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diff --git a/.gitattributes b/.gitattributes new file mode 100644 index 0000000..6833f05 --- /dev/null +++ b/.gitattributes @@ -0,0 +1,3 @@ +* text=auto +*.txt text +*.md text diff --git a/6831-8.txt b/6831-8.txt new file mode 100644 index 0000000..c029d06 --- /dev/null +++ b/6831-8.txt @@ -0,0 +1,1188 @@ +The Project Gutenberg EBook of Oden, by Gotthold Ephraim Lessing + +This eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and most +other parts of the world at no cost and with almost no restrictions +whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of +the Project Gutenberg License included with this eBook or online at +www.gutenberg.org. If you are not located in the United States, you'll have +to check the laws of the country where you are located before using this ebook. + +Title: Oden + +Author: Gotthold Ephraim Lessing + +Posting Date: October 2, 2014 [EBook #6831] +Release Date: November, 2004 +First Posted: January 28, 2003 + +Language: German + +Character set encoding: ISO-8859-1 + +*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK ODEN *** + + + + +Produced by Delphine Lettau and Gutenberg Project-DE + + + + + + + + + +This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt-DE. +That project is reachable at the web site http://gutenberg2000.de. + +Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE" +zur Verfügung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse +http://gutenberg2000.de erreichbar. + + + + +Oden + +Gotthold Ephraim Lessing + + + +alphabetisch nach Titeln sortiert + +Abschied eines Freundes +An Herr Gleim +An den Herrn N** +An seinen Bruder +Auf eine vornehme Vermählung +Der 24ste Jenner in Berlin +Der Eintritt des 1752sten Jahres +Der Eintritt des Jahres 1753 in Berlin +Der Eintritt des Jahres 1754 in Berlin +Der Eintritt des Jahres 1755 in Berlin +Der Tod eines Freundes +Ode auf den Tod des Marschalls von Schwerin, an den H. von Kleist +Orpheus +[Übersetzung der Ode des Horaz "Ad Barinen"] +[An Mäcen] +[Bruchstück einer Ode auf den Tod eines Freundes] + + + +Abschied eines Freundes + +Schon hast du, Freund, der letzten letzte Küsse +Auf nasse Wangen uns gedrückt; +Schon schon, beim Zaudern unentschloßner Füße, +Den schnellen Geist vorweg geschickt. + +Für uns dahin! Doch nein, dem Arm entführet, +Wirst du dem Herzen nicht entführt. +Dies Herz, o Freund, einmal von dir gerühret, +Bleibt ewig, trau! von dir gerührt. + +Erwarte nicht ein täuschend Wortgepränge, +Für unsre Freundschaft viel zu klein. +Empfindung haßt der Reime kalte Menge, +Und wünscht unausposaunt zu sein. + +Ein feuchter Blick sind ihre Zaubertöne; +Ein schlagend Herz ihr rührend Lied. +Sie schweigt beredt, sie stockt, sie stammelt schöne, +Ums stärkre Wort umsonst bemüht. + +Es winken dir beneidenswerte Fluren, +Nur unsers Neides minder wert. +Zieh hin! und find auch da der Vorsicht goldne Spuren, +Um dich besorgt, von dir verehrt. + +Dort* herrscht die Ruh, dort ist der Lärm vergangen, +Der hier** noch Musen stören darf, +Seit Pallas gern, auf Friederichs Verlangen, +Die spitze Lanze von sich warf. + +* Halle. + +** Wittenberg. + + + +An Herr Gleim + +Umsonst rÜstet Kalliope den Geist ihres Lieblings zu hohen Liedern; +zu Liedern von Gefahren und Tod und heldenmütigem Schweiße. + +Umsonst; wenn das Geschick dem Lieblinge den Held versagt, und beide +in verschiednen Jahrhunderten, oder veruneinigten LÄndern geboren +werden. + +Mit Dir, Gleim, ward es so nicht! Dir fehlt weder die Gabe den +Helden zu singen, noch der Held. Der Held ist Dein KÖnig! + +Zwar sang Deine frohe Jugend, bekränzt vom rosenwangigten Bacchus, +nur von feindlichen Mädchen, nur vom streitbaren Kelchglas. + +Doch bist Du auch nicht fremd im Lager, nicht fremd vor den +feindlichen Wällen und unter brausenden Rossen. + +Was hält Dich noch? Singe ihn, Deinen König! Deinen tapfern, doch +menschlichen; Deinen schlauen, doch edeldenkenden Friedrich! + +Singe ihn, an der Spitze seines Heers; an der Spitze ihm ähnlicher +Helden; soweit Helden den Göttern ähnlich sein können. + +Singe ihn, im Dampfe der Schlacht; wo er, gleich der Sonne unter den +Wolken, seinen Glanz, aber nicht seinen Einfluß verlieret. + +Singe ihn, im Kranze des Siegs; tiefsinnig auf dem Schlachtfelde, mit +tränendem Auge unter den Leichnamen seiner verewigten Gefährten. + +Du weißt, wie Du ihn am besten singen sollst. Ich will unterdes mit +äsopischer Schüchternheit, ein Freund der Tiere, stillere Weisheit +lehren.-Ein Märchen vom blutigen Tiger, der, als der sorglose Hirt +mit Chloris und dem Echo scherzte, die arme Herde würgte und +zerstreute. + +Unglücklicher Hirte! Wenn wirst Du die zerstreuten Lämmer wieder um +Dich versammeln? Wie rufen sie so ängstlich im Dornengehecke nach +Dir! + + + +An den Herrn N** + +Freund, noch sind ich und du dem Glücke +Ein leichter Schleiderball. +Und doch belebt auf seine Tücke +Kein beißend Lied den Widerhall? + +Der Tor gedeiht, der Spötter steiget, +Dem Bösen fehlt kein Heil. +Verdienst steht nach, und fühlt gebeuget +Ein lohnend Amt dem Golde feil. + +Auf, Freund! die Geißel zu erfassen, +Die dort vermodern will. +Seit Juvenal sie fallen lassen, +Liegt sie, Triumph ihr Laster! still. + +Geduld! Schon rauscht sie durch die Lüfte, +Blutgierig rauscht sie her! +Verbergt, verbergt die bloße Hüfte! +Ein jeder Schmiß ein giftger Schwär! + +Erst räche dich, dich Freund der Musen. +Du rächest sie in dir! +Doch dann auch mich, in dessen Busen +Ein Geist sich regt, zu gut für hier. + +Vielleicht, daß einst in andern Welten +Wir minder elend sind. +Die Tugend wird doch irgends gelten. +Das Gute kömmt nicht gern geschwind. + + + +An seinen Bruder + +Auch dich hat, da du wardst geboren, +Die Muse lächelnd angeblickt; +Auch du hast dich dem Schwarm der Toren +Auf jungen Flügeln kühn entrückt! + +Ihm nach, dem Liebling des Mäcenen! +Ihm nach, sein Name sporne dich! +Er lehrte dich, das Laster höhnen; +Er mache dich ihm fürchterlich! + +Oh! schnitten wir mit gleichem Fluge +Die Lüfte durch zur Ewigkeit! +Oh! schilderte mit einem Zuge +Zwei Brüder einst die Richterzeit! + +"Die zwei", so soll die Nachwelt sprechen, +"Betaumelte kein Modewahn, +Die Sprache schön zu radebrechen, +Zu stolz für eine Nebenbahn." + +Betritt der Alten sichre Wege! +Ein Feiger nur geht davon ab. +Er suchet blumenreichre Stege, +Und findet seines Ruhmes Grab. + +Doch lerne früh das Lob entbehren, +Das hier die Scheelsucht vorenthält. +Gnug, wann versetzt in höhre Sphären, +Ein Nachkomm uns ins Helle stellt! + + + +Auf eine vornehme Vermählung + +Paar, das, vom Glück geliebt, auch Liebe glücklich macht,-- +Sie, die ein fühlend Herz, und nicht die Ahnen schätzet, +Und nicht der Würden saure Pracht, +Und nicht der Taten Glanz, die man in Marmor ätzet-- +Er kömmt, hier ist er schon, der schönste deiner Tage, +Der schönste, weil die Lieb ihn schmückt, +Und ihr erfüllter Wunsch der Hoffnung süße Plage +Im Wechselkuß erstickt. + +Dort in Aurorens Reich, am Quell vom ewgen Licht, +Wo unsre Tage stehn, die Wieg und Grab umgrenzen-- +Ein sterblich Auge zählt sie nicht-- +Dort sah, Beglückte glaubts, der Dichter eure glänzen! +Schnell hob sich dieser Tag, kenntbar am Rosenkranze, +Aus der gemeinen Tage Schar. +Es wuchs sein Glanz, und wuchs und überstieg am Glanze +Den Tag, der euch gebar. + +So wie ein Bach, der in der Wüste schleicht, +Vergebens sein Krystall auf lauter Kieseln rollet, +Wenn ihn der Wandrer nicht erreicht, +Dem er den süßen Trunk, und dann das Schlaflied zollet: +So fließt in kalter Still, in ungenoßnen Stunden, +In Tagen, die Verdruß umhüllt, +Das faule Leben fort, die traurigen Sekunden,-- +Wenn sie nicht Liebe füllt. + +Fühlt ihr es, selig Paar? Und selig, wer es fühlt! +Der Mensch, sich selbst ein Feind, kehrt oft den blinden Rücken +Der Wollust zu, auf die er zielt, +Sucht in Zerstreuung Ruh, und Ruhm in Bubenstücken. +Seht sie, vom Traum getäuscht, in Sorg und Lüsten schweben, +Dem fräßgen Strudel unsrer Zeit! +Dann wägt ihr Glück und sagt: Gebt ihr für all ihr Leben +So einen Tag als heut? + +Dort sinnt, in banger Nacht, ein Sklav von flüchtgem Ruhm +Von Amt auf Ämter hin. Der Märtyrer der Titel, +Des kranken Wahnes Eigentum, +Schämt sich, vor lauter Ehr, auch nicht entehrter Mittel. +Hier häuft der bleiche Geiz das Geld zur eignen Plage, +Und atmet kaum vor Hunger mehr. +Sagt, liebend Paar, gebt ihr für ihre ganzen Tage +So einen Tag, als der? + +Er selbst, der kühne Held, wenn er vom Kriegsgott glüht-- +Du weißt es, Bräutigam!--sprich, wenn im blutgen Streite +Er starr mit einem Blicke sieht +Vor sich den wilden Tod, und Ewigkeit zur Seite; +Wenn er, da über ihm die Himmel Famen hören, +Für Friedrichen und durch ihn siegt-- +Bist du--gesteh es nur der Menschlichkeit zu Ehren-- +So schön, als jetzt vergnügt? + +O Braut, preß ihm dies Nein--vermag dein Reiz es doch-- +Aus der bewegten Brust. Und ja, dir wird ers sagen. +Der sanften Lieb unschimpflich Joch +Ward auch vom Tapfersten im Lorbeerkranz getragen. +Nur tolle Härte wähnt, es trät ein zärtlich Herze +Dem Mut, dem stählern Mut, zu nah. +Er selbst, der Krieger Gott, voll Blut und Staub und Schwärze, +Mars kennt Cytheren ja. + +Den Prunk der großen Welt, und die verlarvte Stadt +Floh zwar seit langer Zeit die Gottheit holder Liebe. +Wo Buhlerei den Tempel hat, +Sind, die Verliebte sind, Verräter oder Diebe. +Sie floh zur stillen Flur, wo, bei gelaßner Jugend, +Die Einfalt Schöne schöner macht. +Da brannt ihr Rauchaltar!--Doch jüngst hat sie die Tugend +Zu euch zurück gebracht. + +Sie kam. Ich sah den Zug; ein Dichter sieht ihn nur. +Der Frühling, vor ihr her, verscheuchte Frost und Wetter, +Und Weste folgten ihrer Spur, +Und in den Westen lacht ein Schwarm der Liebesgötter. +Es führten Tugend sie und Lust in enger Mitten, +Lust, welche nie der Liebe fehlt, +Und nie die Tugend haßt; und unter ihren Tritten +Ward auch der Stein beseelt. + +Zu euch, glückselig Paar, zu euch zog dieser Zug. +Verbergt die Göttin nicht! Sie glüht in euren Blicken; +(Die sind sie zu verraten gnug,) +Sie, die euch mehr beglückt, als Schätz und Stand beglücken. +Verbergt die Liebe nicht! Das Laster mag sie hassen, +Denn das soll ewig sich nicht freun. +Wie traurig wird die Flur, die sie um euch verlassen, +Den Schäferinnen sein! + + + +Der 24ste Jenner in Berlin + +Welch leichter Morgentraum ließ, auf den heilgen Höhen, +Der Musen Fest _um Friedrichs_ Bild +Mich bei Aurorens Glanz mit frommem Schauer sehen, +Der noch, der noch die Seele füllt. + +Ein Traum? nein, nein, kein Traum. Ich sah mit wachem Sinne +Die Musen tanzten darum her. +Wach ward ich nah dabei Cäsars und Solons inne, +Doch keinen, daß er neidisch wär. + +Ein süßer Silberton durchzitterte die Lüfte, +Bis in des Ohres krummen Gang; +Die Blumen brachen auf, und streuten Balsamdüfte; +Der Berg lag lauschend; Klio sang: + +"Heil dir! festlicher Tag, der unsern Freund geboren. +Ein König, Schwestern, unser Freund! +Heil dir! uns neues Reich, zum Schauplatz ihm erkoren, +Dem frommen Krieger, niemands Feind! + +Laßt freudig um sein Bild, voll Majestät in Blicken, +Der Tänze Hieroglyphen ziehn! +Einst, Schwestern, tanzen wir, mit trunkenerm Entzücken, +Einst, freut euch, tanzen wir um ihn!" + +Einst tanzen wir um ihn? Prophetin banger Schrecken! +Nie werde dieses Wort erfüllt! +Nie mög ein Morgenrot zu diesem Glück euch wecken! +Tanzt, Musen, ewig um sein Bild! + + + +Der Eintritt des 1752sten Jahres + +Im Spiel, dem Huld und Macht +Die Welt zur Bühne gab, das Weisheit ausgedacht, +In diesem Spiel zur kurzen Szen erlesen, +Jahr! Zeit, für Sterbliche gewesen! +Für ihn, der eh du kamst, dich als gekommen sah, +Für Gott noch da! + +So wie ein Strom, der aus der Erde bricht, +Und wenig Meilen rollt, und wieder sich verkriecht, +Bist du, aus der du dich ergossen, +Zur Ewigkeit,--die Gott, mit aller Welten Last, +Im Zipfel seines Kleides faßt,-- +Zur Ewigkeit zurück geflossen. + +Vom Dürftigen verseufzt, mit tränenvollen Blicken +Des Reuenden verfolgt, zurück gewünscht vom Tor, +Vom Glücklichen erwähnt mit trunkenem Entzücken: +Jahr, welche Botschaft von der Erde,-- +Jetzt unwert jenes Rufs: Sie werde!-- +Bringst du dem Himmel vor? + +Botschaft ach! vom Triumph des Lasters über Tugend, +Hier vordem ihrem liebsten Sitz; +Von Vätern böser Art; Botschaft von schlimmrer Jugend; +Von Feinden Gottes, stolz auf Witz; +Botschaft von feiler Ehr, womit die Schmach sich schmücket; +Von ungerechtem Recht, das arme Fromme drücket. + +Botschaft, daß die Natur längst unsrer müde worden, +Die dort mit Flüssen Feuers schreckt, +Das paradiesische Gefilde überdeckt, +Und dort, geschäftig im Ermorden, +Der aufgebotnen Pest +Die giftgen Schwingen schütteln läßt. + +Botschaft von hingerißnen Göttern +Der einst durch sie regierten Welt; +Botschaft von finstern Kriegeswettern, +Die hier ein Gott zurücke hält, +Und dort ein Gott, der grausamer verfährt, +Mit immer neuen Blitzen nährt. + +Doch Botschaft auch von einem Lande, +Wo _Friederich_ den weichen Zepter führt, +Und Ruh und Glück, im schwesterlichen Bande, +Die Schwellen seines Thrones ziert; +Des Thrones, ungewiß, ob ihn mehr Vorsicht schützt, +Als Liebe stützt. + +O ihr, die _Friedrich_ liebt, weil er geliebt will sein, +Ihr Völker jauchzt ihm zu! Der Himmel stimmet ein. +Auf! strebt, daß er mit diesem Jahre, +Wenn er sie jetzt nicht schon erfährt, +Die wichtge Botschaft froh erfahre: +Ihr wäret eures _Friedrichs_ wert. + + + +Der Eintritt des Jahres 1753 in Berlin + +Wie zaudernd ungern sich die Jahre trennen mochten, +Die eine Götterhand +Durch Kränze mancher Art, mit Pracht und Scherz durchflochten, +Uns ineinander wand! + +So träg, als hübe sich ein Adler in die Lüfte, +Den man vom Raube scheucht: +Noch schwebt er drüber her, und witternd fette Düfte, +Entflieht er minder leicht. + +Welch langsam Phänomen durchstreicht des Äthers Wogen, +Dort wo Saturn gebeut? +Ist es? Es ists, das Jahr, das reuend uns entflogen, +Es fliegt zur Ewigkeit. + +Das reuend uns entflog, Dir _Friedrich_ zuzusehen, +Kein Säkulum zu sein; +Mit Deinem ganzen Ruhm belastet fort zu gehen, +Und sich der Last zu freun. + +Noch oft soll manches Jahr so traurig von uns fliegen, +Noch oft, zu unserm Glück. +Vom Himmel bist Du, Herr, zu uns herabgestiegen; +Kehr spät! kehr spät zurück! + +Laß Dich noch lange, Herr, den Namen Vater reizen, +Und den: _menschlicher Held!_ +Dort wird der Himmel zwar nach seiner Zierde geizen; +Doch hier braucht Dich die Welt. + +Noch seh ich mich für Dich mit raschen Richteraugen +Nach einem Dichter um. +Dort einer! hier und da! Sie taugen viel, und taugen +Doch nichts für Deinen Ruhm. + +Ist er nicht etwa schon und singt noch wenig Ohren, +Weil er die Kräfte wiegt: +So werd er dieses Jahr, der seltne Geist, geboren, +Der diesen Kranz erfliegt. + +Wenn er der Mutter dann sich leicht vom Herzen windet, +O Muse, lach ihn an! +Damit er Feur und Witz dem Edelmut verbindet, +Poet und Biedermann. + +Hört! oder täuschen mich beliebte Rasereien? +Nein, nein, ich hör ihn schon. +Der Heere ziehend Lärm sind seine Melodeien, +Und _Friedrich_ jeder Ton! + + + +Der Eintritt des Jahres 1754 in Berlin + +Wem tönt dies kühnre Lied? dies Lied, zu wessen Lobe, +Hört es noch manche späte Welt? +Hier steh ich, sinne nach, und glüh und stampf und tobe, +Und suche meiner Hymnen Held. + +Wer wird es sein? Vielleicht im blutgen Panzerkleide +Des Krieges fürchterlicher Gott? +Um ihn tönt durch das Feld gedungner Krieger Freude, +Und der Erwürgten lauter Tod. + +Wie, oder ists vielmehr in fabellosen Zeiten +Ein neuer göttlicher Apoll, +Der, schwer entbehrt, mit schnell zurückberufnen Saiten +Den Himmel wieder füllen soll? + +Wo nicht, so werde der der Vorwurf meiner Lieder, +Der sich als Themis' Rächer wies, +Und dessen frommes Schwert der giftgen Zanksucht Hyder +Nur drei von tausend Köpfen ließ. + +Doch ihn, Apoll und Mars, in _Friedrichen_ vereinet, +Vereine, mein Gesang, auch du! +Wann einst ein junger Held bei seinem Grabe weinet, +So zähl ihm seine Taten zu! + +Fang an von jenem Tag--Doch, welch ein neues Feuer +Reißt mich vom niedern Staub empor? +Auch Könige sind Staub! Seid ihnen treu; dem treuer, +Der sie zu besserm Staub erkor. + +Wer wird, voll seines Geists, mir seinen Namen melden? +Sein Nam ist ihm allein bewußt. +Er ist der Fürsten Fürst, er ist der Held der Helden; +Er füllt die Welt und meine Brust. + +Er rief sie aus des Nichts nur ihm folgsamem Schlunde; +Er ruft sie noch, daß sie besteht. +Sie bebt, sie wankt, so oft ein Hauch aus seinem Munde +Den Fluch in ihre Sphären weht. + +O dreimal Schrecklicher!--doch voller Quell des Guten, +Du bist der Schreckliche nicht gern. +Den weiten Orient zerfleischen deine Ruten; +Uns, Vater, zeigst du sie von fern. + +Wie, daß des Undanks Frost die trägen Lippen bindet, +Volk, dem er Heil, wie Flocken, gibt! +Ihm dank es, wenn ein Jahr in süßer Ruh verschwindet; +Ihm dank es, daß dich _Friedrich_ liebt. + + + +Der Eintritt des Jahres 1755 in Berlin + +Wunsch, der du in der Brust geheimer Lieblingssünden +Geheimes Werkzeug bist, +Das oft ein lauter Freund--wer kann das Herz ergründen?-- +Ein stiller Mörder ist; + +Durch Laster, Torheit, Wahn zu sehr, zu sehr entweihet, +Braucht keine Muse dich; +Die feile wär es denn, die um den Pöbel freiet, +Und singt sich lächerlich. + +Jüngst als Kalliope den Hain und Aganippen +Um ihren Helden mied, +Und zog auf Sanssouci, erklang von ihren Lippen +Ein _prophezeiend_ Lied. + +"Noch lange wird dies Land, mit den erfochtnen Staaten, +Im Schoß des Friedens ruhn; +Denn sein Beschützer trägt die Lorbeern großer Taten, +Um größere zu tun. + +Er braucht den Sieg als Sieg, macht Kunst und Handel rege +Und zeichnet jedes Lauf."-- +Sie schwieg, und plötzlich stieß, zur Linken an dem Wege, +Ein rascher Adler auf. + +Dem segnete sie nach mit heiligem Entzücken +Und aufgehobner Hand, +Bis er, am Ziel des Flugs, vor ihren schärfern Blicken, +Dem Thron des Zeus, verschwand. + + + +Der Tod eines Freundes + +Hat, neuer Himmelsbürger, sich +Dein geistig Ohr nicht schon des Klagetons entwöhnet, +Und kann ein banges Ach um dich, +Das hier und da ein Freund bei stillen Tränen stöhnet, +Dir unterm jauchzenden Empfangen +Der bessern Freunde hörbar sein, +So sei nicht für die Welt, mit unserm Schmerz zu prangen, +Dies Lied: es sei für dich, für dich allein! + +Wann war es, da auch dich noch junge Rosen zierten? +(Doch nein, die Rosen ziertest du!) +Da Freud und Unschuld dich, im Tal der Hoffnung, führten +Dem Alter und der Tugend zu? +Gesichert folgten wir: als schnell aus schlauen Hecken +Der Unerbittliche sich wies, +Und dich, den Besten, uns zu schrecken, +Nicht dich zu strafen, von uns riß. + +Wie ein geliebtes Weib vom steilen Ufer blicket +Dem Schiffe nach, das ihre Kron entreißt: +Sie steht, ein Marmorbild, zu Stunden unverrücket; +In Augen ist ihr ganzer Geist: +So standen wir betäubt und angeheftet, +Und sannen dir mit starren Sinnen nach, +Bis sich der Schmerz durch Schmerz entkräftet, +Und strömend durch die Augen brach. + +Was weinen wir? Gleich einer Weibersage, +Die im Entstehn schon halb vergessen ist, +Flohst du dahin!--Geduld! noch wenig Tage, +Und wenige dazu, so sind wir, was du bist. +Ja, wenn der Himmel uns die Palme leicht erringen, +Die Krone leicht ersiegen läßt, +So werden wir, wie du, das Alter überspringen, +Des Lebens unschmackhaften Rest. + +Was wartet unser?--Ach! ein unbelohnter Schweiß, +Im Joch des Amts bei reifen Jahren, +Für andrer Wohl erschöpft, als unbrauchbarer Greis +Hinunter in die Gruft zu fahren. +Doch deiner wartet?--Nein! was kannst du noch erwarten +Im Schoß der vollen Seligkeit? +Nur wir, auf blindes Glück, als Schiffer ohne Karten, +Durchkreuzen ihn, den faulen Pfuhl der Zeit. + +Vielleicht--noch ehe du dein Glücke wirst gewohnen, +Noch ehe du es durchempfunden hast-- +Flieht einer von uns nach in die verklärten Zonen, +Für dich ein alter Freund, und dort ein neuer Gast. +Wen wird--verborgner Rat!--die nahe Reise treffen +Aus unsrer jetzt noch frischen Schar? +O Freunde, laßt euch nicht von süßer Hoffnung äffen! +Zum Wachsamsein verbarg Gott die Gefahr. + +Komm ihm, wer er auch sei, verklärter Geist, entgegen, +Bis an das Tor der bessern Welt, +Und führ ihn schnell, auf dir dann schon bekannten Wegen, +Hin, wo die Huld Gerichte hält. +Wo um der Weisheit Thron der Freundschaft Urbild schwebet, +In seraphinschem Glanze schwebt; +Verknüpft uns einst ein Band, ein Band von ihr gewebet; +Zur ewgen Dauer fest gewebt! + + + +Ode auf den Tod des Marschalls von Schwerin, an den H. von Kleist. + +Zu frÜh wÄr es, viel zu früh, wenn schon jetzt, den güldnen Faden +Deines Lebens zu trennen, der blutige Mars, oder die donnernde +Bellona, der freundlich saumseligen Klotho vorgriff! + +Der nur falle so jung, der in eine traurige, Öde Wüste hinaus sieht, +in künftige Tage, leer an Freundschaft und Tugend, leer an großen +Entwürfen zur Unsterblichkeit: + +Nicht Du, o Kleist; der Du so manchen noch froh und glücklich zu +machen wünschest--Zwar schon solche Wünsche sind nicht die kleinsten +edler Taten-Nicht Du, dem die vertrauliche Muse ins Stille winkt--Wie +zürnt sie auf mich, die Eifersüchtige, daß ich die waffenlosen +Stunden Deiner Erholung mit ihr teile! + +Dir zu gefallen, hatte sie dem Lenze seinen schönsten Schmuck von +Blumen und Perlen des Taues entlehnet; gleich der listigen Juno den +Gürtel der Venus. + +Und nun lockt sie Dich mit neuen Bestechungen. Sieh! In ihrer +Rechte blitzt das tragische Szepter; die Linke bedeckt das weinende +Auge, und hinter dem festlichen Schritte wallt der königliche Purpur. + +Wo bin ich? Welche Bezaubrung!--Letzte Zierde des ausgearteten Roms! +--Dein Schüler; Dein Mörder!--Wie stirbt der Weise so ruhig! so gern! +--Ein williger Tod macht den Weisen zum Helden, und den Helden zum +Weisen. + +Wie still ist die fromme Versammlung!--Dort rollen die Kinder des +Mitleids die schönen Wangen herab; hier wischt sie die männliche Hand +aus dem weggewandten Auge. + +Weinet, ihr Zärtlichen! Die Weisheit sieht die Menschen gern weinen! +--Aber nun rauscht der Vorhang herab! Klatschendes Lob betäubt mich, +und überall murmelt die Bewundrung: Seneka und Kleist! + +Und dann erst, o Kleist, wenn Dich auch diese Lorbeern, mit der +weißen Feder, nur uns Dichtern sichtbar durchflochten, wenn beide +Deinen Scheitel beschatten--Wenn die liebsten Deiner Freunde nicht +mehr sind-Ich weiß es, keiner von ihnen wird Dich gern +überleben--Wenn Dein Gleim nicht mehr ist--Außer noch in den Händen +des lehrbegierigen Knabens, und in dem Busen des spröden Mädchens, +das mit seinem Liede zu Winkel eilet-Wenn der redliche Sulzer ohne +Körper nun denkt--Hier nur noch der Vertraute eines künftigen +Grüblers, begieriger die Lust nach Regeln zu meistern, als sie zu +schmecken. + +Wenn unser lächelnder Rammler sich tot kritisierst--Wenn der +harmonische Krause nun nicht mehr, weder die Zwiste der Töne, noch +des Eigennutzes schlichtet-Wenn auch ich nicht mehr bin--Ich, Deiner +Freunde spätester, der ich, mit dieser Welt weit besser zufrieden, +als sie mit mir, noch lange sehr lange zu leben denke-Dann erst, o +Kleist, dann erst geschehe mit Dir, was mit uns allen geschah! Dann +stirbst Du; aber eines edlern Todes; für Deinen König, für Dein +Vaterland, und wie Schwerin! + +O des beneidenswürdigen Helden!--Als die Menschheit in den Kriegern +stutzte, ergriff er mit gewaltiger Hand das Panier.--Folgt mir! rief +er, und ihm folgten die Preußen. + +Und alle folgten ihm zum Ziele des Siegs! Ihn aber trieb allzuviel +Mut bis jenseit der Grenzen des Sieges, zum Tode! Er fiel, und da +floß das breite Panier zum leichten Grabmal über ihn her. + +So stürzte der entsäulte Palast, ein schreckliches Monument von +Ruinen, und zerschmetterten Feinden, über dich, Simson, zusammen! So +ward dein Tod der herrlichste deiner Siege! + + + +Orpheus + +Orpheus, wie man erzählt, stieg seine Frau zu suchen in die Hölle +herab. Und wo anders, als in der Hölle, hätte Orpheus auch seine +Frau suchen sollen? + +Man sagt, er sei singend herabgestiegen. Ich zweifle im geringsten +nicht daran; denn solange er Witwer war, konnte er wohl vergnügt sein +und singen. + +Berge, Flüsse, und Steine folgten seinen Harmonien nach; und wenn er +auch noch so schlecht gesungen hätte, so wären sie ihm doch +nachgefolgt. + +Als er ankam und seine Absicht entdeckte, hörten alle Martern auf. +Und was könnten für einen so dummen Ehemann wohl noch für Martern +übrig sein? + +Endlich bewog seine Stimme das taube Reich der Schatten; ob es gleich +mehr eine Züchtigung als eine Belohnung war, daß man ihm seine Frau +wiedergab. + + + +[Übersetzung der Ode des Horaz "Ad Barinen"] + +Ode 8. Lib. II. + +Hätte dich je des verwirkten Meineids Strafe getroffen; würde nur +einer deiner Zähne schwarz; nur einer deiner Nägel häßlicher; so +wollt ich dir glauben, + +Kaum aber hast du das treulose Haupt mit falschen Gelübden verstrickt; +so blühst du weit schöner auf, und trittst stolz einher, aller +Jünglinge sehnlichstes Augenmerk. + +Dir steht es frei, der Mutter beigesetzte Asche, die stillen Gestirne +der Nacht, und den ganzen Himmel, und alle unsterblichen Götter zu +täuschen. + +Venus selbst, wie gesagt, lachet darüber; die guten Nymphen lachen; +es lachet der immer brennende Pfeile auf blutigem Wetzstein +schleifende, strenge Kupido. + +Noch mehr: nur dir reitet die Jugend alle, nur dir wachsen in ihr +immer neue Sklaven auf; und noch können die Alten dich, ihre +gewissenlose Gebieterin, nicht meiden, so oft sie es auch gedroht. + +Dich fürchten die Mütter für ihre Söhne; dich fürchten die geizigen +Alten; dich fürchten die armen nur erst verheirateten Mädchen, um +deren Männer es geschehen ist, wenn sie einmal deine Spur finden. + +"Ad Barinen" wird die Ode überschrieben. Diese Barine war ohne +Zweifel eine Freigelassene, welche das Handwerk einer Buhlerin trieb. +Tan. Faber hat diesen Namen in Carine verwandeln wollen, weil +Barine weder griechisch noch lateinisch sei; und Dacier billiger +diese Veränderung. Konnte aber eine Sklavin, welches Barine gewesen +war, nicht leicht aus einem barbarischen Lande, von barbarischen +Eltern entsprossen sein? + + + +[An Mäcen] + +Du, durch den einst Horaz lebte, dem Leben ohne Ruhe, ohne +Bequemlichkeit, ohne Wein, ohne den Genuß einer Geliebten kein Leben +gewesen wäre; du, der du jetzt durch den Horaz lebst; denn ohne Ruhm +in dem Gedächtnisse der Nachwelt leben, ist schlimmer als ihr gar +unbekannt zu sein; + +Du, o Mäcen, hast uns deinen Namen hinterlassen, den die Reichen und +Mächtigen an sich reißen, und die hungrigen Skribenten verschenken; +aber hast du uns auch von dir etwas mehr als den Namen gelassen? + +Wer ists in unsern eisern Tagen, hier in einem Lande, dessen +Einwohner von innen noch immer die alten Barbaren sind, wer ist es, +der einen Funken von deiner Menschenliebe, von deinem tugendhaften +Ehrgeize, die Lieblinge der Musen zu schützen, in sich häge? + +Wie habe ich mich nicht nach einem nur schwachen Abdrucke von dir +umgesehen? Mit den Augen eines Bedürftigen umgesehen! Was für +scharfsichtige Augen! + +Endlich bin ich des Suchens müde geworden, und will über deine +Afterkopien ein bitteres Lachen ausschütten. + +Dort, der Regent, ernährt eine Menge schöner Geister, und braucht sie +des Abends, wenn er sich von den Sorgen des Staats durch Schwänke +erholen will, zu seinen lustigen Räten. Wieviel fehlt ihm, ein Mäcen +zu sein! + +Nimmermehr werde ich mich fähig fühlen, eine so niedrige Rolle zu +spielen; und wenn auch Ordensbänder zu gewinnen stünden. + +Ein König mag immerhin über mich herrschen; er sei mächtiger, aber +besser dünke er sich nicht. Er kann mir keine so starken +Gnadengelder geben, daß ich sie für wert halten sollte, +Niederträchtigkeiten darum zu begehen. + +_Corner_, der Wollüstling, hat sich in meine Lieder verliebt. Er +hält mich für seinesgleichen. Er sucht meine Gesellschaft. Ich +könnte täglich bei ihm schmausen, mich mit ihm umsonst betrinken, und +umsonst auch die teuerste Dirne umfangen; wenn ich nur mein Leben +nicht achtete; und ihn als einen zweiten Anakreon preisen wollte. +Ein Anakreon, daß es den Himmel erbarme! welcher das Podagra und die +Gicht hat, und noch eine andre Krankheit von der man zweifelt, ob sie +Columbus aus Amerika gebracht hat. + + + +[Bruchstück einer Ode auf den Tod eines Freundes] + +Die ich dich nie dem Chor unschuldger Scherze raubte, +Und schwer beklemmt zu bangen Klagen rief, +Die Rosen heut, o Muse, von dem Haupte, +Das gestern noch im Schoß der frohen Jugend schlief; +Und aus der freien Rechte +Den fürchterlichen Stab, +Den, als der Pindus jüngst in Libers Laube zechte, +Dir der vergnügte Wirt zum Freundschaftspfande gab; +Reiß schnell, der Weste Spiel, das flatternde Gewand +In schmutzig unachtsame Falten! +Und trenn mit ungestümer Hand +Die Perlenschnur, bestimmt das güldne Haar zu halten. + +*** + +Nun nimm sie hin, die mir getreuen Saiten, +Und stimme sie zum Trauerten herab, +Zum Ton geschickt die Seufzer zu begleiten, +Und fromm zu schallen um ein Grab. + + + + + + + + + +End of the Project Gutenberg EBook of Oden, by Gotthold Ephraim Lessing + +*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK ODEN *** + +***** This file should be named 6831-8.txt or 6831-8.zip ***** +This and all associated files of various formats will be found in: + http://www.gutenberg.org/6/8/3/6831/ + +Produced by Delphine Lettau and Gutenberg Project-DE +Updated editions will replace the previous one--the old editions will +be renamed. + +Creating the works from print editions not protected by U.S. copyright +law means that no one owns a United States copyright in these works, +so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United +States without permission and without paying copyright +royalties. 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Redistribution is subject to the +trademark license, especially commercial redistribution. + +START: FULL LICENSE + +THE FULL PROJECT GUTENBERG LICENSE +PLEASE READ THIS BEFORE YOU DISTRIBUTE OR USE THIS WORK + +To protect the Project Gutenberg-tm mission of promoting the free +distribution of electronic works, by using or distributing this work +(or any other work associated in any way with the phrase "Project +Gutenberg"), you agree to comply with all the terms of the Full +Project Gutenberg-tm License available with this file or online at +www.gutenberg.org/license. + +Section 1. General Terms of Use and Redistributing Project +Gutenberg-tm electronic works + +1.A. By reading or using any part of this Project Gutenberg-tm +electronic work, you indicate that you have read, understand, agree to +and accept all the terms of this license and intellectual property +(trademark/copyright) agreement. 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It +exists because of the efforts of hundreds of volunteers and donations +from people in all walks of life. + +Volunteers and financial support to provide volunteers with the +assistance they need are critical to reaching Project Gutenberg-tm's +goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will +remain freely available for generations to come. In 2001, the Project +Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure +and permanent future for Project Gutenberg-tm and future +generations. To learn more about the Project Gutenberg Literary +Archive Foundation and how your efforts and donations can help, see +Sections 3 and 4 and the Foundation information page at +www.gutenberg.org Section 3. Information about the Project Gutenberg +Literary Archive Foundation + +The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit +501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the +state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal +Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification +number is 64-6221541. Contributions to the Project Gutenberg Literary +Archive Foundation are tax deductible to the full extent permitted by +U.S. federal laws and your state's laws. + +The Foundation's principal office is in Fairbanks, Alaska, with the +mailing address: PO Box 750175, Fairbanks, AK 99775, but its +volunteers and employees are scattered throughout numerous +locations. Its business office is located at 809 North 1500 West, Salt +Lake City, UT 84116, (801) 596-1887. Email contact links and up to +date contact information can be found at the Foundation's web site and +official page at www.gutenberg.org/contact + +For additional contact information: + + Dr. Gregory B. Newby + Chief Executive and Director + gbnewby@pglaf.org + +Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg +Literary Archive Foundation + +Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide +spread public support and donations to carry out its mission of +increasing the number of public domain and licensed works that can be +freely distributed in machine readable form accessible by the widest +array of equipment including outdated equipment. Many small donations +($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt +status with the IRS. + +The Foundation is committed to complying with the laws regulating +charities and charitable donations in all 50 states of the United +States. 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Donations are accepted in a number of other +ways including checks, online payments and credit card donations. To +donate, please visit: www.gutenberg.org/donate + +Section 5. General Information About Project Gutenberg-tm electronic works. + +Professor Michael S. Hart was the originator of the Project +Gutenberg-tm concept of a library of electronic works that could be +freely shared with anyone. For forty years, he produced and +distributed Project Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of +volunteer support. + +Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed +editions, all of which are confirmed as not protected by copyright in +the U.S. unless a copyright notice is included. Thus, we do not +necessarily keep eBooks in compliance with any particular paper +edition. + +Most people start at our Web site which has the main PG search +facility: www.gutenberg.org + +This Web site includes information about Project Gutenberg-tm, +including how to make donations to the Project Gutenberg Literary +Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to +subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks. + diff --git a/6831-8.zip b/6831-8.zip Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..d5b98ca --- /dev/null +++ b/6831-8.zip diff --git a/LICENSE.txt b/LICENSE.txt new file mode 100644 index 0000000..6312041 --- /dev/null +++ b/LICENSE.txt @@ -0,0 +1,11 @@ +This eBook, including all associated images, markup, improvements, +metadata, and any other content or labor, has been confirmed to be +in the PUBLIC DOMAIN IN THE UNITED STATES. + +Procedures for determining public domain status are described in +the "Copyright How-To" at https://www.gutenberg.org. + +No investigation has been made concerning possible copyrights in +jurisdictions other than the United States. Anyone seeking to utilize +this eBook outside of the United States should confirm copyright +status under the laws that apply to them. diff --git a/README.md b/README.md new file mode 100644 index 0000000..bc4a459 --- /dev/null +++ b/README.md @@ -0,0 +1,2 @@ +Project Gutenberg (https://www.gutenberg.org) public repository for +eBook #6831 (https://www.gutenberg.org/ebooks/6831) diff --git a/old/7oden10.txt b/old/7oden10.txt new file mode 100644 index 0000000..0dbdbe5 --- /dev/null +++ b/old/7oden10.txt @@ -0,0 +1,1166 @@ +The Project Gutenberg EBook of Oden, by Gotthold Ephraim Lessing + +Copyright laws are changing all over the world. Be sure to check the +copyright laws for your country before downloading or redistributing +this or any other Project Gutenberg eBook. + +This header should be the first thing seen when viewing this Project +Gutenberg file. Please do not remove it. Do not change or edit the +header without written permission. + +Please read the "legal small print," and other information about the +eBook and Project Gutenberg at the bottom of this file. Included is +important information about your specific rights and restrictions in +how the file may be used. You can also find out about how to make a +donation to Project Gutenberg, and how to get involved. + + +**Welcome To The World of Free Plain Vanilla Electronic Texts** + +**eBooks Readable By Both Humans and By Computers, Since 1971** + +*****These eBooks Were Prepared By Thousands of Volunteers!***** + + +Title: Oden + +Author: Gotthold Ephraim Lessing + +Release Date: November, 2004 [EBook #6831] +[Yes, we are more than one year ahead of schedule] +[This file was first posted on January 28, 2003] + +Edition: 10 + +Language: German + +Character set encoding: ASCII + +*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, ODEN *** + + + + +Thanks are given to Delphine Lettau for finding a huge collection of ancient +German books in London. + + + +This Etext is in German. + +We are releasing two versions of this Etext, one in 7-bit format, +known as Plain Vanilla ASCII, which can be sent via plain email-- +and one in 8-bit format, which includes higher order characters-- +which requires a binary transfer, or sent as email attachment and +may require more specialized programs to display the accents. +This is the 7-bit version. + +This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt-DE. +That project is reachable at the web site http://gutenberg2000.de. + +Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE" +zur Verfuegung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse +http://gutenberg2000.de erreichbar. + + + + +Oden + +Gotthold Ephraim Lessing + + + +alphabetisch nach Titeln sortiert + +Abschied eines Freundes +An Herr Gleim +An den Herrn N** +An seinen Bruder +Auf eine vornehme Vermaehlung +Der 24ste Jenner in Berlin +Der Eintritt des 1752sten Jahres +Der Eintritt des Jahres 1753 in Berlin +Der Eintritt des Jahres 1754 in Berlin +Der Eintritt des Jahres 1755 in Berlin +Der Tod eines Freundes +Ode auf den Tod des Marschalls von Schwerin, an den H. von Kleist +Orpheus +[Uebersetzung der Ode des Horaz "Ad Barinen"] +[An Maecen] +[Bruchstueck einer Ode auf den Tod eines Freundes] + + + +Abschied eines Freundes + +Schon hast du, Freund, der letzten letzte Kuesse +Auf nasse Wangen uns gedrueckt; +Schon schon, beim Zaudern unentschlossner Fuesse, +Den schnellen Geist vorweg geschickt. + +Fuer uns dahin! Doch nein, dem Arm entfuehret, +Wirst du dem Herzen nicht entfuehrt. +Dies Herz, o Freund, einmal von dir geruehret, +Bleibt ewig, trau! von dir geruehrt. + +Erwarte nicht ein taeuschend Wortgepraenge, +Fuer unsre Freundschaft viel zu klein. +Empfindung hasst der Reime kalte Menge, +Und wuenscht unausposaunt zu sein. + +Ein feuchter Blick sind ihre Zaubertoene; +Ein schlagend Herz ihr ruehrend Lied. +Sie schweigt beredt, sie stockt, sie stammelt schoene, +Ums staerkre Wort umsonst bemueht. + +Es winken dir beneidenswerte Fluren, +Nur unsers Neides minder wert. +Zieh hin! und find auch da der Vorsicht goldne Spuren, +Um dich besorgt, von dir verehrt. + +Dort* herrscht die Ruh, dort ist der Laerm vergangen, +Der hier** noch Musen stoeren darf, +Seit Pallas gern, auf Friederichs Verlangen, +Die spitze Lanze von sich warf. + +* Halle. + +** Wittenberg. + + + +An Herr Gleim + +Umsonst rUestet Kalliope den Geist ihres Lieblings zu hohen Liedern; +zu Liedern von Gefahren und Tod und heldenmuetigem Schweisse. + +Umsonst; wenn das Geschick dem Lieblinge den Held versagt, und beide +in verschiednen Jahrhunderten, oder veruneinigten LAendern geboren +werden. + +Mit Dir, Gleim, ward es so nicht! Dir fehlt weder die Gabe den +Helden zu singen, noch der Held. Der Held ist Dein KOenig! + +Zwar sang Deine frohe Jugend, bekraenzt vom rosenwangigten Bacchus, +nur von feindlichen Maedchen, nur vom streitbaren Kelchglas. + +Doch bist Du auch nicht fremd im Lager, nicht fremd vor den +feindlichen Waellen und unter brausenden Rossen. + +Was haelt Dich noch? Singe ihn, Deinen Koenig! Deinen tapfern, doch +menschlichen; Deinen schlauen, doch edeldenkenden Friedrich! + +Singe ihn, an der Spitze seines Heers; an der Spitze ihm aehnlicher +Helden; soweit Helden den Goettern aehnlich sein koennen. + +Singe ihn, im Dampfe der Schlacht; wo er, gleich der Sonne unter den +Wolken, seinen Glanz, aber nicht seinen Einfluss verlieret. + +Singe ihn, im Kranze des Siegs; tiefsinnig auf dem Schlachtfelde, mit +traenendem Auge unter den Leichnamen seiner verewigten Gefaehrten. + +Du weisst, wie Du ihn am besten singen sollst. Ich will unterdes mit +aesopischer Schuechternheit, ein Freund der Tiere, stillere Weisheit +lehren.-Ein Maerchen vom blutigen Tiger, der, als der sorglose Hirt +mit Chloris und dem Echo scherzte, die arme Herde wuergte und +zerstreute. + +Ungluecklicher Hirte! Wenn wirst Du die zerstreuten Laemmer wieder um +Dich versammeln? Wie rufen sie so aengstlich im Dornengehecke nach +Dir! + + + +An den Herrn N** + +Freund, noch sind ich und du dem Gluecke +Ein leichter Schleiderball. +Und doch belebt auf seine Tuecke +Kein beissend Lied den Widerhall? + +Der Tor gedeiht, der Spoetter steiget, +Dem Boesen fehlt kein Heil. +Verdienst steht nach, und fuehlt gebeuget +Ein lohnend Amt dem Golde feil. + +Auf, Freund! die Geissel zu erfassen, +Die dort vermodern will. +Seit Juvenal sie fallen lassen, +Liegt sie, Triumph ihr Laster! still. + +Geduld! Schon rauscht sie durch die Luefte, +Blutgierig rauscht sie her! +Verbergt, verbergt die blosse Huefte! +Ein jeder Schmiss ein giftger Schwaer! + +Erst raeche dich, dich Freund der Musen. +Du raechest sie in dir! +Doch dann auch mich, in dessen Busen +Ein Geist sich regt, zu gut fuer hier. + +Vielleicht, dass einst in andern Welten +Wir minder elend sind. +Die Tugend wird doch irgends gelten. +Das Gute koemmt nicht gern geschwind. + + + +An seinen Bruder + +Auch dich hat, da du wardst geboren, +Die Muse laechelnd angeblickt; +Auch du hast dich dem Schwarm der Toren +Auf jungen Fluegeln kuehn entrueckt! + +Ihm nach, dem Liebling des Maecenen! +Ihm nach, sein Name sporne dich! +Er lehrte dich, das Laster hoehnen; +Er mache dich ihm fuerchterlich! + +Oh! schnitten wir mit gleichem Fluge +Die Luefte durch zur Ewigkeit! +Oh! schilderte mit einem Zuge +Zwei Brueder einst die Richterzeit! + +"Die zwei", so soll die Nachwelt sprechen, +"Betaumelte kein Modewahn, +Die Sprache schoen zu radebrechen, +Zu stolz fuer eine Nebenbahn." + +Betritt der Alten sichre Wege! +Ein Feiger nur geht davon ab. +Er suchet blumenreichre Stege, +Und findet seines Ruhmes Grab. + +Doch lerne frueh das Lob entbehren, +Das hier die Scheelsucht vorenthaelt. +Gnug, wann versetzt in hoehre Sphaeren, +Ein Nachkomm uns ins Helle stellt! + + + +Auf eine vornehme Vermaehlung + +Paar, das, vom Glueck geliebt, auch Liebe gluecklich macht,-- +Sie, die ein fuehlend Herz, und nicht die Ahnen schaetzet, +Und nicht der Wuerden saure Pracht, +Und nicht der Taten Glanz, die man in Marmor aetzet-- +Er koemmt, hier ist er schon, der schoenste deiner Tage, +Der schoenste, weil die Lieb ihn schmueckt, +Und ihr erfuellter Wunsch der Hoffnung suesse Plage +Im Wechselkuss erstickt. + +Dort in Aurorens Reich, am Quell vom ewgen Licht, +Wo unsre Tage stehn, die Wieg und Grab umgrenzen-- +Ein sterblich Auge zaehlt sie nicht-- +Dort sah, Beglueckte glaubts, der Dichter eure glaenzen! +Schnell hob sich dieser Tag, kenntbar am Rosenkranze, +Aus der gemeinen Tage Schar. +Es wuchs sein Glanz, und wuchs und ueberstieg am Glanze +Den Tag, der euch gebar. + +So wie ein Bach, der in der Wueste schleicht, +Vergebens sein Krystall auf lauter Kieseln rollet, +Wenn ihn der Wandrer nicht erreicht, +Dem er den suessen Trunk, und dann das Schlaflied zollet: +So fliesst in kalter Still, in ungenossnen Stunden, +In Tagen, die Verdruss umhuellt, +Das faule Leben fort, die traurigen Sekunden,-- +Wenn sie nicht Liebe fuellt. + +Fuehlt ihr es, selig Paar? Und selig, wer es fuehlt! +Der Mensch, sich selbst ein Feind, kehrt oft den blinden Ruecken +Der Wollust zu, auf die er zielt, +Sucht in Zerstreuung Ruh, und Ruhm in Bubenstuecken. +Seht sie, vom Traum getaeuscht, in Sorg und Luesten schweben, +Dem fraessgen Strudel unsrer Zeit! +Dann waegt ihr Glueck und sagt: Gebt ihr fuer all ihr Leben +So einen Tag als heut? + +Dort sinnt, in banger Nacht, ein Sklav von fluechtgem Ruhm +Von Amt auf Aemter hin. Der Maertyrer der Titel, +Des kranken Wahnes Eigentum, +Schaemt sich, vor lauter Ehr, auch nicht entehrter Mittel. +Hier haeuft der bleiche Geiz das Geld zur eignen Plage, +Und atmet kaum vor Hunger mehr. +Sagt, liebend Paar, gebt ihr fuer ihre ganzen Tage +So einen Tag, als der? + +Er selbst, der kuehne Held, wenn er vom Kriegsgott glueht-- +Du weisst es, Braeutigam!--sprich, wenn im blutgen Streite +Er starr mit einem Blicke sieht +Vor sich den wilden Tod, und Ewigkeit zur Seite; +Wenn er, da ueber ihm die Himmel Famen hoeren, +Fuer Friedrichen und durch ihn siegt-- +Bist du--gesteh es nur der Menschlichkeit zu Ehren-- +So schoen, als jetzt vergnuegt? + +O Braut, press ihm dies Nein--vermag dein Reiz es doch-- +Aus der bewegten Brust. Und ja, dir wird ers sagen. +Der sanften Lieb unschimpflich Joch +Ward auch vom Tapfersten im Lorbeerkranz getragen. +Nur tolle Haerte waehnt, es traet ein zaertlich Herze +Dem Mut, dem staehlern Mut, zu nah. +Er selbst, der Krieger Gott, voll Blut und Staub und Schwaerze, +Mars kennt Cytheren ja. + +Den Prunk der grossen Welt, und die verlarvte Stadt +Floh zwar seit langer Zeit die Gottheit holder Liebe. +Wo Buhlerei den Tempel hat, +Sind, die Verliebte sind, Verraeter oder Diebe. +Sie floh zur stillen Flur, wo, bei gelassner Jugend, +Die Einfalt Schoene schoener macht. +Da brannt ihr Rauchaltar!--Doch juengst hat sie die Tugend +Zu euch zurueck gebracht. + +Sie kam. Ich sah den Zug; ein Dichter sieht ihn nur. +Der Fruehling, vor ihr her, verscheuchte Frost und Wetter, +Und Weste folgten ihrer Spur, +Und in den Westen lacht ein Schwarm der Liebesgoetter. +Es fuehrten Tugend sie und Lust in enger Mitten, +Lust, welche nie der Liebe fehlt, +Und nie die Tugend hasst; und unter ihren Tritten +Ward auch der Stein beseelt. + +Zu euch, glueckselig Paar, zu euch zog dieser Zug. +Verbergt die Goettin nicht! Sie glueht in euren Blicken; +(Die sind sie zu verraten gnug,) +Sie, die euch mehr beglueckt, als Schaetz und Stand begluecken. +Verbergt die Liebe nicht! Das Laster mag sie hassen, +Denn das soll ewig sich nicht freun. +Wie traurig wird die Flur, die sie um euch verlassen, +Den Schaeferinnen sein! + + + +Der 24ste Jenner in Berlin + +Welch leichter Morgentraum liess, auf den heilgen Hoehen, +Der Musen Fest _um Friedrichs_ Bild +Mich bei Aurorens Glanz mit frommem Schauer sehen, +Der noch, der noch die Seele fuellt. + +Ein Traum? nein, nein, kein Traum. Ich sah mit wachem Sinne +Die Musen tanzten darum her. +Wach ward ich nah dabei Caesars und Solons inne, +Doch keinen, dass er neidisch waer. + +Ein suesser Silberton durchzitterte die Luefte, +Bis in des Ohres krummen Gang; +Die Blumen brachen auf, und streuten Balsamduefte; +Der Berg lag lauschend; Klio sang: + +"Heil dir! festlicher Tag, der unsern Freund geboren. +Ein Koenig, Schwestern, unser Freund! +Heil dir! uns neues Reich, zum Schauplatz ihm erkoren, +Dem frommen Krieger, niemands Feind! + +Lasst freudig um sein Bild, voll Majestaet in Blicken, +Der Taenze Hieroglyphen ziehn! +Einst, Schwestern, tanzen wir, mit trunkenerm Entzuecken, +Einst, freut euch, tanzen wir um ihn!" + +Einst tanzen wir um ihn? Prophetin banger Schrecken! +Nie werde dieses Wort erfuellt! +Nie moeg ein Morgenrot zu diesem Glueck euch wecken! +Tanzt, Musen, ewig um sein Bild! + + + +Der Eintritt des 1752sten Jahres + +Im Spiel, dem Huld und Macht +Die Welt zur Buehne gab, das Weisheit ausgedacht, +In diesem Spiel zur kurzen Szen erlesen, +Jahr! Zeit, fuer Sterbliche gewesen! +Fuer ihn, der eh du kamst, dich als gekommen sah, +Fuer Gott noch da! + +So wie ein Strom, der aus der Erde bricht, +Und wenig Meilen rollt, und wieder sich verkriecht, +Bist du, aus der du dich ergossen, +Zur Ewigkeit,--die Gott, mit aller Welten Last, +Im Zipfel seines Kleides fasst,-- +Zur Ewigkeit zurueck geflossen. + +Vom Duerftigen verseufzt, mit traenenvollen Blicken +Des Reuenden verfolgt, zurueck gewuenscht vom Tor, +Vom Gluecklichen erwaehnt mit trunkenem Entzuecken: +Jahr, welche Botschaft von der Erde,-- +Jetzt unwert jenes Rufs: Sie werde!-- +Bringst du dem Himmel vor? + +Botschaft ach! vom Triumph des Lasters ueber Tugend, +Hier vordem ihrem liebsten Sitz; +Von Vaetern boeser Art; Botschaft von schlimmrer Jugend; +Von Feinden Gottes, stolz auf Witz; +Botschaft von feiler Ehr, womit die Schmach sich schmuecket; +Von ungerechtem Recht, das arme Fromme druecket. + +Botschaft, dass die Natur laengst unsrer muede worden, +Die dort mit Fluessen Feuers schreckt, +Das paradiesische Gefilde ueberdeckt, +Und dort, geschaeftig im Ermorden, +Der aufgebotnen Pest +Die giftgen Schwingen schuetteln laesst. + +Botschaft von hingerissnen Goettern +Der einst durch sie regierten Welt; +Botschaft von finstern Kriegeswettern, +Die hier ein Gott zuruecke haelt, +Und dort ein Gott, der grausamer verfaehrt, +Mit immer neuen Blitzen naehrt. + +Doch Botschaft auch von einem Lande, +Wo _Friederich_ den weichen Zepter fuehrt, +Und Ruh und Glueck, im schwesterlichen Bande, +Die Schwellen seines Thrones ziert; +Des Thrones, ungewiss, ob ihn mehr Vorsicht schuetzt, +Als Liebe stuetzt. + +O ihr, die _Friedrich_ liebt, weil er geliebt will sein, +Ihr Voelker jauchzt ihm zu! Der Himmel stimmet ein. +Auf! strebt, dass er mit diesem Jahre, +Wenn er sie jetzt nicht schon erfaehrt, +Die wichtge Botschaft froh erfahre: +Ihr waeret eures _Friedrichs_ wert. + + + +Der Eintritt des Jahres 1753 in Berlin + +Wie zaudernd ungern sich die Jahre trennen mochten, +Die eine Goetterhand +Durch Kraenze mancher Art, mit Pracht und Scherz durchflochten, +Uns ineinander wand! + +So traeg, als huebe sich ein Adler in die Luefte, +Den man vom Raube scheucht: +Noch schwebt er drueber her, und witternd fette Duefte, +Entflieht er minder leicht. + +Welch langsam Phaenomen durchstreicht des Aethers Wogen, +Dort wo Saturn gebeut? +Ist es? Es ists, das Jahr, das reuend uns entflogen, +Es fliegt zur Ewigkeit. + +Das reuend uns entflog, Dir _Friedrich_ zuzusehen, +Kein Saekulum zu sein; +Mit Deinem ganzen Ruhm belastet fort zu gehen, +Und sich der Last zu freun. + +Noch oft soll manches Jahr so traurig von uns fliegen, +Noch oft, zu unserm Glueck. +Vom Himmel bist Du, Herr, zu uns herabgestiegen; +Kehr spaet! kehr spaet zurueck! + +Lass Dich noch lange, Herr, den Namen Vater reizen, +Und den: _menschlicher Held!_ +Dort wird der Himmel zwar nach seiner Zierde geizen; +Doch hier braucht Dich die Welt. + +Noch seh ich mich fuer Dich mit raschen Richteraugen +Nach einem Dichter um. +Dort einer! hier und da! Sie taugen viel, und taugen +Doch nichts fuer Deinen Ruhm. + +Ist er nicht etwa schon und singt noch wenig Ohren, +Weil er die Kraefte wiegt: +So werd er dieses Jahr, der seltne Geist, geboren, +Der diesen Kranz erfliegt. + +Wenn er der Mutter dann sich leicht vom Herzen windet, +O Muse, lach ihn an! +Damit er Feur und Witz dem Edelmut verbindet, +Poet und Biedermann. + +Hoert! oder taeuschen mich beliebte Rasereien? +Nein, nein, ich hoer ihn schon. +Der Heere ziehend Laerm sind seine Melodeien, +Und _Friedrich_ jeder Ton! + + + +Der Eintritt des Jahres 1754 in Berlin + +Wem toent dies kuehnre Lied? dies Lied, zu wessen Lobe, +Hoert es noch manche spaete Welt? +Hier steh ich, sinne nach, und glueh und stampf und tobe, +Und suche meiner Hymnen Held. + +Wer wird es sein? Vielleicht im blutgen Panzerkleide +Des Krieges fuerchterlicher Gott? +Um ihn toent durch das Feld gedungner Krieger Freude, +Und der Erwuergten lauter Tod. + +Wie, oder ists vielmehr in fabellosen Zeiten +Ein neuer goettlicher Apoll, +Der, schwer entbehrt, mit schnell zurueckberufnen Saiten +Den Himmel wieder fuellen soll? + +Wo nicht, so werde der der Vorwurf meiner Lieder, +Der sich als Themis' Raecher wies, +Und dessen frommes Schwert der giftgen Zanksucht Hyder +Nur drei von tausend Koepfen liess. + +Doch ihn, Apoll und Mars, in _Friedrichen_ vereinet, +Vereine, mein Gesang, auch du! +Wann einst ein junger Held bei seinem Grabe weinet, +So zaehl ihm seine Taten zu! + +Fang an von jenem Tag--Doch, welch ein neues Feuer +Reisst mich vom niedern Staub empor? +Auch Koenige sind Staub! Seid ihnen treu; dem treuer, +Der sie zu besserm Staub erkor. + +Wer wird, voll seines Geists, mir seinen Namen melden? +Sein Nam ist ihm allein bewusst. +Er ist der Fuersten Fuerst, er ist der Held der Helden; +Er fuellt die Welt und meine Brust. + +Er rief sie aus des Nichts nur ihm folgsamem Schlunde; +Er ruft sie noch, dass sie besteht. +Sie bebt, sie wankt, so oft ein Hauch aus seinem Munde +Den Fluch in ihre Sphaeren weht. + +O dreimal Schrecklicher!--doch voller Quell des Guten, +Du bist der Schreckliche nicht gern. +Den weiten Orient zerfleischen deine Ruten; +Uns, Vater, zeigst du sie von fern. + +Wie, dass des Undanks Frost die traegen Lippen bindet, +Volk, dem er Heil, wie Flocken, gibt! +Ihm dank es, wenn ein Jahr in suesser Ruh verschwindet; +Ihm dank es, dass dich _Friedrich_ liebt. + + + +Der Eintritt des Jahres 1755 in Berlin + +Wunsch, der du in der Brust geheimer Lieblingssuenden +Geheimes Werkzeug bist, +Das oft ein lauter Freund--wer kann das Herz ergruenden?-- +Ein stiller Moerder ist; + +Durch Laster, Torheit, Wahn zu sehr, zu sehr entweihet, +Braucht keine Muse dich; +Die feile waer es denn, die um den Poebel freiet, +Und singt sich laecherlich. + +Juengst als Kalliope den Hain und Aganippen +Um ihren Helden mied, +Und zog auf Sanssouci, erklang von ihren Lippen +Ein _prophezeiend_ Lied. + +"Noch lange wird dies Land, mit den erfochtnen Staaten, +Im Schoss des Friedens ruhn; +Denn sein Beschuetzer traegt die Lorbeern grosser Taten, +Um groessere zu tun. + +Er braucht den Sieg als Sieg, macht Kunst und Handel rege +Und zeichnet jedes Lauf."-- +Sie schwieg, und ploetzlich stiess, zur Linken an dem Wege, +Ein rascher Adler auf. + +Dem segnete sie nach mit heiligem Entzuecken +Und aufgehobner Hand, +Bis er, am Ziel des Flugs, vor ihren schaerfern Blicken, +Dem Thron des Zeus, verschwand. + + + +Der Tod eines Freundes + +Hat, neuer Himmelsbuerger, sich +Dein geistig Ohr nicht schon des Klagetons entwoehnet, +Und kann ein banges Ach um dich, +Das hier und da ein Freund bei stillen Traenen stoehnet, +Dir unterm jauchzenden Empfangen +Der bessern Freunde hoerbar sein, +So sei nicht fuer die Welt, mit unserm Schmerz zu prangen, +Dies Lied: es sei fuer dich, fuer dich allein! + +Wann war es, da auch dich noch junge Rosen zierten? +(Doch nein, die Rosen ziertest du!) +Da Freud und Unschuld dich, im Tal der Hoffnung, fuehrten +Dem Alter und der Tugend zu? +Gesichert folgten wir: als schnell aus schlauen Hecken +Der Unerbittliche sich wies, +Und dich, den Besten, uns zu schrecken, +Nicht dich zu strafen, von uns riss. + +Wie ein geliebtes Weib vom steilen Ufer blicket +Dem Schiffe nach, das ihre Kron entreisst: +Sie steht, ein Marmorbild, zu Stunden unverruecket; +In Augen ist ihr ganzer Geist: +So standen wir betaeubt und angeheftet, +Und sannen dir mit starren Sinnen nach, +Bis sich der Schmerz durch Schmerz entkraeftet, +Und stroemend durch die Augen brach. + +Was weinen wir? Gleich einer Weibersage, +Die im Entstehn schon halb vergessen ist, +Flohst du dahin!--Geduld! noch wenig Tage, +Und wenige dazu, so sind wir, was du bist. +Ja, wenn der Himmel uns die Palme leicht erringen, +Die Krone leicht ersiegen laesst, +So werden wir, wie du, das Alter ueberspringen, +Des Lebens unschmackhaften Rest. + +Was wartet unser?--Ach! ein unbelohnter Schweiss, +Im Joch des Amts bei reifen Jahren, +Fuer andrer Wohl erschoepft, als unbrauchbarer Greis +Hinunter in die Gruft zu fahren. +Doch deiner wartet?--Nein! was kannst du noch erwarten +Im Schoss der vollen Seligkeit? +Nur wir, auf blindes Glueck, als Schiffer ohne Karten, +Durchkreuzen ihn, den faulen Pfuhl der Zeit. + +Vielleicht--noch ehe du dein Gluecke wirst gewohnen, +Noch ehe du es durchempfunden hast-- +Flieht einer von uns nach in die verklaerten Zonen, +Fuer dich ein alter Freund, und dort ein neuer Gast. +Wen wird--verborgner Rat!--die nahe Reise treffen +Aus unsrer jetzt noch frischen Schar? +O Freunde, lasst euch nicht von suesser Hoffnung aeffen! +Zum Wachsamsein verbarg Gott die Gefahr. + +Komm ihm, wer er auch sei, verklaerter Geist, entgegen, +Bis an das Tor der bessern Welt, +Und fuehr ihn schnell, auf dir dann schon bekannten Wegen, +Hin, wo die Huld Gerichte haelt. +Wo um der Weisheit Thron der Freundschaft Urbild schwebet, +In seraphinschem Glanze schwebt; +Verknuepft uns einst ein Band, ein Band von ihr gewebet; +Zur ewgen Dauer fest gewebt! + + + +Ode auf den Tod des Marschalls von Schwerin, an den H. von Kleist. + +Zu frUeh wAer es, viel zu frueh, wenn schon jetzt, den gueldnen Faden +Deines Lebens zu trennen, der blutige Mars, oder die donnernde +Bellona, der freundlich saumseligen Klotho vorgriff! + +Der nur falle so jung, der in eine traurige, Oede Wueste hinaus sieht, +in kuenftige Tage, leer an Freundschaft und Tugend, leer an grossen +Entwuerfen zur Unsterblichkeit: + +Nicht Du, o Kleist; der Du so manchen noch froh und gluecklich zu +machen wuenschest--Zwar schon solche Wuensche sind nicht die kleinsten +edler Taten-Nicht Du, dem die vertrauliche Muse ins Stille winkt--Wie +zuernt sie auf mich, die Eifersuechtige, dass ich die waffenlosen +Stunden Deiner Erholung mit ihr teile! + +Dir zu gefallen, hatte sie dem Lenze seinen schoensten Schmuck von +Blumen und Perlen des Taues entlehnet; gleich der listigen Juno den +Guertel der Venus. + +Und nun lockt sie Dich mit neuen Bestechungen. Sieh! In ihrer +Rechte blitzt das tragische Szepter; die Linke bedeckt das weinende +Auge, und hinter dem festlichen Schritte wallt der koenigliche Purpur. + +Wo bin ich? Welche Bezaubrung!--Letzte Zierde des ausgearteten Roms! +--Dein Schueler; Dein Moerder!--Wie stirbt der Weise so ruhig! so gern! +--Ein williger Tod macht den Weisen zum Helden, und den Helden zum +Weisen. + +Wie still ist die fromme Versammlung!--Dort rollen die Kinder des +Mitleids die schoenen Wangen herab; hier wischt sie die maennliche Hand +aus dem weggewandten Auge. + +Weinet, ihr Zaertlichen! Die Weisheit sieht die Menschen gern weinen! +--Aber nun rauscht der Vorhang herab! Klatschendes Lob betaeubt mich, +und ueberall murmelt die Bewundrung: Seneka und Kleist! + +Und dann erst, o Kleist, wenn Dich auch diese Lorbeern, mit der +weissen Feder, nur uns Dichtern sichtbar durchflochten, wenn beide +Deinen Scheitel beschatten--Wenn die liebsten Deiner Freunde nicht +mehr sind-Ich weiss es, keiner von ihnen wird Dich gern +ueberleben--Wenn Dein Gleim nicht mehr ist--Ausser noch in den Haenden +des lehrbegierigen Knabens, und in dem Busen des sproeden Maedchens, +das mit seinem Liede zu Winkel eilet-Wenn der redliche Sulzer ohne +Koerper nun denkt--Hier nur noch der Vertraute eines kuenftigen +Grueblers, begieriger die Lust nach Regeln zu meistern, als sie zu +schmecken. + +Wenn unser laechelnder Rammler sich tot kritisierst--Wenn der +harmonische Krause nun nicht mehr, weder die Zwiste der Toene, noch +des Eigennutzes schlichtet-Wenn auch ich nicht mehr bin--Ich, Deiner +Freunde spaetester, der ich, mit dieser Welt weit besser zufrieden, +als sie mit mir, noch lange sehr lange zu leben denke-Dann erst, o +Kleist, dann erst geschehe mit Dir, was mit uns allen geschah! Dann +stirbst Du; aber eines edlern Todes; fuer Deinen Koenig, fuer Dein +Vaterland, und wie Schwerin! + +O des beneidenswuerdigen Helden!--Als die Menschheit in den Kriegern +stutzte, ergriff er mit gewaltiger Hand das Panier.--Folgt mir! rief +er, und ihm folgten die Preussen. + +Und alle folgten ihm zum Ziele des Siegs! Ihn aber trieb allzuviel +Mut bis jenseit der Grenzen des Sieges, zum Tode! Er fiel, und da +floss das breite Panier zum leichten Grabmal ueber ihn her. + +So stuerzte der entsaeulte Palast, ein schreckliches Monument von +Ruinen, und zerschmetterten Feinden, ueber dich, Simson, zusammen! So +ward dein Tod der herrlichste deiner Siege! + + + +Orpheus + +Orpheus, wie man erzaehlt, stieg seine Frau zu suchen in die Hoelle +herab. Und wo anders, als in der Hoelle, haette Orpheus auch seine +Frau suchen sollen? + +Man sagt, er sei singend herabgestiegen. Ich zweifle im geringsten +nicht daran; denn solange er Witwer war, konnte er wohl vergnuegt sein +und singen. + +Berge, Fluesse, und Steine folgten seinen Harmonien nach; und wenn er +auch noch so schlecht gesungen haette, so waeren sie ihm doch +nachgefolgt. + +Als er ankam und seine Absicht entdeckte, hoerten alle Martern auf. +Und was koennten fuer einen so dummen Ehemann wohl noch fuer Martern +uebrig sein? + +Endlich bewog seine Stimme das taube Reich der Schatten; ob es gleich +mehr eine Zuechtigung als eine Belohnung war, dass man ihm seine Frau +wiedergab. + + + +[Uebersetzung der Ode des Horaz "Ad Barinen"] + +Ode 8. Lib. II. + +Haette dich je des verwirkten Meineids Strafe getroffen; wuerde nur +einer deiner Zaehne schwarz; nur einer deiner Naegel haesslicher; so +wollt ich dir glauben, + +Kaum aber hast du das treulose Haupt mit falschen Geluebden verstrickt; +so bluehst du weit schoener auf, und trittst stolz einher, aller +Juenglinge sehnlichstes Augenmerk. + +Dir steht es frei, der Mutter beigesetzte Asche, die stillen Gestirne +der Nacht, und den ganzen Himmel, und alle unsterblichen Goetter zu +taeuschen. + +Venus selbst, wie gesagt, lachet darueber; die guten Nymphen lachen; +es lachet der immer brennende Pfeile auf blutigem Wetzstein +schleifende, strenge Kupido. + +Noch mehr: nur dir reitet die Jugend alle, nur dir wachsen in ihr +immer neue Sklaven auf; und noch koennen die Alten dich, ihre +gewissenlose Gebieterin, nicht meiden, so oft sie es auch gedroht. + +Dich fuerchten die Muetter fuer ihre Soehne; dich fuerchten die geizigen +Alten; dich fuerchten die armen nur erst verheirateten Maedchen, um +deren Maenner es geschehen ist, wenn sie einmal deine Spur finden. + +"Ad Barinen" wird die Ode ueberschrieben. Diese Barine war ohne +Zweifel eine Freigelassene, welche das Handwerk einer Buhlerin trieb. +Tan. Faber hat diesen Namen in Carine verwandeln wollen, weil +Barine weder griechisch noch lateinisch sei; und Dacier billiger +diese Veraenderung. Konnte aber eine Sklavin, welches Barine gewesen +war, nicht leicht aus einem barbarischen Lande, von barbarischen +Eltern entsprossen sein? + + + +[An Maecen] + +Du, durch den einst Horaz lebte, dem Leben ohne Ruhe, ohne +Bequemlichkeit, ohne Wein, ohne den Genuss einer Geliebten kein Leben +gewesen waere; du, der du jetzt durch den Horaz lebst; denn ohne Ruhm +in dem Gedaechtnisse der Nachwelt leben, ist schlimmer als ihr gar +unbekannt zu sein; + +Du, o Maecen, hast uns deinen Namen hinterlassen, den die Reichen und +Maechtigen an sich reissen, und die hungrigen Skribenten verschenken; +aber hast du uns auch von dir etwas mehr als den Namen gelassen? + +Wer ists in unsern eisern Tagen, hier in einem Lande, dessen +Einwohner von innen noch immer die alten Barbaren sind, wer ist es, +der einen Funken von deiner Menschenliebe, von deinem tugendhaften +Ehrgeize, die Lieblinge der Musen zu schuetzen, in sich haege? + +Wie habe ich mich nicht nach einem nur schwachen Abdrucke von dir +umgesehen? Mit den Augen eines Beduerftigen umgesehen! Was fuer +scharfsichtige Augen! + +Endlich bin ich des Suchens muede geworden, und will ueber deine +Afterkopien ein bitteres Lachen ausschuetten. + +Dort, der Regent, ernaehrt eine Menge schoener Geister, und braucht sie +des Abends, wenn er sich von den Sorgen des Staats durch Schwaenke +erholen will, zu seinen lustigen Raeten. Wieviel fehlt ihm, ein Maecen +zu sein! + +Nimmermehr werde ich mich faehig fuehlen, eine so niedrige Rolle zu +spielen; und wenn auch Ordensbaender zu gewinnen stuenden. + +Ein Koenig mag immerhin ueber mich herrschen; er sei maechtiger, aber +besser duenke er sich nicht. Er kann mir keine so starken +Gnadengelder geben, dass ich sie fuer wert halten sollte, +Niedertraechtigkeiten darum zu begehen. + +_Corner_, der Wolluestling, hat sich in meine Lieder verliebt. Er +haelt mich fuer seinesgleichen. Er sucht meine Gesellschaft. Ich +koennte taeglich bei ihm schmausen, mich mit ihm umsonst betrinken, und +umsonst auch die teuerste Dirne umfangen; wenn ich nur mein Leben +nicht achtete; und ihn als einen zweiten Anakreon preisen wollte. +Ein Anakreon, dass es den Himmel erbarme! welcher das Podagra und die +Gicht hat, und noch eine andre Krankheit von der man zweifelt, ob sie +Columbus aus Amerika gebracht hat. + + + +[Bruchstueck einer Ode auf den Tod eines Freundes] + +Die ich dich nie dem Chor unschuldger Scherze raubte, +Und schwer beklemmt zu bangen Klagen rief, +Die Rosen heut, o Muse, von dem Haupte, +Das gestern noch im Schoss der frohen Jugend schlief; +Und aus der freien Rechte +Den fuerchterlichen Stab, +Den, als der Pindus juengst in Libers Laube zechte, +Dir der vergnuegte Wirt zum Freundschaftspfande gab; +Reiss schnell, der Weste Spiel, das flatternde Gewand +In schmutzig unachtsame Falten! +Und trenn mit ungestuemer Hand +Die Perlenschnur, bestimmt das gueldne Haar zu halten. + +* + +Nun nimm sie hin, die mir getreuen Saiten, +Und stimme sie zum Trauerten herab, +Zum Ton geschickt die Seufzer zu begleiten, +Und fromm zu schallen um ein Grab. + + +Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Oden, von Lessing. + + + + + +*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, ODEN *** + +This file should be named 7oden10.txt or 7oden10.zip +Corrected EDITIONS of our eBooks get a new NUMBER, 7oden11.txt +VERSIONS based on separate sources get new LETTER, 7oden10a.txt + +Project Gutenberg eBooks are often created from several printed +editions, all of which are confirmed as Public Domain in the US +unless a copyright notice is included. Thus, we usually do not +keep eBooks in compliance with any particular paper edition. + +We are now trying to release all our eBooks one year in advance +of the official release dates, leaving time for better editing. +Please be encouraged to tell us about any error or corrections, +even years after the official publication date. + +Please note neither this listing nor its contents are final til +midnight of the last day of the month of any such announcement. +The official release date of all Project Gutenberg eBooks is at +Midnight, Central Time, of the last day of the stated month. 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This is +also a good way to get them instantly upon announcement, as the +indexes our cataloguers produce obviously take a while after an +announcement goes out in the Project Gutenberg Newsletter. + +http://www.ibiblio.org/gutenberg/etext04 or +ftp://ftp.ibiblio.org/pub/docs/books/gutenberg/etext04 + +Or /etext03, 02, 01, 00, 99, 98, 97, 96, 95, 94, 93, 92, 92, 91 or 90 + +Just search by the first five letters of the filename you want, +as it appears in our Newsletters. + + +Information about Project Gutenberg (one page) + +We produce about two million dollars for each hour we work. The +time it takes us, a rather conservative estimate, is fifty hours +to get any eBook selected, entered, proofread, edited, copyright +searched and analyzed, the copyright letters written, etc. Our +projected audience is one hundred million readers. If the value +per text is nominally estimated at one dollar then we produce $2 +million dollars per hour in 2002 as we release over 100 new text +files per month: 1240 more eBooks in 2001 for a total of 4000+ +We are already on our way to trying for 2000 more eBooks in 2002 +If they reach just 1-2% of the world's population then the total +will reach over half a trillion eBooks given away by year's end. + +The Goal of Project Gutenberg is to Give Away 1 Trillion eBooks! +This is ten thousand titles each to one hundred million readers, +which is only about 4% of the present number of computer users. + +Here is the briefest record of our progress (* means estimated): + +eBooks Year Month + + 1 1971 July + 10 1991 January + 100 1994 January + 1000 1997 August + 1500 1998 October + 2000 1999 December + 2500 2000 December + 3000 2001 November + 4000 2001 October/November + 6000 2002 December* + 9000 2003 November* +10000 2004 January* + + +The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been created +to secure a future for Project Gutenberg into the next millennium. + +We need your donations more than ever! + +As of February, 2002, contributions are being solicited from people +and organizations in: Alabama, Alaska, Arkansas, Connecticut, +Delaware, District of Columbia, Florida, Georgia, Hawaii, Illinois, +Indiana, Iowa, Kansas, Kentucky, Louisiana, Maine, Massachusetts, +Michigan, Mississippi, Missouri, Montana, Nebraska, Nevada, New +Hampshire, New Jersey, New Mexico, New York, North Carolina, Ohio, +Oklahoma, Oregon, Pennsylvania, Rhode Island, South Carolina, South +Dakota, Tennessee, Texas, Utah, Vermont, Virginia, Washington, West +Virginia, Wisconsin, and Wyoming. + +We have filed in all 50 states now, but these are the only ones +that have responded. + +As the requirements for other states are met, additions to this list +will be made and fund raising will begin in the additional states. +Please feel free to ask to check the status of your state. + +In answer to various questions we have received on this: + +We are constantly working on finishing the paperwork to legally +request donations in all 50 states. If your state is not listed and +you would like to know if we have added it since the list you have, +just ask. + +While we cannot solicit donations from people in states where we are +not yet registered, we know of no prohibition against accepting +donations from donors in these states who approach us with an offer to +donate. + +International donations are accepted, but we don't know ANYTHING about +how to make them tax-deductible, or even if they CAN be made +deductible, and don't have the staff to handle it even if there are +ways. + +Donations by check or money order may be sent to: + +Project Gutenberg Literary Archive Foundation +PMB 113 +1739 University Ave. +Oxford, MS 38655-4109 + +Contact us if you want to arrange for a wire transfer or payment +method other than by check or money order. + +The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been approved by +the US Internal Revenue Service as a 501(c)(3) organization with EIN +[Employee Identification Number] 64-622154. 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You can also find out about how to make a +donation to Project Gutenberg, and how to get involved. + + +**Welcome To The World of Free Plain Vanilla Electronic Texts** + +**eBooks Readable By Both Humans and By Computers, Since 1971** + +*****These eBooks Were Prepared By Thousands of Volunteers!***** + + +Title: Oden + +Author: Gotthold Ephraim Lessing + +Release Date: November, 2004 [EBook #6831] +[Yes, we are more than one year ahead of schedule] +[This file was first posted on January 28, 2003] + +Edition: 10 + +Language: German + +Character set encoding: iso-latin-1 + +*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, ODEN *** + + + + +Thanks are given to Delphine Lettau for finding a huge collection of ancient +German books in London. + + + +This Etext is in German. + +We are releasing two versions of this Etext, one in 7-bit format, +known as Plain Vanilla ASCII, which can be sent via plain email-- +and one in 8-bit format, which includes higher order characters-- +which requires a binary transfer, or sent as email attachment and +may require more specialized programs to display the accents. +This is the 8-bit version. + +This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt-DE. +That project is reachable at the web site http://gutenberg2000.de. + +Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE" +zur Verfügung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse +http://gutenberg2000.de erreichbar. + + + + +Oden + +Gotthold Ephraim Lessing + + + +alphabetisch nach Titeln sortiert + +Abschied eines Freundes +An Herr Gleim +An den Herrn N** +An seinen Bruder +Auf eine vornehme Vermählung +Der 24ste Jenner in Berlin +Der Eintritt des 1752sten Jahres +Der Eintritt des Jahres 1753 in Berlin +Der Eintritt des Jahres 1754 in Berlin +Der Eintritt des Jahres 1755 in Berlin +Der Tod eines Freundes +Ode auf den Tod des Marschalls von Schwerin, an den H. von Kleist +Orpheus +[Übersetzung der Ode des Horaz "Ad Barinen"] +[An Mäcen] +[Bruchstück einer Ode auf den Tod eines Freundes] + + + +Abschied eines Freundes + +Schon hast du, Freund, der letzten letzte Küsse +Auf nasse Wangen uns gedrückt; +Schon schon, beim Zaudern unentschloßner Füße, +Den schnellen Geist vorweg geschickt. + +Für uns dahin! Doch nein, dem Arm entführet, +Wirst du dem Herzen nicht entführt. +Dies Herz, o Freund, einmal von dir gerühret, +Bleibt ewig, trau! von dir gerührt. + +Erwarte nicht ein täuschend Wortgepränge, +Für unsre Freundschaft viel zu klein. +Empfindung haßt der Reime kalte Menge, +Und wünscht unausposaunt zu sein. + +Ein feuchter Blick sind ihre Zaubertöne; +Ein schlagend Herz ihr rührend Lied. +Sie schweigt beredt, sie stockt, sie stammelt schöne, +Ums stärkre Wort umsonst bemüht. + +Es winken dir beneidenswerte Fluren, +Nur unsers Neides minder wert. +Zieh hin! und find auch da der Vorsicht goldne Spuren, +Um dich besorgt, von dir verehrt. + +Dort* herrscht die Ruh, dort ist der Lärm vergangen, +Der hier** noch Musen stören darf, +Seit Pallas gern, auf Friederichs Verlangen, +Die spitze Lanze von sich warf. + +* Halle. + +** Wittenberg. + + + +An Herr Gleim + +Umsonst rÜstet Kalliope den Geist ihres Lieblings zu hohen Liedern; +zu Liedern von Gefahren und Tod und heldenmütigem Schweiße. + +Umsonst; wenn das Geschick dem Lieblinge den Held versagt, und beide +in verschiednen Jahrhunderten, oder veruneinigten LÄndern geboren +werden. + +Mit Dir, Gleim, ward es so nicht! Dir fehlt weder die Gabe den +Helden zu singen, noch der Held. Der Held ist Dein KÖnig! + +Zwar sang Deine frohe Jugend, bekränzt vom rosenwangigten Bacchus, +nur von feindlichen Mädchen, nur vom streitbaren Kelchglas. + +Doch bist Du auch nicht fremd im Lager, nicht fremd vor den +feindlichen Wällen und unter brausenden Rossen. + +Was hält Dich noch? Singe ihn, Deinen König! Deinen tapfern, doch +menschlichen; Deinen schlauen, doch edeldenkenden Friedrich! + +Singe ihn, an der Spitze seines Heers; an der Spitze ihm ähnlicher +Helden; soweit Helden den Göttern ähnlich sein können. + +Singe ihn, im Dampfe der Schlacht; wo er, gleich der Sonne unter den +Wolken, seinen Glanz, aber nicht seinen Einfluß verlieret. + +Singe ihn, im Kranze des Siegs; tiefsinnig auf dem Schlachtfelde, mit +tränendem Auge unter den Leichnamen seiner verewigten Gefährten. + +Du weißt, wie Du ihn am besten singen sollst. Ich will unterdes mit +äsopischer Schüchternheit, ein Freund der Tiere, stillere Weisheit +lehren.-Ein Märchen vom blutigen Tiger, der, als der sorglose Hirt +mit Chloris und dem Echo scherzte, die arme Herde würgte und +zerstreute. + +Unglücklicher Hirte! Wenn wirst Du die zerstreuten Lämmer wieder um +Dich versammeln? Wie rufen sie so ängstlich im Dornengehecke nach +Dir! + + + +An den Herrn N** + +Freund, noch sind ich und du dem Glücke +Ein leichter Schleiderball. +Und doch belebt auf seine Tücke +Kein beißend Lied den Widerhall? + +Der Tor gedeiht, der Spötter steiget, +Dem Bösen fehlt kein Heil. +Verdienst steht nach, und fühlt gebeuget +Ein lohnend Amt dem Golde feil. + +Auf, Freund! die Geißel zu erfassen, +Die dort vermodern will. +Seit Juvenal sie fallen lassen, +Liegt sie, Triumph ihr Laster! still. + +Geduld! Schon rauscht sie durch die Lüfte, +Blutgierig rauscht sie her! +Verbergt, verbergt die bloße Hüfte! +Ein jeder Schmiß ein giftger Schwär! + +Erst räche dich, dich Freund der Musen. +Du rächest sie in dir! +Doch dann auch mich, in dessen Busen +Ein Geist sich regt, zu gut für hier. + +Vielleicht, daß einst in andern Welten +Wir minder elend sind. +Die Tugend wird doch irgends gelten. +Das Gute kömmt nicht gern geschwind. + + + +An seinen Bruder + +Auch dich hat, da du wardst geboren, +Die Muse lächelnd angeblickt; +Auch du hast dich dem Schwarm der Toren +Auf jungen Flügeln kühn entrückt! + +Ihm nach, dem Liebling des Mäcenen! +Ihm nach, sein Name sporne dich! +Er lehrte dich, das Laster höhnen; +Er mache dich ihm fürchterlich! + +Oh! schnitten wir mit gleichem Fluge +Die Lüfte durch zur Ewigkeit! +Oh! schilderte mit einem Zuge +Zwei Brüder einst die Richterzeit! + +"Die zwei", so soll die Nachwelt sprechen, +"Betaumelte kein Modewahn, +Die Sprache schön zu radebrechen, +Zu stolz für eine Nebenbahn." + +Betritt der Alten sichre Wege! +Ein Feiger nur geht davon ab. +Er suchet blumenreichre Stege, +Und findet seines Ruhmes Grab. + +Doch lerne früh das Lob entbehren, +Das hier die Scheelsucht vorenthält. +Gnug, wann versetzt in höhre Sphären, +Ein Nachkomm uns ins Helle stellt! + + + +Auf eine vornehme Vermählung + +Paar, das, vom Glück geliebt, auch Liebe glücklich macht,-- +Sie, die ein fühlend Herz, und nicht die Ahnen schätzet, +Und nicht der Würden saure Pracht, +Und nicht der Taten Glanz, die man in Marmor ätzet-- +Er kömmt, hier ist er schon, der schönste deiner Tage, +Der schönste, weil die Lieb ihn schmückt, +Und ihr erfüllter Wunsch der Hoffnung süße Plage +Im Wechselkuß erstickt. + +Dort in Aurorens Reich, am Quell vom ewgen Licht, +Wo unsre Tage stehn, die Wieg und Grab umgrenzen-- +Ein sterblich Auge zählt sie nicht-- +Dort sah, Beglückte glaubts, der Dichter eure glänzen! +Schnell hob sich dieser Tag, kenntbar am Rosenkranze, +Aus der gemeinen Tage Schar. +Es wuchs sein Glanz, und wuchs und überstieg am Glanze +Den Tag, der euch gebar. + +So wie ein Bach, der in der Wüste schleicht, +Vergebens sein Krystall auf lauter Kieseln rollet, +Wenn ihn der Wandrer nicht erreicht, +Dem er den süßen Trunk, und dann das Schlaflied zollet: +So fließt in kalter Still, in ungenoßnen Stunden, +In Tagen, die Verdruß umhüllt, +Das faule Leben fort, die traurigen Sekunden,-- +Wenn sie nicht Liebe füllt. + +Fühlt ihr es, selig Paar? Und selig, wer es fühlt! +Der Mensch, sich selbst ein Feind, kehrt oft den blinden Rücken +Der Wollust zu, auf die er zielt, +Sucht in Zerstreuung Ruh, und Ruhm in Bubenstücken. +Seht sie, vom Traum getäuscht, in Sorg und Lüsten schweben, +Dem fräßgen Strudel unsrer Zeit! +Dann wägt ihr Glück und sagt: Gebt ihr für all ihr Leben +So einen Tag als heut? + +Dort sinnt, in banger Nacht, ein Sklav von flüchtgem Ruhm +Von Amt auf Ämter hin. Der Märtyrer der Titel, +Des kranken Wahnes Eigentum, +Schämt sich, vor lauter Ehr, auch nicht entehrter Mittel. +Hier häuft der bleiche Geiz das Geld zur eignen Plage, +Und atmet kaum vor Hunger mehr. +Sagt, liebend Paar, gebt ihr für ihre ganzen Tage +So einen Tag, als der? + +Er selbst, der kühne Held, wenn er vom Kriegsgott glüht-- +Du weißt es, Bräutigam!--sprich, wenn im blutgen Streite +Er starr mit einem Blicke sieht +Vor sich den wilden Tod, und Ewigkeit zur Seite; +Wenn er, da über ihm die Himmel Famen hören, +Für Friedrichen und durch ihn siegt-- +Bist du--gesteh es nur der Menschlichkeit zu Ehren-- +So schön, als jetzt vergnügt? + +O Braut, preß ihm dies Nein--vermag dein Reiz es doch-- +Aus der bewegten Brust. Und ja, dir wird ers sagen. +Der sanften Lieb unschimpflich Joch +Ward auch vom Tapfersten im Lorbeerkranz getragen. +Nur tolle Härte wähnt, es trät ein zärtlich Herze +Dem Mut, dem stählern Mut, zu nah. +Er selbst, der Krieger Gott, voll Blut und Staub und Schwärze, +Mars kennt Cytheren ja. + +Den Prunk der großen Welt, und die verlarvte Stadt +Floh zwar seit langer Zeit die Gottheit holder Liebe. +Wo Buhlerei den Tempel hat, +Sind, die Verliebte sind, Verräter oder Diebe. +Sie floh zur stillen Flur, wo, bei gelaßner Jugend, +Die Einfalt Schöne schöner macht. +Da brannt ihr Rauchaltar!--Doch jüngst hat sie die Tugend +Zu euch zurück gebracht. + +Sie kam. Ich sah den Zug; ein Dichter sieht ihn nur. +Der Frühling, vor ihr her, verscheuchte Frost und Wetter, +Und Weste folgten ihrer Spur, +Und in den Westen lacht ein Schwarm der Liebesgötter. +Es führten Tugend sie und Lust in enger Mitten, +Lust, welche nie der Liebe fehlt, +Und nie die Tugend haßt; und unter ihren Tritten +Ward auch der Stein beseelt. + +Zu euch, glückselig Paar, zu euch zog dieser Zug. +Verbergt die Göttin nicht! Sie glüht in euren Blicken; +(Die sind sie zu verraten gnug,) +Sie, die euch mehr beglückt, als Schätz und Stand beglücken. +Verbergt die Liebe nicht! Das Laster mag sie hassen, +Denn das soll ewig sich nicht freun. +Wie traurig wird die Flur, die sie um euch verlassen, +Den Schäferinnen sein! + + + +Der 24ste Jenner in Berlin + +Welch leichter Morgentraum ließ, auf den heilgen Höhen, +Der Musen Fest _um Friedrichs_ Bild +Mich bei Aurorens Glanz mit frommem Schauer sehen, +Der noch, der noch die Seele füllt. + +Ein Traum? nein, nein, kein Traum. Ich sah mit wachem Sinne +Die Musen tanzten darum her. +Wach ward ich nah dabei Cäsars und Solons inne, +Doch keinen, daß er neidisch wär. + +Ein süßer Silberton durchzitterte die Lüfte, +Bis in des Ohres krummen Gang; +Die Blumen brachen auf, und streuten Balsamdüfte; +Der Berg lag lauschend; Klio sang: + +"Heil dir! festlicher Tag, der unsern Freund geboren. +Ein König, Schwestern, unser Freund! +Heil dir! uns neues Reich, zum Schauplatz ihm erkoren, +Dem frommen Krieger, niemands Feind! + +Laßt freudig um sein Bild, voll Majestät in Blicken, +Der Tänze Hieroglyphen ziehn! +Einst, Schwestern, tanzen wir, mit trunkenerm Entzücken, +Einst, freut euch, tanzen wir um ihn!" + +Einst tanzen wir um ihn? Prophetin banger Schrecken! +Nie werde dieses Wort erfüllt! +Nie mög ein Morgenrot zu diesem Glück euch wecken! +Tanzt, Musen, ewig um sein Bild! + + + +Der Eintritt des 1752sten Jahres + +Im Spiel, dem Huld und Macht +Die Welt zur Bühne gab, das Weisheit ausgedacht, +In diesem Spiel zur kurzen Szen erlesen, +Jahr! Zeit, für Sterbliche gewesen! +Für ihn, der eh du kamst, dich als gekommen sah, +Für Gott noch da! + +So wie ein Strom, der aus der Erde bricht, +Und wenig Meilen rollt, und wieder sich verkriecht, +Bist du, aus der du dich ergossen, +Zur Ewigkeit,--die Gott, mit aller Welten Last, +Im Zipfel seines Kleides faßt,-- +Zur Ewigkeit zurück geflossen. + +Vom Dürftigen verseufzt, mit tränenvollen Blicken +Des Reuenden verfolgt, zurück gewünscht vom Tor, +Vom Glücklichen erwähnt mit trunkenem Entzücken: +Jahr, welche Botschaft von der Erde,-- +Jetzt unwert jenes Rufs: Sie werde!-- +Bringst du dem Himmel vor? + +Botschaft ach! vom Triumph des Lasters über Tugend, +Hier vordem ihrem liebsten Sitz; +Von Vätern böser Art; Botschaft von schlimmrer Jugend; +Von Feinden Gottes, stolz auf Witz; +Botschaft von feiler Ehr, womit die Schmach sich schmücket; +Von ungerechtem Recht, das arme Fromme drücket. + +Botschaft, daß die Natur längst unsrer müde worden, +Die dort mit Flüssen Feuers schreckt, +Das paradiesische Gefilde überdeckt, +Und dort, geschäftig im Ermorden, +Der aufgebotnen Pest +Die giftgen Schwingen schütteln läßt. + +Botschaft von hingerißnen Göttern +Der einst durch sie regierten Welt; +Botschaft von finstern Kriegeswettern, +Die hier ein Gott zurücke hält, +Und dort ein Gott, der grausamer verfährt, +Mit immer neuen Blitzen nährt. + +Doch Botschaft auch von einem Lande, +Wo _Friederich_ den weichen Zepter führt, +Und Ruh und Glück, im schwesterlichen Bande, +Die Schwellen seines Thrones ziert; +Des Thrones, ungewiß, ob ihn mehr Vorsicht schützt, +Als Liebe stützt. + +O ihr, die _Friedrich_ liebt, weil er geliebt will sein, +Ihr Völker jauchzt ihm zu! Der Himmel stimmet ein. +Auf! strebt, daß er mit diesem Jahre, +Wenn er sie jetzt nicht schon erfährt, +Die wichtge Botschaft froh erfahre: +Ihr wäret eures _Friedrichs_ wert. + + + +Der Eintritt des Jahres 1753 in Berlin + +Wie zaudernd ungern sich die Jahre trennen mochten, +Die eine Götterhand +Durch Kränze mancher Art, mit Pracht und Scherz durchflochten, +Uns ineinander wand! + +So träg, als hübe sich ein Adler in die Lüfte, +Den man vom Raube scheucht: +Noch schwebt er drüber her, und witternd fette Düfte, +Entflieht er minder leicht. + +Welch langsam Phänomen durchstreicht des Äthers Wogen, +Dort wo Saturn gebeut? +Ist es? Es ists, das Jahr, das reuend uns entflogen, +Es fliegt zur Ewigkeit. + +Das reuend uns entflog, Dir _Friedrich_ zuzusehen, +Kein Säkulum zu sein; +Mit Deinem ganzen Ruhm belastet fort zu gehen, +Und sich der Last zu freun. + +Noch oft soll manches Jahr so traurig von uns fliegen, +Noch oft, zu unserm Glück. +Vom Himmel bist Du, Herr, zu uns herabgestiegen; +Kehr spät! kehr spät zurück! + +Laß Dich noch lange, Herr, den Namen Vater reizen, +Und den: _menschlicher Held!_ +Dort wird der Himmel zwar nach seiner Zierde geizen; +Doch hier braucht Dich die Welt. + +Noch seh ich mich für Dich mit raschen Richteraugen +Nach einem Dichter um. +Dort einer! hier und da! Sie taugen viel, und taugen +Doch nichts für Deinen Ruhm. + +Ist er nicht etwa schon und singt noch wenig Ohren, +Weil er die Kräfte wiegt: +So werd er dieses Jahr, der seltne Geist, geboren, +Der diesen Kranz erfliegt. + +Wenn er der Mutter dann sich leicht vom Herzen windet, +O Muse, lach ihn an! +Damit er Feur und Witz dem Edelmut verbindet, +Poet und Biedermann. + +Hört! oder täuschen mich beliebte Rasereien? +Nein, nein, ich hör ihn schon. +Der Heere ziehend Lärm sind seine Melodeien, +Und _Friedrich_ jeder Ton! + + + +Der Eintritt des Jahres 1754 in Berlin + +Wem tönt dies kühnre Lied? dies Lied, zu wessen Lobe, +Hört es noch manche späte Welt? +Hier steh ich, sinne nach, und glüh und stampf und tobe, +Und suche meiner Hymnen Held. + +Wer wird es sein? Vielleicht im blutgen Panzerkleide +Des Krieges fürchterlicher Gott? +Um ihn tönt durch das Feld gedungner Krieger Freude, +Und der Erwürgten lauter Tod. + +Wie, oder ists vielmehr in fabellosen Zeiten +Ein neuer göttlicher Apoll, +Der, schwer entbehrt, mit schnell zurückberufnen Saiten +Den Himmel wieder füllen soll? + +Wo nicht, so werde der der Vorwurf meiner Lieder, +Der sich als Themis' Rächer wies, +Und dessen frommes Schwert der giftgen Zanksucht Hyder +Nur drei von tausend Köpfen ließ. + +Doch ihn, Apoll und Mars, in _Friedrichen_ vereinet, +Vereine, mein Gesang, auch du! +Wann einst ein junger Held bei seinem Grabe weinet, +So zähl ihm seine Taten zu! + +Fang an von jenem Tag--Doch, welch ein neues Feuer +Reißt mich vom niedern Staub empor? +Auch Könige sind Staub! Seid ihnen treu; dem treuer, +Der sie zu besserm Staub erkor. + +Wer wird, voll seines Geists, mir seinen Namen melden? +Sein Nam ist ihm allein bewußt. +Er ist der Fürsten Fürst, er ist der Held der Helden; +Er füllt die Welt und meine Brust. + +Er rief sie aus des Nichts nur ihm folgsamem Schlunde; +Er ruft sie noch, daß sie besteht. +Sie bebt, sie wankt, so oft ein Hauch aus seinem Munde +Den Fluch in ihre Sphären weht. + +O dreimal Schrecklicher!--doch voller Quell des Guten, +Du bist der Schreckliche nicht gern. +Den weiten Orient zerfleischen deine Ruten; +Uns, Vater, zeigst du sie von fern. + +Wie, daß des Undanks Frost die trägen Lippen bindet, +Volk, dem er Heil, wie Flocken, gibt! +Ihm dank es, wenn ein Jahr in süßer Ruh verschwindet; +Ihm dank es, daß dich _Friedrich_ liebt. + + + +Der Eintritt des Jahres 1755 in Berlin + +Wunsch, der du in der Brust geheimer Lieblingssünden +Geheimes Werkzeug bist, +Das oft ein lauter Freund--wer kann das Herz ergründen?-- +Ein stiller Mörder ist; + +Durch Laster, Torheit, Wahn zu sehr, zu sehr entweihet, +Braucht keine Muse dich; +Die feile wär es denn, die um den Pöbel freiet, +Und singt sich lächerlich. + +Jüngst als Kalliope den Hain und Aganippen +Um ihren Helden mied, +Und zog auf Sanssouci, erklang von ihren Lippen +Ein _prophezeiend_ Lied. + +"Noch lange wird dies Land, mit den erfochtnen Staaten, +Im Schoß des Friedens ruhn; +Denn sein Beschützer trägt die Lorbeern großer Taten, +Um größere zu tun. + +Er braucht den Sieg als Sieg, macht Kunst und Handel rege +Und zeichnet jedes Lauf."-- +Sie schwieg, und plötzlich stieß, zur Linken an dem Wege, +Ein rascher Adler auf. + +Dem segnete sie nach mit heiligem Entzücken +Und aufgehobner Hand, +Bis er, am Ziel des Flugs, vor ihren schärfern Blicken, +Dem Thron des Zeus, verschwand. + + + +Der Tod eines Freundes + +Hat, neuer Himmelsbürger, sich +Dein geistig Ohr nicht schon des Klagetons entwöhnet, +Und kann ein banges Ach um dich, +Das hier und da ein Freund bei stillen Tränen stöhnet, +Dir unterm jauchzenden Empfangen +Der bessern Freunde hörbar sein, +So sei nicht für die Welt, mit unserm Schmerz zu prangen, +Dies Lied: es sei für dich, für dich allein! + +Wann war es, da auch dich noch junge Rosen zierten? +(Doch nein, die Rosen ziertest du!) +Da Freud und Unschuld dich, im Tal der Hoffnung, führten +Dem Alter und der Tugend zu? +Gesichert folgten wir: als schnell aus schlauen Hecken +Der Unerbittliche sich wies, +Und dich, den Besten, uns zu schrecken, +Nicht dich zu strafen, von uns riß. + +Wie ein geliebtes Weib vom steilen Ufer blicket +Dem Schiffe nach, das ihre Kron entreißt: +Sie steht, ein Marmorbild, zu Stunden unverrücket; +In Augen ist ihr ganzer Geist: +So standen wir betäubt und angeheftet, +Und sannen dir mit starren Sinnen nach, +Bis sich der Schmerz durch Schmerz entkräftet, +Und strömend durch die Augen brach. + +Was weinen wir? Gleich einer Weibersage, +Die im Entstehn schon halb vergessen ist, +Flohst du dahin!--Geduld! noch wenig Tage, +Und wenige dazu, so sind wir, was du bist. +Ja, wenn der Himmel uns die Palme leicht erringen, +Die Krone leicht ersiegen läßt, +So werden wir, wie du, das Alter überspringen, +Des Lebens unschmackhaften Rest. + +Was wartet unser?--Ach! ein unbelohnter Schweiß, +Im Joch des Amts bei reifen Jahren, +Für andrer Wohl erschöpft, als unbrauchbarer Greis +Hinunter in die Gruft zu fahren. +Doch deiner wartet?--Nein! was kannst du noch erwarten +Im Schoß der vollen Seligkeit? +Nur wir, auf blindes Glück, als Schiffer ohne Karten, +Durchkreuzen ihn, den faulen Pfuhl der Zeit. + +Vielleicht--noch ehe du dein Glücke wirst gewohnen, +Noch ehe du es durchempfunden hast-- +Flieht einer von uns nach in die verklärten Zonen, +Für dich ein alter Freund, und dort ein neuer Gast. +Wen wird--verborgner Rat!--die nahe Reise treffen +Aus unsrer jetzt noch frischen Schar? +O Freunde, laßt euch nicht von süßer Hoffnung äffen! +Zum Wachsamsein verbarg Gott die Gefahr. + +Komm ihm, wer er auch sei, verklärter Geist, entgegen, +Bis an das Tor der bessern Welt, +Und führ ihn schnell, auf dir dann schon bekannten Wegen, +Hin, wo die Huld Gerichte hält. +Wo um der Weisheit Thron der Freundschaft Urbild schwebet, +In seraphinschem Glanze schwebt; +Verknüpft uns einst ein Band, ein Band von ihr gewebet; +Zur ewgen Dauer fest gewebt! + + + +Ode auf den Tod des Marschalls von Schwerin, an den H. von Kleist. + +Zu frÜh wÄr es, viel zu früh, wenn schon jetzt, den güldnen Faden +Deines Lebens zu trennen, der blutige Mars, oder die donnernde +Bellona, der freundlich saumseligen Klotho vorgriff! + +Der nur falle so jung, der in eine traurige, Öde Wüste hinaus sieht, +in künftige Tage, leer an Freundschaft und Tugend, leer an großen +Entwürfen zur Unsterblichkeit: + +Nicht Du, o Kleist; der Du so manchen noch froh und glücklich zu +machen wünschest--Zwar schon solche Wünsche sind nicht die kleinsten +edler Taten-Nicht Du, dem die vertrauliche Muse ins Stille winkt--Wie +zürnt sie auf mich, die Eifersüchtige, daß ich die waffenlosen +Stunden Deiner Erholung mit ihr teile! + +Dir zu gefallen, hatte sie dem Lenze seinen schönsten Schmuck von +Blumen und Perlen des Taues entlehnet; gleich der listigen Juno den +Gürtel der Venus. + +Und nun lockt sie Dich mit neuen Bestechungen. Sieh! In ihrer +Rechte blitzt das tragische Szepter; die Linke bedeckt das weinende +Auge, und hinter dem festlichen Schritte wallt der königliche Purpur. + +Wo bin ich? Welche Bezaubrung!--Letzte Zierde des ausgearteten Roms! +--Dein Schüler; Dein Mörder!--Wie stirbt der Weise so ruhig! so gern! +--Ein williger Tod macht den Weisen zum Helden, und den Helden zum +Weisen. + +Wie still ist die fromme Versammlung!--Dort rollen die Kinder des +Mitleids die schönen Wangen herab; hier wischt sie die männliche Hand +aus dem weggewandten Auge. + +Weinet, ihr Zärtlichen! Die Weisheit sieht die Menschen gern weinen! +--Aber nun rauscht der Vorhang herab! Klatschendes Lob betäubt mich, +und überall murmelt die Bewundrung: Seneka und Kleist! + +Und dann erst, o Kleist, wenn Dich auch diese Lorbeern, mit der +weißen Feder, nur uns Dichtern sichtbar durchflochten, wenn beide +Deinen Scheitel beschatten--Wenn die liebsten Deiner Freunde nicht +mehr sind-Ich weiß es, keiner von ihnen wird Dich gern +überleben--Wenn Dein Gleim nicht mehr ist--Außer noch in den Händen +des lehrbegierigen Knabens, und in dem Busen des spröden Mädchens, +das mit seinem Liede zu Winkel eilet-Wenn der redliche Sulzer ohne +Körper nun denkt--Hier nur noch der Vertraute eines künftigen +Grüblers, begieriger die Lust nach Regeln zu meistern, als sie zu +schmecken. + +Wenn unser lächelnder Rammler sich tot kritisierst--Wenn der +harmonische Krause nun nicht mehr, weder die Zwiste der Töne, noch +des Eigennutzes schlichtet-Wenn auch ich nicht mehr bin--Ich, Deiner +Freunde spätester, der ich, mit dieser Welt weit besser zufrieden, +als sie mit mir, noch lange sehr lange zu leben denke-Dann erst, o +Kleist, dann erst geschehe mit Dir, was mit uns allen geschah! Dann +stirbst Du; aber eines edlern Todes; für Deinen König, für Dein +Vaterland, und wie Schwerin! + +O des beneidenswürdigen Helden!--Als die Menschheit in den Kriegern +stutzte, ergriff er mit gewaltiger Hand das Panier.--Folgt mir! rief +er, und ihm folgten die Preußen. + +Und alle folgten ihm zum Ziele des Siegs! Ihn aber trieb allzuviel +Mut bis jenseit der Grenzen des Sieges, zum Tode! Er fiel, und da +floß das breite Panier zum leichten Grabmal über ihn her. + +So stürzte der entsäulte Palast, ein schreckliches Monument von +Ruinen, und zerschmetterten Feinden, über dich, Simson, zusammen! So +ward dein Tod der herrlichste deiner Siege! + + + +Orpheus + +Orpheus, wie man erzählt, stieg seine Frau zu suchen in die Hölle +herab. Und wo anders, als in der Hölle, hätte Orpheus auch seine +Frau suchen sollen? + +Man sagt, er sei singend herabgestiegen. Ich zweifle im geringsten +nicht daran; denn solange er Witwer war, konnte er wohl vergnügt sein +und singen. + +Berge, Flüsse, und Steine folgten seinen Harmonien nach; und wenn er +auch noch so schlecht gesungen hätte, so wären sie ihm doch +nachgefolgt. + +Als er ankam und seine Absicht entdeckte, hörten alle Martern auf. +Und was könnten für einen so dummen Ehemann wohl noch für Martern +übrig sein? + +Endlich bewog seine Stimme das taube Reich der Schatten; ob es gleich +mehr eine Züchtigung als eine Belohnung war, daß man ihm seine Frau +wiedergab. + + + +[Übersetzung der Ode des Horaz "Ad Barinen"] + +Ode 8. Lib. II. + +Hätte dich je des verwirkten Meineids Strafe getroffen; würde nur +einer deiner Zähne schwarz; nur einer deiner Nägel häßlicher; so +wollt ich dir glauben, + +Kaum aber hast du das treulose Haupt mit falschen Gelübden verstrickt; +so blühst du weit schöner auf, und trittst stolz einher, aller +Jünglinge sehnlichstes Augenmerk. + +Dir steht es frei, der Mutter beigesetzte Asche, die stillen Gestirne +der Nacht, und den ganzen Himmel, und alle unsterblichen Götter zu +täuschen. + +Venus selbst, wie gesagt, lachet darüber; die guten Nymphen lachen; +es lachet der immer brennende Pfeile auf blutigem Wetzstein +schleifende, strenge Kupido. + +Noch mehr: nur dir reitet die Jugend alle, nur dir wachsen in ihr +immer neue Sklaven auf; und noch können die Alten dich, ihre +gewissenlose Gebieterin, nicht meiden, so oft sie es auch gedroht. + +Dich fürchten die Mütter für ihre Söhne; dich fürchten die geizigen +Alten; dich fürchten die armen nur erst verheirateten Mädchen, um +deren Männer es geschehen ist, wenn sie einmal deine Spur finden. + +"Ad Barinen" wird die Ode überschrieben. Diese Barine war ohne +Zweifel eine Freigelassene, welche das Handwerk einer Buhlerin trieb. +Tan. Faber hat diesen Namen in Carine verwandeln wollen, weil +Barine weder griechisch noch lateinisch sei; und Dacier billiger +diese Veränderung. Konnte aber eine Sklavin, welches Barine gewesen +war, nicht leicht aus einem barbarischen Lande, von barbarischen +Eltern entsprossen sein? + + + +[An Mäcen] + +Du, durch den einst Horaz lebte, dem Leben ohne Ruhe, ohne +Bequemlichkeit, ohne Wein, ohne den Genuß einer Geliebten kein Leben +gewesen wäre; du, der du jetzt durch den Horaz lebst; denn ohne Ruhm +in dem Gedächtnisse der Nachwelt leben, ist schlimmer als ihr gar +unbekannt zu sein; + +Du, o Mäcen, hast uns deinen Namen hinterlassen, den die Reichen und +Mächtigen an sich reißen, und die hungrigen Skribenten verschenken; +aber hast du uns auch von dir etwas mehr als den Namen gelassen? + +Wer ists in unsern eisern Tagen, hier in einem Lande, dessen +Einwohner von innen noch immer die alten Barbaren sind, wer ist es, +der einen Funken von deiner Menschenliebe, von deinem tugendhaften +Ehrgeize, die Lieblinge der Musen zu schützen, in sich häge? + +Wie habe ich mich nicht nach einem nur schwachen Abdrucke von dir +umgesehen? Mit den Augen eines Bedürftigen umgesehen! Was für +scharfsichtige Augen! + +Endlich bin ich des Suchens müde geworden, und will über deine +Afterkopien ein bitteres Lachen ausschütten. + +Dort, der Regent, ernährt eine Menge schöner Geister, und braucht sie +des Abends, wenn er sich von den Sorgen des Staats durch Schwänke +erholen will, zu seinen lustigen Räten. Wieviel fehlt ihm, ein Mäcen +zu sein! + +Nimmermehr werde ich mich fähig fühlen, eine so niedrige Rolle zu +spielen; und wenn auch Ordensbänder zu gewinnen stünden. + +Ein König mag immerhin über mich herrschen; er sei mächtiger, aber +besser dünke er sich nicht. Er kann mir keine so starken +Gnadengelder geben, daß ich sie für wert halten sollte, +Niederträchtigkeiten darum zu begehen. + +_Corner_, der Wollüstling, hat sich in meine Lieder verliebt. Er +hält mich für seinesgleichen. Er sucht meine Gesellschaft. Ich +könnte täglich bei ihm schmausen, mich mit ihm umsonst betrinken, und +umsonst auch die teuerste Dirne umfangen; wenn ich nur mein Leben +nicht achtete; und ihn als einen zweiten Anakreon preisen wollte. +Ein Anakreon, daß es den Himmel erbarme! welcher das Podagra und die +Gicht hat, und noch eine andre Krankheit von der man zweifelt, ob sie +Columbus aus Amerika gebracht hat. + + + +[Bruchstück einer Ode auf den Tod eines Freundes] + +Die ich dich nie dem Chor unschuldger Scherze raubte, +Und schwer beklemmt zu bangen Klagen rief, +Die Rosen heut, o Muse, von dem Haupte, +Das gestern noch im Schoß der frohen Jugend schlief; +Und aus der freien Rechte +Den fürchterlichen Stab, +Den, als der Pindus jüngst in Libers Laube zechte, +Dir der vergnügte Wirt zum Freundschaftspfande gab; +Reiß schnell, der Weste Spiel, das flatternde Gewand +In schmutzig unachtsame Falten! +Und trenn mit ungestümer Hand +Die Perlenschnur, bestimmt das güldne Haar zu halten. + +* + +Nun nimm sie hin, die mir getreuen Saiten, +Und stimme sie zum Trauerten herab, +Zum Ton geschickt die Seufzer zu begleiten, +Und fromm zu schallen um ein Grab. + + +Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Oden, von Lessing. + + + + + +*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, ODEN *** + +This file should be named 8oden10.txt or 8oden10.zip +Corrected EDITIONS of our eBooks get a new NUMBER, 8oden11.txt +VERSIONS based on separate sources get new LETTER, 8oden10a.txt + +Project Gutenberg eBooks are often created from several printed +editions, all of which are confirmed as Public Domain in the US +unless a copyright notice is included. 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This is +also a good way to get them instantly upon announcement, as the +indexes our cataloguers produce obviously take a while after an +announcement goes out in the Project Gutenberg Newsletter. + +http://www.ibiblio.org/gutenberg/etext04 or +ftp://ftp.ibiblio.org/pub/docs/books/gutenberg/etext04 + +Or /etext03, 02, 01, 00, 99, 98, 97, 96, 95, 94, 93, 92, 92, 91 or 90 + +Just search by the first five letters of the filename you want, +as it appears in our Newsletters. + + +Information about Project Gutenberg (one page) + +We produce about two million dollars for each hour we work. The +time it takes us, a rather conservative estimate, is fifty hours +to get any eBook selected, entered, proofread, edited, copyright +searched and analyzed, the copyright letters written, etc. Our +projected audience is one hundred million readers. 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