vorfahren waren natürlich nicht wenig stolz, als sie sahen, -daß viele Jahre der Unthätigkeit und Vasallenschaft den Muth der Nation -nicht geschwächt zu haben schienen.<a class="fnote" href="#footnote-74_195" id="fnote-74_195">[74]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-34"> -Anschuldigungen gegen Marlborough. -</h3> - -<p class="noindent"> -Die Jakobiten fanden -jedoch in dem Verlaufe des Feldzugs reichen Stoff zu Schmähungen. -Marlborough war, nicht ohne Grund, der Gegenstand ihres erbittertsten -Hasses. An seinem Benehmen auf dem Schlachtfelde konnte selbst die -Böswilligkeit wenig auszusetzen finden; andere Seiten seines Verhaltens -aber boten dem bösen Leumund ein ergiebiges Feld dar. Der Geiz ist -selten das Laster eines jungen Mannes, und eben so selten das eines großen -Mannes; Marlborough aber war einer von den Wenigen, die das Geld -in der Blüthe der Jugend mehr als Wein oder Weiber, und auf dem -Gipfel der Größe mehr als Macht oder Ruhm liebten. Alle die herrlichen -Gaben, welche die Natur an ihn verschwendet, schätzte er hauptsächlich -wegen des Gewinns, den sie ihm eintrugen. Im zwanzigsten Jahre zog -er Nutzen aus seiner Jugend und Körperkraft, als Sechziger zog er -Nutzen aus seinem Genie und seinem Ruhm. Der Beifall, der seinem -Benehmen bei Walcourt mit Recht gebührte, konnte die Stimmen Derer -nicht ganz übertäuben, welche munkelten, daß dieser Held, wo es ein -Goldstück zu ersparen oder zu verdienen gebe, ein bloßer Euklio, ein -bloßer Harpagon sei, daß er, obgleich er unter dem Vorgeben, offene -Tafel zu halten, einen bedeutenden Gehalt beziehe, doch niemals einen -Offizier zu Tische einlade, daß seine Musterrollen betrügerisch abgefaßt -seien, daß er für Leute, welche längst nicht mehr lebten, für Leute, -die vor vier Jahren vor seinen eigenen Augen bei Sedgemoor gefallen -seien, die Löhnung in seine Tasche stecke, daß sich in der einen Truppe -zwanzig, in einer andren sechsunddreißig solcher Namen befänden. Nur -die Vereinigung von furchtlosem Muth und imponierenden Geistesgaben -mit einem leutseligen Wesen und gewinnenden Manieren habe es ihm -möglich gemacht, sich trotz seiner höchst unsoldatischen Fehler die Zuneigung -seiner Soldaten zu erwerben und zu erhalten.<a class="fnote" href="#footnote-75_196" id="fnote-75_196">[75]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-35"> -<a id="page-XIV.45" class="pagenum" title="XIV.45"></a> -Alexander VIII. folgt Innocenz XI. auf dem päpstlichen -Stuhle. -</h3> - -<p class="noindent"> -Um die Zeit, wo die in allen Theilen Europa’s kämpfenden -Armeen ihre Winterquartiere aufsuchten, bestieg ein neuer Papst den -Stuhl St. Peter’s. Innocenz XI. war nicht mehr. Er hatte ein sonderbares -Schicksal gehabt. Seine gewissenhafte und innige Anhänglichkeit -an die Kirche, deren Oberhaupt er war, hatte ihn in einem der kritischesten -Momente ihrer Geschichte bestimmt, sich mit ihren Todfeinden -zu verbünden. Die Nachricht von seinem Ableben wurde daher, von den -protestantischen Fürsten und Republiken mit Schmerz und Besorgniß, in -Versailles und Dublin mit Freude und Hoffnung aufgenommen. Ludwig -schickte augenblicklich einen außerordentlichen Gesandten hohen Ranges nach -Rom und die in Avignon liegende französische Garnison wurde zurückgezogen. -Als die Stimmen des Conclaves sich zu Gunsten Peter Ottobuoni’s -geeinigt hatten, eines ehemaligen Cardinals, der den Namen Alexander -VIII. annahm, wohnte der Vertreter Frankreichs der Einsetzung bei, -trug die Schleppe des neuen Papstes und überreichte Seiner Heiligkeit -ein Schreiben, in welcher der Allerchristlichste König erklärte, daß er dem -schmachvollen Vorrechte, Räuber und Mörder zu beschützen entsage. Alexander -drückte den Brief an seine Lippen, umarmte den Ueberbringer und -sprach mit Entzücken von der nahen Aussicht auf Versöhnung. Ludwig -begann sich der Hoffnung hinzugeben, daß der Vatikan seinen Einfluß dazu -anwenden werde, die Allianz zwischen dem Hause Oesterreich und dem -ketzerischen Usurpator des englischen Thrones aufzulösen. Jakob war sogar -noch sanguinischer. Er war thöricht genug zu hoffen, daß der neue -Papst ihm Geld geben werde, und befahl Melfort, der sich jetzt seiner -Mission in Versailles entledigt hatte, nach Rom zu eilen und Se. Heiligkeit -um eine Beisteuer zu dem guten Werke der Aufrechthaltung der wahren -Religion auf den britischen Inseln zu bitten. Aber es zeigte sich bald, -daß Alexander, obwohl er eine andre Sprache führte als sein Vorgänger, -doch entschlossen war, im Wesentlichen der Politik seines Vorgängers zu -folgen. Die Grundursache des Zerwürfnisses zwischen dem heiligen Stuhle -und Ludwig war nicht beseitigt. Der König ernannte noch immer Prälaten, -der Papst verweigerte noch immer ihre Anerkennung, und die -Folge davon war, daß ein Viertheil der Diöcesen Frankreich’s Bischöfe -hatten, welche nicht befugt waren, irgend eine bischöfliche Amtshandlung -zu verrichten.<a class="fnote" href="#footnote-76_197" id="fnote-76_197">[76]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-36"> -Der Klerus der Hochkirche über die Angelegenheit der -Eide gespalten. -</h3> - -<p class="noindent"> -Die anglikanische Kirche war um diese Zeit nicht -minder durch Spaltungen zerrissen als die gallikanische Kirche. Der 1. -August war durch ein Parlamentsedict als der Tag festgesetzt, bis zu -welchem alle Pfarrgeistlichen und alle ein akademisches Amt bekleidenden -Personen bei Strafe der Suspension Wilhelm und Marien den Unterthaneneid -schwören mußten. Während der ersten Hälfte des Sommers -hofften die Jakobiten, die Zahl der Nichtschwörenden werde bedeutend genug -<a id="page-XIV.46" class="pagenum" title="XIV.46"></a> -sein, um die Regierung zu beunruhigen und in Verlegenheit zu -setzen. Diese Hoffnung aber wurde getäuscht. Es gab zwar nur wenige -Whigs unter der Geistlichkeit, und nur wenige waren Tories jener gemäßigten -Schule, welche mit Widerstreben und Vorbehalt anerkannte, daß -große Mißbräuche eine Nation zuweilen berechtigen könnten, zu extremen -Mitteln zu greifen. Die große Mehrheit des Standes hielt noch immer -an dem Prinzip des passiven Gehorsams fest, aber diese Mehrheit war -jetzt in zwei Theile gespalten. Eine Frage, welche vor der Revolution -lediglich Sache der Spekulation gewesen und daher, wenn sie auch zuweilen -gelegentlich in Anregung kam, von den Meisten nur sehr oberflächlich -behandelt worden war, hatte jetzt eine hohe praktische Bedeutsamkeit -erlangt. Das Prinzip des passiven Gehorsams als feststehend -angenommen, wem gebührte dieser Gehorsam? So lange das erbliche -Recht mit dem Besitz verbunden gewesen war, war kein Zweifel möglich; -aber das erbliche Recht und der Besitz waren jetzt getrennt. Ein -durch die Revolution auf den Thron erhobener Fürst regierte zu Westminster, -gab Gesetze, ernannte Justizbeamte und Prälaten und sandte -Armeen und Flotten aus. Seine Richter entschieden Rechtsfälle, seine -Sheriffs verhafteten Schuldner und bestraften Verbrecher; ohne sein großes -Siegel würden Gerechtigkeit, Ordnung, Eigenthum aufgehört haben zu -existiren und die Gesellschaft in einen chaotischen Zustand gerathen sein. -Ein andrer, durch die Revolution abgesetzter Fürst lebte im Auslande. -Er konnte keines der Rechte eines Regenten ausüben und keine der Pflichten -eines Regenten erfüllen und konnte, wie es schien, nur durch eben so -gewaltsame Mittel als durch die er vertrieben worden war, wieder eingesetzt -werden. Welchem von diesen beiden Fürsten schuldeten die Christen -nun Gehorsam? -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-37"> -Argumente für Leistung der Eide. -</h3> - -<p class="noindent"> -Ein großer Theil der -Geistlichkeit war der Meinung, daß der klare Wortlaut der Schrift ihnen -gebiete, sich dem im factischen Besitz des Thrones befindlichen Souverain -zu unterwerfen, ohne nach seinem Recht auf diesen Thron zu fragen. Die -Obrigkeiten, von denen der Apostel in dem den anglikanischen Theologen -jener Zeit genau bekannten Evangelium sagt, daß sie von Gott eingesetzt -seien, sind nicht diejenigen welche auf einen rechtmäßigen Ursprung zurückgeführt -werden können, sondern die eben bestehenden. Als Jesus gefragt -wurde, ob das auserwählte Volk Cäsar rechtmäßigerweise Tribut zahlen -dürfe, antwortete er mit der Frage, nicht ob Cäsar einen von dem alten -Königshause Juda abgeleiteten Stammbaum aufweisen könnte, sondern -ob das Geldstück, das die Fragenden an den Schatz Cäsars zu zahlen -Bedenken trugen, aus Cäsar’s Münze komme, mit anderen Worten, ob -Cäsar thatsächlich die Autorität eines Herrschers besitze und die Functionen -eines solchen ausübe. -</p> - -<p> -Es wird gewöhnlich, und mit vielem Anschein von Begründung, -angenommen, daß der zuverlässigste Commentar zu dem Text der Evangelien -und Episteln sich in der Praxis der ersten Christen findet, so -weit diese Praxis genügend zu ermitteln ist, und gerade jene Zeiten, zu -welchen die Kirche sich allgemein anerkanntermaßen im Zustande der höchsten -Reinheit befand, waren Zeiten häufiger und heftiger politischer Umgestaltungen. -Einer der Apostel wenigstens erlebte es, daß binnen wenig -mehr als einem Jahre vier Kaiser gestürzt wurden. Von den Märtyrern -des 3. Jahrhunderts muß sich ein großer Theil zehn bis zwölf -<a id="page-XIV.47" class="pagenum" title="XIV.47"></a> -Revolutionen haben erinnern können. Diese Märtyrer müssen oft in der -Lage gewesen sein zu erwägen, welche Pflichten sie gegen einen Fürsten -hatten, der so eben durch einen mit Erfolg gekrönten Aufstand zur Macht -gelangt war. Daß sie allesammt durch die Furcht vor Strafe abgehalten -worden seien das zu thun, was sie für Recht hielten, ist eine Beschuldigung, -welche nicht einmal ein rechtschaffener Ungläubiger auf sie werfen -wird. Wenn indessen irgend eine Behauptung in Bezug auf die ersten -Christen mit völliger Gewißheit aufgestellt werden kann, so ist es die, daß -sie nie und nimmer einem factischen Regenten wegen der Unrechtmäßigkeit -seines Titels den Gehorsam verweigerten. Einmal wurde sogar die höchste -Gewalt von zwanzig bis dreißig Rivalen beansprucht. Jede Provinz von -Britannien bis Egypten hatte ihren Augustus. Diese Prätendenten konnten -natürlich nicht alle rechtmäßige Kaiser sein. Dennoch finden wir -nirgends etwas erwähnt, daß die Gläubigen an irgend einem Orte das geringste -Bedenken getragen hätten, sich der Person zu unterwerfen, welche -an diesem Orte die kaiserlichen Functionen ausübte. Während die Christen -von Rom Aurelian gehorchten, gehorchten die Christen von Lyon -Tetrikus und die Christen von Palmyra der Zenobia. „Tag und Nacht,“ — waren -die Worte, welche der große Cyprian, Bischof von Karthago, -an den Repräsentanten Valerian’s und Gallienus richtete, — „Tag und -Nacht beten wir Christen zu dem einen wahren Gott für das Wohl unserer -Kaiser.“ Und doch hatten diese Kaiser einige Monate vorher ihren -Vorgänger Aurelianus gestürzt, der seinen Vorgänger Gallus gestürzt -hatte; dieser hatte auf den Trümmern des Hauses seines Vorgängers -Decius den Gipfel der Macht erstiegen, Decius hatte seinen Vorgänger -Philipp und dieser seinen Vorgänger Gordianus erschlagen. Konnte man -glauben, daß ein Heiliger, der in dem kurzen Zeitraum von dreizehn bis -vierzehn Jahren dieser Reihe von Rebellen und Königsmördern unverbrüchliche -Unterthanentreue bewahrt hatte, lieber eine Spaltung in der -Christenheit hervorgerufen, als König Wilhelm und Königin Marien anerkannt -haben würde? Hundertmal forderten diejenigen anglikanischen -Geistlichen, welche die Eide geleistet hatten, ihre skrupulöseren Amtsbrüder -auf, ihnen ein einziges Beispiel anzuführen, daß die ursprüngliche Kirche -einem glücklichen Usurpator den Gehorsam verweigert hätte, und hundertmal -wich man der Aufforderung aus. Die Eidverweigerer konnten über -diesen Punkt weiter nichts sagen, als daß Präcedenzfälle Prinzipien gegenüber -kein Gewicht hätten, eine Behauptung, die sehr sonderbar klang -aus dem Munde einer Schule, welche stets eine fast abergläubische Ehrfurcht -vor der Autorität der Kirchenväter an den Tag gelegt hatte.<a class="fnote" href="#footnote-77_198" id="fnote-77_198">[77]</a> -</p> - -<p> -<a id="page-XIV.48" class="pagenum" title="XIV.48"></a> -Präcedenzfälle aus späteren und verderbteren Zeiten verdienten wenig -Beachtung. Aber selbst in der Geschichte späterer und verderbterer Zeiten -konnten die Eidverweigerer nicht leicht einen ihrem Zwecke dienenden Präcedenzfall -finden. In unsrem eignen Lande hatten viele Könige, die kein -erbliches Recht hatten, auf dem Throne gesessen, aber es war nie für -unvereinbar mit der Pflicht eines Christen gehalten worden, ein treuer -Vasall dieser Könige zu sein. Die Usurpation Heinrich’s IV., die noch -abscheulichere Usurpation Richard’s III. hatten kein Schisma in der Kirche -hervorgerufen. Sobald der Usurpator auf seinem Throne fest saß, hatten -Bischöfe ihm für ihre Grundbesitzungen gehuldigt; Convocationen hatten -Adressen an ihn gerichtet und ihm Gelder bewilligt, und kein Casuist hatte -jemals behauptet, daß diese Unterwerfung unter einen sich im factischen -Besitze der Macht befindenden Fürsten eine Todsünde sei.<a class="fnote" href="#footnote-78_199" id="fnote-78_199">[78]</a> -</p> - -<p> -Mit der Verfahrungsweise der ganzen christlichen Welt stand die -Autoritätslehre der englischen Kirche unverkennbar in genauem Einklange. -Die Homilie über vorsätzliche Empörung, eine Predigt, welche in maßlosen -Ausdrücken die Pflicht des Gehorsams gegen Regenten einschärft, -spricht nur von factischen Regenten. Es wird sogar in dieser Homilie -den Leuten gesagt, daß sie nicht nur ihrem rechtmäßigen Landesherrn, -sondern auch jedem Usurpator, den Gott in seinem Zorne ihrer Sünden -halber über sie setzen werde, zu gehorchen verpflichtet seien. Es würde -gewiß der höchste Grad von Ungereimtheit sein, wollte man behaupten, -daß wir diejenigen Usurpatoren, welche Gott im Zorne sendet, unterwürfig -hinnehmen, solchen aber, die er uns in Gnaden sendet, den Gehorsam -beharrlich verweigern müßten. Zugegeben es war ein Verbrechen, -den Prinzen von Oranien nach England einzuladen, ein Verbrechen sich -ihm anzuschließen, ein Verbrechen ihn zum König zu machen, was war -die ganze Geschichte der jüdischen Nation und der christlichen Kirche Andres -als eine Reihenfolge von Fällen, in denen die Vorsehung aus Bösem -Gutes hervorgehen ließ? Und welcher Theolog wird behaupten, daß wir -in solchen Fällen aus Abscheu vor dem Bösen das Gute von uns weisen -müßten? -</p> - -<p> -Aus diesen Gründen waren eine große Anzahl Geistliche, welche noch -an dem Prinzipe festhielten, daß Widersetzlichkeit gegen den Souverain -jederzeit sündhaft sein müsse, der Ansicht, daß Wilhelm jetzt der Souverain -sei, dem sich zu widersetzen eine Sünde sein würde. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-38"> -Argumente gegen die Eidesleistung. -</h3> - -<p class="noindent"> -Auf diese Argumentation -entgegneten die Eidverweigerer, daß der Apostel Paulus unter den -<a id="page-XIV.49" class="pagenum" title="XIV.49"></a> -bestehenden Obrigkeiten die bestehenden <em>rechtmäßigen</em> Obrigkeiten gemeint -haben müsse und daß es dem gesunden Verstande ins Gesicht schlagen, -die Religion schänden, den schwachen Gläubigen Aergerniß und den -Spöttern Anlaß zum Triumphiren geben heißen würde, wollte man -seine Worte anders deuten. Die Gefühle der ganzen Menschheit müßten -sich gegen die Behauptung empören, daß, sobald ein König, wäre sein -Recht auf den Thron noch so klar und seine Verwaltung noch so weise -und gut, durch Verräther vertrieben sei, alle seine Diener ihn verlassen -und zu seinen Feinden übergehen müßten. Zu allen Zeiten und bei allen -Nationen sei treue Anhänglichkeit an eine gute Sache im Unglück als eine -Tugend betrachtet worden. Zu allen Zeiten und bei allen Nationen sei -der Politiker, der sich immer zu der Partei geschlagen, welche die Oberhand -gehabt, verachtet worden. Dieser neue Toryismus sei schlimmer als -Whiggismus. Die Bande der Unterthanentreue zerreißen, weil der Souverain -ein Tyrann sei, das sei unstreitig eine große Sünde; aber es sei -eine Sünde, für die sich milde Bezeichnungen und plausible Vorwände finden -ließen und in welche ein braver und hochherziger Mann, der nicht in -der göttlichen Wahrheit <a id="corr-27"></a>unterrichtet und durch göttliche Gnade beschützt -sei, leicht verfallen könne. Aber alle Bande der Unterthanentreue blos -deshalb zu zerreißen, weil der Souverain unglücklich sei, das sei nicht nur -schlecht, sondern gemein. Könne ein Ungläubiger die heilige Schrift ärger -beschimpfen, als durch die Behauptung, daß die heilige Schrift den -Christen etwas als eine geheiligte Pflicht vorschreibe, was der natürliche -Verstand die Heiden als den höchsten Grad der Schlechtigkeit zu betrachten -gelehrt habe? In der Schrift finde sich die Geschichte eines Königs von -Israel, der durch einen unnatürlichen Sohn aus seinem Palaste vertrieben -und gezwungen worden sei, über den Jordan zu fliehen. David habe, -wie Jakob, das Recht, Absolom, wie Wilhelm, den factischen Besitz gehabt. -Würde ein Schriftforscher zu behaupten wagen, daß Simei’s Benehmen -bei dieser Gelegenheit als ein Muster zur Nachahmung hingestellt -sei und daß Barsillai, der treu zu seinem flüchtigen Gebieter gehalten, -sich gegen die Vorschrift Gottes aufgelehnt und Verdammniß auf sich gezogen -habe? Würde ein wahrer Sohn der Kirche England’s im Ernst -behaupten, daß ein Mann, der bis nach der Schlacht von Naseby ein -entschiedener Royalist war, dann zum Parlament überging, sobald das -Parlament auseinandergesprengt war, ein willfähriger Diener des Rumpfes -wurde und sobald der Rumpf vertrieben war, sich für einen treuen -Unterthan des Protectors erklärte, die Achtung der Christen mehr verdiene, -als der standhafte alte Cavalier, der Karl I. im Gefängniß und -Karl II. im Exil unerschütterlich treu blieb und der bereit war, eher Grundbesitz, -Freiheit und Leben zu wagen als durch Wort oder That die Autorität -einer der plötzlich aufgetauchten Regierungen anzuerkennen, welche -in jener schlimmen Zeit in den Besitz einer Macht gelangt waren, die -ihnen von Rechtswegen nicht gebührte? Und welcher Unterschied sei -zwischen diesem und dem jetzt vorliegenden Falle? Daß Cromwell thatsächlich -eben so viel Macht, ja weit mehr Macht als Wilhelm besessen -habe, sei ausgemacht, und daß Wilhelm’s Macht so gut wie Cromwell’s -Macht illegitimen Ursprungs sei, werde kein Geistlicher, der dem Prinzip -des Nichtwiderstandes huldige, bestreiten. Wie könne denn ein solcher -Geistlicher leugnen, daß Cromwell Gehorsam gebührt habe, und doch behaupten, -daß Wilhelm solcher gebühre? Wollte man annehmen, daß eine -<a id="page-XIV.50" class="pagenum" title="XIV.50"></a> -solche Inconsequenz ohne Unredlichkeit existiren könne, so sei das nicht -Nachsicht sondern Schwäche. Diejenigen welche entschlossen seien, sich der -Parlamentsacte zu fügen, würden besser thun, wenn sie sich offen darüber -aussprächen und sagten was Jedermann schon wisse: daß sie sich nur deshalb -fügten, um ihre Pfründen zu behalten. Allerdings sei dies ein sehr -starker Beweggrund. Daß ein Geistlicher, der Gatte und Vater sei, dem -1. August und 1. Februar mit ängstlicher Besorgniß entgegensehe, sei -natürlich. Aber er solle nicht vergessen, daß, wie schrecklich auch der -Tag der Suspension und der Tag der Amtsentsetzung sein möge, zuverlässig -zwei andere noch schrecklichere Tage kommen würden: der Tag des -Todes und der Tag des jüngsten Gerichts.<a class="fnote" href="#footnote-79_200" id="fnote-79_200">[79]</a> -</p> - -<p> -Die schwörenden Geistlichen, wie man sie nannte, waren nicht wenig -betroffen über dieses Raisonnement. Nichts setzte sie mehr in Verlegenheit -als die Parallele, welche die Eidverweigerer mit unermüdlicher Beharrlichkeit -zwischen der Usurpation Cromwell’s und der Usurpation Wilhelm’s -zogen. Denn es gab damals keinen Hochkirchlichen, der es nicht für eine -Ungereimtheit gehalten hätte, zu behaupten daß die Kirche ihren -Söhnen befohlen habe, Cromwell zu gehorchen. Und doch war es -unmöglich zu beweisen, daß Wilhelm vollständiger im Besitze der höchsten -Gewalt sei, als Cromwell es gewesen. Die Schwörenden hüteten sich -daher eben so sorgfältig, mit den Nichtschwörenden über diesen Punkt zu -streiten, wie die Nichtschwörenden es vermieden, mit den Schwörenden -über die Frage bezüglich der Praxis der frühesten Kirche zu streiten. -</p> - -<p> -Das Wahre ist, daß die Regierungstheorie, welche der Klerus seit -langer Zeit lehrte, so unsinnig war, daß sie zu nichts als Unsinn führen -konnte. Mochte der Priester, der dieser Theorie huldigte, die Eide leisten -oder sie verweigern, er war in beiden Fällen nicht im Stande, eine vernünftige -Erklärung seines Verfahrens zu geben. Schwor er, so konnte -er dies nur durch Aufstellung von Behauptungen, gegen die sich jedes -redliche Herz instinktmäßig empörte, nur durch die Erklärung rechtfertigen, -daß Christus der Kirche befohlen habe, die gerechte Sache zu verlassen, -sobald diese Sache aufhöre zu prosperiren, und die Hände der vom Glück -begünstigten Schlechtigkeit gegen die bedrängte Tugend zu kräftigen. So -gewichtig indessen die Einwürfe gegen diese Doctrin waren, die Einwürfe -gegen die Doctrin des Nichtschwörenden waren wo möglich noch gewichtiger. -Nach ihm mußte eine christliche Nation beständig entweder in einem -Zustande von Knechtschaft oder in einem Zustande von Anarchie sein. -Etwas läßt sich sowohl für den Menschen sagen, der die Freiheit opfert, -um die Ordnung zu erhalten, als auch für den Menschen, der die Ordnung -opfert, um die Freiheit zu erhalten. Denn Freiheit und Ordnung -sind zwei der größten Segnungen, deren sich eine Gesellschaft erfreuen -kann, und wenn sie sich unglücklicherweise als mit einander unverträglich -herausstellen, da haben Diejenigen, welche die eine oder die andre Seite -ergreifen, Anspruch auf große Nachsicht. Der Eidverweigerer aber opferte -nicht die Freiheit der Ordnung, nicht die Ordnung der Freiheit auf, sondern -Freiheit und Ordnung einem Aberglauben, der eben so einfältig -<a id="page-XIV.51" class="pagenum" title="XIV.51"></a> -und erniedrigend war als die Anbetung von Katzen und Zwiebeln bei den -Egyptern. Wenn eine Person, die sich nur durch den Zufall der Geburt -von anderen unterschied, auf dem Throne saß, mochte sie auch ein Nero -sein, sollte kein Ungehorsam stattfinden; und wenn eine andre Person auf -dem Throne saß, mochte sie auch ein Alfred sein, so sollte kein Gehorsam -stattfinden. Es war gleichgültig, wie unvernünftig und schlecht die Verwaltung -der Dynastie, welche das erbliche Recht hatte, oder wie weise und tugendhaft -die Verwaltung einer aus einer Revolution hervorgegangenen -Regierung sein mochte. Auch konnte keine Verjährungszeit gegen den Anspruch -der vertriebenen Familie geltend gemacht werden. Der Zeitraum -von Jahren, der Zeitraum von Jahrhunderten änderte nichts. Bis an -das Ende der Welt mußten die Christen ihr politisches Verhalten einfach -nach der Genealogie ihrer Landesherren reguliren. Das Jahr 1800, das -Jahr 1900 könnte Fürsten, die ihre Rechtsansprüche von den Beschlüssen -der Convention herleiteten, ruhig und glücklich regieren sehen. Gleichviel, -sie blieben deshalb immer Usurpatoren, und wenn im 20. oder 21. Jahrhundert -Jemand, der ein besseres Geblütsrecht auf die Krone nachweisen -konnte, eine spätere Nachwelt auffordern sollte, ihn als König anzuerkennen, -so mußte der Aufforderung bei Strafe ewiger Verdammniß Folge -geleistet werden. -</p> - -<p> -Ein Whig konnte sich wohl über den Gedanken freuen, daß die unter -seinen Gegner entstandenen Controversen die Richtigkeit seines politischen -Glaubens festgestellt hatten. Die Streitenden, welche ihn lange -übereinstimmend eines gottlosen Irrthums beschuldigt, hatten ihn jetzt -wirksam gerechtfertigt und einander gegenseitig widerlegt. Der Hochkirchliche, -der die Eide leistete, hatte durch unwiderlegliche Gründe aus den -Evangelien und Episteln, aus der gleichmäßigen Praxis der ersten Kirche -und aus den deutlichen Erklärungen der anglikanischen Kirche bewiesen, -daß die Christen nicht in allen Fällen verpflichtet waren, dem Fürsten, der -das erbliche Recht besaß, zu gehorchen. Der Hochkirchliche, der die Eide -leisten wollte, hatte eben so befriedigend dargethan, daß die Christen nicht -in allen Fällen verpflichtet seien, den Fürsten, welcher thatsächlich regierte, -zu gehorchen. Daraus folgte, daß, um einer Regierung ein Recht auf -die Treue der Unterthanen zu geben, etwas Andres erforderlich war, als -bloße Legitimität oder bloßer Besitz. Was dieses Andre war wurde den -Whigs nicht schwer zu sagen. Ihrer Ansicht nach war der Zweck, um -dessen willen alle Regierungen eingesetzt worden, das Wohl der Gesellschaft. -So lange der erste Beamte im Staate, mochte er auch einige Fehler -haben, das Gute förderte, gebot die Vernunft den Menschen, ihm zu -gehorchen und die Religion, welche dem Gebote der Vernunft ihre feierliche -Sanction ertheilt gebot den Menschen, ihn als einen von Gott Gesandten -zu verehren. Erwies er sich aber als ein Beförderer des Bösen, auf -welche Gründe hin war er dann als ein von Gott Gesandter zu betrachten? -Die Tories, welche die Eide leisteten, hatten bewiesen, daß er wegen -des Ursprungs seiner Macht nicht als ein solcher zu betrachten sei; die -Tories, welche nicht schwören wollten, hatten eben so klar bewiesen, daß -er wegen der Existenz seiner Macht nicht als ein solcher zu betrachten sei. -</p> - -<p> -Einige heftige und hämische Whigs triumphirten mit Ostentation und -rücksichtsloser Arroganz über die bestürzte und in sich uneinige Geistlichkeit. -Den Eidverweigerer betrachteten sie im allgemeinen mit geringschätzendem -Mitleid als einen einfältigen und verschrobenen, aber aufrichtigen -<a id="page-XIV.52" class="pagenum" title="XIV.52"></a> -Bigotten, dessen absurde Praxis seiner absurden Theorie entsprach -und der die Verblendung, welche ihn antrieb, sein Vaterland zu ruiniren, -damit entschuldigte, daß die nämliche Verblendung ihn getrieben habe, sich -selbst zu ruiniren. Ihren schärfsten Tadel aber sparten sie für diejenigen -Geistlichen auf, die jetzt bereit waren einem Usurpator Treue zu schwören, -nachdem sie sich in den Tagen der Ausschließungsbill und des Ryehousecomplots -durch ihren Eifer für das göttliche und unveräußerliche Recht -des erblichen Souverains ausgezeichnet hatten. Sei dies der wahre Sinn -der sublimen Phrasen, welche neunundzwanzig Jahre lang von unzähligen -Kanzeln herab gepredigt worden? Hätten die Tausende von Geistlichen, die -sich der unwandelbaren Loyalität ihres Standes so laut gerühmt, in Wirklichkeit -nur gemeint, daß ihre Loyalität nur bis zum nächsten Glückswechsel -unwandelbar bleiben solle. Es sei lächerlich, es sei unverschämt von ihnen, -zu behaupten, daß Ihr gegenwärtiges Verfahren mit ihrer früheren Sprache -in Einklang stehe. Wenn ein Ehrwürdiger Doctor endlich überzeugt worden -sei, daß er im Unrecht gewesen, so müsse er doch gewiß durch einen -offenen Widerruf den verfolgten, den verleumdeten, den gemordeten Vertheidigern -der Freiheit jede noch mögliche Genugthuung geben. Sei er hingegen -noch immer überzeugt, daß seine ersten Ansichten die richtigen -seien, so müsse er mannhaft das Loos der Eidverweigerer theilen. Achtung -gebühre sowohl Dem, der einen Irrthum offen eingestehe, wie auch -dem, der für einen Irrthum muthig leide; schwerlich aber könne man -einen Diener der Religion achten, der da behaupte, daß er es noch immer -mit den Grundsätzen der Tories halte, und dabei seine Pfründe durch -Ablegung eines Eides rette, welcher ehrenhafterweise nur nach den Grundsätzen -der Whigs geleistet werden könne. -</p> - -<p> -Diese Vorwürfe mochten vielleicht nicht ganz ungerecht sein, aber sie -waren unzeitig. Die vernünftigeren und gemäßigteren Whigs, welche -einsahen, daß Wilhelm’s Thron nicht feststehen könne, wenn er nicht eine -breitere Basis habe als ihre eigne Partei, enthielten sich bei dieser Gelegenheit -aller Spötteleien und Invectiven und trachteten danach die Bedenken -der Geistlichen zu heben und ihre verletzten Gefühle zu beschwichtigen. -Die Collectivmacht der Rectoren und Vikare England’s war ungeheuer, -und es war immer besser sie schwuren aus dem nichtigsten -Grunde, den ein Sophist ersinnen konnte, als sie schwuren gar nicht. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-39"> -Die große Mehrheit des Klerus leistet die Eide. -</h3> - -<p class="noindent"> -Es -wurde bald klar, daß die Gründe für die Eidesleistung, unterstützt durch -einige der stärksten Motive, welche auf den menschlichen Geist influiren -können, überwogen hatten. Mehr als neunundzwanzig Dreißigstel des -Standes fügten sich dem Gesetz. Die Mehrzahl der Geistlichen der Hauptstadt, -welche damals eine besondere Klasse bildeten und die sich vor den -Landgeistlichen ebensowohl durch freisinnige Ansichten wie durch Beredtsamkeit -und Gelehrsamkeit auszeichneten, erklärten ihren Anschluß an die -Regierung zuerst und mit allen Zeichen aufrichtiger Ergebenheit. Achtzig -von ihnen begaben sich zusammen nach Westminster Hall und wurden daselbst -vereidigt. Die Ceremonie nahm soviel Zeit weg, daß an diesem -Tage beim Kanzleigericht und der Kings Bench wenig mehr vorgenommen -wurde.<a class="fnote" href="#footnote-80_201" id="fnote-80_201">[80]</a> Im allgemeinen aber fügten sich die Geistlichen langsam und -<a id="page-XIV.53" class="pagenum" title="XIV.53"></a> -mit Unmuth. Allerdings opferten viele wissentlich ihre Grundsätze dem -Eigennutze auf. Ihr Gewissen sagte ihnen, daß sie eine Sünde begingen. -Aber sie besaßen nicht Characterstärke genug, um das Pfarrhaus, den -Garten, das Landgütchen aufzugeben und in die Welt hinaus zu gehen, -ohne zu wissen, wo sie eine Mahlzeit oder ein Obdach für sich und ihre -Kleinen finden würden. Viele schwuren mit Zweifeln und bangen Vorahnungen.<a class="fnote" href="#footnote-81_202" id="fnote-81_202">[81]</a> -Einige erklärten im Augenblicke der Eidabnahme, es sei -nicht ihre Absicht zu versprechen, daß sie sich Jakob nicht unterwerfen -würden, wenn er je in die Lage kommen sollte, den Unterthaneneid von -ihnen zu verlangen.<a class="fnote" href="#footnote-82_203" id="fnote-82_203">[82]</a> Einige Geistliche im Norden waren am 1. August -in Gesellschaft zur Eidesleistung aufgebrochen, als sie unterwegs die -Nachricht von der Schlacht traf, welche vier Tage vorher in der Schlucht -von Killiecrankie geschlagen worden war. Sie kehrten sofort um und -verließen ihre Wohnungen zu dem nämlichen Zwecke nicht eher wieder als -bis es klar war, daß Dundee’s Sieg keine Veränderung in dem Stande -der öffentlichen Angelegenheiten herbeigeführt hatte.<a class="fnote" href="#footnote-83_204" id="fnote-83_204">[83]</a> Selbst von Denen, -welche fest überzeugt waren, daß der bestehenden Regierung Gehorsam -gebühre, küßten nur sehr Wenige das Evangelium mit der Innigkeit, mit der -sie früher Karl und Jakob Treue gelobt hatten. Doch die Sache war geschehen. -Zehntausend Geistliche hatten feierlich den Himmel zum Zeugen -ihres Versprechens angerufen, daß sie treue Unterthanen Wilhelm’s sein -wollten, und wenn auch dieses Versprechen ihn keineswegs zu der Erwartung -berechtigte, daß sie ihn kräftig unterstützen würden, so hatte es -ihnen doch einen großen Theil ihrer Macht, ihm zu schaden, entzogen. -Wollten sie die öffentliche Achtung nicht verlieren, von der ihr Einfluß -abhing, so durften sie den Thron Dessen, dem sie im Angesicht Gottes -als ihrem Könige zu gehorchen gelobt hatten, nicht anders als indirect -und mit ängstlicher Vorsicht angreifen. Einige von ihnen lasen allerdings -die Gebete für das neue Herrscherpaar in einem eigenthümlichen Tone -vor, der nicht mißverstanden werden konnte.<a class="fnote" href="#footnote-84_205" id="fnote-84_205">[84]</a> Andere ließen sich sogar -noch ärgere Unanständigkeiten zu Schulden kommen. So leerte ein Elender -unmittelbar nachdem er im feierlichsten Gottesdienste für Wilhelm und -Marien gebetet, ein Glas auf ihr Verderben. Ein Andrer verzehrte an -einem durch ihre Autorität angeordneten Fasttage nach dem Gottesdienste -eine Taubenpastete und sprach beim Zerschneiden derselben den Wunsch aus, -daß es das Herz des Usurpators sein möchte. Doch so freche Gottlosigkeit -kam nur selten vor und schadete eher der Kirche als der Regierung.<a class="fnote" href="#footnote-85_206" id="fnote-85_206">[85]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-40"> -Die Eidverweigerer. -</h3> - -<p class="noindent"> -Die Anzahl der Geistlichen und Universitätsmitglieder, -welche in die gesetzlichen Strafen verfielen, belief sich auf -ungefähr vierhundert. In erster Reihe stand der Primas mit sechs seiner -Suffragane: Turner von Ely, Lloyd von Norwich, Frampton von Gloucester, -Lake von Chichester, White von Peterborough und Ken von Bath -und Wells. Thomas von Worcester würde der siebente gewesen sein, -<a id="page-XIV.54" class="pagenum" title="XIV.54"></a> -aber er starb drei Wochen vor dem Tage der Suspension. Auf dem -Sterbebette beschwor er seinen Klerus, der Sache des erblichen Rechts -treu zu bleiben, und erklärte, daß diejenigen Geistlichen, welche zu beweisen -versuchten, daß die Eide ohne Abweichung von den loyalen Doctrinen -der englischen Kirche geleistet werden könnten, ihm jesuitischer zu -raisonniren schienen als die Jesuiten selbst.<a class="fnote" href="#footnote-86_207" id="fnote-86_207">[86]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-41"> -Ken. -</h3> - -<p class="noindent"> -Ken, der in intellectueller wie in moralischer Hinsicht unter -den nichtschwörenden Prälaten am höchsten stand, war lange unschlüssig. -Es gab wenige Geistliche, die sich der neuen Regierung unbedenklicher -hätten unterwerfen können als er. Denn zu den Zeiten, als Nichtwiderstand -und passiver Gehorsam die Lieblingsthemata seiner Amtsbrüder waren, -hatte er auf der Kanzel fast niemals auf die Politik angespielt. Er gab -zu, daß die Argumente zu Gunsten des Schwörens sehr gewichtig seien, ja -er ging sogar so weit, daß er sagte, seine Bedenken würden vollständig -schwinden, wenn er überzeugt werden könne, daß Jakob sich zur Abtretung -Irland’s an den König von Frankreich verbindlich gemacht habe. Es ist -daher augenscheinlich, daß der Unterschied zwischen Ken und den Whigs -kein prinzipieller war. Er war, wie sie, der Ansicht, daß schlechte Verwaltung, -wenn sie bis zu einem gewissen Punkte getrieben würde, eine -Uebertragung der Lehnspflichtigkeit rechtfertige, und zweifelte nur, ob -Jakob’s schlechte Regierung diesen Punkt erreicht habe. Der gute Bischof -begann sogar wirklich einen Hirtenbrief vorzubereiten, in welchem er seine -Gründe für die Eidesleistung entwickelte. Noch ehe er aber damit zu Ende -war, erhielt er eine Mittheilung, die ihn überzeugte, daß Irland nicht an -Frankreich verkauft sei; eine Menge Zweifel stiegen nun wieder in ihm -auf, er warf den unvollendeten Brief ins Feuer und bat seine minder -skrupulösen Freunde, daß sie nicht weiter in ihn dringen möchten. Er -sei gewiß, sagte er, daß sie aus aufrichtiger Ueberzeugung gehandelt hätten, -es freue ihn, daß sie mit reinem Gewissen einen Schritt thun könnten, -vor dem er zurückbebe, er fühle das ganze Gewicht ihrer Gründe, er -sei fast überzeugt und er wolle nichts weiter hören, um nicht noch -völlig überzeugt zu werden, denn wenn er sich fügte und seine Besorgnisse -kehrten dann zurück, so würde er der unglücklichste Mensch von -der Welt sein. Nicht für Schätze, nicht für einen Palast, nicht für einen -Peerstitel möchte er sich der geringsten Gefahr aussetzen, jemals die -Qualen der Reue zu empfinden. Es ist ein interessantes Factum, daß -der einzige von den sieben Prälaten, dessen Name einen gewichtigen -Klang hat, nahe daran war zu schwören und nach seinem eignen Eingeständniß -nicht durch die Kraft von Vernunftgründen, sondern durch -eine krankhafte Skrupulosität davon abgehalten wurde, die er Anderen -nicht nachzuahmen rieth.<a class="fnote" href="#footnote-87_208" id="fnote-87_208">[87]</a> -</p> - -<p> -<a id="page-XIV.55" class="pagenum" title="XIV.55"></a> -Unter den Priestern, welche die Eide verweigerten, befanden sich einige, -die sich in der gelehrten Welt als Philologen, Chronologen, Canonisten -und Alterthumsforscher, sowie eine sehr kleine Anzahl, die sich durch Geist -und Beredtsamkeit auszeichneten; aber es kann kaum Einer angeführt werden, -der im Stande gewesen wäre, eine wichtige Frage der Moral oder -Politik zu erörtern, kaum Einer, dessen Schriften nicht entweder eine -große Schwäche oder eine große Flüchtigkeit des Geistes verriethen. Diejenigen, -welche auf das Urtheil eines Whig über diesen Punkt nichts geben, -werden der Ansicht, welche viele Jahre nach der Revolution ein Philosoph -aussprach, auf den die Tories mit Recht stolz sind, hoffentlich einiges -Gewicht zugestehen. Johnson erklärte, nachdem er die berühmten -Geistlichen, die es für eine Sünde gehalten, Wilhelm III. und Georg I. -Treue zu schwören, der Reihe nach aufgezählt, daß unter diesen ganzen -Eidverweigerern nur ein einziger gewesen sei, der ein logisches Raisonnement -habe anstellen können.<a class="fnote" href="#footnote-88_209" id="fnote-88_209">[88]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-42"> -Leslie. -</h3> - -<p class="noindent"> -Der Eidverweigerer, zu dessen Gunsten Johnson diese -Ausnahme machte, war Karl Leslie. Leslie war vor der Revolution Kanzler -der Diöcese Connor in Irland gewesen. Er war in der Opposition -gegen Tyrannei vorangegangen, hatte sich als Friedensrichter für Monoghan -geweigert, einen Papisten als Sheriff dieser Grafschaft anzuerkennen, -<a id="page-XIV.56" class="pagenum" title="XIV.56"></a> -und hatte den Muth gehabt, einige Offiziere der irischen Armee wegen -Maraudirens einsperren zu lassen, das Prinzip des Nichtwiderstandes aber, -wie es die anglikanischen Theologen in den Tagen des Ryehousecomplots -gelehrt, stand unerschütterlich fest in seinem Geiste. Als der Zustand von -Ulster sich so gestaltete, daß ein Protestant, welcher dort blieb, es kaum -vermeiden konnte, entweder ein Rebell oder ein Märtyrer zu werden, -flüchtete Leslie nach London. Seine Talente und seine Connectionen waren -von der Art, daß er leicht eine hohe Anstellung in der englischen Kirche -hätte erlangen können. Aber er nahm seinen Platz in der vordersten -Reihe der jakobitischen Partei und behauptete denselben durch alle Gefahren -und Wechselfälle von dreiunddreißig unruhigen Jahren. Obgleich beständig -mit Deisten, Juden, Socinianern, Presbyterianern, Papisten und -Quäkern in theologische Streitigkeiten verwickelt, fand er doch noch Zeit -und Muße, einer der productivsten politischen Schriftsteller seines Jahrhunderts -zu werden. Von allen nichtschwörenden Geistlichen war er am -besten befähigt, Verfassungsfragen zu besprechen, denn er hatte vor seiner -Ordination lange im Temple gewohnt und die englische Geschichte und -Rechtswissenschaft studirt, während die meisten anderen Häupter des Schismas -über den Acten von Chalcedon gebrütet, oder in dem Targum des -Onkelos nach Weisheit gesucht hatten.<a class="fnote" href="#footnote-89_210" id="fnote-89_210">[89]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-43"> -Sherlock. -</h3> - -<p class="noindent"> -Im Jahre 1689 jedoch war Leslie fast noch unbekannt -in England. Unter den Geistlichen, welche am 1. August des genannten -Jahres suspendirt wurden, stand Doctor Wilhelm Sherlock in der Achtung -des Volks ohne Widerrede am höchsten. Kein einfacher Priester der englischen -Kirche hat vielleicht je eine größere Autorität über seine Glaubensbrüder -besessen als Sherlock sie zur Zeit der Revolution besaß. Er nahm -als Gelehrter, als Prediger, als theologischer oder als politischer Schriftsteller -zwar nicht den ersten Rang unter seinen Zeitgenossen ein, aber in -allen diesen vier Eigenschaften hatte er sich ausgezeichnet. Die Klarheit -und Lebendigkeit seines Styls sind von Prior und Addison gerühmt worden, -und die Leichtigkeit mit der er schrieb, sowie sein Fleiß werden durch -die Menge und durch die Jahrzahlen seiner Werke genugsam bewiesen. -Es gab zwar unter dem Klerus Männer von glänzenderem Genie und -von umfassenderer wissenschaftlicher Bildung, aber während einer langen -Zeit gab es keinen, der den Priesterstand vollkommener repräsentirte, -keinen, der ohne jeden Anflug von Latitudinarismus, Puritanismus oder -Papismus die Ansicht der anglikanischen Priesterschaft über alle Gegenstände -erschöpfender aussprach. In den Tagen der Ausschließungsbill, -als die Macht der Dissenters im Parlament und im Lande sehr groß -war, hatte er nachdrücklich gegen die Sünde des Nonconformirens geschrieben. -Als das Ryehousecomplot entdeckt war, hatte er die Lehre -vom Nichtwiderstande mit Wort und Schrift eifrig vertheidigt. Seine -der Sache des Episkopats und der Monarchie geleisteten Dienste wurden -so hoch geschätzt, daß er zum Vorsteher des Temple ernannt wurde. -Auch wurde ihm von Karl eine Pension ausgesetzt, die ihm aber Jakob -bald wieder entzog, denn obgleich Sherlock sich verpflichtet glaubte, der -Civilgewalt passiven Gehorsam zu leisten, so glaubte er sich doch nicht -<a id="page-XIV.57" class="pagenum" title="XIV.57"></a> -minder verpflichtet religiöse Irrthümer zu bekämpfen und war der schärfste -und rührigste unter dem Heere von Polemikern, welche am Tage der -Gefahr den protestantischen Glauben mannhaft vertheidigten. In wenig -mehr als zwei Jahren veröffentlichte er sechzehn Schriften gegen die hohen -Prätensionen Roms, darunter einige umfangreiche Werke. Nicht zufrieden -mit den Siegen, die er über so schwache Gegner, wie die Bewohner von -Clerkenwell und des Savoy errang, hatte er den Muth, sich mit -keinem geringeren Kämpen als Bossuet zu messen, aus welchem Kampfe -er nicht mit Unehre hervorging. Trotzdem blieb Sherlock nach wie vor -bei dem Satze stehen, daß keine Tyrannei Christen berechtigen könne, -sich der königlichen Autorität zu widersetzen. Als die Convention im Begriff -war zusammenzutreten, empfahl er in einer Schrift, welche als das -Manifest eines großen Theils der Geistlichkeit betrachtet wurde, auf das -Eindringlichste, daß Jakob eingeladen werden solle, unter Bedingungen, -welche die Gesetze und die Religion der Nation sichern würden, zurückzukehren.<a class="fnote" href="#footnote-90_211" id="fnote-90_211">[90]</a> -Der Beschluß, welcher Wilhelm und Marien auf den -Thron setzte, erfüllte Sherlock mit Kummer und Unwillen. Er soll ausgerufen -haben daß, wenn die Convention zu einer Revolution entschlossen -sei, der Klerus vierzigtausend Freunde der Kirche finden würde, um eine -Restauration herbeizuführen.<a class="fnote" href="#footnote-91_212" id="fnote-91_212">[91]</a> Gegen die neuen Eide sprach er offen -und energisch seine Meinung aus. Er erklärte, er begreife nicht, wie ein -rechtschaffener Mann daran zweifeln könne, daß der Apostel Paulus mit -den bestehenden Obrigkeiten die rechtmäßigen Obrigkeiten gemeint habe -und keine anderen. Kein Name wurde 1689 von den Jakobiten mit solchem -Stolz und solcher Liebe genannt wie der Name Sherlock’s. Noch vor -dem Schlusse des Jahres 1690 aber erweckte dieser Name ganz andere -Empfindungen. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-44"> -Hickes. -</h3> - -<p class="noindent"> -Einige andere Eidverweigerer müssen noch besonders erwähnt -werden. Einer der Bedeutendsten unter ihnen war Georg Hickes, -Dechant von Worcester. Von allen Engländern seiner Zeit war er in -den alten teutonischen Sprachen am gründlichsten bewandert, und seine -Kenntniß der ersten christlichen Literatur war eine umfassende. Hinsichtlich -seiner Befähigung zur politischen Discussion genüge es zu sagen, daß sein -Lieblingsargument zu Gunsten des passiven Gehorsams der Geschichte der -Thebanischen Legion entlehnt war. Er war der jüngere Bruder des unglücklichen -Johann Hickes, der im Speicher der Alice Lisle verborgen -gefunden worden war. Jakob hatte, trotz aller Fürsprache, sowohl Johann -Hickes als Alice Lisle hinrichten lassen. Leute, welche die Stärke der -Grundsätze des Dechanten nicht kannten, dachten er könne deshalb möglicherweise -einigen Groll hegen, denn er war eben nicht von sanftem -und vergebendem Character, und konnte sich einer unbedeutenden Kränkung -viele Jahre lang mit bitteren Gefühlen erinnern. Aber er war fest -in seinem religiösen und politischen Glauben, er bedachte, daß die Dulder -Dissenters waren, und er unterwarf sich dem Willen des Gesalbten des -Herrn nicht nur mit Geduld, sondern mit Freudigkeit. Er wurde sogar -von dem Augenblicke an wo sein Bruder aufgehängt und die Wohlthäterin -<a id="page-XIV.58" class="pagenum" title="XIV.58"></a> -seines Bruders enthauptet worden war, ein treuerer Unterthan als -je. Während fast alle anderen Geistlichen, durch die Indulgenzerklärung -und durch die Proceduren der Hohen Commission erschreckt, zu glauben -begannen, daß sie die Lehre vom Nichtwiderstande ein wenig zu weit getrieben -hätten, schrieb er eine Vertheidigung seines Lieblingsprinzips und -bemühte sich die bei Hounslow lagernden Truppen zu überzeugen, daß, -wenn es Jakob gefallen sollte, sie alle zu massakriren, wie Maximian die -Thebanische Legion massakrirt hatte, weil sie sich geweigert, Abgötterei zu -treiben, es ihre Pflicht sein würde, die Waffen auf einen Haufen zu -werfen und geduldig die Märtyrerkrone zu empfangen. Um Hickes Gerechtigkeit -widerfahren zu lassen, muß man sagen, daß sein ganzes -Verhalten nach der Revolution bewies, daß seine Servilität weder aus -Furcht, noch aus Habsucht, sondern lediglich aus Bigotterie entsprang.<a class="fnote" href="#footnote-92_213" id="fnote-92_213">[92]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-45"> -Collier. -</h3> - -<p class="noindent"> -Jeremias Collier, der seiner Stelle als Prediger des -Archivs entsetzt worden, stand auf einer viel höheren Stufe. Er hat ein -wohlbegründetes Recht auf dankbare und achtungsvolle Erwähnung, denn -seiner Beredtsamkeit und seinem Muthe ist die Reinigung unsrer leichteren -Literatur von der unsauberen Färbung, die sie während der antipuritanischen -Reaction angenommen hatte, hauptsächlich zuzuschreiben. Er war -im vollen Umfange des Worts ein guter Mensch. Aber er war auch ein -Mann von eminenten Talenten, ein großer Meister des Sarkasmus und -ein ausgezeichneter Rhetoriker.<a class="fnote" href="#footnote-93_214" id="fnote-93_214">[93]</a> Desgleichen war seine Belesenheit, wenn -auch unverarbeitet, von großem Umfange. Sein Geist aber war beschränkt; -seine Logik, selbst wenn er so glücklich war, eine gute Sache zu vertheidigen, -höchst nichtssagend und unbündig und sein Verstand war nicht -durch persönlichen, aber durch Berufsstolz fast verwirrt. In seinen Augen -war ein Priester das höchste menschliche Wesen nächst einem Bischofe. Der -beste und vornehmste Laie war dem geringsten Geistlichen Ehrerbietung -und Unterwürfigkeit schuldig. Mochte ein Mitglied des geheiligten Standes -sich noch so lächerlich machen, so war es gottlos über ihn zu lachen. Collier -war in diesem Punkte so ungemein empfindlich, daß er es für eine Profanation -hielt, selbst über die Diener einer falschen Religion sich aufzuhalten. -Er stellte es als Regel hin, daß auch Muftis und Auguren stets -mit Achtung genannt werden müßten. Er tadelte Dryden, weil er über -die Hierophanten des Apis gespöttelt. Er lobte Racine, weil er dem -Character eines Priesters des Baal Würde verliehen. Er lobte Corneille, -weil er den gelehrten und ehrwürdigen Gottesgelehrten Tiresias in seinem -Oedipus nicht auf die Bühne gebracht. Er gab zwar zu, daß die Weglassung -<a id="page-XIV.59" class="pagenum" title="XIV.59"></a> -den dramatischen Effect des Stückes beeinträchtigte, aber das heilige -Amt war viel zu feierlich, als daß man eitles Spiel damit treiben durfte. -Ja, er hielt es sogar, so unglaublich dies scheinen mag, für unpassend, -wenn ein Laie über presbyterianische Prediger spöttelte. Allerdings war -sein Jakobitismus nicht viel mehr als eine von den Formen, in denen sich -sein Eifer für die Würde seines Standes äußerte. Er verabscheute die -Revolution weniger als einen Aufstand von Unterthanen gegen ihren -König, denn als einen Aufstand der Laienschaft gegen den Priesterstand. -Die seit dreißig Jahren von der Kanzel gepredigten Doctrinen, waren -von der Convention mit Verachtung behandelt worden. Eine neue Regierung -war im Widerspruch mit den Wünschen der geistlichen Peers im -Hause der Lords und der Priesterschaft des ganzen Landes eingesetzt worden. -Eine weltliche Versammlung hatte sich angemaßt, ein Gesetz zu erlassen, -das Erzbischöfen und Bischöfen, Rectoren und Vikaren bei Strafe -der Amtsentsetzung vorschrieb das abzuschwören, was sie Zeit ihres ganzen -Lebens gelehrt hatten. Was auch kleinmüthigere Geister thun mochten, -Collier war entschlossen, sich von den siegreichen Feinden seines Standes -nicht im Triumphe fortführen zu lassen. Bis zum letzten Augenblicke -wollte er mit der gebieterischen Haltung eines vom Himmel Gesandten den -Fürsten und Mächtigen der Erde Trotz bieten. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-46"> -Dodwell. -</h3> - -<p class="noindent"> -In Bezug auf geistige Begabung war Collier der Hervorragendste -unter den Eidverweigerern. Hinsichtlich der Gelehrsamkeit -muß die erste Stelle Heinrich Dodwell zuerkannt werden, der wegen des -unverzeihlichen Verbrechens, in Mayo ein kleines Gut zu besitzen, von -dem papistischen Parlament zu Dublin verurtheilt worden war. Er war -Camdenianischer Professor der alten Geschichte an der Universität Oxford -und hatte durch chronologische und geographische Forschungen schon eine -bedeutende Celebrität erlangt; obgleich er aber nie dazu bewogen werden -konnte, sich ordiniren zu lassen, war doch die Theologie sein Lieblingsstudium. -Er war unbestreitbar ein frommer und redlicher Mann. Er -hatte zahllose Werke in verschiedenen Sprachen gelesen und dadurch einen -größeren Schatz von Gelehrsamkeit gesammelt, als seine schwachen Geisteskräfte -festzuhalten vermochten. Der schwache geistige Funke, den er -besaß, wurde durch das Material, das ihn nähren sollte, erstickt. Einige -seiner Werke scheinen in einem Irrenhause geschrieben zu sein und ziehen -ihn, obgleich von Beweisen seiner ungeheuren Belesenheit strotzend, auf -das Niveau eines Jakob Naylor und Ludwig Muggleton herab. Er begann -eine Dissertation, welche beweisen sollte, daß das Völkerrecht eine -göttliche Offenbarung sei, welche der in der Arche geretteten Familie gemacht -wurde. Er veröffentlichte eine Abhandlung, in der er behauptete, -daß eine Ehe zwischen einem Mitgliede der englischen Kirche und einem -Dissenter ungültig und daß das Ehepaar in den Augen des Himmels des -Ehebruchs schuldig sei. Er vertheidigte den Gebrauch der Instrumentalmusik -beim öffentlichen Gottesdienste aus dem Grunde, weil die Töne der -Orgel die Macht hätten, den Einfluß der Teufel auf das Rückenmark der -Menschen zu paralysiren. In seiner Abhandlung über diesen Gegenstand -bemerkte er, man habe gewichtige Autoritäten für die Ansicht, daß das -Rückenmark, wenn es zersetzt würde, eine Schlange werde. Ob diese -Ansicht richtig war oder nicht, hielt er für unnöthig zu entscheiden. Vielleicht, -sagte er, hätten die ausgezeichneten Männer, in deren Werken sie -sich finde, nur die große Wahrheit figürlich aussprechen wollen, daß die -<a id="page-XIV.60" class="pagenum" title="XIV.60"></a> -alte Schlange hauptsächlich durch das Rückenmark auf uns einwirke.<a class="fnote" href="#footnote-94_215" id="fnote-94_215">[94]</a> -Dodwell’s Betrachtungen über den Zustand der Menschen nach dem Tode -sind womöglich noch wunderlicher. Er sagt uns, daß unsere Seelen von -Natur sterblich sind. Vernichtung ist das Loos des größeren Theiles der -Menschen, der Heiden, der Muhamedaner, der ungetauften Kinder. Die -Gabe der Unsterblichkeit wird in dem Sakrament der Taufe mitgetheilt; -zur Wirksamkeit des Sakraments aber ist es durchaus nöthig, daß ein -durch einen Bischof ordinirter Priester die Taufhandlung verrichtet und -die Einsetzungsworte spricht. Im natürlichen Laufe der Dinge würden -demnach alle Presbyterianer, Independenten, Baptisten und Quäker aufhören -zu existiren, wie die niederen Thiere. Dodwell war jedoch ein viel -zu guter Hochkirchlicher, als daß er die Dissenters so leichten Kaufs hätte -davonkommen lassen sollen. Er sagt ihnen, daß Gott, da sie Gelegenheit -gehabt haben, das Evangelium predigen zu hören, und die bischöfliche -Taufe hätten empfangen können, wenn sie nicht so verderbt wären, ihnen -durch einen außerordentlichen Machtspruch die Unsterblichkeit verleihen -wird, damit sie bis in alle Ewigkeit gequält werden können.<a class="fnote" href="#footnote-95_216" id="fnote-95_216">[95]</a> -</p> - -<p> -Niemand verabscheute den zunehmenden Latitudinarismus mehr als -Dodwell. Gleichwohl hatte Niemand mehr Ursache, sich darüber zu freuen, -denn in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts würde ein Denker, der -zu behaupten gewagt hätte, die menschliche Seele sei von Natur sterblich -und höre in den meisten Fällen zugleich mit dem Körper auf zu existiren, -in Smithfield lebendig verbrannt worden sein. Noch zu einer Zeit, der -sich Dodwell wohl erinnern konnte, würden Ketzer wie er sich glücklich geschätzt -haben, wenn sie, mit zerfleischtem Rücken, abgeschnittenen Ohren -und aufgeschlitzter Nase, die Zunge mit einem glühenden Eisen durchbohrt -und die Augen mit Steinen ausgeschlagen, mit dem Leben davon gekommen -wären. In den Augen der Eidverweigerer aber war der Urheber dieser -Theorie noch immer der große Mr. Dodwell, und Einige, die es für strafbare -Nachsicht hielten, eine presbyterianische Versammlung zu dulden, -hielten es zu gleicher Zeit für eine grobe Illiberalität, einen gelehrten -und frommen Jakobiten zu tadeln, weil er eine vom religiösen Gesichtspunkte -so höchst unwichtige Lehre wie die von der Unsterblichkeit der -Seele, in Abrede stelle.<a class="fnote" href="#footnote-96_217" id="fnote-96_217">[96]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-47"> -Kettlewell. Fitzwilliam. -</h3> - -<p class="noindent"> -Zwei andere Eidverweigerer verdienen -<a id="page-XIV.61" class="pagenum" title="XIV.61"></a> -weniger ihrer Talente und ihrer Gelehrsamkeit, als ihrer seltenen -Rechtschaffenheit und ihrer nicht minder seltenen Aufrichtigkeit wegen -specielle Erwähnung. Dies sind Johann Kettlewell, Rector von Coleshill, -und Johann Fitzwilliam, Canonicus von Windsor. Es ist bemerkenswerth, -daß diese Männer beide viel mit Lord Russell verkehrt und daß -beide, obgleich sie in politischen Ansichten von ihm abwichen und den Antheil, -den er an dem whiggistischen Complot genommen, entschieden mißbilligten, -eine hohe Meinung von seinem Character gehabt und seinen -Tod aufrichtig betrauert hatten. Er hatte Kettlewell noch eine freundliche -Botschaft vom Schaffot in Lincoln’s Inn Fields gesandt. Lady Russell -liebte, vertraute und verehrte Fitzwilliam, der in ihrer Jugend der Freund -ihres Vaters, des tugendhaften Southampton gewesen war, bis an ihr -Ende. Die beiden Geistlichen stimmten in der Verweigerung der Eide -überein, schlugen aber von diesem Augenblicke an verschiedene Richtungen -ein. Kettlewell war eines der thätigsten Mitglieder seiner Partei; er -scheute sich keiner Anstrengung zum Besten der gemeinschaftlichen Sache, -vorausgesetzt daß es keine solche war, die einem rechtschaffenen Mann Unehre -machte, und er vertheidigte seine Ansichten in mehreren Schriften, welche -allerdings eine viel höhere Meinung von seiner Aufrichtigkeit als von -seiner Urtheilsfähigkeit und seinem Scharfsinn begründen.<a class="fnote" href="#footnote-97_218" id="fnote-97_218">[97]</a> Fitzwilliam -glaubte genug gethan zu haben, indem er sein anmuthiges Wohnhaus mit -Garten im Schatten der St. Georgs-Kapelle verließ und mit seinen Büchern -eine kleine Entresolwohnung bezog. Er konnte Wilhelm und Marien -mit ruhigem Gewissen nicht anerkennen, aber er hielt sich auch nicht für -verpflichtet, beständig zur Widersetzlichkeit gegen sie aufzustacheln, und er -verbrachte die letzten Jahre seines Lebens unter dem mächtigen Schutze -des Hauses Bedford in harmloser, den Studien gewidmeter Ruhe.<a class="fnote" href="#footnote-98_219" id="fnote-98_219">[98]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-48"> -Allgemeiner Character des eidverweigernden Klerus. -</h3> - -<p class="noindent"> -Unter den minder ausgezeichneten Geistlichen, welche ihre Pfründen verloren, -befanden sich zweifelsohne viele gute Menschen; soviel aber ist gewiß, -daß der sittliche Character der Eidverweigerer im allgemeinen auf -keiner hohen Stufe stand. Es scheint hart, Leuten, welche unbestreitbar -einem Prinzipe ein großes Opfer brachten, Lauheit der Prinzipien vorzuwerfen. -Allein die Erfahrung beweist mehr als genugsam, daß Viele, -die eines großen Opfers fähig sind, wenn ihr Blut vom Kampfe erhitzt -und die Blicke der Welt auf sie gerichtet sind, in der täglichen Ausübung -verborgener Tugenden nicht lange zu beharren vermögen. Es ist durchaus -nicht unwahrscheinlich, daß Zeloten ihr Leben für eine Religion hingeben -können, welche ihre rachsüchtigen oder ausschweifenden Leidenschaften doch -niemals wirksam gezügelt hatte. Wir erfahren sogar von Kirchenvätern, -welche das höchste Ansehen genießen, daß selbst in den reinsten Zeiten der -Kirche einige Bekenner, die sich standhaft geweigert hatten, durch Streuen -<a id="page-XIV.62" class="pagenum" title="XIV.62"></a> -von Weihrauch auf den Altar Jupiters den Qualen der Folter und dem -Tode zu entgehen, später den christlichen Namen durch Betrug und Ausschweifung -schändeten.<a class="fnote" href="#footnote-99_220" id="fnote-99_220">[99]</a> Die eidverweigernden Geistlichen haben indeß -Anspruch auf große Nachsicht. Sie befanden sich unbestreitbar in einer -sehr versuchungvollen Lage. Ein Schisma, das eine religiöse Gemeinschaft -spaltet, spaltet in der Regel den Laienstand ebenso wie den Klerus. -Die sich lostrennenden Seelenhirten ziehen einen großen Theil ihrer Heerden -mit sich fort und sind in Folge dessen ihres Unterhalts gewiß. Aber -das Schisma von 1689 erstreckte sich kaum weiter als auf den Klerus. -Das Gesetz verlangte von dem Rector, die Eide zu leisten, oder sein Amt -niederzulegen; von dem Gemeindemitgliede aber wurde kein Eid, keine -Anerkennung des Titels des neuen Herrscherpaares verlangt, um sich zur -Theilnahme am Gottesdienste oder zum Genusse des heiligen Abendmahls -zu qualificiren. Daher hielt sich von den Laien, welche die Revolution -mißbilligten, noch nicht einer unter fünfzig für verpflichtet, seinen Stuhl -in der alten Kirche, wo nach wie vor die alte Liturgie verlesen und die -alten Gewänder getragen wurden, zu verlassen und den ausgestoßenen -Priester zu einem Conventikel zu begleiten, das noch obendrein durch das -Toleranzedict nicht geschützt war. So war die neue Secte eine Secte von -Predigern ohne Zuhörer und vom Predigen konnten diese Prediger nicht -leben. In London und in einigen anderen großen Städten waren die -heftigen Jakobiten, welche durch nichts zu befriedigen waren, als wenn -sie für König Jakob und den Prinzen von Wales mit Namen beten hörten, -allerdings zahlreich genug, um einige kleine Gemeinden zu bilden, die -sich im Geheimen und unter beständiger Furcht vor den Constablern in -Räumen versammelten, welche so beschränkt waren, daß die Bethäuser -der puritanischen Dissenters im Vergleich damit Paläste genannt werden -konnten. Selbst Collier, der alle die Eigenschaften besaß, welche ein zahlreiches -<a id="corr-28"></a>Auditorium herbeiziehen, mußte sich damit begnügen, der Geistliche -einer kleinen Schaar Mißvergnügter zu sein, deren Betzimmer sich im -zweiten Stock eines Hauses der City befand. Aber die Zahl der nichtschwörenden -Geistlichen, die sich durch Gottesdiensthalten an solchen Orten -auch nur einen kümmerlichen Unterhalt zu erwerben vermochten, war sehr -gering. Von den übrigen konnten einige unabhängig von ihrem Vermögen -leben, andere ernährten sich durch literarische Arbeiten, ein paar praktizirten -als Aerzte. Thomas Wagstaffe zum Beispiel, der Kanzler von -Lichfield gewesen war, hatte viele Patienten und machte sich dadurch bemerkbar, -daß er sie stets im vollen Domherrnornat besuchte.<a class="fnote" href="#footnote-100_221" id="fnote-100_221">[100]</a> Doch -<a id="page-XIV.63" class="pagenum" title="XIV.63"></a> -dies waren Ausnahmen. Betriebsame Armuth ist ein der <a id="corr-29"></a>Tugendhaftigkeit -keineswegs nachtheiliger Zustand, gefährlich aber ist es, arm und zugleich -unthätig zu sein, und die Mehrzahl der Geistlichen, die sich geweigert -hatten zu schwören, sahen sich ohne Subsistenzmittel und ohne Beschäftigung -in die Welt hinausgestoßen. Natürlich wurden sie Bettler und Müßiggänger. -Da sie sich als Märtyrer für eine öffentliche Sache betrachteten, -so schämten sie sich nicht, den ersten besten guten Hochkirchlichen um eine -Guinee anzusprechen. Die Meisten von ihnen verbrachten ihr Leben -damit, daß sie aus einem Torykaffeehause ins andre gingen, die Holländer -schmähten, Gerüchte, nach denen Se. Majestät binnen einem Monate -zuverlässig auf englischem Boden sein würde, anhörten und verbreiteten, -und sich die Köpfe darüber zerbrachen, wer das Bisthum Salisbury bekommen -würde, wenn Burnet gehängt wäre. Während der Parlamentssession -waren die Vorzimmer und der Court of Requests mit abgesetzten -Pfarrgeistlichen gefüllt, die sich erkundigten, wer die Oberhand habe und -wie die letzte Abstimmung ausgefallen sei. Viele der vertriebenen Geistlichen -fanden in den Häusern reicher Jakobiten als Kaplane, Hauslehrer -oder Seelsorger Aufnahme. In einer derartigen Stellung kann ein Mann -von reinem und edlem Character, ein Mann wie Ken unter den Eidverweigerern -und Watts unter den Nonconformisten war, seine Würde behaupten -und durch sein Beispiel und seine Belehrungen die Wohlthaten, -die er empfängt, mehr als vergelten. Für Den aber, dessen Tugend nicht -auf einer hohen Stufe steht, ist dieser Lebensweg voller Gefahren. Besitzt -er ein phlegmatisches Temperament, so läuft er Gefahr, zu einem servilen, -sinnlichen, trägen Schmarotzer herabzusinken. Hat er einen thatkräftigen, -aufstrebenden Geist, so steht zu befürchten, daß er in den schlimmen -Kunstgriffen Erfahrung erlangt, durch welche dienende Personen sich -leichter als durch treue Dienste angenehm oder gefürchtet machen. Die -schwache Seite jedes Characters zu entdecken, jeder Leidenschaft und jedem -Vorurtheile zu schmeicheln, Zwietracht und Neid zu säen, wo Liebe und -Vertrauen herrschen sollten, den Augenblick übereilter Offenherzigkeit zu -erspähen, um Geheimnisse zu entlocken, welche für das Glück und die -Ehre der Familien von Wichtigkeit sind: dies sind die Gewohnheiten, -durch welche sich scharfsinnige und unruhige Geister nur zu oft für das -Demüthigende einer abhängigen Stellung gerächt haben. Die öffentliche -Stimme beschuldigte viele Eidverweigerer laut, daß sie die Gastfreundschaft -ihrer Wohlthäter mit eben so schwarzem Undank vergälten, wie der -in Molière’s Meisterwerk geschilderte Heuchler. In der That als Cibber -es unternahm, dieses herrliche Lustspiel für die englische Bühne zu bearbeiten, -machte er aus seinem Tartuffe einen Eidverweigerer, und -Johnson, von dem man nicht glauben kann, daß er gegen die Eidverweigerer -eingenommen gewesen sei, gestand offen, daß Cibber ihnen nicht -Unrecht gethan habe.<a class="fnote" href="#footnote-101_222" id="fnote-101_222">[101]</a> -</p> - -<p> -<a id="page-XIV.64" class="pagenum" title="XIV.64"></a> -Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß das durch die Eide herbeigeführte -Schisma noch weit schlimmer gewesen sein würde, wenn in dieser -Krisis eine ausgedehnte Umgestaltung in der Verfassung oder dem Ceremoniell -der Staatskirche vorgenommen worden wäre. Es ist ein sehr lehrreiches -Factum, daß die aufgeklärten und toleranten Geistlichen, welche -eine solche Umgestaltung sehnlichst wünschten, nachher Grund sahen, dankbar -dafür zu sein, daß ihr Lieblingsplan gescheitert war. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-49"> -Der Comprehensionsplan. Tillotson. -</h3> - -<p class="noindent"> -Whigs und Tories -hatten sich während der vorigen Session vereinigt, Nottingham’s Comprehensionsbill -zu beseitigen, indem sie eine Adresse beschlossen, welche den -König ersuchte, die ganze Angelegenheit an die Convocation zu verweisen. -Burnet sah die Wirkung dieses Beschlusses voraus. Der ganze Plan, -sagte er, ist gänzlich zerstört.<a class="fnote" href="#footnote-102_223" id="fnote-102_223">[102]</a> Viele von seinen Freunden waren jedoch -andrer Meinung, und zu ihnen gehörte auch Tillotson. Von allen Mitgliedern -der Niederkirchenpartei stand Tillotson in der allgemeinen Achtung -am höchsten. Als Kanzelredner übertraf er in den Augen seiner Zeitgenossen -alle lebenden und todten Rivalen. Die Nachwelt hat dieses Urtheil -nicht anerkannt; doch behauptet Tillotson noch immer seinen Platz als ein -legitimer englischer Classiker. Sein höchster Gedankenflug stand zwar tief -unter dem eines Taylor, eines Barrow und eines South; aber sein Styl -war correcter und fließender als der ihrige. Keine wunderlichen Einfalle, -keine pedantischen Citate aus Talmudisten und Scholiasten, keine gemeinen -Bilder, possenhaften Geschichten oder unschicklichen Schmähungen beeinträchtigten -die Wirkung seiner ernsten und gemäßigten Reden. Seine -Logik war gerade tief und fein genug, damit ein volksthümliches Auditorium -sie mit jenem leichten Grade geistiger Anstrengung, der ein Genuß -ist, verfolgen konnte. Sein Styl ist nicht brillant, aber er ist rein, -durchsichtig klar und ebenso frei von der Flüchtigkeit, wie von der Schwerfälligkeit, -welche die Predigten mancher ausgezeichneten Geistlichen des 17. -Jahrhunderts verunzieren. Er ist immer ernst, und doch hat seine Ausdrucksweise -eine gewisse elegante Ungezwungenheit, die ihn als einen Mann -kennzeichnet, der die Welt kennt, der in volkreichen Städten und an glänzenden -Höfen gelebt und der sich nicht allein mit Büchern, sondern auch -<a id="page-XIV.65" class="pagenum" title="XIV.65"></a> -mit Juristen und Kaufleuten, mit Literatur und Damen, mit Staatsmännern -und Fürsten unterhalten hat. Der Hauptreiz seiner Geistesproducte -liegt jedoch in der Herzensgüte und Offenheit, welche aus jeder -Zeile sprechen und in seinem Lebenswandel nicht minder sichtbar hervortreten -wie in seinen Schriften. -</p> - -<p> -Als Theolog war Tillotson gewiß nicht weniger latitudinarisch als -Burnet. Dennoch sprachen viele von den Geistlichen, für welche Burnet -ein Gegenstand unüberwindlicher Abneigung war, von Tillotson mit Zuneigung -und Achtung. Es kann daher nicht Wunder nehmen, daß die -beiden Freunde sich ein verschiedenes Urtheil über die Gesinnung der Priesterschaft -gebildet hatten und von dem Zusammentritt der Convocation -ein verschiedenes Resultat erwarteten. Tillotson mißfiel der Beschluß der -Gemeinen nicht. Er war der Ansicht, daß Veränderungen, welche durch -eine rein weltliche Behörde in religiösen Institutionen vorgenommen wurden, -vielen Kirchenmännern unangenehm sein mußten, die gleichwohl in einer -kirchlichen Synode für noch umfassendere Aenderungen gestimmt haben -würden, und seine Meinung hatte großes Gewicht beim Könige.<a class="fnote" href="#footnote-103_224" id="fnote-103_224">[103]</a> Es -ward beschlossen, daß die Convocation zu Anfang der nächsten Parlamentssession -zusammentreten und daß inzwischen eine Verordnung erlassen werden -sollte, welche einige ausgezeichnete Geistliche ermächtigte, die Liturgie, die -Kirchengesetze und das ganze von den christlichen Gerichtshöfen gehandhabte -Rechtssystem zu prüfen und über die sich als wünschenswerth herausstellenden -Abänderungen Bericht zu erstatten.<a class="fnote" href="#footnote-104_225" id="fnote-104_225">[104]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-50"> -Eine kirchliche Commission ernannt. -</h3> - -<p class="noindent"> -Die Mehrzahl der -Bischöfe, welche die Eide geleistet hatten, war in dieser Commission, und -ihnen waren zwanzig der angesehensten Priester beigegeben. Der bedeutendste -unter diesen Zwanzig war Tillotson, denn man wußte, daß er die -Ansicht des Königs und der Königin aussprach. Unter den Commissionsmitgliedern, -welche Tillotson als ihr Oberhaupt betrachteten, befanden sich -Stillingfleet, Dechant von St. Paul, Sharp, Dechant von Norwich, -Patrick, Dechant von Peterborough, Tenison, Rector von St. Martin, -und Fowler, dessen verständiger Energie der Entschluß der londoner Geistlichkeit, -die Indulgenzerklärung nicht zu verlesen, hauptsächlich zuzuschreiben -war. -</p> - -<p> -Neben den genannten Männern standen einige der Hochkirchenpartei -angehörende Geistliche. Unter diesen zeichneten sich besonders zwei der -ersten Theologen von Oxford, Aldrich und Jane, aus. Aldrich war unlängst -zum Dechant von Christchurch ernannt worden, an Stelle des -Papisten Massey, den Jakob, in directem Widerspruch mit den Gesetzen, -an die Spitze dieses wichtigen Collegiums gestellt hatte. Der neue Dechant -war ein gebildeter, wenn auch nicht gründlicher Gelehrter und ein jovialer, -gastfreundlicher Herr. Er war der Verfasser einiger theologischer Schriften, -welche längst vergessen sind, und eines Compendiums der Logik, das -noch in Gebrauch ist; die besten Werke aber, die er der Nachwelt hinterlassen -hat, sind seine Kanons. Jane, der königliche Professor der Theologie, -war ein ernsterer, aber minder achtungswerther Mann. Er hatte -den Hauptantheil bei Abfassung des Decrets gehabt, durch welches seine -<a id="page-XIV.66" class="pagenum" title="XIV.66"></a> -Universität befahl, daß die Werke Milton’s und Buchanan’s in den Schulen -öffentlich verbrannt werden sollten. Wenige Jahre später hatte er -sich, gereizt und beunruhigt durch die Verfolgung der Bischöfe und durch -die Confiscirung der Einkünfte des Magdalenencollegiums, von dem Prinzip -des Nichtwiderstandes losgesagt, hatte sich in das Hauptquartier des Prinzen -von Oranien begeben und Sr. Hoheit versichert, daß Oxford bereitwillig -sein Silbergeschirr zur Unterstützung des Kriegs gegen seinen Unterdrücker -in Geld verwandeln werde. Eine kurze Zeit lang wurde Jane -allgemein als ein Whig betrachtet und von einigen seiner früheren Verbündeten -in Schmähschriften arg mitgenommen. Er hatte das Unglück -einen Namen zu haben, der eine vortreffliche Zielscheibe für die gelehrten -Witzlinge seiner Universität war. Es erschienen mehrere Epigramme auf -den Janus mit dem Doppelgesicht, der durch Sehen nach der einen Seite -eine Professur erhalten, und der jetzt durch Sehen nach einer andren -Seite ein Bisthum zu erlangen hoffe. Daß er ein Bisthum zu erlangen -hoffte, war vollkommen wahr. Er verlangte den Sitz von Exeter als -den seinen Diensten gebührenden Lohn. Derselbe wurde ihm jedoch abgeschlagen. -Diese Verweigerung überzeugte ihn, daß er vom Latitudinarismus -eben so viel zu fürchten hatte wie vom Papismus, und er wurde -daher eiligst wieder ein Tory.<a class="fnote" href="#footnote-105_226" id="fnote-105_226">[105]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-51"> -Maßregeln der Commission. -</h3> - -<p class="noindent"> -Zu Anfang des October versammelten -sich die Mitglieder der Commission in dem Jerusalemzimmer. -Sie beschlossen in ihrer ersten Sitzung, darauf anzutragen, daß beim -öffentlichen Gottesdienste die aus den Apokryphen entnommenen Vorlesekapitel -durch Kapitel aus den kanonischen Büchern der heiligen Schrift ersetzt -werden sollten.<a class="fnote" href="#footnote-106_227" id="fnote-106_227">[106]</a> In der zweiten Zusammenkunft wurde eine Frage -aufgeworfen, und zwar von Demjenigen, der sie zu allerletzt hätte in -Anregung bringen sollen. Sprat, Bischof von Rochester, war ohne den -geringsten Gewissensskrupel zwei Jahre lang Mitglied des verfassungswidrigen -Tribunals gewesen, das unter der vorigen Regierung die Kirche, -zu deren Leitern er gehörte, unterdrückt und geplündert hatte. Aber jetzt -war er bedenklich geworden und äußerte Zweifel an der Gesetzmäßigkeit -der Commission. Seine Einwendungen müssen jedem gesunden Verstande -als hohle Sophismen erscheinen. Das Ernennungsdecret gab weder Vollmacht, -Gesetze zu machen, noch Gesetze anzuwenden, sondern lediglich zu -untersuchen und zu berichten. Selbst ohne königliche Ermächtigung hätten -Tillotson, Patrick und Stillingfleet unbedenklich zusammentreten können, -um den Zustand und die Zukunft der Kirche zu berathen und zu erwägen, -ob es wünschenswerth war oder nicht, den Dissenters ein Zugeständniß -zu machen. Wie konnte es ein Verbrechen sein, wenn Unterthanen auf -Verlangen ihres Souverains etwas thaten, was unschuldig, ja lobenswerth -gewesen wäre, wenn sie es unaufgefordert gethan hätten? Sprat wurde -jedoch durch Jane unterstützt. Es entspann sich ein heftiger Wortwechsel, -und Lloyd, Bischof von St. Asaph, der neben vielen guten Eigenschaften -<a id="page-XIV.67" class="pagenum" title="XIV.67"></a> -ein reizbares Temperament besaß, ließ sich so weit hinreißen, von Spionen -zu sprechen. Sprat entfernte sich und kam nicht wieder. Jane und Aldrich -folgten bald seinem Beispiele.<a class="fnote" href="#footnote-107_228" id="fnote-107_228">[107]</a> Die Commission ging hierauf zur -Erörterung der Frage wegen der Stellung beim Abendmahle über, und -es wurde beschlossen anzuempfehlen, daß ein Communikant, der nach -Besprechung mit seinem Seelsorger erklärte, sein Gewissen erlaube ihm -nicht, das Brot und den Wein kniend zu empfangen, dieselben sitzend -empfangen dürfe. Mew, Bischof von Winchester, ein braver Mann, -aber ohne wissenschaftliche Bildung, der selbst in seinen besten Jahren -schwach gewesen war und jetzt immer kindischer wurde, protestirte gegen -dieses Zugeständniß und verließ die Versammlung. Die anderen Mitglieder -fuhren fort, sich emsig mit ihrer Aufgabe zu beschäftigen, und es -fand kein weiterer Austritt statt, obgleich große Meinungsverschiedenheit -herrschte und die Debatten zuweilen ziemlich heiß waren. Die entschiedensten -Hochkirchlichen unter den Zurück<a id="corr-30"></a>bleibenden waren Doctor Wilhelm Beveridge, -Archidiakonus von Colchester, der viele Jahre später Bischof von St. -Asaph wurde, und Doctor Johann Scott, der Nämliche, der an Jeffreys’ -Sterbebett gebetet hatte. Die Thätigsten unter den Latitudinariern waren -Burnet, Fowler und Tenison. -</p> - -<p> -Die Taufhandlung wurde wiederholt discutirt. In Bezug auf Formalitäten -waren die Commissionsmitglieder zur Nachsicht gestimmt. Sie -waren sämmtlich geneigt, Kinder ohne Pathen und ohne das Zeichen des -Kreuzes in den Schooß der Kirche aufzunehmen. Die Majorität aber -weigerte sich nach langer Debatte standhaft, die Worte zu entkräften oder -wegzuerklären, in denen nach der Ansicht aller unverdorbenen Gemüther -die regenerirende Kraft des Sakraments liegt.<a class="fnote" href="#footnote-108_229" id="fnote-108_229">[108]</a> -</p> - -<p> -Hinsichtlich des Chorhemds beschloß die Commission zu empfehlen, daß -den Bischöfen ein weiter Spielraum gelassen werde. Es wurden Auswege -ersonnen, durch welche Jemand, der die presbyterianische Ordination -empfangen, ein Priester der englischen Kirche werden konnte, ohne weder -ausdrücklich noch stillschweigend die Ungültigkeit dieser Ordination zuzugeben.<a class="fnote" href="#footnote-109_230" id="fnote-109_230">[109]</a> -</p> - -<p> -Der kirchliche Kalender wurde einer sorgfältigen Revision unterworfen. -Die großen Festtage wurden beibehalten. Aber es wurde nicht für -wünschenswerth erachtet, daß St. Valentin, St. Chad, St. Swithin, -St. Eduard König der Westsachsen, St. Dunstan und St. Alphage die -Ehren St. Johannes’ und St. Paulus’ theilten, oder daß es den Anschein -bekäme, als ob die Kirche die lächerliche Fabel von der Entdeckung des -Kreuzes Thatsachen von so hochwichtiger Bedeutung wie die Geburt, die -Leidensgeschichte, die Auferstehung und die Himmelfahrt des Herrn zur -Seite stellen wolle.<a class="fnote" href="#footnote-110_231" id="fnote-110_231">[110]</a> -</p> - -<p> -Das Athanasische Glaubensbekenntniß machte viel zu schaffen. Die -meisten Mitglieder der Commission waren eben so wenig geneigt, die doctrinellen -<a id="page-XIV.68" class="pagenum" title="XIV.68"></a> -Sätze aufzugeben, wie die damnatorischen Sätze beizubehalten. -Burnet, Fowler und Tillotson wünschten dieses berühmte Symbolum ganz -aus der Liturgie zu streichen. Burnet machte dafür ein Argument geltend, -das ihm wahrscheinlich selbst kein großes Gewicht zu haben schien, -das aber vortrefflich darauf berechnet war, seine Gegner, Beveridge und -Scott, in Verlegenheit zu setzen. Das Concil von Ephesus war von den -anglikanischen Geistlichen stets als eine Synode verehrt worden, welche -die Gesammtheit der Gläubigen wirklich repräsentirt hatte und von Gott -auf dem Wege der Wahrheit geleitet worden war. Die Stimme dieses -Concils war die Stimme der noch nicht durch Aberglauben verderbten -oder durch Spaltungen zerrissenen heiligen katholischen und apostolischen -Kirche. Seit mehr als zwölf Jahrhunderten hatte die Welt keine kirchliche -Versammlung wieder gesehen, welche gleichen Anspruch auf die Achtung -der Gläubigen gehabt hätte. Das Concil von Ephesus hatte in den -klarsten Ausdrücken und unter Androhung der furchtbarsten Strafen den -Christen verboten, ihren Brüdern ein andres Glaubensbekenntniß aufzudringen -als das von den Nicäischen Vätern festgestellte. Man sollte daher -denken, daß, wenn das Concil von Ephesus wirklich unter der Leitung -des heiligen Geistes stand, jeder der sich des Athanasischen Glaubensbekenntnisses -bedient, in dem Augenblicke da er ein Anathema gegen seine -Nebenmenschen ausspricht, ein Anathema über sein eignes Haupt bringen -müßte.<a class="fnote" href="#footnote-111_232" id="fnote-111_232">[111]</a> Trotz der Autorität der ephesischen Väter beschloß die Majorität -der Commissionsmitglieder das Athanasische Glaubensbekenntniß im -Gebetbuche zu lassen, sie schlugen nur vor, eine von Stillingfleet entworfene -Rubrik beizufügen, welche erklärte, die damnatorischen Sätze seien so -zu verstehen, daß sie nur auf Diejenigen Anwendung fänden, welche das -Wesen des christlichen Glaubens hartnäckig leugneten. Orthodoxe Gläubige -durften daher hoffen, daß der Ketzer, der aufrichtig und demüthig -nach der Wahrheit gesucht, nicht zu ewiger Strafe verdammt werden würde, -weil es ihm nicht gelungen war, sie zu finden.<a class="fnote" href="#footnote-112_233" id="fnote-112_233">[112]</a> -</p> - -<p> -Tenison wurde beauftragt, die Liturgie zu prüfen und alle diejenigen -Ausdrücke zu sammeln, gegen welche entweder von theologischen oder von -literarischen Kritikern Einwendungen gemacht worden waren. Einige offenbare -Mängel beschloß man zu beseitigen. Es wäre vernünftig gewesen, -wenn es die Commissionsmitglieder dabei hätten bewenden lassen; unglücklicherweise -aber beschlossen sie, einen großen Theil des Gebetbuches umzuarbeiten. -Dies war ein kühnes Unternehmen, denn im allgemeinen ist -<a id="page-XIV.69" class="pagenum" title="XIV.69"></a> -der Styl des Buches so, daß er nicht verbessert werden kann. Die englische -Liturgie gewinnt in der That selbst bei einem Vergleiche mit den -schönen alten Liturgien, denen sie zum großen Theil entlehnt ist. Die -wesentlichen Eigenschaften der erbaulichen Eloquenz, der Kürze, der majestätischen -Einfachheit, der pathetischen Innigkeit des Gebets, durch tiefe -Ehrfurcht gemäßigt, sind den Uebersetzungen und den Originalen gemeinschaftlich -eigen. In den untergeordneten Schönheiten der Diction aber -stehen die Originale den Uebersetzungen unleugbar nach. Der Grund davon -liegt auf der Hand. Die technischen Ausdrücke des Christenthums wurden -erst ein Bestandtheil der lateinischen Sprache, als diese Sprache das -Alter der Reife überschritten hatte und in Barbarismus versank. Aber -die technischen Ausdrücke des Christenthums fanden sich in dem angelsächsischen -und normännischen Französisch schon lange bevor die Verschmelzung -dieser beiden Dialecte einen dritten, beiden überlegenen Dialect erzeugt -hatte. Das Latein, des römisch-katholischen Gottesdienstes ist daher -Latein im letzten Stadium des Verfalls, während das Englisch unsres -Gottesdienstes Englisch in der vollen Kraft und Eleganz der ersten Jugend -ist. Den großen lateinischen Schriftstellern Terenz und Lucrez, Cicero -und Cäsar, Tacitus und Quintilian würden die herrlichsten Compositionen -Ambrosius’ und Gregor’s nicht nur als schlecht geschrieben, sondern als -sinnloses Gewäsch erschienen sein.<a class="fnote" href="#footnote-113_234" id="fnote-113_234">[113]</a> Die Diction unsers allgemeinen Gebetbuches -hingegen hat direct oder indirect dazu beigetragen, die Sprache -fast jedes großen englischen Schriftstellers zu bilden und hat die Bewunderung -der gebildetsten Ungläubigen und der gebildetsten Nonconformisten, -die Bewunderung von Männern wie David Hume und Robert Hall -erweckt. -</p> - -<p> -Der Styl der Liturgie befriedigte jedoch die Doctoren des Jerusalemzimmers -nicht. Sie erklärten die Collecten für zu kurz und zu trocken, -und Patrick wurde beauftragt, sie zu erweitern und auszuschmücken. In -einer Hinsicht ließ sich gegen diese Wahl nichts einwenden, denn wenn -wir danach urtheilen, wie Patrick die erhabenste hebräische Poesie paraphrasirte, -werden wir wahrscheinlich zu der Ueberzeugung gelangen, daß, -mochte er sich nun dazu eignen, die Collecten zu verbessern, oder nicht, -wenigstens Niemand befähigter sein konnte, sie zu erweitern.<a class="fnote" href="#footnote-114_235" id="fnote-114_235">[114]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-52"> -<a id="page-XIV.70" class="pagenum" title="XIV.70"></a> -Die Convocation der Provinz Canterbury einberufen. -Stimmung des Klerus. -</h3> - -<p class="noindent"> -Es kam indeß wenig darauf an, ob die -Empfehlungen der Commission gut oder schlecht waren, denn verurtheilt -waren sie alle, noch ehe man sie kannte. Die Ausschreiben zur Einberufung -der Convocation der Provinz Canterbury waren erlassen und -die Geistlichen waren allenthalben in einem Zustande heftiger Aufregung. -Sie hatten eben die Eide geleistet und empfanden noch schmerzlich die -harten Vorwürfe der Eidverweigerer, die rücksichtslosen Schmähungen -der Whigs und unzweifelhaft in vielen Fällen auch die Mahnungen des -Gewissens. Die Ankündigung, daß eine Convocation zusammentreten solle, -um einen Comprehensionsplan zu berathen, erweckte die stärksten Leidenschaften -des Priesters, der sich so eben dem Gesetz gefügt hatte und der -deshalb gar nicht oder nur halb zufrieden mit sich war. Es bot sich ihm -eine Gelegenheit, zur Vereitelung eines Lieblingsplanes der Regierung -beizutragen, welche bei strenger Strafe eine Unterwerfung von ihm verlangt -hatte, die sich mit seinem Gewissen oder mit seinem Stolze schwer -vereinigen ließ. Es bot sich ihm eine Gelegenheit, seinen Eifer für die -Kirche zu bethätigen, deren characteristische Lehren er um materiellen -Nutzens willen untreu geworden zu sein beschuldigt war. Seiner Ansicht -nach drohte ihr jetzt eine eben so große Gefahr als die des vorhergehenden -Jahres. Die Latitudinarier von 1689 seien nicht minder eifrig bestrebt, -sie zu demüthigen und zu Grunde zu richten, wie die Jesuiten -von 1688. Die Toleranzacte habe für die Dissenters soviel gethan, als -sich mit der Würde und Sicherheit der Kirche vertrug, und es dürfe -nichts weiter zugestanden werden, nicht der Saum eines Gewandes, nicht -eine Sylbe vom Anfang bis zum Ende der Liturgie. Alle die Vorwürfe, -welche der kirchlichen Commission Jakob’s gemacht worden waren, wurden -auf die kirchliche Commission Wilhelm’s übertragen. Die beiden Commissionen -hatten zwar nichts als den Namen mit einander gemein; aber bei -dem Namen dachte Jedermann an Ungesetzlichkeit und Bedrückung, an -Verletzung des Hausrechts und Confiscation von Grundeigenthum, und -die Böswilligen riefen ihn daher unermüdlich und mit nicht geringem Erfolge -in die Ohren der Unwissenden. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-53"> -Die Geistlichkeit unzufrieden mit dem König. -</h3> - -<p class="noindent"> -Auch dem -König, sagte man, war nicht zu trauen. Er conformirte sich zwar dem -bestehenden Gottesdienste, aber es war bei ihm eine örtliche und gelegentliche -Conformität. Denn gegen einige Ceremonien, für welche die Hochkirchlichen -sehr eingenommen waren, empfand er einen Widerwillen, den -er gar nicht zu verhehlen suchte. Es war eine seiner ersten Maßregeln -gewesen, zu befehlen, daß der Gottesdienst in seiner Privatkapelle gesprochen -und nicht gesungen werden solle, und diese Anordnung erregte viel -Murren, obgleich die Rubrik sie guthieß.<a class="fnote" href="#footnote-115_236" id="fnote-115_236">[115]</a> Es war bekannt, daß er so -profan war, über einen durch hohe kirchliche Autorität sanctionirten Gebrauch -<a id="page-XIV.71" class="pagenum" title="XIV.71"></a> -zu spötteln, über den Gebrauch des Händeauflegens gegen die -Skropheln. Diese Ceremonie hatte sich fast unverändert seit dem grauesten -Alterthum bis zu den Zeiten Newton’s und Locke’s erhalten. Die Stuarts -spendeten häufig die heilende Kraft im Bankethause. Die Tage, an denen -dieses Wunder verrichtet werden sollte, wurden in Sitzungen des Geheimen -Raths bestimmt, und dann in allen Pfarrkirchen des Reichs von den -Geistlichen feierlich verkündet.<a class="fnote" href="#footnote-116_237" id="fnote-116_237">[116]</a> Wenn die bestimmte Zeit kam, standen -mehrere Geistliche im vollen Ornate um den Staatsbaldachin. Der königliche -Leibarzt führte die Kranken herein, und es wurde hierauf eine Stelle -aus dem 16. Kapitel des Evangeliums Marci vorgelesen. Nach den -Worten: „Auf die Kranken werden sie die Hände legen, so wird’s besser -mit ihnen werden,“ wurde innegehalten und einer der Kranken vor den -König gebracht. Se. Majestät berührte die Geschwüre und Beulen und -hing ein weißes Band, an dem eine Goldmünze befestigt war, um den -Hals des Patienten. Die Uebrigen wurden so alle nacheinander vorgeführt -und wenn jeder berührt war, wiederholte der Kaplan die Worte; -„Auf die Kranken werden sie die Hände legen, so wird’s besser mit ihnen -werden.“ Dann kamen die Epistel, Gebete, Wechselgesänge und ein Segen. -Der Dienst findet sich noch in den Gebetbüchern aus der Regierungszeit -der Königin Anna. Erst einige Zeit nach der Thronbesteigung Georg’s I. -hörte die Universität Oxford auf, das feierliche Amt der Heilung mit -der Liturgie zusammen drucken zu lassen. Theologen von ausgezeichneter -Gelehrsamkeit, Bildung und Tugendhaftigkeit sanctionirten dieses Blendwerk -durch ihre Autorität und was noch auffälliger ist, hochberühmte -Aerzte glaubten an die heilenden Kräfte der königlichen Hand, oder stellten -sich wenigstens als glaubten sie daran. Wir dürfen wohl annehmen, -daß jeder im Dienste Karl’s II. stehende Arzt ein Mann von hoher Berufstüchtigkeit -war, und mehr als einer von den Aerzten Karl’s II. hat -uns das feierliche Bekenntniß seines Glaubens an die Wunderkraft des -Königs hinterlassen. Einer von ihnen schämt sich nicht uns zu sagen, -daß die Gabe durch die bei der Krönung stattfindende Salbung mitgetheilt -werde, daß die Heilungen so zahlreich seien und zuweilen so rasch -erfolgten, daß sie keiner natürlichen Ursache zugeschrieben werden konnten, -daß das Fehlschlagen lediglich dem Mangel an Glauben auf Seiten des -Kranken beigemessen werden müsse; daß Karl einst einen skrophulösen -Quäker berührt und ihn in einem Augenblicke zu einem gesunden Menschen -und wahren Hochkirchenmann gemacht; daß, wenn die Geheilten das ihnen -um den Hals gehängte Goldstück verlören oder verkauften, die Geschwüre -von neuem aufbrächen und nur durch eine abermalige Berührung und -durch einen zweiten Talisman geheilt werden könnten. Wenn Männer -der Wissenschaft solchen Unsinn ernsthaft wiederholten, so dürfen wir -uns nicht darüber wundern, daß der große Haufe ihn glaubte. Noch -weniger dürfen wir uns wundern, daß Unglückliche, die von einer Krankheit -gequält wurden, gegen welche natürliche Heilmittel nichts vermochten, -<a id="page-XIV.72" class="pagenum" title="XIV.72"></a> -Geschichten von übernatürlichen Kuren begierig verschlangen, denn nichts -ist so leichtgläubig als das Unglück. Die Volksmassen, die sich an den -Heilungstagen nach dem Palaste drängten, waren ungeheuer. Karl II. -berührte im Laufe seiner Regierung nahe an hunderttausend Personen. -Die Zahl war größer oder geringer je nachdem die Popularität des Königs -stieg oder sank. Während der toryistischen Reaction, welche auf die -Auflösung des Oxforder Parlaments folgte, drängte sich das Volk massenhaft -in seine Nähe. Im Jahre 1682 verrichtete er die Ceremonie achttausendfünfhundert -Mal. Im Jahre 1684 war das Gedränge so arg, daß -sechs oder sieben Kranke todtgetreten wurden. Jakob berührte auf einer -seiner Reisen im Chore der Kathedrale von Chester achthundert Personen. -Die Kosten der Ceremonie beliefen sich auf nicht viel weniger als zehntausend -Pfund jährlich und würden ohne die Wachsamkeit des königlichen Leibarztes, -der die Applikanten zu untersuchen und Diejenigen, welche um der -Heilung willen kamen, von Denen, welche des Goldstücks wegen kamen, -zu scheiden hatte, noch viel bedeutender gewesen sein.<a class="fnote" href="#footnote-117_238" id="fnote-117_238">[117]</a> -</p> - -<p> -Wilhelm war viel zu klug, als daß er hätte getäuscht werden können, -und viel zu rechtschaffen, um an einer Handlung Theil zu nehmen, von -der er wußte, daß es Betrug war. „Es ist ein kindischer Aberglaube,“ -rief er aus, als er hörte, daß zu Ende der Fastenzeit sein Palast von -einer Menge Kranker belagert war; „man gebe den armen Leuten etwas -Geld und schicke sie fort.“<a class="fnote" href="#footnote-118_239" id="fnote-118_239">[118]</a> Einmal wurde er dringend gebeten, seine -Hand auf einen Patienten zu legen. „Gott schenke Euch bessere Gesundheit,“ -sagte er, „und mehr Verstand.“ Die Eltern skrophulöser Kinder -schrien Zeter über seine Grausamkeit; die Bigotten erhoben entsetzt über -seine Gottlosigkeit Hände und Augen zum Himmel; die Jakobiten lobten -ihn sarkastisch, daß er nicht so anmaßend sei, sich eine Kraft beizumessen, -die nur legitimen Souverainen zukomme, und selbst einige Whigs meinten, -es sei unklug von ihm, daß er einen im Volke tief eingewurzelten Aberglauben -mit so auffallender Geringschätzung behandle. Wilhelm aber war -nicht zu bewegen und wurde deshalb von vielen Hochkirchlichen als entweder -ein Ungläubiger oder ein Puritaner betrachtet.<a class="fnote" href="#footnote-119_240" id="fnote-119_240">[119]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-54"> -Der Klerus durch das Verhalten der schottischen Presbyterianer -gegen die Dissenters erbittert. -</h3> - -<p class="noindent"> -Die Hauptursache -jedoch, welche damals der Geistlichkeit selbst den gemäßigtsten Comprehensionsplan -<a id="page-XIV.73" class="pagenum" title="XIV.73"></a> -verhaßt machte, ist noch nicht erwähnt worden. Was Burnet -vorhergesehen und vorhergesagt hatte, war eingetroffen. Es herrschte in -dem ganzen Priesterstande eine große Geneigtheit, die Unbilden der schottischen -Episkopalen die englischen Presbyterianer entgelten zu lassen. Es -ließ sich nicht leugnen, daß selbst die Hochkirchlichen im Sommer des -Jahres 1688 sich im allgemeinen bereit erklärt hatten, Vieles im Interesse -der Union aufzugeben. Allein man sagte, und nicht ohne einen Anschein -von Begründung, die Vorgänge jenseit der Grenze bewiesen, daß eine -Union unter billigen Bedingungen unmöglich sei. Wie können, fragte -man, Diejenigen, die uns keine Concession machen wollen wo wir schwach -sind, es uns verargen, daß wir ihnen keine Concession machen wollen, -wo wir stark sind? Wir können die Grundsätze und Gesinnungen einer -Secte nach den Erklärungen, die sie in einem Augenblicke der Schwäche -und der Leiden abgiebt, nicht richtig beurtheilen. Wenn wir den puritanischen -Geist in seiner wahren Beschaffenheit kennen lernen wollen, -müssen wir den Puritaner beobachten, wenn er die Oberhand hat. Unter -der vorigen Generation hatte er hier die Oberhand, und sein kleiner Finger -war stärker als die Lenden der Prälaten. Er trieb Hunderte von -friedlichen Studenten aus ihren Collegien und Tausende von achtbaren -Geistlichen aus ihren Pfarrwohnungen, weil sie sich weigerten, seinen -Covenant zu unterschreiben. Weder Gelehrsamkeit, noch Genie, noch -Frömmigkeit wurde geschont. Männer wie Hall und Sanderson, Chillingworth -und Hammond wurden nicht allein ausgeplündert, sondern ins -Gefängniß geworfen und der ganzen Rohheit brutaler Kerkermeister preisgegeben. -Es wurde für ein Verbrechen erklärt, schöne Psalmen und Gebete -zu lesen, welche Ambrosius und Chrysostomus den Gläubigen hinterlassen -hatten. Endlich ward die Nation der Herrschaft der Frommen müde. -Die gestürzte Dynastie und die gestürzte Hierarchie wurden wieder eingesetzt, -der Puritaner wurde seinerseits Ausschließungen und Strafen unterworfen, -und alsbald kam er dahinter, daß es grausam sei, Jemanden zu -bestrafen, weil er Gewissensskrupel wegen eines Gewandes, wegen einer -Ceremonie, wegen geistlicher Amtsverrichtungen hegte. Seine jammervollen -Klagen und seine Argumente zu Gunsten der Toleranz hatten endlich -auf viele Gutmüthige Eindruck gemacht. Selbst eifrige Hochkirchliche -hatten angefangen, sich der Hoffnung hinzugeben, daß die harte Lehre, -die er bekommen, ihn aufrichtig, gemäßigt und nachsichtig gemacht habe. -Wäre dem wirklich so gewesen, so würde es allerdings unsre Pflicht sein, -seine Bedenken mit zarter Rücksicht zu behandeln. Aber während wir -überlegten, was wir thun könnten, um seinen Wünschen in England zu -entsprechen, hatte er in Schottland das Uebergewicht erlangt, und in -einem Augenblicke war er wieder ganz er selbst: bigott, insolent und grausam. -Pfarrwohnungen wurden geplündert, Kirchen geschlossen, Gebetbücher -verbrannt, heilige Gewänder zerrissen, andächtige Versammlungen -auseinandergetrieben, Priester gemißhandelt, mit Steinen geworfen, an -den Schandpfahl gestellt und mit Weib und Kind hinausgestoßen, um zu -betteln oder zu verhungern. Daß diese Gewaltthätigkeiten nicht einigen -wenigen ruchlosen Herumtreibern, sondern der Gesammtheit der schottischen -Presbyterianer zur Last fielen, ging klar aus dem Umstande hervor, daß -die Regierung es weder gewagt hatte, die Uebel<a id="corr-31"></a>thäter zu bestrafen, noch -den Betroffenen Abhilfe zu verschaffen. Sei es da nicht gerathen, daß -die englische Kirche auf ihrer Hut sei? Könne man billigerweise von ihr -<a id="page-XIV.74" class="pagenum" title="XIV.74"></a> -verlangen, daß sie ihre apostolische Verfassung und ihr schönes Ritual -aufgebe, um Diejenigen auszusöhnen, denen nichts als die Macht fehlte, -um sie zu mißhandeln, wie sie ihre Schwester gemißhandelt hatten? Diese -Leute hätten bereits eine Wohlthat erlangt, die sie nicht verdienten und -die sie niemals gewährt haben würden. Sie verehrten Gott in vollkommener -Sicherheit; ihre Bethäuser genössen eines eben so wirksamen -Schutzes wie die Chöre unserer Kathedralen. Während kein bischöflicher -Geistlicher ohne Lebensgefahr in Ayrshire oder Renfrewshire Gottesdienst -halten könne, predigten in Middlesex hundert presbyterianische Geistliche -ungestört jeden Sonntag. Die Legislatur habe mit einer vielleicht unklugen -Großmuth den intolerantesten Menschen Toleranz gewährt, und mit -der Toleranz zieme es ihnen sich zu begnügen. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-55"> -Einrichtung der Convocation. -</h3> - -<p class="noindent"> -So vereinigten sich mehrere -Ursachen, um die Parochialgeistlichen gegen den Comprehensionsplan zu -erbittern. Ihre Stimmung war von der Art, daß der im Jerusalemzimmer -entworfene Plan, wenn er ihnen unmittelbar vorgelegt worden -wäre, mit einer Majorität von Zwanzig gegen Eins verworfen worden -sein würde. In der Convocation aber stand ihr Gewicht in keinem Verhältniß -zu ihrer Zahl. Die Convocation ist zum Glück für unser Vaterland -seit langer Zeit so gänzlich ohne Bedeutung, daß sich bis vor Kurzem -nur wißbegierige Forscher um ihre Einrichtung gekümmert haben, -und doch glauben noch heutzutage sonst nicht ungebildete Leute, sie sei ein -die Kirche von England repräsentirendes Concil gewesen. Die in unsrer -Kirchengeschichte so häufig erwähnte Convocation ist jedoch thatsächlich -nichts weiter als die Synode der Provinz Canterbury und war nie berechtigt, -im Namen des gesammten Klerus zu sprechen. Die Provinz -York hatte ebenfalls ihre Convocation; aber tiefe Provinz war bis tief -ins 18. Jahrhundert im allgemeinen so arm, so uncultivirt und so dünn -bevölkert, daß sie hinsichtlich ihrer politischen Bedeutung kaum für ein -Zehntel des Reichs gerechnet werden konnte. Die Ansicht des südlichen -Klerus galt daher allgemein für die Ansicht des ganzen Standes. Wo -die formelle Beistimmung des nördlichen Klerus erforderlich war, wurde -sie als sich von selbst verstehend gegeben. Die von der Convocation von -Canterbury im Jahre 1604 erlassenen Kirchengesetze waren in der That -schon zwei Jahre bevor die Convocation von York die Formalität ihrer -Zustimmungsertheilung erfüllte, von Jakob I. bestätigt und ihre genaue -Beobachtung im ganzen Königreiche anbefohlen. Seitdem diese kirchlichen -Versammlungen bloße Namen geworden, hatte die Stellung der beiden -Erzbisthümer zu einander eine große Veränderung erfahren. In allen -Elementen der Macht repräsentirt die Gegend jenseit des Trent jetzt -mindestens ein Drittheil England’s. Als in unsrer Zeit das Representativsystem -dem veränderten Zustande des Landes angepaßt wurde, gehörten -fast sämmtliche kleine Burgflecken, denen das Wahlrecht entzogen werden -mußte, dem Süden an. Zwei Drittel der neuen Parlamentsmitglieder, -welche den großen Provinzialstädten bewilligt wurden, kamen auf den -Norden. Wenn daher eine englische Regierung die Convocationen in -ihrer gegenwärtigen Einrichtung zur Erledigung von Geschäften zusammentreten -lassen wollte, so würden zwei von einander unabhängige Synoden -gleichzeitig für eine Kirche Gesetze geben, und es ist durchaus nicht unwahrscheinlich, -daß die eine Versammlung Kirchengesetze annähme, welche die -andre verwerfen würde, und daß die eine Versammlung Behauptungen als -<a id="page-XIV.75" class="pagenum" title="XIV.75"></a> -ketzerisch verdammen würde, welche die andre für orthodox hielte.<a class="fnote" href="#footnote-120_241" id="fnote-120_241">[120]</a> Im -17. Jahrhundert war so etwas nicht zu fürchten. Die Convocation von -York wurde damals in der That so wenig beachtet, daß die beiden Parlamentshäuser -in ihrer Adresse an Wilhelm nur von einer Convocation gesprochen -hatten, die sie die Convocation der Geistlichkeit des Königreichs -nannten. -</p> - -<p> -Die Körperschaft, die sie eben nicht besonders richtig so bezeichneten, -zerfällt in zwei Häuser. Das Oberhaus besteht aus den Bischöfen der -Provinz Canterbury. Das Unterhaus bestand 1689 aus hundertvierundvierzig -Mitgliedern. Zweiundzwanzig Dechanten und vierundfunfzig Archidiakonen -saßen darin kraft ihrer Aemter; vierundzwanzig Geistliche saßen -als Vertreter von eben so vielen Kapiteln darin und nur vierundvierzig -Abgeordnete wurden von den achttausend Pfarrgeistlichen der zweiundzwanzig -Kirchspiele gewählt. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-56"> -Wahl der Convocationsmitglieder. -</h3> - -<p class="noindent"> -Diese vierundvierzig -Bevollmächtigten waren jedoch fast alle eines Sinnes. Die Wahl derselben -war in früheren Zeiten auf die ruhigste und anständigste Weise vor -sich gegangen. Bei dieser Gelegenheit aber fanden starke Wahlumtriebe -und heftige Wahlkämpfe statt; Rochester, das Haupt der Partei, die -sich im Hause der Lords der Comprehensionsbill widersetzt hatte, und sein -Bruder Clarendon, der sich geweigert hatte, die Eide zu leisten, waren -nach Oxford, dem Hauptquartier dieser Partei, gegangen, um die Opposition -zu animiren und zu organisiren.<a class="fnote" href="#footnote-121_242" id="fnote-121_242">[121]</a> Die Vertreter der Parochialgeistlichen -müssen Männer gewesen sein, deren Hauptauszeichnung ihr -Eifer war, denn in der ganzen Liste findet sich nicht ein einziger berühmter -Name und nur sehr wenige, die jetzt noch dem eifrigen Geschichtsforscher -bekannt sind.<a class="fnote" href="#footnote-122_243" id="fnote-122_243">[122]</a> Die officiellen Mitglieder des Unterhauses, -unter denen sich viele ausgezeichnete Gelehrte und Kanzelredner befanden, -scheinen nicht sehr ungleich getheilt gewesen zu sein. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-57"> -Verleihung geistlicher Aemter. -</h3> - -<p class="noindent"> -Während des Sommers 1689 -kamen mehrere hohe kirchliche Aemter zur Erledigung und wurden Geistlichen -verliehen, welche im Jerusalemzimmer saßen. Es ist bereits erwähnt -worden, daß Thomas, Bischof von Worcester, gerade vor dem zur Eidesleistung -bestimmten Tage starb. Lake, Bischof von Chichester, lebte eben -noch lange genug, um sie zu verweigern, und er erklärte mit seinem letzten -Athemzuge, daß er selbst auf dem Scheiterhaufen die Lehre von dem -unveräußerlichen Erbrechte nicht verleugnen würde. Der Bischofsstuhl -von Chichester wurde mit Patrick, der von Worcester mit Stillingfleet besetzt, -<a id="page-XIV.76" class="pagenum" title="XIV.76"></a> -und die Dechanei von St. Paul, welche Stillingfleet verließ, bekam -Tillotson. Daß Tillotson nicht auf die bischöfliche Bank erhoben wurde, -erregte einige Verwunderung. Aber gerade deshalb, weil die Regierung -seine Dienste besonders hoch schätzte, ließ man ihn noch einige Zeit einfacher -Pfarrgeistlicher bleiben. Das wichtigste Amt in der Convocation -war das des Wortführers des Unterhauses. Den Wortführer hatten die -Mitglieder zu wählen, und der einzige gemäßigte Mann, der Aussicht -hatte gewählt zu werden, war Tillotson. Es war factisch bereits festgesetzt, -daß er der nächste Erzbischof von Canterbury werden sollte. Als er -für seine neue Dechanei zum Handkuß ging, dankte er dem Könige herzlich -und sagte: „Eure Majestät hat mich für den Rest meiner Tage zur Ruhe -gesetzt.“ — „Nicht doch, Herr Doctor, ich versichere es Ihnen,“ entgegnete -Wilhelm, worauf er ihm sehr deutlich zu verstehen gab, daß, wenn Sancroft -einmal aufhören werde, das höchste kirchliche Amt zu verwalten, Tillotson -sein Nachfolger sein sollte. Tillotson war ganz bestürzt, denn sein -Character war sanft und frei von Ehrgeiz, er begann die Schwächen -des Greisenalters zu empfinden, fragte wenig nach Geld und Gut, und -diejenigen weltlichen Vortheile, auf die er den meisten Werth legte, waren -ein guter Ruf und die allgemeine Zuneigung seiner Nebenmenschen. Diese -Vortheile besaß er schon, und er konnte sich nicht verhehlen, daß er als -Primas den unversöhnlichen Haß einer mächtigen Partei auf sich ziehen -und eine Zielscheibe für die Verleumdung werden würde, vor der sein -mildes und gefühlvolles Naturell zurückschauderte, wie vor der Folter -oder dem Rade. Wilhelm sprach ernst und entschieden. „Es ist nothwendig -im Interesse meiner Pläne,“ sagte er, „und Sie würden es bei -Ihrem Gewissen nicht verantworten können, wenn Sie mir Ihren Beistand -verweigerten.“ Hiermit endigte die Unterredung. Es war auch in -der That nicht nöthig, daß die Sache auf der Stelle entschieden wurde, -denn es sollten noch mehrere Monate verstreichen, ehe das Erzbisthum -zur Erledigung kam. -</p> - -<p> -Tillotson klagte seine Noth mit ungeheuchelter Sorge und Betrübniß -Lady Russell, der er unter allen menschlichen Wesen die höchste Achtung -und das meiste Vertrauen schenkte.<a class="fnote" href="#footnote-123_244" id="fnote-123_244">[123]</a> Er scheue zwar keinen Dienst der -Kirche, sagte er, aber er sei überzeugt, daß er in seiner gegenwärtigen -Stellung am meisten nützen könne. Wenn er gezwungen werden sollte, -einen so hohen und verhaßten Posten wie das Primat anzunehmen, würde -er der für seine Kräfte so schweren Last der Pflichten und Sorgen bald -erliegen. Es würde ihm an Muth dazu und mithin auch an der nöthigen -Befähigung fehlen. Er beschwerte sich dann mild über Burnet, der ihn -mit einer wahrhaft hochherzigen Innigkeit liebte und verehrte und der -sich bemüht hatte, den König und die Königin zu überzeugen, daß es in -ganz England nur einen einzigen Mann gebe, der sich für die höchste -kirchliche Würde eigne. „Der Bischof von Salisbury,“ sagte Tillotson, -„ist einer meiner besten und zugleich schlimmsten Freunde.“ -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-58"> -Compton ist unzufrieden. -</h3> - -<p class="noindent"> -Was Burnet kein Geheimniß war, -konnte Niemandem lange ein Geheimniß bleiben. Man begann sich sehr -bald zuzuflüstern, daß der König Tillotson zum Nachfolger Sancroft’s bestimmt -<a id="page-XIV.77" class="pagenum" title="XIV.77"></a> -habe. Die Nachricht verdroß Compton heftig, denn er hatte nicht -ohne Grund geglaubt, daß er in seinen Ansprüchen keinen Rivalen habe. -Er hatte die Königin und ihre Schwester erzogen, und der Erziehung, -die sie von ihm empfangen, dürfte sicherlich wenigstens zum Theil die -Festigkeit zugeschrieben, werden, mit der sie trotz des Einflusses ihres -Vaters der Landesreligion treu geblieben waren. Compton war außerdem -der einzige Prälat, der unter der vorigen Regierung im Parlament -seine Stimme gegen das Dispensationsrecht erhoben, der einzige Prälat, -der von der Hohen Commission suspendirt worden war, der einzige Prälat, -der die Einladung an den Prinzen von Oranien unterzeichnet, der einzige -Prälat, der wirklich die Waffen gegen Papismus und Willkürgewalt -ergriffen, der einzige Prälat, der mit noch einem andren gegen eine -Regentschaft gestimmt hatte. Unter den Geistlichen der Provinz Canterbury, -welche die Eide geleistet hatten, war er dem Range nach der Erste. -Er hatte daher einige Monate lang als Stellvertreter des Primas fungirt; -er hatte die neuen Souveraine gekrönt, er hatte die neuen Bischöfe -geweiht, und er stand auf dem Punkte, der Convocation zu präsidiren. -Dazu kam noch, daß er der Sohn eines Earls war und daß kein Mann -von gleich vornehmer Geburt damals auf der Bank der Bischöfe saß, noch -jemals seit der Reformation auf derselben gesessen hatte. Daß die Regierung -einen Priester seiner eigenen Diöcese über ihn stellen wollte, der -der Sohn eines Tuchmachers aus Yorkshire war und der sich durch nichts -als durch Talente und Tugenden auszeichnete, war kränkend, und Compton, -obgleich er durchaus kein schlechtes Herz hatte, fühlte sich tief gekränkt. -Vielleicht wurde sein Verdruß durch den Gedanken noch vermehrt, daß er -im Interesse Derer, die ihn so zurücksetzten, Manches gethan, was sein -Gewissen gedrückt und seinen Ruf befleckt hatte, daß er einmal die Winkelzüge -eines Diplomaten ausgeübt und ein andermal seinen Amtsbrüdern, -durch Tragen des Büffelwamses und der Reiterstiefeln Aergerniß gegeben -hatte. Maßlosen Ehrgeizes konnte er Tillotson nicht beschuldigen. Aber -obgleich Tillotson selbst an dem Erzbisthum gar nichts gelegen war, bot -er doch seinen Einfluß nicht zu Gunsten Compton’s auf, sondern empfahl -dringend Stillingfleet als das geeignetste Oberhaupt der englischen Kirche. -Die Folge davon war, daß am Vorabend des Zusammentritts der Convocation -der Bischof, der an der Spitze des Oberhauses stehen sollte, der -persönliche Feind des Pfarrgeistlichen wurde, den die Regierung an der -Spitze des Unterhauses zu sehen wünschte. Dieser Streit häufte neue -Schwierigkeiten auf Schwierigkeiten, welche keiner Vermehrung bedurften.<a class="fnote" href="#footnote-124_245" id="fnote-124_245">[124]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-59"> -Zusammentritt der Convocation. -</h3> - -<p class="noindent"> -Erst am 20. November -versammelte sich die Convocation zur Erledigung von Geschäften. Das -Versammlungslokal war gewöhnlich die Paulskirche gewesen. Aber diese -Kathedrale erhob sich nur langsam aus ihren Trümmern, und wenn auch -ihre Kuppel die hundert Kirchthürme der City bereits hoch überragte, so -waren doch die inneren Räume dem Gottesdienste noch nicht geöffnet. -Die Versammlung hielt daher ihre Zusammenkünfte in Westminster.<a class="fnote" href="#footnote-125_246" id="fnote-125_246">[125]</a> -<a id="page-XIV.78" class="pagenum" title="XIV.78"></a> -In die schöne Kapelle Heinrich’s VII. war ein Tisch gestellt und Compton -nahm den Präsidentenstuhl ein. Zu seiner Rechten und Linken saßen in -prunkenden Gewändern von Scharlach und Grauwerk diejenigen Suffragane -von Canterbury, welche die Eide geleistet hatten, und am unteren -Ende der Tafel war die Schaar der Pfarrgeistlichen versammelt. Beveridge -hielt eine lateinische Rede, in der er das bestehende System zwar warm -lobte, sich aber doch einer gemäßigten Reform zugethan erklärte. Die -Kirchengesetze, sagte er, seien zweierlei Art. Einige Gesetze seien fundamental -und ewig, ihre Autorität stamme von Gott, und keine religiöse -Gemeinschaft könne sie umstoßen, ohne aufzuhören, einen Theil der Universalkirche -zu bilden. Andere Gesetze seien örtlich und temporär. Diese -seien von menschlicher Weisheit gemacht, und menschliche Weisheit könne -sie daher abändern. Allerdings dürften sie nicht ohne triftige Gründe abgeändert -werden, aber an solchen Gründen fehle es in diesem Augenblicke -sicherlich nicht. Eine zerstreute Heerde in eine Hürde und unter einen -Schäfer zu bringen, Steine des Anstoßes vom Pfade des Schwachen zu -entfernen, lange entfremdete Herzen mit einander auszusöhnen, die geistliche -Zucht in ihrer ursprünglichen Kraft wiederherzustellen, der besten -und reinsten der christlichen Gesellschaften eine Basis zu geben, breit -genug, um allen Angriffen der Erde und der Hölle zu widerstehen: dies -seien Zwecke, die wohl einige Modifikationen, nicht der katholischen Institutionen, -aber nationaler oder provincialer Gebräuche rechtfertigten.<a class="fnote" href="#footnote-126_247" id="fnote-126_247">[126]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-60"> -Die Hochkirchlichen im Unterhause der Convocation -überwiegend. -</h3> - -<p class="noindent"> -Nachdem das Unterhaus diese Rede angehört, schritt -es zur Wahl eines Sprechers. Sharp, der wahrscheinlich von den einer -Comprehension günstigen Mitgliedern als einer der Hochkirchlichsten unter -ihnen vorgeschoben worden war, schlug Tillotson vor. Jane, der sich geweigert -hatte, kraft der königlichen Vollmacht zu handeln, wurde von der -andren Seite vorgeschlagen. Nach einer lebhaften Discussion ward Jane -mit fünfundfünfzig gegen achtundzwanzig Stimmen gewählt.<a class="fnote" href="#footnote-127_248" id="fnote-127_248">[127]</a> -</p> - -<p> -Der Wortführer wurde dem Bischof von London förmlich vorgestellt -und hielt nach altem Brauch eine lateinische Rede. In dieser Rede wurde -die anglikanische Kirche als die vollkommenste aller Institutionen gerühmt. -Der Redner deutete sehr verständlich an, daß weder in ihrer -Doctrin, noch in ihrer Disciplin, noch in ihrem Ritual eine Abänderung -nöthig sei, und er schloß seinen Vortrag mit einem bedeutungsvollen Satze. -Als Compton einige Monate früher die etwas ungeistliche Rolle eines -Reiterobersten spielte, hatte er in die Fahnen seines Regiments die wohlbekannten -Worte sticken lassen: „<span class="antiqua">Nolumus leges Angliae mutari</span>“, und -mit diesen Worten schloß Jane seine Rede.<a class="fnote" href="#footnote-128_249" id="fnote-128_249">[128]</a> -</p> - -<p> -Die Niederkirchlichen gaben indeß noch nicht alle Hoffnung auf. Sie -beschlossen wohlweislich, mit dem Vorschlage zu beginnen, daß Kapitel -aus den kanonischen Büchern an die Stelle der aus den Apokryphen entnommenen -zum Vorlesen beim Gottesdienste bestimmt werden sollten. -Man sollte meinen, daß dieser Vorschlag, selbst wenn es nicht einen einzigen -<a id="page-XIV.79" class="pagenum" title="XIV.79"></a> -Dissenter im Königreiche gegeben hätte, wohl günstig hätte aufgenommen -werden müssen. Denn die Kirche hatte in ihrem sechsten Artikel -erklärt, daß die kanonischen Bücher berechtigt seien, heilige Schriften genannt -und als Richtschnur des Glaubens betrachtet zu werden, die apokryphischen -Bücher aber nicht. Die Hochkirchlichen aber waren entschlossen, -sich selbst dieser Reform zu widersetzen. Sie fragten in Flugschriften, -welche die Ladentische von Paternoster Row und Little Britain bedeckten, -warum die Landgemeinden des Genusses beraubt werden sollten, von der -Pechkugel, mit welcher Daniel den Drachen erblickte, und von dem Fische -zu hören, dessen Leber einen Geruch verbreitete, vor welchem der Teufel -von Ekbatana bis nach Egypten floh. Und gebe es nicht Kapitel von -der Weisheit des Sohnes Sirach’s, welche viel interessanter und erbaulicher -seien als die Genealogien und Namensverzeichnisse, welche einen -großen Theil der Chroniken der jüdischen Könige und der Erzählung -Nehemia’s füllten? Kein ernster Geistlicher würde jedoch in der Kapelle -Heinrich’s VII. zu behaupten gewagt haben, daß es unmöglich sei, in vielen -hundert vom heiligen Geist eingegebenen Seiten funfzig oder sechzig -Kapitel zu finden, welche erbaulicher wären als irgend etwas, was aus -den Werken der angesehensten nicht inspirirten Moralisten oder Historiker -extrahirt werden könnte. Die Häupter der Majorität beschlossen daher, -einer Debatte auszuweichen, in der sie in eine unangenehme Alternative -hätten versetzt werden müssen. Ihr Plan war, nicht die Vorschläge der -Commissionsmitglieder zu verwerfen, sondern einer Discussion über dieselben -vorzubeugen, und zu dem Ende wurde ein System der Taktik adoptirt, -das sich als erfolgreich erwies. -</p> - -<p> -Das Gesetz, so wie es seit einer langen Reihe von Jahren interpretirt -worden war, verbot der Convocation, irgend welche kirchliche Verordnung -ohne vorherige Ermächtigung seitens der Krone auch nur in -Berathung zu nehmen. Diese Ermächtigung, mit dem großen Siegel versehen, -brachte Nottingham in aller Form in die Kapelle Heinrich’s VII. -Zu gleicher Zeit überreichte er eine Botschaft vom Könige. Seine Majestät -ermahnte die Versammlung, ruhig und vorurtheilsfrei die Vorschläge -der Commission zu prüfen, und erklärte, daß er nur die Ehre und -die Vortheile der protestantischen Religion im allgemeinen und der englischen -Kirche im besonderen im Auge habe.<a class="fnote" href="#footnote-129_250" id="fnote-129_250">[129]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-61"> -Meinungsverschiedenheit zwischen den beiden Häusern -der Convocation. -</h3> - -<p class="noindent"> -Die Bischöfe einigten sich schnell über eine Dankadresse -für die königliche Botschaft und forderten das Unterhaus zum Beitritt -auf. Jane und seine Anhänger erhoben Einwendungen über Einwendungen -dagegen. Zuerst beanspruchten Sie das Recht eine Separatadresse -zu überreichen. Als sie gezwungen wurden, darauf zu verzichten, verweigerten -sie ihre Zustimmung zu irgend einem Ausdrucke, mit welchem -gesagt werde, daß die englische Kirche mit irgend einer andren protestantischen -Glaubensgesellschaft etwas gemein habe. Es wurden Amendements -und Beweisgründe hin und her geschickt, Conferenzen gehalten, bei denen -Burnet für die eine und Jane für die andre Seite die Hauptwortführer -waren, und endlich mit großer Mühe ein Uebereinkommen zu Stande -gebracht, dessen Resultat eine, im Vergleich zu der von den Bischöfen -<a id="page-XIV.80" class="pagenum" title="XIV.80"></a> -entworfenen, kalte und unfreundliche Adresse war, welche dem Könige im -Bankethause überreicht wurde. Er verbiß seinen Unmuth, gab eine -freundliche Antwort und sprach die Hoffnung aus, die Versammlung -werde nun endlich zur Berathung der wichtigen Comprehensionsfrage -schreiten.<a class="fnote" href="#footnote-130_251" id="fnote-130_251">[130]</a> -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-62"> -Das Unterhaus der Convocation erweist sich als unlenksam. -</h3> - -<p class="noindent"> -Damit waren jedoch die Führer des Unterhauses nicht einverstanden. -Sobald sie sich wieder in der Kapelle Heinrich’s VII. befanden, -veranlaßte einer von ihnen eine Debatte über die eidverweigernden -Bischöfe. Trotz des bedauerlichen Gewissensbedenkens, den diese Prälaten -hegten, seien sie doch gelehrte und heilige Männer, und ihr Rath -könne unter den gegenwärtigen Umständen der Kirche von größtem Nutzen -sein. Das Oberhaus sei in Abwesenheit des Primas und vieler seiner -angesehensten Suffragane kaum ein Oberhaus. Könne nichts geschehen, -um diesen Uebelstand zu beseitigen?<a class="fnote" href="#footnote-131_252" id="fnote-131_252">[131]</a> Ein andres Mitglied beklagte sich -über einige unlängst erschienene Pamphlets, in denen nicht mit der gebührenden -Achtung von der Convocation gesprochen werde. Die Versammlung -fing Feuer. Sei es nicht empörend, daß dieses ketzerische und -schismatische Zeug in den Straßen öffentlich ausgeboten und in den Läden -von Westminsterhall, hundert Schritt von dem Stuhle des Wortführers, -verkauft werden dürfe? Das Werk der Verstümmelung der Liturgie und -der Verwandlung der Kathedralen in Conventikel könne gewiß so lange -aufgeschoben werden, bis die Synode Maßregeln zum Schutze ihrer eignen -Freiheit und Würde getroffen habe. Es wurde nun darüber debattirt, -wie das Drucken solcher anstößiger Bücher verhindert werden könne. Einige -waren für Klagerhebung, Andere für eine geistliche Censur.<a class="fnote" href="#footnote-132_253" id="fnote-132_253">[132]</a> Unter -solchen Berathungen verstrich Woche auf Woche. Nicht ein einziger auf -eine Comprehension bezüglicher Vorschlag war auch nur discutirt worden. -Weihnachten rückte heran, und zu dieser Zeit sollten die Sitzungen unterbrochen -werden. Die Bischöfe wünschten, daß während der Ferien ein -Ausschuß beisammen bleibe, um die Geschäfte vorzubereiten. Das Unterhaus -verweigerte seine Einwilligung.<a class="fnote" href="#footnote-133_254" id="fnote-133_254">[133]</a> Es war jetzt augenscheinlich, -daß dieses Haus sich fest vorgenommen hatte, nicht einmal einen Theil -des von den Königlichen Beauftragten entworfenen Planes in Berathung -zu nehmen. Die Abgeordneten der Diöcesen waren in schlechterer Stimmung -als bei ihrer ersten Ankunft in Westminster. Viele von ihnen -hatten wahrscheinlich noch niemals eine Woche in der Hauptstadt zugebracht -und hatten nicht geahnet, wie groß der Unterschied zwischen einem -Stadtgeistlichen und einem Landgeistlichen war. Der Anblick des Luxus -und der Bequemlichkeiten, welche die beliebten Prediger der Hauptstadt, -genossen, mußte in einem Vikar aus Lincolnshire oder Caernarvonshire, -der gewohnt war, so einfach wie ein kleiner Farmer zu leben, nothwendig -einige wehmüthige Empfindungen erwecken. Gerade weil der Londoner -Klerus durchgehends für eine Comprehension war, wollten die Vertreter -<a id="page-XIV.81" class="pagenum" title="XIV.81"></a> -der Landgeistlichkeit nichts davon wissen.<a class="fnote" href="#footnote-134_255" id="fnote-134_255">[134]</a> Die Prälaten als Gesammtheit -wünschten aufrichtig, daß den Nonconformisten ein Zugeständniß gemacht -werden möchte. Aber die Prälaten waren durchaus nicht im -Stande, die <a id="corr-33"></a>aufsässige Demokratie zu beugen. Ihre Zahl war gering, -einige von ihnen waren dem Parochialklerus im höchsten Grade zuwider, -der Präsident hatte nicht die volle Autorität eines Primas, und überdies -war es ihm gar nicht unlieb, die Männer, die ihn seiner Meinung -nach übel behandelt hatten, in ihren Plänen behindert und gekränkt zu -sehen. -</p> - -<h3 class="subchap" id="subchap-0-2-63"> -Die Convocation prorogirt. -</h3> - -<p class="noindent"> -Man mußte nachgeben. Die -Convocation wurde auf sechs Wochen prorogirt. Nach Verlauf dieser -sechs Wochen wurde sie aufs neue prorogirt und viele Jahre vergingen, -ehe sie ihre Thätigkeit wieder beginnen durfte. -</p> - -<p> -So endete, und zwar für immer, die Hoffnung, daß die englische -Kirche bewogen werden könnte, den Bedenken der Nonconformisten ein -Zugeständniß zu machen. Eine gelehrte und ehrenwerthe Minorität des -Priesterstandes gab diese Hoffnung mit tiefem Bedauern auf. Sehr bald -jedoch fanden selbst Burnet und Tillotson Grund zu glauben, daß ihre -Niederlage thatsächlich ein glückliches Entrinnen war und daß der Sieg -ein Unglück gewesen sein würde. Eine Reform, wie sie zu den Zeiten -der Königin Elisabeth die große Gesammtheit der englischen Protestanten -vereinigt haben würde, würde zu Wilhelm’s Zeiten mehr Herzen einander -entfremdet als versöhnt haben. Das Schisma, welches die Eide herbeigeführt -hatten, war bis jetzt noch ohne Bedeutung. Neuerungen wie -die von der Königlichen Commission vorgeschlagenen würden ihm eine -gefährliche Wichtigkeit gegeben haben. Bis jetzt saß ein Laie, mochte er -auch das Verfahren der Convention für unverantwortlich halten und die -Tugendhaftigkeit des eidverweigernden Klerus preisen, nach wie vor unter -der gewohnten Kanzel und kniete an dem gewohnten Altare. Wenn aber -in diesem Augenblicke, während seine Gemüthsstimmung durch das seinen -Lieblingsgeistlichen zugefügte vermeintliche Unrecht gereizt und er vielleicht -in Zweifel war, ob er ihrem Beispiele folgen solle oder nicht, seine -Augen und Ohren durch Aenderungen in dem Gottesdienste, dem er innig -zugethan war, beleidigt worden, wenn die Compositionen der Doctoren -des Jerusalemszimmers an die Stelle der alten Collecten getreten wären, -wenn er Geistliche ohne Chorhemd Kelch und Hostienteller sitzenden Communicanten -hätte darreichen sehen, so würde das Band, das ihn an die -Landeskirche knüpfte, zerrissen sein. Er würde sich in eine Versammlung -von Eidverweigerern begeben haben, wo der Gottesdienst, den er liebte, -ohne Verstümmelungen abgehalten wurde, die neue Secte, welche für jetzt -<a id="page-XIV.82" class="pagenum" title="XIV.82"></a> -noch fast ausschließlich aus Priestern bestand, würde bald durch viele und -zahlreiche Gemeinden verstärkt worden sein, und diese Gemeinden würden -eine verhältnißmäßig größere Menge Reicher, Vornehmer und Gebildeter -aufzuweisen gehabt haben, als irgend eine andre Dissentergemeinde. Die -so verstärkten episkopalen Schismatiker würden dem neuen Könige und -seinen Nachfolgern wahrscheinlich eben so furchtbar gewesen sein, wie die -puritanischen Schismatiker es jemals den Fürsten des Hauses Stuart -waren. Es ist eine unbestreitbare und höchst lehrreiche Thatsache, daß -wir die bürgerliche und religiöse Freiheit, deren wir uns jetzt erfreuen, -zum großen Theil der Beharrlichkeit verdanken, mit der die hochkirchliche -Partei in der Convocation von 1689 sich weigerte, irgend einen Comprehensionsplan -auch nur in Berathung zu nehmen.<a class="fnote" href="#footnote-135_256" id="fnote-135_256">[135]</a> -</p> - -<hr class="footnote" /> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-1_122" id="footnote-1_122">[1]</a> Siehe die Verhandlungen der Lords vom 5. Febr. 1688/89 und mehreren darauffolgenden -Tagen; Braddon’s Pamphlet betitelt: <span class="antiqua">The Earl of Essex’s Memory and -Honour Vindicated, 1690</span>, und die London Gazette vom 31. Juli und 4. und 7. -August 1690, worin Lady Essex und Burnet öffentlich Braddon widersprachen. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-2_123" id="footnote-2_123">[2]</a> Ob die Verurtheilung Lord Russel’s, wenn sie nicht umgestoßen worden wäre, für -seinen Sohn ein Hinderniß gewesen sein würde, ihm im Earlthum Bedford nachzufolgen, -ist eine schwer zu entscheidende Frage. Der alte Earl holte darüber die Gutachten der -größten Juristen der damaligen Zeit ein, die man noch in den Archiven zu Woburn -sehen kann. Bemerkenswerth ist, daß eines dieser Gutachten von Pemberton herrührt, -der bei dem Prozesse den Vorsitz geführt hatte. Dieser Umstand beweist, daß die Familie -ihn keiner Ungerechtigkeit oder Grausamkeit beschuldigte, und er hatte sich auch in -der That so gut benommen, wie irgend ein andrer Richter sich vor der Revolution in -einem ähnlichen Falle benommen hatte. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-3_124" id="footnote-3_124">[3]</a> <span class="antiqua">Grey’s Debates, March 1688/89.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-4_125" id="footnote-4_125">[4]</a> Die Edicte, welche die Todesurtheile Russell’s, Sidney’s, Cornish’s und der Alice -Lisle umstießen, waren Geheim-Edicte. In die Gesetzsammlung sind daher nur die Titel -derselben aufgenommen, die Edicte selbst aber findet man in Howell’s <span class="antiqua">Collection of -State Trials</span>. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-5_126" id="footnote-5_126">[5]</a> <span class="antiqua">Commons’ Journals, June 24. 1689.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-6_127" id="footnote-6_127">[6]</a> Johnson erzählt diese Geschichte selbst in seinem sonderbaren Pamphlet, betitelt: -<span class="antiqua">Notes upon the Phoenix Edition of the Pastoral Letter, 1694</span>. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-7_128" id="footnote-7_128">[7]</a> Einige Nota des Ehrwürdigen Samuel Johnson, der Folioausgabe seiner 1710 -erschienenen Werke vorangestellt. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-8_129" id="footnote-8_129">[8]</a> <span class="antiqua">Lords’ Journals, May 15. 1689.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-9_130" id="footnote-9_130">[9]</a> <span class="antiqua">North’s Examen, 224.</span> North’s Zeugniß wird durch mehrere zeitgenössische Pasquille -in Prosa und in Versen bestätigt. Siehe auch das <span class="greek">εἰκὼν βροτολοίγου</span>, 1697. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-10_131" id="footnote-10_131">[10]</a> Halifax-Manuscript im Britischen Museum. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-11_132" id="footnote-11_132">[11]</a> Dedicationsepistel zu Oates’ <span class="greek">εἰκὼν βασιλική</span>. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-12_133" id="footnote-12_133">[12]</a> In einer Ballade aus der damaligen Zeit kommen folgende Zeilen vor: -</p> - -<div class="poem footnote2"> - <p class="line">„Kommt her, Ihr Whigs, und leiht mir Eure Ohren,</p> - <p class="line">Habt Ihr nicht, wie der Doctor, sie verloren.“</p> -</div> - -<p class="footnote2"> -Diese Zeilen müssen Mason vorgeschwebt haben, als er das Couplet schrieb: -</p> - -<div class="poem footnote2"> - <p class="line">„Merkt auf Ihr Hills, Ihr Johnsons, Scots, Shebbeares,</p> - <p class="line">Hört meinen Ruf, denn mancher unter Euch hat Ohren.“</p> -</div> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-13_134" id="footnote-13_134">[13]</a> <span class="antiqua">North’s Examen, 224, 234.</span> North spricht von sechshundert Pfund. Aber ich -habe nach der unverschämten Petition, welche Oates unterm 25. Juli 1689 an die Gemeinen -richtete, die größere Summe angenommen. Siehe die Verhandlungen. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-14_135" id="footnote-14_135">[14]</a> Van Citters bedient sich dieses Spottnamens ganz ernsthaft in seinen Depeschen -an die Generalstaaten. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-15_136" id="footnote-15_136">[15]</a> <span class="antiqua">Lords’ Journals, May 30. 1689.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-16_137" id="footnote-16_137">[16]</a> <span class="antiqua">Lords’ Journals, May 31. 1689; Commons’ Journals, Aug. 2.; North’s -Examen, 224; Narcissus Luttrell’s Diary.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-17_138" id="footnote-17_138">[17]</a> Sir Robert war der ursprüngliche Held der „Rehearsal“ und wurde Bilboa genannt. -In die umgearbeitete „Dunciade“ setzte Pope die Zeilen: -</p> - -<div class="poem footnote2"> - <p class="line">„Und hochgeborner Howard, majestät’scher Sire.</p> - <p class="line">Ergänzt den Chorus mit den Narr’n von Stande.“</p> -</div> - -<p class="footnote2"> -Pope’s hochgeborner Howard war Eduard Howard, der Autor der <span class="antiqua">British Princes</span>. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-18_139" id="footnote-18_139">[18]</a> <span class="antiqua">Key to the Rehearsal; Shadwell’s Sullen Lovers; Pepys May 5., 8. -1668; Evelyn, Februar 16. 1684/85.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-19_140" id="footnote-19_140">[19]</a> <span class="antiqua">Grey’s Debates und Commons’ Journals, June 4., 11. 1689.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-20_141" id="footnote-20_141">[20]</a> <span class="antiqua">Lords’ Journals, June 6. 1689.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-21_142" id="footnote-21_142">[21]</a> <span class="antiqua">Commons’ Journals, August 2. 1689</span>; die außerordentlichen holländischen Gesandten -an die Generalstaaten vom 30. Juli (9. August). -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-22_143" id="footnote-22_143">[22]</a> <span class="antiqua">Lords’ Journals, July 30. 1689; Narcissus Luttrell’s Diary; Clarendon’s -Diary, July 31. 1689.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-23_144" id="footnote-23_144">[23]</a> <span class="antiqua">Commons’ Journals, July 31., August 13. 1689.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-24_145" id="footnote-24_145">[24]</a> <span class="antiqua">Commons’ Journals, August 20.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-25_146" id="footnote-25_146">[25]</a> Oldmixon klagt die Jakobiten, Burnet die Republikaner an. Obwohl Burnet -regen Antheil an der Discussion dieser Frage nahm, so ist doch sein Bericht über die -dabei stattgehabten Vorgänge sehr ungenau. Er sagt, die Klausel sei von den Gemeinen -lebhaft debattirt worden und Hampden habe nachdrücklich für dieselbe gesprochen. -Wir erfahren aber aus den Protokollen (19. Juni 1689), daß sie <span class="antiqua">nemine contradicente</span> -verworfen wurde. Die holländischen Gesandten bezeichnen sie als „<span class="antiqua">een propositie -’twelck geen ingressie schynt te sullen vinden.</span>“ -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-26_147" id="footnote-26_147">[26]</a> <span class="antiqua">London Gazette, August 1. 1689; Narcissus Luttrell’s Diary.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-27_148" id="footnote-27_148">[27]</a> Die Geschichte dieser Bill findet man in den Protokollen der beiden Häuser und -in Grey’s <span class="antiqua">Debates</span>. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-28_149" id="footnote-28_149">[28]</a> Siehe <span class="antiqua">Grey’s Debates</span> und die <span class="antiqua">Commons’ Journals</span> vom März bis Juli. -Die zwölf Kategorien findet man in den Protokollen vom 23. und 29. Mai und vom -8. Juni. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-29_150" id="footnote-29_150">[29]</a> Halifax-Manuscript im Britischen Museum. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-30_151" id="footnote-30_151">[30]</a> <span class="antiqua">The Life and Death of George Lord Jeffreys</span>; Finch’s Rede in Grey’s -<span class="antiqua">Debates</span>, 1. März 1688/89. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-31_152" id="footnote-31_152">[31]</a> Siehe unter vielen anderen Schriften <span class="antiqua">Jeffreys’s Elegy; Letter to the -Lord Chancellor exposing to him the sentiments of the people; Elegy of -Dangerfield; Dangerfield’s Ghost to Jeffreys; Humble Petition of Widows -and fatherless Children in the West; The Lord Chancellors Discovery and -Confession made in the time of his sickness in the Tower; Hickeringill’s -Ceremonymonger;</span> ein Flugblatt betitelt: „<span class="antiqua">O rare show! O rare sight! O -strange monster! The like not in Europe! To be seen near Tower Hill, a -few doors beyond the Lion’s den.</span>“ -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-32_153" id="footnote-32_153">[32]</a> <span class="antiqua">Life and Death of George Lord Jeffreys.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-33_154" id="footnote-33_154">[33]</a> Tutchin erzählt dies selbst in den <span class="antiqua">Bloody Assizes</span>. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-34_155" id="footnote-34_155">[34]</a> Siehe die Biographie des Erzbischofs Sharp von seinem Sohne. Was zwischen -Scott und Jeffreys vorging, erzählte Ersterer Sir Joseph Jockyl. Siehe auch Tindal’s -Geschichte und Echard III. 932. Echard’s Berichterstatter, der nicht genannt ist, der -aber gute Gelegenheit gehabt zu haben scheint, die Wahrheit zu erfahren, sagte, Jeffreys -sei nicht, wie man allgemein glaube, an den Folgen der Trunksucht, sondern am Stein -gestorben. Diese Meinungsverschiedenheit ist von geringer Bedeutung. Soviel ist gewiß, -daß Jeffreys sehr unmäßig war, und seine Krankheit war eine von denjenigen, -welche durch Unmäßigkeit notorisch verschlimmert werden. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-35_156" id="footnote-35_156">[35]</a> Siehe <span class="antiqua">A Full and True Account of the Death of George Lord Jeffreys, -licensed on the day of his death</span>. Der erbärmliche Le Noble wurde nicht müde zu -wiederholen, Jeffreys sei durch den Usurpator vergiftet worden. Ich will eine kurze Stelle -als Probe von den Verleumdungen anführen, deren Gegenstand König Wilhelm war. -„<span class="antiqua">Il envoya,</span>“ sagt Pasquin, „<span class="antiqua">ce fin ragoût de champignons au Chancelier -Jeffreys, prisonnier dans la Tour, qui les trouva du même goust et du même -assaisonnement que furent les derniers dont Agrippine regala le bonhomme -Claudius, son époux, et que Néron appella depuis la viande des Dieux.</span>“ -Marforio fragt: „<span class="antiqua">Le Chancelier est donc mort dans la Tour?</span>“ Pasquin antwortet: -„<span class="antiqua">Il estoit trop fidèle à son Roi légitime et trop habile dans les loix -du royaume, pour échapper à l’Usurpateur qu’il ne vouloit point reconnoistre. -Guillemot prit soin de faire publier que ce malheureux prisonnier -estoit attaqué d’une fièvre maligne: mais, à parler franchement, il vivroit -peutestre encore, s’il n’avoit rien mangé que de la main de ses anciens -cuisiniers.</span>“ — <span class="antiqua">Le Festin de Guillemot, 1689.</span> Dangeau (7. Mai) erwähnt eines -Gerüchts, daß Jeffreys sich selbst vergiftet habe. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-36_157" id="footnote-36_157">[36]</a> <span class="antiqua">Grey’s Debates, June 12. 1689.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-37_158" id="footnote-37_158">[37]</a> Siehe <span class="antiqua">Commons’ Journals</span> und <span class="antiqua">Grey’s Debates, June 1., 3., 4. 1689; Life -of William 1704.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-38_159" id="footnote-38_159">[38]</a> <span class="antiqua">Burnet MS. Harl. 6584</span>; Avaux an de Croissy, 16. (26.) Juni 1689. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-39_160" id="footnote-39_160">[39]</a> Bezüglich der Protokolle des Geheimen Raths siehe die <span class="antiqua">Commons’ Journals</span> -vom 22. und 28. Juni und vom 3., 5., 13. und 16. Juli. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-40_161" id="footnote-40_161">[40]</a> Der Brief von Halifax an Lady Russell ist vom 23. Juli 1689, etwa vierzehn -Tage nach dem Angriffe auf ihn bei den Lords und etwa acht Tage vor dem Angriffe -bei den Gemeinen, datirt. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-41_162" id="footnote-41_162">[41]</a> Siehe die <span class="antiqua">Lords’ Journals</span> vom 10. Juli 1689 und einen Brief aus London -vom 11. (21.) Juli, den Croissy an Avaux sendete. Don Pedro de Ronquillo erwähnt -des Angriffs der whiggistischen Lords auf Halifax in einer Depesche, deren Datum ich nicht -angeben kann. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-42_163" id="footnote-42_163">[42]</a> Dies geschah Sonnabend den 3. August. Da die Abstimmung im Comité stattfand, -sind die Zahlen nicht in die Protokolle aufgenommen. Clarendon sagt in seinem -Tagebuche, die Majorität habe elf Stimmen betragen. Aber Narcissus Luttrell, Oldmixon -und Tindal geben sie übereinstimmend auf vierzehn an. Der größte Theil des -Wenigen was ich über diese Debatte gefunden habe, ist in einer Depesche von Don Pedro -de Ronquillo enthalten. „<span class="antiqua">Se resolvio,</span>“ sagt er, „<span class="antiqua">que el sabado, en comity -de toda la casa, se tratasse del estado de la nation para representarle al -Rey. Emperose por acusar al Marques de Olifax; y reconociendo sus emulos -que no tenian partido bastante, quisieron remitir para otro dia esta -motion: pero el Conde de Elan, primogenito del Marques de Olifax, miembro -de la casa, les dijo que su padre no era hombre para andar peloteando -con el, y que se tubiesse culpa lo acabasen de castigar, que el no havia -menester estar en la corte para portarse conforme á su estado, pues Dios -le havia dado abundamente para poderlo hazer; con que por pluralidad de -voces vencio su partido.</span>“ Ich vermuthe, daß Lord Eland auf die Armuth einiger -von den Feinden seines Vaters und auf die Habgier anderer anspielen wollte. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-43_164" id="footnote-43_164">[43]</a> Diese Veränderung in der Stimmung, welche unmittelbar auf die Debatte über -den Antrag auf Halifax’ Entlassung folgte, wird von Ronquillo erwähnt. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-44_165" id="footnote-44_165">[44]</a> Ueber Ruvigny siehe Sir Simon’s Memoiren vom Jahre 1697 und Burnet I. -366. Einige interessante Angaben über Ruvigny und über die hugenottischen Regimenter -findet man auch in einer Erzählung aus der Feder eines französischen Refugiés Namens -Dumont. Diese Erzählung, ein Manuscript, das ich bei Gelegenheit als das Dumont-Manuscript -citiren werde, wurde mir vom Dechanten von Ossory freundlichst geliehen. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-45_166" id="footnote-45_166">[45]</a> Siehe das <span class="antiqua">Abrègé de la Vie de Fréderic Duc de Schomberg</span>, von Lunancy, -1690, die Memoiren des Grafen Dohna und die Anmerkung St. Simon’s zu -Dangeau’s Journal, 30. Juli 1690. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-46_167" id="footnote-46_167">[46]</a> Siehe die Protokolle der Gemeinen vom 16. Juli 1689 und vom 1. Juli 1814. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-47_168" id="footnote-47_168">[47]</a> Protokolle der Lords, und der Gemeinen vom 20. August 1689; London Gazette -vom 22. August. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-48_169" id="footnote-48_169">[48]</a> „<span class="antiqua">J’estois d’avis qu’, après que la descente seroit faite, si on apprenoit -que des Protestans se fussent soulevez en quelques endroits du royaume, -on fit main basse sur tous généralement.</span>“ — Avaux, 31. Juli (10. Aug.) 1689. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-49_170" id="footnote-49_170">[49]</a> „<span class="antiqua">Le Roy d’Angleterre m’avoit écouté assez paisiblement la première -fois que je luy avois proposé ce qu’il avoit à faire contre les Protestans.</span>“ -— Avaux, 4. (14.) Aug. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-50_171" id="footnote-50_171">[50]</a> Avaux, 4. (14.) Aug. Er schreibt: „<span class="antiqua">Je m’imnagine qu’il est persuadé que, -quoiqu’il ne donne point d’ordre sur cela, la plupart des Catholiques de la -campagne se jetteront sur les Protestans.</span>“ -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-51_172" id="footnote-51_172">[51]</a> Ludwig tadelte unterm 22. Aug. (6. Sept.) Avaux, obwohl viel zu mild, wegen -seines Vorschlags, die ganze protestantische Bevölkerung von Leinster, Connaught und -Munster niederzumetzeln. „<span class="antiqua">Je n’approuve pas cependant la proposition que vous -faites de faire main basse sur tous les Protestans du royaume, du moment -qu’, en quelque endroit que ce soit, ils se seront soulevez: et, outre que la -punition d’une infinité d’innocens pour peu de coupables ne seroit pas -juste, d’ailleurs les represailles contre les Catholiques seroient d’autant plus -dangereuses, que les premiers se trouveront mieux armez et soutenus de -toutes les forces d’Angleterre.</span>“. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-52_173" id="footnote-52_173">[52]</a> Ronquillo drückt unterm 9. (19.) Aug., wo er von der Belagerung von Londonderry -spricht, sein Erstaunen aus, „<span class="antiqua">que una plaza sin fortificazion y sin gentes -de guerra aya hecho una defensa tan gloriosa, y que los sitiadores al contrario -ayan sido tan poltrones.</span>“ -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-53_174" id="footnote-53_174">[53]</a> Diese Angaben über die irische Armee sind aus zahlreichen Briefen von Avaux an -Ludwig und an dessen Minister zusammengestellt. Ich will einige der interessantesten -Stellen anführen. „<span class="antiqua">Les plus beaux hommes,</span>“ sagt Avaux von den Irländern, -„<span class="antiqua">qu’on peut voir. Il n’y en a presque point au dessous de cinq pieds cinq à -six pouces.</span>“ Der französische Fuß ist bekanntlich länger als der unsrige. „<span class="antiqua">Ils sont -très bien faits: mais ils ne sont ny disciplinez ny armez, et de surplus -sont de grands voleurs.“ — „La plupart de ces régimens sont levez par des -gentilhommes qui n’ont jamais esté à l’armée. Ce sont des tailleurs, des -bouchers, des cordonniers, qui ont formé les compagnies et qui en sont -les Capitaines.“ — „Jamais troupes n’ont marché comme font celles-cy. Ils -vont comme des bandits, et pillent tout ce qu’ils trouvent en chemin.“ — „Quoiqu’il -soit vrai que les soldats paroissent fort résolus à bien faire, et -qu’ils soient fort animez contre les rebelles, néantmoins il ne suffit pas de -cela pour combattre ... Les officiers subalternes sont mauvais, et, à la -reserve d’un très petit nombre, il n’y en a point qui ayt soin des soldats, -des armes, et de la discipline.“ — „On a beaucoup plus de confiance -en la cavalerie, dont la plus grande partie est assez bonne.</span>“ — Einige Reiterregimenter -lobt Avaux ganz besonders. Von zweien derselben sagt er: „<span class="antiqua">On ne peut -voir de meilleur régiment.</span>“ Die Richtigkeit des Urtheils, das er sich über die Infanterie -wie über die Cavallerie gebildet, zeigte sich nach seiner Abreise deutlich am -Boyne. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-54_175" id="footnote-54_175">[54]</a> Ich will ein Paar Stellen aus den damals von Avaux geschriebenen Depeschen -anführen. Unterm 7. (17.) September schreibt er: „<span class="antiqua">De quelque costé qu’on se tournât, -on ne pouvoit rien prevoir que de désagréable. Mais dans cette extrémité -chacun s’est évertué. Les officiers ont fait leur recrues avec beaucoup -de diligence.</span>“ Drei Tage später sagt er: „<span class="antiqua">Il y a quinze jours que nous -n’espérions guère de pouvoir mettre les choses en si bon estat: mais my -Lord Tyrconnel et tous les Irlandais ont travaillé avec tant d’empressement -qu’on s’est mis en estat de deffense.</span>“ -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-55_176" id="footnote-55_176">[55]</a> Avaux, 20. (30. Aug.), 25. Aug. (4. Sept.), 26. Aug. (5. Sept.); <span class="antiqua">Life of James -II. 373</span>; Melfort’s Selbstvertheidigung unter den <span class="antiqua">Nairne Papers</span>. Avaux sagt: „<span class="antiqua">Il -pourra partir ce soir à la nuit: car je vois biens qu’il apprehende qu’il ne -sera pas sur pour luy de partir en plein jour.</span>“ -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-56_177" id="footnote-56_177">[56]</a> <span class="antiqua">Story’s Impartial History of the Wars of Ireland, 1693; Life of James, -II. 374.</span>; Avaux, 7. (17.) Sept. 1689; <span class="antiqua">Nihell’s Journal</span>, gedruckt 1689 und neu -herausgegeben von Macpherson. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-57_178" id="footnote-57_178">[57]</a> <span class="antiqua">Story’s Impartial History.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-58_179" id="footnote-58_179">[58]</a> <span class="antiqua">Story’s Impartial History.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-59_180" id="footnote-59_180">[59]</a> Avaux, 10. (20.) Sept. 1689; <span class="antiqua">Story’s Impartial History; Life of James, -II. 377. 387. Orig. Mem.</span> Story und Jakob schätzen die irische Armee übereinstimmend -auf etwa zwanzigtausend Mann. Siehe auch Dangeau, 28. Oct. 1689. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-60_181" id="footnote-60_181">[60]</a> <span class="antiqua">Life of James, II. 377, 378. Orig. Mem.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-61_182" id="footnote-61_182">[61]</a> Siehe <span class="antiqua">Grey’s Debates</span>, Nov. 26., 27., 28. 1689 und den <span class="antiqua">Dialogue between -a Lord Lieutenant and one of his deputies, 1692.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-62_183" id="footnote-62_183">[62]</a> <span class="antiqua">Nihill’s Journal</span>. Ein französischer Offizier sagt in einem bald nach Schomberg’s -Landung an Avaux geschriebenen Briefe: „<span class="antiqua">Les Huguenots font plus de mal -que les Anglois, et tuent force Catholiques pour avoir fait résistance.</span>“ -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-63_184" id="footnote-63_184">[63]</a> Story; Erzählung, welche Avaux unterm 26. Nov. (6. Dec.) 1689 Seignelay -übersandte; London Gazette vom 14. Oct. 1689. Merkwürdig ist es, daß, obgleich -Dumont sich im Lager bei Dundalk befand, in seinem Manuscripte von der Verschwörung -unter den Franzosen nichts erwähnt ist. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-64_185" id="footnote-64_185">[64]</a> <span class="antiqua">Story’s Impartial History</span>; Dumont-Manuscript. Die Gottlosigkeit und Unsittlichkeit, -welche während der Krankheit im Lager herrschten, werden in vielen damaligen -Pamphlets in Versen wie in Prosa erwähnt. Man sehe insbesondere eine Satyre -betitelt: <span class="antiqua">Reformation of Manners</span>, Theil II. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-65_186" id="footnote-65_186">[65]</a> <span class="antiqua">Story’s Impartial History.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-66_187" id="footnote-66_187">[66]</a> Avaux, 11. (21.) Oct., 14. (24.) Nov. 1689; <span class="antiqua">Story’s Impartial History; -Life of James, II. 382, 383. Orig. Mem.; Nihell’s Journal.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-67_188" id="footnote-67_188">[67]</a> <span class="antiqua">Story’s Impartial History</span>; Schomberg’s Depeschen; <span class="antiqua">Nihell’s Journal</span> und -<span class="antiqua">Life of James; Burnet II. 20.</span>; Dangeau’s Tagebuch während dieses Herbstes; die -Erzählung, welche Avaux an Seignelay einsandte, und das Dumont-Manuscript. Die -Lügen der London Gazette sind haarsträubend. Während des ganzen Herbstes sollen die -Truppen beständig in guter Verfassung gewesen sein. In dem albernen Drama, betitelt: -<span class="antiqua">The Royal Voyage</span>, welches zur Belustigung des Londoner Pöbels im Jahre -1689 aufgeführt wurde, werden die Irländer dargestellt, wie sie einige von den kranken -Engländern angreifen. Die Engländer schlagen die Angreifenden in die Flucht und fallen -dann todt nieder. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-68_189" id="footnote-68_189">[68]</a> Siehe seine Depeschen im Anhange zu Dalrymple’s Memoiren. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-69_190" id="footnote-69_190">[69]</a> London Gazette vom 20. Mai 1689. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-70_191" id="footnote-70_191">[70]</a> Bleib’ in der Stadt. — D. Uebers. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-71_192" id="footnote-71_192">[71]</a> <span class="antiqua">Commons’ Journals, Nov. 13. 23. 1689; Grey’s Debates, Nov. 13. 14. -18. 23. 1689.</span> Siehe unter vielen Schmähschriften die <span class="antiqua">Parable of the Bearbaiting; -Reformation of Manners, a Satire; The Mock Mourners, a Satire.</span> Außerdem -auch <span class="antiqua">Pepys’s Diary, Kept at Tangier, Oct. 15. 1683.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-72_193" id="footnote-72_193">[72]</a> Die beste Uebersicht über diese Verhandlungen findet man in Wagenaar, 61. -Er hat die Witsen’schen Papiere zur Hand gehabt und denselben zahlreiche Citate entnommen. -Witsen war es, der in heftiger Bewegung unterschrieb, „<span class="antiqua">zo als,</span>“ sagt er, -„<span class="antiqua">myne beevende hand getuigen kan.</span>“ Die Verträge findet man in Dumont’s -<span class="antiqua">Corps Diplomatique</span>. Sie wurden im August 1689 unterzeichnet. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-73_194" id="footnote-73_194">[73]</a> Der Vertrag zwischen dem Kaiser und den Generalstaaten ist vom 12. Mai 1689 -datirt. Er befindet sich in Dumont’s <span class="antiqua">Corps Diplomatique</span>. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-74_195" id="footnote-74_195">[74]</a> Siehe die Depesche Waldeck’s in der London Gazette vom 26. Aug. 1689. <span class="antiqua">Historical -Records of the First Regiment of Foot;</span> Dangeau, 28. Aug.; Monthly -Mercury, September 1689. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-75_196" id="footnote-75_196">[75]</a> Siehe den <span class="antiqua">Dear Bargain</span>, ein im Jahr 1690 heimlich gedrucktes jakobitisches -Pamphlet. „Ich habe keine Geduld mehr,“ sagt der Verfasser, „nach diesem Schurken -(Marlborough) noch einen andren zu erwähnen. Alle sind im Vergleich zu ihm unschuldig, -selbst Kirke.“ -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-76_197" id="footnote-76_197">[76]</a> Siehe den Monthly Mercury vom September 1689 und von den vier folgenden -Monaten; auch Welwood’s <span class="antiqua">Mercurius Reformatus</span> vom 18., 25. Sept. und 8. Oct. -1689. Melfort’s Instructionen und seine Denkschriften für den Papst und den Cardinal -von Este finden sich in den <span class="antiqua">Nairne Papers</span>; einige Auszüge hat Macpherson abgedruckt. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-77_198" id="footnote-77_198">[77]</a> Siehe die Antwort eines Eidverweigerers auf die Aufforderung des Bischofs von -Sarum im Anhange zu <span class="antiqua">The Life of Kettlewell</span>. Unter den Tanner’schen Manuscripten -in der Bodlejanischen Bibliothek befindet sich ein Aufsatz, den ich anzuführen wage, -da Sancroft ihn der Aufbewahrung werth gehalten hat. Der Verfasser, ein entschiedener -Eidverweigerer, sagt, nachdem er durch allerhand leere Ausflüchte den von einem -fügsameren Geistlichen aus der Praxis der primitiven Kirche entlehnten Argumente auszuweichen -versucht hat: „Angenommen die ersten Christen hätten fortwährend, seit den -Zeiten der Apostel, ihre früheren Fürsten geleisteten Eide so wenig beachtet, als er behauptet, -wird er deshalb sagen wollen, daß ihre Verfahrungsweise als Regel gelten -müsse? Leute von übrigens sehr orthodoxen Grundsätzen haben Böses gethan und allgemein -dazu aufgemuntert.“ Die aus der Praxis der ersten Christen hergeleitete Beweisführung -ist sehr gut zusammengestellt in einer Schrift, betitelt: <span class="antiqua">The Doctrine of Non-resistance -or Passive Obedience No Way concerned in the Controversies -now depending between die Williamites and the Jacobites, by a Lay Gentleman -of the Communion of the Church of England, as by Law establish’d, -1689.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-78_199" id="footnote-78_199">[78]</a> Eine der unterwürfigsten Adressen, welche je eine Convocation votirt hat, war -eine an Richard III. gerichtete. Sie findet sich in Wilkin’s <span class="antiqua">Concilia</span>. Dryden stellt in -seinem schönen <span class="antiqua">Rifacimento</span>, einer der schönsten Stellen seiner <span class="antiqua">Canterbury Tales</span>, -den „guten Pfarrer“ dar, wie er lieber seine Pfründe aufgiebt als den Herzog von Lancaster -als König von England anerkennt. Für diese Darstellung findet sich weder in -Chaucer’s Gedicht noch anderswo ein Rechtfertigungsgrund. Dryden wollte etwas schreiben, -was die Geistlichen, welche die Eide geleistet hatten, verdroß und deshalb dichtete -er einem katholischen Priester des 14. Jahrhunderts einen Aberglauben an, der erst bei -den anglikanischen Priestern des 17. Jahrhunderts entstanden ist. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-79_200" id="footnote-79_200">[79]</a> Siehe die Vertheidigung des Bekenntnisses, welches der Ehrwürdige Vater in -Gott, Johann Lake, Lord Bischof von Chichester, in Bezug auf den passiven Gehorsam -und die neuen Eide auf seinem Sterbebett abgab. 1690. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-80_201" id="footnote-80_201">[80]</a> <span class="antiqua">London Gazette, June 30. 1689. Narcissus Luttrell’s Diary.</span> „Die ausgezeichnetsten -Männer,“ sagt Luttrell. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-81_202" id="footnote-81_202">[81]</a> Siehe in Kettlewell’s Leben, III. 72., den Widerruf, den er für einen Geistlichen -aufgesetzt hatte, welcher die Eide geleistet hatte und es nachher bereuete. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-82_203" id="footnote-82_203">[82]</a> Siehe den Bericht über Dr. Dove’s Verhalten in Clarendon’s <span class="antiqua">Diary</span>, und den -Bericht über Dr. Marsh’s Verhalten in Kettlewell’s Leben. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-83_204" id="footnote-83_204">[83]</a> <span class="antiqua">The Anatomy of a Jacobite Tory, 1690.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-84_205" id="footnote-84_205">[84]</a> <span class="antiqua">Dialogue between a Whig and a Tory.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-85_206" id="footnote-85_206">[85]</a> <span class="antiqua">Narcissus Luttrell’s Diary, Nov. 1691, Feb. 1692.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-86_207" id="footnote-86_207">[86]</a> <span class="antiqua">Life of Kettlewell III. 4.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-87_208" id="footnote-87_208">[87]</a> Siehe Turner’s Brief an Sancroft vom Himmelfahrtstage 1689. Das Original -befindet sich unter den Tannerschen Manuscripten in der Bodlejanischen Bibliothek. Der -Brief ist jedoch nebst vielen andrem interessanten Material in dem unlängst erschienenen -<span class="antiqua">Life of Ken, by a Layman</span>, abgedruckt. Siehe auch <span class="antiqua">The Life of Kettlewell, III. -95.</span> und Ken’s Brief an Burnet vom 5. October 1689 in Hawkin’s <span class="antiqua">Life of Ken</span>. -„Ich bin überzeugt,“ schrieb Lady Russel an Dr. Fitzwilliam, „daß der Bischof von -Bath und Wells Andere dazu aufmunterte, sich zu fügen; während er selbst es nicht über -sich gewinnen konnte, freute er sich, wenn Andere es thaten.“ Ken erklärte, daß er -Niemandem gerathen, die Eide zu leisten, und Diejenigen, welche seinen Rath erbaten, -auf ihre eigenen Studien und Gebete verwiesen habe. Man wird finden, daß Lady -Russell’s Behauptung und Ken’s Verwahrung ziemlich auf Eins hinaus laufen, wenn -man diejenigen Rücksichten nimmt, welche selbst bei Beurtheilung der Aussagen der wahrheitliebendsten -Zeugen auf Stellung und Gesinnung genommen werden müssen. Nachdem -Ken sich endlich entschlossen hatte, auf Seite der Eidverweigerer zu treten, versuchte er -es natürlich, seine Consequenz in so weit zu rechtfertigen, als er dies ehrenhafterweise -konnte, und Lady Russel, welche ihren Freund zur Leistung der Eide bewegen wollte, -legte natürlich auf seine Geneigtheit, sich zu fügen, soviel Gewicht als sie dies ehrenhafterweise -thun durfte. Sie ging indeß zu weit, indem sie das Wort „aufmunterte“ -<span class="antiqua">(excited)</span> brauchte. Auf der andren Seite ist es klar, daß Ken, indem er Diejenigen, -die ihn um Rath fragten, auf ihre eigenen Studien und Gebete verwies, ihnen zu verstehen -geben wollte, daß seiner Ansicht nach die Eidesleistung Denen gestattet sei, die sie -nach reiflicher Erwägung als statthaft erkannten. Hatten ihn die Leute gefragt, ob es -ihnen gestattet sei, einen Meineid zu schwören oder Ehebruch zu begehen, so würde er -ihnen gewiß nicht geantwortet haben, daß sie die Sache reiflich erwägen und die göttliche -Entscheidung erflehen, sondern daß sie bei Gefahr ihres Seelenheils davon abstehen -sollten. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-88_209" id="footnote-88_209">[88]</a> Siehe das Gespräch vom 9. Juni 1784 in Boswell’s <span class="antiqua">Life of Johnson</span>, und die -Anmerkung. Boswell ist mit seiner gewohnten Verkehrtheit Überzeugt, daß Johnson nicht -daran gedacht haben könne, „daß die wegen ihres hochherzigen Widerstandes gegen Willkürgewalt -mit Recht so hoch gefeierten sieben Bischöfe, dennoch Eidverweigerer waren.“ -Nur fünf von den Sieben waren Eidverweigerer, und jeder Andre als Boswell würde -gewußt haben, daß man sich der Willkürgewalt widersetzen und dabei doch kein guter -Logiker sein kann. Der Widerstand, den Sancroft und die anderen nichtschwörenden -Bischöfe der Willkürgewalt entgegensetzten, während sie nach wie vor an der Lehre vom -Nichtwiderstande festhielten, ist gerade der entscheidendste Beweis, daß sie unfähig waren, -zu raisonniren. Man darf nicht vergessen, daß sie bereit waren, die ganze königliche Macht -Jakob zu entziehen und auf Wilhelm mit dem Titel eines Regenten zu übertragen. Ihr -Skrupel hatte nur das Wort König zum Gegenstande. -</p> - -<p class="footnote2"> -Ich bin erstaunt, daß Johnson Wilhelm Law für keinen Logiker erklärte. Law verfiel -allerdings in große Irrthümer, aber es waren Irrthümer, gegen welche die Logik -keinen Schutz gewährt. In rein dialektischer Gewandtheit übertrafen ihn sehr Wenige. -Daß er mehr als einmal über Hoadley den Sieg davon trug, wird kein aufrichtiger -Whig leugnen. Doch Law gehört nicht der Generation an, mit der ich es jetzt zu -thun habe. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-89_210" id="footnote-89_210">[89]</a> Ware’s <span class="antiqua">History of the Writers of Ireland</span>, fortgesetzt von Harris. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-90_211" id="footnote-90_211">[90]</a> <span class="antiqua">Letter to a member of the Convention 1689.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-91_212" id="footnote-91_212">[91]</a> <span class="antiqua">Johnson’s Notes on the Phoenix Edition of Burnet’s Pastoral Letter, -1692.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-92_213" id="footnote-92_213">[92]</a> Das beste Urtheil über Hickes’ Character kann man sich aus seinen zahlreichen -polemischen Schriften bilden, besonders aus seinem <span class="antiqua">Jovian</span>, geschrieben 1684, seinem -<span class="antiqua">Thebaean Legion no Fable</span>, geschrieben 1687, aber erst 1714 erschienen, und seinen -Abhandlungen über Dr. Burnet und Dr. Tillotson, 1695. Sein literarischer Ruhm -gründet sich auf Werke ganz andrer Art. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-93_214" id="footnote-93_214">[93]</a> Collier’s Abhandlungen über die Bühne sind im Ganzen genommen seine besten -Geistesproducte. Doch auch in seinen politischen Flugschriften findet sich viel Treffendes. -Seine „<span class="antiqua">Persuasive to Consideration, tendered to the Royalists, particularly -those of the Church of England</span>“ scheint mir eines der besten Erzeugnisse -der jakobitischen Presse. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-94_215" id="footnote-94_215">[94]</a> Siehe Brokesby’s <span class="antiqua">Life of Dodwell</span>. Ich muß bemerken, daß ich die Abhandlung -gegen gemischte Ehen nur aus Brokesby’s ausführlichem Extract kenne. Diese Abhandlung -ist sehr selten. Sie wurde ursprünglich als Vorrede zu einer von Leslie gehaltenen -Predigt gedruckt. Als Leslie seine Werke sammelte, ließ er die Abhandlung weg, -wahrscheinlich weil er sich derselben schämte. Die Abhandlung über die Statthaftigkeit -der Instrumentalmusik habe ich gelesen, und sie ist unglaublich absurd. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-95_216" id="footnote-95_216">[95]</a> Dodwell sagt uns, daß der Titel des Werkes, in welchem er zuerst diese Theorie -aufstellte, mit großer Sorgfalt und Präcision abgefaßt worden sei. Ich will daher die -Titelseite hier anführen: „<span class="antiqua">An Epistolary Discourse proving from Scripture and -the First Fathers, that the Soul is naturally Mortal, but Immortalized actually -by the Pleasure of God to Punishment or to Reward, by its Union -with the Divine Baptismal Spirit wherein is proved that none have the Power -of giving this Divine Immortalizing Spirit since the Apostles but only -the Bishops. By H. Dodwell.</span>“ Dr. Clarke sagt in einem Briefe an Dodwell (1706) -daß dieser <span class="antiqua">Epistolary Discourse</span> ein Buch sei, „das alle guten Menschen betrübe und -alle profanen Menschen erfreue.“ -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-96_217" id="footnote-96_217">[96]</a> Siehe Leslie’s <span class="antiqua">Rehearsals, No. 286, 287.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-97_218" id="footnote-97_218">[97]</a> Siehe seine Werke und seine höchst interessante Biographie, welche aus den Papieren -seiner Freunde Hickes und Nelson zusammengetragen worden ist. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-98_219" id="footnote-98_219">[98]</a> Siehe Fitzwilliam’s Korrespondenz mit Lady Russell und seine Zeugenaussage in -Ashton’s Prozesse in den <span class="antiqua">State Trials</span>. Das einzige Werk, welches Fitzwilliam, soweit -ich es habe entdecken können, je veröffentlichte, war eine Predigt über das Ryehousecomplot, -die er einige Wochen nach Russell’s Hinrichtung gehalten. Es kommen in dieser -Predigt einige Stellen vor, bei denen ich mich ein wenig wundern muß, daß die Wittwe -und die Familie Russell’s sie verzeihen konnten. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-99_220" id="footnote-99_220">[99]</a> Cyprian spricht in einer seiner Episteln folgendermaßen zu den Bekennern: „<span class="antiqua">Quosdam -audio inficere numerum vestrum, et laudem praecipui nominis prava -sua conversatione destruere ... Cum quanto nominis vestri pudore delinquitur -quando alius aliquis temulentus et lasciviens demoratur; alius in eam -patriam unde extorris est regreditur, ut deprehensus non jam quasi Christianus, -sed quasi nocens pereat.</span>“ In dem Buche: <span class="antiqua">De Unitate Ecclesiae</span> führt -er eine noch stärkere Sprache: „<span class="antiqua">Neque enim confessio immunem facit ab insidiis -diaboli, aut contra tentationes et pericula et incursus atque impetus saeculares -adhuc in saeculo positum perpetua securitate defendit; caeterum nunquam -in confessoribus fraudes et stupra et adulteria postmodum videremus, -quae nunc in quibusdam videntes ingemiscimus et dolemus.</span>“ -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-100_221" id="footnote-100_221">[100]</a> Viele interessante Mittheilungen über die Eidverweigerer findet man in den <span class="antiqua">Biographical -Memoirs</span> des Buchdruckers Wilhelm Bowyer, welche den ersten Band von Nichols’ -<span class="antiqua">Literary Anecdotes of the Eighteenth Century</span> bilden. Eine Probe von Wagstaffe’s -Recepten befindet sich in der Bodlejanischen Bibliothek. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-101_222" id="footnote-101_222">[101]</a> Cibber’s Stück, so wie er es schrieb, verlor seine Popularität, als die Jakobiten -aufhörten mächtig zu sein, und ist jetzt nur nach den Forschern bekannt. Im Jahre 1768 -arbeitete Bickerstaffe es zu dem „Heuchler“ um und setzte an die Stelle des Eidverweigerers -Dr. Wolff den Methodisten Dr. Cantwell. „Ich halte den Character des Heuchlers,“ -sagt Johnson, „nicht für ganz passend auf die Methodisten; auf die Eidverweigerer aber -paßte er sehr gut.“ Boswell fragte ihn, ob es wahr sei, daß die eidverweigernden Geistlichen -mit den Frauen ihrer Gönner intriguirten. „Ich fürchte sehr,“ antwortete Johnson, -„daß viele von ihnen es getan haben.“ Dieses Gespräch fand am 27. März 1775 -statt. Aber nicht nur in gleichgültiger Unterhaltung sprach Johnson eine ungünstige Meinung -über die Eidverweigerer aus. In seiner Biographie Fenton’s, der ein Eidverweigerer -war, kommen die bedeutsamen Worte vor: „Ich muß daran erinnern, daß er -seinen Namen unbefleckt erhielt und sich niemals, wie nur zu Viele von der nämlichen -Klasse, zu gemeinen Ränken und ehrlosen Kunstgriffen erniedrigte.“ Siehe <span class="antiqua">The Character -of a Jacobite, 1690.</span> Selbst in Kettlewell’s Biographie, aus den Papieren -seiner Freunde Hickes und Nelson zusammengetragen, findet man Einräumungen, welche -beweisen, daß sehr bald nach dem Schisma einige der eidverweigernden Geistlichen in -Gewohnheiten des Müßigganges, der Abhängigkeit und des Bettelns verfielen, welche -den ganzen Stand in Mißcredit brachten. „Mehrere Unwürdige, welche immer die zuversichtlichsten -sind, schadeten durch ihr Umhertreiben den wahrhaft Würdigen, denen es -die Bescheidenheit nicht zuließ für sich zu bitten ... Mr. Kettlewell empfand es ebenfalls -schmerzlich, daß manche von seinen Collegen viel zu viel Zeit an Vergnügungs- und -Unterhaltungsorten zubrachten, und sich wegen ihres Fortkommens auf Diejenigen verließen, -deren Bekanntschaft sie dort machten.“ -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-102_223" id="footnote-102_223">[102]</a> <span class="antiqua">Reresby’s Memoirs 344.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-103_224" id="footnote-103_224">[103]</a> <span class="antiqua">Birch’s Life of Tillotson.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-104_225" id="footnote-104_225">[104]</a> Siehe den <span class="antiqua">Discourse concerning the Ecclesiastical Commission, 1689.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-105_226" id="footnote-105_226">[105]</a> <span class="antiqua">Birch’s Life of Tillotson; Life of Prideaux; Gentleman’s Magazine,</span> -Juni und Juli 1745. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-106_227" id="footnote-106_227">[106]</a> <span class="antiqua">Diary of the Proceedings of the Commissioners, taken by Dr. Williams, -afterwards Bishop of Chichester, one of the Commissioners, every -night after he went home from the several meetings.</span> Dieses höchst interessante -Tagebuch wurde 1854 auf Befehl des Hauses der Gemeinen gedruckt. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-107_228" id="footnote-107_228">[107]</a> <span class="antiqua">Williams’s Diary.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-108_229" id="footnote-108_229">[108]</a> <span class="antiqua">Williams’s Diary.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-109_230" id="footnote-109_230">[109]</a> <span class="antiqua">Williams’s Diary.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-110_231" id="footnote-110_231">[110]</a> Siehe die <span class="antiqua">Alterations in the Book of Common Prayer prepared by the -Royal Commissioners for the revision of the Liturgy in 1689, and printed -by order of the House of Commons in 1854.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-111_232" id="footnote-111_232">[111]</a> Es läßt sich kaum eine stärkere oder klarere Sprache denken als die, deren sich -das Concil bediente: <span class="greek">Τούτων τοίνυν ἀναγνωσθέντων, ὥρισην ἡ ἀγία σύνοδος, ἑτέραν πίστιν μηδενὶ ἐξεῖναι προσφέρειν, ἤγουν συγγράφειν, ἢ συντιθέναι, παρὰ τὴν ὁρισθεῖσαν παρὰ τῶν ἁγίων πατέρων τῶν ἐν τῇ Νικαέων συνελθόντων σὺν ἁγίῳ πνεύματι· τοὺς δὲ τολμῶντας ἢ συντιθέναι πίστιν ἑτέραν, ἤγουν προκομίζειν, ἢ προσφέρειν τοῖς ἐθέλουσιν ἐπιστρέφειν εἰς ἐπίγνωσιν τῆς ἀληθείας, ἢ ἐξ Ἑλληνισμοῦ, ἢ ἐξ Ἰουδαϊσμοῦ, ἢ ἐξ αἱρέσεως οἱασδηποτοῦν, τούτους, εἰ μὲν εἶεν ἐπίσκοποι ἢ κλήρικοι, ἀλλοτρίους εἶναι τοὺς ἐπισκόπους τῆς ἐπισκοπῆς, καὶ τοὺς κληρίκους τοῦ κλήρου, εἰ δὲ λαϊκοὶ εἶεν, ἀναθεματίζεσθαι.</span> <span class="antiqua">Concil. Ephes. -Actio VI.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-112_233" id="footnote-112_233">[112]</a> <span class="antiqua">Williams’s Diary; Alterations in the Book of Common Prayer.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-113_234" id="footnote-113_234">[113]</a> Ich möchte das Erstaunen gesehen haben, in welches die Großmeister der lateinischen -Sprache, die mit Mäcenas und Pollio zu speisen pflegten, durch das „<span class="antiqua">Tibi Cherubim -et Seraphim incessabili voce proclamant, Sanctus, Sanctus, Dominus -Deus Sabaoth,</span>“ oder durch das „<span class="antiqua">Ideo cum angelis et archangelis, cum -thronis et dominationibus</span>“ versetzt worden wären. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-114_235" id="footnote-114_235">[114]</a> Ich will zwei Proben von Patrick’s Schreibweise anführen. „Er macht mich niederlegen -auf einer grünen Aue,“ sagt David, „und führet mich zu den stillen Wassern.“ -Patrick’s Version lautet: „Denn wie ein guter Hirt seine Schafe bei heftiger Hitze an -schattige Orte führt, wo sie sich niederlegen und (nicht an verdorrter sondern) an frischer -und grüner Weide laben können, und sie am Abend (nicht zu schlammigen und aufgerührten, -sondern) zu klaren und ruhigen Wassern leitet: so hat er bereits zweckmäßige -und reichliche Vorsorge für mich getroffen, die ich in Frieden und ohne Störung genieße.“ -</p> - -<p class="footnote2"> -Im hohen Liede kommt ein wunderschöner Vers vor: „Ich beschwöre Euch, Ihr -Töchter Jerusalems, findet Ihr meinen Freund, so saget ihm, daß ich vor Liebe krank -liege.“ Patrick’s Version lautet: „So wendete ich mich an Diejenigen meiner Nachbarn -und vertrauten Bekannten, die durch mein Geschrei geweckt worden waren und herbeikamen, -um zu sehen was es gebe, und beschwor sie, wie sie es vor Gott verantworten -könnten, meinem Geliebten, wenn sie mit ihm zusammenträfen, mitzutheilen — Was -soll ich sagen? — Was sollt Ihr ihm Andres sagen, als daß ich jetzt, da ich seinen Umgang -entbehre, meines Lebens nicht froh werde, daß mir nicht eher wieder wohl sein wird, -als bis ich seine Liebe wieder gewinne.“ -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-115_236" id="footnote-115_236">[115]</a> Wilhelm’s Mißfallen an dem Gottesdienste in der Kathedrale wird von Leslie in -<span class="antiqua">No. 7.</span> des <span class="antiqua">Rehearsal</span> erwähnt. Siehe auch <span class="antiqua">A Letter from a Member of the -House of Commons to his Friend in the Country 1689,</span> und <span class="antiqua">Bisset’s Modern -Fanatic 1710.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-116_237" id="footnote-116_237">[116]</a> Siehe <span class="antiqua">Collier’s Desertion discussed, 1689.</span> Thomas Carte, der ein Schüler -und eine Zeit lang Assistent Collier’s war, setzte noch im Jahre 1747 in eine voluminöse -Geschichte eine höchst alberne Anmerkung, in der er der Welt versicherte, er wisse -ganz bestimmt, daß der Prätendent die Skrophelkrankheit geheilt habe, und ganz ernsthaft -behauptete, die heilende Kraft sei erblich und von der Salbung ganz unabhängig. -Siehe Carte’s <span class="antiqua">History of England, vol. I. p. 291</span>. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-117_238" id="footnote-117_238">[117]</a> Siehe die Vorrede zu <span class="antiqua">A Treatise in Wounds, by Richard Wiseman, -Sergeant Chirurgeon to His Majesty, 1676.</span> Den vollständigsten Nachweis über -diesen interessanten Gegenstand aber findet man in der <span class="antiqua">Charisma Basilicon, by John -Browne, Chirurgeon in ordinary to His Majesty, 1684.</span> Siehe auch <span class="antiqua">The Ceremonies used -in the Time of King Henry VII. for the Healing of them that -be Diseased with the King’s Evil, published by His Majesty’s Command, -1686; Evelyn’s Diary, March 28. 1684</span> und <span class="antiqua">Bishop Cartwright’s Diary, Aug. -28, 29, 30. 1687.</span> Es ist unglaublich, daß ein so großer Theil der Bevölkerung wirklich -skrophulös gewesen sein sollte. Ohne Zweifel wurden viele mit leichten und vorübergehenden -Krankheiten behaftete Personen zum Könige gebracht, und die Genesung dieser -Leute hielt den allgemein verbreiteten Glauben an die Wirksamkeit seiner Berührung -aufrecht. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-118_239" id="footnote-118_239">[118]</a> Pariser Gazette vom 23. April 1689. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-119_240" id="footnote-119_240">[119]</a> Siehe Whiston’s <span class="antiqua">Life of himself.</span> Der gute Whiston, der an Alles glaubte, -nur nicht an die Dreieinigkeit, erzählt uns ganz ernsthaft, die einzige Person, welche -Wilhelm berührt habe, sei trotz der Ungläubigkeit Sr. Majestät genesen. Siehe auch -den <span class="antiqua">Athenian Mercury</span> vom 16. Januar 1691. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-120_241" id="footnote-120_241">[120]</a> In verschiedenen neueren Schriften ist die Befürchtung, daß Meinungsverschiedenheiten -zwischen der Convocation von York und der Convocation von Canterbury entstehen -könnten, mit Geringschätzung für chimärisch erklärt worden. Aber es ist schwer -zu begreifen, warum es minder wahrscheinlich sein soll, daß zwei selbstständige Convocationen -von einander abweichen, als zwei Häuser der nämlichen Convocation, und es -ist notorisch, daß unter der Regierung Wilhelm’s III. und Anna’s die beiden Häuser -der Convocation von Canterbury fast niemals übereinstimmten. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-121_242" id="footnote-121_242">[121]</a> <span class="antiqua">Birch’s Life of Tillotson; Life of Prideaux.</span> Aus Clarendon’s Tagebuche -ergiebt sich, daß er und Rochester am 23. Sept. in Oxford waren. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-122_243" id="footnote-122_243">[122]</a> Siehe die Liste in dem historischen Bericht über die gegenwärtige Convocation im -Anhang zur zweiten Ausgabe der <span class="antiqua">Vox Cleri, 1690.</span> Der bedeutendste Name, den ich -in der Liste der von dem Parochialklerus gewählten Beauftragten finde, ist der des Dr. -Mill, des Herausgebers des griechischen Testaments. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-123_244" id="footnote-123_244">[123]</a> Tillotson an Lady Russell, 19. April 1690. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-124_245" id="footnote-124_245">[124]</a> <span class="antiqua">Birch’s Life of Tillotson.</span> Was Birch darin über die Gespanntheit zwischen -Compton und Tillotson sagt, hatte er den Manuscripten Heinrich Wharton’s entlehnt, -und wird durch viele Umstände bestätigt, die man aus anderen Quellen kennt. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-125_246" id="footnote-125_246">[125]</a> <span class="antiqua">Chamberlayne’s State of England,</span> 18. Ausgabe. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-126_247" id="footnote-126_247">[126]</a> <span class="antiqua">Concio ad Synodum per Gulielmum Beveregium, 1689.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-127_248" id="footnote-127_248">[127]</a> <span class="antiqua">Narcissus Luttrell’s Diary; Historical Account of the present Convocation.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-128_249" id="footnote-128_249">[128]</a> <span class="antiqua">Kennet’s History, III. 552.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-129_250" id="footnote-129_250">[129]</a> <span class="antiqua">Historical Account of the Present Convocation, 1689.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-130_251" id="footnote-130_251">[130]</a> <span class="antiqua">Historical Account of the Present Convocation; Burnet II. 58.; Kennet’s -History of the Reign of William and Mary.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-131_252" id="footnote-131_252">[131]</a> <span class="antiqua">Historical Account of the Present Convocation; Kennet’s History.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-132_253" id="footnote-132_253">[132]</a> <span class="antiqua">Historical Account of the Present Convocation; Kennet.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-133_254" id="footnote-133_254">[133]</a> <span class="antiqua">Historical Account of the Present Convocation.</span> -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-134_255" id="footnote-134_255">[134]</a> Daß eine solche Eifersucht, wie ich sie geschildert habe, wirklich herrschte, bestätigt -das Pamphlet betitelt: <span class="antiqua">Vox Cleri.</span> „Einige gegenwärtig der Convocation angehörende -Landgeistliche sahen jetzt, in welcher großen Behaglichkeit und Fülle die Stadtgeistlichen -leben, die ihre Lectoren und Hülfsprediger haben, häufig Zuschüsse bekommen, -zuweilen bis zum Schlusse des Gottesdienstes in der Sakristei zubringen und außer ihren -reichen Pfarreien in der Stadt auch noch hohe kirchliche Würden bekleiden.“ Der Verfasser -dieser einst weit berühmten Schrift war Thomas Long, Vertreter des Klerus der -Diöcese Exeter. Nach einer andren damals erschienenen Flugschrift sollen die Landgeistlichen -mit großem Mißvergnügen bemerkt haben, daß ihre Londoner Collegen sich nach -der Predigt mit Sect erfrischten. In mehreren Flugschriften jenes Winters findet man -Anspielungen auf die Fabel von der Stadtmaus und der Landmaus. -</p> - -<p class="footnote"> -<a class="footnote" href="#fnote-135_256" id="footnote-135_256">[135]</a> <span class="antiqua">Burnet II. 33, 34.</span> Die besten Darstellungen der Vorgänge in dieser Convocation -geben der der zweiten Ausgabe der <span class="antiqua">Vox Cleri</span> angehängte historische Bericht und -die Stelle in Kennet’s Geschichte, auf die ich den Leser schon verwiesen habe. Erstere -Erzählung ist von einem eifrigen Hochkirchlichen, letztere von einem eifrigen Niederkirchlichen. -Wer Ausführlicheres darüber erfahren wünscht, muß die gleichzeitigen Flugschriften -nachlesen, unter ihnen besonders folgende: <span class="antiqua">Vox Populi; Vox Laici; Vox -Regis and Regni; The Healing Attempt; Letter to a Friend, by Dean Prideaux; -Letter from a Minister in the Country to a Member of the Convocation; -Answer to the Merry; Answer to Vox Cleri; Remarks from the -Country upon Two Letters relating to the Convocation; Vindication of the -Letters in answer to Vox Cleri; Answer to the Country Minister’s Letter.</span> -Alle diese Schriften erschienen Ende 1689 oder Anfang 1690. -</p> - -<p class="printer"> -Stereotypie und Druck von Philipp Reclam jun. in Leipzig. -</p> - - -<div class="trnote"> -<p id="trnote" class="chapter"><b>Anmerkungen zur Transkription</b></p> - -<p> -Der Originaltext ist in Fraktur gesetzt. -<span class="handheld-only">Hervorhebungen, die im Original -g e s p e r r t -sind, wurden mit <em>einem anderen Schriftstil</em> gekennzeichnet.</span> -Textstellen, die im Original in Antiqua gesetzt waren, wurden in einer -<span class="antiqua">anderen Schriftart</span> markiert. -</p> - -<p> -Die variierende Schreibweise und Grammatik der Vorlage wurden weitgehend -beibehalten. Lediglich offensichtliche Fehler wurden -berichtigt wie hier aufgeführt (vorher/nachher): -</p> - - -<ul> - -<li> -... In <span class="underline">Schotttland</span> war der Gang der Ereignisse ganz anders. Dort ...<br /> -... In <a href="#corr-0"><span class="underline">Schottland</span></a> war der Gang der Ereignisse ganz anders. Dort ...<br /> -</li> - -<li> -... machten, ihnen irgendwie nützlich zu sein. Sie <span class="underline">mußen</span> sich klar ...<br /> -... machten, ihnen irgendwie nützlich zu sein. Sie <a href="#corr-2"><span class="underline">mußten</span></a> sich klar ...<br /> -</li> - -<li> -... Smaragd<span class="underline">ohringe</span> getragen, welche ihr Vetter, der Prinz, ihr zum Geschenk ...<br /> -... Smaragd<a href="#corr-3"><span class="underline">ohrringe</span></a> getragen, welche ihr Vetter, der Prinz, ihr zum Geschenk ...<br /> -</li> - -<li> -... Ueber das frühere Verhältniß zwischen Wilhelm und Dundee haben einige <span class="underline">Jakobieten</span> ...<br /> -... Ueber das frühere Verhältniß zwischen Wilhelm und Dundee haben einige <a href="#corr-4"><span class="underline">Jakobiten</span></a> ...<br /> -</li> - -<li> -... die Verantwortlichkeit für <span class="underline">außerordenliche</span> Vertheidigungsmittel auf ...<br /> -... die Verantwortlichkeit für <a href="#corr-5"><span class="underline">außerordentliche</span></a> Vertheidigungsmittel auf ...<br /> -</li> - -<li> -... nicht stattgefunden, so ist es wahrscheinlich, daß das <span class="underline">schotttische</span> Gesetz bezüglich ...<br /> -... nicht stattgefunden, so ist es wahrscheinlich, daß das <a href="#corr-6"><span class="underline">schottische</span></a> Gesetz bezüglich ...<br /> -</li> - -<li> -... Ein solcher Mann war Sir <span class="underline">Patrik</span> Hume. Er war aus ...<br /> -... Ein solcher Mann war Sir <a href="#corr-8"><span class="underline">Patrick</span></a> Hume. Er war aus ...<br /> -</li> - -<li> -... Siehe The Life and <span class="underline">Correspondance</span> of Carstairs und die interessanten ...<br /> -... Siehe The Life and <a href="#corr-9"><span class="underline">Correspondence</span></a> of Carstairs und die interessanten ...<br /> -</li> - -<li> -... „Coll der <span class="underline">Kühne</span>“ gegeben hatte. Endlich zwangen seine frechen ...<br /> -... „Coll der <a href="#corr-13"><span class="underline">Kühe</span></a>“ gegeben hatte. Endlich zwangen seine frechen ...<br /> -</li> - -<li> -... Mac Callum More’s. Sie lagen nicht im <span class="underline">Steit</span> mit ihm, schuldeten ...<br /> -... Mac Callum More’s. Sie lagen nicht im <a href="#corr-14"><span class="underline">Streit</span></a> mit ihm, schuldeten ...<br /> -</li> - -<li> -... <span class="underline">Telepraphen</span>, vermittelst dessen sie sich über die Linien der Schildwachen ...<br /> -... <a href="#corr-15"><span class="underline">Telegraphen</span></a>, vermittelst dessen sie sich über die Linien der Schildwachen ...<br /> -</li> - -<li> -... <span class="underline">Mitterweile</span> wurde auf beiden Seiten ein Kleingewehrfeuer unterhalten, ...<br /> -... <a href="#corr-17"><span class="underline">Mittlerweile</span></a> wurde auf beiden Seiten ein Kleingewehrfeuer unterhalten, ...<br /> -</li> - -<li> -... <span class="underline">Einbildungkraft</span> zu einem Heere celtischer Krieger vergrößert. Einige der ...<br /> -... <a href="#corr-18"><span class="underline">Einbildungskraft</span></a> zu einem Heere celtischer Krieger vergrößert. Einige der ...<br /> -</li> - -<li> -... den Bericht über die <span class="underline">Schlache</span> in einem von Burt’s Briefen. Macpherson druckte einen ...<br /> -... den Bericht über die <a href="#corr-19"><span class="underline">Schlacht</span></a> in einem von Burt’s Briefen. Macpherson druckte einen ...<br /> -</li> - -<li> -... war indessen eine <span class="underline">vorteffliche</span> holländische Brigade unter dem Commando ...<br /> -... war indessen eine <a href="#corr-20"><span class="underline">vortreffliche</span></a> holländische Brigade unter dem Commando ...<br /> -</li> - -<li> -... waren vier Regimenter, ein <span class="underline">Cavalerie</span>regiment und drei Infanterieregimenter, ...<br /> -... waren vier Regimenter, ein <a href="#corr-21"><span class="underline">Cavallerie</span></a>regiment und drei Infanterieregimenter, ...<br /> -</li> - -<li> -... Infanterie, die er vom bothnischen Meerbusen bis zum <span class="underline">atlanischen</span> Ocean ...<br /> -... Infanterie, die er vom bothnischen Meerbusen bis zum <a href="#corr-22"><span class="underline">atlantischen</span></a> Ocean ...<br /> -</li> - -<li> -... ihren <span class="underline">französchen</span> Verbündeten unterhalten werden. ...<br /> -... ihren <a href="#corr-23"><span class="underline">französischen</span></a> Verbündeten unterhalten werden. ...<br /> -</li> - -<li> -... über seine Parteilichkeit für sein Adoptivvaterland murrte. Die <span class="underline">holländschen</span> ...<br /> -... über seine Parteilichkeit für sein Adoptivvaterland murrte. Die <a href="#corr-24"><span class="underline">holländischen</span></a> ...<br /> -</li> - -<li> -... sei; daß er <span class="underline">perremptorisch</span> auf einem Artikel bestehe, der allen Handelsverkehr ...<br /> -... sei; daß er <a href="#corr-25"><span class="underline">peremtorisch</span></a> auf einem Artikel bestehe, der allen Handelsverkehr ...<br /> -</li> - -<li> -... <span class="underline">Aliirten</span> gaben einer großen deutschen Truppenmacht in Serbien ...<br /> -... <a href="#corr-26"><span class="underline">Alliirten</span></a> gaben einer großen deutschen Truppenmacht in Serbien ...<br /> -</li> - -<li> -... der göttlichen Wahrheit <span class="underline">unterrrichtet</span> und durch göttliche Gnade beschützt ...<br /> -... der göttlichen Wahrheit <a href="#corr-27"><span class="underline">unterrichtet</span></a> und durch göttliche Gnade beschützt ...<br /> -</li> - -<li> -... <span class="underline">Auditorum</span> herbeiziehen, mußte sich damit begnügen, der Geistliche ...<br /> -... <a href="#corr-28"><span class="underline">Auditorium</span></a> herbeiziehen, mußte sich damit begnügen, der Geistliche ...<br /> -</li> - -<li> -... dies waren Ausnahmen. Betriebsame Armuth ist ein der <span class="underline">Tugen</span>haftigkeit ...<br /> -... dies waren Ausnahmen. Betriebsame Armuth ist ein der <a href="#corr-29"><span class="underline">Tugend</span></a>haftigkeit ...<br /> -</li> - -<li> -... Hochkirchlichen unter den Zurück<span class="underline">leibenden</span> waren Doctor Wilhelm Beveridge, ...<br /> -... Hochkirchlichen unter den Zurück<a href="#corr-30"><span class="underline">bleibenden</span></a> waren Doctor Wilhelm Beveridge, ...<br /> -</li> - -<li> -... die Regierung es weder gewagt hatte, die Uebel<span class="underline">häter</span> zu bestrafen, noch ...<br /> -... die Regierung es weder gewagt hatte, die Uebel<a href="#corr-31"><span class="underline">thäter</span></a> zu bestrafen, noch ...<br /> -</li> - -<li> -... Stande, die <span class="underline">aufsätzige</span> Demokratie zu beugen. Ihre Zahl war gering, ...<br /> -... Stande, die <a href="#corr-33"><span class="underline">aufsässige</span></a> Demokratie zu beugen. Ihre Zahl war gering, ...<br /> -</li> -</ul> -</div> - - - - - - - - - -<pre> - - - - - -End of the Project Gutenberg EBook of Geschichte von England seit der -Thronbesteigung Jakob's des Zweiten., by Thomas Babington Macaulay - -*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK GESCHICHTE VON ENGLAND *** - -***** This file should be named 51378-h.htm or 51378-h.zip ***** -This and all associated files of various formats will be found in: - http://www.gutenberg.org/5/1/3/7/51378/ - -Produced by Jens Sadowski and the Online Distributed -Proofreading Team at http://www.pgdp.net. - - -Updated editions will replace the previous one--the old editions -will be renamed. - -Creating the works from public domain print editions means that no -one owns a United States copyright in these works, so the Foundation -(and you!) can copy and distribute it in the United States without -permission and without paying copyright royalties. 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Redistribution is -subject to the trademark license, especially commercial -redistribution. - - - -*** START: FULL LICENSE *** - -THE FULL PROJECT GUTENBERG LICENSE -PLEASE READ THIS BEFORE YOU DISTRIBUTE OR USE THIS WORK - -To protect the Project Gutenberg-tm mission of promoting the free -distribution of electronic works, by using or distributing this work -(or any other work associated in any way with the phrase "Project -Gutenberg"), you agree to comply with all the terms of the Full Project -Gutenberg-tm License (available with this file or online at -http://gutenberg.org/license). - - -Section 1. General Terms of Use and Redistributing Project Gutenberg-tm -electronic works - -1.A. By reading or using any part of this Project Gutenberg-tm -electronic work, you indicate that you have read, understand, agree to -and accept all the terms of this license and intellectual property -(trademark/copyright) agreement. 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Information about the Project Gutenberg Literary Archive -Foundation - -The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit -501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the -state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal -Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification -number is 64-6221541. Its 501(c)(3) letter is posted at -http://pglaf.org/fundraising. Contributions to the Project Gutenberg -Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent -permitted by U.S. federal laws and your state's laws. - -The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S. -Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered -throughout numerous locations. Its business office is located at -809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email -business@pglaf.org. 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