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authorRoger Frank <rfrank@pglaf.org>2025-10-15 05:28:20 -0700
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+The Project Gutenberg EBook of Der Waldbruder, ein Pendant zu Werthers Leiden
+by Jacob Michael Reinhold Lenz
+
+Copyright laws are changing all over the world. Be sure to check the
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+this or any other Project Gutenberg eBook.
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+**Welcome To The World of Free Plain Vanilla Electronic Texts**
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+**eBooks Readable By Both Humans and By Computers, Since 1971**
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+*****These eBooks Were Prepared By Thousands of Volunteers!*****
+
+
+Title: Der Waldbruder, ein Pendant zu Werthers Leiden
+
+Author: Jacob Michael Reinhold Lenz
+
+Release Date: November, 2004 [EBook #6833]
+[Yes, we are more than one year ahead of schedule]
+[This file was first posted on January 28, 2003]
+
+Edition: 10
+
+Language: German
+
+Character set encoding: iso-Latin-1
+
+*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, DER WALDBRUDER, EIN PENDANT ZU WERTHERS LEIDEN ***
+
+
+
+
+Thanks are given to Delphine Lettau for finding a huge collection of ancient
+German books in London.
+
+
+
+This Etext is in German.
+
+We are releasing two versions of this Etext, one in 7-bit format,
+known as Plain Vanilla ASCII, which can be sent via plain email--
+and one in 8-bit format, which includes higher order characters--
+which requires a binary transfer, or sent as email attachment and
+may require more specialized programs to display the accents.
+This is the 8-bit version.
+
+This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt-DE.
+That project is reachable at the web site http://gutenberg2000.de.
+
+Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE"
+zur Verfügung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse
+http://gutenberg2000.de erreichbar.
+
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+
+
+Der Waldbruder, ein Pendant zu Werthers Leiden
+
+Jakob Michael Reinhold Lenz
+
+
+
+Erster Teil
+
+Erster Brief
+
+Herz an seinen Freund Rothe in einer großen Stadt
+
+
+Ich schreibe Dir dieses aus meiner vÖllig eingerichteten HÜtte, zwar
+nur mit Moos und BaumblÄttern bedeckt, aber doch für Wind und Regen
+gesichert. Ich hätte mir nie vorgestellt, daß dies Klima auch im
+Winter so mild sein könne. Übrigens ist die Gegend, in der ich
+mich hingebaut, sehr malerisch. Grotesk übereinander gewälzte Berge,
+die sich mit ihren schwarzen Büschen dem herunterdrückenden Himmel
+entgegen zu stemmen scheinen, tief unten ein breites Tal, wo an einem
+kleinen hellen Fluß die Häuser eines armen aber glücklichen Dorfs
+zerstreut liegen. Wenn ich denn einmal heruntergehe und den engen
+Kreis von Ideen, in dem die Adamskinder so ganz existieren, die
+einfachen und ewig einförmigen Geschäfte und die Gewißheit und
+Sicherheit ihrer Freuden übersehe, so wird mir das Herz so enge und
+ich möchte die Stunde verwünschen, da ich nicht ein Bauer geboren bin.
+Sie sehen mich oft verwundrungsvoll an, wenn ich so unter ihnen
+herumschleiche und nirgends zu Hause bin, mit ihrem Scherz und Ernst
+nicht sympathisieren kann, so daß ich mich am Ende wohl schämen und
+in ihre Form zu passen suchen muß, da sie denn ihren Witz nach ihrer
+Art meisterhaft über meine Unbehelfsamkeit wissen spielen zu lassen.
+Alles dies beleidigt mich nicht, weil sie meistens recht haben und
+ein Zustand wie der meinige durch die äußern Symptome, die er
+veranlaßt, schon seit Petrarchs Zeiten jedermann zum Gespött dienen
+muß. Soll ich aber die Wahl haben, so ist mir der Spott des
+ehrlichen Landmanns immer noch Wohltat gegen das Auszischen leerer
+Stutzer und Stutzerinnen in den Städten.
+
+Wenn Du einmal einen geschäftfreien Tag hast, so komm zu mir, Du bist
+der einzige Mensch, der mich noch zuweilen versteht.
+
+_Herz._
+
+
+
+Zweiter Brief
+
+Fräulein Schatouilleuse an Rothen, der aufs Land gereist war, eine
+Frühlingskur zu trinken
+
+
+Sagen Sie mir doch in aller Welt, wo mag Herr Herz hingekommen sein.
+Etwa bei Ihnen, so hab ich eine Wette gewonnen. Der Papa sagte heut,
+er habe seine Bedienung bei der Kanzlei niedergelegt und sei in den
+Odenwald gegangen, um Waldbruder zu werden. Da lachten wir nun alle,
+daß uns die Tränen von den Backen liefen, er aber schwur, es sei wahr.
+Ich schlug gleich eine Wette mit ihm ein, daß er bei Ihnen in
+Zornau wäre; schreiben Sie mir doch, ob dem so ist, und ich will
+Ihnen auch viel Neues von ihm sagen, das Sie recht zu lachen machen
+wird.
+
+
+
+Dritter Brief
+
+Herz an Rothen, der dem Boten weiter nichts als einen Zettel
+mitgegeben,auf dem mit Bleistift geschrieben war:Herz! Du dauerst
+mich!
+
+
+Ich danke Dir für Dein zuvorkommendes Mitleid. Das Pressende und
+Drückende meiner äußern Umstände preßt und drückt mich nicht. Es ist
+etwas in mir, das mich gegen alles Äußere gefühllos macht.
+
+Du hast vermutlich erfahren, daß mein letztes Geld, das ich aus der
+Stadt mitgenommen, mir von einem schelmischen Bauren gestohlen worden,
+der die Zeit abpaßte, als ich unten war, Brot zu kaufen. Aber wozu
+sollte mir auch das Geld? Wenn ich Mangel habe, gehe ich ins Dorf,
+und tue einen Tag Tagelöhners Arbeit, dafür kann ich zwei Tage meinen
+Gedanken nachhängen.
+
+Ich bin glücklich, ich bin ganz glücklich. Ich ging gestern, als die
+Sonne uns mitten im Winter einen Nachsommer machte, in der Wiese
+spazieren, und überließ mich so ganz dem Gefühl für einen Gegenstand,
+der's verdient, auch ohne Hoffnung zu brennen. Das matte Grün der
+Wiesen, das mit Reif und Schnee zu kämpfen schien, die braunen
+verdorrten Gebüsche, welch ein herzerquickender Anblick für mich!
+Ich denke, es wird doch für mich auch ein Herbst einmal kommen, wo
+diese innere Pein ein Ende nehmen wird. Abzusterben für die Welt,
+die mich so wenig kannte, als ich sie zu kennen wünschte--o welche
+schwermütige Wollust liegt in dem Gedanken!
+
+Beständig quält mich das, was Rousseau an einem Ort sagt, der Mensch
+soll nicht verlangen, was nicht in seinen Kräften steht, oder er
+bleibt ewig ein unbrauchbarer schwacher und halber Mensch. Wenn ich
+nun aber schwach, halb unbrauchbar bleiben will, lieber als meinen
+Sinn für das stumpf machen, bei dessen Hervorbringung alle Kräfte der
+Natur in Bewegung waren, zu dessen Vervollkommnung der Himmel selbst
+alle Umstände vereinigt hat. O Rousseau! Rousseau! wie konntest du
+das schreiben!
+
+Wenn ich mir noch den Augenblick denke, als ich sie das erstemal auf
+der Maskerade sah, als ich ihr gegenüber am Pfeiler eingewurzelt
+stand und mir's war, als ob die Hölle sich zwischen uns beiden
+öffnete und eine ewige Kluft unter uns befestigte. Ach wo ist ein
+Gefühl, das dem gleichkommt, so viel unaussprechlichen Reiz vor sich
+zu sehen mit der schrecklichen Gewißheit, nie, nie davon Besitz
+nehmen zu dürfen. Ixion an Jupiters Tafel hat tausendmal mehr
+gelitten, als Tantalus in dem Acheron. Wie sie so stand und alles
+sich um sie herdrängte und in ihrem Glanze badete, und ihr überall
+gegenwärtiges Auge keinen ihrer Bewunderer unbelohnt ließ. Sieh,
+Rothe, diese Maskerade war der glücklichste und der unglücklichste
+Tag meines Lebens. Einmal kam sie nach dem Tanz im Gedränge vor mir
+zu stehen, als ich eben auf der Bank saß, und als ob ich bestimmt
+gewesen wäre, in ihren Zauberzirkel zu fallen, so dicht vor mir, daß
+ich von meinem Sitz nicht aufstehen konnte, ihr meinen Platz
+anzutragen, denn die Ehrfurcht hielt mich zurück, sie anzureden.
+Diese Attitüde hättest Du sehen und zeichnen sollen, das Entzücken,
+so nah bei ihr zu sein, die Verlegenheit, ihr einen Platz genommen zu
+haben, o es war eine süße Folter, auf der ich diese wenige glückliche
+Minuten lag.
+
+Wo bin ich nun wieder hineingeraten, ich fürchte mich, alle die
+Sachen dem Papier anvertraut zu haben. Heb es sorgfältig auf, und
+laß es in keine unheiligen Hände kommen.
+
+_Herz._
+
+
+
+Vierter Brief
+
+Fräulein Schatouilleuse an Rothen
+
+
+Ha ha ha, ich lache mich tot, lieber Rothe. Wissen Sie auch wohl,
+daß Herz in eine Unrechte verliebt ist. Ich kann nicht schreiben,
+ich zerspringe für Lachen. Die ganze Liebe des Herz, die Sie mir so
+romantisch beschrieben haben, ist ein rasendes Qui pro quo. Er hat
+die Briefe einer gewissen Gräfin Stella in seine Hände bekommen, die
+ihm das Gehirn so verrückt haben, daß er nun ging und sie überall
+aufsuchte, da er hörte, daß sie in angekommen sei, um an den
+Winterlustbarkeiten teilzunehmen. Ich weiß nicht, welcher Schelm ihm
+den Streich gespielt haben muß, ihm die Frau von Weylach für die
+Gräfin auszugeben, genug, er hat keinen Ball versäumt, auf dem Frau
+von Weylach war, und ist überall wie ein Gespenst mit großen stieren
+Augen hinter ihr hergeschlichen, so daß die arme Frau oft darüber
+verlegen wurde. Sie bildet sich auch wirklich ein, er sei jetzt noch
+verliebt in sie, und ihr zu Gefallen in den Wald hinausgegangen. Sie
+hat es meinem Vater gestern erzählt. Melden Sie ihm das, vielleicht
+bringt es ihn zu uns zurück und wir können uns zusammen wieder
+weidlich lustig über ihn machen. Er muß recht gesund geworden sein
+auf dem Lande. Ich wünscht' ihn doch wieder zu sehen.
+
+
+
+Fünfter Brief
+
+Rothe an Herz
+
+
+Aber, Herz, bist Du nicht ein Narr, und zwar einer von den
+gefährlichen, die, wie Shakespeare sagt, für ihre Narrheit immer eine
+Entschuldigung wissen und folglich unheilbar sind. Ich habe Dir aus
+Fräulein Schatouilleusens Brief begreiflich gemacht, daß Dein ganzer
+Troß von Phantasei irregegangen wäre, daß Du eine andere für Deine
+Gräfin angesehen hättest, und Du willst doch noch nicht aus Deinem
+Trotzwinkel zu uns zurück. Du seist nicht in ihre Gestalt verliebt
+gewesen, sondern in ihren Geist, in ihren Charakter, Du könntest Dich
+geirrt haben, wenn Du zu dem eine andere Hülle aufgesucht hättest,
+aber der Grund Deiner Liebe bleibe immer derselbe und
+unerschütterlich. Solltest Du aber nicht wenigstens, da Du doch
+durchaus einer von denen sein willst, die mit Terenz insanire cum
+ratione volunt durch Abschilderung dieses Charakters, dieses Geistes
+das Abenteuerliche Deiner Leidenschaft bei Deinem Freunde zu
+rechtfertigen suchen? Vielleicht könntest Du hierin ebensowohl eines
+Irrtums überwiesen werden, als in jenem, und dafür scheint es, ist
+Dir bange.
+
+Alle Deine Talente in eine Einsiedelei zu begraben--Und was sollen
+diese Schwärmereien endlich für ein Ende nehmen? Höre mich, Herz,
+ich gelte ein wenig bei den Frauenzimmern, und das bloß, weil ich
+leichtsinnig mit ihnen bin. Sobald ich in die hohen Empfindungen
+komme, ist's aus mit uns, sie verstehen mich nicht mehr, so wenig als
+ich sie, unsere Liebesgeschichten haben ein Ende. Ich schreibe Dir
+dies nicht, Dich in Deinem Vorhaben wankend zu machen, ich weiß, daß
+Du einen viel zu originellen Geist hast, um Deine Eigentümlichkeit
+aufgeben zu wollen, aber ich sage Dir nur, wie ich bin, ich klage Dir
+meine kleinen Empfindungen auf der Querpfeife, wie Du Deine auf dem
+Waldhorn. Siehst Du, so bin ich in einer beständigen Unruhe, die
+sich endlich in Ruhe und Wollust auflöst und dann mit einer reizenden
+Untreue wechselt. So wälze ich mich von Vergnügen auf Vergnügen, und
+da kommen mir Deine Briefe eben recht, unsern eingeschrumpften
+Gesellschaften Stoff zum Lachen zu geben. Es sticht alles so
+schrecklich mit unsrer Art zu lieben ab. Nun lebe wohl und besinne
+Dich einmal eines Bessern.
+
+_Rothe._
+
+
+
+Sechster Brief
+
+Herz an Rothe
+
+
+Das einzige, was mir in Deinem letzten Briefe erträglich war, ist die
+Stelle, da Du eine Abschilderung von dem Charakter des Gegenstandes
+meiner einsamen Anbetung wünschtest, das übrige habe ich nicht
+gelesen. Zwar scheint auch in diesem Wunsch nur die Bosheit des
+Versuchers durch, der dadurch, daß er mein Geheimnis aus meinem
+Herzen über die Lippen lockt, mir dasselbe gern gleichgültiger machen
+möchte. Aber sei es, es soll Dir dennoch genug geschehen. Zwar weiß
+ich wohl, wie vielen Schaden ich ihr durch meine Beschreibungen tue,
+aber dennoch wirst Du, wenn Du klug bist und Seele hast, Dir aus
+meinem Gestotter ein Bild zusammensetzen können.
+
+Denke Dir alles, was Du Dir denken kannst, und Du hast nie zu viel
+gedacht--doch nein, was kannst Du denken? Die Erziehung einer
+Fürstin, das selbstschöpferische Genie eines Dichters, das gute Herz
+eines Kindes, kurzum alles, alles beisammen, und alle Deine Mühe ist
+dennoch vergeblich, und alle meine Beschreibungen abgeschmackt. So
+viel allein kann ich Dir sagen, daß Jung und Alt, Groß und Klein,
+Vornehm und Gering, Gelehrt und Ungelehrt, sich herzlich wohl
+befinden, wenn sie bei ihr sind, und jedem plötzlich anders wird,
+wenn sie mit ihm redt, weil ihr Verstand in das Innerste eines jeden
+zu dringen, und ihr Herz für jede Lage seines Herzens ein
+Erleichterungsmittel weiß. Alles das leuchtet aus ihren Briefen, die
+ich gelesen habe, die ich bei mir habe und auf meinem bloßen Herzen
+trage. Sieh, es lebt und atmet darinnen eine solche Jugend, so viel
+Scherz und Liebe und Freude, und ist doch so tiefer Ernst, die
+Grundlage von alledem, so göttlicher Ernst--der eine ganze Welt
+beglücken möchte!
+
+
+
+Siebenter Brief
+
+Rothens Antwort
+
+
+Dein Brief trägt die offenbaren Zeichen des Wahnsinns, würde ein
+andrer sagen, mir aber, der ich Dir ein für allemal durch die Finger
+sehe, ist er unendlich lieb. Du bist einmal zum Narren geboren, und
+wenigstens hast Du doch so viel Verstand, es mit einer guten Art zu
+sein.
+
+Ich lebe glücklich wie ein Poet, das will bei mir mehr sagen, als
+glücklich wie ein König. Man nötigt mich überall hin und ich bin
+überall willkommen, weil ich mich überall hinzupassen und aus allem
+Vorteil zu ziehen weiß. Das letzte muß aber durchaus sein, sonst
+geht das erste nicht. Die Selbstliebe ist immer das, was uns die
+Kraft zu den andern Tugenden geben muß, merke Dir das, mein
+menschenliebiger Don Quischotte! Du magst nun bei diesem Wort die
+Augen verdrehen, wie Du willst, selbst die heftigste Leidenschaft muß
+der Selbstliebe untergeordnet sein, oder sie verfällt ins
+Abgeschmackte und wird endlich sich selbst beschwerlich.
+
+Ich war heut in einem kleinen Familienkonzert, das nun vollkommen
+elend war und in dem Du Dich sehr übel würdest befunden haben. Das
+Orchester bestand aus Liebhabern, die sich Taktschnitzer, Dissonanzen
+und alles erlaubten und Hausherr und Kinder, die nichts von der Musik
+verstunden, spähten doch auf unsern Gesichtern nach den Mienen des
+Beifalls, die wir ihnen reichlich zumaßen, um den guten Leuten die
+Kosten nicht reu zu machen. Nicht wahr, das würde Dir eine Folter
+gewesen sein, Kleiner? besonders da seine Töchter mit den noch nicht
+ausgeschrienen Singstimmen mehr kreischend als singend uns die Ohren
+zerschnitten. Da in laute Aufwallungen des Entzückens auszubrechen
+und bravo, bravissimo zu rufen, das war die Kunst--und weißt Du,
+womit ich mich entschädigte? Die Tochter war ein freundlich
+rosenwangigtes Mädchen, das mich für jede Schmeichelei, für jede
+herzlichfalsche Lobeserhebung mit einem feurigen Blick bezahlte, mir
+auch oft dafür die Hand und wohl gar gegen ihr Herz drückte, das hieß
+doch wahrlich gut gekauft. Ich weiß, Du knirschest die Zähne
+zusammen, aber mein Epikureismus führt doch wahrhaftig weiter, als
+Dein tolles Streben nach Luft- und Hirngespinsten. Ich weiß, das
+Mädchen denkt doch heute den ganzen Abend mit Vergnügen an mich,
+warum soll ich ihr die Freude nicht gönnen, daß sie sich mit den
+Gedanken an mich zu Bette legt.
+
+Willst Du's auch so gut haben, komm zu uns, ich will gern die zweite
+Rolle spielen, wenn ich Dich nur zum brauchbaren Menschen machen kann.
+Was fehlte Dir bei uns? Du hattest Dein mäßiges Einkommen, das zu
+Deinen kleinen Ausgaben hinreichte, Du hattest Freunde, die Dich ohne
+Absichten liebten, ein Glück, das sich Könige wünschen möchten, Du
+hattest Mädchen, die an kleinen Netzen für Dein Herz webten, in denen
+Du Dich nur so weit verstricktest, als sie Dir behaglich waren,
+hernach flogst Du wieder davon und sie hatten die Mühe, Dir neue zu
+weben. Was fehlte Dir bei uns? Liebe und Freundschaft vereinigten
+sich, Dich glücklich zu machen, Du schrittst über alles das hinaus in
+das furchtbare Schlaraffenland verwilderter Ideen!
+
+Nichts lieblicher als die Eheknoten, die für mich geschlungen werden
+und an denen ich mit solcher Artigkeit unten weg zu schleichen weiß.
+Denk, was für ein Aufwand von Reizungen bei alle den Geschichten um
+mich her ist, welch eine Menge Charaktere sich mir entwickeln, wie
+künstliche Rollen um mich angelegt und wie meisterhaft sie gespielt
+werden. Das ergötzt meinen innern Sinn unendlich, besonders weil ich
+zum voraus weiß, daß sich die Leute alle an mir betrügen, um mir
+hernach doch nicht einmal ein böses Wort darum geben dürfen. So gut
+würde Dir's auch werden, wenn Du mir folgtest; wäre doch besser,
+unter blühenden und glühenden Mädchen in Scherz und Freude und
+Liebkosungen sich herumzuwälzen, als unter deinen glasierten Bäumen
+auf der gefrornen Erde. Was meinst Du, Herz? Lachst Du? Narr, wenn
+Du lachen kannst, so ist alles gewonnen.
+
+
+
+
+Achter Brief
+
+Antwort Herzens an Rothen
+
+
+Deine Briefe gefallen mir immer mehr und mehr, obschon ich Deine
+Ratschläge immer mehr und mehr verabscheue, und das bloß, weil der
+Ton in denselben mit dem meinigen so absticht, daß er das
+verdrüßliche Einerlei meines Kummers auf eine pikante Art unterbricht.
+Fahre fort, mir mehr zu schreiben, es ist mir alles lieb, was von
+Dir kommt, sollte mir's auch noch so viel Galle machen.
+
+Sei glücklich unter Deinen leichten Geschöpfen, und laß mir meine
+Hirngespinste. Ich erlaub es euch sogar, über mich zu lachen, wenn
+euch das wohltun kann. Ich, lache nicht, aber ich bin glücklicher
+als ihr, ich weide mich zuweilen an einer Träne, die mir das süße
+Gefühl des Mitleids mit mir selbst auf die Wange bringt. Es ist wahr,
+daß ich alles hier begrabe, aber eben in dieser Aufopferung findt
+mein Herz eine Größe, die ihm wieder Luft macht, wenn seine Leiden zu
+schwer werden. Niemanden im Wege--welch eine erhabene Idee! ich will
+niemanden in Anspruch nehmen, niemand auch nur einen Gedanken kosten,
+der die Reihe seiner angenehmen Vorstellungen unterbricht. Nur
+Freiheit will ich haben, zu lieben, was ich will, und so stark und
+dauerhaft, als es mir gefällt. Hier ist mein Wahlspruch, den ich in
+die Rindentüre meiner Hütte eingegraben:
+
+Du nicht glücklich, kümmernd Herz? Was für Recht hast
+du zum Schmerz? Ist's nicht Glück genug für dich, Daß
+sie da ist, da für sich?
+
+
+
+Neunter Brief
+
+Rothe an Herz
+
+
+Wenn wir uns lange so fortschreiben, so geraten wir beide in eine
+GeschwÄtzigkeit, die zu nichts fÜhrt. Du willst unterhalten sein und
+ich kann und mag Dich nicht unterhalten. Alles was ich Dir schrieb,
+war, um Dich zurückzubringen, willst Du nicht, so laß bleiben, kurz
+und gut. Alle Deine Klagen und Leiden und Possen helfen Dir bei uns
+zu nichts, wir Deine wahren Freunde und Freundinnen und alle
+Vernünftigen--verzeih mir's, was kÖnnen wir anders tun--lachen
+darüber--ja lachen entweder Dich aus der Haut und der Welt
+hinaus--oder wieder in unsre bunten Kränzchen zurück.
+
+Du tätest also besser, wenn Du mir nicht mehr schriebest. Ich komme
+nicht zu Dir, das hab ich verschworen. Aber ich erwarte Dich bei mir,
+wenn Du mich wieder einmal zu sehen Lust hast.
+
+_Rothe_.
+
+Die Antwort auf diesen Brief blieb aus.
+
+
+
+Zehnter Brief
+
+Honesta an den Pfarrer Claudius, einen ihrer Verwandten auf dem Lande
+
+
+Wissen Sie auch wohl, daß wir hier einen neuen Werther haben, noch
+wohl schlimmer als das, einen Idris, der es in der ganzen Strenge des
+Worts ist, und zu der Nische, die Herr Wieland seinem Helden am Ende
+leer gelassen hat, mit aller Gewalt ein lebendes Bild sucht. Kurz,
+es ist der junge Herz, den Sie bisweilen in unserm Hause müssen
+gesehen haben, er war sehr einschmeichelnd beim Frauenzimmer, aber
+immer in seinen Ausdrücken etwas romantisch, welches mir um soviel
+besser gefiel. Er hat im ganzen Ernst seine Bedienung niedergelegt,
+und ist in den Odenwald gegangen und Einsiedler geworden. Jedermann
+redt davon und bedaurt das Unheil, das solche Schriften anrichten.
+Ich aber behaupte, daß der Grund davon in seinem Herzen liegt, und
+daß er auch ohne Werther und Idris das geworden wäre, was er ist.
+
+Die Person, die er liebt, ist eine Gräfin, die in der Tat ein rechtes
+Muster aller Vollkommenheiten ist, wie man sie mir beschrieben hat.
+Sie tanzt wie ein Engel, zeichnet, malt nach dem Leben, spricht alle
+Sprachen, ist mit jedermann freundlich und liebreich, kurz, sie
+verdient es wohl, daß eine Mannsperson um sie den Kopf verliert.
+Alle ihre Stunden sollen so eingeteilt sein, daß sie niemalen müßig
+ist, sie unterhält allein eine Korrespondenz, wozu mancher
+Staatsminister nicht Sekretärs genug finden würde, und die Briefe
+schreibt sie alle während der Zeit, da sie frisiert wird, auf der
+Hand, damit sie ihr von ihren übrigen Beschäftigungen nicht Zeit
+wegnehmen. Es muß ein liebes Geschöpf sein, sie soll von dem Unglück
+des armen Herz gehört haben, und darüber untröstlich sein, denn sie
+hat ein Gemüt, das nicht gern ein Kind beleidigen möchte. Er hat
+einige von ihren Briefen in die Hände bekommen, die sie während ihres
+Aufenthalts auf dem Lande an die Witwe Hohl hier geschrieben hatte.
+Sie wissen doch die Witwe Hohl in der Laubacherstraße in dem großen
+roten Hause. Herz soll bei ihr logiert haben. Das seltsamste ist,
+daß er seinen Abgott noch nicht von Person kennt, obschon er alles
+angewandt, sie zu sehen zu kriegen. Er hat eine andere für sie
+angesehen und also eine ganz falsche Vorstellung von ihr in seine
+Zelle mitgenommen.
+
+Die Fräulein Schatouilleuse kennt die Gräfin auch, weil sie oft in
+ihr Haus kommt, will aber nicht viel Gutes von ihr sagen. Sie meint,
+sie affektiere entsetzlich, nun ist das ganz natürlich, weil ihre Art
+zu denken von jener ihrer himmelweit unterschieden sein muß.
+
+Man sagt, die Gräfin wolle an den armen Herz schreiben, um ihn
+vielleicht wieder zurecht zu bringen. Ich habe nicht Zeit, Ihnen
+mehr zu sagen, obgleich ich sonst so ungern weiß Papier übriglasse.
+Unser Haus ist voll Fremde, die zur Ostermesse gekommen sind. Wenn
+Sie doch auch auf einige Tage herein könnten. Der wunderliche Herr
+Hokum ist auch da.
+
+_Honesta_.
+
+
+
+Eilfter Brief
+
+Herz an Rothen
+
+
+Ich bin untröstlich, daß meine Einsiedlerei eine Fabel der Stadt wird.
+Gestern sind eine Menge Leute aus ** hier gewesen, die mich sehen
+und sprechen wollten, und mir einigemal zwar unter vielen andern den
+Namen derjenigen genannt haben, die ich den Wänden meiner Hütte und
+den leblosen Bäumen kaum zu nennen das Herz habe. Sollte etwas davon
+laut geworden sein, und durch Dich, Verräter? Du weißt allein, wer
+es ist, und wieviel mir daran gelegen, daß ihr Name auf den Lippen
+der Unheiligen nicht in meiner Gesellschaft ausgesprochen werde.
+
+Auf diesen Brief erfolgte keine Antwort.
+
+
+
+Zwölfter Brief
+
+
+Ich schreibe Dir dieses, obschon Du's nicht verdienst. Aber ich kann
+nicht, ich kann die Freude über alle mein Glück nicht bei mir
+behalten. Und da ich sonst gewohnt war, mein Herz gegen Dich zu
+öffnen--Wisse alles, Rothe, sie kennt mich, sie weiß, daß ich um
+ihrentwillen hier bin, wer muß ihr das gesagt haben?
+
+Gestern konnt' ich's fast nicht aushalten in meiner Hütte. Alles war
+versteinert um mich, und ich habe die Kälte in der härtesten
+Jahrszeit in meinem Vaterlande selbst nicht so unmitleidig gefunden.
+Ich nahm mir das Eis aus den Haaren, und es war mir nicht möglich,
+Feuer anzumachen; ich mußte also ziemlich spät ins Dorf hinabgehen,
+mich zu wärmen.
+
+Stelle Dir das Entzücken, die Flamme vom Himmel vor, die meine
+ausgequälte Seele durchfuhr, als ich auf einmal Fackeln vor einem
+Schlitten auf mich zu kommen und bei deren Schein die Liverei meiner
+angebeteten Gräfin sah. Ich hielt sie dafür, ich betrog mich nicht.
+Sie war es, sie war es selbst, nicht die, die ich auf dem Ball
+gesehen, aber mein Herz sagte mir's, daß sie es sei, denn als sie
+mich sah, sie sah scharf heraus, hielt sie den Muff vor das Gesicht,
+um die Bewegungen ihres Herzens zu verbergen. Und wie groß, wie
+sprachlos war meine Freude, als ich hernach im Dorf hörte, sie habe
+sich durch ihre Bedienten nach einem gewissen Waldbruder erkundigen
+lassen, der hier in der Nähe wohnte.
+
+Ich, so lebhaft gegenwärtig in ihrem Andenken--und in dieser Kälte
+kam sie heraus, mich zu sehen--wenn es auch nur Spazierfahrt war, wie
+glücklich, daß meine Hütte sie auf diesen Weg locken
+mußte--vielleicht kann ich sie noch einmal sehen und sprechen.--Rothe!
+Gibt's eine höhere Aussicht für menschliche Wünsche?
+
+
+
+Brief
+
+der Gräfin Stella an Herz
+
+
+Mein Herr! ich habe ihren Zustand erfahren, er dauert mich. Von
+ganzem Herzen wünschte ich Unmöglichkeiten möglich zu machen.
+Indessen kommen Sie nach der Stadt, und wenn Ihnen damit ein Gefallen
+geschehen kann, mich zu sehen und zu sprechen, wie Herr Rothe mir
+versichert hat, so hoffe ich, es soll sich bei Ihrer Freundin, der
+Witwe Hohl, schon Gelegenheit dazu finden. _Stella_.
+
+
+
+
+Zweiter Teil
+
+Erster Brief
+
+Herz an Rothen, der in Geschäften nach Braunsberg gereist war
+
+
+Da bin ich wieder, mein Wohltäter! in allem Rosenschimmer des Glücks
+und der Freude. Rothe! Rothe! was bist Du für ein Mensch. Wie hoch
+über den Gesichtskreis meines Danks hinaus! Ich habe auch nicht Zeit,
+das alles durchzudenken, wie Du mich geschraubt und geschraubt hast,
+mich wieder herzukriegen, mich über alle Hoffnung glücklich zu
+machen--ich kann's nur fühlen und schaudern, indem ich Dir in
+Gedanken Deine Hände drücke. Ja ich habe sie gesehen, ich habe sie
+gesprochen--Dieser Augenblick war der erste, da ich fühlte, daß das
+Leben ein Gut sei. Ja ich habe ihr vorgestammelt, was zu sagen ich
+Ewigkeiten gebraucht haben würde, und sie hat mein
+unzusammenhängendes Gewäsch verstanden. Die Witwe Hohl, Du kennst
+die Plauderin, glaubte allein zu sprechen, und doch waren wir es, wir
+allein, die, obgleich stumm, uns allein sprechen hörten. Das läßt
+sich nicht ausdrücken. Alles was sie sagte, war an die Witwe Hohl
+gerichtet, alles was ich sagte, gleichfalls und doch verstand die
+Witwe Hohl kein Wort davon. Ich bekam nur Seitenblicke von ihr, und
+sie sah meine Augen immer auf den Boden geheftet und doch begegneten
+unsere Blicke einander und sprachen ins Innerste unsers Herzens, was
+keine menschliche Sprache wird ausdrücken können. Ach als sie so auf
+einmal das Gesicht gegen das Fenster wandte, und indem sie den Himmel
+ansah, alle Wünsche ihrer Seele auf ihrem Gesicht erschienen--laß
+mich, Rothe, ich entweihe alles dies durch meine Umschreibungen.
+
+
+
+Zweiter Brief
+
+
+Nun ist es wunderbar, welch einen hohen Platz die Witwe Hohl in
+meinem Herzen einnimmt. Du weißt, welch eine Megäre von Angesicht
+sie ist, und doch kann ich mich in keiner einzigen
+Frauenzimmergesellschaft so wohl befinden als in ihrer. Ich
+verschwende Liebkosungen auf Liebkosungen an sie, und das nicht aus
+Politik, sondern aus wahrer herzlicher Ergebenheit, denn es scheint
+mir, daß sie wie Moses von dem Gesicht meiner Göttin einen gewissen
+Schimmer erhalten hat, der sie um und um zur Heiligen macht. Alle
+ihre Handlungen scheinen mir Abschattungen von den Handlungen meiner
+Gräfin, alle ihre Worte Nachhälle von den ihrigen. Wenn sie von ihr
+redt, bekommt auch in der Tat ihr Medusenkopf gefälligere Mienen,
+eine gewisse himmlische Heiterkeit blitzt aus ihren Augen und ihre
+Reden erhalten alle eine gewisse Melodie in ihrem Munde, über die sie
+sich selbst zu wundern scheint. Sie redt deswegen gern von ihr. Und
+wer ist glücklicher dabei als ich? Zugleich habe ich an ihr gemerkt,
+daß sie keine gemeine Gabe des Vortrages hat. Besonders kann sie
+einen Charakter mit wahrer poetischer Kraft darstellen. Es scheint
+mir, daß Frauenzimmer ihrer Art immer dadurch vor den schönen und
+artigen gewinnen, daß sie in einer gewissen Entfernung von den Leuten
+abstehen, die ihren Gesichtspunkt, aus dem sie sie auffassen, immer
+unendlich richtiger macht. Sie sehen alles ganz, was andere nur halb
+sehen. Kurzum, ich liebe sie, diese Olinde.
+
+
+
+Dritter Brief
+
+
+O Rothe! hundertmal fällt mir die Frau ein, die in einer katholischen
+Kirche gesessen, wo sie von der lateinischen Predigt kein Wort
+verstand, außer einem gewissen Namen, der ihre Andacht erhielt, und
+dem zu Gefallen sie allein in die Kirche kam.
+
+Du weißt, daß ich, um mich hier zu erhalten, weil ich meinen Dienst
+niedergelegt, den ganzen Tag informieren muß. Es mattet mich ein
+wenig ab, allen den verschiedenen Köpfen auf so verschiedene Art
+faßlich zu werden. Den Abend geh ich zur Erholung zur Witwe Hohl
+hinauf und wenn ich auch weiter nichts als den Namen einer gewissen
+Person aussprechen höre, so ist mir doch gleich wieder so wohl und
+kann mich so vergnügt zu Bette legen.
+
+
+
+Vierter Brief
+
+
+Ich sehe, ich sehe, daß sich die Witwe Hohl an mir betrügt. Aber laß
+sie, es ist ihr doch auch wohl dabei, und da es in meinem Vermögen
+nicht steht, einen Menschen auf der Welt durch Handlungen glücklich
+zu machen, so soll es mich wenigstens freuen, eine Person, die auf
+dieser Art der Glückseligkeit in der Welt schon Verzicht getan hatte,
+wenigstens durch ihre eigene Phantaseien glücklich gemacht zu haben.
+Unter uns, sie glaubt in der Tat, ich liebe sie. Noch mehr, auch
+andere Leute glauben's, weil ich ihr so standhaft den Hof mache. Ich
+liebe sie auch wirklich, aber nicht wie sie geliebt sein will.
+
+Es wird mir fast zu lange, daß ich die Gräfin nicht sehe. Nirgends,
+nirgends ist sie anzutreffen. Und die ewige Sisyphus-Arbeit meiner
+täglichen Arbeiten ohne die mindeste Freude und Erholung ermattet
+sehr. Wenn ich nur durch alle meine Mühe noch was ausrichtete. Ich
+zerarbeite mich an Leuten, die träger als Steine sind und die, was
+das schlimmste ist, mich mit den bittersten Vorwürfen kränken, daß
+sie bei mir nicht weiterkommen können. Witwe Hohl spricht auch kein
+Wort von der Gräfin mehr.
+
+
+
+Fünfter Brief
+
+Fräulein Schatouilleuse an Rothen
+
+
+Was T--, machen Sie denn so lange auf dem Lande, das ist ja nicht
+auszuhalten. Ihr Herz, den kriegt ja kein Mensch zu sehen, noch zu
+genießen, den hat die Witwe Hohl vermutlich an ihrem Bettstollen
+angebunden. Es ist doch schändlich, daß der Mensch ihr so hündisch
+getreu ist, da sie ihn offenbarlich hintergeht.
+
+Wissen Sie auch was Neues, Rothe, recht was Neues, daß die Gräfin
+Stella Braut ist und das mit einem garstigen alten Mann, der aber
+viel Geld hat. Diese Nachricht, versichert, wird Herrn Herzen übel
+schmecken. Wenn er sie nur nicht gar zu plump erfährt, ich glaube,
+er erschießt sich.
+
+Wissen Sie mir nicht zu sagen, ob man in Braunsberg gute weiche
+Flockseide bekommt? Und was dort die Chinesischen Blumen gelten.
+Bringen Sie mir welche mit, die Leute hier sind judenmäßig teuer.
+
+
+
+Sechster Brief
+
+Herz an Rothen
+
+
+Bruder! es ist etwas auf dem Tapet, ich bin der glücklichste unter
+allen Sterblichen. Die Gräfin--kaum kann ich es meinen Ohren und
+Augen glauben--sie will sich mir malen lassen. O unbegreiflicher
+Himmel! wie väterlich sorgst du für ein verlaßnes verlornes Geschöpf.
+Meine letzten harrenden und strebenden Kräfte waren schon ermattet,
+ich erlag--ich richte mich wieder auf, ich stehe, ich eile, ich
+fliege--fliege meinen großen Hoffnungen entgegen.
+
+
+
+Siebenter Brief
+
+Witwe Hohl an die Gräfin Stella
+
+
+Ich habe endlich ein Mittel ausfindig gemacht, liebe Gräfin, das Bild,
+das Sie Herrn Rothen in seine Sammlung von Gemälden versprochen
+haben, ihm ohne daß es ein Mensch auf der Welt merkt für wen, zu
+verschaffen. Mein Freund Herz ist in genauer Verbindung mit einem
+hiesigen Maler, dieser soll, als ob ich ihn heimlich durch Herzen
+hätte bestellen lassen, Sie unvermutet auf meinem Zimmer überraschen,
+Sie müssen sich ein wenig erschrocken stellen, ich bitte Sie sodann
+um Verzeihung und sage, weil Sie bald weg von hier zu reisen
+gedächten, hätt' ich mir die Gelegenheit zunutz machen wollen, bei
+Ihrem letzten Besuch wenigstens Ihr Bild auf der Stube zu behalten.
+Herz hat mir alles dies selbst so angegeben, und Sie können sich auf
+ihn verlassen, daß er alles so beim Maler einrichten wird, daß Sie
+auf keine Weise dadurch kompromittiert werden.
+
+
+
+Achter Brief
+
+Herz an Rothen
+
+
+Eben erhalte ich einen wunderbaren Brief von einem Obristen in
+hessischen Diensten, der ehmals mit mir in Leipzig zusammen studiert
+hat, und mir die Stelle als Adjutant bei ihm anträgt, wenn ich ihn
+nach Amerika begleiten will. Wie, Rothe! dieser Sprung aus dem
+Schulmeisterleben auf die erste Staffel der Leiter der Ehre und des
+Glücks, der Himmelsleiter, auf der ich alle meine Wünsche zu
+ersteigen hoffe. Was sagst Du dazu? Und ihr Bild nehme ich mit.
+Mit diesem Talisman in tausend bloße Bajonetter zu stürzen--Ha, Rothe,
+daß Du fühlen könntest, wie mir das Herz schlägt! Künftige Woche
+läßt sie sich malen. O die großen Akkorde des Schicksals, des
+göttlichgütigen Schicksals, dem wir in den umwölkten Stunden durch
+unsere Verwünschungen soviel Unrecht tun. Hörst Du sie nicht auch?
+segnest Du sie nicht auch? Wie sich alles, alles vereinigt, alles
+vereinigen muß--Warum antwortest Du mir denn nicht?
+
+
+
+Neunter Brief
+
+Rothe an den Obristen von Plettenberg
+
+
+Hier überschick ich Ihnen, mein Gönner! einen mir auf mein Gewissen
+anvertrauten Brief Ihrer Gräfin Nichte. Es deucht mir, er enthalte
+eine nochmalige Vorbitte für den armen Herz, für dessen Schicksal in
+Amerika ihr bange ist. Er ist in der Tat nicht zum Soldaten gemacht,
+so sehr er sich's zu sein einbildet. Wäre es nicht möglich, daß Sie
+ihn dem Kurfürsten zu ** empfehlen könnten, zu der erledigten
+Hofjunkerstelle. Ich werde ihn Ihnen selber nach Zelle bringen und
+über verschiedene Umstände seines Herkommens und seiner bisherigen
+Schicksale Ihnen mündlich nähere Aufschlüsse geben.
+
+
+
+Zehnter Brief
+
+Herz an Rothe
+
+
+Ewige Wonne ruhe auf diesem Tage und unter dem Schimmer des
+rosenlächelnden Himmels müssen sich an demselben zwo große Seelen,
+die das unerbittliche Schicksal lang voneinander trennte, im höchsten
+Taumel der Liebe küssen.
+
+Laß mich zu mir selber kommen, Rothe, ich kann nicht reden--kann die
+Gefühle nicht ausdrücken--aber wenn es je Entzücken auf Erden gibt,
+so war es das. Sie wiederzusehn--nach so langem Schmachten--so
+wiederzusehn--siehst Du, alle die Wonne schneidt mir ins Herz, ich
+sitze da, halb ohne Atem, alle meine Pulse hüpfen, zittern für Freude
+und eine wollüstige Träne über die andere stürzt sich aus meinen
+Augen herab.
+
+Die Geschichte dieses Tages--daß Du doch das alles nicht gesehen hast!
+Wie kann ich's erzählen? Ich kam mit dem Maler. Nein, ich
+schickte den Maler voraus und nach einem Weilchen kam ich nach. Sie
+saß ihm schon--saß da in aller ihrer Herrlichkeit--und ich konnte
+mich ihr gegenüberstellen und mit nimmersatten Blicken Reiz für Reiz,
+Bewegung für Bewegung einsaugen. Das war ein Spiel der Farben und
+Mienen! Wenn der Himmel mir in dem Augenblick aufgetan würde, könnt'
+er mir nichts Schöners weisen. Das Vergnügen funkelte aus ihren
+Augen, o welch eine elysische Jugend blühend und düftend auf ihren
+Wangen, ihr Lächeln zauberte mir die Seele aus dem Körper in das
+weite Land grenzenloser Chimären. Und ihr Busen, auf dem sich mein
+ehrfurchtsvoller Blick nicht zu verweilen getraute, den Güte und
+Mitleid mir entgegenhob--Bruder, ich möchte den ganzen Tag auf meinem
+Angesicht liegen, und danken, danken, danken--
+
+
+
+Eilfter Brief
+
+Herz an Rothen
+
+
+Welch ein schreckliches Ungewitter hat diesen himmlischen
+Sonnenschein abgelöst! Rothe, ich weiß nicht, ob ich noch lebe, ob
+ich noch da bin oder ob alles dies nur ein beängstigender Traum ist.
+Auch Du ein Verräter--nein, es kann nicht sein. Mein Herz weigert
+Sich, die schrecklichen Vorspiegelungen meiner Einbildungskraft zu
+glauben und doch kann ich mich deren nicht erwehren. Auch Du,
+Rothe--nimmermehr!
+
+Schick mir das Bild zurück, oder ich endige schrecklich. Du mußt es
+nun haben, dieses Bild, und mit blutiger Faust werde ich's
+zurückzufodern wissen, wenn Du mir's nicht in gutem gibst.
+
+Dein Stillschweigen, Dein geheimnisvolles Wesen gegen mich--gegen
+mich, Rothe--bedenke, was das sagen will--nein doch, ich kann es,
+kann es nicht glauben. Du kannst Dich eines so schwarzen Complots
+nicht schuldig gemacht haben.
+
+Ich will Dir alles erzählen, aber ich fodere von Dir, daß Du mir
+Aufrichtigkeit mit Aufrichtigkeit belohnst.
+
+Ich flog den Nachmittag, sobald meine Informationen vorbei waren, zur
+Witwe Hohl hinauf--kannst Du Dir vorstellen, mit welchen
+Empfindungen? Ich wollte ihre beide Hände unbeweglich an meine
+Lippen drücken, mich auf die Knie vor ihr werfen, und ihr mit Blicken
+und Tränen für alle das Vergnügen danken, das sie mir den Vormittag
+verschafft hatte. Aber Gott! wie ward mir das versalzen? Ich fand
+sie--zu Bette. Mit der wahren Stimme einer Verzweifelnden redte sie
+mich an: "Unglücklicher, fort von mir! was wollt Ihr bei mir"--"Was
+ist Ihnen, beste Witwe Hohl"--"Seht da Euer Werk, Verräter"--"Ich
+schuld an Ihrer Krankheit"--"Ja schuld an meinem
+Tode"--"Wodurch"--"Fragt Euer Herz, Bösewicht!"
+
+Ich war für Wut außer mir, ich fing an zu bitten, ich fing an zu
+schmeicheln, zu weinen, zu schwören--Welche grausame Verwirrungen
+hatte unser Mißverstand angerichtet, oder vielmehr meine
+Nachlässigkeit, sie eher aus ihrem Irrtum zu reißen. Sie war über
+mein Betragen den Vormittag eifersüchtig geworden--sie
+eifersüchtig--nie hatte ich mir das träumen lassen. Hätte sie doch
+nur einmal während der ganzen Zeit unserer Bekanntschaft in den
+Spiegel gesehen, wieviel Leiden hätte sie sich ersparen können!
+Indessen, der Mensch sucht seine ganze Glückseligkeit im Selbstbetrug.
+Vielleicht betrüge ich mich auch. Sei es was es wolle, ich will
+das Bild wieder haben, oder ich bringe mich um.--Nun kommt das
+Schlimmste erst. Ich hatte ihr gesagt, ich würde Dir das Bild
+zuschicken, weil ich wirklich glaubte, die Gräfin hätte vielleicht
+gewünscht, daß Du es auch vorher sehen solltest, eh' ich's nach
+Amerika mitnähme. Jetzt sagte sie mir, daß ich die Gräfin aufs
+grausamste und unverzeihlichste beleidigen würde, wenn ich ihr nicht
+mit einem Eide verspräche, Dir das Bild zuzuschicken und es nimmer
+wiederzufodern--"Es nimmer wiederzufodern", sagte ich, "wie können
+Sie das verlangen"--"Ja das verlange ich", sagte sie, "und zwar auf
+Ordre der Gräfin, denn das erste ist schon geschehen."
+
+Nun stelle Dir vor, sie hatte während meiner Abwesenheit mein Zimmer
+vom Hausherrn aufmachen lassen, und das Bild herausgenommen. Ich
+hatte mir vorgesetzt, davon eine Kopei nehmen zu lassen und sie Dir
+zuzusenden, das Original aber für mich zu behalten, weil des Malers
+Hand dabei sichtbarlich von einer unsichtbaren Macht geleitet ward
+und ich das, was die Künstler die göttliche Begeisterung nennen,
+wirklich da arbeiten gesehen habe--und nun--ich hätte sie mit Zähnen
+zerreißen mögen--alles fort--Rothe, das Bild wieder, oder den Tod!
+
+Dazu kommt noch, daß ich übermorgen reisen soll. Ich wünschte, ich
+könnte Dich abwarten. Schick nur, wenn Du selbst nicht kommen kannst,
+das Bild an Fernand, der weiß meine Adresse. O mein Herz ist in
+einem Aufruhr, der sich nicht beschreiben läßt.
+
+Was für Ursachen konnte die Gräfin haben, das Bild Dir malen zu
+lassen?--Nein, es ist ein Einfall der Witwe Hohl. Antworte mir doch.
+
+_Herz._
+
+
+
+Dritter Teil
+
+
+Erster Brief
+
+Honesta an den Pfarrer Claudius
+
+
+Sie wollen das Schicksal des armen Herz wissen und was ihn zu einem
+so schleunigen und seltsamen Entschluß, als der ist, nach Amerika zu
+gehen, hat bewegen können. Lieber Pfarrer, um das zu beantworten,
+muß ich wieder zurückgehn und eine ziemlich weitläuftige Erzählung
+anfangen, die mir, da ich so gern Briefe schreibe, ein sehr
+angenehmer Zeitvertreib ist.
+
+Ich habe seitdem vollständigere Nachrichten eingezogen von Herzens
+erster Bekanntschaft mit der Witwe Hohl, von der unglücklichen
+Leidenschaft, die er für die Gräfin Stella faßte, von den Ursachen,
+die alle zusammentrafen, diese Leidenschaft zu unterhalten, welches
+bei jedem vernünftigen Menschen sonst unbegreiflich sein würde, da
+die Gräfin nicht allein so weit über seinen Stand erhaben, sondern
+auch seit fünf Jahren schon eine Braut mit einem gewissen Obersten
+Plettenberg ist, der schon eine Campagne wider die Kolonisten in
+Amerika mitgemacht hat, bloß damit er Gelegenheit habe, sich bis zum
+General oder Generallieutnant zu bringen, weil er sonst nicht wagen
+darf, bei dem Vater der Gräfin um sie anzuhalten. Heimlich ist aber
+unter ihr und ihren Verwandten alles mit ihm schon ausgemacht.--Alle
+diese Nachrichten sollen Ihnen den Schlüssel zu Herzens wunderbarem
+Charakter und Handlungen geben.
+
+Diese Geschichte ist aber so wie das ganze Leben Herzens ein solch
+unerträgliches Gemisch von Helldunkel, daß ich sie Ihnen ohne innige
+Ärgernis nicht schreiben kann. Kein Zustand der Seele ist mir
+fataler, als wenn ich lachen und weinen zugleich muß, Sie wissen, ich
+will alles ganz haben, entweder erhabene Melancholei oder
+ausgelassene Lustigkeit--indessen ist es nun einmal so und ich kann
+mir nicht helfen.
+
+Die Witwe Hohl--Sie kennen die Witwe Hohl und ich brauche Ihnen ihre
+Häßlichkeit nicht zu beschreiben, doch wenn Sie sich nicht mehr auf
+ihr Gesicht erinnern sollten, sie hat eingefallene Augen, den Mund
+auf die Seite verzogen, der ein wahres Grab ist, das, wenn sie ihn
+öffnet, Totenbeine weist, eine eingefallene Nase, kurz alles was
+häßlich und schrecklich in der Natur ist--hier lassen Sie mich
+aufstehn und abbrechen, die Beschreibung hat mich angegriffen,
+besonders wenn ich bedenke, daß der delikate, der fein organisierte
+Herz in sie verliebt war--
+
+
+
+Zweiter Brief
+
+
+Die Witwe Hohl ist eine Person von vielem Vermögen, und was Sie mir
+nicht glauben werden, von einem außerordentlichen Verstande.
+
+Sie können dies nur daraus sehen, daß sie wirklich den Plan gemacht,
+dem jungen feinen scharfsichtigen Herz sein Herz zu entführen, und
+daß sie diesen Plan--welches mir das unbegreiflichste ist--ausgeführt
+hat. Ich weiß nicht, durch welche Zaubermittel sie ihn in ihr Haus
+zu locken gewußt hat. Ich stelle mir's so vor, sie war in der ganzen
+Stadt bekannt, daß sie eine große weitläuftige Korrespondenz mit
+Vornehmen und Gelehrten hat, die sie sich alle durch ihren Verstand
+verbindlich zu machen wußte. Herz, der immer ein Narr auf Charaktere
+war und in der wirklichen Welt sie aufzusuchen zuviel Ekel und Launen
+hatte, dachte hier einen reichen Fund zu tun, und--da sie für alle
+diese Korrespondenten zugleich immer Geschäfte machte--bei allen
+diesen Personen ihre Art sich zu benehmen, die verschiedenen Massen
+von Licht und Schatten, von Selbstliebe und Großmut, oder auch wohl,
+bei Leuten von geringeren Ton, von Geiz und Hochmut in ihrem
+Charakter hier gleichsam aus der ersten Hand zu haben. Nun kommt
+noch dazu, daß sie selbst eine ungemein große Gabe zu erzählen hat,
+sie weiß alle Gegenstände, die sie einmal sieht, gleich so zu fassen
+und vorzutragen, daß man sie auch zu sehen glaubt, kurz, als Herz das
+erstemal mit ihr in Gesellschaft war, wo sie denn gleich einige ihrer
+Briefe hervorgezogen, und von ihr hörte, daß sie ein Zimmer in ihrem
+Hause um einen sehr wohlfeilen Preis zu vermieten habe, zog er
+sogleich des folgenden Tages bei ihr ein, und nun war er für alle
+unsere Gesellschaften verloren.
+
+Er kam alle drei Tage nur in unser Haus und tat dabei so frostig, daß
+wir ihn immer nur das Terzianfieber nannten. Zuletzt blieb er gar
+weg und wer dabei am wenigsten verlor, das waren wir. Jetzo erst, da
+ich von dem Herrn Rothe den wahren Zusammenhang seiner Verirrungen
+erfahren, fange ich an, ihn zu bedauren.
+
+Stellen Sie sich vor, sie kramte die Briefe der Gräfin aus, die schon
+seit ihrer Kindheit mit ihr in großer Bekanntschaft steht und seit
+dieser Zeit her in ** alle Geschäfte durch sie hat machen lassen.
+Nun habe ich Ihnen die Gräfin Stella schon beschrieben, noch müssen
+Sie das wissen, sie schreibt wie ein Engel. Ich habe Briefe von ihr
+gesehen, sie weiß den allergeringsten Sachen so etwas Anzügliches zu
+geben, daß man sogar ihre kleinsten Kommissionen mit eben dem
+Interesse liest, als den wohlgeschriebensten Roman. Mein Herz war
+hin, als er immer weiter in dieses Heiligtum trat, Brief für Brief
+dieser Charakter sich immer herrlicher ihm entwickelte, denn es waren
+hier Briefe von den ersten Jahren ihres Lebens an und sie hatte nie
+geglaubt, gegen die Witwe Hohl im geringsten sich verstellen oder,
+was heutzutage so allgemein ist, repräsentieren zu dürfen.
+
+Nun beging die Witwe die grausame List, Herzen ganz und gar zu
+verhehlen, daß die Gräfin mit irgend einer Mannsperson auf der Welt
+in Verbindungen des Herzens stehe. Alle die neueren Briefe, in denen
+etwas von Plettenberg vorkam, versteckte sie ihm sorgfältig, Herz,
+der von jeher, wie Sie wissen, vielleicht durch die Schicksale seiner
+Jugend, die sonderbar genug sein sollen, äußerst romantisch gestimmt
+war, glaubte es vielleicht möglich, daß er dies Herz wenigstens zur
+Freundschaft gegen ihn durch Zeit, Geduld und Sorgfalt stimmen könnte.
+Er faßte also den gigantischen Vorsatz, nicht abzulassen, bis er es
+durch die Witwe Hohl so weit gebracht, daß die Gräfin Stella
+wenigstens seine Freundin würde. Auf der andern Seite faßte die
+Witwe Hohl, die wohl einsah, daß Herz nur durch Reize der Seele
+gefesselt werden könnte und sich für die gewöhnlichen schönen und
+artigen Gesichte der Stadt zu gut hielt, gleichfalls den festen
+Vorsatz, nicht abzulassen, bis sie es durch die Briefe der Gräfin
+dahin gebracht, daß er sich ganz und gar an unsichtbare Vorzüge
+gewöhnte und wenn er sähe, daß seine Leidenschaft für die Gräfin eine
+bloße Chimäre sei, _sie_ als ihre vertrauteste Freundin an ihre
+Stelle setzte. Sie behielt also die Nachricht von ihrer geheimen
+Verbindung mit Plettenberg als den Theaterstreich zurück, der die
+ganze Katastrophe entscheiden sollte. Ich fürchte sehr, das Stück
+könne eher tragisch als komisch endigen.
+
+Nun ging das Drama von beiden Seiten an und die Rollen wurden
+meisterhaft abgespielt. Witwe Hohl redete immer von der Gräfin und
+zog dadurch Herzen immer fester an sich. Sie ließ sogar bei der
+Erzählung von den Jugendjahren derselben ihren ganzen Witz und ihr
+ganzes Herz mit all seinen Hoffnungen teilnehmen, welches ihren Augen
+so wie ihren Ausdrücken ein Feuer gab, das Herzen oft ganz bezauberte.
+Er trank das süße Gift begierig in sich, doch brauchte er die
+Vorsicht, bei alledem eine gewisse Kälte und Gleichgültigkeit zu
+affektieren und das, was die wütendste Leidenschaft in seinem Herzen
+war, als frostige Bewunderung einzukleiden, welches auf der andern
+Seite die Witwe Hohl an ihm bezauberte, die denn dadurch immer besser
+humorisiert, immer, daß ich so sagen mag, begeisterter wurde, so daß
+beiden nie besser zumut war, als wenn sie auf diese Materie kamen,
+und sie von allen Diskursen des gemeinen Lebens immer Gelegenheit zu
+finden wußten, dahin einzulenken. Dazu kam noch, daß diese Materie
+ein unvergleichlicher Probierstein ihres Witzes war, bei alledem
+ihren Zweck immer vor Augen zu behalten und mit unmerklichen, aber
+ihrer Meinung nach sehr festen und zuverlässigen Schritten ihren
+großen Staatsgefangenen demselben entgegenzuführen. Zu dem Ende ließ
+sie von Zeit zu Zeit einige nicht gar zu vorteilhafte Beschreibungen
+von dem Gesicht der Gräfin mit unterlaufen, sagte aber, alle diese
+kleinen Fehler würden von den Eigenschaften ihres Gemüts so
+verdunkelt--ich kann nicht schreiben, lieber Pfarrer, ich muß laut
+lachen, wenn ich mir das Gesicht der Witwe bei diesen Reden denke und
+die erstaunte und verlegene Miene, mit der Herz ihr muß zugehört
+haben.
+
+
+
+Dritter Brief
+
+
+Sie trieb es so weit, daß sie in ihren Briefen an die Gräfin von
+ihrer neuen Bekanntschaft mit Herzen redte oder vielmehr mit dieser
+neuen und seltenen Eroberung prahlte, da sie denn, wie natürlich, auf
+die Beschreibungen, die sie von seinem Charakter gemacht und die
+ausschweifend vorteilhaft waren, von der Gräfin auch für ihn sehr
+vorteilhafte Ausdrücke zur Antwort erhalten mußte. Sie hielt diese
+Kriegslist für notwendig, um das Feuer, das sie einmal in seinem
+Herzen angeblasen und das er aus Politik auf seinem Gesicht oft sehr
+trüb und dunkel brennen ließ, nicht auslöschen zu lassen. Wer war
+glücklicher als Herz? Er suchte in allen diesen Ausdrücken der ganz
+und gar unschuldigen Gräfin wahre Spuren dessen, was er für sie
+fühlte, und nun ging's mit seinem Verstande, Genie und Talenten
+Galopp berghinunter. Er hörte, sie sei zu den Winterlustbarkeiten in
+** angekommen. Er lief überall wie ein Wahnwitziger herum, sie zu
+suchen, sie zu sehen, das Bild zu dieser unsichtbaren Gottheit zu
+finden, die er anbetete. Sie können sich vorstellen, daß er sich
+alles hat kosten lassen, und so mußte er bei seinem
+schmalzugeschnittenen Vermögen notwendigerweise in Schulden geraten.
+Endlich als ihm das Geld ausging und ihm niemand mehr borgen wollte,
+denn so viel Vernunft war ihm immer noch übriggeblieben, daß er sich,
+auch wenn's ihm das Leben gekostet hätte, nie um Geld an die Witwe
+Hohl wenden wollte, um ihr kein Recht über ihn zu geben, worauf sie
+nur lauerte--marschierte er aus der Stadt und in eine Einsiedelei, wo
+kein Mensch weiter von ihm hörte oder sah.
+
+Rothe war hinter alles das gekommen. Er hat seit langer Zeit Zutritt
+in dem Hause der Gräfin, so wie er überhaupt hier in den besten
+Häusern hat, weil er von den Großen in wichtigen Geschäften mit
+Erfolg gebraucht wird und seine persönlichen Gaben seine Gesellschaft
+zu der angenehmsten von der Welt machen. Er versuchte alles, Herzen
+wieder in die Stadt zu bringen, da alles vergeblich war, wandte er
+sich an die Gräfin und erzählte ihr aufrichtig den Verlauf der Sache
+und die komplizierte Rolle, die die Witwe Hohl bei derselben gespielt.
+Die Gräfin, wie Sie sich leicht vorstellen können, war ganz
+innigstes tiefstes Bedauern für die Verirrung eines Menschen von so
+vielen Talenten, wie Rothe ihr den Herz beschrieb, und bat ihn, ihr
+ein Mittel an die Hand zu geben, ihn vielleicht zu heilen. Rothe
+wußte ihr kein bessers vorzuschlagen, als daß sie sich etwa für ihn
+malen ließe, damit er doch einige Entschädigung für seine getäuschten
+Hoffnungen hätte, und alsdenn wollten sie dafür sorgen, ihn zu
+entfernen und darüber mit Plettenberg selber korrespondieren, der von
+der ganzen Sache unterrichtet werden mußte, weil sie schon eine Fabel
+in der Stadt geworden war. Das geschah, Plettenberg schlug vor, ihn
+nach Amerika mitzunehmen, um gegen die Kolonisten zu dienen. Das
+wunderbarste war, daß Plettenberg ihn schon ehmals auf der Akademie
+gekannt und daselbst viel Freundschaft für ihn gefaßt hatte. Er trug
+ihm also die Stelle als Adjutant bei seinem Regiment an, die denn
+auch Herz mit beiden Händen annahm, weil er glaubte, dies sei die
+Laufbahn, an deren Ziel Stella mit Rosen umkränzt ihm den Lorbeer um
+seine Schläfe winden würde.
+
+Sie hatten zugleich den Plan gemacht, dem armen Herz nichts von ihrer
+Verbindung mit Plettenberg merken zu lassen, sondern ihn in seinem
+lieben Irrtum fortträumen zu lassen, bis Zeit und Entfernung ihn von
+selbst in den Stand setzten, einen solchen Todesstreich auszuhalten.
+Denn jetzt war nichts anders als sein unvermeidlicher Untergang
+abzusehen, sobald er ihn erführe. Unterdessen sollte Plettenberg aus
+Amerika zurückkommen, und in Abwesenheit unsers Ritters die Hochzeit
+vollziehen, den er denn so lange von Europa entfernt halten konnte,
+als es ihm gelegen war.
+
+Dieser Plan ist grausam genug, indessen ist er doch der einzig
+erträgliche für einen so gespannten Menschen als Herz ist. Sie haben
+auch wirklich den Anfang gemacht ihn auszuführen: wie er ausgehen
+wird, weiß der Himmel, ich mache immer die Augen zu, wenn ich daran
+denke.
+
+Nun stellen Sie sich vor, was die arme liebenswürdige Gräfin dabei
+leidet. Einen Menschen unglücklich zu sehen bloß dadurch, daß sie so
+vollkommen ist, mit dazu beigetragen zu haben, ohne daß sie im
+mindesten die Absicht dazu gehabt, die schrecklichsten Aussichten für
+diesen Menschen vor sich zu sehen, den sie sich nicht entbrechen kann,
+hochzuschätzen, dessen Schwärmerei für sie selbst das schönste
+Kolorit seines Charakters macht. Auf der andern Seite eines
+Liebhabers zu schonen, der schon fünf Jahre her die redendsten Proben
+seiner Treue gegeben hat und mit dem sie die glücklichsten Tage
+voraussieht.--Sie hat sich wirklich für Herzen malen lassen, wobei
+die Witwe Hohl immer die Hand mit im Spiel gehabt, weil Plettenberg
+dies nicht erfahren sollte. Sie wissen, die Delikatesse eines
+Liebhabers kann durch nichts so sehr beleidigt werden, als auch nur
+das Bild von seiner Angebeteten in fremden Händen zu wissen.
+
+So stehen die Sachen, lieber Pfarrer! und so wie ich höre, soll Herz
+wirklich gestern abends zu den hessischen Truppen abgegangen sein,
+die nach Amerika eingeschifft werden. Er schwimmt jetzt in lauter
+seligen Träumen von Liebe und Ehre, ich fürchte, das Aufwachen wird
+schrecklich sein.
+
+Ich kenne Plettenberg von Person, er ist nicht schön und schon bei
+Jahren, hat aber vielen Verstand und ein ungemein empfindliches Herz,
+Geld genug hat er und könnte die äußern Glücksumstände des armen Herz
+sehr leicht in guten Stand setzen. Aber welche Entschädigung für
+einen solchen Verlust und bei einem Menschen wie Herz ist! dessen
+ganzes Glück in Träumen besteht und der das, was man solid nennt, mit
+Füßen tritt.
+
+Leben Sie wohl und verzeihen Sie, daß ich soviel geplaudert habe.
+Nicht wahr, ich hab eine gute Anlage zur Romanenschreiberin?
+
+
+
+Vierter Teil
+
+
+Erster Brief
+
+Rothe an Plettenberg
+
+
+Herz ist weggereist, bester Plettenberg, ohne mich abzuwarten. Sie
+sehen, er ist wie ein wilder mutiger Hengst, den man gespornt hat,
+der Zaum und Zügel verachtet. Auch machen mir's meine Geschäfte
+unmöglich, ihm gleich nachzureisen oder ihn noch einzuholen, ehe er
+zu Ihnen kommt. Ich will ihm also diese kleine Empfehlung als einen
+Vorreiter vorausschicken, damit Sie wissen, wie Sie ihn zu empfangen
+haben. Denn ich zweifle, obschon Sie in Leipzig mit ihm studiert,
+daß Sie mir diesen seltsamen Menschen ganz kennen.
+
+Er ist--daß ich's Ihnen kurz sage--der unechte Sohn einer
+verstorbenen großen Dame, die vor einigen zwanzig Jahren noch die
+halbe Welt regierte. Er war die Frucht ihrer letzten Liebe und als
+eine solche einem gewissen Großen zur Erziehung anvertraut worden,
+der ihn bei ihrem Hintritt sehr scharf hielt. Endlich ließ er ihn
+mit seinen Kindern unter der Aufsicht eines Hofmeisters reisen, der
+nun freilich dem wunderbaren Charakter unsers Herz auf keine Weise zu
+begegnen wußte und das Ansehen, das er von dem Grafen ** über ihn
+erhalten, auf das niederträchtigste mißbrauchte. Herz, der überall
+zu Hause zu sein glaubte, setzte sich im zwölften Jahr mit einigen
+dreißig Dukaten, die er von ihm hatte ausholen können, auf die Post,
+und reiste heimlich à l'aventure nach Frankreich.
+
+Hier kam er in die elendesten Umstände. Sein Geld ging zu Ende, er
+verstund wenig oder nichts von der Sprache, mit dem allen, so wie das
+ein Hauptzug in seinem Charakter ist, den er vielleicht mit mehrern
+seiner Nation gemein hat, alle seine Vorsätze nur einmal zu fassen
+und durch nichts in der Welt sich davon abbringen zu lassen, war er
+auch jetzt durch keine Umstände mehr zu bewegen, den Schritt zu
+seinem Hofmeister oder zum Grafen ** zurück zu tun. Er beharrte also
+unveränderlich darauf, in Frankreich zu bleiben, und da er den großen
+Abstand der französischen von den Sitten seines Vaterlandes sah, sich
+mit seinen eigenen Fähigkeiten und Fleiß durch alle Klassen selber
+hindurchzutreiben, um das Eigentümliche dieser Nation, die er an
+Kultur so weit über der seinigen glaubte, sich dadurch ganz zu eigen
+zu machen. Dieser abenteuerliche Vorsatz gelung ihm. Er wußte sich
+durch seine Gelehrigkeit und durch die guten Eigenschaften seines
+Geistes und Herzens in dem Hause eines reichen Bankiers so zu
+empfehlen, daß er ihn alles lernen ließ, was er verlangte, und mit
+seinem Gelde und Ansehen unterstützte. Bei diesem hat er den Namen
+Herz angenommen, den er auch nachher immer beibehalten hat und keinem
+Menschen als mir von seinen Schicksalen was hat merken lassen.
+
+Dieser war es auch, der ihn nach Leipzig schickte, um Deutsch zu
+lernen, wo Sie ihn denn müssen gekannt haben. Als er zurückkam,
+brauchte er ihn hauptsächlich zu seiner Korrespondenz und hat ihm, so
+wie man auch nicht anders konnte, wenn man näher mit ihm umging, sein
+ganzes Herz geschenkt. Endlich verschickte er ihn, um dem Bankerut
+eines der größten Häuser vorzubeugen, nach der Hauptstadt, wo er sich
+auch mit so vieler Ehre dieses Geschäfts entledigte, daß er von
+beiden eine jährliche Pension erhielt, die er verzehren konnte, wo er
+wollte. Er ging nach Holland damit, weil er von jeher das Land zu
+sehen gewünscht hatte, wo Peter der Große Schiffszimmermann gewesen,
+weil er aber zu nachlässig war, die Gewogenheit seiner Wohltäter
+durch öftere Briefe zu unterhalten, so verlor er die Pension, kam
+darauf ins Clevische, von da er endlich hieher gekommen ist.
+
+Sehen Sie hier die wunderbare Landkarte seiner Schicksale. Sollte
+ich Ihnen aber die Geschichte seines Herzens erzählen und wieviel
+Anteil die an seinen äußern Umständen und Begebenheiten gehabt hat,
+so würde Ihre Verwunderung und vielleicht Ihr Mitleid noch höher
+steigen.
+
+
+
+Zweiter Brief
+
+Herz an Rothen einige Meilen vor Zelle
+
+
+Das Bild, Rothe! oder ich bin des Todes--Ich eile ihm immer näher,
+dem Ort meiner Bestimmung, und ohne sie--Ist mir's doch, als ob ich
+zum Hochgericht ginge.--Rothe, wärest Du etwa ein Bösewicht? Was für
+Ursachen kannst Du haben, mir das Bild vorzuenthalten. Es ist so
+schrecklich, so unmenschlich grausam. Bedenke, wo ich hin soll--und
+ohne sie!
+
+
+
+Dritter Brief
+
+Rothe an Plettenberg
+
+
+Ich kann nicht anders, ich muß meinem vorigen noch einen Brief
+nachschicken. Sie sollten nicht glauben, was alle diese Schicksale,
+mit dem Abstechenden und Befremdlichen, das er an allen Charakteren
+und Sitten in Frankreich und Deutschland gegen die Charaktere und
+Sitten seines Vaterlandes gefunden, seiner Seele für eine
+wunderbar-romantische Stimmung gegeben haben. Er lebt und webt in
+lauter Phantasieen und kann nichts, auch manchmal nicht die
+unerheblichste Kleinigkeit aus der wirklichen Welt an ihren rechten
+Ort legen. Daher ist das Leben dieses Menschen ein Zusammenhang von
+den empfindlichsten Leiden und Plagen, die dadurch nur noch
+empfindlicher werden, daß er sie keinem Menschen begreiflich machen
+kann. Er hat sich nun einmal eine gewisse Fertigkeit gegeben, die
+seine andere Natur ist, alle Menschen und Handlungen in einem
+idealischen Lichte anzusehen. Alle Charaktere und Meinungen, die von
+den seinigen abgehen, scheinen ihm so groß, er sucht so viel dahinter,
+daß er mit lauter außerordentlichen Menschen, gigantischen
+Tugendhelden oder Bösewichtern umgeben zu sein glaubt, und ihm gar
+nicht begreiflich gemacht werden kann, daß der größte Teil der
+Menschen mittelmäßig ist, und weder große Tugenden noch große Laster
+anders, als dem Hörensagen nach kennet.
+
+Nun nehmen Sie diesen Menschen, wenn er verliebt ward, was der in
+seine Schönen hineinlegte. Dreimal ist er so angelaufen, endlich
+verzweifelte er an dem ganzen weiblichen Geschlecht und was er ihnen
+vorhin zu viel beilegte, traute er ihnen jetzt zu wenig zu.
+
+Nun stellen Sie sich vor, was die Entdeckung eines solchen Charakters,
+wie der Ihrer Braut war, auf ihn für einen Eindruck muß gemacht
+haben. Er sah, dachte, hörte, fühlte jetzt nun nichts als die
+Erscheinung einer Gottheit, die in weiblicher Gestalt auf die Erde
+gekommen wäre, ihn von seinem lästerlichen Irrtum zurückzubringen.
+Desto mehr aber haben wir jetzt von ihm zu befürchten, da sein
+Verstand mit seiner wilden taumelnden Einbildungskraft nun gemeine
+Sache macht.
+
+Ich muß Ihnen doch, um Ihnen seine Art zu lieben ein wenig ins Licht
+zu setzen, von den drei Liebesgeschichten seiner Jugend, soviel ich
+davon weiß, eine Idee geben. Seine erste Liebe war in Rußland, als
+er erst 11 Jahr alt war, und dazu in die Mätresse des alten Grafen **
+selbst, bei dem er im Hause war. Stellen Sie sich vor, wie
+aufbrausend schon die kindische Einbildungskraft dieses Menschen
+gewesen sein muß, da er in dieser wirklich liederlichen Weibsperson
+das Gegenbild zu dem Ideal zu finden glaubte, das er sich von der
+Nymphe des Telemachs, den sein Hofmeister mit ihm exponierte, gemacht.
+Dieses Ideal wurde nun aber schändlich über den Haufen geworfen,
+als er sie mit dem alten Grafen einmal im Bette antraf--Seine zweite
+Liebe war die Nichte des Kaufmanns in Lion, deren lebhafter Witz ihn
+steif und fest glauben machte, er habe an ihr eine zweite Ninon
+gefunden. Endlich aber fand er, daß sie nur kokett gegen ihn gewesen
+war, und da sehnte er sich herzlich nach Deutschland, um aus Goethens
+oder Wielands Romanen und aus Klopstocks Cidli sich ein Ideal
+zusammenzuschmelzen, das seinesgleichen noch nicht gehabt. So gut
+ward's ihm denn auch, als er nach Leipzig kam, und die Tochter eines
+Landpredigers, die sich eine Zeitlang daselbst bei einer Verwandtin
+aufgehalten, versprach ihm die Erfüllung aller seiner Wünsche. Aber
+wie jämmerlich wurden seine Entzückungen mit schreienden und
+schnarrenden Dissonanzen unterbrochen, als er auf einmal auch diese
+seine Messiasheldin, nachdem die ersten Wochen ihrer Maskerade vorbei
+waren, nur als eine künstliche Agnese erscheinen sah, die unter ihrem
+Nonnenschleier Liebesbriefchen ohne Zahl und tausend verstohlne
+Küßchen entgegennahm, ja die er endlich sogar bei einer starken
+Vertraulichkeit mit einem dicken runden Studenten überraschte. Da
+lagen nun alle seine Ideale umgestürzt, und er hätte nun mit eben dem
+kalten Blut, als jene Belagerten sich mit griechischen Bildsäulen
+verteidigten, sie alle über die Stadtmauer werfen können. Das Leben
+ward ihm zur Last, er zog in der Welt herum von einem Ort zum andern
+nimmer ruhig und hätte seine Existenz gar zu gern mit eigner Hand
+verkürzt, wenn er nicht den Selbstmord, ohne dringende Not, nach
+seinem Glaubenssystem für Sünde gehalten hätte.
+
+Jetzt, mein teurester Plettenberg, können Sie sich eine Vorstellung
+machen, was wir von einem Menschen dieser Art in einem solchen Fall
+zu erwarten haben, wenn er nicht behutsam behandelt wird. Er hat
+Vernunft genug einzusehen, daß in seinem jetzigen Stande es Torheit
+wäre, Ansprüche oder Hoffnungen auf den Besitz der Gräfin zu machen,
+aber auch wilde Einbildungskraft genug, sich alles möglich
+vorzustellen, was ihn zur Gleichheit mit ihr erheben kann, besonders
+da die Ideen seiner Jugendjahre und seiner Geburt bei allen seinen
+Unglücksfällen ihn nie verlassen haben. Am allermeisten, da seine
+Jahre sich immer mehr der männlichen Reife nähern und er in ihr die
+Erfüllung aller seiner Ideen gefunden zu haben glaubt.
+
+Haben Sie also die Gütigkeit, ihn so zu empfangen, wie ein weiser
+Arzt einen höchst gefährlichen Kranken empfangen würde, der durch
+alles, was wirkliche Achtung, Mitleid und Freundschaft verdient, alle
+Ihre edleren Empfindungen in Anspruch nimmt.
+
+
+
+Vierter Brief
+
+Herz an Fernand
+
+Rothe ist ein Verräter--er schickt mir das Bild nicht--sag ihm, er
+wird meinen Händen nicht entrinnen.
+
+
+
+Fünfter Brief
+
+Plettenberg an Rothe
+
+
+Eben habe ich Ihren irrenden Ritter nebst Ihren Vorreutern und
+blasenden Postillonen erhalten, lieber Rothe. Ich muß sagen, diese
+Erscheinung wirkt sonderbar auf mich, der Mensch ist so ganz, was er
+sein will, und da er eine der schwersten Rollen auf Gottes Erdboden
+spielt, so repräsentiert er doch nicht im mindesten.
+
+Er war bleich und blaß, als er hereintrat. Es ist lustig, wie wir
+miteinander umgehen. Gleich als ob ich der verliebte Ritter und er
+der Bräutigam sei, hat er mit einer Zuversicht mir von seiner Liebe
+zu meiner Braut eine Vertraulichkeit gemacht, die mich so ziemlich
+aus meiner Fassung setzte, aus der ich doch, wie Sie wissen, sonst so
+leicht nicht zu bringen bin. Er sagte mir zugleich, Sie wären ein
+schwarzer Charakter; als ich ihn um die Ursache fragte, gestand er
+mir, Sie hätten ihm das Porträt meiner Braut zuschicken sollen, und
+hätten es nun nicht getan. Wirklich hatte ich von jemand anders ein
+Paket für ihn erhalten, als ich es ihm wies, schlug er beide Hände
+gegen die Stirn, fiel auf die Knie und schrie "o Rothe! Rothe! wie
+oft muß ich mich an dir versündigen!" Ich fragte ihn um die Ursache,
+er sagte, er habe selbst alles so angeordnet, daß das Paket durch
+seinen Kommissionär in **, unter meiner Adresse an ihn geschickt
+werden sollte, und nun hab' er's unterwegens vergessen, und Sie im
+Verdacht gehabt, daß Sie es ihm hätten vorenthalten wollen.
+
+In der Tat, mein lieber Rothe, habe ich Ursache, von diesem Ihrem
+Verfahren gegen mich ein wenig beleidigt zu sein, besonders aber von
+der Gewissenhaftigkeit, mit der Sie alles das vor mir verschwiegen
+gehalten. Ich hatte das Herz nicht, dieses seinsollende Porträt
+meiner Braut Herzen zu entziehen, weil ich fürchtete, seine
+Gemütskrankheit dadurch in Wut zu verwandeln, aber es kränkt mich
+doch, daß ein Bild von ihr in fremden und noch dazu so
+unzuverlässigen Händen bleiben soll. Wenn Sie mir's nur vorher
+gesagt hätten, aber wozu sollen die Verheimlichungen?
+
+Unsere Truppen marschieren erst den Zwanzigsten, wir haben heute den
+Ersten, ich dächte, es wäre nicht unmöglich, Sie vor unserem Abmarsch
+noch einige Tage zu sehen. Ich habe Ihnen viel, viel an meine Braut
+zu sagen, und brauche in der Tat einen Mann wie Sie, mir bei meiner
+Abreise ein wenig Mut einzusprechen.
+
+Freund, ich merke an meinen Haaren, daß ich alt werde. Sollte Stella,
+wenn ich wiederkomme und von den Beschwerden des Feldzugs nun noch
+älter bin--Kommen Sie, Sie werden mein Engel sein. Es gibt
+Augenblicke, wo mir's so dunkel in der Seele wird, daß ich
+wünschte--
+
+_Plettenberg._
+
+
+Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Der Waldbruder, ein Pendant zu
+Werthers Leiden, von Jakob Michael Reinhold Lenz.
+
+
+
+
+
+
+*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, DER WALDBRUDER, EIN PENDANT ZU WERTHERS LEIDEN ***
+
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