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| author | nfenwick <nfenwick@pglaf.org> | 2025-01-25 05:46:51 -0800 |
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If you are not located in the United States, you -will have to check the laws of the country where you are located before -using this eBook. - -Title: Das Friedensfest - -Author: Gerhart Hauptmann - -Release Date: December 11, 2022 [eBook #69523] - -Language: German - -Produced by: Peter Becker, Reiner Ruf, and the Online Distributed - Proofreading Team at https://www.pgdp.net (This file was - produced from images generously made available by The - Internet Archive) - -*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DAS FRIEDENSFEST *** - - - #################################################################### - - Anmerkungen zur Transkription - - Der vorliegende Text wurde anhand der Buchausgabe von 1894 so weit - wie möglich originalgetreu wiedergegeben. Typographische Fehler - wurden stillschweigend korrigiert. Ungewöhnliche und heute nicht mehr - verwendete Schreibweisen bleiben gegenüber dem Original unverändert; - fremdsprachliche Ausdrücke wurden nicht korrigiert. - - Der Ausdruck ‚et cetera‘ wird im ursprünglichen Text mit Hilfe - der Tironischen Note ‚Et‘ dargestellt. Da diese Note in vielen - Zeichensätzen nicht enthalten ist, wird in der vorliegenden Fassung - die im Deutschen gebräuchliche Abkürzung ‚etc.‘ verwendet. - - Das Original wurde in Frakturschrift gesetzt; besondere - Schriftschnitte werden im vorliegenden Text mit Hilfe der folgenden - Sonderzeichen gekennzeichnet: - - Regieanweisungen: _Unterstriche_ (kleinere Schriftgröße) - Fettdruck: =Gleichheitszeichen= - gesperrt: +Pluszeichen+ - Antiqua: ~Tilden~ - - #################################################################### - - - - - Das Friedensfest. - - [Illustration] - - - - - Von =Gerhart Hauptmann= erschienen im gleichen Verlage: - - - =Vor Sonnenaufgang.= - - Soziales Drama. - - 6. Auflage. - - - =Einsame Menschen.= - - Drama. - - 3. Auflage. - - - =Die Weber.= - - Schauspiel aus den vierziger Jahren. - - 6. Auflage. - - - =College Crampton.= - - Comödie. - - 2. Auflage. - - - =Der Biberpelz.= - - +Eine Diebscomödie.+ - - 2. Auflage. - - - Jeder Band eleg. geh. Mark 2.-- - „ „ eleg. geb. „ 3.-- - - - =Der Apostel.= -- =Bahnwärter Thiel.= - - Novellistische Studien. - - Geheftet Mark 1,50, gebunden Mark 2,50. - - - =Hannele.= - - +Eine Traumdichtung.+ - - Reich illustrirt. - - Geheftet Mark 5.--, in Prachtband gebunden Mark 7.50. - - - - - GERHART HAUPTMANN. - - [Illustration] - - Das - Friedensfest. - - =Eine Familienkatastrophe.= - - Bühnendichtung. - - - Sie finden in keinem Trauerspiele Handlung, als - wo der Liebhaber zu Füßen fällt ⁊c. ... - - Es hat ihnen nie beifallen wollen, daß auch - jeder innere Kampf von Leidenschaften, jede - Folge von verschiedenen Gedanken, wo eine die - andere aufhebt, eine Handlung sei; vielleicht - weil sie viel zu mechanisch denken und fühlen, - als daß sie sich irgend einer Thätigkeit dabei - bewußt wären. -- Ernsthaft sie zu widerlegen, - wurde eine unnütze Mühe sein. - - +Lessing.+ - Abhandlungen über die Fabel. - - - [Illustration] - - =Berlin 1894.= - - +S. Fischer, Verlag.+ - - - - - Den Bühnen gegenüber Manuscript. - - - - - =Dem Dichter= - - =Theodor Fontane= - - ehrfurchtsvoll - - zugeeignet. - - - - -Handelnde Menschen. - - - =~Dr. med.~ Fritz Scholz,= 68 Jahre alt. } Soweit möglich, - =Minna Scholz,= dessen Ehefrau, 46 Jahre alt.} muß in - =Auguste,= 29 Jahre alt } } den Masken - =Robert,= 28 Jahre alt } deren Kinder. } eine Familienähnlichkeit - =Wilhelm,= 26 Jahre alt } } zum Ausdruck - } kommen. - =Frau Marie Buchner,= 42 Jahre alt. - =Ida,= ihre Tochter, 20 Jahre alt. - =Friebe,= Hausknecht, 50 Jahre alt. - - * * * * * - -Die Vorgänge dieser Dichtung spielen sich ab an einem Weihnachtsabend -der 80er Jahre in einem einsamen Landhaus auf dem Schützenhügel bei -Erkner. (Mark Brandenburg). - -[Illustration] - - - - -Der Schauplatz - - -_aller drei Vorgänge ist eine hohe, geräumige Halle, weiß getüncht, -mit alterthümlichen Bildern, wie auch mit Geweihen und Thierköpfen -aller Art behangen. Ein Kronleuchter aus Hirschgeweihen in der Mitte -der Balkendecke angebracht, ist mit frischen Lichtern besteckt. -Mitten in der Hinterwand ein nach innen vorspringendes Gehäuse mit -Glasthür durch die man das schwere, geschnitzte Eichenportal des Hauses -erblicken kann. Oben auf dem Gehäuse befindet sich ausgestopft ein -balzender Auerhahn. Seitlich über dem Gehäuse rechts und links je ein -Fenster, befroren und zum Theil mit Schnee verweht._ - -_Die Wand rechts weist einen offenen, thorartigen Bogen auf, der nach -der Treppe in die oberen Stockwerke führt. Von zwei niedrigen Thüren -derselben Wand führt die eine nach dem Keller, die andere zur Küche. -Die gegenüberliegende Wand hat ebenfalls zwei Thüren, welche beide -in ein und dasselbe Zimmer führen. Zwischen diesen Thüren eine alte -Standuhr, auf deren Dach ein ausgestopfter Kauz hockt. Die Möblirung -des Raumes besteht aus alten, schweren Eichenholztischen und Stühlen. -Parallel mit der Seitenwand, rechts vom Zuschauer eine weiß gedeckte -Tafel. Rechts im Vordergrund ein eisernes Oefchen mit längs der Wand -hingehender Rohrleitung. Alle Thüren sind bunt, die Thürfüllungen mit -primitiven Malereien, Papageien ⁊c. darstellend versehen._ - - - - -Erster Vorgang. - - -_Die Halle ist mit grünen Reisern ausgeschmückt. Auf den Steinfliesen -liegt ein Christbaum ohne Fuß. +Friebe+ zimmert auf der obersten -Kellerstufe einen Fuß zurecht. Einander gegenüberstehend zu beiden -Seiten der Tafel beschäftigen sich Frau +Buchner+ und Frau +Scholz+ -damit, bunte Wachslichte in den dazu gehörigen Tüllen zu befestigen. -Frau Buchner ist eine gesundaussehende, gut genährte, freundlich -blickende Person, einfach, solid und sehr adrett gekleidet. Schlichte -Haartracht. Ihre Bewegungen sind bestimmt, aber vollständig -ungezwungen. Ihr ganzes Wesen drückt eine ungewöhnliche Herzlichkeit -aus, die durchaus echt, auch wenn die Art, mit der sie sich kund -giebt, zuweilen den Eindruck der Ziererei macht. Ihre Sprache ist -geflissentlich rein, in Momenten des Affects deklamatorisch. Ein Hauch -der Zufriedenheit und des Wohlbehagens scheint von ihr auszugehen. --- Anders Frau Scholz: Sie ist eine über ihre Jahre hinaus gealterte -Person mit den beginnenden Gebrechen des Greisenalters. Ihre -Körperformen zeigen eine ungesunde Fettansammlung. Ihre Hautfarbe -ist weißlichgrau. Ihre Toilette ist weniger als schlicht. Ihr Haar -ist grau und nicht zusammengerafft; sie trägt eine Brille. Frau -Scholz ist schußrig in ihren Bewegungen, ruhelos, hat eine zumeist -weinerliche oder winsliche Sprechweise und erregt den Eindruck -andauernder Aufgeregtheit. Während Frau Buchner nur für andere zu -existiren scheint, hat Frau Scholz vollauf mit sich selbst zu thun. --- Auf der Tafel zwei fünfarmige, mit Lichtern besteckte Girandolen. -Weder der Kronleuchter noch die Girandolen sind angesteckt. Brennende -Petroleumlampe._ - -+Friebe+ _(führt mit dem Beil einen Schlag)_: Da jeht mer ooch keen -Schlag nich fehl. - -+Frau Scholz+: -- ffff!!! Ich kann’s doch aber nich hören, Friebe! wie -oft hab’ ich Ihn’n schon ... wie leicht kann Ih’n das Beil abfahren. -Auf Steinen hackt man nich Holz! - -+Friebe+: Da jarantir ick for. Wofor wär ick d’nn sonst zehn Jahre -Rejimenter jewesen? - -+Frau Buchner+: Regimenter? - -+Frau Scholz+: Er war Vorarbeiter in den königlichen Forsten. - -+Friebe+: Keen -- _(er schlägt zu)_ -- Schlag da -- ä! _(er schlägt)_ -komm ich for uff. - -_(Er steigt herauf, betrachtet, was er gemacht hat, bei der Lampe und -befestigt dann den Christbaum, so daß er aufrecht steht. Friebe ist -klein, bereits ein wenig gebeugt, obeinig und hat eine Glatze. Sein -kleines, bewegliches Affengesichtchen ist unrasirt. Kopfhaare und -Bartstoppeln spielen in’s Gelblichgraue. Er ist ein Allerweltsbastler. -Der Rock, welchen er trägt, ein Ding, das von Putzpulver, Oel, -Stiefelwichse, Staub ⁊c. starrt, ist für einen doppelt so großen -Mann berechnet, deshalb die Aermel aufgekrempt, die Rockflügel -weit übereinander gelegt. Er trägt eine braune, verhältnißmäßig -saubre Hausknechtsschürze, unter welcher er von Zeit zu Zeit eine -Schnupftabacksdose hervorzieht, um mit Empfindung zu schnupfen. Der -Baum ist befestigt, Friebe hat ihn auf die Tafel gehoben, steht -davor und betrachtet ihn)._ Een janzet -- schönet -- richtijet -- -Tannenbäumken! _(mit wegwerfender Ueberlegenheit zu den Frauen -hinüber)_ ’t is woll jar keens, wat? - -+Frau Buchner+: Als ehemaliger Forstmann müssen Sie ja das wohl -unterscheiden können. - -+Friebe+: Na jewiß doch, det wär ja noch verrückter! was de nu de -Fichte is .... - -+Frau Scholz+ _(unterbricht ihn ungeduldig)_: Wir dürfen uns beileibe -nich aufhalten Friebe. Meine Tochter hat extra gesagt: Daß Du mir -Frieben schickst. - -+Friebe+: Na .... i! .... meinswejen doch _(mit einer wegwerfenden -Handbewegung ab durch die Küchenthür.)_ - -+Frau Buchner+: An dem habt Ihr wohl was? - -+Frau Scholz+: I warum nich gar! ’n ganz verdrehter Zwickel. -Wenn nich mei Mann .... na sehen Se, so war mei Mann; diese alte -Schnupftabacknase, die war nu für ihn, die mußt’ er den ganzen Tag um -sich haben, sonst war ihm nich wohl. Ein zu merkwürdiger Mann! - -+Auguste+ _(in Hast und Bestürzung von draußen herein. Innen angelangt -schlägt sie die Glasthür heftig in’s Schloß und stemmt sich dagegen, -wie um Jemand den Eintritt zu verwehren.)_ - -+Frau Scholz+ _(auf’s heftigste erschrocken schnell nach einander)_: O -Gottogottogott!!! - -+Frau Buchner+: -- Ja -- was ...? - -_(Auguste ist lang aufgeschossen und +auffallend+ mager, ihre -Toilette ist hochmodern und geschmacklos. Pelzjacke, Pelzbarrett, -Muff. Gesicht und Füße sind lang; das Gesicht scharf mit schmalen -Lippen, die fest aufeinander passen und Zügen der Verbitterung. Sie -trägt eine Lorgnette. Mit der Aufgeregtheit der Mutter verbindet sie -ein pathologisch offensives Wesen. Diese Gestalt muß gleichsam eine -Atmosphäre von Unzufriedenheit, Mißbehagen und Trostlosigkeit um sich -verbreiten.)_ - -+Auguste+: Draußen .... meiner Seele .... es ist Jemand hinter mir -hergekommen. - -+Frau Buchner+ _(die Uhr ziehend)_: Wilhelm vielleicht schon -- nein, -+doch+ nicht. Der Zug kann noch nicht da sein, _(zu Auguste)_ warten -Sie doch mal! _(sie greift nach der Thürklinke, um sie zu öffnen)._ - -+Auguste+: Nich doch, nich doch! - -+Frau Buchner+: Sie sind nervööös, liebes Kind, _(sie geht durch die -Glasthür und öffnet das Außenportal. Ein wenig zaghaft)_ Ist Jemand -hier? -- _(resolut)_ Ist Jemand hier? _(Pause, keine Antwort.)_ - -+Frau Scholz+ _(erbost)_: Großartig wirklich -- Ich dächte ma hätte -gerade genug Aufregung. Man kann ja den Tod davon haben. Was Du och -immer hast. - -+Auguste+: Haben! haben! _(batzig)_ was ich nur immer haben soll?! - -+Frau Scholz+: Du bist ja recht liebenswürdig zu deiner Mutter! - -+Auguste+: Ach, meinswegen! -- soll man sich etwa nicht fürchten, wenn -man .... im Stockfinstern -- mutterseelenallein .... - -+Frau Buchner+ _(die Hände von rückwärts um ihre Taille legend, -begütigend)_: Hitzkopf, Hitzkopf! -- wer wird denn immer gleich soo -sein?! -- Kommen Sie _(ist ihr beim Ablegen behülflich)_ so -- sehen -Sie!? - -+Auguste+: Ach Frau Buchner, ’s is’ auch wahr! - -+Frau Buchner+: Hört mal, Herrschaften! vier lange Tage sind wir nun -schon bei Euch. Ich dächte .... wollt Ihr mich nicht Du nennen? -- -ja?! -- schön! also .... _(umarmt und küßt Auguste, desgleichen Frau -Scholz)._ - -+Frau Scholz+ _(bevor sie die Umarmung entgegennimmt)_: Wart nur wart, -ich habe Wachshände. - -+Frau Buchner+ _(zu Auguste, welche an das Oefchen getreten ist, um -sich zu wärmen)_: Gelt, jetzt ist Dir schon gemüthlicher? -- war die -Bescheerung hübsch? - -+Auguste+: Na, ich geh jedenfalls nicht mehr hin. Schlechte Luft, eine -Hitze zum Umkommen. - -+Frau Buchner+: Hat der Herr Pastor schön gesprochen? - -+Auguste+: So viel steht fest: wenn ich arm wäre, ich hätte auf die -Rede des Großmann hin .... wahrhaftig den ganzen Bettel hätte ich ihnen -vor die Füße geschmissen. - -+Frau Buchner+: Es ist aber doch ein großer Segen für die armen Leute. - -_(Man hört hinter der Scene durch eine helle, schöne Frauenstimme -gesungen:)_ - - [1] „Wenn im Haag der Lindenbaum - Wieder blüht, - Huscht der alte Frühlingstraum - Durch mein treu Gemüth.“ - - [1] Herzenstestament. Komponirt von +Max Marschalk+. - - -_(Ida tritt ein von der Treppe her. Sie ist zwanzig Jahre alt und -trägt ein schlichtes, schwarzes Wollkleid. Sie hat eine schöne, volle -Gestalt, sehr kleinen Kopf und trägt das lange, gelbe Haar bei ihrem -ersten Auftreten offen. In ihrem Wesen liegt etwas Stillvergnügtes, -eine verschleierte Heiterkeit und Glückszuversicht; demgemäß ist der -Ausdruck ihres klugen Gesichts meist heiter, geht aber auch mitunter -plötzlich in einen milden Ernst über oder zeigt spontan tiefes -Versonnensein.)_ - -+Ida+ _(ein Handtuch um die Schultern gelegt, einige Cartons auf dem -Arm)_: Es kam doch Jemand? - -+Frau Scholz+: Auguste hat uns ’n schönen Schreck eingejagt. - -+Ida+ _(rückwärts nach der Treppe deutend)_: Da oben ist’s auch recht -ungemüthlich; _(lachend)_ ich hab gemacht, daß ich runter kam. - -+Frau Scholz+: Aber Kindel! über Dir wohnt ja jetzt noch Robert. - -+Ida+ _(stellt die Cartons auf den Tisch; öffnet sie und entnimmt ihnen -einige Gegenstände)_: Wenn auch! der ganze Stock ist doch immer +leer+. - -+Frau Buchner+: Dein Haar müßte doch nun bald trocken sein, höre? - -+Ida+ _(den Kopf anmuthig wendend und zurückwerfend)_: Fühl mal! - -+Frau Buchner+ _(thut es)_: O bewahre! -- du hätt’st zeitiger baden -sollen, Kind. - -+Ida+: Was die alte Mähne doch für Mühe macht, eine ganze halbe Stunde -hab ich am Ofen gehockt. _(sie hat einem der Cartons eine gelbseidne -Börse entnommen, die sie Augusten hinhält.)_ Die Farbe ist nett, wie? -’S is ja nur so ein kleines Späßchen. Hat er schon manchmal Börsen -gehabt? - -+Auguste+ _(über ihr Peluchejaquet hinweg, an dem sie herumreinigt, -achselzuckend)_: Weiß nicht _(sie bringt ihre kurzsichtigen Augen -prüfend in nächste Nähe der Börse)_. Bischen sehr locker im Muster -_(sogleich wieder in ihre vorige Arbeit vertieft)_. Der Peluche ist hin. - -+Ida+ _(ein Kistchen Cigarren aufbauend)_: Ich freu mich recht! -- daß -Ihr nur nie einen Baum geputzt habt --? - -+Auguste+: Wenn man’s recht bedenkt: eigentlich ist das doch auch -nichts für Erwachsene. - -+Frau Scholz+: Nie! da hätt ich ihm nur kommen sollen, mei Mann hätt -mich schöne gestenzt. Bei meinen seligen Eltern .... ja wenn ich denke -.... was war das für ein scheeenes Familienleben! Kein Weihnachten -ohne Baum _(gleichsam Gang und Maniren des Vaters copirend)_, wenn der -Vater so am Abend aus dem Bureau kam und die +schööö+nen Lehmannschen -Pfefferkuchen mitbrachte! _(sie bringt Daumen und Zeigefinger, als ob -sie ein Stückchen dieses superben Kuchens damit hielte, in die Nähe -des Mundes)_, ach ja, das sind vergangene Zeiten! +Mei+ Mann, -- der -aß nich mal Mittags mit uns zusammen. Er wohnte oben, wir unten; der -reine Einsiedler. Wollte man was von ihm, dann mußte man sich weeß Gott -hinter Frieben stecken. - -+Auguste+ _(am Ofen, wo sie anlegt)_: Ach, red doch nicht immer so! - -+Frau Scholz+: Heiz Du lieber nich so unsinnig. - -+Auguste+: Ja, soll’s denn nicht warm werden? - -+Frau Scholz+: Die ganze Hitze fliegt ja heut zum Schornstein ’naus. - -+Auguste+ _(unschlüssig, erbost)_: Ja, soll denn nu nicht angelegt -werden? - -+Frau Scholz+: Laß mich zufrieden! - -+Auguste+ _(wirft die Kohlenschaufel geräuschvoll in den Kasten)_: Na, -dann nicht! _(wüthend links ab)._ - -+Ida+: Ach, Gustchen, bleibt da! _(zu Fr. Scholz)_ paß auf, ich werd’ -sie schon wieder fidel machen _(ihr nach, ab.)_ - -+Frau Scholz+ _(resignirt)_: So sind meine Kinder alle! -- nein, so ein -Mädel wirklich! -- und kein Halten. Bald möcht’ se das, bald jen’s. --- Da fällt’s ihr uffemal ein .... da muß se lernen. Dann steckt se -oben und red wochenlang ke Wort -- dann kommt se sich wieder mal ganz -überflüssig vor. -- Ach Du mein Gott ja, Du bist zu beneiden! So’n -liebes Dingelchen wie +Deine+ Tochter is .... - -+Frau Buchner+: Aber +Gustchen+ doch +auch+. - -+Frau Scholz+: So allerliebst, wie sie Clavier spielt, und diese -reizende Stimme! wie gern +ich+ so ein paar +Töne+ höre! .... - -+Frau Buchner+: Warum spielst Du denn garnicht? - -+Frau Scholz+: I! da käm ich scheen an, da wäre mein bischen Ruhe -vollends hin. Auguste ist ja +so+ nervös ....! gerade wie ihr Vater, -den konnte man auch jagen mit dem Clavierspiel. - -+Frau Buchner+: Deinen +Wilhelm+ solltest Du jetzt spielen hören; +der+ -hat sich vervollkommnet! -- was wäre denn Ida ohne +ihn+? von +ihm hat+ -sie ja doch alles gelernt, was sie kann. - -+Frau Scholz+: Ach ja, Du sagtest’s ja schon. Talentvoll ist er; davon -is nicht die Rede. Es war ’ne Lust, ihn zu unterrichten. - -+Frau Buchner+: Ach und er denkt mit solcher Rührung an die Zeit -zurück, wo sein Muttelchen ihm die Anfangsgründe beibrachte. - -+Frau Scholz+: So?! mein Gott ja, schöne Zeiten waren das ja auch. -- -... Damals dacht ich: -- ... Alles kommt anders .... -- es regt mich -doch sehr auf. - -+Frau Buchner+: Es regt Dich .... was? - -+Frau Scholz+: Nu, daß er kommt; wie sieht er denn jetzt eigentlich so -aus? - -+Frau Buchner+: Gut -- dick -- gesund -- Du wirst Dich freuen über -Deinen Sohn. - -+Frau Scholz+: Ich muß mich wirklich wundern, daß der Junge kommt. Mei -Herz hat mir manchmal richtig weh gethan; und was ich blos für Papier -verschrieben hab’. Nich mal geantwortet hat er seiner alten Mutter. -Wie hast Du ihn nur dazu gebracht? das kann ich nich +begreifen+, das -+kann+ ich nich begreifen. - -+Frau Buchner+: Ich? o nein, Ida hat das über ihn vermocht. - -+Frau Scholz+: Robert kümmert sich ja auch nicht viel um uns, aber er -kommt doch wenigstens alle Jahr einmal um die Weihnachtszeit ein paar -Tage. Das lobt man sich doch! aber Wilhelm .... sechs volle Jahre ist -er nich hiergewesen: er und mein Mann sechs volle Jahre! Kommt sie denn -mit ihm aus? - -+Frau Buchner+: Ida? sehr gut, in jeder Hinsicht. - -+Frau Scholz+: Das ist aber doch zu wunderlich Du kannst Dir nämlich -nich denken, +wie+ verschlossen der Junge immer war, ganz wie der -Vater. Keinen Spielkameraden, keinen Schulfreund, kein Nichts hatte er. - -+Frau Buchner+: Ja, ja, so war er anfänglich auch uns gegenüber. -- -Er wollte durchaus nicht anders als zu den Clavierstunden unser Haus -betreten. - -+Frau Scholz+: Na und dann is er doch gekommen? - -+Frau Buchner+: Das heißt .... ja. Er sagte; wir sollten ihn nur -vorläufig in Ruhe lassen, und wenn er so weit wäre, dann würde er schon -selbst kommen. Wir waren so vernünftig, ihm seinen Willen zu lassen, -und richtig, nachdem wir ein halbes Jahr gewartet -- eigentlich schon -+nicht mehr+ gewartet -- kam er. Von da ab Tag für Tag. Da ist es denn -nach und nach so ganz anders geworden. - -+Frau Scholz+: Ihr müßt hexen können. Die Verlobung +allein+ schon ist -ja ein ganz unbegreifliches Wunder für sich. - -+Frau Buchner+: Mit Künstlern muß man umzugehen wissen. Ich hab’s -gelernt, -- mein seliger Mann war auch einer. - -+Frau Scholz+: Und -- die -- Geschichte mit -- Vater? -- hat er Euch -auch in -- diese Geschichte eingeweiht? - -+Frau Buchner+: N--ein liebe Freundin. -- Siehst Du, das ist der -allereinzigste Punkt, das ist .... In diesem Punkt hat er sich noch -nicht überwinden können. Es läge ja nichts daran, aber Du kannst mir -glauben, er leidet an der Erinnerung furchtbar. Bis auf den heutigen -Tag leidet er. Nicht am wenigsten freilich dadurch, daß er die Sache -geheim hält. Jedenfalls muß er darüber hinweg kommen, auch über diese -Sache. - -+Frau Scholz+: I’ Gott bewahre -- nee, nee, nee, Alles was recht is. -Ehre Vater und Mutter: die Hand, die sich gegen den eigenen Vater -erhebt .... aus dem Grabe wachsen solche Hände. Wir haben uns gezankt, -ja doch! wir haben beide Fehler mei Mann und ich; aber das sind +unsre+ -Sachen. Kein Mensch hat sich da ’neinzumischen, am wenigsten der eigne -Sohn. -- Und wer hat die Sache ausbaden müssen? natürlich ich. So ’ne -alte Frau die hat ’n breiten Puckel. Mei Mann ging aus dem Hause, noch -am selbigen Tage, und eine halbe Stunde später auch Wilhelm. Da half -kein reden. Erst dachte ich, sie würden wiederkommen, aber wer nicht -kam, das waren sie. Und Wilhelm allein, kein andrer Mensch is Schuld -d’ran, kein andrer Mensch. - -+Frau Buchner+: Wilhelm mag eine schwere Schuld haben, davon bin ich -überzeugt, aber sieh mal, wenn man Jahre lang gebüßt hat und -- -- -- - -+Frau Scholz+: Ne, ne! i Gott! wo denkst Du hin?! darüber kann man nich -so leicht hinweggehen. Das wäre noch schöner! es ist ja sehr schön von -Dir, daß Du Dich des Jungen so angenommen hast, -- es ist ja auch sehr -hübsch, daß er kommt, ja warum denn nicht? Aber im Grunde, was nützt -das alles? so leicht sind die Klüfte nicht auszufüllen. -- Ja, ja, es -sind Klüfte, -- richtige -- tiefe Klüfte zwischen uns Familiengliedern. - -+Frau Buchner+: Ich glaube doch, daß wir Menschen mit dem festen, -ehrlichen Willen .... - -+Frau Scholz+: Der Wille, der Wille! geh mer nur damit! das kenn ich -besser. Da mag man wollen und wollen und hundertmal wollen, und Alles -bleibt doch beim Alten. Ne, ne! das ist ’n ganz andrer Schlag Deine -Tochter: die is so, und Wilhelm is so, und beide bleiben, wie sie sind. -Viel zu gutte Sorte für Einen von uns, viel, viel zu gutt. -- Gott ja -der Wille der Wille! -- ja ja Alles gutter Wille -- Dein Wille ist sehr -gutt, aber ob Du damit was erreichen wirst --? ich glaube nicht. - -+Frau Buchner+: Aber ich hoffe es um so fester. - -+Frau Scholz+: Kann ja alles sein. Ich will ja nichts verderben. Im -Grunde freue ich mich ja auch von ganzem Herzen auf den Jungen, nur -regt es mich sehr, sehr auf und paß auf: Du stellst es Dir viel zu -leicht vor. - -+Ida+ _(links hereinkommend zu Fr. Scholz, zuthunlich)_: -Schwiegermütterchen, sie vergoldet Nüsse. - -+Frau Buchner+: Es wird Zeit Idchen! Du mußt Dich hübsch machen. Er -kann jetzt jeden Augenblick hier sein. - -+Ida+ _(erschrocken)_: Soo? schon? - -+Frau Scholz+: Ach macht ok keene Geschichten! für den Jungen is sie -viel zu schön. - -+Frau Buchner+: Ich hab Dir das Blaue zurechtgelegt _(Ida’n -nachrufend)_ und steck die Broche an, hörst Du! _(Ida ab)_ - -+Frau Buchner+ _(fortfahrend zu Fr. Scholz)_: Auf Schmuck giebt sie -garnichts. - -_(Das Außenportal des Hauses geht.)_ - -+Frau Scholz+: Wart .... wer? .... _(zu Fr. Buchner)_ thu mer den -Gefallen Du .... ich kann ihn jetzt noch nicht sehen, ich .... - -+Frau Buchner+ _(an der Treppenthür hinaufrufend)_: Ida! Dein Wilhelm -kommt. - -_(~Dr.~ Scholz tritt ein durch die Glasthür.)_ - -_~Dr.~ Scholz ist ungewöhnlich groß, breitschultrig, stark -aufgeschwemmt. Gesicht fett, Teint grau und unrein, die Augen -zeitweilig wie erstorben, zuweilen lackartig glänzend, vagirender, -Blick. Er hat einen grauen und struppigen Backenbart. Seine Bewegungen -sind schwerfällig und zitterig. Er spricht unterbrochen von keuchenden -Athemzügen, als ob er Mehl im Munde hätte und stolpert über Silben._ - -_Er ist ohne Sorgfalt gekleidet: ehemals braune, verschossene -Sammetweste Rock und Beinkleider von indifferenter Färbung. Mütze -mit großem Schild, steingrau, absonderlich in der Form. Rohseidnes -Halstuch. Wäsche zerknittert. Zum Schnäuzen verwendet der Doctor ein -großes, türkisches Taschentuch. Er führt bei seinem Eintritt ein -spanisches Rohr mit Hirschhornkrücke in der Rechten, hat einen großen -Militär-Reisehavelock umgehängt und trägt einen Pelzfußsack über den -linken Arm._ - -~Dr.~ +Scholz+: ~Servus! servus!~ - -+Frau Scholz+ _(den Doctor wie eine überirdische Erscheinung -anstarrend)_: Fritz! -- -- - -~Dr.~ +Scholz+: Ja wie Du sehen kannst. - -+Frau Scholz+ _(mit einem Schrei ihren Mann umhalsend)_: Fritz!!! --- -- -- - -+Auguste+ _(öffnet die Thür links, fährt zugleich zurück)_: Der Vater! - -_(Fr. Buchner mit starrem Ausdruck rückwärts schreitend, ab durch linke -Seitenthür.)_ - -~Dr.~ +Scholz+: Ich bin’s, wie Du siehst. Vor allem, Du: ist Friebe da? - -+Friebe+ _(guckt durch die Küchenthür, erschrickt, kommt vollends -hervor)_: Herr Doctor!! _(er stürzt auf ihn zu, faßt und küßt seine -beide Hände)_ nu bitt’ ick eenen Menschen! Jott soll mir’n Thaler -schenken! - -~Dr.~ +Scholz+: Pssst! -- sehen Sie mal nach -- schließen Sie die -Hausthür fest _(Friebe nickt und vollführt den Befehl mit freudigem -Eifer.)_ - -+Frau Scholz+ _(vor Staunen außer sich)_: Aber sag mer nur Fritz! sag -mer nur .... die Gedanken fliegen mer davon, _(ihn weinend umhalsend)_ -ach Fritz! was hast Du mir für Kummer gemacht in der langen Zeit! - -~Dr.~ +Scholz+ _(seine Frau sanft zurückdrängend)_: Ach, Du .... mein -Leben ist auch .... wir wollen uns doch lieber nicht von Anfang an mit -Vorwürfen .... Du bist doch immer die alte wehleidige Seele, _(mit -gelinder Bitterkeit)_ übrigens würde ich Dich sicher nicht belästigt -haben, wenn nicht .... _(Friebe nimmt ihm Mantel, Fußsack ⁊c. ab.)_ -Es giebt Lebenslagen, liebe Minna .... wenn man wie ich einflußreiche -Gegner hat. - -_(Friebe ab durch den Treppenausgang, mit den Sachen des Doctor.)_ - -+Frau Scholz+ _(gutmüthig schmollend)_: Es hat Dich doch Niemand -geheißen Fritz! Du hatt’st doch hier ’n sichres, warmes Zuhause. So -schön hätt’st Du leben können! - -~Dr.~ +Scholz+: Sei nicht böse, aber: daß verstehst Du nicht! - -+Frau Scholz+: Na ja; ich bin ja nur ’ne einfache Person, das mag ja -möglich sein, aber Du warst ja wirklich auf Niemand angewiesen, es war -doch garnicht nöthig, daß Du .... - -~Dr.~ +Scholz+: Pssst, es war sehr nöthig _(halbwegs geheimnißvoll)_ -auf Schuld folgt Sühne, auf Sünde folgt Strafe. - -+Frau Scholz+: Na ja -- freilich Fritz -- es hat wirklich auch viel an -Dir mitgelegen _(sie wirft von jetzt ab bis zum Schluß des Gesprächs -fortwährend ängstliche Blicke nach der Hausthür, als befürchte sie -jeden Augenblick die Ankunft Wilhelms)_, wir hätten doch so ruhig -- -so zufrieden .... wenn Du nur gewollt hätt’st. - -~Dr.~ +Scholz+: +Alles+ hat an mir gelegen, ganz und gar +Alles+. - -+Frau Scholz+: Da bist Du nu auch wieder ungerecht. - -~Dr.~ +Scholz+: I! ich will ja auch nicht bestreiten: viel Gemeinheit -hat sich verbunden gegen mich; das ist ja bekannt: -- zum Beispiel -denke Dir: in den Hotels -- die Kellner -- keine Nacht konnte ich -durchschlafen, hin und her, hin und her auf den Corridoren und gerade -immer vor +meiner+ Thür. - -+Frau Scholz+: Aber sie werden Dich doch am Ende nicht +absichtlich+ -gestört haben. - -~Dr.~ +Scholz+: Nicht? -- Du, hör mal, das verstehst Du nicht! - -+Frau Scholz+: Na es kann ja sein; die Kellner sind ja mitunter -niederträchtig. - -~Dr.~ +Scholz+: Niederträchtig! ja wohl, niederträchtig! -- übrigens -wir können ja später darüber reden. Ich habe etwas Kopfschmerz _(faßt -nach dem Hinterkopf)_ da! Auch so eine Infamie! ich weiß ganz gut, wem -ich das zu verdanken habe .... ich will mich nur noch vergewissern, ob -ich sie durch einen gesunden Schlaf vertreibe. Ich bin +sehr+ müde. - -+Frau Scholz+: Aber oben ist nicht geheizt! Fritz. - -~Dr.~ +Scholz+: Denk Dir mal an, in einer Tour von Wien. Nicht geheizt? -macht nichts: Friebe besorgt das schon. -- Sag mal, wie steht’s mit -Friebe? -- was ich fragen wollte? ist er noch so zuverlässig? - -+Frau Scholz+: Friebe is, wie er immer war. - -~Dr.~ +Scholz+: Das dacht ich mir doch! -- auf Wiedersehen! -_(nachdem er seiner Frau die Hand gedrückt, wendet er sich mit tief -nachdenklichem Ausdruck und schreitet auf den Treppenausgang zu. Den -Tannenbaum bemerkend, bleibt er stehen und starrt ihn verloren an.)_ -Was heißt denn das? - -+Frau Scholz+: _(zwischen Furcht, Beschämung und Rührung)_: Wir feiern -Weihnachten! - -~Dr.~ +Scholz+: Feiern? -- -- _(nach einer langen Pause, in Erinnerung -verloren)_ das -- ist -- lange -- her! _(sich wendend mit echter -Empfindung redend)_ Du bist +auch+ weiß geworden. - -+Frau Scholz+: Ja Fritz, -- wir beide .... - -~Dr.~ +Scholz+ _(nickt, wendet sich weg. Ab durch den Treppenausgang)_. - -+Frau Buchner+ _(hastig von links)_: Also Dein Mann ist wieder da?! - -+Frau Scholz+: Daß is wie so .... wie wenn .... ich weeß nich! Jesus, -was soll ich nur davon denken? - -+Frau Buchner+: Daß es eine Schickung ist, liebe Freundin! für die wir -alle dankbar sein müssen. - -+Frau Scholz+: Ach, der sieht aus! -- +der+ hat gelebt! So ein Leben, -wie der geführt haben mag: von einem Land in’s andre, von einer Stadt -.... ach! der hat eingelegt! - -+Frau Buchner+ _(will die Treppe hinauf)_. - -+Frau Scholz+ _(erschreckt)_: Wo denn hin? - -+Frau Buchner+: Ida von dem freudigen Ereigniß verständigen! _(ab durch -den Treppenausgang)_. - -+Frau Scholz+: O Gott ja! ne ne, wo denkst Du hin! Das dürf’n mer -’n nich merken lassen! Da kenn ich meinen Mann zu gutt! wenn der -rauskriegt, daß noch Jemand außer ihm oben wohnt .... da käm ich schön -an! - -+Frau Buchner+ _(schon auf der Treppe)_: Ich werd’ schon ganz leise .... - -+Frau Scholz+: Nur ganz leise! das wär’ so was! - -+Frau Buchner+: Ganz leise geh ich. - -+Frau Scholz+: O Gottogott! nur schon +ja+ ganz leise! - -+Frau Scholz+ _(außer Fassung)_: Na natürlich! was soll man nu machen? -und nu der Wilhelm noch. Todtenangst hab ich ausgestanden. Wenn er nu -mit Vater zusammengetroffen wäre? Jeden Augenblick konnte er eintreten. -Was werde ich alte Frau noch Alles erleben müssen! - -+Auguste+: Ein zu merkwürdiges Gefühl, Mama, zu merkwürdig! Man hatte -sich so daran gewöhnt. -- Wie wenn ein Todter nach Jahren wieder -aufsteht. Ich hab Angst, Mama. - -+Frau Scholz+: Am Ende ist er mit seinem Gelde alle geworden? - -+Auguste+: Na das wäre doch ....! meinswegen! das wäre noch das letzte. - -+Frau Scholz+: Na auf welche Weise wir dann blos auskommen sollten ... -da könnten wir nur gleich betteln geh’n. - -+Ida+ _(in Toilette von oben, freudig. Augusten die Hand drückend, -innig.)_ Gustchen! also wirklich?! ach das freut mich. _(Frau Scholz -und Auguste peinlich berührt)._ - -+Robert+ _(aus einer der Thüren links. Er ist mittelgroß, schmächtig, -im Gesicht hager und blaß. Seine Augen liegen tief und leuchten -zuweilen krankhaft. Schnurr- und Kinnbart. Er raucht aus einer Pfeife -mit ganz kurzem Rohr türkischen Taback.)_ - -+Robert+ _(leichthin)_: Es wird ungemüthlich bei Dir Mutter! - -+Frau Scholz+: Nanu fängt der +auch+ noch an! - -+Auguste+: Meinswegen _(verstohlen, scheele Blicke auf Idas Toilette)_. - -+Robert+ _(zu Ida die ihn angeblickt hat)_: Ja, so bin ich nun mal, -Fräulein Ida! - -+Ida+ _(schüttelt ungläubig den Kopf)_:. Nein -- nein. - -+Robert+: Wieso nicht? -- Ich halte es nicht für der Mühe werth, ’n -paar gleichgültige Gefühle zu heucheln. -- Wirklich nicht! - -+Ida+: Nein -- nein. - -+Auguste+ _(ausbrechend)_: Du bist empörend, Robert! - -+Robert+: Nicht mit Absicht. Empöre sich Niemand! - -+Auguste+: Meinswegen. - -+Robert+: Na item. - -+Auguste+: Item, item -- Quatsch! - -+Robert+ _(mit geheucheltem Erstaunen)_: Verzeih’, -- ich glaubte .... -aber Du hältst ja nichts mehr auf äußere Reize. - -+Ida+ _(schlichtend)_: Ach Herr Robert .... - -+Robert+: Ja -- soll ich mich denn nicht meiner Haut ....? - -+Auguste+ _(von Thränen halb erstickt)_: Ganz Du! -- ganz Du! Dein -ganzes .... mein Alter .... geradezu perfid! -- Frau Buchner! das -soll nicht gemein sein? -- mir .... ich -- die ich hier gesessen hab -.... bei der Mutter hier -- die schönste .... schönste Zeit meines -.... Lebens verbracht, während Ihr .... ich .... geradezu wie eine -Dienstmagd .... - -+Robert+: Das klingt sehr echt, -- in der That! -- geh doch zur Bühne! --- _(mit verändertem Ton, brutal)_ mach keine schlechten Scherze! hör -mal: Du und der Märtyrernimbus, das wirkt einfach putzig. Du bist eben -wo anders noch weniger auf Deine Rechnung gekommen, als zu Hause, das -ist die Wahrheit! - -+Auguste+: Mutter! Du bist Zeuge: hab ich nicht drei Anträge abgewiesen! - -+Robert+: Hui! Wenn Mutter nur mit dem nöthigen Gelde rausgerückt -hätte, dann hätten Dich die Herren gewiß mit in Kauf genommen. - -+Frau Scholz+: Geld? _(auf Robert zutretend, ihm die Hand hinhaltend)_ -da nimm ein Küchenmesser! -- schneid mir’s raus! schneid mir das Geld -aus der Hand! - -+Auguste+: +Sie mich?+ willst Du die Absagebriefe sehen? - -+Frau Scholz+ _(unterbechend)_: Kinder! _(sie macht eine Bewegung, -als ob sie ihre Brust für den Todesstoß entblößen wollte)_ da hier! --- macht mich doch lieber gleich todt! habt ihr denn nich +so+ viel -Rücksicht für mich? nich +so+ viel? -- wie ....? großer Gott nich fünf -Minuten .... ich weiß nich, was das blos für Kinder ...., nich fünf -Minuten halten sie Frieden. - -+Robert+: Na ja freilich! ich sag ja schon: -- es wird eben wieder -ungemüthlich. - -+Friebe+ _(geschäftig aus dem oberen Stockwerk. Er flüstert Fr. Scholz -etwas zu, worauf hin diese ihm einen Schlüssel einhändigt. Friebe ab in -den Keller)_. - -+Robert+ _(hat stillstehend den ganzen Vorgang beobachtet. Im selben -Augenblick, als Friebe in der Kellerthür verschwindet)_: Aha! - -+Auguste+ _(hat ihrerseits Robert im Auge behalten. Nun bricht sie aus, -entrüstet)_: Pietätlos bist Du -- durch und durch. - -+Robert+: Na item. - -+Auguste+: Aber Du spielst Komödie; Du lügst ganz erbärmlich, und das -ist das Widerwärtige daran! - -+Robert+: In Hinsicht auf Vater meinst Du?! - -+Auguste+: Allerdings in Hinsicht auf Vater. - -+Robert+ -- _(achselzuckend)_: -- Wenn Du meinst .... - -+Auguste+: Ja -- das .... das .... ja -- denn -- wenn es anders wäre, -dann .... ja .... dann wärst Du ein Wicht. - -+Frau Scholz+ _(dazwischen redend)_: Wird denn das irgend bald aufhören -oder was .... - -+Robert+ _(gleichmüthig)_: Dann +bin+ ich ein Wicht. Nun, und? - -_(Ida seit geraumer Zeit unruhig in Erwartung ab durch die Glasthür.)_ - -+Auguste+: Pfui, schamlos! - -+Robert+: Schamlos, ganz recht, das bin ich. - -+Frau Buchner+: Herr Robert! ich glaube Ihnen nicht .... Sie sind -besser, als Sie uns glauben machen wollen, -- besser, als Sie selbst -glauben sogar. - -+Robert+ _(mit gelindem, sich steigerndem Sarkasmus, kalt)_: Verehrte -Frau Buchner! -- es ist ja vielleicht äußerst liebenswürdig .... aber -wie gesagt: -- ich weiß nicht recht, wie ich zu der Ehre .... ja ich -muß sogar Ihre Liebenswürdigkeit geradezu ablehnen. Meine Selbstachtung -ist vorläufig wenigstens noch keineswegs so gering, daß ich Jemand -nöthig hätte mich .... - -+Frau Buchner+ _(in gelinder Verwirrung)_: Das ist ja auch garnicht -meine Absicht. -- Nur .... Ihr Vater -- .... - -+Robert+: Mein Vater ist für mich ein ~Doctor medicinae~ Fritz Scholz. - -+Auguste+: Ja, ja, red’ nur! - -+Robert+: Und wenn ich diesem Menschen nicht ganz so gleichgültig -gegenüberstehe, als irgend einem X- oder Y-Narren, so liegt das -+da+ran, daß ich .... na ~item~ .... _(er raucht)_ weil ich .... na -eben: ich bin eben gewissermaßen ein Produkt seiner Narrheit. - -+Frau Buchner+ _(gleichsam betäubt)_: Verzeihen Sie! -- hier kann ich -nun doch nicht mehr mit -- So etwas wagen Sie auszusprechen!? mich -überläuft es förmlich. - -+Frau Scholz+ _(zu Fr. Buchner)_: Laß gut sein, laß gut sein! Du wirst -bei uns noch Dinge erleben .... - -+Auguste+: Was das nun auch wieder heißen soll, Mutter! -- wir sind, -wie wir sind. Andre Leute, die wer weiß +wie+ thun, sind um nichts -besser. - -+Robert+: Es giebt in der That noch immer naive Seelen, die sich -nicht wohl fühlen, wenn sie nicht an ihren Mitmenschen herumbessern und -herumflicken können. Veralteter Zauber! -- Zopf! - -+Frau Buchner+ _(Robert bei beiden Händen fassend, herzlich)_: Herr -Robert! ich fühle mich im Dienste einer +bestimmten+ Sache. Das feit -mich. Aus Herzensgrund: Sie haben mich nicht beleidigt. - -+Robert+ _(ein wenig aus der Fassung)_: Sie sind eine +merkwürdige+ -Frau. - -+Friebe+ _(kommt aus dem Keller. Er trägt in der linken Hand drei -Flaschen Rothwein -- und zwar so, daß die Finger geklemmt sind -- unter -der linken Achselhöhle eine Flasche Cognac. Mit der rechten Hand hält -er die Kellerschlüssel. Zu Fr. Scholz tretend, geschäftig)_: Nun man -fix die Cigarren! - -+Frau Scholz+: Gott ja, Friebe! ich weiß ja garnicht .... - -+Robert+: Im Schreibtisch, Mutter. - -+Frau Scholz+: Ach so .... _(sie nimmt das Schlüsselbund und sucht -fahrig nach dem rechten Schlüssel)_. - -+Auguste+: Du kennst doch den Schreibtischschlüssel. - -+Robert+: Mit gradem Bart. - -+Frau Scholz+: Richtig! -- wart! .... - -+Robert+: Gieb mal .... - -+Frau Scholz+: Wart nur, wart! -- hier! ach nein doch! -- ich bin ganz -verwirrt. _(Robert das Bund hinreichend.)_ Da. - -+Robert+ _(den richtigen Schlüssel abziehend und Friebe hinreichend)_: -Da -- Lassen Sie Sich meines Vaters Cigarren gut schmecken. - -+Friebe+: Na ooch noch! det krijt den ollen Zacken den janzen Tach nich -aus de Kinnladen _(es wird stark an der Klingel gerissen)_ komm schon! -_(Friebe ab nach oben.)_ - -+Frau Scholz+: Da wird der Wein bald alle werden .... Großer Gott, -wohin soll das führen? der viele Wein! immer die theuren, schweren -Cigarren! ich sag ja, er wird sich noch zu Grunde richten. - -+Robert+: Das muß Jedem unbenommen bleiben. - -+Frau Buchner+: Was meinen Sie? - -+Robert+: Sich auf seine eigne Art zu vergnügen. Ich wenigstens würde -mir dieses Recht auf keine Weise verkümmern lassen. Selbst nicht durch -Gesetze. Sonderbar übrigens! -- - -+Frau Buchner+: Wie? .... - -+Robert+: Sonderbar! -- - -+Frau Buchner+: Weshalb betrachten Sie mich so eingehend? ist es an -mir, -- das Sonderbare? - -+Robert+: Wie man’s nimmt. Sie sind mehrere Tage bei uns und denken -noch immer nicht an’s Abreisen. - -+Auguste+: So’n Gerede! - -+Frau Scholz+: Das hört nich auf! _(schüttelt verzweifelt den Kopf)._ - -+Robert+ _(mit brutaler Heftigkeit)_: Na Mutter, ist es etwa nicht -wahr? -- Hat es bei uns irgend ein Fremder je länger als einen halben -Tag ausgehalten? -- haben sie sich nicht alle von uns zurückgezogen, -Nitzssches, Lehmann’s ....? - -+Auguste+: Als ob wir auf fremde Leute angewiesen wären. -- Meinswegen! -wir sind uns selber genug .... - -+Robert+: Ja, vollauf wirklich: _(brutal im Ton)_ ich saaage Ihnen, -Frau Buchner! in Gegenwart wildfremder Menschen kamen sie sich derart -in die Haare, daß die Fetzen flogen. Die Mutter riß das Tischtuch -herunter, der Vater zerkeilte die Wasserflasche. -- Heiter! nicht? -- -heitre Scenen, heitre Kindheitseindrücke!? - -+Auguste+: Du solltest Dich verkriechen vor Scham, gemeiner Mensch! -_(schnell ab.)_ - -+Frau Scholz+: Siehst Du nu? daran bin ich nu seit Jahrzehnten, seit -Jahrzehnten gewöhnt! _(ab in Bewegung.)_ - -+Robert+ _(unbeirrt fortfahrend)_: Kein Wunder allerdings. Ein Mann von -vierzig heirathet ein Mädchen von sechzehn und schleppt sie in diesen -weltvergessenen Winkel. Ein Mann, der als Arzt in türkischen Diensten -gestanden und Japan bereist hat. Ein gebildeter, unternehmender Geist. -Ein Mann, der noch eben die weittragendsten Projekte schmiedete, -thut sich mit einer Frau zusammen, die noch vor wenigen Jahren -fest überzeugt war, man könne Amerika als Stern am Himmel sehen. Ja -wirklich! ich schneide nicht auf. Na und darnach ist es denn auch -geworden: ein stehender, fauler, gährender Sumpf, dem wir zu entstammen -das zweifelhafte Vergnügen haben. Haarsträubend! Liebe -- keine Spur. -Gegenseitiges Verständniß -- Achtung -- nicht Rühran -- und dies das -Beet, auf dem wir Kinder gewachsen sind. - -+Frau Buchner+: Herr Robert! ich möchte Sie recht sehr bitten .... - -+Robert+: Schön! -- am Reden liegt mir garnichts. Die Geschichte ist -außerdem .... - -+Frau Buchner+: Nein, nein. Ich möchte Sie nur um etwas bitten; es eilt. - -+Robert+: Bitten? -- mich? - -+Frau Buchner+: Könnten Sie’s nicht +mir+ zu Liebe thun .... könnten -Sie nicht .... Wäre es denn garnicht möglich .... Könnten Sie nicht für -diesen Abend einmal Ihre Maske ablegen? - -+Robert+: Sehr gut! -- Maske ablegen? - -+Frau Buchner+: Ja, denn es ist wirklich nicht Ihr wahres Gesicht, was -Sie herauskehren. - -+Robert+: Was Sie sagen! - -+Frau Buchner+: Versprechen Sie mir, Herr Robert .... - -+Robert+: Aber ich weiß ja garnicht .... - -+Frau Buchner+: Wilhelm .... Ihr Bruder Wilhelm kann jeden Augenblick -kommen und .... - -+Robert+ _(unterbrechend)_: Frau Buchner! wenn -- Sie -- mir -- doch --- glauben wollten! Ihre Bemühungen -- ich versichere Sie -- sind ganz -umsonst. Dies alles führt zu nichts -- zu garnichts. Wir sind alle von -Grund aus verpfuscht. Verpfuscht in der Anlage, vollends verpfuscht in -der Erziehung. Da ist nichts mehr zu machen. Es sieht Alles recht gut -aus: Weihnachtsbaum -- Lichter -- Geschenke -- Familienfest, aber es -ist doch nur obenhin; eine gequälte, plumpe Lüge -- weiter nichts! -- -Und nun gar noch der Vater. Wenn ich nicht wüßte, wie unzugänglich er -ist -- auf Ehre! ich würde glauben, Sie hätten ihn hierher gebracht. - -+Frau Buchner+: Bei Gott, nein! das gerade hat meine Hoffnung belebt. -Das kann kein Zufall sein, das ist Fügung. Und deshalb aus Grund meiner -Seele: seien Sie freundlich und gut zu Ihrem Bruder! Wenn Sie wüßten, -wie gut er von Ihnen spricht, mit welcher Liebe und Achtung .... - -+Robert+ _(unterbrechend)_: Ja, und der Zweck? - -+Frau Buchner+: Wie. - -+Robert+: Weshalb soll ich zu ihm freundlich und gut sein? - -+Frau Buchner+: Das fragen Sie?! - -+Robert+: Ja. - -+Frau Buchner+: Nun -- doch wohl zunächst, um ihm die Rückkehr in’s -Elternhaus nicht von vornherein zu verleiden. - -+Robert+: O, wir tangiren einander nicht, wie Sie zu glauben scheinen, -und -- übrigens, wenn Sie meinen, daß sich seiner beim Eintritt in -diese Räume etwa eine subtile Rührung bemächtigen wird .... - -+Frau Buchner+: Ihr Bruder ist ein so guter, im Grunde so edler Mensch! --- Er hat einen Riesenkampf gekämpft, bevor er sich zu diesem Schritt -entschloß. Ich kann Ihnen die Versicherung geben, er kommt mit dem -heißen Wunsche einer Aussöhnung. - -+Robert+: Ich begreife garnicht, was das heißen soll! Aussöhnen?! mit -was will er sich denn aussöhnen? Ich verstehe so was garnicht. Wir -verstehen uns doch sonst untereinander so ziemlich, wir Geschwister. -Das ist mir ganz neu. Ich habe ihm nichts vorzuwerfen. Andererseits -sind Thatsachen nicht zu vertuschen. -- Ich frage Sie: Glauben Sie, daß -ich besondere Hochachtung vor meinem Vater empfinde --? Nicht wahr? -nein --? Oder lieb’ ich ihn vielleicht? -- Empfinde ich vielleicht -kindliche Dankbarkeit? -- Nun sehen Sie, zu alledem habe ich auch nicht -den mindesten Grund. Wir sind uns gegenseitig zeitlebens im besten -Falle Luft gewesen. -- Zu Zeiten, als wir uns gegenseitig für unser -Unglück verantwortlich machten, haben wir uns sogar geradezu gehaßt. --- Nun, zwischen Vater und Wilhelm ist dieser selbe Haß ausgeartet. -Das ist mir durchaus begreiflich. Wenn ich nicht wie Wilhelm verfahren -bin, so ist das vielleicht Zufall. Also, ich habe nichts gegen ihn, -- -notabene, wenn ich ihn nicht sehe. Seh’ ich ihn aber, dann geht alle -meine Ueberlegung zum Teufel, dann bin ich etwas .... etwas .... na, -wie soll ich sagen? dann .... dann seh’ ich eben nur den Menschen, der -+meinem+ Vater -- nicht seinem, sondern meinem Vater -- in’s Gesicht -geschlagen hat. - -+Frau Buchner+: O du großer Gott! - -+Robert+: Und da steh’ ich für garnichts ein, durchaus für garnichts. - -+Frau Buchner+: O du großer Gott! das also ist es. -- Geschlagen, -sagten Sie? -- in’s G--esicht? -- seinen +eignen+ Vater? - -+Robert+: Na item. -- - -+Frau Buchner+ _(halb von Sinnen)_: O du großer Gott! o du großer Gott! -aber -- dann .... dann kann ich ja .... dann muß ich ja auf der Stelle -mit Ihrem guten, alten Vater reden, dann .... - -+Robert+ _(tief erschrocken)_: Mit wem? - -+Frau Buchner+ _(halb weinend)_: Mit Ihrem guten, alten, armen, -gemißhandelten Vater. - -+Robert+ _(sucht sie festzuhalten)_: Um Himmelswillen, mit wem wollen -Sie ....? - -+Frau Buchner+: Lassen Sie mich! ich muß, muß. _(ab durch den -Treppenausgang.)_ - -+Robert+ _(ihr nachrufend)_: Frau Buchner! _(sich wendend)_ Hysterie, -verdammte! - -_(Er zuckt mit den Achseln und durchmißt den Raum; mehrmals noch -nimmt er plötzlich einen Anlauf, wie um ihr nachzueilen, ändert aber -jedesmal seinen Entschluß, giebt ihn schließlich ganz auf und beruhigt -sich gewaltsam bis zu einem Stadium scheinbaren Gleichmuths. In diesem -Stadium beschäftigt ihn anfänglich seine Tabakspfeife: er klopft sie -aus, füllt sie mit neuem Tabak, den er einem Beutel entnimmt, setzt -sie in Brand und scheint mehrere Augenblicke dem Genuß des Rauchens -ganz allein hingegeben. Sein Interesse fängt in der Folge an, sich dem -Christbaum und den Geschenken auf der Tafel zuzuwenden, breitbeinig -davorstehend und Alles überblickend lacht er, die Pfeife im Munde, -wiederholt bitter auf. Plötzlich stutzt er dann und beugt sich, -nachdem er die Pfeife in die Hand genommen, tief über die Tafel. Sich -aufrichtend, scheint er jetzt erst die Entdeckung zu machen, daß er -allein ist. Scheu wie ein Dieb umherblickend, beugt er sich abermals, -ergreift mit Hast die gelbseidne Geldbörse, führt sie den Augen -näher und mit einer jähen leidenschaftlichen Bewegung an die Lippen. -Dieser Moment zeigt das Aufblitzen einer unheimlichen, krankhaften -Leidenschaftlichkeit. Ein Geräusch stört ihn. Augenblicklich liegt die -Börse an ihrem alten Platz. Auf den Zehen gehend, sucht Robert sich -davon zu schleichen. Im Begriff durch die erste Seitenthür links zu -verschwinden, bemerkt er, wie durch die Nebenthür seine Mutter, Frau -Scholz, eintritt, und steht seinerseits still.)_ - -+Frau Scholz+ _(geht schwerfällig aber eilig quer durch den Saal bis -zum Treppenausgang; hier horcht sie)_. - -+Robert+ _(sich zurückwendend)_: Sag’ mal, Mutter! -- was +will+ denn -eigentlich diese Frau? - -+Frau Scholz+ _(erschreckt)_: O Gottogottogott!! -- Du erschrickst -ein’n aber auch .... - -+Robert+: Was .... w .... was beab .... was die Buchner hier eigentlich -beabsichtigt, möchte ich gerne wissen. - -+Frau Scholz+: Wenn ich lieber wüßte, -- was der Vater .... Was will er -denn eigentlich? ja -- sag’ mir! -- was -- will er? - -+Robert+: Na, die Unterkunft wirst Du ihm doch wohl nicht verweigern -wollen? - -+Frau Scholz+ _(halb weinerlich trotzend)_: Ich seh nicht ein, -- so -lange hat er mich nicht nöthig gehabt. Man war doch wenigstens sei’ -eigner Herr. Nu wird’s wieder schön losgehen, das Gekujenire. Nu wird -man woll uff seine alten Tage noch wie e kleenes Kind pariren müssen. - -+Robert+: Du mußt immer übertreiben! Es geht partout nicht anders: -übertrieben muß werden. - -+Frau Scholz+: Paß Du nur uff, wenn er morgen das leere Glashaus sehen -wird. Ich kann doch für den Prast nicht extra eenen Gärtner halten!? --- und die Ameisenkästen sind ooch weg. Meinswegen brauchen keene -Blumen wachsen, man krigt doch blos Kopfschmerzen davon! Und erscht das -Ungeziefer! -- ich weiß nich, was er daran blos hat. Und deshalb muß -man sich runterlumpen lassen. Das Halloh blos! ich ängst’ mich schon zu -Tode -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- Ach ’s is nich mehr hibsch uff der -Welt. - -+Robert+ _(hat, während Frau Scholz noch redet, sich achselzuckend zum -Gehen gewendet; nun steht er still und spricht zurück)_: Ist’s irgend -früher mal hübscher gewesen? - -+Frau Scholz+: Nun +das+ -- dächt ich!!! - -+Robert+: So? na dann muß das wohl +vor+ meiner Zeit gewesen sein. _(ab -durch die erste Thür links.)_ - -+Frau Scholz+ _(schon wieder lauschend an dem Treppenausgang)_: Wenn -ich zurückdenke .... oben wird ja gesprochen .... _(sie schließt auf, -sieht sich allein, horcht abermals unruhig und verschwindet schließlich --- die Hand am Ohr -- mit einem Gesicht voll Gram, Kummer und Neugier -durch den Treppenausgang)_. - -_(+Ida+ und +Wilhelm+ durch die Glasthür. +Wilhelm+: mittelgroß, -kräftig, wohlaussehend. Blonder kurzgeschorener Kopf, Kleidung -gutsitzend, nicht geckenhaft. Paletot, Hut, Reisetasche. Seine Linke -ist um die Schultern Ida’s gelegt, die ihn ihrerseits mit dem rechten -Arm umfaßt hält und den leise Widerstrebenden vorwärts drängt.)_ - -+Ida+: Siehst Du, nu bist Du drin! die Hauptsache ist nu schon -überstanden. - -+Wilhelm+ _(schwer aufseufzend)_: O nein, Du! - -+Ida+: Du kannst mir glauben, Deine Mutter freut sich sehr, sehr auf -Dich. Auch Gustchen _(sie zieht ihm die Winterhandschuhe ab)_. Wo hast -Du denn +die+ her? - -+Wilhelm+: Du kennst also nun meine -- Mutter? - -+Ida+: Alle, Schatz! -- seit heute dutzen wir uns sogar. - -+Wilhelm+: Wie bist Du mit -- ihnen zufrieden? - -+Ida+: Seelensgute Menschen, das weißt Du ja selbst. - -+Wilhelm+ _(von jetzt ab befangener mit jedem Augenblick, gedehnt und -wie im Selbstgespräch redend)_: Merk--würdig _(seine Augen haften -an dem Christbaum, in den Anblick desselben versinkend, ist er -unwillkürlich stehen geblieben)_. - -+Ida+ _(ihm den Paletot aufknöpfend)_: Aber Schatz! das ist doch nicht -der erste Christbaum, den Du ... - -+Wilhelm+: Hier ja -- und Du kannst, +kannst+ mir nicht nachfühlen -- -+wie+ sonderbar .... - -+Ida+ _(ihm -- was er mechanisch geschehen läßt -- den Paletot -abziehend)_: Bitte, bitte Willy! _(den Paletot über’m Arm, Hut und -Reisetasche in der Hand, vor ihm stehend)._ Willy! -- sieh mich an ... -_(anfeuernd)_ stark .... _(einen Augenblick lang steht sie straff -aufgerichtet, dann legt sie die Sachen schnell beiseite und kehrt zu -Wilhelm zurück)._ Du -- hast mir ver--sprochen .... - -+Wilhelm+: Hast Du mal .... Ida! .... hast Du mal .... ein Gruftgewölbe -mit Kränzen und .... - -+Ida+ _(erschrocken)_: Aber Wilhelm! _(ihn stürmisch umarmend, außer -sich)_ das ist bös! das ist wirklich bös! das ist wirklich sehr, sehr -bös. - -+Wilhelm+ _(sie sanft zurückdrängend, mit unterdrückter Bewegung)_: -Ach, dabei ist ja garnichts _(kühl, abwesend)_. Sei gut, sei gut! -............ - -+Ida+: Ach, wie Du doch bist! - -+Wilhelm+ _(den Baum durchmusternd)_: Sonst -- Alles -- beim Alten -....... Ida! -- das mußt Du mir wirklich wirklich -- anrechnen! - -+Ida+: Mir wird auf einmal so bange, Willy. Ob es am Ende nicht besser -gewesen wäre ..... Mutter hat ja gewiß nicht gewußt, daß es Dir so, -+so+ schwer werden würde und ich ... ich dachte ja nur ... weil es -Mutter sagte ... ich wollte es ja garnicht. Aber nun ... nun bist Du -einmal so weit, nun sei auch .... hörst Du? .... thu mir die Liebe! -.... ach _(sie umarmt ihn)_. - -+Wilhelm+ _(von Idas Armen ein wenig weiter hereingezogen, mit Zeichen -tiefer, innerer Erschütterung)_: .. Jeder Schritt vorwärts .... was hab -ich hier nicht Alles durchlebt! - -+Ida+: Nur nicht aufwühlen! nicht das Alte aufwühlen! - -+Wilhelm+: Sieh mal! -- jetzt wird mir doch klar -- Deine Mutter hätte -mir das +nicht+ rathen sollen. -- Sie ist immer so zuversichtlich, -so ..., ich hab’s ja gewußt, ich sagte es ihr -- aber diese naive, -felsenfeste Zuversicht .... hätt ich mich doch nur nicht verblenden -lassen! - -+Ida+: Ach wie Du doch Alles schwer nimmst, Wilhelm! glaub mir, Du -wirst morgen anders sprechen -- wenn Du sie erst Alle wiedergesehen -hast! .... Du bist dann doch wenigstens vor Dir selbst gerechtfertigt. -Du hast bewiesen, daß es Dir ernstlich darum zu thun war, mit Deiner -Familie in Frieden zu leben. - -+Wilhelm+: Wenn man so Alles wiedersieht, -- die alten Plätze alle -- -Alles tritt so heraus --, so hervor, weißt Du! -- die Vergangenheit -kommt einem so nah, -- so aufdringlich nah; man kann sich ... förmlich -wehrlos ist man. - -+Ida+ _(ihn weinend umhalsend)_: Wenn ich Dich so sehe, Wilhelm .... -ach glaub nur ja nicht .... glaub doch nur um Himmelswillen nicht etwa, -ich hätte Dich dazu gedrängt, wenn ich .... wenn ich auch nur geahnt -hätte .... glaub doch +das+ nur nicht! Du thust mir ja so furchtbar -leid. - -+Wilhelm+: Ida! -- zu Dir gesagt -- ich kann Dich versichern, daß ich -hier fort muß. -- Offenbar! -- ich bin diesem Ansturm nicht gewachsen --- offenbar! -- es ruinirt mich möglicherweise -- auf immer. -- Du -bist ja ein Kind! -- ein süßes, reines Kind, Ida -- was weißt Du. -- -Gott sei ewig Dank, daß Du nicht einmal ahnen kannst, was mich ... was -der Mensch neben Dir .... zu Dir gesagt -- Haß! Galle! -- schon als ich -hereintrat ... - -+Ida+: Wollen wir gehen? wollen wir augenblicklich von hier fortgehen? - -+Wilhelm+: Ja, -- denn -- in dieser Umgebung -- selbst Du! -- ich -unterscheide Dich kaum mehr von den Andern. -- Ich verliere Dich! -- es -ist ein Verbrechen von mir, schon allein, daß +Du hier+ bist. - -+Ida+: Wenn Du doch nur deutlich sein könntest, Wilhelm! es muß doch -- -hier etwas Furchtbares passirt sein, was .... - -+Wilhelm+: Hier? ein Verbrechen! um so furchtbarer, weil es nicht als -Verbrechen gilt. Man hat mir hier mein Leben gegeben und hier hat -man mir dasselbe Leben -- zu Dir gesagt -- fast möchte ich sagen: -systematisch verdorben -- bis es mich anwiderte -- bis ich daran trug, -schleppte, darunter keuchte wie ein Lastthier -- mich damit verkroch, -vergrub, versteckte, was weiß ich -- aber man leidet namenlos -- Haß, -Wuth, Reue, Verzweiflung -- kein Stillstand! -- Tag und Nacht dieselben -ätzenden, fressenden Schmerzen _(deutet auf die Stirn)_ da! .... -_(deutet auf’s Herz)_ und -- auch -- da! - -+Ida+: Was soll ich nur thun, Wilhelm? ich getraue mir garnicht mehr -- -Dir etwas zu rathen -- ich bin so .... - -+Wilhelm+: Ihr hättet zufrieden sein sollen -- daß ich glücklich so -weit war, +wie+ ich war. -- Es war ja Alles glücklich so weit abgeblaßt --- jetzt erst erkenne ich, +wie+ weit _(überwältigt von Erregung bricht -er auf einen Stuhl zusammen)_. - -+Ida+ _(mit unterdrücktem Aufschrei)_: Wilhelm! - -+Frau Buchner+ _(in fliegender Hast durch den Treppenbogen. Auf Wilhelm -zustürzend)_: Wilhelm, hören Sie mich, Wilhelm! -- jetzt denken Sie an -das, was wir gesprochen haben. Jetzt -- wenn ich Ihnen so viel gelte -.... Ich beschwöre Sie .... Jetzt zeigen Sie .... Ja ich fordre .... -Ich verlange von Ihnen als Mutter meines Kindes ..... Wilhelm! .... -Es liegt nun an Ihnen, -- an Ihnen allein .... Wilhelm, Sie haben -furchtbar gefehlt! -- Sie haben eine furchtbare Schuld -- Sie werden -wieder froh werden. -- Ich hab es gethan .... ich habe mit Ihrem Vater -geredet, er .... - -+Wilhelm+ _(steif in die Höhe schnellend, mit starrem Ausdruck und -lallender Stimme)_: V--Vater? -- -- wie? -- m... mit m...einem -V...ater? _(er wankt, taumelt wie ein Blödsinniger und sucht seine -Sachen zu ergreifen.)_ - -+Ida+ _(tief erschrocken)_: Wil... W... - -+Wilhelm+ _(giebt durch Zeichen zu verstehen, man soll ihn nicht -unterbrechen)_: - -+Ida+: Ach -- Mutter -- Wilhelm -- ... Du .... Du hättest ihm -- das -nicht -- gleich sagen sollen. - -+Frau Buchner+: Wilhelm! sind Sie ein Mann?! Sie können uns doch nicht -belogen haben. Wenn Sie noch einen Funken Liebe für uns, -- für Ida ... -Ich fordre Sie auf ... Ich, eine Frau ... - -+Ida+ _(wirft sich Wilhelm, der schon seine Sachen ergriffen hat, -entgegen und hält ihn -- indem sie ihn umschlingt -- fest)_: Du darfst -nicht fort, oder ich .... Mutter! wenn er geht -- ich gehe mit ihm! - -+Wilhelm+: Warum -- habt Ihr mir das verschwiegen? - -+Ida+: Nichts ... Du mußt doch nicht gar so schlecht von uns .... Wir -haben Dir nichts verschwiegen. - -+Frau Buchner+: Wir alle, Ihre Mutter, Ihre Schwester, wir waren alle -ahnungslos, -- eben so ahnungslos, wie Sie. Vor wenigen Minuten ist er -angekommen -- ohne sich vorher anzumelden; und, sehen Sie, da dachte -ich gleich .... - -+Wilhelm+: Wer -- hat Ihnen +das+ -- mitgetheilt? - -+Frau Buchner+ _(unter Thränen seine Hand ergreifend)_: Sie haben -furchtbar, furchtbar gefehlt. - -+Wilhelm+: Sie wissen also --? - -+Frau Buchner+: Ja, jetzt .... - -+Wilhelm+: Alles? - -+Frau Buchner+: Ja Alles; -- und, sehen Sie, daß ich Recht hatte, -- -daß Sie noch etwas mit sich herumschleppten? das +war+ das Geheimniß. - -+Wilhelm+: Sie wissen, daß ich ....? - -+Frau Buchner+ _(nickt bejahend)_. - -+Wilhelm+: Und Ida --? soll sie einem Menschen zum Opfer fallen, wie -... wie ich bin, -- des ... weiß sie’s? ... weißt Du’s -- Ida -- auch? - -+Ida+: Nein Wilhelm -- aber -- ob ich das weiß oder nicht; -- das ist -wirklich ganz gleichgültig. - -+Wilhelm+: Nein. -- Diese Hand, die Du ... die Dich oft ... diese Hand -hat ... _(zu Frau Buchner)_ Ist es das? - -+Frau Buchner+ _(nickt bejahend)_. - -+Wilhelm+ _(zu Ida)_: Wie schändlich hab’ ich Dich betrogen! -- ich -bring’s nicht über mich. -- Später! ....... - -+Frau Buchner+: Wilhelm! Ich weiß, was ich verlange, aber ich ... Sie -+müssen+ sich vor Ihrem +armen+ Vater erniedrigen -- erst dann werden -Sie sich wieder ganz frei fühlen. Rufen Sie ihn an! beten Sie ihn an! -ach Wilhelm! das müssen Sie thun! Seine Kniee müssen Sie umklammern -- -und wenn er Sie mit dem Fuße tritt, wehren Sie sich nicht! reden Sie -kein Wort! geduldig wie ein Lamm! glauben Sie mir -- einer Frau, die -Ihr Bestes will. - -+Wilhelm+: Sie wissen +nicht+ ... Sie wissen doch nicht, was Sie von -mir ... O Sie müssen Gott dankbar sein, Frau Buchner, daß er Ihnen -Ihre eigene Grausamkeit verborgen hat. Ruchlos mag das sein. Was -ich gethan habe, mag ruchlos sein. Aber was ich durchgemacht habe, --- da! -- innerlich durchgekämpft, durchlitten -- diese furchtbaren -Peinigungen .... Er hat Alles auf mich geladen -- und am Ende zu allem -noch diese +verfluchte+ Schuld ......... Aber dennoch .......! _(nach -einem langen, tiefen Blick, in Ida’s Augen, sich aufringend, bis zu -einem festen Entschluß)._ Vielleicht -- gelingt es mir -- +dennoch+! - - - - -Zweiter Vorgang. - - -_Der Raum ist leer. Sein Licht erhält er zum Theil von einer -im Treppenraum angebrachten rothen Ampel, dann aber, und zwar -hauptsächlich, durch die offenen Thüren linker Hand aus dem -Seitengemach. Hier sitzt man, wie das Klingen der Gläser, das Klappern -und Klirren von Tellern und Bestecks verräth, bei Tafel._ - -_(Ida, gleich darauf Wilhelm aus dem Nebengemach)._ - -+Ida+: Endlich! _(einschmeichelnd.)_ Du mußt doch nun an Vater denken, -Willy! sei mir nicht böse, aber wenn Du Vater etwas -- abzubitten hast, -dann mußt Du doch nicht warten, bis +er+ zu Dir +herunter+ .......... - -+Wilhelm+: Wollte Vater zu Tisch ’runterkommen! - -+Ida+: Versteht sich! Mama hat ihn .... - -+Wilhelm+ _(umschlingt und preßt Ida plötzlich, mit impulsiver -Leidenschaftlichkeit stürmisch an sich)_. - -+Ida+: Ei ..... ach -- Du -- wenn Jemand .... mein Haar wird ja ...... - -+Wilhelm+ _(läßt die Arme schlaff an ihr heruntergleiten, faltet die -Hände, senkt den Kopf und steht, jäh ernüchtert, wie ein ertappter -Verbrecher vor ihr)_. - -+Ida+ _(ihr Haar ordnend)_: Was für ein stürmisches Menschenkind Du -doch bist. - -+Wilhelm+: Stürmisch nennst Du das. -- Ich nenne es -- ganz -- anders -......... - -+Ida+: Aber Willy! -- warum denn nun auf einmal wieder so -niedergeschlagen? unverbesserlich bist Du doch. - -+Wilhelm+ _(ihre Hand krampfhaft fassend, den Arm um ihre Schulter -legend, zieht er sie hastigen Schrittes mit sich durch den Saal)_: -Unverbesserlich. Ja, siehst Du! das eben ..... ich fürchte ja nichts so -sehr, als daß ich ..... als daß alle Deine Mühen um mich vergebens sein -könnten. Ich bin so entsetzlich wandelbar! _(auf die Stirn deutend)_ da -hinter ist kein Stillstand! Schicksale in Secunden! mich selbst fürcht’ -ich. Vor sich selbst auf der Flucht sein: kannst Du Dir davon einen -Begriff machen? Siehst Du, und so fliehe ich -- mein Leben lang. - -+Ida+: Am Ende .... ach nein das paßt nicht -- -- - -+Wilhelm+: Sag’ doch! - -+Ida+: Manchmal .... ich hab’ mir nur schon manchmal gedacht .... -wirklich, es ist mir manchmal so vorgekommen, als ob -- sei nicht böse --- als ob garnichts da wäre, wovor Du fliehen müßtest. Ich habe selbst -schon .... - -+Wilhelm+: O Du, das glaube nicht! hast Du Robert beobachtet, hast Du -gesehen? - -+Ida+: Nein -- was? - -+Wilhelm+: Hast Du bemerkt, wie er mich begrüßte? Der, siehst Du, der -weiß, daß ich vor mir fliehen muß, der kennt mich. Frage den nur, der -wird Dich aufklären! Damit droht er mir nämlich. Du, Du, das weiß ich -besser. Gieb nur Acht, wie er mich immer anblickt! Ich soll Angst -kriegen, ich soll mich fürchten. Ha ha ha, -- nein, lieber Bruder, -so erbärmlich sind wir denn doch nicht. Und nun siehst Du wohl ein, -Ida, daß ich das nicht zulassen darf, -- ich meine, Du darfst Dir -keine Illusionen machen über mich. Es giebt nur eine Möglichkeit: ich -muß offen sein gegen Dich. Ich muß es soweit bringen ..., Ich ringe -darnach. Wenn Du mich ganz kennst, dann .... Ich meine wenn Du mich -dann noch erträgst .... oder wenn Du -- mich noch lieben kannst .... -dann .... das wäre ein Zustand .... dann würde etwas in mich kommen -.... was Muthiges, Stolzes sag’ ich Dir .... dann lebte doch Einer, und -wenn sie mich Alle verachteten ................................. _(Ida, -voller Hingebung, schmiegt sich an ihn.)_ - -+Wilhelm+: Und jetzt .... jetzt werde ich Dir auch .... bevor ich zu -Vater hinaufgehe .... Du weißt was ich meine?! - -+Ida+ _(nickt)_. - -+Wilhelm+: Jetzt sollst Du .... Ich muß es über mich gewinnen Dir zu -sagen, was mich -- mit meinem -- Vater .... Ja, Ida, -- ich will’s -thun ........, ....... _(Arm in Arm schreitend)_ Stelle Dir vor! ich -war hier zu Besuch .... nein -- so kann ich nicht anfangen. -- Ich muß -weiter zurückgehen. -- Du weißt ja, als ich mich damals schon eine -lange Zeit selbst durchgeschlagen ........ das hab’ ich Dir wohl noch -garnicht erzählt? - -+Ida+: Nein, .... aber ruhig .... nur ja nicht unnöthig .... rege Dich -nur nicht auf, Willy! - -+Wilhelm+: Siehst Du das ist wieder so ein Fall: ich bin feig! ich -habe es bis jetzt nicht gewagt, Dir von meiner Vergangenheit zu -erzählen .... auf jedenfall ist es auch ein Wagniß. -- Man wagt -etwas, -- auch vor sich selbst .... einerlei! wenn ich das nicht mal -über mich brächte, wie sollt’ ich’s dann fertig bringen -- zu Vater -hinaufzugehen?! - -+Ida+: Ach, Du! quäle Dich nicht! -- jetzt stürmt so vielerlei auf Dich -ein. - -+Wilhelm+: Du hast wohl Furcht? -- wie? Du fürchtest wohl Dinge zu -hören ....? - -+Ida+: Pfui, pfui, so mußt Du nicht sprechen! - -+Wilhelm+: Nun also -- dann stelle Dir vor: hier oben wohnte Vater. Bis -er Mutter nahm hatte er einsam gelebt, und so wurde es bald wieder; er -führte sein einsames Sonderlingsleben weiter ........ Mit einem Mal -verfiel er dann auf uns -- Robert und mich, um Auguste hat er sich -garnicht gekümmert. -- Volle zehn Stunden täglich hockten wir über -Büchern .... Wenn ich das Kerkerloch sehe -- heutigen Tags noch ...... -es stieß an sein Arbeitszimmer. Du hast’s ja gesehen! - -+Ida+: Der große Saal oben --? - -+Wilhelm+: Ja, der -- Wenn wir in diesen Raum eintraten, da mochte -die Sonne noch so hell zum Fenster ’reinscheinen, -- für uns war es -dann Nacht .... Na siehst Du -- da .... da liefen wir eben zur Mutter -.... Wir liefen ihm einfach fort -- und da spielten sich Scenen ab --: -Mutter zog mich am linken, Vater am anderen Arm .... Es kam soweit: -Friebe mußte uns hinauftragen. Wir wehrten uns, wir bissen ihm in die -Hände; natürlich half das nichts, unser Dasein wurde nur unerträglicher -............. Aber widerspenstig blieben wir, und nun weiß ich, fing -Vater an uns zu hassen. Wir trieben es so lange, bis er uns eines Tages -die Treppe hinunterjagte. Er konnte uns nicht mehr ertragen -- unser -Anblick war ihm ekelhaft. - -+Ida+: Aber Dein Vater -- das giebst Du doch zu? -- eine gute Absicht -hat er doch gehabt mit Euch. Ihr solltet eben viel lernen, wie .... - -+Wilhelm+: Bis zu einem gewissen Grade mag er ja auch damals eine gute -Absicht -- vielleicht gehabt haben. Aber wir waren ja zu der Zeit erst -Jungens von neun oder zehn Jahren und von da ab, hört die gute Absicht -auf. -- Im Gegentheil: damals hat er die Absicht gehabt, uns total -verkommen zu lassen. -- Ja, ja! Mutter zum Possen .... Fünf Jahre lang -waren wir im verwegensten Sinne uns selbst überlassen .... Banditen und -Tagediebe waren wir .......... Ich hatte noch etwas, ich verfiel auf -die Musik. Robert hatte nichts -- Aber wir verfielen auch noch auf -ganz andre Dinge -- deren Folgen wir wohl kaum jemals verwinden werden -......................... - -Schließlich schlug Vater wohl das Gewissen. Es gab fürchterliche Scenen -mit Mutter. Am Ende wurden wir doch aufgepackt und in einer Anstalt -untergebracht. Und als ich mich an das Sklavenleben dort nicht mehr -gewöhnen konnte und davonlief, ließ er mich einfangen und nach Hamburg -schaffen; Der Taugenichts sollte nach Amerika ... Der Taugenichts lief -natürlich wieder davon. Ich ließ Eltern Eltern sein und hungerte und -darbte mich auf meine eigene Faust durch die Welt. Robert hat ungefähr -die gleiche Carrière hinter sich. - -Aber Taugenichtse sind wir deshalb in Vaters Augen doch geblieben .... --- später war ich einmal so naiv eine Unterstützung von ihm zu fordern --- nicht zu bitten! Ich wollte das Conservatorium besuchen. Da schrieb -er mir auf einer offenen Postkarte zurück: Werde Schuster. -- Auf diese -Weise, Ida! sind wir so eine Art ~self made man~ -- aber wir sind nicht -besonders stolz darauf. - -+Ida+: -- Wahrhaftig Willy .... ich kann wahrhaftig nicht anders .... -ich fühle Dir +wirklich Alles+ nach; aber -- ich kann augenblicklich -nicht ernst .... Sieh mich nicht so fremd an, bitte, bitte! - -+Wilhelm+: O Du, -- das ist bitter -- und nicht zum Lachen. - -+Ida+ _(ausbrechend)_: ’S ein +Jubel+gefühl, Wilhelm! ich muß Dir -sagen .... es mag selbstsüchtig sein, -- aber ich freue mich so -furchtbar -- daß Du, das so brauchen kannst .... Ich will Dich ja so -lieb haben, Wilhelm! .... Ich sehe so mit einem Mal Zweck und Ziel. -Ach, ich bin ganz confus! Ich bedaure Dich ja so sehr. Aber je mehr ich -Dich bedaure, je mehr freue ich mich. Verstehst Du, was ich meine? Ich -meine ...... ich bilde mir ein, -- ich könnte Dir vielleicht Alles, -was Du entbehrt hast .... alle Liebe, die Du entbehrt hast, mein ich, -könnte ich Dir vielleicht reichlich .... - -+Wilhelm+: Wenn ich’s nur -- verdiene, -- Du! -- denn nun kommt -- -etwas, -- was mich allein -- betrifft ............ Vor Jahren .... -nein -- es ist .... Ich kam nämlich später hie und da besuchsweise zur -Mutter. -- Mach’ Dir’ mal klar, Ida! -- wenn ich so das ganze Elend -wiedersah .... mach Dir ’mal klar wie mir da -- zu Muthe werden mußte. - -+Ida+: Deine Mutter -- litt wohl -- sehr? - -+Wilhelm+: In manchen Dingen, denk’ ich ja heut’ anders über Mutter. -Immerhin, die Hauptschuld trägt Vater doch. Damals kam mir’s vor, als -ob er Mutter widerrechtlich hier gefangen hielte. Ich wollte gerade, -sie sollte sich von ihm trennen. - -+Ida+: Aber -- das konnte Deine Mutter -- garnicht, das, -- - -+Wilhelm+: Sie folgte mir ja auch nicht. Sie hatte nicht den Muth. -- -Nun -- mit welchen Augen ich Vater ansah .... nun, das kannst Du Dir -vielleicht denken. - -+Ida+: Sieh’ mal Wilhelm! -- Du warst vielleicht doch nicht ganz -gerecht gegen Deinen Vater .... Ein Mann .... - -+Wilhelm+ _(ohne Ida’s Einwurf zu beachten)_: Einmal -- beging ich -- -die Thorheit -- einen Freund von mir .... Unsinn Freund .... flüchtiger -Bekannter, -- ein Musiker .... Ich brachte ihn also mit hierher. Das -war eine Auffrischung für Mutter. Sie spielte nämlich -- eine Woche -lang --, täglich mit ihm vierhändig ........ Da also .... haarsträubend -.... so wahr wie ich vor Dir stehe --; kein Schatten einer Möglichkeit! --- und am Ende der Woche -- schrieen es ihr -- Dienstboten -- in’s -Gesicht. - -+Ida+: Verzeih’! .... Ich .... Um was --? - -+Wilhelm+: Mutter! .... Mutter sollte .... Meine Mutter sollte .... -Sie sollte -- denke Dir! sie wagten es ihr offen vorzuwerfen, daß sie --- ein schlechtes -- Verhältniß -- mit .... das heißt! ich stellte die -Person zur Rede .... frech .... der Kutscher hätte es ihr gesagt .... -ich zum Kutscher und der .... der .... der will es .... der sagt mir -geradezu, ich habe es vom Herrn .... vom Herrn selber -- .... Natürlich -.... wo werde ich ihm denn so was glauben?! -- oder -- wenigstens -- -sträubte ich mich -- bis -- ich -- ein Gespräch -- belauschte, -- was -Vater -- im Stall .... im Pferdestall mit dem Burschen -- hatte, -- -und -- Du kannst mir -- glauben: -- die Hände -- starben -- mir -- ab, --- wie ich -- ihn da -- über meine -- Mutter -- reden hörte. - -+Ida+: Sei doch nur .... Laß Dich doch nur .... reg’ Dich doch blos -nicht so +furchtbar+ auf. Du bist ja ganz .... - -+Wilhelm+: Ich weiß nicht mehr .... Ich weiß nur .... Es steckt etwas -in uns Menschen .... der Wille ist ein Strohhalm .... man muß so etwas -durchmachen .... Es war wie ein Einsturz ... Ein Zustand wie .... -und in diesem Zustand befand ich mich plötzlich in Vaters Zimmer. --- Ich sah ihn. -- Er hatte irgend etwas vor -- ich kann mich nicht -mehr besinnen was. -- Und da -- hab’ ich ihn -- buchstäblich -- mit --- diesen -- bei -- den Händen -- ab--ge--straft. _(Er hat Mühe sich -aufrecht zu erhalten)._ - -+Ida+ _(Ihre Augen stehen voll Thränen, die sie trocknet. Bleich und -erschüttert starrt sie einige Augenblicke auf Wilhelm hin, dann küßt -sie still weinend seine Stirn)_. - -+Wilhelm+: Du -- Barmherzige. - -_(Man hört die Stimme des Doktors von der Treppe her.)_ - -+Wilhelm+: Und nun, -- wenn je! _(Er rafft sich auf, Ida küßt ihn -nochmals. Er hat krampfhaft ihre Hand gefaßt. Wie die Stimme des -Doktors schweigt, hört man fröhliches Gelächter aus dem Nebenzimmer.)_ - -+Wilhelm+ _(mit Bezug auf das Lachen, wie auch auf das Kommen des -Doktors, den man die Treppe herunter steigen hört.)_: Ihr habt eine -wunderbare Macht! _(Ein Händedruck beiderseitiger Ermuthigung, dann -trennt sich Ida von Wilhelm. Bevor sie abgeht, kehrt sie noch mal um, -faßt Wilhelms Hand und sagt:)_ Sei tapfer! _(ab.)_ - -~Dr.~ +Scholz+: _(noch auf der Treppe.)_ Ä! großer Unsinn! .... rechts -Friebe! -- ä! Ellbogen .... nicht halten, nicht halten! Donnerwetter!!! - -+Wilhelm+ _(je weiter der Doktor herunterkommt, um so aufgeregter -erscheint Wilhelm. Seine Farbe wechselt oft, er fährt sich durch die -Haare, athmet tief, macht die Bewegungen des Klavierspielens mit der -Rechten ⁊c. Hierauf ist deutlich wahrzunehmen, wie Strömungen für und -wieder in ihm kämpfen, -- wie er in seinem Entschluß wankend wird. Er -scheint fliehen zu wollen, da bannt ihn das Hervortreten des Doktors. -Er hat eine Stuhllehne gefaßt, um sich zu stützen und steht zitternd -und bleich da. Der Doctor ist ebenfalls, zu seiner vollen imponirenden -Größe aufgerichtet stehen geblieben und mißt seinen Sohn mit einem -Blick, der nacheinander Schreck, Haß und Verachtung ausdrückt. Es -herrscht Stille; Friebe, der den Doctor stützend und ihm vorleuchtend -ebenfalls eingetreten in, benützt dieselbe, um sich davonzuschleichen, -ab in die Küche. Wilhelm scheint einen Seelenkampf physisch -durchzuringen. Er will reden, die Kehle scheint ihm zu versagen, es -kommt nur zu lautlosen Bewegungen der Lippen. Er nimmt die Hand von -der Stuhllehne und schreitet auf den Alten zu. Er geht unsicher, er -taumelt, er kommt in’s Wanken, steht, will auf’s Neue reden, vermag es -aber nicht, schleppt sich weiter und bricht die Hände gefaltet, zu des -Alten Füßen nieder. In des Doctors Gesicht hat der Ausdruck gewechselt: -Haß, Staunen, erwachendes Mitgefühl, Bestürzung.)_ - -~Dr.~ +Scholz+: Junge .... mein lieber Junge! mein .... _(er sucht ihn -bei den Händen zu erheben.)_ Steh, doch nur -- auf! .... _(er faßt -Wilhelm’s Kopf, der schlaff hängt, zwischen beide Hände und kehrt ihn -sich zu.)_ Sieh’ mich .... Junge .... sieh’ mich doch ’mal -- an. Ach, -was ist denn -- mit ....? - -+Wilhelm+ _(bewegt die Lippen)_. - -~Dr.~ +Scholz+ _(mit bebender Stimme)_: Was ... was ... sagst Du zu -mir? ich ... - -+Wilhelm+: V ... Vater -- ich .... - -~Dr.~ +Scholz+: Wie -- meinst Du --? - -+Wilhelm+: Ich -- habe Dich .. habe Dich .... h ... h ... - -~Dr.~ +Scholz+: Unsinn, Unsinn! jetzt nicht von solchen ..... - -+Wilhelm+: Ich bin -- an Dir -- zum Verbrecher .... - -~Dr.~ +Scholz+: Unsinn, Unsinn! ich weiß garnicht, was Du willst? alte -Sachen sind alte Sachen. Thu mir die einzige Liebe, Junge! ... - -+Wilhelm+: Nun -- nimm’s von mir! nimm -- die Last von mir! - -~Dr.~ +Scholz+: Vergeben und vergessen, Junge! vergeben und vergessen -..... - -+Wilhelm+: Dank .... _(er athmet tief auf, das Bewußtsein verläßt ihn.)_ - -~Dr.~ +Scholz+: Junge! was machst Du mir denn für Sachen! was ..... - -_(Er hebt und schleppt den Ohnmächtigen allein bis in einen in der Nähe -stehenden Lehnstuhl. Bevor er ihn niedergesetzt hat, kommen +Ida+, -+Robert+, +Auguste+, +Frau Scholz+ und +Frau Buchner+ hastig aus dem -Nebengemach, +Friebe+ aus der Küche.)_ - -~Dr.~ +Scholz+: Wein! schnell etwas Wein! - -+Ida+ _(geht und ist sogleich mit Wein zurück)_. - -+Frau Scholz+: O Gottogottogott! Wasser! .. gleich mit Wasser -besprengen! - -~Dr.~ +Scholz+ _(flößt ihm Wein ein)_. - -+Auguste+: Was war denn? - -+Ida+ _(bleich und in Thränen, legt ihre Wange an die Wilhelms)_: Wie -eiskalt er sich anfühlt. - -+Frau Scholz+: Ueber was hat sich denn der Junge blos so aufgeregt, das -möcht’ ich blos wissen: ... das ist mir doch rein .... - -+Robert+ _(ihre Hand fassend und zugleich ihre Rede abschneidend, -verweisend)_: Mutter!!! - -+Frau Buchner+: Besprengen, besprengen, Herr Doctor! - -~Dr.~ +Scholz+: Pst, pssst, habt Ihr .. haben Sie vielleicht ~eau de -Cologne~? - -+Frau Buchner+: Ja _(sie giebt ihm ein Flacon)_, bitte. - -~Dr.~ +Scholz+: Danke _(er bestreicht dem Ohnmächtigen die Stirn)_. - -+Ida+ _(zum Doctor)_: Es ist -- doch hoffentlich ... nicht -wahr? nur ... _(sie bricht in Schluchzen aus)_ ach er sieht so -schrecklich rührend aus, wie ..... wirklich wie -- todt sieht er aus. - -+Robert+ _(tröstet Ida)_. - -+Frau Scholz+: Wie der Junge blos schwitzt! _(sie wischt ihm die -Stirn.)_ - -+Wilhelm+ _(gähnt)_. - -~Dr.~ +Scholz+: Pst. _(er und Alle blicken mit Spannung auf Wilhelm.)_ - -+Wilhelm+ _(räuspert sich, dehnt sich, öffnet und schließt die Augen, -wie ein Schlaftrunkener, legt den Kopf wie zum Schlaf zurück.)_ - -~Dr.~ +Scholz+ _(hörbar)_: Gott sei dank! - -_(Er richtet sich auf, wischt sich die Stirn mit dem Taschentuch -und mustert gerührt und halb verlegen seine Umgebung. Ida ist ihrer -Mutter unter Lachen und Weinen um den Hals gefallen. Robert steht -kaum Herr seiner Bewegung mit gefalteten Händen da und läßt seine -Blicke abwechselnd über alle Anwesenden hingleiten. Auguste geht, das -Taschentuch zusammengeballt vor dem Munde, hastig auf und ab, und -hält jedes Mal im Vorübergehen einen Augenblick vor Wilhelm inne, um -ihn forschend zu betrachten. Friebe geht auf den Zehenspitzen ab. Des -Doctors Blick trifft den seiner Frau. Schüchtern und gerührt wagt sie -sich näher, faßt leise seine Hand und klopft ihn auf den Rücken.)_ - -+Frau Scholz+: Alterchen --! - -+Auguste+ _(ahmt die Mutter nach, umarmt und küßt dann den Vater, was -dieser geschehen läßt, ohne seine Hand aus der seiner Frau zu nehmen.)_ - -+Auguste+ _(an seinem Halse)_: Mein Herzensväterchen! - -+Robert+ _(plötzlich entschlossen tritt er auf seinen Vater zu und -schüttelt ihm die Hand)_. - -+Frau Scholz+ _(giebt des Doctors Hand frei und führt ihm Ida zu)_. - -~Dr.~ +Scholz+ _(blickt erst Ida dann Wilhelm an und richtet einen -fragenden Blick auf Frau Buchner)_. - -+Frau Buchner+ _(nickt bejahend)_. - -~Dr.~ +Scholz+ _(macht eine Gebärde, die etwa ausdrückt: ich will -nichts verreden, ich kann mich vielleicht täuschen. Hierauf streckt er -dem Mädchen seine Hand entgegen)_. - -+Ida+ _(kommt, nimmt seine Hand, beugt sich darauf nieder und küßt -sie)_. - -~Dr.~ +Scholz+ _(zieht seine Hand gleichsam erschreckt zurück)_. - -+Wilhelm+ _(seufzt tief auf. Alle erschrecken)_. - -+Auguste+ _(in der Thür zum Nebengemach winkt Frau Scholz, dann ab)_. - -+Frau Scholz+ _(macht dem Doctor Zeichen, die besagen: man solle sich -in’s Nebengemach begeben, des Patienten wegen)_. - -~Dr.~ +Scholz+ _(nickt bestätigend und entfernt sich Hand in Hand mit -Frau Scholz behutsam)_. - -+Frau Buchner+ _(der Ida bedeutet hat, sie wolle bei Wilhelm bleiben, -ebenfalls ab in’s Nebenzimmer)_. - -+Robert+ _(leise)_: Fräulein Ida, würden Sie ... möchten Sie mir wohl -die Wache diesmal überlassen? - -+Ida+ _(freudig überrascht)_: Herzlich gern! _(Händedruck ab in’s -Nebengemach.)_ - -+Robert+ _(rückt einen Stuhl neben den Wilhelm’s und läßt sich, den -Schlafenden beobachtend, darauf nieder. Nach einem Weilchen zieht er -seine Tabakspfeife aus der Tasche, um sie in Brand zu setzen, erinnert -sich aber zur rechten Zeit der Gegenwart des Patienten und steckt sie -sogleich wieder ein)_. - -+Wilhelm+ _(seufzt, streckt die Glieder)_. - -+Robert+ _(leise und behutsam)_: Wilhelm. - -+Wilhelm+ _(räuspert sich, schlägt die Augen fremd und verwundert auf -und sagt nach einer Weile -- als hätte ihn die Anrede Roberts erst -jetzt getroffen)_: -- Ja! - -+Robert+: Wie ist Dir denn jetzt? - -+Wilhelm+ _(nachdem er Robert eine Weile nachdenklich angeblickt hat, -mit schwacher Stimme)_: Robert? -- nicht? - -+Robert+: Ja -- ich bin’s ... Robert .. wie geht’s Dir denn? - -+Wilhelm+: Gut _(räuspert sich)_ ganz gut -- jetzt. _(er lächelt -gezwungen, macht einen schwachen Versuch, sich zu erheben, der fehl -schlägt.)_ - -+Robert+: O, Du! das ist doch wohl noch ein Bischen gar zu zeitig, -nicht? - -+Wilhelm+ _(nickt bejahend, seufzt, schließt erschöpft die Augen)_ -.................. - -+Wilhelm+ _(schlägt die Augen groß und ruhig auf und spricht leise aber -klar)_: Was ist denn eigentlich passirt? -- hier? -- - -+Robert+: Ich glaube, Wilhelm! es wird das Beste sein, wir lassen das -vorläufig auf sich beruhen ..... Die Versicherung geb’ ich Dir: etwas -... ich jedenfalls hätte es niemals für möglich gehalten. - -+Wilhelm+ _(vergeistigt)_: -- Ich -- auch nicht. - -+Robert+: -- Wie soll man denn auch ... ä! Kohl! das war ja auch -absolut nicht vorauszusehen! -- aber es ist eben doch vorgefallen. - -+Wilhelm+: Ja -- nun fällt mir -- nach und nach ... es -- war -- -lieblich! _(seine Augen füllen sich mit Thränen.)_ - -+Robert+ _(mit leisem Beben in der Stimme)_: Ein sentimentales -Weibsbild ist man doch ......................... So viel steht wieder -’mal bombenfest: man hat wieder ’mal so in’s Blaue ’nein verdammt. -Gekannt haben wir den Alten doch nicht, -- das können wir doch wohl -nich’ gerade behaupten. - -+Wilhelm+: Vater? -- nein! wir sind ja Alle -- so blind, so blind! - -+Robert+: Das -- weiß Gott! -- sind wir .................... - -+Wilhelm+: Wie mir das vorkommt! -- wunderfremd. Er liebt uns ja! der -alte Mann ist ja so himmlisch gut! - -+Robert+: Das +kann+ er sein, und das wußte ich bis jetzt nicht. - -+Wilhelm+: Mir dämmert manches! ...................... - -+Robert+: Mit dem Verstande -- und so -- sieh ’mal -- hat ich das ja -längst erfaßt. -- Alles ist +geworden+. Verantwortlich hab’ ich Vater -nicht gemacht. -- Heißt das, schon seit Jahren nicht mehr. -- Nicht für -mich, überhaupt für Keinen von uns. Aber heut hab’ ich’s +gefühlt+; -und das ist, kannst Du glauben, noch ganz was andres ................ -Ehrlich, mich hat’s geradezu aus dem Gleichgewicht gebracht. -- Als -ich ihn so sah -- so um Dich bemüht ... förmlich, wie ein Schlag war -mir da! -- und nun muß ich mir immer sagen: -- warum ist denn das nun -nicht ..... na warum denn nicht? es ist doch jetzt in uns lebendig -geworden, es war doch also in uns -- warum ist es nicht schon früher -hervorgebrochen? In Vater, in Dir -- und in mir wahrhaftigen Gott auch? -es war doch in uns! Und nun hat er das so in sich hinein gewürgt -- -Vater mein ich -- na und wir ja auch -- so viele Jahre lang ..... - -+Wilhelm+: Das ist mir nun aufgegangen: ein Mensch kehrt nicht -nur jedem seiner Mitmenschen eine andere Seite zu, sondern er ist -thatsächlich jedem gegenüber von Grund aus anders ........ - -+Robert+: Warum muß denn das so sein zwischen uns! warum müssen denn -wir uns nur immer und ewig abstoßen? - -+Wilhelm+: Das will ich Dir sagen: Herzensgüte fehlt uns! nimm z. B. -Ida! Was Du Dir erklügelt hast, das lebt in ihr. Sie sitzt nie zu -Gericht, Alles greift sie so weich, so mitleidig an -- die zartesten -Dinge -- das schont so, verstehst Du! das ... und das glaub’ ich ist es -............................. - -+Robert+ _(manlig werdend, sich erhebend)_: Wie ist Dir jetzt so? -- - -+Wilhelm+: Recht frei ist mir doch jetzt .... - -+Robert+: Ä -- was nutzt das Alles! .... Ja -- was ich wollte -- sagen? -vielleicht wird’s doch gut mit Euch! - -+Wilhelm+: Was denn? - -+Robert+: Na, wie denn? Du und ... na, und Ida natürlich. - -+Wilhelm+: Vielleicht! ... Die Beiden haben eine Macht -- auch Frau -Buchner -- aber doch Ida hauptsächlich. Ich habe gedacht, das könnte -mich retten .......... Zuerst wehrte ich mich ja ............... - -+Robert+ _(gedankenvoll)_: Das haben sie! -- sie haben eine Macht und -deshalb ..... anfänglich -- offen gesagt, hab’ ich’s Dir verübelt. - -+Wilhelm+: Das fühlte ich wohl. - -+Robert+: Na, nimm ’mal an: ich hörte von einer Verlobung, und nun sah -ich Ida; treppauf, treppab sang sie und so fröhlich -- ohne eine Idee -von .... - -+Wilhelm+ _(erhebt sich)_: Ich verstand Dich ja auch, ich gab Dir ja -sogar recht, was willst Du! - -+Robert+: Nu ja doch! -- ich bin ja auch ... es ist ja auf diese Weise -ganz was anders. -- Ich muß ja zugeben ... wie gesagt ... überhaupt .. -ganz frisch schon? - -+Wilhelm+: Vollkommen. - -+Robert+: Dann kommst Du wohl also bald? - -+Wilhelm+: Ich will nur noch .... geh doch einstweilen Du! - -+Robert+: Schön! _(geht, kommt zurück)_ hör ’mal Du! ich kann nicht -anders, ich muß Dir sagen, Deine ganze Handlungsweise -- Vater -gegenüber -- und auch -- überhaupt, ist hochachtenswerth. Ich hab’ Dich -auch so -- überfallen förmlich -- mit meiner verfluchten Bornirtheit. -Man .... hol’s der Teufel! Ich habe seit langer Zeit wieder zum ersten -Male so ’ne Art unabweisbares Bedürfniß, verstehst Du! mich selbst -anzuspucken. Das genügt Dir doch, wie? -- na, Du wirst mir doch nun -auch die Liebe thun und -- wenn ich Dich .... ja wohl, gekränkt habe -ich Dich ununterbrochen, seit Du hier bist. Also -- es thut mir leid! -hörst Du! - -+Wilhelm+: Bruder! _(sie schütteln sich mit Rührung die Hände.)_ - -+Robert+ _(zieht ruhig die Hand aus der Wilhelms, bringt seine -Tabackspfeife hervor, entzündet sie, pafft, und sagt dabei vor sich -hin)_: Acrobaten -- seele! -- pf! pf! na ~item~. _(Hierauf wendet -er sich zum Gehen. Bevor er die Thüre des Seitengemaches ausklinkt, -spricht er über die Schultern zu Wilhelm:)_ Ich -- will sie Dir -herausschicken! - -+Wilhelm+: Ach -- Du laß doch! .... na -- wenn Du .... - -+Robert+ _(nickt bejahend, verschwindet in der Thür. Ab.)_ - -+Wilhelm+ _(athmet befreit auf. Volle Freude über das Geschehene -bemächtigt sich seiner.)_ - -+Ida+ _(kommt aus dem Nebenzimmer, fliegt in seine Arme)_: Willy!!! - -+Wilhelm+: -- Jetzt -- jetzt .... Du .... Ihr .... Ihr beiden goldnen -Seelen habt mich losgekämpft. Jetzt -- ein ganz neues Leben! .... Du -glaubst nicht, wie mich das hebt! ordentlich groß stehe ich vor mir -da! -- O Du! das merke ich jetzt erst -- das hat doch furchtbar auf -mir gelastet .... Und nun fühl’ ich auch Kraft! Kraft fühle ich, Du! --- verlaß Dich d’rauf, ich erreiche es nun doch noch! ich werd’s ihm -zeigen, was der Taugenichts kann! ich werde Vater den Beweis liefern. -Ich werde ihm beweisen, daß etwas in mir lebt: eine Kraft, eine Kunst, -vor der sie sich beugen sollen .... die starrsten Köpfe werden sich -beugen, ich fühl’s! -- das hat mich nur niedergeknebelt, glaubst Du! -es kribbelt mir in den Fingerspitzen, glaubst Du! .... Ich möchte -schaffen, schaffen! .... - -+Ida+: Siehst Du, so ist’s recht! nun endlich hast Du Dich -wiedergefunden. -- Liebster, ich möchte jauchzen. -- Jauchzen -möcht ich. -- jubeln .... Siehst Du, wie ich recht hatte; nichts -ist erstorben in Dir! es schlief nur! Es wacht Alles wieder -auf, sagt’ ich Dir immer. Es ist aufgewacht, siehst Du nun! -.................................. - -_(Sie umarmen, küssen sich und schreiten dann in einander verschlungen -in stummer Glückseligkeit durch den Saal.)_ - -+Wilhelm+ _(bleibt stehn, schaut mit glücklichem Staunen in die -Augen seiner Braut, dann läßt er den Blick weiter schweifen, rings -herum durch den Raum und sagt)_: In diesen eiskalten Mauern .... wie -Frühlingszauber ist das! - -_(Einige Küsse; eng verschlungen stumm im Glück schreiten sie weiter.)_ - -+Ida+ _(singt piano mit schelmischer Beziehung auf etwas in der -Vergangenheit; etwas, wie: nun, siehst Du wie recht ich hatte.)_ - -Wenn im Hag der Lindenbaum Wieder blühet, Huscht der alte -Frühlingstraum ... - -+Frau Scholz+ _(tritt ein, gewahrt die Beiden, will sich schnell wieder -entfernen)_. - -+Ida+ _(hat es bemerkt, bricht ihr Lied ab, fliegt auf Frau Scholz -zu)_. Nicht fortlaufen, Schwiegermuttelchen! - -+Frau Scholz+: I warum nich’ gar! Ihr könnt mich ja garnicht brauchen. - -+Wilhelm+: _(umarmt und küßt seine Mutter und hilft sie mit -hereinziehen)_. - -+Frau Scholz+ _(launig)_: Du bist wohl nich’ recht gescheidt. Ihr seid -wohl ... Ihr reißt mir ja ... - -+Wilhelm+: Ach was, Mutter! das ist ja jetzt Alles einerlei -- Mutter! -Du siehst einen anderen Menschen vor Dir _(zwischen Mutter und Braut, -beider Hände haltend.)_ Komm, altes Mamachen; -- seht Euch in die -Augen! -- so -- gebt Euch die Hände! - -+Frau Scholz+: Närr’scher Kerl! - -+Wilhelm+: Küßt Euch! - -+Frau Scholz+ _(nachdem sie sich mit der Schürze über den Mund -gefahren)_: Na, dummer Kerl! -- das .... da ist doch weiter nichts -dabei .... da brauchst Du uns doch nicht .... gelt Ida! _(sie küssen -sich lachend)._ - -+Wilhelm+: Und nun Friede! - -+Frau Scholz+: Nich berufen, Junge! - -+Friebe+: _(eine dampfende Punschterine tragend, aus der Küche in das -Nebengemach)_. - -+Wilhelm+: Oho!!! -- na dann also ... Friebe! ist er gut? - -+Friebe+ _(im Vorübergehen)_: I, von det Zeich kenn’n Se mer dreiste -wat vorsetzen, da bring ick ooch noch keen’n Schluck nich ieber de -Lippen. - -+Wilhelm+: Nich’ möglich, Friebe! - -+Friebe+: Friher, ja -- jetzt, bin ick -- längst abjeschmissen. Jetz’ -trink ick -- nur -- mehrschtentheels -- b. -- bitt’ren Schnaps _(ab)_. - -+Ida+ _(hat Wilhelm die Cravatte in Ordnung gebracht und den Rock -zurecht gerückt)_: So nu .... - -+Wilhelm+: Schon gut, Du! -- ist Vater heiter? - -+Frau Scholz+: Er erzählt so. -- Manchmal versteht man’s garnicht. - -+Wilhelm+: Das Herz pocht mir doch wieder! - -+Frau Scholz+: Wenn nur Robert nich’ so viel tränke. - -+Wilhelm+: Ach Mutter heut .... heut ist das ja Alles einerlei! heut -.... - -+Ida+: Nun komm schnell, eh Dir erst wieder ... - -+Wilhelm+ _(zu Frau Scholz)_: Gehst Du mit? - -+Frau Scholz+: Geht nur, geht! - -_(Ida und Wilhelm ab in’s Nebenzimmer.)_ - -+Frau Scholz+ _(... steht, sinnt nach, streicht sich mit der Hand die -Stirne und begiebt sich zu Folge eines plötzlichen Einfalls an die Thür -des Nebengemachs, wo sie lauscht.)_ - -+Friebe+ _(tritt durch eben dieselbe Thür ein. Man merkt nun deutlich: -er ist angeheitert)_: Frau Doktor! - -+Frau Scholz+: Was wollen Sie? - -+Friebe+ _(pfiffig geheimnißvoll)_: Ma hat sei Wunder, Frau Sch--olzen. - -+Frau Scholz+ _(zurückschreckend)_: Sie haben -- zu viel getrunken! Sie -... - -+Friebe+: Ick -- lauer’ schon -- uf alle Arten, det ick .... det ick -und ick wollte Sie wat mittheilen. - -+Frau Scholz+: Na ja, ja, ja! sagen Sie nur schnell, was Sie zu sagen -haben. - -+Friebe+: Na, ick meen man blos .... - -+Frau Scholz+: So reden Sie doch nur, Friebe! - -+Friebe+: Ick meen man blos! -- det is doch nich taktmäßig. In diese -F ..... Funktion -- da sind ooch all noch ville Sachen -- wo ick ooch -verschweigen muß .... ick meen man blos -- Ihr +Mann+ -- der kann’t -unmeejlich mehr lange machen .... - -+Frau Scholz+: O Jesis, Jesis, Friebe! hat er denn .... o Jesis! hat er -denn geklagt? is’ er denn krank? - -+Friebe+: Na, uff so wat -- versteh ick mir doch?! - -+Frau Scholz+: Ueber was klagt er denn? - -+Friebe+: Ick sollt’ ja -- aber -- nich’ -- sagen. - -+Frau Scholz+: Is’ es denn ernst? _(Friebe nickt bestätigend.)_ Er kann -doch aber nich’ vom Tode gesprochen haben? - -+Friebe+: Er hat sich -- sogar -- noch mehr -- sone Sachen bedient, -aber ... - -+Frau Scholz+: Na nu drücken Sie sich doch endlich deutlich aus. Trinkt -der Mensch ....! - -+Friebe+ _(aufgebracht)_: Ja ick .... na Järtner -- un’ Schuhwichser -.... un’ was da allens vorfallen duht .... nee! -- ick brauch mir det -nich’ .... in jede Funktion .... das .... in diese Funktion kommt -- -allens vor -- aber nee! .... da haben se -- det Janze ........ klar -.... punkt! .... _(er macht kehrt, ab in die Küche)_. - -+Frau Scholz+: Der Mensch ist verrückt geworden. - -+Ida+ _(im Hin durch die Thüre des Nebenzimmers, diese hinter sich -zudrückend. Sie ein klein wenig wieder öffnend, ruft sie ins Gemach -zurück)_: Warten, Herrschaften! ruhig und folgsam warten! - -+Wilhelm+ _(sich hineindrängend)_: Ich will Dir ja nur helfen. - -+Ida+: Aber sonst Niemand! - -_(Ida und Wilhelm entzünden die Christbaumlichte.)_ - -+Frau Scholz+: Du! -- hör ’mal! -- Wilhelm! - -+Wilhelm+ _(beschäftigt)_: Gleich, Mutterchen! -- wir sind gleich -fertig. - -_(Der Christbaum, die Girandolen und der Kronleuchter stehen im Licht. -Ida nimmt eine große Decke, welche über die Geschenke auf der Tafel -gebreitet war, von diesen herunter.)_ - -+Wilhelm+ _(tritt zur Mutter)_. - -+Ida+ _(ruft durch die Thüre des Seitengemachs)_: Jetzt. - -+Frau Scholz+ _(ist im Begriff Wilhelm etwas mitzutheilen, als sie -durch den Eintritt des ~Dr.~ Scholz gestört wird. Es folgen nun: -Auguste, Robert und Frau Buchner.)_ - -~Dr.~ +Scholz+ _(vom Trinken geröthetes Gesicht. Mit affektirtem -Staunen.)_ Ah! ah! - -+Frau Buchner+: Feenhaft! - -+Auguste+ _(befangen lächelnd.)_ - -+Robert+ _(umgeht, die Pfeife im Munde, erst befangen, dann mehr und -mehr ironisch lächelnd, den Raum)_. - -+Ida+ _(hat Wilhelm, der darob äußerst betreten ist, zu dem Platze -geführt, wo seine Geschenke liegen)_: Lach’ mich nicht aus, Willy! -_(sie hält ihm die Börse hin.)_ - -+Wilhelm+: Nein aber, Ida! -- ich hab’ Dich doch gebeten .... - -+Ida+: Ich hatte sie ’mal für Vater gehäkelt. Das letzte Jahr vor -seinem Tode hat er sie viel getragen. Da dacht’ ich .... - -+Wilhelm+ _(unter den Blicken der Beobachter mit steigender -Verlegenheit)_: Ja wohl ... so so ... vielen Dank, Ida! - -+Robert+: Die Dinger müßten nur praktischer sein. - -+Frau Scholz+ _(durch Frau Buchner ebenfalls an den Tisch geführt)_: -Aber was machst Du denn nur für Geschichten? ich kann Euch ja garnichts -.... ich hab’ ja garnichts für Euch _(vor einem gehäkelten Tuche)_ nein -... nein ... ne Du -- thu mer die Liebe! das hast Du für mich gehäkelt? -ne sag’ mer nur -- fer mich alte Frau? na da dank’ ich Dir auch -vielmals schön _(sie küssen sich.)_ - -+Frau Buchner+: Ach ich -- freu’ mich nur, wenn Dir’s gefällt. - -+Frau Scholz+: Prachtvoll! -- wundervoll -- wunderschön! wie viele Zeit -und Mühe! ne! .... - -+Ida+: Auch für Sie hätt’ ich was Herr Robert! Sie dürfen mich aber -nicht auslachen! - -+Robert+ _(über und über roth werdend)_: Ä -- zu was denn! - -+Ida+: Ich hab mir’ gedacht -- Ihre +Tabakspfeife+ -- die wird -Ihnen nächstens die Nasenspitze verbrennen -- und da hab ich mich -Ihrer erbarmt und noch gestern schnell .... _(sie zieht eine neue -Tabakspfeife, die sie auf dem Rücken gehalten, hervor und überreicht -sie ihm)_ da ist das Prachtstück! - -_(Allgemeine Heiterkeit.)_ - -+Robert+ _(ohne ihr die Pfeife abzunehmen)_: Sie scherzen, Fräulein! - -+Ida+: Na ja! aber mit dem Schenken ist’s mir bitter Ernst. - -+Robert+: Ach nein doch, nein doch, das glaub’ ich nicht! - -+Frau Scholz+ _(entrüstet leise zu Wilhelm)_: Robert ist -+unausstehlich+! - -+Ida+: Aber nein, wirklich! - -+Robert+: Sehen Sie -- dies Ding da .... ich habe mich so d’ran gewöhnt -.... i, und Sie scherzen ja auch wirklich nur! - -+Ida+ _(die Augen voll Thränen. Ihren Schmerz bemeisternd und mit -zitternder Stimme)_: Nun -- ja -- wenn Sie -- meinen _(sie legt das -Geschenk auf den Tisch zurück)_. - -+Frau Buchner+ _(hat während des letzten Gesprächs mehreremals leise -Ida gerufen: nun eilt sie auf sie zu)_: Idchen -- hast Du denn -vergessen? - -+Ida+: Was denn Mama? - -+Frau Buchner+: Du weißt doch! _(Zu den Uebrigen)_ nun sollen sie noch -etwas zu hören bekommen. - -_(Ida, froh auf diese Weise ihre Bewegung verbergen zu können, folgt -ihrer Mutter, die sie an der Hand gefaßt hat, in’s Nebenzimmer.)_ - -+Frau Scholz+ _(zu Robert)_: Warum hast Du ihr die Freude verdorben? - -+Wilhelm+ _(geht, die Enden seines Schnurrbartes nervös kauend, unruhig -umher und wirft ab und zu drohende Blicke auf Robert.)_ - -+Robert+: Was denn? wie denn? ich weiß garnicht, was Du willst? - -+Auguste+: Na, freundlich war das allerdings nicht gerade. - -+Robert+: Laßt mich doch zufrieden! und überhaupt: was soll ich denn -damit. - -_(Gesang und Klavierspiel, aus dem Nebenzimmer dringend, unterbricht -die Sprechenden. Alle blicken einander erschrocken an.)_ - -+Idas+ Stimme: - - Ihr Kinderlein kommet, - O kommet doch all! - Zur Krippe herkommet - In Bethlehems Stall, - Und seht, was in dieser - Hochheiligen Nacht - Der Vater im Himmel - Für Freude uns macht! - -~Dr.~ +Scholz+ _(ist über das Verhalten Roberts immer finsterer -geworden. Bei Beginn des Gesanges blickt er scheu -- wie Jemand, der -einen Angriff fürchtet -- umher und sucht einen gewissen Abstand -zwischen sich und jedem der Anwesenden möglichst unauffällig -festzuhalten)_. - -+Frau Scholz+ _(bei Beginn des Gesanges)_: Ach wie schön! _(einen -Augenblick lauscht sie hingegeben, dann bricht sie in Schluchzen aus.)_ - -+Robert+ _(bewegt sich langsam, macht wie der Gesang anhebt ein -Gesicht, wie: na nu hört’s auf, schreitet weiter, lächelt ironisch und -schüttelt mehrmals den Kopf. Im Vorübergehen sagt er halblaut etwas zu -Auguste)_. - -+Auguste+ _(halb und halb gerührt, platzt nun heraus)_. - -+Wilhelm+ _(hat bisher, ein Spiel widersprechender Empfindungen, an die -Tafel gelehnt -- auf der Platte nervös Clavier spielend -- gestanden; -nun steigt ihm die Röthe der Entrüstung in’s Gesicht.)_ - -+Robert+ _(scheint gegen Ende des Gesanges unter den Tönen physisch zu -leiden. Die Unmöglichkeit, sich den Eindruck derselben zu entziehen, -scheint ihn zu foltern und mehr und mehr zu erbittern. Unmittelbar nach -Schluß des Verses entfährt ihm -- gleichsam als Trümmerstück eines -inneren Monologes -- unwillkürlich das Wort)_: Kinderkomödie, _(in -einem beißenden und wegwerfenden Tone)_. - -_(Alle, auch der Doktor, haben das Wort gehört und starren Robert -entsetzt an.)_ - -+Frau Scholz+:} } Robert!!! +Auguste+: } - -~Dr.~ +Scholz+ _(unterdrückt eine Aufwallung von Jähzorn)_. - -+Wilhelm+ _(macht in bleicher Wuth einige Schritte auf Robert zu.)_ - -+Frau Scholz+ _(stürzt sich ihm entgegen, umarmt ihn)_: Wilhelm! -- thu -mir die einzige Liebe! - -+Wilhelm+: Gut --! Mutter! - -_(Er geht, sich überwindend, erregt umher. In diesem Augenblick -hebt der zweite Vers an. Kaum berühren die ersten Töne sein Ohr, so -erzeugt sich in ihm ein Entschluß, in Folge dessen er auf die Thür des -Seitengemaches zuschreitet.)_ - - Da liegt es, ach Kinder! - Auf Heu und auf Stroh; - Maria und Josef - Betrachten es froh, - Die redlichen Hirten - Knieen betend davor, - Hoch oben schwebt jubelnd - Der Englein Chor. - -+Frau Scholz+ _(stellt sich ihm in den Weg)_: Wilhelm! -- was machst Du -denn! - -+Wilhelm+ _(ausbrechend)_: Sie sollen aufhören zu singen. - -+Auguste+: Du bist wohl nicht bei Trost. - -+Wilhelm+: Laßt mich zufrieden! ich sage sie sollen aufhören. - -+Frau Scholz+: Aber sei doch .... Du bist ja wirklich .... na gutt, -dann siehst Du mich diesen Abend nicht mehr. - -+Robert+: Bleib doch Mutter! laß ihn doch machen! es ist ja seine -Privatsache! - -+Wilhelm+: Robert! treib’s nicht zu weit! nimm meinen Rath an! Du -hast mir vorhin eine Rührscene vorgemacht, das macht Dich nur noch -wiederwärtiger. - -+Robert+: Sehr richtig: -- Rührscene. -- Bin selbst der Meinung ..... - -+Wilhelm+ _(geht abermals auf das Seitengemach zu.)_ - -+Frau Scholz+ _(ihn abermals aufhaltend.)_ O, Gottogottogott Junge, -warum willst Du sie denn? .... _(der zweite Vers ist beendet)._ - -+Wilhelm+: Weil Ihr es Alle miteinander nicht werth seit. - -+Robert+ _(dicht an Wilhelm herantretend, mit einem frechen, -vielsagenden Blick in seine Augen)_: Du, vielleicht? - -+Frau Scholz+: O, Jesis ne, Ihr treibt’s doch wieder so weit _(der -dritte Vers hebt an)_. - - Manch Hirtenkind trägt wohl - Mit heiterem Sinn - Milch, Butter und Honig - Nach Bethlehem hin, - Ein Körbchen voll Früchte - Das purpurroth glänzt, - Ein schneeweißes Lämmchen, - Mit Blumen bekränzt. - -+Wilhelm+: Sie sollen aufhören! - -+Frau Scholz+ _(ihn wiederum festhaltend)_: Junge!!! - -+Wilhelm+: Einfach -- unter aller Würde. Es ist Blasphemie! es ist ein -Verbrechen an diesen Menschen, wenn wir sie ...... ich .... ja auf Ehre -ich werde schamroth für Euch alle! - -+Auguste+ _(pikirt)_: Na -- so ganz besonders schlecht und verächtlich -sind wir am Ende doch wohl auch nicht. - -+Wilhelm+: Auguste -- mich ekelt’s! - -+Auguste+: Mag’s doch! -- ja, ja; nu’ auf einmal ist man hinten -runtergerutscht. Nu’ giebt’s auszusetzen an der Schwester an allen -Ecken und Enden. Da is’ das nich’ recht, da is’ jen’s nich’ recht. Aber -das Fräulein Ida ..... - -+Wilhelm+ _(außer sich, sie unterbrechend)_: Sprich nicht den Namen -aus!!! - -+Auguste+: Na, so ’was! ich werd’ wohl von Ida .... - -+Wilhelm+: Laß den Namen aus dem Spiel, sag’ ich Dir. - -+Auguste+: Du bist wohl verrückt geworden, ich werd’ doch ..... die is’ -doch wahrhaftig auch kein Engel vom Himmel. - -+Wilhelm+ _(schreiend)_: Schweig’ still, sag’ ich! - -+Auguste+ _(wendet ihm den Rücken)_: Ach, was denn, Du bist einfach -verliebt. - -+Wilhelm+ _(Auguste unsanft an der Schulter packend)_: Frauenzimmer, -ich! ..... - -+Robert+ _(packt Wilhelms Arm, spricht kalt und jedes Wort betonend)_: -Wilhelm! -- hast -- Du -- etwa -- wieder Absichten? ........... - -+Wilhelm+: Teufel! - -+Auguste+: Das sagst Du? -- pfui, Du!? der die Hand gegen seinen eignen -Vater erhoben hat. - -~Dr.~ +Scholz+ _(mit zornbebender Stimme in absolut befehlendem Tone)_: -Auguste! -- Du wirst Dich entfernen! -- augenblicklich!! - -+Auguste+: Na -- ich möchte wissen .... - -~Dr.~ +Scholz+: Du wirst Dich augenblicklich entfernen! - -+Frau Scholz+: O Du lieber Gott, warum nimmst Du mich denn nicht zu -Dir! _(weinerlich)_ Auguste! Du hörst! -- folge dem Vater! - -+Robert+: I, -- Mutter! das würd’ ich ihr denn doch sehr verdenken. -Sie ist doch kein kleines Kind mehr. Die Zeiten haben sich doch -wahrhaft’gen Gott sehr verändert. - -~Dr.~ +Scholz+: Aber, ich habe mich nicht verändert. Ich bin der Herr -im Hause. Ich werde Euch das beweisen. - -+Robert+: .... lachhaft! - -~Dr.~ +Scholz+ _(schreiend)_: Räu -- ber -- und -- Mör -- der --!!! --- -- -- ich -- -- -- -- -- enterbe Euch!!! ich werfe Euch auf die -Straße! - -+Robert+: Das ist ja direkt komisch. - -~Dr.~ +Scholz+: _(bemeistert einen furchtbaren Zornausbruch und spricht -mit unheimlicher Ruhe und Festigkeit)_: Du, oder ich, einer von uns -verläßt das Haus -- augenblicklich. - -+Robert+: Ich natürlich -- mit Herzensfreude. - -+Frau Scholz+ _(halb befehlend, halb bittend)_: Robert, Du bleibst! - -~Dr.~ +Scholz+: Er geht. - -+Frau Scholz+: Fritz! hör’ mir zu! er ist der einzige ..... in den -langen, einsamen Jahren hat er uns nicht vergessen, er ..... - -~Dr.~ +Scholz+: Er, oder ich --! - -+Frau Scholz+: Gieb nach, Fritz, thu’ mir die Liebe! - -~Dr.~ +Scholz+: Laß mich zufrieden! er, oder ich! - -+Frau Scholz+: Ach, -- Ihr braucht ja meinswegen einander nicht -begegnen, es geht ja ganz gut einzurichten ... aber ... - -~Dr.~ +Scholz+: Gut, ich weiche. -- Dir und Deiner Meute weiche ich! -- -Du und Deine Meute, Ihr habt von jeher den Sieg behalten! - -+Wilhelm+: Bleib’, Vaterchen! oder wenn Du gehst, laß mich diesmal mit -Dir gehen. - -~Dr.~ +Scholz+ _(unwillkürlich zurückfahrend, zwischen Zorn und -Entsetzen)_: Laß mich zufrieden, -- Taugenichts! _(gedankenlos nach -seinen Sachen suchend)_: Banditen und Tagediebe! -- Taugenichtse! - -+Wilhelm+ _(aufwallend)_: Vater! -- so nennst Du uns ... und bist es -doch gewesen, der uns .... Ach Väterchen nein, nein, das will ich ja -garnicht sagen! laß mich mit Dir gehn, ich will bei Dir bleiben, laß -mich Alles wieder gut machen, was ich _(er hat seine Hand auf des -Vaters Arm gelegt.)_ - -~Dr.~ +Scholz+ _(vor Schreck und Entsetzen wie gelähmt, retiriert)_: -Laß los! ich sage Dir -- die Ränke der Verfolger werden zufällig ..... -werden zuverlässig -- zu Schanden werden. Sind das diese Leute, -- -diese Mächtigen, -- und diese mächtigen Menschen sind das Männer? einen -Mann der, wie ich, einige Schuld hat, aber im Uebrigen dennoch ganz und -gar -- und -- durch und durch -- und kurz und gut. - -+Wilhelm+: Vater! Vater! Väterchen! komm zu Dir, komm doch zu Dir! - -~Dr.~ +Scholz+ _(sich im Rythmus der Worte bewegend, halblaut)_: Und -kurz und gut und ... ganz und gar .... - -+Wilhelm+: _(ihn umarmend, mit der instinctiven Absicht, seinen -Actionsdrang zu hemmen)_: Faß Dich! nimm Dich zusammen! - -~Dr.~ +Scholz+ _(sich wehrend, wie ein kleines Kind flehend)_: Ach, -schlag mich nicht! ach straf mich nicht! - -+Wilhelm+: Aber um Gottes Himmels ..... - -~Dr.~ +Scholz+: Nicht schlagen! nicht -- wieder -- schlagen! _(er macht -krampfhafte Anstrengungen sich aus Wilhelms Umarmung zu befreien)._ - -+Wilhelm+: Abfaulen soll mir die Hand -- Väterchen glaub doch nicht, -.... Väterchen denk doch nicht ......! - -~Dr.~ +Scholz+ _(hat sich befreit, flieht hülferufend von Wilhelm -gefolgt)_. - -+Wilhelm+: Schlag mich Du! schlag Du mich! - -~Dr.~ +Scholz+: Bitte, bitte, bitte, -- .... Hülfe. - -+Ida+ _(aus der Thür des Seitengemaches, todtenbleich)_. - -+Wilhelm+ _(ereilt den Vater, umarmt ihn auf’s neue)_:. Schlag Du mich -.... - -~Dr.~ +Scholz+ _(unter Wilhelms Umarmung auf einen Stuhl -zusammenbrechend)_: Ich ... a ... ah! a -- ah! ... ich -- glaube -- es --- geht -- zu Ende -- mit -- mir. - -+Wilhelm+: Vater!!! - -_(Frau Scholz und Auguste sind einander entsetzt in die Arme gesunken. -Robert todtenbleich, hat sich nicht von der Stelle bewegt; sein Gesicht -hat den Ausdruck unerschütterlicher Festigkeit.)_ - - - - -Dritter Vorgang. - - -_Im Saale herrscht Halbdunkel. Die Lichter sind verlöscht bis auf -einige auf dem Kronleuchter und ein einziges auf dem Christbaum. Vorn -in der Nähe des Ofens am Tisch, den Rücken dem Nebenzimmer zugewendet, -sitzt Wilhelm, die Ellbogen aufgestützt, sichtlich versunken in dumpfe, -trostlose Grübelei. Robert und Frau Scholz betreten gleichzeitig die -Halle, aus dem Nebenzimmer kommend._ - -+Frau Scholz+ _(Mit Zeichen der Erschöpfung, in gedämpftem Tone -redend)_: Ne, Junge! -- mach ok nich Geschichten! Jetzt -- ma weeß nich -hin, nich her. -- Wenn’s nu was Schweres is, was d’nn dann? - -+Robert+: Du bist ja doch nicht allein, Mutter! - -+Frau Scholz+: Aber sag mer nur! das kann doch nich Dein richt’ger -Ernst sein! Das ist ja überspannt! Wo willst Du denn jetzt mitten in -der Nacht blos hin? - -+Robert+: Wenn’s weiter nichts is! alle Augenblicke gehen Züge -- und -fort muß ich! -- Diesmal kann ich’s wirklich nicht mehr aushalten -- -überhaupt -- ’s ist für uns Alle das Beste! - -+Frau Scholz+ _(weinerlich)_: ’S war immer so hibsch in den letzten -Jahren. Ich sag schon -- nu missen die wieder kommen! Seit die Buchners -hier sind, is’s wieder mal reen verdreht, Alles. - -+Robert+: Sei froh, daß Du die hast, Mutter! - -+Frau Scholz+: I, daß hätt’ ich ganz gutt selber machen können. - -+Robert+: Ich denke, er leidet niemand von uns um sich --; Vater --?! - -+Frau Scholz+ _(weinend)_: Accurat, als wenn ich ihm was Böses gethan -hätte -- und dabei bin -- ich -- doch gewiß -- immer -- diejenige -gewesen .... ich hab gewiß immer mei’ Bestes gethan -- sei mal gerecht, -Robert! -- Ich hab ihm sein schönes Essen gekocht -- er hat seine -warmen Strümpfe gehabt .... - -+Robert+: Ach laß doch das, Mutter! -- was hilft das end--lose -Lamentiren?! - -+Frau Scholz+: Ja, das sagst Du! -- Du hast gut reden! -- aber wenn -man sich abgerackert hat sei’ Leben lang -- man hat sich e’ Kopf -zerbrochen, wie man’s und wie man’s blos recht macht -- und nu’ kommen -fremde Menschen, und die werden vorgezogen! - -+Robert+: Ida ist immer noch bei ihm? - -+Frau Scholz+: Eine wildfremde Person -- ach ich möchte schon lieber -garnicht mehr leben -- und dieser Lump! -- dieser Friebe! -- dieser -Lump! -- wie der sich blos aufspielt! -- Gustel hat’s ihm aber -gesteckt! -- Auguste hat ihm die Wahrheit aber ordentlich gesagt! -- -Dieser Kerl erdreistet sich -- er hat sie geradezu aus dem Zimmer -hinausgedrängelt. Das Mädel war außer sich. -- Und das is nu seine -Tochter .... ne ... wißt er Kinder: was ich in meinen Leben schon -ausgestanden habe! -- ich mecht’s Keenem wünschen. - -+Robert+ _(unwillkürlich, mit einem kleinen Seufzer)_: Vater auch! - -+Frau Scholz+: Was --? - -+Robert+: Nichts. -- Vater auch sagte ich nur. - -+Frau Scholz+: Wie denn? - -+Robert+: Na -- Vater hat doch auch manches ausgestanden. - -+Frau Scholz+: Na meinswegen gewiß nich. Mich hat er nich sehr gemerkt. -Ich bin gewiß anspruchslos. - -+Robert+ _(skeptisch)_: -- ’tja! -- ’tja! -- ’tja! - -+Frau Scholz+: Wart’ nur, wenn ich wer’ im Grabe liegen -- da werdt’er -dann schon einsehen .. - -+Robert+: Ach, Mutter, laß doch nur; -- das hab ich ja schon hundertmal -gehört. - -+Frau Scholz+: Mag’s doch! Ihr werd’t’s schon noch emal einsehen -- und -paß uff -- in gar nich langer Zeit. - -+Robert+: Ach Mutter, ich bestreite ja doch garnicht, daß Du mancherlei -gelitten hast -- unter Vater -- Ihr habt eben Beide gelitten. Ich -begreife garnicht, weshalb Du mir das .... - -+Frau Scholz+: Dummes Gerede! -- was hat ihm denn gefehlt, möcht ich -wissen? - -+Robert+ _(unüberlegt)_: Wenn Du’s durchaus wissen willst: Verständniß! - -+Frau Scholz+: Ich kann mich nicht klüger machen, wie ich bin. - -+Robert+: Das hat ja auch kein Mensch verlangt. -- Ueberhaupt .... es -ist ja überhaupt Unsinn noch viel davon zu reden. - -+Frau Scholz+: Na nu hört’s ganz uff -- _(weinend)_ nu bin ich am Ende -noch gar Schuld, daß er krank darnieder liegt, nu .... - -+Robert+: Das sag ich ja gar nicht. - -+Frau Scholz+: Das hast Du +wohl+ gesagt. - -+Robert+: Ach Mutter ....! Ich gehe lieber -- ich .... Mutter, ich kann -wirklich nicht mehr. - -+Frau Scholz+: Nein! -- ich möchte wissen -- was ich mir vorzuwerfen -hätte -- ich habe ein gutes Gewissen. - -+Robert+: Das magst Du behalten das magst Du auch meinethalben in -Gottes Namen behalten! -- _(abwehrend)_ bitte -- nicht mehr! - -+Frau Scholz+: Die Geschichte mit dem Gelde meinst Du wohl? - -+Robert+: Ich meine gar keine Geschichte. - -+Frau Scholz+: Meine Eltern haben’s sauer verdient -- welche Frau wird -sich das gefallen lassen? -- Dein Vater schmiß es geradezu zum Fenster -naus. - -+Robert+: Aber Dein Onkel betrog Dich drum. - -+Frau Scholz+: Das konnte man nich wissen. - -+Robert+: Und Vater war gut zum Wiederverdienen?! - -+Frau Scholz+: Er hätte sich eben so gut verspeculiren können. - -+Robert+: _(lacht bitter.)_ - -+Frau Scholz+: Ich bin eben ’ne einfache Seele -- der Vater war eben -zu vornehm für mich. -- Seine Mutter hatte och so was Vornehmes. Aber -mei’ Vater war früher bluttarm -- in mir steckt eben das Armuthsblutt! -Ich kann mich nich anders machen. Na meinswejen -- die paar Jahre -wird’s wohl noch gehen. Der liebe Gott wird mich schon bei Zeiten -erlösen. - -+Robert+: Von Gott erlöst sein möchte man lieber! - -+Frau Scholz+: Pfui! das is e’ Hallunke, der das sagt. Ach --: von Gott -erlöst sein -- da nähm’ ich mir ne Nadel und stäch mer se -- hier -- -in’s Herze -- in die Rippen. Wie scheußlich is das: von Gott erlöst -sein! Wo wäre ich blos geblieben, wenn ich meinen Gott nich gehabt -hätte. -- Willst Du d’nn wirklich fortgehn, Robert? - -+Robert+ _(schon auf der Treppe)_: Ach schweig schon, Mutter! Ruhe -brauch ich -- Ruhe. _(ab)_ - -+Frau Scholz+: Je ja! -- je ja, -- Ihr macht ein’n’s Leben nicht -leicht! _(zu Wilhelm, der wie am Anfang noch immer antheillos am Tische -brütet.)_ Nu denk’ Dir blos an --: Robert will fort! - -+Wilhelm+: Meinethalben! - -+Frau Scholz+: Sag mer nur --: wast sitzt Du denn immer so? das nutzt -ja nischt, Du! -- sei doch nur vernünftig! - -+Wilhelm+ _(seufzt tief auf)_: Ach, ja! - -+Frau Scholz+: Das Seufzen nutzt gar nichts! sieh mich an! -- ich bin -alt -- wenn ich mich hinsetzen wollte, wie Du .... Was geschehn ist, -ist geschehn. -- Das ist nu mal nicht zu ändern. Hörst Du! lies was! --- steh auf, nimm Dir ’n Buch und zerstreu Dich! - -+Wilhelm+ _(seufzt)_: Ach, Mutter! -- laß mich doch nur machen! -- ich -störe ja doch Niemand! .... Ist Friebe vom Arzt zurück? - -+Frau Scholz+: Nein, eben nicht. Ich sag ja schon, wenn man mal ’n Arzt -nöthig hat, da is gewiß keiner zu finden. - -+Wilhelm+: Es ist bedenklich, nicht? -- Ob es überhaupt noch mal werden -wird? - -+Frau Scholz+: Gott, ja! wer kann das wissen! - -+Wilhelm+ _(starrt seine Mutter an, läßt plötzlich wild aufschluchzend -die Stirn auf die Hände sinken)_. - -+Frau Scholz+: Ja, ja, mein Junge --: wer hätte das gedacht?! ich will -ja nicht sagen .... ich will ja Niemand die Schuld zuschieben -- aber -zanken hättet Ihr Euch doch heute nich grade wieder brauchen -- na -- -ma muß eben’s Beste hoffen. -- Er phantasirt ja nu wenigstens nich -mehr. -- Wenn Ida doch nur ja nichts versähe! -- unser eins hat doch -hundertmal mehr Erfahrung. -- Warum kann er denn zu Ida freundlich -sein!? -- Ich beiße doch och nich! .... Ida is ja sonst ’n sehr ’n -liebes Mädel is sie ja wirklich. -- Und Du nu erst! _(ihm auf dem -Scheitel klopfend)_ Du kannst den lieben Gott schon danken -- da -kannst Du lange warten, bis Du wieder eine, wie Ida, findst! ....... -_(vorsichtig, vertraulich)_ .... Sag’ doch mal -- sind die Buchners -- -gut situirt? - -+Wilhelm+ _(aufbrausend)_: Ach, laß mich zufrieden! -- wie soll ich das -wissen! -- was geht das mich an! - -+Frau Scholz+: Was is denn da weiter?! -- ma’ wird doch ’mal fragen -können -- Brummbär Du! - -+Wilhelm+: Ach, Mutter -- verschon’ mich! -- wenn Du eine Spur von -Mitleid mit mir hast --: verschon’ mich! .... bekümmere Dich nicht um -mich -- verschon’ mich! - -+Frau Scholz+: Na ja doch, ja! -- ich bin Euch eben überall im Wege. -- -So ’ne alte Frau, die is höchstens noch gutt zum anranzen. - -_(Auguste und Frau Buchner hastig aus dem Nebenzimmer.)_ - -+Auguste+: Mutter! - -+Frau Scholz+: O Gott! was denn? - -+Auguste+: Friebe ist eben gekommen. - -+Frau Buchner+: Friebe hat keinen Arzt mitgebracht. - -+Auguste+: Der Vater hat ihn gefragt, und da hat er gesagt .... - -+Frau Buchner+: Er will keinen Arzt!! - -+Auguste+: Er schimpft so furchtbar -- er will ihn zur Thüre nauswerfen. - -+Frau Buchner+: Friebe will nicht noch ’mal gehen. - -+Auguste+: Sprich Du doch nur noch ’mal mit Friebe! - -+Frau Buchner+: Ja, sprich Du mit ihm! es ist doch dringend nöthig, daß -........ - -+Auguste+: Ein Arzt muß kommen -- sonst lauf’ ich selbst, ich fürchte -mich nicht, und wenn ich bis Friedrichshagen laufen muß. - -+Frau Scholz+: I warum nich gar! -- jetzt mitten in der Nacht -- wart’ -nur, wart’ -- laß mich nur machen! _(Frau Scholz, Frau Buchner und -Auguste hastig zurück ins Nebenzimmer.)_ - -+Frau Buchner+ _(kaum verschwunden, erscheint wieder. Schon bevor sie -abging, hat sie ihren Blick verstohlen und kummervoll mehrmals auf -Wilhelm gerichtet, der immer noch stumm und düster auf seinem Platze -verharrt. Ein Blick überzeugt Frau Buchner, daß, außer Wilhelm und ihr -selbst, Niemand zugegen ist. Hastig zuerst, dann mehr zögernd, nähert -sie sich Wilhelm.)_ - -+Wilhelm+ _(hat ihre Annäherung bemerkt, hebt den Kopf)_: Was w... -wollen Sie? ich -- habe Ihnen -- ja doch -- Alles vorher gesagt. - -+Frau Buchner+: Aber ich wollte es Ihnen nicht glauben. -- Ich konnte -mir das nicht vorstellen. - -+Wilhelm+: Und jetzt glauben -- Sie es?! - -+Frau Buchner+: Ich -- weiß -- nicht .... - -+Wilhelm+: Weshalb belügen Sie mich? -- sagen Sie doch -- getrost, -- -ja. -- Daß es so kommen mußte, war ja .... es war ja so lächerlich -selbstverständlich. -- Wie habe ich mich nur so können verblenden -lassen! - -+Frau Buchner+ _(mit Fiebereifer)_: Wilhelm! ich halte Sie heute, wie -damals, für einen guten und edlen Menschen. Ich versichere Sie: nicht -einen Augenblick lang habe ich an Ihnen gezweifelt. Auch jetzt, wo mir -auf einmal so angst und bange wird .... - -+Wilhelm+ _(erhebt sich, holt tief Luft ein, wie Jemand der -Beklemmungen fühlt)_: Es ist mir nur .... ich wußte es ja längst und -doch ...... - -+Frau Buchner+: Ich komme zu Ihnen, Wilhelm! -- ich sage Ihnen offen -.... es ist auf einmal so über mich gekommen. -- Ich sorge mich auf -einmal so entsetzlich um Ida. - -+Wilhelm+: Ich muß gestehen ...... nur gerade jetzt -- -- - -+Frau Buchner+: Ich weiß ja, Sie lieben das Kind. Es kann sie ja -auch Niemand inniger lieben! -- Ich weiß, Sie werden mit allen -Kräften streben, meine Tochter glücklich zu machen. An Ihrem Willen -wird es nicht fehlen, aber nun .... nun habe ich so mancherlei -.... nun habe ich so viel gesehen hier und -- erfahren. Da ist mir -vieles ..... vieles von dem, was Sie mir früher gesagt haben, erst -verständlich geworden. Ich verstand Sie nicht. Ich hielt Sie für -einen Schwarzseher. Ich nahm Vieles gar nicht einmal Ernst. Mit einem -festen, frohen Glauben kam ich hierher. Ich schäme mich förmlich. -Was habe ich mir zugetraut! Solche Naturen wollte ich lenken, ich -schwache, einfältige Person! -- Nun wankt Alles. Ich fühle auf einmal -meine furchtbare Verantwortung: für mein Kind, für meine Ida bin ich -doch verantwortlich. Jede Mutter ist doch verantwortlich für ihr -Kind. Reden Sie mir zu, Wilhelm! sagen Sie mir, daß Alles noch gut -werden wird! Sagen Sie mir: wir werden glücklich! --: Sie und Ida. -Beweisen Sie mir, daß ich unnütz Furcht und Sorge habe, +Wilhelm+! -................... - -+Wilhelm+: Warum -- haben Sie’s -- soweit -- kommen lassen? -- Ich habe -Sie gewarnt -- und gewarnt. Was habe ich Ihnen gesagt? ich habe gesagt: -wir Alle .... wir Geschwister .... daß wir unheilbar kranken ..... vor -allem ich .... daß wir an uns schleppen. -- Binden Sie Ihre Tochter -nicht an einen Krüppel, -- habe ich Ihnen gesagt. -- Warum haben Sie -mir nicht glauben wollen? - -+Frau Buchner+: Ich weiß nicht. Ich weiß das selbst nicht. - -+Wilhelm+: Nun haben Sie mich eingeschläfert, mein Gewissen -beschwichtigt, -- und jetzt -- halb toll bin ich geworden vor Glück. --- Ich habe Augenblicke durchlebt -- durchkostet --! und auch andere -wieder ...... Die furchtbarsten Kämpfe meines Lebens -- und nun -- -verlangen Sie .... nun man muß zusehen, -- vielleicht, ja vielleicht -.... - -+Frau Buchner+: Wilhelm! ich verehre Sie! -- ich weiß, daß Sie am Ende -doch jedes Opfer bringen. Aber Ida .... wenn es für sie zu spät ist -.... wenn sie daran zu Grunde geht! - -+Wilhelm+: Warum haben Sie mir denn nicht glauben wollen? -- Sie wissen -nicht -- was mich das jetzt kostet. Stufe um Stufe mühsam gebaut habe -ich mir -- ach, so mühsam! so mühsam! ... Dies Haus hier lag hinter -mir. -- Gerettet war ich fast. -- Nun hat es mich wieder hereingerissen -... Warum mußten Sie es nur so weit kommen lassen? warum ...... - -+Frau Buchner+ _(unter Thränen)_: Ich weiß nicht! ich weiß das selbst -nicht! ich habe das Kind erzogen. Es ist mir Alles in Allem gewesen; an -seinem Glück zu arbeiten ist auf der Welt mein’ einziger Beruf gewesen. --- Nun kamen -- Sie in unser Haus. -- Ich gewann Sie lieb. -- Ich -dachte auch an Ihr Glück, ich ..... Das hätte ich vielleicht nicht thun -sollen .... Ich dachte vielleicht eben so sehr an Ihr Glück -- und -- -wer weiß? -- am Ende -- zu -- allermeist -- an -- +Ihr+ Glück _(einen -Augenblick lang starren Beide einander bestürzt in die Augen)_. - -+Wilhelm+: Frau Buchner!!! - -+Frau Buchner+ _(das Gesicht mit den Händen bedeckend, wie Jemand, der -sich schämt, weinend ab durch den Treppenausgang)_. - -+Wilhelm+ _(thut mechanisch ein paar Schritte hinter ihr drein, steht -still, sucht seiner inneren Bewegung Herr zu werden, muß sich aber -plötzlich, von Weinen geschüttelt, an der Wand stützen.)_ - -+Ida+ _(ihr Gesicht ist bleich, ihre Mienen drücken Ernst und Besorgniß -aus. Sie tritt leisen Schrittes zu Wilhelm, umfaßt ihn und drückt ihre -Wange an die seine)_: Ach, Willy! sieh’ ’mal: es kommen trübe und -- es -kommen -- nicht, Willy? -- es kommen auch wieder helle Tage. Wer wird -sich gleich so ..... so ganz und gar muthlos machen lassen. - -+Wilhelm+ _(leidenschaftlich stammelnd)_: Ida! -- Einzige!! -- -Liebste!! -- Süße -- wie soll ich denn nur ..... wie sollt ich denn nur -jetzt leben ohne Dich? -- Deine Stimme, Deine Worte, Dein ganzes süßes, -wunderbares Wesen, Deine Hände ...... Deine milden, treuen Hände. - -+Ida+: Denkst Du ich? -- Denkst Du ich möchte leben, ohne Dich? -- Nein -Du! -- wir wollen uns umschlingen und nicht los lassen -- fest -- fest --- und so lange es so ist ...... - -+Wilhelm+: Ja, ja! -- aber -- wenn’s nun ’mal anders würde? - -+Ida+: Ach, sprich nicht so! - -+Wilhelm+: Ich meine ja nur .... man kann doch nie wissen ... Eins kann -sterben .... - -+Ida+: Ach, wir sind jung. - -+Wilhelm+: Wenn auch. -- Einmal kommt’s doch auch -- alt werd’ ich so -wie so nicht. - -+Ida+ _(heiß)_: Dann umarm’ ich Dich -- dann drück’ ich mich an Dich -- -dann geh’ -- ich -- mit Dir. - -+Wilhelm+: Ida! -- das sagt man so. -- Das thust Du doch nicht. - -+Ida+: Das thue ich! - -+Wilhelm+: Du denkst Dir das jetzt so -- Du weißt nicht wie schnell man -vergißt. - -+Ida+: Ich könnte nicht athmen ohne Dich! - -+Wilhelm+: Das bildet man sich ein .... - -+Ida+: Nein, nein, nein, Wilhelm! ..................... - -+Wilhelm+: So zu lieben -- wäre aber -- sogar eine Thorheit. Man wird -doch nicht alles auf +eine+ Karte setzen. - -+Ida+: Ich -- versteh’ Dich -- nicht ganz. - -+Wilhelm+: Nur so .... ich .... sieh’ ’mal _(in ärgerlichem Tone)_. -Ach, Du! -- das Thema ist unerquicklich! ...... wie geht es Vater? - -+Ida+: Er schläft jetzt -- aber was hast Du denn nur? - -+Wilhelm+ _(umhergehend)_: Das kommt so -- man weiß nicht wie. -_(Plötzlich knirschend)_ -- Es giebt Momente, sag’ ich Dir ....! wenn -einen die Wuth der Verzweiflung übermannt ..... in solchen Augenblicken -kann ich mir denken .... in solchen Augenblicken kommt’s dazu, daß -Menschen sich fünf Stock hoch -- den Kopf zuerst -- auf das Pflaster -stürzen; -- förmlich wollüstig wird einem diese Vorstellung. - -+Ida+: Gott behüte! -- Solchen Vorstellungen mußt Du nicht nachhängen, -Willy! - -+Wilhelm+: Warum denn nicht, möchte ich wissen? warum sollen Kerls, -wie ich, zwischen Himmel und Erde herumschmarotzen? --: Nichtsnutzige -Geschöpfe! -- Sich selbst ausmerzen -- das wäre doch noch was, -- dann -hätte man doch +einmal+ etwas Nützliches gethan. - -+Ida+: Es ist ja im Grunde nicht zu verwundern: -- Du bist überreizt -und abgespannt ... - -+Wilhelm+ _(in schroffen abweisenden Tone)_: Laß mich zufrieden Du, das -verstehst Du nicht! _(über sich selbst erschrocken, verändert.)_ Ach, -Du! -- Du mußt mir’s nicht übel nehmen. -- Geh’ doch lieber jetzt! Ich -möchte Dich nicht verletzen. Und wie mir nun ’mal zu Muthe ist -- kann -ich nicht -- einstehen für mich. - -+Ida+ _(küßt Wilhelm stumm auf den Mund, dann ab in das Seitengemach)_. - -+Wilhelm+: _(blickt ihr nach, geht, steht still, zeigt ein Gesicht voll -Schrecken und Staunen und faßt sich an die Stirn, wie Jemand, der sich -auf bösem Wege ertappt hat. Während dies geschieht, ist Robert durch -den Treppenbogen eingetreten)_. - -+Robert+ _(den Hut in der rechten Hand, über’m Arm den Ueberzieher und -eine Reisedecke, in der Linken einen Plaidriemen, begiebt sich bis an -den Tisch, wo er die Sachen ablegt)_. - -+Wilhelm+ _(bemerkt ihn und sagt, nachdem er ihn eine Weile -beobachtet)_: Wohin -- willst Du? - -+Robert+: Fort. - -+Wilhelm+: Jetzt? - -+Robert+: Warum nicht? -- _(den Plaidriemen ausbreitend)_. Ich habe -genug -- über und über sogar! -- Mutter wird künftig ..... wird künftig -die Weihnachtstage -- ohne mich auskommen müssen -- _(nach dem Ofen -umblickend)_. Es ist kalt hier. - -+Wilhelm+: Draußen friert’s. - -+Robert+ _(die Reisedecke rollend)_: So! -- um zehn thaute es doch. - -+Wilhelm+: Es ist umgeschlagen. - -+Robert+: Wie wird man nur den Berg ’runter kommen bei der Glätte? - -+Wilhelm+: Der Mond scheint ja! - -+Robert+: Wenn auch. - -.................. - -+Wilhelm+: Er phantasirt nicht mehr. - -+Robert+: So, so! - -.................. - -+Wilhelm+: Er will keinen Arzt. - -+Robert+: So, so! - -.................. - -+Wilhelm+: Es ist so plötzlich gekommen, man -- - -+Robert+: Hm -- ja, ja! - -+Wilhelm+: Es muß doch in ihm gesteckt haben. - -+Robert+: Natürlich -- sonst wäre er doch wohl nicht nach Hause -gekommen ......... - -.................. - -+Wilhelm+: Mir graut -- was daraus werden soll?! - -+Robert+: Was soll man machen?! - -.................. - -+Wilhelm+: Meiner Seele -- ich weiß nicht, was ich anfange, -- wenn -er einmal stirbt ..... Mit meinem Bewußtsein! mit dem, was ich jetzt -erkannt habe! ..... ich wüßte wirklich nicht ..... und nun noch die -Reue, die Gewissensbisse ..... ä! -- was da! -- was liegt schließlich -daran?! - -+Robert+: I, Du! -- da hätte man viel zu thun ..... der Alte ist ein -Bischen anders -- na ja -- unsere Vorstellung stimmte nicht ganz. -Gott, ja! aber das ändert doch nichts an der Sache. - -+Wilhelm+: Ich sage Dir -- es ist mir heiliger Ernst -- mit Wollust -würde ich heut verzichten, auf das ganze elende Bischen Leben, wenn es -ihm zu Gute käme. - -+Robert+ _(den Ueberrock anziehend)_: Das hat wenig Sinn Du -- meiner -Ansicht nach -- Sieh mal, ich gehe jetzt in ein kleines, geheiztes -Comptoirchen, setze mich mit dem Rücken an den Ofen -- kreuze die Beine -unter dem Tisch -- zünde mir diese ..... selbe Pfeife hier an und -schreibe -- in aller Gemüthsruhe hoffentlich, solche ..... na, Du weißt -schon solche Scherze, ..... solche Reclamescherze: Afrikareisender -..... nahe am Verschmachten, na ..... und da laß ich denn gewöhnlich -eine Caravane kommen, die unsern Artikel führt. -- Mein Chef ist -sehr zufrieden -- es geht durch den Inseratentheil aller möglichen -Zeitungen; und was die Hauptsache ist --: Wenn ich da so sitze, siehst -Du, und die Gasflamme den ganzen Tag so über mir fauchen höre -- von -Zeit zu Zeit so’n Blick in den Hof -- so’n Fabrikhof ist nämlich was -Wunderbares! -- was Romantisches, sag ich Dir! ..... mit einem Wort, da -summt mich keine Hummel an. - -+Wilhelm+: Dann lieber gleich todt sein. - -+Robert+: Geschmacksache! -- Für mich ist es ein idealer Winkel -geradezu; -- soll man sich denn immerfort aus dem Gleichgewicht bringen -lassen, soll man sich denn kopfverwirrt machen lassen, -- ich werde -so wie so zwei bis drei Tage gebrauchen um mich -- auf mein Bischen -Lebensweisheit zu besinnen. - -+Wilhelm+: Sag was Du willst: das nenn ich feig. - -+Robert+: Na item, nenn es so. Früher oder später kommst Du doch -auf meinen Standpunkt. Vater ist auch zuletzt auf diesen Standpunkt -gekommen. Vater und Du, Ihr ähnelt einander zum verwechseln. Ihr seid -dieselben Idealisten. Anno 48 hat Vater auf den Barrikaden angefangen, -und als einsamer Hypochonder macht er den Schluß. -- Man muß sich an -die Welt und an sich selbst +bei Zeiten+ gewöhnen, Du! -- eh man sich -die Hörner abgelaufen hat. - -+Wilhelm+: Oder aber an sich arbeiten, um anders zu werden. - -+Robert+: Das sollte mir einfallen, ich bin, wie ich bin. Ich habe ein -Recht so zu sein, wie ich bin. - -+Wilhelm+: Dann fordere Dein Recht auch offen! - -+Robert+: Ich werde mich hüten, denn ich will zu meinem Rechte -+kommen+. Die Moralphilister sind nun mal in der Mehrheit. -- Uebrigens -ich muß nun doch gehen -- also .... und wenn ich Dir rathen soll, Du: -nimm Dich vor den sogenannten guten Vorsätzen in Acht! - -+Wilhelm+ _(kalt)_: Wie meinst Du denn das? - -+Robert+: Ganz einfach: man muß nicht +Dinge+ leisten wollen, die man -seiner ganzen Naturanlage nach nun mal nicht leisten kann. - -+Wilhelm+: Zum Beispiel? - -+Robert+: I! -- zu mir kommen zum Beispiel manchmal solche Kerls, die -mir den Kopf wer weiß wie heiß machen, von Idealen schwatzen. Man -müsse für die menschheitlichen Ideale kämpfen, was weiß ich! -- ich -und für Andere kämpfen! fabelhafte Zumuthung! -- und für was und zu -was denn? -- Na aber wie ich Dich kenne, Dich beunruhigt so was, Du -würdest herumlaufen, wie einer der gestohlen hat: was bin ich für ein -Jammerkerl! würdest Du Dir in einem fort sagen. Hab ich nicht Recht? na -und dann käme schließlich der gute Vorsatz, und der drückt einen dann, -das kenne ich. Ich bin auch früher mit hunderterlei solcher Vorsätze -herumgelaufen. -- Jahrelang -- und das ist kein Vergnügen sag ich Dir! - -+Wilhelm+: Ich weiß nicht recht, auf was Du hinaus willst? - -+Robert+: Etwas Bestimmtes habe ich auch durchaus nicht im Auge: -- -die Unruhe -- an der Du jetzt laborirst -- hat ja auch noch andre -Ursachen ...... Ich jedenfalls ..... wenn ich früher merkte .... in -früheren Zeiten habe ich ja auch ähnliches durchgemacht -- aber sobald -ich merkte, daß die Geschichte über meine Kräfte ging, habe ich ihr -gewöhnlich kurz entschlossen den Rücken gewandt. - -+Wilhelm+: Soll das ein Wink sein? - -+Robert+: Wink? -- ich wüßte nicht ..... also nochmals -- laß Dir’s gut -gehen und ..... - -+Wilhelm+: Sag mir doch mal Du -- rein objektiv -- es hat ein gewisses -Interesse für mich .... es ist nur weil .... - -+Robert+: Bitte, -- was wünschest Du zu hören? - -+Wilhelm+: Du hast selbst vorhin etwas gesagt. - -+Robert+: Wann, vorhin? - -+Wilhelm+: Als wir über Vater sprachen. - -+Robert+: Ach richtig, ja -- was soll ich denn da gesagt haben? - -+Wilhelm+: Du sagtest, es würde vielleicht doch gut werden mit Ida und -mir. - -+Robert+: Ja so, -- Euer Verhältniß, -- das hätte ich gesagt. --? - -+Wilhelm+: Das hast Du gesagt. - -+Robert+: Nu ja, ich habe da +manches+ gesagt. - -+Wilhelm+: Das heißt so viel, als -- Du bist von manchem, was Du da -gesagt hast, zurückgekommen. - -+Robert+: Ganz recht, das bin ich. - -+Wilhelm+: Auch was die .... diese selbe Sache anbelangt ....? - -+Robert+: Euer Verhältniß? - -+Wilhelm+: Ja. - -+Robert+: Ist Dir das denn wichtig? - -+Wilhelm+: Ja, vielleicht. - -+Robert+: Ja. - -+Wilhelm+: Du bist also nicht mehr der Ansicht -- daß wir ..... - -+Robert+: Nein. - -+Wilhelm+: Schön -- ich danke Dir -- Du bist offen -- ich danke Dir. --- Aber nehmen wir mal an -- setzen wir den Fall, ich kehre der ganzen -Sache den Rücken -- sehen wir zunächst mal ganz davon ab, was das für -mich bedeuten würde angenommen -- also, ich ginge auf der Stelle mit -Dir -- was sollte dann -- aus Ida -- werden? - -+Robert+: Hm -- Ida? -- Ida? _(zuckt die Achseln)_ hm ja, ja -- das -läßt sich nicht so schnell .... das heißt -- besorgen würde mich das -wirklich nicht so sehr. - -+Wilhelm+: Du!!! das ist Deine alte Perfidie! das kenne ich. - -+Robert+: Perfid? wieso denn? nein da täuschest Du Dich! um perfid zu -sein ist mein Interesse doch nicht ausreichend -- mein Interesse an der -Sache mein ich. Ich glaube wirklich nicht ..... - -+Wilhelm+: Das weiß ich besser, Du. Du wirst mich doch nicht dieses -Mädchen kennen lehren wollen?! es ist nun mal so -- verlaß Dich darauf! -sie hat nun mal ein Gefühl für mich, ich kann’s nicht ändern -- ich -bilde mir nichts ein darauf. -- Was wird also aus ihr werden, wenn ich -davon laufe? - -+Robert+: Hm -- machst Du Dir also wirklich ernstlich darüber Gedanken? - -+Wilhelm+: Allerdings -- ja -- allerdings. - -+Robert+: Antworte mir doch gefälligst erst mal darauf: wenn Ihr Euch -heirathet, was wird dann aus Ida? - -+Wilhelm+: Das kann kein Mensch wissen. - -+Robert+: O doch, Du! das weiß man --: Mutter. - -+Wilhelm+: Als ob Ida mit Mutter zu vergleichen wäre. - -+Robert+: Aber Du mit Vater. - -+Wilhelm+: Jeder Mensch ist ein +neuer+ Mensch. - -+Robert+: Das möchtest Du gern glauben. Laß gut sein! da verlangst -Du zu viel von Dir. Die fleischgewordene Widerlegung bist Du ja doch -selbst. - -+Wilhelm+: Das möchte ich wissen. - -+Robert+: I, das weißt Du sehr genau. - -+Wilhelm+: Schließlich kann man sich darüber hinaus entwickeln. - -+Robert+: Wenn man danach erzogen ist nämlich. - -+Wilhelm+: Ach, es hat keinen Sinn weiter zureden. - -+Robert+: Durchaus meine Ansicht. - -+Wilhelm+: Das kann ja doch zu nichts führen _(ausbrechend, außer -sich.)_ Ihr wollt mich zu Grunde richten! -- Ich bin das Opfer eines -Complots! -- Ihr habt Euch gegen mich verschworen, Ihr wollt mich -abthun! -- Ihr wollt mich endgültig abthun! - -+Robert+: Das war Vaters zweites Wort. - -+Wilhelm+: Das ist lächerlich, -- Deine Bemerkungen sind einfach -lächerlich! -- Habe ich etwa nicht Grund, das zu sagen -- wollt Ihr -mich etwa nicht von Ida trennen? Es ist ..... aufrichtig gesagt -- mir -fehlen die Worte ..... Es liegt eine so fabelhafte Anmaßung .... eine -Brutalität liegt darin -- über alle Begriffe geradezu! Mit Ida soll ich -Mitleid haben! -- wer hat denn mit mir Mitleid, sag mal? nenn mir einen -Menschen! -- wer denn? - -+Robert+: Selbstverständlich! -- wenn Du so sprichst, -selbstverständlich! - -+Wilhelm+: Man verlangt Opfer von mir. -- Auf einmal soll ich die -unsinnigsten Opfer bringen! Ich soll .... - -+Robert+: Du kannst Dir jedes Wort getrost sparen. -- Unter solchen -Verhältnissen selbstverständlich. -- Es ist Dein gutes Recht, das -Mädchen fest zu halten. - -+Wilhelm+: Unter solchen Verhältnissen? -- unter was für Verhältnisse? -sag mir doch bitte! - -+Robert+: Du sprachst von Ida -- vorhin -- meines Wissens ... - -+Wilhelm+: Nun ja -- also was --? - -+Robert+: Jetzt sprichst Du von Dir -- es kam so heraus -- na -- -mit einem Wort, wenn es Dir gleichgültig ist, was aus dem Mädchen -wird -- wenn Du die nöthige Dosis .... nun sagen wir meinetwegen -Rücksichtslosigkeit auf Lager hast .... wenn Du sie so nimmst .... so -wie einen neuen Rock oder Hut oder so was ...... - -+Wilhelm+: Robert! -- so durch und durch herzlos, wie Du bist, -- Du -hast doch diesmal Recht -- ich gehe mit Dir .... hier aus dem Hause -- -heißt das -- gehe ich mit Dir .... ein Stück -- nicht weit -- und nun -.... nun .... bin ich fertig -- mit Euch Allen. -- Ja, ja, jetzt bin -ich -- rede nicht erst! -- jetzt bin ich wirklich fertig -- ganz und -gar ....... - -+Robert+ _(sieht ihn erstaunt an und zuckt dann mit den Achseln.)_ - -+Wilhelm+ _(mit steigender Heftigkeit)_: Du, Du! -- gieb Dir keine Mühe --- es gelingt Dir nicht -- mich kannst Du nicht täuschen mit Deiner -harmlosen Ruhe. -- Recht hast Du allerdings, aber was Dich auf den -rechten Gedanken gebracht hat, das sag ich Dir in’s Gesicht, das ist -jämmerlicher Neid ..... das ist einfach tief klägliche Mißgunst! -- Du -weißt sehr gut, daß ich ehrlich kämpfen würde, doch ihrer schließlich -einigermaßen würdig zu werden. -- Du weißt sehr gut, wie dieses Mädchen -mit ihrer Reinheit mich reinigt. Aber Du willst es nicht! Du willst -mich nicht gereinigt wissen. -- Warum willst Du es nicht? -- nun weil -.... weil Du selbst so bleiben mußt, wie Du bist ...... weil sie mich -liebt und nicht Dich! -- Und deshalb hast Du mir diesen ganzen Abend -mit Deinem Polizeiblick aufgelauert ..... hast mir immer und immer -wieder zu erkennen gegeben, daß Du etwas von mir weißt -- ja wohl! -Du hast ganz Recht! ich bin ein durch und durch lasterhafter Mensch. -Nichts ist mehr rein an mir. Besudelt, wie ich bin gehöre ich nicht -neben diese Unschuld, und ich bin auch entschlossen, kein Verbrechen zu -begehen. Aber Du Robert! Du wirst dadurch nicht reiner; ein Glück für -Dich, daß Du Dich nicht mehr schämen kannst! - -+Robert+ _(hat während des letzten Drittels von Wilhelms Rede seine -Sachen genommen und ist dem Ausgang zugeschritten. Die Klinke in der -Hand bleibt er stehen, als ob er reden wollte, besinnt sich eines -anderen, zuckt resignirt mit den Achseln und entfernt sich sehr ruhig. -Ab.)_ - -+Wilhelm+ _(dem Davongegangenen nachrufend)_: Robert! -- Robert! -- - -+Ida+ _(aus dem Nebenzimmer eintretend)_: Wen rufst Du denn? - -+Wilhelm+: Ach -- Du bist hier. - -+Ida+: Der Arzt ist drin, Wilhelm -- er sagt -- es sei doch ernst, es -.... - -+Stimme der Frau Scholz+ _(jammernd)_: Mein lieber guter Mann, ach! -.... ach, mein lieber, guter Mann! - -+Wilhelm+: Was habe ich gethan! was habe ich nun wieder gethan! - -+Ida+: Es drückt mir das Herz ab. -- Ich möchte Dich gern -- nicht -fragen, ich .... aber es muß etwas .... Du hast etwas Willy! - -+Wilhelm+: Gar Nichts habe ich -- in die Einsamkeit möchte ich wieder --- dort ist unser Platz, Ida. - -+Ida+: Weshalb --? ich verstehe garnicht. - -+Wilhelm+ _(barsch und heftig)_: Ja, ja, ja! das ist ja die alte -Leier --: ich versteh Dich nicht, ich versteh Dich nicht! -- Mutter -und Vater haben auch ihr Leben lang verschiedene Sprachen gesprochen; -Du verstehst mich nicht! Du kennst mich nicht! -- Du hast platte -Backfischillusionen, und da habe ich nichts weiter zu thun, als mich -zu verstecken vor Dir und zu verstecken -- bis ich ganz und gar zum -elendesten Betrüger und Schurken werde. - -+Ida+ _(hat Wilhelm bestürzt angeblickt, nun weint sie)_. - -+Wilhelm+: Da siehst Du nun: dies ist mein wahres Gesicht. Und ich -brauche nur einen Augenblick lang zu vergessen, was ich Dir gegenüber -für eine Rolle spiele, da kommt es auch schon hervor. Du kannst mein -wahres Gesicht nicht ertragen. Du weinst und Du würdest Jahre hindurch -weinen, wenn ich nicht Mitleid mit Dir hätte. -- Nein, Ida, es darf -zwischen uns nichts werden ..... ich bin zu dem festen Entschluß -gekommen. - -+Ida+ _(An seinen Hals fliegend)_: Das ist nicht wahr! -- das ist nun -und nimmermehr wahr! - -+Wilhelm+: Denk’ an das, was Du hier gesehen hast! sollen wir es von -neuem gründen? -- sollen wir dieses selbe Haus von neuem gründen? - -+Ida+: Es wird anders werden! es wird besser werden, Wilhelm. - -+Wilhelm+: Wie kannst Du das sagen? - -+Ida+: Das +fühle+ ich. - -+Wilhelm+: Aber Du stürzst Dich blindlings in’s Verderben, Ida! ich -reiße Dich in’s Verderben! - -+Ida+: Ich habe keine Furcht, -- davor habe ich keine Furcht, Wilhelm! -hab’ nur wieder Vertrauen! gieb’ mir nur wieder Deine Hand! Dann werd’ -ich Dir etwas sein können -- stoß mich nur nicht von Dir ........ - -+Wilhelm+: Gieb’ mich frei! -- zum ersten Mal liebst Du! -- Du liebst -eine Illusion. Ich habe mich weggeworfen, wieder und wieder. Ich habe -Dein Geschlecht in Andern geschändet. -- Ich bin ein Verworfener. -- - -+Ida+ _(jauchzend und weinend ihn umhalsend)_: Du bist +mein+! Du bist -+mein+! - -+Wilhelm+: Ich bin Deiner nicht werth! - -+Ida+: O sage das nicht! vor Dir bin ich klein, ach, wie klein! wie -eine kleine, kleine Motte bin ich nur. Wilhelm, ich bin nichts ohne -Dich! ich bin Alles durch Dich -- zieh’ Deine Hand -- nicht -- von mir --- armseligen -- Geschöpfe! - -+Wilhelm+: Ida!!! -- ich Dir? Ida ich? ... _(umarmen und küssen sich -unter Lachen und Weinen.)_ Ich soll meine Hand nicht von Dir ziehen? -- -Ja -- was -- sagst Du denn da -- was sagst Du -- denn nur -- da -- Du --- böse ..... - -+Ida+: Nun -- versprichst Du -- mir -- nun ... - -+Wilhelm+: Ich schwöre Dir -- jetzt .... _(ein markdurchdringender -Aufschrei aus dem Nebenzimmer schneidet die Rede ab. Betroffen und -entsetzt starren Ida und Wilhelm einander in die Augen)_. - -+Stimme der Frau Scholz+: Mein Mann -- stirbt ja! -- mein -- guter, -lieber Mann -- stirbt ja doch -- mein Mann .... _(lautes Weinen)_. - -+Wilhelm+: Gott! -- mein Gott -- was? -- Vater!!! Vater!!! _(will sich -in’s Nebenzimmer stürzen; halbwegs kommt Ida ihm zuvor.)_ - -+Ida+: Wilhelm! -- komm’ zu Dir selbst! -- und -- geh’ nicht -- ohne -mich! - -_(+Friebe+ kommt von Schluchzen geschüttelt aus dem Nebenzimmer und -verschwindet in der Küche.)_ - -+Auguste+ _(folgt Friebe auf dem Fuße. Vor Wilhelm stehen bleibend, -stößt sie mühsam hervor)_: Wer -- trägt nun -- die Schuld? -- wer? wer ---? -- _(Sie bricht am Tisch zusammen, ein dumpfes und hohles Stöhnen -entringt sich ihrer Brust. Das laute Weinen der Frau Scholz ist noch -immer hörbar.)_ - -+Wilhelm+ _(will ausbrechen)_: Auguste! - -+Ida+ _(an Wilhelm’s Brust beschwichtigend, mit bebenden Lauten)_: -Wilhelm, -- ich glaube -- Dein Vater -- ist nicht mehr. - -_(Wilhelm will auf’s Neue ausbrechen, wird abermals durch Ida -beschwichtigt, kämpft seinen Schmerz nieder, sucht und findet Ida’s -Hand, die er krampfhaft in seiner drückt, und geht Hand in Hand mit dem -Mädchen aufrecht und gefaßt auf das Nebengemach zu.)_ - -[Illustration] - - -Druck von +A. Klarbaum+, Berlin ~S.O.~ - -*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DAS FRIEDENSFEST *** - -Updated editions will replace the previous one--the old editions will -be renamed. - -Creating the works from print editions not protected by U.S. copyright -law means that no one owns a United States copyright in these works, -so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the -United States without permission and without paying copyright -royalties. 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Redistribution is subject to the trademark -license, especially commercial redistribution. - -START: FULL LICENSE - -THE FULL PROJECT GUTENBERG LICENSE -PLEASE READ THIS BEFORE YOU DISTRIBUTE OR USE THIS WORK - -To protect the Project Gutenberg-tm mission of promoting the free -distribution of electronic works, by using or distributing this work -(or any other work associated in any way with the phrase "Project -Gutenberg"), you agree to comply with all the terms of the Full -Project Gutenberg-tm License available with this file or online at -www.gutenberg.org/license. - -Section 1. General Terms of Use and Redistributing Project -Gutenberg-tm electronic works - -1.A. By reading or using any part of this Project Gutenberg-tm -electronic work, you indicate that you have read, understand, agree to -and accept all the terms of this license and intellectual property -(trademark/copyright) agreement. 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Hart was the originator of the Project -Gutenberg-tm concept of a library of electronic works that could be -freely shared with anyone. For forty years, he produced and -distributed Project Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of -volunteer support. - -Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed -editions, all of which are confirmed as not protected by copyright in -the U.S. unless a copyright notice is included. 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You may copy it, give it away or re-use it under the terms -of the Project Gutenberg License included with this eBook or online -at <a href="https://www.gutenberg.org">www.gutenberg.org</a>. If you -are not located in the United States, you will have to check the laws of the -country where you are located before using this eBook. -</div> -</div> - -<p style='display:block; margin-top:1em; margin-bottom:1em; margin-left:2em; text-indent:-2em'>Title: <span lang='de' xml:lang='de'>Das Friedensfest</span></p> -<p style='display:block; margin-top:1em; margin-bottom:0; margin-left:2em; text-indent:-2em'>Author: Gerhart Hauptmann</p> -<p style='display:block; text-indent:0; margin:1em 0'>Release Date: December 11, 2022 [eBook #69523]</p> -<p style='display:block; text-indent:0; margin:1em 0'>Language: German</p> - <p style='display:block; margin-top:1em; margin-bottom:0; margin-left:2em; text-indent:-2em; text-align:left'>Produced by: Peter Becker, Reiner Ruf, and the Online Distributed Proofreading Team at https://www.pgdp.net (This file was produced from images generously made available by The Internet Archive)</p> -<div style='margin-top:2em; margin-bottom:4em'>*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK <span lang='de' xml:lang='de'>DAS FRIEDENSFEST</span> ***</div> - -<div class="transnote mbot3"> - -<p class="s3 center"><b>Anmerkungen zur Transkription</b></p> - -<p class="p0">Der vorliegende Text wurde anhand der Buchausgabe von -1894 so weit wie möglich originalgetreu wiedergegeben. Typographische -Fehler wurden stillschweigend korrigiert. Ungewöhnliche und heute -nicht mehr verwendete Schreibweisen bleiben gegenüber dem Original -unverändert; fremdsprachliche Ausdrücke wurden nicht korrigiert.</p> - -<p class="p0">Der Ausdruck ‚et cetera‘ wird im ursprünglichen Text mit -Hilfe der Tironischen Note ‚Et‘ dargestellt. Da diese Note in vielen -Zeichensätzen nicht enthalten ist, wird in der vorliegenden Fassung die -im Deutschen gebräuchliche Abkürzung ‚etc.‘ verwendet.</p> - -<p class="p0">Die gedruckte Ausgabe ist in Frakturschrift gesetzt. -Passagen in <span class="antiqua">Antiquaschrift</span> werden hier -kursiv dargestellt. <span class="nohtml">Abhängig von der im -jeweiligen Lesegerät installierten Schriftart können die im Original -<em class="gesperrt">gesperrt</em> gedruckten Passagen gesperrt, in -serifenloser Schrift, oder aber sowohl serifenlos als auch gesperrt -erscheinen.</span></p> - -</div> - -<p class="s2 center padtop3 break-before">Das Friedensfest.</p> - -<p class="s2 center">❦</p> - -<div class="schmal break-before"> - -<hr class="full x-ebookmaker-drop"> - -<p class="center">Von <b>Gerhart Hauptmann</b> erschienen im gleichen Verlage:</p> - -<p class="s3 center"><b>Vor Sonnenaufgang.</b></p> - -<p class="center">Soziales Drama.<br> -<span class="s5">6. Auflage.</span></p> - -<p class="s3 center mtop1"><b>Einsame Menschen.</b></p> - -<p class="center">Drama.<br> -<span class="s5">3. Auflage.</span></p> - -<p class="s3 center mtop1"><b>Die Weber.</b></p> - -<p class="center">Schauspiel aus den vierziger Jahren.<br> -<span class="s5">6. Auflage.</span></p> - -<p class="s3 center mtop1"><b>College Crampton.</b></p> - -<p class="center">Comödie.<br> -<span class="s5">2. Auflage.</span></p> - -<p class="s3 center mtop1"><b>Der Biberpelz.</b><br> - -<p class="center"><em class="gesperrt">Eine Diebscomödie.</em><br> -<span class="s5">2. Auflage.</span><br> -Jeder Band eleg. geh. Mark 2.—<br> -<span class="mleft1"> „</span><span class="mleft1"> „</span> eleg. -geb.   „<span class="mleft1"> 3.—</span></p> - -<p class="s3 center mtop1"><b>Der Apostel.</b> — <b>Bahnwärter Thiel.</b></p> - -<p class="center">Novellistische Studien.<br> -<span class="s5">Geheftet Mark 1,50, gebunden Mark 2,50.</span></p> - -<p class="s2 center mtop1"><b>Hannele.</b></p> - -<p class="s4 center"><em class="gesperrt">Eine Traumdichtung.</em><br> -<span class="s5">Reich illustrirt.</span><br> -<span class="s5">Geheftet Mark 5.—, in Prachtband gebunden Mark 7.50.</span></p> - -<hr class="full x-ebookmaker-drop"> - -</div> - -<div class="titelei"> - -<p class="s1 center break-before mtop3">GERHART HAUPTMANN.</p> - -<div class="figcenter illowe10" id="title_deko1"> - <img class="w100" src="images/title_deko1.png" alt="Dekoration"> -</div> - -<h1><span class="s6">Das</span><br> -<b>Friedensfest.</b></h1> - -<p class="s4 center"><b>Eine Familienkatastrophe.</b></p> - -<p class="s4 center">Bühnendichtung.</p> - -<div class="rechts"> - -<p class="s5">Sie finden in keinem Trauerspiele Handlung, als wo der Liebhaber zu -Füßen fällt etc. . . .</p> - -<p class="s5">Es hat ihnen nie beifallen wollen, daß auch jeder innere Kampf von -Leidenschaften, jede Folge von verschiedenen Gedanken, wo eine die andere aufhebt, -eine Handlung sei; vielleicht weil sie viel zu mechanisch denken und fühlen, als daß -sie sich irgend einer Thätigkeit dabei bewußt wären. — Ernsthaft sie zu widerlegen, -wurde eine unnütze Mühe sein.</p> - -<p class="right"><span class="mright3_5"><em class="gesperrt">Lessing.</em></span><br> -Abhandlungen über die Fabel.</p> - -</div> - -<div class="figcenter illowe3" id="title_deko2"> - <img class="w100" src="images/title_deko2.png" alt="Dekoration"> -</div> - -<p class="center"><b>Berlin 1894.</b></p> - -<p class="center"><em class="gesperrt">S. Fischer, Verlag.</em></p> - -<p class="s3 center padtop3 break-before">Den Bühnen gegenüber Manuscript.</p> - -<div class="mleft3"> - -<p class="s4 mleft7 padtop3 break-before"><b>Dem Dichter</b></p> - -<p class="s2 mleft2"><b>Theodor Fontane</b></p> - -<p class="mleft14">ehrfurchtsvoll</p> - -<p class="mleft18">zugeeignet.</p> - -</div> - -<div class="chapter"> - -<h2 class="nobreak" id="Handelnde_Menschen">Handelnde Menschen.</h2> - -</div> - -<table class="d_p"> - <colgroup> - <col class="spalte_1"> - <col class="spalte_2"> - <col class="spalte_3"> - <col class="spalte_4"> - <col class="spalte_5"> - </colgroup> - <tr> - <td class="vat" colspan="3"> - <div class="left"><b><span class="antiqua">Dr. med.</span> Fritz Scholz,</b> - 68 Jahre alt.</div> - </td> - <td class="vam" rowspan="5"> - <div class="center"><img class="h6_5" src="images/klammer_r.png" - alt="geschweifte Klammer, rechts"></div> - </td> - <td class="s5 vam" rowspan="5"> - <div class="left">Soweit möglich, muß in den Masken eine Familienähnlichkeit - zum Ausdruck kommen.</div> - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat" colspan="3"> - <div class="left"><b>Minna Scholz,</b> dessen Ehefrau, 46 Jahre alt.</div> - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat nowrap"> - <div class="left"><b>Auguste,</b> 29 Jahre alt</div> - </td> - <td class="vam" rowspan="3"> - <div class="center"><img class="h3_5" src="images/klammer_r.png" - alt="geschweifte Klammer, rechts"></div> - </td> - <td class="vam" rowspan="3"> - <div class="center">deren Kinder.</div> - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat nowrap"> - <div class="left"><b>Robert,</b> 28 Jahre alt</div> - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat nowrap"> - <div class="left"><b>Wilhelm,</b> 26 Jahre alt</div> - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat" colspan="5"> - <div class="left"><b>Frau Marie Buchner,</b> 42 Jahre alt.</div> - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat" colspan="5"> - <div class="left"><b>Ida,</b> ihre Tochter, 20 Jahre alt.</div> - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat" colspan="5"> - <div class="left"><b>Friebe,</b> Hausknecht, 50 Jahre alt.</div> - </td> - </tr> -</table> - -<hr class="r10"> - -<p>Die Vorgänge dieser Dichtung spielen sich ab an einem Weihnachtsabend -der 80er Jahre in einem einsamen Landhaus auf dem Schützenhügel bei -Erkner. (Mark Brandenburg).</p> - -<div class="figcenter illowe10" id="dp_deko"> - <img class="w100" src="images/dp_deko.png" alt="Dekoration"> -</div> - -</div> - -<div class="chapter"> - -<h2 class="nobreak" id="Der_Schauplatz">Der Schauplatz</h2> - -</div> - -<p class="p0"><span class="smaller">aller drei Vorgänge ist eine hohe, geräumige Halle, weiß getüncht, -mit alterthümlichen Bildern, wie auch mit Geweihen und Thierköpfen -aller Art behangen. Ein Kronleuchter aus Hirschgeweihen in der Mitte -der Balkendecke angebracht, ist mit frischen Lichtern besteckt. -Mitten in der Hinterwand ein nach innen vorspringendes Gehäuse mit -Glasthür durch die man das schwere, geschnitzte Eichenportal des Hauses -erblicken kann. Oben auf dem Gehäuse befindet sich ausgestopft ein -balzender Auerhahn. Seitlich über dem Gehäuse rechts und links je ein -Fenster, befroren und zum Theil mit Schnee verweht.</span></p> - -<p><span class="smaller">Die Wand rechts weist einen offenen, thorartigen Bogen auf, der nach -der Treppe in die oberen Stockwerke führt. Von zwei niedrigen Thüren -derselben Wand führt die eine nach dem Keller, die andere zur Küche. -Die gegenüberliegende Wand hat ebenfalls zwei Thüren, welche beide -in ein und dasselbe Zimmer führen. Zwischen diesen Thüren eine alte -Standuhr, auf deren Dach ein ausgestopfter Kauz hockt. Die Möblirung -des Raumes besteht aus alten, schweren Eichenholztischen und Stühlen. -Parallel mit der Seitenwand, rechts vom Zuschauer eine weiß gedeckte -Tafel. Rechts im Vordergrund ein eisernes Oefchen mit längs der Wand -hingehender Rohrleitung. Alle Thüren sind bunt, die Thürfüllungen mit -primitiven Malereien, Papageien etc. darstellend versehen.</span></p> - -<div class="chapter"> - -<h2 class="nobreak" id="Erster_Vorgang">Erster Vorgang.</h2> - -</div> - -<p class="mbot2"><span class="smaller">Die Halle ist mit grünen Reisern ausgeschmückt. Auf den Steinfliesen -liegt ein Christbaum ohne Fuß. <em class="gesperrt">Friebe</em> zimmert auf der obersten -Kellerstufe einen Fuß zurecht. Einander gegenüberstehend zu beiden -Seiten der Tafel beschäftigen sich Frau <em class="gesperrt">Buchner</em> und Frau -<em class="gesperrt">Scholz</em> damit, bunte Wachslichte in den dazu gehörigen Tüllen -zu befestigen. Frau Buchner ist eine<span class="pagenum" id="Seite_2">[S. 2]</span> gesundaussehende, gut genährte, -freundlich blickende Person, einfach, solid und sehr adrett gekleidet. -Schlichte Haartracht. Ihre Bewegungen sind bestimmt, aber vollständig -ungezwungen. Ihr ganzes Wesen drückt eine ungewöhnliche Herzlichkeit -aus, die durchaus echt, auch wenn die Art, mit der sie sich kund -giebt, zuweilen den Eindruck der Ziererei macht. Ihre Sprache ist -geflissentlich rein, in Momenten des Affects deklamatorisch. Ein Hauch -der Zufriedenheit und des Wohlbehagens scheint von ihr auszugehen. -— Anders Frau Scholz: Sie ist eine über ihre Jahre hinaus gealterte -Person mit den beginnenden Gebrechen des Greisenalters. Ihre -Körperformen zeigen eine ungesunde Fettansammlung. Ihre Hautfarbe -ist weißlichgrau. Ihre Toilette ist weniger als schlicht. Ihr Haar -ist grau und nicht zusammengerafft; sie trägt eine Brille. Frau -Scholz ist schußrig in ihren Bewegungen, ruhelos, hat eine zumeist -weinerliche oder winsliche Sprechweise und erregt den Eindruck -andauernder Aufgeregtheit. Während Frau Buchner nur für andere zu -existiren scheint, hat Frau Scholz vollauf mit sich selbst zu thun. -— Auf der Tafel zwei fünfarmige, mit Lichtern besteckte Girandolen. -Weder der Kronleuchter noch die Girandolen sind angesteckt. Brennende -Petroleumlampe.</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Friebe</em> <span class="smaller">(führt mit dem Beil einen Schlag)</span>: Da jeht mer -ooch keen Schlag nich fehl.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: — ffff!!! Ich kann’s doch aber nich hören, -Friebe! wie oft hab’ ich Ihn’n schon . . . wie leicht kann Ih’n das Beil -abfahren. Auf Steinen hackt man nich Holz!</p> - -<p><em class="gesperrt">Friebe</em>: Da jarantir ick for. Wofor wär ick d’nn sonst zehn Jahre -Rejimenter jewesen?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Regimenter?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Er war Vorarbeiter in den königlichen Forsten.</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_3">[S. 3]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Friebe</em>: Keen — <span class="smaller">(er schlägt zu)</span> — Schlag da — ä! <span class="smaller">(er -schlägt)</span> komm ich for uff.</p> - -<p><span class="smaller">(Er steigt herauf, betrachtet, was er gemacht hat, bei der Lampe -und befestigt dann den Christbaum, so daß er aufrecht steht. Friebe -ist klein, bereits ein wenig gebeugt, obeinig und hat eine Glatze. -Sein kleines, bewegliches Affengesichtchen ist unrasirt. Kopfhaare und -Bartstoppeln spielen in’s Gelblichgraue. Er ist ein Allerweltsbastler. -Der Rock, welchen er trägt, ein Ding, das von Putzpulver, Oel, -Stiefelwichse, Staub etc. starrt, ist für einen doppelt so großen -Mann berechnet, deshalb die Aermel aufgekrempt, die Rockflügel -weit übereinander gelegt. Er trägt eine braune, verhältnißmäßig -saubre Hausknechtsschürze, unter welcher er von Zeit zu Zeit eine -Schnupftabacksdose hervorzieht, um mit Empfindung zu schnupfen. Der -Baum ist befestigt, Friebe hat ihn auf die Tafel gehoben, steht -davor und betrachtet ihn).</span> Een janzet — schönet — richtijet -— Tannenbäumken! <span class="smaller">(mit wegwerfender Ueberlegenheit zu den Frauen -hinüber)</span> ’t is woll jar keens, wat?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Als ehemaliger Forstmann müssen Sie ja das wohl -unterscheiden können.</p> - -<p><em class="gesperrt">Friebe</em>: Na jewiß doch, det wär ja noch verrückter! was de nu de -Fichte is . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em> <span class="smaller">(unterbricht ihn ungeduldig)</span>: Wir dürfen uns -beileibe nich aufhalten Friebe. Meine Tochter hat extra gesagt: Daß Du -mir Frieben schickst.</p> - -<p><em class="gesperrt">Friebe</em>: Na . . . . i! . . . . meinswejen doch <span class="smaller">(mit einer -wegwerfenden Handbewegung ab durch die Küchenthür.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: An dem habt Ihr wohl was?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: I warum nich gar! ’n ganz verdrehter Zwickel. -Wenn nich mei Mann . . . . na sehen Se, so war mei Mann; diese alte -Schnupftabacknase, die war nu für ihn, die mußt’ er den<span class="pagenum" id="Seite_4">[S. 4]</span> ganzen Tag um -sich haben, sonst war ihm nich wohl. Ein zu merkwürdiger Mann!</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em> <span class="smaller">(in Hast und Bestürzung von draußen herein. Innen -angelangt schlägt sie die Glasthür heftig in’s Schloß und stemmt sich -dagegen, wie um Jemand den Eintritt zu verwehren.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em> <span class="smaller">(auf’s heftigste erschrocken schnell nach -einander)</span>: O Gottogottogott!!!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: — Ja — was . . .?</p> - -<p><span class="smaller">(Auguste ist lang aufgeschossen und <em class="gesperrt">auffallend</em> mager, ihre -Toilette ist hochmodern und geschmacklos. Pelzjacke, Pelzbarrett, -Muff. Gesicht und Füße sind lang; das Gesicht scharf mit schmalen -Lippen, die fest aufeinander passen und Zügen der Verbitterung. Sie -trägt eine Lorgnette. Mit der Aufgeregtheit der Mutter verbindet sie -ein pathologisch offensives Wesen. Diese Gestalt muß gleichsam eine -Atmosphäre von Unzufriedenheit, Mißbehagen und Trostlosigkeit um sich -verbreiten.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: Draußen . . . . meiner Seele . . . . es ist Jemand hinter mir -hergekommen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em> <span class="smaller">(die Uhr ziehend)</span>: Wilhelm vielleicht schon -— nein, <em class="gesperrt">doch</em> nicht. Der Zug kann noch nicht da sein, <span class="smaller">(zu -Auguste)</span> warten Sie doch mal! <span class="smaller">(sie greift nach der Thürklinke, -um sie zu öffnen).</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: Nich doch, nich doch!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Sie sind nervööös, liebes Kind, <span class="smaller">(sie geht durch -die Glasthür und öffnet das Außenportal. Ein wenig zaghaft)</span> Ist -Jemand hier? — <span class="smaller">(resolut)</span> Ist Jemand hier? <span class="smaller">(Pause, keine -Antwort.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em> <span class="smaller">(erbost)</span>: Großartig wirklich — Ich dächte ma -hätte gerade genug Aufregung. Man kann ja den Tod davon haben. Was Du -och immer hast.</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: Haben! haben! <span class="smaller">(batzig)</span> was ich nur immer haben -soll?!</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_5">[S. 5]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Du bist ja recht liebenswürdig zu deiner Mutter!</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: Ach, meinswegen! — soll man sich etwa nicht fürchten, -wenn man . . . . im Stockfinstern — mutterseelenallein . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em> <span class="smaller">(die Hände von rückwärts um ihre Taille legend, -begütigend)</span>: Hitzkopf, Hitzkopf! — wer wird denn immer gleich soo -sein?! — Kommen Sie <span class="smaller">(ist ihr beim Ablegen behülflich)</span> so — -sehen Sie!?</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: Ach Frau Buchner, ’s is’ auch wahr!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Hört mal, Herrschaften! vier lange Tage sind wir -nun schon bei Euch. Ich dächte . . . . wollt Ihr mich nicht Du nennen? — -ja?! — schön! also . . . . <span class="smaller">(umarmt und küßt Auguste, desgleichen Frau -Scholz).</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em> <span class="smaller">(bevor sie die Umarmung entgegennimmt)</span>: Wart -nur wart, ich habe Wachshände.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em> <span class="smaller">(zu Auguste, welche an das Oefchen getreten ist, -um sich zu wärmen)</span>: Gelt, jetzt ist Dir schon gemüthlicher? — war -die Bescheerung hübsch?</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: Na, ich geh jedenfalls nicht mehr hin. Schlechte Luft, -eine Hitze zum Umkommen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Hat der Herr Pastor schön gesprochen?</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: So viel steht fest: wenn ich arm wäre, ich hätte auf -die Rede des Großmann hin . . . . wahrhaftig den ganzen Bettel hätte ich -ihnen vor die Füße geschmissen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Es ist aber doch ein großer Segen für die armen -Leute.</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_6">[S. 6]</span></p> - -<p><span class="smaller">(Man hört hinter der Scene durch eine helle, schöne Frauenstimme -gesungen:)</span></p> - -<div class="poetry-container"> -<div class="poetry"> - <div class="stanza"> - <div class="verse indent0"><a id="FNAnker_1" href="#Fussnote_1" class="fnanchor">[1]</a> „Wenn im Haag der Lindenbaum</div> - <div class="verse indent0">Wieder blüht,</div> - <div class="verse indent0">Huscht der alte Frühlingstraum</div> - <div class="verse indent0">Durch mein treu Gemüth.“</div> - </div> -</div> -</div> - -<div class="footnotes"> - -<div class="footnote"> - -<p><a id="Fussnote_1" href="#FNAnker_1" class="label">[1]</a> Herzenstestament. Komponirt von <em class="gesperrt">Max Marschalk</em>.</p> - -</div> - -</div> - -<p><span class="smaller">(Ida tritt ein von der Treppe her. Sie ist zwanzig Jahre alt und -trägt ein schlichtes, schwarzes Wollkleid. Sie hat eine schöne, volle -Gestalt, sehr kleinen Kopf und trägt das lange, gelbe Haar bei ihrem -ersten Auftreten offen. In ihrem Wesen liegt etwas Stillvergnügtes, -eine verschleierte Heiterkeit und Glückszuversicht; demgemäß ist der -Ausdruck ihres klugen Gesichts meist heiter, geht aber auch mitunter -plötzlich in einen milden Ernst über oder zeigt spontan tiefes -Versonnensein.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(ein Handtuch um die Schultern gelegt, einige Cartons auf -dem Arm)</span>: Es kam doch Jemand?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Auguste hat uns ’n schönen Schreck eingejagt.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(rückwärts nach der Treppe deutend)</span>: Da oben ist’s -auch recht ungemüthlich; <span class="smaller">(lachend)</span> ich hab gemacht, daß ich -runter kam.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Aber Kindel! über Dir wohnt ja jetzt noch Robert.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(stellt die Cartons auf den Tisch; öffnet sie und -entnimmt ihnen einige Gegenstände)</span>: Wenn auch! der ganze Stock ist -doch immer <em class="gesperrt">leer</em>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Dein Haar müßte doch nun bald trocken sein, höre?</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(den Kopf anmuthig wendend und zurückwerfend)</span>: Fühl -mal!</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_7">[S. 7]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em> <span class="smaller">(thut es)</span>: O bewahre! — du hätt’st zeitiger -baden sollen, Kind.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Was die alte Mähne doch für Mühe macht, eine ganze halbe -Stunde hab ich am Ofen gehockt. <span class="smaller">(sie hat einem der Cartons eine -gelbseidne Börse entnommen, die sie Augusten hinhält.)</span> Die Farbe -ist nett, wie? ’S is ja nur so ein kleines Späßchen. Hat er schon -manchmal Börsen gehabt?</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em> <span class="smaller">(über ihr Peluchejaquet hinweg, an dem sie -herumreinigt, achselzuckend)</span>: Weiß nicht <span class="smaller">(sie bringt ihre -kurzsichtigen Augen prüfend in nächste Nähe der Börse)</span>. Bischen -sehr locker im Muster <span class="smaller">(sogleich wieder in ihre vorige Arbeit -vertieft)</span>. Der Peluche ist hin.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(ein Kistchen Cigarren aufbauend)</span>: Ich freu mich -recht! — daß Ihr nur nie einen Baum geputzt habt —?</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: Wenn man’s recht bedenkt: eigentlich ist das doch auch -nichts für Erwachsene.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Nie! da hätt ich ihm nur kommen sollen, mei Mann -hätt mich schöne gestenzt. Bei meinen seligen Eltern . . . . ja wenn -ich denke . . . . was war das für ein scheeenes Familienleben! Kein -Weihnachten ohne Baum <span class="smaller">(gleichsam Gang und Maniren des Vaters -copirend)</span>, wenn der Vater so am Abend aus dem Bureau kam und die -<em class="gesperrt">schööö</em>nen Lehmannschen Pfefferkuchen mitbrachte! <span class="smaller">(sie bringt -Daumen und Zeigefinger, als ob sie ein Stückchen dieses superben -Kuchens damit hielte, in die Nähe des Mundes)</span>, ach ja, das sind -vergangene Zeiten! <em class="gesperrt">Mei</em> Mann, — der aß nich mal Mittags mit uns -zusammen. Er wohnte oben, wir<span class="pagenum" id="Seite_8">[S. 8]</span> unten; der reine Einsiedler. Wollte man -was von ihm, dann mußte man sich weeß Gott hinter Frieben stecken.</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em> <span class="smaller">(am Ofen, wo sie anlegt)</span>: Ach, red doch nicht -immer so!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Heiz Du lieber nich so unsinnig.</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: Ja, soll’s denn nicht warm werden?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Die ganze Hitze fliegt ja heut zum Schornstein -’naus.</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em> <span class="smaller">(unschlüssig, erbost)</span>: Ja, soll denn nu nicht -angelegt werden?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Laß mich zufrieden!</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em> <span class="smaller">(wirft die Kohlenschaufel geräuschvoll in den -Kasten)</span>: Na, dann nicht! <span class="smaller">(wüthend links ab).</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Ach, Gustchen, bleibt da! <span class="smaller">(zu Fr. Scholz)</span> paß auf, -ich werd’ sie schon wieder fidel machen <span class="smaller">(ihr nach, ab.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em> <span class="smaller">(resignirt)</span>: So sind meine Kinder alle! — -nein, so ein Mädel wirklich! — und kein Halten. Bald möcht’ se das, -bald jen’s. — Da fällt’s ihr uffemal ein . . . . da muß se lernen. Dann -steckt se oben und red wochenlang ke Wort — dann kommt se sich wieder -mal ganz überflüssig vor. — Ach Du mein Gott ja, Du bist zu beneiden! -So’n liebes Dingelchen wie <em class="gesperrt">Deine</em> Tochter is . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Aber <em class="gesperrt">Gustchen</em> doch <em class="gesperrt">auch</em>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: So allerliebst, wie sie Clavier spielt, und diese -reizende Stimme! wie gern <em class="gesperrt">ich</em> so ein paar <em class="gesperrt">Töne</em> höre! . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Warum spielst Du denn garnicht?</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_9">[S. 9]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: I! da käm ich scheen an, da wäre mein bischen Ruhe -vollends hin. Auguste ist ja <em class="gesperrt">so</em> nervös . . . .! gerade wie ihr -Vater, den konnte man auch jagen mit dem Clavierspiel.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Deinen <em class="gesperrt">Wilhelm</em> solltest Du jetzt spielen -hören; <em class="gesperrt">der</em> hat sich vervollkommnet! — was wäre denn Ida ohne -<em class="gesperrt">ihn</em>? von <em class="gesperrt">ihm hat</em> sie ja doch alles gelernt, was sie kann.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Ach ja, Du sagtest’s ja schon. Talentvoll ist er; -davon is nicht die Rede. Es war ’ne Lust, ihn zu unterrichten.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Ach und er denkt mit solcher Rührung an die Zeit -zurück, wo sein Muttelchen ihm die Anfangsgründe beibrachte.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: So?! mein Gott ja, schöne Zeiten waren das ja auch. -— . . . Damals dacht ich: — . . . Alles kommt anders . . . . — es regt mich -doch sehr auf.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Es regt Dich . . . . was?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Nu, daß er kommt; wie sieht er denn jetzt -eigentlich so aus?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Gut — dick — gesund — Du wirst Dich freuen über -Deinen Sohn.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Ich muß mich wirklich wundern, daß der Junge -kommt. Mei Herz hat mir manchmal richtig weh gethan; und was ich blos -für Papier verschrieben hab’. Nich mal geantwortet hat er seiner -alten Mutter. Wie hast Du ihn nur dazu gebracht? das kann ich nich -<em class="gesperrt">begreifen</em>, das <em class="gesperrt">kann</em> ich nich begreifen.</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_10">[S. 10]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Ich? o nein, Ida hat das über ihn vermocht.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Robert kümmert sich ja auch nicht viel um uns, aber -er kommt doch wenigstens alle Jahr einmal um die Weihnachtszeit ein -paar Tage. Das lobt man sich doch! aber Wilhelm . . . . sechs volle Jahre -ist er nich hiergewesen: er und mein Mann sechs volle Jahre! Kommt sie -denn mit ihm aus?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Ida? sehr gut, in jeder Hinsicht.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Das ist aber doch zu wunderlich Du kannst Dir -nämlich nich denken, <em class="gesperrt">wie</em> verschlossen der Junge immer war, ganz -wie der Vater. Keinen Spielkameraden, keinen Schulfreund, kein Nichts -hatte er.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Ja, ja, so war er anfänglich auch uns gegenüber. -— Er wollte durchaus nicht anders als zu den Clavierstunden unser Haus -betreten.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Na und dann is er doch gekommen?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Das heißt . . . . ja. Er sagte; wir sollten ihn nur -vorläufig in Ruhe lassen, und wenn er so weit wäre, dann würde er schon -selbst kommen. Wir waren so vernünftig, ihm seinen Willen zu lassen, -und richtig, nachdem wir ein halbes Jahr gewartet — eigentlich schon -<em class="gesperrt">nicht mehr</em> gewartet — kam er. Von da ab Tag für Tag. Da ist es -denn nach und nach so ganz anders geworden.</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_11">[S. 11]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Ihr müßt hexen können. Die Verlobung <em class="gesperrt">allein</em> -schon ist ja ein ganz unbegreifliches Wunder für sich.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Mit Künstlern muß man umzugehen wissen. Ich hab’s -gelernt, — mein seliger Mann war auch einer.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Und — die — Geschichte mit — Vater? — hat er -Euch auch in — diese Geschichte eingeweiht?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: N—ein liebe Freundin. — Siehst Du, das ist der -allereinzigste Punkt, das ist . . . . In diesem Punkt hat er sich noch -nicht überwinden können. Es läge ja nichts daran, aber Du kannst mir -glauben, er leidet an der Erinnerung furchtbar. Bis auf den heutigen -Tag leidet er. Nicht am wenigsten freilich dadurch, daß er die Sache -geheim hält. Jedenfalls muß er darüber hinweg kommen, auch über diese -Sache.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: I’ Gott bewahre — nee, nee, nee, Alles was recht -is. Ehre Vater und Mutter: die Hand, die sich gegen den eigenen -Vater erhebt . . . . aus dem Grabe wachsen solche Hände. Wir haben uns -gezankt, ja doch! wir haben beide Fehler mei Mann und ich; aber das -sind <em class="gesperrt">unsre</em> Sachen. Kein Mensch hat sich da ’neinzumischen, am -wenigsten der eigne Sohn. — Und wer hat die Sache ausbaden müssen? -natürlich ich. So ’ne alte Frau die hat ’n breiten Puckel. Mei Mann -ging aus dem Hause, noch am selbigen Tage, und eine halbe Stunde -später auch Wilhelm. Da half kein<span class="pagenum" id="Seite_12">[S. 12]</span> reden. Erst dachte ich, sie würden -wiederkommen, aber wer nicht kam, das waren sie. Und Wilhelm allein, -kein andrer Mensch is Schuld d’ran, kein andrer Mensch.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Wilhelm mag eine schwere Schuld haben, davon bin -ich überzeugt, aber sieh mal, wenn man Jahre lang gebüßt hat und -— — —</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Ne, ne! i Gott! wo denkst Du hin?! darüber kann -man nich so leicht hinweggehen. Das wäre noch schöner! es ist ja sehr -schön von Dir, daß Du Dich des Jungen so angenommen hast, — es ist ja -auch sehr hübsch, daß er kommt, ja warum denn nicht? Aber im Grunde, -was nützt das alles? so leicht sind die Klüfte nicht auszufüllen. -— Ja, ja, es sind Klüfte, — richtige — tiefe Klüfte zwischen uns -Familiengliedern.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Ich glaube doch, daß wir Menschen mit dem festen, -ehrlichen Willen . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Der Wille, der Wille! geh mer nur damit! das kenn -ich besser. Da mag man wollen und wollen und hundertmal wollen, und -Alles bleibt doch beim Alten. Ne, ne! das ist ’n ganz andrer Schlag -Deine Tochter: die is so, und Wilhelm is so, und beide bleiben, wie sie -sind. Viel zu gutte Sorte für Einen von uns, viel, viel zu gutt. — -Gott ja der Wille der Wille! — ja ja Alles gutter Wille — Dein Wille -ist sehr gutt, aber ob Du damit was erreichen wirst —? ich glaube -nicht.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Aber ich hoffe es um so fester.</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_13">[S. 13]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Kann ja alles sein. Ich will ja nichts verderben. -Im Grunde freue ich mich ja auch von ganzem Herzen auf den Jungen, nur -regt es mich sehr, sehr auf und paß auf: Du stellst es Dir viel zu -leicht vor.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(links hereinkommend zu Fr. Scholz, zuthunlich)</span>: -Schwiegermütterchen, sie vergoldet Nüsse.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Es wird Zeit Idchen! Du mußt Dich hübsch machen. -Er kann jetzt jeden Augenblick hier sein.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(erschrocken)</span>: Soo? schon?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Ach macht ok keene Geschichten! für den Jungen is -sie viel zu schön.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Ich hab Dir das Blaue zurechtgelegt <span class="smaller">(Ida’n -nachrufend)</span> und steck die Broche an, hörst Du! <span class="smaller">(Ida ab)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em> <span class="smaller">(fortfahrend zu Fr. Scholz)</span>: Auf Schmuck -giebt sie garnichts.</p> - -<p><span class="smaller">(Das Außenportal des Hauses geht.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Wart . . . . wer? . . . . <span class="smaller">(zu Fr. Buchner)</span> thu mer -den Gefallen Du . . . . ich kann ihn jetzt noch nicht sehen, ich . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em> <span class="smaller">(an der Treppenthür hinaufrufend)</span>: Ida! Dein -Wilhelm kommt.</p> - -<p><span class="smaller">(<span class="antiqua">Dr.</span> Scholz tritt ein durch die Glasthür.)</span></p> - -<p><span class="smaller"><span class="antiqua">Dr.</span> Scholz ist ungewöhnlich groß, breitschultrig, stark -aufgeschwemmt. Gesicht fett, Teint grau und unrein, die Augen -zeitweilig wie erstorben, zuweilen lackartig glänzend, vagirender, -Blick. Er hat einen grauen und struppigen Backenbart. Seine Bewegungen -sind schwerfällig und zitterig. Er spricht unterbrochen<span class="pagenum" id="Seite_14">[S. 14]</span> von keuchenden -Athemzügen, als ob er Mehl im Munde hätte und stolpert über Silben.</span></p> - -<p><span class="smaller">Er ist ohne Sorgfalt gekleidet: ehemals braune, verschossene -Sammetweste Rock und Beinkleider von indifferenter Färbung. Mütze -mit großem Schild, steingrau, absonderlich in der Form. Rohseidnes -Halstuch. Wäsche zerknittert. Zum Schnäuzen verwendet der Doctor ein -großes, türkisches Taschentuch. Er führt bei seinem Eintritt ein -spanisches Rohr mit Hirschhornkrücke in der Rechten, hat einen großen -Militär-Reisehavelock umgehängt und trägt einen Pelzfußsack über den -linken Arm.</span></p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em>: <span class="antiqua">Servus! servus!</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em> <span class="smaller">(den Doctor wie eine überirdische Erscheinung -anstarrend)</span>: Fritz! — —</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em>: Ja wie Du sehen kannst.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em> <span class="smaller">(mit einem Schrei ihren Mann umhalsend)</span>: -Fritz!!! — — —</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em> <span class="smaller">(öffnet die Thür links, fährt zugleich zurück)</span>: -Der Vater!</p> - -<p><span class="smaller">(Fr. Buchner mit starrem Ausdruck rückwärts schreitend, ab durch -linke Seitenthür.)</span></p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em>: Ich bin’s, wie Du siehst. Vor allem, Du: ist -Friebe da?</p> - -<p><em class="gesperrt">Friebe</em> <span class="smaller">(guckt durch die Küchenthür, erschrickt, kommt -vollends hervor)</span>: Herr Doctor!! <span class="smaller">(er stürzt auf ihn zu, faßt und -küßt seine beide Hände)</span> nu bitt’ ick eenen Menschen! Jott soll -mir’n Thaler schenken!</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em>: Pssst! — sehen Sie mal nach — schließen -Sie die Hausthür fest <span class="smaller">(Friebe nickt und vollführt den Befehl mit -freudigem Eifer.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em> <span class="smaller">(vor Staunen außer sich)</span>: Aber sag mer nur -Fritz! sag mer nur . . . . die Gedanken<span class="pagenum" id="Seite_15">[S. 15]</span> fliegen mer davon, <span class="smaller">(ihn -weinend umhalsend)</span> ach Fritz! was hast Du mir für Kummer gemacht in -der langen Zeit!</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em> <span class="smaller">(seine Frau sanft zurückdrängend)</span>: Ach, -Du . . . . mein Leben ist auch . . . . wir wollen uns doch lieber nicht von -Anfang an mit Vorwürfen . . . . Du bist doch immer die alte wehleidige -Seele, <span class="smaller">(mit gelinder Bitterkeit)</span> übrigens würde ich Dich sicher -nicht belästigt haben, wenn nicht . . . . <span class="smaller">(Friebe nimmt ihm Mantel, -Fußsack etc. ab.)</span> Es giebt Lebenslagen, liebe Minna . . . . wenn man -wie ich einflußreiche Gegner hat.</p> - -<p><span class="smaller">(Friebe ab durch den Treppenausgang, mit den Sachen des Doctor.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em> <span class="smaller">(gutmüthig schmollend)</span>: Es hat Dich doch -Niemand geheißen Fritz! Du hatt’st doch hier ’n sichres, warmes -Zuhause. So schön hätt’st Du leben können!</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em>: Sei nicht böse, aber: daß verstehst Du nicht!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Na ja; ich bin ja nur ’ne einfache Person, das mag -ja möglich sein, aber Du warst ja wirklich auf Niemand angewiesen, es -war doch garnicht nöthig, daß Du . . . .</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em>: Pssst, es war sehr nöthig <span class="smaller">(halbwegs -geheimnißvoll)</span> auf Schuld folgt Sühne, auf Sünde folgt Strafe.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Na ja — freilich Fritz — es hat wirklich auch -viel an Dir mitgelegen <span class="smaller">(sie wirft von jetzt ab bis zum Schluß -des Gesprächs fortwährend ängstliche Blicke nach der Hausthür, als -befürchte sie jeden Augenblick<span class="pagenum" id="Seite_16">[S. 16]</span> die Ankunft Wilhelms)</span>, wir hätten -doch so ruhig — so zufrieden . . . . wenn Du nur gewollt hätt’st.</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em>: <em class="gesperrt">Alles</em> hat an mir gelegen, ganz und gar -<em class="gesperrt">Alles</em>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Da bist Du nu auch wieder ungerecht.</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em>: I! ich will ja auch nicht bestreiten: viel -Gemeinheit hat sich verbunden gegen mich; das ist ja bekannt: — zum -Beispiel denke Dir: in den Hotels — die Kellner — keine Nacht konnte -ich durchschlafen, hin und her, hin und her auf den Corridoren und -gerade immer vor <em class="gesperrt">meiner</em> Thür.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Aber sie werden Dich doch am Ende nicht -<em class="gesperrt">absichtlich</em> gestört haben.</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em>: Nicht? — Du, hör mal, das verstehst Du nicht!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Na es kann ja sein; die Kellner sind ja mitunter -niederträchtig.</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em>: Niederträchtig! ja wohl, niederträchtig! — -übrigens wir können ja später darüber reden. Ich habe etwas Kopfschmerz -<span class="smaller">(faßt nach dem Hinterkopf)</span> da! Auch so eine Infamie! ich weiß -ganz gut, wem ich das zu verdanken habe . . . . ich will mich nur noch -vergewissern, ob ich sie durch einen gesunden Schlaf vertreibe. Ich bin -<em class="gesperrt">sehr</em> müde.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Aber oben ist nicht geheizt! Fritz.</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em>: Denk Dir mal an, in einer Tour von Wien. -Nicht geheizt? macht nichts: Friebe besorgt das schon. — Sag mal, -wie steht’s mit<span class="pagenum" id="Seite_17">[S. 17]</span> Friebe? — was ich fragen wollte? ist er noch so -zuverlässig?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Friebe is, wie er immer war.</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em>: Das dacht ich mir doch! — auf Wiedersehen! -<span class="smaller">(nachdem er seiner Frau die Hand gedrückt, wendet er sich mit tief -nachdenklichem Ausdruck und schreitet auf den Treppenausgang zu. Den -Tannenbaum bemerkend, bleibt er stehen und starrt ihn verloren an.)</span> -Was heißt denn das?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: <span class="smaller">(zwischen Furcht, Beschämung und Rührung)</span>: -Wir feiern Weihnachten!</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em>: Feiern? — — <span class="smaller">(nach einer langen Pause, in -Erinnerung verloren)</span> das — ist — lange — her! <span class="smaller">(sich wendend -mit echter Empfindung redend)</span> Du bist <em class="gesperrt">auch</em> weiß geworden.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Ja Fritz, — wir beide . . . .</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em> <span class="smaller">(nickt, wendet sich weg. Ab durch den -Treppenausgang)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em> <span class="smaller">(hastig von links)</span>: Also Dein Mann ist -wieder da?!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Daß is wie so . . . . wie wenn . . . . ich weeß nich! -Jesus, was soll ich nur davon denken?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Daß es eine Schickung ist, liebe Freundin! für die -wir alle dankbar sein müssen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Ach, der sieht aus! — <em class="gesperrt">der</em> hat gelebt! So -ein Leben, wie der geführt haben mag: von einem Land in’s andre, von -einer Stadt . . . . ach! der hat eingelegt!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em> <span class="smaller">(will die Treppe hinauf)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em> <span class="smaller">(erschreckt)</span>: Wo denn hin?</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_18">[S. 18]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Ida von dem freudigen Ereigniß verständigen! -<span class="smaller">(ab durch den Treppenausgang)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: O Gott ja! ne ne, wo denkst Du hin! Das dürf’n -mer ’n nich merken lassen! Da kenn ich meinen Mann zu gutt! wenn der -rauskriegt, daß noch Jemand außer ihm oben wohnt . . . . da käm ich schön -an!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em> <span class="smaller">(schon auf der Treppe)</span>: Ich werd’ schon ganz -leise . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Nur ganz leise! das wär’ so was!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Ganz leise geh ich.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: O Gottogott! nur schon <em class="gesperrt">ja</em> ganz leise!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em> <span class="smaller">(außer Fassung)</span>: Na natürlich! was soll man -nu machen? und nu der Wilhelm noch. Todtenangst hab ich ausgestanden. -Wenn er nu mit Vater zusammengetroffen wäre? Jeden Augenblick konnte er -eintreten. Was werde ich alte Frau noch Alles erleben müssen!</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: Ein zu merkwürdiges Gefühl, Mama, zu merkwürdig! Man -hatte sich so daran gewöhnt. — Wie wenn ein Todter nach Jahren wieder -aufsteht. Ich hab Angst, Mama.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Am Ende ist er mit seinem Gelde alle geworden?</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: Na das wäre doch . . . .! meinswegen! das wäre noch das -letzte.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Na auf welche Weise wir dann blos auskommen sollten -. . . da könnten wir nur gleich betteln geh’n.</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_19">[S. 19]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(in Toilette von oben, freudig. Augusten die Hand -drückend, innig.)</span> Gustchen! also wirklich?! ach das freut mich. -<span class="smaller">(Frau Scholz und Auguste peinlich berührt).</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(aus einer der Thüren links. Er ist mittelgroß, -schmächtig, im Gesicht hager und blaß. Seine Augen liegen tief und -leuchten zuweilen krankhaft. Schnurr- und Kinnbart. Er raucht aus einer -Pfeife mit ganz kurzem Rohr türkischen Taback.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(leichthin)</span>: Es wird ungemüthlich bei Dir Mutter!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Nanu fängt der <em class="gesperrt">auch</em> noch an!</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: Meinswegen <span class="smaller">(verstohlen, scheele Blicke auf Idas -Toilette)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(zu Ida die ihn angeblickt hat)</span>: Ja, so bin ich -nun mal, Fräulein Ida!</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(schüttelt ungläubig den Kopf)</span>:. Nein — nein.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Wieso nicht? — Ich halte es nicht für der Mühe werth, -’n paar gleichgültige Gefühle zu heucheln. — Wirklich nicht!</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Nein — nein.</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em> <span class="smaller">(ausbrechend)</span>: Du bist empörend, Robert!</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Nicht mit Absicht. Empöre sich Niemand!</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: Meinswegen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Na item.</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: Item, item — Quatsch!</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(mit geheucheltem Erstaunen)</span>: Verzeih’, — ich -glaubte . . . . aber Du hältst ja nichts mehr auf äußere Reize.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(schlichtend)</span>: Ach Herr Robert . . . .</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_20">[S. 20]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Ja — soll ich mich denn nicht meiner Haut . . . .?</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em> <span class="smaller">(von Thränen halb erstickt)</span>: Ganz Du! — ganz -Du! Dein ganzes . . . . mein Alter . . . . geradezu perfid! — Frau Buchner! -das soll nicht gemein sein? — mir . . . . ich — die ich hier gesessen -hab . . . . bei der Mutter hier — die schönste . . . . schönste Zeit meines -. . . . Lebens verbracht, während Ihr . . . . ich . . . . geradezu wie eine -Dienstmagd . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Das klingt sehr echt, — in der That! — geh doch zur -Bühne! — <span class="smaller">(mit verändertem Ton, brutal)</span> mach keine schlechten -Scherze! hör mal: Du und der Märtyrernimbus, das wirkt einfach putzig. -Du bist eben wo anders noch weniger auf Deine Rechnung gekommen, als zu -Hause, das ist die Wahrheit!</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: Mutter! Du bist Zeuge: hab ich nicht drei Anträge -abgewiesen!</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Hui! Wenn Mutter nur mit dem nöthigen Gelde rausgerückt -hätte, dann hätten Dich die Herren gewiß mit in Kauf genommen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Geld? <span class="smaller">(auf Robert zutretend, ihm die Hand -hinhaltend)</span> da nimm ein Küchenmesser! — schneid mir’s raus! -schneid mir das Geld aus der Hand!</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: <em class="gesperrt">Sie mich?</em> willst Du die Absagebriefe sehen?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em> <span class="smaller">(unterbechend)</span>: Kinder! <span class="smaller">(sie macht eine -Bewegung, als ob sie ihre Brust für den Todesstoß entblößen wollte)</span> -da hier! — macht mich doch lieber<span class="pagenum" id="Seite_21">[S. 21]</span> gleich todt! habt ihr denn nich -<em class="gesperrt">so</em> viel Rücksicht für mich? nich <em class="gesperrt">so</em> viel? — wie . . . .? -großer Gott nich fünf Minuten . . . . ich weiß nich, was das blos für -Kinder . . . ., nich fünf Minuten halten sie Frieden.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Na ja freilich! ich sag ja schon: — es wird eben wieder -ungemüthlich.</p> - -<p><em class="gesperrt">Friebe</em> <span class="smaller">(geschäftig aus dem oberen Stockwerk. Er flüstert -Fr. Scholz etwas zu, worauf hin diese ihm einen Schlüssel einhändigt. -Friebe ab in den Keller)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(hat stillstehend den ganzen Vorgang beobachtet. Im -selben Augenblick, als Friebe in der Kellerthür verschwindet)</span>: Aha!</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em> <span class="smaller">(hat ihrerseits Robert im Auge behalten. Nun bricht -sie aus, entrüstet)</span>: Pietätlos bist Du — durch und durch.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Na item.</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: Aber Du spielst Komödie; Du lügst ganz erbärmlich, und -das ist das Widerwärtige daran!</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: In Hinsicht auf Vater meinst Du?!</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: Allerdings in Hinsicht auf Vater.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> — <span class="smaller">(achselzuckend)</span>: — Wenn Du meinst . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: Ja — das . . . . das . . . . ja — denn — wenn es anders -wäre, dann . . . . ja . . . . dann wärst Du ein Wicht.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em> <span class="smaller">(dazwischen redend)</span>: Wird denn das irgend -bald aufhören oder was . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(gleichmüthig)</span>: Dann <em class="gesperrt">bin</em> ich ein Wicht. -Nun, und?</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_22">[S. 22]</span></p> - -<p><span class="smaller">(Ida seit geraumer Zeit unruhig in Erwartung ab durch die -Glasthür.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: Pfui, schamlos!</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Schamlos, ganz recht, das bin ich.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Herr Robert! ich glaube Ihnen nicht . . . . Sie sind -besser, als Sie uns glauben machen wollen, — besser, als Sie selbst -glauben sogar.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(mit gelindem, sich steigerndem Sarkasmus, kalt)</span>: -Verehrte Frau Buchner! — es ist ja vielleicht äußerst liebenswürdig -. . . . aber wie gesagt: — ich weiß nicht recht, wie ich zu der Ehre -. . . . ja ich muß sogar Ihre Liebenswürdigkeit geradezu ablehnen. Meine -Selbstachtung ist vorläufig wenigstens noch keineswegs so gering, daß -ich Jemand nöthig hätte mich . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em> <span class="smaller">(in gelinder Verwirrung)</span>: Das ist ja auch -garnicht meine Absicht. — Nur . . . . Ihr Vater — . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Mein Vater ist für mich ein <span class="antiqua">Doctor medicinae</span> -Fritz Scholz.</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: Ja, ja, red’ nur!</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Und wenn ich diesem Menschen nicht ganz so gleichgültig -gegenüberstehe, als irgend einem X- oder Y-Narren, so liegt das -<em class="gesperrt">da</em>ran, daß ich . . . . na <span class="antiqua">item</span> . . . . <span class="smaller">(er raucht)</span> -weil ich . . . . na eben: ich bin eben gewissermaßen ein Produkt seiner -Narrheit.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em> <span class="smaller">(gleichsam betäubt)</span>: Verzeihen Sie! — hier -kann ich nun doch nicht mehr mit —<span class="pagenum" id="Seite_23">[S. 23]</span> So etwas wagen Sie auszusprechen!? -mich überläuft es förmlich.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em> <span class="smaller">(zu Fr. Buchner)</span>: Laß gut sein, laß gut sein! -Du wirst bei uns noch Dinge erleben . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: Was das nun auch wieder heißen soll, Mutter! — wir -sind, wie wir sind. Andre Leute, die wer weiß <em class="gesperrt">wie</em> thun, sind um -nichts besser.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Es giebt in der That noch immer naive Seelen, die sich -nicht wohl fühlen, wenn sie nicht an ihren Mitmenschen herumbessern und -herumflicken können. Veralteter Zauber! — Zopf!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em> <span class="smaller">(Robert bei beiden Händen fassend, -herzlich)</span>: Herr Robert! ich fühle mich im Dienste einer -<em class="gesperrt">bestimmten</em> Sache. Das feit mich. Aus Herzensgrund: Sie haben -mich nicht beleidigt.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(ein wenig aus der Fassung)</span>: Sie sind eine -<em class="gesperrt">merkwürdige</em> Frau.</p> - -<p><em class="gesperrt">Friebe</em> <span class="smaller">(kommt aus dem Keller. Er trägt in der linken Hand -drei Flaschen Rothwein — und zwar so, daß die Finger geklemmt sind — -unter der linken Achselhöhle eine Flasche Cognac. Mit der rechten Hand -hält er die Kellerschlüssel. Zu Fr. Scholz tretend, geschäftig)</span>: -Nun man fix die Cigarren!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Gott ja, Friebe! ich weiß ja garnicht . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Im Schreibtisch, Mutter.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Ach so . . . . <span class="smaller">(sie nimmt das Schlüsselbund und -sucht fahrig nach dem rechten Schlüssel)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: Du kennst doch den Schreibtischschlüssel.</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_24">[S. 24]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Mit gradem Bart.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Richtig! — wart! . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Gieb mal . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Wart nur, wart! — hier! ach nein doch! — ich bin -ganz verwirrt. <span class="smaller">(Robert das Bund hinreichend.)</span> Da.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(den richtigen Schlüssel abziehend und Friebe -hinreichend)</span>: Da — Lassen Sie Sich meines Vaters Cigarren gut -schmecken.</p> - -<p><em class="gesperrt">Friebe</em>: Na ooch noch! det krijt den ollen Zacken den janzen Tach -nich aus de Kinnladen <span class="smaller">(es wird stark an der Klingel gerissen)</span> -komm schon! <span class="smaller">(Friebe ab nach oben.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Da wird der Wein bald alle werden . . . . Großer Gott, -wohin soll das führen? der viele Wein! immer die theuren, schweren -Cigarren! ich sag ja, er wird sich noch zu Grunde richten.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Das muß Jedem unbenommen bleiben.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Was meinen Sie?</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Sich auf seine eigne Art zu vergnügen. Ich wenigstens -würde mir dieses Recht auf keine Weise verkümmern lassen. Selbst nicht -durch Gesetze. Sonderbar übrigens! —</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Wie? . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Sonderbar! —</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Weshalb betrachten Sie mich so eingehend? ist es -an mir, — das Sonderbare?</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Wie man’s nimmt. Sie sind mehrere Tage bei uns und -denken noch immer nicht an’s Abreisen.</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_25">[S. 25]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: So’n Gerede!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Das hört nich auf! <span class="smaller">(schüttelt verzweifelt den -Kopf).</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(mit brutaler Heftigkeit)</span>: Na Mutter, ist es -etwa nicht wahr? — Hat es bei uns irgend ein Fremder je länger als -einen halben Tag ausgehalten? — haben sie sich nicht alle von uns -zurückgezogen, Nitzssches, Lehmann’s . . . .?</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: Als ob wir auf fremde Leute angewiesen wären. — -Meinswegen! wir sind uns selber genug . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Ja, vollauf wirklich: <span class="smaller">(brutal im Ton)</span> ich saaage -Ihnen, Frau Buchner! in Gegenwart wildfremder Menschen kamen sie -sich derart in die Haare, daß die Fetzen flogen. Die Mutter riß das -Tischtuch herunter, der Vater zerkeilte die Wasserflasche. — Heiter! -nicht? — heitre Scenen, heitre Kindheitseindrücke!?</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: Du solltest Dich verkriechen vor Scham, gemeiner -Mensch! <span class="smaller">(schnell ab.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Siehst Du nu? daran bin ich nu seit Jahrzehnten, -seit Jahrzehnten gewöhnt! <span class="smaller">(ab in Bewegung.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(unbeirrt fortfahrend)</span>: Kein Wunder allerdings. -Ein Mann von vierzig heirathet ein Mädchen von sechzehn und schleppt -sie in diesen weltvergessenen Winkel. Ein Mann, der als Arzt in -türkischen Diensten gestanden und Japan bereist hat. Ein gebildeter, -unternehmender Geist. Ein Mann, der noch eben die weittragendsten -Projekte schmiedete, thut sich<span class="pagenum" id="Seite_26">[S. 26]</span> mit einer Frau zusammen, die noch vor -wenigen Jahren fest überzeugt war, man könne Amerika als Stern am -Himmel sehen. Ja wirklich! ich schneide nicht auf. Na und darnach ist -es denn auch geworden: ein stehender, fauler, gährender Sumpf, dem wir -zu entstammen das zweifelhafte Vergnügen haben. Haarsträubend! Liebe — -keine Spur. Gegenseitiges Verständniß — Achtung — nicht Rühran — und -dies das Beet, auf dem wir Kinder gewachsen sind.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Herr Robert! ich möchte Sie recht sehr bitten . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Schön! — am Reden liegt mir garnichts. Die Geschichte -ist außerdem . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Nein, nein. Ich möchte Sie nur um etwas bitten; es -eilt.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Bitten? — mich?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Könnten Sie’s nicht <em class="gesperrt">mir</em> zu Liebe thun . . . . -könnten Sie nicht . . . . Wäre es denn garnicht möglich . . . . Könnten Sie -nicht für diesen Abend einmal Ihre Maske ablegen?</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Sehr gut! — Maske ablegen?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Ja, denn es ist wirklich nicht Ihr wahres Gesicht, -was Sie herauskehren.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Was Sie sagen!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Versprechen Sie mir, Herr Robert . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Aber ich weiß ja garnicht . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Wilhelm . . . . Ihr Bruder Wilhelm kann jeden -Augenblick kommen und . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(unterbrechend)</span>: Frau Buchner! wenn —<span class="pagenum" id="Seite_27">[S. 27]</span> Sie — -mir — doch — glauben wollten! Ihre Bemühungen — ich versichere Sie -— sind ganz umsonst. Dies alles führt zu nichts — zu garnichts. -Wir sind alle von Grund aus verpfuscht. Verpfuscht in der Anlage, -vollends verpfuscht in der Erziehung. Da ist nichts mehr zu machen. Es -sieht Alles recht gut aus: Weihnachtsbaum — Lichter — Geschenke — -Familienfest, aber es ist doch nur obenhin; eine gequälte, plumpe Lüge -— weiter nichts! — Und nun gar noch der Vater. Wenn ich nicht wüßte, -wie unzugänglich er ist — auf Ehre! ich würde glauben, Sie hätten ihn -hierher gebracht.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Bei Gott, nein! das gerade hat meine Hoffnung -belebt. Das kann kein Zufall sein, das ist Fügung. Und deshalb aus -Grund meiner Seele: seien Sie freundlich und gut zu Ihrem Bruder! Wenn -Sie wüßten, wie gut er von Ihnen spricht, mit welcher Liebe und Achtung -. . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(unterbrechend)</span>: Ja, und der Zweck?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Wie.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Weshalb soll ich zu ihm freundlich und gut sein?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Das fragen Sie?!</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Ja.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Nun — doch wohl zunächst, um ihm die Rückkehr -in’s Elternhaus nicht von vornherein zu verleiden.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: O, wir tangiren einander nicht, wie Sie zu glauben -scheinen, und — übrigens, wenn Sie<span class="pagenum" id="Seite_28">[S. 28]</span> meinen, daß sich seiner beim -Eintritt in diese Räume etwa eine subtile Rührung bemächtigen wird . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Ihr Bruder ist ein so guter, im Grunde so edler -Mensch! — Er hat einen Riesenkampf gekämpft, bevor er sich zu diesem -Schritt entschloß. Ich kann Ihnen die Versicherung geben, er kommt mit -dem heißen Wunsche einer Aussöhnung.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Ich begreife garnicht, was das heißen soll! Aussöhnen?! -mit was will er sich denn aussöhnen? Ich verstehe so was garnicht. Wir -verstehen uns doch sonst untereinander so ziemlich, wir Geschwister. -Das ist mir ganz neu. Ich habe ihm nichts vorzuwerfen. Andererseits -sind Thatsachen nicht zu vertuschen. — Ich frage Sie: Glauben Sie, daß -ich besondere Hochachtung vor meinem Vater empfinde —? Nicht wahr? -nein —? Oder lieb’ ich ihn vielleicht? — Empfinde ich vielleicht -kindliche Dankbarkeit? — Nun sehen Sie, zu alledem habe ich auch nicht -den mindesten Grund. Wir sind uns gegenseitig zeitlebens im besten -Falle Luft gewesen. — Zu Zeiten, als wir uns gegenseitig für unser -Unglück verantwortlich machten, haben wir uns sogar geradezu gehaßt. -— Nun, zwischen Vater und Wilhelm ist dieser selbe Haß ausgeartet. -Das ist mir durchaus begreiflich. Wenn ich nicht wie Wilhelm verfahren -bin, so ist das vielleicht Zufall. Also, ich habe nichts gegen ihn, — -notabene, wenn ich ihn nicht sehe. Seh’ ich ihn aber, dann geht alle -meine Ueberlegung zum Teufel, dann bin ich etwas . . . . etwas . . . . na, -wie soll ich sagen? dann . . . .<span class="pagenum" id="Seite_29">[S. 29]</span> dann seh’ ich eben nur den Menschen, -der <em class="gesperrt">meinem</em> Vater — nicht seinem, sondern meinem Vater — in’s -Gesicht geschlagen hat.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: O du großer Gott!</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Und da steh’ ich für garnichts ein, durchaus für -garnichts.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: O du großer Gott! das also ist es. — Geschlagen, -sagten Sie? — in’s G—esicht? — seinen <em class="gesperrt">eignen</em> Vater?</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Na item. —</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em> <span class="smaller">(halb von Sinnen)</span>: O du großer Gott! o du -großer Gott! aber — dann . . . . dann kann ich ja . . . . dann muß ich ja -auf der Stelle mit Ihrem guten, alten Vater reden, dann . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(tief erschrocken)</span>: Mit wem?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em> <span class="smaller">(halb weinend)</span>: Mit Ihrem guten, alten, -armen, gemißhandelten Vater.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(sucht sie festzuhalten)</span>: Um Himmelswillen, mit -wem wollen Sie . . . .?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Lassen Sie mich! ich muß, muß. <span class="smaller">(ab durch den -Treppenausgang.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(ihr nachrufend)</span>: Frau Buchner! <span class="smaller">(sich -wendend)</span> Hysterie, verdammte!</p> - -<p><span class="smaller">(Er zuckt mit den Achseln und durchmißt den Raum; mehrmals noch -nimmt er plötzlich einen Anlauf, wie um ihr nachzueilen, ändert aber -jedesmal seinen Entschluß, giebt ihn schließlich ganz auf und beruhigt -sich gewaltsam bis zu einem Stadium scheinbaren Gleichmuths. In diesem -Stadium beschäftigt ihn anfänglich seine Tabakspfeife: er klopft sie -aus, füllt sie mit neuem Tabak, den er einem Beutel entnimmt, setzt -sie in Brand und scheint mehrere Augenblicke dem Genuß des Rauchens -ganz allein<span class="pagenum" id="Seite_30">[S. 30]</span> hingegeben. Sein Interesse fängt in der Folge an, sich dem -Christbaum und den Geschenken auf der Tafel zuzuwenden, breitbeinig -davorstehend und Alles überblickend lacht er, die Pfeife im Munde, -wiederholt bitter auf. Plötzlich stutzt er dann und beugt sich, -nachdem er die Pfeife in die Hand genommen, tief über die Tafel. Sich -aufrichtend, scheint er jetzt erst die Entdeckung zu machen, daß er -allein ist. Scheu wie ein Dieb umherblickend, beugt er sich abermals, -ergreift mit Hast die gelbseidne Geldbörse, führt sie den Augen -näher und mit einer jähen leidenschaftlichen Bewegung an die Lippen. -Dieser Moment zeigt das Aufblitzen einer unheimlichen, krankhaften -Leidenschaftlichkeit. Ein Geräusch stört ihn. Augenblicklich liegt die -Börse an ihrem alten Platz. Auf den Zehen gehend, sucht Robert sich -davon zu schleichen. Im Begriff durch die erste Seitenthür links zu -verschwinden, bemerkt er, wie durch die Nebenthür seine Mutter, Frau -Scholz, eintritt, und steht seinerseits still.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em> <span class="smaller">(geht schwerfällig aber eilig quer durch den Saal -bis zum Treppenausgang; hier horcht sie)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(sich zurückwendend)</span>: Sag’ mal, Mutter! — was -<em class="gesperrt">will</em> denn eigentlich diese Frau?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em> <span class="smaller">(erschreckt)</span>: O Gottogottogott!! — Du -erschrickst ein’n aber auch . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Was . . . . w . . . . was beab . . . . was die Buchner hier -eigentlich beabsichtigt, möchte ich gerne wissen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Wenn ich lieber wüßte, — was der Vater . . . . Was -will er denn eigentlich? ja — sag’ mir! — was — will er?</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Na, die Unterkunft wirst Du ihm doch wohl nicht -verweigern wollen?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em> <span class="smaller">(halb weinerlich trotzend)</span>: Ich seh nicht -ein, — so lange hat er mich nicht nöthig gehabt.<span class="pagenum" id="Seite_31">[S. 31]</span> Man war doch -wenigstens sei’ eigner Herr. Nu wird’s wieder schön losgehen, das -Gekujenire. Nu wird man woll uff seine alten Tage noch wie e kleenes -Kind pariren müssen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Du mußt immer übertreiben! Es geht partout nicht anders: -übertrieben muß werden.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Paß Du nur uff, wenn er morgen das leere Glashaus -sehen wird. Ich kann doch für den Prast nicht extra eenen Gärtner -halten!? — und die Ameisenkästen sind ooch weg. Meinswegen brauchen -keene Blumen wachsen, man krigt doch blos Kopfschmerzen davon! Und -erscht das Ungeziefer! — ich weiß nich, was er daran blos hat. Und -deshalb muß man sich runterlumpen lassen. Das Halloh blos! ich ängst’ -mich schon zu Tode — — — — — — — — — — Ach ’s is nich mehr -hibsch uff der Welt.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(hat, während Frau Scholz noch redet, sich -achselzuckend zum Gehen gewendet; nun steht er still und spricht -zurück)</span>: Ist’s irgend früher mal hübscher gewesen?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Nun <em class="gesperrt">das</em> — dächt ich!!!</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: So? na dann muß das wohl <em class="gesperrt">vor</em> meiner Zeit gewesen -sein. <span class="smaller">(ab durch die erste Thür links.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em> <span class="smaller">(schon wieder lauschend an dem -Treppenausgang)</span>: Wenn ich zurückdenke . . . . oben wird ja gesprochen -. . . . <span class="smaller">(sie schließt auf, sieht sich allein, horcht abermals unruhig -und verschwindet schließlich — die Hand am Ohr — mit einem Gesicht -voll Gram, Kummer und Neugier durch den Treppenausgang)</span>.</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_32">[S. 32]</span></p> - -<p><span class="smaller">(<em class="gesperrt">Ida</em> und <em class="gesperrt">Wilhelm</em> durch die Glasthür. <em class="gesperrt">Wilhelm</em>: -mittelgroß, kräftig, wohlaussehend. Blonder kurzgeschorener Kopf, -Kleidung gutsitzend, nicht geckenhaft. Paletot, Hut, Reisetasche. -Seine Linke ist um die Schultern Ida’s gelegt, die ihn ihrerseits mit -dem rechten Arm umfaßt hält und den leise Widerstrebenden vorwärts -drängt.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Siehst Du, nu bist Du drin! die Hauptsache ist nu schon -überstanden.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(schwer aufseufzend)</span>: O nein, Du!</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Du kannst mir glauben, Deine Mutter freut sich sehr, sehr -auf Dich. Auch Gustchen <span class="smaller">(sie zieht ihm die Winterhandschuhe ab)</span>. -Wo hast Du denn <em class="gesperrt">die</em> her?</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Du kennst also nun meine — Mutter?</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Alle, Schatz! — seit heute dutzen wir uns sogar.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Wie bist Du mit — ihnen zufrieden?</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Seelensgute Menschen, das weißt Du ja selbst.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(von jetzt ab befangener mit jedem Augenblick, -gedehnt und wie im Selbstgespräch redend)</span>: Merk—würdig <span class="smaller">(seine -Augen haften an dem Christbaum, in den Anblick desselben versinkend, -ist er unwillkürlich stehen geblieben)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(ihm den Paletot aufknöpfend)</span>: Aber Schatz! das ist -doch nicht der erste Christbaum, den Du . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Hier ja — und Du kannst, <em class="gesperrt">kannst</em> mir nicht -nachfühlen — <em class="gesperrt">wie</em> sonderbar . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(ihm — was er mechanisch geschehen läßt — den Paletot -abziehend)</span>: Bitte, bitte Willy! <span class="smaller">(den Paletot über’m Arm, Hut -und Reisetasche in der Hand, vor ihm stehend).</span> Willy! — sieh mich -an . . . <span class="smaller">(anfeuernd)</span> stark . . . .<span class="pagenum" id="Seite_33">[S. 33]</span> <span class="smaller">(einen Augenblick lang steht -sie straff aufgerichtet, dann legt sie die Sachen schnell beiseite und -kehrt zu Wilhelm zurück).</span> Du — hast mir ver—sprochen . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Hast Du mal . . . . Ida! . . . . hast Du mal . . . . ein -Gruftgewölbe mit Kränzen und . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(erschrocken)</span>: Aber Wilhelm! <span class="smaller">(ihn stürmisch -umarmend, außer sich)</span> das ist bös! das ist wirklich bös! das ist -wirklich sehr, sehr bös.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(sie sanft zurückdrängend, mit unterdrückter -Bewegung)</span>: Ach, dabei ist ja garnichts <span class="smaller">(kühl, abwesend)</span>. Sei -gut, sei gut! . . . . . . . . . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Ach, wie Du doch bist!</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(den Baum durchmusternd)</span>: Sonst — Alles — beim -Alten . . . . . . . Ida! — das mußt Du mir wirklich wirklich — anrechnen!</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Mir wird auf einmal so bange, Willy. Ob es am Ende nicht -besser gewesen wäre . . . . . Mutter hat ja gewiß nicht gewußt, daß es Dir -so, <em class="gesperrt">so</em> schwer werden würde und ich . . . ich dachte ja nur . . . -weil es Mutter sagte . . . ich wollte es ja garnicht. Aber nun . . . nun -bist Du einmal so weit, nun sei auch . . . . hörst Du? . . . . thu mir die -Liebe! . . . . ach <span class="smaller">(sie umarmt ihn)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(von Idas Armen ein wenig weiter hereingezogen, mit -Zeichen tiefer, innerer Erschütterung)</span>: . . Jeder Schritt vorwärts -. . . . was hab ich hier nicht Alles durchlebt!</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_34">[S. 34]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Nur nicht aufwühlen! nicht das Alte aufwühlen!</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Sieh mal! — jetzt wird mir doch klar — Deine -Mutter hätte mir das <em class="gesperrt">nicht</em> rathen sollen. — Sie ist immer so -zuversichtlich, so . . ., ich hab’s ja gewußt, ich sagte es ihr — aber -diese naive, felsenfeste Zuversicht . . . . hätt ich mich doch nur nicht -verblenden lassen!</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Ach wie Du doch Alles schwer nimmst, Wilhelm! glaub mir, -Du wirst morgen anders sprechen — wenn Du sie erst Alle wiedergesehen -hast! . . . . Du bist dann doch wenigstens vor Dir selbst gerechtfertigt. -Du hast bewiesen, daß es Dir ernstlich darum zu thun war, mit Deiner -Familie in Frieden zu leben.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Wenn man so Alles wiedersieht, — die alten Plätze alle -— Alles tritt so heraus —, so hervor, weißt Du! — die Vergangenheit -kommt einem so nah, — so aufdringlich nah; man kann sich . . . förmlich -wehrlos ist man.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(ihn weinend umhalsend)</span>: Wenn ich Dich so -sehe, Wilhelm . . . . ach glaub nur ja nicht . . . . glaub doch nur um -Himmelswillen nicht etwa, ich hätte Dich dazu gedrängt, wenn ich . . . . -wenn ich auch nur geahnt hätte . . . . glaub doch <em class="gesperrt">das</em> nur nicht! Du -thust mir ja so furchtbar leid.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Ida! — zu Dir gesagt — ich kann Dich versichern, -daß ich hier fort muß. — Offenbar! — ich bin diesem Ansturm nicht -gewachsen — offenbar!<span class="pagenum" id="Seite_35">[S. 35]</span> — es ruinirt mich möglicherweise — auf immer. -— Du bist ja ein Kind! — ein süßes, reines Kind, Ida — was weißt Du. -— Gott sei ewig Dank, daß Du nicht einmal ahnen kannst, was mich . . . -was der Mensch neben Dir . . . . zu Dir gesagt — Haß! Galle! — schon als -ich hereintrat . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Wollen wir gehen? wollen wir augenblicklich von hier -fortgehen?</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Ja, — denn — in dieser Umgebung — selbst Du! — ich -unterscheide Dich kaum mehr von den Andern. — Ich verliere Dich! — es -ist ein Verbrechen von mir, schon allein, daß <em class="gesperrt">Du hier</em> bist.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Wenn Du doch nur deutlich sein könntest, Wilhelm! es muß -doch — hier etwas Furchtbares passirt sein, was . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Hier? ein Verbrechen! um so furchtbarer, weil es nicht -als Verbrechen gilt. Man hat mir hier mein Leben gegeben und hier hat -man mir dasselbe Leben — zu Dir gesagt — fast möchte ich sagen: -systematisch verdorben — bis es mich anwiderte — bis ich daran trug, -schleppte, darunter keuchte wie ein Lastthier — mich damit verkroch, -vergrub, versteckte, was weiß ich — aber man leidet namenlos — Haß, -Wuth, Reue, Verzweiflung — kein Stillstand! — Tag und Nacht dieselben -ätzenden, fressenden Schmerzen <span class="smaller">(deutet auf die Stirn)</span> da! . . . . -<span class="smaller">(deutet auf’s Herz)</span> und — auch — da!</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_36">[S. 36]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Was soll ich nur thun, Wilhelm? ich getraue mir garnicht -mehr — Dir etwas zu rathen — ich bin so . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Ihr hättet zufrieden sein sollen — daß ich glücklich -so weit war, <em class="gesperrt">wie</em> ich war. — Es war ja Alles glücklich so weit -abgeblaßt — jetzt erst erkenne ich, <em class="gesperrt">wie</em> weit <span class="smaller">(überwältigt -von Erregung bricht er auf einen Stuhl zusammen)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(mit unterdrücktem Aufschrei)</span>: Wilhelm!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em> <span class="smaller">(in fliegender Hast durch den Treppenbogen. Auf -Wilhelm zustürzend)</span>: Wilhelm, hören Sie mich, Wilhelm! — jetzt -denken Sie an das, was wir gesprochen haben. Jetzt — wenn ich Ihnen -so viel gelte . . . . Ich beschwöre Sie . . . . Jetzt zeigen Sie . . . . Ja -ich fordre . . . . Ich verlange von Ihnen als Mutter meines Kindes . . . . . -Wilhelm! . . . . Es liegt nun an Ihnen, — an Ihnen allein . . . . Wilhelm, -Sie haben furchtbar gefehlt! — Sie haben eine furchtbare Schuld — Sie -werden wieder froh werden. — Ich hab es gethan . . . . ich habe mit Ihrem -Vater geredet, er . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(steif in die Höhe schnellend, mit starrem Ausdruck -und lallender Stimme)</span>: V—Vater? — — wie? — m… mit m…einem -V…ater? <span class="smaller">(er wankt, taumelt wie ein Blödsinniger und sucht seine -Sachen zu ergreifen.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(tief erschrocken)</span>: Wil… W…</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(giebt durch Zeichen zu verstehen, man soll ihn nicht -unterbrechen)</span>:</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_37">[S. 37]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Ach — Mutter — Wilhelm — . . . Du . . . . Du hättest ihm — -das nicht — gleich sagen sollen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Wilhelm! sind Sie ein Mann?! Sie können uns doch -nicht belogen haben. Wenn Sie noch einen Funken Liebe für uns, — für -Ida . . . Ich fordre Sie auf . . . Ich, eine Frau . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(wirft sich Wilhelm, der schon seine Sachen ergriffen -hat, entgegen und hält ihn — indem sie ihn umschlingt — fest)</span>: Du -darfst nicht fort, oder ich . . . . Mutter! wenn er geht — ich gehe mit -ihm!</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Warum — habt Ihr mir das verschwiegen?</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Nichts . . . Du mußt doch nicht gar so schlecht von uns . . . . -Wir haben Dir nichts verschwiegen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Wir alle, Ihre Mutter, Ihre Schwester, wir waren -alle ahnungslos, — eben so ahnungslos, wie Sie. Vor wenigen Minuten -ist er angekommen — ohne sich vorher anzumelden; und, sehen Sie, da -dachte ich gleich . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Wer — hat Ihnen <em class="gesperrt">das</em> — mitgetheilt?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em> <span class="smaller">(unter Thränen seine Hand ergreifend)</span>: Sie -haben furchtbar, furchtbar gefehlt.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Sie wissen also —?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Ja, jetzt . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Alles?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Ja Alles; — und, sehen Sie,<span class="pagenum" id="Seite_38">[S. 38]</span> daß ich Recht hatte, -— daß Sie noch etwas mit sich herumschleppten? das <em class="gesperrt">war</em> das -Geheimniß.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Sie wissen, daß ich . . . .?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em> <span class="smaller">(nickt bejahend)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Und Ida —? soll sie einem Menschen zum Opfer fallen, -wie . . . wie ich bin, — des . . . weiß sie’s? . . . weißt Du’s — Ida — -auch?</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Nein Wilhelm — aber — ob ich das weiß oder nicht; — das -ist wirklich ganz gleichgültig.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Nein. — Diese Hand, die Du . . . die Dich oft . . . diese -Hand hat . . . <span class="smaller">(zu Frau Buchner)</span> Ist es das?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em> <span class="smaller">(nickt bejahend)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(zu Ida)</span>: Wie schändlich hab’ ich Dich betrogen! -— ich bring’s nicht über mich. — Später! . . . . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Wilhelm! Ich weiß, was ich verlange, aber ich . . . -Sie <em class="gesperrt">müssen</em> sich vor Ihrem <em class="gesperrt">armen</em> Vater erniedrigen — -erst dann werden Sie sich wieder ganz frei fühlen. Rufen Sie ihn an! -beten Sie ihn an! ach Wilhelm! das müssen Sie thun! Seine Kniee müssen -Sie umklammern — und wenn er Sie mit dem Fuße tritt, wehren Sie sich -nicht! reden Sie kein Wort! geduldig wie ein Lamm! glauben Sie mir — -einer Frau, die Ihr Bestes will.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Sie wissen <em class="gesperrt">nicht</em> . . . Sie wissen doch nicht, was -Sie von mir . . . O Sie müssen<span class="pagenum" id="Seite_39">[S. 39]</span> Gott dankbar sein, Frau Buchner, daß er -Ihnen Ihre eigene Grausamkeit verborgen hat. Ruchlos mag das sein. Was -ich gethan habe, mag ruchlos sein. Aber was ich durchgemacht habe, -— da! — innerlich durchgekämpft, durchlitten — diese furchtbaren -Peinigungen . . . . Er hat Alles auf mich geladen — und am Ende zu allem -noch diese <em class="gesperrt">verfluchte</em> Schuld . . . . . . . . . Aber dennoch . . . . . . . .! -<span class="smaller">(nach einem langen, tiefen Blick, in Ida’s Augen, sich aufringend, -bis zu einem festen Entschluß).</span> Vielleicht — gelingt es mir — -<em class="gesperrt">dennoch</em>!</p> - -<div class="chapter"> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_40">[S. 40]</span></p> - -<h2 class="nobreak" id="Zweiter_Vorgang">Zweiter Vorgang.</h2> - -</div> - -<p><span class="smaller">Der Raum ist leer. Sein Licht erhält er zum Theil von einer -im Treppenraum angebrachten rothen Ampel, dann aber, und zwar -hauptsächlich, durch die offenen Thüren linker Hand aus dem -Seitengemach. Hier sitzt man, wie das Klingen der Gläser, das Klappern -und Klirren von Tellern und Bestecks verräth, bei Tafel.</span></p> - -<p><span class="smaller">(Ida, gleich darauf Wilhelm aus dem Nebengemach).</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Endlich! <span class="smaller">(einschmeichelnd.)</span> Du mußt doch nun an -Vater denken, Willy! sei mir nicht böse, aber wenn Du Vater etwas — -abzubitten hast, dann mußt Du doch nicht warten, bis <em class="gesperrt">er</em> zu Dir -<em class="gesperrt">herunter</em> . . . . . . . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Wollte Vater zu Tisch ’runterkommen!</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Versteht sich! Mama hat ihn . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(umschlingt und preßt Ida plötzlich, mit impulsiver -Leidenschaftlichkeit stürmisch an sich)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Ei . . . . . ach — Du — wenn Jemand . . . . mein Haar wird ja -. . . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(läßt die Arme schlaff an ihr heruntergleiten, faltet -die Hände, senkt den Kopf und steht, jäh ernüchtert, wie ein ertappter -Verbrecher vor ihr)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(ihr Haar ordnend)</span>: Was für ein stürmisches -Menschenkind Du doch bist.</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_41">[S. 41]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Stürmisch nennst Du das. — Ich nenne es — ganz — -anders . . . . . . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Aber Willy! — warum denn nun auf einmal wieder so -niedergeschlagen? unverbesserlich bist Du doch.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(ihre Hand krampfhaft fassend, den Arm um ihre -Schulter legend, zieht er sie hastigen Schrittes mit sich durch den -Saal)</span>: Unverbesserlich. Ja, siehst Du! das eben . . . . . ich fürchte -ja nichts so sehr, als daß ich . . . . . als daß alle Deine Mühen um mich -vergebens sein könnten. Ich bin so entsetzlich wandelbar! <span class="smaller">(auf -die Stirn deutend)</span> da hinter ist kein Stillstand! Schicksale in -Secunden! mich selbst fürcht’ ich. Vor sich selbst auf der Flucht sein: -kannst Du Dir davon einen Begriff machen? Siehst Du, und so fliehe ich -— mein Leben lang.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Am Ende . . . . ach nein das paßt nicht — —</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Sag’ doch!</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Manchmal . . . . ich hab’ mir nur schon manchmal gedacht . . . . -wirklich, es ist mir manchmal so vorgekommen, als ob — sei nicht böse -— als ob garnichts da wäre, wovor Du fliehen müßtest. Ich habe selbst -schon . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: O Du, das glaube nicht! hast Du Robert beobachtet, hast -Du gesehen?</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Nein — was?</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Hast Du bemerkt, wie er mich begrüßte? Der, siehst -Du, der weiß, daß ich vor mir fliehen muß, der kennt mich. Frage den -nur, der<span class="pagenum" id="Seite_42">[S. 42]</span> wird Dich aufklären! Damit droht er mir nämlich. Du, Du, -das weiß ich besser. Gieb nur Acht, wie er mich immer anblickt! Ich -soll Angst kriegen, ich soll mich fürchten. Ha ha ha, — nein, lieber -Bruder, so erbärmlich sind wir denn doch nicht. Und nun siehst Du wohl -ein, Ida, daß ich das nicht zulassen darf, — ich meine, Du darfst Dir -keine Illusionen machen über mich. Es giebt nur eine Möglichkeit: ich -muß offen sein gegen Dich. Ich muß es soweit bringen . . ., Ich ringe -darnach. Wenn Du mich ganz kennst, dann . . . . Ich meine wenn Du mich -dann noch erträgst . . . . oder wenn Du — mich noch lieben kannst . . . . -dann . . . . das wäre ein Zustand . . . . dann würde etwas in mich kommen -. . . . was Muthiges, Stolzes sag’ ich Dir . . . . dann lebte doch Einer, -und wenn sie mich Alle verachteten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . -<span class="smaller">(Ida, voller Hingebung, schmiegt sich an ihn.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Und jetzt . . . . jetzt werde ich Dir auch . . . . bevor ich -zu Vater hinaufgehe . . . . Du weißt was ich meine?!</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(nickt)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Jetzt sollst Du . . . . Ich muß es über mich gewinnen Dir -zu sagen, was mich — mit meinem — Vater . . . . Ja, Ida, — ich will’s -thun . . . . . . . . . . . . . . . . . <span class="smaller">(Arm in Arm schreitend)</span> Stelle Dir vor! -ich war hier zu Besuch . . . . nein — so kann ich nicht anfangen. — Ich -muß weiter zurückgehen. — Du weißt ja,<span class="pagenum" id="Seite_43">[S. 43]</span> als ich mich damals schon eine -lange Zeit selbst durchgeschlagen . . . . . . . . das hab’ ich Dir wohl noch -garnicht erzählt?</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Nein, . . . . aber ruhig . . . . nur ja nicht unnöthig . . . . rege -Dich nur nicht auf, Willy!</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Siehst Du das ist wieder so ein Fall: ich bin feig! -ich habe es bis jetzt nicht gewagt, Dir von meiner Vergangenheit -zu erzählen . . . . auf jedenfall ist es auch ein Wagniß. — Man wagt -etwas, — auch vor sich selbst . . . . einerlei! wenn ich das nicht mal -über mich brächte, wie sollt’ ich’s dann fertig bringen — zu Vater -hinaufzugehen?!</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Ach, Du! quäle Dich nicht! — jetzt stürmt so vielerlei auf -Dich ein.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Du hast wohl Furcht? — wie? Du fürchtest wohl Dinge zu -hören . . . .?</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Pfui, pfui, so mußt Du nicht sprechen!</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Nun also — dann stelle Dir vor: hier oben wohnte -Vater. Bis er Mutter nahm hatte er einsam gelebt, und so wurde es bald -wieder; er führte sein einsames Sonderlingsleben weiter . . . . . . . . Mit -einem Mal verfiel er dann auf uns — Robert und mich, um Auguste hat er -sich garnicht gekümmert. — Volle zehn Stunden täglich hockten wir über -Büchern . . . . Wenn ich das Kerkerloch sehe — heutigen Tags noch . . . . . . -es stieß an sein Arbeitszimmer. Du hast’s ja gesehen!</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Der große Saal oben —?</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Ja, der — Wenn wir in diesen Raum eintraten, da mochte -die Sonne noch so hell<span class="pagenum" id="Seite_44">[S. 44]</span> zum Fenster ’reinscheinen, — für uns war es -dann Nacht . . . . Na siehst Du — da . . . . da liefen wir eben zur Mutter -. . . . Wir liefen ihm einfach fort — und da spielten sich Scenen ab —: -Mutter zog mich am linken, Vater am anderen Arm . . . . Es kam soweit: -Friebe mußte uns hinauftragen. Wir wehrten uns, wir bissen ihm in die -Hände; natürlich half das nichts, unser Dasein wurde nur unerträglicher -. . . . . . . . . . . . . Aber widerspenstig blieben wir, und nun weiß ich, fing -Vater an uns zu hassen. Wir trieben es so lange, bis er uns eines Tages -die Treppe hinunterjagte. Er konnte uns nicht mehr ertragen — unser -Anblick war ihm ekelhaft.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Aber Dein Vater — das giebst Du doch zu? — eine gute -Absicht hat er doch gehabt mit Euch. Ihr solltet eben viel lernen, wie -. . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Bis zu einem gewissen Grade mag er ja auch damals eine -gute Absicht — vielleicht gehabt haben. Aber wir waren ja zu der -Zeit erst Jungens von neun oder zehn Jahren und von da ab, hört die -gute Absicht auf. — Im Gegentheil: damals hat er die Absicht gehabt, -uns total verkommen zu lassen. — Ja, ja! Mutter zum Possen . . . . Fünf -Jahre lang waren wir im verwegensten Sinne uns selbst überlassen . . . . -Banditen und Tagediebe waren wir . . . . . . . . . . Ich hatte noch etwas, -ich verfiel auf die Musik. Robert hatte nichts — Aber wir verfielen -auch noch<span class="pagenum" id="Seite_45">[S. 45]</span> auf ganz andre Dinge — deren Folgen wir wohl kaum jemals -verwinden werden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .</p> - -<p>Schließlich schlug Vater wohl das Gewissen. Es gab fürchterliche Scenen -mit Mutter. Am Ende wurden wir doch aufgepackt und in einer Anstalt -untergebracht. Und als ich mich an das Sklavenleben dort nicht mehr -gewöhnen konnte und davonlief, ließ er mich einfangen und nach Hamburg -schaffen; Der Taugenichts sollte nach Amerika . . . Der Taugenichts lief -natürlich wieder davon. Ich ließ Eltern Eltern sein und hungerte und -darbte mich auf meine eigene Faust durch die Welt. Robert hat ungefähr -die gleiche Carrière hinter sich.</p> - -<p>Aber Taugenichtse sind wir deshalb in Vaters Augen doch geblieben . . . . -— später war ich einmal so naiv eine Unterstützung von ihm zu fordern -— nicht zu bitten! Ich wollte das Conservatorium besuchen. Da schrieb -er mir auf einer offenen Postkarte zurück: Werde Schuster. — Auf diese -Weise, Ida! sind wir so eine Art <span class="antiqua">self made man</span> — aber wir sind -nicht besonders stolz darauf.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: — Wahrhaftig Willy . . . . ich kann wahrhaftig nicht anders -. . . . ich fühle Dir <em class="gesperrt">wirklich Alles</em> nach; aber — ich kann -augenblicklich nicht ernst . . . . Sieh mich nicht so fremd an, bitte, -bitte!</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: O Du, — das ist bitter — und nicht zum Lachen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(ausbrechend)</span>: ’S ein <em class="gesperrt">Jubel</em>gefühl, Wilhelm!<span class="pagenum" id="Seite_46">[S. 46]</span> -ich muß Dir sagen . . . . es mag selbstsüchtig sein, — aber ich freue -mich so furchtbar — daß Du, das so brauchen kannst . . . . Ich will Dich -ja so lieb haben, Wilhelm! . . . . Ich sehe so mit einem Mal Zweck und -Ziel. Ach, ich bin ganz confus! Ich bedaure Dich ja so sehr. Aber je -mehr ich Dich bedaure, je mehr freue ich mich. Verstehst Du, was ich -meine? Ich meine . . . . . . ich bilde mir ein, — ich könnte Dir vielleicht -Alles, was Du entbehrt hast . . . . alle Liebe, die Du entbehrt hast, mein -ich, könnte ich Dir vielleicht reichlich . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Wenn ich’s nur — verdiene, — Du! — denn nun kommt -— etwas, — was mich allein — betrifft . . . . . . . . . . . . Vor Jahren . . . . -nein — es ist . . . . Ich kam nämlich später hie und da besuchsweise zur -Mutter. — Mach’ Dir’ mal klar, Ida! — wenn ich so das ganze Elend -wiedersah . . . . mach Dir ’mal klar wie mir da — zu Muthe werden mußte.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Deine Mutter — litt wohl — sehr?</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: In manchen Dingen, denk’ ich ja heut’ anders über -Mutter. Immerhin, die Hauptschuld trägt Vater doch. Damals kam mir’s -vor, als ob er Mutter widerrechtlich hier gefangen hielte. Ich wollte -gerade, sie sollte sich von ihm trennen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Aber — das konnte Deine Mutter — garnicht, das, —</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Sie folgte mir ja auch nicht. Sie hatte nicht den Muth. -— Nun — mit welchen<span class="pagenum" id="Seite_47">[S. 47]</span> Augen ich Vater ansah . . . . nun, das kannst Du -Dir vielleicht denken.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Sieh’ mal Wilhelm! — Du warst vielleicht doch nicht ganz -gerecht gegen Deinen Vater . . . . Ein Mann . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(ohne Ida’s Einwurf zu beachten)</span>: Einmal — -beging ich — die Thorheit — einen Freund von mir . . . . Unsinn Freund -. . . . flüchtiger Bekannter, — ein Musiker . . . . Ich brachte ihn also mit -hierher. Das war eine Auffrischung für Mutter. Sie spielte nämlich — -eine Woche lang —, täglich mit ihm vierhändig . . . . . . . . Da also . . . . -haarsträubend . . . . so wahr wie ich vor Dir stehe —; kein Schatten -einer Möglichkeit! — und am Ende der Woche — schrieen es ihr — -Dienstboten — in’s Gesicht.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Verzeih’! . . . . Ich . . . . Um was —?</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Mutter! . . . . Mutter sollte . . . . Meine Mutter sollte -. . . . Sie sollte — denke Dir! sie wagten es ihr offen vorzuwerfen, -daß sie — ein schlechtes — Verhältniß — mit . . . . das heißt! ich -stellte die Person zur Rede . . . . frech . . . . der Kutscher hätte es ihr -gesagt . . . . ich zum Kutscher und der . . . . der . . . . der will es . . . . -der sagt mir geradezu, ich habe es vom Herrn . . . . vom Herrn selber — -. . . . Natürlich . . . . wo werde ich ihm denn so was glauben?! — oder -— wenigstens — sträubte ich mich — bis — ich — ein Gespräch — -belauschte, — was Vater — im Stall . . . . im Pferdestall mit dem -Burschen — hatte, —<span class="pagenum" id="Seite_48">[S. 48]</span> und — Du kannst mir — glauben: — die Hände — -starben — mir — ab, — wie ich — ihn da — über meine — Mutter — -reden hörte.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Sei doch nur . . . . Laß Dich doch nur . . . . reg’ Dich doch -blos nicht so <em class="gesperrt">furchtbar</em> auf. Du bist ja ganz . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Ich weiß nicht mehr . . . . Ich weiß nur . . . . Es steckt -etwas in uns Menschen . . . . der Wille ist ein Strohhalm . . . . man muß -so etwas durchmachen . . . . Es war wie ein Einsturz . . . Ein Zustand wie -. . . . und in diesem Zustand befand ich mich plötzlich in Vaters Zimmer. -— Ich sah ihn. — Er hatte irgend etwas vor — ich kann mich nicht -mehr besinnen was. — Und da — hab’ ich ihn — buchstäblich — mit — -diesen — bei — den Händen — ab—ge—straft. <span class="smaller">(Er hat Mühe sich -aufrecht zu erhalten).</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(Ihre Augen stehen voll Thränen, die sie trocknet. Bleich -und erschüttert starrt sie einige Augenblicke auf Wilhelm hin, dann -küßt sie still weinend seine Stirn)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Du — Barmherzige.</p> - -<p><span class="smaller">(Man hört die Stimme des Doktors von der Treppe her.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Und nun, — wenn je! <span class="smaller">(Er rafft sich auf, Ida -küßt ihn nochmals. Er hat krampfhaft ihre Hand gefaßt. Wie die -Stimme des Doktors schweigt, hört man fröhliches Gelächter aus dem -Nebenzimmer.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(mit Bezug auf das Lachen, wie auch auf das Kommen -des Doktors, den man die Treppe herunter steigen hört.)</span>: Ihr habt -eine wunderbare Macht! <span class="smaller">(Ein Händedruck beiderseitiger Ermuthigung, -dann trennt sich Ida von Wilhelm. Bevor sie abgeht, kehrt sie noch mal -um, faßt Wilhelms Hand und sagt:)</span> Sei tapfer! <span class="smaller">(ab.)</span></p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_49">[S. 49]</span></p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em>: <span class="smaller">(noch auf der Treppe.)</span> Ä! großer -Unsinn! . . . . rechts Friebe! — ä! Ellbogen . . . . nicht halten, nicht -halten! Donnerwetter!!!</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(je weiter der Doktor herunterkommt, um so -aufgeregter erscheint Wilhelm. Seine Farbe wechselt oft, er fährt sich -durch die Haare, athmet tief, macht die Bewegungen des Klavierspielens -mit der Rechten etc. Hierauf ist deutlich wahrzunehmen, wie Strömungen -für und wieder in ihm kämpfen, — wie er in seinem Entschluß wankend -wird. Er scheint fliehen zu wollen, da bannt ihn das Hervortreten des -Doktors. Er hat eine Stuhllehne gefaßt, um sich zu stützen und steht -zitternd und bleich da. Der Doctor ist ebenfalls, zu seiner vollen -imponirenden Größe aufgerichtet stehen geblieben und mißt seinen -Sohn mit einem Blick, der nacheinander Schreck, Haß und Verachtung -ausdrückt. Es herrscht Stille; Friebe, der den Doctor stützend und -ihm vorleuchtend ebenfalls eingetreten in, benützt dieselbe, um sich -davonzuschleichen, ab in die Küche. Wilhelm scheint einen Seelenkampf -physisch durchzuringen. Er will reden, die Kehle scheint ihm zu -versagen, es kommt nur zu lautlosen Bewegungen der Lippen. Er nimmt -die Hand von der Stuhllehne und schreitet auf den Alten zu. Er geht -unsicher, er taumelt, er kommt in’s Wanken, steht, will auf’s Neue -reden, vermag es aber nicht, schleppt sich weiter und bricht die -Hände gefaltet, zu des Alten Füßen nieder. In des Doctors Gesicht -hat der Ausdruck gewechselt: Haß, Staunen, erwachendes Mitgefühl, -Bestürzung.)</span></p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em>: Junge . . . . mein lieber Junge! mein . . . . -<span class="smaller">(er sucht ihn bei den Händen zu erheben.)</span> Steh, doch nur — auf! -. . . . <span class="smaller">(er faßt Wilhelm’s Kopf, der schlaff hängt, zwischen beide -Hände und kehrt ihn sich zu.)</span> Sieh’ mich . . . . Junge . . . . sieh’ mich -doch ’mal — an. Ach, was ist denn — mit . . . .?</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(bewegt die Lippen)</span>.</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_50">[S. 50]</span></p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em> <span class="smaller">(mit bebender Stimme)</span>: Was . . . was . . . -sagst Du zu mir? ich . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: V . . . Vater — ich . . . .</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em>: Wie — meinst Du —?</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Ich — habe Dich . . habe Dich . . . . h . . . h . . .</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em>: Unsinn, Unsinn! jetzt nicht von solchen . . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Ich bin — an Dir — zum Verbrecher . . . .</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em>: Unsinn, Unsinn! ich weiß garnicht, was Du -willst? alte Sachen sind alte Sachen. Thu mir die einzige Liebe, Junge! -. . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Nun — nimm’s von mir! nimm — die Last von mir!</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em>: Vergeben und vergessen, Junge! vergeben und -vergessen . . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Dank . . . . <span class="smaller">(er athmet tief auf, das Bewußtsein -verläßt ihn.)</span></p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em>: Junge! was machst Du mir denn für Sachen! was -. . . . .</p> - -<p><span class="smaller">(Er hebt und schleppt den Ohnmächtigen allein bis in einen in der -Nähe stehenden Lehnstuhl. Bevor er ihn niedergesetzt hat, kommen -<em class="gesperrt">Ida</em>, <em class="gesperrt">Robert</em>, <em class="gesperrt">Auguste</em>, <em class="gesperrt">Frau Scholz</em> und -<em class="gesperrt">Frau Buchner</em> hastig aus dem Nebengemach, <em class="gesperrt">Friebe</em> aus der -Küche.)</span></p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em>: Wein! schnell etwas Wein!</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(geht und ist sogleich mit Wein zurück)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: O Gottogottogott! Wasser! . . gleich mit Wasser -besprengen!</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em> <span class="smaller">(flößt ihm Wein ein)</span>.</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_51">[S. 51]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: Was war denn?</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(bleich und in Thränen, legt ihre Wange an die -Wilhelms)</span>: Wie eiskalt er sich anfühlt.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Ueber was hat sich denn der Junge blos so -aufgeregt, das möcht’ ich blos wissen: . . . das ist mir doch rein . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(ihre Hand fassend und zugleich ihre Rede -abschneidend, verweisend)</span>: Mutter!!!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Besprengen, besprengen, Herr Doctor!</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em>: Pst, pssst, habt Ihr . . haben Sie vielleicht -<span class="antiqua">eau de Cologne</span>?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Ja <span class="smaller">(sie giebt ihm ein Flacon)</span>, bitte.</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em>: Danke <span class="smaller">(er bestreicht dem Ohnmächtigen die -Stirn)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(zum Doctor)</span>: Es ist — doch hoffentlich . . . nicht -wahr? nur . . . <span class="smaller">(sie bricht in Schluchzen aus)</span> ach er sieht so -schrecklich rührend aus, wie . . . . . wirklich wie — todt sieht er aus.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(tröstet Ida)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Wie der Junge blos schwitzt! <span class="smaller">(sie wischt ihm die -Stirn.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(gähnt)</span>.</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em>: Pst. <span class="smaller">(er und Alle blicken mit Spannung auf -Wilhelm.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(räuspert sich, dehnt sich, öffnet und schließt -die Augen, wie ein Schlaftrunkener, legt den Kopf wie zum Schlaf -zurück.)</span></p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em> <span class="smaller">(hörbar)</span>: Gott sei dank!</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_52">[S. 52]</span></p> - -<p><span class="smaller">(Er richtet sich auf, wischt sich die Stirn mit dem Taschentuch -und mustert gerührt und halb verlegen seine Umgebung. Ida ist ihrer -Mutter unter Lachen und Weinen um den Hals gefallen. Robert steht -kaum Herr seiner Bewegung mit gefalteten Händen da und läßt seine -Blicke abwechselnd über alle Anwesenden hingleiten. Auguste geht, das -Taschentuch zusammengeballt vor dem Munde, hastig auf und ab, und -hält jedes Mal im Vorübergehen einen Augenblick vor Wilhelm inne, um -ihn forschend zu betrachten. Friebe geht auf den Zehenspitzen ab. Des -Doctors Blick trifft den seiner Frau. Schüchtern und gerührt wagt sie -sich näher, faßt leise seine Hand und klopft ihn auf den Rücken.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Alterchen —!</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em> <span class="smaller">(ahmt die Mutter nach, umarmt und küßt dann den -Vater, was dieser geschehen läßt, ohne seine Hand aus der seiner Frau -zu nehmen.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em> <span class="smaller">(an seinem Halse)</span>: Mein Herzensväterchen!</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(plötzlich entschlossen tritt er auf seinen Vater zu -und schüttelt ihm die Hand)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em> <span class="smaller">(giebt des Doctors Hand frei und führt ihm Ida -zu)</span>.</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em> <span class="smaller">(blickt erst Ida dann Wilhelm an und -richtet einen fragenden Blick auf Frau Buchner)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em> <span class="smaller">(nickt bejahend)</span>.</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em> <span class="smaller">(macht eine Gebärde, die etwa ausdrückt: -ich will nichts verreden, ich kann mich vielleicht täuschen. Hierauf -streckt er dem Mädchen seine Hand entgegen)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(kommt, nimmt seine Hand, beugt sich darauf nieder und -küßt sie)</span>.</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em> <span class="smaller">(zieht seine Hand gleichsam erschreckt -zurück)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(seufzt tief auf. Alle erschrecken)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em> <span class="smaller">(in der Thür zum Nebengemach winkt Frau Scholz, dann -ab)</span>.</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_53">[S. 53]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em> <span class="smaller">(macht dem Doctor Zeichen, die besagen: man solle -sich in’s Nebengemach begeben, des Patienten wegen)</span>.</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em> <span class="smaller">(nickt bestätigend und entfernt sich Hand -in Hand mit Frau Scholz behutsam)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em> <span class="smaller">(der Ida bedeutet hat, sie wolle bei Wilhelm -bleiben, ebenfalls ab in’s Nebenzimmer)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(leise)</span>: Fräulein Ida, würden Sie . . . möchten Sie -mir wohl die Wache diesmal überlassen?</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(freudig überrascht)</span>: Herzlich gern! <span class="smaller">(Händedruck -ab in’s Nebengemach.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(rückt einen Stuhl neben den Wilhelm’s und läßt sich, -den Schlafenden beobachtend, darauf nieder. Nach einem Weilchen zieht -er seine Tabakspfeife aus der Tasche, um sie in Brand zu setzen, -erinnert sich aber zur rechten Zeit der Gegenwart des Patienten und -steckt sie sogleich wieder ein)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(seufzt, streckt die Glieder)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(leise und behutsam)</span>: Wilhelm.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(räuspert sich, schlägt die Augen fremd und -verwundert auf und sagt nach einer Weile — als hätte ihn die Anrede -Roberts erst jetzt getroffen)</span>: — Ja!</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Wie ist Dir denn jetzt?</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(nachdem er Robert eine Weile nachdenklich angeblickt -hat, mit schwacher Stimme)</span>: Robert? — nicht?</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Ja — ich bin’s . . . Robert . . wie geht’s Dir denn?</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Gut <span class="smaller">(räuspert sich)</span> ganz gut — jetzt. <span class="smaller">(er -lächelt gezwungen, macht einen schwachen Versuch, sich zu erheben, der -fehl schlägt.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: O, Du! das ist doch wohl noch ein Bischen gar zu zeitig, -nicht?</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(nickt bejahend, seufzt, schließt erschöpft die -Augen)</span> . . . . . . . . . . . . . . . . . .</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_54">[S. 54]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(schlägt die Augen groß und ruhig auf und spricht -leise aber klar)</span>: Was ist denn eigentlich passirt? — hier? —</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Ich glaube, Wilhelm! es wird das Beste sein, wir lassen -das vorläufig auf sich beruhen . . . . . Die Versicherung geb’ ich Dir: -etwas . . . ich jedenfalls hätte es niemals für möglich gehalten.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(vergeistigt)</span>: — Ich — auch nicht.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: — Wie soll man denn auch . . . ä! Kohl! das war ja auch -absolut nicht vorauszusehen! — aber es ist eben doch vorgefallen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Ja — nun fällt mir — nach und nach . . . es — war — -lieblich! <span class="smaller">(seine Augen füllen sich mit Thränen.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(mit leisem Beben in der Stimme)</span>: Ein -sentimentales Weibsbild ist man doch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . So viel -steht wieder ’mal bombenfest: man hat wieder ’mal so in’s Blaue ’nein -verdammt. Gekannt haben wir den Alten doch nicht, — das können wir -doch wohl nich’ gerade behaupten.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Vater? — nein! wir sind ja Alle — so blind, so blind!</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Das — weiß Gott! — sind wir . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Wie mir das vorkommt! — wunderfremd. Er liebt uns ja! -der alte Mann ist ja so himmlisch gut!</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Das <em class="gesperrt">kann</em> er sein, und das wußte ich bis jetzt -nicht.</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_55">[S. 55]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Mir dämmert manches! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Mit dem Verstande — und so — sieh ’mal — hat ich das -ja längst erfaßt. — Alles ist <em class="gesperrt">geworden</em>. Verantwortlich hab’ -ich Vater nicht gemacht. — Heißt das, schon seit Jahren nicht mehr. -— Nicht für mich, überhaupt für Keinen von uns. Aber heut hab’ ich’s -<em class="gesperrt">gefühlt</em>; und das ist, kannst Du glauben, noch ganz was andres -. . . . . . . . . . . . . . . . Ehrlich, mich hat’s geradezu aus dem Gleichgewicht -gebracht. — Als ich ihn so sah — so um Dich bemüht . . . förmlich, wie -ein Schlag war mir da! — und nun muß ich mir immer sagen: — warum ist -denn das nun nicht . . . . . na warum denn nicht? es ist doch jetzt in uns -lebendig geworden, es war doch also in uns — warum ist es nicht schon -früher hervorgebrochen? In Vater, in Dir — und in mir wahrhaftigen -Gott auch? es war doch in uns! Und nun hat er das so in sich hinein -gewürgt — Vater mein ich — na und wir ja auch — so viele Jahre lang -. . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Das ist mir nun aufgegangen: ein Mensch kehrt nicht -nur jedem seiner Mitmenschen eine andere Seite zu, sondern er ist -thatsächlich jedem gegenüber von Grund aus anders . . . . . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Warum muß denn das so sein zwischen uns! warum müssen -denn wir uns nur immer und ewig abstoßen?</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Das will ich Dir sagen: Herzensgüte fehlt uns! nimm z. -B. Ida! Was Du Dir erklügelt<span class="pagenum" id="Seite_56">[S. 56]</span> hast, das lebt in ihr. Sie sitzt nie zu -Gericht, Alles greift sie so weich, so mitleidig an — die zartesten -Dinge — das schont so, verstehst Du! das . . . und das glaub’ ich ist es - . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(manlig werdend, sich erhebend)</span>: Wie ist Dir jetzt -so? —</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Recht frei ist mir doch jetzt . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Ä — was nutzt das Alles! . . . . Ja — was ich wollte — -sagen? vielleicht wird’s doch gut mit Euch!</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Was denn?</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Na, wie denn? Du und . . . na, und Ida natürlich.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Vielleicht! . . . Die Beiden haben eine Macht — auch -Frau Buchner — aber doch Ida hauptsächlich. Ich habe gedacht, das -könnte mich retten . . . . . . . . . . Zuerst wehrte ich mich ja . . . . . . . . . . . . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(gedankenvoll)</span>: Das haben sie! — sie haben eine -Macht und deshalb . . . . . anfänglich — offen gesagt, hab’ ich’s Dir -verübelt.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Das fühlte ich wohl.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Na, nimm ’mal an: ich hörte von einer Verlobung, und nun -sah ich Ida; treppauf, treppab sang sie und so fröhlich — ohne eine -Idee von . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(erhebt sich)</span>: Ich verstand Dich ja auch, ich gab -Dir ja sogar recht, was willst Du!</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Nu ja doch! — ich bin ja auch . . .<span class="pagenum" id="Seite_57">[S. 57]</span> es ist ja auf -diese Weise ganz was anders. — Ich muß ja zugeben . . . wie gesagt . . . -überhaupt . . ganz frisch schon?</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Vollkommen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Dann kommst Du wohl also bald?</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Ich will nur noch . . . . geh doch einstweilen Du!</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Schön! <span class="smaller">(geht, kommt zurück)</span> hör ’mal Du! ich -kann nicht anders, ich muß Dir sagen, Deine ganze Handlungsweise — -Vater gegenüber — und auch — überhaupt, ist hochachtenswerth. -Ich hab’ Dich auch so — überfallen förmlich — mit meiner verfluchten -Bornirtheit. Man . . . . hol’s der Teufel! Ich habe seit langer Zeit -wieder zum ersten Male so ’ne Art unabweisbares Bedürfniß, verstehst -Du! mich selbst anzuspucken. Das genügt Dir doch, wie? — na, Du wirst -mir doch nun auch die Liebe thun und — wenn ich Dich . . . . ja wohl, -gekränkt habe ich Dich ununterbrochen, seit Du hier bist. Also — es -thut mir leid! hörst Du!</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Bruder! <span class="smaller">(sie schütteln sich mit Rührung die -Hände.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(zieht ruhig die Hand aus der Wilhelms, bringt seine -Tabackspfeife hervor, entzündet sie, pafft, und sagt dabei vor sich -hin)</span>: Acrobaten — seele! — pf! pf! na <span class="antiqua">item</span>. <span class="smaller">(Hierauf -wendet er sich zum Gehen. Bevor er die Thüre des Seitengemaches -ausklinkt, spricht er über die Schultern zu Wilhelm:)</span> Ich — will -sie Dir herausschicken!</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_58">[S. 58]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Ach — Du laß doch! . . . . na — wenn Du . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(nickt bejahend, verschwindet in der Thür. Ab.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(athmet befreit auf. Volle Freude über das Geschehene -bemächtigt sich seiner.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(kommt aus dem Nebenzimmer, fliegt in seine Arme)</span>: -Willy!!!</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: — Jetzt — jetzt . . . . Du . . . . Ihr . . . . Ihr beiden -goldnen Seelen habt mich losgekämpft. Jetzt — ein ganz neues Leben! -. . . . Du glaubst nicht, wie mich das hebt! ordentlich groß stehe ich vor -mir da! — O Du! das merke ich jetzt erst — das hat doch furchtbar auf -mir gelastet . . . . Und nun fühl’ ich auch Kraft! Kraft fühle ich, Du! -— verlaß Dich d’rauf, ich erreiche es nun doch noch! ich werd’s ihm -zeigen, was der Taugenichts kann! ich werde Vater den Beweis liefern. -Ich werde ihm beweisen, daß etwas in mir lebt: eine Kraft, eine Kunst, -vor der sie sich beugen sollen . . . . die starrsten Köpfe werden sich -beugen, ich fühl’s! — das hat mich nur niedergeknebelt, glaubst Du! -es kribbelt mir in den Fingerspitzen, glaubst Du! . . . . Ich möchte -schaffen, schaffen! . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Siehst Du, so ist’s recht! nun endlich hast Du Dich -wiedergefunden. — Liebster, ich möchte jauchzen. — Jauchzen -möcht ich. — jubeln . . . . Siehst Du, wie ich recht hatte; nichts -ist erstorben in Dir! es schlief nur! Es wacht Alles wieder -auf, sagt’ ich Dir immer. Es ist aufgewacht, siehst Du nun! -. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_59">[S. 59]</span></p> - -<p><span class="smaller">(Sie umarmen, küssen sich und schreiten dann in einander -verschlungen in stummer Glückseligkeit durch den Saal.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(bleibt stehn, schaut mit glücklichem Staunen in die -Augen seiner Braut, dann läßt er den Blick weiter schweifen, rings -herum durch den Raum und sagt)</span>: In diesen eiskalten Mauern . . . . wie -Frühlingszauber ist das!</p> - -<p><span class="smaller">(Einige Küsse; eng verschlungen stumm im Glück schreiten sie -weiter.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(singt piano mit schelmischer Beziehung auf etwas in der -Vergangenheit; etwas, wie: nun, siehst Du wie recht ich hatte.)</span></p> - -<div class="poetry-container"> -<div class="poetry"> - <div class="stanza"> - <div class="verse indent0">Wenn im Hag der Lindenbaum</div> - <div class="verse indent0">Wieder blühet,</div> - <div class="verse indent0">Huscht der alte Frühlingstraum . . .</div> - </div> -</div> -</div> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em> <span class="smaller">(tritt ein, gewahrt die Beiden, will sich schnell -wieder entfernen)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(hat es bemerkt, bricht ihr Lied ab, fliegt auf Frau -Scholz zu)</span>. Nicht fortlaufen, Schwiegermuttelchen!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: I warum nich’ gar! Ihr könnt mich ja garnicht -brauchen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: <span class="smaller">(umarmt und küßt seine Mutter und hilft sie mit -hereinziehen)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em> <span class="smaller">(launig)</span>: Du bist wohl nich’ recht gescheidt. -Ihr seid wohl . . . Ihr reißt mir ja . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Ach was, Mutter! das ist ja jetzt Alles einerlei — -Mutter! Du siehst einen anderen Menschen vor Dir <span class="smaller">(zwischen Mutter -und Braut, beider Hände haltend.)</span> Komm, altes Mamachen; — seht -Euch in die Augen! — so — gebt Euch die Hände!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Närr’scher Kerl!</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Küßt Euch!</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_60">[S. 60]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em> <span class="smaller">(nachdem sie sich mit der Schürze über den Mund -gefahren)</span>: Na, dummer Kerl! — das . . . . da ist doch weiter nichts -dabei . . . . da brauchst Du uns doch nicht . . . . gelt Ida! <span class="smaller">(sie küssen -sich lachend).</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Und nun Friede!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Nich berufen, Junge!</p> - -<p><em class="gesperrt">Friebe</em>: <span class="smaller">(eine dampfende Punschterine tragend, aus der Küche -in das Nebengemach)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Oho!!! — na dann also . . . Friebe! ist er gut?</p> - -<p><em class="gesperrt">Friebe</em> <span class="smaller">(im Vorübergehen)</span>: I, von det Zeich kenn’n Se mer -dreiste wat vorsetzen, da bring ick ooch noch keen’n Schluck nich ieber -de Lippen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Nich’ möglich, Friebe!</p> - -<p><em class="gesperrt">Friebe</em>: Friher, ja — jetzt, bin ick — längst abjeschmissen. -Jetz’ trink ick — nur — mehrschtentheels — b. — bitt’ren Schnaps -<span class="smaller">(ab)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(hat Wilhelm die Cravatte in Ordnung gebracht und den -Rock zurecht gerückt)</span>: So nu . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Schon gut, Du! — ist Vater heiter?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Er erzählt so. — Manchmal versteht man’s garnicht.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Das Herz pocht mir doch wieder!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Wenn nur Robert nich’ so viel tränke.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Ach Mutter heut . . . . heut ist das ja Alles einerlei! -heut . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Nun komm schnell, eh Dir erst wieder . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(zu Frau Scholz)</span>: Gehst Du mit?</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_61">[S. 61]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Geht nur, geht!</p> - -<p><span class="smaller">(Ida und Wilhelm ab in’s Nebenzimmer.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em> <span class="smaller">(. . . steht, sinnt nach, streicht sich mit der -Hand die Stirne und begiebt sich zu Folge eines plötzlichen Einfalls an -die Thür des Nebengemachs, wo sie lauscht.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Friebe</em> <span class="smaller">(tritt durch eben dieselbe Thür ein. Man merkt nun -deutlich: er ist angeheitert)</span>: Frau Doktor!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Was wollen Sie?</p> - -<p><em class="gesperrt">Friebe</em> <span class="smaller">(pfiffig geheimnißvoll)</span>: Ma hat sei Wunder, Frau -Sch—olzen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em> <span class="smaller">(zurückschreckend)</span>: Sie haben — zu viel -getrunken! Sie . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Friebe</em>: Ick — lauer’ schon — uf alle Arten, det ick . . . . det -ick und ick wollte Sie wat mittheilen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Na ja, ja, ja! sagen Sie nur schnell, was Sie zu -sagen haben.</p> - -<p><em class="gesperrt">Friebe</em>: Na, ick meen man blos . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: So reden Sie doch nur, Friebe!</p> - -<p><em class="gesperrt">Friebe</em>: Ick meen man blos! — det is doch nich taktmäßig. In -diese F . . . . . Funktion — da sind ooch all noch ville Sachen — wo ick -ooch verschweigen muß . . . . ick meen man blos — Ihr <em class="gesperrt">Mann</em> — der -kann’t unmeejlich mehr lange machen . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: O Jesis, Jesis, Friebe! hat er denn . . . . o Jesis! -hat er denn geklagt? is’ er denn krank?</p> - -<p><em class="gesperrt">Friebe</em>: Na, uff so wat — versteh ick mir doch?!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Ueber was klagt er denn?</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_62">[S. 62]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Friebe</em>: Ick sollt’ ja — aber — nich’ — sagen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Is’ es denn ernst? <span class="smaller">(Friebe nickt -bestätigend.)</span> Er kann doch aber nich’ vom Tode gesprochen haben?</p> - -<p><em class="gesperrt">Friebe</em>: Er hat sich — sogar — noch mehr — sone Sachen -bedient, aber . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Na nu drücken Sie sich doch endlich deutlich aus. -Trinkt der Mensch . . . .!</p> - -<p><em class="gesperrt">Friebe</em> <span class="smaller">(aufgebracht)</span>: Ja ick . . . . na Järtner — un’ -Schuhwichser . . . . un’ was da allens vorfallen duht . . . . nee! — ick -brauch mir det nich’ . . . . in jede Funktion . . . . das . . . . in diese -Funktion kommt — allens vor — aber nee! . . . . da haben se — det Janze -. . . . . . . . klar . . . . punkt! . . . . <span class="smaller">(er macht kehrt, ab in die Küche)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Der Mensch ist verrückt geworden.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(im Hin durch die Thüre des Nebenzimmers, diese hinter -sich zudrückend. Sie ein klein wenig wieder öffnend, ruft sie ins -Gemach zurück)</span>: Warten, Herrschaften! ruhig und folgsam warten!</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(sich hineindrängend)</span>: Ich will Dir ja nur helfen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Aber sonst Niemand!</p> - -<p><span class="smaller">(Ida und Wilhelm entzünden die Christbaumlichte.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Du! — hör ’mal! — Wilhelm!</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(beschäftigt)</span>: Gleich, Mutterchen! — wir sind -gleich fertig.</p> - -<p><span class="smaller">(Der Christbaum, die Girandolen und der Kronleuchter stehen im -Licht. Ida nimmt eine große Decke, welche über die Geschenke auf der -Tafel gebreitet war, von diesen herunter.)</span></p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_63">[S. 63]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(tritt zur Mutter)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(ruft durch die Thüre des Seitengemachs)</span>: Jetzt.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em> <span class="smaller">(ist im Begriff Wilhelm etwas mitzutheilen, als -sie durch den Eintritt des <span class="antiqua">Dr.</span> Scholz gestört wird. Es folgen -nun: Auguste, Robert und Frau Buchner.)</span></p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em> <span class="smaller">(vom Trinken geröthetes Gesicht. Mit -affektirtem Staunen.)</span> Ah! ah!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Feenhaft!</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em> <span class="smaller">(befangen lächelnd.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(umgeht, die Pfeife im Munde, erst befangen, dann mehr -und mehr ironisch lächelnd, den Raum)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(hat Wilhelm, der darob äußerst betreten ist, zu dem -Platze geführt, wo seine Geschenke liegen)</span>: Lach’ mich nicht aus, -Willy! <span class="smaller">(sie hält ihm die Börse hin.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Nein aber, Ida! — ich hab’ Dich doch gebeten . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Ich hatte sie ’mal für Vater gehäkelt. Das letzte Jahr vor -seinem Tode hat er sie viel getragen. Da dacht’ ich . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(unter den Blicken der Beobachter mit steigender -Verlegenheit)</span>: Ja wohl . . . so so . . . vielen Dank, Ida!</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Die Dinger müßten nur praktischer sein.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em> <span class="smaller">(durch Frau Buchner ebenfalls an den Tisch -geführt)</span>: Aber was machst Du denn nur für Geschichten? ich kann -Euch ja garnichts . . . . ich hab’ ja garnichts für Euch <span class="smaller">(vor einem -gehäkelten Tuche)</span> nein . . . nein . . . ne Du — thu mer die Liebe! das -hast Du für mich gehäkelt? ne sag’ mer nur —<span class="pagenum" id="Seite_64">[S. 64]</span> fer mich alte Frau? na -da dank’ ich Dir auch vielmals schön <span class="smaller">(sie küssen sich.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Ach ich — freu’ mich nur, wenn Dir’s gefällt.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Prachtvoll! — wundervoll — wunderschön! wie viele -Zeit und Mühe! ne! . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Auch für Sie hätt’ ich was Herr Robert! Sie dürfen mich -aber nicht auslachen!</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(über und über roth werdend)</span>: Ä — zu was denn!</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Ich hab mir’ gedacht — Ihre <em class="gesperrt">Tabakspfeife</em> — die -wird Ihnen nächstens die Nasenspitze verbrennen — und da hab ich mich -Ihrer erbarmt und noch gestern schnell . . . . <span class="smaller">(sie zieht eine neue -Tabakspfeife, die sie auf dem Rücken gehalten, hervor und überreicht -sie ihm)</span> da ist das Prachtstück!</p> - -<p><span class="smaller">(Allgemeine Heiterkeit.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(ohne ihr die Pfeife abzunehmen)</span>: Sie scherzen, -Fräulein!</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Na ja! aber mit dem Schenken ist’s mir bitter Ernst.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Ach nein doch, nein doch, das glaub’ ich nicht!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em> <span class="smaller">(entrüstet leise zu Wilhelm)</span>: Robert ist -<em class="gesperrt">unausstehlich</em>!</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Aber nein, wirklich!</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Sehen Sie — dies Ding da . . . . ich habe mich so d’ran -gewöhnt . . . . i, und Sie scherzen ja auch wirklich nur!</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_65">[S. 65]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(die Augen voll Thränen. Ihren Schmerz bemeisternd und -mit zitternder Stimme)</span>: Nun — ja — wenn Sie — meinen <span class="smaller">(sie -legt das Geschenk auf den Tisch zurück)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em> <span class="smaller">(hat während des letzten Gesprächs mehreremals -leise Ida gerufen: nun eilt sie auf sie zu)</span>: Idchen — hast Du denn -vergessen?</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Was denn Mama?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Du weißt doch! <span class="smaller">(Zu den Uebrigen)</span> nun sollen -sie noch etwas zu hören bekommen.</p> - -<p><span class="smaller">(Ida, froh auf diese Weise ihre Bewegung verbergen zu können, folgt -ihrer Mutter, die sie an der Hand gefaßt hat, in’s Nebenzimmer.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em> <span class="smaller">(zu Robert)</span>: Warum hast Du ihr die Freude -verdorben?</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(geht, die Enden seines Schnurrbartes nervös kauend, -unruhig umher und wirft ab und zu drohende Blicke auf Robert.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Was denn? wie denn? ich weiß garnicht, was Du willst?</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: Na, freundlich war das allerdings nicht gerade.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Laßt mich doch zufrieden! und überhaupt: was soll ich -denn damit.</p> - -<p><span class="smaller">(Gesang und Klavierspiel, aus dem Nebenzimmer dringend, unterbricht -die Sprechenden. Alle blicken einander erschrocken an.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Idas</em> Stimme:</p> - -<div class="poetry-container"> -<div class="poetry"> - <div class="stanza"> - <div class="verse indent0">Ihr Kinderlein kommet,</div> - <div class="verse indent0">O kommet doch all!</div> - <div class="verse indent0">Zur Krippe herkommet</div> - <div class="verse indent0">In Bethlehems Stall,</div> - <div class="verse indent0">Und seht, was in dieser</div> - <div class="verse indent0">Hochheiligen Nacht</div> - <div class="verse indent0">Der Vater im Himmel</div> - <div class="verse indent0">Für Freude uns macht!</div> - </div> -</div> -</div> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_66">[S. 66]</span></p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em> <span class="smaller">(ist über das Verhalten Roberts immer -finsterer geworden. Bei Beginn des Gesanges blickt er scheu — wie -Jemand, der einen Angriff fürchtet — umher und sucht einen gewissen -Abstand zwischen sich und jedem der Anwesenden möglichst unauffällig -festzuhalten)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em> <span class="smaller">(bei Beginn des Gesanges)</span>: Ach wie schön! -<span class="smaller">(einen Augenblick lauscht sie hingegeben, dann bricht sie in -Schluchzen aus.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(bewegt sich langsam, macht wie der Gesang anhebt ein -Gesicht, wie: na nu hört’s auf, schreitet weiter, lächelt ironisch und -schüttelt mehrmals den Kopf. Im Vorübergehen sagt er halblaut etwas zu -Auguste)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em> <span class="smaller">(halb und halb gerührt, platzt nun heraus)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(hat bisher, ein Spiel widersprechender Empfindungen, -an die Tafel gelehnt — auf der Platte nervös Clavier spielend — -gestanden; nun steigt ihm die Röthe der Entrüstung in’s Gesicht.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(scheint gegen Ende des Gesanges unter den Tönen -physisch zu leiden. Die Unmöglichkeit, sich den Eindruck derselben -zu entziehen, scheint ihn zu foltern und mehr und mehr zu erbittern. -Unmittelbar nach Schluß des Verses entfährt ihm — gleichsam als -Trümmerstück eines inneren Monologes — unwillkürlich das Wort)</span>: -Kinderkomödie, <span class="smaller">(in einem beißenden und wegwerfenden Tone)</span>.</p> - -<p><span class="smaller">(Alle, auch der Doktor, haben das Wort gehört und starren Robert -entsetzt an.)</span></p> - -<table class="robert"> - <tr> - <td class="vat"> - <div class="padleft1_5 nowrap"><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>:</div> - </td> - <td class="vam" rowspan="2"> - <div class="center"><img class="h2_5" src="images/klammer_r.png" - alt="geschweifte Klammer, rechts"></div> - </td> - <td class="vam" rowspan="2"> - <div class="left">Robert!!!</div> - </td> - </tr> - <tr> - <td class="vat"> - <div class="padleft1_5 nowrap"><em class="gesperrt">Auguste</em>:</div> - </td> - </tr> -</table> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em> <span class="smaller">(unterdrückt eine Aufwallung von -Jähzorn)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(macht in bleicher Wuth einige Schritte auf Robert -zu.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em> <span class="smaller">(stürzt sich ihm entgegen, umarmt ihn)</span>: -Wilhelm! — thu mir die einzige Liebe!</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_67">[S. 67]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Gut —! Mutter!</p> - -<p><span class="smaller">(Er geht, sich überwindend, erregt umher. In diesem Augenblick -hebt der zweite Vers an. Kaum berühren die ersten Töne sein Ohr, so -erzeugt sich in ihm ein Entschluß, in Folge dessen er auf die Thür des -Seitengemaches zuschreitet.)</span></p> - -<div class="poetry-container"> -<div class="poetry"> - <div class="stanza"> - <div class="verse indent0">Da liegt es, ach Kinder!</div> - <div class="verse indent0">Auf Heu und auf Stroh;</div> - <div class="verse indent0">Maria und Josef</div> - <div class="verse indent0">Betrachten es froh,</div> - <div class="verse indent0">Die redlichen Hirten</div> - <div class="verse indent0">Knieen betend davor,</div> - <div class="verse indent0">Hoch oben schwebt jubelnd</div> - <div class="verse indent0">Der Englein Chor.</div> - </div> -</div> -</div> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em> <span class="smaller">(stellt sich ihm in den Weg)</span>: Wilhelm! — was -machst Du denn!</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(ausbrechend)</span>: Sie sollen aufhören zu singen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: Du bist wohl nicht bei Trost.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Laßt mich zufrieden! ich sage sie sollen aufhören.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Aber sei doch . . . . Du bist ja wirklich . . . . na -gutt, dann siehst Du mich diesen Abend nicht mehr.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Bleib doch Mutter! laß ihn doch machen! es ist ja seine -Privatsache!</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Robert! treib’s nicht zu weit! nimm meinen Rath an! -Du hast mir vorhin eine Rührscene vorgemacht, das macht Dich nur noch -wiederwärtiger.</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_68">[S. 68]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Sehr richtig: — Rührscene. — Bin selbst der Meinung -. . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(geht abermals auf das Seitengemach zu.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em> <span class="smaller">(ihn abermals aufhaltend.)</span> O, Gottogottogott -Junge, warum willst Du sie denn? . . . . <span class="smaller">(der zweite Vers ist -beendet).</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Weil Ihr es Alle miteinander nicht werth seit.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(dicht an Wilhelm herantretend, mit einem frechen, -vielsagenden Blick in seine Augen)</span>: Du, vielleicht?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: O, Jesis ne, Ihr treibt’s doch wieder so weit -<span class="smaller">(der dritte Vers hebt an)</span>.</p> - -<div class="poetry-container"> -<div class="poetry"> - <div class="stanza"> - <div class="verse indent0">Manch Hirtenkind trägt wohl</div> - <div class="verse indent0">Mit heiterem Sinn</div> - <div class="verse indent0">Milch, Butter und Honig</div> - <div class="verse indent0">Nach Bethlehem hin,</div> - <div class="verse indent0">Ein Körbchen voll Früchte</div> - <div class="verse indent0">Das purpurroth glänzt,</div> - <div class="verse indent0">Ein schneeweißes Lämmchen,</div> - <div class="verse indent0">Mit Blumen bekränzt.</div> - </div> -</div> -</div> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Sie sollen aufhören!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em> <span class="smaller">(ihn wiederum festhaltend)</span>: Junge!!!</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Einfach — unter aller Würde. Es ist Blasphemie! es ist -ein Verbrechen an diesen Menschen, wenn wir sie . . . . . . ich . . . . ja auf -Ehre ich werde schamroth für Euch alle!</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em> <span class="smaller">(pikirt)</span>: Na — so ganz besonders schlecht<span class="pagenum" id="Seite_69">[S. 69]</span> und -verächtlich sind wir am Ende doch wohl auch nicht.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Auguste — mich ekelt’s!</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: Mag’s doch! — ja, ja; nu’ auf einmal ist man hinten -runtergerutscht. Nu’ giebt’s auszusetzen an der Schwester an allen -Ecken und Enden. Da is’ das nich’ recht, da is’ jen’s nich’ recht. Aber -das Fräulein Ida . . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(außer sich, sie unterbrechend)</span>: Sprich nicht den -Namen aus!!!</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: Na, so ’was! ich werd’ wohl von Ida . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Laß den Namen aus dem Spiel, sag’ ich Dir.</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: Du bist wohl verrückt geworden, ich werd’ doch . . . . . -die is’ doch wahrhaftig auch kein Engel vom Himmel.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(schreiend)</span>: Schweig’ still, sag’ ich!</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em> <span class="smaller">(wendet ihm den Rücken)</span>: Ach, was denn, Du bist -einfach verliebt.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(Auguste unsanft an der Schulter packend)</span>: -Frauenzimmer, ich! . . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(packt Wilhelms Arm, spricht kalt und jedes Wort -betonend)</span>: Wilhelm! — hast — Du — etwa — wieder Absichten? -. . . . . . . . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Teufel!</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: Das sagst Du? — pfui, Du!? der die Hand gegen seinen -eignen Vater erhoben hat.</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_70">[S. 70]</span></p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em> <span class="smaller">(mit zornbebender Stimme in absolut -befehlendem Tone)</span>: Auguste! — Du wirst Dich entfernen! — -augenblicklich!!</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: Na — ich möchte wissen . . . .</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em>: Du wirst Dich augenblicklich entfernen!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: O Du lieber Gott, warum nimmst Du mich denn nicht -zu Dir! <span class="smaller">(weinerlich)</span> Auguste! Du hörst! — folge dem Vater!</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: I, — Mutter! das würd’ ich ihr denn doch sehr -verdenken. Sie ist doch kein kleines Kind mehr. Die Zeiten haben sich -doch wahrhaft’gen Gott sehr verändert.</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em>: Aber, ich habe mich nicht verändert. Ich bin -der Herr im Hause. Ich werde Euch das beweisen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: . . . . lachhaft!</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em> <span class="smaller">(schreiend)</span>: Räu — ber — und — Mör -— der —!!! — — — ich — — — — — enterbe Euch!!! ich werfe Euch -auf die Straße!</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Das ist ja direkt komisch.</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em>: <span class="smaller">(bemeistert einen furchtbaren Zornausbruch -und spricht mit unheimlicher Ruhe und Festigkeit)</span>: Du, oder ich, -einer von uns verläßt das Haus — augenblicklich.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Ich natürlich — mit Herzensfreude.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em> <span class="smaller">(halb befehlend, halb bittend)</span>: Robert, Du -bleibst!</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em>: Er geht.</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_71">[S. 71]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Fritz! hör’ mir zu! er ist der einzige . . . . . in den -langen, einsamen Jahren hat er uns nicht vergessen, er . . . . .</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em>: Er, oder ich —!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Gieb nach, Fritz, thu’ mir die Liebe!</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em>: Laß mich zufrieden! er, oder ich!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Ach, — Ihr braucht ja meinswegen einander nicht -begegnen, es geht ja ganz gut einzurichten . . . aber . . .</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em>: Gut, ich weiche. — Dir und Deiner Meute -weiche ich! — Du und Deine Meute, Ihr habt von jeher den Sieg behalten!</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Bleib’, Vaterchen! oder wenn Du gehst, laß mich diesmal -mit Dir gehen.</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em> <span class="smaller">(unwillkürlich zurückfahrend, zwischen Zorn -und Entsetzen)</span>: Laß mich zufrieden, — Taugenichts! <span class="smaller">(gedankenlos -nach seinen Sachen suchend)</span>: Banditen und Tagediebe! — -Taugenichtse!</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(aufwallend)</span>: Vater! — so nennst Du uns . . . und -bist es doch gewesen, der uns . . . . Ach Väterchen nein, nein, das will -ich ja garnicht sagen! laß mich mit Dir gehn, ich will bei Dir bleiben, -laß mich Alles wieder gut machen, was ich <span class="smaller">(er hat seine Hand auf des -Vaters Arm gelegt.)</span></p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em> <span class="smaller">(vor Schreck und Entsetzen wie gelähmt, -retiriert)</span>: Laß los! ich sage Dir — die Ränke der Verfolger werden -zufällig . . . . . werden zuverlässig — zu Schanden werden. Sind das diese -Leute, —<span class="pagenum" id="Seite_72">[S. 72]</span> diese Mächtigen, — und diese mächtigen Menschen sind das -Männer? einen Mann der, wie ich, einige Schuld hat, aber im Uebrigen -dennoch ganz und gar — und — durch und durch — und kurz und gut.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Vater! Vater! Väterchen! komm zu Dir, komm doch zu Dir!</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em> <span class="smaller">(sich im Rythmus der Worte bewegend, -halblaut)</span>: Und kurz und gut und . . . ganz und gar . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: <span class="smaller">(ihn umarmend, mit der instinctiven Absicht, seinen -Actionsdrang zu hemmen)</span>: Faß Dich! nimm Dich zusammen!</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em> <span class="smaller">(sich wehrend, wie ein kleines Kind -flehend)</span>: Ach, schlag mich nicht! ach straf mich nicht!</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Aber um Gottes Himmels . . . . .</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em>: Nicht schlagen! nicht — wieder — schlagen! -<span class="smaller">(er macht krampfhafte Anstrengungen sich aus Wilhelms Umarmung zu -befreien).</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Abfaulen soll mir die Hand — Väterchen glaub doch -nicht, . . . . Väterchen denk doch nicht . . . . . .!</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em> <span class="smaller">(hat sich befreit, flieht hülferufend von -Wilhelm gefolgt)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Schlag mich Du! schlag Du mich!</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em>: Bitte, bitte, bitte, — . . . . Hülfe.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(aus der Thür des Seitengemaches, todtenbleich)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(ereilt den Vater, umarmt ihn auf’s neue)</span>:. -Schlag Du mich . . . .</p> - -<p><span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Scholz</em> <span class="smaller">(unter Wilhelms Umarmung auf einen<span class="pagenum" id="Seite_73">[S. 73]</span> Stuhl -zusammenbrechend)</span>: Ich . . . a . . . ah! a — ah! . . . ich — glaube — -es — geht — zu Ende — mit — mir.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Vater!!!</p> - -<p><span class="smaller">(Frau Scholz und Auguste sind einander entsetzt in die Arme -gesunken. Robert todtenbleich, hat sich nicht von der Stelle bewegt; -sein Gesicht hat den Ausdruck unerschütterlicher Festigkeit.)</span></p> - -<div class="chapter"> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_74">[S. 74]</span></p> - -<h2 class="nobreak" id="Dritter_Vorgang">Dritter Vorgang.</h2> - -</div> - -<p><span class="smaller">Im Saale herrscht Halbdunkel. Die Lichter sind verlöscht bis auf -einige auf dem Kronleuchter und ein einziges auf dem Christbaum. Vorn -in der Nähe des Ofens am Tisch, den Rücken dem Nebenzimmer zugewendet, -sitzt Wilhelm, die Ellbogen aufgestützt, sichtlich versunken in dumpfe, -trostlose Grübelei. Robert und Frau Scholz betreten gleichzeitig die -Halle, aus dem Nebenzimmer kommend.</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em> <span class="smaller">(Mit Zeichen der Erschöpfung, in gedämpftem Tone -redend)</span>: Ne, Junge! — mach ok nich Geschichten! Jetzt — ma weeß -nich hin, nich her. — Wenn’s nu was Schweres is, was d’nn dann?</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Du bist ja doch nicht allein, Mutter!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Aber sag mer nur! das kann doch nich Dein richt’ger -Ernst sein! Das ist ja überspannt! Wo willst Du denn jetzt mitten in -der Nacht blos hin?</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Wenn’s weiter nichts is! alle Augenblicke gehen Züge — -und fort muß ich! — Diesmal kann ich’s wirklich nicht mehr aushalten -— überhaupt — ’s ist für uns Alle das Beste!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em> <span class="smaller">(weinerlich)</span>: ’S war immer so hibsch in den -letzten Jahren. Ich sag schon — nu missen die wieder kommen! Seit die -Buchners hier sind, is’s wieder mal reen verdreht, Alles.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Sei froh, daß Du die hast, Mutter!</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_75">[S. 75]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: I, daß hätt’ ich ganz gutt selber machen können.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Ich denke, er leidet niemand von uns um sich —; Vater -—?!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em> <span class="smaller">(weinend)</span>: Accurat, als wenn ich ihm was -Böses gethan hätte — und dabei bin — ich — doch gewiß — immer — -diejenige gewesen . . . . ich hab gewiß immer mei’ Bestes gethan — sei -mal gerecht, Robert! — Ich hab ihm sein schönes Essen gekocht — er -hat seine warmen Strümpfe gehabt . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Ach laß doch das, Mutter! — was hilft das end—lose -Lamentiren?!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Ja, das sagst Du! — Du hast gut reden! — aber -wenn man sich abgerackert hat sei’ Leben lang — man hat sich e’ Kopf -zerbrochen, wie man’s und wie man’s blos recht macht — und nu’ kommen -fremde Menschen, und die werden vorgezogen!</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Ida ist immer noch bei ihm?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Eine wildfremde Person — ach ich möchte schon -lieber garnicht mehr leben — und dieser Lump! — dieser Friebe! — -dieser Lump! — wie der sich blos aufspielt! — Gustel hat’s ihm aber -gesteckt! — Auguste hat ihm die Wahrheit aber ordentlich gesagt! — -Dieser Kerl erdreistet sich — er hat sie geradezu aus dem Zimmer -hinausgedrängelt. Das Mädel war außer sich. — Und das is nu seine -Tochter . . . . ne . . . wißt er Kinder: was ich in meinen Leben<span class="pagenum" id="Seite_76">[S. 76]</span> schon -ausgestanden habe! — ich mecht’s Keenem wünschen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(unwillkürlich, mit einem kleinen Seufzer)</span>: Vater -auch!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Was —?</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Nichts. — Vater auch sagte ich nur.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Wie denn?</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Na — Vater hat doch auch manches ausgestanden.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Na meinswegen gewiß nich. Mich hat er nich sehr -gemerkt. Ich bin gewiß anspruchslos.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(skeptisch)</span>: — ’tja! — ’tja! — ’tja!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Wart’ nur, wenn ich wer’ im Grabe liegen — da -werdt’er dann schon einsehen . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Ach, Mutter, laß doch nur; — das hab ich ja schon -hundertmal gehört.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Mag’s doch! Ihr werd’t’s schon noch emal einsehen -— und paß uff — in gar nich langer Zeit.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Ach Mutter, ich bestreite ja doch garnicht, daß Du -mancherlei gelitten hast — unter Vater — Ihr habt eben Beide -gelitten. Ich begreife garnicht, weshalb Du mir das . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Dummes Gerede! — was hat ihm denn gefehlt, möcht -ich wissen?</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(unüberlegt)</span>: Wenn Du’s durchaus wissen willst: -Verständniß!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Ich kann mich nicht klüger machen, wie ich bin.</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_77">[S. 77]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Das hat ja auch kein Mensch verlangt. — Ueberhaupt . . . . -es ist ja überhaupt Unsinn noch viel davon zu reden.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Na nu hört’s ganz uff — <span class="smaller">(weinend)</span> nu bin -ich am Ende noch gar Schuld, daß er krank darnieder liegt, nu . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Das sag ich ja gar nicht.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Das hast Du <em class="gesperrt">wohl</em> gesagt.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Ach Mutter . . . .! Ich gehe lieber — ich . . . . Mutter, ich -kann wirklich nicht mehr.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Nein! — ich möchte wissen — was ich mir -vorzuwerfen hätte — ich habe ein gutes Gewissen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Das magst Du behalten das magst Du auch meinethalben in -Gottes Namen behalten! — <span class="smaller">(abwehrend)</span> bitte — nicht mehr!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Die Geschichte mit dem Gelde meinst Du wohl?</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Ich meine gar keine Geschichte.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Meine Eltern haben’s sauer verdient — welche Frau -wird sich das gefallen lassen? — Dein Vater schmiß es geradezu zum -Fenster naus.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Aber Dein Onkel betrog Dich drum.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Das konnte man nich wissen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Und Vater war gut zum Wiederverdienen?!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Er hätte sich eben so gut verspeculiren können.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: <span class="smaller">(lacht bitter.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Ich bin eben ’ne einfache Seele<span class="pagenum" id="Seite_78">[S. 78]</span> — der Vater war -eben zu vornehm für mich. — Seine Mutter hatte och so was Vornehmes. -Aber mei’ Vater war früher bluttarm — in mir steckt eben das -Armuthsblutt! Ich kann mich nich anders machen. Na meinswejen — die -paar Jahre wird’s wohl noch gehen. Der liebe Gott wird mich schon bei -Zeiten erlösen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Von Gott erlöst sein möchte man lieber!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Pfui! das is e’ Hallunke, der das sagt. Ach —: von -Gott erlöst sein — da nähm’ ich mir ne Nadel und stäch mer se — hier -— in’s Herze — in die Rippen. Wie scheußlich is das: von Gott erlöst -sein! Wo wäre ich blos geblieben, wenn ich meinen Gott nich gehabt -hätte. — Willst Du d’nn wirklich fortgehn, Robert?</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(schon auf der Treppe)</span>: Ach schweig schon, Mutter! -Ruhe brauch ich — Ruhe. <span class="smaller">(ab)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Je ja! — je ja, — Ihr macht ein’n’s Leben nicht -leicht! <span class="smaller">(zu Wilhelm, der wie am Anfang noch immer antheillos am -Tische brütet.)</span> Nu denk’ Dir blos an —: Robert will fort!</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Meinethalben!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Sag mer nur —: wast sitzt Du denn immer so? das -nutzt ja nischt, Du! — sei doch nur vernünftig!</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(seufzt tief auf)</span>: Ach, ja!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Das Seufzen nutzt gar nichts! sieh mich an! — ich -bin alt — wenn ich mich hinsetzen wollte, wie Du . . . . Was geschehn -ist, ist<span class="pagenum" id="Seite_79">[S. 79]</span> geschehn. — Das ist nu mal nicht zu ändern. Hörst Du! lies -was! — steh auf, nimm Dir ’n Buch und zerstreu Dich!</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(seufzt)</span>: Ach, Mutter! — laß mich doch nur -machen! — ich störe ja doch Niemand! . . . . Ist Friebe vom Arzt -zurück?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Nein, eben nicht. Ich sag ja schon, wenn man mal ’n -Arzt nöthig hat, da is gewiß keiner zu finden.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Es ist bedenklich, nicht? — Ob es überhaupt noch mal -werden wird?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Gott, ja! wer kann das wissen!</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(starrt seine Mutter an, läßt plötzlich wild -aufschluchzend die Stirn auf die Hände sinken)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Ja, ja, mein Junge —: wer hätte das gedacht?! ich -will ja nicht sagen . . . . ich will ja Niemand die Schuld zuschieben — -aber zanken hättet Ihr Euch doch heute nich grade wieder brauchen — -na — ma muß eben’s Beste hoffen. — Er phantasirt ja nu wenigstens -nich mehr. — Wenn Ida doch nur ja nichts versähe! — unser eins hat -doch hundertmal mehr Erfahrung. — Warum kann er denn zu Ida freundlich -sein!? — Ich beiße doch och nich! . . . . Ida is ja sonst ’n sehr ’n -liebes Mädel is sie ja wirklich. — Und Du nu erst! <span class="smaller">(ihm auf dem -Scheitel klopfend)</span> Du kannst den lieben Gott schon danken — da -kannst Du lange warten, bis Du wieder eine, wie Ida, findst! . . . . . . . -<span class="smaller">(vorsichtig, vertraulich)</span> . . . . Sag’ doch mal — sind die -Buchners — gut situirt?</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_80">[S. 80]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(aufbrausend)</span>: Ach, laß mich zufrieden! — wie -soll ich das wissen! — was geht das mich an!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Was is denn da weiter?! — ma’ wird doch ’mal -fragen können — Brummbär Du!</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Ach, Mutter — verschon’ mich! — wenn Du eine Spur von -Mitleid mit mir hast —: verschon’ mich! . . . . bekümmere Dich nicht um -mich — verschon’ mich!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: Na ja doch, ja! — ich bin Euch eben überall im -Wege. — So ’ne alte Frau, die is höchstens noch gutt zum anranzen.</p> - -<p><span class="smaller">(Auguste und Frau Buchner hastig aus dem Nebenzimmer.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: Mutter!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: O Gott! was denn?</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: Friebe ist eben gekommen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Friebe hat keinen Arzt mitgebracht.</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: Der Vater hat ihn gefragt, und da hat er gesagt . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Er will keinen Arzt!!</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: Er schimpft so furchtbar — er will ihn zur Thüre -nauswerfen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Friebe will nicht noch ’mal gehen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: Sprich Du doch nur noch ’mal mit Friebe!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Ja, sprich Du mit ihm! es ist doch dringend -nöthig, daß . . . . . . . .</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_81">[S. 81]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em>: Ein Arzt muß kommen — sonst lauf’ ich selbst, ich -fürchte mich nicht, und wenn ich bis Friedrichshagen laufen muß.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Scholz</em>: I warum nich gar! — jetzt mitten in der Nacht — -wart’ nur, wart’ — laß mich nur machen! <span class="smaller">(Frau Scholz, Frau Buchner -und Auguste hastig zurück ins Nebenzimmer.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em> <span class="smaller">(kaum verschwunden, erscheint wieder. Schon -bevor sie abging, hat sie ihren Blick verstohlen und kummervoll -mehrmals auf Wilhelm gerichtet, der immer noch stumm und düster auf -seinem Platze verharrt. Ein Blick überzeugt Frau Buchner, daß, außer -Wilhelm und ihr selbst, Niemand zugegen ist. Hastig zuerst, dann mehr -zögernd, nähert sie sich Wilhelm.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(hat ihre Annäherung bemerkt, hebt den Kopf)</span>: Was -w… wollen Sie? ich — habe Ihnen — ja doch — Alles vorher gesagt.</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Aber ich wollte es Ihnen nicht glauben. — Ich -konnte mir das nicht vorstellen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Und jetzt glauben — Sie es?!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Ich — weiß — nicht . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Weshalb belügen Sie mich? — sagen Sie doch — getrost, -— ja. — Daß es so kommen mußte, war ja . . . . es war ja so lächerlich -selbstverständlich. — Wie habe ich mich nur so können verblenden -lassen!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em> <span class="smaller">(mit Fiebereifer)</span>: Wilhelm! ich halte Sie -heute, wie damals, für einen guten und edlen Menschen. Ich versichere -Sie: nicht einen Augenblick lang habe ich an Ihnen gezweifelt. Auch<span class="pagenum" id="Seite_82">[S. 82]</span> -jetzt, wo mir auf einmal so angst und bange wird . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(erhebt sich, holt tief Luft ein, wie Jemand der -Beklemmungen fühlt)</span>: Es ist mir nur . . . . ich wußte es ja längst und -doch . . . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Ich komme zu Ihnen, Wilhelm! — ich sage Ihnen -offen . . . . es ist auf einmal so über mich gekommen. — Ich sorge mich -auf einmal so entsetzlich um Ida.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Ich muß gestehen . . . . . . nur gerade jetzt — —</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Ich weiß ja, Sie lieben das Kind. Es kann sie -ja auch Niemand inniger lieben! — Ich weiß, Sie werden mit allen -Kräften streben, meine Tochter glücklich zu machen. An Ihrem Willen -wird es nicht fehlen, aber nun . . . . nun habe ich so mancherlei -. . . . nun habe ich so viel gesehen hier und — erfahren. Da ist mir -vieles . . . . . vieles von dem, was Sie mir früher gesagt haben, erst -verständlich geworden. Ich verstand Sie nicht. Ich hielt Sie für einen -Schwarzseher. Ich nahm Vieles gar nicht einmal Ernst. Mit einem festen, -frohen Glauben kam ich hierher. Ich schäme mich förmlich. Was habe -ich mir zugetraut! Solche Naturen wollte ich lenken, ich schwache, -einfältige Person! — Nun wankt Alles. Ich fühle auf einmal meine -furchtbare Verantwortung: für mein Kind, für meine Ida bin ich doch -verantwortlich. Jede Mutter ist doch verantwortlich für ihr Kind. -Reden<span class="pagenum" id="Seite_83">[S. 83]</span> Sie mir zu, Wilhelm! sagen Sie mir, daß Alles noch gut werden -wird! Sagen Sie mir: wir werden glücklich! —: Sie und Ida. Beweisen -Sie mir, daß ich unnütz Furcht und Sorge habe, <em class="gesperrt">Wilhelm</em>! -. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Warum — haben Sie’s — soweit — kommen lassen? — Ich -habe Sie gewarnt — und gewarnt. Was habe ich Ihnen gesagt? ich habe -gesagt: wir Alle . . . . wir Geschwister . . . . daß wir unheilbar kranken -. . . . . vor allem ich . . . . daß wir an uns schleppen. — Binden Sie Ihre -Tochter nicht an einen Krüppel, — habe ich Ihnen gesagt. — Warum -haben Sie mir nicht glauben wollen?</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Ich weiß nicht. Ich weiß das selbst nicht.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Nun haben Sie mich eingeschläfert, mein Gewissen -beschwichtigt, — und jetzt — halb toll bin ich geworden vor Glück. -— Ich habe Augenblicke durchlebt — durchkostet —! und auch andere -wieder . . . . . . Die furchtbarsten Kämpfe meines Lebens — und nun — -verlangen Sie . . . . nun man muß zusehen, — vielleicht, ja vielleicht -. . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em>: Wilhelm! ich verehre Sie! — ich weiß, daß Sie am -Ende doch jedes Opfer bringen. Aber Ida . . . . wenn es für sie zu spät -ist . . . . wenn sie daran zu Grunde geht!</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Warum haben Sie mir denn nicht glauben wollen? — Sie -wissen nicht — was mich<span class="pagenum" id="Seite_84">[S. 84]</span> das jetzt kostet. Stufe um Stufe mühsam -gebaut habe ich mir — ach, so mühsam! so mühsam! . . . Dies Haus hier -lag hinter mir. — Gerettet war ich fast. — Nun hat es mich wieder -hereingerissen . . . Warum mußten Sie es nur so weit kommen lassen? warum -. . . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em> <span class="smaller">(unter Thränen)</span>: Ich weiß nicht! ich weiß -das selbst nicht! ich habe das Kind erzogen. Es ist mir Alles in Allem -gewesen; an seinem Glück zu arbeiten ist auf der Welt mein’ einziger -Beruf gewesen. — Nun kamen — Sie in unser Haus. — Ich gewann -Sie lieb. — Ich dachte auch an Ihr Glück, ich . . . . . Das hätte ich -vielleicht nicht thun sollen . . . . Ich dachte vielleicht eben so sehr -an Ihr Glück — und — wer weiß? — am Ende — zu — allermeist — an -— <em class="gesperrt">Ihr</em> Glück <span class="smaller">(einen Augenblick lang starren Beide einander -bestürzt in die Augen)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Frau Buchner!!!</p> - -<p><em class="gesperrt">Frau Buchner</em> <span class="smaller">(das Gesicht mit den Händen bedeckend, wie -Jemand, der sich schämt, weinend ab durch den Treppenausgang)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(thut mechanisch ein paar Schritte hinter ihr drein, -steht still, sucht seiner inneren Bewegung Herr zu werden, muß sich -aber plötzlich, von Weinen geschüttelt, an der Wand stützen.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(ihr Gesicht ist bleich, ihre Mienen drücken Ernst und -Besorgniß aus. Sie tritt leisen Schrittes zu Wilhelm, umfaßt ihn und -drückt ihre Wange an die seine)</span>: Ach, Willy! sieh’ ’mal: es kommen -trübe und — es kommen — nicht, Willy? — es kommen auch wieder helle -Tage. Wer<span class="pagenum" id="Seite_85">[S. 85]</span> wird sich gleich so . . . . . so ganz und gar muthlos machen -lassen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(leidenschaftlich stammelnd)</span>: Ida! — Einzige!! -— Liebste!! — Süße — wie soll ich denn nur . . . . . wie sollt ich denn -nur jetzt leben ohne Dich? — Deine Stimme, Deine Worte, Dein ganzes -süßes, wunderbares Wesen, Deine Hände . . . . . . Deine milden, treuen Hände.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Denkst Du ich? — Denkst Du ich möchte leben, ohne Dich? — -Nein Du! — wir wollen uns umschlingen und nicht los lassen — fest — -fest — und so lange es so ist . . . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Ja, ja! — aber — wenn’s nun ’mal anders würde?</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Ach, sprich nicht so!</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Ich meine ja nur . . . . man kann doch nie wissen . . . Eins -kann sterben . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Ach, wir sind jung.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Wenn auch. — Einmal kommt’s doch auch — alt werd’ ich -so wie so nicht.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(heiß)</span>: Dann umarm’ ich Dich — dann drück’ ich mich -an Dich — dann geh’ — ich — mit Dir.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Ida! — das sagt man so. — Das thust Du doch nicht.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Das thue ich!</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_86">[S. 86]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Du denkst Dir das jetzt so — Du weißt nicht wie -schnell man vergißt.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Ich könnte nicht athmen ohne Dich!</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Das bildet man sich ein . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Nein, nein, nein, Wilhelm! . . .</p> - -<p>. . . . . . . . . . . . . . . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: So zu lieben — wäre aber — sogar eine Thorheit. Man -wird doch nicht alles auf <em class="gesperrt">eine</em> Karte setzen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Ich — versteh’ Dich — nicht ganz.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Nur so . . . . ich . . . . sieh’ ’mal <span class="smaller">(in ärgerlichem -Tone)</span>. Ach, Du! — das Thema ist unerquicklich! . . . . . . wie geht es -Vater?</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Er schläft jetzt — aber was hast Du denn nur?</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(umhergehend)</span>: Das kommt so — man weiß nicht -wie. <span class="smaller">(Plötzlich knirschend)</span> — Es giebt Momente, sag’ ich Dir -. . . .! wenn einen die Wuth der Verzweiflung übermannt . . . . . in solchen -Augenblicken kann ich mir denken . . . . in solchen Augenblicken kommt’s -dazu, daß Menschen sich fünf Stock hoch — den Kopf zuerst — auf das -Pflaster stürzen; — förmlich wollüstig wird einem diese Vorstellung.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Gott behüte! — Solchen Vorstellungen mußt Du nicht -nachhängen, Willy!</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Warum denn nicht, möchte ich wissen? warum sollen -Kerls, wie ich, zwischen Himmel und Erde herumschmarotzen? —: -Nichtsnutzige Geschöpfe! — Sich selbst ausmerzen — das<span class="pagenum" id="Seite_87">[S. 87]</span> wäre doch -noch was, — dann hätte man doch <em class="gesperrt">einmal</em> etwas Nützliches gethan.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Es ist ja im Grunde nicht zu verwundern: — Du bist -überreizt und abgespannt . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(in schroffen abweisenden Tone)</span>: Laß mich -zufrieden Du, das verstehst Du nicht! <span class="smaller">(über sich selbst erschrocken, -verändert.)</span> Ach, Du! — Du mußt mir’s nicht übel nehmen. — Geh’ -doch lieber jetzt! Ich möchte Dich nicht verletzen. Und wie mir nun -’mal zu Muthe ist — kann ich nicht — einstehen für mich.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(küßt Wilhelm stumm auf den Mund, dann ab in das -Seitengemach)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: <span class="smaller">(blickt ihr nach, geht, steht still, zeigt ein -Gesicht voll Schrecken und Staunen und faßt sich an die Stirn, wie -Jemand, der sich auf bösem Wege ertappt hat. Während dies geschieht, -ist Robert durch den Treppenbogen eingetreten)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(den Hut in der rechten Hand, über’m Arm den -Ueberzieher und eine Reisedecke, in der Linken einen Plaidriemen, -begiebt sich bis an den Tisch, wo er die Sachen ablegt)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(bemerkt ihn und sagt, nachdem er ihn eine Weile -beobachtet)</span>: Wohin — willst Du?</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Fort.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Jetzt?</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Warum nicht? — <span class="smaller">(den Plaidriemen ausbreitend)</span>. -Ich habe genug — über und über sogar! — Mutter wird künftig . . . . . -wird künftig die Weihnachtstage — ohne mich auskommen müssen — -<span class="smaller">(nach dem Ofen umblickend)</span>. Es ist kalt hier.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Draußen friert’s.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(die Reisedecke rollend)</span>: So! — um zehn thaute es -doch.</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_88">[S. 88]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Es ist umgeschlagen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Wie wird man nur den Berg ’runter kommen bei der Glätte?</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Der Mond scheint ja!</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Wenn auch.</p> - -<p>. . . . . . . . . . . . . . . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Er phantasirt nicht mehr.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: So, so!</p> - -<p>. . . . . . . . . . . . . . . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Er will keinen Arzt.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: So, so!</p> - -<p>. . . . . . . . . . . . . . . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Es ist so plötzlich gekommen, man —</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Hm — ja, ja!</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Es muß doch in ihm gesteckt haben.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Natürlich — sonst wäre er doch wohl nicht nach Hause -gekommen . . . . . . . . .</p> - -<p>. . . . . . . . . . . . . . . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Mir graut — was daraus werden soll?!</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Was soll man machen?!</p> - -<p>. . . . . . . . . . . . . . . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Meiner Seele — ich weiß nicht, was ich anfange, — -wenn er einmal stirbt . . . . . Mit meinem Bewußtsein! mit dem, was ich -jetzt erkannt habe! . . . . . ich wüßte wirklich nicht . . . . . und nun -noch die Reue, die Gewissensbisse . . . . . ä! — was da! — was liegt -schließlich daran?!</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: I, Du! — da hätte man viel zu thun . . . . . der Alte ist -ein Bischen anders — na ja<span class="pagenum" id="Seite_89">[S. 89]</span> — unsere Vorstellung stimmte nicht ganz. -Gott, ja! aber das ändert doch nichts an der Sache.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Ich sage Dir — es ist mir heiliger Ernst — mit -Wollust würde ich heut verzichten, auf das ganze elende Bischen Leben, -wenn es ihm zu Gute käme.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(den Ueberrock anziehend)</span>: Das hat wenig Sinn Du -— meiner Ansicht nach — Sieh mal, ich gehe jetzt in ein kleines, -geheiztes Comptoirchen, setze mich mit dem Rücken an den Ofen — -kreuze die Beine unter dem Tisch — zünde mir diese . . . . . selbe Pfeife -hier an und schreibe — in aller Gemüthsruhe hoffentlich, solche -. . . . . na, Du weißt schon solche Scherze, . . . . . solche Reclamescherze: -Afrikareisender . . . . . nahe am Verschmachten, na . . . . . und da laß ich -denn gewöhnlich eine Caravane kommen, die unsern Artikel führt. — -Mein Chef ist sehr zufrieden — es geht durch den Inseratentheil aller -möglichen Zeitungen; und was die Hauptsache ist —: Wenn ich da so -sitze, siehst Du, und die Gasflamme den ganzen Tag so über mir fauchen -höre — von Zeit zu Zeit so’n Blick in den Hof — so’n Fabrikhof ist -nämlich was Wunderbares! — was Romantisches, sag ich Dir! . . . . . mit -einem Wort, da summt mich keine Hummel an.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Dann lieber gleich todt sein.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Geschmacksache! — Für mich ist es ein idealer Winkel -geradezu; — soll man sich denn immerfort aus dem Gleichgewicht bringen -lassen, soll man sich denn kopfverwirrt machen lassen, — ich<span class="pagenum" id="Seite_90">[S. 90]</span> werde -so wie so zwei bis drei Tage gebrauchen um mich — auf mein Bischen -Lebensweisheit zu besinnen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Sag was Du willst: das nenn ich feig.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Na item, nenn es so. Früher oder später kommst Du doch -auf meinen Standpunkt. Vater ist auch zuletzt auf diesen Standpunkt -gekommen. Vater und Du, Ihr ähnelt einander zum verwechseln. Ihr seid -dieselben Idealisten. Anno 48 hat Vater auf den Barrikaden angefangen, -und als einsamer Hypochonder macht er den Schluß. — Man muß sich an -die Welt und an sich selbst <em class="gesperrt">bei Zeiten</em> gewöhnen, Du! — eh man -sich die Hörner abgelaufen hat.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Oder aber an sich arbeiten, um anders zu werden.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Das sollte mir einfallen, ich bin, wie ich bin. Ich habe -ein Recht so zu sein, wie ich bin.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Dann fordere Dein Recht auch offen!</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Ich werde mich hüten, denn ich will zu meinem Rechte -<em class="gesperrt">kommen</em>. Die Moralphilister sind nun mal in der Mehrheit. — -Uebrigens ich muß nun doch gehen — also . . . . und wenn ich Dir rathen -soll, Du: nimm Dich vor den sogenannten guten Vorsätzen in Acht!</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(kalt)</span>: Wie meinst Du denn das?</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Ganz einfach: man muß nicht <em class="gesperrt">Dinge</em> leisten wollen, -die man seiner ganzen Naturanlage nach nun mal nicht leisten kann.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Zum Beispiel?</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_91">[S. 91]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: I! — zu mir kommen zum Beispiel manchmal solche Kerls, -die mir den Kopf wer weiß wie heiß machen, von Idealen schwatzen. Man -müsse für die menschheitlichen Ideale kämpfen, was weiß ich! — ich -und für Andere kämpfen! fabelhafte Zumuthung! — und für was und zu -was denn? — Na aber wie ich Dich kenne, Dich beunruhigt so was, Du -würdest herumlaufen, wie einer der gestohlen hat: was bin ich für ein -Jammerkerl! würdest Du Dir in einem fort sagen. Hab ich nicht Recht? na -und dann käme schließlich der gute Vorsatz, und der drückt einen dann, -das kenne ich. Ich bin auch früher mit hunderterlei solcher Vorsätze -herumgelaufen. — Jahrelang — und das ist kein Vergnügen sag ich Dir!</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Ich weiß nicht recht, auf was Du hinaus willst?</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Etwas Bestimmtes habe ich auch durchaus nicht im Auge: -— die Unruhe — an der Du jetzt laborirst — hat ja auch noch andre -Ursachen . . . . . . Ich jedenfalls . . . . . wenn ich früher merkte . . . . in -früheren Zeiten habe ich ja auch ähnliches durchgemacht — aber sobald -ich merkte, daß die Geschichte über meine Kräfte ging, habe ich ihr -gewöhnlich kurz entschlossen den Rücken gewandt.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Soll das ein Wink sein?</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Wink? — ich wüßte nicht . . . . . also nochmals — laß -Dir’s gut gehen und . . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Sag mir doch mal Du — rein objektiv — es hat ein -gewisses Interesse für mich . . . . es ist nur weil . . . .</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_92">[S. 92]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Bitte, — was wünschest Du zu hören?</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Du hast selbst vorhin etwas gesagt.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Wann, vorhin?</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Als wir über Vater sprachen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Ach richtig, ja — was soll ich denn da gesagt haben?</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Du sagtest, es würde vielleicht doch gut werden mit Ida -und mir.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Ja so, — Euer Verhältniß, — das hätte ich gesagt. —?</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Das hast Du gesagt.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Nu ja, ich habe da <em class="gesperrt">manches</em> gesagt.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Das heißt so viel, als — Du bist von manchem, was Du -da gesagt hast, zurückgekommen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Ganz recht, das bin ich.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Auch was die . . . . diese selbe Sache anbelangt . . . .?</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Euer Verhältniß?</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Ja.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Ist Dir das denn wichtig?</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Ja, vielleicht.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Ja.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Du bist also nicht mehr der Ansicht — daß wir . . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Nein.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Schön — ich danke Dir — Du bist offen — ich danke -Dir. — Aber nehmen wir mal an — setzen wir den Fall, ich kehre der -ganzen Sache den Rücken — sehen wir zunächst mal ganz davon ab, was -das für mich bedeuten würde angenommen<span class="pagenum" id="Seite_93">[S. 93]</span> — also, ich ginge auf der -Stelle mit Dir — was sollte dann — aus Ida — werden?</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Hm — Ida? — Ida? <span class="smaller">(zuckt die Achseln)</span> hm ja, ja -— das läßt sich nicht so schnell . . . . das heißt — besorgen würde mich -das wirklich nicht so sehr.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Du!!! das ist Deine alte Perfidie! das kenne ich.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Perfid? wieso denn? nein da täuschest Du Dich! um perfid -zu sein ist mein Interesse doch nicht ausreichend — mein Interesse an -der Sache mein ich. Ich glaube wirklich nicht . . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Das weiß ich besser, Du. Du wirst mich doch nicht -dieses Mädchen kennen lehren wollen?! es ist nun mal so — verlaß Dich -darauf! sie hat nun mal ein Gefühl für mich, ich kann’s nicht ändern — -ich bilde mir nichts ein darauf. — Was wird also aus ihr werden, wenn -ich davon laufe?</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Hm — machst Du Dir also wirklich ernstlich darüber -Gedanken?</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Allerdings — ja — allerdings.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Antworte mir doch gefälligst erst mal darauf: wenn Ihr -Euch heirathet, was wird dann aus Ida?</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Das kann kein Mensch wissen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: O doch, Du! das weiß man —: Mutter.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Als ob Ida mit Mutter zu vergleichen wäre.</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_94">[S. 94]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Aber Du mit Vater.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Jeder Mensch ist ein <em class="gesperrt">neuer</em> Mensch.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Das möchtest Du gern glauben. Laß gut sein! da verlangst -Du zu viel von Dir. Die fleischgewordene Widerlegung bist Du ja doch -selbst.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Das möchte ich wissen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: I, das weißt Du sehr genau.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Schließlich kann man sich darüber hinaus entwickeln.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Wenn man danach erzogen ist nämlich.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Ach, es hat keinen Sinn weiter zureden.</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Durchaus meine Ansicht.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Das kann ja doch zu nichts führen <span class="smaller">(ausbrechend, -außer sich.)</span> Ihr wollt mich zu Grunde richten! — Ich bin das Opfer -eines Complots! — Ihr habt Euch gegen mich verschworen, Ihr wollt mich -abthun! — Ihr wollt mich endgültig abthun!</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Das war Vaters zweites Wort.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Das ist lächerlich, — Deine Bemerkungen sind einfach -lächerlich! — Habe ich etwa nicht Grund, das zu sagen — wollt Ihr -mich etwa nicht von Ida trennen? Es ist . . . . . aufrichtig gesagt — mir -fehlen die Worte . . . . . Es liegt eine so fabelhafte Anmaßung . . . . eine -Brutalität liegt darin — über alle Begriffe geradezu! Mit Ida soll ich -Mitleid haben! — wer hat denn mit mir Mitleid, sag mal? nenn mir einen -Menschen! — wer denn?</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_95">[S. 95]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Selbstverständlich! — wenn Du so sprichst, -selbstverständlich!</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Man verlangt Opfer von mir. — Auf einmal soll ich die -unsinnigsten Opfer bringen! Ich soll . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Du kannst Dir jedes Wort getrost sparen. — Unter -solchen Verhältnissen selbstverständlich. — Es ist Dein gutes Recht, -das Mädchen fest zu halten.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Unter solchen Verhältnissen? — unter was für -Verhältnisse? sag mir doch bitte!</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Du sprachst von Ida — vorhin — meines Wissens . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Nun ja — also was —?</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em>: Jetzt sprichst Du von Dir — es kam so heraus — na -— mit einem Wort, wenn es Dir gleichgültig ist, was aus dem Mädchen -wird — wenn Du die nöthige Dosis . . . . nun sagen wir meinetwegen -Rücksichtslosigkeit auf Lager hast . . . . wenn Du sie so nimmst . . . . so -wie einen neuen Rock oder Hut oder so was . . . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Robert! — so durch und durch herzlos, wie Du bist, — -Du hast doch diesmal Recht — ich gehe mit Dir . . . . hier aus dem Hause -— heißt das — gehe ich mit Dir . . . . ein Stück — nicht weit — und -nun . . . . nun . . . . bin ich fertig — mit Euch Allen. — Ja, ja, jetzt -bin ich — rede nicht erst! — jetzt bin ich wirklich fertig — ganz -und gar . . . . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(sieht ihn erstaunt an und zuckt dann mit den -Achseln.)</span></p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_96">[S. 96]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(mit steigender Heftigkeit)</span>: Du, Du! — gieb Dir -keine Mühe — es gelingt Dir nicht — mich kannst Du nicht täuschen mit -Deiner harmlosen Ruhe. — Recht hast Du allerdings, aber was Dich auf -den rechten Gedanken gebracht hat, das sag ich Dir in’s Gesicht, das -ist jämmerlicher Neid . . . . . das ist einfach tief klägliche Mißgunst! -— Du weißt sehr gut, daß ich ehrlich kämpfen würde, doch ihrer -schließlich einigermaßen würdig zu werden. — Du weißt sehr gut, wie -dieses Mädchen mit ihrer Reinheit mich reinigt. Aber Du willst es -nicht! Du willst mich nicht gereinigt wissen. — Warum willst Du es -nicht? — nun weil . . . . weil Du selbst so bleiben mußt, wie Du bist -. . . . . . weil sie mich liebt und nicht Dich! — Und deshalb hast Du mir -diesen ganzen Abend mit Deinem Polizeiblick aufgelauert . . . . . hast -mir immer und immer wieder zu erkennen gegeben, daß Du etwas von mir -weißt — ja wohl! Du hast ganz Recht! ich bin ein durch und durch -lasterhafter Mensch. Nichts ist mehr rein an mir. Besudelt, wie ich bin -gehöre ich nicht neben diese Unschuld, und ich bin auch entschlossen, -kein Verbrechen zu begehen. Aber Du Robert! Du wirst dadurch nicht -reiner; ein Glück für Dich, daß Du Dich nicht mehr schämen kannst!</p> - -<p><em class="gesperrt">Robert</em> <span class="smaller">(hat während des letzten Drittels von Wilhelms Rede -seine Sachen genommen und ist dem Ausgang zugeschritten. Die Klinke in -der Hand bleibt er stehen, als ob er reden wollte, besinnt sich eines -anderen, zuckt resignirt mit den Achseln und entfernt sich sehr ruhig. -Ab.)</span></p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_97">[S. 97]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(dem Davongegangenen nachrufend)</span>: Robert! — -Robert! —</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(aus dem Nebenzimmer eintretend)</span>: Wen rufst Du denn?</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Ach — Du bist hier.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Der Arzt ist drin, Wilhelm — er sagt — es sei doch ernst, -es . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Stimme der Frau Scholz</em> <span class="smaller">(jammernd)</span>: Mein lieber guter -Mann, ach! . . . . ach, mein lieber, guter Mann!</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Was habe ich gethan! was habe ich nun wieder gethan!</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Es drückt mir das Herz ab. — Ich möchte Dich gern — nicht -fragen, ich . . . . aber es muß etwas . . . . Du hast etwas Willy!</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Gar Nichts habe ich — in die Einsamkeit möchte ich -wieder — dort ist unser Platz, Ida.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Weshalb —? ich verstehe garnicht.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(barsch und heftig)</span>: Ja, ja, ja! das ist ja -die alte Leier —: ich versteh Dich nicht, ich versteh Dich nicht! -— Mutter und Vater haben auch ihr Leben lang verschiedene Sprachen -gesprochen; Du verstehst mich nicht! Du kennst mich nicht! — Du hast -platte Backfischillusionen, und da habe ich nichts weiter zu thun, als -mich zu verstecken vor Dir und zu verstecken — bis ich ganz und gar -zum elendesten Betrüger und Schurken werde.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(hat Wilhelm bestürzt angeblickt, nun weint sie)</span>.</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_98">[S. 98]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Da siehst Du nun: dies ist mein wahres Gesicht. Und ich -brauche nur einen Augenblick lang zu vergessen, was ich Dir gegenüber -für eine Rolle spiele, da kommt es auch schon hervor. Du kannst mein -wahres Gesicht nicht ertragen. Du weinst und Du würdest Jahre hindurch -weinen, wenn ich nicht Mitleid mit Dir hätte. — Nein, Ida, es darf -zwischen uns nichts werden . . . . . ich bin zu dem festen Entschluß -gekommen.</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(An seinen Hals fliegend)</span>: Das ist nicht wahr! — das -ist nun und nimmermehr wahr!</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Denk’ an das, was Du hier gesehen hast! sollen wir es -von neuem gründen? — sollen wir dieses selbe Haus von neuem gründen?</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Es wird anders werden! es wird besser werden, Wilhelm.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Wie kannst Du das sagen?</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Das <em class="gesperrt">fühle</em> ich.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Aber Du stürzst Dich blindlings in’s Verderben, Ida! -ich reiße Dich in’s Verderben!</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Ich habe keine Furcht, — davor habe ich keine Furcht, -Wilhelm! hab’ nur wieder Vertrauen! gieb’ mir nur wieder Deine Hand! -Dann werd’ ich Dir etwas sein können — stoß mich nur nicht von Dir -. . . . . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Gieb’ mich frei! — zum ersten Mal liebst Du! — Du -liebst eine Illusion. Ich habe mich weggeworfen, wieder und wieder. Ich -habe Dein Geschlecht in Andern geschändet. — Ich bin ein Verworfener. —</p> - -<p><span class="pagenum" id="Seite_99">[S. 99]</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(jauchzend und weinend ihn umhalsend)</span>: Du bist -<em class="gesperrt">mein</em>! Du bist <em class="gesperrt">mein</em>!</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Ich bin Deiner nicht werth!</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: O sage das nicht! vor Dir bin ich klein, ach, wie klein! -wie eine kleine, kleine Motte bin ich nur. Wilhelm, ich bin nichts ohne -Dich! ich bin Alles durch Dich — zieh’ Deine Hand — nicht — von mir -— armseligen — Geschöpfe!</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Ida!!! — ich Dir? Ida ich? . . . <span class="smaller">(umarmen und küssen -sich unter Lachen und Weinen.)</span> Ich soll meine Hand nicht von Dir -ziehen? — Ja — was — sagst Du denn da — was sagst Du — denn nur — -da — Du — böse . . . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Nun — versprichst Du — mir — nun . . .</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Ich schwöre Dir — jetzt . . . . <span class="smaller">(ein -markdurchdringender Aufschrei aus dem Nebenzimmer schneidet die Rede -ab. Betroffen und entsetzt starren Ida und Wilhelm einander in die -Augen)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Stimme der Frau Scholz</em>: Mein Mann — stirbt ja! — mein — -guter, lieber Mann — stirbt ja doch — mein Mann . . . . <span class="smaller">(lautes -Weinen)</span>.</p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em>: Gott! — mein Gott — was? — Vater!!! Vater!!! -<span class="smaller">(will sich in’s Nebenzimmer stürzen; halbwegs kommt Ida ihm -zuvor.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em>: Wilhelm! — komm’ zu Dir selbst! — und — geh’ nicht — -ohne mich!</p> - -<p><span class="smaller">(<em class="gesperrt">Friebe</em> kommt von Schluchzen geschüttelt aus dem Nebenzimmer -und verschwindet in der Küche.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Auguste</em> <span class="smaller">(folgt Friebe auf dem Fuße. Vor Wilhelm stehen -bleibend, stößt sie mühsam hervor)</span>: Wer — trägt nun — die Schuld? -— wer? wer —? — <span class="smaller">(Sie bricht am Tisch<span class="pagenum" id="Seite_100">[S. 100]</span> zusammen, ein dumpfes und -hohles Stöhnen entringt sich ihrer Brust. Das laute Weinen der Frau -Scholz ist noch immer hörbar.)</span></p> - -<p><em class="gesperrt">Wilhelm</em> <span class="smaller">(will ausbrechen)</span>: Auguste!</p> - -<p><em class="gesperrt">Ida</em> <span class="smaller">(an Wilhelm’s Brust beschwichtigend, mit bebenden -Lauten)</span>: Wilhelm, — ich glaube — Dein Vater — ist nicht mehr.</p> - -<p><span class="smaller">(Wilhelm will auf’s Neue ausbrechen, wird abermals durch Ida -beschwichtigt, kämpft seinen Schmerz nieder, sucht und findet Ida’s -Hand, die er krampfhaft in seiner drückt, und geht Hand in Hand mit dem -Mädchen aufrecht und gefaßt auf das Nebengemach zu.)</span></p> - -<div class="figcenter illowe8" id="ende_deko"> - <img class="w100 padtop3" src="images/ende_deko.png" alt=""> -</div> - -<p class="s5 center padtop5 break-after">Druck von <em class="gesperrt">A. Klarbaum</em>, Berlin -<span class="antiqua">S.O.</span></p> - -<div lang='en' xml:lang='en'> -<div style='display:block; margin-top:4em'>*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK <span lang='de' xml:lang='de'>DAS FRIEDENSFEST</span> ***</div> -<div style='text-align:left'> - -<div style='display:block; margin:1em 0'> -Updated editions will replace the previous one—the old editions will -be renamed. -</div> - -<div style='display:block; margin:1em 0'> -Creating the works from print editions not protected by U.S. copyright -law means that no one owns a United States copyright in these works, -so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United -States without permission and without paying copyright -royalties. Special rules, set forth in the General Terms of Use part -of this license, apply to copying and distributing Project -Gutenberg™ electronic works to protect the PROJECT GUTENBERG™ -concept and trademark. 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Redistribution is subject to the trademark -license, especially commercial redistribution. -</div> - -<div style='margin-top:1em; font-size:1.1em; text-align:center'>START: FULL LICENSE</div> -<div style='text-align:center;font-size:0.9em'>THE FULL PROJECT GUTENBERG LICENSE</div> -<div style='text-align:center;font-size:0.9em'>PLEASE READ THIS BEFORE YOU DISTRIBUTE OR USE THIS WORK</div> - -<div style='display:block; margin:1em 0'> -To protect the Project Gutenberg™ mission of promoting the free -distribution of electronic works, by using or distributing this work -(or any other work associated in any way with the phrase “Project -Gutenberg”), you agree to comply with all the terms of the Full -Project Gutenberg™ License available with this file or online at -www.gutenberg.org/license. -</div> - -<div style='display:block; font-size:1.1em; margin:1em 0; font-weight:bold'> -Section 1. General Terms of Use and Redistributing Project Gutenberg™ electronic works -</div> - -<div style='display:block; margin:1em 0'> -1.A. By reading or using any part of this Project Gutenberg™ -electronic work, you indicate that you have read, understand, agree to -and accept all the terms of this license and intellectual property -(trademark/copyright) agreement. If you do not agree to abide by all -the terms of this agreement, you must cease using and return or -destroy all copies of Project Gutenberg™ electronic works in your -possession. If you paid a fee for obtaining a copy of or access to a -Project Gutenberg™ electronic work and you do not agree to be bound -by the terms of this agreement, you may obtain a refund from the person -or entity to whom you paid the fee as set forth in paragraph 1.E.8. -</div> - -<div style='display:block; margin:1em 0'> -1.B. “Project Gutenberg” is a registered trademark. 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Information about the Mission of Project Gutenberg™ -</div> - -<div style='display:block; margin:1em 0'> -Project Gutenberg™ is synonymous with the free distribution of -electronic works in formats readable by the widest variety of -computers including obsolete, old, middle-aged and new computers. It -exists because of the efforts of hundreds of volunteers and donations -from people in all walks of life. -</div> - -<div style='display:block; margin:1em 0'> -Volunteers and financial support to provide volunteers with the -assistance they need are critical to reaching Project Gutenberg™’s -goals and ensuring that the Project Gutenberg™ collection will -remain freely available for generations to come. In 2001, the Project -Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure -and permanent future for Project Gutenberg™ and future -generations. To learn more about the Project Gutenberg Literary -Archive Foundation and how your efforts and donations can help, see -Sections 3 and 4 and the Foundation information page at www.gutenberg.org. -</div> - -<div style='display:block; font-size:1.1em; margin:1em 0; font-weight:bold'> -Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation -</div> - -<div style='display:block; margin:1em 0'> -The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non-profit -501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the -state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal -Revenue Service. The Foundation’s EIN or federal tax identification -number is 64-6221541. Contributions to the Project Gutenberg Literary -Archive Foundation are tax deductible to the full extent permitted by -U.S. federal laws and your state’s laws. -</div> - -<div style='display:block; margin:1em 0'> -The Foundation’s business office is located at 809 North 1500 West, -Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887. Email contact links and up -to date contact information can be found at the Foundation’s website -and official page at www.gutenberg.org/contact -</div> - -<div style='display:block; font-size:1.1em; margin:1em 0; font-weight:bold'> -Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation -</div> - -<div style='display:block; margin:1em 0'> -Project Gutenberg™ depends upon and cannot survive without widespread -public support and donations to carry out its mission of -increasing the number of public domain and licensed works that can be -freely distributed in machine-readable form accessible by the widest -array of equipment including outdated equipment. Many small donations -($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt -status with the IRS. -</div> - -<div style='display:block; margin:1em 0'> -The Foundation is committed to complying with the laws regulating -charities and charitable donations in all 50 states of the United -States. Compliance requirements are not uniform and it takes a -considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up -with these requirements. 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Donations are accepted in a number of other -ways including checks, online payments and credit card donations. To -donate, please visit: www.gutenberg.org/donate -</div> - -<div style='display:block; font-size:1.1em; margin:1em 0; font-weight:bold'> -Section 5. General Information About Project Gutenberg™ electronic works -</div> - -<div style='display:block; margin:1em 0'> -Professor Michael S. Hart was the originator of the Project -Gutenberg™ concept of a library of electronic works that could be -freely shared with anyone. For forty years, he produced and -distributed Project Gutenberg™ eBooks with only a loose network of -volunteer support. -</div> - -<div style='display:block; margin:1em 0'> -Project Gutenberg™ eBooks are often created from several printed -editions, all of which are confirmed as not protected by copyright in -the U.S. unless a copyright notice is included. Thus, we do not -necessarily keep eBooks in compliance with any particular paper -edition. -</div> - -<div style='display:block; margin:1em 0'> -Most people start at our website which has the main PG search -facility: <a href="https://www.gutenberg.org">www.gutenberg.org</a>. -</div> - -<div style='display:block; margin:1em 0'> -This website includes information about Project Gutenberg™, -including how to make donations to the Project Gutenberg Literary -Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to -subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks. -</div> - -</div> -</div> -</body> -</html> diff --git a/old/69523-h/images/cover.jpg b/old/69523-h/images/cover.jpg Binary files differdeleted file mode 100644 index f1cb348..0000000 --- a/old/69523-h/images/cover.jpg +++ /dev/null diff --git a/old/69523-h/images/dp_deko.png b/old/69523-h/images/dp_deko.png Binary files differdeleted file mode 100644 index 30b7392..0000000 --- a/old/69523-h/images/dp_deko.png +++ /dev/null diff --git a/old/69523-h/images/ende_deko.png b/old/69523-h/images/ende_deko.png Binary files differdeleted file mode 100644 index 509e295..0000000 --- a/old/69523-h/images/ende_deko.png +++ /dev/null diff --git a/old/69523-h/images/klammer_r.png b/old/69523-h/images/klammer_r.png Binary files differdeleted file mode 100644 index 7889424..0000000 --- a/old/69523-h/images/klammer_r.png +++ /dev/null diff --git a/old/69523-h/images/title_deko1.png b/old/69523-h/images/title_deko1.png Binary files differdeleted file mode 100644 index 556fbc3..0000000 --- a/old/69523-h/images/title_deko1.png +++ /dev/null diff --git a/old/69523-h/images/title_deko2.png b/old/69523-h/images/title_deko2.png Binary files differdeleted file mode 100644 index 6febb30..0000000 --- a/old/69523-h/images/title_deko2.png +++ /dev/null |
