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Oder. + + + Verlag der Königlichen Hofbuchdruckerei Trowitzsch & Sohn. + + + + + Vorwort. + + +Die große Menge der Afrikawerke, welche in den letzten Jahren auf dem +deutschen Büchermarkte erschienen sind, ließ auffallender Weise immer +noch eine eigentliche Geschichte des Ostafrikanischen Aufstandes und +seiner Niederwerfung vermissen. Eine gesammelte, auf rein historischer +Grundlage ruhende und durch mehrjährige persönliche Erfahrung kritisch +gesichtete Darstellung der kriegerischen Ereignisse in Ostafrika, ihrer +Ursachen und nächsten Folgezustände erschien aber gerade jetzt +geeignet. + +Die Lage unserer deutschen Kolonie in Ostafrika ist keine glänzende, +die Stimmen der Gegner erheben sich von Neuem und drängen zu wenig +ehrenvollem Rückzug oder zu Beschränkungen, denen ein solcher Rückzug +noch vorzuziehen wäre. + +Das vorliegende Buch soll in gedrängter Kürze die Entwickelung des +Aufstandes und seine Niederwerfung behandeln, es soll dem Leser die +großen Opfer vorführen, welche zu dieser Niederwerfung notwendig waren, +es soll aber auch die Begründung versuchen, daß die Sache solche Opfer +verdient. + +Abenteuer oder farbensatte Schilderungen wird mancher Leser vielleicht +vermissen, aber der Verfasser hat sich bemüht, alles zusammenzutragen, +was für das vollkommene Verständnis des behandelten Zeitabschnittes +nötig ist, kurz eine Geschichte des deutsch-ostafrikanischen Aufstandes +zu geben. Ueberall ist dabei der Standpunkt strenger Objektivität +gewahrt worden, auch da, wo Personen, Maßnahmen oder Verhältnisse wohl +eine herbere, subjektive Kritik hätten herausfordern können. Wo eine +Kritik sich findet, beruht sie auf Erfahrung und sorgfältigster +Prüfung. + +Möge es gelingen, durch das vorliegende Buch der Sache einen Dienst zu +leisten. + + ~Berlin~, im Juni 1892. + + =Der Verfasser.= + + + ~Benutzte Quellen~: Brix Förster. -- Richelmann. -- von Behr. -- + Paul Reichardt. -- Weißbücher. -- Kolonialblatt. -- Kolonialzeitung. + -- Koloniale Jahrbücher. -- Zeitungsberichte (Militärwochenblatt, + Lieut. Heymons, Kreuzzeitung, +Dr.+ Neubaur.). + + + + + Inhalts-Verzeichniß. + + + Seite + + I. ~Kapitel~: Einführung 1-20. + + II. ~Kapitel~: Entwickelung des Aufstandes und + Errichtung des Reichskommissariats 21-38. + + III. ~Kapitel~: Organisation der Schutztruppe 39-55. + + IV. ~Kapitel~: Die ersten Kämpfe um Bagamoyo, + Daressalam, Pangani, Tanga und Sadani 56-80. + + V. ~Kapitel~: Ausbildung des Reichskommissariats 81-98. + + VI. ~Kapitel~: Wißmanns Expedition nach Mpapua 99-117. + + VII. ~Kapitel~: Regelung der Verhältnisse um Mpapua und + Marsch mit der Stanleyschen Expedition zur Küste 118-140. + + VIII. ~Kapitel~: Buschiri und die Mafiti 141-150. + + IX. ~Kapitel~: Wißmanns Thätigkeit an der Küste nach der + Rückkehr von Mpapua, Buschiris Gefangennahme + und die Unterwerfung Bana Heris 151-184. + + X. ~Kapitel~: Die Stationen und der Dienst auf denselben 185-197. + + XI. ~Kapitel~: Die Unterwerfung des Südens 198-217. + + XII. ~Kapitel~: Das Reichskommissariat unter Wißmanns + Stellvertreter +Dr.+ Karl Wilhelm Schmidt 218-238. + + XIII. ~Kapitel~: Wißmanns letzte Thätigkeit als + Reichskommissar 239-261. + + XIV. ~Kapitel~: Das Deutsch-englische Abkommen 262-275. + + XV. ~Kapitel~: Die wirtschaftlichen Unternehmungen vor, + während und nach dem Aufstande 276-297. + + XVI. ~Kapitel~: Ostafrika unter Herrn von Soden 298-334. + + XVII. ~Kapitel~: Die Expedition Emin Paschas 335-350. + + + + + 1. Kapitel. + + Einführung. + + Kolonisationsidee in Deutschland. -- Erwerbung Deutsch-Ostafrikas. + -- Verträge in Usegua, Nguru, Usagara und Ukami. -- Kaiserlicher + Schutzbrief. -- Gesellschaft für deutsche Kolonisation. -- + Gegenbestrebungen des Sultans. -- Erste Stationen in Ostafrika. -- + Expeditionen zu Gebietserwerbungen. -- Expedition des Verfassers. + -- Protest des Sultans Said Bargasch gegen den kaiserlichen + Schutzbrief. -- Araber in Ostafrika. -- Besitzstand des Sultans an + der Küste. -- Stellung der Walis. -- Bismarcks Ultimatum. -- Deutsche + Flottendemonstration in Sansibar. -- Der Sultan erkennt die deutschen + Ansprüche an. -- Diplomatische Verhandlungen zwischen Deutschland + und England. -- Londoner Vertrag. -- Die Deutsch-Ostafrikanische + Gesellschaft. -- Der Küstenvertrag mit dem Sultan. -- Stationsbestand + der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft. + + +Eine Geschichte des Araberaufstandes in Deutsch-Ostafrika kann nicht +gedacht werden ohne eingehende Betrachtung der Verhältnisse, welche +diesem Aufstande vorhergingen. Die Erwerbung Deutsch-Ostafrikas, +die einzelnen Phasen im Aufbau der Deutsch-Ostafrikanischen +Gesellschaft, die rein politischen und handelspolitischen Faktoren, +welche im Zusammenwirken mit den Völkerverhältnissen an der Küste +Deutsch-Ostafrikas zum Aufstand führten, bilden ~eine~ große +logische Kette. + +Die Entwickelung der Kolonisationsidee in Deutschland braucht nur mit +wenigen Worten gestreift zu werden. + +Die allgemeinen Ursachen, auf denen sich diese Idee aufbaute, +sind selbstverständlich in erster Linie in der außerordentlichen +Machtstellung zu suchen, welche Deutschland besonders nach dem +französischen Kriege in der Welt sich erworben. Diese Machtstellung +brachte dann eine unerwartete Entwicklung der Industrie mit sich +und diese wieder trieb ganz von selbst zu der Notwendigkeit neue +Absatzgebiete im Ausland zu schaffen. Während von der einen Seite +her diese Absatzgebiete lediglich auf dem Handelswege im Ausland +oder in den Kolonien anderer Nationen gesucht wurden, verlangte das +wiederbelebte Nationalgefühl der Deutschen seinerseits einen Anteil +an der Welt in Gestalt von Kolonien, um auf diese Weise die großen +wirtschaftlichen Faktoren im eigenen kolonialen Auslande nutzbar +verwerten zu können: mit einem Wort, die politische Unabhängigkeit auch +auf dem Gebiete des Handels und der Industrie zu erwerben. Gegenüber +allen Verdächtigungen feindlicher Kreise muß den ersten Beförderern der +Kolonialidee zweifellos der Ruhm zuerkannt werden, den Weg zu einer +solchen Unabhängigkeit ehrlich gesucht und auch thatsächlich gefunden +zu haben. + +Welch außerordentliche Rolle bei diesen Bestrebungen Deutsch-Ostafrika +von vornherein gespielt hat und immer spielen wird, braucht kaum +besonders hervorgehoben zu werden. Einmal haben wir es mit einem +Gebiete zu thun, welches nach dem übereinstimmenden Urteil aller +unbefangenen Beobachter und Forscher zweifellos die wertvollsten Teile +Afrikas entweder in sich begreift oder handelspolitisch zu beherrschen +in der Lage ist. Ferner verfügt gerade unser Gebiet über eine durchaus +eigentümliche, im ganzen schwarzen Kontinent sich nicht wiederfindende +Entwicklung der Handelsbeziehungen nach dem Innern und vom Innern +heraus. Endlich besitzen wir in dem Volksstamm, welcher die Handelswege +nach dem tiefsten Innern eröffnet hat und auch gegenwärtig noch als +alleiniger Träger dieses Handelsverkehrs aufzufassen ist, in den +Arabern nämlich, Handelsvermittler von einer kaufmännischen Begabung +und gerade für das in Betracht kommende Land geeigneten Vorbildung, wie +sie wenigstens für Afrika nicht besser gedacht werden können. + +Abgesehen von der wesentlichen Bedeutung aber, welche das +deutsch-ostafrikanische Gebiet für Deutschland selbst besitzt, +muß darauf hingewiesen werden, in welch ungewöhnlicher Weise die +Erwerbung dieses Gebietes durch eine deutsche Privatgesellschaft zur +Kolonisation ganz Afrikas und im weiteren zur Lösung kultureller und +zivilisatorischer Aufgaben von höchster Bedeutung mitgewirkt hat. +Der Eintritt des deutschen Reiches in die Reihe der Kolonialstaaten, +die internationale Verteilung Afrikas zwischen Deutschland, England, +Frankreich, Italien und Portugal in den Verträgen des Jahres 1890, +die internationale Regelung der Sklavereifrage durch die Brüsseler +Konferenz vom Jahre 1889 sind lediglich Folgen der deutschen Erwerbung, +und es darf gewiß als ein eigenartiges Wirken der Vorsehung angesehen +werden, wenn gerade das jüngste Kolonialvolk den Anstoß zur Regelung +von Fragen gegeben hat, welche einen ganzen Erdteil betreffen. + +Wenige Worte mögen dem Leser den Gang der Erwerbung ins Gedächtnis +zurückrufen. + +Einige wenige patriotische Männer vereinigten sich am 3. April 1884 zur +Gesellschaft für deutsche Kolonisation. Sie stellten sich auf den Boden +der von +Dr.+ Karl Peters vorgeschlagenen Thesen, welche darin +gipfelten, daß, bis das Reich sich entschlösse in eine Kolonialpolitik +einzutreten, es nötig sei, daß das deutsche Volk selbst mit praktischen +Schritten, d. h. in erster Linie mit Gebietserwerbungen in fremden +Erdteilen, zunächst in Ostafrika, vorginge. Im November 1884 traf +bereits die erste Expedition (+Dr.+ Peters, +Dr.+ Jühlke, +Graf Joachim Pfeil und Kaufmann Otto) in Sansibar ein. Am 10. November +brach die Expedition nach Überwindung unendlicher Schwierigkeiten nach +dem Festlande auf, erwarb innerhalb 6 Wochen durch Verträge in den +Landschaften Usegua, Nguru, Usagara und Ukami die Hoheits- und eine +Reihe von Privatrechten von 10 eingeborenen Häuptlingen (Jumbes), +hißte die deutsche Flagge an den entsprechenden Punkten und bestimmte +einige Plätze für die Anlegung von Stationen. Anfang Februar 1885 +traf +Dr.+ Peters bereits wieder in Berlin ein und erhielt auf +Verwendung Sr. Durchlaucht des Fürsten Bismarck am 27. Februar 1885 +den Allerhöchsten Schutzbrief Sr. Maj. des Kaisers Wilhelm +I.+ +für die gemachten Erwerbungen. Mit Erlangung dieses Schutzbriefes +wurden alle Anfeindungen, welche gegen die völker- und staatsrechtliche +Gültigkeit jener Verträge erhoben waren, ohne weiteres niederschlagen, +-- Anfeindungen, welche nicht nur in Deutschland selbst seitens der +Kolonialgegner, sondern besonders durch das auf das höchste betroffene +England in Szene gesetzt waren. Die Erlangung dieses Schutzbriefes ist +daher als ein außerordentlich wesentliches Zugeständnis des deutschen +Reiches und zwar in erster Linie des Fürsten Reichskanzlers anzusehen. +Es ist der eigentliche Ausgangspunkt der afrikanischen Kolonialpolitik +des deutschen Reiches. Die Gesellschaft für deutsche Kolonisation +hatte damit ihren ersten und zweifellos größten Erfolg erreicht, +einen Erfolg, welcher jedoch der Gesellschaft selbst große und über +den Rahmen ihres eigentlichen Wirkungskreises weit hinausgehende +Verpflichtungen auferlegte. Es stellte sich sofort die Notwendigkeit +heraus, mit weit größeren Kapitalmitteln als bisher die bereits +erworbenen Gebiete in thatsächlichen Besitz zu nehmen, andrerseits aber +diesen Erwerbungen, welche ja nur als Kern und Ausgangspunkt gedacht +waren, neue in weiterem Umkreise hinzuzufügen und den Kolonialbesitz +in Ostafrika abzurunden. Besonders die letztere Aufgabe bedingte die +allergrößte Eile. Unmittelbar nach dem Bekanntwerden der Peters'schen +Erwerbung machten sich sowohl von englischer Seite als auch (und +zwar vermutlich auf Betreiben der Engländer) seitens des Sultans von +Sansibar Bestrebungen geltend, welche darauf abzielten, den erworbenen +Besitz zu isolieren und die umliegenden Landschaften rechtlich für +den Sultan von Sansibar in Besitz zu nehmen. In richtiger Erkenntnis +der Sachlage wurde daher aus der Mitte der Gesellschaft für deutsche +Kolonisation heraus bereits am 2. April 1885 eine Kommanditgesellschaft +gegründet, welche unter dem Namen »Deutsch-Ostafrikanische +Gesellschaft, Karl Peters und Genossen« in das Handelsregister +eingetragen wurde und so eine Rechtsform für das weitere Vorgehen +darstellte. + +Als Zweck der Gesellschaft wurde in die Satzungen aufgenommen +»Erwerb, Besitz, Verwaltung und Verwertung von Ländern sowie +deutsche Kolonisation im Osten Afrikas«. +Dr.+ Peters erhielt +Generalvollmacht und zwar in einer solchen Ausdehnung, daß thatsächlich +die ganze Gesellschaft in jeder Beziehung durch ihn allein geleitet +wurde. + +Für +Dr.+ Peters selbst hatte sich nach seiner Rückreise nach +Deutschland die Notwendigkeit eines längeren Aufenthaltes in der +Heimat herausstellt, um die schwierigen, dort der Gesellschaft +harrenden Aufgaben in Angriff zu nehmen, besonders in den Finanzkreisen +Deutschlands die nötigen Kapitalien zu schaffen, ferner die weitere +Ausbildung der Gesellschaftsformen herbeizuführen und dieser als +Direktor vorzustehen. In Ostafrika standen von den mit Peters +ausgezogenen Herren noch +Dr+. Jühlke und Graf Pfeil zur +Verfügung, da der Kaufmann Otto in Usagara einer Krankheit zum +Opfer gefallen war. Dem +Dr+. Jühlke wurde die Vertretung der +Gesellschaft in Sansibar und Ostafrika übertragen; während Graf Pfeil +als erste Aufgabe die Errichtung der Station Sima in Usagara zugewiesen +erhielt. + +In Deutschland wurden von +Dr+. Peters nach der Erteilung des +kaiserlichen Schutzbriefes eine Reihe von Persönlichkeiten für den +Gesellschaftsdienst engagiert, um zur Erweiterung des Gebietes eine +Reihe von Expeditionen zu unternehmen. Einer der engagierten Herren, +der Gärtner Schmidt, löste den Grafen Joachim Pfeil auf Sima ab mit dem +Auftrag dort eine landwirtschaftliche Station zu gründen. Dadurch wurde +Graf Pfeil für Uebernahme weiterer Expeditionen frei und ging zunächst +auf der von Bagamoyo nach dem Innern sich hinziehenden Karawanenstraße +nach Süden, woselbst er der Gesellschaft durch einen Vertrag Ansprüche +auf die Landschaft Kutu sicherte. Hieran schlossen sich folgende +weitere Expeditionen: + +Die Expedition Jühlke, welcher Premier-Lieutenant Weiß zugeteilt war, +gewann Rechtstitel auf die Landschaft Usambara. + +Graf Pfeil schloß zusammen mit Premier-Lieutenant Schlüter Verträge in +den Landschaften zwischen dem Rufidji und Rovuma. + +Die Herren Baumeister Hörnecke und Lieutenant von Anderten waren zu +gleichem Zweck am Tana und an der Somaliküste thätig und erwarben +Ansprüche, die im Jahre 1886 durch eine Expedition des +Dr+. +Jühlke an der Benadirküste erweitert wurden. Hierbei fiel dieser um die +Erwerbung unserer Kolonien hochverdiente Mann den heimtückischen Somali +leider zum Opfer. + +Der Verfasser selbst sicherte der Gesellschaft durch Verträge Rechte +auf die Landschaft Usaramo. + +Es würde zu weit führen, und ist nicht Aufgabe dieses Buches, die +erwähnten Expeditionen im Detail zu verfolgen. Doch dürfte es nicht +uninteressant sein, eine solche Expedition etwas ausführlicher zu +erzählen, um hierdurch ein Bild von den damals in Ostafrika für die +Gesellschaft bestehenden Schwierigkeiten zu geben. + +Es wird zu diesem Zweck die vom Verfasser selbst ausgeführte Expedition +gewählt; nicht etwa als ob dieser ein besonderer Wert zugesprochen +werden soll, sondern weil sie naturgemäß dem Verfasser am nächsten +liegt. + +Mein Auftrag, den ich nach meiner Ankunft in Sansibar vom +Generalvertreter der Gesellschaft, +Dr+. Jühlke, erhielt, bestand +darin, in Sansibar zunächst eine Expedition zusammenzustellen und mit +dieser von Bagamoyo aus Usaramo zu durchziehen, das Land zwischen dem +Kingani und Rufidji der Gesellschaft zu sichern und dann nach Usagara +zu gehen, wo mir weitere Befehle von Seiten der Gesellschaftsvertretung +zugehen sollten. + +Ich suchte dem erhaltenen Befehle gemäß so schnell wie möglich die +für die Expedition nötigen Träger anzuwerben, kaufte die im Inlande +gangbaren Tauschartikel ein, verpackte sie in Lasten und war 5 Tage +nach meiner Ankunft in Sansibar so weit, daß ich nach Bagamoyo, dem +Anfangspunkt meiner Expedition auf dem Festland überfahren konnte. +Es war für mich notwendig, die Zahl der für die Expedition nötigen +Träger auf ein Minimum zu reduzieren, da Said Bargasch, der damalige +Sultan von Sansibar, uns die Anwerbung der Leute, wie überhaupt die +Expedition in jeder Weise zu erschweren suchte. Ich sah mich genötigt, +nachdem es mir gelungen war, 70 Träger anzuwerben, auch unsere +eigenen Bedürfnisse sehr zu beschränken und für diese Trägerzahl +die Verpackung der nötigsten Lasten einzurichten. Von der sonst bei +einer Expedition üblichen Mitnahme von Karawanen-Askari (Soldaten) +mußte ich Abstand nehmen, weil mir die Anwerbung solcher, wenn sie +einigermaßen zuverlässig sein sollten, unmöglich war. Meiner Expedition +war der 3 Monate vor mir in Ostafrika angelangte Kaufmann Söhnge +zugeteilt worden. Von den Schwarzen sind zu erwähnen: der Hetmann +der Karawane, der Komorenneger Ramassan, ferner 2 sansibaritische +Waniampara (Unterführer) -- alle drei mit Gewehren bewaffnet. Im +übrigen bestand die Expedition außer unseren schwarzen Dienern nur noch +aus sansibaritischem Trägerpersonal. Beim Aufbruch war für mich die +größte Eile geboten, schon aus dem Grunde um, bevor das Ziel der Reise +bekannt geworden war, Aufhetzungen des Sultans in Usaramo vorzubeugen. +Der Sultan konnte uns nicht nur in Sansibar an der Anwerbung der Träger +und der Zusammenstellung der Expedition aufs äußerste hinderlich sein, +sondern auch im Innern. Hier besaß er zwar an den meisten Plätzen +nicht eine direkte Macht, aber doch einen großen moralischen Einfluß, +wie sich dies bei mehreren deutschen Expeditionen, z. B. in Usambara +gezeigt hat, wo von Said Bargasch die entsprechenden Empfehlungen +vorausgeschickt wurden. Durch meinen schnellen Aufbruch indes, und +da der Sultan über den Zweck meiner Reise sich im Unklaren befand, +die Expedition auch so angelegt war, als ob sie direkt nach Usagara +marschierte, welches sich ja bereits in deutschem Besitz befand, wurden +wir vor Schädigungen bewahrt. + +So war es mir möglich, im ganzen 7 Tage nach meiner Ankunft in +Sansibar, von Bagamoyo aus abzurücken, von wo ich zunächst südlich +nach Bueni marschierte, um von hier aus den kleinen von Pangani +nach Kutu führenden Karawanenweg bis an den Kingani nach Dundanguru +einzuschlagen. Auch hier war es wieder mein Bestreben, möglichst +schnell vorwärts zu kommen, um nach dem Bekanntwerden meiner Route +in Bagamoyo und Sansibar durch die Schnelligkeit des Marsches mich +dem Einfluß der Küstenmachthaber zu entziehen. In der That wurde +auch die Expedition zunächst von den Eingeborenen überall freundlich +aufgenommen, die damals trotz der großen Nähe der Küste Europäer +noch gar nicht gesehen hatten, weil diese nur in ganz vereinzelten +Ausnahmefällen bislang das Land seitlich der großen Karawanenstraße +betreten hatten. Es bildete sich fast überall ein ganz friedlicher +Verkehr mit der Bevölkerung heraus, und dieselbe war in der Regel +leicht dazu zu bewegen, die Verträge, deren Abschließung der alleinige +Zweck der Expedition war, mit uns einzugehen. Wie schon ganz im +Eingang erwähnt worden, sind ja diese Verträge sowohl in Deutschland +wie im Ausland auf das heftigste angegriffen und verspottet worden. Das +Letztere vielleicht mit einem gewissen Recht; denn es konnte sich ja +niemand verhehlen, daß der faktische Wert derselben gering war, da die +eingeborenen Häuptlinge sich sehr selten, obgleich es ihnen auseinander +gesetzt wurde, dessen, was sie mit einigen Krähenfüßen unterschrieben, +voll bewußt waren und sie zumeist auch gegen reiche Geschenke in +der augenblicklichen Laune waren, alles Mögliche was man von ihnen +verlangte, abzutreten, ohne an das Bindende solcher Zugeständnisse für +die Zukunft zu denken. Andererseits repräsentierte auch die zweite +Vertrag schließende Partei, die ostafrikanische Gesellschaft, damals +nur eine geringe Macht und bedurfte dringend des Rückhalts an der +Reichsregierung. + +Nichtsdestoweniger haben die Verträge ihren Zweck vollkommen erfüllt, +da infolge der ungeordneten innerafrikanischen Zustände und infolge der +zivilisatorischen und humanitären Verpflichtungen, die wir den auf der +tiefsten Kulturstufe stehenden Negern gegenüber zu übernehmen willens +waren, die staatsrechtliche Grundlage für die spätere Abgrenzung +unserer Interessensphäre durch sie gegeben wurde. + +Fand ich nun in der ersten Zeit überall eine gute Aufnahme und volles +Entgegenkommen seitens der Eingeborenen auf meiner Expedition, so blieb +doch die Aufhetzung des Sultans von Sansibar nicht ohne Erfolg. Denn +diejenigen in der Expedition, auf die ich am meisten angewiesen war und +von denen der Erfolg derselben abhing, die Träger, warteten nur auf die +Gelegenheit, mich während des Marsches im Stich zu lassen und thaten +dies auch gleich während der ersten Tage nach meinem Aufbruch von der +Küste. + +Wie sehr der Sultan auf die Träger einzuwirken im Stande gewesen war, +konnte ich daraus ersehen, daß dem treu zu mir haltenden Dolmetscher +Ramassan öfters von den Sansibariten gedroht wurde, ihn beim Sultan +zu denunzieren, weil er auf Kosten der Interessen des Sultans unsere +Bestrebungen zu sehr fördere. Ramassan schwebte daher auch in steter +Angst vor der Strafe des Sultans. + +Durch das Entgegenkommen der eingeborenen Jumbes oder Pasi, wie sie +in Usaramo genannt werden, ist es mir zunächst immer gelungen, die +notwendige Zahl von Aushilfeträgern zu erhalten. Doch sah ich mich +wegen der steten Zunahme von Desertion der Träger in Dundanguru +veranlaßt, zu einem andern Auskunftsmittel zu greifen, da von hier an +die Wasaramo nicht mehr willens waren, mir auf meiner nach Süden nach +dem Rufidji abbiegenden Route bis an die Grenze der gefürchteten +Mahenge zu folgen. + +Ich erklärte meinen Trägern, daß, wer nicht weiter mit mir ziehen +wollte, die Erlaubnis habe nach Sansibar zurückzukehren, da ich +nur solche Leute, die mir freiwillig und gern folgen würden, mit +mir zu nehmen wünsche. In Sansibar würde ich die Bestrafung der +Davongelaufenen durch Vermittlung des deutschen Konsulats herbeiführen, +dagegen die mir während der ganzen Expedition treu bleibenden Träger +über meine Verpflichtung hinaus belohnen. So behielt ich nicht ganz 30 +Mann bei mir. + +Es war mir ganz Unmöglich, mit diesen die Lasten der Karawane +weiterzutransportieren. Daher erteilte ich dem Kaufmann Söhnge den +Auftrag, am Kingani ein provisorisches Lager zu beziehen und so gut es +ging, zu befestigen, während ich selbst mit den für die Dauer eines +Monats notwendigen Tauschwaren, die ich in sehr leichte Lasten verpackt +hatte, mit 13 Trägern den Marsch nach Süden fortsetzte. Die übrigen +Träger ließ ich Herrn Söhnge zur Bewachung und Einrichtung des Lagers. + +Ich durchzog nun allein das Land direkt nach Süden bis zum Rufidji +verfolgte diesen drei Tagereisen östlich und marschierte dann nach +Nordwest zurück, um wieder zum übrigen Teil meiner Expedition am +Kingani zu stoßen. + +Ich fand bei den Häuptlingen des südlichen Usaramo nicht dasselbe +Entgegenkommen wie im nördlichen Teil und wurde überall mißtrauisch +aufgenommen; es gelang mir jedoch auch hier, wenn auch nicht mit +derselben Leichtigkeit wie vordem, die gewünschten Verträge, 25 an der +Zahl, abzuschließen. + +Nach meiner Wiedervereinigung mit Söhnge trat ich den weiteren +Vormarsch der Expedition nach Usagara an, da es Söhnge gelungen war, +sich mit den Parsis der Ortschaften am Kingani zu befreunden und von +diesen die für den Weitermarsch nötige Zahl von Trägern anzuwerben. Die +große Karawanenstraße von Bagamoyo wurde am Gerengere erreicht und auf +dieser der Marsch nach Muini Sagara und von da nach Sima fortgesetzt. + +In Sima traf ich den Generalvertreter der Gesellschaft +Dr.+ +Jühlke an, welcher die für die weitere Fortsetzung der Expedition oder +für Stationsanlagen nötigen Lasten, die ich aus Mangel an Trägern von +Sansibar nicht hatte mitnehmen können, mir nachbrachte und ferner +den Auftrag des deutschen Generalkonsuls hatte, einen mit dem alten +Usagara-Sultan Muini Sagara und einer arabischen Karawane vorgekommenen +Streitfall zu untersuchen und zu schlichten. Dieser Auftrag ging in +Folge der Erkrankung Jühlkes auf mich über und hielt mich für die +nächste Woche noch in Usagara fest. + +Endlich im letzten Drittel des Oktober erreichte mich der Befehl +nach Sansibar zurückzukehren und dort eine neue Expedition +zusammenzustellen, um mit dieser von der Rovuma-Mündung aus zum Zweck +weiterer Erwerbungen ins Innere abzumarschieren. + +Mein Begleiter Söhnge war bereits vor mir mit den abgeschlossenen +Verträgen nach Sansibar zurückgesandt worden, und es schloß sich mir +der mit mir zugleich nach Ostafrika gekommene +Dr.+ Hentschel, +welcher sich damals ebenfalls in Usagara befand, auf dem Rückmarsche +an. Diese Rücktour sollte indes für mich verhängnisvoll werden und +einen Strich durch die Ausführung meiner Instruktion machen. + +Am 28. Oktober, Morgens, verließen wir unsern Lagerplatz bei Kidete. +Die ersten Stunden des Marsches von Kidete aus waren ruhig verlaufen, +und wir glaubten, obgleich wir sowohl durch Kidete-Leute, wie auch +durch passierende Jäger von den in jener Gegend angesessenen Wakamba +des öfteren belästigt worden waren, durchaus nicht an eine ernstere +Gefahr, als wir plötzlich etwa um 1/2-12 Mittags von hinten beschossen +wurden. Die Karawane bestand damals außer uns beiden Europäern noch +aus 20 unbewaffneten Trägern, welche bei diesem Angriffe ebenso wie +unsre Boys ihre Lasten fortwarfen und sich schleunigst davonmachten. +Wir waren daher auf uns allein angewiesen. Unter dem fortgeworfenen +Gepäck befanden sich auch +Dr.+ Hentschels Patronen. Da ich eine +größere Anzahl Patronen selbst bei mir trug, half ich hiermit meinem +Gefährten aus. Seine Doppelbüchse hatte ein etwas größeres Kaliber als +der Büchsenlauf meiner Büchsflinte, weshalb auch seine Schüsse nicht +so präzis sein konnten. Wir suchten indes durch schnelle und möglichst +gut gezielte Schüsse der uns numerisch überlegenen Bande -- es waren +etwa 30 an der Zahl -- möglichst viel Verluste beizubringen. Die Gegner +haben, wie späteren Besuchern der Gegend mitgeteilt wurde, 5 Tote und +mehrere Verwundete gehabt. Aber wir selbst wurden beide gleich bei +Beginn der Schießerei verwundet. +Dr.+ Hentschel erhielt einen +Schuß in die linke Wade und ich einen in den rechten Unterschenkel über +dem Knöchel. + +Glücklicherweise machten uns unsere Wunden nicht kampfunfähig; wir +suchten so gut wie möglich Deckung im Terrain und setzten, obgleich +verwundet, das Feuer fort. + +Bei den Gegnern wurde dasselbe immer schwächer; doch traf mich eine +der letzten gegnerischen Kugeln in die Brust und ging durch meine +rechte Lunge hindurch. Das genügte in jenem Augenblick für mich. Die +Gegner stellten, wahrscheinlich wegen der verhältnismäßig großen +Verluste, die sie hatten, das Feuer ein und verschwanden zu meinem +Glück vom Kampfplatz. +Dr.+ Hentschel hielt an meiner Seite +aus, bis mich das Bewußtsein verließ, worauf er sich bei seiner ihn +am Gehen hindernden Verwundung zum Teil auf allen Vieren nach dem +nächsten Dorfe hin fortbewegte, um Hilfe für mich herbeizuschaffen, +oder, wenn diese zu spät käme, mich zu beerdigen. Er mußte zu diesem +Zweck die davongelaufenen Träger, vor allem Ramassan, wiederbekommen; +denn allein konnte er, selbst verwundet, mir nicht helfen. Daher bewog +er eine Anzahl Leute im nächsten Dorfe, zu mir zurückzugehen, um mich +nach jenem Dorf zu bringen; er gab ihnen als Lohn das einzige, was +er gerettet, sein eigenes Gewehr. Die Leute sind indessen nie zu mir +gekommen. + ++Dr.+ Hentschel selbst kam nicht zurück, weil er hörte, englische +Missionare seien etwas weiter vorwärts auf der Straße, aber in der +Nähe. Er sah ein, daß das richtigste sei, von diesen ärztliche Hilfe +und Medizin zu erbitten, da wir alles verloren hatten. So ließ er sich +zu diesen tragen und sandte Ramassan zurück, der indes Angst hatte +und erst später zu mir kam. Die englischen Missionare traf Hentschel; +dieselben erklärten sich natürlich bereit, auf mich zu warten, während +Hentschel sich in Eilmärschen nach Sadani tragen ließ, um von dort +nach Sansibar zu fahren und dort den Vorfall zu melden, damit mir +ein Arzt und Hilfe entgegengeschickt würde, wenn es auch damals +unwahrscheinlich erschien, daß ich am Leben war. +Dr.+ Hentschel +hat in dieser Weise durchaus korrekt und besonnen gehandelt; durch +seine Handlungsweise hat er wesentlich dazu beigetragen, mir das Leben +zu retten, und mich zu Dank verpflichtet. + +Nun ein paar Worte über meine Angreifer. Diese bestanden, wie wir +später erfuhren, in einer Räuberbande, sogenannten Ruga-Ruga, die +es auf Beutemachen und Plünderung Unsrer Sachen abgesehen hatten. +Diese Absicht ist nun nicht einmal von ihnen erreicht worden, da die +Angreifer nach ihren verhältnismäßig großen Verlusten sich schleunigst +empfahlen. Es waren Dritte, denen die Beute zufiel und zwar Kidete- +und Mamboialeute, die, während ich bewußtlos auf dem Kampfplatz lag, +alles stahlen und dabei mit großer Gewissenhaftigkeit verfuhren. Bis +auf das, was ich persönlich am Leibe trug, ließen sie nichts zurück; +doch war ich indessen noch gut daran, daß mir die Ruga-Ruga selbst +nicht noch einen Besuch abstatteten, da sie mir sicher das Messer an +den Hals gesetzt hätten. + +Ich selbst blieb besinnungslos bis zur Zeit der Dämmerung liegen. Da +erst, also 6-7 Stunden nach meiner Verwundung, kam ich zum Bewußtsein +meiner Hilflosigkeit. Einige Neger befanden sich in meiner Nähe, die, +als ich die Augen aufmachte, auf und davon liefen. Brennender Durst +peinigte mich. Ich suchte ihn zu stillen, indem ich mir den rechten +Stiefel, in dem sich eine Portion Blut, von dem angeschossenen Bein +herrührend, angesammelt hatte, auszog und das darin enthaltene Blut +begierig trank. Da das Blut aber nachher trocknete und die Wunden +überhaupt nur wenig nachbluteten, so gab es für mich bald nichts mehr +zu trinken. Die ganze Nacht lag ich bei vollem Bewußtsein da; ich +hätte mir gern schleunige Erlösung von meinen Leiden gewünscht. Meine +Versuche, aufzustehen, mißlangen. Am nächsten Morgen kaute ich den +Thau aus den Gräsern; den Tropenhelm legte ich mir unter den Kopf, +um diesen etwas erhöht zu halten, und zog es vor, hierfür mir die +glühende Tropensonne auf den Schädel scheinen zu lassen. Die Neger, +welche vorbeikamen und mich liegen sahen, hatten kein Mitleid mit +mir, verhöhnten mich teilweise noch, ließen mich alle liegen und +gaben mir nicht einmal einen Tropfen Wasser zu trinken. Ein altes, +fürchterlich häßliches Weib warf mir ein Stück von ihr ausgesogenen +Kürbis ins Gesicht mit den Worten »da friß«, während ein Gemütsmensch +darunter war, der auf mein Ansuchen, mich von der Stelle zu tragen, +nur erwiderte: »Du wirst doch gleich sterben«. So lag ich, bis die +Sonne am Himmel reichlich 2 Uhr zeigte, so daß ich also 26-27 Stunden +an jener traurigen Stätte zugebracht habe. Da fanden sich endlich zwei +hilfsbereite Leute, die mich ins nächste Dorf trugen. Als ich die erste +Pfütze passierte, trank ich soviel Wasser, wie meine braven Träger nach +ihrer Aussage noch nie einen Menschen hatten trinken sehen. + +Ich wurde im nächsten Dorf in der Hütte des Jumbe untergebracht, +der mich, so gut er konnte, verpflegte, indem er mich auf eine +Negerbettstelle legen ließ und mir aus Matama gemachte Suppe zum +Löschen des Durstes gab. Auch kam mein Karawanenführer Ramassan bald +nach diesem Dorfe zurück, wusch, nachdem er mir die Sachen, welche über +und über voll Blut waren, vom Leibe gezogen hatte, meine Wunden aus, +und verklebte den Einschuß an der Brust, den Ausschuß am Rücken und den +Einschuß am Bein mit je einem Stück Cigarettenpapier. Das war für die +nächste Zeit die einzige Wundbehandlung. Außerdem warb Ramassan zehn +Leute in jenem Wasagara-Dorf an mit dem Versprechen, ihnen wenn sie +mich an die Küste nach Sadani brächten, reichlichen Lohn auszuzahlen. + +Diese zehn trugen mich ununterbrochen die ganze Tageszeit mit Ausnahme +einer kurzen Rast während des Mittags in der Hängematte, immer zwei und +zwei abwechselnd, nach der Küste zu. Bei diesem Transport wurde in +jenem gebirgigen Terrain aber nicht besser als mit einem Stück Waare +mit mir umgegangen. Die Aufnahme, welche ich in den nächsten Dörfern +während dieser Zeit fand, war eine durchaus hartherzige. In keinem +Dorf wurde mir Unterkunft gewährt. Überall mußte ich mit meinen Leuten +außerhalb des Dorfes auf einem harten Graslager zubringen. Dabei hatte +ich von der während der Nächte verhältnismäßig großen Kälte viel zu +leiden, da ich nur mit meinen blutdurchtränkten Kleidern bedeckt war. +Nahrung bekam ich nur von meinen eigenen Leuten, und zwar während +dieser ganzen Zeit nur eine Matamasuppe. Das Mißgeschick wollte es +zudem, daß ich erst nach mehreren Tagen die englischen Missionare +erreichte, welche bereits erwähnt sind. Sie hatten mir Boten mit +Medizin und Lebensmitteln entgegengeschickt, doch waren diese einen +andern Weg gegangen, als ich. + +Bei den Missionaren wurde mir nun selbstverständlich alles zu teil, was +mir diese Leute bieten konnten. Sie behandelten und verbanden meine +Wunden, brachten mich in einem Zelte unter, gaben mir bessere Nahrung +und eine bessere Hängematte, in der ich bis zur Küste unter ihrer +Obhut getragen wurde. Allerdings war mein Zustand auf diesem Transport +ein derartiger, daß man daran zweifelte, ob ich die Küste noch lebend +erreichen würde. Am letzten Tage, bevor wir in Sadani ankamen, trafen +wir auf dem Marsch den Maler Hellgrewe und Herrn Söhnge, die, nachdem +sie von +Dr.+ Hentschel Kunde über mich erhalten hatten, sich +sofort aufgemacht hatten, mir Hilfe zu bringen. Sie fuhren an Bord der +»Möwe« über die Herr Admiral Knorr auf die empfangene Nachricht hin so +gütig war, nach Sadani zu schicken, damit der Arzt der »Möwe«, Herr ++Dr.+ Schubert, mir Hilfe leisten könnte. In Ndumi, 2 Stunden +von der Küste entfernt, traf mich auch ein kleines Detachement unter +Lieutenant Mandt und +Dr.+ Schubert, die für meinen weiteren +Transport nach Sansibar auf S. M. S. »Möwe« Sorge trugen. Zur +Erinnerung an jene Zeit stiftete mir Hellgrewe später zwei von seiner +Meisterhand gemalte Bilder, die gegenwärtig mein Zimmer schmücken. -- + +Kehren wir nach dieser Abschweifung zu der Entwickelung der +ostafrikanischen Verhältnisse zurück. Bereits oben ist von den +Bestrebungen die Rede gewesen, welche sich seitens des Sultans gegen +die Erwerbungen der ostafrikanischen Gesellschaft geltend machten. +Diese Bestrebungen nahmen eine greifbare Form an, als der Sultan am +25. April 1885 offizielle Kenntnis von dem kaiserlichen Schutzbrief +erhielt. Der Sultan Said Bargasch erhob nunmehr einen formellen Protest +gegen diesen Schutzbrief und die deutschen Erwerbungen überhaupt. +Dieser telegraphisch nach Berlin übermittelte Protest hatte folgenden +Wortlaut: »Wir haben vom Generalkonsul Rohlfs Abschrift von Ew. +Majestät Proklamation vom 27. Februar empfangen, wonach Gebiete in +Usagara, Nguru und Ukami, von denen es heißt, daß sie westlich von +unsern Besitzungen liegen, Eurer Oberhoheit und deutscher Regierung +unterstellt sind. Wir protestieren hiergegen, weil diese Gebiete uns +gehören und wir dort Militärstationen halten und jene Häuptlinge, +welche die Abtretung von Souveränitätsrechten an die Agenten der +Gesellschaft anbieten, dazu nicht Befugnis haben: Diese Plätze haben +uns gehört seit der Zeit unsrer Väter.« Gleichzeitig sandte Said +Bargasch Truppen nach Witu, Dschagga und Usagara, um durch eine +thatsächliche Machtentfaltung die Häuptlinge einzuschüchtern und eine +Art Besitzrecht auszuüben. + +Es dürfte geeignet erscheinen, an dieser Stelle die Stellung der Araber +in Sansibar und ihre Beziehungen zu Ostafrika kurz zu skizzieren. Wann +die erste Einwanderung derselben in Ostafrika erfolgte, läßt sich +mit Sicherheit nicht feststellen. Die zahlreichen Ruinen arabischer +Gebäude an der ganzen Küste entlang legen Zeugnis davon ab, daß die +arabische Kultur hier bereits in früheren Jahrhunderten in hoher Blüte +gestanden haben muß; auf dem Boden der Geschichte erscheinen die Araber +jedoch erst mit der portugiesischen Einwanderung. Es ist bekannt, daß +das arabische Element durch die Portugiesen im 16. Jahrhundert fast +gänzlich vertrieben wurde und daß die arabischen Städte insgesamt in +portugiesische Hände fielen. Ebenso darf die spätere Vertreibung der +Portugiesen durch die Maskataraber als bekannt voraussetzt werden. +Erst seit dem Jahre 1840 ist Sansibar der unbestrittene Hauptort der +arabischen Oberherrschaft. In diesem Jahr verlegte der Sultan Said +Said seine Residenz von Maskat nach Sansibar. Ihm folgte 1856 Said +Madjid, dem 1870 dann Said Bargasch nachfolgte; unter diesem gewann +der englische Einfluß in Sansibar vollkommen das Übergewicht über alle +andern Nationen. Said Bargasch starb 1888 und hinterließ die Regierung +seinem Bruder Said Kalifa. + +Die Stellung, welche die Araber in Ostafrika gegenwärtig und zwar +seit der Vertreibung der Portugiesen einnehmen, ist eine durchaus +eigentümliche, wie sie sich ein zweites Mal kaum irgendwo auf der Welt +wiederfinden dürfte. Der eigentliche Mittelpunkt ihrer Herrschaft ist +Sansibar selbst; aber von diesem Zentralsitz aus laufen die von Arabern +gesponnenen Fäden bis in das tiefste Innere des schwarzen Kontinents +hinein. Ihre weitesten Vorposten liegen gegenwärtig weit über den +Tanganjika westlich im Congostaat. + +Ein faktisches Besitzrecht hatte der Sultan ganz zweifellos am +Küstenstreifen von der Tanamündnng bis zum Rovuma. Denn auf diesem +ganzen Küstenstreifen unterhielt er in allen Hauptplätzen Walis +(Statthalter), zum Teil auch Garnison. Er übte hier also wirkliche +Hoheitsrechte aus. Der Machtbezirk der einzelnen Walis war jedoch +außerordentlich begrenzt und erstreckte sich im großen und ganzen immer +nur auf die nächste Umgebung ihres Wohnsitzes. + +Fast unmittelbar hinter dem Küstenstreifen herrschten die eingeborenen +Häuptlinge und zwar meist nach patriarchalischem Brauch unumschränkt, +so daß von einem Besitztitel des Sultans hier gar keine Rede sein +konnte. Die Ansprüche, welche der Sultan für dieses Innere erhob, +begründete er mit dem Umstand, daß in einzelnen Plätzen sich von ihm +ernannte Walis befänden. Damit kann jedoch von einer thatsächlichen +Besitzergreifung seitens des Sultans nicht die Rede sein. Es erklärt +sich das vielmehr lediglich aus Folgendem: Die arabischen Kaufleute, +welche in den Plätzen des Innern, von denen hier die Rede ist, also z. +B. in Tabora, Mamboia und anderen sich ansiedelten, ließen vom Sultan +einen Wali ernennen, nur um durch einen solchen Beamten eine größere +Autorität unter sich zu schaffen. Hätten sie einen Wali selbständig +aus ihrer Mitte erwählt, so würde sich kein einziger der Araber an +dessen Richterspruch gekehrt haben; ernannte aber der Sultan den +Statthalter, so war demselben immer ein wesentlicher Einfluß gesichert, +weil der Sultan die Endfäden des Gewebes in Händen hielt, d. h. weil +er die ungehorsamen Araber bei ihrer Rückkehr nach Sansibar bestrafen +konnte. Thatsächlich aber haben diese Walis den Eingeborenen gegenüber +keine Rechte ausgeübt; diese standen wenigstens im jetzigen deutschen +Interessengebiet nach wie vor unter ihren angestammten Häuptlingen. + +Der Protest des Sultans wurde daher mit Recht durch den Fürsten +Bismarck am 19. Juni 1885 formell abgelehnt, die Ansprüche für +unbegründet erklärt und gegen die nachträgliche Besetzung von Gebieten, +welche innerhalb des deutschen Schutzgebietes lagen, Einspruch erhoben. +Die deutsche Antwort trug den Charakter eines Ultimatum und wurde durch +ein deutsches Geschwader, bestehend aus den Schiffen: Bismarck, Prinz +Adalbert, Gneisenau, Stosch, Elisabeth, Olga, Möwe nebst zwei Tendern: +Adler und Ehrenfels nachdrücklich unterstützt. + +Die Sultanstruppen waren bereits am 24. Juni zurückberufen worden und +am 14. August erkannte der Sultan rückhaltlos die Schutzherrschaft +Deutschlands über die Länder Usagara, Nguru, Usegua, Ukami und über +das Gebiet von Witu an. Diese Erklärung des Sultan wurde vom deutschen +Reich als vollkommen genügend angesehen und obwohl thatsächlich niemand +in Sansibar, weder die Araber noch die Engländer und Franzosen, +daran zweifelten, daß das Geschwader lediglich gesandt worden sei, +um das Sultanat zu annektieren, wurde seitens Deutschlands, um die +freundschaftlichen Beziehungen zu England nicht zu erschüttern, von +diesem Schritte abgesehen. Nicht nur die Deutschen, sondern überhaupt +alle Einwohner bis zum Sklaven herunter faßten dies nicht anders, denn +als einen Mißerfolg Deutschlands auf. Die gewaltige Flottenentfaltung +war gänzlich ohne Resultat, ja die Araber betrachteten sogar die vom +Sultan gegebene Erklärung lediglich als ein durch die Not erzwungenes, +diplomatisches Auskunftsmittel. + +Für die europäischen Mächte bildete jedoch diese diplomatische +Korrespondenz die Grundlage für weitere Verhandlungen. England hatte +richtig erkannt, wie nahe die Gefahr einer Annexion des ganzen +Sultanats gelegen hatte. Um für die Zukunft eine solche Möglichkeit +auszuschließen, ging das englische Bestreben jetzt dahin, Deutschland +zum Beitritt zu dem englisch-französischen Vertrage vom Jahr 1862 zu +bringen, in welchem die ~Unabhängigkeit des Sultans von Sansibar~ +anerkannt wurde. Die Verhandlungen über die ostafrikanische Frage +begannen zwischen England und Deutschland im Dezember 1885 und fanden +ihren Abschluß in dem internationalen Abkommen zu London am 1. November +1886. + +Das Londoner Abkommen erkannte dem Sultan die Souveränität über +Sansibar, Pemba, Lamu und Mafia zu, sowie einen Besitz an der +Küste in einer Tiefe von 10 Seemeilen vom Rovuma bis Kipini. Um +jedoch der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft einen Zugang zur +See zu verschaffen, ohne welchen der Besitz des Innern ja gänzlich +wertlos gewesen wäre, machte England im Londoner Abkommen sich +anheischig, im Einverständnis mit Deutschland beim Sultan auf die +Verpachtung der Zölle in den Häfen von Daressalam und Pangani an die +Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft hinzuwirken, nachdem bereits +im September 1885 die Mitbenutzung Daressalams zugestanden worden +war. Gleichzeitig kamen beide Mächte überein, eine Abgrenzung ihrer +gegenseitigen Interessensphäre in diesem Teile des ostafrikanischen +Festlandes vorzunehmen. Der letztgenannte Punkt bildet die Grundlage +des deutsch-englischen Abkommens von 1890. + +Mit dem Londoner Vertrage war nunmehr endlich eine politische, +internationale Grundlage für die deutsche Kolonisation Ostafrikas +geschaffen. Die erste günstige Wirkung derselben war die +Erkenntnis, daß nicht wie bisher durch verhältnismäßig geringfügige +Kapitalbeteiligung ein Erfolg zu erzielen sei. Das Großkapital sollte +und mußte herangezogen werden und die Gesellschaft selbst verlangte +eine Neuorganisation. + +Im Februar 1887 verwandelte sich die Deutsch-Ostafrikanische +Gesellschaft in eine Aktiengesellschaft, die Leitung wurde in die Hände +eines Verwaltungsrats gelegt und +Dr.+ Peters zum Generalvertreter +in Sansibar ernannt. + +In der That gelang es Peters schon im Jahre 1887, den Sultan Said +Bargasch zu einer Abtretung der Zölle zu bringen, aber die Ratifikation +des Vertrages durch die Direktoren der Gesellschaft verzögerte sich +so lange, daß Said Bargasch darüber hinstarb und erst unter Said +Kalifa im April 1888 der überaus wichtige ~Küstenvertrag~ zu +Stande kam, durch welchen die gesamten Festlandszölle, so weit sie die +Ausfuhr betrafen, an die Gesellschaft abgetreten wurden. Da dieser +Küstenvertrag die eigentliche Grundlage und Ursache des Aufstandes +bildet, so mögen seine Bestimmungen hier Platz finden: + +»Dem Sultan sollen keine Verbindlichkeiten erwachsen weder aus den +Kosten der Besitzergreifung der Küste durch die Deutsch-Ostafrikanische +Gesellschaft, noch auch aus den daraus etwa entstehenden +Kriegszuständen. Dagegen willigt er ein, alle Akte und Handlungen, +welche erforderlich sind, um die Bestimmungen des Vertrags zur +Ausführung zu bringen, vorzunehmen und der Gesellschaft mit seiner +ganzen Autorität und Macht zu helfen.« + +»Im ersten Jahre liefert die Gesellschaft den ganzen Betrag der +erhobenen Ein- und Ausfuhrzölle an den Sultan ab, abzüglich der +Geschäftsunkosten (nicht über 272000 M.) und einer Kommissionsgebühr +von 5 Prozent. Auf Grund der im ersten Jahre gemachten Erfahrungen soll +die Durchschnittssumme der jährlich zu zahlenden Pacht festgestellt +werden.« + +»Die Gesellschaft wird ermächtigt, Beamte einzusetzen, Gesetze zu +erlassen, Gerichtshöfe einzurichten, Verträge mit Häuptlingen zu +schließen; alles noch nicht in Besitz genommene Land zu erwerben, +Steuern, Abgaben und Zölle zu erheben, Vorschriften für den Handel und +Verkehr zu erlassen, die Einfuhr von Waaren, Waffen und Munition und +allen andern Gütern, welche nach ihrer Ansicht der öffentlichen Ordnung +schädlich sind, zu verhindern; alle Häfen in Besitz zu nehmen und von +den Schiffen Abgaben zu erheben.« + +»Die Verwaltung soll im Namen des Sultans und unter seiner Flagge, +sowie unter Wahrung seiner Souveränitätsrechte geführt werden. Der +Sultan erhält eine nach einem Jahr festzustellende Pachtsumme, ferner +50 Prozent des Reineinkommens, welches aus den Zollabgaben der Häfen +fließen wird; endlich die Dividende von zwanzig Anteilscheinen der +Gesellschaft +à+ 10000 M., nachdem Zinsen in der Höhe von 8 +Prozent auf das eingezahlte Kapital der Anteilscheinbesitzer bezahlt +worden sind.« + +Zur Zeit dieses Vertragsabschlusses besaß die Ostafrikanische +Gesellschaft in Deutsch-Ostafrika folgende 18 Stationen: + + Auf Sansibar selbst: die Hauptstation Sansibar; + + in Usaramo: Bagamoyo, Daressalam, Dunda, Madimola, Usungula; + + in Usambara: Pangani, Korogwe, Mafi; + + im Süden zwischen Rufidji und Rovuma: Kilwa, Lindi, Mikindani; + + in Usagara: Sima und Kiora; + + weiter westlich in Ugogo: Mpapua; + + in Usegua: Mbusini (Petershöhe); + + am Kilimandscharo: Moschi und Aruscha. + +Von diesen waren nur Kilwa, Lindi und Mikindani Zollstationen. Im +übrigen wurden die Zölle in Sansibar selbst erhoben, da der gesamte +Verkehr von der Nordküste sich über Sansibar bewegte. Die Stationen +im Innern waren vor der Hand als Stützpunkte für Erwerbungen oder +eventuelle spätere wirtschaftliche Ausnutzung anzusehen. Den Beamten +der Gesellschaft, welche die betreffenden Stationen inne hatten, blieb +es je nach ihrer Befähigung und Initiative überlassen, daraus zu +machen, was sie konnten oder wollten. + + + + + 2. Kapitel. + + Entwickelung des Aufstandes und Errichtung des Reichskommissariats. + + Hoheitsrechte der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft. -- + Übernahme der Küste, Schwierigkeiten bei Ausübung der Souveränität. + -- Widerstand der Araber und Inder. -- Unzufriedenheit der + Küstenbevölkerung. -- Machtlosigkeit der Gesellschaft. -- + Sultanssoldaten im Dienst der Gesellschaft. -- Einfluß des Sultans + auf dieselben. -- Verhalten der Gesellschaftsbeamten. -- Weigerung + des Wali von Pangani, die Gesellschaftsflagge zu hissen. -- + Eingreifen der Möwe und Carola. -- Ausweisung des Wali. -- Erneute + Unruhen in Pangani. -- Einschreiten des Generals Matthews. -- + Zurückziehung der Gesellschaftsbeamten. -- Unruhen in Tanga. -- + Zustände in Bagamoyo. -- Wühlereien der Bagamoyo-Jumbes. -- Angriffe + auf das Gesellschaftsgebäude. -- Versuch, den Admiral abzufangen. + -- Besetzung Bagamoyos durch die Marine. -- Streifzüge Gravenreuths. + -- Erstes Eingreifen Buschiris. -- Buschiri landet mit 800 Mann in + Sadani. -- Vorrücken auf Bagamoyo. -- Befestigung dieser Station + durch Zelewski. -- Angriffe auf Bagamoyo. -- Stellung der + Katholischen Mission. -- Verhältnisse um Daressalam. -- Angriff auf + die katholische Mission in Pugu. -- Ermordung der Missionare. -- + Verhältnisse im Süden. -- Aufgabe von Lindi und Mikindani. -- + Ermordung der Gesellschaftsbeamten in Kilwa. -- Wirkung dieser + Nachrichten in Deutschland. -- Blokade-Erklärung. -- + Antisklaverei-Antrag des +Dr.+ Windthorst. -- Errichtung des + Kommissariats. + + +Durch den Vertrag der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft mit +Said Kalifa ging außer der Verwaltung der Zölle auch die Ausübung +der Hoheitsrechte des Sultans (Verwaltung und Gerichtsbarkeit) an +die Gesellschaft über. Als äußeres Zeichen dafür sollte überall, wo +Stationen der Gesellschaft im Sultansgebiet sich befanden, zugleich +mit der Sultansflagge die Flagge der Gesellschaft gehißt werden. +Jedoch schon bald nach der Uebernahme der Küste wiesen erfahrene +Gesellschaftsbeamte wie von Zelewski und Freiherr von Eberstein +in ihren Berichten an den Generalvertreter darauf hin, daß die der +Gesellschaft vertragsmäßig zu teil gewordenen Hoheitsrechte auf die +Dauer von den Beamten nicht würden ausgeübt werden können; die nächste +Zeit hat gezeigt, wie berechtigt diese Befürchtungen waren. + +Es waren zwar die Eingeborenen und alle Bewohner des Küstendistrikts +durchaus geneigt, der Gesellschaft die üblichen Zölle zu zahlen, da +sie in der Uebertragung derselben an die Gesellschaft eine einfache +Verpachtung sahen, wie eine solche auch schon früher von Seiten des +Sultans an andere Personen besonders Inder, stattgefunden hatte, und es +hätte diese Zollerhebung seitens der Gesellschaft ohne den geringsten +Machtaufwand ungestört überall stattfanden können, -- ~wenn nur nicht +damit eine Ausübung der Souveränität verbunden gewesen wäre~. + +Bei dem überaus conservativen Charakter der arabischen Bevölkerung, +bei ihrer Eigenart, vom kleinsten Gemeinwesen hinauf bis zum +Staat patriarchalische Organisationen zu schaffen, für welche das +Religionsgesetz den Nahmen gab, mußte ein solcher Versuch um so +schwerere Bedenken erregen, als gar keine wirkliche Macht dahinter +stand. -- Den Fremden, den Ungläubigen, deren Persönlichkeiten ihnen +noch dazu meist gänzlich fremd waren und von den ihnen unbekannt war, +ob sie ihre Sitten respektieren würden, mochten die Araber sich nicht +fügen. Sie sahen die Ausübung der Souveränität im Namen des Sultans +von Seiten der Gesellschaftsbeamten nur als Anfang zu gänzlicher +Unterwerfung unter die deutsche Herrschaft an; sie fürchteten durch +zu hartes Vorgehen der neuen Beamten in der Sklavenfrage eine +Schädigung ihrer Interessen und glaubten ihre gesamte Existenz aufs +äußerste bedroht, da sie befürchteten, daß sie auch in ihrem rein +kaufmännischen Gewerbe beeinträchtigt werden würden. Das letztere +Moment hatte sich übrigens schon früher in Tabora geltend gemacht, wo +die Araber mit allen Mitteln gegen die europäische Konkurrenz zuerst +die eines Franzosen und dann der großen Hamburger Elfenbeinfirma Meyer, +ankämpften. Ein Angestellter der Firma, Herr Giesecke, wurde im Jahre +1887 von den Arabern mit Erlaubnis des Häuptlings Sikke von Unianiembe +-- aus Geschäftsrücksichten -- ermordet. + +Die Furcht vor dieser kaufmännischen Konkurrenz einerseits, sowie das +Faktum einer im Lauf der Zeit eingetretenen großen Abhängigkeit der +Araber von den Indern war übrigens auch für letztere ein Grund, sich +bei Ausbruch des Aufstandes den Rebellen gegenüber sympathisch zu +verhalten. Sie traten uns natürlich nicht mit den Waffen in der Hand +entgegen, leisteten aber doch durch Lieferung von Waffen und Munition +sowie durch Spionage den Aufständischen Vorschub. + +Ein weiterer Grund zur Unzufriedenheit war der, daß vielen +Küsten-Leuten und zwar Arabern wie Negern ein sehr bequemes Einkommen, +welches sie bis dahin gehabt hatten, der Natur der Verhältnisse nach +mit der Neuordnung genommen wurde. Es bezieht sich dies auf die Walis, +Akidas und Jumbes in den Hauptküstenplätzen Bagamoyo, Pangani, Kilwa +und Lindi. Hier war überall von den genannten Personen unter allen +möglichen Vorwänden und Titeln den Karawanen Tribut abgenommen worden. +Daß die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft einem derartigen Unfug +sofort ein Ende machen mußte, war selbstverständlich; aber ebenso +selbstverständlich war es, daß die geschädigten Mrimaleute solche +Maßregeln als ganz unerlaubten Eingriff in ihre Rechte betrachteten. + +Dennoch würden alle diese Gründe zusammen nie den Ausbruch eines +allgemeinen Aufstandes herbeigeführt haben, wenn die Gesellschaft +in der Lage gewesen wäre, bei Uebernahme der Verwaltung den Arabern +und Küstenbewohnern einen nachhaltigen Respekt durch Entfaltung von +Machtmitteln einzuflößen. Hierzu langten aber die Mittel nicht, und +die deutsche Reichsregierung zeigte sich damals noch nicht geneigt, +mit Nachdruck für die Gesellschaft einzutreten. -- Die einzigen +militärischen Kräfte, welche die Gesellschaft hinter sich hatte, waren +die unter den Walis und Akidas der Küstenplätze bisher beschäftigten +Sultanssoldaten, die ihrerseits aber von jeher in engem Kontakt mit der +Bevölkerung gestanden hatten und da sie Geschenke von dieser empfingen, +auch von ihr abhängig waren. Sie haben den Beamten nur geschadet, indem +sie meist zu den Rebellen übertraten und offen gegen die deutsche +Herrschaft ankämpften. Dazu kam, daß der Sultan von vornherein kaum +gesonnen war, den abgeschlossenen Vertrag wirklich zu halten, sondern +seinen Organen an der Küste geheime Instruktionen zugehen ließ, nach +Möglichkeit Schwierigkeiten zu machen. So trug er selbst zum Ausbruch +des Aufstandes bei, bis schließlich, als er ein Interesse daran hatte, +die Unruhen zu ersticken, ihm seine sogenannten Unterthanen nicht mehr +folgsam waren. + +Nur wenige Leute unter den früheren Sultansbeamten haben wirklich, +nachdem sie in deutsche Dienste getreten waren, ehrlich zu den +Deutschen gehalten und an ihrer Seite auch zur Zeit des Unglücks +ausgeharrt, so z. B. Schech Amer, Said Magram in Bagamoyo und Mohammed +ben Seliman in Daressalam. + +Als einen wesentlichen Grund zum Aufstande beliebte man damals +daheim wie in Sansibar von gegnerischer Seite das Benehmen der +Gesellschaftsbeamten den Eingeborenen gegenüber anzugeben. Es +ist dies völlig unzutreffend, und es sind im Gegenteil aus dem +Gesellschaftsdienst diejenigen Leute hervorgegangen, welche durch +ihre Kenntnis der Verhältnisse und nicht zum mindesten dadurch, daß +sie die Leute zu behandeln gelernt hatten, dem Reichskommissar später +am meisten genützt haben. Wenn auch hier und da einmal Ausnahmen von +der Regel vorgekommen sind, so stehen jene wenigen Ausnahmen absolut +nicht in ursächlichem Zusammenhang mit dem Ausbruch des Aufstandes. +Ebenso falsch ist es, wenn der Aufstand als ein von den Muhamedanern +als solchen gegen uns Christen angefachter Krieg hingestellt wird. Es +ist allerdings von geschickten Führern das religiöse Moment später +mit hereingezogen worden, aber nur künstlich, um durch ein allgemein +verständliches Motiv die Massen mehr in die Hand zu bekommen. Wenn wir +auf den erbeuteten Fahnen vielfach religiöse Inschriften fanden, so +sind dies Koransprüche, wie sie der Sitte gemäß von den Krieg führenden +Muhamedanern auf allen ihren Fahnen angebracht werden; keineswegs sind +sie aus besonderem Fanatismus gegen uns verwendet worden. + +Die im Vorstehenden aufgeführten Gründe zur Unzufriedenheit +der Küstenbevölkerung wurden damals weder von der Leitung der +Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft noch von der Vertretung der +Reichsregierung in Sansibar genügend erkannt und gewürdigt; man +ließ sich an der papiernen Macht des Küstenvertrages genügen und +installierte zunächst ohne wesentliche Schwierigkeiten je zwei Beamte +in den Küstenstationen Tanga, Pangani, Bagamoyo, Daressalam, Lindi und +Mikindani. Bald aber gewann die Gährung an der Küste einen greifbaren +Ausdruck. + +Die ersten unbefriedigenden Nachrichten kamen aus Pangani. Der dortige +Bezirkschef der Gesellschaft, Herr von Zelewski berichtete, daß +der Wali von Pangani dem ihm vom Sultan erteilten Befehl, sich dem +Bezirkschef zu fügen, nicht nachkäme und daß er gegen die Hissung der +Gesellschaftsflagge protestiere. Es wurde in Folge dieses Berichtes +der Kreuzer »Möwe« am 17. August 1888 nach Pangani abgesandt. Sein +Erscheinen bewirkte, daß der Wali versprach, den Bezirkschef als seinen +Vorgesetzten anzuerkennen und seinen Befehlen in jeder Beziehung +nachzukommen. Daraufhin dampfte die Möwe wieder von Pangani ab, eine +Macht wurde nicht zurückgelassen; man ließ es darauf ankommen, ob +die Sache gut gehen werde oder nicht. Kaum aber war das Schiff außer +Sicht, da verweigerte der Wali wiederum den Gehorsam, und dasselbe +thaten auf sein Anstiften hin die in den Dienst der Gesellschaft +übergetretenen Sultanssoldaten. Als darauf am 18. August die Carola bei +Pangani vorbeikam, um sich nach der inzwischen erfolgten Entwicklung +der Verhältnisse zu erkundigen, entsandte auf Antrag des Herrn von +Zelewski der Kommandant des Schiffes am 19. ein Landungscorps, dessen +Erscheinen die aufrührerische Bevölkerung einschüchterte. Die Abteilung +der Marine drang bis zum Hause des Wali vor, um diesen dort gefangen +zu nehmen, fand aber das Haus leer -- der Wali war nach Sansibar +geflohen. Man begnügte sich, die Sultanstruppen zu entwaffnen und ließ +auf Antrag des Bezirkschefs 2 Unteroffiziere und 16 Matrosen als Wache +im Stationsgebäude zurück. Die Carola verließ hierauf die Rhede, und am +23. erschien statt ihrer die Möwe, um die Wache wieder abzuholen. + +Unbegreiflicherweise gab man sich damals trotz der soeben gemachten +Erfahrungen einem derartigen Optimismus hin, daß man es nun schon +wieder darauf ankommen ließ, ob die Sache weiterhin gut gehen würde +oder nicht. Die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft that das einzige, +was sie thun konnte; sie verfügte die Ausweisung des Wali von Pangani +aus dem Küstengebiet und der Generalkonsul begnügte sich mit dieser +Maßregel, weil durch diese Ausweisung der Wali für die Beamten der +Gesellschaft unschädlich geworden war. + +Die Folgen dieser Vertrauensseligkeit zeigten sich fast augenblicklich. +Als der Bezirkschef von Pangani bei der Ankunft von 1000 Faß Pulver auf +einer Dhau auf dem Pangani-Fluß das Landen dieser Menge von Munition +verbot und verfügte, daß die Dhau nach Sansibar zurückkehren sollte, +bildete diese an sich selbstverständliche Maßregel die Veranlassung zum +Ausbruch wirklicher Unruhen. Der größte Teil der Bevölkerung rottete +sich zusammen, zog vor das Haus der Gesellschaft und setzte die Beamten +gefangen. Das Haus wurde verschlossen, eine Wache davor gesetzt und den +Gefangenen jeder Verkehr nach außen untersagt. + +Zufälligerweise war der General-Vertreter der Deutsch-Ostafrikanischen +Gesellschaft, Konsul Vohsen, in begreiflicher Sorge um die Sicherheit +seiner Beamten, gerade an diesem Tage auf dem Sultansdampfer Barawa +nach Pangani unterwegs, um sich persönlich nach der Entwicklung der +Verhältnisse zu erkundigen. + +Obwohl er schon im Boot erfuhr, daß in Pangani Krieg sei und ihm von +Wohlmeinenden dringend geraten wurde, nicht an Land zu gehen, setzte er +die Fahrt fort, wurde indes durch die sein Boot beschießenden Rebellen +zur Umkehr gezwungen. Die Barawa kehrte am nächsten Tage nach Sansibar +zurück, und auf die Intervention des deutschen Generalkonsuls und des +Konsuls Vohsen schickte nun der Sultan, nachdem die Barawa mit Vohsen +an Bord wieder nach Pangani zurückgegangen war, seinen General Matthews +mit Truppen nach Pangani, um die Beamten zu befreien. Die Befreiung +derselben ist dem General nur mit Not und Mühe und unter eigener +Lebensgefahr gelungen, ein Beweis dafür, daß die ohnehin schwache +Autorität des Sultans ganz aufgehört hatte. + +In dem nördlichen Platze Tanga waren die beiden Gesellschaftsbeamten +(v. Frankenberg und Klenze) gleichfalls in ihrem Stationshause am 5. +September gefangen gesetzt worden, wurden aber am 6. September durch +das Einschreiten der vor Tanga erscheinenden Möwe mit Waffengewalt +befreit. Aus Pflichtgefühl lehnten die Beamten die ihnen angebotene +Rückkehr auf der Möwe nach Sansibar ab und verblieben auf ihrem Posten. +Die Möwe selbst überbrachte Meldung von dem Vorgefallenen nach +Sansibar. + +Die hierauf vor Tanga erscheinenden Kriegsschiffe Leipzig, Olga +und wiederum Möwe schickten dann in der Nacht vom 7. zum 8. ein +Landungscorps aus und machten den Versuch, den Wali gefangen zu nehmen, +der jedoch auch hier mißlang. Die Beamten wurden auf Befehl der +Generalvertretung von der Leipzig nach Sansibar gebracht. + +In Bagamoyo als dem Hauptplatz der Küste hatte am 16. August unter +besonderen Feierlichkeiten die Flaggenhissung und die Übergabe an die +Gesellschaft im Beisein des General-Vertreters stattgefunden. Der Wali +hatte sich bereit erklärt, in den Dienst der Gesellschaft überzutreten +und hatte nur in einem Punkte Schwierigkeiten gemacht, nämlich als +von ihm die Entfernung der Sultansflagge von seinem Hause gefordert +wurde. Doch gelang es in den darauf mit ihm geführten Verhandlungen, +diese Schwierigkeit zu beseitigen, indem auch auf seinem Hause die +Sultansflagge neben der Gesellschaftsflagge weiterhin gehißt wurde. +Aber auch hier erwiesen sich bald die Verhältnisse als unhaltbar. Grade +in Bagamoyo fühlten sich die Jumbes Makanda, Bomboma und Simbambili in +ihren Interessen bedroht und scharten eine große Masse Unzufriedener +um sich. Bis zum 22. September hatte die Sache immerhin noch einen so +friedlichen Anstrich, daß der Bezirkschef, Frhr. v. Gravenreuth, an +Feindseligkeiten nicht dachte und am frühen Morgen jenes Tages mit +dem Geschwaderchef, Admiral Deinhard auf einem Boot der Leipzig zur +Flußpferdjagd in den Kingani fuhr. Als die Herren unterwegs waren, +wurde den übrigen Gesellschaftsbeamten vom Wali mitgeteilt, daß er der +Bewegung nicht mehr Herr werden könne, die Rebellen wollten gegen das +Gesellschaftsgebäude vorgehen und es sei Gefahr im Anzuge. Die Beamten +vereinigten ihre Askaris im Hause der Gesellschaft und hielten die +Rebellenschar durch das in der Station befindliche 4,7 cm-Geschütz, +welches der Stationsbeamte Rühle mit großer Bravour unter dem Feuer der +Aufständischen bediente, von derselben fern. Die Rebellen wagten die +Station selbst nicht zu stürmen, sondern zogen nach dem Strande, um das +Gesellschaftsboot zu zerstören, wurden aber von einer Abteilung der +Askaris, geführt von den Beamten, in der Richtung auf die französische +Mission hin vertrieben. Zu gleicher Zeit war die Leipzig durch Signale +von dem Angriff benachrichtigt worden und sandte ein Landungscorps +nach der Stadt, das die Rebellen noch über die französische Mission +hinaus verfolgte. Die geschlagenen Aufrührer haben dann noch den +Versuch gemacht, den deutschen Admiral und den Bezirkschef im Kingani +gefangen zu nehmen. Sie trafen das Boot mit genannten Herren an einer +seichten Stelle des Flusses bei abfließendem Wasser festgefahren und +suchten sie an das Ufer zu locken. Doch waren glücklicherweise die +Herren durch einen Boten des Arabers Said Magram gewarnt und warteten +im Fluß das Steigen des Wassers ab, um so am Abend an Bord der Leipzig +zurückzukehren, wo der Admiral von den Vorfällen des Tages in Kenntnis +gesetzt wurde. + +Die persönliche Gefahr, welcher der Admiral durch das wackere Benehmen +Said Magrams entronnen war, ließ nun plötzlich die Bedeutung des +Aufruhrs in einem ganz anderen Lichte erscheinen, als man sie bisher +zu betrachten gewohnt war. Daß mit bloßen Verhandlungen hier nichts zu +erreichen war, lag auf der Hand. + +Herr v. Gravenreuth, welcher vor Begierde brannte, die Aufrührer +aus der nächsten Umgebung von Bagamoyo zu vertreiben, unterbreitete +dem Admiral seine Pläne und nachdem dieser bereitwilligst in das +Stationsgebäude zu Bagamoyo eine Abteilung der Marine unter dem +Kommando eines Marineoffiziers gelegt hatte, war Gravenreuth in der +Lage, mit den Gesellschaftsbeamten und den von ihm eingedrillten +Stationssoldaten offensiv gegen die Rebellen vorzugehen. Er machte, +in Bagamoyo angekommen, einen Streifzug in die Umgegend, schlug die +Rebellen zurück und wiederholte diese Streifzüge mehrfach in nächster +Zeit. So blieb er Herr der Situation und führte sogar eine auf dem +Wege nach Bagamoyo befindliche Waniamuesi-Karawane, welche von den +Rebellen abgefangen werden sollte, in die Stadt hinein. Eine andere +große Waniamuesi-Karawane hingegen wurde nach der Straße von Daressalam +abgedrängt. + +Aber auch die Erfolge Gravenreuths konnten den andrängenden Strom +nur für kurze Zeit eindämmen. Der Aufruhr wuchs in riesigem Maße, +die einzelnen Herde desselben flossen in einander und bald erschien +die Person des Führers auf dem Schauplatze, dessen organisatorischem +Talente und dessen Energie die Massen sich unterordneten. + +Dies war der Halbaraber Buschiri, der sich bereits früher unter Said +Madjid im Innern durch seine Anteilnahme an den Kämpfen gegen Mirambo +ausgezeichnet hatte. Dann hatte er sich, an die Küste gekommen, am +Panganifluß auf einer Schamba niedergelassen. Als Said Bargasch zur +Regierung kam, wurde er von diesem wiederholt vor Gericht gefordert +wegen beträchtlicher gegen ihn schwebender Geldforderungen. Er entzog +sich jedoch dem Richterspruch des Sultans und leistete auch, da er sich +bei seiner Schamba durch Anlegung einer starken Buschboma befestigt +hatte, den Soldaten Said Bargaschs erfolgreichen Widerstand, so daß +letzterer es schließlich vorzog, ihn nicht mehr weiter zu behelligen. + +So hatte Buschiri unter der Küstenbevölkerung und den Arabern sich +ein gewisses Renommee erworben; tatsächlichen größeren Einfluß wußte +er erst unter geschickter Benutzung der Verhältnisse bei Ausbruch des +Aufstandes gegen die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft zu erlangen. + +Buschiri schiffte sich in Pangani mit 800 Mann ein und landete +dieselben in Sadani, wo er den Machthaber Useguas, Bana Heri zum +Aufstand anreizte, ohne daß es ihm jedoch damals glückte, eine +Verbindung mit demselben zu erlangen. Von Sadani zog Buschiri über +Land nach Bagamoyo und übernahm hier die Führung der vereinigten +Bagamoyo-Jumbes und ihrer Horden. Seine Hauptstütze, gewissermaßen +sein Generalstabschef, war der Komorenser Jehasi, der früher als +Artillerist im Congostaat gedient hatte und dementsprechend auch bei +Buschiri seine Hauptverwendung in der Bedienung der der Gesellschaft +abgenommenen Geschütze fand. + +Mit dem Erscheinen Buschiris und der Vermehrung der Rebellenkräfte +um Bagamoyo verschlimmerte sich daselbst die Lage der +Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft auf das äußerste. + +Von einem Verwaltungsdienst oder gar von Zollerhebung seitens der +Beamten konnte naturgemäß nicht mehr die Rede sein. Schon jetzt kamen +lediglich militärische Gesichtspunkte in Betracht, vor allem die +Behauptung der Stadt Bagamoyo selbst. + +Herr von Gravenreuth war um diese Zeit durch schwere Fieberanfälle +genötigt worden, nach Deutschland zurückzukehren und hier Heilung +zu suchen. Das Kommando der Station und die Verteidigung der Stadt +übernahm Herr v. Zelewski, der bereits als Bezirkschef von Pangani +Erwähnung fand. Er sah ein, daß den stark überlegenen Kräften bei +der geringen Zahl der Gesellschaftsaskaris nicht mehr nach dem +Gravenreuthschen System der Offensive durch Ausfälle aus der Station +beizukommen sei, zumal die Hilfe der Marine ausschließlich für die +Besetzung und Verteidigung der Station bestimmt war. Zelewski, aufs +Eifrigste unterstützt von Wilkens, befestigte infolgedessen das +Wohnhaus der Gesellschaft, indem er es mit einer Mauer umgab, diese zur +Verteidigung durch die Askaris und Europäer einrichtete und das Land +in der nächsten Umgebung der Station frei legte, um ein hinreichendes +Schußfeld gegen die nunmehr öfters gemachten Angriffe der Rebellen +zu haben. Alle Europäer, die damals unter Zelewskis Kommando die +Station hielten, schreiben es seiner Umsicht und seinem Verdienst zu, +daß es ihm und seinem Nachfolger ermöglicht wurde, den Platz bis zum +Eingreifen der Schutztruppe zu halten. + +Im Dezember 1888 mußte auch Zelewski, nachdem er 3 Jahre in Ostafrika +ausgehalten hatte, wegen seines Gesundheitszustandes die Heimat +aufsuchen und das Kommando der Station ging nun an Herrn v. Eberstein +über, der den weiteren Ausbau und die Verteidigung im Sinne Zelewskis +leitete. + +Die im Dezember, Januar und Februar von Buschiri unternommenen Angriffe +wurden stets zurückgeschlagen; doch konnte nicht verhindert werden, +daß die Stadt Bagamoyo von ihm zum großen Teil gebrandschatzt und +zerstört wurde. + +Der letzte Angriff auf die Station fand am 3. März 1889 statt; die +Rebellen wurden abermals zurückgeschlagen, und es wurde durch die +Herren Lieutenant Meyer mit der Marinebesatzung und Ostermann, von +Medem und Illich das eine der von Buschiri der Deutsch-Ostafrikanischen +Gesellschaft abgenommenen 4,7 cm-Geschütze zurückerobert. Buschiri +bezog hierauf ein befestigtes Lager beim Dorf Kaule. + +Der einzige Ort, welcher während aller dieser Kämpfe in Bagamoyo seine +völlige Neutralität zu bewahren verstand, und von den Eingeborenen +als sichere Zufluchtsstätte betrachtet wurde, war die katholische +Mission. Ihr kluges Verhalten und die den Arabern wie Eingeborenen +stets entgegengebrachte Humanität sicherten ihr diese merkwürdige +Ausnahmestellung und verschaffte gleichzeitig uns Deutschen wesentliche +Vorteile. + +Von der Mission aus wurden die bedrängten Deutschen stets mit +Nachrichten über die Bewegungen und die Absichten der Rebellen +versehen, Nachrichten, die in erster Linie der in den weitesten Kreisen +bekannte Bruder Oskar oft mit eigener Gefahr persönlich den Deutschen +übermittelte, wenn er nicht, was auch geschah, in wenigen Zeilen auf +einem Zettel oft recht drastischen Inhalts (wie: »Passen Sie auf! die +Schweinehunde kommen morgen um 10«) uns Nachrichten zukommen ließ. + +Derjenige Platz, welcher unter dem Aufstande zunächst am wenigsten +zu leiden hatte, war Daressalam. Es erklärt sich dies zwar teilweise +aus der geringen Bedeutung dieses Platzes für den Karawanenverkehr, +der geringen Einwohnerzahl und der unkriegerischen Gesinnung der +umwohnenden Wasaramo, zum wesentlichen Teil aber verdankte Daressalam +seinen friedlichen Zustand dem Geschick und der Energie des +Stationschefs Leue, der vor Ausbruch des Aufstandes bereits Gelegenheit +gehabt hatte, sich dort vollkommen einzuleben und in Respekt bei den +Arabern und Eingeborenen zu setzen, -- seit seiner Ankunft in Afrika im +Jahre 1887 war er einzig und allein an diesem Platze thätig gewesen. +Leues Hauptstütze war unter der Bevölkerung der uns durchaus ergebene +Akida Mohammed ben Seliman. + +Erst im Dezember erreichte der Aufstand Daressalam, und zwar +hauptsächlich infolge des Umstandes, daß eine große Zahl befreiter +Sklaven auf der Missionsstation daselbst untergebracht wurde. Der +Araber Seliman ben Sef organisierte jetzt seinen Anhang von Arabern, +Belutschen und früheren Sultanssoldaten und verband sich mit der +Partei des Negers Schindu, welche bisher gegen Leues Autorität offen +anzutreten nicht gewagt hatte. Schließlich kam es auch in Daressalam +so weit, daß sich sowohl der Bezirkschef Leue wie auch sein Nachfolger +auf jenem Stationsposten, Herr v. Bülow (auch Leue mußte wegen +perniziösen Fiebers Ostafrika verlassen) nur mit Hilfe eines im +Hafen von Daressalam stationierten Kriegsschiffes und einer in das +Stationsgebäude gelegten Marinebesatzung halten konnten. + +Ende Dezember 1888 und Januar 1889 erfolgten Angriffe seitens der +Rebellen, die ihre sämtlichen Kräfte dicht bei Daressalam vereinigt +hatten und diesen Ort selbst unsicher machten. Die Angriffe wurden +stets durch die Geschosse des Kriegsschiffes -- es lagen abwechselnd +Möwe, Sophie, Carola dort vor Anker -- und die wenigen wohlgedrillten +Askaris unter Herrn von Bülow, zurückgeschlagen. + +Leider blieben die in und um Daressalam thätigen Missionsgesellschaften +nicht vor der Wut der Rebellen verschont. So wurde am 10. Januar +die dortige evangelische Missionsstation angegriffen. Ihr Leiter, +der Missionar Greiner, welcher mit seiner Frau und Nichte die +Station bewohnte, hatte auf die von der Marine und der Gesellschaft +gemachten Vorstellungen (ein Angriff wurde erwartet) in übertriebenem +Glaubenseifer nicht hören wollen. Nur mit Mühe und Not konnte er sich +mit den Seinigen und einigen Missionskindern in ein Boot retten, +nachdem er vorher mit der Flinte in der Hand Widerstand geleistet und +nachdem einige Geschosse von der Möwe bei der Flucht in das Boot die +folgenden Rebellen verscheucht hatten. Hierbei riß allerdings eine +Revolvergranate der Nichte Greiners zwei Finger ab. + +Schlimmer erging es den katholischen Missionaren von Pugu. Nach dieser +Station hatten sich Herr v. Bülow, Herr Küsel und einige Askari, als +der Aufstand schon im Ausbruch begriffen war, begeben in der Absicht, +die Missionare zu warnen und dieselben nach Daressalam zurückzubringen. +Doch auch hier wollten die Missionare nicht hören. Sie glaubten, den +Rebellen gegenüber durch ihr früheres Wirken eine derartige Stellung +einzunehmen, daß sie nichts von der Wut derselben zu fürchten hätten +und wollten deshalb auf ihrem Posten ausharren. + +Doch auch sie wurden im Januar eines Tages, als sie sich gerade zum +Mittagessen anschickten, von eindringenden Rebellen angegriffen und +drei der Missionsangehörigen durch Schüsse und Stiche niedergemacht. +Es waren dies der Bruder Petrus, der Bruder Benedict und die Schwester +Martha. Letztere wurde vielfach verstümmelt, der Leib von Araberdolchen +aufgeschlitzt, liegengelassen. Die Schwester Benedicta, welche krank zu +Bett lag, sollte ebenfalls niedergestochen werden, als einige Araber +einschritten und die Neger von diesen Grausamkeiten zurückhielten. Die +Kranke und drei Brüder wurden gefangen genommen und nach Kondutschi +gebracht. Durch Vermittlung der französischen Mission wurden dann diese +vier Gefangenen gegen ein hohes Lösegeld ausgeliefert. Die übrigen +Missionsangehörigen waren durch die Flucht nach Daressalam entkommen. + +Die Stationen Dunda, Madimola und Usungula fielen, nachdem die Beamten +von der Gesellschaftsvertretung nach der Küste zurückgerufen worden +waren, zum Teil mit den Geschützen und Gewehren, die man nicht mehr +hatte fortschaffen können, in die Hände der Rebellen. + +Die übrigen Stationen im Innern waren bereits früher aufgegeben worden +bis auf die Station Mpapua, mit der die Verbindung unterbrochen war und +die auch zunächst durch den Aufstand nicht behelligt wurde. + +Besonders schwierig lagen die Verhältnisse in unserm südlichen +Küstengebiet. War dort schon die Herrschaft des Sultans von Sansibar +eine höchst fragwürdige, so hatten Europäer bis dahin jene Gebiete nur +vereinzelt als Reisende betreten und waren außerdem durch das übereilte +Vorgehen der Engländer besonders an der Lindi- und Mikindani-Küste +bei Arabern und Eingeborenen verhaßt. Die genannten Stationen sollten +von teilweise in Afrika erfahrenen Leuten besetzt werden, aber +man verlangte von ihnen, daß sie die von der Gesellschaft ihnen +aufgegebenen Pflichten ohne jede Aufwendung von Macht erfüllten. Die +Unmöglichkeit, dieser Aufgabe gerecht zu werden, braucht nicht bewiesen +zu werden. Der Zusammenbruch der Verhältnisse war so in kurzer Zeit zu +erwarten. + +Vom 21. Dezember datiert der Beginn der Feindseligkeiten im Süden. In +Lindi und Mikindani gelang es den dortigen Beamten, in Mikindani den +Herren v. Bülow und Pfrank, in Lindi den Herren v. Eberstein und Küsel, +sich noch im letzten Augenblick mit Hilfe einiger Wohlgesinnter zu +retten, nachdem sie so lange wie möglich auf ihrem Posten ausgeharrt +hatten. In Kilwa hingegen, dem 3. Punkt im Süden, wurden die beiden +Gesellschaftsbeamten Krieger und Hessel ein Opfer der Situation. +Nachdem auch hier von Seiten des Wali sowohl als der Bevölkerung Kilwas +den Beamten schon von Anfang an die größten Schwierigkeiten gemacht +worden waren, verschlimmerte sich ihre Lage durch das Erscheinen +von Tausenden von Wahiyaos, welche mit den Rebellen das leider im +Innern der Stadt gelegene Wohnhaus der Gesellschaft umzingelten und +den Beamten jeglichen Verkehr nach außen hin abschnitten. Lange +Zeit verteidigten sich die beiden wackeren Beamten mit größter +Unerschrockenheit und brachten ihren Bedrängern erhebliche Verluste +bei, da endlich schien für die Belagerten Hoffnung zu kommen mit dem +Erscheinen S. M. S. Möwe, mit der in Verbindung zu treten ihnen auch +schließlich durch Notsignale gelang. Indes ist, obgleich auf der +Möwe die schwierige Lage der Landsleute in Kilwa erkannt wurde und +obgleich die gesamten Offiziere der Möwe und sogar der Zahlmeister beim +stellvertretenden Kommandanten dieses Kriegsschiffes dringend eine +Landung erbaten, um den Bedrängten Hilfe zu bringen, nichts geschehen. +Als dann die Beamten sahen, daß die Möwe sogar abdampfte und ihnen die +letzte Hoffnung auf Rettung genommen werden sollte, da erkletterte +Krieger angesichts der Tausende sie umringenden Rebellen einen im Hof +des Wohnhauses stehenden hohen Baum, um noch einmal durch Signale dem +Kriegsschiffe ihre gefährliche Lage zu erkennen zu geben. Er wurde +bei diesem Versuch, Hilfe zu erlangen, vom Baum herabgeschossen, und +nun erstürmte der Haufen die Station. Beim Eindringen der Rebellen +durch die Thüre erkannte Hessel, daß alles verloren sei, und um nicht +in die Hände der grausamen Feinde zu fallen, machte er selbst seinem +Leben durch eine Kugel ein Ende. Das Verhalten des Kommandanten der +Möwe wurde auf die ihm vom Geschwaderchef Deinhard erteilte Ordre +zurückgeführt, in keinem Falle einen Landungsversuch zu unternehmen, +um nicht wie bei Tanga kriegerische Ereignisse dadurch zu provozieren. +Der Kommandant hat sich wörtlich an diese, für einen Fall wie den +vorliegenden gewiß nicht berechnete Instruktion gehalten und hat daher +als gehorsamer Soldat, also vom rein militärischen Standpunkt richtig +gehandelt. + +Inzwischen war durch die Ereignisse in Ostafrika die ganze zivilisierte +Welt in Erregung geraten. Während unsere Mitbewerber in Ostafrika ihre +Schadenfreude schlecht verhehlen konnten, machte sich in Deutschland +naturgemäß ein mächtiger Umschlag der öffentlichen Meinung geltend. +Selbst bei denjenigen, welche der Kolonialpolitik im allgemeinen +gleichgültig gegenüberstanden, rührte sich das Nationalgefühl und +fand in dem allgemeinen Verlangen Ausdruck, der deutschen Sache in +Ostafrika einen nachdrücklichen Schutz angedeihen zu lassen. Die +Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft richtete ihrerseits am 15. +September 1888 eine Eingabe an den Reichskanzler, in welcher sie auf +Grund ihrer telegraphischen Berichte aus Sansibar den Ernst der Lage +darlegte und außerordentliche Machtakte als notwendig hinstellte. Am +21. September folgte eine zweite Eingabe, in welcher das Verhalten +des Sultans als durchaus zweifelhaft dargelegt wurde und man außerdem +darauf hinwies, daß der Sultan in jedem Fall es an dem guten Willen +habe fehlen lassen, welchen er im Vertrage vom April 1888 verbürgt +hatte. Bereits am 3. Oktober wurde abermals dem Reichskanzler ein +Telegramm vorgelegt, in welchem der Generalvertreter der Gesellschaft +in Sansibar eine fortdauernde Besetzung der Küste als unumgänglich +notwendig bezeichnete. + +In Anbetracht des Tempos, welches die Reichsregierung bisher in bezug +auf koloniale Angelegenheiten besonders in Ostafrika eingeschlagen +hatte, ließ sich kaum erwarten, daß ohne weiteres die Wünsche der +Gesellschaft in ihrem ganzen Umfang sich erfüllen würden. Die +politischen Gegner, mit welchen der Reichskanzler bei allem guten +Willen seinerseits besonders in der Kolonialfrage zu rechnen hatte, +würden unter keinen Umständen zu einem solchen Umschlage der Meinung +zu bringen gewesen sein, daß sie das direkte Eingreifen der deutschen +Macht am afrikanischen Festlande sich hätten abringen lassen. Der +Reichskanzler fühlte sich daher genötigt, eine Art Mittelweg zunächst +zu wählen; und zu diesem bot das Moment der Sklavenausfuhr, welches +man als Triebfeder des Aufstandes jedenfalls mitanführen konnte, +die geeignetste Handhabe. Bereits Anfang September 1888 war der +Reichskanzler in Verhandlung mit England, bald darauf auch mit Portugal +als den an der ostafrikanischen Küste mitbeteiligten Mächten getreten, +um zunächst eine gemeinsame Flottenaktion in Gestalt einer Blokade +der gesamten Ostküste zustande zu bringen. Im November kamen diese +Verhandlungen zum erwünschten Resultat, so daß am 27. November die +Admirale Deinhard und Freemantle die nachstehende Blokade-Erklärung +erlassen konnten: + +»Auf Befehl unserer hohen Regierung und im Namen Sr. Hoheit des Sultans +von Sansibar erklären wir, die kommandierenden Admirale des deutschen +und englischen Geschwaders hiermit die Blokade der ununterbrochenen +Küstenlinie des Sultanats von Sansibar mit Einschluß der Inseln Mafia, +Lamu und einiger andrer kleinerer nahe der Küste legender Inseln +zwischen 10° 28' und 2° 10' südlicher Breite. -- Die Blokade ist nur +gegen die Einfuhr von Kriegsmaterial und die Ausfuhr von Sklaven +gerichtet. -- Die Blokade wird in Kraft treten am Mittag des 2. +Dezember dieses Jahres.« + +Deutscherseits waren an der Blokade beteiligt die Schiffe Leipzig, +Carola, Sophie, Schwalbe, Möwe, Pfeil. + +Der Blokadedienst gestaltete sich für die Marine zu einer ungemein +schwierigen Aufgabe. Bei den geringen Tiefenverhältnissen der +ostafrikanischen Küste war es den großen Kriegsschiffen gar nicht +möglich, so nahe unter Land hinzufahren, daß sie die an der Küste +direkt kreuzenden Dhaus abzufangen vermochten. Infolgedessen war die +Mannschaft in ungemein großer Ausdehnung zum Bootsdienst gezwungen. +Alle entbehrlichen Kutter und Pinassen wurden bemannt und kreuzten +unter den schwierigsten Verhältnissen die Küste ab. Sehr häufig waren +bei der Strenge des Admirals Deinhard, welcher an sich selbst die +höchsten Anforderungen stellte und auch von Offizieren und Mannschaften +das Menschenmöglichste verlangte, die Bootsmannschaften genötigt, sich +Proviant und Wasser, so gut es anging, in den Negerdörfern der Küste zu +verschaffen. + +Der schließliche Erfolg der Blokade stand in gar keinem Verhältnis +zu dem aufreibenden Dienst. Es ist allerdings gelungen, die Zufuhr +größerer Massen von Kriegsmaterial nach Ostafrika teilweise zu +verhindern, und es sind andrerseits einige Sklaven-Dhaus eingebracht +worden. Die Zahl des vorgefundenen Menschenmaterials war aber so +geringfügig daß man eigentlich von einer verhinderten Ausfuhr kaum +sprechen konnte; eine solche bestand auch zur Zeit des Aufstandes nur +in sehr geringem Maße. Immerhin gewährte jedoch in Deutschland selbst +die Blokade die erste wesentliche Handhabe zu einem weiteren Vorgehen. +Denn so viel sah jeder ein, daß das Eingreifen der Kriegsschiffe eben +nur als Vorläufer der eigentlichen deutschen Machtentfaltung dienen +sollte und konnte. Das Hineinbringen der Sklavereifrage seitens des +Fürsten Bismarck erwies sich jedenfalls als eine außerordentlich +praktische politische Maßnahme. Der Reichskanzler gewann dadurch +die Unterstützung der stärksten Partei des Reichstags, nämlich des +Centrums, dessen Führer Windthorst schwerlich zu Gunsten der bloßen +Kolonialpolitik seinen berühmten Antrag gestellt hätte, welcher die +Grundlage für das militärische Einschreiten des deutschen Reiches und +die Besetzung der ostafrikanischen Küste bildete. Der Antrag wurde +von +Dr+. Windthorst am 27. November 1888 unter dem Namen des +Antisklaverei-Antrages eingebracht. + +Am 6. Dezember 1888 wurde im Reichstag das erste Weißbuch, enthaltend +Aktenstücke über den Aufstand in Ostafrika, vorgelegt, und am 14. +Dezember gelangte der Antisklaverei-Antrag zur Annahme. Jetzt folgten +die Ereignisse Schlag auf Schlag. Am 9. Januar 1889 richtete die +Deutsch Ostafrikanische Gesellschaft eine Denkschrift an den Reichstag, +in welcher die Entwicklung der Gesellschaft geschildert und der Aufruhr +auf die Reaktion der arabischen Sklavenhändler gegen die christliche +Kultur und den europäischen Wettbewerb sowie auf die Machtlosigkeit +des Sultans von Sansibar zurückgeführt wurde. Am 12. Januar gelangte +das zweite Weißbuch über den Aufstand im Reichstage zur Verteilung, +und am 22. Januar trat die Regierung mit dem Entwurf eines Gesetzes, +betreffend die Bekämpfung des Sklavenhandels und den Schutz der +deutschen Interessen in Ostafrika vor den Reichstag. Am 30. Januar +gelangte das Gesetz in folgender Fassung zur Annahme: + +»§ 1. Für Maßregeln zur Unterdrückung des Sklavenhandels und zum +Schutz der deutschen Interessen in Ostafrika wird eine Summe in der +Höhe von 2 Millionen Mark zur Verfügung gestellt. § 2. Die Ausführung +der erforderlichen Maßregeln wird einem Reichskommissar übertragen. § +3. Der Reichskanzler wird ermächtigt, die erforderlichen Beträge nach +Maßgabe des eintretenden Bedürfnisses aus den bereiten Mitteln der +Reichs-Hauptkasse zu entnehmen.« + +Zum Reichskommissar wurde am 3. Februar durch Allerhöchste +Kabinetsordre Hauptmann Wißmann, à la suite des 2. Garderegiments zu +Fuß, ernannt. + + + + + 3. Kapitel. + + Organisation der Schutztruppe. + + Hermann Wißmann, sein Leben und seine Bedeutung. -- Soldatenmaterial + für die Schutztruppe. -- Vorläufiger Bestand an Europäern. -- + Beschaffung einer Kommissariatsflotte. -- Anwerbung der Sudanesen + in Egypten. -- Transport der Truppen nach Sansibar. -- Anwerbung + von Zulus. -- Die Askaris an der Küste. -- Vorarbeiten in Sansibar. + -- Regelung des Verhältnisses zwischen Reichskommissar und der + Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft. -- Rekognoszierungsfahrt + Wißmanns. -- Zustand der beiden Stationen Bagamoyo und Daressalam. -- + Erster Waffen- und Munitionstransport. -- Waffenstillstand zwischen + Admiral Deinhard und den Rebellen. -- Bruch des Waffenstillstandes + durch Buschiri. -- Ankunft der Sudanesen. -- Vorhandenes + Europäer-Material. -- Verteilung desselben auf die Stationen Bagamoyo + und Daressalam. + + +Hermann Wißmann wurde am 4. September 1853 als Sohn des +Regierungsassessor Hermann Ludwig Wißmann und seiner Ehefrau Elise, +geb. Schach von Wittenau zu Frankfurt a. O. geboren. Seine erste +Schulbildung erhielt Wißmann auf der Bürgerschule in Langensalza. Dann +trat er in die Realschule zu Erfurt und ein Jahr später in das dortige +Gymnasium ein. 1867 wurde Wißmanns Vater als Regierungsrat von Erfurt +nach Kiel versetzt und so ein abermaliger Schulwechsel des Knaben +nötig. Bereits 1868 siedelte die Familie nach Neu-Ruppin über. Hier +starb 1869 der Vater. 1870 trat der Sohn in die Prima des Kadettenkorps +zu Berlin ein und legte hier Ostern 1873 in glänzender Weise sein +Fähnrichsexamen ab, worauf er in das zu Rostock garnisonierende +Mecklenburgische Füsilier-Regiment Nr. 90 eingestellt wurde. Nach +einem längeren Besuch der Kriegsschule in Anklam machte er dort +sein Offiziers-Examen und ging dann wieder nach Rostock, um seine +militärische Laufbahn weiter zu verfolgen. + +Hier lernte er den schon damals berühmten Afrikareisenden Pogge +kennen, welcher einen entscheidenden Einfluß auf ihn auszuüben +bestimmt war. Es war bereits die Absicht des Knaben gewesen, sich +den Naturwissenschaften zu widmen, ein Wunsch, der ihm nicht erfüllt +werden konnte. Im Verkehr mit Pogge lebte die alte Neigung wieder +auf und gewann bald eine so feste Gestalt, daß der Entschluß in ihm +reifte, sich Pogge bei der ersten Gelegenheit zu einer größeren Reise +anzuschließen. Diese Gelegenheit bot sich im Jahr 1879. + +Die Afrikanische Gesellschaft in Berlin erteilte Pogge den Auftrag, +abermals nach dem von ihm früher schon besuchten Lundareiche in +Westafrika zu gehen und dort eine Station zu gründen. Wißmann +wandte sich auf Anraten Pogges an den Vorsitzenden der Deutschen +Afrika-Gesellschaft Dr. Nachtigall und wurde zu seiner größten Freude +als Geograph angenommen. Die Militärbehörde erteilte ihm Urlaub, den +er zunächst zu einer längeren wissenschaftlichen Vorbereitung an der +Seemannsschule zu Rostock benutzte. + +Dann verließ er mit Pogge am 19. November 1880 den Hafen von Hamburg, +um sich nach Westafrika zu begeben. Der entscheidende Schritt zu +Wißmanns Ruhm war hiermit gethan; denn aus der Ursprünglich geplanten +Expedition nach dem Lunda-Reiche wurde jene erste von Wißmann allein +ausgeführte Durchquerung Afrikas, die erste Durchquerung seitens eines +Deutschen, die erste Durchquerung von West nach Ost überhaupt. + +Mitte November 1882 erreichte Wißmann bei Sadani die Küste und war +dort -- eine eigentümliche Fügung! -- der Gast Bana Heris, desjenigen +Mannes, den er später als den Hauptfeind der Deutschen in Ostafrika zu +bekämpfen haben sollte. -- Im April 1883 traf Wißmann wieder in Berlin +ein, sein Ruf als Afrikaforscher war voll und ganz begründet. Unter +den schwierigsten Verhältnissen mit einer kaum nennenswerten Geldsumme +(30000 Mark) war die Durchquerung des schwarzen Erdteils auf einem +bisher nie betretenen Wege durch gänzlich unbekannte Gebiete hindurch +ohne jede Feindseligkeit mit Eingeborenen vollendet, der Wissenschaft +ein ungeheurer Dienst geleistet worden. Der Name Wißmanns war in aller +Munde. + +Durch diesen außerordentlichen Erfolg war der König der Belgier auf den +kühnen Forscher aufmerksam geworden und machte ihm sogleich nach seiner +Ankunft das Anerbieten, in seinem Privatdienst das Congobecken zu +durchforschen. Schon am 16. November 1883, also nach kaum halbjährigem +Aufenthalt in der Heimat, schiffte sich Wißmann wiederum nach Afrika +ein in Begleitung des sächsischen Stabsarztes Dr. Wolf und der +preußischen Offiziere Hans und Franz Müller und v. François. + +Die praktischen Ergebnisse dieser zweiten Expedition waren die +Festlegung des Stromlaufes des Kassai, die Entdeckung seines +Nebenflusses Sankurru, welcher bisher als selbständiger Nebenstrom des +Congo aufgefaßt wurde, endlich der Mündung des Kassai in den Congo an +einer Stelle, wo der Kassai bisher als Kwa-Fluß galt. Am 9. Juli 1885 +erreichte Wißmann die Station an der Mündung des Kassai in den Congo. +Er erblickte hier zum erstenmale die Flagge des Congostaates, welcher +während der Dauer seiner Reise entstanden war. + +Eine in der letzten Zeit aufgetretene Verschlimmerung seiner +asthmatischen Beschwerden machte nach dieser erfolgreichen Reise einen +Aufenthalt in Madeira notwendig, aber nach kaum 2 Monaten brach der +unermüdliche Forscher abermals im Auftrag des Königs der Belgier nach +Afrika auf. Er sollte im Dienste des Congostaates im Baluba-Lande +eine Stütze schaffen zu den weiteren Unternehmungen im Süden des +Congostaates und dann von dort aus nach Südosten und Nordosten +eventuell bis zu den östlichen Grenzen den eingeborenen Stämmen ihr +neues politisches Verhältnis bekannt machen. Er sollte ferner dem Gang +der Sklavenjagden und des Sklavenhandels nachforschen und ihm nach +Möglichkeit entgegenarbeiten. + +Die eigentliche Aufgabe, welche Wißmann im ersten Teil seiner +Instruktion gestellt war, konnte auf dieser Reise nicht zur Ausführung +kommen; und zwar waren es gerade die Sklavenjagden der Araber und das +weite Vordringen derselben bis in den Congostaat hinein, welche die +Lösung dieser Aufgabe verhinderten. An der Stelle früher blühender +Landschaften fand er vollkommene Wüsten. Ganze Völkerstämme zeigten +sich vernichtet; die Stimmung der Araber war dem neuentstandenen +Congostaat durchaus feindlich, ja, kurz zuvor war eine der Stationen +des Staates (Stanley-Falls-Station) durch die Araber erstürmt und +vernichtet worden. + +Wißmann selbst geriet in Nyangwe, der westlichsten Araberstadt in so +große Gefahr, daß an ein Weiterdringen im Congostaat selbst gar nicht +gedacht werden konnte, und nur der Ausweg nach Osten übrig blieb. +So wurde aus der geplanten Expedition die zweite Durchquerung des +schwarzen Kontinents und zwar auf dem Wasserwege des Tanganjika, von +dort zum Nyassa, Schire, Zambesi und Kwakwa nach Quilimane. Von hohem +Interesse ist das Urteil, welches Wißmann bei dieser Durchquerung über +das Arabertum fällt, -- von besonderem Interesse, weil er berufen sein +sollte, schon bald darauf gegen die Araberwirtschaft anzukämpfen. +»Die Schuld des Urhebertums dieser Greuel,« sagt Wißmann in seiner +»Zweiten Durchquerung[1]«, »trifft ohne jede Frage den Araber, denn +nur durch seine Initiative war es möglich, immer weiter vorzudringen, +immer weiter zu unterjochen, zu entvölkern, und daher muß, wenn man an +Abhilfe denkt, wenn man den armen, wehrlosen Eingeborenen nachhaltig +schützen will, das Arabertum in diesen Ländern ausgerottet werden mit +Stumpf und Stiel, bevor es eine Macht erreicht, der wir Europäer des +feindlichen Klimas und der Entfernung wegen nicht mehr gewachsen sind, +wie dies im Süden der Fall war. Es war hohe Zeit, daß bald nach den +bösen Tagen, über die ich hier berichte, schärfer vorgegangen wurde +gegen die afrikanische Pest, und mir speziell gewährte es eine hohe +Genugthuung, daß ich berufen war, beim Niederschlagen des Aufstandes +der Araber in Ostafrika an der Küste, von der aus die Hauptanregung zu +den beschriebenen Greueln ausgeht, den empfindlichsten Schlag zu +führen. + +Wenn auch die Flotten Englands und Deutschlands den Export der meist +aus diesen Gegenden des zentralen Afrikas verschleppten Sklaven +verringern, so schneidet doch erst die Besetzung der Küstenplätze und +der großen Handelsstraßen dem Sklavenhandel und damit der Sklavenjagd +die Zukunft ab. Jetzt, wo ich dies niederschreibe, ist vieles schon +geschehen, jedoch noch sind die Operationsbasen der Sklavenhändler im +Innern Tabora, Udjidji und Nyangwe Absatzgebiete für Sklaven. Noch +lebt Tibbu-Tip, wüten Muini Muharra und andre Sklavenjäger Verderben +bringend gegen die ihnen wehrlos gegenüberstehenden, nur mit Speer und +Bogen bewaffneten Eingeborenen. Noch ist viel zu thun übrig zum Schutze +der Freiheit und des Lebens von Millionen harmloser Kreaturen; noch +ist es möglich, daß vom Sudan der Araber südlich vom Äquator verstärkt +wird. Aber Deutschland ist doch schon gerüstet zu weiterem Schutz, +schon bereit, einer von Norden drohenden Vermehrung der Gefahr Halt zu +gebieten, und ich hoffe, daß, ehe noch dieser Ausdruck meiner tiefsten +Empörung dem Leser vorliegt, ich schon wieder die Arbeit aufgenommen +habe, deren Endzweck, die Befreiung des äquatorialen Afrikas von der +Pest des Arabertums, mein Lebensziel geworden ist.« Freilich muß +zu diesem Urteil bemerkt werden, daß die wirksamste Bekämpfung der +arabischen Unthaten nur allmählich vor sich geht, daß man in vieler +Beziehung bei der Kolonisierung Afrikas mit den Arabern im guten +auszukommen suchen muß, wie dies gerade Wißmann gezeigt hat. + +Die wissenschaftlichen Vorarbeiten und Erfolge Wißmanns, seine genaue +Kenntniß der Araber, jener Gegner aller europäischen Kultur, seine in +drei außerordentlich großartigen Expeditionen bewiesene Fähigkeit, die +Eingeborenen richtig zu behandeln und doch seinem Willen dienstbar +zu machen -- das waren die Momente, welche Hermann Wißmann vor +allen anderen zur Stellung des Reichskommissars befähigten. Ganz +besonders aber müssen hier noch die Eigenschaften seines Charakters +hinzugerechnet werden. Beispiellose Energie, persönliche Nichtachtung +jeder Gefahr, wo es gilt, ein ideales Ziel zu erreichen; die seltene +Fähigkeit, in jedem seiner Untergebenen die Individualität zu erkennen +und völlig frei schalten zu lassen; rücksichtslose Strenge im Dienst; +geistvolle Anregung im zwanglosen, außerdienstlichen Verkehr -- alles +das sind Eigenschaften, welche jeder Wißmannsche Offizier und jeder +Beamte des Kommissariats dem allseitig verehrten Kommandanten immer +nachrühmen wird, und welche ihm ein bleibendes Denkmal in aller Herzen +sichern. + +Im Sommer des Jahres 1888 nach Deutschland zurückgekehrt, wurde Wißmann +von dem deutschen Emin Pascha-Entsatz-Komitee mit +Dr.+ Peters zur +Führung der Emin Pascha-Expedition ausersehen. Alle Vorbereitungen +für die Expedition waren getroffen, das gesamte tote Material +angeschafft -- da erhielt Wißmann die Berufung zum Reichskommissar +und vertrat bereits in den Verhandlungen des Reichstages über den +Antisklaverei-Antrag als Bundeskommissar die von der Regierung +vorgeschlagenen Maßnahmen. Die größte Eile war geboten; denn die +Nachrichten aus Ostafrika lauteten von Tag zu Tag ungünstiger. Nach dem +von der Regierung gebilligten Plane Wißmanns sollte die Niederwerfung +des Aufstandes durch eine aus Negern bestehende Schutztruppe unter +Führung deutscher Offiziere und Unteroffiziere geschehen. Als +brauchbarstes Material brachte Wißmann die Sudanesen in Vorschlag, +welche er bereits früher, besonders aber im letzten Winter, als er +sich abermals im Auftrag des Königs der Belgier in Egypten aufhielt, +kennen und schätzen gelernt hatte. Der vorläufige Stamm an Europäern +bestand aus 21 deutschen Offizieren, Ärzten und Beamten und 40 +Unteroffizieren. Der Lage der Sache nach mußte das gesamte deutsche +Personal, so weit es der Armee angehörte, aus derselben ausscheiden +und trat in den persönlichen Dienst des Reichskommissars. In rastloser +Thätigkeit wurden im Zeitraum von etwa vier Wochen alle Vorbereitungen +in Deutschland selbst getroffen, die Anschaffung von Kriegsmaterial +und Ausrüstungsgegenständen beendet; und bereits im Februar reiste der +Reichskommissar, begleitet von Lieutenant Theremin, von Berlin ab, +während hier sein Stellvertreter, Frhr. v. Gravenreuth, die noch weiter +zu erledigenden Geschäfte in die Hand nahm. + +Für den notwendigen Verbindungsdienst zwischen der Küste und Sansibar +selbst und für die voraussichtlich häufigen Truppentransporte zwischen +den einzelnen Küstenplätzen wünschte der Reichskommissar einen +Dampferdienst einzurichten. Da derselbe naturgemäß von der Marine bei +ihrer ohnehin großen Aufgabe nicht geleistet werden konnte, sollten +in Deutschland vier kleine Dampfer zu diesem Zweck angeschafft werden. +Gleichzeitig sollten dieselben dazu dienen, die Flüsse, wenigstens +den Kingani und Pangani, im Notfall aufwärts zu gehen und mit +Revolvergeschützen die Ufer zu säubern, eventl. auch bei der Landung an +der Flachküste von Bagamoyo durch ihre Armierung Dienste thun. + +Das Reichskommissariat, welches ja mit der Marine in keiner direkten +Verbindung stand, sollte auch nach dieser Richtung hin unabhängig +gestaltet werden. Es wurden zu diesem Zweck 4 Dampfer in Deutschland +angekauft, nämlich die Harmonie, etwa 200 Tonnen groß; München ca. 80 +Tonnen; Vesuv 60; Max 50. Die drei letztgenannten Dampfer hatten in +Deutschland als Schleppdampfer gedient; die Harmonie war in der Fahrt +zwischen Köln und London beschäftigt gewesen. Leider stellte sich das +gesamte Material als, gelinde ausgedrückt, wenig brauchbar heraus. +Die Harmonie war der einzige Dampfer, welcher eine größere Anzahl von +Menschen aufzunehmen vermochte; sie hatte aber nur einen Tiefgang von 5 +Fuß und erwies sich gleich von vornherein als seeuntüchtig, Vesuv und +Max konnten jeder im allerhöchsten Falle etwa 60 Menschen aufnehmen, +welche dann aber dicht gedrängt an einander stehen mußten. Die München, +zweifellos das seetüchtigste Fahrzeug, nahm im äußersten Fall etwa 80 +bis 100 Mann auf, hatte aber einen zu großen Tiefgang (7 Fuß), um nahe +an die Küste heran oder weit in den Flüssen aufwärts kommen zu können. +Außerdem hatte sie nur 7 Zoll Bord und eine Verschanzung von 2 Fuß +Höhe, so daß beim geringsten Seegang das Deck fortwährend überspült +wurde. + +Es darf als eine ganz außerordentliche Leistung deutscher seemännischer +Tüchtigkeit betrachtet werden, daß diese 4 Dampfer den ungemein +schwierigen Weg von Hamburg bis Sansibar selbständig und ohne alle +fremde Hilfe zurücklegten. Ohne hier auf Einzelheiten eingehen zu +wollen, muß doch gesagt werden, daß die ganze Reise nach Ostafrika eine +fortdauernde Lebensgefahr der gesamten Bemannung bildete. -- Später +hat die Harmonie ihrer Untüchtigkeit wegen häufig müßig auf der Rhede +von Sansibar gelegen; die drei kleineren Dampfer, mit Revolverkanonen +ausgerüstet, haben ausreichende Dienste geleistet. + +Um die Wege für die Anwerbung der Sudanesen zu ebnen und besonders +etwa entgegenstehende religiöse Bedenken aus dem Wege zu räumen, waren +vom Auswärtigen Amt zu Berlin vorher Verhandlungen mit der egyptischen +Regierung gepflogen und deren Genehmigung erwirkt worden. Bei dem +anzuwerbenden Material wurde in erster Linie auf die alten Soldaten +aus den sudanesischen Regimentern, die den Feldzug gegen den Mahdi +mitgemacht hatten, zurückgegriffen. Es waren dies Leute, denen durch +die unglücklichen Kämpfe gegen den Mahdi die Rückkehr in ihre Heimat +abgeschnitten war und welche nach Auflösung ihrer Regimenter eine +Verwendung im egyptischen Kriegsdienst nicht mehr gefunden hatten. + +Diese Leute, deren Soldforderungen zum Teil von der ägyptischen +Regierung nicht befriedigt wurden, die außerdem arbeits- und erwerbslos +in Egypten herumlungerten, strömten voller Freuden nach Kairo herbei, +als von Wißmann die Werbetrommel gerührt wurde. Außerordentlich kam +hierbei die Unterstützung des englischen, in egyptischem Dienst +stehenden Obersten Scheffer zu statten, dessen Kenntnis der Sudanesen +das Engagement ungemein erleichterte und beschleunigte. Daß neben +vielen durchaus kriegsbrauchbaren und gut disziplinierten Soldaten +auch einige verworfene Subjekte, welche wegen Aufsessigkeit und +allerlei Uebelthaten aus der egyptischen Armee entlassen worden waren, +mit unterliefen, ist bei der beim Engagement notwendig gewesenen +Eile begreiflich. Dennoch war die Zahl der schlechten Leute nicht so +bedeutend, daß die Qualität der Truppe im ganzen dadurch beeinträchtigt +wurde. + +Die Heimat der Sudanesen ist Nubien, Sennar, Kordofan, das Land +der Schillucks und der Dinka-Stämme, zum Teil sogar sind es die +Äquatorial-Provinzen, alles Länder, deren Söhne ihrem Beruf nach von +Jugend auf Soldaten sind. Eine beim Engagement sowohl von Egypten +wie von den Leuten selbst gestellte Bedingung war, daß die zu den +einzelnen Truppenverbänden gehörigen Chargen des Offiziers- und des +Unteroffizierstandes mit übernommen würden, und daß ebenso den Leuten +Gelegenheit geboten würde, ihre Frauen und Familien mitzunehmen. +Die meisten Leute weigerten sich entschieden, ohne ihre Familie die +Reise anzutreten. Der Sold, welcher ausbedungen und bewilligt wurde, +war höher, als er in der egyptischen Armee üblich war, und selbst +für unsere Begriffe ziemlich bedeutend. Er betrug für den gemeinen +Soldaten monatlich 45 Mark, außerdem freie Verpflegung (Naturalien +oder 25 Pf. täglich); die farbigen Unteroffiziere erhielten 8-20 Mark +mehr im Monat und von den farbigen Offizieren die Lieutenants circa +160 Mark, Hauptleute bis über 300 Mark. Ein Feilschen um die Höhe des +Soldes erschien gerade bei den Chargen unmöglich, denn Offiziere und +Unterchargen waren, soweit sie sich überhaupt als brauchbar erwiesen +und nicht, wie es bei manchen der Fall war, wegen Unzuverlässigkeit, +Faulheit oder gar Aufsessigkeit in der allerersten Zeit schon aus +der Truppe entfernt werden mußten, uns durchaus unentbehrlich als +Bindeglied zwischen der farbigen Truppe und den deutschen im Anfang den +Soldaten noch recht fremd gegenüberstehenden Offizieren. + +Man möge sich vergegenwärtigen, daß die von Wißmann aus Deutschland +mitgenommenen Offiziere und Unteroffiziere in den meisten Fällen +direkt aus dem Garnisondienst heraus kamen und kaum je vom Ausland +etwas gesehen hatten, geschweige denn befähigt waren, ohne weiteres +den Eigentümlichkeiten ihrer neuen Truppe entsprechend dieselbe +zu verwerten. Bei der ungemeinen Eile, mit welcher die erste +Ausbildung der Truppe ausgeführt werden mußte, konnte gar nicht +anders verfahren werden, als daß man die wesentlichsten Teile des +deutschen Exerzier-Reglements (für den Gefechtsdienst besonders) den +schwarzen Truppen ohne weiteres eintrichterte. Wenn dabei ihr früherer +egyptischer Militärdienst sich auch einigermaßen verwerten ließ und +den Truppen wenigstens allgemeine Begriffe von Disziplin innewohnten, +so war doch die Vermittlung der schwarzen Offiziere und Unteroffiziere +bei diesem Eindrillen gar nicht zu entbehren und für das schnellere +Verständnis der Soldaten ungleich wichtiger als das bloße Kommando. +Es mußten im Anfang von den farbigen Offizieren die betreffenden +ägyptischen Kommandos abgegeben werden, während später durchgehends das +deutsche Kommando eingeführt wurde. + +Die Zahl der angeworbenen Sudanesen betrug 600 Mann. Es erschien +geboten, die Leute nach der Anwerbung gar nicht erst zur Besinnung +kommen zu lassen, damit nicht weitläufige Erwägungen Platz greifen +konnten, sondern sie möglichst schnell ihrem Bestimmungsort zuzuführen. +Sobald je 100 Mann angeworben waren, wurden dieselben mit Familie und +Gepäck nach Suez verladen, dort an Bord eines Dampfers gebracht und +nach Aden befördert, wo sie unter dem Kommando des Chefs Theremin +vereinigt wurden. Als Offiziere waren für diesen Transport unter dem +Kommando Theremins die Herren Premier-Lieutenant Böhlau, Lieutenant +Sulzer und von Behr nach Egypten von Berlin telegraphisch berufen +worden. Von Aden wurden die angeworbenen Soldaten durch 2 Dampfer +nach Bagamoyo übergeführt, auch ca. 50 Somalis, welche als Boots- und +Schiffsmannschaften in Ostafrika Verwendung fanden. + +Ein zweiter farbiger Volksstamm, auf welchen bei unserer Anwerbung +zurückgegriffen wurde, waren die Zulus. Nach Verhandlungen mit der +portugiesischen Regierung wurde Lieutenant Ramsay nach Mozambique +geschickt. Nachdem er sich mit dem dortigen Gouverneur ins Einvernehmen +gesetzt hatte, reiste er nach Inhambane und warb dort zunächst +100 Mann aus den in Ostafrika als besonders kriegerisch bekannten +Wangoni-Stämmen an. Waren auch die Zulus keine Berufssoldaten, so +bildeten sie doch ein gutes Soldatenmaterial, das beste jedenfalls, was +im östlichen Afrika zu haben war; -- haben sie doch im Kriege gegen die +Engländer ihre militärischen Eigenschaften vollauf bewiesen. -- + +Man beschränkte sich zunächst auf diese 100 Mann, weil die Anwerbungen +sonst zu lange Zeit in Anspruch genommen hätten und die Zulus schon bei +der ersten Aktion des Reichskommissars an Ort und Stelle sein sollten; +später ist die Zahl derselben durch weitere Anwerbung auf 350 ergänzt +worden. + +In der Zahl der farbigen Kämpfer, die bei den ersten Aktionen zur +Verfügung standen, sind die Askaris nicht zu vergessen, welche meist +aus den Stämmen des innern Ostafrikas (besonders den Waniamuesi und +Manjema) und nur zum sehr geringen Teil aus der Küstenbevölkerung +hervorgingen. Einige von ihnen hatten schon in Bagamoyo und Daressalam +unter den Beamten der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft gegen die +Rebellenscharen an der Küste gekämpft und hatten dadurch, daß sie in +jener schlechten Zeit bei der Gesellschaft ausharrten -- die meisten +hatten es freilich, als die Sache für uns Deutsche kritisch wurde, +vorgezogen, ihren Dienst zu verlassen -- militärische Eigenschaften +und vor allem Treue bewiesen. In der Heranbildung jener Leute finden +wir übrigens den einzigen Versuch, den die Deutsch-Ostafrikanische +Gesellschaft in den letzten Monaten gemacht hatte, sich eine kleine +Macht zu schaffen. Es sind diese Leute immer schlechthin unter dem +Namen Askaris (eigentlich = Soldaten) zusammengefaßt worden; im +Folgenden sind daher unter Askaris auch immer nur die aus unsern +Küsten- und Hinterlandsstämmen hervorgegangenen Söldner zu verstehen. + +Die ersten Vorarbeiten in Ostafrika wurden durch die vom +Reichskommissar vorausgesandten Beamten getroffen, und zwar in Sansibar +durch Herrn Eugen Wolf, der früher in Westafrika thätig gewesen, und +auf dem Festlande vom Verfasser. Von ihnen hatte der erstere die +kaufmännischen und der letztere, dem Lieutenant Blümcke beigegeben war, +die notwendigsten militärischen Vorbereitungsmaßregeln zu treffen zur +Unterbringung der Truppen am Festland. + +Wißmann selbst kam am 31. März, begleitet von seinem Adjutanten ++Dr.+ Bumiller in Sansibar an. Nachdem er dort in feierlicher +Audienz vom Sultan empfangen worden war, fuhr er an Bord des +Flaggschiffes des deutschen Geschwaders nach dem Festland, um gemeinsam +mit dem Geschwaderchef, Herrn Admiral Deinhard, die Küstenplätze +Daressalam, Bagamoyo, Pangani und Tanga zu besuchen, den Befehl an der +Küste zu übernehmen und mit der Marine und der Deutsch-Ostafrikanischen +Gesellschaft alle nötigen Maßregeln zu vereinbaren. + +Die Stationen Bagamoyo und Daressalam wurden von Seiten des +Vertreters der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft, des Herrn v. +Saint-Paul-Illaire dem Reichskommissar unter dem 28. April 1889 +übergeben und an diesem Tage folgendes Abkommen zwischen dem Kommissar +und der Gesellschaftsvertretung getroffen: + +»Vom heutigen Tage geht auf den Reichskommissar über: + + 1. das Oberkommando über die militärischen Machtmittel der Station + sowie auch alle militärischen Maßnahmen und Operationen; + + 2. die Leitung und Anordnung der zur Verteidigung der Stationsgebäude + erforderlichen Bauten und sonstigen Einrichtungen; + + 3. die Oberleitung der Civilverwaltung, abgesehen von der + Zollverwaltung.« + +Außerdem wurden Abmachungen wegen Übernahme einzelner Beamten aus dem +Dienst der Gesellschaft in den Wißmannschen Dienst, ebenso über Abgabe +von Waffen und Inventar getroffen. + +Bei der Inspizierungs- und Rekognoszierungstour fand der +Reichskommissar die Befestigungsarbeiten in Bagamoyo Dank der +bereits früher erwähnten, eifrigen Thätigkeit der Herren v. Zelewski +und v. Eberstein weit vorgeschritten. In Daressalam indes, wo der +Bezirkschef der Gesellschaft, v. Bülow gemeinsam mit dem Verfasser +nach dessen Ankunft diese Arbeiten erst in letzter Zeit begonnen +hatte, waren dieselben noch weit zurück. Wißmann ordnete nun die +Art der Weiterführung der Befestigungs- und Bauarbeiten persönlich +an, und nach seiner Anweisung wurden die beiden Stationen in +den nächsten Monaten vollkommen ausgebaut, befestigt und durch +Umwallungen mit Schützenauftritt und Bastionen zur Infanterie- und +Artillerieverteidigung eingerichtet. + +In Daressalam war Anfang März bereits der erste Waffen- und +Munitionstransport vom Bord des Norddeutschen Lloyddampfers »Schwan«, +der für denselben gechartert war, gelöscht und in den Magazinen +der Deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft untergebracht worden. +Der Transport bestand aus 12 leichten Feldgeschützen C/73, sechs +Revolverkanonen, 900 Mausergewehren (Jägerbüchsen und Karabinern), +Infanterie-Seitengewehren, großem und kleinem Schanzzeug, der +entsprechenden Artillerie- und Infanteriemunition, Schießwollpatronen +und Proviant, der noch durch Einkäufe in Sansibar vervollständigt +wurde. Die Vorräte an Waffen, Munition und Proviant wurden in einer der +späteren Dislokation der Truppen entsprechenden Weise auf Bagamoyo +und Daressalam verteilt in der Art, daß das Hauptdepot in Daressalam +verblieb. + +Da bei der Ankunft des Reichskommissars die Truppen noch nicht zur +Stelle waren, benutzte er die ihm zur Verfügung stehende Zeit, die mit +der Ankunft der Soldaten eintretende Organisation vorzubereiten und, +wie erwähnt, eine Rekognoszierungstour vorzunehmen. + +Als auf dieser die »Leipzig« vor dem Panganifluß lag und eine +Dampfpinasse ausgesetzt wurde, um die Befestigungen der Rebellen in +größerer Nähe betrachten zu können, wurden von den an der Einfahrt +in den Fluß versammelten Rebellenscharen Schüsse auf die Pinasse +abgegeben; man fand die Gegner, welche starke Befestigungen vor der +Stadt und am Flusse angelegt hatten, vollkommen gefechtsbereit. Ebenso +wurden im Hafen von Tanga Bewaffnete gesehen, desgleichen in dem mit +einer Pallisadierung befestigten Sadani. + +Der Admiral hatte nach dem letzten Angriff Buschiris auf Bagamoyo mit +dem Rebellenführer einen Waffenstillstand geschlossen, um mit dem +Reichskommissar diesen Waffenstillstand in einen definitiven Frieden +umzuwandeln. Wenigstens sei dies, so äußerte sich Deinhard, wenn ihm +das weitere Kommando an Land belassen worden wäre, seine Absicht +gewesen. Die von Buschiri gestellten Bedingungen waren jedoch derart, +daß ein Eingehen auf dieselben nach den vielen während des Aufstandes +erlittenen Demütigungen und dem vielfach nicht nur nach europäischen, +sondern grade nach orientalischen Begriffen recht wenig imponierenden +Auftreten unsrer maßgebenden ostafrikanischen Organe, wie Wißmann +sich im Bericht an den Reichskanzler ausdrückte, einfach »lächerlich« +gewesen wäre. + +In der That ist es unbegreiflich, wie man überhaupt ernstlich an +eine Umwandlung jenes abgeschlossenen Waffenstillstandes in einen +definitiven Frieden hatte denken können; die Folge wäre lediglich +gewesen, daß man nach kürzester Frist sich auf dem alten Fleck befunden +hätte. + +Allerdings hatte sich Wißmann veranlaßt gesehen, den Waffenstillstand +vorläufig auch seinerseits anzuerkennen, da er wegen der noch nicht +erfolgten Ankunft der neuangeworbenen Truppen hierzu genötigt war. +Außerdem wurde ein sofortiges Einschreiten gegen die Aufständischen +noch durch den Umstand verhindert, daß zwei englische Missionare aus +Mamboia, welche aus dem Innern nach der Küste zurückkehrten, in der +Nähe derselben in die Gewalt Buschiris geraten waren und von ihm +gefangen gehalten wurden. Allerdings wurden sie anständig behandelt, +sollten aber nur gegen ein hohes Lösegeld herausgegeben werden. Die +wegen des Lösegeldes und der Auslieferung der Missionare gepflogenen +Verhandlungen führten zu einem befriedigenden Resultat, so daß die +Missionare nach mehrtägiger Gefangenschaft in Freiheit gesetzt wurden. +Einsicht in die Befestigungen und die wirkliche Lage des Buschirischen +Lagers brachten sie allerdings nicht mit, da sie durch strengste +Ueberwachung an genauerer Umschau verhindert waren. + +Als nun Buschiri nach Auslieferung der Missionare das 3/4 Stunden +südlich von Bagamoyo gelegene Dorf Kaule überfiel, ausplünderte und +völlig zerstörte, -- und als er sogar gegen einen im deutschen Dienst +befindlichen schwarzen Handwerker, der in seine Gewalt gefallen war, +einen Akt der empörendsten Brutalität verübte, da konnte Wißmann den +Waffenstillstand als von Buschiri gebrochen ansehen. + +Der Maurer Dunia nämlich hatte eines Tages nach empfangenem Lohn in der +Absicht, sich seinem Arbeitsdienst zu entziehen, die Station Bagamoyo +verlassen und sich zu Buschiris Leuten begeben, von welchen er zu dem +Rebellenführer gebracht wurde, mit der Anschuldigung, daß er als Maurer +für die Deutschen gearbeitet und so zur Befestigung ihrer Station +beigetragen habe. Buschiri ließ ihm seine beiden Hände abhacken und +schickte ihn nach der Station zurück mit dem Bedeuten, er solle nun +weiter für die Deutschen arbeiten, Wißmann Grüße ausrichten und ihm +bestellen, daß nächstens mit allen Deutschen ebenso verfahren würde. +Der Mann kam thatsächlich lebend in Bagamoyo an. Er hatte sofort nach +der Verstümmelung die beiden Armstümpfe fest in die Hüften gestemmt +und war über Stock und Stein nach der Station gerannt. Hier wurde ihm +sofort ein Notverband angelegt, dann kam er in die Behandlung eines +Marinearztes, und dessen Pflege, sowie die unglaubliche, allen Negern +eigene Zähigkeit und gute Heilnatur ließen ihn genesen. + +Es ist von Seiten des Reichskommissariats dann in der ausgiebigsten +Weise für jenes arme Opfer der Wut Buschiris gesorgt worden; allerdings +ohne Erfolg, denn Dunia ist im Gegenteil einer der größten Halunken +geworden. + +Am 29. April traf der Dampfer »Somali« mit dem größten Teil der +angeworbenen Sudanesen in Bagamoyo ein, und nun ging es nach dem +Ausschiffen dieser Leute an die Bewaffnung und Unterbringung der +Soldaten. Das letztere war in Bagamoyo nicht schwierig, denn dort +befanden sich eine Anzahl gut erhaltener oder leicht zu reparierender +Steinhäuser. 60 von den angekommenen Soldaten wurden nach Daressalam +gesandt. Mit der Ankunft dieser Truppen wurde das den beiden +Stationen bis in die letzte Zeit noch verbliebene Marine-Detachement +zurückgezogen. + +Die in Daressalam stationierte Kreuzerkorvette Carola verließ aus +Gesundheitsrücksichten den dortigen Hafen, um an der äußeren Rhede vor +Anker zu gehen. + +Am 4. Mai kamen mit der »Martha« die übrigen angeworbenen Sudanesen und +das europäische Offizier- und Unteroffizier-Personal in Bagamoyo an. Am +6. Mai trafen auch die Zulus unter Lieutenant Ramsay vom Süden ein. Es +stand nun dem Reichskommissar, welcher seiner Schutztruppe gegenüber +den Titel Kommandant führte, nach Eintreffen des gesamten Personals +und nach Übernahme einzelner Herren von der Deutsch-Ostafrikanischen +Gesellschaft folgendes Europäer-Personal zur Verfügung: + + ~Chefs der Schutztruppe~: Frhr. v. Gravenreuth, +Dr+. + Schmidt (Schmidt I), v. Zelewski, Krenzler, Frhr. v. Eberstein, + Rochus Schmidt (Schmidt II), Richelmann, Theremin, (Leue trat + später hinzu). + + ~Lieutenants der Schutztruppe~: v. Bülow (später hinzugetreten + nach erfolgter Rückkehr aus Europa), Ramsay, Böhlau, End, Sulzer, + Johannes, Merker, v. Behr, +Dr+. Bumiller, v. Perbandt, v. Medem, + Radatz. + + ~Ärzte der Schutztruppe~: Stabsarzt +Dr+. Schmelzkopf als + Chefarzt und Assistents-Arzt erster Klasse +Dr+. Kohlstock. + + ~Beamte~: +a+) im Chefrang: Eugen Wolf (als kaufmännischer + Beirat); +b+) im Lieut.-Rang: Lieut. a. D. Blümcke und + Zahlmeister Merkel. + + ~Deckoffiziere~: Bohndorf, Rabe, Illich, Tschepe, Grothe, Jancke, + de la Frémoire. + + ~Kapitäne der Flottille~: Holz (bis August 1889), Hansen (vom + August 1889 ab), Graf Pfeil, Tomaschewski, Prager, Römer. + +Außerdem stand für seemännische Zwecke der Lieut. zur See der Reserve +v. Sivers zur Verfügung. Von den genannten Personen hatten folgende +bereits afrikanische Erfahrungen gesammelt: v. Gravenreuth, v. +Zelewski, Krenzler, v. Eberstein, die beiden Schmidts, Leue, v. Bülow, +Ramsay, Illich, ferner, wenn auch nur kurze Zeit: Merker, v. Medem, +Tschepe, Rabe, (ebenso Wolf im Dienst des Kongostaates in Westafrika +und Bohndorf als Reisebegleiter Junkers). + +~Unteroffiziere der Schutztruppe~: Becker, Bilke, Bluhm, Brose, +Budau, Burwitz, Busch, Eben, Firnstein, Fricke, Gaffri, Gaßmann, +Germer, Greff, Grucza, Gurkasch, Hartmann, Hoffmann +I+, Hoffmann ++II+, Kaiser, Kay, Kopp, Kühne, Leder, Ludwig, Martini, Mutter, +Naeter, Peter, Piehl, Reich, Rohr, Rymarzig, Schaumbacher, Schulte, +Schwarz, Snakker, Semmling, Steinbach, Tanner, Thielke, Velten, Weiß, +Wille, Wonneberger, Först, Schafflick, Freitag, Mittelstädt, Bauer, +Drescher, Fritz, Fülleborn, Hocke, Hoffmann +III+, Jacobs, +Kröhnke, Markgraf, Marquard, Neumann, Nowack, Roberth, Schmid, Schultz, +Steinkopf, Stolle. + +Die Verteilung der Offiziere und Truppen auf die Stationen Bagamoyo und +Daressalam geschah in folgender Weise: + + ~Bagamoyo~: Stationschef: Chef +Dr.+ Schmidt. + Stationsoffizier Premierlieutenant End. Truppen: 545 Sudanesen in 5 + Kompagnien, 100 Zulus und 60 Suaheli-Askari, je eine Kompagnie; 40 + Somali und 60 Europäer (Offiziere und Unteroffiziere). Abgesehen von + der eigentlichen Stationsbesatzung waren die Truppen anfangs in 2 + Bataillone eingeteilt unter den Chefs Freiherr von Gravenreuth und + von Zelewski. Die Kompagnieführer waren die Herren Ramsay, Johannes, + v. Medem, v. Perbandt, Sulzer und Radatz. Für die Artillerie waren + bestimmt die Herren Chef Krenzler und Premierlieutenant Böhlau. + + ~Daressalam~: Stationschef: Chef Rochus Schmidt. + Stationsoffizier: Lieutenant Merker. Truppen: 55 Sudanesen, 10 Somali, + 20 Suaheli-Askari. Dazu Lieutenant v. Behr und später nach beendetem + Angriff auf Buschiris Lager 8 Unteroffiziere. Auch wurde bald die Zahl + der Besatzungstruppen auf 100 vermehrt. + +Fußnoten: + +[1] Verlag von Trowitzsch u. Sohn, Frankfurt a. O. 1891. + + + + + 4. Kapitel. + + Die ersten Kämpfe um Bagamoyo, Daressalam, Pangani, Tanga und Sadani. + + Einrichtung des Spionendienstes. -- Angriff und Einnahme von + Buschiris Lager bei Bagamoyo und Operationen daselbst. -- Streifzüge + des Verfassers um Daressalam. -- Beerdigung der ermordeten Missionare + in Pugu. -- Verhältnisse in Sadani. -- Bombardement von Sadani. + -- Einnahme durch die Schutztruppe. -- Einnahme von Pangani und + Stationsgründung daselbst. -- Einnahme von Tanga. -- Errichtung + eines Forts in Tanga. -- Streifzug Gravenreuths gegen die Jumbes in + der Umgegend von Bagamoyo. -- Verhältnisse auf den neu gegründeten + Stationen. + + +Unmittelbar nach der Ankunft der Truppen ließ Wißmann dem Führer der +Rebellen den Waffenstillstand, der ja von ihm in frevelhafter Weise +gebrochen war, aufkündigen und ihm sagen, daß er ihn in den nächsten +Tagen angreifen würde. Die Antwort Buschiris lautete, er würde die +Deutschen bestens empfangen. + +Die Bestrafung zweier Leute, welche der Spionage gegen uns für die +Interessen Buschiris überführt worden waren, mit dem Tode durch den +Strang hatte Wißmann natürlich bis zur Auslieferung der Missionare +aufgeschoben. + +Bis zur Ankunft Wißmanns hatten nur die Rebellen ihre Spione, welche +sie so geschickt ausgewählt und organisiert hatten, daß sie stets mit +den genauesten Nachrichten über unsere Mittel und Absichten versehen +waren, während die Beamten der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft +im großen und ganzen auffällig spärlich mit Nachrichten versehen +waren. Wißmann erkannte gleich am ersten Tage seiner Ankunft auf dem +Festland, daß auf unserer Seite viel zu wenig auf den Spionendienst +gehalten war und gab daher zur Einführung einer ordentlichen Spionage +die betreffenden Anweisungen, indem er zugleich Gelder zur Verfügung +stellte. + +Die Spionage ist etwas in Afrika durchaus Notwendiges und +Selbstverständliches. Der Europäer muß Gewicht darauf legen, unter den +Eingeborenen zuverlässige Personen zu finden, die er zur Einziehung von +Nachrichten benutzen kann, indem er nötigenfalls auch die einzelnen +Leute gegenseitig ausspielt und so kontrolliert. + +Die durch Wißmann eingeführte bessere Ausbildung des Spionendienstes +hat sehr viel zu unseren Erfolgen beigetragen. Bedauerlicher Weise +wurden, wie ich vorweg bemerken muß, im letzten Jahre vom Gouverneur +von Soden unter vollkommener Verkennung der afrikanischen Verhältnisse +aus Sparsamkeitsrücksichten selbst nach der Zelewskischen Katastrophe +nicht die nötigen Mittel hierfür zur Verfügung gestellt, und wenn +einmal wirklich Gelder zum Halten von einem oder einigen Spionen +bewilligt wurden, so geschah dies nur nach bogenlangen Berichten, +welche es den Offizieren und den dem Gouverneur unterstellten Beamten +fast verleiden konnten, derartige im Interesse des Ganzen liegenden +Anträge zu stellen. Diese Sparsamkeit ist übel angebracht und in +Wirklichkeit häufig eine Verschwendung. Denn auf ein paar Tausend +Rupies im Jahre kann es nicht ankommen, wenn man sich dadurch eine +genaue Kenntnis dessen, was unter den Eingeborenen im Geheimen vorgeht, +ihrer Absichten und ihrer Gesinnung gegen uns verschaffen kann. + +Nachdem der Reichskommissar die Vorbereitungen zum Beginn der +Operationen gegen die Aufständischen bereits am 4. Tage nach Eintreffen +des Transportdampfers »Martha« auf der Rhede von Bagamoyo beendet +hatte, beschloß derselbe nach erfolgter Verständigung mit dem Chef +des Kreuzergeschwaders, Herrn Admiral Deinhard, sofort zum Angriff +überzugehen. Ein möglichst rasches offensives Vorgehen bot in erster +Linie eine Aussicht, gegen die vorwiegend auf Terrorismus gestützte +Macht des Rebellenführers Buschiri einen entscheidenden Schlag +zu führen, seinen Einfluß auf die Bevölkerung zu beeinträchtigen +und die durch fortgesetzte feindliche Streifzüge sehr gehemmte +Aktionsfähigkeit wieder zu erhöhen. + +Eingezogene Nachrichten hatten ergeben, daß Buschiri, nachdem er in +den letzten Monaten sein Lager mehrfach gewechselt, nun in einem stark +befestigten Hauptlager in der Richtung landeinwärts von Bagamoyo, +1-1-1/2 Stunden von diesem Platz entfernt, alle seine Kräfte vereinigt +habe. Der waffenfähige Anhang Buschiris wurde auf 6-800 Mann angegeben. + +Nachdem die Unterstützung der Marine vom Admiral angeboten und vom +Reichskommissar angenommen worden war, wurde der 8. Mai von beiden für +die Operationen gegen Buschiri festgesetzt. + +Am genannten Tage, früh 6-1/2 Uhr trat die Schutztruppe mit dem +von der Marine gestellten Landungscorps von 200 Mann, welches der +Korvettenkapitän Hirschberg, Kommandant S. M. S. »Schwalbe« befehligte, +bei der Station in Bagamoyo an. Damit die farbigen Truppen möglichst +alle im Kampf verwendet werden konnten, war die Station Bagamoyo +für die Dauer der Operation durch eine andere Abteilung der Marine +besetzt worden. Um 7 Uhr 10 Minuten setzte sich die Schutztruppe nach +Erteilung der für den Marsch notwendigsten Instruktionen in folgender +Marsch-Ordnung in Bewegung: + + Avantgarde: Askaris -- Frhr. v. Eberstein; + + Abteilung Frhr. v. Gravenreuth -- 2 Sudanesenkompagnien (Sulzer und + von Perbandt); + + Artillerie (zwei 4,7 +cm+ Geschütze und ein 6 +cm+ Geschütz) + -- Chef Krenzler; + + geschlossenes Detachement der deutschen Unteroffiziere unter + Premier-Lieutenant End; + + Abteilung +Dr+. Schmidt -- 2 Sudanesenkompagnien (Johannes und + Radatz); + + Abteilung von Zelewski -- 1 Sudanesen- und 1 Zulukompagnie (Ramsay + und v. Medem); + +zum Ziehen der Geschütze wurden Waniamuesi mitgenommen, desgleichen +gingen solche mit Erlaubnis Wißmanns, durch rote Tücher als die +Unsrigen kenntlich gemacht, als Freiwillige mit. + +Nachdem der Marsch zunächst in südwestlicher Richtung durch die +Bagamoyo umgebenden, ausgedehnten Kokosschamben erfolgt war, wurde nach +Westen abgebogen und ein ungefähr 900 +m+ breites, schattenloses, +sumpfiges, mit fast mannshohem Grase bewachsenes Thal durchschritten, +welches an dem besonders schwülen und heißen Tage, namentlich für +die Artillerie, sehr schwierig zu passieren war. Die Marschdisciplin +blieb indes bei den farbigen Truppen auf dem Hinmarsch eine gute. Nach +Passieren dieses Thales wurde wieder in südwestlicher Richtung auf +einem gut bewachsenen Höhenzug weiter marschiert, bis um 9 Uhr das +Lager Buschiris der Avantgarde in Sicht kam. + +Der Kommandant, welcher sich bei der Avantgarde befand, erteilte +nun sofort die Befehle zum Angriff. Demzufolge nahm die Artillerie +Aufstellung in der Linie der Askaris, welche, bis auf 600 +m+ +ans Lager herangekommen, ausschwärmten. Links von den Askaris befand +sich die Abteilung Gravenreuth. Zelewski erhielt Befehl, rechts vom +Wege abzubiegen und die linke feindliche Flanke zu umfassen, also +nach der örtlichen Lage die Boma von Osten her zu umgehen. +Dr.+ +Schmidt sollte links abbiegen und die Umgehung der Boma von Westen +her bewerkstelligen. In dieser Formation war man, die Artillerie +eingeschlossen, bis 250 +m+ an das Lager herangekommen. Die +Marine-Abteilung befand sich dicht hinter den Askaris und der +Artillerie. + +Als die Truppen in dieser Ordnung bis auf etwa 200 +m+ an die Boma +herangekommen waren, wurde von Seiten der Rebellen ein heftiges Feuer +aus Gewehren und einigen alten, mit Eisenstücken geladenen Böllern auf +die Angreifer eröffnet. Zufällig kam zu gleicher Zeit aus dem Lager der +überall bekannte weiße Buschirische Reitesel in Sicht und Wißmann, in +der Absicht, den wohlbeleibten Buschiri dieses bei seiner Körperfülle +sehr notwendigen Fluchtmittels zu berauben, gab einen Schuß auf den +Esel ab. Dieser Schuß bildete unwillkürlich das Signal zur Eröffnung +des Feuers auf der ganzen Linie; in der Front stand Gravenreuths +Abteilung im 1. Treffen, während im 2. Treffen die Marine das Feuer +ebenfalls eröffnete; als Wißmann bat, das Feuer des 2. Treffens +einzustellen, da das 1. Treffen ihm dadurch gefährdet erschiene, wurde +ihm von der Marine entgegengehalten, daß mit dem 600-meter-Visir von +dieser geschossen werde. + +Das feindliche Feuer richtete sich besonders auf eine kleine Anhöhe, wo +Wißmann mit seinem Stabe bei der Artillerie Stellung genommen hatte, +so daß dort, trotzdem die Aufständischen im allgemeinen recht schlecht +zielten, einige Verluste in unmittelbarer Nähe des Reichskommissars, +der für seine Person der Mahnung, sich nicht unnütz zu exponieren, kein +Gehör schenkte, erlitten wurden. + +Als der Kommandant durch anhaltendes Geschütz- und Gewehrfeuer den +Feind hinlänglich erschüttert zu haben glaubte, gab er das Zeichen zum +Aufpflanzen des Seitengewehrs und zum Sturm. Die Abteilung Gravenreuth +drang zuerst in die Boma ein, allen voran Lieutenant Sulzer. + +An der Spitze der Marineabteilung überklomm Lieutenant Schelle, ohne +erst Bresche reißen zu lassen, die Pallisaden. Hierbei erhielt er eine +Kugel in den Unterleib und erlag bald darauf dieser schweren +Verwundung. + +Herr von Gravenreuth war mit seiner Abteilung an der linken Flanke der +Front eingedrungen, die Marine hingegen zugleich mit den Askaris unter +Eberstein direkt in der Front, und zwar wurde nach dem Fall Schelles +Bresche gerissen und drangen die Marinetruppen an dieser Stelle Mann +hinter Mann durch die Bresche in die Boma, während Herr v. Eberstein +mit den Askaris eine bei der Bresche befindliche Thür einrannte und +durch diese ziemlich geschlossen mit seinen Leuten hineinkam. + +Es ist damals ein sehr häßlicher Streit über die für die Sache +natürlich ganz gleichgiltige Frage ausgebrochen, wer der erste in der +feindlichen Boma gewesen sei. Von Seiten der Marine wurde der gefallene +Lieutenant Schelle gemeldet; vom Reichskommissar der Lieutenant +Sulzer. Dem Verfasser, der bei der Aktion gegen Buschiri nicht dabei +gewesen ist, ist von verschiedenen Herren versichert worden, daß +nicht nur Sulzer, sondern auch v. Gravenreuth und ein großer Teil +der Soldaten von Gravenreuths Abteilung in der Boma, ja sogar in den +dort befindlichen Hütten der Rebellen schon gewesen seien, als von +der Frontseite her die Marine erst eindrang. Selbstverständlich ist +die Meldung der Marine, daß Lieutenant Schelle der erste im Lager +gewesen sei, in gutem Glauben erfolgt und ist dadurch zu erklären, +daß wegen der im Innern der Boma errichteten Hütten und wegen der in +solchen Momenten erklärlichen Aufregung das vorher erfolgte Einrücken +Gravenreuths nicht gesehen wurde. Bedauerlich aber bleibt die +Eifersüchtelei, welche zu jener Zeit zwischen Marine und Schutztruppe +bestand. Obgleich sich die Offiziere der letzteren und auch viele +Marineoffiziere redliche Mühe gegeben haben, dieselbe aus der Welt zu +schaffen, besteht sie, wie dem Verfasser scheinen will, bis in die +neueste Zeit hinein fort. Die Herren der Marine bedenken hierbei nicht, +daß mit Beendigung der Blokade nach Übernahme des Reichskommissariats +durch Wißmann ihre Aufgaben am Lande, denen sie sich ganz gewiß, wie +von allen anerkannt wird, mit Eifer unterzogen haben, beendigt waren. +Nur vereinzelt haben später Marinemannschaften die Operationen des +Reichskommissars unterstützt, natürlich nur an der Küste oder in +unmittelbarster Nähe derselben, wie hier bei Bagamoyo, dann bei Sadani, +Pangani, Mkwadja. (Nur Tanga ist, worauf wir noch kommen werden, durch +die Marine allein erobert worden.) + +Beim Einrücken der Unsrigen in die Boma wagte nur ein Teil der Feinde +noch standzuhalten und aus den Hütten im Innern der Befestigungen +heraus zu schießen, wo sie dann teils niedergemacht, teils gefangen +genommen wurden. Das Gefangennehmen freilich wollte nicht immer +gelingen, da die Zulus, welche erst zwei Tage vorher eingetreten waren, +gar nicht verstehen wollten, wie man einen überwältigten Feind schonen +könne, statt ihn sofort zu tödten; so haben denn auch die Zulus vielen +von den Rebellen, welche sich im letzten Augenblick ergeben wollten, +durch ihre Seitengewehre den Garaus gemacht. + +Von den Freiwilligen der Waniamuesi und den Askaris wurden die Zulus +bei der Plünderung des Lagers in würdiger Weise ergänzt. Im großen und +ganzen aber waren alle, welche die neue farbige Truppe während des +Gefechts beobachtet hatten, im Lob derselben einig. Nirgends war weder +während des Feuerns noch beim Sturm das geringste Zaudern eingetreten. + +Die Umgehung des Lagers, welche die Abteilungen Dr. Schmidt und v. +Zelewski bewerkstelligen sollten, war nicht gelungen, da besonders +Zelewski wegen des weiten Umweges, den er mit seinen Soldaten zu machen +hatte, nicht zur rechten Zeit am Lager sein konnte. Es gelang daher dem +größten Teil der Rebellen durch die Lücke zwischen den beiden von der +Flanke anrückenden Abteilungen durchzukommen, wobei sie allerdings von +der Abteilung Dr. Schmidt noch wirksam beschossen wurden. + +Buschiri selbst war ebenfalls entkommen, hatte sich aber, wie er später +selbst erzählte und wie auch bald hinterbracht wurde, im dichten Grase +außerhalb der Boma versteckt und war so von den Verfolgern unbemerkt +geblieben. + +Das dicht bewachsene Terrain setzte der an die Einnahme des Lagers +sich schließenden Verfolgung von selbst ein Ziel, um so mehr als die +Europäer, sowohl die aus Europa gekommenen Offiziere und Unteroffiziere +der Schutztruppe, wie die an afrikanische Märsche ebenfalls nicht +gewöhnten Marinemannschaften und auch unsere Sudanesen sehr ermattet +waren. Es zeigte sich dies unmittelbar nach dem Eindringen in die +Befestigungen und auf dem Rückmarsch, der ein wenig angenehmes +militärisches Bild abgab. Einige Fälle von schwererem und leichterem +Sonnenstich kamen auf demselben vor. Die Zulus, Askari und Waniamuesi +waren die einzigen, welche frisch geblieben waren und deren Benehmen +und Schlachtgesänge etwas Leben in die Kolonnen der Marine und +Schutztruppe brachten. + +Die Zahl der Toten betrug auf gegnerischer Seite 106, fast alles Araber +und Belutschen. Unter den Gefallenen ist wegen seines Einflusses +besonders zu erwähnen der Jumbe von Windi, Ismael. Auf unserer Seite +fielen -- von der Marine: Lieutenant zur See Schelle und Obermatrose +Föll; von der Schutztruppe 6 farbige Soldaten. Feldwebel Peter erlag +dem Sonnenstich. Verwundet wurden -- von der Marine: Obermatrose +Klebba -- von der Schutztruppe: Stabsarzt Dr. Schmelzkopf, Hauptmann +Richelmann, Deckoffizier Illich und 3 Sudanesen. + +Das Lager der Aufständischen zeigte ein ziemlich regelmäßiges Viereck +von 800 m Umfang und war nach afrikanischen Begriffen mit einer sehr +starken Befestigung umgeben. Sie bestand in Pallisadenreihen aus +dicken Palmenstämmen. Hinter denselben war ein Graben für kniende +Schützen ausgehoben, dessen Erde nach den Palisaden hin zu einem Wall +aufgeschüttet worden war. Im Innern war, wie schon erwähnt, eine Zahl +primitiver Hütten errichtet, welche den Rebellen Unterkunft gewährten, +außerdem ihr Kleinvieh und Hühner wie ihren sonstigen Unterhalt bargen. +Der vorgefundene Proviant und die noch in geringer Masse vorhandene +Munition wurde durch die Einnahme des Lagers erbeutet; außerdem fielen +in unsere Hände 2 arabische Fahnen, 2 Böller und Gewehre aller Art, +darunter einige Mausergewehre, welche beim Ausbruch des Aufstandes auf +den Stationen der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft im Innern von +den Rebellen vorgefunden waren, daneben befanden sich Snidergewehre, +Hinterlader, Jagdgewehre, sowie die verschiedensten Perkussions- und +Steinschloßgewehre. Die wertlosen Waffen und Sachen wurden verbrannt, +das meiste aber -- selbst ganz wertloses Hausgerät -- von den Leuten, +besonders den Sudanesen, die eine besondere Vorliebe für die Anhäufung +von allerlei wertlosem Kram haben, nach Bagamoyo mitgenommen. Einige +Kuriositäten, wertvolle Waffen der Araber und Belutschen sowie der +Eingeborenen wurden ebenfalls vorgefunden. Ferner hatten unsere +Soldaten in der Hütte Buschiris eine Kiste mit 6000 Rupien entdeckt, es +aber vorgezogen, die Sache erst zu melden, nachdem sie den Inhalt unter +sich verteilt hatten. Das Geld war vermutlich die für die englischen +Missionare bezahlte Lösesumme und man beließ dieselbe den glücklichen +Besitzern, um nicht gleich anfangs durch Untersuchungen Mißmut zu +erregen. So wirkte auch der gute Fund ermunternd auf die Schwarzen, +für welche ja überhaupt die Plünderung nach siegreichem Gefecht einen +ungemeinen Reiz hat. + +Der Geschwaderchef, Herr Admiral Deinhard, hatte (nach Rücksprache mit +dem Reichskommissar) für einen eventuellen Empfang der entkommenen +Rebellen Sorge getragen, indem er eine Marineabteilung nach der Windi- +und Mtoni-Fähre schickte, wo der Uebergang von fliehenden Rebellen +erwartet werden konnte. Die Fährboote, welche sich an jenem Teil des +Kinganiflusses vorfanden, wurden, um ein Übersetzen der Rebellen zu +verhindern, von der Marine zerstört. Indes hatten die Flüchtlinge es +meist für klüger gehalten, sich zunächst, so lange sie das Terrain +unsicher wußten, im dichten Gebüsch versteckt zu halten, wohin man +ihnen nicht folgen konnte, und dann weiter zu flüchten, wobei von ihnen +die weiter stromaufwärts befindliche Dunda-Fähre des Kingani benutzt +wurde. Dorthin aber konnten die Pinassen der Marine wegen mehrfacher in +jenem Teil des Kingani vorhandener Untiefen nicht geschickt werden. + +Dem Reichskommissar hatte +Dr.+ Peters seine für die Emin +Pascha-Expedition in Aden angeworbenen Somalis zum Angriff auf +Buschiri zur Verfügung gestellt; es war jedoch von ihrer Verwendung +Abstand genommen worden, da sie Bedenken trugen, gegen ihre eigenen +Glaubensgenossen zu kämpfen. Jetzt, als nach gelungenem Angriff die +Truppen in Bagamoyo einrückten, zeigte sich ein Teil der Somalis +beschämt und bat darum, auf den noch am selben Tage ausgesandten +Patrouillen mitverwandt zu werden. + +Nach dem Einrücken der Soldaten erhielt Freiherr v. Gravenreuth den +Befehl, eine Rekognoszierung zu unternehmen zur Aufsuchung eines +vermißten Offiziers, der, an der Queue seiner Abteilung, von den +Seinen unbemerkt, infolge eines Sonnenstiches liegen geblieben war, +und zugleich um auf etwaige Rebellentrupps zu fahnden. Der Vermißte +kehrte aber von selbst bald darauf zurück, und die Rekognoszierungen +Gravenreuths und später Zelewskis konnten nur feststellen, daß die +nächste Umgebung von Bagamoyo bis zum benachbarten Teile des Kingani +völlig von den Aufständischen gesäubert war. Kleine Patrouillen wurden +zum großen Teil zu Pferde ausgeführt, von denen etwa 20 aus Egypten +resp. Aden mitgebracht worden waren. + +Einige Wochen später drangen nach Bagamoyo Nachrichten über neue +Befestigungen, welche Buschiri in größerer Entfernung angelegt +habe; ebenso habe er wieder eine große Zahl Anhänger gesammelt. +Infolgedessen wurden von Wißmann zweimal Abteilungen unter +Dr.+ +Schmidt und Zelewski in solcher Stärke ausgesandt, daß es ihnen +möglich war, die Rebellen mit Aussicht auf Erfolg anzugreifen. Die +Expedition unter Zelewski führte zu keinem Resultat, da der Gegner +in dem von ihr durchzogenen Gebiet nicht zu finden war. Die später +ausgesandte Abteilung des +Dr+. Schmidt fand zwar mitten in +dichtem Gestrüpp ein wohlbefestigtes Lager Buschiris, eine sogenannte +Buschboma, zu welcher nur wenige schmale Stege führen, doch hatte +Buschiri, der jedenfalls von dem Anmarsch +Dr+. Schmidts durch +seine Kundschafter Nachricht erhalten, es vorgezogen, noch im letzten +Augenblick ohne Kampf die Boma zu verlassen. Die Hausutensilien und +die noch vorhandenen Lebensmittel, etwas Kleinvieh und Hühner, wurden +zur Beute gemacht, die Boma selbst aber wurde den Flammen Preis +gegeben. Es war dies, so begierig auch die Expedition war, den Gegner +anzugreifen, doch den Herren nachträglich nicht unerwünscht, da die +Stellung Buschiris eine derartige war, daß ein erfolgreicher Sturm auf +das im größten Dickicht befindliche Lager, wenn überhaupt, nur mit den +schwersten Verlusten möglich gewesen wäre. Das erste Lager hatte den +Vorzug in freiem Terrain zu liegen, so daß es von allen Seiten gesehen +und angegriffen werden konnte. + +Wenden wir uns nun nach Daressalam, wo durch den von Wißmann dem +Verfasser gesandten kleinen Teil der Schutztruppe die Marineabteilung +abgelöst wurde, welche bisher als Besatzung der Station gedient hatte; +S. M. S. Carola, welche zuletzt die Stationsbesatzung gestellt und +deren Bemannung sehr unter Fieber- und Todesfällen zu leiden hatte, +war bei der Besetzung der Station durch die Schutztruppe zunächst +aus dem Hafen heraus auf die Rhede von Daressalam, dann ganz nach +Bagamoyo in See gegangen. Für Daressalam erhielt der Verfasser von +dem Reichskommissar die Instruktion, sich mit seiner kleinen Truppe +auf die Verteidigung der Station und des Platzes zu beschränken und +sich auf sonstige Unternehmungen nicht einzulassen. Um Daressalam +hatten sich nicht, wie um Bagamoyo, die Rebellen alle in einer starken +Befestigung versammelt, sondern sie waren auf mehrere befestigte +Dörfer der Umgegend verteilt. Als nun die Nachricht von der Einnahme +des Buschirischen Lagers, wenn auch mit einzelnen Unrichtigkeiten, +südwärts zuerst zur Bevölkerung und zu den Rebellen, dann durch Spione +nach der Station gedrungen war, erschien es notwendig, da, wo es mit +Aussicht auf Erfolg möglich war, möglichst schnell einzugreifen, ehe +die Aufständischen sich noch mehr zersplitterten oder ganz abzogen. +In erster Linie wünschte der Verfasser das nahe gelegene Magogoni +anzugreifen, in dem sich viele Araber und Belutschen befanden. Das +Gesindel hatte der Station immer Schwierigkeiten gemacht und war im +Besitze einer großen Viehherde. Nur den Offizieren wurde von der +Absicht des Überfalls auf Magogoni Mitteilung gemacht, da sonst +Grund zur Annahme vorlag, daß der Plan verraten und vereitelt werden +würde. In der Nacht vom 12. bis 13. Mai wurde die Stationsbesatzung +alarmirt, Munition verteilt und Lieutenant von Behr, dem sich der +Beamte der Ostafrikanischen Gesellschaft, Herr Küsel, anschloß, der +Befehl erteilt, mit 20 Mann bei Tagesanbruch unbemerkt westlich von +Magogoni zu landen. Verfasser selbst fuhr mit Lieutenant Merker und +den letzterem zugeteilten 30 Mann die Innenseite des Hafens und die +schmale Landzunge entlang, auf welcher Magogoni liegt, und landete +auf der diesem Orte entgegengesetzten Seite. Nach einstündigem Marsch +erreichten wir Magogoni. Die Annäherung beider Abteilungen war wohl +während der Nacht ziemlich unbemerkt erfolgt, doch stürzten sowohl +der Abteilung v. Behr wie der Abteilung Merker kurz vor dem Dorfe +Bewaffnete in ungeordneten Trupps entgegen, welche sofort in die Flucht +geworfen wurden. Der Verlust der Gegner betrug 8 Tote, darunter 2 +Araber. Es wurden neben 60 Stück Kleinvieh 90 Rinder erbeutet, welche +den Strand entlang getrieben wurden bis an den Hafen von Daressalam, +über welchen sie dann mit einer Pinasse zur Station gebracht wurden. +Die in der weiteren Umgebung lagernden Banden sah sich Verfasser außer +stande anzugreifen, da die Station nicht entblößt werden konnte, und +erst Wißmanns Befehl und Truppenverstärkung hierzu abgewartet werden +mußte. + +Das Unternehmen gegen Magogoni billigte der Reichskommissar und auf die +Meldung von der unbedingten Notwendigkeit, sofort gegen die anderen +Rebellennester um Daressalam vorzugehen, kam er persönlich am 19. +Mai auf dem von +Dr+. Peters gecharterten Dampfer Neera nach +Daressalam, brachte über 100 Mann unter Chef Theremin und Lieutenant +von Medem mit und erteilte dem Verfasser den Befehl am 20. Mai mit zwei +kombinierten Kompagnien (Marschordnung: 1. Kompagnie [Lieutenant von +Behr, Lieutenant Blümcke], 2. Kompagnie [Chef Theremin, Lieutenant +von Medem] nach Mabibu vorzurücken, zu rekognoszieren und eventuell +anzugreifen. Das Rebellenlager wurde gefunden, wurde aber bei unserer +Annäherung verlassen. Vergebens versuchten die Aufständischen, ihre +Viehherde vor uns zu retten; die kleinen Abteilungen, mit denen +Plänkeleien entstanden, wurden schnell geworfen, und die ganze Herde, +80 Rinder und eine Menge Kleinvieh erbeutet. Auch einige Fahnen +und Waffen fielen in unsere Hände; das Lager wurde geplündert und +eingeäschert. Seliman ben Sef war leider entkommen, mit ihm Schindu. + +Am nächsten Tage machte ich eine Rekognoszierungstour nach Magurmura, +dem Dorfe Schindus. Dieselbe endete mehr komisch als erfolgreich. Die +Einwohner flohen bei unserer Annäherung, nur eine alte energische +Dame wehrte sich unter furchtbarem Geschimpfe mit einem Messer heftig +gegen die Soldaten und verwundete einen derselben. Sie entpuppte sich +später als Mutter des Rebellenhäuptlings und war als solche auch +gleich von den Suaheli-Askaris erkannt worden. Sie wurde natürlich +dingfest gemacht, mit nach der Station genommen, und dort einige +Tage zur Beruhigung ihrer Nerven eingesperrt. Nach einem vereitelten +Versuch ihrerseits, durch eine fensterartige Oeffnung der Bastion zu +entweichen, wurde sie als im übrigen harmlos wieder entlassen. + +Nach diesen Unternehmungen nahm der Reichskommissar die aus +Bagamoyo mitgebrachte Kompagnie wieder dahin zurück, da große +Rebellenansammlungen und ernste Schwierigkeiten um Daressalam nicht +mehr bestanden. Die kleinen Unternehmungen des Verfassers gegen +einzelne Rebellendörfer hatten genügt, den Bewohnern der Umgegend von +Daressalam zu zeigen, daß es nunmehr ausschließlich ~ihr~ Besitz +und Eigentum sei, die durch diese Unruhen gefährdet würden, denn wenn +die Leute nicht standhielten, blieb nichts weiter übrig, als die +unruhigen Massen an ihrem Eigentum durch Verbrennen und Ausplündern +der Dörfer oder Konfiskation der Felder, so weit sie in unserm direkten +Machtbezirk lagen, zu bestrafen. + +Außerdem wurden die Jumbes sämtlicher im Umkreis von Daressalam +gelegenen Ortschaften vom Verfasser aufgefordert, zur Station zu kommen +und dort ihre vollständige Unterwerfung anzukündigen; so weit sie +nicht eine ganz besonders hervorragende Rolle beim Aufstande gespielt +hatten, wurde ihnen Straflosigkeit zugesichert. Diese Aufforderung +und Zusicherung der Amnestie wirkte auf die gesamte Bevölkerung der +Umgegend in gewünschter Weise. Nur gegen wenige Dörfer mußte in +nächster Zeit vorgegangen werden. So wurde ein nochmaliges Vorgehen +gegen Magogoni nötig, da dies große und reiche Dorf, besonders durch +die Belutschen-Bevölkerung aufgehetzt, sich gegen uns auflehnte. +Diesmal wurde es aber von Grund aus zerstört und geplündert. + +Eine fernere Unternehmung aus dieser Zeit war die Bestrafung des Ortes +Ukonga, dessen Pasi (Häuptling, Dorfschulze) Jangajanga hauptsächlich +die Schuld an der Ermordung der Missionare in Pugu trug. Er hatte von +den Missionaren die größten Wohlthaten empfangen und auch Geschenke +dafür erhalten, daß er versprach, sie in Kenntnis zu setzen, wenn +ihnen ein Anschlag der Rebellen drohe. Dieses Versprechen hatte er +so eingelöst, daß er den Aufständischen von Bueni als Führer nach +der Mission in Pugu diente und die Brüder und Schwestern meuchlings +überfallen half. Als dem Verfasser dieses Verhalten Jangajangas +zu Ohren gekommen war, trat er eines Tages mit einem Teil der +Stationsbesatzung den Marsch gegen Ukonga an und traf daselbst bei +Beginn der Abenddämmerung, kurz vor 6 Uhr ein. Bis zum Eintritt der +Dunkelheit hielt sich unsere Abteilung im Gebüsch verborgen und +überfiel dann, von den übrigen Dorfbewohnern ungesehen, den von +Jangajanga und seinen Angehörigen bewohnten Teil Ukongas. Die Leute +desselben leisteten nur ganz vereinzelt Widerstand; der Jumbe selbst +hatte wohl Unrat gewittert und war zwei Tage zuvor weiter ins Innere +geflohen. Verfasser setzte daher einen Preis auf seinen Kopf, es gelang +jedoch nicht, ihn in unsere Gewalt zu bekommen. + +Nun ging Verfasser daran, endlich die Gebeine der ermordeten +Missionare, die, wie er durch Kundschafter wußte, noch immer +unbestattet in Pugu lagen, zur letzten Ruhe zu bringen. Mit den Herren +Chef Theremin, Lieutenant Merker, Herrn Küsel, Unteroffizier Becker +und einem kleinen Trupp Soldaten machte er sich auf. Außerhalb des +von den Rebellen mit allen übrigen Missionsgebäuden in Asche gelegten +Wohnhauses lag fast unversehrt der Leichnam des von den Eingeborenen +als Fundi (Handwerksmeister) bezeichneten Missionars, der als Bruder +Petrus festgestellt wurde. Im Hause selbst fanden sich die Gebeine +des Bruders Benedict, die vom Feuer sehr gelitten hatten, und die +wenigen Ueberreste der Schwester Martha, die von einer Innenwand des +Gebäudes bedeckt lag. Das Feuer hatte offenbar darunter noch längere +Zeit fortgequalmt, denn die Gebeine waren beinahe verkohlt. Die +Reste der Unglücklichen wurden in je einen Sarg gelegt und neben den +Gräbern der früher in ihrem Berufe verstorbenen Brüder und Schwestern +beigesetzt. Wir schmückten, so gut es ging, die letzte Ruhestätte +mit Palmenzweigen, und Lieutenant Merker machte eine photographische +Aufnahme, welche der katholischen bairischen Missionsgesellschaft +zugleich mit einigen Andenken an die Märtyrer ihres Berufs, die sich +noch auf der ausgeplünderten und niedergebrannten Stätte gefunden +hatten, übersandt wurden. Den Jumbes wurde streng anbefohlen, auf die +Gräber sorgfältig Acht zu geben, wir drohten, deren Schändung an den +Pugu-Leuten selbst zu bestrafen. Die letzteren waren freilich an der +Unthat selbst nicht schuldig, ihr Fehler war nur der gewesen, daß sie +es nicht gewagt hatten, der Uebermacht der Rebellen zu trotzen und die +wegen ihrer Wohlthätigkeit und ihres stillen segensreichen Wirkens +bei ihnen wohl beliebten Missionare zu verteidigen. Daraus kann man +den Negern aber keinen Vorwurf machen. Von der Missionsgesellschaft, +welcher der Verfasser bei der Uebersendung der Photographien von der +Bestattung ihrer Angehörigen und den näheren Umständen ihrer Ermordung +und Auffindung Mitteilung gemacht hatte, ging ein Dankschreiben ein, +das ihren Gefühlen Ausdruck gab und zeigte, daß die schwergeprüften +Väter nicht den Mut und die Lust verloren hatten, ihr Werk in Afrika +fortzusetzen. Ihre jetzige Station ist Daressalam. + +Während des größten Teils des Monats Juni und im Monat Juli konnten +wir uns so in Daressalam der friedlichen Arbeit, dem weiteren Ausbau +der Station und der Ausbildung der Truppen widmen und einige kleinere +friedliche Expeditionen unternehmen. Nur noch einmal, im Monat August, +wurde der Verfasser anläßlich der traurigen Pugu-Affaire genötigt, +gegen die Ortschaft Simbasi vorzugehen, in welcher es ihm auch durch +einen Ueberfall gelang, zwei beim Morde der Pugu-Missionare beteiligte +Araber gefangen zu nehmen, die dann vom Reichskommissar zum Tode durch +den Strang verurteilt wurden. + +Nach dem Ausbruch des Aufstandes an der Küste waren es neben der +Kilwabevölkerung besonders die Leute Bana Heris, des Machthabers von +Usegua, welche sich durch eine große Unthat straffällig machten. Der +mit der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft vom Sultan abgeschlossene +Vertrag hatte Bana Heri um so härter betroffen, als er von den +Machthabern an der Küste der einzige war, der niemals den Sultan von +Sansibar als Herrn anerkannt hatte. Es war nur natürlich, daß Bana Heri +nicht gutwillig auf das gute Einkommen Verzicht zu leisten gewillt +war, welches er bislang durch die nach Sadani ziehenden Karawanen +gehabt hatte. Eben so wenig wollte er den Einfluß einbüßen, den er +als Sultan von Usegua, -- wie er sich nannte, -- in Usegua, Nguru und +teilweise Ukami genoß und der naturgemäß wegen der zu jener Zeit gegen +die Deutschen herrschenden Mißstimmung und Mißachtung noch gewachsen +war. Diese Mißstimmung gegen alles Europäische zeitigte Ausschreitungen +des fanatischen Pöbels und fand ihren empörendsten Ausdruck in der +Ermordung des englischen Missionars Brooks, der im Januar 1889 aus dem +Innern nach der Küste kam und hierzu die Sadanistraße benutzte. Brooks +war von Abdallah, Bana Heris Sohn und einem Teil seiner Leute auf der +Sadanistraße anscheinend in friedlicher und freundschaftlicher Absicht +in Empfang genommen und in der Richtung nach der Küste hin geleitet +worden. Bald darauf fand man ihn auf der Straße hinterrücks erschossen +vor. Beide Arme waren ihm abgeschlagen, sein Leichnam zerstückelt, die +Stücke verstreut. Fünfzehn seiner farbigen Begleiter wurden gleichfalls +ermordet, die Waren und das Gepäck geraubt. + +Es ist stets angenommen worden, daß der Urheber dieser Unthat der oben +erwähnte Abdallah gewesen ist, obwohl sich das nicht mit absoluter +Bestimmtheit nachweisen ließ. + +Bana Heri erwartete natürlich auf jenen Mord hin ein Einschreiten der +deutschen Regierung und rüstete sich, diesem wie auch einer Okkupation +seines Landes energisch zu begegnen. Es strömte ihm sein Anhang in +Usegua zu und wurde in der ersten Zeit noch durch Wadoës verstärkt. +Bana Heri verschanzte sich besonders in Sadani und Uwindji und hatte +außerdem verschiedene Befestigungen im Hinterlande dieser Küste +errichtet. + +Schon vor der Ankunft Wißmanns war Herr Admiral Deinhard gegen den +Usegua-Sultan eingeschritten, indem er Sadani von See aus bombardierte. +Der Admiral meinte hierdurch den Rebellen eine fühlbare Strafe zu teil +werden zu lassen. Er hatte sich aber hierin getäuscht und nur bewirkt, +daß die Rebellen während der Beschießung den Ort verließen und sich +hinter demselben in gesichertes Terrain flüchteten. Als sie sahen, daß +die Kriegsschiffe die Rhede verließen, kamen sie wieder zum Vorschein +und schossen, gewissermaßen zum Hohn, mit einer alten Kanone hinter +den Kriegsschiffen her, selbstverständlich ohne irgend welchen Schaden +zu thun. Es schien daher, als der Aufstand in Bagamoyo und Daressalam +niedergeworfen war und diese Orte gesichert schienen, notwendig, Sadani +zu züchtigen. + +Dies konnte nur durch eine Landung mit der gehörigen Truppenmacht +geschehen. Wißmann war allerdings nicht in der Lage, damals schon vor +der Einnahme von Pangani und Tanga Sadani dauernd zu besetzen, da seine +Truppen für den nördlichen Küstenstreifen notwendig gebraucht wurden, +aber er wollte mit der Züchtigung von Sadani noch den Zweck verbinden, +durch einen entscheidenden Schlag gegen Bana Heri die Rebellen in +Pangani einzuschüchtern und dadurch zu Friedensverhandlungen geneigter +zu machen, zumal ihm von der Reichsregierung anempfohlen worden war, +auf solche einzugehen. Wie wir später sehen werden, befand sich unter +der Bevölkerung von Pangani eine Partei, die zum Frieden mit den +Deutschen riet und diesen dringend wünschte. + +Als Operationstag gegen Sadani wurde der 6. Juni festgesetzt. Tags +zuvor wurden alle irgendwie entbehrlichen Truppen, im ganzen 500 +Mann, unter den Chefs v. Gravenreuth, v. Zelewski, Krenzler und dem +Verfasser, der von Daressalam herübergekommen war, mit zwei Geschützen +auf dem von der Marine gecharterten Dampfer »Cutch« in Bagamoyo +eingeschifft. Am 6. Juni früh begann seitens des Geschwaders, welches +außer dem »Cutch« aus der »Möwe«, die solange Sadani blokiert hatte, +»Leipzig«, »Schwalbe« und »Pfeil« bestand, die Beschießung der +gegnerischen Befestigungen; während derselben zogen sich die Rebellen +in die südlich gelegenen dichten Gebüsche zurück. + +Als das Feuer der Kriegsschiffe schwieg, eröffneten die mit +Revolverkanonen armierten Pinassen, welche das Expeditionskorps, jede +drei oder vier Boote hinter sich schleppend, ans Land brachten, ein +wirksames Granatfeuer. + +Da der Strand von Sadani sehr flach zuläuft, mußten wir von den +Booten aus noch eine längere Strecke durch das Wasser waten unter dem +Feuer der Feinde, welche mittlerweile aus den Gebüschen heraus an den +Strand geeilt waren, um unsere Landung zu verhindern. Dabei erhielt +Unteroffizier Bilke einen Schuß durch den Arm und Lieutenant von +Medem und einige Farbige wurden leicht verwundet, -- der Verlust der +Aufständischen soll sich nach ihren eigenen, freilich sehr unsicheren +Angaben, auf 105 Tote belaufen haben. Chef von Zelewski führte den +linken Flügel, Gravenreuth den rechten, der Verfasser das Centrum, das +aus zwei Kompagnien unter den Herren von Perbandt und Sulzer und dem +geschlossenen Trupp der deutschen Unteroffiziere unter Lieutenant v. +Sivers bestand. + +Während Gravenreuth Sadani selbst angriff und das Terrain hinter +demselben säuberte, gingen die Abteilung Zelewski und die des +Verfassers dem Befehl gemäß südlich des Dorfes durch die Büsche und +Mangrove-Sümpfe vor, ohne sonderlichen Widerstand zu finden. Ziemlich +das einzige Unglück, das passierte, war, daß dem Verfasser seine +Schuhe und Strümpfe im Sumpfe stecken blieben und er so das Vergnügen +hatte, den ganzen Tag barfuß durch die Dornen und den heißen Sand zu +laufen. + +Im Westen der Sümpfe hatten sich die Feinde zum Teil wieder gesammelt, +doch wurden sie durch meine ausgeschwärmte Abteilung und das Feuer +des Maxim-Guns unter Lieutenant Böhlau schnell in die Flucht gejagt. +Bald darauf traf Zelewski, der weiter südlich die abziehenden Feinde +beschossen hatte, beim Verfasser ein, während Wißmann mit der +Gravenreuthschen Abteilung die Gegner noch in der Richtung auf Ndumi +verfolgte und die Landungscorps der Marine im Norden Sadanis die Feinde +verjagten. Die Befestigungen wurden zerstört, der Ort geplündert und +eingeäschert. + +Bei solchen gemeinsamen Plünderungen, wie sie bei Sadani, Pangani, +erfolgten, kamen öfters unsere Marinesoldaten mit ihren schwarzen +Waffenbrüdern in der Schutztruppe in Streitigkeiten um den Raub, +und derartige kleine Zwistigkeiten wurden, wie schon erwähnt, dann +tragischer aufgenommen, als sie es verdienten. + +Nachdem wir kurze Rast gehalten und von dem, was wir mitgenommen oder +erbeutet, gefrühstückt hatten, schifften wir uns wieder auf dem »Cutch« +ein, aber nur um gleich darauf wieder 3 Stunden nördlich von Sadani +bei Uwinje zu landen, wo sich eine Schamba Bana Heris und feindliche +Befestigungen befanden. Auch dieser Platz wurde nach geringem +Widerstand genommen und zerstört; die dort liegenden Dhaus, welche den +Aufständischen Waffen und Munition zugeführt hatten, wurden verbrannt. +Wir hatten bei Sadani und Uwinje zusammen 2 Tote und 9 meist leicht +Verwundete. Die hierauf folgende Nacht wurde an Bord des »Cutch« in +heiterster Laune verbracht, und am nächsten Tage ging es wieder zurück +nach Bagamoyo. + +Es wurde nun vom Reichskommissar die Operation gegen Pangani +vorbereitet. An der Spitze der Friedenspartei daselbst stand der +Araber Said Hamedi, ein alter Mann, der erstens keine Lust hatte, +sich in einen Krieg mit uns einzulassen, auch vorher die Beamten der +Deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft gegen die aufgeregten Volksmassen +geschützt hatte, und der sich andrerseits wohl bewußt war, daß er, +dessen Reichtum an der Küste ein großer war, nur an seinem Besitztum +verlieren könne, wenn die Rebellen unterlägen. Ebenso dachten viele der +begüterten Araber und der reichen Suaheli von Pangani. + +Die Rebellion daselbst wurde indes durch die besitzlosen Araber und +Belutschen, welche bei der Unsicherheit der Verhältnisse nur gewinnen +konnten, geschürt und die kritiklose Masse der Eingeborenen so mit +fortgerissen. + +Die Friedenspartei in Pangani wandte sich an den Sultan von Sansibar +mit der Bitte um Vermittlung beim deutschen Reichskommissar. Wißmann +schickte daraufhin den früheren Wali von Pangani Soliman ben Nassr mit +Abgesandten des Sultans nach Pangani, um der Bevölkerung durch diese +Gesandten die Bedingungen der friedlichen Uebergabe zu übermitteln. +Als der Abgesandte des Reichskommissars jedoch sich in einem Boote +dem Strande von Pangani näherte, wurde er mit Schüssen empfangen +und mußte unverrichteter Sache wieder nach Sansibar zurückkehren. +In gleicher Weise war während der zwischen dem Reichskommissar und +den Pangani-Leuten schwebenden Verhandlung eine auf der Panganireede +liegende Dampfpinasse der »Leipzig« unter Lieutenant zur See v. Möller +von den Rebellen beschossen worden. So zeigte sich, daß in letzter +Stunde in Pangani wieder die Kriegspartei die Oberhand gewonnen hatte. + +Viel hatten dazu wohl auch die falschen Nachrichten beigetragen, welche +über das Gefecht von Sadani nach Pangani gedrungen waren; es sollten +nämlich wohl die Rebellen große Verluste erlitten haben, aber auch 100 +Deutsche teils gefallen, teils in den Sümpfen stecken geblieben sein. +Es wurde damals in der Truppe der Witz gemacht, meine im Sumpfe stecken +gebliebenen Stiefel hätten zu dieser Uebertreibung Veranlassung +gegeben. + +Als Tag des Angriffes wurde von Wißmann der 9. Juli bestimmt. Tags +zuvor wurden alle zur Verfügung stehenden Truppen in Bagamoyo +eingeschifft und in Bagamoyo selbst unter Chef von Gravenreuth, in +Daressalam unter dem Verfasser eine starke Besatzung zurückgelassen, +weil dem Gerücht zufolge ein Angriff Buschiris auf die Stationen zu +erwarten stand. Am Abend des 8. vereinigten sich die Wißmannschen +Schiffe »Harmonie«, »München«, »Vulkan« und »Max« -- der »Vesuv« +wartete noch in Aden das Aufhören des Südwestmonsuns ab --, mit dem +Geschwader, welches den Ort bis dahin blokiert hatte. + +Pangani liegt am linken Ufer des ebenso genannten Flusses, etwas +landeinwärts. + +An beiden Ufern erheben sich ziemlich steile Anhöhen von 100-200 Fuß, +die mit dichtem Buschwerk bestanden und von Schützengräben umgeben +waren. Die feindliche Stellung war also, zumal da nur schmale Zugänge +hinaufführten und diese mit drei Vorderladern armiert waren, eine +ziemlich starke und wurde von den Rebellen für uneinnehmbar gehalten. +Die Hauptbefestigungen lagen auf dem rechten Ufer, wohin denn auch die +sämtlichen Schiffe, mit möglichster Schonung des Ortes selbst, ihr +außerordentlich wohl gezieltes Feuer richteten. + +Der Strand ist hier sehr flach; die Truppen warteten daher, um +möglichst wenig im Wasser unter dem Feuer der Feinde waten zu müssen, +den höchsten Stand der Flut ab, und bewerkstelligten die Landung an +einer kleinen, vor dem rechten feindlichen Flügel gelegenen Bucht. Das +Angriffskorps war in drei Treffen formiert; das erste, bestehend aus +der 1. und 5. Kompagnie unter +Dr.+ Schmidt, wurde sogleich nach +der Landung in Schützenlinien formiert und ging unter lebhaftem Feuer +auf die im Gebüsch versteckt liegenden Gegner gegen die Höhe vor. + +Als das zweite Treffen unter Chef Freiherrn von Eberstein herankam, +wurden die Feinde aus allen Befestigungen geworfen und in eine +westlicher gelegene Hügelkette getrieben, deren dichtes Buschwerk der +Verfolgung bald ein Ziel setzte. + +Das dritte Treffen unter v. Zelewski war durch ungünstige Umstände zu +lange aufgehalten worden und kam nicht mehr ins Feuer. + +Auch die Rebellen auf dem linken Ufer flohen aus ihren +Pallisadenverschanzungen und suchten sich, am ungedeckten Flußufer +entlang ziehend, in den Ort selbst zu retten; zur Hälfte aber wurden +sie von den mittlerweile nachgekommenen Maxim-Geschütz unter Lieutenant +Böhlau zusammengeschossen. + +Es blieben von den Arabern etwa 30 Tote und 50 Verwundete auf dem +Platze, ein Zeichen, eine wie furchtbare Wirkung das Maxim-Geschütz +mit seinen 600 Schuß in der Minute in der Hand eines geschickten +Artilleristen ausübt. + +So fand denn die 300 Mann starke Marineabteilung unter Kapitän zur See +Plüddemann, welche endlich trotz der heftigen Brandung auf dem linken +Ufer des Flusses gelandet war, den Feind in den Befestigungen nicht +mehr vor, auch nicht mehr in Pangani selbst. Auf unserer Seite war nur +ein Sudanese gefallen, ein deutscher Unteroffizier und 3 Sudanesen +waren verwundet. + +Pangani wurde von der 5. und 6. Kompagnie besetzt, die Befestigung +auf dem rechten Ufer zur Zeit der Abwesenheit des Expeditionskorps +von der 1.-3. Kompagnie. Die Europäer und die Truppen, welche alle +vollkommen durchnäßt waren, hatten, da der Proviant bis zum Abend +des Gefechtstages noch nicht hatte vom Bord der Schiffe aus ans Land +geschafft werden können, nach der Anstrengung des Tages nicht einmal +eine Stärkung. Erst am Abend half Wißmann persönlich, als er auf der +Pangani- wie auf der Ras Muhesa-Seite die Truppen inspizierte, diesem +Übelstande dadurch ab, daß er sofort selbst für die Übersendung der +nötigen Vorräte Sorge trug. Das frühere Gesellschaftshaus in Pangani, +von dem aus man einen bequemen Überblick über den ganzen Ort hatte +und diesen wie das Flußufer mit Feuer bestreichen konnte, wurde als +Stationshaus beibehalten und der Bau von Befestigungen hier wie auf Ras +Muhesa begonnen. + +Ras Muhesa ist ein Felsen an der rechten Flußmündung, der auf drei +Seiten schroff ins Meer abfällt. Das Buschwerk auf der vierten Seite, +welches den freien Überblick hinderte, wurde ausgerodet, und der Zugang +mit einer 1-1/2 m hohen Wand aus Wellblech mit Erdeinlage geschützt. + +Da diese Befestigungsarbeiten in Pangani und auf Ras Muhesa längere +Zeit in Anspruch nahmen, der Reichskommissar sie aber so sehr als +möglich fördern wollte, um eine möglichst geringe Anzahl von Soldaten +dort als Besatzung zurückzulassen, konnte der ursprünglich zwischen +Wißmann und dem Admiral verabredete Termin für die Operation gegen +Tanga, der 10. Juli, nicht innegehalten werden. Der Admiral aber, +den Gründen Wißmanns unzugänglich, ging infolgedessen am 9. mit dem +Geschwader voraus und schickte noch am selben Tage in Tanga eine +Botschaft ans Land, die Einwohner sollten, wenn sie den Frieden +wünschten, mit ihm in Unterhandlungen treten. Sie erbaten sich, da sich +die friedlich gesinnten Neger nicht sogleich mit den im allgemeinen +zum Kriege geneigten Arabern und Belutschen einigen konnten, drei Tage +Bedenkzeit. Diese wurde vom Admiral abgeschlagen. + +So wurde denn am 10. früh das Landungscorps der Marine formiert und an +Land gesetzt. Es wurde zuerst mit Schüssen empfangen, doch ergriffen +die Rebellen beim ersten Schnellfeuer der Marinetruppen die Flucht und +wurden mit geringer Mühe aus Tanga selbst und seiner näheren Umgebung +vertrieben. Das frühere Haus der ostafrikanischen Gesellschaft wurde +mit 100 Mann der Carola besetzt, um den Ort gegen etwaige feindliche +Angriffe halten zu können. + +Einige umliegende Dörfer schickten nach Tanga und erbaten den Frieden, +der ihnen vom Admiral auch gern gewährt wurde. Die Inder waren im +Ort zurückgeblieben, ein Zeichen, daß von vornherein eine Aussicht +auf einen ernsten Kampf um Tanga nicht vorhanden war, und die +Friedenspartei hier die Oberhand hatte. Wißmann wurde durch einen Brief +des Admirals vom 11. Juli davon in Kenntnis gesetzt, daß Tanga von der +Marine genommen und besetzt sei, und daß das Geschwader bis zum 14. +Juli auf den Reichskommissar warten werde. Wißmann fuhr infolgedessen +am 13. auf der München zunächst allein nach Tanga, wählte einen Platz +für die Station aus, von wo aus der Ort und der Hafen beherrscht werden +konnte, und als am 15. das Expeditionskorps nachkam, wurde sofort mit +der Befestigung des Platzes, welche hier von Grund aus neu gebaut +werden mußte, begonnen. + +Das provisorische Fort wurde aus Wellblech und Brettern hergerichtet +und mit einem Stacheldrahtzaun umgeben. Die Bauten gingen in +Pangani und Tanga, Dank des Eifers unserer Zulus und Sudanesen, so +außerordentlich schnell von statten, daß Wißmann bald den Norden +verlassen und sich wieder nach Bagamoyo zurückbegeben konnte, nachdem +er die Station Tanga mit einer Kompagnie besetzt und dem Chef Krenzler +übergeben hatte. + +Aus Pangani nahm er die Ueberzeugung mit, daß der Handel hier bald +wieder den früheren Umfang annehmen würde, da bereits in den ersten +Tagen nach der Einnahme des Ortes eine Anzahl der flüchtigen Rebellen +zurückgekehrt war und sich unterworfen hatte. + +Als so die Hauptplätze an dem nördlichen Teil der Küste unseres +Interessengebietes wieder unter unsere Herrschaft gebracht waren, +dachte Wißmann daran, die Verkehrswege, welche nach dem Innern führten, +von neuem zu eröffnen; hierzu gab besonders den Anstoß die Absicht der +in Daressalam weilenden großen Waniamuesi-Karawane, in ihre Heimat mit +den gegen ihr Elfenbein an der Küste erhandelten Waren zurückzukehren. + +Da sie alle von Bagamoyo, dem Endpunkt der großen Karawanenstraßen +aus, gemeinsam den Rückmarsch antreten wollten, ging Wißmann daran, +die in Daressalam befindliche Karawane dorthin überzuführen. Er sandte +zu dem Zweck Ende Juli sein Expeditionskorps unter Führung des Chefs +von Zelewski nach Daressalam, wohin er sich Tags darauf selbst begab, +ließ die Waren und sämtliches Gepäck der Waniamuesi per Dampfer nach +Bagamoyo bringen, und führte selbst auf einem dreitägigen Marsche die +Karawane unter der Bedeckung seiner Soldaten ebendahin. Während dieses +Küstenmarsches pflog der Reichskommissar persönlich Verhandlungen mit +den Jumbes der Küstenorte, und gewann hier, wie überall und zu jeder +Zeit, das volle Vertrauen der Eingeborenen zur deutschen Herrschaft. In +Bueni, dem bedeutendsten Küstenplatze zwischen Bagamoyo und Daressalam, +dessen Handel entschieden der ausgedehnteste an der Küste ist, wurde +der bisherige Wali, Sef ben Issa, welcher ebenfalls an der Ermordung +der Missionare in Pugu hervorragend beteiligt war, seines Amtes +enthoben, sein Besitztum konfisziert, seine Sklaven freigelassen, und +ein Preis von 1000 Rupies auf seinen Kopf gesetzt. An seine Stelle trat +Seliman ben Nassr, eine dem Reichskommissar sowohl wie der Bevölkerung +genehme Persönlichkeit. + +In der weiteren Umgegend von Bagamoyo, zwischen dem Kingani und +dem Wami, hatten sich die alten Jumbes von Bagamoyo (Jehasi, +Makanda, Simbambili und Bomboma), die Hauptverbündeten Buschiris, +wieder festgesetzt und den ihnen durch Vermittler erteilten Rat, +nach Bagamoyo zurückzukehren und sich Wißmann zu stellen, höhnisch +zurückgewiesen. Wißmann mußte daher daran gehen, sie aus dieser +Gegend zu vertreiben, um zu verhindern, daß Buschiri, wenn er aus dem +Innern zurückkehrte, hier wieder einen Stützpunkt fände. Es wurde zu +dem Zweck Chef v. Gravenreuth mit zwei Kompagnien und einer größeren +Waniamuesi-Abteilung abgeschickt, mit dem Befehl, die Gegend zu +säubern und die mit den Jumbes verbündeten Ortschaften zu zerstören, +ein Auftrag, den Gravenreuth mit dem ihm eigenen Geschick ausführte. +Er brachte den Gegnern erhebliche Verluste bei, ohne selbst solche zu +erleiden, äscherte die Rebellenlager ein und nahm die dort angehäuften +Lebensmittel weg. Dieser Erfolg trug bald gute Früchte, indem auch die +Jumbes aus der weiteren Umgegend nach Bagamoyo kamen und um Frieden +baten. Auch gegen die berüchtigten Sklavenhändler von Mlangotini +wurde um diese Zeit ein Schlag geführt; ein Sklaventransport, den +sie bei Nacht nach Sansibar zu bringen im Begriffe standen, wurde +ihnen abgenommen und sie selbst wurden aufgehängt, unter ihnen der +gefährlichste von allen Salem, den erfreulicherweise die Eingeborenen +selbst gebunden dem Reichskommissar überbrachten. + +In Sadani hatte sich inzwischen Bana Heri wieder mit einem Teile seiner +Leute eingefunden, und schien durch alle Mißerfolge seiner Partei +noch nicht im geringsten entmutigt, vielmehr entschlossen, den Kampf +fortzusetzen und die Herrschaft über Usegua zu behaupten. + +Sef ben Mohammed, der Sohn des unter dem Namen Tibbu-Tip bekannten +Hammed ben Mohammed, war mit einer Menge Elfenbein und unter anderm +auch mit Geschenken für Wißmann von seinem Vater aus dem Innern nach +der Küste abgeschickt worden und nach unserm Kampf bei Sadani dort +angekommen, hatte er vom Reichskommissar auf sein Ansuchen die +Erlaubnis erhalten, die Festlandsküste zu verlassen, um nach Sansibar +zu gehen. Er ging bald darauf wieder im Einverständnis mit Wißmann nach +Sadani und bot hier all seinen Einfluß auf Bana Heri auf, um diesen +zur Unterwerfung unter die deutsche Herrschaft zu veranlassen. Seine +Bemühungen waren vollkommen vergeblich. + +Der Reichskommissar wandte sich deshalb an den Kapitän Valette, den +stellvertretenden Geschwaderchef nach Abgang der Leipzig aus Ostafrika, +mit der Bitte, Sadani zu blokieren, um die Versorgung Bana Heris mit +Waffen und Munition, wie überhaupt jede Kommunikation desselben mit +Sansibar zu verhindern. + +Die ersten in dieser Zeit eingetroffenen Berichte aus Pangani und +Tanga an den Reichskommissar lauteten günstig. Die nächste Umgebung +Panganis hatte sich bis auf den Dörferkomplex Muganda unterworfen. Auch +mit diesem hoffte der Stationschef +Dr.+ Schmidt ein friedliches +Abkommen treffen zu können. Als er jedoch auf einem Spazierritt, den +er allein in jene Gegend machte, von Muganda-Leuten mit Schüssen aus +den Gebüschen auf beiden Seiten des Weges empfangen wurde und nur +mit genauer Not entkam, sah er sich genötigt, sofort die Rebellen +anzugreifen und sie zur Flucht weiter ins Innere hinein zu zwingen. Von +der Stationsbesatzung fiel ein Mann und einer wurde schwer verwundet, +während die Aufständischen erhebliche Verluste hatten. + +In Tanga wurde, nachdem das letzte noch feindliche Dorf in der +Umgegend, Timbari, vom Stationschef mit einem Teil seiner Besatzung +und einer Matrosenabteilung von 16 Mann zerstört und den Rebellen ihr +Vorrat an Munition und Proviant abgenommen war, der bei dem Gros der +Bevölkerung beliebte Neger Munikombo als Wali eingesetzt und so auch +hier Ruhe und Ordnung vollkommen wiederhergestellt. + + + + + 5. Kapitel. + + Ausbildung des Reichskommissariats. + + Mangel an Verwaltungspersonal. -- Einrichtung und Geschäftsbereich + der Verwaltung in der Schutztruppe. -- Verwaltung des vorhandenen + Dampfermaterials. -- Unterstützung durch deutsche Firmen in Sansibar. + -- Das Hauptquartier. -- Adjutant Bumiller. -- Verkehr mit den + Arabern und Indern. -- Verteilung des Kriegsmaterials auf Stationen. + -- Das Sanitätswesen und die Hospitäler. -- Tod des Stabsarztes + Schmelzkopf. -- Einexerzierung der Schutztruppe. -- Deutsche + Kommandos. -- Uniformen und Gepäck. -- Verteilung der Schutztruppe. + -- Schwarze Chargen. -- Weiße Chargen. -- Systematische Ausbildung + der Gruppe. -- Schießresultate bei Sudanesen und Zulus. -- Disziplin + der Zulus. -- Verhältnis des Kommissariats zu den deutschen Behörden + in Sansibar. -- Verhältnis zur Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft. + -- Dienst der Wißmann-Flotte. + + +Die Kämpfe um Bagamoyo, Daressalam, Pangani und Tanga bilden den +ersten Abschnitt in der Niederwerfung des Aufstandes. Nach ihrer +Beendigung konnte der Reichskommissar mit größerer Ruhe an die +weitere Durchführung der ihm gestellten Aufgabe gehen. Während +dieses ersten Teils seiner Thätigkeit hatte sich naturgemäß eine +vollständige Umbildung des Reichskommissariats in allen seinen Teilen +vollziehen müssen, da dasselbe anfangs nur zu sehr den Charakter des +Provisorischen an sich trug. + +In erster Linie gehörte hierher die Ausbildung der eigentlichen +Verwaltung und des Verkehrs mit den wiedergewonnenen oder +neugeschaffenen Stationen. Streng genommen stand dem Reichskommissar +an geschultem Verwaltungspersonal nur zur Verfügung der +Zahlmeisteraspirant der Marine Merkel, der jedoch bald nach seiner +Ankunft den Wirkungen des Klimas unterlag. Dagegen war kein +Intendanturbeamter, ja nicht einmal eine Art Sekretär vorhanden, +sondern es vereinigte sich alles dieses in der ersten Zeit des +Kommissariats in der Person von Eugen Wolf, der in der That ein +ungemein großes Arbeitsquantum in geeigneter Weise erledigt hat. + +Später mußte Wißmann aus seinem Personal an Offizieren diejenigen für +die Verwaltung aussuchen, welche hierzu besonders geeignet erschienen. +An die Spitze der Verwaltung wurde von ihm der Chef Freiherr von +Eberstein gestellt, der sich, obwohl er keine andere Vorbildung +mitbrachte als seine in Ostafrika gesammelten Erfahrungen, mit großer +Umsicht und anerkennenswertem Fleiß, im Interesse der Sache, diesem ihm +ursprünglich gewiß nicht angenehmen Amte widmete. Es gelang ihm auch +mit den übrigen ihm unterstellten Beamten die Verwaltung, soweit es +eben bei den damaligen Verhältnissen möglich war, in geordnete Bahnen +zu lenken. + +Daß man an einen Verwaltungsapparat, wie Ostafrika ihn heute hat, wo +ein Intendant, ein Landrentmeister, ein Dutzend Zahlmeisteraspiranten, +eine Anzahl Sekretäre außer den dazu kommandierten Deckoffizieren +und Unteroffizieren dem Gouverneur zur Verfügung stehen, ganz andere +Anforderungen stellen kann, liegt auf der Hand. + +Nichtsdestoweniger wird von den Gegnern Wißmanns immer die +Mangelhaftigkeit der damaligen Verwaltung gegen ihn angeführt. + +Und thatsächlich ist auch an leitender Stelle dem Reichskommissar stark +verübelt worden, daß sich die Intendantur nicht in ganz ordnungsgemäßen +Bahnen bewegt hat. + +Um von dem bedeutenden Umfange dieses Verwaltungsgeschäftes ein +ungefähres Bild zu geben, mögen hier nur die wichtigsten Zweige +desselben kurz erwähnt sein. + +Es gehörte dahin die sehr komplizierte Soldberechnung der Truppen, +welche bei dem verschiedenen Material auf ganz verschiedener Basis +beruhte; die Herstellung und Instandhaltung der Mannschaftslisten, +welche hier mehr denn irgend wo anders durch Krankheit, Verwundung und +Tod fortwährenden Aenderungen unterworfen waren; ferner die besonders +in der ersten Zeit ungemein schwierige Verpflegungsfrage. + +In der ersten Zeit des Aufstandes, als die indischen Kaufleute noch +nicht nach Bagamoyo und den übrigen Küstenplätzen zurückgekehrt waren +und zudem die Zufuhr aus dem Innern mangelte, mußte die gesamte +Verpflegung für Offiziere und Mannschaften von Sansibar aus durch die +Verwaltungsabteilung besorgt werden. Dieselbe hatte ferner unter sich +die gesamten Ausrüstungsgegenstände der Truppe, über welche ebenfalls +eine Unzahl von Zu- und Abgangslisten geführt werden mußte. + +Das gesamte Kriegsmaterial, ursprünglich in Daressalam untergebracht, +unterstand selbstverständlich ebenfalls der Verwaltungsabteilung. Zu +Anfang mußten die Journale darüber von den Stationsoffizieren geführt +werden. + +Daß diese Journalisten unter diesen Verhältnissen sich nicht immer +durch absolute Vollständigkeit auszeichneten, liegt in der Natur der +Sache. Denn welcher der Frontoffiziere sollte von dem komplizierten +Schreibmechanismus der preußischen Verwaltung so durchdrungen sein, daß +er alles zur Zufriedenheit der Oberrechnungskammer erledigen könnte? + +Weitere Schwierigkeiten entstanden der Verwaltung aus dem vorhandenen +Dampfermaterial, welches wiederum ganz neue Kenntnisse bei den +Verwaltungsbeamten voraussetzte. Die Kohlenlieferungen, die Reparaturen +an den Dampfern, die An- und Abmusterung von Mannschaften -- alles dies +sind Verwaltungszweige, welche für sich allein schon einen geschulten +Verwaltungsbeamten verlangt hätten. + +Den letztgenannten Teil des Verwaltungsapparates behielt während des +ersten halben Jahres des Kommissariats Eugen Wolf unter sich. + +Ganz besonders anzuerkennen ist noch während der ersten +Schwierigkeiten, welche sich dem Kommissariat entgegenstellten, die +Hilfe der deutschen Firmen in Sansibar, besonders des Hauses Hansing +u. Cie., dessen damalige Leiter Strandes, später Wegner mit ihrem +kaufmännischen Rat und ihrer Kenntnis der örtlichen Verhältnisse +wesentliche Dienste geleistet haben. Das Haus Hansing hatte, nebenbei +bemerkt, die Hauptlieferungen für das Kommissariat übernommen und hat +dieselben stets zur Zufriedenheit erledigt. + +Alle Anforderungen bezüglich der Verwaltung kamen selbstverständlich +am letzten Ende an den Reichskommissar, der in der That durch seine +ungewöhnliche Arbeitskraft und durch sein überaus bedeutendes +organisatorisches Talent in der Lage war, jedesmal die wenigstens +für den Augenblick richtige Entscheidung zu treffen. Erst allmählich +gelang es durch Heranziehung neuen europäischen Materials und durch die +richtige Verwendung der zur Verfügung stehenden Kräfte einige Ordnung +in den Verwaltungsdienst zu bringen und die einzelnen Zweige desselben +zu organisieren. + +Das Hauptquartier selbst war während der ganzen Zeit des Aufstandes in +Sansibar in drei großen Gebäuden untergebracht. Das eine derselben, +in der Hauptstraße gelegen, barg die sämtlichen Bureaus, außerdem +befand sich dort die Wohnung des Reichskommissars und einiger Beamten. +Ein zweites Gebäude diente zu Hospitalzwecken, ein drittes lediglich +zu Wohnräumen für Offiziere. Ein Teil des Unteroffizierpersonals, +welches beim Hauptquartier beschäftigt wurde, mußte trotzdem noch +im Hotel untergebracht werden. Für diejenigen, welche in der Zeit +des Reichskommissariats nach Sansibar kamen, mußte unzweifelhaft das +Hauptquartier Wißmanns als der anziehendste Punkt der ganzen Insel +gelten; war doch der Verkehr im Hauptquartier sogar lebhafter als +der im Sultanspalast. In der nach arabischer Art mit Steinbänken +ausgestatteten Halle wimmelte es von Kawassen und Dienern oder Boten. +Im Hofe, in derselben Vorhalle, nur etwas weiter nach der Rückwand des +Hauses zu, stampften die Pferde des Reichskommissars. Ein fortmährendes +Gehen und Kommen deutscher Unteroffiziere gab Zeugnis von der regen +Thätigkeit, welche den Tag über, zum Teil aber auch bis tief in die +Nacht hinein in dem Hauptquartier herrschte. + +Dazwischen fielen die zuweilen wegen ihrer langen Dauer keineswegs +angenehmen Besuche vornehmer Araber und reicher Inder, welche +wesentlich zur Belebung des Bildes beitrugen. Alle aber wurden vom +Reichskommissar in Person stets mit der gleichen Liebenswürdigkeit +empfangen und ihrem persönlichen oder Volkscharakter nach durchaus +richtig behandelt. Man darf behaupten, daß niemand von diesen +Bittstellern unzufrieden aus dem Kommissariat herausgegangen ist. Eine +wesentliche Stütze hatte Wißmann dabei an seinem Adjutanten +Dr.+ +Bumiller. Dieser war ursprünglich als Freiwilliger ohne irgend eine +bestimmt in Aussicht genommene Verwendung nach Sansibar gegangen und +wurde erst draußen von Wißmann als Lieutenant und persönlicher Adjutant +in den Verband der Schutztruppe aufgenommen. + +Es muß der außerordentlichen Arbeitskraft und Uneigennützigkeit +Bumillers das vollste Lob gespendet werden. Wohl alle Schriftstücke von +einiger Wichtigkeit sind durch seine Hände gegangen, beziehungsweise +von ihm verfaßt worden. Seine sehr günstigen Privatverhältnisse +setzten ihn außerdem in den Stand, in einer Weise, welche auf den +ersten Blick sonderbar erscheinen konnte, dem Kommissariat Dienste zu +leisten: wir meinen die äußere Ausstattung desselben und zwar besonders +der Räume, welche für den offiziellen Gebrauch des Reichskommissars +d. h. besonders für seinen Verkehr mit den auf Aeußerlichkeiten +sehr bedachten Arabern bestimmt waren. Die kostbare Einrichtung +des Salons, in welchem Wißmann die vornehmen Araber empfing, war +Bumillers persönliches Eigentum und von ihm dem Kommissariat zur +Verfügung gestellt worden. Schwerlich würde man in Berlin ohne weiteres +begriffen haben, daß in dieser Beziehung die Aeußerlichkeiten von einer +wesentlichen Wirkung sein konnten und mußten. Der Maskataraber verlangt +aber, wenn er jemanden als eine besonders hervorragende Persönlichkeit +anerkennen soll, daß derselbe, wenigstens in einem Verkehrscentrum wie +Sansibar, durch äußeren Prunk in irgend einer Weise seine Bedeutung +kundgiebt. Nach dieser Richtung hin hat Bumillers Liberalität +zweifellos politische Früchte getragen, ganz abgesehen davon, daß auch +dem Reichskommissar und den Offizieren der Schutztruppe an der Wahrung +der äußeren Würde gelegen sein mußte. + +Während ursprünglich nun die Verwaltungsgeschäfte unter der +persönlichen Oberleitung Wißmanns sich in den Händen von Eberstein, +Eugen Wolf und Bumiller vereinigten, wurde später eine notwendige +Teilung der Geschäfte und der einzelnen Ressorts vorgenommen. +Die eigentliche Verwaltung, d. h. die Verpflegungsgeschäfte, das +Finanzdepartement, die Führung der Generallisten über Zu- und Abgang +blieb unter der Leitung des Freiherrn von Eberstein im Hauptquartier. +Das Kriegsmaterial dagegen wurde teils als fester Bestand auf die +einzelnen Stationen verteilt und unterstand der Verwaltung der +Stationschefs; teils befand es sich als Arsenal in Daressalam unter +der Verwaltung des dortigen Chefs. Das Schiffsmaterial endlich war als +besonderes Ressort dem Chef der neu gebildeten Seeabteilung, zuerst dem +Kapitän Hansen, später dem Lieutenant zur See der Reserve von Sivers +unterstellt. + +Einen ganz besonders umfangreichen Zweig des Reichskommissariats +bildete das von Anfang an unter eigener Verwaltung stehende +Sanitätswesen. Bei Beginn der Thätigkeit des Kommissariats standen +diesem zwei Ärzte vor: Stabsarzt Dr. Schmelzkopf und Assistenzarzt +1. Klasse Dr. Kohlstock. Es mag gestattet sein, an dieser Stelle +noch etwas weiter zurück zu greifen und auf die Schwierigkeiten +hinzuweisen, welche sich schon beim Transport der Truppen für die +Ärzte herausstellten. Wenn auch die erste Untersuchung in Kairo +gesundes Material geliefert hatte, so zeigte sich bei der Langsamkeit +des Transportes und bei dem Aufenthalt in Aden doch schon bald eine +erhebliche Zahl von Erkrankungsfällen, zum Teil epidemischer Natur. +In Aden brachen unter den Sudanesen die Pocken aus und griffen in +erschreckender Weise um sich, so daß in Aden selbst bereits eine +größere Anzahl Todesfälle eintraten, eine Reihe von Pockenkranken +dort zurückgelassen werden mußte und auf dem Transport von Aden nach +Sansibar in nur sieben Tagen noch 11 Personen der Krankheit zum Opfer +fielen. Nur der durchgreifenden energischen Impfung des gesamten +schwarzen Personals ist es zu danken, daß nicht eine vollkommene +Dezimierung der Truppe eintrat. + +Kaum in Sansibar angekommen, wurden an die Thätigkeit der Ärzte +die außerordentlichsten Anforderungen gestellt. Die Einrichtung +des Hospitals in Sansibar, die erste Hilfe in den Gefechten, die +Überführung der Verwundeten und Kranken von der Küste nach Sansibar +hinüber -- alles das waren Ausgaben, welche an die Hingebung beider +Ärzte mehr als gewöhnliche Anforderungen stellten. Daneben ließ ihr +Kriegseifer sie auch noch als Truppenführer in den Gefechten aktive +Dienste thun. Die einzige Unterstützung für die Ärzte bildeten vier +Lazarettgehülfen -- bei einer Truppe von mehr als 1000 Mann, zu denen +die Familien der Sudanesen hinzukamen, eine verschwindende Anzahl! Eine +Entlastung trat erst dann ein, als durch die Thätigkeit des deutschen +Frauen-Vereins einige in der Krankenpflege ausgebildete Schwestern +gesandt wurden, die im Haupthospital in Sansibar, sowie in dem bereits +im Mai in Bagamoyo bei der dringenden Not errichteten Hospital +Verwendung fanden. Leider hatte die Schutztruppe schon bald den Tod +ihres ersten Chefsarztes, des +Dr.+ Schmelzkopf zu beklagen. + +Als dieser mit Wißmann von den Operationen bei Pangani und Tanga +zurückkehrte und auf dem Wege nach Daressalam war, welches er behufs +sanitärer Einrichtungen inspizieren wollte, ertrank er im Meere bei dem +Versuche Hilfe zu leisten. Der Hergang war etwa folgender: + +Die »München«, welche eines Tages früh mit Wißmann und Schmelzkopf +an Bord Sansibar verlassen hatte, konnte im Laufe des Tages wegen +des hohen Seegangs den Hafen von Daressalam nicht mehr erreichen +und war genötigt bei einer kleinen, der Rhede dieses Platzes +vorgelagerten Insel Anker zu werfen. Wißmann ging mit einem Beamten +der Ostafrikanischen Gesellschaft, Heinz, der nach Daressalam versetzt +worden war, ans Land; doch nur mit Mühe gelang es ihnen, in dem kleinen +schadhaften Boote bei dem schweren Seegange glücklich die Insel zu +erreichen. Dadurch war jedoch, wie man von Bord aus erkennen konnte, +das Boot so leck geworden, daß Wißmann an der Rückkehr verhindert +war. Als diese auch bis zum nächsten Morgen nicht erfolgte und die +an Bord gebliebenen Herren Besorgnisse zu hegen anfingen, machte +Schmelzkopf, der ein vorzüglicher Schwimmer war, den Versuch, mit +einigen Stärkungsmitteln in Flaschen und einem Päckchen kleiner Nägel +zum Kalfatern des Bootes um den Hals, schwimmend ans Land zu kommen, +um Wißmann Hilfe zu bringen. Er wurde noch einige Zeit vom Schiffe +aus beobachtet, kam dann aber plötzlich außer Sicht. Wißmann und +Heinz hatten inzwischen mit ihren eigenen Kleidungsstücken und den +Lappen der Neger, so gut es eben gehen wollte, das Boot kalfatert und +kamen mit Mühe und Not glücklich an Bord zurück. Schon vom Lande aus +hatten sie die »München« hin- und herfahren sehen und geahnt, daß +etwas vorgefallen sei. An Bord angekommen, erfuhren sie von dem Wagnis +Schmelzkopfs, der zweifellos seiner kameradschaftlichen Opferwilligkeit +zum Opfer gefallen war. Wahrscheinlich ist es, daß er entweder in +den Fluten von einem Herzschlag getroffen oder von einem Hai, die ja +in jenen Gewässern sehr zahlreich sind, in die Tiefe gezogen wurde. +Nach zwei Stunden vergeblichen Suchens fuhr die »München«, die Flagge +halb Mast, weiter nach Daressalam. Durch den Tod dieses allgemein +beliebten Mannes, der nicht nur als stets hilfsbereiter Arzt, sondern +auch gerade in seiner Eigenschaft als ältester Kamerad nächst Wißmann +einen segensreichen Einfluß in der Truppe ausgeübt hatte, wurden wir +alle in tiefe Trauer versetzt. Die bei den Fischern, welche mit ihren +kleinen Böten jene Gegend befuhren, eingezogenen Erkundigungen blieben +gänzlich resultatlos. Das ein Jahr später der Unglücksstelle gegenüber ++Dr.+ Schmelzkopf gesetzte Denkmal erzählt auch den Späteren, die +ihn nicht gekannt, von der Berufstreue und Opferwilligkeit des ersten +Chefarztes der Schutztruppe. + +An seine Stelle trat +Dr.+ Kohlstock[2], der nun allein mit +gleicher Gewissenhaftigkeit die gesamte ärztliche Thätigkeit in seine +Hand nahm, bis er später durch die Sendung dreier Militärärzte die +nötige Unterstützung erhielt. Obwohl die Ärzte zu jener Zeit durch +ihren Beruf schon mehr als genug in Anspruch genommen waren, mußten +sie doch bei dem großen Mangel an Europäern, wie erwähnt, noch Dienste +als Offiziere verrichten. Schmelzkopf, Kohlstock, Stabsarzt +Dr.+ +Becker, +Dr.+ Gärtner und +Dr.+ Brehme haben alle neben +ihrer Thätigkeit als Ärzte Truppen gedrillt, ja sogar teilweise +die Führung von Kompagnien übernommen und auch an den Gefechten in +anerkennenswerter Weise Anteil genommen. Heutigen Tages ist die Zahl +der Ärzte sowohl wie der Abgesandten des deutschen Frauenvereins stark +vermehrt worden. Wir können dem Frauenverein für seine Opferwilligkeit +nicht dankbar genug sein. + +Im Voraus sei erwähnt, daß, um die Schwierigkeiten des Transportes zu +vermeiden, später zu den Hospitälern in Sansibar und Bagamoyo noch ein +drittes in Pangani gefügt werden mußte. Während nach der wegen schwerer +Malaria nothwendig gewordenen Heimreise des +Dr.+ Kohlstock der +Stabsarzt +Dr.+ Becker in Sansibar selbst als Chefarzt fungierte +und von hier aus die beiden andern Hospitäler oder sonstige auf den +Stationen befindliche Krankenhäuser besuchte, unterstand das Hospital +in Bagamoyo während des Feldzuges im Norden dem +Dr.+ Brehme und +das Hospital in Pangani dem +Dr.+ Gärtner. + +Die Gestaltung der Truppe hatte während der ersten Monate des +Kommissariats eine durchgreifende Veränderung erfahren und bot sie +jetzt einen ganz andern militärischen Anblick als zuvor. Bei der +außerordentlichen Kürze der Zeit, welche dem Reichskommissar in Berlin +und Kairo zur Verfügung gestanden hatte, war es ganz unmöglich gewesen, +die Truppen in geeigneter Weise einzukleiden und einzuexerzieren. Bei +der Ankunft in Sansibar und während der ersten Gefechte um Bagamoyo +trugen die Truppen die fabelhaftesten, aus Kairo mitgebrachten Kostüme. +Es sah nichts weniger als kriegerisch aus, wenn der eine im Kaftan, +ein andrer im Araberhemd, wieder ein andrer mit Resten ehemaliger +europäischer Kleidung behängt Frontdienste that. Aber die Not zwang zu +schnellem Vorgehen und ließ uns alle anderen Rücksichten außer Acht +setzen. Es ist ja auch das außerordentlich schnelle Eingreifen einer +erheblichen deutschen Macht sowohl auf Eingeborene wie auf Araber und +Inder von durchschlagender Wirkung gewesen. + +Bereits früher ist kurz auf die erste Ausbildung der Sudanesen in +Kairo und Aden hingewiesen worden. Während in der ersten Zeit die +egyptischen Kommandos gebraucht und infolgedessen die direkten Befehle +durch die farbigen Offiziere den Truppen übermittelt wurden, stellte +sich bald die Notwendigkeit heraus, das deutsche Kommando allgemein +durchzuführen, weil ja selbstverständlich dadurch die Wirkung des +Führers auf die Truppe ungleich gesteigert und dieselbe eher zu einem +direkten Werkzeug des Führers gemacht wurde. Während ferner anfänglich +lediglich Gewicht auf den Gefechtsdienst gelegt ward und eigentlich den +ersten Truppen weiter nichts beigebracht worden war, als das Draufgehen +im Sturmschritt, trat jetzt, als etwas größere Ruhe sich einstellte, +eine wesentliche Ausdehnung des Dienstes ein. Es wurden die Truppen +erst zu solchen gemacht. Als Uniform war für die Sudanesen im großen +und ganzen die egyptische beibehalten worden: ein Anzug aus sogenanntem +Kaki, einer sandfarbenen Leinewand, welche mit großer Haltbarkeit den +Vorteil vereinigte, daß sie nicht so leicht unansehnlich wurde. Der +Form nach bestand und besteht der Anzug auch heute noch in einer Art +Jaquet mit Achselklappen ohne besonderes Abzeichen auf denselben, +einer bis zur halben Wade reichenden Hose, welche später nach unserem +militärischen Schnitt umgeformt worden ist, einer Beinbinde aus +dunkelblauem dünnen Stoff, welche vom Fuß an aufwärts bis zum Knie in +eng übereinander liegenden Touren spiralförmig gewickelt wurde und +derben Lederschuhen. Die letzteren waren in Deutschland angefertigt +worden, doch zeigte sich leider bei der ganzen ersten Sendung, daß die +deutschen Schuhmacher keineswegs mit Negerfüßen zu rechnen verstanden. +Die Schuhe waren alle viel zu klein und in der Form des Schnittes +durchaus ungeeignet. Erst später konnte hier Abhilfe geschaffen werden. +Zur Kopfbedeckung wurde ursprünglich der leichten Beschaffung wegen der +Fez gewählt, doch wurde derselbe später durch den ungleich kleidsameren +und praktischeren Turban ersetzt. + +Die Bewaffnung bildete bei den schwarzen Truppen durchgängig das +Mausergewehr Konstruktion 71, ein Infanterie-Seitengewehr[3] und zwei +vordere und eine hintere Patronentasche. Außerdem führte jeder Soldat +als Gepäck einen Tornister aus braunem Segeltuch, ebenso Brotbeutel und +eine dünne Decke, welche, mantelähnlich znsammengerollt, auf der Brust +getragen wurde. + +Die Schutztruppe, welche ursprünglich in Kompagnien eingeteilt +war, verteilte sich teils auf die einzelnen Stationen als ständige +Besatzung, teils bildete sie ein je nach Bedürfnis und Stärke +wechselndes, zuweilen aus den Besatzungen heraus ergänztes +Expeditionskorps, so daß von eigentlichen Kompagnieverbänden nicht +recht die Rede sein konnte. Besondere Schwierigkeiten bei der +Rangierung der einzelnen Glieder unter die Vorgesetzten machten und +machen auch heut noch die schwarzen Chargen. Es giebt deren bei den +Sudanesenkompagnien mehr als zehn. Sie lassen sich schwer rücksichtlich +ihres eigentlichen Dienstbereichs klassifizieren. Der Verfasser +hat später eine feste Einteilung der schwarzen Chargen in den ihm +unterstehenden Kompagnien vorgenommen. Doch blieb dieser Versuch +durch den fortwährenden, durch die Notwendigkeit bedingten Wechsel +der Offiziere resultatlos: die Schwarzen rückten immer wieder in ihre +zum Teil nur eingebildeten Rechte ein. Im großen und ganzen kann man +bei den Sudanesentruppen folgende Chargen unterscheiden: Die unterste +Charge bilden die Ombaschi, Gefreite, welche nach egyptischem Brauch +als Schließende hinter der Front aufgestellt sind, bei uns jedoch +wegen ihrer großen Anzahl in Reih und Glied mit eintreten mußten. +Beim Arbeitsdienst indes dienten sie als Aufseher, beim Wachtdienst, +in welchem wir es für praktisch befunden haben, die egyptischen +Formen in den meisten Punkten beizubehalten, wurde der Ombaschi nur +als aufführender Gefreiter verwandt. Die nächsten Chargen bilden die +Schausche, Unteroffiziere, die im innern Dienst Korporalschaftsführer +sind. Es folgen dann die Betschausche, Sergeanten, von denen der Regel +nach jedem Zuge je einer zugeteilt ist. Den Dienst als Zugführer -- die +Kompagnie soll in der Regel in 3 Züge eingeteilt werden -- versehen +im inneren Dienst die farbigen Offiziere resp. Sols, welche letzteren +nur im Feldwebelrang stehen. Der Grund, daß dieselben Funktionen +von verschiedenen Chargen ausgeführt wurden, lag darin, daß nach +egyptischem Brauch entweder nur durch ihre Erziehung wissenschaftlich +vorgebildete Leute, welche die egyptischen militärischen Institute +besucht hatten, zu Offizieren befördert wurden, oder auch solche, +welche durch eine langjährige Dienstzeit oder durch besondere +Auszeichnung sich ein Anrecht auf die Beförderung zum Offizier +erworben hatten. + +Von uns wurde dahin gestrebt, die Zahl der farbigen Offiziere auf einen +zu reduzieren, da der Exerzierdienst, wenn nicht die Leistungsfähigkeit +der Kompagnie darunter leiden soll, entschieden durch Europäer versehen +werden muß. Dieser eine war besonders als Vertrauens- und Mittelsperson +zwischen dem Kompagnieführer und den farbigen Soldaten von Wichtigkeit. + +Die Chargen-Abzeichen bestanden bei den Unteroffizieren in nach oben +geöffneten Tuchwinkeln auf dem linken Oberarm, von denen der Ombaschi +einen, der Schausch zwei, der Betschausch drei und der Sol vier trug. + +Schließlich ist auch noch das Amt des Bullogamin (Kompagnieschreiber) +zu erwähnen, obgleich wir absichtlich diese Stellung, so weit es +möglich war, eingehen ließen. Die Inhaber derselben waren meist so +faul, daß sie öfters nach Egypten zurückgeschickt werden mußten. +Die schriftlichen Geschäfte der Kompagnie wurden natürlich von den +deutschen Offizieren resp. Unteroffizieren übernommen. Der Bullogamin +gehörte im übrigen zur Charge der Betschausche. Die hohe egyptische +Charge des Wekil-Ombaschi, des stellvertretenden Gefreiten, ist, da +sie von uns abgeschafft wurde, bei dieser Chargenaufzählung nicht +berücksichtigt. + +An farbigen Offizieren hatten wir in der Schutztruppe Hauptleute, +Premierlieutenants und Sekondelieutenants. Von diesen wurden die +für den Zweck brauchbarsten Lieutenants vorläufig im Frontdienst +beibehalten; aus den übrigen machte man Polizeichefs, eine Stellung, in +welcher sie sich im Allgemeinen recht gut bewährt haben. + +An weißen Chargen gab es in der Schutztruppe Offiziere vom Hauptmann +bis zum Sekondelieutenant, welche jedoch, da sie aus der Armee +ausgetreten und in Wißmanns Privatdienst übergetreten waren, hier nicht +nach ihrer in der Armee erworbenen Charge rangierten, sondern nach +einer eigenen Anciennität in der Schutztruppe. + +Es setzte sich das Offizierkorps zusammen aus dem Kommandanten Major +v. Wißmann, den Chefs und den Lieutenants. Die Uniform der Offiziere +bestand in der ersten Zeit aus weißen Baumwollanzügen, Jaquet und +Hose, mit Metallknöpfen und Achselstücken und einem Tropenhelm. Als +Rangabzeichen dienten außer den betreffenden Achselstücken um die Ärmel +genähte Goldborten, von denen die oberste eine runde Schleife zeigte; +beim Kommandanten waren es deren vier, bei den Chefs drei, bei den +übrigen Offizieren zwei. Für Paradezwecke oder sonstige feierliche +Gelegenheiten war ursprünglich eine Uniform von dunkelblauer Serge +hergestellt worden, von demselben Schnitt wie die weiße und mit +denselben Abzeichen. Diese blaue Uniform bewährte sich aber gar nicht +und ist nur in sehr seltenen Fällen angelegt worden. Als Seitengewehr +diente der frühere Infanterie-Campagne-Säbel mit Kavallerie-Portepee, +als Schärpe die Marineschärpe mit der Kaiserkrone. + +Die Uniform der Unteroffiziere war im Schnitt dieselbe wie die der +Offiziere. Sie bestand aus grauem, festem Baumwollstoff; das Abzeichen +bildete eine gelbe Wollenborte mit Schleife an den Ärmeln. An Waffen +trugen sie Repetiergewehr, Infanterie-Seitengewehr und Revolver. +Als Fußbekleidung kamen sehr bald die für die Küste außerordentlich +praktischen und auch haltbaren Schuhe aus Segeltuch auf, welche leicht +sauber gehalten werden können, im Inneren natürlich Lederschuhe bezw. +Stiefel. + +Sobald die Verhältnisse es erlaubten, wurde zu einer systematischen +Ausbildung der Truppe geschritten, und zwar in der Weise, daß dabei +lediglich auf die praktischen Zwecke Gewicht gelegt wurde. Der gesamte +Exerzierdienst zielte darauf ab, die Truppe zu einem geschlossenen +Ganzen zu machen und in die Hand des Führers zu bringen. Infolgedessen +fiel natürlich das eigentliche Garnisonsexerzieren mit seiner Krone, +dem Parademarsch, so gut wie gänzlich weg, und an seine Stelle trat die +desto eifrigere Übung des eigentlichen Gefechtsexerzierens. + +Die Ausbildung der einzelnen Züge geschah unter den weißen +Unteroffizieren, die Zusammenfassung der Züge in Kompagnieverbände +unter den Offizieren, die der einzelnen Kompagnien endlich unter dem +Hauptführer. Der Lage der Sache nach fiel die letztere Stellung je nach +Bedarf entweder dem Stationschef oder dem Führer des Expeditionskorps +zu. Die allergrößten Verdienste erwarb sich bei der Aufgabe, die +Truppen einzuexerzieren und zu einem schlagfertigen Ganzen zu +gestalten, nicht bloß bei dem ersten Kontingent, sondern auch bei dem +später zu erwähnenden Nachschub Chef v. Zelewski. Mit unermüdlicher +Ausdauer und ungemein großer Hingebung an die Sache verband er das +größte Wohlwollen für alle seine Untergebenen. Er kannte die meisten +Soldaten der Schutztruppe persönlich und war überall gleich beliebt. + +Wenn nun aber der eigentliche Exerzierdienst und die Ausbildung der +Leute zur Gefechtsschlagfertigkeit verhältnismäßig wenig Mühe machte, +wenigstens nach Überwindung der ersten sprachlichen Schwierigkeiten, +besonders nach Einführung des deutschen Kommandos, welches von den +Sudanesen in überraschend kurzer Zeit begriffen und von den schwarzen +Chargen sofort richtig angewendet wurde, -- kamen doch die Sudanesen +aus der egyptischen Armee und brauchten sich nur einem neuen Modus +anzupassen --, so waren dafür die Schwierigkeiten bei den Schießübungen +desto größer. Trotz der ausgedehnten Bemühungen seitens der Offiziere +und Unteroffiziere sind wirklich gute Schießresultate nicht erzielt +worden. Im Gefecht selbst schossen die Sudanesen, besonders in der +ersten Zeit, blind darauf los, und es war ganz unmöglich, sie hier +in den nötigen Schranken zu halten. So kam man bald dahin, ihnen das +Einzelschießen im Gefecht vollständig zu untersagen: es durften nur +noch Salven auf Kommando abgegeben werden. Der so erzielte Erfolg war +durchaus genügend, und vor allen Dingen lernten sie auf diese Weise +größere Besonnenheit und Kaltblütigkeit beim Gebrauch der Schußwaffe. + +Noch größer als bei den Sudanesen waren die anfänglichen +Schwierigkeiten bei den Zulus. Regulärer Kriegsdienst war ihnen +gänzlich fremd. Die Bekleidung mit einer Uniform schien ihnen zum +mindesten gänzlich überflüssig; die meisten hatten nicht einmal vom +Gebrauch der einzelnen Kleidungsstücke einen Begriff und mußten erst +dazu erzogen werden. Schuhwerk zeigte sich bei ihnen als gänzlich +unangebracht. Ihre Uniform unterschied sich ursprünglich wesentlich +von der der Sudanesen, später jedoch wurde dieselbe Uniform bei der +gesamten Schutztruppe eingeführt. + +Von Natur intelligent, begriffen die Zulus jedoch sehr bald den +Wert der Disziplin, besonders nachdem ihnen in einigen Fällen die +Notwendigkeit derselben handgreiflich vor Augen geführt worden war. +Daß es nicht immer ganz glatt dabei abging, mag besonders ein Fall +beleuchten, wo ein Zulu sich thätlich an seinem weißen Vorgesetzten +vergriff. Nach Kriegsrecht wäre der Mann ja zweifellos mit dem Tode zu +bestrafen gewesen. Der betreffende Stationschef jedoch ließ, und zwar +besonders um den Geist der Leute zu prüfen, durch seine Kameraden über +ihn aburteilen -- und siehe da: -- ihr Urteil lautete fast einstimmig +auf Tod. Der Mann wurde jedoch zu Stockschlägen begnadigt. Da baten +seine Kameraden durch eine Deputation um die Erlaubnis, das Urteil +selbst vollstrecken, besonders aber auch die Zahl der Schläge bemessen +zu dürfen. Mit Rücksicht auf den zu erhaltenden Geist in der Kompagnie +wurde ihnen dieser Wunsch zugestanden. Der Delinquent erhielt nicht +weniger als 150 Schläge mit dem Kiboko, der Flußpferdpeitsche und wurde +dann, obwohl der Arzt keine erhebliche Beschleunigung des Pulses, noch +auch sonstige bedenkliche Symptome zu erkennen vermochte, begnadigt, +wie es schien -- zur Unzufriedenheit seiner Genossen. 8 Tage darauf +that er schon wieder Dienst und hat seitdem nie mehr zu irgend welchen +Klagen Anlaß gegeben. + +Der schwierigste Teil in der Ausbildung der Zulus war in weit höherem +Maße noch als bei den Sudanesen das Schießen. Die Leute kannten zum +bei weitem größten Teil gar keine Hinterlader; viele hatten nie ein +Gewehr in der Hand gehabt und setzten infolgedessen ein recht geringes +Vertrauen in die Waffe. Um so größer war ihr Vertrauen zur Führung, und +zwar schon in den ersten Gefechten. + +Mit Bravour stürzten sich die Zulus auf den Feind und ließen ihrer +natürlichen, ungebändigten Wildheit die Zügel schießen, so daß +es anfänglich nur sehr schwer gelang, sie vom Kopfabschneiden +der Gefallenen und Verwundeten, und von sonstigen bestialischen +Verstümmelungen der Feinde, wie sie bei ihnen üblich sind, +zurückzuhalten. Wir werden an manchen Stellen Beispiele hiervon finden. + +Ein in der ersten Zeit der Ausbildung gemachter Versuch, die einzelnen +Kompagnien aus Sudanesen und Zulus zu mischen, mißlang vollständig. Der +Nationalcharakter beider Völker ist durchaus von einander verschieden +und die Denk- und Anschauungsweise beider weicht so weit von einander +ab, daß ein Zusammenwirken oder auch nur ein kameradschaftliches +Zusammenleben sich als unmöglich erwies. Fortwährende Prügeleien +machten dem Versuche bald ein Ende. + +Wir haben noch einen Blick auf das Verhältnis zu werfen, welches +zwischen den einzelnen deutschen Behörden in Ostafrika bestand. +Diese Behörden waren der Reichskommissar, der Geschwaderchef (zuerst +Admiral Deinhard, später Kapitän Valette), der Generalkonsul und die +Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft. Nur zu häufig begegnet man der +Anschauung, als ob durch die Übertragung des Reichskommissariats an +Wißmann nunmehr alle diese Behörden in einer Hand vereinigt gewesen +seien und als ob der Reichskommissar jedenfalls die oberste Behörde +gewesen sei. Das ist aber durchaus niemals der Fall gewesen. Wenn der +Reichskommissar die Mitwirkung der Marine in irgend einer Beziehung, +sei es zur Landung von Truppen oder zur Beschießung eines Platzes +oder auch nur zur Beobachtung eines solchen wünschte, wenn er die +Marinekutter oder Dampfpinassen für den Dienst des Reichskommissariats +benötigte, so war er keineswegs in der Lage, einfach seine Requisition +zu machen, sondern er hatte in jedem Falle den Admiral um seine +Mitwirkung zu bitten; und wenn dieselbe auch in den meisten Fällen +anstandslos und sofort geschah, so blieb der Geschwaderchef doch +immer eine vom Reichskommissar gänzlich unabhängige, in seinen +Entschließungen durchaus freie Behörde. Dasselbe war in politischer +Beziehung mit dem Generalkonsul +Dr+. Michahelles der Fall. +Wenn irgend welche Anträge an den Sultan als Souverän der Küste +und Sansibars zu stellen waren, wenn die Mitwirkung des Sultans in +irgend einer Sache erwünscht oder nötig schien, wenn endlich bei der +durchaus zweifelhaften Rolle, welche der Sultan in dem ganzen Aufstande +spielte, -- man wußte nie recht, ob die Araber der Küste nicht mit +seinem Gelde und jedenfalls mit seiner Autorisation fochten, -- es +angebracht erschien, ihm seine Stellung zu den Deutschen gebührend vor +Augen zu führen, so mußten solche politischen Verhandlungen regelmäßig +unter Mitwirkung, zum Teil sogar unter Genehmigung des Generalkonsuls +vorgenommen werden. Das Verhältnis ist nicht immer ein günstiges +gewesen. Wenn man dem Generalkonsul auch keinen Vorwurf aus seiner +Vorsicht machen kann, die ihm durch die Rücksicht auf die andern in +Sansibar beteiligten Mächte geboten erschien, so sind doch zum Teil +erhebliche Mißhelligkeiten nicht ausgeblieben. Jedenfalls wurde die +Thätigkeit des Reichskommissars dadurch erschwert, daß zwei vollkommen +selbständige Behörden neben ihm bestanden, deren einzelne Funktionen +in die Aufgabe Wißmanns hineingriffen. Der Generalkonsul blieb immer +die oberste politische Behörde in Sansibar. Audienzen beim Sultan, der +Schriftverkehr des Kommissariats mit dem Sultanspalast mußten sich +durch das Generalkonsulat hindurchbewegen. + +Die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft, welche oben unter den +selbständigen Behörden mitgenannt war, ist die einzige gewesen, welche +vom Reichskommissar von vornherein abhängig war. Die ganze Küste stand +ja unter dem direkten und unmittelbaren Befehl Wißmanns, und hier +hatte sich die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft aller ihrer Rechte +begeben, sogar ihre Stationen dem Reichskommissariat untergeordnet +und durch besonderen Vertrag mit Wißmann einen Teil ihrer Beamten zur +Verfügung gestellt. In Sansibar selbst mußte sie natürlich auf Grund +des eben erst abgeschlossenen Küstenvertrages ihre Autorität behalten. + +Hier wirkte als Generalvertreter nach Herrn Vohsen Herr von +Saint-Paul-Illaire mit einem Beamtenstabe, welcher lediglich +zur Erhebung der Ausfuhrzölle vom Festland Verwendung fand. Das +Verhältnis der Vertreter der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft zum +Reichskommissariat ist im großen und ganzen ein gutes gewesen. Die +Wünsche der Gesellschaft, der es ja natürlich darauf ankam, so schnell +als möglich wieder Fuß zu fassen, wurden vom Kommandanten und den +Offizieren in jeder Weise berücksichtigt. + +Zum Kapitel von der Ausbildung des Kommissariats gehört schließlich +noch der regelmäßige Dampferverkehr, welcher von Sansibar aus durch die +Flotte des Kommissariats mit der Küste unterhalten wurde. Die Aufgaben, +welche dabei der Flottille zufielen, waren einmal die Versorgung der +Stationen mit europäischen Bedürfnissen, dann der Depeschenverkehr +und endlich die Besorgung der Post, welche zum erstenmal durch das +Reichskommissariat auf dem Dampferwege an der Küste eingeführt wurde. + +Diese Post besorgte die Briefe für die Truppe, später auch für die +Beamten der Gesellschaft; ja, auch die Araber- und Inderpost wurde +durch das Reichskommissariat erledigt. Im Hauptquartier in Sansibar +befand sich die Annahme. Dort wurden die Postbeutel für die einzelnen +Stationen fertig gestellt und versiegelt durch die Dampfer des +Kommissariats befördert, sehr zur Freude besonders des kaufmännischen +Teils der Küstenbevölkerung, die zum erstenmal eine regelmäßige +Briefbeförderung erlebte. + +Fußnoten: + +[2] In Ostafrika und tropischen Malariagegenden sich Aufhaltenden, +besonders neu dahin herausgehenden sei empfohlen: »Ärztlicher Ratgeber +für Ostafrika und tropische Malariagegenden« von Stabsarzt +Dr.+ +~Kohlstock~. + +[3] Später wurden die Truppen durchgehends mit dem neuesten +Seitengewehr ausgerüstet. + + + + + 6. Kapitel. + + Wißmanns Expedition nach Mpapua. + + Buschiris Rückzug nach dem Innern. -- Sein Angriff auf die Station + Mpapua der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft. -- Die Station wird + von den Beamten aufgegeben. -- Zusammensetzung des Expeditionskorps + Wißmanns. -- Mitnahme einer Waniamuesi-Karawane. -- Teilung der + Expedition. -- Marsch des Verfassers auf der großen Karawanenstraße. + -- Kämpfe Wißmanns gegen die vereinigten Bagamoyo-Jumbes bei Pangiri. + -- Wiedervereinigung der beiden Korps in Msua. -- Verhalten der + Bevölkerung gegenüber der Expedition. -- Wißmanns Verhandlungen mit + der Bevölkerung. -- Der Häuptling Kingo von Morogro. -- Marschtempo + und Lageranlage. -- Gefecht des Verfassers gegen die Bagamoyo-Jumbes + bei Somwi und Zersprengung der Rebellen. -- Friedlicher Marsch bis + Mpapua. -- Wahehe und Massai. -- Ankunft in Mpapua. -- Stationsbau + daselbst. -- Verhandlungen mit dem Häuptling Kipangiro. -- Wißmanns + Abmarsch zur Küste. + + +Wenden wir uns nun wieder zu Buschiri. Dieser hatte sich nach seinen +Niederlagen bei Bagamoyo in der ersten Hälfte des Mai ins Innere +begeben, um den einzigen Platz, welchen die Deutsch-Ostafrikanische +Gesellschaft noch dort besaß, Mpapua, in seine Gewalt zu bringen. + +Jene Gegend war bis dahin so ziemlich vom Aufstande verschont geblieben +und nur die Kunde davon von der Küste zu den Beamten der Gesellschaft +gedrungen. Von Seiten der Gesellschaftsvertretung war dem Stationschef +von Mpapua, Lieutenant Giese und dem dortigen Beamten Nielsen der +Rat erteilt worden, den Versuch zu machen, auf dem Wege durch das +Massai-Land nach der Küste zu dringen. + +Die Herren arbeiteten indes weiter an dem Ausbau der Station, +allerdings in recht unpraktischer Weise, wie sich später zeigte, und +glaubten sich in jener, wie gesagt, bis dahin ruhigen Gegend halten zu +können, bis von der Küste Hilfe käme; um so mehr, als sie eine ganze +Anzahl Suaheli-Askaris angeworben und ausgebildet hatten. + +Als nun Nachrichten über einen Anschlag Buschiris nach Mpapua +gelangten, versäumten sowohl Giese, teils weil er diesen Gerüchten +nicht recht glaubte, teils auch, weil er am Fieber und Dyssenterie +schwer darniederlag, wie auch Nielsen, die nötigen Vorsichtsmaßregeln +zu treffen. So gelang es denn einem Teil der Leute Buschiris bei Nacht +sich in die Station einzuschleichen. Nielsen wurde ermordet, Giese, +der im Schlafe von den Aufständischen überrascht wurde, griff zwar zum +Gewehr, als dieses jedoch versagte, sprang er zum Fenster hinaus und +kam im Nachtgewande, alles verloren glaubend, zu einem ihm ergebenen +Häuptlinge. Die Station war aber gar nicht verloren, auch waren die +Suaheli-Askari nicht entflohen, sondern hatten so tapferen Widerstand +geleistet, daß die Rebellen wieder von Mpapua abzogen. + +Die Leute Gieses verblieben noch einige Zeit daselbst, zerstreuten sich +aber, als ihr Führer nicht zu ihnen zurückkehrte. Einige von ihnen +fanden sich zu Giese, der bald von seiner Krankheit soweit hergestellt +war, daß er in Begleitung zweier Soldaten auf dem von seinen Askaris +Buschiri abgenommenen Esel in Nachtmärschen nach der Küste reisen +konnte. Buschiri kehrte, als der Ort schon von Soldaten ganz verlassen +war, noch einmal dahin zurück und zerstörte und plünderte die Station, +wie auch die Gebäude und die Kirche der englischen Mission zu Mpapua; +die 2-1/2 Stunden entfernte englische Missionsstation Kisogue blieb +verschont. + +Das auf der Station befindliche 4,7 +cm+ Geschütz hatte der +Wagogo-Häuptling Kipangiro vor dem Rebellenführer gerettet und mit +der dazu gehörigen Munition in seine Tembe (befestigte Niederlassung) +geschafft, um es später den Deutschen auszuliefern. + +So stellt sich die Sache dar nach den übereinstimmenden Aussagen der +Soldaten der Besatzung und der englischen Missionare von Kisogue. +Der Bericht Gieses widerspricht dem in einigen Punkten, indes ist es +wahrscheinlich, daß der durch seine Krankheit schwer Mitgenommene den +Vorgang nicht so klar überschaut hat, wie er es bei vollkommener +Gesundheit gethan hätte. Zweierlei steht jedenfalls unleugbar fest, daß +Vorsichtsmaßregeln so gut wie gar nicht getroffen waren, und daß die +Besatzung, obwohl ihr Führer alles verloren glaubte, noch einige Tage +nach dem Abzug Buschiris sich in Mpapua gehalten hat. + +Die über die Vorfälle in Mpapua an die Küste gedrungenen Gerüchte, +welche durch den persönlichen Bericht des Lieutenants Giese teils +bestätigt, teils erweitert wurden, sowie die Nachricht, daß Buschiri +unter den Wahehe und Mafiti Anwerbungen mache, um gegen uns zu ziehen, +veranlaßten den Reichskommissar nunmehr eine Expedition nach dem Innern +vorzubereiten. Lag doch die Gefahr vor, daß Buschiri jetzt, wo die +deutschen Interessen im Innern nicht mehr genügend geschützt werden +konnten, gegen die Stationen der englischen und französischen Mission +vorgehen und die große Karawanenstraße weiterhin beunruhigen werde. + +Hatte Buschiri doch schon den wenn auch vergeblichen Versuch +gemacht, eine vor kurzem in Bagamoyo unter der Führung des bekannten +Karawanenführers Tscherekesa angelangte Karawane, welche eine große +Rindviehherde, Kleinvieh und Elfenbein mit sich führte, auf ihrem +Marsche ihrer Habe zu berauben. + +Für Wißmanns Absicht traf es sich günstig, daß Lieutenant Ramsay, der +zur abermaligen Anwerbung von Zulus abgeschickt war, gerade mit 300 +Neuangeworbenen in Bagamoyo angekommen war, die nun eifrig einexerziert +wurden und zur Teilnahme an der Expedition herangezogen werden konnten. + +Dem Reichskommissar war es klar, daß, wenn sich die Nachricht von den +Anwerbungen Buschiris bei den Wahehes und Mafitis bewahrheitete, nach +seinem Abrücken mit einer größeren Truppenmacht ein Erscheinen der +Rebellen an der Küste mit den alten Anhängern und den neuen Kräften +mindestens wahrscheinlich sei. Nichtsdestoweniger schien es Wißmann von +der größten Wichtigkeit, die Expedition selbst ins Innere zu führen, um +sich persönlich über die Absichten und die Stimmung der Eingeborenen +und ihr Verhalten zu den Deutschen und Buschiri zu unterrichten. Die +bisher nur in sehr unsicherer Form zu ihm gedrungenen Gerüchte ließen +es nötig erscheinen, daß der Kommissar auf Grund eigener Wahrnehmungen +seine Maßnahmen träfe. Er trug jedoch Bedacht, daß sein Stellvertreter +an der Küste, Freiherr von Gravenreuth, nicht nur eine zur Sicherung +der Stationen erforderliche Truppenzahl zur Verfügung behielt, sondern +auch gegebenen Falls ein Expeditionskorps bis zur Stärke von 200 Mann +formieren konnte, ohne daß deshalb die Stationen entblößt werden +mußten. Hierzu kam noch, daß an der Küste selbst ja im äußersten Falle +die Kriegsschiffe helfend eingreifen konnten. + +Das Korps, welches der Reichskommissar mit sich nahm, bestand aus 3 +Kompagnien, (1 Sudanesen- und 2 Zulukompagnien), einer Askaritruppe und +der Artillerieabteilung (1 Maxim-Gun und ein 4,7 +cm+ Geschütz); +im ganzen waren es 25 Europäer und 550 Mann. + +Die Führung des ganzen Expeditionskorps hatte Chef von Zelewski, +der Sudanesen Lieutenant End, der Zulus Lieutenant Ramsay und von +Medem, der Artillerie Lieutenant Böhlau, der Askaris Deckoffizier +Illich. Ferner nahmen Teil +Dr+. Bumiller als Adjutant des +Reichskommissars, und als Gast Wißmanns Herr Otto Ehlers, bekannt +durch seine Reise nach dem Kilimandscharo und als Führer der vom +Dschaggahäuptling Mandara an Se. Majestät den deutschen Kaiser +geschickten Gesandtschaft. + +Verfasser selbst hatte in der ersten Zeit die Waniamuesi-Karawane mit +einem Teile der Soldaten zu führen. Es erschien wohl möglich, daß diese +Karawane unterwegs von Buschiri angegriffen würde. Die Söhne Uniamuesis +waren wegen der uns geleisteten Dienste den Rebellen verhaßt und sie +führten große Reichtümer mit sich. + +Die Fürsorge für die Träger und die Lasten, wie das ganze +Verpflegungswesen war Lieutenant Blümcke übertragen. Die Trägerkolonne +bestand, da wir uns nur auf die Mitnahme des Proviants und der +notwendigsten Tauschartikel und Geschenke beschränkten, trotz der +großen Anzahl von Europäern und Truppen, aus nur 100 Mann, meist +Leute von der Küste nebst einer Anzahl Wassukuma aus der oben bereits +erwähnten Karawane, deren Zutrauen wir uns so schnell zu verschaffen +gewußt hatten, daß sich ein Teil von ihnen willig zu Trägern für uns +hergab. + +Da vor dem Aufbruch der Expedition gemeldet wurde, daß etwas seitlich +von der Karawanenstraße bei Pangiri sich ein Rebellenlager befinde, +wohin sich die vereinigten Jumbes von Bagamoyo gezogen haben sollten, +beschloß Wißmann zunächst dorthin zu marschieren und die Aufständischen +zu vertreiben. Wie erwähnt, gab er dem Verfasser den Auftrag am Tage +nach seinem Abmarsch mit der ganzen Waniamuesi-Karawane und den Trägern +auf der großen Karawanenstraße vorzugehen, bis er wieder zum Gros +stieße, was spätestens in Gerengere der Fall sein würde. + +In Gemäßheit dieses Befehls setzten wir am ersten Marschtage in Böten +über den Kingani, woselbst Lieutenant Sulzer einen befestigten Posten +kommandierte. Daß die Karawane nur außerordentlich langsam vorwärts +kam, ist bei der großen Masse von Weibern und Kindern und besonders bei +den ungewöhnlich großen Lasten, die jeder einzelne zu schleppen hatte, +leicht begreiflich. Hatten doch die Waniamuesi durch ihre Teilnahme +am Kampfe gegen die Rebellen und an den Befestigungsarbeiten in den +Küstenplätzen Gelegenheit gehabt, mehr als gewöhnlich zu verdienen, +und so natürlich auch mehr eingekauft als sonst. Von einer Ordnung +war überhaupt keine Rede, und es wäre verlorene Mühe gewesen, hieran +irgendwie etwas ändern zu wollen, wenn wir nur unsern Zweck, die +Karawane vor feindlichen Überfällen zu schützen, erreichten. + +Aus Furcht vor einem Angriff Buschiris hielten sich die Waniamuesi in +den ersten Marschtagen, als wir uns noch nicht mit der Expedition des +Reichskommissars vereinigt hatten, stets möglichst dicht hinter dem +deutschen Teil der Expedition, welcher die Begleitmannschaft und unsere +Träger umfaßte. In Mtoni am Kingani verabschiedete sich Verfasser vom +Lieutenant Sulzer. Nachdem wir die links vom Flusse sich hinziehende +durch ihren Reichtum an Giraffen und Antilopen zur Jagd verlockende +Ebene passiert hatten, langten wir in Mbuyuni, dem dortigen Hauptplatze +der Wadoës an. Da diese sich am Aufstande beteiligt hatten, ihnen +sogar nachgesagt wurde, daß sie drei von der Marine während des +Kampfes desertierte Matrosen gefangen genommen und aufgezehrt hätten, +-- was dahin zu berichtigen ist, daß sie allerdings, ihrer alten +kannibalischen Sitte folgend, den Leichnam eines jener drei von andern +Aufständischen ermordeten und in den Fluß geworfenen Fahnenflüchtigen +herausgefischt und verspeist hatten, -- so war es von vorn herein nicht +gewiß, wie sich die zu passierenden Wadoë-Dörfer zu unserer Expedition +stellen würden. + +Bei Mbuyuni angekommen, ging ich zunächst mit einigen meiner Leute in +das von einer schwachen Boma umgebene Dorf, das ich ziemlich verlassen +fand. Ich schickte in das Haus des Muene, wie die Wadoë-Häuptlinge +genannt werden, und ließ ihn zu mir rufen. Er erschien auch sofort mit +einem kleinen Gefolge, hinter sich einen Diener, der ein Leopardenfell +und einen mit ebensolchem Fell überzogenen Sessel trug, -- beides +nebst einer kunstvoll geschnitzten Axt, welche der Muene immer mit +sich führt, die von ihm unzertrennlichen Zeichen seiner Würde. Als der +Diener den Sessel hingestellt und das Fell davor gebreitet, nahm der +Muene selbst darauf Platz und ließ den Verfasser vor sich stehen. Es +wurde ihm bedeutet, daß dies bei uns nicht Sitte sei, und er ließ auch +sofort eine Kitanda (Negerbettstelle) herbei bringen, auf welche wir +uns einträchtig neben einander setzten. + +Aus der Unterredung gewann ich bald die Ueberzeugung, daß besagter +Häuptling ein gutmütiger Mann sei, und daß ihm wie seinen Leuten daran +lag, mit uns in Frieden zu leben. Wir erfuhren später, daß kurz vor +meinem Besuche die Wadoë bei einem Zauberer angefragt hatten, ob sie +den Krieg fortsetzen und auf Seiten Buschiris bleiben sollten oder +nicht, und von diesem den Rat erhalten hatten, vom Kampfe abzulassen +und sich offen auf unsere Seite zu stellen. So geschah es denn auch in +Mbuyuni, wie in den andern Wadoë-Dörfern, welche wir durchzogen. Der +Muene von Mbuyuni hat sogar einige Wochen später Anhänger Buschiris, +welche jene Gegend passierten, gefangen genommen und Herrn von +Gravenreuth nach Bagamoyo zugeschickt. + +Ich machte zwei Rasttage, um die weit zerstreute Waniamuesi-Karawane +wieder vollzählig beisammen zu haben. Von den Eingeborenen kehrten die +meisten, auch die Weiber und Kinder bald wieder aus ihren Verstecken +zurück, als sie sahen, daß wir nichts Arges gegen sie im Schilde +führten, und nicht duldeten, daß ihr Hab und Gut irgendwie von unseren +Soldaten oder den Leuten der Karawane angetastet würde, ja daß sogar +die Diebstähle, welche die Waniamuesi nicht lassen konnten, streng +bestraft wurden. Es bestand bald das beste Einvernehmen, und ein +gemütlicher Verkehr zwischen uns und den Eingeborenen entfaltete sich. + +Die Wadoë sind ursprünglich reguläre Kannibalen. Sogar noch im vorigen +Jahrzehnt waren die Fälle, daß Leute geschlachtet und verzehrt wurden, +gar nicht so selten und bei feierlichen Gelegenheiten, Thronwechsel und +dergl. fehlte der Leckerbissen des Menschenfleisches nicht, trotz der +großen Nähe der Küste und der Lage von Mbuyuni an der Karawanenstraße. + +Bei der Karawane des Verfassers wurden eine Anzahl Brieftauben +mitgeführt, um festzustellen, auf welche Entfernung dieselben zur +Verbindung des Innern mit Bagamoyo verwandt werden könnten, wo sie +einige Monate lang gefüttert worden waren. In Mbuyuni wurden zum +großen Gaudium der Einwohner zwei Brieftauben mit der in den Kiel +eingeführten und an einer Schwanzfeder angenähten Depesche aufgelassen. +Sie stiegen zunächst hoch in die Luft empor, offenbar um Umschau zu +halten und das Meer ist ihnen wahrscheinlich der beste Wegweiser über +die einzuschlagende Richtung gewesen. Sie sind, wie auch alle andern, +die in den nächsten Tagen bei Msua abgeschickt wurden, richtig in +Bagamoyo eingetroffen. Verfasser war dafür, ein Paar Exemplare mit bis +Mpapua zu nehmen und zu versuchen, ob sie auch von dort aus unsere +Nachrichten bis an die Küste bringen würden. Es wäre dies später von +großem Interesse gewesen, wenn die Kunde von der Ankunft Stanleys und +Emin Paschas in Mpapua in kurzer Zeit hätte nach der Küste übermittelt +werden können, um von da aus per Draht nach Europa befördert zu werden. +Allein dies unterblieb, weil von Msua nur das absolut Notwendige weiter +mitgenommen werden sollte. + +In den nächsten Tagen wurde Mbiki, ebenfalls ein Wadoë-Dorf, passiert, +und zwei Tage später Msua erreicht. Von dort aus hatte mir der +Kommandant schon die Nachricht seiner Ankunft gesandt. Nach dem +Zusammentreffen setzte nun die gesamte Expedition unter der Führung +des Reichskommissars ihren Weg fort, wobei es allerdings vorkam, daß +die Waniamuesi-Karawane, welche so schnell nicht folgen konnte und +mochte, mitunter ein auch mehrere Tage zurückblieb. + +Bei diesem Marsche benutzten die Europäer, soweit es angängig war, +Reittiere, und zwar Esel oder Maultiere. Die Versuche, Ochsen als +Reittiere zu benutzen, wie dies in Westafrika geschieht, mißlangen. Die +Tiere waren nicht kräftig genug, um den Anstrengungen unserer Märsche +gewachsen zu sein, krepierten teilweise unterwegs, oder waren, wenn sie +noch bis zur Küste gelangten, derartig entkräftet, daß sie dem Fieber +erlagen, während die westafrikanischen Stiere meist aushalten; hat +doch Wißmann den größten Teil seiner Reisen in Westafrika auf einem +Reitochsen gemacht. + +Beiläufig bemerkt, ist es eine in Ostafrika allgemein gemachte +Erfahrung, daß Menschen (Fremde und Eingeborene) wie auch Tiere nach +den Anstrengungen großer Expeditionen am Fieber erkranken, -- ferner +aber, daß bestehende Fieber durch Ortsveränderung verschwinden. + +Bevor Wißmann nach Msua kam, hatte er in Pangiri die vereinigten +Jumbes von Bagamoyo geschlagen und große Vorräte an Proviant erbeutet, +von denen ein Teil der Expedition zu gute kam. Der Rest, der von den +Soldaten und Trägern nicht verzehrt oder mitgenommen werden konnte, +wurde wie das Rebellenlager selbst verbrannt. + +Es sei gleich hier erwähnt, daß inzwischen Gravenreuth an der Küste +aus den Besatzungen von Bagamoyo und Daressalam eine Abteilung +zusammengezogen hatte, um mit ihr zur Züchtigung der Sklavenräuber in +Bueni und Kondutschi auszuziehen. Er hatte Bueni, einen Platz, an +dem immer viel Schmuggel getrieben worden war, besetzt und dort einen +Offizier als Stationschef zurückgelassen. Die Besetzung Buenis und der +Erfolg in Pangiri wirkten zusammen vorteilhaft für unser Ansehen an der +Küste. + +Da im Innern die meisten Ortschaften, mehr oder minder dem Zwange +der Verhältnisse folgend, am Aufstande beteiligt waren, wurde die +Wißmannsche Expedition zunächst überall mit Furcht und Mißtrauen +empfangen; so in Msua, wo die Weiber und Kinder geflüchtet waren +und die Männer bewaffnet im Dorfe uns erwarteten. Sie wurden davon +verständigt, daß es dem Reichskommissar fern liege, an allen, welchen +eine Teilnahme am Aufstande zugeschrieben werden konnte, Rache zu +nehmen. So ist es ihm an der Karawanenstraße, wo es besonders darauf +ankam, möglichst schnell Sicherheit und Ordnung herzustellen, gelungen, +die Häuptlinge und Eingeborenen für sich zu gewinnen. Wie überall, +so meldete sich auch in Msua bald der Jumbe Simba mit seinen Leuten, +brachte Geschenke und erbat friedlichen Verkehr. Von Msua aus ließ +der Reichskommissar seine Ankunft in den an den nächsten Tagen zu +passierenden Ortschaften immer vorher ankündigen und den Eingeborenen +anheimgeben, ihm bereits auf dem Wege Gesandte entgegenzuschicken, und +eine friedliche Verständigung zu suchen. In allen Dörfern hielt Wißmann +dann Schauri ab (Gerichtsverhandlung), worin er erklärte, daß er es +nur mit Buschiri, dem Anstifter des Aufstandes zu thun habe, der auch +jetzt noch keinen Frieden wolle, sondern den Krieg gegen uns fortsetze. +Er werde daher auch fortfahren Buschiri zu bekämpfen und überall +hin zu verfolgen; ihn und seinen Anhang irgendwie zu unterstützen, +verbiete er den Eingeborenen, wenn sie ein Einschreiten seinerseits +und eine strenge Bestrafung an ihrem Hab und Gut vermeiden wollten. +Er versprach zugleich, gegen die Räuber und Sklavenfänger strengstens +vorzugehen und aufs angelegentlichste für die Herstellung von Ruhe und +Ordnung an der Straße Sorge zu tragen. Solche Reden Wißmanns verfehlten +nirgends ihren Eindruck. Alle Dörfer erbaten sich Schutzbriefe und +eine deutsche Flagge, die sie freilich in der ersten Zeit noch etwas +schüchtern aufzogen, da sie es doch noch immer für angezeigt hielten, +sich nicht ganz offen in den Augen des uns feindlichen Teils der +Araber, Belutschen und Mrima-Leute als Freunde der Deutschen zu +bekennen. Konnten sie doch immer noch annehmen, daß die Rebellenpartei +gelegentlich einmal die Oberhand gewinnen würde. Indes die zunehmenden +Erfolge Wißmanns und Gravenreuths und die späteren Siege über Buschiri +bewogen sie bald, ganz offen für uns Farbe zu bekennen. + +Von Msua ging es weiter über Kisemo, Gerengere nach Simbamueno, einem +Dorfe in der Ebene, welche sich am Fuße der Ukamiberge südlich vom +Nguru-Gebirge hinzieht und östlich in die Makata-Ebene übergeht. Am +Abhange der Ukamiberge, etwa 1-1/2 Stunde von Simbamueno und eine +Stunde von der westlich dieses Dorfes gelegenen Ortschaft Morogro ist +von der französischen Mission eine Station angelegt, die in der Regel +ebenfalls Morogro genannt wird. Dieselbe hatte in der letzten Zeit die +gesamten Missionare der Missionsgesellschaft vom heiligen Geist, aus +Longa, Mhonda und Tubugue beherbergt. Es schien auf diesen Stationen +nicht mehr genügende Sicherheit vor Buschiri vorhanden zu sein, +obgleich er die Bagamoyo-Missionare stets als neutral behandelt hatte. +In Morogro selbst hatte die Mission den Schutz des mächtigen Häuptlings +Kingo angerufen, der als Herrscher von Morogro bis an die Grenze von +Usagara anerkannt war, ein wohlbefestigtes und leicht zu verteidigendes +Dorf zum Sitz hatte und sich der französischen Mission, von der er +viele Wohlthaten empfangen, stets gut gesinnt erwiesen. Von Morogro +aus schickte Wißmann einen Boten mit Nachrichten über die Vorgänge an +der Küste und seine Absichten zu den Missionaren, und erhielt auch von +diesen einen Brief zurück. Da aber darin genauere Angaben über Kingo +fehlten, Kingo selbst weder erschien, noch Gesandte schickte, auch +die für die große Karawane so notwendigen Lebensmittel aus Morogro +und Simbamueno, wo Kingos ältere Schwester, gleichfalls Simbamuene +genannt, herrschte, nicht zum Verkauf gebracht wurden, so hatten wir +Grund anzunehmen, daß es mit der guten Gesinnung des Häuptlings doch so +weit nicht her sein könne. So wurde denn den Eingeborenen mitgeteilt, +daß am nächsten Tage ein Besuch Kingos erwartet werde und schleunigst +ausreichende Lebensmittel gebracht werden sollten, wenn sie eine für +sie unangenehme gewaltsame Requisition vermeiden wollten. + +Am nächsten Morgen schickte mich der Reichskommissar mit Lieutenant +Böhlau auf die Mission, um genauere Nachrichten über die dortigen +Verhältnisse einzuziehen, die Missionare zu uns ins Lager einzuladen +und sie, falls sie Einfluß auf Kingo hätten, zu bewegen, denselben in +vermittelnder Weise zur Geltung zu bringen. + +Der Vorsteher der Mission, Pater Mevel, ein Franzose, empfing uns auf +das liebenswürdigste; bei ihm befand sich Pater Horner, ein Nassauer, +der vorher an der Westküste zwei Jahre thätig gewesen war. Verfasser +erfuhr von ihnen, daß Kingos Verhalten ein durchaus friedliches +gewesen war, daß er sogar ein persönlicher Feind Buschiris sei und +diesem sowohl wie den von Pangiri geflüchteten Jumbes von Bagamoyo +die Aufnahme in seinem Dorfe verweigert habe. Er hatte die letzteren +hierdurch gezwungen, von der Karawanenstraße nach Süden abzubiegen; +die Missionare habe er entschieden in Schutz genommen und ein Vorgehen +Buschiris gegen sie verhindert, welcher des Lösegeldes wegen sie gern +in seine Gewalt gebracht hätte. Daß Kingo sich den Deutschen noch nicht +genähert habe, sei auf eine gewisse den Negern überhaupt eigentümliche +Ängstlichkeit zurückzuführen. + +Die von den Missionaren an den Häuptling gesandten Boten bewogen diesen +auch sofort, sich mit Geschenken zu uns ins Lager zu begeben und seine +Unterthanen zum Verkaufe reichlicher Lebensmittel zu veranlassen. Am +Nachmittag desselben Tages begab sich Verfasser auch zur Simbamuene, +einer bereits ältlichen Dame mit ergrautem Haar und erreichte hier den +gleichen Erfolg. Tags darauf verlegte Wißmann das Lager von Simbamueno +in die Nähe des Kingoschen Dorfes. + +Es sei bei dieser Gelegenheit erwähnt, daß wir die Lager immer in +einer dem Gelände angepaßten Form, meist im Viereck oder im Kreise +errichteten und mit einer schirmartigen schrägen Umzäunung aus Matama +oder Maisstengeln oder irgendwelchem Gestrüpp oder Gras, je nachdem +es die Gegend ermöglichte, umgaben. Die Soldaten hatten auf diese +Weise Schutz gegen die gröbsten Unbilden des Wetters und das Innere +des Lagers war zum Teil dem Einblick von außen entzogen. Bei einem +Überfalle hatten die Truppen weiter nichts zu thun, als sich jeder an +dem angewiesenen Platze auf die Erde zu werfen, die Gewehre aus der +Einfassung herauszustecken und den Befehl zum Feuern abzuwarten. Im +Innern der Lager erhoben sich eine Anzahl Zelte für je zwei, drei und +vier Europäer. Vor dem Zelte Wißmanns wurde in der Regel das Maxim-Gun +und das 4,7 +cm+ Geschütz aufgestellt, welches stets sofort nach +dem Beziehen des Lagers zum Gefecht klar gemacht wurde. Alsdann wurden +Innen- und Außenposten aufgestellt. + +Über die Art und Weise unseres Marsches ist folgendes zu erwähnen. Wenn +eine besondere Eile nicht erforderlich schien, wurde des Vormittags +und auch noch einen Teil des Nachmittags marschiert, bis der für den +Tag bestimmte Lagerplatz erreicht war, die Expedition hatte dann noch +hinreichend Zeit, sich vor Eintritt der Dunkelheit ordnungsgemäß und +bequem einzurichten. + +Das war natürlich nicht möglich, wenn es galt schnell vorwärts zu +kommen. Dann wurde in den weniger heißen Stunden des Vormittags +marschiert und nach einer Mittagsrast der Marsch den späteren +Nachmittag hindurch fortgesetzt. Wenn es der Zweck erforderte, wenn zum +Beispiel die Absicht vorlag, irgendwo überraschend anzutreten, sind von +der Schutztruppe öfters auch sehr bedeutende Eilmärsche, Tag und Nacht +hindurch, ausgeführt worden. -- + +Wie erwähnt, führte das Schauri in Simbamueno, das dann später in +Morogro fortgesetzt wurde, zu einem für beide Teile befriedigenden +Resultate. Kingo erklärte sich ganz offen für uns und umgekehrt wurde +ihm von Wißmann seine Herrschaft bis nach Usagara, -- selbstredend +unter deutscher Oberhoheit, -- bestätigt. Auch wurde sein Einfluß bei +allen Schauris mit den Eingeborenen der nächsten Dörfer, auf denen +sich der Reichskommissar als Freund Kingos erklärte, in jeder Weise +gehoben. Es war dies für uns ein großer Vorteil, da wir bei unsern +verhältnismäßig geringen Mitteln in Ostafrika nicht überall selbst +sein und herrschen können. Oft sind wir auf die gute Gesinnung der +eingeborenen Häuptlinge angewiesen und sind durch diese viel leichter +und ohne Mißstimmung zu erregen in der Lage, unsere eigene Herrschaft +auszubreiten und humanitäre Zwecke zu erreichen. Außerdem wurde Kingo +ein Monatsgehalt ausgesetzt und ihm außer andern Geschenken seinem +Wunsche gemäß die deutsche Fahne übergeben. Von der Küste wurden ihm +später zur Verteidigung seines Dorfes zwei Böller übersandt, mit denen +allerdings nicht viel Unheil anzustiften ist, die aber immerhin auf die +feindlichen Eingeborenen ihre moralische Wirkung nicht verfehlen. + +Kingo gab unserer Expedition bis nach Usagara seinen Bruder Kibana +mit, welcher Wißmann durch seine Beziehungen zu den Eingeborenen gute +Dienste leistete und ihm seine Absicht erleichterte, die Eingeborenen +an der Straße für sich zu gewinnen. + +Unterdes hatten die aufständischen Jumbes es ihrerseits nicht an +Bemühungen fehlen lassen, den mächtigen Häuptling auf ihre Seite +zu bringen, obwohl sie ja allerdings, wie oben erwähnt, durch sein +ablehnendes Verhalten genötigt worden waren, nach Süden auszubiegen. +Von ihrem neuen Lager aus schickten sie einen Brief an Kingo. Sie +hofften ihn zu bewegen, mit ihnen gemeinsam die Waniamuesi-Karawane, +welche sehr langsam marschierte und noch hinter uns zurück war, oder, +wenn sie wieder mit uns vereinigt wäre, die gesamte Expedition auf +dem Marsche von Makata nach Comberingha an einem der nächsten Tage zu +überfallen. Sie glaubten besonders durch den Hinweis auf die wertvollen +Lasten der Karawane die Gewinnsucht Kingos zu reizen und ihn dadurch +dem vorgeschlagenen Unternehmen geneigt zu machen. + +Wißmann hatte es jedoch, wie immer bei den Eingeborenen, verstanden, +das Vertrauen des Häuptlings derartig zu gewinnen, daß dieser nach +Empfang des Briefes nichts Eiligeres zu thun hatte, als ihn dem +Reichskommissar zu übergeben und ihn so von dem Anschlage in Kenntnis +zu setzen. + +Es war dies am 3. September Abends. Infolgedessen erteilte Wißmann mir +den Auftrag mit der Zulukompagnie von Medem und einer halben Kompagnie +Sudanesen, geführt von ortskundigen Eingeborenen, welche Kingo uns zur +Verfügung stellte, gegen die Aufständischen vorzugehen. Ich fand diese +nach ununterbrochenem Marsche in den Mittagsstunden des 4. September in +der Nähe von Somwi, wo sie ihr Lager aufgeschlagen hatten. Sie wurden +sofort aus ihrer ersten Position geworfen, hielten uns aber, als wir +in dem sehr coupierten Terrain weiter vorgingen, noch einmal in einer +Bergmulde stand. Hier entspann sich ein heftiges Feuergefecht. + +Meine Abteilung bis auf einen Zug Sudanesen, den ich die hinter uns +gelegenen Hügel hatte besetzen lassen, hatte ich völlig entwickelt, und +so lagen wir uns in langen Linien an einem sich unregelmäßig durch das +Gelände hinziehenden Graben, der ein natürliches Hindernis bildete, auf +nur 20 Schritt gegenüber. + +Der hohe Gras- und Dornenwuchs gestattete wenig Einsicht in das +Terrain, in welchem sich der Gegner festgesetzt hatte, doch schien er +nach einer Reihe von Salven, die er zuerst ebenfalls mit einem heftigen +Schnellfeuer erwiderte, erschüttert, und als wir nun mit Marsch-Marsch +über das Hindernis vorgingen, zwangen wir ihn zu einer regellosen +Flucht ins Gebirge, das uns leider nur eine kurze Verfolgung +gestattete. + +In dem Gefechte waren auf gegnerischer Seite etwa 30 Mann gefallen +und viele verwundet worden. Wir hatten einen Zulu tot und drei +schwerverwundete Farbige; Verfasser selbst hatte einen leichten +Streifschuß am Oberschenkel und Herr Ehlers, der sich freiwillig +angeschlossen hatte, konnte von großem Glück sagen, daß ihm eine +gutgemeinte Kugel zwischen den Strümpfen und der Stiefelsohle stecken +geblieben war. + +Wir hatten auch drei Gefangene gemacht. Dieselben unternahmen, als +wir nach der Rückkehr von der Verfolgung gerade mit dem Verbinden der +Verwundeten und dem Bestatten des Gefallenen beschäftigt waren, einen +Fluchtversuch und wurden dabei von den sie bewachenden Zulus, ehe es +Verfasser hindere konnte, mit den Messern niedergestochen. Das Dorf +Somwi, aus welchem ebenfalls auf uns geschossen war, wurde geplündert +und niedergebrannt. + +Als wir nach diesem Gefecht bei Somwi etwas gerastet hatten, wurde +dem vorher erteilten Befehl Wißmanns gemäß sofort der Rückmarsch nach +Morogro angetreten. Diesem hatte Verfasser durch einen Boten seinen +Erfolg gemeldet und zugleich mitgeteilt, daß wir Verwundete mit uns +führten. Infolgedessen schickte uns der Reichskommissar den die +Expedition begleitenden Lazarettgehülfen Grucza unter Bedeckung bis +in die Gegend von Simbamueno entgegen, wo die Schwerverwundeten einen +regelrechten Verband erhielten. Kurz vor dem Anbruch des 5. September +traf ich wieder im Lager ein, in dessen unmittelbarer Nähe eine +Abteilung unter Lieutenant Ramsay inzwischen die Waniamuesi, für welche +Wißmann Besorgnisse hegte, ein Lager hatte beziehen lassen. Nachdem +Wißmann uns am 5. September einen Rasttag gegönnt hatte, damit wir uns +von den Anstrengungen des Unternehmens gegen Somwi erholen konnten, +wurde am 6. der Weitermarsch angetreten. + +Bis Mpapua hin war der Marsch ein durchaus friedlicher. Er führte +zunächst über den Makata-Fluß und durch die Makata-Ebene nach Longa. +Hier befand sich ebenfalls eine französische Missionsstation, die seit +wenigen Tagen wieder von den Missionaren bewohnt wurde. Der einzige +Platz, in dem die Verhältnisse noch manches zu wünschen übrig ließen, +war Kondoa. Das arabische Element hatte hier die Oberhand und hier +war die Heimat eines Teils der Buschirischen Rebellen. Da indes die +meisten, welche wirklich am Aufstande Teil genommen hatten, entflohen +waren, andererseits die Missionare den Reichskommissar baten, die +zurückgebliebenen Araber zu schonen, und da endlich Wißmann selbst +Bedenken trug, eine so reiche und für die Karawanenstraße so überaus +wichtige Ortschaft zu zerstören, wurde auch Kondoa, wie das gesamte +durch Usagara sich hinziehende Mukondogua-Thal friedlich durchzogen. +Freilich sind die Bewohner Kondoas, obwohl sie so gut davonkamen, nie +ganz zuverlässig gewesen, nur die Furcht vor unserem Einschreiten +hat sie im Zaume gehalten, so lange wir den Erfolg auf unserer Seite +hatten. Erst in der neueren Zeit, nach der Katastrophe in Uhehe, hat +der widerauftauchende Übermut der Araber und Belutschen zu Kondoa den +durchziehenden Europäern und den Missionaren Grund zu heftigen Klagen +gegeben. + +Ein Tagemarsch hinter Kondoa brachte uns nach Muinisagara, wo die +Tochter des alten, bereits früher erwähnten Muinisagara, denselben +Namen führend, residierte. Bei dem Vorbeimarsch sahen wir die Reste +der früheren Gesellschaftsstation Kiora, welche schon ein Jahr vor +dem Aufstand, ebenso wie das nördlich gelegene Sima, von den Wasagara +zerstört war. Verfasser benutzte mit einem Teile der Kameraden den +Aufenthalt in Muinisagara, auch Sima und das Grab des früheren +Vorstehers der Station, des Gärtners Schmidt, zu besuchen, welcher ihn +im Jahre 1885 gastlich daselbst aufgenommen hatte. + +Über Kirassa, den Kidete-Fluß, Dambi und Tubugue führte sodann der +Weg nach Mpapua. Bei Kirassa verließen wir Usagara und das fruchtbare +Mukondogua-Thal. Der Weg führte von nun an durch ein recht coupiertes +und schwieriges Terrain, planlos Berg auf und Berg ab, während er +sehr gut, durch eine Schlucht weiter südlich, sanft aufsteigend nach +Mpapua hätte angelegt werden können. Hier war früher auch eine Straße +gewesen, die jedoch, um den Negerausdruck zu gebrauchen, im Laufe der +Zeit gestorben, d. h. mit Gestrüpp überwachsen war. Die Karawanen +hatten sie aus Furcht vor den Wahehe, welche dieses Gebiet unsicher +machten, aufgegeben. Einen Teil des Dorfkomplexes von Kirassa, der +im Mukondogua-Thale lag, fanden wir niedergebrannt und zerstört. +Die Eingeborenen erzählten uns, daß wenige Tage zuvor die Wahehe +einen ihrer Einfälle gemacht und nur die hohen auf dem Abhang der +Usagara-Berge verstreuten Hütten verschont hätten. Die Bewohner dieser +hochgelegenen Hütten waren gezwungen, jedesmal von ihrer Höhe herunter +ins Mukondogua-Thal zu steigen, um das unentbehrliche Wasser zu holen; +aber die Sicherheit vor den gefürchteten Wahehe ließ sie dieses +Ungemach recht gern ertragen. + +Geographisch wird Ugogo im Osten erst durch die Bergkette zwischen +Tubugue und Mpapua begrenzt, und diese Grenze ist auch auf allen Karten +angegeben; doch bildet jetzt ethnographisch bereits der Höhenzug +nördlich des Mukondogua-Thales die Grenze von Usagara und Ugogo, da die +schwächlichen Wasagara im Laufe der Zeit immer mehr und mehr vor den +umwohnenden kriegerischen Stämmen zurückgewichen sind. Von Westen her +drängten die räuberischen Wagogo, von Südwesten her die Wahehe und aus +dem Nordwesten die Massai, oder genau gesagt, die einen Teil derselben +ausmachenden Wahumba. Die spärlichen, von uns hinter Kirassa passierten +Ortschaften waren alle von Wagogo oder mit ihnen vermischten Negern +bewohnt. Gerade zu der Zeit, wo wir diese Gegend durchzogen, war ein +heftiger Kampf der Wahehe gegen die Massai vorangegangen, und so fanden +wir öfter eben erst von den Wahehes verlassene Lagerstätten. + +Nachdem wir in Tubugue, einem größeren Orte der Wagogo, gerastet, +erreichten wir am 10. Oktober Mpapua. Auf dem Höhenzuge zwischen beiden +Dörfern fiel uns ein mit Unterholz wenig bewachsener Wald auf, der uns +in den nächsten Tagen gutes Bauholz für den Bau der Station lieferte. +In Mpapua zogen wir zunächst an den von Buschiri bei seiner letzten +Anwesenheit zerstörten Gebäuden und der Kirche der englischen Mission +vorbei, bis zu dem kleinen Hügel hin, der sich dicht am Fuße des +östlichen Höhenzuges am Ausgange des von Mpapua eingenommenen Thales +nach Nordosten hin erhebt. Hier hatte die Station der Ostafrikanischen +Gesellschaft gestanden, die ebenfalls von Buschiri, soweit es die +Stärke der Mauern zugelassen, zerstört war. Dieser Platz war vom +militärischen Standpunkt aus durchaus unpraktisch gewählt, da von dem +Abhange des östlichen Gebirgszuges mit Gewehren ganz bequem in die +Station und ihre Zimmer hineingeschossen werden konnte, und zwar aus +einer Entfernung von kaum mehr als 100 +m+. + +Wir wurden beim Einrücken von den englischen Missionaren, welche von +ihrer Station in Kisogue nach Mpapua herübergekommen waren, begrüßt, +und Wißmann erhielt von ihnen über die Vorgänge hierselbst und die +Stimmung der Eingeborenen Nachricht. + +Der erste Häuptling des Ortes, Kipangiro oder Schipangilo, der von +seinen Gegnern angeschuldigt wurde, mit Buschiri im Einverständnis +gewesen zu sein, war geflohen und hielt sich in den nahen Bergen +versteckt. Das Geschütz der Station, welches er, wie oben bemerkt, in +seine Tembe gebracht hatte, wurde von uns dort abgeholt, und da uns +Nahrungsmittel nicht zum Verkauf geboten wurden, wurden sie ebendort +entnommen und unter die Soldaten verteilt. Es gelang indes in den +nächsten Tagen den Häuptling zu beruhigen und ihn zu bewegen in unser +Lager zu kommen, wo er von Wißmann die Zusicherung friedlichen Verkehrs +erhielt. + +Gleich am Nachmittage nach unserer Ankunft gingen wir daran, einen +geeigneten Platz für die neue Station auszusuchen. Wißmann hielt es +durchaus für angezeigt, in Mpapua, welches von allen Karawanen, die vom +Viktoria und Tanganjika nach der Küste gehen, und umgekehrt, passiert +werden muß und nur unter großen Beschwerden durch einen Marsch über ein +an Wasser und Nahrungsmitteln armes und sehr beschwerliches Terrain +vermieden werden kann, einen festen Stützpunkt für die Sicherung der +Karawanenstraße und der durchziehenden Karawanen zu errichten. Bei der +Auswahl eines Platzes waren der Reichskommissar, von Zelewski und der +Verfasser thätig. Wir waren bald darüber einig, daß kein Platz besser +dazu geeignet sei, als der, auf welchem die jetzige Station steht. Es +ist eine dicht an dem einzigen die Ebene durchziehenden Flußlauf sanft +ansteigende Erhebung, von welcher aus das gesamte Terrain ringsum +beherrscht, und besonders auch die Wagogo-Tembes unter Feuer genommen +werden können. Steine für den Bau waren reichlich von den früheren +Befestigungen vorhanden, und Holz lieferte uns der oben erwähnte Wald. +So wurde im Laufe der Woche, die Wißmann in Mpapua verblieb, die +Steinumwallung der Station etwa 1 +m+ hoch aufgeführt, mit zwei +zur Unterkunft eingerichteten Eckbastionen versehen, auf deren einer +das Geschütz aufgestellt wurde, und mit zwei starken Hindernissen, +einem Ast- und einem Dornverhau umgeben. + +Die Zeit seines Aufenthaltes benutzte Wißmann, um möglichst viel gute +Beziehungen mit den eingeborenen Häuptlingen, speziell denen der +Wagogo, anzuknüpfen, wobei ihm die englischen Missionare nach bestem +Vermögen zur Seite standen. Die Waniamuesi-Karawane, deren Häuptlinge +Wißmann teilweise von seiner ersten Durchquerung Afrikas kannte, -- +er hatte damals mit Mirambo, dem damaligen Herrscher von Uniamuesi +Freundschaft geschlossen, -- nahm infolge der guten Behandlung +unsererseits und des Schutzes, den wir ihnen hatten angedeihen lassen, +lebhafte Sympathien für uns mit in ihre Heimat. Wißmann gab ihr +auch reiche Geschenke an den inzwischen auch verstorbenen Häuptling +Pandascharo mit. + +Nach achttägigen Arbeiten, die meist von Wißmann persönlich geleitet +wurden, übergab er die Station, besetzt mit 75 Zulus, 25 Sudanesen, +10 Suaheli, 2 deutschen Unteroffizieren und dem zum Stationschef +ausersehenen Lieutenant von Medem, zunächst dem Verfasser mit +dem Auftrage, die weitere Regelung unseres Verhältnisses zu den +Eingeborenen in die Hand zu nehmen. Ich sollte den Reichskommissar in +dieser Gegend vertreten, bis die Stanley'sche Expedition und Emin in +Mpapua anlangten, sollte diese Expedition begrüßen und mit 10 Sudanesen +der Station durch deutsches Gebiet nach Bagamoyo führen. + + + + + 7. Kapitel. + + Regelung der Verhältnisse um Mpapua und Marsch mit der Stanleyschen + Expedition zur Küste. + + Erweiterung der Beziehungen zu den Eingeborenen. -- Reise in die + Umgegend von Mpapua. -- Die Massais und Wagogo um Mpapua. -- + Vertrauen der Massai zur Station. -- Befestigung und Bauarbeiten. + -- Schlechter Gesundheitszustand der Europäer. -- Dyssenterie in + Mpapua. -- Ankunft der Stanleyschen Expedition. -- Rückblick auf + Emins Lage in der Äquatorialprovinz. -- Sein Abmarsch mit Stanley. + -- Ärztliche Dienste des Pascha in Mpapua. -- Stanleys + Entgegenkommen. -- Abmarsch zur Küste. -- Marschordnung. -- Leben auf + dem Marsche. -- Verkehr mit den Eingeborenen. -- Jagd. -- Begegnung + unserer Expedition mit Gravenreuth in Msua. -- Amerikanische + Reporter. -- Ankunft in Bagamoyo. -- Emins unglücklicher Fall. + -- Seine Behandlung und Heilung. + + +Für die dauernde Wahrnehmung der Stationsleitung in Mpapua war, wie +erwähnt, der Lieutenant v. Medem ausersehen. Er war von den jüngeren +Offizieren der Expedition, die damals für Mpapua in Frage kamen, +derjenige, welcher am meisten die für jene höchst wichtige Stellung +notwendigen Eigenschaften in sich vereinigte: große Ruhe und die +Fähigkeit, mit den Eingeborenen zu leben und sich diesen anzupassen, +praktischen Sinn und große Willenskraft, dazu ein besonderes Talent, +gerade mit den Zulus, die ja den Hauptteil der Besatzung von Mpapua +bildeten, umzugehen. Wißmanns Wahl fiel sofort auf Medem; es wurde +dem Verfasser übertragen, diesen während der Zeit der gemeinsamen +Thätigkeit zu Mpapua noch eingehender mit den örtlichen Geschäften +bekannt zu machen. + +Dem Befehle des Reichskommissars gemäß benutzte der Verfasser die +nächsten Wochen nach dem Abmarsche der Expedition Wißmanns von Mpapua +zur weiteren Fortführung der Stationsarbeiten, sowie zur Erweiterung +unserer freundschaftlichen Beziehungen zu den Eingeborenen in der +Umgebung Mpapuas und zwar bis zu den mehrere Tagereisen weit von dort +angesessenen Stämmen. Eine höchst angenehme Beigabe war bei diesen +Reisen die Ausübung der hervorragend guten Jagd, welcher auf dem +Hermarsch die Mitglieder der Expedition nur an einzelnen Stellen, z. +B. in der Makata-Ebene hatten obliegen können. Ich besuchte mehrere +Häuptlinge der Wagogo und der Wahumba, deren Land von Ugogo durch den +nördlich Mpapua's sich hinziehenden Höhenzug geschieden wird. Vom Kamm +dieses Höhenzuges öffnet sich eine weite, herrliche Aussicht über die +zu Füßen sich ausbreitende Massai-Ebene. Ebenso hatte ich Gelegenheit, +das Land der Wahehe zu sehen, allerdings nur an der äußersten Grenze +und auf einer Jagdreise. + +Die Massai lebten zu jener Zeit im Kriege mit den Wahehe. Wie schon +erwähnt, hatten letztere kurz vor der Ankunft der Expedition einen +Überfall nicht nur in Usagara gemacht, sondern waren auch bis ins Land +der Wahumba vorgedrungen, und es war ihnen durch ihr unerwartetes +Auftreten gelungen, noch einige Viehherden der Massai zu erbeuten. +Eines Tages, als ich von Kongua aus in ein Massaidorf kam, fand ich +daselbst tausende von Massai-Kriegern, auch solche, die nicht zum +Stamme der Wahumba gehörten, und die, wie sie erklärten, bis vom +Kilimandscharo hergekommen waren, um mit vereinten Kräften gegen die +Wahehe zu kämpfen. Es fanden denn auch in dieser Zeit sowohl in der +Marenga Mkali, der westlich von Mpapua von Tschunio an sich mehrere +Tagereisen ausdehnenden süßwasserlosen Steppe wie auch weiter südlich +an der Grenze von Uhehe fast täglich zwischen den beiden Stämmen +Gefechte statt. + +Mit den Wagogo und Massai war es vollkommen gelungen, einen friedlichen +Verkehr herbeizuführen. Ich besuchte ihre Häuptlinge, wie auch +umgekehrt diese selbst von weit her mit Geschenken zur Station +kamen und sich Schutzbriefe von mir ausbaten. Selbst der oberste +Wahumba-Häuptling schickte eine Gesandtschaft und gab derselben ein +Geschenk an Rindern mit, was sonst bei den Massais unerhört ist. Sie +bringen es selten übers Herz, sich selbst von dem schlechtesten Stück +Rindvieh zu trennen. Die Gesandtschaft befragte mich, wie ich über +ihren Feldzug gegen die Wahehe dächte und ob ich geneigt sei, sie +hierin zu unterstützen, ihnen eventuell von meiner Besatzung Leute +mitzugeben. Ich konnte ihnen meinerseits zwar guten Erfolg zu ihrem +gerechten Vergeltungskampf wünschen, hielt es aber für gut, jede +Unterstützung abzulehnen. Es waren über die Werbungen Buschiris bei +den Mafitis und Wahehe nur Gerüchte zu uns gedrungen, keineswegs aber +konnten diese damals als feststehende Thatsachen angesehen werden. +Zudem wurde unsere Besatzung notwendig zum Bau der Station gebraucht: +wir mußten auf alles gefaßt sein und daher alle unsere Kräfte +zusammenhalten, wie ja auch der Reichskommissar zur Vorsicht ermahnt +hatte. + +Ich stellte den Massai jedoch meine Hilfe in Aussicht, wenn die Wahehe +in der Umgegend von Mpapua selbst aufträten oder wenn sie zu weit nach +den Wahumba hin um sich griffen. Unser Verhältnis zu den Wahumba und +den östlichen Wagogo war, wie aus dem Erwähnten hervorgeht, ein gutes +und ist im allgemeinen auch ein solches geblieben, wenngleich einzelne +Räubereien der Wahumba sowohl wie der Wagogo an der Karawanenstraße +hier und da die Besatzung von Mpapua zum Einschreiten nötigten. Sehr +schlecht dagegen haben sich, wie das nicht anders zu erwarten war, +unsere Beziehungen zu den Wahehes gestaltet. + +Neben der Ausbreitung des Ansehens der neuen, von Wißmann gegründeten +Station, schritten auch die Befestigungs- und Bauarbeiten rüstig +vorwärts, welche nach meiner Abreise vom Feldwebel Hoffmann +weitergeführt und von Herrn von Bülow vollendet wurden. Hingegen +ließ der Gesundheitszustand unter den Europäern wie den Farbigen der +Station sehr viel zu wünschen übrig. Die Dyssenterie brach mit großem +Heftigkeit unter uns aus. Der Unteroffizier Kröhnke war schon auf dem +Marsche von dieser Krankheit befallen worden, wahrscheinlich angesteckt +von dem Feldwebel Markgraf, mit dem er in einem Zelte zusammenlag. +Bald nach ihm erkrankten einige Sudanesen und Zulus, und trotz aller +Vorsichtsmaßregeln griff die Krankheit immer mehr und mehr um sich, +vermutlich durch die Unmassen von Fliegen in dem viehreichen Mpapua +weiter getragen. Endlich wurden auch Lieutenant von Medem und ich +von der Krankheit ergriffen. Durch den Tod verloren wir, solange ich +in Mpapua war, nur einen Farbigen, einige Wochen jedoch nach meinem +Abmarsche erlag auch Lieutenant v. Medem der Krankheit, während +Unteroffizier Kröhnke sich besserte. Indessen machten bald vielfache +schwere Fieberanfälle auch seine Ablösung von Mpapua und seine +Beförderung nach der Heimat notwendig. In Deutschland fiel er einem +Herzschlage zum Opfer. + +Während der ganzen Zeit der Epidemie standen uns die englischen +Missionare in Kisogue opferbereit zur Seite, wie denn überhaupt +das Verhältnis zwischen Mission und Militärstation ein sehr +freundschaftliches war. + +Der Reichskommissar hatte mir, wie erwähnt, den Befehl erteilt, die +Ankunft der Expedition Stanley-Emin Pascha in Mpapua abzuwarten und +dieselbe dann durch deutsches Gebiet an die Küste zu führen. Am Tage +der Ankunft der Wißmannschen Expedition hatten Boten von Stanley +Mpapua passiert, durch welche wir Kenntnis von seinem Herannahen +erhielten. Wißmann selbst sandte durch die bereits mehrfach erwähnte +Waniamuesi-Karawane, die ihren Weitermarsch nach der Heimat fortsetzte, +einige Briefe mit, in denen er Emin Pascha und Stanley begrüßte und sie +über die Vorkommnisse der letzten Zeit orientierte. + +Etwa einen Monat später traf die Stanleysche Expedition, trotz einer +ziemlichen Anzahl Kranker und Schwacher und des ziemlich wüsten +Gesindels, welches aus der Äquatorialprovinz mitkam, gut geordnet +und geschlossen vor der Station ein, bei einer so großen Karawane +immer ein Zeichen, daß es der Führer verstanden hat, die Disziplin +aufrecht zu erhalten. Sie bezog das gewöhnliche Karawanenlager, um +eine große Sykomore herum, wo Stanley gelegentlich einer seiner +früheren Expeditionen schon gelagert hatte. Die Karawane bestand aus 3 +Kompagnien Wangwana zu je 60 Mann, etwa 80 Wangwana-Trägern und den aus +Wadelai mitgezogenen Leuten des Pascha, welche fast alle Weiber, Kinder +und Träger mit sich führten. Die letzteren waren mit allem möglichen, +teilweise ganz wertlosen Hausgerät beladen und erinnerten uns lebhaft +an die Eigenschaft unserer Sudanesen, alles, was nicht niet- und +nagelfest ist, mit sich zu schleppen. Im ganzen waren es noch etwa 600 +Mann, trotz der großen Verluste, die die Karawane unterwegs erlitten +hatte. Unter den Leuten des Pascha befand sich eine Anzahl ägyptischer +Offiziere, Schreiber und Soldaten, ein griechischer Kaufmann, der sich +früher in Wadelai etabliert hatte, und ein ebenfalls daselbst als +Apotheker thätig gewesener tunesischer Jude. Die Weiber und Kinder, wie +auch die meisten Offiziere ritten auf Eseln. + +Die Europäer der Expedition waren folgende: Stanley mit seinen +Offizieren, den Herren Lieutenant Stairs, Kapitän Nelson, +Dr.+ +Parke, Mr. Jephson, seinem, man kann sagen Proviantmeister, Mr. +Bonny, und einem Diener, namens Hoffmann. Ferner zwei französische +Missionare, Père Giraud, ein sehr liebenswürdiger Mann, welcher durch +ein Augenleiden zur Rückkehr nach Europa genötigt war, und der ihm +zur Begleitung mitgegebene Père Schynse, jener bekannte, bei den +Deutschen allgemein beliebte, ganz deutsch denkende und fühlende Mann, +der dem Werke der Zivilisation leider zu früh durch den Tod entrissen +worden ist. Die beiden letzteren kamen von Bukumbi, ihrer Station am +Südufer des Viktoriasees und waren in Ikungu zur Expedition Stanleys +gestoßen, um unter ihrem Schutze weiter nach der Küste zu marschieren. +Endlich waren bei der Expedition Emin und Casati, welcher dem Pascha +während seines Aufenthaltes im Sudan treulich zur Seite gestanden +hatte. Besonderes Interesse erregte die kleine Tochter, die Emin von +seiner verstorbenen Frau, einer Abessinierin, hatte, namens Ferida, die +damals etwa 6 Jahr alt war, und in der Karawane in einer Hängematte +stets unmittelbar vor dem damals schon ganz kurzsichtigen Pascha +einhergetragen wurde. Der Pascha hing mit großer Liebe an ihr und +wollte sie immer vor sich sehen. Sie wurde von ihrer Gouvernante, einer +ganz hübschen, stattlichen Ägypterin begleitet. + +Stanley pflegte immer an der Spitze des Zuges zu marschieren, und so +hatte ich denn zuerst Gelegenheit, ihn zu begrüßen. Er machte mich +alsbald mit seinen Offizieren, sowie mit Emin und Casati bekannt. +Unser spärliches Hausgerät auf der Station gestattete mir zunächst +nur den Pascha und Stanley zum Essen zu mir zu laden. Eine Flasche +Sekt, deren mir Wißmann mehrere für Krankheitsfälle und speziell zur +Begrüßung Emins und Stanleys dagelassen hatte, wurde auf die glückliche +Ankunft beider getrunken. Sie mundete ihnen ganz trefflich, da sie +solche Erfrischungen lange hatten entbehren müssen. Im Verkehr zwischen +dem Pascha und Stanley bemerkte ich bald den Gegensatz der beiden +Männer, der, obwohl sie täglich öfter mit einander zusammenkommen +mußten, eine rechte Ungezwungenheit, besonders von Seiten des Pascha, +nicht aufkommen ließ. Dieser erzählte mir, wie herzlich er sich +gefreut habe, als er durch Wißmanns Briefe Kenntnis von unseren +Fortschritten erhalten, als er die deutsche Flagge auf der Station habe +flattern sehen, und wie lebhaftes Vergnügen er jetzt empfinde, wieder +mit Deutschen persönlich verkehren zu können. Er erzählte mir auch +offenherzig von der Expedition Stanleys und dessen Absichten. + +Bei der Wichtigkeit der Persönlichkeit Emins für uns und wegen seiner +späteren Anteilnahme an den Arbeiten des Reichskommissariats erscheint +ein kurzer Rückblick auf die Verhältnisse in der Äquatorialprovinz und +die Stanleysche Expedition geboten. + +Dreizehn Jahre hindurch hatte Emin Pascha ohne wesentliche Zuschüsse +von der egyptischen Regierung zu erhalten, meist in friedlicher +Arbeit die Geschicke des Landes geleitet und dasselbe der Kultur +näher gebracht, bis in den letzten Jahren von 1887 an seine Position +schwankend geworden war. Es wirkte hierzu besonders der Umstand mit, +daß die ihm unterstellten egyptischen Soldaten, welche seit 5 Jahren +den Sold von ihrer Regierung nicht erhalten hatten, und gerade in +dieser Zeit die Grenzen der Äquatorialprovinz gegen die Scharen des +Mahdi in fortwährenden Kämpfen verteidigten, allmählich eine begründete +Unzufriedenheit zu zeigen begannen. Ebenso bestand nach Casatis Angabe +eine weit verbreitete Unzufriedenheit unter den Offizieren gegenüber +den Maßregeln des Gouverneurs. Die Unmöglichkeit, aus eigenen Mitteln +und unter den sich steigernden Schwierigkeiten die Provinz zu halten, +hatte Emin an die Hochherzigkeit der Engländer appellieren lassen. ++Dr.+ Felkin, dem Freunde Emins, war es gelungen, bei einer Reihe +englischer Kapitalisten, besonders aber bei Sir William Mackinnon, dem +Hauptaktionär der englisch-ostafrikanischen Gesellschaft, Interesse für +Emin Pascha oder wohl richtiger für seine Äquatorialprovinz zu erwecken +und eine Hilfsexpedition unter Stanleys Kommando ins Werk zu setzen. + +Unter Mißachtung der Vorschläge von Schweinfurth und Junker sowie +Thompson wählte Stanley bekanntlich die Congoroute. Alle die Nachteile, +welche er von dem östlichen, von den genannten Afrikaforschern +empfohlenen Wege befürchtet hatte, stellten sich bezüglich der +Verpflegung der Karawane, des Gesundheitszustandes, der Desertion +von Trägern, der Schwierigkeit des Weges und der Feindseligkeiten +der Eingeborenen auf dem von ihm selbst gewählten Wege in weit +höherem Maße ein. Im April 1888 erhielt Emin Pascha durch einen Brief +Stanleys die erste Nachricht vom Anrücken der Hilfsexpedition, auf +die er in der letzten Zeit sehnsüchtig gewartet hatte, und von der +er eine Befestigung seiner Macht und Beruhigung der unzuverlässigen +Elemente erwartete. Der Pascha faßte den Entschluß, mit Casati +Stanley entgegenzuziehen und ihn an der Grenze der Äquatorialprovinz +zu erwarten. Auf seinem Dampfer Khedive fuhr der Gouverneur über +den Albertsee und in dem Stanleyschen Lager zu Cavalli fand die +gegenseitige Begrüßung statt. + +Der Pascha erkannte bald, daß durch die Ankunft der Expedition, von +der er für sich und insbesondere für sein Verhältnis zu seinen Leuten +so viel erwartet hatte, seine Lage wenig verändert wurde. Das Einzige, +was der Provinz von Nutzen sein konnte, waren die mitgebrachten +Remington-Patronen. Im übrigen litt die Hilfsexpedition selbst Mangel +an allem und der Pascha war es, der mit den Vorräten seiner Provinz +der englischen Expedition aushelfen mußte. Casati hatte Emin Pascha +geraten, ohne Rückhalt zu Stanley über die Lage der Provinz und +über die Zerwürfnisse, die zwischen dem Gouverneur und den Parteien +eingetreten waren, zu sprechen, sowie seine Ohnmacht nach den +Ereignissen der letzten Zeit einzugestehen. Emin hat indes wohl den +Rat des Freundes nicht befolgt und es vermieden, sich mit der nötigen +Offenheit Stanley anzuvertrauen, vielleicht um seinen Namen vor diesem +Manne des ihn umgebenden Nimbus nicht zu entkleiden. + +Da Stanley das Gros der Expedition mit den Hauptvorräten im Lager zu +Jambuja am Aruwimi, außerdem eine große Anzahl von Kranken im Fort Bodo +zurückgelassen hatte, schickte er sich nach verhältnismäßig kurzer Zeit +an, wieder nach dem Aruwimi aufzubrechen, um die zurückgebliebenen +Leute und Vorräte herbeizuschaffen. Während dieser Zeit sollte der +Pascha diejenigen seiner Beamten und Soldaten, welche geneigt wären +nach Egypten zurückzukehren, in Cavalli vereinigen, um hier Stanleys +Ankunft zu erwarten und mit ihm aufzubrechen. Die Bitte des Pascha, +mit ihm die verschiedenen Stationen seiner Provinz auf dem Dampfer +Khedive zu besuchen, schlug Stanley ab mit der Begründung, daß er eilig +nach Jambuja zurückkehren müsse. Sein Aufenthalt am See dauerte indes +ungefähr 4 Wochen. Es ist zu bedauern, daß Stanley auf die Bitte Emins +nicht eingegangen ist. Zweifellos wäre das persönliche Erscheinen +Stanleys von einer ungleich größeren Wirkung auf die Truppe und die +Bevölkerung gewesen. Stanley wäre in der Lage gewesen, die Truppen +nicht nur durch die Macht seiner Persönlichkeit, sondern auch durch +die bei ihm zur Meisterschaft ausgebildete Art zu verhandeln davon zu +überzeugen, daß er im Auftrage ihres Souveräns des Khedive nach der +Provinz gekommen sei, um sich mit eigenen Augen von der Lage der Sache +zu überzeugen und entweder Hilfe in Gestalt von Munition zurückzulassen +oder aber die Leute nach Egypten zu führen. + +Wenn man nun Stanley auch nicht ohne weiteres die Verweigerung der +Bitte Emins verübeln kann, -- hatte er doch das eigentliche Gros der +Expedition im Lager bei Jambuja zurückgelassen und fühlte sehr wohl +selbst heraus, daß mit dem, was er dem Pascha mitgebracht hatte, gar +nichts geleistet sei, -- so ist es ebenso als verfehlt zu betrachten, +wenn er später auf die wiederholte Bitte Emins, wenigstens einen seiner +Offiziere zurückzulassen, Herrn Mounteney Jephson mit dieser Mission +beantragte. Jephson hatte nur ganz oberflächliche Kenntnis von den +Machtbefugnissen Stanleys, denn bei der Natur Stanleys, welche mit +der Verantwortung auch gleichzeitig das Ende aller Fäden in Händen +behalten wollte, war thatsächlich keiner seiner Offiziere mit dem +ganzen Umfang der Stanleyschen Aufträge bekannt. Jephson war ferner +nicht die Persönlichkeit, um selbständig auftreten oder bei irgend +welchem Mißtrauen der Leute bindende Versicherungen geben zu können. +Die Anwesenheit Jephsons trug zur Verbesserung der Lage der Truppen +jedenfalls nicht bei. + +Es ist außerordentlich schwierig, ein bestimmtes Urteil über das +Verhältnis Emins zu seinen Truppen abzugeben. Alle darüber vorhandenen +Veröffentlichungen Stanleys, Casatis, Jephsons lassen den inneren +Zusammenhang nicht erkennen und erscheinen lediglich als persönliche +Urteile der Verfasser. Emins Ansicht ging und geht auch heute noch +dahin, daß durch die Art und Weise des Auftretens der Stanleyschen +Expedition die Mißhelligkeiten zwischen ihm und seinen Truppen erst +verursacht worden seien. Es ist wahrscheinlich, daß der Pascha sich +hierin täuscht und daß Casatis Urteil der Wahrheit am nächsten kommt. +Andererseits ist aber nicht zu verkennen, daß die großen Erwartungen, +welche Emin selbst bei seinen Soldaten von der Stanleyschen +Entsatz-Expedition erweckt hatte, durch das Erscheinen derselben in +halb verhungertem und zerlumptem Zustande, sehr herabgemindert wurden, +ja daß sogar ein begreifliches Mißtrauen bei den Leuten entstand. +Der Umstand, daß Stanley und seine Begleiter Engländer waren, konnte +die üble Wirkung auf die Truppe nicht hervorgebracht haben, -- war +doch Gordon und andere Gouverneure im Sudan durch den Khedive selbst +eingesetzt worden. Der ganze Aufstand der Eminschen Truppen macht +den Eindruck einer Militärrevolte, welche durch Intriguen sich +benachteiligt glaubender Offiziere in Szene gesetzt wurde. Auch der +Casatische Bericht läßt dies erkennen; in demselben findet man sogar +an eigentlichen inneren Gründen überall nur persönliche Mißgriffe +angegeben, welche Emin den Offizieren gegenüber begangen haben soll. In +der That herrschte unter einem großen Teil der Leute des Pascha eine +bittere Stimmung gegen ihn. + +Von einer ganz besonderen Wichtigkeit für uns Deutsche ist das +Verhalten Emins Stanley und seinen Anerbietungen gegenüber. Stanley +und seine Offiziere versuchten zwar nach ihrer Ankunft am Albertsee +und auch später auf dem ganzen Marsche beim Pascha den Glauben zu +nähren, als ob die Expedition lediglich aus humanitären Rücksichten +seinetwegen und für die mit ihm von Egypten abgeschnittenen Beamten und +Truppen unternommen worden sei. Niemand wird bestreiten, daß viele, ja +die meisten Mitglieder des englischen Emin Pascha-Entsatz-Komitees von +rein humanitären Rücksichten geleitet wurden. Aber es gab in diesem +Comité doch eine Reihe von Namen, deren Träger zu eng mit afrikanischen +Interessen verknüpft waren, um nicht gewisse praktische Nebenabsichten, +sei es auf die Person Emins, sei es auf seine Provinz oder auch auf +beides zusammen, vermuten zu lassen. Es sind dies die Mitglieder der +englisch ostafrikanischen Gesellschaft, denen ein Mann wie Emin und +eine Provinz wie die seine notwendig als höchst begehrenswerte Ziele +erscheinen mußten. + +In der That wird diese Absicht einer Gebietserweiterung der +englisch-ostafrikanischen Gesellschaft durch die dem Pascha von Stanley +gemachten Anerbietungen bestätigt. Stanley hatte nach seinem eigenen +Bericht und nach der Erzählung Emins diesem drei Vorschläge zu machen. +Der erste derselben war, -- dem vom Khedive erhaltenen Auftrage gemäß, +-- die Provinz aufzugeben, mit dem Teil der Offiziere, Soldaten und +Beamten und ihren Familien, welche die Rückkehr nach Egypten wünschten, +unter Führung Stanleys aufzubrechen und diesem nach Egypten zu folgen. + +Das zweite Anerbieten machte Stanley im Namen des Königs der Belgier. +Emin sollte, falls er es vorzöge, in seiner Provinz zu bleiben, seine +Dienste dem Kongostaat widmen und sein Land als Vorposten dieses +Staates gegen den Sudan halten. Als Verwaltungskosten wollte der +Kongostaat hierfür jährlich circa 240000 Mark aufwenden. Dem Pascha, +welchem die Stellung eines Generalgouverneurs mit dem Range eines +belgischen Generals angeboten wurde, wurde ein Jahresgehalt von 1500 +Pfd. St. ausgesetzt. + +Das dritte Anerbieten, von dem Stanley allerdings behauptete, +daß er zu demselben nicht direkt ermächtigt sei, sondern daß er +es nur mache in der Absicht, dem Pascha zu helfen und in der +zuversichtlichen Erwartung, daß seine Abmachungen vom Comité und der +englisch-ostafrikanischen Gesellschaft genehmigt würden, zielte auf +folgendes ab: Wenn die Soldaten sich weigern sollten, nach Egypten +zurückzukehren, so sollte Emin die zuverlässigsten unter ihnen nach der +Nordost-Ecke des Viktoria-Nyanza führen und dort eine feste Station für +die englisch-ostafrikanische Gesellschaft begründen. Stanley würde mit +seiner Expedition selbst die Station vollenden helfen, die Munition +und mitgenommenen Vorräte dorthin bringen lassen und erst dann mit +seiner Hilfsexpedition den Pascha verlassen, wenn dessen Stellung +eine gesicherte sei. Der Pascha sollte ein gutes Jahresgehalt von der +Gesellschaft beziehen und als Gouverneur das Netz der Stationen vom +Viktoriasee nach Mombassa hin vorschieben, während andererseits der +Vertreter zu Mombassa durch Vordringen von der Küste aus dem Pascha in +die Hände arbeiten würde. + +Die Lage Emins diesen Vorschlägen gegenüber war keine leichte. +Seine Hoffnungen auf genügende Unterstützung durch die Stanleysche +Expedition waren zerstört, ein Verbleiben in der Provinz mit den +vorhandenen Kräften legte nach dem Ferman des Khedive dem Pascha allein +alle Verantwortung für jetzt und die Zukunft auf die Schultern, die +Disziplin der Truppen, ohnehin erschüttert, war durch das Erscheinen +der Stanleyleute in ihrem kläglichen Zustande noch mehr in Frage +gestellt. + +Wenn ein Teil der Truppen geneigt schien, dem Schreiben des Khedive +Glauben zu schenken und mit Stanley abzuziehen, so standen diesen +mindestens ebensoviel Stimmen gegenüber, welche von Verrath, Verkauf +an England u. dergl. mehr sprachen. Immer aber blieb die Verantwortung +allein dem Pascha überlassen. Es kann nicht Wunder nehmen, wenn unter +solchen Verhältnissen eine definitive, einheitliche Entscheidung +unmöglich schien, wenn eine anscheinend unverhältnismäßige Zeit im +Parlamentieren verstrich. Dem Pascha kann man daher auch nicht ganz +Unrecht geben, wenn er den Ausbruch der bekannten Militärrebellion +lediglich auf diesen Zwiespalt der Meinungen innerhalb seiner Truppen +zurückführt, da er eben eine Macht auf dieselben nicht mehr hatte. Der +weitere Verlauf ist bekannt. + +Ende Januar 1889 kamen Boten von Stanley an mit der Nachricht seiner +Ankunft am Südwestufer des Albert Nyanza. In den Briefen an den Pascha +und Jephson machte Stanley insbesondere Jephson heftige Vorwürfe, daß +dieser weder allein noch mit Emin nach Cavalli gekommen sei, um dort +von der endgültigen Entscheidung Emins Mitteilung zu machen, wie auch, +daß jener nicht, wie verabredet, Soldaten und Lebensmittel für den +Küstenmarsch in Cavalli vereinigt habe. In Anbetracht der Verhältnisse +wie der inzwischen erfolgten Gefangennahme waren diese Vorwürfe +natürlich durchaus unbegründet, da dem Pascha jede Aktionsfreiheit +genommen war und ihm wohl nicht die Möglichkeit offen stand, +willkürlich seinen Aufenthaltsort von Tunguru nach Cavalli zu verlegen. + +Alles, was die Stanleysche Expedition dem Pascha jetzt zuführen konnte, +waren 30 Kisten Remington-Patronen und ein großer Teil egyptischer, +durch den Transport schlecht gewordener Uniformen. Die Lage der +Äquatorialprovinz war natürlich hierdurch um nichts geändert. + +Nachdem Stanley Kenntnis von den Vorfällen in der Provinz während +der Zeit seiner Abwesenheit erhalten hatte, wäre es, so ist häufig +behauptet worden, seine Pflicht gewesen, Emin Pascha in seiner Provinz +aufzusuchen und hätte er sich nicht darauf beschränken dürfen, Jephson +den Befehl zu schicken, ins Lager der Hilfsexpedition zu kommen, und +dem Pascha anheimzugeben, falls er nach Egypten zurückkehren wolle, +mit den ihm gleich Gesinnten in spätestens 20 Tagen nach Cavalli zu +marschieren. Ob Stanley richtig gehandelt hat oder nicht, ist schwer +zu entscheiden. Es ist sehr wohl möglich, daß wenn er nach den andern +Stationen der Provinz geeilt wäre, sich durch das Erscheinen seiner +Expedition bei der Unzuverlässigkeit und der offenen Feindseligkeit +vieler Offiziere die Lage noch verworrener gestaltet hätte, als sie +ohnehin schon war. + +Ein Teil der Aufständischen in der Provinz, namentlich der Egypter, +welche die Absicht hatten, in ihre Heimat zurückzukehren, wandte sich +jetzt an den Pascha mit der Bitte, zwischen ihnen und Stanley zu +vermitteln. Infolgedessen wurden die zur Rückkehr bereiten Mannschaften +im Stanleyschen Lager vereinigt. + +Der Tag des Abmarsches wurde endlich nach vielem Hin- und +Herdebattieren endgültig auf den 10. April 1889 festgesetzt und so +befand sich Emin in dem moralischen Zwange, entweder Stanley unbedingt +zu folgen mit einem Teil seiner Leute oder aber hier zu bleiben und +dadurch dem andern Teil gegenüber wortbrüchig zu erscheinen. + +Der Pascha empfand diese Zwangslage sehr bitter, und es erschien ihm +persönlich trotz der Rebellion gegen ihn als eine Untreue gegen die +Zurückbleibenden, wenn er Stanleys Vorschlag annahm. Er entschied +sich erst, als das fast einstimmige Urteil der Europäer und seiner um +ihn versammelten Offiziere ihn über seine Gewissensbisse beruhigte. +Der Einzige, welcher jetzt gegen den Entschluß des Aufbruchs sich +aussprach, war Casati. Die Gründe aber, die er selbst in seinem Buch +angiebt, können nicht als stichhaltige anerkannt werden. + +So brach denn nun am 10. April die Expedition auf. Von Seiten des +Pascha kamen hinzu 182 Männer und 369 Frauen und Kinder, die nach +Egypten zurückkehrten und insgesamt 397 Lasten mit sich führten. Eine +größere Anzahl von Trägern war aus der Äquatorialprovinz gestellt. -- + +Nach dieser notwendigen Abschweifung wenden wir uns wieder nach Mpapua +zurück. + +Es wurde bereits unserer Dyssenteriekranken zu Mpapua Erwähnung gethan. +Die Ankunft der Stanleyschen Expedition brachte uns Gelegenheit, die +schwer erkrankten Patienten, besonders den Lieutenant v. Medem und den +Unteroffizier Kröhnke sachverständiger zu behandeln, als es bis dahin +hatte geschehen können. + +Emin Pascha und +Dr.+ Parke nahmen sich sofort in der +hilfsbereitesten Weise der Kranken an. Der Pascha, dessen erster Gang +gleich dem gerade damals in der bedenklichsten Weise kranken von Medem +galt, traf persönlich alle Anordnungen und belehrte mich und besonders +den in Mpapua zurückbleibenden Feldwebel Hoffmann über die richtige +Behandlung der Dyssenterie. Unsere eigene Methode war ebenso, wie die +der englischen Missionare, eine ganz verkehrte gewesen. Wir hatten +das Hauptmittel gegen diese Krankheit, Ipecacuana, in großen statt in +kleinen Dosen angewandt, so daß es nicht als Stopfmittel, sondern als +Brechmittel wirkte, wie es unter Umständen beim Fieber angewandt wird. + +Es ist besonders anzuerkennen, daß Stanley sofort und gern sich +bereit erklärte, den Weitermarsch seiner Expedition im Interesse der +gefährlich erkrankten Deutschen der Station so lange aufzuschieben, +bis eine merkliche Besserung in dem Befinden derselben eingetreten und +begründete Aussicht auf vollkommene Genesung der Patienten vorhanden +sei. + +Beim Aufbruch der Expedition war Lieutenant von Medem bedeutend +gestärkt und auf dem Wege der Besserung, Kröhnke konnte bereits +ausgehen und der Verfasser, der am leichtesten erkrankt war, war +vollkommen marschfähig. + +Allerdings bekam ich unterwegs noch einen Rückfall, von dem mich +aber ein vom Pascha und den französischen Missionaren empfohlenes +Radikalmittel, zweimalige Anwendung eines Klystirs von Karbollösung (15 +Tropfen Karbolsäure auf 1/2 l Wasser) schnell und vollkommen wieder +herstellte. + +Leider bekam auch von Medem etwa 14 Tage später, nachdem er bis +dahin in erfreulicher Besserung gewesen war, einen Rückfall. Die +angewandten Mittel halfen nichts mehr, und er erlag der Krankheit, im +Innern Afrikas das erste Opfer unter den Europäern der Wißmannschen +Schutztruppe. Diese hatte in ihm einen verdienten energischen Offizier +und das Offizierkorps derselben einen der besten Kameraden zu +betrauern. + +Während der Rasttage der Expedition zu Mpapua standen alle europäischen +Mitglieder derselben, gleichviel ob Engländer, Italiener, Franzosen +oder Deutsche, in ungezwungenstem geselligen Verkehr mit der Station. +Wir boten ihnen Gelegenheit, sich die Station, die Soldaten beim +Exerzieren, bei ihren Nationaltänzen, bei der Arbeit u. s. w. anzusehen +und ernteten einstimmiges Lob. + +Am 13. November früh fand der Aufbruch von Mpapua zur Küste statt. Da +es mir oblag, die Expedition durch das deutsche Gebiet nach der Küste +zu führen, in der Vertretung des Reichskommissars die Interessen der +Eingeborenen, unserer Schützlinge, im Auge zu haben und gleichzeitig +der Expedition Stanleys auf jede mögliche Weise Vorschub zu +leisten, so brach ich mit zehn Sudanesen und drei Trägern für mein +Gepäck, Zelt, Kochgeschirr u. s. w., an der Tête der ganzen Kolonne, +selbstverständlich unter deutscher Flagge, auf und behielt folgende +Marschordnung bis zur Küste bei. Hinter meinen Leuten folgte in der +Regel Casati, der mich, nachdem er in Mpapua in freundschaftlichen +Verkehr mit mir getreten war, gebeten hatte, vorn bei meiner Expedition +marschieren und der deutschen Flagge als der Flagge einer befreundeten +Nation folgen zu dürfen. Hinter diesem fanden sich dann in der Regel +einige Weiber aus der Karawane der Eminschen Offiziere und Beamten +ein, darunter einige wirklich hübsche, ziemlich hellfarbige Gesichter. +Dann folgte die kleine Karawane der französischen Missionare, hierauf +Stanley mit Emin und seiner Expedition in der früher bereits erwähnten, +von ihm gewöhnlich befolgten Marschordnung. Später schlossen sich +dann mir von Usagara an in jedem Dorfe noch eine Menge Eingeborene +an, da der Weg damals noch nicht als ganz sicher nach der Küste galt +und sie die Macht der nach Bagamoyo rückenden Expedition zu ihrem +eigenen Schutze benutzen wollten. Diese kleinen, von den verschiedenen +Dörfern Usagaras und Ukamis mitziehenden Karawanen, die sämtlich kleine +deutsche Karawanenflaggen mit sich führten, verstärkten die Expedition +im ganzen um über 1200 Mann. + +Wie in Mpapua, so gestaltete sich auch auf der Expedition der Verkehr +mit den Europäern zu einem äußerst angenehmen, besonders auch mit +Stanley, der gegen den Verfasser stets die größte Liebenswürdigkeit +zeigte und der auch stets der besten Laune war. Der Verkehr mit ihm +bot sehr viel Anregendes, da Stanley stets in seiner lebhaften Weise +vieles aus dem reichen Schatz seiner Erfahrungen über seine Reisen zum +Besten gab. Über seine Offiziere, die ihn während des letzten Zuges +zur Befreiung Emins begleitet und mit ihm Afrika durchquert hatten, +äußerte sich Stanley wiederholt zum Verfasser aus freien Stücken auf +das anerkennendste. Manche Schwierigkeiten, die während des Marsches +durch Reibereien der Sansibariten Stanleys mit den Eingeborenen oder +den Sudanesen entstanden, wurden stets durch die Intervention Stanleys +und des Verfassers beigelegt und kann auch in dieser Beziehung das +Entgegenkommen Stanleys nur anerkannt werden. Verfasser sieht sich +veranlaßt, bei den sonstigen in dieser Beziehung vielfach erhobenen +Vorwürfen gegen Stanley gerade dieses hervorzuheben. + +Dem deutschen Offizier mußte während dieser Expedition die Thatsache +besonders auffallen, daß jeder der englischen Offiziere auf dem Marsche +seinen eigenen Haushalt führte. Jeder einzelne ließ für sich allein +kochen und aß allein, während es bei uns als selbstverständlich gilt, +daß das Leben und die Mahlzeiten nach Möglichkeit gemeinsam geführt +werden und der einzelne sich der Allgemeinheit unterordnet. Daß der +Pascha allein für sich lebte, da seine Mahlzeiten in türkischer Weise +bereitet wurden und er auch für seine Tochter zu sorgen hatte, daß +ebenso die französischen Missionare und Casati für sich lebten, war ja +eher verständlich. Indessen wurde die Geselligkeit dadurch erhöht, daß +wir uns auf dem Marsche häufig gegenseitig zu den Mahlzeiten einluden +und jeder das, was er hatte, gern mit den andern teilte. Auch wurden +teils von Stanley, teils von mir, besonders nachdem wir Proviant +und Getränke von der Küste erhalten hatten, gemeinsame Mahlzeiten +arrangiert, bei denen wir, die Vertreter verschiedenartiger Nationen, +auf das geselligste verkehrten. + +Einer der angenehmsten Gesellschafter, desgleichen zweifellos eine +der hervorragendsten Persönlichkeiten unserer Karawane war der nun +verstorbene Pater Schynse. Von hohem Wuchs, angenehmem, sanftem und +gewinnendem Gesichtsausdruck merkte man ihm, sobald er zu sprechen +anfing, an, daß man es mit einem Manne von unbeugsamer Energie, +schnellem Entschluß und großer Thatkraft zu thun hatte. Man konnte +meinen, man hätte einen jener alten Mönche vor sich, welche, ohne im +Glaubenseifer erstarrt zu sein, die Kulturträger in allen Staaten +Europas gebildet haben. Solcher Gestalten trifft man viele in +Ostafrika. Der alte +Père Étienne+ in Bagamoyo, der Bruder Oskar, +der +Père+ Delpèche, der Pater Bonifacius sind Männer, welche +niemand vergessen wird, der je zu ihnen in Beziehung trat. Bei allen +begegnete man gleichmäßig einem tiefen Verständnis für Land und Leute, +sowie für die politischen Verhältnisse. Alle zeichneten sich durch +gleiche Offenheit und Ehrlichkeit in Bezug auf die von ihnen erreichten +oder erstrebten Erfolge aus, wenn das Gespräch darauf kam. Nie fielen +sie jemandem durch ihre Religionsübungen lästig. Daß der eine oder +andere, wie besonders der Bischof Monseigneur de Courmont und der +Pater Schynse durch ihre geistigen Eigenschaften hervorragten, verlieh +dem Verkehr mit ihnen besonderen Reiz. Dabei waren die meisten dem +geselligen Leben und körperlichen Uebungen sehr zugethan; einzelne +unter ihnen zeichneten sich durch besondere Passion für das edle +Waidwerk aus, wie Schynse und Bruder Oskar, deren Büchse manches Wild +in Afrika zum Opfer fiel. + +Unser erster Marsch führte uns, nachdem wir die östlichen Hügelketten +von Ugogo passiert hatten und auf der andern Seite in das Thal +von Tubugue hinabgestiegen waren, zu dem gleichnamigen Dorfe der +wohlbewässerten Landschaft. Dort angekommen, suchte der Verfasser +einen Lagerplatz für die gesamte Expedition aus, ebenso Plätze für +die Zelte Emins, Stanleys, Casatis, der englischen Offiziere, der +französischen Missionare, für unsere Soldaten, die Kompagnien Stanleys, +die Träger und die Lasten. Stanley selbst erklärte sich, nachdem +eine prinzipielle Einigung über die Dauer der täglichen Märsche +erzielt worden, von vornherein mit allen speziell von mir getroffenen +Anordnungen einverstanden. Er hatte ursprünglich eine Vorliebe für die +Mamboia-Route gehabt, hatte aber den Vorstellungen des Verfassers, der +die zwar etwas längere Straße über Kondoa wegen der hier leichteren +Ernährung der großen Karawane empfahl, nachgegeben. Der Gabelpunkt +der beiden Straßen, der Mamboia- und der Kondoa-Route, war bereits am +ersten Marschtage dicht bei Tubugue passiert. Es erfolgte Tags darauf +der Weitermarsch nach Dambi. + +Das hier bezogene Lager, an einem Waldbächlein unter schattigen Bäumen +wildromantisch gelegen, gefiel Stanley so gut, daß er den Pater Schynse +bat, von demselben zur Erinnerung für ihn und die Expeditionsmitglieder +eine Photographie aufzunehmen. Er bat den Pascha und mich, mit ihm +in die Mitte zu treten, um uns herum gruppierten sich die übrigen +Europäer. Leider erwies sich die Platte als zu alt und feucht, um eine +gute Photographie hervorzurufen. Besser fiel ein später in Msua von +Schynse gemachter Versuch aus, der den Mitgliedern der Expedition eine +lebendige Erinnerung an jene interessante Zeit darbot. + +In den nächsten Tagen wurden die hohen, dem Mukondogua-Thal +vorgelagerten Usagara-Berge passiert und dann das Mukondogua-Thal +erreicht. Von diesem Thale ab begann wieder ein durchaus friedlicher +Verkehr mit der Bevölkerung des Landes, die sich von nun an stets sehr +zutraulich erwies und zunächst durch Abgesandte mit dem Verfasser in +Verbindung trat. Die Jumbes kamen uns meist schon unterwegs entgegen, +zeigten ihre Schutzbriefe vor, hißten in den Ortschaften die deutsche +Flagge und fragten nach unseren Anordnungen. Die Verpflegung der +großen Karawane geschah auf diese Weise ohne Schwierigkeiten und +die Eingeborenen bezeigten ihren guten Willen noch dadurch, daß +sie den Europäern überall Erfrischungen, in Gestalt des Pombe, des +einheimischen Bieres aus Hirse anboten. + +Im Mukondogua-Thal, das wir gerade in der schönsten Zeit passierten, +als die alljährlichen Grasbrände vorüber waren und die Landschaft im +jungen Grün erblühte, äußerte Stanley seine Befriedigung darüber, daß +er sich auf seiner ersten Reise in seinem Werk so günstig über die +Fruchtbarkeit Usagaras ausgesprochen habe. Allerdings nimmt dieselbe +abseits von den Flußthälern bedeutend ab, und es ist hier in den Bergen +nicht überall lohnender Boden zum Anbau von wertvollen Produkten zu +finden. + +In Muinisagara wurde ein Rasttag von den französischen Missionaren dazu +benutzt, einen Besuch in Longa, einer Station der katholischen Mission +vom heiligen Geist zu machen. Die dortigen Brüder sandten uns in ihrer +gastfreien Weise Gemüse aus ihrem Garten und einiges von dem wenigen, +was sie sonst hatten, wie Wein und Brot. + +Hinter Kondoa verließen wir den Lauf des Mukondogua und traten in die +Makata-Ebene ein, wo wir mehrere Flüsse, zunächst den Makatafluß, den +Wiansibach und den Gerengere passierten. Der Verfasser persönlich hatte +Gelegenheit auf dem Marsche in diesem wildreichen Thale eine größere +Anzahl großer und kleiner Antilopen, darunter eine Elenantilope, zur +Strecke zu bringen. -- Stanley erzählte bei dieser Gelegenheit, daß, +als Verfasser dicht bei Udewa hinter einander mit seiner Doppelbüchse +von einem Fleck aus 5 Swala-Antilopen niedergestreckt hatte, ihm +seine Leute gesagt hätten, wenn von den Deutschen immer so geschossen +würde, dann würden von Buschiris Rebellen bald nur wenige noch übrig +sein. In Makata erreichte uns eine große bereits vorher angekündigte +Proviantkarawane, welche der Reichskommissar mir besonders für Emin +Pascha, Stanley und die Expedition gesandt hatte, so daß von da an bis +zur Küste, namentlich da auch Stanley mehrere Tage später von seinem +englischen Comité noch viel Proviant erhielt, geradezu Üppigkeit und +Überfluß bei uns herrschten. + +Nachdem wir dann noch in Morogro die dortige französische +Missionsstation zu besuchen Gelegenheit hatten, ging es über die Berge +von Ukami nach Msua. Dort trafen wir die Expedition des Freiherrn +von Gravenreuth, der von Wißmann zur Bestrafung der rebellischen +Ortschaften auf einige Wochen ins Innere geschickt worden war und +zugleich den Auftrag hatte, wenn er sie treffen sollte, die Stanleysche +Expedition willkommen zu heißen und Grüße vom Reichskommissar zu +übermitteln. Das Wiedersehen wurde bei einer gemeinsamen Tafel +gefeiert, bei welcher uns die vorher von Wißmann geschickten Vorräte +trefflich zu statten kamen. + +Der Gravenreuthschen Karawane hatten sich mit seiner Erlaubnis +zwei amerikanische Reporter, darunter auch der vom Newyork-Herald, +Visitelli, angeschlossen, welche seit geraumer Zeit in Sansibar auf +die Ankunft Stanleys und Emins lauerten und sich gegenseitig das +Leben sauer machten. Noch an demselben Tage gingen Boten mit langen +Telegrammen über die Expedition nach der Küste ab, und der Draht trug +die Nachricht über die ganze zivilisierte Erde. + +Während Gravenreuth dann weiter nach Westen zog, folgten natürlich die +Reporter mir und der Expedition und es wurden ihnen in den nächsten +Tagen auch immer wieder Boten zur Verfügung gestellt, um ihre Zeitungen +mit Nachrichten über die Weiterbewegung der Expedition zu versehen. +Visitelli selbst hatte vom Reichskommissar die Erlaubnis erhalten, +die amerikanische Flagge zu Ehren Stanleys bei der Begrüßung in der +Expedition mitzuführen. Im übrigen vermehrte er die Zahl der angenehmen +Gesellschafter in der Expedition, denn er verband mit einer rührenden +Anhänglichkeit an anregende Getränke eine vorzügliche Laune. + +Am 4. Dezember Vormittags kamen wir am Kingani an, bis wohin uns der +Reichskommissar persönlich entgegen geritten war. Hier erfuhren wir von +ihm selbst seine inzwischen erfolgte Beförderung zum Major. Auf den +von Wißmann mitgebrachten Pferden und Maultieren ritten sodann dieser +selbst, Emin Pascha, Stanley, Casati und der Verfasser der Expedition +voraus nach Bagamoyo, während die französischen Missionare nachfolgten +und Lieutenant Stairs die Stanleysche Expedition am Nachmittage nach +Bagamoyo hineinführte. + +Die Station war für den Empfang der Gäste festlich geschmückt, und +Salutschüsse aus ihren Geschützen wie den auf der Rhede liegenden +Kriegsschiffen begrüßten die Reisenden. Der Korvettenkapitän Voß, +damals der älteste Kommandant der in Ostafrika stationierten +Kriegsschiffe, kam im Auftrage S. M. des deutschen Kaisers, um Stanley +und Emin zu beglückwünschen. Auch die Engländer hatten zu dem gleichen +Zwecke ein Kriegsschiff und eine Deputation vom Generalkonsulat +entsandt. + +In den Räumen des sogenannten Ratuhauses, welches als Messe +hergerichtet war, wurde das Frühstück serviert, dem besonders von uns +eifrig zugesprochen wurde. Emin selbst machte seinen Studentenjahren +alle Ehre; er zeigte sich über den ihm zu Teil gewordenen Empfang und +das so lange entbehrte Zusammensein mit den Deutschen, die mit Stolz +auf ihn blickten, sehr erfreut. Die Verehrung und Begeisterung, welche +ihm von allen Seiten entgegengetragen wurden, seine Zuvorkommenheit und +sein Bestreben, jedem freundlich Rede zu stehen, läßt es nicht Wunder +nehmen, daß der Pascha bis zu dem um 6 Uhr beginnenden Diner, das den +Reisenden zu Ehren vom Reichskommissar gegeben wurde, wacker +durchhielt. + +Der Verlauf dieses Festessens und sein trauriger Abschluß ist ja +bekannt. + +Obwohl dem Sekt reichlich zugesprochen wurde und die Wogen der +Begeisterung hoch genug gingen, war doch von irgend einem Übermaß +nichts zu bemerken. Auch bei Emin war, wenn er sich auch natürlich +durch die genossenen Getränke und die Aufregung des Tages so zu sagen +in etwas vorgerückter Stimmung befand, von Trunkenheit, wie man wohl +angenommen hat, keine Rede. Nach Aufhebung der Tafel begab er sich, +um auszuruhen, in ein neben der Messe gelegenes Zimmer. Als er dieses +bald darauf wieder verlassen wollte, sah er bei seinem schwachen +Augenlicht ein Fenster mit sehr niedriger Brüstung für die offene Thür +an, stolperte über die Brüstung und stürzte hinaus. Nur dem Umstande, +daß er zunächst auf ein Wellblechdach fiel und dann erst auf die harte +Erde, wie seiner guten Natur und der überaus sorgsamen Pflege, die ihm +zu Teil wurde, ist es zuzuschreiben, daß sein Leben erhalten blieb. + +Major Wißmann, Stanley mit seinen Offizieren, Casati und ich saßen noch +an der Tafel zusammen, als ein Neger heraufkam und uns die Mitteilung +machte, daß ein Europäer unter jenem Fenster blutüberströmt auf der +Straße in bewußtlosem Zustande gelegen habe, und daß die Eingeborenen +eben im Begriff seien, ihn nach dem Lazarett zu bringen; er glaube, +der Verunglückte sei der Pascha. Wißmann, Stanley und ich brachen +natürlich sofort auf und kamen gerade im Lazarett an, als +Dr.+ +Brehme, der Stationsarzt von Bagamoyo, der eben von einer Revision der +Wachen zurückgekehrt war, mit Schwester Auguste Herzer und Fräulein +von Borcke dabei war, den Pascha zu untersuchen. Er gab uns wenig +Hoffnung. Am nächsten Tage berieten gemeinsam die anwesenden Ärzte über +die Behandlung des Schwerverletzten; es waren dies außer +Dr.+ +Brehme der Assistenzarzt +Dr.+ Lotsch von S. M. S. »Sperber« und ++Dr.+ Parke von der Stanleyschen Expedition. Die Ansicht der +deutschen Ärzte ging dahin, daß ein Bruch der Schädelbasis vorliege und +im großen und ganzen die Aussicht, Emin am Leben zu erhalten, eine +ziemlich geringe sei, während +Dr.+ Parke die Verletzungen für +weniger schwer und für nur äußerlich erklärte. + +Es erscheint, wie dem Verfasser von Ärzten mitgeteilt wurde, ganz +unverständlich, wie +Dr.+ Parke sich gegenüber den klar +hervortretenden Symptomen seine Ansicht hat bilden können. Der +Blutausfluß aus dem Ohre, die mehrtägige Bewußtlosigkeit, endlich +Lähmungserscheinungen im Gesicht sprachen mit so großer Deutlichkeit, +daß die Diagnose des Hospitalarztes +Dr.+ Brehme unumstößlich +feststand. Es griff die Annahme Platz, daß politische Momente für +Stanley maßgebend waren, den Transport Emins nach Sansibar auf +jede Gefahr hin möglich erklären zu lassen. Der gesamte spätere +Heilungsverlauf bestätigte die deutsche Diagnose, obwohl die Heilung +selbst mit einer die deutschen Ärzte überraschenden Schnelligkeit +vor sich ging. Sie ist wesentlich dem Umstande zuzuschreiben, daß +infolge des Vorschlags der Ärzte auf Anordnung Wißmanns einer der +kleinen Dampfer des Reichskommissariats täglich von Sansibar nach +Bagamoyo Eis für den Kranken brachte. Von einer Übersiedelung desselben +nach Sansibar, die Stanley wünschte und Dr. Parke auf Grund seiner +optimistischen Ansicht für möglich erklärte, wurde Abstand genommen, da +sich die deutschen Ärzte entschieden dagegen aussprachen. + +Am zweiten Tage nach dem Unfall wurde die Stanleysche Expedition +nach Sansibar übergeführt, und zwar Stanley mit seinen Leuten auf +den deutschen Kriegsschiffen »Sperber« und »Schwalbe«, die Leute des +Pascha auf englischen Schiffen. Casati zog es vor, bei seinem alten +Freunde und Leidensgenossen in Bagamoyo zu bleiben und siedelte erst +später nach Sansibar über, als der Zustand Emins keinen Anlaß mehr zu +Befürchtungen bot. + +Emin Pascha, mit welchem ich naturgemäß während des Marsches zur Küste +in engere Beziehungen getreten war, hatte gewünscht, mich in Bagamoyo +in seiner Nähe zu behalten und so übertrug mir bis auf weiteres +der Kommandant die bisher von Gravenreuth verwaltete Stellung des +Distriktschefs im Küstenbereich von Bagamoyo, welche wegen Gravenreuths +Abmarsch ins Innere unbesetzt war. Dieselbe umfaßte die Stationen +Bagamoyo unter Hauptmann Richelmann und Daressalam unter Chef Leue. + +Die deutschen Ärzte forderten, daß alle äußeren Einwirkungen nach +Möglichkeit vom Pascha ferngehalten werden sollten, auch Besucher, +die vielleicht auf seine Zukunft bestimmend einzuwirken versuchen +und ihn so erregen könnten. Eine Einigung mit +Dr.+ Parke war +nicht zu erzielen. Da indes die deutschen Ärzte die Majorität hatten, +und im Grunde doch +Dr.+ Brehme als Chefarzt des Lazaretts die +Hauptverantwortung trug, beschloß ich, nach ihrem Dafürhalten zu +handeln und ordnete an, daß die von +Dr.+ Brehme und +Dr.+ +Lotsch getroffenen Maßregeln aufs strikteste innegehalten würden, +und der Pascha nur Besuche empfangen dürfe, welche der Chefarzt für +zuträglich hielt. Als nach einigen Tagen Emin zum Bewußtsein kam und +sein Zustand eine, wenn auch langsame Wendung zum Besseren nahm, +erklärte er sich selbst hiermit vollkommen einverstanden. Speziell +wurde der englische Generalkonsul Sir Evan Smith, welcher mit seiner +Gemahlin dem Pascha im Lazarett die Aufmerksamkeit eines Besuches +erweisen wollte, von Wißmann, dem ich über meine Anordnungen nach +Sansibar berichtete, und der persönlich oft nach Bagamoyo kam, um sich +des Pascha in jeder Weise anzunehmen, bewogen, von seinem Vorhaben +Abstand zu nehmen. Erst etwa vierzehn Tage nach dem Unfall wurde +im Beisein Wißmanns und der Ärzte, sowie in meiner Gegenwart dem +Generalvertreter der englisch-ostafrikanischen Gesellschaft, Mackenzie, +wie einigen Offizieren Stanleys und dem Kapitän eines zur Abholung +Emins und der Sudanesen vom Khedive geschickten egyptischen Dampfers +gestattet, den Pascha auf einige Minuten zu besuchen, wobei jedoch +politische Erörterungen, die wohl besonders von Mackenzie beabsichtigt +waren, unterbleiben mußten. + + + + + 8. Kapitel. + + Buschiri und die Mafiti. + + Gerücht von einem Vorstoß Buschiris nach der Küste. -- Gravenreuth + trifft Vorkehrungen dagegen. -- Nachricht, daß Buschiri mit mehreren + tausend Mafiti Usaramo verwüstet. -- Die Marine besetzt Bagamoyo und + Daressalam. -- Marsch des Expeditionskorps unter Gravenreuth gegen + Buschiri. -- Marschbefehle. -- Buschiri angeblich bei Wasinga. -- + Wasaramo als Hilfstruppen. -- Greuel der Mafiti. -- Wasinga + verlassen. -- Abteilung Bülow trifft nicht ein. -- Zusammentreffen + mit den Mafiti bei Jombo. -- Gefecht bei Jombo. -- Einnahme der + Mafiti-Lager. -- Zersprengung der Mafiti. -- Buschiri entkommt. + -- Wegen Munitionsmangel Rückkehr nach Bagamoyo. -- Abteilungen + Richelmann und von Bülow noch im Innern. -- Gravenreuth bricht + wieder dahin auf. -- Rückkehr der Abteilungen nach Daressalam. + + +Zur Zeit, als sich Wißmann noch in Mpapua befand, drangen Gerüchte +nach Bagamoyo, daß Buschiri, der im Innern, besonders unter den Mafiti +und Wahehe, zahlreiche Anhänger gefunden habe, wieder im Vorrücken +nach der Küste begriffen sei. Er solle die Ansicht hegen, daß nach +der Entfernung Wißmann's mit dem Expeditionskorps von der Küste diese +von Truppen entblößt sei und daß sich infolgedessen für ihn günstige +Gelegenheit zu einem Handstreiche biete. Obwohl dieser Fall ja, wie +früher erwähnt wurde, von vornherein von Wißmann für durchaus möglich +gehalten und in Erwägung gezogen war, maß man zunächst den Nachrichten +wenig Glauben bei; für alle Fälle aber traf der Stellvertreter +Wißmanns, Chef v. Gravenreuth, die nötigen Vorkehrungen. Durch die +Anordnungen des Reichskommissars war er in den Stand gesetzt, die von +vornherein aus den Stationen für etwaige kleinere Expeditionen und +Angriffe abgeschiedene Spezialreserve noch durch Abkommandierung von +Truppen aus den nördlichen Stationen zu verstärken und so ein größeres +Expeditionskorps zu formieren. Diese Vorkehrungen Gravenreuths erwiesen +sich als durchaus zweckmäßig, denn es wurde bald durch Kundschafter +und durch die von allen Ecken und Enden nach Bagamoyo herbeiströmenden +Wasaramo die Nachricht vom Anrücken Buschiri's bestätigt und noch dahin +erweitert, daß dieser mit mehreren Tausenden Mafiti einen großen Teil +der Ortschaften Usaramos verwüstet und massenhaft Leute hingemordet, +auch nicht einmal die unmenschlichen Grausamkeiten und Scheußlichkeiten +der Mafiti, welche diese zu verüben pflegen, verhindert habe. +Gravenreuth bat um Unterstützungen, die ihm auch gewährt wurden: die +Marine besetzte Bagamoyo und Daressalam, was Gravenreuth ermöglichte, +mit dem gesamten Expeditionskorps zu operieren. + +Dieses Expeditionskorps formierte Gravenreuth in drei Abteilungen. Die +Führung der einen übernahm er selbst, marschierte von Daressalam über +Pugu und Kola auf Usungula zu, um von dort aus auf Wasinga und Jombo +vorzudringen, wo Buschiri den Aussagen der flüchtigen Wasaramo nach +sich verschanzt haben sollte. + +Eine zweite Kolonne sollte unter Führung des Herrn von Bülow von Bueni +halbwegs Madimola marschieren, um zu verhüten, daß die Mafiti nach dem +Süden hin, speziell nach Daressalam zu ausbrächen. + +Die dritte Abteilung unter Hauptmann Richelmann sollte sich nach +Dunda wenden, dort die Kingani-Ebene beobachten und Patrouillen nach +Madimola, Usungula und Jombo entsenden, um so die Fühlung mit der +Abteilung Gravenreuth aufrecht zu erhalten. Beide Abteilungen sollten +am 18. früh auf Jombo marschieren, welchen Ort dann alle drei Kolonnen +vereint angreifen sollten. + +Die einzige Kolonne, welche Gefechte zu bestehen hatte, war die des +Herrn von Gravenreuth, deren Verlauf wir jetzt darstellen wollen: + +In der Nacht vom 15. zum 16. marschierte die Abteilung von Daressalam +mit Magnesia-Fackeln ab. Die Abteilung bestand aus ca. 90 Sudanesen, +Zulus und Suaheli, von Europäern befanden sich bei derselben Lieutenant +von Perbandt, von Behr, von Frankenberg, Albrecht, Schiffsoffizier +Wiebel und verschiedene Unteroffiziere. Da in Eilmärschen marschiert +werden sollte, war für Proviant fast garnicht gesorgt und nur genügende +Munition mitgenommen. + +Die Abteilung legte in zwei Tagen fast 100 Kilometer zurück. Unterwegs +empfing von Gravenreuth verschiedene Meldungen über die Stellung +Buschiris, welche alle mit mehr oder weniger Bestimmtheit Wasinga als +das Hauptlager Buschiris angaben. Gravenreuth forderte die flüchtigen +und in den verschiedenen Ortschaften ansässigen Wasaramo auf, seine +Abteilung zu begleiten, verteilte auch einige dazu mitgenommene Gewehre +und forderte von den Wasaramo, daß sie nach eventuellem Gefecht ihm bei +der Verfolgung der Mafiti behilflich sein sollten. Im Lager am Kingani +waren bereits etwa 600 Wasaramo, welche das Gefecht mitmachen wollten. +Von diesem Lager aus wurden Patrouillen an die Abteilungen Richelmann +und von Bülow geschickt, welche diesen mitteilen sollten, daß Buschiri +in Wasinga stände, und dieselben beorderten, dorthin aufzubrechen. +Diese Patrouillen kamen jedoch nicht an, sondern wurden zum Teil +versprengt, zum Teil von Mafitis aufgegriffen, so daß die Meldung nicht +in die Hände der betreffenden Unterführer gelangte. + +Gravenreuth brach in der Nacht von genanntem Lager auf, um sich direkt +nach Wasinga zu begeben. Auf diesem Wege schon traf die Abteilung auf +Zeichen, daß die Mafiti-Horden denselben Weg vor kurzer Zeit marschiert +waren: Dörfer waren zerstört, Felder verwüstet, die Kokospalmen +vernichtet. Massenhaft wurden Leichen von Weibern, Kindern und Männern +vorgefunden, zum Teil in der gräßlichsten Weise verstümmelt. + +So fand die Abteilung an Bäumen aufgehängt Kinder, unter deren Köpfen +man Feuer angemacht und die so langsam zu Tode geröstet waren, Weiber +mit abgeschnittenen Brüsten und sonstigen ekelhaften Verstümmelungen; +Männer hatten zum Teil als Zielscheibe von Messern und Lanzen +gedient und hingen zerfetzt an Büschen und Bäumen; Kinder lagen mit +zerschellten Schädeln neben ihren toten Müttern: die ganze Gegend war +in einen Pest- und Leichengeruch gehüllt. Durch den Anblick dieser +Scheußlichkeiten wurden sowohl Europäer wie schwarze Soldaten, ja +sogar die Zulus, deren Kampfesart noch am meisten derjenigen der +Mafitis ähnelt, so entrüstet, daß sie alle kaum erwarten konnten, den +Mafitis im Kampfe zu begegnen und die unschuldig hingemordeten Wasaramo +zu rächen. Auf die begleitenden Wasaramo hatte der Anblick einen +derartigen Eindruck gemacht, daß nach Verlauf von wenigen Stunden kein +einziger dieser tapferen Bundesgenossen mehr zur Stelle war. + +Des Morgens gegen 10 Uhr wurde Wasinga erreicht, ohne daß eine +Meldung der Abteilung Bülow oder Richelmann eintraf. Wasinga wurde +stark befestigt, aber bereits von Buschiri und den Mafitis verlassen +vorgefunden. Im Schutze des Ortes lagen die Reste eines ungeheueren +Feldlagers, welches auf eine nach Tausenden von Mafitis zählende Menge +schließen ließ. + +Die Abteilung marschierte nun weiter auf Jombo und hatte beinahe schon +die Hoffnung, mit Mafitis zusammenzutreffen, aufgegeben, da die Meldung +zu bestimmt auf Wasinga hindeutete. + +Der Tag war ungeheuer heiß, Wasser war auf dem ganzen Wege nicht zu +finden, und der permanente Leichengeruch wirkte beklemmend auf die +marschierende Abteilung. Gegen 12 Uhr wurde eine kurze Mittagsrast +unter 2 Mango-Bäumen, die den Verwüstungsversuchen der Mafiti +Widerstand geleistet hatten, abgehalten. Hier traf die Abteilung auf +einen kleineren versprengten Trupp der Kolonne Bülow, welcher angab, +daß Bülow sich in nächster Nähe befinde. Die Meldung erwies sich +jedoch als falsch, vielmehr stellte sich heraus, daß der türkische +Offizier und seine Leute ohne Erlaubnis aus Schlappheit von der Kolonne +zurückgeblieben waren. Genannter türkische Offizier erhielt den Befehl, +zur Abteilung Bülow zu marschieren und demselben anzubefehlen, an +seinem Platze zu halten, bis die Abteilung Gravenreuth herankäme. + +Noch war die Patrouille kaum eine halbe Stunde abmarschiert, als in +nächster Nähe des Rendezvous-Platzes Lärm ertönte und Schüsse fielen. +Atemlos stürzte ein Mann der Patrouille herbei und meldete, daß eine +Horde Mafitis dieselbe überrumpelt, zwei Mann getötet und einen mit der +Lanze verwundet hätte. + +Herr v. Gravenreuth befahl sofort an die Gewehre, Lieutenant von +Perbandt übernahm die Avantgarde, die Herr von Behr bald darauf +verstärkte. Die Abteilung stieß auch bald auf vagabondierende Mafiti, +die jedoch nach einigen Salven unter Zurücklassung von 10 Toten das +Weite suchten. Gravenreuth folgte den weichenden Mafitis, doch war bald +jede Spur derselben verschwunden, und wurde der Marsch auf Jombo und +Bagamoyo fortgesetzt. + +Gegen 4 Uhr nachmittags traf die Kolonne in einem Palmen-Wäldchen ein, +in welchem v. Gravenreuth sich entschloß zu lagern, um der mittlerweile +ganz erschöpften Truppe Ruhe zu gönnen. In der Nähe des Platzes stand +ein Dorf in Flammen, und wir glaubten, daß die Abteilung Bülow auf den +Feind gestoßen sei. Lieutenant v. Behr erhielt den Befehl, mit seinem +Zuge dorthin zu marschieren, die Gegend zu rekognoszieren und Herrn v. +Bülow mit seiner Abteilung zu Gravenreuth zu beordern. Es wurden Posten +ausgestellt und Vorbereitungen für das Lager getroffen. + +Bald jedoch ertönte aus der Postenkette wie aus der Abteilung von Behr +lebhaftes Gewehrfeuer. Auch die lagernde Abteilung sah überall im Grase +auftauchende, mit kriegerischem Kopfputz geschmückte, nackte Gestalten. + +Sofort wurden die Gewehre zur Hand genommen und Schiffsoffizier Wiebel +mit einigen Leuten zur Bagage beordert. v. Gravenreuth ging mit der +Abteilung v. Perbandt in die Postenkette. Von hier sah man auf einige +100 Meter Entfernung das befestigte Mafiti-Lager, auf welches v. Behr +mit seiner Abteilung losging. Dieses Lager wurde, trotzdem fortwährend +noch außerhalb befindliche Mafiti-Banden anstürmten, genommen. Dabei +drangen die Mafitis wiederholt bis in die Schützenkette ein und stachen +mit ihren Speeren Leute aus derselben nieder. v. Behr war schon vorher +in der Nähe des erwähnten brennenden Dorfes auf eine Horde Mafiti +gestoßen, hatte sie aber sogleich mit einigen Salven begrüßt und nach +dem jetzt eroberten Lager vor sich hergetrieben. + +Mittlerweile war die Kolonne bei der Bagage unter dem Schiffsoffizier +Wiebel in eine bedenkliche Lage gekommen. Die Mafiti hatten bereits +einige von den wenigen Soldaten verwundet und drangen hart auf +dieselben ein, um sich der Bagage zu bemächtigen. v. Gravenreuth, +der das fortwährende Feuern von dort hören konnte, schickte daher +Lieutenant von Perbandt mit einer kleinen Abteilung zurück, um Wiebel +zu entsetzen und die Bagage heranzuziehen. + +Lieutenant von Perbandt, der auf dem Wege dorthin fortwährend von +Mafitis umzingelt und belästigt wurde, kam noch gerade zur Zeit, um +Wiebel aus fataler Lage zu befreien und die Bagage glücklich in das +Mafitilager zu bringen. + +Dort sammelte sich die ganze Abteilung Gravenreuth, und gerade wollten +sich die braven Sudanesen und Zulus mit der näheren Besichtigung und +Plünderung der Hütten beschäftigen, als schon wieder größere Haufen +von Mafiti auf das Lager eindrangen. Araber und Belutschen beschossen +aus weiter Entfernung mit ihren langen Flinten die sich rangierenden +Soldaten. + +Durch eine kleine Schlucht von den Deutschen getrennt, lag noch ein +zweites kleineres Rebellenlager, welches aber ebenfalls bereits +verlassen war. + +Da für die kleine Gravenreuthsche Abteilung das zuerst genommene +Lager zu groß zur Verteidigung gegen die nachdrängenden Mafitis war, +wurde dasselbe in Brand gesteckt und das andere bezogen. Auch hierhin +drängten die Mafiti nach, wurden aber durch einige Salven verscheucht +und hielten sich nun in respektvoller Entfernung in kleineren und +größeren Trupps, die Abteilung Gravenreuth beobachtend. + +In dem genommenen Lager waren verschiedene gefangene Wasaramo, Männer +und Weiber, von Gravenreuth befreit und einiges Rindvieh erbeutet +worden. Außerdem fanden sich in der Hütte Buschiris Briefe an die +umwohnenden Häuptlinge vor, worin er dieselben aufforderte, mit ihm +vereint am folgenden Tage Bagamoyo anzugreifen. + +Die Mafiti, die mittlerweile durch die große Menge von Toten und +Verwundeten, die sie auf dem Platze gelassen hatten, überzeugt worden, +daß ihre Schilde aus Rinds- und Zebrahaut doch nicht einen Schutz +gegen die deutschen Geschosse, wie ihnen Buschiri weiß gemacht hatte, +gewährten, und welche außerdem all ihr zusammengestohlenes Gut in +Flammen aufgehen sahen, zogen sich nach dem Kingani zurück. Buschiri +konnte sie nicht zu erneutem Ansturm sammeln. + +Mittlerweile hatte sich bei der Abteilung Gravenreuth herausgestellt, +daß für den Mann nur noch 5 Patronen vorhanden waren und Gravenreuth +beschloß deshalb, sich näher an Bagamoyo heranzuziehen, da er für +die Nacht einen neuen Angriff der Mafiti befürchtete. Nach etwa +einstündigem Marsche, -- die Dunkelheit fing bereits an, einzubrechen, +-- kam von flüchtigen Wasaramo die Meldung, daß zwischen Bagamoyo und +der Abteilung sich noch Mafiti-Horden aufhielten. v. Gravenreuth, +der die Abteilung nicht der Gefahr aussetzen wollte, im Busch von +den gemeldeten Mafitis bei Dunkelheit überfallen zu werden, bezog +eine günstige Position, und zwar bivouakierte die ganze Abteilung +in Schützenlinie, die Europäer auf Posten, die Nacht hindurch jeden +Augenblick einen Angriff erwartend. + +Die Soldaten waren dermaßen erregt, daß in der Nacht auf jedes +Geräusch, sei es auch durch einen Schakal oder eine Hyäne verursacht, +Salven abgegeben wurden. Nur unter großer Mühe der Europäer konnte dem +Geschieße ein Ende gemacht werden. + +Die Nacht verlief ohne den erwarteten Angriff. Wie sich später +herausstellte, waren die Mafiti, nachdem sie sich von ihren ungeheuren +Verlusten überzeugt hatten, in wilder Flucht und ohne anzuhalten, +bis nach den Kingani-Furten geströmt und dabei noch zum Teil von der +Abteilung Richelmann, die in Dunda stehen geblieben war, beschossen +worden. + +Am nächsten Morgen kam die Abteilung Gravenreuth endlich dazu, nach +24stündigem Fasten an ihres Leibes Notdurft und Nahrung zu denken. +Die im Lager erbeuteten Ziegen waren in der Nacht, da sie zu großen +Lärm machten, abgestochen worden und wurden nun von den ausgehungerten +Soldaten verspeist. + +Nach dem Abkochen marschierte Gravenreuth nach Bagamoyo weiter. Es +zeigte sich, daß thatsächlich die Mafiti schon bis in die Nähe von +Bagamoyo gestreift hatten, denn auch dort waren Felder und Äcker +verwüstet und Leichen von Ermordeten, wenn auch nicht mehr in so großer +Zahl, gefunden worden. + +Gegen Mittag kam die Abteilung in Bagamoyo an, wurde von der dort +befindlichen Marineabteilung, die Bagamoyo besetzt gehalten hatte, +aufs herzlichste begrüßt und beglückwünscht und von der Bevölkerung +Bagamoyos und den dahin geflüchteten massenhaften Wasaramo mit +stürmischem Jubel empfangen. Hier erfuhr v. Gravenreuth erst, daß +Richelmann, der durch Brieftauben-Post mit Bagamoyo verbunden war, noch +in Dunda stand, während von v. Bülow keine Nachricht vorhanden war. v. +Gravenreuth gönnte seiner Abteilung nur bis zum nächsten Morgen Ruhe, +deren sie sehr bedurfte, erneuerte die Munition und brach noch vor +Tagesanbruch nach Dunda auf, um womöglich eine wirksame Verfolgung der +Mafiti aufzunehmen. + +In Dunda angekommen, fand er dieses von Richelmann besetzt, auch war +vor Kurzem die Abteilung Bülow, die nicht halbwegs Madimola, sondern +ganz dorthin marschiert war, da der Befehl falsch oder undeutlich +geschrieben war, dortselbst angelangt. Die Patrouille mit den Befehlen +an Hauptmann Richelmann war, wie schon erwähnt, nicht angekommen, +sondern aufgefangen und versprengt worden. + +In Dunda hatte der allgemein beliebte Schlachtenmaler Weidmann bereits +Skizzen der dort stattgefundenen Szenen aufgenommen. Weidmann hat, +nebenbei gesagt, nicht nur als Schlachtenbummler an zahlreichen der +damaligen Gefechte teilgenommen, sondern sich in jeder Weise durch +Übernahme der Proviantmeister-Geschäfte und andrer Funktionen nützlich +zu machen gesucht. + +v. Gravenreuth blieb mit der Hälfte seiner Abteilung und mit Richelmann +in Dunda und ließ von dort aus die Kingani-Ebene absuchen, wobei noch +verschiedene Mafitis in die Hände der Soldaten fielen. v. Bülow und +v. Perbandt erhielten den Auftrag, die Mafitis bis nach dem mehrere +Tagereisen entfernten Pangiri zu verfolgen. Doch wurde Pangiri trotz +der anstrengendsten Eilmärsche bereits von den Mafiti verbrannt und +seit kaum einer halben Stunde verlassen vorgefunden, ein Zeichen, +welche Panik sich derselben nach dem Gefecht von Jombo bemächtigt +hatte. Von dort marschierten die genannten Abteilungen nach Daressalam, +ohne noch auf Mafiti zu stoßen, und bemerkten hier, daß die vor den +Mafiti geflüchteten Wasaramo schon wieder zum Teil in ihre Dörfer +zurückgekehrt waren. + +Durch sein kühnes Vorgehen hatte Gravenreuth Buschiri abermals +energisch zurückgeschlagen, Usaramo von der Plage der Mafiti befreit +und der an der Küste eingerissenen Panik mit einem Schlage ein Ende +gemacht. + +Als Wißmann von Mpapua zurückkehrte -- er war auf die Nachricht der +Mafiti-Gefahr mit +Dr+. Bumiller und einer kleinen Abteilung +dem unter Zelewski folgenden Gros vorangeeilt -- empfing ihn die +Siegesnachricht, welche im Verein mit dem, was er selbst im Innern +erreicht hatte, einen wesentlichen Schritt vorwärts bedeutete und +freiere Entfaltung aller Kräfte zuließ. + +Indes konnte sich Wißmann nicht in jeder Weise mit Gravenreuths +Vorgehen einverstanden erklären. Er mißbilligte entschieden die Teilung +des Expeditionskorps in drei Kolonnen, von denen ja nur die eine +wirklich hatte eingreifen können, während die Richelmannsche nur auf +kleine und vereinzelte Trupps von Flüchtigen gestoßen war, und die +dritte nur zur Verfolgung hatte verwandt werden können. Leicht hätte +diese Schwächung bei der von Gravenreuth nicht geahnten Tapferkeit der +Mafiti ihm verhängnisvoll werden können. Die Teilung erschien auch +deswegen nicht angebracht, weil die Nachrichten über die Stellung der +Gegner keineswegs so genau waren, daß man daraufhin hätte operieren +können. Ein Vorgehen mit der gesamten Macht auf Jombo, allerdings +vielleicht auf einem Umwege, um die Möglichkeit eines überraschenden +Überfalls für sich zu haben, und dann in nächster Nähe des Feindes eine +Teilung zum Angriff von verschiedenen Seiten her, wie es ja Gravenreuth +mit seiner eigenen Kolonne gemacht hatte, wäre für das gesamte Korps +das Richtigste gewesen. + +Indes der Erfolg war da, und das Verdienst, die Küste verteidigt und +die Mafitis aufs eklatanteste geschlagen zu haben, gebührt ohne Zweifel +Gravenreuth mit seinen Offizieren und Unteroffizieren, wie auch vor +allen Dingen der Kaltblütigkeit und Bravour unserer Sudanesen. Hätten +diese bei Jombo versagt, so wäre das Expeditionskorps vernichtet +gewesen. Als ich auf dem Rückmarsch mit der Stanley-Eminschen Karawane +in Msua mit dem Freiherrn v. Gravenreuth zusammentraf, erzählte er mir +von den damals noch frischen Ereignissen, wobei er den Erfolg außer +der Tapferkeit der Soldaten besonders der Ruhe seiner Offiziere von +Perbandt und von Behr zuschrieb. + + + + +9. Kapitel. + +Wißmanns Thätigkeit an der Küste nach der Rückkehr von Mpapua, +Buschiris Gefangennahme und die Unterwerfung Bana Heris. + + Revisionsreise des Reichskommissars nach allen Stationen. -- Bana + Heri im Hinterland von Sadani. -- Der Verkehr wird durch seine Leute + behindert. -- Gefährdung der französischen Mission Mandera. -- + Expedition gegen Bana Heri unter v. Zelewski. -- 600 Wassukuma als + Hilfstruppe. -- Selbständiges Vorgehen der Wassukuma nach Mandera. + -- 200 irreguläre Wadoë und Wakuara aus unserer Seite. -- Kleineres + Expeditionskorps unter Gravenreuth zur See in Sadani; Zelewski auf dem + Landwege. -- Hauptboma Bana Heris bei Mlembule bleibt unentdeckt. -- + Besetzung von Mkwadja. -- Anlage einer Station daselbst. -- Vorstoß + des +Dr.+ Schmidt von Pangani nach Magila. -- Einwohnerschaft auf + deutscher Seite. -- Buschiri im Innern isoliert. -- Gerücht, Buschiri + wolle sich mit Bana Heri und Simbodja verbinden. -- +Dr.+ Schmidt + mit kleinem Expeditionskorps in Gewaltmärschen ins Innere, um Buschiri + den Weg zu verlegen. -- Einnahme des Dorfes Masiro. -- Buschiri + entkommt abermals. -- Die Eingeborenen überall freundlich gesinnt. + -- Buschiri vom Jumbe Magaya gefangen. -- Rückmarsch nach der Küste. + -- Buschiris Verhör, Verurteilung und Tod. -- Die aufständischen + Bagamoyo-Jumbes werden verurteilt. -- Günstige Entwicklung der + Verhältnisse auf den Küstenstationen. -- Neue Rüstungen Bana Heris. + -- Rekognoszierungstour des Verfassers gegen Bana Heri im Hinterland + von Sadani. -- Angriff auf die Boma von Mlembule. -- Rückmarsch nach + der Küste. -- Wißmann zieht alle verfügbaren Streitkräfte zusammen zum + Angriff auf Bana Heri. -- Mlembule in heftigem Gefecht erobert. -- + Bana Heri zieht sich nach Palamakaa zurück. -- Einrichtung der Station + Sadani unter dem Verfasser. -- Rekognoszierungsexpeditionen unter von + Gravenreuth und dem Verfasser. -- Expedition des +Dr.+ Schmidt + zu Simbodja. -- Anlage eines Postens am Kilimandscharo. -- Gefechte + um Palamakaa. -- Eroberung der Boma. -- Zersprengung der Macht Bana + Heris. -- Kleinere Expeditionen um Pangani. -- Uebergabe Bana Heris in + Sadani. + + +Die nächstliegende Aufgabe des Reichskommissars nach seiner Rückkehr +aus dem Innern und nach Erledigung der laufenden Geschäfte war +eine Revisionsreise an der Küste. Ihr Zweck war eine Besichtigung +der Stationen, auf denen Wißmann durch den Augenschein sich von den +inzwischen gemachten Fortschritten überzeugen wollte, um seine weiteren +Pläne nach dem Zustande der Stationen und der etwaigen Notwendigkeit +der Besetzung derselben einzurichten. + +Das Ergebnis dieser Besichtigung war ein sehr erfreuliches. Überall +war wie vor der Expedition so auch während derselben wacker an dem +Ausbau der Stationen weiter gearbeitet worden; die Beziehungen der +Stationschefs zur Bevölkerung waren im weiteren Umkreise auf einen +Teil des Hinterlandes ausgedehnt, speziell das Hinterland von Bagamoyo +und Daressalam war nach Besiegung der Mafitis vollkommen beruhigt. +Wißmann konnte telegraphisch nach Berlin berichten, daß die große +Karawanenstraße von Bagamoyo nach den Seen wieder für den Verkehr offen +stände. + +Nur im Hinterlande von Sadani ließen die Verhältnisse noch sehr vieles +zu wünschen übrig. Hier hatte sich der bereits früher erwähnte Bana +Heri, der Machthaber von Usegua festgesetzt, jeden Verkehr mit der +Küste unterbrochen und brandschatzte die aus Unkenntnis den Sadani-Weg +benutzenden Karawanen. Boten von Mpapua, die auf dem kürzeren Wege +durch Usegua nach Bagamoyo gingen, Leute der französischen Mission +wurden von ihm gefangen genommen und ihrer Waren beraubt. Später, nach +der Einnahme der Hauptstellung Bana Heris fanden wir in seiner Hütte +verschiedene von ihm abgefangene Briefe von uns und von der Station +Mpapua vor. Selbst der Dhau-Verkehr vor Sadani und im Wami wurde durch +Bana Heris Leute unsicher gemacht. + +Major Wißmann beschloß daher ein abermaliges Vorgehen gegen Bana Heri +und setzte den Beginn der Unternehmungen gegen ihn ursprünglich auf +den 10. November fest; doch veranlaßte die Bitte der französischen +Mission Wißmann, die Unternehmung schon früher zu beginnen, da die +Missionsstation Mandera in Usegua von den Scharen Bana Heris aufs +ernsteste gefährdet wurde. + +Der Führer des Expeditions-Korps, Chef v. Zelewski, erhielt Befehl, +mit dem aus vier Kompagnien formierten Korps direkt auf Mandera +vorzugehen, sämtliche feindliche und befestigte Dörfer anzugreifen und +zu zerstören, um dadurch Bana Heri seiner Stützpunkte im Hinterlande zu +berauben, die Mission zu sichern und den Verkehr wieder zu ermöglichen. +Dem Expeditionskorps wurde die früher bereits erwähnte Karawane der +Wassukuma unter ihrem Führer Tscherekesa beigegeben, da dieser mit den +erwachsenen Wassukuma sich bereitwilligst in gleicher Weise, wie es +früher während des Aufstandes die Waniamuesi gethan, zur Verfügung der +Deutschen stellte. + +Während der Zeit der Anwesenheit der Karawane in Bagamoyo hatte +Tscherekesa Gelegenheit gehabt zu sehen, daß gute von ihm geleistete +Dienste von uns anerkannt wurden, daß es die erste Aufgabe des +Reichskommissariats in jener Zeit war, Handel und Wandel nicht +nur an der Küste, sondern besonders im Hinterland an den großen +Karawanenstraßen wieder zu heben, daß er somit seinen Vorteil auf +unserer Seite zu suchen habe. Außerdem hatten die Wassukuma zu Bagamoyo +vielfach Gelegenheit zu Verdienst. Besonders aber hatte die Art und +Weise mitgewirkt, mit der es der stellvertretende Stationschef zu +Bagamoyo, Hauptmann Richelmann verstanden, mit der Karawane und den +Leuten umzugehen. + +Das zwischen uns und den Wassukuma hergestellte gute Verhältnis war um +so bemerkenswerter, als bei Ausbruch des Aufstandes gerade Tscherekesa, +der Führer jener Karawane, sich bereit erklärt hatte, seine Macht +auf die Seite der Rebellen zu stellen. -- Daß bei dem Entschluß +Tscherekesas, unter Zelewski nach Usegua mitzuziehen, auch zum großen +Teil Rücksichten auf Gewinn, auf gute Beute und Plünderung mitsprachen, +ist ja natürlich. + +Die Wassukuma, welche er stellte, 600 an der Zahl, wurden mit +Vorderlader-Gewehren und genügender Munition versehen und in einzelne +Trupps eingeteilt, von denen jeder, um ihn als unseren Freund kenntlich +zu machen, eine schwarz-weiß-rote Flagge mit sich führte. + +Die Wassukuma hatten auf dem Wege nach Mandera zwischen dem +Expeditionskorps und der Küste zu marschieren und hatten ebenfalls den +Auftrag, überall wo sie Widerstand fänden, einzuschreiten und die +Dörfer gründlich zu zerstören. + +Auf der andern Seite des Expeditionskorps, also westlich desselben +marschierte ein ebenfalls aus freiwilligen Irregulären bestehender +Trupp von 200 Wadoë und Wakuara. + +Wir haben bereits früher erwähnt, daß auch diese zuerst auf Seiten der +Rebellen standen, aber nach den ersten Siegen Wißmanns den Frieden +von uns erbaten und nun offen auf unserer Seite gegen ihre einstigen +Verbündeten kämpften. Auch sie erhielten von uns Gewehre und Munition +und hatten die Aufgabe, die Expedition Zelewski in ihrer linken Flanke +zu sichern. + +Sämtliche Hilfstruppen waren, wie erwähnt, dahin instruiert, daß sie +angreifen sollten, wo ihnen mit Feindseligkeiten entgegengetreten +würde; gegen Befestigungen sollten sie selbständig vorgehen, und nur, +wenn sie sich außer Stande sähen, mit Erfolg eine zu starke Boma +anzugreifen, sollten sie Meldung an den Chef von Zelewski erstatten, +damit dieser dann mit dem Expeditionskorps selbst eingreifen könnte. + +Außer diesem unter der Führung von Zelewski stehenden Expeditionskorps +von vier Kompagnien, hatte der Reichskommissar noch ein kleineres +Expeditionskorps aus der bis dahin am stärksten besetzten Station +Pangani herausgezogen und unter den Befehl des Chefs von Gravenreuth +gestellt. Dieses kleine Expeditionskorps wurde am 8. November auf dem +Dampfer »München« eingeschifft und nach Sadani gebracht, wo auch die +Kriegsschiffe auf Bitten des Reichskommissars zusammengezogen waren, um +eventuell für das Eingreifen an der Küste mit zur Verfügung stehen zu +können. + +Die Landung zu Sadani fand noch am Tage der Ankunft, den 8. November +statt, und zwar nach Verabredung mit dem ältesten Offizier der Marine, +Kapitän Voß, gemeinsam mit einem Landungscorps der kaiserlichen Marine. + +Der der Landung entgegengesetzte Widerstand von Seiten der Rebellen +war nur sehr gering. Die landenden Truppen erhielten Feuer von einer +fünf Mann starken Patrouille, die sich indessen sofort auf Ndumi +zurückzog. Auch das Terrain um Sadani selbst war frei von Rebellen, +die, von Westen durch das starke Expeditionskorps und die Irregulären +bedrängt, in nördlicher Richtung davonzogen. Es wurde infolgedessen +von dem gelandeten Expeditionskorps der Schutztruppe ein Platz für das +Lager ausgewählt und dies in der bei uns auf Märschen üblichen Weise +hergestellt. Während der Nacht wurde von einem flüchtig vorbeiziehenden +Rebellentrupp noch eine Salve ins Lager hineingeschossen, jedoch ohne +Erfolg. + +Tags darauf, den 9. November traf das Expeditionskorps unter Zelewski +in Sadani ein. Schon vom frühen Morgen an wurde, da sein Eintreffen an +diesem Tage erwartet wurde, eifrig nach ihm vom Lager bei Sadani aus +ausgeguckt. + +Um 10 Uhr Vormittags erblickte man in dem in weiter Ferne aufsteigenden +Rauch eines angezündeten Dorfes das erste Zeichen des Herannahens der +Expedition. Bald darauf bezeichneten weiter aufsteigende Rauchwolken +den Weg der verschiedenen Teile der Expedition Zelewski, bis um 2 Uhr +auch Ndumi, das letzte Dorf in der Nähe von Sadani, zwei Stunden von +diesem entfernt, in Flammen aufging. Es war dies derjenige Ort, in dem +Wißmann im Jahre 1883 nach seiner ersten Durchquerung Afrikas von Bana +Heri aufs freundlichste empfangen und bewirtet wurde, derselbe Ort, +wo auch der Verfasser nach schwerer Verwundung auf seiner im Eingang +dieses Buches geschilderten Expedition von den Eingeborenen freundlich +aufgenommen und speziell von Bana Heri und seinem Sohne Abdallah +gastlich bewirtet wurde. Der planmäßige Widerstand Bana Heris und der +Fanatismus seiner Leute hatte indes diese rauhe, in solchen Fällen in +Afrika aber notwendige Art der Kriegsführung, die in der planmäßigen +Verwüstung des Landes und dem Niederbrennen der Dörfer besteht, +heraufbeschworen. + +Nach seinem Eintreffen berichtete Chef von Zelewski, daß er auf seinem +Marsche bis nach Mandera, der Südgrenze Useguas, alles friedlich +gefunden habe. Von da ab habe er fünf zum Teil stark befestigte Dörfer +unter Verlust von zwei Toten und fünf schwer Verwundeten eingenommen. +Der Feind habe große Verluste gehabt und flüchte nach Norden. + +Die Hilfstruppen hatten ebenfalls Gelegenheit gefunden, an einzelnen +Plätzen einzugreifen. Sie waren auch, wie sich allerdings erst später +herausstellte, auf die im folgenden zu erwähnende Boma Bana Heris in +Mlembule gestoßen, dort aber zurückgeschlagen worden. Da ihnen diese +Stellung der Rebellen zu stark erschien, als daß sie annahmen, dieselbe +würde von uns genommen werden, und da sie sofort das Hasenpanier +ergriffen hatten, glaubten sie am schlauesten zu handeln, wenn sie +überhaupt über diese Befestigung nichts verlauten ließen. So blieb uns, +da auch Zelewski selbst nichts von jener Stellung Bana Heris erfuhr, +dieser überaus feste Stützpunkt und die darin befindliche bedeutende +Macht vor der Hand gänzlich verborgen. Der letztere Umstand wirkte zur +Ausführung einer Maßregel mit, welche sich später als Mißgriff erwies. + +Die Nachricht, daß Sadani von Bana Heri und seinen Leuten wieder +besetzt sei, hatte sich als falsch erwiesen; ein kaum nennenswerter +Widerstand war hier gefunden worden. Das Lager von Mlembule blieb in +Folge der Dummheit der Irregulären unbekannt. Ein großer Teil des +Handels mußte naturgemäß jetzt statt nach Sadani nach Mkwadja gehen und +so beschloß der Reichskommissar, statt Sadani den letzteren Platz zu +besetzen. Chef Freiherr von Gravenreuth sollte mit der Kompagnie, die +am 8. in Sadani gelandet war, und den Wassukuma die Küste entlang nach +Mkwadja marschieren, und Zelewski mit seinem Expeditionskorps, das von +48 Stunden 32 marschiert und gefochten hatte, am nächsten Tage dorthin +folgen, während der Kommandant selbst beabsichtigte, nach Erledigung +der in Sansibar und Bagamoyo seiner harrenden Arbeiten am 13. November +nach Mkwadja zu kommen. Für die Besetzung dieses Ortes sprach noch der +Umstand, daß von Mkwadja ein starker Schmuggel nach Sansibar und Pemba +hin betrieben wurde. + +Der Marsch Gravenreuths ging, da die Dörfer an der Küste alle verlassen +waren, von Sadani aus in friedlichster Weise von statten. Schwierig +indes war das Passieren der vielen sich zwischen Sadani und Mkwadja +von der Küste ins Land hineinziehenden Creeks. Die beiden ersten +derselben konnten durchwatet werden, während ein dritter Creek, der +sich unmittelbar südlich von Mkwadja befindet, größere Hindernisse +bot. Eine vorausgesandte Patrouille unter dem Chef Frhrn. von Bülow +und Premierlieutenant Böhlau versuchte den Creek zu durchschwimmen, +aber sowohl die beiden genannten Offiziere, wie auch einige Askaris +wurden durch den starken Strom ins Meer hinausgetrieben und nur der +großen Schwimmfertigkeit der betreffenden gelang es, das Land wieder zu +erreichen; ein Askari ertrank. Erst beim Eintritt von Niedrig-Wasser +konnte der tiefe und breite Creek passiert werden. + +Unmittelbar darauf wurde von der Kompagnie unter Gravenreuth der Ort +Mkwadja, in dem sich einige Araber festgesetzt hatten, welche die +Spitze der Expedition mit einem anhaltenden Feuer empfingen, genommen +und die Aufständischen daraus vertrieben. Die Befestigungsarbeiten +in der Station wurden sogleich in Angriff genommen und durch die +thatkräftige Unterstützung der Marine unter dem liebenswürdigen, +stets entgegenkommenden Kapitän Voß sehr gefördert. 60 Mann von der +Schutztruppe unter dem Kommando des Chefs von Bülow, der sechs Wochen +später durch Lieutenant von Perbandt ersetzt wurde, blieben als +Besatzung zurück. + +Schon vor dieser Zeit hatte von Pangani aus, wo um die englische +Missionsstation Magila herum eine große Ansammlung von Rebellen +stattgefunden hatte, der dortige Stations-Chef +Dr+. Schmidt einen +siegreichen Vorstoß unternommen. Nachdem er sich durch Kundschafter +über die örtlichen Verhältnisse genau informiert, hatte er mit 100 +Mann das Rebellenlager, welches nach den Angaben der Eingeborenen 1000 +Mann in sich bergen sollte, durch einen überraschenden Bajonettangriff +genommen und die Gegner mit einem Verlust von 30 Toten geworfen, +während diesseits nur Verwundungen zu verzeichnen waren. Dieser Erfolg +wirkte bestimmend auf die Bewohner des Hinterlandes von Pangani ein, +die von nun an ihren Vorteil darin sahen, zur Station zu halten. Auch +Simbodja, der durch die Gefangennahme des +Dr+. Meyer und Baumann +bekannte, mächtige Häuptling im Hinterlande von Pangani, hatte seine +Absicht kund gegeben, sich dem Reichskommissar zu unterwerfen. + +Buschiri war durch den Erfolg Gravenreuths bei Jombo vollkommen +isoliert worden. Die Mafiti, welche bis dahin fest an einen Sieg +Buschiris geglaubt und nun seinetwegen so starke Verluste erlitten +hatten, außerdem ihren beim Einfall in Usaramo gemachten Raub nicht +einmal hatten in Sicherheit bringen können, waren seine Feinde geworden +und er mußte versuchen, sich ihrer Rache zu entziehen. + +Buschiri wandte sich zunächst nordwärts und hielt sich in Nguru +versteckt. Während dieser Zeit gelang es uns nicht, irgend welche +sicheren Nachrichten über seinen Aufenthalt zu erhalten. Es wurde +bereits die Befürchtung laut, es könne ihm gelungen sein, unter +Umgehung von Mpapua nach Tabora durchzukommen, um hier den Widerstand +der Araber gegen uns zu organisieren. Da plötzlich traf in Pangani die +Nachricht ein, Buschiri wolle sich mit Bana Heri und dem Häuptling +Simbodja verbinden und mit diesen die Station Pangani angreifen. Diese +Nachricht wurde durch den uns freundlich gesinnten Häuptling Mohammed +Soa dahin berichtigt, daß Buschiri sich in Muenda an der Grenze von +Nguru mit den noch bei ihm gebliebenen Arabern und 50 Eingeborenen in +einem Lager verschanzt, und daß er zu Simbodja Boten gesandt habe, +um diesen zu einem gemeinsamen Vorstoß gegen die Küste zu überreden. +Der Stationschef von Pangani, dessen Thätigkeit die überaus schnelle +und günstige Entwickelung der Verhältnisse um Pangani insbesondere +zuzuschreiben ist, erkannte, daß, wenn Buschiri im Hinterlande einen +Stützpunkt für seine Pläne fände, die größte Gefahr vorhanden sei, daß +alles bisher Erreichte mit einem Schlage wieder vernichtet würde. + +Um dieser Gefahr vorzubeugen, setzte +Dr+. Schmidt ein +Expeditionskorps aus der Stationsbesatzung zusammen und brach mit +diesem am 2. Dezember in Eilmärschen von Pangani auf, um Buschiri +den Weg nach Masinde zum Häuptling Simbodja zu verlegen. Nach zwei +Gewaltmärschen kam die Expedition im Dorfe des Häuptlings Masiro an, +welcher Buschiri mit Lebensmitteln unterstützt und ihm einen Esel +geschenkt hatte. Das Dorf wurde zerstört und der Weitermarsch nach +Muenda fortgesetzt. Kurz vor diesem Platz machte Schmidt Halt, erteilte +dem Lieutenant Ramsay den Befehl mit einem Teil des Expeditionskorps +das Lager nach Westen hin zu umgehen und von der Westseite aus dann +gegen dasselbe vorzudringen, während er sich selbst mit dem Gros des +Expeditionskorps an der Ostseite hielt. + +Der Angriff wurde für Mitternacht festgesetzt. Niemand sollte außer +im äußersten Notfall einen Schuß abgeben, jeder Lärm, jedes Geräusch +sollte vermieden werden, um die Überrumpelung möglichst vollständig +zu machen. +Dr.+ Schmidt drang mit den Askaris von der Ostseite +ein. Diese hatten den Befehl, sofort auf die durch Ortskundige gezeigte +Hütte Buschiris vorzudringen und diesen hierin festzunehmen. Aber +ein planloses Schießen der Askaris warnte den Rebellenführer und gab +ihm abermals Gelegenheit, noch im letzten Momente zu entkommen. Ohne +die von +Dr.+ Schmidt aufs strengste verbotene Schießerei wäre +der Coup vollkommen gelungen und Buschiri schon damals in unsere +Hände gefallen. Von den eindringenden Truppen wurden die Leute im +Lager, soweit sie nicht im letzten Augenblick noch entflohen waren, +niedergemacht, und es zeigte sich am nächsten Morgen, daß der Feind 28 +Tote, darunter viele Araber auf dem Platze gelassen hatte. Von unserer +Seite wurde ein Zulu und zwei Suaheli leicht verwundet. + +Tags darauf zog +Dr.+ Schmidt nach Manamgato, einem Orte in +der Nähe von Muenda, wohin Buschiri geflüchtet und wo er von den +Eingeborenen erschlagen sein sollte. Bei der Rekognoszierung der +Leiche stellte es sich indes heraus, daß es nicht Buschiri, sondern +einer der andern, in seiner Begleitung befindlich gewesenen Araber +war. +Dr.+ Schmidt ging sodann mit zwei Kompagnieen nach Makororo +zurück, um von hier aus weitere Nachforschungen anzustellen. Bereits +vorher hatte Schmidt in der ganzen Umgegend bekannt gemacht, daß es +verboten sei, Buschiri aufzunehmen, daß derjenige, welcher dies dennoch +thäte, von ihm als Rebell behandelt würde, wer ihn dagegen festnehme, +solle reichlich belohnt werden. + +Am 7. Dezember traf denn auch die Nachricht von Jumbe Magaya ein, +daß Buschiri zu Quamkoro an der Grenze von Nguru gefangen genommen +sei. In zweitägigem Parforcemarsch ging es nun nach Quamkoro. Der +Jumbe kam der Expedition schon entgegen und führte dann +Dr.+ +Schmidt und die Offiziere der Expedition sofort nach der Hütte, in der +Buschiri gefangen lag. Bei der Flucht aus der Boma von Muenda hatte +Buschiri alles verloren und blos sich selbst, nur mit einem Lendentuch +bekleidet, gerettet. In diesem Zustande fand man ihn in der dunklen +Hütte vor, Hände und Füße mit schweren Eisenketten gefesselt, den Hals +in eine Sklavengabel eingezwängt. Die herbeikommenden Askaris, welche +mehrfach gegen Buschiri gefochten hatten, erkannten ihn sofort, und ++Dr.+ Schmidt unterhielt sich mit Buschiri, der bereitwillig über +alles Auskunft erteilte und seiner Verwunderung über das plötzliche +Erscheinen der Deutschen hier an der Grenze von Nguru Ausdruck gab. + +Der Marsch nach der Küste wurde am nächsten Morgen angetreten und +hierbei selbstverständlich Buschiri sowohl auf dem Marsche wie im Lager +auf das sorgfältigste stets von Europäern bewacht. Für den Marsch wurde +ihm ein Esel als Reittier gegeben, zu beiden Seiten gingen Soldaten; +in der Nacht schlief Buschiri im Zelte des Führers der Expedition, in +welchem sich gleichzeitig die Lagerwache mit einem Europäer befand. + +In Pangani wurde +Dr.+ Schmidt mit dem Expeditionskorps +natürlich auf das freudigste begrüßt und allseitig zu seinem nicht zu +unterschätzenden Erfolge beglückwünscht. + +Dieser Erfolg war dadurch nicht geringer geworden, daß die Eingeborenen +schließlich Buschiri selbst ausgeliefert hatten; Schmidt hatte es eben +verstanden, die Bevölkerung so für sich zu gewinnen, daß sie endlich +gegen den früher so mächtigen Rebellenführer Partei nahm. + +Da Schmidt schon während des Marsches durch Eilboten Nachricht nach +der Küste und von da an den Reichskommissar gesandt hatte, kam Wißmann +tags nach der Ankunft des Expeditionskorps in Pangani an und begab sich +sofort in das Gefängnis zu Buschiri. Der Rebellenführer antwortete +auf die Fragen des Reichskommissars völlig unbefangen und gab alle +Auskunft über die gegen uns gelieferten Gefechte sowohl wie über die +Organisation des Aufstandes gegen die ostafrikanische Gesellschaft und +die Absichten, welche er selbst (Buschiri) hierbei verfolgt hatte. Eine +längstgehegte Vermutung unsererseits erhielt durch Buschiris Angaben +Betätigung, nämlich, daß er vom Sultan von Sansibar zum Vorgehen gegen +die Deutschen ermutigt, ja daß ihm von demselben sogar angeboten +worden sei, er solle nach gutem Erfolge zum Vezir der Küste gemacht +werden. Belege für die Wahrheit dieser Aussage konnte Buschiri indes +nicht beibringen. In Verlegenheit geriet er, als ihm seine großen +Schandthaten vorgehalten wurden, besonders sein Verhalten gegen den in +den ersten Kapiteln erwähnten Handwerker Dunia, dem er seiner Zeit die +beiden Hände abhacken ließ. Trotz allem glaubte Buschiri fest, daß er +vom Reichskommissar begnadigt werden würde; er hatte sogar gebeten, +ihn als Offizier in die Schutztruppe einzustellen, und versprochen, +er würde dann ebenso wacker für uns kämpfen, als er früher gegen uns +gefochten hätte. + +Nach dem langen Verhör im Gefängnis durch den Reichskommissar bat +Buschiri bei Eintritt der Abenddämmerung, als es Zeit wurde zum +mohammedanischen Sechsuhrgebete, ihn allein zu lassen, damit er den +Vorschriften seiner Religion gerecht werden könnte. + +Am folgenden Tage wurde ihm sein Todesurteil bekannt gemacht, das +er, obgleich es ihm unerwartet kam, doch gefaßt entgegennahm. Die +Hinrichtung war auf den 15. Dezember, nachmittags 4 Uhr angesetzt. +Dicht bei der Station in Pangani war auf einem freien Platz ein Galgen +hergerichtet worden; um ihn herum nahmen die Truppen Aufstellung. Nach +der Ankunft des Kommandanten mit seinem Stabe wurde Buschiri aus dem +Gefängnis vorgeführt. Die feste Haltung, welche er bis dahin bewahrt +hatte, verließ ihn hier vollständig. Als das Todesurteil durch den +Adjutanten +Dr.+ Bumiller verlesen war, und eben der Kopf des +Verurteilten durch die Schlinge gesteckt werden sollte, verlangte +Buschiri nochmals den Reichskommissar zu sprechen: er habe noch +sehr wichtige Enthüllungen zu machen. Diese Enthüllungen bestanden +nur darin, daß er alle seine Schuld auf seinen treuesten Anhänger, +den bereits öfter erwähnten Komorenser Jehasi, abwälzen wollte. +Insbesondere behauptete er, Jehasi sei es gewesen, der mit Makanda +zusammen die Mafiti geholt und zum Vorgehen gegen die Küste bewogen +habe. Buschiri glaubte hierdurch sein Leben zu retten, erreichte jedoch +nur, daß er, nachdem er namentlich bei Beginn des Aufstandes und in +vielen Kämpfen Zeichen seiner Bravour und seines Organisationstalentes +gegeben hatte, nun angesichts des Todes als Feigling der Verachtung +anheimfiel. + +Viel gefaßter zeigten sich die meisten anderen zum Tode durch den +Strang verurteilten gläubigen Mohammedaner. Verfasser selbst hat die +meisten, nachdem sie den Kopf freiwillig in die Schlinge gesteckt +hatten, noch die Worte sagen hören: »Ich sterbe als guter +Mohammedaner!« + +Daß gegen Buschiri keine Gnade geübt wurde, war natürlich. Der ganze +Aufstand hatte sich an seinen Namen geknüpft; solange er lebte, +lag immer die Gefahr nahe, daß sich auf ihn die Hoffnungen der +Unzufriedenen richten und in ihm eine Unterstützung finden würden. +Seine Begnadigung wäre zudem ohne den geringsten Wert für uns gewesen; +denn eine Macht hatte Buschiri nur nach seinem ersten ephemeren Erfolge +im Aufstand gehabt; als der Erfolg sich von ihm abwandte, war er ebenso +einflußlos wie früher. Die großen Araber ließen ihn fallen und nur +besitzloses Gesindel scharte sich um ihn. Seine Angaben, daß er gute +Verbindungen zu den Aufständischen von Kilwa und zu Bana Heri hätte, +und daß er daher dem Reichskommissar von großem Nutzen sein könne, +waren erlogen. So lag kein Grund für den Reichskommissar vor, dem +Rebellenführer die wohlverdiente Strafe zu erlassen. + +Im Lager Buschiris waren noch die Bagamoyo-Jumbes Bomboma, Malela und +Pori mit 30 Männern und 200 Weibern und Kindern gefangen genommen +und auf ihren Wunsch vom Reichskommissar von Pangani nach Bagamoyo +geschickt worden. Von den Gefangenen wurden nach stattgehabter +Untersuchung drei, nämlich Bomboma, Malela, weil sie sich bis zuletzt +erbittert und verstockt gegen uns gezeigt hatten, und endlich derjenige +Mann unter den Anhängern Buschiris, der, wie jetzt festgestellt wurde, +im April dem Handwerker Dunia die Hände im Lager Buschiris abgeschlagen +hatte, zum Tode durch den Strang verurteilt und am Galgen bei der +Station Bagamoyo aufgeknüpft. -- + +Inzwischen hatte auch Herr von Gravenreuth auf seiner bereits erwähnten +Expedition, unterstützt von Leuten, welche ihm der bereits früher +erwähnte Häuptling Kingo von Morogro gestellt hatte, im Innern auf +Buschiri gefahndet. Gravenreuth nahm den Aussagen der Kundschafter +zufolge an, daß Buschiri weiter im Innern von Usegua und Nguru sich +aufhalte. Einige Dörfer, die zu Buschiri und Bana Heri gehalten hatten, +wurden bestraft. Im übrigen hatte Gravenreuth die französischen +Missionsstationen Tununguo, Morogro und Mhonda besucht und überall, sei +es durch strafendes Einschreiten, sei es durch friedliches Schauri für +die Stärkung unseres Ansehens im Innern gewirkt. + +Auch auf allen andern Küstenstationen entwickelten sich die +Verhältnisse in durchaus befriedigender Weise. In Tanga war es dem +Stationschef Krenzler gelungen, durch einen friedlichen Zug bis zur +englischen Missionsstation Magila die Ruhe vollkommen zu sichern, und +er hatte den Küstenplatz Tangata besetzt. In Pangani, wo nebenher +die Stationsarbeiten gut vorgeschritten waren und ihrer Vollendung +entgegengingen, bewiesen die eben erwähnten Ereignisse und die Stimmung +der Eingeborenen, welche sich ja schließlich selbst gegen die Rebellen +wandten, am besten die dort gemachten Fortschritte. Der im Bezirk von +Daressalam noch unsichere Küstenplatz Kisiju wurde von Chef Leue und +Lieutenant Johannes genommen und ein berüchtigter Araber gefangen, der +in Daressalam aufgehängt wurde. An Stelle des in Mpapua verstorbenen +Lieutenant v. Medem wurde im Januar 1890 der Chef v. Bülow als +Stationschef nach Mpapua geschickt. + +In der zweiten Hälfte des Dezember 1889 drangen Nachrichten über +weitere Rüstungen Bana Heris im Hinterlande von Sadani und Mkwadja +zu unsern Ohren. Wißmann, der um diese Zeit des Pascha wegen öfters +nach Bagamoyo kam, erteilte mir den Auftrag, ein Expeditionskorps aus +den in Bagamoyo verfügbaren Kräften und einem Teil der in Pangani +befindlichen Expeditionstruppen zusammenzustellen und mit diesem eine +Rekognoszierung im Hinterlande von Sadani und Mkwadja zu unternehmen, +wenn möglich Bana Heri zu schlagen und nach Süden abzudrängen. Es +standen mir zur Verfügung an Offizieren die Herren Chef v. Bülow, +Lieutenant Johannes, Lieutenant Fischer und Deckoffizier Illich; +ferner eine Anzahl deutscher Unteroffiziere und 250 Soldaten. Ein +Teil wurde unter Bülows Führung von Bagamoyo nach Mkwadja gebracht, +der andere von mir in Pangani, wohin ich mich am 24. Dezember begab, +in der Weihnachtsnacht eingeschifft und am Vormittag des 25. Dezember +ebenfalls in Mkwadja gelandet. + +Am Nachmittag desselben Tages trat ich mit meiner vollzählig +versammelten und mit Patronen, sonst aber nur mit dem +allernotwendigsten Proviant (Zelte, Feldbetten, Reittiere u. s. w. +wurden nicht mitgenommen) versehenen Expedition den Vormarsch nach +Westen an. Die Zusammensetzung war folgende: Suaheli-Askari unter +Deckoffizier Illich, eine Zulu-Kompagnie unter Chef v. Bülow, dazu +Lieutenant Fischer, die kombinierte Sudanesen- und Zulu-Kompagnie +unter Lieutenant Johannes, das Maxim-Gun unter Feldwebel Schulte. +Während des größten Teils der Nacht wurde marschiert, in der Absicht +überall möglichst unverhofft zu erscheinen. Diese Absicht wurde jedoch +vereitelt, denn die Leute Bana Heris hatten durch Kundschafter schon +von unserer Landung in Mkwadja erfahren und erwarteten uns. Sie warfen +sich uns immer in kleinen Trupps entgegen, belästigten uns in unsern +Lagern und Ruheplätzen bei Tage und bei Nacht, wurden aber überall in +die Flucht gejagt. Immerhin gewannen sie auf diese Weise ganz genaue +Kenntnis von unsern Bewegungen. + +Am 26. Dezember nachmittags wurde Lieutenant Fischer von einem so +schweren Sonnenstich betroffen, daß er von uns eigentlich schon +aufgegeben wurde. Nur der aufopfernden Pflege des sehr verdienten +Lazarettgehülfen Grucza gelang es, ihn durchzubringen, so daß er, wenn +auch in bewußtlosem Zustande, mit uns einige Tage später an der Küste +ankam und von dort nach Sansibar überführt werden konnte. Wir machten +inzwischen mehrere Gefangene und zwangen diese, uns Führerdienste zu +leisten, wobei sie wiederholt den vergeblichen Versuch machten, uns +irre zu führen. Das wurde erst anders, als wir ihnen etwas unsanft +bedeuteten, sie möchten im eigenen Interesse nicht mehr vom rechten +Wege zur Boma Bana Heris, die wir als Ziel im Auge hatten, abweichen. +Sie behaupteten indessen alle, eine solche Boma gebe es überhaupt +nicht, Bana Heris Leute seien alle zerstreut. + +Als ich, nachdem ich von der ursprünglich westlichen Richtung nach +Süden abgebogen war, am späten Nachmittag des 27. Dezember mit der Tête +der Expedition auf den Höhen nördlich von Mlembule eintraf, erhielten +wir plötzlich heftiges Feuer, und zwar wie wir aus dem Pfeifen +der Kugeln hörten, zum größten Teil aus Hinterladern (fast alles +Snider-Gewehre) von sämtlichen die Höhe umgebenden Waldlisieren. Ich +ließ die bei mir befindliche Abteilung, die Askari unter Illich, das +Feuer gegen die Rebellen sofort eröffnen, und das Maxim-Gun, das gleich +dahinter folgte, durch den Feldwebel Schulte in Thätigkeit setzen. Auch +die Abteilungen unter Bülow und Johannes entwickelten sich, sobald sie +herangekommen waren, und es gelang bald, die westlichen und südlichen +Lisieren zu säubern, wobei die Rebellen sehr erhebliche Verluste +erlitten. + +Schon begann ich zu glauben, die Mitteilung unserer gefangenen Führer, +die Leute Bana Heris seien im Gelände überall zerstreut und hätten +ihre Hauptmacht nicht in einer befestigten Stellung versammelt, sei +richtig, da die Rebellen sich uns in dem allerdings sehr coupierten, +aber doch nicht befestigten Terrain mit Feuerwaffen entgegenstellten. +Ich sandte Herrn von Bülow mit 50 Mann zur Verfolgung der in hellen +Haufen fliehenden Feinde nach Süden, und Lieutenant Johannes nach +Westen. Ich selbst setzte mit den übrigen Soldaten der Kompagnie von +Bülow, den Askaris und dem Maxim-Gun das Feuer gegen die im Osten und +Südosten noch standhaltenden Gegner fort. Als ich endlich auch diese +in ungeregelter Flucht in der Richtung auf Sadani zu davoneilen sah, +wollte ich eben die Verfolgung dahin aufnehmen nachdem ich den übrigen +Abteilungen sowie der hinter uns befindlichen, von den Sudanesen +gestellten Bedeckung für den bewußtlosen Lieutenant Fischer und dem +Gepäck unter Führung eines Europäers Sadani als Sammelpunkt angegeben. +Da eilte plötzlich ein ganzer Haufen Zulus von der Bülowschen +Kompagnie aus der gegenüberliegenden Lisiere heraus. Außerdem kam +ein Mann mit einer schriftlichen Meldung von Herrn von Bülow, seine +Abteilung habe sich plötzlich bei der Verfolgung der Fliehenden vor +einer starken Buschboma befunden; er habe sofort durch die noch offene +Thür hineinstürmen wollen, habe aber heftiges Feuer erhalten und dabei +den Sergeanten Ludwig und vier Zulus verloren. Die andern Zulus seien, +durch diesen plötzlichen Verlust und das heftige Feuer entmutigt, feige +geflohen; er allein mit acht Zulus halte noch vor der Boma. + +Da Lieutenant Johannes mit seiner Abteilung weiter westlich noch mit +der Säuberung des Geländes beschäftigt war, waren nur disponibel die +Askari, 50 Zulus und das Maxim-Gun; mit diesen eilte ich sofort an die +Stelle, wo die Boma sein sollte, Herrn von Bülow zu Hilfe. Dieser hatte +inzwischen unter dem heftigsten feindlichen Feuer auf seinen Schultern +den gefallenen Sergeanten Ludwig bis etwa 50 Schritt von der Boma +zurückgetragen. + +Angesteckt von der Mutlosigkeit und Verzagtheit ihrer Kameraden waren +auch meine eigenen Zulus durchaus nicht vorzubringen, ja nicht einmal +zum Ausschwärmen in gerader Linie zu bewegen. Das Feuer des Maxim-Gun +und unsere Salven schienen ohne jede Wirkung auf die Boma zu sein, +obgleich wir, Bülow, Illich, Schulte mit dem Geschütz und ich nur etwa +25 Schritt von den Pallisaden entfernt standen, deren Thür inzwischen +wieder verbarrikadiert war. Das ununterbrochene Schnellfeuer aus der +Boma heraus auf uns, die wir ganz ungedeckt auf dem schmalen zur Boma +führenden Pfade standen, hatte trotz der lächerlich geringen Entfernung +minimale Wirkung, da die Kugeln alle viel zu hoch gingen. Der Eintritt +der Dämmerung, bis zu der wir vor der Boma feuernd gestanden hatten, +-- d. h. wir Offiziere und Unteroffiziere und die Suaheli Askari, +während die Zulus weiter hinten vorsichtig gedeckt lagen --, sowie +auch unsere Verluste machten unsern schleunigen Abmarsch in freieres +Terrain nötig. Glücklicherweise traf bald die Abteilung Johannes ein; +dieselbe erhielt, da sie am meisten intakt und ohne Verluste war, auch +zur Hälfte aus den aufs Beste bewährten Sudanesen bestand, den Befehl, +den Rückzug zu decken. Die Arrieregarde aus den Sudanesen schlug die +Rebellen, welche das Gelände geschickt benutzend auf uns noch feuerten, +zurück, und war so trotz der unter den Zulus, dem Hauptkontingent +meiner Truppe, eingerissenen Panik ein durchaus geordneter Rückzug +ermöglicht. Weiter östlich in freierem Terrain blieben wir dann +vollkommen unbehelligt und setzten unsern Marsch über Sadani nach +Mkwadja fort, das wir am Nachmittage erreichten. Hier erfüllten +wir die traurige Pflicht, dem braven Sergeanten Ludwig die letzten +militärischen Ehren zu erweisen. Außer ihm waren auf unserer Seite noch +neun Mann gefallen, ebensoviel waren außerdem verwundet. Die Verluste +der Rebellen betrugen nach ihrer eigenen späteren Angabe ungefähr 50 +Tote und eine Masse Verwundeter. + +War das Gefecht auch ein unglückliches gewesen, so war doch ein +Zweck meiner Expedition erreicht, nämlich die Stellung Bana Heris zu +rekognoszieren, welche bisher noch von keiner unserer Expeditionen +berührt worden war. Bald fand sich eine Fahrgelegenheit nach Sansibar, +mit der ich Lieutenant Johannes absandte, um Major Wißmann Bericht +zu erstatten und den Lieutenant Fischer ins Lazarett überzuführen. +In seinem Bericht an den Reichskanzler über dieses erste Gefecht bei +Mlembule sagt der Reichskommissar unter anderm: + +»Wenn dieses Gefecht als für uns ungünstig verlaufen hingestellt +werden muß, so kann man der Truppe, die einen Kranken und einen toten +Weißen und neun verwundete Soldaten aus dem Gefecht trug und sich bei +Dunkelheit geordnet zunächst zur Küste hinab und am nächsten Tage nach +Mkwadja zurückzog, in Berücksichtigung ihres erst kurzen Bestehens +Anerkennung nicht versagen. Sobald ich Meldung über oben berichtetes +Gefecht erhielt, traf ich Maßregeln zum nachhaltigen Angriff auf Bana +Heri.« + +Wißmann zog alsbald alle disponibeln Truppen vor Sadani zusammen und +es kam zu uns S. M. S. »Sperber«, um uns mit den intakten Truppen von +Mkwadja an Bord zu nehmen und auf die Rhede nach Sadani zu bringen. +Die Truppen wurden gelandet, ohne daß die Rebellen uns zu hindern oder +auch nur zu stören versucht hätten. Wißmann suchte sogleich einen +Platz für die sich als notwendig erweisende Station aus, und wir +befestigten daselbst zunächst das von den gesamten Truppen bezogene +Lager in provisorischer Weise. Im Ganzen hatten wir 500 Soldaten +zur Verfügung, 40 Europäer und fünf Geschütze (ein Maxim-Gun, zwei +4,7 +cm+ und zwei 6 +cm+ Geschütze). Die Leute wurden in +zwei Bataillone eingeteilt, das eine bestehend aus einer Sudanesen- +und drei Zulu-Kompagnien unter Chef von Zelewski, das andere unter +meinem Kommando, zusammengesetzt aus zwei Sudanesen-Kompagnien und den +vereinigten Suaheli-Askari. Die Tage bis zum 3. Januar 1890 wurden dazu +benutzt, die Truppen ordentlich einzuexerzieren und in die Hand ihrer +zum Teil neuen Führer zu arbeiten. Besondere Mühe wurde natürlich nach +den Erfahrungen bei Mlembule auf die Zulus verwendet. + +Eine von mir mit Lieutenant Johannes und 80 Mann unternommene +Rekognoszierung konstatierte, daß die Rebellen uns in der bewußten +Buschboma erwarteten. Der 4. Januar war vom Reichskommissar zum Angriff +bestimmt worden. Die Marschordnung war folgende: 1) 2. Bataillon unter +meinem Kommando, 2) Artillerie unter Chef Krenzler, 3) 1. Bataillon +unter von Zelewski. + +Um 4 Uhr morgens brachen wir von Sadani auf, und kurz nach 6 Uhr trafen +wir in Mlembule ein. Mit einem Bajonettangriff nahm ich zunächst eine +unterhalb der Bana Heri'schen Buschboma gelegene ehemalige Befestigung +ein, deren Palissaden die Aufständischen niedergerissen hatten, damit +wir bei unserm Angriff hier nicht einen Stützpunkt und Deckung fänden. +Um diese trefflich gelegene Position, von der aus einzelne Teile +der Boma bequem zu sehen waren, entwickelte Wißmann seine Truppen. +Unmittelbar bei jener Befestigung marschierte ich mit meinem Bataillon +auf, rechts davon die Artillerie und Zelewski. Wir erhielten heftiges +Feuer, wieder meist aus Hinterladergewehren, aus der etwa 400 +m+ +entfernten Boma und hatten auch gleich einige Verwundete. Es folgte +ein 3-1/2stündiges Feuergefecht, teils Zugsalven, teils Einzelfeuer +der Europäer; letzteres besonders, wenn es darauf ankam, bei der Boma +auftauchende feindliche Trupps wirksam zu beschießen; endlich Feuer der +Artillerie, die sich zunächst mit Granaten einschoß und dann Shrapnels +aus den 6 +cm+ Geschützen aufsetzte, welche gute Sprengpunkte +erzielten. Nichtsdestoweniger hielten die Aufständischen in der Boma +aus; allerdings wurde nach 2-1/2 Stunden ihr Feuer etwas schwächer. Es +war wie wir später erfuhren, auf den Abzug einer Waniamuesikarawane +zurückzuführen, welche Bana Heri auf dem Sadani-Wege abgefangen und +zu seiner Unterstützung mit Gewalt gezwungen hatte. Ein Teil der +feindlichen Wasegua umging, gedeckt durch das Dickicht, welches +unsern linken Flügel und die Boma deckte, unsere Stellung, so daß wir +plötzlich von hinten Feuer erhielten. Wir brachten dieses aber mit +einigen Salven sofort zum Schweigen. Das Feuer aus der Boma war immer +noch heftig genug. In einzelnen Pausen hörten wir, wie es auch damals +bei meinem ersten Angriff der Fall gewesen war, einen Vorbeter in der +Boma zu Allah rufen, und die Menge von Zeit zu Zeit einfallen mit dem +bekannten +Allah Allah ill Allah+. + +Noch nie war uns während des Aufstandes ein solcher Fanatismus +entgegengetreten. Bana Heri hatte es wohl verstanden, ihn zu schüren, +und die Leute so zum Kampfeseifer gegen uns anzuspornen. Nach +3-1/2stündigem Feuer, als uns die Munition bereits knapp zu werden +anfing, wurde die Sudanesen-Kompagnie des Zelewskischen Bataillons +unter Führung des Lieutenants End nach links detachiert, um einen +Weg, der nach der Boma führte, und den besten Angriffspunkt zu +rekognoszieren. Der Süden und Südosten schien am wenigsten befestigt +zu sein, während der Westen, wo wir das erste Mal angriffen, die +stärkste Seite der Boma bildete. Als von der ersten Kompagnie die +Meldung geschickt wurde, daß von der linken Flanke ein Weg nach der +Boma führe, sandte mich der Major dahin, um nach Hinzutritt der +Kompagnie End zu meinem Bataillon mit diesem den Sturm zu unternehmen. +Bis zu meinem Eintreffen an der Boma, das ich möglichst gedeckt +bewerkstelligen sollte, wollte er das gesamte Feuer der Artillerie und +des Zelewskischen Bataillons gegen die Gegner richten, um sie noch +im letzten Augenblick, soviel als möglich, zu erschüttern, und uns so +den Sturm zu erleichtern. In dem Moment, wo ich an die Boma so nahe +herangekommen wäre, daß ich mit dem Bajonett vorzugehen beabsichtigte, +sollte ich durch dreimaliges Schwenken der vorangetragenen Fahne +ihm ein Zeichen geben, daß das Feuer einzustellen sei. Wenn der +Sturm gelungen sei, sollte ich die deutsche Flagge an den Palissaden +aufpflanzen. + +Alles geschah wie verabredet. Wir gingen gedeckt im Grunde vor, bis +wir 30 Schritt vor der Boma auftauchten und das Signal mit der Flagge +gaben. Aus der Boma wurden wir mit einem anhaltenden Schnellfeuer +empfangen, das mehrere Verwundungen herbeiführte, und zwar, da die +Gegner diesmal zu tief schossen, nur Beinverwundungen. Ein Sudanese z. +B. hatte vier Schüsse durch seine Beine. Nachdem wir noch eine Salve +in die Boma geschossen hatten, ging es mit Hurrah vorwärts, worauf wir +zunächst ebenfalls ein höhnisches Hurrah aus der Boma zurück erhielten. +Es gelang jedoch, an verschiedenen Stellen Bresche zu reißen und in die +Boma einzudringen, voran die zu meinem Stabe als Ordonnanz-Offiziere +gehörenden Herren (Jahnke und v. Eltz) mit mir und die Europäer der +unter uns rühmlichst bekannten Kompagnie End, gleich darauf Illich mit +den Askari und die anderen Kompagnien. + +Es war die härteste Arbeit, die bisher jemals bei der Einnahme einer +feindlichen Stellung von den Truppen geleistet war. Bei unserem +Eindringen flohen aber die letzten Gegner aus der Boma ins Dickicht der +Umgebung. Die Freude über das Gelingen war unter den Soldaten so groß, +daß sie, des Unterschiedes zwischen Offizier und Soldaten vergessend, +alle zu uns, ihren Vorgesetzten, kamen und uns die Hände schüttelten, +um sich gewissermaßen bei uns zu bedanken, während wir doch schließlich +das, was wir geleistet, lediglich der Bravour unserer schwarzen +Truppen, speziell der Sudanesen, zu verdanken hatten. In der Boma +fanden wir eine große Anzahl Sprengstücke und Shrapnelkugeln, welche +bewiesen, wie wirksam das Feuer unserer Artillerie gewesen war, und wie +gut sich Chef Krenzler mit seinen Geschützen eingeschossen hatte. + +Der Feind hatte sehr große Verluste gehabt, sodaß es zum ersten +Male ihm nicht gelungen war, alle seine Toten mitfortzunehmen. Die +intakteren Zulukompagnien wurden zur Verfolgung ausgesandt, die +übrigens bei dem ungemein schwierigen Terrain von nur geringem Erfolge +war, während wir an die Plünderung und Zerstörung der Boma gingen. Bei +dem Gefecht hatten wir unsererseits 11 Verwundete, unter ihnen ein +Europäer, der leicht verwundete +Dr.+ Stuhlmann. Der Sergeant +Tanner hatte das Unglück, daß ihm beim Laden eines Geschützes eine +Granate den Arm zerriß. Tags darauf erlag er seinen Verletzungen. + +Über die Boma sagt der Bericht des Reichskommissars folgendes: + +»Die Boma war die stärkste, die ich je gesehen. Hinter 4 +m+ hohen +starken Palissaden waren mannshohe Erddeckungen aufgeworfen, die auch +unseren Granaten widerstanden hatten. An den Ecken waren reguläre +Bastionen erbaut, vor den Palissaden war ein freies Schußfeld von ca. +20 +m+, an das sich ringsherum die dichte, fast undurchdringliche +Urwalddschungel schloß. Das Lager war bedeckt mit abgeschossenen +Patronenhülsen, die bewiesen, daß der Feind hauptsächlich mit +Hinterladern bewaffnet gewesen war. Der Feind hatte mit großer Bravour +ausgehalten, jeder Baum in der Boma hatte eine große Anzahl von +Schüssen aufzuweisen; die Shrapnels und Granatsplitter lagen überall im +Lager umher. Leichen, die man nicht mehr hatte in den Wald schleppen +können, zeigten Massen von Wunden.« + +Und weiter: + +»Der Kampf von Mlembule ist der erbittertste, den ich während der Zeit +meines Wirkens hier geführt habe. Es erklärt sich dies aus folgenden +Gründen. Bei der ersten kriegerischen Expedition, die ich durch +Süd-Usegua gehen ließ, war die beschriebene Befestigung Mlembule nicht +gefunden worden. Bana Heri hatte dagegen wahrscheinlich geglaubt, daß +sie uns zu stark gewesen sei, um sie anzugreifen. Der Glaube an die +Uneinnehmbarkeit hatte sich gesteigert durch den bereits gemeldeten +abgeschlagenen Angriff meiner Truppen am 27. Dezember. Vor acht Jahren +hatte Bana Heri die Truppen des Sultans Said Bargasch geschlagen. +Bana Heri ist niemals besiegt worden. Er erkannte die Oberhoheit des +Sultans von Sansibar an, soweit es ihm paßte, und erhielt jährlich +Geschenke vom Sultan. Er hat sich nie Wali, sondern stets Sultan von +Usegua genannt, und hatte, was besonders merkwürdig ist, während +der Zeit des Aufstandes begonnen, eine Art religiöses Band um seine +Anhänger zu schlingen. Aus diesen Gründen hat auch wohl Bana Heri meine +mehrmals wiederholte Aufforderung, mit mir in Friedensverhandlungen zu +treten, zurückgewiesen. Daß er Sadani nicht halten konnte, begründete +er durch das große Übergewicht unserer Kriegsschiffe, wie überhaupt +an der ganzen Küste die Ansicht herrschte, daß wir wohl unter den +Geschützen der Marine oder mit weißen Soldaten ihnen überlegen seien, +aber nicht im Lande, bis ich durch die Reise nach Mpapua und mehrere +Gefechte im Innern ihnen diese Hoffnung nahm. Jetzt ist der Glaube +an die Unbesiegbarkeit Bana Heris gründlich zerstört. Man hielt +überall Mlembule für uneinnehmbar und kannte die große und besonders +wohl bewaffnete Macht Bana Heris. Ein Zeichen dafür, wie ergeben die +Südusegua ihrem Fürsten waren oder wie sehr sie ihn bisher fürchteten, +ist der Umstand, daß es solange Zeit gelang, uns über den Verbleib +und die Maßnahmen Bana Heris zu täuschen. Wir erfuhren stets, er +treibe sich flüchtig im Lande umher, während er mit großem Fleiß und +Geschick seine Befestigungen verstärkte. Außer der Besetzung von Sadani +lasse ich die Schlupfwinkel für Dhaus an der Küste durch stationierte +Fahrzeuge beobachten. Die Munition wird Bana Heri ziemlich ausgegangen +sein.« + +In den ersten Tagen nach der Erstürmung der Boma zu Mlembule ließ +Wißmann den größten Teil des Expeditionskorps noch in Sadani +versammelt, um, wie er es überall bei der Anlage von Stationen gethan, +ihn zu den Befestigungsarbeiten heranzuziehen. Das war hier um so +notwendiger, als der seit einiger Zeit gänzlich eingeäscherte Ort und +die Umgegend im Umkreise von mehreren Meilen vollkommen von Menschen +verlassen war, und der Platz nur von den Europäern und Truppen der +Station wie einigen wenigen farbigen Handwerkern, die wir von andern +Plätzen her engagiert hatten, bewohnt wurde. Ich erhielt den Befehl +über die Station Sadani und wurde zugleich Chef des neu begründeten +Distrikts der Stationsbereiche von Sadani und Mkwadja. Derselbe wurde +im Süden durch den Wami begrenzt, wo der Distrikt Bagamoyo begann. Da +Sadani nur als kleine Station geplant war, wurde die Umfassung ziemlich +klein erbaut, und der Raum innerhalb derselben nach Möglichkeit für +die Unterbringung der Europäer und der nötigen Gebäude ausgenutzt. In +zwei Monaten gelang es mir, die Bauten im großen und ganzen fertig zu +stellen. + +Während Wißmanns Abwesenheit von Bagamoyo hatte der Kommandant des +»Sperber«, Kapitän Voß, -- der überhaupt in der ganzen Zeit seiner +Anwesenheit den Reichskommissar und uns alle aufs liebenswürdigste +unterstützt und das regste Interesse für unsere Kolonien bewiesen +hat -- selbst mit seinem Landungscorps die Station besetzt gehalten +und es so Wißmann ermöglicht, mit allen seinen Truppen bei Mlembule +einzugreifen. Vor Mkwadja, der Station des Herrn von Perbandt, die +unter Umständen ebenfalls einem Angriff Bana Heris ausgesetzt sein +konnte, lag die »Schwalbe«, unter dem ebenfalls in den ostafrikanischen +Küstenkämpfen vielgenannten und verdienten Korvettenkapitän Hirschberg. +Sperber und Schwalbe wechselten sich bei der vom Reichskommissar +erbetenen Blockierung der Küste in der nächsten Zeit ab, und sind +uns auch sonst vielfach von Nutzen gewesen. So hatten wir zum +Beispiel Gelegenheit kameradschaftlichen Verkehr zu pflegen, und in +Krankheitsfällen ward uns von Bord aus öfters ärztliche Hilfe zu Teil, +da wir in unserm Distrikt Sadani keinen Arzt hatten. -- + +Um über die weiteren Bewegungen Bana Heris zur Klarheit zu +gelangen, und den Sieg bei Mlembule auszunutzen, wurde Herr von +Gravenreuth mit 120 Mann und einer Verstärkung durch irreguläre +Truppen zur Rekognoszierung von Bagamoyo aus abgeschickt. Von meiner +Stationsbesatzung hatte ich ihm 50 Mann abgegeben, sodaß mir nur noch +80 Mann übrig blieben. Ich erhielt den Auftrag, soweit ich vermochte, +die Verbindung mit Herrn v. Gravenreuth aufrecht zu erhalten, und +ihn von Sadani aus, wenn er es wünschte, zu unterstützen. Durch +Patrouillen hatte ich festgestellt, daß Bana Heri in einem 5 Stunden +von Sadani entfernten Dorfe, namens Palamakaa, seine Leute gesammelt +hatte. Gravenreuth marschierte zunächst nach der Missionsstation +Mandera und teilte mir von hier aus durch Boten seine Absicht mit, +am 29. Januar die Rebellen in Palamakaa anzugreifen. Ich machte mich +daher schleunigst mit 30 Mann und 3 Europäern, dem Lieutenant v. +Arnim, Herrn von Nettelblatt, der als freiwilliger Krankenpfleger auf +meiner Station war, und dem Feldwebel Kay, dorthin auf den Weg, um zu +rekognoszieren. Als Führer dienten wieder unterwegs aufgegriffene +Eingeborene. Ich kam, wie beabsichtigt, am 29. früh dort an, dem Tage, +an dem Gravenreuth, seinem Schreiben gemäß, ursprünglich angreifen +wollte. Da ich jedoch nirgends etwas von ihm gewahrte, blieb mir +nichts übrig, als nach einigem Aufenthalte nach Sadani zurückzukehren. +Hier fand ich die Schwalbe vor, und war so in der Lage, ohne zu +große Sorge um die Sicherheit meiner Station, im ganzen 40 Mann aus +der Besatzung herauszuziehen, mit denen ich mich alsbald wieder auf +den Weg machte, in der Annahme, daß Gravenreuth sich vielleicht +durch unvorhergesehene Hindernisse verspätet habe und doch noch nach +Palamakaa kommen werde. Als ich auf einem andern Wege auf der Höhe +von Palamakaa anlangte, wurden wir aus den Büschen heraus von einem +größeren auf uns einstürmenden Trupp angegriffen, schlugen denselben +jedoch durch gutgezielte Salven zurück. Von Herrn von Gravenreuth war +wieder nichts zu sehen und zu hören. In Sadani empfing ich von ihm +einen Brief aus Mandera, vom 28. vormittags, er habe von Mandera aus +auf dem Wege nach Palamakaa einige kleinere zu Bana Heri haltende +Ortschaften genommen, sei bereits am 28., nicht wie er ursprünglich +wollte, am 29. auf den Höhen von Palamakaa angekommen, und dort heftig +von den Rebellen, die er auf 1200-1400 Mann schätze, angegriffen +worden. Dabei sei Sergeant Bauer schwer verwundet worden. Durch die +Stärke der gegnerischen Stellung, besonders aber durch die numerische +Überlegenheit der Feinde, sowie den Umstand, daß die Zulus abermals +versagten, sei er zum Rückzuge auf Mandera genötigt worden, der ihm, +als sein erstes Zurückweichen, freilich bitter genug angekommen sei. Er +müsse unter diesen Umständen auch ein gemeinsames Vorgehen gegen Bana +Heri für zwecklos erachten, und wolle nach Bagamoyo eilen, um von dort +aus Wißmann zu berichten. Es müsse wieder mit allen verfügbaren Truppen +eingegriffen werden. Lieutenant Langheld war von Herrn von Gravenreuth +zu Mandera in der Missionsstation zum Schutze derselben mit einer +kleinen Besatzung zurückgelassen worden. + +Einige Zeit vorher hatte der Reichskommissar das Expeditionskorps unter +dem Kommando des Chefs +Dr.+ Schmidt von Pangani aus zu Simbodja +abmarschieren lassen, der ja, wie früher erwähnt, eine friedliche +Einigung mit uns wünschte. In Begleitung von +Dr.+ Schmidt befand +sich der Kilimandscharo-Reisende Ehlers, welcher mit Geschenken Sr. +Majestät des Kaisers zum Sultan Mandara wollte und Herr von Eltz, +welcher im Auftrage Wißmanns den kleinen Posten am Kilimandscharo +befehligen sollte. + ++Dr.+ Schmidt hatte zunächst in Lewa, der bekannten Tabaksplantage, +eine Besatzung von 10 Mann unter Lieutenant von Behr zurückgelassen +zum Schutze der Angestellten der Plantagengesellschaft, welche ihre +Arbeiten wieder aufnehmen wollte. Von hier aus zog Schmidt weiter nach +Masinde, dem Hauptsitze Simbodjas, wo er am 6. Februar eintraf. + +Die Verhandlungen führten dazu, daß Simbodja sich vollkommen unterwarf, +1000 Rupies in Geld und circa 2800 Rupies in Elfenbein als Strafe für +die Gefangennahme des +Dr.+ Meyer und +Dr.+ Baumann zahlte, +die in seinen Händen befindlichen Hinterlader zurückgab und sich zum +Gehorsam und zur Heeresfolge gegen uns verpflichtete. Andererseits +wurde ihm die verantwortliche Beaufsichtigung des nördlichen Teils von +Usambara übertragen gegen ein Gehalt von 100 Rupies oder etwa 150 Mark +monatlich. Die deutsche Flagge, welche Simbodja von nun an zu führen +hatte, wurde in Masinde gehißt. + +Darauf ging +Dr.+ Schmidt auf der großen Karawanenstraße weiter +bis Gonja. Von hier aus zog dann Herr Otto Ehlers sowie Herr von Eltz +auf dem von nun an sicheren Wege zum Sultan Mandara weiter. Von Gonja +bog +Dr.+ Schmidt nach dem Umba ab und kehrte von dort nach der +Küste zurück. Er wurde hier bereits sehnlichst erwartet, da seine +Truppen in der Aktion gegen Palamakaa mit verwandt werden sollten. + +Der Reichskommissar zog alle verfügbaren Truppen wiederum in Sadani +zusammen, so daß daselbst eine Macht von insgesamt 700 Mann mit +5 Geschützen versammelt war. Um, wenn möglich, überraschend zu +erscheinen, wurde in der Nacht vom 8. zum 9. März um 11 Uhr der +Abmarsch angetreten, in folgender Ordnung: + + 1. Avantgarde: die aus dem Distrikt Sadani herausgezogene + Stationsbesatzung (Rochus Schmidt); + + 2. 1. Bataillon (+Dr.+ Schmidt); + + 3. 2. Bataillon (von Gravenreuth); + + 4. 3. Bataillon (von Zelewski). + +Um 5 Uhr morgens trafen wir vor Palamakaa ein. Palamakaa ist ein +Komplex von zehn Dörfern, welche alle in einem weiten, von den +Usegua-Bergen umzogenen Thale liegen. Die ersten Dörfer, auf welche wir +stießen, waren verlassen. Befestigungen wurden durch die absuchenden +Patrouillen nicht gefunden und es wurde uns durch Gefangene bestätigt, +daß größere Befestigungen nicht vorhanden seien. Die Gegner, durch die +Erfahrung von Mlembule belehrt, daß sie auch in der stärksten Boma uns +auf die Dauer keinen Widerstand leisten könnten, zogen es vor, das +dortige sehr coupierte Terrain zu Kämpfen in einzelnen Abteilungen +gegen uns auszunutzen. + +Die uns entgegengeworfenen Trupps wurden mit leichter Mühe einzeln +zurückgeschlagen und die im Thale gelegenen Ortschaften nach einander +zerstört. + +Am Nachmittag des 9. März wurde, nachdem alle unsere Abteilungen an +den verschiedensten Stellen ins Gefecht gekommen und überall siegreich +gewesen waren, ein gemeinsames Lager in etwas erhöhter Stellung +bezogen, um von hier aus die Bewegungen des Gegners zu rekognoszieren. + +In dieser für uns günstigen Stellung wurden wir noch am selben Tage +von mutig und schneidig, aber vollkommen sinnlos draufgehenden +Rebellentrupps von mehreren Seiten angegriffen, die aber, wennschon +sie eine Zeit lang das Feuer gegen uns unterhielten, leicht abgewiesen +wurden. Auch hier operierte Wißmann entweder mit Salvenfeuer, oder bei +günstigen Gelegenheiten mit Einzelfeuer der Europäer. + +Am späten Nachmittage wurden starke Patrouillen nach verschiedenen +Richtungen hin ausgesandt, welche die noch auftauchenden Rebellen +zurücktrieben und die noch nicht zerstörten Ortschaften einnahmen +und verbrannten, bis auf eine verhältnismäßig stark besetzte, im +Dickicht belegene Position, gegen die eine nur aus Schwarzen bestehende +Abteilung nichts auszurichten vermochte. Hierhin wurde am Morgen des +nächsten Tages Herr von Gravenreuth mit seinem Bataillon abgeschickt, +der denn auch nach einer kurzen Beschießung mit Granaten und dem +Maxim-Gun die Position nahm und den Gegner, soweit es das Gelände +zuließ, verfolgte. + +Der größte Teil der andern Truppen wurde zur Absuchung der weiteren +Umgebung benutzt, doch wurden nur noch vereinzelt Rebellen angetroffen. +Es stellte sich heraus, daß der Feind in den einzelnen Abteilungen, in +denen er uns angegriffen hatte, nach den verschiedensten Richtungen +abgezogen war und die Gegend verlassen hatte. Er hatte 40 Tote: 30 +davon waren beim Sturm auf unser Lager gefallen, während bei uns nur +der Oberbüchsenmacher Bauernschmidt, dem der Daumen der rechten Hand +abgeschossen war, und vier Sudanesen verwundet waren. + +Die meisten Aufständischen waren bereits vor dem eben beschriebenen +Gefecht weggezogen, die noch vorgefundenen wurden auf etwa 400 +geschätzt. Bana Heri selbst sagte später aus, daß er sich in der ganzen +Zeit versteckt gehalten habe, weil er nach dem verunglückten Angriffe +Gravenreuths einen Angriff der ganzen Schutztruppe wie bei Mlembule +vorausgesehen habe. + +Lebensmittel waren zu Palamakaa nur noch wenig vorhanden und die +Stimmung der Eingeborenen wandte sich immer mehr und mehr von Bana Heri +ab. Es wurde ihnen verboten, ihn in ihren Dörfern aufzunehmen und die +Rebellen mit Lebensmitteln zu unterstützen. + +Lieutenant Langheld war in Mandera mit einem Trupp von 50 Mann postiert +worden und hatte den Befehl erhalten, auf flüchtige Trupps der +Aufständischen zu fahnden; es gelang ihm auch, eine Schaar von Arabern +und Wasegua zu zersprengen. + +So konnte, da das Terrain von Palamakaa gesäubert war und eine weitere +Verfolgung aussichtslos erschien, am 10. März der Rückmarsch nach der +Küste angetreten werden, auf dem wir leider vier schwere und einige +leichte Fälle von Hitzschlag hatten und zwar meist bei den erst vor +einigen Tagen eingetroffenen Europäern. Es verstarben infolgedessen +die Unteroffiziere Gombert und Witzick, welche dann in Sadani beerdigt +wurden. + +Der aus Deutschland mit dem Transport neuer Offiziere und +Unteroffiziere eingetroffene Major Liebert hatte am Gefechte bei +Palamakaa in der Begleitung des Majors Wißmann teilgenommen und +bereiste in der folgenden Zeit mit dem Reichskommissar sämtliche +Stationen, um auf Grund dessen, was er sah und hörte, im Stande zu +sein, die nächste Vorlage betreffs der Schutztruppe vor dem Reichstage +zu vertreten. Auf dieser Besichtigungstour war ihm auch Gelegenheit +gegeben, selbst mit einem Trupp farbiger Offiziere gegen einen +Häuptling, der sich gegen den in Lewa stationierten Offizier aufgelehnt +hatte, im Verein mit +Dr.+ Bumiller einzuschreiten. + +Mit Bana Heris Macht im Hinterlande von Sadani war es, wie erwähnt, +nach jenem Gefecht bei Palamakaa zu Ende. Dazu zwang ihn und seine +Leute der Hunger, mit uns in Unterhandlungen zu treten, die durch den +neu eingesetzten Jumbe von Mkwadja vermittelt wurden. + +Da der Reichskommissar den Einfluß Bana Heris auf die Bevölkerung von +Usegua ausnutzen wollte, wurde ihm anbefohlen, sich mit seinen Leuten +an einem bestimmten Tage auf der Station Sadani einzufinden. Der Befehl +über Sadani war nach dem Gefecht bei Palamakaa auf den Lieutenant Sigl +übergegangen. Der Verfasser hatte zu dieser Zeit den Auftrag erhalten, +im Verein mit +Dr.+ Stuhlmann die Expedition des +Dr.+ Emin +Pascha, welche in einem besonderen Kapitel behandelt werden wird, +Soldaten, Träger und Lasten zusammenzustellen. + +Im Auftrage des Reichskommissars sollte Herr von Gravenreuth in Sadani +die Verhandlungen wegen der Übergabe Bana Heris zu Ende führen. +Korvettenkapitän Valette, der älteste Offizier der Marinestation, +hatte auf die Bitten des Reichskommissars dem Kommandanten des +»Sperber« den Befehl erteilt, nach Sadani zu gehen, um dort für den +allerdings von vornherein ziemlich unwahrscheinlichen Fall, daß der +mit bedeutender Macht heranrückende Bana Heri ein falsches Spiel +triebe, zur Hand zu sein. Die Besatzung der Station Sadani bestand nur +aus 50 Mann, dem Stationschef Sigl, Lieutenant von Arnim, +Dr.+ +Freiherr von Nettelblatt und 3 Unteroffizieren. Der »Sperber« hatte +den ausdrücklichen Befehl, nach 24 Stunden wieder nach Sansibar +zurückzukehren. + +Am 3. April nachmittags fuhr Gravenreuth auf der »München« nach +Sadani hinüber. In seiner Begleitung befanden sich der Wali von +Pangani, Soliman ben Nassr, durch den im Verein mit dem uns ergebenen +Jumbe von Mkwadja Bana Heri die Unterwerfungsverhandlungen mit dem +Reichskommissar geführt hatte, und Bana Omari, ein Sohn Bana Heris. +Nach der Ankunft in Sadani begab sich Bana Omari sofort ins Innere in +die Gegend von Palamakaa, um Bana Heri die Nachricht von der Ankunft +Gravenreuths zu überbringen mit der Aufforderung, sich nun selbst in +Sadani zwecks der näheren Verhandlungen einzufinden. Bereits in den +letzten Tagen hatte sich in der Station von Sadani eine Reihe von +Leuten Bana Heris eingefunden, da derselbe nicht mehr in der Lage +war, seine Anhänger zu ernähren. Der Hunger trieb dieselben, sich +an uns Deutsche an der Küste zu wenden. Sie wurden auf der Station +aufgenommen, untergebracht, verpflegt, leisteten drei Tage lang +wahrhaft unglaubliches im Essen und Schlafen und meldeten sich dann zur +Arbeit. + +Am 4. April, Freitags, traf der »Sperber« vor Sadani ein; am Sonnabend +kamen Boten von Bana Heri mit der Nachricht, derselbe könne erst am +nächsten Tage erscheinen, da er krank sei und nur langsam marschieren +könne. Da er aber auch an diesem Tage, dem Ostersonntag, bis Mittag +nicht erschienen war, mußte der »Sperber« infolge des erhaltenen +Befehls abdampfen und nach Sansibar zurückkehren. Fast in demselben +Augenblick, als der Sperber Anker aufging, erschien im Gelände hinter +der Station der Jumbe von Mkwadja mit zwei Begleitern und der Meldung, +daß Bana Heri ihnen auf dem Fuße folge. Gleich darauf sah man von der +Station aus eine lange Menschenreihe sich auf diese zu bewegen, voran +eine weiße Fahne, das Zeichen des Friedens. Der Schall der Negertrommel +wurde gehört. Dann erschien eine zweite weiße Fahne, gleich darauf von +andrer Seite her ein dritter Trupp: -- Bana Heri war im Anrücken. + +Die ganze Gesellschaft hielt zunächst vorsichtig in dem Bett eines nur +zur Regenzeit Wasser enthaltenden Flusses dicht bei der Station. Omari, +Bana Heris Sohn, löst sich aus den Reihen und begiebt sich nach der +Station hin, aus der ihm schon der Stationschef Sigl und Lieutenant +von Arnim entgegengehen. Er erhält die Weisung, Bana Heri habe sich +mit seinen ganzen Truppen in der Ebene hinter der Station zu lagern. +Innerhalb der Station war alles bereit. Die Geschütze waren geladen, +ebenso standen die Soldaten fertig, doch war Europäern und Sudanesen +streng verboten, sich auf den Bastionen und an der Brustwehr zu zeigen, +um nicht den Leuten Grund zum Mißtrauen und zur Furcht zu geben, und so +im letzten Augenblick ein allgemeines Ausreißen zu veranlassen. + +Es wälzt sich nun die ganze Masse in die Ebene, etwa 400 Mann an der +Zahl. Voran geht eine seltsame Gestalt, von dem Kopfe stehen nach +beiden Seiten zwei mächtige, aufgerichtete Adlerflügel ab, den Rücken +bedeckt ein Löwenfell, perlengestickte Bänder hängen vom Körper +herab, -- so trippelt der Zauberer und Vortänzer, denn er ist es, +in kurzem Trabe und in Schlangenlinien vor dem Zuge her, beschreibt +Kreise und läuft unermüdlich hin und her. Ihm folgen drei Trommler, +auf mächtigen Gomas (Negertrommeln) einen langen Wirbel schlagend, +dann die weißen Fahnen, ihnen nach die Krieger, Araber, Belutschen, +Sklaven, Waniamuesi, Wasegua, alle möglichen Stämme. Die meisten Leute +sind sehr gut, viele Araber prächtig gekleidet, einige Neger befinden +sich im Kriegsschmuck mit aufgerichteten Federbüscheln bedeckt. Fünf +buntgeschirrte Esel befinden sich im Zuge. Fast alle Leute sind mit +Gewehren bewaffnet, nur etwa dreißig tragen Speere oder Bogen und +Keulen. So bewegt sich der Zug auf die Station zu. Da der ihnen +angewiesene Platz gerade unter der Mündung des großen Feldgeschützes +liegt, -- für den Neger ein höchst verdächtiger Umstand, -- so bitten +sie, im Grunde des oben erwähnten trockenen Creeks lagern zu dürfen. + +Hier findet das unvermeidliche, unendliche Schauri statt: Stationschef +Sigl und der Wali von Pangani verhandeln mit Bana Heri. Dieser +wieder macht Schauri mit seinen Leuten, das länger als drei Viertel +Stunden dauert. Endlich kommt es zu einem Resultat. Stationschef Sigl +meldet Herrn von Gravenreuth, Bana Heri ließe seinen Salaam sagen und +bitte um die Erlaubnis, ihn selbst begrüßen zu dürfen. Er sei in ganz +friedlicher Absicht gekommen; was ihn beträfe, so sei der Krieg aus und +vorbei, und er unterwerfe sich allem. Zu bitten habe er folgendes: Er +sei heute mit seiner besten Macht gekommen, um in möglichst feierlicher +Weise seine Unterwerfung zu erklären; nun habe er noch 500 Mann in +seinem Lager bei Palamakaa, ebenso seien dort die Weiber und die +Kinder und das ganze Gepäck. Zu essen hätten sie garnichts, Munition +ebensowenig. Herr von Gravenreuth möge gestatten, daß er selbst mit +einer Abteilung wieder abzöge, um jenes Lager herbeizuholen, bezw. +die Leute in ihre Dörfer zu entlassen. Die andern Abteilungen sollten +in der Nähe sich niederlassen dürfen. Es möchten ihnen Schutzbriefe +gewährt werden. + +Alle Punkte wurden zugestanden. Sogleich kam das ganze Lager auf die +Beine und im feierlichen Zuge in der vorher beschriebenen Ordnung +nähert sich die Menge dem vorderen Eingange zum Fort. Der Zauberer und +die Fahnenträger pflanzten sich im Hofe auf und Gravenreuth begiebt +sich mit den übrigen Europäern hinunter an den äußeren Eingang. Hier +harrte Bana Heri, sein Sohn Abdallah, Omari, Jehasi, mehrere Araber, 14 +Jumbes und die ganze Macht. + +Bana Heri selbst trägt ein gelbseidenes Araberhemd, den Kopf von einem +blauen, glatt anliegenden, hinten zu einem Knoten geschürzten Tuche +umwunden. Im Gürtel steckt der prächtige Maskatdolch. Als Herr v. +Gravenreuth auf ihn zutrat, legte er die Hand zum Gruße an die Stirn, +ergriff dann mit beiden Händen Gravenreuths Rechte und begrüßte ihn mit +»+Jambo, jambo sana, jambo sâânââ+« (sei gegrüßt, sei herzlich +gegrüßt, sei auf das allerbeste gegrüßt). Dann fügte er hinzu: »Ach, +Herr, wäre ich doch Deinem Briefe gefolgt!« (Herr von Gravenreuth hatte +ihn schon bei Ausbruch des Aufstandes zur Übergabe aufgefordert.) Das +Ganze machte den Eindruck, als ob Bana Heri außerordentlich froh sei, +den Krieg beendigt zu sehen. Mit großer Herzlichkeit schüttelte er +allen Anwesenden die Hände. Dann bat er selbst nochmals, sogleich +abziehen zu dürfen, was ihm erlaubt wurde, zumal ein schrecklicher +Regen den Aufenthalt im Freien im Augenblick besonders lästig machte +und alle bis auf die Haut durchnäßte. Bana Heri versprach noch, in +spätestens vier Tagen wieder zurück zu sein, bat, sich wieder in Sadani +niederlassen und vorher nach Sansibar kommen zu dürfen, um Major +Wißmann seinen Salaam zu sagen. Er erhielt Reis und Matama und nach +vielen herzlichen Danksagungen und Salaams zog er ab. + +Abdallah, Omar, Jehasi und die Jumbes blieben im Fort zurück, um ihre +Schutzbriefe zu erhalten. Jehasi erklärte sehr vergnügt, nun sei +aller Krieg vorbei, sie hätten absolut nichts mehr zu essen gehabt. +Dann sprach er voll Bewunderung von unserm Maximgeschütz, welches bei +Palamakaa in Tätigkeit war, und dessen Wirkung er auf eigentümliche, +hier nicht wiederzugebende Weise deutlich machen wollte. Das Geschütz +sei ihm, obwohl er sich sehr gut auf Kanonen verstünde, absolut +unerklärlich. + +Bana Heri persönlich sandte später als äußeres Zeichen seiner +Unterwerfung an den Reichskommissar sein arabisches Schwert. + +Die Jumbes der Umgebung von Sadani, welche sich mit den Truppen +eingefunden hatten, wurden mit Schutzbriefen versehen, und alles zog +wieder ab, um sich in der nächsten Zeit in Sadani anzusiedeln und den +Ort wieder aufzubauen. + +Der Aufstand im Norden war mit der Unterwerfung Bana Heris erledigt. +Im ganzen hatte letzterer nach dem Gefecht bei Palamakaa immerhin noch +1200 Leute gehabt, die sich nun, soweit sie nicht in Sadani selbst sich +wieder ansiedelten, nach Mkwadja, Uwindji, Windi oder Mlembule wandten +und alle unter der Kontrolle der Stationschefs von Sadani und Mkwadja +standen. + +Es ist sowohl in Afrika von eifrigen, mit den Verhältnissen nicht +vertrauten Offizieren der Schutztruppe und Beamten wie in Deutschland +vielfach darüber geklagt worden, daß Wißmann, der doch mit Buschiri +kurzen Prozeß gemacht hätte, gegen Bana Heri eine allzu große Langmut +bewiesen habe, und es wird die Milde, die er gegen Bana Heri und +gegen den bereits früher erwähnten Simbodja hat walten lassen, ihm +als Schwäche oder als Inkonsequenz ausgelegt. Ich habe schon bei +Buschiri darauf hingewiesen, daß Gründe, diesen Rebellenführer zu +schonen, absolut nicht vorlagen, weder Milderungsgründe für ihn, noch +Nützlichkeitsgründe für uns. Bei Bana Heri und Simbodja lag die Sache +anders. Abgesehen davon, daß Bana Heri, der die Übergabe-Verhandlungen, +wie erwähnt, durch Soliman ben Nassr und den Jumbe von Mkwadja hatte +führen lassen, eine Schonung seiner Person und der Leute, die sich dem +Reichskommissar stellten, als Grundbedingung gestellt hatte, war für +Wißmann ganz besonders die Absicht maßgebend, aus dem großen Einfluß, +den Bana Heri in Usegua und Nguru ausübte, für uns Nutzen zu ziehen. + +In dieser Berechnung hat sich der Reichskommissar nicht getäuscht. Bana +Heri sowohl, wie seine viel schwieriger zu behandelnden Söhne haben +sich nicht nur stets ruhig verhalten, sondern auch die vorher öfters +beunruhigte Sadanistraße durch Usegua und Nguru in Ordnung gehalten. +Verfasser selbst hat im vergangenen Jahre in Nguru, das durch Krieg +stark heimgesucht war, durch die Benutzung des Einflusses Bana Heris +und seines Sohnes Abdallah den Frieden auf die einfachste Weise wieder +hergestellt. + +Simbodjas Vergehen ist nur gewesen, daß er durch die Ereignisse an der +Küste sich auch seinerseits im Innern zum Aufstand aufreizen ließ und +dem Gebote Buschiris Folge leistete. Er folgte auch diesem Zwange, +als er +Dr.+ Meyer und +Dr.+ Baumann auf Buschiris Befehl +festnahm. Daß er dann ein Lösegeld auch für sich erpreßte, ist noch +kein Grund, ihn zu opfern. + +Das Urteil der mit den Verhältnissen im Hinterland von Pangani +vertrauten Persönlichkeiten, -- und das ist nicht das Urteil flüchtig +das Land durchziehender Reisender, wie +Dr.+ Meyer, sondern +das Urteil der dort jahrelang thätigen Beamten und Offiziere, -- +geht dahin, daß der Einfluß Simbodjas uns von großem Nutzen ist und +die Gegend vor den Übergriffen vieler kleiner Häuptlinge sichert. +Voraussetzung dabei ist natürlich, daß Simbodja stets unsere Autorität +vor Augen hat und gelegentlich ausdrücklich an dieselbe erinnert wird. + +Erst später ist bekannt geworden, daß tatsächlich Mohammed ben Kassim, +von dem noch an anderer Stelle gesprochen werden wird, mit 600 Mann aus +Tabora und Udjidji zur Verstärkung Bana Heris herannahte. Wir hätten +also noch ernste Kämpfe gegen Bana Heri zu bestehen gehabt, wenn nicht +den Friedenswünschen desselben Gehör geschenkt worden wäre, und wir +hätten uns dadurch der Möglichkeit beraubt, mit allen Mitteln an die +Wiedereroberung des Südens zu gehen. + + + + + 10. Kapitel. + + Die Stationen und der Dienst auf denselben. + + Bedeutung Bagamoyos und der indischen Kaufleute. -- Negerbevölkerung. + -- Station Bagamoyo. -- Posten bei Mtoni. -- Sicherung der + Karawanenstraße durch die Station Mpapua. -- Kleinere Posten. + -- Besetzung der Stationen. -- Bauten. -- Armierung. -- Der + Stationsdienst. -- Machtbereich der Stationschefs. -- Regelung des + Karawanenverkehrs. -- Viehankäufe. -- Dienst der Gruppen auf den + Stationen. -- Die Rechtsprechung. -- Verwendung der Walis und Akidas. + -- Verwendung mächtiger Häuptlinge im Innern. -- Die deutschen + Unteroffiziere. + + +Wir haben schon bei der Entwickelung der Geschichte des Aufstandes +der Gründung einzelner Stationen Erwähnung gethan. Um ein richtiges +Bild von der außerordentlichen Thätigkeit, welche hierbei seitens +aller Angehörigen des Kommissariats entfaltet werden mußte, zu +geben, um ferner den Plan Wißmanns zu verstehen, die Küste nicht +nur wiederzuerobern, sondern ein für allemal militärisch und +handelspolitisch zu sichern, muß auf die einzelnen Stationen an +dieser Stelle eingegangen werden. Als wichtigste und erste derselben +zählt naturgemäß Bagamoyo. In der Nähe der Kinganimündung in einer +fruchtbaren Ebene Usaramos gelegen, hatte Bagamoyo vor dem Aufstand +bereits die bei weitem höchste Bedeutung unter allen Küstenstädten +erlangt. Hier mündet die große Karawanenstraße von Tabora und den Seen +über Mpapua. Alljährlich erreichten etwa 80 Tausend Träger in Bagamoyo +die Küste und zogen von hier wieder ins Innere hinein, der Stadt das +Gepräge eines überaus regen Geschäftsverkehrs und Lebens verleihend. + +Die Stadt selbst bestand bereits damals zum großen Teil aus +Steinhäusern von mitunter bedeutendem Umfang, außerdem aus +Negerhäusern, Lehmbauten oder einer Art Erdhütten, deren Herstellung +in der Weise geschieht, daß ein Gerüst aus eng aneinander stehenden, +harten Stämmchen aufgerichtet und wagerecht mit demselben Material +überflochten wird, sodaß eine Unzahl kleiner Vierecke offen bleibt. +Eine zweite Wand wird parallel zur ersten in derselben Weise +aufgerichtet und der Zwischenraum mit fest gestampfter Erde ausgefüllt. +Als Bedachung dienen Palmenblätter. Endlich bedeckten gewöhnlich ein +Unzahl von Trägerhütten, lediglich aus Palmenzweigen erbaut, +den Strand. + +Die Bevölkerung der Stadt bildeten in erster Linie vornehme und reiche +Araber, deren Schamben (landwirtschaftliche Plantagen) unmittelbar +an Bagamoyo grenzten; ferner in weit größerer Zahl Inder und zwar +Hindus, Mohammedaner, wenige Banianen. Die Inder haben in erster Linie +den Kleinhandel und den Ladenverkauf in Händen und dienen ferner den +indischen Großkaufleuten in Sansibar als Agenten, welche ihrerseits +den Karawanenhandel, d. h. die Lieferung an Tauschartikeln und den +Ankauf der gebrachten Produkte des Innern, vornehmlich Elfenbein, +Sesam, Kopal und Erdnüsse völlig in ihre Hand gebracht hatten. Die +eigentliche Negerbevölkerung Bagamoyos bestand nur zum geringsten +Teil aus eingeborenen Wasaramos, zum bei weitem größeren Teil aus +Mischlingsnegern der verschiedensten Stämme der Küste und des Innern, +Mischlingen von Arabern und Negern, Suahelis und dergleichen mehr. + +Die ständige Bevölkerung der Stadt dürfte etwa 15000 Seelen betragen, +zu denen jedoch meist etwa 2-3000 gerade in Bagamoyo anwesende Träger, +Waniamuesi oder Wassukuma, -- häufig bedeutend mehr, -- hinzukamen. So +bildete Bagamoyo naturgemäß den Hauptkernpunkt des ganzen Aufstandes. +Sein Name war bis in das tiefste Innere hinein bekannt. Der Begriff von +Reichtum und Macht war mit ihm für jeden Neger unauflöslich verbunden. +Es mußte daher natürlich die Hauptaufgabe des Reichskommissariats +sein, diese Stadt dauernd in den deutschen Besitz zu bringen und +vor jeder weiteren Berührung mit dem Aufstand ein für allemal zu +schützen. Die Anlage der Station Bagamoyo wurde von vornherein in +großartigem Maßstabe begonnen und durchgeführt. Zum eigentlichen +Fort wurde ein umfangreiches, starkes Gebäude umgebaut, welches dem +Inder Sewa Hadji gehörte, mit der Front nach dem Meere zu gelegen +und nur durch einen etwa 300 Schritt breiten Raum davon getrennt. +Ein aufgesetztes Stockwerk und ein angebauter Flügel gewährten Raum +für die Unterbringung von Offizieren, Unteroffizieren und Bureaus. +Um das Gebäude herum, teilweise daran sich anlehnend, zog sich eine +starke Umfassungsmauer mit Eckbastionen; im Innern lehnten sich +an diese Umfassungsmauer massive Wohnräume für die Besatzung. Die +vordere Eckbastion des Forts bestrich mit ihren Geschützen die ganze +Hauptstraße von Bagamoyo, wie denn überhaupt die Stadt unter das Feuer +des Forts genommen werden konnte. Neben dem Hauptfort erhob sich am +entgegengesetzten Ende der Stadt die sogenannte Zulukaserne, ein +ebenfalls festes Steinhaus, in welchem das Expeditionskorps +kasernierte. + +Noch weiter nach Nordwesten war gegen die französische Mission hin +der sogenannte Dundaposten, in einem kleinen kugelsicheren Steinhaus +untergebracht. + +Jedes einzelne der genannten Gebäude war mit einem starken +Stacheldrahtzaun umgeben, das Schußfeld durch Rasieren der Bäume und +Sträucher frei gemacht. Um eine noch größere Sicherheit für die gesamte +Stadt herbeizuführen, hatte man in der ersten Zeit, als die Scharen +Buschiris noch überall in der Nähe waren, die ganze Stadt mit einem +Stacheldrahtzaun als erstes Hindernis gegen die Annäherung umgeben. +Bagamoyo war ebenso wie alle anderen noch zu erwähnenden größeren +Stationen für unsere afrikanischen Gegner durchaus uneinnehmbar. + +Die Wichtigkeit des Platzes erforderte jedoch, daß auch der weitere +Umkreis, besonders die dorthinführenden Straßen dauernd in unsern +Machtbereich gebracht wurden. Eine Menge Karawanen waren bei Ausbruch +des Aufstandes mit ihren Elfenbeinschätzen, mit Gewehren und Munition +aus dem Innern nach Bagamoyo unterwegs. Es mußte dafür gesorgt werden, +daß diese Karawanen den Aufständischen nicht in die Hände fielen und +ihre Macht durch gangbare Werte und Waffen unterstützten. + +Der Reichskommissar beschloß daher von Anfang an auch die weitere +Umgebung durch Posten zu sichern. Als wesentlichsten dieser Posten +führen wir hier Mtoni an. Mtoni liegt an der Stelle, nur etwa 6 +Stunden von Bagamoyo entfernt, wo die Karawanen den Kingani-Fluß +zu überschreiten haben, und wäre dies für die Aufständischen der +geeignetste Punkt für Angriffe gewesen. Hier wurde daher in einem aus +Wellblech erbauten, durch Erdbewurf und Stacheldraht geschützten Hause +ein Posten von 12 Sudanesen unter einem weißen Offizier und einem +Unteroffizier untergebracht, welcher für den Schutz des Überganges +vollkommen ausreichte. Um das früher übliche, zeitraubende Übersetzen +der Karawane durch einen Einbaum (Eingeborenen-Canoe) aus der Welt +zu schaffen, stellte der Reichskommissar ein großes Stahlboot zur +Verfügung. + +Von ausschlaggebender Bedeutung jedoch für die Sicherung der +Karawanenstraße und die Erhaltung des Handels von Bagamoyo war die +Station Mpapua. Wir haben bereits bei der Expedition nach Mpapua +einige Streiflichter auf die Wichtigkeit des Punktes in strategischer +Rücksicht geworfen. Mpapua bildet aber, und dies ist von ungleich +größerer Bedeutung, den Hauptknotenpunkt aller Karawanenstraßen, welche +aus dem Seengebiet zur Küste führen. Alle die vom ganzen Gebiet des +Tanganjika über Tabora laufenden und dann nach verschiedenen Richtungen +sich teilenden Karawanenwege vereinigen sich wieder in Mpapua. Auch die +vom Südufer des Viktoria Nyanza und von der Westküste desselben aus +Uganda, Unioro, Karagwe kommenden Karawanen wählen den Weg über Mpapua. +Die Sicherung dieses Punktes war daher von der allergrößten Bedeutung. +Daß Buschiri seine Wichtigkeit erkannt hatte, beweist sein Überfall der +Station der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft. + +Abgesehen von der Sicherung des Karawanenweges diente die Station aber +auch zum Schutze der fruchtbaren und reichen Thäler von Inner-Usagara +und bildete auf der andern Seite für Ugogo, das berüchtigte Räuberland +im Westen, und für die Massais im Norden, sowie für Uhehe im Süden eine +Kräftigung unseres Ansehens. + +Bei den damals vorhandenen Machtmitteln war die Begründung der Station +Mpapua mit ihrer starken Besatzung ein erfreulicher, nach den damaligen +Verhältnissen genügender Schritt zur Sicherung eines Küstenstreifens +von mehr als 300 +km+ Breite. Es war dies eine Aufgabe, deren +Lösung durch Wißmann als ein Meisterstück richtiger strategischer +Einsicht angesehen werden muß, denn die Besetzung von Mpapua und die +Errichtung des Forts daselbst ist thatsächlich der erste Schritt zu +einer wirklichen Beherrschung unseres Gebietes. + +Zum Interessenbereich von Bagamoyo gehört ferner noch die kleine +Station Bueni mit einer Besatzung von durchschnittlich 20 Sudanesen. +Sie bildete gleichzeitig einen Beobachtungsposten für den südlich +gelegenen Platz Kondutschi, von dem aus ein schwungvoller +Schmuggelhandel sowie Sklavenausfuhr stattfand. Endlich ist dahin +zu rechnen der kleine Beobachtungsposten bei Mandera, welcher +hauptsächlich dem Schutz der dortigen Missionsstation bei den Wadoës +diente. + +Den südlichen Teil von Usaramo deckte als Hauptstation Daressalam +mit einer Besatzung von 60-70 Sudanesen und einem kleinen Posten +am Hafeneingang. Bei der größeren Sicherheit, welche in diesem vom +Aufstand erst später und in geringerem Maße berührten Teile Usaramos +geherrscht hatte, schien es unnötig, weitere befestigte Stationen hier +anzulegen. + +In Usegua indes schien stärkere Machtentfaltung durchaus geboten und +die eigenartige Stellung, welche Bana Heri den Eingeborenen gegenüber +einnahm, ließ ihn als einen gefährlicheren Gegner erscheinen, +denn Buschiri selbst. Es lag in der ursprünglichen Absicht des +Reichskommissars nach der mehrfachen Beschießung von Sadani die Stadt +ganz vom Erdboden zu vertilgen und die Handelsbeziehungen nach Mkwadja, +nördlich von Sadani und etwa 30 +km+ entfernt, hinüberzuführen. +Mkwadja erhielt daher eine ziemlich feste Station und 50 Mann +Besatzung. + +Die Absicht Wißmanns zeigte sich jedoch bald als undurchführbar. Araber +sowohl wie besonders Karawanenführer und Träger hängen mit überaus +großer Zähigkeit an dem einmal von ihnen begangenen Wege. Es zeigte +sich außerdem noch während der Kämpfe, daß die Eingeborenen und Bana +Heri selbst unmittelbar nach den Bombardements die Stadt immer wieder +aufbauten. Bei letzterem kam, abgesehen davon, daß er Sadani nun einmal +als angestammten Herrschersitz betrachtete, noch ein religiöses Moment +hinzu: es befand sich dort das Grab seiner Mutter. + +So stellte sich sehr bald die Notwendigkeit heraus, Sadani ebenfalls +zur Militärstation zu machen. Während der Kämpfe gegen Bana Heri +erhielt es eine Besatzung von 130 Mann und beherbergte zeitweise noch +das Expeditionskorps; später wurde die Besatzung auf 50 Sudanesen +vermindert. + +In Usambara sind die Hauptstationen Pangani mit einem Posten in +Rasmuhesa und einem zweiten Posten in Lewa, 25 km nordwestlich von +Pangani, zum Schutz der dortigen Plantagen der Ostafrikanischen +Plantagengesellschaft; endlich Tanga, letzteres ohne detachierte +Posten. Zur Sicherung der Karawanenstraße, welche vom Kilimandscharo +herunter nach Tanga oder Pangani führt, wurde am Kilimandscharo in +Moschi, im Gebiet des uns befreundeten Häuptlings Mandara, ein Fort +angelegt. + +Die bisher genannten 14 Stationen und kleinen Posten bestanden bereits +im Anfang des Jahres 1890 nach kaum dreivierteljähriger Thätigkeit des +Reichskommissariats. Sie wurden insgesamt mit Besatzungen versehen aus +dem damals noch nicht 1000 Mann starken ersten Soldatenkontingent; +und zwar zählten die größeren Stationen zwischen 100 (Mpapua) und 40 +(Tanga) Mann, die kleineren zwischen 20 (Moschi am Kilimandscharo, +Bueni) und 10 (Mandera, Lewa). Außerdem waren noch Expeditionstruppen +in der Gesamtstärke von 300 Mann vorhanden. + +Sämtliche Stationen sind, -- denn auch der sehr bewährte spätere +Bauleiter Wilkens hat seine Schule erst in Afrika gemacht, -- +ohne Zuhilfenahme der gänzlich mangelnden Sachverständigen durch +die Offiziere, Unteroffiziere und die schwarzen Truppen angelegt +und vollendet worden. Die Eingeborenen wurden lediglich zu +Handlangerdiensten, wie zum Stein- und Erdtransport herangezogen. Wenn +auch in vielen Fällen der Kern der Stationen in einem oder mehreren +Araberhäusern vorhanden war, so mußten diese Gebäude doch jedesmal +mehr oder weniger umgebaut, für den Gebrauch der Europäer passend +eingerichtet und ausgebessert werden. Umwallungen, Bastionen und +Befestigungen mußten selbstverständlich erst geschaffen werden. Das +Material an Steinen wurde aus den verfallenen oder zusammengeschossenen +Araberhäusern der betreffenden Ortschaften genommen, teils aus den +Korallenbänken gebrochen. Als Bauholz dienten sogenannte Boriti, harte +Knüppel aus Mangrovestämmen. Provisorische Befestigungen oder Bauten +wurden durchweg aus Wellblech in vollkommen zweckentsprechender Weise +hergestellt. + +Es mag gleich hier angeführt werden, daß nach der Herstellung +geeigneter Wohnräume sich ein erheblich günstigerer Gesundheitszustand +ergab, denn je zuvor. Die große Sterblichkeit unter den Beamten +der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft vor der Zeit des +Reichskommissariats ist zweifellos zum Teil auf die ungemein +mangelhaften Wohnungsverhältnisse zurückzuführen. Nach der Erbauung +der Forts mit ihren mitunter (wie in Bagamoyo und Daressalam) 15 Fuß +hohen Zimmern und ihrer vorzüglichen Ventilation verminderten sich die +Fiebererkrankungen in auffallender Weise. + +Die Armierung der Stationen bestand aus 8 +cm+ Feldgeschützen, 4,7 ++cm+ Geschützen, Revolverkanonen und Mörsern. Die Expeditionskorps +führten 4,7 +cm+ Geschütze und das Maximgeschütz mit sich, welche +auseinander genommen und in einzelnen Stücken, die eine und zwei +Trägerlasten bildeten, getragen wurden. + +Eine besondere Berücksichtigung verlangte die Einrichtung des +Stationsdienstes, welche am besten geeignet ist, das Vorurteil zu +widerlegen, als ob es sich hier lediglich um eine Kriegsführung nach +Landsknechtsart gehandelt habe, als ob, wie man in gegnerischen Kreisen +in Deutschland so häufig behauptete, die Schutztruppe nur mit Morden, +Sengen, Brennen und Aufhängen sich beschäftigt habe. + +Die 7 großen Stationen standen jede unter einem Chef, dem die übrigen +Offiziere untergeordnet waren. Die Zahl der letzteren schwankte je +nach der Stärke und Wichtigkeit der Stationen, so zwar, daß dieselbe +in Bagamoyo naturgemäß am stärksten sein mußte. Die Funktionen +des Stationschefs waren in erster Linie die Instandhaltung der +Station, ferner der Oberbefehl über die Stadt und die Umgebung +derselben, Beaufsichtigung des Karawanenverkehrs, endlich die oberste +Rechtsprechung in seinem Bezirk. + +Wißmanns Absicht ging dahin, von vornherein den aus dem Innern +kommenden Jumbes, Karawanenführern und Trägern klar zu machen, daß ein +für allemal die Macht und Oberhoheit in deutschen Händen läge. Dafür +gab es kein besseres Mittel als die Regelung des Karawanenverkehrs. +Sämtliche Karawanen, welche Mpapua passierten, hatten bei dem dortigen +Stationschef sich zu melden. Dort fand eine genaue Aufnahme der +mitgeführten Waren, eine Zählung der Schußwaffen und Munition, sowie +der Kopfzahl der Karawane, des mitgeführten Viehs u. s. w. statt. + +Die Karawanenführer erhielten darüber eine Bescheinigung des +Stationschefs und hatten dieselbe als Legitimation zunächst bei der +Mtoni-Fähre zu präsentieren. Von der Fähre aus erhielten sie einen +Sudanesen bis Bagamoyo mit, welcher den Begleitschein dem dortigen +Stationsoffizier zur Prüfung vorzulegen hatte. Die Wirkung dieser +Maßregel auf die Karawane, besonders auf die das Hauptträgerkontingent +stellenden Waniamuesi und Wassukuma, sowie auf die Karawanenführer +ist eine ganz erstaunliche gewesen und hat in außerordentlicher Weise +zur Ausbreitung des deutschen Ansehens im tiefen Innern beigetragen. +Allerdings brachte der Verkehr mit den Trägern und Führern der +Karawanen unglaubliche Schwierigkeiten und Weitläufigkeiten mit sich. +Die Leute waren gewöhnt, sobald sie das Meer vor sich sahen, die +Lasten ohne weiteres abzuwerfen, zum Strande hinabzueilen und sich +ihre Laubhütte irgendwo aufzubauen, wo es ihnen gerade gefiel. Jetzt +kam Ordnung in die Sache. Der Kirangosi (Karawanenführer) hatte sich +mit den begleitenden Sudanesen auf der Station zu melden, die Karawane +mußte ihre Lasten fein säuberlich nach den Warengattungen ordnen und +niederlegen; das mitgeführte Vieh mußte in dafür errichtete Gehege +gebracht werden; die Hüttenstadt endlich mußte an einem dazu bestimmten +Platz am Strande möglichst ordentlich aufgebaut, resp. in Bagamoyo in +neuerer Zeit das Lager bei der Karawanserei ordnungsmäßig aufgeschlagen +werden. Dann begannen die endlosen Verhandlungen wegen Viehankauf. Es +lag selbstverständlich im Interesse des Kommissariats, das aus dem +Innern zur Küste geführte Vieh zur Vermeidung des Zwischenhandels +von den Karawanen direkt zu kaufen. Einmal wurde dadurch eine +außerordentliche Verbilligung in der Verproviantierung der Europäer +erzielt, andrerseits waren die Chefs in der Lage, die Sudanesen +vor Übervorteilung zu schützen. Endlich war immer ein Bestand für +Expeditionszwecke zur Verfügung. + +Das Kommando über die Stationsbesatzung lag unter der Oberleitung +des Chefs in den Händen des diesem zugeteilten Offiziers. Der +eigentliche Dienst der Truppe in den Stationen beschränkte sich, +nachdem die schon früher beschriebene erste Ausbildung vollendet war, +auf den Morgenappell um 6 Uhr, dann folgte Exerzierdienst bis 8 und +noch einmal für ein bis zwei Stunden am Nachmittag. Der eigentliche +Kasernendienst bestand lediglich im Putzen der Waffen und Waschen der +Uniform, Instruktionsstunde fiel von selbst weg. Den wesentlichsten +Teil der Zeit hatte die Garnison im Arbeitsdienst zuzubringen. Dieser +Arbeitsdienst war naturgemäß sehr verschiedener Art und hing im +Wesentlichen von dem Eifer des Stationschefs und seiner +Untergebenen ab. + +Die im Vorstehenden genannten Obliegenheiten waren die offiziellen, vom +Reichskommissar den Chefs und Offizieren gestellten Aufgaben, welche +unbedingt erfüllt werden mußten. Darüber hinaus aber blieb es jedem +Chef überlassen, aus seiner Station zu machen, was er konnte, und +gerade in dieser Beziehung entwickelte sich ein reger Wetteifer. Jeder +versuchte, so viel als möglich die Umgebung des Forts zunächst zu einer +reizvollen zu machen. Wege wurden gebaut, Gärten und Felder angelegt, +Bäume gepflanzt, Akklimatisationsversuche angestellt und dergl. mehr. +Bei allen diesen Arbeiten wurde die Besatzung herangezogen, und es +ist gewiß als vortreffliche Eigenschaft unserer schwarzen Soldaten +hervorzuheben, daß sie alle diese Arbeiten, allerdings unter dem +Beispiel der weißen Unteroffiziere, für sich selbst zu einer Art +Ehrensache machten und daß so der Wettstreit unter den Stationen sich +innerhalb jeder einzelnen Besatzung wiederholte. + +Wenn oben die Rechtsprechung durch den Chef angeführt wurde, muß hier +eingefügt werden, daß sie nicht allein durch ihn geschah. Es wurde den +Sitten und Gebräuchen, den religiösen und Rechts-Anschauungen der Leute +durch Einsetzung der Wali und Akida Rechnung getragen. Sie wurden aus +denjenigen vornehmen Arabern gewählt, welche beim Volk wohlangesehen +und beliebt waren und von deren ergebener Gesinnung gegen uns wir +überzeugt sein konnten. Sie bildeten demnach berufene Mittelspersonen +zwischen den Stationschefs und der arabischen und eingeborenen +Bevölkerung ebenso wie in manchen Beziehungen die Berater der ersteren. +So nahmen sie gewissermaßen im Zivilleben eine Stellung ein, wie sie +die farbigen Offiziere uns und der Truppe gegenüber hatten. + +Die Funktion der Wali und Akida -- den ersteren Namen führten sie +in den größeren und bedeutenderen Plätzen, den letzteren in kleinen +Orten, in denen nur eine geringe Besatzung und wenig Verkehr war -- +war zur Zeit der Beherrschung der Küste durch die Sultane von Sansibar +die von größeren und kleineren Statthaltern. Selbstverständlich hat +die jetzige Funktion dieser Leute hiermit nichts mehr zu thun. Sie +sind lediglich Organe der örtlichen Behörden, der Stationschefs, +und haben in der Rechtsprechung wie überhaupt in der Verwaltung nur +diejenigen Obliegenheiten, die nach Lage der örtlichen Verhältnisse der +betreffende Stationschef ihnen zuzuteilen für gut befindet. + +Bei großer Überbürdung des Stationschefs wurde ein Teil der kleineren +Gerichtsbarkeit den Walis insofern übertragen, daß sie die Urteile +fällten, diese aber der Bestätigung der Chefs unterbreiten mußten. +In manchen Stationen hatten die Walis noch eine Anzahl sogenannter +Walisoldaten zu unterhalten, denen es oblag, notwendige Botendienste +in der näheren und weiteren Umgebung zu verrichten, Vorladungen +zum Schauri zu überbringen, auch Widerspenstige festzunehmen und +dergleichen. Diese Walisoldaten sind insofern von großem Wert für +uns gewesen, als sie den Verkehr zwischen uns und der eingeborenen +Bevölkerung, soweit diese nicht in unmittelbarer Nähe der Station +wohnte, bedeutend erleichterte. Außerdem erleichterten die Wali, ohne +daß der deutsche Offizier und Beamte und die deutschen Soldaten sich +bei jeder Kleinigkeit persönlich engagierten, in vielen Fällen eine +Vermittlung, die immer viel eher zwischen dem Wali und der Bevölkerung +möglich war. + +Von den Walis verdienen einzelne Personen besonders erwähnt zu werden +und zwar Soliman ben Nasr, welcher als Wali von Pangani dem dortigen +Stationschef +Dr.+ Schmidt nach der Einnahme von Pangani bei +der Herstellung der Ruhe und Ordnung an diesem Platze durch sein +Ansehen und ebenso später dem Reichskommissar, von Sansibar aus, zur +Unterhaltung eines guten Einvernehmens mit den Arabern der gesamten +Küste behilflich war; ferner der bekannte Schech Amer in Bagamoyo, +welcher bei der großen Überbürdung der Chefs resp. Bezirkshauptleute +von Bagamoyo diesen eine wertvolle Unterstützung war, besonders auch +den hier in dieser großen Handelsstadt zusammenströmenden Arabern, +Indern und Eingeborenen gegenüber große Repräsentationspflichten +versah. Da diese Persönlichkeiten naturgemäß mehr im Leben des Volks +selbst stehen als wir Europäer, und wir immer darauf angewiesen sind, +durch unsere Vertrauenspersonen uns auf dem Laufenden zu halten +und durch diese dem Volke näher zu rücken, so ist selbstredend die +Loyalität und das Interesse der Wali für uns von höchster Wichtigkeit. + +Daß solche Leute, die unter der Herrschaft der Sultane von Sansibar, +wenn auch dort mehr indirekt, große Einnahmen gehabt haben, bei uns +nach ihren Begriffen entschädigt werden müssen, ist selbstverständlich; +und es kann nur als eine unerklärliche Kurzsichtigkeit und durchaus +verfehlte Sparsamkeitsrücksicht bezeichnet werden, wenn, wie dies nach +der Einrichtung des Gouvernements im vorigen Jahre geschehen ist, +gerade diese bewährten, für uns so wichtigen eingeborenen Beamten in +ihren Gehältern herabgesetzt wurden. + +Es sei auch noch der an Stelle von Walis eingesetzten Persönlichkeiten +im Innern gedacht, die an den Plätzen, wo keine Europäer sind, die +Interessen des Reichskommissars vertraten, und die deswegen besonders +wichtig für uns waren, weil man, falls sie notorische Macht ausübten, +in ihnen immer Persönlichkeiten hatte, an die man sich bei vorkommender +Unordnung halten und die man fassen konnte; aber auch Persönlichkeiten, +die selbst für die Sicherheit ihrer Gebiete sorgten und daselbst die +Ordnung aufrecht erhielten. Daß diese Leute, von denen wir hier in +erster Linie Kingo von Morogro und den Häuptling Simbodja erwähnen, +nicht immer absolut in europäischem Sinne regieren und auch nicht das +deutsche Strafgesetzbuch kennen, ist selbstverständlich. + +Sind doch alle Erfolge der Engländer auf das System zurückzuführen, +die Eingeborenen in okkupierten Gebieten zunächst selbst herrschen zu +lassen und diese hierfür sogar noch gut zu bezahlen. Die Eingeborenen +empfanden die direkte Einmischung des Europäers unter Umständen +hart, und zwar namentlich dann, wenn nicht die genügende Zahl von +Landeskundigen und sonst geeigneten Persönlichkeiten zur Verfügung +stehen. + +Außerdem werden aber auch auf diese Weise große Ersparnisse erzielt, +wichtig dann, wenn die Mittel zu einer genügenden Machtentfaltung, um +direkt das Land zu beherrschen und zu verwalten, mangeln. Freilich ist +die Behandlung mancher dieser Walis nicht leicht und erfordert Geschick +und Takt, wie auch Strenge am richtigen Platze. + +In der Besetzung der Stationen fanden unter den Offizieren naturgemäß +häufig Veränderungen statt. Einmal forderten die Kriegszüge, +Krankheitsfälle oder sonstige Rücksichten einen Wechsel der Chefs +und Offiziere, oder aber es wurden untaugliche und wenig brauchbare +Elemente kurzer Hand nach Europa zurückgeschickt und durch neue +ersetzt. + +Ein besonderes Lob verdient in jeder Beziehung das deutsche +Unteroffizierkorps in Ostafrika. Die Stellung der Unteroffiziere war +ja von vornherein eine eigentümliche, ja man kann sagen gänzlich +isolierte. Die in Ostafrika anwesenden, nicht zur Schutztruppe +gehörenden Europäer standen meistens nur im Verkehr mit den Offizieren, +so daß Zivilverkehr für die Unteroffiziere selten oder nie vorhanden +war. Die Ehrbegriffe, welche das Unteroffizierkorps aus Deutschland +mitbrachte, verboten ihm von selbst den engeren Verkehr mit den unter +ihnen stehenden Elementen. Auf der andern Seite ließ eben dieser +Ehrbegriff sie stets den richtigen Takt, einerlei ob im dienstlichen +Verkehr oder bei Festlichkeiten, beobachten und ließ sie ferner ihre +Aufgabe als eine im Dienst des Vaterlandes zu leistende ansehen. Wenn +diese Aufgaben grade bei den Unteroffizieren zuweilen weit über das Maß +des Militärdienstes hinausgingen, so sind sie doch immer mit derselben +Präzision, derselben Hingabe und demselben Geschick gelöst worden. Die +Ausnahmen, welche allerdings vorkamen, können nur die Regel bestätigen. + + + + + 11. Kapitel. + + Die Unterwerfung des Südens. + + Lage und Entwickelung der nördlichen Stationen. -- Major Liebert. + -- Reise des Generalkonsuls +Dr.+ Michahelles nach Witu. -- + Einteilung des nördlichen Küstendistrikts. -- Stationschefs im + Norden. -- Vermehrung der Schutztruppe. -- Das neue Material erweist + sich als minderwertig. -- Neueinteilung der Schutztruppe. + -- Einexerzieren der neuen Söldner. -- Verhandlungen mit dem Süden. + -- Rekognoszierungstour Wißmanns auf der »München« nach Kilwa. + -- Verhandlungen zur Mitwirkung der Marine. -- Einschiffung und + Einteilung der Truppen für den Süden. -- Einnahme von Kilwa und + Lindi. -- Friedliche Besetzung von Mikindani. -- Stationsgründungen + im Süden. -- Schlechter Gesundheitszustand der Truppen. -- + Verhandlungen mit den Eingeborenen. -- Uebergabe der südlichen + Stationen an die Chefs. -- Allgemeine Lage bei der Urlaubsreise + Wißmanns nach Deutschland. + + +Die Unterwerfung der Rebellen im nördlichen Teile unserer Küste und die +Gewähr, welche die befestigten Stationen für eine dauernde und völlige +Sicherheit der Städte und der Karawanenstraßen boten, erlaubten dem +Reichskommissar, jetzt an die Lösung des zweiten Teils seiner Aufgabe +zu gehen, an die Unterwerfung des Südens. Bevor der Leser jedoch in +den eigentlichen Gang der Ereignisse daselbst eingeführt wird, möge +es gestattet sein, noch einmal die Lage im Norden und eine Reihe von +Thatsachen zusammenzufassen, welche in diese Zeit, -- in die Monate +März und April des Jahres 1890, -- fallen. + +In Tanga hatte sich die europäische Kolonie schnell vergrößert. Außer +den Mitgliedern der ostafrikanischen und der Pflanzergesellschaft +ließen sich einige Deutsche daselbst nieder, die aus privaten +Mitteln Unternehmungen ins Leben rufen wollten. Der Missionar Krämer +hatte die Gründung einer evangelischen Missionsstation in Angriff +genommen; griechische Kleinhändler hatten sich dort, wie in allen +von uns besetzten Küstenplätzen, etabliert und haben heute durch das +mehrjährige Bestehen ihrer Geschäfte bewiesen, daß sie die Konkurrenz +der Inder aushalten können. + +An der Nordgrenze, in Muoa, wurde zwar noch viel Schmuggel getrieben, +aber eine spätere Besetzung dieses Platzes war bereits ins Auge gefaßt. +In Pangani hatte der, von Tanga dorthin versetzte Distriktschef +Krenzler Nachricht von der Ankunft einer großen Sklaven-Karawane +erhalten und es gelang ihm, obwohl die Sklaven, 207 an der Zahl, gleich +auf die Schambas vertheilt worden waren, sie alle auf die Station +bringen zu lassen. Wenn auch vernünftiger Weise gegen die äußerst milde +Art der Haus- und Feldsklaverei nicht vorgegangen wird, so stand doch +jede Zufuhr aus dem Innern, wie wir aus diesem Beispiel sehen, unter +unserer Kontrolle. Am Kilimandscharo war Herr v. Eltz als Agent des +Reichskommissars stationiert und seine Berichte über die Aufführung +des dortigen Hauptsultans Mandara, sowie über das Fortschreiten des +deutschen Einflusses lauteten günstig. Leider wird der Kilimandscharo +alljährlich das Ziel vieler Sportexpeditionen, die für das Land einen +Nutzen nicht haben, sondern besonders durch die planlose Ausrottung des +Wildes nur Schaden anrichten. + +Um Mkwadja und Sadani, wo fleißig am Wiederaufbau des Platzes +gearbeitet wurde, waren nach dem Friedensschlusse mit Bana Heri die +Verhältnisse ebenfalls geordnete. Bana Heri erhielt vom Reichskommissar +ein Geschenk von 2000 Rupies als Beitrag zur Wiedererrichtung der +Moschee. + +Der Distrikts-Chef von Bagamoyo und Stellvertreter des +Reichskommissars, Herr von Gravenreuth, mußte wegen der in letzter Zeit +bei ihm wiederholt auftretenden, schweren Fieberanfälle, die er sich +auf seinen Expeditionen und durch den aufreibenden Dienst zugezogen, +Mitte April mit längerem Urlaub Ostafrika verlassen, das er leider nie +wieder betreten sollte. Frhr. v. Eberstein, der mit großem Eifer und +Erfolg die Verwaltungsabteilung geleitet hatte, trat ebenfalls einen +wohlverdienten siebenmonatlichen Urlaub an. + +Im Februar des Jahres 1890 war der Major im großen Generalstabe, +Liebert, welcher bisher in Berlin die Vertretung des Kommissariats +innegehabt hatte, auf Befehl Sr. Majestät in Ostafrika eingetroffen, +um sich an Ort und Stelle durch den Augenschein von der Lage der +Dinge Kenntniß zu verschaffen und darüber Bericht zu erstatten. In +seiner Begleitung befand sich ein Beamter des Auswärtigen Amtes, +Tesch. Dieser sollte dem Reichskommissar und den Chefs über die Art +und Weise der Rechnungsführung, wie man sie auf dem Auswärtigen Amt +wünschte, Instruktionen erteilen. Die Thätigkeit des Herrn Tesch +war, wie wir gleich bemerken wollen, obwohl er sich mit großem Eifer +dieser Arbeit unterzog, von keinem Erfolge begleitet. Man stellte +sich eben die Verhältnisse von Deutschland aus ganz anders vor, als +sie in Wirklichkeit waren. Es wurde daher bald die Sendung einer +Revisions-Kommission angeordnet. + +Besonders bemerkenswert ist während dieser Zeit die Entsendung eines +Detachements der Schutztruppe in der Stärke von 60 Mann unter dem +Kommando des Chefs Theremin und in Begleitung des General-Konsuls ++Dr.+ Michahelles nach Witu. Nachdem im Monat März von Sr. +Majestät Schiff »Carola« die deutsche Flagge an der Wubuschi-Mündung +gehißt worden war, hatte der General-Konsul Befehl erhalten, sich an +Bord eines Kriegsschiffes nach Lamu zu begeben, um von hier aus mit +jener erwähnten Begleitmannschaft dem Sultan von Witu Geschenke zu +überbringen und formell die deutsche Schutzherrschaft zu erklären. Es +erregte dieses Vorgehen damals ganz besondere Freude, denn man schloß +daraus, daß nun auch dort energisch etwas für die weitere Entwickelung +jener Kolonie, welche bis dahin recht stiefmütterlich behandelt +worden war, gethan werden würde. Leider sollte diese Hoffnung durch +das deutsch-englische Abkommen auf das bitterste getäuscht werden. +Der Führer des Detachements, Chef Theremin hatte die Expedition nach +Witu bereits in leidendem Zustande angetreten. Nach seiner Rückkehr +mußte der anerkannt tüchtige Offizier in Sansibar in das dortige +Hospital aufgenommen werden und erlag bald einer zu einem unbedeutenden +Magenleiden hinzutretenden Bauchfellentzündung. + +Wir erwähnten früher bereits, daß für die Verwaltung des nördlichen +Küstendistrikts eine Einteilung in drei Distrikte, nämlich Bagamoyo, +Sadani und Pangani vorgenommen worden war. Diese Einteilung hatte +ihre großen Schattenseiten. Bei der mangelhaften Verbindung der +den Distriktschefs unterstellten Küstenplätze entstanden nur +Schwierigkeiten für den dienstlichen Verkehr, welche die Verwaltung +schwerfällig machten. Man sah infolgedessen, besonders da im Süden +wegen der meist noch viel größeren Entfernung der Stationen von +einander sich eine gleiche Maßregel noch weniger empfahl, von +der Distrikts-Einteilung ab und griff wieder zu der ursprünglich +stattgehabten Einteilung in Stationen, denen folgende Herren +vorstanden: + +Tanga: Chef Richelmann, der indes bald wieder durch Krenzler ersetzt +wurde, da Richelmann die Station Sansibar und das Bureau des +Reichskommissariats zu übernehmen hatte. + +Pangani: nach der Versetzung Krenzlers nach Tanga Chef Johannes. + +Mkwadja: Lieutenant Fischer. + +Sadani: nach Abkommandierung Sigls zur Stokeschen Expedition +Lieutenant von Arnim. + +Bagamoyo: Chef Ramsay, (welcher diese Station nach der Versetzung des +zu Bagamoyo trefflich bewährten Chef Richelmann nach Tanga erhielt). + +Daressalam: Chef Leue. + +Endlich fällt in diese Zeit als wichtigstes Moment für die +Weiterentwickelung des Kommissariats und die Hebung der +Aktionsfähigkeit die Vermehrung der Schutztruppe. Als der Plan zur +Bestrafung der Rebellen der Südküste und zur Wiedereinnahme der nicht +in unsern Händen befindlichen Küste gefaßt wurde, mußte man sich klar +darüber sein, daß eine Verstärkung der Schutztruppe notwendig sei. + +Nach abermaligen Verhandlungen des auswärtigen Amtes zu Berlin mit der +englischen und egyptischen Regierung wurde denn auch die Anwerbung +von 600 Sudanesen in Egypten genehmigt und ein in der Verwaltung +des Reichskommissariats thätiger Beamter, Donarski, der gerade zur +Wiederherstellung seiner Gesundheit einen Urlaub nach Egypten +erhalten hatte, mit der Anwerbung beauftragt. Die Wahl Donarskis war +ein entschiedener Fehler. Mit vielem Fleiß und bewundernswürdigem +Eifer hatte er sich in seine ihm anfangs völlig fremde Thätigkeit +eingearbeitet, aber er hatte doch niemals Gelegenheit gehabt, sich +eine Kenntniß der Sudanesen und unseres Soldatenmaterials überhaupt zu +erwerben. Daß Donarski für die Aushebung ausersehen wurde, hatte seinen +Grund lediglich in der übel angebrachten Rücksicht darauf, Ersparnisse +zu machen; er reiste eben, wie erwähnt, so wie so nach Egypten. +In Kairo stand Donarski bei der Anwerbung besonders zur Seite der +Vertreter von Hansing & Co. in Sansibar, Strandes, der sich in jener +Zeit ebenfalls in Egypten aufhielt, und der Kaufmann Brettschneider, +welche beide bei der Erledigung der komplizierten kaufmännischen +Geschäfte Donarski hülfreich zur Hand gingen. + +Bei der Anwerbung selbst war wiederum, wie das erste Mal, der +englische Oberst Scheffer von großem Nutzen. Doch machte sich jetzt +schon empfindlicher als das erste Mal die Abneigung der englischen +und egyptischen Regierung geltend, die Sudanesentruppe weiterhin den +Deutschen für ostafrikanische Dienste zur Verfügung zu stellen, und nur +mit Mühe gelang es Donarski, in noch verhältnismäßig kurzer Zeit die +gewünschten 600 Mann zu beschaffen. Immer nach Anwerbung einer genügend +großen Zahl wurden dieselben wie früher nach Sues geschickt. + +Zum ersten Einexerzieren waren zwei neu für Ostafrika bestimmte +Offiziere, die Herren Lieutenant Scherner und von dem Knesebeck mit +einigen Unteroffizieren von Deutschland nach Egypten beordert worden. +Ihnen wurden die angeworbenen Leute von Donarski übergeben, und dann +in gleicher Weise, wie das bei der ersten Anwerbung geschah, die +Exerzitien mit den Leuten vorgenommen. Die Untersuchung und Behandlung +der Leute geschah durch Assistenzarzt +Dr+. Buschow, der ebenfalls +neu für die Schutztruppe angeworben war; indes einen Einfluß auf die +Auswahl des Soldatenmaterials hatte er ebenso wenig wie die beiden +Offiziere: Donarski wollte, ohne öfters laut gewordenen Vorstellungen +Gehör zu geben, alles allein besorgen. + +Das ganze Kontingent wurde auf dem egyptischen Dampfer Schibin in +Sues eingeschifft und ging unter Donarskis Kommando nach Sansibar ab, +woselbst der Transport Mitte April eintraf. Die Überfahrt war von +Donarski und den Offizieren benutzt worden, die Leute einzukleiden; +Uniformen, Schuhzeug, Ausrüstungsstücke, auch Bewaffnung waren bereits +beschafft, und so machte bei ihrer Ankunft auf dem Dampfer die Truppe +einen vorteilhaften Eindruck. + +Der Reichskommissar, der mit den andern in Sansibar anwesenden Herren, +-- auch Major Liebert begleitete ihn bei der Ankunft des Schibin, -- +sogleich an Bord ging, ließ sich indes durch den vorteilhaften äußeren +Eindruck nicht täuschen, sondern sagte von vornherein: »Mir gefallen +die Leute nicht, es sind viel zu viel gelbe Kerls darunter.« + +In der That hatten sich die guten Erfahrungen, die wir mit der +egyptischen Anwerbung das erste Mal gemacht hatten, lediglich auf das +schwarze Element, nicht aber auf die Gelbgesichter, die eigentlichen +Egypter, Armenier und Syrer bezogen. Solcher Leute hatte die neue +Anwerbung einen nur allzugroßen Prozentsatz aufzuweisen. Dazu merkten +wir bald, daß die jetzige Anwerbung lange nicht soviel altgediente +Soldaten zählte, wie das erste Kontingent. Ein großer Teil bestand aus +Soldaten, welche wenig kriegerischen Stämmen angehörten und bisher +Kriegsdienste gar nicht gethan hatten, ein anderer aus Baschibosuks, +und nur ein kleiner Teil aus regulären egyptischen Sudan-Soldaten. +Indes man mußte mit dem gegebenen Material rechnen, und es wurde +alsbald zur Einteilung und Ausbildung desselben geschritten. + +Mit Rücksicht auf die demnächst vorzunehmende andere Truppenbesetzung +der Stationen des Nordens, die Wiedereinnahme des Südens und die +Besetzung der zu begründenden südlichen Küstenstationen, sowie +für Expeditionszwecke mußte eine neue Einteilung der Schutztruppe +eingerichtet werden. Die Neuangekommenen wurden mit den bewährten +felddienstfähigen Truppen des früheren Kontingents in zwei +Expeditionskorps formiert. Das eine wurde zunächst unter dem Kommando +des Chefs von Zelewski zum Zweck der Ausbildung in Bagamoyo, das +andere zu gleichem Zweck in Daressalam unter Chef End vorläufig +stationiert. + +Der Reichskommissar hatte, da die Ankunft der Truppen schon im März +erwartet war, gehofft, bereits im April vor Eintritt der großen +Regenzeit gegen den Süden vorgehen zu können, allein die Führer der +Expeditionskorps meldeten übereinstimmend, daß bei der Minderwertigkeit +des diesmal angeworbenen Materials sie den Rest des Monats April für +ein Einexerzieren der Leute notwendig hätten, und so wurde die Aktion +gegen den Süden bis zum Monat Mai verschoben. + +Bei der genannten Anwerbung ist übrigens noch ein Umstand zu erwähnen, +durch den wir in große Verlegenheit gesetzt wurden. Ein Teil der +egyptischen Offiziere und Unterhändler nämlich, deren sich Donarski +naturgemäß für die Anwerbung der Truppen bedienen mußte, hatte sich +nicht damit begnügt, die ihnen von uns gemachten Geschenke und +Werbegelder einzustecken, sondern sie hatten in echt orientalischer +Weise das Geschäftchen dadurch vergrößert, daß sie nach ihrem Belieben +die Chargen an die Anzuwerbenden verkauften. + +Ein Teil der angeworbenen Soldaten, die bis dahin Militärdienst noch +garnicht gethan hatten, kauften sich Atteste als Unteroffiziere, +Sergeanten oder dergl. und wurden nach Zahlung des erheblichen +Backschisch an die Unterhändler als solche eingestellt. Wir mußten +sie natürlich zunächst kontraktmäßig übernehmen und nach der Charge +besolden. Dieser Betrug wurde erst später entdeckt, und dann natürlich +thatkräftig eingeschritten. So fällt schon in die Zeit vor wie auch +nach Einnahme des Südens eine große Masse von Entlassungen aus dem +neuen Kontingent. Auch der hohe Prozentsatz an Todesfällen auf den +Südstationen ist zum Teil der körperlichen Unbrauchbarkeit des +Materials zuzuschreiben. + +Während der Ausbildungszeit der neu formierten Expeditionskorps wurde +von Seiten des Reichskommissariats alles versucht, in den südlichen +Plätzen, wo es irgend möglich war, die Verhältnisse friedlich zu +regeln, da ja jede kriegerische Aktion immerhin einen Rückgang des +Handels und Wandels für beträchtliche Zeit nach sich zieht. Die +Anregung zu diesen Verhandlungen ging von den Bewohnern der südlichen +Plätze selbst aus. + +Mikindani, Sudi, Lindi, Kissiweri hatten, auf das Gerücht hin, daß der +Süden mit allen Kräften des Kommissariats angegriffen werden soll, +Deputationen an Wißmann geschickt, um ihre freiwillige Unterwerfung +anzukündigen und seine Bedingungen entgegenzunehmen. Zur Vornahme der +Verhandlungen wurde von uns der für solche Fälle schon oft in Anspruch +genommene Wali von Pangani, Soliman ben Nassr, der sich als besonders +tauglich und zuverlässig hierfür erwiesen hatte, bestimmt und auf dem +Sultans-Dampfer Barawa nach den südlichen Plätzen gesandt. + +Der Sansibarsultan selbst, welcher damals den europäischen Interessen +erheblich mehr zugethan war, als es im Anfang der Amtsthätigkeit +Wißmanns der Fall war, wünschte aus Geschäftsrücksichten, möglichst +schnell friedliche Verhältnisse herbeizuführen. Die Verhandlungen +Solimans führten zu einem günstigen Abschluß mit den südlichsten +Plätzen Mikindani und Sudi. In Lindi und von da nach Norden hin +behielt indes die Kriegspartei die Oberhand. Anfang April unternahm +Major Wißmann auf der »München« gemeinsam mit Major Liebert +eine Rekognoszierungsfahrt nach dem Süden, gleichzeitig dampfte +Korvetten-Kapitän Valette, der älteste Offizier der Station und +Kommandant Sr. Maj. Schiff »Carola«, mit seiner Korvette dorthin. Noch +vor Antritt der Rekognoszierungsfahrt wurde vom Reichskommissar in +Sansibar der Kriegszustand und das Standrecht im Namen Sr. Majestät +des Kaisers und des Sultans von Sansibar vom Rufidji bis zum Rovuma +einschließlich proklamiert. + +Für die Rekognoszierungstour entwarfen Major Wißmann und Kapitän +Valette einen gemeinsamen Operationsplan. Zunächst bezog sich dieser +auf den am besten verteidigten und befestigten auch bei weitem am +meisten straffälligen Platz Kilwa Kiwindje, wo anderthalb Jahre zuvor +die Beamten der ost-afrikanischen Gesellschaft Krüger und Hessel +der Wut der Rebellen zum Opfer gefallen waren. Als die Schiffe auf +der Rhede vor Kilwa ankerten, fand man die ausgedehnte Stadt an der +Seeseite ganz und gar mit Pallisaden befestigt und mit Truppen stark +besetzt. Eine Dampf-Pinasse der »Carola« wurde zur Rekognoszierung +etwas näher an das Land geschickt, aber sofort vom Lande aus sowohl +durch Gewehre, als mit den dort befindlichen Geschützen beschossen. +Da die Geschütze verwahrloste Vorderlader waren, mit Eisenstücken, +Nägeln und allem möglichen geladen, so war die Beschießung natürlich +ganz wirkungslos. Die Dampfpinasse erwiderte das Feuer mit ihrem +Revolvergeschütz. + +Nachdem die Pinasse wieder an Bord der »Carola« zurückgekehrt war, +wurden einige Granaten von der »Carola« in die Stadt hineingeworfen. +Die im Bericht des Kapitän Valette ausgesprochene Annahme jedoch, daß +das Feuer den Arabern in Kilwa bedeutende Verluste beigebracht haben +müsse, bestätigte sich bei unseren an Ort und Stelle vorgenommenen +zuverlässigen Erkundigungen nicht. + +Der Reichskommissar seinerseits fing mit der »München« fünf Halbaraber +und Neger auf und zog von diesen Nachrichten ein. Sie bestätigten nur, +daß die Rebellen in Kilwa entschlossen seien, auf das energischste +Widerstand zu leisten. + +Nachdem der Zweck der Rekognoszierung erreicht war, kehrte sowohl +Wißmann auf der »München«, als auch Kapitän Valette auf der »Carola« +nach Sansibar zurück. Der gemeinsam verabredete Aktionsplan gegen +Kilwa bestimmte Folgendes: Die »Carola« sollte die Blockierung und +Beschießung des Platzes von der Seeseite aus vornehmen; »Schwalbe« +hingegen mit den Wißmann für den Transport zur Verfügung stehenden +Schiffen, dem gecharterten Sultansdampfer »Barawa«, der »Harmonie« und +einem von den kleinen Dampfern außerhalb Mafia nach Kiswere gehen. +Dort sollten die Schiffe den Eintritt der Dunkelheit abwarten und +dann nordwärts den Hafen von Kilwa Kisiwani anlaufen, um hier die +Truppen Wißmanns zu landen. Von dort aus sollte der Anmarsch gegen +Kilwa Kiwindje beginnen, während »Schwalbe«, die ebenfalls Wißmannsche +Truppen an Bord zu nehmen gewillt war, zur »Carola« auf die Rhede von +Kilwa Kiwindje zurückdampfen sollte. + +Die zur Teilnahme an den Operationen gegen den Süden bestimmten Truppen +wurden für diesen Zweck in 3 Bataillone zu 3 Kompagnien unter dem +Kommando der Herren Chef +Dr.+ Karl Wilhelm Schmidt, Chef von +Zelewski und dem Verfasser eingeteilt. Jedem der Bataillone wurde ein +4,7 +cm+ Geschütz, dem zweiten (Rochus Schmidt) außerdem noch ein +Maximgeschütz beigegeben. Für die Beförderung der Truppen nach dem +Süden dienten für jedes Bataillon ein großer Dampfer und zwar für das +erste Bataillon unter +Dr.+ Karl Wilhelm Schmidt Sr. Majestät +Schiff »Schwalbe«, da, wie erwähnt, Korvettenkapitän Hirschberg mit +Genehmigung des ältesten Offiziers der Marine-Station die Güte hatte, +einen Teil der Truppen auf sein Schiff zu nehmen, für das zweite unter +dem Verfasser der vom Sultan gecharterte Dampfer »Barawa«, für das +dritte unter Zelewski unser Dampfer »Harmonie.« + +Am Abend des 29. April waren in Daressalam sämtliche für den Feind +bestimmten Truppen und Fahrzeuge versammelt. Der Verabredung gemäß war +Sr. Maj. Schiff »Carola« nach Kilwa vorausgegangen und dort nach einer +sehr stürmischen Reise am 1. Mai eingetroffen. In der Nacht vom 1. zum +2. Mai wurde von der »Carola« mit der Beschießung der Stadt begonnen +und dieselbe am nächsten Morgen fortgesetzt, die Befestigungen vor der +Stadt, wie auch die verschiedenen Teile der Stadt wurden mit Granaten +beworfen. Die Rebellen erwiderten zu Anfang das Feuer aus ihren bereits +erwähnten Geschützen, selbstverständlich ohne mit der Ladung nur ein +nennenswertes Stück weit zu reichen. Durch die Geschosse der »Carola« +wurde ihnen bald die Lust zum weiteren Bedienen ihrer Geschütze +genommen. Der Zweck der Beschießung, die Rebellen in permanenter +Aufregung zu erhalten, war vollkommen erreicht. + +Am 30. April morgens fand unterdessen in Daressalam die Einschiffung +der Truppen in der vorher bestimmten Art statt, während die kleineren +Dampfer des Reichskommissars Gepäck, Proviant und Munition für den +Süden an Bord nahmen, teils auch noch mit Gepäck beladene Dhaus zu +schleppen hatten. Die Dampfer »Harmonie«, »Barawa«, »München«, »Max« +und »Vulkan« verließen, sobald sie mit der Aufnahme der Truppe, bezw. +der Ladung fertig waren, am genannten Tage (dem 30. April) früh den +Hafen. S. M. Schiff »Schwalbe«, auf der sich auch der Reichskommissar +eingeschifft hatte, folgte um 1/2-9 Uhr morgens und holte bald die +vorausgegangenen Dampfer ein. Der Südwest-Monsum hatte bereits wider +Erwarten mit aller Kraft eingesetzt, sodaß der Fahrt nach dem Süden +größere Hindernisse sich entgegenstellten, als man geahnt hatte. + +Gleich im Anfang hegte man Besorgnis wegen der »Harmonie«, welche +sehr viel Wasser übernahm und von Wind und Wellen heftig hin und her +geworfen wurde. Am Nachmittag des 30. April nahm Wind und Seegang +noch zu, und da an der Nordspitze Mafias erfahrungsgemäß noch größere +See zu erwarten stand, so mußte die Absicht, an der Außenküste Mafias +des Nachts weiter zu fahren, aufgegeben werden. Korvetten-Kapitän +Hirschberg, der bis Mafia die Führung übernahm und die Dampfer alle +auf den richtigen Kurs gebracht hatte, nahm nun den Kurs durch den +Mafia-Kanal und erreichte bei Dunkelwerden den Ankerplatz bei Faniove, +wohin er auch die andern Schiffe durch Blicke des Nachtsignal-Apparates +dirigierte. Am nächsten Morgen konnte die Weiterfahrt wegen dicken +Nebels und Regen-Böen erst um 7 Uhr fortgesetzt werden, und zwar in +Rücksicht auf die »Harmonie« unter schwachem Dampf. + +Kapitän Hirschberg verabredete mit Major Wißmann, die Südpassage +durch den Mafia-Kanal, welcher vor einbrechender Dunkelheit erreicht +werden konnte, zu verlassen, wenn dies des Wetters wegen irgend +möglich sei, und während der Nacht nach Kilwa-Kisiwani zu gehen. Aber +auch diese Absicht war undurchführbar, denn die Seeuntüchtigkeit +unserer »Harmonie« stellte sich immer deutlicher heraus. Schon wir, +die wir auf der »Barawa«, einem Schiff von 1000 Tonnen, eingeschifft +waren, wurden bei dem fortwährenden Rollen und Stampfen stark hin +und her geworfen; wirklich bemitleiden mußten wir indes die auf der +»Harmonie« eingeschifften Kameraden und Truppen. Die »Harmonie« fuhr +hinter uns her und wir konnten ihr furchtbares Schlingern aus nächster +Nähe beobachten. Die Besorgnis, daß die »Harmonie« bei dieser See +kentern könnte, lag sehr nahe, und in der That wurde bald darauf auf +der »Harmonie«, als wir den Wasserweg innerhalb des Mafia-Kanals +verlassen wollten, ein Signal sichtbar, daß der Dampfer unmöglich +folgen könne. Nachdem der Kapitän der »Harmonie« und Chef von Zelewski, +der Kommandant der auf der »Harmonie« eingeschifften Truppen mit dem +Reichskommissar in Verbindung getreten waren, wurde zunächst bei +Samanga geankert und hier beschlossen, daß die andern Schiffe bis auf +»Schwalbe« und »Harmonie« direkt und zwar möglichst ohne daß man sie +von Kilwa Kiwindje bemerken könne, nach Kisiwani weiter gehen sollten. + +Die »Schwalbe« lief mit Tagesanbruch des 2. Mai nach Kilwa, um Herrn +Kapitän Valette von der notwendig gewordenen Änderung der ursprünglich +getroffenen Dispositionen Meldung zu erstatten und »Harmonie« folgte +ihr langsam nach. Dann schlug die »Schwalbe« den Weg nach Kilwa +Kisiwani ein, wo sie wieder die Führung übernahm und, den übrigen +Dampfern den Weg weisend, Nachmittags in den Hafen einlief. Die Führung +durch Sr. Maj. Kreuzer »Schwalbe« ist während der ganzen Fahrt nach +dem Süden für uns von der größten Wichtigkeit gewesen. Den Führern +unsrer Dampfer, die bis dahin kaum jemals nach dem Süden gekommen +waren, war das Fahrwasser unbekannt, und es ist sowohl der geschickten +Führung durch Kapitän Hirschberg, als auch besonders der großen +Hilfsbereitschaft, mit der er jeden weiter zurückbleibenden oder vom +richtigen Fahrwasser abkommenden Dampfer wieder auf den richtigen Weg +brachte, zu danken, daß wir, ohne durch die Elemente größere Verluste +zu erleiden, im Süden angekommen sind. + +Dem auf der »Schwalbe« eingeschifften Bataillon und insbesondere den +Offizieren ist die bestmögliche, kameradschaftlichste Aufnahme zu Teil +geworden, wie überhaupt in jener Zeit das vorher zuweilen gespannte +Verhältnis mit der Marine sich in ein sehr gutes umgewandelt hatte. +Zumal mit der alten Besatzung der »Carola« und »Schwalbe«, mit denen +wir so vieles gemeinsam durchlebt hatten, wurde eine enge Freundschaft +und die beste Kameradschaft gepflogen. + +Die »Harmonie« hatte die Anweisung erhalten, da sie nach Kilwa Kisiwani +nicht folgen konnte, nach der Rukyrro-Bai, südlich von Kilwa Kiwindje +zu gehen und daselbst das an Bord befindliche Bataillon auszuschiffen. + +Bei unserer Ankunft in Kilwa Kisiwani machten das Kriegsschiff und die +armierten Dampfer klar zum Gefecht, aber es zeigte sich nirgends ein +Feind. + +Die Landung der Truppen an der Südspitze der von Kilwa Kiwindje nach +Süden auslaufenden Halbinsel ging ohne Schwierigkeit von statten und +war bis zum Eintritt der Dunkelheit beendet. Die Truppen der »Harmonie« +wurden ebenfalls in der Nacht vom 2. zum 3. und am 3. früh in der +Rukyrro-Bai gelandet, wobei die »Schwalbe« ebenso wie bei unserer +Landung in Kilwa Kisiwani durch Hergabe von Booten und durch Schleppen +mit der Dampfpinasse bereitwillig Unterstützung leistete. + +Eine Stunde nach begonnener Landung war in der Kisiwani-Bai die ganze +Mannschaft von »Schwalbe« und »Barawa« ausgeschifft und um 5 Uhr 15 +Minuten befand sich bereits alles im Marsch. + +Das Landen der Truppen, Rangieren und der Abmarsch machten einen sehr +guten militärischen Eindruck, in Anbetracht der überstandenen Seefahrt +und der Seekrankheit, an der fast alles zu leiden hatte. Es wurde +zunächst eine Stunde weit marschiert bis Masoko in der Rukyrro-Bai, in +deren Nähe die »Harmonie« vor Anker lag. + +Abgesehen von einem Angriff auf eine von uns ausgesandte Patrouille, +bei welchem ein Mann auf unsrer Seite verwundet, einer der Gegner +erschossen wurde, fanden Feindseligkeiten während der Nacht nicht +statt. Wir hatten dagegen unterwegs einige Eingeborene aufgegriffen, +welche uns am nächsten Tage als Führer nach Kilwa Kisiwani dienen +sollten. + +Das zweite Bataillon war während der Landung der »Harmonie« nordwärts +vorgeschoben und hatte die Vorposten zu stellen. Noch während der +Landung wurden dieselben von einem etwa 200 Mann starken Trupp, der +offenbar auf die Nachricht von unserer Landung hin von Kilwa Kiwindje +ausgesandt war, angegriffen. Der Gegner wurde indes nach kurzem Gefecht +unter bedeutenden Verlusten zurückgeworfen. + +Unmittelbar nach erfolgter Landung des auf der »Harmonie« +eingeschifften Bataillons wurde der Vormarsch auf Kilwa (in der +Marschordnung: zweites, erstes, drittes Bataillon), angetreten. Der +Marsch führte zunächst an der Küste entlang nach Norden, dann bogen wir +nach Nordwesten ab in der Richtung auf den Kisimo-Berg. + +Unterwegs wurde unsere Tête fortwährend von Rebellen angegriffen, +jedoch wurde der Marsch hierdurch nicht verlangsamt, da es zumeist nur +des Einsetzens der Têten-Kompagnie bedurfte, den Gegner zurückzuwerfen. +Dagegen hatten wir in Folge der großen Hitze, der schlechten Ernährung +und der überstandenen Seekrankheit einige Fälle von Sonnenstich, was +uns einigermaßen aufhielt. Während der Nacht vom 3. zum 4. Mai wurde +Bivouak in einer verlassenen Ortschaft bezogen. Die Nacht verlief ohne +jede Störung, obgleich das stark coupierte Terrain und die Tags zuvor +sich immerfort wiederholenden Angriffe des Feindes auch Unternehmungen +desselben bei Nacht erwarten ließen. Selbstverständlich waren nach dem +Beziehen des Bivouaks alle Vorsichtsmaßregeln getroffen und starke +Vorposten ausgestellt worden. + +Am 4. Mai morgens wurde der Weitermarsch fortgesetzt, abermals unter +schnell zurückgewiesenen Angriffen der Gegner. Gegen 7 Uhr wurde das +Feuer der Kriegsschiffe hörbar. Die vorzüglich einschlagenden Granaten +legten einen beträchtlichen Teil der Befestigung an der Front nieder, +ebenso eine Menge massiver Bauten in der Stadt. Ein Teil derselben, der +aus Negerhütten bestand, geriet in Brand, ein Teil der Pulvervorräte +des Feindes flog in die Luft. + +Als sich unsere Truppen um 8 Uhr der Stadt von Südwesten her näherten, +dirigierte der Reichskommissar das zweite Bataillon auf den Süden der +Stadt, das erste auf die Westlinie, während das dritte als Reserve +folgte. Dicht vor der Stadt wurden noch einige Granaten in dieselbe +geworfen und eine Patrouille mit der deutschen Flagge rechts nach dem +Strande gesandt. Sie sollte der Marine das Zeichen zum Einstellen des +Feuers geben, damit wir selbst zum Angriff vorgehen könnten. + +Zu unserer großen Überraschung konnten wir, ohne Feuer zu erhalten, +in die Stadt eindringen: sie war während der letzten Nacht geräumt +worden. Wir hatten erwartet, daß die fanatischen Rebellen von Kilwa +Stand halten würden, und daß es zu einem sehr erbitterten Straßenkampfe +kommen würde, wobei die vielen festen Steinhäuser vorzügliche Reduits +für die Rebellen hätten bilden können. Wäre es uns dann gelungen, den +Gegner aus der Stadt zu treiben, so hätte ihm nach Erstürmung des +südlichen Stadtteils das erste Bataillon vom Westen her den Rückzug +abgeschnitten, und der Feind wäre in den Terrain-Abschnitt zwischen +den Meeresstrand und den Fluß gedrängt worden, wo er ertrunken oder in +unsere Hände gefallen wäre. Die Rebellen waren indes eingeschüchtert. +Sie hatten erwartet, daß wir lediglich von der Seeseite angreifen +würden, wo sie sich durch eine sehr stark angelegte doppelte +Pallisadenreihe, in deren Mitte Erde geschichtet war, befestigt hatten. +An verschiedenen Stellen der Pallisaden waren Bastionen errichtet, +deren Armierung im ganzen aus acht primitiven Geschützen bestand. Im +Norden und Süden stießen die Befestigungen an Creeks; an den Seiten +dagegen waren Befestigungen überhaupt nicht angebracht. + +Da wir den Rebellen den Gefallen nicht gethan hatten, die stärkste +Seite der Stadt anzugreifen, und ihre Versuche, uns durch +Entgegenwerfen stärkerer Trupps im Vormarsch aufzuhalten, ebensowenig +Erfolg gehabt hatten, warfen sie die Flinte ins Korn und gaben die +Stadt preis. Nach den eingezogenen Erkundigungen waren die Verluste an +Menschenleben, welche die Rebellen durch die Beschießung der Marine +erlitten hatten, ganz geringfügig, sie betrugen nur 2 Mann; um so +größer aber war der moralische Eindruck gewesen, den das Bombardement +und der Brand in der Stadt hervorriefen. Um nicht die ganze Stadt +abbrennen zu lassen, mußten wir selbst zum Löschen schreiten. + +Der Verlust der Schutztruppe vor Kilwa betrug drei Tote und einige +Verwundete. Die Marine war, da ihre Schiffe aus einer Entfernung +von über 3000 +m+ feuerten, selbstverständlich nicht durch +die Rebellen gefährdet. Die Verluste, welche die Rebellen in den +vereinzelten Gefechten beim Anmarsch der Schutztruppe von Süden her +erlitten, beliefen sich auf etwa 30 Mann. Recht wunderbar schien es +uns, daß obwohl unsere Marine stets recht gut schoß, die Verluste der +Rebellen an Menschenleben so ungeheuer gering waren und der Schätzung +der Marine stets bedeutend nachstanden. Man sah, daß die Granaten +meist vorzüglich krepierten, dennoch aber keine Verluste beibrachten. +Gewiß ist in dieser Beziehung der Vorschlag des Admirals Deinhard, +statt mit Granaten mit Shrapnels gegen lebendige Ziele zu feuern und +die in Ostafrika stationierten Kriegsschiffe mit solchen zu versehen, +sehr beachtenswert. + +Kilwa Kiwindje ist die größte und bedeutendste Stadt des Südens, +fast so groß wie Bagamoyo, wenn auch als Handelsplatz bei weitem +nicht von derselben Bedeutung. Die Zahl der Steinhäuser und besonders +der geräumigen Steinhäuser übersteigt erheblich die in allen andern +Plätzen. Leider hat Kilwa eine sehr schlechte Rhede und der sehr +schlickige Strand erschwert sogar das Landen mit den Booten. Die +Bedeutung Kilwas ist ersichtlich aus der großen Zahl der hier wohnenden +Inder. Annähernd 100 Geschäfte von Hindus und Banianen befinden sich +in der Stadt. + +Auf der Rhede von Kilwa lag zur Zeit unseres Angriffes das englische +Kriegsschiff »Turquoise«, um diejenigen von den indischen Unterthanen +aufzunehmen, welchen der Aufenthalt in der Stadt zu unsicher erschien +und welche die Absicht hatten, nach Sansibar überzufahren. Es schifften +sich denn auch 12 Männer und 105 Frauen und Kinder auf der »Turquoise« +ein; ein Inder war noch unmittelbar vor dem Abzug der Rebellen in +seinem Hause ermordet und sein Laden vollständig ausgeplündert worden. +Bei unserm Einzuge fanden wir die Inder fast alle aus der Stadt +geflüchtet und erst auf gutes Zureden, nachdem wir Friedensboten zu +ihnen gesandt, waren sie zur Rückkehr zu bewegen. + +Die Stärke des Feindes variierte nach den Angaben der Inder zwischen +5 und 7 Tausend Mann, doch scheint diese Zahl von den für größere +Zahlenangaben wenig Verständnis besitzenden Leuten sehr übertrieben zu +sein. + +Nach unserem Einrücken in die Stadt wurden die im Besitze der Rebellen +befindlichen Häuser geplündert und nachdem das Vieh, welches in der +Stadt und deren Nähe sich vorfand, zusammengetrieben war, bezogen die +Truppen Quartiere. Jedem Bataillon wurde ein Teil der Stadt überwiesen +und diese Bereiche in Kompagnie-Reviere eingeteilt. So kamen hier nach +der Seefahrt und dem Marsch im Regen, -- seit unserer Abfahrt von +Daressalam hatte es fast ununterbrochen in Strömen gegossen, -- die +Truppen zum ersten Mal in trockene Quartiere. Da sich durch die Stadt +Kilwa selbst ein Creek hindurchzieht, und außerdem in der Regenzeit das +ganze Terrain in und um Kilwa zum Sumpfe wird, in welchem gerade jetzt +viel Erdarbeiten auszuführen waren, so kann es nicht Wunder nehmen, +wenn in der nächsten Zeit der Gesundheitszustand der Truppen ein sehr +schlechter war. + +Am Tage nach dem Einrücken wurde eine Patrouille von 3 Kompagnien nach +dem Singino-Hügel geschickt, welche die Meldung zurückbrachte, daß der +erste Halt der flüchtigen Aufständischen 7 Stunden von Kilwa entfernt +läge, aber kaum Aussicht sei, daß dieselben einer anrückenden Truppe +weiterhin Stand halten würden. + +Man ging nun eifrig an das Ausladen der Dampfer, welche die für Kilwa +bestimmten Baumaterialien, Munition und Proviant gebracht hatten, und +bereitete die Befestigungsarbeiten vor, so daß der Platz von zwei +Kompagnien gehalten werden konnte. Als Platz für die Station wurde +das alte am Strande gelegene Zollhaus und drei andere Steinhäuser +ausgesucht, die zunächst durch eine provisorische Umwallung aus +Wellblech (mit Erdaufwurf zwischen den Wellblechen) und durch einen +Stacheldrahtzaun derart umgeben wurden, daß sie mit den Geschützen und +der zugehörigen Besatzung ein wohl zu verteidigendes Fort bildeten. Die +Station wurde am 8. Mai nachmittags mit 15 Europäern, 2 Kompagnien und +2 Geschützen dem Chef von Zelewski übergeben. + +Am 9. Mai erfolgte die Einschiffung der übrigen Truppen und zwar an +Bord der »Carola«, »Schwalbe« und »Barawa«, da »Harmonie« wegen ihrer +bewiesenen Untüchtigkeit in Kilwa zurückgelassen wurde. Am Mittag des +9. Mai gingen »Carola«, »Schwalbe«, »Barawa«, »München« und »Vesuv« +nach Lindi, unserem nächsten Ziele, ab, wo wir am Morgen des 10. Mai +eintrafen. + +Die Stadt Lindi, meist aus Negerhütten bestehend, weist nur ganz wenige +Steinhäuser auf. Sie liegt auf der nördlichen Seite eines von See aus +ins Land sich hineinziehenden sehr breiten Creeks. Die Ausdehnung der +Stadt ist keine große, da unmittelbar hinter derselben eine ziemlich +bedeutende Hügelkette eine natürliche Grenze bildete. Am Ende des +Creeks mündet in diesen der Ukeredi-Fluß. Nach unserer Ankunft vor dem +gewissermaßen den Hafen bildenden Creek gingen die Dampfer »Schwalbe«, +»Barawa«, »München« und »Vesuv« in denselben, den sogenannten +Lindi-Fluß hinein, während »Carola« von der Rhede aus die Operation +auf Ansuchen des Majors Wißmann durch Hineinwerfen dreier schwerer +Granaten in die Stadt eröffnete. Wir erhielten im Flusse sowohl von +der Lindiseite aus, als auch von der entgegengesetzten Seite des +Flusses Feuer, welches die »Schwalbe« mit Revolvergeschützen erwiderte, +während ich von der Kommandobrücke der »Barawa« aus mit dem Maxim-Gun +die am Strande von Lindi befindlichen Rebellen beschoß. Obgleich die +Lindileute fast gar keine Verluste erlitten, wurde doch der Strand von +ihnen geräumt, und unsere Landung erfolgte ohne Verluste. + +Der Vormarsch gegen die Stadt machte keine Schwierigkeiten. Überall +wurde das Terrain im Umkreis von den Rebellen gesäubert. Wo sie sich +zeigten, wurden sie, ohne daß sie bedeutenden Widerstand leisteten, +zurückgeworfen. Nach der Besetzung der Stadt wurden alsbald Vorposten +aufgestellt und mit den Löscharbeiten begonnen. Eine von uns +unternommene stärkere Rekognoszierungs-Patrouille, bei der wir an +einzelnen Stellen beschossen wurden, hatte zwar die Rebellen über die +benachbarte Hügelkette hinaus gejagt, doch wurden während der Nacht +unsere Vorposten noch an verschiedenen Stellen, allerdings ohne Erfolg, +angegriffen. Ein weißer Unteroffizier wurde bei der Schießerei während +der Nacht verwundet. Zur provisorischen Befestigung wurde ein Platz +am Strande ausersehen und drei hier befindliche Steinhäuser durch +entsprechende Verbindung verteidigungsfähig eingerichtet. + +Am 11. Mai bereits kehrte der Araber Selim ben Salum, welcher oberhalb +des Flusses seine Schamba hatte, auf einem Boote mit der weißen +Friedensfahne zurück und bot seine sowie aller Araber Unterwerfung an. +Ebenso schickten die Hauptführer an diesem Tage Boten zu uns, welche +um Frieden und Begnadigung baten. Die »Carola« verließ am Nachmittag +des 11. Mai die Rhede, zeigte sich dann vor Mikindani und kehrte von da +nach Sansibar zurück. Am 12. wurde vom Reichskommissar mit dem Dampfer +»München« eine Rekognoszierung den Lindifluß aufwärts unternommen und +die Niederlassung des bereits erwähnten Selim besucht. Hier waren alle +Araber der Umgegend versammelt und zeigten dem Reichskommissar ihre +vollständige Unterwerfung an. + +Am 13. wurde die Station Lindi mit 18 Europäern, zwei Kompagnien und +6 Geschützen dem Verfasser übergeben. Der Reichskommissar brach mit +den übrigen Truppen nach Mikindani auf, wo er an demselben Nachmittag +eintraf. Bereits über Land war an den Wali von Mikindani ein Brief +abgesandt mit der Aufforderung, beim Eintreffen des Reichskommissars +sich diesem friedlich zu unterwerfen. Und so kamen denn auch bei der +Einfahrt in den Hafen bereits Boten mit weißen Flaggen entgegen, +welche Briefe vom Wali und den Jumbes überbrachten, in denen sie ihre +Unterwerfung anzeigten. Der Reichskommissar begab sich sofort an +Land und fand an der Stelle der späteren Station im ganzen 100 meist +bewaffnete Araber zum Schauri versammelt. Sie wurden ermahnt, sich in +den Ortschaften um Mikindani ruhig zu verhalten, und es wurde ihnen +mitgeteilt, daß am nächsten Morgen die Truppen ausgeschifft und mit dem +Bau einer Befestigung begonnen werden würde. Eine Sorge für ihr Leben +und Eigentum hätten die sich friedlich Unterwerfenden nicht zu hegen. + +Nach Ausschiffung der Truppen am nächsten Morgen wurden auch hier die +provisorischen Befestigungsarbeiten vorgenommen, nachdem die friedliche +Unterwerfung aller Einwohner angenommen war. Nur ein Dorf, welches die +Friedensflagge nicht gehißt hatte, wurde von den Negern geräumt. + +Der Wali, der Jemadari und der Akida des Sultans wurden in die Dienste +des Reichskommissars übernommen und zum Gehorsam verpflichtet. Die +Leitung der weiteren provisorischen Befestigungsarbeiten wurde dem Chef ++Dr+. Karl Wilhelm Schmidt übertragen, der einige Tage darauf auf +Befehl des Reichskommissars die Station mit 11 Europäern, 2 Kompagnien +und 4 Geschützen an Chef End zu übergeben hatte. Die beiden übrigen +Kompagnien Dr. Schmidts sollten nach Bagamoyo und Pangani zurückgesandt +werden. Er selbst hatte den Befehl, auf der »Schwalbe« nach Sansibar zu +kommen. + +Auf der Rückfahrt von Mikindani lief der Reichskommissar mit der +»München« die Plätze Lindi und Kilwa nochmals an und fand daselbst +alles in guter Ordnung. In Kilwa hatten sich bereits einige 100 +Eingeborene wieder eingestellt. Der größte Teil der Aufständischen war +noch einige Tagereisen von Kilwa entfernt versammelt. Kilwa Kisiwani +hatte als Vertreter einen völlig arabisierten Italiener, der Jussuf +genannt wurde, an Chef von Zelewski gesandt, mit der Bitte auch nach +Kisiwani Truppen hineinzulegen. + +Am 17. Mai traf der Reichskommissar wieder in Sansibar ein und ging von +dort aus am 18. nach Sadani. Bana Heri, der dem Reichskommissar, wie +erwähnt, sein Schwert, das er im Aufstande gegen ihn geführt, übersandt +hatte, trug ihm jetzt die Bitte vor, ihm ein anderes Schwert zu +übergeben, das er von jetzt an nur in deutschen Diensten tragen würde. +Seine Bitte wurde erfüllt. + +In Sadani war der Araber Mohammed ben Kassim aus Tabora, der allgemein +beschuldigt wurde, den deutschen Kaufmann Giesecke im Jahre 1885 +in Tabora ermordet zu haben, durch Lieutenant Sigl nach erfolgter +Rekognoszierung durch den Irländer Stokes dingfest gemacht worden. +Wißmann, der Mohammed ben Kassim bereits drei Jahre früher am Lualaba +kennen gelernt hatte, erkannte denselben wieder und sandte ihn nach +Bagamoyo, woselbst er ein Kriegsgericht über ihn anordnete. Der Sultan +Said Ali selbst bat zwar, seinen Unterthan Mohammed ben Kassim ihm +auszuliefern, doch wurde das Ansuchen von Wißmann abgeschlagen. + +Am 26. Mai trat der Reichskommissar, dessen Gesundheit durch die +fortwährenden Strapazen sich sehr erheblich verschlechtert hatte, einen +ihm bewilligten Urlaub nach Deutschland an, nachdem er zuvor an den +von Mikindani zurückgekehrten Chef +Dr.+ Karl Wilhelm Schmidt für +die Dauer seiner Abwesenheit die Geschäfte des Reichskommissariats +übergeben hatte. + + + + + 12. Kapitel. + + Das Reichskommissariat unter Wißmanns Stellvertreter +Dr.+ Karl + Wilhelm Schmidt. + + Innerer Ausbau und Organisation des Kommissariats. -- Beaufsichtigung + und Kontrolle der Karawanen. -- Verurteilung des Mörders Gieseckes, + des Arabers Mohammed ben Kassim. -- Deputationen aus dem Innern + melden die Unterwerfung der Bevölkerung. -- Einfall der Mafiti in + Usaramo. -- Expedition des +Dr.+ Schmidt nach Usaramo bis an den + Rufidji-- Unterwerfung des Jumbe Pangiri. -- Expedition des Chef + von Perbandt nach Nguru zur Sicherung der katholischen Mission. + -- Verhandlungen mit der Bevölkerung im Süden. -- Ausbau der Station + Kilwa durch Zelewski. -- Anknüpfung von Beziehungen mit den + Eingeborenen um Lindi und Mikindani. -- Expeditionen zu diesem Zweck + in das Hinterland. -- Die Sklavenfrage in und um Lindi. -- Die + Wahiyao und der Häuptling Maschemba. -- Verhandlung mit letzterem. + -- Scheinbare Unterwerfung desselben. -- Pulverschmuggel im + Hinterland von Lindi. -- Unterdrückung des Pulverschmuggels durch + Benutzung der Eingeborenen und Händler. -- Die Stämme im Hinterland + des Südens. -- Beschaffenheit des Hinterlandes. -- Charakter der + Lindi-Leute. -- Expedition des Verfassers mit Chef End zu Maschemba. + -- Besuch des Makanda-Häuptlings Schikambo. -- Krieg zwischen + Schikambo und Maschemba. -- Expedition des +Dr.+ Schmidt mit den + Stationschefs von Lindi und Mikindani zu den englischen + Missionsstationen und an den Rovuma. -- Gefecht bei Kisanga; + Verwundung des Verfassers. -- Der Rovuma. -- Ankunft in Mikindani. + -- Informationsreise des Herrn von Soden nach Ostafrika. -- Soden + als Ersatz für Wißmann in Aussicht genommen. + + +Die Hauptaufgabe des Stellvertreters des Reichskommissars, +Dr.+ +Schmidt, lag auf friedlichem Gebiete. Nach der Wiedergewinnung der +ganzen Küste und nach vollkommener Pacificierung des nördlichen Teils +unseres Interessen-Gebietes konnte während der Abwesenheit Wißmanns +an dem innern Ausbau und der Organisation des Reichskommissariats +gearbeitet werden. +Dr.+ Schmidt wurde dieser Aufgabe gerecht +durch Erlaß einer Reihe von Bestimmungen über die Thätigkeit, +Diensteinteilung und Befugnis der Stationschefs und die Abgrenzung der +Stationsbereiche, welche natürlich durch die praktischen Verhältnisse +vorgezeichnet waren. Bei der Feststellung des Verhältnisses der +Stationschefs zur eingeborenen Bevölkerung und den Karawanen traf +er Anordnungen über die Beaufsichtigung und Kontrolle der Karawanen, +die Abstempelung der Schußwaffen, welche dieselben mit sich führten, +über den Verkauf von Waffen und Munition an Karawanen und über den +Kautschuckhandel, um der häufigen Verfälschung dieses wertvollen +Produktes durch die Neger vorzubeugen, endlich über die militärischen +Befugnisse der Stationschefs und Offiziere und dergleichen mehr. Im +allgemeinen wurden hierbei natürlich die von Wißmann stets gehandhabten +Grundsätze gewahrt und nur die bisher in der Praxis allgemein befolgten +Prinzipien in feste Form gelegt. + +Wir haben bereits erwähnt, daß es in Sadani gelungen war, den +Araber Mohammed ben Kassim aus Tabora festzunehmen, und daß der +Reichskommissar die kriegsgerichtliche Aburteilung desselben befohlen +hatte. Die vorgenommene Untersuchung ergab die volle Schuld nicht nur +in Betreff der dem Mohammed ben Kassim zur Last gelegten Ermordung +des deutschen Kaufmannes Giesecke zu Tabora, sondern es wurde auch +festgestellt, daß er im Jahre 1889 nach Begründung der Station Mpapua +mit einer größeren Masse von Arabern und Sklaven einen Angriff auf die +Station beabsichtigt und bereits im Anmarsch auf dieselbe gewesen sei. +Nur durch die ihn aus Furcht vor den Deutschen zurückhaltenden Wagogo +war er am Durchmarsch durch Ugogo behindert worden. Mohammed den Kassim +wurde infolgedessen zum Tode durch den Strang verurteilt. Später erst +sind zudem, wie bereits an anderer Stelle erwähnt, seine Absichten +gegen uns im vollen Umfange bekannt geworden. + +Es entwickelten sich unter der Vertretung durch +Dr.+ Schmidt +die Verhältnisse im Norden weiterhin durchaus befriedigend. Viele +Häuptlinge aus dem Innern, mit denen bereits Wißmann Beziehungen +angeknüpft hatte, kamen herunter zur Küste und legten Zeugnis von +ihrer Unterwerfung unter die deutsche Herrschaft und von ihrem Gehorsam +ab. Der Karawanen-Verkehr nahm einen erfreulichen Aufschwung. Zu +Masinde, dem Sitz des Häuptlings Simbodja, ließ Schmidt, obgleich +dieser Häuptling ebenfalls Proben seiner Ergebenheit und guten +Gesinnung gezeigt hatte, doch, um ihn kontrolieren zu können, eine +befestigte Station durch Chef Ramsay anlegen. + +Nur Usaramo wurde, trotz der Niederlage der Mafiti bei Jombo im Jahre +zuvor, durch einen erneuten Einfall derselben auf große Strecken +hin verwüstet und entvölkert, sodaß sich der stellvertretende +Reichskommissar genötigt sah, eine Expedition gegen die Mafiti mit zwei +Kompagnien zu unternehmen. Der Marsch wurde von Bagamoyo aus angetreten +und führte über die alten Stationen der Ostafrikanischen Gesellschaft +Dunda, Madimola und Usungula nach der französischen Missionsstation +Tununguo, welche am meisten von den Mafiti bedroht erschien. Auf der +Station wurde zur Bedeckung derselben ein weißer Unteroffizier und 20 +Mann zurückgelassen. +Dr.+ Schmidt marschierte nach dem Dorfe +Zungumero, drei Tagereisen südlich von der Station, woselbst die die +Mission bedrohende Abteilung der Mafiti sich befinden sollte. Das große +und stark befestigte Dorf wurde jedoch verlassen vorgefunden. Da es +nicht gelang, die Eingeborenen zum Eingehen auf Unterhandlungen zu +bewegen, wurde der Ort niedergebrannt. + +Der Weitermarsch führte nach dem Rufidji, woselbst ebenfalls noch +Mafitis versammelt sein sollten. In diese Gegend hatte sich auch der +Jumbe Pangiri, dessen Dorf Pangiri, wie wir in einem früheren Kapitel +erwähnt, vom Reichskommissar bei Antretung der Mpapua-Expedition zur +Strafe zerstört worden war, geflüchtet und hatte Unterstützung bei +der Bevölkerung jener Gegend gefunden. Er erschien jedoch bei der +Ankunft des +Dr.+ Schmidt freiwillig in dessen Lager, um sich +auf Gnade und Ungnade zu unterwerfen. Schmidt erteilte ihm Amnestie +unter der Bedingung, daß er mit der Expedition zugleich nach der Küste +zurückkehre und sich in seinem alten Dorfe niederlasse. In der That +schloß sich Pangiri mit seinen Leuten sofort der Expedition an. Mit dem +Jumbe Pangiri war der letzte der angesehenen Rebellen-Häuptlinge des +nördlichen Teils der Küste zurückgekehrt. + +Der Rückmarsch wurde zunächst längs des Rufidji angetreten. +Dr.+ +Schmidt, den dringende Verwaltungs-Geschäfte nach Sansibar riefen, +marschierte in Eilmärschen von Mtansa aus mit einer kleinen Bedeckung +nach Daressalam, während Chef Ramsay den Auftrag erhielt, sich mit +dem Gros der Expedition über den Rufidji nach Kilwa zu begeben und +bei dieser Gelegenheit die Verhältnisse des Hinterlandes von Kilwa +möglichst aufzuklären. + +Von den Mafitis war das ganze Land zwischen dem Kingani und dem Rufidji +einerseits und der Küste und Mahenge andrerseits stark verwüstet; auch +hatten sie überall wieder die gewöhnlichen Grausamkeiten verübt. Um +diesen Einfällen der Mafiti vorzubeugen und die eingeborene Bevölkerung +vor ihnen zu sichern, schlägt +Dr.+ Schmidt die Anlage einer +Station in der Gegend der Schuguli-Fälle am Rufidji vor, durch welche, +nach Ansicht des +Dr.+ Schmidt, sowohl die südlich des Rufidji +wohnenden als auch die nördlichen Mafitistämme in Schach gehalten +werden sollten; es ist dies indes von einer einzigen Station um ein +Bedeutendes zu viel erhofft. + +Einer Expedition des stellvertretenden Stationschefs von Bagamoyo, +Herrn von Perbandt, in dieser Zeit sei noch Erwähnung gethan. Sie hatte +den Zweck, kleinere nördlich der durch Nguru führenden Karawanenstraße +vorgekommene Unruhen zu beschwichtigen, wurde auf Befehl des +Reichskommissars ausgerüstet und von Herrn von Perbandt geschickt und +schneidig durchgeführt. + +Die Verbindung nach den Süd-Stationen war bei den großen Entfernungen +und der während der Zeit des Südwest-Monsums herrschenden hohen See +durch die kleinen Dampfer schwer aufrecht zu erhalten und wurde, da +eine Masse Baumaterial und Proviant des öfteren nach den Stationen +geschickt werden mußte, durch den vom Sultan von Sansibar gecharterten +Dampfer »Barawa« hergestellt. Auf den Süd-Stationen selbst entwickelten +sich die Verhältnisse in durchaus befriedigender Weise. + +Die Aufständischen um Kilwa hatten sich zunächst in der Absicht, +weiteren Widerstand zu leisten, etwa in 8 Stunden Entfernung +verbarrikadiert, doch gaben sie die Absicht eines Angriffs bald auf +und faßten statt dessen den weniger energischen Entschluß, wenn ihnen +von der Station Kilwa aus auf den Leib gerückt würde, Fersengeld zu +geben. Der stellvertretende Reichskommissar hatte sich aber von der +Möglichkeit überzeugt, daß die Verhältnisse um Kilwa, -- nachdem der +Ort seine verdiente Strafe durch das Bombardement und die Einnahme der +Stadt erlitten und wir unserer Macht durch Anlage einer starken Station +Ausdruck gegeben hatten, -- weiterhin im guten zu regeln seien. Er +gab deshalb die Instruktion, daß alles daran gesetzt werden sollte, +die Leute zur Rückkehr zu bewegen, damit der alte Handelsplatz Kilwa +bald wieder seine frühere Bedeutung zurückgewinne. Chef von Zelewski +pflog auch durch Unterhändler mit den Aufständischen Verhandlungen, um +dieselben zur Rückkehr in die Stadt zu bewegen, aber es dauerte trotz +der immer gegebenen Versprechungen, daß sie geschont würden, geraume +Zeit, ehe die Neger ihr Mißtrauen und ihre Furcht vor Strafe ablegten. + +Zelewski gab sich in dieser Zeit mit dem größten Eifer dem Ausbau +seiner Station und der Fürsorge für die Stadt hin und er, der leider +ein Jahr darauf als Kommandeur der kaiserlichen Schutztruppe den +Tod für die koloniale Sache in Uhehe sterben sollte, hat sich durch +seine Thätigkeit in Kilwa ein bleibendes Denkmal gesetzt. Die äußerst +praktisch angelegte Station, die aus einigen geschickt verbundenen +arabischen Ruinen entstanden war, das in Kilwa erbaute Lazarett, die +Entwässerung der die Stadt umgebenden Sümpfe, eine Wasserleitung in +der Stadt, ein in das Meer hinausgelegter Steindamm, durch welchen +die ungemein schlechten Landungsverhältnisse für die Boote verbessert +wurden, geben das sprechendste Zeugnis von seiner Thätigkeit. Auf +keiner der andern Stationen ist auch nur annähernd dasselbe erreicht +worden, wie von ihm in Kilwa im Laufe von nur 10 Monaten. + +Es gelang Zelewski endlich, die Führer der Aufständischen zur Rückkehr +nach Kilwa zu bewegen und er hatte die Freude, diesen Platz zu seiner +alten Bedeutung wieder erwachsen zu sehen. Nebenbei glückte es dem +Stationschef, die Mörder der bei Beginn des Aufstandes ermordeten +Beamten der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft, Krieger und +Hessel, in Kilwa festzunehmen. Sie wurden im November 1890 vom +stellvertretenden Reichskommissar zum Tode durch den Strang +verurteilt. + +Die Furcht vor den Mafiti, in diesem Fall den südlichen Mahengestämmen, +veranlaßte die Leute des Hinterlandes, sich enger an die Station +anzuschließen, da sie nur von dieser Hülfe gegen ihre alljährlich +das Land nach der Regenzeit heimsuchenden Feinde erhoffen durften. +Bei seinem Marsch vom Rufidji nach Kilwa wurden dem Chef Ramsay von +keiner Seite aus auch nur die geringsten Schwierigkeiten gemacht oder +Feindseligkeiten entgegengesetzt, er konnte nur überall die große vor +den Mafitis herrschende Furcht konstatieren. + +In Lindi und Mikindani war es nach dem Stationsbau und den damit +zusammenhängenden Arbeiten, als Freilegung des Terrains, Straßen- +und Gartenanlagen, Bau des Schießstandes, Strandarbeiten etc., +ebenfalls die hauptsächlichste Aufgabe der dortigen Stationschefs, +möglichst bald gute Beziehungen mit der Bevölkerung herzustellen, +um den Karawanen-Handel, der zwischen dem Nyassa-See und unserer +Küste bestand, bald wieder dorthin zu lenken. In Mikindani waren die +Verhältnisse von vornherein friedliche, da auch der einzige anfänglich +nicht für Unterwerfung geneigte unter den Rebellen alsbald sich +eines besseren besann und zurückkehrte. Ebenso hatten wir bereits +bei der Einnahme Lindi's erwähnt, daß auch dort die Rebellen vom +Reichskommissar Amnestie erbeten hatten. Der Verfasser setzte als +Stationschef natürlich ebenfalls alles daran, die früheren Rebellen zur +Rückkehr zu bewegen, und dies gelang ihm auch gleich in der allerersten +Zeit bei fast allen. Nur einen einzigen, den Hauptbeteiligten, Raschid +Schapapa, hinderte die Furcht vor Strafe und Mißtrauen gegen uns an der +Rückkehr. Die andern Hauptagitatoren beim Aufstande, Kadi Omar, Fundi +Majaliwa, Mohammed ben Raschid, leisteten der Aufforderung zur Rückkehr +alsbald Folge. + +Es sahen sowohl Chef End, der Stationschef von Mikindani, wie auch der +Verfasser in Lindi ihre Aufgabe darin, hier in diesen unsern südlichen +Plätzen, wohin Europäer bisher noch wenig gekommen waren, wo selbst der +Sultan von Sansibar außerhalb der festen Plätze eine Herrschaft nie +ausgeübt hatte, uns mehr Fühlung mit den Eingeborenen zu verschaffen +und diesen das große Mißtrauen, das uns hier anfangs entgegengebracht +wurde, allmählich zu benehmen. Im Hinterlande der beiden Plätze ist +besonders dadurch, daß die Bevölkerung nach Möglichkeit zu den großen +in der ersten Zeit natürlich notwendigen Stations-Arbeiten herangezogen +und hierdurch etwas mehr an uns gewöhnt wurde, in dieser Hinsicht ein +bedeutender Erfolg erzielt worden. + +Um Lindi selbst gab es indes noch eine andere Frage, deren Lösung nicht +so leicht erschien, nämlich die Regelung des Verhältnisses der Araber +und der besitzenden Klasse überhaupt zu den Sklaven. + +Lindi ist von jeher nach zwei Seiten hin bekannt: erstens als +Haupt-Sklavenplatz unserer ganzen Küste und ferner durch die häufig +dort vorkommenden Sklaven-Aufstände. Die Sklaven haben sich hier in +den letzten Jahren des öfteren gegen ihre Herren erhoben, ihnen nicht +nur den Gehorsam aufgekündigt und sind entflohen, sondern sie haben +direkt die Waffen gegen sie gekehrt. Sie hatten dabei im Hinterlande +von Lindi, in Luagalla, an dem Wahiyao-Häuptling Maschemba eine +kräftige Stütze und fanden bei ihm einen willkommenen Zufluchtsort. +Außer in Maschemba's Gebiet fanden auch noch an vielen andern Plätzen +Ansammlungen von Sklaven statt, welche dann eine Art Räuberbande +bildeten und die Gegend beunruhigten. + +Die Sklaverei in und um Lindi verdiente kaum diesen Namen; die Sklaven +konnten thun und lassen, was sie wollten und wuchsen mit der dem Neger +eigenen Unverschämtheit ihren Herren über den Kopf. Im Interesse der +allgemeinen Sicherheit im Lande hätten wir eine strengere Form der +Sklaverei geradezu erwünscht und mußten auf alle Fälle versuchen, +dem bestehenden Zustande ein Ende zu machen. Diese Regelung der +Verhältnisse blieb uns Stationschefs überlassen. Nachdem unter den +Häuptlingen des Hinterlandes, die auf Aufforderung des Reichskommissars +mit dem Verfasser in Verbindung getreten waren, sich auch Maschemba +eingefunden hatte, wurde daran gegangen, bezüglich der Sklavenfrage +mit dem Häuptling ein Einverständnis zu erzielen. Ich trug ihm auf, +entweder selbst zu mir nach Lindi zu kommen, oder einen seiner Söhne zu +schicken, damit dieser meinen Willen erführe und wir ein die Interessen +des Landes sowohl, wie, soweit angängig, diejenigen Maschembas +wahrendes Abkommen treffen könnten. + +Maschemba, der in jener Zeit viel mit dem Verfasser korrespondiert hat, +indem er die Briefe immer in Suaheli-Sprache in lateinischen Lettern +von einem auf der englischen Mission erzogenen Yao-Burschen schreiben +ließ, ging auf mein Verlangen ein und sandte seine beiden Söhne mit +folgendem Schreiben: + +»Mein lieber Freund. Ich befinde mich wohl. Die Geschenke, die Du +mir geschickt hast, sind alle angekommen, 3 Hemden, 2 Kikois, 3 +Maskattücher, 12 Ballen Zeug, 4 Lessos. Meinen Dank dafür. Du schreibst +mir, daß ich selbst komme oder mein Sohn. Ich schicke Dir heute +zunächst meinen jüngern Sohn; der große kommt nach, er bringt noch +Geschenke für Dich. Er heißt Kantande Wadi Maschemba. Damit der Brief +sehr schnell kommt, bringt ihn mein jüngerer Sohn. Viele Grüße von mir. +Ich bin hier wohl. Maschemba bin Tschapama.« + +Der hier angekündigte Kantande, der älteste von Maschembas Söhnen, traf +denn auch bald nach dem jüngeren ein und brachte, nachdem mir Maschemba +schon gleich im Anfang einmal Hühner und Ziegen gesandt hatte, nun +abermals die angekündigten Geschenke, welche in Kleinvieh und Hühnern +bestanden, mit. Außerdem brachte er für mich als Geschenk ein Monstrum +von einem Weibe, die er wahrscheinlich für besonders schön gehalten +hatte. Sie besaß einen Umfang wie mindestens 3 starke Männer zusammen, +so daß sie kaum durch das Stationsthor eintreten konnte. Die Wache und +alle Neger, welche diese Schönheit sahen, konnten sich des Lachens +nicht enthalten. Die gute Absicht Maschembas wurde zwar anerkannt, das +Weib aber schleunigst in Freiheit gesetzt. + +An dem Verhalten der Söhne Maschembas merkte ich bald, daß, wenngleich +sie natürlich in Lindi auf alle Vorschläge und Bedingungen eingingen, +und wenn auch Maschemba selbst ernstlich die Absicht zu haben schien, +mit mir, falls seine Interessen gewahrt würden, sich dauernd auf einen +guten Fuß zu stellen, an ein ernstliches Abkommen nicht zu denken +war: sie hätten alles zugestanden, die Sache aber wäre im großen und +ganzen doch beim Alten geblieben. Der Grund hierfür lag wohl darin, +daß es Maschemba zwar verstanden hatte, die teils ihren Besitzern +entlaufenen, teils von ihm von überall her geraubten Sklaven vorzüglich +zu organisieren und gewissermaßen als große Räuberbande auszubilden, +daß aber seine Autorität über diese Horde doch keine unbedingte war. + +Ich entschloß mich deshalb, sobald meine Reisen in der Umgegend von +Lindi beendet wären, Maschemba selbst aufzusuchen und zu sehen, was mit +ihm persönlich auszurichten sei. + +Meine Absicht war es, Maschemba zu verpflichten, daß er jeden +ihm zugelaufenen Sklaven an die Station in Lindi ausliefere. Der +Stationschef sollte dann den ursprünglichen Besitzer zitieren und +diesem, wenn nicht besondere Gründe dagegen sprächen, den Sklaven +zurückgeben, ihn aber zugleich verpflichten, an Maschemba für den +Transport des Sklaven und die Auslieferung pro Kopf eine bestimmte +Summe, die ich auf 5 Dollars anschlug, auszuzahlen. Ein solches +Verfahren mag vielleicht heutigen Tages den jetzt geltenden Prinzipien +bezüglich unseres Verhaltens in der Sklavenfrage entgegenstehen, +scheint mir aber doch den damaligen Zuständen des Südens angemessen +gewesen zu sein, da es vor allem darauf ankam, die Sicherheit des +Gebietes und der Karawanenstraßen herbeizuführen und von zwei Übeln das +kleinere mit in den Kauf zu nehmen. + +Aber auch noch andere Umstände, als die Sklavenfrage, machten die +Verhältnisse im Hinterlande von Lindi schwierig und stellten an den +Stationschef weitgehende Ansprüche nichtmilitärischer Natur. + +Daselbst bestand nämlich ein großartiger Pulverschmuggel sowohl von +unserer Küste aus, wie auch von portugiesischem Gebiet nach unserem +Hinterland. Eine Anzahl Leute im Hinterlande von Lindi selbst, unter +denen wiederum Maschemba, sowie Araber und Eingeborene, hatten es +verstanden, den Karawanenhandel, der von den Seen herunterkam, zum +großen Teil an sich zu ziehen. Sie hielten selbst größere Lager der +überall in Afrika am meisten begehrten, besonders aber im Süden +verlangten Handelsartikel, nämlich Pulver, Munition und Gewehre und +tauschten dagegen die Produkte des Innern, besonders Sklaven, ein. + +Dies hatte den Nachteil, daß die Karawanen sich der Kontrolle an der +Küste entzogen und ihre Geschäfte schon im Hinterlande abmachten, +daß also an unserer Südküste eine Art Zwischenhandel bestand, der +die Zoll-Einnahme stark beeinträchtigte und uns den Einfluß auf den +wichtigsten und gleichzeitig gefährlichsten Einfuhrartikel benahm. Die +verkaufte Munition wurde entweder nach den Plätzen unserer Küste, die +nicht besetzt waren, eingeschmuggelt oder vom portugiesischen Gebiet +über den Rovuma, wo ja auch Beobachtungsposten nicht bestanden, in das +Hinterland eingeführt. + +Dem mußte natürlich nach Möglichkeit entgegengearbeitet werden. Ich +ließ durch meine Beziehungen zu den Eingeborenen und durch besoldete +Spione diejenigen Leute innerhalb des Machtbereichs der Stationen +ausfindig machen, die einen solchen verbotenen Handel betrieben und +erschwerte ihnen ihr Gewerbe nach Möglichkeit. Ferner aber verkaufte +ich, da ich diesen Zwischenhandel, namentlich die Schmuggelei über den +Rovuma zu Maschemba und jenen Häuptlingen hin nicht gänzlich verhindern +konnte, von der Station aus Gewehre und Munition an die Karawanen und +zog diese dadurch an die Küstenplätze. + +Da jedoch die Abgabe von Kriegsbedarf an die Karawanen nicht +vorgesehen war, und auf den Stationen das nötige Pulver zum Verkaufe +nicht vorhanden war, benutzte ich den Umstand, daß meine strenge, in +der Umgegend von Lindi eingeführte Überwachung der den verbotenen +Handel betreibenden Leute einerseits, wie Nachsicht gegen dieselben +andrerseits einen Teil derselben bewog, mir ihre Vorräte auszuliefern. +Ich vergütete ihnen natürlich, damit sie keinen direkten Schaden +hatten, den Verlust an Waare durch Zahlung einer kleinen Summe. + +Sodann wurden möglichst weit nach dem Innern hinein den vom Nyassa-See +kommenden Karawanen Vertrauenspersonen entgegengeschickt, die ihnen +mitteilten, daß sie ohne Furcht an die Küste selbst kommen, dort eine +gute Aufnahme finden und die von ihnen gewünschten Artikel kaufen +könnten. + +Durch dieses Vorgehen gelang es sowohl dem Chef End in Mikindani, +der dieselbe Taktik befolgte, wie mir in Lindi, den Karawanenverkehr +an die Küste zu ziehen. Daß dabei bisweilen Sklaven vom Nyassa her +bei den Elfenbein-Karawanen mit unterliefen, war erklärlich; ebenso +notwendig war es auch unter den beschriebenen Verhältnissen, ein +Auge zuzudrücken. Es wäre sonst der ganze Verkehr gestört oder nach +dem benachbarten portugiesischen Gebiet, wo eine Kontrolle nicht +bestand, hinübergelenkt worden. Wir beschränkten uns darauf, eine +Sklaven-Ausfuhr von der Küste nach Sansibar, soweit dies in unsrer +Macht stand, zu verhindern. -- Allerdings befanden sich unter den +ankommenden Karawanen in Lindi auch solche von den Wahiyao-Häuptlingen +Mataka aus Mwera am Nyassa-See und Makendjira von Tschusiunguli, von +denen der erstere vielleicht ein Jahr früher zwei, der letztere mit +seinen Leuten einen Engländer ermordet hatte, um sich an ihnen für zu +strenges Vorgehen der Engländer an der Küste in der Sklavenfrage zu +rächen. Die Umstände indes und die Unmöglichkeit in den Verhältnissen +am Nyassa in dieser Beziehung vorläufig Wandel zu schaffen, zwangen uns +zu mildem Verhalten. + +Eine weitere Landplage im Süden bildeten die das Hinterland +beunruhigenden Mafiti-Stämme, besonders die Magwangwara, die mehr +noch als die Sklavenjagden der Araber die Gebiete der angrenzenden +friedlichen Bewohner entvölkerten und die sich immer mehr und mehr +ausdehnten. Die Magwangwara werden häufig als Zulus angesehen, und +werden auch wie diese Wangoni genannt, ohne es indes wirklich zu sein. +Es hat in früherer Zeit allerdings von Süden her eine Invasion der +Zulus stattgefunden, die weite Gebiete bis an den Tanganjika heran +entvölkerten. Die meisten Stämme konnten ihnen nicht widerstehen und +es sind hier und da Niederlassungen von Zulus entstanden. Gerade +die Magwangwara waren jedoch ein Stamm, der den Zulus erfolgreich +Widerstand leistete. Sie fanden es jedoch nützlich, die Sitten, +Tracht und Kampfesweise der Zulus anzunehmen und sich einem bequemeren +Gewerbe, dem des Raubes und der Plünderung, hinzugeben, mit dem sie im +Laufe der Zeit ihren Nachbarn ebenso gefährlich wurden, wie die Zulus +in früheren Zeiten. Eigentliche Zulu sind die Magwangwara nicht. + +Der kriegerische Sinn aller am Nyassa wohnenden Stämme, so auch schon +der Wahiyao, ist die Ursache, daß sie sich auf Kosten der schwächeren, +friedlicheren Nachbarvölker weiter und weiter ausbreiten. + +Das unmittelbare Hinterland von Lindi, insbesondere das Hochplateau, +welches sich hinter der sich unmittelbar an der Küste hinziehenden +Hügelkette erhebt, das sogenannte Makanda-Plateau, war ursprünglich von +den Makanda, den Makua und Wamwera bewohnt; aber auch hier sind die +Wahiyaos eingedrungen und beherrschen große Gebiete jenes fruchtbaren +Plateaus, in dem sie ihre Grenze und ihre Macht immer mehr und mehr +erweitern. + +Man kann nicht sagen, daß mit dem Zunehmen der kriegerischen +Bevölkerung eine Verminderung der Bodenkultur des Landes eingetreten +sei, vielmehr wird diese auch von den kriegerischen Stämmen des Südens +in gleicher Weise wie von den Mafiti des Nordens, -- die allerdings +zumeist ihre Weiber und Sklaven arbeiten lassen, -- in der fleißigsten +Weise betrieben. Davon legen z. B. die vielen nach der Küste kommenden +Produkte Zeugnis ab. + +Von der sonstigen ursprünglichen Beschaffenheit des Landes sei +noch erwähnt, daß fast überall, wo nicht schon durch Bebauung eine +regelrechte Kultur eingeführt ist, ein undurchdringlicher, stark mit +Kautschuk-Lianen durchzogener Busch, wie wir ihn im Norden nur ganz +vereinzelt finden, hier allgemein das Land bedeckt. Die Märsche unserer +Truppen, das merkten wir stets bei unsern Expeditionen im Süden, werden +dadurch ungemein erschwert, besonders Feinden gegenüber, wie wir sie +im Süden vorfanden, die sich ganz ausgezeichnet auf die Ausnutzung des +Terrains und auf die Anwendung des kleinen Krieges in Afrika verstehen. +Selbst kleine Abteilungen konnten uns zuweilen die erheblichsten +Schwierigkeiten bereiten. + +In Lindi selbst stand ich vor der Aufgabe, der erhaltenen Instruktion +gemäß, immer gute Beziehungen mit den Eingeborenen und besonders mit +den Machthabern des Landes, auch wenn diese am Aufstand und selbst an +der Vertreibung der Ostafrikanischen Gesellschafts-Beamten beteiligt +waren, herbeizuführen. Dem schon erwähnten Kadi Omar und dem Nassr +Munimgando, Leuten, die in ihren persönlichen Interessen durch den +zwischen dem Sultan von Sansibar und der Ostafrikanischen Gesellschaft +geschlossenen Vertrag geschädigt und zur Teilnahme am Aufstand bewogen +waren, gab ich gewissermaßen Vertrauensstellungen. Ersterer diente mir +als Sekretär und hatte die Suaheli-Korrespondenz mit den Machthabern +der Umgegend und des Hinterlandes zu besorgen, nebenbei hatte er auch +als Kadi ab und zu mir ratend zur Seite zu stehen. Letzterer hatte +besonders nach außen hin darauf zu wirken, daß die Karawanen nach der +Küste heruntergezogen würden. Jene beiden Leute waren ja, genauer +betrachtet, ziemlich große Halunken, doch waren sie unter damaligen +Umständen mir sehr nützlich. Leute dieser Art sind besonders dann gut +zu verwerten, wenn sie in jeder Weise merken, daß man ihnen auf die +Finger sieht. + +Die Erwähnung dieser Verhältnisse habe ich für notwendig gehalten, +weil sie die Grundlage der nächsten Ereignisse im Süden bilden +und veranschaulichen, warum bei der Geringfügigkeit der uns zu +Gebote stehenden Mittel in unserm südlichsten Gebiet ein wesentlich +verändertes Vorgehen im Gegensatz zum Norden notwendig war. + +Nachdem sowohl Chef End in Mikindani, als auch der Verfasser in Lindi +die Arbeiten beim Aufbau der Stationen soweit geführt hatten, daß die +Umwallung der Stationen und die Fertigstellung der Bastionen und Mauern +vollendet war, gingen wir beide gemeinsam an die Ausführung der bereits +angedeuteten Expedition in unser Hinterland. Sie galt dem Besuch des +Wahiyao-Häuptlings Maschemba und der Verhandlung mit ihm, außerdem +einem Besuch des einflußreichen Oberhäuptlings der Makanda Schikambo. + +Ein jeder von uns hatte die disponiblen Truppen aus seiner Station +herausgezogen und wir vereinigten uns in Lindi, von wo aus die +Expedition angetreten wurde. + +Schon am dritten Marschtage erreichten wir Dörfer der Wahiyao und +hatten mit diesen aus ganz geringfügigen Ursachen (Felddiebstahl der +Träger u. dergl.) Streitigkeiten, wobei es mit Mühe und Not gelang, ein +kriegerisches Einschreiten zu vermeiden. Am vierten Tage, an dem wir +Maschembas Dorf erreichen sollten, sandte uns dieser auf halbem Wege +seinen ältesten Sohn mit einer Begleitmannschaft von etwa 40 Leuten zu +unserer Begrüßung entgegen. Von den Wahiyaos wurden zur Feier des Tages +Kriegstänze aufgeführt, und von jetzt an auf dem ganzen Wege bis zu +Maschemba hin knallten Freudenschüsse, die Maschemba von der Annäherung +der Karawane in Kenntnis setzen sollten. Nach Passierung eines vor +dem Dorfe des Maschemba befindlichen ganz dichten Busches, der selbst +auf dem schmalen Fußpfade eine Menge ganz besonderer Hindernisse +bot, wurden wir von einer aufgeregten, total betrunkenen Bande, der +besonders die deutsche von uns selbstverständlich mitgeführte Flagge +unangenehm war, empfangen. + +Die zahlreichen, zu vielen Hunderten hier versammelten Leute Maschembas +schossen ihre Gewehre immer noch unter der Firma Freudenschüsse in +die Luft ab, ein Zeichen, wie wenig es ihnen an Pulver und Munition +mangelte. + +Da das Benehmen der Leute höchst auffallend und wenig Vertrauen +erweckend erscheinen mußte, ließen wir nach der Ankunft unsere Truppen +inmitten der Menge ein Carré formieren, und als dann Maschemba immer +noch nicht zur Begrüßung sich eingefunden hatte, wurde ihm ein Bote +entgegengesandt, der ihm unser kategorisches Verlangen nach seinem +Erscheinen überbrachte. Zugleich sollte er dafür sorgen, daß die Banden +ihr ungeberdiges Benehmen einstellten; andernfalls würden wir auf die +Menge Salven abgeben und das Dorf bestrafen. + +Maschemba leistete der Aufforderung sofort Folge und kam +schwerbetrunken bei uns an, entschuldigte sich und seine Leute und +meinte, dieselben hätten erst am Abend des vorhergehenden Tages von +unserer Ankunft erfahren, und aus Freude über die seinem Dorfe zu Teil +werdende Ehre sich leider in Pombe betrunken. + +Es war unter diesen Umständen natürlich an eine Verhandlung garnicht +zu denken. Maschemba befahl seinen Leuten auf mein Verlangen, +auseinanderzugehen und sich ruhig zu verhalten, während wir unter +Beobachtung aller nöthigen Vorsichtsmaßregeln Lager bezogen. + +Um unnütze Reibereien mit den Leuten zu vermeiden, mußte Maschemba +Wasser, Brennholz und Baumaterial für den Lagerbau, sowie die nötige +Verpflegung an Feldfrüchten und Kleinvieh ins Lager schaffen. In +besonders erfreulicher Weise abstechend war das würdige Benehmen +unserer Sudanesen-Soldaten gegenüber den ungeberdigen Horden, auf die +sie mit Verachtung herabblickten. + +Der Abend des Tages wurde insofern noch gemütlicher, als Maschemba +mit seiner Familie und den einflußreichsten seiner Leute zu mir ins +Lager kam und große Kalebassen Pombe mitbrachte, die dann gemeinsam +ausgetrunken wurden. Maschemba selbst war natürlich wieder sein bester +Gast. Ich benutzte die Gelegenheit, Maschemba einen vorher bereits +beschlossenen Besuch des stellvertretenden Reichskommissars +Dr+. +Schmidt für einen Monat später in Aussicht zu stellen und befahl ihm +dann für eine anständige Aufnahme Sorge zu tragen, wofern er weiterhin +darauf Wert legte, mit uns ein gutes Einvernehmen aufrecht zu erhalten. + +Am nächsten Tage ging es zu dem Makandahäuptling Schikambo, der die +bittersten Klagen über die fortwährenden Beunruhigungen durch Maschemba +vorbrachte. Von Schikambos Dorf Niangamala ging der Marsch nach Ikonga, +wo die Expedition sich trennte. Chef End marschierte von hier aus nach +Mikindani, ich selbst über den Ukeredi-Fluß nach Lindi zurück. + +Bald nach meiner Ankunft in Lindi empfing ich von Maschemba ein +Schreiben, worin er für das Benehmen seiner Leute um Entschuldigung +bat, und seine friedlichste Gesinnung und Unterwürfigkeit beteuerte. +Ohne viel hierauf zu geben, war es mir doch erwünscht, wenigstens +äußerlich die Ruhe und Ordnung aufrecht erhalten zu sehen, um den +Karawanenverkehr nicht zu sehr zu schädigen. + +Bald indes drangen Nachrichten nach Lindi über ernstere Streitigkeiten, +die zwischen den Wahiyao Maschembas und den Makanda, den Leuten +Schikambos, ausgebrochen waren. Nachdem zuerst die Wahiyao einige +Verluste erlitten hatten, drangen sie im Gebiet der Makanda siegreich +vor und zerstörten einige Dörfer derselben von Grund aus. Einzelne +Makanda flüchteten bis nach Lindi, wohin Schikambo von dem Überfall +Maschembas berichtete. Maschemba seinerseits bedachte uns mit einem +Briefe, worin er angab, daß Schikambo durch Ermordung eines Verwandten +Maschembas eine Blutschuld auf sich geladen habe. Er, Maschemba, sei +dadurch zum Kriegszuge gegen die Makanda bewogen worden; nachdem er +jetzt Rache genommen, wäre für ihn der Streitfall beendet, zumal er +selbst Verluste erlitten hätte. Er wolle nur von der Sache Mitteilung +machen, um falsche Nachrichten von feindlicher Seite zu berichtigen. + +Die Entschuldigung Maschembas erschien von vornherein haltlos, und es +wurde sowohl vom Verfasser, wie vom Stationschef in Mikindani beim +stellvertretenden Reichskommissar beantragt, nunmehr ernstlich gegen +Maschemba vorgehen zu dürfen, um entweder von ihm Garantie dafür zu +erhalten, daß ein mit ihm getroffenes Abkommen auch wirklich gehalten +werde oder gegen ihn mit Waffengewalt einzuschreiten. Da schon vorher +der stellvertretende Reichskommissar eine Expedition zum Besuch der +englischen Missionsstation des Hinterlandes und an den Rovuma zum Zweck +der Untersuchung auf das Vorhandensein von Kohlen beschlossen hatte, +wurde die Expedition sofort vorbereitet. + +Die außerordentliche Wichtigkeit eines Kohlenlagers in unserem +Gebiete braucht keine besondere Begründung. Verfasser hatte bereits +früher nach Sansibar über das Vorhandensein von Kohlen berichtet. Vom +Vereinigungspunkt des Rovuma und Rienda sollte ein Mann, Namens Wadi +Bakari Kohlen in einem Canoe nach der Küste gebracht haben. Der Sultan +Said Bargasch hatte davon erfahren und einen französischen Ingenieur +in diese Gegend gesandt. Außerdem wurde dem Verfasser berichtet, daß +bereits einen Tagemarsch westlich von Mschinga Leute von Raschid +Schapapa vor jetzt 7 Jahren Kohlen gefunden und nach Lindi gebracht +hätten, wovon ebenfalls an Said Bargasch berichtet worden sei. Der +Sultan habe den Ort des Vorkommens wissen wollen, jedoch hätten Raschid +Schapapa und seine Leute das Vorhandensein von Kohlen bestritten und +überhaupt nichts von Kohlen wissen wollen, in der Absicht natürlich, +den Sultan oder gar die Europäer von weiterem Vordringen ins Innere +abzuhalten. + +Die erwähnte Expedition des +Dr.+ Schmidt, zu welcher 2 Kompagnien +Sudanesen, eine Kompagnie Zulu, ein 4,7 +cm+ Geschütz, ein +Maxim-Gun und die nötigen Träger mitgenommen wurden, setzte sich am 6. +Oktober von Lindi aus ins Hinterland in Bewegung. Es nahmen daran Teil +von den Offizieren außer +Dr.+ Schmidt die beiden Stationschefs +von Mikindani und Lindi (End und der Verfasser), Chefarzt Gärtner, +die Lieutenants Scherner, Heymons, von Zitzewitz und Proviantmeister +Jancke. Vor dem Antritt der Expedition war Maschemba von den +freundlichen Absichten des stellvertretenden Reichskommissars brieflich +benachrichtigt und ihm nochmals anbefohlen worden, die Expedition, wenn +sie in sein Gebiet komme, gut aufzunehmen und Exzesse seiner Leute zu +verhüten. Obgleich Maschemba bis zuletzt den Schein der Unterwürfigkeit +bewahrt hatte, drangen doch schon bei Antritt der Expedition Gerüchte +zu uns, daß Maschemba alle Anstalten getroffen hätte, diesmal dem +Vorrücken in sein Gebiet bewaffneten Widerstand entgegenzusetzen. + +Der Plan des +Dr.+ Schmidt war, wie erwähnt, die Stationen der +englischen Universitäts-Mission, Masasi und Nevala, zu besuchen, dann +südlich nach dem Rovuma abzubiegen und von dort aus auf dem Rückwege +Maschembas Gebiet zu durchziehen, um mit diesem, wenn möglich, auf +friedliche Weise ein Abkommen zu treffen, andernfalls ihn anzugreifen. +Nachdem die ersten Tage unseres Marsches zurückgelegt waren und wir +den Wamwera-Ort Mtua bereits östlich von uns hatten, wurden wir am 4. +und 5. Marschtage von Wahiyao-Horden Maschembas auf dem Marsche durch +das Dickicht in höchst ungünstigem Terrain angegriffen und wurden uns +zwei eingeborene Führer weggeschossen. Es gelang, die angreifenden +Horden zurückzuschlagen und die Führer durch andere zu ersetzen. Als +wir Maschembas Gebiet hinter uns hatten, wurde der Marsch nach Masasi +ohne Störung fortgesetzt. Die Missionsstationen der Engländer waren, +da sie stets dem Überfalle der Wahiyao- und Mafiti-Stämme ausgesetzt +waren, nur provisorisch aus Bambus hergestellt, damit die Missionare +in der Lage waren, sie bei drohender Gefahr abzubrechen und sofort zu +verlassen. + +Von Masasi wandte sich die Expedition nach der Haupt-Missionsstation +Nevala. Am 20. Oktober wurde in Kisanga das Lager bezogen. In der +Umgegend waren in derselben Weise wie unmittelbar hinter Lindi Wahiyao +und Makanda angesiedelt. Kisanga selbst ist ein starkes, auf einer +steilen Höhe gelegenes, recht ausgedehntes Dorf. Wir lagerten an einem +Bache am Fuße der Höhe und glaubten besondere Besorgnis hier nicht +hegen zu müssen, als plötzlich ein Träger auf uns zugelaufen kam und +berichtete, daß einige Boys und Träger in Kisanga, wo sie Streit +bekommen hätten, von Wahiyao festgenommen, gebunden und durchgeprügelt +worden seien. Da zweifellos eine gewisse Schuld auf Seiten der Träger +und Boys lag, welche in dem fremden Dorfe nichts zu suchen hatten, +außerdem die Bewohner des Dorfes gerade ein Pombefest feierten und +sich dabei total betrunken hatten, erschien es erwünscht, im guten die +festgenommenen Leute von den Wahiyao herauszubekommen. + +Chef End wurde mit seiner aus Mikindani mitgenommenen Kompagnie zur +Unterhandlung resp. zur Bestrafung der Leute von +Dr.+ Schmidt +abgesandt. Der Verfasser erbot sich dem +Dr.+ Schmidt, als Chef +End diesen Befehl erhalten hatte, mit Chef End zusammen abzumarschieren +und, wenn möglich, die Sache zu einem guten Abschluß zu bringen. +Aber schon als wir die steile Höhe, da es das Terrain nicht anders +gestattete, in Kolonnen zu einem emporklommen, merkten wir, daß hier +im guten nichts auszurichten sei. Der Schall der Kriegsgoma tönte uns +entgegen. Es blieb also nichts übrig, als die Stellung der zum Kampfe +fertigen Wahiyao zu erstürmen und einzunehmen. + +Die Wahiyao hatten sich hinter hohen Felsen an dem von uns erklommenen +Fußpfade gut gedeckt und feuerten auf die von unten heranrückenden +Truppen. Gleich bei den ersten Schüssen erhielt der Verfasser eine +Kugel in die linke Brust, die an der Rippe entlang ging, den linken +Oberarm durchdrang und dann noch den direkt hinter dem Verfasser +gehenden Chef End traf, dem sie jedoch nur eine leichte Kontusion +beibrachte. Ich erhielt vom Chefarzt Gärtner auf der Stelle im +feindlichen Feuer den ersten Verband angelegt. Die Truppen wurden indes +nicht aufgehalten und drangen unter Chef End unerschrocken die steile, +schwer zu erklimmende Höhe empor. Von dem in brillanter Stellung +befindlichen Gegner wurde unglaublich schlecht geschossen: nur drei von +den farbigen Soldaten erhielten noch Verwundungen. + +Der Gegner wurde aus seiner Deckung, in der er sich bei einigermaßen +gutem Schießen gegen jeden Feind hätte halten können, geworfen, die +zerstreut auf der Anhöhe liegenden Dörfer zerstört, der Feind weiterhin +verfolgt und demselben bedeutende Verluste, deren Höhe jedoch nicht +genau zu konstatieren war, beigebracht. Die gefangenen Träger und Boys +wurden teils an demselben Tage befreit, teils am nächstfolgenden Tage +durch Vermittlung der Station Nevala ausgeliefert. Das Verhalten der +Wahiyao von Kisanga, die allerdings von Maschemba aufgereizt waren, +war eigentlich nur auf die Trunkenheit derselben und auf den mit den +Trägern und Boys gelegentlich des Pombefestes entstandenen Streit +zurückzuführen. Den Tag nach dem Gefecht haben jedenfalls die Wahiyao +von Kisanga einen ebenso moralischen wie physischen Katzenjammer +gehabt. + +Am 21. Oktober wurde Nevala erreicht und dort ein Rasttag gemacht, +dann aber wegen der Wasserarmut des Gebietes zwischen dem Rovuma und +Maschembas Land und wegen der Verwundeten in der Expedition, welche +die Marschfähigkeit derselben beeinträchtigten, das Vorgehen gegen +Maschemba für jetzt aufgegeben und für den nächsten Monat in Aussicht +genommen. Wir zogen von hier unmittelbar am Rovuma, den wir südlich +von Nevala erreichten, einige Tage ostwärts entlang und traten dann +den Rückmarsch nach Mikindani an. Der Rovuma als Fluß enttäuschte uns +gründlich, da derselbe bequem an allen Stellen zu Fuß zu durchwaten +war. Das Wasser reichte uns zu jener Zeit nicht einmal bis an den Leib, +aber auch in der Regenzeit dehnt sich der Fluß nur in die Breite aus +und zeigt ein ganz flaches Bett; nirgends besteht eine größere Tiefe. + +Am 31. Oktober traf die Expedition wieder in Mikindani ein; es wurde +daselbst außer der nach Mikindani gehörenden Kompagnie, auch die +von Kilwa zur Expedition zugezogene Kompagnie zurückgelassen. Die +Expeditions-Kompagnie von Lindi wurde am selbigen Tage eingeschifft +und von +Dr+. Schmidt nach Lindi gebracht. Daselbst übernahm +Lieutenant von Zitzewitz in Vertretung des Verfassers vom Lieutenant +Wolfrum, der während der Expedition die Vertretung gehabt hatte, +die Stationsgeschäfte von Lindi. Der Verfasser mußte nach Sansibar +überführt werden, wo sich dann wegen seiner Verwundung das Antreten +eines Urlaubs nach Deutschland als notwendig herausstellte: durch die +Verwundung der Nerven des linken Oberarms war der ganze linke Arm +gelähmt. + +In Sansibar angekommen, fanden wir daselbst den zu seiner Orientierung +über die Verhältnisse der Kolonie von Deutschland nach Sansibar +gesandten, bisherigen Gouverneur von Kamerun, Freiherrn von Soden +vor, während Wißmanns Ankunft und Wiederaufnahme der Geschäfte +des Reichskommissariats für den 1. Dezember angekündigt war. Die +Heraussendung des Herrn von Soden hatte allerdings zunächst den Zweck +seiner persönlichen Informierung, es war aber bereits damals Herr von +Soden als Ersatz für Wißmann bestimmt. Ein solcher Ersatz des allseitig +verehrten Kommandanten, dessen afrikanischer Erfahrung sich jeder ohne +weiteres beugen konnte und mußte, unter Verhältnissen, welche für +den Augenblick zwar friedlich erschienen, aber von niemandem damals +schon als dauernd betrachtet werden konnten, durch einen Civilbeamten, +welcher von Ostafrika nicht viel wußte, konnte keinem der Beamten und +Offiziere, ja nicht einmal den Kaufleuten sympathisch sein. + +Das allgemeine, einstimmige Urteil ging dahin, daß an leitender +Stelle die wahren Verdienste Wißmanns weder erkannt, noch gewürdigt +wurden. Wir haben an den verschiedensten Stellen dieses Buches +darauf hingewiesen, daß nicht die militärische Thätigkeit allein +es war, welche jedem die höchste Achtung vor Wißmanns Blick und +Fähigkeiten abnötigte, sondern ganz besonders sein überaus großes, +organisatorisches Talent. Wenn man ihm die mangelhafte Rechnungsführung +nicht verzeihen konnte, so konnte dem durch die Einstellung geeigneter +Rechnungsbeamten besser abgeholfen werden, als durch eine vollkommene +Umgestaltung der Verhältnisse, die uns draußen des Führers beraubte. +Niemand weder in Deutschland, noch in Ostafrika konnte und wollte +glauben, daß eine solche aus der Natur der Dinge sich ergebende +Kleinigkeit, wie das Rechnungswesen zur Abdankung Wißmanns die +Ursache habe geben können, und noch heute sucht man vergeblich nach +innern stichhaltigeren Gründen für die Ernennung Sodens. Die äußere +Anerkennung der Verdienste Wißmanns in Deutschland konnte, so glauben +wir wenigstens behaupten zu können, ihn nicht dafür entschädigen, daß +das Hauptwerk seines Lebens fast vollendet einem andern übergeben +wurde. + +Die Thätigkeit Wißmanns nach seiner Wiederankunft in Sansibar im +Anfang Dezember 1890 konnte nach der Lage der Verhältnisse nur noch +als provisorische betrachtet werden, als eine Art Überleitung zum +Civil-Gouvernement des Herrn von Soden, dessen Ernennung bald in Berlin +vollzogen wurde. + + + + + 13. Kapitel. + + Wißmanns letzte Thätigkeit als Reichskommissar. + + Ankunft Wißmanns in Sansibar am 1. Dezember 1890. -- Vorbereitungen + auf den Stationen zur definitiven Uebernahme der Küste nach dem + deutsch-englischen Abkommen. -- Expedition des Chef Ramsay gegen + Maschemba. -- Außerordentliche Schwierigkeiten des Marsches. + -- Expedition unglücklich. -- Gütlicher Vergleich und Frieden + mit Maschemba, erreicht durch die Initiative des Chefs End. -- + Fertigstellung der südlichen Stationen. -- Unsichere Verhältnisse + auf der Karawanenstraße nach dem Kilimandscharo. -- Wißmanns + Expedition nach dem Kilimandscharo. -- Eroberung der Befestigung des + Sultans Sinna. -- Regelung der Verhältnisse am Kilimandscharo und + Stationsanlage daselbst. -- Rückmarsch nach der Küste. -- Einfall der + Wahehe in Usagara. -- Expedition des Chef Ramsay dahin. -- Friedliche + Verhandlung mit den Wahehe. -- Schlußbericht Wißmanns über seine + gesamte Thätigkeit. + + +Am 1. Dezember 1890 übernahm Major von Wißmann vom Chef +Dr.+ +Schmidt, der sich auf einen längeren Urlaub nach Deutschland begab, +wieder die Geschäfte des Reichskommissariats für die Zeit bis zum +1. April 1892. Seine erste Thätigkeit bestand in einer Bereisung +der Küste, um sich von dem Zustande der Stationen zu überzeugen +und Anordnungen für die am 1. Januar 1891 angeordnete feierliche +Occupation der Küste mit Hissung der deutschen Flagge zu treffen. +Nach Abschließung des Deutsch-Englischen Vertrages, den wir in einem +besonderen Kapitel besprechen werden, war die Küste definitiv und +formell in unsern Besitz übergegangen, während sowohl wir, wie die +Eingeborenen immer der Ansicht gelebt hatten, daß dieselbe von der +Schutztruppe durch ihr daselbst vergossenes Blut erobert worden sei. +Die Thatsache, daß ein Ankauf derselben unter Zahlung von 4,000,000 +Mark stattgefunden habe, und daß wir uns noch dazu der englischen +Vermittlung, wie es im Vertrage ausgemacht war, beim Sultan von +Sansibar bedienen mußten, überraschte uns ganz gehörig. Doch hierüber, +wie gesagt, an einer andern Stelle. + +Der Übergang der Küste in unsern Besitz war jedenfalls für den Januar +1891 festgesetzt, und war dies auch die Veranlassung für Wißmann, +die von +Dr.+ Schmidt gegen Maschemba geplante Expedition nicht +selbst zu führen, sondern die Führung dem Chef Ramsay zu übertragen. +Derselbe marschierte im Dezember von Mikindani mit 2 Sudanesen- und +2 Zulu-Kompagnien ab und wurde am 26. Dezember bei dem Dorfe des +Makanda-Häuptlings Schikambo im Makanda-Gebiet, bis wohin die Scharen +des Maschemba vorgedrungen waren, von diesen angegriffen. Allerdings +wurde der Gegner zurückgeschlagen, immer und immer wieder jedoch +belästigte er die vorwärts marschierenden Truppen. Die Wahiyao griffen +nicht nur von der Seite her die Spitze der Expedition an und beschossen +sie, sondern sie ließen die Spitze meist ruhig vorüberziehen und +feuerten dann in die Mitte der Marschkolonne Salven hinein, brachten +ihr ab und zu Verluste bei und beeinträchtigten natürlich die Ordnung +im Marsche. Diese Plänkeleien setzten sich am nächsten Tage und in der +darauf folgenden Nacht fort. + +Wie das Terrain im Süden beschaffen, ist bereits geschildert worden; +jetzt, infolge des Eintritts der Regenzeit, waren die Wege total +ungangbar geworden. Da außerdem die Makanda vor den Wahiyao geflüchtet +und die Dörfer derselben alle ausgeplündert waren, konnte eine +genügende Verproviantierung der Truppe nicht bewerkstelligt werden. Die +Kompagnien, welche mit Salven gegen die den Busch besetzt haltenden +Feinde feuerten, verbrauchten einen übermäßigen Munitionsvorrat, und +die Gefahr lag nahe, daß, wenn es der Expedition wirklich gelänge, die +Yao-Truppen Maschemba's zurückzuschlagen und in das Dorf einzudringen, +sie schließlich ihren ganzen Munitionsvorrat aufgebraucht haben und +somit den Yaos gegenüber wehrlos sein würden. Ramsay beschloß daher +sehr richtig, die gesamten disponiblen Truppen der Küste, eben jene +vier Kompagnien, nicht dem Zufall eines Tages, dessen Chancen noch +bedeutend auf die Seite der Wahiyao hinneigten, auszusetzen, sondern +nach der Küste zurückzukehren. Die Verluste der Expedition an Toten +und Verwundeten betrugen ein weißer Unteroffizier und zehn Farbige, +eine im Vergleich zur Ungunst der Verhältnisse zwar geringe Ziffer, +doch immerhin genügend, um den Rückmarsch der Expedition nach Lindi +bedeutend zu erschweren. Eine Truppe, welche Verwundete mit sich führt +und hierfür keine besonderen Träger zur Disposition hat, sondern +Soldaten verwenden muß, ist in Afrika stets recht unbeweglich. Die +Marschkolonne wird in die Länge gezogen und kommt dadurch aus der Hand +des Führers. + +Die Truppen Maschembas drangen der zurückmarschierenden Expedition eine +Zeit lang nach und folgten ihr bis an den Ukeredifluß. Dies ungestüme +Nachdringen der Wahiyao, die fortwährend von ihnen auf die Expedition +unternommenen Angriffe, ihr zur Schau getragener Übermut endlich +hatten die Befürchtung erregt, daß dem Expeditionskorps eine ziemlich +empfindliche Niederlage beigebracht worden sei, und daß der Übermut +und die Frechheit der Wahiyaos im Hinterlande noch bedeutend größer +werden, die Sicherheit der Wege noch mehr gefährdet würde. Glücklicher +Weise war diese Befürchtung unbegründet, da auch die Wahiyao in +den verschiedenen Stadien des Feuergefechtes in jenen Tagen recht +bedeutende Verluste erlitten hatten. Die Beschaffenheit des Terrains, +die Schwierigkeiten der Situation brachten es mit sich, daß die Führer +der einzelnen Kompagnien (es waren dies die Herren Lieutenants von +Zitzewitz, von dem Knesebeck, Prince und Freiherr von Pechmann), sowie +auch die als Unterführer fungierenden Unteroffiziere selbständig gegen +die teils vom Rücken, teils von den Flanken aus angreifenden Gegner +operieren mußten, was auch in umsichtiger und geschickter Weise von +allen Seiten geschehen ist. In Folge der erlittenen Verluste und +in der sehr begründeten Besorgnis, daß eine abermalige Expedition +gegen ihn unternommen werden könnte, trat Maschemba im März 1891 in +Friedensverhandlungen mit dem Chef der Station Mikindani, Lieutenant +End, ein, der ihm ja durch unsern gemeinsamen Besuch in seinem Dorfe +persönlich bekannt war. + +Von der Ansicht ausgehend, daß es in unserm Interesse liegen müsse, +unter den bestehenden schwierigen Verhältnissen lieber den gütlichen, +von Maschemba vorgeschlagenen Weg zu benutzen, erklärte sich Chef End +bereit, auf Verhandlungen mit Maschemba einzugehen, um so mehr, als +von einem Frieden mit Maschemba die Erschließung des Nyassa-Gebietes +und die Sicherung der Karawanenstraße abhing. Selbstverständlich +machte End seine Bedingungen. Dieselben bestanden besonders darin, daß +Maschemba während einer persönlichen Zusammenkunft mit End Geiseln zu +stellen habe, die während der Abwesenheit Ends von Mikindani daselbst +untergebracht werden sollten. + +Unmittelbar vor dem Abmarsche wurde End vom Wali die Nachricht +überbracht, die Geiseln seien aus Besorgnis, daß ihnen etwas passieren +könne, ausgerückt; aber trotzdem marschierte End mit nur 50 Mann ab, +denn er mußte befürchten, daß die Leute die abenteuerlichsten Gerüchte +verbreiten und so die Friedensverhandlungen stören würden. + +Durch mit Briefen vorausgeschickte Boten wurde alles geregelt: End +durfte hoffen, daß es ihm gelingen würde, den Frieden in der Form, +wie er es wünschte, herbeizuführen. Aber noch einmal sollte die Sache +ins Schwanken kommen. An dem Tage, an welchem die Zusammenkunft +stattfand, kam der Sohn von Maschemba mit der Mitteilung, von Lindi +sei die Nachricht eingetroffen, daß der Friede nicht gewünscht werde, +sondern daß man den Kriegszustand aufrecht erhalten wolle, eine jener +Nachrichten, wie sie irrtümlich so oft in Afrika entstehen. + +Um auch das letzte Mißtrauen zu beseitigen, that End einen sehr +gewagten Schritt. Er ging allein mit seinem Diener dem Maschemba eine +Stunde weit entgegen, wobei er sich sagen mußte, daß, da wir bisher +noch keine Proben von der Zuverlässigkeit des Häuptlings erfahren +hatten, sein Leben recht gefährdet war. + +Aber das im Interesse der Sache unternommene Wagnis gelang und in der +That wurde ihm dieses Entgegenkommen von Maschemba und seinen Leuten +sehr hoch angerechnet. Es trug ganz besonders dazu bei, daß die von +uns gestellten Friedens-Bedingungen bei dem darauf folgenden Schauri +sämtlich angenommen wurden. Der folgende von End in der Suaheli-, +wie in deutscher Sprache aufgesetzte Vertrag wurde von Maschemba +unterzeichnet: + + »Ich, Maschemba, Häuptling der Wahiyao um Luagalla und Umgebung + verpflichte mich: + + 1. Ich werde niemals wieder gegen die Deutschen und die ihnen + befreundeten Dörfer und Leute Krieg führen. + + 2. Alle Europäer mit und ohne Soldaten können ohne Gefahr mein Gebiet + passieren. + + 3. Karawanen, vom Innern oder von der Küste kommend, passieren, ohne + Hongo (Durchgangszoll) zu entrichten. + + 4. Die in meinem Besitz befindlichen Hinterlader liefere ich an die + Station Mikindani ab. + + 5. Alle übrigen Gewehre bringe ich zur Stempelung nach Mikindani. + + 6. Von jetzt ab werde ich alle entlaufenen und bei mir Schutz + suchenden Sklaven der Station Mikindani ausliefern, ebenso die von mir + in der letzten Zeit ergriffenen Boys und Träger. + + 7. Ich werde allen Befehlen des Stationschefs von dort Folge leisten. + + 8. Ich werde auch meinen Leuten diese Bedingungen mitteilen und dafür + sorgen, daß dieselben genau eingehalten werden.« + +Hiermit war der Friede geschlossen. End und Maschemba schüttelten +sich gegenseitig die Hand, und jeder marschierte ruhig nach Hause. +Die nächste Zeit hat gelehrt, daß die Abschließung jenes Friedens +von großem Nutzen für uns gewesen ist. Wir wurden der Notwendigkeit +enthoben, im Süden eine große Macht aufzuwenden und konnten dieselbe +gerade im letztvergangenen Jahre an anderer Stelle einsetzen. + +Es hat sich der Handels-Verkehr im Süden gehoben und ist dort bislang +die in so vielen andern Gegenden unseres Schutzgebietes bedrohte Ruhe +aufrecht erhalten worden, ein Verdienst, das ohne Zweifel auf das +politische Verhalten des Chefs End, der, von einem perniziösen Fieber +kaum genesen, jene Expedition antrat, zurückzuführen ist. + +Bis zum April 1891 waren auch die Stationen des Südens, Kilwa, Lindi +und Mikindani im großen und ganzen fertiggestellt worden. Die Station +Lindi hatte der frühere Chef der Verwaltungsabteilung Frhr. von +Eberstein übernommen. -- + +Im Norden unserer Interessen-Sphäre wurde noch in den letzten Monaten +der Thätigkeit des Reichskommissars das Einschreiten desselben +notwendig, um die stark gefährdete Sicherheit auf der von Pangani +nach dem Kilimandscharo und von dort aus nach dem Viktoriasee +weiterführenden Karawanenstraße wieder herzustellen. + +Der Häuptling Sinna von Kiboscho hatte in seinem Dorfe die deutsche +Flagge niedergeholt, beschimpft und sich ausdrücklich geweigert, die +deutsche Herrschaft anzuerkennen. Wir waren von diesem Vorgange unter +anderm durch die englische Regierung von Taveta aus unterrichtet +worden. Die Post des Wißmannschen Agenten in Moschi, Herrn von Eltz, +war zwei Mal vom Häuptling Manamate abgefangen worden. Der Jumbe +Kihungwe von Kihogwe hatte in der gröbsten Weise sich gegen den +Stationschef von Masinde, Lieutenant Stenzler, vergangen, das deutsche +Ansehen im Hinterland von Pangani und Tanga erschien schwer geschädigt. + +So sah sich der Reichskommissar zur Unternehmung einer Expedition von +Pangani aus nach dem Kilimandscharo veranlaßt. Die Expeditionstruppen +wurden in Pangani vereinigt, wobei leider bei der Ausschiffung +derselben und der Passage über die Barre des Panganiflusses nach dem +Kentern eines Bootes der deutsche Unteroffizier Löppki mit 5 Sudanesen +ertrank. + +Der Marsch ging von Pangani zunächst nach Masinde. Hier wurde die +Expedition, nachdem noch aus dieser Station einige disponible +Truppen herausgezogen waren, definitiv zusammengestellt, und zwar +zählte das unter den Befehl des Chef Johannes gestellte, aus +einer Sudanesen-Compagnie und zwei Zulukompagnien bestehende +Expeditionskorps 380 Mann. Außer Major von Wißmann, seinem +Adjutanten +Dr.+ Bumiller, Lieutenant Heymons und dem Führer +des Expeditionskorps Chef Johannes nahmen folgende Offiziere an +der Expedition teil: Lieutenants Sulzer, v. Zitzewitz, Prince, +Assistenzarzt +Dr.+ Steuber, Proviantmeister de la Frémoire und 7 +deutsche Unteroffiziere. + +Kurz vor dem Abmarsch der Expedition von Masinde traf noch Herr v. +Eltz, der Wißmannsche Agent vom Kilimandscharo, dem erhaltenen Befehle +gemäß ein, berichtete über die Verhältnisse daselbst und erhielt den +Befehl, an der Expedition teilzunehmen. + +Das nächste Ziel war das Dorf des aufsässigen Kihungwe, das nach +Passierung des 30 Meter breiten Mkomasiflusses erreicht wurde. Sogleich +bei der Ankunft der Karawane am Fluß hatte Kihungwe durch Abgesandte +seine unbedingte Unterwerfung unter den Reichskommissar und den +Stationschef von Masinde ankündigen lassen. Nachdem beim Dorfe Kihungwe +ein Lager bezogen war, wurde der genannte Häuptling zum Schauri +berufen. Wißmann sah von einer Bestrafung des Häuptlings, der von jetzt +an völlige Unterwerfung versprach, ab und setzte nur in jener Ortschaft +einen neuen Akida, einen Sohn des durchaus gehorsamen Simbodja ein. + +Die Erledigung dieser Angelegenheit hatte die Expedition zu einer +Abweichung von dem gewöhnlichen Karawanenwege veranlaßt, und wählte +Wißmann nunmehr den Weg längs des Ostabhanges des Pare-Gebirges über +Ndungu, Gonja, Kissiwani und von dort quer über das Hochplateau des +Pare-Gebirges über Kisingo nach Pare Mabua; von hier aus wurde das hohe +Ugweno-Gebirge überschritten, und gelangte die Truppe alsdann wieder +auf die alte Karawanenstraße von Pangani nach dem Kilimandscharo. + +Bis Kissiwani hatte die Expedition kaum mit Schwierigkeiten zu +kämpfen, da die Gegend wasserreich und leidlich bebaut, die Bewohner +friedlich und entgegenkommend waren. In Kissiwani wurde am 27. +Januar der Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers von den deutschen +sowohl wie von den farbigen Soldaten gefeiert. Nachdem die Truppe +durch das Entgegenkommen des Häuptlings von Kissiwani auf drei Tage +sich verproviantiert hatte, wurde am 28. Januar der Marsch über das +Gebirgs-Plateau fortgesetzt. Großer Wassermangel und die völlig +unbewohnte Gegend machten die Märsche recht beschwerlich. Am 30. +Januar wurde der Jipe-See erreicht, dessen Gestade sich ebenso wie das +eben durchquerte Hochplateau durch großen Wildreichtum auszeichnen. +An diesem Tage stieß die Truppe unvermutet auf Massai, welche den +Schrecken der dortigen Bevölkerung bilden. + +Beim ersten Begegnen mit der imponierenden, militärischen Expedition +zogen sich die Massai in eiliger Flucht zurück, bald aber kamen sie +in das bei Pare Mabua belegene Lager, wurden immer zutraulicher und +schließlich sogar so unverschämt, daß sie das Verlangen stellten, die +Truppe möge den Lagerplatz räumen, damit sie dort ihr Vieh tränken +könnten; andernfalls würden sie Gewalt anwenden. + +Als Erwiderung darauf ließ Wißmann in der Nähe weidende Rinderherden +der Massai in das Lager treiben und erklärte ihnen, dies sei die Strafe +für ihre Ungehörigkeit. Dieses entschiedene Benehmen verfehlte seine +Wirkung nicht. Die Massai, welche an dieser Stelle allerdings über +kaum 150 Krieger verfügten, legten sich nunmehr aufs Unterhandeln und +erlangten auch durch ihre Bitten die Rückgabe ihres Viehes bis auf +wenige Ochsen und Ziegen, welche der Truppe für den eigenen Gebrauch +zugewiesen waren. + +Am 31. Januar und 1. Februar überschritt die Expedition das sehr steile +und äußerst beschwerliche Ugweno-Gebirge. Der Aufstieg wurde bedeutend +dadurch erschwert, daß Alles, selbst die Geschütze und schwersten +Lasten, die steilen Pfade hinaufgetragen werden mußte. + +Der Hinabmarsch zur Pangani-Ebene ging naturgemäß leichter von statten. +Nach dreitägigem Marsche durch die wildreiche Pangani-Ebene und nach +Überschreiten des dort schon ziemlich wasserreichen Pangani-Flusses +gelangte die Expedition am 3. Februar nach Aruscha Tschini. Die +Bewohner dieses Gebietes, welches in dem vom Ronga-, Weriweri- und +Pangani-Flusse gebildeten Dreieck liegt, hatten sich vor nicht langer +Zeit an einem Überfall beteiligt, den die Leute von Aruscha ju gegen +die Wapare unternommen hatten. Wißmanns Agent, Herr von Eltz, hatte +ihnen Bestrafung in Aussicht gestellt. Auf den Befehl Wißmanns wurden +daher zwei Waruscha, die sich zur Begrüßung im Lager eingefunden +hatten, als Geiseln zurückbehalten und als Sühne eine Strafzahlung +in Vieh und die Herausgabe der bei dem Raubzuge gemachten Gefangenen +gefordert. Doch schien eine Lösung der Frage auf friedlichem Wege kaum +möglich zu sein. + +Die durch die jungen Waruscha vertretene Kriegspartei stimmte die ganze +Nacht ihr Kriegsgeheul an und verweigerte jegliches Eingehen auf die +Forderungen. Erst auf die nochmaligen Vorstellungen Wißmanns überwog +nach langwierigen Schauris die Friedenspartei der Waruscha, und sie +erklärten sich bereit, die gestellten Bedingungen zu erfüllen. Das +Abkommen wurde dadurch bekräftigt, daß die Ältesten der Waruscha mit +zwei der deutschen Offiziere Blutsfreundschaft schlossen. + +Sodann wurde der Marsch nach Moschi, dem Wohnsitz des +deutschfreundlichen Sultans Mandara fortgesetzt. Auf dem Moschiberge +hatte von Eltz bereits die ersten Vorbereitungen zur Anlage einer +festen Station getroffen. Nach einem Ruhetage wurde dieselbe unter +Heranziehung der vielen Träger so stark befestigt, daß sie selbst von +einer geringen Besatzung zu halten war. + +Gelegentlich eines Besuches des Majors von Wißmann beim Sultan Mandara +wurde der schon lange geplante Kriegszug gegen Sultan Sinna von +Kiboscho vorbereitet. Derselbe hatte, wie bereits erwähnt, die deutsche +Flagge heruntergerissen und führte an deren Stelle jetzt die rote +Flagge des Sultans von Sansibar. Zunächst befahl Wißmann dem Sultan +Mandara, einen Teil seiner Wadschaggakrieger zu dem bevorstehenden +Kriegszuge zu stellen, weniger in der Absicht, daß sie thätig am +Kampfe teilnehmen sollten, als um sie nach erfolgter Entscheidung zur +Ausbeutung des Sieges zu verwenden. + +Denn vermöge ihrer genauen Landeskenntnis konnten die Wadschagga mit +Leichtigkeit dem fliehenden Gegner folgen und das in dortiger Gegend +sehr zahlreiche Vieh zusammentreiben. + +Jeder der neuen Bundesgenossen erhielt, um ihn vom Feinde unterscheiden +zu können, eine weiße Binde um den Oberarm, außerdem wurden sie +angewiesen, auf etwaigen Anruf mit »Mandara« zu antworten. An die +einzelnen Haufen wurden schwarz-weiß-rote Fahnen ausgegeben, jeder +Haufen wurde von einem Führer befehligt. Das Kommando über jene Krieger +wurde Herrn von Eltz übergeben, der sich durch die Führer mit den +einzelnen Haufen verständigte. + +Da Wißmann von vornherein beabsichtigte, nach erfolgter Niederwerfung +Sinnas wieder nach Moschi zurückzukehren, wurde die mitzunehmende +Bagage auf das mindeste Maß beschränkt. Außer wenigen Lasten +für Proviant gingen nur noch Träger für die Geschütze und die +Artilleriemunition mit. + +Am 11. Februar 1891, nachmittags 2 Uhr, marschierten die Truppen, 300 +Mann stark, von Moschi ab und bezogen abends um 6 Uhr an einem kleinen +Flusse Lager im Walde. Die Nachrichten, welche hier über des Feindes +Stärke und Stellung eingingen, waren, wie sich später herausstellte, +teilweise unrichtig. Seine Stärke, die man auf 600 bis 800 Mann angab, +entsprach zwar den thatsächlichen Verhältnissen, auch daß der Gegner +fast durchgängig mit Gewehren, unter denen viele Hinterlader, bewaffnet +sei, bestätigte sich. Hingegen war die Nachricht falsch, daß die +Munition des Feindes sehr knapp bemessen und die von ihm angelegte +Befestigung derart sei, daß sie nicht nur von den umliegenden Höhen +eingesehen werden könnte, sondern daß auch der direkten Annäherung an +dieselbe keine größeren Schwierigkeiten im Wege ständen. Gerade nach +den letztgenannten Nachrichten konnte eigentlich niemand an ernsteren +Widerstand denken. + +Am 15. Februar 5 Uhr früh wurde in folgender Marschordnung +aufgebrochen: + + Vortrupp: 1. Sudanesenkompagnie, Artillerie; + + Haupttrupp: 2. und 3. Sudanesenkompagnie, Sanitätsdetachement, + Bagage mit Bedeckung. + +Hinter der Bagage folgten die irregulären Haufen der Wadschagga. + +Der Weg führte zunächst durch dichten Busch, der allmählich in +schönen, hochstämmigen Wald überging. Dicht am Walde befanden sich +zahlreiche, etwa 5 m tiefe und unten spitz zugehende Elephantengruben. +Es erforderte die ganze Aufmerksamkeit der Führer, um diese sehr +geschickt bedeckten Gruben aufzufinden und freizulegen, damit seitwärts +vom Wege gehende Leute nicht in Gefahr kamen. Auf dem Wege waren +ferner vom Feinde Beschwörungsmittel, sogenannte Daua, angebracht, +meistens aus kleinen Erdhaufen bestehend, in welche Hölzchen oder +Federn eingesteckt waren. Die abergläubischen Wadschagga machten immer +große Seitensprünge, wenn sie an einer derartigen, verzauberten Daua +anlangten, die schwarzen Soldaten indessen, an dergleichen schon von +früher gewöhnt, schritten weniger rücksichtsvoll darüber hinweg. + +Nach vierstündigem Marsche trat die Spitze der Kolonne aus dem Walde +heraus und gelangte in die gut bebaute und bewässerte Landschaft +Kiboscho. Das Gelände ist daselbst außerordentlich coupiert und +bedeckt. Ein schmaler Bergrücken folgt dem andern. Der größte Teil +derselben ist mit Bananen bewachsen. Da diese sehr eng zusammenstehen +und von halber Höhe an mit üppigem Blätterwuchs geschmückt sind, +verschließt ein derartiger Wald jegliche Übersicht, erschwert das +Vorwärtskommen und bietet dem Gegner alle nur mögliche Deckung. + +Beim Ersteigen des ersten Bergrückens fiel ein Schuß in der rechten +Flanke, wahrscheinlich ein Signalschuß, dann war wieder Alles ruhig. +Noch zwei weitere Höhen wurden erklommen, als die Spitze an einem +Punkte anlangte, welcher einen freien Ausblick nach der nächstgelegenen +Anhöhe gewährte. Die letztere war ganz unbewachsen; auf dem Rücken +derselben befanden sich tief eingeschnittene Gräben, aus welchen heraus +alsbald vom Feinde ein ziemlich lebhaftes Feuer eröffnet wurde. + +Offenbar handelte es sich hier jedoch nur um eine vorgeschobene +Stellung, denn der Gegner räumte dieselbe, als von der vorn +befindlichen Sudanesen-Kompagnie jenes im übrigen wirkungslose Feuer +mit einigen Salven erwidert war. + +Der Vormarsch wurde fortgesetzt. Als der soeben vom Feinde verlassene +Berg erreicht war, hatte man abermals einen Höhenrücken vor sich, +welcher, von beträchtlicherer Höhe als die zuletzt passierten, mit +dichtem Bananenwalde bestanden war. Von dort aus war das Kriegsgeheul +einer zahlreichen Menschenmenge deutlich hörbar, auch konnte man aus +den Baumspitzen heraus einen Signalmast mit roter Fahne erkennen. Major +v. Wißmann schloß aus diesen Anzeichen, daß dort der Hauptwiderstand +des Gegners zu suchen wäre, wenngleich man von der angekündigten und +beschriebenen Verteidigungsboma nichts erblicken konnte. + +Nachdem die Truppen sich hinter der Anhöhe gesammelt hatten, gab +Wißmann seinen Gefechtsbefehl derart, daß auf die vorliegende +feindliche Stellung ein direkter Vorstoß in zwei Kolonnen gemacht +werden sollte. + + Rechter Flügel: 1. Sudanesenkompagnie, Artillerie; 2. Zulukompagnie. + + Linker Flügel: 3. Zulukompagnie. + +Die Bagage erhielt Befehl, auf dem rückwärts gelegenen Bergrücken zu +halten, woselbst sich auch die Wadschaggakrieger sammeln sollten; das +Sanitätsdetachement folgte der vorrückenden Truppe. Beide Kolonnen +traten gleichzeitig den Vormarsch an. + +Mit vorgenommenen Schützenlinien wurden die Truppen die steile Schlucht +hinuntergeführt und klommen an der andern Seite durch den Bananenwald +wieder herauf. Hier empfing sie ein heftiges Feuer des Gegners aus +ziemlicher Nähe. Die ersten Verluste waren zu verzeichnen. + +Nach Ersteigen der halben Anhöhe gelangten die beiden Kolonnen an die +bis dahin dem Auge völlig entzogene Boma des Feindes. Die letztere +war umgeben von einem 3 m breiten und 5 m tiefen Graben, an dessen +jenseitigem Rande sich eine starke Pallisadenwand erhob. Der innere +Teil der Boma bot ein so vollkommenes Gewirr von Gräben, Pallisaden, +Hecken, verrammelten Thoren, Fallgruben und sonstigen Hindernissen, +daß eine Orientierung in diesem Labyrinth für einen Fremden völlig +unmöglich war. An der Herstellung und Vollendung der gedachten +Verteidigungsanlagen müssen die Kiboscholeute schon Jahrzehnte +gearbeitet haben. Die Befestigungen waren nicht nach einem bestimmten +Plane angelegt, sondern sichtbar allmählich entstanden. Jedenfalls +boten dieselben ein ernstes Hindernis. + +Es war erklärlich, daß bei dem Eindringen in die Boma die Verbindung +der beiden Kolonnen verloren ging; dieselben vereinigten sich erst +wieder im späteren Verlaufe des Gefechtes. + +Auf dem rechten Flügel, den Major v. Wißmann in Person befehligte, +waren die vorn befindlichen Sudanesen zuerst in die Boma eingedrungen; +die große Ausdehnung der Befestigungsanlagen machte es bald nötig, +auch die zweite Zulukompagnie in das vordere Treffen hineinzuziehen. +Die rechte Flügelkolonne tastete, dem zerstreut fechtenden Gegner +folgend, um den äußeren Rand der ganzen Boma herum, bis sie ungefähr +den östlichsten Teil -- der Anmarsch geschah von Westen nach Osten -- +erreicht hatte. Der sich entgegenstellende Feind, welcher häufig auf +20 bis 30 Schritte von irgend einer Hecke her sein Feuer abgab, wurde +an allen Punkten zurückgeworfen, nirgends wurde noch einheitlicher +Widerstand geleistet. + +Major v. Wißmann sammelte daher an diesem Platze die Truppen der +rechten Kolonne und gab Befehl, auf das hörbare Salvenfeuer der linken +Flügelkolonne hin zu marschieren. Eine Orientierung nach Sicht war +vollständig ausgeschlossen, denn auch die mit Pallisaden umschlossenen, +zahlreichen inneren Höfe der Boma waren dicht mit Bananen bestanden. + +Die Vereinigung mit dem linken Flügel gelang glücklich, denn um 11 Uhr +30 Minuten vormittags langte Wißmann unter fortwährenden Gefechten +mit der Tête seiner Abteilung auf einem freien Platze innerhalb +der Boma an, den kurz vorher die 3. Zulukompagnie erreicht hatte. +Diese Kompagnie, ursprünglich auf dem linken Flügel befindlich, war +ebenfalls auf die Boma gestoßen und zwar auf einen ganz besonders stark +befestigten und verbarrikadierten Teil derselben. Auch hier hatte sich +überall der Feind dem weiteren Vordringen entgegengestellt, und konnte +aus der Heftigkeit des geleisteten Widerstandes geschlossen werden, +daß hier die Hauptverteidigung der Boma zu suchen wäre. Dieser erste +Abschnitt des Gefechtes, d. h. bis zu dem Zeitpunkt, wo sich beide +Abteilungen auf dem freien Platze trafen, hatte etwa zwei Stunden +gedauert. + +Die eingetretene Gefechtspause wurde zum Verbinden der Verwundeten +benutzt, die der vorrückenden Truppe nachgetragen werden mußten, da +sie sonst unfehlbar in die Hände der erbitterten Gegner gefallen wären. +Bis jetzt stellte sich deutscherseits der Verlust auf zwei Tote und elf +Verwundete, unter letzteren auch zwei Europäer, Feldwebel Nowack und +Unteroffizier Witte. Der gegnerische Verlust ließ sich zur Zeit auch +noch nicht annähernd feststellen. + +Bald wurde vom Feinde, dem das Zeugnis einer beharrlichen Tapferkeit +und Kühnheit ausgestellt werden muß, das Gefecht wieder aufgenommen. +Das aus nächster Nähe von mehreren Seiten abgegebene Feuer bedingte, +den ungedeckten freien Platz zu verlassen und entweder das Gefecht für +heute abzubrechen, oder aber die Hauptbefestigung, die bisher noch +völlig unbetreten war, zu stürmen. + +Wenn von Wißmann sich für den Abbruch des Gefechtes und Fortsetzung +desselben am nächsten Tage entschied, so war für seine Erwägungen +weniger die Rücksicht auf die schon stark ermatteten Truppen, als +der Umstand maßgebend, daß die Wadschagga-Krieger zu einer späteren +Verfolgung des Feindes nicht zur Hand waren. Nachdem von der Artillerie +noch einige Granaten aus dem 4,7 +cm+ Schnellfeuergeschütz in die +Befestigung hineingeschleudert waren, wurde der Rückzug nach der vorher +geschilderten Anhöhe angetreten. + +Der Rückmarsch ging auf demselben Wege von statten, den die 3. +Zulukompagnie beim Eindringen in die Boma genommen hatte. Große +Schwierigkeiten machte der Transport der Verwundeten und Toten, sowie +das Tragen der beiden Geschütze. + +Nach Ankunft auf der freigelegenen Höhe befahl Wißmann die Besetzung +der dort befindlichen Schützengräben. Die drei Kompagnien lagen +nebeneinander, Sudanesen auf dem rechten, 3. Zulukompagnie auf dem +linken Flügel. In der Mitte waren die beiden Geschütze in Stellung +gegangen, weiter hinter der Front hatte der Arzt seinen Verbandplatz +angelegt. + +Schon die Arrieregarde wurde bei ihrem Abzug vom Feinde bedrängt. +Um 1 Uhr nachmittags ging er seinerseits zum Angriff gegen die von +den Deutschen genommene Stellung vor. Ein weiteres Vordringen wurde +ihm jedoch alsbald durch die massenhaften Verluste verwehrt, die die +Kiboscholeute durch das in Thätigkeit gesetzte Maxim-Gun erlitten. + +Ferner traf Wißmann die Anordnung, daß sämtliche Europäer ein +wohlgezieltes Schützenfeuer unterhalten sollten, während dessen die +schwarzen Soldaten mit Gewehr im Arm im Graben ruhten. + +Bis etwa 4 Uhr nachmittags dauerte das gegenseitige Schützengefecht, +welches den Kiboscholeuten die empfindlichsten Verluste beigebracht +hat. Die relative Ruhe, die dann eintrat, wurde gegnerischerseits nur +durch einige Wagehälse gestört, die sich an die deutsche Stellung +heranschlichen, ihre Gewehre losknallten und ebenso schnell, wie sie +gekommen waren, wieder verschwanden. + +In der Nacht blieben sämtliche Truppen ausgeschwärmt in den Gräben +liegen; einzeln liegende Posten waren noch 50 Schritt vorgeschoben. Um +12 Uhr wurde noch einmal das Maximgeschütz abgeschossen, was ein großes +Wutgeheul bei den Kiboscho-, Freudengesänge bei den am jenseitigen +Bergabhange lagernden Wadschagga-Kriegern hervorrief. An Ruhe und +Schlaf war kaum zu denken. + +Am 13. Februar früh 5 Uhr bereits gab Wißmann seine Befehle für den +Sturm auf die Boma. Ein vorgesandter Zug der Sudanesenkompagnie hatte +erkundet, daß sich der ganze Feind wieder gesammelt habe und mit aller +Energie an der Wiederherstellung der Verteidigungsanlagen arbeite. + +Die Sturmkolonne bestand aus drei Zügen, deren spezieller Befehl dem +Chef Johannes übertragen wurde. Dieser ging beim Eindringen in die noch +besetzt gefundene Boma ganz systematisch zu Werke. Während zwei Züge +den Feind unter beständigem Salvenfeuer hielten, mußte der dritte Zug +das soeben passierte Hindernis völlig um- und freilegen, so daß ein +geräumiger und breiter Weg geschaffen wurde. Alsdann erst wurde das +nächste Hindernis genommen. Schritt für Schritt gelangte die Kolonne +an die Hauptbefestigung, an welcher noch einmal zäherer Widerstand +geleistet wurde. Mit kühnem Anlauf wurde auch diese genommen, und +drangen die Truppen nunmehr unaufhaltsam in alle Häuser ein, speziell +in diejenigen, welche vom Sultan Sinna bewohnt waren. Mit dem Verluste +dieses Teils der Boma war das Schicksal des Tages entschieden. + +Sobald die rote Flagge auf dem Signalmast niedergeholt war und +Rauchwolken aus dem Innern die Einnahme jener Befestigung verkündigten, +zogen die Kiboscho in eiliger Flucht nordwestlich in die Berge. Jetzt +bekamen auch die Wadschagga plötzlich großen Mut; sie stürzten sich in +hellen Haufen in die Boma, ein anderer Teil unternahm die Verfolgung +des fliehenden Gegners. Die Sinnaleute hatten an beiden Tagen mit +Erbitterung und großer Tapferkeit gefochten, viele Leichen bedeckten +den Boden. Vermöge ihrer guten Bewaffnung und der reichlichen Munition +waren sie im Stande, in ihrer vorzüglichen Befestigung bislang alle +Angriffe ihrer Gegner blutig abzuweisen. Sinnas Boma galt allgemein, +wie man jetzt von den Wadschagga hörte, als unüberwindlich. Um so +größer war natürlich auch die Freude über den errungenen Sieg, der +allerdings mit verhältnismäßig schweren Opfern erkämpft war. Außer +den oben angegebenen Verlusten waren noch 1 Toter und 6 Verwundete zu +beklagen; in Summa 3 Tote und 17 Verwundete. Der Verlust beim Feinde +belief sich allein auf 200 Tote. + +Außerordentlich reich war die von den Wadschagga gemachte Beute. +Etwa 4000 Ochsen und 5000 Stück Kleinvieh wurden zusammengetrieben, +ferner gelangte eine Anzahl Speere und Schilde, Munition und Gewehre +zur Verteilung. Das Vieh wurde sofort auf verschiedenen Wegen in die +Landschaft Dschagga fortgetrieben, die Truppe blieb noch bis 11 Uhr +vormittags in ihrer Stellung und trat dann ebenfalls den Rückmarsch +auf Moschi an. Die aus der Sudanesenkompagnie bestehende Arriere-Garde +hatte noch ein unbedeutendes Gefecht mit versprengten Kiboscho, sonst +wurde der Rückmarsch, insbesondere der große Viehtransport, in keiner +Weise gestört. Am 14. Februar morgens kam die Truppe wieder in Moschi +an, empfangen von einer Gesandtschaft Mandaras, der seiner und der +Wadschagga Freude über den errungenen Sieg Ausdruck gab. + +Die nächsten Tage in Moschi galten den Befestigungsarbeiten in der +Station und der Fürsorge für die Verwundeten. Von diesen erlag nur +ein Mann seinen Wunden, gewiß unter den außerordentlich schwierigen +Umständen und bei den geringen zu Gebote stehenden Mitteln ein Beweis +für die fachgemäße und opferwillige Krankenpflege. + +Alsbald wurden an den überwundenen Sinna Boten abgesandt, welche die +Nachricht zurückbrachten, daß Sinna sich nunmehr endgültig unterwerfen +wolle und zu allen Bedingungen bereit sei; zugleich schickte er als +Zeichen seiner Ergebenheit einen 105 Pfund schweren Elfenbeinzahn. +Wißmann zeigte sich geneigt, die Bitte um Frieden zu erfüllen. Sinna +mußte einen Teil seines Gebietes an früher von ihm vertriebene +Häuptlinge abtreten und seinen Gehorsam der deutschen Verwaltung +geloben. Daraufhin wurden ihm die Gefangenen ausgeliefert und das Recht +zur Führung der deutschen Flagge erteilt. + +Blitzschnell verbreitete sich die Nachricht von diesem Siege der +Deutschen nach allen Seiten hin, und die umliegenden Stämme sandten +Gesandte, um dem Reichskommissar ihre Ergebenheit zu bezeugen. Auch mit +den Waruscha, die ihren Wohnsitz am Meru-Berge hatten, suchte Wißmann +auf friedlichem Wege eine Einigung zu Stande zu bringen, indem er +ihnen für ihre Räubereien eine Strafzahlung in Elfenbein und Rindvieh +auferlegte. + +Am 19. Februar gelangten Nachrichten über Übergriffe der Massai an den +Reichskommissar nach Moschi. Es handelte sich um eine Expedition eines +Baron von Langenn, welcher mit Genehmigung des Reichskommissars nach +dem Kilimandscharo wollte. In Kissiwani angekommen, hatte er gehört, +daß die Massai gedroht hätten, sich für die ihnen von den Deutschen +zugefügte Unbill rächen zu wollen. Infolgedessen zog sich Herr von +Langenn nach Masinde zurück und bat von hier aus den Reichskommissar +um Hülfe. Da dieser indes nicht in der Lage war, dem Ansuchen durch +Abtrennung einer größeren Truppenabteilung von seiner Macht zu +entsprechen, mußte Herr von Langenn auf die baldige Rückkehr des +Reichskommissars vertröstet werden. + +Erst am 26. Februar konnte nach Abschluß der Befestigungsarbeiten +und der Verhandlungen mit den umwohnenden Häuptlingen der Rückmarsch +angetreten werden und zwar über Aruscha Tschini, den Pangani entlang +nach Manamates Dorf am Pare-Gebirge. Am 4. März gedachte sich Wißmann +hier mit dem Stationschef von Masinde, der den Befehl erhalten +hatte, sich an diesem Tage mit seinen Truppen hier einzufinden, +zu vereinigen. Den etwa vorüberziehenden Massai-Horden sollte mit +Schonung und Rucksicht gegenüber getreten werden, bis durch offenbare +Feindseligkeiten eine friedliche Lösung ausgeschlossen erschien. + +Aruscha Tschini wurde am 28. Februar erreicht. Die guten Früchte der +damals von Major von Wißmann an den Tag gelegten Friedensliebe blieben +nicht aus; die Verproviantierung der Truppe, die auf drei volle Tage +nötig wurde, stieß nicht im geringsten auf Schwierigkeiten. Die +Waruscha kam allen an sie herantretenden Forderungen bereitwilligst +entgegen. + +Am 1. März marschierte Wißmann von Aruscha Tschini ab und überschritt +bald darauf den Pangani. Der weitere Weg führte durch nackte, öde +Salzsteppe; bis zu Manamates Wohnsitz war auf weitere Lebensmittel +nicht zu rechnen. Die Marschzeiten wurden infolgedessen vergrößert, 3 +Tage lang vor- und nachmittags marschiert. Die Expedition kreuzte hier +eine nach dem Szogoni-Gebirge ziehende Massai-Horde, die man gemäß dem +bereits erwähnten Befehl unbehelligt ziehen ließ. + +Am 3. März abends traf die Expedition bei dem Häuptling Manamate ein +und konnte sich hier endlich aufs neue verproviantieren. Für den +folgenden Tag, der zum Ruhetag für die stark angestrengte Truppe +bestimmt wurde, war der Stationschef von Masinde erwartet. Derselbe +traf indessen nicht ein; gerüchtweise verlautete, daß die Massai den +Weg nach Masinde versperrt hätten. Auch der Häuptling Manamate klagte +über die Massai, daß sie die friedlichen Bewohner überfielen, ihnen ihr +Vieh wegnähmen und die größten Grausamkeiten verübten. + +Außerdem traf vom Stationschef von Masinde, der einer Erkrankung +wegen den Marsch nicht hatte unternehmen können, die briefliche +Nachricht ein, daß die Massai bis über Gonja vorgedrungen seien und +ihm eine Kriegskeule als Zeichen der Kriegserklärung gesandt hätten. +Infolgedessen beschloß Wißmann, von Masinde aus eine stärkere Abteilung +nach Moschi zurückzusenden. Da ihn selbst dringende Geschäfte zur +Rückkehr an die Küste, wo der neue Gouverneur bald eintreffen sollte, +zwangen, übergab er das Kommando über 200 Mann dem Chef Johannes +und befahl ihm, auf seinem Hin- und Rückmarsch die Massai überall +anzugreifen und auf das nachdrücklichste zu züchtigen. + +Chef Johannes traf auf dem Marsche über Gonja, Kissiwani und den +Jipe-See nach Moschi noch einige Stämme der Massai. Er griff sie +überall mit Erfolg an, und dadurch, daß er ihre Kraale zerstörte, +ihre Herden fortnahm und viele der Massai-Krieger tödtete, zwang er +sie endgültig jene Gegend zu verlassen und sich westlich über den +Panganifluß zurückzuziehen, sodaß nunmehr die Sicherheit auf der +wichtigen Karawanenstraße von Pangani nach dem Kilimandscharo wieder +völlig hergestellt war. + +Major von Wißmann zog von Masinde in Eilmärschen zur Küste und langte +nach 4-1/2 Tagen am 13. März, also nach zweimonatlicher Abwesenheit, in +Pangani an. + +Die Expedition hatte auch den Erfolg, daß die Häuptlinge, welche bis +dahin die deutsche Herrschaft nicht anerkannt, sondern verhöhnt hatten, +die deutsche Macht nunmehr empfanden und sich dem Reichskommissar auf +Gnade und Ungnade unterwarfen. + +Bislang war von den meisten Reisenden der von Mombassa aus über +Taveta ins Innere führende Weg als der sicherere gewählt worden, da +die von Pangani ausgehende Straße meist von Massai-Horden gesperrt +wurde. Die letztere Straße erreichte durch Wißmanns Zug annähernd +dieselbe Sicherheit, wie die von Bagamoyo und Sadani ausgehenden +Karawanenstraßen, da nunmehr auch hier die Jumbes die deutsche Flagge +führten, teilweise auch in deutschem Solde und deutscher Abhängigkeit +waren. -- + +Während Wißmann auf der Kilimandscharo-Expedition sich im Innern +befand, drangen nach Bagamoyo an Chef Leue, der im Auftrage des +Reichskommissars die Geschäfte während der Zeit der Expedition führte, +beunruhigende Nachrichten von der Station Mpapua und Hülferufe von +der französischen Missionsstation Longa und von den Wasagara des +Mukondogua-Thales. Hier hatten die Wahehe wiederum einen Einfall +gemacht, Dörfer zerstört, Eingeborene getötet oder als Sklaven +weggeführt. Chef Leue raffte, was er an Truppen aus den Stationen der +Küste noch irgend herausziehen konnte, zusammen und schickte unter dem +Befehl des Chefs Ramsay eine Expedition nach der bedrohten Gegend aus. +Bei der geringen Macht, die Ramsay zur Verfügung stand, mußte er es +sich angelegen sein lassen, auf friedlichem Wege die Angelegenheit mit +den Wahehe zu ordnen, und er hatte das Glück, daß bei seiner Ankunft +in Kondoa die Wahehe ihm bereits Gesandtschaften entgegenschickten, +ihre Unterwerfung anzeigten und sich bereit erklärten, die gemachten +Gefangenen auszuliefern, außerdem eine ziemlich erhebliche Summe als +Strafe in Rindvieh und Elfenbein zu zahlen. Ramsay gab den Wahehe +auf, eine Gesandtschaft nach Bagamoyo zu schicken, um hier endgültig +dem Reichskommissar ihre Unterwerfung anzuzeigen; er konnte nachdem +für jetzt die Ordnung wieder hergestellt war, den Rückmarsch nach +Bagamoyo antreten. Der Hoffnung, daß die Schwierigkeiten mit einem +ausschließlich von Raub und Krieg lebenden Volke, wie den Wahehe, +durch einen Vertrag ein für alle Mal beseitigt seien, konnte man sich +allerdings nicht hingeben. Das konnte nur durch nachhaltigere Mittel +und bedeutenden Kraftaufwand erreicht werden und mußte der nächsten +Zeit vorbehalten bleiben. + +Nach Wißmanns Ankunft an der Küste blieb diesem nur noch eine kurze +Spanne Zeit, um die Übergabe der Geschäfte an den im Anfang April +erwarteten Gouverneur von Soden vorzubereiten. Wir kommen auf die +Übergabe des Gouvernements in einem der nächsten Kapitel zurück, führen +aber hier bereits den folgenden Teil des Schlußberichtes des Majors v. +Wißmann an, der geeignet ist, in gedrängter Form einen Überblick über +das, was in den zwei Jahren seines Kommissoriums von Wißmann erreicht +wurde, zu geben: + +»Die ostafrikanische Küste ist zurückerobert und ihr Besitz derartig +gesichert durch Anlage von Befestigungswerken und Kommunikationen, daß +dieselbe mit einem im Verhältnis zur Größe des Landes äußerst geringen +Truppenkontingent gegen alle Eventualitäten behauptet werden kann. Die +großen Karawanenstraßen sind auf weite Strecken gesichert und unser +Machteinfluß bis an die äußersten Grenzen unsers Gebietes ausgedehnt, +dem deutschen Namen bis dorthin Achtung und Respekt verschafft +worden. Im Norden ist das Hinterland von Tanga und Pangani bis zum +Kilimandscharo hinauf als endgültig gesichert anzusehen. Die große +Straße von Bagamoyo und Sadani aus ist bis Mpapua gesichert und eine +weitere Sicherung in Uniamuesi von Emin Pascha und Stokes eingeleitet. + +Nur in Ugogo, wo Handelskarawanen noch des Öfteren gefährdet werden, +bleibt eine Lücke auszufüllen. Auch im Süden unserer Besitzung ist, +seitdem Maschemba sich unterworfen hat, das nächste Hinterland +beruhigt. Nur eine schwarze Truppe war der rastlosen kriegerischen +Thätigkeit, wie sie sich hier entfalten mußte, gewachsen. Die im +Verhältnis zu der gewaltigen Ausdehnung unseres Gebietes verschwindende +Truppenstärke bedingte ein ununterbrochenes Hin- und Herziehen ohne +Rücksicht auf die klimatischen Verhältnisse. + +Diesem Umstande sind die meisten Verluste an europäischem Personal +zuzuschreiben. Die von vornherein verfolgte Taktik, den Feind bei allen +Gefechten durch einen kräftig eingeleiteten und schnell ausgeführten +Angriff moralisch zu überwältigen, bewahrte die Truppen stets vor +großen Verlusten im Gefechte selbst. + +Immerhin sind die Verluste, wie vorher erwähnt hauptsächlich durch die +Strapazen in dem Ungewohnten Klima, verhältnismäßig größer als bei +einem europäischen Kriege. Der Gesamtverlust der Truppe im Gefecht +(Tote und Verwundete) beträgt 21 Europäer und 151 Farbige, was bei +Zugrundelegung einer Kombattantenstärke von 150 Europäern und 1200 +Farbigen für erstere einen Verlust von 14, für letztere von 12-1/2 +Prozent bedeutet. Die Verluste der Truppe an Toten überhaupt betragen +20 Europäer und 208 Farbige, was für eine Gesamtstärke von 200 +Europäern und 1800 Farbigen (einschließlich der Nichtkombattanten) für +erstere 10, für letztere 11-1/2 Prozent ausmacht. + +Erst allmählich, nach Wiedergewinnung verschiedener Küstenpunkte, nach +Vergrößerung des Sanitätspersonals, nach Durchführung der Impfung aller +Truppen konnte die ärztliche Pflege der Truppe eine wirksamere werden, +aber erst, nachdem die Unterkunftsräume ausgebaut und die Erdarbeiten, +die eine Entwickelung des Malaria-Bazillus begünstigen, beendet waren, +wurde der allgemeine Gesundheitszustand ein bedeutend besserer. + +Gute Unterkunft schützte vor Malaria, Desinfektion und Maßnahmen +zur Erlangung guten Trinkwassers vor Dyssenterie, Impfung vor +Pockenerkrankungen, den drei die Gruppen am meisten gefährdenden +Krankheiten. Jetzt, wo die kriegerischen Strapazen zum größten +Teil überwunden sind, und durch die Fürsorge der Regierung das +Sanitätspersonal für das kommende Jahr um das doppelte verstärkt ist, +wird der Gesundheitszustand sich jedenfalls weiterhin bedeutend +bessern. + +Was die Erfolge der friedlichen Arbeit anbetrifft, so mußten die durch +die militärische Thätigkeit auf Seiten der Eingeborenen entstandene +Furcht und Scheu zunächst gehoben werden. + +Strenge Gerechtigkeit und Wohlwollen von Seiten der Europäer der +Schutztruppe, die unterdes mit den Sitten und Gewohnheiten der Inder, +Araber und Neger mehr und mehr vertraut geworden waren, und strenge +Überwachung der Unbestechlichkeit der farbigen Beamten erzeugten bald +Vertrauen, wo früher Furcht gewaltet hatte. Das erste Zeichen von einem +Gefühl der Sicherheit unter unserm Schutz war die massenhafte Rückkehr +der während des Krieges Geflohenen und Ausgewanderten. + +Während wir beim Beginn der Expedition in Bagamoyo täglich ungefähr ein +Dutzend Leute verpflegten, die zu alt und krank gewesen wären, um mit +den Anderen zu entfliehen, hat jetzt schon Bagamoyo mindestens seine +alte Bevölkerungszahl wieder erreicht. + +Es fällt jedem Fremden mit Erstaunen auf, wie jeder Europäer auf +der Straße in unseren Küstenorten freundlich und vertraulich von +überall begrüßt wird. Araber und Belutschen, Banianen, Hindus +und Parsis, Goanesen, Suaheli-Sklaven und Karawanenleute aus dem +Innern, griechische und Levantiner Händler, sogar Chinesen fühlen +sich im lebhaft zurückgekehrten Handel und Verkehr sicher unter der +deutschen Flagge. Der Druck des früher herrschenden Arabers, des seine +Kapitalmacht mißbrauchenden Inders hat aufgehört. Die Erpressungen der +bisherigen Walis, Kadis und Jumbes, die, da sie von ihrer Regierung +unbesoldet blieben, sich selbst bezahlt machen mußten, sind einer +unparteiischen und unbestechlichen Rechtspflege und Polizei gewichen. +Der Sklave findet sein Recht wie der Herr. Durch möglichst seltenen +Wechsel in den Stellen der Stationschefs wurde bei diesen das regste +Interesse an dem Wachstum ihrer Stationen und Distrikte erzielt und +damit manche Einrichtung zum Vorteil des Handels, zu hygienischen und +Verschönerungszwecken. + +Die Zerstörungen in manchen Küstenstädten in der ersten Periode des +Aufstandes durch die Granaten der Marine erlaubten nachhaltiges +Durchgreifen beim Wiederaufbau. Es wurden breite, gerade Straßen +angelegt, Brücken und Wasserleitungen erbaut, Sümpfe trocken gelegt, +Markthallen eingerichtet, Straßenbeleuchtung durchgeführt, offene +Plätze freigehalten und durch Gartenanlagen verschönert, sowie durch +entsprechende polizeiliche Aufsicht auf Ordnung, Reinlichkeit und +Sicherheit hingewirkt. Für Unterkunft der Karawanen sind Karawansereien +errichtet, und kürzlich ist der Grundstein für das erste Hospital für +Eingeborene (unsere bisherigen Krankenhäuser und die schwarze Truppe +eingerichtet) und die erste Schule für die Kinder der indischen Händler +gelegt worden. Die bevorstehende Ankunft des letzten der drei Fahrzeuge +der Küstenlinie wird hoffentlich recht bald ein allgemein erwünschtes +regelmäßiges Anlaufen der Küstenplätze ermöglichen und ebenso ist zu +hoffen, daß den Vorarbeiten für die Eisenbahnen die Vollendung bald +folgen möchte. + +Die allgemeine Wiederaufnahme des Feldbaues seit dem Wiedereintritt +der friedlichen Verhältnisse, das Wiederaufblühen des Karawanenhandels +nach erfolgter Sicherung der Straßen und jede nur mögliche Maßnahme +zur Förderung des Handels müssen eine allmähliche Abnahme der unserer +neuen Kolonie gebrachten Opfer bringen, müssen, wenn wir nachhaltig +weiter arbeiten an dem Schaffen neuer wertvoller Exportprodukte durch +Plantagenbau, auch mit der Zeit für unsere Opfer Zinsen tragen. Jeder +Europäer, der während des Aufstandes unsere Küste gesehen hat und sie +jetzt nach nur zweijähriger Arbeit wiedersieht, muß die Überzeugung +gewinnen, daß diese Schlüsse nicht optimistisch sind, sondern das +Resultat sachlicher Beobachtung. + + + + + 14. Kapitel. + + Das Deutsch-englische Abkommen. + + +Schon vor der Ankunft Wißmanns in Deutschland, nach Einnahme des +südlichen Teils unserer deutsch-ostafrikanischen Küste, waren die +Verhandlungen zwischen der deutschen und englischen Regierung über +die Verteilung Afrikas in ein Stadium getreten, in welchem über +alle wichtigen Punkte Einverständnis erzielt werden war. Am 17. +Juni veröffentlichte der Reichs-Anzeiger in einer Extra-Ausgabe die +Grundzüge des deutsch-englischen Abkommens, auf welche in allernächster +Zeit der formelle Abschluß des Vertrages fußen sollte. Wißmann stand +bei seiner unmittelbar darauf erfolgten Ankunft in Deutschland vor +einem fait accompli, denn schon Anfangs Juli war die Publikation des +nun abgeschlossenen Vertrages erfolgt. + +Es seien an dieser Stelle die auf Ost-Afrika insbesondere oder mit +bezüglichen Paragraphen des Abkommens im Wortlaut angeführt: + +Artikel I. In Ostafrika wird das Gebiet, welches Deutschland zur +Geltendmachung seines Einflusses vorbehalten wird, begrenzt: + +1. Im Norden durch eine Linie, welche an der Küste vom Nordufer der +Mündung des Umba-Flusses ihren Ausgang nimmt und darauf in gerader +Richtung zum Jipe-See läuft. An dem Ostufer des Sees entlang und um +das Nordufer desselben herumführend, überschreitet die Linie darauf +den Fluß Lumi, um die Landschaften Taveta und Dschagga in der Mitte +zu durchschneiden und dann entlang an dem nördlichen Abhang der +Bergkette des Kilimandscharo in gerader Linie weiter geführt zu +werden, bis zu demjenigen Punkte am Ostufer des Viktoria-Nyanza-Sees, +welcher von dem ersten Grad südlicher Breite getroffen wird. Von hier +den See auf dem genannten Breitegrade überschreitend, folgt sie dem +letzteren bis zur Grenze des Kongostaates, wo sie ihr Ende findet. +Es ist indessen Einverständnis darüber vorhanden, daß die deutsche +Interessensphäre auf der Westseite des genannten Sees nicht den +Mfumbiroberg umfaßt. Falls sich ergeben sollte, daß dieser Berg südlich +des genannten Breitengrades liegt, so soll die Grenzlinie in der Weise +gezogen werden, daß sie den Berg von der deutschen Interessensphäre +ausschließt, gleichwohl aber zu dem vorher bezeichneten Endpunkte +zurückkehrt. + +2. Im Süden durch eine Linie, welche, an der Küste von der Nordgrenze +der Provinz Mozambique ausgehend, dem Laufe des Flusses Rovuma bis zu +dem Punkte folgt, wo der Msinje-Fluß in den Rovuma mündet, und von +dort nach Westen weiter auf den Breitenparallelen, bis zu dem Ufer des +Nyassa-Sees läuft. Dann sich nordwärts wendend, setzt sie sich längs +den Ost-, Nord- und Westufern des Sees bis zum nördlichen Ufer der +Mündung des Songwe-Flusses fort. Sie geht darauf diesen Fluß bis zu +seinem Schnittpunkte mit dem 33. Grad östlicher Länge hinauf und folgt +ihm weiter bis zu demjenigen Punkte, wo er der Grenze des in dem ersten +Artikel der Berliner Konferenz betriebenen geographischen Kongobeckens, +wie dieselbe auf der dem 9. Protokoll der Konferenz beigefügten Karte +bezeichnet ist, am nächsten kommt. Von hier geht sie gerader Linie +auf die vorher gedachte Grenze zu und führt an derselben entlang bis +zu deren Schnittpunkt mit dem 32. Grad östlicher Länge, sie wendet +sich dann in gerader Richtung zu dem Vereinigungspunkte des Nord- und +Südarmes des Kilambo-Flusses, welchem sie dann bis zu seiner Mündung +in den Tanganjikasee folgt. Der Lauf der vorgedachten Grenze ist im +allgemeinen nach Maßgabe einer Karte des Nyassa-Tanganjika-Plateaus +angegeben, welche im Jahre 1889 amtlich für die britische Regierung +angefertigt wurde. + +3. Im Westen durch eine Linie, welche von der Mündung des Flusses +Kilambo bis zum 1. Grad südlicher Breite mit der Grenze des +Kongostaates zusammenfällt. + +Das Großbritannien zur Geltendmachung seines Einflusses vorbehaltene +Gebiet wird begrenzt: + +1. Im Süden durch die vorher erwähnte Linie von der Mündung des +Umbeflusses zu dem Punkte des Kongofreistaates, welcher von dem 1. Grad +südlicher Breite getroffen wird. Der Berg Mfumbiro ist in dieses Gebiet +eingeschlossen. + +2. Im Norden durch eine Linie, welche an der Küste am Nordufer des +Jubaflusses beginnt, dem genannten Ufer des Flusses entlang läuft und +mit der Grenze desjenigen Gebietes zusammenfällt, welches dem Einflusse +Italiens im Gallalande und in Abessinien bis zu den Grenzen Egyptens +vorbehalten ist. + +3. Im Westen durch den Kongofreistaat und durch die westliche +Wasserscheide des oberen Nilbeckens. + +Artikel II. Um die in dem vorstehenden Artikel bezeichnete Abgrenzung +zur Ausführung zu bringen, zieht Deutschland seine Schutzherrschaft +über Witu zu Gunsten von Großbritannien zurück. + +Großbritannien verpflichtet sich, die Souveränität des Sultans von +Witu über das Gebiet anzuerkennen, welches sich von Kipini bis zu +dem im Jahre 1887 als Grenze festgesetzten Punkt gegenüber der +Insel von Kweihu erstreckt. Deutschland verzichtet ferner auf seine +Schutzherrschaft über die an Witu grenzende Küste bis nach Kismaju und +auf seine Ansprüche auf Gebiete des Festlandes nördlich vom Tanaflusse +und auf die Inseln Patta und Manda. + +Artikel VII. Jede der beiden Mächte übernimmt die Verpflichtung, +sich jeglicher Einmischung in diejenige Interessensphäre +zu enthalten, welche der andern durch Artikel I bis IV des +gegenwärtigen Übereinkommens zuerkannt ist. Keine Macht wird in der +Interessensphäre der andern Erwerbungen machen, Verträge abschließen, +Souveränitätsrechte oder Protektorate übernehmen oder die Ausdehnung +des Einflusses der andern hindern. Es besteht Einverständnis darüber, +daß Gesellschaften oder Privatpersonen, welche der einen Macht +angehören, die Ausübung von Souveränitätsrechten innerhalb der +Interessensphäre der andern Macht, außer mit Zustimmung der letzteren, +nicht zu gestatten ist. + +Artikel VIII. Die beiden Mächte verpflichten sich, in allen denjenigen +Teilen ihrer Gebiete innerhalb der in der Akte der Berliner Konferenz +von 1885 bezeichneten Freihandels-Zone, auf welche die fünf ersten +Artikel der genannten Akte am Tage des gegenwärtigen Abkommens +anwendbar sind, die Bestimmungen dieser Artikel in Anwendung zu +bringen. Hiernach genießt der Handel vollständige Freiheit; die +Schiffahrt auf den Seen, Flüssen und Kanälen und den daran gelegenen +Häfen ist frei für beide Flaggen; keine ungleiche Behandlung mit +Bezug auf den Transport oder Küstenhandel ist gestattet; Waaren jeder +Herkunft sollen keine andern Abgaben zu entrichten haben, als solche, +welche unter Ausschluß ungleicher Behandlung, für die zum Nutzen des +Handels gemachten Ausgaben erhoben werden mögen; Durchgangszölle dürfen +nicht erhoben und keine Monopole oder Handelsbegünstigungen gewährt +werden. Den Angehörigen beider Mächte ist die freie Niederlassung in +den beiderseitigen Gebieten, soweit dieselben in der Freihandels-Zone +gelegen sind, gestattet. + +Insbesondere herrscht Einverständnis darüber, daß in Gemäßheit dieser +Bestimmungen von jedem Hemmnis und jedem Durchgangszoll frei sein soll +der beiderseitige Güterverkehr zwischen dem Nyassa- und Tanganjikasee, +zwischen dem Nyassa-See und dem Kongostaat, auf dem Tanganjikasee und +zwischen diesem See und der nördlichen Grenze der beiden Sphären. + +Artikel IX. Handels- und Bergwerkskonzessionen, sowie Rechte an Grund +und Boden, welche Gesellschaften oder Privatpersonen der einen Macht +innerhalb der Interessensphäre der andern Macht erworben haben, sollen +von der letzteren anerkannt werden, sofern die Gültigkeit derselben +genügend dargethan ist. Es herrscht Einverständnis darüber, daß die +Konzessionen in Gemäßheit der an Ort und Stelle gültigen Gesetze und +Verordnungen ausgeübt werden müssen. + +Artikel X. In allen Gebieten Afrikas, welche einer der beiden Mächte +gehören, oder unter ihrem Einfluß stehen, sollen Missionare beider +Länder vollen Schutz genießen; religiöse Duldung und Freiheit für +alle Formen des Gottesdienstes und für geistlichen Unterricht werden +zugesichert. + +Artikel XI. Großbritannien wird seinen ganzen Einfluß aufbieten, um ein +freundschaftliches Übereinkommen zu erleichtern, wodurch der Sultan +von Sansibar seine auf dem Festland gelegenen und in den vorhandenen +Konzessionen der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft erwähnten +Besitzungen nebst Dependenzen, sowie die Insel Mafia an Deutschland +ohne Vorbehalt abtritt. Es herrscht Einverständnis darüber, daß Se. +Hoheit gleichzeitig für den aus dieser Abtretung entstehenden Verlust +an Einnahmen eine billige Entschädigung erhalten soll. + +Deutschland verpflichtet sich, die Schutzherrschaft Großbritanniens +anzuerkennen über die verbleibenden Besitzungen des Sultans von +Sansibar mit Einschluß der Inseln Sansibar und Pemba, sowie über +die Besitzungen des Sultans von Witu und das benachbarte Gebiet bis +Kismaju, von wo die deutsche Schutzherrschaft zurückgezogen wird. +Es herrscht Einverständnis darüber, daß Ihrer Majestät Regierung, +falls die Abtretung der deutschen Küste nicht vor der Übernahme der +Schutzherrschaft über Sansibar durch Großbritannien stattgefunden hat, +bei der Übernahme jener Schutzherrschaft die Verpflichtung übernehmen +wird, allen ihren Einfluß aufzuwenden, um den Sultan zu veranlassen, +jene Abtretung gegen Gewährung einer billigen Entschädigung so bald als +möglich vorzunehmen.« + +In den kolonialfreundlichen Kreisen Deutschlands erregte das Abkommen +die lebhafteste Verstimmung und -- zunächst wenigstens -- einen +außerordentlich starken Pessimismus. Die härtesten Kritiken in den +angesehensten Blättern zerpflückten die einzelnen Bestimmungen des +Vertrages, und selbst die prinzipiellen Gegner der Kolonialpolitik +fanden die von Deutschland gemachten Konzessionen mindestens sehr +großmüthig. Man sah sich aber schließlich genötigt, mit dem Abkommen +als einer Thatsache zu rechnen und mußte sich nunmehr auf den Boden +der durch das Abkommen gegebenen Daten stellen, auf dem geschaffenen +Fundament in der Kolonisierung Ost-Afrikas fortfahren oder eigentlich +in vielen Rücksichten neu anfangen. + +Überall in Ost-Afrika selbst, wohin der Vertragsabschluß ja sofort +durch den Draht übermittelt wurde, wurden naturgemäß nur mißbilligende +Stimmen laut. + +In Lindi, der Station, welcher ich damals vorstand, kam die Nachricht +durch einen zufällig anlaufenden Dampfer gerade an meinem Geburtstage +an und sicherlich wird mir die trübe Stimmung in dauernder Erinnerung +bleiben, in welche alle Offiziere und Beamten der Station Lindi +versetzt wurden. + +In den Tropen, wo man leichter erregbar ist, als hier, schien uns das +Abkommen eigentlich zunächst gleichbedeutend mit einem Aufgeben unseres +Kolonialbesitzes überhaupt. Man hoffte zwar, daß wenigstens außer der +Erwerbung Helgolands noch große politische Vorteile in Europa errungen +worden seien, hinter welchen ja dann die erst begründeten Interessen +in den Kolonien hätten zurückstehen müssen; aber in jedem Falle sahen +wir uns vor die betrübende Notwendigkeit versetzt, mit den Daten des +Vertrages rechnen und auf diese gestützt weiter arbeiten zu müssen. + +Gleich uns empfand auch der einsichtsvollere Teil der Bevölkerung, +besonders die Inder und Araber, die neue Nachricht als eine uns +gewordene Niederlage. Selbstverständlich wurde bei dem intelligenteren +Teil der Küstenbewohner der Vertrag genau zur selben Zeit wie +bei uns bekannt; dieselben, welche damals auch in dem eben erst +wiedergewonnenen Süden Sympathien für uns an den Tag legten und +namentlich damals weit mehr für uns als für die Engländer eingenommen +waren, vermieden sorgfältig, uns von der ihnen bekannt gewordenen +Nachricht etwas merken zu lassen, gewissermaßen aus Zartgefühl und +Rücksichtnahme auf uns. + +Durch die vom Verfasser unter der Hand durch seinen farbigen +Polizei-Hauptmann eingezogenen Erkundigungen aber erfuhr er, daß das +Abkommen dort ebenfalls das lebhafteste Staunen hervorgerufen hatte. + +Gehen wir nun die einzelnen Bestimmungen des Vertrages durch, so +sehen wir, daß wir eigentlich, -- wenigstens in Ostafrika, -- +nirgends gewonnen, sondern überall verloren haben. Die Küste war +durch deutsches Geld und mit deutschem Blut zurückerobert worden, +und weder wir, die wir in Ostafrika selbst thätig gewesen sind und +redlich mitgeholfen haben, noch die Eingeborenen aller Art haben je +unsere Wiedereroberung der Küste für etwas anderes angesehen, als +eine dauernde Besitzergreifung, da wir ja, an der Küste besonders, +überall die absoluten Herren waren und genügende Schritte zu dauernder +Niederlassung geschehen waren. Auch die Erwerbung Sansibars war als +etwas natürliches von den Eingeborenen und Arabern erwartet worden. + +Wie an der Küste durch seine Waffenerfolge, so hatte hier ganz +besonders der Reichskommissar persönlich durch sein kluges politisches +Verhalten und die naturgemäße Rückwirkung von der Küste auf Sansibar, +eine ganz bedeutende Besserung in dem Verhältnis zum Sultan und den +Arabern herbeigeführt. Der ursprünglich gegen uns gehegte Haß des +Sultans hatte sich in ein gutes freundliches Verhältnis verwandelt. +Als die Verstärkung der Schutztruppe im April 1890 mit dem egyptischen +Dampfer »Schibin« in Sansibar ankam, wurde bereits von den Arabern +daselbst, man sagt sogar von den Engländern, welche jedenfalls in +der Nacht, als der Dampfer in der Rhede lag, die Stadt und die Rhede +fortwährend mit den Scheinwerfern ihrer Kriegsschiffe beleuchteten, +eine Landung und die Annexion Sansibars durch Handstreich für möglich +gehalten. Bis weit ins Innere herein reichte unser Einfluß. Die +thatsächliche Macht war an einzelnen Stellen durch Stationen und durch +zahlreiche starke Expeditionen zum Ausdruck gebracht worden. Hierzu +kam, daß man nach dem Vertrage des Jahres 1886, obgleich in diesem +die Interessensphäre nur im Norden und Süden begrenzt worden war, +doch annehmen mußte, daß jedenfalls unser Hinterland bis an die Seen +beziehungsweise die Grenze des Kongostaates voll und ganz gesichert +war. + +Das Vorgehen unserer Reichsregierung in der letzten Zeit der +Thätigkeit des Fürsten-Reichskanzlers nördlich des Gebietes der +Englisch-Ostafrikanischen Gesellschaft hatte die lebhafteste +Befriedigung der kolonialen Kreise zur Folge, da diese hierin mit Recht +eine Hoffnung auf energisches Vorgehen im Witu-Land und im Hinterlande +desselben begründet sahen. Kaum zwei Monate vor dem Bekanntwerden des +englischen Vertrages war unter dem General-Konsul Michahelles, wie +bereits an anderer Stelle dieses Buches erwähnt ist, eine Gesandtschaft +an den Sultan von Witu mit kaiserlichen Geschenken gesandt worden, +welche diesem die Meinung beibringen mußte, daß nun die deutsche +Regierung die Bedeutung ihres Schützlings und seines Landes würdige und +denselben dem Sultan von Sansibar gegenüber zu halten entschlossen sei. + +Acht Monate vor dem Vertrage war durch ein deutsches Kriegsschiff die +deutsche Flagge in Kismaju gehißt und dann die Küste zwischen Witu +und Kismaju unter deutschen Schutz gestellt worden. Verfasser selbst +ist ein Jahr im Witu-Land thätig gewesen und hat während dieser Zeit +Land und Leute, vor allen Dingen den alten, damals noch regierenden +Sultan Achmed und den Sultan der in Rede stehenden Zeit, den damaligen +Thronfolger Fumo Bakari, ebenso das Hinterland und die umliegenden +Völkerschaften von Witu kennen gelernt. Er hat sich auf Grund seiner +damals erworbenen Kenntnis in Schrift und Wort darüber ausgesprochen, +einen wie großen Wert sowohl durch seine geographische Lage, wie +besonders durch die teils faktische, teils moralische Macht des Sultans +von Witu im ganzen Hinterlande, -- speziell bei den Bararetta- und +Borani-Galla, den Waboni, Wapokomo und sogar einem Teil der Somalis, +-- das Witu-Land gewissermaßen als Schlüsselpunkt für jene wertvollen, +hochgelegenen und gesunden Länder habe. + +Hierzu trat die Thätigkeit der deutschen Witu-Gesellschaft und die +einer Reihe von Privatleuten, welche daselbst deutsche Interessen +geschaffen und teilweise bereits Erfolge aufzuweisen hatten. Dazu kam +ferner insbesondere die große Vorliebe der Sultane von Witu, welche +sie seit Brenners Reisen immer für Deutschland gehegt hatten. Sie war +begründet in der alten Feindschaft, welche zwischen dem Sansibar-Sultan +und den Witu-Herrschern bestand, da ja bekanntlich England lebhaft +die Sansibar-Sultane protegierte. Der letztere Umstand und das +Bewußtsein, daß vom Anfang der kolonialen Thätigkeit Deutschlands an +sich eine Rivalität zwischen diesem und England geltend machte, war +für die Wituleute zu unsern Gunsten maßgebend. Verfasser selbst kann +das Verhalten des alten Sultans Achmed, sowie von Fumo Bakari und der +Witu-Leute überhaupt zu jener Zeit, als die Witugesellschaft ohne jede +Machtmittel lediglich in friedlicher Weise in jenem Lande thätig war, +gar nicht genug loben, da alles, was wir damals im Lande unternahmen, +alle kleineren Reisen ins Hinterland, nur mit Hülfe des Sultans möglich +waren. Gerade wir besaßen im Witu-Lande und in der Witu-Bevölkerung +Faktoren, die uns die weitere Kolonisierung daselbst in einem Maße, wie +das sonst nirgend wo der Fall war, erleichterten. + +Wenn auch als Tauschobjekt gegen Helgoland und in der Erwägung, daß +die großen für eine Erschließung der Hinterländer nötigen Geldmittel +bei uns nicht zur Verfügung standen, ein Aufgeben des Protektorats +über Witu erklärlich erschien, so hätten wir doch gewünscht, daß es in +einer für den Witusultan weniger verletzenden Form geschehen wäre. Er +befand sich notorisch in dem Glauben, nunmehr am deutschen Reich einen +starken Rückhalt zu haben; er erfuhr das Abkommen zunächst überhaupt +nur auf privatem Wege zufällig und wurde hierdurch natürlich sehr gegen +uns erbittert. Jedenfalls ist diese Erbitterung des Sultans und seiner +Leute nicht ohne Zusammenhang mit der Ermordung der Deutschen, welche +zu dieser Zeit unter Führung Künzels zur Anlegung einer Dampfsägemühle +in Witu eintrafen, wenn auch das Betragen Künzels zur Katastrophe +mitgewirkt hat. + +In Uganda ferner hatte +Dr.+ Peters auf der Rückkehr von seinem +energisch durchgeführten Zuge einen Vertrag mit Muanga abgeschlossen. +Er hatte daselbst ebenfalls eine für uns im Gegensatz zu den Engländern +äußerst günstige Stimmung vorgefunden, die wir nicht zum wenigsten dem +Einfluß der katholischen Missionen zu verdanken hatten. Der Vertrag +des +Dr.+ Peters im Verein mit der Vorliebe des Herrschers und +der Bevölkerung für uns stellten Interessen dar, wie sie die Engländer +dort jedenfalls nicht aufzuweisen hatten, da sich die Waganda durchaus +ablehnend, ja sogar feindselig gegen sie verhielten. + +In gleicher Weise durfte das gesamte westlich des Nyassa gelegene +Hinterland unserer Küste schon wegen der geographischen Lage als zu +unserm Interessengebiet gehörig beansprucht werden, zumal die Engländer +daselbst Verträge nicht zu verzeichnen hatten. + +Von unserer Küste oder Interessensphäre haben wir durch den mit England +geschlossenen Vertrag, abgesehen von dem unantastbaren Besitz der +ostafrikanischen Gesellschaft, den zehn Meilen langen Küstenstreifen, +den bis dahin die ostafrikanische Gesellschaft vom Sultan in Pacht +gehabt hatte, bedingt bekommen. Auch letzteren hatten wir, als der +Sultan seine im Vertrage eingegangenen Verpflichtungen nicht hatte +erfüllen können, erst gänzlich verloren, ihn dann aber wie erwähnt, +wieder erobern müssen. Für den dauernden Erwerb dieses Küstenstreifens +stellte England uns seine diplomatische Unterstützung beim Sultan von +Sansibar in Aussicht, wir sollten den letzteren aber außerdem noch +bezahlen. Die Entschädigungssumme, wie schon erwähnt, vier Millionen +Mark, mußte spätestens im Dezember des Vertragsjahres in London gezahlt +werden. Interessant dürfte dabei die Thatsache sein, daß England oder +Engländer dem jetzigen Sultan Said Ali zur Zeit, als er noch Prinz +war und von seinen regierenden Brüdern schlecht behandelt wurde, ganz +erhebliche Vorschüsse gemacht hatten!! + +Wir hingegen erkannten ein englisches Protektorat über Sansibar an, +lieferten den Engländern hierdurch unbedingt die ganze Herrschaft +des Sultans bis auf unsere Interessensphäre aus. Die Insel Mafia, +welche ursprünglich ebenfalls den Engländern zuerkannt werden +sollte, obgleich sie für diese nur den Wert hatte, uns von ihr aus +an dem gegenüberliegenden Teile unserer Küste chikanieren zu können, +beziehungsweise etwaigen unsicheren Elementen im Hinterlande von Kilwa +eine Zuflucht daselbst zu gewähren, war das einzige, was Wißmann gegen +Preisgabe der Stevenson Road zwischen Nyassa und Tanganjikasee noch +zuletzt für uns hatte retten können; einen positiven Wert besitzt die +Insel Mafia für uns nicht. + +Wir gaben, ohne dem Sultan von Witu, mit dem das Schutzbündnis kurz +vorher erneuert war, ein Wort mitzuteilen und die Interessen derjenigen +Suaheli, die unter deutschem Schutz bleiben wollten, irgendwie +wahrzunehmen, dieses Land, dazu noch die vorher unter deutschem Schutz +gestellte Küste den Engländern preis, ohne die Interessen unsres +von altersher mit dem Sultan von Sansibar verfeindeten Schützlings +wahrzunehmen. + +Ferner hatten wir zu Gunsten Englands auf die Anlehnung an den +Kongostaat westlich vom Nyassa-See verzichtet. Westlich des +Viktoriasees überließen wir ihnen den Mfumbiro-Berg, einen vagen +Begriff, denn die Ausdehnung dieses Berges oder Gebirges kannte kein +Mensch; nur das eine war sicher, daß er südlich vom ersten Breitegrade +liegt, der ja eigentlich über den See hinüber die Grenze bilden sollte +und daß er unsere Landverbindung mit dem Kongostaat auch im Norden +bedeutend einengt. In gleicher Weise fiel Uganda, wo wir Interessen +hatten, den Engländern zu. + +Am bedeutsamsten und empfindlichsten aber von Allem berührte uns der +Verlust von Sansibar. Die Bedeutung Sansibars liegt darin, daß dort +alle politischen Fäden der weitesten Gebiete Ostafrikas, speziell ganz +Deutsch-Ostafrikas zusammenlaufen, und daß es das Handels-Centrum für +den überwiegenden Teil Ostafrikas bildet. Fast alle Geschäfte die +in unserer Interessensphäre sowohl an der Küste, wie im Hinterlande +gemacht werden, sind von indischen Handelshäusern, die teils ihre +Hauptvertretung, teils Filialen in Sansibar haben, abgeschlossen, also +von englischen Unterthanen. Von den Indern sind fast alle arabischen +Karawanen, die das Hinterland durchziehen, abhängig. Die wenigen +Karawanen, welche aus dem Innern kommen und selbständigen Handel +treiben, haben ihre Absatz- und Bezugsquellen allerdings an der Küste +selbst mit indischen Häusern, diese aber sind immer nur Filialen der +indischen Großhändler in Sansibar, sodaß also der gesamte Handel doch +endlich in Sansibar zusammenläuft. Auf den großen Reichtum Sansibars +durch den Betrieb der Gewürz- und Nelken-Plantagen auf der Insel selbst +und auf der Insel Pemba möge auch noch hingewiesen werden. In erster +Linie aber bleibt immer die Bedeutung Sansibars als politisches und +Handels-Centrum, welches uns jetzt durch die Abtretung des Sultanats +an England, -- wenn wir nicht gewissermaßen als Vasallen Englands auf +dem Festlande Kolonialpolitik treiben wollen, -- in die Notwendigkeit +versetzt, erheblich größere Opfer zu bringen. Nur dann können wir mit +der Zeit den Verlust von Sansibar ausgleichen. + +Hätten wir uns das Protektorat über Sansibar vorbehalten, so wäre +uns die Möglichkeit gegeben, unsere Macht an der Küste bedeutend +auszubauen. Wir hätten ein Centrum besessen, von dem aus wir bei +einiger Machtentfaltung an den Seen, also an unserer westlichen Seite, +leichter als jetzt die ganze Festlandskolonie hätten beherrschen +können; unsere Ausgaben hätten sich bedeutend verringert. + +Weshalb hat denn England so ungeheures Gewicht auf die Erwerbung +Sansibars gelegt? lediglich deshalb, weil es jetzt in der Lage ist, +unser gesamtes Gebiet handelspolitisch zu beeinflussen. Es wird +den Engländern nie einfallen, den Sultan abzusetzen oder selbst +regieren zu wollen, das letztere besorgt der Sultan unter Leitung des +englischen Generalkonsuls viel besser. Noch gehen die arabischen oder +indisch-arabischen Karawanen durch unser Gebiet. Große Anstrengungen +werden indes zweifelsohne von den Engländern und ihrem Vasallen, dem +Sultan, gemacht werden, unsern Handel nach Norden und Süden abzulenken +und ihn im Süden auf dem Wege Schire--Sambesi, im Norden über Taveta +nach Sansibar zu bringen. + +Von Sansibar aus könnten wir ferner Deutsch-Ostafrika moralisch +beeinflussen und uns an der Küste für den Anfang mit einfachen +Zollstationen und geringer Polizeimacht begnügen. + +Das Aufgeben Sansibars an England bedeutet für uns geradezu die +Notwendigkeit eines erheblich größeren jährlichen Mehraufwands; die +Ansicht vieler Kolonialgegner, daß durch die Preisgabe Sansibars +eine Ersparnis am jährlichen Kolonialetat erzielt wird, ist bei den +eigenartigen Verhältnissen Sansibars eine irrige. Es möge dies hier +ganz besonders hervorgehoben werden. + +Sansibar durch eine Bewachung der Küste, durch Ausnutzung der besseren +Häfen zu ersetzen, ist bislang eine Redensart geblieben. Selbst wenn +wir unsere ganze in Ostafrika jetzt befindliche Macht nur auf die +Bewachung der Küste verwenden wollten, würde diese Macht noch lange +nicht ausreichen, um Sansibar zu ersetzen. + +Die in Artikel VIII des Abkommens getroffenen Bestimmungen, besonders +die Gleichberechtigung der beiden Nationen in den wechselseitigen +Gebieten, kommt in Wirklichkeit nur den Engländern zu Gute. Bei den +geringeren Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, können wir an +Handelsunternehmungen im englischen Gebiet nicht denken, vor allem +aber haben wir keine Inder zu Unterthanen, welche wir als Groß- und +Kleinhändler an die englisch-ostafrikanische Küste setzen und durch die +wir uns dort des Handels bemächtigen könnten. Die Engländer dagegen, +welche uns schon im Norden, Süden und Südwesten in Wirklichkeit, im +Osten durch Sansibar politisch und kommerziell umklammern, sind bei +der Größe ihrer Mittel in der Lage, in unserer eigenen Kolonie an +deren Westgrenze einen für sie nicht aussichtslosen Wettstreit mit uns +aufzunehmen. + +Der Umstand, daß das Abkommen in den ersten Monaten nach dem +Reichskanzlerwechsel mit großer Hast zu Stande gebracht wurde, daß +man darauf verzichtete, in den Kolonien wirklich erfahrene Leute +zu befragen, die sich teilweise in Deutschland selbst befanden, +-- ich nenne z. B. Gravenreuth und Paul Reichard, -- teilweise +unterwegs nach Deutschland waren, wie besonders Wißmann selbst, +diese Thatsachen schienen darauf hinzudeuten, daß es sich um ganz +besondere Errungenschaften in der europäischen Politik handelte, +welche durch längeres Abwarten gefährdet werden könnten und die so +klar zu Tage liegend wären, daß die ostafrikanischen Interessen +dabei überhaupt nicht in Frage kämen. Daß dies indes nicht der Fall +gewesen ist, dürfte man wohl aus der Denkschrift über die Beweggründe +zum deutsch-englischen Abkommen schließen können, welche, nachdem +der Vertrag perfekt geworden war, ebenfalls im »Reichsanzeiger« +veröffentlicht wurde und den Vertrag dem großen Publikum erklären zu +wollen schien. + +Es geht aus der Denkschrift hervor, daß unsere Regierung bei Abschluß +des Vertrages lediglich von der Absicht geleitet worden ist, in allen +Punkten den Forderungen der Engländer nach Möglichkeit nachzugeben, +dieselben, welche sich auf die Thätigkeit der Missionare, auf +Entdeckungen englischer Forscher und auf Ausübung englischen Einflusses +in weitestem Maße stützten, möglichst zu erfüllen und ihre Wünsche als +berechtigte anzuerkennen. + +Wohl hätten auch wir erwarten dürfen, daß den berechtigten Wünschen +unserer kolonialfreundlich gesinnten Kreise, die doch immerhin für +deutsche Verhältnisse reiche Opfer an Hab und Gut gebracht hatten, und +den Hoffnungen, die sich an Opfer von Blut und Leben knüpften, mehr +Rechnung getragen wäre. + +Nur in einem Punkte, in der Aufgabe Ugandas, erscheint das Verhalten +unserer Regierung erklärt, indem ein an den Vertrag des Jahres +1886 sich anschließender Notenwechsel angezogen wird, in welchem +unsererseits schon damals Uganda als zur englischen Interessensphäre +gehörig anerkannt wurde. + +Wir haben absichtlich nur eine Kritik dessen, was wir in Ostafrika an +Ort und Stelle als Grundlage für unsere weitere Tätigkeit bekamen, +beziehungsweise dessen, was wir dort aufgegeben haben, vom Standpunkt +des Nichtpolitikers aus vorgenommen, ohne uns auf eine Beurteilung des +uns in Europa durch die Erwerbung Helgolands gebotenen Aequivalents +einzulassen. Die Ansicht aller Kenner und Freunde unserer Kolonien +indessen geht auch heute noch dahin, daß der zwar zweifellos ideelle, +aber sehr verschiedenartig beurteilte wirkliche Erfolg, den wir durch +jene Erwerbung errungen haben, das, was wir in Ostafrika aufgegeben +haben, keineswegs aufwiegt. + + + + + 15. Kapitel. + + Die wirtschaftlichen Unternehmungen vor, während + und nach dem Aufstande. + + Die Ostafrikanische Gesellschaft und ihre Umwandlung. -- Sie + wird eine Erwerbsgesellschaft. -- Wirtschaftliche Aufgaben der + Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft. -- Faktoreien. -- + Karawanserei. -- Handelsbetrieb. -- Einführung + Deutsch-Ostafrikanischer Münzen. -- Anlage von Plantagen. -- Die + Plantage Derema. -- Arbeiterverhältnisse. -- Die Frage der + Verkehrswege in Ost-Afrika. -- Usambara-Eisenbahn. -- Der + Schiffsverkehr zwischen Deutschland und Ostafrika. -- Die + Ostafrikanische Plantagengesellschaft und ihre Plantage Lewa. -- + Die Pflanzer-Gesellschaft. -- Emin-Plantage. -- Die Plantage des + Herrn von Saint-Paul-Illaire. -- Die Ostafrikanische Seehandlung. -- + Kaufmännische Unternehmungen in Ostafrika. -- Gravenreuths Projekt + der Zentralafrikanischen Seen-Gesellschaft. -- Die Magdeburger + Faktorei. -- Apotheke in Ostafrika. -- In der Anlage begriffene + Unternehmungen. -- Der Pulverhandel. -- Anregungen. + + +Es scheint geeignet, an dieser Stelle einen Blick auf die +wirtschaftlichen Unternehmungen zu werfen, welche in Deutsch-Ostafrika +vor und während des Aufstandes bestanden, und deren Weiterentwickelung +kurz zu beleuchten. + +Wirtschaftliche Unternehmungen bestanden vor Ausbruch des Aufstandes +in Deutsch-Ostafrika drei, nämlich die Deutsch-Ostafrikanische +Gesellschaft, die Ostafrikanische Plantagen-Gesellschaft und die +Pflanzer-Gesellschaft. Von diesen ist die Deutsch-Ostafrikanische +Gesellschaft die bei weitem wichtigste. Durch die früher erwähnten +Verträge mit dem Sultan und den vom Reich erteilten Schutzbrief war +der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft eine Stellung zugewiesen, +welche an die Charter der East-India-Company erinnert, und naturgemäß +waren die Aufgaben, welche sich der Gesellschaft zuerst darboten, mehr +administrativer als wirtschaftlicher Natur. + +Die Umgestaltung des Zollwesens, die alleinige Übernahme desselben +durch die Beamten der Gesellschaft nahm an sich so viel Kräfte +in Berlin sowohl wie in Sansibar in Anspruch, daß eigentliche +wirtschaftliche Unternehmungen vor der Hand wohl ins Auge gefaßt, +aber nicht angefangen wurden. Zur Zeit, als der Aufstand ausbrach, +besaß die Gesellschaft in Sansibar selbst vier Häuser, in welchen +die Centralverwaltung untergebracht war und welche gleichzeitig zu +Wohnzwecken für die Beamten dienten. Außerdem war ihr in unmittelbarer +Nähe des Sultanpalastes eine ausgedehnte Zollstätte überwiesen, an +welcher sämtliche vom Festlande kommenden Dhaus anlegen und löschen +mußten. + +Um die direkte Ausfuhr aus den Plätzen des Festlandes nach andern +Orten als Sansibar in der Hand zu behalten, waren eigene Zollstätten, +wie dies in einem früheren Kapitel bereits erwähnt ist, in Bagamoyo, +Daressalam, Lindi, Kilwa, Tanga und Pangani bereits eingerichtet +oder in der Anlage begriffen. Durch den Ausbruch des Aufstandes +wurde die Lage der Gesellschaft gänzlich verändert. Bis auf Bagamoyo +und Daressalam mußten alle Stationen aufgegeben werden, und auch in +Bagamoyo selbst war von einer Zollerhebung nicht die Rede. + +Mit der Errichtung des Reichskommissariats und der Ankunft Wißmanns +verschob sich die Stellung der Ostafrikanischen Gesellschaft +vollkommen. Von einer Ausübung der von ihr erworbenen Landes-Oberhoheit +im Innern konnte ebenso wenig mehr die Rede sein, wie von der +Entfaltung eines politischen Einflusses an der Küste. Das gesamte +Ostafrikanische Gebiet unterstand allein dem Reichskommissar, welcher +der Lage der Sache nach das Standrecht über das gesamte Gebiet +verhängte. Die Rechte der Gesellschaft nach dem Vertrage vom 28. April +1888 blieben unverändert fortbestehen, aber unterlagen der durch +militärische Rücksichten bedingten Einschränkung und zeitweiligen +Suspension, bei welcher mit dem Standrecht alle Zivilbefugnisse auf das +Militär übergingen. + +Eine Einmischung in die geschäftlichen Angelegenheiten der Gesellschaft +und namentlich in die Zollverwaltung sollte vermieden werden, dagegen +wurde Wißmann die Ausübung der dem Reichskanzler statutenmäßig +zustehenden Aufsicht über die Gesellschaft in Bezug auf ihre Thätigkeit +auf dem Festlande übertragen, so daß der Reichskommissar in der Lage +war, etwaige Verordnungen der Gesellschaft außer Kraft zu setzen. Es +beschränkte sich die Thätigkeit der Ostafrikanischen Gesellschaft +zu Anfang des Aufstandes lediglich auf die Zollerhebung in Sansibar +selbst. Sobald jedoch die Küstenplätze wieder in unserer Gewalt waren, +und sobald die Anlegung der befestigten Stationen eine Garantie für +Sicherung der Verhältnisse bot, wurden auch die Zollstationen daselbst +wieder errichtet, so in Bagamoyo selbst, ferner in Daressalam, in +Pangani und Tanga schon vor Ablauf des Jahres 1889. Wenn auch das +Kommissariat vorderhand als Provisorium angesehen werden mußte, so +sah die Gesellschaft doch ein, daß sie selbst nach den bis jetzt +gemachten Erfahrungen niemals in der Lage sein würde, selbständig ihr +Gebiet zu beherrschen, daß sie vielmehr hierfür der Anlehnung an das +Reich bedürfe. Die Fortdauer des Kommissariats war nach den Leistungen +Wißmanns der einhellige Wunsch der Ostafrikanischen Gesellschaft, wie +aller Kolonialfreunde Deutschlands. + +So ist in der That der ostafrikanische Aufstand die Ursache gewesen, +daß das Reich thatkräftig und selbständig in die Kolonialpolitik +eintrat. Die Aufrechterhaltung des Kommissariats, an welcher niemand +zweifelte, veränderte für die Ostafrikanische Gesellschaft ihre +gesamte Lage. Auch nach Fortfall des Standrechtes mußten mannigfache +Befugnisse der Zivilverwaltung, welche eigentlich der Ostafrikanischen +Gesellschaft zugefallen wären, in der Hand des Reichskommissars +verbleiben. So kam es, daß der staatsrechtliche Charakter der +Gesellschaft immer mehr hinter den rein wirtschaftlichen zurücktrat. + +Blieb auch die Zollverwaltung vorläufig der Gesellschaft, so +wurden doch Kapitalien und Kräfte in weitem Umfange frei für die +eigentliche Kultur-Arbeit, die Förderung der Produktion und die +eigene Plantagenthätigkeit, sowie für die Erschließung des Landes und +die Entfaltung einer Handelsthätigkeit im großen Maßstabe. Kam es +doch darauf an, an dem nicht unbedeutenden Ein- und Ausfuhr-Handel +Ostafrikas, welcher bis jetzt ausschließlich in indisch-arabischen +Händen lag, selbständigen, möglichst weiten Anteil zu bekommen. + +Das Verdienst, nach der letzteren Richtung hin ungemein fördernd +und anregend gewirkt zu haben, gebührt in erster Linie dem Direktor +der Ostafrikanischen Gesellschaft, Konsul Vohsen. Derselbe begab +sich Ende des Jahres 1889 selbst nach Ostafrika, einmal um durch +den Augenschein ein klares Bild der Verwaltung zu gewinnen, und +ferner, um die Vertragsverhältnisse mit dem Sultan neu zu regeln. Die +letztere Thätigkeit zielte vor allem darauf ab, die Durchschnittssumme +festzustellen, welche von der Gesellschaft aus dem Ertrage der +Ausfuhrzölle an den Sultan zu zahlen sei, und verschaffte andrerseits +der Gesellschaft verschiedene wichtige Vorteile. + +Das Abkommen kam zu stande am 13. Januar 1890. Die für die +wirtschaftlichen Unternehmungen maßgebenden Gesichtspunkte der +Gesellschaft sollten in erster Linie sein: die Hebung der allgemeinen +Landeskultur, die ausgedehnte Erschließung der natürlichen Hilfsquellen +des Landes und dadurch eine Mehrung seiner Produktion, ferner die +Einführung von Neukulturen, insbesondere Tabak, Baumwolle, Kaffee, +Indigo etc. Unterstützt werden sollten diese wirtschaftlichen +Unternehmungen durch Anlegung von Faktoreien, teils in Verbindung +mit Zollstationen, teils ohne dieselben, ferner durch die Entsendung +von Agenten, um einen Verkehr der Eingeborenen mit den Faktoreien +herbeizuführen, endlich durch die Schaffung von Verkehrswegen, +insbesondere durch den Bau einer Eisenbahn durch Usambara, welche +später bis zum Kilimandscharo verlängert werden sollte. Die +Faktoreien wurden sofort in Angriff genommen, zuerst in Pangani, +dann in Bagamoyo, Tanga und Daressalam; für die letztgenannten 3 +Faktoreien wurden fertige Häuser aus Europa mittelst Segelschiffs +hinbefördert. Die wesentlichste Aufgabe fiel auch hier wieder bei dem +dortigen ungeheuren Karawanenverkehr der Faktorei in Bagamoyo zu. +Um an dieser Stelle möglichst selbständig in den Handel eingreifen +zu können und gleichzeitig die aus dem Innern kommenden Träger vor +der bisher üblichen, mitunter haarsträubenden Ausbeutung durch die +kleinen indischen Kaufleute zu schützen, ging die Ostafrikanische +Gesellschaft in Bagamoyo mit dem Bau einer großen Karawanserei vor. +Diese Karawanserei sollte der Centralpunkt werden, an welchem alle +ankommenden Karawanen ihre Lasten anhäufen, und von dem umgekehrt die +nach dem Innern ziehenden Karawanen ausgehen sollten. + +Zu letzterem Zweck mußte die Karawanserei also Waarenlager enthalten, +aus denen die Karawanen sich mit den im Innern gangbaren Werten, wie +Baumwollstoffen, Drähten, Perlen u. s. w., versehen konnten; endlich +sollten die Träger hier für eine ungemein geringe Entschädigung +geschützte Wohnräume für die Dauer ihres Aufenthalts erhalten. + +Früher waren die Besitzenden unter den Eingeborenen, insbesondere die +sogenannten Ndewas der Waniamuesi, bei den Indern untergebracht und +hier vielen Betrügereien derselben ausgesetzt; ihnen hierin zu helfen +und sie von der Abhängigkeit vom Inder zu befreien, war der Hauptzweck +bei Anlage der Karawanserei, der auch erreicht ist. Der Inder muß sich +jetzt in der Regel dorthin bemühen. Um die und in der Karawanserei +herrscht jetzt ein Leben wie an einer Börse. + +Bereits im Anfang des Jahres 1890, noch bevor die Faktoreien und die +Karawanserei wirklich vorhanden waren, erhielten die Beamten der +Gesellschaft, so weit sie nicht lediglich den Zolldienst zu versehen +hatten, den Auftrag, von den zur Küste kommenden Karawanentransporten +alles aufzukaufen, dessen sie habhaft werden könnten. Es ist dies +bislang allerdings nicht viel gewesen. Die Waren, welche von den +Karawanen mitgeführt wurden, gehörten den indischen Kaufleuten, schon +ehe die Karawane im Innern aufgebrochen war. Die führenden Araber waren +entweder durch die Inder ausgerüstet, oder denselben von alters her +verschuldet, so daß alles, was sie aus dem Innern mitbrachten, dem +Konto ihrer indischen Gläubiger zu Gute kam. + +Erst allmählich wird es sich ermöglichen lassen, in diese überaus +schwierigen Handelsverhältnisse einzudringen und deutscherseits an +dem bestehenden Handel Anteil zu nehmen. Man kann neue Handelswege +eröffnen, wir können unsererseits Karawanen ausrüsten und den direkten +Verkehr mit dem Innern beleben, aber es sind dies Fragen, welche +vorläufig in der Zukunft liegen. Jedenfalls bleibt immer festzuhalten, +daß die hauptsächlichen Träger des Handelsverkehrs die Araber sind, daß +diese aber ihrerseits, wenigstens zum großen Teil, nur als Dienstleute +der indischen Großkaufleute betrachtet werden können. + +Gleichzeitig mit der Anlage der Faktoreien wurde von der Gesellschaft +einem andern Plane näher getreten, welcher mit dem eigentlichen +Handelsverkehr in engster Beziehung stand und am meisten geeignet +erschien, das deutsche Element in den Handelsverkehr hineinzubringen. +Es war dies die Schaffung eines eigenen deutschen Münzsystems. Nach +dem Vertrage mit dem Sultan stand der Gesellschaft das Recht der +Notenausgabe im gesamten Gebiet des Sultans zu. In denjenigen Teilen +des Landes, welche der Gesellschaft direkt unterstanden, mußte +selbstverständlich das Recht der Geldprägung ein unumschränktes sein, +sobald die deutsche Regierung sich damit einverstanden erklärte. +Als Faktor zur Ausdehnung des deutschen Einflusses erschien diese +Geldprägung dringend geboten, zumal unser Hauptmitbewerber, nämlich die +englisch-ostafrikanische Gesellschaft, nach dieser Richtung hin bereits +im Januar 1890 vorgegangen war. + +Um der Münze einen leichteren Eingang zu verschaffen, wurde von dem +Maria Theresia-Thaler, welcher allerdings bei den Arabern und Indern +noch kursierte und einen Zahlwert darstellte, nach welchem aber nur +noch selten gerechnet wurde, abgesehen und dafür die überall in +Sansibar und an der Küste gangbare indische Münze eingeführt: die +Rupie, eine Silbermünze in der Größe eines 2-Markstücks, ferner 1/2 +und 1/4 Rupie in Silber, endlich für den Kleinhandel als Scheidemünze +der Pesa (64 Pesas = 1 Rupie). Die in Indien sonst noch geltende +Kupfermünze Anna (16 = 1 Rupie) hat in Ostafrika keinen Eingang +gefunden. Man hat verschiedentlich den Gedanken angeregt, an Stelle +dieser indischen Münze lieber die Reichswährung in unserm Schutzgebiet +einzuführen, zumal die Silberwährung der Rupie zu außerordentlichen +Schwankungen (bis zu 30 %) Anlaß giebt. Es ist dies jedoch, vor +der Hand wenigstens, undurchführbar. Wie oben bemerkt, liegt der +Schwerpunkt des Handels gegenwärtig immer noch in den Händen der Inder, +und es würde die Einführung einer ganz neuen, ihnen unbekannten Münze +um so schwerer sein, als sie sogar den Maria-Theresia-Thaler fast +gänzlich verdrängt haben. + +Aus der Münzenprägung ergeben sich selbstverständlich für die +Gesellschaft wesentliche pekuniäre Vorteile, -- Vorteile, welche bisher +allein von den indischen Münzstätten oder aber vom Sultan, welcher in +Indien prägen ließ, gezogen wurden. + +Die weitere Absicht der deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft, durch +die Beförderung der Landeskultur und durch Anlegung eigener Plantagen +auf die Rentabilität des Landes zu wirken, befindet sich auch heute +noch in den ersten Anfängen. Die Produktion der Eingeborenen hat eine +wesentliche Steigerung nach keiner Richtung hin erfahren. Das Vorbild +europäischer Arbeit ist dazu bis jetzt viel zu gering, die Erziehung +des Negers zu selbständiger Arbeit viel zu wenig vorgeschritten. Die +eigene Produktion seitens der Gesellschaft in Plantagenthätigkeit +hat, und das soll ja unumwunden anerkannt werden, mit sehr großen +Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt. Nichtsdestoweniger kann die +Gesellschaft von dem Vorwurf nicht freigesprochen werden, daß sie +gegenüber den großen Mitteln, welche ihr zu Gebote standen, viel zu +vorsichtig vorgegangen ist. + +Zum Beweise muß an dieser Stelle dem Gange der Ereignisse vorgegriffen +werden. Nach dem Zustandekommen des deutsch-englischen Abkommens vom +November 1890 standen der Gesellschaft, abgesehen von ihren früheren +Mitteln, etwa 5-1/2 Million Mark zur Verfügung. Sie war außerdem aller +Verwaltungspflichten entbunden; sie hatte lediglich die Aufgabe, sich +wirtschaftlicher Thätigkeit zu widmen. Es ist aber thatsächlich ein +wesentlicher Fortschritt gegen die Zeit vor dem deutsch-englischen +Abkommen auch heute noch nicht zu bemerken. Kaum daß die bereits +Anfang 1890 bestehenden Pläne teilweise zur Ausführung gekommen +sind. Diese Pläne zielten darauf ab, einmal eine bereits früher in +Angriff genommene und während des Aufstandes wieder aufgegebene +Baumwollplantage bei Kikogwe in der Nähe von Pangani in erweitertem +Umfang wieder in Betrieb zu setzen und ferner eine Art Versuchsplantage +in großem Umfange in Usambara anzulegen. Auf der letzteren sollten +Versuche mit dem Anbau von Kaffee, Baumwolle, Thee, Vanille und Indigo +gemacht werden. + +Für die Anlage und den Betrieb dieser Plantage war +Dr.+ Hindorf +ausersehen, welcher nach vollendeter wissenschaftlicher Ausbildung +2 Jahre lang für die Neu-Guinea-Gesellschaft in ihrer Kolonie +praktisch thätig gewesen war. Bei aller Tüchtigkeit Hindorfs hatte +die Gesellschaft jedoch nicht genügend berücksichtigt, daß seine im +Tropendienst angegriffene Gesundheit der Aufgabe in Ostafrika in keinem +Falle gewachsen sein konnte. Hindorf erkrankte schon auf der Ausreise +und kehrte nach kurzem Aufenthalt in Ostafrika nach Hause zurück; als +Ersatz für ihn ist Ende vorigen Jahres ein in den Tropen erfahrener +Pflanzer herausgesandt. Die von Hindorf ausgesuchte Landstrecke für die +Versuchsplantage befindet sich bei dem Orte Derema etwa 5° 8' s. Br. +und 38° 38' ö. L. in 800 +m+ Höhe. + +Noch schwieriger als die Gewinnung des eigentlichen Leiters war die +Beschaffung des geeigneten Arbeitermaterials. Gegenüber dem Vorwurf, +welcher gewöhnlich dem ostafrikanischen Neger gemacht wird, daß er +zur Arbeit untauglich und unlustig sei, kann der Verfasser mit Recht +anführen, daß es auf den Militärstationen fast nie an einer genügenden +Arbeiterzahl gefehlt hat, und zwar wurden die Leute nicht etwa zum +Dienst gepreßt, sondern sie boten sich freiwillig, zuweilen in der Zahl +von mehreren Hundert Köpfen, für einen verhältnismäßig geringen Lohn +an. Allerdings handelt es sich hier um die Küstenbevölkerung, welche +mehr oder weniger mit höheren Kulturzuständen in Berührung gekommen +war und auch entwickeltere Bedürfnisse sich angewöhnt hatte, zu deren +Befriedigung ihnen der Lohn der Arbeit diente. Über den Küstenstrich +hinaus wird eine solche Heranziehung des Negers zur Arbeit, eine +Gewöhnung an höhere Kultur erst einzuführen sein. Von einer absoluten +Unlust der Leute ist aber auch hier, außer bei nomadisierenden Völkern, +nirgends die Rede. Arbeiter sind meistens zu erlangen. Ausschlaggebend +für die Stetigkeit ihrer Arbeit ist in jedem Falle die Person des +Leiters. Richtige Behandlung, große Nachsicht in einem, Strenge im +andern Fall bilden in Verbindung mit sichtbaren Erfolgen die Mittel, +eine Arbeiterbevölkerung heranzuziehen. Um von vornherein wenigstens +einigermaßen Stetigkeit in die Arbeit zu bringen und die genügende Zahl +von Arbeitern zu erlangen, ist in jedem Fall die Vermittlung der Jumbes +nützlich und sogar notwendig. Sobald es gelingt, die Dorfältesten für +die Sache zu interessieren, kann man durch dieselben in viel höherem +Grade auf die Bevölkerung wirken als durch persönlichen Einfluß oder +gar Befehle. + +Noch eine weitere Frage bedarf hier der Erwähnung. Von den +verschiedensten Seiten her ist der deutsch-ostafrikanischen +Gesellschaft und den andern Plantagengesellschaften empfohlen worden, +um sofort eine nutzbringende, erfolgreiche Thätigkeit entfalten zu +können, Arbeitermaterial von außen her nach Ostafrika einzuführen. Man +versprach sich davon, abgesehen von dem direkten praktischen Erfolge, +auch eine erziehliche Wirkung auf die eingeborene Bevölkerung und +brachte für diese Aufgabe die Chinesen in Vorschlag. + +Wir sehen keinen Grund, eine solche Einführung von Arbeitermaterial +zu widerraten; die Befürchtung, die Chinesen möchten das eingeborene +Element überwuchern, scheint für die Verhältnisse, wie sie in Ostafrika +liegen, nicht zuzutreffen und wenn die Chinesen, wie dies ja bekannt +ist, neben ihrer Plantagenthätigkeit die verschiedensten Gewerke +betreiben, so würde uns dies nur als wesentlicher Vorzug erscheinen, +denn eingeborene Handwerker sind nicht in einer den jetzigen +Bedürfnissen entsprechenden Zahl da. Europäische Handwerker können +kaum auf die Dauer selbständig als solche arbeiten. Als Kaufleute +würden die Chinesen den Hindus der Küste gegenüber kaum in Betracht +kommen. Die Bedürfnislosigkeit der Inder ist ungefähr dieselbe wie +die der Chinesen. Sollte aus einer chinesischen Einwanderung sich ein +neues kaufmännisches Element herausbilden, so würde uns dasselbe eher +Dienste leisten als uns schädigen. Die einzige Gefahr, welche die +chinesischen Arbeiter mit sich bringen könnten, wäre ein nachteiliger +Einfluß auf die Eingeborenen, da der Chinese bei seiner ungleich +höheren Kulturstufe den Neger ohne weiteres zu unterdrücken versuchen +würde. Aber auch diese Gefahr kann nicht in Anschlag gebracht werden, +denn es liegt in der Hand der Stationsleiter, solchen Übergriffen +in geeigneter Weise vorzubeugen. Im Interesse der Sache, d. h. einer +schnellen und erfolgreichen Ausbreitung der Plantagenthätigkeit kann +daher eine solche Einfuhr von Arbeitermaterial in allen den Stellen, +wo die einheimische Bevölkerung erfahrungsgemäß sich nicht zur Arbeit +eignet, nur empfohlen werden. + +Die gegenwärtige wirtschaftliche Thätigkeit der ostafrikanischen +Gesellschaft umfaßt den Betrieb von Faktoreien in Bagamoyo, Pangani, +Tanga, Daressalam, Lindi, Kilwa und Mikindani, ferner den Betrieb der +Baumwollplantage Kikogwe und der Versuchsplantage Derema. + +Von den weiter ins Auge gefaßten Aufgaben, welche der Erschließung +des Landes zu gute kommen sollten, ist vorläufig nur eine einzige +und auch diese nur in recht beschränktem Umfange in der Ausführung +begriffen. Die Gesellschaft hat es sich bekanntlich zur Aufgabe +gestellt, Verkehrswege zu schaffen. Welcher Art diese Verkehrswege sein +sollen, darüber herrscht in diesem Augenblick noch nicht einmal völlige +Klarheit. + +Man hat von vielen Seiten her die Anlegung umfangreicher Eisenbahnnetze +in Deutsch-Ostafrika in Vorschlag gebracht. Man hat dabei vor allem +zwei große Routen im Auge gehabt, eine sogenannte Centralbahn von +Daressalam über Mpapua nach Tabora mit einer Verlängerung bis zum +Tanganjikasee und eventuell noch einer Abzweigung bis nach dem Viktoria +Nyanza. Eine zweite Bahn sollte von Tanga nach dem Kilimandscharo gehen +und auch diese sollte von dort aus nach dem Viktoriasee weitergeführt +werden. Für beide Linien sowie für eine ganze Reihe andrer sind eine +Unmenge von Projekten von berufenen und unberufenen Kräften mit und +ohne Rentabilitätsberechnung ausgeführt und befürwortet worden. +Schmalspurige und normalspurige Bahnen, Feldbahnen und Seilbahnen sind +vorgeschlagen, begutachtet und verworfen worden. + +Zweifellos ist die Anlegung von Verkehrswegen eine der +allerbrennendsten Fragen, deren Lösung für die Ausnutzung unseres +Gebietes von ausschlaggebender Bedeutung ist. Vorläufig sind Straßen +nach unserem Sinne in Ostafrika überhaupt nicht vorhanden. Die einzigen +Verkehrswege, zu denen in erster Linie die sogenannten großen +Karawanenstraßen mitzurechnen sind, sind schmale Pfade von etwa 2 +Fuß Breite. Zu beiden Seiten dieser Pfade befindet sich je nach der +verschiedenen Bewachsung und der Jahreszeit mehr oder minder hohes +Gras und dichter oder lichter Busch, meist mit Unterholz und Lianen +durchwachsen. + +Entstanden sind diese Pfade lediglich durch den Karawanenverkehr. +Nicht die Rücksicht auf das Endziel hat ihnen ihre Richtung gegeben, +sondern lediglich die Gewohnheit der Eingeborenen oder Karawanenführer, +die Bequemlichkeit oder endlich die Rücksicht auf Wassertümpel in +der Nähe der Lagerplätze. Die Entfernung wird durch diese Art Wege +außerordentlich vergrößert. + +Der Marsch auf dem Karawanenpfade ist mit großen Unzuträglichkeiten und +Beschwerden verknüpft, denn die Schmalheit des Weges bedingt es, daß +die ganze Karawane oder die Expedition sich im Gänsemarsch bewegen muß. + +Sowohl in Rücksicht auf den Handelsverkehr als auch strategisch sind +diese Wege zwar nicht gänzlich unbrauchbar, aber doch eben nur ein +Notbehelf. Daß hier Wandel geschaffen werden muß und zwar so schnell +als möglich, liegt auf der Hand. Es fragt sich nur, welcher Art die +Verkehrswege sein sollen, die wir in Ostafrika anzulegen haben und wer +dieses Verkehrsnetz schaffen soll. + +Wenn die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft auch in ihrem Programm +von 1890 die Schaffung von Verkehrswegen vorgesehen hat, so ist die +Sache jetzt doch nach der Übernahme des Regiments durch das Reich in +eine andere Phase gerückt worden. Eine Gesellschaft, welche gegenwärtig +lediglich Erwerbszwecke im Auge hat, wird nicht mehr die moralische +Verpflichtung fühlen, ein Verkehrsnetz, welches ihr zum geringen Teil +zu gute kommt, anzulegen. Diese Verpflichtung ist vielmehr zum Teil auf +das Gouvernement übergegangen. + +Was die Art der Verkehrswege anlangt, so wird eine Bahn nur da in +Frage kommen können, wo dieselbe eine direkte Aussicht auf pekuniären +Nutzen in absehbarer Zeit gewährt. Vielleicht wird man sich darauf +beschränken müssen, vorläufig einmal Straßen in der Art zu schaffen, +wie sie die Engländer in mustergiltiger Weise in allen ihren Kolonien +-- und zwar als erste aller Aufgaben -- anlegen; Straßen, auf denen man +mit Wagen fahren kann. Die Herstellung solcher Straßen ist keineswegs +mit unüberwindlichen Schwierigkeiten verknüpft. Die wesentlichste +Arbeit dabei ist die Planierung und die gründliche Ausrodung der +Bodenbewachsung, so daß eine baldige Überwucherung, wie sie in den +Tropen schnell eintritt, verhindert wird (durch Kiesbelag, Korallensand +etc.). Durch die Anlage eines solchen Straßennetzes würde ein doppelter +Zweck erreicht werden: Einmal die Erleichterung und Beförderung des +Verkehrs, also die angestrebte Erschließung des Innern und ferner +die wirkliche Sicherung des Landes. Man kann auf die Dauer unmöglich +sich darauf beschränken, wie dies jetzt geschieht, nur an der Küste +eine Herrschaft auszuüben und durch nur in geringem Umkreis wirksame +Stationen im Inneren und gelegentliche Expeditionen den Eingeborenen +gegenüber unsere Autorität aufrecht zu erhalten. + +Für die dauernde Sicherung unseres Besitzes reichen die vorhandenen +Stationen im Innern einschließlich der neu in der Anlage begriffenen +nicht aus. Es kann eine wirkliche Machtausübung nur dann erfolgen, +wenn eine Reihe von Stationen an leicht gangbaren oder zu befahrenden +Straßen das Land in seinen Hauptverkehrsadern sichert. + +Das Gros dieser Stationen braucht nur sehr klein und mit geringen +Posten versehen zu sein. Der unter den einzelnen Posten leicht +herzustellende Kontakt ist vollkommen ausreichend, um auch die +kriegerischen Völker des Innern wenigstens den Verkehrswegen gegenüber +fortgesetzt in Schach und Botmäßigkeit zu halten. Diese Stationen +sind es aber gleichzeitig, welche durch ihr bloßes Vorhandensein +einen genügenden Druck auf die Häuptlinge des Innern ausüben werden, +um diese zur Instandhaltung der Straße zu zwingen. Keineswegs soll +diese Instandhaltung ohne Entgelt geschehen. und abgesehen von ihrer +militärischen Bedeutung würden die erwähnten Stationen noch einem +zweiten ebenso wichtigen Zwecke dienen können, nämlich Proviant- +und Wasserstationen für die durchziehenden Karawanen zu bilden. Die +Verpflegungs- und Wasserfrage bildet bekanntlich den bei weitem +schwierigsten Punkt des ganzen Karawanenverkehrs. + +Mißernten in gewissen Teilen des Landes legen den Verkehr ohne +weiteres lahm oder erfordern riesige Opfer an Menschenleben. Die +Wasserplätze unterstehen an manchen Stellen mächtigen Häuptlingen. +Um Wasser zu erlangen, haben die Karawanen den bekannten Hongo, den +Durchgangszoll zu entrichten, häufig auch noch das Wasser zu erkaufen. +Es ist dies etwas so Gewöhnliches, daß keine Karawane sich diesem Zoll +entziehen kann. Wenn durch eine Straßenanlage der Verkehr geregelt, +die Wasserplätze in Besitz der Station gebracht werden, so ist der +Vorteil ein dreifacher. Einmal sind die Karawanen nicht mehr von +der Laune der Häuptlinge abhängig; zweitens würden die betreffenden +Völkerschaften durch die regelmäßige Lieferung von Nahrungsmitteln +gegen festzusetzenden Entgelt einen dauernden Vorteil genießen; endlich +würde das früher willkürliche Hongosystem der Häuptlinge in die Hände +deutscher Organe (und dann wird es eine dem Neger verständliche +Steuer, die kein böses Blut macht) übergehen und somit einmal einen +wesentlichen Faktor für die Ausbreitung des deutschen Einflusses +abgeben, andererseits aber auch noch pekuniäre Vorteile gewähren. Durch +die Anlage solcher Stationen wird auch einer in den letzten Jahren +vielfach vorgekommenen Vergewaltigung schwacher Eingeborener durch +stärkere Karawanen vorgebeugt. + +Endlich dürfte der Umstand nicht gering anzuschlagen sein, daß durch +die vorhandenen Stationen ja von selbst gewisse Kulturfaktoren in die +Landschaft hineingetragen werden und daß daraus sich dann allerdings +für die Zukunft die Möglichkeit großer Bahnanlagen ergeben kann und +wird: dann nämlich, wenn die Eingeborenen des Exports werte Produkte +in genügender Menge produzieren. Ohne in Details hier weiter eingehen +zu wollen, ist besonders notwendig eine Straße, welche im großen und +ganzen den Karawanenweg von Bagamoyo und Mpapua bis Tabora festlegen +sollte. Wenn der Weg gleich energisch in Angriff genommen würde, so +könnte diese Straße von Daressalam aus über Kilossa gehen, dann sich +im Allgemeinen im Anschluß an den alten Weg über Mpapua nach Tabora +wenden, von wo aus dieselbe nach dem Nyanza und nach dem Tanganjika +(Udschidschi) weiter geführt werden müßte. Weiterhin eine Straße von +Tanga nach dem Kilimandscharo, ferner Verbindungen von Kilwa und Lindi +mit dem Nyassa-See. + +Von den genannten Verkehrsstraßen ist die eine, nämlich die von +Tanga nach dem Kilimandscharo, bereits in den ersten Anfängen der +Anlage begriffen, indem die Vorarbeiten für die Eisenbahn der +Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft schon gemacht werden und zwar +besonders im Hinblick auf das üppige Hinterland von Tanga und Pangani, +wo man für tropische Pflanzungen und europäische Ansiedelungen große +Hoffnungen hegt. Die erste Strecke der Bahn soll von Tanga nach +Korogwe am Rufu (Panganifluß) in südwestlicher Richtung führen, etwa +60 Kilometer. Sie durchschneidet einen der fruchtbarsten Teile der +Landschaft Usambara; ihre Verlängerung nach dem Kilimandscharo und +weiterhin nach dem Viktoriasee ist in Aussicht genommen. + +Maßgebend für die Anlegung dieser Schienenstrecke war auch das Vorgehen +der Engländer in ihrem Gebiet. Diese sind seit dem Jahre 1890 mit dem +Bau einer Bahn beschäftigt, welche von Mombassa nach Taveta, einem +stark besuchten Karawanenplatz am Fuße des Kilimandscharo, aber in +Britisch-Ostafrika führen soll, einer Bahn, welche später ebenfalls +bis an die Ufer des Viktoria-Nyanza verlängert werden soll, und die, +wenn sie früher als die unsrige fertig wird, zweifellos unserm Handel +großen Abbruch thut, bezw. denselben am Nyanza überhaupt lahm legt. +Es ist daher der Entschluß der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft, +mit dem vorher erwähnten Schienenwege vorzugehen, dankbar zu begrüßen. +Die Ausführung geschieht durch eine aus der Deutsch-Ostafrikanischen +Gesellschaft heraus begründete Usambara-Eisenbahn-Gesellschaft. + +Gegenwärtig ist +Dr.+ Oskar Baumann, welcher seit Jahren in +Diensten der Gesellschaft erfolgreich thätig ist und mustergiltige +Vermessungen der gegenwärtigen Eisenbahnlinie sowie des ferneren Weges +durch das Pare-Gebirge bis zum Kilimandscharo ausgeführt hat, damit +beschäftigt, den weiteren Handelsweg für eine Straße oder Eisenbahn vom +Kilimandscharo bis an den Viktoria festzulegen. + +Es mögen an dieser Stelle gleich einige Worte über die +Verkehrsverhältnisse Platz finden, welche zwischen dem Mutterlande und +der Kolonie sich entwickelt haben. Bei der Erwerbung der Kolonie und +während des Aufstandes existierte eine deutsche Schifffahrtslinie nach +Ostafrika noch nicht. Man war gezwungen, sich entweder der Schiffe der ++Messageries maritimes+ von Marseille oder der British-India-Linie +von London über Neapel zu bedienen. Die Unzuträglichkeiten, welche +diesen Zustand zu einem unhaltbaren machten, liegen auf der Hand. +Der direkte deutsche Handel war entweder genötigt, sich zufälliger +Gelegenheiten durch deutsche Segelschiffe zu bedienen, um direkt nach +einem deutschen Hafen zu verschiffen, oder er mußte die Beförderung +über Marseille oder London mit Umladung daselbst wählen. In beiden +Fällen ergaben sich Schwierigkeiten, welche die Ausdehnung des Handels +in hohem Grade beeinträchtigten. + +Mit der Errichtung des Kommissariats, mit dem Eingreifen der +Regierung in die ostafrikanischen Verhältnisse ergaben sich noch +weit größere Unzuträglichkeiten. Für die Beförderung der Truppen und +des Kriegsmaterials mußten entweder eigene Schiffe zu hohen Kosten +gechartert werden, Schiffe, welche sich dann in vielen Fällen, -- da +man nehmen mußte, was gerade vorhanden war, -- als Frachtfahrzeuge +letzten Ranges erwiesen, oder man benutzte die regelmäßigen Linien +und verschaffte denselben ganz bedeutende Mehreinnahmen auf unsere +Kosten. Da von diesen Linien jedoch kein Hafen des Festlandes in +Deutsch-Ostafrika angelaufen wurde, so mußte Kriegsbedarf und sonstiges +Gut in Sansibar aus- und auf die Dampfer der Wißmann-Flotte oder aber +auf arabische Dhaus umgeladen werden. + +Um diese Mißstände aus der Welt zu schaffen, faßte die +Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft, sobald das thatkräftige, +dauernde Eingreifen der Regierung gesichert war, den Plan, durch eine +direkte deutsche Dampferlinie, welche mit Staatsunterstützung fahren +sollte, die bisher fehlende Verbindung zwischen Deutschland und der +Kolonie herzustellen. Die Vorlage darüber kam Anfang 1890 vor den +Reichstag, eine jährliche Unterstützung von 900000 Mk. wurde bewilligt, +und bereits im Juli 1890 begannen die regelmäßigen Fahrten in +vierwöchentlichen Zwischenräumen von Hamburg und Rotterdam -- Neapel +-- Port Said -- Suez -- Aden nach Tanga -- Daressalam -- Sansibar +-- Lindi -- Mozambique -- Delagoabay und Natal. Im Anschluß an die +Hauptlinie wurde eine Küstendampferlinie errichtet, welche Bagamoyo, +Sadani, Pangani, Kilwa, Ibo, Quilimane, Chiloane, Inhambane und Beira +anläuft. Es ist dadurch ein Seeverkehrsnetz geschaffen, welches den +gegenwärtigen Anforderungen völlig entspricht. + +Während die Hauptdampfer die drei besten Häfen an der Ostküste +Deutsch-Ostafrikas sowie den großen Handelsmittelpunkt Sansibar und +die Hauptpunkte der portugiesischen Küste sowie einen Hafen von +Natal selbst anlaufen, besorgen die Küstendampfer den Verkehr mit +allen denjenigen Stationen, deren Hafenverhältnisse das Anlaufen der +Hauptdampfer verbieten. Das Frachtgut wird in Lindi, Daressalam oder +Tanga (für unsere deutsch-ostafrikanische Küste), beziehungsweise +in Sansibar gesammelt und dort auf die Hauptdampfer übergeführt und +umgekehrt. + +Die der Linie an der Küste selbst zukommenden Frachten sind bislang +sehr gering, besonders an den Plätzen, die für den Dhauverkehr +mit Sansibar geeignet sind, zum großen Teil aber auch wegen des +unpraktischen Fahrplans der Dampfer, der ihnen meist einen genügenden +Aufenthalt zum Nehmen und Löschen von Ladung nicht gestattet. + +Gleichzeitig mit der Einrichtung der Dampferlinien geschah die +Errichtung deutscher Postagenturen zunächst in Sansibar selbst, +später nach Errichtung des Gouvernements in den Hauptplätzen +Deutsch-Ostafrikas. + +Es mag beiläufig hier bemerkt werden, daß vor dieser Zeit, entsprechend +den bestehenden Verbindungen, alle Postsachen durch das französische +oder englische Postbureau je nach der Nationalität des abgehenden +Dampfers befördert werden mußten. Ein Postamt des Sultans von Sansibar +gab es nicht. + +Es ist das im vorigen Jahre verfügte Eingehen der deutschen Postagentur +zu Sansibar, das nach der einen Angabe aus Gefälligkeit gegen unsere +englischen Freunde, -- die französische Postagentur zu Sansibar ist +nicht eingegangen, -- nach der anderen auf Antrag des Gouverneurs +erfolgt ist, sehr zu beklagen; die Postagentur hatte gerade in +Sansibar gute Einnahmen und war außerdem immerhin ein Mittel, uns der +Bevölkerung zu nähern. + +Endlich ist von den geschaffenen Verkehrserleichterungen zu erwähnen +die Anlage einer Telegraphenlinie zuerst von Bagamoyo nach Daressalam +mit geplanter Verlängerung über alle Hauptpunkte der Küste. Dieselbe +ist wohl inzwischen im Norden durchgeführt. -- + +Nächst der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft kommt der +Ostafrikanischen Plantagengesellschaft eine wesentliche Bedeutung zu. +Diese Gesellschaft bildete sich bereits im Jahr 1888 zu dem Zwecke, in +Deutsch-Ostafrika den Tabaksbau zu kultivieren. Ihr Thätigkeitsfeld +befindet sich auf der Plantage Lewa, einige Kilometer von Tschogwe am +Panganifluß. + +Die Arbeiten auf der Plantage Lewa hatten bereits vor dem Aufstande +einen bedeutenden Umfang angenommen. Sämtliche Gebäude für +Verwaltungszwecke, ferner die Fermentierscheune war errichtet, +die ungeheure Tabakspresse unter umständlichen Schwierigkeiten +heraufgeschafft, ein Stamm von mehreren hundert Arbeitern herangezogen +und thatsächlich zu einer dauernden Thätigkeit herangebildet worden. +Die Plantage ließ die besten Erfolge erwarten, da kam der Aufstand und +im November 1889 wurde die Plantage durch Buschiris Leute überfallen +und verwüstet. + +Bereits bei Ausbruch des Aufstandes hatten die Beamten der +Plantagengesellschaft in Voraussicht des kommenden Unheils versucht, +von der Ernte zu retten, was zu retten ging. Der Tabak wurde so schnell +als möglich eingeerntet und ein Teil desselben auch, allerdings +oberflächlich, fermentiert; ja, es gelang sogar, einen Teil der +Ernte an die See zu bringen und nach Deutschland zu verschiffen. +Nichtsdestoweniger waren natürlich die Verluste für die Gesellschaft +sehr bedeutende, und sie hatte nach der Beruhigung des Nordens und +nachdem Lewa durch einen Posten von 10 Mann gesichert war, ganz +von vorn anzufangen. Die gesamte Plantage war überwuchert, die +herangebildete Arbeiterbevölkerung in alle Winde zerstreut, und erst +allmählich konnten die Arbeiten in vollem Umfange wieder aufgenommen +werden. + +Ebenso wie die Plantagengesellschaft beschäftigt sich die Deutsche +Pflanzergesellschaft in der Nähe von Tanga mit Tabaksbau. Erhebliche +Erfolge sind seitens dieser Gesellschaft nicht erzielt worden, einmal +weil die Leitung zu systematisch von Berlin aus betrieben wurde, +wodurch jede freiere Entfaltung in Ostafrika lahm gelegt oder verzögert +wurde; ferner aus Kapitalsmangel und endlich weil die in Ostafrika zur +Verwendung kommenden europäischen Kräfte sich ihrer Aufgabe zum Teil +nicht gewachsen zeigten; im letzten Jahr machte noch der Aufstand unter +den Wadigo die nötigen Arbeiten größtenteils unmöglich. + +Zu diesen älteren wirtschaftlichen Unternehmungen traten bald nach der +Niederschlagung des Aufstandes noch einige andere. In erster Linie ist +hier zu nennen die sogenannte Emin-Plantage. Den Grundstock derselben +bildet eine früher dem Frhrn. v. Gravenreuth gehörige Schamba bei +Bagamoyo, welche durch Ankäufe vergrößert wurde. Die Emin-Plantage +beschäftigt sich vorwiegend unter der Leitung eines bewährten Fachmanns +mit dem rationellen Anbau der Vanille. + +In der Nähe von Tanga betreibt Herr von Saint-Paul-Illaire, der frühere +Generalvertreter der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft, eine eigene +Plantage, auf welcher ebenfalls Vanille und Baumwolle kultiviert +werden. In der Nähe von Tanga befindet sich ferner eine kleinere +Plantage der ostafrikanischen Seehandlung (Wilhelm Perrot, Wiesbaden). +Die ostafrikanische Seehandlung bildete sich 1890 zu dem Zwecke, in +Ostafrika Handel mit den Eingeborenen zu treiben und eventuell sich +mit selbständigem Plantagenbau zu beschäftigen. Die kleine Plantage +der Gesellschaft kultiviert Baumwolle und hat vor kurzem eine nicht +unbeträchtliche Sendung von Baumwolle in Bremen zum Verkauf gestellt. + +Neben diesen wirtschaftlichen, dem Plantagenbau dienenden +Unternehmungen müssen die rein kaufmännischen Unternehmungen Erwähnung +finden. + +Über die kaufmännischen Zwecke und Ziele der deutsch-ostafrikanischen +Gesellschaft ist das Wesentliche oben gesagt worden. Eine Ergänzung +zu dem Plane der deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft, mit ihren +Faktoreien in das Innere hinein vorzudringen, bildete ein Projekt +des leider zu früh im Dienst des Vaterlandes gefallenen Freiherrn +v. Gravenreuth, das Projekt, durch die Gründung einer deutschen +Seengesellschaft an den Ufern der großen Seen, an welche unser Gebiet +heranreicht, festen Fuß zu fassen und so dem deutschem Vorgehen von der +Küste her von innen heraus entgegen zu arbeiten. Das zunächst ins Auge +gefaßte Ziel war die Anlegung von zwei Handelsstationen am Viktoria und +zwar an dessen Süd- und Westufer. An diesen beiden Stationen sollte der +von Wißmann für den Viktoria geplante Dampfer die Produkte aus Uganda, +Unioro, Karagwe, Kavirondo und den reichen Uferstaaten des Viktoria +zusammenführen, von den Stationen aus jene Länder mit den nötigen +Ausfuhrartikeln als Gegenwert versehen. Die Großartigkeit des Planes +muß auf den ersten Blick einleuchten. Um so bedauerlicher ist es, daß +der Plan aus Mangel an Beteiligung bisher nicht zur Ausführung gekommen +ist, um so bedauerlicher deshalb, weil die beiden deutschen Stationen +Bukoba und Muanza die Vorbedingungen für eine Sicherung eines solchen +Handelsverkehrs gegeben hätten. + +Als selbständige kaufmännische Unternehmung eröffnete ein Konsortium +von drei patriotischen Magdeburger Herren im April 1890 in Tanga +die kleine »Magdeburger Faktorei«. Eine wesentliche Bedeutung kann +dem Unternehmen allerdings nicht zuerkannt werden. Der Rahmen ihres +Geschäftsverkehrs -- nämlich der Verkauf von Gebrauchsartikeln an +Eingeborene und der gelegentliche Ankauf von Landesprodukten -- ist +dafür zu eng, aber immerhin bildet die Magdeburger Faktorei einen +Beweis dafür, daß solche Unternehmungen im stande sind, sich, wenn auch +zuerst vielleicht mit Opfern, allmählich zu bewähren. + +Von größerer Bedeutung als dieses kleine selbständige Unternehmen ist +die Errichtung von Küstenfilialen seitens der bereits seit langer Zeit +in Sansibar bestehenden deutschen Handelshäuser Hansing & Cie. und der +Elfenbeinfirma Meyer, da man von diesen bei der großen Erfahrung der +genannten Häuser in Afrika eine weitere Ausbildung des Handelsverkehrs +erwarten darf, wozu kleinere Unternehmungen in unbedeutenden +Handelsplätzen etabliert, nicht im stande sind. + +In Daressalam ist seit einem Jahre eine deutsche Apotheke im Betrieb, +welche jetzt durch den außerordentlich thätigen früheren Beamten der +deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft Richter, der Land und Leute +genau kennt, übernommen worden ist. Filialen der Apotheke in allen +Hauptplätzen sind in Aussicht genommen. + +Schließlich möge hier noch ein Unternehmen Erwähnung finden, welches +zwar noch nicht in Ostafrika seine Thätigkeit aufgenommen hat, für +welches jedoch die Kapitalien vorhanden und die Rechtsformen gegeben +sind. Es ist dies eine Bremer Handelsgesellschaft, welche unter stiller +Beteiligung der deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft mit einem Kapital +von 300000 Mk. Handelsunternehmungen an der Küste betreiben wird und +selbständige Karawanen nach dem Innern auszurüsten gedenkt. Auch der +in nächster Zeit zur Ausführung gelangende Versuch der Begründung +einer Ziegelei zu Tanga durch den in Ostafrika erfahrenen früheren +Proviantmeister Jahnke finde hier Erwähnung. + +Es braucht kaum gesagt zu werden, daß neben den genannten großen +wirtschaftlichen Unternehmungen mit der fortschreitenden Sicherheit +an der Küste und mit der Zunahme des europäischen Elements daselbst +eine Menge kleinerer kaufmännischer Geschäfte wie Pilze aus der Erde +schossen, kaufmännische Geschäfte, welche lediglich von dem Verkehr +mit den Europäern, von dem Verkauf von Konserven und europäischen +Bedürfnissen, Spirituosen und dergleichen mehr leben. Sie sind +großenteils in Händen von Portugiesen, Griechen und allerlei +Existenzen, welche von Sansibar aus des besseren Geschäfts wegen nach +der Küste übersiedeln. + +Allgemein bekannt ist ja, daß, wie seiner Zeit der Sultan von Sansibar +das Pulvermonopol in Händen hatte, jetzt dieses Monopol in den Händen +des Gouvernements und vordem in denen des Reichskommissariats sich +befand. Über diese Maßregel ist von kaufmännischer Seite des öfteren +geklagt worden, doch ist sie zweifellos notwendig, um die Einfuhr +von Waffen und Munition ins Innere jederzeit kontrolieren und selbst +in der Hand behalten zu können. Allerdings wäre es verkehrt, hier +übermäßig vorsichtig vorzugehen und zu meinen, durch Erschwerungen +der Pulver-Einfuhr könne Aufständen im Innern vorgebeugt werden, z. B. +dadurch, daß man vielleicht das Pulver blos an zuverlässige Karawanen +und Stämme abgäbe. Eine solche Maßregel wäre schon deswegen verkehrt, +weil die Munition im Innern immer der gesuchteste, wertvollste +Tauschartikel ist, für den insbesondere meist Elfenbein eingehandelt +wird. + +Auch ist andrerseits hervorzuheben, daß sowohl bei der geringen +Besetzung der Küste wie bei den ausgedehnten Beziehungen, die die +Stämme des Innern überall in unsern Grenzgebieten oder jenseits des +Tanganjika anknüpfen können, eine solche Maßregel nicht absolut wirksam +sein würde, solange wir nicht ganz bestimmte Abkommen, von denen +wir überzeugt sind, daß sie auch gehalten werden, mit den andern +europäischen Völkern getroffen haben. + +Der Pulverhandel muß aber in jedem Falle in unserer Hand bleiben, +da wir hierdurch in engerer Berührung mit den Karawanen und den +eingeborenen Stämmen selbst uns befinden und gegebenen Falls die +Einfuhr, wenn auch nicht ganz verhindern, so doch erschweren können. + +Es sei zum Schluß ein zusammenfassendes Urteil über die Aussichten +der deutschen Plantagen-Unternehmungen gestattet. Was zunächst die +Baumwolle anlangt, so haben schon die Proben der in Deutsch-Ostafrika +wild wachsenden Baumwolle den hohen Wert derselben gezeigt. Das Urteil +der Fachleute läßt sich dahin zusammenfassen, daß bei einer rationellen +Kultur die in Ostafrika gezogene Baumwolle der auf dem Weltmarkt am +höchsten bewerteten gleichzuschätzen sein wird. Rücksichtlich des +Tabaks ist ein abschließendes Urteil gegenwärtig kaum zu fällen. Die +erste Ernte ist, wie bereits früher erwähnt, in verdorbenem Zustande +in Deutschland angekommen. Sie hat nichtsdestoweniger ein Urteil +dahin erlaubt, daß das gezogene Blatt in der Struktur dem besten +Sumatra-Tabak als ähnlich sich erweist und als Deckblatt ausgedehnteste +Verwendung finden kann, vorausgesetzt, daß durch Fachleute und vor +allem im Bau des Tropentabaks bewanderte Pflanzer der Tabak an Ort +und Stelle richtig behandelt wird. Versuche mit Kaffee sind bisher im +Wesentlichen nur von den katholischen Missionen, besonders in Morogro +und am Viktoria vorgenommen worden. Die Versuche haben ergeben, daß der +dort gezogene Kaffee dem besten Mokka gleichwertig ist. + +Wir möchten jedoch nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, daß eine +große Menge von Naturprodukten gegenwärtig noch völlig unausgebeutet +der Initiative des deutschen Kapitals harren. In allererster Linie +handelt es sich dabei um die Ausnutzung der bedeutenden Kokosbestände +der Küste, welche gegenwärtig nur in sehr geringem Maße stattfindet. + +Kopra wird an der Küste nicht mehr gemacht, sondern die Nüsse gehen +in natura nach Sansibar und in großen Quantitäten von dort zur +Verarbeitung nach Indien. Bereits 1890 ist von Fachleuten auf die +Bedeutung dieser Kokosbestände und auf die leichte Möglichkeit, sie +ungemein nutzbringend an Ort und Stelle zur Fabrikation des Kokosöls +zu verwerten, aufmerksam gemacht worden. Man ist indes dem seiner +Zeit in vollkommen umfassender Form vorgelegten Plane bislang von +kapitalkräftiger Seite trotz des auf der Hand liegenden Vorteils noch +nicht näher getreten. + +Aehnlich steht es mit dem Anbau oder der Gewinnung von Erdnüssen und +Sesam, Handelsartikeln, die auf dem Weltmarkt eine Rolle spielen. + +Selbst die gewöhnlichen Negerbedürfnisse werden an den meisten Plätzen +in lange nicht genügender Menge kultiviert und noch vielfach ist +Einfuhr von Madagaskar und Indien nötig. + +Die Kultur des Bodens und des Landes kann auf die mannigfachste Weise +noch gefördert werden. + + + + + 16. Kapitel. + + Ostafrika unter Herrn von Soden. + + Übernahme des Gouvernements. -- Umwandlung der Schutztruppe. -- + Sodens erste Maßnahmen. -- Starkes Beamtenpersonal. -- Einteilung der + Ressorts. -- Einteilung der Küste in Bezirke. -- Bezirkshauptleute + und Stationschefs. -- Verringerung des weißen Personals der + Schutztruppe. -- Verteilung der Truppe. -- Doppelwirtschaft in der + Unterstellung der Truppen unter Reichs-Marine-Amt und Auswärtiges + Amt. -- Einfall der Wahehe in Usagara. -- Unterbrechung des + Karawanen-Verkehrs. -- Beschimpfung der deutschen Flagge im Innern. + -- Die Expedition des Kommandeurs von Zelewski und ihr Untergang. + -- Rückzug des Restes der Truppe. -- Wirkung der Expedition auf die + Wahehe; Wirkung an der Küste. -- Verhandlungen des Gouverneurs durch + Missionare mit den Wahehe gescheitert. -- Die gefallenen Europäer und + Farbigen in Uhehe noch unbeerdigt. -- Schwierigkeiten auf + afrikanischen Expeditionen; Sicherung auf denselben; afrikanisches + Terrain. -- Expedition des Verfassers durch Usegua, Nguru, Usagara + wegen Unruhen der Wakuafi; Mitwirkung Bana Heris. -- Expedition des + Verfassers ins Mafitiland. -- Rekognoszierungstour unter Lieutenant + Prince nach Mpapua. -- Erhebung der Wadigo bei Tanga. -- Kämpfe am + Kilimandscharo unter +Dr.+ Peters. -- Neuorganisation der + Schutztruppe. -- Der Gouverneur übernimmt das Kommando; der + Verfasser als militärischer Beirat. -- Ergänzung der Schutztruppe + durch Wißmann in Egypten und durch von Perbandt in Massaua. -- + Korvetten-Kapitän Rüdiger wird Stellvertreter des Gouverneurs. -- + Rückkehr des Verfassers nach Deutschland. -- Teilung der Schutztruppe + in die eigentliche Schutztruppe und Polizeimacht. -- Verteilung auf + die Bezirksämter. -- Beurteilung dieser Organisation. -- + Wirkungskreis der Stationen im Innern. -- Prinzipien bei der + Besetzung der Bezirksämter. -- Die Bemühungen des Gouverneurs, + Bagamoyo durch Daressalam zu ersetzen. -- Die Postverbindung mit dem + Innern. -- Erlasse des Gouverneurs, Zolleinnahmen betreffend. -- + Verhältnis des Gouverneurs zu den Eingeborenen. -- Berater des + Gouverneurs. -- Nachrichten vom Kilimandscharo. + + +Wir haben bereits erwähnt, daß während des Monats November 1890 +der bisherige Gouverneur von Kamerun, Freiherr von Soden, sich +in Sansibar und Ostafrika aufhielt, um sich über die dortigen +Verhältnisse zu orientieren. Bei der Überleitung Deutsch-Ostafrikas +in eine Kronkolonie war Major von Wißmann vom Reichskanzler nicht +für den Gouverneursposten in Deutsch-Ostafrika in Aussicht genommen. +Nachdem Soden Anfang Dezember von Sansibar wieder abgereist war, um in +Deutschland die nötigen Vorbereitungen zu treffen und im Auswärtigen +Amt seine Instruktionen entgegenzunehmen, ging er im März 1891 nach +seiner Ernennung zum kaiserlichen Gouverneur (für die Dauer seiner +Amtsthätigkeit mit dem Prädikat Excellenz) wiederum aus Berlin nach +Ostafrika ab. + +Nach seiner Ankunft besuchte er die Plätze Tanga, Bagamoyo und +Daressalam; zu Bagamoyo fand die Übergabe durch den bisherigen +kaiserlichen Reichskommissar statt. Bei der Neuordnung der Verhältnisse +wurde durch Gesetz vom 22. März 1891 die Wißmann'sche Schutztruppe +in eine kaiserliche umgewandelt, und zum Kommandeur derselben der +bisherige Chef in der Schutztruppe Herr von Zelewski ernannt. Bezüglich +der Verwendung der Schutztruppe in Ostafrika hatte der Gouverneur das +Erforderliche zu bestimmen. Im Übrigen, auch im Civildienst waren die +nötigen Organe ihm beigegeben worden. + +Ursprünglich war beabsichtigt, für seinen Vertreter und sachkundigen +Berater die Stellung eines Gouvernementsrates zu schaffen und diese +dem früheren stellvertretenden Reichskommissar und Chef in der +Schutztruppe +Dr.+ Karl Wilhelm Schmidt zu übergeben. Es wäre +dies sehr praktisch gewesen; die Ruhe und Besonnenheit des älteren, +im Verwaltungsdienst des Auswärtigen Amtes erfahrenen Herrn von Soden +hätte einen Anhalt an der Praxis und Sachkunde des durchaus objektiven, +von Optimismus gänzlich freien und ebenfalls besonnenen und ruhigen ++Dr.+ Schmidt gefunden. Herr von Soden scheint sich jedoch mit +allen Kräften dagegen gesträubt zu haben, einen wirklich an Ort und +Stelle erfahrenen Herrn als Berater zu erhalten. Vielleicht besorgte +er, dieser möchte zu viel Einfluß auf seine Amtsthätigkeit erlangen und +am Ende das Heft gar selbst in die Hände bekommen. So setzte es denn +Herr von Soden durch, daß die Stelle des Gouvernementsrates durch die +eines Oberrichters ersetzt wurde, der das Richteramt zweiter Instanz +im Schutzgebiet ausüben sollte. Diese Stelle wurde zunächst garnicht +besetzt, und erst ein halbes Jahr später dem bisherigen Legationsrat +im Auswärtigen Amt, Sonnenschein, der im Ausland früher als Kommissar +der Marschalls-Inseln thätig gewesen war, übertragen. Da die Wahl wegen +der mit diesem Amte verbundenen Funktionen auf einen Juristen fallen +mußte und an Ort und Stelle erfahrene Juristen nicht vorhanden waren, +kann die Wahl dieses ruhigen und unparteiischen Herrn nur als eine +glückliche bezeichnet werden. Im Übrigen erhielt die Verwaltung der +Finanzen einen Chef in dem bisherigen Intendantur-Assessor +Dr.+ +Kanzki, der zugleich Intendant der kaiserlichen Schutztruppe wurde. +Seine Hauptstütze war der ihm unterstellte Land-Rentmeister, der +ebenfalls an Ort und Stelle Erfahrungen nicht gesammelt hatte. Zu +diesem Posten wurde zuerst ein früherer Marine-Zahlmeister, dann +aber, da letzterer abgelöst werden mußte, ein früherer Post-Sekretair +ausersehen. Dem letzteren war die in Ostafrika nötige Art der +Verwaltung ebenso fremd wie dem +Dr.+ Kanzki. + +Obwohl daher am 1. April 1891 und in den folgenden Monaten in allen +Zweigen der Verwaltung in Deutschland thätig gewesene Kassenbeamte +nach Ostafrika hinausgeschickt wurden, und, wie wir bereits früher +erwähnt, statt der paar Leute, die Wißmann für jene Verwaltungszwecke +sich erst selbst hatte heranbilden müssen, ein wirklich umfangreiches +Personal zur Verfügung stand, konnte doch die Verwaltung zunächst +gar nicht recht in Gang kommen. Selbst heute, wo die Zahl der reinen +Kassenbeamten und Schreiber ein viertel Hundert weit übersteigt, wird +noch immer über Mangel an Bureaupersonal geklagt. + +Eine geordnete Übergabe der Kassengeschäfte war durch die Thätigkeit +der Revisions-Kommission in Ostafrika möglich gewesen. Von Seiten des +Auswärtigen Amtes hatte man im Jahre 1890 zwei Revisoren nach Ostafrika +geschickt, um sich einen genauen Einblick in die Kassenverwaltung +des Reichskommissars zu verschaffen. Die Ursache dieser Maßregel war +der Umstand, daß es dem Reichskommissar nicht gelungen war, bei den +ungeordneten Verhältnissen und der Vielseitigkeit seiner sonstigen +Thätigkeit, für alle ausgegebenen Summen die nötigen Belege der +Legationskasse des Auswärtigen Amtes zu bringen. Die beiden Revisoren +brachten nun alles ins rechte Geleis und stellten vor allen Dingen das +Faktum fest, daß eine durchaus sachgemäße, den örtlichen Verhältnissen +entsprechende Geldverwaltung vom Reichskommissar ausgeübt worden war. + +Der ältere der beiden Revisoren war der bisherige Marine-Zahlmeister +Sturz, der als Geschwader-Zahlmeister eine längere Erfahrung in +Ostafrika hinter sich hatte und sich stets durch große Umsicht und +Gewandtheit wie durch seinen praktischen Sinn ausgezeichnet hatte, auch +besonders wegen der vorzüglichen ihm zur Seite stehenden Empfehlungen +seines bisherigen Chefs, des Admirals Deinhard, für jenen schwierigen +Posten als erster Revisor geeignet erschien. Er erfüllte seine +Pflichten nicht nur mit der ihm eigenen Sachkunde, sondern auch mit +großem Taktgefühl. Ihm zur Seite stand ein anderer Beamter der Marine +Namens Selle. Leider ist der Versuch entweder nicht gelungen oder +nicht gemacht worden, diese beiden Herren für den Verwaltungsdienst in +Ost-Afrika zu gewinnen. Der Marine-Zahlmeister Sturz wäre jedenfalls +eine im höchsten Grade geeignete Persönlichkeit für die Stelle des +Chefs der Verwaltung in Ostafrika gewesen. + +Andere Civil-Organe für den Gouverneur bildeten die Bezirks-Hauptleute, +welche den Küstenbezirks-Ämtern vorstanden. Es wurde die Küste in +5 Bezirke, Tanga, Bagamoyo, Daressalam, Kilwa und Mgau eingeteilt. +Für jeden dieser Bezirke wurde ein Bezirks-Amt, dem der betreffende +Bezirkshauptmann vorstand, geschaffen. Diese Bezirkshauptleute hatten +alle die Verwaltungs-Funktionen, welche die Stationschefs unter dem +Reichskommissariat ausgeübt hatten. Da einige Bezirksämter mehrere +Küsten-Stationen unter sich hatten, waren die Stationschefs der +Neben-Stationen den Bezirkshauptleuten unterstellt. + +Die Bezirkshauptleute wie die Stationschefs hatten auch wie früher die +Gerichtsbarkeit in den Plätzen unter sich. Bei verwickelten Sachen, +oder wo es sich um größere Objekte handelte, oder endlich wenn die +eine der streitenden Parteien aus Europäern bestand, trat der zwei +Monat vorher herausgeschickte, den ostafrikanischen Verhältnissen +fremd gegenüberstehende Kanzler Eschke als Adlat des Gouverneurs in +Thätigkeit. + +Um die Verbindungen an der Küste zu unterhalten, verwandte man, wie +zu Wißmanns Zeiten, die Flottille, nunmehr Gouvernements-Flottille +genannt, die aus den kleinen Wißmann-Dampfern bestand und, wie wir +bereits erwähnten, trotz vieler Mängel in den vergangenen Jahren gute +Dienste geleistet hatte. + +Zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit in +Deutsch-Ostafrika, insbesondere zur Bekämpfung des Sklavenhandels +diente, wie erwähnt, die kaiserliche Schutztruppe, bestehend aus 1500 +farbigen Soldaten. Der Etat an für den eigentlichen Truppendienst +in Betracht kommenden Europäern wurde jedoch mit dem 1. April 1891 +erheblich verringert, und bestand nunmehr nur noch aus 24 Offizieren +und 35 Unteroffizieren gegenüber 35 Offizieren, 16 Deckoffizieren +und 107 Unteroffizieren zu Wißmanns Zeiten. Dazu traten noch für die +kaiserliche Schutztruppe 10 Ärzte, gegenüber 5 unter Wißmann, ferner 15 +Zahlmeister-Aspiranten, 16 Lazarettgehülfen und 2 Schreiber. Im ganzen +jetzt 102 Europäer, früher 163. Viele der Europäer der Schutztruppe, +besonders die Zahlmeister-Aspiranten und eine Reihe von Unteroffizieren +waren gänzlich zum Gouvernementsdienst abkommandiert und gingen so der +Truppe verloren. + +Die Schutztruppe wurde auf Befehl von Berlin in 10 Kompagnien +formiert, von denen 4 als Besatzungs-Kompagnien der Küste dienten, 4 +Expeditions-Kompagnien und 2 Ersatz-Kompagnien für die Besetzungen +des Innern und die Ablösungs-Mannschaften im Innern bildeten. Die 4 +Besatzungs-Kompagnien waren auf die 5 Küsten-Bezirke derart verteilt, +daß jeder Bezirk eine Kompagnie hatte, die Bezirke Bagamoyo und +Daressalam dagegen zusammen eine Kompagnie mit dem Stabe in Bagamoyo. +Die Kompagnieführer standen zugleich als Bezirks-Hauptleute den +Bezirksämtern vor, hatten also doppelte Funktionen, und waren in +civiler Hinsicht dem Gouverneur, in militärischer dem Kommandeur +unterstellt. Es war dies ein bedeutender Mißstand, der zu Reibereien +der betreffenden Behörden Veranlassung geben und die betreffenden +Offiziere in Kollision mit den verschiedenen Pflichten bringen konnte. +In gleicher Weise war dies beim Intendanten, der, wie erwähnt, +ebenfalls den beiden Herren unterstellt war, beim Kanzler, der zugleich +Auditeur der Schutztruppe war, endlich beim Landrentmeister der Fall. + +Die Schutztruppe selbst unterstand, was Personalien und die +militärische Verwaltung anlangte, jetzt dem Reichs-Marine-Amt, für +ihre Verwendung und die ökonomische Verwaltung dagegen dem Gouverneur +und der Kolonial-Abteilung des Auswärtigen Amtes, an deren Spitze +der Dirigent derselben, Wirkliche Geheime Legations-Rath +Dr.+ +Kayser steht. In der Kolonial-Abteilung hatten wir in der Heimat eine +Behörde, deren einzelne Beamten sich durch mehrjährige Thätigkeit in +der Verwaltung der Kolonien sowohl in Berlin, wie teils auch an Ort und +Stelle Erfahrungen erworben hatten, die, wie besonders der Dirigent +derselben, den Kolonien nicht nur ein reges Interesse, sondern auch ein +praktisches Verständnis entgegenbringen. Das Reichs-Marine-Amt dagegen +bekam eigentlich in der Verwaltung der Schutztruppe ein Anhängsel: die +Schutztruppe stand bis dahin der Marine vollkommen fremd gegenüber und +dürfte wohl auch jetzt, wie dies ja auch erklärlich ist, als Stiefkind +und unliebsames Anhängsel von der Marine angesehen werden. In keinem +Falle kann die doppelte Unterstellung der Schutztruppe unter das +Auswärtige Amt und das Reichs-Marine-Amt als vorteilhaft angesehen +werden. Eine Vereinfachung hierin erscheint als dringendes Bedürfnis +und man wird sich wohl auf die Dauer der Schaffung eines eigenen +Kolonial-Amtes, in dem die betreffenden Behörden vereinigt und dem +Leiter dieses Kolonial-Amtes unterstellt sein müßten, nicht entziehen +können. + +Bei der Überleitung des Reichskommissariats in das Gouvernement wurden +die neu herausgesandten Beamten schon im Etat auffallend gut behandelt; +weit weniger kümmerte man sich um viele der älteren Wißmann-Offiziere, +für die der neue Etat geradezu eine bedeutende Verschlechterung +bedeutete; ein Teil derselben wurde im Jahresgehalt um 2400 Mark +heruntergesetzt. Junge Juristen, die Ostafrika im vorigen Jahre das +erste Mal erblickten und vorher daheim Assessoren gewesen waren, +erhielten für ihre wenig aufreibende Thätigkeit im reinen Küsten- +und Verwaltungsdienst ein Gehalt, das den Jahre lang in Afrika unter +allerlei Gefahren und Entbehrungen thätig gewesenen älteren Offizieren +genommen wurde; und wenn auch von den letzteren wohl kein einziger +allein aus materiellen Gründen draußen seine Thätigkeit fortsetzte, so +bewirkte doch diese Behandlung immerhin den Anfang einer Verstimmung. + +Nachdem die Besetzung des Küstengebietes nach der erwähnten Einteilung +neu durchgeführt war, ging der Gouverneur daran, die Verwaltung in +seinem Sinne einzurichten. Es gehört nicht in den Rahmen dieses Buches, +ausführlich alles das, was nach der Uebergabe der Geschäfte durch von +Soden geschehen ist, zu beschreiben; es sollen nur in kurzen Zügen die +Ereignisse des letzten Jahres geschildert werden. Wißmanns Arbeit hatte +dem Gouverneur eine Basis geschaffen, auf welcher der letztere seine +Thätigkeit aufbauen konnte. -- + +Der in einem früheren Kapitel erwähnte Zug des Chefs Ramsay ins +Mukondogua-Thal und sein Abkommen mit den Wahehe hatte diese bewogen, +Gesandte nach der Küste zu schicken, die einen endgültigen Frieden +mit dem Gouverneur abschließen sollten. In Bagamoyo angekommen, wurde +den Leuten, da gerade damals das ganze Expeditionskorps in Bagamoyo +sich befand, ein Begriff von unserer Stärke beigebracht. Man gab sich +der Hoffnung hin, daß die Wahehe auf ihren Raubzügen jetzt etwas +vorsichtiger sein würden und jedenfalls die Karawanenstraße und Usagara +nicht mehr beunruhigen, sondern sich auf Kriege mit den Wagogo, Massai +und Warori beschränken würden. Die Wahehe heuchelten in jeder Beziehung +Unterwürfigkeit und versprachen alles, was von ihnen verlangt wurde. +Befremdlich war es jedoch, daß, nachdem die Gesandtschaft entlassen und +in ihr Land zurückgekehrt war, sogleich wieder ein neuer Einfall nach +Usagara gemacht und dieses wichtige Land aufs empfindlichste von den +Räuberhorden beunruhigt wurde. + +Der Verkehr auf der nach Bagamoyo führenden Straße war vollständig +unterbrochen, unsere Schutzbefohlenen aus Usagara klagten ihre Not +nach Bagamoyo, sie meldeten, daß die deutsche Flagge in den Dörfern, +die sie geführt hätten, von den Wahehe herunter gerissen worden sei +und daß dieselben unsere Behörden verhöhnt hätten. Ein Eingriff der +Schutztruppe in dem bedrohten Gebiet war demnach selbstverständlich. +Der dem Gouverneur oder vielmehr, da dieser neu nach Ostafrika +gekommen war, seinen Beratern, -- und das waren diesem Falle wir, die +ältesten Offiziere, speziell der Verfasser als Bezirks-Hauptmann von +Bagamoyo, -- gemachte Vorwurf, daß die gegen die Wahehe ausgerüstete +Strafexpedition leichtsinnig und überflüssig gewesen wäre, ist durchaus +unverständlich. + +Die Frechheit der Wahehe, welche über unsere Leichtgläubigkeit und +die ihnen bewiesene Nachsicht nur spotteten, mußte bestraft werden, +die Bewohner der blühenden Ortschaften im Mukondoguathal durften +nicht in ihrem Vertrauen auf uns getäuscht werden, die Ruhe an +der Karawanenstraße mußte hergestellt werden: das waren doch wohl +vollwichtige Gründe, aus denen der Verfasser beim Gouverneur die +Ausrüstung einer Expedition, die schleunigst von Bagamoyo in die +bedrohte Gegend marschieren sollte, beantragte. Die Führung derselben +wurde auf seinen Vorschlag vom Gouverneur ursprünglich dem Verfasser +zugedacht; Nachrichten indes, welche aus Kilwa nach Daressalam drangen +und besagten, daß dort die Mafiti wie alljährlich einen Einfall in +das Hinterland von Kilwa gemacht hätten und bis ganz dicht an die +Stadt vorgedrungen wären, machten zunächst ein Einschreiten um Kilwa +notwendig, da hier die Küstenbevölkerung selbst bedroht schien. + +So ging denn der Kommandant der Schutztruppe von Zelewski mit dem +gesamten Expeditionskorps von 4 Kompagnien nach Kilwa, um nach +Beseitigung der Mafiti-Gefahr im Einverständnis mit dem Gouverneur +durch das Hinterland über den Rufidji nach Usagara zu marschieren. Der +Verfasser hat sich zu jener Zeit in Daressalam dahin ausgesprochen, daß +dieser Marsch ihm nicht empfehlenswert erschien. Ein Eingreifen des +Expeditionskorps war allerdings zunächst bei Kilwa absolut notwendig. +Indes nach Beseitigung der Gefahr von Kilwa wäre die Überführung +der für die Wahehe-Expedition notwendigen Truppen durch Dampfer +nach Bagamoyo richtig gewesen, von wo aus dann die Expedition in +Eilmärschen auf der Karawanenstraße nach Mpapua hätte vorgehen können. +In Mpapua lag die Möglichkeit vor, aus den Reihen der Wagogo und +Massai, den Feinden der Wahehe, für uns sehr wertvolle Bundesgenossen +zu erhalten, durch diese mehr gesichert, von Mpapua aus nach Süden +in Uhehe einzudringen und hier nach Osten auf Kondoa herumzugreifen. +Der Zweck eines Marsches durch das Hinterland von Kilwa erschien aus +militärischen und politischen Gründen verfehlt. Die Schwierigkeiten, +die sich der Verpflegung einer großen Truppe entgegenstellen mußten, +die Notwendigkeit, daß man nicht zu unterschätzende, räuberische Stämme +zu passieren hatte, die uns einerseits immer ausweichen, andererseits +aber in ungünstiger Gegend, auf Lagerplätzen und beim Marsch leicht +gefährlich werden konnten, sprachen zu laut dagegen. Im besten Falle +war dieser Marsch eine gute Sports-, vielleicht auch eine geographische +Leistung, aber einen bedeutenden Erfolg konnte er nicht haben. Die +Absicht, nach Mpapua zu gehen und von hier aus die Expedition durch +Verbündete aus den Reihen der genannten Stämme zu verstärken, hatte +der Kommandant ebenfalls, aber er wollte von Kilwa aus nach Mpapua +gelangen; der Gouverneur genehmigte trotz der zur Sprache gekommenen +Bedenken diesen Plan. + +Um Zeit zu sparen, war Zelewski gezwungen, nach der Ankunft am +Jombofluss von dem Marsch nach Mpapua Abstand zu nehmen und die +Expedition von diesem Flusse aus direkt nach Uhehe zu führen. Auf +dem bisherigen Marsche waren die Mafiti nirgends angetroffen worden, +sondern überall der marschierenden Truppe ausgewichen; bei Kilwa +selbst fand man auch nur ein verlassenes Lager der Mafiti vor. +Das Land der nördlichen Mahenge wurde passiert und mit diesen ein +durchaus friedlicher Verkehr gepflogen. Aber auch da zeigte sich die +Unzuverlässigkeit gerade dieser Stämme. Nachdem das Expeditionskorps +kaum ihr Land verlassen hatte, benutzten sie die Gelegenheit zu einem +Einfall nach Usaramo, in der Annahme, daß nun an der Küste nicht mehr +genügend starke Kräfte vorhanden seien, um ihnen entgegenzutreten. + +Nach der Überschreitung des Rufidji war eine Zulukompagnie vom +Expeditionskorps nach Daressalam zurückgeschickt worden, um für etwa +notwendige Unterstützungen hier zur Verfügung zu stehen, und wurde der +Weitermarsch mit nur drei Kompagnien vorgenommen. Vom Jomboflusse aus +ging es mehr südlich nach Uhehe hinein. Die Wahehe, die nirgends einen +ernstlichen Widerstand leisteten, wurden überall vertrieben und ihnen, +da sie eben allerorten zurückwichen, die einzig mögliche Strafe durch +Niederbrennung ihrer Tembes (befestigte Ortschaften) und Plünderung +ihres Eigentums zu Teil. + +Am 17. August ereilte die Expedition ihr unglückliches Schicksal. Als +die Kolonne in der Gegend von Lula das in Uhehe häufig sehr coupierte +und stark bewachsene Terrain passierte, wurde sie in ihrer ganzen Länge +gleichzeitig von den nach Tausenden zählenden Wahehe-Horden, die auf +dem Marsche einen Hinterhalt gelegt hatten, plötzlich überfallen, und +gleich im Anfang des sich entspinnenden Gefechtes die meisten Europäer +der Truppe, an ihrer Spitze der Kommandeur, niedergemacht. Insgesamt +bedeckten die Leichen von 10 Europäern, 250 farbigen Soldaten und etwa +100 Trägern das Schlachtfeld. + +Es wurde gleich zuerst bekannt, daß auch die Wahehe ungeheure Verluste, +wie sie solche bis dahin noch nie gehabt, erlitten hätten, doch wurde +dies zuerst wenig geglaubt, weil die näheren Umstände, unter denen die +Schutztruppe überfallen war, es höchst zweifelhaft erscheinen ließen. +Indes scheint es doch nach den einstimmigen Angaben der Wahehe, als +müsse man die Zahl der auf ihrer Seite Gefallenen auf annähernd 900 +annehmen; dem Verfasser will auch heute noch die angegebene Zahl ganz +unglaublich scheinen. + +Die gefallenen Offiziere waren der Kommandeur von Zelewski, die +Lieutenants von Zitzewitz, von Pirch, Arzt +Dr.+ Buschow, die +Unteroffiziere Herrich, von Tiedewitz, Schmidt, Tiedemann, Hemprich +und Büchsenmacher Hengelhaupt: ein nicht nur durch die große Zahl +der Gefallenen, sondern insbesondere durch den persönlichen Wert und +die in Afrika erwiesene außerordentliche Tüchtigkeit der einzelnen +außerordentlich schmerzlicher Verlust für die Truppe. + +Von den verschiedensten Seiten ist behauptet worden, Kommandeur v. +Zelewski trage die alleinige Schuld an dem Unglück, das ihn und seine +Truppe betroffen; seiner nicht zu entschuldigenden Sorglosigkeit +sei die Herbeiführung der Katastrophe zuzuschreiben. Es hat diese +Beurteilung ihres Kommandeurs die Offiziere der Schutztruppe auf das +schmerzlichste berührt, da gerade Herr v. Zelewski ein durch seine +Umsicht und Vorsicht bekannter Offizier war. Bei den schwierigen +Terrainverhältnissen der Landschaft Uhehe kann nicht der bei uns für +Marschsicherung etc. geltende Maßstab auf die Expedition angelegt +werden. + +Das tiefe Eindringen der Expedition in die Landschaft Uhehe ist +aus der Absicht des Expeditions-Führers zu erklären, die vorher +auf der Expedition erlangten Vorteile über den räuberischen Stamm +militärisch gründlich auszunutzen. Ob indes das vom rein militärischen +Gesichtspunkt richtige weite Vordringen ins Innere auch politisch +zweckmäßig war, bleibe dahingestellt. Zweifellos muß zugegeben werden, +daß von Zelewski den Charakter der Mafitistämme, mit denen er früher +nicht in Berührung gekommen war, nicht ganz erkannt hat. v. Zelewski +war ausschließlich Soldat, das aber mit Leib und Seele, ebenso ein +tüchtiger Organisator, als welcher er Wißmann speziell bei der +Organisation der Truppe stets helfend zur Seite stand. + +Die Reste der Expedition wurden durch den Lieutenant von Tettenborn, +der auf dem Marsche die Arrieregarde kommandierte, und der beim +Überfall selbst in das Gefecht nicht verwickelt wurde, zunächst nach +Kondoa und von dort nach der Küste zurückgeführt. An Europäern waren +der Katastrophe entgangen mit Herrn von Tettenborn Lieutenant v. +Heydebreck, der im Gefecht selbst verwundet worden war, der Feldwebel +Kay und der Unteroffizier Wutzer, dazu 64 farbige Soldaten, darunter +die Offiziere Murgan Effendi und Gaber Effendi. + +Da Herr von Heydebreck gleich anfangs durch einen erhaltenen +Keulenschlag besinnungslos geworden war, fällt jenen beiden schwarzen +Offizieren, -- die übrigen Europäer hatten sich im eigentlichen Gefecht +nicht befunden, -- das Verdienst zu, mit den noch vorhandenen Truppen +einen sehr energischen Widerstand geleistet zu haben. Von den Wahehe +wird angegeben, daß gerade bei diesem Gefecht die Zulus sich ungemein +schneidig benommen haben, die Gefallenen der Zulus hätten ihr Leben +sehr teuer verkauft. + +Leider verboten die Umstände dem ältesten Offizier der Expedition, +Lieutenant von Tettenborn, bis in das Terrain, wo der Überfall +stattgefunden hatte, mit dem intakten Rest der Truppe vorzudringen. +Er mußte, um nicht Alles aufs Spiel zu setzen, sich auf die Besetzung +einer Tembe vor der Unglücksstätte beschränken, wo er den angreifenden +Wahehe erfolgreich Widerstand leistete, und die aus dem Überfall +entkommenen Truppen um sich sammelte. Tettenborn übernahm alsdann +die Leitung des Rückzugs nach der Küste, nachdem die Europäer und +Soldaten hatten mitansehen müssen, wie die teuren gefallenen Kameraden +unbestattet vor ihren Augen durch Anzünden des Grases verbrannt wurden. +Die Geschütze -- 2 Maxim-Guns und 1 4,7 +cm+ Geschütz, -- wie die +Mehrzahl der Gewehre und Munition hatte man in den Händen der Gegner +zurücklassen müssen. + +Nach den zu uns gelangten Berichten haben die Wahehe, wie bereits +erwähnt, bedeutende Verluste gehabt und ihre besten Krieger, auch einen +Teil der Unterhäuptlinge, im Kampfe mit der Expedition verloren; von +den letzteren soll außerdem der Oberhäuptling der Wahehe mehrere haben +hinrichten lassen. Der Oberhäuptling befand sich nach der Katastrophe +in steter Furcht vor einer Racheexpedition unsererseits und soll +überhaupt den Überfall der Expedition, von dem er selbst keine Kenntnis +gehabt haben will, nicht gebilligt haben. + +Die Katastrophe wirkte auf die Soldaten der Schutztruppe ungemein +demoralisierend und machte auch die Bewohner an der Küste übermütig. +Die letzteren waren dem Gouverneur von Soden so wie so nicht +wohlgesinnt: einmal wegen seiner Steuermaßregeln und dann, weil er der +Bevölkerung, insbesondere den Großen derselben, nicht die ihnen sonst +immer zu Teil werdende Beachtung schenkte und sich über die im Orient +nun einmal üblichen Umgangsformen und Äußerlichkeiten hinwegsetzte; auf +der andern Seite lavierte der Gouverneur mit den Eingeborenen häufig +gerade an der unrechten Stelle. + +Hätte nach der Katastrophe ein Rachezug mit der nötigen Macht, mit +intakten oder nicht entmutigten Truppen gemacht werden können, +wäre dies für uns außerordentlich günstig gewesen, aber leider war +dies ausgeschlossen; es mußte erst eine Rekrutierung in der Truppe +abgewartet werden. + +Die Wahehe knüpften durch die Araber in Kondoa Friedensverhandlungen +mit dem Gouverneur an und boten die Auslieferung der erbeuteten +Kanonen, Gewehre und Munition an, sowie Zahlung einer Strafe in +Elephantenzähnen und Rindvieh. Es wurde von einer Strafexpedition +abgesehen; die Verhandlungen mit den Wahehe, bei welchen der Gouverneur +durch den +pater superior+ der Mission in Longa vertreten war, +kamen aber nicht recht in den Gang, sodaß inzwischen einige der +Mauser-Gewehre mit Munition von den Wahehe nach den verschiedensten +Plätzen verkauft wurden und sogar bis auf den Markt nach Tabora kamen. +Inzwischen schwoll den Arabern und Belutschen von Kondoa, die von jeher +nicht gerade von der besten Sorte waren, der Kamm. + +Der in Afrika wohlbewährte Lieutenant Prince, welcher zur Unterdrückung +von etwa in Kondoa vorkommenden Unruhen daselbst mit einer Truppe +von ca. 100 Mann sich befand, hatte mit dem Geologen +Dr.+ Lieder, +den er dort getroffen, die Absicht, auf die Einleitung von +Friedensunterhandlungen von Seiten der Wahehe hin, nach dem Schauplatz +der Zelewskischen Katastrophe abzumarschieren. Lieder hatte hinreichend +Gelegenheit gehabt, die Mafitistämme im Norden wie im Süden kennen zu +lernen; er wie Prince hatten das sehr richtige Gefühl, es müßten die +Überreste der auf dem Kampfplatz gefallenen und verbrannten Europäer +und Soldaten beerdigt werden. Sie verlangten daher von den Wahehe +Stellung von Geißeln, damit sie mit ihrer Truppe die Aussicht hätten, +sicher hin- und zurückzukommen, ebenso Stellung von +Begleitmannschaften. + +Die Herren wurden jedoch durch einen Befehl des Gouverneurs, der durch +die Missionare zu verhandeln wünschte, an der Ausführung ihrer Absicht +gehindert. Die Verhandlungen, welche der Gouverneur mit den Wahehe +dann durch die Missionare angeknüpft hat, sind jetzt als gescheitert +und wir als die Getäuschten zu betrachten. Es wird zwar angegeben, der +Oberhäuptling der Wahehe wünsche ehrlich Frieden mit uns Deutschen zu +halten, doch besteht das Faktum, daß er die geraubten Geschütze und +Gewehre wie Munition zur Zeit noch nicht ausgeliefert hat. Es ist bei +solchen Räuberstämmen, wie die Wahehe sind, überhaupt von vornherein +falsch, zuviel auf Besprechungen und Betheuerungen zu geben. Die +Grundlage, auf der die Herren Prince und Lieder verhandeln wollten, +nämlich nach Stellung von Geißeln, war die einzig richtige. So aber ist +unsere Würde bei den Verhandlungen nicht gewahrt worden, auch haben +unsere braven Gefallenen in Uhehe noch kein christliches Grab erhalten! + +Die Massai, die Erbfeinde der Wahehe, mit denen zuletzt der +Stationschef von Mpapua, Lieutenant von Elpons, ein gutes Verhältnis +erhalten hatte, baten diesen nach der Katastrophe um die Erlaubnis, nun +ihrerseits über die Wahehe herfallen zu dürfen; von Elpons mußte ihnen +jedoch seiner dringenden Instruktion vom Gouverneur gemäß diese Bitte +abschlagen. -- + +Es sei gestattet, bei dieser Gelegenheit einiges über die +Schwierigkeiten, die sich auf Expeditionen häufig darbieten, zu sagen. +Wesentlich von Belang ist der Zweck der Expedition und das Verhältnis +derselben gegenüber den Eingeborenen: ob diese die Expedition von +vornherein als feindlich ansehen oder nicht. Bei den Expeditionen der +Schutztruppe, soweit diese Straf-Expeditionen sind, oder zur Ausdehnung +der Macht an Stellen dienen sollen, wo sich die eingeborene Bevölkerung +selbständig zu halten sucht, tritt natürlich das Ziel der Expedition +den Eingeborenen selbst als ein ihnen direkt feindliches vor Augen, und +werden sie einer solchen Expedition nach Möglichkeit Schwierigkeiten im +Vordringen entgegensetzen. + +Anders ist es bei Expeditionen einfacher Reisender, die blos den Zweck +haben, durch das Land zu marschieren, in demselben aber keinerlei +Hoheitsrechte auszuüben. Für solche Expeditionen kann man sagen, daß +je klarer den Eingeborenen das friedliche Ziel derselben vor Augen +tritt, desto leichter das Vorwärtskommen der Expedition sein wird. Es +kommt also oft vor, daß das Mitnehmen von einer geringen Menge von +Soldaten oder überhaupt gar keiner Soldaten die Expedition ungemein +erleichtert. So ist es auch erklärlich, daß Missions-Expeditionen und +wissenschaftliche Expeditionen mit viel geringeren Mitteln als die +Expeditionen unserer Schutztruppe ausgeführt werden können, da deren +friedliche Bestrebungen im allgemeinen bekannt sind, wenngleich auch +hier natürlich Ausnahmen von der Regel vorkommen. Denn auch solche +Expeditionen leiden zuweilen unter der Raubsucht einzelner Häuptlinge +oder deren Rachgier für irgend welche früheren Ereignisse. + +Befassen wir uns hier indes nur mit den Expeditionen, wie sie von +Seiten der Schutztruppe häufig nötig werden. Die Expeditionen +richten sich zum Teil gegen Völkerstämme, die mit Gewehren, bei +Beginn der Niederwerfung des Aufstandes sogar mit allen möglichen +Hinterladergewehren und deren Munition reichlich versehen sind, zum +Teil gegen Stämme, welche nur die einheimischen Waffen führen. Diese +Waffen sind entweder Speere, nämlich ein großer Stoßspeer und mehrere +kleine Wurfspeere, oder Bogen und Pfeile nebst Keulen, zuweilen beide +Arten der Bewaffnung bei demselben Gegner, aber nie in der Hand eines +Einzelnen vereinigt. + +Es wird häufig angenommen, daß allein die Bewaffnung unserer Gegner mit +Gewehren für uns nachteilig sei. Dies ist nicht immer der Fall, denn +gerade die ausschließlich mit Speeren kämpfenden Völkerstämme sind in +ganz Ostafrika unter den Eingeborenen die bei weitem gefürchtetsten. +Sie verlassen sich nicht, wie die übrigen Eingeborenen, auf die +Überlegenheit der Feuerwaffen, sondern ganz allein auf die Wucht ihres +Angriffs und die Überlegenheit ihrer im Nahkampfe hervortretenden +Persönlichkeit, wie sie auch stets durch größeren Mut vor andern +Völkerstämmen ausgezeichnet sind. Auch sind gerade diese Stämme +diejenigen, welche durch die Benutzung von Hinterhalten, durch +Überfälle jeder Art bei Tag und bei Nacht, ihrem Gegner gefährlich +zu werden suchen, und welche die größten Marsch- und sonstigen +körperlichen Leistungen verrichten. + +Es soll damit nicht gesagt sein, daß es unter den Gewehrkriegern nicht +auch vorzüglich organisierte Scharen gäbe. Solche sind z. B. im Süden +die Wahiyao Maschembas und andere, die während des Aufstandes durch die +fortwährenden Kämpfe mit uns klug geworden sind und namentlich, wie +früher Bana Heri mit seinen Leuten, die Ausnutzung des Terrains uns +gegenüber gelernt haben. Sie haben mit der Zeit erfahren, daß sie auch +in gut befestigten Stellungen uns auf die Dauer nicht zu widerstehen +vermögen, sondern daß ihre Stärke uns gegenüber gerade der dichte +afrikanische Busch ist. In diesem Busch liegt für uns die Hauptgefahr, +wofern er nicht überall so undurchdringlich ist, daß auch unsern +leichter beweglichen Gegnern die Benutzung desselben zu unserm Nachteil +unmöglich gemacht wird. Auf den Märschen unserer Expeditionen können +ja bekanntlich nur die schmalen Fußstege benutzt werden, von denen die +hauptsächlichsten die Karawanenstraßen sind. + +Das Terrain zu den Seiten dieser Wege ist je nach der Jahreszeit und +der Örtlichkeit mit mehr oder weniger hohem und dichtem, trocknem oder +grünem, zuweilen doppelt mannshohem Grase bewachsen, teils von dem +afrikanischen Busch durchzogen, mit Mimosen und Lianen bestanden, und +bietet so ein recht bedeutendes Bewegungshindernis wenigstens für uns +und für unsere mit Gepäck versehenen, mit Munition, Ausrüstungs- und +Montierungsstücken belasteten Soldaten. + +Eine andere Art der Bewachsung, wie solche sich fast überall +im nördlichen Mahenge, in Uhehe, Ugogo und im größten Teil des +Hinterlandes unseres südlichen Küstengebietes befindet, besteht aus +völlig undurchdringlichem Dickicht. Zuweilen sind dann selbst die +schmalen Fußpfade sehr schwer, besonders von Lastträgern, zu passieren. +Man muß sich ohne Gepäck entweder bücken, oder sogar kriechen, nur +um überhaupt fortzukommen. Die Fußpfade schlängeln sich von rechts +nach links, vorwärts und wieder rückwärts, so daß es in solchem +Terrain ungeheuer schwer ist, nur die allgemeine Marschrichtung +im Auge zu behalten. Hier ist eine Sicherung natürlich gänzlich +ausgeschlossen; doch bietet uns da die Eigenart des Terrains selbst +einen natürlichen Schutz. Von speerkämpfenden Stämmen droht uns auf +dem Marsche durch solches Gebiet keine Gefahr, unter Umständen +dagegen von Büchsenkämpfern. Diesen ist natürlich immer ihr Land mit +allen seinen Seitenpfaden besser bekannt als uns, sie können etwaige +in diesem Terrain vorhandene Blößen geschickt benutzen, wie sie dies +auch thatsächlich verstanden haben. Sie setzten des öfteren durch ein +plötzliches, unerwartetes Schnellfeuer die Truppe in Verwirrung und +brachten ihr Verluste bei. + +Auf solchen sich lang hinziehenden Märschen hat der Führer selbst wenig +Gelegenheit und Möglichkeit einzugreifen, es liegt dann alles in der +Hand der Unterführer, speziell der einzelnen Zugführer. Man wird dann +häufig gut thun, das Feuer, wenn es kein ernstlich anhaltendes ist, +ganz zu ignorieren, um nicht unnütz gegen einen unsichtbaren Feind +Munition zu verschwenden; ist man indes genötigt, ein anhaltendes Feuer +zu erwidern, so kann gerade in solchem Terrain auf den unregelmäßig +sich dahinziehenden Pfaden die eigene Truppe durch eine abgegebene +Salve stark gefährdet werden. Man wird, wie erwähnt, die Marschrichtung +in vielen Fällen nicht genau kennen, und unter Umständen einen davor +oder dahinter marschierenden Teil der Truppe, der sich im Holze in +einer Wegekrümmung gerade in der Schußlinie befindet, durch das +Schießen in Gefahr bringen. Im übrigen findet eine Sicherung auf dem +Marsch unserer Expeditionen stets durch die Voraussendung einer Spitze +oder mehr oder minder großen Avantgarde je nach den Verhältnissen +statt. Nach vorn ist unter allen Umständen eine Sicherung möglich. + +Ein weiteres bedeutendes Sicherungsmittel erblickt der Verfasser in der +Mitnahme eines Maxim-Guns, vorausgesetzt, daß zur Bedienung desselben, +-- welches ja für Ostafrika den entschiedenen Nachteil der Komplikation +in seinem System hat, -- ein Techniker zur Verfügung steht. Wenn das +Maxim-Gun ziemlich an der Tête der Kolonne, gedeckt etwa durch einen +Trupp von 20 vor demselben marschierenden Leuten, getragen wird, so +ist es im Augenblick zusammenzusetzen, und gestattet dann eine recht +schnelle und intensive Feuerwirkung. Nach vorn hin auf dem einfachen +schmalen Fußstege, wo die Entfaltung einer breiten Front unmöglich ist, +ersetzt es reichlich die Feuerwirkung einer Kompagnie und vermag ebenso +auch nach allen Seiten ein intensives Feuer abzugeben. Bezüglich der +sonst mitzuführenden Artillerie schlägt der Verfasser 3,7 +cm+ +Geschütze wegen des geringen Gewichts, der Leichtigkeit des Transportes +und der genügenden Feuerwirkung vor. + +Zu bedenken ist, daß bei größeren Expeditionen der Mitnahme von +Patronen wegen der großen Zahl der erforderlichen Träger doch ein Maß +gesetzt ist, obgleich ja unsere Soldaten je nach den Verhältnissen +immerhin 100-150 Patronen, teils eingenäht in ihre Patronentaschen, +teils im Tornister oder Brotbeutel bei sich tragen. Es muß einem +leichtsinnigen Patronenverbrauch auf Expeditionen aufs entschiedenste +vorgebeugt werden und sind die Soldaten hierin aufs Strengste zu +kontrolieren. Eine Sicherung, wie sie von einer Seite vorgeschlagen +worden ist: daß man in unübersichtliches coupiertes Terrain der +Kontrolle halber Salven hereinschießen läßt, ist schon aus diesem +Grunde ausgeschlossen. + +Eine weitere Sicherung wird zwar -- außer in der erwähnten dritten, +besonders coupierten und bewachsenen Art des Terrains -- möglich, +aber fast immer schwierig sein, nämlich eine Sicherung durch +Seitenpatrouillen. Abseits des Weges ergeben sich für die seitlich +detachierten Truppen oder die Seitenpatrouillen weit bedeutendere +Hindernisse, als für das den Weg benutzende Gros. Man kommt daher, wenn +die Seiten-Detachements oder -Patrouillen nicht seitlich hinter der +Truppe zurückbleiben und somit ganz ihren Zweck verfehlen sollen, in +die Notwendigkeit, das Marschtempo der Truppe bedeutend zu verkürzen. +Hierdurch verzögert sich der Marsch einer Expedition sehr erheblich, +das Seitendetachement wird stark ermüdet, der Marsch von Expeditionen, +die sonst die Dauer einiger Wochen in Anspruch nehmen, erfordert +eine unendlich längere Zeit für ihre Durchführung, und kosten die +Expeditionen demgemäß viel mehr Geld und Anstrengung. Es ergiebt +sich hieraus als praktisch, diese Seitensicherung in solchem Terrain +nur dann eintreten zu lassen, wenn sie unbedingt nötig erscheint. +Da unsere Expeditionen sich übrigens häufig durch Gegenden bewegen, +wo man absolut vor Überfällen sicher ist, wäre es eine Zeit- und +Geldvergeudung, mit solchen komplizierten Sicherheitsmaßregeln zu +marschieren. + +Natürlich ist, besonders in Feindesland und in unsicheren Gegenden, +jeder sich seiner Verantwortung bewußte Führer verpflichtet, alle +möglichen Vorsichtsmaßregeln anzuwenden. Beurteilen zu können, wo und +wann diese Vorsichtsmaßregeln nötig sind, muß unbedingt vom Führer +einer Expedition verlangt werden. Er wird auch stets dazu in der Lage +sein, namentlich wenn er es versteht, sich geeignete Vertrauensleute +zu halten, welche Fühlung mit den Bewohnern der von ihm durchzogenen +Gebiete haben. Hat der Führer solche Leute zur Hand, und das muß er +haben, so hat er durch sie eine ganz wesentliche Garantie für die +Sicherheit des Marsches. + +Eine ebenfalls große Sicherheit bieten irreguläre Truppen aus den +Eingeborenen selbst, welche die Expedition begleiten. Solche werden +bei den ostafrikanischen Verhältnissen, speziell bei der zwischen den +einzelnen Stämmen bestehenden Feindschaft, in der Regel zu haben sein. +Sie sind besonders gut am Tage zum Aufklärungs-und Patrouillendienst +jeder Art zu verwenden, auch zu detachieren, und kommen hervorragend +gegen die Mafiti in Betracht, welche besonders, wie schon erwähnt, +durch ihre ungeheure Elastizität, große Beweglichkeit und ihre +Marschleistungen uns gefährlich werden. Die Mafiti sind, soweit dem +Verfasser bekannt ist, in Ostafrika die einzigen Krieger, welche das +leicht bewachsene Terrain seitwärts der Wege ohne Rücksicht auf diese +in ~breiter~ Kolonne, häufig im Laufschritt, durchschreiten und +so in der Lage sind, plötzlich und mit großer Wucht in Frontbreite +aufzutreten. Beim Bivouak kann eine große Zahl Irregulärer dadurch +wesentlich zur Sicherung unseres kostbaren Soldatenmaterials beitragen, +daß man um das in der Regel im Kreise oder sonst in einer dem +Terrain angepaßten Form errichtete Lager der eigentlichen regulären +Expeditionstruppen in weiterem Umkreise die irregulären ein Lager +beziehen läßt, gewissermaßen als dichte nächste Postenkette; dieses +Lager wird wiederum in noch weiterem Umkreise durch mehr oder weniger +dichte Vorposten der Truppe gesichert. + +Das Alarmieren bei Nacht wird selbstverständlich für solche Zwecke +besonders eingeübt. Ein Feuergefecht aus dem Lager heraus zur Nachtzeit +ist indes, soweit angängig, zu vermeiden und namentlich nicht auf +das Schießen ~einzelner~ Gegner, die keinen oder wenig Schaden +anrichten, allgemein aufzunehmen. + +Für eine marschierende Truppe liegt ferner ein großer Nachteil in der +Unzuverlässigkeit der angenommenen Träger, die häufig ihre Lasten +wegwerfen und durch Flucht Unordnung und Bestürzung in die Expedition +bringen. Bei der Notwendigkeit, häufiger Expeditionen zu unternehmen, +würde die Ausbildung ordentlicher bewaffneter Trägerkolonnen, die auch +zugleich als Arbeiter auf den Stationen dienen könnten, nützlich sein. + +Ein von Herrn von Zelewski gemachter Versuch, die Träger zum Teil +wenigstens durch Lasttiere zu ersetzen, nämlich für den Transport +des für Kriegszwecke notwendigsten Materiales an Geschützteilen und +Munition für die Geschütze, das Maxim-Gun und Gewehrmunition, ist als +gescheitert zu betrachten. Zwar kann man rechnen, daß ein Esel zwei +Trägerlasten bei entsprechender praktischer Verpackung auf sich nimmt, +doch erfordern, wenn die Expedition nicht gar zu sehr aufgehalten und +die Ordnung gewahrt sein soll, immerhin zwei Esel einen Treiber, und +erweist sich, wie man bei der Zelewskischen Katastrophe gesehen hat, im +kritischen Moment diese Art als unpraktisch, da die Tiere scheu werden, +durcheinander rennen und Unordnung in die Kolonne bringen. -- + +Es mögen nun noch die anderen unter dem Gouvernement im Jahre 1891 +unternommenen Expeditionen kurz Erwähnung finden. + +Im nördlichen Nguru vorgekommene Unruhen und Belästigungen der +Eingeborenen durch Wakuafi und Massai machten ein Einschreiten von +unserer Seite notwendig. Der Verfasser unternahm daher im Juni vorigen +Jahres, da das in Frage kommende Gebiet zum Hinterlande seines Bezirkes +gehörte, eine Expedition durch Usegua, Nguru und Usagara, durch welche +es gelang, ein vollkommen friedliches Verhältnis mit den Eingeborenen +herzustellen und auch die räuberischen Wakuafi zur Vernunft zu +bringen. Ebenso wurde die vorher bedroht erscheinende französische +Missionsstation in Nguru, Mhonda, vollkommen sicher gestellt. + +Nicht von geringem Nutzen war bei dieser Expedition die Hülfe Bana +Heris, dessen Einfluß auf die Eingeborenen sich der Verfasser zu +nutze gemacht hatte, und dessen Sohn Abdallah ebenso wie der des +öfteren erwähnte Jumbe Makanda von Bagamoyo auf der Expedition +mitgenommen wurden. Der früher bereits öfters angeführte Jehasi war +bei den Streitigkeiten der Wanguru mit den Wakuafi bei Einnahme einer +Wakuafi-Tembe gefallen. + +Bereits im Juli war der Verfasser von dieser Expedition nach Bagamoyo +zurückgekehrt und führte in dieser Zeit teils die Bezirksgeschäfte +in Bagamoyo, teils vertrat er den auf der Wahehe-Expedition sich +befindenden Kommandeur v. Zelewski in Daressalam. Da machte sich durch +inzwischen erfolgte Einfälle der nördlichen Mafiti nach Usaramo die +Unternehmung einer Expedition gegen diese zur Sicherung der gefährdeten +Wasaramo notwendig. Alle an der Küste noch disponiblen Truppen wurden +vereinigt, die vom Kommandeur zurückgeschickte Zulu-Kompagnie, sowie +aus Pangani, Bagamoyo und Daressalam herausgenommene Truppen wurden +in Bagamoyo als Expeditionskorps zusammengezogen, und der Verfasser +unternahm mit den Offizieren, Kompagnieführer End und Lieutenant +Prince, wie dem Arzt +Dr.+ Kanzki die erwähnte Expedition. +Dieselbe durchzog zunächst Usaramo in südwestlicher Richtung nach +Tununguo hin, wo fast alle Dörfer aus Furcht vor den Mafiti verlassen +waren, außerdem beredte Zeugnisse für die Grausamkeiten der Mafiti, wie +sie in diesem Buche gelegentlich der Erwähnung des Mafiti-Einfalls im +Jahre 1889 bereits geschildert sind, gefunden wurden. Sodann wurde der +Kingani bei Mafiti überschritten und nach der Missions-Station Tununguo +marschiert. Von dort aus richtete sich der Marsch direkt ins Land der +nördlichen Mahenge, welche große Komplexe von Kutu occupiert haben und +die Wakutu in großer Abhängigkeit von sich halten. Die Bestrafung der +Mafiti war für die Expedition nicht so bequem wie vor zwei Jahren, wo +das Eingreifen Gravenreuths nur 5 Stunden von Bagamoyo nothwendig war. +In ihrem Lande wurden die Mafiti nur im Dorfe Korongo angetroffen, +doch räumten sie auch diesen Ort nach dem vollständig überraschenden +Eintreffen der Expedition bald nach Eröffnung des Feuers. Im übrigen +zogen es die Mafiti vor, uns überall auszuweichen. Für die Expedition +lag die Gefahr nahe, daß das ungemein coupierte, für uns selbst auf den +schmalen Fußstegen nur schwer zu passierende Terrain von den gewandten +leichtfüßigen Mafitis zu einem Überfall gegen uns benutzt werden +könnte. Wir mußten uns daher, so gut es ging, gegen Überraschungen +sichern. + +In Hongo fanden wir eine Anzahl der von den Mafiti gefangenen Wasaramo +noch vor und setzten dieselben in Freiheit. Im übrigen beschränkte sich +der Verfasser darauf, den Mahenge in ihrem Lande, wo sie ebenfalls +überall zurückwichen, die einzig mögliche Strafe zu teil werden zu +lassen, nämlich sie an ihrem Hab und Gut nach Kräften zu schädigen. +Es wurden alle Ortschaften niedergebrannt, die überaus reichlich +daselbst vorgefundenen Vorräte, soweit wir sie nicht aufbrauchen und +mit uns führen konnten, den Flammen preisgegeben, und die reichen, +wohlbestellten Felder der Eingeborenen, soweit es in der kurzen Zeit +möglich war, durch uns und die eingeborenen Hülfsvölker, -- welche +besonders der Häuptling Kingo von Morogro und einzelne andere mächtige +Häuptlinge in der Zahl von mehreren Hundert Mann der Expedition +gestellt hatten, -- verwüstet. + +Diese grausame Art der Bestrafung ist bei eingeborenen Gegnern, die +man auf andere Weise nicht fassen kann, leider notwendig, und sie ist +den Eingeborenen auf die Dauer fühlbarer, als selbst erhebliche, ihnen +im offenen Kampfe beigebrachte Verluste an Menschenleben, die sie mit +der Zeit viel eher verschmerzen. Aber auch der Vermögensverlust übt +einen sehr lange anhaltenden Einfluß bei einem so gewohnheitsmäßigen +Räubergesindel, wie die Mafiti sind, nicht aus. Es wurde daher vom +Verfasser bereits als wirksames Mittel die Anlage einer Station in der +Landschaft Kisaki vorgeschlagen, die jetzt in Angriff genommen ist. + +Es sei hier bemerkt, daß vielleicht in späterer Zeit gerade das +jetzt verrufene Mafitiland für unsere Kolonie eine größere Rolle +spielen wird. Wir haben im Kutuland einen der fruchtbarsten und +bestbewässertsten Distrikte unseres Gebietes, der in jeder Hinsicht +die reichsten Ernten liefert. Dann aber lehnen sich hier die +Sedimentärformationen an den Gneis der Uruguruberge an. Dort ist +nach dem Urteil des Herrn +Dr.+ Lieder, der einen großen Teil +der Gebiete Deutsch-Ostafrikas geologisch erforscht hat und den der +Verfasser damals in Uruguru (Teil von Kutu, an das Mafitiland grenzend) +traf, das Vorkommen von nutzbaren Mineralien im höchsten Grade +wahrscheinlich, deren Transport zur Küste keine Schwierigkeiten machen +würde. -- + +Von der Expedition nach Bagamoyo zurückgekehrt, erfuhr der Verfasser +die Trauernachricht von der Katastrophe in Uhehe. Abgesehen von einer +nach der Katastrophe abgesandten Rekognoszierungs-Expedition nach +Mpapua unter Lieutenant Prince fanden keine weiteren Expeditionen der +Schutztruppe ins Innere im Bezirk von Bagamoyo und den weiter südlichen +Bezirken statt, im Hinterland von Tanga dagegen wurde das Einschreiten +des Bezirkshauptmanns Krenzler durch eine unter den Wadigo vorgekommene +Erhebung notwendig. + +Gerade der Umstand, daß unter einem bisher so wenig kriegerischen, +geradezu für erbärmlich geltenden Stamme, wie die Wadigo, eine Erhebung +gegen die deutsche Herrschaft vorgekommen war, war kein günstiges +Zeichen und machte ein schleuniges Einschreiten notwendig. Die erste +zu diesem Zweck vom Bezirkshauptmann Krenzler unternommene Expedition +verlief ungünstig, da sich die Expedition wieder nach der Station Tanga +zurückziehen mußte. Eine zweite stärkere, ebenfalls von dem bald darauf +am perniziösen Fieber verstorbenen, um die Entwickelung von Tanga +hoch verdienten Hauptmann Krenzler geführte Expedition bewirkte die +Wiederunterwerfung der Wadigo. + +Andere Kämpfe hatte am Kilimandscharo der dortige Reichskommissar +zur Verfügung des Gouverneurs, +Dr.+ Karl Peters, der als +Wirkungskreis das Kilimandscharo-Gebiet erhalten hatte, zu bestehen. +Nachdem Peters zunächst die Station Moschi mit der 9. Kompagnie der +Schutztruppe unter Kompagnieführer Johannes erreicht hatte, ging er +von dort aus weiter nach Osten, um hier eine neue nach seiner Ansicht +notwendigere Stations-Anlage zu schaffen. Hierfür wurde Marangu, der +Sitz des unbedeutenden Sultans Mareale, ausgesucht und der daselbst +von Peters gegründeten Station der Name Kilimandscharo-Station +beigelegt. Bei einer von dort mit einem Teil der Besatzungs-Kompagnie +gegen die Warombo unternommenen Expedition fiel der Sergeant Schubert +von der Schutztruppe, doch gelang es Peters, den Stamm, der sich nicht +unterwerfen wollte, zu strafen und unter die deutsche Herrschaft zu +bringen. -- In späterer Zeit fand +Dr.+ Peters Verwendung als +deutscher Kommissar bei der an unserer nördlichen Grenze vorgenommenen +Grenzregulierung gegen das englische Gebiet. + +Nach der Katastrophe in Uhehe und der Rückkehr der Reste der +Expedition unter Tettenborn war durch die großen Verluste der +Schutztruppe eine vorläufige Umänderung in der Organisation derselben +geboten. Auf telegraphischem Wege gelangte eine Allerhöchste +Kabinets-Ordre nach Ostafrika, nach welcher der Gouverneur zugleich +das Kommando der Schutztruppe bis auf weiteres übernehmen sollte. +Da der Gouverneur jedoch nicht selbst Offizier war und daher eines +sachkundigen Beistandes bedurfte, wählte er hierzu den Verfasser, der +als militärischer Beirat nach Daressalam überzusiedeln hatte. Die +Maßregeln, welche vom Gouverneur teils mit, teils ohne Einverständnis +mit dem militärischen Beirat getroffen wurden, sind mehr innerer Natur +und bereiteten die spätere Änderung in der Organisation der Truppe +vor. In der äußeren Organisation wurden, -- abgesehen von einer durch +den Verfasser vorbereiteten Umgestaltung der Expeditions-Artillerie, +die dann wieder fallen gelassen wurde, -- die Reste der 6., 7. und +9. Kompagnie mit denen der 5., 8. und 10. vereinigt, so daß die +Schutztruppe nur noch 7 Kompagnien aufzuweisen hatte, die durch +Rekrutierung zu ergänzen waren. Diese Ergänzung wurde noch besonders +nötig, da auch ein Teil der alten sudanesischen Soldaten sich entweder +nicht mehr als dienstfähig erwies oder die Erlaubnis zur Rückkehr nach +Egypten erbat, und da auch die Zulus erklärten, nach Ablauf ihres +dreijährigen Kontrakt-Verhältnisses nicht mehr im Dienst bleiben zu +wollen. + +Die Neuergänzungen sind von Major v. Wißmann in Egypten und +Kompagnieführer von Perbandt um Massaua herum, endlich im Gebiet der +Zulus von Inhambane aus vorgenommen worden, aber man erhielt nicht die +erwünschte Zahl, da die Rekrutierung bei den Zulus, auf deren Gelingen +man bestimmt gerechnet hatte, vollkommen scheiterte. Die Zulus, wird +ferner gesagt, würden sich entschieden weigern, über ihre Verpflichtung +hinaus, in der Schutztruppe zu verbleiben; es thut daher auf das +dringendste not, sich nach anderem Material umzusehen. + +Sehr zu wünschen wäre die endliche definitive Herbeiführung einer +Organisation der Artillerie, so zwar, daß unsere hiesigen Feldgeschütze +als Positionsgeschütze auf den Küstenstationen, die 4,7 +cm+ +für die Stationen des Innern, und 3,7 cm und Maxim-Guns für die +Expeditions-Artillerie dienen. Vor der Hand hat man darin noch gar +keine Organisation. + +Der älteste Offizier der Kaiserlichen Schutztruppe, der des +öfteren in den früheren Kapiteln erwähnt worden ist, zuletzt als +Stellvertreter des Kaiserlichen Reichskommissars, +Dr.+ Karl +Wilhelm Schmidt, hatte die Oberführerstelle in der Truppe, d. i. die +zweite Stabsoffizierstelle erhalten. Man hatte in der Truppe geglaubt, +daß entweder der Oberführer, dessen Rückkehr nach längerem Urlaub +in Deutschland im Oktober vorigen Jahres erfolgte, zum Kommandeur +der Kaiserlichen Schutztruppe ernannt werden, oder daß ein hierzu +geeigneter deutscher Stabsoffizier als Kommandeur herausgesandt +werden würde. Das letztere wäre wohl möglich gewesen, da die +Stelle des Kommandeurs der Schutztruppe eigentlich der Hauptsache +nach eine Verwaltungs-Stellung ist und ihm die Fürsorge für das +Offizier-Korps obliegt. Andererseits konnte sich ja zur Ausübung des +praktisch-afrikanischen Dienstes der Kommandeur an die erfahrenen +Wißmannschen Offiziere halten. Die Heraussendung eines Stabsoffiziers +hätte also, wenn man dem +Dr.+ Schmidt trotz seiner zweifellos +auch großen militärischen Verdienste, -- wir erwähnen bloß die +Gefangennahme Buschiris, -- das Kommando der Schutztruppe etwa +prinzipiell nicht übertragen wollte, eine Enttäuschung im Offizierkorps +nicht veranlaßt. Die Stelle des Verfassers als militärischer Beirat des +Gouverneurs war von vornherein eine durchaus unhaltbare, da derselbe +zwar mit dem Kommando der Schutztruppe im Namen des Gouverneurs +beauftragt war, er der Anciennität nach aber im Offizier-Korps der +Schutztruppe erst der viertälteste Offizier war. Dazu kam noch die +Verschiedenartigkeit der Ansichten des Gouverneurs und des Verfassers. +Der zwischen beiden hervortretende prinzipielle Gegensatz veranlaßte +denn auch bald eine Änderung, so daß nach einem zwischen Daressalam +und Berlin gepflogenen Depeschenwechsel der Kommandant des Kreuzers +»Schwalbe«, Korvettenkapitän Rüdiger von dem Kommando der »Schwalbe« +entbunden und zum Stellvertreter des Gouverneurs ernannt wurde. Von +diesem erhielt Rüdiger insbesondere auch seine, des Gouverneurs +Vertretung im Kommando der Schutztruppe, und die Geschäfte wurden vom +Verfasser dem Herrn Kapitän Rüdiger übergeben. Rüdiger war zwar in +afrikanischen Festlandsangelegenheiten gänzlich unerfahren, brachte +aber ein großes Interesse unserer Kolonie entgegen und hat sich mit +größtem Eifer seinem neuen Amt gewidmet. + +Der Verfasser, der als Beirat mit dem Gouverneur nur dann ersprießlich +zusammenwirken konnte, wenn Übereinstimmung in den Ansichten herrschte, +kehrte zunächst als Bezirkshauptmann nach Bagamoyo zurück, aber +sein Gesundheits-Zustand, besonders die seit der letzten Expedition +immer wiederkehrenden heftigen Erkrankungen an Malaria boten neben +den inneren Gründen die äußere Veranlagung für eine zweimonatliche +Beurlaubung nach Egypten zur Erholung. Dort angekommen wurde dem +Verfasser nach dem Tode Gravenreuths in Kamerun die Übernahme der +Gravenreuthschen Expedition telegraphisch angeboten. Er nahm dieselbe +an und wurde telegraphisch nach Berlin befohlen. Hier machten jedoch +wiederum Gesundheitsrücksichten seine Abreise nach Kamerun unmöglich, +sodaß der ebenfalls nach Deutschland beurlaubte Kompagnie-Führer Ramsay +die Führung der Expedition erhielt, während der Verfasser im Februar +1892 nach Ablauf seines Kommandos bei der Schutztruppe auf den beim +Reichskanzler eingebrachten Antrag des Gouverneurs aus der Schutztruppe +ausschied. + +Das letzte Jahr riß auch außerdem große Lücken in den Reihen der +früheren Offiziere Wißmanns; von den im Frühjahr 1889 herausgegangenen +Offizieren gehören zur Zeit nur noch folgende Herren der Schutztruppe +an: + + Frhr. v. Eberstein, Leue, Johannes, von Perbandt, von Sivers (dieser + war als Fachmann unter Wißmann stets nur zur See verwandt worden); + von den später eingetretenen Offizieren der früheren Wißmannschen + Schutztruppe sind noch im Verbande der Kaiserlichen Schutztruppe die + Herren Fischer, Langheld, Herrmann, Scherner, Podlech, von Elpons, + Prince. + +Von den Ressortchefs ist einer an der Spitze seines Ressorts +verblieben, Oberarzt +Dr.+ Becker, der Chef des Sanitätswesens in +Ostafrika. + +Die Oberführerstelle in der Kaiserlichen Schutztruppe ist in neuerer +Zeit auf den seit einem Jahr in Ostafrika an anderer Stelle thätig +gewesenen Major Frhr. v. Manteuffel übergegangen. + +Es mögen noch die Veränderungen in der Organisation der Schutztruppe +Erwähnung finden, welche innerhalb der letzten Zeit stattgefunden haben +und mit dem 1. März in Kraft traten. + +Die Kaiserliche Schutztruppe wurde in die eigentliche Schutztruppe +und eine Polizeitruppe geteilt, von denen die erstere zur Besetzung +der Stationen im Innern und zur Begründung neuer Stationen, ferner zu +Expeditionszwecken, die letztere zur Besetzung und Aufrechterhaltung +der Ordnung an der Küste dient. + +Der Etat für die Kaiserliche Schutztruppe bezog sich nicht auf diese +allein, sondern auch auf die Polizeitruppe, einschließlich des +europäischen Personals derselben, soweit dies aus der Kaiserlichen +Schutztruppe entnommen war. Die Stärke der Polizeitruppe, deren +Mannschaften aus der Kaiserlichen Schutztruppe entnommen wurden, +betrug 405 Mann, die sich auf die Bezirke nunmehr in folgender Weise +verteilten: Bezirksamt Tanga mit dem Bezirks-Nebenamt Pangani 100 +Mann; Bagamoyo, dessen Nebenamt Sadani in gleicher Weise wie im Süden +Mikindani vom Gouverneur aufgehoben und in eine einfache Zollstation +verwandelt war, 95; Daressalam 45; Kilwa 85; Mgau 80 Mann. + +Die den Bezirksämtern vorstehenden Bezirkshauptleute und der Vorsteher +des Nebenamtes Pangani sollten ursprünglich aus dem Offizierbestande +der kaiserlichen Schutztruppe entnommen werden und ebenso wie die +ihnen beigegebenen europäischen Unteroffiziere als zur Übernahme +einer Zivilstelle abkommandierte Militärpersonen gelten. Sie sollten +in disciplinarer Beziehung aus dem militärischen Befehlsbereich der +kaiserlichen Schutztruppe ausscheiden und allein dem kaiserlichen +Gouverneur unterstehen. Diese Anordnung ist zweifellos als ein +Fortschritt zu bezeichnen, da hiermit der vorher erwähnte Mißstand der +doppelten Unterordnung derselben Personen wenigstens in den meisten +Beziehungen aufhört. + +Für notwendige kriegerische Operationen an der Küste, für die +die Polizeitruppe zu schwach ist, wurden Bestimmungen über das +Zusammenarbeiten der kaiserlichen Schutztruppe und der Polizeitruppe +getroffen. Aber gerade wegen der zur Zeit noch lange nicht genügenden +Stabilität in den ostafrikanischen Verhältnissen, selbst an der Küste, +erscheint dem Verfasser eine derartige Vermischung der civilen mit der +militärischen Ordnung noch verfrüht. Gewiß würde eine rein militärische +Organisation vorzuziehen sein, wie sie zu Wißmanns Zeiten bestand, wo +allerdings nicht nur gediente Militärs, sondern auch örtlich erfahrene, +brauchbare Personen als Offiziere, Unteroffiziere und Beamte in die +Schutztruppe eingestellt wurden. Letzteres mag den für eine kaiserliche +Truppe geltenden Normen widersprechen, aber es ist in Ostafrika, wo +außergewöhnliche Verhältnisse herrschen, zur Zeit angebracht. + +Die eigentliche Schutztruppe wurde durch die erwähnte Verfügung nach +Ausscheidung der Polizeitruppe in 6 Kompagnien eingeteilt, hierunter +2 Zulukompagnien (die Entladung sämtlicher Zulus nach Ablauf ihres +Kontraktes steht wohl nahe bevor) und 4 Sudanesen-Kompagnien. In die +letzteren wurden zum Teil auch eingeborene Soldaten mit eingestellt. +Die erste dieser Sudanesen-Kompagnien dient für die Besatzung des +Kilimandscharo-Gebietes und der nördlichen Karawanenstraße bis +Masinde. Diese Kompagnie soll eine neue Station bei Gonja begründen +und das Gros derselben soll daselbst garnisoniert werden. Die zweite +Kompagnie hat ihren Stamm in Bagamoyo und giebt die Besatzung für +Tabora und die Stationen am Viktoriasee ab. Die erwähnten Stationen +des Innern sollten sich nebenbei durch Anwerbung von Eingeborenen +verstärken. Die dritte Kompagnie (Zulukompagnie) dient für die +Besatzung der neu begründeten Station Kilossa und der Station Mpapua +mit dem Stabe in Kilossa; die vierte Kompagnie (Sudanesen-Kompagnie) +besetzt die neubegründete Station Kisaki; die fünfte Kompagnie dient +als Bereitschafts-Kompagnie für den Süden mit dem Stabsquartier in +Kilwa und einem Unteroffizier-Posten in Lindi; die sechste Kompagnie +(Zulukompagnie) als Bereitschafts-Kompagnie im Norden mit dem +Stabsquartier in Daressalam. + +Ferner sind noch 50 Mann der Schutztruppe unter Lieutenant Graf von +Hessenstein nach Ugogo abmarschiert, um dort am Sitz des Oberhäuptlings +eine Station zu gründen; von Kilossa und Kisaki aus will man noch +Nebenstationen begründen. Die Besetzung resp. die Neubesetzung von +Stationen im Innern ist, zunächst im allgemeinen betrachtet, sehr +erwünscht und trägt, wenn die Stationen stark besetzt sind, einem +entschiedenen Bedürfnis Rechnung. Die Stationen sind an grade für den +Verkehr höchst wichtigen Plätze angelegt und dienen, -- aber immer +unter der Voraussetzung, daß sie genügend stark sind, -- alsdann gegen +die erfahrungsgemäß fast alljährlich wiederkehrenden kriegerischen +Einfälle der Räuberstämme. + +Trotzdem erscheint uns unter den bestehenden Verhältnissen diese +Verteilung der Schutztruppe und die Begründung so vieler Stationen im +Innern zur Zeit nicht angebracht; denn durch die Einrichtung eines +Stationsgürtels im Innern ist allerdings der Lieblingsgedanke des +Gouverneurs, die Schutztruppe nach Möglichkeit von sich zu entfernen, +durchgeführt worden, aber man ist nicht mehr so wie früher in der Lage, +ein starkes Expeditionskorps schnell zu formieren, um es an bedrohter +Stelle einzusetzen. + +Der Gouverneur von Soden ist der Ansicht, daß 4 Kompagnien farbiger +Soldaten, die auf einzelne Plätze des Innern verteilt sind, eine +Macht darstellen, welche die über 90 deutsche Meilen lange Küste oder +wenigstens deren nördliche Hälfte sichern kann. Die älteren Offiziere +der Schutztruppe haben sich bewogen gefühlt, auf die Gefahr einer +solchen Zersplitterung der Kräfte, wie sie das neue System mit sich +brachte, hinzuweisen, doch ihre Bedenken sind ungehört geblieben; im +Gegenteil, man dürfte es ihnen zum Teil vielleicht verargt haben und +sie es haben empfinden lassen, daß sie als subalterne Offiziere ihre +Überzeugung frei ausgesprochen haben, im Interesse einer Sache, für die +sie Leben und Gesundheit einsetzten. + +Bei der geringen Stärke der Besatzungen unserer neuangelegten +Stationen reicht die Macht derselben, gerade wenn man den Charakter +der Mafiti- und Massai-Stämme in Rechnung zieht, nicht weit. Wenn +wir Kisaki als Beispiel nehmen, so kann im günstigen Falle durch +diese Station die östlich gelegene Missionsstation Tununguo, auch +allenfalls die Karawanenstraße am Gerengere gesichert werden. Doch +sind immerhin noch Einfälle der Mafiti von der andern Rufidji-Seite +her ins südliche Usaramo möglich, von wo aus sie weiter nach der +Küste hin vordringen können. Ähnlich liegen die Verhältnisse bei den +andern Stationen in Kilossa und am Kilimandscharo, und dann ist, wenn +Beunruhigungen an der Küste durch die erwähnten Stämme in größerem +Maße stattfinden, das zur Verfügung stehende Expeditionskorps aus den +beiden Bereitschafts-Kompagnien unter Umständen viel zu schwach, um +namentlich, wenn es sich um ein Eingreifen in entferntere Gegenden +handelt, mit Nachdruck aufzutreten; auch sind ja Niederlagen im +Innern gerade bei der schwachen Besatzung der Stationen nicht +ausgeschlossen; und jede etwaige Niederlage erfordert einen ganz +bedeutenden Mehraufwand an Kräften, um sie wieder wett zu machen. Das +Zusammenbringen eines starken Expeditionskorps wird nach der jetzigen +Dislokation der Schutztruppe ohne totale Entblößung der Küste und der +erreichbaren Stationen nicht möglich sein. + +Die neue Dislokation der Truppen hätte der Ansicht des Verfassers nach +zur Vorbedingung eine Vermehrung der Schutztruppe um mehrere hundert +Soldaten haben müssen; dann allerdings hätte man die Neuordnung mit +Freuden als großen Fortschritt begrüßen können, wie ja auch -- aber +immer unter dieser Voraussetzung -- von uns die Begründung mehrerer +Stationen gewünscht worden war. + +In den Bestimmungen über die Polizeitruppe ist vorgesehen, daß +die Bezirks-Hauptleute dem Etat an Offizieren der Kaiserlichen +Schutztruppe entnommen werden sollen. In Wirklichkeit scheint indes +der jetzige Gouverneur danach zu streben, diese Posten allmählich +mit Juristen zu besetzen. Darauf weist die Verwendung des Kanzlers +als Bezirkshauptmann des durch seinen Handel und Verkehr wichtigsten +Küstenplatzes Bagamoyo hin, ebenso die im letzten halben Jahr nach +Ostafrika erfolgte Heraussendung von Juristen. Eine solche Maßnahme +kann dem Verfasser bei der wie gesagt noch nicht genügend erscheinenden +Stabilität der Verhältnisse nur als unzeitgemäß erscheinen. Etwas +anders ist es, wenn sich die eingeborene Bevölkerung etwas mehr an +die seit vorigem Jahre erfolgte Neuordnung der Dinge in Ostafrika +gewöhnt haben wird. Aber auch dann müssen die Juristen an Ort und +Stelle praktischer erzogen werden, wie es bis jetzt geschieht, wo +sie zum Teil mit ziemlich bedeutenden gesellschaftlichen Ansprüchen +nach Ostafrika hinkommen und dort lediglich mit ihrer Kenntnis +der Jurisprudenz und mit dem Strafgesetzbuch alle Schwierigkeiten +bewältigen zu können glauben. Giebt man ihnen Gelegenheit, unter einem +erfahrenen Stationschef in jeder Weise thätig zu sein und mit den +Eingeborenen in Fühlung zu bleiben, überträgt man ihnen z. B. auf den +großen Handelsplätzen, wie Bagamoyo, die Kontrolle bei den Karawanen, +die bisher von vielen der Herren nur zum Zweck der Bereicherung ihrer +ethnographischen Sammlungen betrachtet wurden und mit denen von +einzelnen nur ein Verkehr vom Standpunkt der vornehmen Überlegenheit +gepflogen wurde, so wird, wenn hierdurch die Neulinge Gelegenheit +haben, auch die örtlichen Verhältnisse besser kennen zu lernen, die +gewonnene Kenntnis der Volksanschauung im Verein mit ihrer Fachbildung +sie zu äußerst wertvollen Beamten machen. + +Ähnliches ist, nebenbei bemerkt, über die Ausbildung der neu nach +Ostafrika gesandten Offiziere zu sagen. Je mehr diesen Gelegenheit +geboten wird, möglichst mit der Bevölkerung dienstlich in Berührung +zu kommen (Beiwohnen beim Schauri, Beaufsichtigung der Karawanen, +Überwachung des Arbeitsdienstes, wie besonders Anlage neuer Stationen, +Verkehr auf Expeditionen), besonders wenn sie selbst schaffend thätig +sein können und nicht nur schablonenmäßig die Truppe in einer fertigen +Station exerzieren, desto mehr werden sie nicht nur in militärischer +Hinsicht, sondern auch im allgemeinen brauchbare Beamte werden, +man kann sagen um so mehr, in je unfertigeren Verhältnissen sie in +Ostafrika aufgewachsen sind. + +Die übrigen im Laufe des vergangenen Jahres von Herrn v. Soden +getroffenen Maßnahmen beziehen sich zunächst auf die Verlegung des +Schwerpunktes der Regierung von Bagamoyo nach Daressalam. Begründet war +dies durch die äußerst ungünstige Rhede von Bagamoyo, wo ein Anlaufen +der Hauptdampfer ausgeschlossen war. + +Es war in der letzten Zeit von Wißmann das Auskunftsmittel gewählt +worden, Bagamoyo als Hauptsitz des Kommissariats zu halten, dagegen +Daressalam als Hauptdepot und als Hauptplatz für die Flottille zu +belassen. Wißmann selbst hatte deswegen den Schwerpunkt nach Bagamoyo +verlegt, weil er, nachdem wir leider auf Sansibar verzichten mußten, +von Bagamoyo aus noch am besten die Verhältnisse in der Hand behalten +konnte. Hier laufen ja von den beiden großen Seen, vom Nyanza und +dem Tanganjika, sowie aus dem Hinterlande unseres Gebietes alle Fäden +zusammen, hier stand also der Reichskommissar persönlich mitten im +gesamten afrikanischen Verkehr, wie er in gleichem Maße an keinem +andern Platze der gesamten Ostküste Afrikas stattfindet. Der Ansicht +des Verfassers nach ist es notwendig, in Bagamoyo zu residieren, wenn +man den Schwerpunkt seiner Aufgabe in der Kolonie selbst sucht. + +Wenn man hingegen meint, der Verbindung nach Europa, dem Verkehr mit +der deutschen vorgesetzten Behörde die größere Rücksicht schuldig zu +sein, dann ist allerdings wegen der regen Verbindung mit der Heimat +Daressalam der rechte Platz, und liegt dann naturgemäß die Handhabung +des Verkehrs mit dem Innern in den Händen des Bezirks-Hauptmanns von +Bagamoyo. Daß nun gerade das letztere der Gouverneur nicht wünschte, +sondern daß er sich alle mögliche Mühe gab, den Verkehr nach Daressalam +zu ziehen auf Kosten von Bagamoyo, um als äußerst rühriger, thätiger +Mann, der er ist, selbst alles in die Hand zu bekommen, ist ja +begreiflich, aber unpraktisch. Der inner-afrikanische Verkehr kann +nach Daressalam nur auf zweierlei Weise gezogen werden: entweder durch +Einrichtung eines direkten Verkehrsweges von Daressalam bis weit ins +Innere hinein, wie wir in einem der früheren Kapitel erwähnten, oder +durch Gewalt. Ob letztere, selbst den Fall angenommen, daß wir immer +in der Lage wären, sie faktisch anwenden zu können, ratsam ist und +nicht vielleicht dazu dient, den Verkehr von unserer Küste überhaupt +abzulenken, erscheint zum mindesten recht zweifelhaft. + +Solche kleinen Abstecher, wie sie der Gouverneur z. B. voriges Jahr in +das für den Verkehr höchst unbedeutende Usaramo mit seinen geradezu +erbärmlichen Bewohnern, den Wasaramo, gemacht hat, einige Meilen weit +bis an den Kingani, können hierfür nicht das geringste zu Wege bringen. +Sie geben nur falsche Vorstellungen in Europa, besonders wenn lange, im +Mißverhältnis zur Wichtigkeit stehende Berichte darüber veröffentlicht +werden, fördern den Verkehr jedoch nicht im mindesten. So lange die +Inder entweder in Bagamoyo, oder wie es meistens der Fall ist, in +Sansibar selbst den Handel mit den Karawanen in der Hand haben, sind +die Leute auf Bagamoyo angewiesen, von wo aus die Verschiffung ihrer +Waren auf der allerdings miserablen, aber für den Dhau-Verkehr wegen +der geringen Entfernung von Sansibar höchst bequemen Rhede vorteilhaft +ist. + +Auch die in den letzten Monaten viel erwähnte, angeblich vom Gouverneur +erst geschaffene Postverbindung von Daressalam nach dem Innern erweckt +hier in der Heimat falsche Vorstellungen. Eine Postverbindung hat auch +früher meistens, in den letzten Jahren immer, bestanden. Entweder die +französische Mission zu Bagamoyo oder der Inder Sewa Hadji beförderten +die Postsachen in regelmäßigen Zeiträumen nach dem Innern, oder es war +wie in den letzten Jahren Aufgabe des Bezirkshauptmanns von Bagamoyo, +einen regelmäßigen Postverkehr aufrecht zu erhalten. Der letztere hatte +hierzu in Bagamoyo die beste Gelegenheit, da eben hier, wie erwähnt, +alle Karawanen hinkamen und so wie so ein lebhafter Verkehr zwischen +diesem Küstenplatz und dem Innern bestand. Jetzt ist die Besorgung der +Posten einer ziemlich neuen Firma in Daressalam übertragen. Aber die +Angestellten dieser Firma haben nicht die Beziehungen zu den Leuten, +wie sie z. B. die französische Mission und die dortigen Inder, oder wie +sie in erster Linie der Bezirkshauptmann von Bagamoyo hat. Es sind also +in die Zuverlässigkeit dieser Art der Postverbindung starke Zweifel zu +setzen. Der Umstand, daß die Briefträger uniformiert und so äußerlich +kenntlich sein sollen, thut wenig zur Sache, ist unter Umständen sogar, +wenn, wie häufig, im Innern nicht überall völlige Ruhe herrscht, +nachteilig. + +Besondere Erwähnung mag noch die rege, in Daressalam seit Einrichtung +des Gouvernements naturgemäß entfaltete Bauthätigkeit finden, durch +die, wie durch eine für diesen Platz vom Gouverneur vorgeschriebene +Bauordnung Daressalam auch äußerlich ein gutes Aussehen erlangt +hat. Man kann sagen, der Ort macht heute den Eindruck einer kleinen +europäischen Villenstadt. + +Auf eine Reihe von Erlassen des Kaiserlichen Gouverneurs muß fernerhin +an dieser Stelle hingedeutet werden, welche den löblichen Zweck +hatten, die Einnahmen der Kolonie zu vermehren. Neben der Übernahme +des Zolles, der aus den Händen der ostafrikanischen Gesellschaft an +das Gouvernement überging, und der natürlich nach wie vor, da ja die +Inder, Araber und Eingeborenen daran gewöhnt sind, willig bezahlt +wurde, den man sogar leicht, ohne auf großen Widerstand zu stoßen, +zum Zwecke der Vermehrung der Einnahmen hätte erhöhen können, waren +es Steuer-Verordnungen, die der Gouverneur im vorigen Jahre erließ. +Diese Verordnungen, die in großer Eile den Organen des Gouverneurs an +den verschiedenen Küstenplätzen zu publizieren befohlen wurde, zeigten +sich als durchaus unangebracht. Sie riefen eine große Mißstimmung unter +der davon betroffenen Bevölkerung hervor, weil sie neben einer zu +großen, sehr in die Augen fallenden Belastung einzelner Personen den +bestehenden Verkehr in manchen Beziehungen bedeutend erschwerten. + +Die Verordnungen bezogen sich auf die Ausschreibung einer Hafengebühr +für Dhaus, auf Einführung einer nach dem Umsatz, nicht nach dem Ertrag +berechneten Handelssteuer, einer Schankgebühr, welche letztere wir +allerdings als vollkommen berechtigt anerkennen möchten und einer +Gebühr für das Schlagen von Bauhölzern. Da indes zum großen Teil diese +Projekte als undurchführbar wieder fallen gelassen sind, so sei nicht +weiter hierauf eingegangen. Bezüglich des Handels suchte uns der +Kongostaat dadurch Konkurrenz zu machen, daß von seinen Beamten an +unserer Westgrenze, Zölle für die in unser Gebiet eingeführten Waaren, +besonders das Elfenbein, erhoben wurden. Dies machte sehr viel böses +Blut bei den Arabern gegen den Kongostaat; die Araber zu Bagamoyo +trugen ihre Beschwerden dem Verfasser vor, der, da dieselben ihm gegen +internationale Abmachungen zu verstoßen schienen, sie weitergab; doch +scheint darauf hin nichts weiter von unserer Seite erfolgt zu sein. + +Die Bestrebungen des Gouverneurs zielen natürlich nur auf das Beste +der Kolonie ab, es fehlt ihm aber nach der Ansicht des Verfassers die +nötige Vorkenntnis der speziellen ostafrikanischen Verhältnisse. + +Eine größere Rücksichtnahme auf die mächtigen, einflußreichen Faktoren +in der Bevölkerung, wie die Araber, würden wir dringend wünschen, denn +man kann sich, namentlich wenn man nicht über einen großen Geldsack +und über große Kräfte zu verfügen hat, nicht so ohne weiteres über +sie hinwegsetzen, sondern muß mit ihnen, die Einfluß im Lande haben, +wie mit den größeren mächtigen Häuptlingen und mit den kommerziellen +Regenten, den Indern, rechnen. Der Handel ist ihnen nicht mit +Redensarten zu entziehen, (außer wenn man ihn überhaupt zurückbringen +will,) und man kann sich gerade, wie uns dies Wißmann gezeigt hat, +durch solche Rücksichtnahme manche Opfer ersparen und viele Erfolge +erringen. Daß der Gouverneur selbst bei den Machthabern des Landes, den +Arabern und den Häuptlingen, gar nicht beliebt ist, muß sehr bedauert +werden, denn nirgends kommt es so sehr wie in Afrika auf das Renommee +der Persönlichkeit an. + +Der Gouverneur selbst arbeitet mit ungeheurer Rührigkeit, aber +allein, und weist jede Hülfe erfahrener Leute von der Hand, hält jede +Beeinflussung durch solche mißtrauisch fern und von den an Ort und +Stelle erfahrenen Beamten holt Herr von Soden nur dann Rat ein, wenn +er annimmt, daß die Ratschläge in seinem Sinne ausfallen; auch weiß +er die wirklichen Kenner des Landes von den partiellen Kennern nicht +zu unterscheiden; er, wie auch in Deutschland die Leute, scheeren +so oft alle, die längere Zeit in Ostafrika waren, betreffs ihrer +Urteilsfähigkeit über einen Kamm. Es kann jedoch jemand lange Jahre +an einem toten, vom großartigen afrikanischen Handel abgeschlossenen +Küstenplatz oder an einem fern den Hauptkarawanenstraßen gelegenen +Platz im Lande gesessen haben, ohne in den Besitz einer Kenntnis der +allgemeinen afrikanischen Verhältnisse gelangt zu sein. Solche Leute +gehören zu den Theoretikern, die in ihrem Urteil erfahrungsmäßig fast +stets von den Praktikern abweichen. -- + +Schon hatte der Verfasser das Manuskript zu diesem Buche abgeschlossen, +da trafen so wichtige Nachrichten aus unserem ostafrikanischen +Schutzgebiet ein, daß er Veranlassung nimmt, die Vorgänge noch mit +wenigen Zeilen zu streifen. + +Am Kilimandscharo sind die Herren Kompagnieführer Freiherr von Bülow +und Lieutenant Wolfrum den Heldentod gestorben. Der erstere war ein +wegen seiner Tapferkeit, Pflichttreue und siebenjähriger afrikanischer +Erfahrung hochgeschätzter, an den verschiedensten Plätzen bewährter +Offizier, der letztere wurde, zwar bedeutend jünger im afrikanischen +Dienst, von allen gleichgeschätzt, als Offizier, Kamerad und Mensch; +beider Tod ist ein empfindlicher Verlust für die Schutztruppe. Leider +fielen beide in einem für uns recht unglücklichen Gefecht bei Moschi +am 10. Juni: Wolfrum während desselben, Bülow erlag den im Gefecht +erhaltenen Verwundungen am Tage darauf. + +Zu Moschi war im November v. J. Meli seinem Vater Mandara nach dessen +Tode in der Herrschaft gefolgt. Während Mandara stets ein zuverlässiger +Freund der Deutschen gewesen war, der fremden Einfluß nicht aufkommen +ließ, scheint sich sein Sohn ganz in die Hände der englischen +Missionare gegeben zu haben; nach der Gründung der Station Marangu +lebte Meli auch nicht mehr derartig unter den Augen der Deutschen, +daß einer Schwenkung in seiner politischen Haltung hätte rechtzeitig +vorgebeugt werden können. + +Aus Gründen, welche zur Zeit hier noch nicht genügend aufgeklärt sind, +sah sich Herr von Bülow veranlaßt, gegen Meli vorzugehen. Da seine +Kompagnie aber sehr verteilt war und da er wohl keine Aussicht hatte, +vom Gouverneur von der Küste Verstärkungen zu erhalten, wagte er das +Vorgehen gegen die kriegerischen Wadschagga zu Moschi anscheinend +mit etwas geringen Mitteln. Auch scheint es, daß den Wadschagga +Hinterladergewehre mit Munition durch die Engländer, vielleicht gar +durch Vermittlung der englischen Mission, geliefert sind. Jedenfalls +war das Gefecht bei Moschi ein für uns unglückliches; nach harten +Verlusten mußten sich die Unsrigen zurückziehen, selbst die von Peters +begründete Kilimandscharo-Station mußte aufgegeben werden; unsere +Position am Kilimandscharo ist damit zur Zeit verloren. Man hat alles +an Kräften, was man an der Küste noch zusammenbringen konnte, vereint, +wie es scheint, ist die Küste sogar sehr von Truppen entblößt worden. +-- Es sind zwei Expeditionen, die eine unter dem an Ort und Stelle sehr +erfahrenen, in Afrika wohl bewährten Kompagnieführer Johannes voran, +die zweite unter dem neuen Oberführer der Schutztruppe, von Manteuffel, +nachfolgend, von Tanga abgesandt, um den unzuverlässigen Häuptlingen +die Lust zu weiteren Ausschreitungen zu benehmen und unsere Position im +Innern wieder zu befestigen. Hoffentlich reichen die zusammengebrachten +Kräfte dazu aus, den Kampf gegen Meli mit begründeter Aussicht auf +Erfolg aufzunehmen und unser Ansehen wiederherzustellen. + + + + + 17. Kapitel. (Schluß.) + + Die Expedition Emin Paschas. + + Gewinnung Emins für deutsche Dienste. -- Charakter Emins. -- Zwecke + der Expedition. -- Abmarsch. -- Ankunft in Mpapua. -- Kämpfe gegen + die Wahumba. -- Begegnung mit Dr. Peters. -- Abmarsch von Mpapua mit + v. Bülow. -- Die Expedition schwenkt nach Tabora ab. -- + Vorverhandlungen daselbst durch den Belutschen Ismael. -- Der + Häuptling Sikke. -- Vertrag Emins. -- Seef ben Saad zum Wali gewählt. + -- v. Bülow geht nach Urambo. -- Kämpfe Bülows und Langhelds mit + den Wangoni. -- Uramboleute als Hilfstruppen. -- Langheld in Usongo. + -- Emin am Viktoria. -- Aufbruch nach dem Westufer. -- Gründung von + Bukoba. -- Stokes kommt mit Sigl nach Usongo. -- Unglückliches + Gefecht zu Tinde. -- Langheld holt vom Viktoria Verstärkung. -- + Kämpfe gegen die Waniamuesi und Wangoni. -- Stimmung der Araber zu + Tabora. -- Sigls Erfolge daselbst. -- Marsch Langhelds nach Bukoba. + -- Langheld übernimmt die Stationen Bukoba und Muanza. -- Emins und + Stuhlmanns Weitermarsch nach dem Albert-Eduardsee und Momphu. + -- Sein Rückmarsch. -- Schluß. + + +Bei der chronologischen Entwicklung der Ereignisse während und nach +dem Aufstande, wie sie das vorliegende Buch darbietet, ist bisher eine +Episode gänzlich außer Acht gelassen worden, eine Episode, welche +gleichwohl in ihren Folgezuständen einen der wichtigsten Faktoren für +die Weiterentwickelung der Kolonie darstellt und welche besonders auf +die Maßnahmen des Gouvernements von wesentlich bestimmendem Einfluß +gewesen ist: wir meinen die Expedition +Dr.+ Emin Paschas. + +Schon früher ist verschiedentlich darauf hingewiesen worden, daß bei +der Ankunft an der Küste der Pascha selbstverständlich, falls er +nicht gänzlich auf seine Thätigkeit in Afrika zu verzichten wünschte, +die von Seiten Englands ihm gemachten Vorschläge anzunehmen geneigt +schien. Mußte doch England für ihn als die einzige in Afrika wirklich +interessierte Macht gelten, war er selbst doch im Dienst Gordons seiner +erfolgreichen Thätigkeit in der Äquatorialprovinz zugeführt worden. +Aber diese Neigung zu England erlitt einen Stoß schon bei der Ankunft +Emins in Mpapua. Hier trat ihm plötzlich eine neue Kolonialmacht +entgegen; hier wehte die deutsche Flagge 300 +km+ von der Küste +entfernt; deutsche Offiziere und Unteroffiziere, schwarze Truppen in +deutschen Diensten empfingen ihn. Auf unserm Marsch zur Küste hinunter +war Gelegenheit genug, dem Pascha in eingehenden Gesprächen die +Entwicklung unserer deutsch-ostafrikanischen Kolonie darzulegen, ihn zu +überzeugen, daß sein eigentliches Vaterland als stärkster Nebenbuhler +Englands auf dem afrikanischen Kontinent mit Erfolg erschienen sei. + +Für uns selbst mußte natürlich ein Name wie der Emin Paschas als eine +überaus wichtige Erwerbung erscheinen. Die ganze zivilisierte Welt +kannte ihn, die in Afrika beteiligten Mächte, der Kongostaat wie +England, legten übereinstimmend einen überaus großen Wert auf seine +Dienste. Was war da naheliegender, als daß wir unsererseits versuchten, +den besten Kenner Innerafrikas, den in der Behandlung der Schwarzen +und Araber äußerst gewandten Mann für uns zu gewinnen? Die beste +Gelegenheit hierzu bot das Krankenlager Emins. Sein Zustand verbot +von selbst die von englischen Freunden so überaus dringend gewünschte +Überführung in ihre Hände. Vor den Augen des Genesenden entwickelte +sich das gerade damals großartige Bild militärischen Lebens und +beginnender Kulturarbeit auf unsrer größten afrikanischen Station. + +Dazu kam der wesentliche Einfluß einer Persönlichkeit wie Wißmann, +mit dessen Charaktereigenschaften sich in diesem Falle noch die +Bedeutung des selbständigen, erfolgreichen Afrikaforschers verband. So +war die Überleitung der Gesinnung Emins von der englischen Seite zur +deutschen gleichzeitig das Werk der Ereignisse und des Einflusses der +Personen, welche ihn umgaben, nicht aber ohne weiteres ein freiwilliges +Zurückkehren seinerseits zu seinem angestammten Vaterland. Eine bloße +Übernahme des Pascha in den Dienst des Kommissariats war durch die +Bedeutung seiner Persönlichkeit ausgeschlossen. Wenn er uns seine +Dienste widmen sollte, so konnte dies nur geschehen durch eine direkte +Genehmigung oder auf einen ausgesprochenen Wunsch des Auswärtigen Amtes +in einer Stellung, welche ihn nicht, wie uns andre, dem persönlichen +Dienst des Reichskommissars zuteilte. Wißmann wandte sich daher, wie +bekannt, an die leitende Stelle in Berlin und erhielt von dieser die +telegraphische Antwort: »Emin Paschas Dienste sind uns angenehm.« + +Es ist die Ansicht sehr verbreitet, als hätte Wißmann danach gestrebt, ++Dr.+ Emin Pascha in seinen Befehlsbereich, also zu seinem +Untergebenen zu bekommen. Diese Ansicht ist irrig: Wißmann wünschte +eine direkte Unterstellung des Pascha unter das Auswärtige Amt; ++Dr.+ Emin hingegen erbat wiederholt und dringend von Wißmann +eine direkte Unterstellung seiner Person unter die Wißmanns, auch für +spätere Zeit, und zwar begründete der Pascha dies in seiner mitunter +kokett erscheinenden Bescheidenheit mit den größeren persönlichen +Verdiensten Wißmanns. Es möge dies Faktum Erwähnung finden, um einer +ungerechten Beurteilung Wißmanns vorzubeugen. + +Die Aufgabe, welche Wißmann durch den Pascha gelöst wissen wollte, +basiert auf den eigentümlichen, man kann wohl sagen politischen +Verhältnissen unserer Kolonie. Die Küste war in unsern Besitz +zurückgebracht. Der große Karawanen-Knotenpunkt, welcher als äußerste +Grenze der Küste betrachtet werden kann, war von uns besetzt. Aber +diese Thatsachen konnten für die wirkliche Beherrschung der Kolonie +durch uns immer noch nicht als allein ausschlaggebend angesehen werden, +besonders dann nicht, wenn wir unsre Hauptaufgabe erfüllen, d. h. +die handelspolitischen Fäden Inner-Afrikas in unsrer Hand vereinigen +wollten. Diese Fäden liefen im Innern zusammen in den großen arabischen +Handelscentren, wo hunderte mächtiger Kaufleute, ja, man kann sagen +arabischer Herrscher ungeheure Gebiete in unserm eigenen Lande in +ihrer Hand vereinigt hatten. Es schien sehr denkbar, daß die Araber +des Innern durch die Beeinträchtigung des Sklavenhandels oder aus +Furcht vor unserm Vorgehen an der Küste ihren Handel von nun an in +andere Bahnen lenken würden, auch lag die Möglichkeit nahe, daß diese +arabischen Centren im Innern, wenn wir nicht in einen direkten Verkehr +mit ihnen traten, auf endlose Zeit hinaus die Quellen neuer Aufstände +und Beunruhigungen sein würden. Ein militärischer Vorstoß nach diesen +Punkten im Innern konnte gar nicht in Frage kommen. Zudem ließen es +auch die bestehenden Verhältnisse als wahrscheinlich erscheinen, daß +eine diplomatische Expedition, wenn dieselbe unter der Entfaltung einer +immerhin in die Augen fallenden Macht auftrat, noch besser zum Ziele +führen würde. Für eine solche Aufgabe war die Person Emin Paschas +so geeignet, wie keine zweite. Als ganz erstrebenswerte Folge ergab +sich außerdem, daß durch eine solche Expedition notwendig im Innern +Interessen geschaffen werden mußten, welche von der Reichsregierung +später in keinem Falle aufgegeben oder verleugnet werden konnten. Auf +diesen Grundlagen baute sich die Aufgabe, welche Emin lösen sollte, +auf. + +Der Entschluß, seine Dienste der deutschen Reichsregierung anzubieten, +war von +Dr.+ Emin noch auf seinem Krankenlager in Bagamoyo gefaßt +worden. Nachdem die prinzipielle Genehmigung zur Expedition von Berlin +erwirkt und die Mittel für dieselbe bewilligt waren, wurde mit Eifer +an die Zusammenstellung der Expedition gegangen. Zwar hatte es nach +der Genesung des Pascha den Anschein, als gewännen andere Einflüsse +auf ihn wieder die Oberhand, zwar erklärte er mir nach erfolgter +Zusammenstellung der Expedition zuletzt noch in Bagamoyo, er wolle +diese mir, der ich ursprünglich als militärischer Führer für dieselbe +in Aussicht genommen war, überlassen und selbst noch in Sansibar und +Bagamoyo verweilen, schließlich aber willigte er doch ein, selbst die +Expedition zu führen. Und dazu hatte Wißmann seinen ganzen Einfluß +eingesetzt, denn es war klar, daß nur im Vertrauen auf den Pascha, +seine Vergangenheit und seine außerordentliche Leistungsfähigkeit, die +Genehmigung des Reichskanzlers zu dieser für damalige Verhältnisse +weitausschauenden Expedition erteilt war. + +Es möge an dieser Stelle gestattet sein, den Charakter Emins, wie +sich ~uns~ derselbe in mehrmonatlichem Verkehr offenbarte, +einige Worte zu widmen. Unbestritten ist von vornherein sein +wissenschaftlicher Eifer und Ruhm. Ebenso unbestritten das +organisatorische Talent, welches er während der dreizehn +Verwaltungsjahre in der Äquatorialprovinz genügend bekundet hat. Uns +Offizieren jedoch mußte ein Charakter wie der seine zunächst durchaus +fremd gegenübertreten. Mag es nun in seinem langen Verkehr mit Arabern +oder in angeborenen Charaktereigentümlichkeiten liegen, er zeigte in +jedem Falle ein für unser Gefühl viel zu starkes Eingehen auf Wünsche +aller Art, gleichviel von welcher Seite dieselben immer ausgesprochen +wurden. Die übertriebene Höflichkeit und die vollkommene Unterordnung +seines eigenen Willens unter den Ideengang viel jüngerer Männer, nicht +nur Wißmanns, sondern auch weniger bedeutender Leute, kamen uns wie +eine Art Schlaffheit, wie mangelndes Selbstbewußtsein vor. Dazu kam +eine übergroße Reizbarkeit; der Charakter Emins ist dermaßen erregbar, +daß unter Umständen ein verkehrtes Wort ihn dazu veranlassen konnte, +daß er sich wie eine Schnecke in ihr Haus zurückzog. Leicht bezog er +auch ein der Sache geltendes Urteil auf seine Person. Besonders in +letzterer Hinsicht war der Verkehr mit ihm nicht ganz angenehm, denn +Emin pflegte derartige Meinungsverschiedenheiten nicht so leicht zu +vergessen. Das hier gefällte Urteil ist ja ein persönliches, aber es +bringt das Empfinden zum Ausdruck, welches wir bis zum Abmarsch des +Pascha fast ausnahmslos hatten. + +Eins aber muß ganz unbedingt von allen anerkannt werden: das ist die +Thatsache, daß schließlich +Dr.+ Emin trotz seiner schweren +vorhergegangenen Krankheit, trotz seines 16jährigen Aufenthalts in +Afrika sich schließlich, ohne die Heimat oder Egypten wiederzusehen, +in den Dienst der deutschen Sache stellte, für die er nach kaum +fünfmonatlichem Verweilen an der Küste den Marsch ins Innere wieder +antrat, ohne doch durch eine Verpflichtung dazu genötigt gewesen +zu sein. Und in der That ist die Expedition +Dr.+ Emins von +der einschneidendsten Bedeutung für die weitere Entwickelung +Deutsch-Ostafrikas geworden. Das Verdienst, unser Ansehen im Seengebiet +ausgebreitet zu haben, kommt der Expedition Emin Paschas zu. + +Der geeignetste Zeitpunkt für eine solche Expedition und ihre Aufgaben +war die verhältnismäßig stille Zeit, welche nach der Beruhigung des +Nordens und vor Wiedereroberung des Südens sich eingestellt hatte. +Die Verhandlungen zwischen Wißmann und Emin führten zu dem Resultat, +daß der Pascha Ende April mit den Offizieren Langheld und +Dr.+ +Stuhlmann, dem Feldwebel Kühne und dem Sergeant Krause, 100 Soldaten +(Sudanesen, Zulus und Askaris), ferner 400 mit Vorderladern bewaffneten +Trägern und einem kleinen 3,7 +cm+ Geschütz von Bagamoyo +aufbrechen sollte. Lieutenant Langheld war als Führer der Soldaten +an Stelle des Verfassers getreten, da zwischen dem Pascha und diesem +Meinungsverschiedenheiten Platz gegriffen hatten. Lieutenant +Dr.+ +Stuhlmann war dem Pascha als wissenschaftliche Stütze beigegeben. +Beiläufig erwähnt, machte die Anwerbung der Träger sehr große +Schwierigkeit. Sobald unsere englischen Freunde in Sansibar, denen +wir bis zum letzten Augenblick die Zwecke und Personen der Expedition +verborgen gehalten hatten, über die Sachlage im Klaren waren, setzten +sie alles daran, die Expedition zu hintertreiben. + +Am 26. April 1890 marschierte die Expedition von Bagamoyo ab und +traf in Mpapua mit der aus dem Innern kommenden deutschen Emin +Pascha-Expedition unter +Dr.+ Peters zusammen. Wegen der +schlechten Jahreszeit -- die Kingani- und Makataebene waren nach +der großen Regenzeit ebenso wie das Mukondoguathal überschwemmt -- +hatten die Expeditionsmitglieder wie die Soldaten und Träger schon +auf dem erstem Teil des Marsches viel unter klimatischen Krankheiten +zu leiden und waren auch einige Verluste durch Tod zu verzeichnen. +In Mpapua wurde von Seiten des dortigen Stationschefs Freiherrn von +Bülow und Lieutenant Langheld mit den vereinigten Stations- und +Expeditions-Truppen ein Zug gegen die Wahumba unternommen, die bei +Kitangi geschlagen wurden. + +Am 19. Juni erfolgte zu Mpapua das Zusammentreffen mit Peters; am +21. Juni marschierte nach erfolgter Reorganisation die Expedition, +die in Mpapua drei Wochen geweilt hatte, nach Westen weiter. Der +bisher in Mpapua stationierte Feldwebel Hoffmann ging von hier aus +als Expeditionsmitglied mit, sollte aber leider nicht wieder aus dem +Innern zurückkehren, da er später in Muanza verstarb. Ebenso schloß +sich Herr von Bülow mit 25 Mann der Mpapuabesatzung an, um die Wagogo +mit Hülfe Langhelds zu züchtigen; die Wagogo, besonders der gefürchtete +Häuptling Makenge zu Uniamwira, waren in letzter Zeit besonders frech +gewesen; +Dr.+ Peters speziell hatte Kämpfe mit ihnen gehabt, in +denen er siegreich gewesen war. Nun wurden sie ebenfalls von Bülow und +Langheld wieder geschlagen; Bülow, der ursprünglich nur bis Uniamwira +mitmarschieren wollte, wurde dort durch Krankheit an der Rückkehr nach +Mpapua verhindert und verblieb in der Behandlung des Pascha, indem er +zunächst in der Expedition weiter getragen wurde. + +Wenn, wie in Ugogo, Abteilungen der Expedition detachiert wurden für +kriegerische Aktionen, zeigte es sich, daß die Sudanesen nie bei der +Hauptexpedition des Pascha zurückbleiben, sondern stets Lieutenant +Langheld, ihrem militärischen Führer, folgen wollten, trotzdem doch +der egyptische Pascha und Gouverneur der Äquatorialprovinz ihnen näher +stehen konnte; es war das Gleiche schon in Bagamoyo im Verhältnis +der Sudanesen zum Pascha einerseits und zum Verfasser andererseits +hervorgetreten. Es ist dies ein Zeichen der guten Disziplin unserer +Sudanesen und der Anhänglichkeit an ihre militärischen Führer. + +Von Mpapua an traten bereits Verhältnisse ein, welche auf den weiteren +Verlauf der Expedition bestimmend einwirkten und derselben eine +ursprünglich nicht beabsichtigte Richtung gaben. Bei der Feststellung +der Grundzüge für die Expedition hatte Wißmann dem Pascha gegenüber +ausdrücklich den Wunsch ausgesprochen, daß Tabora, jenes wichtigste +arabische Centrum im Innern, nicht berührt werden solle. Wißmann setzte +dabei voraus, daß das Erscheinen einer so geringen Macht, wie sie +dem Pascha zur Verfügung stand, doch niemals von einem nachhaltigen +Erfolge auf die arabische Macht daselbst sein könne und daß daher nur +unangenehme Weiterungen aus einer Besetzung Taboras entstehen würden. +Der Reichskommissar selbst war auf keinen Fall in der Lage, bei irgend +welchen Verwicklungen thatkräftig einzugreifen; auch konnte solch ein +weiter militärischer Vorstoß nach dem Innern vorderhand gar nicht als +Aufgabe des Kommissariats angesehen werden. + +Die Macht der Verhältnisse hat es schließlich anders gefügt. Emin, +welcher ursprünglich nördlich von Tabora direkt nach dem Viktoriasee +zu gehen beabsichtigte, wurde durch Trägermangel und notwendige +Ergänzung der Tauschwaren gezwungen, von seiner Route abzubiegen +und Tabora aufzusuchen. Da nun hier die politischen Verhältnisse, +besonders die Stimmung der Araber, sich einer Verhandlung günstig +zeigte, betrachtete es Emin als seine Aufgabe, in Tabora die deutsche +Flagge aufzuhissen und einen förmlichen Vertrag abschließen. Hierbei +hatte ein Abgesandter Wißmanns, der Belutsche Ismael aus Bagamoyo, dem +Pascha die Wege geebnet. Dieser hatte große Handelsverbindungen in +Tabora und war mit allen dortigen Arabern und Belutschen aufs Engste +liirt. Er erschien daher als der geeignete Mann, so lange wir größere +Machtmittel im Innern nicht aufwenden konnten, für uns zu wirken und +es war Wißmann, der teils persönlich, teils durch Hauptmann Richelmann +und den Verfasser mit ihm unterhandelt hatte, gelungen, Ismael zu +gewinnen. Derselbe ging gerade mit einer Handelsexpedition nach Tabora +hinauf und übernahm dabei die Aufgabe, die Araber zur Hissung der +deutschen Flagge und zur Unterwerfung unter die deutsche Herrschaft +zu bewegen; Ismael machte den Leuten klar, daß ihr eigenes Interesse +auf unserer Seite läge, da sie doch kommerziell von der Küste abhängig +wären, und sie da auch eventuell, wie der in einem früheren Kapitel +erwähnte Fall Mohammed ben Kassim zeigte, gefaßt werden könnten. Die +Araber waren durchaus geneigt, die deutsche Herrschaft ohne Rückhalt +anzuerkennen, nicht so aber der von jeher aufs übelste berüchtigte +Waniamuesihäuptling Sikke. Doch gelang es schließlich der Einwirkung +der Araber und Ismaels, auch Sikke geneigter zu machen. + +Da Ismael bekannt wurde, daß die Expedition des Paschas sich Tabora +näherte, bewirkte er, daß von den Arabern schließlich im Einverständnis +mit Sikke, der zuerst gegen die Expedition getobt hatte, ein +Einladungsschreiben an Emin Pascha abgesandt wurde, selbst nach Tabora +zu kommen und dort die deutsche Flagge zu hissen; der Pascha, der bei +den Arabern als Mohammedaner galt, hatte natürlich einen sehr guten +Namen unter diesen. + +Ismael selbst ging dem Pascha entgegen, überbrachte ihm die +Aufforderung der Araber und schilderte ihm die Lage der Dinge in +Unianiembe. Der Pascha marschierte darauf nach Tabora und schloß +daselbst am 1. August 1890 einen Vertrag mit den Arabern, in welchem +diese die deutsche Oberhoheit in Unianiembe anerkannten und das Recht +erhielten, selbständig einen Wali zu wählen. Falls später eine Station +in Tabora angelegt würde, sollte der Wali wie in den Küstenstationen +unter dem Befehl des Stationschefs stehen. Sklavenhandel und +Sklavenjagden wurden ausdrücklich verboten. Der Sultan Sikke von +Unianiembe zahlte eine Summe in Elfenbein und lieferte dem Pascha eine +Mitrailleuse und ein Broncegeschütz aus. Die erstere hatte Sikke früher +den Belgiern abgenommen, während das Broncegeschütz ein Geschenk Said +Bargaschs an ihn war. + +Als Wali wurde in Tabora Seef ben Saad gewählt, der sich bis zum +gegenwärtigen Augenblick als außerordentlich tüchtig und zuverlässig +bewährt hat. + +Während des Aufenthaltes der Expedition zu Tabora, wo wieder eine +Reorganisation derselben erfolgte, bedrängten die Wangoni stark die +Uramboleute; es wurde daher der noch immer kranke Chef v. Bülow mit +seinen aus Mpapua mitgenommenen 25 Mann nach Urambo abgesandt, zugleich +auch in der Absicht, daß ihm dort in gesünderer Gegend Gelegenheit +geboten würde, sich zu erholen. Die Wangoni drängten indes auch nach +der Ankunft Bülows in Urambo immer mehr nach und berichtete Bülow an +den Pascha, daß die ganzen Wangoni im Kriege gegen Urambo liegen. In +Folge dessen sandte am 25. August +Dr.+ Emin Pascha den Lieutenant +Langheld mit Feldwebel Kühne und 70 Mann und den beiden von Sikke +ausgelieferten Geschützen ab, um den Uramboleuten im Verein mit Bülow +zu helfen. Es war verabredet worden, daß der Pascha mit +Dr.+ +Stuhlmann und dem anderen Teil der Expedition alsdann Langheld folgen +wollte und sich die gesamte Expedition weiterhin in Usongo vereinigen +sollte. + +Bülow und Langheld versuchten die Zwistigkeiten der Uramboleute +und Wangoni im guten auszugleichen, doch vergeblich; nach vielen +fruchtlosen Verhandlungen marschierten sie mit über 2000 Uramboleuten +den Wangoni entgegen, die in den Tagen vom 9.-12. September vollständig +geschlagen wurden. Die große Zahl der Uramboleute, welche sich in +den Kämpfen vorzüglich benahmen, erwies sich als ein ausgezeichnetes +Sicherungsmittel. + +Am 15. September traf die Expedition in Usongo ein. Der Pascha +war indes Langheld nicht gefolgt, sondern war auf eine Bitte der +französischen Mission in Bukumbi am 30. August von Tabora dorthin +abgerückt, ohne irgendwelche Instruktion für eine Wiedervereinigung +der Expedition zu erteilen; die von der Missionsstation erbetene +Hülfe erwies sich zudem als nicht dringend. Der Pascha erreichte mit +Stuhlmann den See Ende September in Bussisi gegenüber Bukumbi und +brach von dort Ende Oktober, nachdem ein Einschreiten daselbst nicht +notwendig gewesen war, nach dem Westufer des Sees auf; er selbst +benutzte den Wasserweg, Stuhlmann den Landweg. + +Der Aufbruch beider war wiederum erfolgt, ohne eine Vereinigung der +Expedition abzuwarten; Emin sandte nur Boten mit der Nachricht an +Langheld zurück, daß die Expedition nach dem Westufer abmarschiert +wäre, ohne jedoch eine Instruktion hinzuzufügen; auch hatte er für eine +stetige rückwärtige Verbindung keine Sorge getragen; die Nachricht von +den glücklichen Gefechten Bülows und Langhelds gegen die Wangoni hatte +der Pascha erhalten. Am Westufer des Sees befaßte er sich mit Stuhlmann +bis zum späteren Eintreffen Langhelds mit der Begründung der Station +Bukoba. + +Inzwischen hatte Langheld den Feldwebel Kühne mit 40 Mann zum Pascha +entsendet, da die Soldaten in Uniamuesi vor der Hand nicht notwendig +waren. Langheld selbst wartete das Eintreffen des Irländers Stokes ab. +Dieser, welcher im Inneren einen großen Elfenbeinhandel betrieb und der +Schwiegersohn des Sultans Mtinginia von Usongo war, war von Wißmann in +die Dienste des Reichskommissariats übernommen, um seinen bedeutenden +Einfluß im Inneren für uns auszunutzen. + +Mit Stokes marschierte Lieutenant Sigl mit dem Sergeant Bauer, 17 +Soldaten und einem 4,7 +cm+ Geschütz. Sigl war ursprünglich für +die Begründung einer Station in Usongo ausersehen, da gerade durch den +starken Rückhalt, den die Station an Mtinginia haben mußte, und die +dadurch bewirkte Erweiterung der deutschen Interessen am besten die +spätere Besetzung Taboras vorbereitet wurde. + +Die durch Emins Vertragsabschluß und Aufenthalt in Tabora veränderten +Verhältnisse führten indes zur Begründung der Station Tabora durch +Lieutenant Sigl. Stokes hielt es nach seiner Ankunft für notwendig, +eine Ortschaft in der Nähe Usongos, Namens Tinde, zu züchtigen; er +requirirte dazu die Hülfe Langhelds. Trotzdem Stokes jahrelang in +Usongo seinen Wohnsitz hatte, war er über die nächsten Verhältnisse +der benachbarten Ortschaften so wenig orientiert, daß er den in Tinde +zu findenden Widerstand bedeutend unterschätzte. Langheld und Sigl +marschierten mit nur 35 Mann dorthin, trafen auf stark befestigte +Dörfer und sehr großen Widerstand und mußten sich mit einem Verlust +von 10 Mann unter Mitnahme der Toten und Verwundeten in Folge +Patronenmangels zurückziehen. Sigl selbst hatte einen Streifschuß am +Kopf erhalten. Jetzt war die Lage kritisch geworden. + +In Urambo saß Frhr. von Bülow mit geringer Macht, in Usongo Langheld +und Sigl mit einer in Folge des unglücklichen Gefechts verminderten +Soldatenzahl. Instruktionen vom Pascha lagen, wie erwähnt, nicht vor. + +Nach reiflicher Erwägung mit Stokes und Sigl beschloß nun Langheld die +Verbindung mit dem Pascha herzustellen. Er brach mit 20 der besten +Schützen und reichlicher Munition von Usongo auf und marschierte durch +das feindliche Gebiet zum See ab. Beim Eintreffen am See sandte er +sofort Meldung an den Pascha, der daraufhin 50 Mann zur Unterstützung +der südlichen Abteilung von Bukoba absandte. + +Die Abteilung stand unter der Führung eines farbigen Offiziers, da +die beiden Unteroffiziere Hoffmann und Krause krank waren und daher +beim Pascha und Stuhlmann zu Bukoba zurückbleiben mußten. Langheld +marschierte nach dem Eintreffen der Verstärkung in Eilmärschen nach +Usongo zurück. + +Am 5. Dezember traf er bei Stokes und Sigl ein und warf am 9. Dezember +mit dem letzteren gemeinsam unter Verlust von 13 Toten und Verwundeten +die vereinigten Wangoni und Waniamuesi nieder. In den nächsten +Tagen wurde der Sieg durch weiteres Vorgehen gegen die Feinde noch +ausgenutzt, die aber, nachdem ihr stärkstes Bollwerk gefallen war, +nicht mehr Stand zu halten wagten. + +Es erfolgte nun die Begründung der Station Tabora durch Sigl und zwar +zunächst unter wenig günstigen Vorzeichen. Denn es war gerade damals +die Nachricht von einem sehr scharfen Vorgehen des +Dr.+ Emin +Pascha gegen einige Araber, die kurz vor seiner Ankunft am See sein +Lager besuchten, aus Usukuma nach Tabora gedrungen. + +Die Angelegenheit ist zur Zeit noch nicht genügend aufgeklärt. +Thatsache ist, daß das Vorgehen des Pascha gegen ihm bis dahin +freundlich gesinnte Araber einen vollständigen Umschlag der Stimmung +zu Tabora und sogar an der Küste gegen ihn und zeitweilig gegen uns +alle bewirkte. Nichtsdestoweniger gelang es Sigl in Tabora durch sein +äußerst geschicktes Verhalten und klugen Takt uns eine gute Position +zu gründen; eine Stütze hatte er zuerst in dem Sergeant Bauer, der +ihm daselbst beigegeben war. Zu statten kam Sigl der Waffenerfolg, +den er und Langheld über die Waniamuesi und Wangoni errungen hatte; +die Waniamuesi-Chefs wurden dadurch zur Annahme der deutschen Flagge +bewogen und zur Anerkennung der deutschen Herrschaft. In den 1-1/4 +Jahren seines Aufenthalts zu Tabora hat es dann Sigl verstanden, +niemals wesentliche Differenzen mit den Machthabern von Unianiembe +aufkommen zu lassen. Er hielt sich dabei zunächst an den entschieden +anständigeren Teil der Bevölkerung Unianiembes, die Araber, deren +Sitten und Gebräuche er respektierte, die er durch taktvollen Verkehr +ganz auf seine Seite zu ziehen und trotz seines notwendigen Lavierens +doch in großem Respekt vor sich zu halten verstand. + +Die Araber repräsentieren -- entgegen der Meinung der meisten Laien und +Humanitätsfanatiker -- zweifellos, wie erwähnt, den anständigeren Teil +der Bevölkerung Unianiembes; denn die Waniamuesi betreiben, wogegen +Europa ja besonders ankämpft, in viel größerem und grausamerem Maße +den Sklavenhandel, führen fortwährende Kriege und stehen lange nicht +auf dem kulturellen Standpunkt der Araber. Trotzdem verstand es auch +Sigl, weitergehende Differenzen mit den Waniamuesi zu vermeiden; er +hielt sich an den am meisten einflußreichen, freilich übelberüchtigten +Häuptling Sikke zu Tabora und hat trotz der lächerlich geringen Stärke +der Station diesen und die Waniamuesi stets im Schach zu halten gewußt. + +Nunmehr allerdings -- die Drucklegung dieses Buches hatte schon +begonnen -- nach der Ablösung Sigls wissen wir, daß Kämpfe gegen den +erwähnten Häuptling Sikke notwendig wurden und daß diese glücklich +gewesen sind, da durch zufällig in Tabora anwesende Expeditionen +des Ausführungskomitees der deutschen Antisklaverei-Lotterie die +Stationstruppen erheblich verstärkt wurden. Nur durch diese wurde mit +harter Mühe und Opfern der Sieg über Sikke erreicht. Die notwendigen +Kämpfe führen uns aber unsere Schwäche in dem wichtigen Unianiembe vor +Augen, sie zeigen, wie vorsorglich Wißmann war, als er ein vorzeitiges +Engagement zu Tabora nicht wünschte. Die Ereignisse in Tabora mahnen +uns dringend, unsere Position an den Seen zu verstärken, um die bislang +erreichten Erfolge nicht zu verlieren. -- + +Wenden wir uns nun wieder zur Expedition des +Dr.+ Emin Pascha. +Nach der vorerwähnten Bestrafung der Wangoni und Waniamuesi marschierte +Lieutenant Langheld wieder zum See, woselbst er am 26. Januar 1891 sich +mit dem Pascha und Stuhlmann vereinigte. Langheld erhielt die Leitung +der vom Pascha angelegten Stationen Bukoba und Muanza, welche wichtige +Verkehrscentren am See bilden. + +Am 12. Februar erfolgte der Abmarsch des Pascha und +Dr.+ +Stuhlmanns nach Westen hin mit ca. 40 Mann, dem 3,7 +cm+-Geschütz +und einer entsprechenden Anzahl von Trägern. Lieutenant Langheld lehnte +die Aufforderung des +Dr.+ Emin Pascha, mit der Expedition weiter +zu ziehen, ab mit der Begründung, daß ihm dies als deutschem Offizier +unmöglich sei, da ein Vorgehen über den ersten Grad südlicher Breite +verboten war. + +Wie Sigl zu Tabora, so hat es auch Langheld am Viktoriasee verstanden, +trotz seiner geringen Macht, eine respektable Stellung durch Benutzung +der Autorität der dortigen Häuptlinge, welche größeren, man kann +sagen Staatswesen vorstehen, zu schaffen; das richtige Taktgefühl +Langhelds zeigte sich außerdem besonders in seinem Auftreten den +Franzosen und Engländern gegenüber; gelegentlich des letzten traurigen +Religionskrieges in Uganda wurde Langhelds geschicktes Benehmen +und sein gerechter Takt überall anerkannt, desgleichen der seines +Untergebenen, des Feldwebel Kühne, der nach dem Tode des Feldwebel +Hoffmann der Station Muanza vorstand. + ++Dr.+ Emin Pascha marschierte über Karagwe zum Albert-Eduardsee; +von dort aus ist in der That ein Durchzug nach Kamerun geplant gewesen; +derselbe scheiterte indes an der Meuterei der Träger, die wegen der +Hungersnot in Momphu sich weiter zu gehen weigerten; die Landschaft +Momphu ist das äußerste von der Expedition erreichte Gebiet. Emin wußte +nicht, daß er sich dort in allernächster Nähe von schon vorhandenen +belgischen Stationen befand, die ihm den Weitermarsch erleichtert +hätten. + +Der Pascha marschierte mit Stuhlmann bis zum Albertsee zurück. Dann +schickte er, als eine Pockenepidemie ausbrach, Stuhlmann mit den +gesunden Leuten nach Bukoba voraus, wohin er langsam folgen wollte. + +Die von der Expedition erreichten politischen Erfolge sind dank auch +der Thätigkeit der Stationschefs zu Tabora und Bukoba und dank der +militärischen guten Führung, recht bedeutende und stehen in keinem +Verhältnis zu der geringen Stärke der Expedition. Groß auch sind die +Erfolge, besonders für die Wissenschaft, für die +Dr.+ Emin schon +so vieles in stiller, entbehrungsreicher Arbeit that. Möchte bald die +Mitwelt Kunde von seinem weiteren Herannahen erfahren! -- + +Major v. Wißmann ist heute nicht mehr der Leiter unserer afrikanischen +Kolonie, aber die Pläne, welche ihn bei dem weiteren Ausbau unserer +Macht daselbst geleitet haben und heute noch leiten, sind durch die +Errungenschaften der Eminschen Expedition in ihrem Keim wenigstens +dort angelegt. Wißmann hat es stets als Hauptaufgabe betrachtet, +die Hilfsquellen des Landes, besonders den bestehenden Handel +dauernd in unsere Hände zu bringen. Der Schwerpunkt dieses Handels +aber liegt nicht an der Küste, sondern im Gebiet der Seen. Wenn +wir diese zu beherrschen in der Lage sind, folgt der Handel an der +Küste von selbst nach, und wir sind gleichzeitig in der Lage, unsere +humanitären Aufgaben zu erfüllen und den Sklavenjagden im Innern +=allmählich= ein Ende zu bereiten. Für die praktische Durchführung +dieser Pläne und Absichten hat Wißmann sein Dampferprojekt entworfen. +Ein deutscher Dampfer auf dem Viktoria würde in Verbindung mit einer +genügenden Landmacht den thatsächlichen Einfluß unsererseits an den +Ufern dieses Binnenmeeres, in den so reichen und hochkultivierten +Ufer-Staaten desselben dauernd zu festigen im stande sein. Eine +gute Schiffsverbindung würde uns die Mittel in die Hand geben, die +Handelsbeziehungen um den See herum in unseren Stationen zu vereinigen. + +Wenn man dazu den Plan Gravenreuths, die Gründung einer deutschen +Seengesellschaft mit lediglich handelspolitischer Tendenz sich +vergegenwärtigt, so kann es jedem Freunde unserer Kolonie nur +schmerzlich sein, daß ein Verständnis für die Großartigkeit des +entworfenen Planes und für die zweifellose Durchführbarkeit desselben +sich nur in geringem Maße gefunden hat. + +Der von Major v. Wißmann geplante Dampfer geht nun einen andern Weg. +Über den Schire und Zambesi aufwärts soll er über den Nyassa und +dann auf dem Landwege auf der berühmten von den Engländern für sich +frei gehaltenen, aber leider nicht existierenden Stephensonroad zum +Tanganjika gebracht werden. Ob es gelingen wird, die Schwierigkeiten +dieses Transportes, besonders des Landweges zu überwinden, mag +dahingestellt bleiben. Aber, mag der Dampfer nun auf dem Nyassa oder +Tanganjika die deutsche Flagge zeigen, ~einen~ wesentlichen Vorteil +wird er uns immer bieten. Er wird uns zwingen, endlich auch an diesen +beiden so überaus wichtigen zentralafrikanischen Seen, deren Bedeutung +jedem anderen Volke, besonders unseren Wettbewerbern, klar ist, unsere +Macht zum Ausdruck zu bringen. Ein deutscher Dampferverkehr auf +diesen Seen hat aber nur dann einen Zweck, wenn Landstationen dafür +den Stützpunkt bilden. Man scheint dieser Überzeugung in amtlichen +Kreisen bereits zugänglich geworden zu sein; denn der Vorsitzende des +Antisklaverei-Komitees, unter dessen Ägide der Wißmann-Dampfer seinen +Weg angetreten hat, ist der Leiter unserer Kolonialabteilung, der mit +warmem Herzen und klarem Verständnis unsere afrikanischen Interessen +vertritt. + +Hoffen wir, daß dann auch der Mann, welchem wir die Wiedergewinnung +Deutsch-Ostafrikas und die thatsächliche Errichtung unserer Macht +verdanken, daß Wißmann dann wieder amtlich einen Wirkungskreis findet, +wie er ihm durch seine bisherigen großen Erfolge und seine bedeutende +Erfahrung zukommt. + +Uns allen aber, die wir längere Zeit in unserer ostafrikanischen +Kolonie thätig gewesen sind, die wir an ihrer Begründung und ihrem +Aufbau mitgeholfen haben, uns wird ja immer ein hohes, inniges +Interesse an dieselbe knüpfen, auch dann, wenn sie, wie der Verfasser, +nach mehreren schweren, im Kampf für die Sache erhaltenen Verwundungen +ausgeschieden sind. + +Es bleibt uns nur zu wünschen übrig, daß auch auf dem neuerdings +eingeschlagenen Wege dem jetzigen Gouverneur die Förderung unserer +kolonialen Interessen, die Ausbreitung unserer Macht im Innern von +Ostafrika möglich sei, zur Ehre und zum Wohle unseres deutschen +Vaterlandes! + + [Illustration] + + + + + Register. + + + (D.-O.-A. G. = Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft.) + + + Abdallah, Sohn Bana Heris, 70, 71, 155, 181-183, 317. + + Abessinien, 264. + + Achmed, Sultan von Witu, 269. + + Aden, 48, 75, 86, 89, 291. + + »Adler«, Tender, 17. + + Äquatorial-Provinz, 123-125, 127-130, 336, 339. + + Albert-Eduardsee, 348. + + Albertsee, 124, 127, 129, 348. + + Albrecht, Lieutenant, 143. + + v. Anderten, Lieutenant, 5. + + Antisklaverei-Antrag +Dr.+ Windthorsts, 37. + + Antisklaverei-Komitee, 347, 350. + + Araber, 2, 15-17, 22, 23, 29, 31-33, 41-43, 62, 63, 66, 74, 76, + 77, 84, 85, 89, 97, 98, 107, 146, 157-159, 162, 163, 177, 180, + 181, 186, 189, 191, 194, 195, 206, 215-217, 219, 224, 226, 228, + 260, 267, 268, 272, 280, 281, 310, 331, 332, 336, 337, 339, 342, + 343, 346, 347. + + Armenier, 203. + + v. Arnim, Lieutenant, 173, 178, 180, 201. + + Aruscha ju, Ortschaft, 246. + + Aruscha Tschini, Station der D.-O.-A. G., 20, 246, 255, 256. + + Aruwimi-Fluß, 125. + + Askari, 28, 30, 48, 49, 58-62, 67, 100, 102, 159, 160, 165, + 166, 170, 340. + + Auswärtiges Amt zu Berlin, 200, 201, 297, 300, 303, 336. + + + Bagamoyo, 5, 6, 7, 20, 23, 25, 27-31, 48-54, 57-59, 61, 63-65, + 67, 71, 73, 74, 78, 79, 87, 89, 99, 101, 103-106, 108, 109, 117, + 132, 133, 137-142, 145-148, 152, 153, 156, 162-164, 172-174, + 185-189, 191, 192, 195, 201, 203, 213, 217, 220, 221, 257-260, + 277-280, 285, 288, 291-293, 299, 301, 302, 304-306, 318, 320, + 323-325, 328, 329-332, 338, 340-342. + + Baluba-Land, 41. + + Bana Heri, Sultan von Usegua 29, 40, 70, 71, 73, 79, 80, 152, + 153, 155, 156, 158, 162-165, 167-169, 171-174, 177-184, 189, + 190, 199, 217, 313, 318. + + Bana Omari, Sohn Bana Heris, 179-182. + + Banianen, 186, 213, 260. + + Bararetta-Galla, Volksstamm, 269. + + »Barawa«, Dampfer, 205-208, 210, 214, 215, 221. + + Baschibosuks, 203. + + Bauer, Sergeant, 54, 174, 345, 346. + + Bauernschmidt, Oberbüchsenmacher 177. + + Baumann, +Dr.+, Oskar, 157, 175, 183, 289. + + Becker, +Dr.+, Stabsarzt, 88, 89. + + Becker, Unteroffizier, 54, 69. + + v. Behr, Lieutenant, 48, 53, 55, 66, 67, 143, 145, 150, 175. + + Beira, Küstenplatz, 291. + + Belgier, König der, 41, 44, 127. + + Belutschen, 32, 62, 63, 66, 68, 74, 77, 107, 146, 180, + 260, 310, 342. + + Benedict, Bruder, Missionar, 33, 69. + + Benedicta, kath. Schwester, 33. + + Bilke, Unteroffizier, 54, 72. + + Bismarck, Fürst, Reichskanzler, 3, 4, 17, 35-37, 268. + + »Bismarck«, S. M. Schiff, 17. + + Blümcke, Lieutenant a. D., Beamter, 49, 54, 67, 102. + + Bluhm, Unteroffizier, 54. + + Boto, Fort, 125. + + Böhlau, Premierlieutenant, 48, 53, 55, 73, 76, 102, 108, 157. + + Bohndorf, Deckoffizier, 54. + + Bomboma, Jumbe in Bagamoyo, 27, 79, 162. + + Bonifacius, Pater, Missionar, 133. + + Bonny, Begleiter Stanleys, 122. + + Borani-Galla, Volksstamm, 269. + + v. Borcke, Frl., Krankenpflegerin, 138. + + Brehme, +Dr.+, Arzt, 88, 89, 138-140. + + Brenner, Afrikareisender, 269. + + Brettschneider, Kaufmann, 202. + + Brieftauben, 105. + + Brooks, englischer Missionar, 70. + + Brose, Unteroffizier, 54. + + Budau, Unteroffizier, 54. + + Bülow, Frhr. v., Chef, 32, 34, 50, 53, 54, 120, 142-145, 148, + 157, 163-166, 333, 334, 340, 341, 343-345. + + Bueni, Küstenplatz, 7, 68, 78, 106, 142, 189, 190. + + Bukoba, Station am Viktoriasee, 294, 344, 345, 347, 348. + + Bukumbi, Missionsstation, 122, 344. + + Bumiller, +Dr.+, Adjutant Wißmanns, 49, 53, 85, 102, 149, + 161, 178, 245. + + Burwitz, Unteroffizier, 54. + + Busch, Unteroffizier, 54. + + Buschiri, 29-31, 51-53, 55-60, 62-65, 74, 99-104, 107-109, 113, + 115, 120, 136, 141-144, 146, 147, 157-163, 182, 183, 187-189, + 292, 322. + + Buschiris Reitesel, 59, 100. + + Buschav, +Dr.+, Assistenzarzt, 202, 307. + + Bussisi, Ortschaft, 344. + + + »Carola«, S. M. Schiff, 25, 32, 36, 53, 65, 77, 200, 205-207, + 209, 214-216. + + Casati, Afrikaforscher, 122-124, 126, 130, 132-134, 137-139. + + Cavalli, Lager Stanleys, 124, 125, 129. + + Chiloane, Küstenplatz, 291. + + Chinesen, 260, 284. + + Congo-Fluß, 124. + + Congostaat, 16, 41, 42, 127, 263-265, 272, 332, 336. + + Courmont, Monseigneur de, Bischof, 134. + + »Cutch«, Dampfer, 72, 73. + + + Dambi, Dorf, 114, 134. + + Daressalam, 18, 20, 25, 29, 31-33, 49-51, 53, 55, 65-68, 70-72, + 74, 78, 87, 88, 106, 140, 142, 148, 152, 163, 189, 191, 201, 204, + 208, 214, 221, 277-279, 285, 291, 292, 295, 299, 301, 302, 305, + 307, 318, 321, 323, 324, 326, 329-331. + + Deinhard, Admiral, 27, 28, 35-37, 49, 51, 57, 58, 63, 71, 77, + 96, 213, 301. + + Delagoa-Bai, 291. + + Delpèche, Pater, Missionar, 133. + + Derema, Plantage, 283, 285. + + Deutsch-Englisches Abkommen von 1891, 239, 262-275, 282. + + Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft, 4, 18-36, 49, 50, 66, + 70-96, 97, 99, 115, 160, 188, 191, 198, 230, 266, 271, 276-286, + 289, 290, 292, 293, 295, 331. + + Donarski, Beamter, 201-204. + + Drescher, Unteroffizier, 54. + + Dschagga, Landschaft, 15, 102, 254, 262. + + Dunda, Station der D.-O.-A. G., 20, 33, 142, 147, 148, 187, 220. + + Dundanguru, 7, 9. + + Dunia, Maurer, 52, 53, 161, 162. + + + East-India-Company, 276. + + Eben, Unteroffizier, 54. + + Eberstein, Freiherr von, 22, 30, 34, 50, 53, 54, 58, 60, 75, 82, + 85, 86, 199, 244, 324. + + Egypter, 203. + + Egyptische Regierung, 123, 202. + + Ehlers, Otto, Lieutenant, 102, 112, 175. + + »Ehrenfels«, Tender, 17. + + »Elisabeth«, S. M. Schiff, 17. + + v. Elpons, Lieutenant, 311, 324. + + v. Eltz, Beamter, 170, 175, 199, 244, 245, 247, 248. + + Emin Pascha, 105, 117, 121-140, 150, 163, 178, 259, 335-348. + + Emin Pascha-Entsatz-Komitee, deutsches, 44. + + Emin Pascha-Entsatz-Komitee, englisches, 127 128. + + Emin-Plantage 293. + + End, Premierlieutenant, 53, 54, 58, 102, 169, 170, 204, 216, + 223, 228, 230, 232-236, 241-244, 318. + + Englische Regierung, 202, 244, 261, 266. + + Englisch-Ostafrikanische Gesellschaft, 124, 127, 128, 268, 281. + + Eschke, Kanzler des Gouvernements, 302. + + Étienne, Pater, Missionar, 133. + + + Faniove, Küstenplatz, 208. + + Felkin, +Dr.+, 124. + + Ferida, Tochter Emins, 122, 133. + + Firnstein, Unteroffizier, 54. + + Fischer, Lieutenant, 163-165, 167, 201, 324. + + Föll, Obermatrose, 62. + + Först, Unteroffizier, 54. + + v. François, Lieutenant, 41. + + v. Frankenberg, Lieutenant, 27, 143. + + Freemantle, Admiral, 36. + + de la Frémoire, Beamter, 54, 245. + + Freitag, Fricke, Fritz Unteroffiziere, 54. + + Fülleborn, Unteroffizier, 54. + + Fumo Bakari, Sultan von Witu, 269-271. + + Fundi Majaliwa, 223. + + + Gaber Effendi, farbiger Unteroffizier, 308. + + Gärtner, +Dr.+, 88, 89, 234-236. + + Gaffri, Unteroffizier, 54. + + Galla-Land, 264. + + Ganbert, Unteroffizier, 177. + + Gandja, Dorf, 175, 245, 246, 257, 325. + + Gaßmann, Unteroffizier, 54. + + Gerengere, Fluß und Dorf, 10, 103, 108, 136, 327. + + Germer, Unteroffizier, 54. + + Giese, Lieutenant, 99-101. + + Giesecke, Beamter der Hamb. Firma Meyer, 22, 217, 219. + + Giraud, Peter, Missionar, 122. + + »Gneisenau«, S. M. Schiff, 17. + + Gordon, 126, 336. + + Granesen, 260. + + Gravenreuth, Freiherr v., 27-30, 44, 53-55, 58-61, 64, 72-74, + 79, 102, 104, 106, 108, 136, 139, 141-150, 154, 156, 157, 162, + 173, 174, 176-179, 181, 199, 274, 293, 294, 318, 323. + + Greff, Unteroffizier, 54. + + Greiner, Missionar, 32. + + Griechen, 199, 260, 295. + + Grothe, Deckoffizier, 54. + + Grucza, Lazarettgehülfe, 54, 113, 164. + + Gurkasch, Unteroffizier, 54. + + + Hansen, Kapitän der Flottille, 54, 86. + + Hansing & Cie., 83, 202, 294. + + »Harmonie«, Schiff des Reichskommissariats, 45, 75, 206-210, 214. + + Hartmann, Unteroffizier, 54. + + Hauptquartier des Reichskommissariats, 84. + + Heinz, Beamter der D.-O.-A. G., 87. + + Helgoland, 270, 275. + + Hellgrewe, Maler, 14. + + Hemprich, Unteroffizier, 307. + + Hengelhaupt, Büchsenmacher, 307. + + Hentschel, +Dr.+, 10-12, 14. + + Hermann, Lieutenant, 324. + + Herrich, Unteroffizier, 307. + + Herzer, Auguste, barmherzige Schwester, 138. + + Hessel, Beamter der D.-O.-A. G., 34-35, 205, 223. + + Hessenstein, Graf, Lieutenant, 326. + + von Heydebreck, Lieutenant, 308. + + Heymons, Lieutenant, 234, 245. + + Hindorf, +Dr.+, 283. + + Hindus, 186, 213, 260, 284. + + Hirschberg, Korvettenkapitän, 58, 173, 207-209. + + Hake, Unteroffizier, 54. + + Hörnecke, Baumeister, 5. + + Hoffmann, Diener Stanleys, 122. + + Hoffmann I., Feldwebel, 54, 120, 130, 340, 345, 348. + + Hoffmann II., Feldwebel, 54. + + Hoffmann III., Unteroffizier, 54. + + Holz, Kapitän der Flottille, 54. + + Hongo, Dorf, 319. + + Horner, Pater, Missionar, 109. + + + Ibo, Küstenplatz, 291. + + Ikonga, 232. + + Ikungu, 122. + + Illich, Deckoffizier, 31, 54, 62, 102, 163-166, 170. + + Inder, 22, 23, 77, 83, 84, 89, 98, 186, 187, 195, 213, 260, 261, + 272, 274, 280-282, 284, 330-332. + + Indien, 297. + + Inhambane, Küstenplatz, 48, 291, 321. + + Ipecacuana, 130. + + Ismael, Jumbe von Windi, 62, 342, 343. + + + Jakobs, Unteroffizier, 54. + + Jambuja, Lager Stanleys, 125. + + Jangajanga, Pasi von Ukonga, 68. + + Jancke, Beamter, 54, 170, 234, 295. + + Jehasi, Anhänger Buschiris, 29, 79, 161, 181, 182, 318. + + Jephson, Begleiter Stanleys, 122, 125, 126, 129. + + Jipe-See, 246, 257, 262. + + Johannes, Chef, 53, 55, 58, 163-168, 201, 244, 245, 253, 257, + 320, 324, 334. + + Jombo, Dorf, 142, 144, 145, 148, 149, 157, 220. + + Jombo-Fluß, 306, 307. + + Juba-Fluß, 264. + + Jühlke, +Dr.+, Generalvertreter der D.-O.-A. G., 3, 5, 6, 10. + + Junker, +Dr.+, 54, 124. + + Jussuf, 217. + + + Kadi Omar, 223, 230. + + Kairo, 48, 86, 89, 202. + + Kaiser, Unteroffizier, 54. + + Kamerun, 237, 238, 323, 348. + + Kantande, Sohn Maschembas, 225, 242, 331. + + Kanzki, +Dr.+, Arzt, 318. + + Kanzki, Intendant, 300. + + Karagwe, 188, 294, 348. + + Kassai-Fluß, 41. + + Kaule, Dorf, 31, 52. + + Kavirondo, 294. + + Kay, Feldwebel, 54, 173, 308. + + Kayser, Wirklicher Geh. Legationsrat, 303, 350. + + »Khedive«, Dampfer Emins, 124, 125. + + Khedive von Egypten, 125-128, 140. + + Kiboscho, Landschaft und Dorf, 244, 247, 249. + + Kiboscho-Leute, 250, 252-254. + + Kidete-Fluß, 114. + + Kidete-Leute, 10. + + Kihogwe, Dorf, 244. + + Kihungwe, Jumbe von Kihogwe, 244, 245. + + Kikogwe, Plantage, 282, 285. + + Kilimandscharo, 20, 102, 119, 175, 190, 199, 244, 245, 255, 257, + 259, 262, 279, 285, 289, 320, 321, 325, 327, 333, 334. + + Kilambo-Fluß, 263. + + Kilossa, Station, 288, 326, 327. + + Kilwa Kisiwani, 206, 208-210, 217. + + Kilwa, Kiwindje, 20, 23, 34, 162, 205-207, 209-214, 217, 221-223, + 237, 244, 271, 277, 285, 289, 291, 301, 305, 306, 324, 326. + + Kingani-Ebene, 142, 148, 314. + + Kingani-Fluß, 6, 7, 9, 10, 27, 28, 64, 79, 103, 137, 143, 147, + 185, 188, 221, 318, 330. + + Kingo, Häuptling von Morogro, 108-111, 162, 196, 319. + + Kisanga, 235, 236. + + Kiora, Station in Usagara, 20, 114. + + Kipangiro, Häuptling der Wagogo, 100, 115. + + Kipini, 18, 264. + + Kirassa, Dorf, 114, 115. + + Kisaki, Landschaft und Station, 319, 326, 327. + + Kisemo, Dorf, 108. + + Kisiju, Küstenplatz, 163. + + Kisimo-Berg, 211. + + Kisingo, Dorf, 245. + + Kismaju, Küstenplatz, 264, 266, 269. + + Kisogue, Dorf, 100, 115, 121. + + Kissiwani, Dorf, 245, 246, 255, 257. + + Kissiweri, Dorf, 205, 206. + + Kitangi, Dorf, 340. + + Klebba, Obermatrose, 62. + + Klenze, Beamter der D.-O.-A. G., 27. + + v. d. Knesebeck, Lieutenant, 202, 241. + + Knorr, Admiral, 14. + + Kohlstock, +Dr.+, 53, 86, 88, 89. + + Kola, Dorf, 142. + + Kondoa, Ortschaft, 113, 134, 135, 258, 306, 308, 310. + + Kondutschi, 33, 106, 189. + + Kongua, Dorf, 119. + + Kopp, Unteroffizier, 54. + + Korogwe, Station in Usambara, 20, 289. + + Korogwo, Dorf, 318. + + Krämer, Missionar, 198. + + Krause, Sergeant, 340, 345. + + Krenzler, Chef, 53-55, 58, 72, 78, 80, 163, 168, 170, + 199, 201, 320. + + Krieger, Beamter der D.-O.-A. G., 34, 205, 223. + + Kröhnke, Unteroffizier, 54, 120, 121, 130, 131. + + Kühne, Feldwebel, 54, 340, 343, 344, 348. + + Künzel, 270. + + Küsel, Beamter der D.-O.-A. G., 32, 34, 66, 69. + + Kutu, Landschaft, 5, 7, 318-320. + + Kweihu, Insel, 264. + + + Lamu, Insel, 18, 36, 200. + + Langenn, Buran, v. 255. + + Langheld, Lieutenant, 174, 177, 324, 340, 341, 343-348. + + Leder, Unteroffizier, 54. + + »Leipzig«, S. M. Schiff, 27, 28, 36, 51, 72, 74, 80. + + Leue, Chef, 31, 53, 54, 140, 163, 201, 257, 324. + + Lewa, Tabaksplantage, 175, 178, 190, 292. + + Liebert, Major, 178, 200, 203, 205. + + Lieder, +Dr.+, Geologe, 310, 311, 320. + + Lindi, Station, 20, 23, 25, 34, 205, 214-217, 223-230, 232-235, + 237, 241, 242, 244, 267, 277, 285, 289, 291, 326. + + Löppki, Unteroffizier, 244. + + Londoner Abkommen, 18. + + Longa, Missionsstation, 108, 113, 135, 257, 310. + + Lotsch, +Dr.+, Assistenzarzt, 138, 140. + + Luagalla, Dorf, 224, 243. + + Lualaba-Fluß, 217. + + Ludwig, Sergeant, 54, 166, 167. + + Lula, Dorf, 307. + + Lumi-Fluß, 262. + + Lunda-Reich, 40. + + + Mabibu, Dorf, 67. + + Mackenzie, Generalvertreter der Engl.-Ostafr. Gesellschaft, 140. + + Mackinnon, Sir William, 124. + + Madagaskar, 297. + + Madimola, Station der D.-O.-A. G., 20, 33, 142, 148, 220. + + Mafi, Station der D.-O.-A. G., 20. + + Mafia, Insel, 18, 36, 206, 208, 266, 271. + + Mafiti, Volksstamm, 101, 120, 141-149, 152, 157, 161, 220, 221, + 223, 228, 229, 235, 305, 308, 310, 316, 318-320, 327. + + Magaya, Jumbe, 159. + + Magila, Missionsstation, 157, 163. + + Magogoni, Dorf, 66, 68. + + Magwangwara, Volksstamm, 228, 229. + + Magurmura, Dorf, 67. + + Mahdi, 46, 123. + + Mahenge, Volksstamm, 9, 221, 306, 313, 318, 319. + + Makanda, Jumbe in Bagamoyo, 27, 79, 161, 318. + + Makanda-Plateau, 229. + + Makanda, Volksstamm, 229, 232, 233, 235, 240. + + Makata-Ebene, 108, 113, 119, 135, 140. + + Makata, Dorf, 111, 136. + + Makendjira, Häuptling der Wahiyao, 228. + + Makenge, Häuptling, 341. + + Makororo, Dorf, Seite 159. + + Makua, Volksstamm, 229. + + Malela, Jumbe in Bagamoyo, 162. + + Mamboia, Dorf, 134. + + Mamboia-Leute, 12. + + Manamate, Häuptling, 244, 255, 256. + + Manamgato, Dorf, 159. + + Manda, Insel, 264. + + Mandara, Sultan der Wadschagga, 102, 175, 190, 199, 247, + 248, 254, 333. + + Mandera, Missionsstation, 152, 153, 155, 173, 174, 177, 189, 190. + + Mandt, Lieutenant zur See, 14. + + Manjema, Volksstamm, 48. + + Manteuffel, Frhr. v., Major, 324, 334. + + Marangu, Station, 320, 333. + + Mareale, Sultan von Marangu, 320. + + Marenga Mkali, Steppe, 119. + + Markgraf, Feldwebel, 54, 120. + + Marquard, Unteroffizier, 54. + + Martha, katholische Schwester, 33, 69. + + »Martha«, Transportdampfer, 53, 57. + + Martini, Unteroffizier, 54. + + Masasi, Missionsstation, 234, 235. + + Maschemba, Häuptling der Wahiyao, 224-227, 230-236, 240-243, + 259, 313. + + Masinde, Station, 158, 175, 220, 244, 245, 255, 256, 325. + + Masiro, Häuptling, 158. + + Maskat, 16. + + Masoko, Küstenplatz, 210. + + Massai-Land, 99, 119. + + Massai, Volksstamm, 114, 115, 119, 120, 188, 246, 255-257, 304, + 306, 311, 327. + + Massaua, 321. + + Mataka, Häuptling der Wahiyao, 228. + + Matthews, General, 26. + + »Max«, Schiff des Reichskommissariats, 45, 75, 207. + + Mbiki, Dorf, 106. + + Mbusini, Station der D.-O.-A. G., 20. + + Mbuyuni, Ortschaft, 103-105. + + Medem, v., Lieutenant, 31, 53-55, 58, 67, 72, 102, 111, 117, + 118, 121, 130, 131, 163. + + Meli, Sohn Mandaras, 333, 334. + + Merkel, Zahlmeister, 54, 81. + + Merker, Lieutenant, 53-55, 66, 69. + + Meru-Berg, 255. + + Mevel, Pater, Missionar, 109. + + Meyer, +Dr.+, 157, 175, 183. + + Meyer, Elfenbeinfirma, 294. + + Meyer, Lieutenant, 31. + + Mfumbiro-Berg, 262, 264, 272. + + Mgau, Küstenstation, 301, 324. + + Mhonda, Missionsstation, 108, 163, 317. + + Michahelles, +Dr.+, Generalkonsul, 96, 97, 200, 268. + + Mikindani, Station, 20, 25, 34, 205, 216, 217, 223, + 228, 230, 232-237, 240-244, 285. + + Mirambo, Häuptling, 29, 116. + + Mission, engl., in Kisogue, 100, 115, 121. + + Mission, engl. in Magila, 157. + + Mission, engl. in Mpapua, 100, 115. + + Mission, engl. Universitäts-, in Masasi, 234, 235. + + Mission, engl. Universitäts-, in Nevala, 234, 235. + + Mission, evang., in Daressalam, 32. + + Mission, franz. bei Bagamoyo, 28, 187, 330, 331. + + Mission, franz. bei Morogro, 108, 109, 136, 163, 296. + + Mission, franz. in Longa, 108, 113, 257, 310. + + Mission, franz. in Mandera, 152. + + Mission, franz. in Mhonda, 108, 317. + + Mission, franz. in Tubugue, 108. + + Mission, kath. in Bagamoyo, 31. + + Mission. kath. in Pugu, 32, 33, 68-70. + + Mittelstädt, Unteroffizier, 54. + + Mkomasi-Fluß, 245. + + Mkwadja, 61, 156, 157, 163, 164, 167, 172, 173, 178, 179, 182, + 183, 189, 199, 201. + + Mlangotini, Ortschaft, 79. + + Mlembule, Dorf, 156, 165, 167, 168, 171-174, 176, 177, 182. + + v. Möller, Lieutenant zur See, 74. + + »Möwe«, S. M. Schiff, 14, 17, 25, 27, 32, 34, 36, 72. + + Mohammed ben Kassim, 184, 217, 219, 342. + + Mohammed ben Raschid, 223. + + Mohammed ben Seliman, Akida von Daressalam, 24, 31. + + Mohammed Soa, Häuptling, 158. + + Mombassa, 128, 257, 289. + + Momphu, Landschaft, 348. + + Morogro, Ortschaft, 108, 110, 112, 136, 162, 196, 297, 319. + + Moschi, Station am Kilimandscharo, 20, 190, 244, 247, 248, + 254-257, 320, 333, 334. + + Mozambique, 48, 263, 291. + + Mpapua, 20, 33, 99-101, 105, 113-121, 130-132, 141, 149, 152, + 158, 163, 172, 185, 188-190, 192, 219, 220, 257, 259, 285, 288, + 306, 311, 320, 326, 336, 340, 341. + + Mrima-Leute, 23, 107. + + Mschinga, Dorf, 233. + + Msinje-Fluß, 263. + + Msua, Dorf, 105-108, 135, 136, 150. + + Mtansa, Dorf, 221. + + Mtingia, Sultan von Usongo, 344, 345. + + Mtoni, Dorf mit Fähre, 103, 188, 192. + + Mtua, Dorf, 158, 160. + + Muanga, Herrscher v. Uganda, 270. + + Muanza, Station, 294, 341, 347, 348. + + Müller, Franz, Lieutenant, 41. + + Müller, Hans, Lieutenant, 41. + + »München«, Schiff, des Reichskommissariats, 45, 75, 87, 88, 154, + 179, 205-207, 214-217. + + Muenda, Dorf, 158, 160. + + Muganda, 80. + + Muini Muharra, Sklavenjäger, 43. + + Muini Sagara, Dorf, 113, 114, 135. + + Muini Sagara, Sultan von Usagara, 10, 113. + + Muini Sagara, dessen Tochter, 113. + + Mukondogua-Thal, 113, 114, 135, 257, 304, 305, 340. + + Munikombo, Wali v. Timbari, 80. + + Muoa, Dorf, 199. + + Murgan Effendi, farb. Offizier, 308. + + + Nachtigall, +Dr.+, 40. + + Naeter, Unteroffizier, 54. + + Nassr Munimgando, 230. + + Natal, 291. + + Ndumi, Dorf, 14, 73, 154, 155. + + Ndungu, Dorf, 245. + + »Neera«, Dampfer, 67. + + Nelson, Kapitän, Begleiter Stanleys, 122. + + Nettelblatt, Frhr. v., +Dr.+, 173, 178. + + Neu-Guinea-Gesellschaft, 283. + + Neumann, Unteroffizier, 54. + + Nevala, Missionsstation, 234-236. + + Nguruberge, 108. + + Nguru, Landschaft, 3, 17, 71, 158, 159, 163, 183, 221, 317. + + Niangamala, Dorf, 232. + + Nielsen, Beamt. d. D.-O.-A. G., 99, 100. + + Nil, 264. + + Nowack, Feldwebel, 54, 252. + + Nyassa-See, 42, 223, 227-229, 242, 263, 265, 270-272, 288, 349. + + Nyangwe, Stadt, 42, 43. + + + »Olga«, S. M. Schiff, 17, 27. + + Omar, siehe Kadi Omar. + + Oskar Bruder, Missionar, 31, 133, 134. + + Ostermann, Lieutenant, 31. + + Otto, Kaufmann, 3, 5. + + + Palamakaa, Ortschaft, 173-179, 181, 182. + + Pandascharo, Waniamuesi-Häuptling, 117. + + Pangani-Fluß, 25, 87, 244, 246, 255-257, 289, 292. + + Pangani-Station, 7, 18, 20, 23, 25, 26, 29, 49, 51, 61, 71-78, + 80, 87, 89, 154, 157, 158, 160-164, 175, 179, 180, 183, 190, + 195, 199, 201, 205, 217, 244, 245, 257, 259, 277-279, 282, 285, + 289, 291, 318, 324. + + Pangiri, Dorf, 103, 106, 109, 148, 220. + + Pangiri, Jumbe, 220. + + Pare-Gebirge, 245, 255, 289. + + Pare Mabua, Dorf, 245, 246. + + Parke, +Dr.+, Begleiter Stanleys, 122, 130, 138-140. + + Parsis, 260. + + Patta, Insel, 264. + + v. Saint-Paul-Illaire, Generalvertreter der D.-O.-A. G., + 49, 97, 293. + + v. Pechmann, Lieutenant, 241. + + Pemba, Insel, 18, 156, 266, 272. + + v. Perbandt, Lieutenant, 53, 55, 58, 72, 143, 145, 146, 148, + 150, 157, 173, 221, 321, 324. + + Perrot, Wilhelm, 293. + + Peter, Feldwebel, 54, 62. + + Peters, +Dr.+, Carl, 3-5, 19, 44, 64, 67, 270, 320, 321, + 334, 340, 341. + + Petrus, Bruder, Missionar, 33, 69. + + Pfeil, Joachim, Graf, 3, 5. + + Pfeil, Graf, Kapitän der Flottille, 54. + + Pflanzer-Gesellschaft, deutsche, 198, 276, 293. + + Pfrank, Beamter der D.-O.-A. G., 34. + + Piehl, Unteroffizier, 54. + + v. Pirch, Lieutenant, 307. + + Plantagen-Gesellschaft, Ostafrikanische, 190, 276, 292, 293. + + Plüddemann, Kapitän zur See, 76. + + Podlech, Lieutenant, 324. + + Pogge, Afrikaforscher, 40. + + Pori, Jumbe in Bagamoyo, 162. + + Portugiesen, 295. + + Post des Reichskommissariats, 96. + + Prager, Kapitän der Flottille, 54. + + Prince, Lieutenant, 241, 245, 310, 311, 318, 320, 324. + + »Prinz Adalbert«, S. M. Schiff, 17. + + Pugu, Missionsstation, 32, 68-70, 142. + + + Quamkoro, Dorf, 159. + + Quilimane, Küstenplatz, 42, 291. + + + Rabe, Deckoffizier, 54. + + Radatz, Lieutenant, 53, 55, 58. + + Ramassan, 7, 8, 11, 13. + + Ramsay, Lieutenant, 48, 53-55, 58, 101, 102, 113, 158, 201, 220, + 221, 223, 240, 258, 304, 323. + + Raschid Schapapa, 223, 233, 234. + + Ras Muhesa, Fort, 76, 190. + + Reich, Unteroffizier, 54. + + Richard, Paul, Afrikaforscher, 274. + + Reichskommissar, siehe Wißmann. + + Richelmann, Hauptmann, 53, 62, 140, 142, 143, 147-149, + 153, 201, 342. + + Richter, 295. + + Rienda-Fluß, 233. + + Roberth, Unteroffizier, 54. + + Römer, Kapitän der Flottille, 54. + + Rohlfs, Generalkonsul, 15. + + Rohr, Unteroffizier, 54. + + Rongor-Fluß, 246. + + Rovuma-Fluß, 5, 16, 18, 205, 227, 233, 234, 236, 263. + + Rüdiger, Korvettenkapitän, 323. + + Rühle, Beamter der D.-O.-A. G. 12. + + Rufidji-Fluß, 5, 6, 9, 205, 220, 221, 223, 305, 307, 320. + + Rufu-Fluß, 289. + + Ruga-Ruga, Räuber, 12. + + Rukyrro-Bai, 209, 210. + + Rymarzig, Unteroffizier, 54. + + + Sadani, 12-14, 29, 40, 51, 61, 70-74, 79, 80, 152, 154-156, 163, + 165, 167-169, 172-179, 182, 183, 189, 190, 199, 201, 217, 219, + 257, 259, 291, 324. + + Said Ali, gegenwärtiger Sultan von Sansibar, 205, 216, 217, 224, + 240, 247, 266, 268, 269, 271, 273. + + Said Bargasch, 1870-88 Sultan v. Sansibar, 4, 6-8, 15-19, 29, + 171, 233, 234, 243. + + Said Hamedi, 73. + + Said Kalifa, 1888-90 Sultan von Sansibar, 16, 19, 26, 49, 74, + 96, 97, 160, 230, 279. + + Said Madjid, 1856-70 Sultan von Sansibar, 16, 29. + + Said Magram, 24, 28. + + Said Said, 1840-56 Sultan von Sansibar, 16. + + v. Saint-Paul-Illaire siehe Paul. + + Salem, Sklavenhändler, 79. + + Samanga, 209. + + Sankurru-Fluß, 41. + + Sansibar, 3, 6, 16, 18, 20, 44, 45, 49, 74, 80, 83-87, 89, 97, + 98, 136, 139, 140, 156, 164, 167, 179, 186, 194, 195, 200-203, + 205, 206, 213, 216, 220, 227, 228, 233, 237, 268, 269, 271-274, + 277, 278, 290, 291, 294, 295, 297, 299, 329, 330, 338, 340. + + Sansibariten, 132. + + Scheffer, engl. Oberst, 46, 202. + + Schafflick, Unteroffizier, 54. + + Schaumbacher, Unteroffizier, 54. + + Schech Amer, 24, 195. + + Schelle, Lieutenant zur See, 60-62. + + Scherner, Lieutenant, 202, 234. + + »Schibin«, Dampfer, 203, 268. + + Schikambo, Oberhäuptling der Makanda, 230, 232, 233, 240. + + Schindu, Rebellenführer, 32, 67. + + Schipangilosiche Kipangiro. + + Schire-Fluß, 42, 273, 349. + + Schlüter, Premierlieutenant, 5. + + Schmelzkopf, +Dr.+, Stabsarzt, 53, 62, 86-88. + + Schmidt, +Dr.+, Carl Wilhelm, 53, 54, 58, 59, 62, 64, 65, 75, + 80, 157-160, 174-176, 195, 207, 216-222, 232-235, 237, 239, + 240, 299, 322. + + Schmidt, Gärtner, Beamter der D.-O.-A. G., 5, 114. + + Schmidt, Unteroffizier, 54, 307. + + Schubert, +Dr.+, Arzt, 14. + + Schubert, Sergeant, 321. + + Schuguli-Fälle, 221. + + Schulte, Feldwebel, 54, 164-166. + + Schultz, Unteroffizier, 54. + + »Schwalbe«, S. M. Schiff, 36, 58, 72, 139, 173, 174, 206, 207, + 209, 210, 214, 215, 217, 323. + + »Schwan«, Dampfer, 50. + + Schwarz, Unteroffizier, 54. + + Schweinfurth, Professor, 124. + + Schynse, Pater, Missionar, 122, 133-135. + + Seehandlung, Ostafrikan., (W. Perrot), 293. + + Sef ben Issa, 78. + + Sef ben Mohammed, Sohn Tibbu Tibs, 79. + + Sef ben Saad, 343. + + Selim ben Salum, 215, 216. + + Seliman ben Sef, Rebellenführer, 32, 67. + + Selle, Beamter, 301. + + Semmling, Unteroffizier, 54. + + Sewa Hadji, 187, 330. + + Sigl, Lieutenant, 178, 180, 201, 217, 345-348. + + Sikke, Sultan von Unianiembe, 23, 342, 343, 347. + + Sima, Station der D.-O.-A. G., 5, 10, 20, 114. + + Simba, Jumbe von Msua, 107. + + Simbambili, Jumbe in Bagamoyo, 27, 79. + + Simbamueno, Dorf, 108-110, 113. + + Simbamuene, Herrscherin desselben, 108, 109. + + Simbasi, Ortschaft, 70. + + Simbodja, Häuptling, 157, 158, 175, 183, 184, 196, 220, 245. + + Singino-Hügel, 214. + + Sinna, Sultan von Kiboscho, 244, 247, 248, 253-255. + + v. Sivers, Lieutenant zur See, der Reserve, 54, 72, 86, 324. + + Smith, Sir Evan, engl. Generalkonsul, 140. + + Snakker, Unteroffizier, 54. + + Soden, Frhr. v., Gouverneur, 57, 237, 256, 258, 291, 299, + 301-306, 309-311, 320-323, 325, 326, 328-332, 334, 350. + + Söhnge, Kaufmann, 6, 9, 10, 14. + + Soliman ben Nassr, 74, 78, 179, 183, 195, 205. + + »Somali«, Dampfer, 53. + + Somaliküste, 5, 269. + + Somali-Leute, 48, 64. + + Somwi, Dorf, 111-113. + + Songwe-Fluß, 263. + + Sonnenschein, Legationsrat, 300. + + »Sophie«, S. M. Schiff, 32, 36. + + »Sperber«, S. M. Schiff, 139, 140, 167, 173, 179, 188. + + Stairs, Lieutenant, Begl. Stanleys, 122, 137. + + Stanley, 105, 117, 121-140, 150. + + Steinbach, Steinkopf, Unteroffiziere, 54. + + Stenzler, Lieutenant, 244. + + Steuber, +Dr.+, 245. + + Stevenson Road, 271, 349. + + Stokes, Afrikareisender, 201, 217, 259, 344-346. + + Stolle, Unteroffizier, 54. + + »Stosch«, S. M. Schiff, 17. + + Strandes, Kaufmann, 83, 202. + + Stuhlmann, +Dr.+, Lieutenant, 170, 178, 340, 343, 345, 347, 348. + + Sturz, Zahlmeister, 301. + + Suaheli, 74, 100, 117, 142, 159, 164, 166, 168, 186, 260, 271. + + Sudan, 122, 126, 128, 203. + + Sudanesen, 46, 48, 53, 58, 62, 78, 87, 89, 94-96, 102, 111, 112, + 117, 120, 122, 131, 140, 142, 146, 149, 164-166, 168-170, 177, + 180, 189, 192, 193, 202, 232, 234, 240, 244, 248-254, 325, 326, + 340, 341. + + Sudanesen, Chargen der, 46, 47, 91, 92. + + Sudi, Dorf, 205. + + Suez, 48, 202, 203, 291. + + Sulzer, Lieutenant, 48, 53, 55, 58, 60, 72, 103, 245. + + Syrer, 203. + + Szogoni-Gebirge, 256. + + + Tabora, 16, 20, 43, 158, 184, 185, 188, 217, 219, 285, 288, + 326, 341-348. + + Tana-Fluß, 5, 16. + + Tanga, Küstenstation, 25, 27, 49, 51, 61, 71, 77, 78, 80, 87, + 163, 190, 198, 201, 244, 259, 277-279, 285, 289, 291, 293-295, + 299, 301, 320, 324, 334. + + Tanganjikasee, 16, 42, 116, 188, 228, 263, 265, 271, 285, + 288, 329, 349. + + Tangata, Küstenplatz, 163. + + Tanner, Sergeant, 54, 171. + + Taveta, Landschaft und Dorf, 244, 257, 262, 273, 289. + + Tesch, Beamter, 200. + + Tettenborn, v., Lieutenant, 308, 309, 321. + + Theremin, Chef, 44, 48, 53, 67, 69, 200. + + Thielke, Unteroffizier, 54. + + Thompson, Afrikaforscher, 124. + + Tibbu Tib (Hammed ben Mohammed), 43. + + Tiedemann, Unteroffizier, 307. + + v. Tiedewitz, Unteroffizier, 307. + + Timbari, Dorf, 80. + + Tinde, Dorf, 345. + + Tomaschewski, Kapitän der Flottille, 54. + + Tschepe, Deckoffizier, 54. + + Tscherekesa, Karawanenführer, 101, 153. + + Tschogwe, Ortschaft, 292. + + Tschunio, Dorf, 119. + + Tschusiunguli, Dorf, 228. + + Tubugue, Dorf, 109, 114, 134. + + Tunguru, 129. + + Tununguo, Missionsstation, 163, 220, 318, 327. + + »Turquoise«, engl. Kriegsschiff, 213. + + + Udewa, Dorf, 136. + + Udjidji, Stadt, 43, 184, 288. + + Uganda, Landschaft, 188, 270, 272, 274, 294, 348. + + Ugogo, Landschaft, 114, 119, 134, 188, 219, 259, 313, 326, 341. + + Ugweno-Gebirge, 245, 246. + + Uhehe, Landschaft, 113, 119, 188, 222, 306-308, 313, 320, 321. + + Ukami, Landschaft, 3, 17, 70, 132. + + Ukami-Berge, 108, 136. + + Ukeredi-Fluß, 215, 232, 241. + + Ukonga, Dorf, 68. + + Umba-Fluß, 175, 262, 264. + + Uniamuesi, Landschaft, 102, 259, 344. + + Uniamwira, Dorf, 341. + + Unianiembe, Landschaft, 343, 346, 347. + + Uniformirung der Schutztruppe, 90, 92-95. + + Unioro, Landschaft, 188, 294. + + Urambo, Landschaft, 343, 345. + + Urambo-Leute, 343, 344. + + Uruguru, Landschaft, 320. + + Usagara, Landschaft, 3, 6, 7, 9, 10, 15, 17, 20, 108, 110, 111, + 113, 114, 119, 132, 135, 188, 304, 305, 317. + + Usagara-Berge, 114, 135. + + Usambara, Landschaft, 5, 7, 20, 175, 279, 283, 289. + + Usambara-Eisenbahn-Gesellschaft, 289. + + Usaramo, Landschaft, 5, 6, 7, 9, 20, 142, 149, 158, 185, 189, + 220, 307, 318, 327, 330. + + Usegua, Landschaft, 3, 17, 20, 70, 71, 79, 152, 153, 155, 163, + 171, 178, 183, 189, 317. + + Usegua-Berge, 176. + + Usongo, Dorf, 343-345. + + Usukuma, Landschaft, 346. + + Usungula, Station der D.-O.-A. G., 20, 33, 142, 220. + + Uwindji, Dorf, 71, 73, 182. + + + Valette, Korvettenkapitän, 80, 96, 178, 205, 206, 209. + + Velten, Unteroffizier, 54. + + »Vesuv«, Schiff des Reichskommissariats, 45, 75, 214, 215. + + Viktoriasee, 116, 122, 128, 188, 244, 263, 272, 285, 289, 294, + 297, 325, 329, 342, 344-349. + + Visitelli, Reporter, 136, 137. + + Vohsen, Konsul, Generalvertreter der D.-O.-A. G., 26, 97, 279. + + Voß, Korvettenkapitän, 137, 154, 157, 173. + + »Vulkan«, Schiff d. Reichskommissariats, 75, 207. + + + Waboni, Volksstamm, 269. + + Wadelai, 121, 122. + + Wadi Bakari, 233. + + Wadigo, Volksstamm, 293, 320. + + Wadoës, Volksstamm, 71, 103-106, 154, 189. + + Wadschagga, Volksstamm, 15, 102, 247-250, 252-254, 334. + + Waganda, Volksstamm, 270. + + Wagogo, Volksstamm, 100, 114-116, 119, 120, 219, 304, 306, 341. + + Wahehe, Volksstamm, 101, 114, 115, 119, 120, 141, 257, 258, + 304-307, 309-311, 318. + + Wahiyao, Volksstamm, 34, 224, 225, 228-231, 233-236, 240, + 241, 243, 313. + + Wahumba, Massaistamm, 115, 119, 120, 340. + + Wakamba, Volksstamm, 10. + + Wakuafi, Volksstamm, 317, 318. + + Wakuara, Volksstamm, 154. + + Wakutu, Volksstamm, 318. + + Wami-Fluß, 79, 152, 172. + + Wamwera, Volksstamm, 229, 234. + + Wangoni, Volksstamm, 48, 228, 343, 344, 346, 347. + + Wanguru, Volksstamm, 318. + + Waniamuesi, 29, 58, 61, 62, 78, 79, 102-106, 111, 113, 116, 121, + 153, 168, 180, 186, 192, 280, 342, 346, 347. + + Wapare, Volksstamm, 247. + + Wapokomo, Volksstamm, 269. + + Warombo, 321. + + Warori, Volksstamm, 304. + + Waruscha, Volksstamm, 247, 255, 256. + + Wasagara, Volksstamm, 114, 257. + + Wasaramo, Volksstamm, 9, 31, 142-144, 146, 149, 186, 318, + 319, 330. + + Wasegua, Volksstamm, 169, 172, 177, 180. + + Wasiagi, Dorf, 142-144. + + Wassukuma, Volksstamm, 102, 153, 156, 186, 192. + + Wegner, Kaufmann, 83. + + Weidmann, Illustrator, 148. + + Weiß, Premierlieutenant, 5. + + Weiß, Unteroffizier, 54. + + Weriweri-Fluß, 246. + + Wiansi-Bach, 136. + + Wiebel, Schiffsoffizier, 142, 145, 146. + + Wilkens, Beamter der D.-O.-A. G., 30, 190. + + Wille, Unteroffizier, 54. + + Windi, Ortschaft, 182. + + Wißmann, Reichskommissar, 38-44, 49-53, 55-61, 64-67, 71, 73-82, + 84-87, 92, 96, 97, 101-103, 106-113, 115-121, 123, 131, 136-141, + 149, 151-157, 160-163, 167-169, 171-176, 178, 179, 182, 183, 185, + 188, 189, 192, 193, 195, 198-201, 203-209, 211, 215-219, 221, 223, + 224, 237-240, 244-248, 250-253, 255-258, 262, 268, 271, 274, 277, + 278, 294, 299-304, 308, 321, 323, 325, 329, 332, 336-342, + 344, 348, 350. + + Witte, Unteroffizier, 252. + + Witu, 15, 17, 200, 264, 266, 268-271. + + Witu-Gesellschaft, 269. + + Witzick, Unteroffizier, 177. + + Wolf, +Dr.+, Stabsarzt, 41. + + Wolf, Eugen, 49, 54, 82, 83, 85. + + Wolfrum, Lieutenant, 237, 333. + + Wonneberger, Unteroffizier, 54. + + Wubuschi-Fluß, 200. + + Wutzer, Unteroffizier, 308. + + + Yao, s. Wahiyao, 225, 240. + + + Zambesi-Strom, 42, 273, 349. + + v. Zelewski, Kommandeur, 22, 25, 26, 30, 50, 53-55, 58, 59, 62, + 64, 65, 72, 73, 75, 78, 94, 102, 116, 149, 152-156, 168, 169, + 176, 203, 207, 209, 214, 217, 222, 223, 299, 305, 307, 308, 310, + 317, 318. + + v. Zitzewitz, Lieutenant, 234, 237, 241, 245, 307. + + Zulus, 48, 53, 61, 62, 94-96, 101, 102, 111, 112, 117, 118, 120, + 142, 144, 146, 159, 164, 168, 174, 186, 228, 229, 234, 240, 245, + 248, 250-252, 307, 309, 318, 321, 322, 325, 326, 340. + + Zungumero, Dorf, 220. + + + + +Im Verlage der Königlichen Hofbuchdruckerei =Trowitzsch & Sohn= in +~Frankfurt a. d. Oder~ ist ferner erschienen: + + Meine zweite + =Durchquerung Aequatorial-Afrikas= + ~vom Congo zum Zambesi~ + + von + + =Hermann von Wißmann.= + + Ein Band. Groß-Oktavformat. Mit 4 Karten und 92 Abbildungen. + + Preis in eleganter Ausstattung 12 Mark. + + [Illustration] + +Dieses neueste Werk ~Wißmanns~, das schon bei seinem Erscheinen +im vorigen Jahre besonders durch die Schilderungen der arabischen +Sklavenjagden großes Aufsehen machte, ist jetzt doppelt interessant, +weil ~Major von Wißmann~ in ihm genau dieselbe Straße beschreibt +vom Tanganjika zum Nyassa, Schire, Zambesi, Quilimane, die er jetzt in +umgekehrter Richtung zum Transporte seines Dampfers gewählt hat. + +Das ~Militär-Wochenblatt~ schreibt über das Werk: Wir empfehlen +das Studium dieses interessanten Reisewerkes allen deutschen Kameraden, +weil sie in demselben erkennen, welche Erfahrungen unser Deutscher +Afrikaner gesammelt hatte, bevor er von Seiner Majestät dem Kaiser +zur Niederwerfung des Aufstandes an der Deutschen Ostküste berufen +ward, zugleich um sich davon zu überzeugen, ~wie sehr der schlichte +Vortrag der eigenen Erlebnisse Major von Wißmann vorteilhaft vor +den Verfassern anderer Afrikanischer Reisewerke auszeichnet~. Die +Ausstattung des vorliegenden Bandes mit Karten und Bildern ist eine +vorzügliche und wahrhaft künstlerische. + + [Illustration] + + + + +Im Verlage der Königlichen Hofbuchdruckerei =Trowitzsch & Sohn= in +~Frankfurt a. d. Oder~ ist ferner erschienen: + + Prachtwerk ersten Ranges! + + Prinz Friedrich Karl im Morgenlande. + + Nach Tagebüchern und Handzeichnungen + + dargestellt + + von seinen Reisebegleitern + + =Prof. Dr. Brugsch-Pascha und Major Fr. X. v. Garnier.= + + + [Illustration] + + Mit 12 Vollbildern und 58 Textillustrationen. + ~Folio-Format 62 Bogen in eleganter Ausstattung.~ + +Preis in feinstem gepreßten Kalbsleder-Einband 30 Mark. Das Werk kann + auch nach und nach in 10 Lieferungen bezogen werden. + + +Das Werk wurde von der gesamten Presse auf das Günstigste aufgenommen. +So sagt unter anderen der + +»~Hannover'scher Courier~« .... ein sehr lehrreiches Werk. ... Die +Illustrationen sind vortrefflich und gereichen dem interessanten Texte +zur höchsten Zierde. Das schöne Werk kann nur dringend empfohlen +werden. + +»~Illustrierte Zeitung~« schreibt: .... Wenig fürstliche Reisen +dürften wohl so glänzend ausgestattete Tagebücher als bleibende Spuren +hinterlassen, wie obiges Prachtwerk .... wir können das sich im +eleganten Gewande darstellende Tagebuch warm empfehlen. + +»~Vossische Zeitung~« schreibt: .... Wir haben des Oefteren +auf den fesselnden Inhalt des Werkes, auf die prächtigen Land und +Leute charakterisierenden Bilder, wie auf die gediegene Ausstattung +hingewiesen; es vereinigen sich hier alle Faktoren, ein ebenso +originelles wie vornehmes Prachtwerk zu gestalten. + + [Illustration] + + + + +*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 75426 *** diff --git a/75426-h/75426-h.htm b/75426-h/75426-h.htm new file mode 100644 index 0000000..cee96c4 --- /dev/null +++ b/75426-h/75426-h.htm @@ -0,0 +1,14810 @@ +<!DOCTYPE html> +<html lang="de"> +<head> + <meta charset="UTF-8"> + <title> + Geschichte des Araberaufstandes in Ost-Afrika. | Project Gutenberg + </title> + <link rel="icon" href="images/cover.jpg" type="image/x-cover"> + <style> + +body { + margin-left: 10%; + margin-right: 10%;} + + h1,h2,h3 { + text-align: center; + clear: both;} + +h1 { font-size: 210%} +h2, .s2 { font-size: 175%} +.s3 { font-size: 125%} +.s4 { font-size: 110%} +.s5 { font-size: 90%} +.s6 { font-size: 70%} + +h1{ margin-top: 1em; 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margin: auto 38%;} +.x-ebookmaker .illowe13 {width: 26%; margin: auto 37%;} + +.x-ebookmaker .illowp46 {width: 100%;} + + </style> +</head> +<body> +<div style='text-align:center'>*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 75426 ***</div> + +<div class="transnote"> +<p class="s3 center">Anmerkungen zur Transkription</p> +<p class="p0">Das Original ist in Fraktur gesetzt; Schreibweise und +Interpunktion des Originaltextes wurden übernommen; lediglich +offensichtliche Druckfehler sind stillschweigend korrigiert worden.</p> +<p class="p0">Worte in Antiquaschrift sind "<i>kursiv</i>" dargestellt</p>. +</div> + +<figure class="figcenter illowp46" id="cover"> + <img class="w100" src="images/cover.jpg" alt=""> +</figure> + +<div class="chapter"> +<h1>Geschichte<br> +<span class="s6">des</span><br> +Araberaufstandes in Ost-Afrika.</h1> + +<p class="p2 s4 center">Seine Entstehung,<br> +seine Niederwerfung und seine Folgen.</p> + +<p class="p2 center">Von</p> + +<p class="s2 center"><b>Rochus Schmidt.</b></p> + +<figure class="figcenter illowe13" id="signet"> + <img class="w100" src="images/signet.jpg" alt="signet"> +</figure> + +<p class="p2 center">Frankfurt a. Oder.<br></p> +<p class="s6 center">Verlag der Königlichen Hofbuchdruckerei Trowitzsch & Sohn.</p><br> +</div> + +<div class="chapter"> +<h2 class="nobreak" id="Vorwort">Vorwort.</h2> +</div> + +<p>Die große Menge der Afrikawerke, welche in den letzten Jahren auf dem +deutschen Büchermarkte erschienen sind, ließ auffallender Weise immer +noch eine eigentliche Geschichte des Ostafrikanischen Aufstandes und +seiner Niederwerfung vermissen. Eine gesammelte, auf rein historischer +Grundlage ruhende und durch mehrjährige persönliche Erfahrung kritisch +gesichtete Darstellung der kriegerischen Ereignisse in Ostafrika, ihrer +Ursachen und nächsten Folgezustände erschien aber gerade jetzt geeignet.</p> + +<p>Die Lage unserer deutschen Kolonie in Ostafrika ist keine glänzende, +die Stimmen der Gegner erheben sich von Neuem und drängen zu wenig +ehrenvollem Rückzug oder zu Beschränkungen, denen ein solcher Rückzug +noch vorzuziehen wäre.</p> + +<p>Das vorliegende Buch soll in gedrängter Kürze die Entwickelung des +Aufstandes und seine Niederwerfung behandeln, es soll dem Leser die +großen Opfer vorführen, welche zu dieser Niederwerfung notwendig waren, +es soll aber auch die Begründung versuchen, daß die Sache solche Opfer +verdient.</p> + +<p>Abenteuer oder farbensatte Schilderungen wird mancher Leser vielleicht +vermissen, aber der Verfasser hat sich bemüht, alles zusammenzutragen, +was für das vollkommene Verständnis des behandelten Zeitabschnittes +nötig ist, kurz eine Geschichte des deutsch-ostafrikanischen Aufstandes +zu geben. Ueberall ist dabei der Standpunkt strenger Objektivität +gewahrt worden, auch da, wo Personen, Maßnahmen oder Verhältnisse wohl +eine herbere, subjektive Kritik hätten herausfordern können. Wo eine +Kritik sich findet, beruht sie auf Erfahrung und sorgfältigster Prüfung.</p> + +<p>Möge es gelingen, durch das vorliegende Buch der Sache einen Dienst zu +leisten.</p> + +<div class="blockquot"> + +<p><em class="gesperrt">Berlin</em>, im Juni 1892.</p> +</div> + +<p class="mright5"><b>Der Verfasser.</b></p><br> + +<div class="blockquot"> + +<p class="p4 s6"><em class="gesperrt">Benutzte Quellen</em>: Brix Förster. — Richelmann. — von Behr. — +Paul Reichardt. — Weißbücher. — Kolonialblatt. — Kolonialzeitung. +— Koloniale Jahrbücher. — Zeitungsberichte (Militärwochenblatt, +Lieut. Heymons, Kreuzzeitung, <span class="antiqua">Dr.</span> Neubaur.).</p> +</div> + + +<hr class="chap x-ebookmaker-drop"> + +<div class="chapter"> +<h2 class="nobreak" id="Inhalts-Verzeichniss">Inhalts-Verzeichniß.</h2> +</div> + +<table class="autotable"> +<tr> +<td class="tdl"></td> +<td class="tdc"></td> +<td class="tdr">Seite</td> +</tr> +<tr> +<td class="tdl">I.</td> +<td class="tdc"> <em class="gesperrt">Kapitel</em>: Einführung</td> +<td class="tdr"><a href="#1_Kapitel">1-20</a>.</td> +</tr> +<tr> + +<td class="tdl">II.</td> +<td class="tdc"><em class="gesperrt">Kapitel</em>: Entwickelung des Aufstandes und Errichtung des Reichskommissariats</td> +<td class="tdr"><a href="#2_Kapitel">21-38</a>.</td> +</tr> +<tr> + +<td class="tdl">III.</td> +<td class="tdc"><em class="gesperrt">Kapitel</em>: Organisation der Schutztruppe</td> +<td class="tdr"><a href="#3_Kapitel">39-55</a>.</td> +</tr> +<tr> +<td class="tdl">IV.</td> +<td class="tdc"><em class="gesperrt">Kapitel</em>: Die ersten Kämpfe um Bagamoyo, Daressalam, Pangani, Tanga und Sadani</td> +<td class="tdr"><a href="#4_Kapitel">56-80</a>.</td> +</tr> +<tr> +<td class="tdl">V. </td> +<td class="tdc"><em class="gesperrt">Kapitel</em>: Ausbildung des Reichskommissariats</td> +<td class="tdr"><a href="#5_Kapitel">81-98</a>.</td> +</tr> +<tr> +<td class="tdl">VI.</td> +<td class="tdc"><em class="gesperrt">Kapitel</em>: Wißmanns Expedition nach Mpapua</td> +<td class="tdr"><a href="#6_Kapitel">99-117</a>.</td> +</tr> +<tr> +<td class="tdl">VII.</td> +<td class="tdc"><em class="gesperrt">Kapitel</em>: Regelung der Verhältnisse um Mpapua und Marsch mit der<br> +Stanleyschen Expedition zur Küste</td> +<td class="tdr"><a href="#7_Kapitel">118-140</a>.</td> +</tr> +<tr> +<td class="tdl">VIII.</td> +<td class="tdc"><em class="gesperrt">Kapitel</em>: Buschiri und die Mafiti</td> +<td class="tdr"><a href="#8_Kapitel">141-150</a>.</td> +</tr> +<tr> +<td class="tdl">IX.</td> +<td class="tdc"><em class="gesperrt">Kapitel</em>: Wißmanns Thätigkeit an der Küste nach der Rückkehr von Mpapua,<br> +Buschiris Gefangennahme und die Unterwerfung Bana Heris</td> +<td class="tdr"><a href="#9_Kapitel">151-184</a>.</td> +</tr> +<tr> +<td class="tdl">X.</td> +<td class="tdc"><em class="gesperrt">Kapitel</em>: Die Stationen und der Dienst auf denselben</td> +<td class="tdr"><a href="#10_Kapitel">185-197</a>.</td> +</tr> +<tr> +<td class="tdl">XI.</td> +<td class="tdc"><em class="gesperrt">Kapitel</em>: Die Unterwerfung des Südens</td> +<td class="tdr"><a href="#11_Kapitel">198-217</a>.</td> +</tr> +<tr> +<td class="tdl">XII.</td> +<td class="tdc"><em class="gesperrt">Kapitel</em>: Das Reichskommissariat unter Wißmanns Stellvertreter<br> +<span class="antiqua">Dr.</span> Karl Wilhelm Schmidt</td> +<td class="tdr"><a href="#12_Kapitel">218-238</a>.</td> +</tr> +<tr> +<td class="tdl">XIII.</td> +<td class="tdc"><em class="gesperrt">Kapitel</em>: Wißmanns letzte Thätigkeit als Reichskommissar</td> +<td class="tdr"><a href="#13_Kapitel">239-261</a>.</td> +</tr> +<tr> +<td class="tdl">XIV.</td> +<td class="tdc"><em class="gesperrt">Kapitel</em>: Das Deutsch-englische Abkommen</td> +<td class="tdr"><a href="#14_Kapitel">262-275</a>.</td> +</tr> +<tr> +<td class="tdl">XV.</td> +<td class="tdc"><em class="gesperrt">Kapitel</em>: Die wirtschaftlichen Unternehmungen vor, während und nach <br> +dem Aufstande</td> +<td class="tdr"><a href="#15_Kapitel">276-297</a>.</td> +</tr> +<tr> +<td class="tdl">XVI.</td> +<td class="tdc"><em class="gesperrt">Kapitel</em>: Ostafrika unter Herrn von Soden</td> +<td class="tdr"><a href="#16_Kapitel">298-334</a>.</td> +</tr> +<tr> +<td class="tdl">XVII.</td> +<td class="tdc"><em class="gesperrt">Kapitel</em>: Die Expedition Emin Paschas</td> +<td class="tdr"><a href="#17_Kapitel_(Schluss)">335-350</a>.</td> +</tr> +</table> + +<hr class="chap x-ebookmaker-drop"> + +<div class="chapter"> +<p><span class="pagenum" id="Seite_1">[S. 1]</span></p> + +<h2 class="nobreak" id="1_Kapitel">1. Kapitel.<br> +<span class="s6">Einführung.</span></h2> +</div> + +<div class="blockquot"> +<p>Kolonisationsidee in Deutschland. — Erwerbung Deutsch-Ostafrikas. +— Verträge in Usegua, Nguru, Usagara und Ukami. — Kaiserlicher +Schutzbrief. — Gesellschaft für deutsche Kolonisation. — +Gegenbestrebungen des Sultans. — Erste Stationen in Ostafrika. — +Expeditionen zu Gebietserwerbungen. — Expedition des Verfassers. +— Protest des Sultans Said Bargasch gegen den kaiserlichen +Schutzbrief. — Araber in Ostafrika. — Besitzstand des Sultans an +der Küste. — Stellung der Walis. — Bismarcks Ultimatum. — Deutsche +Flottendemonstration in Sansibar. — Der Sultan erkennt die deutschen +Ansprüche an. — Diplomatische Verhandlungen zwischen Deutschland +und England. — Londoner Vertrag. — Die Deutsch-Ostafrikanische +Gesellschaft. — Der Küstenvertrag mit dem Sultan. — Stationsbestand +der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft.</p> +</div> + + +<p>Eine Geschichte des Araberaufstandes in Deutsch-Ostafrika kann nicht +gedacht werden ohne eingehende Betrachtung der Verhältnisse, welche +diesem Aufstande vorhergingen. Die Erwerbung Deutsch-Ostafrikas, +die einzelnen Phasen im Aufbau der Deutsch-Ostafrikanischen +Gesellschaft, die rein politischen und handelspolitischen Faktoren, +welche im Zusammenwirken mit den Völkerverhältnissen an der Küste +Deutsch-Ostafrikas zum Aufstand führten, bilden <em class="gesperrt">eine</em> große +logische Kette.</p> + +<p>Die Entwickelung der Kolonisationsidee in Deutschland braucht nur mit +wenigen Worten gestreift zu werden.</p> + +<p>Die allgemeinen Ursachen, auf denen sich diese Idee aufbaute, +sind selbstverständlich in erster Linie in der außerordentlichen +Machtstellung zu suchen, welche Deutschland besonders nach dem +französischen Kriege in der Welt sich erworben. Diese Machtstellung +brachte dann eine unerwartete Entwicklung der Industrie mit sich +und diese wieder trieb ganz von selbst zu der Notwendigkeit<span class="pagenum" id="Seite_2">[S. 2]</span> neue +Absatzgebiete im Ausland zu schaffen. Während von der einen Seite +her diese Absatzgebiete lediglich auf dem Handelswege im Ausland +oder in den Kolonien anderer Nationen gesucht wurden, verlangte das +wiederbelebte Nationalgefühl der Deutschen seinerseits einen Anteil +an der Welt in Gestalt von Kolonien, um auf diese Weise die großen +wirtschaftlichen Faktoren im eigenen kolonialen Auslande nutzbar +verwerten zu können: mit einem Wort, die politische Unabhängigkeit auch +auf dem Gebiete des Handels und der Industrie zu erwerben. Gegenüber +allen Verdächtigungen feindlicher Kreise muß den ersten Beförderern der +Kolonialidee zweifellos der Ruhm zuerkannt werden, den Weg zu einer +solchen Unabhängigkeit ehrlich gesucht und auch thatsächlich gefunden +zu haben.</p> + +<p>Welch außerordentliche Rolle bei diesen Bestrebungen Deutsch-Ostafrika +von vornherein gespielt hat und immer spielen wird, braucht kaum +besonders hervorgehoben zu werden. Einmal haben wir es mit einem +Gebiete zu thun, welches nach dem übereinstimmenden Urteil aller +unbefangenen Beobachter und Forscher zweifellos die wertvollsten Teile +Afrikas entweder in sich begreift oder handelspolitisch zu beherrschen +in der Lage ist. Ferner verfügt gerade unser Gebiet über eine durchaus +eigentümliche, im ganzen schwarzen Kontinent sich nicht wiederfindende +Entwicklung der Handelsbeziehungen nach dem Innern und vom Innern +heraus. Endlich besitzen wir in dem Volksstamm, welcher die Handelswege +nach dem tiefsten Innern eröffnet hat und auch gegenwärtig noch als +alleiniger Träger dieses Handelsverkehrs aufzufassen ist, in den +Arabern nämlich, Handelsvermittler von einer kaufmännischen Begabung +und gerade für das in Betracht kommende Land geeigneten Vorbildung, wie +sie wenigstens für Afrika nicht besser gedacht werden können.</p> + +<p>Abgesehen von der wesentlichen Bedeutung aber, welche das +deutsch-ostafrikanische Gebiet für Deutschland selbst besitzt, +muß darauf hingewiesen werden, in welch ungewöhnlicher Weise die +Erwerbung dieses Gebietes durch eine deutsche Privatgesellschaft zur +Kolonisation ganz Afrikas und im weiteren zur Lösung kultureller und +zivilisatorischer Aufgaben von höchster Bedeutung mitgewirkt hat. +Der<span class="pagenum" id="Seite_3">[S. 3]</span> Eintritt des deutschen Reiches in die Reihe der Kolonialstaaten, +die internationale Verteilung Afrikas zwischen Deutschland, England, +Frankreich, Italien und Portugal in den Verträgen des Jahres 1890, +die internationale Regelung der Sklavereifrage durch die Brüsseler +Konferenz vom Jahre 1889 sind lediglich Folgen der deutschen Erwerbung, +und es darf gewiß als ein eigenartiges Wirken der Vorsehung angesehen +werden, wenn gerade das jüngste Kolonialvolk den Anstoß zur Regelung +von Fragen gegeben hat, welche einen ganzen Erdteil betreffen.</p> + +<p>Wenige Worte mögen dem Leser den Gang der Erwerbung ins Gedächtnis +zurückrufen.</p> + +<p>Einige wenige patriotische Männer vereinigten sich am 3. April 1884 zur +Gesellschaft für deutsche Kolonisation. Sie stellten sich auf den Boden +der von <span class="antiqua">Dr.</span> Karl Peters vorgeschlagenen Thesen, welche darin +gipfelten, daß, bis das Reich sich entschlösse in eine Kolonialpolitik +einzutreten, es nötig sei, daß das deutsche Volk selbst mit praktischen +Schritten, d. h. in erster Linie mit Gebietserwerbungen in fremden +Erdteilen, zunächst in Ostafrika, vorginge. Im November 1884 traf +bereits die erste Expedition (<span class="antiqua">Dr.</span> Peters, <span class="antiqua">Dr.</span> Jühlke, +Graf Joachim Pfeil und Kaufmann Otto) in Sansibar ein. Am 10. November +brach die Expedition nach Überwindung unendlicher Schwierigkeiten nach +dem Festlande auf, erwarb innerhalb 6 Wochen durch Verträge in den +Landschaften Usegua, Nguru, Usagara und Ukami die Hoheits- und eine +Reihe von Privatrechten von 10 eingeborenen Häuptlingen (Jumbes), +hißte die deutsche Flagge an den entsprechenden Punkten und bestimmte +einige Plätze für die Anlegung von Stationen. Anfang Februar 1885 +traf <span class="antiqua">Dr.</span> Peters bereits wieder in Berlin ein und erhielt auf +Verwendung Sr. Durchlaucht des Fürsten Bismarck am 27. Februar 1885 +den Allerhöchsten Schutzbrief Sr. Maj. des Kaisers Wilhelm <span class="antiqua">I.</span> +für die gemachten Erwerbungen. Mit Erlangung dieses Schutzbriefes +wurden alle Anfeindungen, welche gegen die völker- und staatsrechtliche +Gültigkeit jener Verträge erhoben waren, ohne weiteres niederschlagen, +— Anfeindungen, welche nicht nur in Deutschland selbst seitens der +Kolonialgegner, sondern besonders durch das auf das<span class="pagenum" id="Seite_4">[S. 4]</span> höchste betroffene +England in Szene gesetzt waren. Die Erlangung dieses Schutzbriefes ist +daher als ein außerordentlich wesentliches Zugeständnis des deutschen +Reiches und zwar in erster Linie des Fürsten Reichskanzlers anzusehen. +Es ist der eigentliche Ausgangspunkt der afrikanischen Kolonialpolitik +des deutschen Reiches. Die Gesellschaft für deutsche Kolonisation +hatte damit ihren ersten und zweifellos größten Erfolg erreicht, +einen Erfolg, welcher jedoch der Gesellschaft selbst große und über +den Rahmen ihres eigentlichen Wirkungskreises weit hinausgehende +Verpflichtungen auferlegte. Es stellte sich sofort die Notwendigkeit +heraus, mit weit größeren Kapitalmitteln als bisher die bereits +erworbenen Gebiete in thatsächlichen Besitz zu nehmen, andrerseits aber +diesen Erwerbungen, welche ja nur als Kern und Ausgangspunkt gedacht +waren, neue in weiterem Umkreise hinzuzufügen und den Kolonialbesitz +in Ostafrika abzurunden. Besonders die letztere Aufgabe bedingte die +allergrößte Eile. Unmittelbar nach dem Bekanntwerden der Peters'schen +Erwerbung machten sich sowohl von englischer Seite als auch (und +zwar vermutlich auf Betreiben der Engländer) seitens des Sultans von +Sansibar Bestrebungen geltend, welche darauf abzielten, den erworbenen +Besitz zu isolieren und die umliegenden Landschaften rechtlich für +den Sultan von Sansibar in Besitz zu nehmen. In richtiger Erkenntnis +der Sachlage wurde daher aus der Mitte der Gesellschaft für deutsche +Kolonisation heraus bereits am 2. April 1885 eine Kommanditgesellschaft +gegründet, welche unter dem Namen »Deutsch-Ostafrikanische +Gesellschaft, Karl Peters und Genossen« in das Handelsregister +eingetragen wurde und so eine Rechtsform für das weitere Vorgehen +darstellte.</p> + +<p>Als Zweck der Gesellschaft wurde in die Satzungen aufgenommen +»Erwerb, Besitz, Verwaltung und Verwertung von Ländern sowie +deutsche Kolonisation im Osten Afrikas«. <span class="antiqua">Dr.</span> Peters erhielt +Generalvollmacht und zwar in einer solchen Ausdehnung, daß thatsächlich +die ganze Gesellschaft in jeder Beziehung durch ihn allein geleitet +wurde.</p> + +<p>Für <span class="antiqua">Dr.</span> Peters selbst hatte sich nach seiner Rückreise nach +Deutschland die Notwendigkeit eines längeren Aufenthaltes in<span class="pagenum" id="Seite_5">[S. 5]</span> der +Heimat herausstellt, um die schwierigen, dort der Gesellschaft +harrenden Aufgaben in Angriff zu nehmen, besonders in den Finanzkreisen +Deutschlands die nötigen Kapitalien zu schaffen, ferner die weitere +Ausbildung der Gesellschaftsformen herbeizuführen und dieser als +Direktor vorzustehen. In Ostafrika standen von den mit Peters +ausgezogenen Herren noch <span class="antiqua">Dr</span>. Jühlke und Graf Pfeil zur +Verfügung, da der Kaufmann Otto in Usagara einer Krankheit zum +Opfer gefallen war. Dem <span class="antiqua">Dr</span>. Jühlke wurde die Vertretung der +Gesellschaft in Sansibar und Ostafrika übertragen; während Graf Pfeil +als erste Aufgabe die Errichtung der Station Sima in Usagara zugewiesen +erhielt.</p> + +<p>In Deutschland wurden von <span class="antiqua">Dr</span>. Peters nach der Erteilung des +kaiserlichen Schutzbriefes eine Reihe von Persönlichkeiten für den +Gesellschaftsdienst engagiert, um zur Erweiterung des Gebietes eine +Reihe von Expeditionen zu unternehmen. Einer der engagierten Herren, +der Gärtner Schmidt, löste den Grafen Joachim Pfeil auf Sima ab mit dem +Auftrag dort eine landwirtschaftliche Station zu gründen. Dadurch wurde +Graf Pfeil für Uebernahme weiterer Expeditionen frei und ging zunächst +auf der von Bagamoyo nach dem Innern sich hinziehenden Karawanenstraße +nach Süden, woselbst er der Gesellschaft durch einen Vertrag Ansprüche +auf die Landschaft Kutu sicherte. Hieran schlossen sich folgende +weitere Expeditionen:</p> + +<p>Die Expedition Jühlke, welcher Premier-Lieutenant Weiß zugeteilt war, +gewann Rechtstitel auf die Landschaft Usambara.</p> + +<p>Graf Pfeil schloß zusammen mit Premier-Lieutenant Schlüter Verträge in +den Landschaften zwischen dem Rufidji und Rovuma.</p> + +<p>Die Herren Baumeister Hörnecke und Lieutenant von Anderten waren zu +gleichem Zweck am Tana und an der Somaliküste thätig und erwarben +Ansprüche, die im Jahre 1886 durch eine Expedition des <span class="antiqua">Dr</span>. +Jühlke an der Benadirküste erweitert wurden. Hierbei fiel dieser um die +Erwerbung unserer Kolonien hochverdiente Mann den heimtückischen Somali +leider zum Opfer.</p> + +<p>Der Verfasser selbst sicherte der Gesellschaft durch Verträge Rechte +auf die Landschaft Usaramo.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_6">[S. 6]</span></p> + +<p>Es würde zu weit führen, und ist nicht Aufgabe dieses Buches, die +erwähnten Expeditionen im Detail zu verfolgen. Doch dürfte es nicht +uninteressant sein, eine solche Expedition etwas ausführlicher zu +erzählen, um hierdurch ein Bild von den damals in Ostafrika für die +Gesellschaft bestehenden Schwierigkeiten zu geben.</p> + +<p>Es wird zu diesem Zweck die vom Verfasser selbst ausgeführte Expedition +gewählt; nicht etwa als ob dieser ein besonderer Wert zugesprochen +werden soll, sondern weil sie naturgemäß dem Verfasser am nächsten +liegt.</p> + +<p>Mein Auftrag, den ich nach meiner Ankunft in Sansibar vom +Generalvertreter der Gesellschaft, <span class="antiqua">Dr</span>. Jühlke, erhielt, bestand +darin, in Sansibar zunächst eine Expedition zusammenzustellen und mit +dieser von Bagamoyo aus Usaramo zu durchziehen, das Land zwischen dem +Kingani und Rufidji der Gesellschaft zu sichern und dann nach Usagara +zu gehen, wo mir weitere Befehle von Seiten der Gesellschaftsvertretung +zugehen sollten.</p> + +<p>Ich suchte dem erhaltenen Befehle gemäß so schnell wie möglich die +für die Expedition nötigen Träger anzuwerben, kaufte die im Inlande +gangbaren Tauschartikel ein, verpackte sie in Lasten und war 5 Tage +nach meiner Ankunft in Sansibar so weit, daß ich nach Bagamoyo, dem +Anfangspunkt meiner Expedition auf dem Festland überfahren konnte. +Es war für mich notwendig, die Zahl der für die Expedition nötigen +Träger auf ein Minimum zu reduzieren, da Said Bargasch, der damalige +Sultan von Sansibar, uns die Anwerbung der Leute, wie überhaupt die +Expedition in jeder Weise zu erschweren suchte. Ich sah mich genötigt, +nachdem es mir gelungen war, 70 Träger anzuwerben, auch unsere +eigenen Bedürfnisse sehr zu beschränken und für diese Trägerzahl +die Verpackung der nötigsten Lasten einzurichten. Von der sonst bei +einer Expedition üblichen Mitnahme von Karawanen-Askari (Soldaten) +mußte ich Abstand nehmen, weil mir die Anwerbung solcher, wenn sie +einigermaßen zuverlässig sein sollten, unmöglich war. Meiner Expedition +war der 3 Monate vor mir in Ostafrika angelangte Kaufmann Söhnge +zugeteilt worden. Von den Schwarzen sind zu erwähnen: der Hetmann +der Karawane,<span class="pagenum" id="Seite_7">[S. 7]</span> der Komorenneger Ramassan, ferner 2 sansibaritische +Waniampara (Unterführer) — alle drei mit Gewehren bewaffnet. Im +übrigen bestand die Expedition außer unseren schwarzen Dienern nur noch +aus sansibaritischem Trägerpersonal. Beim Aufbruch war für mich die +größte Eile geboten, schon aus dem Grunde um, bevor das Ziel der Reise +bekannt geworden war, Aufhetzungen des Sultans in Usaramo vorzubeugen. +Der Sultan konnte uns nicht nur in Sansibar an der Anwerbung der Träger +und der Zusammenstellung der Expedition aufs äußerste hinderlich sein, +sondern auch im Innern. Hier besaß er zwar an den meisten Plätzen +nicht eine direkte Macht, aber doch einen großen moralischen Einfluß, +wie sich dies bei mehreren deutschen Expeditionen, z. B. in Usambara +gezeigt hat, wo von Said Bargasch die entsprechenden Empfehlungen +vorausgeschickt wurden. Durch meinen schnellen Aufbruch indes, und +da der Sultan über den Zweck meiner Reise sich im Unklaren befand, +die Expedition auch so angelegt war, als ob sie direkt nach Usagara +marschierte, welches sich ja bereits in deutschem Besitz befand, wurden +wir vor Schädigungen bewahrt.</p> + +<p>So war es mir möglich, im ganzen 7 Tage nach meiner Ankunft in +Sansibar, von Bagamoyo aus abzurücken, von wo ich zunächst südlich +nach Bueni marschierte, um von hier aus den kleinen von Pangani +nach Kutu führenden Karawanenweg bis an den Kingani nach Dundanguru +einzuschlagen. Auch hier war es wieder mein Bestreben, möglichst +schnell vorwärts zu kommen, um nach dem Bekanntwerden meiner Route +in Bagamoyo und Sansibar durch die Schnelligkeit des Marsches mich +dem Einfluß der Küstenmachthaber zu entziehen. In der That wurde +auch die Expedition zunächst von den Eingeborenen überall freundlich +aufgenommen, die damals trotz der großen Nähe der Küste Europäer +noch gar nicht gesehen hatten, weil diese nur in ganz vereinzelten +Ausnahmefällen bislang das Land seitlich der großen Karawanenstraße +betreten hatten. Es bildete sich fast überall ein ganz friedlicher +Verkehr mit der Bevölkerung heraus, und dieselbe war in der Regel +leicht dazu zu bewegen, die Verträge, deren Abschließung der alleinige +Zweck der Expedition war, mit uns einzugehen. Wie schon<span class="pagenum" id="Seite_8">[S. 8]</span> ganz im +Eingang erwähnt worden, sind ja diese Verträge sowohl in Deutschland +wie im Ausland auf das heftigste angegriffen und verspottet worden. Das +Letztere vielleicht mit einem gewissen Recht; denn es konnte sich ja +niemand verhehlen, daß der faktische Wert derselben gering war, da die +eingeborenen Häuptlinge sich sehr selten, obgleich es ihnen auseinander +gesetzt wurde, dessen, was sie mit einigen Krähenfüßen unterschrieben, +voll bewußt waren und sie zumeist auch gegen reiche Geschenke in +der augenblicklichen Laune waren, alles Mögliche was man von ihnen +verlangte, abzutreten, ohne an das Bindende solcher Zugeständnisse für +die Zukunft zu denken. Andererseits repräsentierte auch die zweite +Vertrag schließende Partei, die ostafrikanische Gesellschaft, damals +nur eine geringe Macht und bedurfte dringend des Rückhalts an der +Reichsregierung.</p> + +<p>Nichtsdestoweniger haben die Verträge ihren Zweck vollkommen erfüllt, +da infolge der ungeordneten innerafrikanischen Zustände und infolge der +zivilisatorischen und humanitären Verpflichtungen, die wir den auf der +tiefsten Kulturstufe stehenden Negern gegenüber zu übernehmen willens +waren, die staatsrechtliche Grundlage für die spätere Abgrenzung +unserer Interessensphäre durch sie gegeben wurde.</p> + +<p>Fand ich nun in der ersten Zeit überall eine gute Aufnahme und volles +Entgegenkommen seitens der Eingeborenen auf meiner Expedition, so blieb +doch die Aufhetzung des Sultans von Sansibar nicht ohne Erfolg. Denn +diejenigen in der Expedition, auf die ich am meisten angewiesen war und +von denen der Erfolg derselben abhing, die Träger, warteten nur auf die +Gelegenheit, mich während des Marsches im Stich zu lassen und thaten +dies auch gleich während der ersten Tage nach meinem Aufbruch von der +Küste.</p> + +<p>Wie sehr der Sultan auf die Träger einzuwirken im Stande gewesen war, +konnte ich daraus ersehen, daß dem treu zu mir haltenden Dolmetscher +Ramassan öfters von den Sansibariten gedroht wurde, ihn beim Sultan +zu denunzieren, weil er auf Kosten der Interessen des Sultans unsere +Bestrebungen zu sehr fördere. Ramassan schwebte daher auch in steter +Angst vor der Strafe des Sultans.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_9">[S. 9]</span></p> + +<p>Durch das Entgegenkommen der eingeborenen Jumbes oder Pasi, wie sie +in Usaramo genannt werden, ist es mir zunächst immer gelungen, die +notwendige Zahl von Aushilfeträgern zu erhalten. Doch sah ich mich +wegen der steten Zunahme von Desertion der Träger in Dundanguru +veranlaßt, zu einem andern Auskunftsmittel zu greifen, da von hier an +die Wasaramo nicht mehr willens waren, mir auf meiner nach Süden nach +dem Rufidji abbiegenden Route bis an die Grenze der gefürchteten +Mahenge zu folgen.</p> + +<p>Ich erklärte meinen Trägern, daß, wer nicht weiter mit mir ziehen +wollte, die Erlaubnis habe nach Sansibar zurückzukehren, da ich +nur solche Leute, die mir freiwillig und gern folgen würden, mit +mir zu nehmen wünsche. In Sansibar würde ich die Bestrafung der +Davongelaufenen durch Vermittlung des deutschen Konsulats herbeiführen, +dagegen die mir während der ganzen Expedition treu bleibenden Träger +über meine Verpflichtung hinaus belohnen. So behielt ich nicht ganz 30 +Mann bei mir.</p> + +<p>Es war mir ganz Unmöglich, mit diesen die Lasten der Karawane +weiterzutransportieren. Daher erteilte ich dem Kaufmann Söhnge den +Auftrag, am Kingani ein provisorisches Lager zu beziehen und so gut es +ging, zu befestigen, während ich selbst mit den für die Dauer eines +Monats notwendigen Tauschwaren, die ich in sehr leichte Lasten verpackt +hatte, mit 13 Trägern den Marsch nach Süden fortsetzte. Die übrigen +Träger ließ ich Herrn Söhnge zur Bewachung und Einrichtung des Lagers.</p> + +<p>Ich durchzog nun allein das Land direkt nach Süden bis zum Rufidji +verfolgte diesen drei Tagereisen östlich und marschierte dann nach +Nordwest zurück, um wieder zum übrigen Teil meiner Expedition am +Kingani zu stoßen.</p> + +<p>Ich fand bei den Häuptlingen des südlichen Usaramo nicht dasselbe +Entgegenkommen wie im nördlichen Teil und wurde überall mißtrauisch +aufgenommen; es gelang mir jedoch auch hier, wenn auch nicht mit +derselben Leichtigkeit wie vordem, die gewünschten Verträge, 25 an der +Zahl, abzuschließen.</p> + +<p>Nach meiner Wiedervereinigung mit Söhnge trat ich den weiteren +Vormarsch der Expedition nach Usagara an, da es<span class="pagenum" id="Seite_10">[S. 10]</span> Söhnge gelungen war, +sich mit den Parsis der Ortschaften am Kingani zu befreunden und von +diesen die für den Weitermarsch nötige Zahl von Trägern anzuwerben. Die +große Karawanenstraße von Bagamoyo wurde am Gerengere erreicht und auf +dieser der Marsch nach Muini Sagara und von da nach Sima fortgesetzt.</p> + +<p>In Sima traf ich den Generalvertreter der Gesellschaft <span class="antiqua">Dr.</span> +Jühlke an, welcher die für die weitere Fortsetzung der Expedition oder +für Stationsanlagen nötigen Lasten, die ich aus Mangel an Trägern von +Sansibar nicht hatte mitnehmen können, mir nachbrachte und ferner +den Auftrag des deutschen Generalkonsuls hatte, einen mit dem alten +Usagara-Sultan Muini Sagara und einer arabischen Karawane vorgekommenen +Streitfall zu untersuchen und zu schlichten. Dieser Auftrag ging in +Folge der Erkrankung Jühlkes auf mich über und hielt mich für die +nächste Woche noch in Usagara fest.</p> + +<p>Endlich im letzten Drittel des Oktober erreichte mich der Befehl +nach Sansibar zurückzukehren und dort eine neue Expedition +zusammenzustellen, um mit dieser von der Rovuma-Mündung aus zum Zweck +weiterer Erwerbungen ins Innere abzumarschieren.</p> + +<p>Mein Begleiter Söhnge war bereits vor mir mit den abgeschlossenen +Verträgen nach Sansibar zurückgesandt worden, und es schloß sich mir +der mit mir zugleich nach Ostafrika gekommene <span class="antiqua">Dr.</span> Hentschel, +welcher sich damals ebenfalls in Usagara befand, auf dem Rückmarsche +an. Diese Rücktour sollte indes für mich verhängnisvoll werden und +einen Strich durch die Ausführung meiner Instruktion machen.</p> + +<p>Am 28. Oktober, Morgens, verließen wir unsern Lagerplatz bei Kidete. +Die ersten Stunden des Marsches von Kidete aus waren ruhig verlaufen, +und wir glaubten, obgleich wir sowohl durch Kidete-Leute, wie auch +durch passierende Jäger von den in jener Gegend angesessenen Wakamba +des öfteren belästigt worden waren, durchaus nicht an eine ernstere +Gefahr, als wir plötzlich etwa um 1/2-12 Mittags von hinten beschossen +wurden. Die Karawane bestand damals außer uns beiden Europäern noch +aus 20 unbewaffneten Trägern, welche bei diesem Angriffe ebenso wie +unsre Boys ihre Lasten fortwarfen<span class="pagenum" id="Seite_11">[S. 11]</span> und sich schleunigst davonmachten. +Wir waren daher auf uns allein angewiesen. Unter dem fortgeworfenen +Gepäck befanden sich auch <span class="antiqua">Dr.</span> Hentschels Patronen. Da ich eine +größere Anzahl Patronen selbst bei mir trug, half ich hiermit meinem +Gefährten aus. Seine Doppelbüchse hatte ein etwas größeres Kaliber als +der Büchsenlauf meiner Büchsflinte, weshalb auch seine Schüsse nicht +so präzis sein konnten. Wir suchten indes durch schnelle und möglichst +gut gezielte Schüsse der uns numerisch überlegenen Bande — es waren +etwa 30 an der Zahl — möglichst viel Verluste beizubringen. Die Gegner +haben, wie späteren Besuchern der Gegend mitgeteilt wurde, 5 Tote und +mehrere Verwundete gehabt. Aber wir selbst wurden beide gleich bei +Beginn der Schießerei verwundet. <span class="antiqua">Dr.</span> Hentschel erhielt einen +Schuß in die linke Wade und ich einen in den rechten Unterschenkel über +dem Knöchel.</p> + +<p>Glücklicherweise machten uns unsere Wunden nicht kampfunfähig; wir +suchten so gut wie möglich Deckung im Terrain und setzten, obgleich +verwundet, das Feuer fort.</p> + +<p>Bei den Gegnern wurde dasselbe immer schwächer; doch traf mich eine +der letzten gegnerischen Kugeln in die Brust und ging durch meine +rechte Lunge hindurch. Das genügte in jenem Augenblick für mich. Die +Gegner stellten, wahrscheinlich wegen der verhältnismäßig großen +Verluste, die sie hatten, das Feuer ein und verschwanden zu meinem +Glück vom Kampfplatz. <span class="antiqua">Dr.</span> Hentschel hielt an meiner Seite +aus, bis mich das Bewußtsein verließ, worauf er sich bei seiner ihn +am Gehen hindernden Verwundung zum Teil auf allen Vieren nach dem +nächsten Dorfe hin fortbewegte, um Hilfe für mich herbeizuschaffen, +oder, wenn diese zu spät käme, mich zu beerdigen. Er mußte zu diesem +Zweck die davongelaufenen Träger, vor allem Ramassan, wiederbekommen; +denn allein konnte er, selbst verwundet, mir nicht helfen. Daher bewog +er eine Anzahl Leute im nächsten Dorfe, zu mir zurückzugehen, um mich +nach jenem Dorf zu bringen; er gab ihnen als Lohn das einzige, was +er gerettet, sein eigenes Gewehr. Die Leute sind indessen nie zu mir +gekommen.</p> + +<p><span class="antiqua">Dr.</span> Hentschel selbst kam nicht zurück, weil er hörte, englische +Missionare seien etwas weiter vorwärts auf der Straße, aber in<span class="pagenum" id="Seite_12">[S. 12]</span> der +Nähe. Er sah ein, daß das richtigste sei, von diesen ärztliche Hilfe +und Medizin zu erbitten, da wir alles verloren hatten. So ließ er sich +zu diesen tragen und sandte Ramassan zurück, der indes Angst hatte +und erst später zu mir kam. Die englischen Missionare traf Hentschel; +dieselben erklärten sich natürlich bereit, auf mich zu warten, während +Hentschel sich in Eilmärschen nach Sadani tragen ließ, um von dort +nach Sansibar zu fahren und dort den Vorfall zu melden, damit mir +ein Arzt und Hilfe entgegengeschickt würde, wenn es auch damals +unwahrscheinlich erschien, daß ich am Leben war. <span class="antiqua">Dr.</span> Hentschel +hat in dieser Weise durchaus korrekt und besonnen gehandelt; durch +seine Handlungsweise hat er wesentlich dazu beigetragen, mir das Leben +zu retten, und mich zu Dank verpflichtet.</p> + +<p>Nun ein paar Worte über meine Angreifer. Diese bestanden, wie wir +später erfuhren, in einer Räuberbande, sogenannten Ruga-Ruga, die +es auf Beutemachen und Plünderung Unsrer Sachen abgesehen hatten. +Diese Absicht ist nun nicht einmal von ihnen erreicht worden, da die +Angreifer nach ihren verhältnismäßig großen Verlusten sich schleunigst +empfahlen. Es waren Dritte, denen die Beute zufiel, und zwar Kidete- +und Mamboialeute, die, während ich bewußtlos auf dem Kampfplatz lag, +alles stahlen und dabei mit großer Gewissenhaftigkeit verfuhren. Bis +auf das, was ich persönlich am Leibe trug, ließen sie nichts zurück; +doch war ich indessen noch gut daran, daß mir die Ruga-Ruga selbst +nicht noch einen Besuch abstatteten, da sie mir sicher das Messer an +den Hals gesetzt hätten.</p> + +<p>Ich selbst blieb besinnungslos bis zur Zeit der Dämmerung liegen. Da +erst, also 6-7 Stunden nach meiner Verwundung, kam ich zum Bewußtsein +meiner Hilflosigkeit. Einige Neger befanden sich in meiner Nähe, die, +als ich die Augen aufmachte, auf und davon liefen. Brennender Durst +peinigte mich. Ich suchte ihn zu stillen, indem ich mir den rechten +Stiefel, in dem sich eine Portion Blut, von dem angeschossenen Bein +herrührend, angesammelt hatte, auszog und das darin enthaltene Blut +begierig trank. Da das Blut aber nachher trocknete und die Wunden +überhaupt nur wenig nachbluteten, so gab es für mich bald nichts mehr +zu trinken. Die ganze Nacht lag ich<span class="pagenum" id="Seite_13">[S. 13]</span> bei vollem Bewußtsein da; ich +hätte mir gern schleunige Erlösung von meinen Leiden gewünscht. Meine +Versuche, aufzustehen, mißlangen. Am nächsten Morgen kaute ich den +Thau aus den Gräsern; den Tropenhelm legte ich mir unter den Kopf, +um diesen etwas erhöht zu halten, und zog es vor, hierfür mir die +glühende Tropensonne auf den Schädel scheinen zu lassen. Die Neger, +welche vorbeikamen und mich liegen sahen, hatten kein Mitleid mit +mir, verhöhnten mich teilweise noch, ließen mich alle liegen und +gaben mir nicht einmal einen Tropfen Wasser zu trinken. Ein altes, +fürchterlich häßliches Weib warf mir ein Stück von ihr ausgesogenen +Kürbis ins Gesicht mit den Worten »da friß«, während ein Gemütsmensch +darunter war, der auf mein Ansuchen, mich von der Stelle zu tragen, +nur erwiderte: »Du wirst doch gleich sterben«. So lag ich, bis die +Sonne am Himmel reichlich 2 Uhr zeigte, so daß ich also 26-27 Stunden +an jener traurigen Stätte zugebracht habe. Da fanden sich endlich zwei +hilfsbereite Leute, die mich ins nächste Dorf trugen. Als ich die erste +Pfütze passierte, trank ich soviel Wasser, wie meine braven Träger nach +ihrer Aussage noch nie einen Menschen hatten trinken sehen.</p> + +<p>Ich wurde im nächsten Dorf in der Hütte des Jumbe untergebracht, +der mich, so gut er konnte, verpflegte, indem er mich auf eine +Negerbettstelle legen ließ und mir aus Matama gemachte Suppe zum +Löschen des Durstes gab. Auch kam mein Karawanenführer Ramassan bald +nach diesem Dorfe zurück, wusch, nachdem er mir die Sachen, welche über +und über voll Blut waren, vom Leibe gezogen hatte, meine Wunden aus, +und verklebte den Einschuß an der Brust, den Ausschuß am Rücken und den +Einschuß am Bein mit je einem Stück Cigarettenpapier. Das war für die +nächste Zeit die einzige Wundbehandlung. Außerdem warb Ramassan zehn +Leute in jenem Wasagara-Dorf an mit dem Versprechen, ihnen wenn sie +mich an die Küste nach Sadani brächten, reichlichen Lohn auszuzahlen.</p> + +<p>Diese zehn trugen mich ununterbrochen die ganze Tageszeit mit Ausnahme +einer kurzen Rast während des Mittags in der Hängematte, immer zwei und +zwei abwechselnd, nach<span class="pagenum" id="Seite_14">[S. 14]</span> der Küste zu. Bei diesem Transport wurde in +jenem gebirgigen Terrain aber nicht besser als mit einem Stück Waare +mit mir umgegangen. Die Aufnahme, welche ich in den nächsten Dörfern +während dieser Zeit fand, war eine durchaus hartherzige. In keinem +Dorf wurde mir Unterkunft gewährt. Überall mußte ich mit meinen Leuten +außerhalb des Dorfes auf einem harten Graslager zubringen. Dabei hatte +ich von der während der Nächte verhältnismäßig großen Kälte viel zu +leiden, da ich nur mit meinen blutdurchtränkten Kleidern bedeckt war. +Nahrung bekam ich nur von meinen eigenen Leuten, und zwar während +dieser ganzen Zeit nur eine Matamasuppe. Das Mißgeschick wollte es +zudem, daß ich erst nach mehreren Tagen die englischen Missionare +erreichte, welche bereits erwähnt sind. Sie hatten mir Boten mit +Medizin und Lebensmitteln entgegengeschickt, doch waren diese einen +andern Weg gegangen, als ich.</p> + +<p>Bei den Missionaren wurde mir nun selbstverständlich alles zu teil, was +mir diese Leute bieten konnten. Sie behandelten und verbanden meine +Wunden, brachten mich in einem Zelte unter, gaben mir bessere Nahrung +und eine bessere Hängematte, in der ich bis zur Küste unter ihrer +Obhut getragen wurde. Allerdings war mein Zustand auf diesem Transport +ein derartiger, daß man daran zweifelte, ob ich die Küste noch lebend +erreichen würde. Am letzten Tage, bevor wir in Sadani ankamen, trafen +wir auf dem Marsch den Maler Hellgrewe und Herrn Söhnge, die, nachdem +sie von <span class="antiqua">Dr.</span> Hentschel Kunde über mich erhalten hatten, sich +sofort aufgemacht hatten, mir Hilfe zu bringen. Sie fuhren an Bord der +»Möwe« über die Herr Admiral Knorr auf die empfangene Nachricht hin so +gütig war, nach Sadani zu schicken, damit der Arzt der »Möwe«, Herr +<span class="antiqua">Dr.</span> Schubert, mir Hilfe leisten könnte. In Ndumi, 2 Stunden +von der Küste entfernt, traf mich auch ein kleines Detachement unter +Lieutenant Mandt und <span class="antiqua">Dr.</span> Schubert, die für meinen weiteren +Transport nach Sansibar auf S. M. S. »Möwe« Sorge trugen. Zur +Erinnerung an jene Zeit stiftete mir Hellgrewe später zwei von seiner +Meisterhand gemalte Bilder, die gegenwärtig mein Zimmer schmücken. —</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_15">[S. 15]</span></p> + +<p>Kehren wir nach dieser Abschweifung zu der Entwickelung der +ostafrikanischen Verhältnisse zurück. Bereits oben ist von den +Bestrebungen die Rede gewesen, welche sich seitens des Sultans gegen +die Erwerbungen der ostafrikanischen Gesellschaft geltend machten. +Diese Bestrebungen nahmen eine greifbare Form an, als der Sultan am +25. April 1885 offizielle Kenntnis von dem kaiserlichen Schutzbrief +erhielt. Der Sultan Said Bargasch erhob nunmehr einen formellen Protest +gegen diesen Schutzbrief und die deutschen Erwerbungen überhaupt. +Dieser telegraphisch nach Berlin übermittelte Protest hatte folgenden +Wortlaut: »Wir haben vom Generalkonsul Rohlfs Abschrift von Ew. +Majestät Proklamation vom 27. Februar empfangen, wonach Gebiete in +Usagara, Nguru und Ukami, von denen es heißt, daß sie westlich von +unsern Besitzungen liegen, Eurer Oberhoheit und deutscher Regierung +unterstellt sind. Wir protestieren hiergegen, weil diese Gebiete uns +gehören und wir dort Militärstationen halten und jene Häuptlinge, +welche die Abtretung von Souveränitätsrechten an die Agenten der +Gesellschaft anbieten, dazu nicht Befugnis haben: Diese Plätze haben +uns gehört seit der Zeit unsrer Väter.« Gleichzeitig sandte Said +Bargasch Truppen nach Witu, Dschagga und Usagara, um durch eine +thatsächliche Machtentfaltung die Häuptlinge einzuschüchtern und eine +Art Besitzrecht auszuüben.</p> + +<p>Es dürfte geeignet erscheinen, an dieser Stelle die Stellung der Araber +in Sansibar und ihre Beziehungen zu Ostafrika kurz zu skizzieren. Wann +die erste Einwanderung derselben in Ostafrika erfolgte, läßt sich +mit Sicherheit nicht feststellen. Die zahlreichen Ruinen arabischer +Gebäude an der ganzen Küste entlang legen Zeugnis davon ab, daß die +arabische Kultur hier bereits in früheren Jahrhunderten in hoher Blüte +gestanden haben muß; auf dem Boden der Geschichte erscheinen die Araber +jedoch erst mit der portugiesischen Einwanderung. Es ist bekannt, daß +das arabische Element durch die Portugiesen im 16. Jahrhundert fast +gänzlich vertrieben wurde und daß die arabischen Städte insgesamt in +portugiesische Hände fielen. Ebenso darf die spätere Vertreibung der +Portugiesen durch die Maskataraber als bekannt<span class="pagenum" id="Seite_16">[S. 16]</span> voraussetzt werden. +Erst seit dem Jahre 1840 ist Sansibar der unbestrittene Hauptort der +arabischen Oberherrschaft. In diesem Jahr verlegte der Sultan Said +Said seine Residenz von Maskat nach Sansibar. Ihm folgte 1856 Said +Madjid, dem 1870 dann Said Bargasch nachfolgte; unter diesem gewann +der englische Einfluß in Sansibar vollkommen das Übergewicht über alle +andern Nationen. Said Bargasch starb 1888 und hinterließ die Regierung +seinem Bruder Said Kalifa.</p> + +<p>Die Stellung, welche die Araber in Ostafrika gegenwärtig und zwar +seit der Vertreibung der Portugiesen einnehmen, ist eine durchaus +eigentümliche, wie sie sich ein zweites Mal kaum irgendwo auf der Welt +wiederfinden dürfte. Der eigentliche Mittelpunkt ihrer Herrschaft ist +Sansibar selbst; aber von diesem Zentralsitz aus laufen die von Arabern +gesponnenen Fäden bis in das tiefste Innere des schwarzen Kontinents +hinein. Ihre weitesten Vorposten liegen gegenwärtig weit über den +Tanganjika westlich im Congostaat.</p> + +<p>Ein faktisches Besitzrecht hatte der Sultan ganz zweifellos am +Küstenstreifen von der Tanamündnng bis zum Rovuma. Denn auf diesem +ganzen Küstenstreifen unterhielt er in allen Hauptplätzen Walis +(Statthalter), zum Teil auch Garnison. Er übte hier also wirkliche +Hoheitsrechte aus. Der Machtbezirk der einzelnen Walis war jedoch +außerordentlich begrenzt und erstreckte sich im großen und ganzen immer +nur auf die nächste Umgebung ihres Wohnsitzes.</p> + +<p>Fast unmittelbar hinter dem Küstenstreifen herrschten die eingeborenen +Häuptlinge und zwar meist nach patriarchalischem Brauch unumschränkt, +so daß von einem Besitztitel des Sultans hier gar keine Rede sein +konnte. Die Ansprüche, welche der Sultan für dieses Innere erhob, +begründete er mit dem Umstand, daß in einzelnen Plätzen sich von ihm +ernannte Walis befänden. Damit kann jedoch von einer thatsächlichen +Besitzergreifung seitens des Sultans nicht die Rede sein. Es erklärt +sich das vielmehr lediglich aus Folgendem: Die arabischen Kaufleute, +welche in den Plätzen des Innern, von denen hier die Rede ist, also z. +B. in Tabora, Mamboia und anderen sich ansiedelten, ließen vom Sultan +einen Wali<span class="pagenum" id="Seite_17">[S. 17]</span> ernennen, nur um durch einen solchen Beamten eine größere +Autorität unter sich zu schaffen. Hätten sie einen Wali selbständig +aus ihrer Mitte erwählt, so würde sich kein einziger der Araber an +dessen Richterspruch gekehrt haben; ernannte aber der Sultan den +Statthalter, so war demselben immer ein wesentlicher Einfluß gesichert, +weil der Sultan die Endfäden des Gewebes in Händen hielt, d. h. weil +er die ungehorsamen Araber bei ihrer Rückkehr nach Sansibar bestrafen +konnte. Thatsächlich aber haben diese Walis den Eingeborenen gegenüber +keine Rechte ausgeübt; diese standen wenigstens im jetzigen deutschen +Interessengebiet nach wie vor unter ihren angestammten Häuptlingen.</p> + +<p>Der Protest des Sultans wurde daher mit Recht durch den Fürsten +Bismarck am 19. Juni 1885 formell abgelehnt, die Ansprüche für +unbegründet erklärt und gegen die nachträgliche Besetzung von Gebieten, +welche innerhalb des deutschen Schutzgebietes lagen, Einspruch erhoben. +Die deutsche Antwort trug den Charakter eines Ultimatum und wurde durch +ein deutsches Geschwader, bestehend aus den Schiffen: Bismarck, Prinz +Adalbert, Gneisenau, Stosch, Elisabeth, Olga, Möwe nebst zwei Tendern: +Adler und Ehrenfels nachdrücklich unterstützt.</p> + +<p>Die Sultanstruppen waren bereits am 24. Juni zurückberufen worden und +am 14. August erkannte der Sultan rückhaltlos die Schutzherrschaft +Deutschlands über die Länder Usagara, Nguru, Usegua, Ukami und über +das Gebiet von Witu an. Diese Erklärung des Sultan wurde vom deutschen +Reich als vollkommen genügend angesehen und obwohl thatsächlich niemand +in Sansibar, weder die Araber noch die Engländer und Franzosen, +daran zweifelten, daß das Geschwader lediglich gesandt worden sei, +um das Sultanat zu annektieren, wurde seitens Deutschlands, um die +freundschaftlichen Beziehungen zu England nicht zu erschüttern, von +diesem Schritte abgesehen. Nicht nur die Deutschen, sondern überhaupt +alle Einwohner bis zum Sklaven herunter faßten dies nicht anders, denn +als einen Mißerfolg Deutschlands auf. Die gewaltige Flottenentfaltung +war gänzlich ohne Resultat, ja die Araber betrachteten sogar die vom +Sultan gegebene Erklärung lediglich<span class="pagenum" id="Seite_18">[S. 18]</span> als ein durch die Not erzwungenes, +diplomatisches Auskunftsmittel.</p> + +<p>Für die europäischen Mächte bildete jedoch diese diplomatische +Korrespondenz die Grundlage für weitere Verhandlungen. England hatte +richtig erkannt, wie nahe die Gefahr einer Annexion des ganzen +Sultanats gelegen hatte. Um für die Zukunft eine solche Möglichkeit +auszuschließen, ging das englische Bestreben jetzt dahin, Deutschland +zum Beitritt zu dem englisch-französischen Vertrage vom Jahr 1862 zu +bringen, in welchem die <em class="gesperrt">Unabhängigkeit des Sultans von Sansibar</em> +anerkannt wurde. Die Verhandlungen über die ostafrikanische Frage +begannen zwischen England und Deutschland im Dezember 1885 und fanden +ihren Abschluß in dem internationalen Abkommen zu London am 1. November +1886.</p> + +<p>Das Londoner Abkommen erkannte dem Sultan die Souveränität über +Sansibar, Pemba, Lamu und Mafia zu, sowie einen Besitz an der +Küste in einer Tiefe von 10 Seemeilen vom Rovuma bis Kipini. Um +jedoch der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft einen Zugang zur +See zu verschaffen, ohne welchen der Besitz des Innern ja gänzlich +wertlos gewesen wäre, machte England im Londoner Abkommen sich +anheischig, im Einverständnis mit Deutschland beim Sultan auf die +Verpachtung der Zölle in den Häfen von Daressalam und Pangani an die +Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft hinzuwirken, nachdem bereits +im September 1885 die Mitbenutzung Daressalams zugestanden worden +war. Gleichzeitig kamen beide Mächte überein, eine Abgrenzung ihrer +gegenseitigen Interessensphäre in diesem Teile des ostafrikanischen +Festlandes vorzunehmen. Der letztgenannte Punkt bildet die Grundlage +des deutsch-englischen Abkommens von 1890.</p> + +<p>Mit dem Londoner Vertrage war nunmehr endlich eine politische, +internationale Grundlage für die deutsche Kolonisation Ostafrikas +geschaffen. Die erste günstige Wirkung derselben war die +Erkenntnis, daß nicht wie bisher durch verhältnismäßig geringfügige +Kapitalbeteiligung ein Erfolg zu erzielen sei. Das Großkapital sollte +und mußte herangezogen werden und die Gesellschaft selbst verlangte +eine Neuorganisation.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_19">[S. 19]</span></p> + +<p>Im Februar 1887 verwandelte sich die Deutsch-Ostafrikanische +Gesellschaft in eine Aktiengesellschaft, die Leitung wurde in die Hände +eines Verwaltungsrats gelegt und <span class="antiqua">Dr.</span> Peters zum Generalvertreter +in Sansibar ernannt.</p> + +<p>In der That gelang es Peters schon im Jahre 1887, den Sultan Said +Bargasch zu einer Abtretung der Zölle zu bringen, aber die Ratifikation +des Vertrages durch die Direktoren der Gesellschaft verzögerte sich +so lange, daß Said Bargasch darüber hinstarb und erst unter Said +Kalifa im April 1888 der überaus wichtige <em class="gesperrt">Küstenvertrag</em> zu +Stande kam, durch welchen die gesamten Festlandszölle, so weit sie die +Ausfuhr betrafen, an die Gesellschaft abgetreten wurden. Da dieser +Küstenvertrag die eigentliche Grundlage und Ursache des Aufstandes +bildet, so mögen seine Bestimmungen hier Platz finden:</p> + +<p>»Dem Sultan sollen keine Verbindlichkeiten erwachsen weder aus den +Kosten der Besitzergreifung der Küste durch die Deutsch-Ostafrikanische +Gesellschaft, noch auch aus den daraus etwa entstehenden +Kriegszuständen. Dagegen willigt er ein, alle Akte und Handlungen, +welche erforderlich sind, um die Bestimmungen des Vertrags zur +Ausführung zu bringen, vorzunehmen und der Gesellschaft mit seiner +ganzen Autorität und Macht zu helfen.«</p> + +<p>»Im ersten Jahre liefert die Gesellschaft den ganzen Betrag der +erhobenen Ein- und Ausfuhrzölle an den Sultan ab, abzüglich der +Geschäftsunkosten (nicht über 272000 M.) und einer Kommissionsgebühr +von 5 Prozent. Auf Grund der im ersten Jahre gemachten Erfahrungen soll +die Durchschnittssumme der jährlich zu zahlenden Pacht festgestellt +werden.«</p> + +<p>»Die Gesellschaft wird ermächtigt, Beamte einzusetzen, Gesetze zu +erlassen, Gerichtshöfe einzurichten, Verträge mit Häuptlingen zu +schließen; alles noch nicht in Besitz genommene Land zu erwerben, +Steuern, Abgaben und Zölle zu erheben, Vorschriften für den Handel und +Verkehr zu erlassen, die Einfuhr von Waaren, Waffen und Munition und +allen andern Gütern, welche nach ihrer Ansicht der öffentlichen Ordnung +schädlich sind, zu verhindern; alle Häfen in Besitz zu nehmen und von +den Schiffen Abgaben zu erheben.«</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_20">[S. 20]</span></p> + +<p>»Die Verwaltung soll im Namen des Sultans und unter seiner Flagge, +sowie unter Wahrung seiner Souveränitätsrechte geführt werden. Der +Sultan erhält eine nach einem Jahr festzustellende Pachtsumme, ferner +50 Prozent des Reineinkommens, welches aus den Zollabgaben der Häfen +fließen wird; endlich die Dividende von zwanzig Anteilscheinen der +Gesellschaft <span class="antiqua">à</span> 10000 M., nachdem Zinsen in der Höhe von 8 +Prozent auf das eingezahlte Kapital der Anteilscheinbesitzer bezahlt +worden sind.«</p> + +<p>Zur Zeit dieses Vertragsabschlusses besaß die Ostafrikanische +Gesellschaft in Deutsch-Ostafrika folgende 18 Stationen:</p> + +<div class="blockquot"> + +<p>Auf Sansibar selbst: die Hauptstation Sansibar;</p> + +<p>in Usaramo: Bagamoyo, Daressalam, Dunda, Madimola, Usungula;</p> + +<p>in Usambara: Pangani, Korogwe, Mafi;</p> + +<p>im Süden zwischen Rufidji und Rovuma: Kilwa, Lindi, Mikindani;</p> + +<p>in Usagara: Sima und Kiora;</p> + +<p>weiter westlich in Ugogo: Mpapua;</p> + +<p>in Usegua: Mbusini (Petershöhe);</p> + +<p>am Kilimandscharo: Moschi und Aruscha.</p> +</div> + +<p>Von diesen waren nur Kilwa, Lindi und Mikindani Zollstationen. Im +übrigen wurden die Zölle in Sansibar selbst erhoben, da der gesamte +Verkehr von der Nordküste sich über Sansibar bewegte. Die Stationen +im Innern waren vor der Hand als Stützpunkte für Erwerbungen oder +eventuelle spätere wirtschaftliche Ausnutzung anzusehen. Den Beamten +der Gesellschaft, welche die betreffenden Stationen inne hatten, blieb +es je nach ihrer Befähigung und Initiative überlassen, daraus zu +machen, was sie konnten oder wollten.</p> +<hr class="chap x-ebookmaker-drop"> + +<div class="chapter"> +<p><span class="pagenum" id="Seite_21">[S. 21]</span></p> + +<h2 class="nobreak" id="2_Kapitel">2. Kapitel.<br> +<span class="s6">Entwickelung des Aufstandes und Errichtung des Reichskommissariats.</span></h2> +</div> + +<div class="blockquot"> +<p>Hoheitsrechte der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft. — +Übernahme der Küste, Schwierigkeiten bei Ausübung der Souveränität. +— Widerstand der Araber und Inder. — Unzufriedenheit der +Küstenbevölkerung. — Machtlosigkeit der Gesellschaft. — +Sultanssoldaten im Dienst der Gesellschaft. — Einfluß des Sultans auf +dieselben. — Verhalten der Gesellschaftsbeamten. — Weigerung des +Wali von Pangani, die Gesellschaftsflagge zu hissen. — Eingreifen +der Möwe und Carola. — Ausweisung des Wali. — Erneute Unruhen in +Pangani. — Einschreiten des Generals Matthews. — Zurückziehung +der Gesellschaftsbeamten. — Unruhen in Tanga. — Zustände in +Bagamoyo. — Wühlereien der Bagamoyo-Jumbes. — Angriffe auf das +Gesellschaftsgebäude. — Versuch, den Admiral abzufangen. — Besetzung +Bagamoyos durch die Marine. — Streifzüge Gravenreuths. — Erstes +Eingreifen Buschiris. — Buschiri landet mit 800 Mann in Sadani. — +Vorrücken auf Bagamoyo. — Befestigung dieser Station durch Zelewski. +— Angriffe auf Bagamoyo. — Stellung der Katholischen Mission. — +Verhältnisse um Daressalam. — Angriff auf die katholische Mission +in Pugu. — Ermordung der Missionare. — Verhältnisse im Süden. — +Aufgabe von Lindi und Mikindani. — Ermordung der Gesellschaftsbeamten +in Kilwa. — Wirkung dieser Nachrichten in Deutschland. — +Blokade-Erklärung. — Antisklaverei-Antrag des <span class="antiqua">Dr.</span> Windthorst. +— Errichtung des Kommissariats.</p> +</div> + + +<p>Durch den Vertrag der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft mit +Said Kalifa ging außer der Verwaltung der Zölle auch die Ausübung +der Hoheitsrechte des Sultans (Verwaltung und Gerichtsbarkeit) an +die Gesellschaft über. Als äußeres Zeichen dafür sollte überall, wo +Stationen der Gesellschaft im Sultansgebiet sich befanden, zugleich +mit der Sultansflagge die Flagge der Gesellschaft gehißt werden. +Jedoch schon bald nach der Uebernahme der Küste wiesen erfahrene +Gesellschaftsbeamte<span class="pagenum" id="Seite_22">[S. 22]</span> wie von Zelewski und Freiherr von Eberstein +in ihren Berichten an den Generalvertreter darauf hin, daß die der +Gesellschaft vertragsmäßig zu teil gewordenen Hoheitsrechte auf die +Dauer von den Beamten nicht würden ausgeübt werden können; die nächste +Zeit hat gezeigt, wie berechtigt diese Befürchtungen waren.</p> + +<p>Es waren zwar die Eingeborenen und alle Bewohner des Küstendistrikts +durchaus geneigt, der Gesellschaft die üblichen Zölle zu zahlen, da +sie in der Uebertragung derselben an die Gesellschaft eine einfache +Verpachtung sahen, wie eine solche auch schon früher von Seiten des +Sultans an andere Personen besonders Inder, stattgefunden hatte, und es +hätte diese Zollerhebung seitens der Gesellschaft ohne den geringsten +Machtaufwand ungestört überall stattfanden können, — <em class="gesperrt">wenn nur nicht +damit eine Ausübung der Souveränität verbunden gewesen wäre</em>.</p> + +<p>Bei dem überaus conservativen Charakter der arabischen Bevölkerung, +bei ihrer Eigenart, vom kleinsten Gemeinwesen hinauf bis zum +Staat patriarchalische Organisationen zu schaffen, für welche das +Religionsgesetz den Nahmen gab, mußte ein solcher Versuch um so +schwerere Bedenken erregen, als gar keine wirkliche Macht dahinter +stand. — Den Fremden, den Ungläubigen, deren Persönlichkeiten ihnen +noch dazu meist gänzlich fremd waren und von den ihnen unbekannt war, +ob sie ihre Sitten respektieren würden, mochten die Araber sich nicht +fügen. Sie sahen die Ausübung der Souveränität im Namen des Sultans +von Seiten der Gesellschaftsbeamten nur als Anfang zu gänzlicher +Unterwerfung unter die deutsche Herrschaft an; sie fürchteten durch +zu hartes Vorgehen der neuen Beamten in der Sklavenfrage eine +Schädigung ihrer Interessen und glaubten ihre gesamte Existenz aufs +äußerste bedroht, da sie befürchteten, daß sie auch in ihrem rein +kaufmännischen Gewerbe beeinträchtigt werden würden. Das letztere +Moment hatte sich übrigens schon früher in Tabora geltend gemacht, wo +die Araber mit allen Mitteln gegen die europäische Konkurrenz zuerst +die eines Franzosen und dann der großen Hamburger Elfenbeinfirma Meyer, +ankämpften. Ein Angestellter der Firma, Herr Giesecke, wurde im Jahre +1887 von den Arabern mit<span class="pagenum" id="Seite_23">[S. 23]</span> Erlaubnis des Häuptlings Sikke von Unianiembe +— aus Geschäftsrücksichten — ermordet.</p> + +<p>Die Furcht vor dieser kaufmännischen Konkurrenz einerseits, sowie das +Faktum einer im Lauf der Zeit eingetretenen großen Abhängigkeit der +Araber von den Indern war übrigens auch für letztere ein Grund, sich +bei Ausbruch des Aufstandes den Rebellen gegenüber sympathisch zu +verhalten. Sie traten uns natürlich nicht mit den Waffen in der Hand +entgegen, leisteten aber doch durch Lieferung von Waffen und Munition +sowie durch Spionage den Aufständischen Vorschub.</p> + +<p>Ein weiterer Grund zur Unzufriedenheit war der, daß vielen +Küsten-Leuten und zwar Arabern wie Negern ein sehr bequemes Einkommen, +welches sie bis dahin gehabt hatten, der Natur der Verhältnisse nach +mit der Neuordnung genommen wurde. Es bezieht sich dies auf die Walis, +Akidas und Jumbes in den Hauptküstenplätzen Bagamoyo, Pangani, Kilwa +und Lindi. Hier war überall von den genannten Personen unter allen +möglichen Vorwänden und Titeln den Karawanen Tribut abgenommen worden. +Daß die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft einem derartigen Unfug +sofort ein Ende machen mußte, war selbstverständlich; aber ebenso +selbstverständlich war es, daß die geschädigten Mrimaleute solche +Maßregeln als ganz unerlaubten Eingriff in ihre Rechte betrachteten.</p> + +<p>Dennoch würden alle diese Gründe zusammen nie den Ausbruch eines +allgemeinen Aufstandes herbeigeführt haben, wenn die Gesellschaft +in der Lage gewesen wäre, bei Uebernahme der Verwaltung den Arabern +und Küstenbewohnern einen nachhaltigen Respekt durch Entfaltung von +Machtmitteln einzuflößen. Hierzu langten aber die Mittel nicht, und +die deutsche Reichsregierung zeigte sich damals noch nicht geneigt, +mit Nachdruck für die Gesellschaft einzutreten. — Die einzigen +militärischen Kräfte, welche die Gesellschaft hinter sich hatte, waren +die unter den Walis und Akidas der Küstenplätze bisher beschäftigten +Sultanssoldaten, die ihrerseits aber von jeher in engem Kontakt mit der +Bevölkerung gestanden hatten und da sie Geschenke von dieser empfingen, +auch von ihr abhängig waren. Sie haben den Beamten nur geschadet, indem +sie meist zu den Rebellen übertraten und offen gegen die deutsche +Herrschaft<span class="pagenum" id="Seite_24">[S. 24]</span> ankämpften. Dazu kam, daß der Sultan von vornherein kaum +gesonnen war, den abgeschlossenen Vertrag wirklich zu halten, sondern +seinen Organen an der Küste geheime Instruktionen zugehen ließ, nach +Möglichkeit Schwierigkeiten zu machen. So trug er selbst zum Ausbruch +des Aufstandes bei, bis schließlich, als er ein Interesse daran hatte, +die Unruhen zu ersticken, ihm seine sogenannten Unterthanen nicht mehr +folgsam waren.</p> + +<p>Nur wenige Leute unter den früheren Sultansbeamten haben wirklich, +nachdem sie in deutsche Dienste getreten waren, ehrlich zu den +Deutschen gehalten und an ihrer Seite auch zur Zeit des Unglücks +ausgeharrt, so z. B. Schech Amer, Said Magram in Bagamoyo und Mohammed +ben Seliman in Daressalam.</p> + +<p>Als einen wesentlichen Grund zum Aufstande beliebte man damals +daheim wie in Sansibar von gegnerischer Seite das Benehmen der +Gesellschaftsbeamten den Eingeborenen gegenüber anzugeben. Es +ist dies völlig unzutreffend, und es sind im Gegenteil aus dem +Gesellschaftsdienst diejenigen Leute hervorgegangen, welche durch +ihre Kenntnis der Verhältnisse und nicht zum mindesten dadurch, daß +sie die Leute zu behandeln gelernt hatten, dem Reichskommissar später +am meisten genützt haben. Wenn auch hier und da einmal Ausnahmen von +der Regel vorgekommen sind, so stehen jene wenigen Ausnahmen absolut +nicht in ursächlichem Zusammenhang mit dem Ausbruch des Aufstandes. +Ebenso falsch ist es, wenn der Aufstand als ein von den Muhamedanern +als solchen gegen uns Christen angefachter Krieg hingestellt wird. Es +ist allerdings von geschickten Führern das religiöse Moment später +mit hereingezogen worden, aber nur künstlich, um durch ein allgemein +verständliches Motiv die Massen mehr in die Hand zu bekommen. Wenn wir +auf den erbeuteten Fahnen vielfach religiöse Inschriften fanden, so +sind dies Koransprüche, wie sie der Sitte gemäß von den Krieg führenden +Muhamedanern auf allen ihren Fahnen angebracht werden; keineswegs sind +sie aus besonderem Fanatismus gegen uns verwendet worden.</p> + +<p>Die im Vorstehenden aufgeführten Gründe zur Unzufriedenheit +der Küstenbevölkerung wurden damals weder von der<span class="pagenum" id="Seite_25">[S. 25]</span> Leitung der +Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft noch von der Vertretung der +Reichsregierung in Sansibar genügend erkannt und gewürdigt; man +ließ sich an der papiernen Macht des Küstenvertrages genügen und +installierte zunächst ohne wesentliche Schwierigkeiten je zwei Beamte +in den Küstenstationen Tanga, Pangani, Bagamoyo, Daressalam, Lindi und +Mikindani. Bald aber gewann die Gährung an der Küste einen greifbaren +Ausdruck.</p> + +<p>Die ersten unbefriedigenden Nachrichten kamen aus Pangani. Der dortige +Bezirkschef der Gesellschaft, Herr von Zelewski berichtete, daß +der Wali von Pangani dem ihm vom Sultan erteilten Befehl, sich dem +Bezirkschef zu fügen, nicht nachkäme und daß er gegen die Hissung der +Gesellschaftsflagge protestiere. Es wurde in Folge dieses Berichtes +der Kreuzer »Möwe« am 17. August 1888 nach Pangani abgesandt. Sein +Erscheinen bewirkte, daß der Wali versprach, den Bezirkschef als seinen +Vorgesetzten anzuerkennen und seinen Befehlen in jeder Beziehung +nachzukommen. Daraufhin dampfte die Möwe wieder von Pangani ab, eine +Macht wurde nicht zurückgelassen; man ließ es darauf ankommen, ob +die Sache gut gehen werde oder nicht. Kaum aber war das Schiff außer +Sicht, da verweigerte der Wali wiederum den Gehorsam, und dasselbe +thaten auf sein Anstiften hin die in den Dienst der Gesellschaft +übergetretenen Sultanssoldaten. Als darauf am 18. August die Carola bei +Pangani vorbeikam, um sich nach der inzwischen erfolgten Entwicklung +der Verhältnisse zu erkundigen, entsandte auf Antrag des Herrn von +Zelewski der Kommandant des Schiffes am 19. ein Landungscorps, dessen +Erscheinen die aufrührerische Bevölkerung einschüchterte. Die Abteilung +der Marine drang bis zum Hause des Wali vor, um diesen dort gefangen +zu nehmen, fand aber das Haus leer — der Wali war nach Sansibar +geflohen. Man begnügte sich, die Sultanstruppen zu entwaffnen und ließ +auf Antrag des Bezirkschefs 2 Unteroffiziere und 16 Matrosen als Wache +im Stationsgebäude zurück. Die Carola verließ hierauf die Rhede, und am +23. erschien statt ihrer die Möwe, um die Wache wieder abzuholen.</p> + +<p>Unbegreiflicherweise gab man sich damals trotz der soeben gemachten +Erfahrungen einem derartigen Optimismus hin, daß<span class="pagenum" id="Seite_26">[S. 26]</span> man es nun schon +wieder darauf ankommen ließ, ob die Sache weiterhin gut gehen würde +oder nicht. Die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft that das einzige, +was sie thun konnte; sie verfügte die Ausweisung des Wali von Pangani +aus dem Küstengebiet und der Generalkonsul begnügte sich mit dieser +Maßregel, weil durch diese Ausweisung der Wali für die Beamten der +Gesellschaft unschädlich geworden war.</p> + +<p>Die Folgen dieser Vertrauensseligkeit zeigten sich fast augenblicklich. +Als der Bezirkschef von Pangani bei der Ankunft von 1000 Faß Pulver auf +einer Dhau auf dem Pangani-Fluß das Landen dieser Menge von Munition +verbot und verfügte, daß die Dhau nach Sansibar zurückkehren sollte, +bildete diese an sich selbstverständliche Maßregel die Veranlassung zum +Ausbruch wirklicher Unruhen. Der größte Teil der Bevölkerung rottete +sich zusammen, zog vor das Haus der Gesellschaft und setzte die Beamten +gefangen. Das Haus wurde verschlossen, eine Wache davor gesetzt und den +Gefangenen jeder Verkehr nach außen untersagt.</p> + +<p>Zufälligerweise war der General-Vertreter der Deutsch-Ostafrikanischen +Gesellschaft, Konsul Vohsen, in begreiflicher Sorge um die Sicherheit +seiner Beamten, gerade an diesem Tage auf dem Sultansdampfer Barawa +nach Pangani unterwegs, um sich persönlich nach der Entwicklung der +Verhältnisse zu erkundigen.</p> + +<p>Obwohl er schon im Boot erfuhr, daß in Pangani Krieg sei und ihm von +Wohlmeinenden dringend geraten wurde, nicht an Land zu gehen, setzte er +die Fahrt fort, wurde indes durch die sein Boot beschießenden Rebellen +zur Umkehr gezwungen. Die Barawa kehrte am nächsten Tage nach Sansibar +zurück, und auf die Intervention des deutschen Generalkonsuls und des +Konsuls Vohsen schickte nun der Sultan, nachdem die Barawa mit Vohsen +an Bord wieder nach Pangani zurückgegangen war, seinen General Matthews +mit Truppen nach Pangani, um die Beamten zu befreien. Die Befreiung +derselben ist dem General nur mit Not und Mühe und unter eigener +Lebensgefahr gelungen, ein Beweis dafür, daß die ohnehin schwache +Autorität des Sultans ganz aufgehört hatte.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_27">[S. 27]</span></p> + +<p>In dem nördlichen Platze Tanga waren die beiden Gesellschaftsbeamten +(v. Frankenberg und Klenze) gleichfalls in ihrem Stationshause am 5. +September gefangen gesetzt worden, wurden aber am 6. September durch +das Einschreiten der vor Tanga erscheinenden Möwe mit Waffengewalt +befreit. Aus Pflichtgefühl lehnten die Beamten die ihnen angebotene +Rückkehr auf der Möwe nach Sansibar ab und verblieben auf ihrem Posten. +Die Möwe selbst überbrachte Meldung von dem Vorgefallenen nach Sansibar.</p> + +<p>Die hierauf vor Tanga erscheinenden Kriegsschiffe Leipzig, Olga +und wiederum Möwe schickten dann in der Nacht vom 7. zum 8. ein +Landungscorps aus und machten den Versuch, den Wali gefangen zu nehmen, +der jedoch auch hier mißlang. Die Beamten wurden auf Befehl der +Generalvertretung von der Leipzig nach Sansibar gebracht.</p> + +<p>In Bagamoyo als dem Hauptplatz der Küste hatte am 16. August unter +besonderen Feierlichkeiten die Flaggenhissung und die Übergabe an die +Gesellschaft im Beisein des General-Vertreters stattgefunden. Der Wali +hatte sich bereit erklärt, in den Dienst der Gesellschaft überzutreten +und hatte nur in einem Punkte Schwierigkeiten gemacht, nämlich als +von ihm die Entfernung der Sultansflagge von seinem Hause gefordert +wurde. Doch gelang es in den darauf mit ihm geführten Verhandlungen, +diese Schwierigkeit zu beseitigen, indem auch auf seinem Hause die +Sultansflagge neben der Gesellschaftsflagge weiterhin gehißt wurde. +Aber auch hier erwiesen sich bald die Verhältnisse als unhaltbar. Grade +in Bagamoyo fühlten sich die Jumbes Makanda, Bomboma und Simbambili in +ihren Interessen bedroht und scharten eine große Masse Unzufriedener +um sich. Bis zum 22. September hatte die Sache immerhin noch einen so +friedlichen Anstrich, daß der Bezirkschef, Frhr. v. Gravenreuth, an +Feindseligkeiten nicht dachte und am frühen Morgen jenes Tages mit +dem Geschwaderchef, Admiral Deinhard auf einem Boot der Leipzig zur +Flußpferdjagd in den Kingani fuhr. Als die Herren unterwegs waren, +wurde den übrigen Gesellschaftsbeamten vom Wali mitgeteilt, daß er der +Bewegung nicht mehr Herr werden könne, die Rebellen wollten gegen das +Gesellschaftsgebäude vorgehen und es sei<span class="pagenum" id="Seite_28">[S. 28]</span> Gefahr im Anzuge. Die Beamten +vereinigten ihre Askaris im Hause der Gesellschaft und hielten die +Rebellenschar durch das in der Station befindliche 4,7 cm-Geschütz, +welches der Stationsbeamte Rühle mit großer Bravour unter dem Feuer der +Aufständischen bediente, von derselben fern. Die Rebellen wagten die +Station selbst nicht zu stürmen, sondern zogen nach dem Strande, um das +Gesellschaftsboot zu zerstören, wurden aber von einer Abteilung der +Askaris, geführt von den Beamten, in der Richtung auf die französische +Mission hin vertrieben. Zu gleicher Zeit war die Leipzig durch Signale +von dem Angriff benachrichtigt worden und sandte ein Landungscorps +nach der Stadt, das die Rebellen noch über die französische Mission +hinaus verfolgte. Die geschlagenen Aufrührer haben dann noch den +Versuch gemacht, den deutschen Admiral und den Bezirkschef im Kingani +gefangen zu nehmen. Sie trafen das Boot mit genannten Herren an einer +seichten Stelle des Flusses bei abfließendem Wasser festgefahren und +suchten sie an das Ufer zu locken. Doch waren glücklicherweise die +Herren durch einen Boten des Arabers Said Magram gewarnt und warteten +im Fluß das Steigen des Wassers ab, um so am Abend an Bord der Leipzig +zurückzukehren, wo der Admiral von den Vorfällen des Tages in Kenntnis +gesetzt wurde.</p> + +<p>Die persönliche Gefahr, welcher der Admiral durch das wackere Benehmen +Said Magrams entronnen war, ließ nun plötzlich die Bedeutung des +Aufruhrs in einem ganz anderen Lichte erscheinen, als man sie bisher +zu betrachten gewohnt war. Daß mit bloßen Verhandlungen hier nichts zu +erreichen war, lag auf der Hand.</p> + +<p>Herr v. Gravenreuth, welcher vor Begierde brannte, die Aufrührer +aus der nächsten Umgebung von Bagamoyo zu vertreiben, unterbreitete +dem Admiral seine Pläne und nachdem dieser bereitwilligst in das +Stationsgebäude zu Bagamoyo eine Abteilung der Marine unter dem +Kommando eines Marineoffiziers gelegt hatte, war Gravenreuth in der +Lage, mit den Gesellschaftsbeamten und den von ihm eingedrillten +Stationssoldaten offensiv gegen die Rebellen vorzugehen. Er machte, +in Bagamoyo angekommen, einen Streifzug in die Umgegend, schlug die +Rebellen zurück und wiederholte diese Streifzüge<span class="pagenum" id="Seite_29">[S. 29]</span> mehrfach in nächster +Zeit. So blieb er Herr der Situation und führte sogar eine auf dem +Wege nach Bagamoyo befindliche Waniamuesi-Karawane, welche von den +Rebellen abgefangen werden sollte, in die Stadt hinein. Eine andere +große Waniamuesi-Karawane hingegen wurde nach der Straße von Daressalam +abgedrängt.</p> + +<p>Aber auch die Erfolge Gravenreuths konnten den andrängenden Strom +nur für kurze Zeit eindämmen. Der Aufruhr wuchs in riesigem Maße, +die einzelnen Herde desselben flossen in einander und bald erschien +die Person des Führers auf dem Schauplatze, dessen organisatorischem +Talente und dessen Energie die Massen sich unterordneten.</p> + +<p>Dies war der Halbaraber Buschiri, der sich bereits früher unter Said +Madjid im Innern durch seine Anteilnahme an den Kämpfen gegen Mirambo +ausgezeichnet hatte. Dann hatte er sich, an die Küste gekommen, am +Panganifluß auf einer Schamba niedergelassen. Als Said Bargasch zur +Regierung kam, wurde er von diesem wiederholt vor Gericht gefordert +wegen beträchtlicher gegen ihn schwebender Geldforderungen. Er entzog +sich jedoch dem Richterspruch des Sultans und leistete auch, da er sich +bei seiner Schamba durch Anlegung einer starken Buschboma befestigt +hatte, den Soldaten Said Bargaschs erfolgreichen Widerstand, so daß +letzterer es schließlich vorzog, ihn nicht mehr weiter zu behelligen.</p> + +<p>So hatte Buschiri unter der Küstenbevölkerung und den Arabern sich +ein gewisses Renommee erworben; tatsächlichen größeren Einfluß wußte +er erst unter geschickter Benutzung der Verhältnisse bei Ausbruch des +Aufstandes gegen die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft zu erlangen.</p> + +<p>Buschiri schiffte sich in Pangani mit 800 Mann ein und landete +dieselben in Sadani, wo er den Machthaber Useguas, Bana Heri zum +Aufstand anreizte, ohne daß es ihm jedoch damals glückte, eine +Verbindung mit demselben zu erlangen. Von Sadani zog Buschiri über +Land nach Bagamoyo und übernahm hier die Führung der vereinigten +Bagamoyo-Jumbes und ihrer Horden. Seine Hauptstütze, gewissermaßen +sein Generalstabschef, war der Komorenser Jehasi, der früher als +Artillerist im Congostaat gedient hatte und dementsprechend<span class="pagenum" id="Seite_30">[S. 30]</span> auch bei +Buschiri seine Hauptverwendung in der Bedienung der der Gesellschaft +abgenommenen Geschütze fand.</p> + +<p>Mit dem Erscheinen Buschiris und der Vermehrung der Rebellenkräfte +um Bagamoyo verschlimmerte sich daselbst die Lage der +Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft auf das äußerste.</p> + +<p>Von einem Verwaltungsdienst oder gar von Zollerhebung seitens der +Beamten konnte naturgemäß nicht mehr die Rede sein. Schon jetzt kamen +lediglich militärische Gesichtspunkte in Betracht, vor allem die +Behauptung der Stadt Bagamoyo selbst.</p> + +<p>Herr von Gravenreuth war um diese Zeit durch schwere Fieberanfälle +genötigt worden, nach Deutschland zurückzukehren und hier Heilung +zu suchen. Das Kommando der Station und die Verteidigung der Stadt +übernahm Herr v. Zelewski, der bereits als Bezirkschef von Pangani +Erwähnung fand. Er sah ein, daß den stark überlegenen Kräften bei +der geringen Zahl der Gesellschaftsaskaris nicht mehr nach dem +Gravenreuthschen System der Offensive durch Ausfälle aus der Station +beizukommen sei, zumal die Hilfe der Marine ausschließlich für die +Besetzung und Verteidigung der Station bestimmt war. Zelewski, aufs +Eifrigste unterstützt von Wilkens, befestigte infolgedessen das +Wohnhaus der Gesellschaft, indem er es mit einer Mauer umgab, diese zur +Verteidigung durch die Askaris und Europäer einrichtete und das Land +in der nächsten Umgebung der Station frei legte, um ein hinreichendes +Schußfeld gegen die nunmehr öfters gemachten Angriffe der Rebellen +zu haben. Alle Europäer, die damals unter Zelewskis Kommando die +Station hielten, schreiben es seiner Umsicht und seinem Verdienst zu, +daß es ihm und seinem Nachfolger ermöglicht wurde, den Platz bis zum +Eingreifen der Schutztruppe zu halten.</p> + +<p>Im Dezember 1888 mußte auch Zelewski, nachdem er 3 Jahre in Ostafrika +ausgehalten hatte, wegen seines Gesundheitszustandes die Heimat +aufsuchen und das Kommando der Station ging nun an Herrn v. Eberstein +über, der den weiteren Ausbau und die Verteidigung im Sinne Zelewskis +leitete.</p> + +<p>Die im Dezember, Januar und Februar von Buschiri unternommenen Angriffe +wurden stets zurückgeschlagen; doch<span class="pagenum" id="Seite_31">[S. 31]</span> konnte nicht verhindert werden, +daß die Stadt Bagamoyo von ihm zum großen Teil gebrandschatzt und +zerstört wurde.</p> + +<p>Der letzte Angriff auf die Station fand am 3. März 1889 statt; die +Rebellen wurden abermals zurückgeschlagen, und es wurde durch die +Herren Lieutenant Meyer mit der Marinebesatzung und Ostermann, von +Medem und Illich das eine der von Buschiri der Deutsch-Ostafrikanischen +Gesellschaft abgenommenen 4,7 cm-Geschütze zurückerobert. Buschiri +bezog hierauf ein befestigtes Lager beim Dorf Kaule.</p> + +<p>Der einzige Ort, welcher während aller dieser Kämpfe in Bagamoyo seine +völlige Neutralität zu bewahren verstand, und von den Eingeborenen +als sichere Zufluchtsstätte betrachtet wurde, war die katholische +Mission. Ihr kluges Verhalten und die den Arabern wie Eingeborenen +stets entgegengebrachte Humanität sicherten ihr diese merkwürdige +Ausnahmestellung und verschaffte gleichzeitig uns Deutschen wesentliche +Vorteile.</p> + +<p>Von der Mission aus wurden die bedrängten Deutschen stets mit +Nachrichten über die Bewegungen und die Absichten der Rebellen +versehen, Nachrichten, die in erster Linie der in den weitesten Kreisen +bekannte Bruder Oskar oft mit eigener Gefahr persönlich den Deutschen +übermittelte, wenn er nicht, was auch geschah, in wenigen Zeilen auf +einem Zettel oft recht drastischen Inhalts (wie: »Passen Sie auf! die +Schweinehunde kommen morgen um 10«) uns Nachrichten zukommen ließ.</p> + +<p>Derjenige Platz, welcher unter dem Aufstande zunächst am wenigsten +zu leiden hatte, war Daressalam. Es erklärt sich dies zwar teilweise +aus der geringen Bedeutung dieses Platzes für den Karawanenverkehr, +der geringen Einwohnerzahl und der unkriegerischen Gesinnung der +umwohnenden Wasaramo, zum wesentlichen Teil aber verdankte Daressalam +seinen friedlichen Zustand dem Geschick und der Energie des +Stationschefs Leue, der vor Ausbruch des Aufstandes bereits Gelegenheit +gehabt hatte, sich dort vollkommen einzuleben und in Respekt bei den +Arabern und Eingeborenen zu setzen, — seit seiner Ankunft in Afrika im +Jahre 1887 war er einzig und allein an diesem Platze thätig gewesen. +Leues Hauptstütze war unter der Bevölkerung der uns durchaus ergebene +Akida Mohammed ben Seliman.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_32">[S. 32]</span></p> + +<p>Erst im Dezember erreichte der Aufstand Daressalam, und zwar +hauptsächlich infolge des Umstandes, daß eine große Zahl befreiter +Sklaven auf der Missionsstation daselbst untergebracht wurde. Der +Araber Seliman ben Sef organisierte jetzt seinen Anhang von Arabern, +Belutschen und früheren Sultanssoldaten und verband sich mit der +Partei des Negers Schindu, welche bisher gegen Leues Autorität offen +anzutreten nicht gewagt hatte. Schließlich kam es auch in Daressalam +so weit, daß sich sowohl der Bezirkschef Leue wie auch sein Nachfolger +auf jenem Stationsposten, Herr v. Bülow (auch Leue mußte wegen +perniziösen Fiebers Ostafrika verlassen) nur mit Hilfe eines im +Hafen von Daressalam stationierten Kriegsschiffes und einer in das +Stationsgebäude gelegten Marinebesatzung halten konnten.</p> + +<p>Ende Dezember 1888 und Januar 1889 erfolgten Angriffe seitens der +Rebellen, die ihre sämtlichen Kräfte dicht bei Daressalam vereinigt +hatten und diesen Ort selbst unsicher machten. Die Angriffe wurden +stets durch die Geschosse des Kriegsschiffes — es lagen abwechselnd +Möwe, Sophie, Carola dort vor Anker — und die wenigen wohlgedrillten +Askaris unter Herrn von Bülow, zurückgeschlagen.</p> + +<p>Leider blieben die in und um Daressalam thätigen Missionsgesellschaften +nicht vor der Wut der Rebellen verschont. So wurde am 10. Januar +die dortige evangelische Missionsstation angegriffen. Ihr Leiter, +der Missionar Greiner, welcher mit seiner Frau und Nichte die +Station bewohnte, hatte auf die von der Marine und der Gesellschaft +gemachten Vorstellungen (ein Angriff wurde erwartet) in übertriebenem +Glaubenseifer nicht hören wollen. Nur mit Mühe und Not konnte er sich +mit den Seinigen und einigen Missionskindern in ein Boot retten, +nachdem er vorher mit der Flinte in der Hand Widerstand geleistet und +nachdem einige Geschosse von der Möwe bei der Flucht in das Boot die +folgenden Rebellen verscheucht hatten. Hierbei riß allerdings eine +Revolvergranate der Nichte Greiners zwei Finger ab.</p> + +<p>Schlimmer erging es den katholischen Missionaren von Pugu. Nach dieser +Station hatten sich Herr v. Bülow, Herr Küsel und einige Askari, als +der Aufstand schon im Ausbruch<span class="pagenum" id="Seite_33">[S. 33]</span> begriffen war, begeben in der Absicht, +die Missionare zu warnen und dieselben nach Daressalam zurückzubringen. +Doch auch hier wollten die Missionare nicht hören. Sie glaubten, den +Rebellen gegenüber durch ihr früheres Wirken eine derartige Stellung +einzunehmen, daß sie nichts von der Wut derselben zu fürchten hätten +und wollten deshalb auf ihrem Posten ausharren.</p> + +<p>Doch auch sie wurden im Januar eines Tages, als sie sich gerade zum +Mittagessen anschickten, von eindringenden Rebellen angegriffen und +drei der Missionsangehörigen durch Schüsse und Stiche niedergemacht. +Es waren dies der Bruder Petrus, der Bruder Benedict und die Schwester +Martha. Letztere wurde vielfach verstümmelt, der Leib von Araberdolchen +aufgeschlitzt, liegengelassen. Die Schwester Benedicta, welche krank zu +Bett lag, sollte ebenfalls niedergestochen werden, als einige Araber +einschritten und die Neger von diesen Grausamkeiten zurückhielten. Die +Kranke und drei Brüder wurden gefangen genommen und nach Kondutschi +gebracht. Durch Vermittlung der französischen Mission wurden dann diese +vier Gefangenen gegen ein hohes Lösegeld ausgeliefert. Die übrigen +Missionsangehörigen waren durch die Flucht nach Daressalam entkommen.</p> + +<p>Die Stationen Dunda, Madimola und Usungula fielen, nachdem die Beamten +von der Gesellschaftsvertretung nach der Küste zurückgerufen worden +waren, zum Teil mit den Geschützen und Gewehren, die man nicht mehr +hatte fortschaffen können, in die Hände der Rebellen.</p> + +<p>Die übrigen Stationen im Innern waren bereits früher aufgegeben worden +bis auf die Station Mpapua, mit der die Verbindung unterbrochen war und +die auch zunächst durch den Aufstand nicht behelligt wurde.</p> + +<p>Besonders schwierig lagen die Verhältnisse in unserm südlichen +Küstengebiet. War dort schon die Herrschaft des Sultans von Sansibar +eine höchst fragwürdige, so hatten Europäer bis dahin jene Gebiete nur +vereinzelt als Reisende betreten und waren außerdem durch das übereilte +Vorgehen der Engländer besonders an der Lindi- und Mikindani-Küste +bei Arabern und Eingeborenen verhaßt. Die genannten Stationen sollten +von<span class="pagenum" id="Seite_34">[S. 34]</span> teilweise in Afrika erfahrenen Leuten besetzt werden, aber +man verlangte von ihnen, daß sie die von der Gesellschaft ihnen +aufgegebenen Pflichten ohne jede Aufwendung von Macht erfüllten. Die +Unmöglichkeit, dieser Aufgabe gerecht zu werden, braucht nicht bewiesen +zu werden. Der Zusammenbruch der Verhältnisse war so in kurzer Zeit zu +erwarten.</p> + +<p>Vom 21. Dezember datiert der Beginn der Feindseligkeiten im Süden. In +Lindi und Mikindani gelang es den dortigen Beamten, in Mikindani den +Herren v. Bülow und Pfrank, in Lindi den Herren v. Eberstein und Küsel, +sich noch im letzten Augenblick mit Hilfe einiger Wohlgesinnter zu +retten, nachdem sie so lange wie möglich auf ihrem Posten ausgeharrt +hatten. In Kilwa hingegen, dem 3. Punkt im Süden, wurden die beiden +Gesellschaftsbeamten Krieger und Hessel ein Opfer der Situation. +Nachdem auch hier von Seiten des Wali sowohl als der Bevölkerung Kilwas +den Beamten schon von Anfang an die größten Schwierigkeiten gemacht +worden waren, verschlimmerte sich ihre Lage durch das Erscheinen +von Tausenden von Wahiyaos, welche mit den Rebellen das leider im +Innern der Stadt gelegene Wohnhaus der Gesellschaft umzingelten und +den Beamten jeglichen Verkehr nach außen hin abschnitten. Lange +Zeit verteidigten sich die beiden wackeren Beamten mit größter +Unerschrockenheit und brachten ihren Bedrängern erhebliche Verluste +bei, da endlich schien für die Belagerten Hoffnung zu kommen mit dem +Erscheinen S. M. S. Möwe, mit der in Verbindung zu treten ihnen auch +schließlich durch Notsignale gelang. Indes ist, obgleich auf der +Möwe die schwierige Lage der Landsleute in Kilwa erkannt wurde und +obgleich die gesamten Offiziere der Möwe und sogar der Zahlmeister beim +stellvertretenden Kommandanten dieses Kriegsschiffes dringend eine +Landung erbaten, um den Bedrängten Hilfe zu bringen, nichts geschehen. +Als dann die Beamten sahen, daß die Möwe sogar abdampfte und ihnen die +letzte Hoffnung auf Rettung genommen werden sollte, da erkletterte +Krieger angesichts der Tausende sie umringenden Rebellen einen im Hof +des Wohnhauses stehenden hohen Baum, um noch einmal durch Signale dem +Kriegsschiffe ihre gefährliche Lage zu erkennen zu geben. Er wurde<span class="pagenum" id="Seite_35">[S. 35]</span> +bei diesem Versuch, Hilfe zu erlangen, vom Baum herabgeschossen, und +nun erstürmte der Haufen die Station. Beim Eindringen der Rebellen +durch die Thüre erkannte Hessel, daß alles verloren sei, und um nicht +in die Hände der grausamen Feinde zu fallen, machte er selbst seinem +Leben durch eine Kugel ein Ende. Das Verhalten des Kommandanten der +Möwe wurde auf die ihm vom Geschwaderchef Deinhard erteilte Ordre +zurückgeführt, in keinem Falle einen Landungsversuch zu unternehmen, +um nicht wie bei Tanga kriegerische Ereignisse dadurch zu provozieren. +Der Kommandant hat sich wörtlich an diese, für einen Fall wie den +vorliegenden gewiß nicht berechnete Instruktion gehalten und hat daher +als gehorsamer Soldat, also vom rein militärischen Standpunkt richtig +gehandelt.</p> + +<p>Inzwischen war durch die Ereignisse in Ostafrika die ganze zivilisierte +Welt in Erregung geraten. Während unsere Mitbewerber in Ostafrika ihre +Schadenfreude schlecht verhehlen konnten, machte sich in Deutschland +naturgemäß ein mächtiger Umschlag der öffentlichen Meinung geltend. +Selbst bei denjenigen, welche der Kolonialpolitik im allgemeinen +gleichgültig gegenüberstanden, rührte sich das Nationalgefühl und +fand in dem allgemeinen Verlangen Ausdruck, der deutschen Sache in +Ostafrika einen nachdrücklichen Schutz angedeihen zu lassen. Die +Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft richtete ihrerseits am 15. +September 1888 eine Eingabe an den Reichskanzler, in welcher sie auf +Grund ihrer telegraphischen Berichte aus Sansibar den Ernst der Lage +darlegte und außerordentliche Machtakte als notwendig hinstellte. Am +21. September folgte eine zweite Eingabe, in welcher das Verhalten +des Sultans als durchaus zweifelhaft dargelegt wurde und man außerdem +darauf hinwies, daß der Sultan in jedem Fall es an dem guten Willen +habe fehlen lassen, welchen er im Vertrage vom April 1888 verbürgt +hatte. Bereits am 3. Oktober wurde abermals dem Reichskanzler ein +Telegramm vorgelegt, in welchem der Generalvertreter der Gesellschaft +in Sansibar eine fortdauernde Besetzung der Küste als unumgänglich +notwendig bezeichnete.</p> + +<p>In Anbetracht des Tempos, welches die Reichsregierung bisher in bezug +auf koloniale Angelegenheiten besonders in<span class="pagenum" id="Seite_36">[S. 36]</span> Ostafrika eingeschlagen +hatte, ließ sich kaum erwarten, daß ohne weiteres die Wünsche der +Gesellschaft in ihrem ganzen Umfang sich erfüllen würden. Die +politischen Gegner, mit welchen der Reichskanzler bei allem guten +Willen seinerseits besonders in der Kolonialfrage zu rechnen hatte, +würden unter keinen Umständen zu einem solchen Umschlage der Meinung +zu bringen gewesen sein, daß sie das direkte Eingreifen der deutschen +Macht am afrikanischen Festlande sich hätten abringen lassen. Der +Reichskanzler fühlte sich daher genötigt, eine Art Mittelweg zunächst +zu wählen; und zu diesem bot das Moment der Sklavenausfuhr, welches +man als Triebfeder des Aufstandes jedenfalls mitanführen konnte, +die geeignetste Handhabe. Bereits Anfang September 1888 war der +Reichskanzler in Verhandlung mit England, bald darauf auch mit Portugal +als den an der ostafrikanischen Küste mitbeteiligten Mächten getreten, +um zunächst eine gemeinsame Flottenaktion in Gestalt einer Blokade +der gesamten Ostküste zustande zu bringen. Im November kamen diese +Verhandlungen zum erwünschten Resultat, so daß am 27. November die +Admirale Deinhard und Freemantle die nachstehende Blokade-Erklärung +erlassen konnten:</p> + +<p>»Auf Befehl unserer hohen Regierung und im Namen Sr. Hoheit des Sultans +von Sansibar erklären wir, die kommandierenden Admirale des deutschen +und englischen Geschwaders hiermit die Blokade der ununterbrochenen +Küstenlinie des Sultanats von Sansibar mit Einschluß der Inseln Mafia, +Lamu und einiger andrer kleinerer nahe der Küste legender Inseln +zwischen 10° 28' und 2° 10' südlicher Breite. — Die Blokade ist nur +gegen die Einfuhr von Kriegsmaterial und die Ausfuhr von Sklaven +gerichtet. — Die Blokade wird in Kraft treten am Mittag des 2. +Dezember dieses Jahres.«</p> + +<p>Deutscherseits waren an der Blokade beteiligt die Schiffe Leipzig, +Carola, Sophie, Schwalbe, Möwe, Pfeil.</p> + +<p>Der Blokadedienst gestaltete sich für die Marine zu einer ungemein +schwierigen Aufgabe. Bei den geringen Tiefenverhältnissen der +ostafrikanischen Küste war es den großen Kriegsschiffen gar nicht +möglich, so nahe unter Land hinzufahren, daß sie die an der Küste +direkt kreuzenden Dhaus abzufangen vermochten. Infolgedessen war die +Mannschaft<span class="pagenum" id="Seite_37">[S. 37]</span> in ungemein großer Ausdehnung zum Bootsdienst gezwungen. +Alle entbehrlichen Kutter und Pinassen wurden bemannt und kreuzten +unter den schwierigsten Verhältnissen die Küste ab. Sehr häufig waren +bei der Strenge des Admirals Deinhard, welcher an sich selbst die +höchsten Anforderungen stellte und auch von Offizieren und Mannschaften +das Menschenmöglichste verlangte, die Bootsmannschaften genötigt, sich +Proviant und Wasser, so gut es anging, in den Negerdörfern der Küste zu +verschaffen.</p> + +<p>Der schließliche Erfolg der Blokade stand in gar keinem Verhältnis +zu dem aufreibenden Dienst. Es ist allerdings gelungen, die Zufuhr +größerer Massen von Kriegsmaterial nach Ostafrika teilweise zu +verhindern, und es sind andrerseits einige Sklaven-Dhaus eingebracht +worden. Die Zahl des vorgefundenen Menschenmaterials war aber so +geringfügig daß man eigentlich von einer verhinderten Ausfuhr kaum +sprechen konnte; eine solche bestand auch zur Zeit des Aufstandes nur +in sehr geringem Maße. Immerhin gewährte jedoch in Deutschland selbst +die Blokade die erste wesentliche Handhabe zu einem weiteren Vorgehen. +Denn so viel sah jeder ein, daß das Eingreifen der Kriegsschiffe eben +nur als Vorläufer der eigentlichen deutschen Machtentfaltung dienen +sollte und konnte. Das Hineinbringen der Sklavereifrage seitens des +Fürsten Bismarck erwies sich jedenfalls als eine außerordentlich +praktische politische Maßnahme. Der Reichskanzler gewann dadurch +die Unterstützung der stärksten Partei des Reichstags, nämlich des +Centrums, dessen Führer Windthorst schwerlich zu Gunsten der bloßen +Kolonialpolitik seinen berühmten Antrag gestellt hätte, welcher die +Grundlage für das militärische Einschreiten des deutschen Reiches und +die Besetzung der ostafrikanischen Küste bildete. Der Antrag wurde +von <span class="antiqua">Dr</span>. Windthorst am 27. November 1888 unter dem Namen des +Antisklaverei-Antrages eingebracht.</p> + +<p>Am 6. Dezember 1888 wurde im Reichstag das erste Weißbuch, enthaltend +Aktenstücke über den Aufstand in Ostafrika, vorgelegt, und am 14. +Dezember gelangte der Antisklaverei-Antrag zur Annahme. Jetzt folgten +die Ereignisse Schlag auf Schlag. Am 9. Januar 1889 richtete die +Deutsch Ostafrikanische<span class="pagenum" id="Seite_38">[S. 38]</span> Gesellschaft eine Denkschrift an den Reichstag, +in welcher die Entwicklung der Gesellschaft geschildert und der Aufruhr +auf die Reaktion der arabischen Sklavenhändler gegen die christliche +Kultur und den europäischen Wettbewerb sowie auf die Machtlosigkeit +des Sultans von Sansibar zurückgeführt wurde. Am 12. Januar gelangte +das zweite Weißbuch über den Aufstand im Reichstage zur Verteilung, +und am 22. Januar trat die Regierung mit dem Entwurf eines Gesetzes, +betreffend die Bekämpfung des Sklavenhandels und den Schutz der +deutschen Interessen in Ostafrika vor den Reichstag. Am 30. Januar +gelangte das Gesetz in folgender Fassung zur Annahme:</p> + +<p>»§ 1. Für Maßregeln zur Unterdrückung des Sklavenhandels und zum +Schutz der deutschen Interessen in Ostafrika wird eine Summe in der +Höhe von 2 Millionen Mark zur Verfügung gestellt. § 2. Die Ausführung +der erforderlichen Maßregeln wird einem Reichskommissar übertragen. § +3. Der Reichskanzler wird ermächtigt, die erforderlichen Beträge nach +Maßgabe des eintretenden Bedürfnisses aus den bereiten Mitteln der +Reichs-Hauptkasse zu entnehmen.«</p> + +<p>Zum Reichskommissar wurde am 3. Februar durch Allerhöchste +Kabinetsordre Hauptmann Wißmann, à la suite des 2. Garderegiments zu +Fuß, ernannt.</p> +<hr class="chap x-ebookmaker-drop"> + +<div class="chapter"> +<p><span class="pagenum" id="Seite_39">[S. 39]</span></p> + +<h2 class="nobreak" id="3_Kapitel">3. Kapitel.<br> +<span class="s6">Organisation der Schutztruppe.</span></h2> +</div> + +<div class="blockquot"> +<p>Hermann Wißmann, sein Leben und seine Bedeutung. — Soldatenmaterial +für die Schutztruppe. — Vorläufiger Bestand an Europäern. — +Beschaffung einer Kommissariatsflotte. — Anwerbung der Sudanesen +in Egypten. — Transport der Truppen nach Sansibar. — Anwerbung +von Zulus. — Die Askaris an der Küste. — Vorarbeiten in Sansibar. +— Regelung des Verhältnisses zwischen Reichskommissar und der +Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft. — Rekognoszierungsfahrt +Wißmanns. — Zustand der beiden Stationen Bagamoyo und Daressalam. — +Erster Waffen- und Munitionstransport. — Waffenstillstand zwischen +Admiral Deinhard und den Rebellen. — Bruch des Waffenstillstandes +durch Buschiri. — Ankunft der Sudanesen. — Vorhandenes +Europäer-Material. — Verteilung desselben auf die Stationen Bagamoyo +und Daressalam.</p> +</div> + + +<p>Hermann Wißmann wurde am 4. September 1853 als Sohn des +Regierungsassessor Hermann Ludwig Wißmann und seiner Ehefrau Elise, +geb. Schach von Wittenau zu Frankfurt a. O. geboren. Seine erste +Schulbildung erhielt Wißmann auf der Bürgerschule in Langensalza. Dann +trat er in die Realschule zu Erfurt und ein Jahr später in das dortige +Gymnasium ein. 1867 wurde Wißmanns Vater als Regierungsrat von Erfurt +nach Kiel versetzt und so ein abermaliger Schulwechsel des Knaben +nötig. Bereits 1868 siedelte die Familie nach Neu-Ruppin über. Hier +starb 1869 der Vater. 1870 trat der Sohn in die Prima des Kadettenkorps +zu Berlin ein und legte hier Ostern 1873 in glänzender Weise sein +Fähnrichsexamen ab, worauf er in das zu Rostock garnisonierende +Mecklenburgische Füsilier-Regiment Nr. 90 eingestellt wurde. Nach +einem längeren Besuch der Kriegsschule in Anklam<span class="pagenum" id="Seite_40">[S. 40]</span> machte er dort +sein Offiziers-Examen und ging dann wieder nach Rostock, um seine +militärische Laufbahn weiter zu verfolgen.</p> + +<p>Hier lernte er den schon damals berühmten Afrikareisenden Pogge +kennen, welcher einen entscheidenden Einfluß auf ihn auszuüben +bestimmt war. Es war bereits die Absicht des Knaben gewesen, sich +den Naturwissenschaften zu widmen, ein Wunsch, der ihm nicht erfüllt +werden konnte. Im Verkehr mit Pogge lebte die alte Neigung wieder +auf und gewann bald eine so feste Gestalt, daß der Entschluß in ihm +reifte, sich Pogge bei der ersten Gelegenheit zu einer größeren Reise +anzuschließen. Diese Gelegenheit bot sich im Jahr 1879.</p> + +<p>Die Afrikanische Gesellschaft in Berlin erteilte Pogge den Auftrag, +abermals nach dem von ihm früher schon besuchten Lundareiche in +Westafrika zu gehen und dort eine Station zu gründen. Wißmann +wandte sich auf Anraten Pogges an den Vorsitzenden der Deutschen +Afrika-Gesellschaft Dr. Nachtigall und wurde zu seiner größten Freude +als Geograph angenommen. Die Militärbehörde erteilte ihm Urlaub, den +er zunächst zu einer längeren wissenschaftlichen Vorbereitung an der +Seemannsschule zu Rostock benutzte.</p> + +<p>Dann verließ er mit Pogge am 19. November 1880 den Hafen von Hamburg, +um sich nach Westafrika zu begeben. Der entscheidende Schritt zu +Wißmanns Ruhm war hiermit gethan; denn aus der Ursprünglich geplanten +Expedition nach dem Lunda-Reiche wurde jene erste von Wißmann allein +ausgeführte Durchquerung Afrikas, die erste Durchquerung seitens eines +Deutschen, die erste Durchquerung von West nach Ost überhaupt.</p> + +<p>Mitte November 1882 erreichte Wißmann bei Sadani die Küste und war +dort — eine eigentümliche Fügung! — der Gast Bana Heris, desjenigen +Mannes, den er später als den Hauptfeind der Deutschen in Ostafrika zu +bekämpfen haben sollte. — Im April 1883 traf Wißmann wieder in Berlin +ein, sein Ruf als Afrikaforscher war voll und ganz begründet. Unter +den schwierigsten Verhältnissen mit einer kaum nennenswerten Geldsumme +(30000 Mark) war die Durchquerung des schwarzen Erdteils auf einem +bisher nie betretenen Wege durch gänzlich unbekannte Gebiete hindurch +ohne jede Feindseligkeit mit Eingeborenen vollendet, der Wissenschaft +ein ungeheurer<span class="pagenum" id="Seite_41">[S. 41]</span> Dienst geleistet worden. Der Name Wißmanns war in aller +Munde.</p> + +<p>Durch diesen außerordentlichen Erfolg war der König der Belgier auf den +kühnen Forscher aufmerksam geworden und machte ihm sogleich nach seiner +Ankunft das Anerbieten, in seinem Privatdienst das Congobecken zu +durchforschen. Schon am 16. November 1883, also nach kaum halbjährigem +Aufenthalt in der Heimat, schiffte sich Wißmann wiederum nach Afrika +ein in Begleitung des sächsischen Stabsarztes Dr. Wolf und der +preußischen Offiziere Hans und Franz Müller und v. François.</p> + +<p>Die praktischen Ergebnisse dieser zweiten Expedition waren die +Festlegung des Stromlaufes des Kassai, die Entdeckung seines +Nebenflusses Sankurru, welcher bisher als selbständiger Nebenstrom des +Congo aufgefaßt wurde, endlich der Mündung des Kassai in den Congo an +einer Stelle, wo der Kassai bisher als Kwa-Fluß galt. Am 9. Juli 1885 +erreichte Wißmann die Station an der Mündung des Kassai in den Congo. +Er erblickte hier zum erstenmale die Flagge des Congostaates, welcher +während der Dauer seiner Reise entstanden war.</p> + +<p>Eine in der letzten Zeit aufgetretene Verschlimmerung seiner +asthmatischen Beschwerden machte nach dieser erfolgreichen Reise einen +Aufenthalt in Madeira notwendig, aber nach kaum 2 Monaten brach der +unermüdliche Forscher abermals im Auftrag des Königs der Belgier nach +Afrika auf. Er sollte im Dienste des Congostaates im Baluba-Lande +eine Stütze schaffen zu den weiteren Unternehmungen im Süden des +Congostaates und dann von dort aus nach Südosten und Nordosten +eventuell bis zu den östlichen Grenzen den eingeborenen Stämmen ihr +neues politisches Verhältnis bekannt machen. Er sollte ferner dem Gang +der Sklavenjagden und des Sklavenhandels nachforschen und ihm nach +Möglichkeit entgegenarbeiten.</p> + +<p>Die eigentliche Aufgabe, welche Wißmann im ersten Teil seiner +Instruktion gestellt war, konnte auf dieser Reise nicht zur Ausführung +kommen; und zwar waren es gerade die Sklavenjagden der Araber und das +weite Vordringen derselben bis in den Congostaat hinein, welche die +Lösung dieser Aufgabe verhinderten. An der Stelle früher blühender +Landschaften<span class="pagenum" id="Seite_42">[S. 42]</span> fand er vollkommene Wüsten. Ganze Völkerstämme zeigten +sich vernichtet; die Stimmung der Araber war dem neuentstandenen +Congostaat durchaus feindlich, ja, kurz zuvor war eine der Stationen +des Staates (Stanley-Falls-Station) durch die Araber erstürmt und +vernichtet worden.</p> + +<p>Wißmann selbst geriet in Nyangwe, der westlichsten Araberstadt in so +große Gefahr, daß an ein Weiterdringen im Congostaat selbst gar nicht +gedacht werden konnte, und nur der Ausweg nach Osten übrig blieb. +So wurde aus der geplanten Expedition die zweite Durchquerung des +schwarzen Kontinents und zwar auf dem Wasserwege des Tanganjika, von +dort zum Nyassa, Schire, Zambesi und Kwakwa nach Quilimane. Von hohem +Interesse ist das Urteil, welches Wißmann bei dieser Durchquerung über +das Arabertum fällt, — von besonderem Interesse, weil er berufen sein +sollte, schon bald darauf gegen die Araberwirtschaft anzukämpfen. +»Die Schuld des Urhebertums dieser Greuel,« sagt Wißmann in seiner +»Zweiten Durchquerung<a id="FNAnker_1" href="#Fussnote_1" class="fnanchor">[1]</a>«, »trifft ohne jede Frage den Araber, denn +nur durch seine Initiative war es möglich, immer weiter vorzudringen, +immer weiter zu unterjochen, zu entvölkern, und daher muß, wenn man an +Abhilfe denkt, wenn man den armen, wehrlosen Eingeborenen nachhaltig +schützen will, das Arabertum in diesen Ländern ausgerottet werden mit +Stumpf und Stiel, bevor es eine Macht erreicht, der wir Europäer des +feindlichen Klimas und der Entfernung wegen nicht mehr gewachsen sind, +wie dies im Süden der Fall war. Es war hohe Zeit, daß bald nach den +bösen Tagen, über die ich hier berichte, schärfer vorgegangen wurde +gegen die afrikanische Pest, und mir speziell gewährte es eine hohe +Genugthuung, daß ich berufen war, beim Niederschlagen des Aufstandes +der Araber in Ostafrika an der Küste, von der aus die Hauptanregung zu +den beschriebenen Greueln ausgeht, den empfindlichsten Schlag zu führen.</p> + +<p>Wenn auch die Flotten Englands und Deutschlands den Export der meist +aus diesen Gegenden des zentralen Afrikas verschleppten Sklaven +verringern, so schneidet doch erst die<span class="pagenum" id="Seite_43">[S. 43]</span> Besetzung der Küstenplätze und +der großen Handelsstraßen dem Sklavenhandel und damit der Sklavenjagd +die Zukunft ab. Jetzt, wo ich dies niederschreibe, ist vieles schon +geschehen, jedoch noch sind die Operationsbasen der Sklavenhändler im +Innern Tabora, Udjidji und Nyangwe Absatzgebiete für Sklaven. Noch +lebt Tibbu-Tip, wüten Muini Muharra und andre Sklavenjäger Verderben +bringend gegen die ihnen wehrlos gegenüberstehenden, nur mit Speer und +Bogen bewaffneten Eingeborenen. Noch ist viel zu thun übrig zum Schutze +der Freiheit und des Lebens von Millionen harmloser Kreaturen; noch +ist es möglich, daß vom Sudan der Araber südlich vom Äquator verstärkt +wird. Aber Deutschland ist doch schon gerüstet zu weiterem Schutz, +schon bereit, einer von Norden drohenden Vermehrung der Gefahr Halt zu +gebieten, und ich hoffe, daß, ehe noch dieser Ausdruck meiner tiefsten +Empörung dem Leser vorliegt, ich schon wieder die Arbeit aufgenommen +habe, deren Endzweck, die Befreiung des äquatorialen Afrikas von der +Pest des Arabertums, mein Lebensziel geworden ist.« Freilich muß +zu diesem Urteil bemerkt werden, daß die wirksamste Bekämpfung der +arabischen Unthaten nur allmählich vor sich geht, daß man in vieler +Beziehung bei der Kolonisierung Afrikas mit den Arabern im guten +auszukommen suchen muß, wie dies gerade Wißmann gezeigt hat.</p> + +<p>Die wissenschaftlichen Vorarbeiten und Erfolge Wißmanns, seine genaue +Kenntniß der Araber, jener Gegner aller europäischen Kultur, seine in +drei außerordentlich großartigen Expeditionen bewiesene Fähigkeit, die +Eingeborenen richtig zu behandeln und doch seinem Willen dienstbar +zu machen — das waren die Momente, welche Hermann Wißmann vor +allen anderen zur Stellung des Reichskommissars befähigten. Ganz +besonders aber müssen hier noch die Eigenschaften seines Charakters +hinzugerechnet werden. Beispiellose Energie, persönliche Nichtachtung +jeder Gefahr, wo es gilt, ein ideales Ziel zu erreichen; die seltene +Fähigkeit, in jedem seiner Untergebenen die Individualität zu erkennen +und völlig frei schalten zu lassen; rücksichtslose Strenge im Dienst; +geistvolle Anregung im zwanglosen, außerdienstlichen Verkehr — alles +das sind Eigenschaften, welche jeder Wißmannsche Offizier und jeder<span class="pagenum" id="Seite_44">[S. 44]</span> +Beamte des Kommissariats dem allseitig verehrten Kommandanten immer +nachrühmen wird, und welche ihm ein bleibendes Denkmal in aller Herzen +sichern.</p> + +<p>Im Sommer des Jahres 1888 nach Deutschland zurückgekehrt, wurde Wißmann +von dem deutschen Emin Pascha-Entsatz-Komitee mit <i>Dr.</i> Peters zur +Führung der Emin Pascha-Expedition ausersehen. Alle Vorbereitungen +für die Expedition waren getroffen, das gesamte tote Material +angeschafft — da erhielt Wißmann die Berufung zum Reichskommissar +und vertrat bereits in den Verhandlungen des Reichstages über den +Antisklaverei-Antrag als Bundeskommissar die von der Regierung +vorgeschlagenen Maßnahmen. Die größte Eile war geboten; denn die +Nachrichten aus Ostafrika lauteten von Tag zu Tag ungünstiger. Nach dem +von der Regierung gebilligten Plane Wißmanns sollte die Niederwerfung +des Aufstandes durch eine aus Negern bestehende Schutztruppe unter +Führung deutscher Offiziere und Unteroffiziere geschehen. Als +brauchbarstes Material brachte Wißmann die Sudanesen in Vorschlag, +welche er bereits früher, besonders aber im letzten Winter, als er +sich abermals im Auftrag des Königs der Belgier in Egypten aufhielt, +kennen und schätzen gelernt hatte. Der vorläufige Stamm an Europäern +bestand aus 21 deutschen Offizieren, Ärzten und Beamten und 40 +Unteroffizieren. Der Lage der Sache nach mußte das gesamte deutsche +Personal, so weit es der Armee angehörte, aus derselben ausscheiden +und trat in den persönlichen Dienst des Reichskommissars. In rastloser +Thätigkeit wurden im Zeitraum von etwa vier Wochen alle Vorbereitungen +in Deutschland selbst getroffen, die Anschaffung von Kriegsmaterial +und Ausrüstungsgegenständen beendet; und bereits im Februar reiste der +Reichskommissar, begleitet von Lieutenant Theremin, von Berlin ab, +während hier sein Stellvertreter, Frhr. v. Gravenreuth, die noch weiter +zu erledigenden Geschäfte in die Hand nahm.</p> + +<p>Für den notwendigen Verbindungsdienst zwischen der Küste und Sansibar +selbst und für die voraussichtlich häufigen Truppentransporte zwischen +den einzelnen Küstenplätzen wünschte der Reichskommissar einen +Dampferdienst einzurichten. Da derselbe naturgemäß von der Marine bei +ihrer ohnehin großen<span class="pagenum" id="Seite_45">[S. 45]</span> Aufgabe nicht geleistet werden konnte, sollten +in Deutschland vier kleine Dampfer zu diesem Zweck angeschafft werden. +Gleichzeitig sollten dieselben dazu dienen, die Flüsse, wenigstens +den Kingani und Pangani, im Notfall aufwärts zu gehen und mit +Revolvergeschützen die Ufer zu säubern, eventl. auch bei der Landung an +der Flachküste von Bagamoyo durch ihre Armierung Dienste thun.</p> + +<p>Das Reichskommissariat, welches ja mit der Marine in keiner direkten +Verbindung stand, sollte auch nach dieser Richtung hin unabhängig +gestaltet werden. Es wurden zu diesem Zweck 4 Dampfer in Deutschland +angekauft, nämlich die Harmonie, etwa 200 Tonnen groß; München ca. 80 +Tonnen; Vesuv 60; Max 50. Die drei letztgenannten Dampfer hatten in +Deutschland als Schleppdampfer gedient; die Harmonie war in der Fahrt +zwischen Köln und London beschäftigt gewesen. Leider stellte sich das +gesamte Material als, gelinde ausgedrückt, wenig brauchbar heraus. +Die Harmonie war der einzige Dampfer, welcher eine größere Anzahl von +Menschen aufzunehmen vermochte; sie hatte aber nur einen Tiefgang von 5 +Fuß und erwies sich gleich von vornherein als seeuntüchtig, Vesuv und +Max konnten jeder im allerhöchsten Falle etwa 60 Menschen aufnehmen, +welche dann aber dicht gedrängt an einander stehen mußten. Die München, +zweifellos das seetüchtigste Fahrzeug, nahm im äußersten Fall etwa 80 +bis 100 Mann auf, hatte aber einen zu großen Tiefgang (7 Fuß), um nahe +an die Küste heran oder weit in den Flüssen aufwärts kommen zu können. +Außerdem hatte sie nur 7 Zoll Bord und eine Verschanzung von 2 Fuß +Höhe, so daß beim geringsten Seegang das Deck fortwährend überspült +wurde.</p> + +<p>Es darf als eine ganz außerordentliche Leistung deutscher seemännischer +Tüchtigkeit betrachtet werden, daß diese 4 Dampfer den ungemein +schwierigen Weg von Hamburg bis Sansibar selbständig und ohne alle +fremde Hilfe zurücklegten. Ohne hier auf Einzelheiten eingehen zu +wollen, muß doch gesagt werden, daß die ganze Reise nach Ostafrika eine +fortdauernde Lebensgefahr der gesamten Bemannung bildete. — Später +hat die Harmonie ihrer Untüchtigkeit wegen häufig müßig auf der Rhede +von Sansibar gelegen; die drei kleineren Dampfer, mit<span class="pagenum" id="Seite_46">[S. 46]</span> Revolverkanonen +ausgerüstet, haben ausreichende Dienste geleistet.</p> + +<p>Um die Wege für die Anwerbung der Sudanesen zu ebnen und besonders +etwa entgegenstehende religiöse Bedenken aus dem Wege zu räumen, waren +vom Auswärtigen Amt zu Berlin vorher Verhandlungen mit der egyptischen +Regierung gepflogen und deren Genehmigung erwirkt worden. Bei dem +anzuwerbenden Material wurde in erster Linie auf die alten Soldaten +aus den sudanesischen Regimentern, die den Feldzug gegen den Mahdi +mitgemacht hatten, zurückgegriffen. Es waren dies Leute, denen durch +die unglücklichen Kämpfe gegen den Mahdi die Rückkehr in ihre Heimat +abgeschnitten war und welche nach Auflösung ihrer Regimenter eine +Verwendung im egyptischen Kriegsdienst nicht mehr gefunden hatten.</p> + +<p>Diese Leute, deren Soldforderungen zum Teil von der ägyptischen +Regierung nicht befriedigt wurden, die außerdem arbeits- und erwerbslos +in Egypten herumlungerten, strömten voller Freuden nach Kairo herbei, +als von Wißmann die Werbetrommel gerührt wurde. Außerordentlich kam +hierbei die Unterstützung des englischen, in egyptischem Dienst +stehenden Obersten Scheffer zu statten, dessen Kenntnis der Sudanesen +das Engagement ungemein erleichterte und beschleunigte. Daß neben +vielen durchaus kriegsbrauchbaren und gut disziplinierten Soldaten +auch einige verworfene Subjekte, welche wegen Aufsessigkeit und +allerlei Uebelthaten aus der egyptischen Armee entlassen worden waren, +mit unterliefen, ist bei der beim Engagement notwendig gewesenen +Eile begreiflich. Dennoch war die Zahl der schlechten Leute nicht so +bedeutend, daß die Qualität der Truppe im ganzen dadurch beeinträchtigt +wurde.</p> + +<p>Die Heimat der Sudanesen ist Nubien, Sennar, Kordofan, das Land +der Schillucks und der Dinka-Stämme, zum Teil sogar sind es die +Äquatorial-Provinzen, alles Länder, deren Söhne ihrem Beruf nach von +Jugend auf Soldaten sind. Eine beim Engagement sowohl von Egypten +wie von den Leuten selbst gestellte Bedingung war, daß die zu den +einzelnen Truppenverbänden gehörigen Chargen des Offiziers- und des +Unteroffizierstandes mit übernommen würden, und daß ebenso den Leuten +Gelegenheit geboten würde, ihre Frauen und<span class="pagenum" id="Seite_47">[S. 47]</span> Familien mitzunehmen. +Die meisten Leute weigerten sich entschieden, ohne ihre Familie die +Reise anzutreten. Der Sold, welcher ausbedungen und bewilligt wurde, +war höher, als er in der egyptischen Armee üblich war, und selbst +für unsere Begriffe ziemlich bedeutend. Er betrug für den gemeinen +Soldaten monatlich 45 Mark, außerdem freie Verpflegung (Naturalien +oder 25 Pf. täglich); die farbigen Unteroffiziere erhielten 8-20 Mark +mehr im Monat und von den farbigen Offizieren die Lieutenants circa +160 Mark, Hauptleute bis über 300 Mark. Ein Feilschen um die Höhe des +Soldes erschien gerade bei den Chargen unmöglich, denn Offiziere und +Unterchargen waren, soweit sie sich überhaupt als brauchbar erwiesen +und nicht, wie es bei manchen der Fall war, wegen Unzuverlässigkeit, +Faulheit oder gar Aufsessigkeit in der allerersten Zeit schon aus +der Truppe entfernt werden mußten, uns durchaus unentbehrlich als +Bindeglied zwischen der farbigen Truppe und den deutschen im Anfang den +Soldaten noch recht fremd gegenüberstehenden Offizieren.</p> + +<p>Man möge sich vergegenwärtigen, daß die von Wißmann aus Deutschland +mitgenommenen Offiziere und Unteroffiziere in den meisten Fällen +direkt aus dem Garnisondienst heraus kamen und kaum je vom Ausland +etwas gesehen hatten, geschweige denn befähigt waren, ohne weiteres +den Eigentümlichkeiten ihrer neuen Truppe entsprechend dieselbe +zu verwerten. Bei der ungemeinen Eile, mit welcher die erste +Ausbildung der Truppe ausgeführt werden mußte, konnte gar nicht +anders verfahren werden, als daß man die wesentlichsten Teile des +deutschen Exerzier-Reglements (für den Gefechtsdienst besonders) den +schwarzen Truppen ohne weiteres eintrichterte. Wenn dabei ihr früherer +egyptischer Militärdienst sich auch einigermaßen verwerten ließ und +den Truppen wenigstens allgemeine Begriffe von Disziplin innewohnten, +so war doch die Vermittlung der schwarzen Offiziere und Unteroffiziere +bei diesem Eindrillen gar nicht zu entbehren und für das schnellere +Verständnis der Soldaten ungleich wichtiger als das bloße Kommando. +Es mußten im Anfang von den farbigen Offizieren die betreffenden +ägyptischen Kommandos abgegeben werden, während später durchgehends das +deutsche Kommando eingeführt wurde.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_48">[S. 48]</span></p> + +<p>Die Zahl der angeworbenen Sudanesen betrug 600 Mann. Es erschien +geboten, die Leute nach der Anwerbung gar nicht erst zur Besinnung +kommen zu lassen, damit nicht weitläufige Erwägungen Platz greifen +konnten, sondern sie möglichst schnell ihrem Bestimmungsort zuzuführen. +Sobald je 100 Mann angeworben waren, wurden dieselben mit Familie und +Gepäck nach Suez verladen, dort an Bord eines Dampfers gebracht und +nach Aden befördert, wo sie unter dem Kommando des Chefs Theremin +vereinigt wurden. Als Offiziere waren für diesen Transport unter dem +Kommando Theremins die Herren Premier-Lieutenant Böhlau, Lieutenant +Sulzer und von Behr nach Egypten von Berlin telegraphisch berufen +worden. Von Aden wurden die angeworbenen Soldaten durch 2 Dampfer +nach Bagamoyo übergeführt, auch ca. 50 Somalis, welche als Boots- und +Schiffsmannschaften in Ostafrika Verwendung fanden.</p> + +<p>Ein zweiter farbiger Volksstamm, auf welchen bei unserer Anwerbung +zurückgegriffen wurde, waren die Zulus. Nach Verhandlungen mit der +portugiesischen Regierung wurde Lieutenant Ramsay nach Mozambique +geschickt. Nachdem er sich mit dem dortigen Gouverneur ins Einvernehmen +gesetzt hatte, reiste er nach Inhambane und warb dort zunächst +100 Mann aus den in Ostafrika als besonders kriegerisch bekannten +Wangoni-Stämmen an. Waren auch die Zulus keine Berufssoldaten, so +bildeten sie doch ein gutes Soldatenmaterial, das beste jedenfalls, was +im östlichen Afrika zu haben war; — haben sie doch im Kriege gegen die +Engländer ihre militärischen Eigenschaften vollauf bewiesen. —</p> + +<p>Man beschränkte sich zunächst auf diese 100 Mann, weil die Anwerbungen +sonst zu lange Zeit in Anspruch genommen hätten und die Zulus schon bei +der ersten Aktion des Reichskommissars an Ort und Stelle sein sollten; +später ist die Zahl derselben durch weitere Anwerbung auf 350 ergänzt +worden.</p> + +<p>In der Zahl der farbigen Kämpfer, die bei den ersten Aktionen zur +Verfügung standen, sind die Askaris nicht zu vergessen, welche meist +aus den Stämmen des innern Ostafrikas (besonders den Waniamuesi und +Manjema) und nur zum sehr geringen Teil aus der Küstenbevölkerung +hervorgingen.<span class="pagenum" id="Seite_49">[S. 49]</span> Einige von ihnen hatten schon in Bagamoyo und Daressalam +unter den Beamten der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft gegen die +Rebellenscharen an der Küste gekämpft und hatten dadurch, daß sie in +jener schlechten Zeit bei der Gesellschaft ausharrten — die meisten +hatten es freilich, als die Sache für uns Deutsche kritisch wurde, +vorgezogen, ihren Dienst zu verlassen — militärische Eigenschaften +und vor allem Treue bewiesen. In der Heranbildung jener Leute finden +wir übrigens den einzigen Versuch, den die Deutsch-Ostafrikanische +Gesellschaft in den letzten Monaten gemacht hatte, sich eine kleine +Macht zu schaffen. Es sind diese Leute immer schlechthin unter dem +Namen Askaris (eigentlich = Soldaten) zusammengefaßt worden; im +Folgenden sind daher unter Askaris auch immer nur die aus unsern +Küsten- und Hinterlandsstämmen hervorgegangenen Söldner zu verstehen.</p> + +<p>Die ersten Vorarbeiten in Ostafrika wurden durch die vom +Reichskommissar vorausgesandten Beamten getroffen, und zwar in Sansibar +durch Herrn Eugen Wolf, der früher in Westafrika thätig gewesen, und +auf dem Festlande vom Verfasser. Von ihnen hatte der erstere die +kaufmännischen und der letztere, dem Lieutenant Blümcke beigegeben war, +die notwendigsten militärischen Vorbereitungsmaßregeln zu treffen zur +Unterbringung der Truppen am Festland.</p> + +<p>Wißmann selbst kam am 31. März, begleitet von seinem Adjutanten +<span class="antiqua">Dr.</span> Bumiller in Sansibar an. Nachdem er dort in feierlicher +Audienz vom Sultan empfangen worden war, fuhr er an Bord des +Flaggschiffes des deutschen Geschwaders nach dem Festland, um gemeinsam +mit dem Geschwaderchef, Herrn Admiral Deinhard, die Küstenplätze +Daressalam, Bagamoyo, Pangani und Tanga zu besuchen, den Befehl an der +Küste zu übernehmen und mit der Marine und der Deutsch-Ostafrikanischen +Gesellschaft alle nötigen Maßregeln zu vereinbaren.</p> + +<p>Die Stationen Bagamoyo und Daressalam wurden von Seiten des +Vertreters der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft, des Herrn v. +Saint-Paul-Illaire dem Reichskommissar unter dem 28. April 1889 +übergeben und an diesem Tage folgendes Abkommen zwischen dem Kommissar +und der Gesellschaftsvertretung getroffen:</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_50">[S. 50]</span></p> + +<p>»Vom heutigen Tage geht auf den Reichskommissar über:</p> + +<div class="blockquot"> + +<p>1. das Oberkommando über die militärischen Machtmittel der Station +sowie auch alle militärischen Maßnahmen und Operationen;</p> + +<p>2. die Leitung und Anordnung der zur Verteidigung der Stationsgebäude +erforderlichen Bauten und sonstigen Einrichtungen;</p> + +<p>3. die Oberleitung der Civilverwaltung, abgesehen von der +Zollverwaltung.«</p> +</div> + +<p>Außerdem wurden Abmachungen wegen Übernahme einzelner Beamten aus dem +Dienst der Gesellschaft in den Wißmannschen Dienst, ebenso über Abgabe +von Waffen und Inventar getroffen.</p> + +<p>Bei der Inspizierungs- und Rekognoszierungstour fand der +Reichskommissar die Befestigungsarbeiten in Bagamoyo Dank der +bereits früher erwähnten, eifrigen Thätigkeit der Herren v. Zelewski +und v. Eberstein weit vorgeschritten. In Daressalam indes, wo der +Bezirkschef der Gesellschaft, v. Bülow gemeinsam mit dem Verfasser +nach dessen Ankunft diese Arbeiten erst in letzter Zeit begonnen +hatte, waren dieselben noch weit zurück. Wißmann ordnete nun die +Art der Weiterführung der Befestigungs- und Bauarbeiten persönlich +an, und nach seiner Anweisung wurden die beiden Stationen in +den nächsten Monaten vollkommen ausgebaut, befestigt und durch +Umwallungen mit Schützenauftritt und Bastionen zur Infanterie- und +Artillerieverteidigung eingerichtet.</p> + +<p>In Daressalam war Anfang März bereits der erste Waffen- und +Munitionstransport vom Bord des Norddeutschen Lloyddampfers »Schwan«, +der für denselben gechartert war, gelöscht und in den Magazinen +der Deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft untergebracht worden. +Der Transport bestand aus 12 leichten Feldgeschützen C/73, sechs +Revolverkanonen, 900 Mausergewehren (Jägerbüchsen und Karabinern), +Infanterie-Seitengewehren, großem und kleinem Schanzzeug, der +entsprechenden Artillerie- und Infanteriemunition, Schießwollpatronen +und Proviant, der noch durch Einkäufe in Sansibar vervollständigt +wurde. Die Vorräte an Waffen, Munition und Proviant wurden in einer der +späteren Dislokation der Truppen entsprechenden<span class="pagenum" id="Seite_51">[S. 51]</span> Weise auf Bagamoyo +und Daressalam verteilt in der Art, daß das Hauptdepot in Daressalam +verblieb.</p> + +<p>Da bei der Ankunft des Reichskommissars die Truppen noch nicht zur +Stelle waren, benutzte er die ihm zur Verfügung stehende Zeit, die mit +der Ankunft der Soldaten eintretende Organisation vorzubereiten und, +wie erwähnt, eine Rekognoszierungstour vorzunehmen.</p> + +<p>Als auf dieser die »Leipzig« vor dem Panganifluß lag und eine +Dampfpinasse ausgesetzt wurde, um die Befestigungen der Rebellen in +größerer Nähe betrachten zu können, wurden von den an der Einfahrt +in den Fluß versammelten Rebellenscharen Schüsse auf die Pinasse +abgegeben; man fand die Gegner, welche starke Befestigungen vor der +Stadt und am Flusse angelegt hatten, vollkommen gefechtsbereit. Ebenso +wurden im Hafen von Tanga Bewaffnete gesehen, desgleichen in dem mit +einer Pallisadierung befestigten Sadani.</p> + +<p>Der Admiral hatte nach dem letzten Angriff Buschiris auf Bagamoyo mit +dem Rebellenführer einen Waffenstillstand geschlossen, um mit dem +Reichskommissar diesen Waffenstillstand in einen definitiven Frieden +umzuwandeln. Wenigstens sei dies, so äußerte sich Deinhard, wenn ihm +das weitere Kommando an Land belassen worden wäre, seine Absicht +gewesen. Die von Buschiri gestellten Bedingungen waren jedoch derart, +daß ein Eingehen auf dieselben nach den vielen während des Aufstandes +erlittenen Demütigungen und dem vielfach nicht nur nach europäischen, +sondern grade nach orientalischen Begriffen recht wenig imponierenden +Auftreten unsrer maßgebenden ostafrikanischen Organe, wie Wißmann +sich im Bericht an den Reichskanzler ausdrückte, einfach »lächerlich« +gewesen wäre.</p> + +<p>In der That ist es unbegreiflich, wie man überhaupt ernstlich an +eine Umwandlung jenes abgeschlossenen Waffenstillstandes in einen +definitiven Frieden hatte denken können; die Folge wäre lediglich +gewesen, daß man nach kürzester Frist sich auf dem alten Fleck befunden +hätte.</p> + +<p>Allerdings hatte sich Wißmann veranlaßt gesehen, den Waffenstillstand +vorläufig auch seinerseits anzuerkennen, da er wegen der noch nicht +erfolgten Ankunft der neuangeworbenen Truppen hierzu genötigt war. +Außerdem wurde ein sofortiges<span class="pagenum" id="Seite_52">[S. 52]</span> Einschreiten gegen die Aufständischen +noch durch den Umstand verhindert, daß zwei englische Missionare aus +Mamboia, welche aus dem Innern nach der Küste zurückkehrten, in der +Nähe derselben in die Gewalt Buschiris geraten waren und von ihm +gefangen gehalten wurden. Allerdings wurden sie anständig behandelt, +sollten aber nur gegen ein hohes Lösegeld herausgegeben werden. Die +wegen des Lösegeldes und der Auslieferung der Missionare gepflogenen +Verhandlungen führten zu einem befriedigenden Resultat, so daß die +Missionare nach mehrtägiger Gefangenschaft in Freiheit gesetzt wurden. +Einsicht in die Befestigungen und die wirkliche Lage des Buschirischen +Lagers brachten sie allerdings nicht mit, da sie durch strengste +Ueberwachung an genauerer Umschau verhindert waren.</p> + +<p>Als nun Buschiri nach Auslieferung der Missionare das 3/4 Stunden +südlich von Bagamoyo gelegene Dorf Kaule überfiel, ausplünderte und +völlig zerstörte, — und als er sogar gegen einen im deutschen Dienst +befindlichen schwarzen Handwerker, der in seine Gewalt gefallen war, +einen Akt der empörendsten Brutalität verübte, da konnte Wißmann den +Waffenstillstand als von Buschiri gebrochen ansehen.</p> + +<p>Der Maurer Dunia nämlich hatte eines Tages nach empfangenem Lohn in der +Absicht, sich seinem Arbeitsdienst zu entziehen, die Station Bagamoyo +verlassen und sich zu Buschiris Leuten begeben, von welchen er zu dem +Rebellenführer gebracht wurde, mit der Anschuldigung, daß er als Maurer +für die Deutschen gearbeitet und so zur Befestigung ihrer Station +beigetragen habe. Buschiri ließ ihm seine beiden Hände abhacken und +schickte ihn nach der Station zurück mit dem Bedeuten, er solle nun +weiter für die Deutschen arbeiten, Wißmann Grüße ausrichten und ihm +bestellen, daß nächstens mit allen Deutschen ebenso verfahren würde. +Der Mann kam thatsächlich lebend in Bagamoyo an. Er hatte sofort nach +der Verstümmelung die beiden Armstümpfe fest in die Hüften gestemmt +und war über Stock und Stein nach der Station gerannt. Hier wurde ihm +sofort ein Notverband angelegt, dann kam er in die Behandlung eines +Marinearztes, und dessen Pflege, sowie die unglaubliche, allen Negern +eigene Zähigkeit und gute Heilnatur ließen ihn genesen.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_53">[S. 53]</span></p> + +<p>Es ist von Seiten des Reichskommissariats dann in der ausgiebigsten +Weise für jenes arme Opfer der Wut Buschiris gesorgt worden; allerdings +ohne Erfolg, denn Dunia ist im Gegenteil einer der größten Halunken +geworden.</p> + +<p>Am 29. April traf der Dampfer »Somali« mit dem größten Teil der +angeworbenen Sudanesen in Bagamoyo ein, und nun ging es nach dem +Ausschiffen dieser Leute an die Bewaffnung und Unterbringung der +Soldaten. Das letztere war in Bagamoyo nicht schwierig, denn dort +befanden sich eine Anzahl gut erhaltener oder leicht zu reparierender +Steinhäuser. 60 von den angekommenen Soldaten wurden nach Daressalam +gesandt. Mit der Ankunft dieser Truppen wurde das den beiden +Stationen bis in die letzte Zeit noch verbliebene Marine-Detachement +zurückgezogen.</p> + +<p>Die in Daressalam stationierte Kreuzerkorvette Carola verließ aus +Gesundheitsrücksichten den dortigen Hafen, um an der äußeren Rhede vor +Anker zu gehen.</p> + +<p>Am 4. Mai kamen mit der »Martha« die übrigen angeworbenen Sudanesen und +das europäische Offizier- und Unteroffizier-Personal in Bagamoyo an. Am +6. Mai trafen auch die Zulus unter Lieutenant Ramsay vom Süden ein. Es +stand nun dem Reichskommissar, welcher seiner Schutztruppe gegenüber +den Titel Kommandant führte, nach Eintreffen des gesamten Personals +und nach Übernahme einzelner Herren von der Deutsch-Ostafrikanischen +Gesellschaft folgendes Europäer-Personal zur Verfügung:</p> + +<div class="blockquot"> + +<p><em class="gesperrt">Chefs der Schutztruppe</em>: Frhr. v. Gravenreuth, <span class="antiqua">Dr</span>. +Schmidt (Schmidt I), v. Zelewski, Krenzler, Frhr. v. Eberstein, Rochus +Schmidt (Schmidt II), Richelmann, Theremin, (Leue trat später hinzu).</p> + +<p><em class="gesperrt">Lieutenants der Schutztruppe</em>: v. Bülow (später hinzugetreten +nach erfolgter Rückkehr aus Europa), Ramsay, Böhlau, End, Sulzer, +Johannes, Merker, v. Behr, <span class="antiqua">Dr</span>. Bumiller, v. Perbandt, v. Medem, +Radatz.</p> + +<p><em class="gesperrt">Ärzte der Schutztruppe</em>: Stabsarzt <span class="antiqua">Dr</span>. Schmelzkopf als +Chefarzt und Assistents-Arzt erster Klasse <span class="antiqua">Dr</span>. Kohlstock.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_54">[S. 54]</span></p> + +<p><em class="gesperrt">Beamte</em>: <span class="antiqua">a</span>) im Chefrang: Eugen Wolf (als kaufmännischer +Beirat); <span class="antiqua">b</span>) im Lieut.-Rang: Lieut. a. D. Blümcke und +Zahlmeister Merkel.</p> + +<p><em class="gesperrt">Deckoffiziere</em>: Bohndorf, Rabe, Illich, Tschepe, Grothe, Jancke, +de la Frémoire.</p> + +<p><em class="gesperrt">Kapitäne der Flottille</em>: Holz (bis August 1889), Hansen (vom +August 1889 ab), Graf Pfeil, Tomaschewski, Prager, Römer.</p> +</div> + +<p>Außerdem stand für seemännische Zwecke der Lieut. zur See der Reserve +v. Sivers zur Verfügung. Von den genannten Personen hatten folgende +bereits afrikanische Erfahrungen gesammelt: v. Gravenreuth, v. +Zelewski, Krenzler, v. Eberstein, die beiden Schmidts, Leue, v. Bülow, +Ramsay, Illich, ferner, wenn auch nur kurze Zeit: Merker, v. Medem, +Tschepe, Rabe, (ebenso Wolf im Dienst des Kongostaates in Westafrika und +Bohndorf als Reisebegleiter Junkers).</p> + +<p><em class="gesperrt">Unteroffiziere der Schutztruppe</em>: Becker, Bilke, Bluhm, Brose, +Budau, Burwitz, Busch, Eben, Firnstein, Fricke, Gaffri, Gaßmann, +Germer, Greff, Grucza, Gurkasch, Hartmann, Hoffmann <span class="antiqua">I</span>, Hoffmann +<span class="antiqua">II</span>, Kaiser, Kay, Kopp, Kühne, Leder, Ludwig, Martini, Mutter, +Naeter, Peter, Piehl, Reich, Rohr, Rymarzig, Schaumbacher, Schulte, +Schwarz, Snakker, Semmling, Steinbach, Tanner, Thielke, Velten, Weiß, +Wille, Wonneberger, Först, Schafflick, Freitag, Mittelstädt, Bauer, +Drescher, Fritz, Fülleborn, Hocke, Hoffmann <span class="antiqua">III</span>, Jacobs, +Kröhnke, Markgraf, Marquard, Neumann, Nowack, Roberth, Schmid, Schultz, +Steinkopf, Stolle.</p> + +<p>Die Verteilung der Offiziere und Truppen auf die Stationen Bagamoyo und +Daressalam geschah in folgender Weise:</p> + +<div class="blockquot"> + +<p><em class="gesperrt">Bagamoyo</em>: Stationschef: Chef <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt. +Stationsoffizier Premierlieutenant End. Truppen: 545 Sudanesen in 5 +Kompagnien, 100 Zulus und 60 Suaheli-Askari, je eine Kompagnie; 40 +Somali und 60 Europäer (Offiziere und Unteroffiziere). Abgesehen von +der eigentlichen Stationsbesatzung waren die Truppen anfangs in 2 +Bataillone eingeteilt<span class="pagenum" id="Seite_55">[S. 55]</span> unter den Chefs Freiherr von Gravenreuth und +von Zelewski. Die Kompagnieführer waren die Herren Ramsay, Johannes, +v. Medem, v. Perbandt, Sulzer und Radatz. Für die Artillerie waren +bestimmt die Herren Chef Krenzler und Premierlieutenant Böhlau.</p> + +<p><em class="gesperrt">Daressalam</em>: Stationschef: Chef Rochus Schmidt. +Stationsoffizier: Lieutenant Merker. Truppen: 55 Sudanesen, 10 Somali, +20 Suaheli-Askari. Dazu Lieutenant v. Behr und später nach beendetem +Angriff auf Buschiris Lager 8 Unteroffiziere. Auch wurde bald die Zahl +der Besatzungstruppen auf 100 vermehrt.</p> +</div> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_56">[S. 56]</span></p> + +<div class="footnotes"><h3>Fußnoten:</h3> + +<div class="footnote"> + +<p><a id="Fussnote_1" href="#FNAnker_1" class="label">[1]</a> Verlag von Trowitzsch u. Sohn, Frankfurt a. O. 1891.</p> + +</div> +</div> + + +<hr class="chap x-ebookmaker-drop"> + +<div class="chapter"> +<h2 class="nobreak" id="4_Kapitel">4. Kapitel.<br> +<span class="s6">Die ersten Kämpfe um Bagamoyo, Daressalam, Pangani, Tanga und Sadani.</span></h2> +</div> + +<div class="blockquot"> +<p>Einrichtung des Spionendienstes. — Angriff und Einnahme von Buschiris +Lager bei Bagamoyo und Operationen daselbst. — Streifzüge des +Verfassers um Daressalam. — Beerdigung der ermordeten Missionare +in Pugu. — Verhältnisse in Sadani. — Bombardement von Sadani. +— Einnahme durch die Schutztruppe. — Einnahme von Pangani und +Stationsgründung daselbst. — Einnahme von Tanga. — Errichtung +eines Forts in Tanga. — Streifzug Gravenreuths gegen die Jumbes in +der Umgegend von Bagamoyo. — Verhältnisse auf den neu gegründeten +Stationen.</p> +</div> + + +<p>Unmittelbar nach der Ankunft der Truppen ließ Wißmann dem Führer der +Rebellen den Waffenstillstand, der ja von ihm in frevelhafter Weise +gebrochen war, aufkündigen und ihm sagen, daß er ihn in den nächsten +Tagen angreifen würde. Die Antwort Buschiris lautete, er würde die +Deutschen bestens empfangen.</p> + +<p>Die Bestrafung zweier Leute, welche der Spionage gegen uns für die +Interessen Buschiris überführt worden waren, mit dem Tode durch den +Strang hatte Wißmann natürlich bis zur Auslieferung der Missionare +aufgeschoben.</p> + +<p>Bis zur Ankunft Wißmanns hatten nur die Rebellen ihre Spione, welche +sie so geschickt ausgewählt und organisiert hatten, daß sie stets mit +den genauesten Nachrichten über unsere Mittel und Absichten versehen +waren, während die Beamten der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft +im großen und ganzen auffällig spärlich mit Nachrichten versehen +waren. Wißmann erkannte gleich am ersten Tage seiner Ankunft auf dem +Festland, daß auf unserer Seite viel zu wenig auf den Spionendienst<span class="pagenum" id="Seite_57">[S. 57]</span> +gehalten war und gab daher zur Einführung einer ordentlichen Spionage +die betreffenden Anweisungen, indem er zugleich Gelder zur Verfügung +stellte.</p> + +<p>Die Spionage ist etwas in Afrika durchaus Notwendiges und +Selbstverständliches. Der Europäer muß Gewicht darauf legen, unter den +Eingeborenen zuverlässige Personen zu finden, die er zur Einziehung von +Nachrichten benutzen kann, indem er nötigenfalls auch die einzelnen +Leute gegenseitig ausspielt und so kontrolliert.</p> + +<p>Die durch Wißmann eingeführte bessere Ausbildung des Spionendienstes +hat sehr viel zu unseren Erfolgen beigetragen. Bedauerlicher Weise +wurden, wie ich vorweg bemerken muß, im letzten Jahre vom Gouverneur +von Soden unter vollkommener Verkennung der afrikanischen Verhältnisse +aus Sparsamkeitsrücksichten selbst nach der Zelewskischen Katastrophe +nicht die nötigen Mittel hierfür zur Verfügung gestellt, und wenn +einmal wirklich Gelder zum Halten von einem oder einigen Spionen +bewilligt wurden, so geschah dies nur nach bogenlangen Berichten, +welche es den Offizieren und den dem Gouverneur unterstellten Beamten +fast verleiden konnten, derartige im Interesse des Ganzen liegenden +Anträge zu stellen. Diese Sparsamkeit ist übel angebracht und in +Wirklichkeit häufig eine Verschwendung. Denn auf ein paar Tausend +Rupies im Jahre kann es nicht ankommen, wenn man sich dadurch eine +genaue Kenntnis dessen, was unter den Eingeborenen im Geheimen vorgeht, +ihrer Absichten und ihrer Gesinnung gegen uns verschaffen kann.</p> + +<p>Nachdem der Reichskommissar die Vorbereitungen zum Beginn der +Operationen gegen die Aufständischen bereits am 4. Tage nach Eintreffen +des Transportdampfers »Martha« auf der Rhede von Bagamoyo beendet +hatte, beschloß derselbe nach erfolgter Verständigung mit dem Chef +des Kreuzergeschwaders, Herrn Admiral Deinhard, sofort zum Angriff +überzugehen. Ein möglichst rasches offensives Vorgehen bot in erster +Linie eine Aussicht, gegen die vorwiegend auf Terrorismus gestützte +Macht des Rebellenführers Buschiri einen entscheidenden Schlag +zu führen, seinen Einfluß auf die Bevölkerung zu beeinträchtigen +und die durch fortgesetzte feindliche<span class="pagenum" id="Seite_58">[S. 58]</span> Streifzüge sehr gehemmte +Aktionsfähigkeit wieder zu erhöhen.</p> + +<p>Eingezogene Nachrichten hatten ergeben, daß Buschiri, nachdem er in +den letzten Monaten sein Lager mehrfach gewechselt, nun in einem stark +befestigten Hauptlager in der Richtung landeinwärts von Bagamoyo, +1-1-1/2 Stunden von diesem Platz entfernt, alle seine Kräfte vereinigt +habe. Der waffenfähige Anhang Buschiris wurde auf 6-800 Mann angegeben.</p> + +<p>Nachdem die Unterstützung der Marine vom Admiral angeboten und vom +Reichskommissar angenommen worden war, wurde der 8. Mai von beiden für +die Operationen gegen Buschiri festgesetzt.</p> + +<p>Am genannten Tage, früh 6-1/2 Uhr trat die Schutztruppe mit dem +von der Marine gestellten Landungscorps von 200 Mann, welches der +Korvettenkapitän Hirschberg, Kommandant S. M. S. »Schwalbe« befehligte, +bei der Station in Bagamoyo an. Damit die farbigen Truppen möglichst +alle im Kampf verwendet werden konnten, war die Station Bagamoyo +für die Dauer der Operation durch eine andere Abteilung der Marine +besetzt worden. Um 7 Uhr 10 Minuten setzte sich die Schutztruppe nach +Erteilung der für den Marsch notwendigsten Instruktionen in folgender +Marsch-Ordnung in Bewegung:</p> + +<div class="blockquot"> +<p>Avantgarde: Askaris — Frhr. v. Eberstein;</p> + +<p>Abteilung Frhr. v. Gravenreuth — 2 Sudanesenkompagnien (Sulzer und +von Perbandt);</p> + +<p>Artillerie (zwei 4,7 <span class="antiqua">cm</span> Geschütze und ein 6 <span class="antiqua">cm</span> Geschütz) +— Chef Krenzler;</p> + +<p>geschlossenes Detachement der deutschen Unteroffiziere unter +Premier-Lieutenant End;</p> + +<p>Abteilung <span class="antiqua">Dr</span>. Schmidt — 2 Sudanesenkompagnien (Johannes und +Radatz);</p> + +<p>Abteilung von Zelewski — 1 Sudanesen- und 1 Zulukompagnie (Ramsay und +v. Medem);</p> +</div> + +<p>zum Ziehen der Geschütze wurden Waniamuesi mitgenommen, desgleichen +gingen solche mit Erlaubnis Wißmanns, durch rote Tücher als die +Unsrigen kenntlich gemacht, als Freiwillige mit.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_59">[S. 59]</span></p> + +<p>Nachdem der Marsch zunächst in südwestlicher Richtung durch die +Bagamoyo umgebenden, ausgedehnten Kokosschamben erfolgt war, wurde nach +Westen abgebogen und ein ungefähr 900 <span class="antiqua">m</span> breites, schattenloses, +sumpfiges, mit fast mannshohem Grase bewachsenes Thal durchschritten, +welches an dem besonders schwülen und heißen Tage, namentlich für +die Artillerie, sehr schwierig zu passieren war. Die Marschdisciplin +blieb indes bei den farbigen Truppen auf dem Hinmarsch eine gute. Nach +Passieren dieses Thales wurde wieder in südwestlicher Richtung auf +einem gut bewachsenen Höhenzug weiter marschiert, bis um 9 Uhr das +Lager Buschiris der Avantgarde in Sicht kam.</p> + +<p>Der Kommandant, welcher sich bei der Avantgarde befand, erteilte +nun sofort die Befehle zum Angriff. Demzufolge nahm die Artillerie +Aufstellung in der Linie der Askaris, welche, bis auf 600 <span class="antiqua">m</span> +ans Lager herangekommen, ausschwärmten. Links von den Askaris befand +sich die Abteilung Gravenreuth. Zelewski erhielt Befehl, rechts vom +Wege abzubiegen und die linke feindliche Flanke zu umfassen, also +nach der örtlichen Lage die Boma von Osten her zu umgehen. <span class="antiqua">Dr.</span> +Schmidt sollte links abbiegen und die Umgehung der Boma von Westen +her bewerkstelligen. In dieser Formation war man, die Artillerie +eingeschlossen, bis 250 <span class="antiqua">m</span> an das Lager herangekommen. Die +Marine-Abteilung befand sich dicht hinter den Askaris und der +Artillerie.</p> + +<p>Als die Truppen in dieser Ordnung bis auf etwa 200 <span class="antiqua">m</span> an die Boma +herangekommen waren, wurde von Seiten der Rebellen ein heftiges Feuer +aus Gewehren und einigen alten, mit Eisenstücken geladenen Böllern auf +die Angreifer eröffnet. Zufällig kam zu gleicher Zeit aus dem Lager der +überall bekannte weiße Buschirische Reitesel in Sicht und Wißmann, in +der Absicht, den wohlbeleibten Buschiri dieses bei seiner Körperfülle +sehr notwendigen Fluchtmittels zu berauben, gab einen Schuß auf den +Esel ab. Dieser Schuß bildete unwillkürlich das Signal zur Eröffnung +des Feuers auf der ganzen Linie; in der Front stand Gravenreuths +Abteilung im 1. Treffen, während im 2. Treffen die Marine das Feuer +ebenfalls eröffnete; als Wißmann bat, das Feuer des 2. Treffens +einzustellen, da das 1. Treffen ihm dadurch gefährdet erschiene,<span class="pagenum" id="Seite_60">[S. 60]</span> wurde +ihm von der Marine entgegengehalten, daß mit dem 600-meter-Visir von +dieser geschossen werde.</p> + +<p>Das feindliche Feuer richtete sich besonders auf eine kleine Anhöhe, wo +Wißmann mit seinem Stabe bei der Artillerie Stellung genommen hatte, +so daß dort, trotzdem die Aufständischen im allgemeinen recht schlecht +zielten, einige Verluste in unmittelbarer Nähe des Reichskommissars, +der für seine Person der Mahnung, sich nicht unnütz zu exponieren, kein +Gehör schenkte, erlitten wurden.</p> + +<p>Als der Kommandant durch anhaltendes Geschütz- und Gewehrfeuer den +Feind hinlänglich erschüttert zu haben glaubte, gab er das Zeichen zum +Aufpflanzen des Seitengewehrs und zum Sturm. Die Abteilung Gravenreuth +drang zuerst in die Boma ein, allen voran Lieutenant Sulzer.</p> + +<p>An der Spitze der Marineabteilung überklomm Lieutenant Schelle, ohne +erst Bresche reißen zu lassen, die Pallisaden. Hierbei erhielt er eine +Kugel in den Unterleib und erlag bald darauf dieser schweren Verwundung.</p> + +<p>Herr von Gravenreuth war mit seiner Abteilung an der linken Flanke der +Front eingedrungen, die Marine hingegen zugleich mit den Askaris unter +Eberstein direkt in der Front, und zwar wurde nach dem Fall Schelles +Bresche gerissen und drangen die Marinetruppen an dieser Stelle Mann +hinter Mann durch die Bresche in die Boma, während Herr v. Eberstein +mit den Askaris eine bei der Bresche befindliche Thür einrannte und +durch diese ziemlich geschlossen mit seinen Leuten hineinkam.</p> + +<p>Es ist damals ein sehr häßlicher Streit über die für die Sache +natürlich ganz gleichgiltige Frage ausgebrochen, wer der erste in der +feindlichen Boma gewesen sei. Von Seiten der Marine wurde der gefallene +Lieutenant Schelle gemeldet; vom Reichskommissar der Lieutenant +Sulzer. Dem Verfasser, der bei der Aktion gegen Buschiri nicht dabei +gewesen ist, ist von verschiedenen Herren versichert worden, daß +nicht nur Sulzer, sondern auch v. Gravenreuth und ein großer Teil +der Soldaten von Gravenreuths Abteilung in der Boma, ja sogar in den +dort befindlichen Hütten der Rebellen schon gewesen seien, als von +der Frontseite her die Marine erst eindrang. Selbstverständlich<span class="pagenum" id="Seite_61">[S. 61]</span> ist +die Meldung der Marine, daß Lieutenant Schelle der erste im Lager +gewesen sei, in gutem Glauben erfolgt und ist dadurch zu erklären, +daß wegen der im Innern der Boma errichteten Hütten und wegen der in +solchen Momenten erklärlichen Aufregung das vorher erfolgte Einrücken +Gravenreuths nicht gesehen wurde. Bedauerlich aber bleibt die +Eifersüchtelei, welche zu jener Zeit zwischen Marine und Schutztruppe +bestand. Obgleich sich die Offiziere der letzteren und auch viele +Marineoffiziere redliche Mühe gegeben haben, dieselbe aus der Welt zu +schaffen, besteht sie, wie dem Verfasser scheinen will, bis in die +neueste Zeit hinein fort. Die Herren der Marine bedenken hierbei nicht, +daß mit Beendigung der Blokade nach Übernahme des Reichskommissariats +durch Wißmann ihre Aufgaben am Lande, denen sie sich ganz gewiß, wie +von allen anerkannt wird, mit Eifer unterzogen haben, beendigt waren. +Nur vereinzelt haben später Marinemannschaften die Operationen des +Reichskommissars unterstützt, natürlich nur an der Küste oder in +unmittelbarster Nähe derselben, wie hier bei Bagamoyo, dann bei Sadani, +Pangani, Mkwadja. (Nur Tanga ist, worauf wir noch kommen werden, durch +die Marine allein erobert worden.)</p> + +<p>Beim Einrücken der Unsrigen in die Boma wagte nur ein Teil der Feinde +noch standzuhalten und aus den Hütten im Innern der Befestigungen +heraus zu schießen, wo sie dann teils niedergemacht, teils gefangen +genommen wurden. Das Gefangennehmen freilich wollte nicht immer +gelingen, da die Zulus, welche erst zwei Tage vorher eingetreten waren, +gar nicht verstehen wollten, wie man einen überwältigten Feind schonen +könne, statt ihn sofort zu tödten; so haben denn auch die Zulus vielen +von den Rebellen, welche sich im letzten Augenblick ergeben wollten, +durch ihre Seitengewehre den Garaus gemacht.</p> + +<p>Von den Freiwilligen der Waniamuesi und den Askaris wurden die Zulus +bei der Plünderung des Lagers in würdiger Weise ergänzt. Im großen und +ganzen aber waren alle, welche die neue farbige Truppe während des +Gefechts beobachtet hatten, im Lob derselben einig. Nirgends war weder +während des Feuerns noch beim Sturm das geringste Zaudern eingetreten.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_62">[S. 62]</span></p> + +<p>Die Umgehung des Lagers, welche die Abteilungen Dr. Schmidt und v. +Zelewski bewerkstelligen sollten, war nicht gelungen, da besonders +Zelewski wegen des weiten Umweges, den er mit seinen Soldaten zu machen +hatte, nicht zur rechten Zeit am Lager sein konnte. Es gelang daher dem +größten Teil der Rebellen durch die Lücke zwischen den beiden von der +Flanke anrückenden Abteilungen durchzukommen, wobei sie allerdings von +der Abteilung Dr. Schmidt noch wirksam beschossen wurden.</p> + +<p>Buschiri selbst war ebenfalls entkommen, hatte sich aber, wie er später +selbst erzählte und wie auch bald hinterbracht wurde, im dichten Grase +außerhalb der Boma versteckt und war so von den Verfolgern unbemerkt +geblieben.</p> + +<p>Das dicht bewachsene Terrain setzte der an die Einnahme des Lagers +sich schließenden Verfolgung von selbst ein Ziel, um so mehr als die +Europäer, sowohl die aus Europa gekommenen Offiziere und Unteroffiziere +der Schutztruppe, wie die an afrikanische Märsche ebenfalls nicht +gewöhnten Marinemannschaften und auch unsere Sudanesen sehr ermattet +waren. Es zeigte sich dies unmittelbar nach dem Eindringen in die +Befestigungen und auf dem Rückmarsch, der ein wenig angenehmes +militärisches Bild abgab. Einige Fälle von schwererem und leichterem +Sonnenstich kamen auf demselben vor. Die Zulus, Askari und Waniamuesi +waren die einzigen, welche frisch geblieben waren und deren Benehmen +und Schlachtgesänge etwas Leben in die Kolonnen der Marine und +Schutztruppe brachten.</p> + +<p>Die Zahl der Toten betrug auf gegnerischer Seite 106, fast alles Araber +und Belutschen. Unter den Gefallenen ist wegen seines Einflusses +besonders zu erwähnen der Jumbe von Windi, Ismael. Auf unserer Seite +fielen — von der Marine: Lieutenant zur See Schelle und Obermatrose +Föll; von der Schutztruppe 6 farbige Soldaten. Feldwebel Peter erlag +dem Sonnenstich. Verwundet wurden — von der Marine: Obermatrose +Klebba — von der Schutztruppe: Stabsarzt Dr. Schmelzkopf, Hauptmann +Richelmann, Deckoffizier Illich und 3 Sudanesen.</p> + +<p>Das Lager der Aufständischen zeigte ein ziemlich regelmäßiges Viereck +von 800 m Umfang und war nach afrikanischen<span class="pagenum" id="Seite_63">[S. 63]</span> Begriffen mit einer sehr +starken Befestigung umgeben. Sie bestand in Pallisadenreihen aus +dicken Palmenstämmen. Hinter denselben war ein Graben für kniende +Schützen ausgehoben, dessen Erde nach den Palisaden hin zu einem Wall +aufgeschüttet worden war. Im Innern war, wie schon erwähnt, eine Zahl +primitiver Hütten errichtet, welche den Rebellen Unterkunft gewährten, +außerdem ihr Kleinvieh und Hühner wie ihren sonstigen Unterhalt bargen. +Der vorgefundene Proviant und die noch in geringer Masse vorhandene +Munition wurde durch die Einnahme des Lagers erbeutet; außerdem fielen +in unsere Hände 2 arabische Fahnen, 2 Böller und Gewehre aller Art, +darunter einige Mausergewehre, welche beim Ausbruch des Aufstandes auf +den Stationen der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft im Innern von +den Rebellen vorgefunden waren, daneben befanden sich Snidergewehre, +Hinterlader, Jagdgewehre, sowie die verschiedensten Perkussions- und +Steinschloßgewehre. Die wertlosen Waffen und Sachen wurden verbrannt, +das meiste aber — selbst ganz wertloses Hausgerät — von den Leuten, +besonders den Sudanesen, die eine besondere Vorliebe für die Anhäufung +von allerlei wertlosem Kram haben, nach Bagamoyo mitgenommen. Einige +Kuriositäten, wertvolle Waffen der Araber und Belutschen sowie der +Eingeborenen wurden ebenfalls vorgefunden. Ferner hatten unsere +Soldaten in der Hütte Buschiris eine Kiste mit 6000 Rupien entdeckt, es +aber vorgezogen, die Sache erst zu melden, nachdem sie den Inhalt unter +sich verteilt hatten. Das Geld war vermutlich die für die englischen +Missionare bezahlte Lösesumme und man beließ dieselbe den glücklichen +Besitzern, um nicht gleich anfangs durch Untersuchungen Mißmut zu +erregen. So wirkte auch der gute Fund ermunternd auf die Schwarzen, +für welche ja überhaupt die Plünderung nach siegreichem Gefecht einen +ungemeinen Reiz hat.</p> + +<p>Der Geschwaderchef, Herr Admiral Deinhard, hatte (nach Rücksprache mit +dem Reichskommissar) für einen eventuellen Empfang der entkommenen +Rebellen Sorge getragen, indem er eine Marineabteilung nach der Windi- +und Mtoni-Fähre schickte, wo der Uebergang von fliehenden Rebellen +erwartet werden konnte. Die Fährboote, welche sich an jenem Teil<span class="pagenum" id="Seite_64">[S. 64]</span> des +Kinganiflusses vorfanden, wurden, um ein Übersetzen der Rebellen zu +verhindern, von der Marine zerstört. Indes hatten die Flüchtlinge es +meist für klüger gehalten, sich zunächst, so lange sie das Terrain +unsicher wußten, im dichten Gebüsch versteckt zu halten, wohin man +ihnen nicht folgen konnte, und dann weiter zu flüchten, wobei von ihnen +die weiter stromaufwärts befindliche Dunda-Fähre des Kingani benutzt +wurde. Dorthin aber konnten die Pinassen der Marine wegen mehrfacher in +jenem Teil des Kingani vorhandener Untiefen nicht geschickt werden.</p> + +<p>Dem Reichskommissar hatte <span class="antiqua">Dr.</span> Peters seine für die Emin +Pascha-Expedition in Aden angeworbenen Somalis zum Angriff auf +Buschiri zur Verfügung gestellt; es war jedoch von ihrer Verwendung +Abstand genommen worden, da sie Bedenken trugen, gegen ihre eigenen +Glaubensgenossen zu kämpfen. Jetzt, als nach gelungenem Angriff die +Truppen in Bagamoyo einrückten, zeigte sich ein Teil der Somalis +beschämt und bat darum, auf den noch am selben Tage ausgesandten +Patrouillen mitverwandt zu werden.</p> + +<p>Nach dem Einrücken der Soldaten erhielt Freiherr v. Gravenreuth den +Befehl, eine Rekognoszierung zu unternehmen zur Aufsuchung eines +vermißten Offiziers, der, an der Queue seiner Abteilung, von den +Seinen unbemerkt, infolge eines Sonnenstiches liegen geblieben war, +und zugleich um auf etwaige Rebellentrupps zu fahnden. Der Vermißte +kehrte aber von selbst bald darauf zurück, und die Rekognoszierungen +Gravenreuths und später Zelewskis konnten nur feststellen, daß die +nächste Umgebung von Bagamoyo bis zum benachbarten Teile des Kingani +völlig von den Aufständischen gesäubert war. Kleine Patrouillen wurden +zum großen Teil zu Pferde ausgeführt, von denen etwa 20 aus Egypten +resp. Aden mitgebracht worden waren.</p> + +<p>Einige Wochen später drangen nach Bagamoyo Nachrichten über neue +Befestigungen, welche Buschiri in größerer Entfernung angelegt +habe; ebenso habe er wieder eine große Zahl Anhänger gesammelt. +Infolgedessen wurden von Wißmann zweimal Abteilungen unter <span class="antiqua">Dr.</span> +Schmidt und Zelewski in solcher Stärke ausgesandt, daß es ihnen +möglich war, die<span class="pagenum" id="Seite_65">[S. 65]</span> Rebellen mit Aussicht auf Erfolg anzugreifen. Die +Expedition unter Zelewski führte zu keinem Resultat, da der Gegner +in dem von ihr durchzogenen Gebiet nicht zu finden war. Die später +ausgesandte Abteilung des <span class="antiqua">Dr</span>. Schmidt fand zwar mitten in +dichtem Gestrüpp ein wohlbefestigtes Lager Buschiris, eine sogenannte +Buschboma, zu welcher nur wenige schmale Stege führen, doch hatte +Buschiri, der jedenfalls von dem Anmarsch <span class="antiqua">Dr</span>. Schmidts durch +seine Kundschafter Nachricht erhalten, es vorgezogen, noch im letzten +Augenblick ohne Kampf die Boma zu verlassen. Die Hausutensilien und +die noch vorhandenen Lebensmittel, etwas Kleinvieh und Hühner, wurden +zur Beute gemacht, die Boma selbst aber wurde den Flammen Preis +gegeben. Es war dies, so begierig auch die Expedition war, den Gegner +anzugreifen, doch den Herren nachträglich nicht unerwünscht, da die +Stellung Buschiris eine derartige war, daß ein erfolgreicher Sturm auf +das im größten Dickicht befindliche Lager, wenn überhaupt, nur mit den +schwersten Verlusten möglich gewesen wäre. Das erste Lager hatte den +Vorzug in freiem Terrain zu liegen, so daß es von allen Seiten gesehen +und angegriffen werden konnte.</p> + +<p>Wenden wir uns nun nach Daressalam, wo durch den von Wißmann dem +Verfasser gesandten kleinen Teil der Schutztruppe die Marineabteilung +abgelöst wurde, welche bisher als Besatzung der Station gedient hatte; +S. M. S. Carola, welche zuletzt die Stationsbesatzung gestellt und +deren Bemannung sehr unter Fieber- und Todesfällen zu leiden hatte, +war bei der Besetzung der Station durch die Schutztruppe zunächst +aus dem Hafen heraus auf die Rhede von Daressalam, dann ganz nach +Bagamoyo in See gegangen. Für Daressalam erhielt der Verfasser von +dem Reichskommissar die Instruktion, sich mit seiner kleinen Truppe +auf die Verteidigung der Station und des Platzes zu beschränken und +sich auf sonstige Unternehmungen nicht einzulassen. Um Daressalam +hatten sich nicht, wie um Bagamoyo, die Rebellen alle in einer starken +Befestigung versammelt, sondern sie waren auf mehrere befestigte +Dörfer der Umgegend verteilt. Als nun die Nachricht von der Einnahme +des Buschirischen Lagers, wenn auch mit einzelnen Unrichtigkeiten, +südwärts zuerst zur Bevölkerung und<span class="pagenum" id="Seite_66">[S. 66]</span> zu den Rebellen, dann durch Spione +nach der Station gedrungen war, erschien es notwendig, da, wo es mit +Aussicht auf Erfolg möglich war, möglichst schnell einzugreifen, ehe +die Aufständischen sich noch mehr zersplitterten oder ganz abzogen. +In erster Linie wünschte der Verfasser das nahe gelegene Magogoni +anzugreifen, in dem sich viele Araber und Belutschen befanden. Das +Gesindel hatte der Station immer Schwierigkeiten gemacht und war im +Besitze einer großen Viehherde. Nur den Offizieren wurde von der +Absicht des Überfalls auf Magogoni Mitteilung gemacht, da sonst +Grund zur Annahme vorlag, daß der Plan verraten und vereitelt werden +würde. In der Nacht vom 12. bis 13. Mai wurde die Stationsbesatzung +alarmirt, Munition verteilt und Lieutenant von Behr, dem sich der +Beamte der Ostafrikanischen Gesellschaft, Herr Küsel, anschloß, der +Befehl erteilt, mit 20 Mann bei Tagesanbruch unbemerkt westlich von +Magogoni zu landen. Verfasser selbst fuhr mit Lieutenant Merker und +den letzterem zugeteilten 30 Mann die Innenseite des Hafens und die +schmale Landzunge entlang, auf welcher Magogoni liegt, und landete +auf der diesem Orte entgegengesetzten Seite. Nach einstündigem Marsch +erreichten wir Magogoni. Die Annäherung beider Abteilungen war wohl +während der Nacht ziemlich unbemerkt erfolgt, doch stürzten sowohl +der Abteilung v. Behr wie der Abteilung Merker kurz vor dem Dorfe +Bewaffnete in ungeordneten Trupps entgegen, welche sofort in die Flucht +geworfen wurden. Der Verlust der Gegner betrug 8 Tote, darunter 2 +Araber. Es wurden neben 60 Stück Kleinvieh 90 Rinder erbeutet, welche +den Strand entlang getrieben wurden bis an den Hafen von Daressalam, +über welchen sie dann mit einer Pinasse zur Station gebracht wurden. +Die in der weiteren Umgebung lagernden Banden sah sich Verfasser außer +stande anzugreifen, da die Station nicht entblößt werden konnte, und +erst Wißmanns Befehl und Truppenverstärkung hierzu abgewartet werden +mußte.</p> + +<p>Das Unternehmen gegen Magogoni billigte der Reichskommissar und auf die +Meldung von der unbedingten Notwendigkeit, sofort gegen die anderen +Rebellennester um Daressalam vorzugehen, kam er persönlich am 19. +Mai auf<span class="pagenum" id="Seite_67">[S. 67]</span> dem von <span class="antiqua">Dr</span>. Peters gecharterten Dampfer Neera nach +Daressalam, brachte über 100 Mann unter Chef Theremin und Lieutenant +von Medem mit und erteilte dem Verfasser den Befehl am 20. Mai mit zwei +kombinierten Kompagnien (Marschordnung: 1. Kompagnie [Lieutenant von +Behr, Lieutenant Blümcke], 2. Kompagnie [Chef Theremin, Lieutenant +von Medem] nach Mabibu vorzurücken, zu rekognoszieren und eventuell +anzugreifen. Das Rebellenlager wurde gefunden, wurde aber bei unserer +Annäherung verlassen. Vergebens versuchten die Aufständischen, ihre +Viehherde vor uns zu retten; die kleinen Abteilungen, mit denen +Plänkeleien entstanden, wurden schnell geworfen, und die ganze Herde, +80 Rinder und eine Menge Kleinvieh erbeutet. Auch einige Fahnen +und Waffen fielen in unsere Hände; das Lager wurde geplündert und +eingeäschert. Seliman ben Sef war leider entkommen, mit ihm Schindu.</p> + +<p>Am nächsten Tage machte ich eine Rekognoszierungstour nach Magurmura, +dem Dorfe Schindus. Dieselbe endete mehr komisch als erfolgreich. Die +Einwohner flohen bei unserer Annäherung, nur eine alte energische +Dame wehrte sich unter furchtbarem Geschimpfe mit einem Messer heftig +gegen die Soldaten und verwundete einen derselben. Sie entpuppte sich +später als Mutter des Rebellenhäuptlings und war als solche auch +gleich von den Suaheli-Askaris erkannt worden. Sie wurde natürlich +dingfest gemacht, mit nach der Station genommen, und dort einige +Tage zur Beruhigung ihrer Nerven eingesperrt. Nach einem vereitelten +Versuch ihrerseits, durch eine fensterartige Oeffnung der Bastion zu +entweichen, wurde sie als im übrigen harmlos wieder entlassen.</p> + +<p>Nach diesen Unternehmungen nahm der Reichskommissar die aus +Bagamoyo mitgebrachte Kompagnie wieder dahin zurück, da große +Rebellenansammlungen und ernste Schwierigkeiten um Daressalam nicht +mehr bestanden. Die kleinen Unternehmungen des Verfassers gegen +einzelne Rebellendörfer hatten genügt, den Bewohnern der Umgegend von +Daressalam zu zeigen, daß es nunmehr ausschließlich <em class="gesperrt">ihr</em> Besitz +und Eigentum sei, die durch diese Unruhen gefährdet würden, denn wenn +die Leute nicht standhielten, blieb nichts weiter übrig, als die +unruhigen<span class="pagenum" id="Seite_68">[S. 68]</span> Massen an ihrem Eigentum durch Verbrennen und Ausplündern +der Dörfer oder Konfiskation der Felder, so weit sie in unserm direkten +Machtbezirk lagen, zu bestrafen.</p> + +<p>Außerdem wurden die Jumbes sämtlicher im Umkreis von Daressalam +gelegenen Ortschaften vom Verfasser aufgefordert, zur Station zu kommen +und dort ihre vollständige Unterwerfung anzukündigen; so weit sie +nicht eine ganz besonders hervorragende Rolle beim Aufstande gespielt +hatten, wurde ihnen Straflosigkeit zugesichert. Diese Aufforderung +und Zusicherung der Amnestie wirkte auf die gesamte Bevölkerung der +Umgegend in gewünschter Weise. Nur gegen wenige Dörfer mußte in +nächster Zeit vorgegangen werden. So wurde ein nochmaliges Vorgehen +gegen Magogoni nötig, da dies große und reiche Dorf, besonders durch +die Belutschen-Bevölkerung aufgehetzt, sich gegen uns auflehnte. +Diesmal wurde es aber von Grund aus zerstört und geplündert.</p> + +<p>Eine fernere Unternehmung aus dieser Zeit war die Bestrafung des Ortes +Ukonga, dessen Pasi (Häuptling, Dorfschulze) Jangajanga hauptsächlich +die Schuld an der Ermordung der Missionare in Pugu trug. Er hatte von +den Missionaren die größten Wohlthaten empfangen und auch Geschenke +dafür erhalten, daß er versprach, sie in Kenntnis zu setzen, wenn +ihnen ein Anschlag der Rebellen drohe. Dieses Versprechen hatte er +so eingelöst, daß er den Aufständischen von Bueni als Führer nach +der Mission in Pugu diente und die Brüder und Schwestern meuchlings +überfallen half. Als dem Verfasser dieses Verhalten Jangajangas +zu Ohren gekommen war, trat er eines Tages mit einem Teil der +Stationsbesatzung den Marsch gegen Ukonga an und traf daselbst bei +Beginn der Abenddämmerung, kurz vor 6 Uhr ein. Bis zum Eintritt der +Dunkelheit hielt sich unsere Abteilung im Gebüsch verborgen und +überfiel dann, von den übrigen Dorfbewohnern ungesehen, den von +Jangajanga und seinen Angehörigen bewohnten Teil Ukongas. Die Leute +desselben leisteten nur ganz vereinzelt Widerstand; der Jumbe selbst +hatte wohl Unrat gewittert und war zwei Tage zuvor weiter ins Innere +geflohen. Verfasser setzte daher einen Preis auf seinen Kopf, es gelang +jedoch nicht, ihn in unsere Gewalt zu bekommen.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_69">[S. 69]</span></p> + +<p>Nun ging Verfasser daran, endlich die Gebeine der ermordeten +Missionare, die, wie er durch Kundschafter wußte, noch immer +unbestattet in Pugu lagen, zur letzten Ruhe zu bringen. Mit den Herren +Chef Theremin, Lieutenant Merker, Herrn Küsel, Unteroffizier Becker +und einem kleinen Trupp Soldaten machte er sich auf. Außerhalb des +von den Rebellen mit allen übrigen Missionsgebäuden in Asche gelegten +Wohnhauses lag fast unversehrt der Leichnam des von den Eingeborenen +als Fundi (Handwerksmeister) bezeichneten Missionars, der als Bruder +Petrus festgestellt wurde. Im Hause selbst fanden sich die Gebeine +des Bruders Benedict, die vom Feuer sehr gelitten hatten, und die +wenigen Ueberreste der Schwester Martha, die von einer Innenwand des +Gebäudes bedeckt lag. Das Feuer hatte offenbar darunter noch längere +Zeit fortgequalmt, denn die Gebeine waren beinahe verkohlt. Die +Reste der Unglücklichen wurden in je einen Sarg gelegt und neben den +Gräbern der früher in ihrem Berufe verstorbenen Brüder und Schwestern +beigesetzt. Wir schmückten, so gut es ging, die letzte Ruhestätte +mit Palmenzweigen, und Lieutenant Merker machte eine photographische +Aufnahme, welche der katholischen bairischen Missionsgesellschaft +zugleich mit einigen Andenken an die Märtyrer ihres Berufs, die sich +noch auf der ausgeplünderten und niedergebrannten Stätte gefunden +hatten, übersandt wurden. Den Jumbes wurde streng anbefohlen, auf die +Gräber sorgfältig Acht zu geben, wir drohten, deren Schändung an den +Pugu-Leuten selbst zu bestrafen. Die letzteren waren freilich an der +Unthat selbst nicht schuldig, ihr Fehler war nur der gewesen, daß sie +es nicht gewagt hatten, der Uebermacht der Rebellen zu trotzen und die +wegen ihrer Wohlthätigkeit und ihres stillen segensreichen Wirkens +bei ihnen wohl beliebten Missionare zu verteidigen. Daraus kann man +den Negern aber keinen Vorwurf machen. Von der Missionsgesellschaft, +welcher der Verfasser bei der Uebersendung der Photographien von der +Bestattung ihrer Angehörigen und den näheren Umständen ihrer Ermordung +und Auffindung Mitteilung gemacht hatte, ging ein Dankschreiben ein, +das ihren Gefühlen Ausdruck gab und zeigte, daß die schwergeprüften +Väter nicht den Mut und die Lust<span class="pagenum" id="Seite_70">[S. 70]</span> verloren hatten, ihr Werk in Afrika +fortzusetzen. Ihre jetzige Station ist Daressalam.</p> + +<p>Während des größten Teils des Monats Juni und im Monat Juli konnten +wir uns so in Daressalam der friedlichen Arbeit, dem weiteren Ausbau +der Station und der Ausbildung der Truppen widmen und einige kleinere +friedliche Expeditionen unternehmen. Nur noch einmal, im Monat August, +wurde der Verfasser anläßlich der traurigen Pugu-Affaire genötigt, +gegen die Ortschaft Simbasi vorzugehen, in welcher es ihm auch durch +einen Ueberfall gelang, zwei beim Morde der Pugu-Missionare beteiligte +Araber gefangen zu nehmen, die dann vom Reichskommissar zum Tode durch +den Strang verurteilt wurden.</p> + +<p>Nach dem Ausbruch des Aufstandes an der Küste waren es neben der +Kilwabevölkerung besonders die Leute Bana Heris, des Machthabers von +Usegua, welche sich durch eine große Unthat straffällig machten. Der +mit der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft vom Sultan abgeschlossene +Vertrag hatte Bana Heri um so härter betroffen, als er von den +Machthabern an der Küste der einzige war, der niemals den Sultan von +Sansibar als Herrn anerkannt hatte. Es war nur natürlich, daß Bana Heri +nicht gutwillig auf das gute Einkommen Verzicht zu leisten gewillt +war, welches er bislang durch die nach Sadani ziehenden Karawanen +gehabt hatte. Eben so wenig wollte er den Einfluß einbüßen, den er +als Sultan von Usegua, — wie er sich nannte, — in Usegua, Nguru und +teilweise Ukami genoß und der naturgemäß wegen der zu jener Zeit gegen +die Deutschen herrschenden Mißstimmung und Mißachtung noch gewachsen +war. Diese Mißstimmung gegen alles Europäische zeitigte Ausschreitungen +des fanatischen Pöbels und fand ihren empörendsten Ausdruck in der +Ermordung des englischen Missionars Brooks, der im Januar 1889 aus dem +Innern nach der Küste kam und hierzu die Sadanistraße benutzte. Brooks +war von Abdallah, Bana Heris Sohn und einem Teil seiner Leute auf der +Sadanistraße anscheinend in friedlicher und freundschaftlicher Absicht +in Empfang genommen und in der Richtung nach der Küste hin geleitet +worden. Bald darauf fand man ihn auf der Straße hinterrücks erschossen +vor. Beide Arme waren ihm abgeschlagen,<span class="pagenum" id="Seite_71">[S. 71]</span> sein Leichnam zerstückelt, die +Stücke verstreut. Fünfzehn seiner farbigen Begleiter wurden gleichfalls +ermordet, die Waren und das Gepäck geraubt.</p> + +<p>Es ist stets angenommen worden, daß der Urheber dieser Unthat der oben +erwähnte Abdallah gewesen ist, obwohl sich das nicht mit absoluter +Bestimmtheit nachweisen ließ.</p> + +<p>Bana Heri erwartete natürlich auf jenen Mord hin ein Einschreiten der +deutschen Regierung und rüstete sich, diesem wie auch einer Okkupation +seines Landes energisch zu begegnen. Es strömte ihm sein Anhang in +Usegua zu und wurde in der ersten Zeit noch durch Wadoës verstärkt. +Bana Heri verschanzte sich besonders in Sadani und Uwindji und hatte +außerdem verschiedene Befestigungen im Hinterlande dieser Küste +errichtet.</p> + +<p>Schon vor der Ankunft Wißmanns war Herr Admiral Deinhard gegen den +Usegua-Sultan eingeschritten, indem er Sadani von See aus bombardierte. +Der Admiral meinte hierdurch den Rebellen eine fühlbare Strafe zu teil +werden zu lassen. Er hatte sich aber hierin getäuscht und nur bewirkt, +daß die Rebellen während der Beschießung den Ort verließen und sich +hinter demselben in gesichertes Terrain flüchteten. Als sie sahen, daß +die Kriegsschiffe die Rhede verließen, kamen sie wieder zum Vorschein +und schossen, gewissermaßen zum Hohn, mit einer alten Kanone hinter +den Kriegsschiffen her, selbstverständlich ohne irgend welchen Schaden +zu thun. Es schien daher, als der Aufstand in Bagamoyo und Daressalam +niedergeworfen war und diese Orte gesichert schienen, notwendig, Sadani +zu züchtigen.</p> + +<p>Dies konnte nur durch eine Landung mit der gehörigen Truppenmacht +geschehen. Wißmann war allerdings nicht in der Lage, damals schon vor +der Einnahme von Pangani und Tanga Sadani dauernd zu besetzen, da seine +Truppen für den nördlichen Küstenstreifen notwendig gebraucht wurden, +aber er wollte mit der Züchtigung von Sadani noch den Zweck verbinden, +durch einen entscheidenden Schlag gegen Bana Heri die Rebellen in +Pangani einzuschüchtern und dadurch zu Friedensverhandlungen geneigter +zu machen, zumal ihm von der Reichsregierung anempfohlen worden war, +auf solche einzugehen.<span class="pagenum" id="Seite_72">[S. 72]</span> Wie wir später sehen werden, befand sich unter +der Bevölkerung von Pangani eine Partei, die zum Frieden mit den +Deutschen riet und diesen dringend wünschte.</p> + +<p>Als Operationstag gegen Sadani wurde der 6. Juni festgesetzt. Tags +zuvor wurden alle irgendwie entbehrlichen Truppen, im ganzen 500 +Mann, unter den Chefs v. Gravenreuth, v. Zelewski, Krenzler und dem +Verfasser, der von Daressalam herübergekommen war, mit zwei Geschützen +auf dem von der Marine gecharterten Dampfer »Cutch« in Bagamoyo +eingeschifft. Am 6. Juni früh begann seitens des Geschwaders, welches +außer dem »Cutch« aus der »Möwe«, die solange Sadani blokiert hatte, +»Leipzig«, »Schwalbe« und »Pfeil« bestand, die Beschießung der +gegnerischen Befestigungen; während derselben zogen sich die Rebellen +in die südlich gelegenen dichten Gebüsche zurück.</p> + +<p>Als das Feuer der Kriegsschiffe schwieg, eröffneten die mit +Revolverkanonen armierten Pinassen, welche das Expeditionskorps, jede +drei oder vier Boote hinter sich schleppend, ans Land brachten, ein +wirksames Granatfeuer.</p> + +<p>Da der Strand von Sadani sehr flach zuläuft, mußten wir von den +Booten aus noch eine längere Strecke durch das Wasser waten unter dem +Feuer der Feinde, welche mittlerweile aus den Gebüschen heraus an den +Strand geeilt waren, um unsere Landung zu verhindern. Dabei erhielt +Unteroffizier Bilke einen Schuß durch den Arm und Lieutenant von +Medem und einige Farbige wurden leicht verwundet, — der Verlust der +Aufständischen soll sich nach ihren eigenen, freilich sehr unsicheren +Angaben, auf 105 Tote belaufen haben. Chef von Zelewski führte den +linken Flügel, Gravenreuth den rechten, der Verfasser das Centrum, das +aus zwei Kompagnien unter den Herren von Perbandt und Sulzer und dem +geschlossenen Trupp der deutschen Unteroffiziere unter Lieutenant v. +Sivers bestand.</p> + +<p>Während Gravenreuth Sadani selbst angriff und das Terrain hinter +demselben säuberte, gingen die Abteilung Zelewski und die des +Verfassers dem Befehl gemäß südlich des Dorfes durch die Büsche und +Mangrove-Sümpfe vor, ohne sonderlichen Widerstand zu finden. Ziemlich +das einzige Unglück, das passierte, war, daß dem Verfasser seine +Schuhe<span class="pagenum" id="Seite_73">[S. 73]</span> und Strümpfe im Sumpfe stecken blieben und er so das Vergnügen +hatte, den ganzen Tag barfuß durch die Dornen und den heißen Sand zu +laufen.</p> + +<p>Im Westen der Sümpfe hatten sich die Feinde zum Teil wieder gesammelt, +doch wurden sie durch meine ausgeschwärmte Abteilung und das Feuer +des Maxim-Guns unter Lieutenant Böhlau schnell in die Flucht gejagt. +Bald darauf traf Zelewski, der weiter südlich die abziehenden Feinde +beschossen hatte, beim Verfasser ein, während Wißmann mit der +Gravenreuthschen Abteilung die Gegner noch in der Richtung auf Ndumi +verfolgte und die Landungscorps der Marine im Norden Sadanis die Feinde +verjagten. Die Befestigungen wurden zerstört, der Ort geplündert und +eingeäschert.</p> + +<p>Bei solchen gemeinsamen Plünderungen, wie sie bei Sadani, Pangani, +erfolgten, kamen öfters unsere Marinesoldaten mit ihren schwarzen +Waffenbrüdern in der Schutztruppe in Streitigkeiten um den Raub, +und derartige kleine Zwistigkeiten wurden, wie schon erwähnt, dann +tragischer aufgenommen, als sie es verdienten.</p> + +<p>Nachdem wir kurze Rast gehalten und von dem, was wir mitgenommen oder +erbeutet, gefrühstückt hatten, schifften wir uns wieder auf dem »Cutch« +ein, aber nur um gleich darauf wieder 3 Stunden nördlich von Sadani +bei Uwinje zu landen, wo sich eine Schamba Bana Heris und feindliche +Befestigungen befanden. Auch dieser Platz wurde nach geringem +Widerstand genommen und zerstört; die dort liegenden Dhaus, welche den +Aufständischen Waffen und Munition zugeführt hatten, wurden verbrannt. +Wir hatten bei Sadani und Uwinje zusammen 2 Tote und 9 meist leicht +Verwundete. Die hierauf folgende Nacht wurde an Bord des »Cutch« in +heiterster Laune verbracht, und am nächsten Tage ging es wieder zurück +nach Bagamoyo.</p> + +<p>Es wurde nun vom Reichskommissar die Operation gegen Pangani +vorbereitet. An der Spitze der Friedenspartei daselbst stand der +Araber Said Hamedi, ein alter Mann, der erstens keine Lust hatte, +sich in einen Krieg mit uns einzulassen, auch vorher die Beamten der +Deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft gegen die aufgeregten Volksmassen +geschützt hatte,<span class="pagenum" id="Seite_74">[S. 74]</span> und der sich andrerseits wohl bewußt war, daß er, +dessen Reichtum an der Küste ein großer war, nur an seinem Besitztum +verlieren könne, wenn die Rebellen unterlägen. Ebenso dachten viele der +begüterten Araber und der reichen Suaheli von Pangani.</p> + +<p>Die Rebellion daselbst wurde indes durch die besitzlosen Araber und +Belutschen, welche bei der Unsicherheit der Verhältnisse nur gewinnen +konnten, geschürt und die kritiklose Masse der Eingeborenen so mit +fortgerissen.</p> + +<p>Die Friedenspartei in Pangani wandte sich an den Sultan von Sansibar +mit der Bitte um Vermittlung beim deutschen Reichskommissar. Wißmann +schickte daraufhin den früheren Wali von Pangani Soliman ben Nassr mit +Abgesandten des Sultans nach Pangani, um der Bevölkerung durch diese +Gesandten die Bedingungen der friedlichen Uebergabe zu übermitteln. +Als der Abgesandte des Reichskommissars jedoch sich in einem Boote +dem Strande von Pangani näherte, wurde er mit Schüssen empfangen +und mußte unverrichteter Sache wieder nach Sansibar zurückkehren. +In gleicher Weise war während der zwischen dem Reichskommissar und +den Pangani-Leuten schwebenden Verhandlung eine auf der Panganireede +liegende Dampfpinasse der »Leipzig« unter Lieutenant zur See v. Möller +von den Rebellen beschossen worden. So zeigte sich, daß in letzter +Stunde in Pangani wieder die Kriegspartei die Oberhand gewonnen hatte.</p> + +<p>Viel hatten dazu wohl auch die falschen Nachrichten beigetragen, welche +über das Gefecht von Sadani nach Pangani gedrungen waren; es sollten +nämlich wohl die Rebellen große Verluste erlitten haben, aber auch 100 +Deutsche teils gefallen, teils in den Sümpfen stecken geblieben sein. +Es wurde damals in der Truppe der Witz gemacht, meine im Sumpfe stecken +gebliebenen Stiefel hätten zu dieser Uebertreibung Veranlassung gegeben.</p> + +<p>Als Tag des Angriffes wurde von Wißmann der 9. Juli bestimmt. Tags +zuvor wurden alle zur Verfügung stehenden Truppen in Bagamoyo +eingeschifft und in Bagamoyo selbst unter Chef von Gravenreuth, in +Daressalam unter dem Verfasser eine starke Besatzung zurückgelassen, +weil dem Gerücht<span class="pagenum" id="Seite_75">[S. 75]</span> zufolge ein Angriff Buschiris auf die Stationen zu +erwarten stand. Am Abend des 8. vereinigten sich die Wißmannschen +Schiffe »Harmonie«, »München«, »Vulkan« und »Max« — der »Vesuv« +wartete noch in Aden das Aufhören des Südwestmonsuns ab —, mit dem +Geschwader, welches den Ort bis dahin blokiert hatte.</p> + +<p>Pangani liegt am linken Ufer des ebenso genannten Flusses, etwas +landeinwärts.</p> + +<p>An beiden Ufern erheben sich ziemlich steile Anhöhen von 100-200 Fuß, +die mit dichtem Buschwerk bestanden und von Schützengräben umgeben +waren. Die feindliche Stellung war also, zumal da nur schmale Zugänge +hinaufführten und diese mit drei Vorderladern armiert waren, eine +ziemlich starke und wurde von den Rebellen für uneinnehmbar gehalten. +Die Hauptbefestigungen lagen auf dem rechten Ufer, wohin denn auch die +sämtlichen Schiffe, mit möglichster Schonung des Ortes selbst, ihr +außerordentlich wohl gezieltes Feuer richteten.</p> + +<p>Der Strand ist hier sehr flach; die Truppen warteten daher, um +möglichst wenig im Wasser unter dem Feuer der Feinde waten zu müssen, +den höchsten Stand der Flut ab, und bewerkstelligten die Landung an +einer kleinen, vor dem rechten feindlichen Flügel gelegenen Bucht. Das +Angriffskorps war in drei Treffen formiert; das erste, bestehend aus +der 1. und 5. Kompagnie unter <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt, wurde sogleich nach +der Landung in Schützenlinien formiert und ging unter lebhaftem Feuer +auf die im Gebüsch versteckt liegenden Gegner gegen die Höhe vor.</p> + +<p>Als das zweite Treffen unter Chef Freiherrn von Eberstein herankam, +wurden die Feinde aus allen Befestigungen geworfen und in eine +westlicher gelegene Hügelkette getrieben, deren dichtes Buschwerk der +Verfolgung bald ein Ziel setzte.</p> + +<p>Das dritte Treffen unter v. Zelewski war durch ungünstige Umstände zu +lange aufgehalten worden und kam nicht mehr ins Feuer.</p> + +<p>Auch die Rebellen auf dem linken Ufer flohen aus ihren +Pallisadenverschanzungen und suchten sich, am ungedeckten Flußufer +entlang ziehend, in den Ort selbst zu retten; zur Hälfte<span class="pagenum" id="Seite_76">[S. 76]</span> aber wurden +sie von den mittlerweile nachgekommenen Maxim-Geschütz unter Lieutenant +Böhlau zusammengeschossen.</p> + +<p>Es blieben von den Arabern etwa 30 Tote und 50 Verwundete auf dem +Platze, ein Zeichen, eine wie furchtbare Wirkung das Maxim-Geschütz +mit seinen 600 Schuß in der Minute in der Hand eines geschickten +Artilleristen ausübt.</p> + +<p>So fand denn die 300 Mann starke Marineabteilung unter Kapitän zur See +Plüddemann, welche endlich trotz der heftigen Brandung auf dem linken +Ufer des Flusses gelandet war, den Feind in den Befestigungen nicht +mehr vor, auch nicht mehr in Pangani selbst. Auf unserer Seite war nur +ein Sudanese gefallen, ein deutscher Unteroffizier und 3 Sudanesen +waren verwundet.</p> + +<p>Pangani wurde von der 5. und 6. Kompagnie besetzt, die Befestigung +auf dem rechten Ufer zur Zeit der Abwesenheit des Expeditionskorps +von der 1.-3. Kompagnie. Die Europäer und die Truppen, welche alle +vollkommen durchnäßt waren, hatten, da der Proviant bis zum Abend +des Gefechtstages noch nicht hatte vom Bord der Schiffe aus ans Land +geschafft werden können, nach der Anstrengung des Tages nicht einmal +eine Stärkung. Erst am Abend half Wißmann persönlich, als er auf der +Pangani- wie auf der Ras Muhesa-Seite die Truppen inspizierte, diesem +Übelstande dadurch ab, daß er sofort selbst für die Übersendung der +nötigen Vorräte Sorge trug. Das frühere Gesellschaftshaus in Pangani, +von dem aus man einen bequemen Überblick über den ganzen Ort hatte +und diesen wie das Flußufer mit Feuer bestreichen konnte, wurde als +Stationshaus beibehalten und der Bau von Befestigungen hier wie auf Ras +Muhesa begonnen.</p> + +<p>Ras Muhesa ist ein Felsen an der rechten Flußmündung, der auf drei +Seiten schroff ins Meer abfällt. Das Buschwerk auf der vierten Seite, +welches den freien Überblick hinderte, wurde ausgerodet, und der Zugang +mit einer 1-1/2 m hohen Wand aus Wellblech mit Erdeinlage geschützt.</p> + +<p>Da diese Befestigungsarbeiten in Pangani und auf Ras Muhesa längere +Zeit in Anspruch nahmen, der Reichskommissar sie aber so sehr als +möglich fördern wollte, um eine möglichst geringe Anzahl von Soldaten +dort als Besatzung zurückzulassen,<span class="pagenum" id="Seite_77">[S. 77]</span> konnte der ursprünglich zwischen +Wißmann und dem Admiral verabredete Termin für die Operation gegen +Tanga, der 10. Juli, nicht innegehalten werden. Der Admiral aber, +den Gründen Wißmanns unzugänglich, ging infolgedessen am 9. mit dem +Geschwader voraus und schickte noch am selben Tage in Tanga eine +Botschaft ans Land, die Einwohner sollten, wenn sie den Frieden +wünschten, mit ihm in Unterhandlungen treten. Sie erbaten sich, da sich +die friedlich gesinnten Neger nicht sogleich mit den im allgemeinen +zum Kriege geneigten Arabern und Belutschen einigen konnten, drei Tage +Bedenkzeit. Diese wurde vom Admiral abgeschlagen.</p> + +<p>So wurde denn am 10. früh das Landungscorps der Marine formiert und an +Land gesetzt. Es wurde zuerst mit Schüssen empfangen, doch ergriffen +die Rebellen beim ersten Schnellfeuer der Marinetruppen die Flucht und +wurden mit geringer Mühe aus Tanga selbst und seiner näheren Umgebung +vertrieben. Das frühere Haus der ostafrikanischen Gesellschaft wurde +mit 100 Mann der Carola besetzt, um den Ort gegen etwaige feindliche +Angriffe halten zu können.</p> + +<p>Einige umliegende Dörfer schickten nach Tanga und erbaten den Frieden, +der ihnen vom Admiral auch gern gewährt wurde. Die Inder waren im +Ort zurückgeblieben, ein Zeichen, daß von vornherein eine Aussicht +auf einen ernsten Kampf um Tanga nicht vorhanden war, und die +Friedenspartei hier die Oberhand hatte. Wißmann wurde durch einen Brief +des Admirals vom 11. Juli davon in Kenntnis gesetzt, daß Tanga von der +Marine genommen und besetzt sei, und daß das Geschwader bis zum 14. +Juli auf den Reichskommissar warten werde. Wißmann fuhr infolgedessen +am 13. auf der München zunächst allein nach Tanga, wählte einen Platz +für die Station aus, von wo aus der Ort und der Hafen beherrscht werden +konnte, und als am 15. das Expeditionskorps nachkam, wurde sofort mit +der Befestigung des Platzes, welche hier von Grund aus neu gebaut +werden mußte, begonnen.</p> + +<p>Das provisorische Fort wurde aus Wellblech und Brettern hergerichtet +und mit einem Stacheldrahtzaun umgeben. Die Bauten gingen in +Pangani und Tanga, Dank des Eifers unserer Zulus und Sudanesen, so +außerordentlich schnell von statten,<span class="pagenum" id="Seite_78">[S. 78]</span> daß Wißmann bald den Norden +verlassen und sich wieder nach Bagamoyo zurückbegeben konnte, nachdem +er die Station Tanga mit einer Kompagnie besetzt und dem Chef Krenzler +übergeben hatte.</p> + +<p>Aus Pangani nahm er die Ueberzeugung mit, daß der Handel hier bald +wieder den früheren Umfang annehmen würde, da bereits in den ersten +Tagen nach der Einnahme des Ortes eine Anzahl der flüchtigen Rebellen +zurückgekehrt war und sich unterworfen hatte.</p> + +<p>Als so die Hauptplätze an dem nördlichen Teil der Küste unseres +Interessengebietes wieder unter unsere Herrschaft gebracht waren, +dachte Wißmann daran, die Verkehrswege, welche nach dem Innern führten, +von neuem zu eröffnen; hierzu gab besonders den Anstoß die Absicht der +in Daressalam weilenden großen Waniamuesi-Karawane, in ihre Heimat mit +den gegen ihr Elfenbein an der Küste erhandelten Waren zurückzukehren.</p> + +<p>Da sie alle von Bagamoyo, dem Endpunkt der großen Karawanenstraßen +aus, gemeinsam den Rückmarsch antreten wollten, ging Wißmann daran, +die in Daressalam befindliche Karawane dorthin überzuführen. Er sandte +zu dem Zweck Ende Juli sein Expeditionskorps unter Führung des Chefs +von Zelewski nach Daressalam, wohin er sich Tags darauf selbst begab, +ließ die Waren und sämtliches Gepäck der Waniamuesi per Dampfer nach +Bagamoyo bringen, und führte selbst auf einem dreitägigen Marsche die +Karawane unter der Bedeckung seiner Soldaten ebendahin. Während dieses +Küstenmarsches pflog der Reichskommissar persönlich Verhandlungen mit +den Jumbes der Küstenorte, und gewann hier, wie überall und zu jeder +Zeit, das volle Vertrauen der Eingeborenen zur deutschen Herrschaft. In +Bueni, dem bedeutendsten Küstenplatze zwischen Bagamoyo und Daressalam, +dessen Handel entschieden der ausgedehnteste an der Küste ist, wurde +der bisherige Wali, Sef ben Issa, welcher ebenfalls an der Ermordung +der Missionare in Pugu hervorragend beteiligt war, seines Amtes +enthoben, sein Besitztum konfisziert, seine Sklaven freigelassen, und +ein Preis von 1000 Rupies auf seinen Kopf gesetzt. An seine Stelle trat +Seliman ben Nassr, eine dem<span class="pagenum" id="Seite_79">[S. 79]</span> Reichskommissar sowohl wie der Bevölkerung +genehme Persönlichkeit.</p> + +<p>In der weiteren Umgegend von Bagamoyo, zwischen dem Kingani und +dem Wami, hatten sich die alten Jumbes von Bagamoyo (Jehasi, +Makanda, Simbambili und Bomboma), die Hauptverbündeten Buschiris, +wieder festgesetzt und den ihnen durch Vermittler erteilten Rat, +nach Bagamoyo zurückzukehren und sich Wißmann zu stellen, höhnisch +zurückgewiesen. Wißmann mußte daher daran gehen, sie aus dieser +Gegend zu vertreiben, um zu verhindern, daß Buschiri, wenn er aus dem +Innern zurückkehrte, hier wieder einen Stützpunkt fände. Es wurde zu +dem Zweck Chef v. Gravenreuth mit zwei Kompagnien und einer größeren +Waniamuesi-Abteilung abgeschickt, mit dem Befehl, die Gegend zu +säubern und die mit den Jumbes verbündeten Ortschaften zu zerstören, +ein Auftrag, den Gravenreuth mit dem ihm eigenen Geschick ausführte. +Er brachte den Gegnern erhebliche Verluste bei, ohne selbst solche zu +erleiden, äscherte die Rebellenlager ein und nahm die dort angehäuften +Lebensmittel weg. Dieser Erfolg trug bald gute Früchte, indem auch die +Jumbes aus der weiteren Umgegend nach Bagamoyo kamen und um Frieden +baten. Auch gegen die berüchtigten Sklavenhändler von Mlangotini +wurde um diese Zeit ein Schlag geführt; ein Sklaventransport, den +sie bei Nacht nach Sansibar zu bringen im Begriffe standen, wurde +ihnen abgenommen und sie selbst wurden aufgehängt, unter ihnen der +gefährlichste von allen Salem, den erfreulicherweise die Eingeborenen +selbst gebunden dem Reichskommissar überbrachten.</p> + +<p>In Sadani hatte sich inzwischen Bana Heri wieder mit einem Teile seiner +Leute eingefunden, und schien durch alle Mißerfolge seiner Partei +noch nicht im geringsten entmutigt, vielmehr entschlossen, den Kampf +fortzusetzen und die Herrschaft über Usegua zu behaupten.</p> + +<p>Sef ben Mohammed, der Sohn des unter dem Namen Tibbu-Tip bekannten +Hammed ben Mohammed, war mit einer Menge Elfenbein und unter anderm +auch mit Geschenken für Wißmann von seinem Vater aus dem Innern nach +der Küste abgeschickt worden und nach unserm Kampf bei Sadani dort +angekommen, hatte er vom Reichskommissar auf sein Ansuchen<span class="pagenum" id="Seite_80">[S. 80]</span> die +Erlaubnis erhalten, die Festlandsküste zu verlassen, um nach Sansibar +zu gehen. Er ging bald darauf wieder im Einverständnis mit Wißmann nach +Sadani und bot hier all seinen Einfluß auf Bana Heri auf, um diesen +zur Unterwerfung unter die deutsche Herrschaft zu veranlassen. Seine +Bemühungen waren vollkommen vergeblich.</p> + +<p>Der Reichskommissar wandte sich deshalb an den Kapitän Valette, den +stellvertretenden Geschwaderchef nach Abgang der Leipzig aus Ostafrika, +mit der Bitte, Sadani zu blokieren, um die Versorgung Bana Heris mit +Waffen und Munition, wie überhaupt jede Kommunikation desselben mit +Sansibar zu verhindern.</p> + +<p>Die ersten in dieser Zeit eingetroffenen Berichte aus Pangani und +Tanga an den Reichskommissar lauteten günstig. Die nächste Umgebung +Panganis hatte sich bis auf den Dörferkomplex Muganda unterworfen. Auch +mit diesem hoffte der Stationschef <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt ein friedliches +Abkommen treffen zu können. Als er jedoch auf einem Spazierritt, den +er allein in jene Gegend machte, von Muganda-Leuten mit Schüssen aus +den Gebüschen auf beiden Seiten des Weges empfangen wurde und nur +mit genauer Not entkam, sah er sich genötigt, sofort die Rebellen +anzugreifen und sie zur Flucht weiter ins Innere hinein zu zwingen. Von +der Stationsbesatzung fiel ein Mann und einer wurde schwer verwundet, +während die Aufständischen erhebliche Verluste hatten.</p> + +<p>In Tanga wurde, nachdem das letzte noch feindliche Dorf in der +Umgegend, Timbari, vom Stationschef mit einem Teil seiner Besatzung +und einer Matrosenabteilung von 16 Mann zerstört und den Rebellen ihr +Vorrat an Munition und Proviant abgenommen war, der bei dem Gros der +Bevölkerung beliebte Neger Munikombo als Wali eingesetzt und so auch +hier Ruhe und Ordnung vollkommen wiederhergestellt.</p> +<hr class="chap x-ebookmaker-drop"> + +<div class="chapter"> +<p><span class="pagenum" id="Seite_81">[S. 81]</span></p> + +<h2 class="nobreak" id="5_Kapitel">5. Kapitel.<br> +<span class="s6">Ausbildung des Reichskommissariats.</span></h2> +</div> + +<div class="blockquot"> +<p>Mangel an Verwaltungspersonal. — Einrichtung und Geschäftsbereich +der Verwaltung in der Schutztruppe. — Verwaltung des vorhandenen +Dampfermaterials. — Unterstützung durch deutsche Firmen in Sansibar. +— Das Hauptquartier. — Adjutant Bumiller. — Verkehr mit den Arabern +und Indern. — Verteilung des Kriegsmaterials auf Stationen. — Das +Sanitätswesen und die Hospitäler. — Tod des Stabsarztes Schmelzkopf. +— Einexerzierung der Schutztruppe. — Deutsche Kommandos. — +Uniformen und Gepäck. — Verteilung der Schutztruppe. — Schwarze +Chargen. — Weiße Chargen. — Systematische Ausbildung der Gruppe. — +Schießresultate bei Sudanesen und Zulus. — Disziplin der Zulus. — +Verhältnis des Kommissariats zu den deutschen Behörden in Sansibar. — +Verhältnis zur Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft. — Dienst der +Wißmann-Flotte.</p> +</div> + + +<p>Die Kämpfe um Bagamoyo, Daressalam, Pangani und Tanga bilden den +ersten Abschnitt in der Niederwerfung des Aufstandes. Nach ihrer +Beendigung konnte der Reichskommissar mit größerer Ruhe an die +weitere Durchführung der ihm gestellten Aufgabe gehen. Während +dieses ersten Teils seiner Thätigkeit hatte sich naturgemäß eine +vollständige Umbildung des Reichskommissariats in allen seinen Teilen +vollziehen müssen, da dasselbe anfangs nur zu sehr den Charakter des +Provisorischen an sich trug.</p> + +<p>In erster Linie gehörte hierher die Ausbildung der eigentlichen +Verwaltung und des Verkehrs mit den wiedergewonnenen oder +neugeschaffenen Stationen. Streng genommen stand dem Reichskommissar +an geschultem Verwaltungspersonal nur zur Verfügung der +Zahlmeisteraspirant der Marine Merkel, der jedoch bald nach seiner +Ankunft den Wirkungen des Klimas unterlag. Dagegen war kein +Intendanturbeamter, ja nicht<span class="pagenum" id="Seite_82">[S. 82]</span> einmal eine Art Sekretär vorhanden, +sondern es vereinigte sich alles dieses in der ersten Zeit des +Kommissariats in der Person von Eugen Wolf, der in der That ein +ungemein großes Arbeitsquantum in geeigneter Weise erledigt hat.</p> + +<p>Später mußte Wißmann aus seinem Personal an Offizieren diejenigen für +die Verwaltung aussuchen, welche hierzu besonders geeignet erschienen. +An die Spitze der Verwaltung wurde von ihm der Chef Freiherr von +Eberstein gestellt, der sich, obwohl er keine andere Vorbildung +mitbrachte als seine in Ostafrika gesammelten Erfahrungen, mit großer +Umsicht und anerkennenswertem Fleiß, im Interesse der Sache, diesem ihm +ursprünglich gewiß nicht angenehmen Amte widmete. Es gelang ihm auch +mit den übrigen ihm unterstellten Beamten die Verwaltung, soweit es +eben bei den damaligen Verhältnissen möglich war, in geordnete Bahnen +zu lenken.</p> + +<p>Daß man an einen Verwaltungsapparat, wie Ostafrika ihn heute hat, wo +ein Intendant, ein Landrentmeister, ein Dutzend Zahlmeisteraspiranten, +eine Anzahl Sekretäre außer den dazu kommandierten Deckoffizieren +und Unteroffizieren dem Gouverneur zur Verfügung stehen, ganz andere +Anforderungen stellen kann, liegt auf der Hand.</p> + +<p>Nichtsdestoweniger wird von den Gegnern Wißmanns immer die +Mangelhaftigkeit der damaligen Verwaltung gegen ihn angeführt.</p> + +<p>Und thatsächlich ist auch an leitender Stelle dem Reichskommissar stark +verübelt worden, daß sich die Intendantur nicht in ganz ordnungsgemäßen +Bahnen bewegt hat.</p> + +<p>Um von dem bedeutenden Umfange dieses Verwaltungsgeschäftes ein +ungefähres Bild zu geben, mögen hier nur die wichtigsten Zweige +desselben kurz erwähnt sein.</p> + +<p>Es gehörte dahin die sehr komplizierte Soldberechnung der Truppen, +welche bei dem verschiedenen Material auf ganz verschiedener Basis +beruhte; die Herstellung und Instandhaltung der Mannschaftslisten, +welche hier mehr denn irgend wo anders durch Krankheit, Verwundung und +Tod fortwährenden Aenderungen unterworfen waren; ferner die besonders +in der ersten Zeit ungemein schwierige Verpflegungsfrage.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_83">[S. 83]</span></p> + +<p>In der ersten Zeit des Aufstandes, als die indischen Kaufleute noch +nicht nach Bagamoyo und den übrigen Küstenplätzen zurückgekehrt waren +und zudem die Zufuhr aus dem Innern mangelte, mußte die gesamte +Verpflegung für Offiziere und Mannschaften von Sansibar aus durch die +Verwaltungsabteilung besorgt werden. Dieselbe hatte ferner unter sich +die gesamten Ausrüstungsgegenstände der Truppe, über welche ebenfalls +eine Unzahl von Zu- und Abgangslisten geführt werden mußte.</p> + +<p>Das gesamte Kriegsmaterial, ursprünglich in Daressalam untergebracht, +unterstand selbstverständlich ebenfalls der Verwaltungsabteilung. Zu +Anfang mußten die Journale darüber von den Stationsoffizieren geführt +werden.</p> + +<p>Daß diese Journalisten unter diesen Verhältnissen sich nicht immer +durch absolute Vollständigkeit auszeichneten, liegt in der Natur der +Sache. Denn welcher der Frontoffiziere sollte von dem komplizierten +Schreibmechanismus der preußischen Verwaltung so durchdrungen sein, daß +er alles zur Zufriedenheit der Oberrechnungskammer erledigen könnte?</p> + +<p>Weitere Schwierigkeiten entstanden der Verwaltung aus dem vorhandenen +Dampfermaterial, welches wiederum ganz neue Kenntnisse bei den +Verwaltungsbeamten voraussetzte. Die Kohlenlieferungen, die Reparaturen +an den Dampfern, die An- und Abmusterung von Mannschaften — alles dies +sind Verwaltungszweige, welche für sich allein schon einen geschulten +Verwaltungsbeamten verlangt hätten.</p> + +<p>Den letztgenannten Teil des Verwaltungsapparates behielt während des +ersten halben Jahres des Kommissariats Eugen Wolf unter sich.</p> + +<p>Ganz besonders anzuerkennen ist noch während der ersten +Schwierigkeiten, welche sich dem Kommissariat entgegenstellten, die +Hilfe der deutschen Firmen in Sansibar, besonders des Hauses Hansing +u. Cie., dessen damalige Leiter Strandes, später Wegner mit ihrem +kaufmännischen Rat und ihrer Kenntnis der örtlichen Verhältnisse +wesentliche Dienste geleistet haben. Das Haus Hansing hatte, nebenbei +bemerkt, die Hauptlieferungen für das Kommissariat übernommen und hat +dieselben stets zur Zufriedenheit erledigt.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_84">[S. 84]</span></p> + +<p>Alle Anforderungen bezüglich der Verwaltung kamen selbstverständlich +am letzten Ende an den Reichskommissar, der in der That durch seine +ungewöhnliche Arbeitskraft und durch sein überaus bedeutendes +organisatorisches Talent in der Lage war, jedesmal die wenigstens +für den Augenblick richtige Entscheidung zu treffen. Erst allmählich +gelang es durch Heranziehung neuen europäischen Materials und durch die +richtige Verwendung der zur Verfügung stehenden Kräfte einige Ordnung +in den Verwaltungsdienst zu bringen und die einzelnen Zweige desselben +zu organisieren.</p> + +<p>Das Hauptquartier selbst war während der ganzen Zeit des Aufstandes in +Sansibar in drei großen Gebäuden untergebracht. Das eine derselben, +in der Hauptstraße gelegen, barg die sämtlichen Bureaus, außerdem +befand sich dort die Wohnung des Reichskommissars und einiger Beamten. +Ein zweites Gebäude diente zu Hospitalzwecken, ein drittes lediglich +zu Wohnräumen für Offiziere. Ein Teil des Unteroffizierpersonals, +welches beim Hauptquartier beschäftigt wurde, mußte trotzdem noch +im Hotel untergebracht werden. Für diejenigen, welche in der Zeit +des Reichskommissariats nach Sansibar kamen, mußte unzweifelhaft das +Hauptquartier Wißmanns als der anziehendste Punkt der ganzen Insel +gelten; war doch der Verkehr im Hauptquartier sogar lebhafter als +der im Sultanspalast. In der nach arabischer Art mit Steinbänken +ausgestatteten Halle wimmelte es von Kawassen und Dienern oder Boten. +Im Hofe, in derselben Vorhalle, nur etwas weiter nach der Rückwand des +Hauses zu, stampften die Pferde des Reichskommissars. Ein fortmährendes +Gehen und Kommen deutscher Unteroffiziere gab Zeugnis von der regen +Thätigkeit, welche den Tag über, zum Teil aber auch bis tief in die +Nacht hinein in dem Hauptquartier herrschte.</p> + +<p>Dazwischen fielen die zuweilen wegen ihrer langen Dauer keineswegs +angenehmen Besuche vornehmer Araber und reicher Inder, welche +wesentlich zur Belebung des Bildes beitrugen. Alle aber wurden vom +Reichskommissar in Person stets mit der gleichen Liebenswürdigkeit +empfangen und ihrem persönlichen oder Volkscharakter nach durchaus +richtig behandelt. Man darf behaupten, daß niemand von diesen +Bittstellern<span class="pagenum" id="Seite_85">[S. 85]</span> unzufrieden aus dem Kommissariat herausgegangen ist. Eine +wesentliche Stütze hatte Wißmann dabei an seinem Adjutanten <span class="antiqua">Dr.</span> +Bumiller. Dieser war ursprünglich als Freiwilliger ohne irgend eine +bestimmt in Aussicht genommene Verwendung nach Sansibar gegangen und +wurde erst draußen von Wißmann als Lieutenant und persönlicher Adjutant +in den Verband der Schutztruppe aufgenommen.</p> + +<p>Es muß der außerordentlichen Arbeitskraft und Uneigennützigkeit +Bumillers das vollste Lob gespendet werden. Wohl alle Schriftstücke von +einiger Wichtigkeit sind durch seine Hände gegangen, beziehungsweise +von ihm verfaßt worden. Seine sehr günstigen Privatverhältnisse +setzten ihn außerdem in den Stand, in einer Weise, welche auf den +ersten Blick sonderbar erscheinen konnte, dem Kommissariat Dienste zu +leisten: wir meinen die äußere Ausstattung desselben und zwar besonders +der Räume, welche für den offiziellen Gebrauch des Reichskommissars +d. h. besonders für seinen Verkehr mit den auf Aeußerlichkeiten +sehr bedachten Arabern bestimmt waren. Die kostbare Einrichtung +des Salons, in welchem Wißmann die vornehmen Araber empfing, war +Bumillers persönliches Eigentum und von ihm dem Kommissariat zur +Verfügung gestellt worden. Schwerlich würde man in Berlin ohne weiteres +begriffen haben, daß in dieser Beziehung die Aeußerlichkeiten von einer +wesentlichen Wirkung sein konnten und mußten. Der Maskataraber verlangt +aber, wenn er jemanden als eine besonders hervorragende Persönlichkeit +anerkennen soll, daß derselbe, wenigstens in einem Verkehrscentrum wie +Sansibar, durch äußeren Prunk in irgend einer Weise seine Bedeutung +kundgiebt. Nach dieser Richtung hin hat Bumillers Liberalität +zweifellos politische Früchte getragen, ganz abgesehen davon, daß auch +dem Reichskommissar und den Offizieren der Schutztruppe an der Wahrung +der äußeren Würde gelegen sein mußte.</p> + +<p>Während ursprünglich nun die Verwaltungsgeschäfte unter der +persönlichen Oberleitung Wißmanns sich in den Händen von Eberstein, +Eugen Wolf und Bumiller vereinigten, wurde später eine notwendige +Teilung der Geschäfte und der einzelnen Ressorts vorgenommen. +Die eigentliche Verwaltung, d. h. die Verpflegungsgeschäfte, das +Finanzdepartement, die Führung<span class="pagenum" id="Seite_86">[S. 86]</span> der Generallisten über Zu- und Abgang +blieb unter der Leitung des Freiherrn von Eberstein im Hauptquartier. +Das Kriegsmaterial dagegen wurde teils als fester Bestand auf die +einzelnen Stationen verteilt und unterstand der Verwaltung der +Stationschefs; teils befand es sich als Arsenal in Daressalam unter +der Verwaltung des dortigen Chefs. Das Schiffsmaterial endlich war als +besonderes Ressort dem Chef der neu gebildeten Seeabteilung, zuerst dem +Kapitän Hansen, später dem Lieutenant zur See der Reserve von Sivers +unterstellt.</p> + +<p>Einen ganz besonders umfangreichen Zweig des Reichskommissariats +bildete das von Anfang an unter eigener Verwaltung stehende +Sanitätswesen. Bei Beginn der Thätigkeit des Kommissariats standen +diesem zwei Ärzte vor: Stabsarzt Dr. Schmelzkopf und Assistenzarzt +1. Klasse Dr. Kohlstock. Es mag gestattet sein, an dieser Stelle +noch etwas weiter zurück zu greifen und auf die Schwierigkeiten +hinzuweisen, welche sich schon beim Transport der Truppen für die +Ärzte herausstellten. Wenn auch die erste Untersuchung in Kairo +gesundes Material geliefert hatte, so zeigte sich bei der Langsamkeit +des Transportes und bei dem Aufenthalt in Aden doch schon bald eine +erhebliche Zahl von Erkrankungsfällen, zum Teil epidemischer Natur. +In Aden brachen unter den Sudanesen die Pocken aus und griffen in +erschreckender Weise um sich, so daß in Aden selbst bereits eine +größere Anzahl Todesfälle eintraten, eine Reihe von Pockenkranken +dort zurückgelassen werden mußte und auf dem Transport von Aden nach +Sansibar in nur sieben Tagen noch 11 Personen der Krankheit zum Opfer +fielen. Nur der durchgreifenden energischen Impfung des gesamten +schwarzen Personals ist es zu danken, daß nicht eine vollkommene +Dezimierung der Truppe eintrat.</p> + +<p>Kaum in Sansibar angekommen, wurden an die Thätigkeit der Ärzte +die außerordentlichsten Anforderungen gestellt. Die Einrichtung +des Hospitals in Sansibar, die erste Hilfe in den Gefechten, die +Überführung der Verwundeten und Kranken von der Küste nach Sansibar +hinüber — alles das waren Ausgaben, welche an die Hingebung beider +Ärzte mehr als gewöhnliche Anforderungen stellten. Daneben ließ ihr<span class="pagenum" id="Seite_87">[S. 87]</span> +Kriegseifer sie auch noch als Truppenführer in den Gefechten aktive +Dienste thun. Die einzige Unterstützung für die Ärzte bildeten vier +Lazarettgehülfen — bei einer Truppe von mehr als 1000 Mann, zu denen +die Familien der Sudanesen hinzukamen, eine verschwindende Anzahl! Eine +Entlastung trat erst dann ein, als durch die Thätigkeit des deutschen +Frauen-Vereins einige in der Krankenpflege ausgebildete Schwestern +gesandt wurden, die im Haupthospital in Sansibar, sowie in dem bereits +im Mai in Bagamoyo bei der dringenden Not errichteten Hospital +Verwendung fanden. Leider hatte die Schutztruppe schon bald den Tod +ihres ersten Chefsarztes, des <span class="antiqua">Dr.</span> Schmelzkopf zu beklagen.</p> + +<p>Als dieser mit Wißmann von den Operationen bei Pangani und Tanga +zurückkehrte und auf dem Wege nach Daressalam war, welches er behufs +sanitärer Einrichtungen inspizieren wollte, ertrank er im Meere bei dem +Versuche Hilfe zu leisten. Der Hergang war etwa folgender:</p> + +<p>Die »München«, welche eines Tages früh mit Wißmann und Schmelzkopf +an Bord Sansibar verlassen hatte, konnte im Laufe des Tages wegen +des hohen Seegangs den Hafen von Daressalam nicht mehr erreichen +und war genötigt bei einer kleinen, der Rhede dieses Platzes +vorgelagerten Insel Anker zu werfen. Wißmann ging mit einem Beamten +der Ostafrikanischen Gesellschaft, Heinz, der nach Daressalam versetzt +worden war, ans Land; doch nur mit Mühe gelang es ihnen, in dem kleinen +schadhaften Boote bei dem schweren Seegange glücklich die Insel zu +erreichen. Dadurch war jedoch, wie man von Bord aus erkennen konnte, +das Boot so leck geworden, daß Wißmann an der Rückkehr verhindert +war. Als diese auch bis zum nächsten Morgen nicht erfolgte und die +an Bord gebliebenen Herren Besorgnisse zu hegen anfingen, machte +Schmelzkopf, der ein vorzüglicher Schwimmer war, den Versuch, mit +einigen Stärkungsmitteln in Flaschen und einem Päckchen kleiner Nägel +zum Kalfatern des Bootes um den Hals, schwimmend ans Land zu kommen, +um Wißmann Hilfe zu bringen. Er wurde noch einige Zeit vom Schiffe +aus beobachtet, kam dann aber plötzlich außer Sicht. Wißmann und +Heinz hatten inzwischen mit ihren eigenen Kleidungsstücken<span class="pagenum" id="Seite_88">[S. 88]</span> und den +Lappen der Neger, so gut es eben gehen wollte, das Boot kalfatert und +kamen mit Mühe und Not glücklich an Bord zurück. Schon vom Lande aus +hatten sie die »München« hin- und herfahren sehen und geahnt, daß +etwas vorgefallen sei. An Bord angekommen, erfuhren sie von dem Wagnis +Schmelzkopfs, der zweifellos seiner kameradschaftlichen Opferwilligkeit +zum Opfer gefallen war. Wahrscheinlich ist es, daß er entweder in +den Fluten von einem Herzschlag getroffen oder von einem Hai, die ja +in jenen Gewässern sehr zahlreich sind, in die Tiefe gezogen wurde. +Nach zwei Stunden vergeblichen Suchens fuhr die »München«, die Flagge +halb Mast, weiter nach Daressalam. Durch den Tod dieses allgemein +beliebten Mannes, der nicht nur als stets hilfsbereiter Arzt, sondern +auch gerade in seiner Eigenschaft als ältester Kamerad nächst Wißmann +einen segensreichen Einfluß in der Truppe ausgeübt hatte, wurden wir +alle in tiefe Trauer versetzt. Die bei den Fischern, welche mit ihren +kleinen Böten jene Gegend befuhren, eingezogenen Erkundigungen blieben +gänzlich resultatlos. Das ein Jahr später der Unglücksstelle gegenüber +<span class="antiqua">Dr.</span> Schmelzkopf gesetzte Denkmal erzählt auch den Späteren, die +ihn nicht gekannt, von der Berufstreue und Opferwilligkeit des ersten +Chefarztes der Schutztruppe.</p> + +<p>An seine Stelle trat <span class="antiqua">Dr.</span> Kohlstock<a id="FNAnker_2" href="#Fussnote_2" class="fnanchor">[2]</a>, der nun allein mit +gleicher Gewissenhaftigkeit die gesamte ärztliche Thätigkeit in seine +Hand nahm, bis er später durch die Sendung dreier Militärärzte die +nötige Unterstützung erhielt. Obwohl die Ärzte zu jener Zeit durch +ihren Beruf schon mehr als genug in Anspruch genommen waren, mußten +sie doch bei dem großen Mangel an Europäern, wie erwähnt, noch Dienste +als Offiziere verrichten. Schmelzkopf, Kohlstock, Stabsarzt <span class="antiqua">Dr.</span> +Becker, <span class="antiqua">Dr.</span> Gärtner und <span class="antiqua">Dr.</span> Brehme haben alle neben +ihrer Thätigkeit als Ärzte Truppen gedrillt, ja sogar teilweise +die Führung von Kompagnien übernommen und auch an den Gefechten in +anerkennenswerter Weise Anteil genommen. Heutigen Tages ist die Zahl +der Ärzte sowohl wie der Abgesandten des<span class="pagenum" id="Seite_89">[S. 89]</span> deutschen Frauenvereins stark +vermehrt worden. Wir können dem Frauenverein für seine Opferwilligkeit +nicht dankbar genug sein.</p> + +<p>Im Voraus sei erwähnt, daß, um die Schwierigkeiten des Transportes zu +vermeiden, später zu den Hospitälern in Sansibar und Bagamoyo noch ein +drittes in Pangani gefügt werden mußte. Während nach der wegen schwerer +Malaria nothwendig gewordenen Heimreise des <span class="antiqua">Dr.</span> Kohlstock der +Stabsarzt <span class="antiqua">Dr.</span> Becker in Sansibar selbst als Chefarzt fungierte +und von hier aus die beiden andern Hospitäler oder sonstige auf den +Stationen befindliche Krankenhäuser besuchte, unterstand das Hospital +in Bagamoyo während des Feldzuges im Norden dem <span class="antiqua">Dr.</span> Brehme und +das Hospital in Pangani dem <span class="antiqua">Dr.</span> Gärtner.</p> + +<p>Die Gestaltung der Truppe hatte während der ersten Monate des +Kommissariats eine durchgreifende Veränderung erfahren und bot sie +jetzt einen ganz andern militärischen Anblick als zuvor. Bei der +außerordentlichen Kürze der Zeit, welche dem Reichskommissar in Berlin +und Kairo zur Verfügung gestanden hatte, war es ganz unmöglich gewesen, +die Truppen in geeigneter Weise einzukleiden und einzuexerzieren. Bei +der Ankunft in Sansibar und während der ersten Gefechte um Bagamoyo +trugen die Truppen die fabelhaftesten, aus Kairo mitgebrachten Kostüme. +Es sah nichts weniger als kriegerisch aus, wenn der eine im Kaftan, +ein andrer im Araberhemd, wieder ein andrer mit Resten ehemaliger +europäischer Kleidung behängt Frontdienste that. Aber die Not zwang zu +schnellem Vorgehen und ließ uns alle anderen Rücksichten außer Acht +setzen. Es ist ja auch das außerordentlich schnelle Eingreifen einer +erheblichen deutschen Macht sowohl auf Eingeborene wie auf Araber und +Inder von durchschlagender Wirkung gewesen.</p> + +<p>Bereits früher ist kurz auf die erste Ausbildung der Sudanesen in +Kairo und Aden hingewiesen worden. Während in der ersten Zeit die +egyptischen Kommandos gebraucht und infolgedessen die direkten Befehle +durch die farbigen Offiziere den Truppen übermittelt wurden, stellte +sich bald die Notwendigkeit heraus, das deutsche Kommando allgemein +durchzuführen, weil ja selbstverständlich dadurch die Wirkung des<span class="pagenum" id="Seite_90">[S. 90]</span> +Führers auf die Truppe ungleich gesteigert und dieselbe eher zu einem +direkten Werkzeug des Führers gemacht wurde. Während ferner anfänglich +lediglich Gewicht auf den Gefechtsdienst gelegt ward und eigentlich den +ersten Truppen weiter nichts beigebracht worden war, als das Draufgehen +im Sturmschritt, trat jetzt, als etwas größere Ruhe sich einstellte, +eine wesentliche Ausdehnung des Dienstes ein. Es wurden die Truppen +erst zu solchen gemacht. Als Uniform war für die Sudanesen im großen +und ganzen die egyptische beibehalten worden: ein Anzug aus sogenanntem +Kaki, einer sandfarbenen Leinewand, welche mit großer Haltbarkeit den +Vorteil vereinigte, daß sie nicht so leicht unansehnlich wurde. Der +Form nach bestand und besteht der Anzug auch heute noch in einer Art +Jaquet mit Achselklappen ohne besonderes Abzeichen auf denselben, +einer bis zur halben Wade reichenden Hose, welche später nach unserem +militärischen Schnitt umgeformt worden ist, einer Beinbinde aus +dunkelblauem dünnen Stoff, welche vom Fuß an aufwärts bis zum Knie in +eng übereinander liegenden Touren spiralförmig gewickelt wurde und +derben Lederschuhen. Die letzteren waren in Deutschland angefertigt +worden, doch zeigte sich leider bei der ganzen ersten Sendung, daß die +deutschen Schuhmacher keineswegs mit Negerfüßen zu rechnen verstanden. +Die Schuhe waren alle viel zu klein und in der Form des Schnittes +durchaus ungeeignet. Erst später konnte hier Abhilfe geschaffen werden. +Zur Kopfbedeckung wurde ursprünglich der leichten Beschaffung wegen der +Fez gewählt, doch wurde derselbe später durch den ungleich kleidsameren +und praktischeren Turban ersetzt.</p> + +<p>Die Bewaffnung bildete bei den schwarzen Truppen durchgängig das +Mausergewehr Konstruktion 71, ein Infanterie-Seitengewehr<a id="FNAnker_3" href="#Fussnote_3" class="fnanchor">[3]</a> und zwei +vordere und eine hintere Patronentasche. Außerdem führte jeder Soldat +als Gepäck einen Tornister aus braunem Segeltuch, ebenso Brotbeutel und +eine dünne Decke, welche, mantelähnlich znsammengerollt, auf der Brust +getragen wurde.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_91">[S. 91]</span></p> + +<p>Die Schutztruppe, welche ursprünglich in Kompagnien eingeteilt +war, verteilte sich teils auf die einzelnen Stationen als ständige +Besatzung, teils bildete sie ein je nach Bedürfnis und Stärke +wechselndes, zuweilen aus den Besatzungen heraus ergänztes +Expeditionskorps, so daß von eigentlichen Kompagnieverbänden nicht +recht die Rede sein konnte. Besondere Schwierigkeiten bei der +Rangierung der einzelnen Glieder unter die Vorgesetzten machten und +machen auch heut noch die schwarzen Chargen. Es giebt deren bei den +Sudanesenkompagnien mehr als zehn. Sie lassen sich schwer rücksichtlich +ihres eigentlichen Dienstbereichs klassifizieren. Der Verfasser +hat später eine feste Einteilung der schwarzen Chargen in den ihm +unterstehenden Kompagnien vorgenommen. Doch blieb dieser Versuch +durch den fortwährenden, durch die Notwendigkeit bedingten Wechsel +der Offiziere resultatlos: die Schwarzen rückten immer wieder in ihre +zum Teil nur eingebildeten Rechte ein. Im großen und ganzen kann man +bei den Sudanesentruppen folgende Chargen unterscheiden: Die unterste +Charge bilden die Ombaschi, Gefreite, welche nach egyptischem Brauch +als Schließende hinter der Front aufgestellt sind, bei uns jedoch +wegen ihrer großen Anzahl in Reih und Glied mit eintreten mußten. +Beim Arbeitsdienst indes dienten sie als Aufseher, beim Wachtdienst, +in welchem wir es für praktisch befunden haben, die egyptischen +Formen in den meisten Punkten beizubehalten, wurde der Ombaschi nur +als aufführender Gefreiter verwandt. Die nächsten Chargen bilden die +Schausche, Unteroffiziere, die im innern Dienst Korporalschaftsführer +sind. Es folgen dann die Betschausche, Sergeanten, von denen der Regel +nach jedem Zuge je einer zugeteilt ist. Den Dienst als Zugführer — die +Kompagnie soll in der Regel in 3 Züge eingeteilt werden — versehen +im inneren Dienst die farbigen Offiziere resp. Sols, welche letzteren +nur im Feldwebelrang stehen. Der Grund, daß dieselben Funktionen +von verschiedenen Chargen ausgeführt wurden, lag darin, daß nach +egyptischem Brauch entweder nur durch ihre Erziehung wissenschaftlich +vorgebildete Leute, welche die egyptischen militärischen Institute +besucht hatten, zu Offizieren befördert wurden, oder auch solche, +welche durch eine langjährige Dienstzeit oder durch besondere +Auszeichnung<span class="pagenum" id="Seite_92">[S. 92]</span> sich ein Anrecht auf die Beförderung zum Offizier +erworben hatten.</p> + +<p>Von uns wurde dahin gestrebt, die Zahl der farbigen Offiziere auf einen +zu reduzieren, da der Exerzierdienst, wenn nicht die Leistungsfähigkeit +der Kompagnie darunter leiden soll, entschieden durch Europäer versehen +werden muß. Dieser eine war besonders als Vertrauens- und Mittelsperson +zwischen dem Kompagnieführer und den farbigen Soldaten von Wichtigkeit.</p> + +<p>Die Chargen-Abzeichen bestanden bei den Unteroffizieren in nach oben +geöffneten Tuchwinkeln auf dem linken Oberarm, von denen der Ombaschi +einen, der Schausch zwei, der Betschausch drei und der Sol vier trug.</p> + +<p>Schließlich ist auch noch das Amt des Bullogamin (Kompagnieschreiber) +zu erwähnen, obgleich wir absichtlich diese Stellung, so weit es +möglich war, eingehen ließen. Die Inhaber derselben waren meist so +faul, daß sie öfters nach Egypten zurückgeschickt werden mußten. +Die schriftlichen Geschäfte der Kompagnie wurden natürlich von den +deutschen Offizieren resp. Unteroffizieren übernommen. Der Bullogamin +gehörte im übrigen zur Charge der Betschausche. Die hohe egyptische +Charge des Wekil-Ombaschi, des stellvertretenden Gefreiten, ist, da +sie von uns abgeschafft wurde, bei dieser Chargenaufzählung nicht +berücksichtigt.</p> + +<p>An farbigen Offizieren hatten wir in der Schutztruppe Hauptleute, +Premierlieutenants und Sekondelieutenants. Von diesen wurden die +für den Zweck brauchbarsten Lieutenants vorläufig im Frontdienst +beibehalten; aus den übrigen machte man Polizeichefs, eine Stellung, in +welcher sie sich im Allgemeinen recht gut bewährt haben.</p> + +<p>An weißen Chargen gab es in der Schutztruppe Offiziere vom Hauptmann +bis zum Sekondelieutenant, welche jedoch, da sie aus der Armee +ausgetreten und in Wißmanns Privatdienst übergetreten waren, hier nicht +nach ihrer in der Armee erworbenen Charge rangierten, sondern nach +einer eigenen Anciennität in der Schutztruppe.</p> + +<p>Es setzte sich das Offizierkorps zusammen aus dem Kommandanten Major +v. Wißmann, den Chefs und den Lieutenants. Die Uniform der Offiziere +bestand in der ersten<span class="pagenum" id="Seite_93">[S. 93]</span> Zeit aus weißen Baumwollanzügen, Jaquet und +Hose, mit Metallknöpfen und Achselstücken und einem Tropenhelm. Als +Rangabzeichen dienten außer den betreffenden Achselstücken um die Ärmel +genähte Goldborten, von denen die oberste eine runde Schleife zeigte; +beim Kommandanten waren es deren vier, bei den Chefs drei, bei den +übrigen Offizieren zwei. Für Paradezwecke oder sonstige feierliche +Gelegenheiten war ursprünglich eine Uniform von dunkelblauer Serge +hergestellt worden, von demselben Schnitt wie die weiße und mit +denselben Abzeichen. Diese blaue Uniform bewährte sich aber gar nicht +und ist nur in sehr seltenen Fällen angelegt worden. Als Seitengewehr +diente der frühere Infanterie-Campagne-Säbel mit Kavallerie-Portepee, +als Schärpe die Marineschärpe mit der Kaiserkrone.</p> + +<p>Die Uniform der Unteroffiziere war im Schnitt dieselbe wie die der +Offiziere. Sie bestand aus grauem, festem Baumwollstoff; das Abzeichen +bildete eine gelbe Wollenborte mit Schleife an den Ärmeln. An Waffen +trugen sie Repetiergewehr, Infanterie-Seitengewehr und Revolver. +Als Fußbekleidung kamen sehr bald die für die Küste außerordentlich +praktischen und auch haltbaren Schuhe aus Segeltuch auf, welche leicht +sauber gehalten werden können, im Inneren natürlich Lederschuhe bezw. +Stiefel.</p> + +<p>Sobald die Verhältnisse es erlaubten, wurde zu einer systematischen +Ausbildung der Truppe geschritten, und zwar in der Weise, daß dabei +lediglich auf die praktischen Zwecke Gewicht gelegt wurde. Der gesamte +Exerzierdienst zielte darauf ab, die Truppe zu einem geschlossenen +Ganzen zu machen und in die Hand des Führers zu bringen. Infolgedessen +fiel natürlich das eigentliche Garnisonsexerzieren mit seiner Krone, +dem Parademarsch, so gut wie gänzlich weg, und an seine Stelle trat die +desto eifrigere Übung des eigentlichen Gefechtsexerzierens.</p> + +<p>Die Ausbildung der einzelnen Züge geschah unter den weißen +Unteroffizieren, die Zusammenfassung der Züge in Kompagnieverbände +unter den Offizieren, die der einzelnen Kompagnien endlich unter dem +Hauptführer. Der Lage der Sache nach fiel die letztere Stellung je nach +Bedarf entweder<span class="pagenum" id="Seite_94">[S. 94]</span> dem Stationschef oder dem Führer des Expeditionskorps +zu. Die allergrößten Verdienste erwarb sich bei der Aufgabe, die +Truppen einzuexerzieren und zu einem schlagfertigen Ganzen zu +gestalten, nicht bloß bei dem ersten Kontingent, sondern auch bei dem +später zu erwähnenden Nachschub Chef v. Zelewski. Mit unermüdlicher +Ausdauer und ungemein großer Hingebung an die Sache verband er das +größte Wohlwollen für alle seine Untergebenen. Er kannte die meisten +Soldaten der Schutztruppe persönlich und war überall gleich beliebt.</p> + +<p>Wenn nun aber der eigentliche Exerzierdienst und die Ausbildung der +Leute zur Gefechtsschlagfertigkeit verhältnismäßig wenig Mühe machte, +wenigstens nach Überwindung der ersten sprachlichen Schwierigkeiten, +besonders nach Einführung des deutschen Kommandos, welches von den +Sudanesen in überraschend kurzer Zeit begriffen und von den schwarzen +Chargen sofort richtig angewendet wurde, — kamen doch die Sudanesen +aus der egyptischen Armee und brauchten sich nur einem neuen Modus +anzupassen —, so waren dafür die Schwierigkeiten bei den Schießübungen +desto größer. Trotz der ausgedehnten Bemühungen seitens der Offiziere +und Unteroffiziere sind wirklich gute Schießresultate nicht erzielt +worden. Im Gefecht selbst schossen die Sudanesen, besonders in der +ersten Zeit, blind darauf los, und es war ganz unmöglich, sie hier +in den nötigen Schranken zu halten. So kam man bald dahin, ihnen das +Einzelschießen im Gefecht vollständig zu untersagen: es durften nur +noch Salven auf Kommando abgegeben werden. Der so erzielte Erfolg war +durchaus genügend, und vor allen Dingen lernten sie auf diese Weise +größere Besonnenheit und Kaltblütigkeit beim Gebrauch der Schußwaffe.</p> + +<p>Noch größer als bei den Sudanesen waren die anfänglichen +Schwierigkeiten bei den Zulus. Regulärer Kriegsdienst war ihnen +gänzlich fremd. Die Bekleidung mit einer Uniform schien ihnen zum +mindesten gänzlich überflüssig; die meisten hatten nicht einmal vom +Gebrauch der einzelnen Kleidungsstücke einen Begriff und mußten erst +dazu erzogen werden. Schuhwerk zeigte sich bei ihnen als gänzlich +unangebracht. Ihre Uniform unterschied sich ursprünglich wesentlich +von der<span class="pagenum" id="Seite_95">[S. 95]</span> der Sudanesen, später jedoch wurde dieselbe Uniform bei der +gesamten Schutztruppe eingeführt.</p> + +<p>Von Natur intelligent, begriffen die Zulus jedoch sehr bald den +Wert der Disziplin, besonders nachdem ihnen in einigen Fällen die +Notwendigkeit derselben handgreiflich vor Augen geführt worden war. +Daß es nicht immer ganz glatt dabei abging, mag besonders ein Fall +beleuchten, wo ein Zulu sich thätlich an seinem weißen Vorgesetzten +vergriff. Nach Kriegsrecht wäre der Mann ja zweifellos mit dem Tode zu +bestrafen gewesen. Der betreffende Stationschef jedoch ließ, und zwar +besonders um den Geist der Leute zu prüfen, durch seine Kameraden über +ihn aburteilen — und siehe da: — ihr Urteil lautete fast einstimmig +auf Tod. Der Mann wurde jedoch zu Stockschlägen begnadigt. Da baten +seine Kameraden durch eine Deputation um die Erlaubnis, das Urteil +selbst vollstrecken, besonders aber auch die Zahl der Schläge bemessen +zu dürfen. Mit Rücksicht auf den zu erhaltenden Geist in der Kompagnie +wurde ihnen dieser Wunsch zugestanden. Der Delinquent erhielt nicht +weniger als 150 Schläge mit dem Kiboko, der Flußpferdpeitsche und wurde +dann, obwohl der Arzt keine erhebliche Beschleunigung des Pulses, noch +auch sonstige bedenkliche Symptome zu erkennen vermochte, begnadigt, +wie es schien — zur Unzufriedenheit seiner Genossen. 8 Tage darauf +that er schon wieder Dienst und hat seitdem nie mehr zu irgend welchen +Klagen Anlaß gegeben.</p> + +<p>Der schwierigste Teil in der Ausbildung der Zulus war in weit höherem +Maße noch als bei den Sudanesen das Schießen. Die Leute kannten zum +bei weitem größten Teil gar keine Hinterlader; viele hatten nie ein +Gewehr in der Hand gehabt und setzten infolgedessen ein recht geringes +Vertrauen in die Waffe. Um so größer war ihr Vertrauen zur Führung, und +zwar schon in den ersten Gefechten.</p> + +<p>Mit Bravour stürzten sich die Zulus auf den Feind und ließen ihrer +natürlichen, ungebändigten Wildheit die Zügel schießen, so daß +es anfänglich nur sehr schwer gelang, sie vom Kopfabschneiden +der Gefallenen und Verwundeten, und von sonstigen bestialischen +Verstümmelungen der Feinde, wie sie bei<span class="pagenum" id="Seite_96">[S. 96]</span> ihnen üblich sind, +zurückzuhalten. Wir werden an manchen Stellen Beispiele hiervon finden.</p> + +<p>Ein in der ersten Zeit der Ausbildung gemachter Versuch, die einzelnen +Kompagnien aus Sudanesen und Zulus zu mischen, mißlang vollständig. Der +Nationalcharakter beider Völker ist durchaus von einander verschieden +und die Denk- und Anschauungsweise beider weicht so weit von einander +ab, daß ein Zusammenwirken oder auch nur ein kameradschaftliches +Zusammenleben sich als unmöglich erwies. Fortwährende Prügeleien +machten dem Versuche bald ein Ende.</p> + +<p>Wir haben noch einen Blick auf das Verhältnis zu werfen, welches +zwischen den einzelnen deutschen Behörden in Ostafrika bestand. +Diese Behörden waren der Reichskommissar, der Geschwaderchef (zuerst +Admiral Deinhard, später Kapitän Valette), der Generalkonsul und die +Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft. Nur zu häufig begegnet man der +Anschauung, als ob durch die Übertragung des Reichskommissariats an +Wißmann nunmehr alle diese Behörden in einer Hand vereinigt gewesen +seien und als ob der Reichskommissar jedenfalls die oberste Behörde +gewesen sei. Das ist aber durchaus niemals der Fall gewesen. Wenn der +Reichskommissar die Mitwirkung der Marine in irgend einer Beziehung, +sei es zur Landung von Truppen oder zur Beschießung eines Platzes +oder auch nur zur Beobachtung eines solchen wünschte, wenn er die +Marinekutter oder Dampfpinassen für den Dienst des Reichskommissariats +benötigte, so war er keineswegs in der Lage, einfach seine Requisition +zu machen, sondern er hatte in jedem Falle den Admiral um seine +Mitwirkung zu bitten; und wenn dieselbe auch in den meisten Fällen +anstandslos und sofort geschah, so blieb der Geschwaderchef doch +immer eine vom Reichskommissar gänzlich unabhängige, in seinen +Entschließungen durchaus freie Behörde. Dasselbe war in politischer +Beziehung mit dem Generalkonsul <span class="antiqua">Dr</span>. Michahelles der Fall. +Wenn irgend welche Anträge an den Sultan als Souverän der Küste +und Sansibars zu stellen waren, wenn die Mitwirkung des Sultans in +irgend einer Sache erwünscht oder nötig schien, wenn endlich bei der +durchaus zweifelhaften Rolle, welche der Sultan in dem ganzen Aufstande +spielte, — man wußte nie<span class="pagenum" id="Seite_97">[S. 97]</span> recht, ob die Araber der Küste nicht mit +seinem Gelde und jedenfalls mit seiner Autorisation fochten, — es +angebracht erschien, ihm seine Stellung zu den Deutschen gebührend vor +Augen zu führen, so mußten solche politischen Verhandlungen regelmäßig +unter Mitwirkung, zum Teil sogar unter Genehmigung des Generalkonsuls +vorgenommen werden. Das Verhältnis ist nicht immer ein günstiges +gewesen. Wenn man dem Generalkonsul auch keinen Vorwurf aus seiner +Vorsicht machen kann, die ihm durch die Rücksicht auf die andern in +Sansibar beteiligten Mächte geboten erschien, so sind doch zum Teil +erhebliche Mißhelligkeiten nicht ausgeblieben. Jedenfalls wurde die +Thätigkeit des Reichskommissars dadurch erschwert, daß zwei vollkommen +selbständige Behörden neben ihm bestanden, deren einzelne Funktionen +in die Aufgabe Wißmanns hineingriffen. Der Generalkonsul blieb immer +die oberste politische Behörde in Sansibar. Audienzen beim Sultan, der +Schriftverkehr des Kommissariats mit dem Sultanspalast mußten sich +durch das Generalkonsulat hindurchbewegen.</p> + +<p>Die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft, welche oben unter den +selbständigen Behörden mitgenannt war, ist die einzige gewesen, welche +vom Reichskommissar von vornherein abhängig war. Die ganze Küste stand +ja unter dem direkten und unmittelbaren Befehl Wißmanns, und hier +hatte sich die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft aller ihrer Rechte +begeben, sogar ihre Stationen dem Reichskommissariat untergeordnet +und durch besonderen Vertrag mit Wißmann einen Teil ihrer Beamten zur +Verfügung gestellt. In Sansibar selbst mußte sie natürlich auf Grund +des eben erst abgeschlossenen Küstenvertrages ihre Autorität behalten.</p> + +<p>Hier wirkte als Generalvertreter nach Herrn Vohsen Herr von +Saint-Paul-Illaire mit einem Beamtenstabe, welcher lediglich +zur Erhebung der Ausfuhrzölle vom Festland Verwendung fand. Das +Verhältnis der Vertreter der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft zum +Reichskommissariat ist im großen und ganzen ein gutes gewesen. Die +Wünsche der Gesellschaft, der es ja natürlich darauf ankam, so schnell +als möglich wieder Fuß zu fassen, wurden vom Kommandanten und den +Offizieren in jeder Weise berücksichtigt.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_98">[S. 98]</span></p> + +<p>Zum Kapitel von der Ausbildung des Kommissariats gehört schließlich +noch der regelmäßige Dampferverkehr, welcher von Sansibar aus durch die +Flotte des Kommissariats mit der Küste unterhalten wurde. Die Aufgaben, +welche dabei der Flottille zufielen, waren einmal die Versorgung der +Stationen mit europäischen Bedürfnissen, dann der Depeschenverkehr +und endlich die Besorgung der Post, welche zum erstenmal durch das +Reichskommissariat auf dem Dampferwege an der Küste eingeführt wurde.</p> + +<p>Diese Post besorgte die Briefe für die Truppe, später auch für die +Beamten der Gesellschaft; ja, auch die Araber- und Inderpost wurde +durch das Reichskommissariat erledigt. Im Hauptquartier in Sansibar +befand sich die Annahme. Dort wurden die Postbeutel für die einzelnen +Stationen fertig gestellt und versiegelt durch die Dampfer des +Kommissariats befördert, sehr zur Freude besonders des kaufmännischen +Teils der Küstenbevölkerung, die zum erstenmal eine regelmäßige +Briefbeförderung erlebte.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_99">[S. 99]</span></p> + +<div class="footnotes"><h3>Fußnoten:</h3> + +<div class="footnote"> + +<p><a id="Fussnote_2" href="#FNAnker_2" class="label">[2]</a> In Ostafrika und tropischen Malariagegenden sich +Aufhaltenden, besonders neu dahin herausgehenden sei empfohlen: +»Ärztlicher Ratgeber für Ostafrika und tropische Malariagegenden« von +Stabsarzt <span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Kohlstock</em>.</p> + +</div> + +<div class="footnote"> + +<p><a id="Fussnote_3" href="#FNAnker_3" class="label">[3]</a> Später wurden die Truppen durchgehends mit dem neuesten +Seitengewehr ausgerüstet.</p> + +</div> +</div> + + +<hr class="chap x-ebookmaker-drop"> + +<div class="chapter"> +<h2 class="nobreak" id="6_Kapitel">6. Kapitel.<br> +<span class="s6">Wißmanns Expedition nach Mpapua.</span></h2> +</div> + +<div class="blockquot"> +<p>Buschiris Rückzug nach dem Innern. — Sein Angriff auf die Station +Mpapua der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft. — Die Station wird +von den Beamten aufgegeben. — Zusammensetzung des Expeditionskorps +Wißmanns. — Mitnahme einer Waniamuesi-Karawane. — Teilung der +Expedition. — Marsch des Verfassers auf der großen Karawanenstraße. +— Kämpfe Wißmanns gegen die vereinigten Bagamoyo-Jumbes bei Pangiri. +— Wiedervereinigung der beiden Korps in Msua. — Verhalten der +Bevölkerung gegenüber der Expedition. — Wißmanns Verhandlungen mit +der Bevölkerung. — Der Häuptling Kingo von Morogro. — Marschtempo +und Lageranlage. — Gefecht des Verfassers gegen die Bagamoyo-Jumbes +bei Somwi und Zersprengung der Rebellen. — Friedlicher Marsch bis +Mpapua. — Wahehe und Massai. — Ankunft in Mpapua. — Stationsbau +daselbst. — Verhandlungen mit dem Häuptling Kipangiro. — Wißmanns +Abmarsch zur Küste.</p> +</div> + + +<p>Wenden wir uns nun wieder zu Buschiri. Dieser hatte sich nach seinen +Niederlagen bei Bagamoyo in der ersten Hälfte des Mai ins Innere +begeben, um den einzigen Platz, welchen die Deutsch-Ostafrikanische +Gesellschaft noch dort besaß, Mpapua, in seine Gewalt zu bringen.</p> + +<p>Jene Gegend war bis dahin so ziemlich vom Aufstande verschont geblieben +und nur die Kunde davon von der Küste zu den Beamten der Gesellschaft +gedrungen. Von Seiten der Gesellschaftsvertretung war dem Stationschef +von Mpapua, Lieutenant Giese und dem dortigen Beamten Nielsen der +Rat erteilt worden, den Versuch zu machen, auf dem Wege durch das +Massai-Land nach der Küste zu dringen.</p> + +<p>Die Herren arbeiteten indes weiter an dem Ausbau der Station, +allerdings in recht unpraktischer Weise, wie sich später zeigte, und +glaubten sich in jener, wie gesagt, bis dahin ruhigen<span class="pagenum" id="Seite_100">[S. 100]</span> Gegend halten zu +können, bis von der Küste Hilfe käme; um so mehr, als sie eine ganze +Anzahl Suaheli-Askaris angeworben und ausgebildet hatten.</p> + +<p>Als nun Nachrichten über einen Anschlag Buschiris nach Mpapua +gelangten, versäumten sowohl Giese, teils weil er diesen Gerüchten +nicht recht glaubte, teils auch, weil er am Fieber und Dyssenterie +schwer darniederlag, wie auch Nielsen, die nötigen Vorsichtsmaßregeln +zu treffen. So gelang es denn einem Teil der Leute Buschiris bei Nacht +sich in die Station einzuschleichen. Nielsen wurde ermordet, Giese, +der im Schlafe von den Aufständischen überrascht wurde, griff zwar zum +Gewehr, als dieses jedoch versagte, sprang er zum Fenster hinaus und +kam im Nachtgewande, alles verloren glaubend, zu einem ihm ergebenen +Häuptlinge. Die Station war aber gar nicht verloren, auch waren die +Suaheli-Askari nicht entflohen, sondern hatten so tapferen Widerstand +geleistet, daß die Rebellen wieder von Mpapua abzogen.</p> + +<p>Die Leute Gieses verblieben noch einige Zeit daselbst, zerstreuten sich +aber, als ihr Führer nicht zu ihnen zurückkehrte. Einige von ihnen +fanden sich zu Giese, der bald von seiner Krankheit soweit hergestellt +war, daß er in Begleitung zweier Soldaten auf dem von seinen Askaris +Buschiri abgenommenen Esel in Nachtmärschen nach der Küste reisen +konnte. Buschiri kehrte, als der Ort schon von Soldaten ganz verlassen +war, noch einmal dahin zurück und zerstörte und plünderte die Station, +wie auch die Gebäude und die Kirche der englischen Mission zu Mpapua; +die 2-1/2 Stunden entfernte englische Missionsstation Kisogue blieb +verschont.</p> + +<p>Das auf der Station befindliche 4,7 <span class="antiqua">cm</span> Geschütz hatte der +Wagogo-Häuptling Kipangiro vor dem Rebellenführer gerettet und mit +der dazu gehörigen Munition in seine Tembe (befestigte Niederlassung) +geschafft, um es später den Deutschen auszuliefern.</p> + +<p>So stellt sich die Sache dar nach den übereinstimmenden Aussagen der +Soldaten der Besatzung und der englischen Missionare von Kisogue. +Der Bericht Gieses widerspricht dem in einigen Punkten, indes ist es +wahrscheinlich, daß der durch seine Krankheit schwer Mitgenommene den +Vorgang nicht so<span class="pagenum" id="Seite_101">[S. 101]</span> klar überschaut hat, wie er es bei vollkommener +Gesundheit gethan hätte. Zweierlei steht jedenfalls unleugbar fest, daß +Vorsichtsmaßregeln so gut wie gar nicht getroffen waren, und daß die +Besatzung, obwohl ihr Führer alles verloren glaubte, noch einige Tage +nach dem Abzug Buschiris sich in Mpapua gehalten hat.</p> + +<p>Die über die Vorfälle in Mpapua an die Küste gedrungenen Gerüchte, +welche durch den persönlichen Bericht des Lieutenants Giese teils +bestätigt, teils erweitert wurden, sowie die Nachricht, daß Buschiri +unter den Wahehe und Mafiti Anwerbungen mache, um gegen uns zu ziehen, +veranlaßten den Reichskommissar nunmehr eine Expedition nach dem Innern +vorzubereiten. Lag doch die Gefahr vor, daß Buschiri jetzt, wo die +deutschen Interessen im Innern nicht mehr genügend geschützt werden +konnten, gegen die Stationen der englischen und französischen Mission +vorgehen und die große Karawanenstraße weiterhin beunruhigen werde.</p> + +<p>Hatte Buschiri doch schon den wenn auch vergeblichen Versuch +gemacht, eine vor kurzem in Bagamoyo unter der Führung des bekannten +Karawanenführers Tscherekesa angelangte Karawane, welche eine große +Rindviehherde, Kleinvieh und Elfenbein mit sich führte, auf ihrem +Marsche ihrer Habe zu berauben.</p> + +<p>Für Wißmanns Absicht traf es sich günstig, daß Lieutenant Ramsay, der +zur abermaligen Anwerbung von Zulus abgeschickt war, gerade mit 300 +Neuangeworbenen in Bagamoyo angekommen war, die nun eifrig einexerziert +wurden und zur Teilnahme an der Expedition herangezogen werden konnten.</p> + +<p>Dem Reichskommissar war es klar, daß, wenn sich die Nachricht von den +Anwerbungen Buschiris bei den Wahehes und Mafitis bewahrheitete, nach +seinem Abrücken mit einer größeren Truppenmacht ein Erscheinen der +Rebellen an der Küste mit den alten Anhängern und den neuen Kräften +mindestens wahrscheinlich sei. Nichtsdestoweniger schien es Wißmann von +der größten Wichtigkeit, die Expedition selbst ins Innere zu führen, um +sich persönlich über die Absichten und die Stimmung der Eingeborenen +und ihr Verhalten zu den Deutschen und Buschiri zu unterrichten. Die +bisher nur in sehr unsicherer<span class="pagenum" id="Seite_102">[S. 102]</span> Form zu ihm gedrungenen Gerüchte ließen +es nötig erscheinen, daß der Kommissar auf Grund eigener Wahrnehmungen +seine Maßnahmen träfe. Er trug jedoch Bedacht, daß sein Stellvertreter +an der Küste, Freiherr von Gravenreuth, nicht nur eine zur Sicherung +der Stationen erforderliche Truppenzahl zur Verfügung behielt, sondern +auch gegebenen Falls ein Expeditionskorps bis zur Stärke von 200 Mann +formieren konnte, ohne daß deshalb die Stationen entblößt werden +mußten. Hierzu kam noch, daß an der Küste selbst ja im äußersten Falle +die Kriegsschiffe helfend eingreifen konnten.</p> + +<p>Das Korps, welches der Reichskommissar mit sich nahm, bestand aus 3 +Kompagnien, (1 Sudanesen- und 2 Zulukompagnien), einer Askaritruppe und +der Artillerieabteilung (1 Maxim-Gun und ein 4,7 <span class="antiqua">cm</span> Geschütz); +im ganzen waren es 25 Europäer und 550 Mann.</p> + +<p>Die Führung des ganzen Expeditionskorps hatte Chef von Zelewski, +der Sudanesen Lieutenant End, der Zulus Lieutenant Ramsay und von +Medem, der Artillerie Lieutenant Böhlau, der Askaris Deckoffizier +Illich. Ferner nahmen Teil <span class="antiqua">Dr</span>. Bumiller als Adjutant des +Reichskommissars, und als Gast Wißmanns Herr Otto Ehlers, bekannt +durch seine Reise nach dem Kilimandscharo und als Führer der vom +Dschaggahäuptling Mandara an Se. Majestät den deutschen Kaiser +geschickten Gesandtschaft.</p> + +<p>Verfasser selbst hatte in der ersten Zeit die Waniamuesi-Karawane mit +einem Teile der Soldaten zu führen. Es erschien wohl möglich, daß diese +Karawane unterwegs von Buschiri angegriffen würde. Die Söhne Uniamuesis +waren wegen der uns geleisteten Dienste den Rebellen verhaßt und sie +führten große Reichtümer mit sich.</p> + +<p>Die Fürsorge für die Träger und die Lasten, wie das ganze +Verpflegungswesen war Lieutenant Blümcke übertragen. Die Trägerkolonne +bestand, da wir uns nur auf die Mitnahme des Proviants und der +notwendigsten Tauschartikel und Geschenke beschränkten, trotz der +großen Anzahl von Europäern und Truppen, aus nur 100 Mann, meist +Leute von der Küste nebst einer Anzahl Wassukuma aus der oben bereits +erwähnten Karawane, deren Zutrauen wir uns so schnell zu verschaffen<span class="pagenum" id="Seite_103">[S. 103]</span> +gewußt hatten, daß sich ein Teil von ihnen willig zu Trägern für uns +hergab.</p> + +<p>Da vor dem Aufbruch der Expedition gemeldet wurde, daß etwas seitlich +von der Karawanenstraße bei Pangiri sich ein Rebellenlager befinde, +wohin sich die vereinigten Jumbes von Bagamoyo gezogen haben sollten, +beschloß Wißmann zunächst dorthin zu marschieren und die Aufständischen +zu vertreiben. Wie erwähnt, gab er dem Verfasser den Auftrag am Tage +nach seinem Abmarsch mit der ganzen Waniamuesi-Karawane und den Trägern +auf der großen Karawanenstraße vorzugehen, bis er wieder zum Gros +stieße, was spätestens in Gerengere der Fall sein würde.</p> + +<p>In Gemäßheit dieses Befehls setzten wir am ersten Marschtage in Böten +über den Kingani, woselbst Lieutenant Sulzer einen befestigten Posten +kommandierte. Daß die Karawane nur außerordentlich langsam vorwärts +kam, ist bei der großen Masse von Weibern und Kindern und besonders bei +den ungewöhnlich großen Lasten, die jeder einzelne zu schleppen hatte, +leicht begreiflich. Hatten doch die Waniamuesi durch ihre Teilnahme +am Kampfe gegen die Rebellen und an den Befestigungsarbeiten in den +Küstenplätzen Gelegenheit gehabt, mehr als gewöhnlich zu verdienen, +und so natürlich auch mehr eingekauft als sonst. Von einer Ordnung +war überhaupt keine Rede, und es wäre verlorene Mühe gewesen, hieran +irgendwie etwas ändern zu wollen, wenn wir nur unsern Zweck, die +Karawane vor feindlichen Überfällen zu schützen, erreichten.</p> + +<p>Aus Furcht vor einem Angriff Buschiris hielten sich die Waniamuesi in +den ersten Marschtagen, als wir uns noch nicht mit der Expedition des +Reichskommissars vereinigt hatten, stets möglichst dicht hinter dem +deutschen Teil der Expedition, welcher die Begleitmannschaft und unsere +Träger umfaßte. In Mtoni am Kingani verabschiedete sich Verfasser vom +Lieutenant Sulzer. Nachdem wir die links vom Flusse sich hinziehende +durch ihren Reichtum an Giraffen und Antilopen zur Jagd verlockende +Ebene passiert hatten, langten wir in Mbuyuni, dem dortigen Hauptplatze +der Wadoës an. Da diese sich am Aufstande beteiligt hatten, ihnen +sogar nachgesagt wurde, daß sie<span class="pagenum" id="Seite_104">[S. 104]</span> drei von der Marine während des +Kampfes desertierte Matrosen gefangen genommen und aufgezehrt hätten, +— was dahin zu berichtigen ist, daß sie allerdings, ihrer alten +kannibalischen Sitte folgend, den Leichnam eines jener drei von andern +Aufständischen ermordeten und in den Fluß geworfenen Fahnenflüchtigen +herausgefischt und verspeist hatten, — so war es von vorn herein nicht +gewiß, wie sich die zu passierenden Wadoë-Dörfer zu unserer Expedition +stellen würden.</p> + +<p>Bei Mbuyuni angekommen, ging ich zunächst mit einigen meiner Leute in +das von einer schwachen Boma umgebene Dorf, das ich ziemlich verlassen +fand. Ich schickte in das Haus des Muene, wie die Wadoë-Häuptlinge +genannt werden, und ließ ihn zu mir rufen. Er erschien auch sofort mit +einem kleinen Gefolge, hinter sich einen Diener, der ein Leopardenfell +und einen mit ebensolchem Fell überzogenen Sessel trug, — beides +nebst einer kunstvoll geschnitzten Axt, welche der Muene immer mit +sich führt, die von ihm unzertrennlichen Zeichen seiner Würde. Als der +Diener den Sessel hingestellt und das Fell davor gebreitet, nahm der +Muene selbst darauf Platz und ließ den Verfasser vor sich stehen. Es +wurde ihm bedeutet, daß dies bei uns nicht Sitte sei, und er ließ auch +sofort eine Kitanda (Negerbettstelle) herbei bringen, auf welche wir +uns einträchtig neben einander setzten.</p> + +<p>Aus der Unterredung gewann ich bald die Ueberzeugung, daß besagter +Häuptling ein gutmütiger Mann sei, und daß ihm wie seinen Leuten daran +lag, mit uns in Frieden zu leben. Wir erfuhren später, daß kurz vor +meinem Besuche die Wadoë bei einem Zauberer angefragt hatten, ob sie +den Krieg fortsetzen und auf Seiten Buschiris bleiben sollten oder +nicht, und von diesem den Rat erhalten hatten, vom Kampfe abzulassen +und sich offen auf unsere Seite zu stellen. So geschah es denn auch in +Mbuyuni, wie in den andern Wadoë-Dörfern, welche wir durchzogen. Der +Muene von Mbuyuni hat sogar einige Wochen später Anhänger Buschiris, +welche jene Gegend passierten, gefangen genommen und Herrn von +Gravenreuth nach Bagamoyo zugeschickt.</p> + +<p>Ich machte zwei Rasttage, um die weit zerstreute Waniamuesi-Karawane +wieder vollzählig beisammen zu haben.<span class="pagenum" id="Seite_105">[S. 105]</span> Von den Eingeborenen kehrten die +meisten, auch die Weiber und Kinder bald wieder aus ihren Verstecken +zurück, als sie sahen, daß wir nichts Arges gegen sie im Schilde +führten, und nicht duldeten, daß ihr Hab und Gut irgendwie von unseren +Soldaten oder den Leuten der Karawane angetastet würde, ja daß sogar +die Diebstähle, welche die Waniamuesi nicht lassen konnten, streng +bestraft wurden. Es bestand bald das beste Einvernehmen, und ein +gemütlicher Verkehr zwischen uns und den Eingeborenen entfaltete sich.</p> + +<p>Die Wadoë sind ursprünglich reguläre Kannibalen. Sogar noch im vorigen +Jahrzehnt waren die Fälle, daß Leute geschlachtet und verzehrt wurden, +gar nicht so selten und bei feierlichen Gelegenheiten, Thronwechsel und +dergl. fehlte der Leckerbissen des Menschenfleisches nicht, trotz der +großen Nähe der Küste und der Lage von Mbuyuni an der Karawanenstraße.</p> + +<p>Bei der Karawane des Verfassers wurden eine Anzahl Brieftauben +mitgeführt, um festzustellen, auf welche Entfernung dieselben zur +Verbindung des Innern mit Bagamoyo verwandt werden könnten, wo sie +einige Monate lang gefüttert worden waren. In Mbuyuni wurden zum +großen Gaudium der Einwohner zwei Brieftauben mit der in den Kiel +eingeführten und an einer Schwanzfeder angenähten Depesche aufgelassen. +Sie stiegen zunächst hoch in die Luft empor, offenbar um Umschau zu +halten und das Meer ist ihnen wahrscheinlich der beste Wegweiser über +die einzuschlagende Richtung gewesen. Sie sind, wie auch alle andern, +die in den nächsten Tagen bei Msua abgeschickt wurden, richtig in +Bagamoyo eingetroffen. Verfasser war dafür, ein Paar Exemplare mit bis +Mpapua zu nehmen und zu versuchen, ob sie auch von dort aus unsere +Nachrichten bis an die Küste bringen würden. Es wäre dies später von +großem Interesse gewesen, wenn die Kunde von der Ankunft Stanleys und +Emin Paschas in Mpapua in kurzer Zeit hätte nach der Küste übermittelt +werden können, um von da aus per Draht nach Europa befördert zu werden. +Allein dies unterblieb, weil von Msua nur das absolut Notwendige weiter +mitgenommen werden sollte.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_106">[S. 106]</span></p> + +<p>In den nächsten Tagen wurde Mbiki, ebenfalls ein Wadoë-Dorf, passiert, +und zwei Tage später Msua erreicht. Von dort aus hatte mir der +Kommandant schon die Nachricht seiner Ankunft gesandt. Nach dem +Zusammentreffen setzte nun die gesamte Expedition unter der Führung +des Reichskommissars ihren Weg fort, wobei es allerdings vorkam, daß +die Waniamuesi-Karawane, welche so schnell nicht folgen konnte und +mochte, mitunter ein auch mehrere Tage zurückblieb.</p> + +<p>Bei diesem Marsche benutzten die Europäer, soweit es angängig war, +Reittiere, und zwar Esel oder Maultiere. Die Versuche, Ochsen als +Reittiere zu benutzen, wie dies in Westafrika geschieht, mißlangen. Die +Tiere waren nicht kräftig genug, um den Anstrengungen unserer Märsche +gewachsen zu sein, krepierten teilweise unterwegs, oder waren, wenn sie +noch bis zur Küste gelangten, derartig entkräftet, daß sie dem Fieber +erlagen, während die westafrikanischen Stiere meist aushalten; hat +doch Wißmann den größten Teil seiner Reisen in Westafrika auf einem +Reitochsen gemacht.</p> + +<p>Beiläufig bemerkt, ist es eine in Ostafrika allgemein gemachte +Erfahrung, daß Menschen (Fremde und Eingeborene) wie auch Tiere nach den +Anstrengungen großer Expeditionen am Fieber erkranken, — ferner aber, +daß bestehende Fieber durch Ortsveränderung verschwinden.</p> + +<p>Bevor Wißmann nach Msua kam, hatte er in Pangiri die vereinigten +Jumbes von Bagamoyo geschlagen und große Vorräte an Proviant erbeutet, +von denen ein Teil der Expedition zu gute kam. Der Rest, der von den +Soldaten und Trägern nicht verzehrt oder mitgenommen werden konnte, +wurde wie das Rebellenlager selbst verbrannt.</p> + +<p>Es sei gleich hier erwähnt, daß inzwischen Gravenreuth an der Küste +aus den Besatzungen von Bagamoyo und Daressalam eine Abteilung +zusammengezogen hatte, um mit ihr zur Züchtigung der Sklavenräuber in +Bueni und Kondutschi auszuziehen. Er hatte Bueni, einen Platz, an +dem immer viel Schmuggel getrieben worden war, besetzt und dort einen +Offizier als Stationschef zurückgelassen. Die Besetzung Buenis und der +Erfolg in Pangiri wirkten zusammen vorteilhaft für unser Ansehen an der +Küste.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_107">[S. 107]</span></p> + +<p>Da im Innern die meisten Ortschaften, mehr oder minder dem Zwange +der Verhältnisse folgend, am Aufstande beteiligt waren, wurde die +Wißmannsche Expedition zunächst überall mit Furcht und Mißtrauen +empfangen; so in Msua, wo die Weiber und Kinder geflüchtet waren +und die Männer bewaffnet im Dorfe uns erwarteten. Sie wurden davon +verständigt, daß es dem Reichskommissar fern liege, an allen, welchen +eine Teilnahme am Aufstande zugeschrieben werden konnte, Rache zu +nehmen. So ist es ihm an der Karawanenstraße, wo es besonders darauf +ankam, möglichst schnell Sicherheit und Ordnung herzustellen, gelungen, +die Häuptlinge und Eingeborenen für sich zu gewinnen. Wie überall, +so meldete sich auch in Msua bald der Jumbe Simba mit seinen Leuten, +brachte Geschenke und erbat friedlichen Verkehr. Von Msua aus ließ +der Reichskommissar seine Ankunft in den an den nächsten Tagen zu +passierenden Ortschaften immer vorher ankündigen und den Eingeborenen +anheimgeben, ihm bereits auf dem Wege Gesandte entgegenzuschicken, und +eine friedliche Verständigung zu suchen. In allen Dörfern hielt Wißmann +dann Schauri ab (Gerichtsverhandlung), worin er erklärte, daß er es +nur mit Buschiri, dem Anstifter des Aufstandes zu thun habe, der auch +jetzt noch keinen Frieden wolle, sondern den Krieg gegen uns fortsetze. +Er werde daher auch fortfahren Buschiri zu bekämpfen und überall +hin zu verfolgen; ihn und seinen Anhang irgendwie zu unterstützen, +verbiete er den Eingeborenen, wenn sie ein Einschreiten seinerseits +und eine strenge Bestrafung an ihrem Hab und Gut vermeiden wollten. +Er versprach zugleich, gegen die Räuber und Sklavenfänger strengstens +vorzugehen und aufs angelegentlichste für die Herstellung von Ruhe und +Ordnung an der Straße Sorge zu tragen. Solche Reden Wißmanns verfehlten +nirgends ihren Eindruck. Alle Dörfer erbaten sich Schutzbriefe und +eine deutsche Flagge, die sie freilich in der ersten Zeit noch etwas +schüchtern aufzogen, da sie es doch noch immer für angezeigt hielten, +sich nicht ganz offen in den Augen des uns feindlichen Teils der +Araber, Belutschen und Mrima-Leute als Freunde der Deutschen zu +bekennen. Konnten sie doch immer noch annehmen, daß die Rebellenpartei +gelegentlich einmal die Oberhand gewinnen<span class="pagenum" id="Seite_108">[S. 108]</span> würde. Indes die zunehmenden +Erfolge Wißmanns und Gravenreuths und die späteren Siege über Buschiri +bewogen sie bald, ganz offen für uns Farbe zu bekennen.</p> + +<p>Von Msua ging es weiter über Kisemo, Gerengere nach Simbamueno, einem +Dorfe in der Ebene, welche sich am Fuße der Ukamiberge südlich vom +Nguru-Gebirge hinzieht und östlich in die Makata-Ebene übergeht. Am +Abhange der Ukamiberge, etwa 1-1/2 Stunde von Simbamueno und eine +Stunde von der westlich dieses Dorfes gelegenen Ortschaft Morogro ist +von der französischen Mission eine Station angelegt, die in der Regel +ebenfalls Morogro genannt wird. Dieselbe hatte in der letzten Zeit die +gesamten Missionare der Missionsgesellschaft vom heiligen Geist, aus +Longa, Mhonda und Tubugue beherbergt. Es schien auf diesen Stationen +nicht mehr genügende Sicherheit vor Buschiri vorhanden zu sein, +obgleich er die Bagamoyo-Missionare stets als neutral behandelt hatte. +In Morogro selbst hatte die Mission den Schutz des mächtigen Häuptlings +Kingo angerufen, der als Herrscher von Morogro bis an die Grenze von +Usagara anerkannt war, ein wohlbefestigtes und leicht zu verteidigendes +Dorf zum Sitz hatte und sich der französischen Mission, von der er +viele Wohlthaten empfangen, stets gut gesinnt erwiesen. Von Morogro +aus schickte Wißmann einen Boten mit Nachrichten über die Vorgänge an +der Küste und seine Absichten zu den Missionaren, und erhielt auch von +diesen einen Brief zurück. Da aber darin genauere Angaben über Kingo +fehlten, Kingo selbst weder erschien, noch Gesandte schickte, auch +die für die große Karawane so notwendigen Lebensmittel aus Morogro +und Simbamueno, wo Kingos ältere Schwester, gleichfalls Simbamuene +genannt, herrschte, nicht zum Verkauf gebracht wurden, so hatten wir +Grund anzunehmen, daß es mit der guten Gesinnung des Häuptlings doch so +weit nicht her sein könne. So wurde denn den Eingeborenen mitgeteilt, +daß am nächsten Tage ein Besuch Kingos erwartet werde und schleunigst +ausreichende Lebensmittel gebracht werden sollten, wenn sie eine für +sie unangenehme gewaltsame Requisition vermeiden wollten.</p> + +<p>Am nächsten Morgen schickte mich der Reichskommissar mit Lieutenant +Böhlau auf die Mission, um genauere Nachrichten<span class="pagenum" id="Seite_109">[S. 109]</span> über die dortigen +Verhältnisse einzuziehen, die Missionare zu uns ins Lager einzuladen +und sie, falls sie Einfluß auf Kingo hätten, zu bewegen, denselben in +vermittelnder Weise zur Geltung zu bringen.</p> + +<p>Der Vorsteher der Mission, Pater Mevel, ein Franzose, empfing uns auf +das liebenswürdigste; bei ihm befand sich Pater Horner, ein Nassauer, +der vorher an der Westküste zwei Jahre thätig gewesen war. Verfasser +erfuhr von ihnen, daß Kingos Verhalten ein durchaus friedliches +gewesen war, daß er sogar ein persönlicher Feind Buschiris sei und +diesem sowohl wie den von Pangiri geflüchteten Jumbes von Bagamoyo +die Aufnahme in seinem Dorfe verweigert habe. Er hatte die letzteren +hierdurch gezwungen, von der Karawanenstraße nach Süden abzubiegen; +die Missionare habe er entschieden in Schutz genommen und ein Vorgehen +Buschiris gegen sie verhindert, welcher des Lösegeldes wegen sie gern +in seine Gewalt gebracht hätte. Daß Kingo sich den Deutschen noch nicht +genähert habe, sei auf eine gewisse den Negern überhaupt eigentümliche +Ängstlichkeit zurückzuführen.</p> + +<p>Die von den Missionaren an den Häuptling gesandten Boten bewogen diesen +auch sofort, sich mit Geschenken zu uns ins Lager zu begeben und seine +Unterthanen zum Verkaufe reichlicher Lebensmittel zu veranlassen. Am +Nachmittag desselben Tages begab sich Verfasser auch zur Simbamuene, +einer bereits ältlichen Dame mit ergrautem Haar und erreichte hier den +gleichen Erfolg. Tags darauf verlegte Wißmann das Lager von Simbamueno +in die Nähe des Kingoschen Dorfes.</p> + +<p>Es sei bei dieser Gelegenheit erwähnt, daß wir die Lager immer in +einer dem Gelände angepaßten Form, meist im Viereck oder im Kreise +errichteten und mit einer schirmartigen schrägen Umzäunung aus Matama +oder Maisstengeln oder irgendwelchem Gestrüpp oder Gras, je nachdem +es die Gegend ermöglichte, umgaben. Die Soldaten hatten auf diese +Weise Schutz gegen die gröbsten Unbilden des Wetters und das Innere +des Lagers war zum Teil dem Einblick von außen entzogen. Bei einem +Überfalle hatten die Truppen weiter nichts zu thun, als sich jeder an +dem angewiesenen Platze auf die Erde zu werfen, die Gewehre aus der +Einfassung herauszustecken und den Befehl<span class="pagenum" id="Seite_110">[S. 110]</span> zum Feuern abzuwarten. Im +Innern der Lager erhoben sich eine Anzahl Zelte für je zwei, drei und +vier Europäer. Vor dem Zelte Wißmanns wurde in der Regel das Maxim-Gun +und das 4,7 <span class="antiqua">cm</span> Geschütz aufgestellt, welches stets sofort nach +dem Beziehen des Lagers zum Gefecht klar gemacht wurde. Alsdann wurden +Innen- und Außenposten aufgestellt.</p> + +<p>Über die Art und Weise unseres Marsches ist folgendes zu erwähnen. Wenn +eine besondere Eile nicht erforderlich schien, wurde des Vormittags +und auch noch einen Teil des Nachmittags marschiert, bis der für den +Tag bestimmte Lagerplatz erreicht war, die Expedition hatte dann noch +hinreichend Zeit, sich vor Eintritt der Dunkelheit ordnungsgemäß und +bequem einzurichten.</p> + +<p>Das war natürlich nicht möglich, wenn es galt schnell vorwärts zu +kommen. Dann wurde in den weniger heißen Stunden des Vormittags +marschiert und nach einer Mittagsrast der Marsch den späteren +Nachmittag hindurch fortgesetzt. Wenn es der Zweck erforderte, wenn zum +Beispiel die Absicht vorlag, irgendwo überraschend anzutreten, sind von +der Schutztruppe öfters auch sehr bedeutende Eilmärsche, Tag und Nacht +hindurch, ausgeführt worden. —</p> + +<p>Wie erwähnt, führte das Schauri in Simbamueno, das dann später in +Morogro fortgesetzt wurde, zu einem für beide Teile befriedigenden +Resultate. Kingo erklärte sich ganz offen für uns und umgekehrt wurde +ihm von Wißmann seine Herrschaft bis nach Usagara, — selbstredend +unter deutscher Oberhoheit, — bestätigt. Auch wurde sein Einfluß bei +allen Schauris mit den Eingeborenen der nächsten Dörfer, auf denen +sich der Reichskommissar als Freund Kingos erklärte, in jeder Weise +gehoben. Es war dies für uns ein großer Vorteil, da wir bei unsern +verhältnismäßig geringen Mitteln in Ostafrika nicht überall selbst +sein und herrschen können. Oft sind wir auf die gute Gesinnung der +eingeborenen Häuptlinge angewiesen und sind durch diese viel leichter +und ohne Mißstimmung zu erregen in der Lage, unsere eigene Herrschaft +auszubreiten und humanitäre Zwecke zu erreichen. Außerdem wurde Kingo +ein Monatsgehalt ausgesetzt und ihm außer andern Geschenken seinem +Wunsche gemäß die deutsche<span class="pagenum" id="Seite_111">[S. 111]</span> Fahne übergeben. Von der Küste wurden ihm +später zur Verteidigung seines Dorfes zwei Böller übersandt, mit denen +allerdings nicht viel Unheil anzustiften ist, die aber immerhin auf die +feindlichen Eingeborenen ihre moralische Wirkung nicht verfehlen.</p> + +<p>Kingo gab unserer Expedition bis nach Usagara seinen Bruder Kibana +mit, welcher Wißmann durch seine Beziehungen zu den Eingeborenen gute +Dienste leistete und ihm seine Absicht erleichterte, die Eingeborenen +an der Straße für sich zu gewinnen.</p> + +<p>Unterdes hatten die aufständischen Jumbes es ihrerseits nicht an +Bemühungen fehlen lassen, den mächtigen Häuptling auf ihre Seite +zu bringen, obwohl sie ja allerdings, wie oben erwähnt, durch sein +ablehnendes Verhalten genötigt worden waren, nach Süden auszubiegen. +Von ihrem neuen Lager aus schickten sie einen Brief an Kingo. Sie +hofften ihn zu bewegen, mit ihnen gemeinsam die Waniamuesi-Karawane, +welche sehr langsam marschierte und noch hinter uns zurück war, oder, +wenn sie wieder mit uns vereinigt wäre, die gesamte Expedition auf +dem Marsche von Makata nach Comberingha an einem der nächsten Tage zu +überfallen. Sie glaubten besonders durch den Hinweis auf die wertvollen +Lasten der Karawane die Gewinnsucht Kingos zu reizen und ihn dadurch +dem vorgeschlagenen Unternehmen geneigt zu machen.</p> + +<p>Wißmann hatte es jedoch, wie immer bei den Eingeborenen, verstanden, +das Vertrauen des Häuptlings derartig zu gewinnen, daß dieser nach +Empfang des Briefes nichts Eiligeres zu thun hatte, als ihn dem +Reichskommissar zu übergeben und ihn so von dem Anschlage in Kenntnis +zu setzen.</p> + +<p>Es war dies am 3. September Abends. Infolgedessen erteilte Wißmann mir +den Auftrag mit der Zulukompagnie von Medem und einer halben Kompagnie +Sudanesen, geführt von ortskundigen Eingeborenen, welche Kingo uns zur +Verfügung stellte, gegen die Aufständischen vorzugehen. Ich fand diese +nach ununterbrochenem Marsche in den Mittagsstunden des 4. September in +der Nähe von Somwi, wo sie ihr Lager aufgeschlagen hatten. Sie wurden +sofort aus ihrer ersten<span class="pagenum" id="Seite_112">[S. 112]</span> Position geworfen, hielten uns aber, als wir +in dem sehr coupierten Terrain weiter vorgingen, noch einmal in einer +Bergmulde stand. Hier entspann sich ein heftiges Feuergefecht.</p> + +<p>Meine Abteilung bis auf einen Zug Sudanesen, den ich die hinter uns +gelegenen Hügel hatte besetzen lassen, hatte ich völlig entwickelt, und +so lagen wir uns in langen Linien an einem sich unregelmäßig durch das +Gelände hinziehenden Graben, der ein natürliches Hindernis bildete, auf +nur 20 Schritt gegenüber.</p> + +<p>Der hohe Gras- und Dornenwuchs gestattete wenig Einsicht in das +Terrain, in welchem sich der Gegner festgesetzt hatte, doch schien er +nach einer Reihe von Salven, die er zuerst ebenfalls mit einem heftigen +Schnellfeuer erwiderte, erschüttert, und als wir nun mit Marsch-Marsch +über das Hindernis vorgingen, zwangen wir ihn zu einer regellosen +Flucht ins Gebirge, das uns leider nur eine kurze Verfolgung gestattete.</p> + +<p>In dem Gefechte waren auf gegnerischer Seite etwa 30 Mann gefallen +und viele verwundet worden. Wir hatten einen Zulu tot und drei +schwerverwundete Farbige; Verfasser selbst hatte einen leichten +Streifschuß am Oberschenkel und Herr Ehlers, der sich freiwillig +angeschlossen hatte, konnte von großem Glück sagen, daß ihm eine +gutgemeinte Kugel zwischen den Strümpfen und der Stiefelsohle stecken +geblieben war.</p> + +<p>Wir hatten auch drei Gefangene gemacht. Dieselben unternahmen, als +wir nach der Rückkehr von der Verfolgung gerade mit dem Verbinden der +Verwundeten und dem Bestatten des Gefallenen beschäftigt waren, einen +Fluchtversuch und wurden dabei von den sie bewachenden Zulus, ehe es +Verfasser hindere konnte, mit den Messern niedergestochen. Das Dorf +Somwi, aus welchem ebenfalls auf uns geschossen war, wurde geplündert +und niedergebrannt.</p> + +<p>Als wir nach diesem Gefecht bei Somwi etwas gerastet hatten, wurde +dem vorher erteilten Befehl Wißmanns gemäß sofort der Rückmarsch nach +Morogro angetreten. Diesem hatte Verfasser durch einen Boten seinen +Erfolg gemeldet und zugleich mitgeteilt, daß wir Verwundete mit uns +führten. Infolgedessen schickte uns der Reichskommissar den die +Expedition<span class="pagenum" id="Seite_113">[S. 113]</span> begleitenden Lazarettgehülfen Grucza unter Bedeckung bis +in die Gegend von Simbamueno entgegen, wo die Schwerverwundeten einen +regelrechten Verband erhielten. Kurz vor dem Anbruch des 5. September +traf ich wieder im Lager ein, in dessen unmittelbarer Nähe eine +Abteilung unter Lieutenant Ramsay inzwischen die Waniamuesi, für welche +Wißmann Besorgnisse hegte, ein Lager hatte beziehen lassen. Nachdem +Wißmann uns am 5. September einen Rasttag gegönnt hatte, damit wir uns +von den Anstrengungen des Unternehmens gegen Somwi erholen konnten, +wurde am 6. der Weitermarsch angetreten.</p> + +<p>Bis Mpapua hin war der Marsch ein durchaus friedlicher. Er führte +zunächst über den Makata-Fluß und durch die Makata-Ebene nach Longa. +Hier befand sich ebenfalls eine französische Missionsstation, die seit +wenigen Tagen wieder von den Missionaren bewohnt wurde. Der einzige +Platz, in dem die Verhältnisse noch manches zu wünschen übrig ließen, +war Kondoa. Das arabische Element hatte hier die Oberhand und hier +war die Heimat eines Teils der Buschirischen Rebellen. Da indes die +meisten, welche wirklich am Aufstande Teil genommen hatten, entflohen +waren, andererseits die Missionare den Reichskommissar baten, die +zurückgebliebenen Araber zu schonen, und da endlich Wißmann selbst +Bedenken trug, eine so reiche und für die Karawanenstraße so überaus +wichtige Ortschaft zu zerstören, wurde auch Kondoa, wie das gesamte +durch Usagara sich hinziehende Mukondogua-Thal friedlich durchzogen. +Freilich sind die Bewohner Kondoas, obwohl sie so gut davonkamen, nie +ganz zuverlässig gewesen, nur die Furcht vor unserem Einschreiten +hat sie im Zaume gehalten, so lange wir den Erfolg auf unserer Seite +hatten. Erst in der neueren Zeit, nach der Katastrophe in Uhehe, hat +der widerauftauchende Übermut der Araber und Belutschen zu Kondoa den +durchziehenden Europäern und den Missionaren Grund zu heftigen Klagen +gegeben.</p> + +<p>Ein Tagemarsch hinter Kondoa brachte uns nach Muinisagara, wo die +Tochter des alten, bereits früher erwähnten Muinisagara, denselben +Namen führend, residierte. Bei dem Vorbeimarsch sahen wir die Reste +der früheren Gesellschaftsstation<span class="pagenum" id="Seite_114">[S. 114]</span> Kiora, welche schon ein Jahr vor +dem Aufstand, ebenso wie das nördlich gelegene Sima, von den Wasagara +zerstört war. Verfasser benutzte mit einem Teile der Kameraden den +Aufenthalt in Muinisagara, auch Sima und das Grab des früheren +Vorstehers der Station, des Gärtners Schmidt, zu besuchen, welcher ihn +im Jahre 1885 gastlich daselbst aufgenommen hatte.</p> + +<p>Über Kirassa, den Kidete-Fluß, Dambi und Tubugue führte sodann der +Weg nach Mpapua. Bei Kirassa verließen wir Usagara und das fruchtbare +Mukondogua-Thal. Der Weg führte von nun an durch ein recht coupiertes +und schwieriges Terrain, planlos Berg auf und Berg ab, während er +sehr gut, durch eine Schlucht weiter südlich, sanft aufsteigend nach +Mpapua hätte angelegt werden können. Hier war früher auch eine Straße +gewesen, die jedoch, um den Negerausdruck zu gebrauchen, im Laufe der +Zeit gestorben, d. h. mit Gestrüpp überwachsen war. Die Karawanen +hatten sie aus Furcht vor den Wahehe, welche dieses Gebiet unsicher +machten, aufgegeben. Einen Teil des Dorfkomplexes von Kirassa, der +im Mukondogua-Thale lag, fanden wir niedergebrannt und zerstört. +Die Eingeborenen erzählten uns, daß wenige Tage zuvor die Wahehe +einen ihrer Einfälle gemacht und nur die hohen auf dem Abhang der +Usagara-Berge verstreuten Hütten verschont hätten. Die Bewohner dieser +hochgelegenen Hütten waren gezwungen, jedesmal von ihrer Höhe herunter +ins Mukondogua-Thal zu steigen, um das unentbehrliche Wasser zu holen; +aber die Sicherheit vor den gefürchteten Wahehe ließ sie dieses +Ungemach recht gern ertragen.</p> + +<p>Geographisch wird Ugogo im Osten erst durch die Bergkette zwischen +Tubugue und Mpapua begrenzt, und diese Grenze ist auch auf allen Karten +angegeben; doch bildet jetzt ethnographisch bereits der Höhenzug +nördlich des Mukondogua-Thales die Grenze von Usagara und Ugogo, da die +schwächlichen Wasagara im Laufe der Zeit immer mehr und mehr vor den +umwohnenden kriegerischen Stämmen zurückgewichen sind. Von Westen her +drängten die räuberischen Wagogo, von Südwesten her die Wahehe und aus +dem Nordwesten die Massai, oder<span class="pagenum" id="Seite_115">[S. 115]</span> genau gesagt, die einen Teil derselben +ausmachenden Wahumba. Die spärlichen, von uns hinter Kirassa passierten +Ortschaften waren alle von Wagogo oder mit ihnen vermischten Negern +bewohnt. Gerade zu der Zeit, wo wir diese Gegend durchzogen, war ein +heftiger Kampf der Wahehe gegen die Massai vorangegangen, und so fanden +wir öfter eben erst von den Wahehes verlassene Lagerstätten.</p> + +<p>Nachdem wir in Tubugue, einem größeren Orte der Wagogo, gerastet, +erreichten wir am 10. Oktober Mpapua. Auf dem Höhenzuge zwischen beiden +Dörfern fiel uns ein mit Unterholz wenig bewachsener Wald auf, der uns +in den nächsten Tagen gutes Bauholz für den Bau der Station lieferte. +In Mpapua zogen wir zunächst an den von Buschiri bei seiner letzten +Anwesenheit zerstörten Gebäuden und der Kirche der englischen Mission +vorbei, bis zu dem kleinen Hügel hin, der sich dicht am Fuße des +östlichen Höhenzuges am Ausgange des von Mpapua eingenommenen Thales +nach Nordosten hin erhebt. Hier hatte die Station der Ostafrikanischen +Gesellschaft gestanden, die ebenfalls von Buschiri, soweit es die +Stärke der Mauern zugelassen, zerstört war. Dieser Platz war vom +militärischen Standpunkt aus durchaus unpraktisch gewählt, da von dem +Abhange des östlichen Gebirgszuges mit Gewehren ganz bequem in die +Station und ihre Zimmer hineingeschossen werden konnte, und zwar aus +einer Entfernung von kaum mehr als 100 <span class="antiqua">m</span>.</p> + +<p>Wir wurden beim Einrücken von den englischen Missionaren, welche von +ihrer Station in Kisogue nach Mpapua herübergekommen waren, begrüßt, +und Wißmann erhielt von ihnen über die Vorgänge hierselbst und die +Stimmung der Eingeborenen Nachricht.</p> + +<p>Der erste Häuptling des Ortes, Kipangiro oder Schipangilo, der von +seinen Gegnern angeschuldigt wurde, mit Buschiri im Einverständnis +gewesen zu sein, war geflohen und hielt sich in den nahen Bergen +versteckt. Das Geschütz der Station, welches er, wie oben bemerkt, in +seine Tembe gebracht hatte, wurde von uns dort abgeholt, und da uns +Nahrungsmittel nicht zum Verkauf geboten wurden, wurden sie ebendort +entnommen und unter die Soldaten verteilt. Es gelang indes<span class="pagenum" id="Seite_116">[S. 116]</span> in den +nächsten Tagen den Häuptling zu beruhigen und ihn zu bewegen in unser +Lager zu kommen, wo er von Wißmann die Zusicherung friedlichen Verkehrs +erhielt.</p> + +<p>Gleich am Nachmittage nach unserer Ankunft gingen wir daran, einen +geeigneten Platz für die neue Station auszusuchen. Wißmann hielt es +durchaus für angezeigt, in Mpapua, welches von allen Karawanen, die vom +Viktoria und Tanganjika nach der Küste gehen, und umgekehrt, passiert +werden muß und nur unter großen Beschwerden durch einen Marsch über ein +an Wasser und Nahrungsmitteln armes und sehr beschwerliches Terrain +vermieden werden kann, einen festen Stützpunkt für die Sicherung der +Karawanenstraße und der durchziehenden Karawanen zu errichten. Bei der +Auswahl eines Platzes waren der Reichskommissar, von Zelewski und der +Verfasser thätig. Wir waren bald darüber einig, daß kein Platz besser +dazu geeignet sei, als der, auf welchem die jetzige Station steht. Es +ist eine dicht an dem einzigen die Ebene durchziehenden Flußlauf sanft +ansteigende Erhebung, von welcher aus das gesamte Terrain ringsum +beherrscht, und besonders auch die Wagogo-Tembes unter Feuer genommen +werden können. Steine für den Bau waren reichlich von den früheren +Befestigungen vorhanden, und Holz lieferte uns der oben erwähnte Wald. +So wurde im Laufe der Woche, die Wißmann in Mpapua verblieb, die +Steinumwallung der Station etwa 1 <span class="antiqua">m</span> hoch aufgeführt, mit zwei +zur Unterkunft eingerichteten Eckbastionen versehen, auf deren einer +das Geschütz aufgestellt wurde, und mit zwei starken Hindernissen, +einem Ast- und einem Dornverhau umgeben.</p> + +<p>Die Zeit seines Aufenthaltes benutzte Wißmann, um möglichst viel gute +Beziehungen mit den eingeborenen Häuptlingen, speziell denen der +Wagogo, anzuknüpfen, wobei ihm die englischen Missionare nach bestem +Vermögen zur Seite standen. Die Waniamuesi-Karawane, deren Häuptlinge +Wißmann teilweise von seiner ersten Durchquerung Afrikas kannte, — +er hatte damals mit Mirambo, dem damaligen Herrscher von Uniamuesi +Freundschaft geschlossen, — nahm infolge der guten Behandlung +unsererseits und des Schutzes, den wir ihnen hatten angedeihen lassen, +lebhafte Sympathien<span class="pagenum" id="Seite_117">[S. 117]</span> für uns mit in ihre Heimat. Wißmann gab ihr +auch reiche Geschenke an den inzwischen auch verstorbenen Häuptling +Pandascharo mit.</p> + +<p>Nach achttägigen Arbeiten, die meist von Wißmann persönlich geleitet +wurden, übergab er die Station, besetzt mit 75 Zulus, 25 Sudanesen, +10 Suaheli, 2 deutschen Unteroffizieren und dem zum Stationschef +ausersehenen Lieutenant von Medem, zunächst dem Verfasser mit +dem Auftrage, die weitere Regelung unseres Verhältnisses zu den +Eingeborenen in die Hand zu nehmen. Ich sollte den Reichskommissar in +dieser Gegend vertreten, bis die Stanley'sche Expedition und Emin in +Mpapua anlangten, sollte diese Expedition begrüßen und mit 10 Sudanesen +der Station durch deutsches Gebiet nach Bagamoyo führen.</p> +<hr class="chap x-ebookmaker-drop"> + +<div class="chapter"> +<p><span class="pagenum" id="Seite_118">[S. 118]</span></p> + +<h2 class="nobreak" id="7_Kapitel">7. Kapitel.<br> +<span class="s6">Regelung der Verhältnisse um Mpapua und Marsch mit der Stanleyschen +Expedition zur Küste.</span></h2> +</div> + +<div class="blockquot"> +<p>Erweiterung der Beziehungen zu den Eingeborenen. — Reise in die +Umgegend von Mpapua. — Die Massais und Wagogo um Mpapua. — Vertrauen +der Massai zur Station. — Befestigung und Bauarbeiten. — Schlechter +Gesundheitszustand der Europäer. — Dyssenterie in Mpapua. — Ankunft +der Stanleyschen Expedition. — Rückblick auf Emins Lage in der +Äquatorialprovinz. — Sein Abmarsch mit Stanley. — Ärztliche Dienste +des Pascha in Mpapua. — Stanleys Entgegenkommen. — Abmarsch zur +Küste. — Marschordnung. — Leben auf dem Marsche. — Verkehr mit den +Eingeborenen. — Jagd. — Begegnung unserer Expedition mit Gravenreuth +in Msua. — Amerikanische Reporter. — Ankunft in Bagamoyo. — Emins +unglücklicher Fall. — Seine Behandlung und Heilung.</p> +</div> + + +<p>Für die dauernde Wahrnehmung der Stationsleitung in Mpapua war, wie +erwähnt, der Lieutenant v. Medem ausersehen. Er war von den jüngeren +Offizieren der Expedition, die damals für Mpapua in Frage kamen, +derjenige, welcher am meisten die für jene höchst wichtige Stellung +notwendigen Eigenschaften in sich vereinigte: große Ruhe und die +Fähigkeit, mit den Eingeborenen zu leben und sich diesen anzupassen, +praktischen Sinn und große Willenskraft, dazu ein besonderes Talent, +gerade mit den Zulus, die ja den Hauptteil der Besatzung von Mpapua +bildeten, umzugehen. Wißmanns Wahl fiel sofort auf Medem; es wurde +dem Verfasser übertragen, diesen während der Zeit der gemeinsamen +Thätigkeit zu Mpapua noch eingehender mit den örtlichen Geschäften +bekannt zu machen.</p> + +<p>Dem Befehle des Reichskommissars gemäß benutzte der Verfasser die +nächsten Wochen nach dem Abmarsche der Expedition<span class="pagenum" id="Seite_119">[S. 119]</span> Wißmanns von Mpapua +zur weiteren Fortführung der Stationsarbeiten, sowie zur Erweiterung +unserer freundschaftlichen Beziehungen zu den Eingeborenen in der +Umgebung Mpapuas und zwar bis zu den mehrere Tagereisen weit von dort +angesessenen Stämmen. Eine höchst angenehme Beigabe war bei diesen +Reisen die Ausübung der hervorragend guten Jagd, welcher auf dem +Hermarsch die Mitglieder der Expedition nur an einzelnen Stellen, z. +B. in der Makata-Ebene hatten obliegen können. Ich besuchte mehrere +Häuptlinge der Wagogo und der Wahumba, deren Land von Ugogo durch den +nördlich Mpapua's sich hinziehenden Höhenzug geschieden wird. Vom Kamm +dieses Höhenzuges öffnet sich eine weite, herrliche Aussicht über die +zu Füßen sich ausbreitende Massai-Ebene. Ebenso hatte ich Gelegenheit, +das Land der Wahehe zu sehen, allerdings nur an der äußersten Grenze +und auf einer Jagdreise.</p> + +<p>Die Massai lebten zu jener Zeit im Kriege mit den Wahehe. Wie schon +erwähnt, hatten letztere kurz vor der Ankunft der Expedition einen +Überfall nicht nur in Usagara gemacht, sondern waren auch bis ins Land +der Wahumba vorgedrungen, und es war ihnen durch ihr unerwartetes +Auftreten gelungen, noch einige Viehherden der Massai zu erbeuten. +Eines Tages, als ich von Kongua aus in ein Massaidorf kam, fand ich +daselbst tausende von Massai-Kriegern, auch solche, die nicht zum +Stamme der Wahumba gehörten, und die, wie sie erklärten, bis vom +Kilimandscharo hergekommen waren, um mit vereinten Kräften gegen die +Wahehe zu kämpfen. Es fanden denn auch in dieser Zeit sowohl in der +Marenga Mkali, der westlich von Mpapua von Tschunio an sich mehrere +Tagereisen ausdehnenden süßwasserlosen Steppe wie auch weiter südlich +an der Grenze von Uhehe fast täglich zwischen den beiden Stämmen +Gefechte statt.</p> + +<p>Mit den Wagogo und Massai war es vollkommen gelungen, einen friedlichen +Verkehr herbeizuführen. Ich besuchte ihre Häuptlinge, wie auch +umgekehrt diese selbst von weit her mit Geschenken zur Station +kamen und sich Schutzbriefe von mir ausbaten. Selbst der oberste +Wahumba-Häuptling schickte eine Gesandtschaft und gab derselben ein +Geschenk an Rindern mit, was sonst bei den Massais unerhört ist. Sie +bringen<span class="pagenum" id="Seite_120">[S. 120]</span> es selten übers Herz, sich selbst von dem schlechtesten Stück +Rindvieh zu trennen. Die Gesandtschaft befragte mich, wie ich über +ihren Feldzug gegen die Wahehe dächte und ob ich geneigt sei, sie +hierin zu unterstützen, ihnen eventuell von meiner Besatzung Leute +mitzugeben. Ich konnte ihnen meinerseits zwar guten Erfolg zu ihrem +gerechten Vergeltungskampf wünschen, hielt es aber für gut, jede +Unterstützung abzulehnen. Es waren über die Werbungen Buschiris bei +den Mafitis und Wahehe nur Gerüchte zu uns gedrungen, keineswegs aber +konnten diese damals als feststehende Thatsachen angesehen werden. +Zudem wurde unsere Besatzung notwendig zum Bau der Station gebraucht: +wir mußten auf alles gefaßt sein und daher alle unsere Kräfte +zusammenhalten, wie ja auch der Reichskommissar zur Vorsicht ermahnt +hatte.</p> + +<p>Ich stellte den Massai jedoch meine Hilfe in Aussicht, wenn die Wahehe +in der Umgegend von Mpapua selbst aufträten oder wenn sie zu weit nach +den Wahumba hin um sich griffen. Unser Verhältnis zu den Wahumba und +den östlichen Wagogo war, wie aus dem Erwähnten hervorgeht, ein gutes +und ist im allgemeinen auch ein solches geblieben, wenngleich einzelne +Räubereien der Wahumba sowohl wie der Wagogo an der Karawanenstraße +hier und da die Besatzung von Mpapua zum Einschreiten nötigten. Sehr +schlecht dagegen haben sich, wie das nicht anders zu erwarten war, +unsere Beziehungen zu den Wahehes gestaltet.</p> + +<p>Neben der Ausbreitung des Ansehens der neuen, von Wißmann gegründeten +Station, schritten auch die Befestigungs- und Bauarbeiten rüstig +vorwärts, welche nach meiner Abreise vom Feldwebel Hoffmann +weitergeführt und von Herrn von Bülow vollendet wurden. Hingegen +ließ der Gesundheitszustand unter den Europäern wie den Farbigen der +Station sehr viel zu wünschen übrig. Die Dyssenterie brach mit großem +Heftigkeit unter uns aus. Der Unteroffizier Kröhnke war schon auf dem +Marsche von dieser Krankheit befallen worden, wahrscheinlich angesteckt +von dem Feldwebel Markgraf, mit dem er in einem Zelte zusammenlag. +Bald nach ihm erkrankten einige Sudanesen und Zulus, und trotz aller +Vorsichtsmaßregeln griff die Krankheit immer mehr und<span class="pagenum" id="Seite_121">[S. 121]</span> mehr um sich, +vermutlich durch die Unmassen von Fliegen in dem viehreichen Mpapua +weiter getragen. Endlich wurden auch Lieutenant von Medem und ich +von der Krankheit ergriffen. Durch den Tod verloren wir, solange ich +in Mpapua war, nur einen Farbigen, einige Wochen jedoch nach meinem +Abmarsche erlag auch Lieutenant v. Medem der Krankheit, während +Unteroffizier Kröhnke sich besserte. Indessen machten bald vielfache +schwere Fieberanfälle auch seine Ablösung von Mpapua und seine +Beförderung nach der Heimat notwendig. In Deutschland fiel er einem +Herzschlage zum Opfer.</p> + +<p>Während der ganzen Zeit der Epidemie standen uns die englischen +Missionare in Kisogue opferbereit zur Seite, wie denn überhaupt +das Verhältnis zwischen Mission und Militärstation ein sehr +freundschaftliches war.</p> + +<p>Der Reichskommissar hatte mir, wie erwähnt, den Befehl erteilt, die +Ankunft der Expedition Stanley-Emin Pascha in Mpapua abzuwarten und +dieselbe dann durch deutsches Gebiet an die Küste zu führen. Am Tage +der Ankunft der Wißmannschen Expedition hatten Boten von Stanley +Mpapua passiert, durch welche wir Kenntnis von seinem Herannahen +erhielten. Wißmann selbst sandte durch die bereits mehrfach erwähnte +Waniamuesi-Karawane, die ihren Weitermarsch nach der Heimat fortsetzte, +einige Briefe mit, in denen er Emin Pascha und Stanley begrüßte und sie +über die Vorkommnisse der letzten Zeit orientierte.</p> + +<p>Etwa einen Monat später traf die Stanleysche Expedition, trotz einer +ziemlichen Anzahl Kranker und Schwacher und des ziemlich wüsten +Gesindels, welches aus der Äquatorialprovinz mitkam, gut geordnet +und geschlossen vor der Station ein, bei einer so großen Karawane +immer ein Zeichen, daß es der Führer verstanden hat, die Disziplin +aufrecht zu erhalten. Sie bezog das gewöhnliche Karawanenlager, um +eine große Sykomore herum, wo Stanley gelegentlich einer seiner +früheren Expeditionen schon gelagert hatte. Die Karawane bestand aus 3 +Kompagnien Wangwana zu je 60 Mann, etwa 80 Wangwana-Trägern und den aus +Wadelai mitgezogenen Leuten des Pascha, welche fast alle Weiber, Kinder +und Träger mit sich führten. Die letzteren waren mit allem möglichen, +teilweise<span class="pagenum" id="Seite_122">[S. 122]</span> ganz wertlosen Hausgerät beladen und erinnerten uns lebhaft +an die Eigenschaft unserer Sudanesen, alles, was nicht niet- und +nagelfest ist, mit sich zu schleppen. Im ganzen waren es noch etwa 600 +Mann, trotz der großen Verluste, die die Karawane unterwegs erlitten +hatte. Unter den Leuten des Pascha befand sich eine Anzahl ägyptischer +Offiziere, Schreiber und Soldaten, ein griechischer Kaufmann, der sich +früher in Wadelai etabliert hatte, und ein ebenfalls daselbst als +Apotheker thätig gewesener tunesischer Jude. Die Weiber und Kinder, wie +auch die meisten Offiziere ritten auf Eseln.</p> + +<p>Die Europäer der Expedition waren folgende: Stanley mit seinen +Offizieren, den Herren Lieutenant Stairs, Kapitän Nelson, <span class="antiqua">Dr.</span> +Parke, Mr. Jephson, seinem, man kann sagen Proviantmeister, Mr. +Bonny, und einem Diener, namens Hoffmann. Ferner zwei französische +Missionare, Père Giraud, ein sehr liebenswürdiger Mann, welcher durch +ein Augenleiden zur Rückkehr nach Europa genötigt war, und der ihm +zur Begleitung mitgegebene Père Schynse, jener bekannte, bei den +Deutschen allgemein beliebte, ganz deutsch denkende und fühlende Mann, +der dem Werke der Zivilisation leider zu früh durch den Tod entrissen +worden ist. Die beiden letzteren kamen von Bukumbi, ihrer Station am +Südufer des Viktoriasees und waren in Ikungu zur Expedition Stanleys +gestoßen, um unter ihrem Schutze weiter nach der Küste zu marschieren. +Endlich waren bei der Expedition Emin und Casati, welcher dem Pascha +während seines Aufenthaltes im Sudan treulich zur Seite gestanden +hatte. Besonderes Interesse erregte die kleine Tochter, die Emin von +seiner verstorbenen Frau, einer Abessinierin, hatte, namens Ferida, die +damals etwa 6 Jahr alt war, und in der Karawane in einer Hängematte +stets unmittelbar vor dem damals schon ganz kurzsichtigen Pascha +einhergetragen wurde. Der Pascha hing mit großer Liebe an ihr und +wollte sie immer vor sich sehen. Sie wurde von ihrer Gouvernante, einer +ganz hübschen, stattlichen Ägypterin begleitet.</p> + +<p>Stanley pflegte immer an der Spitze des Zuges zu marschieren, und so +hatte ich denn zuerst Gelegenheit, ihn zu begrüßen. Er machte mich +alsbald mit seinen Offizieren, sowie<span class="pagenum" id="Seite_123">[S. 123]</span> mit Emin und Casati bekannt. +Unser spärliches Hausgerät auf der Station gestattete mir zunächst +nur den Pascha und Stanley zum Essen zu mir zu laden. Eine Flasche +Sekt, deren mir Wißmann mehrere für Krankheitsfälle und speziell zur +Begrüßung Emins und Stanleys dagelassen hatte, wurde auf die glückliche +Ankunft beider getrunken. Sie mundete ihnen ganz trefflich, da sie +solche Erfrischungen lange hatten entbehren müssen. Im Verkehr zwischen +dem Pascha und Stanley bemerkte ich bald den Gegensatz der beiden +Männer, der, obwohl sie täglich öfter mit einander zusammenkommen +mußten, eine rechte Ungezwungenheit, besonders von Seiten des Pascha, +nicht aufkommen ließ. Dieser erzählte mir, wie herzlich er sich +gefreut habe, als er durch Wißmanns Briefe Kenntnis von unseren +Fortschritten erhalten, als er die deutsche Flagge auf der Station habe +flattern sehen, und wie lebhaftes Vergnügen er jetzt empfinde, wieder +mit Deutschen persönlich verkehren zu können. Er erzählte mir auch +offenherzig von der Expedition Stanleys und dessen Absichten.</p> + +<p>Bei der Wichtigkeit der Persönlichkeit Emins für uns und wegen seiner +späteren Anteilnahme an den Arbeiten des Reichskommissariats erscheint +ein kurzer Rückblick auf die Verhältnisse in der Äquatorialprovinz und +die Stanleysche Expedition geboten.</p> + +<p>Dreizehn Jahre hindurch hatte Emin Pascha ohne wesentliche Zuschüsse +von der egyptischen Regierung zu erhalten, meist in friedlicher +Arbeit die Geschicke des Landes geleitet und dasselbe der Kultur +näher gebracht, bis in den letzten Jahren von 1887 an seine Position +schwankend geworden war. Es wirkte hierzu besonders der Umstand mit, +daß die ihm unterstellten egyptischen Soldaten, welche seit 5 Jahren +den Sold von ihrer Regierung nicht erhalten hatten, und gerade in +dieser Zeit die Grenzen der Äquatorialprovinz gegen die Scharen des +Mahdi in fortwährenden Kämpfen verteidigten, allmählich eine begründete +Unzufriedenheit zu zeigen begannen. Ebenso bestand nach Casatis Angabe +eine weit verbreitete Unzufriedenheit unter den Offizieren gegenüber +den Maßregeln des Gouverneurs. Die Unmöglichkeit, aus eigenen Mitteln +und unter den sich steigernden Schwierigkeiten die Provinz zu halten, +hatte Emin an die<span class="pagenum" id="Seite_124">[S. 124]</span> Hochherzigkeit der Engländer appellieren lassen. +<span class="antiqua">Dr.</span> Felkin, dem Freunde Emins, war es gelungen, bei einer Reihe +englischer Kapitalisten, besonders aber bei Sir William Mackinnon, dem +Hauptaktionär der englisch-ostafrikanischen Gesellschaft, Interesse für +Emin Pascha oder wohl richtiger für seine Äquatorialprovinz zu erwecken +und eine Hilfsexpedition unter Stanleys Kommando ins Werk zu setzen.</p> + +<p>Unter Mißachtung der Vorschläge von Schweinfurth und Junker sowie +Thompson wählte Stanley bekanntlich die Congoroute. Alle die Nachteile, +welche er von dem östlichen, von den genannten Afrikaforschern +empfohlenen Wege befürchtet hatte, stellten sich bezüglich der +Verpflegung der Karawane, des Gesundheitszustandes, der Desertion +von Trägern, der Schwierigkeit des Weges und der Feindseligkeiten +der Eingeborenen auf dem von ihm selbst gewählten Wege in weit +höherem Maße ein. Im April 1888 erhielt Emin Pascha durch einen Brief +Stanleys die erste Nachricht vom Anrücken der Hilfsexpedition, auf +die er in der letzten Zeit sehnsüchtig gewartet hatte, und von der +er eine Befestigung seiner Macht und Beruhigung der unzuverlässigen +Elemente erwartete. Der Pascha faßte den Entschluß, mit Casati +Stanley entgegenzuziehen und ihn an der Grenze der Äquatorialprovinz +zu erwarten. Auf seinem Dampfer Khedive fuhr der Gouverneur über +den Albertsee und in dem Stanleyschen Lager zu Cavalli fand die +gegenseitige Begrüßung statt.</p> + +<p>Der Pascha erkannte bald, daß durch die Ankunft der Expedition, von +der er für sich und insbesondere für sein Verhältnis zu seinen Leuten +so viel erwartet hatte, seine Lage wenig verändert wurde. Das Einzige, +was der Provinz von Nutzen sein konnte, waren die mitgebrachten +Remington-Patronen. Im übrigen litt die Hilfsexpedition selbst Mangel +an allem und der Pascha war es, der mit den Vorräten seiner Provinz +der englischen Expedition aushelfen mußte. Casati hatte Emin Pascha +geraten, ohne Rückhalt zu Stanley über die Lage der Provinz und +über die Zerwürfnisse, die zwischen dem Gouverneur und den Parteien +eingetreten waren, zu sprechen, sowie seine Ohnmacht nach den +Ereignissen der letzten Zeit einzugestehen. Emin hat indes wohl den +Rat des Freundes nicht befolgt<span class="pagenum" id="Seite_125">[S. 125]</span> und es vermieden, sich mit der nötigen +Offenheit Stanley anzuvertrauen, vielleicht um seinen Namen vor diesem +Manne des ihn umgebenden Nimbus nicht zu entkleiden.</p> + +<p>Da Stanley das Gros der Expedition mit den Hauptvorräten im Lager zu +Jambuja am Aruwimi, außerdem eine große Anzahl von Kranken im Fort Bodo +zurückgelassen hatte, schickte er sich nach verhältnismäßig kurzer Zeit +an, wieder nach dem Aruwimi aufzubrechen, um die zurückgebliebenen +Leute und Vorräte herbeizuschaffen. Während dieser Zeit sollte der +Pascha diejenigen seiner Beamten und Soldaten, welche geneigt wären +nach Egypten zurückzukehren, in Cavalli vereinigen, um hier Stanleys +Ankunft zu erwarten und mit ihm aufzubrechen. Die Bitte des Pascha, +mit ihm die verschiedenen Stationen seiner Provinz auf dem Dampfer +Khedive zu besuchen, schlug Stanley ab mit der Begründung, daß er eilig +nach Jambuja zurückkehren müsse. Sein Aufenthalt am See dauerte indes +ungefähr 4 Wochen. Es ist zu bedauern, daß Stanley auf die Bitte Emins +nicht eingegangen ist. Zweifellos wäre das persönliche Erscheinen +Stanleys von einer ungleich größeren Wirkung auf die Truppe und die +Bevölkerung gewesen. Stanley wäre in der Lage gewesen, die Truppen +nicht nur durch die Macht seiner Persönlichkeit, sondern auch durch +die bei ihm zur Meisterschaft ausgebildete Art zu verhandeln davon zu +überzeugen, daß er im Auftrage ihres Souveräns des Khedive nach der +Provinz gekommen sei, um sich mit eigenen Augen von der Lage der Sache +zu überzeugen und entweder Hilfe in Gestalt von Munition zurückzulassen +oder aber die Leute nach Egypten zu führen.</p> + +<p>Wenn man nun Stanley auch nicht ohne weiteres die Verweigerung der +Bitte Emins verübeln kann, — hatte er doch das eigentliche Gros der +Expedition im Lager bei Jambuja zurückgelassen und fühlte sehr wohl +selbst heraus, daß mit dem, was er dem Pascha mitgebracht hatte, gar +nichts geleistet sei, — so ist es ebenso als verfehlt zu betrachten, +wenn er später auf die wiederholte Bitte Emins, wenigstens einen seiner +Offiziere zurückzulassen, Herrn Mounteney Jephson mit dieser Mission +beantragte. Jephson hatte nur ganz oberflächliche Kenntnis von den +Machtbefugnissen Stanleys, denn bei der<span class="pagenum" id="Seite_126">[S. 126]</span> Natur Stanleys, welche mit +der Verantwortung auch gleichzeitig das Ende aller Fäden in Händen +behalten wollte, war thatsächlich keiner seiner Offiziere mit dem +ganzen Umfang der Stanleyschen Aufträge bekannt. Jephson war ferner +nicht die Persönlichkeit, um selbständig auftreten oder bei irgend +welchem Mißtrauen der Leute bindende Versicherungen geben zu können. +Die Anwesenheit Jephsons trug zur Verbesserung der Lage der Truppen +jedenfalls nicht bei.</p> + +<p>Es ist außerordentlich schwierig, ein bestimmtes Urteil über das +Verhältnis Emins zu seinen Truppen abzugeben. Alle darüber vorhandenen +Veröffentlichungen Stanleys, Casatis, Jephsons lassen den inneren +Zusammenhang nicht erkennen und erscheinen lediglich als persönliche +Urteile der Verfasser. Emins Ansicht ging und geht auch heute noch +dahin, daß durch die Art und Weise des Auftretens der Stanleyschen +Expedition die Mißhelligkeiten zwischen ihm und seinen Truppen erst +verursacht worden seien. Es ist wahrscheinlich, daß der Pascha sich +hierin täuscht und daß Casatis Urteil der Wahrheit am nächsten kommt. +Andererseits ist aber nicht zu verkennen, daß die großen Erwartungen, +welche Emin selbst bei seinen Soldaten von der Stanleyschen +Entsatz-Expedition erweckt hatte, durch das Erscheinen derselben in +halb verhungertem und zerlumptem Zustande, sehr herabgemindert wurden, +ja daß sogar ein begreifliches Mißtrauen bei den Leuten entstand. +Der Umstand, daß Stanley und seine Begleiter Engländer waren, konnte +die üble Wirkung auf die Truppe nicht hervorgebracht haben, — war +doch Gordon und andere Gouverneure im Sudan durch den Khedive selbst +eingesetzt worden. Der ganze Aufstand der Eminschen Truppen macht +den Eindruck einer Militärrevolte, welche durch Intriguen sich +benachteiligt glaubender Offiziere in Szene gesetzt wurde. Auch der +Casatische Bericht läßt dies erkennen; in demselben findet man sogar +an eigentlichen inneren Gründen überall nur persönliche Mißgriffe +angegeben, welche Emin den Offizieren gegenüber begangen haben soll. In +der That herrschte unter einem großen Teil der Leute des Pascha eine +bittere Stimmung gegen ihn.</p> + +<p>Von einer ganz besonderen Wichtigkeit für uns Deutsche ist das +Verhalten Emins Stanley und seinen Anerbietungen<span class="pagenum" id="Seite_127">[S. 127]</span> gegenüber. Stanley +und seine Offiziere versuchten zwar nach ihrer Ankunft am Albertsee +und auch später auf dem ganzen Marsche beim Pascha den Glauben zu +nähren, als ob die Expedition lediglich aus humanitären Rücksichten +seinetwegen und für die mit ihm von Egypten abgeschnittenen Beamten und +Truppen unternommen worden sei. Niemand wird bestreiten, daß viele, ja +die meisten Mitglieder des englischen Emin Pascha-Entsatz-Komitees von +rein humanitären Rücksichten geleitet wurden. Aber es gab in diesem +Comité doch eine Reihe von Namen, deren Träger zu eng mit afrikanischen +Interessen verknüpft waren, um nicht gewisse praktische Nebenabsichten, +sei es auf die Person Emins, sei es auf seine Provinz oder auch auf +beides zusammen, vermuten zu lassen. Es sind dies die Mitglieder der +englisch ostafrikanischen Gesellschaft, denen ein Mann wie Emin und +eine Provinz wie die seine notwendig als höchst begehrenswerte Ziele +erscheinen mußten.</p> + +<p>In der That wird diese Absicht einer Gebietserweiterung der +englisch-ostafrikanischen Gesellschaft durch die dem Pascha von Stanley +gemachten Anerbietungen bestätigt. Stanley hatte nach seinem eigenen +Bericht und nach der Erzählung Emins diesem drei Vorschläge zu machen. +Der erste derselben war, — dem vom Khedive erhaltenen Auftrage gemäß, +— die Provinz aufzugeben, mit dem Teil der Offiziere, Soldaten und +Beamten und ihren Familien, welche die Rückkehr nach Egypten wünschten, +unter Führung Stanleys aufzubrechen und diesem nach Egypten zu folgen.</p> + +<p>Das zweite Anerbieten machte Stanley im Namen des Königs der Belgier. +Emin sollte, falls er es vorzöge, in seiner Provinz zu bleiben, seine +Dienste dem Kongostaat widmen und sein Land als Vorposten dieses +Staates gegen den Sudan halten. Als Verwaltungskosten wollte der +Kongostaat hierfür jährlich circa 240000 Mark aufwenden. Dem Pascha, +welchem die Stellung eines Generalgouverneurs mit dem Range eines +belgischen Generals angeboten wurde, wurde ein Jahresgehalt von 1500 +Pfd. St. ausgesetzt.</p> + +<p>Das dritte Anerbieten, von dem Stanley allerdings behauptete, +daß er zu demselben nicht direkt ermächtigt sei, sondern daß er +es nur mache in der Absicht, dem Pascha zu<span class="pagenum" id="Seite_128">[S. 128]</span> helfen und in der +zuversichtlichen Erwartung, daß seine Abmachungen vom Comité und der +englisch-ostafrikanischen Gesellschaft genehmigt würden, zielte auf +folgendes ab: Wenn die Soldaten sich weigern sollten, nach Egypten +zurückzukehren, so sollte Emin die zuverlässigsten unter ihnen nach der +Nordost-Ecke des Viktoria-Nyanza führen und dort eine feste Station für +die englisch-ostafrikanische Gesellschaft begründen. Stanley würde mit +seiner Expedition selbst die Station vollenden helfen, die Munition +und mitgenommenen Vorräte dorthin bringen lassen und erst dann mit +seiner Hilfsexpedition den Pascha verlassen, wenn dessen Stellung +eine gesicherte sei. Der Pascha sollte ein gutes Jahresgehalt von der +Gesellschaft beziehen und als Gouverneur das Netz der Stationen vom +Viktoriasee nach Mombassa hin vorschieben, während andererseits der +Vertreter zu Mombassa durch Vordringen von der Küste aus dem Pascha in +die Hände arbeiten würde.</p> + +<p>Die Lage Emins diesen Vorschlägen gegenüber war keine leichte. +Seine Hoffnungen auf genügende Unterstützung durch die Stanleysche +Expedition waren zerstört, ein Verbleiben in der Provinz mit den +vorhandenen Kräften legte nach dem Ferman des Khedive dem Pascha allein +alle Verantwortung für jetzt und die Zukunft auf die Schultern, die +Disziplin der Truppen, ohnehin erschüttert, war durch das Erscheinen +der Stanleyleute in ihrem kläglichen Zustande noch mehr in Frage +gestellt.</p> + +<p>Wenn ein Teil der Truppen geneigt schien, dem Schreiben des Khedive +Glauben zu schenken und mit Stanley abzuziehen, so standen diesen +mindestens ebensoviel Stimmen gegenüber, welche von Verrath, Verkauf +an England u. dergl. mehr sprachen. Immer aber blieb die Verantwortung +allein dem Pascha überlassen. Es kann nicht Wunder nehmen, wenn unter +solchen Verhältnissen eine definitive, einheitliche Entscheidung +unmöglich schien, wenn eine anscheinend unverhältnismäßige Zeit im +Parlamentieren verstrich. Dem Pascha kann man daher auch nicht ganz +Unrecht geben, wenn er den Ausbruch der bekannten Militärrebellion +lediglich auf diesen Zwiespalt der Meinungen innerhalb seiner Truppen +zurückführt, da er eben eine Macht auf dieselben nicht mehr hatte. Der +weitere Verlauf ist bekannt.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_129">[S. 129]</span></p> + +<p>Ende Januar 1889 kamen Boten von Stanley an mit der Nachricht seiner +Ankunft am Südwestufer des Albert Nyanza. In den Briefen an den Pascha +und Jephson machte Stanley insbesondere Jephson heftige Vorwürfe, daß +dieser weder allein noch mit Emin nach Cavalli gekommen sei, um dort +von der endgültigen Entscheidung Emins Mitteilung zu machen, wie auch, +daß jener nicht, wie verabredet, Soldaten und Lebensmittel für den +Küstenmarsch in Cavalli vereinigt habe. In Anbetracht der Verhältnisse +wie der inzwischen erfolgten Gefangennahme waren diese Vorwürfe +natürlich durchaus unbegründet, da dem Pascha jede Aktionsfreiheit +genommen war und ihm wohl nicht die Möglichkeit offen stand, +willkürlich seinen Aufenthaltsort von Tunguru nach Cavalli zu verlegen.</p> + +<p>Alles, was die Stanleysche Expedition dem Pascha jetzt zuführen konnte, +waren 30 Kisten Remington-Patronen und ein großer Teil egyptischer, +durch den Transport schlecht gewordener Uniformen. Die Lage der +Äquatorialprovinz war natürlich hierdurch um nichts geändert.</p> + +<p>Nachdem Stanley Kenntnis von den Vorfällen in der Provinz während +der Zeit seiner Abwesenheit erhalten hatte, wäre es, so ist häufig +behauptet worden, seine Pflicht gewesen, Emin Pascha in seiner Provinz +aufzusuchen und hätte er sich nicht darauf beschränken dürfen, Jephson +den Befehl zu schicken, ins Lager der Hilfsexpedition zu kommen, und +dem Pascha anheimzugeben, falls er nach Egypten zurückkehren wolle, +mit den ihm gleich Gesinnten in spätestens 20 Tagen nach Cavalli zu +marschieren. Ob Stanley richtig gehandelt hat oder nicht, ist schwer +zu entscheiden. Es ist sehr wohl möglich, daß wenn er nach den andern +Stationen der Provinz geeilt wäre, sich durch das Erscheinen seiner +Expedition bei der Unzuverlässigkeit und der offenen Feindseligkeit +vieler Offiziere die Lage noch verworrener gestaltet hätte, als sie +ohnehin schon war.</p> + +<p>Ein Teil der Aufständischen in der Provinz, namentlich der Egypter, +welche die Absicht hatten, in ihre Heimat zurückzukehren, wandte sich +jetzt an den Pascha mit der Bitte, zwischen ihnen und Stanley zu +vermitteln. Infolgedessen wurden die zur Rückkehr bereiten Mannschaften +im Stanleyschen Lager vereinigt.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_130">[S. 130]</span></p> + +<p>Der Tag des Abmarsches wurde endlich nach vielem Hin- und +Herdebattieren endgültig auf den 10. April 1889 festgesetzt und so +befand sich Emin in dem moralischen Zwange, entweder Stanley unbedingt +zu folgen mit einem Teil seiner Leute oder aber hier zu bleiben und +dadurch dem andern Teil gegenüber wortbrüchig zu erscheinen.</p> + +<p>Der Pascha empfand diese Zwangslage sehr bitter, und es erschien ihm +persönlich trotz der Rebellion gegen ihn als eine Untreue gegen die +Zurückbleibenden, wenn er Stanleys Vorschlag annahm. Er entschied +sich erst, als das fast einstimmige Urteil der Europäer und seiner um +ihn versammelten Offiziere ihn über seine Gewissensbisse beruhigte. +Der Einzige, welcher jetzt gegen den Entschluß des Aufbruchs sich +aussprach, war Casati. Die Gründe aber, die er selbst in seinem Buch +angiebt, können nicht als stichhaltige anerkannt werden.</p> + +<p>So brach denn nun am 10. April die Expedition auf. Von Seiten des +Pascha kamen hinzu 182 Männer und 369 Frauen und Kinder, die nach +Egypten zurückkehrten und insgesamt 397 Lasten mit sich führten. Eine +größere Anzahl von Trägern war aus der Äquatorialprovinz gestellt. —</p> + +<p>Nach dieser notwendigen Abschweifung wenden wir uns wieder nach Mpapua +zurück.</p> + +<p>Es wurde bereits unserer Dyssenteriekranken zu Mpapua Erwähnung gethan. +Die Ankunft der Stanleyschen Expedition brachte uns Gelegenheit, die +schwer erkrankten Patienten, besonders den Lieutenant v. Medem und den +Unteroffizier Kröhnke sachverständiger zu behandeln, als es bis dahin +hatte geschehen können.</p> + +<p>Emin Pascha und <span class="antiqua">Dr.</span> Parke nahmen sich sofort in der +hilfsbereitesten Weise der Kranken an. Der Pascha, dessen erster Gang +gleich dem gerade damals in der bedenklichsten Weise kranken von Medem +galt, traf persönlich alle Anordnungen und belehrte mich und besonders +den in Mpapua zurückbleibenden Feldwebel Hoffmann über die richtige +Behandlung der Dyssenterie. Unsere eigene Methode war ebenso, wie die +der englischen Missionare, eine ganz verkehrte gewesen. Wir hatten +das Hauptmittel gegen diese Krankheit, Ipecacuana, in großen statt in +kleinen Dosen angewandt, so<span class="pagenum" id="Seite_131">[S. 131]</span> daß es nicht als Stopfmittel, sondern als +Brechmittel wirkte, wie es unter Umständen beim Fieber angewandt wird.</p> + +<p>Es ist besonders anzuerkennen, daß Stanley sofort und gern sich +bereit erklärte, den Weitermarsch seiner Expedition im Interesse der +gefährlich erkrankten Deutschen der Station so lange aufzuschieben, +bis eine merkliche Besserung in dem Befinden derselben eingetreten und +begründete Aussicht auf vollkommene Genesung der Patienten vorhanden +sei.</p> + +<p>Beim Aufbruch der Expedition war Lieutenant von Medem bedeutend +gestärkt und auf dem Wege der Besserung, Kröhnke konnte bereits +ausgehen und der Verfasser, der am leichtesten erkrankt war, war +vollkommen marschfähig.</p> + +<p>Allerdings bekam ich unterwegs noch einen Rückfall, von dem mich +aber ein vom Pascha und den französischen Missionaren empfohlenes +Radikalmittel, zweimalige Anwendung eines Klystirs von Karbollösung (15 +Tropfen Karbolsäure auf 1/2 l Wasser) schnell und vollkommen wieder +herstellte.</p> + +<p>Leider bekam auch von Medem etwa 14 Tage später, nachdem er bis +dahin in erfreulicher Besserung gewesen war, einen Rückfall. Die +angewandten Mittel halfen nichts mehr, und er erlag der Krankheit, im +Innern Afrikas das erste Opfer unter den Europäern der Wißmannschen +Schutztruppe. Diese hatte in ihm einen verdienten energischen Offizier +und das Offizierkorps derselben einen der besten Kameraden zu betrauern.</p> + +<p>Während der Rasttage der Expedition zu Mpapua standen alle europäischen +Mitglieder derselben, gleichviel ob Engländer, Italiener, Franzosen +oder Deutsche, in ungezwungenstem geselligen Verkehr mit der Station. +Wir boten ihnen Gelegenheit, sich die Station, die Soldaten beim +Exerzieren, bei ihren Nationaltänzen, bei der Arbeit u. s. w. anzusehen +und ernteten einstimmiges Lob.</p> + +<p>Am 13. November früh fand der Aufbruch von Mpapua zur Küste statt. Da +es mir oblag, die Expedition durch das deutsche Gebiet nach der Küste +zu führen, in der Vertretung des Reichskommissars die Interessen der +Eingeborenen, unserer Schützlinge, im Auge zu haben und gleichzeitig +der Expedition<span class="pagenum" id="Seite_132">[S. 132]</span> Stanleys auf jede mögliche Weise Vorschub zu +leisten, so brach ich mit zehn Sudanesen und drei Trägern für mein +Gepäck, Zelt, Kochgeschirr u. s. w., an der Tête der ganzen Kolonne, +selbstverständlich unter deutscher Flagge, auf und behielt folgende +Marschordnung bis zur Küste bei. Hinter meinen Leuten folgte in der +Regel Casati, der mich, nachdem er in Mpapua in freundschaftlichen +Verkehr mit mir getreten war, gebeten hatte, vorn bei meiner Expedition +marschieren und der deutschen Flagge als der Flagge einer befreundeten +Nation folgen zu dürfen. Hinter diesem fanden sich dann in der Regel +einige Weiber aus der Karawane der Eminschen Offiziere und Beamten +ein, darunter einige wirklich hübsche, ziemlich hellfarbige Gesichter. +Dann folgte die kleine Karawane der französischen Missionare, hierauf +Stanley mit Emin und seiner Expedition in der früher bereits erwähnten, +von ihm gewöhnlich befolgten Marschordnung. Später schlossen sich +dann mir von Usagara an in jedem Dorfe noch eine Menge Eingeborene +an, da der Weg damals noch nicht als ganz sicher nach der Küste galt +und sie die Macht der nach Bagamoyo rückenden Expedition zu ihrem +eigenen Schutze benutzen wollten. Diese kleinen, von den verschiedenen +Dörfern Usagaras und Ukamis mitziehenden Karawanen, die sämtlich kleine +deutsche Karawanenflaggen mit sich führten, verstärkten die Expedition +im ganzen um über 1200 Mann.</p> + +<p>Wie in Mpapua, so gestaltete sich auch auf der Expedition der Verkehr +mit den Europäern zu einem äußerst angenehmen, besonders auch mit +Stanley, der gegen den Verfasser stets die größte Liebenswürdigkeit +zeigte und der auch stets der besten Laune war. Der Verkehr mit ihm +bot sehr viel Anregendes, da Stanley stets in seiner lebhaften Weise +vieles aus dem reichen Schatz seiner Erfahrungen über seine Reisen zum +Besten gab. Über seine Offiziere, die ihn während des letzten Zuges +zur Befreiung Emins begleitet und mit ihm Afrika durchquert hatten, +äußerte sich Stanley wiederholt zum Verfasser aus freien Stücken auf +das anerkennendste. Manche Schwierigkeiten, die während des Marsches +durch Reibereien der Sansibariten Stanleys mit den Eingeborenen oder +den Sudanesen entstanden, wurden stets durch die Intervention<span class="pagenum" id="Seite_133">[S. 133]</span> Stanleys +und des Verfassers beigelegt und kann auch in dieser Beziehung das +Entgegenkommen Stanleys nur anerkannt werden. Verfasser sieht sich +veranlaßt, bei den sonstigen in dieser Beziehung vielfach erhobenen +Vorwürfen gegen Stanley gerade dieses hervorzuheben.</p> + +<p>Dem deutschen Offizier mußte während dieser Expedition die Thatsache +besonders auffallen, daß jeder der englischen Offiziere auf dem Marsche +seinen eigenen Haushalt führte. Jeder einzelne ließ für sich allein +kochen und aß allein, während es bei uns als selbstverständlich gilt, +daß das Leben und die Mahlzeiten nach Möglichkeit gemeinsam geführt +werden und der einzelne sich der Allgemeinheit unterordnet. Daß der +Pascha allein für sich lebte, da seine Mahlzeiten in türkischer Weise +bereitet wurden und er auch für seine Tochter zu sorgen hatte, daß +ebenso die französischen Missionare und Casati für sich lebten, war ja +eher verständlich. Indessen wurde die Geselligkeit dadurch erhöht, daß +wir uns auf dem Marsche häufig gegenseitig zu den Mahlzeiten einluden +und jeder das, was er hatte, gern mit den andern teilte. Auch wurden +teils von Stanley, teils von mir, besonders nachdem wir Proviant +und Getränke von der Küste erhalten hatten, gemeinsame Mahlzeiten +arrangiert, bei denen wir, die Vertreter verschiedenartiger Nationen, +auf das geselligste verkehrten.</p> + +<p>Einer der angenehmsten Gesellschafter, desgleichen zweifellos eine +der hervorragendsten Persönlichkeiten unserer Karawane war der nun +verstorbene Pater Schynse. Von hohem Wuchs, angenehmem, sanftem und +gewinnendem Gesichtsausdruck merkte man ihm, sobald er zu sprechen +anfing, an, daß man es mit einem Manne von unbeugsamer Energie, +schnellem Entschluß und großer Thatkraft zu thun hatte. Man konnte +meinen, man hätte einen jener alten Mönche vor sich, welche, ohne im +Glaubenseifer erstarrt zu sein, die Kulturträger in allen Staaten +Europas gebildet haben. Solcher Gestalten trifft man viele in +Ostafrika. Der alte <span class="antiqua">Père Étienne</span> in Bagamoyo, der Bruder Oskar, +der <span class="antiqua">Père</span> Delpèche, der Pater Bonifacius sind Männer, welche +niemand vergessen wird, der je zu ihnen in Beziehung trat. Bei allen<span class="pagenum" id="Seite_134">[S. 134]</span> +begegnete man gleichmäßig einem tiefen Verständnis für Land und Leute, +sowie für die politischen Verhältnisse. Alle zeichneten sich durch +gleiche Offenheit und Ehrlichkeit in Bezug auf die von ihnen erreichten +oder erstrebten Erfolge aus, wenn das Gespräch darauf kam. Nie fielen +sie jemandem durch ihre Religionsübungen lästig. Daß der eine oder +andere, wie besonders der Bischof Monseigneur de Courmont und der +Pater Schynse durch ihre geistigen Eigenschaften hervorragten, verlieh +dem Verkehr mit ihnen besonderen Reiz. Dabei waren die meisten dem +geselligen Leben und körperlichen Uebungen sehr zugethan; einzelne +unter ihnen zeichneten sich durch besondere Passion für das edle +Waidwerk aus, wie Schynse und Bruder Oskar, deren Büchse manches Wild +in Afrika zum Opfer fiel.</p> + +<p>Unser erster Marsch führte uns, nachdem wir die östlichen Hügelketten +von Ugogo passiert hatten und auf der andern Seite in das Thal +von Tubugue hinabgestiegen waren, zu dem gleichnamigen Dorfe der +wohlbewässerten Landschaft. Dort angekommen, suchte der Verfasser +einen Lagerplatz für die gesamte Expedition aus, ebenso Plätze für +die Zelte Emins, Stanleys, Casatis, der englischen Offiziere, der +französischen Missionare, für unsere Soldaten, die Kompagnien Stanleys, +die Träger und die Lasten. Stanley selbst erklärte sich, nachdem +eine prinzipielle Einigung über die Dauer der täglichen Märsche +erzielt worden, von vornherein mit allen speziell von mir getroffenen +Anordnungen einverstanden. Er hatte ursprünglich eine Vorliebe für die +Mamboia-Route gehabt, hatte aber den Vorstellungen des Verfassers, der +die zwar etwas längere Straße über Kondoa wegen der hier leichteren +Ernährung der großen Karawane empfahl, nachgegeben. Der Gabelpunkt +der beiden Straßen, der Mamboia- und der Kondoa-Route, war bereits am +ersten Marschtage dicht bei Tubugue passiert. Es erfolgte Tags darauf +der Weitermarsch nach Dambi.</p> + +<p>Das hier bezogene Lager, an einem Waldbächlein unter schattigen Bäumen +wildromantisch gelegen, gefiel Stanley so gut, daß er den Pater Schynse +bat, von demselben zur Erinnerung für ihn und die Expeditionsmitglieder +eine Photographie<span class="pagenum" id="Seite_135">[S. 135]</span> aufzunehmen. Er bat den Pascha und mich, mit ihm +in die Mitte zu treten, um uns herum gruppierten sich die übrigen +Europäer. Leider erwies sich die Platte als zu alt und feucht, um eine +gute Photographie hervorzurufen. Besser fiel ein später in Msua von +Schynse gemachter Versuch aus, der den Mitgliedern der Expedition eine +lebendige Erinnerung an jene interessante Zeit darbot.</p> + +<p>In den nächsten Tagen wurden die hohen, dem Mukondogua-Thal +vorgelagerten Usagara-Berge passiert und dann das Mukondogua-Thal +erreicht. Von diesem Thale ab begann wieder ein durchaus friedlicher +Verkehr mit der Bevölkerung des Landes, die sich von nun an stets sehr +zutraulich erwies und zunächst durch Abgesandte mit dem Verfasser in +Verbindung trat. Die Jumbes kamen uns meist schon unterwegs entgegen, +zeigten ihre Schutzbriefe vor, hißten in den Ortschaften die deutsche +Flagge und fragten nach unseren Anordnungen. Die Verpflegung der +großen Karawane geschah auf diese Weise ohne Schwierigkeiten und +die Eingeborenen bezeigten ihren guten Willen noch dadurch, daß +sie den Europäern überall Erfrischungen, in Gestalt des Pombe, des +einheimischen Bieres aus Hirse anboten.</p> + +<p>Im Mukondogua-Thal, das wir gerade in der schönsten Zeit passierten, +als die alljährlichen Grasbrände vorüber waren und die Landschaft im +jungen Grün erblühte, äußerte Stanley seine Befriedigung darüber, daß +er sich auf seiner ersten Reise in seinem Werk so günstig über die +Fruchtbarkeit Usagaras ausgesprochen habe. Allerdings nimmt dieselbe +abseits von den Flußthälern bedeutend ab, und es ist hier in den Bergen +nicht überall lohnender Boden zum Anbau von wertvollen Produkten zu +finden.</p> + +<p>In Muinisagara wurde ein Rasttag von den französischen Missionaren dazu +benutzt, einen Besuch in Longa, einer Station der katholischen Mission +vom heiligen Geist zu machen. Die dortigen Brüder sandten uns in ihrer +gastfreien Weise Gemüse aus ihrem Garten und einiges von dem wenigen, +was sie sonst hatten, wie Wein und Brot.</p> + +<p>Hinter Kondoa verließen wir den Lauf des Mukondogua und traten in die +Makata-Ebene ein, wo wir mehrere Flüsse,<span class="pagenum" id="Seite_136">[S. 136]</span> zunächst den Makatafluß, den +Wiansibach und den Gerengere passierten. Der Verfasser persönlich hatte +Gelegenheit auf dem Marsche in diesem wildreichen Thale eine größere +Anzahl großer und kleiner Antilopen, darunter eine Elenantilope, zur +Strecke zu bringen. — Stanley erzählte bei dieser Gelegenheit, daß, +als Verfasser dicht bei Udewa hinter einander mit seiner Doppelbüchse +von einem Fleck aus 5 Swala-Antilopen niedergestreckt hatte, ihm +seine Leute gesagt hätten, wenn von den Deutschen immer so geschossen +würde, dann würden von Buschiris Rebellen bald nur wenige noch übrig +sein. In Makata erreichte uns eine große bereits vorher angekündigte +Proviantkarawane, welche der Reichskommissar mir besonders für Emin +Pascha, Stanley und die Expedition gesandt hatte, so daß von da an bis +zur Küste, namentlich da auch Stanley mehrere Tage später von seinem +englischen Comité noch viel Proviant erhielt, geradezu Üppigkeit und +Überfluß bei uns herrschten.</p> + +<p>Nachdem wir dann noch in Morogro die dortige französische +Missionsstation zu besuchen Gelegenheit hatten, ging es über die Berge +von Ukami nach Msua. Dort trafen wir die Expedition des Freiherrn +von Gravenreuth, der von Wißmann zur Bestrafung der rebellischen +Ortschaften auf einige Wochen ins Innere geschickt worden war und +zugleich den Auftrag hatte, wenn er sie treffen sollte, die Stanleysche +Expedition willkommen zu heißen und Grüße vom Reichskommissar zu +übermitteln. Das Wiedersehen wurde bei einer gemeinsamen Tafel +gefeiert, bei welcher uns die vorher von Wißmann geschickten Vorräte +trefflich zu statten kamen.</p> + +<p>Der Gravenreuthschen Karawane hatten sich mit seiner Erlaubnis +zwei amerikanische Reporter, darunter auch der vom Newyork-Herald, +Visitelli, angeschlossen, welche seit geraumer Zeit in Sansibar auf +die Ankunft Stanleys und Emins lauerten und sich gegenseitig das +Leben sauer machten. Noch an demselben Tage gingen Boten mit langen +Telegrammen über die Expedition nach der Küste ab, und der Draht trug +die Nachricht über die ganze zivilisierte Erde.</p> + +<p>Während Gravenreuth dann weiter nach Westen zog, folgten natürlich die +Reporter mir und der Expedition und es<span class="pagenum" id="Seite_137">[S. 137]</span> wurden ihnen in den nächsten +Tagen auch immer wieder Boten zur Verfügung gestellt, um ihre Zeitungen +mit Nachrichten über die Weiterbewegung der Expedition zu versehen. +Visitelli selbst hatte vom Reichskommissar die Erlaubnis erhalten, +die amerikanische Flagge zu Ehren Stanleys bei der Begrüßung in der +Expedition mitzuführen. Im übrigen vermehrte er die Zahl der angenehmen +Gesellschafter in der Expedition, denn er verband mit einer rührenden +Anhänglichkeit an anregende Getränke eine vorzügliche Laune.</p> + +<p>Am 4. Dezember Vormittags kamen wir am Kingani an, bis wohin uns der +Reichskommissar persönlich entgegen geritten war. Hier erfuhren wir von +ihm selbst seine inzwischen erfolgte Beförderung zum Major. Auf den +von Wißmann mitgebrachten Pferden und Maultieren ritten sodann dieser +selbst, Emin Pascha, Stanley, Casati und der Verfasser der Expedition +voraus nach Bagamoyo, während die französischen Missionare nachfolgten +und Lieutenant Stairs die Stanleysche Expedition am Nachmittage nach +Bagamoyo hineinführte.</p> + +<p>Die Station war für den Empfang der Gäste festlich geschmückt, und +Salutschüsse aus ihren Geschützen wie den auf der Rhede liegenden +Kriegsschiffen begrüßten die Reisenden. Der Korvettenkapitän Voß, +damals der älteste Kommandant der in Ostafrika stationierten +Kriegsschiffe, kam im Auftrage S. M. des deutschen Kaisers, um Stanley +und Emin zu beglückwünschen. Auch die Engländer hatten zu dem gleichen +Zwecke ein Kriegsschiff und eine Deputation vom Generalkonsulat +entsandt.</p> + +<p>In den Räumen des sogenannten Ratuhauses, welches als Messe +hergerichtet war, wurde das Frühstück serviert, dem besonders von uns +eifrig zugesprochen wurde. Emin selbst machte seinen Studentenjahren +alle Ehre; er zeigte sich über den ihm zu Teil gewordenen Empfang und +das so lange entbehrte Zusammensein mit den Deutschen, die mit Stolz +auf ihn blickten, sehr erfreut. Die Verehrung und Begeisterung, welche +ihm von allen Seiten entgegengetragen wurden, seine Zuvorkommenheit und +sein Bestreben, jedem freundlich Rede zu stehen, läßt es nicht Wunder +nehmen, daß der Pascha bis zu dem um 6 Uhr beginnenden Diner, das<span class="pagenum" id="Seite_138">[S. 138]</span> den +Reisenden zu Ehren vom Reichskommissar gegeben wurde, wacker durchhielt.</p> + +<p>Der Verlauf dieses Festessens und sein trauriger Abschluß ist ja +bekannt.</p> + +<p>Obwohl dem Sekt reichlich zugesprochen wurde und die Wogen der +Begeisterung hoch genug gingen, war doch von irgend einem Übermaß +nichts zu bemerken. Auch bei Emin war, wenn er sich auch natürlich +durch die genossenen Getränke und die Aufregung des Tages so zu sagen +in etwas vorgerückter Stimmung befand, von Trunkenheit, wie man wohl +angenommen hat, keine Rede. Nach Aufhebung der Tafel begab er sich, +um auszuruhen, in ein neben der Messe gelegenes Zimmer. Als er dieses +bald darauf wieder verlassen wollte, sah er bei seinem schwachen +Augenlicht ein Fenster mit sehr niedriger Brüstung für die offene Thür +an, stolperte über die Brüstung und stürzte hinaus. Nur dem Umstande, +daß er zunächst auf ein Wellblechdach fiel und dann erst auf die harte +Erde, wie seiner guten Natur und der überaus sorgsamen Pflege, die ihm +zu Teil wurde, ist es zuzuschreiben, daß sein Leben erhalten blieb.</p> + +<p>Major Wißmann, Stanley mit seinen Offizieren, Casati und ich saßen noch +an der Tafel zusammen, als ein Neger heraufkam und uns die Mitteilung +machte, daß ein Europäer unter jenem Fenster blutüberströmt auf der +Straße in bewußtlosem Zustande gelegen habe, und daß die Eingeborenen +eben im Begriff seien, ihn nach dem Lazarett zu bringen; er glaube, +der Verunglückte sei der Pascha. Wißmann, Stanley und ich brachen +natürlich sofort auf und kamen gerade im Lazarett an, als <span class="antiqua">Dr.</span> +Brehme, der Stationsarzt von Bagamoyo, der eben von einer Revision der +Wachen zurückgekehrt war, mit Schwester Auguste Herzer und Fräulein +von Borcke dabei war, den Pascha zu untersuchen. Er gab uns wenig +Hoffnung. Am nächsten Tage berieten gemeinsam die anwesenden Ärzte über +die Behandlung des Schwerverletzten; es waren dies außer <span class="antiqua">Dr.</span> +Brehme der Assistenzarzt <span class="antiqua">Dr.</span> Lotsch von S. M. S. »Sperber« und +<span class="antiqua">Dr.</span> Parke von der Stanleyschen Expedition. Die Ansicht der +deutschen Ärzte ging dahin, daß ein Bruch der Schädelbasis vorliege und +im großen und<span class="pagenum" id="Seite_139">[S. 139]</span> ganzen die Aussicht, Emin am Leben zu erhalten, eine +ziemlich geringe sei, während <span class="antiqua">Dr.</span> Parke die Verletzungen für +weniger schwer und für nur äußerlich erklärte.</p> + +<p>Es erscheint, wie dem Verfasser von Ärzten mitgeteilt wurde, ganz +unverständlich, wie <span class="antiqua">Dr.</span> Parke sich gegenüber den klar +hervortretenden Symptomen seine Ansicht hat bilden können. Der +Blutausfluß aus dem Ohre, die mehrtägige Bewußtlosigkeit, endlich +Lähmungserscheinungen im Gesicht sprachen mit so großer Deutlichkeit, +daß die Diagnose des Hospitalarztes <span class="antiqua">Dr.</span> Brehme unumstößlich +feststand. Es griff die Annahme Platz, daß politische Momente für +Stanley maßgebend waren, den Transport Emins nach Sansibar auf +jede Gefahr hin möglich erklären zu lassen. Der gesamte spätere +Heilungsverlauf bestätigte die deutsche Diagnose, obwohl die Heilung +selbst mit einer die deutschen Ärzte überraschenden Schnelligkeit +vor sich ging. Sie ist wesentlich dem Umstande zuzuschreiben, daß +infolge des Vorschlags der Ärzte auf Anordnung Wißmanns einer der +kleinen Dampfer des Reichskommissariats täglich von Sansibar nach +Bagamoyo Eis für den Kranken brachte. Von einer Übersiedelung desselben +nach Sansibar, die Stanley wünschte und Dr. Parke auf Grund seiner +optimistischen Ansicht für möglich erklärte, wurde Abstand genommen, da +sich die deutschen Ärzte entschieden dagegen aussprachen.</p> + +<p>Am zweiten Tage nach dem Unfall wurde die Stanleysche Expedition +nach Sansibar übergeführt, und zwar Stanley mit seinen Leuten auf +den deutschen Kriegsschiffen »Sperber« und »Schwalbe«, die Leute des +Pascha auf englischen Schiffen. Casati zog es vor, bei seinem alten +Freunde und Leidensgenossen in Bagamoyo zu bleiben und siedelte erst +später nach Sansibar über, als der Zustand Emins keinen Anlaß mehr zu +Befürchtungen bot.</p> + +<p>Emin Pascha, mit welchem ich naturgemäß während des Marsches zur Küste +in engere Beziehungen getreten war, hatte gewünscht, mich in Bagamoyo +in seiner Nähe zu behalten und so übertrug mir bis auf weiteres +der Kommandant die bisher von Gravenreuth verwaltete Stellung des +Distriktschefs im Küstenbereich von Bagamoyo, welche wegen Gravenreuths +Abmarsch<span class="pagenum" id="Seite_140">[S. 140]</span> ins Innere unbesetzt war. Dieselbe umfaßte die Stationen +Bagamoyo unter Hauptmann Richelmann und Daressalam unter Chef Leue.</p> + +<p>Die deutschen Ärzte forderten, daß alle äußeren Einwirkungen nach +Möglichkeit vom Pascha ferngehalten werden sollten, auch Besucher, +die vielleicht auf seine Zukunft bestimmend einzuwirken versuchen +und ihn so erregen könnten. Eine Einigung mit <span class="antiqua">Dr.</span> Parke war +nicht zu erzielen. Da indes die deutschen Ärzte die Majorität hatten, +und im Grunde doch <span class="antiqua">Dr.</span> Brehme als Chefarzt des Lazaretts die +Hauptverantwortung trug, beschloß ich, nach ihrem Dafürhalten zu +handeln und ordnete an, daß die von <span class="antiqua">Dr.</span> Brehme und <span class="antiqua">Dr.</span> +Lotsch getroffenen Maßregeln aufs strikteste innegehalten würden, +und der Pascha nur Besuche empfangen dürfe, welche der Chefarzt für +zuträglich hielt. Als nach einigen Tagen Emin zum Bewußtsein kam und +sein Zustand eine, wenn auch langsame Wendung zum Besseren nahm, +erklärte er sich selbst hiermit vollkommen einverstanden. Speziell +wurde der englische Generalkonsul Sir Evan Smith, welcher mit seiner +Gemahlin dem Pascha im Lazarett die Aufmerksamkeit eines Besuches +erweisen wollte, von Wißmann, dem ich über meine Anordnungen nach +Sansibar berichtete, und der persönlich oft nach Bagamoyo kam, um sich +des Pascha in jeder Weise anzunehmen, bewogen, von seinem Vorhaben +Abstand zu nehmen. Erst etwa vierzehn Tage nach dem Unfall wurde +im Beisein Wißmanns und der Ärzte, sowie in meiner Gegenwart dem +Generalvertreter der englisch-ostafrikanischen Gesellschaft, Mackenzie, +wie einigen Offizieren Stanleys und dem Kapitän eines zur Abholung +Emins und der Sudanesen vom Khedive geschickten egyptischen Dampfers +gestattet, den Pascha auf einige Minuten zu besuchen, wobei jedoch +politische Erörterungen, die wohl besonders von Mackenzie beabsichtigt +waren, unterbleiben mußten.</p> +<hr class="chap x-ebookmaker-drop"> + +<div class="chapter"> +<p><span class="pagenum" id="Seite_141">[S. 141]</span></p> + +<h2 class="nobreak" id="8_Kapitel">8. Kapitel.<br> +<span class="s6">Buschiri und die Mafiti.</span></h2> +</div> + +<div class="blockquot"> +<p>Gerücht von einem Vorstoß Buschiris nach der Küste. — Gravenreuth +trifft Vorkehrungen dagegen. — Nachricht, daß Buschiri mit mehreren +tausend Mafiti Usaramo verwüstet. — Die Marine besetzt Bagamoyo und +Daressalam. — Marsch des Expeditionskorps unter Gravenreuth gegen +Buschiri. — Marschbefehle. — Buschiri angeblich bei Wasinga. — +Wasaramo als Hilfstruppen. — Greuel der Mafiti. — Wasinga verlassen. +— Abteilung Bülow trifft nicht ein. — Zusammentreffen mit den +Mafiti bei Jombo. — Gefecht bei Jombo. — Einnahme der Mafiti-Lager. +— Zersprengung der Mafiti. — Buschiri entkommt. — Wegen +Munitionsmangel Rückkehr nach Bagamoyo. — Abteilungen Richelmann und +von Bülow noch im Innern. — Gravenreuth bricht wieder dahin auf. — +Rückkehr der Abteilungen nach Daressalam.</p> +</div> + + +<p>Zur Zeit, als sich Wißmann noch in Mpapua befand, drangen Gerüchte +nach Bagamoyo, daß Buschiri, der im Innern, besonders unter den Mafiti +und Wahehe, zahlreiche Anhänger gefunden habe, wieder im Vorrücken +nach der Küste begriffen sei. Er solle die Ansicht hegen, daß nach +der Entfernung Wißmann's mit dem Expeditionskorps von der Küste diese +von Truppen entblößt sei und daß sich infolgedessen für ihn günstige +Gelegenheit zu einem Handstreiche biete. Obwohl dieser Fall ja, wie +früher erwähnt wurde, von vornherein von Wißmann für durchaus möglich +gehalten und in Erwägung gezogen war, maß man zunächst den Nachrichten +wenig Glauben bei; für alle Fälle aber traf der Stellvertreter +Wißmanns, Chef v. Gravenreuth, die nötigen Vorkehrungen. Durch die +Anordnungen des Reichskommissars war er in den Stand gesetzt, die von +vornherein aus den Stationen für etwaige kleinere Expeditionen und +Angriffe abgeschiedene Spezialreserve noch<span class="pagenum" id="Seite_142">[S. 142]</span> durch Abkommandierung von +Truppen aus den nördlichen Stationen zu verstärken und so ein größeres +Expeditionskorps zu formieren. Diese Vorkehrungen Gravenreuths erwiesen +sich als durchaus zweckmäßig, denn es wurde bald durch Kundschafter +und durch die von allen Ecken und Enden nach Bagamoyo herbeiströmenden +Wasaramo die Nachricht vom Anrücken Buschiri's bestätigt und noch dahin +erweitert, daß dieser mit mehreren Tausenden Mafiti einen großen Teil +der Ortschaften Usaramos verwüstet und massenhaft Leute hingemordet, +auch nicht einmal die unmenschlichen Grausamkeiten und Scheußlichkeiten +der Mafiti, welche diese zu verüben pflegen, verhindert habe. +Gravenreuth bat um Unterstützungen, die ihm auch gewährt wurden: die +Marine besetzte Bagamoyo und Daressalam, was Gravenreuth ermöglichte, +mit dem gesamten Expeditionskorps zu operieren.</p> + +<p>Dieses Expeditionskorps formierte Gravenreuth in drei Abteilungen. Die +Führung der einen übernahm er selbst, marschierte von Daressalam über +Pugu und Kola auf Usungula zu, um von dort aus auf Wasinga und Jombo +vorzudringen, wo Buschiri den Aussagen der flüchtigen Wasaramo nach +sich verschanzt haben sollte.</p> + +<p>Eine zweite Kolonne sollte unter Führung des Herrn von Bülow von Bueni +halbwegs Madimola marschieren, um zu verhüten, daß die Mafiti nach dem +Süden hin, speziell nach Daressalam zu ausbrächen.</p> + +<p>Die dritte Abteilung unter Hauptmann Richelmann sollte sich nach +Dunda wenden, dort die Kingani-Ebene beobachten und Patrouillen nach +Madimola, Usungula und Jombo entsenden, um so die Fühlung mit der +Abteilung Gravenreuth aufrecht zu erhalten. Beide Abteilungen sollten +am 18. früh auf Jombo marschieren, welchen Ort dann alle drei Kolonnen +vereint angreifen sollten.</p> + +<p>Die einzige Kolonne, welche Gefechte zu bestehen hatte, war die des +Herrn von Gravenreuth, deren Verlauf wir jetzt darstellen wollen:</p> + +<p>In der Nacht vom 15. zum 16. marschierte die Abteilung von Daressalam +mit Magnesia-Fackeln ab. Die Abteilung bestand aus ca. 90 Sudanesen, +Zulus und Suaheli, von Europäern befanden sich bei derselben Lieutenant +von<span class="pagenum" id="Seite_143">[S. 143]</span> Perbandt, von Behr, von Frankenberg, Albrecht, Schiffsoffizier +Wiebel und verschiedene Unteroffiziere. Da in Eilmärschen marschiert +werden sollte, war für Proviant fast garnicht gesorgt und nur genügende +Munition mitgenommen.</p> + +<p>Die Abteilung legte in zwei Tagen fast 100 Kilometer zurück. Unterwegs +empfing von Gravenreuth verschiedene Meldungen über die Stellung +Buschiris, welche alle mit mehr oder weniger Bestimmtheit Wasinga als +das Hauptlager Buschiris angaben. Gravenreuth forderte die flüchtigen +und in den verschiedenen Ortschaften ansässigen Wasaramo auf, seine +Abteilung zu begleiten, verteilte auch einige dazu mitgenommene Gewehre +und forderte von den Wasaramo, daß sie nach eventuellem Gefecht ihm bei +der Verfolgung der Mafiti behilflich sein sollten. Im Lager am Kingani +waren bereits etwa 600 Wasaramo, welche das Gefecht mitmachen wollten. +Von diesem Lager aus wurden Patrouillen an die Abteilungen Richelmann +und von Bülow geschickt, welche diesen mitteilen sollten, daß Buschiri +in Wasinga stände, und dieselben beorderten, dorthin aufzubrechen. +Diese Patrouillen kamen jedoch nicht an, sondern wurden zum Teil +versprengt, zum Teil von Mafitis aufgegriffen, so daß die Meldung nicht +in die Hände der betreffenden Unterführer gelangte.</p> + +<p>Gravenreuth brach in der Nacht von genanntem Lager auf, um sich direkt +nach Wasinga zu begeben. Auf diesem Wege schon traf die Abteilung auf +Zeichen, daß die Mafiti-Horden denselben Weg vor kurzer Zeit marschiert +waren: Dörfer waren zerstört, Felder verwüstet, die Kokospalmen +vernichtet. Massenhaft wurden Leichen von Weibern, Kindern und Männern +vorgefunden, zum Teil in der gräßlichsten Weise verstümmelt.</p> + +<p>So fand die Abteilung an Bäumen aufgehängt Kinder, unter deren Köpfen +man Feuer angemacht und die so langsam zu Tode geröstet waren, Weiber +mit abgeschnittenen Brüsten und sonstigen ekelhaften Verstümmelungen; +Männer hatten zum Teil als Zielscheibe von Messern und Lanzen +gedient und hingen zerfetzt an Büschen und Bäumen; Kinder lagen mit +zerschellten Schädeln neben ihren toten Müttern: die ganze Gegend war +in einen Pest- und Leichengeruch gehüllt. Durch den Anblick dieser +Scheußlichkeiten wurden sowohl Europäer<span class="pagenum" id="Seite_144">[S. 144]</span> wie schwarze Soldaten, ja +sogar die Zulus, deren Kampfesart noch am meisten derjenigen der +Mafitis ähnelt, so entrüstet, daß sie alle kaum erwarten konnten, den +Mafitis im Kampfe zu begegnen und die unschuldig hingemordeten Wasaramo +zu rächen. Auf die begleitenden Wasaramo hatte der Anblick einen +derartigen Eindruck gemacht, daß nach Verlauf von wenigen Stunden kein +einziger dieser tapferen Bundesgenossen mehr zur Stelle war.</p> + +<p>Des Morgens gegen 10 Uhr wurde Wasinga erreicht, ohne daß eine +Meldung der Abteilung Bülow oder Richelmann eintraf. Wasinga wurde +stark befestigt, aber bereits von Buschiri und den Mafitis verlassen +vorgefunden. Im Schutze des Ortes lagen die Reste eines ungeheueren +Feldlagers, welches auf eine nach Tausenden von Mafitis zählende Menge +schließen ließ.</p> + +<p>Die Abteilung marschierte nun weiter auf Jombo und hatte beinahe schon +die Hoffnung, mit Mafitis zusammenzutreffen, aufgegeben, da die Meldung +zu bestimmt auf Wasinga hindeutete.</p> + +<p>Der Tag war ungeheuer heiß, Wasser war auf dem ganzen Wege nicht zu +finden, und der permanente Leichengeruch wirkte beklemmend auf die +marschierende Abteilung. Gegen 12 Uhr wurde eine kurze Mittagsrast +unter 2 Mango-Bäumen, die den Verwüstungsversuchen der Mafiti +Widerstand geleistet hatten, abgehalten. Hier traf die Abteilung auf +einen kleineren versprengten Trupp der Kolonne Bülow, welcher angab, +daß Bülow sich in nächster Nähe befinde. Die Meldung erwies sich +jedoch als falsch, vielmehr stellte sich heraus, daß der türkische +Offizier und seine Leute ohne Erlaubnis aus Schlappheit von der Kolonne +zurückgeblieben waren. Genannter türkische Offizier erhielt den Befehl, +zur Abteilung Bülow zu marschieren und demselben anzubefehlen, an +seinem Platze zu halten, bis die Abteilung Gravenreuth herankäme.</p> + +<p>Noch war die Patrouille kaum eine halbe Stunde abmarschiert, als in +nächster Nähe des Rendezvous-Platzes Lärm ertönte und Schüsse fielen. +Atemlos stürzte ein Mann der Patrouille herbei und meldete, daß eine +Horde Mafitis dieselbe überrumpelt, zwei Mann getötet und einen mit der +Lanze verwundet hätte.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_145">[S. 145]</span></p> + +<p>Herr v. Gravenreuth befahl sofort an die Gewehre, Lieutenant von +Perbandt übernahm die Avantgarde, die Herr von Behr bald darauf +verstärkte. Die Abteilung stieß auch bald auf vagabondierende Mafiti, +die jedoch nach einigen Salven unter Zurücklassung von 10 Toten das +Weite suchten. Gravenreuth folgte den weichenden Mafitis, doch war bald +jede Spur derselben verschwunden, und wurde der Marsch auf Jombo und +Bagamoyo fortgesetzt.</p> + +<p>Gegen 4 Uhr nachmittags traf die Kolonne in einem Palmen-Wäldchen ein, +in welchem v. Gravenreuth sich entschloß zu lagern, um der mittlerweile +ganz erschöpften Truppe Ruhe zu gönnen. In der Nähe des Platzes stand +ein Dorf in Flammen, und wir glaubten, daß die Abteilung Bülow auf den +Feind gestoßen sei. Lieutenant v. Behr erhielt den Befehl, mit seinem +Zuge dorthin zu marschieren, die Gegend zu rekognoszieren und Herrn v. +Bülow mit seiner Abteilung zu Gravenreuth zu beordern. Es wurden Posten +ausgestellt und Vorbereitungen für das Lager getroffen.</p> + +<p>Bald jedoch ertönte aus der Postenkette wie aus der Abteilung von Behr +lebhaftes Gewehrfeuer. Auch die lagernde Abteilung sah überall im Grase +auftauchende, mit kriegerischem Kopfputz geschmückte, nackte Gestalten.</p> + +<p>Sofort wurden die Gewehre zur Hand genommen und Schiffsoffizier Wiebel +mit einigen Leuten zur Bagage beordert. v. Gravenreuth ging mit der +Abteilung v. Perbandt in die Postenkette. Von hier sah man auf einige +100 Meter Entfernung das befestigte Mafiti-Lager, auf welches v. Behr +mit seiner Abteilung losging. Dieses Lager wurde, trotzdem fortwährend +noch außerhalb befindliche Mafiti-Banden anstürmten, genommen. Dabei +drangen die Mafitis wiederholt bis in die Schützenkette ein und stachen +mit ihren Speeren Leute aus derselben nieder. v. Behr war schon vorher +in der Nähe des erwähnten brennenden Dorfes auf eine Horde Mafiti +gestoßen, hatte sie aber sogleich mit einigen Salven begrüßt und nach +dem jetzt eroberten Lager vor sich hergetrieben.</p> + +<p>Mittlerweile war die Kolonne bei der Bagage unter dem Schiffsoffizier +Wiebel in eine bedenkliche Lage gekommen. Die Mafiti hatten bereits +einige von den wenigen Soldaten verwundet<span class="pagenum" id="Seite_146">[S. 146]</span> und drangen hart auf +dieselben ein, um sich der Bagage zu bemächtigen. v. Gravenreuth, +der das fortwährende Feuern von dort hören konnte, schickte daher +Lieutenant von Perbandt mit einer kleinen Abteilung zurück, um Wiebel +zu entsetzen und die Bagage heranzuziehen.</p> + +<p>Lieutenant von Perbandt, der auf dem Wege dorthin fortwährend von +Mafitis umzingelt und belästigt wurde, kam noch gerade zur Zeit, um +Wiebel aus fataler Lage zu befreien und die Bagage glücklich in das +Mafitilager zu bringen.</p> + +<p>Dort sammelte sich die ganze Abteilung Gravenreuth, und gerade wollten +sich die braven Sudanesen und Zulus mit der näheren Besichtigung und +Plünderung der Hütten beschäftigen, als schon wieder größere Haufen +von Mafiti auf das Lager eindrangen. Araber und Belutschen beschossen +aus weiter Entfernung mit ihren langen Flinten die sich rangierenden +Soldaten.</p> + +<p>Durch eine kleine Schlucht von den Deutschen getrennt, lag noch ein +zweites kleineres Rebellenlager, welches aber ebenfalls bereits +verlassen war.</p> + +<p>Da für die kleine Gravenreuthsche Abteilung das zuerst genommene +Lager zu groß zur Verteidigung gegen die nachdrängenden Mafitis war, +wurde dasselbe in Brand gesteckt und das andere bezogen. Auch hierhin +drängten die Mafiti nach, wurden aber durch einige Salven verscheucht +und hielten sich nun in respektvoller Entfernung in kleineren und +größeren Trupps, die Abteilung Gravenreuth beobachtend.</p> + +<p>In dem genommenen Lager waren verschiedene gefangene Wasaramo, Männer +und Weiber, von Gravenreuth befreit und einiges Rindvieh erbeutet +worden. Außerdem fanden sich in der Hütte Buschiris Briefe an die +umwohnenden Häuptlinge vor, worin er dieselben aufforderte, mit ihm +vereint am folgenden Tage Bagamoyo anzugreifen.</p> + +<p>Die Mafiti, die mittlerweile durch die große Menge von Toten und +Verwundeten, die sie auf dem Platze gelassen hatten, überzeugt worden, +daß ihre Schilde aus Rinds- und Zebrahaut doch nicht einen Schutz +gegen die deutschen Geschosse, wie ihnen Buschiri weiß gemacht hatte, +gewährten, und welche außerdem all ihr zusammengestohlenes Gut in +Flammen aufgehen<span class="pagenum" id="Seite_147">[S. 147]</span> sahen, zogen sich nach dem Kingani zurück. Buschiri +konnte sie nicht zu erneutem Ansturm sammeln.</p> + +<p>Mittlerweile hatte sich bei der Abteilung Gravenreuth herausgestellt, +daß für den Mann nur noch 5 Patronen vorhanden waren und Gravenreuth +beschloß deshalb, sich näher an Bagamoyo heranzuziehen, da er für +die Nacht einen neuen Angriff der Mafiti befürchtete. Nach etwa +einstündigem Marsche, — die Dunkelheit fing bereits an, einzubrechen, +— kam von flüchtigen Wasaramo die Meldung, daß zwischen Bagamoyo und +der Abteilung sich noch Mafiti-Horden aufhielten. v. Gravenreuth, +der die Abteilung nicht der Gefahr aussetzen wollte, im Busch von +den gemeldeten Mafitis bei Dunkelheit überfallen zu werden, bezog +eine günstige Position, und zwar bivouakierte die ganze Abteilung +in Schützenlinie, die Europäer auf Posten, die Nacht hindurch jeden +Augenblick einen Angriff erwartend.</p> + +<p>Die Soldaten waren dermaßen erregt, daß in der Nacht auf jedes +Geräusch, sei es auch durch einen Schakal oder eine Hyäne verursacht, +Salven abgegeben wurden. Nur unter großer Mühe der Europäer konnte dem +Geschieße ein Ende gemacht werden.</p> + +<p>Die Nacht verlief ohne den erwarteten Angriff. Wie sich später +herausstellte, waren die Mafiti, nachdem sie sich von ihren ungeheuren +Verlusten überzeugt hatten, in wilder Flucht und ohne anzuhalten, +bis nach den Kingani-Furten geströmt und dabei noch zum Teil von der +Abteilung Richelmann, die in Dunda stehen geblieben war, beschossen +worden.</p> + +<p>Am nächsten Morgen kam die Abteilung Gravenreuth endlich dazu, nach +24stündigem Fasten an ihres Leibes Notdurft und Nahrung zu denken. +Die im Lager erbeuteten Ziegen waren in der Nacht, da sie zu großen +Lärm machten, abgestochen worden und wurden nun von den ausgehungerten +Soldaten verspeist.</p> + +<p>Nach dem Abkochen marschierte Gravenreuth nach Bagamoyo weiter. Es +zeigte sich, daß thatsächlich die Mafiti schon bis in die Nähe von +Bagamoyo gestreift hatten, denn auch dort waren Felder und Äcker +verwüstet und Leichen von Ermordeten, wenn auch nicht mehr in so großer +Zahl, gefunden worden.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_148">[S. 148]</span></p> + +<p>Gegen Mittag kam die Abteilung in Bagamoyo an, wurde von der dort +befindlichen Marineabteilung, die Bagamoyo besetzt gehalten hatte, +aufs herzlichste begrüßt und beglückwünscht und von der Bevölkerung +Bagamoyos und den dahin geflüchteten massenhaften Wasaramo mit +stürmischem Jubel empfangen. Hier erfuhr v. Gravenreuth erst, daß +Richelmann, der durch Brieftauben-Post mit Bagamoyo verbunden war, noch +in Dunda stand, während von v. Bülow keine Nachricht vorhanden war. v. +Gravenreuth gönnte seiner Abteilung nur bis zum nächsten Morgen Ruhe, +deren sie sehr bedurfte, erneuerte die Munition und brach noch vor +Tagesanbruch nach Dunda auf, um womöglich eine wirksame Verfolgung der +Mafiti aufzunehmen.</p> + +<p>In Dunda angekommen, fand er dieses von Richelmann besetzt, auch war +vor Kurzem die Abteilung Bülow, die nicht halbwegs Madimola, sondern +ganz dorthin marschiert war, da der Befehl falsch oder undeutlich +geschrieben war, dortselbst angelangt. Die Patrouille mit den Befehlen +an Hauptmann Richelmann war, wie schon erwähnt, nicht angekommen, +sondern aufgefangen und versprengt worden.</p> + +<p>In Dunda hatte der allgemein beliebte Schlachtenmaler Weidmann bereits +Skizzen der dort stattgefundenen Szenen aufgenommen. Weidmann hat, +nebenbei gesagt, nicht nur als Schlachtenbummler an zahlreichen der +damaligen Gefechte teilgenommen, sondern sich in jeder Weise durch +Übernahme der Proviantmeister-Geschäfte und andrer Funktionen nützlich +zu machen gesucht.</p> + +<p>v. Gravenreuth blieb mit der Hälfte seiner Abteilung und mit Richelmann +in Dunda und ließ von dort aus die Kingani-Ebene absuchen, wobei noch +verschiedene Mafitis in die Hände der Soldaten fielen. v. Bülow und +v. Perbandt erhielten den Auftrag, die Mafitis bis nach dem mehrere +Tagereisen entfernten Pangiri zu verfolgen. Doch wurde Pangiri trotz +der anstrengendsten Eilmärsche bereits von den Mafiti verbrannt und +seit kaum einer halben Stunde verlassen vorgefunden, ein Zeichen, +welche Panik sich derselben nach dem Gefecht von Jombo bemächtigt +hatte. Von dort marschierten die genannten Abteilungen nach Daressalam, +ohne noch auf Mafiti zu stoßen,<span class="pagenum" id="Seite_149">[S. 149]</span> und bemerkten hier, daß die vor den +Mafiti geflüchteten Wasaramo schon wieder zum Teil in ihre Dörfer +zurückgekehrt waren.</p> + +<p>Durch sein kühnes Vorgehen hatte Gravenreuth Buschiri abermals +energisch zurückgeschlagen, Usaramo von der Plage der Mafiti befreit +und der an der Küste eingerissenen Panik mit einem Schlage ein Ende +gemacht.</p> + +<p>Als Wißmann von Mpapua zurückkehrte — er war auf die Nachricht der +Mafiti-Gefahr mit <span class="antiqua">Dr</span>. Bumiller und einer kleinen Abteilung +dem unter Zelewski folgenden Gros vorangeeilt — empfing ihn die +Siegesnachricht, welche im Verein mit dem, was er selbst im Innern +erreicht hatte, einen wesentlichen Schritt vorwärts bedeutete und +freiere Entfaltung aller Kräfte zuließ.</p> + +<p>Indes konnte sich Wißmann nicht in jeder Weise mit Gravenreuths +Vorgehen einverstanden erklären. Er mißbilligte entschieden die Teilung +des Expeditionskorps in drei Kolonnen, von denen ja nur die eine +wirklich hatte eingreifen können, während die Richelmannsche nur auf +kleine und vereinzelte Trupps von Flüchtigen gestoßen war, und die +dritte nur zur Verfolgung hatte verwandt werden können. Leicht hätte +diese Schwächung bei der von Gravenreuth nicht geahnten Tapferkeit der +Mafiti ihm verhängnisvoll werden können. Die Teilung erschien auch +deswegen nicht angebracht, weil die Nachrichten über die Stellung der +Gegner keineswegs so genau waren, daß man daraufhin hätte operieren +können. Ein Vorgehen mit der gesamten Macht auf Jombo, allerdings +vielleicht auf einem Umwege, um die Möglichkeit eines überraschenden +Überfalls für sich zu haben, und dann in nächster Nähe des Feindes eine +Teilung zum Angriff von verschiedenen Seiten her, wie es ja Gravenreuth +mit seiner eigenen Kolonne gemacht hatte, wäre für das gesamte Korps +das Richtigste gewesen.</p> + +<p>Indes der Erfolg war da, und das Verdienst, die Küste verteidigt und +die Mafitis aufs eklatanteste geschlagen zu haben, gebührt ohne Zweifel +Gravenreuth mit seinen Offizieren und Unteroffizieren, wie auch vor +allen Dingen der Kaltblütigkeit und Bravour unserer Sudanesen. Hätten +diese bei Jombo<span class="pagenum" id="Seite_150">[S. 150]</span> versagt, so wäre das Expeditionskorps vernichtet +gewesen. Als ich auf dem Rückmarsch mit der Stanley-Eminschen Karawane +in Msua mit dem Freiherrn v. Gravenreuth zusammentraf, erzählte er mir +von den damals noch frischen Ereignissen, wobei er den Erfolg außer +der Tapferkeit der Soldaten besonders der Ruhe seiner Offiziere von +Perbandt und von Behr zuschrieb.</p> +<hr class="chap x-ebookmaker-drop"> + +<div class="chapter"> +<p><span class="pagenum" id="Seite_151">[S. 151]</span></p> + +<h2 class="nobreak" id="9_Kapitel">9. Kapitel.<br> +<span class="s6">Wißmanns Thätigkeit an der Küste nach der Rückkehr von Mpapua,<br> +Buschiris Gefangennahme und die Unterwerfung Bana Heris.</span></h2> +</div> + +<div class="blockquot"> +<p>Revisionsreise des Reichskommissars nach allen Stationen. — Bana +Heri im Hinterland von Sadani. — Der Verkehr wird durch seine Leute +behindert. — Gefährdung der französischen Mission Mandera. — +Expedition gegen Bana Heri unter v. Zelewski. — 600 Wassukuma als +Hilfstruppe. — Selbständiges Vorgehen der Wassukuma nach Mandera. +— 200 irreguläre Wadoë und Wakuara aus unserer Seite. — Kleineres +Expeditionskorps unter Gravenreuth zur See in Sadani; Zelewski auf dem +Landwege. — Hauptboma Bana Heris bei Mlembule bleibt unentdeckt. — +Besetzung von Mkwadja. — Anlage einer Station daselbst. — Vorstoß +des <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt von Pangani nach Magila. — Einwohnerschaft auf +deutscher Seite. — Buschiri im Innern isoliert. — Gerücht, Buschiri +wolle sich mit Bana Heri und Simbodja verbinden. — <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt +mit kleinem Expeditionskorps in Gewaltmärschen ins Innere, um Buschiri +den Weg zu verlegen. — Einnahme des Dorfes Masiro. — Buschiri +entkommt abermals. — Die Eingeborenen überall freundlich gesinnt. +— Buschiri vom Jumbe Magaya gefangen. — Rückmarsch nach der Küste. +— Buschiris Verhör, Verurteilung und Tod. — Die aufständischen +Bagamoyo-Jumbes werden verurteilt. — Günstige Entwicklung der +Verhältnisse auf den Küstenstationen. — Neue Rüstungen Bana Heris. +— Rekognoszierungstour des Verfassers gegen Bana Heri im Hinterland +von Sadani. — Angriff auf die Boma von Mlembule. — Rückmarsch nach +der Küste. — Wißmann zieht alle verfügbaren Streitkräfte zusammen zum +Angriff auf Bana Heri. — Mlembule in heftigem Gefecht erobert. — +Bana Heri zieht sich nach Palamakaa zurück. — Einrichtung der Station +Sadani unter dem Verfasser. — Rekognoszierungsexpeditionen unter von +Gravenreuth und dem Verfasser. — Expedition des <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt +zu Simbodja. — Anlage eines Postens am Kilimandscharo. — Gefechte +um Palamakaa. — Eroberung der Boma. — Zersprengung der Macht Bana +Heris. — Kleinere Expeditionen um Pangani. — Uebergabe Bana Heris in +Sadani.</p> +</div> + + +<p>Die nächstliegende Aufgabe des Reichskommissars nach seiner Rückkehr +aus dem Innern und nach Erledigung der<span class="pagenum" id="Seite_152">[S. 152]</span> laufenden Geschäfte war +eine Revisionsreise an der Küste. Ihr Zweck war eine Besichtigung +der Stationen, auf denen Wißmann durch den Augenschein sich von den +inzwischen gemachten Fortschritten überzeugen wollte, um seine weiteren +Pläne nach dem Zustande der Stationen und der etwaigen Notwendigkeit +der Besetzung derselben einzurichten.</p> + +<p>Das Ergebnis dieser Besichtigung war ein sehr erfreuliches. Überall +war wie vor der Expedition so auch während derselben wacker an dem +Ausbau der Stationen weiter gearbeitet worden; die Beziehungen der +Stationschefs zur Bevölkerung waren im weiteren Umkreise auf einen +Teil des Hinterlandes ausgedehnt, speziell das Hinterland von Bagamoyo +und Daressalam war nach Besiegung der Mafitis vollkommen beruhigt. +Wißmann konnte telegraphisch nach Berlin berichten, daß die große +Karawanenstraße von Bagamoyo nach den Seen wieder für den Verkehr offen +stände.</p> + +<p>Nur im Hinterlande von Sadani ließen die Verhältnisse noch sehr vieles +zu wünschen übrig. Hier hatte sich der bereits früher erwähnte Bana +Heri, der Machthaber von Usegua festgesetzt, jeden Verkehr mit der +Küste unterbrochen und brandschatzte die aus Unkenntnis den Sadani-Weg +benutzenden Karawanen. Boten von Mpapua, die auf dem kürzeren Wege +durch Usegua nach Bagamoyo gingen, Leute der französischen Mission +wurden von ihm gefangen genommen und ihrer Waren beraubt. Später, nach +der Einnahme der Hauptstellung Bana Heris fanden wir in seiner Hütte +verschiedene von ihm abgefangene Briefe von uns und von der Station +Mpapua vor. Selbst der Dhau-Verkehr vor Sadani und im Wami wurde durch +Bana Heris Leute unsicher gemacht.</p> + +<p>Major Wißmann beschloß daher ein abermaliges Vorgehen gegen Bana Heri +und setzte den Beginn der Unternehmungen gegen ihn ursprünglich auf +den 10. November fest; doch veranlaßte die Bitte der französischen +Mission Wißmann, die Unternehmung schon früher zu beginnen, da die +Missionsstation Mandera in Usegua von den Scharen Bana Heris aufs +ernsteste gefährdet wurde.</p> + +<p>Der Führer des Expeditions-Korps, Chef v. Zelewski, erhielt Befehl, +mit dem aus vier Kompagnien formierten Korps<span class="pagenum" id="Seite_153">[S. 153]</span> direkt auf Mandera +vorzugehen, sämtliche feindliche und befestigte Dörfer anzugreifen und +zu zerstören, um dadurch Bana Heri seiner Stützpunkte im Hinterlande zu +berauben, die Mission zu sichern und den Verkehr wieder zu ermöglichen. +Dem Expeditionskorps wurde die früher bereits erwähnte Karawane der +Wassukuma unter ihrem Führer Tscherekesa beigegeben, da dieser mit den +erwachsenen Wassukuma sich bereitwilligst in gleicher Weise, wie es +früher während des Aufstandes die Waniamuesi gethan, zur Verfügung der +Deutschen stellte.</p> + +<p>Während der Zeit der Anwesenheit der Karawane in Bagamoyo hatte +Tscherekesa Gelegenheit gehabt zu sehen, daß gute von ihm geleistete +Dienste von uns anerkannt wurden, daß es die erste Aufgabe des +Reichskommissariats in jener Zeit war, Handel und Wandel nicht +nur an der Küste, sondern besonders im Hinterland an den großen +Karawanenstraßen wieder zu heben, daß er somit seinen Vorteil auf +unserer Seite zu suchen habe. Außerdem hatten die Wassukuma zu Bagamoyo +vielfach Gelegenheit zu Verdienst. Besonders aber hatte die Art und +Weise mitgewirkt, mit der es der stellvertretende Stationschef zu +Bagamoyo, Hauptmann Richelmann verstanden, mit der Karawane und den +Leuten umzugehen.</p> + +<p>Das zwischen uns und den Wassukuma hergestellte gute Verhältnis war um +so bemerkenswerter, als bei Ausbruch des Aufstandes gerade Tscherekesa, +der Führer jener Karawane, sich bereit erklärt hatte, seine Macht +auf die Seite der Rebellen zu stellen. — Daß bei dem Entschluß +Tscherekesas, unter Zelewski nach Usegua mitzuziehen, auch zum großen +Teil Rücksichten auf Gewinn, auf gute Beute und Plünderung mitsprachen, +ist ja natürlich.</p> + +<p>Die Wassukuma, welche er stellte, 600 an der Zahl, wurden mit +Vorderlader-Gewehren und genügender Munition versehen und in einzelne +Trupps eingeteilt, von denen jeder, um ihn als unseren Freund kenntlich +zu machen, eine schwarz-weiß-rote Flagge mit sich führte.</p> + +<p>Die Wassukuma hatten auf dem Wege nach Mandera zwischen dem +Expeditionskorps und der Küste zu marschieren und hatten ebenfalls den +Auftrag, überall wo sie Widerstand<span class="pagenum" id="Seite_154">[S. 154]</span> fänden, einzuschreiten und die +Dörfer gründlich zu zerstören.</p> + +<p>Auf der andern Seite des Expeditionskorps, also westlich desselben +marschierte ein ebenfalls aus freiwilligen Irregulären bestehender +Trupp von 200 Wadoë und Wakuara.</p> + +<p>Wir haben bereits früher erwähnt, daß auch diese zuerst auf Seiten der +Rebellen standen, aber nach den ersten Siegen Wißmanns den Frieden +von uns erbaten und nun offen auf unserer Seite gegen ihre einstigen +Verbündeten kämpften. Auch sie erhielten von uns Gewehre und Munition +und hatten die Aufgabe, die Expedition Zelewski in ihrer linken Flanke +zu sichern.</p> + +<p>Sämtliche Hilfstruppen waren, wie erwähnt, dahin instruiert, daß sie +angreifen sollten, wo ihnen mit Feindseligkeiten entgegengetreten +würde; gegen Befestigungen sollten sie selbständig vorgehen, und nur, +wenn sie sich außer Stande sähen, mit Erfolg eine zu starke Boma +anzugreifen, sollten sie Meldung an den Chef von Zelewski erstatten, +damit dieser dann mit dem Expeditionskorps selbst eingreifen könnte.</p> + +<p>Außer diesem unter der Führung von Zelewski stehenden Expeditionskorps +von vier Kompagnien, hatte der Reichskommissar noch ein kleineres +Expeditionskorps aus der bis dahin am stärksten besetzten Station +Pangani herausgezogen und unter den Befehl des Chefs von Gravenreuth +gestellt. Dieses kleine Expeditionskorps wurde am 8. November auf dem +Dampfer »München« eingeschifft und nach Sadani gebracht, wo auch die +Kriegsschiffe auf Bitten des Reichskommissars zusammengezogen waren, um +eventuell für das Eingreifen an der Küste mit zur Verfügung stehen zu +können.</p> + +<p>Die Landung zu Sadani fand noch am Tage der Ankunft, den 8. November +statt, und zwar nach Verabredung mit dem ältesten Offizier der Marine, +Kapitän Voß, gemeinsam mit einem Landungscorps der kaiserlichen Marine.</p> + +<p>Der der Landung entgegengesetzte Widerstand von Seiten der Rebellen +war nur sehr gering. Die landenden Truppen erhielten Feuer von einer +fünf Mann starken Patrouille, die sich indessen sofort auf Ndumi +zurückzog. Auch das Terrain um Sadani selbst war frei von Rebellen, +die, von Westen<span class="pagenum" id="Seite_155">[S. 155]</span> durch das starke Expeditionskorps und die Irregulären +bedrängt, in nördlicher Richtung davonzogen. Es wurde infolgedessen +von dem gelandeten Expeditionskorps der Schutztruppe ein Platz für das +Lager ausgewählt und dies in der bei uns auf Märschen üblichen Weise +hergestellt. Während der Nacht wurde von einem flüchtig vorbeiziehenden +Rebellentrupp noch eine Salve ins Lager hineingeschossen, jedoch ohne +Erfolg.</p> + +<p>Tags darauf, den 9. November traf das Expeditionskorps unter Zelewski +in Sadani ein. Schon vom frühen Morgen an wurde, da sein Eintreffen an +diesem Tage erwartet wurde, eifrig nach ihm vom Lager bei Sadani aus +ausgeguckt.</p> + +<p>Um 10 Uhr Vormittags erblickte man in dem in weiter Ferne aufsteigenden +Rauch eines angezündeten Dorfes das erste Zeichen des Herannahens der +Expedition. Bald darauf bezeichneten weiter aufsteigende Rauchwolken +den Weg der verschiedenen Teile der Expedition Zelewski, bis um 2 Uhr +auch Ndumi, das letzte Dorf in der Nähe von Sadani, zwei Stunden von +diesem entfernt, in Flammen aufging. Es war dies derjenige Ort, in dem +Wißmann im Jahre 1883 nach seiner ersten Durchquerung Afrikas von Bana +Heri aufs freundlichste empfangen und bewirtet wurde, derselbe Ort, +wo auch der Verfasser nach schwerer Verwundung auf seiner im Eingang +dieses Buches geschilderten Expedition von den Eingeborenen freundlich +aufgenommen und speziell von Bana Heri und seinem Sohne Abdallah +gastlich bewirtet wurde. Der planmäßige Widerstand Bana Heris und der +Fanatismus seiner Leute hatte indes diese rauhe, in solchen Fällen in +Afrika aber notwendige Art der Kriegsführung, die in der planmäßigen +Verwüstung des Landes und dem Niederbrennen der Dörfer besteht, +heraufbeschworen.</p> + +<p>Nach seinem Eintreffen berichtete Chef von Zelewski, daß er auf seinem +Marsche bis nach Mandera, der Südgrenze Useguas, alles friedlich +gefunden habe. Von da ab habe er fünf zum Teil stark befestigte Dörfer +unter Verlust von zwei Toten und fünf schwer Verwundeten eingenommen. +Der Feind habe große Verluste gehabt und flüchte nach Norden.</p> + +<p>Die Hilfstruppen hatten ebenfalls Gelegenheit gefunden, an einzelnen +Plätzen einzugreifen. Sie waren auch, wie sich allerdings<span class="pagenum" id="Seite_156">[S. 156]</span> erst später +herausstellte, auf die im folgenden zu erwähnende Boma Bana Heris in +Mlembule gestoßen, dort aber zurückgeschlagen worden. Da ihnen diese +Stellung der Rebellen zu stark erschien, als daß sie annahmen, dieselbe +würde von uns genommen werden, und da sie sofort das Hasenpanier +ergriffen hatten, glaubten sie am schlauesten zu handeln, wenn sie +überhaupt über diese Befestigung nichts verlauten ließen. So blieb uns, +da auch Zelewski selbst nichts von jener Stellung Bana Heris erfuhr, +dieser überaus feste Stützpunkt und die darin befindliche bedeutende +Macht vor der Hand gänzlich verborgen. Der letztere Umstand wirkte zur +Ausführung einer Maßregel mit, welche sich später als Mißgriff erwies.</p> + +<p>Die Nachricht, daß Sadani von Bana Heri und seinen Leuten wieder +besetzt sei, hatte sich als falsch erwiesen; ein kaum nennenswerter +Widerstand war hier gefunden worden. Das Lager von Mlembule blieb in +Folge der Dummheit der Irregulären unbekannt. Ein großer Teil des +Handels mußte naturgemäß jetzt statt nach Sadani nach Mkwadja gehen und +so beschloß der Reichskommissar, statt Sadani den letzteren Platz zu +besetzen. Chef Freiherr von Gravenreuth sollte mit der Kompagnie, die +am 8. in Sadani gelandet war, und den Wassukuma die Küste entlang nach +Mkwadja marschieren, und Zelewski mit seinem Expeditionskorps, das von +48 Stunden 32 marschiert und gefochten hatte, am nächsten Tage dorthin +folgen, während der Kommandant selbst beabsichtigte, nach Erledigung +der in Sansibar und Bagamoyo seiner harrenden Arbeiten am 13. November +nach Mkwadja zu kommen. Für die Besetzung dieses Ortes sprach noch der +Umstand, daß von Mkwadja ein starker Schmuggel nach Sansibar und Pemba +hin betrieben wurde.</p> + +<p>Der Marsch Gravenreuths ging, da die Dörfer an der Küste alle verlassen +waren, von Sadani aus in friedlichster Weise von statten. Schwierig +indes war das Passieren der vielen sich zwischen Sadani und Mkwadja +von der Küste ins Land hineinziehenden Creeks. Die beiden ersten +derselben konnten durchwatet werden, während ein dritter Creek, der +sich unmittelbar südlich von Mkwadja befindet, größere Hindernisse +bot. Eine vorausgesandte Patrouille unter dem Chef Frhrn.<span class="pagenum" id="Seite_157">[S. 157]</span> von Bülow +und Premierlieutenant Böhlau versuchte den Creek zu durchschwimmen, +aber sowohl die beiden genannten Offiziere, wie auch einige Askaris +wurden durch den starken Strom ins Meer hinausgetrieben und nur der +großen Schwimmfertigkeit der betreffenden gelang es, das Land wieder zu +erreichen; ein Askari ertrank. Erst beim Eintritt von Niedrig-Wasser +konnte der tiefe und breite Creek passiert werden.</p> + +<p>Unmittelbar darauf wurde von der Kompagnie unter Gravenreuth der Ort +Mkwadja, in dem sich einige Araber festgesetzt hatten, welche die +Spitze der Expedition mit einem anhaltenden Feuer empfingen, genommen +und die Aufständischen daraus vertrieben. Die Befestigungsarbeiten +in der Station wurden sogleich in Angriff genommen und durch die +thatkräftige Unterstützung der Marine unter dem liebenswürdigen, +stets entgegenkommenden Kapitän Voß sehr gefördert. 60 Mann von der +Schutztruppe unter dem Kommando des Chefs von Bülow, der sechs Wochen +später durch Lieutenant von Perbandt ersetzt wurde, blieben als +Besatzung zurück.</p> + +<p>Schon vor dieser Zeit hatte von Pangani aus, wo um die englische +Missionsstation Magila herum eine große Ansammlung von Rebellen +stattgefunden hatte, der dortige Stations-Chef <span class="antiqua">Dr</span>. Schmidt einen +siegreichen Vorstoß unternommen. Nachdem er sich durch Kundschafter +über die örtlichen Verhältnisse genau informiert, hatte er mit 100 +Mann das Rebellenlager, welches nach den Angaben der Eingeborenen 1000 +Mann in sich bergen sollte, durch einen überraschenden Bajonettangriff +genommen und die Gegner mit einem Verlust von 30 Toten geworfen, +während diesseits nur Verwundungen zu verzeichnen waren. Dieser Erfolg +wirkte bestimmend auf die Bewohner des Hinterlandes von Pangani ein, +die von nun an ihren Vorteil darin sahen, zur Station zu halten. Auch +Simbodja, der durch die Gefangennahme des <span class="antiqua">Dr</span>. Meyer und Baumann +bekannte, mächtige Häuptling im Hinterlande von Pangani, hatte seine +Absicht kund gegeben, sich dem Reichskommissar zu unterwerfen.</p> + +<p>Buschiri war durch den Erfolg Gravenreuths bei Jombo vollkommen +isoliert worden. Die Mafiti, welche bis dahin fest an einen Sieg +Buschiris geglaubt und nun seinetwegen<span class="pagenum" id="Seite_158">[S. 158]</span> so starke Verluste erlitten +hatten, außerdem ihren beim Einfall in Usaramo gemachten Raub nicht +einmal hatten in Sicherheit bringen können, waren seine Feinde geworden +und er mußte versuchen, sich ihrer Rache zu entziehen.</p> + +<p>Buschiri wandte sich zunächst nordwärts und hielt sich in Nguru +versteckt. Während dieser Zeit gelang es uns nicht, irgend welche +sicheren Nachrichten über seinen Aufenthalt zu erhalten. Es wurde +bereits die Befürchtung laut, es könne ihm gelungen sein, unter +Umgehung von Mpapua nach Tabora durchzukommen, um hier den Widerstand +der Araber gegen uns zu organisieren. Da plötzlich traf in Pangani die +Nachricht ein, Buschiri wolle sich mit Bana Heri und dem Häuptling +Simbodja verbinden und mit diesen die Station Pangani angreifen. Diese +Nachricht wurde durch den uns freundlich gesinnten Häuptling Mohammed +Soa dahin berichtigt, daß Buschiri sich in Muenda an der Grenze von +Nguru mit den noch bei ihm gebliebenen Arabern und 50 Eingeborenen in +einem Lager verschanzt, und daß er zu Simbodja Boten gesandt habe, +um diesen zu einem gemeinsamen Vorstoß gegen die Küste zu überreden. +Der Stationschef von Pangani, dessen Thätigkeit die überaus schnelle +und günstige Entwickelung der Verhältnisse um Pangani insbesondere +zuzuschreiben ist, erkannte, daß, wenn Buschiri im Hinterlande einen +Stützpunkt für seine Pläne fände, die größte Gefahr vorhanden sei, daß +alles bisher Erreichte mit einem Schlage wieder vernichtet würde.</p> + +<p>Um dieser Gefahr vorzubeugen, setzte <span class="antiqua">Dr</span>. Schmidt ein +Expeditionskorps aus der Stationsbesatzung zusammen und brach mit +diesem am 2. Dezember in Eilmärschen von Pangani auf, um Buschiri +den Weg nach Masinde zum Häuptling Simbodja zu verlegen. Nach zwei +Gewaltmärschen kam die Expedition im Dorfe des Häuptlings Masiro an, +welcher Buschiri mit Lebensmitteln unterstützt und ihm einen Esel +geschenkt hatte. Das Dorf wurde zerstört und der Weitermarsch nach +Muenda fortgesetzt. Kurz vor diesem Platz machte Schmidt Halt, erteilte +dem Lieutenant Ramsay den Befehl mit einem Teil des Expeditionskorps +das Lager nach Westen hin zu umgehen und von der Westseite aus dann +gegen<span class="pagenum" id="Seite_159">[S. 159]</span> dasselbe vorzudringen, während er sich selbst mit dem Gros des +Expeditionskorps an der Ostseite hielt.</p> + +<p>Der Angriff wurde für Mitternacht festgesetzt. Niemand sollte außer +im äußersten Notfall einen Schuß abgeben, jeder Lärm, jedes Geräusch +sollte vermieden werden, um die Überrumpelung möglichst vollständig +zu machen. <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt drang mit den Askaris von der Ostseite +ein. Diese hatten den Befehl, sofort auf die durch Ortskundige gezeigte +Hütte Buschiris vorzudringen und diesen hierin festzunehmen. Aber +ein planloses Schießen der Askaris warnte den Rebellenführer und gab +ihm abermals Gelegenheit, noch im letzten Momente zu entkommen. Ohne +die von <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt aufs strengste verbotene Schießerei wäre +der Coup vollkommen gelungen und Buschiri schon damals in unsere +Hände gefallen. Von den eindringenden Truppen wurden die Leute im +Lager, soweit sie nicht im letzten Augenblick noch entflohen waren, +niedergemacht, und es zeigte sich am nächsten Morgen, daß der Feind 28 +Tote, darunter viele Araber auf dem Platze gelassen hatte. Von unserer +Seite wurde ein Zulu und zwei Suaheli leicht verwundet.</p> + +<p>Tags darauf zog <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt nach Manamgato, einem Orte in +der Nähe von Muenda, wohin Buschiri geflüchtet und wo er von den +Eingeborenen erschlagen sein sollte. Bei der Rekognoszierung der +Leiche stellte es sich indes heraus, daß es nicht Buschiri, sondern +einer der andern, in seiner Begleitung befindlich gewesenen Araber +war. <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt ging sodann mit zwei Kompagnieen nach Makororo +zurück, um von hier aus weitere Nachforschungen anzustellen. Bereits +vorher hatte Schmidt in der ganzen Umgegend bekannt gemacht, daß es +verboten sei, Buschiri aufzunehmen, daß derjenige, welcher dies dennoch +thäte, von ihm als Rebell behandelt würde, wer ihn dagegen festnehme, +solle reichlich belohnt werden.</p> + +<p>Am 7. Dezember traf denn auch die Nachricht von Jumbe Magaya ein, +daß Buschiri zu Quamkoro an der Grenze von Nguru gefangen genommen +sei. In zweitägigem Parforcemarsch ging es nun nach Quamkoro. Der +Jumbe kam der Expedition schon entgegen und führte dann <span class="antiqua">Dr.</span> +Schmidt und die Offiziere der Expedition sofort nach der Hütte, in der +Buschiri gefangen lag. Bei der Flucht aus der Boma von<span class="pagenum" id="Seite_160">[S. 160]</span> Muenda hatte +Buschiri alles verloren und blos sich selbst, nur mit einem Lendentuch +bekleidet, gerettet. In diesem Zustande fand man ihn in der dunklen +Hütte vor, Hände und Füße mit schweren Eisenketten gefesselt, den Hals +in eine Sklavengabel eingezwängt. Die herbeikommenden Askaris, welche +mehrfach gegen Buschiri gefochten hatten, erkannten ihn sofort, und +<span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt unterhielt sich mit Buschiri, der bereitwillig über +alles Auskunft erteilte und seiner Verwunderung über das plötzliche +Erscheinen der Deutschen hier an der Grenze von Nguru Ausdruck gab.</p> + +<p>Der Marsch nach der Küste wurde am nächsten Morgen angetreten und +hierbei selbstverständlich Buschiri sowohl auf dem Marsche wie im Lager +auf das sorgfältigste stets von Europäern bewacht. Für den Marsch wurde +ihm ein Esel als Reittier gegeben, zu beiden Seiten gingen Soldaten; +in der Nacht schlief Buschiri im Zelte des Führers der Expedition, in +welchem sich gleichzeitig die Lagerwache mit einem Europäer befand.</p> + +<p>In Pangani wurde <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt mit dem Expeditionskorps +natürlich auf das freudigste begrüßt und allseitig zu seinem nicht zu +unterschätzenden Erfolge beglückwünscht.</p> + +<p>Dieser Erfolg war dadurch nicht geringer geworden, daß die Eingeborenen +schließlich Buschiri selbst ausgeliefert hatten; Schmidt hatte es eben +verstanden, die Bevölkerung so für sich zu gewinnen, daß sie endlich +gegen den früher so mächtigen Rebellenführer Partei nahm.</p> + +<p>Da Schmidt schon während des Marsches durch Eilboten Nachricht nach +der Küste und von da an den Reichskommissar gesandt hatte, kam Wißmann +tags nach der Ankunft des Expeditionskorps in Pangani an und begab sich +sofort in das Gefängnis zu Buschiri. Der Rebellenführer antwortete +auf die Fragen des Reichskommissars völlig unbefangen und gab alle +Auskunft über die gegen uns gelieferten Gefechte sowohl wie über die +Organisation des Aufstandes gegen die ostafrikanische Gesellschaft und +die Absichten, welche er selbst (Buschiri) hierbei verfolgt hatte. Eine +längstgehegte Vermutung unsererseits erhielt durch Buschiris Angaben +Betätigung, nämlich, daß er vom Sultan von Sansibar zum Vorgehen gegen +die<span class="pagenum" id="Seite_161">[S. 161]</span> Deutschen ermutigt, ja daß ihm von demselben sogar angeboten +worden sei, er solle nach gutem Erfolge zum Vezir der Küste gemacht +werden. Belege für die Wahrheit dieser Aussage konnte Buschiri indes +nicht beibringen. In Verlegenheit geriet er, als ihm seine großen +Schandthaten vorgehalten wurden, besonders sein Verhalten gegen den in +den ersten Kapiteln erwähnten Handwerker Dunia, dem er seiner Zeit die +beiden Hände abhacken ließ. Trotz allem glaubte Buschiri fest, daß er +vom Reichskommissar begnadigt werden würde; er hatte sogar gebeten, +ihn als Offizier in die Schutztruppe einzustellen, und versprochen, +er würde dann ebenso wacker für uns kämpfen, als er früher gegen uns +gefochten hätte.</p> + +<p>Nach dem langen Verhör im Gefängnis durch den Reichskommissar bat +Buschiri bei Eintritt der Abenddämmerung, als es Zeit wurde zum +mohammedanischen Sechsuhrgebete, ihn allein zu lassen, damit er den +Vorschriften seiner Religion gerecht werden könnte.</p> + +<p>Am folgenden Tage wurde ihm sein Todesurteil bekannt gemacht, das +er, obgleich es ihm unerwartet kam, doch gefaßt entgegennahm. Die +Hinrichtung war auf den 15. Dezember, nachmittags 4 Uhr angesetzt. +Dicht bei der Station in Pangani war auf einem freien Platz ein Galgen +hergerichtet worden; um ihn herum nahmen die Truppen Aufstellung. Nach +der Ankunft des Kommandanten mit seinem Stabe wurde Buschiri aus dem +Gefängnis vorgeführt. Die feste Haltung, welche er bis dahin bewahrt +hatte, verließ ihn hier vollständig. Als das Todesurteil durch den +Adjutanten <span class="antiqua">Dr.</span> Bumiller verlesen war, und eben der Kopf des +Verurteilten durch die Schlinge gesteckt werden sollte, verlangte +Buschiri nochmals den Reichskommissar zu sprechen: er habe noch +sehr wichtige Enthüllungen zu machen. Diese Enthüllungen bestanden +nur darin, daß er alle seine Schuld auf seinen treuesten Anhänger, +den bereits öfter erwähnten Komorenser Jehasi, abwälzen wollte. +Insbesondere behauptete er, Jehasi sei es gewesen, der mit Makanda +zusammen die Mafiti geholt und zum Vorgehen gegen die Küste bewogen +habe. Buschiri glaubte hierdurch sein Leben zu retten, erreichte jedoch +nur, daß er, nachdem er namentlich bei Beginn des Aufstandes und in +vielen Kämpfen Zeichen<span class="pagenum" id="Seite_162">[S. 162]</span> seiner Bravour und seines Organisationstalentes +gegeben hatte, nun angesichts des Todes als Feigling der Verachtung +anheimfiel.</p> + +<p>Viel gefaßter zeigten sich die meisten anderen zum Tode durch den +Strang verurteilten gläubigen Mohammedaner. Verfasser selbst hat die +meisten, nachdem sie den Kopf freiwillig in die Schlinge gesteckt +hatten, noch die Worte sagen hören: »Ich sterbe als guter Mohammedaner!«</p> + +<p>Daß gegen Buschiri keine Gnade geübt wurde, war natürlich. Der ganze +Aufstand hatte sich an seinen Namen geknüpft; solange er lebte, +lag immer die Gefahr nahe, daß sich auf ihn die Hoffnungen der +Unzufriedenen richten und in ihm eine Unterstützung finden würden. +Seine Begnadigung wäre zudem ohne den geringsten Wert für uns gewesen; +denn eine Macht hatte Buschiri nur nach seinem ersten ephemeren Erfolge +im Aufstand gehabt; als der Erfolg sich von ihm abwandte, war er ebenso +einflußlos wie früher. Die großen Araber ließen ihn fallen und nur +besitzloses Gesindel scharte sich um ihn. Seine Angaben, daß er gute +Verbindungen zu den Aufständischen von Kilwa und zu Bana Heri hätte, +und daß er daher dem Reichskommissar von großem Nutzen sein könne, +waren erlogen. So lag kein Grund für den Reichskommissar vor, dem +Rebellenführer die wohlverdiente Strafe zu erlassen.</p> + +<p>Im Lager Buschiris waren noch die Bagamoyo-Jumbes Bomboma, Malela und +Pori mit 30 Männern und 200 Weibern und Kindern gefangen genommen +und auf ihren Wunsch vom Reichskommissar von Pangani nach Bagamoyo +geschickt worden. Von den Gefangenen wurden nach stattgehabter +Untersuchung drei, nämlich Bomboma, Malela, weil sie sich bis zuletzt +erbittert und verstockt gegen uns gezeigt hatten, und endlich derjenige +Mann unter den Anhängern Buschiris, der, wie jetzt festgestellt wurde, +im April dem Handwerker Dunia die Hände im Lager Buschiris abgeschlagen +hatte, zum Tode durch den Strang verurteilt und am Galgen bei der +Station Bagamoyo aufgeknüpft. —</p> + +<p>Inzwischen hatte auch Herr von Gravenreuth auf seiner bereits erwähnten +Expedition, unterstützt von Leuten, welche ihm der bereits früher +erwähnte Häuptling Kingo von Morogro<span class="pagenum" id="Seite_163">[S. 163]</span> gestellt hatte, im Innern auf +Buschiri gefahndet. Gravenreuth nahm den Aussagen der Kundschafter +zufolge an, daß Buschiri weiter im Innern von Usegua und Nguru sich +aufhalte. Einige Dörfer, die zu Buschiri und Bana Heri gehalten hatten, +wurden bestraft. Im übrigen hatte Gravenreuth die französischen +Missionsstationen Tununguo, Morogro und Mhonda besucht und überall, sei +es durch strafendes Einschreiten, sei es durch friedliches Schauri für +die Stärkung unseres Ansehens im Innern gewirkt.</p> + +<p>Auch auf allen andern Küstenstationen entwickelten sich die +Verhältnisse in durchaus befriedigender Weise. In Tanga war es dem +Stationschef Krenzler gelungen, durch einen friedlichen Zug bis zur +englischen Missionsstation Magila die Ruhe vollkommen zu sichern, und +er hatte den Küstenplatz Tangata besetzt. In Pangani, wo nebenher +die Stationsarbeiten gut vorgeschritten waren und ihrer Vollendung +entgegengingen, bewiesen die eben erwähnten Ereignisse und die Stimmung +der Eingeborenen, welche sich ja schließlich selbst gegen die Rebellen +wandten, am besten die dort gemachten Fortschritte. Der im Bezirk von +Daressalam noch unsichere Küstenplatz Kisiju wurde von Chef Leue und +Lieutenant Johannes genommen und ein berüchtigter Araber gefangen, der +in Daressalam aufgehängt wurde. An Stelle des in Mpapua verstorbenen +Lieutenant v. Medem wurde im Januar 1890 der Chef v. Bülow als +Stationschef nach Mpapua geschickt.</p> + +<p>In der zweiten Hälfte des Dezember 1889 drangen Nachrichten über +weitere Rüstungen Bana Heris im Hinterlande von Sadani und Mkwadja +zu unsern Ohren. Wißmann, der um diese Zeit des Pascha wegen öfters +nach Bagamoyo kam, erteilte mir den Auftrag, ein Expeditionskorps aus +den in Bagamoyo verfügbaren Kräften und einem Teil der in Pangani +befindlichen Expeditionstruppen zusammenzustellen und mit diesem eine +Rekognoszierung im Hinterlande von Sadani und Mkwadja zu unternehmen, +wenn möglich Bana Heri zu schlagen und nach Süden abzudrängen. Es +standen mir zur Verfügung an Offizieren die Herren Chef v. Bülow, +Lieutenant Johannes, Lieutenant Fischer und Deckoffizier Illich; +ferner eine Anzahl deutscher Unteroffiziere und 250 Soldaten.<span class="pagenum" id="Seite_164">[S. 164]</span> Ein +Teil wurde unter Bülows Führung von Bagamoyo nach Mkwadja gebracht, +der andere von mir in Pangani, wohin ich mich am 24. Dezember begab, +in der Weihnachtsnacht eingeschifft und am Vormittag des 25. Dezember +ebenfalls in Mkwadja gelandet.</p> + +<p>Am Nachmittag desselben Tages trat ich mit meiner vollzählig +versammelten und mit Patronen, sonst aber nur mit dem +allernotwendigsten Proviant (Zelte, Feldbetten, Reittiere u. s. w. +wurden nicht mitgenommen) versehenen Expedition den Vormarsch nach +Westen an. Die Zusammensetzung war folgende: Suaheli-Askari unter +Deckoffizier Illich, eine Zulu-Kompagnie unter Chef v. Bülow, dazu +Lieutenant Fischer, die kombinierte Sudanesen- und Zulu-Kompagnie +unter Lieutenant Johannes, das Maxim-Gun unter Feldwebel Schulte. +Während des größten Teils der Nacht wurde marschiert, in der Absicht +überall möglichst unverhofft zu erscheinen. Diese Absicht wurde jedoch +vereitelt, denn die Leute Bana Heris hatten durch Kundschafter schon +von unserer Landung in Mkwadja erfahren und erwarteten uns. Sie warfen +sich uns immer in kleinen Trupps entgegen, belästigten uns in unsern +Lagern und Ruheplätzen bei Tage und bei Nacht, wurden aber überall in +die Flucht gejagt. Immerhin gewannen sie auf diese Weise ganz genaue +Kenntnis von unsern Bewegungen.</p> + +<p>Am 26. Dezember nachmittags wurde Lieutenant Fischer von einem so +schweren Sonnenstich betroffen, daß er von uns eigentlich schon +aufgegeben wurde. Nur der aufopfernden Pflege des sehr verdienten +Lazarettgehülfen Grucza gelang es, ihn durchzubringen, so daß er, wenn +auch in bewußtlosem Zustande, mit uns einige Tage später an der Küste +ankam und von dort nach Sansibar überführt werden konnte. Wir machten +inzwischen mehrere Gefangene und zwangen diese, uns Führerdienste zu +leisten, wobei sie wiederholt den vergeblichen Versuch machten, uns +irre zu führen. Das wurde erst anders, als wir ihnen etwas unsanft +bedeuteten, sie möchten im eigenen Interesse nicht mehr vom rechten +Wege zur Boma Bana Heris, die wir als Ziel im Auge hatten, abweichen. +Sie behaupteten indessen alle, eine solche Boma gebe es überhaupt +nicht, Bana Heris Leute seien alle zerstreut.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_165">[S. 165]</span></p> + +<p>Als ich, nachdem ich von der ursprünglich westlichen Richtung nach +Süden abgebogen war, am späten Nachmittag des 27. Dezember mit der Tête +der Expedition auf den Höhen nördlich von Mlembule eintraf, erhielten +wir plötzlich heftiges Feuer, und zwar wie wir aus dem Pfeifen +der Kugeln hörten, zum größten Teil aus Hinterladern (fast alles +Snider-Gewehre) von sämtlichen die Höhe umgebenden Waldlisieren. Ich +ließ die bei mir befindliche Abteilung, die Askari unter Illich, das +Feuer gegen die Rebellen sofort eröffnen, und das Maxim-Gun, das gleich +dahinter folgte, durch den Feldwebel Schulte in Thätigkeit setzen. Auch +die Abteilungen unter Bülow und Johannes entwickelten sich, sobald sie +herangekommen waren, und es gelang bald, die westlichen und südlichen +Lisieren zu säubern, wobei die Rebellen sehr erhebliche Verluste +erlitten.</p> + +<p>Schon begann ich zu glauben, die Mitteilung unserer gefangenen Führer, +die Leute Bana Heris seien im Gelände überall zerstreut und hätten +ihre Hauptmacht nicht in einer befestigten Stellung versammelt, sei +richtig, da die Rebellen sich uns in dem allerdings sehr coupierten, +aber doch nicht befestigten Terrain mit Feuerwaffen entgegenstellten. +Ich sandte Herrn von Bülow mit 50 Mann zur Verfolgung der in hellen +Haufen fliehenden Feinde nach Süden, und Lieutenant Johannes nach +Westen. Ich selbst setzte mit den übrigen Soldaten der Kompagnie von +Bülow, den Askaris und dem Maxim-Gun das Feuer gegen die im Osten und +Südosten noch standhaltenden Gegner fort. Als ich endlich auch diese +in ungeregelter Flucht in der Richtung auf Sadani zu davoneilen sah, +wollte ich eben die Verfolgung dahin aufnehmen nachdem ich den übrigen +Abteilungen sowie der hinter uns befindlichen, von den Sudanesen +gestellten Bedeckung für den bewußtlosen Lieutenant Fischer und dem +Gepäck unter Führung eines Europäers Sadani als Sammelpunkt angegeben. +Da eilte plötzlich ein ganzer Haufen Zulus von der Bülowschen Kompagnie +aus der gegenüberliegenden Lisiere heraus. Außerdem kam ein Mann mit +einer schriftlichen Meldung von Herrn von Bülow, seine Abteilung +habe sich plötzlich bei der Verfolgung der Fliehenden vor einer +starken Buschboma befunden; er habe sofort durch die noch offene Thür +hineinstürmen wollen, habe<span class="pagenum" id="Seite_166">[S. 166]</span> aber heftiges Feuer erhalten und dabei den +Sergeanten Ludwig und vier Zulus verloren. Die andern Zulus seien, +durch diesen plötzlichen Verlust und das heftige Feuer entmutigt, feige +geflohen; er allein mit acht Zulus halte noch vor der Boma.</p> + +<p>Da Lieutenant Johannes mit seiner Abteilung weiter westlich noch mit +der Säuberung des Geländes beschäftigt war, waren nur disponibel die +Askari, 50 Zulus und das Maxim-Gun; mit diesen eilte ich sofort an die +Stelle, wo die Boma sein sollte, Herrn von Bülow zu Hilfe. Dieser hatte +inzwischen unter dem heftigsten feindlichen Feuer auf seinen Schultern +den gefallenen Sergeanten Ludwig bis etwa 50 Schritt von der Boma +zurückgetragen.</p> + +<p>Angesteckt von der Mutlosigkeit und Verzagtheit ihrer Kameraden waren +auch meine eigenen Zulus durchaus nicht vorzubringen, ja nicht einmal +zum Ausschwärmen in gerader Linie zu bewegen. Das Feuer des Maxim-Gun +und unsere Salven schienen ohne jede Wirkung auf die Boma zu sein, +obgleich wir, Bülow, Illich, Schulte mit dem Geschütz und ich nur etwa +25 Schritt von den Pallisaden entfernt standen, deren Thür inzwischen +wieder verbarrikadiert war. Das ununterbrochene Schnellfeuer aus der +Boma heraus auf uns, die wir ganz ungedeckt auf dem schmalen zur Boma +führenden Pfade standen, hatte trotz der lächerlich geringen Entfernung +minimale Wirkung, da die Kugeln alle viel zu hoch gingen. Der Eintritt +der Dämmerung, bis zu der wir vor der Boma feuernd gestanden hatten, +— d. h. wir Offiziere und Unteroffiziere und die Suaheli Askari, +während die Zulus weiter hinten vorsichtig gedeckt lagen —, sowie +auch unsere Verluste machten unsern schleunigen Abmarsch in freieres +Terrain nötig. Glücklicherweise traf bald die Abteilung Johannes ein; +dieselbe erhielt, da sie am meisten intakt und ohne Verluste war, auch +zur Hälfte aus den aufs Beste bewährten Sudanesen bestand, den Befehl, +den Rückzug zu decken. Die Arrieregarde aus den Sudanesen schlug die +Rebellen, welche das Gelände geschickt benutzend auf uns noch feuerten, +zurück, und war so trotz der unter den Zulus, dem Hauptkontingent +meiner Truppe, eingerissenen Panik ein durchaus geordneter<span class="pagenum" id="Seite_167">[S. 167]</span> Rückzug +ermöglicht. Weiter östlich in freierem Terrain blieben wir dann +vollkommen unbehelligt und setzten unsern Marsch über Sadani nach +Mkwadja fort, das wir am Nachmittage erreichten. Hier erfüllten +wir die traurige Pflicht, dem braven Sergeanten Ludwig die letzten +militärischen Ehren zu erweisen. Außer ihm waren auf unserer Seite noch +neun Mann gefallen, ebensoviel waren außerdem verwundet. Die Verluste +der Rebellen betrugen nach ihrer eigenen späteren Angabe ungefähr 50 +Tote und eine Masse Verwundeter.</p> + +<p>War das Gefecht auch ein unglückliches gewesen, so war doch ein +Zweck meiner Expedition erreicht, nämlich die Stellung Bana Heris zu +rekognoszieren, welche bisher noch von keiner unserer Expeditionen +berührt worden war. Bald fand sich eine Fahrgelegenheit nach Sansibar, +mit der ich Lieutenant Johannes absandte, um Major Wißmann Bericht +zu erstatten und den Lieutenant Fischer ins Lazarett überzuführen. +In seinem Bericht an den Reichskanzler über dieses erste Gefecht bei +Mlembule sagt der Reichskommissar unter anderm:</p> + +<p>»Wenn dieses Gefecht als für uns ungünstig verlaufen hingestellt +werden muß, so kann man der Truppe, die einen Kranken und einen toten +Weißen und neun verwundete Soldaten aus dem Gefecht trug und sich bei +Dunkelheit geordnet zunächst zur Küste hinab und am nächsten Tage nach +Mkwadja zurückzog, in Berücksichtigung ihres erst kurzen Bestehens +Anerkennung nicht versagen. Sobald ich Meldung über oben berichtetes +Gefecht erhielt, traf ich Maßregeln zum nachhaltigen Angriff auf Bana +Heri.«</p> + +<p>Wißmann zog alsbald alle disponibeln Truppen vor Sadani zusammen und +es kam zu uns S. M. S. »Sperber«, um uns mit den intakten Truppen von +Mkwadja an Bord zu nehmen und auf die Rhede nach Sadani zu bringen. +Die Truppen wurden gelandet, ohne daß die Rebellen uns zu hindern oder +auch nur zu stören versucht hätten. Wißmann suchte sogleich einen +Platz für die sich als notwendig erweisende Station aus, und wir +befestigten daselbst zunächst das von den gesamten Truppen bezogene +Lager in provisorischer Weise. Im Ganzen hatten wir 500 Soldaten +zur Verfügung, 40 Europäer und fünf Geschütze (ein Maxim-Gun, zwei +4,7 <span class="antiqua">cm</span> und zwei 6 <span class="antiqua">cm</span> Geschütze).<span class="pagenum" id="Seite_168">[S. 168]</span> Die Leute wurden in +zwei Bataillone eingeteilt, das eine bestehend aus einer Sudanesen- +und drei Zulu-Kompagnien unter Chef von Zelewski, das andere unter +meinem Kommando, zusammengesetzt aus zwei Sudanesen-Kompagnien und den +vereinigten Suaheli-Askari. Die Tage bis zum 3. Januar 1890 wurden dazu +benutzt, die Truppen ordentlich einzuexerzieren und in die Hand ihrer +zum Teil neuen Führer zu arbeiten. Besondere Mühe wurde natürlich nach +den Erfahrungen bei Mlembule auf die Zulus verwendet.</p> + +<p>Eine von mir mit Lieutenant Johannes und 80 Mann unternommene +Rekognoszierung konstatierte, daß die Rebellen uns in der bewußten +Buschboma erwarteten. Der 4. Januar war vom Reichskommissar zum Angriff +bestimmt worden. Die Marschordnung war folgende: 1) 2. Bataillon unter +meinem Kommando, 2) Artillerie unter Chef Krenzler, 3) 1. Bataillon +unter von Zelewski.</p> + +<p>Um 4 Uhr morgens brachen wir von Sadani auf, und kurz nach 6 Uhr trafen +wir in Mlembule ein. Mit einem Bajonettangriff nahm ich zunächst eine +unterhalb der Bana Heri'schen Buschboma gelegene ehemalige Befestigung +ein, deren Palissaden die Aufständischen niedergerissen hatten, damit +wir bei unserm Angriff hier nicht einen Stützpunkt und Deckung fänden. +Um diese trefflich gelegene Position, von der aus einzelne Teile +der Boma bequem zu sehen waren, entwickelte Wißmann seine Truppen. +Unmittelbar bei jener Befestigung marschierte ich mit meinem Bataillon +auf, rechts davon die Artillerie und Zelewski. Wir erhielten heftiges +Feuer, wieder meist aus Hinterladergewehren, aus der etwa 400 <span class="antiqua">m</span> +entfernten Boma und hatten auch gleich einige Verwundete. Es folgte +ein 3-1/2stündiges Feuergefecht, teils Zugsalven, teils Einzelfeuer +der Europäer; letzteres besonders, wenn es darauf ankam, bei der Boma +auftauchende feindliche Trupps wirksam zu beschießen; endlich Feuer der +Artillerie, die sich zunächst mit Granaten einschoß und dann Shrapnels +aus den 6 <span class="antiqua">cm</span> Geschützen aufsetzte, welche gute Sprengpunkte +erzielten. Nichtsdestoweniger hielten die Aufständischen in der Boma +aus; allerdings wurde nach 2-1/2 Stunden ihr Feuer etwas schwächer. Es +war wie wir später erfuhren, auf den Abzug einer Waniamuesikarawane<span class="pagenum" id="Seite_169">[S. 169]</span> +zurückzuführen, welche Bana Heri auf dem Sadani-Wege abgefangen und +zu seiner Unterstützung mit Gewalt gezwungen hatte. Ein Teil der +feindlichen Wasegua umging, gedeckt durch das Dickicht, welches +unsern linken Flügel und die Boma deckte, unsere Stellung, so daß wir +plötzlich von hinten Feuer erhielten. Wir brachten dieses aber mit +einigen Salven sofort zum Schweigen. Das Feuer aus der Boma war immer +noch heftig genug. In einzelnen Pausen hörten wir, wie es auch damals +bei meinem ersten Angriff der Fall gewesen war, einen Vorbeter in der +Boma zu Allah rufen, und die Menge von Zeit zu Zeit einfallen mit dem +bekannten <span class="antiqua">Allah Allah ill Allah</span>.</p> + +<p>Noch nie war uns während des Aufstandes ein solcher Fanatismus +entgegengetreten. Bana Heri hatte es wohl verstanden, ihn zu schüren, +und die Leute so zum Kampfeseifer gegen uns anzuspornen. Nach +3-1/2stündigem Feuer, als uns die Munition bereits knapp zu werden +anfing, wurde die Sudanesen-Kompagnie des Zelewskischen Bataillons +unter Führung des Lieutenants End nach links detachiert, um einen +Weg, der nach der Boma führte, und den besten Angriffspunkt zu +rekognoszieren. Der Süden und Südosten schien am wenigsten befestigt +zu sein, während der Westen, wo wir das erste Mal angriffen, die +stärkste Seite der Boma bildete. Als von der ersten Kompagnie die +Meldung geschickt wurde, daß von der linken Flanke ein Weg nach der +Boma führe, sandte mich der Major dahin, um nach Hinzutritt der +Kompagnie End zu meinem Bataillon mit diesem den Sturm zu unternehmen. +Bis zu meinem Eintreffen an der Boma, das ich möglichst gedeckt +bewerkstelligen sollte, wollte er das gesamte Feuer der Artillerie und +des Zelewskischen Bataillons gegen die Gegner richten, um sie noch +im letzten Augenblick, soviel als möglich, zu erschüttern, und uns so +den Sturm zu erleichtern. In dem Moment, wo ich an die Boma so nahe +herangekommen wäre, daß ich mit dem Bajonett vorzugehen beabsichtigte, +sollte ich durch dreimaliges Schwenken der vorangetragenen Fahne +ihm ein Zeichen geben, daß das Feuer einzustellen sei. Wenn der +Sturm gelungen sei, sollte ich die deutsche Flagge an den Palissaden +aufpflanzen.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_170">[S. 170]</span></p> + +<p>Alles geschah wie verabredet. Wir gingen gedeckt im Grunde vor, bis +wir 30 Schritt vor der Boma auftauchten und das Signal mit der Flagge +gaben. Aus der Boma wurden wir mit einem anhaltenden Schnellfeuer +empfangen, das mehrere Verwundungen herbeiführte, und zwar, da die +Gegner diesmal zu tief schossen, nur Beinverwundungen. Ein Sudanese z. +B. hatte vier Schüsse durch seine Beine. Nachdem wir noch eine Salve +in die Boma geschossen hatten, ging es mit Hurrah vorwärts, worauf wir +zunächst ebenfalls ein höhnisches Hurrah aus der Boma zurück erhielten. +Es gelang jedoch, an verschiedenen Stellen Bresche zu reißen und in die +Boma einzudringen, voran die zu meinem Stabe als Ordonnanz-Offiziere +gehörenden Herren (Jahnke und v. Eltz) mit mir und die Europäer der +unter uns rühmlichst bekannten Kompagnie End, gleich darauf Illich mit +den Askari und die anderen Kompagnien.</p> + +<p>Es war die härteste Arbeit, die bisher jemals bei der Einnahme einer +feindlichen Stellung von den Truppen geleistet war. Bei unserem +Eindringen flohen aber die letzten Gegner aus der Boma ins Dickicht der +Umgebung. Die Freude über das Gelingen war unter den Soldaten so groß, +daß sie, des Unterschiedes zwischen Offizier und Soldaten vergessend, +alle zu uns, ihren Vorgesetzten, kamen und uns die Hände schüttelten, +um sich gewissermaßen bei uns zu bedanken, während wir doch schließlich +das, was wir geleistet, lediglich der Bravour unserer schwarzen +Truppen, speziell der Sudanesen, zu verdanken hatten. In der Boma +fanden wir eine große Anzahl Sprengstücke und Shrapnelkugeln, welche +bewiesen, wie wirksam das Feuer unserer Artillerie gewesen war, und wie +gut sich Chef Krenzler mit seinen Geschützen eingeschossen hatte.</p> + +<p>Der Feind hatte sehr große Verluste gehabt, sodaß es zum ersten +Male ihm nicht gelungen war, alle seine Toten mitfortzunehmen. Die +intakteren Zulukompagnien wurden zur Verfolgung ausgesandt, die +übrigens bei dem ungemein schwierigen Terrain von nur geringem Erfolge +war, während wir an die Plünderung und Zerstörung der Boma gingen. Bei +dem Gefecht hatten wir unsererseits 11 Verwundete, unter ihnen ein +Europäer, der leicht verwundete <span class="antiqua">Dr.</span> Stuhlmann. Der<span class="pagenum" id="Seite_171">[S. 171]</span> Sergeant +Tanner hatte das Unglück, daß ihm beim Laden eines Geschützes eine +Granate den Arm zerriß. Tags darauf erlag er seinen Verletzungen.</p> + +<p>Über die Boma sagt der Bericht des Reichskommissars folgendes:</p> + +<p>»Die Boma war die stärkste, die ich je gesehen. Hinter 4 <span class="antiqua">m</span> +hohen starken Palissaden waren mannshohe Erddeckungen aufgeworfen, +die auch unseren Granaten widerstanden hatten. An den Ecken waren +reguläre Bastionen erbaut, vor den Palissaden war ein freies Schußfeld +von ca. 20 <span class="antiqua">m</span>, an das sich ringsherum die dichte, fast +undurchdringliche Urwalddschungel schloß. Das Lager war bedeckt mit +abgeschossenen Patronenhülsen, die bewiesen, daß der Feind hauptsächlich +mit Hinterladern bewaffnet gewesen war. Der Feind hatte mit großer +Bravour ausgehalten, jeder Baum in der Boma hatte eine große Anzahl von +Schüssen aufzuweisen; die Shrapnels und Granatsplitter lagen überall im +Lager umher. Leichen, die man nicht mehr hatte in den Wald schleppen +können, zeigten Massen von Wunden.«</p> + +<p>Und weiter:</p> + +<p>»Der Kampf von Mlembule ist der erbittertste, den ich während der Zeit +meines Wirkens hier geführt habe. Es erklärt sich dies aus folgenden +Gründen. Bei der ersten kriegerischen Expedition, die ich durch +Süd-Usegua gehen ließ, war die beschriebene Befestigung Mlembule nicht +gefunden worden. Bana Heri hatte dagegen wahrscheinlich geglaubt, daß +sie uns zu stark gewesen sei, um sie anzugreifen. Der Glaube an die +Uneinnehmbarkeit hatte sich gesteigert durch den bereits gemeldeten +abgeschlagenen Angriff meiner Truppen am 27. Dezember. Vor acht Jahren +hatte Bana Heri die Truppen des Sultans Said Bargasch geschlagen. +Bana Heri ist niemals besiegt worden. Er erkannte die Oberhoheit des +Sultans von Sansibar an, soweit es ihm paßte, und erhielt jährlich +Geschenke vom Sultan. Er hat sich nie Wali, sondern stets Sultan von +Usegua genannt, und hatte, was besonders merkwürdig ist, während +der Zeit des Aufstandes begonnen, eine Art religiöses Band um seine +Anhänger zu schlingen. Aus diesen Gründen hat auch wohl Bana Heri meine +mehrmals wiederholte Aufforderung, mit mir in Friedensverhandlungen zu +treten, zurückgewiesen.<span class="pagenum" id="Seite_172">[S. 172]</span> Daß er Sadani nicht halten konnte, begründete +er durch das große Übergewicht unserer Kriegsschiffe, wie überhaupt +an der ganzen Küste die Ansicht herrschte, daß wir wohl unter den +Geschützen der Marine oder mit weißen Soldaten ihnen überlegen seien, +aber nicht im Lande, bis ich durch die Reise nach Mpapua und mehrere +Gefechte im Innern ihnen diese Hoffnung nahm. Jetzt ist der Glaube +an die Unbesiegbarkeit Bana Heris gründlich zerstört. Man hielt +überall Mlembule für uneinnehmbar und kannte die große und besonders +wohl bewaffnete Macht Bana Heris. Ein Zeichen dafür, wie ergeben die +Südusegua ihrem Fürsten waren oder wie sehr sie ihn bisher fürchteten, +ist der Umstand, daß es solange Zeit gelang, uns über den Verbleib +und die Maßnahmen Bana Heris zu täuschen. Wir erfuhren stets, er +treibe sich flüchtig im Lande umher, während er mit großem Fleiß und +Geschick seine Befestigungen verstärkte. Außer der Besetzung von Sadani +lasse ich die Schlupfwinkel für Dhaus an der Küste durch stationierte +Fahrzeuge beobachten. Die Munition wird Bana Heri ziemlich ausgegangen +sein.«</p> + +<p>In den ersten Tagen nach der Erstürmung der Boma zu Mlembule ließ +Wißmann den größten Teil des Expeditionskorps noch in Sadani +versammelt, um, wie er es überall bei der Anlage von Stationen gethan, +ihn zu den Befestigungsarbeiten heranzuziehen. Das war hier um so +notwendiger, als der seit einiger Zeit gänzlich eingeäscherte Ort und +die Umgegend im Umkreise von mehreren Meilen vollkommen von Menschen +verlassen war, und der Platz nur von den Europäern und Truppen der +Station wie einigen wenigen farbigen Handwerkern, die wir von andern +Plätzen her engagiert hatten, bewohnt wurde. Ich erhielt den Befehl +über die Station Sadani und wurde zugleich Chef des neu begründeten +Distrikts der Stationsbereiche von Sadani und Mkwadja. Derselbe wurde +im Süden durch den Wami begrenzt, wo der Distrikt Bagamoyo begann. Da +Sadani nur als kleine Station geplant war, wurde die Umfassung ziemlich +klein erbaut, und der Raum innerhalb derselben nach Möglichkeit für +die Unterbringung der Europäer und der nötigen Gebäude ausgenutzt. In +zwei Monaten gelang es mir, die Bauten im großen und ganzen fertig zu +stellen.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_173">[S. 173]</span></p> + +<p>Während Wißmanns Abwesenheit von Bagamoyo hatte der Kommandant des +»Sperber«, Kapitän Voß, — der überhaupt in der ganzen Zeit seiner +Anwesenheit den Reichskommissar und uns alle aufs liebenswürdigste +unterstützt und das regste Interesse für unsere Kolonien bewiesen +hat — selbst mit seinem Landungscorps die Station besetzt gehalten +und es so Wißmann ermöglicht, mit allen seinen Truppen bei Mlembule +einzugreifen. Vor Mkwadja, der Station des Herrn von Perbandt, die +unter Umständen ebenfalls einem Angriff Bana Heris ausgesetzt sein +konnte, lag die »Schwalbe«, unter dem ebenfalls in den ostafrikanischen +Küstenkämpfen vielgenannten und verdienten Korvettenkapitän Hirschberg. +Sperber und Schwalbe wechselten sich bei der vom Reichskommissar +erbetenen Blockierung der Küste in der nächsten Zeit ab, und sind +uns auch sonst vielfach von Nutzen gewesen. So hatten wir zum +Beispiel Gelegenheit kameradschaftlichen Verkehr zu pflegen, und in +Krankheitsfällen ward uns von Bord aus öfters ärztliche Hilfe zu Teil, +da wir in unserm Distrikt Sadani keinen Arzt hatten. —</p> + +<p>Um über die weiteren Bewegungen Bana Heris zur Klarheit zu +gelangen, und den Sieg bei Mlembule auszunutzen, wurde Herr von +Gravenreuth mit 120 Mann und einer Verstärkung durch irreguläre +Truppen zur Rekognoszierung von Bagamoyo aus abgeschickt. Von meiner +Stationsbesatzung hatte ich ihm 50 Mann abgegeben, sodaß mir nur noch +80 Mann übrig blieben. Ich erhielt den Auftrag, soweit ich vermochte, +die Verbindung mit Herrn v. Gravenreuth aufrecht zu erhalten, und +ihn von Sadani aus, wenn er es wünschte, zu unterstützen. Durch +Patrouillen hatte ich festgestellt, daß Bana Heri in einem 5 Stunden +von Sadani entfernten Dorfe, namens Palamakaa, seine Leute gesammelt +hatte. Gravenreuth marschierte zunächst nach der Missionsstation +Mandera und teilte mir von hier aus durch Boten seine Absicht mit, +am 29. Januar die Rebellen in Palamakaa anzugreifen. Ich machte mich +daher schleunigst mit 30 Mann und 3 Europäern, dem Lieutenant v. +Arnim, Herrn von Nettelblatt, der als freiwilliger Krankenpfleger auf +meiner Station war, und dem Feldwebel Kay, dorthin auf den Weg, um zu +rekognoszieren.<span class="pagenum" id="Seite_174">[S. 174]</span> Als Führer dienten wieder unterwegs aufgegriffene +Eingeborene. Ich kam, wie beabsichtigt, am 29. früh dort an, dem Tage, +an dem Gravenreuth, seinem Schreiben gemäß, ursprünglich angreifen +wollte. Da ich jedoch nirgends etwas von ihm gewahrte, blieb mir +nichts übrig, als nach einigem Aufenthalte nach Sadani zurückzukehren. +Hier fand ich die Schwalbe vor, und war so in der Lage, ohne zu +große Sorge um die Sicherheit meiner Station, im ganzen 40 Mann aus +der Besatzung herauszuziehen, mit denen ich mich alsbald wieder auf +den Weg machte, in der Annahme, daß Gravenreuth sich vielleicht +durch unvorhergesehene Hindernisse verspätet habe und doch noch nach +Palamakaa kommen werde. Als ich auf einem andern Wege auf der Höhe +von Palamakaa anlangte, wurden wir aus den Büschen heraus von einem +größeren auf uns einstürmenden Trupp angegriffen, schlugen denselben +jedoch durch gutgezielte Salven zurück. Von Herrn von Gravenreuth war +wieder nichts zu sehen und zu hören. In Sadani empfing ich von ihm +einen Brief aus Mandera, vom 28. vormittags, er habe von Mandera aus +auf dem Wege nach Palamakaa einige kleinere zu Bana Heri haltende +Ortschaften genommen, sei bereits am 28., nicht wie er ursprünglich +wollte, am 29. auf den Höhen von Palamakaa angekommen, und dort heftig +von den Rebellen, die er auf 1200-1400 Mann schätze, angegriffen +worden. Dabei sei Sergeant Bauer schwer verwundet worden. Durch die +Stärke der gegnerischen Stellung, besonders aber durch die numerische +Überlegenheit der Feinde, sowie den Umstand, daß die Zulus abermals +versagten, sei er zum Rückzuge auf Mandera genötigt worden, der ihm, +als sein erstes Zurückweichen, freilich bitter genug angekommen sei. Er +müsse unter diesen Umständen auch ein gemeinsames Vorgehen gegen Bana +Heri für zwecklos erachten, und wolle nach Bagamoyo eilen, um von dort +aus Wißmann zu berichten. Es müsse wieder mit allen verfügbaren Truppen +eingegriffen werden. Lieutenant Langheld war von Herrn von Gravenreuth +zu Mandera in der Missionsstation zum Schutze derselben mit einer +kleinen Besatzung zurückgelassen worden.</p> + +<p>Einige Zeit vorher hatte der Reichskommissar das Expeditionskorps unter +dem Kommando des Chefs <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt<span class="pagenum" id="Seite_175">[S. 175]</span> von Pangani aus zu Simbodja +abmarschieren lassen, der ja, wie früher erwähnt, eine friedliche +Einigung mit uns wünschte. In Begleitung von <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt befand +sich der Kilimandscharo-Reisende Ehlers, welcher mit Geschenken Sr. +Majestät des Kaisers zum Sultan Mandara wollte und Herr von Eltz, +welcher im Auftrage Wißmanns den kleinen Posten am Kilimandscharo +befehligen sollte.</p> + +<p><span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt hatte zunächst in Lewa, der bekannten +Tabaksplantage, eine Besatzung von 10 Mann unter Lieutenant von Behr +zurückgelassen zum Schutze der Angestellten der Plantagengesellschaft, +welche ihre Arbeiten wieder aufnehmen wollte. Von hier aus zog Schmidt +weiter nach Masinde, dem Hauptsitze Simbodjas, wo er am 6. Februar +eintraf.</p> + +<p>Die Verhandlungen führten dazu, daß Simbodja sich vollkommen unterwarf, +1000 Rupies in Geld und circa 2800 Rupies in Elfenbein als Strafe für +die Gefangennahme des <span class="antiqua">Dr.</span> Meyer und <span class="antiqua">Dr.</span> Baumann zahlte, +die in seinen Händen befindlichen Hinterlader zurückgab und sich zum +Gehorsam und zur Heeresfolge gegen uns verpflichtete. Andererseits +wurde ihm die verantwortliche Beaufsichtigung des nördlichen Teils von +Usambara übertragen gegen ein Gehalt von 100 Rupies oder etwa 150 Mark +monatlich. Die deutsche Flagge, welche Simbodja von nun an zu führen +hatte, wurde in Masinde gehißt.</p> + +<p>Darauf ging <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt auf der großen Karawanenstraße weiter +bis Gonja. Von hier aus zog dann Herr Otto Ehlers sowie Herr von Eltz +auf dem von nun an sicheren Wege zum Sultan Mandara weiter. Von Gonja +bog <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt nach dem Umba ab und kehrte von dort nach der +Küste zurück. Er wurde hier bereits sehnlichst erwartet, da seine +Truppen in der Aktion gegen Palamakaa mit verwandt werden sollten.</p> + +<p>Der Reichskommissar zog alle verfügbaren Truppen wiederum in Sadani +zusammen, so daß daselbst eine Macht von insgesamt 700 Mann mit +5 Geschützen versammelt war. Um, wenn möglich, überraschend zu +erscheinen, wurde in der Nacht vom 8. zum 9. März um 11 Uhr der +Abmarsch angetreten, in folgender Ordnung:</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_176">[S. 176]</span></p> + +<div class="blockquot"> +<p>1. Avantgarde: die aus dem Distrikt Sadani herausgezogene +Stationsbesatzung (Rochus Schmidt);</p> + +<p>2. 1. Bataillon (<span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt);</p> + +<p>3. 2. Bataillon (von Gravenreuth);</p> + +<p>4. 3. Bataillon (von Zelewski).</p> +</div> + +<p>Um 5 Uhr morgens trafen wir vor Palamakaa ein. Palamakaa ist ein +Komplex von zehn Dörfern, welche alle in einem weiten, von den +Usegua-Bergen umzogenen Thale liegen. Die ersten Dörfer, auf welche wir +stießen, waren verlassen. Befestigungen wurden durch die absuchenden +Patrouillen nicht gefunden und es wurde uns durch Gefangene bestätigt, +daß größere Befestigungen nicht vorhanden seien. Die Gegner, durch die +Erfahrung von Mlembule belehrt, daß sie auch in der stärksten Boma uns +auf die Dauer keinen Widerstand leisten könnten, zogen es vor, das +dortige sehr coupierte Terrain zu Kämpfen in einzelnen Abteilungen +gegen uns auszunutzen.</p> + +<p>Die uns entgegengeworfenen Trupps wurden mit leichter Mühe einzeln +zurückgeschlagen und die im Thale gelegenen Ortschaften nach einander +zerstört.</p> + +<p>Am Nachmittag des 9. März wurde, nachdem alle unsere Abteilungen an +den verschiedensten Stellen ins Gefecht gekommen und überall siegreich +gewesen waren, ein gemeinsames Lager in etwas erhöhter Stellung +bezogen, um von hier aus die Bewegungen des Gegners zu rekognoszieren.</p> + +<p>In dieser für uns günstigen Stellung wurden wir noch am selben Tage +von mutig und schneidig, aber vollkommen sinnlos draufgehenden +Rebellentrupps von mehreren Seiten angegriffen, die aber, wennschon +sie eine Zeit lang das Feuer gegen uns unterhielten, leicht abgewiesen +wurden. Auch hier operierte Wißmann entweder mit Salvenfeuer, oder bei +günstigen Gelegenheiten mit Einzelfeuer der Europäer.</p> + +<p>Am späten Nachmittage wurden starke Patrouillen nach verschiedenen +Richtungen hin ausgesandt, welche die noch auftauchenden Rebellen +zurücktrieben und die noch nicht zerstörten Ortschaften einnahmen +und verbrannten, bis auf eine verhältnismäßig stark besetzte, im +Dickicht belegene Position, gegen die eine nur aus Schwarzen bestehende +Abteilung nichts auszurichten vermochte. Hierhin wurde am Morgen des<span class="pagenum" id="Seite_177">[S. 177]</span> +nächsten Tages Herr von Gravenreuth mit seinem Bataillon abgeschickt, +der denn auch nach einer kurzen Beschießung mit Granaten und dem +Maxim-Gun die Position nahm und den Gegner, soweit es das Gelände +zuließ, verfolgte.</p> + +<p>Der größte Teil der andern Truppen wurde zur Absuchung der weiteren +Umgebung benutzt, doch wurden nur noch vereinzelt Rebellen angetroffen. +Es stellte sich heraus, daß der Feind in den einzelnen Abteilungen, in +denen er uns angegriffen hatte, nach den verschiedensten Richtungen +abgezogen war und die Gegend verlassen hatte. Er hatte 40 Tote: 30 +davon waren beim Sturm auf unser Lager gefallen, während bei uns nur +der Oberbüchsenmacher Bauernschmidt, dem der Daumen der rechten Hand +abgeschossen war, und vier Sudanesen verwundet waren.</p> + +<p>Die meisten Aufständischen waren bereits vor dem eben beschriebenen +Gefecht weggezogen, die noch vorgefundenen wurden auf etwa 400 +geschätzt. Bana Heri selbst sagte später aus, daß er sich in der ganzen +Zeit versteckt gehalten habe, weil er nach dem verunglückten Angriffe +Gravenreuths einen Angriff der ganzen Schutztruppe wie bei Mlembule +vorausgesehen habe.</p> + +<p>Lebensmittel waren zu Palamakaa nur noch wenig vorhanden und die +Stimmung der Eingeborenen wandte sich immer mehr und mehr von Bana Heri +ab. Es wurde ihnen verboten, ihn in ihren Dörfern aufzunehmen und die +Rebellen mit Lebensmitteln zu unterstützen.</p> + +<p>Lieutenant Langheld war in Mandera mit einem Trupp von 50 Mann postiert +worden und hatte den Befehl erhalten, auf flüchtige Trupps der +Aufständischen zu fahnden; es gelang ihm auch, eine Schaar von Arabern +und Wasegua zu zersprengen.</p> + +<p>So konnte, da das Terrain von Palamakaa gesäubert war und eine weitere +Verfolgung aussichtslos erschien, am 10. März der Rückmarsch nach der +Küste angetreten werden, auf dem wir leider vier schwere und einige +leichte Fälle von Hitzschlag hatten und zwar meist bei den erst vor +einigen Tagen eingetroffenen Europäern. Es verstarben infolgedessen +die Unteroffiziere Gombert und Witzick, welche dann in Sadani beerdigt +wurden.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_178">[S. 178]</span></p> + +<p>Der aus Deutschland mit dem Transport neuer Offiziere und +Unteroffiziere eingetroffene Major Liebert hatte am Gefechte bei +Palamakaa in der Begleitung des Majors Wißmann teilgenommen und +bereiste in der folgenden Zeit mit dem Reichskommissar sämtliche +Stationen, um auf Grund dessen, was er sah und hörte, im Stande zu +sein, die nächste Vorlage betreffs der Schutztruppe vor dem Reichstage +zu vertreten. Auf dieser Besichtigungstour war ihm auch Gelegenheit +gegeben, selbst mit einem Trupp farbiger Offiziere gegen einen +Häuptling, der sich gegen den in Lewa stationierten Offizier aufgelehnt +hatte, im Verein mit <span class="antiqua">Dr.</span> Bumiller einzuschreiten.</p> + +<p>Mit Bana Heris Macht im Hinterlande von Sadani war es, wie erwähnt, +nach jenem Gefecht bei Palamakaa zu Ende. Dazu zwang ihn und seine +Leute der Hunger, mit uns in Unterhandlungen zu treten, die durch den +neu eingesetzten Jumbe von Mkwadja vermittelt wurden.</p> + +<p>Da der Reichskommissar den Einfluß Bana Heris auf die Bevölkerung von +Usegua ausnutzen wollte, wurde ihm anbefohlen, sich mit seinen Leuten +an einem bestimmten Tage auf der Station Sadani einzufinden. Der Befehl +über Sadani war nach dem Gefecht bei Palamakaa auf den Lieutenant Sigl +übergegangen. Der Verfasser hatte zu dieser Zeit den Auftrag erhalten, +im Verein mit <span class="antiqua">Dr.</span> Stuhlmann die Expedition des <span class="antiqua">Dr.</span> Emin +Pascha, welche in einem besonderen Kapitel behandelt werden wird, +Soldaten, Träger und Lasten zusammenzustellen.</p> + +<p>Im Auftrage des Reichskommissars sollte Herr von Gravenreuth in Sadani +die Verhandlungen wegen der Übergabe Bana Heris zu Ende führen. +Korvettenkapitän Valette, der älteste Offizier der Marinestation, +hatte auf die Bitten des Reichskommissars dem Kommandanten des +»Sperber« den Befehl erteilt, nach Sadani zu gehen, um dort für den +allerdings von vornherein ziemlich unwahrscheinlichen Fall, daß der +mit bedeutender Macht heranrückende Bana Heri ein falsches Spiel +triebe, zur Hand zu sein. Die Besatzung der Station Sadani bestand nur +aus 50 Mann, dem Stationschef Sigl, Lieutenant von Arnim, <span class="antiqua">Dr.</span> +Freiherr von Nettelblatt<span class="pagenum" id="Seite_179">[S. 179]</span> und 3 Unteroffizieren. Der »Sperber« hatte +den ausdrücklichen Befehl, nach 24 Stunden wieder nach Sansibar +zurückzukehren.</p> + +<p>Am 3. April nachmittags fuhr Gravenreuth auf der »München« nach +Sadani hinüber. In seiner Begleitung befanden sich der Wali von +Pangani, Soliman ben Nassr, durch den im Verein mit dem uns ergebenen +Jumbe von Mkwadja Bana Heri die Unterwerfungsverhandlungen mit dem +Reichskommissar geführt hatte, und Bana Omari, ein Sohn Bana Heris. +Nach der Ankunft in Sadani begab sich Bana Omari sofort ins Innere in +die Gegend von Palamakaa, um Bana Heri die Nachricht von der Ankunft +Gravenreuths zu überbringen mit der Aufforderung, sich nun selbst in +Sadani zwecks der näheren Verhandlungen einzufinden. Bereits in den +letzten Tagen hatte sich in der Station von Sadani eine Reihe von +Leuten Bana Heris eingefunden, da derselbe nicht mehr in der Lage +war, seine Anhänger zu ernähren. Der Hunger trieb dieselben, sich +an uns Deutsche an der Küste zu wenden. Sie wurden auf der Station +aufgenommen, untergebracht, verpflegt, leisteten drei Tage lang +wahrhaft unglaubliches im Essen und Schlafen und meldeten sich dann zur +Arbeit.</p> + +<p>Am 4. April, Freitags, traf der »Sperber« vor Sadani ein; am Sonnabend +kamen Boten von Bana Heri mit der Nachricht, derselbe könne erst am +nächsten Tage erscheinen, da er krank sei und nur langsam marschieren +könne. Da er aber auch an diesem Tage, dem Ostersonntag, bis Mittag +nicht erschienen war, mußte der »Sperber« infolge des erhaltenen +Befehls abdampfen und nach Sansibar zurückkehren. Fast in demselben +Augenblick, als der Sperber Anker aufging, erschien im Gelände hinter +der Station der Jumbe von Mkwadja mit zwei Begleitern und der Meldung, +daß Bana Heri ihnen auf dem Fuße folge. Gleich darauf sah man von der +Station aus eine lange Menschenreihe sich auf diese zu bewegen, voran +eine weiße Fahne, das Zeichen des Friedens. Der Schall der Negertrommel +wurde gehört. Dann erschien eine zweite weiße Fahne, gleich darauf von +andrer Seite her ein dritter Trupp: — Bana Heri war im Anrücken.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_180">[S. 180]</span></p> + +<p>Die ganze Gesellschaft hielt zunächst vorsichtig in dem Bett eines nur +zur Regenzeit Wasser enthaltenden Flusses dicht bei der Station. Omari, +Bana Heris Sohn, löst sich aus den Reihen und begiebt sich nach der +Station hin, aus der ihm schon der Stationschef Sigl und Lieutenant +von Arnim entgegengehen. Er erhält die Weisung, Bana Heri habe sich +mit seinen ganzen Truppen in der Ebene hinter der Station zu lagern. +Innerhalb der Station war alles bereit. Die Geschütze waren geladen, +ebenso standen die Soldaten fertig, doch war Europäern und Sudanesen +streng verboten, sich auf den Bastionen und an der Brustwehr zu zeigen, +um nicht den Leuten Grund zum Mißtrauen und zur Furcht zu geben, und so +im letzten Augenblick ein allgemeines Ausreißen zu veranlassen.</p> + +<p>Es wälzt sich nun die ganze Masse in die Ebene, etwa 400 Mann an der +Zahl. Voran geht eine seltsame Gestalt, von dem Kopfe stehen nach +beiden Seiten zwei mächtige, aufgerichtete Adlerflügel ab, den Rücken +bedeckt ein Löwenfell, perlengestickte Bänder hängen vom Körper +herab, — so trippelt der Zauberer und Vortänzer, denn er ist es, +in kurzem Trabe und in Schlangenlinien vor dem Zuge her, beschreibt +Kreise und läuft unermüdlich hin und her. Ihm folgen drei Trommler, +auf mächtigen Gomas (Negertrommeln) einen langen Wirbel schlagend, +dann die weißen Fahnen, ihnen nach die Krieger, Araber, Belutschen, +Sklaven, Waniamuesi, Wasegua, alle möglichen Stämme. Die meisten Leute +sind sehr gut, viele Araber prächtig gekleidet, einige Neger befinden +sich im Kriegsschmuck mit aufgerichteten Federbüscheln bedeckt. Fünf +buntgeschirrte Esel befinden sich im Zuge. Fast alle Leute sind mit +Gewehren bewaffnet, nur etwa dreißig tragen Speere oder Bogen und +Keulen. So bewegt sich der Zug auf die Station zu. Da der ihnen +angewiesene Platz gerade unter der Mündung des großen Feldgeschützes +liegt, — für den Neger ein höchst verdächtiger Umstand, — so bitten +sie, im Grunde des oben erwähnten trockenen Creeks lagern zu dürfen.</p> + +<p>Hier findet das unvermeidliche, unendliche Schauri statt: Stationschef +Sigl und der Wali von Pangani verhandeln mit<span class="pagenum" id="Seite_181">[S. 181]</span> Bana Heri. Dieser +wieder macht Schauri mit seinen Leuten, das länger als drei Viertel +Stunden dauert. Endlich kommt es zu einem Resultat. Stationschef Sigl +meldet Herrn von Gravenreuth, Bana Heri ließe seinen Salaam sagen und +bitte um die Erlaubnis, ihn selbst begrüßen zu dürfen. Er sei in ganz +friedlicher Absicht gekommen; was ihn beträfe, so sei der Krieg aus und +vorbei, und er unterwerfe sich allem. Zu bitten habe er folgendes: Er +sei heute mit seiner besten Macht gekommen, um in möglichst feierlicher +Weise seine Unterwerfung zu erklären; nun habe er noch 500 Mann in +seinem Lager bei Palamakaa, ebenso seien dort die Weiber und die +Kinder und das ganze Gepäck. Zu essen hätten sie garnichts, Munition +ebensowenig. Herr von Gravenreuth möge gestatten, daß er selbst mit +einer Abteilung wieder abzöge, um jenes Lager herbeizuholen, bezw. +die Leute in ihre Dörfer zu entlassen. Die andern Abteilungen sollten +in der Nähe sich niederlassen dürfen. Es möchten ihnen Schutzbriefe +gewährt werden.</p> + +<p>Alle Punkte wurden zugestanden. Sogleich kam das ganze Lager auf die +Beine und im feierlichen Zuge in der vorher beschriebenen Ordnung +nähert sich die Menge dem vorderen Eingange zum Fort. Der Zauberer und +die Fahnenträger pflanzten sich im Hofe auf und Gravenreuth begiebt +sich mit den übrigen Europäern hinunter an den äußeren Eingang. Hier +harrte Bana Heri, sein Sohn Abdallah, Omari, Jehasi, mehrere Araber, 14 +Jumbes und die ganze Macht.</p> + +<p>Bana Heri selbst trägt ein gelbseidenes Araberhemd, den Kopf von einem +blauen, glatt anliegenden, hinten zu einem Knoten geschürzten Tuche +umwunden. Im Gürtel steckt der prächtige Maskatdolch. Als Herr v. +Gravenreuth auf ihn zutrat, legte er die Hand zum Gruße an die Stirn, +ergriff dann mit beiden Händen Gravenreuths Rechte und begrüßte ihn mit +»<span class="antiqua">Jambo, jambo sana, jambo sâânââ</span>« (sei gegrüßt, sei herzlich +gegrüßt, sei auf das allerbeste gegrüßt). Dann fügte er hinzu: »Ach, +Herr, wäre ich doch Deinem Briefe gefolgt!« (Herr von Gravenreuth hatte +ihn schon bei Ausbruch des Aufstandes zur Übergabe aufgefordert.) Das +Ganze machte den Eindruck, als ob Bana Heri außerordentlich froh sei, +den Krieg beendigt zu sehen. Mit großer Herzlichkeit schüttelte er +allen Anwesenden<span class="pagenum" id="Seite_182">[S. 182]</span> die Hände. Dann bat er selbst nochmals, sogleich +abziehen zu dürfen, was ihm erlaubt wurde, zumal ein schrecklicher +Regen den Aufenthalt im Freien im Augenblick besonders lästig machte +und alle bis auf die Haut durchnäßte. Bana Heri versprach noch, in +spätestens vier Tagen wieder zurück zu sein, bat, sich wieder in Sadani +niederlassen und vorher nach Sansibar kommen zu dürfen, um Major +Wißmann seinen Salaam zu sagen. Er erhielt Reis und Matama und nach +vielen herzlichen Danksagungen und Salaams zog er ab.</p> + +<p>Abdallah, Omar, Jehasi und die Jumbes blieben im Fort zurück, um ihre +Schutzbriefe zu erhalten. Jehasi erklärte sehr vergnügt, nun sei +aller Krieg vorbei, sie hätten absolut nichts mehr zu essen gehabt. +Dann sprach er voll Bewunderung von unserm Maximgeschütz, welches bei +Palamakaa in Tätigkeit war, und dessen Wirkung er auf eigentümliche, +hier nicht wiederzugebende Weise deutlich machen wollte. Das Geschütz +sei ihm, obwohl er sich sehr gut auf Kanonen verstünde, absolut +unerklärlich.</p> + +<p>Bana Heri persönlich sandte später als äußeres Zeichen seiner +Unterwerfung an den Reichskommissar sein arabisches Schwert.</p> + +<p>Die Jumbes der Umgebung von Sadani, welche sich mit den Truppen +eingefunden hatten, wurden mit Schutzbriefen versehen, und alles zog +wieder ab, um sich in der nächsten Zeit in Sadani anzusiedeln und den +Ort wieder aufzubauen.</p> + +<p>Der Aufstand im Norden war mit der Unterwerfung Bana Heris erledigt. +Im ganzen hatte letzterer nach dem Gefecht bei Palamakaa immerhin noch +1200 Leute gehabt, die sich nun, soweit sie nicht in Sadani selbst sich +wieder ansiedelten, nach Mkwadja, Uwindji, Windi oder Mlembule wandten +und alle unter der Kontrolle der Stationschefs von Sadani und Mkwadja +standen.</p> + +<p>Es ist sowohl in Afrika von eifrigen, mit den Verhältnissen nicht +vertrauten Offizieren der Schutztruppe und Beamten wie in Deutschland +vielfach darüber geklagt worden, daß Wißmann, der doch mit Buschiri +kurzen Prozeß gemacht hätte, gegen Bana Heri eine allzu große Langmut +bewiesen habe,<span class="pagenum" id="Seite_183">[S. 183]</span> und es wird die Milde, die er gegen Bana Heri und +gegen den bereits früher erwähnten Simbodja hat walten lassen, ihm +als Schwäche oder als Inkonsequenz ausgelegt. Ich habe schon bei +Buschiri darauf hingewiesen, daß Gründe, diesen Rebellenführer zu +schonen, absolut nicht vorlagen, weder Milderungsgründe für ihn, noch +Nützlichkeitsgründe für uns. Bei Bana Heri und Simbodja lag die Sache +anders. Abgesehen davon, daß Bana Heri, der die Übergabe-Verhandlungen, +wie erwähnt, durch Soliman ben Nassr und den Jumbe von Mkwadja hatte +führen lassen, eine Schonung seiner Person und der Leute, die sich dem +Reichskommissar stellten, als Grundbedingung gestellt hatte, war für +Wißmann ganz besonders die Absicht maßgebend, aus dem großen Einfluß, +den Bana Heri in Usegua und Nguru ausübte, für uns Nutzen zu ziehen.</p> + +<p>In dieser Berechnung hat sich der Reichskommissar nicht getäuscht. Bana +Heri sowohl, wie seine viel schwieriger zu behandelnden Söhne haben +sich nicht nur stets ruhig verhalten, sondern auch die vorher öfters +beunruhigte Sadanistraße durch Usegua und Nguru in Ordnung gehalten. +Verfasser selbst hat im vergangenen Jahre in Nguru, das durch Krieg +stark heimgesucht war, durch die Benutzung des Einflusses Bana Heris +und seines Sohnes Abdallah den Frieden auf die einfachste Weise wieder +hergestellt.</p> + +<p>Simbodjas Vergehen ist nur gewesen, daß er durch die Ereignisse an der +Küste sich auch seinerseits im Innern zum Aufstand aufreizen ließ und +dem Gebote Buschiris Folge leistete. Er folgte auch diesem Zwange, +als er <span class="antiqua">Dr.</span> Meyer und <span class="antiqua">Dr.</span> Baumann auf Buschiris Befehl +festnahm. Daß er dann ein Lösegeld auch für sich erpreßte, ist noch +kein Grund, ihn zu opfern.</p> + +<p>Das Urteil der mit den Verhältnissen im Hinterland von Pangani +vertrauten Persönlichkeiten, — und das ist nicht das Urteil flüchtig +das Land durchziehender Reisender, wie <span class="antiqua">Dr.</span> Meyer, sondern +das Urteil der dort jahrelang thätigen Beamten und Offiziere, — +geht dahin, daß der Einfluß Simbodjas uns von großem Nutzen ist und +die Gegend vor den Übergriffen vieler kleiner Häuptlinge sichert. +Voraussetzung dabei<span class="pagenum" id="Seite_184">[S. 184]</span> ist natürlich, daß Simbodja stets unsere Autorität +vor Augen hat und gelegentlich ausdrücklich an dieselbe erinnert wird.</p> + +<p>Erst später ist bekannt geworden, daß tatsächlich Mohammed ben Kassim, +von dem noch an anderer Stelle gesprochen werden wird, mit 600 Mann aus +Tabora und Udjidji zur Verstärkung Bana Heris herannahte. Wir hätten +also noch ernste Kämpfe gegen Bana Heri zu bestehen gehabt, wenn nicht +den Friedenswünschen desselben Gehör geschenkt worden wäre, und wir +hätten uns dadurch der Möglichkeit beraubt, mit allen Mitteln an die +Wiedereroberung des Südens zu gehen.</p> +<hr class="chap x-ebookmaker-drop"> + +<div class="chapter"> +<p><span class="pagenum" id="Seite_185">[S. 185]</span></p> + +<h2 class="nobreak" id="10_Kapitel">10. Kapitel.<br> +<span class="s6">Die Stationen und der Dienst auf denselben.</span></h2> +</div> + +<div class="blockquot"> +<p>Bedeutung Bagamoyos und der indischen Kaufleute. — Negerbevölkerung. +— Station Bagamoyo. — Posten bei Mtoni. — Sicherung der +Karawanenstraße durch die Station Mpapua. — Kleinere Posten. +— Besetzung der Stationen. — Bauten. — Armierung. — Der +Stationsdienst. — Machtbereich der Stationschefs. — Regelung des +Karawanenverkehrs. — Viehankäufe. — Dienst der Gruppen auf den +Stationen. — Die Rechtsprechung. — Verwendung der Walis und Akidas. +— Verwendung mächtiger Häuptlinge im Innern. — Die deutschen +Unteroffiziere.</p> +</div> + + +<p>Wir haben schon bei der Entwickelung der Geschichte des Aufstandes +der Gründung einzelner Stationen Erwähnung gethan. Um ein richtiges +Bild von der außerordentlichen Thätigkeit, welche hierbei seitens +aller Angehörigen des Kommissariats entfaltet werden mußte, zu +geben, um ferner den Plan Wißmanns zu verstehen, die Küste nicht +nur wiederzuerobern, sondern ein für allemal militärisch und +handelspolitisch zu sichern, muß auf die einzelnen Stationen an +dieser Stelle eingegangen werden. Als wichtigste und erste derselben +zählt naturgemäß Bagamoyo. In der Nähe der Kinganimündung in einer +fruchtbaren Ebene Usaramos gelegen, hatte Bagamoyo vor dem Aufstand +bereits die bei weitem höchste Bedeutung unter allen Küstenstädten +erlangt. Hier mündet die große Karawanenstraße von Tabora und den Seen +über Mpapua. Alljährlich erreichten etwa 80 Tausend Träger in Bagamoyo +die Küste und zogen von hier wieder ins Innere hinein, der Stadt das +Gepräge eines überaus regen Geschäftsverkehrs und Lebens verleihend.</p> + +<p>Die Stadt selbst bestand bereits damals zum großen Teil aus +Steinhäusern von mitunter bedeutendem Umfang, außerdem<span class="pagenum" id="Seite_186">[S. 186]</span> aus +Negerhäusern, Lehmbauten oder einer Art Erdhütten, deren Herstellung +in der Weise geschieht, daß ein Gerüst aus eng aneinander stehenden, +harten Stämmchen aufgerichtet und wagerecht mit demselben Material +überflochten wird, sodaß eine Unzahl kleiner Vierecke offen bleibt. +Eine zweite Wand wird parallel zur ersten in derselben Weise +aufgerichtet und der Zwischenraum mit fest gestampfter Erde ausgefüllt. +Als Bedachung dienen Palmenblätter. Endlich bedeckten gewöhnlich ein +Unzahl von Trägerhütten, lediglich aus Palmenzweigen erbaut, den Strand.</p> + +<p>Die Bevölkerung der Stadt bildeten in erster Linie vornehme und reiche +Araber, deren Schamben (landwirtschaftliche Plantagen) unmittelbar +an Bagamoyo grenzten; ferner in weit größerer Zahl Inder und zwar +Hindus, Mohammedaner, wenige Banianen. Die Inder haben in erster Linie +den Kleinhandel und den Ladenverkauf in Händen und dienen ferner den +indischen Großkaufleuten in Sansibar als Agenten, welche ihrerseits +den Karawanenhandel, d. h. die Lieferung an Tauschartikeln und den +Ankauf der gebrachten Produkte des Innern, vornehmlich Elfenbein, +Sesam, Kopal und Erdnüsse völlig in ihre Hand gebracht hatten. Die +eigentliche Negerbevölkerung Bagamoyos bestand nur zum geringsten +Teil aus eingeborenen Wasaramos, zum bei weitem größeren Teil aus +Mischlingsnegern der verschiedensten Stämme der Küste und des Innern, +Mischlingen von Arabern und Negern, Suahelis und dergleichen mehr.</p> + +<p>Die ständige Bevölkerung der Stadt dürfte etwa 15000 Seelen betragen, +zu denen jedoch meist etwa 2-3000 gerade in Bagamoyo anwesende Träger, +Waniamuesi oder Wassukuma, — häufig bedeutend mehr, — hinzukamen. So +bildete Bagamoyo naturgemäß den Hauptkernpunkt des ganzen Aufstandes. +Sein Name war bis in das tiefste Innere hinein bekannt. Der Begriff von +Reichtum und Macht war mit ihm für jeden Neger unauflöslich verbunden. +Es mußte daher natürlich die Hauptaufgabe des Reichskommissariats +sein, diese Stadt dauernd in den deutschen Besitz zu bringen und +vor jeder weiteren Berührung mit dem Aufstand ein für allemal zu +schützen. Die Anlage der Station Bagamoyo wurde von vornherein in +großartigem Maßstabe begonnen und durchgeführt.<span class="pagenum" id="Seite_187">[S. 187]</span> Zum eigentlichen +Fort wurde ein umfangreiches, starkes Gebäude umgebaut, welches dem +Inder Sewa Hadji gehörte, mit der Front nach dem Meere zu gelegen +und nur durch einen etwa 300 Schritt breiten Raum davon getrennt. +Ein aufgesetztes Stockwerk und ein angebauter Flügel gewährten Raum +für die Unterbringung von Offizieren, Unteroffizieren und Bureaus. +Um das Gebäude herum, teilweise daran sich anlehnend, zog sich eine +starke Umfassungsmauer mit Eckbastionen; im Innern lehnten sich +an diese Umfassungsmauer massive Wohnräume für die Besatzung. Die +vordere Eckbastion des Forts bestrich mit ihren Geschützen die ganze +Hauptstraße von Bagamoyo, wie denn überhaupt die Stadt unter das Feuer +des Forts genommen werden konnte. Neben dem Hauptfort erhob sich am +entgegengesetzten Ende der Stadt die sogenannte Zulukaserne, ein +ebenfalls festes Steinhaus, in welchem das Expeditionskorps kasernierte.</p> + +<p>Noch weiter nach Nordwesten war gegen die französische Mission hin +der sogenannte Dundaposten, in einem kleinen kugelsicheren Steinhaus +untergebracht.</p> + +<p>Jedes einzelne der genannten Gebäude war mit einem starken +Stacheldrahtzaun umgeben, das Schußfeld durch Rasieren der Bäume und +Sträucher frei gemacht. Um eine noch größere Sicherheit für die gesamte +Stadt herbeizuführen, hatte man in der ersten Zeit, als die Scharen +Buschiris noch überall in der Nähe waren, die ganze Stadt mit einem +Stacheldrahtzaun als erstes Hindernis gegen die Annäherung umgeben. +Bagamoyo war ebenso wie alle anderen noch zu erwähnenden größeren +Stationen für unsere afrikanischen Gegner durchaus uneinnehmbar.</p> + +<p>Die Wichtigkeit des Platzes erforderte jedoch, daß auch der weitere +Umkreis, besonders die dorthinführenden Straßen dauernd in unsern +Machtbereich gebracht wurden. Eine Menge Karawanen waren bei Ausbruch +des Aufstandes mit ihren Elfenbeinschätzen, mit Gewehren und Munition +aus dem Innern nach Bagamoyo unterwegs. Es mußte dafür gesorgt werden, +daß diese Karawanen den Aufständischen nicht in die Hände fielen und +ihre Macht durch gangbare Werte und Waffen unterstützten.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_188">[S. 188]</span></p> + +<p>Der Reichskommissar beschloß daher von Anfang an auch die weitere +Umgebung durch Posten zu sichern. Als wesentlichsten dieser Posten +führen wir hier Mtoni an. Mtoni liegt an der Stelle, nur etwa 6 +Stunden von Bagamoyo entfernt, wo die Karawanen den Kingani-Fluß +zu überschreiten haben, und wäre dies für die Aufständischen der +geeignetste Punkt für Angriffe gewesen. Hier wurde daher in einem aus +Wellblech erbauten, durch Erdbewurf und Stacheldraht geschützten Hause +ein Posten von 12 Sudanesen unter einem weißen Offizier und einem +Unteroffizier untergebracht, welcher für den Schutz des Überganges +vollkommen ausreichte. Um das früher übliche, zeitraubende Übersetzen +der Karawane durch einen Einbaum (Eingeborenen-Canoe) aus der Welt +zu schaffen, stellte der Reichskommissar ein großes Stahlboot zur +Verfügung.</p> + +<p>Von ausschlaggebender Bedeutung jedoch für die Sicherung der +Karawanenstraße und die Erhaltung des Handels von Bagamoyo war die +Station Mpapua. Wir haben bereits bei der Expedition nach Mpapua +einige Streiflichter auf die Wichtigkeit des Punktes in strategischer +Rücksicht geworfen. Mpapua bildet aber, und dies ist von ungleich +größerer Bedeutung, den Hauptknotenpunkt aller Karawanenstraßen, welche +aus dem Seengebiet zur Küste führen. Alle die vom ganzen Gebiet des +Tanganjika über Tabora laufenden und dann nach verschiedenen Richtungen +sich teilenden Karawanenwege vereinigen sich wieder in Mpapua. Auch die +vom Südufer des Viktoria Nyanza und von der Westküste desselben aus +Uganda, Unioro, Karagwe kommenden Karawanen wählen den Weg über Mpapua. +Die Sicherung dieses Punktes war daher von der allergrößten Bedeutung. +Daß Buschiri seine Wichtigkeit erkannt hatte, beweist sein Überfall der +Station der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft.</p> + +<p>Abgesehen von der Sicherung des Karawanenweges diente die Station aber +auch zum Schutze der fruchtbaren und reichen Thäler von Inner-Usagara +und bildete auf der andern Seite für Ugogo, das berüchtigte Räuberland +im Westen, und für die Massais im Norden, sowie für Uhehe im Süden eine +Kräftigung unseres Ansehens.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_189">[S. 189]</span></p> + +<p>Bei den damals vorhandenen Machtmitteln war die Begründung der Station +Mpapua mit ihrer starken Besatzung ein erfreulicher, nach den damaligen +Verhältnissen genügender Schritt zur Sicherung eines Küstenstreifens +von mehr als 300 <span class="antiqua">km</span> Breite. Es war dies eine Aufgabe, deren +Lösung durch Wißmann als ein Meisterstück richtiger strategischer +Einsicht angesehen werden muß, denn die Besetzung von Mpapua und die +Errichtung des Forts daselbst ist thatsächlich der erste Schritt zu +einer wirklichen Beherrschung unseres Gebietes.</p> + +<p>Zum Interessenbereich von Bagamoyo gehört ferner noch die kleine +Station Bueni mit einer Besatzung von durchschnittlich 20 Sudanesen. +Sie bildete gleichzeitig einen Beobachtungsposten für den südlich +gelegenen Platz Kondutschi, von dem aus ein schwungvoller +Schmuggelhandel sowie Sklavenausfuhr stattfand. Endlich ist dahin +zu rechnen der kleine Beobachtungsposten bei Mandera, welcher +hauptsächlich dem Schutz der dortigen Missionsstation bei den Wadoës +diente.</p> + +<p>Den südlichen Teil von Usaramo deckte als Hauptstation Daressalam +mit einer Besatzung von 60-70 Sudanesen und einem kleinen Posten +am Hafeneingang. Bei der größeren Sicherheit, welche in diesem vom +Aufstand erst später und in geringerem Maße berührten Teile Usaramos +geherrscht hatte, schien es unnötig, weitere befestigte Stationen hier +anzulegen.</p> + +<p>In Usegua indes schien stärkere Machtentfaltung durchaus geboten und +die eigenartige Stellung, welche Bana Heri den Eingeborenen gegenüber +einnahm, ließ ihn als einen gefährlicheren Gegner erscheinen, +denn Buschiri selbst. Es lag in der ursprünglichen Absicht des +Reichskommissars nach der mehrfachen Beschießung von Sadani die Stadt +ganz vom Erdboden zu vertilgen und die Handelsbeziehungen nach Mkwadja, +nördlich von Sadani und etwa 30 <span class="antiqua">km</span> entfernt, hinüberzuführen. +Mkwadja erhielt daher eine ziemlich feste Station und 50 Mann Besatzung.</p> + +<p>Die Absicht Wißmanns zeigte sich jedoch bald als undurchführbar. Araber +sowohl wie besonders Karawanenführer und Träger hängen mit überaus +großer Zähigkeit an dem einmal von ihnen begangenen Wege. Es zeigte +sich außerdem noch<span class="pagenum" id="Seite_190">[S. 190]</span> während der Kämpfe, daß die Eingeborenen und Bana +Heri selbst unmittelbar nach den Bombardements die Stadt immer wieder +aufbauten. Bei letzterem kam, abgesehen davon, daß er Sadani nun einmal +als angestammten Herrschersitz betrachtete, noch ein religiöses Moment +hinzu: es befand sich dort das Grab seiner Mutter.</p> + +<p>So stellte sich sehr bald die Notwendigkeit heraus, Sadani ebenfalls +zur Militärstation zu machen. Während der Kämpfe gegen Bana Heri +erhielt es eine Besatzung von 130 Mann und beherbergte zeitweise noch +das Expeditionskorps; später wurde die Besatzung auf 50 Sudanesen +vermindert.</p> + +<p>In Usambara sind die Hauptstationen Pangani mit einem Posten in +Rasmuhesa und einem zweiten Posten in Lewa, 25 km nordwestlich von +Pangani, zum Schutz der dortigen Plantagen der Ostafrikanischen +Plantagengesellschaft; endlich Tanga, letzteres ohne detachierte +Posten. Zur Sicherung der Karawanenstraße, welche vom Kilimandscharo +herunter nach Tanga oder Pangani führt, wurde am Kilimandscharo in +Moschi, im Gebiet des uns befreundeten Häuptlings Mandara, ein Fort +angelegt.</p> + +<p>Die bisher genannten 14 Stationen und kleinen Posten bestanden bereits +im Anfang des Jahres 1890 nach kaum dreivierteljähriger Thätigkeit des +Reichskommissariats. Sie wurden insgesamt mit Besatzungen versehen aus +dem damals noch nicht 1000 Mann starken ersten Soldatenkontingent; +und zwar zählten die größeren Stationen zwischen 100 (Mpapua) und 40 +(Tanga) Mann, die kleineren zwischen 20 (Moschi am Kilimandscharo, +Bueni) und 10 (Mandera, Lewa). Außerdem waren noch Expeditionstruppen +in der Gesamtstärke von 300 Mann vorhanden.</p> + +<p>Sämtliche Stationen sind, — denn auch der sehr bewährte spätere +Bauleiter Wilkens hat seine Schule erst in Afrika gemacht, — +ohne Zuhilfenahme der gänzlich mangelnden Sachverständigen durch +die Offiziere, Unteroffiziere und die schwarzen Truppen angelegt +und vollendet worden. Die Eingeborenen wurden lediglich zu +Handlangerdiensten, wie zum Stein- und Erdtransport herangezogen. Wenn +auch in vielen Fällen der Kern der Stationen in einem oder mehreren<span class="pagenum" id="Seite_191">[S. 191]</span> +Araberhäusern vorhanden war, so mußten diese Gebäude doch jedesmal +mehr oder weniger umgebaut, für den Gebrauch der Europäer passend +eingerichtet und ausgebessert werden. Umwallungen, Bastionen und +Befestigungen mußten selbstverständlich erst geschaffen werden. Das +Material an Steinen wurde aus den verfallenen oder zusammengeschossenen +Araberhäusern der betreffenden Ortschaften genommen, teils aus den +Korallenbänken gebrochen. Als Bauholz dienten sogenannte Boriti, harte +Knüppel aus Mangrovestämmen. Provisorische Befestigungen oder Bauten +wurden durchweg aus Wellblech in vollkommen zweckentsprechender Weise +hergestellt.</p> + +<p>Es mag gleich hier angeführt werden, daß nach der Herstellung +geeigneter Wohnräume sich ein erheblich günstigerer Gesundheitszustand +ergab, denn je zuvor. Die große Sterblichkeit unter den Beamten +der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft vor der Zeit des +Reichskommissariats ist zweifellos zum Teil auf die ungemein +mangelhaften Wohnungsverhältnisse zurückzuführen. Nach der Erbauung +der Forts mit ihren mitunter (wie in Bagamoyo und Daressalam) 15 Fuß +hohen Zimmern und ihrer vorzüglichen Ventilation verminderten sich die +Fiebererkrankungen in auffallender Weise.</p> + +<p>Die Armierung der Stationen bestand aus 8 <span class="antiqua">cm</span> Feldgeschützen, 4,7 +<span class="antiqua">cm</span> Geschützen, Revolverkanonen und Mörsern. Die Expeditionskorps +führten 4,7 <span class="antiqua">cm</span> Geschütze und das Maximgeschütz mit sich, welche +auseinander genommen und in einzelnen Stücken, die eine und zwei +Trägerlasten bildeten, getragen wurden.</p> + +<p>Eine besondere Berücksichtigung verlangte die Einrichtung des +Stationsdienstes, welche am besten geeignet ist, das Vorurteil zu +widerlegen, als ob es sich hier lediglich um eine Kriegsführung nach +Landsknechtsart gehandelt habe, als ob, wie man in gegnerischen Kreisen +in Deutschland so häufig behauptete, die Schutztruppe nur mit Morden, +Sengen, Brennen und Aufhängen sich beschäftigt habe.</p> + +<p>Die 7 großen Stationen standen jede unter einem Chef, dem die übrigen +Offiziere untergeordnet waren. Die Zahl der letzteren schwankte je +nach der Stärke und Wichtigkeit der Stationen, so zwar, daß dieselbe +in Bagamoyo naturgemäß<span class="pagenum" id="Seite_192">[S. 192]</span> am stärksten sein mußte. Die Funktionen +des Stationschefs waren in erster Linie die Instandhaltung der +Station, ferner der Oberbefehl über die Stadt und die Umgebung +derselben, Beaufsichtigung des Karawanenverkehrs, endlich die oberste +Rechtsprechung in seinem Bezirk.</p> + +<p>Wißmanns Absicht ging dahin, von vornherein den aus dem Innern +kommenden Jumbes, Karawanenführern und Trägern klar zu machen, daß ein +für allemal die Macht und Oberhoheit in deutschen Händen läge. Dafür +gab es kein besseres Mittel als die Regelung des Karawanenverkehrs. +Sämtliche Karawanen, welche Mpapua passierten, hatten bei dem dortigen +Stationschef sich zu melden. Dort fand eine genaue Aufnahme der +mitgeführten Waren, eine Zählung der Schußwaffen und Munition, sowie +der Kopfzahl der Karawane, des mitgeführten Viehs u. s. w. statt.</p> + +<p>Die Karawanenführer erhielten darüber eine Bescheinigung des +Stationschefs und hatten dieselbe als Legitimation zunächst bei der +Mtoni-Fähre zu präsentieren. Von der Fähre aus erhielten sie einen +Sudanesen bis Bagamoyo mit, welcher den Begleitschein dem dortigen +Stationsoffizier zur Prüfung vorzulegen hatte. Die Wirkung dieser +Maßregel auf die Karawane, besonders auf die das Hauptträgerkontingent +stellenden Waniamuesi und Wassukuma, sowie auf die Karawanenführer +ist eine ganz erstaunliche gewesen und hat in außerordentlicher Weise +zur Ausbreitung des deutschen Ansehens im tiefen Innern beigetragen. +Allerdings brachte der Verkehr mit den Trägern und Führern der +Karawanen unglaubliche Schwierigkeiten und Weitläufigkeiten mit sich. +Die Leute waren gewöhnt, sobald sie das Meer vor sich sahen, die +Lasten ohne weiteres abzuwerfen, zum Strande hinabzueilen und sich +ihre Laubhütte irgendwo aufzubauen, wo es ihnen gerade gefiel. Jetzt +kam Ordnung in die Sache. Der Kirangosi (Karawanenführer) hatte sich +mit den begleitenden Sudanesen auf der Station zu melden, die Karawane +mußte ihre Lasten fein säuberlich nach den Warengattungen ordnen und +niederlegen; das mitgeführte Vieh mußte in dafür errichtete Gehege +gebracht werden; die Hüttenstadt endlich mußte an einem dazu bestimmten +Platz am Strande möglichst ordentlich aufgebaut, resp. in Bagamoyo in<span class="pagenum" id="Seite_193">[S. 193]</span> +neuerer Zeit das Lager bei der Karawanserei ordnungsmäßig aufgeschlagen +werden. Dann begannen die endlosen Verhandlungen wegen Viehankauf. Es +lag selbstverständlich im Interesse des Kommissariats, das aus dem +Innern zur Küste geführte Vieh zur Vermeidung des Zwischenhandels +von den Karawanen direkt zu kaufen. Einmal wurde dadurch eine +außerordentliche Verbilligung in der Verproviantierung der Europäer +erzielt, andrerseits waren die Chefs in der Lage, die Sudanesen +vor Übervorteilung zu schützen. Endlich war immer ein Bestand für +Expeditionszwecke zur Verfügung.</p> + +<p>Das Kommando über die Stationsbesatzung lag unter der Oberleitung +des Chefs in den Händen des diesem zugeteilten Offiziers. Der +eigentliche Dienst der Truppe in den Stationen beschränkte sich, +nachdem die schon früher beschriebene erste Ausbildung vollendet war, +auf den Morgenappell um 6 Uhr, dann folgte Exerzierdienst bis 8 und +noch einmal für ein bis zwei Stunden am Nachmittag. Der eigentliche +Kasernendienst bestand lediglich im Putzen der Waffen und Waschen der +Uniform, Instruktionsstunde fiel von selbst weg. Den wesentlichsten +Teil der Zeit hatte die Garnison im Arbeitsdienst zuzubringen. Dieser +Arbeitsdienst war naturgemäß sehr verschiedener Art und hing im +Wesentlichen von dem Eifer des Stationschefs und seiner Untergebenen ab.</p> + +<p>Die im Vorstehenden genannten Obliegenheiten waren die offiziellen, vom +Reichskommissar den Chefs und Offizieren gestellten Aufgaben, welche +unbedingt erfüllt werden mußten. Darüber hinaus aber blieb es jedem +Chef überlassen, aus seiner Station zu machen, was er konnte, und +gerade in dieser Beziehung entwickelte sich ein reger Wetteifer. Jeder +versuchte, so viel als möglich die Umgebung des Forts zunächst zu einer +reizvollen zu machen. Wege wurden gebaut, Gärten und Felder angelegt, +Bäume gepflanzt, Akklimatisationsversuche angestellt und dergl. mehr. +Bei allen diesen Arbeiten wurde die Besatzung herangezogen, und es +ist gewiß als vortreffliche Eigenschaft unserer schwarzen Soldaten +hervorzuheben, daß sie alle diese Arbeiten, allerdings unter dem +Beispiel der weißen Unteroffiziere, für sich selbst zu einer Art +Ehrensache machten und daß so der Wettstreit unter<span class="pagenum" id="Seite_194">[S. 194]</span> den Stationen sich +innerhalb jeder einzelnen Besatzung wiederholte.</p> + +<p>Wenn oben die Rechtsprechung durch den Chef angeführt wurde, muß hier +eingefügt werden, daß sie nicht allein durch ihn geschah. Es wurde den +Sitten und Gebräuchen, den religiösen und Rechts-Anschauungen der Leute +durch Einsetzung der Wali und Akida Rechnung getragen. Sie wurden aus +denjenigen vornehmen Arabern gewählt, welche beim Volk wohlangesehen +und beliebt waren und von deren ergebener Gesinnung gegen uns wir +überzeugt sein konnten. Sie bildeten demnach berufene Mittelspersonen +zwischen den Stationschefs und der arabischen und eingeborenen +Bevölkerung ebenso wie in manchen Beziehungen die Berater der ersteren. +So nahmen sie gewissermaßen im Zivilleben eine Stellung ein, wie sie +die farbigen Offiziere uns und der Truppe gegenüber hatten.</p> + +<p>Die Funktion der Wali und Akida — den ersteren Namen führten sie +in den größeren und bedeutenderen Plätzen, den letzteren in kleinen +Orten, in denen nur eine geringe Besatzung und wenig Verkehr war — +war zur Zeit der Beherrschung der Küste durch die Sultane von Sansibar +die von größeren und kleineren Statthaltern. Selbstverständlich hat +die jetzige Funktion dieser Leute hiermit nichts mehr zu thun. Sie +sind lediglich Organe der örtlichen Behörden, der Stationschefs, +und haben in der Rechtsprechung wie überhaupt in der Verwaltung nur +diejenigen Obliegenheiten, die nach Lage der örtlichen Verhältnisse der +betreffende Stationschef ihnen zuzuteilen für gut befindet.</p> + +<p>Bei großer Überbürdung des Stationschefs wurde ein Teil der kleineren +Gerichtsbarkeit den Walis insofern übertragen, daß sie die Urteile +fällten, diese aber der Bestätigung der Chefs unterbreiten mußten. +In manchen Stationen hatten die Walis noch eine Anzahl sogenannter +Walisoldaten zu unterhalten, denen es oblag, notwendige Botendienste +in der näheren und weiteren Umgebung zu verrichten, Vorladungen +zum Schauri zu überbringen, auch Widerspenstige festzunehmen und +dergleichen. Diese Walisoldaten sind insofern von großem Wert für +uns gewesen, als sie den Verkehr zwischen uns und der eingeborenen +Bevölkerung, soweit diese nicht in unmittelbarer<span class="pagenum" id="Seite_195">[S. 195]</span> Nähe der Station +wohnte, bedeutend erleichterte. Außerdem erleichterten die Wali, ohne +daß der deutsche Offizier und Beamte und die deutschen Soldaten sich +bei jeder Kleinigkeit persönlich engagierten, in vielen Fällen eine +Vermittlung, die immer viel eher zwischen dem Wali und der Bevölkerung +möglich war.</p> + +<p>Von den Walis verdienen einzelne Personen besonders erwähnt zu werden +und zwar Soliman ben Nasr, welcher als Wali von Pangani dem dortigen +Stationschef <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt nach der Einnahme von Pangani bei +der Herstellung der Ruhe und Ordnung an diesem Platze durch sein +Ansehen und ebenso später dem Reichskommissar, von Sansibar aus, zur +Unterhaltung eines guten Einvernehmens mit den Arabern der gesamten +Küste behilflich war; ferner der bekannte Schech Amer in Bagamoyo, +welcher bei der großen Überbürdung der Chefs resp. Bezirkshauptleute +von Bagamoyo diesen eine wertvolle Unterstützung war, besonders auch +den hier in dieser großen Handelsstadt zusammenströmenden Arabern, +Indern und Eingeborenen gegenüber große Repräsentationspflichten +versah. Da diese Persönlichkeiten naturgemäß mehr im Leben des Volks +selbst stehen als wir Europäer, und wir immer darauf angewiesen sind, +durch unsere Vertrauenspersonen uns auf dem Laufenden zu halten +und durch diese dem Volke näher zu rücken, so ist selbstredend die +Loyalität und das Interesse der Wali für uns von höchster Wichtigkeit.</p> + +<p>Daß solche Leute, die unter der Herrschaft der Sultane von Sansibar, +wenn auch dort mehr indirekt, große Einnahmen gehabt haben, bei uns +nach ihren Begriffen entschädigt werden müssen, ist selbstverständlich; +und es kann nur als eine unerklärliche Kurzsichtigkeit und durchaus +verfehlte Sparsamkeitsrücksicht bezeichnet werden, wenn, wie dies nach +der Einrichtung des Gouvernements im vorigen Jahre geschehen ist, +gerade diese bewährten, für uns so wichtigen eingeborenen Beamten in +ihren Gehältern herabgesetzt wurden.</p> + +<p>Es sei auch noch der an Stelle von Walis eingesetzten Persönlichkeiten +im Innern gedacht, die an den Plätzen, wo keine Europäer sind, die +Interessen des Reichskommissars vertraten,<span class="pagenum" id="Seite_196">[S. 196]</span> und die deswegen besonders +wichtig für uns waren, weil man, falls sie notorische Macht ausübten, +in ihnen immer Persönlichkeiten hatte, an die man sich bei vorkommender +Unordnung halten und die man fassen konnte; aber auch Persönlichkeiten, +die selbst für die Sicherheit ihrer Gebiete sorgten und daselbst die +Ordnung aufrecht erhielten. Daß diese Leute, von denen wir hier in +erster Linie Kingo von Morogro und den Häuptling Simbodja erwähnen, +nicht immer absolut in europäischem Sinne regieren und auch nicht das +deutsche Strafgesetzbuch kennen, ist selbstverständlich.</p> + +<p>Sind doch alle Erfolge der Engländer auf das System zurückzuführen, +die Eingeborenen in okkupierten Gebieten zunächst selbst herrschen zu +lassen und diese hierfür sogar noch gut zu bezahlen. Die Eingeborenen +empfanden die direkte Einmischung des Europäers unter Umständen +hart, und zwar namentlich dann, wenn nicht die genügende Zahl von +Landeskundigen und sonst geeigneten Persönlichkeiten zur Verfügung +stehen.</p> + +<p>Außerdem werden aber auch auf diese Weise große Ersparnisse erzielt, +wichtig dann, wenn die Mittel zu einer genügenden Machtentfaltung, um +direkt das Land zu beherrschen und zu verwalten, mangeln. Freilich ist +die Behandlung mancher dieser Walis nicht leicht und erfordert Geschick +und Takt, wie auch Strenge am richtigen Platze.</p> + +<p>In der Besetzung der Stationen fanden unter den Offizieren naturgemäß +häufig Veränderungen statt. Einmal forderten die Kriegszüge, +Krankheitsfälle oder sonstige Rücksichten einen Wechsel der Chefs +und Offiziere, oder aber es wurden untaugliche und wenig brauchbare +Elemente kurzer Hand nach Europa zurückgeschickt und durch neue ersetzt.</p> + +<p>Ein besonderes Lob verdient in jeder Beziehung das deutsche +Unteroffizierkorps in Ostafrika. Die Stellung der Unteroffiziere war +ja von vornherein eine eigentümliche, ja man kann sagen gänzlich +isolierte. Die in Ostafrika anwesenden, nicht zur Schutztruppe +gehörenden Europäer standen meistens nur im Verkehr mit den Offizieren, +so daß Zivilverkehr für die Unteroffiziere selten oder nie vorhanden +war. Die Ehrbegriffe, welche das Unteroffizierkorps aus Deutschland +mitbrachte,<span class="pagenum" id="Seite_197">[S. 197]</span> verboten ihm von selbst den engeren Verkehr mit den unter +ihnen stehenden Elementen. Auf der andern Seite ließ eben dieser +Ehrbegriff sie stets den richtigen Takt, einerlei ob im dienstlichen +Verkehr oder bei Festlichkeiten, beobachten und ließ sie ferner ihre +Aufgabe als eine im Dienst des Vaterlandes zu leistende ansehen. Wenn +diese Aufgaben grade bei den Unteroffizieren zuweilen weit über das Maß +des Militärdienstes hinausgingen, so sind sie doch immer mit derselben +Präzision, derselben Hingabe und demselben Geschick gelöst worden. Die +Ausnahmen, welche allerdings vorkamen, können nur die Regel bestätigen.</p> +<hr class="chap x-ebookmaker-drop"> + +<div class="chapter"> +<p><span class="pagenum" id="Seite_198">[S. 198]</span></p> + +<h2 class="nobreak" id="11_Kapitel">11. Kapitel.<br> +<span class="s6">Die Unterwerfung des Südens.</span></h2> +</div> + +<div class="blockquot"> +<p>Lage und Entwickelung der nördlichen Stationen. — Major Liebert. +— Reise des Generalkonsuls <span class="antiqua">Dr.</span> Michahelles nach Witu. — +Einteilung des nördlichen Küstendistrikts. — Stationschefs im Norden. +— Vermehrung der Schutztruppe. — Das neue Material erweist sich als +minderwertig. — Neueinteilung der Schutztruppe. — Einexerzieren der +neuen Söldner. — Verhandlungen mit dem Süden. — Rekognoszierungstour +Wißmanns auf der »München« nach Kilwa. — Verhandlungen zur Mitwirkung +der Marine. — Einschiffung und Einteilung der Truppen für den +Süden. — Einnahme von Kilwa und Lindi. — Friedliche Besetzung +von Mikindani. — Stationsgründungen im Süden. — Schlechter +Gesundheitszustand der Truppen. — Verhandlungen mit den Eingeborenen. +— Uebergabe der südlichen Stationen an die Chefs. — Allgemeine Lage +bei der Urlaubsreise Wißmanns nach Deutschland.</p> +</div> + + +<p>Die Unterwerfung der Rebellen im nördlichen Teile unserer Küste und die +Gewähr, welche die befestigten Stationen für eine dauernde und völlige +Sicherheit der Städte und der Karawanenstraßen boten, erlaubten dem +Reichskommissar, jetzt an die Lösung des zweiten Teils seiner Aufgabe +zu gehen, an die Unterwerfung des Südens. Bevor der Leser jedoch in +den eigentlichen Gang der Ereignisse daselbst eingeführt wird, möge +es gestattet sein, noch einmal die Lage im Norden und eine Reihe von +Thatsachen zusammenzufassen, welche in diese Zeit, — in die Monate +März und April des Jahres 1890, — fallen.</p> + +<p>In Tanga hatte sich die europäische Kolonie schnell vergrößert. Außer +den Mitgliedern der ostafrikanischen und der Pflanzergesellschaft +ließen sich einige Deutsche daselbst nieder, die aus privaten +Mitteln Unternehmungen ins Leben rufen wollten. Der Missionar Krämer +hatte die Gründung einer<span class="pagenum" id="Seite_199">[S. 199]</span> evangelischen Missionsstation in Angriff +genommen; griechische Kleinhändler hatten sich dort, wie in allen +von uns besetzten Küstenplätzen, etabliert und haben heute durch das +mehrjährige Bestehen ihrer Geschäfte bewiesen, daß sie die Konkurrenz +der Inder aushalten können.</p> + +<p>An der Nordgrenze, in Muoa, wurde zwar noch viel Schmuggel getrieben, +aber eine spätere Besetzung dieses Platzes war bereits ins Auge gefaßt. +In Pangani hatte der, von Tanga dorthin versetzte Distriktschef +Krenzler Nachricht von der Ankunft einer großen Sklaven-Karawane +erhalten und es gelang ihm, obwohl die Sklaven, 207 an der Zahl, gleich +auf die Schambas vertheilt worden waren, sie alle auf die Station +bringen zu lassen. Wenn auch vernünftiger Weise gegen die äußerst milde +Art der Haus- und Feldsklaverei nicht vorgegangen wird, so stand doch +jede Zufuhr aus dem Innern, wie wir aus diesem Beispiel sehen, unter +unserer Kontrolle. Am Kilimandscharo war Herr v. Eltz als Agent des +Reichskommissars stationiert und seine Berichte über die Aufführung +des dortigen Hauptsultans Mandara, sowie über das Fortschreiten des +deutschen Einflusses lauteten günstig. Leider wird der Kilimandscharo +alljährlich das Ziel vieler Sportexpeditionen, die für das Land einen +Nutzen nicht haben, sondern besonders durch die planlose Ausrottung des +Wildes nur Schaden anrichten.</p> + +<p>Um Mkwadja und Sadani, wo fleißig am Wiederaufbau des Platzes +gearbeitet wurde, waren nach dem Friedensschlusse mit Bana Heri die +Verhältnisse ebenfalls geordnete. Bana Heri erhielt vom Reichskommissar +ein Geschenk von 2000 Rupies als Beitrag zur Wiedererrichtung der +Moschee.</p> + +<p>Der Distrikts-Chef von Bagamoyo und Stellvertreter des +Reichskommissars, Herr von Gravenreuth, mußte wegen der in letzter Zeit +bei ihm wiederholt auftretenden, schweren Fieberanfälle, die er sich +auf seinen Expeditionen und durch den aufreibenden Dienst zugezogen, +Mitte April mit längerem Urlaub Ostafrika verlassen, das er leider nie +wieder betreten sollte. Frhr. v. Eberstein, der mit großem Eifer und +Erfolg die Verwaltungsabteilung geleitet hatte, trat ebenfalls einen +wohlverdienten siebenmonatlichen Urlaub an.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_200">[S. 200]</span></p> + +<p>Im Februar des Jahres 1890 war der Major im großen Generalstabe, +Liebert, welcher bisher in Berlin die Vertretung des Kommissariats +innegehabt hatte, auf Befehl Sr. Majestät in Ostafrika eingetroffen, +um sich an Ort und Stelle durch den Augenschein von der Lage der +Dinge Kenntniß zu verschaffen und darüber Bericht zu erstatten. In +seiner Begleitung befand sich ein Beamter des Auswärtigen Amtes, +Tesch. Dieser sollte dem Reichskommissar und den Chefs über die Art +und Weise der Rechnungsführung, wie man sie auf dem Auswärtigen Amt +wünschte, Instruktionen erteilen. Die Thätigkeit des Herrn Tesch +war, wie wir gleich bemerken wollen, obwohl er sich mit großem Eifer +dieser Arbeit unterzog, von keinem Erfolge begleitet. Man stellte +sich eben die Verhältnisse von Deutschland aus ganz anders vor, als +sie in Wirklichkeit waren. Es wurde daher bald die Sendung einer +Revisions-Kommission angeordnet.</p> + +<p>Besonders bemerkenswert ist während dieser Zeit die Entsendung eines +Detachements der Schutztruppe in der Stärke von 60 Mann unter dem +Kommando des Chefs Theremin und in Begleitung des General-Konsuls +<span class="antiqua">Dr.</span> Michahelles nach Witu. Nachdem im Monat März von Sr. +Majestät Schiff »Carola« die deutsche Flagge an der Wubuschi-Mündung +gehißt worden war, hatte der General-Konsul Befehl erhalten, sich an +Bord eines Kriegsschiffes nach Lamu zu begeben, um von hier aus mit +jener erwähnten Begleitmannschaft dem Sultan von Witu Geschenke zu +überbringen und formell die deutsche Schutzherrschaft zu erklären. Es +erregte dieses Vorgehen damals ganz besondere Freude, denn man schloß +daraus, daß nun auch dort energisch etwas für die weitere Entwickelung +jener Kolonie, welche bis dahin recht stiefmütterlich behandelt +worden war, gethan werden würde. Leider sollte diese Hoffnung durch +das deutsch-englische Abkommen auf das bitterste getäuscht werden. +Der Führer des Detachements, Chef Theremin hatte die Expedition nach +Witu bereits in leidendem Zustande angetreten. Nach seiner Rückkehr +mußte der anerkannt tüchtige Offizier in Sansibar in das dortige +Hospital aufgenommen werden und erlag bald einer zu einem unbedeutenden +Magenleiden hinzutretenden Bauchfellentzündung.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_201">[S. 201]</span></p> + +<p>Wir erwähnten früher bereits, daß für die Verwaltung des nördlichen +Küstendistrikts eine Einteilung in drei Distrikte, nämlich Bagamoyo, +Sadani und Pangani vorgenommen worden war. Diese Einteilung hatte +ihre großen Schattenseiten. Bei der mangelhaften Verbindung der +den Distriktschefs unterstellten Küstenplätze entstanden nur +Schwierigkeiten für den dienstlichen Verkehr, welche die Verwaltung +schwerfällig machten. Man sah infolgedessen, besonders da im Süden +wegen der meist noch viel größeren Entfernung der Stationen von +einander sich eine gleiche Maßregel noch weniger empfahl, von +der Distrikts-Einteilung ab und griff wieder zu der ursprünglich +stattgehabten Einteilung in Stationen, denen folgende Herren vorstanden:</p> + +<p>Tanga: Chef Richelmann, der indes bald wieder durch Krenzler ersetzt +wurde, da Richelmann die Station Sansibar und das Bureau des +Reichskommissariats zu übernehmen hatte.</p> + +<p>Pangani: nach der Versetzung Krenzlers nach Tanga Chef Johannes.</p> + +<p>Mkwadja: Lieutenant Fischer.</p> + +<p>Sadani: nach Abkommandierung Sigls zur Stokeschen Expedition +Lieutenant von Arnim.</p> + +<p>Bagamoyo: Chef Ramsay, (welcher diese Station nach der Versetzung des +zu Bagamoyo trefflich bewährten Chef Richelmann nach Tanga erhielt).</p> + +<p>Daressalam: Chef Leue.</p> + +<p>Endlich fällt in diese Zeit als wichtigstes Moment für die +Weiterentwickelung des Kommissariats und die Hebung der +Aktionsfähigkeit die Vermehrung der Schutztruppe. Als der Plan zur +Bestrafung der Rebellen der Südküste und zur Wiedereinnahme der nicht +in unsern Händen befindlichen Küste gefaßt wurde, mußte man sich klar +darüber sein, daß eine Verstärkung der Schutztruppe notwendig sei.</p> + +<p>Nach abermaligen Verhandlungen des auswärtigen Amtes zu Berlin mit der +englischen und egyptischen Regierung wurde denn auch die Anwerbung +von 600 Sudanesen in Egypten genehmigt und ein in der Verwaltung +des Reichskommissariats thätiger Beamter, Donarski, der gerade zur +Wiederherstellung seiner Gesundheit einen Urlaub nach Egypten<span class="pagenum" id="Seite_202">[S. 202]</span> +erhalten hatte, mit der Anwerbung beauftragt. Die Wahl Donarskis war +ein entschiedener Fehler. Mit vielem Fleiß und bewundernswürdigem +Eifer hatte er sich in seine ihm anfangs völlig fremde Thätigkeit +eingearbeitet, aber er hatte doch niemals Gelegenheit gehabt, sich +eine Kenntniß der Sudanesen und unseres Soldatenmaterials überhaupt zu +erwerben. Daß Donarski für die Aushebung ausersehen wurde, hatte seinen +Grund lediglich in der übel angebrachten Rücksicht darauf, Ersparnisse +zu machen; er reiste eben, wie erwähnt, so wie so nach Egypten. +In Kairo stand Donarski bei der Anwerbung besonders zur Seite der +Vertreter von Hansing & Co. in Sansibar, Strandes, der sich in jener +Zeit ebenfalls in Egypten aufhielt, und der Kaufmann Brettschneider, +welche beide bei der Erledigung der komplizierten kaufmännischen +Geschäfte Donarski hülfreich zur Hand gingen.</p> + +<p>Bei der Anwerbung selbst war wiederum, wie das erste Mal, der +englische Oberst Scheffer von großem Nutzen. Doch machte sich jetzt +schon empfindlicher als das erste Mal die Abneigung der englischen +und egyptischen Regierung geltend, die Sudanesentruppe weiterhin den +Deutschen für ostafrikanische Dienste zur Verfügung zu stellen, und nur +mit Mühe gelang es Donarski, in noch verhältnismäßig kurzer Zeit die +gewünschten 600 Mann zu beschaffen. Immer nach Anwerbung einer genügend +großen Zahl wurden dieselben wie früher nach Sues geschickt.</p> + +<p>Zum ersten Einexerzieren waren zwei neu für Ostafrika bestimmte +Offiziere, die Herren Lieutenant Scherner und von dem Knesebeck mit +einigen Unteroffizieren von Deutschland nach Egypten beordert worden. +Ihnen wurden die angeworbenen Leute von Donarski übergeben, und dann +in gleicher Weise, wie das bei der ersten Anwerbung geschah, die +Exerzitien mit den Leuten vorgenommen. Die Untersuchung und Behandlung +der Leute geschah durch Assistenzarzt <span class="antiqua">Dr</span>. Buschow, der ebenfalls +neu für die Schutztruppe angeworben war; indes einen Einfluß auf die +Auswahl des Soldatenmaterials hatte er ebenso wenig wie die beiden +Offiziere: Donarski wollte, ohne öfters laut gewordenen Vorstellungen +Gehör zu geben, alles allein besorgen.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_203">[S. 203]</span></p> + +<p>Das ganze Kontingent wurde auf dem egyptischen Dampfer Schibin in +Sues eingeschifft und ging unter Donarskis Kommando nach Sansibar ab, +woselbst der Transport Mitte April eintraf. Die Überfahrt war von +Donarski und den Offizieren benutzt worden, die Leute einzukleiden; +Uniformen, Schuhzeug, Ausrüstungsstücke, auch Bewaffnung waren bereits +beschafft, und so machte bei ihrer Ankunft auf dem Dampfer die Truppe +einen vorteilhaften Eindruck.</p> + +<p>Der Reichskommissar, der mit den andern in Sansibar anwesenden Herren, +— auch Major Liebert begleitete ihn bei der Ankunft des Schibin, — +sogleich an Bord ging, ließ sich indes durch den vorteilhaften äußeren +Eindruck nicht täuschen, sondern sagte von vornherein: »Mir gefallen +die Leute nicht, es sind viel zu viel gelbe Kerls darunter.«</p> + +<p>In der That hatten sich die guten Erfahrungen, die wir mit der +egyptischen Anwerbung das erste Mal gemacht hatten, lediglich auf das +schwarze Element, nicht aber auf die Gelbgesichter, die eigentlichen +Egypter, Armenier und Syrer bezogen. Solcher Leute hatte die neue +Anwerbung einen nur allzugroßen Prozentsatz aufzuweisen. Dazu merkten +wir bald, daß die jetzige Anwerbung lange nicht soviel altgediente +Soldaten zählte, wie das erste Kontingent. Ein großer Teil bestand aus +Soldaten, welche wenig kriegerischen Stämmen angehörten und bisher +Kriegsdienste gar nicht gethan hatten, ein anderer aus Baschibosuks, +und nur ein kleiner Teil aus regulären egyptischen Sudan-Soldaten. +Indes man mußte mit dem gegebenen Material rechnen, und es wurde +alsbald zur Einteilung und Ausbildung desselben geschritten.</p> + +<p>Mit Rücksicht auf die demnächst vorzunehmende andere Truppenbesetzung +der Stationen des Nordens, die Wiedereinnahme des Südens und die +Besetzung der zu begründenden südlichen Küstenstationen, sowie +für Expeditionszwecke mußte eine neue Einteilung der Schutztruppe +eingerichtet werden. Die Neuangekommenen wurden mit den bewährten +felddienstfähigen Truppen des früheren Kontingents in zwei +Expeditionskorps formiert. Das eine wurde zunächst unter dem Kommando +des Chefs von Zelewski zum Zweck der Ausbildung in Bagamoyo,<span class="pagenum" id="Seite_204">[S. 204]</span> das +andere zu gleichem Zweck in Daressalam unter Chef End vorläufig +stationiert.</p> + +<p>Der Reichskommissar hatte, da die Ankunft der Truppen schon im März +erwartet war, gehofft, bereits im April vor Eintritt der großen +Regenzeit gegen den Süden vorgehen zu können, allein die Führer der +Expeditionskorps meldeten übereinstimmend, daß bei der Minderwertigkeit +des diesmal angeworbenen Materials sie den Rest des Monats April für +ein Einexerzieren der Leute notwendig hätten, und so wurde die Aktion +gegen den Süden bis zum Monat Mai verschoben.</p> + +<p>Bei der genannten Anwerbung ist übrigens noch ein Umstand zu erwähnen, +durch den wir in große Verlegenheit gesetzt wurden. Ein Teil der +egyptischen Offiziere und Unterhändler nämlich, deren sich Donarski +naturgemäß für die Anwerbung der Truppen bedienen mußte, hatte sich +nicht damit begnügt, die ihnen von uns gemachten Geschenke und +Werbegelder einzustecken, sondern sie hatten in echt orientalischer +Weise das Geschäftchen dadurch vergrößert, daß sie nach ihrem Belieben +die Chargen an die Anzuwerbenden verkauften.</p> + +<p>Ein Teil der angeworbenen Soldaten, die bis dahin Militärdienst noch +garnicht gethan hatten, kauften sich Atteste als Unteroffiziere, +Sergeanten oder dergl. und wurden nach Zahlung des erheblichen +Backschisch an die Unterhändler als solche eingestellt. Wir mußten +sie natürlich zunächst kontraktmäßig übernehmen und nach der Charge +besolden. Dieser Betrug wurde erst später entdeckt, und dann natürlich +thatkräftig eingeschritten. So fällt schon in die Zeit vor wie auch +nach Einnahme des Südens eine große Masse von Entlassungen aus dem +neuen Kontingent. Auch der hohe Prozentsatz an Todesfällen auf den +Südstationen ist zum Teil der körperlichen Unbrauchbarkeit des +Materials zuzuschreiben.</p> + +<p>Während der Ausbildungszeit der neu formierten Expeditionskorps wurde +von Seiten des Reichskommissariats alles versucht, in den südlichen +Plätzen, wo es irgend möglich war, die Verhältnisse friedlich zu +regeln, da ja jede kriegerische Aktion immerhin einen Rückgang des +Handels und Wandels für beträchtliche Zeit nach sich zieht. Die +Anregung zu diesen<span class="pagenum" id="Seite_205">[S. 205]</span> Verhandlungen ging von den Bewohnern der südlichen +Plätze selbst aus.</p> + +<p>Mikindani, Sudi, Lindi, Kissiweri hatten, auf das Gerücht hin, daß der +Süden mit allen Kräften des Kommissariats angegriffen werden soll, +Deputationen an Wißmann geschickt, um ihre freiwillige Unterwerfung +anzukündigen und seine Bedingungen entgegenzunehmen. Zur Vornahme der +Verhandlungen wurde von uns der für solche Fälle schon oft in Anspruch +genommene Wali von Pangani, Soliman ben Nassr, der sich als besonders +tauglich und zuverlässig hierfür erwiesen hatte, bestimmt und auf dem +Sultans-Dampfer Barawa nach den südlichen Plätzen gesandt.</p> + +<p>Der Sansibarsultan selbst, welcher damals den europäischen Interessen +erheblich mehr zugethan war, als es im Anfang der Amtsthätigkeit +Wißmanns der Fall war, wünschte aus Geschäftsrücksichten, möglichst +schnell friedliche Verhältnisse herbeizuführen. Die Verhandlungen +Solimans führten zu einem günstigen Abschluß mit den südlichsten +Plätzen Mikindani und Sudi. In Lindi und von da nach Norden hin +behielt indes die Kriegspartei die Oberhand. Anfang April unternahm +Major Wißmann auf der »München« gemeinsam mit Major Liebert +eine Rekognoszierungsfahrt nach dem Süden, gleichzeitig dampfte +Korvetten-Kapitän Valette, der älteste Offizier der Station und +Kommandant Sr. Maj. Schiff »Carola«, mit seiner Korvette dorthin. Noch +vor Antritt der Rekognoszierungsfahrt wurde vom Reichskommissar in +Sansibar der Kriegszustand und das Standrecht im Namen Sr. Majestät +des Kaisers und des Sultans von Sansibar vom Rufidji bis zum Rovuma +einschließlich proklamiert.</p> + +<p>Für die Rekognoszierungstour entwarfen Major Wißmann und Kapitän +Valette einen gemeinsamen Operationsplan. Zunächst bezog sich dieser +auf den am besten verteidigten und befestigten auch bei weitem am +meisten straffälligen Platz Kilwa Kiwindje, wo anderthalb Jahre zuvor +die Beamten der ost-afrikanischen Gesellschaft Krüger und Hessel +der Wut der Rebellen zum Opfer gefallen waren. Als die Schiffe auf +der Rhede vor Kilwa ankerten, fand man die ausgedehnte Stadt an der +Seeseite ganz und gar mit Pallisaden befestigt und mit Truppen<span class="pagenum" id="Seite_206">[S. 206]</span> stark +besetzt. Eine Dampf-Pinasse der »Carola« wurde zur Rekognoszierung +etwas näher an das Land geschickt, aber sofort vom Lande aus sowohl +durch Gewehre, als mit den dort befindlichen Geschützen beschossen. +Da die Geschütze verwahrloste Vorderlader waren, mit Eisenstücken, +Nägeln und allem möglichen geladen, so war die Beschießung natürlich +ganz wirkungslos. Die Dampfpinasse erwiderte das Feuer mit ihrem +Revolvergeschütz.</p> + +<p>Nachdem die Pinasse wieder an Bord der »Carola« zurückgekehrt war, +wurden einige Granaten von der »Carola« in die Stadt hineingeworfen. +Die im Bericht des Kapitän Valette ausgesprochene Annahme jedoch, daß +das Feuer den Arabern in Kilwa bedeutende Verluste beigebracht haben +müsse, bestätigte sich bei unseren an Ort und Stelle vorgenommenen +zuverlässigen Erkundigungen nicht.</p> + +<p>Der Reichskommissar seinerseits fing mit der »München« fünf Halbaraber +und Neger auf und zog von diesen Nachrichten ein. Sie bestätigten nur, +daß die Rebellen in Kilwa entschlossen seien, auf das energischste +Widerstand zu leisten.</p> + +<p>Nachdem der Zweck der Rekognoszierung erreicht war, kehrte sowohl +Wißmann auf der »München«, als auch Kapitän Valette auf der »Carola« +nach Sansibar zurück. Der gemeinsam verabredete Aktionsplan gegen Kilwa +bestimmte Folgendes: Die »Carola« sollte die Blockierung und Beschießung +des Platzes von der Seeseite aus vornehmen; »Schwalbe« hingegen mit +den Wißmann für den Transport zur Verfügung stehenden Schiffen, dem +gecharterten Sultansdampfer »Barawa«, der »Harmonie« und einem von +den kleinen Dampfern außerhalb Mafia nach Kiswere gehen. Dort sollten +die Schiffe den Eintritt der Dunkelheit abwarten und dann nordwärts +den Hafen von Kilwa Kisiwani anlaufen, um hier die Truppen Wißmanns +zu landen. Von dort aus sollte der Anmarsch gegen Kilwa Kiwindje +beginnen, während »Schwalbe«, die ebenfalls Wißmannsche Truppen an Bord +zu nehmen gewillt war, zur »Carola« auf die Rhede von Kilwa Kiwindje +zurückdampfen sollte.</p> + +<p>Die zur Teilnahme an den Operationen gegen den Süden bestimmten Truppen +wurden für diesen Zweck in 3 Bataillone zu 3 Kompagnien unter dem +Kommando der Herren Chef <span class="antiqua">Dr.</span><span class="pagenum" id="Seite_207">[S. 207]</span> Karl Wilhelm Schmidt, Chef von +Zelewski und dem Verfasser eingeteilt. Jedem der Bataillone wurde ein +4,7 <span class="antiqua">cm</span> Geschütz, dem zweiten (Rochus Schmidt) außerdem noch ein +Maximgeschütz beigegeben. Für die Beförderung der Truppen nach dem +Süden dienten für jedes Bataillon ein großer Dampfer und zwar für das +erste Bataillon unter <span class="antiqua">Dr.</span> Karl Wilhelm Schmidt Sr. Majestät +Schiff »Schwalbe«, da, wie erwähnt, Korvettenkapitän Hirschberg mit +Genehmigung des ältesten Offiziers der Marine-Station die Güte hatte, +einen Teil der Truppen auf sein Schiff zu nehmen, für das zweite unter +dem Verfasser der vom Sultan gecharterte Dampfer »Barawa«, für das +dritte unter Zelewski unser Dampfer »Harmonie.«</p> + +<p>Am Abend des 29. April waren in Daressalam sämtliche für den Feind +bestimmten Truppen und Fahrzeuge versammelt. Der Verabredung gemäß war +Sr. Maj. Schiff »Carola« nach Kilwa vorausgegangen und dort nach einer +sehr stürmischen Reise am 1. Mai eingetroffen. In der Nacht vom 1. zum +2. Mai wurde von der »Carola« mit der Beschießung der Stadt begonnen +und dieselbe am nächsten Morgen fortgesetzt, die Befestigungen vor der +Stadt, wie auch die verschiedenen Teile der Stadt wurden mit Granaten +beworfen. Die Rebellen erwiderten zu Anfang das Feuer aus ihren bereits +erwähnten Geschützen, selbstverständlich ohne mit der Ladung nur ein +nennenswertes Stück weit zu reichen. Durch die Geschosse der »Carola« +wurde ihnen bald die Lust zum weiteren Bedienen ihrer Geschütze +genommen. Der Zweck der Beschießung, die Rebellen in permanenter +Aufregung zu erhalten, war vollkommen erreicht.</p> + +<p>Am 30. April morgens fand unterdessen in Daressalam die Einschiffung +der Truppen in der vorher bestimmten Art statt, während die kleineren +Dampfer des Reichskommissars Gepäck, Proviant und Munition für den +Süden an Bord nahmen, teils auch noch mit Gepäck beladene Dhaus zu +schleppen hatten. Die Dampfer »Harmonie«, »Barawa«, »München«, »Max« +und »Vulkan« verließen, sobald sie mit der Aufnahme der Truppe, bezw. +der Ladung fertig waren, am genannten Tage (dem 30. April) früh den +Hafen. S. M. Schiff »Schwalbe«, auf der sich auch der Reichskommissar +eingeschifft<span class="pagenum" id="Seite_208">[S. 208]</span> hatte, folgte um 1/2-9 Uhr morgens und holte bald die +vorausgegangenen Dampfer ein. Der Südwest-Monsum hatte bereits wider +Erwarten mit aller Kraft eingesetzt, sodaß der Fahrt nach dem Süden +größere Hindernisse sich entgegenstellten, als man geahnt hatte.</p> + +<p>Gleich im Anfang hegte man Besorgnis wegen der »Harmonie«, welche +sehr viel Wasser übernahm und von Wind und Wellen heftig hin und her +geworfen wurde. Am Nachmittag des 30. April nahm Wind und Seegang +noch zu, und da an der Nordspitze Mafias erfahrungsgemäß noch größere +See zu erwarten stand, so mußte die Absicht, an der Außenküste Mafias +des Nachts weiter zu fahren, aufgegeben werden. Korvetten-Kapitän +Hirschberg, der bis Mafia die Führung übernahm und die Dampfer alle +auf den richtigen Kurs gebracht hatte, nahm nun den Kurs durch den +Mafia-Kanal und erreichte bei Dunkelwerden den Ankerplatz bei Faniove, +wohin er auch die andern Schiffe durch Blicke des Nachtsignal-Apparates +dirigierte. Am nächsten Morgen konnte die Weiterfahrt wegen dicken +Nebels und Regen-Böen erst um 7 Uhr fortgesetzt werden, und zwar in +Rücksicht auf die »Harmonie« unter schwachem Dampf.</p> + +<p>Kapitän Hirschberg verabredete mit Major Wißmann, die Südpassage +durch den Mafia-Kanal, welcher vor einbrechender Dunkelheit erreicht +werden konnte, zu verlassen, wenn dies des Wetters wegen irgend +möglich sei, und während der Nacht nach Kilwa-Kisiwani zu gehen. Aber +auch diese Absicht war undurchführbar, denn die Seeuntüchtigkeit +unserer »Harmonie« stellte sich immer deutlicher heraus. Schon wir, +die wir auf der »Barawa«, einem Schiff von 1000 Tonnen, eingeschifft +waren, wurden bei dem fortwährenden Rollen und Stampfen stark hin +und her geworfen; wirklich bemitleiden mußten wir indes die auf der +»Harmonie« eingeschifften Kameraden und Truppen. Die »Harmonie« fuhr +hinter uns her und wir konnten ihr furchtbares Schlingern aus nächster +Nähe beobachten. Die Besorgnis, daß die »Harmonie« bei dieser See +kentern könnte, lag sehr nahe, und in der That wurde bald darauf auf +der »Harmonie«, als wir den Wasserweg innerhalb des Mafia-Kanals +verlassen wollten, ein Signal sichtbar, daß der<span class="pagenum" id="Seite_209">[S. 209]</span> Dampfer unmöglich +folgen könne. Nachdem der Kapitän der »Harmonie« und Chef von Zelewski, +der Kommandant der auf der »Harmonie« eingeschifften Truppen mit dem +Reichskommissar in Verbindung getreten waren, wurde zunächst bei +Samanga geankert und hier beschlossen, daß die andern Schiffe bis auf +»Schwalbe« und »Harmonie« direkt und zwar möglichst ohne daß man sie +von Kilwa Kiwindje bemerken könne, nach Kisiwani weiter gehen sollten.</p> + +<p>Die »Schwalbe« lief mit Tagesanbruch des 2. Mai nach Kilwa, um Herrn +Kapitän Valette von der notwendig gewordenen Änderung der ursprünglich +getroffenen Dispositionen Meldung zu erstatten und »Harmonie« folgte +ihr langsam nach. Dann schlug die »Schwalbe« den Weg nach Kilwa +Kisiwani ein, wo sie wieder die Führung übernahm und, den übrigen +Dampfern den Weg weisend, Nachmittags in den Hafen einlief. Die Führung +durch Sr. Maj. Kreuzer »Schwalbe« ist während der ganzen Fahrt nach +dem Süden für uns von der größten Wichtigkeit gewesen. Den Führern +unsrer Dampfer, die bis dahin kaum jemals nach dem Süden gekommen +waren, war das Fahrwasser unbekannt, und es ist sowohl der geschickten +Führung durch Kapitän Hirschberg, als auch besonders der großen +Hilfsbereitschaft, mit der er jeden weiter zurückbleibenden oder vom +richtigen Fahrwasser abkommenden Dampfer wieder auf den richtigen Weg +brachte, zu danken, daß wir, ohne durch die Elemente größere Verluste +zu erleiden, im Süden angekommen sind.</p> + +<p>Dem auf der »Schwalbe« eingeschifften Bataillon und insbesondere den +Offizieren ist die bestmögliche, kameradschaftlichste Aufnahme zu Teil +geworden, wie überhaupt in jener Zeit das vorher zuweilen gespannte +Verhältnis mit der Marine sich in ein sehr gutes umgewandelt hatte. +Zumal mit der alten Besatzung der »Carola« und »Schwalbe«, mit denen +wir so vieles gemeinsam durchlebt hatten, wurde eine enge Freundschaft +und die beste Kameradschaft gepflogen.</p> + +<p>Die »Harmonie« hatte die Anweisung erhalten, da sie nach Kilwa Kisiwani +nicht folgen konnte, nach der Rukyrro-Bai, südlich von Kilwa Kiwindje +zu gehen und daselbst das an Bord befindliche Bataillon auszuschiffen.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_210">[S. 210]</span></p> + +<p>Bei unserer Ankunft in Kilwa Kisiwani machten das Kriegsschiff und die +armierten Dampfer klar zum Gefecht, aber es zeigte sich nirgends ein +Feind.</p> + +<p>Die Landung der Truppen an der Südspitze der von Kilwa Kiwindje nach +Süden auslaufenden Halbinsel ging ohne Schwierigkeit von statten und +war bis zum Eintritt der Dunkelheit beendet. Die Truppen der »Harmonie« +wurden ebenfalls in der Nacht vom 2. zum 3. und am 3. früh in der +Rukyrro-Bai gelandet, wobei die »Schwalbe« ebenso wie bei unserer +Landung in Kilwa Kisiwani durch Hergabe von Booten und durch Schleppen +mit der Dampfpinasse bereitwillig Unterstützung leistete.</p> + +<p>Eine Stunde nach begonnener Landung war in der Kisiwani-Bai die ganze +Mannschaft von »Schwalbe« und »Barawa« ausgeschifft und um 5 Uhr 15 +Minuten befand sich bereits alles im Marsch.</p> + +<p>Das Landen der Truppen, Rangieren und der Abmarsch machten einen sehr +guten militärischen Eindruck, in Anbetracht der überstandenen Seefahrt +und der Seekrankheit, an der fast alles zu leiden hatte. Es wurde +zunächst eine Stunde weit marschiert bis Masoko in der Rukyrro-Bai, in +deren Nähe die »Harmonie« vor Anker lag.</p> + +<p>Abgesehen von einem Angriff auf eine von uns ausgesandte Patrouille, +bei welchem ein Mann auf unsrer Seite verwundet, einer der Gegner +erschossen wurde, fanden Feindseligkeiten während der Nacht nicht +statt. Wir hatten dagegen unterwegs einige Eingeborene aufgegriffen, +welche uns am nächsten Tage als Führer nach Kilwa Kisiwani dienen +sollten.</p> + +<p>Das zweite Bataillon war während der Landung der »Harmonie« nordwärts +vorgeschoben und hatte die Vorposten zu stellen. Noch während der +Landung wurden dieselben von einem etwa 200 Mann starken Trupp, der +offenbar auf die Nachricht von unserer Landung hin von Kilwa Kiwindje +ausgesandt war, angegriffen. Der Gegner wurde indes nach kurzem Gefecht +unter bedeutenden Verlusten zurückgeworfen.</p> + +<p>Unmittelbar nach erfolgter Landung des auf der »Harmonie« +eingeschifften Bataillons wurde der Vormarsch auf Kilwa (in der +Marschordnung: zweites, erstes, drittes Bataillon),<span class="pagenum" id="Seite_211">[S. 211]</span> angetreten. Der +Marsch führte zunächst an der Küste entlang nach Norden, dann bogen wir +nach Nordwesten ab in der Richtung auf den Kisimo-Berg.</p> + +<p>Unterwegs wurde unsere Tête fortwährend von Rebellen angegriffen, +jedoch wurde der Marsch hierdurch nicht verlangsamt, da es zumeist nur +des Einsetzens der Têten-Kompagnie bedurfte, den Gegner zurückzuwerfen. +Dagegen hatten wir in Folge der großen Hitze, der schlechten Ernährung +und der überstandenen Seekrankheit einige Fälle von Sonnenstich, was +uns einigermaßen aufhielt. Während der Nacht vom 3. zum 4. Mai wurde +Bivouak in einer verlassenen Ortschaft bezogen. Die Nacht verlief ohne +jede Störung, obgleich das stark coupierte Terrain und die Tags zuvor +sich immerfort wiederholenden Angriffe des Feindes auch Unternehmungen +desselben bei Nacht erwarten ließen. Selbstverständlich waren nach dem +Beziehen des Bivouaks alle Vorsichtsmaßregeln getroffen und starke +Vorposten ausgestellt worden.</p> + +<p>Am 4. Mai morgens wurde der Weitermarsch fortgesetzt, abermals unter +schnell zurückgewiesenen Angriffen der Gegner. Gegen 7 Uhr wurde das +Feuer der Kriegsschiffe hörbar. Die vorzüglich einschlagenden Granaten +legten einen beträchtlichen Teil der Befestigung an der Front nieder, +ebenso eine Menge massiver Bauten in der Stadt. Ein Teil derselben, der +aus Negerhütten bestand, geriet in Brand, ein Teil der Pulvervorräte +des Feindes flog in die Luft.</p> + +<p>Als sich unsere Truppen um 8 Uhr der Stadt von Südwesten her näherten, +dirigierte der Reichskommissar das zweite Bataillon auf den Süden der +Stadt, das erste auf die Westlinie, während das dritte als Reserve +folgte. Dicht vor der Stadt wurden noch einige Granaten in dieselbe +geworfen und eine Patrouille mit der deutschen Flagge rechts nach dem +Strande gesandt. Sie sollte der Marine das Zeichen zum Einstellen des +Feuers geben, damit wir selbst zum Angriff vorgehen könnten.</p> + +<p>Zu unserer großen Überraschung konnten wir, ohne Feuer zu erhalten, +in die Stadt eindringen: sie war während der letzten Nacht geräumt +worden. Wir hatten erwartet, daß die fanatischen Rebellen von Kilwa +Stand halten würden, und daß es zu einem sehr erbitterten Straßenkampfe +kommen<span class="pagenum" id="Seite_212">[S. 212]</span> würde, wobei die vielen festen Steinhäuser vorzügliche Reduits +für die Rebellen hätten bilden können. Wäre es uns dann gelungen, den +Gegner aus der Stadt zu treiben, so hätte ihm nach Erstürmung des +südlichen Stadtteils das erste Bataillon vom Westen her den Rückzug +abgeschnitten, und der Feind wäre in den Terrain-Abschnitt zwischen +den Meeresstrand und den Fluß gedrängt worden, wo er ertrunken oder in +unsere Hände gefallen wäre. Die Rebellen waren indes eingeschüchtert. +Sie hatten erwartet, daß wir lediglich von der Seeseite angreifen +würden, wo sie sich durch eine sehr stark angelegte doppelte +Pallisadenreihe, in deren Mitte Erde geschichtet war, befestigt hatten. +An verschiedenen Stellen der Pallisaden waren Bastionen errichtet, +deren Armierung im ganzen aus acht primitiven Geschützen bestand. Im +Norden und Süden stießen die Befestigungen an Creeks; an den Seiten +dagegen waren Befestigungen überhaupt nicht angebracht.</p> + +<p>Da wir den Rebellen den Gefallen nicht gethan hatten, die stärkste +Seite der Stadt anzugreifen, und ihre Versuche, uns durch +Entgegenwerfen stärkerer Trupps im Vormarsch aufzuhalten, ebensowenig +Erfolg gehabt hatten, warfen sie die Flinte ins Korn und gaben die +Stadt preis. Nach den eingezogenen Erkundigungen waren die Verluste an +Menschenleben, welche die Rebellen durch die Beschießung der Marine +erlitten hatten, ganz geringfügig, sie betrugen nur 2 Mann; um so +größer aber war der moralische Eindruck gewesen, den das Bombardement +und der Brand in der Stadt hervorriefen. Um nicht die ganze Stadt +abbrennen zu lassen, mußten wir selbst zum Löschen schreiten.</p> + +<p>Der Verlust der Schutztruppe vor Kilwa betrug drei Tote und einige +Verwundete. Die Marine war, da ihre Schiffe aus einer Entfernung +von über 3000 <span class="antiqua">m</span> feuerten, selbstverständlich nicht durch +die Rebellen gefährdet. Die Verluste, welche die Rebellen in den +vereinzelten Gefechten beim Anmarsch der Schutztruppe von Süden her +erlitten, beliefen sich auf etwa 30 Mann. Recht wunderbar schien es +uns, daß obwohl unsere Marine stets recht gut schoß, die Verluste der +Rebellen an Menschenleben so ungeheuer gering waren und der Schätzung +der Marine stets bedeutend nachstanden.<span class="pagenum" id="Seite_213">[S. 213]</span> Man sah, daß die Granaten +meist vorzüglich krepierten, dennoch aber keine Verluste beibrachten. +Gewiß ist in dieser Beziehung der Vorschlag des Admirals Deinhard, +statt mit Granaten mit Shrapnels gegen lebendige Ziele zu feuern und +die in Ostafrika stationierten Kriegsschiffe mit solchen zu versehen, +sehr beachtenswert.</p> + +<p>Kilwa Kiwindje ist die größte und bedeutendste Stadt des Südens, +fast so groß wie Bagamoyo, wenn auch als Handelsplatz bei weitem +nicht von derselben Bedeutung. Die Zahl der Steinhäuser und besonders +der geräumigen Steinhäuser übersteigt erheblich die in allen andern +Plätzen. Leider hat Kilwa eine sehr schlechte Rhede und der sehr +schlickige Strand erschwert sogar das Landen mit den Booten. Die +Bedeutung Kilwas ist ersichtlich aus der großen Zahl der hier wohnenden +Inder. Annähernd 100 Geschäfte von Hindus und Banianen befinden sich +in der Stadt.</p> + +<p>Auf der Rhede von Kilwa lag zur Zeit unseres Angriffes das englische +Kriegsschiff »Turquoise«, um diejenigen von den indischen Unterthanen +aufzunehmen, welchen der Aufenthalt in der Stadt zu unsicher erschien +und welche die Absicht hatten, nach Sansibar überzufahren. Es schifften +sich denn auch 12 Männer und 105 Frauen und Kinder auf der »Turquoise« +ein; ein Inder war noch unmittelbar vor dem Abzug der Rebellen in +seinem Hause ermordet und sein Laden vollständig ausgeplündert worden. +Bei unserm Einzuge fanden wir die Inder fast alle aus der Stadt +geflüchtet und erst auf gutes Zureden, nachdem wir Friedensboten zu +ihnen gesandt, waren sie zur Rückkehr zu bewegen.</p> + +<p>Die Stärke des Feindes variierte nach den Angaben der Inder zwischen +5 und 7 Tausend Mann, doch scheint diese Zahl von den für größere +Zahlenangaben wenig Verständnis besitzenden Leuten sehr übertrieben zu +sein.</p> + +<p>Nach unserem Einrücken in die Stadt wurden die im Besitze der Rebellen +befindlichen Häuser geplündert und nachdem das Vieh, welches in der +Stadt und deren Nähe sich vorfand, zusammengetrieben war, bezogen die +Truppen Quartiere. Jedem Bataillon wurde ein Teil der Stadt überwiesen +und diese Bereiche in Kompagnie-Reviere eingeteilt. So kamen hier nach<span class="pagenum" id="Seite_214">[S. 214]</span> +der Seefahrt und dem Marsch im Regen, — seit unserer Abfahrt von +Daressalam hatte es fast ununterbrochen in Strömen gegossen, — die +Truppen zum ersten Mal in trockene Quartiere. Da sich durch die Stadt +Kilwa selbst ein Creek hindurchzieht, und außerdem in der Regenzeit das +ganze Terrain in und um Kilwa zum Sumpfe wird, in welchem gerade jetzt +viel Erdarbeiten auszuführen waren, so kann es nicht Wunder nehmen, +wenn in der nächsten Zeit der Gesundheitszustand der Truppen ein sehr +schlechter war.</p> + +<p>Am Tage nach dem Einrücken wurde eine Patrouille von 3 Kompagnien nach +dem Singino-Hügel geschickt, welche die Meldung zurückbrachte, daß der +erste Halt der flüchtigen Aufständischen 7 Stunden von Kilwa entfernt +läge, aber kaum Aussicht sei, daß dieselben einer anrückenden Truppe +weiterhin Stand halten würden.</p> + +<p>Man ging nun eifrig an das Ausladen der Dampfer, welche die für Kilwa +bestimmten Baumaterialien, Munition und Proviant gebracht hatten, und +bereitete die Befestigungsarbeiten vor, so daß der Platz von zwei +Kompagnien gehalten werden konnte. Als Platz für die Station wurde +das alte am Strande gelegene Zollhaus und drei andere Steinhäuser +ausgesucht, die zunächst durch eine provisorische Umwallung aus +Wellblech (mit Erdaufwurf zwischen den Wellblechen) und durch einen +Stacheldrahtzaun derart umgeben wurden, daß sie mit den Geschützen und +der zugehörigen Besatzung ein wohl zu verteidigendes Fort bildeten. Die +Station wurde am 8. Mai nachmittags mit 15 Europäern, 2 Kompagnien und +2 Geschützen dem Chef von Zelewski übergeben.</p> + +<p>Am 9. Mai erfolgte die Einschiffung der übrigen Truppen und zwar an +Bord der »Carola«, »Schwalbe« und »Barawa«, da »Harmonie« wegen ihrer +bewiesenen Untüchtigkeit in Kilwa zurückgelassen wurde. Am Mittag des +9. Mai gingen »Carola«, »Schwalbe«, »Barawa«, »München« und »Vesuv« +nach Lindi, unserem nächsten Ziele, ab, wo wir am Morgen des 10. Mai +eintrafen.</p> + +<p>Die Stadt Lindi, meist aus Negerhütten bestehend, weist nur ganz wenige +Steinhäuser auf. Sie liegt auf der nördlichen Seite eines von See aus +ins Land sich hineinziehenden sehr<span class="pagenum" id="Seite_215">[S. 215]</span> breiten Creeks. Die Ausdehnung der +Stadt ist keine große, da unmittelbar hinter derselben eine ziemlich +bedeutende Hügelkette eine natürliche Grenze bildete. Am Ende des +Creeks mündet in diesen der Ukeredi-Fluß. Nach unserer Ankunft vor dem +gewissermaßen den Hafen bildenden Creek gingen die Dampfer »Schwalbe«, +»Barawa«, »München« und »Vesuv« in denselben, den sogenannten +Lindi-Fluß hinein, während »Carola« von der Rhede aus die Operation +auf Ansuchen des Majors Wißmann durch Hineinwerfen dreier schwerer +Granaten in die Stadt eröffnete. Wir erhielten im Flusse sowohl von +der Lindiseite aus, als auch von der entgegengesetzten Seite des +Flusses Feuer, welches die »Schwalbe« mit Revolvergeschützen erwiderte, +während ich von der Kommandobrücke der »Barawa« aus mit dem Maxim-Gun +die am Strande von Lindi befindlichen Rebellen beschoß. Obgleich die +Lindileute fast gar keine Verluste erlitten, wurde doch der Strand von +ihnen geräumt, und unsere Landung erfolgte ohne Verluste.</p> + +<p>Der Vormarsch gegen die Stadt machte keine Schwierigkeiten. Überall +wurde das Terrain im Umkreis von den Rebellen gesäubert. Wo sie sich +zeigten, wurden sie, ohne daß sie bedeutenden Widerstand leisteten, +zurückgeworfen. Nach der Besetzung der Stadt wurden alsbald Vorposten +aufgestellt und mit den Löscharbeiten begonnen. Eine von uns +unternommene stärkere Rekognoszierungs-Patrouille, bei der wir an +einzelnen Stellen beschossen wurden, hatte zwar die Rebellen über die +benachbarte Hügelkette hinaus gejagt, doch wurden während der Nacht +unsere Vorposten noch an verschiedenen Stellen, allerdings ohne Erfolg, +angegriffen. Ein weißer Unteroffizier wurde bei der Schießerei während +der Nacht verwundet. Zur provisorischen Befestigung wurde ein Platz +am Strande ausersehen und drei hier befindliche Steinhäuser durch +entsprechende Verbindung verteidigungsfähig eingerichtet.</p> + +<p>Am 11. Mai bereits kehrte der Araber Selim ben Salum, welcher oberhalb +des Flusses seine Schamba hatte, auf einem Boote mit der weißen +Friedensfahne zurück und bot seine sowie aller Araber Unterwerfung an. +Ebenso schickten die Hauptführer an diesem Tage Boten zu uns, welche +um Frieden<span class="pagenum" id="Seite_216">[S. 216]</span> und Begnadigung baten. Die »Carola« verließ am Nachmittag +des 11. Mai die Rhede, zeigte sich dann vor Mikindani und kehrte von da +nach Sansibar zurück. Am 12. wurde vom Reichskommissar mit dem Dampfer +»München« eine Rekognoszierung den Lindifluß aufwärts unternommen und +die Niederlassung des bereits erwähnten Selim besucht. Hier waren alle +Araber der Umgegend versammelt und zeigten dem Reichskommissar ihre +vollständige Unterwerfung an.</p> + +<p>Am 13. wurde die Station Lindi mit 18 Europäern, zwei Kompagnien und +6 Geschützen dem Verfasser übergeben. Der Reichskommissar brach mit +den übrigen Truppen nach Mikindani auf, wo er an demselben Nachmittag +eintraf. Bereits über Land war an den Wali von Mikindani ein Brief +abgesandt mit der Aufforderung, beim Eintreffen des Reichskommissars +sich diesem friedlich zu unterwerfen. Und so kamen denn auch bei der +Einfahrt in den Hafen bereits Boten mit weißen Flaggen entgegen, +welche Briefe vom Wali und den Jumbes überbrachten, in denen sie ihre +Unterwerfung anzeigten. Der Reichskommissar begab sich sofort an +Land und fand an der Stelle der späteren Station im ganzen 100 meist +bewaffnete Araber zum Schauri versammelt. Sie wurden ermahnt, sich in +den Ortschaften um Mikindani ruhig zu verhalten, und es wurde ihnen +mitgeteilt, daß am nächsten Morgen die Truppen ausgeschifft und mit dem +Bau einer Befestigung begonnen werden würde. Eine Sorge für ihr Leben +und Eigentum hätten die sich friedlich Unterwerfenden nicht zu hegen.</p> + +<p>Nach Ausschiffung der Truppen am nächsten Morgen wurden auch hier die +provisorischen Befestigungsarbeiten vorgenommen, nachdem die friedliche +Unterwerfung aller Einwohner angenommen war. Nur ein Dorf, welches die +Friedensflagge nicht gehißt hatte, wurde von den Negern geräumt.</p> + +<p>Der Wali, der Jemadari und der Akida des Sultans wurden in die Dienste +des Reichskommissars übernommen und zum Gehorsam verpflichtet. Die +Leitung der weiteren provisorischen Befestigungsarbeiten wurde dem Chef +<span class="antiqua">Dr</span>. Karl Wilhelm Schmidt übertragen, der einige Tage darauf auf +Befehl des Reichskommissars die Station mit 11 Europäern, 2 Kompagnien +und 4 Geschützen an Chef End zu übergeben hatte.<span class="pagenum" id="Seite_217">[S. 217]</span> Die beiden übrigen +Kompagnien Dr. Schmidts sollten nach Bagamoyo und Pangani zurückgesandt +werden. Er selbst hatte den Befehl, auf der »Schwalbe« nach Sansibar zu +kommen.</p> + +<p>Auf der Rückfahrt von Mikindani lief der Reichskommissar mit der +»München« die Plätze Lindi und Kilwa nochmals an und fand daselbst +alles in guter Ordnung. In Kilwa hatten sich bereits einige 100 +Eingeborene wieder eingestellt. Der größte Teil der Aufständischen war +noch einige Tagereisen von Kilwa entfernt versammelt. Kilwa Kisiwani +hatte als Vertreter einen völlig arabisierten Italiener, der Jussuf +genannt wurde, an Chef von Zelewski gesandt, mit der Bitte auch nach +Kisiwani Truppen hineinzulegen.</p> + +<p>Am 17. Mai traf der Reichskommissar wieder in Sansibar ein und ging von +dort aus am 18. nach Sadani. Bana Heri, der dem Reichskommissar, wie +erwähnt, sein Schwert, das er im Aufstande gegen ihn geführt, übersandt +hatte, trug ihm jetzt die Bitte vor, ihm ein anderes Schwert zu +übergeben, das er von jetzt an nur in deutschen Diensten tragen würde. +Seine Bitte wurde erfüllt.</p> + +<p>In Sadani war der Araber Mohammed ben Kassim aus Tabora, der allgemein +beschuldigt wurde, den deutschen Kaufmann Giesecke im Jahre 1885 +in Tabora ermordet zu haben, durch Lieutenant Sigl nach erfolgter +Rekognoszierung durch den Irländer Stokes dingfest gemacht worden. +Wißmann, der Mohammed ben Kassim bereits drei Jahre früher am Lualaba +kennen gelernt hatte, erkannte denselben wieder und sandte ihn nach +Bagamoyo, woselbst er ein Kriegsgericht über ihn anordnete. Der Sultan +Said Ali selbst bat zwar, seinen Unterthan Mohammed ben Kassim ihm +auszuliefern, doch wurde das Ansuchen von Wißmann abgeschlagen.</p> + +<p>Am 26. Mai trat der Reichskommissar, dessen Gesundheit durch die +fortwährenden Strapazen sich sehr erheblich verschlechtert hatte, einen +ihm bewilligten Urlaub nach Deutschland an, nachdem er zuvor an den +von Mikindani zurückgekehrten Chef <span class="antiqua">Dr.</span> Karl Wilhelm Schmidt für +die Dauer seiner Abwesenheit die Geschäfte des Reichskommissariats +übergeben hatte.</p> +<hr class="chap x-ebookmaker-drop"> + +<div class="chapter"> +<p><span class="pagenum" id="Seite_218">[S. 218]</span></p> + +<h2 class="nobreak" id="12_Kapitel">12. Kapitel.<br> +<span class="s6">Das Reichskommissariat unter Wißmanns Stellvertreter <span class="antiqua">Dr.</span> Karl +Wilhelm Schmidt.</span></h2> +</div> + +<div class="blockquot"> +<p>Innerer Ausbau und Organisation des Kommissariats. — Beaufsichtigung +und Kontrolle der Karawanen. — Verurteilung des Mörders Gieseckes, +des Arabers Mohammed ben Kassim. — Deputationen aus dem Innern melden +die Unterwerfung der Bevölkerung. — Einfall der Mafiti in Usaramo. — +Expedition des <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt nach Usaramo bis an den Rufidji +— Unterwerfung des Jumbe Pangiri. — Expedition des Chef von Perbandt +nach Nguru zur Sicherung der katholischen Mission. — Verhandlungen +mit der Bevölkerung im Süden. — Ausbau der Station Kilwa durch +Zelewski. — Anknüpfung von Beziehungen mit den Eingeborenen +um Lindi und Mikindani. — Expeditionen zu diesem Zweck in das +Hinterland. — Die Sklavenfrage in und um Lindi. — Die Wahiyao und +der Häuptling Maschemba. — Verhandlung mit letzterem. — Scheinbare +Unterwerfung desselben. — Pulverschmuggel im Hinterland von Lindi. — +Unterdrückung des Pulverschmuggels durch Benutzung der Eingeborenen +und Händler. — Die Stämme im Hinterland des Südens. — Beschaffenheit +des Hinterlandes. — Charakter der Lindi-Leute. — Expedition des +Verfassers mit Chef End zu Maschemba. — Besuch des Makanda-Häuptlings +Schikambo. — Krieg zwischen Schikambo und Maschemba. — Expedition +des <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt mit den Stationschefs von Lindi und Mikindani +zu den englischen Missionsstationen und an den Rovuma. — Gefecht +bei Kisanga; Verwundung des Verfassers. — Der Rovuma. — Ankunft in +Mikindani. — Informationsreise des Herrn von Soden nach Ostafrika. — +Soden als Ersatz für Wißmann in Aussicht genommen.</p> +</div> + + +<p>Die Hauptaufgabe des Stellvertreters des Reichskommissars, <span class="antiqua">Dr.</span> +Schmidt, lag auf friedlichem Gebiete. Nach der Wiedergewinnung der +ganzen Küste und nach vollkommener Pacificierung des nördlichen Teils +unseres Interessen-Gebietes konnte während der Abwesenheit Wißmanns +an dem innern Ausbau und der Organisation des Reichskommissariats +gearbeitet<span class="pagenum" id="Seite_219">[S. 219]</span> werden. <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt wurde dieser Aufgabe gerecht +durch Erlaß einer Reihe von Bestimmungen über die Thätigkeit, +Diensteinteilung und Befugnis der Stationschefs und die Abgrenzung der +Stationsbereiche, welche natürlich durch die praktischen Verhältnisse +vorgezeichnet waren. Bei der Feststellung des Verhältnisses der +Stationschefs zur eingeborenen Bevölkerung und den Karawanen traf +er Anordnungen über die Beaufsichtigung und Kontrolle der Karawanen, +die Abstempelung der Schußwaffen, welche dieselben mit sich führten, +über den Verkauf von Waffen und Munition an Karawanen und über den +Kautschuckhandel, um der häufigen Verfälschung dieses wertvollen +Produktes durch die Neger vorzubeugen, endlich über die militärischen +Befugnisse der Stationschefs und Offiziere und dergleichen mehr. Im +allgemeinen wurden hierbei natürlich die von Wißmann stets gehandhabten +Grundsätze gewahrt und nur die bisher in der Praxis allgemein befolgten +Prinzipien in feste Form gelegt.</p> + +<p>Wir haben bereits erwähnt, daß es in Sadani gelungen war, den +Araber Mohammed ben Kassim aus Tabora festzunehmen, und daß der +Reichskommissar die kriegsgerichtliche Aburteilung desselben befohlen +hatte. Die vorgenommene Untersuchung ergab die volle Schuld nicht nur +in Betreff der dem Mohammed ben Kassim zur Last gelegten Ermordung +des deutschen Kaufmannes Giesecke zu Tabora, sondern es wurde auch +festgestellt, daß er im Jahre 1889 nach Begründung der Station Mpapua +mit einer größeren Masse von Arabern und Sklaven einen Angriff auf die +Station beabsichtigt und bereits im Anmarsch auf dieselbe gewesen sei. +Nur durch die ihn aus Furcht vor den Deutschen zurückhaltenden Wagogo +war er am Durchmarsch durch Ugogo behindert worden. Mohammed den Kassim +wurde infolgedessen zum Tode durch den Strang verurteilt. Später erst +sind zudem, wie bereits an anderer Stelle erwähnt, seine Absichten +gegen uns im vollen Umfange bekannt geworden.</p> + +<p>Es entwickelten sich unter der Vertretung durch <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt +die Verhältnisse im Norden weiterhin durchaus befriedigend. Viele +Häuptlinge aus dem Innern, mit denen bereits Wißmann Beziehungen +angeknüpft hatte, kamen herunter zur Küste und<span class="pagenum" id="Seite_220">[S. 220]</span> legten Zeugnis von +ihrer Unterwerfung unter die deutsche Herrschaft und von ihrem Gehorsam +ab. Der Karawanen-Verkehr nahm einen erfreulichen Aufschwung. Zu +Masinde, dem Sitz des Häuptlings Simbodja, ließ Schmidt, obgleich +dieser Häuptling ebenfalls Proben seiner Ergebenheit und guten +Gesinnung gezeigt hatte, doch, um ihn kontrolieren zu können, eine +befestigte Station durch Chef Ramsay anlegen.</p> + +<p>Nur Usaramo wurde, trotz der Niederlage der Mafiti bei Jombo im Jahre +zuvor, durch einen erneuten Einfall derselben auf große Strecken +hin verwüstet und entvölkert, sodaß sich der stellvertretende +Reichskommissar genötigt sah, eine Expedition gegen die Mafiti mit zwei +Kompagnien zu unternehmen. Der Marsch wurde von Bagamoyo aus angetreten +und führte über die alten Stationen der Ostafrikanischen Gesellschaft +Dunda, Madimola und Usungula nach der französischen Missionsstation +Tununguo, welche am meisten von den Mafiti bedroht erschien. Auf der +Station wurde zur Bedeckung derselben ein weißer Unteroffizier und 20 +Mann zurückgelassen. <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt marschierte nach dem Dorfe +Zungumero, drei Tagereisen südlich von der Station, woselbst die die +Mission bedrohende Abteilung der Mafiti sich befinden sollte. Das große +und stark befestigte Dorf wurde jedoch verlassen vorgefunden. Da es +nicht gelang, die Eingeborenen zum Eingehen auf Unterhandlungen zu +bewegen, wurde der Ort niedergebrannt.</p> + +<p>Der Weitermarsch führte nach dem Rufidji, woselbst ebenfalls noch +Mafitis versammelt sein sollten. In diese Gegend hatte sich auch der +Jumbe Pangiri, dessen Dorf Pangiri, wie wir in einem früheren Kapitel +erwähnt, vom Reichskommissar bei Antretung der Mpapua-Expedition zur +Strafe zerstört worden war, geflüchtet und hatte Unterstützung bei +der Bevölkerung jener Gegend gefunden. Er erschien jedoch bei der +Ankunft des <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt freiwillig in dessen Lager, um sich +auf Gnade und Ungnade zu unterwerfen. Schmidt erteilte ihm Amnestie +unter der Bedingung, daß er mit der Expedition zugleich nach der Küste +zurückkehre und sich in seinem alten Dorfe niederlasse. In der That +schloß sich Pangiri mit seinen Leuten sofort der Expedition an. Mit dem +Jumbe Pangiri war der<span class="pagenum" id="Seite_221">[S. 221]</span> letzte der angesehenen Rebellen-Häuptlinge des +nördlichen Teils der Küste zurückgekehrt.</p> + +<p>Der Rückmarsch wurde zunächst längs des Rufidji angetreten. <span class="antiqua">Dr.</span> +Schmidt, den dringende Verwaltungs-Geschäfte nach Sansibar riefen, +marschierte in Eilmärschen von Mtansa aus mit einer kleinen Bedeckung +nach Daressalam, während Chef Ramsay den Auftrag erhielt, sich mit +dem Gros der Expedition über den Rufidji nach Kilwa zu begeben und +bei dieser Gelegenheit die Verhältnisse des Hinterlandes von Kilwa +möglichst aufzuklären.</p> + +<p>Von den Mafitis war das ganze Land zwischen dem Kingani und dem Rufidji +einerseits und der Küste und Mahenge andrerseits stark verwüstet; auch +hatten sie überall wieder die gewöhnlichen Grausamkeiten verübt. Um +diesen Einfällen der Mafiti vorzubeugen und die eingeborene Bevölkerung +vor ihnen zu sichern, schlägt <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt die Anlage einer +Station in der Gegend der Schuguli-Fälle am Rufidji vor, durch welche, +nach Ansicht des <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt, sowohl die südlich des Rufidji +wohnenden als auch die nördlichen Mafitistämme in Schach gehalten +werden sollten; es ist dies indes von einer einzigen Station um ein +Bedeutendes zu viel erhofft.</p> + +<p>Einer Expedition des stellvertretenden Stationschefs von Bagamoyo, +Herrn von Perbandt, in dieser Zeit sei noch Erwähnung gethan. Sie hatte +den Zweck, kleinere nördlich der durch Nguru führenden Karawanenstraße +vorgekommene Unruhen zu beschwichtigen, wurde auf Befehl des +Reichskommissars ausgerüstet und von Herrn von Perbandt geschickt und +schneidig durchgeführt.</p> + +<p>Die Verbindung nach den Süd-Stationen war bei den großen Entfernungen +und der während der Zeit des Südwest-Monsums herrschenden hohen See +durch die kleinen Dampfer schwer aufrecht zu erhalten und wurde, da +eine Masse Baumaterial und Proviant des öfteren nach den Stationen +geschickt werden mußte, durch den vom Sultan von Sansibar gecharterten +Dampfer »Barawa« hergestellt. Auf den Süd-Stationen selbst entwickelten +sich die Verhältnisse in durchaus befriedigender Weise.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_222">[S. 222]</span></p> + +<p>Die Aufständischen um Kilwa hatten sich zunächst in der Absicht, +weiteren Widerstand zu leisten, etwa in 8 Stunden Entfernung +verbarrikadiert, doch gaben sie die Absicht eines Angriffs bald auf +und faßten statt dessen den weniger energischen Entschluß, wenn ihnen +von der Station Kilwa aus auf den Leib gerückt würde, Fersengeld zu +geben. Der stellvertretende Reichskommissar hatte sich aber von der +Möglichkeit überzeugt, daß die Verhältnisse um Kilwa, — nachdem der +Ort seine verdiente Strafe durch das Bombardement und die Einnahme der +Stadt erlitten und wir unserer Macht durch Anlage einer starken Station +Ausdruck gegeben hatten, — weiterhin im guten zu regeln seien. Er +gab deshalb die Instruktion, daß alles daran gesetzt werden sollte, +die Leute zur Rückkehr zu bewegen, damit der alte Handelsplatz Kilwa +bald wieder seine frühere Bedeutung zurückgewinne. Chef von Zelewski +pflog auch durch Unterhändler mit den Aufständischen Verhandlungen, um +dieselben zur Rückkehr in die Stadt zu bewegen, aber es dauerte trotz +der immer gegebenen Versprechungen, daß sie geschont würden, geraume +Zeit, ehe die Neger ihr Mißtrauen und ihre Furcht vor Strafe ablegten.</p> + +<p>Zelewski gab sich in dieser Zeit mit dem größten Eifer dem Ausbau +seiner Station und der Fürsorge für die Stadt hin und er, der leider +ein Jahr darauf als Kommandeur der kaiserlichen Schutztruppe den +Tod für die koloniale Sache in Uhehe sterben sollte, hat sich durch +seine Thätigkeit in Kilwa ein bleibendes Denkmal gesetzt. Die äußerst +praktisch angelegte Station, die aus einigen geschickt verbundenen +arabischen Ruinen entstanden war, das in Kilwa erbaute Lazarett, die +Entwässerung der die Stadt umgebenden Sümpfe, eine Wasserleitung in +der Stadt, ein in das Meer hinausgelegter Steindamm, durch welchen +die ungemein schlechten Landungsverhältnisse für die Boote verbessert +wurden, geben das sprechendste Zeugnis von seiner Thätigkeit. Auf +keiner der andern Stationen ist auch nur annähernd dasselbe erreicht +worden, wie von ihm in Kilwa im Laufe von nur 10 Monaten.</p> + +<p>Es gelang Zelewski endlich, die Führer der Aufständischen zur Rückkehr +nach Kilwa zu bewegen und er hatte die Freude, diesen Platz zu seiner +alten Bedeutung wieder erwachsen zu<span class="pagenum" id="Seite_223">[S. 223]</span> sehen. Nebenbei glückte es dem +Stationschef, die Mörder der bei Beginn des Aufstandes ermordeten +Beamten der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft, Krieger und +Hessel, in Kilwa festzunehmen. Sie wurden im November 1890 vom +stellvertretenden Reichskommissar zum Tode durch den Strang verurteilt.</p> + +<p>Die Furcht vor den Mafiti, in diesem Fall den südlichen Mahengestämmen, +veranlaßte die Leute des Hinterlandes, sich enger an die Station +anzuschließen, da sie nur von dieser Hülfe gegen ihre alljährlich +das Land nach der Regenzeit heimsuchenden Feinde erhoffen durften. +Bei seinem Marsch vom Rufidji nach Kilwa wurden dem Chef Ramsay von +keiner Seite aus auch nur die geringsten Schwierigkeiten gemacht oder +Feindseligkeiten entgegengesetzt, er konnte nur überall die große vor +den Mafitis herrschende Furcht konstatieren.</p> + +<p>In Lindi und Mikindani war es nach dem Stationsbau und den damit +zusammenhängenden Arbeiten, als Freilegung des Terrains, Straßen- +und Gartenanlagen, Bau des Schießstandes, Strandarbeiten etc., +ebenfalls die hauptsächlichste Aufgabe der dortigen Stationschefs, +möglichst bald gute Beziehungen mit der Bevölkerung herzustellen, +um den Karawanen-Handel, der zwischen dem Nyassa-See und unserer +Küste bestand, bald wieder dorthin zu lenken. In Mikindani waren die +Verhältnisse von vornherein friedliche, da auch der einzige anfänglich +nicht für Unterwerfung geneigte unter den Rebellen alsbald sich +eines besseren besann und zurückkehrte. Ebenso hatten wir bereits +bei der Einnahme Lindi's erwähnt, daß auch dort die Rebellen vom +Reichskommissar Amnestie erbeten hatten. Der Verfasser setzte als +Stationschef natürlich ebenfalls alles daran, die früheren Rebellen zur +Rückkehr zu bewegen, und dies gelang ihm auch gleich in der allerersten +Zeit bei fast allen. Nur einen einzigen, den Hauptbeteiligten, Raschid +Schapapa, hinderte die Furcht vor Strafe und Mißtrauen gegen uns an der +Rückkehr. Die andern Hauptagitatoren beim Aufstande, Kadi Omar, Fundi +Majaliwa, Mohammed ben Raschid, leisteten der Aufforderung zur Rückkehr +alsbald Folge.</p> + +<p>Es sahen sowohl Chef End, der Stationschef von Mikindani, wie auch der +Verfasser in Lindi ihre Aufgabe darin, hier<span class="pagenum" id="Seite_224">[S. 224]</span> in diesen unsern südlichen +Plätzen, wohin Europäer bisher noch wenig gekommen waren, wo selbst der +Sultan von Sansibar außerhalb der festen Plätze eine Herrschaft nie +ausgeübt hatte, uns mehr Fühlung mit den Eingeborenen zu verschaffen +und diesen das große Mißtrauen, das uns hier anfangs entgegengebracht +wurde, allmählich zu benehmen. Im Hinterlande der beiden Plätze ist +besonders dadurch, daß die Bevölkerung nach Möglichkeit zu den großen +in der ersten Zeit natürlich notwendigen Stations-Arbeiten herangezogen +und hierdurch etwas mehr an uns gewöhnt wurde, in dieser Hinsicht ein +bedeutender Erfolg erzielt worden.</p> + +<p>Um Lindi selbst gab es indes noch eine andere Frage, deren Lösung nicht +so leicht erschien, nämlich die Regelung des Verhältnisses der Araber +und der besitzenden Klasse überhaupt zu den Sklaven.</p> + +<p>Lindi ist von jeher nach zwei Seiten hin bekannt: erstens als +Haupt-Sklavenplatz unserer ganzen Küste und ferner durch die häufig +dort vorkommenden Sklaven-Aufstände. Die Sklaven haben sich hier in +den letzten Jahren des öfteren gegen ihre Herren erhoben, ihnen nicht +nur den Gehorsam aufgekündigt und sind entflohen, sondern sie haben +direkt die Waffen gegen sie gekehrt. Sie hatten dabei im Hinterlande +von Lindi, in Luagalla, an dem Wahiyao-Häuptling Maschemba eine +kräftige Stütze und fanden bei ihm einen willkommenen Zufluchtsort. +Außer in Maschemba's Gebiet fanden auch noch an vielen andern Plätzen +Ansammlungen von Sklaven statt, welche dann eine Art Räuberbande +bildeten und die Gegend beunruhigten.</p> + +<p>Die Sklaverei in und um Lindi verdiente kaum diesen Namen; die Sklaven +konnten thun und lassen, was sie wollten und wuchsen mit der dem Neger +eigenen Unverschämtheit ihren Herren über den Kopf. Im Interesse der +allgemeinen Sicherheit im Lande hätten wir eine strengere Form der +Sklaverei geradezu erwünscht und mußten auf alle Fälle versuchen, +dem bestehenden Zustande ein Ende zu machen. Diese Regelung der +Verhältnisse blieb uns Stationschefs überlassen. Nachdem unter den +Häuptlingen des Hinterlandes, die auf Aufforderung des Reichskommissars +mit dem Verfasser in Verbindung<span class="pagenum" id="Seite_225">[S. 225]</span> getreten waren, sich auch Maschemba +eingefunden hatte, wurde daran gegangen, bezüglich der Sklavenfrage +mit dem Häuptling ein Einverständnis zu erzielen. Ich trug ihm auf, +entweder selbst zu mir nach Lindi zu kommen, oder einen seiner Söhne zu +schicken, damit dieser meinen Willen erführe und wir ein die Interessen +des Landes sowohl, wie, soweit angängig, diejenigen Maschembas +wahrendes Abkommen treffen könnten.</p> + +<p>Maschemba, der in jener Zeit viel mit dem Verfasser korrespondiert hat, +indem er die Briefe immer in Suaheli-Sprache in lateinischen Lettern +von einem auf der englischen Mission erzogenen Yao-Burschen schreiben +ließ, ging auf mein Verlangen ein und sandte seine beiden Söhne mit +folgendem Schreiben:</p> + +<p>»Mein lieber Freund. Ich befinde mich wohl. Die Geschenke, die Du +mir geschickt hast, sind alle angekommen, 3 Hemden, 2 Kikois, 3 +Maskattücher, 12 Ballen Zeug, 4 Lessos. Meinen Dank dafür. Du schreibst +mir, daß ich selbst komme oder mein Sohn. Ich schicke Dir heute +zunächst meinen jüngern Sohn; der große kommt nach, er bringt noch +Geschenke für Dich. Er heißt Kantande Wadi Maschemba. Damit der Brief +sehr schnell kommt, bringt ihn mein jüngerer Sohn. Viele Grüße von mir. +Ich bin hier wohl. Maschemba bin Tschapama.«</p> + +<p>Der hier angekündigte Kantande, der älteste von Maschembas Söhnen, traf +denn auch bald nach dem jüngeren ein und brachte, nachdem mir Maschemba +schon gleich im Anfang einmal Hühner und Ziegen gesandt hatte, nun +abermals die angekündigten Geschenke, welche in Kleinvieh und Hühnern +bestanden, mit. Außerdem brachte er für mich als Geschenk ein Monstrum +von einem Weibe, die er wahrscheinlich für besonders schön gehalten +hatte. Sie besaß einen Umfang wie mindestens 3 starke Männer zusammen, +so daß sie kaum durch das Stationsthor eintreten konnte. Die Wache und +alle Neger, welche diese Schönheit sahen, konnten sich des Lachens +nicht enthalten. Die gute Absicht Maschembas wurde zwar anerkannt, das +Weib aber schleunigst in Freiheit gesetzt.</p> + +<p>An dem Verhalten der Söhne Maschembas merkte ich bald, daß, wenngleich +sie natürlich in Lindi auf alle Vorschläge<span class="pagenum" id="Seite_226">[S. 226]</span> und Bedingungen eingingen, +und wenn auch Maschemba selbst ernstlich die Absicht zu haben schien, +mit mir, falls seine Interessen gewahrt würden, sich dauernd auf einen +guten Fuß zu stellen, an ein ernstliches Abkommen nicht zu denken +war: sie hätten alles zugestanden, die Sache aber wäre im großen und +ganzen doch beim Alten geblieben. Der Grund hierfür lag wohl darin, +daß es Maschemba zwar verstanden hatte, die teils ihren Besitzern +entlaufenen, teils von ihm von überall her geraubten Sklaven vorzüglich +zu organisieren und gewissermaßen als große Räuberbande auszubilden, +daß aber seine Autorität über diese Horde doch keine unbedingte war.</p> + +<p>Ich entschloß mich deshalb, sobald meine Reisen in der Umgegend von +Lindi beendet wären, Maschemba selbst aufzusuchen und zu sehen, was mit +ihm persönlich auszurichten sei.</p> + +<p>Meine Absicht war es, Maschemba zu verpflichten, daß er jeden +ihm zugelaufenen Sklaven an die Station in Lindi ausliefere. Der +Stationschef sollte dann den ursprünglichen Besitzer zitieren und +diesem, wenn nicht besondere Gründe dagegen sprächen, den Sklaven +zurückgeben, ihn aber zugleich verpflichten, an Maschemba für den +Transport des Sklaven und die Auslieferung pro Kopf eine bestimmte +Summe, die ich auf 5 Dollars anschlug, auszuzahlen. Ein solches +Verfahren mag vielleicht heutigen Tages den jetzt geltenden Prinzipien +bezüglich unseres Verhaltens in der Sklavenfrage entgegenstehen, +scheint mir aber doch den damaligen Zuständen des Südens angemessen +gewesen zu sein, da es vor allem darauf ankam, die Sicherheit des +Gebietes und der Karawanenstraßen herbeizuführen und von zwei Übeln das +kleinere mit in den Kauf zu nehmen.</p> + +<p>Aber auch noch andere Umstände, als die Sklavenfrage, machten die +Verhältnisse im Hinterlande von Lindi schwierig und stellten an den +Stationschef weitgehende Ansprüche nichtmilitärischer Natur.</p> + +<p>Daselbst bestand nämlich ein großartiger Pulverschmuggel sowohl von +unserer Küste aus, wie auch von portugiesischem Gebiet nach unserem +Hinterland. Eine Anzahl Leute im Hinterlande von Lindi selbst, unter +denen wiederum Maschemba, sowie Araber und Eingeborene, hatten es +verstanden, den<span class="pagenum" id="Seite_227">[S. 227]</span> Karawanenhandel, der von den Seen herunterkam, zum +großen Teil an sich zu ziehen. Sie hielten selbst größere Lager der +überall in Afrika am meisten begehrten, besonders aber im Süden +verlangten Handelsartikel, nämlich Pulver, Munition und Gewehre und +tauschten dagegen die Produkte des Innern, besonders Sklaven, ein.</p> + +<p>Dies hatte den Nachteil, daß die Karawanen sich der Kontrolle an der +Küste entzogen und ihre Geschäfte schon im Hinterlande abmachten, +daß also an unserer Südküste eine Art Zwischenhandel bestand, der +die Zoll-Einnahme stark beeinträchtigte und uns den Einfluß auf den +wichtigsten und gleichzeitig gefährlichsten Einfuhrartikel benahm. Die +verkaufte Munition wurde entweder nach den Plätzen unserer Küste, die +nicht besetzt waren, eingeschmuggelt oder vom portugiesischen Gebiet +über den Rovuma, wo ja auch Beobachtungsposten nicht bestanden, in das +Hinterland eingeführt.</p> + +<p>Dem mußte natürlich nach Möglichkeit entgegengearbeitet werden. Ich +ließ durch meine Beziehungen zu den Eingeborenen und durch besoldete +Spione diejenigen Leute innerhalb des Machtbereichs der Stationen +ausfindig machen, die einen solchen verbotenen Handel betrieben und +erschwerte ihnen ihr Gewerbe nach Möglichkeit. Ferner aber verkaufte +ich, da ich diesen Zwischenhandel, namentlich die Schmuggelei über den +Rovuma zu Maschemba und jenen Häuptlingen hin nicht gänzlich verhindern +konnte, von der Station aus Gewehre und Munition an die Karawanen und +zog diese dadurch an die Küstenplätze.</p> + +<p>Da jedoch die Abgabe von Kriegsbedarf an die Karawanen nicht +vorgesehen war, und auf den Stationen das nötige Pulver zum Verkaufe +nicht vorhanden war, benutzte ich den Umstand, daß meine strenge, in +der Umgegend von Lindi eingeführte Überwachung der den verbotenen +Handel betreibenden Leute einerseits, wie Nachsicht gegen dieselben +andrerseits einen Teil derselben bewog, mir ihre Vorräte auszuliefern. +Ich vergütete ihnen natürlich, damit sie keinen direkten Schaden +hatten, den Verlust an Waare durch Zahlung einer kleinen Summe.</p> + +<p>Sodann wurden möglichst weit nach dem Innern hinein den vom Nyassa-See +kommenden Karawanen Vertrauenspersonen<span class="pagenum" id="Seite_228">[S. 228]</span> entgegengeschickt, die ihnen +mitteilten, daß sie ohne Furcht an die Küste selbst kommen, dort eine +gute Aufnahme finden und die von ihnen gewünschten Artikel kaufen +könnten.</p> + +<p>Durch dieses Vorgehen gelang es sowohl dem Chef End in Mikindani, +der dieselbe Taktik befolgte, wie mir in Lindi, den Karawanenverkehr +an die Küste zu ziehen. Daß dabei bisweilen Sklaven vom Nyassa her +bei den Elfenbein-Karawanen mit unterliefen, war erklärlich; ebenso +notwendig war es auch unter den beschriebenen Verhältnissen, ein +Auge zuzudrücken. Es wäre sonst der ganze Verkehr gestört oder nach +dem benachbarten portugiesischen Gebiet, wo eine Kontrolle nicht +bestand, hinübergelenkt worden. Wir beschränkten uns darauf, eine +Sklaven-Ausfuhr von der Küste nach Sansibar, soweit dies in unsrer +Macht stand, zu verhindern. — Allerdings befanden sich unter den +ankommenden Karawanen in Lindi auch solche von den Wahiyao-Häuptlingen +Mataka aus Mwera am Nyassa-See und Makendjira von Tschusiunguli, von +denen der erstere vielleicht ein Jahr früher zwei, der letztere mit +seinen Leuten einen Engländer ermordet hatte, um sich an ihnen für zu +strenges Vorgehen der Engländer an der Küste in der Sklavenfrage zu +rächen. Die Umstände indes und die Unmöglichkeit in den Verhältnissen +am Nyassa in dieser Beziehung vorläufig Wandel zu schaffen, zwangen uns +zu mildem Verhalten.</p> + +<p>Eine weitere Landplage im Süden bildeten die das Hinterland +beunruhigenden Mafiti-Stämme, besonders die Magwangwara, die mehr +noch als die Sklavenjagden der Araber die Gebiete der angrenzenden +friedlichen Bewohner entvölkerten und die sich immer mehr und mehr +ausdehnten. Die Magwangwara werden häufig als Zulus angesehen, und +werden auch wie diese Wangoni genannt, ohne es indes wirklich zu sein. +Es hat in früherer Zeit allerdings von Süden her eine Invasion der +Zulus stattgefunden, die weite Gebiete bis an den Tanganjika heran +entvölkerten. Die meisten Stämme konnten ihnen nicht widerstehen und +es sind hier und da Niederlassungen von Zulus entstanden. Gerade +die Magwangwara waren jedoch ein Stamm, der den Zulus erfolgreich +Widerstand leistete. Sie fanden es jedoch nützlich, die Sitten,<span class="pagenum" id="Seite_229">[S. 229]</span> +Tracht und Kampfesweise der Zulus anzunehmen und sich einem bequemeren +Gewerbe, dem des Raubes und der Plünderung, hinzugeben, mit dem sie im +Laufe der Zeit ihren Nachbarn ebenso gefährlich wurden, wie die Zulus +in früheren Zeiten. Eigentliche Zulu sind die Magwangwara nicht.</p> + +<p>Der kriegerische Sinn aller am Nyassa wohnenden Stämme, so auch schon +der Wahiyao, ist die Ursache, daß sie sich auf Kosten der schwächeren, +friedlicheren Nachbarvölker weiter und weiter ausbreiten.</p> + +<p>Das unmittelbare Hinterland von Lindi, insbesondere das Hochplateau, +welches sich hinter der sich unmittelbar an der Küste hinziehenden +Hügelkette erhebt, das sogenannte Makanda-Plateau, war ursprünglich von +den Makanda, den Makua und Wamwera bewohnt; aber auch hier sind die +Wahiyaos eingedrungen und beherrschen große Gebiete jenes fruchtbaren +Plateaus, in dem sie ihre Grenze und ihre Macht immer mehr und mehr +erweitern.</p> + +<p>Man kann nicht sagen, daß mit dem Zunehmen der kriegerischen +Bevölkerung eine Verminderung der Bodenkultur des Landes eingetreten +sei, vielmehr wird diese auch von den kriegerischen Stämmen des Südens +in gleicher Weise wie von den Mafiti des Nordens, — die allerdings +zumeist ihre Weiber und Sklaven arbeiten lassen, — in der fleißigsten +Weise betrieben. Davon legen z. B. die vielen nach der Küste kommenden +Produkte Zeugnis ab.</p> + +<p>Von der sonstigen ursprünglichen Beschaffenheit des Landes sei +noch erwähnt, daß fast überall, wo nicht schon durch Bebauung eine +regelrechte Kultur eingeführt ist, ein undurchdringlicher, stark mit +Kautschuk-Lianen durchzogener Busch, wie wir ihn im Norden nur ganz +vereinzelt finden, hier allgemein das Land bedeckt. Die Märsche unserer +Truppen, das merkten wir stets bei unsern Expeditionen im Süden, werden +dadurch ungemein erschwert, besonders Feinden gegenüber, wie wir sie +im Süden vorfanden, die sich ganz ausgezeichnet auf die Ausnutzung des +Terrains und auf die Anwendung des kleinen Krieges in Afrika verstehen. +Selbst kleine Abteilungen konnten uns zuweilen die erheblichsten +Schwierigkeiten bereiten.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_230">[S. 230]</span></p> + +<p>In Lindi selbst stand ich vor der Aufgabe, der erhaltenen Instruktion +gemäß, immer gute Beziehungen mit den Eingeborenen und besonders mit +den Machthabern des Landes, auch wenn diese am Aufstand und selbst an +der Vertreibung der Ostafrikanischen Gesellschafts-Beamten beteiligt +waren, herbeizuführen. Dem schon erwähnten Kadi Omar und dem Nassr +Munimgando, Leuten, die in ihren persönlichen Interessen durch den +zwischen dem Sultan von Sansibar und der Ostafrikanischen Gesellschaft +geschlossenen Vertrag geschädigt und zur Teilnahme am Aufstand bewogen +waren, gab ich gewissermaßen Vertrauensstellungen. Ersterer diente mir +als Sekretär und hatte die Suaheli-Korrespondenz mit den Machthabern +der Umgegend und des Hinterlandes zu besorgen, nebenbei hatte er auch +als Kadi ab und zu mir ratend zur Seite zu stehen. Letzterer hatte +besonders nach außen hin darauf zu wirken, daß die Karawanen nach der +Küste heruntergezogen würden. Jene beiden Leute waren ja, genauer +betrachtet, ziemlich große Halunken, doch waren sie unter damaligen +Umständen mir sehr nützlich. Leute dieser Art sind besonders dann gut +zu verwerten, wenn sie in jeder Weise merken, daß man ihnen auf die +Finger sieht.</p> + +<p>Die Erwähnung dieser Verhältnisse habe ich für notwendig gehalten, +weil sie die Grundlage der nächsten Ereignisse im Süden bilden +und veranschaulichen, warum bei der Geringfügigkeit der uns zu +Gebote stehenden Mittel in unserm südlichsten Gebiet ein wesentlich +verändertes Vorgehen im Gegensatz zum Norden notwendig war.</p> + +<p>Nachdem sowohl Chef End in Mikindani, als auch der Verfasser in Lindi +die Arbeiten beim Aufbau der Stationen soweit geführt hatten, daß die +Umwallung der Stationen und die Fertigstellung der Bastionen und Mauern +vollendet war, gingen wir beide gemeinsam an die Ausführung der bereits +angedeuteten Expedition in unser Hinterland. Sie galt dem Besuch des +Wahiyao-Häuptlings Maschemba und der Verhandlung mit ihm, außerdem +einem Besuch des einflußreichen Oberhäuptlings der Makanda Schikambo.</p> + +<p>Ein jeder von uns hatte die disponiblen Truppen aus seiner Station +herausgezogen und wir vereinigten uns in Lindi, von wo aus die +Expedition angetreten wurde.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_231">[S. 231]</span></p> + +<p>Schon am dritten Marschtage erreichten wir Dörfer der Wahiyao und +hatten mit diesen aus ganz geringfügigen Ursachen (Felddiebstahl der +Träger u. dergl.) Streitigkeiten, wobei es mit Mühe und Not gelang, ein +kriegerisches Einschreiten zu vermeiden. Am vierten Tage, an dem wir +Maschembas Dorf erreichen sollten, sandte uns dieser auf halbem Wege +seinen ältesten Sohn mit einer Begleitmannschaft von etwa 40 Leuten zu +unserer Begrüßung entgegen. Von den Wahiyaos wurden zur Feier des Tages +Kriegstänze aufgeführt, und von jetzt an auf dem ganzen Wege bis zu +Maschemba hin knallten Freudenschüsse, die Maschemba von der Annäherung +der Karawane in Kenntnis setzen sollten. Nach Passierung eines vor +dem Dorfe des Maschemba befindlichen ganz dichten Busches, der selbst +auf dem schmalen Fußpfade eine Menge ganz besonderer Hindernisse +bot, wurden wir von einer aufgeregten, total betrunkenen Bande, der +besonders die deutsche von uns selbstverständlich mitgeführte Flagge +unangenehm war, empfangen.</p> + +<p>Die zahlreichen, zu vielen Hunderten hier versammelten Leute Maschembas +schossen ihre Gewehre immer noch unter der Firma Freudenschüsse in +die Luft ab, ein Zeichen, wie wenig es ihnen an Pulver und Munition +mangelte.</p> + +<p>Da das Benehmen der Leute höchst auffallend und wenig Vertrauen +erweckend erscheinen mußte, ließen wir nach der Ankunft unsere Truppen +inmitten der Menge ein Carré formieren, und als dann Maschemba immer +noch nicht zur Begrüßung sich eingefunden hatte, wurde ihm ein Bote +entgegengesandt, der ihm unser kategorisches Verlangen nach seinem +Erscheinen überbrachte. Zugleich sollte er dafür sorgen, daß die Banden +ihr ungeberdiges Benehmen einstellten; andernfalls würden wir auf die +Menge Salven abgeben und das Dorf bestrafen.</p> + +<p>Maschemba leistete der Aufforderung sofort Folge und kam +schwerbetrunken bei uns an, entschuldigte sich und seine Leute und +meinte, dieselben hätten erst am Abend des vorhergehenden Tages von +unserer Ankunft erfahren, und aus Freude über die seinem Dorfe zu Teil +werdende Ehre sich leider in Pombe betrunken.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_232">[S. 232]</span></p> + +<p>Es war unter diesen Umständen natürlich an eine Verhandlung garnicht +zu denken. Maschemba befahl seinen Leuten auf mein Verlangen, +auseinanderzugehen und sich ruhig zu verhalten, während wir unter +Beobachtung aller nöthigen Vorsichtsmaßregeln Lager bezogen.</p> + +<p>Um unnütze Reibereien mit den Leuten zu vermeiden, mußte Maschemba +Wasser, Brennholz und Baumaterial für den Lagerbau, sowie die nötige +Verpflegung an Feldfrüchten und Kleinvieh ins Lager schaffen. In +besonders erfreulicher Weise abstechend war das würdige Benehmen +unserer Sudanesen-Soldaten gegenüber den ungeberdigen Horden, auf die +sie mit Verachtung herabblickten.</p> + +<p>Der Abend des Tages wurde insofern noch gemütlicher, als Maschemba +mit seiner Familie und den einflußreichsten seiner Leute zu mir ins +Lager kam und große Kalebassen Pombe mitbrachte, die dann gemeinsam +ausgetrunken wurden. Maschemba selbst war natürlich wieder sein bester +Gast. Ich benutzte die Gelegenheit, Maschemba einen vorher bereits +beschlossenen Besuch des stellvertretenden Reichskommissars <span class="antiqua">Dr</span>. +Schmidt für einen Monat später in Aussicht zu stellen und befahl ihm +dann für eine anständige Aufnahme Sorge zu tragen, wofern er weiterhin +darauf Wert legte, mit uns ein gutes Einvernehmen aufrecht zu erhalten.</p> + +<p>Am nächsten Tage ging es zu dem Makandahäuptling Schikambo, der die +bittersten Klagen über die fortwährenden Beunruhigungen durch Maschemba +vorbrachte. Von Schikambos Dorf Niangamala ging der Marsch nach Ikonga, +wo die Expedition sich trennte. Chef End marschierte von hier aus nach +Mikindani, ich selbst über den Ukeredi-Fluß nach Lindi zurück.</p> + +<p>Bald nach meiner Ankunft in Lindi empfing ich von Maschemba ein +Schreiben, worin er für das Benehmen seiner Leute um Entschuldigung +bat, und seine friedlichste Gesinnung und Unterwürfigkeit beteuerte. +Ohne viel hierauf zu geben, war es mir doch erwünscht, wenigstens +äußerlich die Ruhe und Ordnung aufrecht erhalten zu sehen, um den +Karawanenverkehr nicht zu sehr zu schädigen.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_233">[S. 233]</span></p> + +<p>Bald indes drangen Nachrichten nach Lindi über ernstere Streitigkeiten, +die zwischen den Wahiyao Maschembas und den Makanda, den Leuten +Schikambos, ausgebrochen waren. Nachdem zuerst die Wahiyao einige +Verluste erlitten hatten, drangen sie im Gebiet der Makanda siegreich +vor und zerstörten einige Dörfer derselben von Grund aus. Einzelne +Makanda flüchteten bis nach Lindi, wohin Schikambo von dem Überfall +Maschembas berichtete. Maschemba seinerseits bedachte uns mit einem +Briefe, worin er angab, daß Schikambo durch Ermordung eines Verwandten +Maschembas eine Blutschuld auf sich geladen habe. Er, Maschemba, sei +dadurch zum Kriegszuge gegen die Makanda bewogen worden; nachdem er +jetzt Rache genommen, wäre für ihn der Streitfall beendet, zumal er +selbst Verluste erlitten hätte. Er wolle nur von der Sache Mitteilung +machen, um falsche Nachrichten von feindlicher Seite zu berichtigen.</p> + +<p>Die Entschuldigung Maschembas erschien von vornherein haltlos, und es +wurde sowohl vom Verfasser, wie vom Stationschef in Mikindani beim +stellvertretenden Reichskommissar beantragt, nunmehr ernstlich gegen +Maschemba vorgehen zu dürfen, um entweder von ihm Garantie dafür zu +erhalten, daß ein mit ihm getroffenes Abkommen auch wirklich gehalten +werde oder gegen ihn mit Waffengewalt einzuschreiten. Da schon vorher +der stellvertretende Reichskommissar eine Expedition zum Besuch der +englischen Missionsstation des Hinterlandes und an den Rovuma zum Zweck +der Untersuchung auf das Vorhandensein von Kohlen beschlossen hatte, +wurde die Expedition sofort vorbereitet.</p> + +<p>Die außerordentliche Wichtigkeit eines Kohlenlagers in unserem +Gebiete braucht keine besondere Begründung. Verfasser hatte bereits +früher nach Sansibar über das Vorhandensein von Kohlen berichtet. Vom +Vereinigungspunkt des Rovuma und Rienda sollte ein Mann, Namens Wadi +Bakari Kohlen in einem Canoe nach der Küste gebracht haben. Der Sultan +Said Bargasch hatte davon erfahren und einen französischen Ingenieur +in diese Gegend gesandt. Außerdem wurde dem Verfasser berichtet, daß +bereits einen Tagemarsch westlich von Mschinga Leute von Raschid +Schapapa vor jetzt<span class="pagenum" id="Seite_234">[S. 234]</span> 7 Jahren Kohlen gefunden und nach Lindi gebracht +hätten, wovon ebenfalls an Said Bargasch berichtet worden sei. Der +Sultan habe den Ort des Vorkommens wissen wollen, jedoch hätten Raschid +Schapapa und seine Leute das Vorhandensein von Kohlen bestritten und +überhaupt nichts von Kohlen wissen wollen, in der Absicht natürlich, +den Sultan oder gar die Europäer von weiterem Vordringen ins Innere +abzuhalten.</p> + +<p>Die erwähnte Expedition des <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt, zu welcher 2 Kompagnien +Sudanesen, eine Kompagnie Zulu, ein 4,7 <span class="antiqua">cm</span> Geschütz, ein +Maxim-Gun und die nötigen Träger mitgenommen wurden, setzte sich am 6. +Oktober von Lindi aus ins Hinterland in Bewegung. Es nahmen daran Teil +von den Offizieren außer <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt die beiden Stationschefs +von Mikindani und Lindi (End und der Verfasser), Chefarzt Gärtner, +die Lieutenants Scherner, Heymons, von Zitzewitz und Proviantmeister +Jancke. Vor dem Antritt der Expedition war Maschemba von den +freundlichen Absichten des stellvertretenden Reichskommissars brieflich +benachrichtigt und ihm nochmals anbefohlen worden, die Expedition, wenn +sie in sein Gebiet komme, gut aufzunehmen und Exzesse seiner Leute zu +verhüten. Obgleich Maschemba bis zuletzt den Schein der Unterwürfigkeit +bewahrt hatte, drangen doch schon bei Antritt der Expedition Gerüchte +zu uns, daß Maschemba alle Anstalten getroffen hätte, diesmal dem +Vorrücken in sein Gebiet bewaffneten Widerstand entgegenzusetzen.</p> + +<p>Der Plan des <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt war, wie erwähnt, die Stationen der +englischen Universitäts-Mission, Masasi und Nevala, zu besuchen, dann +südlich nach dem Rovuma abzubiegen und von dort aus auf dem Rückwege +Maschembas Gebiet zu durchziehen, um mit diesem, wenn möglich, auf +friedliche Weise ein Abkommen zu treffen, andernfalls ihn anzugreifen. +Nachdem die ersten Tage unseres Marsches zurückgelegt waren und wir +den Wamwera-Ort Mtua bereits östlich von uns hatten, wurden wir am 4. +und 5. Marschtage von Wahiyao-Horden Maschembas auf dem Marsche durch +das Dickicht in höchst ungünstigem Terrain angegriffen und wurden uns +zwei eingeborene Führer weggeschossen. Es gelang, die angreifenden<span class="pagenum" id="Seite_235">[S. 235]</span> +Horden zurückzuschlagen und die Führer durch andere zu ersetzen. Als +wir Maschembas Gebiet hinter uns hatten, wurde der Marsch nach Masasi +ohne Störung fortgesetzt. Die Missionsstationen der Engländer waren, +da sie stets dem Überfalle der Wahiyao- und Mafiti-Stämme ausgesetzt +waren, nur provisorisch aus Bambus hergestellt, damit die Missionare +in der Lage waren, sie bei drohender Gefahr abzubrechen und sofort zu +verlassen.</p> + +<p>Von Masasi wandte sich die Expedition nach der Haupt-Missionsstation +Nevala. Am 20. Oktober wurde in Kisanga das Lager bezogen. In der +Umgegend waren in derselben Weise wie unmittelbar hinter Lindi Wahiyao +und Makanda angesiedelt. Kisanga selbst ist ein starkes, auf einer +steilen Höhe gelegenes, recht ausgedehntes Dorf. Wir lagerten an einem +Bache am Fuße der Höhe und glaubten besondere Besorgnis hier nicht +hegen zu müssen, als plötzlich ein Träger auf uns zugelaufen kam und +berichtete, daß einige Boys und Träger in Kisanga, wo sie Streit +bekommen hätten, von Wahiyao festgenommen, gebunden und durchgeprügelt +worden seien. Da zweifellos eine gewisse Schuld auf Seiten der Träger +und Boys lag, welche in dem fremden Dorfe nichts zu suchen hatten, +außerdem die Bewohner des Dorfes gerade ein Pombefest feierten und +sich dabei total betrunken hatten, erschien es erwünscht, im guten die +festgenommenen Leute von den Wahiyao herauszubekommen.</p> + +<p>Chef End wurde mit seiner aus Mikindani mitgenommenen Kompagnie zur +Unterhandlung resp. zur Bestrafung der Leute von <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt +abgesandt. Der Verfasser erbot sich dem <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt, als Chef +End diesen Befehl erhalten hatte, mit Chef End zusammen abzumarschieren +und, wenn möglich, die Sache zu einem guten Abschluß zu bringen. +Aber schon als wir die steile Höhe, da es das Terrain nicht anders +gestattete, in Kolonnen zu einem emporklommen, merkten wir, daß hier +im guten nichts auszurichten sei. Der Schall der Kriegsgoma tönte uns +entgegen. Es blieb also nichts übrig, als die Stellung der zum Kampfe +fertigen Wahiyao zu erstürmen und einzunehmen.</p> + +<p>Die Wahiyao hatten sich hinter hohen Felsen an dem von uns erklommenen +Fußpfade gut gedeckt und feuerten auf<span class="pagenum" id="Seite_236">[S. 236]</span> die von unten heranrückenden +Truppen. Gleich bei den ersten Schüssen erhielt der Verfasser eine +Kugel in die linke Brust, die an der Rippe entlang ging, den linken +Oberarm durchdrang und dann noch den direkt hinter dem Verfasser +gehenden Chef End traf, dem sie jedoch nur eine leichte Kontusion +beibrachte. Ich erhielt vom Chefarzt Gärtner auf der Stelle im +feindlichen Feuer den ersten Verband angelegt. Die Truppen wurden indes +nicht aufgehalten und drangen unter Chef End unerschrocken die steile, +schwer zu erklimmende Höhe empor. Von dem in brillanter Stellung +befindlichen Gegner wurde unglaublich schlecht geschossen: nur drei von +den farbigen Soldaten erhielten noch Verwundungen.</p> + +<p>Der Gegner wurde aus seiner Deckung, in der er sich bei einigermaßen +gutem Schießen gegen jeden Feind hätte halten können, geworfen, die +zerstreut auf der Anhöhe liegenden Dörfer zerstört, der Feind weiterhin +verfolgt und demselben bedeutende Verluste, deren Höhe jedoch nicht +genau zu konstatieren war, beigebracht. Die gefangenen Träger und Boys +wurden teils an demselben Tage befreit, teils am nächstfolgenden Tage +durch Vermittlung der Station Nevala ausgeliefert. Das Verhalten der +Wahiyao von Kisanga, die allerdings von Maschemba aufgereizt waren, +war eigentlich nur auf die Trunkenheit derselben und auf den mit den +Trägern und Boys gelegentlich des Pombefestes entstandenen Streit +zurückzuführen. Den Tag nach dem Gefecht haben jedenfalls die Wahiyao +von Kisanga einen ebenso moralischen wie physischen Katzenjammer gehabt.</p> + +<p>Am 21. Oktober wurde Nevala erreicht und dort ein Rasttag gemacht, +dann aber wegen der Wasserarmut des Gebietes zwischen dem Rovuma und +Maschembas Land und wegen der Verwundeten in der Expedition, welche +die Marschfähigkeit derselben beeinträchtigten, das Vorgehen gegen +Maschemba für jetzt aufgegeben und für den nächsten Monat in Aussicht +genommen. Wir zogen von hier unmittelbar am Rovuma, den wir südlich +von Nevala erreichten, einige Tage ostwärts entlang und traten dann +den Rückmarsch nach Mikindani an. Der Rovuma als Fluß enttäuschte uns +gründlich, da derselbe bequem an allen Stellen zu Fuß zu durchwaten<span class="pagenum" id="Seite_237">[S. 237]</span> +war. Das Wasser reichte uns zu jener Zeit nicht einmal bis an den Leib, +aber auch in der Regenzeit dehnt sich der Fluß nur in die Breite aus +und zeigt ein ganz flaches Bett; nirgends besteht eine größere Tiefe.</p> + +<p>Am 31. Oktober traf die Expedition wieder in Mikindani ein; es wurde +daselbst außer der nach Mikindani gehörenden Kompagnie, auch die +von Kilwa zur Expedition zugezogene Kompagnie zurückgelassen. Die +Expeditions-Kompagnie von Lindi wurde am selbigen Tage eingeschifft +und von <span class="antiqua">Dr</span>. Schmidt nach Lindi gebracht. Daselbst übernahm +Lieutenant von Zitzewitz in Vertretung des Verfassers vom Lieutenant +Wolfrum, der während der Expedition die Vertretung gehabt hatte, +die Stationsgeschäfte von Lindi. Der Verfasser mußte nach Sansibar +überführt werden, wo sich dann wegen seiner Verwundung das Antreten +eines Urlaubs nach Deutschland als notwendig herausstellte: durch die +Verwundung der Nerven des linken Oberarms war der ganze linke Arm +gelähmt.</p> + +<p>In Sansibar angekommen, fanden wir daselbst den zu seiner Orientierung +über die Verhältnisse der Kolonie von Deutschland nach Sansibar +gesandten, bisherigen Gouverneur von Kamerun, Freiherrn von Soden +vor, während Wißmanns Ankunft und Wiederaufnahme der Geschäfte +des Reichskommissariats für den 1. Dezember angekündigt war. Die +Heraussendung des Herrn von Soden hatte allerdings zunächst den Zweck +seiner persönlichen Informierung, es war aber bereits damals Herr von +Soden als Ersatz für Wißmann bestimmt. Ein solcher Ersatz des allseitig +verehrten Kommandanten, dessen afrikanischer Erfahrung sich jeder ohne +weiteres beugen konnte und mußte, unter Verhältnissen, welche für +den Augenblick zwar friedlich erschienen, aber von niemandem damals +schon als dauernd betrachtet werden konnten, durch einen Civilbeamten, +welcher von Ostafrika nicht viel wußte, konnte keinem der Beamten und +Offiziere, ja nicht einmal den Kaufleuten sympathisch sein.</p> + +<p>Das allgemeine, einstimmige Urteil ging dahin, daß an leitender +Stelle die wahren Verdienste Wißmanns weder erkannt, noch gewürdigt +wurden. Wir haben an den verschiedensten Stellen dieses Buches +darauf hingewiesen, daß<span class="pagenum" id="Seite_238">[S. 238]</span> nicht die militärische Thätigkeit allein +es war, welche jedem die höchste Achtung vor Wißmanns Blick und +Fähigkeiten abnötigte, sondern ganz besonders sein überaus großes, +organisatorisches Talent. Wenn man ihm die mangelhafte Rechnungsführung +nicht verzeihen konnte, so konnte dem durch die Einstellung geeigneter +Rechnungsbeamten besser abgeholfen werden, als durch eine vollkommene +Umgestaltung der Verhältnisse, die uns draußen des Führers beraubte. +Niemand weder in Deutschland, noch in Ostafrika konnte und wollte +glauben, daß eine solche aus der Natur der Dinge sich ergebende +Kleinigkeit, wie das Rechnungswesen zur Abdankung Wißmanns die +Ursache habe geben können, und noch heute sucht man vergeblich nach +innern stichhaltigeren Gründen für die Ernennung Sodens. Die äußere +Anerkennung der Verdienste Wißmanns in Deutschland konnte, so glauben +wir wenigstens behaupten zu können, ihn nicht dafür entschädigen, daß +das Hauptwerk seines Lebens fast vollendet einem andern übergeben wurde.</p> + +<p>Die Thätigkeit Wißmanns nach seiner Wiederankunft in Sansibar im +Anfang Dezember 1890 konnte nach der Lage der Verhältnisse nur noch +als provisorische betrachtet werden, als eine Art Überleitung zum +Civil-Gouvernement des Herrn von Soden, dessen Ernennung bald in Berlin +vollzogen wurde.</p> +<hr class="chap x-ebookmaker-drop"> + +<div class="chapter"> +<p><span class="pagenum" id="Seite_239">[S. 239]</span></p> + +<h2 class="nobreak" id="13_Kapitel">13. Kapitel.<br> +<span class="s6">Wißmanns letzte Thätigkeit als Reichskommissar.</span></h2> +</div> + +<div class="blockquot"> +<p>Ankunft Wißmanns in Sansibar am 1. Dezember 1890. — Vorbereitungen +auf den Stationen zur definitiven Uebernahme der Küste nach dem +deutsch-englischen Abkommen. — Expedition des Chef Ramsay gegen +Maschemba. — Außerordentliche Schwierigkeiten des Marsches. +— Expedition unglücklich. — Gütlicher Vergleich und Frieden +mit Maschemba, erreicht durch die Initiative des Chefs End. — +Fertigstellung der südlichen Stationen. — Unsichere Verhältnisse +auf der Karawanenstraße nach dem Kilimandscharo. — Wißmanns +Expedition nach dem Kilimandscharo. — Eroberung der Befestigung des +Sultans Sinna. — Regelung der Verhältnisse am Kilimandscharo und +Stationsanlage daselbst. — Rückmarsch nach der Küste. — Einfall der +Wahehe in Usagara. — Expedition des Chef Ramsay dahin. — Friedliche +Verhandlung mit den Wahehe. — Schlußbericht Wißmanns über seine +gesamte Thätigkeit.</p> +</div> + + +<p>Am 1. Dezember 1890 übernahm Major von Wißmann vom Chef <span class="antiqua">Dr.</span> +Schmidt, der sich auf einen längeren Urlaub nach Deutschland begab, +wieder die Geschäfte des Reichskommissariats für die Zeit bis zum +1. April 1892. Seine erste Thätigkeit bestand in einer Bereisung +der Küste, um sich von dem Zustande der Stationen zu überzeugen +und Anordnungen für die am 1. Januar 1891 angeordnete feierliche +Occupation der Küste mit Hissung der deutschen Flagge zu treffen. +Nach Abschließung des Deutsch-Englischen Vertrages, den wir in einem +besonderen Kapitel besprechen werden, war die Küste definitiv und +formell in unsern Besitz übergegangen, während sowohl wir, wie die +Eingeborenen immer der Ansicht gelebt hatten, daß dieselbe von der +Schutztruppe durch ihr daselbst vergossenes Blut erobert worden sei. +Die Thatsache, daß ein Ankauf derselben unter Zahlung von<span class="pagenum" id="Seite_240">[S. 240]</span> 4,000,000 +Mark stattgefunden habe, und daß wir uns noch dazu der englischen +Vermittlung, wie es im Vertrage ausgemacht war, beim Sultan von +Sansibar bedienen mußten, überraschte uns ganz gehörig. Doch hierüber, +wie gesagt, an einer andern Stelle.</p> + +<p>Der Übergang der Küste in unsern Besitz war jedenfalls für den Januar +1891 festgesetzt, und war dies auch die Veranlassung für Wißmann, +die von <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt gegen Maschemba geplante Expedition nicht +selbst zu führen, sondern die Führung dem Chef Ramsay zu übertragen. +Derselbe marschierte im Dezember von Mikindani mit 2 Sudanesen- und +2 Zulu-Kompagnien ab und wurde am 26. Dezember bei dem Dorfe des +Makanda-Häuptlings Schikambo im Makanda-Gebiet, bis wohin die Scharen +des Maschemba vorgedrungen waren, von diesen angegriffen. Allerdings +wurde der Gegner zurückgeschlagen, immer und immer wieder jedoch +belästigte er die vorwärts marschierenden Truppen. Die Wahiyao griffen +nicht nur von der Seite her die Spitze der Expedition an und beschossen +sie, sondern sie ließen die Spitze meist ruhig vorüberziehen und +feuerten dann in die Mitte der Marschkolonne Salven hinein, brachten +ihr ab und zu Verluste bei und beeinträchtigten natürlich die Ordnung +im Marsche. Diese Plänkeleien setzten sich am nächsten Tage und in der +darauf folgenden Nacht fort.</p> + +<p>Wie das Terrain im Süden beschaffen, ist bereits geschildert worden; +jetzt, infolge des Eintritts der Regenzeit, waren die Wege total +ungangbar geworden. Da außerdem die Makanda vor den Wahiyao geflüchtet +und die Dörfer derselben alle ausgeplündert waren, konnte eine +genügende Verproviantierung der Truppe nicht bewerkstelligt werden. Die +Kompagnien, welche mit Salven gegen die den Busch besetzt haltenden +Feinde feuerten, verbrauchten einen übermäßigen Munitionsvorrat, und +die Gefahr lag nahe, daß, wenn es der Expedition wirklich gelänge, die +Yao-Truppen Maschemba's zurückzuschlagen und in das Dorf einzudringen, +sie schließlich ihren ganzen Munitionsvorrat aufgebraucht haben und +somit den Yaos gegenüber wehrlos sein würden. Ramsay beschloß daher +sehr richtig, die gesamten disponiblen Truppen der Küste,<span class="pagenum" id="Seite_241">[S. 241]</span> eben jene +vier Kompagnien, nicht dem Zufall eines Tages, dessen Chancen noch +bedeutend auf die Seite der Wahiyao hinneigten, auszusetzen, sondern +nach der Küste zurückzukehren. Die Verluste der Expedition an Toten +und Verwundeten betrugen ein weißer Unteroffizier und zehn Farbige, +eine im Vergleich zur Ungunst der Verhältnisse zwar geringe Ziffer, +doch immerhin genügend, um den Rückmarsch der Expedition nach Lindi +bedeutend zu erschweren. Eine Truppe, welche Verwundete mit sich führt +und hierfür keine besonderen Träger zur Disposition hat, sondern +Soldaten verwenden muß, ist in Afrika stets recht unbeweglich. Die +Marschkolonne wird in die Länge gezogen und kommt dadurch aus der Hand +des Führers.</p> + +<p>Die Truppen Maschembas drangen der zurückmarschierenden Expedition eine +Zeit lang nach und folgten ihr bis an den Ukeredifluß. Dies ungestüme +Nachdringen der Wahiyao, die fortwährend von ihnen auf die Expedition +unternommenen Angriffe, ihr zur Schau getragener Übermut endlich +hatten die Befürchtung erregt, daß dem Expeditionskorps eine ziemlich +empfindliche Niederlage beigebracht worden sei, und daß der Übermut +und die Frechheit der Wahiyaos im Hinterlande noch bedeutend größer +werden, die Sicherheit der Wege noch mehr gefährdet würde. Glücklicher +Weise war diese Befürchtung unbegründet, da auch die Wahiyao in +den verschiedenen Stadien des Feuergefechtes in jenen Tagen recht +bedeutende Verluste erlitten hatten. Die Beschaffenheit des Terrains, +die Schwierigkeiten der Situation brachten es mit sich, daß die Führer +der einzelnen Kompagnien (es waren dies die Herren Lieutenants von +Zitzewitz, von dem Knesebeck, Prince und Freiherr von Pechmann), sowie +auch die als Unterführer fungierenden Unteroffiziere selbständig gegen +die teils vom Rücken, teils von den Flanken aus angreifenden Gegner +operieren mußten, was auch in umsichtiger und geschickter Weise von +allen Seiten geschehen ist. In Folge der erlittenen Verluste und +in der sehr begründeten Besorgnis, daß eine abermalige Expedition +gegen ihn unternommen werden könnte, trat Maschemba im März 1891 in +Friedensverhandlungen mit dem Chef der Station Mikindani, Lieutenant +End, ein,<span class="pagenum" id="Seite_242">[S. 242]</span> der ihm ja durch unsern gemeinsamen Besuch in seinem Dorfe +persönlich bekannt war.</p> + +<p>Von der Ansicht ausgehend, daß es in unserm Interesse liegen müsse, +unter den bestehenden schwierigen Verhältnissen lieber den gütlichen, +von Maschemba vorgeschlagenen Weg zu benutzen, erklärte sich Chef End +bereit, auf Verhandlungen mit Maschemba einzugehen, um so mehr, als +von einem Frieden mit Maschemba die Erschließung des Nyassa-Gebietes +und die Sicherung der Karawanenstraße abhing. Selbstverständlich +machte End seine Bedingungen. Dieselben bestanden besonders darin, daß +Maschemba während einer persönlichen Zusammenkunft mit End Geiseln zu +stellen habe, die während der Abwesenheit Ends von Mikindani daselbst +untergebracht werden sollten.</p> + +<p>Unmittelbar vor dem Abmarsche wurde End vom Wali die Nachricht +überbracht, die Geiseln seien aus Besorgnis, daß ihnen etwas passieren +könne, ausgerückt; aber trotzdem marschierte End mit nur 50 Mann ab, +denn er mußte befürchten, daß die Leute die abenteuerlichsten Gerüchte +verbreiten und so die Friedensverhandlungen stören würden.</p> + +<p>Durch mit Briefen vorausgeschickte Boten wurde alles geregelt: End +durfte hoffen, daß es ihm gelingen würde, den Frieden in der Form, +wie er es wünschte, herbeizuführen. Aber noch einmal sollte die Sache +ins Schwanken kommen. An dem Tage, an welchem die Zusammenkunft +stattfand, kam der Sohn von Maschemba mit der Mitteilung, von Lindi +sei die Nachricht eingetroffen, daß der Friede nicht gewünscht werde, +sondern daß man den Kriegszustand aufrecht erhalten wolle, eine jener +Nachrichten, wie sie irrtümlich so oft in Afrika entstehen.</p> + +<p>Um auch das letzte Mißtrauen zu beseitigen, that End einen sehr +gewagten Schritt. Er ging allein mit seinem Diener dem Maschemba eine +Stunde weit entgegen, wobei er sich sagen mußte, daß, da wir bisher +noch keine Proben von der Zuverlässigkeit des Häuptlings erfahren +hatten, sein Leben recht gefährdet war.</p> + +<p>Aber das im Interesse der Sache unternommene Wagnis gelang und in der +That wurde ihm dieses Entgegenkommen<span class="pagenum" id="Seite_243">[S. 243]</span> von Maschemba und seinen Leuten +sehr hoch angerechnet. Es trug ganz besonders dazu bei, daß die von +uns gestellten Friedens-Bedingungen bei dem darauf folgenden Schauri +sämtlich angenommen wurden. Der folgende von End in der Suaheli-, +wie in deutscher Sprache aufgesetzte Vertrag wurde von Maschemba +unterzeichnet:</p> + +<div class="blockquot"> + +<p>»Ich, Maschemba, Häuptling der Wahiyao um Luagalla und Umgebung +verpflichte mich:</p> + +<p>1. Ich werde niemals wieder gegen die Deutschen und die ihnen +befreundeten Dörfer und Leute Krieg führen.</p> + +<p>2. Alle Europäer mit und ohne Soldaten können ohne Gefahr mein Gebiet +passieren.</p> + +<p>3. Karawanen, vom Innern oder von der Küste kommend, passieren, ohne +Hongo (Durchgangszoll) zu entrichten.</p> + +<p>4. Die in meinem Besitz befindlichen Hinterlader liefere ich an die +Station Mikindani ab.</p> + +<p>5. Alle übrigen Gewehre bringe ich zur Stempelung nach Mikindani.</p> + +<p>6. Von jetzt ab werde ich alle entlaufenen und bei mir Schutz +suchenden Sklaven der Station Mikindani ausliefern, ebenso die von mir +in der letzten Zeit ergriffenen Boys und Träger.</p> + +<p>7. Ich werde allen Befehlen des Stationschefs von dort Folge leisten.</p> + +<p>8. Ich werde auch meinen Leuten diese Bedingungen mitteilen und dafür +sorgen, daß dieselben genau eingehalten werden.«</p> +</div> + +<p>Hiermit war der Friede geschlossen. End und Maschemba schüttelten +sich gegenseitig die Hand, und jeder marschierte ruhig nach Hause. +Die nächste Zeit hat gelehrt, daß die Abschließung jenes Friedens +von großem Nutzen für uns gewesen ist. Wir wurden der Notwendigkeit +enthoben, im Süden eine große Macht aufzuwenden und konnten dieselbe +gerade im letztvergangenen Jahre an anderer Stelle einsetzen.</p> + +<p>Es hat sich der Handels-Verkehr im Süden gehoben und ist dort bislang +die in so vielen andern Gegenden unseres<span class="pagenum" id="Seite_244">[S. 244]</span> Schutzgebietes bedrohte Ruhe +aufrecht erhalten worden, ein Verdienst, das ohne Zweifel auf das +politische Verhalten des Chefs End, der, von einem perniziösen Fieber +kaum genesen, jene Expedition antrat, zurückzuführen ist.</p> + +<p>Bis zum April 1891 waren auch die Stationen des Südens, Kilwa, Lindi +und Mikindani im großen und ganzen fertiggestellt worden. Die Station +Lindi hatte der frühere Chef der Verwaltungsabteilung Frhr. von +Eberstein übernommen. —</p> + +<p>Im Norden unserer Interessen-Sphäre wurde noch in den letzten Monaten +der Thätigkeit des Reichskommissars das Einschreiten desselben +notwendig, um die stark gefährdete Sicherheit auf der von Pangani +nach dem Kilimandscharo und von dort aus nach dem Viktoriasee +weiterführenden Karawanenstraße wieder herzustellen.</p> + +<p>Der Häuptling Sinna von Kiboscho hatte in seinem Dorfe die deutsche +Flagge niedergeholt, beschimpft und sich ausdrücklich geweigert, die +deutsche Herrschaft anzuerkennen. Wir waren von diesem Vorgange unter +anderm durch die englische Regierung von Taveta aus unterrichtet +worden. Die Post des Wißmannschen Agenten in Moschi, Herrn von Eltz, +war zwei Mal vom Häuptling Manamate abgefangen worden. Der Jumbe +Kihungwe von Kihogwe hatte in der gröbsten Weise sich gegen den +Stationschef von Masinde, Lieutenant Stenzler, vergangen, das deutsche +Ansehen im Hinterland von Pangani und Tanga erschien schwer geschädigt.</p> + +<p>So sah sich der Reichskommissar zur Unternehmung einer Expedition von +Pangani aus nach dem Kilimandscharo veranlaßt. Die Expeditionstruppen +wurden in Pangani vereinigt, wobei leider bei der Ausschiffung +derselben und der Passage über die Barre des Panganiflusses nach dem +Kentern eines Bootes der deutsche Unteroffizier Löppki mit 5 Sudanesen +ertrank.</p> + +<p>Der Marsch ging von Pangani zunächst nach Masinde. Hier wurde die +Expedition, nachdem noch aus dieser Station einige disponible +Truppen herausgezogen waren, definitiv zusammengestellt, und zwar +zählte das unter den Befehl des Chef Johannes gestellte, aus +einer Sudanesen-Compagnie und<span class="pagenum" id="Seite_245">[S. 245]</span> zwei Zulukompagnien bestehende +Expeditionskorps 380 Mann. Außer Major von Wißmann, seinem +Adjutanten <span class="antiqua">Dr.</span> Bumiller, Lieutenant Heymons und dem Führer +des Expeditionskorps Chef Johannes nahmen folgende Offiziere an +der Expedition teil: Lieutenants Sulzer, v. Zitzewitz, Prince, +Assistenzarzt <span class="antiqua">Dr.</span> Steuber, Proviantmeister de la Frémoire und 7 +deutsche Unteroffiziere.</p> + +<p>Kurz vor dem Abmarsch der Expedition von Masinde traf noch Herr v. +Eltz, der Wißmannsche Agent vom Kilimandscharo, dem erhaltenen Befehle +gemäß ein, berichtete über die Verhältnisse daselbst und erhielt den +Befehl, an der Expedition teilzunehmen.</p> + +<p>Das nächste Ziel war das Dorf des aufsässigen Kihungwe, das nach +Passierung des 30 Meter breiten Mkomasiflusses erreicht wurde. Sogleich +bei der Ankunft der Karawane am Fluß hatte Kihungwe durch Abgesandte +seine unbedingte Unterwerfung unter den Reichskommissar und den +Stationschef von Masinde ankündigen lassen. Nachdem beim Dorfe Kihungwe +ein Lager bezogen war, wurde der genannte Häuptling zum Schauri +berufen. Wißmann sah von einer Bestrafung des Häuptlings, der von jetzt +an völlige Unterwerfung versprach, ab und setzte nur in jener Ortschaft +einen neuen Akida, einen Sohn des durchaus gehorsamen Simbodja ein.</p> + +<p>Die Erledigung dieser Angelegenheit hatte die Expedition zu einer +Abweichung von dem gewöhnlichen Karawanenwege veranlaßt, und wählte +Wißmann nunmehr den Weg längs des Ostabhanges des Pare-Gebirges über +Ndungu, Gonja, Kissiwani und von dort quer über das Hochplateau des +Pare-Gebirges über Kisingo nach Pare Mabua; von hier aus wurde das hohe +Ugweno-Gebirge überschritten, und gelangte die Truppe alsdann wieder +auf die alte Karawanenstraße von Pangani nach dem Kilimandscharo.</p> + +<p>Bis Kissiwani hatte die Expedition kaum mit Schwierigkeiten zu +kämpfen, da die Gegend wasserreich und leidlich bebaut, die Bewohner +friedlich und entgegenkommend waren. In Kissiwani wurde am 27. +Januar der Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers von den deutschen +sowohl wie von den farbigen Soldaten gefeiert. Nachdem die Truppe +durch das Entgegenkommen<span class="pagenum" id="Seite_246">[S. 246]</span> des Häuptlings von Kissiwani auf drei Tage +sich verproviantiert hatte, wurde am 28. Januar der Marsch über das +Gebirgs-Plateau fortgesetzt. Großer Wassermangel und die völlig +unbewohnte Gegend machten die Märsche recht beschwerlich. Am 30. +Januar wurde der Jipe-See erreicht, dessen Gestade sich ebenso wie das +eben durchquerte Hochplateau durch großen Wildreichtum auszeichnen. +An diesem Tage stieß die Truppe unvermutet auf Massai, welche den +Schrecken der dortigen Bevölkerung bilden.</p> + +<p>Beim ersten Begegnen mit der imponierenden, militärischen Expedition +zogen sich die Massai in eiliger Flucht zurück, bald aber kamen sie +in das bei Pare Mabua belegene Lager, wurden immer zutraulicher und +schließlich sogar so unverschämt, daß sie das Verlangen stellten, die +Truppe möge den Lagerplatz räumen, damit sie dort ihr Vieh tränken +könnten; andernfalls würden sie Gewalt anwenden.</p> + +<p>Als Erwiderung darauf ließ Wißmann in der Nähe weidende Rinderherden +der Massai in das Lager treiben und erklärte ihnen, dies sei die Strafe +für ihre Ungehörigkeit. Dieses entschiedene Benehmen verfehlte seine +Wirkung nicht. Die Massai, welche an dieser Stelle allerdings über +kaum 150 Krieger verfügten, legten sich nunmehr aufs Unterhandeln und +erlangten auch durch ihre Bitten die Rückgabe ihres Viehes bis auf +wenige Ochsen und Ziegen, welche der Truppe für den eigenen Gebrauch +zugewiesen waren.</p> + +<p>Am 31. Januar und 1. Februar überschritt die Expedition das sehr steile +und äußerst beschwerliche Ugweno-Gebirge. Der Aufstieg wurde bedeutend +dadurch erschwert, daß Alles, selbst die Geschütze und schwersten +Lasten, die steilen Pfade hinaufgetragen werden mußte.</p> + +<p>Der Hinabmarsch zur Pangani-Ebene ging naturgemäß leichter von statten. +Nach dreitägigem Marsche durch die wildreiche Pangani-Ebene und nach +Überschreiten des dort schon ziemlich wasserreichen Pangani-Flusses +gelangte die Expedition am 3. Februar nach Aruscha Tschini. Die +Bewohner dieses Gebietes, welches in dem vom Ronga-, Weriweri- und +Pangani-Flusse gebildeten Dreieck liegt, hatten sich vor nicht langer +Zeit an einem Überfall beteiligt, den die Leute von Aruscha ju<span class="pagenum" id="Seite_247">[S. 247]</span> gegen +die Wapare unternommen hatten. Wißmanns Agent, Herr von Eltz, hatte +ihnen Bestrafung in Aussicht gestellt. Auf den Befehl Wißmanns wurden +daher zwei Waruscha, die sich zur Begrüßung im Lager eingefunden +hatten, als Geiseln zurückbehalten und als Sühne eine Strafzahlung +in Vieh und die Herausgabe der bei dem Raubzuge gemachten Gefangenen +gefordert. Doch schien eine Lösung der Frage auf friedlichem Wege kaum +möglich zu sein.</p> + +<p>Die durch die jungen Waruscha vertretene Kriegspartei stimmte die ganze +Nacht ihr Kriegsgeheul an und verweigerte jegliches Eingehen auf die +Forderungen. Erst auf die nochmaligen Vorstellungen Wißmanns überwog +nach langwierigen Schauris die Friedenspartei der Waruscha, und sie +erklärten sich bereit, die gestellten Bedingungen zu erfüllen. Das +Abkommen wurde dadurch bekräftigt, daß die Ältesten der Waruscha mit +zwei der deutschen Offiziere Blutsfreundschaft schlossen.</p> + +<p>Sodann wurde der Marsch nach Moschi, dem Wohnsitz des +deutschfreundlichen Sultans Mandara fortgesetzt. Auf dem Moschiberge +hatte von Eltz bereits die ersten Vorbereitungen zur Anlage einer +festen Station getroffen. Nach einem Ruhetage wurde dieselbe unter +Heranziehung der vielen Träger so stark befestigt, daß sie selbst von +einer geringen Besatzung zu halten war.</p> + +<p>Gelegentlich eines Besuches des Majors von Wißmann beim Sultan Mandara +wurde der schon lange geplante Kriegszug gegen Sultan Sinna von +Kiboscho vorbereitet. Derselbe hatte, wie bereits erwähnt, die deutsche +Flagge heruntergerissen und führte an deren Stelle jetzt die rote +Flagge des Sultans von Sansibar. Zunächst befahl Wißmann dem Sultan +Mandara, einen Teil seiner Wadschaggakrieger zu dem bevorstehenden +Kriegszuge zu stellen, weniger in der Absicht, daß sie thätig am +Kampfe teilnehmen sollten, als um sie nach erfolgter Entscheidung zur +Ausbeutung des Sieges zu verwenden.</p> + +<p>Denn vermöge ihrer genauen Landeskenntnis konnten die Wadschagga mit +Leichtigkeit dem fliehenden Gegner folgen und das in dortiger Gegend +sehr zahlreiche Vieh zusammentreiben.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_248">[S. 248]</span></p> + +<p>Jeder der neuen Bundesgenossen erhielt, um ihn vom Feinde unterscheiden +zu können, eine weiße Binde um den Oberarm, außerdem wurden sie +angewiesen, auf etwaigen Anruf mit »Mandara« zu antworten. An die +einzelnen Haufen wurden schwarz-weiß-rote Fahnen ausgegeben, jeder +Haufen wurde von einem Führer befehligt. Das Kommando über jene Krieger +wurde Herrn von Eltz übergeben, der sich durch die Führer mit den +einzelnen Haufen verständigte.</p> + +<p>Da Wißmann von vornherein beabsichtigte, nach erfolgter Niederwerfung +Sinnas wieder nach Moschi zurückzukehren, wurde die mitzunehmende +Bagage auf das mindeste Maß beschränkt. Außer wenigen Lasten +für Proviant gingen nur noch Träger für die Geschütze und die +Artilleriemunition mit.</p> + +<p>Am 11. Februar 1891, nachmittags 2 Uhr, marschierten die Truppen, 300 +Mann stark, von Moschi ab und bezogen abends um 6 Uhr an einem kleinen +Flusse Lager im Walde. Die Nachrichten, welche hier über des Feindes +Stärke und Stellung eingingen, waren, wie sich später herausstellte, +teilweise unrichtig. Seine Stärke, die man auf 600 bis 800 Mann angab, +entsprach zwar den thatsächlichen Verhältnissen, auch daß der Gegner +fast durchgängig mit Gewehren, unter denen viele Hinterlader, bewaffnet +sei, bestätigte sich. Hingegen war die Nachricht falsch, daß die +Munition des Feindes sehr knapp bemessen und die von ihm angelegte +Befestigung derart sei, daß sie nicht nur von den umliegenden Höhen +eingesehen werden könnte, sondern daß auch der direkten Annäherung an +dieselbe keine größeren Schwierigkeiten im Wege ständen. Gerade nach +den letztgenannten Nachrichten konnte eigentlich niemand an ernsteren +Widerstand denken.</p> + +<p>Am 15. Februar 5 Uhr früh wurde in folgender Marschordnung aufgebrochen:</p> + +<div class="blockquot"> + +<p>Vortrupp: 1. Sudanesenkompagnie, Artillerie;</p> + +<p>Haupttrupp: 2. und 3. Sudanesenkompagnie, Sanitätsdetachement, Bagage +mit Bedeckung.</p> +</div> + +<p>Hinter der Bagage folgten die irregulären Haufen der Wadschagga.</p> + +<p>Der Weg führte zunächst durch dichten Busch, der allmählich in +schönen, hochstämmigen Wald überging. Dicht am<span class="pagenum" id="Seite_249">[S. 249]</span> Walde befanden sich +zahlreiche, etwa 5 m tiefe und unten spitz zugehende Elephantengruben. +Es erforderte die ganze Aufmerksamkeit der Führer, um diese sehr +geschickt bedeckten Gruben aufzufinden und freizulegen, damit seitwärts +vom Wege gehende Leute nicht in Gefahr kamen. Auf dem Wege waren +ferner vom Feinde Beschwörungsmittel, sogenannte Daua, angebracht, +meistens aus kleinen Erdhaufen bestehend, in welche Hölzchen oder +Federn eingesteckt waren. Die abergläubischen Wadschagga machten immer +große Seitensprünge, wenn sie an einer derartigen, verzauberten Daua +anlangten, die schwarzen Soldaten indessen, an dergleichen schon von +früher gewöhnt, schritten weniger rücksichtsvoll darüber hinweg.</p> + +<p>Nach vierstündigem Marsche trat die Spitze der Kolonne aus dem Walde +heraus und gelangte in die gut bebaute und bewässerte Landschaft +Kiboscho. Das Gelände ist daselbst außerordentlich coupiert und +bedeckt. Ein schmaler Bergrücken folgt dem andern. Der größte Teil +derselben ist mit Bananen bewachsen. Da diese sehr eng zusammenstehen +und von halber Höhe an mit üppigem Blätterwuchs geschmückt sind, +verschließt ein derartiger Wald jegliche Übersicht, erschwert das +Vorwärtskommen und bietet dem Gegner alle nur mögliche Deckung.</p> + +<p>Beim Ersteigen des ersten Bergrückens fiel ein Schuß in der rechten +Flanke, wahrscheinlich ein Signalschuß, dann war wieder Alles ruhig. +Noch zwei weitere Höhen wurden erklommen, als die Spitze an einem +Punkte anlangte, welcher einen freien Ausblick nach der nächstgelegenen +Anhöhe gewährte. Die letztere war ganz unbewachsen; auf dem Rücken +derselben befanden sich tief eingeschnittene Gräben, aus welchen heraus +alsbald vom Feinde ein ziemlich lebhaftes Feuer eröffnet wurde.</p> + +<p>Offenbar handelte es sich hier jedoch nur um eine vorgeschobene +Stellung, denn der Gegner räumte dieselbe, als von der vorn +befindlichen Sudanesen-Kompagnie jenes im übrigen wirkungslose Feuer +mit einigen Salven erwidert war.</p> + +<p>Der Vormarsch wurde fortgesetzt. Als der soeben vom Feinde verlassene +Berg erreicht war, hatte man abermals einen Höhenrücken vor sich, +welcher, von beträchtlicherer Höhe als die zuletzt passierten, mit +dichtem Bananenwalde bestanden war.<span class="pagenum" id="Seite_250">[S. 250]</span> Von dort aus war das Kriegsgeheul +einer zahlreichen Menschenmenge deutlich hörbar, auch konnte man aus +den Baumspitzen heraus einen Signalmast mit roter Fahne erkennen. Major +v. Wißmann schloß aus diesen Anzeichen, daß dort der Hauptwiderstand +des Gegners zu suchen wäre, wenngleich man von der angekündigten und +beschriebenen Verteidigungsboma nichts erblicken konnte.</p> + +<p>Nachdem die Truppen sich hinter der Anhöhe gesammelt hatten, gab +Wißmann seinen Gefechtsbefehl derart, daß auf die vorliegende +feindliche Stellung ein direkter Vorstoß in zwei Kolonnen gemacht +werden sollte.</p> + +<div class="blockquot"> + +<p>Rechter Flügel: 1. Sudanesenkompagnie, Artillerie; 2. Zulukompagnie.</p> + +<p>Linker Flügel: 3. Zulukompagnie.</p> +</div> + +<p>Die Bagage erhielt Befehl, auf dem rückwärts gelegenen Bergrücken zu +halten, woselbst sich auch die Wadschaggakrieger sammeln sollten; das +Sanitätsdetachement folgte der vorrückenden Truppe. Beide Kolonnen +traten gleichzeitig den Vormarsch an.</p> + +<p>Mit vorgenommenen Schützenlinien wurden die Truppen die steile Schlucht +hinuntergeführt und klommen an der andern Seite durch den Bananenwald +wieder herauf. Hier empfing sie ein heftiges Feuer des Gegners aus +ziemlicher Nähe. Die ersten Verluste waren zu verzeichnen.</p> + +<p>Nach Ersteigen der halben Anhöhe gelangten die beiden Kolonnen an die +bis dahin dem Auge völlig entzogene Boma des Feindes. Die letztere +war umgeben von einem 3 m breiten und 5 m tiefen Graben, an dessen +jenseitigem Rande sich eine starke Pallisadenwand erhob. Der innere +Teil der Boma bot ein so vollkommenes Gewirr von Gräben, Pallisaden, +Hecken, verrammelten Thoren, Fallgruben und sonstigen Hindernissen, +daß eine Orientierung in diesem Labyrinth für einen Fremden völlig +unmöglich war. An der Herstellung und Vollendung der gedachten +Verteidigungsanlagen müssen die Kiboscholeute schon Jahrzehnte +gearbeitet haben. Die Befestigungen waren nicht nach einem bestimmten +Plane angelegt, sondern sichtbar allmählich entstanden. Jedenfalls +boten dieselben ein ernstes Hindernis.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_251">[S. 251]</span></p> + +<p>Es war erklärlich, daß bei dem Eindringen in die Boma die Verbindung +der beiden Kolonnen verloren ging; dieselben vereinigten sich erst +wieder im späteren Verlaufe des Gefechtes.</p> + +<p>Auf dem rechten Flügel, den Major v. Wißmann in Person befehligte, +waren die vorn befindlichen Sudanesen zuerst in die Boma eingedrungen; +die große Ausdehnung der Befestigungsanlagen machte es bald nötig, +auch die zweite Zulukompagnie in das vordere Treffen hineinzuziehen. +Die rechte Flügelkolonne tastete, dem zerstreut fechtenden Gegner +folgend, um den äußeren Rand der ganzen Boma herum, bis sie ungefähr +den östlichsten Teil — der Anmarsch geschah von Westen nach Osten — +erreicht hatte. Der sich entgegenstellende Feind, welcher häufig auf +20 bis 30 Schritte von irgend einer Hecke her sein Feuer abgab, wurde +an allen Punkten zurückgeworfen, nirgends wurde noch einheitlicher +Widerstand geleistet.</p> + +<p>Major v. Wißmann sammelte daher an diesem Platze die Truppen der +rechten Kolonne und gab Befehl, auf das hörbare Salvenfeuer der linken +Flügelkolonne hin zu marschieren. Eine Orientierung nach Sicht war +vollständig ausgeschlossen, denn auch die mit Pallisaden umschlossenen, +zahlreichen inneren Höfe der Boma waren dicht mit Bananen bestanden.</p> + +<p>Die Vereinigung mit dem linken Flügel gelang glücklich, denn um 11 Uhr +30 Minuten vormittags langte Wißmann unter fortwährenden Gefechten +mit der Tête seiner Abteilung auf einem freien Platze innerhalb +der Boma an, den kurz vorher die 3. Zulukompagnie erreicht hatte. +Diese Kompagnie, ursprünglich auf dem linken Flügel befindlich, war +ebenfalls auf die Boma gestoßen und zwar auf einen ganz besonders stark +befestigten und verbarrikadierten Teil derselben. Auch hier hatte sich +überall der Feind dem weiteren Vordringen entgegengestellt, und konnte +aus der Heftigkeit des geleisteten Widerstandes geschlossen werden, +daß hier die Hauptverteidigung der Boma zu suchen wäre. Dieser erste +Abschnitt des Gefechtes, d. h. bis zu dem Zeitpunkt, wo sich beide +Abteilungen auf dem freien Platze trafen, hatte etwa zwei Stunden +gedauert.</p> + +<p>Die eingetretene Gefechtspause wurde zum Verbinden der Verwundeten +benutzt, die der vorrückenden Truppe nachgetragen<span class="pagenum" id="Seite_252">[S. 252]</span> werden mußten, da +sie sonst unfehlbar in die Hände der erbitterten Gegner gefallen wären. +Bis jetzt stellte sich deutscherseits der Verlust auf zwei Tote und elf +Verwundete, unter letzteren auch zwei Europäer, Feldwebel Nowack und +Unteroffizier Witte. Der gegnerische Verlust ließ sich zur Zeit auch +noch nicht annähernd feststellen.</p> + +<p>Bald wurde vom Feinde, dem das Zeugnis einer beharrlichen Tapferkeit +und Kühnheit ausgestellt werden muß, das Gefecht wieder aufgenommen. +Das aus nächster Nähe von mehreren Seiten abgegebene Feuer bedingte, +den ungedeckten freien Platz zu verlassen und entweder das Gefecht für +heute abzubrechen, oder aber die Hauptbefestigung, die bisher noch +völlig unbetreten war, zu stürmen.</p> + +<p>Wenn von Wißmann sich für den Abbruch des Gefechtes und Fortsetzung +desselben am nächsten Tage entschied, so war für seine Erwägungen +weniger die Rücksicht auf die schon stark ermatteten Truppen, als +der Umstand maßgebend, daß die Wadschagga-Krieger zu einer späteren +Verfolgung des Feindes nicht zur Hand waren. Nachdem von der Artillerie +noch einige Granaten aus dem 4,7 <span class="antiqua">cm</span> Schnellfeuergeschütz in die +Befestigung hineingeschleudert waren, wurde der Rückzug nach der vorher +geschilderten Anhöhe angetreten.</p> + +<p>Der Rückmarsch ging auf demselben Wege von statten, den die 3. +Zulukompagnie beim Eindringen in die Boma genommen hatte. Große +Schwierigkeiten machte der Transport der Verwundeten und Toten, sowie +das Tragen der beiden Geschütze.</p> + +<p>Nach Ankunft auf der freigelegenen Höhe befahl Wißmann die Besetzung +der dort befindlichen Schützengräben. Die drei Kompagnien lagen +nebeneinander, Sudanesen auf dem rechten, 3. Zulukompagnie auf dem +linken Flügel. In der Mitte waren die beiden Geschütze in Stellung +gegangen, weiter hinter der Front hatte der Arzt seinen Verbandplatz +angelegt.</p> + +<p>Schon die Arrieregarde wurde bei ihrem Abzug vom Feinde bedrängt. +Um 1 Uhr nachmittags ging er seinerseits zum Angriff gegen die von +den Deutschen genommene Stellung vor. Ein weiteres Vordringen wurde +ihm jedoch alsbald durch die massenhaften Verluste verwehrt, die die +Kiboscholeute durch das in Thätigkeit gesetzte Maxim-Gun erlitten.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_253">[S. 253]</span></p> + +<p>Ferner traf Wißmann die Anordnung, daß sämtliche Europäer ein +wohlgezieltes Schützenfeuer unterhalten sollten, während dessen die +schwarzen Soldaten mit Gewehr im Arm im Graben ruhten.</p> + +<p>Bis etwa 4 Uhr nachmittags dauerte das gegenseitige Schützengefecht, +welches den Kiboscholeuten die empfindlichsten Verluste beigebracht +hat. Die relative Ruhe, die dann eintrat, wurde gegnerischerseits nur +durch einige Wagehälse gestört, die sich an die deutsche Stellung +heranschlichen, ihre Gewehre losknallten und ebenso schnell, wie sie +gekommen waren, wieder verschwanden.</p> + +<p>In der Nacht blieben sämtliche Truppen ausgeschwärmt in den Gräben +liegen; einzeln liegende Posten waren noch 50 Schritt vorgeschoben. Um +12 Uhr wurde noch einmal das Maximgeschütz abgeschossen, was ein großes +Wutgeheul bei den Kiboscho-, Freudengesänge bei den am jenseitigen +Bergabhange lagernden Wadschagga-Kriegern hervorrief. An Ruhe und +Schlaf war kaum zu denken.</p> + +<p>Am 13. Februar früh 5 Uhr bereits gab Wißmann seine Befehle für den +Sturm auf die Boma. Ein vorgesandter Zug der Sudanesenkompagnie hatte +erkundet, daß sich der ganze Feind wieder gesammelt habe und mit aller +Energie an der Wiederherstellung der Verteidigungsanlagen arbeite.</p> + +<p>Die Sturmkolonne bestand aus drei Zügen, deren spezieller Befehl dem +Chef Johannes übertragen wurde. Dieser ging beim Eindringen in die noch +besetzt gefundene Boma ganz systematisch zu Werke. Während zwei Züge +den Feind unter beständigem Salvenfeuer hielten, mußte der dritte Zug +das soeben passierte Hindernis völlig um- und freilegen, so daß ein +geräumiger und breiter Weg geschaffen wurde. Alsdann erst wurde das +nächste Hindernis genommen. Schritt für Schritt gelangte die Kolonne +an die Hauptbefestigung, an welcher noch einmal zäherer Widerstand +geleistet wurde. Mit kühnem Anlauf wurde auch diese genommen, und +drangen die Truppen nunmehr unaufhaltsam in alle Häuser ein, speziell +in diejenigen, welche vom Sultan Sinna bewohnt waren. Mit dem Verluste +dieses Teils der Boma war das Schicksal des Tages entschieden.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_254">[S. 254]</span></p> + +<p>Sobald die rote Flagge auf dem Signalmast niedergeholt war und +Rauchwolken aus dem Innern die Einnahme jener Befestigung verkündigten, +zogen die Kiboscho in eiliger Flucht nordwestlich in die Berge. Jetzt +bekamen auch die Wadschagga plötzlich großen Mut; sie stürzten sich in +hellen Haufen in die Boma, ein anderer Teil unternahm die Verfolgung +des fliehenden Gegners. Die Sinnaleute hatten an beiden Tagen mit +Erbitterung und großer Tapferkeit gefochten, viele Leichen bedeckten +den Boden. Vermöge ihrer guten Bewaffnung und der reichlichen Munition +waren sie im Stande, in ihrer vorzüglichen Befestigung bislang alle +Angriffe ihrer Gegner blutig abzuweisen. Sinnas Boma galt allgemein, +wie man jetzt von den Wadschagga hörte, als unüberwindlich. Um so +größer war natürlich auch die Freude über den errungenen Sieg, der +allerdings mit verhältnismäßig schweren Opfern erkämpft war. Außer +den oben angegebenen Verlusten waren noch 1 Toter und 6 Verwundete zu +beklagen; in Summa 3 Tote und 17 Verwundete. Der Verlust beim Feinde +belief sich allein auf 200 Tote.</p> + +<p>Außerordentlich reich war die von den Wadschagga gemachte Beute. +Etwa 4000 Ochsen und 5000 Stück Kleinvieh wurden zusammengetrieben, +ferner gelangte eine Anzahl Speere und Schilde, Munition und Gewehre +zur Verteilung. Das Vieh wurde sofort auf verschiedenen Wegen in die +Landschaft Dschagga fortgetrieben, die Truppe blieb noch bis 11 Uhr +vormittags in ihrer Stellung und trat dann ebenfalls den Rückmarsch +auf Moschi an. Die aus der Sudanesenkompagnie bestehende Arriere-Garde +hatte noch ein unbedeutendes Gefecht mit versprengten Kiboscho, sonst +wurde der Rückmarsch, insbesondere der große Viehtransport, in keiner +Weise gestört. Am 14. Februar morgens kam die Truppe wieder in Moschi +an, empfangen von einer Gesandtschaft Mandaras, der seiner und der +Wadschagga Freude über den errungenen Sieg Ausdruck gab.</p> + +<p>Die nächsten Tage in Moschi galten den Befestigungsarbeiten in der +Station und der Fürsorge für die Verwundeten. Von diesen erlag nur +ein Mann seinen Wunden, gewiß unter den außerordentlich schwierigen +Umständen und bei den geringen zu Gebote stehenden Mitteln ein Beweis +für die fachgemäße und opferwillige Krankenpflege.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_255">[S. 255]</span></p> + +<p>Alsbald wurden an den überwundenen Sinna Boten abgesandt, welche die +Nachricht zurückbrachten, daß Sinna sich nunmehr endgültig unterwerfen +wolle und zu allen Bedingungen bereit sei; zugleich schickte er als +Zeichen seiner Ergebenheit einen 105 Pfund schweren Elfenbeinzahn. +Wißmann zeigte sich geneigt, die Bitte um Frieden zu erfüllen. Sinna +mußte einen Teil seines Gebietes an früher von ihm vertriebene +Häuptlinge abtreten und seinen Gehorsam der deutschen Verwaltung +geloben. Daraufhin wurden ihm die Gefangenen ausgeliefert und das Recht +zur Führung der deutschen Flagge erteilt.</p> + +<p>Blitzschnell verbreitete sich die Nachricht von diesem Siege der +Deutschen nach allen Seiten hin, und die umliegenden Stämme sandten +Gesandte, um dem Reichskommissar ihre Ergebenheit zu bezeugen. Auch mit +den Waruscha, die ihren Wohnsitz am Meru-Berge hatten, suchte Wißmann +auf friedlichem Wege eine Einigung zu Stande zu bringen, indem er +ihnen für ihre Räubereien eine Strafzahlung in Elfenbein und Rindvieh +auferlegte.</p> + +<p>Am 19. Februar gelangten Nachrichten über Übergriffe der Massai an den +Reichskommissar nach Moschi. Es handelte sich um eine Expedition eines +Baron von Langenn, welcher mit Genehmigung des Reichskommissars nach +dem Kilimandscharo wollte. In Kissiwani angekommen, hatte er gehört, +daß die Massai gedroht hätten, sich für die ihnen von den Deutschen +zugefügte Unbill rächen zu wollen. Infolgedessen zog sich Herr von +Langenn nach Masinde zurück und bat von hier aus den Reichskommissar +um Hülfe. Da dieser indes nicht in der Lage war, dem Ansuchen durch +Abtrennung einer größeren Truppenabteilung von seiner Macht zu +entsprechen, mußte Herr von Langenn auf die baldige Rückkehr des +Reichskommissars vertröstet werden.</p> + +<p>Erst am 26. Februar konnte nach Abschluß der Befestigungsarbeiten +und der Verhandlungen mit den umwohnenden Häuptlingen der Rückmarsch +angetreten werden und zwar über Aruscha Tschini, den Pangani entlang +nach Manamates Dorf am Pare-Gebirge. Am 4. März gedachte sich Wißmann +hier mit dem Stationschef von Masinde, der den Befehl erhalten<span class="pagenum" id="Seite_256">[S. 256]</span> +hatte, sich an diesem Tage mit seinen Truppen hier einzufinden, +zu vereinigen. Den etwa vorüberziehenden Massai-Horden sollte mit +Schonung und Rucksicht gegenüber getreten werden, bis durch offenbare +Feindseligkeiten eine friedliche Lösung ausgeschlossen erschien.</p> + +<p>Aruscha Tschini wurde am 28. Februar erreicht. Die guten Früchte der +damals von Major von Wißmann an den Tag gelegten Friedensliebe blieben +nicht aus; die Verproviantierung der Truppe, die auf drei volle Tage +nötig wurde, stieß nicht im geringsten auf Schwierigkeiten. Die +Waruscha kam allen an sie herantretenden Forderungen bereitwilligst +entgegen.</p> + +<p>Am 1. März marschierte Wißmann von Aruscha Tschini ab und überschritt +bald darauf den Pangani. Der weitere Weg führte durch nackte, öde +Salzsteppe; bis zu Manamates Wohnsitz war auf weitere Lebensmittel +nicht zu rechnen. Die Marschzeiten wurden infolgedessen vergrößert, 3 +Tage lang vor- und nachmittags marschiert. Die Expedition kreuzte hier +eine nach dem Szogoni-Gebirge ziehende Massai-Horde, die man gemäß dem +bereits erwähnten Befehl unbehelligt ziehen ließ.</p> + +<p>Am 3. März abends traf die Expedition bei dem Häuptling Manamate ein +und konnte sich hier endlich aufs neue verproviantieren. Für den +folgenden Tag, der zum Ruhetag für die stark angestrengte Truppe +bestimmt wurde, war der Stationschef von Masinde erwartet. Derselbe +traf indessen nicht ein; gerüchtweise verlautete, daß die Massai den +Weg nach Masinde versperrt hätten. Auch der Häuptling Manamate klagte +über die Massai, daß sie die friedlichen Bewohner überfielen, ihnen ihr +Vieh wegnähmen und die größten Grausamkeiten verübten.</p> + +<p>Außerdem traf vom Stationschef von Masinde, der einer Erkrankung +wegen den Marsch nicht hatte unternehmen können, die briefliche +Nachricht ein, daß die Massai bis über Gonja vorgedrungen seien und +ihm eine Kriegskeule als Zeichen der Kriegserklärung gesandt hätten. +Infolgedessen beschloß Wißmann, von Masinde aus eine stärkere Abteilung +nach Moschi zurückzusenden. Da ihn selbst dringende Geschäfte zur +Rückkehr an die Küste, wo der neue Gouverneur bald eintreffen<span class="pagenum" id="Seite_257">[S. 257]</span> sollte, +zwangen, übergab er das Kommando über 200 Mann dem Chef Johannes +und befahl ihm, auf seinem Hin- und Rückmarsch die Massai überall +anzugreifen und auf das nachdrücklichste zu züchtigen.</p> + +<p>Chef Johannes traf auf dem Marsche über Gonja, Kissiwani und den +Jipe-See nach Moschi noch einige Stämme der Massai. Er griff sie +überall mit Erfolg an, und dadurch, daß er ihre Kraale zerstörte, +ihre Herden fortnahm und viele der Massai-Krieger tödtete, zwang er +sie endgültig jene Gegend zu verlassen und sich westlich über den +Panganifluß zurückzuziehen, sodaß nunmehr die Sicherheit auf der +wichtigen Karawanenstraße von Pangani nach dem Kilimandscharo wieder +völlig hergestellt war.</p> + +<p>Major von Wißmann zog von Masinde in Eilmärschen zur Küste und langte +nach 4-1/2 Tagen am 13. März, also nach zweimonatlicher Abwesenheit, in +Pangani an.</p> + +<p>Die Expedition hatte auch den Erfolg, daß die Häuptlinge, welche bis +dahin die deutsche Herrschaft nicht anerkannt, sondern verhöhnt hatten, +die deutsche Macht nunmehr empfanden und sich dem Reichskommissar auf +Gnade und Ungnade unterwarfen.</p> + +<p>Bislang war von den meisten Reisenden der von Mombassa aus über +Taveta ins Innere führende Weg als der sicherere gewählt worden, da +die von Pangani ausgehende Straße meist von Massai-Horden gesperrt +wurde. Die letztere Straße erreichte durch Wißmanns Zug annähernd +dieselbe Sicherheit, wie die von Bagamoyo und Sadani ausgehenden +Karawanenstraßen, da nunmehr auch hier die Jumbes die deutsche Flagge +führten, teilweise auch in deutschem Solde und deutscher Abhängigkeit +waren. —</p> + +<p>Während Wißmann auf der Kilimandscharo-Expedition sich im Innern +befand, drangen nach Bagamoyo an Chef Leue, der im Auftrage des +Reichskommissars die Geschäfte während der Zeit der Expedition führte, +beunruhigende Nachrichten von der Station Mpapua und Hülferufe von +der französischen Missionsstation Longa und von den Wasagara des +Mukondogua-Thales. Hier hatten die Wahehe wiederum einen Einfall +gemacht, Dörfer zerstört, Eingeborene getötet oder als Sklaven +weggeführt. Chef Leue raffte, was er an<span class="pagenum" id="Seite_258">[S. 258]</span> Truppen aus den Stationen der +Küste noch irgend herausziehen konnte, zusammen und schickte unter dem +Befehl des Chefs Ramsay eine Expedition nach der bedrohten Gegend aus. +Bei der geringen Macht, die Ramsay zur Verfügung stand, mußte er es +sich angelegen sein lassen, auf friedlichem Wege die Angelegenheit mit +den Wahehe zu ordnen, und er hatte das Glück, daß bei seiner Ankunft +in Kondoa die Wahehe ihm bereits Gesandtschaften entgegenschickten, +ihre Unterwerfung anzeigten und sich bereit erklärten, die gemachten +Gefangenen auszuliefern, außerdem eine ziemlich erhebliche Summe als +Strafe in Rindvieh und Elfenbein zu zahlen. Ramsay gab den Wahehe +auf, eine Gesandtschaft nach Bagamoyo zu schicken, um hier endgültig +dem Reichskommissar ihre Unterwerfung anzuzeigen; er konnte nachdem +für jetzt die Ordnung wieder hergestellt war, den Rückmarsch nach +Bagamoyo antreten. Der Hoffnung, daß die Schwierigkeiten mit einem +ausschließlich von Raub und Krieg lebenden Volke, wie den Wahehe, +durch einen Vertrag ein für alle Mal beseitigt seien, konnte man sich +allerdings nicht hingeben. Das konnte nur durch nachhaltigere Mittel +und bedeutenden Kraftaufwand erreicht werden und mußte der nächsten +Zeit vorbehalten bleiben.</p> + +<p>Nach Wißmanns Ankunft an der Küste blieb diesem nur noch eine kurze +Spanne Zeit, um die Übergabe der Geschäfte an den im Anfang April +erwarteten Gouverneur von Soden vorzubereiten. Wir kommen auf die +Übergabe des Gouvernements in einem der nächsten Kapitel zurück, führen +aber hier bereits den folgenden Teil des Schlußberichtes des Majors v. +Wißmann an, der geeignet ist, in gedrängter Form einen Überblick über +das, was in den zwei Jahren seines Kommissoriums von Wißmann erreicht +wurde, zu geben:</p> + +<p>»Die ostafrikanische Küste ist zurückerobert und ihr Besitz derartig +gesichert durch Anlage von Befestigungswerken und Kommunikationen, daß +dieselbe mit einem im Verhältnis zur Größe des Landes äußerst geringen +Truppenkontingent gegen alle Eventualitäten behauptet werden kann. Die +großen Karawanenstraßen sind auf weite Strecken gesichert und unser +Machteinfluß bis an die äußersten Grenzen unsers Gebietes ausgedehnt, +dem deutschen Namen bis dorthin Achtung und<span class="pagenum" id="Seite_259">[S. 259]</span> Respekt verschafft +worden. Im Norden ist das Hinterland von Tanga und Pangani bis zum +Kilimandscharo hinauf als endgültig gesichert anzusehen. Die große +Straße von Bagamoyo und Sadani aus ist bis Mpapua gesichert und eine +weitere Sicherung in Uniamuesi von Emin Pascha und Stokes eingeleitet.</p> + +<p>Nur in Ugogo, wo Handelskarawanen noch des Öfteren gefährdet werden, +bleibt eine Lücke auszufüllen. Auch im Süden unserer Besitzung ist, +seitdem Maschemba sich unterworfen hat, das nächste Hinterland +beruhigt. Nur eine schwarze Truppe war der rastlosen kriegerischen +Thätigkeit, wie sie sich hier entfalten mußte, gewachsen. Die im +Verhältnis zu der gewaltigen Ausdehnung unseres Gebietes verschwindende +Truppenstärke bedingte ein ununterbrochenes Hin- und Herziehen ohne +Rücksicht auf die klimatischen Verhältnisse.</p> + +<p>Diesem Umstande sind die meisten Verluste an europäischem Personal +zuzuschreiben. Die von vornherein verfolgte Taktik, den Feind bei allen +Gefechten durch einen kräftig eingeleiteten und schnell ausgeführten +Angriff moralisch zu überwältigen, bewahrte die Truppen stets vor +großen Verlusten im Gefechte selbst.</p> + +<p>Immerhin sind die Verluste, wie vorher erwähnt hauptsächlich durch die +Strapazen in dem Ungewohnten Klima, verhältnismäßig größer als bei +einem europäischen Kriege. Der Gesamtverlust der Truppe im Gefecht +(Tote und Verwundete) beträgt 21 Europäer und 151 Farbige, was bei +Zugrundelegung einer Kombattantenstärke von 150 Europäern und 1200 +Farbigen für erstere einen Verlust von 14, für letztere von 12-1/2 +Prozent bedeutet. Die Verluste der Truppe an Toten überhaupt betragen +20 Europäer und 208 Farbige, was für eine Gesamtstärke von 200 +Europäern und 1800 Farbigen (einschließlich der Nichtkombattanten) für +erstere 10, für letztere 11-1/2 Prozent ausmacht.</p> + +<p>Erst allmählich, nach Wiedergewinnung verschiedener Küstenpunkte, nach +Vergrößerung des Sanitätspersonals, nach Durchführung der Impfung aller +Truppen konnte die ärztliche Pflege der Truppe eine wirksamere werden, +aber erst, nachdem die Unterkunftsräume ausgebaut und die Erdarbeiten, +die eine<span class="pagenum" id="Seite_260">[S. 260]</span> Entwickelung des Malaria-Bazillus begünstigen, beendet waren, +wurde der allgemeine Gesundheitszustand ein bedeutend besserer.</p> + +<p>Gute Unterkunft schützte vor Malaria, Desinfektion und Maßnahmen +zur Erlangung guten Trinkwassers vor Dyssenterie, Impfung vor +Pockenerkrankungen, den drei die Gruppen am meisten gefährdenden +Krankheiten. Jetzt, wo die kriegerischen Strapazen zum größten +Teil überwunden sind, und durch die Fürsorge der Regierung das +Sanitätspersonal für das kommende Jahr um das doppelte verstärkt ist, +wird der Gesundheitszustand sich jedenfalls weiterhin bedeutend bessern.</p> + +<p>Was die Erfolge der friedlichen Arbeit anbetrifft, so mußten die durch +die militärische Thätigkeit auf Seiten der Eingeborenen entstandene +Furcht und Scheu zunächst gehoben werden.</p> + +<p>Strenge Gerechtigkeit und Wohlwollen von Seiten der Europäer der +Schutztruppe, die unterdes mit den Sitten und Gewohnheiten der Inder, +Araber und Neger mehr und mehr vertraut geworden waren, und strenge +Überwachung der Unbestechlichkeit der farbigen Beamten erzeugten bald +Vertrauen, wo früher Furcht gewaltet hatte. Das erste Zeichen von einem +Gefühl der Sicherheit unter unserm Schutz war die massenhafte Rückkehr +der während des Krieges Geflohenen und Ausgewanderten.</p> + +<p>Während wir beim Beginn der Expedition in Bagamoyo täglich ungefähr ein +Dutzend Leute verpflegten, die zu alt und krank gewesen wären, um mit +den Anderen zu entfliehen, hat jetzt schon Bagamoyo mindestens seine +alte Bevölkerungszahl wieder erreicht.</p> + +<p>Es fällt jedem Fremden mit Erstaunen auf, wie jeder Europäer auf +der Straße in unseren Küstenorten freundlich und vertraulich von +überall begrüßt wird. Araber und Belutschen, Banianen, Hindus +und Parsis, Goanesen, Suaheli-Sklaven und Karawanenleute aus dem +Innern, griechische und Levantiner Händler, sogar Chinesen fühlen +sich im lebhaft zurückgekehrten Handel und Verkehr sicher unter der +deutschen Flagge. Der Druck des früher herrschenden Arabers, des seine +Kapitalmacht mißbrauchenden Inders hat aufgehört. Die Erpressungen der +bisherigen Walis, Kadis und Jumbes, die, da sie von ihrer Regierung +unbesoldet blieben, sich selbst bezahlt<span class="pagenum" id="Seite_261">[S. 261]</span> machen mußten, sind einer +unparteiischen und unbestechlichen Rechtspflege und Polizei gewichen. +Der Sklave findet sein Recht wie der Herr. Durch möglichst seltenen +Wechsel in den Stellen der Stationschefs wurde bei diesen das regste +Interesse an dem Wachstum ihrer Stationen und Distrikte erzielt und +damit manche Einrichtung zum Vorteil des Handels, zu hygienischen und +Verschönerungszwecken.</p> + +<p>Die Zerstörungen in manchen Küstenstädten in der ersten Periode des +Aufstandes durch die Granaten der Marine erlaubten nachhaltiges +Durchgreifen beim Wiederaufbau. Es wurden breite, gerade Straßen +angelegt, Brücken und Wasserleitungen erbaut, Sümpfe trocken gelegt, +Markthallen eingerichtet, Straßenbeleuchtung durchgeführt, offene +Plätze freigehalten und durch Gartenanlagen verschönert, sowie durch +entsprechende polizeiliche Aufsicht auf Ordnung, Reinlichkeit und +Sicherheit hingewirkt. Für Unterkunft der Karawanen sind Karawansereien +errichtet, und kürzlich ist der Grundstein für das erste Hospital für +Eingeborene (unsere bisherigen Krankenhäuser und die schwarze Truppe +eingerichtet) und die erste Schule für die Kinder der indischen Händler +gelegt worden. Die bevorstehende Ankunft des letzten der drei Fahrzeuge +der Küstenlinie wird hoffentlich recht bald ein allgemein erwünschtes +regelmäßiges Anlaufen der Küstenplätze ermöglichen und ebenso ist zu +hoffen, daß den Vorarbeiten für die Eisenbahnen die Vollendung bald +folgen möchte.</p> + +<p>Die allgemeine Wiederaufnahme des Feldbaues seit dem Wiedereintritt +der friedlichen Verhältnisse, das Wiederaufblühen des Karawanenhandels +nach erfolgter Sicherung der Straßen und jede nur mögliche Maßnahme +zur Förderung des Handels müssen eine allmähliche Abnahme der unserer +neuen Kolonie gebrachten Opfer bringen, müssen, wenn wir nachhaltig +weiter arbeiten an dem Schaffen neuer wertvoller Exportprodukte durch +Plantagenbau, auch mit der Zeit für unsere Opfer Zinsen tragen. Jeder +Europäer, der während des Aufstandes unsere Küste gesehen hat und sie +jetzt nach nur zweijähriger Arbeit wiedersieht, muß die Überzeugung +gewinnen, daß diese Schlüsse nicht optimistisch sind, sondern das +Resultat sachlicher Beobachtung.</p> +<hr class="chap x-ebookmaker-drop"> + +<div class="chapter"> +<p><span class="pagenum" id="Seite_262">[S. 262]</span></p> + +<h2 class="nobreak" id="14_Kapitel">14. Kapitel.<br> +<span class="s6">Das Deutsch-englische Abkommen.</span></h2> +</div> + +<p>Schon vor der Ankunft Wißmanns in Deutschland, nach Einnahme des +südlichen Teils unserer deutsch-ostafrikanischen Küste, waren die +Verhandlungen zwischen der deutschen und englischen Regierung über +die Verteilung Afrikas in ein Stadium getreten, in welchem über +alle wichtigen Punkte Einverständnis erzielt werden war. Am 17. +Juni veröffentlichte der Reichs-Anzeiger in einer Extra-Ausgabe die +Grundzüge des deutsch-englischen Abkommens, auf welche in allernächster +Zeit der formelle Abschluß des Vertrages fußen sollte. Wißmann stand +bei seiner unmittelbar darauf erfolgten Ankunft in Deutschland vor +einem fait accompli, denn schon Anfangs Juli war die Publikation des +nun abgeschlossenen Vertrages erfolgt.</p> + +<p>Es seien an dieser Stelle die auf Ost-Afrika insbesondere oder mit +bezüglichen Paragraphen des Abkommens im Wortlaut angeführt:</p> + +<p>Artikel I. In Ostafrika wird das Gebiet, welches Deutschland zur +Geltendmachung seines Einflusses vorbehalten wird, begrenzt:</p> + +<p>1. Im Norden durch eine Linie, welche an der Küste vom Nordufer der +Mündung des Umba-Flusses ihren Ausgang nimmt und darauf in gerader +Richtung zum Jipe-See läuft. An dem Ostufer des Sees entlang und um +das Nordufer desselben herumführend, überschreitet die Linie darauf +den Fluß Lumi, um die Landschaften Taveta und Dschagga in der Mitte +zu durchschneiden und dann entlang an dem nördlichen Abhang der +Bergkette des Kilimandscharo in gerader Linie weiter geführt<span class="pagenum" id="Seite_263">[S. 263]</span> zu +werden, bis zu demjenigen Punkte am Ostufer des Viktoria-Nyanza-Sees, +welcher von dem ersten Grad südlicher Breite getroffen wird. Von hier +den See auf dem genannten Breitegrade überschreitend, folgt sie dem +letzteren bis zur Grenze des Kongostaates, wo sie ihr Ende findet. +Es ist indessen Einverständnis darüber vorhanden, daß die deutsche +Interessensphäre auf der Westseite des genannten Sees nicht den +Mfumbiroberg umfaßt. Falls sich ergeben sollte, daß dieser Berg südlich +des genannten Breitengrades liegt, so soll die Grenzlinie in der Weise +gezogen werden, daß sie den Berg von der deutschen Interessensphäre +ausschließt, gleichwohl aber zu dem vorher bezeichneten Endpunkte +zurückkehrt.</p> + +<p>2. Im Süden durch eine Linie, welche, an der Küste von der Nordgrenze +der Provinz Mozambique ausgehend, dem Laufe des Flusses Rovuma bis zu +dem Punkte folgt, wo der Msinje-Fluß in den Rovuma mündet, und von +dort nach Westen weiter auf den Breitenparallelen, bis zu dem Ufer des +Nyassa-Sees läuft. Dann sich nordwärts wendend, setzt sie sich längs +den Ost-, Nord- und Westufern des Sees bis zum nördlichen Ufer der +Mündung des Songwe-Flusses fort. Sie geht darauf diesen Fluß bis zu +seinem Schnittpunkte mit dem 33. Grad östlicher Länge hinauf und folgt +ihm weiter bis zu demjenigen Punkte, wo er der Grenze des in dem ersten +Artikel der Berliner Konferenz betriebenen geographischen Kongobeckens, +wie dieselbe auf der dem 9. Protokoll der Konferenz beigefügten Karte +bezeichnet ist, am nächsten kommt. Von hier geht sie gerader Linie +auf die vorher gedachte Grenze zu und führt an derselben entlang bis +zu deren Schnittpunkt mit dem 32. Grad östlicher Länge, sie wendet +sich dann in gerader Richtung zu dem Vereinigungspunkte des Nord- und +Südarmes des Kilambo-Flusses, welchem sie dann bis zu seiner Mündung +in den Tanganjikasee folgt. Der Lauf der vorgedachten Grenze ist im +allgemeinen nach Maßgabe einer Karte des Nyassa-Tanganjika-Plateaus +angegeben, welche im Jahre 1889 amtlich für die britische Regierung +angefertigt wurde.</p> + +<p>3. Im Westen durch eine Linie, welche von der Mündung des Flusses +Kilambo bis zum 1. Grad südlicher Breite mit der Grenze des +Kongostaates zusammenfällt.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_264">[S. 264]</span></p> + +<p>Das Großbritannien zur Geltendmachung seines Einflusses vorbehaltene +Gebiet wird begrenzt:</p> + +<p>1. Im Süden durch die vorher erwähnte Linie von der Mündung des +Umbeflusses zu dem Punkte des Kongofreistaates, welcher von dem 1. Grad +südlicher Breite getroffen wird. Der Berg Mfumbiro ist in dieses Gebiet +eingeschlossen.</p> + +<p>2. Im Norden durch eine Linie, welche an der Küste am Nordufer des +Jubaflusses beginnt, dem genannten Ufer des Flusses entlang läuft und +mit der Grenze desjenigen Gebietes zusammenfällt, welches dem Einflusse +Italiens im Gallalande und in Abessinien bis zu den Grenzen Egyptens +vorbehalten ist.</p> + +<p>3. Im Westen durch den Kongofreistaat und durch die westliche +Wasserscheide des oberen Nilbeckens.</p> + +<p>Artikel II. Um die in dem vorstehenden Artikel bezeichnete Abgrenzung +zur Ausführung zu bringen, zieht Deutschland seine Schutzherrschaft +über Witu zu Gunsten von Großbritannien zurück.</p> + +<p>Großbritannien verpflichtet sich, die Souveränität des Sultans von +Witu über das Gebiet anzuerkennen, welches sich von Kipini bis zu +dem im Jahre 1887 als Grenze festgesetzten Punkt gegenüber der +Insel von Kweihu erstreckt. Deutschland verzichtet ferner auf seine +Schutzherrschaft über die an Witu grenzende Küste bis nach Kismaju und +auf seine Ansprüche auf Gebiete des Festlandes nördlich vom Tanaflusse +und auf die Inseln Patta und Manda.</p> + +<p>Artikel VII. Jede der beiden Mächte übernimmt die Verpflichtung, +sich jeglicher Einmischung in diejenige Interessensphäre +zu enthalten, welche der andern durch Artikel I bis IV des +gegenwärtigen Übereinkommens zuerkannt ist. Keine Macht wird in der +Interessensphäre der andern Erwerbungen machen, Verträge abschließen, +Souveränitätsrechte oder Protektorate übernehmen oder die Ausdehnung +des Einflusses der andern hindern. Es besteht Einverständnis darüber, +daß Gesellschaften oder Privatpersonen, welche der einen Macht +angehören, die Ausübung von Souveränitätsrechten innerhalb der +Interessensphäre der andern Macht, außer mit Zustimmung der letzteren, +nicht zu gestatten ist.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_265">[S. 265]</span></p> + +<p>Artikel VIII. Die beiden Mächte verpflichten sich, in allen denjenigen +Teilen ihrer Gebiete innerhalb der in der Akte der Berliner Konferenz +von 1885 bezeichneten Freihandels-Zone, auf welche die fünf ersten +Artikel der genannten Akte am Tage des gegenwärtigen Abkommens +anwendbar sind, die Bestimmungen dieser Artikel in Anwendung zu +bringen. Hiernach genießt der Handel vollständige Freiheit; die +Schiffahrt auf den Seen, Flüssen und Kanälen und den daran gelegenen +Häfen ist frei für beide Flaggen; keine ungleiche Behandlung mit +Bezug auf den Transport oder Küstenhandel ist gestattet; Waaren jeder +Herkunft sollen keine andern Abgaben zu entrichten haben, als solche, +welche unter Ausschluß ungleicher Behandlung, für die zum Nutzen des +Handels gemachten Ausgaben erhoben werden mögen; Durchgangszölle dürfen +nicht erhoben und keine Monopole oder Handelsbegünstigungen gewährt +werden. Den Angehörigen beider Mächte ist die freie Niederlassung in +den beiderseitigen Gebieten, soweit dieselben in der Freihandels-Zone +gelegen sind, gestattet.</p> + +<p>Insbesondere herrscht Einverständnis darüber, daß in Gemäßheit dieser +Bestimmungen von jedem Hemmnis und jedem Durchgangszoll frei sein soll +der beiderseitige Güterverkehr zwischen dem Nyassa- und Tanganjikasee, +zwischen dem Nyassa-See und dem Kongostaat, auf dem Tanganjikasee und +zwischen diesem See und der nördlichen Grenze der beiden Sphären.</p> + +<p>Artikel IX. Handels- und Bergwerkskonzessionen, sowie Rechte an Grund +und Boden, welche Gesellschaften oder Privatpersonen der einen Macht +innerhalb der Interessensphäre der andern Macht erworben haben, sollen +von der letzteren anerkannt werden, sofern die Gültigkeit derselben +genügend dargethan ist. Es herrscht Einverständnis darüber, daß die +Konzessionen in Gemäßheit der an Ort und Stelle gültigen Gesetze und +Verordnungen ausgeübt werden müssen.</p> + +<p>Artikel X. In allen Gebieten Afrikas, welche einer der beiden Mächte +gehören, oder unter ihrem Einfluß stehen, sollen Missionare beider +Länder vollen Schutz genießen; religiöse Duldung und Freiheit für +alle Formen des Gottesdienstes und für geistlichen Unterricht werden +zugesichert.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_266">[S. 266]</span></p> + +<p>Artikel XI. Großbritannien wird seinen ganzen Einfluß aufbieten, um ein +freundschaftliches Übereinkommen zu erleichtern, wodurch der Sultan +von Sansibar seine auf dem Festland gelegenen und in den vorhandenen +Konzessionen der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft erwähnten +Besitzungen nebst Dependenzen, sowie die Insel Mafia an Deutschland +ohne Vorbehalt abtritt. Es herrscht Einverständnis darüber, daß Se. +Hoheit gleichzeitig für den aus dieser Abtretung entstehenden Verlust +an Einnahmen eine billige Entschädigung erhalten soll.</p> + +<p>Deutschland verpflichtet sich, die Schutzherrschaft Großbritanniens +anzuerkennen über die verbleibenden Besitzungen des Sultans von +Sansibar mit Einschluß der Inseln Sansibar und Pemba, sowie über +die Besitzungen des Sultans von Witu und das benachbarte Gebiet bis +Kismaju, von wo die deutsche Schutzherrschaft zurückgezogen wird. +Es herrscht Einverständnis darüber, daß Ihrer Majestät Regierung, +falls die Abtretung der deutschen Küste nicht vor der Übernahme der +Schutzherrschaft über Sansibar durch Großbritannien stattgefunden hat, +bei der Übernahme jener Schutzherrschaft die Verpflichtung übernehmen +wird, allen ihren Einfluß aufzuwenden, um den Sultan zu veranlassen, +jene Abtretung gegen Gewährung einer billigen Entschädigung so bald als +möglich vorzunehmen.«</p> + +<p>In den kolonialfreundlichen Kreisen Deutschlands erregte das Abkommen +die lebhafteste Verstimmung und — zunächst wenigstens — einen +außerordentlich starken Pessimismus. Die härtesten Kritiken in den +angesehensten Blättern zerpflückten die einzelnen Bestimmungen des +Vertrages, und selbst die prinzipiellen Gegner der Kolonialpolitik +fanden die von Deutschland gemachten Konzessionen mindestens sehr +großmüthig. Man sah sich aber schließlich genötigt, mit dem Abkommen +als einer Thatsache zu rechnen und mußte sich nunmehr auf den Boden +der durch das Abkommen gegebenen Daten stellen, auf dem geschaffenen +Fundament in der Kolonisierung Ost-Afrikas fortfahren oder eigentlich +in vielen Rücksichten neu anfangen.</p> + +<p>Überall in Ost-Afrika selbst, wohin der Vertragsabschluß ja sofort +durch den Draht übermittelt wurde, wurden naturgemäß nur mißbilligende +Stimmen laut.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_267">[S. 267]</span></p> + +<p>In Lindi, der Station, welcher ich damals vorstand, kam die Nachricht +durch einen zufällig anlaufenden Dampfer gerade an meinem Geburtstage +an und sicherlich wird mir die trübe Stimmung in dauernder Erinnerung +bleiben, in welche alle Offiziere und Beamten der Station Lindi +versetzt wurden.</p> + +<p>In den Tropen, wo man leichter erregbar ist, als hier, schien uns das +Abkommen eigentlich zunächst gleichbedeutend mit einem Aufgeben unseres +Kolonialbesitzes überhaupt. Man hoffte zwar, daß wenigstens außer der +Erwerbung Helgolands noch große politische Vorteile in Europa errungen +worden seien, hinter welchen ja dann die erst begründeten Interessen +in den Kolonien hätten zurückstehen müssen; aber in jedem Falle sahen +wir uns vor die betrübende Notwendigkeit versetzt, mit den Daten des +Vertrages rechnen und auf diese gestützt weiter arbeiten zu müssen.</p> + +<p>Gleich uns empfand auch der einsichtsvollere Teil der Bevölkerung, +besonders die Inder und Araber, die neue Nachricht als eine uns +gewordene Niederlage. Selbstverständlich wurde bei dem intelligenteren +Teil der Küstenbewohner der Vertrag genau zur selben Zeit wie +bei uns bekannt; dieselben, welche damals auch in dem eben erst +wiedergewonnenen Süden Sympathien für uns an den Tag legten und +namentlich damals weit mehr für uns als für die Engländer eingenommen +waren, vermieden sorgfältig, uns von der ihnen bekannt gewordenen +Nachricht etwas merken zu lassen, gewissermaßen aus Zartgefühl und +Rücksichtnahme auf uns.</p> + +<p>Durch die vom Verfasser unter der Hand durch seinen farbigen +Polizei-Hauptmann eingezogenen Erkundigungen aber erfuhr er, daß das +Abkommen dort ebenfalls das lebhafteste Staunen hervorgerufen hatte.</p> + +<p>Gehen wir nun die einzelnen Bestimmungen des Vertrages durch, so +sehen wir, daß wir eigentlich, — wenigstens in Ostafrika, — +nirgends gewonnen, sondern überall verloren haben. Die Küste war +durch deutsches Geld und mit deutschem Blut zurückerobert worden, +und weder wir, die wir in Ostafrika selbst thätig gewesen sind und +redlich mitgeholfen haben, noch die Eingeborenen aller Art haben je +unsere Wiedereroberung der Küste für etwas anderes angesehen, als +eine dauernde<span class="pagenum" id="Seite_268">[S. 268]</span> Besitzergreifung, da wir ja, an der Küste besonders, +überall die absoluten Herren waren und genügende Schritte zu dauernder +Niederlassung geschehen waren. Auch die Erwerbung Sansibars war als +etwas natürliches von den Eingeborenen und Arabern erwartet worden.</p> + +<p>Wie an der Küste durch seine Waffenerfolge, so hatte hier ganz +besonders der Reichskommissar persönlich durch sein kluges politisches +Verhalten und die naturgemäße Rückwirkung von der Küste auf Sansibar, +eine ganz bedeutende Besserung in dem Verhältnis zum Sultan und den +Arabern herbeigeführt. Der ursprünglich gegen uns gehegte Haß des +Sultans hatte sich in ein gutes freundliches Verhältnis verwandelt. +Als die Verstärkung der Schutztruppe im April 1890 mit dem egyptischen +Dampfer »Schibin« in Sansibar ankam, wurde bereits von den Arabern +daselbst, man sagt sogar von den Engländern, welche jedenfalls in +der Nacht, als der Dampfer in der Rhede lag, die Stadt und die Rhede +fortwährend mit den Scheinwerfern ihrer Kriegsschiffe beleuchteten, +eine Landung und die Annexion Sansibars durch Handstreich für möglich +gehalten. Bis weit ins Innere herein reichte unser Einfluß. Die +thatsächliche Macht war an einzelnen Stellen durch Stationen und durch +zahlreiche starke Expeditionen zum Ausdruck gebracht worden. Hierzu +kam, daß man nach dem Vertrage des Jahres 1886, obgleich in diesem +die Interessensphäre nur im Norden und Süden begrenzt worden war, +doch annehmen mußte, daß jedenfalls unser Hinterland bis an die Seen +beziehungsweise die Grenze des Kongostaates voll und ganz gesichert war.</p> + +<p>Das Vorgehen unserer Reichsregierung in der letzten Zeit der +Thätigkeit des Fürsten-Reichskanzlers nördlich des Gebietes der +Englisch-Ostafrikanischen Gesellschaft hatte die lebhafteste +Befriedigung der kolonialen Kreise zur Folge, da diese hierin mit Recht +eine Hoffnung auf energisches Vorgehen im Witu-Land und im Hinterlande +desselben begründet sahen. Kaum zwei Monate vor dem Bekanntwerden des +englischen Vertrages war unter dem General-Konsul Michahelles, wie +bereits an anderer Stelle dieses Buches erwähnt ist, eine Gesandtschaft +an den Sultan von Witu mit kaiserlichen Geschenken gesandt worden, +welche diesem die Meinung beibringen<span class="pagenum" id="Seite_269">[S. 269]</span> mußte, daß nun die deutsche +Regierung die Bedeutung ihres Schützlings und seines Landes würdige und +denselben dem Sultan von Sansibar gegenüber zu halten entschlossen sei.</p> + +<p>Acht Monate vor dem Vertrage war durch ein deutsches Kriegsschiff die +deutsche Flagge in Kismaju gehißt und dann die Küste zwischen Witu +und Kismaju unter deutschen Schutz gestellt worden. Verfasser selbst +ist ein Jahr im Witu-Land thätig gewesen und hat während dieser Zeit +Land und Leute, vor allen Dingen den alten, damals noch regierenden +Sultan Achmed und den Sultan der in Rede stehenden Zeit, den damaligen +Thronfolger Fumo Bakari, ebenso das Hinterland und die umliegenden +Völkerschaften von Witu kennen gelernt. Er hat sich auf Grund seiner +damals erworbenen Kenntnis in Schrift und Wort darüber ausgesprochen, +einen wie großen Wert sowohl durch seine geographische Lage, wie +besonders durch die teils faktische, teils moralische Macht des Sultans +von Witu im ganzen Hinterlande, — speziell bei den Bararetta- und +Borani-Galla, den Waboni, Wapokomo und sogar einem Teil der Somalis, +— das Witu-Land gewissermaßen als Schlüsselpunkt für jene wertvollen, +hochgelegenen und gesunden Länder habe.</p> + +<p>Hierzu trat die Thätigkeit der deutschen Witu-Gesellschaft und die +einer Reihe von Privatleuten, welche daselbst deutsche Interessen +geschaffen und teilweise bereits Erfolge aufzuweisen hatten. Dazu kam +ferner insbesondere die große Vorliebe der Sultane von Witu, welche +sie seit Brenners Reisen immer für Deutschland gehegt hatten. Sie war +begründet in der alten Feindschaft, welche zwischen dem Sansibar-Sultan +und den Witu-Herrschern bestand, da ja bekanntlich England lebhaft +die Sansibar-Sultane protegierte. Der letztere Umstand und das +Bewußtsein, daß vom Anfang der kolonialen Thätigkeit Deutschlands an +sich eine Rivalität zwischen diesem und England geltend machte, war +für die Wituleute zu unsern Gunsten maßgebend. Verfasser selbst kann +das Verhalten des alten Sultans Achmed, sowie von Fumo Bakari und der +Witu-Leute überhaupt zu jener Zeit, als die Witugesellschaft ohne jede +Machtmittel lediglich in friedlicher Weise in jenem Lande thätig war, +gar nicht genug loben, da alles, was wir damals<span class="pagenum" id="Seite_270">[S. 270]</span> im Lande unternahmen, +alle kleineren Reisen ins Hinterland, nur mit Hülfe des Sultans möglich +waren. Gerade wir besaßen im Witu-Lande und in der Witu-Bevölkerung +Faktoren, die uns die weitere Kolonisierung daselbst in einem Maße, wie +das sonst nirgend wo der Fall war, erleichterten.</p> + +<p>Wenn auch als Tauschobjekt gegen Helgoland und in der Erwägung, daß +die großen für eine Erschließung der Hinterländer nötigen Geldmittel +bei uns nicht zur Verfügung standen, ein Aufgeben des Protektorats +über Witu erklärlich erschien, so hätten wir doch gewünscht, daß es in +einer für den Witusultan weniger verletzenden Form geschehen wäre. Er +befand sich notorisch in dem Glauben, nunmehr am deutschen Reich einen +starken Rückhalt zu haben; er erfuhr das Abkommen zunächst überhaupt +nur auf privatem Wege zufällig und wurde hierdurch natürlich sehr gegen +uns erbittert. Jedenfalls ist diese Erbitterung des Sultans und seiner +Leute nicht ohne Zusammenhang mit der Ermordung der Deutschen, welche +zu dieser Zeit unter Führung Künzels zur Anlegung einer Dampfsägemühle +in Witu eintrafen, wenn auch das Betragen Künzels zur Katastrophe +mitgewirkt hat.</p> + +<p>In Uganda ferner hatte <span class="antiqua">Dr.</span> Peters auf der Rückkehr von seinem +energisch durchgeführten Zuge einen Vertrag mit Muanga abgeschlossen. +Er hatte daselbst ebenfalls eine für uns im Gegensatz zu den Engländern +äußerst günstige Stimmung vorgefunden, die wir nicht zum wenigsten dem +Einfluß der katholischen Missionen zu verdanken hatten. Der Vertrag +des <span class="antiqua">Dr.</span> Peters im Verein mit der Vorliebe des Herrschers und +der Bevölkerung für uns stellten Interessen dar, wie sie die Engländer +dort jedenfalls nicht aufzuweisen hatten, da sich die Waganda durchaus +ablehnend, ja sogar feindselig gegen sie verhielten.</p> + +<p>In gleicher Weise durfte das gesamte westlich des Nyassa gelegene +Hinterland unserer Küste schon wegen der geographischen Lage als zu +unserm Interessengebiet gehörig beansprucht werden, zumal die Engländer +daselbst Verträge nicht zu verzeichnen hatten.</p> + +<p>Von unserer Küste oder Interessensphäre haben wir durch den mit England +geschlossenen Vertrag, abgesehen von dem<span class="pagenum" id="Seite_271">[S. 271]</span> unantastbaren Besitz der +ostafrikanischen Gesellschaft, den zehn Meilen langen Küstenstreifen, +den bis dahin die ostafrikanische Gesellschaft vom Sultan in Pacht +gehabt hatte, bedingt bekommen. Auch letzteren hatten wir, als der +Sultan seine im Vertrage eingegangenen Verpflichtungen nicht hatte +erfüllen können, erst gänzlich verloren, ihn dann aber wie erwähnt, +wieder erobern müssen. Für den dauernden Erwerb dieses Küstenstreifens +stellte England uns seine diplomatische Unterstützung beim Sultan von +Sansibar in Aussicht, wir sollten den letzteren aber außerdem noch +bezahlen. Die Entschädigungssumme, wie schon erwähnt, vier Millionen +Mark, mußte spätestens im Dezember des Vertragsjahres in London gezahlt +werden. Interessant dürfte dabei die Thatsache sein, daß England oder +Engländer dem jetzigen Sultan Said Ali zur Zeit, als er noch Prinz +war und von seinen regierenden Brüdern schlecht behandelt wurde, ganz +erhebliche Vorschüsse gemacht hatten!!</p> + +<p>Wir hingegen erkannten ein englisches Protektorat über Sansibar an, +lieferten den Engländern hierdurch unbedingt die ganze Herrschaft +des Sultans bis auf unsere Interessensphäre aus. Die Insel Mafia, +welche ursprünglich ebenfalls den Engländern zuerkannt werden +sollte, obgleich sie für diese nur den Wert hatte, uns von ihr aus +an dem gegenüberliegenden Teile unserer Küste chikanieren zu können, +beziehungsweise etwaigen unsicheren Elementen im Hinterlande von Kilwa +eine Zuflucht daselbst zu gewähren, war das einzige, was Wißmann gegen +Preisgabe der Stevenson Road zwischen Nyassa und Tanganjikasee noch +zuletzt für uns hatte retten können; einen positiven Wert besitzt die +Insel Mafia für uns nicht.</p> + +<p>Wir gaben, ohne dem Sultan von Witu, mit dem das Schutzbündnis kurz +vorher erneuert war, ein Wort mitzuteilen und die Interessen derjenigen +Suaheli, die unter deutschem Schutz bleiben wollten, irgendwie +wahrzunehmen, dieses Land, dazu noch die vorher unter deutschem Schutz +gestellte Küste den Engländern preis, ohne die Interessen unsres +von altersher mit dem Sultan von Sansibar verfeindeten Schützlings +wahrzunehmen.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_272">[S. 272]</span></p> + +<p>Ferner hatten wir zu Gunsten Englands auf die Anlehnung an den +Kongostaat westlich vom Nyassa-See verzichtet. Westlich des +Viktoriasees überließen wir ihnen den Mfumbiro-Berg, einen vagen +Begriff, denn die Ausdehnung dieses Berges oder Gebirges kannte kein +Mensch; nur das eine war sicher, daß er südlich vom ersten Breitegrade +liegt, der ja eigentlich über den See hinüber die Grenze bilden sollte +und daß er unsere Landverbindung mit dem Kongostaat auch im Norden +bedeutend einengt. In gleicher Weise fiel Uganda, wo wir Interessen +hatten, den Engländern zu.</p> + +<p>Am bedeutsamsten und empfindlichsten aber von Allem berührte uns der +Verlust von Sansibar. Die Bedeutung Sansibars liegt darin, daß dort +alle politischen Fäden der weitesten Gebiete Ostafrikas, speziell ganz +Deutsch-Ostafrikas zusammenlaufen, und daß es das Handels-Centrum für +den überwiegenden Teil Ostafrikas bildet. Fast alle Geschäfte die +in unserer Interessensphäre sowohl an der Küste, wie im Hinterlande +gemacht werden, sind von indischen Handelshäusern, die teils ihre +Hauptvertretung, teils Filialen in Sansibar haben, abgeschlossen, also +von englischen Unterthanen. Von den Indern sind fast alle arabischen +Karawanen, die das Hinterland durchziehen, abhängig. Die wenigen +Karawanen, welche aus dem Innern kommen und selbständigen Handel +treiben, haben ihre Absatz- und Bezugsquellen allerdings an der Küste +selbst mit indischen Häusern, diese aber sind immer nur Filialen der +indischen Großhändler in Sansibar, sodaß also der gesamte Handel doch +endlich in Sansibar zusammenläuft. Auf den großen Reichtum Sansibars +durch den Betrieb der Gewürz- und Nelken-Plantagen auf der Insel selbst +und auf der Insel Pemba möge auch noch hingewiesen werden. In erster +Linie aber bleibt immer die Bedeutung Sansibars als politisches und +Handels-Centrum, welches uns jetzt durch die Abtretung des Sultanats +an England, — wenn wir nicht gewissermaßen als Vasallen Englands auf +dem Festlande Kolonialpolitik treiben wollen, — in die Notwendigkeit +versetzt, erheblich größere Opfer zu bringen. Nur dann können wir mit +der Zeit den Verlust von Sansibar ausgleichen.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_273">[S. 273]</span></p> + +<p>Hätten wir uns das Protektorat über Sansibar vorbehalten, so wäre +uns die Möglichkeit gegeben, unsere Macht an der Küste bedeutend +auszubauen. Wir hätten ein Centrum besessen, von dem aus wir bei +einiger Machtentfaltung an den Seen, also an unserer westlichen Seite, +leichter als jetzt die ganze Festlandskolonie hätten beherrschen +können; unsere Ausgaben hätten sich bedeutend verringert.</p> + +<p>Weshalb hat denn England so ungeheures Gewicht auf die Erwerbung +Sansibars gelegt? lediglich deshalb, weil es jetzt in der Lage ist, +unser gesamtes Gebiet handelspolitisch zu beeinflussen. Es wird +den Engländern nie einfallen, den Sultan abzusetzen oder selbst +regieren zu wollen, das letztere besorgt der Sultan unter Leitung des +englischen Generalkonsuls viel besser. Noch gehen die arabischen oder +indisch-arabischen Karawanen durch unser Gebiet. Große Anstrengungen +werden indes zweifelsohne von den Engländern und ihrem Vasallen, dem +Sultan, gemacht werden, unsern Handel nach Norden und Süden abzulenken +und ihn im Süden auf dem Wege Schire—Sambesi, im Norden über Taveta +nach Sansibar zu bringen.</p> + +<p>Von Sansibar aus könnten wir ferner Deutsch-Ostafrika moralisch +beeinflussen und uns an der Küste für den Anfang mit einfachen +Zollstationen und geringer Polizeimacht begnügen.</p> + +<p>Das Aufgeben Sansibars an England bedeutet für uns geradezu die +Notwendigkeit eines erheblich größeren jährlichen Mehraufwands; die +Ansicht vieler Kolonialgegner, daß durch die Preisgabe Sansibars +eine Ersparnis am jährlichen Kolonialetat erzielt wird, ist bei den +eigenartigen Verhältnissen Sansibars eine irrige. Es möge dies hier +ganz besonders hervorgehoben werden.</p> + +<p>Sansibar durch eine Bewachung der Küste, durch Ausnutzung der besseren +Häfen zu ersetzen, ist bislang eine Redensart geblieben. Selbst wenn +wir unsere ganze in Ostafrika jetzt befindliche Macht nur auf die +Bewachung der Küste verwenden wollten, würde diese Macht noch lange +nicht ausreichen, um Sansibar zu ersetzen.</p> + +<p>Die in Artikel VIII des Abkommens getroffenen Bestimmungen, besonders +die Gleichberechtigung der beiden Nationen<span class="pagenum" id="Seite_274">[S. 274]</span> in den wechselseitigen +Gebieten, kommt in Wirklichkeit nur den Engländern zu Gute. Bei den +geringeren Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, können wir an +Handelsunternehmungen im englischen Gebiet nicht denken, vor allem +aber haben wir keine Inder zu Unterthanen, welche wir als Groß- und +Kleinhändler an die englisch-ostafrikanische Küste setzen und durch die +wir uns dort des Handels bemächtigen könnten. Die Engländer dagegen, +welche uns schon im Norden, Süden und Südwesten in Wirklichkeit, im +Osten durch Sansibar politisch und kommerziell umklammern, sind bei +der Größe ihrer Mittel in der Lage, in unserer eigenen Kolonie an +deren Westgrenze einen für sie nicht aussichtslosen Wettstreit mit uns +aufzunehmen.</p> + +<p>Der Umstand, daß das Abkommen in den ersten Monaten nach dem +Reichskanzlerwechsel mit großer Hast zu Stande gebracht wurde, daß +man darauf verzichtete, in den Kolonien wirklich erfahrene Leute +zu befragen, die sich teilweise in Deutschland selbst befanden, +— ich nenne z. B. Gravenreuth und Paul Reichard, — teilweise +unterwegs nach Deutschland waren, wie besonders Wißmann selbst, +diese Thatsachen schienen darauf hinzudeuten, daß es sich um ganz +besondere Errungenschaften in der europäischen Politik handelte, +welche durch längeres Abwarten gefährdet werden könnten und die so +klar zu Tage liegend wären, daß die ostafrikanischen Interessen +dabei überhaupt nicht in Frage kämen. Daß dies indes nicht der Fall +gewesen ist, dürfte man wohl aus der Denkschrift über die Beweggründe +zum deutsch-englischen Abkommen schließen können, welche, nachdem +der Vertrag perfekt geworden war, ebenfalls im »Reichsanzeiger« +veröffentlicht wurde und den Vertrag dem großen Publikum erklären zu +wollen schien.</p> + +<p>Es geht aus der Denkschrift hervor, daß unsere Regierung bei Abschluß +des Vertrages lediglich von der Absicht geleitet worden ist, in allen +Punkten den Forderungen der Engländer nach Möglichkeit nachzugeben, +dieselben, welche sich auf die Thätigkeit der Missionare, auf +Entdeckungen englischer Forscher und auf Ausübung englischen Einflusses +in weitestem Maße stützten, möglichst zu erfüllen und ihre Wünsche als +berechtigte anzuerkennen.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_275">[S. 275]</span></p> + +<p>Wohl hätten auch wir erwarten dürfen, daß den berechtigten Wünschen +unserer kolonialfreundlich gesinnten Kreise, die doch immerhin für +deutsche Verhältnisse reiche Opfer an Hab und Gut gebracht hatten, und +den Hoffnungen, die sich an Opfer von Blut und Leben knüpften, mehr +Rechnung getragen wäre.</p> + +<p>Nur in einem Punkte, in der Aufgabe Ugandas, erscheint das Verhalten +unserer Regierung erklärt, indem ein an den Vertrag des Jahres +1886 sich anschließender Notenwechsel angezogen wird, in welchem +unsererseits schon damals Uganda als zur englischen Interessensphäre +gehörig anerkannt wurde.</p> + +<p>Wir haben absichtlich nur eine Kritik dessen, was wir in Ostafrika an +Ort und Stelle als Grundlage für unsere weitere Tätigkeit bekamen, +beziehungsweise dessen, was wir dort aufgegeben haben, vom Standpunkt +des Nichtpolitikers aus vorgenommen, ohne uns auf eine Beurteilung des +uns in Europa durch die Erwerbung Helgolands gebotenen Aequivalents +einzulassen. Die Ansicht aller Kenner und Freunde unserer Kolonien +indessen geht auch heute noch dahin, daß der zwar zweifellos ideelle, +aber sehr verschiedenartig beurteilte wirkliche Erfolg, den wir durch +jene Erwerbung errungen haben, das, was wir in Ostafrika aufgegeben +haben, keineswegs aufwiegt.</p> +<hr class="chap x-ebookmaker-drop"> + +<div class="chapter"> +<p><span class="pagenum" id="Seite_276">[S. 276]</span></p> + +<h2 class="nobreak" id="15_Kapitel">15. Kapitel.<br> +<span class="s6">Die wirtschaftlichen Unternehmungen vor, während und nach dem Aufstande.</span></h2> +</div> + +<div class="blockquot"> +<p>Die Ostafrikanische Gesellschaft und ihre Umwandlung. — Sie +wird eine Erwerbsgesellschaft. — Wirtschaftliche Aufgaben der +Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft. — Faktoreien. — Karawanserei. +— Handelsbetrieb. — Einführung Deutsch-Ostafrikanischer Münzen. — +Anlage von Plantagen. — Die Plantage Derema. — Arbeiterverhältnisse. +— Die Frage der Verkehrswege in Ost-Afrika. — Usambara-Eisenbahn. +— Der Schiffsverkehr zwischen Deutschland und Ostafrika. — Die +Ostafrikanische Plantagengesellschaft und ihre Plantage Lewa. — +Die Pflanzer-Gesellschaft. — Emin-Plantage. — Die Plantage des +Herrn von Saint-Paul-Illaire. — Die Ostafrikanische Seehandlung. — +Kaufmännische Unternehmungen in Ostafrika. — Gravenreuths Projekt der +Zentralafrikanischen Seen-Gesellschaft. — Die Magdeburger Faktorei. +— Apotheke in Ostafrika. — In der Anlage begriffene Unternehmungen. +— Der Pulverhandel. — Anregungen.</p> +</div> + + +<p>Es scheint geeignet, an dieser Stelle einen Blick auf die +wirtschaftlichen Unternehmungen zu werfen, welche in Deutsch-Ostafrika +vor und während des Aufstandes bestanden, und deren Weiterentwickelung +kurz zu beleuchten.</p> + +<p>Wirtschaftliche Unternehmungen bestanden vor Ausbruch des Aufstandes +in Deutsch-Ostafrika drei, nämlich die Deutsch-Ostafrikanische +Gesellschaft, die Ostafrikanische Plantagen-Gesellschaft und die +Pflanzer-Gesellschaft. Von diesen ist die Deutsch-Ostafrikanische +Gesellschaft die bei weitem wichtigste. Durch die früher erwähnten +Verträge mit dem Sultan und den vom Reich erteilten Schutzbrief war +der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft eine Stellung zugewiesen, +welche an die Charter der East-India-Company erinnert, und naturgemäß +waren die<span class="pagenum" id="Seite_277">[S. 277]</span> Aufgaben, welche sich der Gesellschaft zuerst darboten, mehr +administrativer als wirtschaftlicher Natur.</p> + +<p>Die Umgestaltung des Zollwesens, die alleinige Übernahme desselben +durch die Beamten der Gesellschaft nahm an sich so viel Kräfte +in Berlin sowohl wie in Sansibar in Anspruch, daß eigentliche +wirtschaftliche Unternehmungen vor der Hand wohl ins Auge gefaßt, +aber nicht angefangen wurden. Zur Zeit, als der Aufstand ausbrach, +besaß die Gesellschaft in Sansibar selbst vier Häuser, in welchen +die Centralverwaltung untergebracht war und welche gleichzeitig zu +Wohnzwecken für die Beamten dienten. Außerdem war ihr in unmittelbarer +Nähe des Sultanpalastes eine ausgedehnte Zollstätte überwiesen, an +welcher sämtliche vom Festlande kommenden Dhaus anlegen und löschen +mußten.</p> + +<p>Um die direkte Ausfuhr aus den Plätzen des Festlandes nach andern +Orten als Sansibar in der Hand zu behalten, waren eigene Zollstätten, +wie dies in einem früheren Kapitel bereits erwähnt ist, in Bagamoyo, +Daressalam, Lindi, Kilwa, Tanga und Pangani bereits eingerichtet +oder in der Anlage begriffen. Durch den Ausbruch des Aufstandes +wurde die Lage der Gesellschaft gänzlich verändert. Bis auf Bagamoyo +und Daressalam mußten alle Stationen aufgegeben werden, und auch in +Bagamoyo selbst war von einer Zollerhebung nicht die Rede.</p> + +<p>Mit der Errichtung des Reichskommissariats und der Ankunft Wißmanns +verschob sich die Stellung der Ostafrikanischen Gesellschaft +vollkommen. Von einer Ausübung der von ihr erworbenen Landes-Oberhoheit +im Innern konnte ebenso wenig mehr die Rede sein, wie von der +Entfaltung eines politischen Einflusses an der Küste. Das gesamte +Ostafrikanische Gebiet unterstand allein dem Reichskommissar, welcher +der Lage der Sache nach das Standrecht über das gesamte Gebiet +verhängte. Die Rechte der Gesellschaft nach dem Vertrage vom 28. April +1888 blieben unverändert fortbestehen, aber unterlagen der durch +militärische Rücksichten bedingten Einschränkung und zeitweiligen +Suspension, bei welcher mit dem Standrecht alle Zivilbefugnisse auf das +Militär übergingen.</p> + +<p>Eine Einmischung in die geschäftlichen Angelegenheiten der Gesellschaft +und namentlich in die Zollverwaltung sollte<span class="pagenum" id="Seite_278">[S. 278]</span> vermieden werden, dagegen +wurde Wißmann die Ausübung der dem Reichskanzler statutenmäßig +zustehenden Aufsicht über die Gesellschaft in Bezug auf ihre Thätigkeit +auf dem Festlande übertragen, so daß der Reichskommissar in der Lage +war, etwaige Verordnungen der Gesellschaft außer Kraft zu setzen. Es +beschränkte sich die Thätigkeit der Ostafrikanischen Gesellschaft +zu Anfang des Aufstandes lediglich auf die Zollerhebung in Sansibar +selbst. Sobald jedoch die Küstenplätze wieder in unserer Gewalt waren, +und sobald die Anlegung der befestigten Stationen eine Garantie für +Sicherung der Verhältnisse bot, wurden auch die Zollstationen daselbst +wieder errichtet, so in Bagamoyo selbst, ferner in Daressalam, in +Pangani und Tanga schon vor Ablauf des Jahres 1889. Wenn auch das +Kommissariat vorderhand als Provisorium angesehen werden mußte, so +sah die Gesellschaft doch ein, daß sie selbst nach den bis jetzt +gemachten Erfahrungen niemals in der Lage sein würde, selbständig ihr +Gebiet zu beherrschen, daß sie vielmehr hierfür der Anlehnung an das +Reich bedürfe. Die Fortdauer des Kommissariats war nach den Leistungen +Wißmanns der einhellige Wunsch der Ostafrikanischen Gesellschaft, wie +aller Kolonialfreunde Deutschlands.</p> + +<p>So ist in der That der ostafrikanische Aufstand die Ursache gewesen, +daß das Reich thatkräftig und selbständig in die Kolonialpolitik +eintrat. Die Aufrechterhaltung des Kommissariats, an welcher niemand +zweifelte, veränderte für die Ostafrikanische Gesellschaft ihre +gesamte Lage. Auch nach Fortfall des Standrechtes mußten mannigfache +Befugnisse der Zivilverwaltung, welche eigentlich der Ostafrikanischen +Gesellschaft zugefallen wären, in der Hand des Reichskommissars +verbleiben. So kam es, daß der staatsrechtliche Charakter der +Gesellschaft immer mehr hinter den rein wirtschaftlichen zurücktrat.</p> + +<p>Blieb auch die Zollverwaltung vorläufig der Gesellschaft, so +wurden doch Kapitalien und Kräfte in weitem Umfange frei für die +eigentliche Kultur-Arbeit, die Förderung der Produktion und die +eigene Plantagenthätigkeit, sowie für die Erschließung des Landes und +die Entfaltung einer Handelsthätigkeit im großen Maßstabe. Kam es +doch darauf an, an<span class="pagenum" id="Seite_279">[S. 279]</span> dem nicht unbedeutenden Ein- und Ausfuhr-Handel +Ostafrikas, welcher bis jetzt ausschließlich in indisch-arabischen +Händen lag, selbständigen, möglichst weiten Anteil zu bekommen.</p> + +<p>Das Verdienst, nach der letzteren Richtung hin ungemein fördernd +und anregend gewirkt zu haben, gebührt in erster Linie dem Direktor +der Ostafrikanischen Gesellschaft, Konsul Vohsen. Derselbe begab +sich Ende des Jahres 1889 selbst nach Ostafrika, einmal um durch +den Augenschein ein klares Bild der Verwaltung zu gewinnen, und +ferner, um die Vertragsverhältnisse mit dem Sultan neu zu regeln. Die +letztere Thätigkeit zielte vor allem darauf ab, die Durchschnittssumme +festzustellen, welche von der Gesellschaft aus dem Ertrage der +Ausfuhrzölle an den Sultan zu zahlen sei, und verschaffte andrerseits +der Gesellschaft verschiedene wichtige Vorteile.</p> + +<p>Das Abkommen kam zu stande am 13. Januar 1890. Die für die +wirtschaftlichen Unternehmungen maßgebenden Gesichtspunkte der +Gesellschaft sollten in erster Linie sein: die Hebung der allgemeinen +Landeskultur, die ausgedehnte Erschließung der natürlichen Hilfsquellen +des Landes und dadurch eine Mehrung seiner Produktion, ferner die +Einführung von Neukulturen, insbesondere Tabak, Baumwolle, Kaffee, +Indigo etc. Unterstützt werden sollten diese wirtschaftlichen +Unternehmungen durch Anlegung von Faktoreien, teils in Verbindung +mit Zollstationen, teils ohne dieselben, ferner durch die Entsendung +von Agenten, um einen Verkehr der Eingeborenen mit den Faktoreien +herbeizuführen, endlich durch die Schaffung von Verkehrswegen, +insbesondere durch den Bau einer Eisenbahn durch Usambara, welche +später bis zum Kilimandscharo verlängert werden sollte. Die +Faktoreien wurden sofort in Angriff genommen, zuerst in Pangani, +dann in Bagamoyo, Tanga und Daressalam; für die letztgenannten 3 +Faktoreien wurden fertige Häuser aus Europa mittelst Segelschiffs +hinbefördert. Die wesentlichste Aufgabe fiel auch hier wieder bei dem +dortigen ungeheuren Karawanenverkehr der Faktorei in Bagamoyo zu. +Um an dieser Stelle möglichst selbständig in den Handel eingreifen +zu können und gleichzeitig die aus dem Innern kommenden Träger vor +der bisher üblichen, mitunter haarsträubenden Ausbeutung durch die +kleinen indischen<span class="pagenum" id="Seite_280">[S. 280]</span> Kaufleute zu schützen, ging die Ostafrikanische +Gesellschaft in Bagamoyo mit dem Bau einer großen Karawanserei vor. +Diese Karawanserei sollte der Centralpunkt werden, an welchem alle +ankommenden Karawanen ihre Lasten anhäufen, und von dem umgekehrt die +nach dem Innern ziehenden Karawanen ausgehen sollten.</p> + +<p>Zu letzterem Zweck mußte die Karawanserei also Waarenlager enthalten, +aus denen die Karawanen sich mit den im Innern gangbaren Werten, wie +Baumwollstoffen, Drähten, Perlen u. s. w., versehen konnten; endlich +sollten die Träger hier für eine ungemein geringe Entschädigung +geschützte Wohnräume für die Dauer ihres Aufenthalts erhalten.</p> + +<p>Früher waren die Besitzenden unter den Eingeborenen, insbesondere die +sogenannten Ndewas der Waniamuesi, bei den Indern untergebracht und +hier vielen Betrügereien derselben ausgesetzt; ihnen hierin zu helfen +und sie von der Abhängigkeit vom Inder zu befreien, war der Hauptzweck +bei Anlage der Karawanserei, der auch erreicht ist. Der Inder muß sich +jetzt in der Regel dorthin bemühen. Um die und in der Karawanserei +herrscht jetzt ein Leben wie an einer Börse.</p> + +<p>Bereits im Anfang des Jahres 1890, noch bevor die Faktoreien und die +Karawanserei wirklich vorhanden waren, erhielten die Beamten der +Gesellschaft, so weit sie nicht lediglich den Zolldienst zu versehen +hatten, den Auftrag, von den zur Küste kommenden Karawanentransporten +alles aufzukaufen, dessen sie habhaft werden könnten. Es ist dies +bislang allerdings nicht viel gewesen. Die Waren, welche von den +Karawanen mitgeführt wurden, gehörten den indischen Kaufleuten, schon +ehe die Karawane im Innern aufgebrochen war. Die führenden Araber waren +entweder durch die Inder ausgerüstet, oder denselben von alters her +verschuldet, so daß alles, was sie aus dem Innern mitbrachten, dem +Konto ihrer indischen Gläubiger zu Gute kam.</p> + +<p>Erst allmählich wird es sich ermöglichen lassen, in diese überaus +schwierigen Handelsverhältnisse einzudringen und deutscherseits an +dem bestehenden Handel Anteil zu nehmen. Man kann neue Handelswege +eröffnen, wir können unsererseits Karawanen ausrüsten und den direkten +Verkehr mit dem<span class="pagenum" id="Seite_281">[S. 281]</span> Innern beleben, aber es sind dies Fragen, welche +vorläufig in der Zukunft liegen. Jedenfalls bleibt immer festzuhalten, +daß die hauptsächlichen Träger des Handelsverkehrs die Araber sind, daß +diese aber ihrerseits, wenigstens zum großen Teil, nur als Dienstleute +der indischen Großkaufleute betrachtet werden können.</p> + +<p>Gleichzeitig mit der Anlage der Faktoreien wurde von der Gesellschaft +einem andern Plane näher getreten, welcher mit dem eigentlichen +Handelsverkehr in engster Beziehung stand und am meisten geeignet +erschien, das deutsche Element in den Handelsverkehr hineinzubringen. +Es war dies die Schaffung eines eigenen deutschen Münzsystems. Nach +dem Vertrage mit dem Sultan stand der Gesellschaft das Recht der +Notenausgabe im gesamten Gebiet des Sultans zu. In denjenigen Teilen +des Landes, welche der Gesellschaft direkt unterstanden, mußte +selbstverständlich das Recht der Geldprägung ein unumschränktes sein, +sobald die deutsche Regierung sich damit einverstanden erklärte. +Als Faktor zur Ausdehnung des deutschen Einflusses erschien diese +Geldprägung dringend geboten, zumal unser Hauptmitbewerber, nämlich die +englisch-ostafrikanische Gesellschaft, nach dieser Richtung hin bereits +im Januar 1890 vorgegangen war.</p> + +<p>Um der Münze einen leichteren Eingang zu verschaffen, wurde von dem +Maria Theresia-Thaler, welcher allerdings bei den Arabern und Indern +noch kursierte und einen Zahlwert darstellte, nach welchem aber nur +noch selten gerechnet wurde, abgesehen und dafür die überall in +Sansibar und an der Küste gangbare indische Münze eingeführt: die +Rupie, eine Silbermünze in der Größe eines 2-Markstücks, ferner 1/2 +und 1/4 Rupie in Silber, endlich für den Kleinhandel als Scheidemünze +der Pesa (64 Pesas = 1 Rupie). Die in Indien sonst noch geltende +Kupfermünze Anna (16 = 1 Rupie) hat in Ostafrika keinen Eingang +gefunden. Man hat verschiedentlich den Gedanken angeregt, an Stelle +dieser indischen Münze lieber die Reichswährung in unserm Schutzgebiet +einzuführen, zumal die Silberwährung der Rupie zu außerordentlichen +Schwankungen (bis zu 30 %) Anlaß giebt. Es ist dies jedoch, vor +der Hand wenigstens, undurchführbar.<span class="pagenum" id="Seite_282">[S. 282]</span> Wie oben bemerkt, liegt der +Schwerpunkt des Handels gegenwärtig immer noch in den Händen der Inder, +und es würde die Einführung einer ganz neuen, ihnen unbekannten Münze +um so schwerer sein, als sie sogar den Maria-Theresia-Thaler fast +gänzlich verdrängt haben.</p> + +<p>Aus der Münzenprägung ergeben sich selbstverständlich für die +Gesellschaft wesentliche pekuniäre Vorteile, — Vorteile, welche bisher +allein von den indischen Münzstätten oder aber vom Sultan, welcher in +Indien prägen ließ, gezogen wurden.</p> + +<p>Die weitere Absicht der deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft, durch +die Beförderung der Landeskultur und durch Anlegung eigener Plantagen +auf die Rentabilität des Landes zu wirken, befindet sich auch heute +noch in den ersten Anfängen. Die Produktion der Eingeborenen hat eine +wesentliche Steigerung nach keiner Richtung hin erfahren. Das Vorbild +europäischer Arbeit ist dazu bis jetzt viel zu gering, die Erziehung +des Negers zu selbständiger Arbeit viel zu wenig vorgeschritten. Die +eigene Produktion seitens der Gesellschaft in Plantagenthätigkeit +hat, und das soll ja unumwunden anerkannt werden, mit sehr großen +Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt. Nichtsdestoweniger kann die +Gesellschaft von dem Vorwurf nicht freigesprochen werden, daß sie +gegenüber den großen Mitteln, welche ihr zu Gebote standen, viel zu +vorsichtig vorgegangen ist.</p> + +<p>Zum Beweise muß an dieser Stelle dem Gange der Ereignisse vorgegriffen +werden. Nach dem Zustandekommen des deutsch-englischen Abkommens vom +November 1890 standen der Gesellschaft, abgesehen von ihren früheren +Mitteln, etwa 5-1/2 Million Mark zur Verfügung. Sie war außerdem aller +Verwaltungspflichten entbunden; sie hatte lediglich die Aufgabe, sich +wirtschaftlicher Thätigkeit zu widmen. Es ist aber thatsächlich ein +wesentlicher Fortschritt gegen die Zeit vor dem deutsch-englischen +Abkommen auch heute noch nicht zu bemerken. Kaum daß die bereits +Anfang 1890 bestehenden Pläne teilweise zur Ausführung gekommen +sind. Diese Pläne zielten darauf ab, einmal eine bereits früher in +Angriff genommene und während des Aufstandes wieder aufgegebene +Baumwollplantage bei Kikogwe in der Nähe von Pangani in erweitertem +Umfang wieder in Betrieb zu setzen und ferner eine Art Versuchsplantage +in<span class="pagenum" id="Seite_283">[S. 283]</span> großem Umfange in Usambara anzulegen. Auf der letzteren sollten +Versuche mit dem Anbau von Kaffee, Baumwolle, Thee, Vanille und Indigo +gemacht werden.</p> + +<p>Für die Anlage und den Betrieb dieser Plantage war <span class="antiqua">Dr.</span> Hindorf +ausersehen, welcher nach vollendeter wissenschaftlicher Ausbildung +2 Jahre lang für die Neu-Guinea-Gesellschaft in ihrer Kolonie +praktisch thätig gewesen war. Bei aller Tüchtigkeit Hindorfs hatte +die Gesellschaft jedoch nicht genügend berücksichtigt, daß seine im +Tropendienst angegriffene Gesundheit der Aufgabe in Ostafrika in keinem +Falle gewachsen sein konnte. Hindorf erkrankte schon auf der Ausreise +und kehrte nach kurzem Aufenthalt in Ostafrika nach Hause zurück; als +Ersatz für ihn ist Ende vorigen Jahres ein in den Tropen erfahrener +Pflanzer herausgesandt. Die von Hindorf ausgesuchte Landstrecke für die +Versuchsplantage befindet sich bei dem Orte Derema etwa 5° 8' s. Br. +und 38° 38' ö. L. in 800 <span class="antiqua">m</span> Höhe.</p> + +<p>Noch schwieriger als die Gewinnung des eigentlichen Leiters war die +Beschaffung des geeigneten Arbeitermaterials. Gegenüber dem Vorwurf, +welcher gewöhnlich dem ostafrikanischen Neger gemacht wird, daß er +zur Arbeit untauglich und unlustig sei, kann der Verfasser mit Recht +anführen, daß es auf den Militärstationen fast nie an einer genügenden +Arbeiterzahl gefehlt hat, und zwar wurden die Leute nicht etwa zum +Dienst gepreßt, sondern sie boten sich freiwillig, zuweilen in der Zahl +von mehreren Hundert Köpfen, für einen verhältnismäßig geringen Lohn +an. Allerdings handelt es sich hier um die Küstenbevölkerung, welche +mehr oder weniger mit höheren Kulturzuständen in Berührung gekommen +war und auch entwickeltere Bedürfnisse sich angewöhnt hatte, zu deren +Befriedigung ihnen der Lohn der Arbeit diente. Über den Küstenstrich +hinaus wird eine solche Heranziehung des Negers zur Arbeit, eine +Gewöhnung an höhere Kultur erst einzuführen sein. Von einer absoluten +Unlust der Leute ist aber auch hier, außer bei nomadisierenden Völkern, +nirgends die Rede. Arbeiter sind meistens zu erlangen. Ausschlaggebend +für die Stetigkeit ihrer Arbeit ist in jedem Falle die Person des +Leiters. Richtige Behandlung, große Nachsicht in einem, Strenge im +andern Fall bilden in Verbindung mit sichtbaren Erfolgen die Mittel,<span class="pagenum" id="Seite_284">[S. 284]</span> +eine Arbeiterbevölkerung heranzuziehen. Um von vornherein wenigstens +einigermaßen Stetigkeit in die Arbeit zu bringen und die genügende Zahl +von Arbeitern zu erlangen, ist in jedem Fall die Vermittlung der Jumbes +nützlich und sogar notwendig. Sobald es gelingt, die Dorfältesten für +die Sache zu interessieren, kann man durch dieselben in viel höherem +Grade auf die Bevölkerung wirken als durch persönlichen Einfluß oder +gar Befehle.</p> + +<p>Noch eine weitere Frage bedarf hier der Erwähnung. Von den +verschiedensten Seiten her ist der deutsch-ostafrikanischen +Gesellschaft und den andern Plantagengesellschaften empfohlen worden, +um sofort eine nutzbringende, erfolgreiche Thätigkeit entfalten zu +können, Arbeitermaterial von außen her nach Ostafrika einzuführen. Man +versprach sich davon, abgesehen von dem direkten praktischen Erfolge, +auch eine erziehliche Wirkung auf die eingeborene Bevölkerung und +brachte für diese Aufgabe die Chinesen in Vorschlag.</p> + +<p>Wir sehen keinen Grund, eine solche Einführung von Arbeitermaterial +zu widerraten; die Befürchtung, die Chinesen möchten das eingeborene +Element überwuchern, scheint für die Verhältnisse, wie sie in Ostafrika +liegen, nicht zuzutreffen und wenn die Chinesen, wie dies ja bekannt +ist, neben ihrer Plantagenthätigkeit die verschiedensten Gewerke +betreiben, so würde uns dies nur als wesentlicher Vorzug erscheinen, +denn eingeborene Handwerker sind nicht in einer den jetzigen +Bedürfnissen entsprechenden Zahl da. Europäische Handwerker können +kaum auf die Dauer selbständig als solche arbeiten. Als Kaufleute +würden die Chinesen den Hindus der Küste gegenüber kaum in Betracht +kommen. Die Bedürfnislosigkeit der Inder ist ungefähr dieselbe wie +die der Chinesen. Sollte aus einer chinesischen Einwanderung sich ein +neues kaufmännisches Element herausbilden, so würde uns dasselbe eher +Dienste leisten als uns schädigen. Die einzige Gefahr, welche die +chinesischen Arbeiter mit sich bringen könnten, wäre ein nachteiliger +Einfluß auf die Eingeborenen, da der Chinese bei seiner ungleich +höheren Kulturstufe den Neger ohne weiteres zu unterdrücken versuchen +würde. Aber auch diese Gefahr kann nicht in Anschlag gebracht werden, +denn es liegt in der<span class="pagenum" id="Seite_285">[S. 285]</span> Hand der Stationsleiter, solchen Übergriffen +in geeigneter Weise vorzubeugen. Im Interesse der Sache, d. h. einer +schnellen und erfolgreichen Ausbreitung der Plantagenthätigkeit kann +daher eine solche Einfuhr von Arbeitermaterial in allen den Stellen, +wo die einheimische Bevölkerung erfahrungsgemäß sich nicht zur Arbeit +eignet, nur empfohlen werden.</p> + +<p>Die gegenwärtige wirtschaftliche Thätigkeit der ostafrikanischen +Gesellschaft umfaßt den Betrieb von Faktoreien in Bagamoyo, Pangani, +Tanga, Daressalam, Lindi, Kilwa und Mikindani, ferner den Betrieb der +Baumwollplantage Kikogwe und der Versuchsplantage Derema.</p> + +<p>Von den weiter ins Auge gefaßten Aufgaben, welche der Erschließung +des Landes zu gute kommen sollten, ist vorläufig nur eine einzige +und auch diese nur in recht beschränktem Umfange in der Ausführung +begriffen. Die Gesellschaft hat es sich bekanntlich zur Aufgabe +gestellt, Verkehrswege zu schaffen. Welcher Art diese Verkehrswege sein +sollen, darüber herrscht in diesem Augenblick noch nicht einmal völlige +Klarheit.</p> + +<p>Man hat von vielen Seiten her die Anlegung umfangreicher Eisenbahnnetze +in Deutsch-Ostafrika in Vorschlag gebracht. Man hat dabei vor allem +zwei große Routen im Auge gehabt, eine sogenannte Centralbahn von +Daressalam über Mpapua nach Tabora mit einer Verlängerung bis zum +Tanganjikasee und eventuell noch einer Abzweigung bis nach dem Viktoria +Nyanza. Eine zweite Bahn sollte von Tanga nach dem Kilimandscharo gehen +und auch diese sollte von dort aus nach dem Viktoriasee weitergeführt +werden. Für beide Linien sowie für eine ganze Reihe andrer sind eine +Unmenge von Projekten von berufenen und unberufenen Kräften mit und +ohne Rentabilitätsberechnung ausgeführt und befürwortet worden. +Schmalspurige und normalspurige Bahnen, Feldbahnen und Seilbahnen sind +vorgeschlagen, begutachtet und verworfen worden.</p> + +<p>Zweifellos ist die Anlegung von Verkehrswegen eine der +allerbrennendsten Fragen, deren Lösung für die Ausnutzung unseres +Gebietes von ausschlaggebender Bedeutung ist. Vorläufig sind Straßen +nach unserem Sinne in Ostafrika überhaupt nicht vorhanden. Die einzigen +Verkehrswege, zu denen<span class="pagenum" id="Seite_286">[S. 286]</span> in erster Linie die sogenannten großen +Karawanenstraßen mitzurechnen sind, sind schmale Pfade von etwa 2 +Fuß Breite. Zu beiden Seiten dieser Pfade befindet sich je nach der +verschiedenen Bewachsung und der Jahreszeit mehr oder minder hohes +Gras und dichter oder lichter Busch, meist mit Unterholz und Lianen +durchwachsen.</p> + +<p>Entstanden sind diese Pfade lediglich durch den Karawanenverkehr. +Nicht die Rücksicht auf das Endziel hat ihnen ihre Richtung gegeben, +sondern lediglich die Gewohnheit der Eingeborenen oder Karawanenführer, +die Bequemlichkeit oder endlich die Rücksicht auf Wassertümpel in +der Nähe der Lagerplätze. Die Entfernung wird durch diese Art Wege +außerordentlich vergrößert.</p> + +<p>Der Marsch auf dem Karawanenpfade ist mit großen Unzuträglichkeiten und +Beschwerden verknüpft, denn die Schmalheit des Weges bedingt es, daß +die ganze Karawane oder die Expedition sich im Gänsemarsch bewegen muß.</p> + +<p>Sowohl in Rücksicht auf den Handelsverkehr als auch strategisch sind +diese Wege zwar nicht gänzlich unbrauchbar, aber doch eben nur ein +Notbehelf. Daß hier Wandel geschaffen werden muß und zwar so schnell +als möglich, liegt auf der Hand. Es fragt sich nur, welcher Art die +Verkehrswege sein sollen, die wir in Ostafrika anzulegen haben und wer +dieses Verkehrsnetz schaffen soll.</p> + +<p>Wenn die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft auch in ihrem Programm +von 1890 die Schaffung von Verkehrswegen vorgesehen hat, so ist die +Sache jetzt doch nach der Übernahme des Regiments durch das Reich in +eine andere Phase gerückt worden. Eine Gesellschaft, welche gegenwärtig +lediglich Erwerbszwecke im Auge hat, wird nicht mehr die moralische +Verpflichtung fühlen, ein Verkehrsnetz, welches ihr zum geringen Teil +zu gute kommt, anzulegen. Diese Verpflichtung ist vielmehr zum Teil auf +das Gouvernement übergegangen.</p> + +<p>Was die Art der Verkehrswege anlangt, so wird eine Bahn nur da in +Frage kommen können, wo dieselbe eine direkte Aussicht auf pekuniären +Nutzen in absehbarer Zeit gewährt. Vielleicht wird man sich darauf +beschränken müssen, vorläufig einmal Straßen in der Art zu schaffen, +wie sie die<span class="pagenum" id="Seite_287">[S. 287]</span> Engländer in mustergiltiger Weise in allen ihren Kolonien +— und zwar als erste aller Aufgaben — anlegen; Straßen, auf denen man +mit Wagen fahren kann. Die Herstellung solcher Straßen ist keineswegs +mit unüberwindlichen Schwierigkeiten verknüpft. Die wesentlichste +Arbeit dabei ist die Planierung und die gründliche Ausrodung der +Bodenbewachsung, so daß eine baldige Überwucherung, wie sie in den +Tropen schnell eintritt, verhindert wird (durch Kiesbelag, Korallensand +etc.). Durch die Anlage eines solchen Straßennetzes würde ein doppelter +Zweck erreicht werden: Einmal die Erleichterung und Beförderung des +Verkehrs, also die angestrebte Erschließung des Innern und ferner +die wirkliche Sicherung des Landes. Man kann auf die Dauer unmöglich +sich darauf beschränken, wie dies jetzt geschieht, nur an der Küste +eine Herrschaft auszuüben und durch nur in geringem Umkreis wirksame +Stationen im Inneren und gelegentliche Expeditionen den Eingeborenen +gegenüber unsere Autorität aufrecht zu erhalten.</p> + +<p>Für die dauernde Sicherung unseres Besitzes reichen die vorhandenen +Stationen im Innern einschließlich der neu in der Anlage begriffenen +nicht aus. Es kann eine wirkliche Machtausübung nur dann erfolgen, +wenn eine Reihe von Stationen an leicht gangbaren oder zu befahrenden +Straßen das Land in seinen Hauptverkehrsadern sichert.</p> + +<p>Das Gros dieser Stationen braucht nur sehr klein und mit geringen +Posten versehen zu sein. Der unter den einzelnen Posten leicht +herzustellende Kontakt ist vollkommen ausreichend, um auch die +kriegerischen Völker des Innern wenigstens den Verkehrswegen gegenüber +fortgesetzt in Schach und Botmäßigkeit zu halten. Diese Stationen +sind es aber gleichzeitig, welche durch ihr bloßes Vorhandensein +einen genügenden Druck auf die Häuptlinge des Innern ausüben werden, +um diese zur Instandhaltung der Straße zu zwingen. Keineswegs soll +diese Instandhaltung ohne Entgelt geschehen. Und abgesehen von ihrer +militärischen Bedeutung würden die erwähnten Stationen noch einem +zweiten ebenso wichtigen Zwecke dienen können, nämlich Proviant- +und Wasserstationen für die durchziehenden Karawanen zu bilden. Die +Verpflegungs- und Wasserfrage bildet bekanntlich den bei weitem +schwierigsten Punkt des ganzen Karawanenverkehrs.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_288">[S. 288]</span></p> + +<p>Mißernten in gewissen Teilen des Landes legen den Verkehr ohne +weiteres lahm oder erfordern riesige Opfer an Menschenleben. Die +Wasserplätze unterstehen an manchen Stellen mächtigen Häuptlingen. +Um Wasser zu erlangen, haben die Karawanen den bekannten Hongo, den +Durchgangszoll zu entrichten, häufig auch noch das Wasser zu erkaufen. +Es ist dies etwas so Gewöhnliches, daß keine Karawane sich diesem Zoll +entziehen kann. Wenn durch eine Straßenanlage der Verkehr geregelt, +die Wasserplätze in Besitz der Station gebracht werden, so ist der +Vorteil ein dreifacher. Einmal sind die Karawanen nicht mehr von +der Laune der Häuptlinge abhängig; zweitens würden die betreffenden +Völkerschaften durch die regelmäßige Lieferung von Nahrungsmitteln +gegen festzusetzenden Entgelt einen dauernden Vorteil genießen; endlich +würde das früher willkürliche Hongosystem der Häuptlinge in die Hände +deutscher Organe (und dann wird es eine dem Neger verständliche +Steuer, die kein böses Blut macht) übergehen und somit einmal einen +wesentlichen Faktor für die Ausbreitung des deutschen Einflusses +abgeben, andererseits aber auch noch pekuniäre Vorteile gewähren. Durch +die Anlage solcher Stationen wird auch einer in den letzten Jahren +vielfach vorgekommenen Vergewaltigung schwacher Eingeborener durch +stärkere Karawanen vorgebeugt.</p> + +<p>Endlich dürfte der Umstand nicht gering anzuschlagen sein, daß durch +die vorhandenen Stationen ja von selbst gewisse Kulturfaktoren in die +Landschaft hineingetragen werden und daß daraus sich dann allerdings +für die Zukunft die Möglichkeit großer Bahnanlagen ergeben kann und +wird: dann nämlich, wenn die Eingeborenen des Exports werte Produkte +in genügender Menge produzieren. Ohne in Details hier weiter eingehen +zu wollen, ist besonders notwendig eine Straße, welche im großen und +ganzen den Karawanenweg von Bagamoyo und Mpapua bis Tabora festlegen +sollte. Wenn der Weg gleich energisch in Angriff genommen würde, so +könnte diese Straße von Daressalam aus über Kilossa gehen, dann sich +im Allgemeinen im Anschluß an den alten Weg über Mpapua nach Tabora +wenden, von wo aus dieselbe nach dem Nyanza und nach dem Tanganjika +(Udschidschi) weiter geführt werden<span class="pagenum" id="Seite_289">[S. 289]</span> müßte. Weiterhin eine Straße von +Tanga nach dem Kilimandscharo, ferner Verbindungen von Kilwa und Lindi +mit dem Nyassa-See.</p> + +<p>Von den genannten Verkehrsstraßen ist die eine, nämlich die von +Tanga nach dem Kilimandscharo, bereits in den ersten Anfängen der +Anlage begriffen, indem die Vorarbeiten für die Eisenbahn der +Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft schon gemacht werden und zwar +besonders im Hinblick auf das üppige Hinterland von Tanga und Pangani, +wo man für tropische Pflanzungen und europäische Ansiedelungen große +Hoffnungen hegt. Die erste Strecke der Bahn soll von Tanga nach +Korogwe am Rufu (Panganifluß) in südwestlicher Richtung führen, etwa +60 Kilometer. Sie durchschneidet einen der fruchtbarsten Teile der +Landschaft Usambara; ihre Verlängerung nach dem Kilimandscharo und +weiterhin nach dem Viktoriasee ist in Aussicht genommen.</p> + +<p>Maßgebend für die Anlegung dieser Schienenstrecke war auch das Vorgehen +der Engländer in ihrem Gebiet. Diese sind seit dem Jahre 1890 mit dem +Bau einer Bahn beschäftigt, welche von Mombassa nach Taveta, einem +stark besuchten Karawanenplatz am Fuße des Kilimandscharo, aber in +Britisch-Ostafrika führen soll, einer Bahn, welche später ebenfalls +bis an die Ufer des Viktoria-Nyanza verlängert werden soll, und die, +wenn sie früher als die unsrige fertig wird, zweifellos unserm Handel +großen Abbruch thut, bezw. denselben am Nyanza überhaupt lahm legt. +Es ist daher der Entschluß der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft, +mit dem vorher erwähnten Schienenwege vorzugehen, dankbar zu begrüßen. +Die Ausführung geschieht durch eine aus der Deutsch-Ostafrikanischen +Gesellschaft heraus begründete Usambara-Eisenbahn-Gesellschaft.</p> + +<p>Gegenwärtig ist <span class="antiqua">Dr.</span> Oskar Baumann, welcher seit Jahren in +Diensten der Gesellschaft erfolgreich thätig ist und mustergiltige +Vermessungen der gegenwärtigen Eisenbahnlinie sowie des ferneren Weges +durch das Pare-Gebirge bis zum Kilimandscharo ausgeführt hat, damit +beschäftigt, den weiteren Handelsweg für eine Straße oder Eisenbahn vom +Kilimandscharo bis an den Viktoria festzulegen.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_290">[S. 290]</span></p> + +<p>Es mögen an dieser Stelle gleich einige Worte über die +Verkehrsverhältnisse Platz finden, welche zwischen dem Mutterlande und +der Kolonie sich entwickelt haben. Bei der Erwerbung der Kolonie und +während des Aufstandes existierte eine deutsche Schifffahrtslinie nach +Ostafrika noch nicht. Man war gezwungen, sich entweder der Schiffe der +<span class="antiqua">Messageries maritimes</span> von Marseille oder der British-India-Linie +von London über Neapel zu bedienen. Die Unzuträglichkeiten, welche +diesen Zustand zu einem unhaltbaren machten, liegen auf der Hand. +Der direkte deutsche Handel war entweder genötigt, sich zufälliger +Gelegenheiten durch deutsche Segelschiffe zu bedienen, um direkt nach +einem deutschen Hafen zu verschiffen, oder er mußte die Beförderung +über Marseille oder London mit Umladung daselbst wählen. In beiden +Fällen ergaben sich Schwierigkeiten, welche die Ausdehnung des Handels +in hohem Grade beeinträchtigten.</p> + +<p>Mit der Errichtung des Kommissariats, mit dem Eingreifen der +Regierung in die ostafrikanischen Verhältnisse ergaben sich noch +weit größere Unzuträglichkeiten. Für die Beförderung der Truppen und +des Kriegsmaterials mußten entweder eigene Schiffe zu hohen Kosten +gechartert werden, Schiffe, welche sich dann in vielen Fällen, — da +man nehmen mußte, was gerade vorhanden war, — als Frachtfahrzeuge +letzten Ranges erwiesen, oder man benutzte die regelmäßigen Linien +und verschaffte denselben ganz bedeutende Mehreinnahmen auf unsere +Kosten. Da von diesen Linien jedoch kein Hafen des Festlandes in +Deutsch-Ostafrika angelaufen wurde, so mußte Kriegsbedarf und sonstiges +Gut in Sansibar aus- und auf die Dampfer der Wißmann-Flotte oder aber +auf arabische Dhaus umgeladen werden.</p> + +<p>Um diese Mißstände aus der Welt zu schaffen, faßte die +Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft, sobald das thatkräftige, +dauernde Eingreifen der Regierung gesichert war, den Plan, durch eine +direkte deutsche Dampferlinie, welche mit Staatsunterstützung fahren +sollte, die bisher fehlende Verbindung zwischen Deutschland und der +Kolonie herzustellen. Die Vorlage darüber kam Anfang 1890 vor den +Reichstag, eine jährliche Unterstützung von 900000 Mk. wurde bewilligt, +und bereits im Juli 1890 begannen die regelmäßigen Fahrten in<span class="pagenum" id="Seite_291">[S. 291]</span> +vierwöchentlichen Zwischenräumen von Hamburg und Rotterdam — Neapel +— Port Said — Suez — Aden nach Tanga — Daressalam — Sansibar +— Lindi — Mozambique — Delagoabay und Natal. Im Anschluß an die +Hauptlinie wurde eine Küstendampferlinie errichtet, welche Bagamoyo, +Sadani, Pangani, Kilwa, Ibo, Quilimane, Chiloane, Inhambane und Beira +anläuft. Es ist dadurch ein Seeverkehrsnetz geschaffen, welches den +gegenwärtigen Anforderungen völlig entspricht.</p> + +<p>Während die Hauptdampfer die drei besten Häfen an der Ostküste +Deutsch-Ostafrikas sowie den großen Handelsmittelpunkt Sansibar und +die Hauptpunkte der portugiesischen Küste sowie einen Hafen von +Natal selbst anlaufen, besorgen die Küstendampfer den Verkehr mit +allen denjenigen Stationen, deren Hafenverhältnisse das Anlaufen der +Hauptdampfer verbieten. Das Frachtgut wird in Lindi, Daressalam oder +Tanga (für unsere deutsch-ostafrikanische Küste), beziehungsweise +in Sansibar gesammelt und dort auf die Hauptdampfer übergeführt und +umgekehrt.</p> + +<p>Die der Linie an der Küste selbst zukommenden Frachten sind bislang +sehr gering, besonders an den Plätzen, die für den Dhauverkehr +mit Sansibar geeignet sind, zum großen Teil aber auch wegen des +unpraktischen Fahrplans der Dampfer, der ihnen meist einen genügenden +Aufenthalt zum Nehmen und Löschen von Ladung nicht gestattet.</p> + +<p>Gleichzeitig mit der Einrichtung der Dampferlinien geschah die +Errichtung deutscher Postagenturen zunächst in Sansibar selbst, +später nach Errichtung des Gouvernements in den Hauptplätzen +Deutsch-Ostafrikas.</p> + +<p>Es mag beiläufig hier bemerkt werden, daß vor dieser Zeit, entsprechend +den bestehenden Verbindungen, alle Postsachen durch das französische +oder englische Postbureau je nach der Nationalität des abgehenden +Dampfers befördert werden mußten. Ein Postamt des Sultans von Sansibar +gab es nicht.</p> + +<p>Es ist das im vorigen Jahre verfügte Eingehen der deutschen Postagentur +zu Sansibar, das nach der einen Angabe aus Gefälligkeit gegen unsere +englischen Freunde, — die französische Postagentur zu Sansibar ist +nicht eingegangen, — nach der anderen auf Antrag des Gouverneurs +erfolgt ist, sehr<span class="pagenum" id="Seite_292">[S. 292]</span> zu beklagen; die Postagentur hatte gerade in +Sansibar gute Einnahmen und war außerdem immerhin ein Mittel, uns der +Bevölkerung zu nähern.</p> + +<p>Endlich ist von den geschaffenen Verkehrserleichterungen zu erwähnen +die Anlage einer Telegraphenlinie zuerst von Bagamoyo nach Daressalam +mit geplanter Verlängerung über alle Hauptpunkte der Küste. Dieselbe +ist wohl inzwischen im Norden durchgeführt. —</p> + +<p>Nächst der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft kommt der +Ostafrikanischen Plantagengesellschaft eine wesentliche Bedeutung zu. +Diese Gesellschaft bildete sich bereits im Jahr 1888 zu dem Zwecke, in +Deutsch-Ostafrika den Tabaksbau zu kultivieren. Ihr Thätigkeitsfeld +befindet sich auf der Plantage Lewa, einige Kilometer von Tschogwe am +Panganifluß.</p> + +<p>Die Arbeiten auf der Plantage Lewa hatten bereits vor dem Aufstande +einen bedeutenden Umfang angenommen. Sämtliche Gebäude für +Verwaltungszwecke, ferner die Fermentierscheune war errichtet, +die ungeheure Tabakspresse unter umständlichen Schwierigkeiten +heraufgeschafft, ein Stamm von mehreren hundert Arbeitern herangezogen +und thatsächlich zu einer dauernden Thätigkeit herangebildet worden. +Die Plantage ließ die besten Erfolge erwarten, da kam der Aufstand und +im November 1889 wurde die Plantage durch Buschiris Leute überfallen +und verwüstet.</p> + +<p>Bereits bei Ausbruch des Aufstandes hatten die Beamten der +Plantagengesellschaft in Voraussicht des kommenden Unheils versucht, +von der Ernte zu retten, was zu retten ging. Der Tabak wurde so schnell +als möglich eingeerntet und ein Teil desselben auch, allerdings +oberflächlich, fermentiert; ja, es gelang sogar, einen Teil der +Ernte an die See zu bringen und nach Deutschland zu verschiffen. +Nichtsdestoweniger waren natürlich die Verluste für die Gesellschaft +sehr bedeutende, und sie hatte nach der Beruhigung des Nordens und +nachdem Lewa durch einen Posten von 10 Mann gesichert war, ganz +von vorn anzufangen. Die gesamte Plantage war überwuchert, die +herangebildete Arbeiterbevölkerung in alle Winde zerstreut, und erst +allmählich konnten die Arbeiten in vollem Umfange wieder aufgenommen +werden.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_293">[S. 293]</span></p> + +<p>Ebenso wie die Plantagengesellschaft beschäftigt sich die Deutsche +Pflanzergesellschaft in der Nähe von Tanga mit Tabaksbau. Erhebliche +Erfolge sind seitens dieser Gesellschaft nicht erzielt worden, einmal +weil die Leitung zu systematisch von Berlin aus betrieben wurde, +wodurch jede freiere Entfaltung in Ostafrika lahm gelegt oder verzögert +wurde; ferner aus Kapitalsmangel und endlich weil die in Ostafrika zur +Verwendung kommenden europäischen Kräfte sich ihrer Aufgabe zum Teil +nicht gewachsen zeigten; im letzten Jahr machte noch der Aufstand unter +den Wadigo die nötigen Arbeiten größtenteils unmöglich.</p> + +<p>Zu diesen älteren wirtschaftlichen Unternehmungen traten bald nach der +Niederschlagung des Aufstandes noch einige andere. In erster Linie ist +hier zu nennen die sogenannte Emin-Plantage. Den Grundstock derselben +bildet eine früher dem Frhrn. v. Gravenreuth gehörige Schamba bei +Bagamoyo, welche durch Ankäufe vergrößert wurde. Die Emin-Plantage +beschäftigt sich vorwiegend unter der Leitung eines bewährten Fachmanns +mit dem rationellen Anbau der Vanille.</p> + +<p>In der Nähe von Tanga betreibt Herr von Saint-Paul-Illaire, der frühere +Generalvertreter der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft, eine eigene +Plantage, auf welcher ebenfalls Vanille und Baumwolle kultiviert +werden. In der Nähe von Tanga befindet sich ferner eine kleinere +Plantage der ostafrikanischen Seehandlung (Wilhelm Perrot, Wiesbaden). +Die ostafrikanische Seehandlung bildete sich 1890 zu dem Zwecke, in +Ostafrika Handel mit den Eingeborenen zu treiben und eventuell sich +mit selbständigem Plantagenbau zu beschäftigen. Die kleine Plantage +der Gesellschaft kultiviert Baumwolle und hat vor kurzem eine nicht +unbeträchtliche Sendung von Baumwolle in Bremen zum Verkauf gestellt.</p> + +<p>Neben diesen wirtschaftlichen, dem Plantagenbau dienenden +Unternehmungen müssen die rein kaufmännischen Unternehmungen Erwähnung +finden.</p> + +<p>Über die kaufmännischen Zwecke und Ziele der deutsch-ostafrikanischen +Gesellschaft ist das Wesentliche oben gesagt worden. Eine Ergänzung +zu dem Plane der deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft, mit ihren +Faktoreien in das Innere<span class="pagenum" id="Seite_294">[S. 294]</span> hinein vorzudringen, bildete ein Projekt +des leider zu früh im Dienst des Vaterlandes gefallenen Freiherrn +v. Gravenreuth, das Projekt, durch die Gründung einer deutschen +Seengesellschaft an den Ufern der großen Seen, an welche unser Gebiet +heranreicht, festen Fuß zu fassen und so dem deutschem Vorgehen von der +Küste her von innen heraus entgegen zu arbeiten. Das zunächst ins Auge +gefaßte Ziel war die Anlegung von zwei Handelsstationen am Viktoria und +zwar an dessen Süd- und Westufer. An diesen beiden Stationen sollte der +von Wißmann für den Viktoria geplante Dampfer die Produkte aus Uganda, +Unioro, Karagwe, Kavirondo und den reichen Uferstaaten des Viktoria +zusammenführen, von den Stationen aus jene Länder mit den nötigen +Ausfuhrartikeln als Gegenwert versehen. Die Großartigkeit des Planes +muß auf den ersten Blick einleuchten. Um so bedauerlicher ist es, daß +der Plan aus Mangel an Beteiligung bisher nicht zur Ausführung gekommen +ist, um so bedauerlicher deshalb, weil die beiden deutschen Stationen +Bukoba und Muanza die Vorbedingungen für eine Sicherung eines solchen +Handelsverkehrs gegeben hätten.</p> + +<p>Als selbständige kaufmännische Unternehmung eröffnete ein Konsortium +von drei patriotischen Magdeburger Herren im April 1890 in Tanga +die kleine »Magdeburger Faktorei«. Eine wesentliche Bedeutung kann +dem Unternehmen allerdings nicht zuerkannt werden. Der Rahmen ihres +Geschäftsverkehrs — nämlich der Verkauf von Gebrauchsartikeln an +Eingeborene und der gelegentliche Ankauf von Landesprodukten — ist +dafür zu eng, aber immerhin bildet die Magdeburger Faktorei einen +Beweis dafür, daß solche Unternehmungen im stande sind, sich, wenn auch +zuerst vielleicht mit Opfern, allmählich zu bewähren.</p> + +<p>Von größerer Bedeutung als dieses kleine selbständige Unternehmen ist +die Errichtung von Küstenfilialen seitens der bereits seit langer Zeit +in Sansibar bestehenden deutschen Handelshäuser Hansing & Cie. und der +Elfenbeinfirma Meyer, da man von diesen bei der großen Erfahrung der +genannten Häuser in Afrika eine weitere Ausbildung des Handelsverkehrs +erwarten darf, wozu kleinere Unternehmungen in unbedeutenden +Handelsplätzen etabliert, nicht im stande sind.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_295">[S. 295]</span></p> + +<p>In Daressalam ist seit einem Jahre eine deutsche Apotheke im Betrieb, +welche jetzt durch den außerordentlich thätigen früheren Beamten der +deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft Richter, der Land und Leute +genau kennt, übernommen worden ist. Filialen der Apotheke in allen +Hauptplätzen sind in Aussicht genommen.</p> + +<p>Schließlich möge hier noch ein Unternehmen Erwähnung finden, welches +zwar noch nicht in Ostafrika seine Thätigkeit aufgenommen hat, für +welches jedoch die Kapitalien vorhanden und die Rechtsformen gegeben +sind. Es ist dies eine Bremer Handelsgesellschaft, welche unter stiller +Beteiligung der deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft mit einem Kapital +von 300000 Mk. Handelsunternehmungen an der Küste betreiben wird und +selbständige Karawanen nach dem Innern auszurüsten gedenkt. Auch der +in nächster Zeit zur Ausführung gelangende Versuch der Begründung +einer Ziegelei zu Tanga durch den in Ostafrika erfahrenen früheren +Proviantmeister Jahnke finde hier Erwähnung.</p> + +<p>Es braucht kaum gesagt zu werden, daß neben den genannten großen +wirtschaftlichen Unternehmungen mit der fortschreitenden Sicherheit +an der Küste und mit der Zunahme des europäischen Elements daselbst +eine Menge kleinerer kaufmännischer Geschäfte wie Pilze aus der Erde +schossen, kaufmännische Geschäfte, welche lediglich von dem Verkehr +mit den Europäern, von dem Verkauf von Konserven und europäischen +Bedürfnissen, Spirituosen und dergleichen mehr leben. Sie sind +großenteils in Händen von Portugiesen, Griechen und allerlei +Existenzen, welche von Sansibar aus des besseren Geschäfts wegen nach +der Küste übersiedeln.</p> + +<p>Allgemein bekannt ist ja, daß, wie seiner Zeit der Sultan von Sansibar +das Pulvermonopol in Händen hatte, jetzt dieses Monopol in den Händen +des Gouvernements und vordem in denen des Reichskommissariats sich +befand. Über diese Maßregel ist von kaufmännischer Seite des öfteren +geklagt worden, doch ist sie zweifellos notwendig, um die Einfuhr +von Waffen und Munition ins Innere jederzeit kontrolieren und selbst +in der Hand behalten zu können. Allerdings wäre es verkehrt, hier +übermäßig vorsichtig vorzugehen und zu meinen, durch<span class="pagenum" id="Seite_296">[S. 296]</span> Erschwerungen +der Pulver-Einfuhr könne Aufständen im Innern vorgebeugt werden, z. B. +dadurch, daß man vielleicht das Pulver blos an zuverlässige Karawanen +und Stämme abgäbe. Eine solche Maßregel wäre schon deswegen verkehrt, +weil die Munition im Innern immer der gesuchteste, wertvollste +Tauschartikel ist, für den insbesondere meist Elfenbein eingehandelt +wird.</p> + +<p>Auch ist andrerseits hervorzuheben, daß sowohl bei der geringen +Besetzung der Küste wie bei den ausgedehnten Beziehungen, die die +Stämme des Innern überall in unsern Grenzgebieten oder jenseits des +Tanganjika anknüpfen können, eine solche Maßregel nicht absolut wirksam +sein würde, solange wir nicht ganz bestimmte Abkommen, von denen +wir überzeugt sind, daß sie auch gehalten werden, mit den andern +europäischen Völkern getroffen haben.</p> + +<p>Der Pulverhandel muß aber in jedem Falle in unserer Hand bleiben, +da wir hierdurch in engerer Berührung mit den Karawanen und den +eingeborenen Stämmen selbst uns befinden und gegebenen Falls die +Einfuhr, wenn auch nicht ganz verhindern, so doch erschweren können.</p> + +<p>Es sei zum Schluß ein zusammenfassendes Urteil über die Aussichten +der deutschen Plantagen-Unternehmungen gestattet. Was zunächst die +Baumwolle anlangt, so haben schon die Proben der in Deutsch-Ostafrika +wild wachsenden Baumwolle den hohen Wert derselben gezeigt. Das Urteil +der Fachleute läßt sich dahin zusammenfassen, daß bei einer rationellen +Kultur die in Ostafrika gezogene Baumwolle der auf dem Weltmarkt am +höchsten bewerteten gleichzuschätzen sein wird. Rücksichtlich des +Tabaks ist ein abschließendes Urteil gegenwärtig kaum zu fällen. Die +erste Ernte ist, wie bereits früher erwähnt, in verdorbenem Zustande +in Deutschland angekommen. Sie hat nichtsdestoweniger ein Urteil +dahin erlaubt, daß das gezogene Blatt in der Struktur dem besten +Sumatra-Tabak als ähnlich sich erweist und als Deckblatt ausgedehnteste +Verwendung finden kann, vorausgesetzt, daß durch Fachleute und vor +allem im Bau des Tropentabaks bewanderte Pflanzer der Tabak an Ort +und Stelle richtig behandelt wird. Versuche mit Kaffee sind bisher im +Wesentlichen nur von den katholischen Missionen,<span class="pagenum" id="Seite_297">[S. 297]</span> besonders in Morogro +und am Viktoria vorgenommen worden. Die Versuche haben ergeben, daß der +dort gezogene Kaffee dem besten Mokka gleichwertig ist.</p> + +<p>Wir möchten jedoch nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, daß eine +große Menge von Naturprodukten gegenwärtig noch völlig unausgebeutet +der Initiative des deutschen Kapitals harren. In allererster Linie +handelt es sich dabei um die Ausnutzung der bedeutenden Kokosbestände +der Küste, welche gegenwärtig nur in sehr geringem Maße stattfindet.</p> + +<p>Kopra wird an der Küste nicht mehr gemacht, sondern die Nüsse gehen +in natura nach Sansibar und in großen Quantitäten von dort zur +Verarbeitung nach Indien. Bereits 1890 ist von Fachleuten auf die +Bedeutung dieser Kokosbestände und auf die leichte Möglichkeit, sie +ungemein nutzbringend an Ort und Stelle zur Fabrikation des Kokosöls +zu verwerten, aufmerksam gemacht worden. Man ist indes dem seiner +Zeit in vollkommen umfassender Form vorgelegten Plane bislang von +kapitalkräftiger Seite trotz des auf der Hand liegenden Vorteils noch +nicht näher getreten.</p> + +<p>Aehnlich steht es mit dem Anbau oder der Gewinnung von Erdnüssen und +Sesam, Handelsartikeln, die auf dem Weltmarkt eine Rolle spielen.</p> + +<p>Selbst die gewöhnlichen Negerbedürfnisse werden an den meisten Plätzen +in lange nicht genügender Menge kultiviert und noch vielfach ist +Einfuhr von Madagaskar und Indien nötig.</p> + +<p>Die Kultur des Bodens und des Landes kann auf die mannigfachste Weise +noch gefördert werden.</p> +<hr class="chap x-ebookmaker-drop"> + +<div class="chapter"> +<p><span class="pagenum" id="Seite_298">[S. 298]</span></p> + +<h2 class="nobreak" id="16_Kapitel">16. Kapitel.<br> +<span class="s6">Ostafrika unter Herrn von Soden.</span></h2> +</div> + + +<div class="blockquot"> +<p>Übernahme des Gouvernements. — Umwandlung der Schutztruppe. — +Sodens erste Maßnahmen. — Starkes Beamtenpersonal. — Einteilung der +Ressorts. — Einteilung der Küste in Bezirke. — Bezirkshauptleute und +Stationschefs. — Verringerung des weißen Personals der Schutztruppe. +— Verteilung der Truppe. — Doppelwirtschaft in der Unterstellung +der Truppen unter Reichs-Marine-Amt und Auswärtiges Amt. — Einfall +der Wahehe in Usagara. — Unterbrechung des Karawanen-Verkehrs. — +Beschimpfung der deutschen Flagge im Innern. — Die Expedition des +Kommandeurs von Zelewski und ihr Untergang. — Rückzug des Restes +der Truppe. — Wirkung der Expedition auf die Wahehe; Wirkung an der +Küste. — Verhandlungen des Gouverneurs durch Missionare mit den +Wahehe gescheitert. — Die gefallenen Europäer und Farbigen in Uhehe +noch unbeerdigt. — Schwierigkeiten auf afrikanischen Expeditionen; +Sicherung auf denselben; afrikanisches Terrain. — Expedition des +Verfassers durch Usegua, Nguru, Usagara wegen Unruhen der Wakuafi; +Mitwirkung Bana Heris. — Expedition des Verfassers ins Mafitiland. +— Rekognoszierungstour unter Lieutenant Prince nach Mpapua. — +Erhebung der Wadigo bei Tanga. — Kämpfe am Kilimandscharo unter +<span class="antiqua">Dr.</span> Peters. — Neuorganisation der Schutztruppe. — Der +Gouverneur übernimmt das Kommando; der Verfasser als militärischer +Beirat. — Ergänzung der Schutztruppe durch Wißmann in Egypten +und durch von Perbandt in Massaua. — Korvetten-Kapitän Rüdiger +wird Stellvertreter des Gouverneurs. — Rückkehr des Verfassers +nach Deutschland. — Teilung der Schutztruppe in die eigentliche +Schutztruppe und Polizeimacht. — Verteilung auf die Bezirksämter. +— Beurteilung dieser Organisation. — Wirkungskreis der Stationen +im Innern. — Prinzipien bei der Besetzung der Bezirksämter. — Die +Bemühungen des Gouverneurs, Bagamoyo durch Daressalam zu ersetzen. +— Die Postverbindung mit dem Innern. — Erlasse des Gouverneurs, +Zolleinnahmen betreffend. — Verhältnis des Gouverneurs zu den +Eingeborenen. — Berater des Gouverneurs. — Nachrichten vom +Kilimandscharo.</p> +</div> + + +<p>Wir haben bereits erwähnt, daß während des Monats November 1890 +der bisherige Gouverneur von Kamerun,<span class="pagenum" id="Seite_299">[S. 299]</span> Freiherr von Soden, sich +in Sansibar und Ostafrika aufhielt, um sich über die dortigen +Verhältnisse zu orientieren. Bei der Überleitung Deutsch-Ostafrikas +in eine Kronkolonie war Major von Wißmann vom Reichskanzler nicht +für den Gouverneursposten in Deutsch-Ostafrika in Aussicht genommen. +Nachdem Soden Anfang Dezember von Sansibar wieder abgereist war, um in +Deutschland die nötigen Vorbereitungen zu treffen und im Auswärtigen +Amt seine Instruktionen entgegenzunehmen, ging er im März 1891 nach +seiner Ernennung zum kaiserlichen Gouverneur (für die Dauer seiner +Amtsthätigkeit mit dem Prädikat Excellenz) wiederum aus Berlin nach +Ostafrika ab.</p> + +<p>Nach seiner Ankunft besuchte er die Plätze Tanga, Bagamoyo und +Daressalam; zu Bagamoyo fand die Übergabe durch den bisherigen +kaiserlichen Reichskommissar statt. Bei der Neuordnung der Verhältnisse +wurde durch Gesetz vom 22. März 1891 die Wißmann'sche Schutztruppe +in eine kaiserliche umgewandelt, und zum Kommandeur derselben der +bisherige Chef in der Schutztruppe Herr von Zelewski ernannt. Bezüglich +der Verwendung der Schutztruppe in Ostafrika hatte der Gouverneur das +Erforderliche zu bestimmen. Im Übrigen, auch im Civildienst waren die +nötigen Organe ihm beigegeben worden.</p> + +<p>Ursprünglich war beabsichtigt, für seinen Vertreter und sachkundigen +Berater die Stellung eines Gouvernementsrates zu schaffen und diese +dem früheren stellvertretenden Reichskommissar und Chef in der +Schutztruppe <span class="antiqua">Dr.</span> Karl Wilhelm Schmidt zu übergeben. Es wäre +dies sehr praktisch gewesen; die Ruhe und Besonnenheit des älteren, +im Verwaltungsdienst des Auswärtigen Amtes erfahrenen Herrn von Soden +hätte einen Anhalt an der Praxis und Sachkunde des durchaus objektiven, +von Optimismus gänzlich freien und ebenfalls besonnenen und ruhigen +<span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt gefunden. Herr von Soden scheint sich jedoch mit +allen Kräften dagegen gesträubt zu haben, einen wirklich an Ort und +Stelle erfahrenen Herrn als Berater zu erhalten. Vielleicht besorgte +er, dieser möchte zu viel Einfluß auf seine Amtsthätigkeit erlangen und +am Ende das Heft gar selbst in die Hände bekommen. So setzte es denn +Herr von Soden durch, daß die Stelle des Gouvernementsrates durch<span class="pagenum" id="Seite_300">[S. 300]</span> die +eines Oberrichters ersetzt wurde, der das Richteramt zweiter Instanz +im Schutzgebiet ausüben sollte. Diese Stelle wurde zunächst garnicht +besetzt, und erst ein halbes Jahr später dem bisherigen Legationsrat +im Auswärtigen Amt, Sonnenschein, der im Ausland früher als Kommissar +der Marschalls-Inseln thätig gewesen war, übertragen. Da die Wahl wegen +der mit diesem Amte verbundenen Funktionen auf einen Juristen fallen +mußte und an Ort und Stelle erfahrene Juristen nicht vorhanden waren, +kann die Wahl dieses ruhigen und unparteiischen Herrn nur als eine +glückliche bezeichnet werden. Im Übrigen erhielt die Verwaltung der +Finanzen einen Chef in dem bisherigen Intendantur-Assessor <span class="antiqua">Dr.</span> +Kanzki, der zugleich Intendant der kaiserlichen Schutztruppe wurde. +Seine Hauptstütze war der ihm unterstellte Land-Rentmeister, der +ebenfalls an Ort und Stelle Erfahrungen nicht gesammelt hatte. Zu +diesem Posten wurde zuerst ein früherer Marine-Zahlmeister, dann +aber, da letzterer abgelöst werden mußte, ein früherer Post-Sekretair +ausersehen. Dem letzteren war die in Ostafrika nötige Art der +Verwaltung ebenso fremd wie dem <span class="antiqua">Dr.</span> Kanzki.</p> + +<p>Obwohl daher am 1. April 1891 und in den folgenden Monaten in allen +Zweigen der Verwaltung in Deutschland thätig gewesene Kassenbeamte +nach Ostafrika hinausgeschickt wurden, und, wie wir bereits früher +erwähnt, statt der paar Leute, die Wißmann für jene Verwaltungszwecke +sich erst selbst hatte heranbilden müssen, ein wirklich umfangreiches +Personal zur Verfügung stand, konnte doch die Verwaltung zunächst +gar nicht recht in Gang kommen. Selbst heute, wo die Zahl der reinen +Kassenbeamten und Schreiber ein viertel Hundert weit übersteigt, wird +noch immer über Mangel an Bureaupersonal geklagt.</p> + +<p>Eine geordnete Übergabe der Kassengeschäfte war durch die Thätigkeit +der Revisions-Kommission in Ostafrika möglich gewesen. Von Seiten des +Auswärtigen Amtes hatte man im Jahre 1890 zwei Revisoren nach Ostafrika +geschickt, um sich einen genauen Einblick in die Kassenverwaltung +des Reichskommissars zu verschaffen. Die Ursache dieser Maßregel war +der Umstand, daß es dem Reichskommissar nicht gelungen war, bei den +ungeordneten Verhältnissen und der Vielseitigkeit<span class="pagenum" id="Seite_301">[S. 301]</span> seiner sonstigen +Thätigkeit, für alle ausgegebenen Summen die nötigen Belege der +Legationskasse des Auswärtigen Amtes zu bringen. Die beiden Revisoren +brachten nun alles ins rechte Geleis und stellten vor allen Dingen das +Faktum fest, daß eine durchaus sachgemäße, den örtlichen Verhältnissen +entsprechende Geldverwaltung vom Reichskommissar ausgeübt worden war.</p> + +<p>Der ältere der beiden Revisoren war der bisherige Marine-Zahlmeister +Sturz, der als Geschwader-Zahlmeister eine längere Erfahrung in +Ostafrika hinter sich hatte und sich stets durch große Umsicht und +Gewandtheit wie durch seinen praktischen Sinn ausgezeichnet hatte, auch +besonders wegen der vorzüglichen ihm zur Seite stehenden Empfehlungen +seines bisherigen Chefs, des Admirals Deinhard, für jenen schwierigen +Posten als erster Revisor geeignet erschien. Er erfüllte seine +Pflichten nicht nur mit der ihm eigenen Sachkunde, sondern auch mit +großem Taktgefühl. Ihm zur Seite stand ein anderer Beamter der Marine +Namens Selle. Leider ist der Versuch entweder nicht gelungen oder +nicht gemacht worden, diese beiden Herren für den Verwaltungsdienst in +Ost-Afrika zu gewinnen. Der Marine-Zahlmeister Sturz wäre jedenfalls +eine im höchsten Grade geeignete Persönlichkeit für die Stelle des +Chefs der Verwaltung in Ostafrika gewesen.</p> + +<p>Andere Civil-Organe für den Gouverneur bildeten die Bezirks-Hauptleute, +welche den Küstenbezirks-Ämtern vorstanden. Es wurde die Küste in +5 Bezirke, Tanga, Bagamoyo, Daressalam, Kilwa und Mgau eingeteilt. +Für jeden dieser Bezirke wurde ein Bezirks-Amt, dem der betreffende +Bezirkshauptmann vorstand, geschaffen. Diese Bezirkshauptleute hatten +alle die Verwaltungs-Funktionen, welche die Stationschefs unter dem +Reichskommissariat ausgeübt hatten. Da einige Bezirksämter mehrere +Küsten-Stationen unter sich hatten, waren die Stationschefs der +Neben-Stationen den Bezirkshauptleuten unterstellt.</p> + +<p>Die Bezirkshauptleute wie die Stationschefs hatten auch wie früher die +Gerichtsbarkeit in den Plätzen unter sich. Bei verwickelten Sachen, +oder wo es sich um größere Objekte handelte, oder endlich wenn die +eine der streitenden Parteien<span class="pagenum" id="Seite_302">[S. 302]</span> aus Europäern bestand, trat der zwei +Monat vorher herausgeschickte, den ostafrikanischen Verhältnissen +fremd gegenüberstehende Kanzler Eschke als Adlat des Gouverneurs in +Thätigkeit.</p> + +<p>Um die Verbindungen an der Küste zu unterhalten, verwandte man, wie +zu Wißmanns Zeiten, die Flottille, nunmehr Gouvernements-Flottille +genannt, die aus den kleinen Wißmann-Dampfern bestand und, wie wir +bereits erwähnten, trotz vieler Mängel in den vergangenen Jahren gute +Dienste geleistet hatte.</p> + +<p>Zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit in +Deutsch-Ostafrika, insbesondere zur Bekämpfung des Sklavenhandels +diente, wie erwähnt, die kaiserliche Schutztruppe, bestehend aus 1500 +farbigen Soldaten. Der Etat an für den eigentlichen Truppendienst +in Betracht kommenden Europäern wurde jedoch mit dem 1. April 1891 +erheblich verringert, und bestand nunmehr nur noch aus 24 Offizieren +und 35 Unteroffizieren gegenüber 35 Offizieren, 16 Deckoffizieren +und 107 Unteroffizieren zu Wißmanns Zeiten. Dazu traten noch für die +kaiserliche Schutztruppe 10 Ärzte, gegenüber 5 unter Wißmann, ferner 15 +Zahlmeister-Aspiranten, 16 Lazarettgehülfen und 2 Schreiber. Im ganzen +jetzt 102 Europäer, früher 163. Viele der Europäer der Schutztruppe, +besonders die Zahlmeister-Aspiranten und eine Reihe von Unteroffizieren +waren gänzlich zum Gouvernementsdienst abkommandiert und gingen so der +Truppe verloren.</p> + +<p>Die Schutztruppe wurde auf Befehl von Berlin in 10 Kompagnien +formiert, von denen 4 als Besatzungs-Kompagnien der Küste dienten, 4 +Expeditions-Kompagnien und 2 Ersatz-Kompagnien für die Besetzungen +des Innern und die Ablösungs-Mannschaften im Innern bildeten. Die 4 +Besatzungs-Kompagnien waren auf die 5 Küsten-Bezirke derart verteilt, +daß jeder Bezirk eine Kompagnie hatte, die Bezirke Bagamoyo und +Daressalam dagegen zusammen eine Kompagnie mit dem Stabe in Bagamoyo. +Die Kompagnieführer standen zugleich als Bezirks-Hauptleute den +Bezirksämtern vor, hatten also doppelte Funktionen, und waren in +civiler Hinsicht dem Gouverneur, in militärischer dem Kommandeur +unterstellt. Es war dies ein bedeutender Mißstand, der zu Reibereien<span class="pagenum" id="Seite_303">[S. 303]</span> +der betreffenden Behörden Veranlassung geben und die betreffenden +Offiziere in Kollision mit den verschiedenen Pflichten bringen konnte. +In gleicher Weise war dies beim Intendanten, der, wie erwähnt, +ebenfalls den beiden Herren unterstellt war, beim Kanzler, der zugleich +Auditeur der Schutztruppe war, endlich beim Landrentmeister der Fall.</p> + +<p>Die Schutztruppe selbst unterstand, was Personalien und die +militärische Verwaltung anlangte, jetzt dem Reichs-Marine-Amt, für +ihre Verwendung und die ökonomische Verwaltung dagegen dem Gouverneur +und der Kolonial-Abteilung des Auswärtigen Amtes, an deren Spitze +der Dirigent derselben, Wirkliche Geheime Legations-Rath <span class="antiqua">Dr.</span> +Kayser steht. In der Kolonial-Abteilung hatten wir in der Heimat eine +Behörde, deren einzelne Beamten sich durch mehrjährige Thätigkeit in +der Verwaltung der Kolonien sowohl in Berlin, wie teils auch an Ort und +Stelle Erfahrungen erworben hatten, die, wie besonders der Dirigent +derselben, den Kolonien nicht nur ein reges Interesse, sondern auch ein +praktisches Verständnis entgegenbringen. Das Reichs-Marine-Amt dagegen +bekam eigentlich in der Verwaltung der Schutztruppe ein Anhängsel: die +Schutztruppe stand bis dahin der Marine vollkommen fremd gegenüber und +dürfte wohl auch jetzt, wie dies ja auch erklärlich ist, als Stiefkind +und unliebsames Anhängsel von der Marine angesehen werden. In keinem +Falle kann die doppelte Unterstellung der Schutztruppe unter das +Auswärtige Amt und das Reichs-Marine-Amt als vorteilhaft angesehen +werden. Eine Vereinfachung hierin erscheint als dringendes Bedürfnis +und man wird sich wohl auf die Dauer der Schaffung eines eigenen +Kolonial-Amtes, in dem die betreffenden Behörden vereinigt und dem +Leiter dieses Kolonial-Amtes unterstellt sein müßten, nicht entziehen +können.</p> + +<p>Bei der Überleitung des Reichskommissariats in das Gouvernement wurden +die neu herausgesandten Beamten schon im Etat auffallend gut behandelt; +weit weniger kümmerte man sich um viele der älteren Wißmann-Offiziere, +für die der neue Etat geradezu eine bedeutende Verschlechterung +bedeutete; ein Teil derselben wurde im Jahresgehalt um 2400 Mark +heruntergesetzt. Junge Juristen, die Ostafrika im vorigen<span class="pagenum" id="Seite_304">[S. 304]</span> Jahre das +erste Mal erblickten und vorher daheim Assessoren gewesen waren, +erhielten für ihre wenig aufreibende Thätigkeit im reinen Küsten- +und Verwaltungsdienst ein Gehalt, das den Jahre lang in Afrika unter +allerlei Gefahren und Entbehrungen thätig gewesenen älteren Offizieren +genommen wurde; und wenn auch von den letzteren wohl kein einziger +allein aus materiellen Gründen draußen seine Thätigkeit fortsetzte, so +bewirkte doch diese Behandlung immerhin den Anfang einer Verstimmung.</p> + +<p>Nachdem die Besetzung des Küstengebietes nach der erwähnten Einteilung +neu durchgeführt war, ging der Gouverneur daran, die Verwaltung in +seinem Sinne einzurichten. Es gehört nicht in den Rahmen dieses Buches, +ausführlich alles das, was nach der Uebergabe der Geschäfte durch von +Soden geschehen ist, zu beschreiben; es sollen nur in kurzen Zügen die +Ereignisse des letzten Jahres geschildert werden. Wißmanns Arbeit hatte +dem Gouverneur eine Basis geschaffen, auf welcher der letztere seine +Thätigkeit aufbauen konnte. —</p> + +<p>Der in einem früheren Kapitel erwähnte Zug des Chefs Ramsay ins +Mukondogua-Thal und sein Abkommen mit den Wahehe hatte diese bewogen, +Gesandte nach der Küste zu schicken, die einen endgültigen Frieden +mit dem Gouverneur abschließen sollten. In Bagamoyo angekommen, wurde +den Leuten, da gerade damals das ganze Expeditionskorps in Bagamoyo +sich befand, ein Begriff von unserer Stärke beigebracht. Man gab sich +der Hoffnung hin, daß die Wahehe auf ihren Raubzügen jetzt etwas +vorsichtiger sein würden und jedenfalls die Karawanenstraße und Usagara +nicht mehr beunruhigen, sondern sich auf Kriege mit den Wagogo, Massai +und Warori beschränken würden. Die Wahehe heuchelten in jeder Beziehung +Unterwürfigkeit und versprachen alles, was von ihnen verlangt wurde. +Befremdlich war es jedoch, daß, nachdem die Gesandtschaft entlassen und +in ihr Land zurückgekehrt war, sogleich wieder ein neuer Einfall nach +Usagara gemacht und dieses wichtige Land aufs empfindlichste von den +Räuberhorden beunruhigt wurde.</p> + +<p>Der Verkehr auf der nach Bagamoyo führenden Straße war vollständig +unterbrochen, unsere Schutzbefohlenen aus<span class="pagenum" id="Seite_305">[S. 305]</span> Usagara klagten ihre Not +nach Bagamoyo, sie meldeten, daß die deutsche Flagge in den Dörfern, +die sie geführt hätten, von den Wahehe herunter gerissen worden sei +und daß dieselben unsere Behörden verhöhnt hätten. Ein Eingriff der +Schutztruppe in dem bedrohten Gebiet war demnach selbstverständlich. +Der dem Gouverneur oder vielmehr, da dieser neu nach Ostafrika +gekommen war, seinen Beratern, — und das waren diesem Falle wir, die +ältesten Offiziere, speziell der Verfasser als Bezirks-Hauptmann von +Bagamoyo, — gemachte Vorwurf, daß die gegen die Wahehe ausgerüstete +Strafexpedition leichtsinnig und überflüssig gewesen wäre, ist durchaus +unverständlich.</p> + +<p>Die Frechheit der Wahehe, welche über unsere Leichtgläubigkeit und +die ihnen bewiesene Nachsicht nur spotteten, mußte bestraft werden, +die Bewohner der blühenden Ortschaften im Mukondoguathal durften +nicht in ihrem Vertrauen auf uns getäuscht werden, die Ruhe an +der Karawanenstraße mußte hergestellt werden: das waren doch wohl +vollwichtige Gründe, aus denen der Verfasser beim Gouverneur die +Ausrüstung einer Expedition, die schleunigst von Bagamoyo in die +bedrohte Gegend marschieren sollte, beantragte. Die Führung derselben +wurde auf seinen Vorschlag vom Gouverneur ursprünglich dem Verfasser +zugedacht; Nachrichten indes, welche aus Kilwa nach Daressalam drangen +und besagten, daß dort die Mafiti wie alljährlich einen Einfall in +das Hinterland von Kilwa gemacht hätten und bis ganz dicht an die +Stadt vorgedrungen wären, machten zunächst ein Einschreiten um Kilwa +notwendig, da hier die Küstenbevölkerung selbst bedroht schien.</p> + +<p>So ging denn der Kommandant der Schutztruppe von Zelewski mit dem +gesamten Expeditionskorps von 4 Kompagnien nach Kilwa, um nach +Beseitigung der Mafiti-Gefahr im Einverständnis mit dem Gouverneur +durch das Hinterland über den Rufidji nach Usagara zu marschieren. Der +Verfasser hat sich zu jener Zeit in Daressalam dahin ausgesprochen, daß +dieser Marsch ihm nicht empfehlenswert erschien. Ein Eingreifen des +Expeditionskorps war allerdings zunächst bei Kilwa absolut notwendig. +Indes nach Beseitigung der Gefahr von Kilwa wäre die Überführung +der für die Wahehe-Expedition<span class="pagenum" id="Seite_306">[S. 306]</span> notwendigen Truppen durch Dampfer +nach Bagamoyo richtig gewesen, von wo aus dann die Expedition in +Eilmärschen auf der Karawanenstraße nach Mpapua hätte vorgehen können. +In Mpapua lag die Möglichkeit vor, aus den Reihen der Wagogo und +Massai, den Feinden der Wahehe, für uns sehr wertvolle Bundesgenossen +zu erhalten, durch diese mehr gesichert, von Mpapua aus nach Süden +in Uhehe einzudringen und hier nach Osten auf Kondoa herumzugreifen. +Der Zweck eines Marsches durch das Hinterland von Kilwa erschien aus +militärischen und politischen Gründen verfehlt. Die Schwierigkeiten, +die sich der Verpflegung einer großen Truppe entgegenstellen mußten, +die Notwendigkeit, daß man nicht zu unterschätzende, räuberische Stämme +zu passieren hatte, die uns einerseits immer ausweichen, andererseits +aber in ungünstiger Gegend, auf Lagerplätzen und beim Marsch leicht +gefährlich werden konnten, sprachen zu laut dagegen. Im besten Falle +war dieser Marsch eine gute Sports-, vielleicht auch eine geographische +Leistung, aber einen bedeutenden Erfolg konnte er nicht haben. Die +Absicht, nach Mpapua zu gehen und von hier aus die Expedition durch +Verbündete aus den Reihen der genannten Stämme zu verstärken, hatte +der Kommandant ebenfalls, aber er wollte von Kilwa aus nach Mpapua +gelangen; der Gouverneur genehmigte trotz der zur Sprache gekommenen +Bedenken diesen Plan.</p> + +<p>Um Zeit zu sparen, war Zelewski gezwungen, nach der Ankunft am +Jombofluss von dem Marsch nach Mpapua Abstand zu nehmen und die +Expedition von diesem Flusse aus direkt nach Uhehe zu führen. Auf +dem bisherigen Marsche waren die Mafiti nirgends angetroffen worden, +sondern überall der marschierenden Truppe ausgewichen; bei Kilwa +selbst fand man auch nur ein verlassenes Lager der Mafiti vor. +Das Land der nördlichen Mahenge wurde passiert und mit diesen ein +durchaus friedlicher Verkehr gepflogen. Aber auch da zeigte sich die +Unzuverlässigkeit gerade dieser Stämme. Nachdem das Expeditionskorps +kaum ihr Land verlassen hatte, benutzten sie die Gelegenheit zu einem +Einfall nach Usaramo, in der Annahme, daß nun an der Küste nicht mehr +genügend starke Kräfte vorhanden seien, um ihnen entgegenzutreten.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_307">[S. 307]</span></p> + +<p>Nach der Überschreitung des Rufidji war eine Zulukompagnie vom +Expeditionskorps nach Daressalam zurückgeschickt worden, um für etwa +notwendige Unterstützungen hier zur Verfügung zu stehen, und wurde der +Weitermarsch mit nur drei Kompagnien vorgenommen. Vom Jomboflusse aus +ging es mehr südlich nach Uhehe hinein. Die Wahehe, die nirgends einen +ernstlichen Widerstand leisteten, wurden überall vertrieben und ihnen, +da sie eben allerorten zurückwichen, die einzig mögliche Strafe durch +Niederbrennung ihrer Tembes (befestigte Ortschaften) und Plünderung +ihres Eigentums zu Teil.</p> + +<p>Am 17. August ereilte die Expedition ihr unglückliches Schicksal. Als +die Kolonne in der Gegend von Lula das in Uhehe häufig sehr coupierte +und stark bewachsene Terrain passierte, wurde sie in ihrer ganzen Länge +gleichzeitig von den nach Tausenden zählenden Wahehe-Horden, die auf +dem Marsche einen Hinterhalt gelegt hatten, plötzlich überfallen, und +gleich im Anfang des sich entspinnenden Gefechtes die meisten Europäer +der Truppe, an ihrer Spitze der Kommandeur, niedergemacht. Insgesamt +bedeckten die Leichen von 10 Europäern, 250 farbigen Soldaten und etwa +100 Trägern das Schlachtfeld.</p> + +<p>Es wurde gleich zuerst bekannt, daß auch die Wahehe ungeheure Verluste, +wie sie solche bis dahin noch nie gehabt, erlitten hätten, doch wurde +dies zuerst wenig geglaubt, weil die näheren Umstände, unter denen die +Schutztruppe überfallen war, es höchst zweifelhaft erscheinen ließen. +Indes scheint es doch nach den einstimmigen Angaben der Wahehe, als +müsse man die Zahl der auf ihrer Seite Gefallenen auf annähernd 900 +annehmen; dem Verfasser will auch heute noch die angegebene Zahl ganz +unglaublich scheinen.</p> + +<p>Die gefallenen Offiziere waren der Kommandeur von Zelewski, die +Lieutenants von Zitzewitz, von Pirch, Arzt <span class="antiqua">Dr.</span> Buschow, die +Unteroffiziere Herrich, von Tiedewitz, Schmidt, Tiedemann, Hemprich +und Büchsenmacher Hengelhaupt: ein nicht nur durch die große Zahl +der Gefallenen, sondern insbesondere durch den persönlichen Wert und +die in Afrika erwiesene außerordentliche Tüchtigkeit der einzelnen +außerordentlich schmerzlicher Verlust für die Truppe.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_308">[S. 308]</span></p> + +<p>Von den verschiedensten Seiten ist behauptet worden, Kommandeur v. +Zelewski trage die alleinige Schuld an dem Unglück, das ihn und seine +Truppe betroffen; seiner nicht zu entschuldigenden Sorglosigkeit +sei die Herbeiführung der Katastrophe zuzuschreiben. Es hat diese +Beurteilung ihres Kommandeurs die Offiziere der Schutztruppe auf das +schmerzlichste berührt, da gerade Herr v. Zelewski ein durch seine +Umsicht und Vorsicht bekannter Offizier war. Bei den schwierigen +Terrainverhältnissen der Landschaft Uhehe kann nicht der bei uns für +Marschsicherung etc. geltende Maßstab auf die Expedition angelegt +werden.</p> + +<p>Das tiefe Eindringen der Expedition in die Landschaft Uhehe ist +aus der Absicht des Expeditions-Führers zu erklären, die vorher +auf der Expedition erlangten Vorteile über den räuberischen Stamm +militärisch gründlich auszunutzen. Ob indes das vom rein militärischen +Gesichtspunkt richtige weite Vordringen ins Innere auch politisch +zweckmäßig war, bleibe dahingestellt. Zweifellos muß zugegeben werden, +daß von Zelewski den Charakter der Mafitistämme, mit denen er früher +nicht in Berührung gekommen war, nicht ganz erkannt hat. v. Zelewski +war ausschließlich Soldat, das aber mit Leib und Seele, ebenso ein +tüchtiger Organisator, als welcher er Wißmann speziell bei der +Organisation der Truppe stets helfend zur Seite stand.</p> + +<p>Die Reste der Expedition wurden durch den Lieutenant von Tettenborn, +der auf dem Marsche die Arrieregarde kommandierte, und der beim +Überfall selbst in das Gefecht nicht verwickelt wurde, zunächst nach +Kondoa und von dort nach der Küste zurückgeführt. An Europäern waren +der Katastrophe entgangen mit Herrn von Tettenborn Lieutenant v. +Heydebreck, der im Gefecht selbst verwundet worden war, der Feldwebel +Kay und der Unteroffizier Wutzer, dazu 64 farbige Soldaten, darunter +die Offiziere Murgan Effendi und Gaber Effendi.</p> + +<p>Da Herr von Heydebreck gleich anfangs durch einen erhaltenen +Keulenschlag besinnungslos geworden war, fällt jenen beiden schwarzen +Offizieren, — die übrigen Europäer hatten sich im eigentlichen Gefecht +nicht befunden, — das Verdienst<span class="pagenum" id="Seite_309">[S. 309]</span> zu, mit den noch vorhandenen Truppen +einen sehr energischen Widerstand geleistet zu haben. Von den Wahehe +wird angegeben, daß gerade bei diesem Gefecht die Zulus sich ungemein +schneidig benommen haben, die Gefallenen der Zulus hätten ihr Leben +sehr teuer verkauft.</p> + +<p>Leider verboten die Umstände dem ältesten Offizier der Expedition, +Lieutenant von Tettenborn, bis in das Terrain, wo der Überfall +stattgefunden hatte, mit dem intakten Rest der Truppe vorzudringen. +Er mußte, um nicht Alles aufs Spiel zu setzen, sich auf die Besetzung +einer Tembe vor der Unglücksstätte beschränken, wo er den angreifenden +Wahehe erfolgreich Widerstand leistete, und die aus dem Überfall +entkommenen Truppen um sich sammelte. Tettenborn übernahm alsdann +die Leitung des Rückzugs nach der Küste, nachdem die Europäer und +Soldaten hatten mitansehen müssen, wie die teuren gefallenen Kameraden +unbestattet vor ihren Augen durch Anzünden des Grases verbrannt wurden. +Die Geschütze — 2 Maxim-Guns und 1 4,7 <span class="antiqua">cm</span> Geschütz, — wie die +Mehrzahl der Gewehre und Munition hatte man in den Händen der Gegner +zurücklassen müssen.</p> + +<p>Nach den zu uns gelangten Berichten haben die Wahehe, wie bereits +erwähnt, bedeutende Verluste gehabt und ihre besten Krieger, auch einen +Teil der Unterhäuptlinge, im Kampfe mit der Expedition verloren; von +den letzteren soll außerdem der Oberhäuptling der Wahehe mehrere haben +hinrichten lassen. Der Oberhäuptling befand sich nach der Katastrophe +in steter Furcht vor einer Racheexpedition unsererseits und soll +überhaupt den Überfall der Expedition, von dem er selbst keine Kenntnis +gehabt haben will, nicht gebilligt haben.</p> + +<p>Die Katastrophe wirkte auf die Soldaten der Schutztruppe ungemein +demoralisierend und machte auch die Bewohner an der Küste übermütig. +Die letzteren waren dem Gouverneur von Soden so wie so nicht +wohlgesinnt: einmal wegen seiner Steuermaßregeln und dann, weil er der +Bevölkerung, insbesondere den Großen derselben, nicht die ihnen sonst +immer zu Teil werdende Beachtung schenkte und sich über die im Orient +nun einmal üblichen Umgangsformen und Äußerlichkeiten hinwegsetzte; auf +der andern Seite lavierte der<span class="pagenum" id="Seite_310">[S. 310]</span> Gouverneur mit den Eingeborenen häufig +gerade an der unrechten Stelle.</p> + +<p>Hätte nach der Katastrophe ein Rachezug mit der nötigen Macht, mit +intakten oder nicht entmutigten Truppen gemacht werden können, +wäre dies für uns außerordentlich günstig gewesen, aber leider war +dies ausgeschlossen; es mußte erst eine Rekrutierung in der Truppe +abgewartet werden.</p> + +<p>Die Wahehe knüpften durch die Araber in Kondoa Friedensverhandlungen +mit dem Gouverneur an und boten die Auslieferung der erbeuteten +Kanonen, Gewehre und Munition an, sowie Zahlung einer Strafe in +Elephantenzähnen und Rindvieh. Es wurde von einer Strafexpedition +abgesehen; die Verhandlungen mit den Wahehe, bei welchen der Gouverneur +durch den <span class="antiqua">pater superior</span> der Mission in Longa vertreten war, +kamen aber nicht recht in den Gang, sodaß inzwischen einige der +Mauser-Gewehre mit Munition von den Wahehe nach den verschiedensten +Plätzen verkauft wurden und sogar bis auf den Markt nach Tabora kamen. +Inzwischen schwoll den Arabern und Belutschen von Kondoa, die von jeher +nicht gerade von der besten Sorte waren, der Kamm.</p> + +<p>Der in Afrika wohlbewährte Lieutenant Prince, welcher zur Unterdrückung +von etwa in Kondoa vorkommenden Unruhen daselbst mit einer Truppe +von ca. 100 Mann sich befand, hatte mit dem Geologen <span class="antiqua">Dr.</span> +Lieder, den er dort getroffen, die Absicht, auf die Einleitung von +Friedensunterhandlungen von Seiten der Wahehe hin, nach dem Schauplatz +der Zelewskischen Katastrophe abzumarschieren. Lieder hatte hinreichend +Gelegenheit gehabt, die Mafitistämme im Norden wie im Süden kennen zu +lernen; er wie Prince hatten das sehr richtige Gefühl, es müßten die +Überreste der auf dem Kampfplatz gefallenen und verbrannten Europäer +und Soldaten beerdigt werden. Sie verlangten daher von den Wahehe +Stellung von Geißeln, damit sie mit ihrer Truppe die Aussicht hätten, +sicher hin- und zurückzukommen, ebenso Stellung von Begleitmannschaften.</p> + +<p>Die Herren wurden jedoch durch einen Befehl des Gouverneurs, der durch +die Missionare zu verhandeln wünschte, an der Ausführung ihrer Absicht +gehindert. Die Verhandlungen,<span class="pagenum" id="Seite_311">[S. 311]</span> welche der Gouverneur mit den Wahehe +dann durch die Missionare angeknüpft hat, sind jetzt als gescheitert +und wir als die Getäuschten zu betrachten. Es wird zwar angegeben, der +Oberhäuptling der Wahehe wünsche ehrlich Frieden mit uns Deutschen zu +halten, doch besteht das Faktum, daß er die geraubten Geschütze und +Gewehre wie Munition zur Zeit noch nicht ausgeliefert hat. Es ist bei +solchen Räuberstämmen, wie die Wahehe sind, überhaupt von vornherein +falsch, zuviel auf Besprechungen und Betheuerungen zu geben. Die +Grundlage, auf der die Herren Prince und Lieder verhandeln wollten, +nämlich nach Stellung von Geißeln, war die einzig richtige. So aber ist +unsere Würde bei den Verhandlungen nicht gewahrt worden, auch haben +unsere braven Gefallenen in Uhehe noch kein christliches Grab erhalten!</p> + +<p>Die Massai, die Erbfeinde der Wahehe, mit denen zuletzt der +Stationschef von Mpapua, Lieutenant von Elpons, ein gutes Verhältnis +erhalten hatte, baten diesen nach der Katastrophe um die Erlaubnis, nun +ihrerseits über die Wahehe herfallen zu dürfen; von Elpons mußte ihnen +jedoch seiner dringenden Instruktion vom Gouverneur gemäß diese Bitte +abschlagen. —</p> + +<p>Es sei gestattet, bei dieser Gelegenheit einiges über die +Schwierigkeiten, die sich auf Expeditionen häufig darbieten, zu sagen. +Wesentlich von Belang ist der Zweck der Expedition und das Verhältnis +derselben gegenüber den Eingeborenen: ob diese die Expedition von +vornherein als feindlich ansehen oder nicht. Bei den Expeditionen der +Schutztruppe, soweit diese Straf-Expeditionen sind, oder zur Ausdehnung +der Macht an Stellen dienen sollen, wo sich die eingeborene Bevölkerung +selbständig zu halten sucht, tritt natürlich das Ziel der Expedition +den Eingeborenen selbst als ein ihnen direkt feindliches vor Augen, und +werden sie einer solchen Expedition nach Möglichkeit Schwierigkeiten im +Vordringen entgegensetzen.</p> + +<p>Anders ist es bei Expeditionen einfacher Reisender, die blos den Zweck +haben, durch das Land zu marschieren, in demselben aber keinerlei +Hoheitsrechte auszuüben. Für solche Expeditionen kann man sagen, daß +je klarer den Eingeborenen<span class="pagenum" id="Seite_312">[S. 312]</span> das friedliche Ziel derselben vor Augen +tritt, desto leichter das Vorwärtskommen der Expedition sein wird. Es +kommt also oft vor, daß das Mitnehmen von einer geringen Menge von +Soldaten oder überhaupt gar keiner Soldaten die Expedition ungemein +erleichtert. So ist es auch erklärlich, daß Missions-Expeditionen und +wissenschaftliche Expeditionen mit viel geringeren Mitteln als die +Expeditionen unserer Schutztruppe ausgeführt werden können, da deren +friedliche Bestrebungen im allgemeinen bekannt sind, wenngleich auch +hier natürlich Ausnahmen von der Regel vorkommen. Denn auch solche +Expeditionen leiden zuweilen unter der Raubsucht einzelner Häuptlinge +oder deren Rachgier für irgend welche früheren Ereignisse.</p> + +<p>Befassen wir uns hier indes nur mit den Expeditionen, wie sie von +Seiten der Schutztruppe häufig nötig werden. Die Expeditionen +richten sich zum Teil gegen Völkerstämme, die mit Gewehren, bei +Beginn der Niederwerfung des Aufstandes sogar mit allen möglichen +Hinterladergewehren und deren Munition reichlich versehen sind, zum +Teil gegen Stämme, welche nur die einheimischen Waffen führen. Diese +Waffen sind entweder Speere, nämlich ein großer Stoßspeer und mehrere +kleine Wurfspeere, oder Bogen und Pfeile nebst Keulen, zuweilen beide +Arten der Bewaffnung bei demselben Gegner, aber nie in der Hand eines +Einzelnen vereinigt.</p> + +<p>Es wird häufig angenommen, daß allein die Bewaffnung unserer Gegner mit +Gewehren für uns nachteilig sei. Dies ist nicht immer der Fall, denn +gerade die ausschließlich mit Speeren kämpfenden Völkerstämme sind in +ganz Ostafrika unter den Eingeborenen die bei weitem gefürchtetsten. +Sie verlassen sich nicht, wie die übrigen Eingeborenen, auf die +Überlegenheit der Feuerwaffen, sondern ganz allein auf die Wucht ihres +Angriffs und die Überlegenheit ihrer im Nahkampfe hervortretenden +Persönlichkeit, wie sie auch stets durch größeren Mut vor andern +Völkerstämmen ausgezeichnet sind. Auch sind gerade diese Stämme +diejenigen, welche durch die Benutzung von Hinterhalten, durch +Überfälle jeder Art bei Tag und bei Nacht, ihrem Gegner gefährlich +zu werden suchen, und welche die größten Marsch- und sonstigen +körperlichen Leistungen verrichten.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_313">[S. 313]</span></p> + +<p>Es soll damit nicht gesagt sein, daß es unter den Gewehrkriegern nicht +auch vorzüglich organisierte Scharen gäbe. Solche sind z. B. im Süden +die Wahiyao Maschembas und andere, die während des Aufstandes durch die +fortwährenden Kämpfe mit uns klug geworden sind und namentlich, wie +früher Bana Heri mit seinen Leuten, die Ausnutzung des Terrains uns +gegenüber gelernt haben. Sie haben mit der Zeit erfahren, daß sie auch +in gut befestigten Stellungen uns auf die Dauer nicht zu widerstehen +vermögen, sondern daß ihre Stärke uns gegenüber gerade der dichte +afrikanische Busch ist. In diesem Busch liegt für uns die Hauptgefahr, +wofern er nicht überall so undurchdringlich ist, daß auch unsern +leichter beweglichen Gegnern die Benutzung desselben zu unserm Nachteil +unmöglich gemacht wird. Auf den Märschen unserer Expeditionen können +ja bekanntlich nur die schmalen Fußstege benutzt werden, von denen die +hauptsächlichsten die Karawanenstraßen sind.</p> + +<p>Das Terrain zu den Seiten dieser Wege ist je nach der Jahreszeit und +der Örtlichkeit mit mehr oder weniger hohem und dichtem, trocknem oder +grünem, zuweilen doppelt mannshohem Grase bewachsen, teils von dem +afrikanischen Busch durchzogen, mit Mimosen und Lianen bestanden, und +bietet so ein recht bedeutendes Bewegungshindernis wenigstens für uns +und für unsere mit Gepäck versehenen, mit Munition, Ausrüstungs- und +Montierungsstücken belasteten Soldaten.</p> + +<p>Eine andere Art der Bewachsung, wie solche sich fast überall +im nördlichen Mahenge, in Uhehe, Ugogo und im größten Teil des +Hinterlandes unseres südlichen Küstengebietes befindet, besteht aus +völlig undurchdringlichem Dickicht. Zuweilen sind dann selbst die +schmalen Fußpfade sehr schwer, besonders von Lastträgern, zu passieren. +Man muß sich ohne Gepäck entweder bücken, oder sogar kriechen, nur +um überhaupt fortzukommen. Die Fußpfade schlängeln sich von rechts +nach links, vorwärts und wieder rückwärts, so daß es in solchem +Terrain ungeheuer schwer ist, nur die allgemeine Marschrichtung +im Auge zu behalten. Hier ist eine Sicherung natürlich gänzlich +ausgeschlossen; doch bietet uns da die Eigenart des Terrains selbst +einen natürlichen Schutz. Von speerkämpfenden Stämmen droht uns auf +dem Marsche durch solches Gebiet<span class="pagenum" id="Seite_314">[S. 314]</span> keine Gefahr, unter Umständen +dagegen von Büchsenkämpfern. Diesen ist natürlich immer ihr Land mit +allen seinen Seitenpfaden besser bekannt als uns, sie können etwaige +in diesem Terrain vorhandene Blößen geschickt benutzen, wie sie dies +auch thatsächlich verstanden haben. Sie setzten des öfteren durch ein +plötzliches, unerwartetes Schnellfeuer die Truppe in Verwirrung und +brachten ihr Verluste bei.</p> + +<p>Auf solchen sich lang hinziehenden Märschen hat der Führer selbst wenig +Gelegenheit und Möglichkeit einzugreifen, es liegt dann alles in der +Hand der Unterführer, speziell der einzelnen Zugführer. Man wird dann +häufig gut thun, das Feuer, wenn es kein ernstlich anhaltendes ist, +ganz zu ignorieren, um nicht unnütz gegen einen unsichtbaren Feind +Munition zu verschwenden; ist man indes genötigt, ein anhaltendes Feuer +zu erwidern, so kann gerade in solchem Terrain auf den unregelmäßig +sich dahinziehenden Pfaden die eigene Truppe durch eine abgegebene +Salve stark gefährdet werden. Man wird, wie erwähnt, die Marschrichtung +in vielen Fällen nicht genau kennen, und unter Umständen einen davor +oder dahinter marschierenden Teil der Truppe, der sich im Holze in +einer Wegekrümmung gerade in der Schußlinie befindet, durch das +Schießen in Gefahr bringen. Im übrigen findet eine Sicherung auf dem +Marsch unserer Expeditionen stets durch die Voraussendung einer Spitze +oder mehr oder minder großen Avantgarde je nach den Verhältnissen +statt. Nach vorn ist unter allen Umständen eine Sicherung möglich.</p> + +<p>Ein weiteres bedeutendes Sicherungsmittel erblickt der Verfasser in der +Mitnahme eines Maxim-Guns, vorausgesetzt, daß zur Bedienung desselben, +— welches ja für Ostafrika den entschiedenen Nachteil der Komplikation +in seinem System hat, — ein Techniker zur Verfügung steht. Wenn das +Maxim-Gun ziemlich an der Tête der Kolonne, gedeckt etwa durch einen +Trupp von 20 vor demselben marschierenden Leuten, getragen wird, so +ist es im Augenblick zusammenzusetzen, und gestattet dann eine recht +schnelle und intensive Feuerwirkung. Nach vorn hin auf dem einfachen +schmalen Fußstege, wo die Entfaltung einer breiten Front unmöglich ist, +ersetzt es reichlich die Feuerwirkung einer Kompagnie und vermag ebenso +auch<span class="pagenum" id="Seite_315">[S. 315]</span> nach allen Seiten ein intensives Feuer abzugeben. Bezüglich der +sonst mitzuführenden Artillerie schlägt der Verfasser 3,7 <span class="antiqua">cm</span> +Geschütze wegen des geringen Gewichts, der Leichtigkeit des Transportes +und der genügenden Feuerwirkung vor.</p> + +<p>Zu bedenken ist, daß bei größeren Expeditionen der Mitnahme von +Patronen wegen der großen Zahl der erforderlichen Träger doch ein Maß +gesetzt ist, obgleich ja unsere Soldaten je nach den Verhältnissen +immerhin 100-150 Patronen, teils eingenäht in ihre Patronentaschen, +teils im Tornister oder Brotbeutel bei sich tragen. Es muß einem +leichtsinnigen Patronenverbrauch auf Expeditionen aufs entschiedenste +vorgebeugt werden und sind die Soldaten hierin aufs Strengste zu +kontrolieren. Eine Sicherung, wie sie von einer Seite vorgeschlagen +worden ist: daß man in unübersichtliches coupiertes Terrain der +Kontrolle halber Salven hereinschießen läßt, ist schon aus diesem Grunde +ausgeschlossen.</p> + +<p>Eine weitere Sicherung wird zwar — außer in der erwähnten dritten, +besonders coupierten und bewachsenen Art des Terrains — möglich, +aber fast immer schwierig sein, nämlich eine Sicherung durch +Seitenpatrouillen. Abseits des Weges ergeben sich für die seitlich +detachierten Truppen oder die Seitenpatrouillen weit bedeutendere +Hindernisse, als für das den Weg benutzende Gros. Man kommt daher, wenn +die Seiten-Detachements oder -Patrouillen nicht seitlich hinter der +Truppe zurückbleiben und somit ganz ihren Zweck verfehlen sollen, in +die Notwendigkeit, das Marschtempo der Truppe bedeutend zu verkürzen. +Hierdurch verzögert sich der Marsch einer Expedition sehr erheblich, +das Seitendetachement wird stark ermüdet, der Marsch von Expeditionen, +die sonst die Dauer einiger Wochen in Anspruch nehmen, erfordert +eine unendlich längere Zeit für ihre Durchführung, und kosten die +Expeditionen demgemäß viel mehr Geld und Anstrengung. Es ergiebt +sich hieraus als praktisch, diese Seitensicherung in solchem Terrain +nur dann eintreten zu lassen, wenn sie unbedingt nötig erscheint. +Da unsere Expeditionen sich übrigens häufig durch Gegenden bewegen, +wo man absolut vor Überfällen sicher ist, wäre es eine Zeit- und +Geldvergeudung, mit solchen komplizierten Sicherheitsmaßregeln zu +marschieren.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_316">[S. 316]</span></p> + +<p>Natürlich ist, besonders in Feindesland und in unsicheren Gegenden, +jeder sich seiner Verantwortung bewußte Führer verpflichtet, alle +möglichen Vorsichtsmaßregeln anzuwenden. Beurteilen zu können, wo und +wann diese Vorsichtsmaßregeln nötig sind, muß unbedingt vom Führer +einer Expedition verlangt werden. Er wird auch stets dazu in der Lage +sein, namentlich wenn er es versteht, sich geeignete Vertrauensleute +zu halten, welche Fühlung mit den Bewohnern der von ihm durchzogenen +Gebiete haben. Hat der Führer solche Leute zur Hand, und das muß er +haben, so hat er durch sie eine ganz wesentliche Garantie für die +Sicherheit des Marsches.</p> + +<p>Eine ebenfalls große Sicherheit bieten irreguläre Truppen aus den +Eingeborenen selbst, welche die Expedition begleiten. Solche werden +bei den ostafrikanischen Verhältnissen, speziell bei der zwischen den +einzelnen Stämmen bestehenden Feindschaft, in der Regel zu haben sein. +Sie sind besonders gut am Tage zum Aufklärungs-und Patrouillendienst +jeder Art zu verwenden, auch zu detachieren, und kommen hervorragend +gegen die Mafiti in Betracht, welche besonders, wie schon erwähnt, +durch ihre ungeheure Elastizität, große Beweglichkeit und ihre +Marschleistungen uns gefährlich werden. Die Mafiti sind, soweit dem +Verfasser bekannt ist, in Ostafrika die einzigen Krieger, welche das +leicht bewachsene Terrain seitwärts der Wege ohne Rücksicht auf diese +in <em class="gesperrt">breiter</em> Kolonne, häufig im Laufschritt, durchschreiten und +so in der Lage sind, plötzlich und mit großer Wucht in Frontbreite +aufzutreten. Beim Bivouak kann eine große Zahl Irregulärer dadurch +wesentlich zur Sicherung unseres kostbaren Soldatenmaterials beitragen, +daß man um das in der Regel im Kreise oder sonst in einer dem +Terrain angepaßten Form errichtete Lager der eigentlichen regulären +Expeditionstruppen in weiterem Umkreise die irregulären ein Lager +beziehen läßt, gewissermaßen als dichte nächste Postenkette; dieses +Lager wird wiederum in noch weiterem Umkreise durch mehr oder weniger +dichte Vorposten der Truppe gesichert.</p> + +<p>Das Alarmieren bei Nacht wird selbstverständlich für solche Zwecke +besonders eingeübt. Ein Feuergefecht aus dem Lager heraus zur Nachtzeit +ist indes, soweit angängig, zu<span class="pagenum" id="Seite_317">[S. 317]</span> vermeiden und namentlich nicht auf +das Schießen <em class="gesperrt">einzelner</em> Gegner, die keinen oder wenig Schaden +anrichten, allgemein aufzunehmen.</p> + +<p>Für eine marschierende Truppe liegt ferner ein großer Nachteil in der +Unzuverlässigkeit der angenommenen Träger, die häufig ihre Lasten +wegwerfen und durch Flucht Unordnung und Bestürzung in die Expedition +bringen. Bei der Notwendigkeit, häufiger Expeditionen zu unternehmen, +würde die Ausbildung ordentlicher bewaffneter Trägerkolonnen, die auch +zugleich als Arbeiter auf den Stationen dienen könnten, nützlich sein.</p> + +<p>Ein von Herrn von Zelewski gemachter Versuch, die Träger zum Teil +wenigstens durch Lasttiere zu ersetzen, nämlich für den Transport +des für Kriegszwecke notwendigsten Materiales an Geschützteilen und +Munition für die Geschütze, das Maxim-Gun und Gewehrmunition, ist als +gescheitert zu betrachten. Zwar kann man rechnen, daß ein Esel zwei +Trägerlasten bei entsprechender praktischer Verpackung auf sich nimmt, +doch erfordern, wenn die Expedition nicht gar zu sehr aufgehalten und +die Ordnung gewahrt sein soll, immerhin zwei Esel einen Treiber, und +erweist sich, wie man bei der Zelewskischen Katastrophe gesehen hat, im +kritischen Moment diese Art als unpraktisch, da die Tiere scheu werden, +durcheinander rennen und Unordnung in die Kolonne bringen. —</p> + +<p>Es mögen nun noch die anderen unter dem Gouvernement im Jahre 1891 +unternommenen Expeditionen kurz Erwähnung finden.</p> + +<p>Im nördlichen Nguru vorgekommene Unruhen und Belästigungen der +Eingeborenen durch Wakuafi und Massai machten ein Einschreiten von +unserer Seite notwendig. Der Verfasser unternahm daher im Juni vorigen +Jahres, da das in Frage kommende Gebiet zum Hinterlande seines Bezirkes +gehörte, eine Expedition durch Usegua, Nguru und Usagara, durch welche +es gelang, ein vollkommen friedliches Verhältnis mit den Eingeborenen +herzustellen und auch die räuberischen Wakuafi zur Vernunft zu +bringen. Ebenso wurde die vorher bedroht erscheinende französische +Missionsstation in Nguru, Mhonda, vollkommen sicher gestellt.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_318">[S. 318]</span></p> + +<p>Nicht von geringem Nutzen war bei dieser Expedition die Hülfe Bana +Heris, dessen Einfluß auf die Eingeborenen sich der Verfasser zu +nutze gemacht hatte, und dessen Sohn Abdallah ebenso wie der des +öfteren erwähnte Jumbe Makanda von Bagamoyo auf der Expedition +mitgenommen wurden. Der früher bereits öfters angeführte Jehasi war +bei den Streitigkeiten der Wanguru mit den Wakuafi bei Einnahme einer +Wakuafi-Tembe gefallen.</p> + +<p>Bereits im Juli war der Verfasser von dieser Expedition nach Bagamoyo +zurückgekehrt und führte in dieser Zeit teils die Bezirksgeschäfte +in Bagamoyo, teils vertrat er den auf der Wahehe-Expedition sich +befindenden Kommandeur v. Zelewski in Daressalam. Da machte sich durch +inzwischen erfolgte Einfälle der nördlichen Mafiti nach Usaramo die +Unternehmung einer Expedition gegen diese zur Sicherung der gefährdeten +Wasaramo notwendig. Alle an der Küste noch disponiblen Truppen wurden +vereinigt, die vom Kommandeur zurückgeschickte Zulu-Kompagnie, sowie +aus Pangani, Bagamoyo und Daressalam herausgenommene Truppen wurden +in Bagamoyo als Expeditionskorps zusammengezogen, und der Verfasser +unternahm mit den Offizieren, Kompagnieführer End und Lieutenant +Prince, wie dem Arzt <span class="antiqua">Dr.</span> Kanzki die erwähnte Expedition. +Dieselbe durchzog zunächst Usaramo in südwestlicher Richtung nach +Tununguo hin, wo fast alle Dörfer aus Furcht vor den Mafiti verlassen +waren, außerdem beredte Zeugnisse für die Grausamkeiten der Mafiti, wie +sie in diesem Buche gelegentlich der Erwähnung des Mafiti-Einfalls im +Jahre 1889 bereits geschildert sind, gefunden wurden. Sodann wurde der +Kingani bei Mafiti überschritten und nach der Missions-Station Tununguo +marschiert. Von dort aus richtete sich der Marsch direkt ins Land der +nördlichen Mahenge, welche große Komplexe von Kutu occupiert haben und +die Wakutu in großer Abhängigkeit von sich halten. Die Bestrafung der +Mafiti war für die Expedition nicht so bequem wie vor zwei Jahren, wo +das Eingreifen Gravenreuths nur 5 Stunden von Bagamoyo nothwendig war. +In ihrem Lande wurden die Mafiti nur im Dorfe Korongo angetroffen, +doch räumten sie auch diesen Ort nach dem vollständig überraschenden<span class="pagenum" id="Seite_319">[S. 319]</span> +Eintreffen der Expedition bald nach Eröffnung des Feuers. Im übrigen +zogen es die Mafiti vor, uns überall auszuweichen. Für die Expedition +lag die Gefahr nahe, daß das ungemein coupierte, für uns selbst auf den +schmalen Fußstegen nur schwer zu passierende Terrain von den gewandten +leichtfüßigen Mafitis zu einem Überfall gegen uns benutzt werden +könnte. Wir mußten uns daher, so gut es ging, gegen Überraschungen +sichern.</p> + +<p>In Hongo fanden wir eine Anzahl der von den Mafiti gefangenen Wasaramo +noch vor und setzten dieselben in Freiheit. Im übrigen beschränkte sich +der Verfasser darauf, den Mahenge in ihrem Lande, wo sie ebenfalls +überall zurückwichen, die einzig mögliche Strafe zu teil werden zu +lassen, nämlich sie an ihrem Hab und Gut nach Kräften zu schädigen. +Es wurden alle Ortschaften niedergebrannt, die überaus reichlich +daselbst vorgefundenen Vorräte, soweit wir sie nicht aufbrauchen und +mit uns führen konnten, den Flammen preisgegeben, und die reichen, +wohlbestellten Felder der Eingeborenen, soweit es in der kurzen Zeit +möglich war, durch uns und die eingeborenen Hülfsvölker, — welche +besonders der Häuptling Kingo von Morogro und einzelne andere mächtige +Häuptlinge in der Zahl von mehreren Hundert Mann der Expedition +gestellt hatten, — verwüstet.</p> + +<p>Diese grausame Art der Bestrafung ist bei eingeborenen Gegnern, die +man auf andere Weise nicht fassen kann, leider notwendig, und sie ist +den Eingeborenen auf die Dauer fühlbarer, als selbst erhebliche, ihnen +im offenen Kampfe beigebrachte Verluste an Menschenleben, die sie mit +der Zeit viel eher verschmerzen. Aber auch der Vermögensverlust übt +einen sehr lange anhaltenden Einfluß bei einem so gewohnheitsmäßigen +Räubergesindel, wie die Mafiti sind, nicht aus. Es wurde daher vom +Verfasser bereits als wirksames Mittel die Anlage einer Station in der +Landschaft Kisaki vorgeschlagen, die jetzt in Angriff genommen ist.</p> + +<p>Es sei hier bemerkt, daß vielleicht in späterer Zeit gerade das +jetzt verrufene Mafitiland für unsere Kolonie eine größere Rolle +spielen wird. Wir haben im Kutuland einen der fruchtbarsten und +bestbewässertsten Distrikte unseres Gebietes, der<span class="pagenum" id="Seite_320">[S. 320]</span> in jeder Hinsicht +die reichsten Ernten liefert. Dann aber lehnen sich hier die +Sedimentärformationen an den Gneis der Uruguruberge an. Dort ist +nach dem Urteil des Herrn <span class="antiqua">Dr.</span> Lieder, der einen großen Teil +der Gebiete Deutsch-Ostafrikas geologisch erforscht hat und den der +Verfasser damals in Uruguru (Teil von Kutu, an das Mafitiland grenzend) +traf, das Vorkommen von nutzbaren Mineralien im höchsten Grade +wahrscheinlich, deren Transport zur Küste keine Schwierigkeiten machen +würde. —</p> + +<p>Von der Expedition nach Bagamoyo zurückgekehrt, erfuhr der Verfasser +die Trauernachricht von der Katastrophe in Uhehe. Abgesehen von einer +nach der Katastrophe abgesandten Rekognoszierungs-Expedition nach +Mpapua unter Lieutenant Prince fanden keine weiteren Expeditionen der +Schutztruppe ins Innere im Bezirk von Bagamoyo und den weiter südlichen +Bezirken statt, im Hinterland von Tanga dagegen wurde das Einschreiten +des Bezirkshauptmanns Krenzler durch eine unter den Wadigo vorgekommene +Erhebung notwendig.</p> + +<p>Gerade der Umstand, daß unter einem bisher so wenig kriegerischen, +geradezu für erbärmlich geltenden Stamme, wie die Wadigo, eine Erhebung +gegen die deutsche Herrschaft vorgekommen war, war kein günstiges +Zeichen und machte ein schleuniges Einschreiten notwendig. Die erste +zu diesem Zweck vom Bezirkshauptmann Krenzler unternommene Expedition +verlief ungünstig, da sich die Expedition wieder nach der Station Tanga +zurückziehen mußte. Eine zweite stärkere, ebenfalls von dem bald darauf +am perniziösen Fieber verstorbenen, um die Entwickelung von Tanga +hoch verdienten Hauptmann Krenzler geführte Expedition bewirkte die +Wiederunterwerfung der Wadigo.</p> + +<p>Andere Kämpfe hatte am Kilimandscharo der dortige Reichskommissar +zur Verfügung des Gouverneurs, <span class="antiqua">Dr.</span> Karl Peters, der als +Wirkungskreis das Kilimandscharo-Gebiet erhalten hatte, zu bestehen. +Nachdem Peters zunächst die Station Moschi mit der 9. Kompagnie der +Schutztruppe unter Kompagnieführer Johannes erreicht hatte, ging er +von dort aus weiter nach Osten, um hier eine neue nach seiner Ansicht +notwendigere Stations-Anlage zu schaffen. Hierfür wurde Marangu, der +Sitz des unbedeutenden Sultans Mareale, ausgesucht und<span class="pagenum" id="Seite_321">[S. 321]</span> der daselbst +von Peters gegründeten Station der Name Kilimandscharo-Station +beigelegt. Bei einer von dort mit einem Teil der Besatzungs-Kompagnie +gegen die Warombo unternommenen Expedition fiel der Sergeant Schubert +von der Schutztruppe, doch gelang es Peters, den Stamm, der sich nicht +unterwerfen wollte, zu strafen und unter die deutsche Herrschaft zu +bringen. — In späterer Zeit fand <span class="antiqua">Dr.</span> Peters Verwendung als +deutscher Kommissar bei der an unserer nördlichen Grenze vorgenommenen +Grenzregulierung gegen das englische Gebiet.</p> + +<p>Nach der Katastrophe in Uhehe und der Rückkehr der Reste der +Expedition unter Tettenborn war durch die großen Verluste der +Schutztruppe eine vorläufige Umänderung in der Organisation derselben +geboten. Auf telegraphischem Wege gelangte eine Allerhöchste +Kabinets-Ordre nach Ostafrika, nach welcher der Gouverneur zugleich +das Kommando der Schutztruppe bis auf weiteres übernehmen sollte. +Da der Gouverneur jedoch nicht selbst Offizier war und daher eines +sachkundigen Beistandes bedurfte, wählte er hierzu den Verfasser, der +als militärischer Beirat nach Daressalam überzusiedeln hatte. Die +Maßregeln, welche vom Gouverneur teils mit, teils ohne Einverständnis +mit dem militärischen Beirat getroffen wurden, sind mehr innerer Natur +und bereiteten die spätere Änderung in der Organisation der Truppe +vor. In der äußeren Organisation wurden, — abgesehen von einer durch +den Verfasser vorbereiteten Umgestaltung der Expeditions-Artillerie, +die dann wieder fallen gelassen wurde, — die Reste der 6., 7. und +9. Kompagnie mit denen der 5., 8. und 10. vereinigt, so daß die +Schutztruppe nur noch 7 Kompagnien aufzuweisen hatte, die durch +Rekrutierung zu ergänzen waren. Diese Ergänzung wurde noch besonders +nötig, da auch ein Teil der alten sudanesischen Soldaten sich entweder +nicht mehr als dienstfähig erwies oder die Erlaubnis zur Rückkehr nach +Egypten erbat, und da auch die Zulus erklärten, nach Ablauf ihres +dreijährigen Kontrakt-Verhältnisses nicht mehr im Dienst bleiben zu +wollen.</p> + +<p>Die Neuergänzungen sind von Major v. Wißmann in Egypten und +Kompagnieführer von Perbandt um Massaua herum, endlich im Gebiet der +Zulus von Inhambane aus vorgenommen worden, aber man erhielt nicht die +erwünschte Zahl,<span class="pagenum" id="Seite_322">[S. 322]</span> da die Rekrutierung bei den Zulus, auf deren Gelingen +man bestimmt gerechnet hatte, vollkommen scheiterte. Die Zulus, wird +ferner gesagt, würden sich entschieden weigern, über ihre Verpflichtung +hinaus, in der Schutztruppe zu verbleiben; es thut daher auf das +dringendste not, sich nach anderem Material umzusehen.</p> + +<p>Sehr zu wünschen wäre die endliche definitive Herbeiführung einer +Organisation der Artillerie, so zwar, daß unsere hiesigen Feldgeschütze +als Positionsgeschütze auf den Küstenstationen, die 4,7 <span class="antiqua">cm</span> +für die Stationen des Innern, und 3,7 cm und Maxim-Guns für die +Expeditions-Artillerie dienen. Vor der Hand hat man darin noch gar +keine Organisation.</p> + +<p>Der älteste Offizier der Kaiserlichen Schutztruppe, der des +öfteren in den früheren Kapiteln erwähnt worden ist, zuletzt als +Stellvertreter des Kaiserlichen Reichskommissars, <span class="antiqua">Dr.</span> Karl +Wilhelm Schmidt, hatte die Oberführerstelle in der Truppe, d. i. die +zweite Stabsoffizierstelle erhalten. Man hatte in der Truppe geglaubt, +daß entweder der Oberführer, dessen Rückkehr nach längerem Urlaub +in Deutschland im Oktober vorigen Jahres erfolgte, zum Kommandeur +der Kaiserlichen Schutztruppe ernannt werden, oder daß ein hierzu +geeigneter deutscher Stabsoffizier als Kommandeur herausgesandt +werden würde. Das letztere wäre wohl möglich gewesen, da die +Stelle des Kommandeurs der Schutztruppe eigentlich der Hauptsache +nach eine Verwaltungs-Stellung ist und ihm die Fürsorge für das +Offizier-Korps obliegt. Andererseits konnte sich ja zur Ausübung des +praktisch-afrikanischen Dienstes der Kommandeur an die erfahrenen +Wißmannschen Offiziere halten. Die Heraussendung eines Stabsoffiziers +hätte also, wenn man dem <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt trotz seiner zweifellos +auch großen militärischen Verdienste, — wir erwähnen bloß die +Gefangennahme Buschiris, — das Kommando der Schutztruppe etwa +prinzipiell nicht übertragen wollte, eine Enttäuschung im Offizierkorps +nicht veranlaßt. Die Stelle des Verfassers als militärischer Beirat des +Gouverneurs war von vornherein eine durchaus unhaltbare, da derselbe +zwar mit dem Kommando der Schutztruppe im Namen des Gouverneurs +beauftragt war, er der Anciennität nach aber im Offizier-Korps der +Schutztruppe erst<span class="pagenum" id="Seite_323">[S. 323]</span> der viertälteste Offizier war. Dazu kam noch die +Verschiedenartigkeit der Ansichten des Gouverneurs und des Verfassers. +Der zwischen beiden hervortretende prinzipielle Gegensatz veranlaßte +denn auch bald eine Änderung, so daß nach einem zwischen Daressalam +und Berlin gepflogenen Depeschenwechsel der Kommandant des Kreuzers +»Schwalbe«, Korvettenkapitän Rüdiger von dem Kommando der »Schwalbe« +entbunden und zum Stellvertreter des Gouverneurs ernannt wurde. Von +diesem erhielt Rüdiger insbesondere auch seine, des Gouverneurs +Vertretung im Kommando der Schutztruppe, und die Geschäfte wurden vom +Verfasser dem Herrn Kapitän Rüdiger übergeben. Rüdiger war zwar in +afrikanischen Festlandsangelegenheiten gänzlich unerfahren, brachte +aber ein großes Interesse unserer Kolonie entgegen und hat sich mit +größtem Eifer seinem neuen Amt gewidmet.</p> + +<p>Der Verfasser, der als Beirat mit dem Gouverneur nur dann ersprießlich +zusammenwirken konnte, wenn Übereinstimmung in den Ansichten herrschte, +kehrte zunächst als Bezirkshauptmann nach Bagamoyo zurück, aber +sein Gesundheits-Zustand, besonders die seit der letzten Expedition +immer wiederkehrenden heftigen Erkrankungen an Malaria boten neben +den inneren Gründen die äußere Veranlagung für eine zweimonatliche +Beurlaubung nach Egypten zur Erholung. Dort angekommen wurde dem +Verfasser nach dem Tode Gravenreuths in Kamerun die Übernahme der +Gravenreuthschen Expedition telegraphisch angeboten. Er nahm dieselbe +an und wurde telegraphisch nach Berlin befohlen. Hier machten jedoch +wiederum Gesundheitsrücksichten seine Abreise nach Kamerun unmöglich, +sodaß der ebenfalls nach Deutschland beurlaubte Kompagnie-Führer Ramsay +die Führung der Expedition erhielt, während der Verfasser im Februar +1892 nach Ablauf seines Kommandos bei der Schutztruppe auf den beim +Reichskanzler eingebrachten Antrag des Gouverneurs aus der Schutztruppe +ausschied.</p> + +<p>Das letzte Jahr riß auch außerdem große Lücken in den Reihen der +früheren Offiziere Wißmanns; von den im Frühjahr 1889 herausgegangenen +Offizieren gehören zur Zeit nur noch folgende Herren der Schutztruppe +an:</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_324">[S. 324]</span></p> + +<div class="blockquot"> + +<p>Frhr. v. Eberstein, Leue, Johannes, von Perbandt, von Sivers (dieser +war als Fachmann unter Wißmann stets nur zur See verwandt worden); +von den später eingetretenen Offizieren der früheren Wißmannschen +Schutztruppe sind noch im Verbande der Kaiserlichen Schutztruppe die +Herren Fischer, Langheld, Herrmann, Scherner, Podlech, von Elpons, +Prince.</p> +</div> + +<p>Von den Ressortchefs ist einer an der Spitze seines Ressorts +verblieben, Oberarzt <span class="antiqua">Dr.</span> Becker, der Chef des Sanitätswesens in +Ostafrika.</p> + +<p>Die Oberführerstelle in der Kaiserlichen Schutztruppe ist in neuerer +Zeit auf den seit einem Jahr in Ostafrika an anderer Stelle thätig +gewesenen Major Frhr. v. Manteuffel übergegangen.</p> + +<p>Es mögen noch die Veränderungen in der Organisation der Schutztruppe +Erwähnung finden, welche innerhalb der letzten Zeit stattgefunden haben +und mit dem 1. März in Kraft traten.</p> + +<p>Die Kaiserliche Schutztruppe wurde in die eigentliche Schutztruppe +und eine Polizeitruppe geteilt, von denen die erstere zur Besetzung +der Stationen im Innern und zur Begründung neuer Stationen, ferner zu +Expeditionszwecken, die letztere zur Besetzung und Aufrechterhaltung +der Ordnung an der Küste dient.</p> + +<p>Der Etat für die Kaiserliche Schutztruppe bezog sich nicht auf diese +allein, sondern auch auf die Polizeitruppe, einschließlich des +europäischen Personals derselben, soweit dies aus der Kaiserlichen +Schutztruppe entnommen war. Die Stärke der Polizeitruppe, deren +Mannschaften aus der Kaiserlichen Schutztruppe entnommen wurden, +betrug 405 Mann, die sich auf die Bezirke nunmehr in folgender Weise +verteilten: Bezirksamt Tanga mit dem Bezirks-Nebenamt Pangani 100 +Mann; Bagamoyo, dessen Nebenamt Sadani in gleicher Weise wie im Süden +Mikindani vom Gouverneur aufgehoben und in eine einfache Zollstation +verwandelt war, 95; Daressalam 45; Kilwa 85; Mgau 80 Mann.</p> + +<p>Die den Bezirksämtern vorstehenden Bezirkshauptleute und der Vorsteher +des Nebenamtes Pangani sollten ursprünglich aus dem Offizierbestande +der kaiserlichen Schutztruppe entnommen<span class="pagenum" id="Seite_325">[S. 325]</span> werden und ebenso wie die +ihnen beigegebenen europäischen Unteroffiziere als zur Übernahme +einer Zivilstelle abkommandierte Militärpersonen gelten. Sie sollten +in disciplinarer Beziehung aus dem militärischen Befehlsbereich der +kaiserlichen Schutztruppe ausscheiden und allein dem kaiserlichen +Gouverneur unterstehen. Diese Anordnung ist zweifellos als ein +Fortschritt zu bezeichnen, da hiermit der vorher erwähnte Mißstand der +doppelten Unterordnung derselben Personen wenigstens in den meisten +Beziehungen aufhört.</p> + +<p>Für notwendige kriegerische Operationen an der Küste, für die +die Polizeitruppe zu schwach ist, wurden Bestimmungen über das +Zusammenarbeiten der kaiserlichen Schutztruppe und der Polizeitruppe +getroffen. Aber gerade wegen der zur Zeit noch lange nicht genügenden +Stabilität in den ostafrikanischen Verhältnissen, selbst an der Küste, +erscheint dem Verfasser eine derartige Vermischung der civilen mit der +militärischen Ordnung noch verfrüht. Gewiß würde eine rein militärische +Organisation vorzuziehen sein, wie sie zu Wißmanns Zeiten bestand, wo +allerdings nicht nur gediente Militärs, sondern auch örtlich erfahrene, +brauchbare Personen als Offiziere, Unteroffiziere und Beamte in die +Schutztruppe eingestellt wurden. Letzteres mag den für eine kaiserliche +Truppe geltenden Normen widersprechen, aber es ist in Ostafrika, wo +außergewöhnliche Verhältnisse herrschen, zur Zeit angebracht.</p> + +<p>Die eigentliche Schutztruppe wurde durch die erwähnte Verfügung nach +Ausscheidung der Polizeitruppe in 6 Kompagnien eingeteilt, hierunter +2 Zulukompagnien (die Entladung sämtlicher Zulus nach Ablauf ihres +Kontraktes steht wohl nahe bevor) und 4 Sudanesen-Kompagnien. In die +letzteren wurden zum Teil auch eingeborene Soldaten mit eingestellt. +Die erste dieser Sudanesen-Kompagnien dient für die Besatzung des +Kilimandscharo-Gebietes und der nördlichen Karawanenstraße bis +Masinde. Diese Kompagnie soll eine neue Station bei Gonja begründen +und das Gros derselben soll daselbst garnisoniert werden. Die zweite +Kompagnie hat ihren Stamm in Bagamoyo und giebt die Besatzung für +Tabora und die Stationen am Viktoriasee ab. Die erwähnten Stationen +des Innern sollten sich nebenbei durch Anwerbung von Eingeborenen<span class="pagenum" id="Seite_326">[S. 326]</span> +verstärken. Die dritte Kompagnie (Zulukompagnie) dient für die +Besatzung der neu begründeten Station Kilossa und der Station Mpapua +mit dem Stabe in Kilossa; die vierte Kompagnie (Sudanesen-Kompagnie) +besetzt die neubegründete Station Kisaki; die fünfte Kompagnie dient +als Bereitschafts-Kompagnie für den Süden mit dem Stabsquartier in +Kilwa und einem Unteroffizier-Posten in Lindi; die sechste Kompagnie +(Zulukompagnie) als Bereitschafts-Kompagnie im Norden mit dem +Stabsquartier in Daressalam.</p> + +<p>Ferner sind noch 50 Mann der Schutztruppe unter Lieutenant Graf von +Hessenstein nach Ugogo abmarschiert, um dort am Sitz des Oberhäuptlings +eine Station zu gründen; von Kilossa und Kisaki aus will man noch +Nebenstationen begründen. Die Besetzung resp. die Neubesetzung von +Stationen im Innern ist, zunächst im allgemeinen betrachtet, sehr +erwünscht und trägt, wenn die Stationen stark besetzt sind, einem +entschiedenen Bedürfnis Rechnung. Die Stationen sind an grade für den +Verkehr höchst wichtigen Plätze angelegt und dienen, — aber immer +unter der Voraussetzung, daß sie genügend stark sind, — alsdann gegen +die erfahrungsgemäß fast alljährlich wiederkehrenden kriegerischen +Einfälle der Räuberstämme.</p> + +<p>Trotzdem erscheint uns unter den bestehenden Verhältnissen diese +Verteilung der Schutztruppe und die Begründung so vieler Stationen im +Innern zur Zeit nicht angebracht; denn durch die Einrichtung eines +Stationsgürtels im Innern ist allerdings der Lieblingsgedanke des +Gouverneurs, die Schutztruppe nach Möglichkeit von sich zu entfernen, +durchgeführt worden, aber man ist nicht mehr so wie früher in der Lage, +ein starkes Expeditionskorps schnell zu formieren, um es an bedrohter +Stelle einzusetzen.</p> + +<p>Der Gouverneur von Soden ist der Ansicht, daß 4 Kompagnien farbiger +Soldaten, die auf einzelne Plätze des Innern verteilt sind, eine +Macht darstellen, welche die über 90 deutsche Meilen lange Küste oder +wenigstens deren nördliche Hälfte sichern kann. Die älteren Offiziere +der Schutztruppe haben sich bewogen gefühlt, auf die Gefahr einer +solchen Zersplitterung der Kräfte, wie sie das neue System mit sich +brachte, hinzuweisen, doch ihre Bedenken sind ungehört<span class="pagenum" id="Seite_327">[S. 327]</span> geblieben; im +Gegenteil, man dürfte es ihnen zum Teil vielleicht verargt haben und +sie es haben empfinden lassen, daß sie als subalterne Offiziere ihre +Überzeugung frei ausgesprochen haben, im Interesse einer Sache, für die +sie Leben und Gesundheit einsetzten.</p> + +<p>Bei der geringen Stärke der Besatzungen unserer neuangelegten +Stationen reicht die Macht derselben, gerade wenn man den Charakter +der Mafiti- und Massai-Stämme in Rechnung zieht, nicht weit. Wenn +wir Kisaki als Beispiel nehmen, so kann im günstigen Falle durch +diese Station die östlich gelegene Missionsstation Tununguo, auch +allenfalls die Karawanenstraße am Gerengere gesichert werden. Doch +sind immerhin noch Einfälle der Mafiti von der andern Rufidji-Seite +her ins südliche Usaramo möglich, von wo aus sie weiter nach der +Küste hin vordringen können. Ähnlich liegen die Verhältnisse bei den +andern Stationen in Kilossa und am Kilimandscharo, und dann ist, wenn +Beunruhigungen an der Küste durch die erwähnten Stämme in größerem +Maße stattfinden, das zur Verfügung stehende Expeditionskorps aus den +beiden Bereitschafts-Kompagnien unter Umständen viel zu schwach, um +namentlich, wenn es sich um ein Eingreifen in entferntere Gegenden +handelt, mit Nachdruck aufzutreten; auch sind ja Niederlagen im +Innern gerade bei der schwachen Besatzung der Stationen nicht +ausgeschlossen; und jede etwaige Niederlage erfordert einen ganz +bedeutenden Mehraufwand an Kräften, um sie wieder wett zu machen. Das +Zusammenbringen eines starken Expeditionskorps wird nach der jetzigen +Dislokation der Schutztruppe ohne totale Entblößung der Küste und der +erreichbaren Stationen nicht möglich sein.</p> + +<p>Die neue Dislokation der Truppen hätte der Ansicht des Verfassers nach +zur Vorbedingung eine Vermehrung der Schutztruppe um mehrere hundert +Soldaten haben müssen; dann allerdings hätte man die Neuordnung mit +Freuden als großen Fortschritt begrüßen können, wie ja auch — aber +immer unter dieser Voraussetzung — von uns die Begründung mehrerer +Stationen gewünscht worden war.</p> + +<p>In den Bestimmungen über die Polizeitruppe ist vorgesehen, daß +die Bezirks-Hauptleute dem Etat an Offizieren<span class="pagenum" id="Seite_328">[S. 328]</span> der Kaiserlichen +Schutztruppe entnommen werden sollen. In Wirklichkeit scheint indes +der jetzige Gouverneur danach zu streben, diese Posten allmählich +mit Juristen zu besetzen. Darauf weist die Verwendung des Kanzlers +als Bezirkshauptmann des durch seinen Handel und Verkehr wichtigsten +Küstenplatzes Bagamoyo hin, ebenso die im letzten halben Jahr nach +Ostafrika erfolgte Heraussendung von Juristen. Eine solche Maßnahme +kann dem Verfasser bei der wie gesagt noch nicht genügend erscheinenden +Stabilität der Verhältnisse nur als unzeitgemäß erscheinen. Etwas +anders ist es, wenn sich die eingeborene Bevölkerung etwas mehr an +die seit vorigem Jahre erfolgte Neuordnung der Dinge in Ostafrika +gewöhnt haben wird. Aber auch dann müssen die Juristen an Ort und +Stelle praktischer erzogen werden, wie es bis jetzt geschieht, wo +sie zum Teil mit ziemlich bedeutenden gesellschaftlichen Ansprüchen +nach Ostafrika hinkommen und dort lediglich mit ihrer Kenntnis +der Jurisprudenz und mit dem Strafgesetzbuch alle Schwierigkeiten +bewältigen zu können glauben. Giebt man ihnen Gelegenheit, unter einem +erfahrenen Stationschef in jeder Weise thätig zu sein und mit den +Eingeborenen in Fühlung zu bleiben, überträgt man ihnen z. B. auf den +großen Handelsplätzen, wie Bagamoyo, die Kontrolle bei den Karawanen, +die bisher von vielen der Herren nur zum Zweck der Bereicherung ihrer +ethnographischen Sammlungen betrachtet wurden und mit denen von +einzelnen nur ein Verkehr vom Standpunkt der vornehmen Überlegenheit +gepflogen wurde, so wird, wenn hierdurch die Neulinge Gelegenheit +haben, auch die örtlichen Verhältnisse besser kennen zu lernen, die +gewonnene Kenntnis der Volksanschauung im Verein mit ihrer Fachbildung +sie zu äußerst wertvollen Beamten machen.</p> + +<p>Ähnliches ist, nebenbei bemerkt, über die Ausbildung der neu nach +Ostafrika gesandten Offiziere zu sagen. Je mehr diesen Gelegenheit +geboten wird, möglichst mit der Bevölkerung dienstlich in Berührung +zu kommen (Beiwohnen beim Schauri, Beaufsichtigung der Karawanen, +Überwachung des Arbeitsdienstes, wie besonders Anlage neuer Stationen, +Verkehr auf Expeditionen), besonders wenn sie selbst schaffend thätig +sein können und nicht nur schablonenmäßig die Truppe in einer<span class="pagenum" id="Seite_329">[S. 329]</span> fertigen +Station exerzieren, desto mehr werden sie nicht nur in militärischer +Hinsicht, sondern auch im allgemeinen brauchbare Beamte werden, +man kann sagen um so mehr, in je unfertigeren Verhältnissen sie in +Ostafrika aufgewachsen sind.</p> + +<p>Die übrigen im Laufe des vergangenen Jahres von Herrn v. Soden +getroffenen Maßnahmen beziehen sich zunächst auf die Verlegung des +Schwerpunktes der Regierung von Bagamoyo nach Daressalam. Begründet war +dies durch die äußerst ungünstige Rhede von Bagamoyo, wo ein Anlaufen +der Hauptdampfer ausgeschlossen war.</p> + +<p>Es war in der letzten Zeit von Wißmann das Auskunftsmittel gewählt +worden, Bagamoyo als Hauptsitz des Kommissariats zu halten, dagegen +Daressalam als Hauptdepot und als Hauptplatz für die Flottille zu +belassen. Wißmann selbst hatte deswegen den Schwerpunkt nach Bagamoyo +verlegt, weil er, nachdem wir leider auf Sansibar verzichten mußten, +von Bagamoyo aus noch am besten die Verhältnisse in der Hand behalten +konnte. Hier laufen ja von den beiden großen Seen, vom Nyanza und +dem Tanganjika, sowie aus dem Hinterlande unseres Gebietes alle Fäden +zusammen, hier stand also der Reichskommissar persönlich mitten im +gesamten afrikanischen Verkehr, wie er in gleichem Maße an keinem +andern Platze der gesamten Ostküste Afrikas stattfindet. Der Ansicht +des Verfassers nach ist es notwendig, in Bagamoyo zu residieren, wenn +man den Schwerpunkt seiner Aufgabe in der Kolonie selbst sucht.</p> + +<p>Wenn man hingegen meint, der Verbindung nach Europa, dem Verkehr mit +der deutschen vorgesetzten Behörde die größere Rücksicht schuldig zu +sein, dann ist allerdings wegen der regen Verbindung mit der Heimat +Daressalam der rechte Platz, und liegt dann naturgemäß die Handhabung +des Verkehrs mit dem Innern in den Händen des Bezirks-Hauptmanns von +Bagamoyo. Daß nun gerade das letztere der Gouverneur nicht wünschte, +sondern daß er sich alle mögliche Mühe gab, den Verkehr nach Daressalam +zu ziehen auf Kosten von Bagamoyo, um als äußerst rühriger, thätiger +Mann, der er ist, selbst alles in die Hand zu bekommen, ist ja +begreiflich, aber unpraktisch. Der inner-afrikanische Verkehr<span class="pagenum" id="Seite_330">[S. 330]</span> kann +nach Daressalam nur auf zweierlei Weise gezogen werden: entweder durch +Einrichtung eines direkten Verkehrsweges von Daressalam bis weit ins +Innere hinein, wie wir in einem der früheren Kapitel erwähnten, oder +durch Gewalt. Ob letztere, selbst den Fall angenommen, daß wir immer +in der Lage wären, sie faktisch anwenden zu können, ratsam ist und +nicht vielleicht dazu dient, den Verkehr von unserer Küste überhaupt +abzulenken, erscheint zum mindesten recht zweifelhaft.</p> + +<p>Solche kleinen Abstecher, wie sie der Gouverneur z. B. voriges Jahr in +das für den Verkehr höchst unbedeutende Usaramo mit seinen geradezu +erbärmlichen Bewohnern, den Wasaramo, gemacht hat, einige Meilen weit +bis an den Kingani, können hierfür nicht das geringste zu Wege bringen. +Sie geben nur falsche Vorstellungen in Europa, besonders wenn lange, im +Mißverhältnis zur Wichtigkeit stehende Berichte darüber veröffentlicht +werden, fördern den Verkehr jedoch nicht im mindesten. So lange die +Inder entweder in Bagamoyo, oder wie es meistens der Fall ist, in +Sansibar selbst den Handel mit den Karawanen in der Hand haben, sind +die Leute auf Bagamoyo angewiesen, von wo aus die Verschiffung ihrer +Waren auf der allerdings miserablen, aber für den Dhau-Verkehr wegen +der geringen Entfernung von Sansibar höchst bequemen Rhede vorteilhaft +ist.</p> + +<p>Auch die in den letzten Monaten viel erwähnte, angeblich vom Gouverneur +erst geschaffene Postverbindung von Daressalam nach dem Innern erweckt +hier in der Heimat falsche Vorstellungen. Eine Postverbindung hat auch +früher meistens, in den letzten Jahren immer, bestanden. Entweder die +französische Mission zu Bagamoyo oder der Inder Sewa Hadji beförderten +die Postsachen in regelmäßigen Zeiträumen nach dem Innern, oder es war +wie in den letzten Jahren Aufgabe des Bezirkshauptmanns von Bagamoyo, +einen regelmäßigen Postverkehr aufrecht zu erhalten. Der letztere hatte +hierzu in Bagamoyo die beste Gelegenheit, da eben hier, wie erwähnt, +alle Karawanen hinkamen und so wie so ein lebhafter Verkehr zwischen +diesem Küstenplatz und dem Innern bestand. Jetzt ist die Besorgung der +Posten einer ziemlich neuen Firma in Daressalam übertragen. Aber die +Angestellten dieser<span class="pagenum" id="Seite_331">[S. 331]</span> Firma haben nicht die Beziehungen zu den Leuten, +wie sie z. B. die französische Mission und die dortigen Inder, oder wie +sie in erster Linie der Bezirkshauptmann von Bagamoyo hat. Es sind also +in die Zuverlässigkeit dieser Art der Postverbindung starke Zweifel zu +setzen. Der Umstand, daß die Briefträger uniformiert und so äußerlich +kenntlich sein sollen, thut wenig zur Sache, ist unter Umständen sogar, +wenn, wie häufig, im Innern nicht überall völlige Ruhe herrscht, +nachteilig.</p> + +<p>Besondere Erwähnung mag noch die rege, in Daressalam seit Einrichtung +des Gouvernements naturgemäß entfaltete Bauthätigkeit finden, durch +die, wie durch eine für diesen Platz vom Gouverneur vorgeschriebene +Bauordnung Daressalam auch äußerlich ein gutes Aussehen erlangt +hat. Man kann sagen, der Ort macht heute den Eindruck einer kleinen +europäischen Villenstadt.</p> + +<p>Auf eine Reihe von Erlassen des Kaiserlichen Gouverneurs muß fernerhin +an dieser Stelle hingedeutet werden, welche den löblichen Zweck +hatten, die Einnahmen der Kolonie zu vermehren. Neben der Übernahme +des Zolles, der aus den Händen der ostafrikanischen Gesellschaft an +das Gouvernement überging, und der natürlich nach wie vor, da ja die +Inder, Araber und Eingeborenen daran gewöhnt sind, willig bezahlt +wurde, den man sogar leicht, ohne auf großen Widerstand zu stoßen, +zum Zwecke der Vermehrung der Einnahmen hätte erhöhen können, waren +es Steuer-Verordnungen, die der Gouverneur im vorigen Jahre erließ. +Diese Verordnungen, die in großer Eile den Organen des Gouverneurs an +den verschiedenen Küstenplätzen zu publizieren befohlen wurde, zeigten +sich als durchaus unangebracht. Sie riefen eine große Mißstimmung unter +der davon betroffenen Bevölkerung hervor, weil sie neben einer zu +großen, sehr in die Augen fallenden Belastung einzelner Personen den +bestehenden Verkehr in manchen Beziehungen bedeutend erschwerten.</p> + +<p>Die Verordnungen bezogen sich auf die Ausschreibung einer Hafengebühr +für Dhaus, auf Einführung einer nach dem Umsatz, nicht nach dem Ertrag +berechneten Handelssteuer, einer Schankgebühr, welche letztere wir +allerdings als vollkommen<span class="pagenum" id="Seite_332">[S. 332]</span> berechtigt anerkennen möchten und einer +Gebühr für das Schlagen von Bauhölzern. Da indes zum großen Teil diese +Projekte als undurchführbar wieder fallen gelassen sind, so sei nicht +weiter hierauf eingegangen. Bezüglich des Handels suchte uns der +Kongostaat dadurch Konkurrenz zu machen, daß von seinen Beamten an +unserer Westgrenze, Zölle für die in unser Gebiet eingeführten Waaren, +besonders das Elfenbein, erhoben wurden. Dies machte sehr viel böses +Blut bei den Arabern gegen den Kongostaat; die Araber zu Bagamoyo +trugen ihre Beschwerden dem Verfasser vor, der, da dieselben ihm gegen +internationale Abmachungen zu verstoßen schienen, sie weitergab; doch +scheint darauf hin nichts weiter von unserer Seite erfolgt zu sein.</p> + +<p>Die Bestrebungen des Gouverneurs zielen natürlich nur auf das Beste +der Kolonie ab, es fehlt ihm aber nach der Ansicht des Verfassers die +nötige Vorkenntnis der speziellen ostafrikanischen Verhältnisse.</p> + +<p>Eine größere Rücksichtnahme auf die mächtigen, einflußreichen Faktoren +in der Bevölkerung, wie die Araber, würden wir dringend wünschen, denn +man kann sich, namentlich wenn man nicht über einen großen Geldsack +und über große Kräfte zu verfügen hat, nicht so ohne weiteres über +sie hinwegsetzen, sondern muß mit ihnen, die Einfluß im Lande haben, +wie mit den größeren mächtigen Häuptlingen und mit den kommerziellen +Regenten, den Indern, rechnen. Der Handel ist ihnen nicht mit +Redensarten zu entziehen, (außer wenn man ihn überhaupt zurückbringen +will,) und man kann sich gerade, wie uns dies Wißmann gezeigt hat, +durch solche Rücksichtnahme manche Opfer ersparen und viele Erfolge +erringen. Daß der Gouverneur selbst bei den Machthabern des Landes, den +Arabern und den Häuptlingen, gar nicht beliebt ist, muß sehr bedauert +werden, denn nirgends kommt es so sehr wie in Afrika auf das Renommee +der Persönlichkeit an.</p> + +<p>Der Gouverneur selbst arbeitet mit ungeheurer Rührigkeit, aber +allein, und weist jede Hülfe erfahrener Leute von der Hand, hält jede +Beeinflussung durch solche mißtrauisch fern und von den an Ort und +Stelle erfahrenen Beamten holt Herr von Soden nur dann Rat ein, wenn +er annimmt, daß<span class="pagenum" id="Seite_333">[S. 333]</span> die Ratschläge in seinem Sinne ausfallen; auch weiß +er die wirklichen Kenner des Landes von den partiellen Kennern nicht +zu unterscheiden; er, wie auch in Deutschland die Leute, scheeren +so oft alle, die längere Zeit in Ostafrika waren, betreffs ihrer +Urteilsfähigkeit über einen Kamm. Es kann jedoch jemand lange Jahre +an einem toten, vom großartigen afrikanischen Handel abgeschlossenen +Küstenplatz oder an einem fern den Hauptkarawanenstraßen gelegenen +Platz im Lande gesessen haben, ohne in den Besitz einer Kenntnis der +allgemeinen afrikanischen Verhältnisse gelangt zu sein. Solche Leute +gehören zu den Theoretikern, die in ihrem Urteil erfahrungsmäßig fast +stets von den Praktikern abweichen. —</p> + +<p>Schon hatte der Verfasser das Manuskript zu diesem Buche abgeschlossen, +da trafen so wichtige Nachrichten aus unserem ostafrikanischen +Schutzgebiet ein, daß er Veranlassung nimmt, die Vorgänge noch mit +wenigen Zeilen zu streifen.</p> + +<p>Am Kilimandscharo sind die Herren Kompagnieführer Freiherr von Bülow +und Lieutenant Wolfrum den Heldentod gestorben. Der erstere war ein +wegen seiner Tapferkeit, Pflichttreue und siebenjähriger afrikanischer +Erfahrung hochgeschätzter, an den verschiedensten Plätzen bewährter +Offizier, der letztere wurde, zwar bedeutend jünger im afrikanischen +Dienst, von allen gleichgeschätzt, als Offizier, Kamerad und Mensch; +beider Tod ist ein empfindlicher Verlust für die Schutztruppe. Leider +fielen beide in einem für uns recht unglücklichen Gefecht bei Moschi +am 10. Juni: Wolfrum während desselben, Bülow erlag den im Gefecht +erhaltenen Verwundungen am Tage darauf.</p> + +<p>Zu Moschi war im November v. J. Meli seinem Vater Mandara nach dessen +Tode in der Herrschaft gefolgt. Während Mandara stets ein zuverlässiger +Freund der Deutschen gewesen war, der fremden Einfluß nicht aufkommen +ließ, scheint sich sein Sohn ganz in die Hände der englischen +Missionare gegeben zu haben; nach der Gründung der Station Marangu +lebte Meli auch nicht mehr derartig unter den Augen der Deutschen, +daß einer Schwenkung in seiner politischen Haltung hätte rechtzeitig +vorgebeugt werden können.</p> + +<p>Aus Gründen, welche zur Zeit hier noch nicht genügend aufgeklärt sind, +sah sich Herr von Bülow veranlaßt, gegen Meli<span class="pagenum" id="Seite_334">[S. 334]</span> vorzugehen. Da seine +Kompagnie aber sehr verteilt war und da er wohl keine Aussicht hatte, +vom Gouverneur von der Küste Verstärkungen zu erhalten, wagte er das +Vorgehen gegen die kriegerischen Wadschagga zu Moschi anscheinend +mit etwas geringen Mitteln. Auch scheint es, daß den Wadschagga +Hinterladergewehre mit Munition durch die Engländer, vielleicht gar +durch Vermittlung der englischen Mission, geliefert sind. Jedenfalls +war das Gefecht bei Moschi ein für uns unglückliches; nach harten +Verlusten mußten sich die Unsrigen zurückziehen, selbst die von Peters +begründete Kilimandscharo-Station mußte aufgegeben werden; unsere +Position am Kilimandscharo ist damit zur Zeit verloren. Man hat alles +an Kräften, was man an der Küste noch zusammenbringen konnte, vereint, +wie es scheint, ist die Küste sogar sehr von Truppen entblößt worden. +— Es sind zwei Expeditionen, die eine unter dem an Ort und Stelle sehr +erfahrenen, in Afrika wohl bewährten Kompagnieführer Johannes voran, +die zweite unter dem neuen Oberführer der Schutztruppe, von Manteuffel, +nachfolgend, von Tanga abgesandt, um den unzuverlässigen Häuptlingen +die Lust zu weiteren Ausschreitungen zu benehmen und unsere Position im +Innern wieder zu befestigen. Hoffentlich reichen die zusammengebrachten +Kräfte dazu aus, den Kampf gegen Meli mit begründeter Aussicht auf +Erfolg aufzunehmen und unser Ansehen wiederherzustellen.</p> +<hr class="chap x-ebookmaker-drop"> + +<div class="chapter"> +<p><span class="pagenum" id="Seite_335">[S. 335]</span></p> + +<h2 class="nobreak" id="17_Kapitel_(Schluss)">17. Kapitel. (Schluß.)<br> +<span class="s6">Die Expedition Emin Paschas.</span></h2> +</div> + +<div class="blockquot"> +<p>Gewinnung Emins für deutsche Dienste. — Charakter Emins. — Zwecke +der Expedition. — Abmarsch. — Ankunft in Mpapua. — Kämpfe gegen die +Wahumba. — Begegnung mit Dr. Peters. — Abmarsch von Mpapua mit v. +Bülow. — Die Expedition schwenkt nach Tabora ab. — Vorverhandlungen +daselbst durch den Belutschen Ismael. — Der Häuptling Sikke. — +Vertrag Emins. — Seef ben Saad zum Wali gewählt. — v. Bülow geht +nach Urambo. — Kämpfe Bülows und Langhelds mit den Wangoni. — +Uramboleute als Hilfstruppen. — Langheld in Usongo. — Emin am +Viktoria. — Aufbruch nach dem Westufer. — Gründung von Bukoba. +— Stokes kommt mit Sigl nach Usongo. — Unglückliches Gefecht zu +Tinde. — Langheld holt vom Viktoria Verstärkung. — Kämpfe gegen +die Waniamuesi und Wangoni. — Stimmung der Araber zu Tabora. — +Sigls Erfolge daselbst. — Marsch Langhelds nach Bukoba. — Langheld +übernimmt die Stationen Bukoba und Muanza. — Emins und Stuhlmanns +Weitermarsch nach dem Albert-Eduardsee und Momphu. — Sein Rückmarsch. +— Schluß.</p> +</div> + +<p>Bei der chronologischen Entwicklung der Ereignisse während und nach +dem Aufstande, wie sie das vorliegende Buch darbietet, ist bisher eine +Episode gänzlich außer Acht gelassen worden, eine Episode, welche +gleichwohl in ihren Folgezuständen einen der wichtigsten Faktoren für +die Weiterentwickelung der Kolonie darstellt und welche besonders auf +die Maßnahmen des Gouvernements von wesentlich bestimmendem Einfluß +gewesen ist: wir meinen die Expedition <span class="antiqua">Dr.</span> Emin Paschas.</p> + +<p>Schon früher ist verschiedentlich darauf hingewiesen worden, daß bei +der Ankunft an der Küste der Pascha selbstverständlich, falls er +nicht gänzlich auf seine Thätigkeit in Afrika zu verzichten wünschte, +die von Seiten Englands ihm gemachten Vorschläge anzunehmen geneigt +schien. Mußte doch England<span class="pagenum" id="Seite_336">[S. 336]</span> für ihn als die einzige in Afrika wirklich +interessierte Macht gelten, war er selbst doch im Dienst Gordons seiner +erfolgreichen Thätigkeit in der Äquatorialprovinz zugeführt worden. +Aber diese Neigung zu England erlitt einen Stoß schon bei der Ankunft +Emins in Mpapua. Hier trat ihm plötzlich eine neue Kolonialmacht +entgegen; hier wehte die deutsche Flagge 300 <span class="antiqua">km</span> von der Küste +entfernt; deutsche Offiziere und Unteroffiziere, schwarze Truppen in +deutschen Diensten empfingen ihn. Auf unserm Marsch zur Küste hinunter +war Gelegenheit genug, dem Pascha in eingehenden Gesprächen die +Entwicklung unserer deutsch-ostafrikanischen Kolonie darzulegen, ihn zu +überzeugen, daß sein eigentliches Vaterland als stärkster Nebenbuhler +Englands auf dem afrikanischen Kontinent mit Erfolg erschienen sei.</p> + +<p>Für uns selbst mußte natürlich ein Name wie der Emin Paschas als eine +überaus wichtige Erwerbung erscheinen. Die ganze zivilisierte Welt +kannte ihn, die in Afrika beteiligten Mächte, der Kongostaat wie +England, legten übereinstimmend einen überaus großen Wert auf seine +Dienste. Was war da naheliegender, als daß wir unsererseits versuchten, +den besten Kenner Innerafrikas, den in der Behandlung der Schwarzen +und Araber äußerst gewandten Mann für uns zu gewinnen? Die beste +Gelegenheit hierzu bot das Krankenlager Emins. Sein Zustand verbot +von selbst die von englischen Freunden so überaus dringend gewünschte +Überführung in ihre Hände. Vor den Augen des Genesenden entwickelte +sich das gerade damals großartige Bild militärischen Lebens und +beginnender Kulturarbeit auf unsrer größten afrikanischen Station.</p> + +<p>Dazu kam der wesentliche Einfluß einer Persönlichkeit wie Wißmann, +mit dessen Charaktereigenschaften sich in diesem Falle noch die +Bedeutung des selbständigen, erfolgreichen Afrikaforschers verband. So +war die Überleitung der Gesinnung Emins von der englischen Seite zur +deutschen gleichzeitig das Werk der Ereignisse und des Einflusses der +Personen, welche ihn umgaben, nicht aber ohne weiteres ein freiwilliges +Zurückkehren seinerseits zu seinem angestammten Vaterland. Eine bloße +Übernahme des Pascha in den Dienst des Kommissariats<span class="pagenum" id="Seite_337">[S. 337]</span> war durch die +Bedeutung seiner Persönlichkeit ausgeschlossen. Wenn er uns seine +Dienste widmen sollte, so konnte dies nur geschehen durch eine direkte +Genehmigung oder auf einen ausgesprochenen Wunsch des Auswärtigen Amtes +in einer Stellung, welche ihn nicht, wie uns andre, dem persönlichen +Dienst des Reichskommissars zuteilte. Wißmann wandte sich daher, wie +bekannt, an die leitende Stelle in Berlin und erhielt von dieser die +telegraphische Antwort: »Emin Paschas Dienste sind uns angenehm.«</p> + +<p>Es ist die Ansicht sehr verbreitet, als hätte Wißmann danach gestrebt, +<span class="antiqua">Dr.</span> Emin Pascha in seinen Befehlsbereich, also zu seinem +Untergebenen zu bekommen. Diese Ansicht ist irrig: Wißmann wünschte +eine direkte Unterstellung des Pascha unter das Auswärtige Amt; +<span class="antiqua">Dr.</span> Emin hingegen erbat wiederholt und dringend von Wißmann +eine direkte Unterstellung seiner Person unter die Wißmanns, auch für +spätere Zeit, und zwar begründete der Pascha dies in seiner mitunter +kokett erscheinenden Bescheidenheit mit den größeren persönlichen +Verdiensten Wißmanns. Es möge dies Faktum Erwähnung finden, um einer +ungerechten Beurteilung Wißmanns vorzubeugen.</p> + +<p>Die Aufgabe, welche Wißmann durch den Pascha gelöst wissen wollte, +basiert auf den eigentümlichen, man kann wohl sagen politischen +Verhältnissen unserer Kolonie. Die Küste war in unsern Besitz +zurückgebracht. Der große Karawanen-Knotenpunkt, welcher als äußerste +Grenze der Küste betrachtet werden kann, war von uns besetzt. Aber +diese Thatsachen konnten für die wirkliche Beherrschung der Kolonie +durch uns immer noch nicht als allein ausschlaggebend angesehen werden, +besonders dann nicht, wenn wir unsre Hauptaufgabe erfüllen, d. h. +die handelspolitischen Fäden Inner-Afrikas in unsrer Hand vereinigen +wollten. Diese Fäden liefen im Innern zusammen in den großen arabischen +Handelscentren, wo hunderte mächtiger Kaufleute, ja, man kann sagen +arabischer Herrscher ungeheure Gebiete in unserm eigenen Lande in +ihrer Hand vereinigt hatten. Es schien sehr denkbar, daß die Araber +des Innern durch die Beeinträchtigung des Sklavenhandels oder aus +Furcht vor unserm Vorgehen an der Küste<span class="pagenum" id="Seite_338">[S. 338]</span> ihren Handel von nun an in +andere Bahnen lenken würden, auch lag die Möglichkeit nahe, daß diese +arabischen Centren im Innern, wenn wir nicht in einen direkten Verkehr +mit ihnen traten, auf endlose Zeit hinaus die Quellen neuer Aufstände +und Beunruhigungen sein würden. Ein militärischer Vorstoß nach diesen +Punkten im Innern konnte gar nicht in Frage kommen. Zudem ließen es +auch die bestehenden Verhältnisse als wahrscheinlich erscheinen, daß +eine diplomatische Expedition, wenn dieselbe unter der Entfaltung einer +immerhin in die Augen fallenden Macht auftrat, noch besser zum Ziele +führen würde. Für eine solche Aufgabe war die Person Emin Paschas +so geeignet, wie keine zweite. Als ganz erstrebenswerte Folge ergab +sich außerdem, daß durch eine solche Expedition notwendig im Innern +Interessen geschaffen werden mußten, welche von der Reichsregierung +später in keinem Falle aufgegeben oder verleugnet werden konnten. Auf +diesen Grundlagen baute sich die Aufgabe, welche Emin lösen sollte, auf.</p> + +<p>Der Entschluß, seine Dienste der deutschen Reichsregierung anzubieten, +war von <span class="antiqua">Dr.</span> Emin noch auf seinem Krankenlager in Bagamoyo gefaßt +worden. Nachdem die prinzipielle Genehmigung zur Expedition von Berlin +erwirkt und die Mittel für dieselbe bewilligt waren, wurde mit Eifer +an die Zusammenstellung der Expedition gegangen. Zwar hatte es nach +der Genesung des Pascha den Anschein, als gewännen andere Einflüsse +auf ihn wieder die Oberhand, zwar erklärte er mir nach erfolgter +Zusammenstellung der Expedition zuletzt noch in Bagamoyo, er wolle +diese mir, der ich ursprünglich als militärischer Führer für dieselbe +in Aussicht genommen war, überlassen und selbst noch in Sansibar und +Bagamoyo verweilen, schließlich aber willigte er doch ein, selbst die +Expedition zu führen. Und dazu hatte Wißmann seinen ganzen Einfluß +eingesetzt, denn es war klar, daß nur im Vertrauen auf den Pascha, +seine Vergangenheit und seine außerordentliche Leistungsfähigkeit, die +Genehmigung des Reichskanzlers zu dieser für damalige Verhältnisse +weitausschauenden Expedition erteilt war.</p> + +<p>Es möge an dieser Stelle gestattet sein, den Charakter Emins, wie +sich <em class="gesperrt">uns</em> derselbe in mehrmonatlichem Verkehr<span class="pagenum" id="Seite_339">[S. 339]</span> offenbarte, +einige Worte zu widmen. Unbestritten ist von vornherein sein +wissenschaftlicher Eifer und Ruhm. Ebenso unbestritten das +organisatorische Talent, welches er während der dreizehn +Verwaltungsjahre in der Äquatorialprovinz genügend bekundet hat. Uns +Offizieren jedoch mußte ein Charakter wie der seine zunächst durchaus +fremd gegenübertreten. Mag es nun in seinem langen Verkehr mit Arabern +oder in angeborenen Charaktereigentümlichkeiten liegen, er zeigte in +jedem Falle ein für unser Gefühl viel zu starkes Eingehen auf Wünsche +aller Art, gleichviel von welcher Seite dieselben immer ausgesprochen +wurden. Die übertriebene Höflichkeit und die vollkommene Unterordnung +seines eigenen Willens unter den Ideengang viel jüngerer Männer, nicht +nur Wißmanns, sondern auch weniger bedeutender Leute, kamen uns wie +eine Art Schlaffheit, wie mangelndes Selbstbewußtsein vor. Dazu kam +eine übergroße Reizbarkeit; der Charakter Emins ist dermaßen erregbar, +daß unter Umständen ein verkehrtes Wort ihn dazu veranlassen konnte, +daß er sich wie eine Schnecke in ihr Haus zurückzog. Leicht bezog er +auch ein der Sache geltendes Urteil auf seine Person. Besonders in +letzterer Hinsicht war der Verkehr mit ihm nicht ganz angenehm, denn +Emin pflegte derartige Meinungsverschiedenheiten nicht so leicht zu +vergessen. Das hier gefällte Urteil ist ja ein persönliches, aber es +bringt das Empfinden zum Ausdruck, welches wir bis zum Abmarsch des +Pascha fast ausnahmslos hatten.</p> + +<p>Eins aber muß ganz unbedingt von allen anerkannt werden: das ist die +Thatsache, daß schließlich <span class="antiqua">Dr.</span> Emin trotz seiner schweren +vorhergegangenen Krankheit, trotz seines 16jährigen Aufenthalts in +Afrika sich schließlich, ohne die Heimat oder Egypten wiederzusehen, +in den Dienst der deutschen Sache stellte, für die er nach kaum +fünfmonatlichem Verweilen an der Küste den Marsch ins Innere wieder +antrat, ohne doch durch eine Verpflichtung dazu genötigt gewesen +zu sein. Und in der That ist die Expedition <span class="antiqua">Dr.</span> Emins von +der einschneidendsten Bedeutung für die weitere Entwickelung +Deutsch-Ostafrikas geworden. Das Verdienst, unser Ansehen im Seengebiet +ausgebreitet zu haben, kommt der Expedition Emin Paschas zu.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_340">[S. 340]</span></p> + +<p>Der geeignetste Zeitpunkt für eine solche Expedition und ihre Aufgaben +war die verhältnismäßig stille Zeit, welche nach der Beruhigung des +Nordens und vor Wiedereroberung des Südens sich eingestellt hatte. +Die Verhandlungen zwischen Wißmann und Emin führten zu dem Resultat, +daß der Pascha Ende April mit den Offizieren Langheld und <span class="antiqua">Dr.</span> +Stuhlmann, dem Feldwebel Kühne und dem Sergeant Krause, 100 Soldaten +(Sudanesen, Zulus und Askaris), ferner 400 mit Vorderladern bewaffneten +Trägern und einem kleinen 3,7 <span class="antiqua">cm</span> Geschütz von Bagamoyo +aufbrechen sollte. Lieutenant Langheld war als Führer der Soldaten +an Stelle des Verfassers getreten, da zwischen dem Pascha und diesem +Meinungsverschiedenheiten Platz gegriffen hatten. Lieutenant <span class="antiqua">Dr.</span> +Stuhlmann war dem Pascha als wissenschaftliche Stütze beigegeben. +Beiläufig erwähnt, machte die Anwerbung der Träger sehr große +Schwierigkeit. Sobald unsere englischen Freunde in Sansibar, denen +wir bis zum letzten Augenblick die Zwecke und Personen der Expedition +verborgen gehalten hatten, über die Sachlage im Klaren waren, setzten +sie alles daran, die Expedition zu hintertreiben.</p> + +<p>Am 26. April 1890 marschierte die Expedition von Bagamoyo ab und +traf in Mpapua mit der aus dem Innern kommenden deutschen Emin +Pascha-Expedition unter <span class="antiqua">Dr.</span> Peters zusammen. Wegen der +schlechten Jahreszeit — die Kingani- und Makataebene waren nach +der großen Regenzeit ebenso wie das Mukondoguathal überschwemmt — +hatten die Expeditionsmitglieder wie die Soldaten und Träger schon +auf dem erstem Teil des Marsches viel unter klimatischen Krankheiten +zu leiden und waren auch einige Verluste durch Tod zu verzeichnen. +In Mpapua wurde von Seiten des dortigen Stationschefs Freiherrn von +Bülow und Lieutenant Langheld mit den vereinigten Stations- und +Expeditions-Truppen ein Zug gegen die Wahumba unternommen, die bei +Kitangi geschlagen wurden.</p> + +<p>Am 19. Juni erfolgte zu Mpapua das Zusammentreffen mit Peters; am +21. Juni marschierte nach erfolgter Reorganisation die Expedition, +die in Mpapua drei Wochen geweilt hatte, nach Westen weiter. Der +bisher in Mpapua stationierte Feldwebel Hoffmann ging von hier aus +als Expeditionsmitglied<span class="pagenum" id="Seite_341">[S. 341]</span> mit, sollte aber leider nicht wieder aus dem +Innern zurückkehren, da er später in Muanza verstarb. Ebenso schloß +sich Herr von Bülow mit 25 Mann der Mpapuabesatzung an, um die Wagogo +mit Hülfe Langhelds zu züchtigen; die Wagogo, besonders der gefürchtete +Häuptling Makenge zu Uniamwira, waren in letzter Zeit besonders frech +gewesen; <span class="antiqua">Dr.</span> Peters speziell hatte Kämpfe mit ihnen gehabt, in +denen er siegreich gewesen war. Nun wurden sie ebenfalls von Bülow und +Langheld wieder geschlagen; Bülow, der ursprünglich nur bis Uniamwira +mitmarschieren wollte, wurde dort durch Krankheit an der Rückkehr nach +Mpapua verhindert und verblieb in der Behandlung des Pascha, indem er +zunächst in der Expedition weiter getragen wurde.</p> + +<p>Wenn, wie in Ugogo, Abteilungen der Expedition detachiert wurden für +kriegerische Aktionen, zeigte es sich, daß die Sudanesen nie bei der +Hauptexpedition des Pascha zurückbleiben, sondern stets Lieutenant +Langheld, ihrem militärischen Führer, folgen wollten, trotzdem doch +der egyptische Pascha und Gouverneur der Äquatorialprovinz ihnen näher +stehen konnte; es war das Gleiche schon in Bagamoyo im Verhältnis +der Sudanesen zum Pascha einerseits und zum Verfasser andererseits +hervorgetreten. Es ist dies ein Zeichen der guten Disziplin unserer +Sudanesen und der Anhänglichkeit an ihre militärischen Führer.</p> + +<p>Von Mpapua an traten bereits Verhältnisse ein, welche auf den weiteren +Verlauf der Expedition bestimmend einwirkten und derselben eine +ursprünglich nicht beabsichtigte Richtung gaben. Bei der Feststellung +der Grundzüge für die Expedition hatte Wißmann dem Pascha gegenüber +ausdrücklich den Wunsch ausgesprochen, daß Tabora, jenes wichtigste +arabische Centrum im Innern, nicht berührt werden solle. Wißmann setzte +dabei voraus, daß das Erscheinen einer so geringen Macht, wie sie +dem Pascha zur Verfügung stand, doch niemals von einem nachhaltigen +Erfolge auf die arabische Macht daselbst sein könne und daß daher nur +unangenehme Weiterungen aus einer Besetzung Taboras entstehen würden. +Der Reichskommissar selbst war auf keinen Fall in der Lage, bei irgend +welchen Verwicklungen thatkräftig einzugreifen; auch konnte<span class="pagenum" id="Seite_342">[S. 342]</span> solch ein +weiter militärischer Vorstoß nach dem Innern vorderhand gar nicht als +Aufgabe des Kommissariats angesehen werden.</p> + +<p>Die Macht der Verhältnisse hat es schließlich anders gefügt. Emin, +welcher ursprünglich nördlich von Tabora direkt nach dem Viktoriasee +zu gehen beabsichtigte, wurde durch Trägermangel und notwendige +Ergänzung der Tauschwaren gezwungen, von seiner Route abzubiegen +und Tabora aufzusuchen. Da nun hier die politischen Verhältnisse, +besonders die Stimmung der Araber, sich einer Verhandlung günstig +zeigte, betrachtete es Emin als seine Aufgabe, in Tabora die deutsche +Flagge aufzuhissen und einen förmlichen Vertrag abschließen. Hierbei +hatte ein Abgesandter Wißmanns, der Belutsche Ismael aus Bagamoyo, dem +Pascha die Wege geebnet. Dieser hatte große Handelsverbindungen in +Tabora und war mit allen dortigen Arabern und Belutschen aufs Engste +liirt. Er erschien daher als der geeignete Mann, so lange wir größere +Machtmittel im Innern nicht aufwenden konnten, für uns zu wirken und +es war Wißmann, der teils persönlich, teils durch Hauptmann Richelmann +und den Verfasser mit ihm unterhandelt hatte, gelungen, Ismael zu +gewinnen. Derselbe ging gerade mit einer Handelsexpedition nach Tabora +hinauf und übernahm dabei die Aufgabe, die Araber zur Hissung der +deutschen Flagge und zur Unterwerfung unter die deutsche Herrschaft +zu bewegen; Ismael machte den Leuten klar, daß ihr eigenes Interesse +auf unserer Seite läge, da sie doch kommerziell von der Küste abhängig +wären, und sie da auch eventuell, wie der in einem früheren Kapitel +erwähnte Fall Mohammed ben Kassim zeigte, gefaßt werden könnten. Die +Araber waren durchaus geneigt, die deutsche Herrschaft ohne Rückhalt +anzuerkennen, nicht so aber der von jeher aufs übelste berüchtigte +Waniamuesihäuptling Sikke. Doch gelang es schließlich der Einwirkung +der Araber und Ismaels, auch Sikke geneigter zu machen.</p> + +<p>Da Ismael bekannt wurde, daß die Expedition des Paschas sich Tabora +näherte, bewirkte er, daß von den Arabern schließlich im Einverständnis +mit Sikke, der zuerst gegen die Expedition getobt hatte, ein +Einladungsschreiben an Emin<span class="pagenum" id="Seite_343">[S. 343]</span> Pascha abgesandt wurde, selbst nach Tabora +zu kommen und dort die deutsche Flagge zu hissen; der Pascha, der bei +den Arabern als Mohammedaner galt, hatte natürlich einen sehr guten +Namen unter diesen.</p> + +<p>Ismael selbst ging dem Pascha entgegen, überbrachte ihm die +Aufforderung der Araber und schilderte ihm die Lage der Dinge in +Unianiembe. Der Pascha marschierte darauf nach Tabora und schloß +daselbst am 1. August 1890 einen Vertrag mit den Arabern, in welchem +diese die deutsche Oberhoheit in Unianiembe anerkannten und das Recht +erhielten, selbständig einen Wali zu wählen. Falls später eine Station +in Tabora angelegt würde, sollte der Wali wie in den Küstenstationen +unter dem Befehl des Stationschefs stehen. Sklavenhandel und +Sklavenjagden wurden ausdrücklich verboten. Der Sultan Sikke von +Unianiembe zahlte eine Summe in Elfenbein und lieferte dem Pascha eine +Mitrailleuse und ein Broncegeschütz aus. Die erstere hatte Sikke früher +den Belgiern abgenommen, während das Broncegeschütz ein Geschenk Said +Bargaschs an ihn war.</p> + +<p>Als Wali wurde in Tabora Seef ben Saad gewählt, der sich bis zum +gegenwärtigen Augenblick als außerordentlich tüchtig und zuverlässig +bewährt hat.</p> + +<p>Während des Aufenthaltes der Expedition zu Tabora, wo wieder eine +Reorganisation derselben erfolgte, bedrängten die Wangoni stark die +Uramboleute; es wurde daher der noch immer kranke Chef v. Bülow mit +seinen aus Mpapua mitgenommenen 25 Mann nach Urambo abgesandt, zugleich +auch in der Absicht, daß ihm dort in gesünderer Gegend Gelegenheit +geboten würde, sich zu erholen. Die Wangoni drängten indes auch nach +der Ankunft Bülows in Urambo immer mehr nach und berichtete Bülow an +den Pascha, daß die ganzen Wangoni im Kriege gegen Urambo liegen. In +Folge dessen sandte am 25. August <span class="antiqua">Dr.</span> Emin Pascha den Lieutenant +Langheld mit Feldwebel Kühne und 70 Mann und den beiden von Sikke +ausgelieferten Geschützen ab, um den Uramboleuten im Verein mit Bülow +zu helfen. Es war verabredet worden, daß der Pascha mit <span class="antiqua">Dr.</span> +Stuhlmann und dem anderen Teil der Expedition alsdann Langheld folgen +wollte und sich die gesamte Expedition weiterhin in Usongo vereinigen +sollte.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_344">[S. 344]</span></p> + +<p>Bülow und Langheld versuchten die Zwistigkeiten der Uramboleute +und Wangoni im guten auszugleichen, doch vergeblich; nach vielen +fruchtlosen Verhandlungen marschierten sie mit über 2000 Uramboleuten +den Wangoni entgegen, die in den Tagen vom 9.-12. September vollständig +geschlagen wurden. Die große Zahl der Uramboleute, welche sich in +den Kämpfen vorzüglich benahmen, erwies sich als ein ausgezeichnetes +Sicherungsmittel.</p> + +<p>Am 15. September traf die Expedition in Usongo ein. Der Pascha +war indes Langheld nicht gefolgt, sondern war auf eine Bitte der +französischen Mission in Bukumbi am 30. August von Tabora dorthin +abgerückt, ohne irgendwelche Instruktion für eine Wiedervereinigung +der Expedition zu erteilen; die von der Missionsstation erbetene +Hülfe erwies sich zudem als nicht dringend. Der Pascha erreichte mit +Stuhlmann den See Ende September in Bussisi gegenüber Bukumbi und +brach von dort Ende Oktober, nachdem ein Einschreiten daselbst nicht +notwendig gewesen war, nach dem Westufer des Sees auf; er selbst +benutzte den Wasserweg, Stuhlmann den Landweg.</p> + +<p>Der Aufbruch beider war wiederum erfolgt, ohne eine Vereinigung der +Expedition abzuwarten; Emin sandte nur Boten mit der Nachricht an +Langheld zurück, daß die Expedition nach dem Westufer abmarschiert +wäre, ohne jedoch eine Instruktion hinzuzufügen; auch hatte er für eine +stetige rückwärtige Verbindung keine Sorge getragen; die Nachricht von +den glücklichen Gefechten Bülows und Langhelds gegen die Wangoni hatte +der Pascha erhalten. Am Westufer des Sees befaßte er sich mit Stuhlmann +bis zum späteren Eintreffen Langhelds mit der Begründung der Station +Bukoba.</p> + +<p>Inzwischen hatte Langheld den Feldwebel Kühne mit 40 Mann zum Pascha +entsendet, da die Soldaten in Uniamuesi vor der Hand nicht notwendig +waren. Langheld selbst wartete das Eintreffen des Irländers Stokes ab. +Dieser, welcher im Inneren einen großen Elfenbeinhandel betrieb und der +Schwiegersohn des Sultans Mtinginia von Usongo war, war von Wißmann in +die Dienste des Reichskommissariats übernommen, um seinen bedeutenden +Einfluß im Inneren für uns auszunutzen.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_345">[S. 345]</span></p> + +<p>Mit Stokes marschierte Lieutenant Sigl mit dem Sergeant Bauer, 17 +Soldaten und einem 4,7 <span class="antiqua">cm</span> Geschütz. Sigl war ursprünglich für +die Begründung einer Station in Usongo ausersehen, da gerade durch den +starken Rückhalt, den die Station an Mtinginia haben mußte, und die +dadurch bewirkte Erweiterung der deutschen Interessen am besten die +spätere Besetzung Taboras vorbereitet wurde.</p> + +<p>Die durch Emins Vertragsabschluß und Aufenthalt in Tabora veränderten +Verhältnisse führten indes zur Begründung der Station Tabora durch +Lieutenant Sigl. Stokes hielt es nach seiner Ankunft für notwendig, +eine Ortschaft in der Nähe Usongos, Namens Tinde, zu züchtigen; er +requirirte dazu die Hülfe Langhelds. Trotzdem Stokes jahrelang in +Usongo seinen Wohnsitz hatte, war er über die nächsten Verhältnisse +der benachbarten Ortschaften so wenig orientiert, daß er den in Tinde +zu findenden Widerstand bedeutend unterschätzte. Langheld und Sigl +marschierten mit nur 35 Mann dorthin, trafen auf stark befestigte +Dörfer und sehr großen Widerstand und mußten sich mit einem Verlust +von 10 Mann unter Mitnahme der Toten und Verwundeten in Folge +Patronenmangels zurückziehen. Sigl selbst hatte einen Streifschuß am +Kopf erhalten. Jetzt war die Lage kritisch geworden.</p> + +<p>In Urambo saß Frhr. von Bülow mit geringer Macht, in Usongo Langheld +und Sigl mit einer in Folge des unglücklichen Gefechts verminderten +Soldatenzahl. Instruktionen vom Pascha lagen, wie erwähnt, nicht vor.</p> + +<p>Nach reiflicher Erwägung mit Stokes und Sigl beschloß nun Langheld die +Verbindung mit dem Pascha herzustellen. Er brach mit 20 der besten +Schützen und reichlicher Munition von Usongo auf und marschierte durch +das feindliche Gebiet zum See ab. Beim Eintreffen am See sandte er +sofort Meldung an den Pascha, der daraufhin 50 Mann zur Unterstützung +der südlichen Abteilung von Bukoba absandte.</p> + +<p>Die Abteilung stand unter der Führung eines farbigen Offiziers, da +die beiden Unteroffiziere Hoffmann und Krause krank waren und daher +beim Pascha und Stuhlmann zu Bukoba zurückbleiben mußten. Langheld +marschierte nach dem Eintreffen der Verstärkung in Eilmärschen nach +Usongo zurück.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_346">[S. 346]</span></p> + +<p>Am 5. Dezember traf er bei Stokes und Sigl ein und warf am 9. Dezember +mit dem letzteren gemeinsam unter Verlust von 13 Toten und Verwundeten +die vereinigten Wangoni und Waniamuesi nieder. In den nächsten +Tagen wurde der Sieg durch weiteres Vorgehen gegen die Feinde noch +ausgenutzt, die aber, nachdem ihr stärkstes Bollwerk gefallen war, +nicht mehr Stand zu halten wagten.</p> + +<p>Es erfolgte nun die Begründung der Station Tabora durch Sigl und zwar +zunächst unter wenig günstigen Vorzeichen. Denn es war gerade damals +die Nachricht von einem sehr scharfen Vorgehen des <span class="antiqua">Dr.</span> Emin +Pascha gegen einige Araber, die kurz vor seiner Ankunft am See sein +Lager besuchten, aus Usukuma nach Tabora gedrungen.</p> + +<p>Die Angelegenheit ist zur Zeit noch nicht genügend aufgeklärt. +Thatsache ist, daß das Vorgehen des Pascha gegen ihm bis dahin +freundlich gesinnte Araber einen vollständigen Umschlag der Stimmung +zu Tabora und sogar an der Küste gegen ihn und zeitweilig gegen uns +alle bewirkte. Nichtsdestoweniger gelang es Sigl in Tabora durch sein +äußerst geschicktes Verhalten und klugen Takt uns eine gute Position +zu gründen; eine Stütze hatte er zuerst in dem Sergeant Bauer, der +ihm daselbst beigegeben war. Zu statten kam Sigl der Waffenerfolg, +den er und Langheld über die Waniamuesi und Wangoni errungen hatte; +die Waniamuesi-Chefs wurden dadurch zur Annahme der deutschen Flagge +bewogen und zur Anerkennung der deutschen Herrschaft. In den 1-1/4 +Jahren seines Aufenthalts zu Tabora hat es dann Sigl verstanden, +niemals wesentliche Differenzen mit den Machthabern von Unianiembe +aufkommen zu lassen. Er hielt sich dabei zunächst an den entschieden +anständigeren Teil der Bevölkerung Unianiembes, die Araber, deren +Sitten und Gebräuche er respektierte, die er durch taktvollen Verkehr +ganz auf seine Seite zu ziehen und trotz seines notwendigen Lavierens +doch in großem Respekt vor sich zu halten verstand.</p> + +<p>Die Araber repräsentieren — entgegen der Meinung der meisten Laien und +Humanitätsfanatiker — zweifellos, wie erwähnt, den anständigeren Teil +der Bevölkerung Unianiembes; denn die Waniamuesi betreiben, wogegen +Europa ja besonders<span class="pagenum" id="Seite_347">[S. 347]</span> ankämpft, in viel größerem und grausamerem Maße +den Sklavenhandel, führen fortwährende Kriege und stehen lange nicht +auf dem kulturellen Standpunkt der Araber. Trotzdem verstand es auch +Sigl, weitergehende Differenzen mit den Waniamuesi zu vermeiden; er +hielt sich an den am meisten einflußreichen, freilich übelberüchtigten +Häuptling Sikke zu Tabora und hat trotz der lächerlich geringen Stärke +der Station diesen und die Waniamuesi stets im Schach zu halten gewußt.</p> + +<p>Nunmehr allerdings — die Drucklegung dieses Buches hatte schon +begonnen — nach der Ablösung Sigls wissen wir, daß Kämpfe gegen den +erwähnten Häuptling Sikke notwendig wurden und daß diese glücklich +gewesen sind, da durch zufällig in Tabora anwesende Expeditionen +des Ausführungskomitees der deutschen Antisklaverei-Lotterie die +Stationstruppen erheblich verstärkt wurden. Nur durch diese wurde mit +harter Mühe und Opfern der Sieg über Sikke erreicht. Die notwendigen +Kämpfe führen uns aber unsere Schwäche in dem wichtigen Unianiembe vor +Augen, sie zeigen, wie vorsorglich Wißmann war, als er ein vorzeitiges +Engagement zu Tabora nicht wünschte. Die Ereignisse in Tabora mahnen +uns dringend, unsere Position an den Seen zu verstärken, um die bislang +erreichten Erfolge nicht zu verlieren. —</p> + +<p>Wenden wir uns nun wieder zur Expedition des <span class="antiqua">Dr.</span> Emin Pascha. +Nach der vorerwähnten Bestrafung der Wangoni und Waniamuesi marschierte +Lieutenant Langheld wieder zum See, woselbst er am 26. Januar 1891 sich +mit dem Pascha und Stuhlmann vereinigte. Langheld erhielt die Leitung +der vom Pascha angelegten Stationen Bukoba und Muanza, welche wichtige +Verkehrscentren am See bilden.</p> + +<p>Am 12. Februar erfolgte der Abmarsch des Pascha und <span class="antiqua">Dr.</span> +Stuhlmanns nach Westen hin mit ca. 40 Mann, dem 3,7 <span class="antiqua">cm</span>-Geschütz +und einer entsprechenden Anzahl von Trägern. Lieutenant Langheld lehnte +die Aufforderung des <span class="antiqua">Dr.</span> Emin Pascha, mit der Expedition weiter +zu ziehen, ab mit der Begründung, daß ihm dies als deutschem Offizier +unmöglich sei, da ein Vorgehen über den ersten Grad südlicher Breite +verboten war.</p> + +<p><span class="pagenum" id="Seite_348">[S. 348]</span></p> + +<p>Wie Sigl zu Tabora, so hat es auch Langheld am Viktoriasee verstanden, +trotz seiner geringen Macht, eine respektable Stellung durch Benutzung +der Autorität der dortigen Häuptlinge, welche größeren, man kann +sagen Staatswesen vorstehen, zu schaffen; das richtige Taktgefühl +Langhelds zeigte sich außerdem besonders in seinem Auftreten den +Franzosen und Engländern gegenüber; gelegentlich des letzten traurigen +Religionskrieges in Uganda wurde Langhelds geschicktes Benehmen +und sein gerechter Takt überall anerkannt, desgleichen der seines +Untergebenen, des Feldwebel Kühne, der nach dem Tode des Feldwebel +Hoffmann der Station Muanza vorstand.</p> + +<p><span class="antiqua">Dr.</span> Emin Pascha marschierte über Karagwe zum Albert-Eduardsee; +von dort aus ist in der That ein Durchzug nach Kamerun geplant gewesen; +derselbe scheiterte indes an der Meuterei der Träger, die wegen der +Hungersnot in Momphu sich weiter zu gehen weigerten; die Landschaft +Momphu ist das äußerste von der Expedition erreichte Gebiet. Emin wußte +nicht, daß er sich dort in allernächster Nähe von schon vorhandenen +belgischen Stationen befand, die ihm den Weitermarsch erleichtert +hätten.</p> + +<p>Der Pascha marschierte mit Stuhlmann bis zum Albertsee zurück. Dann +schickte er, als eine Pockenepidemie ausbrach, Stuhlmann mit den +gesunden Leuten nach Bukoba voraus, wohin er langsam folgen wollte.</p> + +<p>Die von der Expedition erreichten politischen Erfolge sind dank auch +der Thätigkeit der Stationschefs zu Tabora und Bukoba und dank der +militärischen guten Führung, recht bedeutende und stehen in keinem +Verhältnis zu der geringen Stärke der Expedition. Groß auch sind die +Erfolge, besonders für die Wissenschaft, für die <span class="antiqua">Dr.</span> Emin schon +so vieles in stiller, entbehrungsreicher Arbeit that. Möchte bald die +Mitwelt Kunde von seinem weiteren Herannahen erfahren! —</p> + +<p>Major v. Wißmann ist heute nicht mehr der Leiter unserer afrikanischen +Kolonie, aber die Pläne, welche ihn bei dem weiteren Ausbau unserer +Macht daselbst geleitet haben und heute noch leiten, sind durch die +Errungenschaften der Eminschen Expedition in ihrem Keim wenigstens +dort angelegt. Wißmann<span class="pagenum" id="Seite_349">[S. 349]</span> hat es stets als Hauptaufgabe betrachtet, +die Hilfsquellen des Landes, besonders den bestehenden Handel +dauernd in unsere Hände zu bringen. Der Schwerpunkt dieses Handels +aber liegt nicht an der Küste, sondern im Gebiet der Seen. Wenn +wir diese zu beherrschen in der Lage sind, folgt der Handel an der +Küste von selbst nach, und wir sind gleichzeitig in der Lage, unsere +humanitären Aufgaben zu erfüllen und den Sklavenjagden im Innern +<b>allmählich</b> ein Ende zu bereiten. Für die praktische Durchführung +dieser Pläne und Absichten hat Wißmann sein Dampferprojekt entworfen. +Ein deutscher Dampfer auf dem Viktoria würde in Verbindung mit einer +genügenden Landmacht den thatsächlichen Einfluß unsererseits an den +Ufern dieses Binnenmeeres, in den so reichen und hochkultivierten +Ufer-Staaten desselben dauernd zu festigen im stande sein. Eine +gute Schiffsverbindung würde uns die Mittel in die Hand geben, die +Handelsbeziehungen um den See herum in unseren Stationen zu vereinigen.</p> + +<p>Wenn man dazu den Plan Gravenreuths, die Gründung einer deutschen +Seengesellschaft mit lediglich handelspolitischer Tendenz sich +vergegenwärtigt, so kann es jedem Freunde unserer Kolonie nur +schmerzlich sein, daß ein Verständnis für die Großartigkeit des +entworfenen Planes und für die zweifellose Durchführbarkeit desselben +sich nur in geringem Maße gefunden hat.</p> + +<p>Der von Major v. Wißmann geplante Dampfer geht nun einen andern Weg. +Über den Schire und Zambesi aufwärts soll er über den Nyassa und +dann auf dem Landwege auf der berühmten von den Engländern für sich +frei gehaltenen, aber leider nicht existierenden Stephensonroad zum +Tanganjika gebracht werden. Ob es gelingen wird, die Schwierigkeiten +dieses Transportes, besonders des Landweges zu überwinden, mag +dahingestellt bleiben. Aber, mag der Dampfer nun auf dem Nyassa oder +Tanganjika die deutsche Flagge zeigen, <em class="gesperrt">einen</em> wesentlichen Vorteil +wird er uns immer bieten. Er wird uns zwingen, endlich auch an diesen +beiden so überaus wichtigen zentralafrikanischen Seen, deren Bedeutung +jedem anderen Volke, besonders unseren Wettbewerbern, klar ist, unsere +Macht zum Ausdruck zu bringen. Ein deutscher Dampferverkehr auf +diesen Seen hat aber nur dann einen Zweck,<span class="pagenum" id="Seite_350">[S. 350]</span> wenn Landstationen dafür +den Stützpunkt bilden. Man scheint dieser Überzeugung in amtlichen +Kreisen bereits zugänglich geworden zu sein; denn der Vorsitzende des +Antisklaverei-Komitees, unter dessen Ägide der Wißmann-Dampfer seinen +Weg angetreten hat, ist der Leiter unserer Kolonialabteilung, der mit +warmem Herzen und klarem Verständnis unsere afrikanischen Interessen +vertritt.</p> + +<p>Hoffen wir, daß dann auch der Mann, welchem wir die Wiedergewinnung +Deutsch-Ostafrikas und die thatsächliche Errichtung unserer Macht +verdanken, daß Wißmann dann wieder amtlich einen Wirkungskreis findet, +wie er ihm durch seine bisherigen großen Erfolge und seine bedeutende +Erfahrung zukommt.</p> + +<p>Uns allen aber, die wir längere Zeit in unserer ostafrikanischen +Kolonie thätig gewesen sind, die wir an ihrer Begründung und ihrem +Aufbau mitgeholfen haben, uns wird ja immer ein hohes, inniges +Interesse an dieselbe knüpfen, auch dann, wenn sie, wie der Verfasser, +nach mehreren schweren, im Kampf für die Sache erhaltenen Verwundungen +ausgeschieden sind.</p> + +<p>Es bleibt uns nur zu wünschen übrig, daß auch auf dem neuerdings +eingeschlagenen Wege dem jetzigen Gouverneur die Förderung unserer +kolonialen Interessen, die Ausbreitung unserer Macht im Innern von +Ostafrika möglich sei, zur Ehre und zum Wohle unseres deutschen +Vaterlandes!</p> + +<figure class="figcenter illowe12" id="p350_deco"> + <img class="w100" src="images/p350_deco.jpg" alt="deko"> +</figure> + +<hr class="chap x-ebookmaker-drop"> + +<div class="chapter"> +<p><span class="pagenum" id="Seite_351">[S. 351]</span></p> + +<h2 class="nobreak" id="Register">Register.</h2> +</div> + +<figure class="figcenter illowe6" id="w001_deco1"> + <img class="w100" src="images/w001_deco1.jpg" alt="deko"> +</figure> + +<p>(D.-O.-A. G. = Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft.)</p> + +<ul class="index"> +<li class="ifrst"> Abdallah, Sohn Bana Heris, <a href="#Seite_70">70</a>, <a href="#Seite_71">71</a>, <a href="#Seite_155">155</a>, <a href="#Seite_181">181-183</a>, + <a href="#Seite_317">317</a>.</li> + +<li class="indx"> Abessinien, <a href="#Seite_264">264</a>.</li> + +<li class="indx"> Achmed, Sultan von Witu, <a href="#Seite_269">269</a>.</li> + +<li class="indx"> Aden, <a href="#Seite_48">48</a>, <a href="#Seite_75">75</a>, <a href="#Seite_86">86</a>, <a href="#Seite_89">89</a>, <a href="#Seite_291">291</a>.</li> + +<li class="indx"> »Adler«, Tender, <a href="#Seite_17">17</a>.</li> + +<li class="indx"> Äquatorial-Provinz, <a href="#Seite_123">123-125</a>, <a href="#Seite_127">127-130</a>, <a href="#Seite_336">336</a>, <a href="#Seite_339">339</a>.</li> + +<li class="indx"> Albert-Eduardsee, <a href="#Seite_348">348</a>.</li> + +<li class="indx"> Albertsee, <a href="#Seite_124">124</a>, <a href="#Seite_127">127</a>, <a href="#Seite_129">129</a>, <a href="#Seite_348">348</a>.</li> + +<li class="indx"> Albrecht, Lieutenant, <a href="#Seite_143">143</a>.</li> + +<li class="indx"> v. Anderten, Lieutenant, <a href="#Seite_5">5</a>.</li> + +<li class="indx"> Antisklaverei-Antrag <i>Dr.</i> Windthorsts, <a href="#Seite_37">37</a>.</li> + +<li class="indx"> Antisklaverei-Komitee, <a href="#Seite_347">347</a>, <a href="#Seite_350">350</a>.</li> + +<li class="indx"> Araber, <a href="#Seite_2">2</a>, <a href="#Seite_15">15-17</a>, <a href="#Seite_22">22</a>, <a href="#Seite_23">23</a>, <a href="#Seite_29">29</a>, <a href="#Seite_31">31-33</a>, + <a href="#Seite_41">41-43</a>, <a href="#Seite_62">62</a>, <a href="#Seite_63">63</a>, <a href="#Seite_66">66</a>, <a href="#Seite_74">74</a>, <a href="#Seite_76">76</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_77">77</a>, <a href="#Seite_84">84</a>, <a href="#Seite_85">85</a>, <a href="#Seite_89">89</a>, <a href="#Seite_97">97</a>, <a href="#Seite_98">98</a>, <a href="#Seite_107">107</a>, + <a href="#Seite_146">146</a>, <a href="#Seite_157">157-159</a>, <a href="#Seite_162">162</a>, <a href="#Seite_163">163</a>, <a href="#Seite_177">177</a>, <a href="#Seite_180">180</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_181">181</a>, <a href="#Seite_186">186</a>, <a href="#Seite_189">189</a>, <a href="#Seite_191">191</a>, <a href="#Seite_194">194</a>, <a href="#Seite_195">195</a>, <a href="#Seite_206">206</a>, + <a href="#Seite_215">215-217</a>, <a href="#Seite_219">219</a>, <a href="#Seite_224">224</a>, <a href="#Seite_226">226</a>, <a href="#Seite_228">228</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_260">260</a>, <a href="#Seite_267">267</a>, <a href="#Seite_268">268</a>, <a href="#Seite_272">272</a>, <a href="#Seite_280">280</a>, <a href="#Seite_281">281</a>, <a href="#Seite_310">310</a>, + <a href="#Seite_331">331</a>, <a href="#Seite_332">332</a>, <a href="#Seite_336">336</a>, <a href="#Seite_337">337</a>, <a href="#Seite_339">339</a>, <a href="#Seite_342">342</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_343">343</a>, <a href="#Seite_346">346</a>, <a href="#Seite_347">347</a>.</li> + +<li class="indx"> Armenier, <a href="#Seite_203">203</a>.</li> + +<li class="indx"> v. Arnim, Lieutenant, <a href="#Seite_173">173</a>, <a href="#Seite_178">178</a>, <a href="#Seite_180">180</a>, <a href="#Seite_201">201</a>.</li> + +<li class="indx"> Aruscha ju, Ortschaft, <a href="#Seite_246">246</a>.</li> + +<li class="indx"> Aruscha Tschini, Station der D.-O.-A. G., <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_246">246</a>, <a href="#Seite_255">255</a>, <a href="#Seite_256">256</a>.</li> + +<li class="indx"> Aruwimi-Fluß, <a href="#Seite_125">125</a>.</li> + +<li class="indx"> Askari, <a href="#Seite_28">28</a>, <a href="#Seite_30">30</a>, <a href="#Seite_48">48</a>, <a href="#Seite_49">49</a>, <a href="#Seite_58">58-62</a>, <a href="#Seite_67">67</a>, + <a href="#Seite_100">100</a>, <a href="#Seite_102">102</a>, <a href="#Seite_159">159</a>, <a href="#Seite_160">160</a>, <a href="#Seite_165">165</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_166">166</a>, <a href="#Seite_170">170</a>, <a href="#Seite_340">340</a>.</li> + +<li class="indx"> Auswärtiges Amt zu Berlin, <a href="#Seite_200">200</a>, <a href="#Seite_201">201</a>, <a href="#Seite_297">297</a>, <a href="#Seite_300">300</a>, <a href="#Seite_303">303</a>, + <a href="#Seite_336">336</a>.</li> + + +<li class="ifrst"> Bagamoyo, <a href="#Seite_5">5</a>, <a href="#Seite_6">6</a>, <a href="#Seite_7">7</a>, <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_23">23</a>, <a href="#Seite_25">25</a>, + <a href="#Seite_27">27-31</a>, <a href="#Seite_48">48-54</a>, <a href="#Seite_57">57-59</a>, <a href="#Seite_61">61</a>, <a href="#Seite_63">63-65</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_67">67</a>, <a href="#Seite_71">71</a>, <a href="#Seite_73">73</a>, <a href="#Seite_74">74</a>, <a href="#Seite_78">78</a>, <a href="#Seite_79">79</a>, <a href="#Seite_87">87</a>, + <a href="#Seite_89">89</a>, <a href="#Seite_99">99</a>, <a href="#Seite_101">101</a>, <a href="#Seite_103">103-106</a>, <a href="#Seite_108">108</a>, <a href="#Seite_109">109</a>, + <a href="#Seite_117">117</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_132">132</a>, <a href="#Seite_133">133</a>, <a href="#Seite_137">137-142</a>, <a href="#Seite_145">145-148</a>, <a href="#Seite_152">152</a>, <a href="#Seite_153">153</a>, + <a href="#Seite_156">156</a>, <a href="#Seite_162">162-164</a>, <a href="#Seite_172">172-174</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_185">185-189</a>, <a href="#Seite_191">191</a>, <a href="#Seite_192">192</a>, <a href="#Seite_195">195</a>, <a href="#Seite_201">201</a>, <a href="#Seite_203">203</a>, + <a href="#Seite_213">213</a>, <a href="#Seite_217">217</a>, <a href="#Seite_220">220</a>, <a href="#Seite_221">221</a>, <a href="#Seite_257">257-260</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_277">277-280</a>, <a href="#Seite_285">285</a>, <a href="#Seite_288">288</a>, <a href="#Seite_291">291-293</a>, <a href="#Seite_299">299</a>, <a href="#Seite_301">301</a>, + <a href="#Seite_302">302</a>, <a href="#Seite_304">304-306</a>, <a href="#Seite_318">318</a>, <a href="#Seite_320">320</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_323">323-325</a>, <a href="#Seite_328">328</a>, <a href="#Seite_329">329-332</a>, <a href="#Seite_338">338</a>, <a href="#Seite_340">340-342</a>.</li> + +<li class="indx"> Baluba-Land, <a href="#Seite_41">41</a>.</li> + +<li class="indx"> Bana Heri, Sultan von Usegua 29, <a href="#Seite_40">40</a>, <a href="#Seite_70">70</a>, <a href="#Seite_71">71</a>, <a href="#Seite_73">73</a>, <a href="#Seite_79">79</a>, + <a href="#Seite_80">80</a>, <a href="#Seite_152">152</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_153">153</a>, <a href="#Seite_155">155</a>, <a href="#Seite_156">156</a>, <a href="#Seite_158">158</a>, <a href="#Seite_162">162-165</a>, <a href="#Seite_167">167-169</a>, + <a href="#Seite_171">171-174</a>, <a href="#Seite_177">177-184</a>, <a href="#Seite_189">189</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_190">190</a>, <a href="#Seite_199">199</a>, <a href="#Seite_217">217</a>, <a href="#Seite_313">313</a>, <a href="#Seite_318">318</a>.</li> + +<li class="indx"> Bana Omari, Sohn Bana Heris, <a href="#Seite_179">179-182</a>.</li> + +<li class="indx"> Banianen, <a href="#Seite_186">186</a>, <a href="#Seite_213">213</a>, <a href="#Seite_260">260</a>.</li> + +<li class="indx"> Bararetta-Galla, Volksstamm, <a href="#Seite_269">269</a>.</li> + +<li class="indx"> »Barawa«, Dampfer, <a href="#Seite_205">205-208</a>, <a href="#Seite_210">210</a>, <a href="#Seite_214">214</a>, <a href="#Seite_215">215</a>, <a href="#Seite_221">221</a>.</li> + +<li class="indx"> Baschibosuks, <a href="#Seite_203">203</a>.</li> + +<li class="indx"> Bauer, Sergeant, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_174">174</a>, <a href="#Seite_345">345</a>, <a href="#Seite_346">346</a>.</li> + +<li class="indx"> Bauernschmidt, Oberbüchsenmacher 177.</li> + +<li class="indx"> Baumann, <i>Dr.</i>, Oskar, <a href="#Seite_157">157</a>, <a href="#Seite_175">175</a>, <a href="#Seite_183">183</a>, <a href="#Seite_289">289</a>.</li> + +<li class="indx"> Becker, <i>Dr.</i>, Stabsarzt, <a href="#Seite_88">88</a>, <a href="#Seite_89">89</a>.</li> + +<li class="indx"> Becker, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_69">69</a>.</li> + +<li class="indx"> v. Behr, Lieutenant, <a href="#Seite_48">48</a>, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_55">55</a>, <a href="#Seite_66">66</a>, <a href="#Seite_67">67</a>, + <a href="#Seite_143">143</a>, <a href="#Seite_145">145</a>, <a href="#Seite_150">150</a>, <a href="#Seite_175">175</a>.</li> + +<li class="indx"> Beira, Küstenplatz, <a href="#Seite_291">291</a>.</li> + +<li class="indx"> Belgier, König der, <a href="#Seite_41">41</a>, <a href="#Seite_44">44</a>, <a href="#Seite_127">127</a>.</li> + +<li class="indx"> Belutschen, <a href="#Seite_32">32</a>, <a href="#Seite_62">62</a>, <a href="#Seite_63">63</a>, <a href="#Seite_66">66</a>, <a href="#Seite_68">68</a>, <a href="#Seite_74">74</a>, + <a href="#Seite_77">77</a>, <a href="#Seite_107">107</a>, <a href="#Seite_146">146</a>, <a href="#Seite_180">180</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_260">260</a>, <a href="#Seite_310">310</a>, <a href="#Seite_342">342</a>.</li> + +<li class="indx"> Benedict, Bruder, Missionar, <a href="#Seite_33">33</a>, <a href="#Seite_69">69</a>.</li> + +<li class="indx"> Benedicta, kath. Schwester, <a href="#Seite_33">33</a>.</li> + +<li class="indx"> Bilke, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_72">72</a>.</li> + +<li class="indx"> Bismarck, Fürst, Reichskanzler, <a href="#Seite_3">3</a>, <a href="#Seite_4">4</a>, <a href="#Seite_17">17</a>, <a href="#Seite_35">35-37</a>, <a href="#Seite_268">268</a>.</li> + +<li class="indx"> »Bismarck«, S. M. Schiff, <a href="#Seite_17">17</a>.</li> + +<li class="indx"> Blümcke, Lieutenant a. D., Beamter, <a href="#Seite_49">49</a>, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_67">67</a>, <a href="#Seite_102">102</a>.</li> + +<li class="indx"> Bluhm, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Boto, Fort, <a href="#Seite_125">125</a>.</li> + +<li class="indx"> Böhlau, Premierlieutenant, <a href="#Seite_48">48</a>, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_55">55</a>, <a href="#Seite_73">73</a>, <a href="#Seite_76">76</a>, + <a href="#Seite_102">102</a>, <a href="#Seite_108">108</a>, <a href="#Seite_157">157</a>.</li> + +<li class="indx"> Bohndorf, Deckoffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Bomboma, Jumbe in Bagamoyo, <a href="#Seite_27">27</a>, <a href="#Seite_79">79</a>, <a href="#Seite_162">162</a>.</li> + +<li class="indx"> Bonifacius, Pater, Missionar, <a href="#Seite_133">133</a>.</li> + +<li class="indx"> Bonny, Begleiter Stanleys, <a href="#Seite_122">122</a>.</li> + +<li class="indx"> Borani-Galla, Volksstamm, <a href="#Seite_269">269</a>.</li> + +<li class="indx"> v. Borcke, Frl., Krankenpflegerin, <a href="#Seite_138">138</a>.</li> + +<li class="indx"> Brehme, <i>Dr.</i>, Arzt, <a href="#Seite_88">88</a>, <a href="#Seite_89">89</a>, <a href="#Seite_138">138-140</a>.</li> + +<li class="indx"> Brenner, Afrikareisender, <a href="#Seite_269">269</a>.</li> + +<li class="indx"> Brettschneider, Kaufmann, <a href="#Seite_202">202</a>.</li> + +<li class="indx"> Brieftauben, <a href="#Seite_105">105</a>.</li> + +<li class="indx"> Brooks, englischer Missionar, <a href="#Seite_70">70</a>.</li> + +<li class="indx"> Brose, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Budau, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Bülow, Frhr. v., Chef, <a href="#Seite_32">32</a>, <a href="#Seite_34">34</a>, <a href="#Seite_50">50</a>, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_54">54</a>, + <a href="#Seite_120">120</a>, <a href="#Seite_142">142-145</a>, <a href="#Seite_148">148</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_157">157</a>, <a href="#Seite_163">163-166</a>, <a href="#Seite_333">333</a>, <a href="#Seite_334">334</a>, <a href="#Seite_340">340</a>, <a href="#Seite_341">341</a>, + <a href="#Seite_343">343-345</a>.</li> + +<li class="indx"> Bueni, Küstenplatz, <a href="#Seite_7">7</a>, <a href="#Seite_68">68</a>, <a href="#Seite_78">78</a>, <a href="#Seite_106">106</a>, <a href="#Seite_142">142</a>, + <a href="#Seite_189">189</a>, <a href="#Seite_190">190</a>.</li> + +<li class="indx"> Bukoba, Station am Viktoriasee, <a href="#Seite_294">294</a>, <a href="#Seite_344">344</a>, <a href="#Seite_345">345</a>, <a href="#Seite_347">347</a>, + <a href="#Seite_348">348</a>.</li> + +<li class="indx"> Bukumbi, Missionsstation, <a href="#Seite_122">122</a>, <a href="#Seite_344">344</a>.</li> + +<li class="indx"> Bumiller, <i>Dr.</i>, Adjutant Wißmanns, <a href="#Seite_49">49</a>, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_85">85</a>, <a href="#Seite_102">102</a>, + <a href="#Seite_149">149</a>,</li> +<li class="isub1">161, <a href="#Seite_178">178</a>, <a href="#Seite_245">245</a>.</li> + +<li class="indx"> Burwitz, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Busch, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Buschiri, <a href="#Seite_29">29-31</a>, <a href="#Seite_51">51-53</a>, <a href="#Seite_55">55-60</a>, <a href="#Seite_62">62-65</a>, <a href="#Seite_74">74</a>, + <a href="#Seite_99">99-104</a>, <a href="#Seite_107">107-109</a>, <a href="#Seite_113">113</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_115">115</a>, <a href="#Seite_120">120</a>, <a href="#Seite_136">136</a>, <a href="#Seite_141">141-144</a>, <a href="#Seite_146">146</a>, <a href="#Seite_147">147</a>, + <a href="#Seite_157">157-163</a>, <a href="#Seite_182">182</a>, <a href="#Seite_183">183</a>, <a href="#Seite_187">187-189</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_292">292</a>, <a href="#Seite_322">322</a>.</li> + +<li class="indx"> Buschiris Reitesel, <a href="#Seite_59">59</a>, <a href="#Seite_100">100</a>.</li> + +<li class="indx"> Buschav, <i>Dr.</i>, Assistenzarzt, <a href="#Seite_202">202</a>, <a href="#Seite_307">307</a>.</li> + +<li class="indx"> Bussisi, Ortschaft, <a href="#Seite_344">344</a>.</li> + + +<li class="ifrst"> »Carola«, S. M. Schiff, <a href="#Seite_25">25</a>, <a href="#Seite_32">32</a>, <a href="#Seite_36">36</a>, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_65">65</a>, + <a href="#Seite_77">77</a>, <a href="#Seite_200">200</a>, <a href="#Seite_205">205-207</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_209">209</a>, <a href="#Seite_214">214-216</a>.</li> + +<li class="indx"> Casati, Afrikaforscher, <a href="#Seite_122">122-124</a>, <a href="#Seite_126">126</a>, <a href="#Seite_130">130</a>, <a href="#Seite_132">132-134</a>, + <a href="#Seite_137">137-139</a>.</li> + +<li class="indx"> Cavalli, Lager Stanleys, <a href="#Seite_124">124</a>, <a href="#Seite_125">125</a>, <a href="#Seite_129">129</a>.</li> + +<li class="indx"> Chiloane, Küstenplatz, <a href="#Seite_291">291</a>.</li> + +<li class="indx"> Chinesen, <a href="#Seite_260">260</a>, <a href="#Seite_284">284</a>.</li> + +<li class="indx"> Congo-Fluß, <a href="#Seite_124">124</a>.</li> + +<li class="indx"> Congostaat, <a href="#Seite_16">16</a>, <a href="#Seite_41">41</a>, <a href="#Seite_42">42</a>, <a href="#Seite_127">127</a>, <a href="#Seite_263">263-265</a>, + <a href="#Seite_272">272</a>, <a href="#Seite_332">332</a>, <a href="#Seite_336">336</a>.</li> + +<li class="indx"> Courmont, Monseigneur de, Bischof, <a href="#Seite_134">134</a>.</li> + +<li class="indx"> »Cutch«, Dampfer, <a href="#Seite_72">72</a>, <a href="#Seite_73">73</a>.</li> + + +<li class="ifrst"> Dambi, Dorf, <a href="#Seite_114">114</a>, <a href="#Seite_134">134</a>.</li> + +<li class="indx"> Daressalam, <a href="#Seite_18">18</a>, <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_25">25</a>, <a href="#Seite_29">29</a>, <a href="#Seite_31">31-33</a>, <a href="#Seite_49">49-51</a>, + <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_55">55</a>, <a href="#Seite_65">65-68</a>, <a href="#Seite_70">70-72</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_74">74</a>, <a href="#Seite_78">78</a>, <a href="#Seite_87">87</a>, <a href="#Seite_88">88</a>, <a href="#Seite_106">106</a>, <a href="#Seite_140">140</a>, <a href="#Seite_142">142</a>, + <a href="#Seite_148">148</a>, <a href="#Seite_152">152</a>, <a href="#Seite_163">163</a>, <a href="#Seite_189">189</a>, <a href="#Seite_191">191</a>, <a href="#Seite_201">201</a>, + <a href="#Seite_204">204</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_208">208</a>, <a href="#Seite_214">214</a>, <a href="#Seite_221">221</a>, <a href="#Seite_277">277-279</a>, <a href="#Seite_285">285</a>, <a href="#Seite_291">291</a>, + <a href="#Seite_292">292</a>, <a href="#Seite_295">295</a>, <a href="#Seite_299">299</a>, <a href="#Seite_301">301</a>, <a href="#Seite_302">302</a>, <a href="#Seite_305">305</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_307">307</a>, <a href="#Seite_318">318</a>, <a href="#Seite_321">321</a>, <a href="#Seite_323">323</a>, <a href="#Seite_324">324</a>, <a href="#Seite_326">326</a>, + <a href="#Seite_329">329-331</a>.</li> + +<li class="indx"> Deinhard, Admiral, <a href="#Seite_27">27</a>, <a href="#Seite_28">28</a>, <a href="#Seite_35">35-37</a>, <a href="#Seite_49">49</a>, <a href="#Seite_51">51</a>, + <a href="#Seite_57">57</a>, <a href="#Seite_58">58</a>, <a href="#Seite_63">63</a>, <a href="#Seite_71">71</a>, <a href="#Seite_77">77</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_96">96</a>, <a href="#Seite_213">213</a>, <a href="#Seite_301">301</a>.</li> + +<li class="indx"> Delagoa-Bai, <a href="#Seite_291">291</a>.</li> + +<li class="indx"> Delpèche, Pater, Missionar, <a href="#Seite_133">133</a>.</li> + +<li class="indx"> Derema, Plantage, <a href="#Seite_283">283</a>, <a href="#Seite_285">285</a>.</li> + +<li class="indx"> Deutsch-Englisches Abkommen von 1891, <a href="#Seite_239">239</a>, <a href="#Seite_262">262-275</a>, <a href="#Seite_282">282</a>.</li> + +<li class="indx"> Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft, <a href="#Seite_4">4</a>, <a href="#Seite_18">18-36</a>, <a href="#Seite_49">49</a>, <a href="#Seite_50">50</a>, + <a href="#Seite_66">66</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_70">70-96</a>, <a href="#Seite_97">97</a>, <a href="#Seite_99">99</a>, <a href="#Seite_115">115</a>, <a href="#Seite_160">160</a>, <a href="#Seite_188">188</a>, <a href="#Seite_191">191</a>, + <a href="#Seite_198">198</a>, <a href="#Seite_230">230</a>, <a href="#Seite_266">266</a>, <a href="#Seite_271">271</a>, <a href="#Seite_276">276-286</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_289">289</a>, <a href="#Seite_290">290</a>, <a href="#Seite_292">292</a>, <a href="#Seite_293">293</a>, <a href="#Seite_295">295</a>, <a href="#Seite_331">331</a>.</li> + +<li class="indx"> Donarski, Beamter, <a href="#Seite_201">201-204</a>.</li> + +<li class="indx"> Drescher, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Dschagga, Landschaft, <a href="#Seite_15">15</a>, <a href="#Seite_102">102</a>, <a href="#Seite_254">254</a>, <a href="#Seite_262">262</a>.</li> + +<li class="indx"> Dunda, Station der D.-O.-A. G., <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_33">33</a>, <a href="#Seite_142">142</a>, <a href="#Seite_147">147</a>, <a href="#Seite_148">148</a>, + <a href="#Seite_187">187</a>, <a href="#Seite_220">220</a>.</li> + +<li class="indx"> Dundanguru, <a href="#Seite_7">7</a>, <a href="#Seite_9">9</a>.</li> + +<li class="indx"> Dunia, Maurer, <a href="#Seite_52">52</a>, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_161">161</a>, <a href="#Seite_162">162</a>.</li> + + +<li class="ifrst"> East-India-Company, <a href="#Seite_276">276</a>.</li> + +<li class="indx"> Eben, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Eberstein, Freiherr von, <a href="#Seite_22">22</a>, <a href="#Seite_30">30</a>, <a href="#Seite_34">34</a>, <a href="#Seite_50">50</a>, <a href="#Seite_53">53</a>, + <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_58">58</a>, <a href="#Seite_60">60</a>, <a href="#Seite_75">75</a>, <a href="#Seite_82">82</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_85">85</a>, <a href="#Seite_86">86</a>, <a href="#Seite_199">199</a>, <a href="#Seite_244">244</a>, <a href="#Seite_324">324</a>.</li> + +<li class="indx"> Egypter, <a href="#Seite_203">203</a>.</li> + +<li class="indx"> Egyptische Regierung, <a href="#Seite_123">123</a>, <a href="#Seite_202">202</a>.</li> + +<li class="indx"> Ehlers, Otto, Lieutenant, <a href="#Seite_102">102</a>, <a href="#Seite_112">112</a>, <a href="#Seite_175">175</a>.</li> + +<li class="indx"> »Ehrenfels«, Tender, <a href="#Seite_17">17</a>.</li> + +<li class="indx"> »Elisabeth«, S. M. Schiff, <a href="#Seite_17">17</a>.</li> + +<li class="indx"> v. Elpons, Lieutenant, <a href="#Seite_311">311</a>, <a href="#Seite_324">324</a>.</li> + +<li class="indx"> v. Eltz, Beamter, <a href="#Seite_170">170</a>, <a href="#Seite_175">175</a>, <a href="#Seite_199">199</a>, <a href="#Seite_244">244</a>, <a href="#Seite_245">245</a>, + <a href="#Seite_247">247</a>, <a href="#Seite_248">248</a>.</li> + +<li class="indx"> Emin Pascha, <a href="#Seite_105">105</a>, <a href="#Seite_117">117</a>, <a href="#Seite_121">121-140</a>, <a href="#Seite_150">150</a>, <a href="#Seite_163">163</a>, + <a href="#Seite_178">178</a>, <a href="#Seite_259">259</a>, <a href="#Seite_335">335-348</a>.</li> + +<li class="indx"> Emin Pascha-Entsatz-Komitee, deutsches, <a href="#Seite_44">44</a>.</li> + +<li class="indx"> Emin Pascha-Entsatz-Komitee, englisches, <a href="#Seite_127">127</a> 128.</li> + +<li class="indx"> Emin-Plantage 293.</li> + +<li class="indx"> End, Premierlieutenant, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_58">58</a>, <a href="#Seite_102">102</a>, <a href="#Seite_169">169</a>, + <a href="#Seite_170">170</a>, <a href="#Seite_204">204</a>, <a href="#Seite_216">216</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_223">223</a>, <a href="#Seite_228">228</a>, <a href="#Seite_230">230</a>, <a href="#Seite_232">232-236</a>, <a href="#Seite_241">241-244</a>, <a href="#Seite_318">318</a>.</li> + +<li class="indx"> Englische Regierung, <a href="#Seite_202">202</a>, <a href="#Seite_244">244</a>, <a href="#Seite_261">261</a>, <a href="#Seite_266">266</a>.</li> + +<li class="indx"> Englisch-Ostafrikanische Gesellschaft, <a href="#Seite_124">124</a>, <a href="#Seite_127">127</a>, <a href="#Seite_128">128</a>, <a href="#Seite_268">268</a>, + <a href="#Seite_281">281</a>.</li> + +<li class="indx"> Eschke, Kanzler des Gouvernements, <a href="#Seite_302">302</a>.</li> + +<li class="indx"> Étienne, Pater, Missionar, <a href="#Seite_133">133</a>.</li> + + +<li class="ifrst"> Faniove, Küstenplatz, <a href="#Seite_208">208</a>.</li> + +<li class="indx"> Felkin, <i>Dr.</i>, <a href="#Seite_124">124</a>.</li> + +<li class="indx"> Ferida, Tochter Emins, <a href="#Seite_122">122</a>, <a href="#Seite_133">133</a>.</li> + +<li class="indx"> Firnstein, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Fischer, Lieutenant, <a href="#Seite_163">163-165</a>, <a href="#Seite_167">167</a>, <a href="#Seite_201">201</a>, <a href="#Seite_324">324</a>.</li> + +<li class="indx"> Föll, Obermatrose, <a href="#Seite_62">62</a>.</li> + +<li class="indx"> Först, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> v. François, Lieutenant, <a href="#Seite_41">41</a>.</li> + +<li class="indx"> v. Frankenberg, Lieutenant, <a href="#Seite_27">27</a>, <a href="#Seite_143">143</a>.</li> + +<li class="indx"> Freemantle, Admiral, <a href="#Seite_36">36</a>.</li> + +<li class="indx"> de la Frémoire, Beamter, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_245">245</a>.</li> + +<li class="indx"> Freitag, Fricke, Fritz Unteroffiziere, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Fülleborn, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Fumo Bakari, Sultan von Witu, <a href="#Seite_269">269-271</a>.</li> + +<li class="indx"> Fundi Majaliwa, <a href="#Seite_223">223</a>.</li> + + +<li class="ifrst"> Gaber Effendi, farbiger Unteroffizier, <a href="#Seite_308">308</a>.</li> + +<li class="indx"> Gärtner, <i>Dr.</i>, <a href="#Seite_88">88</a>, <a href="#Seite_89">89</a>, <a href="#Seite_234">234-236</a>.</li> + +<li class="indx"> Gaffri, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Galla-Land, <a href="#Seite_264">264</a>.</li> + +<li class="indx"> Ganbert, Unteroffizier, <a href="#Seite_177">177</a>.</li> + +<li class="indx"> Gandja, Dorf, <a href="#Seite_175">175</a>, <a href="#Seite_245">245</a>, <a href="#Seite_246">246</a>, <a href="#Seite_257">257</a>, <a href="#Seite_325">325</a>.</li> + +<li class="indx"> Gaßmann, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Gerengere, Fluß und Dorf, <a href="#Seite_10">10</a>, <a href="#Seite_103">103</a>, <a href="#Seite_108">108</a>, <a href="#Seite_136">136</a>, <a href="#Seite_327">327</a>.</li> + +<li class="indx"> Germer, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Giese, Lieutenant, <a href="#Seite_99">99-101</a>.</li> + +<li class="indx"> Giesecke, Beamter der Hamb. Firma Meyer, <a href="#Seite_22">22</a>, <a href="#Seite_217">217</a>, <a href="#Seite_219">219</a>.</li> + +<li class="indx"> Giraud, Peter, Missionar, <a href="#Seite_122">122</a>.</li> + +<li class="indx"> »Gneisenau«, S. M. Schiff, <a href="#Seite_17">17</a>.</li> + +<li class="indx"> Gordon, <a href="#Seite_126">126</a>, <a href="#Seite_336">336</a>.</li> + +<li class="indx"> Granesen, <a href="#Seite_260">260</a>.</li> + +<li class="indx"> Gravenreuth, Freiherr v., <a href="#Seite_27">27-30</a>, <a href="#Seite_44">44</a>, <a href="#Seite_53">53-55</a>, <a href="#Seite_58">58-61</a>, <a href="#Seite_64">64</a>, + <a href="#Seite_72">72-74</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_79">79</a>, <a href="#Seite_102">102</a>, <a href="#Seite_104">104</a>, <a href="#Seite_106">106</a>, <a href="#Seite_108">108</a>, <a href="#Seite_136">136</a>, <a href="#Seite_139">139</a>, + <a href="#Seite_141">141-150</a>, <a href="#Seite_154">154</a>, <a href="#Seite_156">156</a>, <a href="#Seite_157">157</a>, <a href="#Seite_162">162</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_173">173</a>, <a href="#Seite_174">174</a>, <a href="#Seite_176">176-179</a>, <a href="#Seite_181">181</a>, <a href="#Seite_199">199</a>, <a href="#Seite_274">274</a>, + <a href="#Seite_293">293</a>, <a href="#Seite_294">294</a>, <a href="#Seite_318">318</a>, <a href="#Seite_323">323</a>.</li> + +<li class="indx"> Greff, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Greiner, Missionar, <a href="#Seite_32">32</a>.</li> + +<li class="indx"> Griechen, <a href="#Seite_199">199</a>, <a href="#Seite_260">260</a>, <a href="#Seite_295">295</a>.</li> + +<li class="indx"> Grothe, Deckoffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Grucza, Lazarettgehülfe, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_113">113</a>, <a href="#Seite_164">164</a>.</li> + +<li class="indx"> Gurkasch, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + + +<li class="ifrst"> Hansen, Kapitän der Flottille, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_86">86</a>.</li> + +<li class="indx"> Hansing & Cie., <a href="#Seite_83">83</a>, <a href="#Seite_202">202</a>, <a href="#Seite_294">294</a>.</li> + +<li class="indx"> »Harmonie«, Schiff des Reichskommissariats, <a href="#Seite_45">45</a>, <a href="#Seite_75">75</a>, <a href="#Seite_206">206-210</a>, <a href="#Seite_214">214</a>.</li> + +<li class="indx"> Hartmann, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Hauptquartier des Reichskommissariats, <a href="#Seite_84">84</a>.</li> + +<li class="indx"> Heinz, Beamter der D.-O.-A. G., <a href="#Seite_87">87</a>.</li> + +<li class="indx"> Helgoland, <a href="#Seite_270">270</a>, <a href="#Seite_275">275</a>.</li> + +<li class="indx"> Hellgrewe, Maler, <a href="#Seite_14">14</a>.</li> + +<li class="indx"> Hemprich, Unteroffizier, <a href="#Seite_307">307</a>.</li> + +<li class="indx"> Hengelhaupt, Büchsenmacher, <a href="#Seite_307">307</a>.</li> + +<li class="indx"> Hentschel, +Dr.+, <a href="#Seite_10">10-12</a>, <a href="#Seite_14">14</a>.</li> + +<li class="indx"> Hermann, Lieutenant, <a href="#Seite_324">324</a>.</li> + +<li class="indx"> Herrich, Unteroffizier, <a href="#Seite_307">307</a>.</li> + +<li class="indx"> Herzer, Auguste, barmherzige Schwester, <a href="#Seite_138">138</a>.</li> + +<li class="indx"> Hessel, Beamter der D.-O.-A. G., <a href="#Seite_34">34-35</a>, <a href="#Seite_205">205</a>, <a href="#Seite_223">223</a>.</li> + +<li class="indx"> Hessenstein, Graf, Lieutenant, <a href="#Seite_326">326</a>.</li> + +<li class="indx"> von Heydebreck, Lieutenant, <a href="#Seite_308">308</a>.</li> + +<li class="indx"> Heymons, Lieutenant, <a href="#Seite_234">234</a>, <a href="#Seite_245">245</a>.</li> + +<li class="indx"> Hindorf, <i>Dr.</i>, <a href="#Seite_283">283</a>.</li> + +<li class="indx"> Hindus, <a href="#Seite_186">186</a>, <a href="#Seite_213">213</a>, <a href="#Seite_260">260</a>, <a href="#Seite_284">284</a>.</li> + +<li class="indx"> Hirschberg, Korvettenkapitän, <a href="#Seite_58">58</a>, <a href="#Seite_173">173</a>, <a href="#Seite_207">207-209</a>.</li> + +<li class="indx"> Hake, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Hörnecke, Baumeister, <a href="#Seite_5">5</a>.</li> + +<li class="indx"> Hoffmann, Diener Stanleys, <a href="#Seite_122">122</a>.</li> + +<li class="indx"> Hoffmann I., Feldwebel, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_120">120</a>, <a href="#Seite_130">130</a>, <a href="#Seite_340">340</a>, <a href="#Seite_345">345</a>, + <a href="#Seite_348">348</a>.</li> + +<li class="indx"> Hoffmann II., Feldwebel, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Hoffmann III., Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Holz, Kapitän der Flottille, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Hongo, Dorf, <a href="#Seite_319">319</a>.</li> + +<li class="indx"> Horner, Pater, Missionar, <a href="#Seite_109">109</a>.</li> + + +<li class="ifrst"> Ibo, Küstenplatz, <a href="#Seite_291">291</a>.</li> + +<li class="indx"> Ikonga, <a href="#Seite_232">232</a>.</li> + +<li class="indx"> Ikungu, <a href="#Seite_122">122</a>.</li> + +<li class="indx"> Illich, Deckoffizier, <a href="#Seite_31">31</a>, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_62">62</a>, <a href="#Seite_102">102</a>, <a href="#Seite_163">163-166</a>, + <a href="#Seite_170">170</a>.</li> + +<li class="indx"> Inder, <a href="#Seite_22">22</a>, <a href="#Seite_23">23</a>, <a href="#Seite_77">77</a>, <a href="#Seite_83">83</a>, <a href="#Seite_84">84</a>, <a href="#Seite_89">89</a>, + <a href="#Seite_98">98</a>, <a href="#Seite_186">186</a>, <a href="#Seite_187">187</a>, <a href="#Seite_195">195</a>, <a href="#Seite_213">213</a>, <a href="#Seite_260">260</a>, + <a href="#Seite_261">261</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_272">272</a>, <a href="#Seite_274">274</a>, <a href="#Seite_280">280-282</a>, <a href="#Seite_284">284</a>, <a href="#Seite_330">330-332</a>.</li> + +<li class="indx"> Indien, <a href="#Seite_297">297</a>.</li> + +<li class="indx"> Inhambane, Küstenplatz, <a href="#Seite_48">48</a>, <a href="#Seite_291">291</a>, <a href="#Seite_321">321</a>.</li> + +<li class="indx"> Ipecacuana, <a href="#Seite_130">130</a>.</li> + +<li class="indx"> Ismael, Jumbe von Windi, <a href="#Seite_62">62</a>, <a href="#Seite_342">342</a>, <a href="#Seite_343">343</a>.</li> + + +<li class="ifrst"> Jakobs, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Jambuja, Lager Stanleys, <a href="#Seite_125">125</a>.</li> + +<li class="indx"> Jangajanga, Pasi von Ukonga, <a href="#Seite_68">68</a>.</li> + +<li class="indx"> Jancke, Beamter, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_170">170</a>, <a href="#Seite_234">234</a>, <a href="#Seite_295">295</a>.</li> + +<li class="indx"> Jehasi, Anhänger Buschiris, <a href="#Seite_29">29</a>, <a href="#Seite_79">79</a>, <a href="#Seite_161">161</a>, <a href="#Seite_181">181</a>, <a href="#Seite_182">182</a>, + <a href="#Seite_318">318</a>.</li> + +<li class="indx"> Jephson, Begleiter Stanleys, <a href="#Seite_122">122</a>, <a href="#Seite_125">125</a>, <a href="#Seite_126">126</a>, <a href="#Seite_129">129</a>.</li> + +<li class="indx"> Jipe-See, <a href="#Seite_246">246</a>, <a href="#Seite_257">257</a>, <a href="#Seite_262">262</a>.</li> + +<li class="indx"> Johannes, Chef, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_55">55</a>, <a href="#Seite_58">58</a>, <a href="#Seite_163">163-168</a>, <a href="#Seite_201">201</a>, + <a href="#Seite_244">244</a>, <a href="#Seite_245">245</a>, <a href="#Seite_253">253</a>, <a href="#Seite_257">257</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_320">320</a>, <a href="#Seite_324">324</a>, <a href="#Seite_334">334</a>.</li> + +<li class="indx"> Jombo, Dorf, <a href="#Seite_142">142</a>, <a href="#Seite_144">144</a>, <a href="#Seite_145">145</a>, <a href="#Seite_148">148</a>, <a href="#Seite_149">149</a>, + <a href="#Seite_157">157</a>, <a href="#Seite_220">220</a>.</li> + +<li class="indx"> Jombo-Fluß, <a href="#Seite_306">306</a>, <a href="#Seite_307">307</a>.</li> + +<li class="indx"> Juba-Fluß, <a href="#Seite_264">264</a>.</li> + +<li class="indx"> Jühlke, <i>Dr.</i>, Generalvertreter der D.-O.-A. G., <a href="#Seite_3">3</a>, <a href="#Seite_5">5</a>, <a href="#Seite_6">6</a>, <a href="#Seite_10">10</a>.</li> + +<li class="indx"> Junker, <i>Dr.</i>, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_124">124</a>.</li> + +<li class="indx"> Jussuf, <a href="#Seite_217">217</a>.</li> + + +<li class="ifrst"> Kadi Omar, <a href="#Seite_223">223</a>, <a href="#Seite_230">230</a>.</li> + +<li class="indx"> Kairo, <a href="#Seite_48">48</a>, <a href="#Seite_86">86</a>, <a href="#Seite_89">89</a>, <a href="#Seite_202">202</a>.</li> + +<li class="indx"> Kaiser, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Kamerun, <a href="#Seite_237">237</a>, <a href="#Seite_238">238</a>, <a href="#Seite_323">323</a>, <a href="#Seite_348">348</a>.</li> + +<li class="indx"> Kantande, Sohn Maschembas, <a href="#Seite_225">225</a>, <a href="#Seite_242">242</a>, <a href="#Seite_331">331</a>.</li> + +<li class="indx"> Kanzki, <i>Dr.</i>, Arzt, <a href="#Seite_318">318</a>.</li> + +<li class="indx"> Kanzki, Intendant, <a href="#Seite_300">300</a>.</li> + +<li class="indx"> Karagwe, <a href="#Seite_188">188</a>, <a href="#Seite_294">294</a>, <a href="#Seite_348">348</a>.</li> + +<li class="indx"> Kassai-Fluß, <a href="#Seite_41">41</a>.</li> + +<li class="indx"> Kaule, Dorf, <a href="#Seite_31">31</a>, <a href="#Seite_52">52</a>.</li> + +<li class="indx"> Kavirondo, <a href="#Seite_294">294</a>.</li> + +<li class="indx"> Kay, Feldwebel, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_173">173</a>, <a href="#Seite_308">308</a>.</li> + +<li class="indx"> Kayser, Wirklicher Geh. Legationsrat, <a href="#Seite_303">303</a>, <a href="#Seite_350">350</a>.</li> + +<li class="indx"> »Khedive«, Dampfer Emins, <a href="#Seite_124">124</a>, <a href="#Seite_125">125</a>.</li> + +<li class="indx"> Khedive von Egypten, <a href="#Seite_125">125-128</a>, <a href="#Seite_140">140</a>.</li> + +<li class="indx"> Kiboscho, Landschaft und Dorf, <a href="#Seite_244">244</a>, <a href="#Seite_247">247</a>, <a href="#Seite_249">249</a>.</li> + +<li class="indx"> Kiboscho-Leute, <a href="#Seite_250">250</a>, <a href="#Seite_252">252-254</a>.</li> + +<li class="indx"> Kidete-Fluß, <a href="#Seite_114">114</a>.</li> + +<li class="indx"> Kidete-Leute, <a href="#Seite_10">10</a>.</li> + +<li class="indx"> Kihogwe, Dorf, <a href="#Seite_244">244</a>.</li> + +<li class="indx"> Kihungwe, Jumbe von Kihogwe, <a href="#Seite_244">244</a>, <a href="#Seite_245">245</a>.</li> + +<li class="indx"> Kikogwe, Plantage, <a href="#Seite_282">282</a>, <a href="#Seite_285">285</a>.</li> + +<li class="indx"> Kilimandscharo, <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_102">102</a>, <a href="#Seite_119">119</a>, <a href="#Seite_175">175</a>, <a href="#Seite_190">190</a>, + <a href="#Seite_199">199</a>, <a href="#Seite_244">244</a>, <a href="#Seite_245">245</a>, <a href="#Seite_255">255</a>, <a href="#Seite_257">257</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_259">259</a>, <a href="#Seite_262">262</a>, <a href="#Seite_279">279</a>, <a href="#Seite_285">285</a>, <a href="#Seite_289">289</a>, <a href="#Seite_320">320</a>, <a href="#Seite_321">321</a>, + <a href="#Seite_325">325</a>, <a href="#Seite_327">327</a>, <a href="#Seite_333">333</a>, <a href="#Seite_334">334</a>.</li> + +<li class="indx"> Kilambo-Fluß, <a href="#Seite_263">263</a>.</li> + +<li class="indx"> Kilossa, Station, <a href="#Seite_288">288</a>, <a href="#Seite_326">326</a>, <a href="#Seite_327">327</a>.</li> + +<li class="indx"> Kilwa Kisiwani, <a href="#Seite_206">206</a>, <a href="#Seite_208">208-210</a>, <a href="#Seite_217">217</a>.</li> + +<li class="indx"> Kilwa, Kiwindje, <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_23">23</a>, <a href="#Seite_34">34</a>, <a href="#Seite_162">162</a>, <a href="#Seite_205">205-207</a>, + <a href="#Seite_209">209-214</a>, <a href="#Seite_217">217</a>, <a href="#Seite_221">221-223</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_237">237</a>, <a href="#Seite_244">244</a>, <a href="#Seite_271">271</a>, <a href="#Seite_277">277</a>, <a href="#Seite_285">285</a>, <a href="#Seite_289">289</a>, <a href="#Seite_291">291</a>, + <a href="#Seite_301">301</a>, <a href="#Seite_305">305</a>, <a href="#Seite_306">306</a>, <a href="#Seite_324">324</a>, <a href="#Seite_326">326</a>.</li> + +<li class="indx"> Kingani-Ebene, <a href="#Seite_142">142</a>, <a href="#Seite_148">148</a>, <a href="#Seite_314">314</a>.</li> + +<li class="indx"> Kingani-Fluß, <a href="#Seite_6">6</a>, <a href="#Seite_7">7</a>, <a href="#Seite_9">9</a>, <a href="#Seite_10">10</a>, <a href="#Seite_27">27</a>, <a href="#Seite_28">28</a>, + <a href="#Seite_64">64</a>, <a href="#Seite_79">79</a>, <a href="#Seite_103">103</a>, <a href="#Seite_137">137</a>, <a href="#Seite_143">143</a>, <a href="#Seite_147">147</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_185">185</a>, <a href="#Seite_188">188</a>, <a href="#Seite_221">221</a>, <a href="#Seite_318">318</a>, <a href="#Seite_330">330</a>.</li> + +<li class="indx"> Kingo, Häuptling von Morogro, <a href="#Seite_108">108-111</a>, <a href="#Seite_162">162</a>, <a href="#Seite_196">196</a>, <a href="#Seite_319">319</a>.</li> + +<li class="indx"> Kisanga, <a href="#Seite_235">235</a>, <a href="#Seite_236">236</a>.</li> + +<li class="indx"> Kiora, Station in Usagara, <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_114">114</a>.</li> + +<li class="indx"> Kipangiro, Häuptling der Wagogo, <a href="#Seite_100">100</a>, <a href="#Seite_115">115</a>.</li> + +<li class="indx"> Kipini, <a href="#Seite_18">18</a>, <a href="#Seite_264">264</a>.</li> + +<li class="indx"> Kirassa, Dorf, <a href="#Seite_114">114</a>, <a href="#Seite_115">115</a>.</li> + +<li class="indx"> Kisaki, Landschaft und Station, <a href="#Seite_319">319</a>, <a href="#Seite_326">326</a>, <a href="#Seite_327">327</a>.</li> + +<li class="indx"> Kisemo, Dorf, <a href="#Seite_108">108</a>.</li> + +<li class="indx"> Kisiju, Küstenplatz, <a href="#Seite_163">163</a>.</li> + +<li class="indx"> Kisimo-Berg, <a href="#Seite_211">211</a>.</li> + +<li class="indx"> Kisingo, Dorf, <a href="#Seite_245">245</a>.</li> + +<li class="indx"> Kismaju, Küstenplatz, <a href="#Seite_264">264</a>, <a href="#Seite_266">266</a>, <a href="#Seite_269">269</a>.</li> + +<li class="indx"> Kisogue, Dorf, <a href="#Seite_100">100</a>, <a href="#Seite_115">115</a>, <a href="#Seite_121">121</a>.</li> + +<li class="indx"> Kissiwani, Dorf, <a href="#Seite_245">245</a>, <a href="#Seite_246">246</a>, <a href="#Seite_255">255</a>, <a href="#Seite_257">257</a>.</li> + +<li class="indx"> Kissiweri, Dorf, <a href="#Seite_205">205</a>, <a href="#Seite_206">206</a>.</li> + +<li class="indx"> Kitangi, Dorf, <a href="#Seite_340">340</a>.</li> + +<li class="indx"> Klebba, Obermatrose, <a href="#Seite_62">62</a>.</li> + +<li class="indx"> Klenze, Beamter der D.-O.-A. G., <a href="#Seite_27">27</a>.</li> + +<li class="indx"> v. d. Knesebeck, Lieutenant, <a href="#Seite_202">202</a>, <a href="#Seite_241">241</a>.</li> + +<li class="indx"> Knorr, Admiral, <a href="#Seite_14">14</a>.</li> + +<li class="indx"> Kohlstock, <i>Dr.</i>, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_86">86</a>, <a href="#Seite_88">88</a>, <a href="#Seite_89">89</a>.</li> + +<li class="indx"> Kola, Dorf, <a href="#Seite_142">142</a>.</li> + +<li class="indx"> Kondoa, Ortschaft, <a href="#Seite_113">113</a>, <a href="#Seite_134">134</a>, <a href="#Seite_135">135</a>, <a href="#Seite_258">258</a>, <a href="#Seite_306">306</a>, + <a href="#Seite_308">308</a>, <a href="#Seite_310">310</a>.</li> + +<li class="indx"> Kondutschi, <a href="#Seite_33">33</a>, <a href="#Seite_106">106</a>, <a href="#Seite_189">189</a>.</li> + +<li class="indx"> Kongua, Dorf, <a href="#Seite_119">119</a>.</li> + +<li class="indx"> Kopp, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Korogwe, Station in Usambara, <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_289">289</a>.</li> + +<li class="indx"> Korogwo, Dorf, <a href="#Seite_318">318</a>.</li> + +<li class="indx"> Krämer, Missionar, <a href="#Seite_198">198</a>.</li> + +<li class="indx"> Krause, Sergeant, <a href="#Seite_340">340</a>, <a href="#Seite_345">345</a>.</li> + +<li class="indx"> Krenzler, Chef, <a href="#Seite_53">53-55</a>, <a href="#Seite_58">58</a>, <a href="#Seite_72">72</a>, <a href="#Seite_78">78</a>, <a href="#Seite_80">80</a>, + <a href="#Seite_163">163</a>, <a href="#Seite_168">168</a>, <a href="#Seite_170">170</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_199">199</a>, <a href="#Seite_201">201</a>, <a href="#Seite_320">320</a>.</li> + +<li class="indx"> Krieger, Beamter der D.-O.-A. G., <a href="#Seite_34">34</a>, <a href="#Seite_205">205</a>, <a href="#Seite_223">223</a>.</li> + +<li class="indx"> Kröhnke, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_120">120</a>, <a href="#Seite_121">121</a>, <a href="#Seite_130">130</a>, <a href="#Seite_131">131</a>.</li> + +<li class="indx"> Kühne, Feldwebel, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_340">340</a>, <a href="#Seite_343">343</a>, <a href="#Seite_344">344</a>, <a href="#Seite_348">348</a>.</li> + +<li class="indx"> Künzel, <a href="#Seite_270">270</a>.</li> + +<li class="indx"> Küsel, Beamter der D.-O.-A. G., <a href="#Seite_32">32</a>, <a href="#Seite_34">34</a>, <a href="#Seite_66">66</a>, <a href="#Seite_69">69</a>.</li> + +<li class="indx"> Kutu, Landschaft, <a href="#Seite_5">5</a>, <a href="#Seite_7">7</a>, <a href="#Seite_318">318-320</a>.</li> + +<li class="indx"> Kweihu, Insel, <a href="#Seite_264">264</a>.</li> + + +<li class="ifrst"> Lamu, Insel, <a href="#Seite_18">18</a>, <a href="#Seite_36">36</a>, <a href="#Seite_200">200</a>.</li> + +<li class="indx"> Langenn, Buran, v. 255.</li> + +<li class="indx"> Langheld, Lieutenant, <a href="#Seite_174">174</a>, <a href="#Seite_177">177</a>, <a href="#Seite_324">324</a>, <a href="#Seite_340">340</a>, <a href="#Seite_341">341</a>, + <a href="#Seite_343">343-348</a>.</li> + +<li class="indx"> Leder, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> »Leipzig«, S. M. Schiff, <a href="#Seite_27">27</a>, <a href="#Seite_28">28</a>, <a href="#Seite_36">36</a>, <a href="#Seite_51">51</a>, <a href="#Seite_72">72</a>, + <a href="#Seite_74">74</a>, <a href="#Seite_80">80</a>.</li> + +<li class="indx"> Leue, Chef, <a href="#Seite_31">31</a>, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_140">140</a>, <a href="#Seite_163">163</a>, <a href="#Seite_201">201</a>, + <a href="#Seite_257">257</a>, <a href="#Seite_324">324</a>.</li> + +<li class="indx"> Lewa, Tabaksplantage, <a href="#Seite_175">175</a>, <a href="#Seite_178">178</a>, <a href="#Seite_190">190</a>, <a href="#Seite_292">292</a>.</li> + +<li class="indx"> Liebert, Major, <a href="#Seite_178">178</a>, <a href="#Seite_200">200</a>, <a href="#Seite_203">203</a>, <a href="#Seite_205">205</a>.</li> + +<li class="indx"> Lieder, <i>Dr.</i>, Geologe, <a href="#Seite_310">310</a>, <a href="#Seite_311">311</a>, <a href="#Seite_320">320</a>.</li> + +<li class="indx"> Lindi, Station, <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_23">23</a>, <a href="#Seite_25">25</a>, <a href="#Seite_34">34</a>, <a href="#Seite_205">205</a>, + <a href="#Seite_214">214-217</a>, <a href="#Seite_223">223-230</a>, <a href="#Seite_232">232-235</a>,</li> +<li class="isub1">237, <a href="#Seite_241">241</a>, <a href="#Seite_242">242</a>, <a href="#Seite_244">244</a>, <a href="#Seite_267">267</a>, <a href="#Seite_277">277</a>, <a href="#Seite_285">285</a>, + <a href="#Seite_289">289</a>, <a href="#Seite_291">291</a>, <a href="#Seite_326">326</a>.</li> + +<li class="indx"> Löppki, Unteroffizier, <a href="#Seite_244">244</a>.</li> + +<li class="indx"> Londoner Abkommen, <a href="#Seite_18">18</a>.</li> + +<li class="indx"> Longa, Missionsstation, <a href="#Seite_108">108</a>, <a href="#Seite_113">113</a>, <a href="#Seite_135">135</a>, <a href="#Seite_257">257</a>, <a href="#Seite_310">310</a>.</li> + +<li class="indx"> Lotsch, <i>Dr.</i>, Assistenzarzt, <a href="#Seite_138">138</a>, <a href="#Seite_140">140</a>.</li> + +<li class="indx"> Luagalla, Dorf, <a href="#Seite_224">224</a>, <a href="#Seite_243">243</a>.</li> + +<li class="indx"> Lualaba-Fluß, <a href="#Seite_217">217</a>.</li> + +<li class="indx"> Ludwig, Sergeant, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_166">166</a>, <a href="#Seite_167">167</a>.</li> + +<li class="indx"> Lula, Dorf, <a href="#Seite_307">307</a>.</li> + +<li class="indx"> Lumi-Fluß, <a href="#Seite_262">262</a>.</li> + +<li class="indx"> Lunda-Reich, <a href="#Seite_40">40</a>.</li> + + +<li class="ifrst"> Mabibu, Dorf, <a href="#Seite_67">67</a>.</li> + +<li class="indx"> Mackenzie, Generalvertreter der Engl.-Ostafr. Gesellschaft, <a href="#Seite_140">140</a>.</li> + +<li class="indx"> Mackinnon, Sir William, <a href="#Seite_124">124</a>.</li> + +<li class="indx"> Madagaskar, <a href="#Seite_297">297</a>.</li> + +<li class="indx"> Madimola, Station der D.-O.-A. G., <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_33">33</a>, <a href="#Seite_142">142</a>, <a href="#Seite_148">148</a>, + <a href="#Seite_220">220</a>.</li> + +<li class="indx"> Mafi, Station der D.-O.-A. G., <a href="#Seite_20">20</a>.</li> + +<li class="indx"> Mafia, Insel, <a href="#Seite_18">18</a>, <a href="#Seite_36">36</a>, <a href="#Seite_206">206</a>, <a href="#Seite_208">208</a>, <a href="#Seite_266">266</a>, + <a href="#Seite_271">271</a>.</li> + +<li class="indx"> Mafiti, Volksstamm, <a href="#Seite_101">101</a>, <a href="#Seite_120">120</a>, <a href="#Seite_141">141-149</a>, <a href="#Seite_152">152</a>, <a href="#Seite_157">157</a>, + <a href="#Seite_161">161</a>, <a href="#Seite_220">220</a>, <a href="#Seite_221">221</a>,<a href="#Seite_223">223</a>, </li> +<li class="isub1"> <a href="#Seite_228">228</a>, <a href="#Seite_229">229</a>, <a href="#Seite_235">235</a>, <a href="#Seite_305">305</a>, <a href="#Seite_308">308</a>, <a href="#Seite_310">310</a>, + <a href="#Seite_316">316</a>, <a href="#Seite_318">318-320</a>, <a href="#Seite_327">327</a>.</li> + +<li class="indx"> Magaya, Jumbe, <a href="#Seite_159">159</a>.</li> + +<li class="indx"> Magila, Missionsstation, <a href="#Seite_157">157</a>, <a href="#Seite_163">163</a>.</li> + +<li class="indx"> Magogoni, Dorf, <a href="#Seite_66">66</a>, <a href="#Seite_68">68</a>.</li> + +<li class="indx"> Magwangwara, Volksstamm, <a href="#Seite_228">228</a>, <a href="#Seite_229">229</a>.</li> + +<li class="indx"> Magurmura, Dorf, <a href="#Seite_67">67</a>.</li> + +<li class="indx"> Mahdi, <a href="#Seite_46">46</a>, <a href="#Seite_123">123</a>.</li> + +<li class="indx"> Mahenge, Volksstamm, <a href="#Seite_9">9</a>, <a href="#Seite_221">221</a>, <a href="#Seite_306">306</a>, <a href="#Seite_313">313</a>, <a href="#Seite_318">318</a>, + <a href="#Seite_319">319</a>.</li> + +<li class="indx"> Makanda, Jumbe in Bagamoyo, <a href="#Seite_27">27</a>, <a href="#Seite_79">79</a>, <a href="#Seite_161">161</a>, <a href="#Seite_318">318</a>.</li> + +<li class="indx"> Makanda-Plateau, <a href="#Seite_229">229</a>.</li> + +<li class="indx"> Makanda, Volksstamm, <a href="#Seite_229">229</a>, <a href="#Seite_232">232</a>, <a href="#Seite_233">233</a>, <a href="#Seite_235">235</a>, <a href="#Seite_240">240</a>.</li> + +<li class="indx"> Makata-Ebene, <a href="#Seite_108">108</a>, <a href="#Seite_113">113</a>, <a href="#Seite_119">119</a>, <a href="#Seite_135">135</a>, <a href="#Seite_140">140</a>.</li> + +<li class="indx"> Makata, Dorf, <a href="#Seite_111">111</a>, <a href="#Seite_136">136</a>.</li> + +<li class="indx"> Makendjira, Häuptling der Wahiyao, <a href="#Seite_228">228</a>.</li> + +<li class="indx"> Makenge, Häuptling, <a href="#Seite_341">341</a>.</li> + +<li class="indx"> Makororo, Dorf, Seite 159.</li> + +<li class="indx"> Makua, Volksstamm, <a href="#Seite_229">229</a>.</li> + +<li class="indx"> Malela, Jumbe in Bagamoyo, <a href="#Seite_162">162</a>.</li> + +<li class="indx"> Mamboia, Dorf, <a href="#Seite_134">134</a>.</li> + +<li class="indx"> Mamboia-Leute, <a href="#Seite_12">12</a>.</li> + +<li class="indx"> Manamate, Häuptling, <a href="#Seite_244">244</a>, <a href="#Seite_255">255</a>, <a href="#Seite_256">256</a>.</li> + +<li class="indx"> Manamgato, Dorf, <a href="#Seite_159">159</a>.</li> + +<li class="indx"> Manda, Insel, <a href="#Seite_264">264</a>.</li> + +<li class="indx"> Mandara, Sultan der Wadschagga, <a href="#Seite_102">102</a>, <a href="#Seite_175">175</a>, <a href="#Seite_190">190</a>, <a href="#Seite_199">199</a>, + <a href="#Seite_247">247</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_248">248</a>, <a href="#Seite_254">254</a>, <a href="#Seite_333">333</a>.</li> + +<li class="indx"> Mandera, Missionsstation, <a href="#Seite_152">152</a>, <a href="#Seite_153">153</a>, <a href="#Seite_155">155</a>, <a href="#Seite_173">173</a>, <a href="#Seite_174">174</a>, + <a href="#Seite_177">177</a>, <a href="#Seite_189">189</a>, <a href="#Seite_190">190</a>.</li> + +<li class="indx"> Mandt, Lieutenant zur See, <a href="#Seite_14">14</a>.</li> + +<li class="indx"> Manjema, Volksstamm, <a href="#Seite_48">48</a>.</li> + +<li class="indx"> Manteuffel, Frhr. v., Major, <a href="#Seite_324">324</a>, <a href="#Seite_334">334</a>.</li> + +<li class="indx"> Marangu, Station, <a href="#Seite_320">320</a>, <a href="#Seite_333">333</a>.</li> + +<li class="indx"> Mareale, Sultan von Marangu, <a href="#Seite_320">320</a>.</li> + +<li class="indx"> Marenga Mkali, Steppe, <a href="#Seite_119">119</a>.</li> + +<li class="indx"> Markgraf, Feldwebel, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_120">120</a>.</li> + +<li class="indx"> Marquard, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Martha, katholische Schwester, <a href="#Seite_33">33</a>, <a href="#Seite_69">69</a>.</li> + +<li class="indx"> »Martha«, Transportdampfer, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_57">57</a>.</li> + +<li class="indx"> Martini, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Masasi, Missionsstation, <a href="#Seite_234">234</a>, <a href="#Seite_235">235</a>.</li> + +<li class="indx"> Maschemba, Häuptling der Wahiyao, <a href="#Seite_224">224-227</a>, <a href="#Seite_230">230-236</a>, <a href="#Seite_240">240-243</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_259">259</a>, <a href="#Seite_313">313</a>.</li> + +<li class="indx"> Masinde, Station, <a href="#Seite_158">158</a>, <a href="#Seite_175">175</a>, <a href="#Seite_220">220</a>, <a href="#Seite_244">244</a>, <a href="#Seite_245">245</a>, + <a href="#Seite_255">255</a>, <a href="#Seite_256">256</a>, <a href="#Seite_325">325</a>.</li> + +<li class="indx"> Masiro, Häuptling, <a href="#Seite_158">158</a>.</li> + +<li class="indx"> Maskat, <a href="#Seite_16">16</a>.</li> + +<li class="indx"> Masoko, Küstenplatz, <a href="#Seite_210">210</a>.</li> + +<li class="indx"> Massai-Land, <a href="#Seite_99">99</a>, <a href="#Seite_119">119</a>.</li> + +<li class="indx"> Massai, Volksstamm, <a href="#Seite_114">114</a>, <a href="#Seite_115">115</a>, <a href="#Seite_119">119</a>, <a href="#Seite_120">120</a>, <a href="#Seite_188">188</a>, + <a href="#Seite_246">246</a>, <a href="#Seite_255">255-257</a>, <a href="#Seite_304">304</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_306">306</a>, <a href="#Seite_311">311</a>, <a href="#Seite_327">327</a>.</li> + +<li class="indx"> Massaua, <a href="#Seite_321">321</a>.</li> + +<li class="indx"> Mataka, Häuptling der Wahiyao, <a href="#Seite_228">228</a>.</li> + +<li class="indx"> Matthews, General, <a href="#Seite_26">26</a>.</li> + +<li class="indx"> »Max«, Schiff des Reichskommissariats, <a href="#Seite_45">45</a>, <a href="#Seite_75">75</a>, <a href="#Seite_207">207</a>.</li> + +<li class="indx"> Mbiki, Dorf, <a href="#Seite_106">106</a>.</li> + +<li class="indx"> Mbusini, Station der D.-O.-A. G., <a href="#Seite_20">20</a>.</li> + +<li class="indx"> Mbuyuni, Ortschaft, <a href="#Seite_103">103-105</a>.</li> + +<li class="indx"> Medem, v., Lieutenant, <a href="#Seite_31">31</a>, <a href="#Seite_53">53-55</a>, <a href="#Seite_58">58</a>, <a href="#Seite_67">67</a>, <a href="#Seite_72">72</a>, + <a href="#Seite_102">102</a>, <a href="#Seite_111">111</a>, <a href="#Seite_117">117</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_118">118</a>, <a href="#Seite_121">121</a>, <a href="#Seite_130">130</a>, <a href="#Seite_131">131</a>, <a href="#Seite_163">163</a>.</li> + +<li class="indx"> Meli, Sohn Mandaras, <a href="#Seite_333">333</a>, <a href="#Seite_334">334</a>.</li> + +<li class="indx"> Merkel, Zahlmeister, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_81">81</a>.</li> + +<li class="indx"> Merker, Lieutenant, <a href="#Seite_53">53-55</a>, <a href="#Seite_66">66</a>, <a href="#Seite_69">69</a>.</li> + +<li class="indx"> Meru-Berg, <a href="#Seite_255">255</a>.</li> + +<li class="indx"> Mevel, Pater, Missionar, <a href="#Seite_109">109</a>.</li> + +<li class="indx"> Meyer, <i>Dr.</i>, <a href="#Seite_157">157</a>, <a href="#Seite_175">175</a>, <a href="#Seite_183">183</a>.</li> + +<li class="indx"> Meyer, Elfenbeinfirma, <a href="#Seite_294">294</a>.</li> + +<li class="indx"> Meyer, Lieutenant, <a href="#Seite_31">31</a>.</li> + +<li class="indx"> Mfumbiro-Berg, <a href="#Seite_262">262</a>, <a href="#Seite_264">264</a>, <a href="#Seite_272">272</a>.</li> + +<li class="indx"> Mgau, Küstenstation, <a href="#Seite_301">301</a>, <a href="#Seite_324">324</a>.</li> + +<li class="indx"> Mhonda, Missionsstation, <a href="#Seite_108">108</a>, <a href="#Seite_163">163</a>, <a href="#Seite_317">317</a>.</li> + +<li class="indx"> Michahelles, <i>Dr.</i>, Generalkonsul, <a href="#Seite_96">96</a>, <a href="#Seite_97">97</a>, <a href="#Seite_200">200</a>, <a href="#Seite_268">268</a>.</li> + +<li class="indx"> Mikindani, Station, <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_25">25</a>, <a href="#Seite_34">34</a>, <a href="#Seite_205">205</a>, <a href="#Seite_216">216</a>, + <a href="#Seite_217">217</a>, <a href="#Seite_223">223</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_228">228</a>, <a href="#Seite_230">230</a>, <a href="#Seite_232">232-237</a>, <a href="#Seite_240">240-244</a>, <a href="#Seite_285">285</a>.</li> + +<li class="indx"> Mirambo, Häuptling, <a href="#Seite_29">29</a>, <a href="#Seite_116">116</a>.</li> + +<li class="indx"> Mission, engl., in Kisogue, <a href="#Seite_100">100</a>, <a href="#Seite_115">115</a>, <a href="#Seite_121">121</a>.</li> + +<li class="indx"> Mission, engl. in Magila, <a href="#Seite_157">157</a>.</li> + +<li class="indx"> Mission, engl. in Mpapua, <a href="#Seite_100">100</a>, <a href="#Seite_115">115</a>.</li> + +<li class="indx"> Mission, engl. Universitäts-, in Masasi, <a href="#Seite_234">234</a>, <a href="#Seite_235">235</a>.</li> + +<li class="indx"> Mission, engl. Universitäts-, in Nevala, <a href="#Seite_234">234</a>, <a href="#Seite_235">235</a>.</li> + +<li class="indx"> Mission, evang., in Daressalam, <a href="#Seite_32">32</a>.</li> + +<li class="indx"> Mission, franz. bei Bagamoyo, <a href="#Seite_28">28</a>, <a href="#Seite_187">187</a>, <a href="#Seite_330">330</a>, <a href="#Seite_331">331</a>.</li> + +<li class="indx"> Mission, franz. bei Morogro, <a href="#Seite_108">108</a>, <a href="#Seite_109">109</a>, <a href="#Seite_136">136</a>, <a href="#Seite_163">163</a>, + <a href="#Seite_296">296</a>.</li> + +<li class="indx"> Mission, franz. in Longa, <a href="#Seite_108">108</a>, <a href="#Seite_113">113</a>, <a href="#Seite_257">257</a>, <a href="#Seite_310">310</a>.</li> + +<li class="indx"> Mission, franz. in Mandera, <a href="#Seite_152">152</a>.</li> + +<li class="indx"> Mission, franz. in Mhonda, <a href="#Seite_108">108</a>, <a href="#Seite_317">317</a>.</li> + +<li class="indx"> Mission, franz. in Tubugue, <a href="#Seite_108">108</a>.</li> + +<li class="indx"> Mission, kath. in Bagamoyo, <a href="#Seite_31">31</a>.</li> + +<li class="indx"> Mission. kath. in Pugu, <a href="#Seite_32">32</a>, <a href="#Seite_33">33</a>, <a href="#Seite_68">68-70</a>.</li> + +<li class="indx"> Mittelstädt, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Mkomasi-Fluß, <a href="#Seite_245">245</a>.</li> + +<li class="indx"> Mkwadja, <a href="#Seite_61">61</a>, <a href="#Seite_156">156</a>, <a href="#Seite_157">157</a>, <a href="#Seite_163">163</a>, <a href="#Seite_164">164</a>, + <a href="#Seite_167">167</a>, <a href="#Seite_172">172</a>, <a href="#Seite_173">173</a>, <a href="#Seite_178">178</a>, <a href="#Seite_179">179</a>, <a href="#Seite_182">182</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_183">183</a>, <a href="#Seite_189">189</a>, <a href="#Seite_199">199</a>, <a href="#Seite_201">201</a>.</li> + +<li class="indx"> Mlangotini, Ortschaft, <a href="#Seite_79">79</a>.</li> + +<li class="indx"> Mlembule, Dorf, <a href="#Seite_156">156</a>, <a href="#Seite_165">165</a>, <a href="#Seite_167">167</a>, <a href="#Seite_168">168</a>, <a href="#Seite_171">171-174</a>, + <a href="#Seite_176">176</a>, <a href="#Seite_177">177</a>, <a href="#Seite_182">182</a>.</li> + +<li class="indx"> v. Möller, Lieutenant zur See, <a href="#Seite_74">74</a>.</li> + +<li class="indx"> »Möwe«, S. M. Schiff, <a href="#Seite_14">14</a>, <a href="#Seite_17">17</a>, <a href="#Seite_25">25</a>, <a href="#Seite_27">27</a>, <a href="#Seite_32">32</a>, + <a href="#Seite_34">34</a>, <a href="#Seite_36">36</a>, <a href="#Seite_72">72</a>.</li> + +<li class="indx"> Mohammed ben Kassim, <a href="#Seite_184">184</a>, <a href="#Seite_217">217</a>, <a href="#Seite_219">219</a>, <a href="#Seite_342">342</a>.</li> + +<li class="indx"> Mohammed ben Raschid, <a href="#Seite_223">223</a>.</li> + +<li class="indx"> Mohammed ben Seliman, Akida von Daressalam, <a href="#Seite_24">24</a>, <a href="#Seite_31">31</a>.</li> + +<li class="indx"> Mohammed Soa, Häuptling, <a href="#Seite_158">158</a>.</li> + +<li class="indx"> Mombassa, <a href="#Seite_128">128</a>, <a href="#Seite_257">257</a>, <a href="#Seite_289">289</a>.</li> + +<li class="indx"> Momphu, Landschaft, <a href="#Seite_348">348</a>.</li> + +<li class="indx"> Morogro, Ortschaft, <a href="#Seite_108">108</a>, <a href="#Seite_110">110</a>, <a href="#Seite_112">112</a>, <a href="#Seite_136">136</a>, <a href="#Seite_162">162</a>, + <a href="#Seite_196">196</a>, <a href="#Seite_297">297</a>, <a href="#Seite_319">319</a>.</li> + +<li class="indx"> Moschi, Station am Kilimandscharo, <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_190">190</a>, <a href="#Seite_244">244</a>, <a href="#Seite_247">247</a>, + <a href="#Seite_248">248</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_254">254-257</a>, <a href="#Seite_320">320</a>, <a href="#Seite_333">333</a>, <a href="#Seite_334">334</a>.</li> + +<li class="indx"> Mozambique, <a href="#Seite_48">48</a>, <a href="#Seite_263">263</a>, <a href="#Seite_291">291</a>.</li> + +<li class="indx"> Mpapua, <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_33">33</a>, <a href="#Seite_99">99-101</a>, <a href="#Seite_105">105</a>, <a href="#Seite_113">113-121</a>, + <a href="#Seite_130">130-132</a>, <a href="#Seite_141">141</a>, <a href="#Seite_149">149</a>, <a href="#Seite_152">152</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_158">158</a>, <a href="#Seite_163">163</a>, <a href="#Seite_172">172</a>, <a href="#Seite_185">185</a>, <a href="#Seite_188">188-190</a>, <a href="#Seite_192">192</a>, + <a href="#Seite_219">219</a>, <a href="#Seite_220">220</a>, <a href="#Seite_257">257</a>, <a href="#Seite_259">259</a>, <a href="#Seite_285">285</a>, <a href="#Seite_288">288</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_306">306</a>, <a href="#Seite_311">311</a>, <a href="#Seite_320">320</a>, <a href="#Seite_326">326</a>, <a href="#Seite_336">336</a>, <a href="#Seite_340">340</a>, + <a href="#Seite_341">341</a>.</li> + +<li class="indx"> Mrima-Leute, <a href="#Seite_23">23</a>, <a href="#Seite_107">107</a>.</li> + +<li class="indx"> Mschinga, Dorf, <a href="#Seite_233">233</a>.</li> + +<li class="indx"> Msinje-Fluß, <a href="#Seite_263">263</a>.</li> + +<li class="indx"> Msua, Dorf, <a href="#Seite_105">105-108</a>, <a href="#Seite_135">135</a>, <a href="#Seite_136">136</a>, <a href="#Seite_150">150</a>.</li> + +<li class="indx"> Mtansa, Dorf, <a href="#Seite_221">221</a>.</li> + +<li class="indx"> Mtingia, Sultan von Usongo, <a href="#Seite_344">344</a>, <a href="#Seite_345">345</a>.</li> + +<li class="indx"> Mtoni, Dorf mit Fähre, <a href="#Seite_103">103</a>, <a href="#Seite_188">188</a>, <a href="#Seite_192">192</a>.</li> + +<li class="indx"> Mtua, Dorf, <a href="#Seite_158">158</a>, <a href="#Seite_160">160</a>.</li> + +<li class="indx"> Muanga, Herrscher v. Uganda, <a href="#Seite_270">270</a>.</li> + +<li class="indx"> Muanza, Station, <a href="#Seite_294">294</a>, <a href="#Seite_341">341</a>, <a href="#Seite_347">347</a>, <a href="#Seite_348">348</a>.</li> + +<li class="indx"> Müller, Franz, Lieutenant, <a href="#Seite_41">41</a>.</li> + +<li class="indx"> Müller, Hans, Lieutenant, <a href="#Seite_41">41</a>.</li> + +<li class="indx"> »München«, Schiff, des Reichskommissariats, <a href="#Seite_45">45</a>, <a href="#Seite_75">75</a>, <a href="#Seite_87">87</a>, <a href="#Seite_88">88</a>, + <a href="#Seite_154">154</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_179">179</a>, <a href="#Seite_205">205-207</a>, <a href="#Seite_214">214-217</a>.</li> + +<li class="indx"> Muenda, Dorf, <a href="#Seite_158">158</a>, <a href="#Seite_160">160</a>.</li> + +<li class="indx"> Muganda, <a href="#Seite_80">80</a>.</li> + +<li class="indx"> Muini Muharra, Sklavenjäger, <a href="#Seite_43">43</a>.</li> + +<li class="indx"> Muini Sagara, Dorf, <a href="#Seite_113">113</a>, <a href="#Seite_114">114</a>, <a href="#Seite_135">135</a>.</li> + +<li class="indx"> Muini Sagara, Sultan von Usagara, <a href="#Seite_10">10</a>, <a href="#Seite_113">113</a>.</li> + +<li class="indx"> Muini Sagara, dessen Tochter, <a href="#Seite_113">113</a>.</li> + +<li class="indx"> Mukondogua-Thal, <a href="#Seite_113">113</a>, <a href="#Seite_114">114</a>, <a href="#Seite_135">135</a>, <a href="#Seite_257">257</a>, <a href="#Seite_304">304</a>, + <a href="#Seite_305">305</a>, <a href="#Seite_340">340</a>.</li> + +<li class="indx"> Munikombo, Wali v. Timbari, <a href="#Seite_80">80</a>.</li> + +<li class="indx"> Muoa, Dorf, <a href="#Seite_199">199</a>.</li> + +<li class="indx"> Murgan Effendi, farb. Offizier, <a href="#Seite_308">308</a>.</li> + + +<li class="ifrst"> Nachtigall, <i>Dr.</i>, <a href="#Seite_40">40</a>.</li> + +<li class="indx"> Naeter, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Nassr Munimgando, <a href="#Seite_230">230</a>.</li> + +<li class="indx"> Natal, <a href="#Seite_291">291</a>.</li> + +<li class="indx"> Ndumi, Dorf, <a href="#Seite_14">14</a>, <a href="#Seite_73">73</a>, <a href="#Seite_154">154</a>, <a href="#Seite_155">155</a>.</li> + +<li class="indx"> Ndungu, Dorf, <a href="#Seite_245">245</a>.</li> + +<li class="indx"> »Neera«, Dampfer, <a href="#Seite_67">67</a>.</li> + +<li class="indx"> Nelson, Kapitän, Begleiter Stanleys, <a href="#Seite_122">122</a>.</li> + +<li class="indx"> Nettelblatt, Frhr. v., <i>Dr.</i>, <a href="#Seite_173">173</a>, <a href="#Seite_178">178</a>.</li> + +<li class="indx"> Neu-Guinea-Gesellschaft, <a href="#Seite_283">283</a>.</li> + +<li class="indx"> Neumann, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Nevala, Missionsstation, <a href="#Seite_234">234-236</a>.</li> + +<li class="indx"> Nguruberge, <a href="#Seite_108">108</a>.</li> + +<li class="indx"> Nguru, Landschaft, <a href="#Seite_3">3</a>, <a href="#Seite_17">17</a>, <a href="#Seite_71">71</a>, <a href="#Seite_158">158</a>, <a href="#Seite_159">159</a>, + <a href="#Seite_163">163</a>, <a href="#Seite_183">183</a>, <a href="#Seite_221">221</a>, <a href="#Seite_317">317</a>.</li> + +<li class="indx"> Niangamala, Dorf, <a href="#Seite_232">232</a>.</li> + +<li class="indx"> Nielsen, Beamt. d. D.-O.-A. G., <a href="#Seite_99">99</a>, <a href="#Seite_100">100</a>.</li> + +<li class="indx"> Nil, <a href="#Seite_264">264</a>.</li> + +<li class="indx"> Nowack, Feldwebel, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_252">252</a>.</li> + +<li class="indx"> Nyassa-See, <a href="#Seite_42">42</a>, <a href="#Seite_223">223</a>, <a href="#Seite_227">227-229</a>, <a href="#Seite_242">242</a>, <a href="#Seite_263">263</a>, + <a href="#Seite_265">265</a>, <a href="#Seite_270">270-272</a>, <a href="#Seite_288">288</a>, <a href="#Seite_349">349</a>.</li> + +<li class="indx"> Nyangwe, Stadt, <a href="#Seite_42">42</a>, <a href="#Seite_43">43</a>.</li> + + +<li class="ifrst"> »Olga«, S. M. Schiff, <a href="#Seite_17">17</a>, <a href="#Seite_27">27</a>.</li> + +<li class="indx"> Omar, siehe Kadi Omar.</li> + +<li class="indx"> Oskar Bruder, Missionar, <a href="#Seite_31">31</a>, <a href="#Seite_133">133</a>, <a href="#Seite_134">134</a>.</li> + +<li class="indx"> Ostermann, Lieutenant, <a href="#Seite_31">31</a>.</li> + +<li class="indx"> Otto, Kaufmann, <a href="#Seite_3">3</a>, <a href="#Seite_5">5</a>.</li> + + +<li class="ifrst"> Palamakaa, Ortschaft, <a href="#Seite_173">173-179</a>, <a href="#Seite_181">181</a>, <a href="#Seite_182">182</a>.</li> + +<li class="indx"> Pandascharo, Waniamuesi-Häuptling, <a href="#Seite_117">117</a>.</li> + +<li class="indx"> Pangani-Fluß, <a href="#Seite_25">25</a>, <a href="#Seite_87">87</a>, <a href="#Seite_244">244</a>, <a href="#Seite_246">246</a>, <a href="#Seite_255">255-257</a>, + <a href="#Seite_289">289</a>, <a href="#Seite_292">292</a>.</li> + +<li class="indx"> Pangani-Station, <a href="#Seite_7">7</a>, <a href="#Seite_18">18</a>, <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_23">23</a>, <a href="#Seite_25">25</a>, <a href="#Seite_26">26</a>, + <a href="#Seite_29">29</a>, <a href="#Seite_49">49</a>, <a href="#Seite_51">51</a>, <a href="#Seite_61">61</a>, <a href="#Seite_71">71-78</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_80">80</a>, <a href="#Seite_87">87</a>, <a href="#Seite_89">89</a>, <a href="#Seite_154">154</a>, <a href="#Seite_157">157</a>, <a href="#Seite_158">158</a>, <a href="#Seite_160">160-164</a>, + <a href="#Seite_175">175</a>, <a href="#Seite_179">179</a>, <a href="#Seite_180">180</a>, <a href="#Seite_183">183</a>, <a href="#Seite_190">190</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_195">195</a>, <a href="#Seite_199">199</a>, <a href="#Seite_201">201</a>, <a href="#Seite_205">205</a>, <a href="#Seite_217">217</a>, <a href="#Seite_244">244</a>, <a href="#Seite_245">245</a>, + <a href="#Seite_257">257</a>, <a href="#Seite_259">259</a>, <a href="#Seite_277">277-279</a>, <a href="#Seite_282">282</a>, <a href="#Seite_285">285</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_289">289</a>, <a href="#Seite_291">291</a>, <a href="#Seite_318">318</a>, <a href="#Seite_324">324</a>.</li> + +<li class="indx"> Pangiri, Dorf, <a href="#Seite_103">103</a>, <a href="#Seite_106">106</a>, <a href="#Seite_109">109</a>, <a href="#Seite_148">148</a>, <a href="#Seite_220">220</a>.</li> + +<li class="indx"> Pangiri, Jumbe, <a href="#Seite_220">220</a>.</li> + +<li class="indx"> Pare-Gebirge, <a href="#Seite_245">245</a>, <a href="#Seite_255">255</a>, <a href="#Seite_289">289</a>.</li> + +<li class="indx"> Pare Mabua, Dorf, <a href="#Seite_245">245</a>, <a href="#Seite_246">246</a>.</li> + +<li class="indx"> Parke, <i>Dr.</i>, Begleiter Stanleys, <a href="#Seite_122">122</a>, <a href="#Seite_130">130</a>, <a href="#Seite_138">138-140</a>.</li> + +<li class="indx"> Parsis, <a href="#Seite_260">260</a>.</li> + +<li class="indx"> Patta, Insel, <a href="#Seite_264">264</a>.</li> + +<li class="indx"> v. Saint-Paul-Illaire, Generalvertreter der D.-O.-A. G.,</li> +<li class="isub1">49, <a href="#Seite_97">97</a>, <a href="#Seite_293">293</a>.</li> + +<li class="indx"> v. Pechmann, Lieutenant, <a href="#Seite_241">241</a>.</li> + +<li class="indx"> Pemba, Insel, <a href="#Seite_18">18</a>, <a href="#Seite_156">156</a>, <a href="#Seite_266">266</a>, <a href="#Seite_272">272</a>.</li> + +<li class="indx"> v. Perbandt, Lieutenant, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_55">55</a>, <a href="#Seite_58">58</a>, <a href="#Seite_72">72</a>, <a href="#Seite_143">143</a>, + <a href="#Seite_145">145</a>, <a href="#Seite_146">146</a>, <a href="#Seite_148">148</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_150">150</a>, <a href="#Seite_157">157</a>, <a href="#Seite_173">173</a>, <a href="#Seite_221">221</a>, <a href="#Seite_321">321</a>, <a href="#Seite_324">324</a>.</li> + +<li class="indx"> Perrot, Wilhelm, <a href="#Seite_293">293</a>.</li> + +<li class="indx"> Peter, Feldwebel, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_62">62</a>.</li> + +<li class="indx"> Peters, <i>Dr.</i>, Carl, <a href="#Seite_3">3-5</a>, <a href="#Seite_19">19</a>, <a href="#Seite_44">44</a>, <a href="#Seite_64">64</a>, <a href="#Seite_67">67</a>, + <a href="#Seite_270">270</a>, <a href="#Seite_320">320</a>, <a href="#Seite_321">321</a>,</li> +<li class="isub1">334, <a href="#Seite_340">340</a>, <a href="#Seite_341">341</a>.</li> + +<li class="indx"> Petrus, Bruder, Missionar, <a href="#Seite_33">33</a>, <a href="#Seite_69">69</a>.</li> + +<li class="indx"> Pfeil, Joachim, Graf, <a href="#Seite_3">3</a>, <a href="#Seite_5">5</a>.</li> + +<li class="indx"> Pfeil, Graf, Kapitän der Flottille, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Pflanzer-Gesellschaft, deutsche, <a href="#Seite_198">198</a>, <a href="#Seite_276">276</a>, <a href="#Seite_293">293</a>.</li> + +<li class="indx"> Pfrank, Beamter der D.-O.-A. G., <a href="#Seite_34">34</a>.</li> + +<li class="indx"> Piehl, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> v. Pirch, Lieutenant, <a href="#Seite_307">307</a>.</li> + +<li class="indx"> Plantagen-Gesellschaft, Ostafrikanische, <a href="#Seite_190">190</a>, <a href="#Seite_276">276</a>, <a href="#Seite_292">292</a>, <a href="#Seite_293">293</a>.</li> + +<li class="indx"> Plüddemann, Kapitän zur See, <a href="#Seite_76">76</a>.</li> + +<li class="indx"> Podlech, Lieutenant, <a href="#Seite_324">324</a>.</li> + +<li class="indx"> Pogge, Afrikaforscher, <a href="#Seite_40">40</a>.</li> + +<li class="indx"> Pori, Jumbe in Bagamoyo, <a href="#Seite_162">162</a>.</li> + +<li class="indx"> Portugiesen, <a href="#Seite_295">295</a>.</li> + +<li class="indx"> Post des Reichskommissariats, <a href="#Seite_96">96</a>.</li> + +<li class="indx"> Prager, Kapitän der Flottille, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Prince, Lieutenant, <a href="#Seite_241">241</a>, <a href="#Seite_245">245</a>, <a href="#Seite_310">310</a>, <a href="#Seite_311">311</a>, <a href="#Seite_318">318</a>, + <a href="#Seite_320">320</a>, <a href="#Seite_324">324</a>.</li> + +<li class="indx"> »Prinz Adalbert«, S. M. Schiff, <a href="#Seite_17">17</a>.</li> + +<li class="indx"> Pugu, Missionsstation, <a href="#Seite_32">32</a>, <a href="#Seite_68">68-70</a>, <a href="#Seite_142">142</a>.</li> + + +<li class="ifrst"> Quamkoro, Dorf, <a href="#Seite_159">159</a>.</li> + +<li class="indx"> Quilimane, Küstenplatz, <a href="#Seite_42">42</a>, <a href="#Seite_291">291</a>.</li> + + +<li class="ifrst"> Rabe, Deckoffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Radatz, Lieutenant, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_55">55</a>, <a href="#Seite_58">58</a>.</li> + +<li class="indx"> Ramassan, <a href="#Seite_7">7</a>, <a href="#Seite_8">8</a>, <a href="#Seite_11">11</a>, <a href="#Seite_13">13</a>.</li> + +<li class="indx"> Ramsay, Lieutenant, <a href="#Seite_48">48</a>, <a href="#Seite_53">53-55</a>, <a href="#Seite_58">58</a>, <a href="#Seite_101">101</a>, <a href="#Seite_102">102</a>, + <a href="#Seite_113">113</a>, <a href="#Seite_158">158</a>, <a href="#Seite_201">201</a>, <a href="#Seite_220">220</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_221">221</a>, <a href="#Seite_223">223</a>, <a href="#Seite_240">240</a>, <a href="#Seite_258">258</a>, <a href="#Seite_304">304</a>, <a href="#Seite_323">323</a>.</li> + +<li class="indx"> Raschid Schapapa, <a href="#Seite_223">223</a>, <a href="#Seite_233">233</a>, <a href="#Seite_234">234</a>.</li> + +<li class="indx"> Ras Muhesa, Fort, <a href="#Seite_76">76</a>, <a href="#Seite_190">190</a>.</li> + +<li class="indx"> Reich, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Richard, Paul, Afrikaforscher, <a href="#Seite_274">274</a>.</li> + +<li class="indx"> Reichskommissar, siehe Wißmann.</li> + +<li class="indx"> Richelmann, Hauptmann, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_62">62</a>, <a href="#Seite_140">140</a>, <a href="#Seite_142">142</a>, <a href="#Seite_143">143</a>, + <a href="#Seite_147">147-149</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_153">153</a>, <a href="#Seite_201">201</a>, <a href="#Seite_342">342</a>.</li> + +<li class="indx"> Richter, <a href="#Seite_295">295</a>.</li> + +<li class="indx"> Rienda-Fluß, <a href="#Seite_233">233</a>.</li> + +<li class="indx"> Roberth, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Römer, Kapitän der Flottille, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Rohlfs, Generalkonsul, <a href="#Seite_15">15</a>.</li> + +<li class="indx"> Rohr, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Rongor-Fluß, <a href="#Seite_246">246</a>.</li> + +<li class="indx"> Rovuma-Fluß, <a href="#Seite_5">5</a>, <a href="#Seite_16">16</a>, <a href="#Seite_18">18</a>, <a href="#Seite_205">205</a>, <a href="#Seite_227">227</a>, <a href="#Seite_233">233</a>, + <a href="#Seite_234">234</a>, <a href="#Seite_236">236</a>, <a href="#Seite_263">263</a>.</li> + +<li class="indx"> Rüdiger, Korvettenkapitän, <a href="#Seite_323">323</a>.</li> + +<li class="indx"> Rühle, Beamter der D.-O.-A. G. <a href="#Seite_12">12</a>.</li> + +<li class="indx"> Rufidji-Fluß, <a href="#Seite_5">5</a>, <a href="#Seite_6">6</a>, <a href="#Seite_9">9</a>, <a href="#Seite_205">205</a>, <a href="#Seite_220">220</a>, <a href="#Seite_221">221</a>, + <a href="#Seite_223">223</a>, <a href="#Seite_305">305</a>, <a href="#Seite_307">307</a>, <a href="#Seite_320">320</a>.</li> + +<li class="indx"> Rufu-Fluß, <a href="#Seite_289">289</a>.</li> + +<li class="indx"> Ruga-Ruga, Räuber, <a href="#Seite_12">12</a>.</li> + +<li class="indx"> Rukyrro-Bai, <a href="#Seite_209">209</a>, <a href="#Seite_210">210</a>.</li> + +<li class="indx"> Rymarzig, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + + +<li class="ifrst"> Sadani, <a href="#Seite_12">12-14</a>, <a href="#Seite_29">29</a>, <a href="#Seite_40">40</a>, <a href="#Seite_51">51</a>, <a href="#Seite_61">61</a>, <a href="#Seite_70">70-74</a>, + <a href="#Seite_79">79</a>, <a href="#Seite_80">80</a>, <a href="#Seite_152">152</a>, <a href="#Seite_154">154-156</a>, <a href="#Seite_163">163</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_165">165</a>, <a href="#Seite_167">167-169</a>, <a href="#Seite_172">172-179</a>, <a href="#Seite_182">182</a>, <a href="#Seite_183">183</a>, <a href="#Seite_189">189</a>, + <a href="#Seite_190">190</a>, <a href="#Seite_199">199</a>, <a href="#Seite_201">201</a>, <a href="#Seite_217">217</a>, <a href="#Seite_219">219</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_257">257</a>, <a href="#Seite_259">259</a>, <a href="#Seite_291">291</a>, <a href="#Seite_324">324</a>.</li> + +<li class="indx"> Said Ali, gegenwärtiger Sultan von Sansibar, <a href="#Seite_205">205</a>, <a href="#Seite_216">216</a>, <a href="#Seite_217">217</a>, <a href="#Seite_224">224</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_240">240</a>, <a href="#Seite_247">247</a>, <a href="#Seite_266">266</a>, <a href="#Seite_268">268</a>, <a href="#Seite_269">269</a>, <a href="#Seite_271">271</a>, + <a href="#Seite_273">273</a>.</li> + +<li class="indx"> Said Bargasch, 1870-88 Sultan v. Sansibar, <a href="#Seite_4">4</a>, <a href="#Seite_6">6-8</a>, <a href="#Seite_15">15-19</a>, <a href="#Seite_29">29</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_171">171</a>, <a href="#Seite_233">233</a>, <a href="#Seite_234">234</a>, <a href="#Seite_243">243</a>.</li> + +<li class="indx"> Said Hamedi, <a href="#Seite_73">73</a>.</li> + +<li class="indx"> Said Kalifa, 1888-90 Sultan von Sansibar, <a href="#Seite_16">16</a>, <a href="#Seite_19">19</a>, <a href="#Seite_26">26</a>, <a href="#Seite_49">49</a>, + <a href="#Seite_74">74</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_96">96</a>, <a href="#Seite_97">97</a>, <a href="#Seite_160">160</a>, <a href="#Seite_230">230</a>, <a href="#Seite_279">279</a>.</li> + +<li class="indx"> Said Madjid, 1856-70 Sultan von Sansibar, <a href="#Seite_16">16</a>, <a href="#Seite_29">29</a>.</li> + +<li class="indx"> Said Magram, <a href="#Seite_24">24</a>, <a href="#Seite_28">28</a>.</li> + +<li class="indx"> Said Said, 1840-56 Sultan von Sansibar, <a href="#Seite_16">16</a>.</li> + +<li class="indx"> v. Saint-Paul-Illaire siehe Paul.</li> + +<li class="indx"> Salem, Sklavenhändler, <a href="#Seite_79">79</a>.</li> + +<li class="indx"> Samanga, <a href="#Seite_209">209</a>.</li> + +<li class="indx"> Sankurru-Fluß, <a href="#Seite_41">41</a>.</li> + +<li class="indx"> Sansibar, <a href="#Seite_3">3</a>, <a href="#Seite_6">6</a>, <a href="#Seite_16">16</a>, <a href="#Seite_18">18</a>, <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_44">44</a>, + <a href="#Seite_45">45</a>, <a href="#Seite_49">49</a>, <a href="#Seite_74">74</a>, <a href="#Seite_80">80</a>, <a href="#Seite_83">83-87</a>, <a href="#Seite_89">89</a>, + <a href="#Seite_97">97</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_98">98</a>, <a href="#Seite_136">136</a>, <a href="#Seite_139">139</a>, <a href="#Seite_140">140</a>, <a href="#Seite_156">156</a>, <a href="#Seite_164">164</a>, <a href="#Seite_167">167</a>, + <a href="#Seite_179">179</a>, <a href="#Seite_186">186</a>, <a href="#Seite_194">194</a>, <a href="#Seite_195">195</a>, <a href="#Seite_200">200-203</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_205">205</a>, <a href="#Seite_206">206</a>, <a href="#Seite_213">213</a>, <a href="#Seite_216">216</a>, <a href="#Seite_220">220</a>, <a href="#Seite_227">227</a>, <a href="#Seite_228">228</a>, + <a href="#Seite_233">233</a>, <a href="#Seite_237">237</a>, <a href="#Seite_268">268</a>, <a href="#Seite_269">269</a>, <a href="#Seite_271">271-274</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_277">277</a>, <a href="#Seite_278">278</a>, <a href="#Seite_290">290</a>, <a href="#Seite_291">291</a>, <a href="#Seite_294">294</a>, <a href="#Seite_295">295</a>, <a href="#Seite_297">297</a>, + <a href="#Seite_299">299</a>, <a href="#Seite_329">329</a>, <a href="#Seite_330">330</a>, <a href="#Seite_338">338</a>, <a href="#Seite_340">340</a>.</li> + +<li class="indx"> Sansibariten, <a href="#Seite_132">132</a>.</li> + +<li class="indx"> Scheffer, engl. Oberst, <a href="#Seite_46">46</a>, <a href="#Seite_202">202</a>.</li> + +<li class="indx"> Schafflick, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Schaumbacher, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Schech Amer, <a href="#Seite_24">24</a>, <a href="#Seite_195">195</a>.</li> + +<li class="indx"> Schelle, Lieutenant zur See, <a href="#Seite_60">60-62</a>.</li> + +<li class="indx"> Scherner, Lieutenant, <a href="#Seite_202">202</a>, <a href="#Seite_234">234</a>.</li> + +<li class="indx"> »Schibin«, Dampfer, <a href="#Seite_203">203</a>, <a href="#Seite_268">268</a>.</li> + +<li class="indx"> Schikambo, Oberhäuptling der Makanda, <a href="#Seite_230">230</a>, <a href="#Seite_232">232</a>, <a href="#Seite_233">233</a>, <a href="#Seite_240">240</a>.</li> + +<li class="indx"> Schindu, Rebellenführer, <a href="#Seite_32">32</a>, <a href="#Seite_67">67</a>.</li> + +<li class="indx"> Schipangilosiche Kipangiro.</li> + +<li class="indx"> Schire-Fluß, <a href="#Seite_42">42</a>, <a href="#Seite_273">273</a>, <a href="#Seite_349">349</a>.</li> + +<li class="indx"> Schlüter, Premierlieutenant, <a href="#Seite_5">5</a>.</li> + +<li class="indx"> Schmelzkopf, <i>Dr.</i>, Stabsarzt, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_62">62</a>, <a href="#Seite_86">86-88</a>.</li> + +<li class="indx"> Schmidt, <i>Dr.</i>, Carl Wilhelm, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_58">58</a>, <a href="#Seite_59">59</a>, <a href="#Seite_62">62</a>, + <a href="#Seite_64">64</a>, <a href="#Seite_65">65</a>, <a href="#Seite_75">75</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_80">80</a>, <a href="#Seite_157">157-160</a>, <a href="#Seite_174">174-176</a>, <a href="#Seite_195">195</a>, <a href="#Seite_207">207</a>, <a href="#Seite_216">216-222</a>, + <a href="#Seite_232">232-235</a>, <a href="#Seite_237">237</a>, <a href="#Seite_239">239</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_240">240</a>, <a href="#Seite_299">299</a>, <a href="#Seite_322">322</a>.</li> + +<li class="indx"> Schmidt, Gärtner, Beamter der D.-O.-A. G., <a href="#Seite_5">5</a>, <a href="#Seite_114">114</a>.</li> + +<li class="indx"> Schmidt, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_307">307</a>.</li> + +<li class="indx"> Schubert, <i>Dr.</i>, Arzt, <a href="#Seite_14">14</a>.</li> + +<li class="indx"> Schubert, Sergeant, <a href="#Seite_321">321</a>.</li> + +<li class="indx"> Schuguli-Fälle, <a href="#Seite_221">221</a>.</li> + +<li class="indx"> Schulte, Feldwebel, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_164">164-166</a>.</li> + +<li class="indx"> Schultz, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> »Schwalbe«, S. M. Schiff, <a href="#Seite_36">36</a>, <a href="#Seite_58">58</a>, <a href="#Seite_72">72</a>, <a href="#Seite_139">139</a>, <a href="#Seite_173">173</a>, + <a href="#Seite_174">174</a>, <a href="#Seite_206">206</a>, <a href="#Seite_207">207</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_209">209</a>, <a href="#Seite_210">210</a>, <a href="#Seite_214">214</a>, <a href="#Seite_215">215</a>, <a href="#Seite_217">217</a>, <a href="#Seite_323">323</a>.</li> + +<li class="indx"> »Schwan«, Dampfer, <a href="#Seite_50">50</a>.</li> + +<li class="indx"> Schwarz, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Schweinfurth, Professor, <a href="#Seite_124">124</a>.</li> + +<li class="indx"> Schynse, Pater, Missionar, <a href="#Seite_122">122</a>, <a href="#Seite_133">133-135</a>.</li> + +<li class="indx"> Seehandlung, Ostafrikan., (W. Perrot), <a href="#Seite_293">293</a>.</li> + +<li class="indx"> Sef ben Issa, <a href="#Seite_78">78</a>.</li> + +<li class="indx"> Sef ben Mohammed, Sohn Tibbu Tibs, <a href="#Seite_79">79</a>.</li> + +<li class="indx"> Sef ben Saad, <a href="#Seite_343">343</a>.</li> + +<li class="indx"> Selim ben Salum, <a href="#Seite_215">215</a>, <a href="#Seite_216">216</a>.</li> + +<li class="indx"> Seliman ben Sef, Rebellenführer, <a href="#Seite_32">32</a>, <a href="#Seite_67">67</a>.</li> + +<li class="indx"> Selle, Beamter, <a href="#Seite_301">301</a>.</li> + +<li class="indx"> Semmling, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Sewa Hadji, <a href="#Seite_187">187</a>, <a href="#Seite_330">330</a>.</li> + +<li class="indx"> Sigl, Lieutenant, <a href="#Seite_178">178</a>, <a href="#Seite_180">180</a>, <a href="#Seite_201">201</a>, <a href="#Seite_217">217</a>, <a href="#Seite_345">345-348</a>.</li> + +<li class="indx"> Sikke, Sultan von Unianiembe, <a href="#Seite_23">23</a>, <a href="#Seite_342">342</a>, <a href="#Seite_343">343</a>, <a href="#Seite_347">347</a>.</li> + +<li class="indx"> Sima, Station der D.-O.-A. G., <a href="#Seite_5">5</a>, <a href="#Seite_10">10</a>, <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_114">114</a>.</li> + +<li class="indx"> Simba, Jumbe von Msua, <a href="#Seite_107">107</a>.</li> + +<li class="indx"> Simbambili, Jumbe in Bagamoyo, <a href="#Seite_27">27</a>, <a href="#Seite_79">79</a>.</li> + +<li class="indx"> Simbamueno, Dorf, <a href="#Seite_108">108-110</a>, <a href="#Seite_113">113</a>.</li> + +<li class="indx"> Simbamuene, Herrscherin desselben, <a href="#Seite_108">108</a>, <a href="#Seite_109">109</a>.</li> + +<li class="indx"> Simbasi, Ortschaft, <a href="#Seite_70">70</a>.</li> + +<li class="indx"> Simbodja, Häuptling, <a href="#Seite_157">157</a>, <a href="#Seite_158">158</a>, <a href="#Seite_175">175</a>, <a href="#Seite_183">183</a>, <a href="#Seite_184">184</a>, + <a href="#Seite_196">196</a>, <a href="#Seite_220">220</a>, <a href="#Seite_245">245</a>.</li> + +<li class="indx"> Singino-Hügel, <a href="#Seite_214">214</a>.</li> + +<li class="indx"> Sinna, Sultan von Kiboscho, <a href="#Seite_244">244</a>, <a href="#Seite_247">247</a>, <a href="#Seite_248">248</a>, <a href="#Seite_253">253-255</a>.</li> + +<li class="indx"> v. Sivers, Lieutenant zur See, der Reserve, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_72">72</a>, <a href="#Seite_86">86</a>, <a href="#Seite_324">324</a>.</li> + +<li class="indx"> Smith, Sir Evan, engl. Generalkonsul, <a href="#Seite_140">140</a>.</li> + +<li class="indx"> Snakker, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Soden, Frhr. v., Gouverneur, <a href="#Seite_57">57</a>, <a href="#Seite_237">237</a>, <a href="#Seite_256">256</a>, <a href="#Seite_258">258</a>, <a href="#Seite_291">291</a>, + <a href="#Seite_299">299</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_301">301-306</a>, <a href="#Seite_309">309-311</a>, <a href="#Seite_320">320-323</a>, <a href="#Seite_325">325</a>, <a href="#Seite_326">326</a>, <a href="#Seite_328">328-332</a>, + <a href="#Seite_334">334</a>, <a href="#Seite_350">350</a>.</li> + +<li class="indx"> Söhnge, Kaufmann, <a href="#Seite_6">6</a>, <a href="#Seite_9">9</a>, <a href="#Seite_10">10</a>, <a href="#Seite_14">14</a>.</li> + +<li class="indx"> Soliman ben Nassr, <a href="#Seite_74">74</a>, <a href="#Seite_78">78</a>, <a href="#Seite_179">179</a>, <a href="#Seite_183">183</a>, <a href="#Seite_195">195</a>, + <a href="#Seite_205">205</a>.</li> + +<li class="indx"> »Somali«, Dampfer, <a href="#Seite_53">53</a>.</li> + +<li class="indx"> Somaliküste, <a href="#Seite_5">5</a>, <a href="#Seite_269">269</a>.</li> + +<li class="indx"> Somali-Leute, <a href="#Seite_48">48</a>, <a href="#Seite_64">64</a>.</li> + +<li class="indx"> Somwi, Dorf, <a href="#Seite_111">111-113</a>.</li> + +<li class="indx"> Songwe-Fluß, <a href="#Seite_263">263</a>.</li> + +<li class="indx"> Sonnenschein, Legationsrat, <a href="#Seite_300">300</a>.</li> + +<li class="indx"> »Sophie«, S. M. Schiff, <a href="#Seite_32">32</a>, <a href="#Seite_36">36</a>.</li> + +<li class="indx"> »Sperber«, S. M. Schiff, <a href="#Seite_139">139</a>, <a href="#Seite_140">140</a>, <a href="#Seite_167">167</a>, <a href="#Seite_173">173</a>, <a href="#Seite_179">179</a>, + <a href="#Seite_188">188</a>.</li> + +<li class="indx"> Stairs, Lieutenant, Begl. Stanleys, <a href="#Seite_122">122</a>, <a href="#Seite_137">137</a>.</li> + +<li class="indx"> Stanley, <a href="#Seite_105">105</a>, <a href="#Seite_117">117</a>, <a href="#Seite_121">121-140</a>, <a href="#Seite_150">150</a>.</li> + +<li class="indx"> Steinbach, Steinkopf, Unteroffiziere, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Stenzler, Lieutenant, <a href="#Seite_244">244</a>.</li> + +<li class="indx"> Steuber, <i>Dr.</i>, <a href="#Seite_245">245</a>.</li> + +<li class="indx"> Stevenson Road, <a href="#Seite_271">271</a>, <a href="#Seite_349">349</a>.</li> + +<li class="indx"> Stokes, Afrikareisender, <a href="#Seite_201">201</a>, <a href="#Seite_217">217</a>, <a href="#Seite_259">259</a>, <a href="#Seite_344">344-346</a>.</li> + +<li class="indx"> Stolle, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> »Stosch«, S. M. Schiff, <a href="#Seite_17">17</a>.</li> + +<li class="indx"> Strandes, Kaufmann, <a href="#Seite_83">83</a>, <a href="#Seite_202">202</a>.</li> + +<li class="indx"> Stuhlmann, <i>Dr.</i>, Lieutenant, <a href="#Seite_170">170</a>, <a href="#Seite_178">178</a>, <a href="#Seite_340">340</a>, <a href="#Seite_343">343</a>, <a href="#Seite_345">345</a>, + <a href="#Seite_347">347</a>, <a href="#Seite_348">348</a>.</li> + +<li class="indx"> Sturz, Zahlmeister, <a href="#Seite_301">301</a>.</li> + +<li class="indx"> Suaheli, <a href="#Seite_74">74</a>, <a href="#Seite_100">100</a>, <a href="#Seite_117">117</a>, <a href="#Seite_142">142</a>, <a href="#Seite_159">159</a>, + <a href="#Seite_164">164</a>, <a href="#Seite_166">166</a>, <a href="#Seite_168">168</a>, <a href="#Seite_186">186</a>, <a href="#Seite_260">260</a>, <a href="#Seite_271">271</a>.</li> + +<li class="indx"> Sudan, <a href="#Seite_122">122</a>, <a href="#Seite_126">126</a>, <a href="#Seite_128">128</a>, <a href="#Seite_203">203</a>.</li> + +<li class="indx"> Sudanesen, <a href="#Seite_46">46</a>, <a href="#Seite_48">48</a>, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_58">58</a>, <a href="#Seite_62">62</a>, <a href="#Seite_78">78</a>, + <a href="#Seite_87">87</a>, <a href="#Seite_89">89</a>, <a href="#Seite_94">94-96</a>, <a href="#Seite_102">102</a>, <a href="#Seite_111">111</a>, <a href="#Seite_112">112</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_117">117</a>, <a href="#Seite_120">120</a>, <a href="#Seite_122">122</a>, <a href="#Seite_131">131</a>, <a href="#Seite_140">140</a>, <a href="#Seite_142">142</a>, <a href="#Seite_146">146</a>, + <a href="#Seite_149">149</a>, <a href="#Seite_164">164-166</a>, <a href="#Seite_168">168-170</a>, <a href="#Seite_177">177</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_180">180</a>, <a href="#Seite_189">189</a>, <a href="#Seite_192">192</a>, <a href="#Seite_193">193</a>, <a href="#Seite_202">202</a>, <a href="#Seite_232">232</a>, <a href="#Seite_234">234</a>, + <a href="#Seite_240">240</a>, <a href="#Seite_244">244</a>, <a href="#Seite_248">248-254</a>, <a href="#Seite_325">325</a>, <a href="#Seite_326">326</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_340">340</a>, <a href="#Seite_341">341</a>.</li> + +<li class="indx"> Sudanesen, Chargen der, <a href="#Seite_46">46</a>, <a href="#Seite_47">47</a>, <a href="#Seite_91">91</a>, <a href="#Seite_92">92</a>.</li> + +<li class="indx"> Sudi, Dorf, <a href="#Seite_205">205</a>.</li> + +<li class="indx"> Suez, <a href="#Seite_48">48</a>, <a href="#Seite_202">202</a>, <a href="#Seite_203">203</a>, <a href="#Seite_291">291</a>.</li> + +<li class="indx"> Sulzer, Lieutenant, <a href="#Seite_48">48</a>, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_55">55</a>, <a href="#Seite_58">58</a>, <a href="#Seite_60">60</a>, + <a href="#Seite_72">72</a>, <a href="#Seite_103">103</a>, <a href="#Seite_245">245</a>.</li> + +<li class="indx"> Syrer, <a href="#Seite_203">203</a>.</li> + +<li class="indx"> Szogoni-Gebirge, <a href="#Seite_256">256</a>.</li> + + +<li class="ifrst"> Tabora, <a href="#Seite_16">16</a>, <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_43">43</a>, <a href="#Seite_158">158</a>, <a href="#Seite_184">184</a>, <a href="#Seite_185">185</a>, + <a href="#Seite_188">188</a>, <a href="#Seite_217">217</a>, <a href="#Seite_219">219</a>, <a href="#Seite_285">285</a>, <a href="#Seite_288">288</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_326">326</a>, <a href="#Seite_341">341-348</a>.</li> + +<li class="indx"> Tana-Fluß, <a href="#Seite_5">5</a>, <a href="#Seite_16">16</a>.</li> + +<li class="indx"> Tanga, Küstenstation, <a href="#Seite_25">25</a>, <a href="#Seite_27">27</a>, <a href="#Seite_49">49</a>, <a href="#Seite_51">51</a>, <a href="#Seite_61">61</a>, + <a href="#Seite_71">71</a>, <a href="#Seite_77">77</a>, <a href="#Seite_78">78</a>, <a href="#Seite_80">80</a>, <a href="#Seite_87">87</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_163">163</a>, <a href="#Seite_190">190</a>, <a href="#Seite_198">198</a>, <a href="#Seite_201">201</a>, <a href="#Seite_244">244</a>, <a href="#Seite_259">259</a>, + <a href="#Seite_277">277-279</a>, <a href="#Seite_285">285</a>, <a href="#Seite_289">289</a>, <a href="#Seite_291">291</a>, <a href="#Seite_293">293-295</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_299">299</a>, <a href="#Seite_301">301</a>, <a href="#Seite_320">320</a>, <a href="#Seite_324">324</a>, <a href="#Seite_334">334</a>.</li> + +<li class="indx"> Tanganjikasee, <a href="#Seite_16">16</a>, <a href="#Seite_42">42</a>, <a href="#Seite_116">116</a>, <a href="#Seite_188">188</a>, <a href="#Seite_228">228</a>, + <a href="#Seite_263">263</a>, <a href="#Seite_265">265</a>, <a href="#Seite_271">271</a>, <a href="#Seite_285">285</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_288">288</a>, <a href="#Seite_329">329</a>, <a href="#Seite_349">349</a>.</li> + +<li class="indx"> Tangata, Küstenplatz, <a href="#Seite_163">163</a>.</li> + +<li class="indx"> Tanner, Sergeant, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_171">171</a>.</li> + +<li class="indx"> Taveta, Landschaft und Dorf, <a href="#Seite_244">244</a>, <a href="#Seite_257">257</a>, <a href="#Seite_262">262</a>, <a href="#Seite_273">273</a>, + <a href="#Seite_289">289</a>.</li> + +<li class="indx"> Tesch, Beamter, <a href="#Seite_200">200</a>.</li> + +<li class="indx"> Tettenborn, v., Lieutenant, <a href="#Seite_308">308</a>, <a href="#Seite_309">309</a>, <a href="#Seite_321">321</a>.</li> + +<li class="indx"> Theremin, Chef, <a href="#Seite_44">44</a>, <a href="#Seite_48">48</a>, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_67">67</a>, <a href="#Seite_69">69</a>, + <a href="#Seite_200">200</a>.</li> + +<li class="indx"> Thielke, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Thompson, Afrikaforscher, <a href="#Seite_124">124</a>.</li> + +<li class="indx"> Tibbu Tib (Hammed ben Mohammed), <a href="#Seite_43">43</a>.</li> + +<li class="indx"> Tiedemann, Unteroffizier, <a href="#Seite_307">307</a>.</li> + +<li class="indx"> v. Tiedewitz, Unteroffizier, <a href="#Seite_307">307</a>.</li> + +<li class="indx"> Timbari, Dorf, <a href="#Seite_80">80</a>.</li> + +<li class="indx"> Tinde, Dorf, <a href="#Seite_345">345</a>.</li> + +<li class="indx"> Tomaschewski, Kapitän der Flottille, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Tschepe, Deckoffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Tscherekesa, Karawanenführer, <a href="#Seite_101">101</a>, <a href="#Seite_153">153</a>.</li> + +<li class="indx"> Tschogwe, Ortschaft, <a href="#Seite_292">292</a>.</li> + +<li class="indx"> Tschunio, Dorf, <a href="#Seite_119">119</a>.</li> + +<li class="indx"> Tschusiunguli, Dorf, <a href="#Seite_228">228</a>.</li> + +<li class="indx"> Tubugue, Dorf, <a href="#Seite_109">109</a>, <a href="#Seite_114">114</a>, <a href="#Seite_134">134</a>.</li> + +<li class="indx"> Tunguru, <a href="#Seite_129">129</a>.</li> + +<li class="indx"> Tununguo, Missionsstation, <a href="#Seite_163">163</a>, <a href="#Seite_220">220</a>, <a href="#Seite_318">318</a>, <a href="#Seite_327">327</a>.</li> + +<li class="indx"> »Turquoise«, engl. Kriegsschiff, <a href="#Seite_213">213</a>.</li> + + +<li class="ifrst"> Udewa, Dorf, <a href="#Seite_136">136</a>.</li> + +<li class="indx"> Udjidji, Stadt, <a href="#Seite_43">43</a>, <a href="#Seite_184">184</a>, <a href="#Seite_288">288</a>.</li> + +<li class="indx"> Uganda, Landschaft, <a href="#Seite_188">188</a>, <a href="#Seite_270">270</a>, <a href="#Seite_272">272</a>, <a href="#Seite_274">274</a>, <a href="#Seite_294">294</a>, + <a href="#Seite_348">348</a>.</li> + +<li class="indx"> Ugogo, Landschaft, <a href="#Seite_114">114</a>, <a href="#Seite_119">119</a>, <a href="#Seite_134">134</a>, <a href="#Seite_188">188</a>, <a href="#Seite_219">219</a>, + <a href="#Seite_259">259</a>, <a href="#Seite_313">313</a>, <a href="#Seite_326">326</a>, <a href="#Seite_341">341</a>.</li> + +<li class="indx"> Ugweno-Gebirge, <a href="#Seite_245">245</a>, <a href="#Seite_246">246</a>.</li> + +<li class="indx"> Uhehe, Landschaft, <a href="#Seite_113">113</a>, <a href="#Seite_119">119</a>, <a href="#Seite_188">188</a>, <a href="#Seite_222">222</a>, <a href="#Seite_306">306-308</a>, + <a href="#Seite_313">313</a>, <a href="#Seite_320">320</a>, <a href="#Seite_321">321</a>.</li> + +<li class="indx"> Ukami, Landschaft, <a href="#Seite_3">3</a>, <a href="#Seite_17">17</a>, <a href="#Seite_70">70</a>, <a href="#Seite_132">132</a>.</li> + +<li class="indx"> Ukami-Berge, <a href="#Seite_108">108</a>, <a href="#Seite_136">136</a>.</li> + +<li class="indx"> Ukeredi-Fluß, <a href="#Seite_215">215</a>, <a href="#Seite_232">232</a>, <a href="#Seite_241">241</a>.</li> + +<li class="indx"> Ukonga, Dorf, <a href="#Seite_68">68</a>.</li> + +<li class="indx"> Umba-Fluß, <a href="#Seite_175">175</a>, <a href="#Seite_262">262</a>, <a href="#Seite_264">264</a>.</li> + +<li class="indx"> Uniamuesi, Landschaft, <a href="#Seite_102">102</a>, <a href="#Seite_259">259</a>, <a href="#Seite_344">344</a>.</li> + +<li class="indx"> Uniamwira, Dorf, <a href="#Seite_341">341</a>.</li> + +<li class="indx"> Unianiembe, Landschaft, <a href="#Seite_343">343</a>, <a href="#Seite_346">346</a>, <a href="#Seite_347">347</a>.</li> + +<li class="indx"> Uniformirung der Schutztruppe, <a href="#Seite_90">90</a>, <a href="#Seite_92">92-95</a>.</li> + +<li class="indx"> Unioro, Landschaft, <a href="#Seite_188">188</a>, <a href="#Seite_294">294</a>.</li> + +<li class="indx"> Urambo, Landschaft, <a href="#Seite_343">343</a>, <a href="#Seite_345">345</a>.</li> + +<li class="indx"> Urambo-Leute, <a href="#Seite_343">343</a>, <a href="#Seite_344">344</a>.</li> + +<li class="indx"> Uruguru, Landschaft, <a href="#Seite_320">320</a>.</li> + +<li class="indx"> Usagara, Landschaft, <a href="#Seite_3">3</a>, <a href="#Seite_6">6</a>, <a href="#Seite_7">7</a>, <a href="#Seite_9">9</a>, <a href="#Seite_10">10</a>, <a href="#Seite_15">15</a>, + <a href="#Seite_17">17</a>, <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_108">108</a>, <a href="#Seite_110">110</a>, <a href="#Seite_111">111</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_113">113</a>, <a href="#Seite_114">114</a>, <a href="#Seite_119">119</a>, <a href="#Seite_132">132</a>, <a href="#Seite_135">135</a>, <a href="#Seite_188">188</a>, <a href="#Seite_304">304</a>, + <a href="#Seite_305">305</a>, <a href="#Seite_317">317</a>.</li> + +<li class="indx"> Usagara-Berge, <a href="#Seite_114">114</a>, <a href="#Seite_135">135</a>.</li> + +<li class="indx"> Usambara, Landschaft, <a href="#Seite_5">5</a>, <a href="#Seite_7">7</a>, <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_175">175</a>, <a href="#Seite_279">279</a>, + <a href="#Seite_283">283</a>, <a href="#Seite_289">289</a>.</li> + +<li class="indx"> Usambara-Eisenbahn-Gesellschaft, <a href="#Seite_289">289</a>.</li> + +<li class="indx"> Usaramo, Landschaft, <a href="#Seite_5">5</a>, <a href="#Seite_6">6</a>, <a href="#Seite_7">7</a>, <a href="#Seite_9">9</a>, <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_142">142</a>, + <a href="#Seite_149">149</a>, <a href="#Seite_158">158</a>, <a href="#Seite_185">185</a>, <a href="#Seite_189">189</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_220">220</a>, <a href="#Seite_307">307</a>, <a href="#Seite_318">318</a>, <a href="#Seite_327">327</a>, <a href="#Seite_330">330</a>.</li> + +<li class="indx"> Usegua, Landschaft, <a href="#Seite_3">3</a>, <a href="#Seite_17">17</a>, <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_70">70</a>, <a href="#Seite_71">71</a>, <a href="#Seite_79">79</a>, + <a href="#Seite_152">152</a>, <a href="#Seite_153">153</a>, <a href="#Seite_155">155</a>, <a href="#Seite_163">163</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_171">171</a>, <a href="#Seite_178">178</a>, <a href="#Seite_183">183</a>, <a href="#Seite_189">189</a>, <a href="#Seite_317">317</a>.</li> + +<li class="indx"> Usegua-Berge, <a href="#Seite_176">176</a>.</li> + +<li class="indx"> Usongo, Dorf, <a href="#Seite_343">343-345</a>.</li> + +<li class="indx"> Usukuma, Landschaft, <a href="#Seite_346">346</a>.</li> + +<li class="indx"> Usungula, Station der D.-O.-A. G., <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_33">33</a>, <a href="#Seite_142">142</a>, <a href="#Seite_220">220</a>.</li> + +<li class="indx"> Uwindji, Dorf, <a href="#Seite_71">71</a>, <a href="#Seite_73">73</a>, <a href="#Seite_182">182</a>.</li> + + +<li class="ifrst"> Valette, Korvettenkapitän, <a href="#Seite_80">80</a>, <a href="#Seite_96">96</a>, <a href="#Seite_178">178</a>, <a href="#Seite_205">205</a>, <a href="#Seite_206">206</a>, + <a href="#Seite_209">209</a>.</li> + +<li class="indx"> Velten, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> »Vesuv«, Schiff des Reichskommissariats, <a href="#Seite_45">45</a>, <a href="#Seite_75">75</a>, <a href="#Seite_214">214</a>, <a href="#Seite_215">215</a>.</li> + +<li class="indx"> Viktoriasee, <a href="#Seite_116">116</a>, <a href="#Seite_122">122</a>, <a href="#Seite_128">128</a>, <a href="#Seite_188">188</a>, <a href="#Seite_244">244</a>, + <a href="#Seite_263">263</a>, <a href="#Seite_272">272</a>, <a href="#Seite_285">285</a>, <a href="#Seite_289">289</a>, <a href="#Seite_294">294</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_297">297</a>, <a href="#Seite_325">325</a>, <a href="#Seite_329">329</a>, <a href="#Seite_342">342</a>, <a href="#Seite_344">344-349</a>.</li> + +<li class="indx"> Visitelli, Reporter, <a href="#Seite_136">136</a>, <a href="#Seite_137">137</a>.</li> + +<li class="indx"> Vohsen, Konsul, Generalvertreter der D.-O.-A. G., <a href="#Seite_26">26</a>, <a href="#Seite_97">97</a>, <a href="#Seite_279">279</a>.</li> + +<li class="indx"> Voß, Korvettenkapitän, <a href="#Seite_137">137</a>, <a href="#Seite_154">154</a>, <a href="#Seite_157">157</a>, <a href="#Seite_173">173</a>.</li> + +<li class="indx"> »Vulkan«, Schiff d. Reichskommissariats, <a href="#Seite_75">75</a>, <a href="#Seite_207">207</a>.</li> + + +<li class="ifrst"> Waboni, Volksstamm, <a href="#Seite_269">269</a>.</li> + +<li class="indx"> Wadelai, <a href="#Seite_121">121</a>, <a href="#Seite_122">122</a>.</li> + +<li class="indx"> Wadi Bakari, <a href="#Seite_233">233</a>.</li> + +<li class="indx"> Wadigo, Volksstamm, <a href="#Seite_293">293</a>, <a href="#Seite_320">320</a>.</li> + +<li class="indx"> Wadoës, Volksstamm, <a href="#Seite_71">71</a>, <a href="#Seite_103">103-106</a>, <a href="#Seite_154">154</a>, <a href="#Seite_189">189</a>.</li> + +<li class="indx"> Wadschagga, Volksstamm, <a href="#Seite_15">15</a>, <a href="#Seite_102">102</a>, <a href="#Seite_247">247-250</a>, <a href="#Seite_252">252-254</a>, + <a href="#Seite_334">334</a>.</li> + +<li class="indx"> Waganda, Volksstamm, <a href="#Seite_270">270</a>.</li> + +<li class="indx"> Wagogo, Volksstamm, <a href="#Seite_100">100</a>, <a href="#Seite_114">114-116</a>, <a href="#Seite_119">119</a>, <a href="#Seite_120">120</a>, <a href="#Seite_219">219</a>, + <a href="#Seite_304">304</a>, <a href="#Seite_306">306</a>, <a href="#Seite_341">341</a>.</li> + +<li class="indx"> Wahehe, Volksstamm, <a href="#Seite_101">101</a>, <a href="#Seite_114">114</a>, <a href="#Seite_115">115</a>, <a href="#Seite_119">119</a>, <a href="#Seite_120">120</a>, + <a href="#Seite_141">141</a>, <a href="#Seite_257">257</a>, <a href="#Seite_258">258</a>,</li> +<li class="isub1">304-307, <a href="#Seite_309">309-311</a>, <a href="#Seite_318">318</a>.</li> + +<li class="indx"> Wahiyao, Volksstamm, <a href="#Seite_34">34</a>, <a href="#Seite_224">224</a>, <a href="#Seite_225">225</a>, <a href="#Seite_228">228-231</a>, <a href="#Seite_233">233-236</a>, + <a href="#Seite_240">240</a>,</li> +<li class="isub1">241, <a href="#Seite_243">243</a>, <a href="#Seite_313">313</a>.</li> + +<li class="indx"> Wahumba, Massaistamm, <a href="#Seite_115">115</a>, <a href="#Seite_119">119</a>, <a href="#Seite_120">120</a>, <a href="#Seite_340">340</a>.</li> + +<li class="indx"> Wakamba, Volksstamm, <a href="#Seite_10">10</a>.</li> + +<li class="indx"> Wakuafi, Volksstamm, <a href="#Seite_317">317</a>, <a href="#Seite_318">318</a>.</li> + +<li class="indx"> Wakuara, Volksstamm, <a href="#Seite_154">154</a>.</li> + +<li class="indx"> Wakutu, Volksstamm, <a href="#Seite_318">318</a>.</li> + +<li class="indx"> Wami-Fluß, <a href="#Seite_79">79</a>, <a href="#Seite_152">152</a>, <a href="#Seite_172">172</a>.</li> + +<li class="indx"> Wamwera, Volksstamm, <a href="#Seite_229">229</a>, <a href="#Seite_234">234</a>.</li> + +<li class="indx"> Wangoni, Volksstamm, <a href="#Seite_48">48</a>, <a href="#Seite_228">228</a>, <a href="#Seite_343">343</a>, <a href="#Seite_344">344</a>, <a href="#Seite_346">346</a>, + <a href="#Seite_347">347</a>.</li> + +<li class="indx"> Wanguru, Volksstamm, <a href="#Seite_318">318</a>.</li> + +<li class="indx"> Waniamuesi, <a href="#Seite_29">29</a>, <a href="#Seite_58">58</a>, <a href="#Seite_61">61</a>, <a href="#Seite_62">62</a>, <a href="#Seite_78">78</a>, <a href="#Seite_79">79</a>, + <a href="#Seite_102">102-106</a>, <a href="#Seite_111">111</a>, <a href="#Seite_113">113</a>, <a href="#Seite_116">116</a>, <a href="#Seite_121">121</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_153">153</a>, <a href="#Seite_168">168</a>, <a href="#Seite_180">180</a>, <a href="#Seite_186">186</a>, <a href="#Seite_192">192</a>, <a href="#Seite_280">280</a>, <a href="#Seite_342">342</a>, + <a href="#Seite_346">346</a>, <a href="#Seite_347">347</a>.</li> + +<li class="indx"> Wapare, Volksstamm, <a href="#Seite_247">247</a>.</li> + +<li class="indx"> Wapokomo, Volksstamm, <a href="#Seite_269">269</a>.</li> + +<li class="indx"> Warombo, <a href="#Seite_321">321</a>.</li> + +<li class="indx"> Warori, Volksstamm, <a href="#Seite_304">304</a>.</li> + +<li class="indx"> Waruscha, Volksstamm, <a href="#Seite_247">247</a>, <a href="#Seite_255">255</a>, <a href="#Seite_256">256</a>.</li> + +<li class="indx"> Wasagara, Volksstamm, <a href="#Seite_114">114</a>, <a href="#Seite_257">257</a>.</li> + +<li class="indx"> Wasaramo, Volksstamm, <a href="#Seite_9">9</a>, <a href="#Seite_31">31</a>, <a href="#Seite_142">142-144</a>, <a href="#Seite_146">146</a>, <a href="#Seite_149">149</a>, + <a href="#Seite_186">186</a>, <a href="#Seite_318">318</a>,</li> +<li class="isub1">319, <a href="#Seite_330">330</a>.</li> + +<li class="indx"> Wasegua, Volksstamm, <a href="#Seite_169">169</a>, <a href="#Seite_172">172</a>, <a href="#Seite_177">177</a>, <a href="#Seite_180">180</a>.</li> + +<li class="indx"> Wasiagi, Dorf, <a href="#Seite_142">142-144</a>.</li> + +<li class="indx"> Wassukuma, Volksstamm, <a href="#Seite_102">102</a>, <a href="#Seite_153">153</a>, <a href="#Seite_156">156</a>, <a href="#Seite_186">186</a>, <a href="#Seite_192">192</a>.</li> + +<li class="indx"> Wegner, Kaufmann, <a href="#Seite_83">83</a>.</li> + +<li class="indx"> Weidmann, Illustrator, <a href="#Seite_148">148</a>.</li> + +<li class="indx"> Weiß, Premierlieutenant, <a href="#Seite_5">5</a>.</li> + +<li class="indx"> Weiß, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Weriweri-Fluß, <a href="#Seite_246">246</a>.</li> + +<li class="indx"> Wiansi-Bach, <a href="#Seite_136">136</a>.</li> + +<li class="indx"> Wiebel, Schiffsoffizier, <a href="#Seite_142">142</a>, <a href="#Seite_145">145</a>, <a href="#Seite_146">146</a>.</li> + +<li class="indx"> Wilkens, Beamter der D.-O.-A. G., <a href="#Seite_30">30</a>, <a href="#Seite_190">190</a>.</li> + +<li class="indx"> Wille, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Windi, Ortschaft, <a href="#Seite_182">182</a>.</li> + +<li class="indx"> Wißmann, Reichskommissar, <a href="#Seite_38">38-44</a>, <a href="#Seite_49">49-53</a>, <a href="#Seite_55">55-61</a>, <a href="#Seite_64">64-67</a>, <a href="#Seite_71">71</a>, + <a href="#Seite_73">73-82</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_170">84-87</a>, <a href="#Seite_92">92</a>, <a href="#Seite_96">96</a>, <a href="#Seite_97">97</a>, <a href="#Seite_101">101-103</a>, <a href="#Seite_106">106-113</a>, + <a href="#Seite_115">115-121</a>, 123, <a href="#Seite_131">131</a>, <a href="#Seite_136">136-141</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_149">149</a>, <a href="#Seite_151">151-157</a>, <a href="#Seite_160">160-163</a>, <a href="#Seite_167">167-169</a>, <a href="#Seite_171">171-176</a>, <a href="#Seite_178">178</a>, + <a href="#Seite_179">179</a>, <a href="#Seite_182">182</a>, <a href="#Seite_183">183</a>, <a href="#Seite_185">185</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_188">188</a>, <a href="#Seite_189">189</a>, <a href="#Seite_192">192</a>, <a href="#Seite_193">193</a>, <a href="#Seite_195">195</a>, <a href="#Seite_198">198-201</a>, + <a href="#Seite_203">203-209</a>, <a href="#Seite_211">211</a>, <a href="#Seite_215">215-219</a>, <a href="#Seite_221">221</a>, <a href="#Seite_223">223</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_224">224</a>, <a href="#Seite_237">237-240</a>, <a href="#Seite_244">244-248</a>, <a href="#Seite_250">250-253</a>, <a href="#Seite_255">255-258</a>, <a href="#Seite_262">262</a>, + <a href="#Seite_268">268</a>, <a href="#Seite_271">271</a>, <a href="#Seite_274">274</a>, <a href="#Seite_277">277</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_278">278</a>, <a href="#Seite_294">294</a>, <a href="#Seite_299">299-304</a>, <a href="#Seite_308">308</a>, <a href="#Seite_321">321</a>, <a href="#Seite_323">323</a>, + <a href="#Seite_325">325</a>, <a href="#Seite_329">329</a>, <a href="#Seite_332">332</a>, <a href="#Seite_336">336-342</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_344">344</a>, <a href="#Seite_348">348</a>, <a href="#Seite_350">350</a>.</li> + +<li class="indx"> Witte, Unteroffizier, <a href="#Seite_252">252</a>.</li> + +<li class="indx"> Witu, <a href="#Seite_15">15</a>, <a href="#Seite_17">17</a>, <a href="#Seite_200">200</a>, <a href="#Seite_264">264</a>, <a href="#Seite_266">266</a>, + <a href="#Seite_268">268-271</a>.</li> + +<li class="indx"> Witu-Gesellschaft, <a href="#Seite_269">269</a>.</li> + +<li class="indx"> Witzick, Unteroffizier, <a href="#Seite_177">177</a>.</li> + +<li class="indx"> Wolf, <i>Dr.</i>, Stabsarzt, <a href="#Seite_41">41</a>.</li> + +<li class="indx"> Wolf, Eugen, <a href="#Seite_49">49</a>, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_82">82</a>, <a href="#Seite_83">83</a>, <a href="#Seite_85">85</a>.</li> + +<li class="indx"> Wolfrum, Lieutenant, <a href="#Seite_237">237</a>, <a href="#Seite_333">333</a>.</li> + +<li class="indx"> Wonneberger, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li> + +<li class="indx"> Wubuschi-Fluß, <a href="#Seite_200">200</a>.</li> + +<li class="indx"> Wutzer, Unteroffizier, <a href="#Seite_308">308</a>.</li> + + +<li class="ifrst"> Yao, s. Wahiyao, <a href="#Seite_225">225</a>, <a href="#Seite_240">240</a>.</li> + + +<li class="ifrst"> Zambesi-Strom, <a href="#Seite_42">42</a>, <a href="#Seite_273">273</a>, <a href="#Seite_349">349</a>.</li> + +<li class="indx"> v. Zelewski, Kommandeur, <a href="#Seite_22">22</a>, <a href="#Seite_25">25</a>, <a href="#Seite_26">26</a>, <a href="#Seite_30">30</a>, <a href="#Seite_50">50</a>, + <a href="#Seite_53">53-55</a>, <a href="#Seite_58">58</a>, <a href="#Seite_59">59</a>, <a href="#Seite_62">62</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_64">64</a>, <a href="#Seite_65">65</a>, <a href="#Seite_72">72</a>, <a href="#Seite_73">73</a>, <a href="#Seite_75">75</a>, <a href="#Seite_78">78</a>, <a href="#Seite_94">94</a>, + <a href="#Seite_102">102</a>, <a href="#Seite_116">116</a>, <a href="#Seite_149">149</a>, <a href="#Seite_152">152-156</a>, <a href="#Seite_168">168</a>, <a href="#Seite_169">169</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_176">176</a>, <a href="#Seite_203">203</a>, <a href="#Seite_207">207</a>, <a href="#Seite_209">209</a>, <a href="#Seite_214">214</a>, <a href="#Seite_217">217</a>, <a href="#Seite_222">222</a>, + <a href="#Seite_223">223</a>, <a href="#Seite_299">299</a>, <a href="#Seite_305">305</a>, <a href="#Seite_307">307</a>, <a href="#Seite_308">308</a>, <a href="#Seite_310">310</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_317">317</a>, <a href="#Seite_318">318</a>.</li> + +<li class="indx"> v. Zitzewitz, Lieutenant, <a href="#Seite_234">234</a>, <a href="#Seite_237">237</a>, <a href="#Seite_241">241</a>, <a href="#Seite_245">245</a>, <a href="#Seite_307">307</a>.</li> + +<li class="indx"> Zulus, <a href="#Seite_48">48</a>, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_61">61</a>, <a href="#Seite_62">62</a>, <a href="#Seite_94">94-96</a>, <a href="#Seite_101">101</a>, + <a href="#Seite_102">102</a>, <a href="#Seite_111">111</a>, <a href="#Seite_112">112</a>, <a href="#Seite_117">117</a>, <a href="#Seite_118">118</a>, <a href="#Seite_120">120</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_142">142</a>, <a href="#Seite_144">144</a>, <a href="#Seite_146">146</a>, <a href="#Seite_159">159</a>, <a href="#Seite_164">164</a>, <a href="#Seite_168">168</a>, <a href="#Seite_174">174</a>, + <a href="#Seite_186">186</a>, <a href="#Seite_228">228</a>, <a href="#Seite_229">229</a>, <a href="#Seite_234">234</a>, <a href="#Seite_240">240</a>, <a href="#Seite_245">245</a>,</li> +<li class="isub1"><a href="#Seite_248">248</a>, <a href="#Seite_250">250-252</a>, <a href="#Seite_307">307</a>, <a href="#Seite_309">309</a>, <a href="#Seite_318">318</a>, <a href="#Seite_321">321</a>, + <a href="#Seite_322">322</a>, <a href="#Seite_325">325</a>, <a href="#Seite_326">326</a>, <a href="#Seite_340">340</a>.</li> + +<li class="indx"> Zungumero, Dorf, <a href="#Seite_220">220</a>.</li> +</ul> + +<hr class="r65"> + +<div class="chapter"> + +<p>Im Verlage der Königlichen Hofbuchdruckerei <b>Trowitzsch & Sohn</b> in +<em class="gesperrt">Frankfurt a. d. Oder</em> ist ferner erschienen:</p> +</div> + +<p class="p2 s4 center">Meine zweite</p> +<p class="s3 center"><b>Durchquerung Aequatorial-Afrikas</b></p> +<p class="s4 center"><em class="gesperrt">vom Congo zum Zambesi</em></p> + +<p class="s5 center">von</p> + +<p class="s4 center"><b>Hermann von Wißmann.</b></p><br> + +<p class="center">Ein Band. Groß-Oktavformat. Mit 4 Karten und 92 Abbildungen.</p><br> + +<p class="s4 center">Preis in eleganter Ausstattung 12 Mark.</p><br> + +<figure class="figcenter illowe10" id="w001_deco2"> + <img class="w100" src="images/w001_deco2.jpg" alt="deko"> +</figure> + +<p>Dieses neueste Werk <em class="gesperrt">Wißmanns</em>, das schon bei seinem Erscheinen +im vorigen Jahre besonders durch die Schilderungen der arabischen +Sklavenjagden großes Aufsehen machte, ist jetzt doppelt interessant, +weil <em class="gesperrt">Major von Wißmann</em> in ihm genau dieselbe Straße beschreibt +vom Tanganjika zum Nyassa, Schire, Zambesi, Quilimane, die er jetzt in +umgekehrter Richtung zum Transporte seines Dampfers gewählt hat.</p> + +<p>Das <em class="gesperrt">Militär-Wochenblatt</em> schreibt über das Werk: Wir empfehlen +das Studium dieses interessanten Reisewerkes allen deutschen Kameraden, +weil sie in demselben erkennen, welche Erfahrungen unser Deutscher +Afrikaner gesammelt hatte, bevor er von Seiner Majestät dem Kaiser +zur Niederwerfung des Aufstandes an der Deutschen Ostküste berufen +ward, zugleich um sich davon zu überzeugen, <em class="gesperrt">wie sehr der schlichte +Vortrag der eigenen Erlebnisse Major von Wißmann vorteilhaft vor +den Verfassern anderer Afrikanischer Reisewerke auszeichnet</em>. Die +Ausstattung des vorliegenden Bandes mit Karten und Bildern ist eine +vorzügliche und wahrhaft künstlerische.</p> + +<figure class="figcenter illowe6" id="w001_deco3"> + <img class="w100" src="images/w001_deco3.jpg" alt="deko"> +</figure> + +<hr class="chap x-ebookmaker-drop"> + +<div class="chapter"> + +<p>Im Verlage der Königlichen Hofbuchdruckerei <b>Trowitzsch & Sohn</b> in +<em class="gesperrt">Frankfurt a. d. Oder</em> ist ferner erschienen:</p><br> +</div> + +<p class="center">Prachtwerk ersten Ranges!</p><br> + +<p class="s3 center"><b>Prinz Friedrich Karl im Morgenlande.</b></p><br> + +<p class="center">Nach Tagebüchern und Handzeichnungen</p> +<p class="s5 center">dargestellt</p> +<p class="center">von seinen Reisebegleitern</p> +<p class="s4 center"><b>Prof. Dr. Brugsch-Pascha und Major Fr. X. v. Garnier.</b></p><br> + +<figure class="figcenter illowe6" id="w002_deco1_2"> + <img class="w100" src="images/w002_deco1.jpg" alt="deko"> +</figure> + +<p class="center">Mit 12 Vollbildern und 58 Textillustrationen.</p> +<p class="center"><em class="gesperrt">Folio-Format 62 Bogen in eleganter Ausstattung.</em></p><br> + + +<figure class="figcenter illowe4" id="w002_deco2_2"> + <img class="w100" src="images/w002_deco2.jpg" alt="deko"> +</figure> + + +<p class="s5 center">Preis in feinstem gepreßten Kalbsleder-Einband 30 Mark. Das Werk kann auch<br> +nach und nach in 10 Lieferungen bezogen werden.</p><br> + +<hr class="r5"> + +<p>Das Werk wurde von der gesamten Presse auf das Günstigste aufgenommen. +So sagt unter anderen der</p> + +<p>»<em class="gesperrt">Hannover'scher Courier</em>« .... ein sehr lehrreiches Werk. ... Die +Illustrationen sind vortrefflich und gereichen dem interessanten Texte +zur höchsten Zierde. Das schöne Werk kann nur dringend empfohlen werden.</p> + +<p>»<em class="gesperrt">Illustrierte Zeitung</em>« schreibt: .... Wenig fürstliche Reisen +dürften wohl so glänzend ausgestattete Tagebücher als bleibende Spuren +hinterlassen, wie obiges Prachtwerk .... wir können das sich im +eleganten Gewande darstellende Tagebuch warm empfehlen.</p> + +<p>»<em class="gesperrt">Vossische Zeitung</em>« schreibt: .... Wir haben des Oefteren +auf den fesselnden Inhalt des Werkes, auf die prächtigen Land und +Leute charakterisierenden Bilder, wie auf die gediegene Ausstattung +hingewiesen; es vereinigen sich hier alle Faktoren, ein ebenso +originelles wie vornehmes Prachtwerk zu gestalten.</p><br> + +<figure class="figcenter illowe5" id="w002_deco3_2"> + <img class="w100" src="images/w002_deco3.jpg" alt="deko"> +</figure> + + +<div style='text-align:center'>*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 75426 ***</div> +</body> +</html> + diff --git a/75426-h/images/cover.jpg b/75426-h/images/cover.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..a5a59f6 --- /dev/null +++ b/75426-h/images/cover.jpg diff --git a/75426-h/images/p350_deco.jpg b/75426-h/images/p350_deco.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..1d591e9 --- /dev/null +++ b/75426-h/images/p350_deco.jpg diff --git a/75426-h/images/signet.jpg b/75426-h/images/signet.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..a24a411 --- /dev/null +++ b/75426-h/images/signet.jpg diff --git a/75426-h/images/w001_deco1.jpg b/75426-h/images/w001_deco1.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..39f6881 --- /dev/null +++ b/75426-h/images/w001_deco1.jpg diff --git a/75426-h/images/w001_deco2.jpg b/75426-h/images/w001_deco2.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..be4309a --- /dev/null +++ b/75426-h/images/w001_deco2.jpg diff --git a/75426-h/images/w001_deco3.jpg b/75426-h/images/w001_deco3.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..9b4bc23 --- /dev/null +++ b/75426-h/images/w001_deco3.jpg diff --git a/75426-h/images/w002_deco1.jpg b/75426-h/images/w002_deco1.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..46a3bdb --- /dev/null +++ b/75426-h/images/w002_deco1.jpg diff --git a/75426-h/images/w002_deco2.jpg b/75426-h/images/w002_deco2.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..1c98e5c --- /dev/null +++ b/75426-h/images/w002_deco2.jpg diff --git a/75426-h/images/w002_deco3.jpg b/75426-h/images/w002_deco3.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..9c72bdc --- /dev/null +++ b/75426-h/images/w002_deco3.jpg diff --git a/LICENSE.txt b/LICENSE.txt new file mode 100644 index 0000000..6312041 --- /dev/null +++ b/LICENSE.txt @@ -0,0 +1,11 @@ +This eBook, including all associated images, markup, improvements, +metadata, and any other content or labor, has been confirmed to be +in the PUBLIC DOMAIN IN THE UNITED STATES. + +Procedures for determining public domain status are described in +the "Copyright How-To" at https://www.gutenberg.org. + +No investigation has been made concerning possible copyrights in +jurisdictions other than the United States. 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