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+
+*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 75426 ***
+
+
+
+=======================================================================
+
+ Anmerkungen zur Transkription.
+
+Das Original ist in Fraktur gesetzt; Schreibweise und Interpunktion des
+Originaltextes wurden übernommen; lediglich offensichtliche Druckfehler
+sind stillschweigend korrigiert worden.
+
+Worte in Antiqua sind so +gekennzeichnet+; gesperrte so: ~gesperrt~
+
+=======================================================================
+
+
+
+
+ Geschichte
+
+ des
+
+ Araberaufstandes in Ost-Afrika.
+
+
+ Seine Entstehung,
+
+ seine Niederwerfung und seine Folgen.
+
+
+ Von
+
+ Rochus Schmidt.
+
+
+ [Illustration]
+
+
+ Frankfurt a. Oder.
+
+
+ Verlag der Königlichen Hofbuchdruckerei Trowitzsch & Sohn.
+
+
+
+
+ Vorwort.
+
+
+Die große Menge der Afrikawerke, welche in den letzten Jahren auf dem
+deutschen Büchermarkte erschienen sind, ließ auffallender Weise immer
+noch eine eigentliche Geschichte des Ostafrikanischen Aufstandes und
+seiner Niederwerfung vermissen. Eine gesammelte, auf rein historischer
+Grundlage ruhende und durch mehrjährige persönliche Erfahrung kritisch
+gesichtete Darstellung der kriegerischen Ereignisse in Ostafrika, ihrer
+Ursachen und nächsten Folgezustände erschien aber gerade jetzt
+geeignet.
+
+Die Lage unserer deutschen Kolonie in Ostafrika ist keine glänzende,
+die Stimmen der Gegner erheben sich von Neuem und drängen zu wenig
+ehrenvollem Rückzug oder zu Beschränkungen, denen ein solcher Rückzug
+noch vorzuziehen wäre.
+
+Das vorliegende Buch soll in gedrängter Kürze die Entwickelung des
+Aufstandes und seine Niederwerfung behandeln, es soll dem Leser die
+großen Opfer vorführen, welche zu dieser Niederwerfung notwendig waren,
+es soll aber auch die Begründung versuchen, daß die Sache solche Opfer
+verdient.
+
+Abenteuer oder farbensatte Schilderungen wird mancher Leser vielleicht
+vermissen, aber der Verfasser hat sich bemüht, alles zusammenzutragen,
+was für das vollkommene Verständnis des behandelten Zeitabschnittes
+nötig ist, kurz eine Geschichte des deutsch-ostafrikanischen Aufstandes
+zu geben. Ueberall ist dabei der Standpunkt strenger Objektivität
+gewahrt worden, auch da, wo Personen, Maßnahmen oder Verhältnisse wohl
+eine herbere, subjektive Kritik hätten herausfordern können. Wo eine
+Kritik sich findet, beruht sie auf Erfahrung und sorgfältigster
+Prüfung.
+
+Möge es gelingen, durch das vorliegende Buch der Sache einen Dienst zu
+leisten.
+
+ ~Berlin~, im Juni 1892.
+
+ =Der Verfasser.=
+
+
+ ~Benutzte Quellen~: Brix Förster. -- Richelmann. -- von Behr. --
+ Paul Reichardt. -- Weißbücher. -- Kolonialblatt. -- Kolonialzeitung.
+ -- Koloniale Jahrbücher. -- Zeitungsberichte (Militärwochenblatt,
+ Lieut. Heymons, Kreuzzeitung, +Dr.+ Neubaur.).
+
+
+
+
+ Inhalts-Verzeichniß.
+
+
+ Seite
+
+ I. ~Kapitel~: Einführung 1-20.
+
+ II. ~Kapitel~: Entwickelung des Aufstandes und
+ Errichtung des Reichskommissariats 21-38.
+
+ III. ~Kapitel~: Organisation der Schutztruppe 39-55.
+
+ IV. ~Kapitel~: Die ersten Kämpfe um Bagamoyo,
+ Daressalam, Pangani, Tanga und Sadani 56-80.
+
+ V. ~Kapitel~: Ausbildung des Reichskommissariats 81-98.
+
+ VI. ~Kapitel~: Wißmanns Expedition nach Mpapua 99-117.
+
+ VII. ~Kapitel~: Regelung der Verhältnisse um Mpapua und
+ Marsch mit der Stanleyschen Expedition zur Küste 118-140.
+
+ VIII. ~Kapitel~: Buschiri und die Mafiti 141-150.
+
+ IX. ~Kapitel~: Wißmanns Thätigkeit an der Küste nach der
+ Rückkehr von Mpapua, Buschiris Gefangennahme
+ und die Unterwerfung Bana Heris 151-184.
+
+ X. ~Kapitel~: Die Stationen und der Dienst auf denselben 185-197.
+
+ XI. ~Kapitel~: Die Unterwerfung des Südens 198-217.
+
+ XII. ~Kapitel~: Das Reichskommissariat unter Wißmanns
+ Stellvertreter +Dr.+ Karl Wilhelm Schmidt 218-238.
+
+ XIII. ~Kapitel~: Wißmanns letzte Thätigkeit als
+ Reichskommissar 239-261.
+
+ XIV. ~Kapitel~: Das Deutsch-englische Abkommen 262-275.
+
+ XV. ~Kapitel~: Die wirtschaftlichen Unternehmungen vor,
+ während und nach dem Aufstande 276-297.
+
+ XVI. ~Kapitel~: Ostafrika unter Herrn von Soden 298-334.
+
+ XVII. ~Kapitel~: Die Expedition Emin Paschas 335-350.
+
+
+
+
+ 1. Kapitel.
+
+ Einführung.
+
+ Kolonisationsidee in Deutschland. -- Erwerbung Deutsch-Ostafrikas.
+ -- Verträge in Usegua, Nguru, Usagara und Ukami. -- Kaiserlicher
+ Schutzbrief. -- Gesellschaft für deutsche Kolonisation. --
+ Gegenbestrebungen des Sultans. -- Erste Stationen in Ostafrika. --
+ Expeditionen zu Gebietserwerbungen. -- Expedition des Verfassers.
+ -- Protest des Sultans Said Bargasch gegen den kaiserlichen
+ Schutzbrief. -- Araber in Ostafrika. -- Besitzstand des Sultans an
+ der Küste. -- Stellung der Walis. -- Bismarcks Ultimatum. -- Deutsche
+ Flottendemonstration in Sansibar. -- Der Sultan erkennt die deutschen
+ Ansprüche an. -- Diplomatische Verhandlungen zwischen Deutschland
+ und England. -- Londoner Vertrag. -- Die Deutsch-Ostafrikanische
+ Gesellschaft. -- Der Küstenvertrag mit dem Sultan. -- Stationsbestand
+ der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft.
+
+
+Eine Geschichte des Araberaufstandes in Deutsch-Ostafrika kann nicht
+gedacht werden ohne eingehende Betrachtung der Verhältnisse, welche
+diesem Aufstande vorhergingen. Die Erwerbung Deutsch-Ostafrikas,
+die einzelnen Phasen im Aufbau der Deutsch-Ostafrikanischen
+Gesellschaft, die rein politischen und handelspolitischen Faktoren,
+welche im Zusammenwirken mit den Völkerverhältnissen an der Küste
+Deutsch-Ostafrikas zum Aufstand führten, bilden ~eine~ große
+logische Kette.
+
+Die Entwickelung der Kolonisationsidee in Deutschland braucht nur mit
+wenigen Worten gestreift zu werden.
+
+Die allgemeinen Ursachen, auf denen sich diese Idee aufbaute,
+sind selbstverständlich in erster Linie in der außerordentlichen
+Machtstellung zu suchen, welche Deutschland besonders nach dem
+französischen Kriege in der Welt sich erworben. Diese Machtstellung
+brachte dann eine unerwartete Entwicklung der Industrie mit sich
+und diese wieder trieb ganz von selbst zu der Notwendigkeit neue
+Absatzgebiete im Ausland zu schaffen. Während von der einen Seite
+her diese Absatzgebiete lediglich auf dem Handelswege im Ausland
+oder in den Kolonien anderer Nationen gesucht wurden, verlangte das
+wiederbelebte Nationalgefühl der Deutschen seinerseits einen Anteil
+an der Welt in Gestalt von Kolonien, um auf diese Weise die großen
+wirtschaftlichen Faktoren im eigenen kolonialen Auslande nutzbar
+verwerten zu können: mit einem Wort, die politische Unabhängigkeit auch
+auf dem Gebiete des Handels und der Industrie zu erwerben. Gegenüber
+allen Verdächtigungen feindlicher Kreise muß den ersten Beförderern der
+Kolonialidee zweifellos der Ruhm zuerkannt werden, den Weg zu einer
+solchen Unabhängigkeit ehrlich gesucht und auch thatsächlich gefunden
+zu haben.
+
+Welch außerordentliche Rolle bei diesen Bestrebungen Deutsch-Ostafrika
+von vornherein gespielt hat und immer spielen wird, braucht kaum
+besonders hervorgehoben zu werden. Einmal haben wir es mit einem
+Gebiete zu thun, welches nach dem übereinstimmenden Urteil aller
+unbefangenen Beobachter und Forscher zweifellos die wertvollsten Teile
+Afrikas entweder in sich begreift oder handelspolitisch zu beherrschen
+in der Lage ist. Ferner verfügt gerade unser Gebiet über eine durchaus
+eigentümliche, im ganzen schwarzen Kontinent sich nicht wiederfindende
+Entwicklung der Handelsbeziehungen nach dem Innern und vom Innern
+heraus. Endlich besitzen wir in dem Volksstamm, welcher die Handelswege
+nach dem tiefsten Innern eröffnet hat und auch gegenwärtig noch als
+alleiniger Träger dieses Handelsverkehrs aufzufassen ist, in den
+Arabern nämlich, Handelsvermittler von einer kaufmännischen Begabung
+und gerade für das in Betracht kommende Land geeigneten Vorbildung, wie
+sie wenigstens für Afrika nicht besser gedacht werden können.
+
+Abgesehen von der wesentlichen Bedeutung aber, welche das
+deutsch-ostafrikanische Gebiet für Deutschland selbst besitzt,
+muß darauf hingewiesen werden, in welch ungewöhnlicher Weise die
+Erwerbung dieses Gebietes durch eine deutsche Privatgesellschaft zur
+Kolonisation ganz Afrikas und im weiteren zur Lösung kultureller und
+zivilisatorischer Aufgaben von höchster Bedeutung mitgewirkt hat.
+Der Eintritt des deutschen Reiches in die Reihe der Kolonialstaaten,
+die internationale Verteilung Afrikas zwischen Deutschland, England,
+Frankreich, Italien und Portugal in den Verträgen des Jahres 1890,
+die internationale Regelung der Sklavereifrage durch die Brüsseler
+Konferenz vom Jahre 1889 sind lediglich Folgen der deutschen Erwerbung,
+und es darf gewiß als ein eigenartiges Wirken der Vorsehung angesehen
+werden, wenn gerade das jüngste Kolonialvolk den Anstoß zur Regelung
+von Fragen gegeben hat, welche einen ganzen Erdteil betreffen.
+
+Wenige Worte mögen dem Leser den Gang der Erwerbung ins Gedächtnis
+zurückrufen.
+
+Einige wenige patriotische Männer vereinigten sich am 3. April 1884 zur
+Gesellschaft für deutsche Kolonisation. Sie stellten sich auf den Boden
+der von +Dr.+ Karl Peters vorgeschlagenen Thesen, welche darin
+gipfelten, daß, bis das Reich sich entschlösse in eine Kolonialpolitik
+einzutreten, es nötig sei, daß das deutsche Volk selbst mit praktischen
+Schritten, d. h. in erster Linie mit Gebietserwerbungen in fremden
+Erdteilen, zunächst in Ostafrika, vorginge. Im November 1884 traf
+bereits die erste Expedition (+Dr.+ Peters, +Dr.+ Jühlke,
+Graf Joachim Pfeil und Kaufmann Otto) in Sansibar ein. Am 10. November
+brach die Expedition nach Überwindung unendlicher Schwierigkeiten nach
+dem Festlande auf, erwarb innerhalb 6 Wochen durch Verträge in den
+Landschaften Usegua, Nguru, Usagara und Ukami die Hoheits- und eine
+Reihe von Privatrechten von 10 eingeborenen Häuptlingen (Jumbes),
+hißte die deutsche Flagge an den entsprechenden Punkten und bestimmte
+einige Plätze für die Anlegung von Stationen. Anfang Februar 1885
+traf +Dr.+ Peters bereits wieder in Berlin ein und erhielt auf
+Verwendung Sr. Durchlaucht des Fürsten Bismarck am 27. Februar 1885
+den Allerhöchsten Schutzbrief Sr. Maj. des Kaisers Wilhelm +I.+
+für die gemachten Erwerbungen. Mit Erlangung dieses Schutzbriefes
+wurden alle Anfeindungen, welche gegen die völker- und staatsrechtliche
+Gültigkeit jener Verträge erhoben waren, ohne weiteres niederschlagen,
+-- Anfeindungen, welche nicht nur in Deutschland selbst seitens der
+Kolonialgegner, sondern besonders durch das auf das höchste betroffene
+England in Szene gesetzt waren. Die Erlangung dieses Schutzbriefes ist
+daher als ein außerordentlich wesentliches Zugeständnis des deutschen
+Reiches und zwar in erster Linie des Fürsten Reichskanzlers anzusehen.
+Es ist der eigentliche Ausgangspunkt der afrikanischen Kolonialpolitik
+des deutschen Reiches. Die Gesellschaft für deutsche Kolonisation
+hatte damit ihren ersten und zweifellos größten Erfolg erreicht,
+einen Erfolg, welcher jedoch der Gesellschaft selbst große und über
+den Rahmen ihres eigentlichen Wirkungskreises weit hinausgehende
+Verpflichtungen auferlegte. Es stellte sich sofort die Notwendigkeit
+heraus, mit weit größeren Kapitalmitteln als bisher die bereits
+erworbenen Gebiete in thatsächlichen Besitz zu nehmen, andrerseits aber
+diesen Erwerbungen, welche ja nur als Kern und Ausgangspunkt gedacht
+waren, neue in weiterem Umkreise hinzuzufügen und den Kolonialbesitz
+in Ostafrika abzurunden. Besonders die letztere Aufgabe bedingte die
+allergrößte Eile. Unmittelbar nach dem Bekanntwerden der Peters'schen
+Erwerbung machten sich sowohl von englischer Seite als auch (und
+zwar vermutlich auf Betreiben der Engländer) seitens des Sultans von
+Sansibar Bestrebungen geltend, welche darauf abzielten, den erworbenen
+Besitz zu isolieren und die umliegenden Landschaften rechtlich für
+den Sultan von Sansibar in Besitz zu nehmen. In richtiger Erkenntnis
+der Sachlage wurde daher aus der Mitte der Gesellschaft für deutsche
+Kolonisation heraus bereits am 2. April 1885 eine Kommanditgesellschaft
+gegründet, welche unter dem Namen »Deutsch-Ostafrikanische
+Gesellschaft, Karl Peters und Genossen« in das Handelsregister
+eingetragen wurde und so eine Rechtsform für das weitere Vorgehen
+darstellte.
+
+Als Zweck der Gesellschaft wurde in die Satzungen aufgenommen
+»Erwerb, Besitz, Verwaltung und Verwertung von Ländern sowie
+deutsche Kolonisation im Osten Afrikas«. +Dr.+ Peters erhielt
+Generalvollmacht und zwar in einer solchen Ausdehnung, daß thatsächlich
+die ganze Gesellschaft in jeder Beziehung durch ihn allein geleitet
+wurde.
+
+Für +Dr.+ Peters selbst hatte sich nach seiner Rückreise nach
+Deutschland die Notwendigkeit eines längeren Aufenthaltes in der
+Heimat herausstellt, um die schwierigen, dort der Gesellschaft
+harrenden Aufgaben in Angriff zu nehmen, besonders in den Finanzkreisen
+Deutschlands die nötigen Kapitalien zu schaffen, ferner die weitere
+Ausbildung der Gesellschaftsformen herbeizuführen und dieser als
+Direktor vorzustehen. In Ostafrika standen von den mit Peters
+ausgezogenen Herren noch +Dr+. Jühlke und Graf Pfeil zur
+Verfügung, da der Kaufmann Otto in Usagara einer Krankheit zum
+Opfer gefallen war. Dem +Dr+. Jühlke wurde die Vertretung der
+Gesellschaft in Sansibar und Ostafrika übertragen; während Graf Pfeil
+als erste Aufgabe die Errichtung der Station Sima in Usagara zugewiesen
+erhielt.
+
+In Deutschland wurden von +Dr+. Peters nach der Erteilung des
+kaiserlichen Schutzbriefes eine Reihe von Persönlichkeiten für den
+Gesellschaftsdienst engagiert, um zur Erweiterung des Gebietes eine
+Reihe von Expeditionen zu unternehmen. Einer der engagierten Herren,
+der Gärtner Schmidt, löste den Grafen Joachim Pfeil auf Sima ab mit dem
+Auftrag dort eine landwirtschaftliche Station zu gründen. Dadurch wurde
+Graf Pfeil für Uebernahme weiterer Expeditionen frei und ging zunächst
+auf der von Bagamoyo nach dem Innern sich hinziehenden Karawanenstraße
+nach Süden, woselbst er der Gesellschaft durch einen Vertrag Ansprüche
+auf die Landschaft Kutu sicherte. Hieran schlossen sich folgende
+weitere Expeditionen:
+
+Die Expedition Jühlke, welcher Premier-Lieutenant Weiß zugeteilt war,
+gewann Rechtstitel auf die Landschaft Usambara.
+
+Graf Pfeil schloß zusammen mit Premier-Lieutenant Schlüter Verträge in
+den Landschaften zwischen dem Rufidji und Rovuma.
+
+Die Herren Baumeister Hörnecke und Lieutenant von Anderten waren zu
+gleichem Zweck am Tana und an der Somaliküste thätig und erwarben
+Ansprüche, die im Jahre 1886 durch eine Expedition des +Dr+.
+Jühlke an der Benadirküste erweitert wurden. Hierbei fiel dieser um die
+Erwerbung unserer Kolonien hochverdiente Mann den heimtückischen Somali
+leider zum Opfer.
+
+Der Verfasser selbst sicherte der Gesellschaft durch Verträge Rechte
+auf die Landschaft Usaramo.
+
+Es würde zu weit führen, und ist nicht Aufgabe dieses Buches, die
+erwähnten Expeditionen im Detail zu verfolgen. Doch dürfte es nicht
+uninteressant sein, eine solche Expedition etwas ausführlicher zu
+erzählen, um hierdurch ein Bild von den damals in Ostafrika für die
+Gesellschaft bestehenden Schwierigkeiten zu geben.
+
+Es wird zu diesem Zweck die vom Verfasser selbst ausgeführte Expedition
+gewählt; nicht etwa als ob dieser ein besonderer Wert zugesprochen
+werden soll, sondern weil sie naturgemäß dem Verfasser am nächsten
+liegt.
+
+Mein Auftrag, den ich nach meiner Ankunft in Sansibar vom
+Generalvertreter der Gesellschaft, +Dr+. Jühlke, erhielt, bestand
+darin, in Sansibar zunächst eine Expedition zusammenzustellen und mit
+dieser von Bagamoyo aus Usaramo zu durchziehen, das Land zwischen dem
+Kingani und Rufidji der Gesellschaft zu sichern und dann nach Usagara
+zu gehen, wo mir weitere Befehle von Seiten der Gesellschaftsvertretung
+zugehen sollten.
+
+Ich suchte dem erhaltenen Befehle gemäß so schnell wie möglich die
+für die Expedition nötigen Träger anzuwerben, kaufte die im Inlande
+gangbaren Tauschartikel ein, verpackte sie in Lasten und war 5 Tage
+nach meiner Ankunft in Sansibar so weit, daß ich nach Bagamoyo, dem
+Anfangspunkt meiner Expedition auf dem Festland überfahren konnte.
+Es war für mich notwendig, die Zahl der für die Expedition nötigen
+Träger auf ein Minimum zu reduzieren, da Said Bargasch, der damalige
+Sultan von Sansibar, uns die Anwerbung der Leute, wie überhaupt die
+Expedition in jeder Weise zu erschweren suchte. Ich sah mich genötigt,
+nachdem es mir gelungen war, 70 Träger anzuwerben, auch unsere
+eigenen Bedürfnisse sehr zu beschränken und für diese Trägerzahl
+die Verpackung der nötigsten Lasten einzurichten. Von der sonst bei
+einer Expedition üblichen Mitnahme von Karawanen-Askari (Soldaten)
+mußte ich Abstand nehmen, weil mir die Anwerbung solcher, wenn sie
+einigermaßen zuverlässig sein sollten, unmöglich war. Meiner Expedition
+war der 3 Monate vor mir in Ostafrika angelangte Kaufmann Söhnge
+zugeteilt worden. Von den Schwarzen sind zu erwähnen: der Hetmann
+der Karawane, der Komorenneger Ramassan, ferner 2 sansibaritische
+Waniampara (Unterführer) -- alle drei mit Gewehren bewaffnet. Im
+übrigen bestand die Expedition außer unseren schwarzen Dienern nur noch
+aus sansibaritischem Trägerpersonal. Beim Aufbruch war für mich die
+größte Eile geboten, schon aus dem Grunde um, bevor das Ziel der Reise
+bekannt geworden war, Aufhetzungen des Sultans in Usaramo vorzubeugen.
+Der Sultan konnte uns nicht nur in Sansibar an der Anwerbung der Träger
+und der Zusammenstellung der Expedition aufs äußerste hinderlich sein,
+sondern auch im Innern. Hier besaß er zwar an den meisten Plätzen
+nicht eine direkte Macht, aber doch einen großen moralischen Einfluß,
+wie sich dies bei mehreren deutschen Expeditionen, z. B. in Usambara
+gezeigt hat, wo von Said Bargasch die entsprechenden Empfehlungen
+vorausgeschickt wurden. Durch meinen schnellen Aufbruch indes, und
+da der Sultan über den Zweck meiner Reise sich im Unklaren befand,
+die Expedition auch so angelegt war, als ob sie direkt nach Usagara
+marschierte, welches sich ja bereits in deutschem Besitz befand, wurden
+wir vor Schädigungen bewahrt.
+
+So war es mir möglich, im ganzen 7 Tage nach meiner Ankunft in
+Sansibar, von Bagamoyo aus abzurücken, von wo ich zunächst südlich
+nach Bueni marschierte, um von hier aus den kleinen von Pangani
+nach Kutu führenden Karawanenweg bis an den Kingani nach Dundanguru
+einzuschlagen. Auch hier war es wieder mein Bestreben, möglichst
+schnell vorwärts zu kommen, um nach dem Bekanntwerden meiner Route
+in Bagamoyo und Sansibar durch die Schnelligkeit des Marsches mich
+dem Einfluß der Küstenmachthaber zu entziehen. In der That wurde
+auch die Expedition zunächst von den Eingeborenen überall freundlich
+aufgenommen, die damals trotz der großen Nähe der Küste Europäer
+noch gar nicht gesehen hatten, weil diese nur in ganz vereinzelten
+Ausnahmefällen bislang das Land seitlich der großen Karawanenstraße
+betreten hatten. Es bildete sich fast überall ein ganz friedlicher
+Verkehr mit der Bevölkerung heraus, und dieselbe war in der Regel
+leicht dazu zu bewegen, die Verträge, deren Abschließung der alleinige
+Zweck der Expedition war, mit uns einzugehen. Wie schon ganz im
+Eingang erwähnt worden, sind ja diese Verträge sowohl in Deutschland
+wie im Ausland auf das heftigste angegriffen und verspottet worden. Das
+Letztere vielleicht mit einem gewissen Recht; denn es konnte sich ja
+niemand verhehlen, daß der faktische Wert derselben gering war, da die
+eingeborenen Häuptlinge sich sehr selten, obgleich es ihnen auseinander
+gesetzt wurde, dessen, was sie mit einigen Krähenfüßen unterschrieben,
+voll bewußt waren und sie zumeist auch gegen reiche Geschenke in
+der augenblicklichen Laune waren, alles Mögliche was man von ihnen
+verlangte, abzutreten, ohne an das Bindende solcher Zugeständnisse für
+die Zukunft zu denken. Andererseits repräsentierte auch die zweite
+Vertrag schließende Partei, die ostafrikanische Gesellschaft, damals
+nur eine geringe Macht und bedurfte dringend des Rückhalts an der
+Reichsregierung.
+
+Nichtsdestoweniger haben die Verträge ihren Zweck vollkommen erfüllt,
+da infolge der ungeordneten innerafrikanischen Zustände und infolge der
+zivilisatorischen und humanitären Verpflichtungen, die wir den auf der
+tiefsten Kulturstufe stehenden Negern gegenüber zu übernehmen willens
+waren, die staatsrechtliche Grundlage für die spätere Abgrenzung
+unserer Interessensphäre durch sie gegeben wurde.
+
+Fand ich nun in der ersten Zeit überall eine gute Aufnahme und volles
+Entgegenkommen seitens der Eingeborenen auf meiner Expedition, so blieb
+doch die Aufhetzung des Sultans von Sansibar nicht ohne Erfolg. Denn
+diejenigen in der Expedition, auf die ich am meisten angewiesen war und
+von denen der Erfolg derselben abhing, die Träger, warteten nur auf die
+Gelegenheit, mich während des Marsches im Stich zu lassen und thaten
+dies auch gleich während der ersten Tage nach meinem Aufbruch von der
+Küste.
+
+Wie sehr der Sultan auf die Träger einzuwirken im Stande gewesen war,
+konnte ich daraus ersehen, daß dem treu zu mir haltenden Dolmetscher
+Ramassan öfters von den Sansibariten gedroht wurde, ihn beim Sultan
+zu denunzieren, weil er auf Kosten der Interessen des Sultans unsere
+Bestrebungen zu sehr fördere. Ramassan schwebte daher auch in steter
+Angst vor der Strafe des Sultans.
+
+Durch das Entgegenkommen der eingeborenen Jumbes oder Pasi, wie sie
+in Usaramo genannt werden, ist es mir zunächst immer gelungen, die
+notwendige Zahl von Aushilfeträgern zu erhalten. Doch sah ich mich
+wegen der steten Zunahme von Desertion der Träger in Dundanguru
+veranlaßt, zu einem andern Auskunftsmittel zu greifen, da von hier an
+die Wasaramo nicht mehr willens waren, mir auf meiner nach Süden nach
+dem Rufidji abbiegenden Route bis an die Grenze der gefürchteten
+Mahenge zu folgen.
+
+Ich erklärte meinen Trägern, daß, wer nicht weiter mit mir ziehen
+wollte, die Erlaubnis habe nach Sansibar zurückzukehren, da ich
+nur solche Leute, die mir freiwillig und gern folgen würden, mit
+mir zu nehmen wünsche. In Sansibar würde ich die Bestrafung der
+Davongelaufenen durch Vermittlung des deutschen Konsulats herbeiführen,
+dagegen die mir während der ganzen Expedition treu bleibenden Träger
+über meine Verpflichtung hinaus belohnen. So behielt ich nicht ganz 30
+Mann bei mir.
+
+Es war mir ganz Unmöglich, mit diesen die Lasten der Karawane
+weiterzutransportieren. Daher erteilte ich dem Kaufmann Söhnge den
+Auftrag, am Kingani ein provisorisches Lager zu beziehen und so gut es
+ging, zu befestigen, während ich selbst mit den für die Dauer eines
+Monats notwendigen Tauschwaren, die ich in sehr leichte Lasten verpackt
+hatte, mit 13 Trägern den Marsch nach Süden fortsetzte. Die übrigen
+Träger ließ ich Herrn Söhnge zur Bewachung und Einrichtung des Lagers.
+
+Ich durchzog nun allein das Land direkt nach Süden bis zum Rufidji
+verfolgte diesen drei Tagereisen östlich und marschierte dann nach
+Nordwest zurück, um wieder zum übrigen Teil meiner Expedition am
+Kingani zu stoßen.
+
+Ich fand bei den Häuptlingen des südlichen Usaramo nicht dasselbe
+Entgegenkommen wie im nördlichen Teil und wurde überall mißtrauisch
+aufgenommen; es gelang mir jedoch auch hier, wenn auch nicht mit
+derselben Leichtigkeit wie vordem, die gewünschten Verträge, 25 an der
+Zahl, abzuschließen.
+
+Nach meiner Wiedervereinigung mit Söhnge trat ich den weiteren
+Vormarsch der Expedition nach Usagara an, da es Söhnge gelungen war,
+sich mit den Parsis der Ortschaften am Kingani zu befreunden und von
+diesen die für den Weitermarsch nötige Zahl von Trägern anzuwerben. Die
+große Karawanenstraße von Bagamoyo wurde am Gerengere erreicht und auf
+dieser der Marsch nach Muini Sagara und von da nach Sima fortgesetzt.
+
+In Sima traf ich den Generalvertreter der Gesellschaft +Dr.+
+Jühlke an, welcher die für die weitere Fortsetzung der Expedition oder
+für Stationsanlagen nötigen Lasten, die ich aus Mangel an Trägern von
+Sansibar nicht hatte mitnehmen können, mir nachbrachte und ferner
+den Auftrag des deutschen Generalkonsuls hatte, einen mit dem alten
+Usagara-Sultan Muini Sagara und einer arabischen Karawane vorgekommenen
+Streitfall zu untersuchen und zu schlichten. Dieser Auftrag ging in
+Folge der Erkrankung Jühlkes auf mich über und hielt mich für die
+nächste Woche noch in Usagara fest.
+
+Endlich im letzten Drittel des Oktober erreichte mich der Befehl
+nach Sansibar zurückzukehren und dort eine neue Expedition
+zusammenzustellen, um mit dieser von der Rovuma-Mündung aus zum Zweck
+weiterer Erwerbungen ins Innere abzumarschieren.
+
+Mein Begleiter Söhnge war bereits vor mir mit den abgeschlossenen
+Verträgen nach Sansibar zurückgesandt worden, und es schloß sich mir
+der mit mir zugleich nach Ostafrika gekommene +Dr.+ Hentschel,
+welcher sich damals ebenfalls in Usagara befand, auf dem Rückmarsche
+an. Diese Rücktour sollte indes für mich verhängnisvoll werden und
+einen Strich durch die Ausführung meiner Instruktion machen.
+
+Am 28. Oktober, Morgens, verließen wir unsern Lagerplatz bei Kidete.
+Die ersten Stunden des Marsches von Kidete aus waren ruhig verlaufen,
+und wir glaubten, obgleich wir sowohl durch Kidete-Leute, wie auch
+durch passierende Jäger von den in jener Gegend angesessenen Wakamba
+des öfteren belästigt worden waren, durchaus nicht an eine ernstere
+Gefahr, als wir plötzlich etwa um 1/2-12 Mittags von hinten beschossen
+wurden. Die Karawane bestand damals außer uns beiden Europäern noch
+aus 20 unbewaffneten Trägern, welche bei diesem Angriffe ebenso wie
+unsre Boys ihre Lasten fortwarfen und sich schleunigst davonmachten.
+Wir waren daher auf uns allein angewiesen. Unter dem fortgeworfenen
+Gepäck befanden sich auch +Dr.+ Hentschels Patronen. Da ich eine
+größere Anzahl Patronen selbst bei mir trug, half ich hiermit meinem
+Gefährten aus. Seine Doppelbüchse hatte ein etwas größeres Kaliber als
+der Büchsenlauf meiner Büchsflinte, weshalb auch seine Schüsse nicht
+so präzis sein konnten. Wir suchten indes durch schnelle und möglichst
+gut gezielte Schüsse der uns numerisch überlegenen Bande -- es waren
+etwa 30 an der Zahl -- möglichst viel Verluste beizubringen. Die Gegner
+haben, wie späteren Besuchern der Gegend mitgeteilt wurde, 5 Tote und
+mehrere Verwundete gehabt. Aber wir selbst wurden beide gleich bei
+Beginn der Schießerei verwundet. +Dr.+ Hentschel erhielt einen
+Schuß in die linke Wade und ich einen in den rechten Unterschenkel über
+dem Knöchel.
+
+Glücklicherweise machten uns unsere Wunden nicht kampfunfähig; wir
+suchten so gut wie möglich Deckung im Terrain und setzten, obgleich
+verwundet, das Feuer fort.
+
+Bei den Gegnern wurde dasselbe immer schwächer; doch traf mich eine
+der letzten gegnerischen Kugeln in die Brust und ging durch meine
+rechte Lunge hindurch. Das genügte in jenem Augenblick für mich. Die
+Gegner stellten, wahrscheinlich wegen der verhältnismäßig großen
+Verluste, die sie hatten, das Feuer ein und verschwanden zu meinem
+Glück vom Kampfplatz. +Dr.+ Hentschel hielt an meiner Seite
+aus, bis mich das Bewußtsein verließ, worauf er sich bei seiner ihn
+am Gehen hindernden Verwundung zum Teil auf allen Vieren nach dem
+nächsten Dorfe hin fortbewegte, um Hilfe für mich herbeizuschaffen,
+oder, wenn diese zu spät käme, mich zu beerdigen. Er mußte zu diesem
+Zweck die davongelaufenen Träger, vor allem Ramassan, wiederbekommen;
+denn allein konnte er, selbst verwundet, mir nicht helfen. Daher bewog
+er eine Anzahl Leute im nächsten Dorfe, zu mir zurückzugehen, um mich
+nach jenem Dorf zu bringen; er gab ihnen als Lohn das einzige, was
+er gerettet, sein eigenes Gewehr. Die Leute sind indessen nie zu mir
+gekommen.
+
++Dr.+ Hentschel selbst kam nicht zurück, weil er hörte, englische
+Missionare seien etwas weiter vorwärts auf der Straße, aber in der
+Nähe. Er sah ein, daß das richtigste sei, von diesen ärztliche Hilfe
+und Medizin zu erbitten, da wir alles verloren hatten. So ließ er sich
+zu diesen tragen und sandte Ramassan zurück, der indes Angst hatte
+und erst später zu mir kam. Die englischen Missionare traf Hentschel;
+dieselben erklärten sich natürlich bereit, auf mich zu warten, während
+Hentschel sich in Eilmärschen nach Sadani tragen ließ, um von dort
+nach Sansibar zu fahren und dort den Vorfall zu melden, damit mir
+ein Arzt und Hilfe entgegengeschickt würde, wenn es auch damals
+unwahrscheinlich erschien, daß ich am Leben war. +Dr.+ Hentschel
+hat in dieser Weise durchaus korrekt und besonnen gehandelt; durch
+seine Handlungsweise hat er wesentlich dazu beigetragen, mir das Leben
+zu retten, und mich zu Dank verpflichtet.
+
+Nun ein paar Worte über meine Angreifer. Diese bestanden, wie wir
+später erfuhren, in einer Räuberbande, sogenannten Ruga-Ruga, die
+es auf Beutemachen und Plünderung Unsrer Sachen abgesehen hatten.
+Diese Absicht ist nun nicht einmal von ihnen erreicht worden, da die
+Angreifer nach ihren verhältnismäßig großen Verlusten sich schleunigst
+empfahlen. Es waren Dritte, denen die Beute zufiel und zwar Kidete-
+und Mamboialeute, die, während ich bewußtlos auf dem Kampfplatz lag,
+alles stahlen und dabei mit großer Gewissenhaftigkeit verfuhren. Bis
+auf das, was ich persönlich am Leibe trug, ließen sie nichts zurück;
+doch war ich indessen noch gut daran, daß mir die Ruga-Ruga selbst
+nicht noch einen Besuch abstatteten, da sie mir sicher das Messer an
+den Hals gesetzt hätten.
+
+Ich selbst blieb besinnungslos bis zur Zeit der Dämmerung liegen. Da
+erst, also 6-7 Stunden nach meiner Verwundung, kam ich zum Bewußtsein
+meiner Hilflosigkeit. Einige Neger befanden sich in meiner Nähe, die,
+als ich die Augen aufmachte, auf und davon liefen. Brennender Durst
+peinigte mich. Ich suchte ihn zu stillen, indem ich mir den rechten
+Stiefel, in dem sich eine Portion Blut, von dem angeschossenen Bein
+herrührend, angesammelt hatte, auszog und das darin enthaltene Blut
+begierig trank. Da das Blut aber nachher trocknete und die Wunden
+überhaupt nur wenig nachbluteten, so gab es für mich bald nichts mehr
+zu trinken. Die ganze Nacht lag ich bei vollem Bewußtsein da; ich
+hätte mir gern schleunige Erlösung von meinen Leiden gewünscht. Meine
+Versuche, aufzustehen, mißlangen. Am nächsten Morgen kaute ich den
+Thau aus den Gräsern; den Tropenhelm legte ich mir unter den Kopf,
+um diesen etwas erhöht zu halten, und zog es vor, hierfür mir die
+glühende Tropensonne auf den Schädel scheinen zu lassen. Die Neger,
+welche vorbeikamen und mich liegen sahen, hatten kein Mitleid mit
+mir, verhöhnten mich teilweise noch, ließen mich alle liegen und
+gaben mir nicht einmal einen Tropfen Wasser zu trinken. Ein altes,
+fürchterlich häßliches Weib warf mir ein Stück von ihr ausgesogenen
+Kürbis ins Gesicht mit den Worten »da friß«, während ein Gemütsmensch
+darunter war, der auf mein Ansuchen, mich von der Stelle zu tragen,
+nur erwiderte: »Du wirst doch gleich sterben«. So lag ich, bis die
+Sonne am Himmel reichlich 2 Uhr zeigte, so daß ich also 26-27 Stunden
+an jener traurigen Stätte zugebracht habe. Da fanden sich endlich zwei
+hilfsbereite Leute, die mich ins nächste Dorf trugen. Als ich die erste
+Pfütze passierte, trank ich soviel Wasser, wie meine braven Träger nach
+ihrer Aussage noch nie einen Menschen hatten trinken sehen.
+
+Ich wurde im nächsten Dorf in der Hütte des Jumbe untergebracht,
+der mich, so gut er konnte, verpflegte, indem er mich auf eine
+Negerbettstelle legen ließ und mir aus Matama gemachte Suppe zum
+Löschen des Durstes gab. Auch kam mein Karawanenführer Ramassan bald
+nach diesem Dorfe zurück, wusch, nachdem er mir die Sachen, welche über
+und über voll Blut waren, vom Leibe gezogen hatte, meine Wunden aus,
+und verklebte den Einschuß an der Brust, den Ausschuß am Rücken und den
+Einschuß am Bein mit je einem Stück Cigarettenpapier. Das war für die
+nächste Zeit die einzige Wundbehandlung. Außerdem warb Ramassan zehn
+Leute in jenem Wasagara-Dorf an mit dem Versprechen, ihnen wenn sie
+mich an die Küste nach Sadani brächten, reichlichen Lohn auszuzahlen.
+
+Diese zehn trugen mich ununterbrochen die ganze Tageszeit mit Ausnahme
+einer kurzen Rast während des Mittags in der Hängematte, immer zwei und
+zwei abwechselnd, nach der Küste zu. Bei diesem Transport wurde in
+jenem gebirgigen Terrain aber nicht besser als mit einem Stück Waare
+mit mir umgegangen. Die Aufnahme, welche ich in den nächsten Dörfern
+während dieser Zeit fand, war eine durchaus hartherzige. In keinem
+Dorf wurde mir Unterkunft gewährt. Überall mußte ich mit meinen Leuten
+außerhalb des Dorfes auf einem harten Graslager zubringen. Dabei hatte
+ich von der während der Nächte verhältnismäßig großen Kälte viel zu
+leiden, da ich nur mit meinen blutdurchtränkten Kleidern bedeckt war.
+Nahrung bekam ich nur von meinen eigenen Leuten, und zwar während
+dieser ganzen Zeit nur eine Matamasuppe. Das Mißgeschick wollte es
+zudem, daß ich erst nach mehreren Tagen die englischen Missionare
+erreichte, welche bereits erwähnt sind. Sie hatten mir Boten mit
+Medizin und Lebensmitteln entgegengeschickt, doch waren diese einen
+andern Weg gegangen, als ich.
+
+Bei den Missionaren wurde mir nun selbstverständlich alles zu teil, was
+mir diese Leute bieten konnten. Sie behandelten und verbanden meine
+Wunden, brachten mich in einem Zelte unter, gaben mir bessere Nahrung
+und eine bessere Hängematte, in der ich bis zur Küste unter ihrer
+Obhut getragen wurde. Allerdings war mein Zustand auf diesem Transport
+ein derartiger, daß man daran zweifelte, ob ich die Küste noch lebend
+erreichen würde. Am letzten Tage, bevor wir in Sadani ankamen, trafen
+wir auf dem Marsch den Maler Hellgrewe und Herrn Söhnge, die, nachdem
+sie von +Dr.+ Hentschel Kunde über mich erhalten hatten, sich
+sofort aufgemacht hatten, mir Hilfe zu bringen. Sie fuhren an Bord der
+»Möwe« über die Herr Admiral Knorr auf die empfangene Nachricht hin so
+gütig war, nach Sadani zu schicken, damit der Arzt der »Möwe«, Herr
++Dr.+ Schubert, mir Hilfe leisten könnte. In Ndumi, 2 Stunden
+von der Küste entfernt, traf mich auch ein kleines Detachement unter
+Lieutenant Mandt und +Dr.+ Schubert, die für meinen weiteren
+Transport nach Sansibar auf S. M. S. »Möwe« Sorge trugen. Zur
+Erinnerung an jene Zeit stiftete mir Hellgrewe später zwei von seiner
+Meisterhand gemalte Bilder, die gegenwärtig mein Zimmer schmücken. --
+
+Kehren wir nach dieser Abschweifung zu der Entwickelung der
+ostafrikanischen Verhältnisse zurück. Bereits oben ist von den
+Bestrebungen die Rede gewesen, welche sich seitens des Sultans gegen
+die Erwerbungen der ostafrikanischen Gesellschaft geltend machten.
+Diese Bestrebungen nahmen eine greifbare Form an, als der Sultan am
+25. April 1885 offizielle Kenntnis von dem kaiserlichen Schutzbrief
+erhielt. Der Sultan Said Bargasch erhob nunmehr einen formellen Protest
+gegen diesen Schutzbrief und die deutschen Erwerbungen überhaupt.
+Dieser telegraphisch nach Berlin übermittelte Protest hatte folgenden
+Wortlaut: »Wir haben vom Generalkonsul Rohlfs Abschrift von Ew.
+Majestät Proklamation vom 27. Februar empfangen, wonach Gebiete in
+Usagara, Nguru und Ukami, von denen es heißt, daß sie westlich von
+unsern Besitzungen liegen, Eurer Oberhoheit und deutscher Regierung
+unterstellt sind. Wir protestieren hiergegen, weil diese Gebiete uns
+gehören und wir dort Militärstationen halten und jene Häuptlinge,
+welche die Abtretung von Souveränitätsrechten an die Agenten der
+Gesellschaft anbieten, dazu nicht Befugnis haben: Diese Plätze haben
+uns gehört seit der Zeit unsrer Väter.« Gleichzeitig sandte Said
+Bargasch Truppen nach Witu, Dschagga und Usagara, um durch eine
+thatsächliche Machtentfaltung die Häuptlinge einzuschüchtern und eine
+Art Besitzrecht auszuüben.
+
+Es dürfte geeignet erscheinen, an dieser Stelle die Stellung der Araber
+in Sansibar und ihre Beziehungen zu Ostafrika kurz zu skizzieren. Wann
+die erste Einwanderung derselben in Ostafrika erfolgte, läßt sich
+mit Sicherheit nicht feststellen. Die zahlreichen Ruinen arabischer
+Gebäude an der ganzen Küste entlang legen Zeugnis davon ab, daß die
+arabische Kultur hier bereits in früheren Jahrhunderten in hoher Blüte
+gestanden haben muß; auf dem Boden der Geschichte erscheinen die Araber
+jedoch erst mit der portugiesischen Einwanderung. Es ist bekannt, daß
+das arabische Element durch die Portugiesen im 16. Jahrhundert fast
+gänzlich vertrieben wurde und daß die arabischen Städte insgesamt in
+portugiesische Hände fielen. Ebenso darf die spätere Vertreibung der
+Portugiesen durch die Maskataraber als bekannt voraussetzt werden.
+Erst seit dem Jahre 1840 ist Sansibar der unbestrittene Hauptort der
+arabischen Oberherrschaft. In diesem Jahr verlegte der Sultan Said
+Said seine Residenz von Maskat nach Sansibar. Ihm folgte 1856 Said
+Madjid, dem 1870 dann Said Bargasch nachfolgte; unter diesem gewann
+der englische Einfluß in Sansibar vollkommen das Übergewicht über alle
+andern Nationen. Said Bargasch starb 1888 und hinterließ die Regierung
+seinem Bruder Said Kalifa.
+
+Die Stellung, welche die Araber in Ostafrika gegenwärtig und zwar
+seit der Vertreibung der Portugiesen einnehmen, ist eine durchaus
+eigentümliche, wie sie sich ein zweites Mal kaum irgendwo auf der Welt
+wiederfinden dürfte. Der eigentliche Mittelpunkt ihrer Herrschaft ist
+Sansibar selbst; aber von diesem Zentralsitz aus laufen die von Arabern
+gesponnenen Fäden bis in das tiefste Innere des schwarzen Kontinents
+hinein. Ihre weitesten Vorposten liegen gegenwärtig weit über den
+Tanganjika westlich im Congostaat.
+
+Ein faktisches Besitzrecht hatte der Sultan ganz zweifellos am
+Küstenstreifen von der Tanamündnng bis zum Rovuma. Denn auf diesem
+ganzen Küstenstreifen unterhielt er in allen Hauptplätzen Walis
+(Statthalter), zum Teil auch Garnison. Er übte hier also wirkliche
+Hoheitsrechte aus. Der Machtbezirk der einzelnen Walis war jedoch
+außerordentlich begrenzt und erstreckte sich im großen und ganzen immer
+nur auf die nächste Umgebung ihres Wohnsitzes.
+
+Fast unmittelbar hinter dem Küstenstreifen herrschten die eingeborenen
+Häuptlinge und zwar meist nach patriarchalischem Brauch unumschränkt,
+so daß von einem Besitztitel des Sultans hier gar keine Rede sein
+konnte. Die Ansprüche, welche der Sultan für dieses Innere erhob,
+begründete er mit dem Umstand, daß in einzelnen Plätzen sich von ihm
+ernannte Walis befänden. Damit kann jedoch von einer thatsächlichen
+Besitzergreifung seitens des Sultans nicht die Rede sein. Es erklärt
+sich das vielmehr lediglich aus Folgendem: Die arabischen Kaufleute,
+welche in den Plätzen des Innern, von denen hier die Rede ist, also z.
+B. in Tabora, Mamboia und anderen sich ansiedelten, ließen vom Sultan
+einen Wali ernennen, nur um durch einen solchen Beamten eine größere
+Autorität unter sich zu schaffen. Hätten sie einen Wali selbständig
+aus ihrer Mitte erwählt, so würde sich kein einziger der Araber an
+dessen Richterspruch gekehrt haben; ernannte aber der Sultan den
+Statthalter, so war demselben immer ein wesentlicher Einfluß gesichert,
+weil der Sultan die Endfäden des Gewebes in Händen hielt, d. h. weil
+er die ungehorsamen Araber bei ihrer Rückkehr nach Sansibar bestrafen
+konnte. Thatsächlich aber haben diese Walis den Eingeborenen gegenüber
+keine Rechte ausgeübt; diese standen wenigstens im jetzigen deutschen
+Interessengebiet nach wie vor unter ihren angestammten Häuptlingen.
+
+Der Protest des Sultans wurde daher mit Recht durch den Fürsten
+Bismarck am 19. Juni 1885 formell abgelehnt, die Ansprüche für
+unbegründet erklärt und gegen die nachträgliche Besetzung von Gebieten,
+welche innerhalb des deutschen Schutzgebietes lagen, Einspruch erhoben.
+Die deutsche Antwort trug den Charakter eines Ultimatum und wurde durch
+ein deutsches Geschwader, bestehend aus den Schiffen: Bismarck, Prinz
+Adalbert, Gneisenau, Stosch, Elisabeth, Olga, Möwe nebst zwei Tendern:
+Adler und Ehrenfels nachdrücklich unterstützt.
+
+Die Sultanstruppen waren bereits am 24. Juni zurückberufen worden und
+am 14. August erkannte der Sultan rückhaltlos die Schutzherrschaft
+Deutschlands über die Länder Usagara, Nguru, Usegua, Ukami und über
+das Gebiet von Witu an. Diese Erklärung des Sultan wurde vom deutschen
+Reich als vollkommen genügend angesehen und obwohl thatsächlich niemand
+in Sansibar, weder die Araber noch die Engländer und Franzosen,
+daran zweifelten, daß das Geschwader lediglich gesandt worden sei,
+um das Sultanat zu annektieren, wurde seitens Deutschlands, um die
+freundschaftlichen Beziehungen zu England nicht zu erschüttern, von
+diesem Schritte abgesehen. Nicht nur die Deutschen, sondern überhaupt
+alle Einwohner bis zum Sklaven herunter faßten dies nicht anders, denn
+als einen Mißerfolg Deutschlands auf. Die gewaltige Flottenentfaltung
+war gänzlich ohne Resultat, ja die Araber betrachteten sogar die vom
+Sultan gegebene Erklärung lediglich als ein durch die Not erzwungenes,
+diplomatisches Auskunftsmittel.
+
+Für die europäischen Mächte bildete jedoch diese diplomatische
+Korrespondenz die Grundlage für weitere Verhandlungen. England hatte
+richtig erkannt, wie nahe die Gefahr einer Annexion des ganzen
+Sultanats gelegen hatte. Um für die Zukunft eine solche Möglichkeit
+auszuschließen, ging das englische Bestreben jetzt dahin, Deutschland
+zum Beitritt zu dem englisch-französischen Vertrage vom Jahr 1862 zu
+bringen, in welchem die ~Unabhängigkeit des Sultans von Sansibar~
+anerkannt wurde. Die Verhandlungen über die ostafrikanische Frage
+begannen zwischen England und Deutschland im Dezember 1885 und fanden
+ihren Abschluß in dem internationalen Abkommen zu London am 1. November
+1886.
+
+Das Londoner Abkommen erkannte dem Sultan die Souveränität über
+Sansibar, Pemba, Lamu und Mafia zu, sowie einen Besitz an der
+Küste in einer Tiefe von 10 Seemeilen vom Rovuma bis Kipini. Um
+jedoch der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft einen Zugang zur
+See zu verschaffen, ohne welchen der Besitz des Innern ja gänzlich
+wertlos gewesen wäre, machte England im Londoner Abkommen sich
+anheischig, im Einverständnis mit Deutschland beim Sultan auf die
+Verpachtung der Zölle in den Häfen von Daressalam und Pangani an die
+Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft hinzuwirken, nachdem bereits
+im September 1885 die Mitbenutzung Daressalams zugestanden worden
+war. Gleichzeitig kamen beide Mächte überein, eine Abgrenzung ihrer
+gegenseitigen Interessensphäre in diesem Teile des ostafrikanischen
+Festlandes vorzunehmen. Der letztgenannte Punkt bildet die Grundlage
+des deutsch-englischen Abkommens von 1890.
+
+Mit dem Londoner Vertrage war nunmehr endlich eine politische,
+internationale Grundlage für die deutsche Kolonisation Ostafrikas
+geschaffen. Die erste günstige Wirkung derselben war die
+Erkenntnis, daß nicht wie bisher durch verhältnismäßig geringfügige
+Kapitalbeteiligung ein Erfolg zu erzielen sei. Das Großkapital sollte
+und mußte herangezogen werden und die Gesellschaft selbst verlangte
+eine Neuorganisation.
+
+Im Februar 1887 verwandelte sich die Deutsch-Ostafrikanische
+Gesellschaft in eine Aktiengesellschaft, die Leitung wurde in die Hände
+eines Verwaltungsrats gelegt und +Dr.+ Peters zum Generalvertreter
+in Sansibar ernannt.
+
+In der That gelang es Peters schon im Jahre 1887, den Sultan Said
+Bargasch zu einer Abtretung der Zölle zu bringen, aber die Ratifikation
+des Vertrages durch die Direktoren der Gesellschaft verzögerte sich
+so lange, daß Said Bargasch darüber hinstarb und erst unter Said
+Kalifa im April 1888 der überaus wichtige ~Küstenvertrag~ zu
+Stande kam, durch welchen die gesamten Festlandszölle, so weit sie die
+Ausfuhr betrafen, an die Gesellschaft abgetreten wurden. Da dieser
+Küstenvertrag die eigentliche Grundlage und Ursache des Aufstandes
+bildet, so mögen seine Bestimmungen hier Platz finden:
+
+»Dem Sultan sollen keine Verbindlichkeiten erwachsen weder aus den
+Kosten der Besitzergreifung der Küste durch die Deutsch-Ostafrikanische
+Gesellschaft, noch auch aus den daraus etwa entstehenden
+Kriegszuständen. Dagegen willigt er ein, alle Akte und Handlungen,
+welche erforderlich sind, um die Bestimmungen des Vertrags zur
+Ausführung zu bringen, vorzunehmen und der Gesellschaft mit seiner
+ganzen Autorität und Macht zu helfen.«
+
+»Im ersten Jahre liefert die Gesellschaft den ganzen Betrag der
+erhobenen Ein- und Ausfuhrzölle an den Sultan ab, abzüglich der
+Geschäftsunkosten (nicht über 272000 M.) und einer Kommissionsgebühr
+von 5 Prozent. Auf Grund der im ersten Jahre gemachten Erfahrungen soll
+die Durchschnittssumme der jährlich zu zahlenden Pacht festgestellt
+werden.«
+
+»Die Gesellschaft wird ermächtigt, Beamte einzusetzen, Gesetze zu
+erlassen, Gerichtshöfe einzurichten, Verträge mit Häuptlingen zu
+schließen; alles noch nicht in Besitz genommene Land zu erwerben,
+Steuern, Abgaben und Zölle zu erheben, Vorschriften für den Handel und
+Verkehr zu erlassen, die Einfuhr von Waaren, Waffen und Munition und
+allen andern Gütern, welche nach ihrer Ansicht der öffentlichen Ordnung
+schädlich sind, zu verhindern; alle Häfen in Besitz zu nehmen und von
+den Schiffen Abgaben zu erheben.«
+
+»Die Verwaltung soll im Namen des Sultans und unter seiner Flagge,
+sowie unter Wahrung seiner Souveränitätsrechte geführt werden. Der
+Sultan erhält eine nach einem Jahr festzustellende Pachtsumme, ferner
+50 Prozent des Reineinkommens, welches aus den Zollabgaben der Häfen
+fließen wird; endlich die Dividende von zwanzig Anteilscheinen der
+Gesellschaft +à+ 10000 M., nachdem Zinsen in der Höhe von 8
+Prozent auf das eingezahlte Kapital der Anteilscheinbesitzer bezahlt
+worden sind.«
+
+Zur Zeit dieses Vertragsabschlusses besaß die Ostafrikanische
+Gesellschaft in Deutsch-Ostafrika folgende 18 Stationen:
+
+ Auf Sansibar selbst: die Hauptstation Sansibar;
+
+ in Usaramo: Bagamoyo, Daressalam, Dunda, Madimola, Usungula;
+
+ in Usambara: Pangani, Korogwe, Mafi;
+
+ im Süden zwischen Rufidji und Rovuma: Kilwa, Lindi, Mikindani;
+
+ in Usagara: Sima und Kiora;
+
+ weiter westlich in Ugogo: Mpapua;
+
+ in Usegua: Mbusini (Petershöhe);
+
+ am Kilimandscharo: Moschi und Aruscha.
+
+Von diesen waren nur Kilwa, Lindi und Mikindani Zollstationen. Im
+übrigen wurden die Zölle in Sansibar selbst erhoben, da der gesamte
+Verkehr von der Nordküste sich über Sansibar bewegte. Die Stationen
+im Innern waren vor der Hand als Stützpunkte für Erwerbungen oder
+eventuelle spätere wirtschaftliche Ausnutzung anzusehen. Den Beamten
+der Gesellschaft, welche die betreffenden Stationen inne hatten, blieb
+es je nach ihrer Befähigung und Initiative überlassen, daraus zu
+machen, was sie konnten oder wollten.
+
+
+
+
+ 2. Kapitel.
+
+ Entwickelung des Aufstandes und Errichtung des Reichskommissariats.
+
+ Hoheitsrechte der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft. --
+ Übernahme der Küste, Schwierigkeiten bei Ausübung der Souveränität.
+ -- Widerstand der Araber und Inder. -- Unzufriedenheit der
+ Küstenbevölkerung. -- Machtlosigkeit der Gesellschaft. --
+ Sultanssoldaten im Dienst der Gesellschaft. -- Einfluß des Sultans
+ auf dieselben. -- Verhalten der Gesellschaftsbeamten. -- Weigerung
+ des Wali von Pangani, die Gesellschaftsflagge zu hissen. --
+ Eingreifen der Möwe und Carola. -- Ausweisung des Wali. -- Erneute
+ Unruhen in Pangani. -- Einschreiten des Generals Matthews. --
+ Zurückziehung der Gesellschaftsbeamten. -- Unruhen in Tanga. --
+ Zustände in Bagamoyo. -- Wühlereien der Bagamoyo-Jumbes. -- Angriffe
+ auf das Gesellschaftsgebäude. -- Versuch, den Admiral abzufangen.
+ -- Besetzung Bagamoyos durch die Marine. -- Streifzüge Gravenreuths.
+ -- Erstes Eingreifen Buschiris. -- Buschiri landet mit 800 Mann in
+ Sadani. -- Vorrücken auf Bagamoyo. -- Befestigung dieser Station
+ durch Zelewski. -- Angriffe auf Bagamoyo. -- Stellung der
+ Katholischen Mission. -- Verhältnisse um Daressalam. -- Angriff auf
+ die katholische Mission in Pugu. -- Ermordung der Missionare. --
+ Verhältnisse im Süden. -- Aufgabe von Lindi und Mikindani. --
+ Ermordung der Gesellschaftsbeamten in Kilwa. -- Wirkung dieser
+ Nachrichten in Deutschland. -- Blokade-Erklärung. --
+ Antisklaverei-Antrag des +Dr.+ Windthorst. -- Errichtung des
+ Kommissariats.
+
+
+Durch den Vertrag der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft mit
+Said Kalifa ging außer der Verwaltung der Zölle auch die Ausübung
+der Hoheitsrechte des Sultans (Verwaltung und Gerichtsbarkeit) an
+die Gesellschaft über. Als äußeres Zeichen dafür sollte überall, wo
+Stationen der Gesellschaft im Sultansgebiet sich befanden, zugleich
+mit der Sultansflagge die Flagge der Gesellschaft gehißt werden.
+Jedoch schon bald nach der Uebernahme der Küste wiesen erfahrene
+Gesellschaftsbeamte wie von Zelewski und Freiherr von Eberstein
+in ihren Berichten an den Generalvertreter darauf hin, daß die der
+Gesellschaft vertragsmäßig zu teil gewordenen Hoheitsrechte auf die
+Dauer von den Beamten nicht würden ausgeübt werden können; die nächste
+Zeit hat gezeigt, wie berechtigt diese Befürchtungen waren.
+
+Es waren zwar die Eingeborenen und alle Bewohner des Küstendistrikts
+durchaus geneigt, der Gesellschaft die üblichen Zölle zu zahlen, da
+sie in der Uebertragung derselben an die Gesellschaft eine einfache
+Verpachtung sahen, wie eine solche auch schon früher von Seiten des
+Sultans an andere Personen besonders Inder, stattgefunden hatte, und es
+hätte diese Zollerhebung seitens der Gesellschaft ohne den geringsten
+Machtaufwand ungestört überall stattfanden können, -- ~wenn nur nicht
+damit eine Ausübung der Souveränität verbunden gewesen wäre~.
+
+Bei dem überaus conservativen Charakter der arabischen Bevölkerung,
+bei ihrer Eigenart, vom kleinsten Gemeinwesen hinauf bis zum
+Staat patriarchalische Organisationen zu schaffen, für welche das
+Religionsgesetz den Nahmen gab, mußte ein solcher Versuch um so
+schwerere Bedenken erregen, als gar keine wirkliche Macht dahinter
+stand. -- Den Fremden, den Ungläubigen, deren Persönlichkeiten ihnen
+noch dazu meist gänzlich fremd waren und von den ihnen unbekannt war,
+ob sie ihre Sitten respektieren würden, mochten die Araber sich nicht
+fügen. Sie sahen die Ausübung der Souveränität im Namen des Sultans
+von Seiten der Gesellschaftsbeamten nur als Anfang zu gänzlicher
+Unterwerfung unter die deutsche Herrschaft an; sie fürchteten durch
+zu hartes Vorgehen der neuen Beamten in der Sklavenfrage eine
+Schädigung ihrer Interessen und glaubten ihre gesamte Existenz aufs
+äußerste bedroht, da sie befürchteten, daß sie auch in ihrem rein
+kaufmännischen Gewerbe beeinträchtigt werden würden. Das letztere
+Moment hatte sich übrigens schon früher in Tabora geltend gemacht, wo
+die Araber mit allen Mitteln gegen die europäische Konkurrenz zuerst
+die eines Franzosen und dann der großen Hamburger Elfenbeinfirma Meyer,
+ankämpften. Ein Angestellter der Firma, Herr Giesecke, wurde im Jahre
+1887 von den Arabern mit Erlaubnis des Häuptlings Sikke von Unianiembe
+-- aus Geschäftsrücksichten -- ermordet.
+
+Die Furcht vor dieser kaufmännischen Konkurrenz einerseits, sowie das
+Faktum einer im Lauf der Zeit eingetretenen großen Abhängigkeit der
+Araber von den Indern war übrigens auch für letztere ein Grund, sich
+bei Ausbruch des Aufstandes den Rebellen gegenüber sympathisch zu
+verhalten. Sie traten uns natürlich nicht mit den Waffen in der Hand
+entgegen, leisteten aber doch durch Lieferung von Waffen und Munition
+sowie durch Spionage den Aufständischen Vorschub.
+
+Ein weiterer Grund zur Unzufriedenheit war der, daß vielen
+Küsten-Leuten und zwar Arabern wie Negern ein sehr bequemes Einkommen,
+welches sie bis dahin gehabt hatten, der Natur der Verhältnisse nach
+mit der Neuordnung genommen wurde. Es bezieht sich dies auf die Walis,
+Akidas und Jumbes in den Hauptküstenplätzen Bagamoyo, Pangani, Kilwa
+und Lindi. Hier war überall von den genannten Personen unter allen
+möglichen Vorwänden und Titeln den Karawanen Tribut abgenommen worden.
+Daß die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft einem derartigen Unfug
+sofort ein Ende machen mußte, war selbstverständlich; aber ebenso
+selbstverständlich war es, daß die geschädigten Mrimaleute solche
+Maßregeln als ganz unerlaubten Eingriff in ihre Rechte betrachteten.
+
+Dennoch würden alle diese Gründe zusammen nie den Ausbruch eines
+allgemeinen Aufstandes herbeigeführt haben, wenn die Gesellschaft
+in der Lage gewesen wäre, bei Uebernahme der Verwaltung den Arabern
+und Küstenbewohnern einen nachhaltigen Respekt durch Entfaltung von
+Machtmitteln einzuflößen. Hierzu langten aber die Mittel nicht, und
+die deutsche Reichsregierung zeigte sich damals noch nicht geneigt,
+mit Nachdruck für die Gesellschaft einzutreten. -- Die einzigen
+militärischen Kräfte, welche die Gesellschaft hinter sich hatte, waren
+die unter den Walis und Akidas der Küstenplätze bisher beschäftigten
+Sultanssoldaten, die ihrerseits aber von jeher in engem Kontakt mit der
+Bevölkerung gestanden hatten und da sie Geschenke von dieser empfingen,
+auch von ihr abhängig waren. Sie haben den Beamten nur geschadet, indem
+sie meist zu den Rebellen übertraten und offen gegen die deutsche
+Herrschaft ankämpften. Dazu kam, daß der Sultan von vornherein kaum
+gesonnen war, den abgeschlossenen Vertrag wirklich zu halten, sondern
+seinen Organen an der Küste geheime Instruktionen zugehen ließ, nach
+Möglichkeit Schwierigkeiten zu machen. So trug er selbst zum Ausbruch
+des Aufstandes bei, bis schließlich, als er ein Interesse daran hatte,
+die Unruhen zu ersticken, ihm seine sogenannten Unterthanen nicht mehr
+folgsam waren.
+
+Nur wenige Leute unter den früheren Sultansbeamten haben wirklich,
+nachdem sie in deutsche Dienste getreten waren, ehrlich zu den
+Deutschen gehalten und an ihrer Seite auch zur Zeit des Unglücks
+ausgeharrt, so z. B. Schech Amer, Said Magram in Bagamoyo und Mohammed
+ben Seliman in Daressalam.
+
+Als einen wesentlichen Grund zum Aufstande beliebte man damals
+daheim wie in Sansibar von gegnerischer Seite das Benehmen der
+Gesellschaftsbeamten den Eingeborenen gegenüber anzugeben. Es
+ist dies völlig unzutreffend, und es sind im Gegenteil aus dem
+Gesellschaftsdienst diejenigen Leute hervorgegangen, welche durch
+ihre Kenntnis der Verhältnisse und nicht zum mindesten dadurch, daß
+sie die Leute zu behandeln gelernt hatten, dem Reichskommissar später
+am meisten genützt haben. Wenn auch hier und da einmal Ausnahmen von
+der Regel vorgekommen sind, so stehen jene wenigen Ausnahmen absolut
+nicht in ursächlichem Zusammenhang mit dem Ausbruch des Aufstandes.
+Ebenso falsch ist es, wenn der Aufstand als ein von den Muhamedanern
+als solchen gegen uns Christen angefachter Krieg hingestellt wird. Es
+ist allerdings von geschickten Führern das religiöse Moment später
+mit hereingezogen worden, aber nur künstlich, um durch ein allgemein
+verständliches Motiv die Massen mehr in die Hand zu bekommen. Wenn wir
+auf den erbeuteten Fahnen vielfach religiöse Inschriften fanden, so
+sind dies Koransprüche, wie sie der Sitte gemäß von den Krieg führenden
+Muhamedanern auf allen ihren Fahnen angebracht werden; keineswegs sind
+sie aus besonderem Fanatismus gegen uns verwendet worden.
+
+Die im Vorstehenden aufgeführten Gründe zur Unzufriedenheit
+der Küstenbevölkerung wurden damals weder von der Leitung der
+Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft noch von der Vertretung der
+Reichsregierung in Sansibar genügend erkannt und gewürdigt; man
+ließ sich an der papiernen Macht des Küstenvertrages genügen und
+installierte zunächst ohne wesentliche Schwierigkeiten je zwei Beamte
+in den Küstenstationen Tanga, Pangani, Bagamoyo, Daressalam, Lindi und
+Mikindani. Bald aber gewann die Gährung an der Küste einen greifbaren
+Ausdruck.
+
+Die ersten unbefriedigenden Nachrichten kamen aus Pangani. Der dortige
+Bezirkschef der Gesellschaft, Herr von Zelewski berichtete, daß
+der Wali von Pangani dem ihm vom Sultan erteilten Befehl, sich dem
+Bezirkschef zu fügen, nicht nachkäme und daß er gegen die Hissung der
+Gesellschaftsflagge protestiere. Es wurde in Folge dieses Berichtes
+der Kreuzer »Möwe« am 17. August 1888 nach Pangani abgesandt. Sein
+Erscheinen bewirkte, daß der Wali versprach, den Bezirkschef als seinen
+Vorgesetzten anzuerkennen und seinen Befehlen in jeder Beziehung
+nachzukommen. Daraufhin dampfte die Möwe wieder von Pangani ab, eine
+Macht wurde nicht zurückgelassen; man ließ es darauf ankommen, ob
+die Sache gut gehen werde oder nicht. Kaum aber war das Schiff außer
+Sicht, da verweigerte der Wali wiederum den Gehorsam, und dasselbe
+thaten auf sein Anstiften hin die in den Dienst der Gesellschaft
+übergetretenen Sultanssoldaten. Als darauf am 18. August die Carola bei
+Pangani vorbeikam, um sich nach der inzwischen erfolgten Entwicklung
+der Verhältnisse zu erkundigen, entsandte auf Antrag des Herrn von
+Zelewski der Kommandant des Schiffes am 19. ein Landungscorps, dessen
+Erscheinen die aufrührerische Bevölkerung einschüchterte. Die Abteilung
+der Marine drang bis zum Hause des Wali vor, um diesen dort gefangen
+zu nehmen, fand aber das Haus leer -- der Wali war nach Sansibar
+geflohen. Man begnügte sich, die Sultanstruppen zu entwaffnen und ließ
+auf Antrag des Bezirkschefs 2 Unteroffiziere und 16 Matrosen als Wache
+im Stationsgebäude zurück. Die Carola verließ hierauf die Rhede, und am
+23. erschien statt ihrer die Möwe, um die Wache wieder abzuholen.
+
+Unbegreiflicherweise gab man sich damals trotz der soeben gemachten
+Erfahrungen einem derartigen Optimismus hin, daß man es nun schon
+wieder darauf ankommen ließ, ob die Sache weiterhin gut gehen würde
+oder nicht. Die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft that das einzige,
+was sie thun konnte; sie verfügte die Ausweisung des Wali von Pangani
+aus dem Küstengebiet und der Generalkonsul begnügte sich mit dieser
+Maßregel, weil durch diese Ausweisung der Wali für die Beamten der
+Gesellschaft unschädlich geworden war.
+
+Die Folgen dieser Vertrauensseligkeit zeigten sich fast augenblicklich.
+Als der Bezirkschef von Pangani bei der Ankunft von 1000 Faß Pulver auf
+einer Dhau auf dem Pangani-Fluß das Landen dieser Menge von Munition
+verbot und verfügte, daß die Dhau nach Sansibar zurückkehren sollte,
+bildete diese an sich selbstverständliche Maßregel die Veranlassung zum
+Ausbruch wirklicher Unruhen. Der größte Teil der Bevölkerung rottete
+sich zusammen, zog vor das Haus der Gesellschaft und setzte die Beamten
+gefangen. Das Haus wurde verschlossen, eine Wache davor gesetzt und den
+Gefangenen jeder Verkehr nach außen untersagt.
+
+Zufälligerweise war der General-Vertreter der Deutsch-Ostafrikanischen
+Gesellschaft, Konsul Vohsen, in begreiflicher Sorge um die Sicherheit
+seiner Beamten, gerade an diesem Tage auf dem Sultansdampfer Barawa
+nach Pangani unterwegs, um sich persönlich nach der Entwicklung der
+Verhältnisse zu erkundigen.
+
+Obwohl er schon im Boot erfuhr, daß in Pangani Krieg sei und ihm von
+Wohlmeinenden dringend geraten wurde, nicht an Land zu gehen, setzte er
+die Fahrt fort, wurde indes durch die sein Boot beschießenden Rebellen
+zur Umkehr gezwungen. Die Barawa kehrte am nächsten Tage nach Sansibar
+zurück, und auf die Intervention des deutschen Generalkonsuls und des
+Konsuls Vohsen schickte nun der Sultan, nachdem die Barawa mit Vohsen
+an Bord wieder nach Pangani zurückgegangen war, seinen General Matthews
+mit Truppen nach Pangani, um die Beamten zu befreien. Die Befreiung
+derselben ist dem General nur mit Not und Mühe und unter eigener
+Lebensgefahr gelungen, ein Beweis dafür, daß die ohnehin schwache
+Autorität des Sultans ganz aufgehört hatte.
+
+In dem nördlichen Platze Tanga waren die beiden Gesellschaftsbeamten
+(v. Frankenberg und Klenze) gleichfalls in ihrem Stationshause am 5.
+September gefangen gesetzt worden, wurden aber am 6. September durch
+das Einschreiten der vor Tanga erscheinenden Möwe mit Waffengewalt
+befreit. Aus Pflichtgefühl lehnten die Beamten die ihnen angebotene
+Rückkehr auf der Möwe nach Sansibar ab und verblieben auf ihrem Posten.
+Die Möwe selbst überbrachte Meldung von dem Vorgefallenen nach
+Sansibar.
+
+Die hierauf vor Tanga erscheinenden Kriegsschiffe Leipzig, Olga
+und wiederum Möwe schickten dann in der Nacht vom 7. zum 8. ein
+Landungscorps aus und machten den Versuch, den Wali gefangen zu nehmen,
+der jedoch auch hier mißlang. Die Beamten wurden auf Befehl der
+Generalvertretung von der Leipzig nach Sansibar gebracht.
+
+In Bagamoyo als dem Hauptplatz der Küste hatte am 16. August unter
+besonderen Feierlichkeiten die Flaggenhissung und die Übergabe an die
+Gesellschaft im Beisein des General-Vertreters stattgefunden. Der Wali
+hatte sich bereit erklärt, in den Dienst der Gesellschaft überzutreten
+und hatte nur in einem Punkte Schwierigkeiten gemacht, nämlich als
+von ihm die Entfernung der Sultansflagge von seinem Hause gefordert
+wurde. Doch gelang es in den darauf mit ihm geführten Verhandlungen,
+diese Schwierigkeit zu beseitigen, indem auch auf seinem Hause die
+Sultansflagge neben der Gesellschaftsflagge weiterhin gehißt wurde.
+Aber auch hier erwiesen sich bald die Verhältnisse als unhaltbar. Grade
+in Bagamoyo fühlten sich die Jumbes Makanda, Bomboma und Simbambili in
+ihren Interessen bedroht und scharten eine große Masse Unzufriedener
+um sich. Bis zum 22. September hatte die Sache immerhin noch einen so
+friedlichen Anstrich, daß der Bezirkschef, Frhr. v. Gravenreuth, an
+Feindseligkeiten nicht dachte und am frühen Morgen jenes Tages mit
+dem Geschwaderchef, Admiral Deinhard auf einem Boot der Leipzig zur
+Flußpferdjagd in den Kingani fuhr. Als die Herren unterwegs waren,
+wurde den übrigen Gesellschaftsbeamten vom Wali mitgeteilt, daß er der
+Bewegung nicht mehr Herr werden könne, die Rebellen wollten gegen das
+Gesellschaftsgebäude vorgehen und es sei Gefahr im Anzuge. Die Beamten
+vereinigten ihre Askaris im Hause der Gesellschaft und hielten die
+Rebellenschar durch das in der Station befindliche 4,7 cm-Geschütz,
+welches der Stationsbeamte Rühle mit großer Bravour unter dem Feuer der
+Aufständischen bediente, von derselben fern. Die Rebellen wagten die
+Station selbst nicht zu stürmen, sondern zogen nach dem Strande, um das
+Gesellschaftsboot zu zerstören, wurden aber von einer Abteilung der
+Askaris, geführt von den Beamten, in der Richtung auf die französische
+Mission hin vertrieben. Zu gleicher Zeit war die Leipzig durch Signale
+von dem Angriff benachrichtigt worden und sandte ein Landungscorps
+nach der Stadt, das die Rebellen noch über die französische Mission
+hinaus verfolgte. Die geschlagenen Aufrührer haben dann noch den
+Versuch gemacht, den deutschen Admiral und den Bezirkschef im Kingani
+gefangen zu nehmen. Sie trafen das Boot mit genannten Herren an einer
+seichten Stelle des Flusses bei abfließendem Wasser festgefahren und
+suchten sie an das Ufer zu locken. Doch waren glücklicherweise die
+Herren durch einen Boten des Arabers Said Magram gewarnt und warteten
+im Fluß das Steigen des Wassers ab, um so am Abend an Bord der Leipzig
+zurückzukehren, wo der Admiral von den Vorfällen des Tages in Kenntnis
+gesetzt wurde.
+
+Die persönliche Gefahr, welcher der Admiral durch das wackere Benehmen
+Said Magrams entronnen war, ließ nun plötzlich die Bedeutung des
+Aufruhrs in einem ganz anderen Lichte erscheinen, als man sie bisher
+zu betrachten gewohnt war. Daß mit bloßen Verhandlungen hier nichts zu
+erreichen war, lag auf der Hand.
+
+Herr v. Gravenreuth, welcher vor Begierde brannte, die Aufrührer
+aus der nächsten Umgebung von Bagamoyo zu vertreiben, unterbreitete
+dem Admiral seine Pläne und nachdem dieser bereitwilligst in das
+Stationsgebäude zu Bagamoyo eine Abteilung der Marine unter dem
+Kommando eines Marineoffiziers gelegt hatte, war Gravenreuth in der
+Lage, mit den Gesellschaftsbeamten und den von ihm eingedrillten
+Stationssoldaten offensiv gegen die Rebellen vorzugehen. Er machte,
+in Bagamoyo angekommen, einen Streifzug in die Umgegend, schlug die
+Rebellen zurück und wiederholte diese Streifzüge mehrfach in nächster
+Zeit. So blieb er Herr der Situation und führte sogar eine auf dem
+Wege nach Bagamoyo befindliche Waniamuesi-Karawane, welche von den
+Rebellen abgefangen werden sollte, in die Stadt hinein. Eine andere
+große Waniamuesi-Karawane hingegen wurde nach der Straße von Daressalam
+abgedrängt.
+
+Aber auch die Erfolge Gravenreuths konnten den andrängenden Strom
+nur für kurze Zeit eindämmen. Der Aufruhr wuchs in riesigem Maße,
+die einzelnen Herde desselben flossen in einander und bald erschien
+die Person des Führers auf dem Schauplatze, dessen organisatorischem
+Talente und dessen Energie die Massen sich unterordneten.
+
+Dies war der Halbaraber Buschiri, der sich bereits früher unter Said
+Madjid im Innern durch seine Anteilnahme an den Kämpfen gegen Mirambo
+ausgezeichnet hatte. Dann hatte er sich, an die Küste gekommen, am
+Panganifluß auf einer Schamba niedergelassen. Als Said Bargasch zur
+Regierung kam, wurde er von diesem wiederholt vor Gericht gefordert
+wegen beträchtlicher gegen ihn schwebender Geldforderungen. Er entzog
+sich jedoch dem Richterspruch des Sultans und leistete auch, da er sich
+bei seiner Schamba durch Anlegung einer starken Buschboma befestigt
+hatte, den Soldaten Said Bargaschs erfolgreichen Widerstand, so daß
+letzterer es schließlich vorzog, ihn nicht mehr weiter zu behelligen.
+
+So hatte Buschiri unter der Küstenbevölkerung und den Arabern sich
+ein gewisses Renommee erworben; tatsächlichen größeren Einfluß wußte
+er erst unter geschickter Benutzung der Verhältnisse bei Ausbruch des
+Aufstandes gegen die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft zu erlangen.
+
+Buschiri schiffte sich in Pangani mit 800 Mann ein und landete
+dieselben in Sadani, wo er den Machthaber Useguas, Bana Heri zum
+Aufstand anreizte, ohne daß es ihm jedoch damals glückte, eine
+Verbindung mit demselben zu erlangen. Von Sadani zog Buschiri über
+Land nach Bagamoyo und übernahm hier die Führung der vereinigten
+Bagamoyo-Jumbes und ihrer Horden. Seine Hauptstütze, gewissermaßen
+sein Generalstabschef, war der Komorenser Jehasi, der früher als
+Artillerist im Congostaat gedient hatte und dementsprechend auch bei
+Buschiri seine Hauptverwendung in der Bedienung der der Gesellschaft
+abgenommenen Geschütze fand.
+
+Mit dem Erscheinen Buschiris und der Vermehrung der Rebellenkräfte
+um Bagamoyo verschlimmerte sich daselbst die Lage der
+Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft auf das äußerste.
+
+Von einem Verwaltungsdienst oder gar von Zollerhebung seitens der
+Beamten konnte naturgemäß nicht mehr die Rede sein. Schon jetzt kamen
+lediglich militärische Gesichtspunkte in Betracht, vor allem die
+Behauptung der Stadt Bagamoyo selbst.
+
+Herr von Gravenreuth war um diese Zeit durch schwere Fieberanfälle
+genötigt worden, nach Deutschland zurückzukehren und hier Heilung
+zu suchen. Das Kommando der Station und die Verteidigung der Stadt
+übernahm Herr v. Zelewski, der bereits als Bezirkschef von Pangani
+Erwähnung fand. Er sah ein, daß den stark überlegenen Kräften bei
+der geringen Zahl der Gesellschaftsaskaris nicht mehr nach dem
+Gravenreuthschen System der Offensive durch Ausfälle aus der Station
+beizukommen sei, zumal die Hilfe der Marine ausschließlich für die
+Besetzung und Verteidigung der Station bestimmt war. Zelewski, aufs
+Eifrigste unterstützt von Wilkens, befestigte infolgedessen das
+Wohnhaus der Gesellschaft, indem er es mit einer Mauer umgab, diese zur
+Verteidigung durch die Askaris und Europäer einrichtete und das Land
+in der nächsten Umgebung der Station frei legte, um ein hinreichendes
+Schußfeld gegen die nunmehr öfters gemachten Angriffe der Rebellen
+zu haben. Alle Europäer, die damals unter Zelewskis Kommando die
+Station hielten, schreiben es seiner Umsicht und seinem Verdienst zu,
+daß es ihm und seinem Nachfolger ermöglicht wurde, den Platz bis zum
+Eingreifen der Schutztruppe zu halten.
+
+Im Dezember 1888 mußte auch Zelewski, nachdem er 3 Jahre in Ostafrika
+ausgehalten hatte, wegen seines Gesundheitszustandes die Heimat
+aufsuchen und das Kommando der Station ging nun an Herrn v. Eberstein
+über, der den weiteren Ausbau und die Verteidigung im Sinne Zelewskis
+leitete.
+
+Die im Dezember, Januar und Februar von Buschiri unternommenen Angriffe
+wurden stets zurückgeschlagen; doch konnte nicht verhindert werden,
+daß die Stadt Bagamoyo von ihm zum großen Teil gebrandschatzt und
+zerstört wurde.
+
+Der letzte Angriff auf die Station fand am 3. März 1889 statt; die
+Rebellen wurden abermals zurückgeschlagen, und es wurde durch die
+Herren Lieutenant Meyer mit der Marinebesatzung und Ostermann, von
+Medem und Illich das eine der von Buschiri der Deutsch-Ostafrikanischen
+Gesellschaft abgenommenen 4,7 cm-Geschütze zurückerobert. Buschiri
+bezog hierauf ein befestigtes Lager beim Dorf Kaule.
+
+Der einzige Ort, welcher während aller dieser Kämpfe in Bagamoyo seine
+völlige Neutralität zu bewahren verstand, und von den Eingeborenen
+als sichere Zufluchtsstätte betrachtet wurde, war die katholische
+Mission. Ihr kluges Verhalten und die den Arabern wie Eingeborenen
+stets entgegengebrachte Humanität sicherten ihr diese merkwürdige
+Ausnahmestellung und verschaffte gleichzeitig uns Deutschen wesentliche
+Vorteile.
+
+Von der Mission aus wurden die bedrängten Deutschen stets mit
+Nachrichten über die Bewegungen und die Absichten der Rebellen
+versehen, Nachrichten, die in erster Linie der in den weitesten Kreisen
+bekannte Bruder Oskar oft mit eigener Gefahr persönlich den Deutschen
+übermittelte, wenn er nicht, was auch geschah, in wenigen Zeilen auf
+einem Zettel oft recht drastischen Inhalts (wie: »Passen Sie auf! die
+Schweinehunde kommen morgen um 10«) uns Nachrichten zukommen ließ.
+
+Derjenige Platz, welcher unter dem Aufstande zunächst am wenigsten
+zu leiden hatte, war Daressalam. Es erklärt sich dies zwar teilweise
+aus der geringen Bedeutung dieses Platzes für den Karawanenverkehr,
+der geringen Einwohnerzahl und der unkriegerischen Gesinnung der
+umwohnenden Wasaramo, zum wesentlichen Teil aber verdankte Daressalam
+seinen friedlichen Zustand dem Geschick und der Energie des
+Stationschefs Leue, der vor Ausbruch des Aufstandes bereits Gelegenheit
+gehabt hatte, sich dort vollkommen einzuleben und in Respekt bei den
+Arabern und Eingeborenen zu setzen, -- seit seiner Ankunft in Afrika im
+Jahre 1887 war er einzig und allein an diesem Platze thätig gewesen.
+Leues Hauptstütze war unter der Bevölkerung der uns durchaus ergebene
+Akida Mohammed ben Seliman.
+
+Erst im Dezember erreichte der Aufstand Daressalam, und zwar
+hauptsächlich infolge des Umstandes, daß eine große Zahl befreiter
+Sklaven auf der Missionsstation daselbst untergebracht wurde. Der
+Araber Seliman ben Sef organisierte jetzt seinen Anhang von Arabern,
+Belutschen und früheren Sultanssoldaten und verband sich mit der
+Partei des Negers Schindu, welche bisher gegen Leues Autorität offen
+anzutreten nicht gewagt hatte. Schließlich kam es auch in Daressalam
+so weit, daß sich sowohl der Bezirkschef Leue wie auch sein Nachfolger
+auf jenem Stationsposten, Herr v. Bülow (auch Leue mußte wegen
+perniziösen Fiebers Ostafrika verlassen) nur mit Hilfe eines im
+Hafen von Daressalam stationierten Kriegsschiffes und einer in das
+Stationsgebäude gelegten Marinebesatzung halten konnten.
+
+Ende Dezember 1888 und Januar 1889 erfolgten Angriffe seitens der
+Rebellen, die ihre sämtlichen Kräfte dicht bei Daressalam vereinigt
+hatten und diesen Ort selbst unsicher machten. Die Angriffe wurden
+stets durch die Geschosse des Kriegsschiffes -- es lagen abwechselnd
+Möwe, Sophie, Carola dort vor Anker -- und die wenigen wohlgedrillten
+Askaris unter Herrn von Bülow, zurückgeschlagen.
+
+Leider blieben die in und um Daressalam thätigen Missionsgesellschaften
+nicht vor der Wut der Rebellen verschont. So wurde am 10. Januar
+die dortige evangelische Missionsstation angegriffen. Ihr Leiter,
+der Missionar Greiner, welcher mit seiner Frau und Nichte die
+Station bewohnte, hatte auf die von der Marine und der Gesellschaft
+gemachten Vorstellungen (ein Angriff wurde erwartet) in übertriebenem
+Glaubenseifer nicht hören wollen. Nur mit Mühe und Not konnte er sich
+mit den Seinigen und einigen Missionskindern in ein Boot retten,
+nachdem er vorher mit der Flinte in der Hand Widerstand geleistet und
+nachdem einige Geschosse von der Möwe bei der Flucht in das Boot die
+folgenden Rebellen verscheucht hatten. Hierbei riß allerdings eine
+Revolvergranate der Nichte Greiners zwei Finger ab.
+
+Schlimmer erging es den katholischen Missionaren von Pugu. Nach dieser
+Station hatten sich Herr v. Bülow, Herr Küsel und einige Askari, als
+der Aufstand schon im Ausbruch begriffen war, begeben in der Absicht,
+die Missionare zu warnen und dieselben nach Daressalam zurückzubringen.
+Doch auch hier wollten die Missionare nicht hören. Sie glaubten, den
+Rebellen gegenüber durch ihr früheres Wirken eine derartige Stellung
+einzunehmen, daß sie nichts von der Wut derselben zu fürchten hätten
+und wollten deshalb auf ihrem Posten ausharren.
+
+Doch auch sie wurden im Januar eines Tages, als sie sich gerade zum
+Mittagessen anschickten, von eindringenden Rebellen angegriffen und
+drei der Missionsangehörigen durch Schüsse und Stiche niedergemacht.
+Es waren dies der Bruder Petrus, der Bruder Benedict und die Schwester
+Martha. Letztere wurde vielfach verstümmelt, der Leib von Araberdolchen
+aufgeschlitzt, liegengelassen. Die Schwester Benedicta, welche krank zu
+Bett lag, sollte ebenfalls niedergestochen werden, als einige Araber
+einschritten und die Neger von diesen Grausamkeiten zurückhielten. Die
+Kranke und drei Brüder wurden gefangen genommen und nach Kondutschi
+gebracht. Durch Vermittlung der französischen Mission wurden dann diese
+vier Gefangenen gegen ein hohes Lösegeld ausgeliefert. Die übrigen
+Missionsangehörigen waren durch die Flucht nach Daressalam entkommen.
+
+Die Stationen Dunda, Madimola und Usungula fielen, nachdem die Beamten
+von der Gesellschaftsvertretung nach der Küste zurückgerufen worden
+waren, zum Teil mit den Geschützen und Gewehren, die man nicht mehr
+hatte fortschaffen können, in die Hände der Rebellen.
+
+Die übrigen Stationen im Innern waren bereits früher aufgegeben worden
+bis auf die Station Mpapua, mit der die Verbindung unterbrochen war und
+die auch zunächst durch den Aufstand nicht behelligt wurde.
+
+Besonders schwierig lagen die Verhältnisse in unserm südlichen
+Küstengebiet. War dort schon die Herrschaft des Sultans von Sansibar
+eine höchst fragwürdige, so hatten Europäer bis dahin jene Gebiete nur
+vereinzelt als Reisende betreten und waren außerdem durch das übereilte
+Vorgehen der Engländer besonders an der Lindi- und Mikindani-Küste
+bei Arabern und Eingeborenen verhaßt. Die genannten Stationen sollten
+von teilweise in Afrika erfahrenen Leuten besetzt werden, aber
+man verlangte von ihnen, daß sie die von der Gesellschaft ihnen
+aufgegebenen Pflichten ohne jede Aufwendung von Macht erfüllten. Die
+Unmöglichkeit, dieser Aufgabe gerecht zu werden, braucht nicht bewiesen
+zu werden. Der Zusammenbruch der Verhältnisse war so in kurzer Zeit zu
+erwarten.
+
+Vom 21. Dezember datiert der Beginn der Feindseligkeiten im Süden. In
+Lindi und Mikindani gelang es den dortigen Beamten, in Mikindani den
+Herren v. Bülow und Pfrank, in Lindi den Herren v. Eberstein und Küsel,
+sich noch im letzten Augenblick mit Hilfe einiger Wohlgesinnter zu
+retten, nachdem sie so lange wie möglich auf ihrem Posten ausgeharrt
+hatten. In Kilwa hingegen, dem 3. Punkt im Süden, wurden die beiden
+Gesellschaftsbeamten Krieger und Hessel ein Opfer der Situation.
+Nachdem auch hier von Seiten des Wali sowohl als der Bevölkerung Kilwas
+den Beamten schon von Anfang an die größten Schwierigkeiten gemacht
+worden waren, verschlimmerte sich ihre Lage durch das Erscheinen
+von Tausenden von Wahiyaos, welche mit den Rebellen das leider im
+Innern der Stadt gelegene Wohnhaus der Gesellschaft umzingelten und
+den Beamten jeglichen Verkehr nach außen hin abschnitten. Lange
+Zeit verteidigten sich die beiden wackeren Beamten mit größter
+Unerschrockenheit und brachten ihren Bedrängern erhebliche Verluste
+bei, da endlich schien für die Belagerten Hoffnung zu kommen mit dem
+Erscheinen S. M. S. Möwe, mit der in Verbindung zu treten ihnen auch
+schließlich durch Notsignale gelang. Indes ist, obgleich auf der
+Möwe die schwierige Lage der Landsleute in Kilwa erkannt wurde und
+obgleich die gesamten Offiziere der Möwe und sogar der Zahlmeister beim
+stellvertretenden Kommandanten dieses Kriegsschiffes dringend eine
+Landung erbaten, um den Bedrängten Hilfe zu bringen, nichts geschehen.
+Als dann die Beamten sahen, daß die Möwe sogar abdampfte und ihnen die
+letzte Hoffnung auf Rettung genommen werden sollte, da erkletterte
+Krieger angesichts der Tausende sie umringenden Rebellen einen im Hof
+des Wohnhauses stehenden hohen Baum, um noch einmal durch Signale dem
+Kriegsschiffe ihre gefährliche Lage zu erkennen zu geben. Er wurde
+bei diesem Versuch, Hilfe zu erlangen, vom Baum herabgeschossen, und
+nun erstürmte der Haufen die Station. Beim Eindringen der Rebellen
+durch die Thüre erkannte Hessel, daß alles verloren sei, und um nicht
+in die Hände der grausamen Feinde zu fallen, machte er selbst seinem
+Leben durch eine Kugel ein Ende. Das Verhalten des Kommandanten der
+Möwe wurde auf die ihm vom Geschwaderchef Deinhard erteilte Ordre
+zurückgeführt, in keinem Falle einen Landungsversuch zu unternehmen,
+um nicht wie bei Tanga kriegerische Ereignisse dadurch zu provozieren.
+Der Kommandant hat sich wörtlich an diese, für einen Fall wie den
+vorliegenden gewiß nicht berechnete Instruktion gehalten und hat daher
+als gehorsamer Soldat, also vom rein militärischen Standpunkt richtig
+gehandelt.
+
+Inzwischen war durch die Ereignisse in Ostafrika die ganze zivilisierte
+Welt in Erregung geraten. Während unsere Mitbewerber in Ostafrika ihre
+Schadenfreude schlecht verhehlen konnten, machte sich in Deutschland
+naturgemäß ein mächtiger Umschlag der öffentlichen Meinung geltend.
+Selbst bei denjenigen, welche der Kolonialpolitik im allgemeinen
+gleichgültig gegenüberstanden, rührte sich das Nationalgefühl und
+fand in dem allgemeinen Verlangen Ausdruck, der deutschen Sache in
+Ostafrika einen nachdrücklichen Schutz angedeihen zu lassen. Die
+Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft richtete ihrerseits am 15.
+September 1888 eine Eingabe an den Reichskanzler, in welcher sie auf
+Grund ihrer telegraphischen Berichte aus Sansibar den Ernst der Lage
+darlegte und außerordentliche Machtakte als notwendig hinstellte. Am
+21. September folgte eine zweite Eingabe, in welcher das Verhalten
+des Sultans als durchaus zweifelhaft dargelegt wurde und man außerdem
+darauf hinwies, daß der Sultan in jedem Fall es an dem guten Willen
+habe fehlen lassen, welchen er im Vertrage vom April 1888 verbürgt
+hatte. Bereits am 3. Oktober wurde abermals dem Reichskanzler ein
+Telegramm vorgelegt, in welchem der Generalvertreter der Gesellschaft
+in Sansibar eine fortdauernde Besetzung der Küste als unumgänglich
+notwendig bezeichnete.
+
+In Anbetracht des Tempos, welches die Reichsregierung bisher in bezug
+auf koloniale Angelegenheiten besonders in Ostafrika eingeschlagen
+hatte, ließ sich kaum erwarten, daß ohne weiteres die Wünsche der
+Gesellschaft in ihrem ganzen Umfang sich erfüllen würden. Die
+politischen Gegner, mit welchen der Reichskanzler bei allem guten
+Willen seinerseits besonders in der Kolonialfrage zu rechnen hatte,
+würden unter keinen Umständen zu einem solchen Umschlage der Meinung
+zu bringen gewesen sein, daß sie das direkte Eingreifen der deutschen
+Macht am afrikanischen Festlande sich hätten abringen lassen. Der
+Reichskanzler fühlte sich daher genötigt, eine Art Mittelweg zunächst
+zu wählen; und zu diesem bot das Moment der Sklavenausfuhr, welches
+man als Triebfeder des Aufstandes jedenfalls mitanführen konnte,
+die geeignetste Handhabe. Bereits Anfang September 1888 war der
+Reichskanzler in Verhandlung mit England, bald darauf auch mit Portugal
+als den an der ostafrikanischen Küste mitbeteiligten Mächten getreten,
+um zunächst eine gemeinsame Flottenaktion in Gestalt einer Blokade
+der gesamten Ostküste zustande zu bringen. Im November kamen diese
+Verhandlungen zum erwünschten Resultat, so daß am 27. November die
+Admirale Deinhard und Freemantle die nachstehende Blokade-Erklärung
+erlassen konnten:
+
+»Auf Befehl unserer hohen Regierung und im Namen Sr. Hoheit des Sultans
+von Sansibar erklären wir, die kommandierenden Admirale des deutschen
+und englischen Geschwaders hiermit die Blokade der ununterbrochenen
+Küstenlinie des Sultanats von Sansibar mit Einschluß der Inseln Mafia,
+Lamu und einiger andrer kleinerer nahe der Küste legender Inseln
+zwischen 10° 28' und 2° 10' südlicher Breite. -- Die Blokade ist nur
+gegen die Einfuhr von Kriegsmaterial und die Ausfuhr von Sklaven
+gerichtet. -- Die Blokade wird in Kraft treten am Mittag des 2.
+Dezember dieses Jahres.«
+
+Deutscherseits waren an der Blokade beteiligt die Schiffe Leipzig,
+Carola, Sophie, Schwalbe, Möwe, Pfeil.
+
+Der Blokadedienst gestaltete sich für die Marine zu einer ungemein
+schwierigen Aufgabe. Bei den geringen Tiefenverhältnissen der
+ostafrikanischen Küste war es den großen Kriegsschiffen gar nicht
+möglich, so nahe unter Land hinzufahren, daß sie die an der Küste
+direkt kreuzenden Dhaus abzufangen vermochten. Infolgedessen war die
+Mannschaft in ungemein großer Ausdehnung zum Bootsdienst gezwungen.
+Alle entbehrlichen Kutter und Pinassen wurden bemannt und kreuzten
+unter den schwierigsten Verhältnissen die Küste ab. Sehr häufig waren
+bei der Strenge des Admirals Deinhard, welcher an sich selbst die
+höchsten Anforderungen stellte und auch von Offizieren und Mannschaften
+das Menschenmöglichste verlangte, die Bootsmannschaften genötigt, sich
+Proviant und Wasser, so gut es anging, in den Negerdörfern der Küste zu
+verschaffen.
+
+Der schließliche Erfolg der Blokade stand in gar keinem Verhältnis
+zu dem aufreibenden Dienst. Es ist allerdings gelungen, die Zufuhr
+größerer Massen von Kriegsmaterial nach Ostafrika teilweise zu
+verhindern, und es sind andrerseits einige Sklaven-Dhaus eingebracht
+worden. Die Zahl des vorgefundenen Menschenmaterials war aber so
+geringfügig daß man eigentlich von einer verhinderten Ausfuhr kaum
+sprechen konnte; eine solche bestand auch zur Zeit des Aufstandes nur
+in sehr geringem Maße. Immerhin gewährte jedoch in Deutschland selbst
+die Blokade die erste wesentliche Handhabe zu einem weiteren Vorgehen.
+Denn so viel sah jeder ein, daß das Eingreifen der Kriegsschiffe eben
+nur als Vorläufer der eigentlichen deutschen Machtentfaltung dienen
+sollte und konnte. Das Hineinbringen der Sklavereifrage seitens des
+Fürsten Bismarck erwies sich jedenfalls als eine außerordentlich
+praktische politische Maßnahme. Der Reichskanzler gewann dadurch
+die Unterstützung der stärksten Partei des Reichstags, nämlich des
+Centrums, dessen Führer Windthorst schwerlich zu Gunsten der bloßen
+Kolonialpolitik seinen berühmten Antrag gestellt hätte, welcher die
+Grundlage für das militärische Einschreiten des deutschen Reiches und
+die Besetzung der ostafrikanischen Küste bildete. Der Antrag wurde
+von +Dr+. Windthorst am 27. November 1888 unter dem Namen des
+Antisklaverei-Antrages eingebracht.
+
+Am 6. Dezember 1888 wurde im Reichstag das erste Weißbuch, enthaltend
+Aktenstücke über den Aufstand in Ostafrika, vorgelegt, und am 14.
+Dezember gelangte der Antisklaverei-Antrag zur Annahme. Jetzt folgten
+die Ereignisse Schlag auf Schlag. Am 9. Januar 1889 richtete die
+Deutsch Ostafrikanische Gesellschaft eine Denkschrift an den Reichstag,
+in welcher die Entwicklung der Gesellschaft geschildert und der Aufruhr
+auf die Reaktion der arabischen Sklavenhändler gegen die christliche
+Kultur und den europäischen Wettbewerb sowie auf die Machtlosigkeit
+des Sultans von Sansibar zurückgeführt wurde. Am 12. Januar gelangte
+das zweite Weißbuch über den Aufstand im Reichstage zur Verteilung,
+und am 22. Januar trat die Regierung mit dem Entwurf eines Gesetzes,
+betreffend die Bekämpfung des Sklavenhandels und den Schutz der
+deutschen Interessen in Ostafrika vor den Reichstag. Am 30. Januar
+gelangte das Gesetz in folgender Fassung zur Annahme:
+
+»§ 1. Für Maßregeln zur Unterdrückung des Sklavenhandels und zum
+Schutz der deutschen Interessen in Ostafrika wird eine Summe in der
+Höhe von 2 Millionen Mark zur Verfügung gestellt. § 2. Die Ausführung
+der erforderlichen Maßregeln wird einem Reichskommissar übertragen. §
+3. Der Reichskanzler wird ermächtigt, die erforderlichen Beträge nach
+Maßgabe des eintretenden Bedürfnisses aus den bereiten Mitteln der
+Reichs-Hauptkasse zu entnehmen.«
+
+Zum Reichskommissar wurde am 3. Februar durch Allerhöchste
+Kabinetsordre Hauptmann Wißmann, à la suite des 2. Garderegiments zu
+Fuß, ernannt.
+
+
+
+
+ 3. Kapitel.
+
+ Organisation der Schutztruppe.
+
+ Hermann Wißmann, sein Leben und seine Bedeutung. -- Soldatenmaterial
+ für die Schutztruppe. -- Vorläufiger Bestand an Europäern. --
+ Beschaffung einer Kommissariatsflotte. -- Anwerbung der Sudanesen
+ in Egypten. -- Transport der Truppen nach Sansibar. -- Anwerbung
+ von Zulus. -- Die Askaris an der Küste. -- Vorarbeiten in Sansibar.
+ -- Regelung des Verhältnisses zwischen Reichskommissar und der
+ Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft. -- Rekognoszierungsfahrt
+ Wißmanns. -- Zustand der beiden Stationen Bagamoyo und Daressalam. --
+ Erster Waffen- und Munitionstransport. -- Waffenstillstand zwischen
+ Admiral Deinhard und den Rebellen. -- Bruch des Waffenstillstandes
+ durch Buschiri. -- Ankunft der Sudanesen. -- Vorhandenes
+ Europäer-Material. -- Verteilung desselben auf die Stationen Bagamoyo
+ und Daressalam.
+
+
+Hermann Wißmann wurde am 4. September 1853 als Sohn des
+Regierungsassessor Hermann Ludwig Wißmann und seiner Ehefrau Elise,
+geb. Schach von Wittenau zu Frankfurt a. O. geboren. Seine erste
+Schulbildung erhielt Wißmann auf der Bürgerschule in Langensalza. Dann
+trat er in die Realschule zu Erfurt und ein Jahr später in das dortige
+Gymnasium ein. 1867 wurde Wißmanns Vater als Regierungsrat von Erfurt
+nach Kiel versetzt und so ein abermaliger Schulwechsel des Knaben
+nötig. Bereits 1868 siedelte die Familie nach Neu-Ruppin über. Hier
+starb 1869 der Vater. 1870 trat der Sohn in die Prima des Kadettenkorps
+zu Berlin ein und legte hier Ostern 1873 in glänzender Weise sein
+Fähnrichsexamen ab, worauf er in das zu Rostock garnisonierende
+Mecklenburgische Füsilier-Regiment Nr. 90 eingestellt wurde. Nach
+einem längeren Besuch der Kriegsschule in Anklam machte er dort
+sein Offiziers-Examen und ging dann wieder nach Rostock, um seine
+militärische Laufbahn weiter zu verfolgen.
+
+Hier lernte er den schon damals berühmten Afrikareisenden Pogge
+kennen, welcher einen entscheidenden Einfluß auf ihn auszuüben
+bestimmt war. Es war bereits die Absicht des Knaben gewesen, sich
+den Naturwissenschaften zu widmen, ein Wunsch, der ihm nicht erfüllt
+werden konnte. Im Verkehr mit Pogge lebte die alte Neigung wieder
+auf und gewann bald eine so feste Gestalt, daß der Entschluß in ihm
+reifte, sich Pogge bei der ersten Gelegenheit zu einer größeren Reise
+anzuschließen. Diese Gelegenheit bot sich im Jahr 1879.
+
+Die Afrikanische Gesellschaft in Berlin erteilte Pogge den Auftrag,
+abermals nach dem von ihm früher schon besuchten Lundareiche in
+Westafrika zu gehen und dort eine Station zu gründen. Wißmann
+wandte sich auf Anraten Pogges an den Vorsitzenden der Deutschen
+Afrika-Gesellschaft Dr. Nachtigall und wurde zu seiner größten Freude
+als Geograph angenommen. Die Militärbehörde erteilte ihm Urlaub, den
+er zunächst zu einer längeren wissenschaftlichen Vorbereitung an der
+Seemannsschule zu Rostock benutzte.
+
+Dann verließ er mit Pogge am 19. November 1880 den Hafen von Hamburg,
+um sich nach Westafrika zu begeben. Der entscheidende Schritt zu
+Wißmanns Ruhm war hiermit gethan; denn aus der Ursprünglich geplanten
+Expedition nach dem Lunda-Reiche wurde jene erste von Wißmann allein
+ausgeführte Durchquerung Afrikas, die erste Durchquerung seitens eines
+Deutschen, die erste Durchquerung von West nach Ost überhaupt.
+
+Mitte November 1882 erreichte Wißmann bei Sadani die Küste und war
+dort -- eine eigentümliche Fügung! -- der Gast Bana Heris, desjenigen
+Mannes, den er später als den Hauptfeind der Deutschen in Ostafrika zu
+bekämpfen haben sollte. -- Im April 1883 traf Wißmann wieder in Berlin
+ein, sein Ruf als Afrikaforscher war voll und ganz begründet. Unter
+den schwierigsten Verhältnissen mit einer kaum nennenswerten Geldsumme
+(30000 Mark) war die Durchquerung des schwarzen Erdteils auf einem
+bisher nie betretenen Wege durch gänzlich unbekannte Gebiete hindurch
+ohne jede Feindseligkeit mit Eingeborenen vollendet, der Wissenschaft
+ein ungeheurer Dienst geleistet worden. Der Name Wißmanns war in aller
+Munde.
+
+Durch diesen außerordentlichen Erfolg war der König der Belgier auf den
+kühnen Forscher aufmerksam geworden und machte ihm sogleich nach seiner
+Ankunft das Anerbieten, in seinem Privatdienst das Congobecken zu
+durchforschen. Schon am 16. November 1883, also nach kaum halbjährigem
+Aufenthalt in der Heimat, schiffte sich Wißmann wiederum nach Afrika
+ein in Begleitung des sächsischen Stabsarztes Dr. Wolf und der
+preußischen Offiziere Hans und Franz Müller und v. François.
+
+Die praktischen Ergebnisse dieser zweiten Expedition waren die
+Festlegung des Stromlaufes des Kassai, die Entdeckung seines
+Nebenflusses Sankurru, welcher bisher als selbständiger Nebenstrom des
+Congo aufgefaßt wurde, endlich der Mündung des Kassai in den Congo an
+einer Stelle, wo der Kassai bisher als Kwa-Fluß galt. Am 9. Juli 1885
+erreichte Wißmann die Station an der Mündung des Kassai in den Congo.
+Er erblickte hier zum erstenmale die Flagge des Congostaates, welcher
+während der Dauer seiner Reise entstanden war.
+
+Eine in der letzten Zeit aufgetretene Verschlimmerung seiner
+asthmatischen Beschwerden machte nach dieser erfolgreichen Reise einen
+Aufenthalt in Madeira notwendig, aber nach kaum 2 Monaten brach der
+unermüdliche Forscher abermals im Auftrag des Königs der Belgier nach
+Afrika auf. Er sollte im Dienste des Congostaates im Baluba-Lande
+eine Stütze schaffen zu den weiteren Unternehmungen im Süden des
+Congostaates und dann von dort aus nach Südosten und Nordosten
+eventuell bis zu den östlichen Grenzen den eingeborenen Stämmen ihr
+neues politisches Verhältnis bekannt machen. Er sollte ferner dem Gang
+der Sklavenjagden und des Sklavenhandels nachforschen und ihm nach
+Möglichkeit entgegenarbeiten.
+
+Die eigentliche Aufgabe, welche Wißmann im ersten Teil seiner
+Instruktion gestellt war, konnte auf dieser Reise nicht zur Ausführung
+kommen; und zwar waren es gerade die Sklavenjagden der Araber und das
+weite Vordringen derselben bis in den Congostaat hinein, welche die
+Lösung dieser Aufgabe verhinderten. An der Stelle früher blühender
+Landschaften fand er vollkommene Wüsten. Ganze Völkerstämme zeigten
+sich vernichtet; die Stimmung der Araber war dem neuentstandenen
+Congostaat durchaus feindlich, ja, kurz zuvor war eine der Stationen
+des Staates (Stanley-Falls-Station) durch die Araber erstürmt und
+vernichtet worden.
+
+Wißmann selbst geriet in Nyangwe, der westlichsten Araberstadt in so
+große Gefahr, daß an ein Weiterdringen im Congostaat selbst gar nicht
+gedacht werden konnte, und nur der Ausweg nach Osten übrig blieb.
+So wurde aus der geplanten Expedition die zweite Durchquerung des
+schwarzen Kontinents und zwar auf dem Wasserwege des Tanganjika, von
+dort zum Nyassa, Schire, Zambesi und Kwakwa nach Quilimane. Von hohem
+Interesse ist das Urteil, welches Wißmann bei dieser Durchquerung über
+das Arabertum fällt, -- von besonderem Interesse, weil er berufen sein
+sollte, schon bald darauf gegen die Araberwirtschaft anzukämpfen.
+»Die Schuld des Urhebertums dieser Greuel,« sagt Wißmann in seiner
+»Zweiten Durchquerung[1]«, »trifft ohne jede Frage den Araber, denn
+nur durch seine Initiative war es möglich, immer weiter vorzudringen,
+immer weiter zu unterjochen, zu entvölkern, und daher muß, wenn man an
+Abhilfe denkt, wenn man den armen, wehrlosen Eingeborenen nachhaltig
+schützen will, das Arabertum in diesen Ländern ausgerottet werden mit
+Stumpf und Stiel, bevor es eine Macht erreicht, der wir Europäer des
+feindlichen Klimas und der Entfernung wegen nicht mehr gewachsen sind,
+wie dies im Süden der Fall war. Es war hohe Zeit, daß bald nach den
+bösen Tagen, über die ich hier berichte, schärfer vorgegangen wurde
+gegen die afrikanische Pest, und mir speziell gewährte es eine hohe
+Genugthuung, daß ich berufen war, beim Niederschlagen des Aufstandes
+der Araber in Ostafrika an der Küste, von der aus die Hauptanregung zu
+den beschriebenen Greueln ausgeht, den empfindlichsten Schlag zu
+führen.
+
+Wenn auch die Flotten Englands und Deutschlands den Export der meist
+aus diesen Gegenden des zentralen Afrikas verschleppten Sklaven
+verringern, so schneidet doch erst die Besetzung der Küstenplätze und
+der großen Handelsstraßen dem Sklavenhandel und damit der Sklavenjagd
+die Zukunft ab. Jetzt, wo ich dies niederschreibe, ist vieles schon
+geschehen, jedoch noch sind die Operationsbasen der Sklavenhändler im
+Innern Tabora, Udjidji und Nyangwe Absatzgebiete für Sklaven. Noch
+lebt Tibbu-Tip, wüten Muini Muharra und andre Sklavenjäger Verderben
+bringend gegen die ihnen wehrlos gegenüberstehenden, nur mit Speer und
+Bogen bewaffneten Eingeborenen. Noch ist viel zu thun übrig zum Schutze
+der Freiheit und des Lebens von Millionen harmloser Kreaturen; noch
+ist es möglich, daß vom Sudan der Araber südlich vom Äquator verstärkt
+wird. Aber Deutschland ist doch schon gerüstet zu weiterem Schutz,
+schon bereit, einer von Norden drohenden Vermehrung der Gefahr Halt zu
+gebieten, und ich hoffe, daß, ehe noch dieser Ausdruck meiner tiefsten
+Empörung dem Leser vorliegt, ich schon wieder die Arbeit aufgenommen
+habe, deren Endzweck, die Befreiung des äquatorialen Afrikas von der
+Pest des Arabertums, mein Lebensziel geworden ist.« Freilich muß
+zu diesem Urteil bemerkt werden, daß die wirksamste Bekämpfung der
+arabischen Unthaten nur allmählich vor sich geht, daß man in vieler
+Beziehung bei der Kolonisierung Afrikas mit den Arabern im guten
+auszukommen suchen muß, wie dies gerade Wißmann gezeigt hat.
+
+Die wissenschaftlichen Vorarbeiten und Erfolge Wißmanns, seine genaue
+Kenntniß der Araber, jener Gegner aller europäischen Kultur, seine in
+drei außerordentlich großartigen Expeditionen bewiesene Fähigkeit, die
+Eingeborenen richtig zu behandeln und doch seinem Willen dienstbar
+zu machen -- das waren die Momente, welche Hermann Wißmann vor
+allen anderen zur Stellung des Reichskommissars befähigten. Ganz
+besonders aber müssen hier noch die Eigenschaften seines Charakters
+hinzugerechnet werden. Beispiellose Energie, persönliche Nichtachtung
+jeder Gefahr, wo es gilt, ein ideales Ziel zu erreichen; die seltene
+Fähigkeit, in jedem seiner Untergebenen die Individualität zu erkennen
+und völlig frei schalten zu lassen; rücksichtslose Strenge im Dienst;
+geistvolle Anregung im zwanglosen, außerdienstlichen Verkehr -- alles
+das sind Eigenschaften, welche jeder Wißmannsche Offizier und jeder
+Beamte des Kommissariats dem allseitig verehrten Kommandanten immer
+nachrühmen wird, und welche ihm ein bleibendes Denkmal in aller Herzen
+sichern.
+
+Im Sommer des Jahres 1888 nach Deutschland zurückgekehrt, wurde Wißmann
+von dem deutschen Emin Pascha-Entsatz-Komitee mit +Dr.+ Peters zur
+Führung der Emin Pascha-Expedition ausersehen. Alle Vorbereitungen
+für die Expedition waren getroffen, das gesamte tote Material
+angeschafft -- da erhielt Wißmann die Berufung zum Reichskommissar
+und vertrat bereits in den Verhandlungen des Reichstages über den
+Antisklaverei-Antrag als Bundeskommissar die von der Regierung
+vorgeschlagenen Maßnahmen. Die größte Eile war geboten; denn die
+Nachrichten aus Ostafrika lauteten von Tag zu Tag ungünstiger. Nach dem
+von der Regierung gebilligten Plane Wißmanns sollte die Niederwerfung
+des Aufstandes durch eine aus Negern bestehende Schutztruppe unter
+Führung deutscher Offiziere und Unteroffiziere geschehen. Als
+brauchbarstes Material brachte Wißmann die Sudanesen in Vorschlag,
+welche er bereits früher, besonders aber im letzten Winter, als er
+sich abermals im Auftrag des Königs der Belgier in Egypten aufhielt,
+kennen und schätzen gelernt hatte. Der vorläufige Stamm an Europäern
+bestand aus 21 deutschen Offizieren, Ärzten und Beamten und 40
+Unteroffizieren. Der Lage der Sache nach mußte das gesamte deutsche
+Personal, so weit es der Armee angehörte, aus derselben ausscheiden
+und trat in den persönlichen Dienst des Reichskommissars. In rastloser
+Thätigkeit wurden im Zeitraum von etwa vier Wochen alle Vorbereitungen
+in Deutschland selbst getroffen, die Anschaffung von Kriegsmaterial
+und Ausrüstungsgegenständen beendet; und bereits im Februar reiste der
+Reichskommissar, begleitet von Lieutenant Theremin, von Berlin ab,
+während hier sein Stellvertreter, Frhr. v. Gravenreuth, die noch weiter
+zu erledigenden Geschäfte in die Hand nahm.
+
+Für den notwendigen Verbindungsdienst zwischen der Küste und Sansibar
+selbst und für die voraussichtlich häufigen Truppentransporte zwischen
+den einzelnen Küstenplätzen wünschte der Reichskommissar einen
+Dampferdienst einzurichten. Da derselbe naturgemäß von der Marine bei
+ihrer ohnehin großen Aufgabe nicht geleistet werden konnte, sollten
+in Deutschland vier kleine Dampfer zu diesem Zweck angeschafft werden.
+Gleichzeitig sollten dieselben dazu dienen, die Flüsse, wenigstens
+den Kingani und Pangani, im Notfall aufwärts zu gehen und mit
+Revolvergeschützen die Ufer zu säubern, eventl. auch bei der Landung an
+der Flachküste von Bagamoyo durch ihre Armierung Dienste thun.
+
+Das Reichskommissariat, welches ja mit der Marine in keiner direkten
+Verbindung stand, sollte auch nach dieser Richtung hin unabhängig
+gestaltet werden. Es wurden zu diesem Zweck 4 Dampfer in Deutschland
+angekauft, nämlich die Harmonie, etwa 200 Tonnen groß; München ca. 80
+Tonnen; Vesuv 60; Max 50. Die drei letztgenannten Dampfer hatten in
+Deutschland als Schleppdampfer gedient; die Harmonie war in der Fahrt
+zwischen Köln und London beschäftigt gewesen. Leider stellte sich das
+gesamte Material als, gelinde ausgedrückt, wenig brauchbar heraus.
+Die Harmonie war der einzige Dampfer, welcher eine größere Anzahl von
+Menschen aufzunehmen vermochte; sie hatte aber nur einen Tiefgang von 5
+Fuß und erwies sich gleich von vornherein als seeuntüchtig, Vesuv und
+Max konnten jeder im allerhöchsten Falle etwa 60 Menschen aufnehmen,
+welche dann aber dicht gedrängt an einander stehen mußten. Die München,
+zweifellos das seetüchtigste Fahrzeug, nahm im äußersten Fall etwa 80
+bis 100 Mann auf, hatte aber einen zu großen Tiefgang (7 Fuß), um nahe
+an die Küste heran oder weit in den Flüssen aufwärts kommen zu können.
+Außerdem hatte sie nur 7 Zoll Bord und eine Verschanzung von 2 Fuß
+Höhe, so daß beim geringsten Seegang das Deck fortwährend überspült
+wurde.
+
+Es darf als eine ganz außerordentliche Leistung deutscher seemännischer
+Tüchtigkeit betrachtet werden, daß diese 4 Dampfer den ungemein
+schwierigen Weg von Hamburg bis Sansibar selbständig und ohne alle
+fremde Hilfe zurücklegten. Ohne hier auf Einzelheiten eingehen zu
+wollen, muß doch gesagt werden, daß die ganze Reise nach Ostafrika eine
+fortdauernde Lebensgefahr der gesamten Bemannung bildete. -- Später
+hat die Harmonie ihrer Untüchtigkeit wegen häufig müßig auf der Rhede
+von Sansibar gelegen; die drei kleineren Dampfer, mit Revolverkanonen
+ausgerüstet, haben ausreichende Dienste geleistet.
+
+Um die Wege für die Anwerbung der Sudanesen zu ebnen und besonders
+etwa entgegenstehende religiöse Bedenken aus dem Wege zu räumen, waren
+vom Auswärtigen Amt zu Berlin vorher Verhandlungen mit der egyptischen
+Regierung gepflogen und deren Genehmigung erwirkt worden. Bei dem
+anzuwerbenden Material wurde in erster Linie auf die alten Soldaten
+aus den sudanesischen Regimentern, die den Feldzug gegen den Mahdi
+mitgemacht hatten, zurückgegriffen. Es waren dies Leute, denen durch
+die unglücklichen Kämpfe gegen den Mahdi die Rückkehr in ihre Heimat
+abgeschnitten war und welche nach Auflösung ihrer Regimenter eine
+Verwendung im egyptischen Kriegsdienst nicht mehr gefunden hatten.
+
+Diese Leute, deren Soldforderungen zum Teil von der ägyptischen
+Regierung nicht befriedigt wurden, die außerdem arbeits- und erwerbslos
+in Egypten herumlungerten, strömten voller Freuden nach Kairo herbei,
+als von Wißmann die Werbetrommel gerührt wurde. Außerordentlich kam
+hierbei die Unterstützung des englischen, in egyptischem Dienst
+stehenden Obersten Scheffer zu statten, dessen Kenntnis der Sudanesen
+das Engagement ungemein erleichterte und beschleunigte. Daß neben
+vielen durchaus kriegsbrauchbaren und gut disziplinierten Soldaten
+auch einige verworfene Subjekte, welche wegen Aufsessigkeit und
+allerlei Uebelthaten aus der egyptischen Armee entlassen worden waren,
+mit unterliefen, ist bei der beim Engagement notwendig gewesenen
+Eile begreiflich. Dennoch war die Zahl der schlechten Leute nicht so
+bedeutend, daß die Qualität der Truppe im ganzen dadurch beeinträchtigt
+wurde.
+
+Die Heimat der Sudanesen ist Nubien, Sennar, Kordofan, das Land
+der Schillucks und der Dinka-Stämme, zum Teil sogar sind es die
+Äquatorial-Provinzen, alles Länder, deren Söhne ihrem Beruf nach von
+Jugend auf Soldaten sind. Eine beim Engagement sowohl von Egypten
+wie von den Leuten selbst gestellte Bedingung war, daß die zu den
+einzelnen Truppenverbänden gehörigen Chargen des Offiziers- und des
+Unteroffizierstandes mit übernommen würden, und daß ebenso den Leuten
+Gelegenheit geboten würde, ihre Frauen und Familien mitzunehmen.
+Die meisten Leute weigerten sich entschieden, ohne ihre Familie die
+Reise anzutreten. Der Sold, welcher ausbedungen und bewilligt wurde,
+war höher, als er in der egyptischen Armee üblich war, und selbst
+für unsere Begriffe ziemlich bedeutend. Er betrug für den gemeinen
+Soldaten monatlich 45 Mark, außerdem freie Verpflegung (Naturalien
+oder 25 Pf. täglich); die farbigen Unteroffiziere erhielten 8-20 Mark
+mehr im Monat und von den farbigen Offizieren die Lieutenants circa
+160 Mark, Hauptleute bis über 300 Mark. Ein Feilschen um die Höhe des
+Soldes erschien gerade bei den Chargen unmöglich, denn Offiziere und
+Unterchargen waren, soweit sie sich überhaupt als brauchbar erwiesen
+und nicht, wie es bei manchen der Fall war, wegen Unzuverlässigkeit,
+Faulheit oder gar Aufsessigkeit in der allerersten Zeit schon aus
+der Truppe entfernt werden mußten, uns durchaus unentbehrlich als
+Bindeglied zwischen der farbigen Truppe und den deutschen im Anfang den
+Soldaten noch recht fremd gegenüberstehenden Offizieren.
+
+Man möge sich vergegenwärtigen, daß die von Wißmann aus Deutschland
+mitgenommenen Offiziere und Unteroffiziere in den meisten Fällen
+direkt aus dem Garnisondienst heraus kamen und kaum je vom Ausland
+etwas gesehen hatten, geschweige denn befähigt waren, ohne weiteres
+den Eigentümlichkeiten ihrer neuen Truppe entsprechend dieselbe
+zu verwerten. Bei der ungemeinen Eile, mit welcher die erste
+Ausbildung der Truppe ausgeführt werden mußte, konnte gar nicht
+anders verfahren werden, als daß man die wesentlichsten Teile des
+deutschen Exerzier-Reglements (für den Gefechtsdienst besonders) den
+schwarzen Truppen ohne weiteres eintrichterte. Wenn dabei ihr früherer
+egyptischer Militärdienst sich auch einigermaßen verwerten ließ und
+den Truppen wenigstens allgemeine Begriffe von Disziplin innewohnten,
+so war doch die Vermittlung der schwarzen Offiziere und Unteroffiziere
+bei diesem Eindrillen gar nicht zu entbehren und für das schnellere
+Verständnis der Soldaten ungleich wichtiger als das bloße Kommando.
+Es mußten im Anfang von den farbigen Offizieren die betreffenden
+ägyptischen Kommandos abgegeben werden, während später durchgehends das
+deutsche Kommando eingeführt wurde.
+
+Die Zahl der angeworbenen Sudanesen betrug 600 Mann. Es erschien
+geboten, die Leute nach der Anwerbung gar nicht erst zur Besinnung
+kommen zu lassen, damit nicht weitläufige Erwägungen Platz greifen
+konnten, sondern sie möglichst schnell ihrem Bestimmungsort zuzuführen.
+Sobald je 100 Mann angeworben waren, wurden dieselben mit Familie und
+Gepäck nach Suez verladen, dort an Bord eines Dampfers gebracht und
+nach Aden befördert, wo sie unter dem Kommando des Chefs Theremin
+vereinigt wurden. Als Offiziere waren für diesen Transport unter dem
+Kommando Theremins die Herren Premier-Lieutenant Böhlau, Lieutenant
+Sulzer und von Behr nach Egypten von Berlin telegraphisch berufen
+worden. Von Aden wurden die angeworbenen Soldaten durch 2 Dampfer
+nach Bagamoyo übergeführt, auch ca. 50 Somalis, welche als Boots- und
+Schiffsmannschaften in Ostafrika Verwendung fanden.
+
+Ein zweiter farbiger Volksstamm, auf welchen bei unserer Anwerbung
+zurückgegriffen wurde, waren die Zulus. Nach Verhandlungen mit der
+portugiesischen Regierung wurde Lieutenant Ramsay nach Mozambique
+geschickt. Nachdem er sich mit dem dortigen Gouverneur ins Einvernehmen
+gesetzt hatte, reiste er nach Inhambane und warb dort zunächst
+100 Mann aus den in Ostafrika als besonders kriegerisch bekannten
+Wangoni-Stämmen an. Waren auch die Zulus keine Berufssoldaten, so
+bildeten sie doch ein gutes Soldatenmaterial, das beste jedenfalls, was
+im östlichen Afrika zu haben war; -- haben sie doch im Kriege gegen die
+Engländer ihre militärischen Eigenschaften vollauf bewiesen. --
+
+Man beschränkte sich zunächst auf diese 100 Mann, weil die Anwerbungen
+sonst zu lange Zeit in Anspruch genommen hätten und die Zulus schon bei
+der ersten Aktion des Reichskommissars an Ort und Stelle sein sollten;
+später ist die Zahl derselben durch weitere Anwerbung auf 350 ergänzt
+worden.
+
+In der Zahl der farbigen Kämpfer, die bei den ersten Aktionen zur
+Verfügung standen, sind die Askaris nicht zu vergessen, welche meist
+aus den Stämmen des innern Ostafrikas (besonders den Waniamuesi und
+Manjema) und nur zum sehr geringen Teil aus der Küstenbevölkerung
+hervorgingen. Einige von ihnen hatten schon in Bagamoyo und Daressalam
+unter den Beamten der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft gegen die
+Rebellenscharen an der Küste gekämpft und hatten dadurch, daß sie in
+jener schlechten Zeit bei der Gesellschaft ausharrten -- die meisten
+hatten es freilich, als die Sache für uns Deutsche kritisch wurde,
+vorgezogen, ihren Dienst zu verlassen -- militärische Eigenschaften
+und vor allem Treue bewiesen. In der Heranbildung jener Leute finden
+wir übrigens den einzigen Versuch, den die Deutsch-Ostafrikanische
+Gesellschaft in den letzten Monaten gemacht hatte, sich eine kleine
+Macht zu schaffen. Es sind diese Leute immer schlechthin unter dem
+Namen Askaris (eigentlich = Soldaten) zusammengefaßt worden; im
+Folgenden sind daher unter Askaris auch immer nur die aus unsern
+Küsten- und Hinterlandsstämmen hervorgegangenen Söldner zu verstehen.
+
+Die ersten Vorarbeiten in Ostafrika wurden durch die vom
+Reichskommissar vorausgesandten Beamten getroffen, und zwar in Sansibar
+durch Herrn Eugen Wolf, der früher in Westafrika thätig gewesen, und
+auf dem Festlande vom Verfasser. Von ihnen hatte der erstere die
+kaufmännischen und der letztere, dem Lieutenant Blümcke beigegeben war,
+die notwendigsten militärischen Vorbereitungsmaßregeln zu treffen zur
+Unterbringung der Truppen am Festland.
+
+Wißmann selbst kam am 31. März, begleitet von seinem Adjutanten
++Dr.+ Bumiller in Sansibar an. Nachdem er dort in feierlicher
+Audienz vom Sultan empfangen worden war, fuhr er an Bord des
+Flaggschiffes des deutschen Geschwaders nach dem Festland, um gemeinsam
+mit dem Geschwaderchef, Herrn Admiral Deinhard, die Küstenplätze
+Daressalam, Bagamoyo, Pangani und Tanga zu besuchen, den Befehl an der
+Küste zu übernehmen und mit der Marine und der Deutsch-Ostafrikanischen
+Gesellschaft alle nötigen Maßregeln zu vereinbaren.
+
+Die Stationen Bagamoyo und Daressalam wurden von Seiten des
+Vertreters der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft, des Herrn v.
+Saint-Paul-Illaire dem Reichskommissar unter dem 28. April 1889
+übergeben und an diesem Tage folgendes Abkommen zwischen dem Kommissar
+und der Gesellschaftsvertretung getroffen:
+
+»Vom heutigen Tage geht auf den Reichskommissar über:
+
+ 1. das Oberkommando über die militärischen Machtmittel der Station
+ sowie auch alle militärischen Maßnahmen und Operationen;
+
+ 2. die Leitung und Anordnung der zur Verteidigung der Stationsgebäude
+ erforderlichen Bauten und sonstigen Einrichtungen;
+
+ 3. die Oberleitung der Civilverwaltung, abgesehen von der
+ Zollverwaltung.«
+
+Außerdem wurden Abmachungen wegen Übernahme einzelner Beamten aus dem
+Dienst der Gesellschaft in den Wißmannschen Dienst, ebenso über Abgabe
+von Waffen und Inventar getroffen.
+
+Bei der Inspizierungs- und Rekognoszierungstour fand der
+Reichskommissar die Befestigungsarbeiten in Bagamoyo Dank der
+bereits früher erwähnten, eifrigen Thätigkeit der Herren v. Zelewski
+und v. Eberstein weit vorgeschritten. In Daressalam indes, wo der
+Bezirkschef der Gesellschaft, v. Bülow gemeinsam mit dem Verfasser
+nach dessen Ankunft diese Arbeiten erst in letzter Zeit begonnen
+hatte, waren dieselben noch weit zurück. Wißmann ordnete nun die
+Art der Weiterführung der Befestigungs- und Bauarbeiten persönlich
+an, und nach seiner Anweisung wurden die beiden Stationen in
+den nächsten Monaten vollkommen ausgebaut, befestigt und durch
+Umwallungen mit Schützenauftritt und Bastionen zur Infanterie- und
+Artillerieverteidigung eingerichtet.
+
+In Daressalam war Anfang März bereits der erste Waffen- und
+Munitionstransport vom Bord des Norddeutschen Lloyddampfers »Schwan«,
+der für denselben gechartert war, gelöscht und in den Magazinen
+der Deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft untergebracht worden.
+Der Transport bestand aus 12 leichten Feldgeschützen C/73, sechs
+Revolverkanonen, 900 Mausergewehren (Jägerbüchsen und Karabinern),
+Infanterie-Seitengewehren, großem und kleinem Schanzzeug, der
+entsprechenden Artillerie- und Infanteriemunition, Schießwollpatronen
+und Proviant, der noch durch Einkäufe in Sansibar vervollständigt
+wurde. Die Vorräte an Waffen, Munition und Proviant wurden in einer der
+späteren Dislokation der Truppen entsprechenden Weise auf Bagamoyo
+und Daressalam verteilt in der Art, daß das Hauptdepot in Daressalam
+verblieb.
+
+Da bei der Ankunft des Reichskommissars die Truppen noch nicht zur
+Stelle waren, benutzte er die ihm zur Verfügung stehende Zeit, die mit
+der Ankunft der Soldaten eintretende Organisation vorzubereiten und,
+wie erwähnt, eine Rekognoszierungstour vorzunehmen.
+
+Als auf dieser die »Leipzig« vor dem Panganifluß lag und eine
+Dampfpinasse ausgesetzt wurde, um die Befestigungen der Rebellen in
+größerer Nähe betrachten zu können, wurden von den an der Einfahrt
+in den Fluß versammelten Rebellenscharen Schüsse auf die Pinasse
+abgegeben; man fand die Gegner, welche starke Befestigungen vor der
+Stadt und am Flusse angelegt hatten, vollkommen gefechtsbereit. Ebenso
+wurden im Hafen von Tanga Bewaffnete gesehen, desgleichen in dem mit
+einer Pallisadierung befestigten Sadani.
+
+Der Admiral hatte nach dem letzten Angriff Buschiris auf Bagamoyo mit
+dem Rebellenführer einen Waffenstillstand geschlossen, um mit dem
+Reichskommissar diesen Waffenstillstand in einen definitiven Frieden
+umzuwandeln. Wenigstens sei dies, so äußerte sich Deinhard, wenn ihm
+das weitere Kommando an Land belassen worden wäre, seine Absicht
+gewesen. Die von Buschiri gestellten Bedingungen waren jedoch derart,
+daß ein Eingehen auf dieselben nach den vielen während des Aufstandes
+erlittenen Demütigungen und dem vielfach nicht nur nach europäischen,
+sondern grade nach orientalischen Begriffen recht wenig imponierenden
+Auftreten unsrer maßgebenden ostafrikanischen Organe, wie Wißmann
+sich im Bericht an den Reichskanzler ausdrückte, einfach »lächerlich«
+gewesen wäre.
+
+In der That ist es unbegreiflich, wie man überhaupt ernstlich an
+eine Umwandlung jenes abgeschlossenen Waffenstillstandes in einen
+definitiven Frieden hatte denken können; die Folge wäre lediglich
+gewesen, daß man nach kürzester Frist sich auf dem alten Fleck befunden
+hätte.
+
+Allerdings hatte sich Wißmann veranlaßt gesehen, den Waffenstillstand
+vorläufig auch seinerseits anzuerkennen, da er wegen der noch nicht
+erfolgten Ankunft der neuangeworbenen Truppen hierzu genötigt war.
+Außerdem wurde ein sofortiges Einschreiten gegen die Aufständischen
+noch durch den Umstand verhindert, daß zwei englische Missionare aus
+Mamboia, welche aus dem Innern nach der Küste zurückkehrten, in der
+Nähe derselben in die Gewalt Buschiris geraten waren und von ihm
+gefangen gehalten wurden. Allerdings wurden sie anständig behandelt,
+sollten aber nur gegen ein hohes Lösegeld herausgegeben werden. Die
+wegen des Lösegeldes und der Auslieferung der Missionare gepflogenen
+Verhandlungen führten zu einem befriedigenden Resultat, so daß die
+Missionare nach mehrtägiger Gefangenschaft in Freiheit gesetzt wurden.
+Einsicht in die Befestigungen und die wirkliche Lage des Buschirischen
+Lagers brachten sie allerdings nicht mit, da sie durch strengste
+Ueberwachung an genauerer Umschau verhindert waren.
+
+Als nun Buschiri nach Auslieferung der Missionare das 3/4 Stunden
+südlich von Bagamoyo gelegene Dorf Kaule überfiel, ausplünderte und
+völlig zerstörte, -- und als er sogar gegen einen im deutschen Dienst
+befindlichen schwarzen Handwerker, der in seine Gewalt gefallen war,
+einen Akt der empörendsten Brutalität verübte, da konnte Wißmann den
+Waffenstillstand als von Buschiri gebrochen ansehen.
+
+Der Maurer Dunia nämlich hatte eines Tages nach empfangenem Lohn in der
+Absicht, sich seinem Arbeitsdienst zu entziehen, die Station Bagamoyo
+verlassen und sich zu Buschiris Leuten begeben, von welchen er zu dem
+Rebellenführer gebracht wurde, mit der Anschuldigung, daß er als Maurer
+für die Deutschen gearbeitet und so zur Befestigung ihrer Station
+beigetragen habe. Buschiri ließ ihm seine beiden Hände abhacken und
+schickte ihn nach der Station zurück mit dem Bedeuten, er solle nun
+weiter für die Deutschen arbeiten, Wißmann Grüße ausrichten und ihm
+bestellen, daß nächstens mit allen Deutschen ebenso verfahren würde.
+Der Mann kam thatsächlich lebend in Bagamoyo an. Er hatte sofort nach
+der Verstümmelung die beiden Armstümpfe fest in die Hüften gestemmt
+und war über Stock und Stein nach der Station gerannt. Hier wurde ihm
+sofort ein Notverband angelegt, dann kam er in die Behandlung eines
+Marinearztes, und dessen Pflege, sowie die unglaubliche, allen Negern
+eigene Zähigkeit und gute Heilnatur ließen ihn genesen.
+
+Es ist von Seiten des Reichskommissariats dann in der ausgiebigsten
+Weise für jenes arme Opfer der Wut Buschiris gesorgt worden; allerdings
+ohne Erfolg, denn Dunia ist im Gegenteil einer der größten Halunken
+geworden.
+
+Am 29. April traf der Dampfer »Somali« mit dem größten Teil der
+angeworbenen Sudanesen in Bagamoyo ein, und nun ging es nach dem
+Ausschiffen dieser Leute an die Bewaffnung und Unterbringung der
+Soldaten. Das letztere war in Bagamoyo nicht schwierig, denn dort
+befanden sich eine Anzahl gut erhaltener oder leicht zu reparierender
+Steinhäuser. 60 von den angekommenen Soldaten wurden nach Daressalam
+gesandt. Mit der Ankunft dieser Truppen wurde das den beiden
+Stationen bis in die letzte Zeit noch verbliebene Marine-Detachement
+zurückgezogen.
+
+Die in Daressalam stationierte Kreuzerkorvette Carola verließ aus
+Gesundheitsrücksichten den dortigen Hafen, um an der äußeren Rhede vor
+Anker zu gehen.
+
+Am 4. Mai kamen mit der »Martha« die übrigen angeworbenen Sudanesen und
+das europäische Offizier- und Unteroffizier-Personal in Bagamoyo an. Am
+6. Mai trafen auch die Zulus unter Lieutenant Ramsay vom Süden ein. Es
+stand nun dem Reichskommissar, welcher seiner Schutztruppe gegenüber
+den Titel Kommandant führte, nach Eintreffen des gesamten Personals
+und nach Übernahme einzelner Herren von der Deutsch-Ostafrikanischen
+Gesellschaft folgendes Europäer-Personal zur Verfügung:
+
+ ~Chefs der Schutztruppe~: Frhr. v. Gravenreuth, +Dr+.
+ Schmidt (Schmidt I), v. Zelewski, Krenzler, Frhr. v. Eberstein,
+ Rochus Schmidt (Schmidt II), Richelmann, Theremin, (Leue trat
+ später hinzu).
+
+ ~Lieutenants der Schutztruppe~: v. Bülow (später hinzugetreten
+ nach erfolgter Rückkehr aus Europa), Ramsay, Böhlau, End, Sulzer,
+ Johannes, Merker, v. Behr, +Dr+. Bumiller, v. Perbandt, v. Medem,
+ Radatz.
+
+ ~Ärzte der Schutztruppe~: Stabsarzt +Dr+. Schmelzkopf als
+ Chefarzt und Assistents-Arzt erster Klasse +Dr+. Kohlstock.
+
+ ~Beamte~: +a+) im Chefrang: Eugen Wolf (als kaufmännischer
+ Beirat); +b+) im Lieut.-Rang: Lieut. a. D. Blümcke und
+ Zahlmeister Merkel.
+
+ ~Deckoffiziere~: Bohndorf, Rabe, Illich, Tschepe, Grothe, Jancke,
+ de la Frémoire.
+
+ ~Kapitäne der Flottille~: Holz (bis August 1889), Hansen (vom
+ August 1889 ab), Graf Pfeil, Tomaschewski, Prager, Römer.
+
+Außerdem stand für seemännische Zwecke der Lieut. zur See der Reserve
+v. Sivers zur Verfügung. Von den genannten Personen hatten folgende
+bereits afrikanische Erfahrungen gesammelt: v. Gravenreuth, v.
+Zelewski, Krenzler, v. Eberstein, die beiden Schmidts, Leue, v. Bülow,
+Ramsay, Illich, ferner, wenn auch nur kurze Zeit: Merker, v. Medem,
+Tschepe, Rabe, (ebenso Wolf im Dienst des Kongostaates in Westafrika
+und Bohndorf als Reisebegleiter Junkers).
+
+~Unteroffiziere der Schutztruppe~: Becker, Bilke, Bluhm, Brose,
+Budau, Burwitz, Busch, Eben, Firnstein, Fricke, Gaffri, Gaßmann,
+Germer, Greff, Grucza, Gurkasch, Hartmann, Hoffmann +I+, Hoffmann
++II+, Kaiser, Kay, Kopp, Kühne, Leder, Ludwig, Martini, Mutter,
+Naeter, Peter, Piehl, Reich, Rohr, Rymarzig, Schaumbacher, Schulte,
+Schwarz, Snakker, Semmling, Steinbach, Tanner, Thielke, Velten, Weiß,
+Wille, Wonneberger, Först, Schafflick, Freitag, Mittelstädt, Bauer,
+Drescher, Fritz, Fülleborn, Hocke, Hoffmann +III+, Jacobs,
+Kröhnke, Markgraf, Marquard, Neumann, Nowack, Roberth, Schmid, Schultz,
+Steinkopf, Stolle.
+
+Die Verteilung der Offiziere und Truppen auf die Stationen Bagamoyo und
+Daressalam geschah in folgender Weise:
+
+ ~Bagamoyo~: Stationschef: Chef +Dr.+ Schmidt.
+ Stationsoffizier Premierlieutenant End. Truppen: 545 Sudanesen in 5
+ Kompagnien, 100 Zulus und 60 Suaheli-Askari, je eine Kompagnie; 40
+ Somali und 60 Europäer (Offiziere und Unteroffiziere). Abgesehen von
+ der eigentlichen Stationsbesatzung waren die Truppen anfangs in 2
+ Bataillone eingeteilt unter den Chefs Freiherr von Gravenreuth und
+ von Zelewski. Die Kompagnieführer waren die Herren Ramsay, Johannes,
+ v. Medem, v. Perbandt, Sulzer und Radatz. Für die Artillerie waren
+ bestimmt die Herren Chef Krenzler und Premierlieutenant Böhlau.
+
+ ~Daressalam~: Stationschef: Chef Rochus Schmidt.
+ Stationsoffizier: Lieutenant Merker. Truppen: 55 Sudanesen, 10 Somali,
+ 20 Suaheli-Askari. Dazu Lieutenant v. Behr und später nach beendetem
+ Angriff auf Buschiris Lager 8 Unteroffiziere. Auch wurde bald die Zahl
+ der Besatzungstruppen auf 100 vermehrt.
+
+Fußnoten:
+
+[1] Verlag von Trowitzsch u. Sohn, Frankfurt a. O. 1891.
+
+
+
+
+ 4. Kapitel.
+
+ Die ersten Kämpfe um Bagamoyo, Daressalam, Pangani, Tanga und Sadani.
+
+ Einrichtung des Spionendienstes. -- Angriff und Einnahme von
+ Buschiris Lager bei Bagamoyo und Operationen daselbst. -- Streifzüge
+ des Verfassers um Daressalam. -- Beerdigung der ermordeten Missionare
+ in Pugu. -- Verhältnisse in Sadani. -- Bombardement von Sadani.
+ -- Einnahme durch die Schutztruppe. -- Einnahme von Pangani und
+ Stationsgründung daselbst. -- Einnahme von Tanga. -- Errichtung
+ eines Forts in Tanga. -- Streifzug Gravenreuths gegen die Jumbes in
+ der Umgegend von Bagamoyo. -- Verhältnisse auf den neu gegründeten
+ Stationen.
+
+
+Unmittelbar nach der Ankunft der Truppen ließ Wißmann dem Führer der
+Rebellen den Waffenstillstand, der ja von ihm in frevelhafter Weise
+gebrochen war, aufkündigen und ihm sagen, daß er ihn in den nächsten
+Tagen angreifen würde. Die Antwort Buschiris lautete, er würde die
+Deutschen bestens empfangen.
+
+Die Bestrafung zweier Leute, welche der Spionage gegen uns für die
+Interessen Buschiris überführt worden waren, mit dem Tode durch den
+Strang hatte Wißmann natürlich bis zur Auslieferung der Missionare
+aufgeschoben.
+
+Bis zur Ankunft Wißmanns hatten nur die Rebellen ihre Spione, welche
+sie so geschickt ausgewählt und organisiert hatten, daß sie stets mit
+den genauesten Nachrichten über unsere Mittel und Absichten versehen
+waren, während die Beamten der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft
+im großen und ganzen auffällig spärlich mit Nachrichten versehen
+waren. Wißmann erkannte gleich am ersten Tage seiner Ankunft auf dem
+Festland, daß auf unserer Seite viel zu wenig auf den Spionendienst
+gehalten war und gab daher zur Einführung einer ordentlichen Spionage
+die betreffenden Anweisungen, indem er zugleich Gelder zur Verfügung
+stellte.
+
+Die Spionage ist etwas in Afrika durchaus Notwendiges und
+Selbstverständliches. Der Europäer muß Gewicht darauf legen, unter den
+Eingeborenen zuverlässige Personen zu finden, die er zur Einziehung von
+Nachrichten benutzen kann, indem er nötigenfalls auch die einzelnen
+Leute gegenseitig ausspielt und so kontrolliert.
+
+Die durch Wißmann eingeführte bessere Ausbildung des Spionendienstes
+hat sehr viel zu unseren Erfolgen beigetragen. Bedauerlicher Weise
+wurden, wie ich vorweg bemerken muß, im letzten Jahre vom Gouverneur
+von Soden unter vollkommener Verkennung der afrikanischen Verhältnisse
+aus Sparsamkeitsrücksichten selbst nach der Zelewskischen Katastrophe
+nicht die nötigen Mittel hierfür zur Verfügung gestellt, und wenn
+einmal wirklich Gelder zum Halten von einem oder einigen Spionen
+bewilligt wurden, so geschah dies nur nach bogenlangen Berichten,
+welche es den Offizieren und den dem Gouverneur unterstellten Beamten
+fast verleiden konnten, derartige im Interesse des Ganzen liegenden
+Anträge zu stellen. Diese Sparsamkeit ist übel angebracht und in
+Wirklichkeit häufig eine Verschwendung. Denn auf ein paar Tausend
+Rupies im Jahre kann es nicht ankommen, wenn man sich dadurch eine
+genaue Kenntnis dessen, was unter den Eingeborenen im Geheimen vorgeht,
+ihrer Absichten und ihrer Gesinnung gegen uns verschaffen kann.
+
+Nachdem der Reichskommissar die Vorbereitungen zum Beginn der
+Operationen gegen die Aufständischen bereits am 4. Tage nach Eintreffen
+des Transportdampfers »Martha« auf der Rhede von Bagamoyo beendet
+hatte, beschloß derselbe nach erfolgter Verständigung mit dem Chef
+des Kreuzergeschwaders, Herrn Admiral Deinhard, sofort zum Angriff
+überzugehen. Ein möglichst rasches offensives Vorgehen bot in erster
+Linie eine Aussicht, gegen die vorwiegend auf Terrorismus gestützte
+Macht des Rebellenführers Buschiri einen entscheidenden Schlag
+zu führen, seinen Einfluß auf die Bevölkerung zu beeinträchtigen
+und die durch fortgesetzte feindliche Streifzüge sehr gehemmte
+Aktionsfähigkeit wieder zu erhöhen.
+
+Eingezogene Nachrichten hatten ergeben, daß Buschiri, nachdem er in
+den letzten Monaten sein Lager mehrfach gewechselt, nun in einem stark
+befestigten Hauptlager in der Richtung landeinwärts von Bagamoyo,
+1-1-1/2 Stunden von diesem Platz entfernt, alle seine Kräfte vereinigt
+habe. Der waffenfähige Anhang Buschiris wurde auf 6-800 Mann angegeben.
+
+Nachdem die Unterstützung der Marine vom Admiral angeboten und vom
+Reichskommissar angenommen worden war, wurde der 8. Mai von beiden für
+die Operationen gegen Buschiri festgesetzt.
+
+Am genannten Tage, früh 6-1/2 Uhr trat die Schutztruppe mit dem
+von der Marine gestellten Landungscorps von 200 Mann, welches der
+Korvettenkapitän Hirschberg, Kommandant S. M. S. »Schwalbe« befehligte,
+bei der Station in Bagamoyo an. Damit die farbigen Truppen möglichst
+alle im Kampf verwendet werden konnten, war die Station Bagamoyo
+für die Dauer der Operation durch eine andere Abteilung der Marine
+besetzt worden. Um 7 Uhr 10 Minuten setzte sich die Schutztruppe nach
+Erteilung der für den Marsch notwendigsten Instruktionen in folgender
+Marsch-Ordnung in Bewegung:
+
+ Avantgarde: Askaris -- Frhr. v. Eberstein;
+
+ Abteilung Frhr. v. Gravenreuth -- 2 Sudanesenkompagnien (Sulzer und
+ von Perbandt);
+
+ Artillerie (zwei 4,7 +cm+ Geschütze und ein 6 +cm+ Geschütz)
+ -- Chef Krenzler;
+
+ geschlossenes Detachement der deutschen Unteroffiziere unter
+ Premier-Lieutenant End;
+
+ Abteilung +Dr+. Schmidt -- 2 Sudanesenkompagnien (Johannes und
+ Radatz);
+
+ Abteilung von Zelewski -- 1 Sudanesen- und 1 Zulukompagnie (Ramsay
+ und v. Medem);
+
+zum Ziehen der Geschütze wurden Waniamuesi mitgenommen, desgleichen
+gingen solche mit Erlaubnis Wißmanns, durch rote Tücher als die
+Unsrigen kenntlich gemacht, als Freiwillige mit.
+
+Nachdem der Marsch zunächst in südwestlicher Richtung durch die
+Bagamoyo umgebenden, ausgedehnten Kokosschamben erfolgt war, wurde nach
+Westen abgebogen und ein ungefähr 900 +m+ breites, schattenloses,
+sumpfiges, mit fast mannshohem Grase bewachsenes Thal durchschritten,
+welches an dem besonders schwülen und heißen Tage, namentlich für
+die Artillerie, sehr schwierig zu passieren war. Die Marschdisciplin
+blieb indes bei den farbigen Truppen auf dem Hinmarsch eine gute. Nach
+Passieren dieses Thales wurde wieder in südwestlicher Richtung auf
+einem gut bewachsenen Höhenzug weiter marschiert, bis um 9 Uhr das
+Lager Buschiris der Avantgarde in Sicht kam.
+
+Der Kommandant, welcher sich bei der Avantgarde befand, erteilte
+nun sofort die Befehle zum Angriff. Demzufolge nahm die Artillerie
+Aufstellung in der Linie der Askaris, welche, bis auf 600 +m+
+ans Lager herangekommen, ausschwärmten. Links von den Askaris befand
+sich die Abteilung Gravenreuth. Zelewski erhielt Befehl, rechts vom
+Wege abzubiegen und die linke feindliche Flanke zu umfassen, also
+nach der örtlichen Lage die Boma von Osten her zu umgehen. +Dr.+
+Schmidt sollte links abbiegen und die Umgehung der Boma von Westen
+her bewerkstelligen. In dieser Formation war man, die Artillerie
+eingeschlossen, bis 250 +m+ an das Lager herangekommen. Die
+Marine-Abteilung befand sich dicht hinter den Askaris und der
+Artillerie.
+
+Als die Truppen in dieser Ordnung bis auf etwa 200 +m+ an die Boma
+herangekommen waren, wurde von Seiten der Rebellen ein heftiges Feuer
+aus Gewehren und einigen alten, mit Eisenstücken geladenen Böllern auf
+die Angreifer eröffnet. Zufällig kam zu gleicher Zeit aus dem Lager der
+überall bekannte weiße Buschirische Reitesel in Sicht und Wißmann, in
+der Absicht, den wohlbeleibten Buschiri dieses bei seiner Körperfülle
+sehr notwendigen Fluchtmittels zu berauben, gab einen Schuß auf den
+Esel ab. Dieser Schuß bildete unwillkürlich das Signal zur Eröffnung
+des Feuers auf der ganzen Linie; in der Front stand Gravenreuths
+Abteilung im 1. Treffen, während im 2. Treffen die Marine das Feuer
+ebenfalls eröffnete; als Wißmann bat, das Feuer des 2. Treffens
+einzustellen, da das 1. Treffen ihm dadurch gefährdet erschiene, wurde
+ihm von der Marine entgegengehalten, daß mit dem 600-meter-Visir von
+dieser geschossen werde.
+
+Das feindliche Feuer richtete sich besonders auf eine kleine Anhöhe, wo
+Wißmann mit seinem Stabe bei der Artillerie Stellung genommen hatte,
+so daß dort, trotzdem die Aufständischen im allgemeinen recht schlecht
+zielten, einige Verluste in unmittelbarer Nähe des Reichskommissars,
+der für seine Person der Mahnung, sich nicht unnütz zu exponieren, kein
+Gehör schenkte, erlitten wurden.
+
+Als der Kommandant durch anhaltendes Geschütz- und Gewehrfeuer den
+Feind hinlänglich erschüttert zu haben glaubte, gab er das Zeichen zum
+Aufpflanzen des Seitengewehrs und zum Sturm. Die Abteilung Gravenreuth
+drang zuerst in die Boma ein, allen voran Lieutenant Sulzer.
+
+An der Spitze der Marineabteilung überklomm Lieutenant Schelle, ohne
+erst Bresche reißen zu lassen, die Pallisaden. Hierbei erhielt er eine
+Kugel in den Unterleib und erlag bald darauf dieser schweren
+Verwundung.
+
+Herr von Gravenreuth war mit seiner Abteilung an der linken Flanke der
+Front eingedrungen, die Marine hingegen zugleich mit den Askaris unter
+Eberstein direkt in der Front, und zwar wurde nach dem Fall Schelles
+Bresche gerissen und drangen die Marinetruppen an dieser Stelle Mann
+hinter Mann durch die Bresche in die Boma, während Herr v. Eberstein
+mit den Askaris eine bei der Bresche befindliche Thür einrannte und
+durch diese ziemlich geschlossen mit seinen Leuten hineinkam.
+
+Es ist damals ein sehr häßlicher Streit über die für die Sache
+natürlich ganz gleichgiltige Frage ausgebrochen, wer der erste in der
+feindlichen Boma gewesen sei. Von Seiten der Marine wurde der gefallene
+Lieutenant Schelle gemeldet; vom Reichskommissar der Lieutenant
+Sulzer. Dem Verfasser, der bei der Aktion gegen Buschiri nicht dabei
+gewesen ist, ist von verschiedenen Herren versichert worden, daß
+nicht nur Sulzer, sondern auch v. Gravenreuth und ein großer Teil
+der Soldaten von Gravenreuths Abteilung in der Boma, ja sogar in den
+dort befindlichen Hütten der Rebellen schon gewesen seien, als von
+der Frontseite her die Marine erst eindrang. Selbstverständlich ist
+die Meldung der Marine, daß Lieutenant Schelle der erste im Lager
+gewesen sei, in gutem Glauben erfolgt und ist dadurch zu erklären,
+daß wegen der im Innern der Boma errichteten Hütten und wegen der in
+solchen Momenten erklärlichen Aufregung das vorher erfolgte Einrücken
+Gravenreuths nicht gesehen wurde. Bedauerlich aber bleibt die
+Eifersüchtelei, welche zu jener Zeit zwischen Marine und Schutztruppe
+bestand. Obgleich sich die Offiziere der letzteren und auch viele
+Marineoffiziere redliche Mühe gegeben haben, dieselbe aus der Welt zu
+schaffen, besteht sie, wie dem Verfasser scheinen will, bis in die
+neueste Zeit hinein fort. Die Herren der Marine bedenken hierbei nicht,
+daß mit Beendigung der Blokade nach Übernahme des Reichskommissariats
+durch Wißmann ihre Aufgaben am Lande, denen sie sich ganz gewiß, wie
+von allen anerkannt wird, mit Eifer unterzogen haben, beendigt waren.
+Nur vereinzelt haben später Marinemannschaften die Operationen des
+Reichskommissars unterstützt, natürlich nur an der Küste oder in
+unmittelbarster Nähe derselben, wie hier bei Bagamoyo, dann bei Sadani,
+Pangani, Mkwadja. (Nur Tanga ist, worauf wir noch kommen werden, durch
+die Marine allein erobert worden.)
+
+Beim Einrücken der Unsrigen in die Boma wagte nur ein Teil der Feinde
+noch standzuhalten und aus den Hütten im Innern der Befestigungen
+heraus zu schießen, wo sie dann teils niedergemacht, teils gefangen
+genommen wurden. Das Gefangennehmen freilich wollte nicht immer
+gelingen, da die Zulus, welche erst zwei Tage vorher eingetreten waren,
+gar nicht verstehen wollten, wie man einen überwältigten Feind schonen
+könne, statt ihn sofort zu tödten; so haben denn auch die Zulus vielen
+von den Rebellen, welche sich im letzten Augenblick ergeben wollten,
+durch ihre Seitengewehre den Garaus gemacht.
+
+Von den Freiwilligen der Waniamuesi und den Askaris wurden die Zulus
+bei der Plünderung des Lagers in würdiger Weise ergänzt. Im großen und
+ganzen aber waren alle, welche die neue farbige Truppe während des
+Gefechts beobachtet hatten, im Lob derselben einig. Nirgends war weder
+während des Feuerns noch beim Sturm das geringste Zaudern eingetreten.
+
+Die Umgehung des Lagers, welche die Abteilungen Dr. Schmidt und v.
+Zelewski bewerkstelligen sollten, war nicht gelungen, da besonders
+Zelewski wegen des weiten Umweges, den er mit seinen Soldaten zu machen
+hatte, nicht zur rechten Zeit am Lager sein konnte. Es gelang daher dem
+größten Teil der Rebellen durch die Lücke zwischen den beiden von der
+Flanke anrückenden Abteilungen durchzukommen, wobei sie allerdings von
+der Abteilung Dr. Schmidt noch wirksam beschossen wurden.
+
+Buschiri selbst war ebenfalls entkommen, hatte sich aber, wie er später
+selbst erzählte und wie auch bald hinterbracht wurde, im dichten Grase
+außerhalb der Boma versteckt und war so von den Verfolgern unbemerkt
+geblieben.
+
+Das dicht bewachsene Terrain setzte der an die Einnahme des Lagers
+sich schließenden Verfolgung von selbst ein Ziel, um so mehr als die
+Europäer, sowohl die aus Europa gekommenen Offiziere und Unteroffiziere
+der Schutztruppe, wie die an afrikanische Märsche ebenfalls nicht
+gewöhnten Marinemannschaften und auch unsere Sudanesen sehr ermattet
+waren. Es zeigte sich dies unmittelbar nach dem Eindringen in die
+Befestigungen und auf dem Rückmarsch, der ein wenig angenehmes
+militärisches Bild abgab. Einige Fälle von schwererem und leichterem
+Sonnenstich kamen auf demselben vor. Die Zulus, Askari und Waniamuesi
+waren die einzigen, welche frisch geblieben waren und deren Benehmen
+und Schlachtgesänge etwas Leben in die Kolonnen der Marine und
+Schutztruppe brachten.
+
+Die Zahl der Toten betrug auf gegnerischer Seite 106, fast alles Araber
+und Belutschen. Unter den Gefallenen ist wegen seines Einflusses
+besonders zu erwähnen der Jumbe von Windi, Ismael. Auf unserer Seite
+fielen -- von der Marine: Lieutenant zur See Schelle und Obermatrose
+Föll; von der Schutztruppe 6 farbige Soldaten. Feldwebel Peter erlag
+dem Sonnenstich. Verwundet wurden -- von der Marine: Obermatrose
+Klebba -- von der Schutztruppe: Stabsarzt Dr. Schmelzkopf, Hauptmann
+Richelmann, Deckoffizier Illich und 3 Sudanesen.
+
+Das Lager der Aufständischen zeigte ein ziemlich regelmäßiges Viereck
+von 800 m Umfang und war nach afrikanischen Begriffen mit einer sehr
+starken Befestigung umgeben. Sie bestand in Pallisadenreihen aus
+dicken Palmenstämmen. Hinter denselben war ein Graben für kniende
+Schützen ausgehoben, dessen Erde nach den Palisaden hin zu einem Wall
+aufgeschüttet worden war. Im Innern war, wie schon erwähnt, eine Zahl
+primitiver Hütten errichtet, welche den Rebellen Unterkunft gewährten,
+außerdem ihr Kleinvieh und Hühner wie ihren sonstigen Unterhalt bargen.
+Der vorgefundene Proviant und die noch in geringer Masse vorhandene
+Munition wurde durch die Einnahme des Lagers erbeutet; außerdem fielen
+in unsere Hände 2 arabische Fahnen, 2 Böller und Gewehre aller Art,
+darunter einige Mausergewehre, welche beim Ausbruch des Aufstandes auf
+den Stationen der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft im Innern von
+den Rebellen vorgefunden waren, daneben befanden sich Snidergewehre,
+Hinterlader, Jagdgewehre, sowie die verschiedensten Perkussions- und
+Steinschloßgewehre. Die wertlosen Waffen und Sachen wurden verbrannt,
+das meiste aber -- selbst ganz wertloses Hausgerät -- von den Leuten,
+besonders den Sudanesen, die eine besondere Vorliebe für die Anhäufung
+von allerlei wertlosem Kram haben, nach Bagamoyo mitgenommen. Einige
+Kuriositäten, wertvolle Waffen der Araber und Belutschen sowie der
+Eingeborenen wurden ebenfalls vorgefunden. Ferner hatten unsere
+Soldaten in der Hütte Buschiris eine Kiste mit 6000 Rupien entdeckt, es
+aber vorgezogen, die Sache erst zu melden, nachdem sie den Inhalt unter
+sich verteilt hatten. Das Geld war vermutlich die für die englischen
+Missionare bezahlte Lösesumme und man beließ dieselbe den glücklichen
+Besitzern, um nicht gleich anfangs durch Untersuchungen Mißmut zu
+erregen. So wirkte auch der gute Fund ermunternd auf die Schwarzen,
+für welche ja überhaupt die Plünderung nach siegreichem Gefecht einen
+ungemeinen Reiz hat.
+
+Der Geschwaderchef, Herr Admiral Deinhard, hatte (nach Rücksprache mit
+dem Reichskommissar) für einen eventuellen Empfang der entkommenen
+Rebellen Sorge getragen, indem er eine Marineabteilung nach der Windi-
+und Mtoni-Fähre schickte, wo der Uebergang von fliehenden Rebellen
+erwartet werden konnte. Die Fährboote, welche sich an jenem Teil des
+Kinganiflusses vorfanden, wurden, um ein Übersetzen der Rebellen zu
+verhindern, von der Marine zerstört. Indes hatten die Flüchtlinge es
+meist für klüger gehalten, sich zunächst, so lange sie das Terrain
+unsicher wußten, im dichten Gebüsch versteckt zu halten, wohin man
+ihnen nicht folgen konnte, und dann weiter zu flüchten, wobei von ihnen
+die weiter stromaufwärts befindliche Dunda-Fähre des Kingani benutzt
+wurde. Dorthin aber konnten die Pinassen der Marine wegen mehrfacher in
+jenem Teil des Kingani vorhandener Untiefen nicht geschickt werden.
+
+Dem Reichskommissar hatte +Dr.+ Peters seine für die Emin
+Pascha-Expedition in Aden angeworbenen Somalis zum Angriff auf
+Buschiri zur Verfügung gestellt; es war jedoch von ihrer Verwendung
+Abstand genommen worden, da sie Bedenken trugen, gegen ihre eigenen
+Glaubensgenossen zu kämpfen. Jetzt, als nach gelungenem Angriff die
+Truppen in Bagamoyo einrückten, zeigte sich ein Teil der Somalis
+beschämt und bat darum, auf den noch am selben Tage ausgesandten
+Patrouillen mitverwandt zu werden.
+
+Nach dem Einrücken der Soldaten erhielt Freiherr v. Gravenreuth den
+Befehl, eine Rekognoszierung zu unternehmen zur Aufsuchung eines
+vermißten Offiziers, der, an der Queue seiner Abteilung, von den
+Seinen unbemerkt, infolge eines Sonnenstiches liegen geblieben war,
+und zugleich um auf etwaige Rebellentrupps zu fahnden. Der Vermißte
+kehrte aber von selbst bald darauf zurück, und die Rekognoszierungen
+Gravenreuths und später Zelewskis konnten nur feststellen, daß die
+nächste Umgebung von Bagamoyo bis zum benachbarten Teile des Kingani
+völlig von den Aufständischen gesäubert war. Kleine Patrouillen wurden
+zum großen Teil zu Pferde ausgeführt, von denen etwa 20 aus Egypten
+resp. Aden mitgebracht worden waren.
+
+Einige Wochen später drangen nach Bagamoyo Nachrichten über neue
+Befestigungen, welche Buschiri in größerer Entfernung angelegt
+habe; ebenso habe er wieder eine große Zahl Anhänger gesammelt.
+Infolgedessen wurden von Wißmann zweimal Abteilungen unter +Dr.+
+Schmidt und Zelewski in solcher Stärke ausgesandt, daß es ihnen
+möglich war, die Rebellen mit Aussicht auf Erfolg anzugreifen. Die
+Expedition unter Zelewski führte zu keinem Resultat, da der Gegner
+in dem von ihr durchzogenen Gebiet nicht zu finden war. Die später
+ausgesandte Abteilung des +Dr+. Schmidt fand zwar mitten in
+dichtem Gestrüpp ein wohlbefestigtes Lager Buschiris, eine sogenannte
+Buschboma, zu welcher nur wenige schmale Stege führen, doch hatte
+Buschiri, der jedenfalls von dem Anmarsch +Dr+. Schmidts durch
+seine Kundschafter Nachricht erhalten, es vorgezogen, noch im letzten
+Augenblick ohne Kampf die Boma zu verlassen. Die Hausutensilien und
+die noch vorhandenen Lebensmittel, etwas Kleinvieh und Hühner, wurden
+zur Beute gemacht, die Boma selbst aber wurde den Flammen Preis
+gegeben. Es war dies, so begierig auch die Expedition war, den Gegner
+anzugreifen, doch den Herren nachträglich nicht unerwünscht, da die
+Stellung Buschiris eine derartige war, daß ein erfolgreicher Sturm auf
+das im größten Dickicht befindliche Lager, wenn überhaupt, nur mit den
+schwersten Verlusten möglich gewesen wäre. Das erste Lager hatte den
+Vorzug in freiem Terrain zu liegen, so daß es von allen Seiten gesehen
+und angegriffen werden konnte.
+
+Wenden wir uns nun nach Daressalam, wo durch den von Wißmann dem
+Verfasser gesandten kleinen Teil der Schutztruppe die Marineabteilung
+abgelöst wurde, welche bisher als Besatzung der Station gedient hatte;
+S. M. S. Carola, welche zuletzt die Stationsbesatzung gestellt und
+deren Bemannung sehr unter Fieber- und Todesfällen zu leiden hatte,
+war bei der Besetzung der Station durch die Schutztruppe zunächst
+aus dem Hafen heraus auf die Rhede von Daressalam, dann ganz nach
+Bagamoyo in See gegangen. Für Daressalam erhielt der Verfasser von
+dem Reichskommissar die Instruktion, sich mit seiner kleinen Truppe
+auf die Verteidigung der Station und des Platzes zu beschränken und
+sich auf sonstige Unternehmungen nicht einzulassen. Um Daressalam
+hatten sich nicht, wie um Bagamoyo, die Rebellen alle in einer starken
+Befestigung versammelt, sondern sie waren auf mehrere befestigte
+Dörfer der Umgegend verteilt. Als nun die Nachricht von der Einnahme
+des Buschirischen Lagers, wenn auch mit einzelnen Unrichtigkeiten,
+südwärts zuerst zur Bevölkerung und zu den Rebellen, dann durch Spione
+nach der Station gedrungen war, erschien es notwendig, da, wo es mit
+Aussicht auf Erfolg möglich war, möglichst schnell einzugreifen, ehe
+die Aufständischen sich noch mehr zersplitterten oder ganz abzogen.
+In erster Linie wünschte der Verfasser das nahe gelegene Magogoni
+anzugreifen, in dem sich viele Araber und Belutschen befanden. Das
+Gesindel hatte der Station immer Schwierigkeiten gemacht und war im
+Besitze einer großen Viehherde. Nur den Offizieren wurde von der
+Absicht des Überfalls auf Magogoni Mitteilung gemacht, da sonst
+Grund zur Annahme vorlag, daß der Plan verraten und vereitelt werden
+würde. In der Nacht vom 12. bis 13. Mai wurde die Stationsbesatzung
+alarmirt, Munition verteilt und Lieutenant von Behr, dem sich der
+Beamte der Ostafrikanischen Gesellschaft, Herr Küsel, anschloß, der
+Befehl erteilt, mit 20 Mann bei Tagesanbruch unbemerkt westlich von
+Magogoni zu landen. Verfasser selbst fuhr mit Lieutenant Merker und
+den letzterem zugeteilten 30 Mann die Innenseite des Hafens und die
+schmale Landzunge entlang, auf welcher Magogoni liegt, und landete
+auf der diesem Orte entgegengesetzten Seite. Nach einstündigem Marsch
+erreichten wir Magogoni. Die Annäherung beider Abteilungen war wohl
+während der Nacht ziemlich unbemerkt erfolgt, doch stürzten sowohl
+der Abteilung v. Behr wie der Abteilung Merker kurz vor dem Dorfe
+Bewaffnete in ungeordneten Trupps entgegen, welche sofort in die Flucht
+geworfen wurden. Der Verlust der Gegner betrug 8 Tote, darunter 2
+Araber. Es wurden neben 60 Stück Kleinvieh 90 Rinder erbeutet, welche
+den Strand entlang getrieben wurden bis an den Hafen von Daressalam,
+über welchen sie dann mit einer Pinasse zur Station gebracht wurden.
+Die in der weiteren Umgebung lagernden Banden sah sich Verfasser außer
+stande anzugreifen, da die Station nicht entblößt werden konnte, und
+erst Wißmanns Befehl und Truppenverstärkung hierzu abgewartet werden
+mußte.
+
+Das Unternehmen gegen Magogoni billigte der Reichskommissar und auf die
+Meldung von der unbedingten Notwendigkeit, sofort gegen die anderen
+Rebellennester um Daressalam vorzugehen, kam er persönlich am 19.
+Mai auf dem von +Dr+. Peters gecharterten Dampfer Neera nach
+Daressalam, brachte über 100 Mann unter Chef Theremin und Lieutenant
+von Medem mit und erteilte dem Verfasser den Befehl am 20. Mai mit zwei
+kombinierten Kompagnien (Marschordnung: 1. Kompagnie [Lieutenant von
+Behr, Lieutenant Blümcke], 2. Kompagnie [Chef Theremin, Lieutenant
+von Medem] nach Mabibu vorzurücken, zu rekognoszieren und eventuell
+anzugreifen. Das Rebellenlager wurde gefunden, wurde aber bei unserer
+Annäherung verlassen. Vergebens versuchten die Aufständischen, ihre
+Viehherde vor uns zu retten; die kleinen Abteilungen, mit denen
+Plänkeleien entstanden, wurden schnell geworfen, und die ganze Herde,
+80 Rinder und eine Menge Kleinvieh erbeutet. Auch einige Fahnen
+und Waffen fielen in unsere Hände; das Lager wurde geplündert und
+eingeäschert. Seliman ben Sef war leider entkommen, mit ihm Schindu.
+
+Am nächsten Tage machte ich eine Rekognoszierungstour nach Magurmura,
+dem Dorfe Schindus. Dieselbe endete mehr komisch als erfolgreich. Die
+Einwohner flohen bei unserer Annäherung, nur eine alte energische
+Dame wehrte sich unter furchtbarem Geschimpfe mit einem Messer heftig
+gegen die Soldaten und verwundete einen derselben. Sie entpuppte sich
+später als Mutter des Rebellenhäuptlings und war als solche auch
+gleich von den Suaheli-Askaris erkannt worden. Sie wurde natürlich
+dingfest gemacht, mit nach der Station genommen, und dort einige
+Tage zur Beruhigung ihrer Nerven eingesperrt. Nach einem vereitelten
+Versuch ihrerseits, durch eine fensterartige Oeffnung der Bastion zu
+entweichen, wurde sie als im übrigen harmlos wieder entlassen.
+
+Nach diesen Unternehmungen nahm der Reichskommissar die aus
+Bagamoyo mitgebrachte Kompagnie wieder dahin zurück, da große
+Rebellenansammlungen und ernste Schwierigkeiten um Daressalam nicht
+mehr bestanden. Die kleinen Unternehmungen des Verfassers gegen
+einzelne Rebellendörfer hatten genügt, den Bewohnern der Umgegend von
+Daressalam zu zeigen, daß es nunmehr ausschließlich ~ihr~ Besitz
+und Eigentum sei, die durch diese Unruhen gefährdet würden, denn wenn
+die Leute nicht standhielten, blieb nichts weiter übrig, als die
+unruhigen Massen an ihrem Eigentum durch Verbrennen und Ausplündern
+der Dörfer oder Konfiskation der Felder, so weit sie in unserm direkten
+Machtbezirk lagen, zu bestrafen.
+
+Außerdem wurden die Jumbes sämtlicher im Umkreis von Daressalam
+gelegenen Ortschaften vom Verfasser aufgefordert, zur Station zu kommen
+und dort ihre vollständige Unterwerfung anzukündigen; so weit sie
+nicht eine ganz besonders hervorragende Rolle beim Aufstande gespielt
+hatten, wurde ihnen Straflosigkeit zugesichert. Diese Aufforderung
+und Zusicherung der Amnestie wirkte auf die gesamte Bevölkerung der
+Umgegend in gewünschter Weise. Nur gegen wenige Dörfer mußte in
+nächster Zeit vorgegangen werden. So wurde ein nochmaliges Vorgehen
+gegen Magogoni nötig, da dies große und reiche Dorf, besonders durch
+die Belutschen-Bevölkerung aufgehetzt, sich gegen uns auflehnte.
+Diesmal wurde es aber von Grund aus zerstört und geplündert.
+
+Eine fernere Unternehmung aus dieser Zeit war die Bestrafung des Ortes
+Ukonga, dessen Pasi (Häuptling, Dorfschulze) Jangajanga hauptsächlich
+die Schuld an der Ermordung der Missionare in Pugu trug. Er hatte von
+den Missionaren die größten Wohlthaten empfangen und auch Geschenke
+dafür erhalten, daß er versprach, sie in Kenntnis zu setzen, wenn
+ihnen ein Anschlag der Rebellen drohe. Dieses Versprechen hatte er
+so eingelöst, daß er den Aufständischen von Bueni als Führer nach
+der Mission in Pugu diente und die Brüder und Schwestern meuchlings
+überfallen half. Als dem Verfasser dieses Verhalten Jangajangas
+zu Ohren gekommen war, trat er eines Tages mit einem Teil der
+Stationsbesatzung den Marsch gegen Ukonga an und traf daselbst bei
+Beginn der Abenddämmerung, kurz vor 6 Uhr ein. Bis zum Eintritt der
+Dunkelheit hielt sich unsere Abteilung im Gebüsch verborgen und
+überfiel dann, von den übrigen Dorfbewohnern ungesehen, den von
+Jangajanga und seinen Angehörigen bewohnten Teil Ukongas. Die Leute
+desselben leisteten nur ganz vereinzelt Widerstand; der Jumbe selbst
+hatte wohl Unrat gewittert und war zwei Tage zuvor weiter ins Innere
+geflohen. Verfasser setzte daher einen Preis auf seinen Kopf, es gelang
+jedoch nicht, ihn in unsere Gewalt zu bekommen.
+
+Nun ging Verfasser daran, endlich die Gebeine der ermordeten
+Missionare, die, wie er durch Kundschafter wußte, noch immer
+unbestattet in Pugu lagen, zur letzten Ruhe zu bringen. Mit den Herren
+Chef Theremin, Lieutenant Merker, Herrn Küsel, Unteroffizier Becker
+und einem kleinen Trupp Soldaten machte er sich auf. Außerhalb des
+von den Rebellen mit allen übrigen Missionsgebäuden in Asche gelegten
+Wohnhauses lag fast unversehrt der Leichnam des von den Eingeborenen
+als Fundi (Handwerksmeister) bezeichneten Missionars, der als Bruder
+Petrus festgestellt wurde. Im Hause selbst fanden sich die Gebeine
+des Bruders Benedict, die vom Feuer sehr gelitten hatten, und die
+wenigen Ueberreste der Schwester Martha, die von einer Innenwand des
+Gebäudes bedeckt lag. Das Feuer hatte offenbar darunter noch längere
+Zeit fortgequalmt, denn die Gebeine waren beinahe verkohlt. Die
+Reste der Unglücklichen wurden in je einen Sarg gelegt und neben den
+Gräbern der früher in ihrem Berufe verstorbenen Brüder und Schwestern
+beigesetzt. Wir schmückten, so gut es ging, die letzte Ruhestätte
+mit Palmenzweigen, und Lieutenant Merker machte eine photographische
+Aufnahme, welche der katholischen bairischen Missionsgesellschaft
+zugleich mit einigen Andenken an die Märtyrer ihres Berufs, die sich
+noch auf der ausgeplünderten und niedergebrannten Stätte gefunden
+hatten, übersandt wurden. Den Jumbes wurde streng anbefohlen, auf die
+Gräber sorgfältig Acht zu geben, wir drohten, deren Schändung an den
+Pugu-Leuten selbst zu bestrafen. Die letzteren waren freilich an der
+Unthat selbst nicht schuldig, ihr Fehler war nur der gewesen, daß sie
+es nicht gewagt hatten, der Uebermacht der Rebellen zu trotzen und die
+wegen ihrer Wohlthätigkeit und ihres stillen segensreichen Wirkens
+bei ihnen wohl beliebten Missionare zu verteidigen. Daraus kann man
+den Negern aber keinen Vorwurf machen. Von der Missionsgesellschaft,
+welcher der Verfasser bei der Uebersendung der Photographien von der
+Bestattung ihrer Angehörigen und den näheren Umständen ihrer Ermordung
+und Auffindung Mitteilung gemacht hatte, ging ein Dankschreiben ein,
+das ihren Gefühlen Ausdruck gab und zeigte, daß die schwergeprüften
+Väter nicht den Mut und die Lust verloren hatten, ihr Werk in Afrika
+fortzusetzen. Ihre jetzige Station ist Daressalam.
+
+Während des größten Teils des Monats Juni und im Monat Juli konnten
+wir uns so in Daressalam der friedlichen Arbeit, dem weiteren Ausbau
+der Station und der Ausbildung der Truppen widmen und einige kleinere
+friedliche Expeditionen unternehmen. Nur noch einmal, im Monat August,
+wurde der Verfasser anläßlich der traurigen Pugu-Affaire genötigt,
+gegen die Ortschaft Simbasi vorzugehen, in welcher es ihm auch durch
+einen Ueberfall gelang, zwei beim Morde der Pugu-Missionare beteiligte
+Araber gefangen zu nehmen, die dann vom Reichskommissar zum Tode durch
+den Strang verurteilt wurden.
+
+Nach dem Ausbruch des Aufstandes an der Küste waren es neben der
+Kilwabevölkerung besonders die Leute Bana Heris, des Machthabers von
+Usegua, welche sich durch eine große Unthat straffällig machten. Der
+mit der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft vom Sultan abgeschlossene
+Vertrag hatte Bana Heri um so härter betroffen, als er von den
+Machthabern an der Küste der einzige war, der niemals den Sultan von
+Sansibar als Herrn anerkannt hatte. Es war nur natürlich, daß Bana Heri
+nicht gutwillig auf das gute Einkommen Verzicht zu leisten gewillt
+war, welches er bislang durch die nach Sadani ziehenden Karawanen
+gehabt hatte. Eben so wenig wollte er den Einfluß einbüßen, den er
+als Sultan von Usegua, -- wie er sich nannte, -- in Usegua, Nguru und
+teilweise Ukami genoß und der naturgemäß wegen der zu jener Zeit gegen
+die Deutschen herrschenden Mißstimmung und Mißachtung noch gewachsen
+war. Diese Mißstimmung gegen alles Europäische zeitigte Ausschreitungen
+des fanatischen Pöbels und fand ihren empörendsten Ausdruck in der
+Ermordung des englischen Missionars Brooks, der im Januar 1889 aus dem
+Innern nach der Küste kam und hierzu die Sadanistraße benutzte. Brooks
+war von Abdallah, Bana Heris Sohn und einem Teil seiner Leute auf der
+Sadanistraße anscheinend in friedlicher und freundschaftlicher Absicht
+in Empfang genommen und in der Richtung nach der Küste hin geleitet
+worden. Bald darauf fand man ihn auf der Straße hinterrücks erschossen
+vor. Beide Arme waren ihm abgeschlagen, sein Leichnam zerstückelt, die
+Stücke verstreut. Fünfzehn seiner farbigen Begleiter wurden gleichfalls
+ermordet, die Waren und das Gepäck geraubt.
+
+Es ist stets angenommen worden, daß der Urheber dieser Unthat der oben
+erwähnte Abdallah gewesen ist, obwohl sich das nicht mit absoluter
+Bestimmtheit nachweisen ließ.
+
+Bana Heri erwartete natürlich auf jenen Mord hin ein Einschreiten der
+deutschen Regierung und rüstete sich, diesem wie auch einer Okkupation
+seines Landes energisch zu begegnen. Es strömte ihm sein Anhang in
+Usegua zu und wurde in der ersten Zeit noch durch Wadoës verstärkt.
+Bana Heri verschanzte sich besonders in Sadani und Uwindji und hatte
+außerdem verschiedene Befestigungen im Hinterlande dieser Küste
+errichtet.
+
+Schon vor der Ankunft Wißmanns war Herr Admiral Deinhard gegen den
+Usegua-Sultan eingeschritten, indem er Sadani von See aus bombardierte.
+Der Admiral meinte hierdurch den Rebellen eine fühlbare Strafe zu teil
+werden zu lassen. Er hatte sich aber hierin getäuscht und nur bewirkt,
+daß die Rebellen während der Beschießung den Ort verließen und sich
+hinter demselben in gesichertes Terrain flüchteten. Als sie sahen, daß
+die Kriegsschiffe die Rhede verließen, kamen sie wieder zum Vorschein
+und schossen, gewissermaßen zum Hohn, mit einer alten Kanone hinter
+den Kriegsschiffen her, selbstverständlich ohne irgend welchen Schaden
+zu thun. Es schien daher, als der Aufstand in Bagamoyo und Daressalam
+niedergeworfen war und diese Orte gesichert schienen, notwendig, Sadani
+zu züchtigen.
+
+Dies konnte nur durch eine Landung mit der gehörigen Truppenmacht
+geschehen. Wißmann war allerdings nicht in der Lage, damals schon vor
+der Einnahme von Pangani und Tanga Sadani dauernd zu besetzen, da seine
+Truppen für den nördlichen Küstenstreifen notwendig gebraucht wurden,
+aber er wollte mit der Züchtigung von Sadani noch den Zweck verbinden,
+durch einen entscheidenden Schlag gegen Bana Heri die Rebellen in
+Pangani einzuschüchtern und dadurch zu Friedensverhandlungen geneigter
+zu machen, zumal ihm von der Reichsregierung anempfohlen worden war,
+auf solche einzugehen. Wie wir später sehen werden, befand sich unter
+der Bevölkerung von Pangani eine Partei, die zum Frieden mit den
+Deutschen riet und diesen dringend wünschte.
+
+Als Operationstag gegen Sadani wurde der 6. Juni festgesetzt. Tags
+zuvor wurden alle irgendwie entbehrlichen Truppen, im ganzen 500
+Mann, unter den Chefs v. Gravenreuth, v. Zelewski, Krenzler und dem
+Verfasser, der von Daressalam herübergekommen war, mit zwei Geschützen
+auf dem von der Marine gecharterten Dampfer »Cutch« in Bagamoyo
+eingeschifft. Am 6. Juni früh begann seitens des Geschwaders, welches
+außer dem »Cutch« aus der »Möwe«, die solange Sadani blokiert hatte,
+»Leipzig«, »Schwalbe« und »Pfeil« bestand, die Beschießung der
+gegnerischen Befestigungen; während derselben zogen sich die Rebellen
+in die südlich gelegenen dichten Gebüsche zurück.
+
+Als das Feuer der Kriegsschiffe schwieg, eröffneten die mit
+Revolverkanonen armierten Pinassen, welche das Expeditionskorps, jede
+drei oder vier Boote hinter sich schleppend, ans Land brachten, ein
+wirksames Granatfeuer.
+
+Da der Strand von Sadani sehr flach zuläuft, mußten wir von den
+Booten aus noch eine längere Strecke durch das Wasser waten unter dem
+Feuer der Feinde, welche mittlerweile aus den Gebüschen heraus an den
+Strand geeilt waren, um unsere Landung zu verhindern. Dabei erhielt
+Unteroffizier Bilke einen Schuß durch den Arm und Lieutenant von
+Medem und einige Farbige wurden leicht verwundet, -- der Verlust der
+Aufständischen soll sich nach ihren eigenen, freilich sehr unsicheren
+Angaben, auf 105 Tote belaufen haben. Chef von Zelewski führte den
+linken Flügel, Gravenreuth den rechten, der Verfasser das Centrum, das
+aus zwei Kompagnien unter den Herren von Perbandt und Sulzer und dem
+geschlossenen Trupp der deutschen Unteroffiziere unter Lieutenant v.
+Sivers bestand.
+
+Während Gravenreuth Sadani selbst angriff und das Terrain hinter
+demselben säuberte, gingen die Abteilung Zelewski und die des
+Verfassers dem Befehl gemäß südlich des Dorfes durch die Büsche und
+Mangrove-Sümpfe vor, ohne sonderlichen Widerstand zu finden. Ziemlich
+das einzige Unglück, das passierte, war, daß dem Verfasser seine
+Schuhe und Strümpfe im Sumpfe stecken blieben und er so das Vergnügen
+hatte, den ganzen Tag barfuß durch die Dornen und den heißen Sand zu
+laufen.
+
+Im Westen der Sümpfe hatten sich die Feinde zum Teil wieder gesammelt,
+doch wurden sie durch meine ausgeschwärmte Abteilung und das Feuer
+des Maxim-Guns unter Lieutenant Böhlau schnell in die Flucht gejagt.
+Bald darauf traf Zelewski, der weiter südlich die abziehenden Feinde
+beschossen hatte, beim Verfasser ein, während Wißmann mit der
+Gravenreuthschen Abteilung die Gegner noch in der Richtung auf Ndumi
+verfolgte und die Landungscorps der Marine im Norden Sadanis die Feinde
+verjagten. Die Befestigungen wurden zerstört, der Ort geplündert und
+eingeäschert.
+
+Bei solchen gemeinsamen Plünderungen, wie sie bei Sadani, Pangani,
+erfolgten, kamen öfters unsere Marinesoldaten mit ihren schwarzen
+Waffenbrüdern in der Schutztruppe in Streitigkeiten um den Raub,
+und derartige kleine Zwistigkeiten wurden, wie schon erwähnt, dann
+tragischer aufgenommen, als sie es verdienten.
+
+Nachdem wir kurze Rast gehalten und von dem, was wir mitgenommen oder
+erbeutet, gefrühstückt hatten, schifften wir uns wieder auf dem »Cutch«
+ein, aber nur um gleich darauf wieder 3 Stunden nördlich von Sadani
+bei Uwinje zu landen, wo sich eine Schamba Bana Heris und feindliche
+Befestigungen befanden. Auch dieser Platz wurde nach geringem
+Widerstand genommen und zerstört; die dort liegenden Dhaus, welche den
+Aufständischen Waffen und Munition zugeführt hatten, wurden verbrannt.
+Wir hatten bei Sadani und Uwinje zusammen 2 Tote und 9 meist leicht
+Verwundete. Die hierauf folgende Nacht wurde an Bord des »Cutch« in
+heiterster Laune verbracht, und am nächsten Tage ging es wieder zurück
+nach Bagamoyo.
+
+Es wurde nun vom Reichskommissar die Operation gegen Pangani
+vorbereitet. An der Spitze der Friedenspartei daselbst stand der
+Araber Said Hamedi, ein alter Mann, der erstens keine Lust hatte,
+sich in einen Krieg mit uns einzulassen, auch vorher die Beamten der
+Deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft gegen die aufgeregten Volksmassen
+geschützt hatte, und der sich andrerseits wohl bewußt war, daß er,
+dessen Reichtum an der Küste ein großer war, nur an seinem Besitztum
+verlieren könne, wenn die Rebellen unterlägen. Ebenso dachten viele der
+begüterten Araber und der reichen Suaheli von Pangani.
+
+Die Rebellion daselbst wurde indes durch die besitzlosen Araber und
+Belutschen, welche bei der Unsicherheit der Verhältnisse nur gewinnen
+konnten, geschürt und die kritiklose Masse der Eingeborenen so mit
+fortgerissen.
+
+Die Friedenspartei in Pangani wandte sich an den Sultan von Sansibar
+mit der Bitte um Vermittlung beim deutschen Reichskommissar. Wißmann
+schickte daraufhin den früheren Wali von Pangani Soliman ben Nassr mit
+Abgesandten des Sultans nach Pangani, um der Bevölkerung durch diese
+Gesandten die Bedingungen der friedlichen Uebergabe zu übermitteln.
+Als der Abgesandte des Reichskommissars jedoch sich in einem Boote
+dem Strande von Pangani näherte, wurde er mit Schüssen empfangen
+und mußte unverrichteter Sache wieder nach Sansibar zurückkehren.
+In gleicher Weise war während der zwischen dem Reichskommissar und
+den Pangani-Leuten schwebenden Verhandlung eine auf der Panganireede
+liegende Dampfpinasse der »Leipzig« unter Lieutenant zur See v. Möller
+von den Rebellen beschossen worden. So zeigte sich, daß in letzter
+Stunde in Pangani wieder die Kriegspartei die Oberhand gewonnen hatte.
+
+Viel hatten dazu wohl auch die falschen Nachrichten beigetragen, welche
+über das Gefecht von Sadani nach Pangani gedrungen waren; es sollten
+nämlich wohl die Rebellen große Verluste erlitten haben, aber auch 100
+Deutsche teils gefallen, teils in den Sümpfen stecken geblieben sein.
+Es wurde damals in der Truppe der Witz gemacht, meine im Sumpfe stecken
+gebliebenen Stiefel hätten zu dieser Uebertreibung Veranlassung
+gegeben.
+
+Als Tag des Angriffes wurde von Wißmann der 9. Juli bestimmt. Tags
+zuvor wurden alle zur Verfügung stehenden Truppen in Bagamoyo
+eingeschifft und in Bagamoyo selbst unter Chef von Gravenreuth, in
+Daressalam unter dem Verfasser eine starke Besatzung zurückgelassen,
+weil dem Gerücht zufolge ein Angriff Buschiris auf die Stationen zu
+erwarten stand. Am Abend des 8. vereinigten sich die Wißmannschen
+Schiffe »Harmonie«, »München«, »Vulkan« und »Max« -- der »Vesuv«
+wartete noch in Aden das Aufhören des Südwestmonsuns ab --, mit dem
+Geschwader, welches den Ort bis dahin blokiert hatte.
+
+Pangani liegt am linken Ufer des ebenso genannten Flusses, etwas
+landeinwärts.
+
+An beiden Ufern erheben sich ziemlich steile Anhöhen von 100-200 Fuß,
+die mit dichtem Buschwerk bestanden und von Schützengräben umgeben
+waren. Die feindliche Stellung war also, zumal da nur schmale Zugänge
+hinaufführten und diese mit drei Vorderladern armiert waren, eine
+ziemlich starke und wurde von den Rebellen für uneinnehmbar gehalten.
+Die Hauptbefestigungen lagen auf dem rechten Ufer, wohin denn auch die
+sämtlichen Schiffe, mit möglichster Schonung des Ortes selbst, ihr
+außerordentlich wohl gezieltes Feuer richteten.
+
+Der Strand ist hier sehr flach; die Truppen warteten daher, um
+möglichst wenig im Wasser unter dem Feuer der Feinde waten zu müssen,
+den höchsten Stand der Flut ab, und bewerkstelligten die Landung an
+einer kleinen, vor dem rechten feindlichen Flügel gelegenen Bucht. Das
+Angriffskorps war in drei Treffen formiert; das erste, bestehend aus
+der 1. und 5. Kompagnie unter +Dr.+ Schmidt, wurde sogleich nach
+der Landung in Schützenlinien formiert und ging unter lebhaftem Feuer
+auf die im Gebüsch versteckt liegenden Gegner gegen die Höhe vor.
+
+Als das zweite Treffen unter Chef Freiherrn von Eberstein herankam,
+wurden die Feinde aus allen Befestigungen geworfen und in eine
+westlicher gelegene Hügelkette getrieben, deren dichtes Buschwerk der
+Verfolgung bald ein Ziel setzte.
+
+Das dritte Treffen unter v. Zelewski war durch ungünstige Umstände zu
+lange aufgehalten worden und kam nicht mehr ins Feuer.
+
+Auch die Rebellen auf dem linken Ufer flohen aus ihren
+Pallisadenverschanzungen und suchten sich, am ungedeckten Flußufer
+entlang ziehend, in den Ort selbst zu retten; zur Hälfte aber wurden
+sie von den mittlerweile nachgekommenen Maxim-Geschütz unter Lieutenant
+Böhlau zusammengeschossen.
+
+Es blieben von den Arabern etwa 30 Tote und 50 Verwundete auf dem
+Platze, ein Zeichen, eine wie furchtbare Wirkung das Maxim-Geschütz
+mit seinen 600 Schuß in der Minute in der Hand eines geschickten
+Artilleristen ausübt.
+
+So fand denn die 300 Mann starke Marineabteilung unter Kapitän zur See
+Plüddemann, welche endlich trotz der heftigen Brandung auf dem linken
+Ufer des Flusses gelandet war, den Feind in den Befestigungen nicht
+mehr vor, auch nicht mehr in Pangani selbst. Auf unserer Seite war nur
+ein Sudanese gefallen, ein deutscher Unteroffizier und 3 Sudanesen
+waren verwundet.
+
+Pangani wurde von der 5. und 6. Kompagnie besetzt, die Befestigung
+auf dem rechten Ufer zur Zeit der Abwesenheit des Expeditionskorps
+von der 1.-3. Kompagnie. Die Europäer und die Truppen, welche alle
+vollkommen durchnäßt waren, hatten, da der Proviant bis zum Abend
+des Gefechtstages noch nicht hatte vom Bord der Schiffe aus ans Land
+geschafft werden können, nach der Anstrengung des Tages nicht einmal
+eine Stärkung. Erst am Abend half Wißmann persönlich, als er auf der
+Pangani- wie auf der Ras Muhesa-Seite die Truppen inspizierte, diesem
+Übelstande dadurch ab, daß er sofort selbst für die Übersendung der
+nötigen Vorräte Sorge trug. Das frühere Gesellschaftshaus in Pangani,
+von dem aus man einen bequemen Überblick über den ganzen Ort hatte
+und diesen wie das Flußufer mit Feuer bestreichen konnte, wurde als
+Stationshaus beibehalten und der Bau von Befestigungen hier wie auf Ras
+Muhesa begonnen.
+
+Ras Muhesa ist ein Felsen an der rechten Flußmündung, der auf drei
+Seiten schroff ins Meer abfällt. Das Buschwerk auf der vierten Seite,
+welches den freien Überblick hinderte, wurde ausgerodet, und der Zugang
+mit einer 1-1/2 m hohen Wand aus Wellblech mit Erdeinlage geschützt.
+
+Da diese Befestigungsarbeiten in Pangani und auf Ras Muhesa längere
+Zeit in Anspruch nahmen, der Reichskommissar sie aber so sehr als
+möglich fördern wollte, um eine möglichst geringe Anzahl von Soldaten
+dort als Besatzung zurückzulassen, konnte der ursprünglich zwischen
+Wißmann und dem Admiral verabredete Termin für die Operation gegen
+Tanga, der 10. Juli, nicht innegehalten werden. Der Admiral aber,
+den Gründen Wißmanns unzugänglich, ging infolgedessen am 9. mit dem
+Geschwader voraus und schickte noch am selben Tage in Tanga eine
+Botschaft ans Land, die Einwohner sollten, wenn sie den Frieden
+wünschten, mit ihm in Unterhandlungen treten. Sie erbaten sich, da sich
+die friedlich gesinnten Neger nicht sogleich mit den im allgemeinen
+zum Kriege geneigten Arabern und Belutschen einigen konnten, drei Tage
+Bedenkzeit. Diese wurde vom Admiral abgeschlagen.
+
+So wurde denn am 10. früh das Landungscorps der Marine formiert und an
+Land gesetzt. Es wurde zuerst mit Schüssen empfangen, doch ergriffen
+die Rebellen beim ersten Schnellfeuer der Marinetruppen die Flucht und
+wurden mit geringer Mühe aus Tanga selbst und seiner näheren Umgebung
+vertrieben. Das frühere Haus der ostafrikanischen Gesellschaft wurde
+mit 100 Mann der Carola besetzt, um den Ort gegen etwaige feindliche
+Angriffe halten zu können.
+
+Einige umliegende Dörfer schickten nach Tanga und erbaten den Frieden,
+der ihnen vom Admiral auch gern gewährt wurde. Die Inder waren im
+Ort zurückgeblieben, ein Zeichen, daß von vornherein eine Aussicht
+auf einen ernsten Kampf um Tanga nicht vorhanden war, und die
+Friedenspartei hier die Oberhand hatte. Wißmann wurde durch einen Brief
+des Admirals vom 11. Juli davon in Kenntnis gesetzt, daß Tanga von der
+Marine genommen und besetzt sei, und daß das Geschwader bis zum 14.
+Juli auf den Reichskommissar warten werde. Wißmann fuhr infolgedessen
+am 13. auf der München zunächst allein nach Tanga, wählte einen Platz
+für die Station aus, von wo aus der Ort und der Hafen beherrscht werden
+konnte, und als am 15. das Expeditionskorps nachkam, wurde sofort mit
+der Befestigung des Platzes, welche hier von Grund aus neu gebaut
+werden mußte, begonnen.
+
+Das provisorische Fort wurde aus Wellblech und Brettern hergerichtet
+und mit einem Stacheldrahtzaun umgeben. Die Bauten gingen in
+Pangani und Tanga, Dank des Eifers unserer Zulus und Sudanesen, so
+außerordentlich schnell von statten, daß Wißmann bald den Norden
+verlassen und sich wieder nach Bagamoyo zurückbegeben konnte, nachdem
+er die Station Tanga mit einer Kompagnie besetzt und dem Chef Krenzler
+übergeben hatte.
+
+Aus Pangani nahm er die Ueberzeugung mit, daß der Handel hier bald
+wieder den früheren Umfang annehmen würde, da bereits in den ersten
+Tagen nach der Einnahme des Ortes eine Anzahl der flüchtigen Rebellen
+zurückgekehrt war und sich unterworfen hatte.
+
+Als so die Hauptplätze an dem nördlichen Teil der Küste unseres
+Interessengebietes wieder unter unsere Herrschaft gebracht waren,
+dachte Wißmann daran, die Verkehrswege, welche nach dem Innern führten,
+von neuem zu eröffnen; hierzu gab besonders den Anstoß die Absicht der
+in Daressalam weilenden großen Waniamuesi-Karawane, in ihre Heimat mit
+den gegen ihr Elfenbein an der Küste erhandelten Waren zurückzukehren.
+
+Da sie alle von Bagamoyo, dem Endpunkt der großen Karawanenstraßen
+aus, gemeinsam den Rückmarsch antreten wollten, ging Wißmann daran,
+die in Daressalam befindliche Karawane dorthin überzuführen. Er sandte
+zu dem Zweck Ende Juli sein Expeditionskorps unter Führung des Chefs
+von Zelewski nach Daressalam, wohin er sich Tags darauf selbst begab,
+ließ die Waren und sämtliches Gepäck der Waniamuesi per Dampfer nach
+Bagamoyo bringen, und führte selbst auf einem dreitägigen Marsche die
+Karawane unter der Bedeckung seiner Soldaten ebendahin. Während dieses
+Küstenmarsches pflog der Reichskommissar persönlich Verhandlungen mit
+den Jumbes der Küstenorte, und gewann hier, wie überall und zu jeder
+Zeit, das volle Vertrauen der Eingeborenen zur deutschen Herrschaft. In
+Bueni, dem bedeutendsten Küstenplatze zwischen Bagamoyo und Daressalam,
+dessen Handel entschieden der ausgedehnteste an der Küste ist, wurde
+der bisherige Wali, Sef ben Issa, welcher ebenfalls an der Ermordung
+der Missionare in Pugu hervorragend beteiligt war, seines Amtes
+enthoben, sein Besitztum konfisziert, seine Sklaven freigelassen, und
+ein Preis von 1000 Rupies auf seinen Kopf gesetzt. An seine Stelle trat
+Seliman ben Nassr, eine dem Reichskommissar sowohl wie der Bevölkerung
+genehme Persönlichkeit.
+
+In der weiteren Umgegend von Bagamoyo, zwischen dem Kingani und
+dem Wami, hatten sich die alten Jumbes von Bagamoyo (Jehasi,
+Makanda, Simbambili und Bomboma), die Hauptverbündeten Buschiris,
+wieder festgesetzt und den ihnen durch Vermittler erteilten Rat,
+nach Bagamoyo zurückzukehren und sich Wißmann zu stellen, höhnisch
+zurückgewiesen. Wißmann mußte daher daran gehen, sie aus dieser
+Gegend zu vertreiben, um zu verhindern, daß Buschiri, wenn er aus dem
+Innern zurückkehrte, hier wieder einen Stützpunkt fände. Es wurde zu
+dem Zweck Chef v. Gravenreuth mit zwei Kompagnien und einer größeren
+Waniamuesi-Abteilung abgeschickt, mit dem Befehl, die Gegend zu
+säubern und die mit den Jumbes verbündeten Ortschaften zu zerstören,
+ein Auftrag, den Gravenreuth mit dem ihm eigenen Geschick ausführte.
+Er brachte den Gegnern erhebliche Verluste bei, ohne selbst solche zu
+erleiden, äscherte die Rebellenlager ein und nahm die dort angehäuften
+Lebensmittel weg. Dieser Erfolg trug bald gute Früchte, indem auch die
+Jumbes aus der weiteren Umgegend nach Bagamoyo kamen und um Frieden
+baten. Auch gegen die berüchtigten Sklavenhändler von Mlangotini
+wurde um diese Zeit ein Schlag geführt; ein Sklaventransport, den
+sie bei Nacht nach Sansibar zu bringen im Begriffe standen, wurde
+ihnen abgenommen und sie selbst wurden aufgehängt, unter ihnen der
+gefährlichste von allen Salem, den erfreulicherweise die Eingeborenen
+selbst gebunden dem Reichskommissar überbrachten.
+
+In Sadani hatte sich inzwischen Bana Heri wieder mit einem Teile seiner
+Leute eingefunden, und schien durch alle Mißerfolge seiner Partei
+noch nicht im geringsten entmutigt, vielmehr entschlossen, den Kampf
+fortzusetzen und die Herrschaft über Usegua zu behaupten.
+
+Sef ben Mohammed, der Sohn des unter dem Namen Tibbu-Tip bekannten
+Hammed ben Mohammed, war mit einer Menge Elfenbein und unter anderm
+auch mit Geschenken für Wißmann von seinem Vater aus dem Innern nach
+der Küste abgeschickt worden und nach unserm Kampf bei Sadani dort
+angekommen, hatte er vom Reichskommissar auf sein Ansuchen die
+Erlaubnis erhalten, die Festlandsküste zu verlassen, um nach Sansibar
+zu gehen. Er ging bald darauf wieder im Einverständnis mit Wißmann nach
+Sadani und bot hier all seinen Einfluß auf Bana Heri auf, um diesen
+zur Unterwerfung unter die deutsche Herrschaft zu veranlassen. Seine
+Bemühungen waren vollkommen vergeblich.
+
+Der Reichskommissar wandte sich deshalb an den Kapitän Valette, den
+stellvertretenden Geschwaderchef nach Abgang der Leipzig aus Ostafrika,
+mit der Bitte, Sadani zu blokieren, um die Versorgung Bana Heris mit
+Waffen und Munition, wie überhaupt jede Kommunikation desselben mit
+Sansibar zu verhindern.
+
+Die ersten in dieser Zeit eingetroffenen Berichte aus Pangani und
+Tanga an den Reichskommissar lauteten günstig. Die nächste Umgebung
+Panganis hatte sich bis auf den Dörferkomplex Muganda unterworfen. Auch
+mit diesem hoffte der Stationschef +Dr.+ Schmidt ein friedliches
+Abkommen treffen zu können. Als er jedoch auf einem Spazierritt, den
+er allein in jene Gegend machte, von Muganda-Leuten mit Schüssen aus
+den Gebüschen auf beiden Seiten des Weges empfangen wurde und nur
+mit genauer Not entkam, sah er sich genötigt, sofort die Rebellen
+anzugreifen und sie zur Flucht weiter ins Innere hinein zu zwingen. Von
+der Stationsbesatzung fiel ein Mann und einer wurde schwer verwundet,
+während die Aufständischen erhebliche Verluste hatten.
+
+In Tanga wurde, nachdem das letzte noch feindliche Dorf in der
+Umgegend, Timbari, vom Stationschef mit einem Teil seiner Besatzung
+und einer Matrosenabteilung von 16 Mann zerstört und den Rebellen ihr
+Vorrat an Munition und Proviant abgenommen war, der bei dem Gros der
+Bevölkerung beliebte Neger Munikombo als Wali eingesetzt und so auch
+hier Ruhe und Ordnung vollkommen wiederhergestellt.
+
+
+
+
+ 5. Kapitel.
+
+ Ausbildung des Reichskommissariats.
+
+ Mangel an Verwaltungspersonal. -- Einrichtung und Geschäftsbereich
+ der Verwaltung in der Schutztruppe. -- Verwaltung des vorhandenen
+ Dampfermaterials. -- Unterstützung durch deutsche Firmen in Sansibar.
+ -- Das Hauptquartier. -- Adjutant Bumiller. -- Verkehr mit den
+ Arabern und Indern. -- Verteilung des Kriegsmaterials auf Stationen.
+ -- Das Sanitätswesen und die Hospitäler. -- Tod des Stabsarztes
+ Schmelzkopf. -- Einexerzierung der Schutztruppe. -- Deutsche
+ Kommandos. -- Uniformen und Gepäck. -- Verteilung der Schutztruppe.
+ -- Schwarze Chargen. -- Weiße Chargen. -- Systematische Ausbildung
+ der Gruppe. -- Schießresultate bei Sudanesen und Zulus. -- Disziplin
+ der Zulus. -- Verhältnis des Kommissariats zu den deutschen Behörden
+ in Sansibar. -- Verhältnis zur Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft.
+ -- Dienst der Wißmann-Flotte.
+
+
+Die Kämpfe um Bagamoyo, Daressalam, Pangani und Tanga bilden den
+ersten Abschnitt in der Niederwerfung des Aufstandes. Nach ihrer
+Beendigung konnte der Reichskommissar mit größerer Ruhe an die
+weitere Durchführung der ihm gestellten Aufgabe gehen. Während
+dieses ersten Teils seiner Thätigkeit hatte sich naturgemäß eine
+vollständige Umbildung des Reichskommissariats in allen seinen Teilen
+vollziehen müssen, da dasselbe anfangs nur zu sehr den Charakter des
+Provisorischen an sich trug.
+
+In erster Linie gehörte hierher die Ausbildung der eigentlichen
+Verwaltung und des Verkehrs mit den wiedergewonnenen oder
+neugeschaffenen Stationen. Streng genommen stand dem Reichskommissar
+an geschultem Verwaltungspersonal nur zur Verfügung der
+Zahlmeisteraspirant der Marine Merkel, der jedoch bald nach seiner
+Ankunft den Wirkungen des Klimas unterlag. Dagegen war kein
+Intendanturbeamter, ja nicht einmal eine Art Sekretär vorhanden,
+sondern es vereinigte sich alles dieses in der ersten Zeit des
+Kommissariats in der Person von Eugen Wolf, der in der That ein
+ungemein großes Arbeitsquantum in geeigneter Weise erledigt hat.
+
+Später mußte Wißmann aus seinem Personal an Offizieren diejenigen für
+die Verwaltung aussuchen, welche hierzu besonders geeignet erschienen.
+An die Spitze der Verwaltung wurde von ihm der Chef Freiherr von
+Eberstein gestellt, der sich, obwohl er keine andere Vorbildung
+mitbrachte als seine in Ostafrika gesammelten Erfahrungen, mit großer
+Umsicht und anerkennenswertem Fleiß, im Interesse der Sache, diesem ihm
+ursprünglich gewiß nicht angenehmen Amte widmete. Es gelang ihm auch
+mit den übrigen ihm unterstellten Beamten die Verwaltung, soweit es
+eben bei den damaligen Verhältnissen möglich war, in geordnete Bahnen
+zu lenken.
+
+Daß man an einen Verwaltungsapparat, wie Ostafrika ihn heute hat, wo
+ein Intendant, ein Landrentmeister, ein Dutzend Zahlmeisteraspiranten,
+eine Anzahl Sekretäre außer den dazu kommandierten Deckoffizieren
+und Unteroffizieren dem Gouverneur zur Verfügung stehen, ganz andere
+Anforderungen stellen kann, liegt auf der Hand.
+
+Nichtsdestoweniger wird von den Gegnern Wißmanns immer die
+Mangelhaftigkeit der damaligen Verwaltung gegen ihn angeführt.
+
+Und thatsächlich ist auch an leitender Stelle dem Reichskommissar stark
+verübelt worden, daß sich die Intendantur nicht in ganz ordnungsgemäßen
+Bahnen bewegt hat.
+
+Um von dem bedeutenden Umfange dieses Verwaltungsgeschäftes ein
+ungefähres Bild zu geben, mögen hier nur die wichtigsten Zweige
+desselben kurz erwähnt sein.
+
+Es gehörte dahin die sehr komplizierte Soldberechnung der Truppen,
+welche bei dem verschiedenen Material auf ganz verschiedener Basis
+beruhte; die Herstellung und Instandhaltung der Mannschaftslisten,
+welche hier mehr denn irgend wo anders durch Krankheit, Verwundung und
+Tod fortwährenden Aenderungen unterworfen waren; ferner die besonders
+in der ersten Zeit ungemein schwierige Verpflegungsfrage.
+
+In der ersten Zeit des Aufstandes, als die indischen Kaufleute noch
+nicht nach Bagamoyo und den übrigen Küstenplätzen zurückgekehrt waren
+und zudem die Zufuhr aus dem Innern mangelte, mußte die gesamte
+Verpflegung für Offiziere und Mannschaften von Sansibar aus durch die
+Verwaltungsabteilung besorgt werden. Dieselbe hatte ferner unter sich
+die gesamten Ausrüstungsgegenstände der Truppe, über welche ebenfalls
+eine Unzahl von Zu- und Abgangslisten geführt werden mußte.
+
+Das gesamte Kriegsmaterial, ursprünglich in Daressalam untergebracht,
+unterstand selbstverständlich ebenfalls der Verwaltungsabteilung. Zu
+Anfang mußten die Journale darüber von den Stationsoffizieren geführt
+werden.
+
+Daß diese Journalisten unter diesen Verhältnissen sich nicht immer
+durch absolute Vollständigkeit auszeichneten, liegt in der Natur der
+Sache. Denn welcher der Frontoffiziere sollte von dem komplizierten
+Schreibmechanismus der preußischen Verwaltung so durchdrungen sein, daß
+er alles zur Zufriedenheit der Oberrechnungskammer erledigen könnte?
+
+Weitere Schwierigkeiten entstanden der Verwaltung aus dem vorhandenen
+Dampfermaterial, welches wiederum ganz neue Kenntnisse bei den
+Verwaltungsbeamten voraussetzte. Die Kohlenlieferungen, die Reparaturen
+an den Dampfern, die An- und Abmusterung von Mannschaften -- alles dies
+sind Verwaltungszweige, welche für sich allein schon einen geschulten
+Verwaltungsbeamten verlangt hätten.
+
+Den letztgenannten Teil des Verwaltungsapparates behielt während des
+ersten halben Jahres des Kommissariats Eugen Wolf unter sich.
+
+Ganz besonders anzuerkennen ist noch während der ersten
+Schwierigkeiten, welche sich dem Kommissariat entgegenstellten, die
+Hilfe der deutschen Firmen in Sansibar, besonders des Hauses Hansing
+u. Cie., dessen damalige Leiter Strandes, später Wegner mit ihrem
+kaufmännischen Rat und ihrer Kenntnis der örtlichen Verhältnisse
+wesentliche Dienste geleistet haben. Das Haus Hansing hatte, nebenbei
+bemerkt, die Hauptlieferungen für das Kommissariat übernommen und hat
+dieselben stets zur Zufriedenheit erledigt.
+
+Alle Anforderungen bezüglich der Verwaltung kamen selbstverständlich
+am letzten Ende an den Reichskommissar, der in der That durch seine
+ungewöhnliche Arbeitskraft und durch sein überaus bedeutendes
+organisatorisches Talent in der Lage war, jedesmal die wenigstens
+für den Augenblick richtige Entscheidung zu treffen. Erst allmählich
+gelang es durch Heranziehung neuen europäischen Materials und durch die
+richtige Verwendung der zur Verfügung stehenden Kräfte einige Ordnung
+in den Verwaltungsdienst zu bringen und die einzelnen Zweige desselben
+zu organisieren.
+
+Das Hauptquartier selbst war während der ganzen Zeit des Aufstandes in
+Sansibar in drei großen Gebäuden untergebracht. Das eine derselben,
+in der Hauptstraße gelegen, barg die sämtlichen Bureaus, außerdem
+befand sich dort die Wohnung des Reichskommissars und einiger Beamten.
+Ein zweites Gebäude diente zu Hospitalzwecken, ein drittes lediglich
+zu Wohnräumen für Offiziere. Ein Teil des Unteroffizierpersonals,
+welches beim Hauptquartier beschäftigt wurde, mußte trotzdem noch
+im Hotel untergebracht werden. Für diejenigen, welche in der Zeit
+des Reichskommissariats nach Sansibar kamen, mußte unzweifelhaft das
+Hauptquartier Wißmanns als der anziehendste Punkt der ganzen Insel
+gelten; war doch der Verkehr im Hauptquartier sogar lebhafter als
+der im Sultanspalast. In der nach arabischer Art mit Steinbänken
+ausgestatteten Halle wimmelte es von Kawassen und Dienern oder Boten.
+Im Hofe, in derselben Vorhalle, nur etwas weiter nach der Rückwand des
+Hauses zu, stampften die Pferde des Reichskommissars. Ein fortmährendes
+Gehen und Kommen deutscher Unteroffiziere gab Zeugnis von der regen
+Thätigkeit, welche den Tag über, zum Teil aber auch bis tief in die
+Nacht hinein in dem Hauptquartier herrschte.
+
+Dazwischen fielen die zuweilen wegen ihrer langen Dauer keineswegs
+angenehmen Besuche vornehmer Araber und reicher Inder, welche
+wesentlich zur Belebung des Bildes beitrugen. Alle aber wurden vom
+Reichskommissar in Person stets mit der gleichen Liebenswürdigkeit
+empfangen und ihrem persönlichen oder Volkscharakter nach durchaus
+richtig behandelt. Man darf behaupten, daß niemand von diesen
+Bittstellern unzufrieden aus dem Kommissariat herausgegangen ist. Eine
+wesentliche Stütze hatte Wißmann dabei an seinem Adjutanten +Dr.+
+Bumiller. Dieser war ursprünglich als Freiwilliger ohne irgend eine
+bestimmt in Aussicht genommene Verwendung nach Sansibar gegangen und
+wurde erst draußen von Wißmann als Lieutenant und persönlicher Adjutant
+in den Verband der Schutztruppe aufgenommen.
+
+Es muß der außerordentlichen Arbeitskraft und Uneigennützigkeit
+Bumillers das vollste Lob gespendet werden. Wohl alle Schriftstücke von
+einiger Wichtigkeit sind durch seine Hände gegangen, beziehungsweise
+von ihm verfaßt worden. Seine sehr günstigen Privatverhältnisse
+setzten ihn außerdem in den Stand, in einer Weise, welche auf den
+ersten Blick sonderbar erscheinen konnte, dem Kommissariat Dienste zu
+leisten: wir meinen die äußere Ausstattung desselben und zwar besonders
+der Räume, welche für den offiziellen Gebrauch des Reichskommissars
+d. h. besonders für seinen Verkehr mit den auf Aeußerlichkeiten
+sehr bedachten Arabern bestimmt waren. Die kostbare Einrichtung
+des Salons, in welchem Wißmann die vornehmen Araber empfing, war
+Bumillers persönliches Eigentum und von ihm dem Kommissariat zur
+Verfügung gestellt worden. Schwerlich würde man in Berlin ohne weiteres
+begriffen haben, daß in dieser Beziehung die Aeußerlichkeiten von einer
+wesentlichen Wirkung sein konnten und mußten. Der Maskataraber verlangt
+aber, wenn er jemanden als eine besonders hervorragende Persönlichkeit
+anerkennen soll, daß derselbe, wenigstens in einem Verkehrscentrum wie
+Sansibar, durch äußeren Prunk in irgend einer Weise seine Bedeutung
+kundgiebt. Nach dieser Richtung hin hat Bumillers Liberalität
+zweifellos politische Früchte getragen, ganz abgesehen davon, daß auch
+dem Reichskommissar und den Offizieren der Schutztruppe an der Wahrung
+der äußeren Würde gelegen sein mußte.
+
+Während ursprünglich nun die Verwaltungsgeschäfte unter der
+persönlichen Oberleitung Wißmanns sich in den Händen von Eberstein,
+Eugen Wolf und Bumiller vereinigten, wurde später eine notwendige
+Teilung der Geschäfte und der einzelnen Ressorts vorgenommen.
+Die eigentliche Verwaltung, d. h. die Verpflegungsgeschäfte, das
+Finanzdepartement, die Führung der Generallisten über Zu- und Abgang
+blieb unter der Leitung des Freiherrn von Eberstein im Hauptquartier.
+Das Kriegsmaterial dagegen wurde teils als fester Bestand auf die
+einzelnen Stationen verteilt und unterstand der Verwaltung der
+Stationschefs; teils befand es sich als Arsenal in Daressalam unter
+der Verwaltung des dortigen Chefs. Das Schiffsmaterial endlich war als
+besonderes Ressort dem Chef der neu gebildeten Seeabteilung, zuerst dem
+Kapitän Hansen, später dem Lieutenant zur See der Reserve von Sivers
+unterstellt.
+
+Einen ganz besonders umfangreichen Zweig des Reichskommissariats
+bildete das von Anfang an unter eigener Verwaltung stehende
+Sanitätswesen. Bei Beginn der Thätigkeit des Kommissariats standen
+diesem zwei Ärzte vor: Stabsarzt Dr. Schmelzkopf und Assistenzarzt
+1. Klasse Dr. Kohlstock. Es mag gestattet sein, an dieser Stelle
+noch etwas weiter zurück zu greifen und auf die Schwierigkeiten
+hinzuweisen, welche sich schon beim Transport der Truppen für die
+Ärzte herausstellten. Wenn auch die erste Untersuchung in Kairo
+gesundes Material geliefert hatte, so zeigte sich bei der Langsamkeit
+des Transportes und bei dem Aufenthalt in Aden doch schon bald eine
+erhebliche Zahl von Erkrankungsfällen, zum Teil epidemischer Natur.
+In Aden brachen unter den Sudanesen die Pocken aus und griffen in
+erschreckender Weise um sich, so daß in Aden selbst bereits eine
+größere Anzahl Todesfälle eintraten, eine Reihe von Pockenkranken
+dort zurückgelassen werden mußte und auf dem Transport von Aden nach
+Sansibar in nur sieben Tagen noch 11 Personen der Krankheit zum Opfer
+fielen. Nur der durchgreifenden energischen Impfung des gesamten
+schwarzen Personals ist es zu danken, daß nicht eine vollkommene
+Dezimierung der Truppe eintrat.
+
+Kaum in Sansibar angekommen, wurden an die Thätigkeit der Ärzte
+die außerordentlichsten Anforderungen gestellt. Die Einrichtung
+des Hospitals in Sansibar, die erste Hilfe in den Gefechten, die
+Überführung der Verwundeten und Kranken von der Küste nach Sansibar
+hinüber -- alles das waren Ausgaben, welche an die Hingebung beider
+Ärzte mehr als gewöhnliche Anforderungen stellten. Daneben ließ ihr
+Kriegseifer sie auch noch als Truppenführer in den Gefechten aktive
+Dienste thun. Die einzige Unterstützung für die Ärzte bildeten vier
+Lazarettgehülfen -- bei einer Truppe von mehr als 1000 Mann, zu denen
+die Familien der Sudanesen hinzukamen, eine verschwindende Anzahl! Eine
+Entlastung trat erst dann ein, als durch die Thätigkeit des deutschen
+Frauen-Vereins einige in der Krankenpflege ausgebildete Schwestern
+gesandt wurden, die im Haupthospital in Sansibar, sowie in dem bereits
+im Mai in Bagamoyo bei der dringenden Not errichteten Hospital
+Verwendung fanden. Leider hatte die Schutztruppe schon bald den Tod
+ihres ersten Chefsarztes, des +Dr.+ Schmelzkopf zu beklagen.
+
+Als dieser mit Wißmann von den Operationen bei Pangani und Tanga
+zurückkehrte und auf dem Wege nach Daressalam war, welches er behufs
+sanitärer Einrichtungen inspizieren wollte, ertrank er im Meere bei dem
+Versuche Hilfe zu leisten. Der Hergang war etwa folgender:
+
+Die »München«, welche eines Tages früh mit Wißmann und Schmelzkopf
+an Bord Sansibar verlassen hatte, konnte im Laufe des Tages wegen
+des hohen Seegangs den Hafen von Daressalam nicht mehr erreichen
+und war genötigt bei einer kleinen, der Rhede dieses Platzes
+vorgelagerten Insel Anker zu werfen. Wißmann ging mit einem Beamten
+der Ostafrikanischen Gesellschaft, Heinz, der nach Daressalam versetzt
+worden war, ans Land; doch nur mit Mühe gelang es ihnen, in dem kleinen
+schadhaften Boote bei dem schweren Seegange glücklich die Insel zu
+erreichen. Dadurch war jedoch, wie man von Bord aus erkennen konnte,
+das Boot so leck geworden, daß Wißmann an der Rückkehr verhindert
+war. Als diese auch bis zum nächsten Morgen nicht erfolgte und die
+an Bord gebliebenen Herren Besorgnisse zu hegen anfingen, machte
+Schmelzkopf, der ein vorzüglicher Schwimmer war, den Versuch, mit
+einigen Stärkungsmitteln in Flaschen und einem Päckchen kleiner Nägel
+zum Kalfatern des Bootes um den Hals, schwimmend ans Land zu kommen,
+um Wißmann Hilfe zu bringen. Er wurde noch einige Zeit vom Schiffe
+aus beobachtet, kam dann aber plötzlich außer Sicht. Wißmann und
+Heinz hatten inzwischen mit ihren eigenen Kleidungsstücken und den
+Lappen der Neger, so gut es eben gehen wollte, das Boot kalfatert und
+kamen mit Mühe und Not glücklich an Bord zurück. Schon vom Lande aus
+hatten sie die »München« hin- und herfahren sehen und geahnt, daß
+etwas vorgefallen sei. An Bord angekommen, erfuhren sie von dem Wagnis
+Schmelzkopfs, der zweifellos seiner kameradschaftlichen Opferwilligkeit
+zum Opfer gefallen war. Wahrscheinlich ist es, daß er entweder in
+den Fluten von einem Herzschlag getroffen oder von einem Hai, die ja
+in jenen Gewässern sehr zahlreich sind, in die Tiefe gezogen wurde.
+Nach zwei Stunden vergeblichen Suchens fuhr die »München«, die Flagge
+halb Mast, weiter nach Daressalam. Durch den Tod dieses allgemein
+beliebten Mannes, der nicht nur als stets hilfsbereiter Arzt, sondern
+auch gerade in seiner Eigenschaft als ältester Kamerad nächst Wißmann
+einen segensreichen Einfluß in der Truppe ausgeübt hatte, wurden wir
+alle in tiefe Trauer versetzt. Die bei den Fischern, welche mit ihren
+kleinen Böten jene Gegend befuhren, eingezogenen Erkundigungen blieben
+gänzlich resultatlos. Das ein Jahr später der Unglücksstelle gegenüber
++Dr.+ Schmelzkopf gesetzte Denkmal erzählt auch den Späteren, die
+ihn nicht gekannt, von der Berufstreue und Opferwilligkeit des ersten
+Chefarztes der Schutztruppe.
+
+An seine Stelle trat +Dr.+ Kohlstock[2], der nun allein mit
+gleicher Gewissenhaftigkeit die gesamte ärztliche Thätigkeit in seine
+Hand nahm, bis er später durch die Sendung dreier Militärärzte die
+nötige Unterstützung erhielt. Obwohl die Ärzte zu jener Zeit durch
+ihren Beruf schon mehr als genug in Anspruch genommen waren, mußten
+sie doch bei dem großen Mangel an Europäern, wie erwähnt, noch Dienste
+als Offiziere verrichten. Schmelzkopf, Kohlstock, Stabsarzt +Dr.+
+Becker, +Dr.+ Gärtner und +Dr.+ Brehme haben alle neben
+ihrer Thätigkeit als Ärzte Truppen gedrillt, ja sogar teilweise
+die Führung von Kompagnien übernommen und auch an den Gefechten in
+anerkennenswerter Weise Anteil genommen. Heutigen Tages ist die Zahl
+der Ärzte sowohl wie der Abgesandten des deutschen Frauenvereins stark
+vermehrt worden. Wir können dem Frauenverein für seine Opferwilligkeit
+nicht dankbar genug sein.
+
+Im Voraus sei erwähnt, daß, um die Schwierigkeiten des Transportes zu
+vermeiden, später zu den Hospitälern in Sansibar und Bagamoyo noch ein
+drittes in Pangani gefügt werden mußte. Während nach der wegen schwerer
+Malaria nothwendig gewordenen Heimreise des +Dr.+ Kohlstock der
+Stabsarzt +Dr.+ Becker in Sansibar selbst als Chefarzt fungierte
+und von hier aus die beiden andern Hospitäler oder sonstige auf den
+Stationen befindliche Krankenhäuser besuchte, unterstand das Hospital
+in Bagamoyo während des Feldzuges im Norden dem +Dr.+ Brehme und
+das Hospital in Pangani dem +Dr.+ Gärtner.
+
+Die Gestaltung der Truppe hatte während der ersten Monate des
+Kommissariats eine durchgreifende Veränderung erfahren und bot sie
+jetzt einen ganz andern militärischen Anblick als zuvor. Bei der
+außerordentlichen Kürze der Zeit, welche dem Reichskommissar in Berlin
+und Kairo zur Verfügung gestanden hatte, war es ganz unmöglich gewesen,
+die Truppen in geeigneter Weise einzukleiden und einzuexerzieren. Bei
+der Ankunft in Sansibar und während der ersten Gefechte um Bagamoyo
+trugen die Truppen die fabelhaftesten, aus Kairo mitgebrachten Kostüme.
+Es sah nichts weniger als kriegerisch aus, wenn der eine im Kaftan,
+ein andrer im Araberhemd, wieder ein andrer mit Resten ehemaliger
+europäischer Kleidung behängt Frontdienste that. Aber die Not zwang zu
+schnellem Vorgehen und ließ uns alle anderen Rücksichten außer Acht
+setzen. Es ist ja auch das außerordentlich schnelle Eingreifen einer
+erheblichen deutschen Macht sowohl auf Eingeborene wie auf Araber und
+Inder von durchschlagender Wirkung gewesen.
+
+Bereits früher ist kurz auf die erste Ausbildung der Sudanesen in
+Kairo und Aden hingewiesen worden. Während in der ersten Zeit die
+egyptischen Kommandos gebraucht und infolgedessen die direkten Befehle
+durch die farbigen Offiziere den Truppen übermittelt wurden, stellte
+sich bald die Notwendigkeit heraus, das deutsche Kommando allgemein
+durchzuführen, weil ja selbstverständlich dadurch die Wirkung des
+Führers auf die Truppe ungleich gesteigert und dieselbe eher zu einem
+direkten Werkzeug des Führers gemacht wurde. Während ferner anfänglich
+lediglich Gewicht auf den Gefechtsdienst gelegt ward und eigentlich den
+ersten Truppen weiter nichts beigebracht worden war, als das Draufgehen
+im Sturmschritt, trat jetzt, als etwas größere Ruhe sich einstellte,
+eine wesentliche Ausdehnung des Dienstes ein. Es wurden die Truppen
+erst zu solchen gemacht. Als Uniform war für die Sudanesen im großen
+und ganzen die egyptische beibehalten worden: ein Anzug aus sogenanntem
+Kaki, einer sandfarbenen Leinewand, welche mit großer Haltbarkeit den
+Vorteil vereinigte, daß sie nicht so leicht unansehnlich wurde. Der
+Form nach bestand und besteht der Anzug auch heute noch in einer Art
+Jaquet mit Achselklappen ohne besonderes Abzeichen auf denselben,
+einer bis zur halben Wade reichenden Hose, welche später nach unserem
+militärischen Schnitt umgeformt worden ist, einer Beinbinde aus
+dunkelblauem dünnen Stoff, welche vom Fuß an aufwärts bis zum Knie in
+eng übereinander liegenden Touren spiralförmig gewickelt wurde und
+derben Lederschuhen. Die letzteren waren in Deutschland angefertigt
+worden, doch zeigte sich leider bei der ganzen ersten Sendung, daß die
+deutschen Schuhmacher keineswegs mit Negerfüßen zu rechnen verstanden.
+Die Schuhe waren alle viel zu klein und in der Form des Schnittes
+durchaus ungeeignet. Erst später konnte hier Abhilfe geschaffen werden.
+Zur Kopfbedeckung wurde ursprünglich der leichten Beschaffung wegen der
+Fez gewählt, doch wurde derselbe später durch den ungleich kleidsameren
+und praktischeren Turban ersetzt.
+
+Die Bewaffnung bildete bei den schwarzen Truppen durchgängig das
+Mausergewehr Konstruktion 71, ein Infanterie-Seitengewehr[3] und zwei
+vordere und eine hintere Patronentasche. Außerdem führte jeder Soldat
+als Gepäck einen Tornister aus braunem Segeltuch, ebenso Brotbeutel und
+eine dünne Decke, welche, mantelähnlich znsammengerollt, auf der Brust
+getragen wurde.
+
+Die Schutztruppe, welche ursprünglich in Kompagnien eingeteilt
+war, verteilte sich teils auf die einzelnen Stationen als ständige
+Besatzung, teils bildete sie ein je nach Bedürfnis und Stärke
+wechselndes, zuweilen aus den Besatzungen heraus ergänztes
+Expeditionskorps, so daß von eigentlichen Kompagnieverbänden nicht
+recht die Rede sein konnte. Besondere Schwierigkeiten bei der
+Rangierung der einzelnen Glieder unter die Vorgesetzten machten und
+machen auch heut noch die schwarzen Chargen. Es giebt deren bei den
+Sudanesenkompagnien mehr als zehn. Sie lassen sich schwer rücksichtlich
+ihres eigentlichen Dienstbereichs klassifizieren. Der Verfasser
+hat später eine feste Einteilung der schwarzen Chargen in den ihm
+unterstehenden Kompagnien vorgenommen. Doch blieb dieser Versuch
+durch den fortwährenden, durch die Notwendigkeit bedingten Wechsel
+der Offiziere resultatlos: die Schwarzen rückten immer wieder in ihre
+zum Teil nur eingebildeten Rechte ein. Im großen und ganzen kann man
+bei den Sudanesentruppen folgende Chargen unterscheiden: Die unterste
+Charge bilden die Ombaschi, Gefreite, welche nach egyptischem Brauch
+als Schließende hinter der Front aufgestellt sind, bei uns jedoch
+wegen ihrer großen Anzahl in Reih und Glied mit eintreten mußten.
+Beim Arbeitsdienst indes dienten sie als Aufseher, beim Wachtdienst,
+in welchem wir es für praktisch befunden haben, die egyptischen
+Formen in den meisten Punkten beizubehalten, wurde der Ombaschi nur
+als aufführender Gefreiter verwandt. Die nächsten Chargen bilden die
+Schausche, Unteroffiziere, die im innern Dienst Korporalschaftsführer
+sind. Es folgen dann die Betschausche, Sergeanten, von denen der Regel
+nach jedem Zuge je einer zugeteilt ist. Den Dienst als Zugführer -- die
+Kompagnie soll in der Regel in 3 Züge eingeteilt werden -- versehen
+im inneren Dienst die farbigen Offiziere resp. Sols, welche letzteren
+nur im Feldwebelrang stehen. Der Grund, daß dieselben Funktionen
+von verschiedenen Chargen ausgeführt wurden, lag darin, daß nach
+egyptischem Brauch entweder nur durch ihre Erziehung wissenschaftlich
+vorgebildete Leute, welche die egyptischen militärischen Institute
+besucht hatten, zu Offizieren befördert wurden, oder auch solche,
+welche durch eine langjährige Dienstzeit oder durch besondere
+Auszeichnung sich ein Anrecht auf die Beförderung zum Offizier
+erworben hatten.
+
+Von uns wurde dahin gestrebt, die Zahl der farbigen Offiziere auf einen
+zu reduzieren, da der Exerzierdienst, wenn nicht die Leistungsfähigkeit
+der Kompagnie darunter leiden soll, entschieden durch Europäer versehen
+werden muß. Dieser eine war besonders als Vertrauens- und Mittelsperson
+zwischen dem Kompagnieführer und den farbigen Soldaten von Wichtigkeit.
+
+Die Chargen-Abzeichen bestanden bei den Unteroffizieren in nach oben
+geöffneten Tuchwinkeln auf dem linken Oberarm, von denen der Ombaschi
+einen, der Schausch zwei, der Betschausch drei und der Sol vier trug.
+
+Schließlich ist auch noch das Amt des Bullogamin (Kompagnieschreiber)
+zu erwähnen, obgleich wir absichtlich diese Stellung, so weit es
+möglich war, eingehen ließen. Die Inhaber derselben waren meist so
+faul, daß sie öfters nach Egypten zurückgeschickt werden mußten.
+Die schriftlichen Geschäfte der Kompagnie wurden natürlich von den
+deutschen Offizieren resp. Unteroffizieren übernommen. Der Bullogamin
+gehörte im übrigen zur Charge der Betschausche. Die hohe egyptische
+Charge des Wekil-Ombaschi, des stellvertretenden Gefreiten, ist, da
+sie von uns abgeschafft wurde, bei dieser Chargenaufzählung nicht
+berücksichtigt.
+
+An farbigen Offizieren hatten wir in der Schutztruppe Hauptleute,
+Premierlieutenants und Sekondelieutenants. Von diesen wurden die
+für den Zweck brauchbarsten Lieutenants vorläufig im Frontdienst
+beibehalten; aus den übrigen machte man Polizeichefs, eine Stellung, in
+welcher sie sich im Allgemeinen recht gut bewährt haben.
+
+An weißen Chargen gab es in der Schutztruppe Offiziere vom Hauptmann
+bis zum Sekondelieutenant, welche jedoch, da sie aus der Armee
+ausgetreten und in Wißmanns Privatdienst übergetreten waren, hier nicht
+nach ihrer in der Armee erworbenen Charge rangierten, sondern nach
+einer eigenen Anciennität in der Schutztruppe.
+
+Es setzte sich das Offizierkorps zusammen aus dem Kommandanten Major
+v. Wißmann, den Chefs und den Lieutenants. Die Uniform der Offiziere
+bestand in der ersten Zeit aus weißen Baumwollanzügen, Jaquet und
+Hose, mit Metallknöpfen und Achselstücken und einem Tropenhelm. Als
+Rangabzeichen dienten außer den betreffenden Achselstücken um die Ärmel
+genähte Goldborten, von denen die oberste eine runde Schleife zeigte;
+beim Kommandanten waren es deren vier, bei den Chefs drei, bei den
+übrigen Offizieren zwei. Für Paradezwecke oder sonstige feierliche
+Gelegenheiten war ursprünglich eine Uniform von dunkelblauer Serge
+hergestellt worden, von demselben Schnitt wie die weiße und mit
+denselben Abzeichen. Diese blaue Uniform bewährte sich aber gar nicht
+und ist nur in sehr seltenen Fällen angelegt worden. Als Seitengewehr
+diente der frühere Infanterie-Campagne-Säbel mit Kavallerie-Portepee,
+als Schärpe die Marineschärpe mit der Kaiserkrone.
+
+Die Uniform der Unteroffiziere war im Schnitt dieselbe wie die der
+Offiziere. Sie bestand aus grauem, festem Baumwollstoff; das Abzeichen
+bildete eine gelbe Wollenborte mit Schleife an den Ärmeln. An Waffen
+trugen sie Repetiergewehr, Infanterie-Seitengewehr und Revolver.
+Als Fußbekleidung kamen sehr bald die für die Küste außerordentlich
+praktischen und auch haltbaren Schuhe aus Segeltuch auf, welche leicht
+sauber gehalten werden können, im Inneren natürlich Lederschuhe bezw.
+Stiefel.
+
+Sobald die Verhältnisse es erlaubten, wurde zu einer systematischen
+Ausbildung der Truppe geschritten, und zwar in der Weise, daß dabei
+lediglich auf die praktischen Zwecke Gewicht gelegt wurde. Der gesamte
+Exerzierdienst zielte darauf ab, die Truppe zu einem geschlossenen
+Ganzen zu machen und in die Hand des Führers zu bringen. Infolgedessen
+fiel natürlich das eigentliche Garnisonsexerzieren mit seiner Krone,
+dem Parademarsch, so gut wie gänzlich weg, und an seine Stelle trat die
+desto eifrigere Übung des eigentlichen Gefechtsexerzierens.
+
+Die Ausbildung der einzelnen Züge geschah unter den weißen
+Unteroffizieren, die Zusammenfassung der Züge in Kompagnieverbände
+unter den Offizieren, die der einzelnen Kompagnien endlich unter dem
+Hauptführer. Der Lage der Sache nach fiel die letztere Stellung je nach
+Bedarf entweder dem Stationschef oder dem Führer des Expeditionskorps
+zu. Die allergrößten Verdienste erwarb sich bei der Aufgabe, die
+Truppen einzuexerzieren und zu einem schlagfertigen Ganzen zu
+gestalten, nicht bloß bei dem ersten Kontingent, sondern auch bei dem
+später zu erwähnenden Nachschub Chef v. Zelewski. Mit unermüdlicher
+Ausdauer und ungemein großer Hingebung an die Sache verband er das
+größte Wohlwollen für alle seine Untergebenen. Er kannte die meisten
+Soldaten der Schutztruppe persönlich und war überall gleich beliebt.
+
+Wenn nun aber der eigentliche Exerzierdienst und die Ausbildung der
+Leute zur Gefechtsschlagfertigkeit verhältnismäßig wenig Mühe machte,
+wenigstens nach Überwindung der ersten sprachlichen Schwierigkeiten,
+besonders nach Einführung des deutschen Kommandos, welches von den
+Sudanesen in überraschend kurzer Zeit begriffen und von den schwarzen
+Chargen sofort richtig angewendet wurde, -- kamen doch die Sudanesen
+aus der egyptischen Armee und brauchten sich nur einem neuen Modus
+anzupassen --, so waren dafür die Schwierigkeiten bei den Schießübungen
+desto größer. Trotz der ausgedehnten Bemühungen seitens der Offiziere
+und Unteroffiziere sind wirklich gute Schießresultate nicht erzielt
+worden. Im Gefecht selbst schossen die Sudanesen, besonders in der
+ersten Zeit, blind darauf los, und es war ganz unmöglich, sie hier
+in den nötigen Schranken zu halten. So kam man bald dahin, ihnen das
+Einzelschießen im Gefecht vollständig zu untersagen: es durften nur
+noch Salven auf Kommando abgegeben werden. Der so erzielte Erfolg war
+durchaus genügend, und vor allen Dingen lernten sie auf diese Weise
+größere Besonnenheit und Kaltblütigkeit beim Gebrauch der Schußwaffe.
+
+Noch größer als bei den Sudanesen waren die anfänglichen
+Schwierigkeiten bei den Zulus. Regulärer Kriegsdienst war ihnen
+gänzlich fremd. Die Bekleidung mit einer Uniform schien ihnen zum
+mindesten gänzlich überflüssig; die meisten hatten nicht einmal vom
+Gebrauch der einzelnen Kleidungsstücke einen Begriff und mußten erst
+dazu erzogen werden. Schuhwerk zeigte sich bei ihnen als gänzlich
+unangebracht. Ihre Uniform unterschied sich ursprünglich wesentlich
+von der der Sudanesen, später jedoch wurde dieselbe Uniform bei der
+gesamten Schutztruppe eingeführt.
+
+Von Natur intelligent, begriffen die Zulus jedoch sehr bald den
+Wert der Disziplin, besonders nachdem ihnen in einigen Fällen die
+Notwendigkeit derselben handgreiflich vor Augen geführt worden war.
+Daß es nicht immer ganz glatt dabei abging, mag besonders ein Fall
+beleuchten, wo ein Zulu sich thätlich an seinem weißen Vorgesetzten
+vergriff. Nach Kriegsrecht wäre der Mann ja zweifellos mit dem Tode zu
+bestrafen gewesen. Der betreffende Stationschef jedoch ließ, und zwar
+besonders um den Geist der Leute zu prüfen, durch seine Kameraden über
+ihn aburteilen -- und siehe da: -- ihr Urteil lautete fast einstimmig
+auf Tod. Der Mann wurde jedoch zu Stockschlägen begnadigt. Da baten
+seine Kameraden durch eine Deputation um die Erlaubnis, das Urteil
+selbst vollstrecken, besonders aber auch die Zahl der Schläge bemessen
+zu dürfen. Mit Rücksicht auf den zu erhaltenden Geist in der Kompagnie
+wurde ihnen dieser Wunsch zugestanden. Der Delinquent erhielt nicht
+weniger als 150 Schläge mit dem Kiboko, der Flußpferdpeitsche und wurde
+dann, obwohl der Arzt keine erhebliche Beschleunigung des Pulses, noch
+auch sonstige bedenkliche Symptome zu erkennen vermochte, begnadigt,
+wie es schien -- zur Unzufriedenheit seiner Genossen. 8 Tage darauf
+that er schon wieder Dienst und hat seitdem nie mehr zu irgend welchen
+Klagen Anlaß gegeben.
+
+Der schwierigste Teil in der Ausbildung der Zulus war in weit höherem
+Maße noch als bei den Sudanesen das Schießen. Die Leute kannten zum
+bei weitem größten Teil gar keine Hinterlader; viele hatten nie ein
+Gewehr in der Hand gehabt und setzten infolgedessen ein recht geringes
+Vertrauen in die Waffe. Um so größer war ihr Vertrauen zur Führung, und
+zwar schon in den ersten Gefechten.
+
+Mit Bravour stürzten sich die Zulus auf den Feind und ließen ihrer
+natürlichen, ungebändigten Wildheit die Zügel schießen, so daß
+es anfänglich nur sehr schwer gelang, sie vom Kopfabschneiden
+der Gefallenen und Verwundeten, und von sonstigen bestialischen
+Verstümmelungen der Feinde, wie sie bei ihnen üblich sind,
+zurückzuhalten. Wir werden an manchen Stellen Beispiele hiervon finden.
+
+Ein in der ersten Zeit der Ausbildung gemachter Versuch, die einzelnen
+Kompagnien aus Sudanesen und Zulus zu mischen, mißlang vollständig. Der
+Nationalcharakter beider Völker ist durchaus von einander verschieden
+und die Denk- und Anschauungsweise beider weicht so weit von einander
+ab, daß ein Zusammenwirken oder auch nur ein kameradschaftliches
+Zusammenleben sich als unmöglich erwies. Fortwährende Prügeleien
+machten dem Versuche bald ein Ende.
+
+Wir haben noch einen Blick auf das Verhältnis zu werfen, welches
+zwischen den einzelnen deutschen Behörden in Ostafrika bestand.
+Diese Behörden waren der Reichskommissar, der Geschwaderchef (zuerst
+Admiral Deinhard, später Kapitän Valette), der Generalkonsul und die
+Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft. Nur zu häufig begegnet man der
+Anschauung, als ob durch die Übertragung des Reichskommissariats an
+Wißmann nunmehr alle diese Behörden in einer Hand vereinigt gewesen
+seien und als ob der Reichskommissar jedenfalls die oberste Behörde
+gewesen sei. Das ist aber durchaus niemals der Fall gewesen. Wenn der
+Reichskommissar die Mitwirkung der Marine in irgend einer Beziehung,
+sei es zur Landung von Truppen oder zur Beschießung eines Platzes
+oder auch nur zur Beobachtung eines solchen wünschte, wenn er die
+Marinekutter oder Dampfpinassen für den Dienst des Reichskommissariats
+benötigte, so war er keineswegs in der Lage, einfach seine Requisition
+zu machen, sondern er hatte in jedem Falle den Admiral um seine
+Mitwirkung zu bitten; und wenn dieselbe auch in den meisten Fällen
+anstandslos und sofort geschah, so blieb der Geschwaderchef doch
+immer eine vom Reichskommissar gänzlich unabhängige, in seinen
+Entschließungen durchaus freie Behörde. Dasselbe war in politischer
+Beziehung mit dem Generalkonsul +Dr+. Michahelles der Fall.
+Wenn irgend welche Anträge an den Sultan als Souverän der Küste
+und Sansibars zu stellen waren, wenn die Mitwirkung des Sultans in
+irgend einer Sache erwünscht oder nötig schien, wenn endlich bei der
+durchaus zweifelhaften Rolle, welche der Sultan in dem ganzen Aufstande
+spielte, -- man wußte nie recht, ob die Araber der Küste nicht mit
+seinem Gelde und jedenfalls mit seiner Autorisation fochten, -- es
+angebracht erschien, ihm seine Stellung zu den Deutschen gebührend vor
+Augen zu führen, so mußten solche politischen Verhandlungen regelmäßig
+unter Mitwirkung, zum Teil sogar unter Genehmigung des Generalkonsuls
+vorgenommen werden. Das Verhältnis ist nicht immer ein günstiges
+gewesen. Wenn man dem Generalkonsul auch keinen Vorwurf aus seiner
+Vorsicht machen kann, die ihm durch die Rücksicht auf die andern in
+Sansibar beteiligten Mächte geboten erschien, so sind doch zum Teil
+erhebliche Mißhelligkeiten nicht ausgeblieben. Jedenfalls wurde die
+Thätigkeit des Reichskommissars dadurch erschwert, daß zwei vollkommen
+selbständige Behörden neben ihm bestanden, deren einzelne Funktionen
+in die Aufgabe Wißmanns hineingriffen. Der Generalkonsul blieb immer
+die oberste politische Behörde in Sansibar. Audienzen beim Sultan, der
+Schriftverkehr des Kommissariats mit dem Sultanspalast mußten sich
+durch das Generalkonsulat hindurchbewegen.
+
+Die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft, welche oben unter den
+selbständigen Behörden mitgenannt war, ist die einzige gewesen, welche
+vom Reichskommissar von vornherein abhängig war. Die ganze Küste stand
+ja unter dem direkten und unmittelbaren Befehl Wißmanns, und hier
+hatte sich die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft aller ihrer Rechte
+begeben, sogar ihre Stationen dem Reichskommissariat untergeordnet
+und durch besonderen Vertrag mit Wißmann einen Teil ihrer Beamten zur
+Verfügung gestellt. In Sansibar selbst mußte sie natürlich auf Grund
+des eben erst abgeschlossenen Küstenvertrages ihre Autorität behalten.
+
+Hier wirkte als Generalvertreter nach Herrn Vohsen Herr von
+Saint-Paul-Illaire mit einem Beamtenstabe, welcher lediglich
+zur Erhebung der Ausfuhrzölle vom Festland Verwendung fand. Das
+Verhältnis der Vertreter der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft zum
+Reichskommissariat ist im großen und ganzen ein gutes gewesen. Die
+Wünsche der Gesellschaft, der es ja natürlich darauf ankam, so schnell
+als möglich wieder Fuß zu fassen, wurden vom Kommandanten und den
+Offizieren in jeder Weise berücksichtigt.
+
+Zum Kapitel von der Ausbildung des Kommissariats gehört schließlich
+noch der regelmäßige Dampferverkehr, welcher von Sansibar aus durch die
+Flotte des Kommissariats mit der Küste unterhalten wurde. Die Aufgaben,
+welche dabei der Flottille zufielen, waren einmal die Versorgung der
+Stationen mit europäischen Bedürfnissen, dann der Depeschenverkehr
+und endlich die Besorgung der Post, welche zum erstenmal durch das
+Reichskommissariat auf dem Dampferwege an der Küste eingeführt wurde.
+
+Diese Post besorgte die Briefe für die Truppe, später auch für die
+Beamten der Gesellschaft; ja, auch die Araber- und Inderpost wurde
+durch das Reichskommissariat erledigt. Im Hauptquartier in Sansibar
+befand sich die Annahme. Dort wurden die Postbeutel für die einzelnen
+Stationen fertig gestellt und versiegelt durch die Dampfer des
+Kommissariats befördert, sehr zur Freude besonders des kaufmännischen
+Teils der Küstenbevölkerung, die zum erstenmal eine regelmäßige
+Briefbeförderung erlebte.
+
+Fußnoten:
+
+[2] In Ostafrika und tropischen Malariagegenden sich Aufhaltenden,
+besonders neu dahin herausgehenden sei empfohlen: Ȁrztlicher Ratgeber
+für Ostafrika und tropische Malariagegenden« von Stabsarzt +Dr.+
+~Kohlstock~.
+
+[3] Später wurden die Truppen durchgehends mit dem neuesten
+Seitengewehr ausgerüstet.
+
+
+
+
+ 6. Kapitel.
+
+ Wißmanns Expedition nach Mpapua.
+
+ Buschiris Rückzug nach dem Innern. -- Sein Angriff auf die Station
+ Mpapua der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft. -- Die Station wird
+ von den Beamten aufgegeben. -- Zusammensetzung des Expeditionskorps
+ Wißmanns. -- Mitnahme einer Waniamuesi-Karawane. -- Teilung der
+ Expedition. -- Marsch des Verfassers auf der großen Karawanenstraße.
+ -- Kämpfe Wißmanns gegen die vereinigten Bagamoyo-Jumbes bei Pangiri.
+ -- Wiedervereinigung der beiden Korps in Msua. -- Verhalten der
+ Bevölkerung gegenüber der Expedition. -- Wißmanns Verhandlungen mit
+ der Bevölkerung. -- Der Häuptling Kingo von Morogro. -- Marschtempo
+ und Lageranlage. -- Gefecht des Verfassers gegen die Bagamoyo-Jumbes
+ bei Somwi und Zersprengung der Rebellen. -- Friedlicher Marsch bis
+ Mpapua. -- Wahehe und Massai. -- Ankunft in Mpapua. -- Stationsbau
+ daselbst. -- Verhandlungen mit dem Häuptling Kipangiro. -- Wißmanns
+ Abmarsch zur Küste.
+
+
+Wenden wir uns nun wieder zu Buschiri. Dieser hatte sich nach seinen
+Niederlagen bei Bagamoyo in der ersten Hälfte des Mai ins Innere
+begeben, um den einzigen Platz, welchen die Deutsch-Ostafrikanische
+Gesellschaft noch dort besaß, Mpapua, in seine Gewalt zu bringen.
+
+Jene Gegend war bis dahin so ziemlich vom Aufstande verschont geblieben
+und nur die Kunde davon von der Küste zu den Beamten der Gesellschaft
+gedrungen. Von Seiten der Gesellschaftsvertretung war dem Stationschef
+von Mpapua, Lieutenant Giese und dem dortigen Beamten Nielsen der
+Rat erteilt worden, den Versuch zu machen, auf dem Wege durch das
+Massai-Land nach der Küste zu dringen.
+
+Die Herren arbeiteten indes weiter an dem Ausbau der Station,
+allerdings in recht unpraktischer Weise, wie sich später zeigte, und
+glaubten sich in jener, wie gesagt, bis dahin ruhigen Gegend halten zu
+können, bis von der Küste Hilfe käme; um so mehr, als sie eine ganze
+Anzahl Suaheli-Askaris angeworben und ausgebildet hatten.
+
+Als nun Nachrichten über einen Anschlag Buschiris nach Mpapua
+gelangten, versäumten sowohl Giese, teils weil er diesen Gerüchten
+nicht recht glaubte, teils auch, weil er am Fieber und Dyssenterie
+schwer darniederlag, wie auch Nielsen, die nötigen Vorsichtsmaßregeln
+zu treffen. So gelang es denn einem Teil der Leute Buschiris bei Nacht
+sich in die Station einzuschleichen. Nielsen wurde ermordet, Giese,
+der im Schlafe von den Aufständischen überrascht wurde, griff zwar zum
+Gewehr, als dieses jedoch versagte, sprang er zum Fenster hinaus und
+kam im Nachtgewande, alles verloren glaubend, zu einem ihm ergebenen
+Häuptlinge. Die Station war aber gar nicht verloren, auch waren die
+Suaheli-Askari nicht entflohen, sondern hatten so tapferen Widerstand
+geleistet, daß die Rebellen wieder von Mpapua abzogen.
+
+Die Leute Gieses verblieben noch einige Zeit daselbst, zerstreuten sich
+aber, als ihr Führer nicht zu ihnen zurückkehrte. Einige von ihnen
+fanden sich zu Giese, der bald von seiner Krankheit soweit hergestellt
+war, daß er in Begleitung zweier Soldaten auf dem von seinen Askaris
+Buschiri abgenommenen Esel in Nachtmärschen nach der Küste reisen
+konnte. Buschiri kehrte, als der Ort schon von Soldaten ganz verlassen
+war, noch einmal dahin zurück und zerstörte und plünderte die Station,
+wie auch die Gebäude und die Kirche der englischen Mission zu Mpapua;
+die 2-1/2 Stunden entfernte englische Missionsstation Kisogue blieb
+verschont.
+
+Das auf der Station befindliche 4,7 +cm+ Geschütz hatte der
+Wagogo-Häuptling Kipangiro vor dem Rebellenführer gerettet und mit
+der dazu gehörigen Munition in seine Tembe (befestigte Niederlassung)
+geschafft, um es später den Deutschen auszuliefern.
+
+So stellt sich die Sache dar nach den übereinstimmenden Aussagen der
+Soldaten der Besatzung und der englischen Missionare von Kisogue.
+Der Bericht Gieses widerspricht dem in einigen Punkten, indes ist es
+wahrscheinlich, daß der durch seine Krankheit schwer Mitgenommene den
+Vorgang nicht so klar überschaut hat, wie er es bei vollkommener
+Gesundheit gethan hätte. Zweierlei steht jedenfalls unleugbar fest, daß
+Vorsichtsmaßregeln so gut wie gar nicht getroffen waren, und daß die
+Besatzung, obwohl ihr Führer alles verloren glaubte, noch einige Tage
+nach dem Abzug Buschiris sich in Mpapua gehalten hat.
+
+Die über die Vorfälle in Mpapua an die Küste gedrungenen Gerüchte,
+welche durch den persönlichen Bericht des Lieutenants Giese teils
+bestätigt, teils erweitert wurden, sowie die Nachricht, daß Buschiri
+unter den Wahehe und Mafiti Anwerbungen mache, um gegen uns zu ziehen,
+veranlaßten den Reichskommissar nunmehr eine Expedition nach dem Innern
+vorzubereiten. Lag doch die Gefahr vor, daß Buschiri jetzt, wo die
+deutschen Interessen im Innern nicht mehr genügend geschützt werden
+konnten, gegen die Stationen der englischen und französischen Mission
+vorgehen und die große Karawanenstraße weiterhin beunruhigen werde.
+
+Hatte Buschiri doch schon den wenn auch vergeblichen Versuch
+gemacht, eine vor kurzem in Bagamoyo unter der Führung des bekannten
+Karawanenführers Tscherekesa angelangte Karawane, welche eine große
+Rindviehherde, Kleinvieh und Elfenbein mit sich führte, auf ihrem
+Marsche ihrer Habe zu berauben.
+
+Für Wißmanns Absicht traf es sich günstig, daß Lieutenant Ramsay, der
+zur abermaligen Anwerbung von Zulus abgeschickt war, gerade mit 300
+Neuangeworbenen in Bagamoyo angekommen war, die nun eifrig einexerziert
+wurden und zur Teilnahme an der Expedition herangezogen werden konnten.
+
+Dem Reichskommissar war es klar, daß, wenn sich die Nachricht von den
+Anwerbungen Buschiris bei den Wahehes und Mafitis bewahrheitete, nach
+seinem Abrücken mit einer größeren Truppenmacht ein Erscheinen der
+Rebellen an der Küste mit den alten Anhängern und den neuen Kräften
+mindestens wahrscheinlich sei. Nichtsdestoweniger schien es Wißmann von
+der größten Wichtigkeit, die Expedition selbst ins Innere zu führen, um
+sich persönlich über die Absichten und die Stimmung der Eingeborenen
+und ihr Verhalten zu den Deutschen und Buschiri zu unterrichten. Die
+bisher nur in sehr unsicherer Form zu ihm gedrungenen Gerüchte ließen
+es nötig erscheinen, daß der Kommissar auf Grund eigener Wahrnehmungen
+seine Maßnahmen träfe. Er trug jedoch Bedacht, daß sein Stellvertreter
+an der Küste, Freiherr von Gravenreuth, nicht nur eine zur Sicherung
+der Stationen erforderliche Truppenzahl zur Verfügung behielt, sondern
+auch gegebenen Falls ein Expeditionskorps bis zur Stärke von 200 Mann
+formieren konnte, ohne daß deshalb die Stationen entblößt werden
+mußten. Hierzu kam noch, daß an der Küste selbst ja im äußersten Falle
+die Kriegsschiffe helfend eingreifen konnten.
+
+Das Korps, welches der Reichskommissar mit sich nahm, bestand aus 3
+Kompagnien, (1 Sudanesen- und 2 Zulukompagnien), einer Askaritruppe und
+der Artillerieabteilung (1 Maxim-Gun und ein 4,7 +cm+ Geschütz);
+im ganzen waren es 25 Europäer und 550 Mann.
+
+Die Führung des ganzen Expeditionskorps hatte Chef von Zelewski,
+der Sudanesen Lieutenant End, der Zulus Lieutenant Ramsay und von
+Medem, der Artillerie Lieutenant Böhlau, der Askaris Deckoffizier
+Illich. Ferner nahmen Teil +Dr+. Bumiller als Adjutant des
+Reichskommissars, und als Gast Wißmanns Herr Otto Ehlers, bekannt
+durch seine Reise nach dem Kilimandscharo und als Führer der vom
+Dschaggahäuptling Mandara an Se. Majestät den deutschen Kaiser
+geschickten Gesandtschaft.
+
+Verfasser selbst hatte in der ersten Zeit die Waniamuesi-Karawane mit
+einem Teile der Soldaten zu führen. Es erschien wohl möglich, daß diese
+Karawane unterwegs von Buschiri angegriffen würde. Die Söhne Uniamuesis
+waren wegen der uns geleisteten Dienste den Rebellen verhaßt und sie
+führten große Reichtümer mit sich.
+
+Die Fürsorge für die Träger und die Lasten, wie das ganze
+Verpflegungswesen war Lieutenant Blümcke übertragen. Die Trägerkolonne
+bestand, da wir uns nur auf die Mitnahme des Proviants und der
+notwendigsten Tauschartikel und Geschenke beschränkten, trotz der
+großen Anzahl von Europäern und Truppen, aus nur 100 Mann, meist
+Leute von der Küste nebst einer Anzahl Wassukuma aus der oben bereits
+erwähnten Karawane, deren Zutrauen wir uns so schnell zu verschaffen
+gewußt hatten, daß sich ein Teil von ihnen willig zu Trägern für uns
+hergab.
+
+Da vor dem Aufbruch der Expedition gemeldet wurde, daß etwas seitlich
+von der Karawanenstraße bei Pangiri sich ein Rebellenlager befinde,
+wohin sich die vereinigten Jumbes von Bagamoyo gezogen haben sollten,
+beschloß Wißmann zunächst dorthin zu marschieren und die Aufständischen
+zu vertreiben. Wie erwähnt, gab er dem Verfasser den Auftrag am Tage
+nach seinem Abmarsch mit der ganzen Waniamuesi-Karawane und den Trägern
+auf der großen Karawanenstraße vorzugehen, bis er wieder zum Gros
+stieße, was spätestens in Gerengere der Fall sein würde.
+
+In Gemäßheit dieses Befehls setzten wir am ersten Marschtage in Böten
+über den Kingani, woselbst Lieutenant Sulzer einen befestigten Posten
+kommandierte. Daß die Karawane nur außerordentlich langsam vorwärts
+kam, ist bei der großen Masse von Weibern und Kindern und besonders bei
+den ungewöhnlich großen Lasten, die jeder einzelne zu schleppen hatte,
+leicht begreiflich. Hatten doch die Waniamuesi durch ihre Teilnahme
+am Kampfe gegen die Rebellen und an den Befestigungsarbeiten in den
+Küstenplätzen Gelegenheit gehabt, mehr als gewöhnlich zu verdienen,
+und so natürlich auch mehr eingekauft als sonst. Von einer Ordnung
+war überhaupt keine Rede, und es wäre verlorene Mühe gewesen, hieran
+irgendwie etwas ändern zu wollen, wenn wir nur unsern Zweck, die
+Karawane vor feindlichen Überfällen zu schützen, erreichten.
+
+Aus Furcht vor einem Angriff Buschiris hielten sich die Waniamuesi in
+den ersten Marschtagen, als wir uns noch nicht mit der Expedition des
+Reichskommissars vereinigt hatten, stets möglichst dicht hinter dem
+deutschen Teil der Expedition, welcher die Begleitmannschaft und unsere
+Träger umfaßte. In Mtoni am Kingani verabschiedete sich Verfasser vom
+Lieutenant Sulzer. Nachdem wir die links vom Flusse sich hinziehende
+durch ihren Reichtum an Giraffen und Antilopen zur Jagd verlockende
+Ebene passiert hatten, langten wir in Mbuyuni, dem dortigen Hauptplatze
+der Wadoës an. Da diese sich am Aufstande beteiligt hatten, ihnen
+sogar nachgesagt wurde, daß sie drei von der Marine während des
+Kampfes desertierte Matrosen gefangen genommen und aufgezehrt hätten,
+-- was dahin zu berichtigen ist, daß sie allerdings, ihrer alten
+kannibalischen Sitte folgend, den Leichnam eines jener drei von andern
+Aufständischen ermordeten und in den Fluß geworfenen Fahnenflüchtigen
+herausgefischt und verspeist hatten, -- so war es von vorn herein nicht
+gewiß, wie sich die zu passierenden Wadoë-Dörfer zu unserer Expedition
+stellen würden.
+
+Bei Mbuyuni angekommen, ging ich zunächst mit einigen meiner Leute in
+das von einer schwachen Boma umgebene Dorf, das ich ziemlich verlassen
+fand. Ich schickte in das Haus des Muene, wie die Wadoë-Häuptlinge
+genannt werden, und ließ ihn zu mir rufen. Er erschien auch sofort mit
+einem kleinen Gefolge, hinter sich einen Diener, der ein Leopardenfell
+und einen mit ebensolchem Fell überzogenen Sessel trug, -- beides
+nebst einer kunstvoll geschnitzten Axt, welche der Muene immer mit
+sich führt, die von ihm unzertrennlichen Zeichen seiner Würde. Als der
+Diener den Sessel hingestellt und das Fell davor gebreitet, nahm der
+Muene selbst darauf Platz und ließ den Verfasser vor sich stehen. Es
+wurde ihm bedeutet, daß dies bei uns nicht Sitte sei, und er ließ auch
+sofort eine Kitanda (Negerbettstelle) herbei bringen, auf welche wir
+uns einträchtig neben einander setzten.
+
+Aus der Unterredung gewann ich bald die Ueberzeugung, daß besagter
+Häuptling ein gutmütiger Mann sei, und daß ihm wie seinen Leuten daran
+lag, mit uns in Frieden zu leben. Wir erfuhren später, daß kurz vor
+meinem Besuche die Wadoë bei einem Zauberer angefragt hatten, ob sie
+den Krieg fortsetzen und auf Seiten Buschiris bleiben sollten oder
+nicht, und von diesem den Rat erhalten hatten, vom Kampfe abzulassen
+und sich offen auf unsere Seite zu stellen. So geschah es denn auch in
+Mbuyuni, wie in den andern Wadoë-Dörfern, welche wir durchzogen. Der
+Muene von Mbuyuni hat sogar einige Wochen später Anhänger Buschiris,
+welche jene Gegend passierten, gefangen genommen und Herrn von
+Gravenreuth nach Bagamoyo zugeschickt.
+
+Ich machte zwei Rasttage, um die weit zerstreute Waniamuesi-Karawane
+wieder vollzählig beisammen zu haben. Von den Eingeborenen kehrten die
+meisten, auch die Weiber und Kinder bald wieder aus ihren Verstecken
+zurück, als sie sahen, daß wir nichts Arges gegen sie im Schilde
+führten, und nicht duldeten, daß ihr Hab und Gut irgendwie von unseren
+Soldaten oder den Leuten der Karawane angetastet würde, ja daß sogar
+die Diebstähle, welche die Waniamuesi nicht lassen konnten, streng
+bestraft wurden. Es bestand bald das beste Einvernehmen, und ein
+gemütlicher Verkehr zwischen uns und den Eingeborenen entfaltete sich.
+
+Die Wadoë sind ursprünglich reguläre Kannibalen. Sogar noch im vorigen
+Jahrzehnt waren die Fälle, daß Leute geschlachtet und verzehrt wurden,
+gar nicht so selten und bei feierlichen Gelegenheiten, Thronwechsel und
+dergl. fehlte der Leckerbissen des Menschenfleisches nicht, trotz der
+großen Nähe der Küste und der Lage von Mbuyuni an der Karawanenstraße.
+
+Bei der Karawane des Verfassers wurden eine Anzahl Brieftauben
+mitgeführt, um festzustellen, auf welche Entfernung dieselben zur
+Verbindung des Innern mit Bagamoyo verwandt werden könnten, wo sie
+einige Monate lang gefüttert worden waren. In Mbuyuni wurden zum
+großen Gaudium der Einwohner zwei Brieftauben mit der in den Kiel
+eingeführten und an einer Schwanzfeder angenähten Depesche aufgelassen.
+Sie stiegen zunächst hoch in die Luft empor, offenbar um Umschau zu
+halten und das Meer ist ihnen wahrscheinlich der beste Wegweiser über
+die einzuschlagende Richtung gewesen. Sie sind, wie auch alle andern,
+die in den nächsten Tagen bei Msua abgeschickt wurden, richtig in
+Bagamoyo eingetroffen. Verfasser war dafür, ein Paar Exemplare mit bis
+Mpapua zu nehmen und zu versuchen, ob sie auch von dort aus unsere
+Nachrichten bis an die Küste bringen würden. Es wäre dies später von
+großem Interesse gewesen, wenn die Kunde von der Ankunft Stanleys und
+Emin Paschas in Mpapua in kurzer Zeit hätte nach der Küste übermittelt
+werden können, um von da aus per Draht nach Europa befördert zu werden.
+Allein dies unterblieb, weil von Msua nur das absolut Notwendige weiter
+mitgenommen werden sollte.
+
+In den nächsten Tagen wurde Mbiki, ebenfalls ein Wadoë-Dorf, passiert,
+und zwei Tage später Msua erreicht. Von dort aus hatte mir der
+Kommandant schon die Nachricht seiner Ankunft gesandt. Nach dem
+Zusammentreffen setzte nun die gesamte Expedition unter der Führung
+des Reichskommissars ihren Weg fort, wobei es allerdings vorkam, daß
+die Waniamuesi-Karawane, welche so schnell nicht folgen konnte und
+mochte, mitunter ein auch mehrere Tage zurückblieb.
+
+Bei diesem Marsche benutzten die Europäer, soweit es angängig war,
+Reittiere, und zwar Esel oder Maultiere. Die Versuche, Ochsen als
+Reittiere zu benutzen, wie dies in Westafrika geschieht, mißlangen. Die
+Tiere waren nicht kräftig genug, um den Anstrengungen unserer Märsche
+gewachsen zu sein, krepierten teilweise unterwegs, oder waren, wenn sie
+noch bis zur Küste gelangten, derartig entkräftet, daß sie dem Fieber
+erlagen, während die westafrikanischen Stiere meist aushalten; hat
+doch Wißmann den größten Teil seiner Reisen in Westafrika auf einem
+Reitochsen gemacht.
+
+Beiläufig bemerkt, ist es eine in Ostafrika allgemein gemachte
+Erfahrung, daß Menschen (Fremde und Eingeborene) wie auch Tiere nach
+den Anstrengungen großer Expeditionen am Fieber erkranken, -- ferner
+aber, daß bestehende Fieber durch Ortsveränderung verschwinden.
+
+Bevor Wißmann nach Msua kam, hatte er in Pangiri die vereinigten
+Jumbes von Bagamoyo geschlagen und große Vorräte an Proviant erbeutet,
+von denen ein Teil der Expedition zu gute kam. Der Rest, der von den
+Soldaten und Trägern nicht verzehrt oder mitgenommen werden konnte,
+wurde wie das Rebellenlager selbst verbrannt.
+
+Es sei gleich hier erwähnt, daß inzwischen Gravenreuth an der Küste
+aus den Besatzungen von Bagamoyo und Daressalam eine Abteilung
+zusammengezogen hatte, um mit ihr zur Züchtigung der Sklavenräuber in
+Bueni und Kondutschi auszuziehen. Er hatte Bueni, einen Platz, an
+dem immer viel Schmuggel getrieben worden war, besetzt und dort einen
+Offizier als Stationschef zurückgelassen. Die Besetzung Buenis und der
+Erfolg in Pangiri wirkten zusammen vorteilhaft für unser Ansehen an der
+Küste.
+
+Da im Innern die meisten Ortschaften, mehr oder minder dem Zwange
+der Verhältnisse folgend, am Aufstande beteiligt waren, wurde die
+Wißmannsche Expedition zunächst überall mit Furcht und Mißtrauen
+empfangen; so in Msua, wo die Weiber und Kinder geflüchtet waren
+und die Männer bewaffnet im Dorfe uns erwarteten. Sie wurden davon
+verständigt, daß es dem Reichskommissar fern liege, an allen, welchen
+eine Teilnahme am Aufstande zugeschrieben werden konnte, Rache zu
+nehmen. So ist es ihm an der Karawanenstraße, wo es besonders darauf
+ankam, möglichst schnell Sicherheit und Ordnung herzustellen, gelungen,
+die Häuptlinge und Eingeborenen für sich zu gewinnen. Wie überall,
+so meldete sich auch in Msua bald der Jumbe Simba mit seinen Leuten,
+brachte Geschenke und erbat friedlichen Verkehr. Von Msua aus ließ
+der Reichskommissar seine Ankunft in den an den nächsten Tagen zu
+passierenden Ortschaften immer vorher ankündigen und den Eingeborenen
+anheimgeben, ihm bereits auf dem Wege Gesandte entgegenzuschicken, und
+eine friedliche Verständigung zu suchen. In allen Dörfern hielt Wißmann
+dann Schauri ab (Gerichtsverhandlung), worin er erklärte, daß er es
+nur mit Buschiri, dem Anstifter des Aufstandes zu thun habe, der auch
+jetzt noch keinen Frieden wolle, sondern den Krieg gegen uns fortsetze.
+Er werde daher auch fortfahren Buschiri zu bekämpfen und überall
+hin zu verfolgen; ihn und seinen Anhang irgendwie zu unterstützen,
+verbiete er den Eingeborenen, wenn sie ein Einschreiten seinerseits
+und eine strenge Bestrafung an ihrem Hab und Gut vermeiden wollten.
+Er versprach zugleich, gegen die Räuber und Sklavenfänger strengstens
+vorzugehen und aufs angelegentlichste für die Herstellung von Ruhe und
+Ordnung an der Straße Sorge zu tragen. Solche Reden Wißmanns verfehlten
+nirgends ihren Eindruck. Alle Dörfer erbaten sich Schutzbriefe und
+eine deutsche Flagge, die sie freilich in der ersten Zeit noch etwas
+schüchtern aufzogen, da sie es doch noch immer für angezeigt hielten,
+sich nicht ganz offen in den Augen des uns feindlichen Teils der
+Araber, Belutschen und Mrima-Leute als Freunde der Deutschen zu
+bekennen. Konnten sie doch immer noch annehmen, daß die Rebellenpartei
+gelegentlich einmal die Oberhand gewinnen würde. Indes die zunehmenden
+Erfolge Wißmanns und Gravenreuths und die späteren Siege über Buschiri
+bewogen sie bald, ganz offen für uns Farbe zu bekennen.
+
+Von Msua ging es weiter über Kisemo, Gerengere nach Simbamueno, einem
+Dorfe in der Ebene, welche sich am Fuße der Ukamiberge südlich vom
+Nguru-Gebirge hinzieht und östlich in die Makata-Ebene übergeht. Am
+Abhange der Ukamiberge, etwa 1-1/2 Stunde von Simbamueno und eine
+Stunde von der westlich dieses Dorfes gelegenen Ortschaft Morogro ist
+von der französischen Mission eine Station angelegt, die in der Regel
+ebenfalls Morogro genannt wird. Dieselbe hatte in der letzten Zeit die
+gesamten Missionare der Missionsgesellschaft vom heiligen Geist, aus
+Longa, Mhonda und Tubugue beherbergt. Es schien auf diesen Stationen
+nicht mehr genügende Sicherheit vor Buschiri vorhanden zu sein,
+obgleich er die Bagamoyo-Missionare stets als neutral behandelt hatte.
+In Morogro selbst hatte die Mission den Schutz des mächtigen Häuptlings
+Kingo angerufen, der als Herrscher von Morogro bis an die Grenze von
+Usagara anerkannt war, ein wohlbefestigtes und leicht zu verteidigendes
+Dorf zum Sitz hatte und sich der französischen Mission, von der er
+viele Wohlthaten empfangen, stets gut gesinnt erwiesen. Von Morogro
+aus schickte Wißmann einen Boten mit Nachrichten über die Vorgänge an
+der Küste und seine Absichten zu den Missionaren, und erhielt auch von
+diesen einen Brief zurück. Da aber darin genauere Angaben über Kingo
+fehlten, Kingo selbst weder erschien, noch Gesandte schickte, auch
+die für die große Karawane so notwendigen Lebensmittel aus Morogro
+und Simbamueno, wo Kingos ältere Schwester, gleichfalls Simbamuene
+genannt, herrschte, nicht zum Verkauf gebracht wurden, so hatten wir
+Grund anzunehmen, daß es mit der guten Gesinnung des Häuptlings doch so
+weit nicht her sein könne. So wurde denn den Eingeborenen mitgeteilt,
+daß am nächsten Tage ein Besuch Kingos erwartet werde und schleunigst
+ausreichende Lebensmittel gebracht werden sollten, wenn sie eine für
+sie unangenehme gewaltsame Requisition vermeiden wollten.
+
+Am nächsten Morgen schickte mich der Reichskommissar mit Lieutenant
+Böhlau auf die Mission, um genauere Nachrichten über die dortigen
+Verhältnisse einzuziehen, die Missionare zu uns ins Lager einzuladen
+und sie, falls sie Einfluß auf Kingo hätten, zu bewegen, denselben in
+vermittelnder Weise zur Geltung zu bringen.
+
+Der Vorsteher der Mission, Pater Mevel, ein Franzose, empfing uns auf
+das liebenswürdigste; bei ihm befand sich Pater Horner, ein Nassauer,
+der vorher an der Westküste zwei Jahre thätig gewesen war. Verfasser
+erfuhr von ihnen, daß Kingos Verhalten ein durchaus friedliches
+gewesen war, daß er sogar ein persönlicher Feind Buschiris sei und
+diesem sowohl wie den von Pangiri geflüchteten Jumbes von Bagamoyo
+die Aufnahme in seinem Dorfe verweigert habe. Er hatte die letzteren
+hierdurch gezwungen, von der Karawanenstraße nach Süden abzubiegen;
+die Missionare habe er entschieden in Schutz genommen und ein Vorgehen
+Buschiris gegen sie verhindert, welcher des Lösegeldes wegen sie gern
+in seine Gewalt gebracht hätte. Daß Kingo sich den Deutschen noch nicht
+genähert habe, sei auf eine gewisse den Negern überhaupt eigentümliche
+Ängstlichkeit zurückzuführen.
+
+Die von den Missionaren an den Häuptling gesandten Boten bewogen diesen
+auch sofort, sich mit Geschenken zu uns ins Lager zu begeben und seine
+Unterthanen zum Verkaufe reichlicher Lebensmittel zu veranlassen. Am
+Nachmittag desselben Tages begab sich Verfasser auch zur Simbamuene,
+einer bereits ältlichen Dame mit ergrautem Haar und erreichte hier den
+gleichen Erfolg. Tags darauf verlegte Wißmann das Lager von Simbamueno
+in die Nähe des Kingoschen Dorfes.
+
+Es sei bei dieser Gelegenheit erwähnt, daß wir die Lager immer in
+einer dem Gelände angepaßten Form, meist im Viereck oder im Kreise
+errichteten und mit einer schirmartigen schrägen Umzäunung aus Matama
+oder Maisstengeln oder irgendwelchem Gestrüpp oder Gras, je nachdem
+es die Gegend ermöglichte, umgaben. Die Soldaten hatten auf diese
+Weise Schutz gegen die gröbsten Unbilden des Wetters und das Innere
+des Lagers war zum Teil dem Einblick von außen entzogen. Bei einem
+Überfalle hatten die Truppen weiter nichts zu thun, als sich jeder an
+dem angewiesenen Platze auf die Erde zu werfen, die Gewehre aus der
+Einfassung herauszustecken und den Befehl zum Feuern abzuwarten. Im
+Innern der Lager erhoben sich eine Anzahl Zelte für je zwei, drei und
+vier Europäer. Vor dem Zelte Wißmanns wurde in der Regel das Maxim-Gun
+und das 4,7 +cm+ Geschütz aufgestellt, welches stets sofort nach
+dem Beziehen des Lagers zum Gefecht klar gemacht wurde. Alsdann wurden
+Innen- und Außenposten aufgestellt.
+
+Über die Art und Weise unseres Marsches ist folgendes zu erwähnen. Wenn
+eine besondere Eile nicht erforderlich schien, wurde des Vormittags
+und auch noch einen Teil des Nachmittags marschiert, bis der für den
+Tag bestimmte Lagerplatz erreicht war, die Expedition hatte dann noch
+hinreichend Zeit, sich vor Eintritt der Dunkelheit ordnungsgemäß und
+bequem einzurichten.
+
+Das war natürlich nicht möglich, wenn es galt schnell vorwärts zu
+kommen. Dann wurde in den weniger heißen Stunden des Vormittags
+marschiert und nach einer Mittagsrast der Marsch den späteren
+Nachmittag hindurch fortgesetzt. Wenn es der Zweck erforderte, wenn zum
+Beispiel die Absicht vorlag, irgendwo überraschend anzutreten, sind von
+der Schutztruppe öfters auch sehr bedeutende Eilmärsche, Tag und Nacht
+hindurch, ausgeführt worden. --
+
+Wie erwähnt, führte das Schauri in Simbamueno, das dann später in
+Morogro fortgesetzt wurde, zu einem für beide Teile befriedigenden
+Resultate. Kingo erklärte sich ganz offen für uns und umgekehrt wurde
+ihm von Wißmann seine Herrschaft bis nach Usagara, -- selbstredend
+unter deutscher Oberhoheit, -- bestätigt. Auch wurde sein Einfluß bei
+allen Schauris mit den Eingeborenen der nächsten Dörfer, auf denen
+sich der Reichskommissar als Freund Kingos erklärte, in jeder Weise
+gehoben. Es war dies für uns ein großer Vorteil, da wir bei unsern
+verhältnismäßig geringen Mitteln in Ostafrika nicht überall selbst
+sein und herrschen können. Oft sind wir auf die gute Gesinnung der
+eingeborenen Häuptlinge angewiesen und sind durch diese viel leichter
+und ohne Mißstimmung zu erregen in der Lage, unsere eigene Herrschaft
+auszubreiten und humanitäre Zwecke zu erreichen. Außerdem wurde Kingo
+ein Monatsgehalt ausgesetzt und ihm außer andern Geschenken seinem
+Wunsche gemäß die deutsche Fahne übergeben. Von der Küste wurden ihm
+später zur Verteidigung seines Dorfes zwei Böller übersandt, mit denen
+allerdings nicht viel Unheil anzustiften ist, die aber immerhin auf die
+feindlichen Eingeborenen ihre moralische Wirkung nicht verfehlen.
+
+Kingo gab unserer Expedition bis nach Usagara seinen Bruder Kibana
+mit, welcher Wißmann durch seine Beziehungen zu den Eingeborenen gute
+Dienste leistete und ihm seine Absicht erleichterte, die Eingeborenen
+an der Straße für sich zu gewinnen.
+
+Unterdes hatten die aufständischen Jumbes es ihrerseits nicht an
+Bemühungen fehlen lassen, den mächtigen Häuptling auf ihre Seite
+zu bringen, obwohl sie ja allerdings, wie oben erwähnt, durch sein
+ablehnendes Verhalten genötigt worden waren, nach Süden auszubiegen.
+Von ihrem neuen Lager aus schickten sie einen Brief an Kingo. Sie
+hofften ihn zu bewegen, mit ihnen gemeinsam die Waniamuesi-Karawane,
+welche sehr langsam marschierte und noch hinter uns zurück war, oder,
+wenn sie wieder mit uns vereinigt wäre, die gesamte Expedition auf
+dem Marsche von Makata nach Comberingha an einem der nächsten Tage zu
+überfallen. Sie glaubten besonders durch den Hinweis auf die wertvollen
+Lasten der Karawane die Gewinnsucht Kingos zu reizen und ihn dadurch
+dem vorgeschlagenen Unternehmen geneigt zu machen.
+
+Wißmann hatte es jedoch, wie immer bei den Eingeborenen, verstanden,
+das Vertrauen des Häuptlings derartig zu gewinnen, daß dieser nach
+Empfang des Briefes nichts Eiligeres zu thun hatte, als ihn dem
+Reichskommissar zu übergeben und ihn so von dem Anschlage in Kenntnis
+zu setzen.
+
+Es war dies am 3. September Abends. Infolgedessen erteilte Wißmann mir
+den Auftrag mit der Zulukompagnie von Medem und einer halben Kompagnie
+Sudanesen, geführt von ortskundigen Eingeborenen, welche Kingo uns zur
+Verfügung stellte, gegen die Aufständischen vorzugehen. Ich fand diese
+nach ununterbrochenem Marsche in den Mittagsstunden des 4. September in
+der Nähe von Somwi, wo sie ihr Lager aufgeschlagen hatten. Sie wurden
+sofort aus ihrer ersten Position geworfen, hielten uns aber, als wir
+in dem sehr coupierten Terrain weiter vorgingen, noch einmal in einer
+Bergmulde stand. Hier entspann sich ein heftiges Feuergefecht.
+
+Meine Abteilung bis auf einen Zug Sudanesen, den ich die hinter uns
+gelegenen Hügel hatte besetzen lassen, hatte ich völlig entwickelt, und
+so lagen wir uns in langen Linien an einem sich unregelmäßig durch das
+Gelände hinziehenden Graben, der ein natürliches Hindernis bildete, auf
+nur 20 Schritt gegenüber.
+
+Der hohe Gras- und Dornenwuchs gestattete wenig Einsicht in das
+Terrain, in welchem sich der Gegner festgesetzt hatte, doch schien er
+nach einer Reihe von Salven, die er zuerst ebenfalls mit einem heftigen
+Schnellfeuer erwiderte, erschüttert, und als wir nun mit Marsch-Marsch
+über das Hindernis vorgingen, zwangen wir ihn zu einer regellosen
+Flucht ins Gebirge, das uns leider nur eine kurze Verfolgung
+gestattete.
+
+In dem Gefechte waren auf gegnerischer Seite etwa 30 Mann gefallen
+und viele verwundet worden. Wir hatten einen Zulu tot und drei
+schwerverwundete Farbige; Verfasser selbst hatte einen leichten
+Streifschuß am Oberschenkel und Herr Ehlers, der sich freiwillig
+angeschlossen hatte, konnte von großem Glück sagen, daß ihm eine
+gutgemeinte Kugel zwischen den Strümpfen und der Stiefelsohle stecken
+geblieben war.
+
+Wir hatten auch drei Gefangene gemacht. Dieselben unternahmen, als
+wir nach der Rückkehr von der Verfolgung gerade mit dem Verbinden der
+Verwundeten und dem Bestatten des Gefallenen beschäftigt waren, einen
+Fluchtversuch und wurden dabei von den sie bewachenden Zulus, ehe es
+Verfasser hindere konnte, mit den Messern niedergestochen. Das Dorf
+Somwi, aus welchem ebenfalls auf uns geschossen war, wurde geplündert
+und niedergebrannt.
+
+Als wir nach diesem Gefecht bei Somwi etwas gerastet hatten, wurde
+dem vorher erteilten Befehl Wißmanns gemäß sofort der Rückmarsch nach
+Morogro angetreten. Diesem hatte Verfasser durch einen Boten seinen
+Erfolg gemeldet und zugleich mitgeteilt, daß wir Verwundete mit uns
+führten. Infolgedessen schickte uns der Reichskommissar den die
+Expedition begleitenden Lazarettgehülfen Grucza unter Bedeckung bis
+in die Gegend von Simbamueno entgegen, wo die Schwerverwundeten einen
+regelrechten Verband erhielten. Kurz vor dem Anbruch des 5. September
+traf ich wieder im Lager ein, in dessen unmittelbarer Nähe eine
+Abteilung unter Lieutenant Ramsay inzwischen die Waniamuesi, für welche
+Wißmann Besorgnisse hegte, ein Lager hatte beziehen lassen. Nachdem
+Wißmann uns am 5. September einen Rasttag gegönnt hatte, damit wir uns
+von den Anstrengungen des Unternehmens gegen Somwi erholen konnten,
+wurde am 6. der Weitermarsch angetreten.
+
+Bis Mpapua hin war der Marsch ein durchaus friedlicher. Er führte
+zunächst über den Makata-Fluß und durch die Makata-Ebene nach Longa.
+Hier befand sich ebenfalls eine französische Missionsstation, die seit
+wenigen Tagen wieder von den Missionaren bewohnt wurde. Der einzige
+Platz, in dem die Verhältnisse noch manches zu wünschen übrig ließen,
+war Kondoa. Das arabische Element hatte hier die Oberhand und hier
+war die Heimat eines Teils der Buschirischen Rebellen. Da indes die
+meisten, welche wirklich am Aufstande Teil genommen hatten, entflohen
+waren, andererseits die Missionare den Reichskommissar baten, die
+zurückgebliebenen Araber zu schonen, und da endlich Wißmann selbst
+Bedenken trug, eine so reiche und für die Karawanenstraße so überaus
+wichtige Ortschaft zu zerstören, wurde auch Kondoa, wie das gesamte
+durch Usagara sich hinziehende Mukondogua-Thal friedlich durchzogen.
+Freilich sind die Bewohner Kondoas, obwohl sie so gut davonkamen, nie
+ganz zuverlässig gewesen, nur die Furcht vor unserem Einschreiten
+hat sie im Zaume gehalten, so lange wir den Erfolg auf unserer Seite
+hatten. Erst in der neueren Zeit, nach der Katastrophe in Uhehe, hat
+der widerauftauchende Übermut der Araber und Belutschen zu Kondoa den
+durchziehenden Europäern und den Missionaren Grund zu heftigen Klagen
+gegeben.
+
+Ein Tagemarsch hinter Kondoa brachte uns nach Muinisagara, wo die
+Tochter des alten, bereits früher erwähnten Muinisagara, denselben
+Namen führend, residierte. Bei dem Vorbeimarsch sahen wir die Reste
+der früheren Gesellschaftsstation Kiora, welche schon ein Jahr vor
+dem Aufstand, ebenso wie das nördlich gelegene Sima, von den Wasagara
+zerstört war. Verfasser benutzte mit einem Teile der Kameraden den
+Aufenthalt in Muinisagara, auch Sima und das Grab des früheren
+Vorstehers der Station, des Gärtners Schmidt, zu besuchen, welcher ihn
+im Jahre 1885 gastlich daselbst aufgenommen hatte.
+
+Über Kirassa, den Kidete-Fluß, Dambi und Tubugue führte sodann der
+Weg nach Mpapua. Bei Kirassa verließen wir Usagara und das fruchtbare
+Mukondogua-Thal. Der Weg führte von nun an durch ein recht coupiertes
+und schwieriges Terrain, planlos Berg auf und Berg ab, während er
+sehr gut, durch eine Schlucht weiter südlich, sanft aufsteigend nach
+Mpapua hätte angelegt werden können. Hier war früher auch eine Straße
+gewesen, die jedoch, um den Negerausdruck zu gebrauchen, im Laufe der
+Zeit gestorben, d. h. mit Gestrüpp überwachsen war. Die Karawanen
+hatten sie aus Furcht vor den Wahehe, welche dieses Gebiet unsicher
+machten, aufgegeben. Einen Teil des Dorfkomplexes von Kirassa, der
+im Mukondogua-Thale lag, fanden wir niedergebrannt und zerstört.
+Die Eingeborenen erzählten uns, daß wenige Tage zuvor die Wahehe
+einen ihrer Einfälle gemacht und nur die hohen auf dem Abhang der
+Usagara-Berge verstreuten Hütten verschont hätten. Die Bewohner dieser
+hochgelegenen Hütten waren gezwungen, jedesmal von ihrer Höhe herunter
+ins Mukondogua-Thal zu steigen, um das unentbehrliche Wasser zu holen;
+aber die Sicherheit vor den gefürchteten Wahehe ließ sie dieses
+Ungemach recht gern ertragen.
+
+Geographisch wird Ugogo im Osten erst durch die Bergkette zwischen
+Tubugue und Mpapua begrenzt, und diese Grenze ist auch auf allen Karten
+angegeben; doch bildet jetzt ethnographisch bereits der Höhenzug
+nördlich des Mukondogua-Thales die Grenze von Usagara und Ugogo, da die
+schwächlichen Wasagara im Laufe der Zeit immer mehr und mehr vor den
+umwohnenden kriegerischen Stämmen zurückgewichen sind. Von Westen her
+drängten die räuberischen Wagogo, von Südwesten her die Wahehe und aus
+dem Nordwesten die Massai, oder genau gesagt, die einen Teil derselben
+ausmachenden Wahumba. Die spärlichen, von uns hinter Kirassa passierten
+Ortschaften waren alle von Wagogo oder mit ihnen vermischten Negern
+bewohnt. Gerade zu der Zeit, wo wir diese Gegend durchzogen, war ein
+heftiger Kampf der Wahehe gegen die Massai vorangegangen, und so fanden
+wir öfter eben erst von den Wahehes verlassene Lagerstätten.
+
+Nachdem wir in Tubugue, einem größeren Orte der Wagogo, gerastet,
+erreichten wir am 10. Oktober Mpapua. Auf dem Höhenzuge zwischen beiden
+Dörfern fiel uns ein mit Unterholz wenig bewachsener Wald auf, der uns
+in den nächsten Tagen gutes Bauholz für den Bau der Station lieferte.
+In Mpapua zogen wir zunächst an den von Buschiri bei seiner letzten
+Anwesenheit zerstörten Gebäuden und der Kirche der englischen Mission
+vorbei, bis zu dem kleinen Hügel hin, der sich dicht am Fuße des
+östlichen Höhenzuges am Ausgange des von Mpapua eingenommenen Thales
+nach Nordosten hin erhebt. Hier hatte die Station der Ostafrikanischen
+Gesellschaft gestanden, die ebenfalls von Buschiri, soweit es die
+Stärke der Mauern zugelassen, zerstört war. Dieser Platz war vom
+militärischen Standpunkt aus durchaus unpraktisch gewählt, da von dem
+Abhange des östlichen Gebirgszuges mit Gewehren ganz bequem in die
+Station und ihre Zimmer hineingeschossen werden konnte, und zwar aus
+einer Entfernung von kaum mehr als 100 +m+.
+
+Wir wurden beim Einrücken von den englischen Missionaren, welche von
+ihrer Station in Kisogue nach Mpapua herübergekommen waren, begrüßt,
+und Wißmann erhielt von ihnen über die Vorgänge hierselbst und die
+Stimmung der Eingeborenen Nachricht.
+
+Der erste Häuptling des Ortes, Kipangiro oder Schipangilo, der von
+seinen Gegnern angeschuldigt wurde, mit Buschiri im Einverständnis
+gewesen zu sein, war geflohen und hielt sich in den nahen Bergen
+versteckt. Das Geschütz der Station, welches er, wie oben bemerkt, in
+seine Tembe gebracht hatte, wurde von uns dort abgeholt, und da uns
+Nahrungsmittel nicht zum Verkauf geboten wurden, wurden sie ebendort
+entnommen und unter die Soldaten verteilt. Es gelang indes in den
+nächsten Tagen den Häuptling zu beruhigen und ihn zu bewegen in unser
+Lager zu kommen, wo er von Wißmann die Zusicherung friedlichen Verkehrs
+erhielt.
+
+Gleich am Nachmittage nach unserer Ankunft gingen wir daran, einen
+geeigneten Platz für die neue Station auszusuchen. Wißmann hielt es
+durchaus für angezeigt, in Mpapua, welches von allen Karawanen, die vom
+Viktoria und Tanganjika nach der Küste gehen, und umgekehrt, passiert
+werden muß und nur unter großen Beschwerden durch einen Marsch über ein
+an Wasser und Nahrungsmitteln armes und sehr beschwerliches Terrain
+vermieden werden kann, einen festen Stützpunkt für die Sicherung der
+Karawanenstraße und der durchziehenden Karawanen zu errichten. Bei der
+Auswahl eines Platzes waren der Reichskommissar, von Zelewski und der
+Verfasser thätig. Wir waren bald darüber einig, daß kein Platz besser
+dazu geeignet sei, als der, auf welchem die jetzige Station steht. Es
+ist eine dicht an dem einzigen die Ebene durchziehenden Flußlauf sanft
+ansteigende Erhebung, von welcher aus das gesamte Terrain ringsum
+beherrscht, und besonders auch die Wagogo-Tembes unter Feuer genommen
+werden können. Steine für den Bau waren reichlich von den früheren
+Befestigungen vorhanden, und Holz lieferte uns der oben erwähnte Wald.
+So wurde im Laufe der Woche, die Wißmann in Mpapua verblieb, die
+Steinumwallung der Station etwa 1 +m+ hoch aufgeführt, mit zwei
+zur Unterkunft eingerichteten Eckbastionen versehen, auf deren einer
+das Geschütz aufgestellt wurde, und mit zwei starken Hindernissen,
+einem Ast- und einem Dornverhau umgeben.
+
+Die Zeit seines Aufenthaltes benutzte Wißmann, um möglichst viel gute
+Beziehungen mit den eingeborenen Häuptlingen, speziell denen der
+Wagogo, anzuknüpfen, wobei ihm die englischen Missionare nach bestem
+Vermögen zur Seite standen. Die Waniamuesi-Karawane, deren Häuptlinge
+Wißmann teilweise von seiner ersten Durchquerung Afrikas kannte, --
+er hatte damals mit Mirambo, dem damaligen Herrscher von Uniamuesi
+Freundschaft geschlossen, -- nahm infolge der guten Behandlung
+unsererseits und des Schutzes, den wir ihnen hatten angedeihen lassen,
+lebhafte Sympathien für uns mit in ihre Heimat. Wißmann gab ihr
+auch reiche Geschenke an den inzwischen auch verstorbenen Häuptling
+Pandascharo mit.
+
+Nach achttägigen Arbeiten, die meist von Wißmann persönlich geleitet
+wurden, übergab er die Station, besetzt mit 75 Zulus, 25 Sudanesen,
+10 Suaheli, 2 deutschen Unteroffizieren und dem zum Stationschef
+ausersehenen Lieutenant von Medem, zunächst dem Verfasser mit
+dem Auftrage, die weitere Regelung unseres Verhältnisses zu den
+Eingeborenen in die Hand zu nehmen. Ich sollte den Reichskommissar in
+dieser Gegend vertreten, bis die Stanley'sche Expedition und Emin in
+Mpapua anlangten, sollte diese Expedition begrüßen und mit 10 Sudanesen
+der Station durch deutsches Gebiet nach Bagamoyo führen.
+
+
+
+
+ 7. Kapitel.
+
+ Regelung der Verhältnisse um Mpapua und Marsch mit der Stanleyschen
+ Expedition zur Küste.
+
+ Erweiterung der Beziehungen zu den Eingeborenen. -- Reise in die
+ Umgegend von Mpapua. -- Die Massais und Wagogo um Mpapua. --
+ Vertrauen der Massai zur Station. -- Befestigung und Bauarbeiten.
+ -- Schlechter Gesundheitszustand der Europäer. -- Dyssenterie in
+ Mpapua. -- Ankunft der Stanleyschen Expedition. -- Rückblick auf
+ Emins Lage in der Äquatorialprovinz. -- Sein Abmarsch mit Stanley.
+ -- Ärztliche Dienste des Pascha in Mpapua. -- Stanleys
+ Entgegenkommen. -- Abmarsch zur Küste. -- Marschordnung. -- Leben auf
+ dem Marsche. -- Verkehr mit den Eingeborenen. -- Jagd. -- Begegnung
+ unserer Expedition mit Gravenreuth in Msua. -- Amerikanische
+ Reporter. -- Ankunft in Bagamoyo. -- Emins unglücklicher Fall.
+ -- Seine Behandlung und Heilung.
+
+
+Für die dauernde Wahrnehmung der Stationsleitung in Mpapua war, wie
+erwähnt, der Lieutenant v. Medem ausersehen. Er war von den jüngeren
+Offizieren der Expedition, die damals für Mpapua in Frage kamen,
+derjenige, welcher am meisten die für jene höchst wichtige Stellung
+notwendigen Eigenschaften in sich vereinigte: große Ruhe und die
+Fähigkeit, mit den Eingeborenen zu leben und sich diesen anzupassen,
+praktischen Sinn und große Willenskraft, dazu ein besonderes Talent,
+gerade mit den Zulus, die ja den Hauptteil der Besatzung von Mpapua
+bildeten, umzugehen. Wißmanns Wahl fiel sofort auf Medem; es wurde
+dem Verfasser übertragen, diesen während der Zeit der gemeinsamen
+Thätigkeit zu Mpapua noch eingehender mit den örtlichen Geschäften
+bekannt zu machen.
+
+Dem Befehle des Reichskommissars gemäß benutzte der Verfasser die
+nächsten Wochen nach dem Abmarsche der Expedition Wißmanns von Mpapua
+zur weiteren Fortführung der Stationsarbeiten, sowie zur Erweiterung
+unserer freundschaftlichen Beziehungen zu den Eingeborenen in der
+Umgebung Mpapuas und zwar bis zu den mehrere Tagereisen weit von dort
+angesessenen Stämmen. Eine höchst angenehme Beigabe war bei diesen
+Reisen die Ausübung der hervorragend guten Jagd, welcher auf dem
+Hermarsch die Mitglieder der Expedition nur an einzelnen Stellen, z.
+B. in der Makata-Ebene hatten obliegen können. Ich besuchte mehrere
+Häuptlinge der Wagogo und der Wahumba, deren Land von Ugogo durch den
+nördlich Mpapua's sich hinziehenden Höhenzug geschieden wird. Vom Kamm
+dieses Höhenzuges öffnet sich eine weite, herrliche Aussicht über die
+zu Füßen sich ausbreitende Massai-Ebene. Ebenso hatte ich Gelegenheit,
+das Land der Wahehe zu sehen, allerdings nur an der äußersten Grenze
+und auf einer Jagdreise.
+
+Die Massai lebten zu jener Zeit im Kriege mit den Wahehe. Wie schon
+erwähnt, hatten letztere kurz vor der Ankunft der Expedition einen
+Überfall nicht nur in Usagara gemacht, sondern waren auch bis ins Land
+der Wahumba vorgedrungen, und es war ihnen durch ihr unerwartetes
+Auftreten gelungen, noch einige Viehherden der Massai zu erbeuten.
+Eines Tages, als ich von Kongua aus in ein Massaidorf kam, fand ich
+daselbst tausende von Massai-Kriegern, auch solche, die nicht zum
+Stamme der Wahumba gehörten, und die, wie sie erklärten, bis vom
+Kilimandscharo hergekommen waren, um mit vereinten Kräften gegen die
+Wahehe zu kämpfen. Es fanden denn auch in dieser Zeit sowohl in der
+Marenga Mkali, der westlich von Mpapua von Tschunio an sich mehrere
+Tagereisen ausdehnenden süßwasserlosen Steppe wie auch weiter südlich
+an der Grenze von Uhehe fast täglich zwischen den beiden Stämmen
+Gefechte statt.
+
+Mit den Wagogo und Massai war es vollkommen gelungen, einen friedlichen
+Verkehr herbeizuführen. Ich besuchte ihre Häuptlinge, wie auch
+umgekehrt diese selbst von weit her mit Geschenken zur Station
+kamen und sich Schutzbriefe von mir ausbaten. Selbst der oberste
+Wahumba-Häuptling schickte eine Gesandtschaft und gab derselben ein
+Geschenk an Rindern mit, was sonst bei den Massais unerhört ist. Sie
+bringen es selten übers Herz, sich selbst von dem schlechtesten Stück
+Rindvieh zu trennen. Die Gesandtschaft befragte mich, wie ich über
+ihren Feldzug gegen die Wahehe dächte und ob ich geneigt sei, sie
+hierin zu unterstützen, ihnen eventuell von meiner Besatzung Leute
+mitzugeben. Ich konnte ihnen meinerseits zwar guten Erfolg zu ihrem
+gerechten Vergeltungskampf wünschen, hielt es aber für gut, jede
+Unterstützung abzulehnen. Es waren über die Werbungen Buschiris bei
+den Mafitis und Wahehe nur Gerüchte zu uns gedrungen, keineswegs aber
+konnten diese damals als feststehende Thatsachen angesehen werden.
+Zudem wurde unsere Besatzung notwendig zum Bau der Station gebraucht:
+wir mußten auf alles gefaßt sein und daher alle unsere Kräfte
+zusammenhalten, wie ja auch der Reichskommissar zur Vorsicht ermahnt
+hatte.
+
+Ich stellte den Massai jedoch meine Hilfe in Aussicht, wenn die Wahehe
+in der Umgegend von Mpapua selbst aufträten oder wenn sie zu weit nach
+den Wahumba hin um sich griffen. Unser Verhältnis zu den Wahumba und
+den östlichen Wagogo war, wie aus dem Erwähnten hervorgeht, ein gutes
+und ist im allgemeinen auch ein solches geblieben, wenngleich einzelne
+Räubereien der Wahumba sowohl wie der Wagogo an der Karawanenstraße
+hier und da die Besatzung von Mpapua zum Einschreiten nötigten. Sehr
+schlecht dagegen haben sich, wie das nicht anders zu erwarten war,
+unsere Beziehungen zu den Wahehes gestaltet.
+
+Neben der Ausbreitung des Ansehens der neuen, von Wißmann gegründeten
+Station, schritten auch die Befestigungs- und Bauarbeiten rüstig
+vorwärts, welche nach meiner Abreise vom Feldwebel Hoffmann
+weitergeführt und von Herrn von Bülow vollendet wurden. Hingegen
+ließ der Gesundheitszustand unter den Europäern wie den Farbigen der
+Station sehr viel zu wünschen übrig. Die Dyssenterie brach mit großem
+Heftigkeit unter uns aus. Der Unteroffizier Kröhnke war schon auf dem
+Marsche von dieser Krankheit befallen worden, wahrscheinlich angesteckt
+von dem Feldwebel Markgraf, mit dem er in einem Zelte zusammenlag.
+Bald nach ihm erkrankten einige Sudanesen und Zulus, und trotz aller
+Vorsichtsmaßregeln griff die Krankheit immer mehr und mehr um sich,
+vermutlich durch die Unmassen von Fliegen in dem viehreichen Mpapua
+weiter getragen. Endlich wurden auch Lieutenant von Medem und ich
+von der Krankheit ergriffen. Durch den Tod verloren wir, solange ich
+in Mpapua war, nur einen Farbigen, einige Wochen jedoch nach meinem
+Abmarsche erlag auch Lieutenant v. Medem der Krankheit, während
+Unteroffizier Kröhnke sich besserte. Indessen machten bald vielfache
+schwere Fieberanfälle auch seine Ablösung von Mpapua und seine
+Beförderung nach der Heimat notwendig. In Deutschland fiel er einem
+Herzschlage zum Opfer.
+
+Während der ganzen Zeit der Epidemie standen uns die englischen
+Missionare in Kisogue opferbereit zur Seite, wie denn überhaupt
+das Verhältnis zwischen Mission und Militärstation ein sehr
+freundschaftliches war.
+
+Der Reichskommissar hatte mir, wie erwähnt, den Befehl erteilt, die
+Ankunft der Expedition Stanley-Emin Pascha in Mpapua abzuwarten und
+dieselbe dann durch deutsches Gebiet an die Küste zu führen. Am Tage
+der Ankunft der Wißmannschen Expedition hatten Boten von Stanley
+Mpapua passiert, durch welche wir Kenntnis von seinem Herannahen
+erhielten. Wißmann selbst sandte durch die bereits mehrfach erwähnte
+Waniamuesi-Karawane, die ihren Weitermarsch nach der Heimat fortsetzte,
+einige Briefe mit, in denen er Emin Pascha und Stanley begrüßte und sie
+über die Vorkommnisse der letzten Zeit orientierte.
+
+Etwa einen Monat später traf die Stanleysche Expedition, trotz einer
+ziemlichen Anzahl Kranker und Schwacher und des ziemlich wüsten
+Gesindels, welches aus der Äquatorialprovinz mitkam, gut geordnet
+und geschlossen vor der Station ein, bei einer so großen Karawane
+immer ein Zeichen, daß es der Führer verstanden hat, die Disziplin
+aufrecht zu erhalten. Sie bezog das gewöhnliche Karawanenlager, um
+eine große Sykomore herum, wo Stanley gelegentlich einer seiner
+früheren Expeditionen schon gelagert hatte. Die Karawane bestand aus 3
+Kompagnien Wangwana zu je 60 Mann, etwa 80 Wangwana-Trägern und den aus
+Wadelai mitgezogenen Leuten des Pascha, welche fast alle Weiber, Kinder
+und Träger mit sich führten. Die letzteren waren mit allem möglichen,
+teilweise ganz wertlosen Hausgerät beladen und erinnerten uns lebhaft
+an die Eigenschaft unserer Sudanesen, alles, was nicht niet- und
+nagelfest ist, mit sich zu schleppen. Im ganzen waren es noch etwa 600
+Mann, trotz der großen Verluste, die die Karawane unterwegs erlitten
+hatte. Unter den Leuten des Pascha befand sich eine Anzahl ägyptischer
+Offiziere, Schreiber und Soldaten, ein griechischer Kaufmann, der sich
+früher in Wadelai etabliert hatte, und ein ebenfalls daselbst als
+Apotheker thätig gewesener tunesischer Jude. Die Weiber und Kinder, wie
+auch die meisten Offiziere ritten auf Eseln.
+
+Die Europäer der Expedition waren folgende: Stanley mit seinen
+Offizieren, den Herren Lieutenant Stairs, Kapitän Nelson, +Dr.+
+Parke, Mr. Jephson, seinem, man kann sagen Proviantmeister, Mr.
+Bonny, und einem Diener, namens Hoffmann. Ferner zwei französische
+Missionare, Père Giraud, ein sehr liebenswürdiger Mann, welcher durch
+ein Augenleiden zur Rückkehr nach Europa genötigt war, und der ihm
+zur Begleitung mitgegebene Père Schynse, jener bekannte, bei den
+Deutschen allgemein beliebte, ganz deutsch denkende und fühlende Mann,
+der dem Werke der Zivilisation leider zu früh durch den Tod entrissen
+worden ist. Die beiden letzteren kamen von Bukumbi, ihrer Station am
+Südufer des Viktoriasees und waren in Ikungu zur Expedition Stanleys
+gestoßen, um unter ihrem Schutze weiter nach der Küste zu marschieren.
+Endlich waren bei der Expedition Emin und Casati, welcher dem Pascha
+während seines Aufenthaltes im Sudan treulich zur Seite gestanden
+hatte. Besonderes Interesse erregte die kleine Tochter, die Emin von
+seiner verstorbenen Frau, einer Abessinierin, hatte, namens Ferida, die
+damals etwa 6 Jahr alt war, und in der Karawane in einer Hängematte
+stets unmittelbar vor dem damals schon ganz kurzsichtigen Pascha
+einhergetragen wurde. Der Pascha hing mit großer Liebe an ihr und
+wollte sie immer vor sich sehen. Sie wurde von ihrer Gouvernante, einer
+ganz hübschen, stattlichen Ägypterin begleitet.
+
+Stanley pflegte immer an der Spitze des Zuges zu marschieren, und so
+hatte ich denn zuerst Gelegenheit, ihn zu begrüßen. Er machte mich
+alsbald mit seinen Offizieren, sowie mit Emin und Casati bekannt.
+Unser spärliches Hausgerät auf der Station gestattete mir zunächst
+nur den Pascha und Stanley zum Essen zu mir zu laden. Eine Flasche
+Sekt, deren mir Wißmann mehrere für Krankheitsfälle und speziell zur
+Begrüßung Emins und Stanleys dagelassen hatte, wurde auf die glückliche
+Ankunft beider getrunken. Sie mundete ihnen ganz trefflich, da sie
+solche Erfrischungen lange hatten entbehren müssen. Im Verkehr zwischen
+dem Pascha und Stanley bemerkte ich bald den Gegensatz der beiden
+Männer, der, obwohl sie täglich öfter mit einander zusammenkommen
+mußten, eine rechte Ungezwungenheit, besonders von Seiten des Pascha,
+nicht aufkommen ließ. Dieser erzählte mir, wie herzlich er sich
+gefreut habe, als er durch Wißmanns Briefe Kenntnis von unseren
+Fortschritten erhalten, als er die deutsche Flagge auf der Station habe
+flattern sehen, und wie lebhaftes Vergnügen er jetzt empfinde, wieder
+mit Deutschen persönlich verkehren zu können. Er erzählte mir auch
+offenherzig von der Expedition Stanleys und dessen Absichten.
+
+Bei der Wichtigkeit der Persönlichkeit Emins für uns und wegen seiner
+späteren Anteilnahme an den Arbeiten des Reichskommissariats erscheint
+ein kurzer Rückblick auf die Verhältnisse in der Äquatorialprovinz und
+die Stanleysche Expedition geboten.
+
+Dreizehn Jahre hindurch hatte Emin Pascha ohne wesentliche Zuschüsse
+von der egyptischen Regierung zu erhalten, meist in friedlicher
+Arbeit die Geschicke des Landes geleitet und dasselbe der Kultur
+näher gebracht, bis in den letzten Jahren von 1887 an seine Position
+schwankend geworden war. Es wirkte hierzu besonders der Umstand mit,
+daß die ihm unterstellten egyptischen Soldaten, welche seit 5 Jahren
+den Sold von ihrer Regierung nicht erhalten hatten, und gerade in
+dieser Zeit die Grenzen der Äquatorialprovinz gegen die Scharen des
+Mahdi in fortwährenden Kämpfen verteidigten, allmählich eine begründete
+Unzufriedenheit zu zeigen begannen. Ebenso bestand nach Casatis Angabe
+eine weit verbreitete Unzufriedenheit unter den Offizieren gegenüber
+den Maßregeln des Gouverneurs. Die Unmöglichkeit, aus eigenen Mitteln
+und unter den sich steigernden Schwierigkeiten die Provinz zu halten,
+hatte Emin an die Hochherzigkeit der Engländer appellieren lassen.
++Dr.+ Felkin, dem Freunde Emins, war es gelungen, bei einer Reihe
+englischer Kapitalisten, besonders aber bei Sir William Mackinnon, dem
+Hauptaktionär der englisch-ostafrikanischen Gesellschaft, Interesse für
+Emin Pascha oder wohl richtiger für seine Äquatorialprovinz zu erwecken
+und eine Hilfsexpedition unter Stanleys Kommando ins Werk zu setzen.
+
+Unter Mißachtung der Vorschläge von Schweinfurth und Junker sowie
+Thompson wählte Stanley bekanntlich die Congoroute. Alle die Nachteile,
+welche er von dem östlichen, von den genannten Afrikaforschern
+empfohlenen Wege befürchtet hatte, stellten sich bezüglich der
+Verpflegung der Karawane, des Gesundheitszustandes, der Desertion
+von Trägern, der Schwierigkeit des Weges und der Feindseligkeiten
+der Eingeborenen auf dem von ihm selbst gewählten Wege in weit
+höherem Maße ein. Im April 1888 erhielt Emin Pascha durch einen Brief
+Stanleys die erste Nachricht vom Anrücken der Hilfsexpedition, auf
+die er in der letzten Zeit sehnsüchtig gewartet hatte, und von der
+er eine Befestigung seiner Macht und Beruhigung der unzuverlässigen
+Elemente erwartete. Der Pascha faßte den Entschluß, mit Casati
+Stanley entgegenzuziehen und ihn an der Grenze der Äquatorialprovinz
+zu erwarten. Auf seinem Dampfer Khedive fuhr der Gouverneur über
+den Albertsee und in dem Stanleyschen Lager zu Cavalli fand die
+gegenseitige Begrüßung statt.
+
+Der Pascha erkannte bald, daß durch die Ankunft der Expedition, von
+der er für sich und insbesondere für sein Verhältnis zu seinen Leuten
+so viel erwartet hatte, seine Lage wenig verändert wurde. Das Einzige,
+was der Provinz von Nutzen sein konnte, waren die mitgebrachten
+Remington-Patronen. Im übrigen litt die Hilfsexpedition selbst Mangel
+an allem und der Pascha war es, der mit den Vorräten seiner Provinz
+der englischen Expedition aushelfen mußte. Casati hatte Emin Pascha
+geraten, ohne Rückhalt zu Stanley über die Lage der Provinz und
+über die Zerwürfnisse, die zwischen dem Gouverneur und den Parteien
+eingetreten waren, zu sprechen, sowie seine Ohnmacht nach den
+Ereignissen der letzten Zeit einzugestehen. Emin hat indes wohl den
+Rat des Freundes nicht befolgt und es vermieden, sich mit der nötigen
+Offenheit Stanley anzuvertrauen, vielleicht um seinen Namen vor diesem
+Manne des ihn umgebenden Nimbus nicht zu entkleiden.
+
+Da Stanley das Gros der Expedition mit den Hauptvorräten im Lager zu
+Jambuja am Aruwimi, außerdem eine große Anzahl von Kranken im Fort Bodo
+zurückgelassen hatte, schickte er sich nach verhältnismäßig kurzer Zeit
+an, wieder nach dem Aruwimi aufzubrechen, um die zurückgebliebenen
+Leute und Vorräte herbeizuschaffen. Während dieser Zeit sollte der
+Pascha diejenigen seiner Beamten und Soldaten, welche geneigt wären
+nach Egypten zurückzukehren, in Cavalli vereinigen, um hier Stanleys
+Ankunft zu erwarten und mit ihm aufzubrechen. Die Bitte des Pascha,
+mit ihm die verschiedenen Stationen seiner Provinz auf dem Dampfer
+Khedive zu besuchen, schlug Stanley ab mit der Begründung, daß er eilig
+nach Jambuja zurückkehren müsse. Sein Aufenthalt am See dauerte indes
+ungefähr 4 Wochen. Es ist zu bedauern, daß Stanley auf die Bitte Emins
+nicht eingegangen ist. Zweifellos wäre das persönliche Erscheinen
+Stanleys von einer ungleich größeren Wirkung auf die Truppe und die
+Bevölkerung gewesen. Stanley wäre in der Lage gewesen, die Truppen
+nicht nur durch die Macht seiner Persönlichkeit, sondern auch durch
+die bei ihm zur Meisterschaft ausgebildete Art zu verhandeln davon zu
+überzeugen, daß er im Auftrage ihres Souveräns des Khedive nach der
+Provinz gekommen sei, um sich mit eigenen Augen von der Lage der Sache
+zu überzeugen und entweder Hilfe in Gestalt von Munition zurückzulassen
+oder aber die Leute nach Egypten zu führen.
+
+Wenn man nun Stanley auch nicht ohne weiteres die Verweigerung der
+Bitte Emins verübeln kann, -- hatte er doch das eigentliche Gros der
+Expedition im Lager bei Jambuja zurückgelassen und fühlte sehr wohl
+selbst heraus, daß mit dem, was er dem Pascha mitgebracht hatte, gar
+nichts geleistet sei, -- so ist es ebenso als verfehlt zu betrachten,
+wenn er später auf die wiederholte Bitte Emins, wenigstens einen seiner
+Offiziere zurückzulassen, Herrn Mounteney Jephson mit dieser Mission
+beantragte. Jephson hatte nur ganz oberflächliche Kenntnis von den
+Machtbefugnissen Stanleys, denn bei der Natur Stanleys, welche mit
+der Verantwortung auch gleichzeitig das Ende aller Fäden in Händen
+behalten wollte, war thatsächlich keiner seiner Offiziere mit dem
+ganzen Umfang der Stanleyschen Aufträge bekannt. Jephson war ferner
+nicht die Persönlichkeit, um selbständig auftreten oder bei irgend
+welchem Mißtrauen der Leute bindende Versicherungen geben zu können.
+Die Anwesenheit Jephsons trug zur Verbesserung der Lage der Truppen
+jedenfalls nicht bei.
+
+Es ist außerordentlich schwierig, ein bestimmtes Urteil über das
+Verhältnis Emins zu seinen Truppen abzugeben. Alle darüber vorhandenen
+Veröffentlichungen Stanleys, Casatis, Jephsons lassen den inneren
+Zusammenhang nicht erkennen und erscheinen lediglich als persönliche
+Urteile der Verfasser. Emins Ansicht ging und geht auch heute noch
+dahin, daß durch die Art und Weise des Auftretens der Stanleyschen
+Expedition die Mißhelligkeiten zwischen ihm und seinen Truppen erst
+verursacht worden seien. Es ist wahrscheinlich, daß der Pascha sich
+hierin täuscht und daß Casatis Urteil der Wahrheit am nächsten kommt.
+Andererseits ist aber nicht zu verkennen, daß die großen Erwartungen,
+welche Emin selbst bei seinen Soldaten von der Stanleyschen
+Entsatz-Expedition erweckt hatte, durch das Erscheinen derselben in
+halb verhungertem und zerlumptem Zustande, sehr herabgemindert wurden,
+ja daß sogar ein begreifliches Mißtrauen bei den Leuten entstand.
+Der Umstand, daß Stanley und seine Begleiter Engländer waren, konnte
+die üble Wirkung auf die Truppe nicht hervorgebracht haben, -- war
+doch Gordon und andere Gouverneure im Sudan durch den Khedive selbst
+eingesetzt worden. Der ganze Aufstand der Eminschen Truppen macht
+den Eindruck einer Militärrevolte, welche durch Intriguen sich
+benachteiligt glaubender Offiziere in Szene gesetzt wurde. Auch der
+Casatische Bericht läßt dies erkennen; in demselben findet man sogar
+an eigentlichen inneren Gründen überall nur persönliche Mißgriffe
+angegeben, welche Emin den Offizieren gegenüber begangen haben soll. In
+der That herrschte unter einem großen Teil der Leute des Pascha eine
+bittere Stimmung gegen ihn.
+
+Von einer ganz besonderen Wichtigkeit für uns Deutsche ist das
+Verhalten Emins Stanley und seinen Anerbietungen gegenüber. Stanley
+und seine Offiziere versuchten zwar nach ihrer Ankunft am Albertsee
+und auch später auf dem ganzen Marsche beim Pascha den Glauben zu
+nähren, als ob die Expedition lediglich aus humanitären Rücksichten
+seinetwegen und für die mit ihm von Egypten abgeschnittenen Beamten und
+Truppen unternommen worden sei. Niemand wird bestreiten, daß viele, ja
+die meisten Mitglieder des englischen Emin Pascha-Entsatz-Komitees von
+rein humanitären Rücksichten geleitet wurden. Aber es gab in diesem
+Comité doch eine Reihe von Namen, deren Träger zu eng mit afrikanischen
+Interessen verknüpft waren, um nicht gewisse praktische Nebenabsichten,
+sei es auf die Person Emins, sei es auf seine Provinz oder auch auf
+beides zusammen, vermuten zu lassen. Es sind dies die Mitglieder der
+englisch ostafrikanischen Gesellschaft, denen ein Mann wie Emin und
+eine Provinz wie die seine notwendig als höchst begehrenswerte Ziele
+erscheinen mußten.
+
+In der That wird diese Absicht einer Gebietserweiterung der
+englisch-ostafrikanischen Gesellschaft durch die dem Pascha von Stanley
+gemachten Anerbietungen bestätigt. Stanley hatte nach seinem eigenen
+Bericht und nach der Erzählung Emins diesem drei Vorschläge zu machen.
+Der erste derselben war, -- dem vom Khedive erhaltenen Auftrage gemäß,
+-- die Provinz aufzugeben, mit dem Teil der Offiziere, Soldaten und
+Beamten und ihren Familien, welche die Rückkehr nach Egypten wünschten,
+unter Führung Stanleys aufzubrechen und diesem nach Egypten zu folgen.
+
+Das zweite Anerbieten machte Stanley im Namen des Königs der Belgier.
+Emin sollte, falls er es vorzöge, in seiner Provinz zu bleiben, seine
+Dienste dem Kongostaat widmen und sein Land als Vorposten dieses
+Staates gegen den Sudan halten. Als Verwaltungskosten wollte der
+Kongostaat hierfür jährlich circa 240000 Mark aufwenden. Dem Pascha,
+welchem die Stellung eines Generalgouverneurs mit dem Range eines
+belgischen Generals angeboten wurde, wurde ein Jahresgehalt von 1500
+Pfd. St. ausgesetzt.
+
+Das dritte Anerbieten, von dem Stanley allerdings behauptete,
+daß er zu demselben nicht direkt ermächtigt sei, sondern daß er
+es nur mache in der Absicht, dem Pascha zu helfen und in der
+zuversichtlichen Erwartung, daß seine Abmachungen vom Comité und der
+englisch-ostafrikanischen Gesellschaft genehmigt würden, zielte auf
+folgendes ab: Wenn die Soldaten sich weigern sollten, nach Egypten
+zurückzukehren, so sollte Emin die zuverlässigsten unter ihnen nach der
+Nordost-Ecke des Viktoria-Nyanza führen und dort eine feste Station für
+die englisch-ostafrikanische Gesellschaft begründen. Stanley würde mit
+seiner Expedition selbst die Station vollenden helfen, die Munition
+und mitgenommenen Vorräte dorthin bringen lassen und erst dann mit
+seiner Hilfsexpedition den Pascha verlassen, wenn dessen Stellung
+eine gesicherte sei. Der Pascha sollte ein gutes Jahresgehalt von der
+Gesellschaft beziehen und als Gouverneur das Netz der Stationen vom
+Viktoriasee nach Mombassa hin vorschieben, während andererseits der
+Vertreter zu Mombassa durch Vordringen von der Küste aus dem Pascha in
+die Hände arbeiten würde.
+
+Die Lage Emins diesen Vorschlägen gegenüber war keine leichte.
+Seine Hoffnungen auf genügende Unterstützung durch die Stanleysche
+Expedition waren zerstört, ein Verbleiben in der Provinz mit den
+vorhandenen Kräften legte nach dem Ferman des Khedive dem Pascha allein
+alle Verantwortung für jetzt und die Zukunft auf die Schultern, die
+Disziplin der Truppen, ohnehin erschüttert, war durch das Erscheinen
+der Stanleyleute in ihrem kläglichen Zustande noch mehr in Frage
+gestellt.
+
+Wenn ein Teil der Truppen geneigt schien, dem Schreiben des Khedive
+Glauben zu schenken und mit Stanley abzuziehen, so standen diesen
+mindestens ebensoviel Stimmen gegenüber, welche von Verrath, Verkauf
+an England u. dergl. mehr sprachen. Immer aber blieb die Verantwortung
+allein dem Pascha überlassen. Es kann nicht Wunder nehmen, wenn unter
+solchen Verhältnissen eine definitive, einheitliche Entscheidung
+unmöglich schien, wenn eine anscheinend unverhältnismäßige Zeit im
+Parlamentieren verstrich. Dem Pascha kann man daher auch nicht ganz
+Unrecht geben, wenn er den Ausbruch der bekannten Militärrebellion
+lediglich auf diesen Zwiespalt der Meinungen innerhalb seiner Truppen
+zurückführt, da er eben eine Macht auf dieselben nicht mehr hatte. Der
+weitere Verlauf ist bekannt.
+
+Ende Januar 1889 kamen Boten von Stanley an mit der Nachricht seiner
+Ankunft am Südwestufer des Albert Nyanza. In den Briefen an den Pascha
+und Jephson machte Stanley insbesondere Jephson heftige Vorwürfe, daß
+dieser weder allein noch mit Emin nach Cavalli gekommen sei, um dort
+von der endgültigen Entscheidung Emins Mitteilung zu machen, wie auch,
+daß jener nicht, wie verabredet, Soldaten und Lebensmittel für den
+Küstenmarsch in Cavalli vereinigt habe. In Anbetracht der Verhältnisse
+wie der inzwischen erfolgten Gefangennahme waren diese Vorwürfe
+natürlich durchaus unbegründet, da dem Pascha jede Aktionsfreiheit
+genommen war und ihm wohl nicht die Möglichkeit offen stand,
+willkürlich seinen Aufenthaltsort von Tunguru nach Cavalli zu verlegen.
+
+Alles, was die Stanleysche Expedition dem Pascha jetzt zuführen konnte,
+waren 30 Kisten Remington-Patronen und ein großer Teil egyptischer,
+durch den Transport schlecht gewordener Uniformen. Die Lage der
+Äquatorialprovinz war natürlich hierdurch um nichts geändert.
+
+Nachdem Stanley Kenntnis von den Vorfällen in der Provinz während
+der Zeit seiner Abwesenheit erhalten hatte, wäre es, so ist häufig
+behauptet worden, seine Pflicht gewesen, Emin Pascha in seiner Provinz
+aufzusuchen und hätte er sich nicht darauf beschränken dürfen, Jephson
+den Befehl zu schicken, ins Lager der Hilfsexpedition zu kommen, und
+dem Pascha anheimzugeben, falls er nach Egypten zurückkehren wolle,
+mit den ihm gleich Gesinnten in spätestens 20 Tagen nach Cavalli zu
+marschieren. Ob Stanley richtig gehandelt hat oder nicht, ist schwer
+zu entscheiden. Es ist sehr wohl möglich, daß wenn er nach den andern
+Stationen der Provinz geeilt wäre, sich durch das Erscheinen seiner
+Expedition bei der Unzuverlässigkeit und der offenen Feindseligkeit
+vieler Offiziere die Lage noch verworrener gestaltet hätte, als sie
+ohnehin schon war.
+
+Ein Teil der Aufständischen in der Provinz, namentlich der Egypter,
+welche die Absicht hatten, in ihre Heimat zurückzukehren, wandte sich
+jetzt an den Pascha mit der Bitte, zwischen ihnen und Stanley zu
+vermitteln. Infolgedessen wurden die zur Rückkehr bereiten Mannschaften
+im Stanleyschen Lager vereinigt.
+
+Der Tag des Abmarsches wurde endlich nach vielem Hin- und
+Herdebattieren endgültig auf den 10. April 1889 festgesetzt und so
+befand sich Emin in dem moralischen Zwange, entweder Stanley unbedingt
+zu folgen mit einem Teil seiner Leute oder aber hier zu bleiben und
+dadurch dem andern Teil gegenüber wortbrüchig zu erscheinen.
+
+Der Pascha empfand diese Zwangslage sehr bitter, und es erschien ihm
+persönlich trotz der Rebellion gegen ihn als eine Untreue gegen die
+Zurückbleibenden, wenn er Stanleys Vorschlag annahm. Er entschied
+sich erst, als das fast einstimmige Urteil der Europäer und seiner um
+ihn versammelten Offiziere ihn über seine Gewissensbisse beruhigte.
+Der Einzige, welcher jetzt gegen den Entschluß des Aufbruchs sich
+aussprach, war Casati. Die Gründe aber, die er selbst in seinem Buch
+angiebt, können nicht als stichhaltige anerkannt werden.
+
+So brach denn nun am 10. April die Expedition auf. Von Seiten des
+Pascha kamen hinzu 182 Männer und 369 Frauen und Kinder, die nach
+Egypten zurückkehrten und insgesamt 397 Lasten mit sich führten. Eine
+größere Anzahl von Trägern war aus der Äquatorialprovinz gestellt. --
+
+Nach dieser notwendigen Abschweifung wenden wir uns wieder nach Mpapua
+zurück.
+
+Es wurde bereits unserer Dyssenteriekranken zu Mpapua Erwähnung gethan.
+Die Ankunft der Stanleyschen Expedition brachte uns Gelegenheit, die
+schwer erkrankten Patienten, besonders den Lieutenant v. Medem und den
+Unteroffizier Kröhnke sachverständiger zu behandeln, als es bis dahin
+hatte geschehen können.
+
+Emin Pascha und +Dr.+ Parke nahmen sich sofort in der
+hilfsbereitesten Weise der Kranken an. Der Pascha, dessen erster Gang
+gleich dem gerade damals in der bedenklichsten Weise kranken von Medem
+galt, traf persönlich alle Anordnungen und belehrte mich und besonders
+den in Mpapua zurückbleibenden Feldwebel Hoffmann über die richtige
+Behandlung der Dyssenterie. Unsere eigene Methode war ebenso, wie die
+der englischen Missionare, eine ganz verkehrte gewesen. Wir hatten
+das Hauptmittel gegen diese Krankheit, Ipecacuana, in großen statt in
+kleinen Dosen angewandt, so daß es nicht als Stopfmittel, sondern als
+Brechmittel wirkte, wie es unter Umständen beim Fieber angewandt wird.
+
+Es ist besonders anzuerkennen, daß Stanley sofort und gern sich
+bereit erklärte, den Weitermarsch seiner Expedition im Interesse der
+gefährlich erkrankten Deutschen der Station so lange aufzuschieben,
+bis eine merkliche Besserung in dem Befinden derselben eingetreten und
+begründete Aussicht auf vollkommene Genesung der Patienten vorhanden
+sei.
+
+Beim Aufbruch der Expedition war Lieutenant von Medem bedeutend
+gestärkt und auf dem Wege der Besserung, Kröhnke konnte bereits
+ausgehen und der Verfasser, der am leichtesten erkrankt war, war
+vollkommen marschfähig.
+
+Allerdings bekam ich unterwegs noch einen Rückfall, von dem mich
+aber ein vom Pascha und den französischen Missionaren empfohlenes
+Radikalmittel, zweimalige Anwendung eines Klystirs von Karbollösung (15
+Tropfen Karbolsäure auf 1/2 l Wasser) schnell und vollkommen wieder
+herstellte.
+
+Leider bekam auch von Medem etwa 14 Tage später, nachdem er bis
+dahin in erfreulicher Besserung gewesen war, einen Rückfall. Die
+angewandten Mittel halfen nichts mehr, und er erlag der Krankheit, im
+Innern Afrikas das erste Opfer unter den Europäern der Wißmannschen
+Schutztruppe. Diese hatte in ihm einen verdienten energischen Offizier
+und das Offizierkorps derselben einen der besten Kameraden zu
+betrauern.
+
+Während der Rasttage der Expedition zu Mpapua standen alle europäischen
+Mitglieder derselben, gleichviel ob Engländer, Italiener, Franzosen
+oder Deutsche, in ungezwungenstem geselligen Verkehr mit der Station.
+Wir boten ihnen Gelegenheit, sich die Station, die Soldaten beim
+Exerzieren, bei ihren Nationaltänzen, bei der Arbeit u. s. w. anzusehen
+und ernteten einstimmiges Lob.
+
+Am 13. November früh fand der Aufbruch von Mpapua zur Küste statt. Da
+es mir oblag, die Expedition durch das deutsche Gebiet nach der Küste
+zu führen, in der Vertretung des Reichskommissars die Interessen der
+Eingeborenen, unserer Schützlinge, im Auge zu haben und gleichzeitig
+der Expedition Stanleys auf jede mögliche Weise Vorschub zu
+leisten, so brach ich mit zehn Sudanesen und drei Trägern für mein
+Gepäck, Zelt, Kochgeschirr u. s. w., an der Tête der ganzen Kolonne,
+selbstverständlich unter deutscher Flagge, auf und behielt folgende
+Marschordnung bis zur Küste bei. Hinter meinen Leuten folgte in der
+Regel Casati, der mich, nachdem er in Mpapua in freundschaftlichen
+Verkehr mit mir getreten war, gebeten hatte, vorn bei meiner Expedition
+marschieren und der deutschen Flagge als der Flagge einer befreundeten
+Nation folgen zu dürfen. Hinter diesem fanden sich dann in der Regel
+einige Weiber aus der Karawane der Eminschen Offiziere und Beamten
+ein, darunter einige wirklich hübsche, ziemlich hellfarbige Gesichter.
+Dann folgte die kleine Karawane der französischen Missionare, hierauf
+Stanley mit Emin und seiner Expedition in der früher bereits erwähnten,
+von ihm gewöhnlich befolgten Marschordnung. Später schlossen sich
+dann mir von Usagara an in jedem Dorfe noch eine Menge Eingeborene
+an, da der Weg damals noch nicht als ganz sicher nach der Küste galt
+und sie die Macht der nach Bagamoyo rückenden Expedition zu ihrem
+eigenen Schutze benutzen wollten. Diese kleinen, von den verschiedenen
+Dörfern Usagaras und Ukamis mitziehenden Karawanen, die sämtlich kleine
+deutsche Karawanenflaggen mit sich führten, verstärkten die Expedition
+im ganzen um über 1200 Mann.
+
+Wie in Mpapua, so gestaltete sich auch auf der Expedition der Verkehr
+mit den Europäern zu einem äußerst angenehmen, besonders auch mit
+Stanley, der gegen den Verfasser stets die größte Liebenswürdigkeit
+zeigte und der auch stets der besten Laune war. Der Verkehr mit ihm
+bot sehr viel Anregendes, da Stanley stets in seiner lebhaften Weise
+vieles aus dem reichen Schatz seiner Erfahrungen über seine Reisen zum
+Besten gab. Über seine Offiziere, die ihn während des letzten Zuges
+zur Befreiung Emins begleitet und mit ihm Afrika durchquert hatten,
+äußerte sich Stanley wiederholt zum Verfasser aus freien Stücken auf
+das anerkennendste. Manche Schwierigkeiten, die während des Marsches
+durch Reibereien der Sansibariten Stanleys mit den Eingeborenen oder
+den Sudanesen entstanden, wurden stets durch die Intervention Stanleys
+und des Verfassers beigelegt und kann auch in dieser Beziehung das
+Entgegenkommen Stanleys nur anerkannt werden. Verfasser sieht sich
+veranlaßt, bei den sonstigen in dieser Beziehung vielfach erhobenen
+Vorwürfen gegen Stanley gerade dieses hervorzuheben.
+
+Dem deutschen Offizier mußte während dieser Expedition die Thatsache
+besonders auffallen, daß jeder der englischen Offiziere auf dem Marsche
+seinen eigenen Haushalt führte. Jeder einzelne ließ für sich allein
+kochen und aß allein, während es bei uns als selbstverständlich gilt,
+daß das Leben und die Mahlzeiten nach Möglichkeit gemeinsam geführt
+werden und der einzelne sich der Allgemeinheit unterordnet. Daß der
+Pascha allein für sich lebte, da seine Mahlzeiten in türkischer Weise
+bereitet wurden und er auch für seine Tochter zu sorgen hatte, daß
+ebenso die französischen Missionare und Casati für sich lebten, war ja
+eher verständlich. Indessen wurde die Geselligkeit dadurch erhöht, daß
+wir uns auf dem Marsche häufig gegenseitig zu den Mahlzeiten einluden
+und jeder das, was er hatte, gern mit den andern teilte. Auch wurden
+teils von Stanley, teils von mir, besonders nachdem wir Proviant
+und Getränke von der Küste erhalten hatten, gemeinsame Mahlzeiten
+arrangiert, bei denen wir, die Vertreter verschiedenartiger Nationen,
+auf das geselligste verkehrten.
+
+Einer der angenehmsten Gesellschafter, desgleichen zweifellos eine
+der hervorragendsten Persönlichkeiten unserer Karawane war der nun
+verstorbene Pater Schynse. Von hohem Wuchs, angenehmem, sanftem und
+gewinnendem Gesichtsausdruck merkte man ihm, sobald er zu sprechen
+anfing, an, daß man es mit einem Manne von unbeugsamer Energie,
+schnellem Entschluß und großer Thatkraft zu thun hatte. Man konnte
+meinen, man hätte einen jener alten Mönche vor sich, welche, ohne im
+Glaubenseifer erstarrt zu sein, die Kulturträger in allen Staaten
+Europas gebildet haben. Solcher Gestalten trifft man viele in
+Ostafrika. Der alte +Père Étienne+ in Bagamoyo, der Bruder Oskar,
+der +Père+ Delpèche, der Pater Bonifacius sind Männer, welche
+niemand vergessen wird, der je zu ihnen in Beziehung trat. Bei allen
+begegnete man gleichmäßig einem tiefen Verständnis für Land und Leute,
+sowie für die politischen Verhältnisse. Alle zeichneten sich durch
+gleiche Offenheit und Ehrlichkeit in Bezug auf die von ihnen erreichten
+oder erstrebten Erfolge aus, wenn das Gespräch darauf kam. Nie fielen
+sie jemandem durch ihre Religionsübungen lästig. Daß der eine oder
+andere, wie besonders der Bischof Monseigneur de Courmont und der
+Pater Schynse durch ihre geistigen Eigenschaften hervorragten, verlieh
+dem Verkehr mit ihnen besonderen Reiz. Dabei waren die meisten dem
+geselligen Leben und körperlichen Uebungen sehr zugethan; einzelne
+unter ihnen zeichneten sich durch besondere Passion für das edle
+Waidwerk aus, wie Schynse und Bruder Oskar, deren Büchse manches Wild
+in Afrika zum Opfer fiel.
+
+Unser erster Marsch führte uns, nachdem wir die östlichen Hügelketten
+von Ugogo passiert hatten und auf der andern Seite in das Thal
+von Tubugue hinabgestiegen waren, zu dem gleichnamigen Dorfe der
+wohlbewässerten Landschaft. Dort angekommen, suchte der Verfasser
+einen Lagerplatz für die gesamte Expedition aus, ebenso Plätze für
+die Zelte Emins, Stanleys, Casatis, der englischen Offiziere, der
+französischen Missionare, für unsere Soldaten, die Kompagnien Stanleys,
+die Träger und die Lasten. Stanley selbst erklärte sich, nachdem
+eine prinzipielle Einigung über die Dauer der täglichen Märsche
+erzielt worden, von vornherein mit allen speziell von mir getroffenen
+Anordnungen einverstanden. Er hatte ursprünglich eine Vorliebe für die
+Mamboia-Route gehabt, hatte aber den Vorstellungen des Verfassers, der
+die zwar etwas längere Straße über Kondoa wegen der hier leichteren
+Ernährung der großen Karawane empfahl, nachgegeben. Der Gabelpunkt
+der beiden Straßen, der Mamboia- und der Kondoa-Route, war bereits am
+ersten Marschtage dicht bei Tubugue passiert. Es erfolgte Tags darauf
+der Weitermarsch nach Dambi.
+
+Das hier bezogene Lager, an einem Waldbächlein unter schattigen Bäumen
+wildromantisch gelegen, gefiel Stanley so gut, daß er den Pater Schynse
+bat, von demselben zur Erinnerung für ihn und die Expeditionsmitglieder
+eine Photographie aufzunehmen. Er bat den Pascha und mich, mit ihm
+in die Mitte zu treten, um uns herum gruppierten sich die übrigen
+Europäer. Leider erwies sich die Platte als zu alt und feucht, um eine
+gute Photographie hervorzurufen. Besser fiel ein später in Msua von
+Schynse gemachter Versuch aus, der den Mitgliedern der Expedition eine
+lebendige Erinnerung an jene interessante Zeit darbot.
+
+In den nächsten Tagen wurden die hohen, dem Mukondogua-Thal
+vorgelagerten Usagara-Berge passiert und dann das Mukondogua-Thal
+erreicht. Von diesem Thale ab begann wieder ein durchaus friedlicher
+Verkehr mit der Bevölkerung des Landes, die sich von nun an stets sehr
+zutraulich erwies und zunächst durch Abgesandte mit dem Verfasser in
+Verbindung trat. Die Jumbes kamen uns meist schon unterwegs entgegen,
+zeigten ihre Schutzbriefe vor, hißten in den Ortschaften die deutsche
+Flagge und fragten nach unseren Anordnungen. Die Verpflegung der
+großen Karawane geschah auf diese Weise ohne Schwierigkeiten und
+die Eingeborenen bezeigten ihren guten Willen noch dadurch, daß
+sie den Europäern überall Erfrischungen, in Gestalt des Pombe, des
+einheimischen Bieres aus Hirse anboten.
+
+Im Mukondogua-Thal, das wir gerade in der schönsten Zeit passierten,
+als die alljährlichen Grasbrände vorüber waren und die Landschaft im
+jungen Grün erblühte, äußerte Stanley seine Befriedigung darüber, daß
+er sich auf seiner ersten Reise in seinem Werk so günstig über die
+Fruchtbarkeit Usagaras ausgesprochen habe. Allerdings nimmt dieselbe
+abseits von den Flußthälern bedeutend ab, und es ist hier in den Bergen
+nicht überall lohnender Boden zum Anbau von wertvollen Produkten zu
+finden.
+
+In Muinisagara wurde ein Rasttag von den französischen Missionaren dazu
+benutzt, einen Besuch in Longa, einer Station der katholischen Mission
+vom heiligen Geist zu machen. Die dortigen Brüder sandten uns in ihrer
+gastfreien Weise Gemüse aus ihrem Garten und einiges von dem wenigen,
+was sie sonst hatten, wie Wein und Brot.
+
+Hinter Kondoa verließen wir den Lauf des Mukondogua und traten in die
+Makata-Ebene ein, wo wir mehrere Flüsse, zunächst den Makatafluß, den
+Wiansibach und den Gerengere passierten. Der Verfasser persönlich hatte
+Gelegenheit auf dem Marsche in diesem wildreichen Thale eine größere
+Anzahl großer und kleiner Antilopen, darunter eine Elenantilope, zur
+Strecke zu bringen. -- Stanley erzählte bei dieser Gelegenheit, daß,
+als Verfasser dicht bei Udewa hinter einander mit seiner Doppelbüchse
+von einem Fleck aus 5 Swala-Antilopen niedergestreckt hatte, ihm
+seine Leute gesagt hätten, wenn von den Deutschen immer so geschossen
+würde, dann würden von Buschiris Rebellen bald nur wenige noch übrig
+sein. In Makata erreichte uns eine große bereits vorher angekündigte
+Proviantkarawane, welche der Reichskommissar mir besonders für Emin
+Pascha, Stanley und die Expedition gesandt hatte, so daß von da an bis
+zur Küste, namentlich da auch Stanley mehrere Tage später von seinem
+englischen Comité noch viel Proviant erhielt, geradezu Üppigkeit und
+Überfluß bei uns herrschten.
+
+Nachdem wir dann noch in Morogro die dortige französische
+Missionsstation zu besuchen Gelegenheit hatten, ging es über die Berge
+von Ukami nach Msua. Dort trafen wir die Expedition des Freiherrn
+von Gravenreuth, der von Wißmann zur Bestrafung der rebellischen
+Ortschaften auf einige Wochen ins Innere geschickt worden war und
+zugleich den Auftrag hatte, wenn er sie treffen sollte, die Stanleysche
+Expedition willkommen zu heißen und Grüße vom Reichskommissar zu
+übermitteln. Das Wiedersehen wurde bei einer gemeinsamen Tafel
+gefeiert, bei welcher uns die vorher von Wißmann geschickten Vorräte
+trefflich zu statten kamen.
+
+Der Gravenreuthschen Karawane hatten sich mit seiner Erlaubnis
+zwei amerikanische Reporter, darunter auch der vom Newyork-Herald,
+Visitelli, angeschlossen, welche seit geraumer Zeit in Sansibar auf
+die Ankunft Stanleys und Emins lauerten und sich gegenseitig das
+Leben sauer machten. Noch an demselben Tage gingen Boten mit langen
+Telegrammen über die Expedition nach der Küste ab, und der Draht trug
+die Nachricht über die ganze zivilisierte Erde.
+
+Während Gravenreuth dann weiter nach Westen zog, folgten natürlich die
+Reporter mir und der Expedition und es wurden ihnen in den nächsten
+Tagen auch immer wieder Boten zur Verfügung gestellt, um ihre Zeitungen
+mit Nachrichten über die Weiterbewegung der Expedition zu versehen.
+Visitelli selbst hatte vom Reichskommissar die Erlaubnis erhalten,
+die amerikanische Flagge zu Ehren Stanleys bei der Begrüßung in der
+Expedition mitzuführen. Im übrigen vermehrte er die Zahl der angenehmen
+Gesellschafter in der Expedition, denn er verband mit einer rührenden
+Anhänglichkeit an anregende Getränke eine vorzügliche Laune.
+
+Am 4. Dezember Vormittags kamen wir am Kingani an, bis wohin uns der
+Reichskommissar persönlich entgegen geritten war. Hier erfuhren wir von
+ihm selbst seine inzwischen erfolgte Beförderung zum Major. Auf den
+von Wißmann mitgebrachten Pferden und Maultieren ritten sodann dieser
+selbst, Emin Pascha, Stanley, Casati und der Verfasser der Expedition
+voraus nach Bagamoyo, während die französischen Missionare nachfolgten
+und Lieutenant Stairs die Stanleysche Expedition am Nachmittage nach
+Bagamoyo hineinführte.
+
+Die Station war für den Empfang der Gäste festlich geschmückt, und
+Salutschüsse aus ihren Geschützen wie den auf der Rhede liegenden
+Kriegsschiffen begrüßten die Reisenden. Der Korvettenkapitän Voß,
+damals der älteste Kommandant der in Ostafrika stationierten
+Kriegsschiffe, kam im Auftrage S. M. des deutschen Kaisers, um Stanley
+und Emin zu beglückwünschen. Auch die Engländer hatten zu dem gleichen
+Zwecke ein Kriegsschiff und eine Deputation vom Generalkonsulat
+entsandt.
+
+In den Räumen des sogenannten Ratuhauses, welches als Messe
+hergerichtet war, wurde das Frühstück serviert, dem besonders von uns
+eifrig zugesprochen wurde. Emin selbst machte seinen Studentenjahren
+alle Ehre; er zeigte sich über den ihm zu Teil gewordenen Empfang und
+das so lange entbehrte Zusammensein mit den Deutschen, die mit Stolz
+auf ihn blickten, sehr erfreut. Die Verehrung und Begeisterung, welche
+ihm von allen Seiten entgegengetragen wurden, seine Zuvorkommenheit und
+sein Bestreben, jedem freundlich Rede zu stehen, läßt es nicht Wunder
+nehmen, daß der Pascha bis zu dem um 6 Uhr beginnenden Diner, das den
+Reisenden zu Ehren vom Reichskommissar gegeben wurde, wacker
+durchhielt.
+
+Der Verlauf dieses Festessens und sein trauriger Abschluß ist ja
+bekannt.
+
+Obwohl dem Sekt reichlich zugesprochen wurde und die Wogen der
+Begeisterung hoch genug gingen, war doch von irgend einem Übermaß
+nichts zu bemerken. Auch bei Emin war, wenn er sich auch natürlich
+durch die genossenen Getränke und die Aufregung des Tages so zu sagen
+in etwas vorgerückter Stimmung befand, von Trunkenheit, wie man wohl
+angenommen hat, keine Rede. Nach Aufhebung der Tafel begab er sich,
+um auszuruhen, in ein neben der Messe gelegenes Zimmer. Als er dieses
+bald darauf wieder verlassen wollte, sah er bei seinem schwachen
+Augenlicht ein Fenster mit sehr niedriger Brüstung für die offene Thür
+an, stolperte über die Brüstung und stürzte hinaus. Nur dem Umstande,
+daß er zunächst auf ein Wellblechdach fiel und dann erst auf die harte
+Erde, wie seiner guten Natur und der überaus sorgsamen Pflege, die ihm
+zu Teil wurde, ist es zuzuschreiben, daß sein Leben erhalten blieb.
+
+Major Wißmann, Stanley mit seinen Offizieren, Casati und ich saßen noch
+an der Tafel zusammen, als ein Neger heraufkam und uns die Mitteilung
+machte, daß ein Europäer unter jenem Fenster blutüberströmt auf der
+Straße in bewußtlosem Zustande gelegen habe, und daß die Eingeborenen
+eben im Begriff seien, ihn nach dem Lazarett zu bringen; er glaube,
+der Verunglückte sei der Pascha. Wißmann, Stanley und ich brachen
+natürlich sofort auf und kamen gerade im Lazarett an, als +Dr.+
+Brehme, der Stationsarzt von Bagamoyo, der eben von einer Revision der
+Wachen zurückgekehrt war, mit Schwester Auguste Herzer und Fräulein
+von Borcke dabei war, den Pascha zu untersuchen. Er gab uns wenig
+Hoffnung. Am nächsten Tage berieten gemeinsam die anwesenden Ärzte über
+die Behandlung des Schwerverletzten; es waren dies außer +Dr.+
+Brehme der Assistenzarzt +Dr.+ Lotsch von S. M. S. »Sperber« und
++Dr.+ Parke von der Stanleyschen Expedition. Die Ansicht der
+deutschen Ärzte ging dahin, daß ein Bruch der Schädelbasis vorliege und
+im großen und ganzen die Aussicht, Emin am Leben zu erhalten, eine
+ziemlich geringe sei, während +Dr.+ Parke die Verletzungen für
+weniger schwer und für nur äußerlich erklärte.
+
+Es erscheint, wie dem Verfasser von Ärzten mitgeteilt wurde, ganz
+unverständlich, wie +Dr.+ Parke sich gegenüber den klar
+hervortretenden Symptomen seine Ansicht hat bilden können. Der
+Blutausfluß aus dem Ohre, die mehrtägige Bewußtlosigkeit, endlich
+Lähmungserscheinungen im Gesicht sprachen mit so großer Deutlichkeit,
+daß die Diagnose des Hospitalarztes +Dr.+ Brehme unumstößlich
+feststand. Es griff die Annahme Platz, daß politische Momente für
+Stanley maßgebend waren, den Transport Emins nach Sansibar auf
+jede Gefahr hin möglich erklären zu lassen. Der gesamte spätere
+Heilungsverlauf bestätigte die deutsche Diagnose, obwohl die Heilung
+selbst mit einer die deutschen Ärzte überraschenden Schnelligkeit
+vor sich ging. Sie ist wesentlich dem Umstande zuzuschreiben, daß
+infolge des Vorschlags der Ärzte auf Anordnung Wißmanns einer der
+kleinen Dampfer des Reichskommissariats täglich von Sansibar nach
+Bagamoyo Eis für den Kranken brachte. Von einer Übersiedelung desselben
+nach Sansibar, die Stanley wünschte und Dr. Parke auf Grund seiner
+optimistischen Ansicht für möglich erklärte, wurde Abstand genommen, da
+sich die deutschen Ärzte entschieden dagegen aussprachen.
+
+Am zweiten Tage nach dem Unfall wurde die Stanleysche Expedition
+nach Sansibar übergeführt, und zwar Stanley mit seinen Leuten auf
+den deutschen Kriegsschiffen »Sperber« und »Schwalbe«, die Leute des
+Pascha auf englischen Schiffen. Casati zog es vor, bei seinem alten
+Freunde und Leidensgenossen in Bagamoyo zu bleiben und siedelte erst
+später nach Sansibar über, als der Zustand Emins keinen Anlaß mehr zu
+Befürchtungen bot.
+
+Emin Pascha, mit welchem ich naturgemäß während des Marsches zur Küste
+in engere Beziehungen getreten war, hatte gewünscht, mich in Bagamoyo
+in seiner Nähe zu behalten und so übertrug mir bis auf weiteres
+der Kommandant die bisher von Gravenreuth verwaltete Stellung des
+Distriktschefs im Küstenbereich von Bagamoyo, welche wegen Gravenreuths
+Abmarsch ins Innere unbesetzt war. Dieselbe umfaßte die Stationen
+Bagamoyo unter Hauptmann Richelmann und Daressalam unter Chef Leue.
+
+Die deutschen Ärzte forderten, daß alle äußeren Einwirkungen nach
+Möglichkeit vom Pascha ferngehalten werden sollten, auch Besucher,
+die vielleicht auf seine Zukunft bestimmend einzuwirken versuchen
+und ihn so erregen könnten. Eine Einigung mit +Dr.+ Parke war
+nicht zu erzielen. Da indes die deutschen Ärzte die Majorität hatten,
+und im Grunde doch +Dr.+ Brehme als Chefarzt des Lazaretts die
+Hauptverantwortung trug, beschloß ich, nach ihrem Dafürhalten zu
+handeln und ordnete an, daß die von +Dr.+ Brehme und +Dr.+
+Lotsch getroffenen Maßregeln aufs strikteste innegehalten würden,
+und der Pascha nur Besuche empfangen dürfe, welche der Chefarzt für
+zuträglich hielt. Als nach einigen Tagen Emin zum Bewußtsein kam und
+sein Zustand eine, wenn auch langsame Wendung zum Besseren nahm,
+erklärte er sich selbst hiermit vollkommen einverstanden. Speziell
+wurde der englische Generalkonsul Sir Evan Smith, welcher mit seiner
+Gemahlin dem Pascha im Lazarett die Aufmerksamkeit eines Besuches
+erweisen wollte, von Wißmann, dem ich über meine Anordnungen nach
+Sansibar berichtete, und der persönlich oft nach Bagamoyo kam, um sich
+des Pascha in jeder Weise anzunehmen, bewogen, von seinem Vorhaben
+Abstand zu nehmen. Erst etwa vierzehn Tage nach dem Unfall wurde
+im Beisein Wißmanns und der Ärzte, sowie in meiner Gegenwart dem
+Generalvertreter der englisch-ostafrikanischen Gesellschaft, Mackenzie,
+wie einigen Offizieren Stanleys und dem Kapitän eines zur Abholung
+Emins und der Sudanesen vom Khedive geschickten egyptischen Dampfers
+gestattet, den Pascha auf einige Minuten zu besuchen, wobei jedoch
+politische Erörterungen, die wohl besonders von Mackenzie beabsichtigt
+waren, unterbleiben mußten.
+
+
+
+
+ 8. Kapitel.
+
+ Buschiri und die Mafiti.
+
+ Gerücht von einem Vorstoß Buschiris nach der Küste. -- Gravenreuth
+ trifft Vorkehrungen dagegen. -- Nachricht, daß Buschiri mit mehreren
+ tausend Mafiti Usaramo verwüstet. -- Die Marine besetzt Bagamoyo und
+ Daressalam. -- Marsch des Expeditionskorps unter Gravenreuth gegen
+ Buschiri. -- Marschbefehle. -- Buschiri angeblich bei Wasinga. --
+ Wasaramo als Hilfstruppen. -- Greuel der Mafiti. -- Wasinga
+ verlassen. -- Abteilung Bülow trifft nicht ein. -- Zusammentreffen
+ mit den Mafiti bei Jombo. -- Gefecht bei Jombo. -- Einnahme der
+ Mafiti-Lager. -- Zersprengung der Mafiti. -- Buschiri entkommt.
+ -- Wegen Munitionsmangel Rückkehr nach Bagamoyo. -- Abteilungen
+ Richelmann und von Bülow noch im Innern. -- Gravenreuth bricht
+ wieder dahin auf. -- Rückkehr der Abteilungen nach Daressalam.
+
+
+Zur Zeit, als sich Wißmann noch in Mpapua befand, drangen Gerüchte
+nach Bagamoyo, daß Buschiri, der im Innern, besonders unter den Mafiti
+und Wahehe, zahlreiche Anhänger gefunden habe, wieder im Vorrücken
+nach der Küste begriffen sei. Er solle die Ansicht hegen, daß nach
+der Entfernung Wißmann's mit dem Expeditionskorps von der Küste diese
+von Truppen entblößt sei und daß sich infolgedessen für ihn günstige
+Gelegenheit zu einem Handstreiche biete. Obwohl dieser Fall ja, wie
+früher erwähnt wurde, von vornherein von Wißmann für durchaus möglich
+gehalten und in Erwägung gezogen war, maß man zunächst den Nachrichten
+wenig Glauben bei; für alle Fälle aber traf der Stellvertreter
+Wißmanns, Chef v. Gravenreuth, die nötigen Vorkehrungen. Durch die
+Anordnungen des Reichskommissars war er in den Stand gesetzt, die von
+vornherein aus den Stationen für etwaige kleinere Expeditionen und
+Angriffe abgeschiedene Spezialreserve noch durch Abkommandierung von
+Truppen aus den nördlichen Stationen zu verstärken und so ein größeres
+Expeditionskorps zu formieren. Diese Vorkehrungen Gravenreuths erwiesen
+sich als durchaus zweckmäßig, denn es wurde bald durch Kundschafter
+und durch die von allen Ecken und Enden nach Bagamoyo herbeiströmenden
+Wasaramo die Nachricht vom Anrücken Buschiri's bestätigt und noch dahin
+erweitert, daß dieser mit mehreren Tausenden Mafiti einen großen Teil
+der Ortschaften Usaramos verwüstet und massenhaft Leute hingemordet,
+auch nicht einmal die unmenschlichen Grausamkeiten und Scheußlichkeiten
+der Mafiti, welche diese zu verüben pflegen, verhindert habe.
+Gravenreuth bat um Unterstützungen, die ihm auch gewährt wurden: die
+Marine besetzte Bagamoyo und Daressalam, was Gravenreuth ermöglichte,
+mit dem gesamten Expeditionskorps zu operieren.
+
+Dieses Expeditionskorps formierte Gravenreuth in drei Abteilungen. Die
+Führung der einen übernahm er selbst, marschierte von Daressalam über
+Pugu und Kola auf Usungula zu, um von dort aus auf Wasinga und Jombo
+vorzudringen, wo Buschiri den Aussagen der flüchtigen Wasaramo nach
+sich verschanzt haben sollte.
+
+Eine zweite Kolonne sollte unter Führung des Herrn von Bülow von Bueni
+halbwegs Madimola marschieren, um zu verhüten, daß die Mafiti nach dem
+Süden hin, speziell nach Daressalam zu ausbrächen.
+
+Die dritte Abteilung unter Hauptmann Richelmann sollte sich nach
+Dunda wenden, dort die Kingani-Ebene beobachten und Patrouillen nach
+Madimola, Usungula und Jombo entsenden, um so die Fühlung mit der
+Abteilung Gravenreuth aufrecht zu erhalten. Beide Abteilungen sollten
+am 18. früh auf Jombo marschieren, welchen Ort dann alle drei Kolonnen
+vereint angreifen sollten.
+
+Die einzige Kolonne, welche Gefechte zu bestehen hatte, war die des
+Herrn von Gravenreuth, deren Verlauf wir jetzt darstellen wollen:
+
+In der Nacht vom 15. zum 16. marschierte die Abteilung von Daressalam
+mit Magnesia-Fackeln ab. Die Abteilung bestand aus ca. 90 Sudanesen,
+Zulus und Suaheli, von Europäern befanden sich bei derselben Lieutenant
+von Perbandt, von Behr, von Frankenberg, Albrecht, Schiffsoffizier
+Wiebel und verschiedene Unteroffiziere. Da in Eilmärschen marschiert
+werden sollte, war für Proviant fast garnicht gesorgt und nur genügende
+Munition mitgenommen.
+
+Die Abteilung legte in zwei Tagen fast 100 Kilometer zurück. Unterwegs
+empfing von Gravenreuth verschiedene Meldungen über die Stellung
+Buschiris, welche alle mit mehr oder weniger Bestimmtheit Wasinga als
+das Hauptlager Buschiris angaben. Gravenreuth forderte die flüchtigen
+und in den verschiedenen Ortschaften ansässigen Wasaramo auf, seine
+Abteilung zu begleiten, verteilte auch einige dazu mitgenommene Gewehre
+und forderte von den Wasaramo, daß sie nach eventuellem Gefecht ihm bei
+der Verfolgung der Mafiti behilflich sein sollten. Im Lager am Kingani
+waren bereits etwa 600 Wasaramo, welche das Gefecht mitmachen wollten.
+Von diesem Lager aus wurden Patrouillen an die Abteilungen Richelmann
+und von Bülow geschickt, welche diesen mitteilen sollten, daß Buschiri
+in Wasinga stände, und dieselben beorderten, dorthin aufzubrechen.
+Diese Patrouillen kamen jedoch nicht an, sondern wurden zum Teil
+versprengt, zum Teil von Mafitis aufgegriffen, so daß die Meldung nicht
+in die Hände der betreffenden Unterführer gelangte.
+
+Gravenreuth brach in der Nacht von genanntem Lager auf, um sich direkt
+nach Wasinga zu begeben. Auf diesem Wege schon traf die Abteilung auf
+Zeichen, daß die Mafiti-Horden denselben Weg vor kurzer Zeit marschiert
+waren: Dörfer waren zerstört, Felder verwüstet, die Kokospalmen
+vernichtet. Massenhaft wurden Leichen von Weibern, Kindern und Männern
+vorgefunden, zum Teil in der gräßlichsten Weise verstümmelt.
+
+So fand die Abteilung an Bäumen aufgehängt Kinder, unter deren Köpfen
+man Feuer angemacht und die so langsam zu Tode geröstet waren, Weiber
+mit abgeschnittenen Brüsten und sonstigen ekelhaften Verstümmelungen;
+Männer hatten zum Teil als Zielscheibe von Messern und Lanzen
+gedient und hingen zerfetzt an Büschen und Bäumen; Kinder lagen mit
+zerschellten Schädeln neben ihren toten Müttern: die ganze Gegend war
+in einen Pest- und Leichengeruch gehüllt. Durch den Anblick dieser
+Scheußlichkeiten wurden sowohl Europäer wie schwarze Soldaten, ja
+sogar die Zulus, deren Kampfesart noch am meisten derjenigen der
+Mafitis ähnelt, so entrüstet, daß sie alle kaum erwarten konnten, den
+Mafitis im Kampfe zu begegnen und die unschuldig hingemordeten Wasaramo
+zu rächen. Auf die begleitenden Wasaramo hatte der Anblick einen
+derartigen Eindruck gemacht, daß nach Verlauf von wenigen Stunden kein
+einziger dieser tapferen Bundesgenossen mehr zur Stelle war.
+
+Des Morgens gegen 10 Uhr wurde Wasinga erreicht, ohne daß eine
+Meldung der Abteilung Bülow oder Richelmann eintraf. Wasinga wurde
+stark befestigt, aber bereits von Buschiri und den Mafitis verlassen
+vorgefunden. Im Schutze des Ortes lagen die Reste eines ungeheueren
+Feldlagers, welches auf eine nach Tausenden von Mafitis zählende Menge
+schließen ließ.
+
+Die Abteilung marschierte nun weiter auf Jombo und hatte beinahe schon
+die Hoffnung, mit Mafitis zusammenzutreffen, aufgegeben, da die Meldung
+zu bestimmt auf Wasinga hindeutete.
+
+Der Tag war ungeheuer heiß, Wasser war auf dem ganzen Wege nicht zu
+finden, und der permanente Leichengeruch wirkte beklemmend auf die
+marschierende Abteilung. Gegen 12 Uhr wurde eine kurze Mittagsrast
+unter 2 Mango-Bäumen, die den Verwüstungsversuchen der Mafiti
+Widerstand geleistet hatten, abgehalten. Hier traf die Abteilung auf
+einen kleineren versprengten Trupp der Kolonne Bülow, welcher angab,
+daß Bülow sich in nächster Nähe befinde. Die Meldung erwies sich
+jedoch als falsch, vielmehr stellte sich heraus, daß der türkische
+Offizier und seine Leute ohne Erlaubnis aus Schlappheit von der Kolonne
+zurückgeblieben waren. Genannter türkische Offizier erhielt den Befehl,
+zur Abteilung Bülow zu marschieren und demselben anzubefehlen, an
+seinem Platze zu halten, bis die Abteilung Gravenreuth herankäme.
+
+Noch war die Patrouille kaum eine halbe Stunde abmarschiert, als in
+nächster Nähe des Rendezvous-Platzes Lärm ertönte und Schüsse fielen.
+Atemlos stürzte ein Mann der Patrouille herbei und meldete, daß eine
+Horde Mafitis dieselbe überrumpelt, zwei Mann getötet und einen mit der
+Lanze verwundet hätte.
+
+Herr v. Gravenreuth befahl sofort an die Gewehre, Lieutenant von
+Perbandt übernahm die Avantgarde, die Herr von Behr bald darauf
+verstärkte. Die Abteilung stieß auch bald auf vagabondierende Mafiti,
+die jedoch nach einigen Salven unter Zurücklassung von 10 Toten das
+Weite suchten. Gravenreuth folgte den weichenden Mafitis, doch war bald
+jede Spur derselben verschwunden, und wurde der Marsch auf Jombo und
+Bagamoyo fortgesetzt.
+
+Gegen 4 Uhr nachmittags traf die Kolonne in einem Palmen-Wäldchen ein,
+in welchem v. Gravenreuth sich entschloß zu lagern, um der mittlerweile
+ganz erschöpften Truppe Ruhe zu gönnen. In der Nähe des Platzes stand
+ein Dorf in Flammen, und wir glaubten, daß die Abteilung Bülow auf den
+Feind gestoßen sei. Lieutenant v. Behr erhielt den Befehl, mit seinem
+Zuge dorthin zu marschieren, die Gegend zu rekognoszieren und Herrn v.
+Bülow mit seiner Abteilung zu Gravenreuth zu beordern. Es wurden Posten
+ausgestellt und Vorbereitungen für das Lager getroffen.
+
+Bald jedoch ertönte aus der Postenkette wie aus der Abteilung von Behr
+lebhaftes Gewehrfeuer. Auch die lagernde Abteilung sah überall im Grase
+auftauchende, mit kriegerischem Kopfputz geschmückte, nackte Gestalten.
+
+Sofort wurden die Gewehre zur Hand genommen und Schiffsoffizier Wiebel
+mit einigen Leuten zur Bagage beordert. v. Gravenreuth ging mit der
+Abteilung v. Perbandt in die Postenkette. Von hier sah man auf einige
+100 Meter Entfernung das befestigte Mafiti-Lager, auf welches v. Behr
+mit seiner Abteilung losging. Dieses Lager wurde, trotzdem fortwährend
+noch außerhalb befindliche Mafiti-Banden anstürmten, genommen. Dabei
+drangen die Mafitis wiederholt bis in die Schützenkette ein und stachen
+mit ihren Speeren Leute aus derselben nieder. v. Behr war schon vorher
+in der Nähe des erwähnten brennenden Dorfes auf eine Horde Mafiti
+gestoßen, hatte sie aber sogleich mit einigen Salven begrüßt und nach
+dem jetzt eroberten Lager vor sich hergetrieben.
+
+Mittlerweile war die Kolonne bei der Bagage unter dem Schiffsoffizier
+Wiebel in eine bedenkliche Lage gekommen. Die Mafiti hatten bereits
+einige von den wenigen Soldaten verwundet und drangen hart auf
+dieselben ein, um sich der Bagage zu bemächtigen. v. Gravenreuth,
+der das fortwährende Feuern von dort hören konnte, schickte daher
+Lieutenant von Perbandt mit einer kleinen Abteilung zurück, um Wiebel
+zu entsetzen und die Bagage heranzuziehen.
+
+Lieutenant von Perbandt, der auf dem Wege dorthin fortwährend von
+Mafitis umzingelt und belästigt wurde, kam noch gerade zur Zeit, um
+Wiebel aus fataler Lage zu befreien und die Bagage glücklich in das
+Mafitilager zu bringen.
+
+Dort sammelte sich die ganze Abteilung Gravenreuth, und gerade wollten
+sich die braven Sudanesen und Zulus mit der näheren Besichtigung und
+Plünderung der Hütten beschäftigen, als schon wieder größere Haufen
+von Mafiti auf das Lager eindrangen. Araber und Belutschen beschossen
+aus weiter Entfernung mit ihren langen Flinten die sich rangierenden
+Soldaten.
+
+Durch eine kleine Schlucht von den Deutschen getrennt, lag noch ein
+zweites kleineres Rebellenlager, welches aber ebenfalls bereits
+verlassen war.
+
+Da für die kleine Gravenreuthsche Abteilung das zuerst genommene
+Lager zu groß zur Verteidigung gegen die nachdrängenden Mafitis war,
+wurde dasselbe in Brand gesteckt und das andere bezogen. Auch hierhin
+drängten die Mafiti nach, wurden aber durch einige Salven verscheucht
+und hielten sich nun in respektvoller Entfernung in kleineren und
+größeren Trupps, die Abteilung Gravenreuth beobachtend.
+
+In dem genommenen Lager waren verschiedene gefangene Wasaramo, Männer
+und Weiber, von Gravenreuth befreit und einiges Rindvieh erbeutet
+worden. Außerdem fanden sich in der Hütte Buschiris Briefe an die
+umwohnenden Häuptlinge vor, worin er dieselben aufforderte, mit ihm
+vereint am folgenden Tage Bagamoyo anzugreifen.
+
+Die Mafiti, die mittlerweile durch die große Menge von Toten und
+Verwundeten, die sie auf dem Platze gelassen hatten, überzeugt worden,
+daß ihre Schilde aus Rinds- und Zebrahaut doch nicht einen Schutz
+gegen die deutschen Geschosse, wie ihnen Buschiri weiß gemacht hatte,
+gewährten, und welche außerdem all ihr zusammengestohlenes Gut in
+Flammen aufgehen sahen, zogen sich nach dem Kingani zurück. Buschiri
+konnte sie nicht zu erneutem Ansturm sammeln.
+
+Mittlerweile hatte sich bei der Abteilung Gravenreuth herausgestellt,
+daß für den Mann nur noch 5 Patronen vorhanden waren und Gravenreuth
+beschloß deshalb, sich näher an Bagamoyo heranzuziehen, da er für
+die Nacht einen neuen Angriff der Mafiti befürchtete. Nach etwa
+einstündigem Marsche, -- die Dunkelheit fing bereits an, einzubrechen,
+-- kam von flüchtigen Wasaramo die Meldung, daß zwischen Bagamoyo und
+der Abteilung sich noch Mafiti-Horden aufhielten. v. Gravenreuth,
+der die Abteilung nicht der Gefahr aussetzen wollte, im Busch von
+den gemeldeten Mafitis bei Dunkelheit überfallen zu werden, bezog
+eine günstige Position, und zwar bivouakierte die ganze Abteilung
+in Schützenlinie, die Europäer auf Posten, die Nacht hindurch jeden
+Augenblick einen Angriff erwartend.
+
+Die Soldaten waren dermaßen erregt, daß in der Nacht auf jedes
+Geräusch, sei es auch durch einen Schakal oder eine Hyäne verursacht,
+Salven abgegeben wurden. Nur unter großer Mühe der Europäer konnte dem
+Geschieße ein Ende gemacht werden.
+
+Die Nacht verlief ohne den erwarteten Angriff. Wie sich später
+herausstellte, waren die Mafiti, nachdem sie sich von ihren ungeheuren
+Verlusten überzeugt hatten, in wilder Flucht und ohne anzuhalten,
+bis nach den Kingani-Furten geströmt und dabei noch zum Teil von der
+Abteilung Richelmann, die in Dunda stehen geblieben war, beschossen
+worden.
+
+Am nächsten Morgen kam die Abteilung Gravenreuth endlich dazu, nach
+24stündigem Fasten an ihres Leibes Notdurft und Nahrung zu denken.
+Die im Lager erbeuteten Ziegen waren in der Nacht, da sie zu großen
+Lärm machten, abgestochen worden und wurden nun von den ausgehungerten
+Soldaten verspeist.
+
+Nach dem Abkochen marschierte Gravenreuth nach Bagamoyo weiter. Es
+zeigte sich, daß thatsächlich die Mafiti schon bis in die Nähe von
+Bagamoyo gestreift hatten, denn auch dort waren Felder und Äcker
+verwüstet und Leichen von Ermordeten, wenn auch nicht mehr in so großer
+Zahl, gefunden worden.
+
+Gegen Mittag kam die Abteilung in Bagamoyo an, wurde von der dort
+befindlichen Marineabteilung, die Bagamoyo besetzt gehalten hatte,
+aufs herzlichste begrüßt und beglückwünscht und von der Bevölkerung
+Bagamoyos und den dahin geflüchteten massenhaften Wasaramo mit
+stürmischem Jubel empfangen. Hier erfuhr v. Gravenreuth erst, daß
+Richelmann, der durch Brieftauben-Post mit Bagamoyo verbunden war, noch
+in Dunda stand, während von v. Bülow keine Nachricht vorhanden war. v.
+Gravenreuth gönnte seiner Abteilung nur bis zum nächsten Morgen Ruhe,
+deren sie sehr bedurfte, erneuerte die Munition und brach noch vor
+Tagesanbruch nach Dunda auf, um womöglich eine wirksame Verfolgung der
+Mafiti aufzunehmen.
+
+In Dunda angekommen, fand er dieses von Richelmann besetzt, auch war
+vor Kurzem die Abteilung Bülow, die nicht halbwegs Madimola, sondern
+ganz dorthin marschiert war, da der Befehl falsch oder undeutlich
+geschrieben war, dortselbst angelangt. Die Patrouille mit den Befehlen
+an Hauptmann Richelmann war, wie schon erwähnt, nicht angekommen,
+sondern aufgefangen und versprengt worden.
+
+In Dunda hatte der allgemein beliebte Schlachtenmaler Weidmann bereits
+Skizzen der dort stattgefundenen Szenen aufgenommen. Weidmann hat,
+nebenbei gesagt, nicht nur als Schlachtenbummler an zahlreichen der
+damaligen Gefechte teilgenommen, sondern sich in jeder Weise durch
+Übernahme der Proviantmeister-Geschäfte und andrer Funktionen nützlich
+zu machen gesucht.
+
+v. Gravenreuth blieb mit der Hälfte seiner Abteilung und mit Richelmann
+in Dunda und ließ von dort aus die Kingani-Ebene absuchen, wobei noch
+verschiedene Mafitis in die Hände der Soldaten fielen. v. Bülow und
+v. Perbandt erhielten den Auftrag, die Mafitis bis nach dem mehrere
+Tagereisen entfernten Pangiri zu verfolgen. Doch wurde Pangiri trotz
+der anstrengendsten Eilmärsche bereits von den Mafiti verbrannt und
+seit kaum einer halben Stunde verlassen vorgefunden, ein Zeichen,
+welche Panik sich derselben nach dem Gefecht von Jombo bemächtigt
+hatte. Von dort marschierten die genannten Abteilungen nach Daressalam,
+ohne noch auf Mafiti zu stoßen, und bemerkten hier, daß die vor den
+Mafiti geflüchteten Wasaramo schon wieder zum Teil in ihre Dörfer
+zurückgekehrt waren.
+
+Durch sein kühnes Vorgehen hatte Gravenreuth Buschiri abermals
+energisch zurückgeschlagen, Usaramo von der Plage der Mafiti befreit
+und der an der Küste eingerissenen Panik mit einem Schlage ein Ende
+gemacht.
+
+Als Wißmann von Mpapua zurückkehrte -- er war auf die Nachricht der
+Mafiti-Gefahr mit +Dr+. Bumiller und einer kleinen Abteilung
+dem unter Zelewski folgenden Gros vorangeeilt -- empfing ihn die
+Siegesnachricht, welche im Verein mit dem, was er selbst im Innern
+erreicht hatte, einen wesentlichen Schritt vorwärts bedeutete und
+freiere Entfaltung aller Kräfte zuließ.
+
+Indes konnte sich Wißmann nicht in jeder Weise mit Gravenreuths
+Vorgehen einverstanden erklären. Er mißbilligte entschieden die Teilung
+des Expeditionskorps in drei Kolonnen, von denen ja nur die eine
+wirklich hatte eingreifen können, während die Richelmannsche nur auf
+kleine und vereinzelte Trupps von Flüchtigen gestoßen war, und die
+dritte nur zur Verfolgung hatte verwandt werden können. Leicht hätte
+diese Schwächung bei der von Gravenreuth nicht geahnten Tapferkeit der
+Mafiti ihm verhängnisvoll werden können. Die Teilung erschien auch
+deswegen nicht angebracht, weil die Nachrichten über die Stellung der
+Gegner keineswegs so genau waren, daß man daraufhin hätte operieren
+können. Ein Vorgehen mit der gesamten Macht auf Jombo, allerdings
+vielleicht auf einem Umwege, um die Möglichkeit eines überraschenden
+Überfalls für sich zu haben, und dann in nächster Nähe des Feindes eine
+Teilung zum Angriff von verschiedenen Seiten her, wie es ja Gravenreuth
+mit seiner eigenen Kolonne gemacht hatte, wäre für das gesamte Korps
+das Richtigste gewesen.
+
+Indes der Erfolg war da, und das Verdienst, die Küste verteidigt und
+die Mafitis aufs eklatanteste geschlagen zu haben, gebührt ohne Zweifel
+Gravenreuth mit seinen Offizieren und Unteroffizieren, wie auch vor
+allen Dingen der Kaltblütigkeit und Bravour unserer Sudanesen. Hätten
+diese bei Jombo versagt, so wäre das Expeditionskorps vernichtet
+gewesen. Als ich auf dem Rückmarsch mit der Stanley-Eminschen Karawane
+in Msua mit dem Freiherrn v. Gravenreuth zusammentraf, erzählte er mir
+von den damals noch frischen Ereignissen, wobei er den Erfolg außer
+der Tapferkeit der Soldaten besonders der Ruhe seiner Offiziere von
+Perbandt und von Behr zuschrieb.
+
+
+
+
+9. Kapitel.
+
+Wißmanns Thätigkeit an der Küste nach der Rückkehr von Mpapua,
+Buschiris Gefangennahme und die Unterwerfung Bana Heris.
+
+ Revisionsreise des Reichskommissars nach allen Stationen. -- Bana
+ Heri im Hinterland von Sadani. -- Der Verkehr wird durch seine Leute
+ behindert. -- Gefährdung der französischen Mission Mandera. --
+ Expedition gegen Bana Heri unter v. Zelewski. -- 600 Wassukuma als
+ Hilfstruppe. -- Selbständiges Vorgehen der Wassukuma nach Mandera.
+ -- 200 irreguläre Wadoë und Wakuara aus unserer Seite. -- Kleineres
+ Expeditionskorps unter Gravenreuth zur See in Sadani; Zelewski auf dem
+ Landwege. -- Hauptboma Bana Heris bei Mlembule bleibt unentdeckt. --
+ Besetzung von Mkwadja. -- Anlage einer Station daselbst. -- Vorstoß
+ des +Dr.+ Schmidt von Pangani nach Magila. -- Einwohnerschaft auf
+ deutscher Seite. -- Buschiri im Innern isoliert. -- Gerücht, Buschiri
+ wolle sich mit Bana Heri und Simbodja verbinden. -- +Dr.+ Schmidt
+ mit kleinem Expeditionskorps in Gewaltmärschen ins Innere, um Buschiri
+ den Weg zu verlegen. -- Einnahme des Dorfes Masiro. -- Buschiri
+ entkommt abermals. -- Die Eingeborenen überall freundlich gesinnt.
+ -- Buschiri vom Jumbe Magaya gefangen. -- Rückmarsch nach der Küste.
+ -- Buschiris Verhör, Verurteilung und Tod. -- Die aufständischen
+ Bagamoyo-Jumbes werden verurteilt. -- Günstige Entwicklung der
+ Verhältnisse auf den Küstenstationen. -- Neue Rüstungen Bana Heris.
+ -- Rekognoszierungstour des Verfassers gegen Bana Heri im Hinterland
+ von Sadani. -- Angriff auf die Boma von Mlembule. -- Rückmarsch nach
+ der Küste. -- Wißmann zieht alle verfügbaren Streitkräfte zusammen zum
+ Angriff auf Bana Heri. -- Mlembule in heftigem Gefecht erobert. --
+ Bana Heri zieht sich nach Palamakaa zurück. -- Einrichtung der Station
+ Sadani unter dem Verfasser. -- Rekognoszierungsexpeditionen unter von
+ Gravenreuth und dem Verfasser. -- Expedition des +Dr.+ Schmidt
+ zu Simbodja. -- Anlage eines Postens am Kilimandscharo. -- Gefechte
+ um Palamakaa. -- Eroberung der Boma. -- Zersprengung der Macht Bana
+ Heris. -- Kleinere Expeditionen um Pangani. -- Uebergabe Bana Heris in
+ Sadani.
+
+
+Die nächstliegende Aufgabe des Reichskommissars nach seiner Rückkehr
+aus dem Innern und nach Erledigung der laufenden Geschäfte war
+eine Revisionsreise an der Küste. Ihr Zweck war eine Besichtigung
+der Stationen, auf denen Wißmann durch den Augenschein sich von den
+inzwischen gemachten Fortschritten überzeugen wollte, um seine weiteren
+Pläne nach dem Zustande der Stationen und der etwaigen Notwendigkeit
+der Besetzung derselben einzurichten.
+
+Das Ergebnis dieser Besichtigung war ein sehr erfreuliches. Überall
+war wie vor der Expedition so auch während derselben wacker an dem
+Ausbau der Stationen weiter gearbeitet worden; die Beziehungen der
+Stationschefs zur Bevölkerung waren im weiteren Umkreise auf einen
+Teil des Hinterlandes ausgedehnt, speziell das Hinterland von Bagamoyo
+und Daressalam war nach Besiegung der Mafitis vollkommen beruhigt.
+Wißmann konnte telegraphisch nach Berlin berichten, daß die große
+Karawanenstraße von Bagamoyo nach den Seen wieder für den Verkehr offen
+stände.
+
+Nur im Hinterlande von Sadani ließen die Verhältnisse noch sehr vieles
+zu wünschen übrig. Hier hatte sich der bereits früher erwähnte Bana
+Heri, der Machthaber von Usegua festgesetzt, jeden Verkehr mit der
+Küste unterbrochen und brandschatzte die aus Unkenntnis den Sadani-Weg
+benutzenden Karawanen. Boten von Mpapua, die auf dem kürzeren Wege
+durch Usegua nach Bagamoyo gingen, Leute der französischen Mission
+wurden von ihm gefangen genommen und ihrer Waren beraubt. Später, nach
+der Einnahme der Hauptstellung Bana Heris fanden wir in seiner Hütte
+verschiedene von ihm abgefangene Briefe von uns und von der Station
+Mpapua vor. Selbst der Dhau-Verkehr vor Sadani und im Wami wurde durch
+Bana Heris Leute unsicher gemacht.
+
+Major Wißmann beschloß daher ein abermaliges Vorgehen gegen Bana Heri
+und setzte den Beginn der Unternehmungen gegen ihn ursprünglich auf
+den 10. November fest; doch veranlaßte die Bitte der französischen
+Mission Wißmann, die Unternehmung schon früher zu beginnen, da die
+Missionsstation Mandera in Usegua von den Scharen Bana Heris aufs
+ernsteste gefährdet wurde.
+
+Der Führer des Expeditions-Korps, Chef v. Zelewski, erhielt Befehl,
+mit dem aus vier Kompagnien formierten Korps direkt auf Mandera
+vorzugehen, sämtliche feindliche und befestigte Dörfer anzugreifen und
+zu zerstören, um dadurch Bana Heri seiner Stützpunkte im Hinterlande zu
+berauben, die Mission zu sichern und den Verkehr wieder zu ermöglichen.
+Dem Expeditionskorps wurde die früher bereits erwähnte Karawane der
+Wassukuma unter ihrem Führer Tscherekesa beigegeben, da dieser mit den
+erwachsenen Wassukuma sich bereitwilligst in gleicher Weise, wie es
+früher während des Aufstandes die Waniamuesi gethan, zur Verfügung der
+Deutschen stellte.
+
+Während der Zeit der Anwesenheit der Karawane in Bagamoyo hatte
+Tscherekesa Gelegenheit gehabt zu sehen, daß gute von ihm geleistete
+Dienste von uns anerkannt wurden, daß es die erste Aufgabe des
+Reichskommissariats in jener Zeit war, Handel und Wandel nicht
+nur an der Küste, sondern besonders im Hinterland an den großen
+Karawanenstraßen wieder zu heben, daß er somit seinen Vorteil auf
+unserer Seite zu suchen habe. Außerdem hatten die Wassukuma zu Bagamoyo
+vielfach Gelegenheit zu Verdienst. Besonders aber hatte die Art und
+Weise mitgewirkt, mit der es der stellvertretende Stationschef zu
+Bagamoyo, Hauptmann Richelmann verstanden, mit der Karawane und den
+Leuten umzugehen.
+
+Das zwischen uns und den Wassukuma hergestellte gute Verhältnis war um
+so bemerkenswerter, als bei Ausbruch des Aufstandes gerade Tscherekesa,
+der Führer jener Karawane, sich bereit erklärt hatte, seine Macht
+auf die Seite der Rebellen zu stellen. -- Daß bei dem Entschluß
+Tscherekesas, unter Zelewski nach Usegua mitzuziehen, auch zum großen
+Teil Rücksichten auf Gewinn, auf gute Beute und Plünderung mitsprachen,
+ist ja natürlich.
+
+Die Wassukuma, welche er stellte, 600 an der Zahl, wurden mit
+Vorderlader-Gewehren und genügender Munition versehen und in einzelne
+Trupps eingeteilt, von denen jeder, um ihn als unseren Freund kenntlich
+zu machen, eine schwarz-weiß-rote Flagge mit sich führte.
+
+Die Wassukuma hatten auf dem Wege nach Mandera zwischen dem
+Expeditionskorps und der Küste zu marschieren und hatten ebenfalls den
+Auftrag, überall wo sie Widerstand fänden, einzuschreiten und die
+Dörfer gründlich zu zerstören.
+
+Auf der andern Seite des Expeditionskorps, also westlich desselben
+marschierte ein ebenfalls aus freiwilligen Irregulären bestehender
+Trupp von 200 Wadoë und Wakuara.
+
+Wir haben bereits früher erwähnt, daß auch diese zuerst auf Seiten der
+Rebellen standen, aber nach den ersten Siegen Wißmanns den Frieden
+von uns erbaten und nun offen auf unserer Seite gegen ihre einstigen
+Verbündeten kämpften. Auch sie erhielten von uns Gewehre und Munition
+und hatten die Aufgabe, die Expedition Zelewski in ihrer linken Flanke
+zu sichern.
+
+Sämtliche Hilfstruppen waren, wie erwähnt, dahin instruiert, daß sie
+angreifen sollten, wo ihnen mit Feindseligkeiten entgegengetreten
+würde; gegen Befestigungen sollten sie selbständig vorgehen, und nur,
+wenn sie sich außer Stande sähen, mit Erfolg eine zu starke Boma
+anzugreifen, sollten sie Meldung an den Chef von Zelewski erstatten,
+damit dieser dann mit dem Expeditionskorps selbst eingreifen könnte.
+
+Außer diesem unter der Führung von Zelewski stehenden Expeditionskorps
+von vier Kompagnien, hatte der Reichskommissar noch ein kleineres
+Expeditionskorps aus der bis dahin am stärksten besetzten Station
+Pangani herausgezogen und unter den Befehl des Chefs von Gravenreuth
+gestellt. Dieses kleine Expeditionskorps wurde am 8. November auf dem
+Dampfer »München« eingeschifft und nach Sadani gebracht, wo auch die
+Kriegsschiffe auf Bitten des Reichskommissars zusammengezogen waren, um
+eventuell für das Eingreifen an der Küste mit zur Verfügung stehen zu
+können.
+
+Die Landung zu Sadani fand noch am Tage der Ankunft, den 8. November
+statt, und zwar nach Verabredung mit dem ältesten Offizier der Marine,
+Kapitän Voß, gemeinsam mit einem Landungscorps der kaiserlichen Marine.
+
+Der der Landung entgegengesetzte Widerstand von Seiten der Rebellen
+war nur sehr gering. Die landenden Truppen erhielten Feuer von einer
+fünf Mann starken Patrouille, die sich indessen sofort auf Ndumi
+zurückzog. Auch das Terrain um Sadani selbst war frei von Rebellen,
+die, von Westen durch das starke Expeditionskorps und die Irregulären
+bedrängt, in nördlicher Richtung davonzogen. Es wurde infolgedessen
+von dem gelandeten Expeditionskorps der Schutztruppe ein Platz für das
+Lager ausgewählt und dies in der bei uns auf Märschen üblichen Weise
+hergestellt. Während der Nacht wurde von einem flüchtig vorbeiziehenden
+Rebellentrupp noch eine Salve ins Lager hineingeschossen, jedoch ohne
+Erfolg.
+
+Tags darauf, den 9. November traf das Expeditionskorps unter Zelewski
+in Sadani ein. Schon vom frühen Morgen an wurde, da sein Eintreffen an
+diesem Tage erwartet wurde, eifrig nach ihm vom Lager bei Sadani aus
+ausgeguckt.
+
+Um 10 Uhr Vormittags erblickte man in dem in weiter Ferne aufsteigenden
+Rauch eines angezündeten Dorfes das erste Zeichen des Herannahens der
+Expedition. Bald darauf bezeichneten weiter aufsteigende Rauchwolken
+den Weg der verschiedenen Teile der Expedition Zelewski, bis um 2 Uhr
+auch Ndumi, das letzte Dorf in der Nähe von Sadani, zwei Stunden von
+diesem entfernt, in Flammen aufging. Es war dies derjenige Ort, in dem
+Wißmann im Jahre 1883 nach seiner ersten Durchquerung Afrikas von Bana
+Heri aufs freundlichste empfangen und bewirtet wurde, derselbe Ort,
+wo auch der Verfasser nach schwerer Verwundung auf seiner im Eingang
+dieses Buches geschilderten Expedition von den Eingeborenen freundlich
+aufgenommen und speziell von Bana Heri und seinem Sohne Abdallah
+gastlich bewirtet wurde. Der planmäßige Widerstand Bana Heris und der
+Fanatismus seiner Leute hatte indes diese rauhe, in solchen Fällen in
+Afrika aber notwendige Art der Kriegsführung, die in der planmäßigen
+Verwüstung des Landes und dem Niederbrennen der Dörfer besteht,
+heraufbeschworen.
+
+Nach seinem Eintreffen berichtete Chef von Zelewski, daß er auf seinem
+Marsche bis nach Mandera, der Südgrenze Useguas, alles friedlich
+gefunden habe. Von da ab habe er fünf zum Teil stark befestigte Dörfer
+unter Verlust von zwei Toten und fünf schwer Verwundeten eingenommen.
+Der Feind habe große Verluste gehabt und flüchte nach Norden.
+
+Die Hilfstruppen hatten ebenfalls Gelegenheit gefunden, an einzelnen
+Plätzen einzugreifen. Sie waren auch, wie sich allerdings erst später
+herausstellte, auf die im folgenden zu erwähnende Boma Bana Heris in
+Mlembule gestoßen, dort aber zurückgeschlagen worden. Da ihnen diese
+Stellung der Rebellen zu stark erschien, als daß sie annahmen, dieselbe
+würde von uns genommen werden, und da sie sofort das Hasenpanier
+ergriffen hatten, glaubten sie am schlauesten zu handeln, wenn sie
+überhaupt über diese Befestigung nichts verlauten ließen. So blieb uns,
+da auch Zelewski selbst nichts von jener Stellung Bana Heris erfuhr,
+dieser überaus feste Stützpunkt und die darin befindliche bedeutende
+Macht vor der Hand gänzlich verborgen. Der letztere Umstand wirkte zur
+Ausführung einer Maßregel mit, welche sich später als Mißgriff erwies.
+
+Die Nachricht, daß Sadani von Bana Heri und seinen Leuten wieder
+besetzt sei, hatte sich als falsch erwiesen; ein kaum nennenswerter
+Widerstand war hier gefunden worden. Das Lager von Mlembule blieb in
+Folge der Dummheit der Irregulären unbekannt. Ein großer Teil des
+Handels mußte naturgemäß jetzt statt nach Sadani nach Mkwadja gehen und
+so beschloß der Reichskommissar, statt Sadani den letzteren Platz zu
+besetzen. Chef Freiherr von Gravenreuth sollte mit der Kompagnie, die
+am 8. in Sadani gelandet war, und den Wassukuma die Küste entlang nach
+Mkwadja marschieren, und Zelewski mit seinem Expeditionskorps, das von
+48 Stunden 32 marschiert und gefochten hatte, am nächsten Tage dorthin
+folgen, während der Kommandant selbst beabsichtigte, nach Erledigung
+der in Sansibar und Bagamoyo seiner harrenden Arbeiten am 13. November
+nach Mkwadja zu kommen. Für die Besetzung dieses Ortes sprach noch der
+Umstand, daß von Mkwadja ein starker Schmuggel nach Sansibar und Pemba
+hin betrieben wurde.
+
+Der Marsch Gravenreuths ging, da die Dörfer an der Küste alle verlassen
+waren, von Sadani aus in friedlichster Weise von statten. Schwierig
+indes war das Passieren der vielen sich zwischen Sadani und Mkwadja
+von der Küste ins Land hineinziehenden Creeks. Die beiden ersten
+derselben konnten durchwatet werden, während ein dritter Creek, der
+sich unmittelbar südlich von Mkwadja befindet, größere Hindernisse
+bot. Eine vorausgesandte Patrouille unter dem Chef Frhrn. von Bülow
+und Premierlieutenant Böhlau versuchte den Creek zu durchschwimmen,
+aber sowohl die beiden genannten Offiziere, wie auch einige Askaris
+wurden durch den starken Strom ins Meer hinausgetrieben und nur der
+großen Schwimmfertigkeit der betreffenden gelang es, das Land wieder zu
+erreichen; ein Askari ertrank. Erst beim Eintritt von Niedrig-Wasser
+konnte der tiefe und breite Creek passiert werden.
+
+Unmittelbar darauf wurde von der Kompagnie unter Gravenreuth der Ort
+Mkwadja, in dem sich einige Araber festgesetzt hatten, welche die
+Spitze der Expedition mit einem anhaltenden Feuer empfingen, genommen
+und die Aufständischen daraus vertrieben. Die Befestigungsarbeiten
+in der Station wurden sogleich in Angriff genommen und durch die
+thatkräftige Unterstützung der Marine unter dem liebenswürdigen,
+stets entgegenkommenden Kapitän Voß sehr gefördert. 60 Mann von der
+Schutztruppe unter dem Kommando des Chefs von Bülow, der sechs Wochen
+später durch Lieutenant von Perbandt ersetzt wurde, blieben als
+Besatzung zurück.
+
+Schon vor dieser Zeit hatte von Pangani aus, wo um die englische
+Missionsstation Magila herum eine große Ansammlung von Rebellen
+stattgefunden hatte, der dortige Stations-Chef +Dr+. Schmidt einen
+siegreichen Vorstoß unternommen. Nachdem er sich durch Kundschafter
+über die örtlichen Verhältnisse genau informiert, hatte er mit 100
+Mann das Rebellenlager, welches nach den Angaben der Eingeborenen 1000
+Mann in sich bergen sollte, durch einen überraschenden Bajonettangriff
+genommen und die Gegner mit einem Verlust von 30 Toten geworfen,
+während diesseits nur Verwundungen zu verzeichnen waren. Dieser Erfolg
+wirkte bestimmend auf die Bewohner des Hinterlandes von Pangani ein,
+die von nun an ihren Vorteil darin sahen, zur Station zu halten. Auch
+Simbodja, der durch die Gefangennahme des +Dr+. Meyer und Baumann
+bekannte, mächtige Häuptling im Hinterlande von Pangani, hatte seine
+Absicht kund gegeben, sich dem Reichskommissar zu unterwerfen.
+
+Buschiri war durch den Erfolg Gravenreuths bei Jombo vollkommen
+isoliert worden. Die Mafiti, welche bis dahin fest an einen Sieg
+Buschiris geglaubt und nun seinetwegen so starke Verluste erlitten
+hatten, außerdem ihren beim Einfall in Usaramo gemachten Raub nicht
+einmal hatten in Sicherheit bringen können, waren seine Feinde geworden
+und er mußte versuchen, sich ihrer Rache zu entziehen.
+
+Buschiri wandte sich zunächst nordwärts und hielt sich in Nguru
+versteckt. Während dieser Zeit gelang es uns nicht, irgend welche
+sicheren Nachrichten über seinen Aufenthalt zu erhalten. Es wurde
+bereits die Befürchtung laut, es könne ihm gelungen sein, unter
+Umgehung von Mpapua nach Tabora durchzukommen, um hier den Widerstand
+der Araber gegen uns zu organisieren. Da plötzlich traf in Pangani die
+Nachricht ein, Buschiri wolle sich mit Bana Heri und dem Häuptling
+Simbodja verbinden und mit diesen die Station Pangani angreifen. Diese
+Nachricht wurde durch den uns freundlich gesinnten Häuptling Mohammed
+Soa dahin berichtigt, daß Buschiri sich in Muenda an der Grenze von
+Nguru mit den noch bei ihm gebliebenen Arabern und 50 Eingeborenen in
+einem Lager verschanzt, und daß er zu Simbodja Boten gesandt habe,
+um diesen zu einem gemeinsamen Vorstoß gegen die Küste zu überreden.
+Der Stationschef von Pangani, dessen Thätigkeit die überaus schnelle
+und günstige Entwickelung der Verhältnisse um Pangani insbesondere
+zuzuschreiben ist, erkannte, daß, wenn Buschiri im Hinterlande einen
+Stützpunkt für seine Pläne fände, die größte Gefahr vorhanden sei, daß
+alles bisher Erreichte mit einem Schlage wieder vernichtet würde.
+
+Um dieser Gefahr vorzubeugen, setzte +Dr+. Schmidt ein
+Expeditionskorps aus der Stationsbesatzung zusammen und brach mit
+diesem am 2. Dezember in Eilmärschen von Pangani auf, um Buschiri
+den Weg nach Masinde zum Häuptling Simbodja zu verlegen. Nach zwei
+Gewaltmärschen kam die Expedition im Dorfe des Häuptlings Masiro an,
+welcher Buschiri mit Lebensmitteln unterstützt und ihm einen Esel
+geschenkt hatte. Das Dorf wurde zerstört und der Weitermarsch nach
+Muenda fortgesetzt. Kurz vor diesem Platz machte Schmidt Halt, erteilte
+dem Lieutenant Ramsay den Befehl mit einem Teil des Expeditionskorps
+das Lager nach Westen hin zu umgehen und von der Westseite aus dann
+gegen dasselbe vorzudringen, während er sich selbst mit dem Gros des
+Expeditionskorps an der Ostseite hielt.
+
+Der Angriff wurde für Mitternacht festgesetzt. Niemand sollte außer
+im äußersten Notfall einen Schuß abgeben, jeder Lärm, jedes Geräusch
+sollte vermieden werden, um die Überrumpelung möglichst vollständig
+zu machen. +Dr.+ Schmidt drang mit den Askaris von der Ostseite
+ein. Diese hatten den Befehl, sofort auf die durch Ortskundige gezeigte
+Hütte Buschiris vorzudringen und diesen hierin festzunehmen. Aber
+ein planloses Schießen der Askaris warnte den Rebellenführer und gab
+ihm abermals Gelegenheit, noch im letzten Momente zu entkommen. Ohne
+die von +Dr.+ Schmidt aufs strengste verbotene Schießerei wäre
+der Coup vollkommen gelungen und Buschiri schon damals in unsere
+Hände gefallen. Von den eindringenden Truppen wurden die Leute im
+Lager, soweit sie nicht im letzten Augenblick noch entflohen waren,
+niedergemacht, und es zeigte sich am nächsten Morgen, daß der Feind 28
+Tote, darunter viele Araber auf dem Platze gelassen hatte. Von unserer
+Seite wurde ein Zulu und zwei Suaheli leicht verwundet.
+
+Tags darauf zog +Dr.+ Schmidt nach Manamgato, einem Orte in
+der Nähe von Muenda, wohin Buschiri geflüchtet und wo er von den
+Eingeborenen erschlagen sein sollte. Bei der Rekognoszierung der
+Leiche stellte es sich indes heraus, daß es nicht Buschiri, sondern
+einer der andern, in seiner Begleitung befindlich gewesenen Araber
+war. +Dr.+ Schmidt ging sodann mit zwei Kompagnieen nach Makororo
+zurück, um von hier aus weitere Nachforschungen anzustellen. Bereits
+vorher hatte Schmidt in der ganzen Umgegend bekannt gemacht, daß es
+verboten sei, Buschiri aufzunehmen, daß derjenige, welcher dies dennoch
+thäte, von ihm als Rebell behandelt würde, wer ihn dagegen festnehme,
+solle reichlich belohnt werden.
+
+Am 7. Dezember traf denn auch die Nachricht von Jumbe Magaya ein,
+daß Buschiri zu Quamkoro an der Grenze von Nguru gefangen genommen
+sei. In zweitägigem Parforcemarsch ging es nun nach Quamkoro. Der
+Jumbe kam der Expedition schon entgegen und führte dann +Dr.+
+Schmidt und die Offiziere der Expedition sofort nach der Hütte, in der
+Buschiri gefangen lag. Bei der Flucht aus der Boma von Muenda hatte
+Buschiri alles verloren und blos sich selbst, nur mit einem Lendentuch
+bekleidet, gerettet. In diesem Zustande fand man ihn in der dunklen
+Hütte vor, Hände und Füße mit schweren Eisenketten gefesselt, den Hals
+in eine Sklavengabel eingezwängt. Die herbeikommenden Askaris, welche
+mehrfach gegen Buschiri gefochten hatten, erkannten ihn sofort, und
++Dr.+ Schmidt unterhielt sich mit Buschiri, der bereitwillig über
+alles Auskunft erteilte und seiner Verwunderung über das plötzliche
+Erscheinen der Deutschen hier an der Grenze von Nguru Ausdruck gab.
+
+Der Marsch nach der Küste wurde am nächsten Morgen angetreten und
+hierbei selbstverständlich Buschiri sowohl auf dem Marsche wie im Lager
+auf das sorgfältigste stets von Europäern bewacht. Für den Marsch wurde
+ihm ein Esel als Reittier gegeben, zu beiden Seiten gingen Soldaten;
+in der Nacht schlief Buschiri im Zelte des Führers der Expedition, in
+welchem sich gleichzeitig die Lagerwache mit einem Europäer befand.
+
+In Pangani wurde +Dr.+ Schmidt mit dem Expeditionskorps
+natürlich auf das freudigste begrüßt und allseitig zu seinem nicht zu
+unterschätzenden Erfolge beglückwünscht.
+
+Dieser Erfolg war dadurch nicht geringer geworden, daß die Eingeborenen
+schließlich Buschiri selbst ausgeliefert hatten; Schmidt hatte es eben
+verstanden, die Bevölkerung so für sich zu gewinnen, daß sie endlich
+gegen den früher so mächtigen Rebellenführer Partei nahm.
+
+Da Schmidt schon während des Marsches durch Eilboten Nachricht nach
+der Küste und von da an den Reichskommissar gesandt hatte, kam Wißmann
+tags nach der Ankunft des Expeditionskorps in Pangani an und begab sich
+sofort in das Gefängnis zu Buschiri. Der Rebellenführer antwortete
+auf die Fragen des Reichskommissars völlig unbefangen und gab alle
+Auskunft über die gegen uns gelieferten Gefechte sowohl wie über die
+Organisation des Aufstandes gegen die ostafrikanische Gesellschaft und
+die Absichten, welche er selbst (Buschiri) hierbei verfolgt hatte. Eine
+längstgehegte Vermutung unsererseits erhielt durch Buschiris Angaben
+Betätigung, nämlich, daß er vom Sultan von Sansibar zum Vorgehen gegen
+die Deutschen ermutigt, ja daß ihm von demselben sogar angeboten
+worden sei, er solle nach gutem Erfolge zum Vezir der Küste gemacht
+werden. Belege für die Wahrheit dieser Aussage konnte Buschiri indes
+nicht beibringen. In Verlegenheit geriet er, als ihm seine großen
+Schandthaten vorgehalten wurden, besonders sein Verhalten gegen den in
+den ersten Kapiteln erwähnten Handwerker Dunia, dem er seiner Zeit die
+beiden Hände abhacken ließ. Trotz allem glaubte Buschiri fest, daß er
+vom Reichskommissar begnadigt werden würde; er hatte sogar gebeten,
+ihn als Offizier in die Schutztruppe einzustellen, und versprochen,
+er würde dann ebenso wacker für uns kämpfen, als er früher gegen uns
+gefochten hätte.
+
+Nach dem langen Verhör im Gefängnis durch den Reichskommissar bat
+Buschiri bei Eintritt der Abenddämmerung, als es Zeit wurde zum
+mohammedanischen Sechsuhrgebete, ihn allein zu lassen, damit er den
+Vorschriften seiner Religion gerecht werden könnte.
+
+Am folgenden Tage wurde ihm sein Todesurteil bekannt gemacht, das
+er, obgleich es ihm unerwartet kam, doch gefaßt entgegennahm. Die
+Hinrichtung war auf den 15. Dezember, nachmittags 4 Uhr angesetzt.
+Dicht bei der Station in Pangani war auf einem freien Platz ein Galgen
+hergerichtet worden; um ihn herum nahmen die Truppen Aufstellung. Nach
+der Ankunft des Kommandanten mit seinem Stabe wurde Buschiri aus dem
+Gefängnis vorgeführt. Die feste Haltung, welche er bis dahin bewahrt
+hatte, verließ ihn hier vollständig. Als das Todesurteil durch den
+Adjutanten +Dr.+ Bumiller verlesen war, und eben der Kopf des
+Verurteilten durch die Schlinge gesteckt werden sollte, verlangte
+Buschiri nochmals den Reichskommissar zu sprechen: er habe noch
+sehr wichtige Enthüllungen zu machen. Diese Enthüllungen bestanden
+nur darin, daß er alle seine Schuld auf seinen treuesten Anhänger,
+den bereits öfter erwähnten Komorenser Jehasi, abwälzen wollte.
+Insbesondere behauptete er, Jehasi sei es gewesen, der mit Makanda
+zusammen die Mafiti geholt und zum Vorgehen gegen die Küste bewogen
+habe. Buschiri glaubte hierdurch sein Leben zu retten, erreichte jedoch
+nur, daß er, nachdem er namentlich bei Beginn des Aufstandes und in
+vielen Kämpfen Zeichen seiner Bravour und seines Organisationstalentes
+gegeben hatte, nun angesichts des Todes als Feigling der Verachtung
+anheimfiel.
+
+Viel gefaßter zeigten sich die meisten anderen zum Tode durch den
+Strang verurteilten gläubigen Mohammedaner. Verfasser selbst hat die
+meisten, nachdem sie den Kopf freiwillig in die Schlinge gesteckt
+hatten, noch die Worte sagen hören: »Ich sterbe als guter
+Mohammedaner!«
+
+Daß gegen Buschiri keine Gnade geübt wurde, war natürlich. Der ganze
+Aufstand hatte sich an seinen Namen geknüpft; solange er lebte,
+lag immer die Gefahr nahe, daß sich auf ihn die Hoffnungen der
+Unzufriedenen richten und in ihm eine Unterstützung finden würden.
+Seine Begnadigung wäre zudem ohne den geringsten Wert für uns gewesen;
+denn eine Macht hatte Buschiri nur nach seinem ersten ephemeren Erfolge
+im Aufstand gehabt; als der Erfolg sich von ihm abwandte, war er ebenso
+einflußlos wie früher. Die großen Araber ließen ihn fallen und nur
+besitzloses Gesindel scharte sich um ihn. Seine Angaben, daß er gute
+Verbindungen zu den Aufständischen von Kilwa und zu Bana Heri hätte,
+und daß er daher dem Reichskommissar von großem Nutzen sein könne,
+waren erlogen. So lag kein Grund für den Reichskommissar vor, dem
+Rebellenführer die wohlverdiente Strafe zu erlassen.
+
+Im Lager Buschiris waren noch die Bagamoyo-Jumbes Bomboma, Malela und
+Pori mit 30 Männern und 200 Weibern und Kindern gefangen genommen
+und auf ihren Wunsch vom Reichskommissar von Pangani nach Bagamoyo
+geschickt worden. Von den Gefangenen wurden nach stattgehabter
+Untersuchung drei, nämlich Bomboma, Malela, weil sie sich bis zuletzt
+erbittert und verstockt gegen uns gezeigt hatten, und endlich derjenige
+Mann unter den Anhängern Buschiris, der, wie jetzt festgestellt wurde,
+im April dem Handwerker Dunia die Hände im Lager Buschiris abgeschlagen
+hatte, zum Tode durch den Strang verurteilt und am Galgen bei der
+Station Bagamoyo aufgeknüpft. --
+
+Inzwischen hatte auch Herr von Gravenreuth auf seiner bereits erwähnten
+Expedition, unterstützt von Leuten, welche ihm der bereits früher
+erwähnte Häuptling Kingo von Morogro gestellt hatte, im Innern auf
+Buschiri gefahndet. Gravenreuth nahm den Aussagen der Kundschafter
+zufolge an, daß Buschiri weiter im Innern von Usegua und Nguru sich
+aufhalte. Einige Dörfer, die zu Buschiri und Bana Heri gehalten hatten,
+wurden bestraft. Im übrigen hatte Gravenreuth die französischen
+Missionsstationen Tununguo, Morogro und Mhonda besucht und überall, sei
+es durch strafendes Einschreiten, sei es durch friedliches Schauri für
+die Stärkung unseres Ansehens im Innern gewirkt.
+
+Auch auf allen andern Küstenstationen entwickelten sich die
+Verhältnisse in durchaus befriedigender Weise. In Tanga war es dem
+Stationschef Krenzler gelungen, durch einen friedlichen Zug bis zur
+englischen Missionsstation Magila die Ruhe vollkommen zu sichern, und
+er hatte den Küstenplatz Tangata besetzt. In Pangani, wo nebenher
+die Stationsarbeiten gut vorgeschritten waren und ihrer Vollendung
+entgegengingen, bewiesen die eben erwähnten Ereignisse und die Stimmung
+der Eingeborenen, welche sich ja schließlich selbst gegen die Rebellen
+wandten, am besten die dort gemachten Fortschritte. Der im Bezirk von
+Daressalam noch unsichere Küstenplatz Kisiju wurde von Chef Leue und
+Lieutenant Johannes genommen und ein berüchtigter Araber gefangen, der
+in Daressalam aufgehängt wurde. An Stelle des in Mpapua verstorbenen
+Lieutenant v. Medem wurde im Januar 1890 der Chef v. Bülow als
+Stationschef nach Mpapua geschickt.
+
+In der zweiten Hälfte des Dezember 1889 drangen Nachrichten über
+weitere Rüstungen Bana Heris im Hinterlande von Sadani und Mkwadja
+zu unsern Ohren. Wißmann, der um diese Zeit des Pascha wegen öfters
+nach Bagamoyo kam, erteilte mir den Auftrag, ein Expeditionskorps aus
+den in Bagamoyo verfügbaren Kräften und einem Teil der in Pangani
+befindlichen Expeditionstruppen zusammenzustellen und mit diesem eine
+Rekognoszierung im Hinterlande von Sadani und Mkwadja zu unternehmen,
+wenn möglich Bana Heri zu schlagen und nach Süden abzudrängen. Es
+standen mir zur Verfügung an Offizieren die Herren Chef v. Bülow,
+Lieutenant Johannes, Lieutenant Fischer und Deckoffizier Illich;
+ferner eine Anzahl deutscher Unteroffiziere und 250 Soldaten. Ein
+Teil wurde unter Bülows Führung von Bagamoyo nach Mkwadja gebracht,
+der andere von mir in Pangani, wohin ich mich am 24. Dezember begab,
+in der Weihnachtsnacht eingeschifft und am Vormittag des 25. Dezember
+ebenfalls in Mkwadja gelandet.
+
+Am Nachmittag desselben Tages trat ich mit meiner vollzählig
+versammelten und mit Patronen, sonst aber nur mit dem
+allernotwendigsten Proviant (Zelte, Feldbetten, Reittiere u. s. w.
+wurden nicht mitgenommen) versehenen Expedition den Vormarsch nach
+Westen an. Die Zusammensetzung war folgende: Suaheli-Askari unter
+Deckoffizier Illich, eine Zulu-Kompagnie unter Chef v. Bülow, dazu
+Lieutenant Fischer, die kombinierte Sudanesen- und Zulu-Kompagnie
+unter Lieutenant Johannes, das Maxim-Gun unter Feldwebel Schulte.
+Während des größten Teils der Nacht wurde marschiert, in der Absicht
+überall möglichst unverhofft zu erscheinen. Diese Absicht wurde jedoch
+vereitelt, denn die Leute Bana Heris hatten durch Kundschafter schon
+von unserer Landung in Mkwadja erfahren und erwarteten uns. Sie warfen
+sich uns immer in kleinen Trupps entgegen, belästigten uns in unsern
+Lagern und Ruheplätzen bei Tage und bei Nacht, wurden aber überall in
+die Flucht gejagt. Immerhin gewannen sie auf diese Weise ganz genaue
+Kenntnis von unsern Bewegungen.
+
+Am 26. Dezember nachmittags wurde Lieutenant Fischer von einem so
+schweren Sonnenstich betroffen, daß er von uns eigentlich schon
+aufgegeben wurde. Nur der aufopfernden Pflege des sehr verdienten
+Lazarettgehülfen Grucza gelang es, ihn durchzubringen, so daß er, wenn
+auch in bewußtlosem Zustande, mit uns einige Tage später an der Küste
+ankam und von dort nach Sansibar überführt werden konnte. Wir machten
+inzwischen mehrere Gefangene und zwangen diese, uns Führerdienste zu
+leisten, wobei sie wiederholt den vergeblichen Versuch machten, uns
+irre zu führen. Das wurde erst anders, als wir ihnen etwas unsanft
+bedeuteten, sie möchten im eigenen Interesse nicht mehr vom rechten
+Wege zur Boma Bana Heris, die wir als Ziel im Auge hatten, abweichen.
+Sie behaupteten indessen alle, eine solche Boma gebe es überhaupt
+nicht, Bana Heris Leute seien alle zerstreut.
+
+Als ich, nachdem ich von der ursprünglich westlichen Richtung nach
+Süden abgebogen war, am späten Nachmittag des 27. Dezember mit der Tête
+der Expedition auf den Höhen nördlich von Mlembule eintraf, erhielten
+wir plötzlich heftiges Feuer, und zwar wie wir aus dem Pfeifen
+der Kugeln hörten, zum größten Teil aus Hinterladern (fast alles
+Snider-Gewehre) von sämtlichen die Höhe umgebenden Waldlisieren. Ich
+ließ die bei mir befindliche Abteilung, die Askari unter Illich, das
+Feuer gegen die Rebellen sofort eröffnen, und das Maxim-Gun, das gleich
+dahinter folgte, durch den Feldwebel Schulte in Thätigkeit setzen. Auch
+die Abteilungen unter Bülow und Johannes entwickelten sich, sobald sie
+herangekommen waren, und es gelang bald, die westlichen und südlichen
+Lisieren zu säubern, wobei die Rebellen sehr erhebliche Verluste
+erlitten.
+
+Schon begann ich zu glauben, die Mitteilung unserer gefangenen Führer,
+die Leute Bana Heris seien im Gelände überall zerstreut und hätten
+ihre Hauptmacht nicht in einer befestigten Stellung versammelt, sei
+richtig, da die Rebellen sich uns in dem allerdings sehr coupierten,
+aber doch nicht befestigten Terrain mit Feuerwaffen entgegenstellten.
+Ich sandte Herrn von Bülow mit 50 Mann zur Verfolgung der in hellen
+Haufen fliehenden Feinde nach Süden, und Lieutenant Johannes nach
+Westen. Ich selbst setzte mit den übrigen Soldaten der Kompagnie von
+Bülow, den Askaris und dem Maxim-Gun das Feuer gegen die im Osten und
+Südosten noch standhaltenden Gegner fort. Als ich endlich auch diese
+in ungeregelter Flucht in der Richtung auf Sadani zu davoneilen sah,
+wollte ich eben die Verfolgung dahin aufnehmen nachdem ich den übrigen
+Abteilungen sowie der hinter uns befindlichen, von den Sudanesen
+gestellten Bedeckung für den bewußtlosen Lieutenant Fischer und dem
+Gepäck unter Führung eines Europäers Sadani als Sammelpunkt angegeben.
+Da eilte plötzlich ein ganzer Haufen Zulus von der Bülowschen
+Kompagnie aus der gegenüberliegenden Lisiere heraus. Außerdem kam
+ein Mann mit einer schriftlichen Meldung von Herrn von Bülow, seine
+Abteilung habe sich plötzlich bei der Verfolgung der Fliehenden vor
+einer starken Buschboma befunden; er habe sofort durch die noch offene
+Thür hineinstürmen wollen, habe aber heftiges Feuer erhalten und dabei
+den Sergeanten Ludwig und vier Zulus verloren. Die andern Zulus seien,
+durch diesen plötzlichen Verlust und das heftige Feuer entmutigt, feige
+geflohen; er allein mit acht Zulus halte noch vor der Boma.
+
+Da Lieutenant Johannes mit seiner Abteilung weiter westlich noch mit
+der Säuberung des Geländes beschäftigt war, waren nur disponibel die
+Askari, 50 Zulus und das Maxim-Gun; mit diesen eilte ich sofort an die
+Stelle, wo die Boma sein sollte, Herrn von Bülow zu Hilfe. Dieser hatte
+inzwischen unter dem heftigsten feindlichen Feuer auf seinen Schultern
+den gefallenen Sergeanten Ludwig bis etwa 50 Schritt von der Boma
+zurückgetragen.
+
+Angesteckt von der Mutlosigkeit und Verzagtheit ihrer Kameraden waren
+auch meine eigenen Zulus durchaus nicht vorzubringen, ja nicht einmal
+zum Ausschwärmen in gerader Linie zu bewegen. Das Feuer des Maxim-Gun
+und unsere Salven schienen ohne jede Wirkung auf die Boma zu sein,
+obgleich wir, Bülow, Illich, Schulte mit dem Geschütz und ich nur etwa
+25 Schritt von den Pallisaden entfernt standen, deren Thür inzwischen
+wieder verbarrikadiert war. Das ununterbrochene Schnellfeuer aus der
+Boma heraus auf uns, die wir ganz ungedeckt auf dem schmalen zur Boma
+führenden Pfade standen, hatte trotz der lächerlich geringen Entfernung
+minimale Wirkung, da die Kugeln alle viel zu hoch gingen. Der Eintritt
+der Dämmerung, bis zu der wir vor der Boma feuernd gestanden hatten,
+-- d. h. wir Offiziere und Unteroffiziere und die Suaheli Askari,
+während die Zulus weiter hinten vorsichtig gedeckt lagen --, sowie
+auch unsere Verluste machten unsern schleunigen Abmarsch in freieres
+Terrain nötig. Glücklicherweise traf bald die Abteilung Johannes ein;
+dieselbe erhielt, da sie am meisten intakt und ohne Verluste war, auch
+zur Hälfte aus den aufs Beste bewährten Sudanesen bestand, den Befehl,
+den Rückzug zu decken. Die Arrieregarde aus den Sudanesen schlug die
+Rebellen, welche das Gelände geschickt benutzend auf uns noch feuerten,
+zurück, und war so trotz der unter den Zulus, dem Hauptkontingent
+meiner Truppe, eingerissenen Panik ein durchaus geordneter Rückzug
+ermöglicht. Weiter östlich in freierem Terrain blieben wir dann
+vollkommen unbehelligt und setzten unsern Marsch über Sadani nach
+Mkwadja fort, das wir am Nachmittage erreichten. Hier erfüllten
+wir die traurige Pflicht, dem braven Sergeanten Ludwig die letzten
+militärischen Ehren zu erweisen. Außer ihm waren auf unserer Seite noch
+neun Mann gefallen, ebensoviel waren außerdem verwundet. Die Verluste
+der Rebellen betrugen nach ihrer eigenen späteren Angabe ungefähr 50
+Tote und eine Masse Verwundeter.
+
+War das Gefecht auch ein unglückliches gewesen, so war doch ein
+Zweck meiner Expedition erreicht, nämlich die Stellung Bana Heris zu
+rekognoszieren, welche bisher noch von keiner unserer Expeditionen
+berührt worden war. Bald fand sich eine Fahrgelegenheit nach Sansibar,
+mit der ich Lieutenant Johannes absandte, um Major Wißmann Bericht
+zu erstatten und den Lieutenant Fischer ins Lazarett überzuführen.
+In seinem Bericht an den Reichskanzler über dieses erste Gefecht bei
+Mlembule sagt der Reichskommissar unter anderm:
+
+»Wenn dieses Gefecht als für uns ungünstig verlaufen hingestellt
+werden muß, so kann man der Truppe, die einen Kranken und einen toten
+Weißen und neun verwundete Soldaten aus dem Gefecht trug und sich bei
+Dunkelheit geordnet zunächst zur Küste hinab und am nächsten Tage nach
+Mkwadja zurückzog, in Berücksichtigung ihres erst kurzen Bestehens
+Anerkennung nicht versagen. Sobald ich Meldung über oben berichtetes
+Gefecht erhielt, traf ich Maßregeln zum nachhaltigen Angriff auf Bana
+Heri.«
+
+Wißmann zog alsbald alle disponibeln Truppen vor Sadani zusammen und
+es kam zu uns S. M. S. »Sperber«, um uns mit den intakten Truppen von
+Mkwadja an Bord zu nehmen und auf die Rhede nach Sadani zu bringen.
+Die Truppen wurden gelandet, ohne daß die Rebellen uns zu hindern oder
+auch nur zu stören versucht hätten. Wißmann suchte sogleich einen
+Platz für die sich als notwendig erweisende Station aus, und wir
+befestigten daselbst zunächst das von den gesamten Truppen bezogene
+Lager in provisorischer Weise. Im Ganzen hatten wir 500 Soldaten
+zur Verfügung, 40 Europäer und fünf Geschütze (ein Maxim-Gun, zwei
+4,7 +cm+ und zwei 6 +cm+ Geschütze). Die Leute wurden in
+zwei Bataillone eingeteilt, das eine bestehend aus einer Sudanesen-
+und drei Zulu-Kompagnien unter Chef von Zelewski, das andere unter
+meinem Kommando, zusammengesetzt aus zwei Sudanesen-Kompagnien und den
+vereinigten Suaheli-Askari. Die Tage bis zum 3. Januar 1890 wurden dazu
+benutzt, die Truppen ordentlich einzuexerzieren und in die Hand ihrer
+zum Teil neuen Führer zu arbeiten. Besondere Mühe wurde natürlich nach
+den Erfahrungen bei Mlembule auf die Zulus verwendet.
+
+Eine von mir mit Lieutenant Johannes und 80 Mann unternommene
+Rekognoszierung konstatierte, daß die Rebellen uns in der bewußten
+Buschboma erwarteten. Der 4. Januar war vom Reichskommissar zum Angriff
+bestimmt worden. Die Marschordnung war folgende: 1) 2. Bataillon unter
+meinem Kommando, 2) Artillerie unter Chef Krenzler, 3) 1. Bataillon
+unter von Zelewski.
+
+Um 4 Uhr morgens brachen wir von Sadani auf, und kurz nach 6 Uhr trafen
+wir in Mlembule ein. Mit einem Bajonettangriff nahm ich zunächst eine
+unterhalb der Bana Heri'schen Buschboma gelegene ehemalige Befestigung
+ein, deren Palissaden die Aufständischen niedergerissen hatten, damit
+wir bei unserm Angriff hier nicht einen Stützpunkt und Deckung fänden.
+Um diese trefflich gelegene Position, von der aus einzelne Teile
+der Boma bequem zu sehen waren, entwickelte Wißmann seine Truppen.
+Unmittelbar bei jener Befestigung marschierte ich mit meinem Bataillon
+auf, rechts davon die Artillerie und Zelewski. Wir erhielten heftiges
+Feuer, wieder meist aus Hinterladergewehren, aus der etwa 400 +m+
+entfernten Boma und hatten auch gleich einige Verwundete. Es folgte
+ein 3-1/2stündiges Feuergefecht, teils Zugsalven, teils Einzelfeuer
+der Europäer; letzteres besonders, wenn es darauf ankam, bei der Boma
+auftauchende feindliche Trupps wirksam zu beschießen; endlich Feuer der
+Artillerie, die sich zunächst mit Granaten einschoß und dann Shrapnels
+aus den 6 +cm+ Geschützen aufsetzte, welche gute Sprengpunkte
+erzielten. Nichtsdestoweniger hielten die Aufständischen in der Boma
+aus; allerdings wurde nach 2-1/2 Stunden ihr Feuer etwas schwächer. Es
+war wie wir später erfuhren, auf den Abzug einer Waniamuesikarawane
+zurückzuführen, welche Bana Heri auf dem Sadani-Wege abgefangen und
+zu seiner Unterstützung mit Gewalt gezwungen hatte. Ein Teil der
+feindlichen Wasegua umging, gedeckt durch das Dickicht, welches
+unsern linken Flügel und die Boma deckte, unsere Stellung, so daß wir
+plötzlich von hinten Feuer erhielten. Wir brachten dieses aber mit
+einigen Salven sofort zum Schweigen. Das Feuer aus der Boma war immer
+noch heftig genug. In einzelnen Pausen hörten wir, wie es auch damals
+bei meinem ersten Angriff der Fall gewesen war, einen Vorbeter in der
+Boma zu Allah rufen, und die Menge von Zeit zu Zeit einfallen mit dem
+bekannten +Allah Allah ill Allah+.
+
+Noch nie war uns während des Aufstandes ein solcher Fanatismus
+entgegengetreten. Bana Heri hatte es wohl verstanden, ihn zu schüren,
+und die Leute so zum Kampfeseifer gegen uns anzuspornen. Nach
+3-1/2stündigem Feuer, als uns die Munition bereits knapp zu werden
+anfing, wurde die Sudanesen-Kompagnie des Zelewskischen Bataillons
+unter Führung des Lieutenants End nach links detachiert, um einen
+Weg, der nach der Boma führte, und den besten Angriffspunkt zu
+rekognoszieren. Der Süden und Südosten schien am wenigsten befestigt
+zu sein, während der Westen, wo wir das erste Mal angriffen, die
+stärkste Seite der Boma bildete. Als von der ersten Kompagnie die
+Meldung geschickt wurde, daß von der linken Flanke ein Weg nach der
+Boma führe, sandte mich der Major dahin, um nach Hinzutritt der
+Kompagnie End zu meinem Bataillon mit diesem den Sturm zu unternehmen.
+Bis zu meinem Eintreffen an der Boma, das ich möglichst gedeckt
+bewerkstelligen sollte, wollte er das gesamte Feuer der Artillerie und
+des Zelewskischen Bataillons gegen die Gegner richten, um sie noch
+im letzten Augenblick, soviel als möglich, zu erschüttern, und uns so
+den Sturm zu erleichtern. In dem Moment, wo ich an die Boma so nahe
+herangekommen wäre, daß ich mit dem Bajonett vorzugehen beabsichtigte,
+sollte ich durch dreimaliges Schwenken der vorangetragenen Fahne
+ihm ein Zeichen geben, daß das Feuer einzustellen sei. Wenn der
+Sturm gelungen sei, sollte ich die deutsche Flagge an den Palissaden
+aufpflanzen.
+
+Alles geschah wie verabredet. Wir gingen gedeckt im Grunde vor, bis
+wir 30 Schritt vor der Boma auftauchten und das Signal mit der Flagge
+gaben. Aus der Boma wurden wir mit einem anhaltenden Schnellfeuer
+empfangen, das mehrere Verwundungen herbeiführte, und zwar, da die
+Gegner diesmal zu tief schossen, nur Beinverwundungen. Ein Sudanese z.
+B. hatte vier Schüsse durch seine Beine. Nachdem wir noch eine Salve
+in die Boma geschossen hatten, ging es mit Hurrah vorwärts, worauf wir
+zunächst ebenfalls ein höhnisches Hurrah aus der Boma zurück erhielten.
+Es gelang jedoch, an verschiedenen Stellen Bresche zu reißen und in die
+Boma einzudringen, voran die zu meinem Stabe als Ordonnanz-Offiziere
+gehörenden Herren (Jahnke und v. Eltz) mit mir und die Europäer der
+unter uns rühmlichst bekannten Kompagnie End, gleich darauf Illich mit
+den Askari und die anderen Kompagnien.
+
+Es war die härteste Arbeit, die bisher jemals bei der Einnahme einer
+feindlichen Stellung von den Truppen geleistet war. Bei unserem
+Eindringen flohen aber die letzten Gegner aus der Boma ins Dickicht der
+Umgebung. Die Freude über das Gelingen war unter den Soldaten so groß,
+daß sie, des Unterschiedes zwischen Offizier und Soldaten vergessend,
+alle zu uns, ihren Vorgesetzten, kamen und uns die Hände schüttelten,
+um sich gewissermaßen bei uns zu bedanken, während wir doch schließlich
+das, was wir geleistet, lediglich der Bravour unserer schwarzen
+Truppen, speziell der Sudanesen, zu verdanken hatten. In der Boma
+fanden wir eine große Anzahl Sprengstücke und Shrapnelkugeln, welche
+bewiesen, wie wirksam das Feuer unserer Artillerie gewesen war, und wie
+gut sich Chef Krenzler mit seinen Geschützen eingeschossen hatte.
+
+Der Feind hatte sehr große Verluste gehabt, sodaß es zum ersten
+Male ihm nicht gelungen war, alle seine Toten mitfortzunehmen. Die
+intakteren Zulukompagnien wurden zur Verfolgung ausgesandt, die
+übrigens bei dem ungemein schwierigen Terrain von nur geringem Erfolge
+war, während wir an die Plünderung und Zerstörung der Boma gingen. Bei
+dem Gefecht hatten wir unsererseits 11 Verwundete, unter ihnen ein
+Europäer, der leicht verwundete +Dr.+ Stuhlmann. Der Sergeant
+Tanner hatte das Unglück, daß ihm beim Laden eines Geschützes eine
+Granate den Arm zerriß. Tags darauf erlag er seinen Verletzungen.
+
+Über die Boma sagt der Bericht des Reichskommissars folgendes:
+
+»Die Boma war die stärkste, die ich je gesehen. Hinter 4 +m+ hohen
+starken Palissaden waren mannshohe Erddeckungen aufgeworfen, die auch
+unseren Granaten widerstanden hatten. An den Ecken waren reguläre
+Bastionen erbaut, vor den Palissaden war ein freies Schußfeld von ca.
+20 +m+, an das sich ringsherum die dichte, fast undurchdringliche
+Urwalddschungel schloß. Das Lager war bedeckt mit abgeschossenen
+Patronenhülsen, die bewiesen, daß der Feind hauptsächlich mit
+Hinterladern bewaffnet gewesen war. Der Feind hatte mit großer Bravour
+ausgehalten, jeder Baum in der Boma hatte eine große Anzahl von
+Schüssen aufzuweisen; die Shrapnels und Granatsplitter lagen überall im
+Lager umher. Leichen, die man nicht mehr hatte in den Wald schleppen
+können, zeigten Massen von Wunden.«
+
+Und weiter:
+
+»Der Kampf von Mlembule ist der erbittertste, den ich während der Zeit
+meines Wirkens hier geführt habe. Es erklärt sich dies aus folgenden
+Gründen. Bei der ersten kriegerischen Expedition, die ich durch
+Süd-Usegua gehen ließ, war die beschriebene Befestigung Mlembule nicht
+gefunden worden. Bana Heri hatte dagegen wahrscheinlich geglaubt, daß
+sie uns zu stark gewesen sei, um sie anzugreifen. Der Glaube an die
+Uneinnehmbarkeit hatte sich gesteigert durch den bereits gemeldeten
+abgeschlagenen Angriff meiner Truppen am 27. Dezember. Vor acht Jahren
+hatte Bana Heri die Truppen des Sultans Said Bargasch geschlagen.
+Bana Heri ist niemals besiegt worden. Er erkannte die Oberhoheit des
+Sultans von Sansibar an, soweit es ihm paßte, und erhielt jährlich
+Geschenke vom Sultan. Er hat sich nie Wali, sondern stets Sultan von
+Usegua genannt, und hatte, was besonders merkwürdig ist, während
+der Zeit des Aufstandes begonnen, eine Art religiöses Band um seine
+Anhänger zu schlingen. Aus diesen Gründen hat auch wohl Bana Heri meine
+mehrmals wiederholte Aufforderung, mit mir in Friedensverhandlungen zu
+treten, zurückgewiesen. Daß er Sadani nicht halten konnte, begründete
+er durch das große Übergewicht unserer Kriegsschiffe, wie überhaupt
+an der ganzen Küste die Ansicht herrschte, daß wir wohl unter den
+Geschützen der Marine oder mit weißen Soldaten ihnen überlegen seien,
+aber nicht im Lande, bis ich durch die Reise nach Mpapua und mehrere
+Gefechte im Innern ihnen diese Hoffnung nahm. Jetzt ist der Glaube
+an die Unbesiegbarkeit Bana Heris gründlich zerstört. Man hielt
+überall Mlembule für uneinnehmbar und kannte die große und besonders
+wohl bewaffnete Macht Bana Heris. Ein Zeichen dafür, wie ergeben die
+Südusegua ihrem Fürsten waren oder wie sehr sie ihn bisher fürchteten,
+ist der Umstand, daß es solange Zeit gelang, uns über den Verbleib
+und die Maßnahmen Bana Heris zu täuschen. Wir erfuhren stets, er
+treibe sich flüchtig im Lande umher, während er mit großem Fleiß und
+Geschick seine Befestigungen verstärkte. Außer der Besetzung von Sadani
+lasse ich die Schlupfwinkel für Dhaus an der Küste durch stationierte
+Fahrzeuge beobachten. Die Munition wird Bana Heri ziemlich ausgegangen
+sein.«
+
+In den ersten Tagen nach der Erstürmung der Boma zu Mlembule ließ
+Wißmann den größten Teil des Expeditionskorps noch in Sadani
+versammelt, um, wie er es überall bei der Anlage von Stationen gethan,
+ihn zu den Befestigungsarbeiten heranzuziehen. Das war hier um so
+notwendiger, als der seit einiger Zeit gänzlich eingeäscherte Ort und
+die Umgegend im Umkreise von mehreren Meilen vollkommen von Menschen
+verlassen war, und der Platz nur von den Europäern und Truppen der
+Station wie einigen wenigen farbigen Handwerkern, die wir von andern
+Plätzen her engagiert hatten, bewohnt wurde. Ich erhielt den Befehl
+über die Station Sadani und wurde zugleich Chef des neu begründeten
+Distrikts der Stationsbereiche von Sadani und Mkwadja. Derselbe wurde
+im Süden durch den Wami begrenzt, wo der Distrikt Bagamoyo begann. Da
+Sadani nur als kleine Station geplant war, wurde die Umfassung ziemlich
+klein erbaut, und der Raum innerhalb derselben nach Möglichkeit für
+die Unterbringung der Europäer und der nötigen Gebäude ausgenutzt. In
+zwei Monaten gelang es mir, die Bauten im großen und ganzen fertig zu
+stellen.
+
+Während Wißmanns Abwesenheit von Bagamoyo hatte der Kommandant des
+»Sperber«, Kapitän Voß, -- der überhaupt in der ganzen Zeit seiner
+Anwesenheit den Reichskommissar und uns alle aufs liebenswürdigste
+unterstützt und das regste Interesse für unsere Kolonien bewiesen
+hat -- selbst mit seinem Landungscorps die Station besetzt gehalten
+und es so Wißmann ermöglicht, mit allen seinen Truppen bei Mlembule
+einzugreifen. Vor Mkwadja, der Station des Herrn von Perbandt, die
+unter Umständen ebenfalls einem Angriff Bana Heris ausgesetzt sein
+konnte, lag die »Schwalbe«, unter dem ebenfalls in den ostafrikanischen
+Küstenkämpfen vielgenannten und verdienten Korvettenkapitän Hirschberg.
+Sperber und Schwalbe wechselten sich bei der vom Reichskommissar
+erbetenen Blockierung der Küste in der nächsten Zeit ab, und sind
+uns auch sonst vielfach von Nutzen gewesen. So hatten wir zum
+Beispiel Gelegenheit kameradschaftlichen Verkehr zu pflegen, und in
+Krankheitsfällen ward uns von Bord aus öfters ärztliche Hilfe zu Teil,
+da wir in unserm Distrikt Sadani keinen Arzt hatten. --
+
+Um über die weiteren Bewegungen Bana Heris zur Klarheit zu
+gelangen, und den Sieg bei Mlembule auszunutzen, wurde Herr von
+Gravenreuth mit 120 Mann und einer Verstärkung durch irreguläre
+Truppen zur Rekognoszierung von Bagamoyo aus abgeschickt. Von meiner
+Stationsbesatzung hatte ich ihm 50 Mann abgegeben, sodaß mir nur noch
+80 Mann übrig blieben. Ich erhielt den Auftrag, soweit ich vermochte,
+die Verbindung mit Herrn v. Gravenreuth aufrecht zu erhalten, und
+ihn von Sadani aus, wenn er es wünschte, zu unterstützen. Durch
+Patrouillen hatte ich festgestellt, daß Bana Heri in einem 5 Stunden
+von Sadani entfernten Dorfe, namens Palamakaa, seine Leute gesammelt
+hatte. Gravenreuth marschierte zunächst nach der Missionsstation
+Mandera und teilte mir von hier aus durch Boten seine Absicht mit,
+am 29. Januar die Rebellen in Palamakaa anzugreifen. Ich machte mich
+daher schleunigst mit 30 Mann und 3 Europäern, dem Lieutenant v.
+Arnim, Herrn von Nettelblatt, der als freiwilliger Krankenpfleger auf
+meiner Station war, und dem Feldwebel Kay, dorthin auf den Weg, um zu
+rekognoszieren. Als Führer dienten wieder unterwegs aufgegriffene
+Eingeborene. Ich kam, wie beabsichtigt, am 29. früh dort an, dem Tage,
+an dem Gravenreuth, seinem Schreiben gemäß, ursprünglich angreifen
+wollte. Da ich jedoch nirgends etwas von ihm gewahrte, blieb mir
+nichts übrig, als nach einigem Aufenthalte nach Sadani zurückzukehren.
+Hier fand ich die Schwalbe vor, und war so in der Lage, ohne zu
+große Sorge um die Sicherheit meiner Station, im ganzen 40 Mann aus
+der Besatzung herauszuziehen, mit denen ich mich alsbald wieder auf
+den Weg machte, in der Annahme, daß Gravenreuth sich vielleicht
+durch unvorhergesehene Hindernisse verspätet habe und doch noch nach
+Palamakaa kommen werde. Als ich auf einem andern Wege auf der Höhe
+von Palamakaa anlangte, wurden wir aus den Büschen heraus von einem
+größeren auf uns einstürmenden Trupp angegriffen, schlugen denselben
+jedoch durch gutgezielte Salven zurück. Von Herrn von Gravenreuth war
+wieder nichts zu sehen und zu hören. In Sadani empfing ich von ihm
+einen Brief aus Mandera, vom 28. vormittags, er habe von Mandera aus
+auf dem Wege nach Palamakaa einige kleinere zu Bana Heri haltende
+Ortschaften genommen, sei bereits am 28., nicht wie er ursprünglich
+wollte, am 29. auf den Höhen von Palamakaa angekommen, und dort heftig
+von den Rebellen, die er auf 1200-1400 Mann schätze, angegriffen
+worden. Dabei sei Sergeant Bauer schwer verwundet worden. Durch die
+Stärke der gegnerischen Stellung, besonders aber durch die numerische
+Überlegenheit der Feinde, sowie den Umstand, daß die Zulus abermals
+versagten, sei er zum Rückzuge auf Mandera genötigt worden, der ihm,
+als sein erstes Zurückweichen, freilich bitter genug angekommen sei. Er
+müsse unter diesen Umständen auch ein gemeinsames Vorgehen gegen Bana
+Heri für zwecklos erachten, und wolle nach Bagamoyo eilen, um von dort
+aus Wißmann zu berichten. Es müsse wieder mit allen verfügbaren Truppen
+eingegriffen werden. Lieutenant Langheld war von Herrn von Gravenreuth
+zu Mandera in der Missionsstation zum Schutze derselben mit einer
+kleinen Besatzung zurückgelassen worden.
+
+Einige Zeit vorher hatte der Reichskommissar das Expeditionskorps unter
+dem Kommando des Chefs +Dr.+ Schmidt von Pangani aus zu Simbodja
+abmarschieren lassen, der ja, wie früher erwähnt, eine friedliche
+Einigung mit uns wünschte. In Begleitung von +Dr.+ Schmidt befand
+sich der Kilimandscharo-Reisende Ehlers, welcher mit Geschenken Sr.
+Majestät des Kaisers zum Sultan Mandara wollte und Herr von Eltz,
+welcher im Auftrage Wißmanns den kleinen Posten am Kilimandscharo
+befehligen sollte.
+
++Dr.+ Schmidt hatte zunächst in Lewa, der bekannten Tabaksplantage,
+eine Besatzung von 10 Mann unter Lieutenant von Behr zurückgelassen
+zum Schutze der Angestellten der Plantagengesellschaft, welche ihre
+Arbeiten wieder aufnehmen wollte. Von hier aus zog Schmidt weiter nach
+Masinde, dem Hauptsitze Simbodjas, wo er am 6. Februar eintraf.
+
+Die Verhandlungen führten dazu, daß Simbodja sich vollkommen unterwarf,
+1000 Rupies in Geld und circa 2800 Rupies in Elfenbein als Strafe für
+die Gefangennahme des +Dr.+ Meyer und +Dr.+ Baumann zahlte,
+die in seinen Händen befindlichen Hinterlader zurückgab und sich zum
+Gehorsam und zur Heeresfolge gegen uns verpflichtete. Andererseits
+wurde ihm die verantwortliche Beaufsichtigung des nördlichen Teils von
+Usambara übertragen gegen ein Gehalt von 100 Rupies oder etwa 150 Mark
+monatlich. Die deutsche Flagge, welche Simbodja von nun an zu führen
+hatte, wurde in Masinde gehißt.
+
+Darauf ging +Dr.+ Schmidt auf der großen Karawanenstraße weiter
+bis Gonja. Von hier aus zog dann Herr Otto Ehlers sowie Herr von Eltz
+auf dem von nun an sicheren Wege zum Sultan Mandara weiter. Von Gonja
+bog +Dr.+ Schmidt nach dem Umba ab und kehrte von dort nach der
+Küste zurück. Er wurde hier bereits sehnlichst erwartet, da seine
+Truppen in der Aktion gegen Palamakaa mit verwandt werden sollten.
+
+Der Reichskommissar zog alle verfügbaren Truppen wiederum in Sadani
+zusammen, so daß daselbst eine Macht von insgesamt 700 Mann mit
+5 Geschützen versammelt war. Um, wenn möglich, überraschend zu
+erscheinen, wurde in der Nacht vom 8. zum 9. März um 11 Uhr der
+Abmarsch angetreten, in folgender Ordnung:
+
+ 1. Avantgarde: die aus dem Distrikt Sadani herausgezogene
+ Stationsbesatzung (Rochus Schmidt);
+
+ 2. 1. Bataillon (+Dr.+ Schmidt);
+
+ 3. 2. Bataillon (von Gravenreuth);
+
+ 4. 3. Bataillon (von Zelewski).
+
+Um 5 Uhr morgens trafen wir vor Palamakaa ein. Palamakaa ist ein
+Komplex von zehn Dörfern, welche alle in einem weiten, von den
+Usegua-Bergen umzogenen Thale liegen. Die ersten Dörfer, auf welche wir
+stießen, waren verlassen. Befestigungen wurden durch die absuchenden
+Patrouillen nicht gefunden und es wurde uns durch Gefangene bestätigt,
+daß größere Befestigungen nicht vorhanden seien. Die Gegner, durch die
+Erfahrung von Mlembule belehrt, daß sie auch in der stärksten Boma uns
+auf die Dauer keinen Widerstand leisten könnten, zogen es vor, das
+dortige sehr coupierte Terrain zu Kämpfen in einzelnen Abteilungen
+gegen uns auszunutzen.
+
+Die uns entgegengeworfenen Trupps wurden mit leichter Mühe einzeln
+zurückgeschlagen und die im Thale gelegenen Ortschaften nach einander
+zerstört.
+
+Am Nachmittag des 9. März wurde, nachdem alle unsere Abteilungen an
+den verschiedensten Stellen ins Gefecht gekommen und überall siegreich
+gewesen waren, ein gemeinsames Lager in etwas erhöhter Stellung
+bezogen, um von hier aus die Bewegungen des Gegners zu rekognoszieren.
+
+In dieser für uns günstigen Stellung wurden wir noch am selben Tage
+von mutig und schneidig, aber vollkommen sinnlos draufgehenden
+Rebellentrupps von mehreren Seiten angegriffen, die aber, wennschon
+sie eine Zeit lang das Feuer gegen uns unterhielten, leicht abgewiesen
+wurden. Auch hier operierte Wißmann entweder mit Salvenfeuer, oder bei
+günstigen Gelegenheiten mit Einzelfeuer der Europäer.
+
+Am späten Nachmittage wurden starke Patrouillen nach verschiedenen
+Richtungen hin ausgesandt, welche die noch auftauchenden Rebellen
+zurücktrieben und die noch nicht zerstörten Ortschaften einnahmen
+und verbrannten, bis auf eine verhältnismäßig stark besetzte, im
+Dickicht belegene Position, gegen die eine nur aus Schwarzen bestehende
+Abteilung nichts auszurichten vermochte. Hierhin wurde am Morgen des
+nächsten Tages Herr von Gravenreuth mit seinem Bataillon abgeschickt,
+der denn auch nach einer kurzen Beschießung mit Granaten und dem
+Maxim-Gun die Position nahm und den Gegner, soweit es das Gelände
+zuließ, verfolgte.
+
+Der größte Teil der andern Truppen wurde zur Absuchung der weiteren
+Umgebung benutzt, doch wurden nur noch vereinzelt Rebellen angetroffen.
+Es stellte sich heraus, daß der Feind in den einzelnen Abteilungen, in
+denen er uns angegriffen hatte, nach den verschiedensten Richtungen
+abgezogen war und die Gegend verlassen hatte. Er hatte 40 Tote: 30
+davon waren beim Sturm auf unser Lager gefallen, während bei uns nur
+der Oberbüchsenmacher Bauernschmidt, dem der Daumen der rechten Hand
+abgeschossen war, und vier Sudanesen verwundet waren.
+
+Die meisten Aufständischen waren bereits vor dem eben beschriebenen
+Gefecht weggezogen, die noch vorgefundenen wurden auf etwa 400
+geschätzt. Bana Heri selbst sagte später aus, daß er sich in der ganzen
+Zeit versteckt gehalten habe, weil er nach dem verunglückten Angriffe
+Gravenreuths einen Angriff der ganzen Schutztruppe wie bei Mlembule
+vorausgesehen habe.
+
+Lebensmittel waren zu Palamakaa nur noch wenig vorhanden und die
+Stimmung der Eingeborenen wandte sich immer mehr und mehr von Bana Heri
+ab. Es wurde ihnen verboten, ihn in ihren Dörfern aufzunehmen und die
+Rebellen mit Lebensmitteln zu unterstützen.
+
+Lieutenant Langheld war in Mandera mit einem Trupp von 50 Mann postiert
+worden und hatte den Befehl erhalten, auf flüchtige Trupps der
+Aufständischen zu fahnden; es gelang ihm auch, eine Schaar von Arabern
+und Wasegua zu zersprengen.
+
+So konnte, da das Terrain von Palamakaa gesäubert war und eine weitere
+Verfolgung aussichtslos erschien, am 10. März der Rückmarsch nach der
+Küste angetreten werden, auf dem wir leider vier schwere und einige
+leichte Fälle von Hitzschlag hatten und zwar meist bei den erst vor
+einigen Tagen eingetroffenen Europäern. Es verstarben infolgedessen
+die Unteroffiziere Gombert und Witzick, welche dann in Sadani beerdigt
+wurden.
+
+Der aus Deutschland mit dem Transport neuer Offiziere und
+Unteroffiziere eingetroffene Major Liebert hatte am Gefechte bei
+Palamakaa in der Begleitung des Majors Wißmann teilgenommen und
+bereiste in der folgenden Zeit mit dem Reichskommissar sämtliche
+Stationen, um auf Grund dessen, was er sah und hörte, im Stande zu
+sein, die nächste Vorlage betreffs der Schutztruppe vor dem Reichstage
+zu vertreten. Auf dieser Besichtigungstour war ihm auch Gelegenheit
+gegeben, selbst mit einem Trupp farbiger Offiziere gegen einen
+Häuptling, der sich gegen den in Lewa stationierten Offizier aufgelehnt
+hatte, im Verein mit +Dr.+ Bumiller einzuschreiten.
+
+Mit Bana Heris Macht im Hinterlande von Sadani war es, wie erwähnt,
+nach jenem Gefecht bei Palamakaa zu Ende. Dazu zwang ihn und seine
+Leute der Hunger, mit uns in Unterhandlungen zu treten, die durch den
+neu eingesetzten Jumbe von Mkwadja vermittelt wurden.
+
+Da der Reichskommissar den Einfluß Bana Heris auf die Bevölkerung von
+Usegua ausnutzen wollte, wurde ihm anbefohlen, sich mit seinen Leuten
+an einem bestimmten Tage auf der Station Sadani einzufinden. Der Befehl
+über Sadani war nach dem Gefecht bei Palamakaa auf den Lieutenant Sigl
+übergegangen. Der Verfasser hatte zu dieser Zeit den Auftrag erhalten,
+im Verein mit +Dr.+ Stuhlmann die Expedition des +Dr.+ Emin
+Pascha, welche in einem besonderen Kapitel behandelt werden wird,
+Soldaten, Träger und Lasten zusammenzustellen.
+
+Im Auftrage des Reichskommissars sollte Herr von Gravenreuth in Sadani
+die Verhandlungen wegen der Übergabe Bana Heris zu Ende führen.
+Korvettenkapitän Valette, der älteste Offizier der Marinestation,
+hatte auf die Bitten des Reichskommissars dem Kommandanten des
+»Sperber« den Befehl erteilt, nach Sadani zu gehen, um dort für den
+allerdings von vornherein ziemlich unwahrscheinlichen Fall, daß der
+mit bedeutender Macht heranrückende Bana Heri ein falsches Spiel
+triebe, zur Hand zu sein. Die Besatzung der Station Sadani bestand nur
+aus 50 Mann, dem Stationschef Sigl, Lieutenant von Arnim, +Dr.+
+Freiherr von Nettelblatt und 3 Unteroffizieren. Der »Sperber« hatte
+den ausdrücklichen Befehl, nach 24 Stunden wieder nach Sansibar
+zurückzukehren.
+
+Am 3. April nachmittags fuhr Gravenreuth auf der »München« nach
+Sadani hinüber. In seiner Begleitung befanden sich der Wali von
+Pangani, Soliman ben Nassr, durch den im Verein mit dem uns ergebenen
+Jumbe von Mkwadja Bana Heri die Unterwerfungsverhandlungen mit dem
+Reichskommissar geführt hatte, und Bana Omari, ein Sohn Bana Heris.
+Nach der Ankunft in Sadani begab sich Bana Omari sofort ins Innere in
+die Gegend von Palamakaa, um Bana Heri die Nachricht von der Ankunft
+Gravenreuths zu überbringen mit der Aufforderung, sich nun selbst in
+Sadani zwecks der näheren Verhandlungen einzufinden. Bereits in den
+letzten Tagen hatte sich in der Station von Sadani eine Reihe von
+Leuten Bana Heris eingefunden, da derselbe nicht mehr in der Lage
+war, seine Anhänger zu ernähren. Der Hunger trieb dieselben, sich
+an uns Deutsche an der Küste zu wenden. Sie wurden auf der Station
+aufgenommen, untergebracht, verpflegt, leisteten drei Tage lang
+wahrhaft unglaubliches im Essen und Schlafen und meldeten sich dann zur
+Arbeit.
+
+Am 4. April, Freitags, traf der »Sperber« vor Sadani ein; am Sonnabend
+kamen Boten von Bana Heri mit der Nachricht, derselbe könne erst am
+nächsten Tage erscheinen, da er krank sei und nur langsam marschieren
+könne. Da er aber auch an diesem Tage, dem Ostersonntag, bis Mittag
+nicht erschienen war, mußte der »Sperber« infolge des erhaltenen
+Befehls abdampfen und nach Sansibar zurückkehren. Fast in demselben
+Augenblick, als der Sperber Anker aufging, erschien im Gelände hinter
+der Station der Jumbe von Mkwadja mit zwei Begleitern und der Meldung,
+daß Bana Heri ihnen auf dem Fuße folge. Gleich darauf sah man von der
+Station aus eine lange Menschenreihe sich auf diese zu bewegen, voran
+eine weiße Fahne, das Zeichen des Friedens. Der Schall der Negertrommel
+wurde gehört. Dann erschien eine zweite weiße Fahne, gleich darauf von
+andrer Seite her ein dritter Trupp: -- Bana Heri war im Anrücken.
+
+Die ganze Gesellschaft hielt zunächst vorsichtig in dem Bett eines nur
+zur Regenzeit Wasser enthaltenden Flusses dicht bei der Station. Omari,
+Bana Heris Sohn, löst sich aus den Reihen und begiebt sich nach der
+Station hin, aus der ihm schon der Stationschef Sigl und Lieutenant
+von Arnim entgegengehen. Er erhält die Weisung, Bana Heri habe sich
+mit seinen ganzen Truppen in der Ebene hinter der Station zu lagern.
+Innerhalb der Station war alles bereit. Die Geschütze waren geladen,
+ebenso standen die Soldaten fertig, doch war Europäern und Sudanesen
+streng verboten, sich auf den Bastionen und an der Brustwehr zu zeigen,
+um nicht den Leuten Grund zum Mißtrauen und zur Furcht zu geben, und so
+im letzten Augenblick ein allgemeines Ausreißen zu veranlassen.
+
+Es wälzt sich nun die ganze Masse in die Ebene, etwa 400 Mann an der
+Zahl. Voran geht eine seltsame Gestalt, von dem Kopfe stehen nach
+beiden Seiten zwei mächtige, aufgerichtete Adlerflügel ab, den Rücken
+bedeckt ein Löwenfell, perlengestickte Bänder hängen vom Körper
+herab, -- so trippelt der Zauberer und Vortänzer, denn er ist es,
+in kurzem Trabe und in Schlangenlinien vor dem Zuge her, beschreibt
+Kreise und läuft unermüdlich hin und her. Ihm folgen drei Trommler,
+auf mächtigen Gomas (Negertrommeln) einen langen Wirbel schlagend,
+dann die weißen Fahnen, ihnen nach die Krieger, Araber, Belutschen,
+Sklaven, Waniamuesi, Wasegua, alle möglichen Stämme. Die meisten Leute
+sind sehr gut, viele Araber prächtig gekleidet, einige Neger befinden
+sich im Kriegsschmuck mit aufgerichteten Federbüscheln bedeckt. Fünf
+buntgeschirrte Esel befinden sich im Zuge. Fast alle Leute sind mit
+Gewehren bewaffnet, nur etwa dreißig tragen Speere oder Bogen und
+Keulen. So bewegt sich der Zug auf die Station zu. Da der ihnen
+angewiesene Platz gerade unter der Mündung des großen Feldgeschützes
+liegt, -- für den Neger ein höchst verdächtiger Umstand, -- so bitten
+sie, im Grunde des oben erwähnten trockenen Creeks lagern zu dürfen.
+
+Hier findet das unvermeidliche, unendliche Schauri statt: Stationschef
+Sigl und der Wali von Pangani verhandeln mit Bana Heri. Dieser
+wieder macht Schauri mit seinen Leuten, das länger als drei Viertel
+Stunden dauert. Endlich kommt es zu einem Resultat. Stationschef Sigl
+meldet Herrn von Gravenreuth, Bana Heri ließe seinen Salaam sagen und
+bitte um die Erlaubnis, ihn selbst begrüßen zu dürfen. Er sei in ganz
+friedlicher Absicht gekommen; was ihn beträfe, so sei der Krieg aus und
+vorbei, und er unterwerfe sich allem. Zu bitten habe er folgendes: Er
+sei heute mit seiner besten Macht gekommen, um in möglichst feierlicher
+Weise seine Unterwerfung zu erklären; nun habe er noch 500 Mann in
+seinem Lager bei Palamakaa, ebenso seien dort die Weiber und die
+Kinder und das ganze Gepäck. Zu essen hätten sie garnichts, Munition
+ebensowenig. Herr von Gravenreuth möge gestatten, daß er selbst mit
+einer Abteilung wieder abzöge, um jenes Lager herbeizuholen, bezw.
+die Leute in ihre Dörfer zu entlassen. Die andern Abteilungen sollten
+in der Nähe sich niederlassen dürfen. Es möchten ihnen Schutzbriefe
+gewährt werden.
+
+Alle Punkte wurden zugestanden. Sogleich kam das ganze Lager auf die
+Beine und im feierlichen Zuge in der vorher beschriebenen Ordnung
+nähert sich die Menge dem vorderen Eingange zum Fort. Der Zauberer und
+die Fahnenträger pflanzten sich im Hofe auf und Gravenreuth begiebt
+sich mit den übrigen Europäern hinunter an den äußeren Eingang. Hier
+harrte Bana Heri, sein Sohn Abdallah, Omari, Jehasi, mehrere Araber, 14
+Jumbes und die ganze Macht.
+
+Bana Heri selbst trägt ein gelbseidenes Araberhemd, den Kopf von einem
+blauen, glatt anliegenden, hinten zu einem Knoten geschürzten Tuche
+umwunden. Im Gürtel steckt der prächtige Maskatdolch. Als Herr v.
+Gravenreuth auf ihn zutrat, legte er die Hand zum Gruße an die Stirn,
+ergriff dann mit beiden Händen Gravenreuths Rechte und begrüßte ihn mit
+»+Jambo, jambo sana, jambo sâânââ+« (sei gegrüßt, sei herzlich
+gegrüßt, sei auf das allerbeste gegrüßt). Dann fügte er hinzu: »Ach,
+Herr, wäre ich doch Deinem Briefe gefolgt!« (Herr von Gravenreuth hatte
+ihn schon bei Ausbruch des Aufstandes zur Übergabe aufgefordert.) Das
+Ganze machte den Eindruck, als ob Bana Heri außerordentlich froh sei,
+den Krieg beendigt zu sehen. Mit großer Herzlichkeit schüttelte er
+allen Anwesenden die Hände. Dann bat er selbst nochmals, sogleich
+abziehen zu dürfen, was ihm erlaubt wurde, zumal ein schrecklicher
+Regen den Aufenthalt im Freien im Augenblick besonders lästig machte
+und alle bis auf die Haut durchnäßte. Bana Heri versprach noch, in
+spätestens vier Tagen wieder zurück zu sein, bat, sich wieder in Sadani
+niederlassen und vorher nach Sansibar kommen zu dürfen, um Major
+Wißmann seinen Salaam zu sagen. Er erhielt Reis und Matama und nach
+vielen herzlichen Danksagungen und Salaams zog er ab.
+
+Abdallah, Omar, Jehasi und die Jumbes blieben im Fort zurück, um ihre
+Schutzbriefe zu erhalten. Jehasi erklärte sehr vergnügt, nun sei
+aller Krieg vorbei, sie hätten absolut nichts mehr zu essen gehabt.
+Dann sprach er voll Bewunderung von unserm Maximgeschütz, welches bei
+Palamakaa in Tätigkeit war, und dessen Wirkung er auf eigentümliche,
+hier nicht wiederzugebende Weise deutlich machen wollte. Das Geschütz
+sei ihm, obwohl er sich sehr gut auf Kanonen verstünde, absolut
+unerklärlich.
+
+Bana Heri persönlich sandte später als äußeres Zeichen seiner
+Unterwerfung an den Reichskommissar sein arabisches Schwert.
+
+Die Jumbes der Umgebung von Sadani, welche sich mit den Truppen
+eingefunden hatten, wurden mit Schutzbriefen versehen, und alles zog
+wieder ab, um sich in der nächsten Zeit in Sadani anzusiedeln und den
+Ort wieder aufzubauen.
+
+Der Aufstand im Norden war mit der Unterwerfung Bana Heris erledigt.
+Im ganzen hatte letzterer nach dem Gefecht bei Palamakaa immerhin noch
+1200 Leute gehabt, die sich nun, soweit sie nicht in Sadani selbst sich
+wieder ansiedelten, nach Mkwadja, Uwindji, Windi oder Mlembule wandten
+und alle unter der Kontrolle der Stationschefs von Sadani und Mkwadja
+standen.
+
+Es ist sowohl in Afrika von eifrigen, mit den Verhältnissen nicht
+vertrauten Offizieren der Schutztruppe und Beamten wie in Deutschland
+vielfach darüber geklagt worden, daß Wißmann, der doch mit Buschiri
+kurzen Prozeß gemacht hätte, gegen Bana Heri eine allzu große Langmut
+bewiesen habe, und es wird die Milde, die er gegen Bana Heri und
+gegen den bereits früher erwähnten Simbodja hat walten lassen, ihm
+als Schwäche oder als Inkonsequenz ausgelegt. Ich habe schon bei
+Buschiri darauf hingewiesen, daß Gründe, diesen Rebellenführer zu
+schonen, absolut nicht vorlagen, weder Milderungsgründe für ihn, noch
+Nützlichkeitsgründe für uns. Bei Bana Heri und Simbodja lag die Sache
+anders. Abgesehen davon, daß Bana Heri, der die Übergabe-Verhandlungen,
+wie erwähnt, durch Soliman ben Nassr und den Jumbe von Mkwadja hatte
+führen lassen, eine Schonung seiner Person und der Leute, die sich dem
+Reichskommissar stellten, als Grundbedingung gestellt hatte, war für
+Wißmann ganz besonders die Absicht maßgebend, aus dem großen Einfluß,
+den Bana Heri in Usegua und Nguru ausübte, für uns Nutzen zu ziehen.
+
+In dieser Berechnung hat sich der Reichskommissar nicht getäuscht. Bana
+Heri sowohl, wie seine viel schwieriger zu behandelnden Söhne haben
+sich nicht nur stets ruhig verhalten, sondern auch die vorher öfters
+beunruhigte Sadanistraße durch Usegua und Nguru in Ordnung gehalten.
+Verfasser selbst hat im vergangenen Jahre in Nguru, das durch Krieg
+stark heimgesucht war, durch die Benutzung des Einflusses Bana Heris
+und seines Sohnes Abdallah den Frieden auf die einfachste Weise wieder
+hergestellt.
+
+Simbodjas Vergehen ist nur gewesen, daß er durch die Ereignisse an der
+Küste sich auch seinerseits im Innern zum Aufstand aufreizen ließ und
+dem Gebote Buschiris Folge leistete. Er folgte auch diesem Zwange,
+als er +Dr.+ Meyer und +Dr.+ Baumann auf Buschiris Befehl
+festnahm. Daß er dann ein Lösegeld auch für sich erpreßte, ist noch
+kein Grund, ihn zu opfern.
+
+Das Urteil der mit den Verhältnissen im Hinterland von Pangani
+vertrauten Persönlichkeiten, -- und das ist nicht das Urteil flüchtig
+das Land durchziehender Reisender, wie +Dr.+ Meyer, sondern
+das Urteil der dort jahrelang thätigen Beamten und Offiziere, --
+geht dahin, daß der Einfluß Simbodjas uns von großem Nutzen ist und
+die Gegend vor den Übergriffen vieler kleiner Häuptlinge sichert.
+Voraussetzung dabei ist natürlich, daß Simbodja stets unsere Autorität
+vor Augen hat und gelegentlich ausdrücklich an dieselbe erinnert wird.
+
+Erst später ist bekannt geworden, daß tatsächlich Mohammed ben Kassim,
+von dem noch an anderer Stelle gesprochen werden wird, mit 600 Mann aus
+Tabora und Udjidji zur Verstärkung Bana Heris herannahte. Wir hätten
+also noch ernste Kämpfe gegen Bana Heri zu bestehen gehabt, wenn nicht
+den Friedenswünschen desselben Gehör geschenkt worden wäre, und wir
+hätten uns dadurch der Möglichkeit beraubt, mit allen Mitteln an die
+Wiedereroberung des Südens zu gehen.
+
+
+
+
+ 10. Kapitel.
+
+ Die Stationen und der Dienst auf denselben.
+
+ Bedeutung Bagamoyos und der indischen Kaufleute. -- Negerbevölkerung.
+ -- Station Bagamoyo. -- Posten bei Mtoni. -- Sicherung der
+ Karawanenstraße durch die Station Mpapua. -- Kleinere Posten.
+ -- Besetzung der Stationen. -- Bauten. -- Armierung. -- Der
+ Stationsdienst. -- Machtbereich der Stationschefs. -- Regelung des
+ Karawanenverkehrs. -- Viehankäufe. -- Dienst der Gruppen auf den
+ Stationen. -- Die Rechtsprechung. -- Verwendung der Walis und Akidas.
+ -- Verwendung mächtiger Häuptlinge im Innern. -- Die deutschen
+ Unteroffiziere.
+
+
+Wir haben schon bei der Entwickelung der Geschichte des Aufstandes
+der Gründung einzelner Stationen Erwähnung gethan. Um ein richtiges
+Bild von der außerordentlichen Thätigkeit, welche hierbei seitens
+aller Angehörigen des Kommissariats entfaltet werden mußte, zu
+geben, um ferner den Plan Wißmanns zu verstehen, die Küste nicht
+nur wiederzuerobern, sondern ein für allemal militärisch und
+handelspolitisch zu sichern, muß auf die einzelnen Stationen an
+dieser Stelle eingegangen werden. Als wichtigste und erste derselben
+zählt naturgemäß Bagamoyo. In der Nähe der Kinganimündung in einer
+fruchtbaren Ebene Usaramos gelegen, hatte Bagamoyo vor dem Aufstand
+bereits die bei weitem höchste Bedeutung unter allen Küstenstädten
+erlangt. Hier mündet die große Karawanenstraße von Tabora und den Seen
+über Mpapua. Alljährlich erreichten etwa 80 Tausend Träger in Bagamoyo
+die Küste und zogen von hier wieder ins Innere hinein, der Stadt das
+Gepräge eines überaus regen Geschäftsverkehrs und Lebens verleihend.
+
+Die Stadt selbst bestand bereits damals zum großen Teil aus
+Steinhäusern von mitunter bedeutendem Umfang, außerdem aus
+Negerhäusern, Lehmbauten oder einer Art Erdhütten, deren Herstellung
+in der Weise geschieht, daß ein Gerüst aus eng aneinander stehenden,
+harten Stämmchen aufgerichtet und wagerecht mit demselben Material
+überflochten wird, sodaß eine Unzahl kleiner Vierecke offen bleibt.
+Eine zweite Wand wird parallel zur ersten in derselben Weise
+aufgerichtet und der Zwischenraum mit fest gestampfter Erde ausgefüllt.
+Als Bedachung dienen Palmenblätter. Endlich bedeckten gewöhnlich ein
+Unzahl von Trägerhütten, lediglich aus Palmenzweigen erbaut,
+den Strand.
+
+Die Bevölkerung der Stadt bildeten in erster Linie vornehme und reiche
+Araber, deren Schamben (landwirtschaftliche Plantagen) unmittelbar
+an Bagamoyo grenzten; ferner in weit größerer Zahl Inder und zwar
+Hindus, Mohammedaner, wenige Banianen. Die Inder haben in erster Linie
+den Kleinhandel und den Ladenverkauf in Händen und dienen ferner den
+indischen Großkaufleuten in Sansibar als Agenten, welche ihrerseits
+den Karawanenhandel, d. h. die Lieferung an Tauschartikeln und den
+Ankauf der gebrachten Produkte des Innern, vornehmlich Elfenbein,
+Sesam, Kopal und Erdnüsse völlig in ihre Hand gebracht hatten. Die
+eigentliche Negerbevölkerung Bagamoyos bestand nur zum geringsten
+Teil aus eingeborenen Wasaramos, zum bei weitem größeren Teil aus
+Mischlingsnegern der verschiedensten Stämme der Küste und des Innern,
+Mischlingen von Arabern und Negern, Suahelis und dergleichen mehr.
+
+Die ständige Bevölkerung der Stadt dürfte etwa 15000 Seelen betragen,
+zu denen jedoch meist etwa 2-3000 gerade in Bagamoyo anwesende Träger,
+Waniamuesi oder Wassukuma, -- häufig bedeutend mehr, -- hinzukamen. So
+bildete Bagamoyo naturgemäß den Hauptkernpunkt des ganzen Aufstandes.
+Sein Name war bis in das tiefste Innere hinein bekannt. Der Begriff von
+Reichtum und Macht war mit ihm für jeden Neger unauflöslich verbunden.
+Es mußte daher natürlich die Hauptaufgabe des Reichskommissariats
+sein, diese Stadt dauernd in den deutschen Besitz zu bringen und
+vor jeder weiteren Berührung mit dem Aufstand ein für allemal zu
+schützen. Die Anlage der Station Bagamoyo wurde von vornherein in
+großartigem Maßstabe begonnen und durchgeführt. Zum eigentlichen
+Fort wurde ein umfangreiches, starkes Gebäude umgebaut, welches dem
+Inder Sewa Hadji gehörte, mit der Front nach dem Meere zu gelegen
+und nur durch einen etwa 300 Schritt breiten Raum davon getrennt.
+Ein aufgesetztes Stockwerk und ein angebauter Flügel gewährten Raum
+für die Unterbringung von Offizieren, Unteroffizieren und Bureaus.
+Um das Gebäude herum, teilweise daran sich anlehnend, zog sich eine
+starke Umfassungsmauer mit Eckbastionen; im Innern lehnten sich
+an diese Umfassungsmauer massive Wohnräume für die Besatzung. Die
+vordere Eckbastion des Forts bestrich mit ihren Geschützen die ganze
+Hauptstraße von Bagamoyo, wie denn überhaupt die Stadt unter das Feuer
+des Forts genommen werden konnte. Neben dem Hauptfort erhob sich am
+entgegengesetzten Ende der Stadt die sogenannte Zulukaserne, ein
+ebenfalls festes Steinhaus, in welchem das Expeditionskorps
+kasernierte.
+
+Noch weiter nach Nordwesten war gegen die französische Mission hin
+der sogenannte Dundaposten, in einem kleinen kugelsicheren Steinhaus
+untergebracht.
+
+Jedes einzelne der genannten Gebäude war mit einem starken
+Stacheldrahtzaun umgeben, das Schußfeld durch Rasieren der Bäume und
+Sträucher frei gemacht. Um eine noch größere Sicherheit für die gesamte
+Stadt herbeizuführen, hatte man in der ersten Zeit, als die Scharen
+Buschiris noch überall in der Nähe waren, die ganze Stadt mit einem
+Stacheldrahtzaun als erstes Hindernis gegen die Annäherung umgeben.
+Bagamoyo war ebenso wie alle anderen noch zu erwähnenden größeren
+Stationen für unsere afrikanischen Gegner durchaus uneinnehmbar.
+
+Die Wichtigkeit des Platzes erforderte jedoch, daß auch der weitere
+Umkreis, besonders die dorthinführenden Straßen dauernd in unsern
+Machtbereich gebracht wurden. Eine Menge Karawanen waren bei Ausbruch
+des Aufstandes mit ihren Elfenbeinschätzen, mit Gewehren und Munition
+aus dem Innern nach Bagamoyo unterwegs. Es mußte dafür gesorgt werden,
+daß diese Karawanen den Aufständischen nicht in die Hände fielen und
+ihre Macht durch gangbare Werte und Waffen unterstützten.
+
+Der Reichskommissar beschloß daher von Anfang an auch die weitere
+Umgebung durch Posten zu sichern. Als wesentlichsten dieser Posten
+führen wir hier Mtoni an. Mtoni liegt an der Stelle, nur etwa 6
+Stunden von Bagamoyo entfernt, wo die Karawanen den Kingani-Fluß
+zu überschreiten haben, und wäre dies für die Aufständischen der
+geeignetste Punkt für Angriffe gewesen. Hier wurde daher in einem aus
+Wellblech erbauten, durch Erdbewurf und Stacheldraht geschützten Hause
+ein Posten von 12 Sudanesen unter einem weißen Offizier und einem
+Unteroffizier untergebracht, welcher für den Schutz des Überganges
+vollkommen ausreichte. Um das früher übliche, zeitraubende Übersetzen
+der Karawane durch einen Einbaum (Eingeborenen-Canoe) aus der Welt
+zu schaffen, stellte der Reichskommissar ein großes Stahlboot zur
+Verfügung.
+
+Von ausschlaggebender Bedeutung jedoch für die Sicherung der
+Karawanenstraße und die Erhaltung des Handels von Bagamoyo war die
+Station Mpapua. Wir haben bereits bei der Expedition nach Mpapua
+einige Streiflichter auf die Wichtigkeit des Punktes in strategischer
+Rücksicht geworfen. Mpapua bildet aber, und dies ist von ungleich
+größerer Bedeutung, den Hauptknotenpunkt aller Karawanenstraßen, welche
+aus dem Seengebiet zur Küste führen. Alle die vom ganzen Gebiet des
+Tanganjika über Tabora laufenden und dann nach verschiedenen Richtungen
+sich teilenden Karawanenwege vereinigen sich wieder in Mpapua. Auch die
+vom Südufer des Viktoria Nyanza und von der Westküste desselben aus
+Uganda, Unioro, Karagwe kommenden Karawanen wählen den Weg über Mpapua.
+Die Sicherung dieses Punktes war daher von der allergrößten Bedeutung.
+Daß Buschiri seine Wichtigkeit erkannt hatte, beweist sein Überfall der
+Station der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft.
+
+Abgesehen von der Sicherung des Karawanenweges diente die Station aber
+auch zum Schutze der fruchtbaren und reichen Thäler von Inner-Usagara
+und bildete auf der andern Seite für Ugogo, das berüchtigte Räuberland
+im Westen, und für die Massais im Norden, sowie für Uhehe im Süden eine
+Kräftigung unseres Ansehens.
+
+Bei den damals vorhandenen Machtmitteln war die Begründung der Station
+Mpapua mit ihrer starken Besatzung ein erfreulicher, nach den damaligen
+Verhältnissen genügender Schritt zur Sicherung eines Küstenstreifens
+von mehr als 300 +km+ Breite. Es war dies eine Aufgabe, deren
+Lösung durch Wißmann als ein Meisterstück richtiger strategischer
+Einsicht angesehen werden muß, denn die Besetzung von Mpapua und die
+Errichtung des Forts daselbst ist thatsächlich der erste Schritt zu
+einer wirklichen Beherrschung unseres Gebietes.
+
+Zum Interessenbereich von Bagamoyo gehört ferner noch die kleine
+Station Bueni mit einer Besatzung von durchschnittlich 20 Sudanesen.
+Sie bildete gleichzeitig einen Beobachtungsposten für den südlich
+gelegenen Platz Kondutschi, von dem aus ein schwungvoller
+Schmuggelhandel sowie Sklavenausfuhr stattfand. Endlich ist dahin
+zu rechnen der kleine Beobachtungsposten bei Mandera, welcher
+hauptsächlich dem Schutz der dortigen Missionsstation bei den Wadoës
+diente.
+
+Den südlichen Teil von Usaramo deckte als Hauptstation Daressalam
+mit einer Besatzung von 60-70 Sudanesen und einem kleinen Posten
+am Hafeneingang. Bei der größeren Sicherheit, welche in diesem vom
+Aufstand erst später und in geringerem Maße berührten Teile Usaramos
+geherrscht hatte, schien es unnötig, weitere befestigte Stationen hier
+anzulegen.
+
+In Usegua indes schien stärkere Machtentfaltung durchaus geboten und
+die eigenartige Stellung, welche Bana Heri den Eingeborenen gegenüber
+einnahm, ließ ihn als einen gefährlicheren Gegner erscheinen,
+denn Buschiri selbst. Es lag in der ursprünglichen Absicht des
+Reichskommissars nach der mehrfachen Beschießung von Sadani die Stadt
+ganz vom Erdboden zu vertilgen und die Handelsbeziehungen nach Mkwadja,
+nördlich von Sadani und etwa 30 +km+ entfernt, hinüberzuführen.
+Mkwadja erhielt daher eine ziemlich feste Station und 50 Mann
+Besatzung.
+
+Die Absicht Wißmanns zeigte sich jedoch bald als undurchführbar. Araber
+sowohl wie besonders Karawanenführer und Träger hängen mit überaus
+großer Zähigkeit an dem einmal von ihnen begangenen Wege. Es zeigte
+sich außerdem noch während der Kämpfe, daß die Eingeborenen und Bana
+Heri selbst unmittelbar nach den Bombardements die Stadt immer wieder
+aufbauten. Bei letzterem kam, abgesehen davon, daß er Sadani nun einmal
+als angestammten Herrschersitz betrachtete, noch ein religiöses Moment
+hinzu: es befand sich dort das Grab seiner Mutter.
+
+So stellte sich sehr bald die Notwendigkeit heraus, Sadani ebenfalls
+zur Militärstation zu machen. Während der Kämpfe gegen Bana Heri
+erhielt es eine Besatzung von 130 Mann und beherbergte zeitweise noch
+das Expeditionskorps; später wurde die Besatzung auf 50 Sudanesen
+vermindert.
+
+In Usambara sind die Hauptstationen Pangani mit einem Posten in
+Rasmuhesa und einem zweiten Posten in Lewa, 25 km nordwestlich von
+Pangani, zum Schutz der dortigen Plantagen der Ostafrikanischen
+Plantagengesellschaft; endlich Tanga, letzteres ohne detachierte
+Posten. Zur Sicherung der Karawanenstraße, welche vom Kilimandscharo
+herunter nach Tanga oder Pangani führt, wurde am Kilimandscharo in
+Moschi, im Gebiet des uns befreundeten Häuptlings Mandara, ein Fort
+angelegt.
+
+Die bisher genannten 14 Stationen und kleinen Posten bestanden bereits
+im Anfang des Jahres 1890 nach kaum dreivierteljähriger Thätigkeit des
+Reichskommissariats. Sie wurden insgesamt mit Besatzungen versehen aus
+dem damals noch nicht 1000 Mann starken ersten Soldatenkontingent;
+und zwar zählten die größeren Stationen zwischen 100 (Mpapua) und 40
+(Tanga) Mann, die kleineren zwischen 20 (Moschi am Kilimandscharo,
+Bueni) und 10 (Mandera, Lewa). Außerdem waren noch Expeditionstruppen
+in der Gesamtstärke von 300 Mann vorhanden.
+
+Sämtliche Stationen sind, -- denn auch der sehr bewährte spätere
+Bauleiter Wilkens hat seine Schule erst in Afrika gemacht, --
+ohne Zuhilfenahme der gänzlich mangelnden Sachverständigen durch
+die Offiziere, Unteroffiziere und die schwarzen Truppen angelegt
+und vollendet worden. Die Eingeborenen wurden lediglich zu
+Handlangerdiensten, wie zum Stein- und Erdtransport herangezogen. Wenn
+auch in vielen Fällen der Kern der Stationen in einem oder mehreren
+Araberhäusern vorhanden war, so mußten diese Gebäude doch jedesmal
+mehr oder weniger umgebaut, für den Gebrauch der Europäer passend
+eingerichtet und ausgebessert werden. Umwallungen, Bastionen und
+Befestigungen mußten selbstverständlich erst geschaffen werden. Das
+Material an Steinen wurde aus den verfallenen oder zusammengeschossenen
+Araberhäusern der betreffenden Ortschaften genommen, teils aus den
+Korallenbänken gebrochen. Als Bauholz dienten sogenannte Boriti, harte
+Knüppel aus Mangrovestämmen. Provisorische Befestigungen oder Bauten
+wurden durchweg aus Wellblech in vollkommen zweckentsprechender Weise
+hergestellt.
+
+Es mag gleich hier angeführt werden, daß nach der Herstellung
+geeigneter Wohnräume sich ein erheblich günstigerer Gesundheitszustand
+ergab, denn je zuvor. Die große Sterblichkeit unter den Beamten
+der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft vor der Zeit des
+Reichskommissariats ist zweifellos zum Teil auf die ungemein
+mangelhaften Wohnungsverhältnisse zurückzuführen. Nach der Erbauung
+der Forts mit ihren mitunter (wie in Bagamoyo und Daressalam) 15 Fuß
+hohen Zimmern und ihrer vorzüglichen Ventilation verminderten sich die
+Fiebererkrankungen in auffallender Weise.
+
+Die Armierung der Stationen bestand aus 8 +cm+ Feldgeschützen, 4,7
++cm+ Geschützen, Revolverkanonen und Mörsern. Die Expeditionskorps
+führten 4,7 +cm+ Geschütze und das Maximgeschütz mit sich, welche
+auseinander genommen und in einzelnen Stücken, die eine und zwei
+Trägerlasten bildeten, getragen wurden.
+
+Eine besondere Berücksichtigung verlangte die Einrichtung des
+Stationsdienstes, welche am besten geeignet ist, das Vorurteil zu
+widerlegen, als ob es sich hier lediglich um eine Kriegsführung nach
+Landsknechtsart gehandelt habe, als ob, wie man in gegnerischen Kreisen
+in Deutschland so häufig behauptete, die Schutztruppe nur mit Morden,
+Sengen, Brennen und Aufhängen sich beschäftigt habe.
+
+Die 7 großen Stationen standen jede unter einem Chef, dem die übrigen
+Offiziere untergeordnet waren. Die Zahl der letzteren schwankte je
+nach der Stärke und Wichtigkeit der Stationen, so zwar, daß dieselbe
+in Bagamoyo naturgemäß am stärksten sein mußte. Die Funktionen
+des Stationschefs waren in erster Linie die Instandhaltung der
+Station, ferner der Oberbefehl über die Stadt und die Umgebung
+derselben, Beaufsichtigung des Karawanenverkehrs, endlich die oberste
+Rechtsprechung in seinem Bezirk.
+
+Wißmanns Absicht ging dahin, von vornherein den aus dem Innern
+kommenden Jumbes, Karawanenführern und Trägern klar zu machen, daß ein
+für allemal die Macht und Oberhoheit in deutschen Händen läge. Dafür
+gab es kein besseres Mittel als die Regelung des Karawanenverkehrs.
+Sämtliche Karawanen, welche Mpapua passierten, hatten bei dem dortigen
+Stationschef sich zu melden. Dort fand eine genaue Aufnahme der
+mitgeführten Waren, eine Zählung der Schußwaffen und Munition, sowie
+der Kopfzahl der Karawane, des mitgeführten Viehs u. s. w. statt.
+
+Die Karawanenführer erhielten darüber eine Bescheinigung des
+Stationschefs und hatten dieselbe als Legitimation zunächst bei der
+Mtoni-Fähre zu präsentieren. Von der Fähre aus erhielten sie einen
+Sudanesen bis Bagamoyo mit, welcher den Begleitschein dem dortigen
+Stationsoffizier zur Prüfung vorzulegen hatte. Die Wirkung dieser
+Maßregel auf die Karawane, besonders auf die das Hauptträgerkontingent
+stellenden Waniamuesi und Wassukuma, sowie auf die Karawanenführer
+ist eine ganz erstaunliche gewesen und hat in außerordentlicher Weise
+zur Ausbreitung des deutschen Ansehens im tiefen Innern beigetragen.
+Allerdings brachte der Verkehr mit den Trägern und Führern der
+Karawanen unglaubliche Schwierigkeiten und Weitläufigkeiten mit sich.
+Die Leute waren gewöhnt, sobald sie das Meer vor sich sahen, die
+Lasten ohne weiteres abzuwerfen, zum Strande hinabzueilen und sich
+ihre Laubhütte irgendwo aufzubauen, wo es ihnen gerade gefiel. Jetzt
+kam Ordnung in die Sache. Der Kirangosi (Karawanenführer) hatte sich
+mit den begleitenden Sudanesen auf der Station zu melden, die Karawane
+mußte ihre Lasten fein säuberlich nach den Warengattungen ordnen und
+niederlegen; das mitgeführte Vieh mußte in dafür errichtete Gehege
+gebracht werden; die Hüttenstadt endlich mußte an einem dazu bestimmten
+Platz am Strande möglichst ordentlich aufgebaut, resp. in Bagamoyo in
+neuerer Zeit das Lager bei der Karawanserei ordnungsmäßig aufgeschlagen
+werden. Dann begannen die endlosen Verhandlungen wegen Viehankauf. Es
+lag selbstverständlich im Interesse des Kommissariats, das aus dem
+Innern zur Küste geführte Vieh zur Vermeidung des Zwischenhandels
+von den Karawanen direkt zu kaufen. Einmal wurde dadurch eine
+außerordentliche Verbilligung in der Verproviantierung der Europäer
+erzielt, andrerseits waren die Chefs in der Lage, die Sudanesen
+vor Übervorteilung zu schützen. Endlich war immer ein Bestand für
+Expeditionszwecke zur Verfügung.
+
+Das Kommando über die Stationsbesatzung lag unter der Oberleitung
+des Chefs in den Händen des diesem zugeteilten Offiziers. Der
+eigentliche Dienst der Truppe in den Stationen beschränkte sich,
+nachdem die schon früher beschriebene erste Ausbildung vollendet war,
+auf den Morgenappell um 6 Uhr, dann folgte Exerzierdienst bis 8 und
+noch einmal für ein bis zwei Stunden am Nachmittag. Der eigentliche
+Kasernendienst bestand lediglich im Putzen der Waffen und Waschen der
+Uniform, Instruktionsstunde fiel von selbst weg. Den wesentlichsten
+Teil der Zeit hatte die Garnison im Arbeitsdienst zuzubringen. Dieser
+Arbeitsdienst war naturgemäß sehr verschiedener Art und hing im
+Wesentlichen von dem Eifer des Stationschefs und seiner
+Untergebenen ab.
+
+Die im Vorstehenden genannten Obliegenheiten waren die offiziellen, vom
+Reichskommissar den Chefs und Offizieren gestellten Aufgaben, welche
+unbedingt erfüllt werden mußten. Darüber hinaus aber blieb es jedem
+Chef überlassen, aus seiner Station zu machen, was er konnte, und
+gerade in dieser Beziehung entwickelte sich ein reger Wetteifer. Jeder
+versuchte, so viel als möglich die Umgebung des Forts zunächst zu einer
+reizvollen zu machen. Wege wurden gebaut, Gärten und Felder angelegt,
+Bäume gepflanzt, Akklimatisationsversuche angestellt und dergl. mehr.
+Bei allen diesen Arbeiten wurde die Besatzung herangezogen, und es
+ist gewiß als vortreffliche Eigenschaft unserer schwarzen Soldaten
+hervorzuheben, daß sie alle diese Arbeiten, allerdings unter dem
+Beispiel der weißen Unteroffiziere, für sich selbst zu einer Art
+Ehrensache machten und daß so der Wettstreit unter den Stationen sich
+innerhalb jeder einzelnen Besatzung wiederholte.
+
+Wenn oben die Rechtsprechung durch den Chef angeführt wurde, muß hier
+eingefügt werden, daß sie nicht allein durch ihn geschah. Es wurde den
+Sitten und Gebräuchen, den religiösen und Rechts-Anschauungen der Leute
+durch Einsetzung der Wali und Akida Rechnung getragen. Sie wurden aus
+denjenigen vornehmen Arabern gewählt, welche beim Volk wohlangesehen
+und beliebt waren und von deren ergebener Gesinnung gegen uns wir
+überzeugt sein konnten. Sie bildeten demnach berufene Mittelspersonen
+zwischen den Stationschefs und der arabischen und eingeborenen
+Bevölkerung ebenso wie in manchen Beziehungen die Berater der ersteren.
+So nahmen sie gewissermaßen im Zivilleben eine Stellung ein, wie sie
+die farbigen Offiziere uns und der Truppe gegenüber hatten.
+
+Die Funktion der Wali und Akida -- den ersteren Namen führten sie
+in den größeren und bedeutenderen Plätzen, den letzteren in kleinen
+Orten, in denen nur eine geringe Besatzung und wenig Verkehr war --
+war zur Zeit der Beherrschung der Küste durch die Sultane von Sansibar
+die von größeren und kleineren Statthaltern. Selbstverständlich hat
+die jetzige Funktion dieser Leute hiermit nichts mehr zu thun. Sie
+sind lediglich Organe der örtlichen Behörden, der Stationschefs,
+und haben in der Rechtsprechung wie überhaupt in der Verwaltung nur
+diejenigen Obliegenheiten, die nach Lage der örtlichen Verhältnisse der
+betreffende Stationschef ihnen zuzuteilen für gut befindet.
+
+Bei großer Überbürdung des Stationschefs wurde ein Teil der kleineren
+Gerichtsbarkeit den Walis insofern übertragen, daß sie die Urteile
+fällten, diese aber der Bestätigung der Chefs unterbreiten mußten.
+In manchen Stationen hatten die Walis noch eine Anzahl sogenannter
+Walisoldaten zu unterhalten, denen es oblag, notwendige Botendienste
+in der näheren und weiteren Umgebung zu verrichten, Vorladungen
+zum Schauri zu überbringen, auch Widerspenstige festzunehmen und
+dergleichen. Diese Walisoldaten sind insofern von großem Wert für
+uns gewesen, als sie den Verkehr zwischen uns und der eingeborenen
+Bevölkerung, soweit diese nicht in unmittelbarer Nähe der Station
+wohnte, bedeutend erleichterte. Außerdem erleichterten die Wali, ohne
+daß der deutsche Offizier und Beamte und die deutschen Soldaten sich
+bei jeder Kleinigkeit persönlich engagierten, in vielen Fällen eine
+Vermittlung, die immer viel eher zwischen dem Wali und der Bevölkerung
+möglich war.
+
+Von den Walis verdienen einzelne Personen besonders erwähnt zu werden
+und zwar Soliman ben Nasr, welcher als Wali von Pangani dem dortigen
+Stationschef +Dr.+ Schmidt nach der Einnahme von Pangani bei
+der Herstellung der Ruhe und Ordnung an diesem Platze durch sein
+Ansehen und ebenso später dem Reichskommissar, von Sansibar aus, zur
+Unterhaltung eines guten Einvernehmens mit den Arabern der gesamten
+Küste behilflich war; ferner der bekannte Schech Amer in Bagamoyo,
+welcher bei der großen Überbürdung der Chefs resp. Bezirkshauptleute
+von Bagamoyo diesen eine wertvolle Unterstützung war, besonders auch
+den hier in dieser großen Handelsstadt zusammenströmenden Arabern,
+Indern und Eingeborenen gegenüber große Repräsentationspflichten
+versah. Da diese Persönlichkeiten naturgemäß mehr im Leben des Volks
+selbst stehen als wir Europäer, und wir immer darauf angewiesen sind,
+durch unsere Vertrauenspersonen uns auf dem Laufenden zu halten
+und durch diese dem Volke näher zu rücken, so ist selbstredend die
+Loyalität und das Interesse der Wali für uns von höchster Wichtigkeit.
+
+Daß solche Leute, die unter der Herrschaft der Sultane von Sansibar,
+wenn auch dort mehr indirekt, große Einnahmen gehabt haben, bei uns
+nach ihren Begriffen entschädigt werden müssen, ist selbstverständlich;
+und es kann nur als eine unerklärliche Kurzsichtigkeit und durchaus
+verfehlte Sparsamkeitsrücksicht bezeichnet werden, wenn, wie dies nach
+der Einrichtung des Gouvernements im vorigen Jahre geschehen ist,
+gerade diese bewährten, für uns so wichtigen eingeborenen Beamten in
+ihren Gehältern herabgesetzt wurden.
+
+Es sei auch noch der an Stelle von Walis eingesetzten Persönlichkeiten
+im Innern gedacht, die an den Plätzen, wo keine Europäer sind, die
+Interessen des Reichskommissars vertraten, und die deswegen besonders
+wichtig für uns waren, weil man, falls sie notorische Macht ausübten,
+in ihnen immer Persönlichkeiten hatte, an die man sich bei vorkommender
+Unordnung halten und die man fassen konnte; aber auch Persönlichkeiten,
+die selbst für die Sicherheit ihrer Gebiete sorgten und daselbst die
+Ordnung aufrecht erhielten. Daß diese Leute, von denen wir hier in
+erster Linie Kingo von Morogro und den Häuptling Simbodja erwähnen,
+nicht immer absolut in europäischem Sinne regieren und auch nicht das
+deutsche Strafgesetzbuch kennen, ist selbstverständlich.
+
+Sind doch alle Erfolge der Engländer auf das System zurückzuführen,
+die Eingeborenen in okkupierten Gebieten zunächst selbst herrschen zu
+lassen und diese hierfür sogar noch gut zu bezahlen. Die Eingeborenen
+empfanden die direkte Einmischung des Europäers unter Umständen
+hart, und zwar namentlich dann, wenn nicht die genügende Zahl von
+Landeskundigen und sonst geeigneten Persönlichkeiten zur Verfügung
+stehen.
+
+Außerdem werden aber auch auf diese Weise große Ersparnisse erzielt,
+wichtig dann, wenn die Mittel zu einer genügenden Machtentfaltung, um
+direkt das Land zu beherrschen und zu verwalten, mangeln. Freilich ist
+die Behandlung mancher dieser Walis nicht leicht und erfordert Geschick
+und Takt, wie auch Strenge am richtigen Platze.
+
+In der Besetzung der Stationen fanden unter den Offizieren naturgemäß
+häufig Veränderungen statt. Einmal forderten die Kriegszüge,
+Krankheitsfälle oder sonstige Rücksichten einen Wechsel der Chefs
+und Offiziere, oder aber es wurden untaugliche und wenig brauchbare
+Elemente kurzer Hand nach Europa zurückgeschickt und durch neue
+ersetzt.
+
+Ein besonderes Lob verdient in jeder Beziehung das deutsche
+Unteroffizierkorps in Ostafrika. Die Stellung der Unteroffiziere war
+ja von vornherein eine eigentümliche, ja man kann sagen gänzlich
+isolierte. Die in Ostafrika anwesenden, nicht zur Schutztruppe
+gehörenden Europäer standen meistens nur im Verkehr mit den Offizieren,
+so daß Zivilverkehr für die Unteroffiziere selten oder nie vorhanden
+war. Die Ehrbegriffe, welche das Unteroffizierkorps aus Deutschland
+mitbrachte, verboten ihm von selbst den engeren Verkehr mit den unter
+ihnen stehenden Elementen. Auf der andern Seite ließ eben dieser
+Ehrbegriff sie stets den richtigen Takt, einerlei ob im dienstlichen
+Verkehr oder bei Festlichkeiten, beobachten und ließ sie ferner ihre
+Aufgabe als eine im Dienst des Vaterlandes zu leistende ansehen. Wenn
+diese Aufgaben grade bei den Unteroffizieren zuweilen weit über das Maß
+des Militärdienstes hinausgingen, so sind sie doch immer mit derselben
+Präzision, derselben Hingabe und demselben Geschick gelöst worden. Die
+Ausnahmen, welche allerdings vorkamen, können nur die Regel bestätigen.
+
+
+
+
+ 11. Kapitel.
+
+ Die Unterwerfung des Südens.
+
+ Lage und Entwickelung der nördlichen Stationen. -- Major Liebert.
+ -- Reise des Generalkonsuls +Dr.+ Michahelles nach Witu. --
+ Einteilung des nördlichen Küstendistrikts. -- Stationschefs im
+ Norden. -- Vermehrung der Schutztruppe. -- Das neue Material erweist
+ sich als minderwertig. -- Neueinteilung der Schutztruppe.
+ -- Einexerzieren der neuen Söldner. -- Verhandlungen mit dem Süden.
+ -- Rekognoszierungstour Wißmanns auf der »München« nach Kilwa.
+ -- Verhandlungen zur Mitwirkung der Marine. -- Einschiffung und
+ Einteilung der Truppen für den Süden. -- Einnahme von Kilwa und
+ Lindi. -- Friedliche Besetzung von Mikindani. -- Stationsgründungen
+ im Süden. -- Schlechter Gesundheitszustand der Truppen. --
+ Verhandlungen mit den Eingeborenen. -- Uebergabe der südlichen
+ Stationen an die Chefs. -- Allgemeine Lage bei der Urlaubsreise
+ Wißmanns nach Deutschland.
+
+
+Die Unterwerfung der Rebellen im nördlichen Teile unserer Küste und die
+Gewähr, welche die befestigten Stationen für eine dauernde und völlige
+Sicherheit der Städte und der Karawanenstraßen boten, erlaubten dem
+Reichskommissar, jetzt an die Lösung des zweiten Teils seiner Aufgabe
+zu gehen, an die Unterwerfung des Südens. Bevor der Leser jedoch in
+den eigentlichen Gang der Ereignisse daselbst eingeführt wird, möge
+es gestattet sein, noch einmal die Lage im Norden und eine Reihe von
+Thatsachen zusammenzufassen, welche in diese Zeit, -- in die Monate
+März und April des Jahres 1890, -- fallen.
+
+In Tanga hatte sich die europäische Kolonie schnell vergrößert. Außer
+den Mitgliedern der ostafrikanischen und der Pflanzergesellschaft
+ließen sich einige Deutsche daselbst nieder, die aus privaten
+Mitteln Unternehmungen ins Leben rufen wollten. Der Missionar Krämer
+hatte die Gründung einer evangelischen Missionsstation in Angriff
+genommen; griechische Kleinhändler hatten sich dort, wie in allen
+von uns besetzten Küstenplätzen, etabliert und haben heute durch das
+mehrjährige Bestehen ihrer Geschäfte bewiesen, daß sie die Konkurrenz
+der Inder aushalten können.
+
+An der Nordgrenze, in Muoa, wurde zwar noch viel Schmuggel getrieben,
+aber eine spätere Besetzung dieses Platzes war bereits ins Auge gefaßt.
+In Pangani hatte der, von Tanga dorthin versetzte Distriktschef
+Krenzler Nachricht von der Ankunft einer großen Sklaven-Karawane
+erhalten und es gelang ihm, obwohl die Sklaven, 207 an der Zahl, gleich
+auf die Schambas vertheilt worden waren, sie alle auf die Station
+bringen zu lassen. Wenn auch vernünftiger Weise gegen die äußerst milde
+Art der Haus- und Feldsklaverei nicht vorgegangen wird, so stand doch
+jede Zufuhr aus dem Innern, wie wir aus diesem Beispiel sehen, unter
+unserer Kontrolle. Am Kilimandscharo war Herr v. Eltz als Agent des
+Reichskommissars stationiert und seine Berichte über die Aufführung
+des dortigen Hauptsultans Mandara, sowie über das Fortschreiten des
+deutschen Einflusses lauteten günstig. Leider wird der Kilimandscharo
+alljährlich das Ziel vieler Sportexpeditionen, die für das Land einen
+Nutzen nicht haben, sondern besonders durch die planlose Ausrottung des
+Wildes nur Schaden anrichten.
+
+Um Mkwadja und Sadani, wo fleißig am Wiederaufbau des Platzes
+gearbeitet wurde, waren nach dem Friedensschlusse mit Bana Heri die
+Verhältnisse ebenfalls geordnete. Bana Heri erhielt vom Reichskommissar
+ein Geschenk von 2000 Rupies als Beitrag zur Wiedererrichtung der
+Moschee.
+
+Der Distrikts-Chef von Bagamoyo und Stellvertreter des
+Reichskommissars, Herr von Gravenreuth, mußte wegen der in letzter Zeit
+bei ihm wiederholt auftretenden, schweren Fieberanfälle, die er sich
+auf seinen Expeditionen und durch den aufreibenden Dienst zugezogen,
+Mitte April mit längerem Urlaub Ostafrika verlassen, das er leider nie
+wieder betreten sollte. Frhr. v. Eberstein, der mit großem Eifer und
+Erfolg die Verwaltungsabteilung geleitet hatte, trat ebenfalls einen
+wohlverdienten siebenmonatlichen Urlaub an.
+
+Im Februar des Jahres 1890 war der Major im großen Generalstabe,
+Liebert, welcher bisher in Berlin die Vertretung des Kommissariats
+innegehabt hatte, auf Befehl Sr. Majestät in Ostafrika eingetroffen,
+um sich an Ort und Stelle durch den Augenschein von der Lage der
+Dinge Kenntniß zu verschaffen und darüber Bericht zu erstatten. In
+seiner Begleitung befand sich ein Beamter des Auswärtigen Amtes,
+Tesch. Dieser sollte dem Reichskommissar und den Chefs über die Art
+und Weise der Rechnungsführung, wie man sie auf dem Auswärtigen Amt
+wünschte, Instruktionen erteilen. Die Thätigkeit des Herrn Tesch
+war, wie wir gleich bemerken wollen, obwohl er sich mit großem Eifer
+dieser Arbeit unterzog, von keinem Erfolge begleitet. Man stellte
+sich eben die Verhältnisse von Deutschland aus ganz anders vor, als
+sie in Wirklichkeit waren. Es wurde daher bald die Sendung einer
+Revisions-Kommission angeordnet.
+
+Besonders bemerkenswert ist während dieser Zeit die Entsendung eines
+Detachements der Schutztruppe in der Stärke von 60 Mann unter dem
+Kommando des Chefs Theremin und in Begleitung des General-Konsuls
++Dr.+ Michahelles nach Witu. Nachdem im Monat März von Sr.
+Majestät Schiff »Carola« die deutsche Flagge an der Wubuschi-Mündung
+gehißt worden war, hatte der General-Konsul Befehl erhalten, sich an
+Bord eines Kriegsschiffes nach Lamu zu begeben, um von hier aus mit
+jener erwähnten Begleitmannschaft dem Sultan von Witu Geschenke zu
+überbringen und formell die deutsche Schutzherrschaft zu erklären. Es
+erregte dieses Vorgehen damals ganz besondere Freude, denn man schloß
+daraus, daß nun auch dort energisch etwas für die weitere Entwickelung
+jener Kolonie, welche bis dahin recht stiefmütterlich behandelt
+worden war, gethan werden würde. Leider sollte diese Hoffnung durch
+das deutsch-englische Abkommen auf das bitterste getäuscht werden.
+Der Führer des Detachements, Chef Theremin hatte die Expedition nach
+Witu bereits in leidendem Zustande angetreten. Nach seiner Rückkehr
+mußte der anerkannt tüchtige Offizier in Sansibar in das dortige
+Hospital aufgenommen werden und erlag bald einer zu einem unbedeutenden
+Magenleiden hinzutretenden Bauchfellentzündung.
+
+Wir erwähnten früher bereits, daß für die Verwaltung des nördlichen
+Küstendistrikts eine Einteilung in drei Distrikte, nämlich Bagamoyo,
+Sadani und Pangani vorgenommen worden war. Diese Einteilung hatte
+ihre großen Schattenseiten. Bei der mangelhaften Verbindung der
+den Distriktschefs unterstellten Küstenplätze entstanden nur
+Schwierigkeiten für den dienstlichen Verkehr, welche die Verwaltung
+schwerfällig machten. Man sah infolgedessen, besonders da im Süden
+wegen der meist noch viel größeren Entfernung der Stationen von
+einander sich eine gleiche Maßregel noch weniger empfahl, von
+der Distrikts-Einteilung ab und griff wieder zu der ursprünglich
+stattgehabten Einteilung in Stationen, denen folgende Herren
+vorstanden:
+
+Tanga: Chef Richelmann, der indes bald wieder durch Krenzler ersetzt
+wurde, da Richelmann die Station Sansibar und das Bureau des
+Reichskommissariats zu übernehmen hatte.
+
+Pangani: nach der Versetzung Krenzlers nach Tanga Chef Johannes.
+
+Mkwadja: Lieutenant Fischer.
+
+Sadani: nach Abkommandierung Sigls zur Stokeschen Expedition
+Lieutenant von Arnim.
+
+Bagamoyo: Chef Ramsay, (welcher diese Station nach der Versetzung des
+zu Bagamoyo trefflich bewährten Chef Richelmann nach Tanga erhielt).
+
+Daressalam: Chef Leue.
+
+Endlich fällt in diese Zeit als wichtigstes Moment für die
+Weiterentwickelung des Kommissariats und die Hebung der
+Aktionsfähigkeit die Vermehrung der Schutztruppe. Als der Plan zur
+Bestrafung der Rebellen der Südküste und zur Wiedereinnahme der nicht
+in unsern Händen befindlichen Küste gefaßt wurde, mußte man sich klar
+darüber sein, daß eine Verstärkung der Schutztruppe notwendig sei.
+
+Nach abermaligen Verhandlungen des auswärtigen Amtes zu Berlin mit der
+englischen und egyptischen Regierung wurde denn auch die Anwerbung
+von 600 Sudanesen in Egypten genehmigt und ein in der Verwaltung
+des Reichskommissariats thätiger Beamter, Donarski, der gerade zur
+Wiederherstellung seiner Gesundheit einen Urlaub nach Egypten
+erhalten hatte, mit der Anwerbung beauftragt. Die Wahl Donarskis war
+ein entschiedener Fehler. Mit vielem Fleiß und bewundernswürdigem
+Eifer hatte er sich in seine ihm anfangs völlig fremde Thätigkeit
+eingearbeitet, aber er hatte doch niemals Gelegenheit gehabt, sich
+eine Kenntniß der Sudanesen und unseres Soldatenmaterials überhaupt zu
+erwerben. Daß Donarski für die Aushebung ausersehen wurde, hatte seinen
+Grund lediglich in der übel angebrachten Rücksicht darauf, Ersparnisse
+zu machen; er reiste eben, wie erwähnt, so wie so nach Egypten.
+In Kairo stand Donarski bei der Anwerbung besonders zur Seite der
+Vertreter von Hansing & Co. in Sansibar, Strandes, der sich in jener
+Zeit ebenfalls in Egypten aufhielt, und der Kaufmann Brettschneider,
+welche beide bei der Erledigung der komplizierten kaufmännischen
+Geschäfte Donarski hülfreich zur Hand gingen.
+
+Bei der Anwerbung selbst war wiederum, wie das erste Mal, der
+englische Oberst Scheffer von großem Nutzen. Doch machte sich jetzt
+schon empfindlicher als das erste Mal die Abneigung der englischen
+und egyptischen Regierung geltend, die Sudanesentruppe weiterhin den
+Deutschen für ostafrikanische Dienste zur Verfügung zu stellen, und nur
+mit Mühe gelang es Donarski, in noch verhältnismäßig kurzer Zeit die
+gewünschten 600 Mann zu beschaffen. Immer nach Anwerbung einer genügend
+großen Zahl wurden dieselben wie früher nach Sues geschickt.
+
+Zum ersten Einexerzieren waren zwei neu für Ostafrika bestimmte
+Offiziere, die Herren Lieutenant Scherner und von dem Knesebeck mit
+einigen Unteroffizieren von Deutschland nach Egypten beordert worden.
+Ihnen wurden die angeworbenen Leute von Donarski übergeben, und dann
+in gleicher Weise, wie das bei der ersten Anwerbung geschah, die
+Exerzitien mit den Leuten vorgenommen. Die Untersuchung und Behandlung
+der Leute geschah durch Assistenzarzt +Dr+. Buschow, der ebenfalls
+neu für die Schutztruppe angeworben war; indes einen Einfluß auf die
+Auswahl des Soldatenmaterials hatte er ebenso wenig wie die beiden
+Offiziere: Donarski wollte, ohne öfters laut gewordenen Vorstellungen
+Gehör zu geben, alles allein besorgen.
+
+Das ganze Kontingent wurde auf dem egyptischen Dampfer Schibin in
+Sues eingeschifft und ging unter Donarskis Kommando nach Sansibar ab,
+woselbst der Transport Mitte April eintraf. Die Überfahrt war von
+Donarski und den Offizieren benutzt worden, die Leute einzukleiden;
+Uniformen, Schuhzeug, Ausrüstungsstücke, auch Bewaffnung waren bereits
+beschafft, und so machte bei ihrer Ankunft auf dem Dampfer die Truppe
+einen vorteilhaften Eindruck.
+
+Der Reichskommissar, der mit den andern in Sansibar anwesenden Herren,
+-- auch Major Liebert begleitete ihn bei der Ankunft des Schibin, --
+sogleich an Bord ging, ließ sich indes durch den vorteilhaften äußeren
+Eindruck nicht täuschen, sondern sagte von vornherein: »Mir gefallen
+die Leute nicht, es sind viel zu viel gelbe Kerls darunter.«
+
+In der That hatten sich die guten Erfahrungen, die wir mit der
+egyptischen Anwerbung das erste Mal gemacht hatten, lediglich auf das
+schwarze Element, nicht aber auf die Gelbgesichter, die eigentlichen
+Egypter, Armenier und Syrer bezogen. Solcher Leute hatte die neue
+Anwerbung einen nur allzugroßen Prozentsatz aufzuweisen. Dazu merkten
+wir bald, daß die jetzige Anwerbung lange nicht soviel altgediente
+Soldaten zählte, wie das erste Kontingent. Ein großer Teil bestand aus
+Soldaten, welche wenig kriegerischen Stämmen angehörten und bisher
+Kriegsdienste gar nicht gethan hatten, ein anderer aus Baschibosuks,
+und nur ein kleiner Teil aus regulären egyptischen Sudan-Soldaten.
+Indes man mußte mit dem gegebenen Material rechnen, und es wurde
+alsbald zur Einteilung und Ausbildung desselben geschritten.
+
+Mit Rücksicht auf die demnächst vorzunehmende andere Truppenbesetzung
+der Stationen des Nordens, die Wiedereinnahme des Südens und die
+Besetzung der zu begründenden südlichen Küstenstationen, sowie
+für Expeditionszwecke mußte eine neue Einteilung der Schutztruppe
+eingerichtet werden. Die Neuangekommenen wurden mit den bewährten
+felddienstfähigen Truppen des früheren Kontingents in zwei
+Expeditionskorps formiert. Das eine wurde zunächst unter dem Kommando
+des Chefs von Zelewski zum Zweck der Ausbildung in Bagamoyo, das
+andere zu gleichem Zweck in Daressalam unter Chef End vorläufig
+stationiert.
+
+Der Reichskommissar hatte, da die Ankunft der Truppen schon im März
+erwartet war, gehofft, bereits im April vor Eintritt der großen
+Regenzeit gegen den Süden vorgehen zu können, allein die Führer der
+Expeditionskorps meldeten übereinstimmend, daß bei der Minderwertigkeit
+des diesmal angeworbenen Materials sie den Rest des Monats April für
+ein Einexerzieren der Leute notwendig hätten, und so wurde die Aktion
+gegen den Süden bis zum Monat Mai verschoben.
+
+Bei der genannten Anwerbung ist übrigens noch ein Umstand zu erwähnen,
+durch den wir in große Verlegenheit gesetzt wurden. Ein Teil der
+egyptischen Offiziere und Unterhändler nämlich, deren sich Donarski
+naturgemäß für die Anwerbung der Truppen bedienen mußte, hatte sich
+nicht damit begnügt, die ihnen von uns gemachten Geschenke und
+Werbegelder einzustecken, sondern sie hatten in echt orientalischer
+Weise das Geschäftchen dadurch vergrößert, daß sie nach ihrem Belieben
+die Chargen an die Anzuwerbenden verkauften.
+
+Ein Teil der angeworbenen Soldaten, die bis dahin Militärdienst noch
+garnicht gethan hatten, kauften sich Atteste als Unteroffiziere,
+Sergeanten oder dergl. und wurden nach Zahlung des erheblichen
+Backschisch an die Unterhändler als solche eingestellt. Wir mußten
+sie natürlich zunächst kontraktmäßig übernehmen und nach der Charge
+besolden. Dieser Betrug wurde erst später entdeckt, und dann natürlich
+thatkräftig eingeschritten. So fällt schon in die Zeit vor wie auch
+nach Einnahme des Südens eine große Masse von Entlassungen aus dem
+neuen Kontingent. Auch der hohe Prozentsatz an Todesfällen auf den
+Südstationen ist zum Teil der körperlichen Unbrauchbarkeit des
+Materials zuzuschreiben.
+
+Während der Ausbildungszeit der neu formierten Expeditionskorps wurde
+von Seiten des Reichskommissariats alles versucht, in den südlichen
+Plätzen, wo es irgend möglich war, die Verhältnisse friedlich zu
+regeln, da ja jede kriegerische Aktion immerhin einen Rückgang des
+Handels und Wandels für beträchtliche Zeit nach sich zieht. Die
+Anregung zu diesen Verhandlungen ging von den Bewohnern der südlichen
+Plätze selbst aus.
+
+Mikindani, Sudi, Lindi, Kissiweri hatten, auf das Gerücht hin, daß der
+Süden mit allen Kräften des Kommissariats angegriffen werden soll,
+Deputationen an Wißmann geschickt, um ihre freiwillige Unterwerfung
+anzukündigen und seine Bedingungen entgegenzunehmen. Zur Vornahme der
+Verhandlungen wurde von uns der für solche Fälle schon oft in Anspruch
+genommene Wali von Pangani, Soliman ben Nassr, der sich als besonders
+tauglich und zuverlässig hierfür erwiesen hatte, bestimmt und auf dem
+Sultans-Dampfer Barawa nach den südlichen Plätzen gesandt.
+
+Der Sansibarsultan selbst, welcher damals den europäischen Interessen
+erheblich mehr zugethan war, als es im Anfang der Amtsthätigkeit
+Wißmanns der Fall war, wünschte aus Geschäftsrücksichten, möglichst
+schnell friedliche Verhältnisse herbeizuführen. Die Verhandlungen
+Solimans führten zu einem günstigen Abschluß mit den südlichsten
+Plätzen Mikindani und Sudi. In Lindi und von da nach Norden hin
+behielt indes die Kriegspartei die Oberhand. Anfang April unternahm
+Major Wißmann auf der »München« gemeinsam mit Major Liebert
+eine Rekognoszierungsfahrt nach dem Süden, gleichzeitig dampfte
+Korvetten-Kapitän Valette, der älteste Offizier der Station und
+Kommandant Sr. Maj. Schiff »Carola«, mit seiner Korvette dorthin. Noch
+vor Antritt der Rekognoszierungsfahrt wurde vom Reichskommissar in
+Sansibar der Kriegszustand und das Standrecht im Namen Sr. Majestät
+des Kaisers und des Sultans von Sansibar vom Rufidji bis zum Rovuma
+einschließlich proklamiert.
+
+Für die Rekognoszierungstour entwarfen Major Wißmann und Kapitän
+Valette einen gemeinsamen Operationsplan. Zunächst bezog sich dieser
+auf den am besten verteidigten und befestigten auch bei weitem am
+meisten straffälligen Platz Kilwa Kiwindje, wo anderthalb Jahre zuvor
+die Beamten der ost-afrikanischen Gesellschaft Krüger und Hessel
+der Wut der Rebellen zum Opfer gefallen waren. Als die Schiffe auf
+der Rhede vor Kilwa ankerten, fand man die ausgedehnte Stadt an der
+Seeseite ganz und gar mit Pallisaden befestigt und mit Truppen stark
+besetzt. Eine Dampf-Pinasse der »Carola« wurde zur Rekognoszierung
+etwas näher an das Land geschickt, aber sofort vom Lande aus sowohl
+durch Gewehre, als mit den dort befindlichen Geschützen beschossen.
+Da die Geschütze verwahrloste Vorderlader waren, mit Eisenstücken,
+Nägeln und allem möglichen geladen, so war die Beschießung natürlich
+ganz wirkungslos. Die Dampfpinasse erwiderte das Feuer mit ihrem
+Revolvergeschütz.
+
+Nachdem die Pinasse wieder an Bord der »Carola« zurückgekehrt war,
+wurden einige Granaten von der »Carola« in die Stadt hineingeworfen.
+Die im Bericht des Kapitän Valette ausgesprochene Annahme jedoch, daß
+das Feuer den Arabern in Kilwa bedeutende Verluste beigebracht haben
+müsse, bestätigte sich bei unseren an Ort und Stelle vorgenommenen
+zuverlässigen Erkundigungen nicht.
+
+Der Reichskommissar seinerseits fing mit der »München« fünf Halbaraber
+und Neger auf und zog von diesen Nachrichten ein. Sie bestätigten nur,
+daß die Rebellen in Kilwa entschlossen seien, auf das energischste
+Widerstand zu leisten.
+
+Nachdem der Zweck der Rekognoszierung erreicht war, kehrte sowohl
+Wißmann auf der »München«, als auch Kapitän Valette auf der »Carola«
+nach Sansibar zurück. Der gemeinsam verabredete Aktionsplan gegen
+Kilwa bestimmte Folgendes: Die »Carola« sollte die Blockierung und
+Beschießung des Platzes von der Seeseite aus vornehmen; »Schwalbe«
+hingegen mit den Wißmann für den Transport zur Verfügung stehenden
+Schiffen, dem gecharterten Sultansdampfer »Barawa«, der »Harmonie« und
+einem von den kleinen Dampfern außerhalb Mafia nach Kiswere gehen.
+Dort sollten die Schiffe den Eintritt der Dunkelheit abwarten und
+dann nordwärts den Hafen von Kilwa Kisiwani anlaufen, um hier die
+Truppen Wißmanns zu landen. Von dort aus sollte der Anmarsch gegen
+Kilwa Kiwindje beginnen, während »Schwalbe«, die ebenfalls Wißmannsche
+Truppen an Bord zu nehmen gewillt war, zur »Carola« auf die Rhede von
+Kilwa Kiwindje zurückdampfen sollte.
+
+Die zur Teilnahme an den Operationen gegen den Süden bestimmten Truppen
+wurden für diesen Zweck in 3 Bataillone zu 3 Kompagnien unter dem
+Kommando der Herren Chef +Dr.+ Karl Wilhelm Schmidt, Chef von
+Zelewski und dem Verfasser eingeteilt. Jedem der Bataillone wurde ein
+4,7 +cm+ Geschütz, dem zweiten (Rochus Schmidt) außerdem noch ein
+Maximgeschütz beigegeben. Für die Beförderung der Truppen nach dem
+Süden dienten für jedes Bataillon ein großer Dampfer und zwar für das
+erste Bataillon unter +Dr.+ Karl Wilhelm Schmidt Sr. Majestät
+Schiff »Schwalbe«, da, wie erwähnt, Korvettenkapitän Hirschberg mit
+Genehmigung des ältesten Offiziers der Marine-Station die Güte hatte,
+einen Teil der Truppen auf sein Schiff zu nehmen, für das zweite unter
+dem Verfasser der vom Sultan gecharterte Dampfer »Barawa«, für das
+dritte unter Zelewski unser Dampfer »Harmonie.«
+
+Am Abend des 29. April waren in Daressalam sämtliche für den Feind
+bestimmten Truppen und Fahrzeuge versammelt. Der Verabredung gemäß war
+Sr. Maj. Schiff »Carola« nach Kilwa vorausgegangen und dort nach einer
+sehr stürmischen Reise am 1. Mai eingetroffen. In der Nacht vom 1. zum
+2. Mai wurde von der »Carola« mit der Beschießung der Stadt begonnen
+und dieselbe am nächsten Morgen fortgesetzt, die Befestigungen vor der
+Stadt, wie auch die verschiedenen Teile der Stadt wurden mit Granaten
+beworfen. Die Rebellen erwiderten zu Anfang das Feuer aus ihren bereits
+erwähnten Geschützen, selbstverständlich ohne mit der Ladung nur ein
+nennenswertes Stück weit zu reichen. Durch die Geschosse der »Carola«
+wurde ihnen bald die Lust zum weiteren Bedienen ihrer Geschütze
+genommen. Der Zweck der Beschießung, die Rebellen in permanenter
+Aufregung zu erhalten, war vollkommen erreicht.
+
+Am 30. April morgens fand unterdessen in Daressalam die Einschiffung
+der Truppen in der vorher bestimmten Art statt, während die kleineren
+Dampfer des Reichskommissars Gepäck, Proviant und Munition für den
+Süden an Bord nahmen, teils auch noch mit Gepäck beladene Dhaus zu
+schleppen hatten. Die Dampfer »Harmonie«, »Barawa«, »München«, »Max«
+und »Vulkan« verließen, sobald sie mit der Aufnahme der Truppe, bezw.
+der Ladung fertig waren, am genannten Tage (dem 30. April) früh den
+Hafen. S. M. Schiff »Schwalbe«, auf der sich auch der Reichskommissar
+eingeschifft hatte, folgte um 1/2-9 Uhr morgens und holte bald die
+vorausgegangenen Dampfer ein. Der Südwest-Monsum hatte bereits wider
+Erwarten mit aller Kraft eingesetzt, sodaß der Fahrt nach dem Süden
+größere Hindernisse sich entgegenstellten, als man geahnt hatte.
+
+Gleich im Anfang hegte man Besorgnis wegen der »Harmonie«, welche
+sehr viel Wasser übernahm und von Wind und Wellen heftig hin und her
+geworfen wurde. Am Nachmittag des 30. April nahm Wind und Seegang
+noch zu, und da an der Nordspitze Mafias erfahrungsgemäß noch größere
+See zu erwarten stand, so mußte die Absicht, an der Außenküste Mafias
+des Nachts weiter zu fahren, aufgegeben werden. Korvetten-Kapitän
+Hirschberg, der bis Mafia die Führung übernahm und die Dampfer alle
+auf den richtigen Kurs gebracht hatte, nahm nun den Kurs durch den
+Mafia-Kanal und erreichte bei Dunkelwerden den Ankerplatz bei Faniove,
+wohin er auch die andern Schiffe durch Blicke des Nachtsignal-Apparates
+dirigierte. Am nächsten Morgen konnte die Weiterfahrt wegen dicken
+Nebels und Regen-Böen erst um 7 Uhr fortgesetzt werden, und zwar in
+Rücksicht auf die »Harmonie« unter schwachem Dampf.
+
+Kapitän Hirschberg verabredete mit Major Wißmann, die Südpassage
+durch den Mafia-Kanal, welcher vor einbrechender Dunkelheit erreicht
+werden konnte, zu verlassen, wenn dies des Wetters wegen irgend
+möglich sei, und während der Nacht nach Kilwa-Kisiwani zu gehen. Aber
+auch diese Absicht war undurchführbar, denn die Seeuntüchtigkeit
+unserer »Harmonie« stellte sich immer deutlicher heraus. Schon wir,
+die wir auf der »Barawa«, einem Schiff von 1000 Tonnen, eingeschifft
+waren, wurden bei dem fortwährenden Rollen und Stampfen stark hin
+und her geworfen; wirklich bemitleiden mußten wir indes die auf der
+»Harmonie« eingeschifften Kameraden und Truppen. Die »Harmonie« fuhr
+hinter uns her und wir konnten ihr furchtbares Schlingern aus nächster
+Nähe beobachten. Die Besorgnis, daß die »Harmonie« bei dieser See
+kentern könnte, lag sehr nahe, und in der That wurde bald darauf auf
+der »Harmonie«, als wir den Wasserweg innerhalb des Mafia-Kanals
+verlassen wollten, ein Signal sichtbar, daß der Dampfer unmöglich
+folgen könne. Nachdem der Kapitän der »Harmonie« und Chef von Zelewski,
+der Kommandant der auf der »Harmonie« eingeschifften Truppen mit dem
+Reichskommissar in Verbindung getreten waren, wurde zunächst bei
+Samanga geankert und hier beschlossen, daß die andern Schiffe bis auf
+»Schwalbe« und »Harmonie« direkt und zwar möglichst ohne daß man sie
+von Kilwa Kiwindje bemerken könne, nach Kisiwani weiter gehen sollten.
+
+Die »Schwalbe« lief mit Tagesanbruch des 2. Mai nach Kilwa, um Herrn
+Kapitän Valette von der notwendig gewordenen Änderung der ursprünglich
+getroffenen Dispositionen Meldung zu erstatten und »Harmonie« folgte
+ihr langsam nach. Dann schlug die »Schwalbe« den Weg nach Kilwa
+Kisiwani ein, wo sie wieder die Führung übernahm und, den übrigen
+Dampfern den Weg weisend, Nachmittags in den Hafen einlief. Die Führung
+durch Sr. Maj. Kreuzer »Schwalbe« ist während der ganzen Fahrt nach
+dem Süden für uns von der größten Wichtigkeit gewesen. Den Führern
+unsrer Dampfer, die bis dahin kaum jemals nach dem Süden gekommen
+waren, war das Fahrwasser unbekannt, und es ist sowohl der geschickten
+Führung durch Kapitän Hirschberg, als auch besonders der großen
+Hilfsbereitschaft, mit der er jeden weiter zurückbleibenden oder vom
+richtigen Fahrwasser abkommenden Dampfer wieder auf den richtigen Weg
+brachte, zu danken, daß wir, ohne durch die Elemente größere Verluste
+zu erleiden, im Süden angekommen sind.
+
+Dem auf der »Schwalbe« eingeschifften Bataillon und insbesondere den
+Offizieren ist die bestmögliche, kameradschaftlichste Aufnahme zu Teil
+geworden, wie überhaupt in jener Zeit das vorher zuweilen gespannte
+Verhältnis mit der Marine sich in ein sehr gutes umgewandelt hatte.
+Zumal mit der alten Besatzung der »Carola« und »Schwalbe«, mit denen
+wir so vieles gemeinsam durchlebt hatten, wurde eine enge Freundschaft
+und die beste Kameradschaft gepflogen.
+
+Die »Harmonie« hatte die Anweisung erhalten, da sie nach Kilwa Kisiwani
+nicht folgen konnte, nach der Rukyrro-Bai, südlich von Kilwa Kiwindje
+zu gehen und daselbst das an Bord befindliche Bataillon auszuschiffen.
+
+Bei unserer Ankunft in Kilwa Kisiwani machten das Kriegsschiff und die
+armierten Dampfer klar zum Gefecht, aber es zeigte sich nirgends ein
+Feind.
+
+Die Landung der Truppen an der Südspitze der von Kilwa Kiwindje nach
+Süden auslaufenden Halbinsel ging ohne Schwierigkeit von statten und
+war bis zum Eintritt der Dunkelheit beendet. Die Truppen der »Harmonie«
+wurden ebenfalls in der Nacht vom 2. zum 3. und am 3. früh in der
+Rukyrro-Bai gelandet, wobei die »Schwalbe« ebenso wie bei unserer
+Landung in Kilwa Kisiwani durch Hergabe von Booten und durch Schleppen
+mit der Dampfpinasse bereitwillig Unterstützung leistete.
+
+Eine Stunde nach begonnener Landung war in der Kisiwani-Bai die ganze
+Mannschaft von »Schwalbe« und »Barawa« ausgeschifft und um 5 Uhr 15
+Minuten befand sich bereits alles im Marsch.
+
+Das Landen der Truppen, Rangieren und der Abmarsch machten einen sehr
+guten militärischen Eindruck, in Anbetracht der überstandenen Seefahrt
+und der Seekrankheit, an der fast alles zu leiden hatte. Es wurde
+zunächst eine Stunde weit marschiert bis Masoko in der Rukyrro-Bai, in
+deren Nähe die »Harmonie« vor Anker lag.
+
+Abgesehen von einem Angriff auf eine von uns ausgesandte Patrouille,
+bei welchem ein Mann auf unsrer Seite verwundet, einer der Gegner
+erschossen wurde, fanden Feindseligkeiten während der Nacht nicht
+statt. Wir hatten dagegen unterwegs einige Eingeborene aufgegriffen,
+welche uns am nächsten Tage als Führer nach Kilwa Kisiwani dienen
+sollten.
+
+Das zweite Bataillon war während der Landung der »Harmonie« nordwärts
+vorgeschoben und hatte die Vorposten zu stellen. Noch während der
+Landung wurden dieselben von einem etwa 200 Mann starken Trupp, der
+offenbar auf die Nachricht von unserer Landung hin von Kilwa Kiwindje
+ausgesandt war, angegriffen. Der Gegner wurde indes nach kurzem Gefecht
+unter bedeutenden Verlusten zurückgeworfen.
+
+Unmittelbar nach erfolgter Landung des auf der »Harmonie«
+eingeschifften Bataillons wurde der Vormarsch auf Kilwa (in der
+Marschordnung: zweites, erstes, drittes Bataillon), angetreten. Der
+Marsch führte zunächst an der Küste entlang nach Norden, dann bogen wir
+nach Nordwesten ab in der Richtung auf den Kisimo-Berg.
+
+Unterwegs wurde unsere Tête fortwährend von Rebellen angegriffen,
+jedoch wurde der Marsch hierdurch nicht verlangsamt, da es zumeist nur
+des Einsetzens der Têten-Kompagnie bedurfte, den Gegner zurückzuwerfen.
+Dagegen hatten wir in Folge der großen Hitze, der schlechten Ernährung
+und der überstandenen Seekrankheit einige Fälle von Sonnenstich, was
+uns einigermaßen aufhielt. Während der Nacht vom 3. zum 4. Mai wurde
+Bivouak in einer verlassenen Ortschaft bezogen. Die Nacht verlief ohne
+jede Störung, obgleich das stark coupierte Terrain und die Tags zuvor
+sich immerfort wiederholenden Angriffe des Feindes auch Unternehmungen
+desselben bei Nacht erwarten ließen. Selbstverständlich waren nach dem
+Beziehen des Bivouaks alle Vorsichtsmaßregeln getroffen und starke
+Vorposten ausgestellt worden.
+
+Am 4. Mai morgens wurde der Weitermarsch fortgesetzt, abermals unter
+schnell zurückgewiesenen Angriffen der Gegner. Gegen 7 Uhr wurde das
+Feuer der Kriegsschiffe hörbar. Die vorzüglich einschlagenden Granaten
+legten einen beträchtlichen Teil der Befestigung an der Front nieder,
+ebenso eine Menge massiver Bauten in der Stadt. Ein Teil derselben, der
+aus Negerhütten bestand, geriet in Brand, ein Teil der Pulvervorräte
+des Feindes flog in die Luft.
+
+Als sich unsere Truppen um 8 Uhr der Stadt von Südwesten her näherten,
+dirigierte der Reichskommissar das zweite Bataillon auf den Süden der
+Stadt, das erste auf die Westlinie, während das dritte als Reserve
+folgte. Dicht vor der Stadt wurden noch einige Granaten in dieselbe
+geworfen und eine Patrouille mit der deutschen Flagge rechts nach dem
+Strande gesandt. Sie sollte der Marine das Zeichen zum Einstellen des
+Feuers geben, damit wir selbst zum Angriff vorgehen könnten.
+
+Zu unserer großen Überraschung konnten wir, ohne Feuer zu erhalten,
+in die Stadt eindringen: sie war während der letzten Nacht geräumt
+worden. Wir hatten erwartet, daß die fanatischen Rebellen von Kilwa
+Stand halten würden, und daß es zu einem sehr erbitterten Straßenkampfe
+kommen würde, wobei die vielen festen Steinhäuser vorzügliche Reduits
+für die Rebellen hätten bilden können. Wäre es uns dann gelungen, den
+Gegner aus der Stadt zu treiben, so hätte ihm nach Erstürmung des
+südlichen Stadtteils das erste Bataillon vom Westen her den Rückzug
+abgeschnitten, und der Feind wäre in den Terrain-Abschnitt zwischen
+den Meeresstrand und den Fluß gedrängt worden, wo er ertrunken oder in
+unsere Hände gefallen wäre. Die Rebellen waren indes eingeschüchtert.
+Sie hatten erwartet, daß wir lediglich von der Seeseite angreifen
+würden, wo sie sich durch eine sehr stark angelegte doppelte
+Pallisadenreihe, in deren Mitte Erde geschichtet war, befestigt hatten.
+An verschiedenen Stellen der Pallisaden waren Bastionen errichtet,
+deren Armierung im ganzen aus acht primitiven Geschützen bestand. Im
+Norden und Süden stießen die Befestigungen an Creeks; an den Seiten
+dagegen waren Befestigungen überhaupt nicht angebracht.
+
+Da wir den Rebellen den Gefallen nicht gethan hatten, die stärkste
+Seite der Stadt anzugreifen, und ihre Versuche, uns durch
+Entgegenwerfen stärkerer Trupps im Vormarsch aufzuhalten, ebensowenig
+Erfolg gehabt hatten, warfen sie die Flinte ins Korn und gaben die
+Stadt preis. Nach den eingezogenen Erkundigungen waren die Verluste an
+Menschenleben, welche die Rebellen durch die Beschießung der Marine
+erlitten hatten, ganz geringfügig, sie betrugen nur 2 Mann; um so
+größer aber war der moralische Eindruck gewesen, den das Bombardement
+und der Brand in der Stadt hervorriefen. Um nicht die ganze Stadt
+abbrennen zu lassen, mußten wir selbst zum Löschen schreiten.
+
+Der Verlust der Schutztruppe vor Kilwa betrug drei Tote und einige
+Verwundete. Die Marine war, da ihre Schiffe aus einer Entfernung
+von über 3000 +m+ feuerten, selbstverständlich nicht durch
+die Rebellen gefährdet. Die Verluste, welche die Rebellen in den
+vereinzelten Gefechten beim Anmarsch der Schutztruppe von Süden her
+erlitten, beliefen sich auf etwa 30 Mann. Recht wunderbar schien es
+uns, daß obwohl unsere Marine stets recht gut schoß, die Verluste der
+Rebellen an Menschenleben so ungeheuer gering waren und der Schätzung
+der Marine stets bedeutend nachstanden. Man sah, daß die Granaten
+meist vorzüglich krepierten, dennoch aber keine Verluste beibrachten.
+Gewiß ist in dieser Beziehung der Vorschlag des Admirals Deinhard,
+statt mit Granaten mit Shrapnels gegen lebendige Ziele zu feuern und
+die in Ostafrika stationierten Kriegsschiffe mit solchen zu versehen,
+sehr beachtenswert.
+
+Kilwa Kiwindje ist die größte und bedeutendste Stadt des Südens,
+fast so groß wie Bagamoyo, wenn auch als Handelsplatz bei weitem
+nicht von derselben Bedeutung. Die Zahl der Steinhäuser und besonders
+der geräumigen Steinhäuser übersteigt erheblich die in allen andern
+Plätzen. Leider hat Kilwa eine sehr schlechte Rhede und der sehr
+schlickige Strand erschwert sogar das Landen mit den Booten. Die
+Bedeutung Kilwas ist ersichtlich aus der großen Zahl der hier wohnenden
+Inder. Annähernd 100 Geschäfte von Hindus und Banianen befinden sich
+in der Stadt.
+
+Auf der Rhede von Kilwa lag zur Zeit unseres Angriffes das englische
+Kriegsschiff »Turquoise«, um diejenigen von den indischen Unterthanen
+aufzunehmen, welchen der Aufenthalt in der Stadt zu unsicher erschien
+und welche die Absicht hatten, nach Sansibar überzufahren. Es schifften
+sich denn auch 12 Männer und 105 Frauen und Kinder auf der »Turquoise«
+ein; ein Inder war noch unmittelbar vor dem Abzug der Rebellen in
+seinem Hause ermordet und sein Laden vollständig ausgeplündert worden.
+Bei unserm Einzuge fanden wir die Inder fast alle aus der Stadt
+geflüchtet und erst auf gutes Zureden, nachdem wir Friedensboten zu
+ihnen gesandt, waren sie zur Rückkehr zu bewegen.
+
+Die Stärke des Feindes variierte nach den Angaben der Inder zwischen
+5 und 7 Tausend Mann, doch scheint diese Zahl von den für größere
+Zahlenangaben wenig Verständnis besitzenden Leuten sehr übertrieben zu
+sein.
+
+Nach unserem Einrücken in die Stadt wurden die im Besitze der Rebellen
+befindlichen Häuser geplündert und nachdem das Vieh, welches in der
+Stadt und deren Nähe sich vorfand, zusammengetrieben war, bezogen die
+Truppen Quartiere. Jedem Bataillon wurde ein Teil der Stadt überwiesen
+und diese Bereiche in Kompagnie-Reviere eingeteilt. So kamen hier nach
+der Seefahrt und dem Marsch im Regen, -- seit unserer Abfahrt von
+Daressalam hatte es fast ununterbrochen in Strömen gegossen, -- die
+Truppen zum ersten Mal in trockene Quartiere. Da sich durch die Stadt
+Kilwa selbst ein Creek hindurchzieht, und außerdem in der Regenzeit das
+ganze Terrain in und um Kilwa zum Sumpfe wird, in welchem gerade jetzt
+viel Erdarbeiten auszuführen waren, so kann es nicht Wunder nehmen,
+wenn in der nächsten Zeit der Gesundheitszustand der Truppen ein sehr
+schlechter war.
+
+Am Tage nach dem Einrücken wurde eine Patrouille von 3 Kompagnien nach
+dem Singino-Hügel geschickt, welche die Meldung zurückbrachte, daß der
+erste Halt der flüchtigen Aufständischen 7 Stunden von Kilwa entfernt
+läge, aber kaum Aussicht sei, daß dieselben einer anrückenden Truppe
+weiterhin Stand halten würden.
+
+Man ging nun eifrig an das Ausladen der Dampfer, welche die für Kilwa
+bestimmten Baumaterialien, Munition und Proviant gebracht hatten, und
+bereitete die Befestigungsarbeiten vor, so daß der Platz von zwei
+Kompagnien gehalten werden konnte. Als Platz für die Station wurde
+das alte am Strande gelegene Zollhaus und drei andere Steinhäuser
+ausgesucht, die zunächst durch eine provisorische Umwallung aus
+Wellblech (mit Erdaufwurf zwischen den Wellblechen) und durch einen
+Stacheldrahtzaun derart umgeben wurden, daß sie mit den Geschützen und
+der zugehörigen Besatzung ein wohl zu verteidigendes Fort bildeten. Die
+Station wurde am 8. Mai nachmittags mit 15 Europäern, 2 Kompagnien und
+2 Geschützen dem Chef von Zelewski übergeben.
+
+Am 9. Mai erfolgte die Einschiffung der übrigen Truppen und zwar an
+Bord der »Carola«, »Schwalbe« und »Barawa«, da »Harmonie« wegen ihrer
+bewiesenen Untüchtigkeit in Kilwa zurückgelassen wurde. Am Mittag des
+9. Mai gingen »Carola«, »Schwalbe«, »Barawa«, »München« und »Vesuv«
+nach Lindi, unserem nächsten Ziele, ab, wo wir am Morgen des 10. Mai
+eintrafen.
+
+Die Stadt Lindi, meist aus Negerhütten bestehend, weist nur ganz wenige
+Steinhäuser auf. Sie liegt auf der nördlichen Seite eines von See aus
+ins Land sich hineinziehenden sehr breiten Creeks. Die Ausdehnung der
+Stadt ist keine große, da unmittelbar hinter derselben eine ziemlich
+bedeutende Hügelkette eine natürliche Grenze bildete. Am Ende des
+Creeks mündet in diesen der Ukeredi-Fluß. Nach unserer Ankunft vor dem
+gewissermaßen den Hafen bildenden Creek gingen die Dampfer »Schwalbe«,
+»Barawa«, »München« und »Vesuv« in denselben, den sogenannten
+Lindi-Fluß hinein, während »Carola« von der Rhede aus die Operation
+auf Ansuchen des Majors Wißmann durch Hineinwerfen dreier schwerer
+Granaten in die Stadt eröffnete. Wir erhielten im Flusse sowohl von
+der Lindiseite aus, als auch von der entgegengesetzten Seite des
+Flusses Feuer, welches die »Schwalbe« mit Revolvergeschützen erwiderte,
+während ich von der Kommandobrücke der »Barawa« aus mit dem Maxim-Gun
+die am Strande von Lindi befindlichen Rebellen beschoß. Obgleich die
+Lindileute fast gar keine Verluste erlitten, wurde doch der Strand von
+ihnen geräumt, und unsere Landung erfolgte ohne Verluste.
+
+Der Vormarsch gegen die Stadt machte keine Schwierigkeiten. Überall
+wurde das Terrain im Umkreis von den Rebellen gesäubert. Wo sie sich
+zeigten, wurden sie, ohne daß sie bedeutenden Widerstand leisteten,
+zurückgeworfen. Nach der Besetzung der Stadt wurden alsbald Vorposten
+aufgestellt und mit den Löscharbeiten begonnen. Eine von uns
+unternommene stärkere Rekognoszierungs-Patrouille, bei der wir an
+einzelnen Stellen beschossen wurden, hatte zwar die Rebellen über die
+benachbarte Hügelkette hinaus gejagt, doch wurden während der Nacht
+unsere Vorposten noch an verschiedenen Stellen, allerdings ohne Erfolg,
+angegriffen. Ein weißer Unteroffizier wurde bei der Schießerei während
+der Nacht verwundet. Zur provisorischen Befestigung wurde ein Platz
+am Strande ausersehen und drei hier befindliche Steinhäuser durch
+entsprechende Verbindung verteidigungsfähig eingerichtet.
+
+Am 11. Mai bereits kehrte der Araber Selim ben Salum, welcher oberhalb
+des Flusses seine Schamba hatte, auf einem Boote mit der weißen
+Friedensfahne zurück und bot seine sowie aller Araber Unterwerfung an.
+Ebenso schickten die Hauptführer an diesem Tage Boten zu uns, welche
+um Frieden und Begnadigung baten. Die »Carola« verließ am Nachmittag
+des 11. Mai die Rhede, zeigte sich dann vor Mikindani und kehrte von da
+nach Sansibar zurück. Am 12. wurde vom Reichskommissar mit dem Dampfer
+»München« eine Rekognoszierung den Lindifluß aufwärts unternommen und
+die Niederlassung des bereits erwähnten Selim besucht. Hier waren alle
+Araber der Umgegend versammelt und zeigten dem Reichskommissar ihre
+vollständige Unterwerfung an.
+
+Am 13. wurde die Station Lindi mit 18 Europäern, zwei Kompagnien und
+6 Geschützen dem Verfasser übergeben. Der Reichskommissar brach mit
+den übrigen Truppen nach Mikindani auf, wo er an demselben Nachmittag
+eintraf. Bereits über Land war an den Wali von Mikindani ein Brief
+abgesandt mit der Aufforderung, beim Eintreffen des Reichskommissars
+sich diesem friedlich zu unterwerfen. Und so kamen denn auch bei der
+Einfahrt in den Hafen bereits Boten mit weißen Flaggen entgegen,
+welche Briefe vom Wali und den Jumbes überbrachten, in denen sie ihre
+Unterwerfung anzeigten. Der Reichskommissar begab sich sofort an
+Land und fand an der Stelle der späteren Station im ganzen 100 meist
+bewaffnete Araber zum Schauri versammelt. Sie wurden ermahnt, sich in
+den Ortschaften um Mikindani ruhig zu verhalten, und es wurde ihnen
+mitgeteilt, daß am nächsten Morgen die Truppen ausgeschifft und mit dem
+Bau einer Befestigung begonnen werden würde. Eine Sorge für ihr Leben
+und Eigentum hätten die sich friedlich Unterwerfenden nicht zu hegen.
+
+Nach Ausschiffung der Truppen am nächsten Morgen wurden auch hier die
+provisorischen Befestigungsarbeiten vorgenommen, nachdem die friedliche
+Unterwerfung aller Einwohner angenommen war. Nur ein Dorf, welches die
+Friedensflagge nicht gehißt hatte, wurde von den Negern geräumt.
+
+Der Wali, der Jemadari und der Akida des Sultans wurden in die Dienste
+des Reichskommissars übernommen und zum Gehorsam verpflichtet. Die
+Leitung der weiteren provisorischen Befestigungsarbeiten wurde dem Chef
++Dr+. Karl Wilhelm Schmidt übertragen, der einige Tage darauf auf
+Befehl des Reichskommissars die Station mit 11 Europäern, 2 Kompagnien
+und 4 Geschützen an Chef End zu übergeben hatte. Die beiden übrigen
+Kompagnien Dr. Schmidts sollten nach Bagamoyo und Pangani zurückgesandt
+werden. Er selbst hatte den Befehl, auf der »Schwalbe« nach Sansibar zu
+kommen.
+
+Auf der Rückfahrt von Mikindani lief der Reichskommissar mit der
+»München« die Plätze Lindi und Kilwa nochmals an und fand daselbst
+alles in guter Ordnung. In Kilwa hatten sich bereits einige 100
+Eingeborene wieder eingestellt. Der größte Teil der Aufständischen war
+noch einige Tagereisen von Kilwa entfernt versammelt. Kilwa Kisiwani
+hatte als Vertreter einen völlig arabisierten Italiener, der Jussuf
+genannt wurde, an Chef von Zelewski gesandt, mit der Bitte auch nach
+Kisiwani Truppen hineinzulegen.
+
+Am 17. Mai traf der Reichskommissar wieder in Sansibar ein und ging von
+dort aus am 18. nach Sadani. Bana Heri, der dem Reichskommissar, wie
+erwähnt, sein Schwert, das er im Aufstande gegen ihn geführt, übersandt
+hatte, trug ihm jetzt die Bitte vor, ihm ein anderes Schwert zu
+übergeben, das er von jetzt an nur in deutschen Diensten tragen würde.
+Seine Bitte wurde erfüllt.
+
+In Sadani war der Araber Mohammed ben Kassim aus Tabora, der allgemein
+beschuldigt wurde, den deutschen Kaufmann Giesecke im Jahre 1885
+in Tabora ermordet zu haben, durch Lieutenant Sigl nach erfolgter
+Rekognoszierung durch den Irländer Stokes dingfest gemacht worden.
+Wißmann, der Mohammed ben Kassim bereits drei Jahre früher am Lualaba
+kennen gelernt hatte, erkannte denselben wieder und sandte ihn nach
+Bagamoyo, woselbst er ein Kriegsgericht über ihn anordnete. Der Sultan
+Said Ali selbst bat zwar, seinen Unterthan Mohammed ben Kassim ihm
+auszuliefern, doch wurde das Ansuchen von Wißmann abgeschlagen.
+
+Am 26. Mai trat der Reichskommissar, dessen Gesundheit durch die
+fortwährenden Strapazen sich sehr erheblich verschlechtert hatte, einen
+ihm bewilligten Urlaub nach Deutschland an, nachdem er zuvor an den
+von Mikindani zurückgekehrten Chef +Dr.+ Karl Wilhelm Schmidt für
+die Dauer seiner Abwesenheit die Geschäfte des Reichskommissariats
+übergeben hatte.
+
+
+
+
+ 12. Kapitel.
+
+ Das Reichskommissariat unter Wißmanns Stellvertreter +Dr.+ Karl
+ Wilhelm Schmidt.
+
+ Innerer Ausbau und Organisation des Kommissariats. -- Beaufsichtigung
+ und Kontrolle der Karawanen. -- Verurteilung des Mörders Gieseckes,
+ des Arabers Mohammed ben Kassim. -- Deputationen aus dem Innern
+ melden die Unterwerfung der Bevölkerung. -- Einfall der Mafiti in
+ Usaramo. -- Expedition des +Dr.+ Schmidt nach Usaramo bis an den
+ Rufidji-- Unterwerfung des Jumbe Pangiri. -- Expedition des Chef
+ von Perbandt nach Nguru zur Sicherung der katholischen Mission.
+ -- Verhandlungen mit der Bevölkerung im Süden. -- Ausbau der Station
+ Kilwa durch Zelewski. -- Anknüpfung von Beziehungen mit den
+ Eingeborenen um Lindi und Mikindani. -- Expeditionen zu diesem Zweck
+ in das Hinterland. -- Die Sklavenfrage in und um Lindi. -- Die
+ Wahiyao und der Häuptling Maschemba. -- Verhandlung mit letzterem.
+ -- Scheinbare Unterwerfung desselben. -- Pulverschmuggel im
+ Hinterland von Lindi. -- Unterdrückung des Pulverschmuggels durch
+ Benutzung der Eingeborenen und Händler. -- Die Stämme im Hinterland
+ des Südens. -- Beschaffenheit des Hinterlandes. -- Charakter der
+ Lindi-Leute. -- Expedition des Verfassers mit Chef End zu Maschemba.
+ -- Besuch des Makanda-Häuptlings Schikambo. -- Krieg zwischen
+ Schikambo und Maschemba. -- Expedition des +Dr.+ Schmidt mit den
+ Stationschefs von Lindi und Mikindani zu den englischen
+ Missionsstationen und an den Rovuma. -- Gefecht bei Kisanga;
+ Verwundung des Verfassers. -- Der Rovuma. -- Ankunft in Mikindani.
+ -- Informationsreise des Herrn von Soden nach Ostafrika. -- Soden
+ als Ersatz für Wißmann in Aussicht genommen.
+
+
+Die Hauptaufgabe des Stellvertreters des Reichskommissars, +Dr.+
+Schmidt, lag auf friedlichem Gebiete. Nach der Wiedergewinnung der
+ganzen Küste und nach vollkommener Pacificierung des nördlichen Teils
+unseres Interessen-Gebietes konnte während der Abwesenheit Wißmanns
+an dem innern Ausbau und der Organisation des Reichskommissariats
+gearbeitet werden. +Dr.+ Schmidt wurde dieser Aufgabe gerecht
+durch Erlaß einer Reihe von Bestimmungen über die Thätigkeit,
+Diensteinteilung und Befugnis der Stationschefs und die Abgrenzung der
+Stationsbereiche, welche natürlich durch die praktischen Verhältnisse
+vorgezeichnet waren. Bei der Feststellung des Verhältnisses der
+Stationschefs zur eingeborenen Bevölkerung und den Karawanen traf
+er Anordnungen über die Beaufsichtigung und Kontrolle der Karawanen,
+die Abstempelung der Schußwaffen, welche dieselben mit sich führten,
+über den Verkauf von Waffen und Munition an Karawanen und über den
+Kautschuckhandel, um der häufigen Verfälschung dieses wertvollen
+Produktes durch die Neger vorzubeugen, endlich über die militärischen
+Befugnisse der Stationschefs und Offiziere und dergleichen mehr. Im
+allgemeinen wurden hierbei natürlich die von Wißmann stets gehandhabten
+Grundsätze gewahrt und nur die bisher in der Praxis allgemein befolgten
+Prinzipien in feste Form gelegt.
+
+Wir haben bereits erwähnt, daß es in Sadani gelungen war, den
+Araber Mohammed ben Kassim aus Tabora festzunehmen, und daß der
+Reichskommissar die kriegsgerichtliche Aburteilung desselben befohlen
+hatte. Die vorgenommene Untersuchung ergab die volle Schuld nicht nur
+in Betreff der dem Mohammed ben Kassim zur Last gelegten Ermordung
+des deutschen Kaufmannes Giesecke zu Tabora, sondern es wurde auch
+festgestellt, daß er im Jahre 1889 nach Begründung der Station Mpapua
+mit einer größeren Masse von Arabern und Sklaven einen Angriff auf die
+Station beabsichtigt und bereits im Anmarsch auf dieselbe gewesen sei.
+Nur durch die ihn aus Furcht vor den Deutschen zurückhaltenden Wagogo
+war er am Durchmarsch durch Ugogo behindert worden. Mohammed den Kassim
+wurde infolgedessen zum Tode durch den Strang verurteilt. Später erst
+sind zudem, wie bereits an anderer Stelle erwähnt, seine Absichten
+gegen uns im vollen Umfange bekannt geworden.
+
+Es entwickelten sich unter der Vertretung durch +Dr.+ Schmidt
+die Verhältnisse im Norden weiterhin durchaus befriedigend. Viele
+Häuptlinge aus dem Innern, mit denen bereits Wißmann Beziehungen
+angeknüpft hatte, kamen herunter zur Küste und legten Zeugnis von
+ihrer Unterwerfung unter die deutsche Herrschaft und von ihrem Gehorsam
+ab. Der Karawanen-Verkehr nahm einen erfreulichen Aufschwung. Zu
+Masinde, dem Sitz des Häuptlings Simbodja, ließ Schmidt, obgleich
+dieser Häuptling ebenfalls Proben seiner Ergebenheit und guten
+Gesinnung gezeigt hatte, doch, um ihn kontrolieren zu können, eine
+befestigte Station durch Chef Ramsay anlegen.
+
+Nur Usaramo wurde, trotz der Niederlage der Mafiti bei Jombo im Jahre
+zuvor, durch einen erneuten Einfall derselben auf große Strecken
+hin verwüstet und entvölkert, sodaß sich der stellvertretende
+Reichskommissar genötigt sah, eine Expedition gegen die Mafiti mit zwei
+Kompagnien zu unternehmen. Der Marsch wurde von Bagamoyo aus angetreten
+und führte über die alten Stationen der Ostafrikanischen Gesellschaft
+Dunda, Madimola und Usungula nach der französischen Missionsstation
+Tununguo, welche am meisten von den Mafiti bedroht erschien. Auf der
+Station wurde zur Bedeckung derselben ein weißer Unteroffizier und 20
+Mann zurückgelassen. +Dr.+ Schmidt marschierte nach dem Dorfe
+Zungumero, drei Tagereisen südlich von der Station, woselbst die die
+Mission bedrohende Abteilung der Mafiti sich befinden sollte. Das große
+und stark befestigte Dorf wurde jedoch verlassen vorgefunden. Da es
+nicht gelang, die Eingeborenen zum Eingehen auf Unterhandlungen zu
+bewegen, wurde der Ort niedergebrannt.
+
+Der Weitermarsch führte nach dem Rufidji, woselbst ebenfalls noch
+Mafitis versammelt sein sollten. In diese Gegend hatte sich auch der
+Jumbe Pangiri, dessen Dorf Pangiri, wie wir in einem früheren Kapitel
+erwähnt, vom Reichskommissar bei Antretung der Mpapua-Expedition zur
+Strafe zerstört worden war, geflüchtet und hatte Unterstützung bei
+der Bevölkerung jener Gegend gefunden. Er erschien jedoch bei der
+Ankunft des +Dr.+ Schmidt freiwillig in dessen Lager, um sich
+auf Gnade und Ungnade zu unterwerfen. Schmidt erteilte ihm Amnestie
+unter der Bedingung, daß er mit der Expedition zugleich nach der Küste
+zurückkehre und sich in seinem alten Dorfe niederlasse. In der That
+schloß sich Pangiri mit seinen Leuten sofort der Expedition an. Mit dem
+Jumbe Pangiri war der letzte der angesehenen Rebellen-Häuptlinge des
+nördlichen Teils der Küste zurückgekehrt.
+
+Der Rückmarsch wurde zunächst längs des Rufidji angetreten. +Dr.+
+Schmidt, den dringende Verwaltungs-Geschäfte nach Sansibar riefen,
+marschierte in Eilmärschen von Mtansa aus mit einer kleinen Bedeckung
+nach Daressalam, während Chef Ramsay den Auftrag erhielt, sich mit
+dem Gros der Expedition über den Rufidji nach Kilwa zu begeben und
+bei dieser Gelegenheit die Verhältnisse des Hinterlandes von Kilwa
+möglichst aufzuklären.
+
+Von den Mafitis war das ganze Land zwischen dem Kingani und dem Rufidji
+einerseits und der Küste und Mahenge andrerseits stark verwüstet; auch
+hatten sie überall wieder die gewöhnlichen Grausamkeiten verübt. Um
+diesen Einfällen der Mafiti vorzubeugen und die eingeborene Bevölkerung
+vor ihnen zu sichern, schlägt +Dr.+ Schmidt die Anlage einer
+Station in der Gegend der Schuguli-Fälle am Rufidji vor, durch welche,
+nach Ansicht des +Dr.+ Schmidt, sowohl die südlich des Rufidji
+wohnenden als auch die nördlichen Mafitistämme in Schach gehalten
+werden sollten; es ist dies indes von einer einzigen Station um ein
+Bedeutendes zu viel erhofft.
+
+Einer Expedition des stellvertretenden Stationschefs von Bagamoyo,
+Herrn von Perbandt, in dieser Zeit sei noch Erwähnung gethan. Sie hatte
+den Zweck, kleinere nördlich der durch Nguru führenden Karawanenstraße
+vorgekommene Unruhen zu beschwichtigen, wurde auf Befehl des
+Reichskommissars ausgerüstet und von Herrn von Perbandt geschickt und
+schneidig durchgeführt.
+
+Die Verbindung nach den Süd-Stationen war bei den großen Entfernungen
+und der während der Zeit des Südwest-Monsums herrschenden hohen See
+durch die kleinen Dampfer schwer aufrecht zu erhalten und wurde, da
+eine Masse Baumaterial und Proviant des öfteren nach den Stationen
+geschickt werden mußte, durch den vom Sultan von Sansibar gecharterten
+Dampfer »Barawa« hergestellt. Auf den Süd-Stationen selbst entwickelten
+sich die Verhältnisse in durchaus befriedigender Weise.
+
+Die Aufständischen um Kilwa hatten sich zunächst in der Absicht,
+weiteren Widerstand zu leisten, etwa in 8 Stunden Entfernung
+verbarrikadiert, doch gaben sie die Absicht eines Angriffs bald auf
+und faßten statt dessen den weniger energischen Entschluß, wenn ihnen
+von der Station Kilwa aus auf den Leib gerückt würde, Fersengeld zu
+geben. Der stellvertretende Reichskommissar hatte sich aber von der
+Möglichkeit überzeugt, daß die Verhältnisse um Kilwa, -- nachdem der
+Ort seine verdiente Strafe durch das Bombardement und die Einnahme der
+Stadt erlitten und wir unserer Macht durch Anlage einer starken Station
+Ausdruck gegeben hatten, -- weiterhin im guten zu regeln seien. Er
+gab deshalb die Instruktion, daß alles daran gesetzt werden sollte,
+die Leute zur Rückkehr zu bewegen, damit der alte Handelsplatz Kilwa
+bald wieder seine frühere Bedeutung zurückgewinne. Chef von Zelewski
+pflog auch durch Unterhändler mit den Aufständischen Verhandlungen, um
+dieselben zur Rückkehr in die Stadt zu bewegen, aber es dauerte trotz
+der immer gegebenen Versprechungen, daß sie geschont würden, geraume
+Zeit, ehe die Neger ihr Mißtrauen und ihre Furcht vor Strafe ablegten.
+
+Zelewski gab sich in dieser Zeit mit dem größten Eifer dem Ausbau
+seiner Station und der Fürsorge für die Stadt hin und er, der leider
+ein Jahr darauf als Kommandeur der kaiserlichen Schutztruppe den
+Tod für die koloniale Sache in Uhehe sterben sollte, hat sich durch
+seine Thätigkeit in Kilwa ein bleibendes Denkmal gesetzt. Die äußerst
+praktisch angelegte Station, die aus einigen geschickt verbundenen
+arabischen Ruinen entstanden war, das in Kilwa erbaute Lazarett, die
+Entwässerung der die Stadt umgebenden Sümpfe, eine Wasserleitung in
+der Stadt, ein in das Meer hinausgelegter Steindamm, durch welchen
+die ungemein schlechten Landungsverhältnisse für die Boote verbessert
+wurden, geben das sprechendste Zeugnis von seiner Thätigkeit. Auf
+keiner der andern Stationen ist auch nur annähernd dasselbe erreicht
+worden, wie von ihm in Kilwa im Laufe von nur 10 Monaten.
+
+Es gelang Zelewski endlich, die Führer der Aufständischen zur Rückkehr
+nach Kilwa zu bewegen und er hatte die Freude, diesen Platz zu seiner
+alten Bedeutung wieder erwachsen zu sehen. Nebenbei glückte es dem
+Stationschef, die Mörder der bei Beginn des Aufstandes ermordeten
+Beamten der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft, Krieger und
+Hessel, in Kilwa festzunehmen. Sie wurden im November 1890 vom
+stellvertretenden Reichskommissar zum Tode durch den Strang
+verurteilt.
+
+Die Furcht vor den Mafiti, in diesem Fall den südlichen Mahengestämmen,
+veranlaßte die Leute des Hinterlandes, sich enger an die Station
+anzuschließen, da sie nur von dieser Hülfe gegen ihre alljährlich
+das Land nach der Regenzeit heimsuchenden Feinde erhoffen durften.
+Bei seinem Marsch vom Rufidji nach Kilwa wurden dem Chef Ramsay von
+keiner Seite aus auch nur die geringsten Schwierigkeiten gemacht oder
+Feindseligkeiten entgegengesetzt, er konnte nur überall die große vor
+den Mafitis herrschende Furcht konstatieren.
+
+In Lindi und Mikindani war es nach dem Stationsbau und den damit
+zusammenhängenden Arbeiten, als Freilegung des Terrains, Straßen-
+und Gartenanlagen, Bau des Schießstandes, Strandarbeiten etc.,
+ebenfalls die hauptsächlichste Aufgabe der dortigen Stationschefs,
+möglichst bald gute Beziehungen mit der Bevölkerung herzustellen,
+um den Karawanen-Handel, der zwischen dem Nyassa-See und unserer
+Küste bestand, bald wieder dorthin zu lenken. In Mikindani waren die
+Verhältnisse von vornherein friedliche, da auch der einzige anfänglich
+nicht für Unterwerfung geneigte unter den Rebellen alsbald sich
+eines besseren besann und zurückkehrte. Ebenso hatten wir bereits
+bei der Einnahme Lindi's erwähnt, daß auch dort die Rebellen vom
+Reichskommissar Amnestie erbeten hatten. Der Verfasser setzte als
+Stationschef natürlich ebenfalls alles daran, die früheren Rebellen zur
+Rückkehr zu bewegen, und dies gelang ihm auch gleich in der allerersten
+Zeit bei fast allen. Nur einen einzigen, den Hauptbeteiligten, Raschid
+Schapapa, hinderte die Furcht vor Strafe und Mißtrauen gegen uns an der
+Rückkehr. Die andern Hauptagitatoren beim Aufstande, Kadi Omar, Fundi
+Majaliwa, Mohammed ben Raschid, leisteten der Aufforderung zur Rückkehr
+alsbald Folge.
+
+Es sahen sowohl Chef End, der Stationschef von Mikindani, wie auch der
+Verfasser in Lindi ihre Aufgabe darin, hier in diesen unsern südlichen
+Plätzen, wohin Europäer bisher noch wenig gekommen waren, wo selbst der
+Sultan von Sansibar außerhalb der festen Plätze eine Herrschaft nie
+ausgeübt hatte, uns mehr Fühlung mit den Eingeborenen zu verschaffen
+und diesen das große Mißtrauen, das uns hier anfangs entgegengebracht
+wurde, allmählich zu benehmen. Im Hinterlande der beiden Plätze ist
+besonders dadurch, daß die Bevölkerung nach Möglichkeit zu den großen
+in der ersten Zeit natürlich notwendigen Stations-Arbeiten herangezogen
+und hierdurch etwas mehr an uns gewöhnt wurde, in dieser Hinsicht ein
+bedeutender Erfolg erzielt worden.
+
+Um Lindi selbst gab es indes noch eine andere Frage, deren Lösung nicht
+so leicht erschien, nämlich die Regelung des Verhältnisses der Araber
+und der besitzenden Klasse überhaupt zu den Sklaven.
+
+Lindi ist von jeher nach zwei Seiten hin bekannt: erstens als
+Haupt-Sklavenplatz unserer ganzen Küste und ferner durch die häufig
+dort vorkommenden Sklaven-Aufstände. Die Sklaven haben sich hier in
+den letzten Jahren des öfteren gegen ihre Herren erhoben, ihnen nicht
+nur den Gehorsam aufgekündigt und sind entflohen, sondern sie haben
+direkt die Waffen gegen sie gekehrt. Sie hatten dabei im Hinterlande
+von Lindi, in Luagalla, an dem Wahiyao-Häuptling Maschemba eine
+kräftige Stütze und fanden bei ihm einen willkommenen Zufluchtsort.
+Außer in Maschemba's Gebiet fanden auch noch an vielen andern Plätzen
+Ansammlungen von Sklaven statt, welche dann eine Art Räuberbande
+bildeten und die Gegend beunruhigten.
+
+Die Sklaverei in und um Lindi verdiente kaum diesen Namen; die Sklaven
+konnten thun und lassen, was sie wollten und wuchsen mit der dem Neger
+eigenen Unverschämtheit ihren Herren über den Kopf. Im Interesse der
+allgemeinen Sicherheit im Lande hätten wir eine strengere Form der
+Sklaverei geradezu erwünscht und mußten auf alle Fälle versuchen,
+dem bestehenden Zustande ein Ende zu machen. Diese Regelung der
+Verhältnisse blieb uns Stationschefs überlassen. Nachdem unter den
+Häuptlingen des Hinterlandes, die auf Aufforderung des Reichskommissars
+mit dem Verfasser in Verbindung getreten waren, sich auch Maschemba
+eingefunden hatte, wurde daran gegangen, bezüglich der Sklavenfrage
+mit dem Häuptling ein Einverständnis zu erzielen. Ich trug ihm auf,
+entweder selbst zu mir nach Lindi zu kommen, oder einen seiner Söhne zu
+schicken, damit dieser meinen Willen erführe und wir ein die Interessen
+des Landes sowohl, wie, soweit angängig, diejenigen Maschembas
+wahrendes Abkommen treffen könnten.
+
+Maschemba, der in jener Zeit viel mit dem Verfasser korrespondiert hat,
+indem er die Briefe immer in Suaheli-Sprache in lateinischen Lettern
+von einem auf der englischen Mission erzogenen Yao-Burschen schreiben
+ließ, ging auf mein Verlangen ein und sandte seine beiden Söhne mit
+folgendem Schreiben:
+
+»Mein lieber Freund. Ich befinde mich wohl. Die Geschenke, die Du
+mir geschickt hast, sind alle angekommen, 3 Hemden, 2 Kikois, 3
+Maskattücher, 12 Ballen Zeug, 4 Lessos. Meinen Dank dafür. Du schreibst
+mir, daß ich selbst komme oder mein Sohn. Ich schicke Dir heute
+zunächst meinen jüngern Sohn; der große kommt nach, er bringt noch
+Geschenke für Dich. Er heißt Kantande Wadi Maschemba. Damit der Brief
+sehr schnell kommt, bringt ihn mein jüngerer Sohn. Viele Grüße von mir.
+Ich bin hier wohl. Maschemba bin Tschapama.«
+
+Der hier angekündigte Kantande, der älteste von Maschembas Söhnen, traf
+denn auch bald nach dem jüngeren ein und brachte, nachdem mir Maschemba
+schon gleich im Anfang einmal Hühner und Ziegen gesandt hatte, nun
+abermals die angekündigten Geschenke, welche in Kleinvieh und Hühnern
+bestanden, mit. Außerdem brachte er für mich als Geschenk ein Monstrum
+von einem Weibe, die er wahrscheinlich für besonders schön gehalten
+hatte. Sie besaß einen Umfang wie mindestens 3 starke Männer zusammen,
+so daß sie kaum durch das Stationsthor eintreten konnte. Die Wache und
+alle Neger, welche diese Schönheit sahen, konnten sich des Lachens
+nicht enthalten. Die gute Absicht Maschembas wurde zwar anerkannt, das
+Weib aber schleunigst in Freiheit gesetzt.
+
+An dem Verhalten der Söhne Maschembas merkte ich bald, daß, wenngleich
+sie natürlich in Lindi auf alle Vorschläge und Bedingungen eingingen,
+und wenn auch Maschemba selbst ernstlich die Absicht zu haben schien,
+mit mir, falls seine Interessen gewahrt würden, sich dauernd auf einen
+guten Fuß zu stellen, an ein ernstliches Abkommen nicht zu denken
+war: sie hätten alles zugestanden, die Sache aber wäre im großen und
+ganzen doch beim Alten geblieben. Der Grund hierfür lag wohl darin,
+daß es Maschemba zwar verstanden hatte, die teils ihren Besitzern
+entlaufenen, teils von ihm von überall her geraubten Sklaven vorzüglich
+zu organisieren und gewissermaßen als große Räuberbande auszubilden,
+daß aber seine Autorität über diese Horde doch keine unbedingte war.
+
+Ich entschloß mich deshalb, sobald meine Reisen in der Umgegend von
+Lindi beendet wären, Maschemba selbst aufzusuchen und zu sehen, was mit
+ihm persönlich auszurichten sei.
+
+Meine Absicht war es, Maschemba zu verpflichten, daß er jeden
+ihm zugelaufenen Sklaven an die Station in Lindi ausliefere. Der
+Stationschef sollte dann den ursprünglichen Besitzer zitieren und
+diesem, wenn nicht besondere Gründe dagegen sprächen, den Sklaven
+zurückgeben, ihn aber zugleich verpflichten, an Maschemba für den
+Transport des Sklaven und die Auslieferung pro Kopf eine bestimmte
+Summe, die ich auf 5 Dollars anschlug, auszuzahlen. Ein solches
+Verfahren mag vielleicht heutigen Tages den jetzt geltenden Prinzipien
+bezüglich unseres Verhaltens in der Sklavenfrage entgegenstehen,
+scheint mir aber doch den damaligen Zuständen des Südens angemessen
+gewesen zu sein, da es vor allem darauf ankam, die Sicherheit des
+Gebietes und der Karawanenstraßen herbeizuführen und von zwei Übeln das
+kleinere mit in den Kauf zu nehmen.
+
+Aber auch noch andere Umstände, als die Sklavenfrage, machten die
+Verhältnisse im Hinterlande von Lindi schwierig und stellten an den
+Stationschef weitgehende Ansprüche nichtmilitärischer Natur.
+
+Daselbst bestand nämlich ein großartiger Pulverschmuggel sowohl von
+unserer Küste aus, wie auch von portugiesischem Gebiet nach unserem
+Hinterland. Eine Anzahl Leute im Hinterlande von Lindi selbst, unter
+denen wiederum Maschemba, sowie Araber und Eingeborene, hatten es
+verstanden, den Karawanenhandel, der von den Seen herunterkam, zum
+großen Teil an sich zu ziehen. Sie hielten selbst größere Lager der
+überall in Afrika am meisten begehrten, besonders aber im Süden
+verlangten Handelsartikel, nämlich Pulver, Munition und Gewehre und
+tauschten dagegen die Produkte des Innern, besonders Sklaven, ein.
+
+Dies hatte den Nachteil, daß die Karawanen sich der Kontrolle an der
+Küste entzogen und ihre Geschäfte schon im Hinterlande abmachten,
+daß also an unserer Südküste eine Art Zwischenhandel bestand, der
+die Zoll-Einnahme stark beeinträchtigte und uns den Einfluß auf den
+wichtigsten und gleichzeitig gefährlichsten Einfuhrartikel benahm. Die
+verkaufte Munition wurde entweder nach den Plätzen unserer Küste, die
+nicht besetzt waren, eingeschmuggelt oder vom portugiesischen Gebiet
+über den Rovuma, wo ja auch Beobachtungsposten nicht bestanden, in das
+Hinterland eingeführt.
+
+Dem mußte natürlich nach Möglichkeit entgegengearbeitet werden. Ich
+ließ durch meine Beziehungen zu den Eingeborenen und durch besoldete
+Spione diejenigen Leute innerhalb des Machtbereichs der Stationen
+ausfindig machen, die einen solchen verbotenen Handel betrieben und
+erschwerte ihnen ihr Gewerbe nach Möglichkeit. Ferner aber verkaufte
+ich, da ich diesen Zwischenhandel, namentlich die Schmuggelei über den
+Rovuma zu Maschemba und jenen Häuptlingen hin nicht gänzlich verhindern
+konnte, von der Station aus Gewehre und Munition an die Karawanen und
+zog diese dadurch an die Küstenplätze.
+
+Da jedoch die Abgabe von Kriegsbedarf an die Karawanen nicht
+vorgesehen war, und auf den Stationen das nötige Pulver zum Verkaufe
+nicht vorhanden war, benutzte ich den Umstand, daß meine strenge, in
+der Umgegend von Lindi eingeführte Überwachung der den verbotenen
+Handel betreibenden Leute einerseits, wie Nachsicht gegen dieselben
+andrerseits einen Teil derselben bewog, mir ihre Vorräte auszuliefern.
+Ich vergütete ihnen natürlich, damit sie keinen direkten Schaden
+hatten, den Verlust an Waare durch Zahlung einer kleinen Summe.
+
+Sodann wurden möglichst weit nach dem Innern hinein den vom Nyassa-See
+kommenden Karawanen Vertrauenspersonen entgegengeschickt, die ihnen
+mitteilten, daß sie ohne Furcht an die Küste selbst kommen, dort eine
+gute Aufnahme finden und die von ihnen gewünschten Artikel kaufen
+könnten.
+
+Durch dieses Vorgehen gelang es sowohl dem Chef End in Mikindani,
+der dieselbe Taktik befolgte, wie mir in Lindi, den Karawanenverkehr
+an die Küste zu ziehen. Daß dabei bisweilen Sklaven vom Nyassa her
+bei den Elfenbein-Karawanen mit unterliefen, war erklärlich; ebenso
+notwendig war es auch unter den beschriebenen Verhältnissen, ein
+Auge zuzudrücken. Es wäre sonst der ganze Verkehr gestört oder nach
+dem benachbarten portugiesischen Gebiet, wo eine Kontrolle nicht
+bestand, hinübergelenkt worden. Wir beschränkten uns darauf, eine
+Sklaven-Ausfuhr von der Küste nach Sansibar, soweit dies in unsrer
+Macht stand, zu verhindern. -- Allerdings befanden sich unter den
+ankommenden Karawanen in Lindi auch solche von den Wahiyao-Häuptlingen
+Mataka aus Mwera am Nyassa-See und Makendjira von Tschusiunguli, von
+denen der erstere vielleicht ein Jahr früher zwei, der letztere mit
+seinen Leuten einen Engländer ermordet hatte, um sich an ihnen für zu
+strenges Vorgehen der Engländer an der Küste in der Sklavenfrage zu
+rächen. Die Umstände indes und die Unmöglichkeit in den Verhältnissen
+am Nyassa in dieser Beziehung vorläufig Wandel zu schaffen, zwangen uns
+zu mildem Verhalten.
+
+Eine weitere Landplage im Süden bildeten die das Hinterland
+beunruhigenden Mafiti-Stämme, besonders die Magwangwara, die mehr
+noch als die Sklavenjagden der Araber die Gebiete der angrenzenden
+friedlichen Bewohner entvölkerten und die sich immer mehr und mehr
+ausdehnten. Die Magwangwara werden häufig als Zulus angesehen, und
+werden auch wie diese Wangoni genannt, ohne es indes wirklich zu sein.
+Es hat in früherer Zeit allerdings von Süden her eine Invasion der
+Zulus stattgefunden, die weite Gebiete bis an den Tanganjika heran
+entvölkerten. Die meisten Stämme konnten ihnen nicht widerstehen und
+es sind hier und da Niederlassungen von Zulus entstanden. Gerade
+die Magwangwara waren jedoch ein Stamm, der den Zulus erfolgreich
+Widerstand leistete. Sie fanden es jedoch nützlich, die Sitten,
+Tracht und Kampfesweise der Zulus anzunehmen und sich einem bequemeren
+Gewerbe, dem des Raubes und der Plünderung, hinzugeben, mit dem sie im
+Laufe der Zeit ihren Nachbarn ebenso gefährlich wurden, wie die Zulus
+in früheren Zeiten. Eigentliche Zulu sind die Magwangwara nicht.
+
+Der kriegerische Sinn aller am Nyassa wohnenden Stämme, so auch schon
+der Wahiyao, ist die Ursache, daß sie sich auf Kosten der schwächeren,
+friedlicheren Nachbarvölker weiter und weiter ausbreiten.
+
+Das unmittelbare Hinterland von Lindi, insbesondere das Hochplateau,
+welches sich hinter der sich unmittelbar an der Küste hinziehenden
+Hügelkette erhebt, das sogenannte Makanda-Plateau, war ursprünglich von
+den Makanda, den Makua und Wamwera bewohnt; aber auch hier sind die
+Wahiyaos eingedrungen und beherrschen große Gebiete jenes fruchtbaren
+Plateaus, in dem sie ihre Grenze und ihre Macht immer mehr und mehr
+erweitern.
+
+Man kann nicht sagen, daß mit dem Zunehmen der kriegerischen
+Bevölkerung eine Verminderung der Bodenkultur des Landes eingetreten
+sei, vielmehr wird diese auch von den kriegerischen Stämmen des Südens
+in gleicher Weise wie von den Mafiti des Nordens, -- die allerdings
+zumeist ihre Weiber und Sklaven arbeiten lassen, -- in der fleißigsten
+Weise betrieben. Davon legen z. B. die vielen nach der Küste kommenden
+Produkte Zeugnis ab.
+
+Von der sonstigen ursprünglichen Beschaffenheit des Landes sei
+noch erwähnt, daß fast überall, wo nicht schon durch Bebauung eine
+regelrechte Kultur eingeführt ist, ein undurchdringlicher, stark mit
+Kautschuk-Lianen durchzogener Busch, wie wir ihn im Norden nur ganz
+vereinzelt finden, hier allgemein das Land bedeckt. Die Märsche unserer
+Truppen, das merkten wir stets bei unsern Expeditionen im Süden, werden
+dadurch ungemein erschwert, besonders Feinden gegenüber, wie wir sie
+im Süden vorfanden, die sich ganz ausgezeichnet auf die Ausnutzung des
+Terrains und auf die Anwendung des kleinen Krieges in Afrika verstehen.
+Selbst kleine Abteilungen konnten uns zuweilen die erheblichsten
+Schwierigkeiten bereiten.
+
+In Lindi selbst stand ich vor der Aufgabe, der erhaltenen Instruktion
+gemäß, immer gute Beziehungen mit den Eingeborenen und besonders mit
+den Machthabern des Landes, auch wenn diese am Aufstand und selbst an
+der Vertreibung der Ostafrikanischen Gesellschafts-Beamten beteiligt
+waren, herbeizuführen. Dem schon erwähnten Kadi Omar und dem Nassr
+Munimgando, Leuten, die in ihren persönlichen Interessen durch den
+zwischen dem Sultan von Sansibar und der Ostafrikanischen Gesellschaft
+geschlossenen Vertrag geschädigt und zur Teilnahme am Aufstand bewogen
+waren, gab ich gewissermaßen Vertrauensstellungen. Ersterer diente mir
+als Sekretär und hatte die Suaheli-Korrespondenz mit den Machthabern
+der Umgegend und des Hinterlandes zu besorgen, nebenbei hatte er auch
+als Kadi ab und zu mir ratend zur Seite zu stehen. Letzterer hatte
+besonders nach außen hin darauf zu wirken, daß die Karawanen nach der
+Küste heruntergezogen würden. Jene beiden Leute waren ja, genauer
+betrachtet, ziemlich große Halunken, doch waren sie unter damaligen
+Umständen mir sehr nützlich. Leute dieser Art sind besonders dann gut
+zu verwerten, wenn sie in jeder Weise merken, daß man ihnen auf die
+Finger sieht.
+
+Die Erwähnung dieser Verhältnisse habe ich für notwendig gehalten,
+weil sie die Grundlage der nächsten Ereignisse im Süden bilden
+und veranschaulichen, warum bei der Geringfügigkeit der uns zu
+Gebote stehenden Mittel in unserm südlichsten Gebiet ein wesentlich
+verändertes Vorgehen im Gegensatz zum Norden notwendig war.
+
+Nachdem sowohl Chef End in Mikindani, als auch der Verfasser in Lindi
+die Arbeiten beim Aufbau der Stationen soweit geführt hatten, daß die
+Umwallung der Stationen und die Fertigstellung der Bastionen und Mauern
+vollendet war, gingen wir beide gemeinsam an die Ausführung der bereits
+angedeuteten Expedition in unser Hinterland. Sie galt dem Besuch des
+Wahiyao-Häuptlings Maschemba und der Verhandlung mit ihm, außerdem
+einem Besuch des einflußreichen Oberhäuptlings der Makanda Schikambo.
+
+Ein jeder von uns hatte die disponiblen Truppen aus seiner Station
+herausgezogen und wir vereinigten uns in Lindi, von wo aus die
+Expedition angetreten wurde.
+
+Schon am dritten Marschtage erreichten wir Dörfer der Wahiyao und
+hatten mit diesen aus ganz geringfügigen Ursachen (Felddiebstahl der
+Träger u. dergl.) Streitigkeiten, wobei es mit Mühe und Not gelang, ein
+kriegerisches Einschreiten zu vermeiden. Am vierten Tage, an dem wir
+Maschembas Dorf erreichen sollten, sandte uns dieser auf halbem Wege
+seinen ältesten Sohn mit einer Begleitmannschaft von etwa 40 Leuten zu
+unserer Begrüßung entgegen. Von den Wahiyaos wurden zur Feier des Tages
+Kriegstänze aufgeführt, und von jetzt an auf dem ganzen Wege bis zu
+Maschemba hin knallten Freudenschüsse, die Maschemba von der Annäherung
+der Karawane in Kenntnis setzen sollten. Nach Passierung eines vor
+dem Dorfe des Maschemba befindlichen ganz dichten Busches, der selbst
+auf dem schmalen Fußpfade eine Menge ganz besonderer Hindernisse
+bot, wurden wir von einer aufgeregten, total betrunkenen Bande, der
+besonders die deutsche von uns selbstverständlich mitgeführte Flagge
+unangenehm war, empfangen.
+
+Die zahlreichen, zu vielen Hunderten hier versammelten Leute Maschembas
+schossen ihre Gewehre immer noch unter der Firma Freudenschüsse in
+die Luft ab, ein Zeichen, wie wenig es ihnen an Pulver und Munition
+mangelte.
+
+Da das Benehmen der Leute höchst auffallend und wenig Vertrauen
+erweckend erscheinen mußte, ließen wir nach der Ankunft unsere Truppen
+inmitten der Menge ein Carré formieren, und als dann Maschemba immer
+noch nicht zur Begrüßung sich eingefunden hatte, wurde ihm ein Bote
+entgegengesandt, der ihm unser kategorisches Verlangen nach seinem
+Erscheinen überbrachte. Zugleich sollte er dafür sorgen, daß die Banden
+ihr ungeberdiges Benehmen einstellten; andernfalls würden wir auf die
+Menge Salven abgeben und das Dorf bestrafen.
+
+Maschemba leistete der Aufforderung sofort Folge und kam
+schwerbetrunken bei uns an, entschuldigte sich und seine Leute und
+meinte, dieselben hätten erst am Abend des vorhergehenden Tages von
+unserer Ankunft erfahren, und aus Freude über die seinem Dorfe zu Teil
+werdende Ehre sich leider in Pombe betrunken.
+
+Es war unter diesen Umständen natürlich an eine Verhandlung garnicht
+zu denken. Maschemba befahl seinen Leuten auf mein Verlangen,
+auseinanderzugehen und sich ruhig zu verhalten, während wir unter
+Beobachtung aller nöthigen Vorsichtsmaßregeln Lager bezogen.
+
+Um unnütze Reibereien mit den Leuten zu vermeiden, mußte Maschemba
+Wasser, Brennholz und Baumaterial für den Lagerbau, sowie die nötige
+Verpflegung an Feldfrüchten und Kleinvieh ins Lager schaffen. In
+besonders erfreulicher Weise abstechend war das würdige Benehmen
+unserer Sudanesen-Soldaten gegenüber den ungeberdigen Horden, auf die
+sie mit Verachtung herabblickten.
+
+Der Abend des Tages wurde insofern noch gemütlicher, als Maschemba
+mit seiner Familie und den einflußreichsten seiner Leute zu mir ins
+Lager kam und große Kalebassen Pombe mitbrachte, die dann gemeinsam
+ausgetrunken wurden. Maschemba selbst war natürlich wieder sein bester
+Gast. Ich benutzte die Gelegenheit, Maschemba einen vorher bereits
+beschlossenen Besuch des stellvertretenden Reichskommissars +Dr+.
+Schmidt für einen Monat später in Aussicht zu stellen und befahl ihm
+dann für eine anständige Aufnahme Sorge zu tragen, wofern er weiterhin
+darauf Wert legte, mit uns ein gutes Einvernehmen aufrecht zu erhalten.
+
+Am nächsten Tage ging es zu dem Makandahäuptling Schikambo, der die
+bittersten Klagen über die fortwährenden Beunruhigungen durch Maschemba
+vorbrachte. Von Schikambos Dorf Niangamala ging der Marsch nach Ikonga,
+wo die Expedition sich trennte. Chef End marschierte von hier aus nach
+Mikindani, ich selbst über den Ukeredi-Fluß nach Lindi zurück.
+
+Bald nach meiner Ankunft in Lindi empfing ich von Maschemba ein
+Schreiben, worin er für das Benehmen seiner Leute um Entschuldigung
+bat, und seine friedlichste Gesinnung und Unterwürfigkeit beteuerte.
+Ohne viel hierauf zu geben, war es mir doch erwünscht, wenigstens
+äußerlich die Ruhe und Ordnung aufrecht erhalten zu sehen, um den
+Karawanenverkehr nicht zu sehr zu schädigen.
+
+Bald indes drangen Nachrichten nach Lindi über ernstere Streitigkeiten,
+die zwischen den Wahiyao Maschembas und den Makanda, den Leuten
+Schikambos, ausgebrochen waren. Nachdem zuerst die Wahiyao einige
+Verluste erlitten hatten, drangen sie im Gebiet der Makanda siegreich
+vor und zerstörten einige Dörfer derselben von Grund aus. Einzelne
+Makanda flüchteten bis nach Lindi, wohin Schikambo von dem Überfall
+Maschembas berichtete. Maschemba seinerseits bedachte uns mit einem
+Briefe, worin er angab, daß Schikambo durch Ermordung eines Verwandten
+Maschembas eine Blutschuld auf sich geladen habe. Er, Maschemba, sei
+dadurch zum Kriegszuge gegen die Makanda bewogen worden; nachdem er
+jetzt Rache genommen, wäre für ihn der Streitfall beendet, zumal er
+selbst Verluste erlitten hätte. Er wolle nur von der Sache Mitteilung
+machen, um falsche Nachrichten von feindlicher Seite zu berichtigen.
+
+Die Entschuldigung Maschembas erschien von vornherein haltlos, und es
+wurde sowohl vom Verfasser, wie vom Stationschef in Mikindani beim
+stellvertretenden Reichskommissar beantragt, nunmehr ernstlich gegen
+Maschemba vorgehen zu dürfen, um entweder von ihm Garantie dafür zu
+erhalten, daß ein mit ihm getroffenes Abkommen auch wirklich gehalten
+werde oder gegen ihn mit Waffengewalt einzuschreiten. Da schon vorher
+der stellvertretende Reichskommissar eine Expedition zum Besuch der
+englischen Missionsstation des Hinterlandes und an den Rovuma zum Zweck
+der Untersuchung auf das Vorhandensein von Kohlen beschlossen hatte,
+wurde die Expedition sofort vorbereitet.
+
+Die außerordentliche Wichtigkeit eines Kohlenlagers in unserem
+Gebiete braucht keine besondere Begründung. Verfasser hatte bereits
+früher nach Sansibar über das Vorhandensein von Kohlen berichtet. Vom
+Vereinigungspunkt des Rovuma und Rienda sollte ein Mann, Namens Wadi
+Bakari Kohlen in einem Canoe nach der Küste gebracht haben. Der Sultan
+Said Bargasch hatte davon erfahren und einen französischen Ingenieur
+in diese Gegend gesandt. Außerdem wurde dem Verfasser berichtet, daß
+bereits einen Tagemarsch westlich von Mschinga Leute von Raschid
+Schapapa vor jetzt 7 Jahren Kohlen gefunden und nach Lindi gebracht
+hätten, wovon ebenfalls an Said Bargasch berichtet worden sei. Der
+Sultan habe den Ort des Vorkommens wissen wollen, jedoch hätten Raschid
+Schapapa und seine Leute das Vorhandensein von Kohlen bestritten und
+überhaupt nichts von Kohlen wissen wollen, in der Absicht natürlich,
+den Sultan oder gar die Europäer von weiterem Vordringen ins Innere
+abzuhalten.
+
+Die erwähnte Expedition des +Dr.+ Schmidt, zu welcher 2 Kompagnien
+Sudanesen, eine Kompagnie Zulu, ein 4,7 +cm+ Geschütz, ein
+Maxim-Gun und die nötigen Träger mitgenommen wurden, setzte sich am 6.
+Oktober von Lindi aus ins Hinterland in Bewegung. Es nahmen daran Teil
+von den Offizieren außer +Dr.+ Schmidt die beiden Stationschefs
+von Mikindani und Lindi (End und der Verfasser), Chefarzt Gärtner,
+die Lieutenants Scherner, Heymons, von Zitzewitz und Proviantmeister
+Jancke. Vor dem Antritt der Expedition war Maschemba von den
+freundlichen Absichten des stellvertretenden Reichskommissars brieflich
+benachrichtigt und ihm nochmals anbefohlen worden, die Expedition, wenn
+sie in sein Gebiet komme, gut aufzunehmen und Exzesse seiner Leute zu
+verhüten. Obgleich Maschemba bis zuletzt den Schein der Unterwürfigkeit
+bewahrt hatte, drangen doch schon bei Antritt der Expedition Gerüchte
+zu uns, daß Maschemba alle Anstalten getroffen hätte, diesmal dem
+Vorrücken in sein Gebiet bewaffneten Widerstand entgegenzusetzen.
+
+Der Plan des +Dr.+ Schmidt war, wie erwähnt, die Stationen der
+englischen Universitäts-Mission, Masasi und Nevala, zu besuchen, dann
+südlich nach dem Rovuma abzubiegen und von dort aus auf dem Rückwege
+Maschembas Gebiet zu durchziehen, um mit diesem, wenn möglich, auf
+friedliche Weise ein Abkommen zu treffen, andernfalls ihn anzugreifen.
+Nachdem die ersten Tage unseres Marsches zurückgelegt waren und wir
+den Wamwera-Ort Mtua bereits östlich von uns hatten, wurden wir am 4.
+und 5. Marschtage von Wahiyao-Horden Maschembas auf dem Marsche durch
+das Dickicht in höchst ungünstigem Terrain angegriffen und wurden uns
+zwei eingeborene Führer weggeschossen. Es gelang, die angreifenden
+Horden zurückzuschlagen und die Führer durch andere zu ersetzen. Als
+wir Maschembas Gebiet hinter uns hatten, wurde der Marsch nach Masasi
+ohne Störung fortgesetzt. Die Missionsstationen der Engländer waren,
+da sie stets dem Überfalle der Wahiyao- und Mafiti-Stämme ausgesetzt
+waren, nur provisorisch aus Bambus hergestellt, damit die Missionare
+in der Lage waren, sie bei drohender Gefahr abzubrechen und sofort zu
+verlassen.
+
+Von Masasi wandte sich die Expedition nach der Haupt-Missionsstation
+Nevala. Am 20. Oktober wurde in Kisanga das Lager bezogen. In der
+Umgegend waren in derselben Weise wie unmittelbar hinter Lindi Wahiyao
+und Makanda angesiedelt. Kisanga selbst ist ein starkes, auf einer
+steilen Höhe gelegenes, recht ausgedehntes Dorf. Wir lagerten an einem
+Bache am Fuße der Höhe und glaubten besondere Besorgnis hier nicht
+hegen zu müssen, als plötzlich ein Träger auf uns zugelaufen kam und
+berichtete, daß einige Boys und Träger in Kisanga, wo sie Streit
+bekommen hätten, von Wahiyao festgenommen, gebunden und durchgeprügelt
+worden seien. Da zweifellos eine gewisse Schuld auf Seiten der Träger
+und Boys lag, welche in dem fremden Dorfe nichts zu suchen hatten,
+außerdem die Bewohner des Dorfes gerade ein Pombefest feierten und
+sich dabei total betrunken hatten, erschien es erwünscht, im guten die
+festgenommenen Leute von den Wahiyao herauszubekommen.
+
+Chef End wurde mit seiner aus Mikindani mitgenommenen Kompagnie zur
+Unterhandlung resp. zur Bestrafung der Leute von +Dr.+ Schmidt
+abgesandt. Der Verfasser erbot sich dem +Dr.+ Schmidt, als Chef
+End diesen Befehl erhalten hatte, mit Chef End zusammen abzumarschieren
+und, wenn möglich, die Sache zu einem guten Abschluß zu bringen.
+Aber schon als wir die steile Höhe, da es das Terrain nicht anders
+gestattete, in Kolonnen zu einem emporklommen, merkten wir, daß hier
+im guten nichts auszurichten sei. Der Schall der Kriegsgoma tönte uns
+entgegen. Es blieb also nichts übrig, als die Stellung der zum Kampfe
+fertigen Wahiyao zu erstürmen und einzunehmen.
+
+Die Wahiyao hatten sich hinter hohen Felsen an dem von uns erklommenen
+Fußpfade gut gedeckt und feuerten auf die von unten heranrückenden
+Truppen. Gleich bei den ersten Schüssen erhielt der Verfasser eine
+Kugel in die linke Brust, die an der Rippe entlang ging, den linken
+Oberarm durchdrang und dann noch den direkt hinter dem Verfasser
+gehenden Chef End traf, dem sie jedoch nur eine leichte Kontusion
+beibrachte. Ich erhielt vom Chefarzt Gärtner auf der Stelle im
+feindlichen Feuer den ersten Verband angelegt. Die Truppen wurden indes
+nicht aufgehalten und drangen unter Chef End unerschrocken die steile,
+schwer zu erklimmende Höhe empor. Von dem in brillanter Stellung
+befindlichen Gegner wurde unglaublich schlecht geschossen: nur drei von
+den farbigen Soldaten erhielten noch Verwundungen.
+
+Der Gegner wurde aus seiner Deckung, in der er sich bei einigermaßen
+gutem Schießen gegen jeden Feind hätte halten können, geworfen, die
+zerstreut auf der Anhöhe liegenden Dörfer zerstört, der Feind weiterhin
+verfolgt und demselben bedeutende Verluste, deren Höhe jedoch nicht
+genau zu konstatieren war, beigebracht. Die gefangenen Träger und Boys
+wurden teils an demselben Tage befreit, teils am nächstfolgenden Tage
+durch Vermittlung der Station Nevala ausgeliefert. Das Verhalten der
+Wahiyao von Kisanga, die allerdings von Maschemba aufgereizt waren,
+war eigentlich nur auf die Trunkenheit derselben und auf den mit den
+Trägern und Boys gelegentlich des Pombefestes entstandenen Streit
+zurückzuführen. Den Tag nach dem Gefecht haben jedenfalls die Wahiyao
+von Kisanga einen ebenso moralischen wie physischen Katzenjammer
+gehabt.
+
+Am 21. Oktober wurde Nevala erreicht und dort ein Rasttag gemacht,
+dann aber wegen der Wasserarmut des Gebietes zwischen dem Rovuma und
+Maschembas Land und wegen der Verwundeten in der Expedition, welche
+die Marschfähigkeit derselben beeinträchtigten, das Vorgehen gegen
+Maschemba für jetzt aufgegeben und für den nächsten Monat in Aussicht
+genommen. Wir zogen von hier unmittelbar am Rovuma, den wir südlich
+von Nevala erreichten, einige Tage ostwärts entlang und traten dann
+den Rückmarsch nach Mikindani an. Der Rovuma als Fluß enttäuschte uns
+gründlich, da derselbe bequem an allen Stellen zu Fuß zu durchwaten
+war. Das Wasser reichte uns zu jener Zeit nicht einmal bis an den Leib,
+aber auch in der Regenzeit dehnt sich der Fluß nur in die Breite aus
+und zeigt ein ganz flaches Bett; nirgends besteht eine größere Tiefe.
+
+Am 31. Oktober traf die Expedition wieder in Mikindani ein; es wurde
+daselbst außer der nach Mikindani gehörenden Kompagnie, auch die
+von Kilwa zur Expedition zugezogene Kompagnie zurückgelassen. Die
+Expeditions-Kompagnie von Lindi wurde am selbigen Tage eingeschifft
+und von +Dr+. Schmidt nach Lindi gebracht. Daselbst übernahm
+Lieutenant von Zitzewitz in Vertretung des Verfassers vom Lieutenant
+Wolfrum, der während der Expedition die Vertretung gehabt hatte,
+die Stationsgeschäfte von Lindi. Der Verfasser mußte nach Sansibar
+überführt werden, wo sich dann wegen seiner Verwundung das Antreten
+eines Urlaubs nach Deutschland als notwendig herausstellte: durch die
+Verwundung der Nerven des linken Oberarms war der ganze linke Arm
+gelähmt.
+
+In Sansibar angekommen, fanden wir daselbst den zu seiner Orientierung
+über die Verhältnisse der Kolonie von Deutschland nach Sansibar
+gesandten, bisherigen Gouverneur von Kamerun, Freiherrn von Soden
+vor, während Wißmanns Ankunft und Wiederaufnahme der Geschäfte
+des Reichskommissariats für den 1. Dezember angekündigt war. Die
+Heraussendung des Herrn von Soden hatte allerdings zunächst den Zweck
+seiner persönlichen Informierung, es war aber bereits damals Herr von
+Soden als Ersatz für Wißmann bestimmt. Ein solcher Ersatz des allseitig
+verehrten Kommandanten, dessen afrikanischer Erfahrung sich jeder ohne
+weiteres beugen konnte und mußte, unter Verhältnissen, welche für
+den Augenblick zwar friedlich erschienen, aber von niemandem damals
+schon als dauernd betrachtet werden konnten, durch einen Civilbeamten,
+welcher von Ostafrika nicht viel wußte, konnte keinem der Beamten und
+Offiziere, ja nicht einmal den Kaufleuten sympathisch sein.
+
+Das allgemeine, einstimmige Urteil ging dahin, daß an leitender
+Stelle die wahren Verdienste Wißmanns weder erkannt, noch gewürdigt
+wurden. Wir haben an den verschiedensten Stellen dieses Buches
+darauf hingewiesen, daß nicht die militärische Thätigkeit allein
+es war, welche jedem die höchste Achtung vor Wißmanns Blick und
+Fähigkeiten abnötigte, sondern ganz besonders sein überaus großes,
+organisatorisches Talent. Wenn man ihm die mangelhafte Rechnungsführung
+nicht verzeihen konnte, so konnte dem durch die Einstellung geeigneter
+Rechnungsbeamten besser abgeholfen werden, als durch eine vollkommene
+Umgestaltung der Verhältnisse, die uns draußen des Führers beraubte.
+Niemand weder in Deutschland, noch in Ostafrika konnte und wollte
+glauben, daß eine solche aus der Natur der Dinge sich ergebende
+Kleinigkeit, wie das Rechnungswesen zur Abdankung Wißmanns die
+Ursache habe geben können, und noch heute sucht man vergeblich nach
+innern stichhaltigeren Gründen für die Ernennung Sodens. Die äußere
+Anerkennung der Verdienste Wißmanns in Deutschland konnte, so glauben
+wir wenigstens behaupten zu können, ihn nicht dafür entschädigen, daß
+das Hauptwerk seines Lebens fast vollendet einem andern übergeben
+wurde.
+
+Die Thätigkeit Wißmanns nach seiner Wiederankunft in Sansibar im
+Anfang Dezember 1890 konnte nach der Lage der Verhältnisse nur noch
+als provisorische betrachtet werden, als eine Art Überleitung zum
+Civil-Gouvernement des Herrn von Soden, dessen Ernennung bald in Berlin
+vollzogen wurde.
+
+
+
+
+ 13. Kapitel.
+
+ Wißmanns letzte Thätigkeit als Reichskommissar.
+
+ Ankunft Wißmanns in Sansibar am 1. Dezember 1890. -- Vorbereitungen
+ auf den Stationen zur definitiven Uebernahme der Küste nach dem
+ deutsch-englischen Abkommen. -- Expedition des Chef Ramsay gegen
+ Maschemba. -- Außerordentliche Schwierigkeiten des Marsches.
+ -- Expedition unglücklich. -- Gütlicher Vergleich und Frieden
+ mit Maschemba, erreicht durch die Initiative des Chefs End. --
+ Fertigstellung der südlichen Stationen. -- Unsichere Verhältnisse
+ auf der Karawanenstraße nach dem Kilimandscharo. -- Wißmanns
+ Expedition nach dem Kilimandscharo. -- Eroberung der Befestigung des
+ Sultans Sinna. -- Regelung der Verhältnisse am Kilimandscharo und
+ Stationsanlage daselbst. -- Rückmarsch nach der Küste. -- Einfall der
+ Wahehe in Usagara. -- Expedition des Chef Ramsay dahin. -- Friedliche
+ Verhandlung mit den Wahehe. -- Schlußbericht Wißmanns über seine
+ gesamte Thätigkeit.
+
+
+Am 1. Dezember 1890 übernahm Major von Wißmann vom Chef +Dr.+
+Schmidt, der sich auf einen längeren Urlaub nach Deutschland begab,
+wieder die Geschäfte des Reichskommissariats für die Zeit bis zum
+1. April 1892. Seine erste Thätigkeit bestand in einer Bereisung
+der Küste, um sich von dem Zustande der Stationen zu überzeugen
+und Anordnungen für die am 1. Januar 1891 angeordnete feierliche
+Occupation der Küste mit Hissung der deutschen Flagge zu treffen.
+Nach Abschließung des Deutsch-Englischen Vertrages, den wir in einem
+besonderen Kapitel besprechen werden, war die Küste definitiv und
+formell in unsern Besitz übergegangen, während sowohl wir, wie die
+Eingeborenen immer der Ansicht gelebt hatten, daß dieselbe von der
+Schutztruppe durch ihr daselbst vergossenes Blut erobert worden sei.
+Die Thatsache, daß ein Ankauf derselben unter Zahlung von 4,000,000
+Mark stattgefunden habe, und daß wir uns noch dazu der englischen
+Vermittlung, wie es im Vertrage ausgemacht war, beim Sultan von
+Sansibar bedienen mußten, überraschte uns ganz gehörig. Doch hierüber,
+wie gesagt, an einer andern Stelle.
+
+Der Übergang der Küste in unsern Besitz war jedenfalls für den Januar
+1891 festgesetzt, und war dies auch die Veranlassung für Wißmann,
+die von +Dr.+ Schmidt gegen Maschemba geplante Expedition nicht
+selbst zu führen, sondern die Führung dem Chef Ramsay zu übertragen.
+Derselbe marschierte im Dezember von Mikindani mit 2 Sudanesen- und
+2 Zulu-Kompagnien ab und wurde am 26. Dezember bei dem Dorfe des
+Makanda-Häuptlings Schikambo im Makanda-Gebiet, bis wohin die Scharen
+des Maschemba vorgedrungen waren, von diesen angegriffen. Allerdings
+wurde der Gegner zurückgeschlagen, immer und immer wieder jedoch
+belästigte er die vorwärts marschierenden Truppen. Die Wahiyao griffen
+nicht nur von der Seite her die Spitze der Expedition an und beschossen
+sie, sondern sie ließen die Spitze meist ruhig vorüberziehen und
+feuerten dann in die Mitte der Marschkolonne Salven hinein, brachten
+ihr ab und zu Verluste bei und beeinträchtigten natürlich die Ordnung
+im Marsche. Diese Plänkeleien setzten sich am nächsten Tage und in der
+darauf folgenden Nacht fort.
+
+Wie das Terrain im Süden beschaffen, ist bereits geschildert worden;
+jetzt, infolge des Eintritts der Regenzeit, waren die Wege total
+ungangbar geworden. Da außerdem die Makanda vor den Wahiyao geflüchtet
+und die Dörfer derselben alle ausgeplündert waren, konnte eine
+genügende Verproviantierung der Truppe nicht bewerkstelligt werden. Die
+Kompagnien, welche mit Salven gegen die den Busch besetzt haltenden
+Feinde feuerten, verbrauchten einen übermäßigen Munitionsvorrat, und
+die Gefahr lag nahe, daß, wenn es der Expedition wirklich gelänge, die
+Yao-Truppen Maschemba's zurückzuschlagen und in das Dorf einzudringen,
+sie schließlich ihren ganzen Munitionsvorrat aufgebraucht haben und
+somit den Yaos gegenüber wehrlos sein würden. Ramsay beschloß daher
+sehr richtig, die gesamten disponiblen Truppen der Küste, eben jene
+vier Kompagnien, nicht dem Zufall eines Tages, dessen Chancen noch
+bedeutend auf die Seite der Wahiyao hinneigten, auszusetzen, sondern
+nach der Küste zurückzukehren. Die Verluste der Expedition an Toten
+und Verwundeten betrugen ein weißer Unteroffizier und zehn Farbige,
+eine im Vergleich zur Ungunst der Verhältnisse zwar geringe Ziffer,
+doch immerhin genügend, um den Rückmarsch der Expedition nach Lindi
+bedeutend zu erschweren. Eine Truppe, welche Verwundete mit sich führt
+und hierfür keine besonderen Träger zur Disposition hat, sondern
+Soldaten verwenden muß, ist in Afrika stets recht unbeweglich. Die
+Marschkolonne wird in die Länge gezogen und kommt dadurch aus der Hand
+des Führers.
+
+Die Truppen Maschembas drangen der zurückmarschierenden Expedition eine
+Zeit lang nach und folgten ihr bis an den Ukeredifluß. Dies ungestüme
+Nachdringen der Wahiyao, die fortwährend von ihnen auf die Expedition
+unternommenen Angriffe, ihr zur Schau getragener Übermut endlich
+hatten die Befürchtung erregt, daß dem Expeditionskorps eine ziemlich
+empfindliche Niederlage beigebracht worden sei, und daß der Übermut
+und die Frechheit der Wahiyaos im Hinterlande noch bedeutend größer
+werden, die Sicherheit der Wege noch mehr gefährdet würde. Glücklicher
+Weise war diese Befürchtung unbegründet, da auch die Wahiyao in
+den verschiedenen Stadien des Feuergefechtes in jenen Tagen recht
+bedeutende Verluste erlitten hatten. Die Beschaffenheit des Terrains,
+die Schwierigkeiten der Situation brachten es mit sich, daß die Führer
+der einzelnen Kompagnien (es waren dies die Herren Lieutenants von
+Zitzewitz, von dem Knesebeck, Prince und Freiherr von Pechmann), sowie
+auch die als Unterführer fungierenden Unteroffiziere selbständig gegen
+die teils vom Rücken, teils von den Flanken aus angreifenden Gegner
+operieren mußten, was auch in umsichtiger und geschickter Weise von
+allen Seiten geschehen ist. In Folge der erlittenen Verluste und
+in der sehr begründeten Besorgnis, daß eine abermalige Expedition
+gegen ihn unternommen werden könnte, trat Maschemba im März 1891 in
+Friedensverhandlungen mit dem Chef der Station Mikindani, Lieutenant
+End, ein, der ihm ja durch unsern gemeinsamen Besuch in seinem Dorfe
+persönlich bekannt war.
+
+Von der Ansicht ausgehend, daß es in unserm Interesse liegen müsse,
+unter den bestehenden schwierigen Verhältnissen lieber den gütlichen,
+von Maschemba vorgeschlagenen Weg zu benutzen, erklärte sich Chef End
+bereit, auf Verhandlungen mit Maschemba einzugehen, um so mehr, als
+von einem Frieden mit Maschemba die Erschließung des Nyassa-Gebietes
+und die Sicherung der Karawanenstraße abhing. Selbstverständlich
+machte End seine Bedingungen. Dieselben bestanden besonders darin, daß
+Maschemba während einer persönlichen Zusammenkunft mit End Geiseln zu
+stellen habe, die während der Abwesenheit Ends von Mikindani daselbst
+untergebracht werden sollten.
+
+Unmittelbar vor dem Abmarsche wurde End vom Wali die Nachricht
+überbracht, die Geiseln seien aus Besorgnis, daß ihnen etwas passieren
+könne, ausgerückt; aber trotzdem marschierte End mit nur 50 Mann ab,
+denn er mußte befürchten, daß die Leute die abenteuerlichsten Gerüchte
+verbreiten und so die Friedensverhandlungen stören würden.
+
+Durch mit Briefen vorausgeschickte Boten wurde alles geregelt: End
+durfte hoffen, daß es ihm gelingen würde, den Frieden in der Form,
+wie er es wünschte, herbeizuführen. Aber noch einmal sollte die Sache
+ins Schwanken kommen. An dem Tage, an welchem die Zusammenkunft
+stattfand, kam der Sohn von Maschemba mit der Mitteilung, von Lindi
+sei die Nachricht eingetroffen, daß der Friede nicht gewünscht werde,
+sondern daß man den Kriegszustand aufrecht erhalten wolle, eine jener
+Nachrichten, wie sie irrtümlich so oft in Afrika entstehen.
+
+Um auch das letzte Mißtrauen zu beseitigen, that End einen sehr
+gewagten Schritt. Er ging allein mit seinem Diener dem Maschemba eine
+Stunde weit entgegen, wobei er sich sagen mußte, daß, da wir bisher
+noch keine Proben von der Zuverlässigkeit des Häuptlings erfahren
+hatten, sein Leben recht gefährdet war.
+
+Aber das im Interesse der Sache unternommene Wagnis gelang und in der
+That wurde ihm dieses Entgegenkommen von Maschemba und seinen Leuten
+sehr hoch angerechnet. Es trug ganz besonders dazu bei, daß die von
+uns gestellten Friedens-Bedingungen bei dem darauf folgenden Schauri
+sämtlich angenommen wurden. Der folgende von End in der Suaheli-,
+wie in deutscher Sprache aufgesetzte Vertrag wurde von Maschemba
+unterzeichnet:
+
+ »Ich, Maschemba, Häuptling der Wahiyao um Luagalla und Umgebung
+ verpflichte mich:
+
+ 1. Ich werde niemals wieder gegen die Deutschen und die ihnen
+ befreundeten Dörfer und Leute Krieg führen.
+
+ 2. Alle Europäer mit und ohne Soldaten können ohne Gefahr mein Gebiet
+ passieren.
+
+ 3. Karawanen, vom Innern oder von der Küste kommend, passieren, ohne
+ Hongo (Durchgangszoll) zu entrichten.
+
+ 4. Die in meinem Besitz befindlichen Hinterlader liefere ich an die
+ Station Mikindani ab.
+
+ 5. Alle übrigen Gewehre bringe ich zur Stempelung nach Mikindani.
+
+ 6. Von jetzt ab werde ich alle entlaufenen und bei mir Schutz
+ suchenden Sklaven der Station Mikindani ausliefern, ebenso die von mir
+ in der letzten Zeit ergriffenen Boys und Träger.
+
+ 7. Ich werde allen Befehlen des Stationschefs von dort Folge leisten.
+
+ 8. Ich werde auch meinen Leuten diese Bedingungen mitteilen und dafür
+ sorgen, daß dieselben genau eingehalten werden.«
+
+Hiermit war der Friede geschlossen. End und Maschemba schüttelten
+sich gegenseitig die Hand, und jeder marschierte ruhig nach Hause.
+Die nächste Zeit hat gelehrt, daß die Abschließung jenes Friedens
+von großem Nutzen für uns gewesen ist. Wir wurden der Notwendigkeit
+enthoben, im Süden eine große Macht aufzuwenden und konnten dieselbe
+gerade im letztvergangenen Jahre an anderer Stelle einsetzen.
+
+Es hat sich der Handels-Verkehr im Süden gehoben und ist dort bislang
+die in so vielen andern Gegenden unseres Schutzgebietes bedrohte Ruhe
+aufrecht erhalten worden, ein Verdienst, das ohne Zweifel auf das
+politische Verhalten des Chefs End, der, von einem perniziösen Fieber
+kaum genesen, jene Expedition antrat, zurückzuführen ist.
+
+Bis zum April 1891 waren auch die Stationen des Südens, Kilwa, Lindi
+und Mikindani im großen und ganzen fertiggestellt worden. Die Station
+Lindi hatte der frühere Chef der Verwaltungsabteilung Frhr. von
+Eberstein übernommen. --
+
+Im Norden unserer Interessen-Sphäre wurde noch in den letzten Monaten
+der Thätigkeit des Reichskommissars das Einschreiten desselben
+notwendig, um die stark gefährdete Sicherheit auf der von Pangani
+nach dem Kilimandscharo und von dort aus nach dem Viktoriasee
+weiterführenden Karawanenstraße wieder herzustellen.
+
+Der Häuptling Sinna von Kiboscho hatte in seinem Dorfe die deutsche
+Flagge niedergeholt, beschimpft und sich ausdrücklich geweigert, die
+deutsche Herrschaft anzuerkennen. Wir waren von diesem Vorgange unter
+anderm durch die englische Regierung von Taveta aus unterrichtet
+worden. Die Post des Wißmannschen Agenten in Moschi, Herrn von Eltz,
+war zwei Mal vom Häuptling Manamate abgefangen worden. Der Jumbe
+Kihungwe von Kihogwe hatte in der gröbsten Weise sich gegen den
+Stationschef von Masinde, Lieutenant Stenzler, vergangen, das deutsche
+Ansehen im Hinterland von Pangani und Tanga erschien schwer geschädigt.
+
+So sah sich der Reichskommissar zur Unternehmung einer Expedition von
+Pangani aus nach dem Kilimandscharo veranlaßt. Die Expeditionstruppen
+wurden in Pangani vereinigt, wobei leider bei der Ausschiffung
+derselben und der Passage über die Barre des Panganiflusses nach dem
+Kentern eines Bootes der deutsche Unteroffizier Löppki mit 5 Sudanesen
+ertrank.
+
+Der Marsch ging von Pangani zunächst nach Masinde. Hier wurde die
+Expedition, nachdem noch aus dieser Station einige disponible
+Truppen herausgezogen waren, definitiv zusammengestellt, und zwar
+zählte das unter den Befehl des Chef Johannes gestellte, aus
+einer Sudanesen-Compagnie und zwei Zulukompagnien bestehende
+Expeditionskorps 380 Mann. Außer Major von Wißmann, seinem
+Adjutanten +Dr.+ Bumiller, Lieutenant Heymons und dem Führer
+des Expeditionskorps Chef Johannes nahmen folgende Offiziere an
+der Expedition teil: Lieutenants Sulzer, v. Zitzewitz, Prince,
+Assistenzarzt +Dr.+ Steuber, Proviantmeister de la Frémoire und 7
+deutsche Unteroffiziere.
+
+Kurz vor dem Abmarsch der Expedition von Masinde traf noch Herr v.
+Eltz, der Wißmannsche Agent vom Kilimandscharo, dem erhaltenen Befehle
+gemäß ein, berichtete über die Verhältnisse daselbst und erhielt den
+Befehl, an der Expedition teilzunehmen.
+
+Das nächste Ziel war das Dorf des aufsässigen Kihungwe, das nach
+Passierung des 30 Meter breiten Mkomasiflusses erreicht wurde. Sogleich
+bei der Ankunft der Karawane am Fluß hatte Kihungwe durch Abgesandte
+seine unbedingte Unterwerfung unter den Reichskommissar und den
+Stationschef von Masinde ankündigen lassen. Nachdem beim Dorfe Kihungwe
+ein Lager bezogen war, wurde der genannte Häuptling zum Schauri
+berufen. Wißmann sah von einer Bestrafung des Häuptlings, der von jetzt
+an völlige Unterwerfung versprach, ab und setzte nur in jener Ortschaft
+einen neuen Akida, einen Sohn des durchaus gehorsamen Simbodja ein.
+
+Die Erledigung dieser Angelegenheit hatte die Expedition zu einer
+Abweichung von dem gewöhnlichen Karawanenwege veranlaßt, und wählte
+Wißmann nunmehr den Weg längs des Ostabhanges des Pare-Gebirges über
+Ndungu, Gonja, Kissiwani und von dort quer über das Hochplateau des
+Pare-Gebirges über Kisingo nach Pare Mabua; von hier aus wurde das hohe
+Ugweno-Gebirge überschritten, und gelangte die Truppe alsdann wieder
+auf die alte Karawanenstraße von Pangani nach dem Kilimandscharo.
+
+Bis Kissiwani hatte die Expedition kaum mit Schwierigkeiten zu
+kämpfen, da die Gegend wasserreich und leidlich bebaut, die Bewohner
+friedlich und entgegenkommend waren. In Kissiwani wurde am 27.
+Januar der Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers von den deutschen
+sowohl wie von den farbigen Soldaten gefeiert. Nachdem die Truppe
+durch das Entgegenkommen des Häuptlings von Kissiwani auf drei Tage
+sich verproviantiert hatte, wurde am 28. Januar der Marsch über das
+Gebirgs-Plateau fortgesetzt. Großer Wassermangel und die völlig
+unbewohnte Gegend machten die Märsche recht beschwerlich. Am 30.
+Januar wurde der Jipe-See erreicht, dessen Gestade sich ebenso wie das
+eben durchquerte Hochplateau durch großen Wildreichtum auszeichnen.
+An diesem Tage stieß die Truppe unvermutet auf Massai, welche den
+Schrecken der dortigen Bevölkerung bilden.
+
+Beim ersten Begegnen mit der imponierenden, militärischen Expedition
+zogen sich die Massai in eiliger Flucht zurück, bald aber kamen sie
+in das bei Pare Mabua belegene Lager, wurden immer zutraulicher und
+schließlich sogar so unverschämt, daß sie das Verlangen stellten, die
+Truppe möge den Lagerplatz räumen, damit sie dort ihr Vieh tränken
+könnten; andernfalls würden sie Gewalt anwenden.
+
+Als Erwiderung darauf ließ Wißmann in der Nähe weidende Rinderherden
+der Massai in das Lager treiben und erklärte ihnen, dies sei die Strafe
+für ihre Ungehörigkeit. Dieses entschiedene Benehmen verfehlte seine
+Wirkung nicht. Die Massai, welche an dieser Stelle allerdings über
+kaum 150 Krieger verfügten, legten sich nunmehr aufs Unterhandeln und
+erlangten auch durch ihre Bitten die Rückgabe ihres Viehes bis auf
+wenige Ochsen und Ziegen, welche der Truppe für den eigenen Gebrauch
+zugewiesen waren.
+
+Am 31. Januar und 1. Februar überschritt die Expedition das sehr steile
+und äußerst beschwerliche Ugweno-Gebirge. Der Aufstieg wurde bedeutend
+dadurch erschwert, daß Alles, selbst die Geschütze und schwersten
+Lasten, die steilen Pfade hinaufgetragen werden mußte.
+
+Der Hinabmarsch zur Pangani-Ebene ging naturgemäß leichter von statten.
+Nach dreitägigem Marsche durch die wildreiche Pangani-Ebene und nach
+Überschreiten des dort schon ziemlich wasserreichen Pangani-Flusses
+gelangte die Expedition am 3. Februar nach Aruscha Tschini. Die
+Bewohner dieses Gebietes, welches in dem vom Ronga-, Weriweri- und
+Pangani-Flusse gebildeten Dreieck liegt, hatten sich vor nicht langer
+Zeit an einem Überfall beteiligt, den die Leute von Aruscha ju gegen
+die Wapare unternommen hatten. Wißmanns Agent, Herr von Eltz, hatte
+ihnen Bestrafung in Aussicht gestellt. Auf den Befehl Wißmanns wurden
+daher zwei Waruscha, die sich zur Begrüßung im Lager eingefunden
+hatten, als Geiseln zurückbehalten und als Sühne eine Strafzahlung
+in Vieh und die Herausgabe der bei dem Raubzuge gemachten Gefangenen
+gefordert. Doch schien eine Lösung der Frage auf friedlichem Wege kaum
+möglich zu sein.
+
+Die durch die jungen Waruscha vertretene Kriegspartei stimmte die ganze
+Nacht ihr Kriegsgeheul an und verweigerte jegliches Eingehen auf die
+Forderungen. Erst auf die nochmaligen Vorstellungen Wißmanns überwog
+nach langwierigen Schauris die Friedenspartei der Waruscha, und sie
+erklärten sich bereit, die gestellten Bedingungen zu erfüllen. Das
+Abkommen wurde dadurch bekräftigt, daß die Ältesten der Waruscha mit
+zwei der deutschen Offiziere Blutsfreundschaft schlossen.
+
+Sodann wurde der Marsch nach Moschi, dem Wohnsitz des
+deutschfreundlichen Sultans Mandara fortgesetzt. Auf dem Moschiberge
+hatte von Eltz bereits die ersten Vorbereitungen zur Anlage einer
+festen Station getroffen. Nach einem Ruhetage wurde dieselbe unter
+Heranziehung der vielen Träger so stark befestigt, daß sie selbst von
+einer geringen Besatzung zu halten war.
+
+Gelegentlich eines Besuches des Majors von Wißmann beim Sultan Mandara
+wurde der schon lange geplante Kriegszug gegen Sultan Sinna von
+Kiboscho vorbereitet. Derselbe hatte, wie bereits erwähnt, die deutsche
+Flagge heruntergerissen und führte an deren Stelle jetzt die rote
+Flagge des Sultans von Sansibar. Zunächst befahl Wißmann dem Sultan
+Mandara, einen Teil seiner Wadschaggakrieger zu dem bevorstehenden
+Kriegszuge zu stellen, weniger in der Absicht, daß sie thätig am
+Kampfe teilnehmen sollten, als um sie nach erfolgter Entscheidung zur
+Ausbeutung des Sieges zu verwenden.
+
+Denn vermöge ihrer genauen Landeskenntnis konnten die Wadschagga mit
+Leichtigkeit dem fliehenden Gegner folgen und das in dortiger Gegend
+sehr zahlreiche Vieh zusammentreiben.
+
+Jeder der neuen Bundesgenossen erhielt, um ihn vom Feinde unterscheiden
+zu können, eine weiße Binde um den Oberarm, außerdem wurden sie
+angewiesen, auf etwaigen Anruf mit »Mandara« zu antworten. An die
+einzelnen Haufen wurden schwarz-weiß-rote Fahnen ausgegeben, jeder
+Haufen wurde von einem Führer befehligt. Das Kommando über jene Krieger
+wurde Herrn von Eltz übergeben, der sich durch die Führer mit den
+einzelnen Haufen verständigte.
+
+Da Wißmann von vornherein beabsichtigte, nach erfolgter Niederwerfung
+Sinnas wieder nach Moschi zurückzukehren, wurde die mitzunehmende
+Bagage auf das mindeste Maß beschränkt. Außer wenigen Lasten
+für Proviant gingen nur noch Träger für die Geschütze und die
+Artilleriemunition mit.
+
+Am 11. Februar 1891, nachmittags 2 Uhr, marschierten die Truppen, 300
+Mann stark, von Moschi ab und bezogen abends um 6 Uhr an einem kleinen
+Flusse Lager im Walde. Die Nachrichten, welche hier über des Feindes
+Stärke und Stellung eingingen, waren, wie sich später herausstellte,
+teilweise unrichtig. Seine Stärke, die man auf 600 bis 800 Mann angab,
+entsprach zwar den thatsächlichen Verhältnissen, auch daß der Gegner
+fast durchgängig mit Gewehren, unter denen viele Hinterlader, bewaffnet
+sei, bestätigte sich. Hingegen war die Nachricht falsch, daß die
+Munition des Feindes sehr knapp bemessen und die von ihm angelegte
+Befestigung derart sei, daß sie nicht nur von den umliegenden Höhen
+eingesehen werden könnte, sondern daß auch der direkten Annäherung an
+dieselbe keine größeren Schwierigkeiten im Wege ständen. Gerade nach
+den letztgenannten Nachrichten konnte eigentlich niemand an ernsteren
+Widerstand denken.
+
+Am 15. Februar 5 Uhr früh wurde in folgender Marschordnung
+aufgebrochen:
+
+ Vortrupp: 1. Sudanesenkompagnie, Artillerie;
+
+ Haupttrupp: 2. und 3. Sudanesenkompagnie, Sanitätsdetachement,
+ Bagage mit Bedeckung.
+
+Hinter der Bagage folgten die irregulären Haufen der Wadschagga.
+
+Der Weg führte zunächst durch dichten Busch, der allmählich in
+schönen, hochstämmigen Wald überging. Dicht am Walde befanden sich
+zahlreiche, etwa 5 m tiefe und unten spitz zugehende Elephantengruben.
+Es erforderte die ganze Aufmerksamkeit der Führer, um diese sehr
+geschickt bedeckten Gruben aufzufinden und freizulegen, damit seitwärts
+vom Wege gehende Leute nicht in Gefahr kamen. Auf dem Wege waren
+ferner vom Feinde Beschwörungsmittel, sogenannte Daua, angebracht,
+meistens aus kleinen Erdhaufen bestehend, in welche Hölzchen oder
+Federn eingesteckt waren. Die abergläubischen Wadschagga machten immer
+große Seitensprünge, wenn sie an einer derartigen, verzauberten Daua
+anlangten, die schwarzen Soldaten indessen, an dergleichen schon von
+früher gewöhnt, schritten weniger rücksichtsvoll darüber hinweg.
+
+Nach vierstündigem Marsche trat die Spitze der Kolonne aus dem Walde
+heraus und gelangte in die gut bebaute und bewässerte Landschaft
+Kiboscho. Das Gelände ist daselbst außerordentlich coupiert und
+bedeckt. Ein schmaler Bergrücken folgt dem andern. Der größte Teil
+derselben ist mit Bananen bewachsen. Da diese sehr eng zusammenstehen
+und von halber Höhe an mit üppigem Blätterwuchs geschmückt sind,
+verschließt ein derartiger Wald jegliche Übersicht, erschwert das
+Vorwärtskommen und bietet dem Gegner alle nur mögliche Deckung.
+
+Beim Ersteigen des ersten Bergrückens fiel ein Schuß in der rechten
+Flanke, wahrscheinlich ein Signalschuß, dann war wieder Alles ruhig.
+Noch zwei weitere Höhen wurden erklommen, als die Spitze an einem
+Punkte anlangte, welcher einen freien Ausblick nach der nächstgelegenen
+Anhöhe gewährte. Die letztere war ganz unbewachsen; auf dem Rücken
+derselben befanden sich tief eingeschnittene Gräben, aus welchen heraus
+alsbald vom Feinde ein ziemlich lebhaftes Feuer eröffnet wurde.
+
+Offenbar handelte es sich hier jedoch nur um eine vorgeschobene
+Stellung, denn der Gegner räumte dieselbe, als von der vorn
+befindlichen Sudanesen-Kompagnie jenes im übrigen wirkungslose Feuer
+mit einigen Salven erwidert war.
+
+Der Vormarsch wurde fortgesetzt. Als der soeben vom Feinde verlassene
+Berg erreicht war, hatte man abermals einen Höhenrücken vor sich,
+welcher, von beträchtlicherer Höhe als die zuletzt passierten, mit
+dichtem Bananenwalde bestanden war. Von dort aus war das Kriegsgeheul
+einer zahlreichen Menschenmenge deutlich hörbar, auch konnte man aus
+den Baumspitzen heraus einen Signalmast mit roter Fahne erkennen. Major
+v. Wißmann schloß aus diesen Anzeichen, daß dort der Hauptwiderstand
+des Gegners zu suchen wäre, wenngleich man von der angekündigten und
+beschriebenen Verteidigungsboma nichts erblicken konnte.
+
+Nachdem die Truppen sich hinter der Anhöhe gesammelt hatten, gab
+Wißmann seinen Gefechtsbefehl derart, daß auf die vorliegende
+feindliche Stellung ein direkter Vorstoß in zwei Kolonnen gemacht
+werden sollte.
+
+ Rechter Flügel: 1. Sudanesenkompagnie, Artillerie; 2. Zulukompagnie.
+
+ Linker Flügel: 3. Zulukompagnie.
+
+Die Bagage erhielt Befehl, auf dem rückwärts gelegenen Bergrücken zu
+halten, woselbst sich auch die Wadschaggakrieger sammeln sollten; das
+Sanitätsdetachement folgte der vorrückenden Truppe. Beide Kolonnen
+traten gleichzeitig den Vormarsch an.
+
+Mit vorgenommenen Schützenlinien wurden die Truppen die steile Schlucht
+hinuntergeführt und klommen an der andern Seite durch den Bananenwald
+wieder herauf. Hier empfing sie ein heftiges Feuer des Gegners aus
+ziemlicher Nähe. Die ersten Verluste waren zu verzeichnen.
+
+Nach Ersteigen der halben Anhöhe gelangten die beiden Kolonnen an die
+bis dahin dem Auge völlig entzogene Boma des Feindes. Die letztere
+war umgeben von einem 3 m breiten und 5 m tiefen Graben, an dessen
+jenseitigem Rande sich eine starke Pallisadenwand erhob. Der innere
+Teil der Boma bot ein so vollkommenes Gewirr von Gräben, Pallisaden,
+Hecken, verrammelten Thoren, Fallgruben und sonstigen Hindernissen,
+daß eine Orientierung in diesem Labyrinth für einen Fremden völlig
+unmöglich war. An der Herstellung und Vollendung der gedachten
+Verteidigungsanlagen müssen die Kiboscholeute schon Jahrzehnte
+gearbeitet haben. Die Befestigungen waren nicht nach einem bestimmten
+Plane angelegt, sondern sichtbar allmählich entstanden. Jedenfalls
+boten dieselben ein ernstes Hindernis.
+
+Es war erklärlich, daß bei dem Eindringen in die Boma die Verbindung
+der beiden Kolonnen verloren ging; dieselben vereinigten sich erst
+wieder im späteren Verlaufe des Gefechtes.
+
+Auf dem rechten Flügel, den Major v. Wißmann in Person befehligte,
+waren die vorn befindlichen Sudanesen zuerst in die Boma eingedrungen;
+die große Ausdehnung der Befestigungsanlagen machte es bald nötig,
+auch die zweite Zulukompagnie in das vordere Treffen hineinzuziehen.
+Die rechte Flügelkolonne tastete, dem zerstreut fechtenden Gegner
+folgend, um den äußeren Rand der ganzen Boma herum, bis sie ungefähr
+den östlichsten Teil -- der Anmarsch geschah von Westen nach Osten --
+erreicht hatte. Der sich entgegenstellende Feind, welcher häufig auf
+20 bis 30 Schritte von irgend einer Hecke her sein Feuer abgab, wurde
+an allen Punkten zurückgeworfen, nirgends wurde noch einheitlicher
+Widerstand geleistet.
+
+Major v. Wißmann sammelte daher an diesem Platze die Truppen der
+rechten Kolonne und gab Befehl, auf das hörbare Salvenfeuer der linken
+Flügelkolonne hin zu marschieren. Eine Orientierung nach Sicht war
+vollständig ausgeschlossen, denn auch die mit Pallisaden umschlossenen,
+zahlreichen inneren Höfe der Boma waren dicht mit Bananen bestanden.
+
+Die Vereinigung mit dem linken Flügel gelang glücklich, denn um 11 Uhr
+30 Minuten vormittags langte Wißmann unter fortwährenden Gefechten
+mit der Tête seiner Abteilung auf einem freien Platze innerhalb
+der Boma an, den kurz vorher die 3. Zulukompagnie erreicht hatte.
+Diese Kompagnie, ursprünglich auf dem linken Flügel befindlich, war
+ebenfalls auf die Boma gestoßen und zwar auf einen ganz besonders stark
+befestigten und verbarrikadierten Teil derselben. Auch hier hatte sich
+überall der Feind dem weiteren Vordringen entgegengestellt, und konnte
+aus der Heftigkeit des geleisteten Widerstandes geschlossen werden,
+daß hier die Hauptverteidigung der Boma zu suchen wäre. Dieser erste
+Abschnitt des Gefechtes, d. h. bis zu dem Zeitpunkt, wo sich beide
+Abteilungen auf dem freien Platze trafen, hatte etwa zwei Stunden
+gedauert.
+
+Die eingetretene Gefechtspause wurde zum Verbinden der Verwundeten
+benutzt, die der vorrückenden Truppe nachgetragen werden mußten, da
+sie sonst unfehlbar in die Hände der erbitterten Gegner gefallen wären.
+Bis jetzt stellte sich deutscherseits der Verlust auf zwei Tote und elf
+Verwundete, unter letzteren auch zwei Europäer, Feldwebel Nowack und
+Unteroffizier Witte. Der gegnerische Verlust ließ sich zur Zeit auch
+noch nicht annähernd feststellen.
+
+Bald wurde vom Feinde, dem das Zeugnis einer beharrlichen Tapferkeit
+und Kühnheit ausgestellt werden muß, das Gefecht wieder aufgenommen.
+Das aus nächster Nähe von mehreren Seiten abgegebene Feuer bedingte,
+den ungedeckten freien Platz zu verlassen und entweder das Gefecht für
+heute abzubrechen, oder aber die Hauptbefestigung, die bisher noch
+völlig unbetreten war, zu stürmen.
+
+Wenn von Wißmann sich für den Abbruch des Gefechtes und Fortsetzung
+desselben am nächsten Tage entschied, so war für seine Erwägungen
+weniger die Rücksicht auf die schon stark ermatteten Truppen, als
+der Umstand maßgebend, daß die Wadschagga-Krieger zu einer späteren
+Verfolgung des Feindes nicht zur Hand waren. Nachdem von der Artillerie
+noch einige Granaten aus dem 4,7 +cm+ Schnellfeuergeschütz in die
+Befestigung hineingeschleudert waren, wurde der Rückzug nach der vorher
+geschilderten Anhöhe angetreten.
+
+Der Rückmarsch ging auf demselben Wege von statten, den die 3.
+Zulukompagnie beim Eindringen in die Boma genommen hatte. Große
+Schwierigkeiten machte der Transport der Verwundeten und Toten, sowie
+das Tragen der beiden Geschütze.
+
+Nach Ankunft auf der freigelegenen Höhe befahl Wißmann die Besetzung
+der dort befindlichen Schützengräben. Die drei Kompagnien lagen
+nebeneinander, Sudanesen auf dem rechten, 3. Zulukompagnie auf dem
+linken Flügel. In der Mitte waren die beiden Geschütze in Stellung
+gegangen, weiter hinter der Front hatte der Arzt seinen Verbandplatz
+angelegt.
+
+Schon die Arrieregarde wurde bei ihrem Abzug vom Feinde bedrängt.
+Um 1 Uhr nachmittags ging er seinerseits zum Angriff gegen die von
+den Deutschen genommene Stellung vor. Ein weiteres Vordringen wurde
+ihm jedoch alsbald durch die massenhaften Verluste verwehrt, die die
+Kiboscholeute durch das in Thätigkeit gesetzte Maxim-Gun erlitten.
+
+Ferner traf Wißmann die Anordnung, daß sämtliche Europäer ein
+wohlgezieltes Schützenfeuer unterhalten sollten, während dessen die
+schwarzen Soldaten mit Gewehr im Arm im Graben ruhten.
+
+Bis etwa 4 Uhr nachmittags dauerte das gegenseitige Schützengefecht,
+welches den Kiboscholeuten die empfindlichsten Verluste beigebracht
+hat. Die relative Ruhe, die dann eintrat, wurde gegnerischerseits nur
+durch einige Wagehälse gestört, die sich an die deutsche Stellung
+heranschlichen, ihre Gewehre losknallten und ebenso schnell, wie sie
+gekommen waren, wieder verschwanden.
+
+In der Nacht blieben sämtliche Truppen ausgeschwärmt in den Gräben
+liegen; einzeln liegende Posten waren noch 50 Schritt vorgeschoben. Um
+12 Uhr wurde noch einmal das Maximgeschütz abgeschossen, was ein großes
+Wutgeheul bei den Kiboscho-, Freudengesänge bei den am jenseitigen
+Bergabhange lagernden Wadschagga-Kriegern hervorrief. An Ruhe und
+Schlaf war kaum zu denken.
+
+Am 13. Februar früh 5 Uhr bereits gab Wißmann seine Befehle für den
+Sturm auf die Boma. Ein vorgesandter Zug der Sudanesenkompagnie hatte
+erkundet, daß sich der ganze Feind wieder gesammelt habe und mit aller
+Energie an der Wiederherstellung der Verteidigungsanlagen arbeite.
+
+Die Sturmkolonne bestand aus drei Zügen, deren spezieller Befehl dem
+Chef Johannes übertragen wurde. Dieser ging beim Eindringen in die noch
+besetzt gefundene Boma ganz systematisch zu Werke. Während zwei Züge
+den Feind unter beständigem Salvenfeuer hielten, mußte der dritte Zug
+das soeben passierte Hindernis völlig um- und freilegen, so daß ein
+geräumiger und breiter Weg geschaffen wurde. Alsdann erst wurde das
+nächste Hindernis genommen. Schritt für Schritt gelangte die Kolonne
+an die Hauptbefestigung, an welcher noch einmal zäherer Widerstand
+geleistet wurde. Mit kühnem Anlauf wurde auch diese genommen, und
+drangen die Truppen nunmehr unaufhaltsam in alle Häuser ein, speziell
+in diejenigen, welche vom Sultan Sinna bewohnt waren. Mit dem Verluste
+dieses Teils der Boma war das Schicksal des Tages entschieden.
+
+Sobald die rote Flagge auf dem Signalmast niedergeholt war und
+Rauchwolken aus dem Innern die Einnahme jener Befestigung verkündigten,
+zogen die Kiboscho in eiliger Flucht nordwestlich in die Berge. Jetzt
+bekamen auch die Wadschagga plötzlich großen Mut; sie stürzten sich in
+hellen Haufen in die Boma, ein anderer Teil unternahm die Verfolgung
+des fliehenden Gegners. Die Sinnaleute hatten an beiden Tagen mit
+Erbitterung und großer Tapferkeit gefochten, viele Leichen bedeckten
+den Boden. Vermöge ihrer guten Bewaffnung und der reichlichen Munition
+waren sie im Stande, in ihrer vorzüglichen Befestigung bislang alle
+Angriffe ihrer Gegner blutig abzuweisen. Sinnas Boma galt allgemein,
+wie man jetzt von den Wadschagga hörte, als unüberwindlich. Um so
+größer war natürlich auch die Freude über den errungenen Sieg, der
+allerdings mit verhältnismäßig schweren Opfern erkämpft war. Außer
+den oben angegebenen Verlusten waren noch 1 Toter und 6 Verwundete zu
+beklagen; in Summa 3 Tote und 17 Verwundete. Der Verlust beim Feinde
+belief sich allein auf 200 Tote.
+
+Außerordentlich reich war die von den Wadschagga gemachte Beute.
+Etwa 4000 Ochsen und 5000 Stück Kleinvieh wurden zusammengetrieben,
+ferner gelangte eine Anzahl Speere und Schilde, Munition und Gewehre
+zur Verteilung. Das Vieh wurde sofort auf verschiedenen Wegen in die
+Landschaft Dschagga fortgetrieben, die Truppe blieb noch bis 11 Uhr
+vormittags in ihrer Stellung und trat dann ebenfalls den Rückmarsch
+auf Moschi an. Die aus der Sudanesenkompagnie bestehende Arriere-Garde
+hatte noch ein unbedeutendes Gefecht mit versprengten Kiboscho, sonst
+wurde der Rückmarsch, insbesondere der große Viehtransport, in keiner
+Weise gestört. Am 14. Februar morgens kam die Truppe wieder in Moschi
+an, empfangen von einer Gesandtschaft Mandaras, der seiner und der
+Wadschagga Freude über den errungenen Sieg Ausdruck gab.
+
+Die nächsten Tage in Moschi galten den Befestigungsarbeiten in der
+Station und der Fürsorge für die Verwundeten. Von diesen erlag nur
+ein Mann seinen Wunden, gewiß unter den außerordentlich schwierigen
+Umständen und bei den geringen zu Gebote stehenden Mitteln ein Beweis
+für die fachgemäße und opferwillige Krankenpflege.
+
+Alsbald wurden an den überwundenen Sinna Boten abgesandt, welche die
+Nachricht zurückbrachten, daß Sinna sich nunmehr endgültig unterwerfen
+wolle und zu allen Bedingungen bereit sei; zugleich schickte er als
+Zeichen seiner Ergebenheit einen 105 Pfund schweren Elfenbeinzahn.
+Wißmann zeigte sich geneigt, die Bitte um Frieden zu erfüllen. Sinna
+mußte einen Teil seines Gebietes an früher von ihm vertriebene
+Häuptlinge abtreten und seinen Gehorsam der deutschen Verwaltung
+geloben. Daraufhin wurden ihm die Gefangenen ausgeliefert und das Recht
+zur Führung der deutschen Flagge erteilt.
+
+Blitzschnell verbreitete sich die Nachricht von diesem Siege der
+Deutschen nach allen Seiten hin, und die umliegenden Stämme sandten
+Gesandte, um dem Reichskommissar ihre Ergebenheit zu bezeugen. Auch mit
+den Waruscha, die ihren Wohnsitz am Meru-Berge hatten, suchte Wißmann
+auf friedlichem Wege eine Einigung zu Stande zu bringen, indem er
+ihnen für ihre Räubereien eine Strafzahlung in Elfenbein und Rindvieh
+auferlegte.
+
+Am 19. Februar gelangten Nachrichten über Übergriffe der Massai an den
+Reichskommissar nach Moschi. Es handelte sich um eine Expedition eines
+Baron von Langenn, welcher mit Genehmigung des Reichskommissars nach
+dem Kilimandscharo wollte. In Kissiwani angekommen, hatte er gehört,
+daß die Massai gedroht hätten, sich für die ihnen von den Deutschen
+zugefügte Unbill rächen zu wollen. Infolgedessen zog sich Herr von
+Langenn nach Masinde zurück und bat von hier aus den Reichskommissar
+um Hülfe. Da dieser indes nicht in der Lage war, dem Ansuchen durch
+Abtrennung einer größeren Truppenabteilung von seiner Macht zu
+entsprechen, mußte Herr von Langenn auf die baldige Rückkehr des
+Reichskommissars vertröstet werden.
+
+Erst am 26. Februar konnte nach Abschluß der Befestigungsarbeiten
+und der Verhandlungen mit den umwohnenden Häuptlingen der Rückmarsch
+angetreten werden und zwar über Aruscha Tschini, den Pangani entlang
+nach Manamates Dorf am Pare-Gebirge. Am 4. März gedachte sich Wißmann
+hier mit dem Stationschef von Masinde, der den Befehl erhalten
+hatte, sich an diesem Tage mit seinen Truppen hier einzufinden,
+zu vereinigen. Den etwa vorüberziehenden Massai-Horden sollte mit
+Schonung und Rucksicht gegenüber getreten werden, bis durch offenbare
+Feindseligkeiten eine friedliche Lösung ausgeschlossen erschien.
+
+Aruscha Tschini wurde am 28. Februar erreicht. Die guten Früchte der
+damals von Major von Wißmann an den Tag gelegten Friedensliebe blieben
+nicht aus; die Verproviantierung der Truppe, die auf drei volle Tage
+nötig wurde, stieß nicht im geringsten auf Schwierigkeiten. Die
+Waruscha kam allen an sie herantretenden Forderungen bereitwilligst
+entgegen.
+
+Am 1. März marschierte Wißmann von Aruscha Tschini ab und überschritt
+bald darauf den Pangani. Der weitere Weg führte durch nackte, öde
+Salzsteppe; bis zu Manamates Wohnsitz war auf weitere Lebensmittel
+nicht zu rechnen. Die Marschzeiten wurden infolgedessen vergrößert, 3
+Tage lang vor- und nachmittags marschiert. Die Expedition kreuzte hier
+eine nach dem Szogoni-Gebirge ziehende Massai-Horde, die man gemäß dem
+bereits erwähnten Befehl unbehelligt ziehen ließ.
+
+Am 3. März abends traf die Expedition bei dem Häuptling Manamate ein
+und konnte sich hier endlich aufs neue verproviantieren. Für den
+folgenden Tag, der zum Ruhetag für die stark angestrengte Truppe
+bestimmt wurde, war der Stationschef von Masinde erwartet. Derselbe
+traf indessen nicht ein; gerüchtweise verlautete, daß die Massai den
+Weg nach Masinde versperrt hätten. Auch der Häuptling Manamate klagte
+über die Massai, daß sie die friedlichen Bewohner überfielen, ihnen ihr
+Vieh wegnähmen und die größten Grausamkeiten verübten.
+
+Außerdem traf vom Stationschef von Masinde, der einer Erkrankung
+wegen den Marsch nicht hatte unternehmen können, die briefliche
+Nachricht ein, daß die Massai bis über Gonja vorgedrungen seien und
+ihm eine Kriegskeule als Zeichen der Kriegserklärung gesandt hätten.
+Infolgedessen beschloß Wißmann, von Masinde aus eine stärkere Abteilung
+nach Moschi zurückzusenden. Da ihn selbst dringende Geschäfte zur
+Rückkehr an die Küste, wo der neue Gouverneur bald eintreffen sollte,
+zwangen, übergab er das Kommando über 200 Mann dem Chef Johannes
+und befahl ihm, auf seinem Hin- und Rückmarsch die Massai überall
+anzugreifen und auf das nachdrücklichste zu züchtigen.
+
+Chef Johannes traf auf dem Marsche über Gonja, Kissiwani und den
+Jipe-See nach Moschi noch einige Stämme der Massai. Er griff sie
+überall mit Erfolg an, und dadurch, daß er ihre Kraale zerstörte,
+ihre Herden fortnahm und viele der Massai-Krieger tödtete, zwang er
+sie endgültig jene Gegend zu verlassen und sich westlich über den
+Panganifluß zurückzuziehen, sodaß nunmehr die Sicherheit auf der
+wichtigen Karawanenstraße von Pangani nach dem Kilimandscharo wieder
+völlig hergestellt war.
+
+Major von Wißmann zog von Masinde in Eilmärschen zur Küste und langte
+nach 4-1/2 Tagen am 13. März, also nach zweimonatlicher Abwesenheit, in
+Pangani an.
+
+Die Expedition hatte auch den Erfolg, daß die Häuptlinge, welche bis
+dahin die deutsche Herrschaft nicht anerkannt, sondern verhöhnt hatten,
+die deutsche Macht nunmehr empfanden und sich dem Reichskommissar auf
+Gnade und Ungnade unterwarfen.
+
+Bislang war von den meisten Reisenden der von Mombassa aus über
+Taveta ins Innere führende Weg als der sicherere gewählt worden, da
+die von Pangani ausgehende Straße meist von Massai-Horden gesperrt
+wurde. Die letztere Straße erreichte durch Wißmanns Zug annähernd
+dieselbe Sicherheit, wie die von Bagamoyo und Sadani ausgehenden
+Karawanenstraßen, da nunmehr auch hier die Jumbes die deutsche Flagge
+führten, teilweise auch in deutschem Solde und deutscher Abhängigkeit
+waren. --
+
+Während Wißmann auf der Kilimandscharo-Expedition sich im Innern
+befand, drangen nach Bagamoyo an Chef Leue, der im Auftrage des
+Reichskommissars die Geschäfte während der Zeit der Expedition führte,
+beunruhigende Nachrichten von der Station Mpapua und Hülferufe von
+der französischen Missionsstation Longa und von den Wasagara des
+Mukondogua-Thales. Hier hatten die Wahehe wiederum einen Einfall
+gemacht, Dörfer zerstört, Eingeborene getötet oder als Sklaven
+weggeführt. Chef Leue raffte, was er an Truppen aus den Stationen der
+Küste noch irgend herausziehen konnte, zusammen und schickte unter dem
+Befehl des Chefs Ramsay eine Expedition nach der bedrohten Gegend aus.
+Bei der geringen Macht, die Ramsay zur Verfügung stand, mußte er es
+sich angelegen sein lassen, auf friedlichem Wege die Angelegenheit mit
+den Wahehe zu ordnen, und er hatte das Glück, daß bei seiner Ankunft
+in Kondoa die Wahehe ihm bereits Gesandtschaften entgegenschickten,
+ihre Unterwerfung anzeigten und sich bereit erklärten, die gemachten
+Gefangenen auszuliefern, außerdem eine ziemlich erhebliche Summe als
+Strafe in Rindvieh und Elfenbein zu zahlen. Ramsay gab den Wahehe
+auf, eine Gesandtschaft nach Bagamoyo zu schicken, um hier endgültig
+dem Reichskommissar ihre Unterwerfung anzuzeigen; er konnte nachdem
+für jetzt die Ordnung wieder hergestellt war, den Rückmarsch nach
+Bagamoyo antreten. Der Hoffnung, daß die Schwierigkeiten mit einem
+ausschließlich von Raub und Krieg lebenden Volke, wie den Wahehe,
+durch einen Vertrag ein für alle Mal beseitigt seien, konnte man sich
+allerdings nicht hingeben. Das konnte nur durch nachhaltigere Mittel
+und bedeutenden Kraftaufwand erreicht werden und mußte der nächsten
+Zeit vorbehalten bleiben.
+
+Nach Wißmanns Ankunft an der Küste blieb diesem nur noch eine kurze
+Spanne Zeit, um die Übergabe der Geschäfte an den im Anfang April
+erwarteten Gouverneur von Soden vorzubereiten. Wir kommen auf die
+Übergabe des Gouvernements in einem der nächsten Kapitel zurück, führen
+aber hier bereits den folgenden Teil des Schlußberichtes des Majors v.
+Wißmann an, der geeignet ist, in gedrängter Form einen Überblick über
+das, was in den zwei Jahren seines Kommissoriums von Wißmann erreicht
+wurde, zu geben:
+
+»Die ostafrikanische Küste ist zurückerobert und ihr Besitz derartig
+gesichert durch Anlage von Befestigungswerken und Kommunikationen, daß
+dieselbe mit einem im Verhältnis zur Größe des Landes äußerst geringen
+Truppenkontingent gegen alle Eventualitäten behauptet werden kann. Die
+großen Karawanenstraßen sind auf weite Strecken gesichert und unser
+Machteinfluß bis an die äußersten Grenzen unsers Gebietes ausgedehnt,
+dem deutschen Namen bis dorthin Achtung und Respekt verschafft
+worden. Im Norden ist das Hinterland von Tanga und Pangani bis zum
+Kilimandscharo hinauf als endgültig gesichert anzusehen. Die große
+Straße von Bagamoyo und Sadani aus ist bis Mpapua gesichert und eine
+weitere Sicherung in Uniamuesi von Emin Pascha und Stokes eingeleitet.
+
+Nur in Ugogo, wo Handelskarawanen noch des Öfteren gefährdet werden,
+bleibt eine Lücke auszufüllen. Auch im Süden unserer Besitzung ist,
+seitdem Maschemba sich unterworfen hat, das nächste Hinterland
+beruhigt. Nur eine schwarze Truppe war der rastlosen kriegerischen
+Thätigkeit, wie sie sich hier entfalten mußte, gewachsen. Die im
+Verhältnis zu der gewaltigen Ausdehnung unseres Gebietes verschwindende
+Truppenstärke bedingte ein ununterbrochenes Hin- und Herziehen ohne
+Rücksicht auf die klimatischen Verhältnisse.
+
+Diesem Umstande sind die meisten Verluste an europäischem Personal
+zuzuschreiben. Die von vornherein verfolgte Taktik, den Feind bei allen
+Gefechten durch einen kräftig eingeleiteten und schnell ausgeführten
+Angriff moralisch zu überwältigen, bewahrte die Truppen stets vor
+großen Verlusten im Gefechte selbst.
+
+Immerhin sind die Verluste, wie vorher erwähnt hauptsächlich durch die
+Strapazen in dem Ungewohnten Klima, verhältnismäßig größer als bei
+einem europäischen Kriege. Der Gesamtverlust der Truppe im Gefecht
+(Tote und Verwundete) beträgt 21 Europäer und 151 Farbige, was bei
+Zugrundelegung einer Kombattantenstärke von 150 Europäern und 1200
+Farbigen für erstere einen Verlust von 14, für letztere von 12-1/2
+Prozent bedeutet. Die Verluste der Truppe an Toten überhaupt betragen
+20 Europäer und 208 Farbige, was für eine Gesamtstärke von 200
+Europäern und 1800 Farbigen (einschließlich der Nichtkombattanten) für
+erstere 10, für letztere 11-1/2 Prozent ausmacht.
+
+Erst allmählich, nach Wiedergewinnung verschiedener Küstenpunkte, nach
+Vergrößerung des Sanitätspersonals, nach Durchführung der Impfung aller
+Truppen konnte die ärztliche Pflege der Truppe eine wirksamere werden,
+aber erst, nachdem die Unterkunftsräume ausgebaut und die Erdarbeiten,
+die eine Entwickelung des Malaria-Bazillus begünstigen, beendet waren,
+wurde der allgemeine Gesundheitszustand ein bedeutend besserer.
+
+Gute Unterkunft schützte vor Malaria, Desinfektion und Maßnahmen
+zur Erlangung guten Trinkwassers vor Dyssenterie, Impfung vor
+Pockenerkrankungen, den drei die Gruppen am meisten gefährdenden
+Krankheiten. Jetzt, wo die kriegerischen Strapazen zum größten
+Teil überwunden sind, und durch die Fürsorge der Regierung das
+Sanitätspersonal für das kommende Jahr um das doppelte verstärkt ist,
+wird der Gesundheitszustand sich jedenfalls weiterhin bedeutend
+bessern.
+
+Was die Erfolge der friedlichen Arbeit anbetrifft, so mußten die durch
+die militärische Thätigkeit auf Seiten der Eingeborenen entstandene
+Furcht und Scheu zunächst gehoben werden.
+
+Strenge Gerechtigkeit und Wohlwollen von Seiten der Europäer der
+Schutztruppe, die unterdes mit den Sitten und Gewohnheiten der Inder,
+Araber und Neger mehr und mehr vertraut geworden waren, und strenge
+Überwachung der Unbestechlichkeit der farbigen Beamten erzeugten bald
+Vertrauen, wo früher Furcht gewaltet hatte. Das erste Zeichen von einem
+Gefühl der Sicherheit unter unserm Schutz war die massenhafte Rückkehr
+der während des Krieges Geflohenen und Ausgewanderten.
+
+Während wir beim Beginn der Expedition in Bagamoyo täglich ungefähr ein
+Dutzend Leute verpflegten, die zu alt und krank gewesen wären, um mit
+den Anderen zu entfliehen, hat jetzt schon Bagamoyo mindestens seine
+alte Bevölkerungszahl wieder erreicht.
+
+Es fällt jedem Fremden mit Erstaunen auf, wie jeder Europäer auf
+der Straße in unseren Küstenorten freundlich und vertraulich von
+überall begrüßt wird. Araber und Belutschen, Banianen, Hindus
+und Parsis, Goanesen, Suaheli-Sklaven und Karawanenleute aus dem
+Innern, griechische und Levantiner Händler, sogar Chinesen fühlen
+sich im lebhaft zurückgekehrten Handel und Verkehr sicher unter der
+deutschen Flagge. Der Druck des früher herrschenden Arabers, des seine
+Kapitalmacht mißbrauchenden Inders hat aufgehört. Die Erpressungen der
+bisherigen Walis, Kadis und Jumbes, die, da sie von ihrer Regierung
+unbesoldet blieben, sich selbst bezahlt machen mußten, sind einer
+unparteiischen und unbestechlichen Rechtspflege und Polizei gewichen.
+Der Sklave findet sein Recht wie der Herr. Durch möglichst seltenen
+Wechsel in den Stellen der Stationschefs wurde bei diesen das regste
+Interesse an dem Wachstum ihrer Stationen und Distrikte erzielt und
+damit manche Einrichtung zum Vorteil des Handels, zu hygienischen und
+Verschönerungszwecken.
+
+Die Zerstörungen in manchen Küstenstädten in der ersten Periode des
+Aufstandes durch die Granaten der Marine erlaubten nachhaltiges
+Durchgreifen beim Wiederaufbau. Es wurden breite, gerade Straßen
+angelegt, Brücken und Wasserleitungen erbaut, Sümpfe trocken gelegt,
+Markthallen eingerichtet, Straßenbeleuchtung durchgeführt, offene
+Plätze freigehalten und durch Gartenanlagen verschönert, sowie durch
+entsprechende polizeiliche Aufsicht auf Ordnung, Reinlichkeit und
+Sicherheit hingewirkt. Für Unterkunft der Karawanen sind Karawansereien
+errichtet, und kürzlich ist der Grundstein für das erste Hospital für
+Eingeborene (unsere bisherigen Krankenhäuser und die schwarze Truppe
+eingerichtet) und die erste Schule für die Kinder der indischen Händler
+gelegt worden. Die bevorstehende Ankunft des letzten der drei Fahrzeuge
+der Küstenlinie wird hoffentlich recht bald ein allgemein erwünschtes
+regelmäßiges Anlaufen der Küstenplätze ermöglichen und ebenso ist zu
+hoffen, daß den Vorarbeiten für die Eisenbahnen die Vollendung bald
+folgen möchte.
+
+Die allgemeine Wiederaufnahme des Feldbaues seit dem Wiedereintritt
+der friedlichen Verhältnisse, das Wiederaufblühen des Karawanenhandels
+nach erfolgter Sicherung der Straßen und jede nur mögliche Maßnahme
+zur Förderung des Handels müssen eine allmähliche Abnahme der unserer
+neuen Kolonie gebrachten Opfer bringen, müssen, wenn wir nachhaltig
+weiter arbeiten an dem Schaffen neuer wertvoller Exportprodukte durch
+Plantagenbau, auch mit der Zeit für unsere Opfer Zinsen tragen. Jeder
+Europäer, der während des Aufstandes unsere Küste gesehen hat und sie
+jetzt nach nur zweijähriger Arbeit wiedersieht, muß die Überzeugung
+gewinnen, daß diese Schlüsse nicht optimistisch sind, sondern das
+Resultat sachlicher Beobachtung.
+
+
+
+
+ 14. Kapitel.
+
+ Das Deutsch-englische Abkommen.
+
+
+Schon vor der Ankunft Wißmanns in Deutschland, nach Einnahme des
+südlichen Teils unserer deutsch-ostafrikanischen Küste, waren die
+Verhandlungen zwischen der deutschen und englischen Regierung über
+die Verteilung Afrikas in ein Stadium getreten, in welchem über
+alle wichtigen Punkte Einverständnis erzielt werden war. Am 17.
+Juni veröffentlichte der Reichs-Anzeiger in einer Extra-Ausgabe die
+Grundzüge des deutsch-englischen Abkommens, auf welche in allernächster
+Zeit der formelle Abschluß des Vertrages fußen sollte. Wißmann stand
+bei seiner unmittelbar darauf erfolgten Ankunft in Deutschland vor
+einem fait accompli, denn schon Anfangs Juli war die Publikation des
+nun abgeschlossenen Vertrages erfolgt.
+
+Es seien an dieser Stelle die auf Ost-Afrika insbesondere oder mit
+bezüglichen Paragraphen des Abkommens im Wortlaut angeführt:
+
+Artikel I. In Ostafrika wird das Gebiet, welches Deutschland zur
+Geltendmachung seines Einflusses vorbehalten wird, begrenzt:
+
+1. Im Norden durch eine Linie, welche an der Küste vom Nordufer der
+Mündung des Umba-Flusses ihren Ausgang nimmt und darauf in gerader
+Richtung zum Jipe-See läuft. An dem Ostufer des Sees entlang und um
+das Nordufer desselben herumführend, überschreitet die Linie darauf
+den Fluß Lumi, um die Landschaften Taveta und Dschagga in der Mitte
+zu durchschneiden und dann entlang an dem nördlichen Abhang der
+Bergkette des Kilimandscharo in gerader Linie weiter geführt zu
+werden, bis zu demjenigen Punkte am Ostufer des Viktoria-Nyanza-Sees,
+welcher von dem ersten Grad südlicher Breite getroffen wird. Von hier
+den See auf dem genannten Breitegrade überschreitend, folgt sie dem
+letzteren bis zur Grenze des Kongostaates, wo sie ihr Ende findet.
+Es ist indessen Einverständnis darüber vorhanden, daß die deutsche
+Interessensphäre auf der Westseite des genannten Sees nicht den
+Mfumbiroberg umfaßt. Falls sich ergeben sollte, daß dieser Berg südlich
+des genannten Breitengrades liegt, so soll die Grenzlinie in der Weise
+gezogen werden, daß sie den Berg von der deutschen Interessensphäre
+ausschließt, gleichwohl aber zu dem vorher bezeichneten Endpunkte
+zurückkehrt.
+
+2. Im Süden durch eine Linie, welche, an der Küste von der Nordgrenze
+der Provinz Mozambique ausgehend, dem Laufe des Flusses Rovuma bis zu
+dem Punkte folgt, wo der Msinje-Fluß in den Rovuma mündet, und von
+dort nach Westen weiter auf den Breitenparallelen, bis zu dem Ufer des
+Nyassa-Sees läuft. Dann sich nordwärts wendend, setzt sie sich längs
+den Ost-, Nord- und Westufern des Sees bis zum nördlichen Ufer der
+Mündung des Songwe-Flusses fort. Sie geht darauf diesen Fluß bis zu
+seinem Schnittpunkte mit dem 33. Grad östlicher Länge hinauf und folgt
+ihm weiter bis zu demjenigen Punkte, wo er der Grenze des in dem ersten
+Artikel der Berliner Konferenz betriebenen geographischen Kongobeckens,
+wie dieselbe auf der dem 9. Protokoll der Konferenz beigefügten Karte
+bezeichnet ist, am nächsten kommt. Von hier geht sie gerader Linie
+auf die vorher gedachte Grenze zu und führt an derselben entlang bis
+zu deren Schnittpunkt mit dem 32. Grad östlicher Länge, sie wendet
+sich dann in gerader Richtung zu dem Vereinigungspunkte des Nord- und
+Südarmes des Kilambo-Flusses, welchem sie dann bis zu seiner Mündung
+in den Tanganjikasee folgt. Der Lauf der vorgedachten Grenze ist im
+allgemeinen nach Maßgabe einer Karte des Nyassa-Tanganjika-Plateaus
+angegeben, welche im Jahre 1889 amtlich für die britische Regierung
+angefertigt wurde.
+
+3. Im Westen durch eine Linie, welche von der Mündung des Flusses
+Kilambo bis zum 1. Grad südlicher Breite mit der Grenze des
+Kongostaates zusammenfällt.
+
+Das Großbritannien zur Geltendmachung seines Einflusses vorbehaltene
+Gebiet wird begrenzt:
+
+1. Im Süden durch die vorher erwähnte Linie von der Mündung des
+Umbeflusses zu dem Punkte des Kongofreistaates, welcher von dem 1. Grad
+südlicher Breite getroffen wird. Der Berg Mfumbiro ist in dieses Gebiet
+eingeschlossen.
+
+2. Im Norden durch eine Linie, welche an der Küste am Nordufer des
+Jubaflusses beginnt, dem genannten Ufer des Flusses entlang läuft und
+mit der Grenze desjenigen Gebietes zusammenfällt, welches dem Einflusse
+Italiens im Gallalande und in Abessinien bis zu den Grenzen Egyptens
+vorbehalten ist.
+
+3. Im Westen durch den Kongofreistaat und durch die westliche
+Wasserscheide des oberen Nilbeckens.
+
+Artikel II. Um die in dem vorstehenden Artikel bezeichnete Abgrenzung
+zur Ausführung zu bringen, zieht Deutschland seine Schutzherrschaft
+über Witu zu Gunsten von Großbritannien zurück.
+
+Großbritannien verpflichtet sich, die Souveränität des Sultans von
+Witu über das Gebiet anzuerkennen, welches sich von Kipini bis zu
+dem im Jahre 1887 als Grenze festgesetzten Punkt gegenüber der
+Insel von Kweihu erstreckt. Deutschland verzichtet ferner auf seine
+Schutzherrschaft über die an Witu grenzende Küste bis nach Kismaju und
+auf seine Ansprüche auf Gebiete des Festlandes nördlich vom Tanaflusse
+und auf die Inseln Patta und Manda.
+
+Artikel VII. Jede der beiden Mächte übernimmt die Verpflichtung,
+sich jeglicher Einmischung in diejenige Interessensphäre
+zu enthalten, welche der andern durch Artikel I bis IV des
+gegenwärtigen Übereinkommens zuerkannt ist. Keine Macht wird in der
+Interessensphäre der andern Erwerbungen machen, Verträge abschließen,
+Souveränitätsrechte oder Protektorate übernehmen oder die Ausdehnung
+des Einflusses der andern hindern. Es besteht Einverständnis darüber,
+daß Gesellschaften oder Privatpersonen, welche der einen Macht
+angehören, die Ausübung von Souveränitätsrechten innerhalb der
+Interessensphäre der andern Macht, außer mit Zustimmung der letzteren,
+nicht zu gestatten ist.
+
+Artikel VIII. Die beiden Mächte verpflichten sich, in allen denjenigen
+Teilen ihrer Gebiete innerhalb der in der Akte der Berliner Konferenz
+von 1885 bezeichneten Freihandels-Zone, auf welche die fünf ersten
+Artikel der genannten Akte am Tage des gegenwärtigen Abkommens
+anwendbar sind, die Bestimmungen dieser Artikel in Anwendung zu
+bringen. Hiernach genießt der Handel vollständige Freiheit; die
+Schiffahrt auf den Seen, Flüssen und Kanälen und den daran gelegenen
+Häfen ist frei für beide Flaggen; keine ungleiche Behandlung mit
+Bezug auf den Transport oder Küstenhandel ist gestattet; Waaren jeder
+Herkunft sollen keine andern Abgaben zu entrichten haben, als solche,
+welche unter Ausschluß ungleicher Behandlung, für die zum Nutzen des
+Handels gemachten Ausgaben erhoben werden mögen; Durchgangszölle dürfen
+nicht erhoben und keine Monopole oder Handelsbegünstigungen gewährt
+werden. Den Angehörigen beider Mächte ist die freie Niederlassung in
+den beiderseitigen Gebieten, soweit dieselben in der Freihandels-Zone
+gelegen sind, gestattet.
+
+Insbesondere herrscht Einverständnis darüber, daß in Gemäßheit dieser
+Bestimmungen von jedem Hemmnis und jedem Durchgangszoll frei sein soll
+der beiderseitige Güterverkehr zwischen dem Nyassa- und Tanganjikasee,
+zwischen dem Nyassa-See und dem Kongostaat, auf dem Tanganjikasee und
+zwischen diesem See und der nördlichen Grenze der beiden Sphären.
+
+Artikel IX. Handels- und Bergwerkskonzessionen, sowie Rechte an Grund
+und Boden, welche Gesellschaften oder Privatpersonen der einen Macht
+innerhalb der Interessensphäre der andern Macht erworben haben, sollen
+von der letzteren anerkannt werden, sofern die Gültigkeit derselben
+genügend dargethan ist. Es herrscht Einverständnis darüber, daß die
+Konzessionen in Gemäßheit der an Ort und Stelle gültigen Gesetze und
+Verordnungen ausgeübt werden müssen.
+
+Artikel X. In allen Gebieten Afrikas, welche einer der beiden Mächte
+gehören, oder unter ihrem Einfluß stehen, sollen Missionare beider
+Länder vollen Schutz genießen; religiöse Duldung und Freiheit für
+alle Formen des Gottesdienstes und für geistlichen Unterricht werden
+zugesichert.
+
+Artikel XI. Großbritannien wird seinen ganzen Einfluß aufbieten, um ein
+freundschaftliches Übereinkommen zu erleichtern, wodurch der Sultan
+von Sansibar seine auf dem Festland gelegenen und in den vorhandenen
+Konzessionen der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft erwähnten
+Besitzungen nebst Dependenzen, sowie die Insel Mafia an Deutschland
+ohne Vorbehalt abtritt. Es herrscht Einverständnis darüber, daß Se.
+Hoheit gleichzeitig für den aus dieser Abtretung entstehenden Verlust
+an Einnahmen eine billige Entschädigung erhalten soll.
+
+Deutschland verpflichtet sich, die Schutzherrschaft Großbritanniens
+anzuerkennen über die verbleibenden Besitzungen des Sultans von
+Sansibar mit Einschluß der Inseln Sansibar und Pemba, sowie über
+die Besitzungen des Sultans von Witu und das benachbarte Gebiet bis
+Kismaju, von wo die deutsche Schutzherrschaft zurückgezogen wird.
+Es herrscht Einverständnis darüber, daß Ihrer Majestät Regierung,
+falls die Abtretung der deutschen Küste nicht vor der Übernahme der
+Schutzherrschaft über Sansibar durch Großbritannien stattgefunden hat,
+bei der Übernahme jener Schutzherrschaft die Verpflichtung übernehmen
+wird, allen ihren Einfluß aufzuwenden, um den Sultan zu veranlassen,
+jene Abtretung gegen Gewährung einer billigen Entschädigung so bald als
+möglich vorzunehmen.«
+
+In den kolonialfreundlichen Kreisen Deutschlands erregte das Abkommen
+die lebhafteste Verstimmung und -- zunächst wenigstens -- einen
+außerordentlich starken Pessimismus. Die härtesten Kritiken in den
+angesehensten Blättern zerpflückten die einzelnen Bestimmungen des
+Vertrages, und selbst die prinzipiellen Gegner der Kolonialpolitik
+fanden die von Deutschland gemachten Konzessionen mindestens sehr
+großmüthig. Man sah sich aber schließlich genötigt, mit dem Abkommen
+als einer Thatsache zu rechnen und mußte sich nunmehr auf den Boden
+der durch das Abkommen gegebenen Daten stellen, auf dem geschaffenen
+Fundament in der Kolonisierung Ost-Afrikas fortfahren oder eigentlich
+in vielen Rücksichten neu anfangen.
+
+Überall in Ost-Afrika selbst, wohin der Vertragsabschluß ja sofort
+durch den Draht übermittelt wurde, wurden naturgemäß nur mißbilligende
+Stimmen laut.
+
+In Lindi, der Station, welcher ich damals vorstand, kam die Nachricht
+durch einen zufällig anlaufenden Dampfer gerade an meinem Geburtstage
+an und sicherlich wird mir die trübe Stimmung in dauernder Erinnerung
+bleiben, in welche alle Offiziere und Beamten der Station Lindi
+versetzt wurden.
+
+In den Tropen, wo man leichter erregbar ist, als hier, schien uns das
+Abkommen eigentlich zunächst gleichbedeutend mit einem Aufgeben unseres
+Kolonialbesitzes überhaupt. Man hoffte zwar, daß wenigstens außer der
+Erwerbung Helgolands noch große politische Vorteile in Europa errungen
+worden seien, hinter welchen ja dann die erst begründeten Interessen
+in den Kolonien hätten zurückstehen müssen; aber in jedem Falle sahen
+wir uns vor die betrübende Notwendigkeit versetzt, mit den Daten des
+Vertrages rechnen und auf diese gestützt weiter arbeiten zu müssen.
+
+Gleich uns empfand auch der einsichtsvollere Teil der Bevölkerung,
+besonders die Inder und Araber, die neue Nachricht als eine uns
+gewordene Niederlage. Selbstverständlich wurde bei dem intelligenteren
+Teil der Küstenbewohner der Vertrag genau zur selben Zeit wie
+bei uns bekannt; dieselben, welche damals auch in dem eben erst
+wiedergewonnenen Süden Sympathien für uns an den Tag legten und
+namentlich damals weit mehr für uns als für die Engländer eingenommen
+waren, vermieden sorgfältig, uns von der ihnen bekannt gewordenen
+Nachricht etwas merken zu lassen, gewissermaßen aus Zartgefühl und
+Rücksichtnahme auf uns.
+
+Durch die vom Verfasser unter der Hand durch seinen farbigen
+Polizei-Hauptmann eingezogenen Erkundigungen aber erfuhr er, daß das
+Abkommen dort ebenfalls das lebhafteste Staunen hervorgerufen hatte.
+
+Gehen wir nun die einzelnen Bestimmungen des Vertrages durch, so
+sehen wir, daß wir eigentlich, -- wenigstens in Ostafrika, --
+nirgends gewonnen, sondern überall verloren haben. Die Küste war
+durch deutsches Geld und mit deutschem Blut zurückerobert worden,
+und weder wir, die wir in Ostafrika selbst thätig gewesen sind und
+redlich mitgeholfen haben, noch die Eingeborenen aller Art haben je
+unsere Wiedereroberung der Küste für etwas anderes angesehen, als
+eine dauernde Besitzergreifung, da wir ja, an der Küste besonders,
+überall die absoluten Herren waren und genügende Schritte zu dauernder
+Niederlassung geschehen waren. Auch die Erwerbung Sansibars war als
+etwas natürliches von den Eingeborenen und Arabern erwartet worden.
+
+Wie an der Küste durch seine Waffenerfolge, so hatte hier ganz
+besonders der Reichskommissar persönlich durch sein kluges politisches
+Verhalten und die naturgemäße Rückwirkung von der Küste auf Sansibar,
+eine ganz bedeutende Besserung in dem Verhältnis zum Sultan und den
+Arabern herbeigeführt. Der ursprünglich gegen uns gehegte Haß des
+Sultans hatte sich in ein gutes freundliches Verhältnis verwandelt.
+Als die Verstärkung der Schutztruppe im April 1890 mit dem egyptischen
+Dampfer »Schibin« in Sansibar ankam, wurde bereits von den Arabern
+daselbst, man sagt sogar von den Engländern, welche jedenfalls in
+der Nacht, als der Dampfer in der Rhede lag, die Stadt und die Rhede
+fortwährend mit den Scheinwerfern ihrer Kriegsschiffe beleuchteten,
+eine Landung und die Annexion Sansibars durch Handstreich für möglich
+gehalten. Bis weit ins Innere herein reichte unser Einfluß. Die
+thatsächliche Macht war an einzelnen Stellen durch Stationen und durch
+zahlreiche starke Expeditionen zum Ausdruck gebracht worden. Hierzu
+kam, daß man nach dem Vertrage des Jahres 1886, obgleich in diesem
+die Interessensphäre nur im Norden und Süden begrenzt worden war,
+doch annehmen mußte, daß jedenfalls unser Hinterland bis an die Seen
+beziehungsweise die Grenze des Kongostaates voll und ganz gesichert
+war.
+
+Das Vorgehen unserer Reichsregierung in der letzten Zeit der
+Thätigkeit des Fürsten-Reichskanzlers nördlich des Gebietes der
+Englisch-Ostafrikanischen Gesellschaft hatte die lebhafteste
+Befriedigung der kolonialen Kreise zur Folge, da diese hierin mit Recht
+eine Hoffnung auf energisches Vorgehen im Witu-Land und im Hinterlande
+desselben begründet sahen. Kaum zwei Monate vor dem Bekanntwerden des
+englischen Vertrages war unter dem General-Konsul Michahelles, wie
+bereits an anderer Stelle dieses Buches erwähnt ist, eine Gesandtschaft
+an den Sultan von Witu mit kaiserlichen Geschenken gesandt worden,
+welche diesem die Meinung beibringen mußte, daß nun die deutsche
+Regierung die Bedeutung ihres Schützlings und seines Landes würdige und
+denselben dem Sultan von Sansibar gegenüber zu halten entschlossen sei.
+
+Acht Monate vor dem Vertrage war durch ein deutsches Kriegsschiff die
+deutsche Flagge in Kismaju gehißt und dann die Küste zwischen Witu
+und Kismaju unter deutschen Schutz gestellt worden. Verfasser selbst
+ist ein Jahr im Witu-Land thätig gewesen und hat während dieser Zeit
+Land und Leute, vor allen Dingen den alten, damals noch regierenden
+Sultan Achmed und den Sultan der in Rede stehenden Zeit, den damaligen
+Thronfolger Fumo Bakari, ebenso das Hinterland und die umliegenden
+Völkerschaften von Witu kennen gelernt. Er hat sich auf Grund seiner
+damals erworbenen Kenntnis in Schrift und Wort darüber ausgesprochen,
+einen wie großen Wert sowohl durch seine geographische Lage, wie
+besonders durch die teils faktische, teils moralische Macht des Sultans
+von Witu im ganzen Hinterlande, -- speziell bei den Bararetta- und
+Borani-Galla, den Waboni, Wapokomo und sogar einem Teil der Somalis,
+-- das Witu-Land gewissermaßen als Schlüsselpunkt für jene wertvollen,
+hochgelegenen und gesunden Länder habe.
+
+Hierzu trat die Thätigkeit der deutschen Witu-Gesellschaft und die
+einer Reihe von Privatleuten, welche daselbst deutsche Interessen
+geschaffen und teilweise bereits Erfolge aufzuweisen hatten. Dazu kam
+ferner insbesondere die große Vorliebe der Sultane von Witu, welche
+sie seit Brenners Reisen immer für Deutschland gehegt hatten. Sie war
+begründet in der alten Feindschaft, welche zwischen dem Sansibar-Sultan
+und den Witu-Herrschern bestand, da ja bekanntlich England lebhaft
+die Sansibar-Sultane protegierte. Der letztere Umstand und das
+Bewußtsein, daß vom Anfang der kolonialen Thätigkeit Deutschlands an
+sich eine Rivalität zwischen diesem und England geltend machte, war
+für die Wituleute zu unsern Gunsten maßgebend. Verfasser selbst kann
+das Verhalten des alten Sultans Achmed, sowie von Fumo Bakari und der
+Witu-Leute überhaupt zu jener Zeit, als die Witugesellschaft ohne jede
+Machtmittel lediglich in friedlicher Weise in jenem Lande thätig war,
+gar nicht genug loben, da alles, was wir damals im Lande unternahmen,
+alle kleineren Reisen ins Hinterland, nur mit Hülfe des Sultans möglich
+waren. Gerade wir besaßen im Witu-Lande und in der Witu-Bevölkerung
+Faktoren, die uns die weitere Kolonisierung daselbst in einem Maße, wie
+das sonst nirgend wo der Fall war, erleichterten.
+
+Wenn auch als Tauschobjekt gegen Helgoland und in der Erwägung, daß
+die großen für eine Erschließung der Hinterländer nötigen Geldmittel
+bei uns nicht zur Verfügung standen, ein Aufgeben des Protektorats
+über Witu erklärlich erschien, so hätten wir doch gewünscht, daß es in
+einer für den Witusultan weniger verletzenden Form geschehen wäre. Er
+befand sich notorisch in dem Glauben, nunmehr am deutschen Reich einen
+starken Rückhalt zu haben; er erfuhr das Abkommen zunächst überhaupt
+nur auf privatem Wege zufällig und wurde hierdurch natürlich sehr gegen
+uns erbittert. Jedenfalls ist diese Erbitterung des Sultans und seiner
+Leute nicht ohne Zusammenhang mit der Ermordung der Deutschen, welche
+zu dieser Zeit unter Führung Künzels zur Anlegung einer Dampfsägemühle
+in Witu eintrafen, wenn auch das Betragen Künzels zur Katastrophe
+mitgewirkt hat.
+
+In Uganda ferner hatte +Dr.+ Peters auf der Rückkehr von seinem
+energisch durchgeführten Zuge einen Vertrag mit Muanga abgeschlossen.
+Er hatte daselbst ebenfalls eine für uns im Gegensatz zu den Engländern
+äußerst günstige Stimmung vorgefunden, die wir nicht zum wenigsten dem
+Einfluß der katholischen Missionen zu verdanken hatten. Der Vertrag
+des +Dr.+ Peters im Verein mit der Vorliebe des Herrschers und
+der Bevölkerung für uns stellten Interessen dar, wie sie die Engländer
+dort jedenfalls nicht aufzuweisen hatten, da sich die Waganda durchaus
+ablehnend, ja sogar feindselig gegen sie verhielten.
+
+In gleicher Weise durfte das gesamte westlich des Nyassa gelegene
+Hinterland unserer Küste schon wegen der geographischen Lage als zu
+unserm Interessengebiet gehörig beansprucht werden, zumal die Engländer
+daselbst Verträge nicht zu verzeichnen hatten.
+
+Von unserer Küste oder Interessensphäre haben wir durch den mit England
+geschlossenen Vertrag, abgesehen von dem unantastbaren Besitz der
+ostafrikanischen Gesellschaft, den zehn Meilen langen Küstenstreifen,
+den bis dahin die ostafrikanische Gesellschaft vom Sultan in Pacht
+gehabt hatte, bedingt bekommen. Auch letzteren hatten wir, als der
+Sultan seine im Vertrage eingegangenen Verpflichtungen nicht hatte
+erfüllen können, erst gänzlich verloren, ihn dann aber wie erwähnt,
+wieder erobern müssen. Für den dauernden Erwerb dieses Küstenstreifens
+stellte England uns seine diplomatische Unterstützung beim Sultan von
+Sansibar in Aussicht, wir sollten den letzteren aber außerdem noch
+bezahlen. Die Entschädigungssumme, wie schon erwähnt, vier Millionen
+Mark, mußte spätestens im Dezember des Vertragsjahres in London gezahlt
+werden. Interessant dürfte dabei die Thatsache sein, daß England oder
+Engländer dem jetzigen Sultan Said Ali zur Zeit, als er noch Prinz
+war und von seinen regierenden Brüdern schlecht behandelt wurde, ganz
+erhebliche Vorschüsse gemacht hatten!!
+
+Wir hingegen erkannten ein englisches Protektorat über Sansibar an,
+lieferten den Engländern hierdurch unbedingt die ganze Herrschaft
+des Sultans bis auf unsere Interessensphäre aus. Die Insel Mafia,
+welche ursprünglich ebenfalls den Engländern zuerkannt werden
+sollte, obgleich sie für diese nur den Wert hatte, uns von ihr aus
+an dem gegenüberliegenden Teile unserer Küste chikanieren zu können,
+beziehungsweise etwaigen unsicheren Elementen im Hinterlande von Kilwa
+eine Zuflucht daselbst zu gewähren, war das einzige, was Wißmann gegen
+Preisgabe der Stevenson Road zwischen Nyassa und Tanganjikasee noch
+zuletzt für uns hatte retten können; einen positiven Wert besitzt die
+Insel Mafia für uns nicht.
+
+Wir gaben, ohne dem Sultan von Witu, mit dem das Schutzbündnis kurz
+vorher erneuert war, ein Wort mitzuteilen und die Interessen derjenigen
+Suaheli, die unter deutschem Schutz bleiben wollten, irgendwie
+wahrzunehmen, dieses Land, dazu noch die vorher unter deutschem Schutz
+gestellte Küste den Engländern preis, ohne die Interessen unsres
+von altersher mit dem Sultan von Sansibar verfeindeten Schützlings
+wahrzunehmen.
+
+Ferner hatten wir zu Gunsten Englands auf die Anlehnung an den
+Kongostaat westlich vom Nyassa-See verzichtet. Westlich des
+Viktoriasees überließen wir ihnen den Mfumbiro-Berg, einen vagen
+Begriff, denn die Ausdehnung dieses Berges oder Gebirges kannte kein
+Mensch; nur das eine war sicher, daß er südlich vom ersten Breitegrade
+liegt, der ja eigentlich über den See hinüber die Grenze bilden sollte
+und daß er unsere Landverbindung mit dem Kongostaat auch im Norden
+bedeutend einengt. In gleicher Weise fiel Uganda, wo wir Interessen
+hatten, den Engländern zu.
+
+Am bedeutsamsten und empfindlichsten aber von Allem berührte uns der
+Verlust von Sansibar. Die Bedeutung Sansibars liegt darin, daß dort
+alle politischen Fäden der weitesten Gebiete Ostafrikas, speziell ganz
+Deutsch-Ostafrikas zusammenlaufen, und daß es das Handels-Centrum für
+den überwiegenden Teil Ostafrikas bildet. Fast alle Geschäfte die
+in unserer Interessensphäre sowohl an der Küste, wie im Hinterlande
+gemacht werden, sind von indischen Handelshäusern, die teils ihre
+Hauptvertretung, teils Filialen in Sansibar haben, abgeschlossen, also
+von englischen Unterthanen. Von den Indern sind fast alle arabischen
+Karawanen, die das Hinterland durchziehen, abhängig. Die wenigen
+Karawanen, welche aus dem Innern kommen und selbständigen Handel
+treiben, haben ihre Absatz- und Bezugsquellen allerdings an der Küste
+selbst mit indischen Häusern, diese aber sind immer nur Filialen der
+indischen Großhändler in Sansibar, sodaß also der gesamte Handel doch
+endlich in Sansibar zusammenläuft. Auf den großen Reichtum Sansibars
+durch den Betrieb der Gewürz- und Nelken-Plantagen auf der Insel selbst
+und auf der Insel Pemba möge auch noch hingewiesen werden. In erster
+Linie aber bleibt immer die Bedeutung Sansibars als politisches und
+Handels-Centrum, welches uns jetzt durch die Abtretung des Sultanats
+an England, -- wenn wir nicht gewissermaßen als Vasallen Englands auf
+dem Festlande Kolonialpolitik treiben wollen, -- in die Notwendigkeit
+versetzt, erheblich größere Opfer zu bringen. Nur dann können wir mit
+der Zeit den Verlust von Sansibar ausgleichen.
+
+Hätten wir uns das Protektorat über Sansibar vorbehalten, so wäre
+uns die Möglichkeit gegeben, unsere Macht an der Küste bedeutend
+auszubauen. Wir hätten ein Centrum besessen, von dem aus wir bei
+einiger Machtentfaltung an den Seen, also an unserer westlichen Seite,
+leichter als jetzt die ganze Festlandskolonie hätten beherrschen
+können; unsere Ausgaben hätten sich bedeutend verringert.
+
+Weshalb hat denn England so ungeheures Gewicht auf die Erwerbung
+Sansibars gelegt? lediglich deshalb, weil es jetzt in der Lage ist,
+unser gesamtes Gebiet handelspolitisch zu beeinflussen. Es wird
+den Engländern nie einfallen, den Sultan abzusetzen oder selbst
+regieren zu wollen, das letztere besorgt der Sultan unter Leitung des
+englischen Generalkonsuls viel besser. Noch gehen die arabischen oder
+indisch-arabischen Karawanen durch unser Gebiet. Große Anstrengungen
+werden indes zweifelsohne von den Engländern und ihrem Vasallen, dem
+Sultan, gemacht werden, unsern Handel nach Norden und Süden abzulenken
+und ihn im Süden auf dem Wege Schire--Sambesi, im Norden über Taveta
+nach Sansibar zu bringen.
+
+Von Sansibar aus könnten wir ferner Deutsch-Ostafrika moralisch
+beeinflussen und uns an der Küste für den Anfang mit einfachen
+Zollstationen und geringer Polizeimacht begnügen.
+
+Das Aufgeben Sansibars an England bedeutet für uns geradezu die
+Notwendigkeit eines erheblich größeren jährlichen Mehraufwands; die
+Ansicht vieler Kolonialgegner, daß durch die Preisgabe Sansibars
+eine Ersparnis am jährlichen Kolonialetat erzielt wird, ist bei den
+eigenartigen Verhältnissen Sansibars eine irrige. Es möge dies hier
+ganz besonders hervorgehoben werden.
+
+Sansibar durch eine Bewachung der Küste, durch Ausnutzung der besseren
+Häfen zu ersetzen, ist bislang eine Redensart geblieben. Selbst wenn
+wir unsere ganze in Ostafrika jetzt befindliche Macht nur auf die
+Bewachung der Küste verwenden wollten, würde diese Macht noch lange
+nicht ausreichen, um Sansibar zu ersetzen.
+
+Die in Artikel VIII des Abkommens getroffenen Bestimmungen, besonders
+die Gleichberechtigung der beiden Nationen in den wechselseitigen
+Gebieten, kommt in Wirklichkeit nur den Engländern zu Gute. Bei den
+geringeren Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, können wir an
+Handelsunternehmungen im englischen Gebiet nicht denken, vor allem
+aber haben wir keine Inder zu Unterthanen, welche wir als Groß- und
+Kleinhändler an die englisch-ostafrikanische Küste setzen und durch die
+wir uns dort des Handels bemächtigen könnten. Die Engländer dagegen,
+welche uns schon im Norden, Süden und Südwesten in Wirklichkeit, im
+Osten durch Sansibar politisch und kommerziell umklammern, sind bei
+der Größe ihrer Mittel in der Lage, in unserer eigenen Kolonie an
+deren Westgrenze einen für sie nicht aussichtslosen Wettstreit mit uns
+aufzunehmen.
+
+Der Umstand, daß das Abkommen in den ersten Monaten nach dem
+Reichskanzlerwechsel mit großer Hast zu Stande gebracht wurde, daß
+man darauf verzichtete, in den Kolonien wirklich erfahrene Leute
+zu befragen, die sich teilweise in Deutschland selbst befanden,
+-- ich nenne z. B. Gravenreuth und Paul Reichard, -- teilweise
+unterwegs nach Deutschland waren, wie besonders Wißmann selbst,
+diese Thatsachen schienen darauf hinzudeuten, daß es sich um ganz
+besondere Errungenschaften in der europäischen Politik handelte,
+welche durch längeres Abwarten gefährdet werden könnten und die so
+klar zu Tage liegend wären, daß die ostafrikanischen Interessen
+dabei überhaupt nicht in Frage kämen. Daß dies indes nicht der Fall
+gewesen ist, dürfte man wohl aus der Denkschrift über die Beweggründe
+zum deutsch-englischen Abkommen schließen können, welche, nachdem
+der Vertrag perfekt geworden war, ebenfalls im »Reichsanzeiger«
+veröffentlicht wurde und den Vertrag dem großen Publikum erklären zu
+wollen schien.
+
+Es geht aus der Denkschrift hervor, daß unsere Regierung bei Abschluß
+des Vertrages lediglich von der Absicht geleitet worden ist, in allen
+Punkten den Forderungen der Engländer nach Möglichkeit nachzugeben,
+dieselben, welche sich auf die Thätigkeit der Missionare, auf
+Entdeckungen englischer Forscher und auf Ausübung englischen Einflusses
+in weitestem Maße stützten, möglichst zu erfüllen und ihre Wünsche als
+berechtigte anzuerkennen.
+
+Wohl hätten auch wir erwarten dürfen, daß den berechtigten Wünschen
+unserer kolonialfreundlich gesinnten Kreise, die doch immerhin für
+deutsche Verhältnisse reiche Opfer an Hab und Gut gebracht hatten, und
+den Hoffnungen, die sich an Opfer von Blut und Leben knüpften, mehr
+Rechnung getragen wäre.
+
+Nur in einem Punkte, in der Aufgabe Ugandas, erscheint das Verhalten
+unserer Regierung erklärt, indem ein an den Vertrag des Jahres
+1886 sich anschließender Notenwechsel angezogen wird, in welchem
+unsererseits schon damals Uganda als zur englischen Interessensphäre
+gehörig anerkannt wurde.
+
+Wir haben absichtlich nur eine Kritik dessen, was wir in Ostafrika an
+Ort und Stelle als Grundlage für unsere weitere Tätigkeit bekamen,
+beziehungsweise dessen, was wir dort aufgegeben haben, vom Standpunkt
+des Nichtpolitikers aus vorgenommen, ohne uns auf eine Beurteilung des
+uns in Europa durch die Erwerbung Helgolands gebotenen Aequivalents
+einzulassen. Die Ansicht aller Kenner und Freunde unserer Kolonien
+indessen geht auch heute noch dahin, daß der zwar zweifellos ideelle,
+aber sehr verschiedenartig beurteilte wirkliche Erfolg, den wir durch
+jene Erwerbung errungen haben, das, was wir in Ostafrika aufgegeben
+haben, keineswegs aufwiegt.
+
+
+
+
+ 15. Kapitel.
+
+ Die wirtschaftlichen Unternehmungen vor, während
+ und nach dem Aufstande.
+
+ Die Ostafrikanische Gesellschaft und ihre Umwandlung. -- Sie
+ wird eine Erwerbsgesellschaft. -- Wirtschaftliche Aufgaben der
+ Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft. -- Faktoreien. --
+ Karawanserei. -- Handelsbetrieb. -- Einführung
+ Deutsch-Ostafrikanischer Münzen. -- Anlage von Plantagen. -- Die
+ Plantage Derema. -- Arbeiterverhältnisse. -- Die Frage der
+ Verkehrswege in Ost-Afrika. -- Usambara-Eisenbahn. -- Der
+ Schiffsverkehr zwischen Deutschland und Ostafrika. -- Die
+ Ostafrikanische Plantagengesellschaft und ihre Plantage Lewa. --
+ Die Pflanzer-Gesellschaft. -- Emin-Plantage. -- Die Plantage des
+ Herrn von Saint-Paul-Illaire. -- Die Ostafrikanische Seehandlung. --
+ Kaufmännische Unternehmungen in Ostafrika. -- Gravenreuths Projekt
+ der Zentralafrikanischen Seen-Gesellschaft. -- Die Magdeburger
+ Faktorei. -- Apotheke in Ostafrika. -- In der Anlage begriffene
+ Unternehmungen. -- Der Pulverhandel. -- Anregungen.
+
+
+Es scheint geeignet, an dieser Stelle einen Blick auf die
+wirtschaftlichen Unternehmungen zu werfen, welche in Deutsch-Ostafrika
+vor und während des Aufstandes bestanden, und deren Weiterentwickelung
+kurz zu beleuchten.
+
+Wirtschaftliche Unternehmungen bestanden vor Ausbruch des Aufstandes
+in Deutsch-Ostafrika drei, nämlich die Deutsch-Ostafrikanische
+Gesellschaft, die Ostafrikanische Plantagen-Gesellschaft und die
+Pflanzer-Gesellschaft. Von diesen ist die Deutsch-Ostafrikanische
+Gesellschaft die bei weitem wichtigste. Durch die früher erwähnten
+Verträge mit dem Sultan und den vom Reich erteilten Schutzbrief war
+der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft eine Stellung zugewiesen,
+welche an die Charter der East-India-Company erinnert, und naturgemäß
+waren die Aufgaben, welche sich der Gesellschaft zuerst darboten, mehr
+administrativer als wirtschaftlicher Natur.
+
+Die Umgestaltung des Zollwesens, die alleinige Übernahme desselben
+durch die Beamten der Gesellschaft nahm an sich so viel Kräfte
+in Berlin sowohl wie in Sansibar in Anspruch, daß eigentliche
+wirtschaftliche Unternehmungen vor der Hand wohl ins Auge gefaßt,
+aber nicht angefangen wurden. Zur Zeit, als der Aufstand ausbrach,
+besaß die Gesellschaft in Sansibar selbst vier Häuser, in welchen
+die Centralverwaltung untergebracht war und welche gleichzeitig zu
+Wohnzwecken für die Beamten dienten. Außerdem war ihr in unmittelbarer
+Nähe des Sultanpalastes eine ausgedehnte Zollstätte überwiesen, an
+welcher sämtliche vom Festlande kommenden Dhaus anlegen und löschen
+mußten.
+
+Um die direkte Ausfuhr aus den Plätzen des Festlandes nach andern
+Orten als Sansibar in der Hand zu behalten, waren eigene Zollstätten,
+wie dies in einem früheren Kapitel bereits erwähnt ist, in Bagamoyo,
+Daressalam, Lindi, Kilwa, Tanga und Pangani bereits eingerichtet
+oder in der Anlage begriffen. Durch den Ausbruch des Aufstandes
+wurde die Lage der Gesellschaft gänzlich verändert. Bis auf Bagamoyo
+und Daressalam mußten alle Stationen aufgegeben werden, und auch in
+Bagamoyo selbst war von einer Zollerhebung nicht die Rede.
+
+Mit der Errichtung des Reichskommissariats und der Ankunft Wißmanns
+verschob sich die Stellung der Ostafrikanischen Gesellschaft
+vollkommen. Von einer Ausübung der von ihr erworbenen Landes-Oberhoheit
+im Innern konnte ebenso wenig mehr die Rede sein, wie von der
+Entfaltung eines politischen Einflusses an der Küste. Das gesamte
+Ostafrikanische Gebiet unterstand allein dem Reichskommissar, welcher
+der Lage der Sache nach das Standrecht über das gesamte Gebiet
+verhängte. Die Rechte der Gesellschaft nach dem Vertrage vom 28. April
+1888 blieben unverändert fortbestehen, aber unterlagen der durch
+militärische Rücksichten bedingten Einschränkung und zeitweiligen
+Suspension, bei welcher mit dem Standrecht alle Zivilbefugnisse auf das
+Militär übergingen.
+
+Eine Einmischung in die geschäftlichen Angelegenheiten der Gesellschaft
+und namentlich in die Zollverwaltung sollte vermieden werden, dagegen
+wurde Wißmann die Ausübung der dem Reichskanzler statutenmäßig
+zustehenden Aufsicht über die Gesellschaft in Bezug auf ihre Thätigkeit
+auf dem Festlande übertragen, so daß der Reichskommissar in der Lage
+war, etwaige Verordnungen der Gesellschaft außer Kraft zu setzen. Es
+beschränkte sich die Thätigkeit der Ostafrikanischen Gesellschaft
+zu Anfang des Aufstandes lediglich auf die Zollerhebung in Sansibar
+selbst. Sobald jedoch die Küstenplätze wieder in unserer Gewalt waren,
+und sobald die Anlegung der befestigten Stationen eine Garantie für
+Sicherung der Verhältnisse bot, wurden auch die Zollstationen daselbst
+wieder errichtet, so in Bagamoyo selbst, ferner in Daressalam, in
+Pangani und Tanga schon vor Ablauf des Jahres 1889. Wenn auch das
+Kommissariat vorderhand als Provisorium angesehen werden mußte, so
+sah die Gesellschaft doch ein, daß sie selbst nach den bis jetzt
+gemachten Erfahrungen niemals in der Lage sein würde, selbständig ihr
+Gebiet zu beherrschen, daß sie vielmehr hierfür der Anlehnung an das
+Reich bedürfe. Die Fortdauer des Kommissariats war nach den Leistungen
+Wißmanns der einhellige Wunsch der Ostafrikanischen Gesellschaft, wie
+aller Kolonialfreunde Deutschlands.
+
+So ist in der That der ostafrikanische Aufstand die Ursache gewesen,
+daß das Reich thatkräftig und selbständig in die Kolonialpolitik
+eintrat. Die Aufrechterhaltung des Kommissariats, an welcher niemand
+zweifelte, veränderte für die Ostafrikanische Gesellschaft ihre
+gesamte Lage. Auch nach Fortfall des Standrechtes mußten mannigfache
+Befugnisse der Zivilverwaltung, welche eigentlich der Ostafrikanischen
+Gesellschaft zugefallen wären, in der Hand des Reichskommissars
+verbleiben. So kam es, daß der staatsrechtliche Charakter der
+Gesellschaft immer mehr hinter den rein wirtschaftlichen zurücktrat.
+
+Blieb auch die Zollverwaltung vorläufig der Gesellschaft, so
+wurden doch Kapitalien und Kräfte in weitem Umfange frei für die
+eigentliche Kultur-Arbeit, die Förderung der Produktion und die
+eigene Plantagenthätigkeit, sowie für die Erschließung des Landes und
+die Entfaltung einer Handelsthätigkeit im großen Maßstabe. Kam es
+doch darauf an, an dem nicht unbedeutenden Ein- und Ausfuhr-Handel
+Ostafrikas, welcher bis jetzt ausschließlich in indisch-arabischen
+Händen lag, selbständigen, möglichst weiten Anteil zu bekommen.
+
+Das Verdienst, nach der letzteren Richtung hin ungemein fördernd
+und anregend gewirkt zu haben, gebührt in erster Linie dem Direktor
+der Ostafrikanischen Gesellschaft, Konsul Vohsen. Derselbe begab
+sich Ende des Jahres 1889 selbst nach Ostafrika, einmal um durch
+den Augenschein ein klares Bild der Verwaltung zu gewinnen, und
+ferner, um die Vertragsverhältnisse mit dem Sultan neu zu regeln. Die
+letztere Thätigkeit zielte vor allem darauf ab, die Durchschnittssumme
+festzustellen, welche von der Gesellschaft aus dem Ertrage der
+Ausfuhrzölle an den Sultan zu zahlen sei, und verschaffte andrerseits
+der Gesellschaft verschiedene wichtige Vorteile.
+
+Das Abkommen kam zu stande am 13. Januar 1890. Die für die
+wirtschaftlichen Unternehmungen maßgebenden Gesichtspunkte der
+Gesellschaft sollten in erster Linie sein: die Hebung der allgemeinen
+Landeskultur, die ausgedehnte Erschließung der natürlichen Hilfsquellen
+des Landes und dadurch eine Mehrung seiner Produktion, ferner die
+Einführung von Neukulturen, insbesondere Tabak, Baumwolle, Kaffee,
+Indigo etc. Unterstützt werden sollten diese wirtschaftlichen
+Unternehmungen durch Anlegung von Faktoreien, teils in Verbindung
+mit Zollstationen, teils ohne dieselben, ferner durch die Entsendung
+von Agenten, um einen Verkehr der Eingeborenen mit den Faktoreien
+herbeizuführen, endlich durch die Schaffung von Verkehrswegen,
+insbesondere durch den Bau einer Eisenbahn durch Usambara, welche
+später bis zum Kilimandscharo verlängert werden sollte. Die
+Faktoreien wurden sofort in Angriff genommen, zuerst in Pangani,
+dann in Bagamoyo, Tanga und Daressalam; für die letztgenannten 3
+Faktoreien wurden fertige Häuser aus Europa mittelst Segelschiffs
+hinbefördert. Die wesentlichste Aufgabe fiel auch hier wieder bei dem
+dortigen ungeheuren Karawanenverkehr der Faktorei in Bagamoyo zu.
+Um an dieser Stelle möglichst selbständig in den Handel eingreifen
+zu können und gleichzeitig die aus dem Innern kommenden Träger vor
+der bisher üblichen, mitunter haarsträubenden Ausbeutung durch die
+kleinen indischen Kaufleute zu schützen, ging die Ostafrikanische
+Gesellschaft in Bagamoyo mit dem Bau einer großen Karawanserei vor.
+Diese Karawanserei sollte der Centralpunkt werden, an welchem alle
+ankommenden Karawanen ihre Lasten anhäufen, und von dem umgekehrt die
+nach dem Innern ziehenden Karawanen ausgehen sollten.
+
+Zu letzterem Zweck mußte die Karawanserei also Waarenlager enthalten,
+aus denen die Karawanen sich mit den im Innern gangbaren Werten, wie
+Baumwollstoffen, Drähten, Perlen u. s. w., versehen konnten; endlich
+sollten die Träger hier für eine ungemein geringe Entschädigung
+geschützte Wohnräume für die Dauer ihres Aufenthalts erhalten.
+
+Früher waren die Besitzenden unter den Eingeborenen, insbesondere die
+sogenannten Ndewas der Waniamuesi, bei den Indern untergebracht und
+hier vielen Betrügereien derselben ausgesetzt; ihnen hierin zu helfen
+und sie von der Abhängigkeit vom Inder zu befreien, war der Hauptzweck
+bei Anlage der Karawanserei, der auch erreicht ist. Der Inder muß sich
+jetzt in der Regel dorthin bemühen. Um die und in der Karawanserei
+herrscht jetzt ein Leben wie an einer Börse.
+
+Bereits im Anfang des Jahres 1890, noch bevor die Faktoreien und die
+Karawanserei wirklich vorhanden waren, erhielten die Beamten der
+Gesellschaft, so weit sie nicht lediglich den Zolldienst zu versehen
+hatten, den Auftrag, von den zur Küste kommenden Karawanentransporten
+alles aufzukaufen, dessen sie habhaft werden könnten. Es ist dies
+bislang allerdings nicht viel gewesen. Die Waren, welche von den
+Karawanen mitgeführt wurden, gehörten den indischen Kaufleuten, schon
+ehe die Karawane im Innern aufgebrochen war. Die führenden Araber waren
+entweder durch die Inder ausgerüstet, oder denselben von alters her
+verschuldet, so daß alles, was sie aus dem Innern mitbrachten, dem
+Konto ihrer indischen Gläubiger zu Gute kam.
+
+Erst allmählich wird es sich ermöglichen lassen, in diese überaus
+schwierigen Handelsverhältnisse einzudringen und deutscherseits an
+dem bestehenden Handel Anteil zu nehmen. Man kann neue Handelswege
+eröffnen, wir können unsererseits Karawanen ausrüsten und den direkten
+Verkehr mit dem Innern beleben, aber es sind dies Fragen, welche
+vorläufig in der Zukunft liegen. Jedenfalls bleibt immer festzuhalten,
+daß die hauptsächlichen Träger des Handelsverkehrs die Araber sind, daß
+diese aber ihrerseits, wenigstens zum großen Teil, nur als Dienstleute
+der indischen Großkaufleute betrachtet werden können.
+
+Gleichzeitig mit der Anlage der Faktoreien wurde von der Gesellschaft
+einem andern Plane näher getreten, welcher mit dem eigentlichen
+Handelsverkehr in engster Beziehung stand und am meisten geeignet
+erschien, das deutsche Element in den Handelsverkehr hineinzubringen.
+Es war dies die Schaffung eines eigenen deutschen Münzsystems. Nach
+dem Vertrage mit dem Sultan stand der Gesellschaft das Recht der
+Notenausgabe im gesamten Gebiet des Sultans zu. In denjenigen Teilen
+des Landes, welche der Gesellschaft direkt unterstanden, mußte
+selbstverständlich das Recht der Geldprägung ein unumschränktes sein,
+sobald die deutsche Regierung sich damit einverstanden erklärte.
+Als Faktor zur Ausdehnung des deutschen Einflusses erschien diese
+Geldprägung dringend geboten, zumal unser Hauptmitbewerber, nämlich die
+englisch-ostafrikanische Gesellschaft, nach dieser Richtung hin bereits
+im Januar 1890 vorgegangen war.
+
+Um der Münze einen leichteren Eingang zu verschaffen, wurde von dem
+Maria Theresia-Thaler, welcher allerdings bei den Arabern und Indern
+noch kursierte und einen Zahlwert darstellte, nach welchem aber nur
+noch selten gerechnet wurde, abgesehen und dafür die überall in
+Sansibar und an der Küste gangbare indische Münze eingeführt: die
+Rupie, eine Silbermünze in der Größe eines 2-Markstücks, ferner 1/2
+und 1/4 Rupie in Silber, endlich für den Kleinhandel als Scheidemünze
+der Pesa (64 Pesas = 1 Rupie). Die in Indien sonst noch geltende
+Kupfermünze Anna (16 = 1 Rupie) hat in Ostafrika keinen Eingang
+gefunden. Man hat verschiedentlich den Gedanken angeregt, an Stelle
+dieser indischen Münze lieber die Reichswährung in unserm Schutzgebiet
+einzuführen, zumal die Silberwährung der Rupie zu außerordentlichen
+Schwankungen (bis zu 30 %) Anlaß giebt. Es ist dies jedoch, vor
+der Hand wenigstens, undurchführbar. Wie oben bemerkt, liegt der
+Schwerpunkt des Handels gegenwärtig immer noch in den Händen der Inder,
+und es würde die Einführung einer ganz neuen, ihnen unbekannten Münze
+um so schwerer sein, als sie sogar den Maria-Theresia-Thaler fast
+gänzlich verdrängt haben.
+
+Aus der Münzenprägung ergeben sich selbstverständlich für die
+Gesellschaft wesentliche pekuniäre Vorteile, -- Vorteile, welche bisher
+allein von den indischen Münzstätten oder aber vom Sultan, welcher in
+Indien prägen ließ, gezogen wurden.
+
+Die weitere Absicht der deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft, durch
+die Beförderung der Landeskultur und durch Anlegung eigener Plantagen
+auf die Rentabilität des Landes zu wirken, befindet sich auch heute
+noch in den ersten Anfängen. Die Produktion der Eingeborenen hat eine
+wesentliche Steigerung nach keiner Richtung hin erfahren. Das Vorbild
+europäischer Arbeit ist dazu bis jetzt viel zu gering, die Erziehung
+des Negers zu selbständiger Arbeit viel zu wenig vorgeschritten. Die
+eigene Produktion seitens der Gesellschaft in Plantagenthätigkeit
+hat, und das soll ja unumwunden anerkannt werden, mit sehr großen
+Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt. Nichtsdestoweniger kann die
+Gesellschaft von dem Vorwurf nicht freigesprochen werden, daß sie
+gegenüber den großen Mitteln, welche ihr zu Gebote standen, viel zu
+vorsichtig vorgegangen ist.
+
+Zum Beweise muß an dieser Stelle dem Gange der Ereignisse vorgegriffen
+werden. Nach dem Zustandekommen des deutsch-englischen Abkommens vom
+November 1890 standen der Gesellschaft, abgesehen von ihren früheren
+Mitteln, etwa 5-1/2 Million Mark zur Verfügung. Sie war außerdem aller
+Verwaltungspflichten entbunden; sie hatte lediglich die Aufgabe, sich
+wirtschaftlicher Thätigkeit zu widmen. Es ist aber thatsächlich ein
+wesentlicher Fortschritt gegen die Zeit vor dem deutsch-englischen
+Abkommen auch heute noch nicht zu bemerken. Kaum daß die bereits
+Anfang 1890 bestehenden Pläne teilweise zur Ausführung gekommen
+sind. Diese Pläne zielten darauf ab, einmal eine bereits früher in
+Angriff genommene und während des Aufstandes wieder aufgegebene
+Baumwollplantage bei Kikogwe in der Nähe von Pangani in erweitertem
+Umfang wieder in Betrieb zu setzen und ferner eine Art Versuchsplantage
+in großem Umfange in Usambara anzulegen. Auf der letzteren sollten
+Versuche mit dem Anbau von Kaffee, Baumwolle, Thee, Vanille und Indigo
+gemacht werden.
+
+Für die Anlage und den Betrieb dieser Plantage war +Dr.+ Hindorf
+ausersehen, welcher nach vollendeter wissenschaftlicher Ausbildung
+2 Jahre lang für die Neu-Guinea-Gesellschaft in ihrer Kolonie
+praktisch thätig gewesen war. Bei aller Tüchtigkeit Hindorfs hatte
+die Gesellschaft jedoch nicht genügend berücksichtigt, daß seine im
+Tropendienst angegriffene Gesundheit der Aufgabe in Ostafrika in keinem
+Falle gewachsen sein konnte. Hindorf erkrankte schon auf der Ausreise
+und kehrte nach kurzem Aufenthalt in Ostafrika nach Hause zurück; als
+Ersatz für ihn ist Ende vorigen Jahres ein in den Tropen erfahrener
+Pflanzer herausgesandt. Die von Hindorf ausgesuchte Landstrecke für die
+Versuchsplantage befindet sich bei dem Orte Derema etwa 5° 8' s. Br.
+und 38° 38' ö. L. in 800 +m+ Höhe.
+
+Noch schwieriger als die Gewinnung des eigentlichen Leiters war die
+Beschaffung des geeigneten Arbeitermaterials. Gegenüber dem Vorwurf,
+welcher gewöhnlich dem ostafrikanischen Neger gemacht wird, daß er
+zur Arbeit untauglich und unlustig sei, kann der Verfasser mit Recht
+anführen, daß es auf den Militärstationen fast nie an einer genügenden
+Arbeiterzahl gefehlt hat, und zwar wurden die Leute nicht etwa zum
+Dienst gepreßt, sondern sie boten sich freiwillig, zuweilen in der Zahl
+von mehreren Hundert Köpfen, für einen verhältnismäßig geringen Lohn
+an. Allerdings handelt es sich hier um die Küstenbevölkerung, welche
+mehr oder weniger mit höheren Kulturzuständen in Berührung gekommen
+war und auch entwickeltere Bedürfnisse sich angewöhnt hatte, zu deren
+Befriedigung ihnen der Lohn der Arbeit diente. Über den Küstenstrich
+hinaus wird eine solche Heranziehung des Negers zur Arbeit, eine
+Gewöhnung an höhere Kultur erst einzuführen sein. Von einer absoluten
+Unlust der Leute ist aber auch hier, außer bei nomadisierenden Völkern,
+nirgends die Rede. Arbeiter sind meistens zu erlangen. Ausschlaggebend
+für die Stetigkeit ihrer Arbeit ist in jedem Falle die Person des
+Leiters. Richtige Behandlung, große Nachsicht in einem, Strenge im
+andern Fall bilden in Verbindung mit sichtbaren Erfolgen die Mittel,
+eine Arbeiterbevölkerung heranzuziehen. Um von vornherein wenigstens
+einigermaßen Stetigkeit in die Arbeit zu bringen und die genügende Zahl
+von Arbeitern zu erlangen, ist in jedem Fall die Vermittlung der Jumbes
+nützlich und sogar notwendig. Sobald es gelingt, die Dorfältesten für
+die Sache zu interessieren, kann man durch dieselben in viel höherem
+Grade auf die Bevölkerung wirken als durch persönlichen Einfluß oder
+gar Befehle.
+
+Noch eine weitere Frage bedarf hier der Erwähnung. Von den
+verschiedensten Seiten her ist der deutsch-ostafrikanischen
+Gesellschaft und den andern Plantagengesellschaften empfohlen worden,
+um sofort eine nutzbringende, erfolgreiche Thätigkeit entfalten zu
+können, Arbeitermaterial von außen her nach Ostafrika einzuführen. Man
+versprach sich davon, abgesehen von dem direkten praktischen Erfolge,
+auch eine erziehliche Wirkung auf die eingeborene Bevölkerung und
+brachte für diese Aufgabe die Chinesen in Vorschlag.
+
+Wir sehen keinen Grund, eine solche Einführung von Arbeitermaterial
+zu widerraten; die Befürchtung, die Chinesen möchten das eingeborene
+Element überwuchern, scheint für die Verhältnisse, wie sie in Ostafrika
+liegen, nicht zuzutreffen und wenn die Chinesen, wie dies ja bekannt
+ist, neben ihrer Plantagenthätigkeit die verschiedensten Gewerke
+betreiben, so würde uns dies nur als wesentlicher Vorzug erscheinen,
+denn eingeborene Handwerker sind nicht in einer den jetzigen
+Bedürfnissen entsprechenden Zahl da. Europäische Handwerker können
+kaum auf die Dauer selbständig als solche arbeiten. Als Kaufleute
+würden die Chinesen den Hindus der Küste gegenüber kaum in Betracht
+kommen. Die Bedürfnislosigkeit der Inder ist ungefähr dieselbe wie
+die der Chinesen. Sollte aus einer chinesischen Einwanderung sich ein
+neues kaufmännisches Element herausbilden, so würde uns dasselbe eher
+Dienste leisten als uns schädigen. Die einzige Gefahr, welche die
+chinesischen Arbeiter mit sich bringen könnten, wäre ein nachteiliger
+Einfluß auf die Eingeborenen, da der Chinese bei seiner ungleich
+höheren Kulturstufe den Neger ohne weiteres zu unterdrücken versuchen
+würde. Aber auch diese Gefahr kann nicht in Anschlag gebracht werden,
+denn es liegt in der Hand der Stationsleiter, solchen Übergriffen
+in geeigneter Weise vorzubeugen. Im Interesse der Sache, d. h. einer
+schnellen und erfolgreichen Ausbreitung der Plantagenthätigkeit kann
+daher eine solche Einfuhr von Arbeitermaterial in allen den Stellen,
+wo die einheimische Bevölkerung erfahrungsgemäß sich nicht zur Arbeit
+eignet, nur empfohlen werden.
+
+Die gegenwärtige wirtschaftliche Thätigkeit der ostafrikanischen
+Gesellschaft umfaßt den Betrieb von Faktoreien in Bagamoyo, Pangani,
+Tanga, Daressalam, Lindi, Kilwa und Mikindani, ferner den Betrieb der
+Baumwollplantage Kikogwe und der Versuchsplantage Derema.
+
+Von den weiter ins Auge gefaßten Aufgaben, welche der Erschließung
+des Landes zu gute kommen sollten, ist vorläufig nur eine einzige
+und auch diese nur in recht beschränktem Umfange in der Ausführung
+begriffen. Die Gesellschaft hat es sich bekanntlich zur Aufgabe
+gestellt, Verkehrswege zu schaffen. Welcher Art diese Verkehrswege sein
+sollen, darüber herrscht in diesem Augenblick noch nicht einmal völlige
+Klarheit.
+
+Man hat von vielen Seiten her die Anlegung umfangreicher Eisenbahnnetze
+in Deutsch-Ostafrika in Vorschlag gebracht. Man hat dabei vor allem
+zwei große Routen im Auge gehabt, eine sogenannte Centralbahn von
+Daressalam über Mpapua nach Tabora mit einer Verlängerung bis zum
+Tanganjikasee und eventuell noch einer Abzweigung bis nach dem Viktoria
+Nyanza. Eine zweite Bahn sollte von Tanga nach dem Kilimandscharo gehen
+und auch diese sollte von dort aus nach dem Viktoriasee weitergeführt
+werden. Für beide Linien sowie für eine ganze Reihe andrer sind eine
+Unmenge von Projekten von berufenen und unberufenen Kräften mit und
+ohne Rentabilitätsberechnung ausgeführt und befürwortet worden.
+Schmalspurige und normalspurige Bahnen, Feldbahnen und Seilbahnen sind
+vorgeschlagen, begutachtet und verworfen worden.
+
+Zweifellos ist die Anlegung von Verkehrswegen eine der
+allerbrennendsten Fragen, deren Lösung für die Ausnutzung unseres
+Gebietes von ausschlaggebender Bedeutung ist. Vorläufig sind Straßen
+nach unserem Sinne in Ostafrika überhaupt nicht vorhanden. Die einzigen
+Verkehrswege, zu denen in erster Linie die sogenannten großen
+Karawanenstraßen mitzurechnen sind, sind schmale Pfade von etwa 2
+Fuß Breite. Zu beiden Seiten dieser Pfade befindet sich je nach der
+verschiedenen Bewachsung und der Jahreszeit mehr oder minder hohes
+Gras und dichter oder lichter Busch, meist mit Unterholz und Lianen
+durchwachsen.
+
+Entstanden sind diese Pfade lediglich durch den Karawanenverkehr.
+Nicht die Rücksicht auf das Endziel hat ihnen ihre Richtung gegeben,
+sondern lediglich die Gewohnheit der Eingeborenen oder Karawanenführer,
+die Bequemlichkeit oder endlich die Rücksicht auf Wassertümpel in
+der Nähe der Lagerplätze. Die Entfernung wird durch diese Art Wege
+außerordentlich vergrößert.
+
+Der Marsch auf dem Karawanenpfade ist mit großen Unzuträglichkeiten und
+Beschwerden verknüpft, denn die Schmalheit des Weges bedingt es, daß
+die ganze Karawane oder die Expedition sich im Gänsemarsch bewegen muß.
+
+Sowohl in Rücksicht auf den Handelsverkehr als auch strategisch sind
+diese Wege zwar nicht gänzlich unbrauchbar, aber doch eben nur ein
+Notbehelf. Daß hier Wandel geschaffen werden muß und zwar so schnell
+als möglich, liegt auf der Hand. Es fragt sich nur, welcher Art die
+Verkehrswege sein sollen, die wir in Ostafrika anzulegen haben und wer
+dieses Verkehrsnetz schaffen soll.
+
+Wenn die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft auch in ihrem Programm
+von 1890 die Schaffung von Verkehrswegen vorgesehen hat, so ist die
+Sache jetzt doch nach der Übernahme des Regiments durch das Reich in
+eine andere Phase gerückt worden. Eine Gesellschaft, welche gegenwärtig
+lediglich Erwerbszwecke im Auge hat, wird nicht mehr die moralische
+Verpflichtung fühlen, ein Verkehrsnetz, welches ihr zum geringen Teil
+zu gute kommt, anzulegen. Diese Verpflichtung ist vielmehr zum Teil auf
+das Gouvernement übergegangen.
+
+Was die Art der Verkehrswege anlangt, so wird eine Bahn nur da in
+Frage kommen können, wo dieselbe eine direkte Aussicht auf pekuniären
+Nutzen in absehbarer Zeit gewährt. Vielleicht wird man sich darauf
+beschränken müssen, vorläufig einmal Straßen in der Art zu schaffen,
+wie sie die Engländer in mustergiltiger Weise in allen ihren Kolonien
+-- und zwar als erste aller Aufgaben -- anlegen; Straßen, auf denen man
+mit Wagen fahren kann. Die Herstellung solcher Straßen ist keineswegs
+mit unüberwindlichen Schwierigkeiten verknüpft. Die wesentlichste
+Arbeit dabei ist die Planierung und die gründliche Ausrodung der
+Bodenbewachsung, so daß eine baldige Überwucherung, wie sie in den
+Tropen schnell eintritt, verhindert wird (durch Kiesbelag, Korallensand
+etc.). Durch die Anlage eines solchen Straßennetzes würde ein doppelter
+Zweck erreicht werden: Einmal die Erleichterung und Beförderung des
+Verkehrs, also die angestrebte Erschließung des Innern und ferner
+die wirkliche Sicherung des Landes. Man kann auf die Dauer unmöglich
+sich darauf beschränken, wie dies jetzt geschieht, nur an der Küste
+eine Herrschaft auszuüben und durch nur in geringem Umkreis wirksame
+Stationen im Inneren und gelegentliche Expeditionen den Eingeborenen
+gegenüber unsere Autorität aufrecht zu erhalten.
+
+Für die dauernde Sicherung unseres Besitzes reichen die vorhandenen
+Stationen im Innern einschließlich der neu in der Anlage begriffenen
+nicht aus. Es kann eine wirkliche Machtausübung nur dann erfolgen,
+wenn eine Reihe von Stationen an leicht gangbaren oder zu befahrenden
+Straßen das Land in seinen Hauptverkehrsadern sichert.
+
+Das Gros dieser Stationen braucht nur sehr klein und mit geringen
+Posten versehen zu sein. Der unter den einzelnen Posten leicht
+herzustellende Kontakt ist vollkommen ausreichend, um auch die
+kriegerischen Völker des Innern wenigstens den Verkehrswegen gegenüber
+fortgesetzt in Schach und Botmäßigkeit zu halten. Diese Stationen
+sind es aber gleichzeitig, welche durch ihr bloßes Vorhandensein
+einen genügenden Druck auf die Häuptlinge des Innern ausüben werden,
+um diese zur Instandhaltung der Straße zu zwingen. Keineswegs soll
+diese Instandhaltung ohne Entgelt geschehen. und abgesehen von ihrer
+militärischen Bedeutung würden die erwähnten Stationen noch einem
+zweiten ebenso wichtigen Zwecke dienen können, nämlich Proviant-
+und Wasserstationen für die durchziehenden Karawanen zu bilden. Die
+Verpflegungs- und Wasserfrage bildet bekanntlich den bei weitem
+schwierigsten Punkt des ganzen Karawanenverkehrs.
+
+Mißernten in gewissen Teilen des Landes legen den Verkehr ohne
+weiteres lahm oder erfordern riesige Opfer an Menschenleben. Die
+Wasserplätze unterstehen an manchen Stellen mächtigen Häuptlingen.
+Um Wasser zu erlangen, haben die Karawanen den bekannten Hongo, den
+Durchgangszoll zu entrichten, häufig auch noch das Wasser zu erkaufen.
+Es ist dies etwas so Gewöhnliches, daß keine Karawane sich diesem Zoll
+entziehen kann. Wenn durch eine Straßenanlage der Verkehr geregelt,
+die Wasserplätze in Besitz der Station gebracht werden, so ist der
+Vorteil ein dreifacher. Einmal sind die Karawanen nicht mehr von
+der Laune der Häuptlinge abhängig; zweitens würden die betreffenden
+Völkerschaften durch die regelmäßige Lieferung von Nahrungsmitteln
+gegen festzusetzenden Entgelt einen dauernden Vorteil genießen; endlich
+würde das früher willkürliche Hongosystem der Häuptlinge in die Hände
+deutscher Organe (und dann wird es eine dem Neger verständliche
+Steuer, die kein böses Blut macht) übergehen und somit einmal einen
+wesentlichen Faktor für die Ausbreitung des deutschen Einflusses
+abgeben, andererseits aber auch noch pekuniäre Vorteile gewähren. Durch
+die Anlage solcher Stationen wird auch einer in den letzten Jahren
+vielfach vorgekommenen Vergewaltigung schwacher Eingeborener durch
+stärkere Karawanen vorgebeugt.
+
+Endlich dürfte der Umstand nicht gering anzuschlagen sein, daß durch
+die vorhandenen Stationen ja von selbst gewisse Kulturfaktoren in die
+Landschaft hineingetragen werden und daß daraus sich dann allerdings
+für die Zukunft die Möglichkeit großer Bahnanlagen ergeben kann und
+wird: dann nämlich, wenn die Eingeborenen des Exports werte Produkte
+in genügender Menge produzieren. Ohne in Details hier weiter eingehen
+zu wollen, ist besonders notwendig eine Straße, welche im großen und
+ganzen den Karawanenweg von Bagamoyo und Mpapua bis Tabora festlegen
+sollte. Wenn der Weg gleich energisch in Angriff genommen würde, so
+könnte diese Straße von Daressalam aus über Kilossa gehen, dann sich
+im Allgemeinen im Anschluß an den alten Weg über Mpapua nach Tabora
+wenden, von wo aus dieselbe nach dem Nyanza und nach dem Tanganjika
+(Udschidschi) weiter geführt werden müßte. Weiterhin eine Straße von
+Tanga nach dem Kilimandscharo, ferner Verbindungen von Kilwa und Lindi
+mit dem Nyassa-See.
+
+Von den genannten Verkehrsstraßen ist die eine, nämlich die von
+Tanga nach dem Kilimandscharo, bereits in den ersten Anfängen der
+Anlage begriffen, indem die Vorarbeiten für die Eisenbahn der
+Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft schon gemacht werden und zwar
+besonders im Hinblick auf das üppige Hinterland von Tanga und Pangani,
+wo man für tropische Pflanzungen und europäische Ansiedelungen große
+Hoffnungen hegt. Die erste Strecke der Bahn soll von Tanga nach
+Korogwe am Rufu (Panganifluß) in südwestlicher Richtung führen, etwa
+60 Kilometer. Sie durchschneidet einen der fruchtbarsten Teile der
+Landschaft Usambara; ihre Verlängerung nach dem Kilimandscharo und
+weiterhin nach dem Viktoriasee ist in Aussicht genommen.
+
+Maßgebend für die Anlegung dieser Schienenstrecke war auch das Vorgehen
+der Engländer in ihrem Gebiet. Diese sind seit dem Jahre 1890 mit dem
+Bau einer Bahn beschäftigt, welche von Mombassa nach Taveta, einem
+stark besuchten Karawanenplatz am Fuße des Kilimandscharo, aber in
+Britisch-Ostafrika führen soll, einer Bahn, welche später ebenfalls
+bis an die Ufer des Viktoria-Nyanza verlängert werden soll, und die,
+wenn sie früher als die unsrige fertig wird, zweifellos unserm Handel
+großen Abbruch thut, bezw. denselben am Nyanza überhaupt lahm legt.
+Es ist daher der Entschluß der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft,
+mit dem vorher erwähnten Schienenwege vorzugehen, dankbar zu begrüßen.
+Die Ausführung geschieht durch eine aus der Deutsch-Ostafrikanischen
+Gesellschaft heraus begründete Usambara-Eisenbahn-Gesellschaft.
+
+Gegenwärtig ist +Dr.+ Oskar Baumann, welcher seit Jahren in
+Diensten der Gesellschaft erfolgreich thätig ist und mustergiltige
+Vermessungen der gegenwärtigen Eisenbahnlinie sowie des ferneren Weges
+durch das Pare-Gebirge bis zum Kilimandscharo ausgeführt hat, damit
+beschäftigt, den weiteren Handelsweg für eine Straße oder Eisenbahn vom
+Kilimandscharo bis an den Viktoria festzulegen.
+
+Es mögen an dieser Stelle gleich einige Worte über die
+Verkehrsverhältnisse Platz finden, welche zwischen dem Mutterlande und
+der Kolonie sich entwickelt haben. Bei der Erwerbung der Kolonie und
+während des Aufstandes existierte eine deutsche Schifffahrtslinie nach
+Ostafrika noch nicht. Man war gezwungen, sich entweder der Schiffe der
++Messageries maritimes+ von Marseille oder der British-India-Linie
+von London über Neapel zu bedienen. Die Unzuträglichkeiten, welche
+diesen Zustand zu einem unhaltbaren machten, liegen auf der Hand.
+Der direkte deutsche Handel war entweder genötigt, sich zufälliger
+Gelegenheiten durch deutsche Segelschiffe zu bedienen, um direkt nach
+einem deutschen Hafen zu verschiffen, oder er mußte die Beförderung
+über Marseille oder London mit Umladung daselbst wählen. In beiden
+Fällen ergaben sich Schwierigkeiten, welche die Ausdehnung des Handels
+in hohem Grade beeinträchtigten.
+
+Mit der Errichtung des Kommissariats, mit dem Eingreifen der
+Regierung in die ostafrikanischen Verhältnisse ergaben sich noch
+weit größere Unzuträglichkeiten. Für die Beförderung der Truppen und
+des Kriegsmaterials mußten entweder eigene Schiffe zu hohen Kosten
+gechartert werden, Schiffe, welche sich dann in vielen Fällen, -- da
+man nehmen mußte, was gerade vorhanden war, -- als Frachtfahrzeuge
+letzten Ranges erwiesen, oder man benutzte die regelmäßigen Linien
+und verschaffte denselben ganz bedeutende Mehreinnahmen auf unsere
+Kosten. Da von diesen Linien jedoch kein Hafen des Festlandes in
+Deutsch-Ostafrika angelaufen wurde, so mußte Kriegsbedarf und sonstiges
+Gut in Sansibar aus- und auf die Dampfer der Wißmann-Flotte oder aber
+auf arabische Dhaus umgeladen werden.
+
+Um diese Mißstände aus der Welt zu schaffen, faßte die
+Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft, sobald das thatkräftige,
+dauernde Eingreifen der Regierung gesichert war, den Plan, durch eine
+direkte deutsche Dampferlinie, welche mit Staatsunterstützung fahren
+sollte, die bisher fehlende Verbindung zwischen Deutschland und der
+Kolonie herzustellen. Die Vorlage darüber kam Anfang 1890 vor den
+Reichstag, eine jährliche Unterstützung von 900000 Mk. wurde bewilligt,
+und bereits im Juli 1890 begannen die regelmäßigen Fahrten in
+vierwöchentlichen Zwischenräumen von Hamburg und Rotterdam -- Neapel
+-- Port Said -- Suez -- Aden nach Tanga -- Daressalam -- Sansibar
+-- Lindi -- Mozambique -- Delagoabay und Natal. Im Anschluß an die
+Hauptlinie wurde eine Küstendampferlinie errichtet, welche Bagamoyo,
+Sadani, Pangani, Kilwa, Ibo, Quilimane, Chiloane, Inhambane und Beira
+anläuft. Es ist dadurch ein Seeverkehrsnetz geschaffen, welches den
+gegenwärtigen Anforderungen völlig entspricht.
+
+Während die Hauptdampfer die drei besten Häfen an der Ostküste
+Deutsch-Ostafrikas sowie den großen Handelsmittelpunkt Sansibar und
+die Hauptpunkte der portugiesischen Küste sowie einen Hafen von
+Natal selbst anlaufen, besorgen die Küstendampfer den Verkehr mit
+allen denjenigen Stationen, deren Hafenverhältnisse das Anlaufen der
+Hauptdampfer verbieten. Das Frachtgut wird in Lindi, Daressalam oder
+Tanga (für unsere deutsch-ostafrikanische Küste), beziehungsweise
+in Sansibar gesammelt und dort auf die Hauptdampfer übergeführt und
+umgekehrt.
+
+Die der Linie an der Küste selbst zukommenden Frachten sind bislang
+sehr gering, besonders an den Plätzen, die für den Dhauverkehr
+mit Sansibar geeignet sind, zum großen Teil aber auch wegen des
+unpraktischen Fahrplans der Dampfer, der ihnen meist einen genügenden
+Aufenthalt zum Nehmen und Löschen von Ladung nicht gestattet.
+
+Gleichzeitig mit der Einrichtung der Dampferlinien geschah die
+Errichtung deutscher Postagenturen zunächst in Sansibar selbst,
+später nach Errichtung des Gouvernements in den Hauptplätzen
+Deutsch-Ostafrikas.
+
+Es mag beiläufig hier bemerkt werden, daß vor dieser Zeit, entsprechend
+den bestehenden Verbindungen, alle Postsachen durch das französische
+oder englische Postbureau je nach der Nationalität des abgehenden
+Dampfers befördert werden mußten. Ein Postamt des Sultans von Sansibar
+gab es nicht.
+
+Es ist das im vorigen Jahre verfügte Eingehen der deutschen Postagentur
+zu Sansibar, das nach der einen Angabe aus Gefälligkeit gegen unsere
+englischen Freunde, -- die französische Postagentur zu Sansibar ist
+nicht eingegangen, -- nach der anderen auf Antrag des Gouverneurs
+erfolgt ist, sehr zu beklagen; die Postagentur hatte gerade in
+Sansibar gute Einnahmen und war außerdem immerhin ein Mittel, uns der
+Bevölkerung zu nähern.
+
+Endlich ist von den geschaffenen Verkehrserleichterungen zu erwähnen
+die Anlage einer Telegraphenlinie zuerst von Bagamoyo nach Daressalam
+mit geplanter Verlängerung über alle Hauptpunkte der Küste. Dieselbe
+ist wohl inzwischen im Norden durchgeführt. --
+
+Nächst der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft kommt der
+Ostafrikanischen Plantagengesellschaft eine wesentliche Bedeutung zu.
+Diese Gesellschaft bildete sich bereits im Jahr 1888 zu dem Zwecke, in
+Deutsch-Ostafrika den Tabaksbau zu kultivieren. Ihr Thätigkeitsfeld
+befindet sich auf der Plantage Lewa, einige Kilometer von Tschogwe am
+Panganifluß.
+
+Die Arbeiten auf der Plantage Lewa hatten bereits vor dem Aufstande
+einen bedeutenden Umfang angenommen. Sämtliche Gebäude für
+Verwaltungszwecke, ferner die Fermentierscheune war errichtet,
+die ungeheure Tabakspresse unter umständlichen Schwierigkeiten
+heraufgeschafft, ein Stamm von mehreren hundert Arbeitern herangezogen
+und thatsächlich zu einer dauernden Thätigkeit herangebildet worden.
+Die Plantage ließ die besten Erfolge erwarten, da kam der Aufstand und
+im November 1889 wurde die Plantage durch Buschiris Leute überfallen
+und verwüstet.
+
+Bereits bei Ausbruch des Aufstandes hatten die Beamten der
+Plantagengesellschaft in Voraussicht des kommenden Unheils versucht,
+von der Ernte zu retten, was zu retten ging. Der Tabak wurde so schnell
+als möglich eingeerntet und ein Teil desselben auch, allerdings
+oberflächlich, fermentiert; ja, es gelang sogar, einen Teil der
+Ernte an die See zu bringen und nach Deutschland zu verschiffen.
+Nichtsdestoweniger waren natürlich die Verluste für die Gesellschaft
+sehr bedeutende, und sie hatte nach der Beruhigung des Nordens und
+nachdem Lewa durch einen Posten von 10 Mann gesichert war, ganz
+von vorn anzufangen. Die gesamte Plantage war überwuchert, die
+herangebildete Arbeiterbevölkerung in alle Winde zerstreut, und erst
+allmählich konnten die Arbeiten in vollem Umfange wieder aufgenommen
+werden.
+
+Ebenso wie die Plantagengesellschaft beschäftigt sich die Deutsche
+Pflanzergesellschaft in der Nähe von Tanga mit Tabaksbau. Erhebliche
+Erfolge sind seitens dieser Gesellschaft nicht erzielt worden, einmal
+weil die Leitung zu systematisch von Berlin aus betrieben wurde,
+wodurch jede freiere Entfaltung in Ostafrika lahm gelegt oder verzögert
+wurde; ferner aus Kapitalsmangel und endlich weil die in Ostafrika zur
+Verwendung kommenden europäischen Kräfte sich ihrer Aufgabe zum Teil
+nicht gewachsen zeigten; im letzten Jahr machte noch der Aufstand unter
+den Wadigo die nötigen Arbeiten größtenteils unmöglich.
+
+Zu diesen älteren wirtschaftlichen Unternehmungen traten bald nach der
+Niederschlagung des Aufstandes noch einige andere. In erster Linie ist
+hier zu nennen die sogenannte Emin-Plantage. Den Grundstock derselben
+bildet eine früher dem Frhrn. v. Gravenreuth gehörige Schamba bei
+Bagamoyo, welche durch Ankäufe vergrößert wurde. Die Emin-Plantage
+beschäftigt sich vorwiegend unter der Leitung eines bewährten Fachmanns
+mit dem rationellen Anbau der Vanille.
+
+In der Nähe von Tanga betreibt Herr von Saint-Paul-Illaire, der frühere
+Generalvertreter der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft, eine eigene
+Plantage, auf welcher ebenfalls Vanille und Baumwolle kultiviert
+werden. In der Nähe von Tanga befindet sich ferner eine kleinere
+Plantage der ostafrikanischen Seehandlung (Wilhelm Perrot, Wiesbaden).
+Die ostafrikanische Seehandlung bildete sich 1890 zu dem Zwecke, in
+Ostafrika Handel mit den Eingeborenen zu treiben und eventuell sich
+mit selbständigem Plantagenbau zu beschäftigen. Die kleine Plantage
+der Gesellschaft kultiviert Baumwolle und hat vor kurzem eine nicht
+unbeträchtliche Sendung von Baumwolle in Bremen zum Verkauf gestellt.
+
+Neben diesen wirtschaftlichen, dem Plantagenbau dienenden
+Unternehmungen müssen die rein kaufmännischen Unternehmungen Erwähnung
+finden.
+
+Über die kaufmännischen Zwecke und Ziele der deutsch-ostafrikanischen
+Gesellschaft ist das Wesentliche oben gesagt worden. Eine Ergänzung
+zu dem Plane der deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft, mit ihren
+Faktoreien in das Innere hinein vorzudringen, bildete ein Projekt
+des leider zu früh im Dienst des Vaterlandes gefallenen Freiherrn
+v. Gravenreuth, das Projekt, durch die Gründung einer deutschen
+Seengesellschaft an den Ufern der großen Seen, an welche unser Gebiet
+heranreicht, festen Fuß zu fassen und so dem deutschem Vorgehen von der
+Küste her von innen heraus entgegen zu arbeiten. Das zunächst ins Auge
+gefaßte Ziel war die Anlegung von zwei Handelsstationen am Viktoria und
+zwar an dessen Süd- und Westufer. An diesen beiden Stationen sollte der
+von Wißmann für den Viktoria geplante Dampfer die Produkte aus Uganda,
+Unioro, Karagwe, Kavirondo und den reichen Uferstaaten des Viktoria
+zusammenführen, von den Stationen aus jene Länder mit den nötigen
+Ausfuhrartikeln als Gegenwert versehen. Die Großartigkeit des Planes
+muß auf den ersten Blick einleuchten. Um so bedauerlicher ist es, daß
+der Plan aus Mangel an Beteiligung bisher nicht zur Ausführung gekommen
+ist, um so bedauerlicher deshalb, weil die beiden deutschen Stationen
+Bukoba und Muanza die Vorbedingungen für eine Sicherung eines solchen
+Handelsverkehrs gegeben hätten.
+
+Als selbständige kaufmännische Unternehmung eröffnete ein Konsortium
+von drei patriotischen Magdeburger Herren im April 1890 in Tanga
+die kleine »Magdeburger Faktorei«. Eine wesentliche Bedeutung kann
+dem Unternehmen allerdings nicht zuerkannt werden. Der Rahmen ihres
+Geschäftsverkehrs -- nämlich der Verkauf von Gebrauchsartikeln an
+Eingeborene und der gelegentliche Ankauf von Landesprodukten -- ist
+dafür zu eng, aber immerhin bildet die Magdeburger Faktorei einen
+Beweis dafür, daß solche Unternehmungen im stande sind, sich, wenn auch
+zuerst vielleicht mit Opfern, allmählich zu bewähren.
+
+Von größerer Bedeutung als dieses kleine selbständige Unternehmen ist
+die Errichtung von Küstenfilialen seitens der bereits seit langer Zeit
+in Sansibar bestehenden deutschen Handelshäuser Hansing & Cie. und der
+Elfenbeinfirma Meyer, da man von diesen bei der großen Erfahrung der
+genannten Häuser in Afrika eine weitere Ausbildung des Handelsverkehrs
+erwarten darf, wozu kleinere Unternehmungen in unbedeutenden
+Handelsplätzen etabliert, nicht im stande sind.
+
+In Daressalam ist seit einem Jahre eine deutsche Apotheke im Betrieb,
+welche jetzt durch den außerordentlich thätigen früheren Beamten der
+deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft Richter, der Land und Leute
+genau kennt, übernommen worden ist. Filialen der Apotheke in allen
+Hauptplätzen sind in Aussicht genommen.
+
+Schließlich möge hier noch ein Unternehmen Erwähnung finden, welches
+zwar noch nicht in Ostafrika seine Thätigkeit aufgenommen hat, für
+welches jedoch die Kapitalien vorhanden und die Rechtsformen gegeben
+sind. Es ist dies eine Bremer Handelsgesellschaft, welche unter stiller
+Beteiligung der deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft mit einem Kapital
+von 300000 Mk. Handelsunternehmungen an der Küste betreiben wird und
+selbständige Karawanen nach dem Innern auszurüsten gedenkt. Auch der
+in nächster Zeit zur Ausführung gelangende Versuch der Begründung
+einer Ziegelei zu Tanga durch den in Ostafrika erfahrenen früheren
+Proviantmeister Jahnke finde hier Erwähnung.
+
+Es braucht kaum gesagt zu werden, daß neben den genannten großen
+wirtschaftlichen Unternehmungen mit der fortschreitenden Sicherheit
+an der Küste und mit der Zunahme des europäischen Elements daselbst
+eine Menge kleinerer kaufmännischer Geschäfte wie Pilze aus der Erde
+schossen, kaufmännische Geschäfte, welche lediglich von dem Verkehr
+mit den Europäern, von dem Verkauf von Konserven und europäischen
+Bedürfnissen, Spirituosen und dergleichen mehr leben. Sie sind
+großenteils in Händen von Portugiesen, Griechen und allerlei
+Existenzen, welche von Sansibar aus des besseren Geschäfts wegen nach
+der Küste übersiedeln.
+
+Allgemein bekannt ist ja, daß, wie seiner Zeit der Sultan von Sansibar
+das Pulvermonopol in Händen hatte, jetzt dieses Monopol in den Händen
+des Gouvernements und vordem in denen des Reichskommissariats sich
+befand. Über diese Maßregel ist von kaufmännischer Seite des öfteren
+geklagt worden, doch ist sie zweifellos notwendig, um die Einfuhr
+von Waffen und Munition ins Innere jederzeit kontrolieren und selbst
+in der Hand behalten zu können. Allerdings wäre es verkehrt, hier
+übermäßig vorsichtig vorzugehen und zu meinen, durch Erschwerungen
+der Pulver-Einfuhr könne Aufständen im Innern vorgebeugt werden, z. B.
+dadurch, daß man vielleicht das Pulver blos an zuverlässige Karawanen
+und Stämme abgäbe. Eine solche Maßregel wäre schon deswegen verkehrt,
+weil die Munition im Innern immer der gesuchteste, wertvollste
+Tauschartikel ist, für den insbesondere meist Elfenbein eingehandelt
+wird.
+
+Auch ist andrerseits hervorzuheben, daß sowohl bei der geringen
+Besetzung der Küste wie bei den ausgedehnten Beziehungen, die die
+Stämme des Innern überall in unsern Grenzgebieten oder jenseits des
+Tanganjika anknüpfen können, eine solche Maßregel nicht absolut wirksam
+sein würde, solange wir nicht ganz bestimmte Abkommen, von denen
+wir überzeugt sind, daß sie auch gehalten werden, mit den andern
+europäischen Völkern getroffen haben.
+
+Der Pulverhandel muß aber in jedem Falle in unserer Hand bleiben,
+da wir hierdurch in engerer Berührung mit den Karawanen und den
+eingeborenen Stämmen selbst uns befinden und gegebenen Falls die
+Einfuhr, wenn auch nicht ganz verhindern, so doch erschweren können.
+
+Es sei zum Schluß ein zusammenfassendes Urteil über die Aussichten
+der deutschen Plantagen-Unternehmungen gestattet. Was zunächst die
+Baumwolle anlangt, so haben schon die Proben der in Deutsch-Ostafrika
+wild wachsenden Baumwolle den hohen Wert derselben gezeigt. Das Urteil
+der Fachleute läßt sich dahin zusammenfassen, daß bei einer rationellen
+Kultur die in Ostafrika gezogene Baumwolle der auf dem Weltmarkt am
+höchsten bewerteten gleichzuschätzen sein wird. Rücksichtlich des
+Tabaks ist ein abschließendes Urteil gegenwärtig kaum zu fällen. Die
+erste Ernte ist, wie bereits früher erwähnt, in verdorbenem Zustande
+in Deutschland angekommen. Sie hat nichtsdestoweniger ein Urteil
+dahin erlaubt, daß das gezogene Blatt in der Struktur dem besten
+Sumatra-Tabak als ähnlich sich erweist und als Deckblatt ausgedehnteste
+Verwendung finden kann, vorausgesetzt, daß durch Fachleute und vor
+allem im Bau des Tropentabaks bewanderte Pflanzer der Tabak an Ort
+und Stelle richtig behandelt wird. Versuche mit Kaffee sind bisher im
+Wesentlichen nur von den katholischen Missionen, besonders in Morogro
+und am Viktoria vorgenommen worden. Die Versuche haben ergeben, daß der
+dort gezogene Kaffee dem besten Mokka gleichwertig ist.
+
+Wir möchten jedoch nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, daß eine
+große Menge von Naturprodukten gegenwärtig noch völlig unausgebeutet
+der Initiative des deutschen Kapitals harren. In allererster Linie
+handelt es sich dabei um die Ausnutzung der bedeutenden Kokosbestände
+der Küste, welche gegenwärtig nur in sehr geringem Maße stattfindet.
+
+Kopra wird an der Küste nicht mehr gemacht, sondern die Nüsse gehen
+in natura nach Sansibar und in großen Quantitäten von dort zur
+Verarbeitung nach Indien. Bereits 1890 ist von Fachleuten auf die
+Bedeutung dieser Kokosbestände und auf die leichte Möglichkeit, sie
+ungemein nutzbringend an Ort und Stelle zur Fabrikation des Kokosöls
+zu verwerten, aufmerksam gemacht worden. Man ist indes dem seiner
+Zeit in vollkommen umfassender Form vorgelegten Plane bislang von
+kapitalkräftiger Seite trotz des auf der Hand liegenden Vorteils noch
+nicht näher getreten.
+
+Aehnlich steht es mit dem Anbau oder der Gewinnung von Erdnüssen und
+Sesam, Handelsartikeln, die auf dem Weltmarkt eine Rolle spielen.
+
+Selbst die gewöhnlichen Negerbedürfnisse werden an den meisten Plätzen
+in lange nicht genügender Menge kultiviert und noch vielfach ist
+Einfuhr von Madagaskar und Indien nötig.
+
+Die Kultur des Bodens und des Landes kann auf die mannigfachste Weise
+noch gefördert werden.
+
+
+
+
+ 16. Kapitel.
+
+ Ostafrika unter Herrn von Soden.
+
+ Übernahme des Gouvernements. -- Umwandlung der Schutztruppe. --
+ Sodens erste Maßnahmen. -- Starkes Beamtenpersonal. -- Einteilung der
+ Ressorts. -- Einteilung der Küste in Bezirke. -- Bezirkshauptleute
+ und Stationschefs. -- Verringerung des weißen Personals der
+ Schutztruppe. -- Verteilung der Truppe. -- Doppelwirtschaft in der
+ Unterstellung der Truppen unter Reichs-Marine-Amt und Auswärtiges
+ Amt. -- Einfall der Wahehe in Usagara. -- Unterbrechung des
+ Karawanen-Verkehrs. -- Beschimpfung der deutschen Flagge im Innern.
+ -- Die Expedition des Kommandeurs von Zelewski und ihr Untergang.
+ -- Rückzug des Restes der Truppe. -- Wirkung der Expedition auf die
+ Wahehe; Wirkung an der Küste. -- Verhandlungen des Gouverneurs durch
+ Missionare mit den Wahehe gescheitert. -- Die gefallenen Europäer und
+ Farbigen in Uhehe noch unbeerdigt. -- Schwierigkeiten auf
+ afrikanischen Expeditionen; Sicherung auf denselben; afrikanisches
+ Terrain. -- Expedition des Verfassers durch Usegua, Nguru, Usagara
+ wegen Unruhen der Wakuafi; Mitwirkung Bana Heris. -- Expedition des
+ Verfassers ins Mafitiland. -- Rekognoszierungstour unter Lieutenant
+ Prince nach Mpapua. -- Erhebung der Wadigo bei Tanga. -- Kämpfe am
+ Kilimandscharo unter +Dr.+ Peters. -- Neuorganisation der
+ Schutztruppe. -- Der Gouverneur übernimmt das Kommando; der
+ Verfasser als militärischer Beirat. -- Ergänzung der Schutztruppe
+ durch Wißmann in Egypten und durch von Perbandt in Massaua. --
+ Korvetten-Kapitän Rüdiger wird Stellvertreter des Gouverneurs. --
+ Rückkehr des Verfassers nach Deutschland. -- Teilung der Schutztruppe
+ in die eigentliche Schutztruppe und Polizeimacht. -- Verteilung auf
+ die Bezirksämter. -- Beurteilung dieser Organisation. --
+ Wirkungskreis der Stationen im Innern. -- Prinzipien bei der
+ Besetzung der Bezirksämter. -- Die Bemühungen des Gouverneurs,
+ Bagamoyo durch Daressalam zu ersetzen. -- Die Postverbindung mit dem
+ Innern. -- Erlasse des Gouverneurs, Zolleinnahmen betreffend. --
+ Verhältnis des Gouverneurs zu den Eingeborenen. -- Berater des
+ Gouverneurs. -- Nachrichten vom Kilimandscharo.
+
+
+Wir haben bereits erwähnt, daß während des Monats November 1890
+der bisherige Gouverneur von Kamerun, Freiherr von Soden, sich
+in Sansibar und Ostafrika aufhielt, um sich über die dortigen
+Verhältnisse zu orientieren. Bei der Überleitung Deutsch-Ostafrikas
+in eine Kronkolonie war Major von Wißmann vom Reichskanzler nicht
+für den Gouverneursposten in Deutsch-Ostafrika in Aussicht genommen.
+Nachdem Soden Anfang Dezember von Sansibar wieder abgereist war, um in
+Deutschland die nötigen Vorbereitungen zu treffen und im Auswärtigen
+Amt seine Instruktionen entgegenzunehmen, ging er im März 1891 nach
+seiner Ernennung zum kaiserlichen Gouverneur (für die Dauer seiner
+Amtsthätigkeit mit dem Prädikat Excellenz) wiederum aus Berlin nach
+Ostafrika ab.
+
+Nach seiner Ankunft besuchte er die Plätze Tanga, Bagamoyo und
+Daressalam; zu Bagamoyo fand die Übergabe durch den bisherigen
+kaiserlichen Reichskommissar statt. Bei der Neuordnung der Verhältnisse
+wurde durch Gesetz vom 22. März 1891 die Wißmann'sche Schutztruppe
+in eine kaiserliche umgewandelt, und zum Kommandeur derselben der
+bisherige Chef in der Schutztruppe Herr von Zelewski ernannt. Bezüglich
+der Verwendung der Schutztruppe in Ostafrika hatte der Gouverneur das
+Erforderliche zu bestimmen. Im Übrigen, auch im Civildienst waren die
+nötigen Organe ihm beigegeben worden.
+
+Ursprünglich war beabsichtigt, für seinen Vertreter und sachkundigen
+Berater die Stellung eines Gouvernementsrates zu schaffen und diese
+dem früheren stellvertretenden Reichskommissar und Chef in der
+Schutztruppe +Dr.+ Karl Wilhelm Schmidt zu übergeben. Es wäre
+dies sehr praktisch gewesen; die Ruhe und Besonnenheit des älteren,
+im Verwaltungsdienst des Auswärtigen Amtes erfahrenen Herrn von Soden
+hätte einen Anhalt an der Praxis und Sachkunde des durchaus objektiven,
+von Optimismus gänzlich freien und ebenfalls besonnenen und ruhigen
++Dr.+ Schmidt gefunden. Herr von Soden scheint sich jedoch mit
+allen Kräften dagegen gesträubt zu haben, einen wirklich an Ort und
+Stelle erfahrenen Herrn als Berater zu erhalten. Vielleicht besorgte
+er, dieser möchte zu viel Einfluß auf seine Amtsthätigkeit erlangen und
+am Ende das Heft gar selbst in die Hände bekommen. So setzte es denn
+Herr von Soden durch, daß die Stelle des Gouvernementsrates durch die
+eines Oberrichters ersetzt wurde, der das Richteramt zweiter Instanz
+im Schutzgebiet ausüben sollte. Diese Stelle wurde zunächst garnicht
+besetzt, und erst ein halbes Jahr später dem bisherigen Legationsrat
+im Auswärtigen Amt, Sonnenschein, der im Ausland früher als Kommissar
+der Marschalls-Inseln thätig gewesen war, übertragen. Da die Wahl wegen
+der mit diesem Amte verbundenen Funktionen auf einen Juristen fallen
+mußte und an Ort und Stelle erfahrene Juristen nicht vorhanden waren,
+kann die Wahl dieses ruhigen und unparteiischen Herrn nur als eine
+glückliche bezeichnet werden. Im Übrigen erhielt die Verwaltung der
+Finanzen einen Chef in dem bisherigen Intendantur-Assessor +Dr.+
+Kanzki, der zugleich Intendant der kaiserlichen Schutztruppe wurde.
+Seine Hauptstütze war der ihm unterstellte Land-Rentmeister, der
+ebenfalls an Ort und Stelle Erfahrungen nicht gesammelt hatte. Zu
+diesem Posten wurde zuerst ein früherer Marine-Zahlmeister, dann
+aber, da letzterer abgelöst werden mußte, ein früherer Post-Sekretair
+ausersehen. Dem letzteren war die in Ostafrika nötige Art der
+Verwaltung ebenso fremd wie dem +Dr.+ Kanzki.
+
+Obwohl daher am 1. April 1891 und in den folgenden Monaten in allen
+Zweigen der Verwaltung in Deutschland thätig gewesene Kassenbeamte
+nach Ostafrika hinausgeschickt wurden, und, wie wir bereits früher
+erwähnt, statt der paar Leute, die Wißmann für jene Verwaltungszwecke
+sich erst selbst hatte heranbilden müssen, ein wirklich umfangreiches
+Personal zur Verfügung stand, konnte doch die Verwaltung zunächst
+gar nicht recht in Gang kommen. Selbst heute, wo die Zahl der reinen
+Kassenbeamten und Schreiber ein viertel Hundert weit übersteigt, wird
+noch immer über Mangel an Bureaupersonal geklagt.
+
+Eine geordnete Übergabe der Kassengeschäfte war durch die Thätigkeit
+der Revisions-Kommission in Ostafrika möglich gewesen. Von Seiten des
+Auswärtigen Amtes hatte man im Jahre 1890 zwei Revisoren nach Ostafrika
+geschickt, um sich einen genauen Einblick in die Kassenverwaltung
+des Reichskommissars zu verschaffen. Die Ursache dieser Maßregel war
+der Umstand, daß es dem Reichskommissar nicht gelungen war, bei den
+ungeordneten Verhältnissen und der Vielseitigkeit seiner sonstigen
+Thätigkeit, für alle ausgegebenen Summen die nötigen Belege der
+Legationskasse des Auswärtigen Amtes zu bringen. Die beiden Revisoren
+brachten nun alles ins rechte Geleis und stellten vor allen Dingen das
+Faktum fest, daß eine durchaus sachgemäße, den örtlichen Verhältnissen
+entsprechende Geldverwaltung vom Reichskommissar ausgeübt worden war.
+
+Der ältere der beiden Revisoren war der bisherige Marine-Zahlmeister
+Sturz, der als Geschwader-Zahlmeister eine längere Erfahrung in
+Ostafrika hinter sich hatte und sich stets durch große Umsicht und
+Gewandtheit wie durch seinen praktischen Sinn ausgezeichnet hatte, auch
+besonders wegen der vorzüglichen ihm zur Seite stehenden Empfehlungen
+seines bisherigen Chefs, des Admirals Deinhard, für jenen schwierigen
+Posten als erster Revisor geeignet erschien. Er erfüllte seine
+Pflichten nicht nur mit der ihm eigenen Sachkunde, sondern auch mit
+großem Taktgefühl. Ihm zur Seite stand ein anderer Beamter der Marine
+Namens Selle. Leider ist der Versuch entweder nicht gelungen oder
+nicht gemacht worden, diese beiden Herren für den Verwaltungsdienst in
+Ost-Afrika zu gewinnen. Der Marine-Zahlmeister Sturz wäre jedenfalls
+eine im höchsten Grade geeignete Persönlichkeit für die Stelle des
+Chefs der Verwaltung in Ostafrika gewesen.
+
+Andere Civil-Organe für den Gouverneur bildeten die Bezirks-Hauptleute,
+welche den Küstenbezirks-Ämtern vorstanden. Es wurde die Küste in
+5 Bezirke, Tanga, Bagamoyo, Daressalam, Kilwa und Mgau eingeteilt.
+Für jeden dieser Bezirke wurde ein Bezirks-Amt, dem der betreffende
+Bezirkshauptmann vorstand, geschaffen. Diese Bezirkshauptleute hatten
+alle die Verwaltungs-Funktionen, welche die Stationschefs unter dem
+Reichskommissariat ausgeübt hatten. Da einige Bezirksämter mehrere
+Küsten-Stationen unter sich hatten, waren die Stationschefs der
+Neben-Stationen den Bezirkshauptleuten unterstellt.
+
+Die Bezirkshauptleute wie die Stationschefs hatten auch wie früher die
+Gerichtsbarkeit in den Plätzen unter sich. Bei verwickelten Sachen,
+oder wo es sich um größere Objekte handelte, oder endlich wenn die
+eine der streitenden Parteien aus Europäern bestand, trat der zwei
+Monat vorher herausgeschickte, den ostafrikanischen Verhältnissen
+fremd gegenüberstehende Kanzler Eschke als Adlat des Gouverneurs in
+Thätigkeit.
+
+Um die Verbindungen an der Küste zu unterhalten, verwandte man, wie
+zu Wißmanns Zeiten, die Flottille, nunmehr Gouvernements-Flottille
+genannt, die aus den kleinen Wißmann-Dampfern bestand und, wie wir
+bereits erwähnten, trotz vieler Mängel in den vergangenen Jahren gute
+Dienste geleistet hatte.
+
+Zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit in
+Deutsch-Ostafrika, insbesondere zur Bekämpfung des Sklavenhandels
+diente, wie erwähnt, die kaiserliche Schutztruppe, bestehend aus 1500
+farbigen Soldaten. Der Etat an für den eigentlichen Truppendienst
+in Betracht kommenden Europäern wurde jedoch mit dem 1. April 1891
+erheblich verringert, und bestand nunmehr nur noch aus 24 Offizieren
+und 35 Unteroffizieren gegenüber 35 Offizieren, 16 Deckoffizieren
+und 107 Unteroffizieren zu Wißmanns Zeiten. Dazu traten noch für die
+kaiserliche Schutztruppe 10 Ärzte, gegenüber 5 unter Wißmann, ferner 15
+Zahlmeister-Aspiranten, 16 Lazarettgehülfen und 2 Schreiber. Im ganzen
+jetzt 102 Europäer, früher 163. Viele der Europäer der Schutztruppe,
+besonders die Zahlmeister-Aspiranten und eine Reihe von Unteroffizieren
+waren gänzlich zum Gouvernementsdienst abkommandiert und gingen so der
+Truppe verloren.
+
+Die Schutztruppe wurde auf Befehl von Berlin in 10 Kompagnien
+formiert, von denen 4 als Besatzungs-Kompagnien der Küste dienten, 4
+Expeditions-Kompagnien und 2 Ersatz-Kompagnien für die Besetzungen
+des Innern und die Ablösungs-Mannschaften im Innern bildeten. Die 4
+Besatzungs-Kompagnien waren auf die 5 Küsten-Bezirke derart verteilt,
+daß jeder Bezirk eine Kompagnie hatte, die Bezirke Bagamoyo und
+Daressalam dagegen zusammen eine Kompagnie mit dem Stabe in Bagamoyo.
+Die Kompagnieführer standen zugleich als Bezirks-Hauptleute den
+Bezirksämtern vor, hatten also doppelte Funktionen, und waren in
+civiler Hinsicht dem Gouverneur, in militärischer dem Kommandeur
+unterstellt. Es war dies ein bedeutender Mißstand, der zu Reibereien
+der betreffenden Behörden Veranlassung geben und die betreffenden
+Offiziere in Kollision mit den verschiedenen Pflichten bringen konnte.
+In gleicher Weise war dies beim Intendanten, der, wie erwähnt,
+ebenfalls den beiden Herren unterstellt war, beim Kanzler, der zugleich
+Auditeur der Schutztruppe war, endlich beim Landrentmeister der Fall.
+
+Die Schutztruppe selbst unterstand, was Personalien und die
+militärische Verwaltung anlangte, jetzt dem Reichs-Marine-Amt, für
+ihre Verwendung und die ökonomische Verwaltung dagegen dem Gouverneur
+und der Kolonial-Abteilung des Auswärtigen Amtes, an deren Spitze
+der Dirigent derselben, Wirkliche Geheime Legations-Rath +Dr.+
+Kayser steht. In der Kolonial-Abteilung hatten wir in der Heimat eine
+Behörde, deren einzelne Beamten sich durch mehrjährige Thätigkeit in
+der Verwaltung der Kolonien sowohl in Berlin, wie teils auch an Ort und
+Stelle Erfahrungen erworben hatten, die, wie besonders der Dirigent
+derselben, den Kolonien nicht nur ein reges Interesse, sondern auch ein
+praktisches Verständnis entgegenbringen. Das Reichs-Marine-Amt dagegen
+bekam eigentlich in der Verwaltung der Schutztruppe ein Anhängsel: die
+Schutztruppe stand bis dahin der Marine vollkommen fremd gegenüber und
+dürfte wohl auch jetzt, wie dies ja auch erklärlich ist, als Stiefkind
+und unliebsames Anhängsel von der Marine angesehen werden. In keinem
+Falle kann die doppelte Unterstellung der Schutztruppe unter das
+Auswärtige Amt und das Reichs-Marine-Amt als vorteilhaft angesehen
+werden. Eine Vereinfachung hierin erscheint als dringendes Bedürfnis
+und man wird sich wohl auf die Dauer der Schaffung eines eigenen
+Kolonial-Amtes, in dem die betreffenden Behörden vereinigt und dem
+Leiter dieses Kolonial-Amtes unterstellt sein müßten, nicht entziehen
+können.
+
+Bei der Überleitung des Reichskommissariats in das Gouvernement wurden
+die neu herausgesandten Beamten schon im Etat auffallend gut behandelt;
+weit weniger kümmerte man sich um viele der älteren Wißmann-Offiziere,
+für die der neue Etat geradezu eine bedeutende Verschlechterung
+bedeutete; ein Teil derselben wurde im Jahresgehalt um 2400 Mark
+heruntergesetzt. Junge Juristen, die Ostafrika im vorigen Jahre das
+erste Mal erblickten und vorher daheim Assessoren gewesen waren,
+erhielten für ihre wenig aufreibende Thätigkeit im reinen Küsten-
+und Verwaltungsdienst ein Gehalt, das den Jahre lang in Afrika unter
+allerlei Gefahren und Entbehrungen thätig gewesenen älteren Offizieren
+genommen wurde; und wenn auch von den letzteren wohl kein einziger
+allein aus materiellen Gründen draußen seine Thätigkeit fortsetzte, so
+bewirkte doch diese Behandlung immerhin den Anfang einer Verstimmung.
+
+Nachdem die Besetzung des Küstengebietes nach der erwähnten Einteilung
+neu durchgeführt war, ging der Gouverneur daran, die Verwaltung in
+seinem Sinne einzurichten. Es gehört nicht in den Rahmen dieses Buches,
+ausführlich alles das, was nach der Uebergabe der Geschäfte durch von
+Soden geschehen ist, zu beschreiben; es sollen nur in kurzen Zügen die
+Ereignisse des letzten Jahres geschildert werden. Wißmanns Arbeit hatte
+dem Gouverneur eine Basis geschaffen, auf welcher der letztere seine
+Thätigkeit aufbauen konnte. --
+
+Der in einem früheren Kapitel erwähnte Zug des Chefs Ramsay ins
+Mukondogua-Thal und sein Abkommen mit den Wahehe hatte diese bewogen,
+Gesandte nach der Küste zu schicken, die einen endgültigen Frieden
+mit dem Gouverneur abschließen sollten. In Bagamoyo angekommen, wurde
+den Leuten, da gerade damals das ganze Expeditionskorps in Bagamoyo
+sich befand, ein Begriff von unserer Stärke beigebracht. Man gab sich
+der Hoffnung hin, daß die Wahehe auf ihren Raubzügen jetzt etwas
+vorsichtiger sein würden und jedenfalls die Karawanenstraße und Usagara
+nicht mehr beunruhigen, sondern sich auf Kriege mit den Wagogo, Massai
+und Warori beschränken würden. Die Wahehe heuchelten in jeder Beziehung
+Unterwürfigkeit und versprachen alles, was von ihnen verlangt wurde.
+Befremdlich war es jedoch, daß, nachdem die Gesandtschaft entlassen und
+in ihr Land zurückgekehrt war, sogleich wieder ein neuer Einfall nach
+Usagara gemacht und dieses wichtige Land aufs empfindlichste von den
+Räuberhorden beunruhigt wurde.
+
+Der Verkehr auf der nach Bagamoyo führenden Straße war vollständig
+unterbrochen, unsere Schutzbefohlenen aus Usagara klagten ihre Not
+nach Bagamoyo, sie meldeten, daß die deutsche Flagge in den Dörfern,
+die sie geführt hätten, von den Wahehe herunter gerissen worden sei
+und daß dieselben unsere Behörden verhöhnt hätten. Ein Eingriff der
+Schutztruppe in dem bedrohten Gebiet war demnach selbstverständlich.
+Der dem Gouverneur oder vielmehr, da dieser neu nach Ostafrika
+gekommen war, seinen Beratern, -- und das waren diesem Falle wir, die
+ältesten Offiziere, speziell der Verfasser als Bezirks-Hauptmann von
+Bagamoyo, -- gemachte Vorwurf, daß die gegen die Wahehe ausgerüstete
+Strafexpedition leichtsinnig und überflüssig gewesen wäre, ist durchaus
+unverständlich.
+
+Die Frechheit der Wahehe, welche über unsere Leichtgläubigkeit und
+die ihnen bewiesene Nachsicht nur spotteten, mußte bestraft werden,
+die Bewohner der blühenden Ortschaften im Mukondoguathal durften
+nicht in ihrem Vertrauen auf uns getäuscht werden, die Ruhe an
+der Karawanenstraße mußte hergestellt werden: das waren doch wohl
+vollwichtige Gründe, aus denen der Verfasser beim Gouverneur die
+Ausrüstung einer Expedition, die schleunigst von Bagamoyo in die
+bedrohte Gegend marschieren sollte, beantragte. Die Führung derselben
+wurde auf seinen Vorschlag vom Gouverneur ursprünglich dem Verfasser
+zugedacht; Nachrichten indes, welche aus Kilwa nach Daressalam drangen
+und besagten, daß dort die Mafiti wie alljährlich einen Einfall in
+das Hinterland von Kilwa gemacht hätten und bis ganz dicht an die
+Stadt vorgedrungen wären, machten zunächst ein Einschreiten um Kilwa
+notwendig, da hier die Küstenbevölkerung selbst bedroht schien.
+
+So ging denn der Kommandant der Schutztruppe von Zelewski mit dem
+gesamten Expeditionskorps von 4 Kompagnien nach Kilwa, um nach
+Beseitigung der Mafiti-Gefahr im Einverständnis mit dem Gouverneur
+durch das Hinterland über den Rufidji nach Usagara zu marschieren. Der
+Verfasser hat sich zu jener Zeit in Daressalam dahin ausgesprochen, daß
+dieser Marsch ihm nicht empfehlenswert erschien. Ein Eingreifen des
+Expeditionskorps war allerdings zunächst bei Kilwa absolut notwendig.
+Indes nach Beseitigung der Gefahr von Kilwa wäre die Überführung
+der für die Wahehe-Expedition notwendigen Truppen durch Dampfer
+nach Bagamoyo richtig gewesen, von wo aus dann die Expedition in
+Eilmärschen auf der Karawanenstraße nach Mpapua hätte vorgehen können.
+In Mpapua lag die Möglichkeit vor, aus den Reihen der Wagogo und
+Massai, den Feinden der Wahehe, für uns sehr wertvolle Bundesgenossen
+zu erhalten, durch diese mehr gesichert, von Mpapua aus nach Süden
+in Uhehe einzudringen und hier nach Osten auf Kondoa herumzugreifen.
+Der Zweck eines Marsches durch das Hinterland von Kilwa erschien aus
+militärischen und politischen Gründen verfehlt. Die Schwierigkeiten,
+die sich der Verpflegung einer großen Truppe entgegenstellen mußten,
+die Notwendigkeit, daß man nicht zu unterschätzende, räuberische Stämme
+zu passieren hatte, die uns einerseits immer ausweichen, andererseits
+aber in ungünstiger Gegend, auf Lagerplätzen und beim Marsch leicht
+gefährlich werden konnten, sprachen zu laut dagegen. Im besten Falle
+war dieser Marsch eine gute Sports-, vielleicht auch eine geographische
+Leistung, aber einen bedeutenden Erfolg konnte er nicht haben. Die
+Absicht, nach Mpapua zu gehen und von hier aus die Expedition durch
+Verbündete aus den Reihen der genannten Stämme zu verstärken, hatte
+der Kommandant ebenfalls, aber er wollte von Kilwa aus nach Mpapua
+gelangen; der Gouverneur genehmigte trotz der zur Sprache gekommenen
+Bedenken diesen Plan.
+
+Um Zeit zu sparen, war Zelewski gezwungen, nach der Ankunft am
+Jombofluss von dem Marsch nach Mpapua Abstand zu nehmen und die
+Expedition von diesem Flusse aus direkt nach Uhehe zu führen. Auf
+dem bisherigen Marsche waren die Mafiti nirgends angetroffen worden,
+sondern überall der marschierenden Truppe ausgewichen; bei Kilwa
+selbst fand man auch nur ein verlassenes Lager der Mafiti vor.
+Das Land der nördlichen Mahenge wurde passiert und mit diesen ein
+durchaus friedlicher Verkehr gepflogen. Aber auch da zeigte sich die
+Unzuverlässigkeit gerade dieser Stämme. Nachdem das Expeditionskorps
+kaum ihr Land verlassen hatte, benutzten sie die Gelegenheit zu einem
+Einfall nach Usaramo, in der Annahme, daß nun an der Küste nicht mehr
+genügend starke Kräfte vorhanden seien, um ihnen entgegenzutreten.
+
+Nach der Überschreitung des Rufidji war eine Zulukompagnie vom
+Expeditionskorps nach Daressalam zurückgeschickt worden, um für etwa
+notwendige Unterstützungen hier zur Verfügung zu stehen, und wurde der
+Weitermarsch mit nur drei Kompagnien vorgenommen. Vom Jomboflusse aus
+ging es mehr südlich nach Uhehe hinein. Die Wahehe, die nirgends einen
+ernstlichen Widerstand leisteten, wurden überall vertrieben und ihnen,
+da sie eben allerorten zurückwichen, die einzig mögliche Strafe durch
+Niederbrennung ihrer Tembes (befestigte Ortschaften) und Plünderung
+ihres Eigentums zu Teil.
+
+Am 17. August ereilte die Expedition ihr unglückliches Schicksal. Als
+die Kolonne in der Gegend von Lula das in Uhehe häufig sehr coupierte
+und stark bewachsene Terrain passierte, wurde sie in ihrer ganzen Länge
+gleichzeitig von den nach Tausenden zählenden Wahehe-Horden, die auf
+dem Marsche einen Hinterhalt gelegt hatten, plötzlich überfallen, und
+gleich im Anfang des sich entspinnenden Gefechtes die meisten Europäer
+der Truppe, an ihrer Spitze der Kommandeur, niedergemacht. Insgesamt
+bedeckten die Leichen von 10 Europäern, 250 farbigen Soldaten und etwa
+100 Trägern das Schlachtfeld.
+
+Es wurde gleich zuerst bekannt, daß auch die Wahehe ungeheure Verluste,
+wie sie solche bis dahin noch nie gehabt, erlitten hätten, doch wurde
+dies zuerst wenig geglaubt, weil die näheren Umstände, unter denen die
+Schutztruppe überfallen war, es höchst zweifelhaft erscheinen ließen.
+Indes scheint es doch nach den einstimmigen Angaben der Wahehe, als
+müsse man die Zahl der auf ihrer Seite Gefallenen auf annähernd 900
+annehmen; dem Verfasser will auch heute noch die angegebene Zahl ganz
+unglaublich scheinen.
+
+Die gefallenen Offiziere waren der Kommandeur von Zelewski, die
+Lieutenants von Zitzewitz, von Pirch, Arzt +Dr.+ Buschow, die
+Unteroffiziere Herrich, von Tiedewitz, Schmidt, Tiedemann, Hemprich
+und Büchsenmacher Hengelhaupt: ein nicht nur durch die große Zahl
+der Gefallenen, sondern insbesondere durch den persönlichen Wert und
+die in Afrika erwiesene außerordentliche Tüchtigkeit der einzelnen
+außerordentlich schmerzlicher Verlust für die Truppe.
+
+Von den verschiedensten Seiten ist behauptet worden, Kommandeur v.
+Zelewski trage die alleinige Schuld an dem Unglück, das ihn und seine
+Truppe betroffen; seiner nicht zu entschuldigenden Sorglosigkeit
+sei die Herbeiführung der Katastrophe zuzuschreiben. Es hat diese
+Beurteilung ihres Kommandeurs die Offiziere der Schutztruppe auf das
+schmerzlichste berührt, da gerade Herr v. Zelewski ein durch seine
+Umsicht und Vorsicht bekannter Offizier war. Bei den schwierigen
+Terrainverhältnissen der Landschaft Uhehe kann nicht der bei uns für
+Marschsicherung etc. geltende Maßstab auf die Expedition angelegt
+werden.
+
+Das tiefe Eindringen der Expedition in die Landschaft Uhehe ist
+aus der Absicht des Expeditions-Führers zu erklären, die vorher
+auf der Expedition erlangten Vorteile über den räuberischen Stamm
+militärisch gründlich auszunutzen. Ob indes das vom rein militärischen
+Gesichtspunkt richtige weite Vordringen ins Innere auch politisch
+zweckmäßig war, bleibe dahingestellt. Zweifellos muß zugegeben werden,
+daß von Zelewski den Charakter der Mafitistämme, mit denen er früher
+nicht in Berührung gekommen war, nicht ganz erkannt hat. v. Zelewski
+war ausschließlich Soldat, das aber mit Leib und Seele, ebenso ein
+tüchtiger Organisator, als welcher er Wißmann speziell bei der
+Organisation der Truppe stets helfend zur Seite stand.
+
+Die Reste der Expedition wurden durch den Lieutenant von Tettenborn,
+der auf dem Marsche die Arrieregarde kommandierte, und der beim
+Überfall selbst in das Gefecht nicht verwickelt wurde, zunächst nach
+Kondoa und von dort nach der Küste zurückgeführt. An Europäern waren
+der Katastrophe entgangen mit Herrn von Tettenborn Lieutenant v.
+Heydebreck, der im Gefecht selbst verwundet worden war, der Feldwebel
+Kay und der Unteroffizier Wutzer, dazu 64 farbige Soldaten, darunter
+die Offiziere Murgan Effendi und Gaber Effendi.
+
+Da Herr von Heydebreck gleich anfangs durch einen erhaltenen
+Keulenschlag besinnungslos geworden war, fällt jenen beiden schwarzen
+Offizieren, -- die übrigen Europäer hatten sich im eigentlichen Gefecht
+nicht befunden, -- das Verdienst zu, mit den noch vorhandenen Truppen
+einen sehr energischen Widerstand geleistet zu haben. Von den Wahehe
+wird angegeben, daß gerade bei diesem Gefecht die Zulus sich ungemein
+schneidig benommen haben, die Gefallenen der Zulus hätten ihr Leben
+sehr teuer verkauft.
+
+Leider verboten die Umstände dem ältesten Offizier der Expedition,
+Lieutenant von Tettenborn, bis in das Terrain, wo der Überfall
+stattgefunden hatte, mit dem intakten Rest der Truppe vorzudringen.
+Er mußte, um nicht Alles aufs Spiel zu setzen, sich auf die Besetzung
+einer Tembe vor der Unglücksstätte beschränken, wo er den angreifenden
+Wahehe erfolgreich Widerstand leistete, und die aus dem Überfall
+entkommenen Truppen um sich sammelte. Tettenborn übernahm alsdann
+die Leitung des Rückzugs nach der Küste, nachdem die Europäer und
+Soldaten hatten mitansehen müssen, wie die teuren gefallenen Kameraden
+unbestattet vor ihren Augen durch Anzünden des Grases verbrannt wurden.
+Die Geschütze -- 2 Maxim-Guns und 1 4,7 +cm+ Geschütz, -- wie die
+Mehrzahl der Gewehre und Munition hatte man in den Händen der Gegner
+zurücklassen müssen.
+
+Nach den zu uns gelangten Berichten haben die Wahehe, wie bereits
+erwähnt, bedeutende Verluste gehabt und ihre besten Krieger, auch einen
+Teil der Unterhäuptlinge, im Kampfe mit der Expedition verloren; von
+den letzteren soll außerdem der Oberhäuptling der Wahehe mehrere haben
+hinrichten lassen. Der Oberhäuptling befand sich nach der Katastrophe
+in steter Furcht vor einer Racheexpedition unsererseits und soll
+überhaupt den Überfall der Expedition, von dem er selbst keine Kenntnis
+gehabt haben will, nicht gebilligt haben.
+
+Die Katastrophe wirkte auf die Soldaten der Schutztruppe ungemein
+demoralisierend und machte auch die Bewohner an der Küste übermütig.
+Die letzteren waren dem Gouverneur von Soden so wie so nicht
+wohlgesinnt: einmal wegen seiner Steuermaßregeln und dann, weil er der
+Bevölkerung, insbesondere den Großen derselben, nicht die ihnen sonst
+immer zu Teil werdende Beachtung schenkte und sich über die im Orient
+nun einmal üblichen Umgangsformen und Äußerlichkeiten hinwegsetzte; auf
+der andern Seite lavierte der Gouverneur mit den Eingeborenen häufig
+gerade an der unrechten Stelle.
+
+Hätte nach der Katastrophe ein Rachezug mit der nötigen Macht, mit
+intakten oder nicht entmutigten Truppen gemacht werden können,
+wäre dies für uns außerordentlich günstig gewesen, aber leider war
+dies ausgeschlossen; es mußte erst eine Rekrutierung in der Truppe
+abgewartet werden.
+
+Die Wahehe knüpften durch die Araber in Kondoa Friedensverhandlungen
+mit dem Gouverneur an und boten die Auslieferung der erbeuteten
+Kanonen, Gewehre und Munition an, sowie Zahlung einer Strafe in
+Elephantenzähnen und Rindvieh. Es wurde von einer Strafexpedition
+abgesehen; die Verhandlungen mit den Wahehe, bei welchen der Gouverneur
+durch den +pater superior+ der Mission in Longa vertreten war,
+kamen aber nicht recht in den Gang, sodaß inzwischen einige der
+Mauser-Gewehre mit Munition von den Wahehe nach den verschiedensten
+Plätzen verkauft wurden und sogar bis auf den Markt nach Tabora kamen.
+Inzwischen schwoll den Arabern und Belutschen von Kondoa, die von jeher
+nicht gerade von der besten Sorte waren, der Kamm.
+
+Der in Afrika wohlbewährte Lieutenant Prince, welcher zur Unterdrückung
+von etwa in Kondoa vorkommenden Unruhen daselbst mit einer Truppe
+von ca. 100 Mann sich befand, hatte mit dem Geologen +Dr.+ Lieder,
+den er dort getroffen, die Absicht, auf die Einleitung von
+Friedensunterhandlungen von Seiten der Wahehe hin, nach dem Schauplatz
+der Zelewskischen Katastrophe abzumarschieren. Lieder hatte hinreichend
+Gelegenheit gehabt, die Mafitistämme im Norden wie im Süden kennen zu
+lernen; er wie Prince hatten das sehr richtige Gefühl, es müßten die
+Überreste der auf dem Kampfplatz gefallenen und verbrannten Europäer
+und Soldaten beerdigt werden. Sie verlangten daher von den Wahehe
+Stellung von Geißeln, damit sie mit ihrer Truppe die Aussicht hätten,
+sicher hin- und zurückzukommen, ebenso Stellung von
+Begleitmannschaften.
+
+Die Herren wurden jedoch durch einen Befehl des Gouverneurs, der durch
+die Missionare zu verhandeln wünschte, an der Ausführung ihrer Absicht
+gehindert. Die Verhandlungen, welche der Gouverneur mit den Wahehe
+dann durch die Missionare angeknüpft hat, sind jetzt als gescheitert
+und wir als die Getäuschten zu betrachten. Es wird zwar angegeben, der
+Oberhäuptling der Wahehe wünsche ehrlich Frieden mit uns Deutschen zu
+halten, doch besteht das Faktum, daß er die geraubten Geschütze und
+Gewehre wie Munition zur Zeit noch nicht ausgeliefert hat. Es ist bei
+solchen Räuberstämmen, wie die Wahehe sind, überhaupt von vornherein
+falsch, zuviel auf Besprechungen und Betheuerungen zu geben. Die
+Grundlage, auf der die Herren Prince und Lieder verhandeln wollten,
+nämlich nach Stellung von Geißeln, war die einzig richtige. So aber ist
+unsere Würde bei den Verhandlungen nicht gewahrt worden, auch haben
+unsere braven Gefallenen in Uhehe noch kein christliches Grab erhalten!
+
+Die Massai, die Erbfeinde der Wahehe, mit denen zuletzt der
+Stationschef von Mpapua, Lieutenant von Elpons, ein gutes Verhältnis
+erhalten hatte, baten diesen nach der Katastrophe um die Erlaubnis, nun
+ihrerseits über die Wahehe herfallen zu dürfen; von Elpons mußte ihnen
+jedoch seiner dringenden Instruktion vom Gouverneur gemäß diese Bitte
+abschlagen. --
+
+Es sei gestattet, bei dieser Gelegenheit einiges über die
+Schwierigkeiten, die sich auf Expeditionen häufig darbieten, zu sagen.
+Wesentlich von Belang ist der Zweck der Expedition und das Verhältnis
+derselben gegenüber den Eingeborenen: ob diese die Expedition von
+vornherein als feindlich ansehen oder nicht. Bei den Expeditionen der
+Schutztruppe, soweit diese Straf-Expeditionen sind, oder zur Ausdehnung
+der Macht an Stellen dienen sollen, wo sich die eingeborene Bevölkerung
+selbständig zu halten sucht, tritt natürlich das Ziel der Expedition
+den Eingeborenen selbst als ein ihnen direkt feindliches vor Augen, und
+werden sie einer solchen Expedition nach Möglichkeit Schwierigkeiten im
+Vordringen entgegensetzen.
+
+Anders ist es bei Expeditionen einfacher Reisender, die blos den Zweck
+haben, durch das Land zu marschieren, in demselben aber keinerlei
+Hoheitsrechte auszuüben. Für solche Expeditionen kann man sagen, daß
+je klarer den Eingeborenen das friedliche Ziel derselben vor Augen
+tritt, desto leichter das Vorwärtskommen der Expedition sein wird. Es
+kommt also oft vor, daß das Mitnehmen von einer geringen Menge von
+Soldaten oder überhaupt gar keiner Soldaten die Expedition ungemein
+erleichtert. So ist es auch erklärlich, daß Missions-Expeditionen und
+wissenschaftliche Expeditionen mit viel geringeren Mitteln als die
+Expeditionen unserer Schutztruppe ausgeführt werden können, da deren
+friedliche Bestrebungen im allgemeinen bekannt sind, wenngleich auch
+hier natürlich Ausnahmen von der Regel vorkommen. Denn auch solche
+Expeditionen leiden zuweilen unter der Raubsucht einzelner Häuptlinge
+oder deren Rachgier für irgend welche früheren Ereignisse.
+
+Befassen wir uns hier indes nur mit den Expeditionen, wie sie von
+Seiten der Schutztruppe häufig nötig werden. Die Expeditionen
+richten sich zum Teil gegen Völkerstämme, die mit Gewehren, bei
+Beginn der Niederwerfung des Aufstandes sogar mit allen möglichen
+Hinterladergewehren und deren Munition reichlich versehen sind, zum
+Teil gegen Stämme, welche nur die einheimischen Waffen führen. Diese
+Waffen sind entweder Speere, nämlich ein großer Stoßspeer und mehrere
+kleine Wurfspeere, oder Bogen und Pfeile nebst Keulen, zuweilen beide
+Arten der Bewaffnung bei demselben Gegner, aber nie in der Hand eines
+Einzelnen vereinigt.
+
+Es wird häufig angenommen, daß allein die Bewaffnung unserer Gegner mit
+Gewehren für uns nachteilig sei. Dies ist nicht immer der Fall, denn
+gerade die ausschließlich mit Speeren kämpfenden Völkerstämme sind in
+ganz Ostafrika unter den Eingeborenen die bei weitem gefürchtetsten.
+Sie verlassen sich nicht, wie die übrigen Eingeborenen, auf die
+Überlegenheit der Feuerwaffen, sondern ganz allein auf die Wucht ihres
+Angriffs und die Überlegenheit ihrer im Nahkampfe hervortretenden
+Persönlichkeit, wie sie auch stets durch größeren Mut vor andern
+Völkerstämmen ausgezeichnet sind. Auch sind gerade diese Stämme
+diejenigen, welche durch die Benutzung von Hinterhalten, durch
+Überfälle jeder Art bei Tag und bei Nacht, ihrem Gegner gefährlich
+zu werden suchen, und welche die größten Marsch- und sonstigen
+körperlichen Leistungen verrichten.
+
+Es soll damit nicht gesagt sein, daß es unter den Gewehrkriegern nicht
+auch vorzüglich organisierte Scharen gäbe. Solche sind z. B. im Süden
+die Wahiyao Maschembas und andere, die während des Aufstandes durch die
+fortwährenden Kämpfe mit uns klug geworden sind und namentlich, wie
+früher Bana Heri mit seinen Leuten, die Ausnutzung des Terrains uns
+gegenüber gelernt haben. Sie haben mit der Zeit erfahren, daß sie auch
+in gut befestigten Stellungen uns auf die Dauer nicht zu widerstehen
+vermögen, sondern daß ihre Stärke uns gegenüber gerade der dichte
+afrikanische Busch ist. In diesem Busch liegt für uns die Hauptgefahr,
+wofern er nicht überall so undurchdringlich ist, daß auch unsern
+leichter beweglichen Gegnern die Benutzung desselben zu unserm Nachteil
+unmöglich gemacht wird. Auf den Märschen unserer Expeditionen können
+ja bekanntlich nur die schmalen Fußstege benutzt werden, von denen die
+hauptsächlichsten die Karawanenstraßen sind.
+
+Das Terrain zu den Seiten dieser Wege ist je nach der Jahreszeit und
+der Örtlichkeit mit mehr oder weniger hohem und dichtem, trocknem oder
+grünem, zuweilen doppelt mannshohem Grase bewachsen, teils von dem
+afrikanischen Busch durchzogen, mit Mimosen und Lianen bestanden, und
+bietet so ein recht bedeutendes Bewegungshindernis wenigstens für uns
+und für unsere mit Gepäck versehenen, mit Munition, Ausrüstungs- und
+Montierungsstücken belasteten Soldaten.
+
+Eine andere Art der Bewachsung, wie solche sich fast überall
+im nördlichen Mahenge, in Uhehe, Ugogo und im größten Teil des
+Hinterlandes unseres südlichen Küstengebietes befindet, besteht aus
+völlig undurchdringlichem Dickicht. Zuweilen sind dann selbst die
+schmalen Fußpfade sehr schwer, besonders von Lastträgern, zu passieren.
+Man muß sich ohne Gepäck entweder bücken, oder sogar kriechen, nur
+um überhaupt fortzukommen. Die Fußpfade schlängeln sich von rechts
+nach links, vorwärts und wieder rückwärts, so daß es in solchem
+Terrain ungeheuer schwer ist, nur die allgemeine Marschrichtung
+im Auge zu behalten. Hier ist eine Sicherung natürlich gänzlich
+ausgeschlossen; doch bietet uns da die Eigenart des Terrains selbst
+einen natürlichen Schutz. Von speerkämpfenden Stämmen droht uns auf
+dem Marsche durch solches Gebiet keine Gefahr, unter Umständen
+dagegen von Büchsenkämpfern. Diesen ist natürlich immer ihr Land mit
+allen seinen Seitenpfaden besser bekannt als uns, sie können etwaige
+in diesem Terrain vorhandene Blößen geschickt benutzen, wie sie dies
+auch thatsächlich verstanden haben. Sie setzten des öfteren durch ein
+plötzliches, unerwartetes Schnellfeuer die Truppe in Verwirrung und
+brachten ihr Verluste bei.
+
+Auf solchen sich lang hinziehenden Märschen hat der Führer selbst wenig
+Gelegenheit und Möglichkeit einzugreifen, es liegt dann alles in der
+Hand der Unterführer, speziell der einzelnen Zugführer. Man wird dann
+häufig gut thun, das Feuer, wenn es kein ernstlich anhaltendes ist,
+ganz zu ignorieren, um nicht unnütz gegen einen unsichtbaren Feind
+Munition zu verschwenden; ist man indes genötigt, ein anhaltendes Feuer
+zu erwidern, so kann gerade in solchem Terrain auf den unregelmäßig
+sich dahinziehenden Pfaden die eigene Truppe durch eine abgegebene
+Salve stark gefährdet werden. Man wird, wie erwähnt, die Marschrichtung
+in vielen Fällen nicht genau kennen, und unter Umständen einen davor
+oder dahinter marschierenden Teil der Truppe, der sich im Holze in
+einer Wegekrümmung gerade in der Schußlinie befindet, durch das
+Schießen in Gefahr bringen. Im übrigen findet eine Sicherung auf dem
+Marsch unserer Expeditionen stets durch die Voraussendung einer Spitze
+oder mehr oder minder großen Avantgarde je nach den Verhältnissen
+statt. Nach vorn ist unter allen Umständen eine Sicherung möglich.
+
+Ein weiteres bedeutendes Sicherungsmittel erblickt der Verfasser in der
+Mitnahme eines Maxim-Guns, vorausgesetzt, daß zur Bedienung desselben,
+-- welches ja für Ostafrika den entschiedenen Nachteil der Komplikation
+in seinem System hat, -- ein Techniker zur Verfügung steht. Wenn das
+Maxim-Gun ziemlich an der Tête der Kolonne, gedeckt etwa durch einen
+Trupp von 20 vor demselben marschierenden Leuten, getragen wird, so
+ist es im Augenblick zusammenzusetzen, und gestattet dann eine recht
+schnelle und intensive Feuerwirkung. Nach vorn hin auf dem einfachen
+schmalen Fußstege, wo die Entfaltung einer breiten Front unmöglich ist,
+ersetzt es reichlich die Feuerwirkung einer Kompagnie und vermag ebenso
+auch nach allen Seiten ein intensives Feuer abzugeben. Bezüglich der
+sonst mitzuführenden Artillerie schlägt der Verfasser 3,7 +cm+
+Geschütze wegen des geringen Gewichts, der Leichtigkeit des Transportes
+und der genügenden Feuerwirkung vor.
+
+Zu bedenken ist, daß bei größeren Expeditionen der Mitnahme von
+Patronen wegen der großen Zahl der erforderlichen Träger doch ein Maß
+gesetzt ist, obgleich ja unsere Soldaten je nach den Verhältnissen
+immerhin 100-150 Patronen, teils eingenäht in ihre Patronentaschen,
+teils im Tornister oder Brotbeutel bei sich tragen. Es muß einem
+leichtsinnigen Patronenverbrauch auf Expeditionen aufs entschiedenste
+vorgebeugt werden und sind die Soldaten hierin aufs Strengste zu
+kontrolieren. Eine Sicherung, wie sie von einer Seite vorgeschlagen
+worden ist: daß man in unübersichtliches coupiertes Terrain der
+Kontrolle halber Salven hereinschießen läßt, ist schon aus diesem
+Grunde ausgeschlossen.
+
+Eine weitere Sicherung wird zwar -- außer in der erwähnten dritten,
+besonders coupierten und bewachsenen Art des Terrains -- möglich,
+aber fast immer schwierig sein, nämlich eine Sicherung durch
+Seitenpatrouillen. Abseits des Weges ergeben sich für die seitlich
+detachierten Truppen oder die Seitenpatrouillen weit bedeutendere
+Hindernisse, als für das den Weg benutzende Gros. Man kommt daher, wenn
+die Seiten-Detachements oder -Patrouillen nicht seitlich hinter der
+Truppe zurückbleiben und somit ganz ihren Zweck verfehlen sollen, in
+die Notwendigkeit, das Marschtempo der Truppe bedeutend zu verkürzen.
+Hierdurch verzögert sich der Marsch einer Expedition sehr erheblich,
+das Seitendetachement wird stark ermüdet, der Marsch von Expeditionen,
+die sonst die Dauer einiger Wochen in Anspruch nehmen, erfordert
+eine unendlich längere Zeit für ihre Durchführung, und kosten die
+Expeditionen demgemäß viel mehr Geld und Anstrengung. Es ergiebt
+sich hieraus als praktisch, diese Seitensicherung in solchem Terrain
+nur dann eintreten zu lassen, wenn sie unbedingt nötig erscheint.
+Da unsere Expeditionen sich übrigens häufig durch Gegenden bewegen,
+wo man absolut vor Überfällen sicher ist, wäre es eine Zeit- und
+Geldvergeudung, mit solchen komplizierten Sicherheitsmaßregeln zu
+marschieren.
+
+Natürlich ist, besonders in Feindesland und in unsicheren Gegenden,
+jeder sich seiner Verantwortung bewußte Führer verpflichtet, alle
+möglichen Vorsichtsmaßregeln anzuwenden. Beurteilen zu können, wo und
+wann diese Vorsichtsmaßregeln nötig sind, muß unbedingt vom Führer
+einer Expedition verlangt werden. Er wird auch stets dazu in der Lage
+sein, namentlich wenn er es versteht, sich geeignete Vertrauensleute
+zu halten, welche Fühlung mit den Bewohnern der von ihm durchzogenen
+Gebiete haben. Hat der Führer solche Leute zur Hand, und das muß er
+haben, so hat er durch sie eine ganz wesentliche Garantie für die
+Sicherheit des Marsches.
+
+Eine ebenfalls große Sicherheit bieten irreguläre Truppen aus den
+Eingeborenen selbst, welche die Expedition begleiten. Solche werden
+bei den ostafrikanischen Verhältnissen, speziell bei der zwischen den
+einzelnen Stämmen bestehenden Feindschaft, in der Regel zu haben sein.
+Sie sind besonders gut am Tage zum Aufklärungs-und Patrouillendienst
+jeder Art zu verwenden, auch zu detachieren, und kommen hervorragend
+gegen die Mafiti in Betracht, welche besonders, wie schon erwähnt,
+durch ihre ungeheure Elastizität, große Beweglichkeit und ihre
+Marschleistungen uns gefährlich werden. Die Mafiti sind, soweit dem
+Verfasser bekannt ist, in Ostafrika die einzigen Krieger, welche das
+leicht bewachsene Terrain seitwärts der Wege ohne Rücksicht auf diese
+in ~breiter~ Kolonne, häufig im Laufschritt, durchschreiten und
+so in der Lage sind, plötzlich und mit großer Wucht in Frontbreite
+aufzutreten. Beim Bivouak kann eine große Zahl Irregulärer dadurch
+wesentlich zur Sicherung unseres kostbaren Soldatenmaterials beitragen,
+daß man um das in der Regel im Kreise oder sonst in einer dem
+Terrain angepaßten Form errichtete Lager der eigentlichen regulären
+Expeditionstruppen in weiterem Umkreise die irregulären ein Lager
+beziehen läßt, gewissermaßen als dichte nächste Postenkette; dieses
+Lager wird wiederum in noch weiterem Umkreise durch mehr oder weniger
+dichte Vorposten der Truppe gesichert.
+
+Das Alarmieren bei Nacht wird selbstverständlich für solche Zwecke
+besonders eingeübt. Ein Feuergefecht aus dem Lager heraus zur Nachtzeit
+ist indes, soweit angängig, zu vermeiden und namentlich nicht auf
+das Schießen ~einzelner~ Gegner, die keinen oder wenig Schaden
+anrichten, allgemein aufzunehmen.
+
+Für eine marschierende Truppe liegt ferner ein großer Nachteil in der
+Unzuverlässigkeit der angenommenen Träger, die häufig ihre Lasten
+wegwerfen und durch Flucht Unordnung und Bestürzung in die Expedition
+bringen. Bei der Notwendigkeit, häufiger Expeditionen zu unternehmen,
+würde die Ausbildung ordentlicher bewaffneter Trägerkolonnen, die auch
+zugleich als Arbeiter auf den Stationen dienen könnten, nützlich sein.
+
+Ein von Herrn von Zelewski gemachter Versuch, die Träger zum Teil
+wenigstens durch Lasttiere zu ersetzen, nämlich für den Transport
+des für Kriegszwecke notwendigsten Materiales an Geschützteilen und
+Munition für die Geschütze, das Maxim-Gun und Gewehrmunition, ist als
+gescheitert zu betrachten. Zwar kann man rechnen, daß ein Esel zwei
+Trägerlasten bei entsprechender praktischer Verpackung auf sich nimmt,
+doch erfordern, wenn die Expedition nicht gar zu sehr aufgehalten und
+die Ordnung gewahrt sein soll, immerhin zwei Esel einen Treiber, und
+erweist sich, wie man bei der Zelewskischen Katastrophe gesehen hat, im
+kritischen Moment diese Art als unpraktisch, da die Tiere scheu werden,
+durcheinander rennen und Unordnung in die Kolonne bringen. --
+
+Es mögen nun noch die anderen unter dem Gouvernement im Jahre 1891
+unternommenen Expeditionen kurz Erwähnung finden.
+
+Im nördlichen Nguru vorgekommene Unruhen und Belästigungen der
+Eingeborenen durch Wakuafi und Massai machten ein Einschreiten von
+unserer Seite notwendig. Der Verfasser unternahm daher im Juni vorigen
+Jahres, da das in Frage kommende Gebiet zum Hinterlande seines Bezirkes
+gehörte, eine Expedition durch Usegua, Nguru und Usagara, durch welche
+es gelang, ein vollkommen friedliches Verhältnis mit den Eingeborenen
+herzustellen und auch die räuberischen Wakuafi zur Vernunft zu
+bringen. Ebenso wurde die vorher bedroht erscheinende französische
+Missionsstation in Nguru, Mhonda, vollkommen sicher gestellt.
+
+Nicht von geringem Nutzen war bei dieser Expedition die Hülfe Bana
+Heris, dessen Einfluß auf die Eingeborenen sich der Verfasser zu
+nutze gemacht hatte, und dessen Sohn Abdallah ebenso wie der des
+öfteren erwähnte Jumbe Makanda von Bagamoyo auf der Expedition
+mitgenommen wurden. Der früher bereits öfters angeführte Jehasi war
+bei den Streitigkeiten der Wanguru mit den Wakuafi bei Einnahme einer
+Wakuafi-Tembe gefallen.
+
+Bereits im Juli war der Verfasser von dieser Expedition nach Bagamoyo
+zurückgekehrt und führte in dieser Zeit teils die Bezirksgeschäfte
+in Bagamoyo, teils vertrat er den auf der Wahehe-Expedition sich
+befindenden Kommandeur v. Zelewski in Daressalam. Da machte sich durch
+inzwischen erfolgte Einfälle der nördlichen Mafiti nach Usaramo die
+Unternehmung einer Expedition gegen diese zur Sicherung der gefährdeten
+Wasaramo notwendig. Alle an der Küste noch disponiblen Truppen wurden
+vereinigt, die vom Kommandeur zurückgeschickte Zulu-Kompagnie, sowie
+aus Pangani, Bagamoyo und Daressalam herausgenommene Truppen wurden
+in Bagamoyo als Expeditionskorps zusammengezogen, und der Verfasser
+unternahm mit den Offizieren, Kompagnieführer End und Lieutenant
+Prince, wie dem Arzt +Dr.+ Kanzki die erwähnte Expedition.
+Dieselbe durchzog zunächst Usaramo in südwestlicher Richtung nach
+Tununguo hin, wo fast alle Dörfer aus Furcht vor den Mafiti verlassen
+waren, außerdem beredte Zeugnisse für die Grausamkeiten der Mafiti, wie
+sie in diesem Buche gelegentlich der Erwähnung des Mafiti-Einfalls im
+Jahre 1889 bereits geschildert sind, gefunden wurden. Sodann wurde der
+Kingani bei Mafiti überschritten und nach der Missions-Station Tununguo
+marschiert. Von dort aus richtete sich der Marsch direkt ins Land der
+nördlichen Mahenge, welche große Komplexe von Kutu occupiert haben und
+die Wakutu in großer Abhängigkeit von sich halten. Die Bestrafung der
+Mafiti war für die Expedition nicht so bequem wie vor zwei Jahren, wo
+das Eingreifen Gravenreuths nur 5 Stunden von Bagamoyo nothwendig war.
+In ihrem Lande wurden die Mafiti nur im Dorfe Korongo angetroffen,
+doch räumten sie auch diesen Ort nach dem vollständig überraschenden
+Eintreffen der Expedition bald nach Eröffnung des Feuers. Im übrigen
+zogen es die Mafiti vor, uns überall auszuweichen. Für die Expedition
+lag die Gefahr nahe, daß das ungemein coupierte, für uns selbst auf den
+schmalen Fußstegen nur schwer zu passierende Terrain von den gewandten
+leichtfüßigen Mafitis zu einem Überfall gegen uns benutzt werden
+könnte. Wir mußten uns daher, so gut es ging, gegen Überraschungen
+sichern.
+
+In Hongo fanden wir eine Anzahl der von den Mafiti gefangenen Wasaramo
+noch vor und setzten dieselben in Freiheit. Im übrigen beschränkte sich
+der Verfasser darauf, den Mahenge in ihrem Lande, wo sie ebenfalls
+überall zurückwichen, die einzig mögliche Strafe zu teil werden zu
+lassen, nämlich sie an ihrem Hab und Gut nach Kräften zu schädigen.
+Es wurden alle Ortschaften niedergebrannt, die überaus reichlich
+daselbst vorgefundenen Vorräte, soweit wir sie nicht aufbrauchen und
+mit uns führen konnten, den Flammen preisgegeben, und die reichen,
+wohlbestellten Felder der Eingeborenen, soweit es in der kurzen Zeit
+möglich war, durch uns und die eingeborenen Hülfsvölker, -- welche
+besonders der Häuptling Kingo von Morogro und einzelne andere mächtige
+Häuptlinge in der Zahl von mehreren Hundert Mann der Expedition
+gestellt hatten, -- verwüstet.
+
+Diese grausame Art der Bestrafung ist bei eingeborenen Gegnern, die
+man auf andere Weise nicht fassen kann, leider notwendig, und sie ist
+den Eingeborenen auf die Dauer fühlbarer, als selbst erhebliche, ihnen
+im offenen Kampfe beigebrachte Verluste an Menschenleben, die sie mit
+der Zeit viel eher verschmerzen. Aber auch der Vermögensverlust übt
+einen sehr lange anhaltenden Einfluß bei einem so gewohnheitsmäßigen
+Räubergesindel, wie die Mafiti sind, nicht aus. Es wurde daher vom
+Verfasser bereits als wirksames Mittel die Anlage einer Station in der
+Landschaft Kisaki vorgeschlagen, die jetzt in Angriff genommen ist.
+
+Es sei hier bemerkt, daß vielleicht in späterer Zeit gerade das
+jetzt verrufene Mafitiland für unsere Kolonie eine größere Rolle
+spielen wird. Wir haben im Kutuland einen der fruchtbarsten und
+bestbewässertsten Distrikte unseres Gebietes, der in jeder Hinsicht
+die reichsten Ernten liefert. Dann aber lehnen sich hier die
+Sedimentärformationen an den Gneis der Uruguruberge an. Dort ist
+nach dem Urteil des Herrn +Dr.+ Lieder, der einen großen Teil
+der Gebiete Deutsch-Ostafrikas geologisch erforscht hat und den der
+Verfasser damals in Uruguru (Teil von Kutu, an das Mafitiland grenzend)
+traf, das Vorkommen von nutzbaren Mineralien im höchsten Grade
+wahrscheinlich, deren Transport zur Küste keine Schwierigkeiten machen
+würde. --
+
+Von der Expedition nach Bagamoyo zurückgekehrt, erfuhr der Verfasser
+die Trauernachricht von der Katastrophe in Uhehe. Abgesehen von einer
+nach der Katastrophe abgesandten Rekognoszierungs-Expedition nach
+Mpapua unter Lieutenant Prince fanden keine weiteren Expeditionen der
+Schutztruppe ins Innere im Bezirk von Bagamoyo und den weiter südlichen
+Bezirken statt, im Hinterland von Tanga dagegen wurde das Einschreiten
+des Bezirkshauptmanns Krenzler durch eine unter den Wadigo vorgekommene
+Erhebung notwendig.
+
+Gerade der Umstand, daß unter einem bisher so wenig kriegerischen,
+geradezu für erbärmlich geltenden Stamme, wie die Wadigo, eine Erhebung
+gegen die deutsche Herrschaft vorgekommen war, war kein günstiges
+Zeichen und machte ein schleuniges Einschreiten notwendig. Die erste
+zu diesem Zweck vom Bezirkshauptmann Krenzler unternommene Expedition
+verlief ungünstig, da sich die Expedition wieder nach der Station Tanga
+zurückziehen mußte. Eine zweite stärkere, ebenfalls von dem bald darauf
+am perniziösen Fieber verstorbenen, um die Entwickelung von Tanga
+hoch verdienten Hauptmann Krenzler geführte Expedition bewirkte die
+Wiederunterwerfung der Wadigo.
+
+Andere Kämpfe hatte am Kilimandscharo der dortige Reichskommissar
+zur Verfügung des Gouverneurs, +Dr.+ Karl Peters, der als
+Wirkungskreis das Kilimandscharo-Gebiet erhalten hatte, zu bestehen.
+Nachdem Peters zunächst die Station Moschi mit der 9. Kompagnie der
+Schutztruppe unter Kompagnieführer Johannes erreicht hatte, ging er
+von dort aus weiter nach Osten, um hier eine neue nach seiner Ansicht
+notwendigere Stations-Anlage zu schaffen. Hierfür wurde Marangu, der
+Sitz des unbedeutenden Sultans Mareale, ausgesucht und der daselbst
+von Peters gegründeten Station der Name Kilimandscharo-Station
+beigelegt. Bei einer von dort mit einem Teil der Besatzungs-Kompagnie
+gegen die Warombo unternommenen Expedition fiel der Sergeant Schubert
+von der Schutztruppe, doch gelang es Peters, den Stamm, der sich nicht
+unterwerfen wollte, zu strafen und unter die deutsche Herrschaft zu
+bringen. -- In späterer Zeit fand +Dr.+ Peters Verwendung als
+deutscher Kommissar bei der an unserer nördlichen Grenze vorgenommenen
+Grenzregulierung gegen das englische Gebiet.
+
+Nach der Katastrophe in Uhehe und der Rückkehr der Reste der
+Expedition unter Tettenborn war durch die großen Verluste der
+Schutztruppe eine vorläufige Umänderung in der Organisation derselben
+geboten. Auf telegraphischem Wege gelangte eine Allerhöchste
+Kabinets-Ordre nach Ostafrika, nach welcher der Gouverneur zugleich
+das Kommando der Schutztruppe bis auf weiteres übernehmen sollte.
+Da der Gouverneur jedoch nicht selbst Offizier war und daher eines
+sachkundigen Beistandes bedurfte, wählte er hierzu den Verfasser, der
+als militärischer Beirat nach Daressalam überzusiedeln hatte. Die
+Maßregeln, welche vom Gouverneur teils mit, teils ohne Einverständnis
+mit dem militärischen Beirat getroffen wurden, sind mehr innerer Natur
+und bereiteten die spätere Änderung in der Organisation der Truppe
+vor. In der äußeren Organisation wurden, -- abgesehen von einer durch
+den Verfasser vorbereiteten Umgestaltung der Expeditions-Artillerie,
+die dann wieder fallen gelassen wurde, -- die Reste der 6., 7. und
+9. Kompagnie mit denen der 5., 8. und 10. vereinigt, so daß die
+Schutztruppe nur noch 7 Kompagnien aufzuweisen hatte, die durch
+Rekrutierung zu ergänzen waren. Diese Ergänzung wurde noch besonders
+nötig, da auch ein Teil der alten sudanesischen Soldaten sich entweder
+nicht mehr als dienstfähig erwies oder die Erlaubnis zur Rückkehr nach
+Egypten erbat, und da auch die Zulus erklärten, nach Ablauf ihres
+dreijährigen Kontrakt-Verhältnisses nicht mehr im Dienst bleiben zu
+wollen.
+
+Die Neuergänzungen sind von Major v. Wißmann in Egypten und
+Kompagnieführer von Perbandt um Massaua herum, endlich im Gebiet der
+Zulus von Inhambane aus vorgenommen worden, aber man erhielt nicht die
+erwünschte Zahl, da die Rekrutierung bei den Zulus, auf deren Gelingen
+man bestimmt gerechnet hatte, vollkommen scheiterte. Die Zulus, wird
+ferner gesagt, würden sich entschieden weigern, über ihre Verpflichtung
+hinaus, in der Schutztruppe zu verbleiben; es thut daher auf das
+dringendste not, sich nach anderem Material umzusehen.
+
+Sehr zu wünschen wäre die endliche definitive Herbeiführung einer
+Organisation der Artillerie, so zwar, daß unsere hiesigen Feldgeschütze
+als Positionsgeschütze auf den Küstenstationen, die 4,7 +cm+
+für die Stationen des Innern, und 3,7 cm und Maxim-Guns für die
+Expeditions-Artillerie dienen. Vor der Hand hat man darin noch gar
+keine Organisation.
+
+Der älteste Offizier der Kaiserlichen Schutztruppe, der des
+öfteren in den früheren Kapiteln erwähnt worden ist, zuletzt als
+Stellvertreter des Kaiserlichen Reichskommissars, +Dr.+ Karl
+Wilhelm Schmidt, hatte die Oberführerstelle in der Truppe, d. i. die
+zweite Stabsoffizierstelle erhalten. Man hatte in der Truppe geglaubt,
+daß entweder der Oberführer, dessen Rückkehr nach längerem Urlaub
+in Deutschland im Oktober vorigen Jahres erfolgte, zum Kommandeur
+der Kaiserlichen Schutztruppe ernannt werden, oder daß ein hierzu
+geeigneter deutscher Stabsoffizier als Kommandeur herausgesandt
+werden würde. Das letztere wäre wohl möglich gewesen, da die
+Stelle des Kommandeurs der Schutztruppe eigentlich der Hauptsache
+nach eine Verwaltungs-Stellung ist und ihm die Fürsorge für das
+Offizier-Korps obliegt. Andererseits konnte sich ja zur Ausübung des
+praktisch-afrikanischen Dienstes der Kommandeur an die erfahrenen
+Wißmannschen Offiziere halten. Die Heraussendung eines Stabsoffiziers
+hätte also, wenn man dem +Dr.+ Schmidt trotz seiner zweifellos
+auch großen militärischen Verdienste, -- wir erwähnen bloß die
+Gefangennahme Buschiris, -- das Kommando der Schutztruppe etwa
+prinzipiell nicht übertragen wollte, eine Enttäuschung im Offizierkorps
+nicht veranlaßt. Die Stelle des Verfassers als militärischer Beirat des
+Gouverneurs war von vornherein eine durchaus unhaltbare, da derselbe
+zwar mit dem Kommando der Schutztruppe im Namen des Gouverneurs
+beauftragt war, er der Anciennität nach aber im Offizier-Korps der
+Schutztruppe erst der viertälteste Offizier war. Dazu kam noch die
+Verschiedenartigkeit der Ansichten des Gouverneurs und des Verfassers.
+Der zwischen beiden hervortretende prinzipielle Gegensatz veranlaßte
+denn auch bald eine Änderung, so daß nach einem zwischen Daressalam
+und Berlin gepflogenen Depeschenwechsel der Kommandant des Kreuzers
+»Schwalbe«, Korvettenkapitän Rüdiger von dem Kommando der »Schwalbe«
+entbunden und zum Stellvertreter des Gouverneurs ernannt wurde. Von
+diesem erhielt Rüdiger insbesondere auch seine, des Gouverneurs
+Vertretung im Kommando der Schutztruppe, und die Geschäfte wurden vom
+Verfasser dem Herrn Kapitän Rüdiger übergeben. Rüdiger war zwar in
+afrikanischen Festlandsangelegenheiten gänzlich unerfahren, brachte
+aber ein großes Interesse unserer Kolonie entgegen und hat sich mit
+größtem Eifer seinem neuen Amt gewidmet.
+
+Der Verfasser, der als Beirat mit dem Gouverneur nur dann ersprießlich
+zusammenwirken konnte, wenn Übereinstimmung in den Ansichten herrschte,
+kehrte zunächst als Bezirkshauptmann nach Bagamoyo zurück, aber
+sein Gesundheits-Zustand, besonders die seit der letzten Expedition
+immer wiederkehrenden heftigen Erkrankungen an Malaria boten neben
+den inneren Gründen die äußere Veranlagung für eine zweimonatliche
+Beurlaubung nach Egypten zur Erholung. Dort angekommen wurde dem
+Verfasser nach dem Tode Gravenreuths in Kamerun die Übernahme der
+Gravenreuthschen Expedition telegraphisch angeboten. Er nahm dieselbe
+an und wurde telegraphisch nach Berlin befohlen. Hier machten jedoch
+wiederum Gesundheitsrücksichten seine Abreise nach Kamerun unmöglich,
+sodaß der ebenfalls nach Deutschland beurlaubte Kompagnie-Führer Ramsay
+die Führung der Expedition erhielt, während der Verfasser im Februar
+1892 nach Ablauf seines Kommandos bei der Schutztruppe auf den beim
+Reichskanzler eingebrachten Antrag des Gouverneurs aus der Schutztruppe
+ausschied.
+
+Das letzte Jahr riß auch außerdem große Lücken in den Reihen der
+früheren Offiziere Wißmanns; von den im Frühjahr 1889 herausgegangenen
+Offizieren gehören zur Zeit nur noch folgende Herren der Schutztruppe
+an:
+
+ Frhr. v. Eberstein, Leue, Johannes, von Perbandt, von Sivers (dieser
+ war als Fachmann unter Wißmann stets nur zur See verwandt worden);
+ von den später eingetretenen Offizieren der früheren Wißmannschen
+ Schutztruppe sind noch im Verbande der Kaiserlichen Schutztruppe die
+ Herren Fischer, Langheld, Herrmann, Scherner, Podlech, von Elpons,
+ Prince.
+
+Von den Ressortchefs ist einer an der Spitze seines Ressorts
+verblieben, Oberarzt +Dr.+ Becker, der Chef des Sanitätswesens in
+Ostafrika.
+
+Die Oberführerstelle in der Kaiserlichen Schutztruppe ist in neuerer
+Zeit auf den seit einem Jahr in Ostafrika an anderer Stelle thätig
+gewesenen Major Frhr. v. Manteuffel übergegangen.
+
+Es mögen noch die Veränderungen in der Organisation der Schutztruppe
+Erwähnung finden, welche innerhalb der letzten Zeit stattgefunden haben
+und mit dem 1. März in Kraft traten.
+
+Die Kaiserliche Schutztruppe wurde in die eigentliche Schutztruppe
+und eine Polizeitruppe geteilt, von denen die erstere zur Besetzung
+der Stationen im Innern und zur Begründung neuer Stationen, ferner zu
+Expeditionszwecken, die letztere zur Besetzung und Aufrechterhaltung
+der Ordnung an der Küste dient.
+
+Der Etat für die Kaiserliche Schutztruppe bezog sich nicht auf diese
+allein, sondern auch auf die Polizeitruppe, einschließlich des
+europäischen Personals derselben, soweit dies aus der Kaiserlichen
+Schutztruppe entnommen war. Die Stärke der Polizeitruppe, deren
+Mannschaften aus der Kaiserlichen Schutztruppe entnommen wurden,
+betrug 405 Mann, die sich auf die Bezirke nunmehr in folgender Weise
+verteilten: Bezirksamt Tanga mit dem Bezirks-Nebenamt Pangani 100
+Mann; Bagamoyo, dessen Nebenamt Sadani in gleicher Weise wie im Süden
+Mikindani vom Gouverneur aufgehoben und in eine einfache Zollstation
+verwandelt war, 95; Daressalam 45; Kilwa 85; Mgau 80 Mann.
+
+Die den Bezirksämtern vorstehenden Bezirkshauptleute und der Vorsteher
+des Nebenamtes Pangani sollten ursprünglich aus dem Offizierbestande
+der kaiserlichen Schutztruppe entnommen werden und ebenso wie die
+ihnen beigegebenen europäischen Unteroffiziere als zur Übernahme
+einer Zivilstelle abkommandierte Militärpersonen gelten. Sie sollten
+in disciplinarer Beziehung aus dem militärischen Befehlsbereich der
+kaiserlichen Schutztruppe ausscheiden und allein dem kaiserlichen
+Gouverneur unterstehen. Diese Anordnung ist zweifellos als ein
+Fortschritt zu bezeichnen, da hiermit der vorher erwähnte Mißstand der
+doppelten Unterordnung derselben Personen wenigstens in den meisten
+Beziehungen aufhört.
+
+Für notwendige kriegerische Operationen an der Küste, für die
+die Polizeitruppe zu schwach ist, wurden Bestimmungen über das
+Zusammenarbeiten der kaiserlichen Schutztruppe und der Polizeitruppe
+getroffen. Aber gerade wegen der zur Zeit noch lange nicht genügenden
+Stabilität in den ostafrikanischen Verhältnissen, selbst an der Küste,
+erscheint dem Verfasser eine derartige Vermischung der civilen mit der
+militärischen Ordnung noch verfrüht. Gewiß würde eine rein militärische
+Organisation vorzuziehen sein, wie sie zu Wißmanns Zeiten bestand, wo
+allerdings nicht nur gediente Militärs, sondern auch örtlich erfahrene,
+brauchbare Personen als Offiziere, Unteroffiziere und Beamte in die
+Schutztruppe eingestellt wurden. Letzteres mag den für eine kaiserliche
+Truppe geltenden Normen widersprechen, aber es ist in Ostafrika, wo
+außergewöhnliche Verhältnisse herrschen, zur Zeit angebracht.
+
+Die eigentliche Schutztruppe wurde durch die erwähnte Verfügung nach
+Ausscheidung der Polizeitruppe in 6 Kompagnien eingeteilt, hierunter
+2 Zulukompagnien (die Entladung sämtlicher Zulus nach Ablauf ihres
+Kontraktes steht wohl nahe bevor) und 4 Sudanesen-Kompagnien. In die
+letzteren wurden zum Teil auch eingeborene Soldaten mit eingestellt.
+Die erste dieser Sudanesen-Kompagnien dient für die Besatzung des
+Kilimandscharo-Gebietes und der nördlichen Karawanenstraße bis
+Masinde. Diese Kompagnie soll eine neue Station bei Gonja begründen
+und das Gros derselben soll daselbst garnisoniert werden. Die zweite
+Kompagnie hat ihren Stamm in Bagamoyo und giebt die Besatzung für
+Tabora und die Stationen am Viktoriasee ab. Die erwähnten Stationen
+des Innern sollten sich nebenbei durch Anwerbung von Eingeborenen
+verstärken. Die dritte Kompagnie (Zulukompagnie) dient für die
+Besatzung der neu begründeten Station Kilossa und der Station Mpapua
+mit dem Stabe in Kilossa; die vierte Kompagnie (Sudanesen-Kompagnie)
+besetzt die neubegründete Station Kisaki; die fünfte Kompagnie dient
+als Bereitschafts-Kompagnie für den Süden mit dem Stabsquartier in
+Kilwa und einem Unteroffizier-Posten in Lindi; die sechste Kompagnie
+(Zulukompagnie) als Bereitschafts-Kompagnie im Norden mit dem
+Stabsquartier in Daressalam.
+
+Ferner sind noch 50 Mann der Schutztruppe unter Lieutenant Graf von
+Hessenstein nach Ugogo abmarschiert, um dort am Sitz des Oberhäuptlings
+eine Station zu gründen; von Kilossa und Kisaki aus will man noch
+Nebenstationen begründen. Die Besetzung resp. die Neubesetzung von
+Stationen im Innern ist, zunächst im allgemeinen betrachtet, sehr
+erwünscht und trägt, wenn die Stationen stark besetzt sind, einem
+entschiedenen Bedürfnis Rechnung. Die Stationen sind an grade für den
+Verkehr höchst wichtigen Plätze angelegt und dienen, -- aber immer
+unter der Voraussetzung, daß sie genügend stark sind, -- alsdann gegen
+die erfahrungsgemäß fast alljährlich wiederkehrenden kriegerischen
+Einfälle der Räuberstämme.
+
+Trotzdem erscheint uns unter den bestehenden Verhältnissen diese
+Verteilung der Schutztruppe und die Begründung so vieler Stationen im
+Innern zur Zeit nicht angebracht; denn durch die Einrichtung eines
+Stationsgürtels im Innern ist allerdings der Lieblingsgedanke des
+Gouverneurs, die Schutztruppe nach Möglichkeit von sich zu entfernen,
+durchgeführt worden, aber man ist nicht mehr so wie früher in der Lage,
+ein starkes Expeditionskorps schnell zu formieren, um es an bedrohter
+Stelle einzusetzen.
+
+Der Gouverneur von Soden ist der Ansicht, daß 4 Kompagnien farbiger
+Soldaten, die auf einzelne Plätze des Innern verteilt sind, eine
+Macht darstellen, welche die über 90 deutsche Meilen lange Küste oder
+wenigstens deren nördliche Hälfte sichern kann. Die älteren Offiziere
+der Schutztruppe haben sich bewogen gefühlt, auf die Gefahr einer
+solchen Zersplitterung der Kräfte, wie sie das neue System mit sich
+brachte, hinzuweisen, doch ihre Bedenken sind ungehört geblieben; im
+Gegenteil, man dürfte es ihnen zum Teil vielleicht verargt haben und
+sie es haben empfinden lassen, daß sie als subalterne Offiziere ihre
+Überzeugung frei ausgesprochen haben, im Interesse einer Sache, für die
+sie Leben und Gesundheit einsetzten.
+
+Bei der geringen Stärke der Besatzungen unserer neuangelegten
+Stationen reicht die Macht derselben, gerade wenn man den Charakter
+der Mafiti- und Massai-Stämme in Rechnung zieht, nicht weit. Wenn
+wir Kisaki als Beispiel nehmen, so kann im günstigen Falle durch
+diese Station die östlich gelegene Missionsstation Tununguo, auch
+allenfalls die Karawanenstraße am Gerengere gesichert werden. Doch
+sind immerhin noch Einfälle der Mafiti von der andern Rufidji-Seite
+her ins südliche Usaramo möglich, von wo aus sie weiter nach der
+Küste hin vordringen können. Ähnlich liegen die Verhältnisse bei den
+andern Stationen in Kilossa und am Kilimandscharo, und dann ist, wenn
+Beunruhigungen an der Küste durch die erwähnten Stämme in größerem
+Maße stattfinden, das zur Verfügung stehende Expeditionskorps aus den
+beiden Bereitschafts-Kompagnien unter Umständen viel zu schwach, um
+namentlich, wenn es sich um ein Eingreifen in entferntere Gegenden
+handelt, mit Nachdruck aufzutreten; auch sind ja Niederlagen im
+Innern gerade bei der schwachen Besatzung der Stationen nicht
+ausgeschlossen; und jede etwaige Niederlage erfordert einen ganz
+bedeutenden Mehraufwand an Kräften, um sie wieder wett zu machen. Das
+Zusammenbringen eines starken Expeditionskorps wird nach der jetzigen
+Dislokation der Schutztruppe ohne totale Entblößung der Küste und der
+erreichbaren Stationen nicht möglich sein.
+
+Die neue Dislokation der Truppen hätte der Ansicht des Verfassers nach
+zur Vorbedingung eine Vermehrung der Schutztruppe um mehrere hundert
+Soldaten haben müssen; dann allerdings hätte man die Neuordnung mit
+Freuden als großen Fortschritt begrüßen können, wie ja auch -- aber
+immer unter dieser Voraussetzung -- von uns die Begründung mehrerer
+Stationen gewünscht worden war.
+
+In den Bestimmungen über die Polizeitruppe ist vorgesehen, daß
+die Bezirks-Hauptleute dem Etat an Offizieren der Kaiserlichen
+Schutztruppe entnommen werden sollen. In Wirklichkeit scheint indes
+der jetzige Gouverneur danach zu streben, diese Posten allmählich
+mit Juristen zu besetzen. Darauf weist die Verwendung des Kanzlers
+als Bezirkshauptmann des durch seinen Handel und Verkehr wichtigsten
+Küstenplatzes Bagamoyo hin, ebenso die im letzten halben Jahr nach
+Ostafrika erfolgte Heraussendung von Juristen. Eine solche Maßnahme
+kann dem Verfasser bei der wie gesagt noch nicht genügend erscheinenden
+Stabilität der Verhältnisse nur als unzeitgemäß erscheinen. Etwas
+anders ist es, wenn sich die eingeborene Bevölkerung etwas mehr an
+die seit vorigem Jahre erfolgte Neuordnung der Dinge in Ostafrika
+gewöhnt haben wird. Aber auch dann müssen die Juristen an Ort und
+Stelle praktischer erzogen werden, wie es bis jetzt geschieht, wo
+sie zum Teil mit ziemlich bedeutenden gesellschaftlichen Ansprüchen
+nach Ostafrika hinkommen und dort lediglich mit ihrer Kenntnis
+der Jurisprudenz und mit dem Strafgesetzbuch alle Schwierigkeiten
+bewältigen zu können glauben. Giebt man ihnen Gelegenheit, unter einem
+erfahrenen Stationschef in jeder Weise thätig zu sein und mit den
+Eingeborenen in Fühlung zu bleiben, überträgt man ihnen z. B. auf den
+großen Handelsplätzen, wie Bagamoyo, die Kontrolle bei den Karawanen,
+die bisher von vielen der Herren nur zum Zweck der Bereicherung ihrer
+ethnographischen Sammlungen betrachtet wurden und mit denen von
+einzelnen nur ein Verkehr vom Standpunkt der vornehmen Überlegenheit
+gepflogen wurde, so wird, wenn hierdurch die Neulinge Gelegenheit
+haben, auch die örtlichen Verhältnisse besser kennen zu lernen, die
+gewonnene Kenntnis der Volksanschauung im Verein mit ihrer Fachbildung
+sie zu äußerst wertvollen Beamten machen.
+
+Ähnliches ist, nebenbei bemerkt, über die Ausbildung der neu nach
+Ostafrika gesandten Offiziere zu sagen. Je mehr diesen Gelegenheit
+geboten wird, möglichst mit der Bevölkerung dienstlich in Berührung
+zu kommen (Beiwohnen beim Schauri, Beaufsichtigung der Karawanen,
+Überwachung des Arbeitsdienstes, wie besonders Anlage neuer Stationen,
+Verkehr auf Expeditionen), besonders wenn sie selbst schaffend thätig
+sein können und nicht nur schablonenmäßig die Truppe in einer fertigen
+Station exerzieren, desto mehr werden sie nicht nur in militärischer
+Hinsicht, sondern auch im allgemeinen brauchbare Beamte werden,
+man kann sagen um so mehr, in je unfertigeren Verhältnissen sie in
+Ostafrika aufgewachsen sind.
+
+Die übrigen im Laufe des vergangenen Jahres von Herrn v. Soden
+getroffenen Maßnahmen beziehen sich zunächst auf die Verlegung des
+Schwerpunktes der Regierung von Bagamoyo nach Daressalam. Begründet war
+dies durch die äußerst ungünstige Rhede von Bagamoyo, wo ein Anlaufen
+der Hauptdampfer ausgeschlossen war.
+
+Es war in der letzten Zeit von Wißmann das Auskunftsmittel gewählt
+worden, Bagamoyo als Hauptsitz des Kommissariats zu halten, dagegen
+Daressalam als Hauptdepot und als Hauptplatz für die Flottille zu
+belassen. Wißmann selbst hatte deswegen den Schwerpunkt nach Bagamoyo
+verlegt, weil er, nachdem wir leider auf Sansibar verzichten mußten,
+von Bagamoyo aus noch am besten die Verhältnisse in der Hand behalten
+konnte. Hier laufen ja von den beiden großen Seen, vom Nyanza und
+dem Tanganjika, sowie aus dem Hinterlande unseres Gebietes alle Fäden
+zusammen, hier stand also der Reichskommissar persönlich mitten im
+gesamten afrikanischen Verkehr, wie er in gleichem Maße an keinem
+andern Platze der gesamten Ostküste Afrikas stattfindet. Der Ansicht
+des Verfassers nach ist es notwendig, in Bagamoyo zu residieren, wenn
+man den Schwerpunkt seiner Aufgabe in der Kolonie selbst sucht.
+
+Wenn man hingegen meint, der Verbindung nach Europa, dem Verkehr mit
+der deutschen vorgesetzten Behörde die größere Rücksicht schuldig zu
+sein, dann ist allerdings wegen der regen Verbindung mit der Heimat
+Daressalam der rechte Platz, und liegt dann naturgemäß die Handhabung
+des Verkehrs mit dem Innern in den Händen des Bezirks-Hauptmanns von
+Bagamoyo. Daß nun gerade das letztere der Gouverneur nicht wünschte,
+sondern daß er sich alle mögliche Mühe gab, den Verkehr nach Daressalam
+zu ziehen auf Kosten von Bagamoyo, um als äußerst rühriger, thätiger
+Mann, der er ist, selbst alles in die Hand zu bekommen, ist ja
+begreiflich, aber unpraktisch. Der inner-afrikanische Verkehr kann
+nach Daressalam nur auf zweierlei Weise gezogen werden: entweder durch
+Einrichtung eines direkten Verkehrsweges von Daressalam bis weit ins
+Innere hinein, wie wir in einem der früheren Kapitel erwähnten, oder
+durch Gewalt. Ob letztere, selbst den Fall angenommen, daß wir immer
+in der Lage wären, sie faktisch anwenden zu können, ratsam ist und
+nicht vielleicht dazu dient, den Verkehr von unserer Küste überhaupt
+abzulenken, erscheint zum mindesten recht zweifelhaft.
+
+Solche kleinen Abstecher, wie sie der Gouverneur z. B. voriges Jahr in
+das für den Verkehr höchst unbedeutende Usaramo mit seinen geradezu
+erbärmlichen Bewohnern, den Wasaramo, gemacht hat, einige Meilen weit
+bis an den Kingani, können hierfür nicht das geringste zu Wege bringen.
+Sie geben nur falsche Vorstellungen in Europa, besonders wenn lange, im
+Mißverhältnis zur Wichtigkeit stehende Berichte darüber veröffentlicht
+werden, fördern den Verkehr jedoch nicht im mindesten. So lange die
+Inder entweder in Bagamoyo, oder wie es meistens der Fall ist, in
+Sansibar selbst den Handel mit den Karawanen in der Hand haben, sind
+die Leute auf Bagamoyo angewiesen, von wo aus die Verschiffung ihrer
+Waren auf der allerdings miserablen, aber für den Dhau-Verkehr wegen
+der geringen Entfernung von Sansibar höchst bequemen Rhede vorteilhaft
+ist.
+
+Auch die in den letzten Monaten viel erwähnte, angeblich vom Gouverneur
+erst geschaffene Postverbindung von Daressalam nach dem Innern erweckt
+hier in der Heimat falsche Vorstellungen. Eine Postverbindung hat auch
+früher meistens, in den letzten Jahren immer, bestanden. Entweder die
+französische Mission zu Bagamoyo oder der Inder Sewa Hadji beförderten
+die Postsachen in regelmäßigen Zeiträumen nach dem Innern, oder es war
+wie in den letzten Jahren Aufgabe des Bezirkshauptmanns von Bagamoyo,
+einen regelmäßigen Postverkehr aufrecht zu erhalten. Der letztere hatte
+hierzu in Bagamoyo die beste Gelegenheit, da eben hier, wie erwähnt,
+alle Karawanen hinkamen und so wie so ein lebhafter Verkehr zwischen
+diesem Küstenplatz und dem Innern bestand. Jetzt ist die Besorgung der
+Posten einer ziemlich neuen Firma in Daressalam übertragen. Aber die
+Angestellten dieser Firma haben nicht die Beziehungen zu den Leuten,
+wie sie z. B. die französische Mission und die dortigen Inder, oder wie
+sie in erster Linie der Bezirkshauptmann von Bagamoyo hat. Es sind also
+in die Zuverlässigkeit dieser Art der Postverbindung starke Zweifel zu
+setzen. Der Umstand, daß die Briefträger uniformiert und so äußerlich
+kenntlich sein sollen, thut wenig zur Sache, ist unter Umständen sogar,
+wenn, wie häufig, im Innern nicht überall völlige Ruhe herrscht,
+nachteilig.
+
+Besondere Erwähnung mag noch die rege, in Daressalam seit Einrichtung
+des Gouvernements naturgemäß entfaltete Bauthätigkeit finden, durch
+die, wie durch eine für diesen Platz vom Gouverneur vorgeschriebene
+Bauordnung Daressalam auch äußerlich ein gutes Aussehen erlangt
+hat. Man kann sagen, der Ort macht heute den Eindruck einer kleinen
+europäischen Villenstadt.
+
+Auf eine Reihe von Erlassen des Kaiserlichen Gouverneurs muß fernerhin
+an dieser Stelle hingedeutet werden, welche den löblichen Zweck
+hatten, die Einnahmen der Kolonie zu vermehren. Neben der Übernahme
+des Zolles, der aus den Händen der ostafrikanischen Gesellschaft an
+das Gouvernement überging, und der natürlich nach wie vor, da ja die
+Inder, Araber und Eingeborenen daran gewöhnt sind, willig bezahlt
+wurde, den man sogar leicht, ohne auf großen Widerstand zu stoßen,
+zum Zwecke der Vermehrung der Einnahmen hätte erhöhen können, waren
+es Steuer-Verordnungen, die der Gouverneur im vorigen Jahre erließ.
+Diese Verordnungen, die in großer Eile den Organen des Gouverneurs an
+den verschiedenen Küstenplätzen zu publizieren befohlen wurde, zeigten
+sich als durchaus unangebracht. Sie riefen eine große Mißstimmung unter
+der davon betroffenen Bevölkerung hervor, weil sie neben einer zu
+großen, sehr in die Augen fallenden Belastung einzelner Personen den
+bestehenden Verkehr in manchen Beziehungen bedeutend erschwerten.
+
+Die Verordnungen bezogen sich auf die Ausschreibung einer Hafengebühr
+für Dhaus, auf Einführung einer nach dem Umsatz, nicht nach dem Ertrag
+berechneten Handelssteuer, einer Schankgebühr, welche letztere wir
+allerdings als vollkommen berechtigt anerkennen möchten und einer
+Gebühr für das Schlagen von Bauhölzern. Da indes zum großen Teil diese
+Projekte als undurchführbar wieder fallen gelassen sind, so sei nicht
+weiter hierauf eingegangen. Bezüglich des Handels suchte uns der
+Kongostaat dadurch Konkurrenz zu machen, daß von seinen Beamten an
+unserer Westgrenze, Zölle für die in unser Gebiet eingeführten Waaren,
+besonders das Elfenbein, erhoben wurden. Dies machte sehr viel böses
+Blut bei den Arabern gegen den Kongostaat; die Araber zu Bagamoyo
+trugen ihre Beschwerden dem Verfasser vor, der, da dieselben ihm gegen
+internationale Abmachungen zu verstoßen schienen, sie weitergab; doch
+scheint darauf hin nichts weiter von unserer Seite erfolgt zu sein.
+
+Die Bestrebungen des Gouverneurs zielen natürlich nur auf das Beste
+der Kolonie ab, es fehlt ihm aber nach der Ansicht des Verfassers die
+nötige Vorkenntnis der speziellen ostafrikanischen Verhältnisse.
+
+Eine größere Rücksichtnahme auf die mächtigen, einflußreichen Faktoren
+in der Bevölkerung, wie die Araber, würden wir dringend wünschen, denn
+man kann sich, namentlich wenn man nicht über einen großen Geldsack
+und über große Kräfte zu verfügen hat, nicht so ohne weiteres über
+sie hinwegsetzen, sondern muß mit ihnen, die Einfluß im Lande haben,
+wie mit den größeren mächtigen Häuptlingen und mit den kommerziellen
+Regenten, den Indern, rechnen. Der Handel ist ihnen nicht mit
+Redensarten zu entziehen, (außer wenn man ihn überhaupt zurückbringen
+will,) und man kann sich gerade, wie uns dies Wißmann gezeigt hat,
+durch solche Rücksichtnahme manche Opfer ersparen und viele Erfolge
+erringen. Daß der Gouverneur selbst bei den Machthabern des Landes, den
+Arabern und den Häuptlingen, gar nicht beliebt ist, muß sehr bedauert
+werden, denn nirgends kommt es so sehr wie in Afrika auf das Renommee
+der Persönlichkeit an.
+
+Der Gouverneur selbst arbeitet mit ungeheurer Rührigkeit, aber
+allein, und weist jede Hülfe erfahrener Leute von der Hand, hält jede
+Beeinflussung durch solche mißtrauisch fern und von den an Ort und
+Stelle erfahrenen Beamten holt Herr von Soden nur dann Rat ein, wenn
+er annimmt, daß die Ratschläge in seinem Sinne ausfallen; auch weiß
+er die wirklichen Kenner des Landes von den partiellen Kennern nicht
+zu unterscheiden; er, wie auch in Deutschland die Leute, scheeren
+so oft alle, die längere Zeit in Ostafrika waren, betreffs ihrer
+Urteilsfähigkeit über einen Kamm. Es kann jedoch jemand lange Jahre
+an einem toten, vom großartigen afrikanischen Handel abgeschlossenen
+Küstenplatz oder an einem fern den Hauptkarawanenstraßen gelegenen
+Platz im Lande gesessen haben, ohne in den Besitz einer Kenntnis der
+allgemeinen afrikanischen Verhältnisse gelangt zu sein. Solche Leute
+gehören zu den Theoretikern, die in ihrem Urteil erfahrungsmäßig fast
+stets von den Praktikern abweichen. --
+
+Schon hatte der Verfasser das Manuskript zu diesem Buche abgeschlossen,
+da trafen so wichtige Nachrichten aus unserem ostafrikanischen
+Schutzgebiet ein, daß er Veranlassung nimmt, die Vorgänge noch mit
+wenigen Zeilen zu streifen.
+
+Am Kilimandscharo sind die Herren Kompagnieführer Freiherr von Bülow
+und Lieutenant Wolfrum den Heldentod gestorben. Der erstere war ein
+wegen seiner Tapferkeit, Pflichttreue und siebenjähriger afrikanischer
+Erfahrung hochgeschätzter, an den verschiedensten Plätzen bewährter
+Offizier, der letztere wurde, zwar bedeutend jünger im afrikanischen
+Dienst, von allen gleichgeschätzt, als Offizier, Kamerad und Mensch;
+beider Tod ist ein empfindlicher Verlust für die Schutztruppe. Leider
+fielen beide in einem für uns recht unglücklichen Gefecht bei Moschi
+am 10. Juni: Wolfrum während desselben, Bülow erlag den im Gefecht
+erhaltenen Verwundungen am Tage darauf.
+
+Zu Moschi war im November v. J. Meli seinem Vater Mandara nach dessen
+Tode in der Herrschaft gefolgt. Während Mandara stets ein zuverlässiger
+Freund der Deutschen gewesen war, der fremden Einfluß nicht aufkommen
+ließ, scheint sich sein Sohn ganz in die Hände der englischen
+Missionare gegeben zu haben; nach der Gründung der Station Marangu
+lebte Meli auch nicht mehr derartig unter den Augen der Deutschen,
+daß einer Schwenkung in seiner politischen Haltung hätte rechtzeitig
+vorgebeugt werden können.
+
+Aus Gründen, welche zur Zeit hier noch nicht genügend aufgeklärt sind,
+sah sich Herr von Bülow veranlaßt, gegen Meli vorzugehen. Da seine
+Kompagnie aber sehr verteilt war und da er wohl keine Aussicht hatte,
+vom Gouverneur von der Küste Verstärkungen zu erhalten, wagte er das
+Vorgehen gegen die kriegerischen Wadschagga zu Moschi anscheinend
+mit etwas geringen Mitteln. Auch scheint es, daß den Wadschagga
+Hinterladergewehre mit Munition durch die Engländer, vielleicht gar
+durch Vermittlung der englischen Mission, geliefert sind. Jedenfalls
+war das Gefecht bei Moschi ein für uns unglückliches; nach harten
+Verlusten mußten sich die Unsrigen zurückziehen, selbst die von Peters
+begründete Kilimandscharo-Station mußte aufgegeben werden; unsere
+Position am Kilimandscharo ist damit zur Zeit verloren. Man hat alles
+an Kräften, was man an der Küste noch zusammenbringen konnte, vereint,
+wie es scheint, ist die Küste sogar sehr von Truppen entblößt worden.
+-- Es sind zwei Expeditionen, die eine unter dem an Ort und Stelle sehr
+erfahrenen, in Afrika wohl bewährten Kompagnieführer Johannes voran,
+die zweite unter dem neuen Oberführer der Schutztruppe, von Manteuffel,
+nachfolgend, von Tanga abgesandt, um den unzuverlässigen Häuptlingen
+die Lust zu weiteren Ausschreitungen zu benehmen und unsere Position im
+Innern wieder zu befestigen. Hoffentlich reichen die zusammengebrachten
+Kräfte dazu aus, den Kampf gegen Meli mit begründeter Aussicht auf
+Erfolg aufzunehmen und unser Ansehen wiederherzustellen.
+
+
+
+
+ 17. Kapitel. (Schluß.)
+
+ Die Expedition Emin Paschas.
+
+ Gewinnung Emins für deutsche Dienste. -- Charakter Emins. -- Zwecke
+ der Expedition. -- Abmarsch. -- Ankunft in Mpapua. -- Kämpfe gegen
+ die Wahumba. -- Begegnung mit Dr. Peters. -- Abmarsch von Mpapua mit
+ v. Bülow. -- Die Expedition schwenkt nach Tabora ab. --
+ Vorverhandlungen daselbst durch den Belutschen Ismael. -- Der
+ Häuptling Sikke. -- Vertrag Emins. -- Seef ben Saad zum Wali gewählt.
+ -- v. Bülow geht nach Urambo. -- Kämpfe Bülows und Langhelds mit
+ den Wangoni. -- Uramboleute als Hilfstruppen. -- Langheld in Usongo.
+ -- Emin am Viktoria. -- Aufbruch nach dem Westufer. -- Gründung von
+ Bukoba. -- Stokes kommt mit Sigl nach Usongo. -- Unglückliches
+ Gefecht zu Tinde. -- Langheld holt vom Viktoria Verstärkung. --
+ Kämpfe gegen die Waniamuesi und Wangoni. -- Stimmung der Araber zu
+ Tabora. -- Sigls Erfolge daselbst. -- Marsch Langhelds nach Bukoba.
+ -- Langheld übernimmt die Stationen Bukoba und Muanza. -- Emins und
+ Stuhlmanns Weitermarsch nach dem Albert-Eduardsee und Momphu.
+ -- Sein Rückmarsch. -- Schluß.
+
+
+Bei der chronologischen Entwicklung der Ereignisse während und nach
+dem Aufstande, wie sie das vorliegende Buch darbietet, ist bisher eine
+Episode gänzlich außer Acht gelassen worden, eine Episode, welche
+gleichwohl in ihren Folgezuständen einen der wichtigsten Faktoren für
+die Weiterentwickelung der Kolonie darstellt und welche besonders auf
+die Maßnahmen des Gouvernements von wesentlich bestimmendem Einfluß
+gewesen ist: wir meinen die Expedition +Dr.+ Emin Paschas.
+
+Schon früher ist verschiedentlich darauf hingewiesen worden, daß bei
+der Ankunft an der Küste der Pascha selbstverständlich, falls er
+nicht gänzlich auf seine Thätigkeit in Afrika zu verzichten wünschte,
+die von Seiten Englands ihm gemachten Vorschläge anzunehmen geneigt
+schien. Mußte doch England für ihn als die einzige in Afrika wirklich
+interessierte Macht gelten, war er selbst doch im Dienst Gordons seiner
+erfolgreichen Thätigkeit in der Äquatorialprovinz zugeführt worden.
+Aber diese Neigung zu England erlitt einen Stoß schon bei der Ankunft
+Emins in Mpapua. Hier trat ihm plötzlich eine neue Kolonialmacht
+entgegen; hier wehte die deutsche Flagge 300 +km+ von der Küste
+entfernt; deutsche Offiziere und Unteroffiziere, schwarze Truppen in
+deutschen Diensten empfingen ihn. Auf unserm Marsch zur Küste hinunter
+war Gelegenheit genug, dem Pascha in eingehenden Gesprächen die
+Entwicklung unserer deutsch-ostafrikanischen Kolonie darzulegen, ihn zu
+überzeugen, daß sein eigentliches Vaterland als stärkster Nebenbuhler
+Englands auf dem afrikanischen Kontinent mit Erfolg erschienen sei.
+
+Für uns selbst mußte natürlich ein Name wie der Emin Paschas als eine
+überaus wichtige Erwerbung erscheinen. Die ganze zivilisierte Welt
+kannte ihn, die in Afrika beteiligten Mächte, der Kongostaat wie
+England, legten übereinstimmend einen überaus großen Wert auf seine
+Dienste. Was war da naheliegender, als daß wir unsererseits versuchten,
+den besten Kenner Innerafrikas, den in der Behandlung der Schwarzen
+und Araber äußerst gewandten Mann für uns zu gewinnen? Die beste
+Gelegenheit hierzu bot das Krankenlager Emins. Sein Zustand verbot
+von selbst die von englischen Freunden so überaus dringend gewünschte
+Überführung in ihre Hände. Vor den Augen des Genesenden entwickelte
+sich das gerade damals großartige Bild militärischen Lebens und
+beginnender Kulturarbeit auf unsrer größten afrikanischen Station.
+
+Dazu kam der wesentliche Einfluß einer Persönlichkeit wie Wißmann,
+mit dessen Charaktereigenschaften sich in diesem Falle noch die
+Bedeutung des selbständigen, erfolgreichen Afrikaforschers verband. So
+war die Überleitung der Gesinnung Emins von der englischen Seite zur
+deutschen gleichzeitig das Werk der Ereignisse und des Einflusses der
+Personen, welche ihn umgaben, nicht aber ohne weiteres ein freiwilliges
+Zurückkehren seinerseits zu seinem angestammten Vaterland. Eine bloße
+Übernahme des Pascha in den Dienst des Kommissariats war durch die
+Bedeutung seiner Persönlichkeit ausgeschlossen. Wenn er uns seine
+Dienste widmen sollte, so konnte dies nur geschehen durch eine direkte
+Genehmigung oder auf einen ausgesprochenen Wunsch des Auswärtigen Amtes
+in einer Stellung, welche ihn nicht, wie uns andre, dem persönlichen
+Dienst des Reichskommissars zuteilte. Wißmann wandte sich daher, wie
+bekannt, an die leitende Stelle in Berlin und erhielt von dieser die
+telegraphische Antwort: »Emin Paschas Dienste sind uns angenehm.«
+
+Es ist die Ansicht sehr verbreitet, als hätte Wißmann danach gestrebt,
++Dr.+ Emin Pascha in seinen Befehlsbereich, also zu seinem
+Untergebenen zu bekommen. Diese Ansicht ist irrig: Wißmann wünschte
+eine direkte Unterstellung des Pascha unter das Auswärtige Amt;
++Dr.+ Emin hingegen erbat wiederholt und dringend von Wißmann
+eine direkte Unterstellung seiner Person unter die Wißmanns, auch für
+spätere Zeit, und zwar begründete der Pascha dies in seiner mitunter
+kokett erscheinenden Bescheidenheit mit den größeren persönlichen
+Verdiensten Wißmanns. Es möge dies Faktum Erwähnung finden, um einer
+ungerechten Beurteilung Wißmanns vorzubeugen.
+
+Die Aufgabe, welche Wißmann durch den Pascha gelöst wissen wollte,
+basiert auf den eigentümlichen, man kann wohl sagen politischen
+Verhältnissen unserer Kolonie. Die Küste war in unsern Besitz
+zurückgebracht. Der große Karawanen-Knotenpunkt, welcher als äußerste
+Grenze der Küste betrachtet werden kann, war von uns besetzt. Aber
+diese Thatsachen konnten für die wirkliche Beherrschung der Kolonie
+durch uns immer noch nicht als allein ausschlaggebend angesehen werden,
+besonders dann nicht, wenn wir unsre Hauptaufgabe erfüllen, d. h.
+die handelspolitischen Fäden Inner-Afrikas in unsrer Hand vereinigen
+wollten. Diese Fäden liefen im Innern zusammen in den großen arabischen
+Handelscentren, wo hunderte mächtiger Kaufleute, ja, man kann sagen
+arabischer Herrscher ungeheure Gebiete in unserm eigenen Lande in
+ihrer Hand vereinigt hatten. Es schien sehr denkbar, daß die Araber
+des Innern durch die Beeinträchtigung des Sklavenhandels oder aus
+Furcht vor unserm Vorgehen an der Küste ihren Handel von nun an in
+andere Bahnen lenken würden, auch lag die Möglichkeit nahe, daß diese
+arabischen Centren im Innern, wenn wir nicht in einen direkten Verkehr
+mit ihnen traten, auf endlose Zeit hinaus die Quellen neuer Aufstände
+und Beunruhigungen sein würden. Ein militärischer Vorstoß nach diesen
+Punkten im Innern konnte gar nicht in Frage kommen. Zudem ließen es
+auch die bestehenden Verhältnisse als wahrscheinlich erscheinen, daß
+eine diplomatische Expedition, wenn dieselbe unter der Entfaltung einer
+immerhin in die Augen fallenden Macht auftrat, noch besser zum Ziele
+führen würde. Für eine solche Aufgabe war die Person Emin Paschas
+so geeignet, wie keine zweite. Als ganz erstrebenswerte Folge ergab
+sich außerdem, daß durch eine solche Expedition notwendig im Innern
+Interessen geschaffen werden mußten, welche von der Reichsregierung
+später in keinem Falle aufgegeben oder verleugnet werden konnten. Auf
+diesen Grundlagen baute sich die Aufgabe, welche Emin lösen sollte,
+auf.
+
+Der Entschluß, seine Dienste der deutschen Reichsregierung anzubieten,
+war von +Dr.+ Emin noch auf seinem Krankenlager in Bagamoyo gefaßt
+worden. Nachdem die prinzipielle Genehmigung zur Expedition von Berlin
+erwirkt und die Mittel für dieselbe bewilligt waren, wurde mit Eifer
+an die Zusammenstellung der Expedition gegangen. Zwar hatte es nach
+der Genesung des Pascha den Anschein, als gewännen andere Einflüsse
+auf ihn wieder die Oberhand, zwar erklärte er mir nach erfolgter
+Zusammenstellung der Expedition zuletzt noch in Bagamoyo, er wolle
+diese mir, der ich ursprünglich als militärischer Führer für dieselbe
+in Aussicht genommen war, überlassen und selbst noch in Sansibar und
+Bagamoyo verweilen, schließlich aber willigte er doch ein, selbst die
+Expedition zu führen. Und dazu hatte Wißmann seinen ganzen Einfluß
+eingesetzt, denn es war klar, daß nur im Vertrauen auf den Pascha,
+seine Vergangenheit und seine außerordentliche Leistungsfähigkeit, die
+Genehmigung des Reichskanzlers zu dieser für damalige Verhältnisse
+weitausschauenden Expedition erteilt war.
+
+Es möge an dieser Stelle gestattet sein, den Charakter Emins, wie
+sich ~uns~ derselbe in mehrmonatlichem Verkehr offenbarte,
+einige Worte zu widmen. Unbestritten ist von vornherein sein
+wissenschaftlicher Eifer und Ruhm. Ebenso unbestritten das
+organisatorische Talent, welches er während der dreizehn
+Verwaltungsjahre in der Äquatorialprovinz genügend bekundet hat. Uns
+Offizieren jedoch mußte ein Charakter wie der seine zunächst durchaus
+fremd gegenübertreten. Mag es nun in seinem langen Verkehr mit Arabern
+oder in angeborenen Charaktereigentümlichkeiten liegen, er zeigte in
+jedem Falle ein für unser Gefühl viel zu starkes Eingehen auf Wünsche
+aller Art, gleichviel von welcher Seite dieselben immer ausgesprochen
+wurden. Die übertriebene Höflichkeit und die vollkommene Unterordnung
+seines eigenen Willens unter den Ideengang viel jüngerer Männer, nicht
+nur Wißmanns, sondern auch weniger bedeutender Leute, kamen uns wie
+eine Art Schlaffheit, wie mangelndes Selbstbewußtsein vor. Dazu kam
+eine übergroße Reizbarkeit; der Charakter Emins ist dermaßen erregbar,
+daß unter Umständen ein verkehrtes Wort ihn dazu veranlassen konnte,
+daß er sich wie eine Schnecke in ihr Haus zurückzog. Leicht bezog er
+auch ein der Sache geltendes Urteil auf seine Person. Besonders in
+letzterer Hinsicht war der Verkehr mit ihm nicht ganz angenehm, denn
+Emin pflegte derartige Meinungsverschiedenheiten nicht so leicht zu
+vergessen. Das hier gefällte Urteil ist ja ein persönliches, aber es
+bringt das Empfinden zum Ausdruck, welches wir bis zum Abmarsch des
+Pascha fast ausnahmslos hatten.
+
+Eins aber muß ganz unbedingt von allen anerkannt werden: das ist die
+Thatsache, daß schließlich +Dr.+ Emin trotz seiner schweren
+vorhergegangenen Krankheit, trotz seines 16jährigen Aufenthalts in
+Afrika sich schließlich, ohne die Heimat oder Egypten wiederzusehen,
+in den Dienst der deutschen Sache stellte, für die er nach kaum
+fünfmonatlichem Verweilen an der Küste den Marsch ins Innere wieder
+antrat, ohne doch durch eine Verpflichtung dazu genötigt gewesen
+zu sein. Und in der That ist die Expedition +Dr.+ Emins von
+der einschneidendsten Bedeutung für die weitere Entwickelung
+Deutsch-Ostafrikas geworden. Das Verdienst, unser Ansehen im Seengebiet
+ausgebreitet zu haben, kommt der Expedition Emin Paschas zu.
+
+Der geeignetste Zeitpunkt für eine solche Expedition und ihre Aufgaben
+war die verhältnismäßig stille Zeit, welche nach der Beruhigung des
+Nordens und vor Wiedereroberung des Südens sich eingestellt hatte.
+Die Verhandlungen zwischen Wißmann und Emin führten zu dem Resultat,
+daß der Pascha Ende April mit den Offizieren Langheld und +Dr.+
+Stuhlmann, dem Feldwebel Kühne und dem Sergeant Krause, 100 Soldaten
+(Sudanesen, Zulus und Askaris), ferner 400 mit Vorderladern bewaffneten
+Trägern und einem kleinen 3,7 +cm+ Geschütz von Bagamoyo
+aufbrechen sollte. Lieutenant Langheld war als Führer der Soldaten
+an Stelle des Verfassers getreten, da zwischen dem Pascha und diesem
+Meinungsverschiedenheiten Platz gegriffen hatten. Lieutenant +Dr.+
+Stuhlmann war dem Pascha als wissenschaftliche Stütze beigegeben.
+Beiläufig erwähnt, machte die Anwerbung der Träger sehr große
+Schwierigkeit. Sobald unsere englischen Freunde in Sansibar, denen
+wir bis zum letzten Augenblick die Zwecke und Personen der Expedition
+verborgen gehalten hatten, über die Sachlage im Klaren waren, setzten
+sie alles daran, die Expedition zu hintertreiben.
+
+Am 26. April 1890 marschierte die Expedition von Bagamoyo ab und
+traf in Mpapua mit der aus dem Innern kommenden deutschen Emin
+Pascha-Expedition unter +Dr.+ Peters zusammen. Wegen der
+schlechten Jahreszeit -- die Kingani- und Makataebene waren nach
+der großen Regenzeit ebenso wie das Mukondoguathal überschwemmt --
+hatten die Expeditionsmitglieder wie die Soldaten und Träger schon
+auf dem erstem Teil des Marsches viel unter klimatischen Krankheiten
+zu leiden und waren auch einige Verluste durch Tod zu verzeichnen.
+In Mpapua wurde von Seiten des dortigen Stationschefs Freiherrn von
+Bülow und Lieutenant Langheld mit den vereinigten Stations- und
+Expeditions-Truppen ein Zug gegen die Wahumba unternommen, die bei
+Kitangi geschlagen wurden.
+
+Am 19. Juni erfolgte zu Mpapua das Zusammentreffen mit Peters; am
+21. Juni marschierte nach erfolgter Reorganisation die Expedition,
+die in Mpapua drei Wochen geweilt hatte, nach Westen weiter. Der
+bisher in Mpapua stationierte Feldwebel Hoffmann ging von hier aus
+als Expeditionsmitglied mit, sollte aber leider nicht wieder aus dem
+Innern zurückkehren, da er später in Muanza verstarb. Ebenso schloß
+sich Herr von Bülow mit 25 Mann der Mpapuabesatzung an, um die Wagogo
+mit Hülfe Langhelds zu züchtigen; die Wagogo, besonders der gefürchtete
+Häuptling Makenge zu Uniamwira, waren in letzter Zeit besonders frech
+gewesen; +Dr.+ Peters speziell hatte Kämpfe mit ihnen gehabt, in
+denen er siegreich gewesen war. Nun wurden sie ebenfalls von Bülow und
+Langheld wieder geschlagen; Bülow, der ursprünglich nur bis Uniamwira
+mitmarschieren wollte, wurde dort durch Krankheit an der Rückkehr nach
+Mpapua verhindert und verblieb in der Behandlung des Pascha, indem er
+zunächst in der Expedition weiter getragen wurde.
+
+Wenn, wie in Ugogo, Abteilungen der Expedition detachiert wurden für
+kriegerische Aktionen, zeigte es sich, daß die Sudanesen nie bei der
+Hauptexpedition des Pascha zurückbleiben, sondern stets Lieutenant
+Langheld, ihrem militärischen Führer, folgen wollten, trotzdem doch
+der egyptische Pascha und Gouverneur der Äquatorialprovinz ihnen näher
+stehen konnte; es war das Gleiche schon in Bagamoyo im Verhältnis
+der Sudanesen zum Pascha einerseits und zum Verfasser andererseits
+hervorgetreten. Es ist dies ein Zeichen der guten Disziplin unserer
+Sudanesen und der Anhänglichkeit an ihre militärischen Führer.
+
+Von Mpapua an traten bereits Verhältnisse ein, welche auf den weiteren
+Verlauf der Expedition bestimmend einwirkten und derselben eine
+ursprünglich nicht beabsichtigte Richtung gaben. Bei der Feststellung
+der Grundzüge für die Expedition hatte Wißmann dem Pascha gegenüber
+ausdrücklich den Wunsch ausgesprochen, daß Tabora, jenes wichtigste
+arabische Centrum im Innern, nicht berührt werden solle. Wißmann setzte
+dabei voraus, daß das Erscheinen einer so geringen Macht, wie sie
+dem Pascha zur Verfügung stand, doch niemals von einem nachhaltigen
+Erfolge auf die arabische Macht daselbst sein könne und daß daher nur
+unangenehme Weiterungen aus einer Besetzung Taboras entstehen würden.
+Der Reichskommissar selbst war auf keinen Fall in der Lage, bei irgend
+welchen Verwicklungen thatkräftig einzugreifen; auch konnte solch ein
+weiter militärischer Vorstoß nach dem Innern vorderhand gar nicht als
+Aufgabe des Kommissariats angesehen werden.
+
+Die Macht der Verhältnisse hat es schließlich anders gefügt. Emin,
+welcher ursprünglich nördlich von Tabora direkt nach dem Viktoriasee
+zu gehen beabsichtigte, wurde durch Trägermangel und notwendige
+Ergänzung der Tauschwaren gezwungen, von seiner Route abzubiegen
+und Tabora aufzusuchen. Da nun hier die politischen Verhältnisse,
+besonders die Stimmung der Araber, sich einer Verhandlung günstig
+zeigte, betrachtete es Emin als seine Aufgabe, in Tabora die deutsche
+Flagge aufzuhissen und einen förmlichen Vertrag abschließen. Hierbei
+hatte ein Abgesandter Wißmanns, der Belutsche Ismael aus Bagamoyo, dem
+Pascha die Wege geebnet. Dieser hatte große Handelsverbindungen in
+Tabora und war mit allen dortigen Arabern und Belutschen aufs Engste
+liirt. Er erschien daher als der geeignete Mann, so lange wir größere
+Machtmittel im Innern nicht aufwenden konnten, für uns zu wirken und
+es war Wißmann, der teils persönlich, teils durch Hauptmann Richelmann
+und den Verfasser mit ihm unterhandelt hatte, gelungen, Ismael zu
+gewinnen. Derselbe ging gerade mit einer Handelsexpedition nach Tabora
+hinauf und übernahm dabei die Aufgabe, die Araber zur Hissung der
+deutschen Flagge und zur Unterwerfung unter die deutsche Herrschaft
+zu bewegen; Ismael machte den Leuten klar, daß ihr eigenes Interesse
+auf unserer Seite läge, da sie doch kommerziell von der Küste abhängig
+wären, und sie da auch eventuell, wie der in einem früheren Kapitel
+erwähnte Fall Mohammed ben Kassim zeigte, gefaßt werden könnten. Die
+Araber waren durchaus geneigt, die deutsche Herrschaft ohne Rückhalt
+anzuerkennen, nicht so aber der von jeher aufs übelste berüchtigte
+Waniamuesihäuptling Sikke. Doch gelang es schließlich der Einwirkung
+der Araber und Ismaels, auch Sikke geneigter zu machen.
+
+Da Ismael bekannt wurde, daß die Expedition des Paschas sich Tabora
+näherte, bewirkte er, daß von den Arabern schließlich im Einverständnis
+mit Sikke, der zuerst gegen die Expedition getobt hatte, ein
+Einladungsschreiben an Emin Pascha abgesandt wurde, selbst nach Tabora
+zu kommen und dort die deutsche Flagge zu hissen; der Pascha, der bei
+den Arabern als Mohammedaner galt, hatte natürlich einen sehr guten
+Namen unter diesen.
+
+Ismael selbst ging dem Pascha entgegen, überbrachte ihm die
+Aufforderung der Araber und schilderte ihm die Lage der Dinge in
+Unianiembe. Der Pascha marschierte darauf nach Tabora und schloß
+daselbst am 1. August 1890 einen Vertrag mit den Arabern, in welchem
+diese die deutsche Oberhoheit in Unianiembe anerkannten und das Recht
+erhielten, selbständig einen Wali zu wählen. Falls später eine Station
+in Tabora angelegt würde, sollte der Wali wie in den Küstenstationen
+unter dem Befehl des Stationschefs stehen. Sklavenhandel und
+Sklavenjagden wurden ausdrücklich verboten. Der Sultan Sikke von
+Unianiembe zahlte eine Summe in Elfenbein und lieferte dem Pascha eine
+Mitrailleuse und ein Broncegeschütz aus. Die erstere hatte Sikke früher
+den Belgiern abgenommen, während das Broncegeschütz ein Geschenk Said
+Bargaschs an ihn war.
+
+Als Wali wurde in Tabora Seef ben Saad gewählt, der sich bis zum
+gegenwärtigen Augenblick als außerordentlich tüchtig und zuverlässig
+bewährt hat.
+
+Während des Aufenthaltes der Expedition zu Tabora, wo wieder eine
+Reorganisation derselben erfolgte, bedrängten die Wangoni stark die
+Uramboleute; es wurde daher der noch immer kranke Chef v. Bülow mit
+seinen aus Mpapua mitgenommenen 25 Mann nach Urambo abgesandt, zugleich
+auch in der Absicht, daß ihm dort in gesünderer Gegend Gelegenheit
+geboten würde, sich zu erholen. Die Wangoni drängten indes auch nach
+der Ankunft Bülows in Urambo immer mehr nach und berichtete Bülow an
+den Pascha, daß die ganzen Wangoni im Kriege gegen Urambo liegen. In
+Folge dessen sandte am 25. August +Dr.+ Emin Pascha den Lieutenant
+Langheld mit Feldwebel Kühne und 70 Mann und den beiden von Sikke
+ausgelieferten Geschützen ab, um den Uramboleuten im Verein mit Bülow
+zu helfen. Es war verabredet worden, daß der Pascha mit +Dr.+
+Stuhlmann und dem anderen Teil der Expedition alsdann Langheld folgen
+wollte und sich die gesamte Expedition weiterhin in Usongo vereinigen
+sollte.
+
+Bülow und Langheld versuchten die Zwistigkeiten der Uramboleute
+und Wangoni im guten auszugleichen, doch vergeblich; nach vielen
+fruchtlosen Verhandlungen marschierten sie mit über 2000 Uramboleuten
+den Wangoni entgegen, die in den Tagen vom 9.-12. September vollständig
+geschlagen wurden. Die große Zahl der Uramboleute, welche sich in
+den Kämpfen vorzüglich benahmen, erwies sich als ein ausgezeichnetes
+Sicherungsmittel.
+
+Am 15. September traf die Expedition in Usongo ein. Der Pascha
+war indes Langheld nicht gefolgt, sondern war auf eine Bitte der
+französischen Mission in Bukumbi am 30. August von Tabora dorthin
+abgerückt, ohne irgendwelche Instruktion für eine Wiedervereinigung
+der Expedition zu erteilen; die von der Missionsstation erbetene
+Hülfe erwies sich zudem als nicht dringend. Der Pascha erreichte mit
+Stuhlmann den See Ende September in Bussisi gegenüber Bukumbi und
+brach von dort Ende Oktober, nachdem ein Einschreiten daselbst nicht
+notwendig gewesen war, nach dem Westufer des Sees auf; er selbst
+benutzte den Wasserweg, Stuhlmann den Landweg.
+
+Der Aufbruch beider war wiederum erfolgt, ohne eine Vereinigung der
+Expedition abzuwarten; Emin sandte nur Boten mit der Nachricht an
+Langheld zurück, daß die Expedition nach dem Westufer abmarschiert
+wäre, ohne jedoch eine Instruktion hinzuzufügen; auch hatte er für eine
+stetige rückwärtige Verbindung keine Sorge getragen; die Nachricht von
+den glücklichen Gefechten Bülows und Langhelds gegen die Wangoni hatte
+der Pascha erhalten. Am Westufer des Sees befaßte er sich mit Stuhlmann
+bis zum späteren Eintreffen Langhelds mit der Begründung der Station
+Bukoba.
+
+Inzwischen hatte Langheld den Feldwebel Kühne mit 40 Mann zum Pascha
+entsendet, da die Soldaten in Uniamuesi vor der Hand nicht notwendig
+waren. Langheld selbst wartete das Eintreffen des Irländers Stokes ab.
+Dieser, welcher im Inneren einen großen Elfenbeinhandel betrieb und der
+Schwiegersohn des Sultans Mtinginia von Usongo war, war von Wißmann in
+die Dienste des Reichskommissariats übernommen, um seinen bedeutenden
+Einfluß im Inneren für uns auszunutzen.
+
+Mit Stokes marschierte Lieutenant Sigl mit dem Sergeant Bauer, 17
+Soldaten und einem 4,7 +cm+ Geschütz. Sigl war ursprünglich für
+die Begründung einer Station in Usongo ausersehen, da gerade durch den
+starken Rückhalt, den die Station an Mtinginia haben mußte, und die
+dadurch bewirkte Erweiterung der deutschen Interessen am besten die
+spätere Besetzung Taboras vorbereitet wurde.
+
+Die durch Emins Vertragsabschluß und Aufenthalt in Tabora veränderten
+Verhältnisse führten indes zur Begründung der Station Tabora durch
+Lieutenant Sigl. Stokes hielt es nach seiner Ankunft für notwendig,
+eine Ortschaft in der Nähe Usongos, Namens Tinde, zu züchtigen; er
+requirirte dazu die Hülfe Langhelds. Trotzdem Stokes jahrelang in
+Usongo seinen Wohnsitz hatte, war er über die nächsten Verhältnisse
+der benachbarten Ortschaften so wenig orientiert, daß er den in Tinde
+zu findenden Widerstand bedeutend unterschätzte. Langheld und Sigl
+marschierten mit nur 35 Mann dorthin, trafen auf stark befestigte
+Dörfer und sehr großen Widerstand und mußten sich mit einem Verlust
+von 10 Mann unter Mitnahme der Toten und Verwundeten in Folge
+Patronenmangels zurückziehen. Sigl selbst hatte einen Streifschuß am
+Kopf erhalten. Jetzt war die Lage kritisch geworden.
+
+In Urambo saß Frhr. von Bülow mit geringer Macht, in Usongo Langheld
+und Sigl mit einer in Folge des unglücklichen Gefechts verminderten
+Soldatenzahl. Instruktionen vom Pascha lagen, wie erwähnt, nicht vor.
+
+Nach reiflicher Erwägung mit Stokes und Sigl beschloß nun Langheld die
+Verbindung mit dem Pascha herzustellen. Er brach mit 20 der besten
+Schützen und reichlicher Munition von Usongo auf und marschierte durch
+das feindliche Gebiet zum See ab. Beim Eintreffen am See sandte er
+sofort Meldung an den Pascha, der daraufhin 50 Mann zur Unterstützung
+der südlichen Abteilung von Bukoba absandte.
+
+Die Abteilung stand unter der Führung eines farbigen Offiziers, da
+die beiden Unteroffiziere Hoffmann und Krause krank waren und daher
+beim Pascha und Stuhlmann zu Bukoba zurückbleiben mußten. Langheld
+marschierte nach dem Eintreffen der Verstärkung in Eilmärschen nach
+Usongo zurück.
+
+Am 5. Dezember traf er bei Stokes und Sigl ein und warf am 9. Dezember
+mit dem letzteren gemeinsam unter Verlust von 13 Toten und Verwundeten
+die vereinigten Wangoni und Waniamuesi nieder. In den nächsten
+Tagen wurde der Sieg durch weiteres Vorgehen gegen die Feinde noch
+ausgenutzt, die aber, nachdem ihr stärkstes Bollwerk gefallen war,
+nicht mehr Stand zu halten wagten.
+
+Es erfolgte nun die Begründung der Station Tabora durch Sigl und zwar
+zunächst unter wenig günstigen Vorzeichen. Denn es war gerade damals
+die Nachricht von einem sehr scharfen Vorgehen des +Dr.+ Emin
+Pascha gegen einige Araber, die kurz vor seiner Ankunft am See sein
+Lager besuchten, aus Usukuma nach Tabora gedrungen.
+
+Die Angelegenheit ist zur Zeit noch nicht genügend aufgeklärt.
+Thatsache ist, daß das Vorgehen des Pascha gegen ihm bis dahin
+freundlich gesinnte Araber einen vollständigen Umschlag der Stimmung
+zu Tabora und sogar an der Küste gegen ihn und zeitweilig gegen uns
+alle bewirkte. Nichtsdestoweniger gelang es Sigl in Tabora durch sein
+äußerst geschicktes Verhalten und klugen Takt uns eine gute Position
+zu gründen; eine Stütze hatte er zuerst in dem Sergeant Bauer, der
+ihm daselbst beigegeben war. Zu statten kam Sigl der Waffenerfolg,
+den er und Langheld über die Waniamuesi und Wangoni errungen hatte;
+die Waniamuesi-Chefs wurden dadurch zur Annahme der deutschen Flagge
+bewogen und zur Anerkennung der deutschen Herrschaft. In den 1-1/4
+Jahren seines Aufenthalts zu Tabora hat es dann Sigl verstanden,
+niemals wesentliche Differenzen mit den Machthabern von Unianiembe
+aufkommen zu lassen. Er hielt sich dabei zunächst an den entschieden
+anständigeren Teil der Bevölkerung Unianiembes, die Araber, deren
+Sitten und Gebräuche er respektierte, die er durch taktvollen Verkehr
+ganz auf seine Seite zu ziehen und trotz seines notwendigen Lavierens
+doch in großem Respekt vor sich zu halten verstand.
+
+Die Araber repräsentieren -- entgegen der Meinung der meisten Laien und
+Humanitätsfanatiker -- zweifellos, wie erwähnt, den anständigeren Teil
+der Bevölkerung Unianiembes; denn die Waniamuesi betreiben, wogegen
+Europa ja besonders ankämpft, in viel größerem und grausamerem Maße
+den Sklavenhandel, führen fortwährende Kriege und stehen lange nicht
+auf dem kulturellen Standpunkt der Araber. Trotzdem verstand es auch
+Sigl, weitergehende Differenzen mit den Waniamuesi zu vermeiden; er
+hielt sich an den am meisten einflußreichen, freilich übelberüchtigten
+Häuptling Sikke zu Tabora und hat trotz der lächerlich geringen Stärke
+der Station diesen und die Waniamuesi stets im Schach zu halten gewußt.
+
+Nunmehr allerdings -- die Drucklegung dieses Buches hatte schon
+begonnen -- nach der Ablösung Sigls wissen wir, daß Kämpfe gegen den
+erwähnten Häuptling Sikke notwendig wurden und daß diese glücklich
+gewesen sind, da durch zufällig in Tabora anwesende Expeditionen
+des Ausführungskomitees der deutschen Antisklaverei-Lotterie die
+Stationstruppen erheblich verstärkt wurden. Nur durch diese wurde mit
+harter Mühe und Opfern der Sieg über Sikke erreicht. Die notwendigen
+Kämpfe führen uns aber unsere Schwäche in dem wichtigen Unianiembe vor
+Augen, sie zeigen, wie vorsorglich Wißmann war, als er ein vorzeitiges
+Engagement zu Tabora nicht wünschte. Die Ereignisse in Tabora mahnen
+uns dringend, unsere Position an den Seen zu verstärken, um die bislang
+erreichten Erfolge nicht zu verlieren. --
+
+Wenden wir uns nun wieder zur Expedition des +Dr.+ Emin Pascha.
+Nach der vorerwähnten Bestrafung der Wangoni und Waniamuesi marschierte
+Lieutenant Langheld wieder zum See, woselbst er am 26. Januar 1891 sich
+mit dem Pascha und Stuhlmann vereinigte. Langheld erhielt die Leitung
+der vom Pascha angelegten Stationen Bukoba und Muanza, welche wichtige
+Verkehrscentren am See bilden.
+
+Am 12. Februar erfolgte der Abmarsch des Pascha und +Dr.+
+Stuhlmanns nach Westen hin mit ca. 40 Mann, dem 3,7 +cm+-Geschütz
+und einer entsprechenden Anzahl von Trägern. Lieutenant Langheld lehnte
+die Aufforderung des +Dr.+ Emin Pascha, mit der Expedition weiter
+zu ziehen, ab mit der Begründung, daß ihm dies als deutschem Offizier
+unmöglich sei, da ein Vorgehen über den ersten Grad südlicher Breite
+verboten war.
+
+Wie Sigl zu Tabora, so hat es auch Langheld am Viktoriasee verstanden,
+trotz seiner geringen Macht, eine respektable Stellung durch Benutzung
+der Autorität der dortigen Häuptlinge, welche größeren, man kann
+sagen Staatswesen vorstehen, zu schaffen; das richtige Taktgefühl
+Langhelds zeigte sich außerdem besonders in seinem Auftreten den
+Franzosen und Engländern gegenüber; gelegentlich des letzten traurigen
+Religionskrieges in Uganda wurde Langhelds geschicktes Benehmen
+und sein gerechter Takt überall anerkannt, desgleichen der seines
+Untergebenen, des Feldwebel Kühne, der nach dem Tode des Feldwebel
+Hoffmann der Station Muanza vorstand.
+
++Dr.+ Emin Pascha marschierte über Karagwe zum Albert-Eduardsee;
+von dort aus ist in der That ein Durchzug nach Kamerun geplant gewesen;
+derselbe scheiterte indes an der Meuterei der Träger, die wegen der
+Hungersnot in Momphu sich weiter zu gehen weigerten; die Landschaft
+Momphu ist das äußerste von der Expedition erreichte Gebiet. Emin wußte
+nicht, daß er sich dort in allernächster Nähe von schon vorhandenen
+belgischen Stationen befand, die ihm den Weitermarsch erleichtert
+hätten.
+
+Der Pascha marschierte mit Stuhlmann bis zum Albertsee zurück. Dann
+schickte er, als eine Pockenepidemie ausbrach, Stuhlmann mit den
+gesunden Leuten nach Bukoba voraus, wohin er langsam folgen wollte.
+
+Die von der Expedition erreichten politischen Erfolge sind dank auch
+der Thätigkeit der Stationschefs zu Tabora und Bukoba und dank der
+militärischen guten Führung, recht bedeutende und stehen in keinem
+Verhältnis zu der geringen Stärke der Expedition. Groß auch sind die
+Erfolge, besonders für die Wissenschaft, für die +Dr.+ Emin schon
+so vieles in stiller, entbehrungsreicher Arbeit that. Möchte bald die
+Mitwelt Kunde von seinem weiteren Herannahen erfahren! --
+
+Major v. Wißmann ist heute nicht mehr der Leiter unserer afrikanischen
+Kolonie, aber die Pläne, welche ihn bei dem weiteren Ausbau unserer
+Macht daselbst geleitet haben und heute noch leiten, sind durch die
+Errungenschaften der Eminschen Expedition in ihrem Keim wenigstens
+dort angelegt. Wißmann hat es stets als Hauptaufgabe betrachtet,
+die Hilfsquellen des Landes, besonders den bestehenden Handel
+dauernd in unsere Hände zu bringen. Der Schwerpunkt dieses Handels
+aber liegt nicht an der Küste, sondern im Gebiet der Seen. Wenn
+wir diese zu beherrschen in der Lage sind, folgt der Handel an der
+Küste von selbst nach, und wir sind gleichzeitig in der Lage, unsere
+humanitären Aufgaben zu erfüllen und den Sklavenjagden im Innern
+=allmählich= ein Ende zu bereiten. Für die praktische Durchführung
+dieser Pläne und Absichten hat Wißmann sein Dampferprojekt entworfen.
+Ein deutscher Dampfer auf dem Viktoria würde in Verbindung mit einer
+genügenden Landmacht den thatsächlichen Einfluß unsererseits an den
+Ufern dieses Binnenmeeres, in den so reichen und hochkultivierten
+Ufer-Staaten desselben dauernd zu festigen im stande sein. Eine
+gute Schiffsverbindung würde uns die Mittel in die Hand geben, die
+Handelsbeziehungen um den See herum in unseren Stationen zu vereinigen.
+
+Wenn man dazu den Plan Gravenreuths, die Gründung einer deutschen
+Seengesellschaft mit lediglich handelspolitischer Tendenz sich
+vergegenwärtigt, so kann es jedem Freunde unserer Kolonie nur
+schmerzlich sein, daß ein Verständnis für die Großartigkeit des
+entworfenen Planes und für die zweifellose Durchführbarkeit desselben
+sich nur in geringem Maße gefunden hat.
+
+Der von Major v. Wißmann geplante Dampfer geht nun einen andern Weg.
+Über den Schire und Zambesi aufwärts soll er über den Nyassa und
+dann auf dem Landwege auf der berühmten von den Engländern für sich
+frei gehaltenen, aber leider nicht existierenden Stephensonroad zum
+Tanganjika gebracht werden. Ob es gelingen wird, die Schwierigkeiten
+dieses Transportes, besonders des Landweges zu überwinden, mag
+dahingestellt bleiben. Aber, mag der Dampfer nun auf dem Nyassa oder
+Tanganjika die deutsche Flagge zeigen, ~einen~ wesentlichen Vorteil
+wird er uns immer bieten. Er wird uns zwingen, endlich auch an diesen
+beiden so überaus wichtigen zentralafrikanischen Seen, deren Bedeutung
+jedem anderen Volke, besonders unseren Wettbewerbern, klar ist, unsere
+Macht zum Ausdruck zu bringen. Ein deutscher Dampferverkehr auf
+diesen Seen hat aber nur dann einen Zweck, wenn Landstationen dafür
+den Stützpunkt bilden. Man scheint dieser Überzeugung in amtlichen
+Kreisen bereits zugänglich geworden zu sein; denn der Vorsitzende des
+Antisklaverei-Komitees, unter dessen Ägide der Wißmann-Dampfer seinen
+Weg angetreten hat, ist der Leiter unserer Kolonialabteilung, der mit
+warmem Herzen und klarem Verständnis unsere afrikanischen Interessen
+vertritt.
+
+Hoffen wir, daß dann auch der Mann, welchem wir die Wiedergewinnung
+Deutsch-Ostafrikas und die thatsächliche Errichtung unserer Macht
+verdanken, daß Wißmann dann wieder amtlich einen Wirkungskreis findet,
+wie er ihm durch seine bisherigen großen Erfolge und seine bedeutende
+Erfahrung zukommt.
+
+Uns allen aber, die wir längere Zeit in unserer ostafrikanischen
+Kolonie thätig gewesen sind, die wir an ihrer Begründung und ihrem
+Aufbau mitgeholfen haben, uns wird ja immer ein hohes, inniges
+Interesse an dieselbe knüpfen, auch dann, wenn sie, wie der Verfasser,
+nach mehreren schweren, im Kampf für die Sache erhaltenen Verwundungen
+ausgeschieden sind.
+
+Es bleibt uns nur zu wünschen übrig, daß auch auf dem neuerdings
+eingeschlagenen Wege dem jetzigen Gouverneur die Förderung unserer
+kolonialen Interessen, die Ausbreitung unserer Macht im Innern von
+Ostafrika möglich sei, zur Ehre und zum Wohle unseres deutschen
+Vaterlandes!
+
+ [Illustration]
+
+
+
+
+ Register.
+
+
+ (D.-O.-A. G. = Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft.)
+
+
+ Abdallah, Sohn Bana Heris, 70, 71, 155, 181-183, 317.
+
+ Abessinien, 264.
+
+ Achmed, Sultan von Witu, 269.
+
+ Aden, 48, 75, 86, 89, 291.
+
+ »Adler«, Tender, 17.
+
+ Äquatorial-Provinz, 123-125, 127-130, 336, 339.
+
+ Albert-Eduardsee, 348.
+
+ Albertsee, 124, 127, 129, 348.
+
+ Albrecht, Lieutenant, 143.
+
+ v. Anderten, Lieutenant, 5.
+
+ Antisklaverei-Antrag +Dr.+ Windthorsts, 37.
+
+ Antisklaverei-Komitee, 347, 350.
+
+ Araber, 2, 15-17, 22, 23, 29, 31-33, 41-43, 62, 63, 66, 74, 76,
+ 77, 84, 85, 89, 97, 98, 107, 146, 157-159, 162, 163, 177, 180,
+ 181, 186, 189, 191, 194, 195, 206, 215-217, 219, 224, 226, 228,
+ 260, 267, 268, 272, 280, 281, 310, 331, 332, 336, 337, 339, 342,
+ 343, 346, 347.
+
+ Armenier, 203.
+
+ v. Arnim, Lieutenant, 173, 178, 180, 201.
+
+ Aruscha ju, Ortschaft, 246.
+
+ Aruscha Tschini, Station der D.-O.-A. G., 20, 246, 255, 256.
+
+ Aruwimi-Fluß, 125.
+
+ Askari, 28, 30, 48, 49, 58-62, 67, 100, 102, 159, 160, 165,
+ 166, 170, 340.
+
+ Auswärtiges Amt zu Berlin, 200, 201, 297, 300, 303, 336.
+
+
+ Bagamoyo, 5, 6, 7, 20, 23, 25, 27-31, 48-54, 57-59, 61, 63-65,
+ 67, 71, 73, 74, 78, 79, 87, 89, 99, 101, 103-106, 108, 109, 117,
+ 132, 133, 137-142, 145-148, 152, 153, 156, 162-164, 172-174,
+ 185-189, 191, 192, 195, 201, 203, 213, 217, 220, 221, 257-260,
+ 277-280, 285, 288, 291-293, 299, 301, 302, 304-306, 318, 320,
+ 323-325, 328, 329-332, 338, 340-342.
+
+ Baluba-Land, 41.
+
+ Bana Heri, Sultan von Usegua 29, 40, 70, 71, 73, 79, 80, 152,
+ 153, 155, 156, 158, 162-165, 167-169, 171-174, 177-184, 189,
+ 190, 199, 217, 313, 318.
+
+ Bana Omari, Sohn Bana Heris, 179-182.
+
+ Banianen, 186, 213, 260.
+
+ Bararetta-Galla, Volksstamm, 269.
+
+ »Barawa«, Dampfer, 205-208, 210, 214, 215, 221.
+
+ Baschibosuks, 203.
+
+ Bauer, Sergeant, 54, 174, 345, 346.
+
+ Bauernschmidt, Oberbüchsenmacher 177.
+
+ Baumann, +Dr.+, Oskar, 157, 175, 183, 289.
+
+ Becker, +Dr.+, Stabsarzt, 88, 89.
+
+ Becker, Unteroffizier, 54, 69.
+
+ v. Behr, Lieutenant, 48, 53, 55, 66, 67, 143, 145, 150, 175.
+
+ Beira, Küstenplatz, 291.
+
+ Belgier, König der, 41, 44, 127.
+
+ Belutschen, 32, 62, 63, 66, 68, 74, 77, 107, 146, 180,
+ 260, 310, 342.
+
+ Benedict, Bruder, Missionar, 33, 69.
+
+ Benedicta, kath. Schwester, 33.
+
+ Bilke, Unteroffizier, 54, 72.
+
+ Bismarck, Fürst, Reichskanzler, 3, 4, 17, 35-37, 268.
+
+ »Bismarck«, S. M. Schiff, 17.
+
+ Blümcke, Lieutenant a. D., Beamter, 49, 54, 67, 102.
+
+ Bluhm, Unteroffizier, 54.
+
+ Boto, Fort, 125.
+
+ Böhlau, Premierlieutenant, 48, 53, 55, 73, 76, 102, 108, 157.
+
+ Bohndorf, Deckoffizier, 54.
+
+ Bomboma, Jumbe in Bagamoyo, 27, 79, 162.
+
+ Bonifacius, Pater, Missionar, 133.
+
+ Bonny, Begleiter Stanleys, 122.
+
+ Borani-Galla, Volksstamm, 269.
+
+ v. Borcke, Frl., Krankenpflegerin, 138.
+
+ Brehme, +Dr.+, Arzt, 88, 89, 138-140.
+
+ Brenner, Afrikareisender, 269.
+
+ Brettschneider, Kaufmann, 202.
+
+ Brieftauben, 105.
+
+ Brooks, englischer Missionar, 70.
+
+ Brose, Unteroffizier, 54.
+
+ Budau, Unteroffizier, 54.
+
+ Bülow, Frhr. v., Chef, 32, 34, 50, 53, 54, 120, 142-145, 148,
+ 157, 163-166, 333, 334, 340, 341, 343-345.
+
+ Bueni, Küstenplatz, 7, 68, 78, 106, 142, 189, 190.
+
+ Bukoba, Station am Viktoriasee, 294, 344, 345, 347, 348.
+
+ Bukumbi, Missionsstation, 122, 344.
+
+ Bumiller, +Dr.+, Adjutant Wißmanns, 49, 53, 85, 102, 149,
+ 161, 178, 245.
+
+ Burwitz, Unteroffizier, 54.
+
+ Busch, Unteroffizier, 54.
+
+ Buschiri, 29-31, 51-53, 55-60, 62-65, 74, 99-104, 107-109, 113,
+ 115, 120, 136, 141-144, 146, 147, 157-163, 182, 183, 187-189,
+ 292, 322.
+
+ Buschiris Reitesel, 59, 100.
+
+ Buschav, +Dr.+, Assistenzarzt, 202, 307.
+
+ Bussisi, Ortschaft, 344.
+
+
+ »Carola«, S. M. Schiff, 25, 32, 36, 53, 65, 77, 200, 205-207,
+ 209, 214-216.
+
+ Casati, Afrikaforscher, 122-124, 126, 130, 132-134, 137-139.
+
+ Cavalli, Lager Stanleys, 124, 125, 129.
+
+ Chiloane, Küstenplatz, 291.
+
+ Chinesen, 260, 284.
+
+ Congo-Fluß, 124.
+
+ Congostaat, 16, 41, 42, 127, 263-265, 272, 332, 336.
+
+ Courmont, Monseigneur de, Bischof, 134.
+
+ »Cutch«, Dampfer, 72, 73.
+
+
+ Dambi, Dorf, 114, 134.
+
+ Daressalam, 18, 20, 25, 29, 31-33, 49-51, 53, 55, 65-68, 70-72,
+ 74, 78, 87, 88, 106, 140, 142, 148, 152, 163, 189, 191, 201, 204,
+ 208, 214, 221, 277-279, 285, 291, 292, 295, 299, 301, 302, 305,
+ 307, 318, 321, 323, 324, 326, 329-331.
+
+ Deinhard, Admiral, 27, 28, 35-37, 49, 51, 57, 58, 63, 71, 77,
+ 96, 213, 301.
+
+ Delagoa-Bai, 291.
+
+ Delpèche, Pater, Missionar, 133.
+
+ Derema, Plantage, 283, 285.
+
+ Deutsch-Englisches Abkommen von 1891, 239, 262-275, 282.
+
+ Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft, 4, 18-36, 49, 50, 66,
+ 70-96, 97, 99, 115, 160, 188, 191, 198, 230, 266, 271, 276-286,
+ 289, 290, 292, 293, 295, 331.
+
+ Donarski, Beamter, 201-204.
+
+ Drescher, Unteroffizier, 54.
+
+ Dschagga, Landschaft, 15, 102, 254, 262.
+
+ Dunda, Station der D.-O.-A. G., 20, 33, 142, 147, 148, 187, 220.
+
+ Dundanguru, 7, 9.
+
+ Dunia, Maurer, 52, 53, 161, 162.
+
+
+ East-India-Company, 276.
+
+ Eben, Unteroffizier, 54.
+
+ Eberstein, Freiherr von, 22, 30, 34, 50, 53, 54, 58, 60, 75, 82,
+ 85, 86, 199, 244, 324.
+
+ Egypter, 203.
+
+ Egyptische Regierung, 123, 202.
+
+ Ehlers, Otto, Lieutenant, 102, 112, 175.
+
+ »Ehrenfels«, Tender, 17.
+
+ »Elisabeth«, S. M. Schiff, 17.
+
+ v. Elpons, Lieutenant, 311, 324.
+
+ v. Eltz, Beamter, 170, 175, 199, 244, 245, 247, 248.
+
+ Emin Pascha, 105, 117, 121-140, 150, 163, 178, 259, 335-348.
+
+ Emin Pascha-Entsatz-Komitee, deutsches, 44.
+
+ Emin Pascha-Entsatz-Komitee, englisches, 127 128.
+
+ Emin-Plantage 293.
+
+ End, Premierlieutenant, 53, 54, 58, 102, 169, 170, 204, 216,
+ 223, 228, 230, 232-236, 241-244, 318.
+
+ Englische Regierung, 202, 244, 261, 266.
+
+ Englisch-Ostafrikanische Gesellschaft, 124, 127, 128, 268, 281.
+
+ Eschke, Kanzler des Gouvernements, 302.
+
+ Étienne, Pater, Missionar, 133.
+
+
+ Faniove, Küstenplatz, 208.
+
+ Felkin, +Dr.+, 124.
+
+ Ferida, Tochter Emins, 122, 133.
+
+ Firnstein, Unteroffizier, 54.
+
+ Fischer, Lieutenant, 163-165, 167, 201, 324.
+
+ Föll, Obermatrose, 62.
+
+ Först, Unteroffizier, 54.
+
+ v. François, Lieutenant, 41.
+
+ v. Frankenberg, Lieutenant, 27, 143.
+
+ Freemantle, Admiral, 36.
+
+ de la Frémoire, Beamter, 54, 245.
+
+ Freitag, Fricke, Fritz Unteroffiziere, 54.
+
+ Fülleborn, Unteroffizier, 54.
+
+ Fumo Bakari, Sultan von Witu, 269-271.
+
+ Fundi Majaliwa, 223.
+
+
+ Gaber Effendi, farbiger Unteroffizier, 308.
+
+ Gärtner, +Dr.+, 88, 89, 234-236.
+
+ Gaffri, Unteroffizier, 54.
+
+ Galla-Land, 264.
+
+ Ganbert, Unteroffizier, 177.
+
+ Gandja, Dorf, 175, 245, 246, 257, 325.
+
+ Gaßmann, Unteroffizier, 54.
+
+ Gerengere, Fluß und Dorf, 10, 103, 108, 136, 327.
+
+ Germer, Unteroffizier, 54.
+
+ Giese, Lieutenant, 99-101.
+
+ Giesecke, Beamter der Hamb. Firma Meyer, 22, 217, 219.
+
+ Giraud, Peter, Missionar, 122.
+
+ »Gneisenau«, S. M. Schiff, 17.
+
+ Gordon, 126, 336.
+
+ Granesen, 260.
+
+ Gravenreuth, Freiherr v., 27-30, 44, 53-55, 58-61, 64, 72-74,
+ 79, 102, 104, 106, 108, 136, 139, 141-150, 154, 156, 157, 162,
+ 173, 174, 176-179, 181, 199, 274, 293, 294, 318, 323.
+
+ Greff, Unteroffizier, 54.
+
+ Greiner, Missionar, 32.
+
+ Griechen, 199, 260, 295.
+
+ Grothe, Deckoffizier, 54.
+
+ Grucza, Lazarettgehülfe, 54, 113, 164.
+
+ Gurkasch, Unteroffizier, 54.
+
+
+ Hansen, Kapitän der Flottille, 54, 86.
+
+ Hansing & Cie., 83, 202, 294.
+
+ »Harmonie«, Schiff des Reichskommissariats, 45, 75, 206-210, 214.
+
+ Hartmann, Unteroffizier, 54.
+
+ Hauptquartier des Reichskommissariats, 84.
+
+ Heinz, Beamter der D.-O.-A. G., 87.
+
+ Helgoland, 270, 275.
+
+ Hellgrewe, Maler, 14.
+
+ Hemprich, Unteroffizier, 307.
+
+ Hengelhaupt, Büchsenmacher, 307.
+
+ Hentschel, +Dr.+, 10-12, 14.
+
+ Hermann, Lieutenant, 324.
+
+ Herrich, Unteroffizier, 307.
+
+ Herzer, Auguste, barmherzige Schwester, 138.
+
+ Hessel, Beamter der D.-O.-A. G., 34-35, 205, 223.
+
+ Hessenstein, Graf, Lieutenant, 326.
+
+ von Heydebreck, Lieutenant, 308.
+
+ Heymons, Lieutenant, 234, 245.
+
+ Hindorf, +Dr.+, 283.
+
+ Hindus, 186, 213, 260, 284.
+
+ Hirschberg, Korvettenkapitän, 58, 173, 207-209.
+
+ Hake, Unteroffizier, 54.
+
+ Hörnecke, Baumeister, 5.
+
+ Hoffmann, Diener Stanleys, 122.
+
+ Hoffmann I., Feldwebel, 54, 120, 130, 340, 345, 348.
+
+ Hoffmann II., Feldwebel, 54.
+
+ Hoffmann III., Unteroffizier, 54.
+
+ Holz, Kapitän der Flottille, 54.
+
+ Hongo, Dorf, 319.
+
+ Horner, Pater, Missionar, 109.
+
+
+ Ibo, Küstenplatz, 291.
+
+ Ikonga, 232.
+
+ Ikungu, 122.
+
+ Illich, Deckoffizier, 31, 54, 62, 102, 163-166, 170.
+
+ Inder, 22, 23, 77, 83, 84, 89, 98, 186, 187, 195, 213, 260, 261,
+ 272, 274, 280-282, 284, 330-332.
+
+ Indien, 297.
+
+ Inhambane, Küstenplatz, 48, 291, 321.
+
+ Ipecacuana, 130.
+
+ Ismael, Jumbe von Windi, 62, 342, 343.
+
+
+ Jakobs, Unteroffizier, 54.
+
+ Jambuja, Lager Stanleys, 125.
+
+ Jangajanga, Pasi von Ukonga, 68.
+
+ Jancke, Beamter, 54, 170, 234, 295.
+
+ Jehasi, Anhänger Buschiris, 29, 79, 161, 181, 182, 318.
+
+ Jephson, Begleiter Stanleys, 122, 125, 126, 129.
+
+ Jipe-See, 246, 257, 262.
+
+ Johannes, Chef, 53, 55, 58, 163-168, 201, 244, 245, 253, 257,
+ 320, 324, 334.
+
+ Jombo, Dorf, 142, 144, 145, 148, 149, 157, 220.
+
+ Jombo-Fluß, 306, 307.
+
+ Juba-Fluß, 264.
+
+ Jühlke, +Dr.+, Generalvertreter der D.-O.-A. G., 3, 5, 6, 10.
+
+ Junker, +Dr.+, 54, 124.
+
+ Jussuf, 217.
+
+
+ Kadi Omar, 223, 230.
+
+ Kairo, 48, 86, 89, 202.
+
+ Kaiser, Unteroffizier, 54.
+
+ Kamerun, 237, 238, 323, 348.
+
+ Kantande, Sohn Maschembas, 225, 242, 331.
+
+ Kanzki, +Dr.+, Arzt, 318.
+
+ Kanzki, Intendant, 300.
+
+ Karagwe, 188, 294, 348.
+
+ Kassai-Fluß, 41.
+
+ Kaule, Dorf, 31, 52.
+
+ Kavirondo, 294.
+
+ Kay, Feldwebel, 54, 173, 308.
+
+ Kayser, Wirklicher Geh. Legationsrat, 303, 350.
+
+ »Khedive«, Dampfer Emins, 124, 125.
+
+ Khedive von Egypten, 125-128, 140.
+
+ Kiboscho, Landschaft und Dorf, 244, 247, 249.
+
+ Kiboscho-Leute, 250, 252-254.
+
+ Kidete-Fluß, 114.
+
+ Kidete-Leute, 10.
+
+ Kihogwe, Dorf, 244.
+
+ Kihungwe, Jumbe von Kihogwe, 244, 245.
+
+ Kikogwe, Plantage, 282, 285.
+
+ Kilimandscharo, 20, 102, 119, 175, 190, 199, 244, 245, 255, 257,
+ 259, 262, 279, 285, 289, 320, 321, 325, 327, 333, 334.
+
+ Kilambo-Fluß, 263.
+
+ Kilossa, Station, 288, 326, 327.
+
+ Kilwa Kisiwani, 206, 208-210, 217.
+
+ Kilwa, Kiwindje, 20, 23, 34, 162, 205-207, 209-214, 217, 221-223,
+ 237, 244, 271, 277, 285, 289, 291, 301, 305, 306, 324, 326.
+
+ Kingani-Ebene, 142, 148, 314.
+
+ Kingani-Fluß, 6, 7, 9, 10, 27, 28, 64, 79, 103, 137, 143, 147,
+ 185, 188, 221, 318, 330.
+
+ Kingo, Häuptling von Morogro, 108-111, 162, 196, 319.
+
+ Kisanga, 235, 236.
+
+ Kiora, Station in Usagara, 20, 114.
+
+ Kipangiro, Häuptling der Wagogo, 100, 115.
+
+ Kipini, 18, 264.
+
+ Kirassa, Dorf, 114, 115.
+
+ Kisaki, Landschaft und Station, 319, 326, 327.
+
+ Kisemo, Dorf, 108.
+
+ Kisiju, Küstenplatz, 163.
+
+ Kisimo-Berg, 211.
+
+ Kisingo, Dorf, 245.
+
+ Kismaju, Küstenplatz, 264, 266, 269.
+
+ Kisogue, Dorf, 100, 115, 121.
+
+ Kissiwani, Dorf, 245, 246, 255, 257.
+
+ Kissiweri, Dorf, 205, 206.
+
+ Kitangi, Dorf, 340.
+
+ Klebba, Obermatrose, 62.
+
+ Klenze, Beamter der D.-O.-A. G., 27.
+
+ v. d. Knesebeck, Lieutenant, 202, 241.
+
+ Knorr, Admiral, 14.
+
+ Kohlstock, +Dr.+, 53, 86, 88, 89.
+
+ Kola, Dorf, 142.
+
+ Kondoa, Ortschaft, 113, 134, 135, 258, 306, 308, 310.
+
+ Kondutschi, 33, 106, 189.
+
+ Kongua, Dorf, 119.
+
+ Kopp, Unteroffizier, 54.
+
+ Korogwe, Station in Usambara, 20, 289.
+
+ Korogwo, Dorf, 318.
+
+ Krämer, Missionar, 198.
+
+ Krause, Sergeant, 340, 345.
+
+ Krenzler, Chef, 53-55, 58, 72, 78, 80, 163, 168, 170,
+ 199, 201, 320.
+
+ Krieger, Beamter der D.-O.-A. G., 34, 205, 223.
+
+ Kröhnke, Unteroffizier, 54, 120, 121, 130, 131.
+
+ Kühne, Feldwebel, 54, 340, 343, 344, 348.
+
+ Künzel, 270.
+
+ Küsel, Beamter der D.-O.-A. G., 32, 34, 66, 69.
+
+ Kutu, Landschaft, 5, 7, 318-320.
+
+ Kweihu, Insel, 264.
+
+
+ Lamu, Insel, 18, 36, 200.
+
+ Langenn, Buran, v. 255.
+
+ Langheld, Lieutenant, 174, 177, 324, 340, 341, 343-348.
+
+ Leder, Unteroffizier, 54.
+
+ »Leipzig«, S. M. Schiff, 27, 28, 36, 51, 72, 74, 80.
+
+ Leue, Chef, 31, 53, 54, 140, 163, 201, 257, 324.
+
+ Lewa, Tabaksplantage, 175, 178, 190, 292.
+
+ Liebert, Major, 178, 200, 203, 205.
+
+ Lieder, +Dr.+, Geologe, 310, 311, 320.
+
+ Lindi, Station, 20, 23, 25, 34, 205, 214-217, 223-230, 232-235,
+ 237, 241, 242, 244, 267, 277, 285, 289, 291, 326.
+
+ Löppki, Unteroffizier, 244.
+
+ Londoner Abkommen, 18.
+
+ Longa, Missionsstation, 108, 113, 135, 257, 310.
+
+ Lotsch, +Dr.+, Assistenzarzt, 138, 140.
+
+ Luagalla, Dorf, 224, 243.
+
+ Lualaba-Fluß, 217.
+
+ Ludwig, Sergeant, 54, 166, 167.
+
+ Lula, Dorf, 307.
+
+ Lumi-Fluß, 262.
+
+ Lunda-Reich, 40.
+
+
+ Mabibu, Dorf, 67.
+
+ Mackenzie, Generalvertreter der Engl.-Ostafr. Gesellschaft, 140.
+
+ Mackinnon, Sir William, 124.
+
+ Madagaskar, 297.
+
+ Madimola, Station der D.-O.-A. G., 20, 33, 142, 148, 220.
+
+ Mafi, Station der D.-O.-A. G., 20.
+
+ Mafia, Insel, 18, 36, 206, 208, 266, 271.
+
+ Mafiti, Volksstamm, 101, 120, 141-149, 152, 157, 161, 220, 221,
+ 223, 228, 229, 235, 305, 308, 310, 316, 318-320, 327.
+
+ Magaya, Jumbe, 159.
+
+ Magila, Missionsstation, 157, 163.
+
+ Magogoni, Dorf, 66, 68.
+
+ Magwangwara, Volksstamm, 228, 229.
+
+ Magurmura, Dorf, 67.
+
+ Mahdi, 46, 123.
+
+ Mahenge, Volksstamm, 9, 221, 306, 313, 318, 319.
+
+ Makanda, Jumbe in Bagamoyo, 27, 79, 161, 318.
+
+ Makanda-Plateau, 229.
+
+ Makanda, Volksstamm, 229, 232, 233, 235, 240.
+
+ Makata-Ebene, 108, 113, 119, 135, 140.
+
+ Makata, Dorf, 111, 136.
+
+ Makendjira, Häuptling der Wahiyao, 228.
+
+ Makenge, Häuptling, 341.
+
+ Makororo, Dorf, Seite 159.
+
+ Makua, Volksstamm, 229.
+
+ Malela, Jumbe in Bagamoyo, 162.
+
+ Mamboia, Dorf, 134.
+
+ Mamboia-Leute, 12.
+
+ Manamate, Häuptling, 244, 255, 256.
+
+ Manamgato, Dorf, 159.
+
+ Manda, Insel, 264.
+
+ Mandara, Sultan der Wadschagga, 102, 175, 190, 199, 247,
+ 248, 254, 333.
+
+ Mandera, Missionsstation, 152, 153, 155, 173, 174, 177, 189, 190.
+
+ Mandt, Lieutenant zur See, 14.
+
+ Manjema, Volksstamm, 48.
+
+ Manteuffel, Frhr. v., Major, 324, 334.
+
+ Marangu, Station, 320, 333.
+
+ Mareale, Sultan von Marangu, 320.
+
+ Marenga Mkali, Steppe, 119.
+
+ Markgraf, Feldwebel, 54, 120.
+
+ Marquard, Unteroffizier, 54.
+
+ Martha, katholische Schwester, 33, 69.
+
+ »Martha«, Transportdampfer, 53, 57.
+
+ Martini, Unteroffizier, 54.
+
+ Masasi, Missionsstation, 234, 235.
+
+ Maschemba, Häuptling der Wahiyao, 224-227, 230-236, 240-243,
+ 259, 313.
+
+ Masinde, Station, 158, 175, 220, 244, 245, 255, 256, 325.
+
+ Masiro, Häuptling, 158.
+
+ Maskat, 16.
+
+ Masoko, Küstenplatz, 210.
+
+ Massai-Land, 99, 119.
+
+ Massai, Volksstamm, 114, 115, 119, 120, 188, 246, 255-257, 304,
+ 306, 311, 327.
+
+ Massaua, 321.
+
+ Mataka, Häuptling der Wahiyao, 228.
+
+ Matthews, General, 26.
+
+ »Max«, Schiff des Reichskommissariats, 45, 75, 207.
+
+ Mbiki, Dorf, 106.
+
+ Mbusini, Station der D.-O.-A. G., 20.
+
+ Mbuyuni, Ortschaft, 103-105.
+
+ Medem, v., Lieutenant, 31, 53-55, 58, 67, 72, 102, 111, 117,
+ 118, 121, 130, 131, 163.
+
+ Meli, Sohn Mandaras, 333, 334.
+
+ Merkel, Zahlmeister, 54, 81.
+
+ Merker, Lieutenant, 53-55, 66, 69.
+
+ Meru-Berg, 255.
+
+ Mevel, Pater, Missionar, 109.
+
+ Meyer, +Dr.+, 157, 175, 183.
+
+ Meyer, Elfenbeinfirma, 294.
+
+ Meyer, Lieutenant, 31.
+
+ Mfumbiro-Berg, 262, 264, 272.
+
+ Mgau, Küstenstation, 301, 324.
+
+ Mhonda, Missionsstation, 108, 163, 317.
+
+ Michahelles, +Dr.+, Generalkonsul, 96, 97, 200, 268.
+
+ Mikindani, Station, 20, 25, 34, 205, 216, 217, 223,
+ 228, 230, 232-237, 240-244, 285.
+
+ Mirambo, Häuptling, 29, 116.
+
+ Mission, engl., in Kisogue, 100, 115, 121.
+
+ Mission, engl. in Magila, 157.
+
+ Mission, engl. in Mpapua, 100, 115.
+
+ Mission, engl. Universitäts-, in Masasi, 234, 235.
+
+ Mission, engl. Universitäts-, in Nevala, 234, 235.
+
+ Mission, evang., in Daressalam, 32.
+
+ Mission, franz. bei Bagamoyo, 28, 187, 330, 331.
+
+ Mission, franz. bei Morogro, 108, 109, 136, 163, 296.
+
+ Mission, franz. in Longa, 108, 113, 257, 310.
+
+ Mission, franz. in Mandera, 152.
+
+ Mission, franz. in Mhonda, 108, 317.
+
+ Mission, franz. in Tubugue, 108.
+
+ Mission, kath. in Bagamoyo, 31.
+
+ Mission. kath. in Pugu, 32, 33, 68-70.
+
+ Mittelstädt, Unteroffizier, 54.
+
+ Mkomasi-Fluß, 245.
+
+ Mkwadja, 61, 156, 157, 163, 164, 167, 172, 173, 178, 179, 182,
+ 183, 189, 199, 201.
+
+ Mlangotini, Ortschaft, 79.
+
+ Mlembule, Dorf, 156, 165, 167, 168, 171-174, 176, 177, 182.
+
+ v. Möller, Lieutenant zur See, 74.
+
+ »Möwe«, S. M. Schiff, 14, 17, 25, 27, 32, 34, 36, 72.
+
+ Mohammed ben Kassim, 184, 217, 219, 342.
+
+ Mohammed ben Raschid, 223.
+
+ Mohammed ben Seliman, Akida von Daressalam, 24, 31.
+
+ Mohammed Soa, Häuptling, 158.
+
+ Mombassa, 128, 257, 289.
+
+ Momphu, Landschaft, 348.
+
+ Morogro, Ortschaft, 108, 110, 112, 136, 162, 196, 297, 319.
+
+ Moschi, Station am Kilimandscharo, 20, 190, 244, 247, 248,
+ 254-257, 320, 333, 334.
+
+ Mozambique, 48, 263, 291.
+
+ Mpapua, 20, 33, 99-101, 105, 113-121, 130-132, 141, 149, 152,
+ 158, 163, 172, 185, 188-190, 192, 219, 220, 257, 259, 285, 288,
+ 306, 311, 320, 326, 336, 340, 341.
+
+ Mrima-Leute, 23, 107.
+
+ Mschinga, Dorf, 233.
+
+ Msinje-Fluß, 263.
+
+ Msua, Dorf, 105-108, 135, 136, 150.
+
+ Mtansa, Dorf, 221.
+
+ Mtingia, Sultan von Usongo, 344, 345.
+
+ Mtoni, Dorf mit Fähre, 103, 188, 192.
+
+ Mtua, Dorf, 158, 160.
+
+ Muanga, Herrscher v. Uganda, 270.
+
+ Muanza, Station, 294, 341, 347, 348.
+
+ Müller, Franz, Lieutenant, 41.
+
+ Müller, Hans, Lieutenant, 41.
+
+ »München«, Schiff, des Reichskommissariats, 45, 75, 87, 88, 154,
+ 179, 205-207, 214-217.
+
+ Muenda, Dorf, 158, 160.
+
+ Muganda, 80.
+
+ Muini Muharra, Sklavenjäger, 43.
+
+ Muini Sagara, Dorf, 113, 114, 135.
+
+ Muini Sagara, Sultan von Usagara, 10, 113.
+
+ Muini Sagara, dessen Tochter, 113.
+
+ Mukondogua-Thal, 113, 114, 135, 257, 304, 305, 340.
+
+ Munikombo, Wali v. Timbari, 80.
+
+ Muoa, Dorf, 199.
+
+ Murgan Effendi, farb. Offizier, 308.
+
+
+ Nachtigall, +Dr.+, 40.
+
+ Naeter, Unteroffizier, 54.
+
+ Nassr Munimgando, 230.
+
+ Natal, 291.
+
+ Ndumi, Dorf, 14, 73, 154, 155.
+
+ Ndungu, Dorf, 245.
+
+ »Neera«, Dampfer, 67.
+
+ Nelson, Kapitän, Begleiter Stanleys, 122.
+
+ Nettelblatt, Frhr. v., +Dr.+, 173, 178.
+
+ Neu-Guinea-Gesellschaft, 283.
+
+ Neumann, Unteroffizier, 54.
+
+ Nevala, Missionsstation, 234-236.
+
+ Nguruberge, 108.
+
+ Nguru, Landschaft, 3, 17, 71, 158, 159, 163, 183, 221, 317.
+
+ Niangamala, Dorf, 232.
+
+ Nielsen, Beamt. d. D.-O.-A. G., 99, 100.
+
+ Nil, 264.
+
+ Nowack, Feldwebel, 54, 252.
+
+ Nyassa-See, 42, 223, 227-229, 242, 263, 265, 270-272, 288, 349.
+
+ Nyangwe, Stadt, 42, 43.
+
+
+ »Olga«, S. M. Schiff, 17, 27.
+
+ Omar, siehe Kadi Omar.
+
+ Oskar Bruder, Missionar, 31, 133, 134.
+
+ Ostermann, Lieutenant, 31.
+
+ Otto, Kaufmann, 3, 5.
+
+
+ Palamakaa, Ortschaft, 173-179, 181, 182.
+
+ Pandascharo, Waniamuesi-Häuptling, 117.
+
+ Pangani-Fluß, 25, 87, 244, 246, 255-257, 289, 292.
+
+ Pangani-Station, 7, 18, 20, 23, 25, 26, 29, 49, 51, 61, 71-78,
+ 80, 87, 89, 154, 157, 158, 160-164, 175, 179, 180, 183, 190,
+ 195, 199, 201, 205, 217, 244, 245, 257, 259, 277-279, 282, 285,
+ 289, 291, 318, 324.
+
+ Pangiri, Dorf, 103, 106, 109, 148, 220.
+
+ Pangiri, Jumbe, 220.
+
+ Pare-Gebirge, 245, 255, 289.
+
+ Pare Mabua, Dorf, 245, 246.
+
+ Parke, +Dr.+, Begleiter Stanleys, 122, 130, 138-140.
+
+ Parsis, 260.
+
+ Patta, Insel, 264.
+
+ v. Saint-Paul-Illaire, Generalvertreter der D.-O.-A. G.,
+ 49, 97, 293.
+
+ v. Pechmann, Lieutenant, 241.
+
+ Pemba, Insel, 18, 156, 266, 272.
+
+ v. Perbandt, Lieutenant, 53, 55, 58, 72, 143, 145, 146, 148,
+ 150, 157, 173, 221, 321, 324.
+
+ Perrot, Wilhelm, 293.
+
+ Peter, Feldwebel, 54, 62.
+
+ Peters, +Dr.+, Carl, 3-5, 19, 44, 64, 67, 270, 320, 321,
+ 334, 340, 341.
+
+ Petrus, Bruder, Missionar, 33, 69.
+
+ Pfeil, Joachim, Graf, 3, 5.
+
+ Pfeil, Graf, Kapitän der Flottille, 54.
+
+ Pflanzer-Gesellschaft, deutsche, 198, 276, 293.
+
+ Pfrank, Beamter der D.-O.-A. G., 34.
+
+ Piehl, Unteroffizier, 54.
+
+ v. Pirch, Lieutenant, 307.
+
+ Plantagen-Gesellschaft, Ostafrikanische, 190, 276, 292, 293.
+
+ Plüddemann, Kapitän zur See, 76.
+
+ Podlech, Lieutenant, 324.
+
+ Pogge, Afrikaforscher, 40.
+
+ Pori, Jumbe in Bagamoyo, 162.
+
+ Portugiesen, 295.
+
+ Post des Reichskommissariats, 96.
+
+ Prager, Kapitän der Flottille, 54.
+
+ Prince, Lieutenant, 241, 245, 310, 311, 318, 320, 324.
+
+ »Prinz Adalbert«, S. M. Schiff, 17.
+
+ Pugu, Missionsstation, 32, 68-70, 142.
+
+
+ Quamkoro, Dorf, 159.
+
+ Quilimane, Küstenplatz, 42, 291.
+
+
+ Rabe, Deckoffizier, 54.
+
+ Radatz, Lieutenant, 53, 55, 58.
+
+ Ramassan, 7, 8, 11, 13.
+
+ Ramsay, Lieutenant, 48, 53-55, 58, 101, 102, 113, 158, 201, 220,
+ 221, 223, 240, 258, 304, 323.
+
+ Raschid Schapapa, 223, 233, 234.
+
+ Ras Muhesa, Fort, 76, 190.
+
+ Reich, Unteroffizier, 54.
+
+ Richard, Paul, Afrikaforscher, 274.
+
+ Reichskommissar, siehe Wißmann.
+
+ Richelmann, Hauptmann, 53, 62, 140, 142, 143, 147-149,
+ 153, 201, 342.
+
+ Richter, 295.
+
+ Rienda-Fluß, 233.
+
+ Roberth, Unteroffizier, 54.
+
+ Römer, Kapitän der Flottille, 54.
+
+ Rohlfs, Generalkonsul, 15.
+
+ Rohr, Unteroffizier, 54.
+
+ Rongor-Fluß, 246.
+
+ Rovuma-Fluß, 5, 16, 18, 205, 227, 233, 234, 236, 263.
+
+ Rüdiger, Korvettenkapitän, 323.
+
+ Rühle, Beamter der D.-O.-A. G. 12.
+
+ Rufidji-Fluß, 5, 6, 9, 205, 220, 221, 223, 305, 307, 320.
+
+ Rufu-Fluß, 289.
+
+ Ruga-Ruga, Räuber, 12.
+
+ Rukyrro-Bai, 209, 210.
+
+ Rymarzig, Unteroffizier, 54.
+
+
+ Sadani, 12-14, 29, 40, 51, 61, 70-74, 79, 80, 152, 154-156, 163,
+ 165, 167-169, 172-179, 182, 183, 189, 190, 199, 201, 217, 219,
+ 257, 259, 291, 324.
+
+ Said Ali, gegenwärtiger Sultan von Sansibar, 205, 216, 217, 224,
+ 240, 247, 266, 268, 269, 271, 273.
+
+ Said Bargasch, 1870-88 Sultan v. Sansibar, 4, 6-8, 15-19, 29,
+ 171, 233, 234, 243.
+
+ Said Hamedi, 73.
+
+ Said Kalifa, 1888-90 Sultan von Sansibar, 16, 19, 26, 49, 74,
+ 96, 97, 160, 230, 279.
+
+ Said Madjid, 1856-70 Sultan von Sansibar, 16, 29.
+
+ Said Magram, 24, 28.
+
+ Said Said, 1840-56 Sultan von Sansibar, 16.
+
+ v. Saint-Paul-Illaire siehe Paul.
+
+ Salem, Sklavenhändler, 79.
+
+ Samanga, 209.
+
+ Sankurru-Fluß, 41.
+
+ Sansibar, 3, 6, 16, 18, 20, 44, 45, 49, 74, 80, 83-87, 89, 97,
+ 98, 136, 139, 140, 156, 164, 167, 179, 186, 194, 195, 200-203,
+ 205, 206, 213, 216, 220, 227, 228, 233, 237, 268, 269, 271-274,
+ 277, 278, 290, 291, 294, 295, 297, 299, 329, 330, 338, 340.
+
+ Sansibariten, 132.
+
+ Scheffer, engl. Oberst, 46, 202.
+
+ Schafflick, Unteroffizier, 54.
+
+ Schaumbacher, Unteroffizier, 54.
+
+ Schech Amer, 24, 195.
+
+ Schelle, Lieutenant zur See, 60-62.
+
+ Scherner, Lieutenant, 202, 234.
+
+ »Schibin«, Dampfer, 203, 268.
+
+ Schikambo, Oberhäuptling der Makanda, 230, 232, 233, 240.
+
+ Schindu, Rebellenführer, 32, 67.
+
+ Schipangilosiche Kipangiro.
+
+ Schire-Fluß, 42, 273, 349.
+
+ Schlüter, Premierlieutenant, 5.
+
+ Schmelzkopf, +Dr.+, Stabsarzt, 53, 62, 86-88.
+
+ Schmidt, +Dr.+, Carl Wilhelm, 53, 54, 58, 59, 62, 64, 65, 75,
+ 80, 157-160, 174-176, 195, 207, 216-222, 232-235, 237, 239,
+ 240, 299, 322.
+
+ Schmidt, Gärtner, Beamter der D.-O.-A. G., 5, 114.
+
+ Schmidt, Unteroffizier, 54, 307.
+
+ Schubert, +Dr.+, Arzt, 14.
+
+ Schubert, Sergeant, 321.
+
+ Schuguli-Fälle, 221.
+
+ Schulte, Feldwebel, 54, 164-166.
+
+ Schultz, Unteroffizier, 54.
+
+ »Schwalbe«, S. M. Schiff, 36, 58, 72, 139, 173, 174, 206, 207,
+ 209, 210, 214, 215, 217, 323.
+
+ »Schwan«, Dampfer, 50.
+
+ Schwarz, Unteroffizier, 54.
+
+ Schweinfurth, Professor, 124.
+
+ Schynse, Pater, Missionar, 122, 133-135.
+
+ Seehandlung, Ostafrikan., (W. Perrot), 293.
+
+ Sef ben Issa, 78.
+
+ Sef ben Mohammed, Sohn Tibbu Tibs, 79.
+
+ Sef ben Saad, 343.
+
+ Selim ben Salum, 215, 216.
+
+ Seliman ben Sef, Rebellenführer, 32, 67.
+
+ Selle, Beamter, 301.
+
+ Semmling, Unteroffizier, 54.
+
+ Sewa Hadji, 187, 330.
+
+ Sigl, Lieutenant, 178, 180, 201, 217, 345-348.
+
+ Sikke, Sultan von Unianiembe, 23, 342, 343, 347.
+
+ Sima, Station der D.-O.-A. G., 5, 10, 20, 114.
+
+ Simba, Jumbe von Msua, 107.
+
+ Simbambili, Jumbe in Bagamoyo, 27, 79.
+
+ Simbamueno, Dorf, 108-110, 113.
+
+ Simbamuene, Herrscherin desselben, 108, 109.
+
+ Simbasi, Ortschaft, 70.
+
+ Simbodja, Häuptling, 157, 158, 175, 183, 184, 196, 220, 245.
+
+ Singino-Hügel, 214.
+
+ Sinna, Sultan von Kiboscho, 244, 247, 248, 253-255.
+
+ v. Sivers, Lieutenant zur See, der Reserve, 54, 72, 86, 324.
+
+ Smith, Sir Evan, engl. Generalkonsul, 140.
+
+ Snakker, Unteroffizier, 54.
+
+ Soden, Frhr. v., Gouverneur, 57, 237, 256, 258, 291, 299,
+ 301-306, 309-311, 320-323, 325, 326, 328-332, 334, 350.
+
+ Söhnge, Kaufmann, 6, 9, 10, 14.
+
+ Soliman ben Nassr, 74, 78, 179, 183, 195, 205.
+
+ »Somali«, Dampfer, 53.
+
+ Somaliküste, 5, 269.
+
+ Somali-Leute, 48, 64.
+
+ Somwi, Dorf, 111-113.
+
+ Songwe-Fluß, 263.
+
+ Sonnenschein, Legationsrat, 300.
+
+ »Sophie«, S. M. Schiff, 32, 36.
+
+ »Sperber«, S. M. Schiff, 139, 140, 167, 173, 179, 188.
+
+ Stairs, Lieutenant, Begl. Stanleys, 122, 137.
+
+ Stanley, 105, 117, 121-140, 150.
+
+ Steinbach, Steinkopf, Unteroffiziere, 54.
+
+ Stenzler, Lieutenant, 244.
+
+ Steuber, +Dr.+, 245.
+
+ Stevenson Road, 271, 349.
+
+ Stokes, Afrikareisender, 201, 217, 259, 344-346.
+
+ Stolle, Unteroffizier, 54.
+
+ »Stosch«, S. M. Schiff, 17.
+
+ Strandes, Kaufmann, 83, 202.
+
+ Stuhlmann, +Dr.+, Lieutenant, 170, 178, 340, 343, 345, 347, 348.
+
+ Sturz, Zahlmeister, 301.
+
+ Suaheli, 74, 100, 117, 142, 159, 164, 166, 168, 186, 260, 271.
+
+ Sudan, 122, 126, 128, 203.
+
+ Sudanesen, 46, 48, 53, 58, 62, 78, 87, 89, 94-96, 102, 111, 112,
+ 117, 120, 122, 131, 140, 142, 146, 149, 164-166, 168-170, 177,
+ 180, 189, 192, 193, 202, 232, 234, 240, 244, 248-254, 325, 326,
+ 340, 341.
+
+ Sudanesen, Chargen der, 46, 47, 91, 92.
+
+ Sudi, Dorf, 205.
+
+ Suez, 48, 202, 203, 291.
+
+ Sulzer, Lieutenant, 48, 53, 55, 58, 60, 72, 103, 245.
+
+ Syrer, 203.
+
+ Szogoni-Gebirge, 256.
+
+
+ Tabora, 16, 20, 43, 158, 184, 185, 188, 217, 219, 285, 288,
+ 326, 341-348.
+
+ Tana-Fluß, 5, 16.
+
+ Tanga, Küstenstation, 25, 27, 49, 51, 61, 71, 77, 78, 80, 87,
+ 163, 190, 198, 201, 244, 259, 277-279, 285, 289, 291, 293-295,
+ 299, 301, 320, 324, 334.
+
+ Tanganjikasee, 16, 42, 116, 188, 228, 263, 265, 271, 285,
+ 288, 329, 349.
+
+ Tangata, Küstenplatz, 163.
+
+ Tanner, Sergeant, 54, 171.
+
+ Taveta, Landschaft und Dorf, 244, 257, 262, 273, 289.
+
+ Tesch, Beamter, 200.
+
+ Tettenborn, v., Lieutenant, 308, 309, 321.
+
+ Theremin, Chef, 44, 48, 53, 67, 69, 200.
+
+ Thielke, Unteroffizier, 54.
+
+ Thompson, Afrikaforscher, 124.
+
+ Tibbu Tib (Hammed ben Mohammed), 43.
+
+ Tiedemann, Unteroffizier, 307.
+
+ v. Tiedewitz, Unteroffizier, 307.
+
+ Timbari, Dorf, 80.
+
+ Tinde, Dorf, 345.
+
+ Tomaschewski, Kapitän der Flottille, 54.
+
+ Tschepe, Deckoffizier, 54.
+
+ Tscherekesa, Karawanenführer, 101, 153.
+
+ Tschogwe, Ortschaft, 292.
+
+ Tschunio, Dorf, 119.
+
+ Tschusiunguli, Dorf, 228.
+
+ Tubugue, Dorf, 109, 114, 134.
+
+ Tunguru, 129.
+
+ Tununguo, Missionsstation, 163, 220, 318, 327.
+
+ »Turquoise«, engl. Kriegsschiff, 213.
+
+
+ Udewa, Dorf, 136.
+
+ Udjidji, Stadt, 43, 184, 288.
+
+ Uganda, Landschaft, 188, 270, 272, 274, 294, 348.
+
+ Ugogo, Landschaft, 114, 119, 134, 188, 219, 259, 313, 326, 341.
+
+ Ugweno-Gebirge, 245, 246.
+
+ Uhehe, Landschaft, 113, 119, 188, 222, 306-308, 313, 320, 321.
+
+ Ukami, Landschaft, 3, 17, 70, 132.
+
+ Ukami-Berge, 108, 136.
+
+ Ukeredi-Fluß, 215, 232, 241.
+
+ Ukonga, Dorf, 68.
+
+ Umba-Fluß, 175, 262, 264.
+
+ Uniamuesi, Landschaft, 102, 259, 344.
+
+ Uniamwira, Dorf, 341.
+
+ Unianiembe, Landschaft, 343, 346, 347.
+
+ Uniformirung der Schutztruppe, 90, 92-95.
+
+ Unioro, Landschaft, 188, 294.
+
+ Urambo, Landschaft, 343, 345.
+
+ Urambo-Leute, 343, 344.
+
+ Uruguru, Landschaft, 320.
+
+ Usagara, Landschaft, 3, 6, 7, 9, 10, 15, 17, 20, 108, 110, 111,
+ 113, 114, 119, 132, 135, 188, 304, 305, 317.
+
+ Usagara-Berge, 114, 135.
+
+ Usambara, Landschaft, 5, 7, 20, 175, 279, 283, 289.
+
+ Usambara-Eisenbahn-Gesellschaft, 289.
+
+ Usaramo, Landschaft, 5, 6, 7, 9, 20, 142, 149, 158, 185, 189,
+ 220, 307, 318, 327, 330.
+
+ Usegua, Landschaft, 3, 17, 20, 70, 71, 79, 152, 153, 155, 163,
+ 171, 178, 183, 189, 317.
+
+ Usegua-Berge, 176.
+
+ Usongo, Dorf, 343-345.
+
+ Usukuma, Landschaft, 346.
+
+ Usungula, Station der D.-O.-A. G., 20, 33, 142, 220.
+
+ Uwindji, Dorf, 71, 73, 182.
+
+
+ Valette, Korvettenkapitän, 80, 96, 178, 205, 206, 209.
+
+ Velten, Unteroffizier, 54.
+
+ »Vesuv«, Schiff des Reichskommissariats, 45, 75, 214, 215.
+
+ Viktoriasee, 116, 122, 128, 188, 244, 263, 272, 285, 289, 294,
+ 297, 325, 329, 342, 344-349.
+
+ Visitelli, Reporter, 136, 137.
+
+ Vohsen, Konsul, Generalvertreter der D.-O.-A. G., 26, 97, 279.
+
+ Voß, Korvettenkapitän, 137, 154, 157, 173.
+
+ »Vulkan«, Schiff d. Reichskommissariats, 75, 207.
+
+
+ Waboni, Volksstamm, 269.
+
+ Wadelai, 121, 122.
+
+ Wadi Bakari, 233.
+
+ Wadigo, Volksstamm, 293, 320.
+
+ Wadoës, Volksstamm, 71, 103-106, 154, 189.
+
+ Wadschagga, Volksstamm, 15, 102, 247-250, 252-254, 334.
+
+ Waganda, Volksstamm, 270.
+
+ Wagogo, Volksstamm, 100, 114-116, 119, 120, 219, 304, 306, 341.
+
+ Wahehe, Volksstamm, 101, 114, 115, 119, 120, 141, 257, 258,
+ 304-307, 309-311, 318.
+
+ Wahiyao, Volksstamm, 34, 224, 225, 228-231, 233-236, 240,
+ 241, 243, 313.
+
+ Wahumba, Massaistamm, 115, 119, 120, 340.
+
+ Wakamba, Volksstamm, 10.
+
+ Wakuafi, Volksstamm, 317, 318.
+
+ Wakuara, Volksstamm, 154.
+
+ Wakutu, Volksstamm, 318.
+
+ Wami-Fluß, 79, 152, 172.
+
+ Wamwera, Volksstamm, 229, 234.
+
+ Wangoni, Volksstamm, 48, 228, 343, 344, 346, 347.
+
+ Wanguru, Volksstamm, 318.
+
+ Waniamuesi, 29, 58, 61, 62, 78, 79, 102-106, 111, 113, 116, 121,
+ 153, 168, 180, 186, 192, 280, 342, 346, 347.
+
+ Wapare, Volksstamm, 247.
+
+ Wapokomo, Volksstamm, 269.
+
+ Warombo, 321.
+
+ Warori, Volksstamm, 304.
+
+ Waruscha, Volksstamm, 247, 255, 256.
+
+ Wasagara, Volksstamm, 114, 257.
+
+ Wasaramo, Volksstamm, 9, 31, 142-144, 146, 149, 186, 318,
+ 319, 330.
+
+ Wasegua, Volksstamm, 169, 172, 177, 180.
+
+ Wasiagi, Dorf, 142-144.
+
+ Wassukuma, Volksstamm, 102, 153, 156, 186, 192.
+
+ Wegner, Kaufmann, 83.
+
+ Weidmann, Illustrator, 148.
+
+ Weiß, Premierlieutenant, 5.
+
+ Weiß, Unteroffizier, 54.
+
+ Weriweri-Fluß, 246.
+
+ Wiansi-Bach, 136.
+
+ Wiebel, Schiffsoffizier, 142, 145, 146.
+
+ Wilkens, Beamter der D.-O.-A. G., 30, 190.
+
+ Wille, Unteroffizier, 54.
+
+ Windi, Ortschaft, 182.
+
+ Wißmann, Reichskommissar, 38-44, 49-53, 55-61, 64-67, 71, 73-82,
+ 84-87, 92, 96, 97, 101-103, 106-113, 115-121, 123, 131, 136-141,
+ 149, 151-157, 160-163, 167-169, 171-176, 178, 179, 182, 183, 185,
+ 188, 189, 192, 193, 195, 198-201, 203-209, 211, 215-219, 221, 223,
+ 224, 237-240, 244-248, 250-253, 255-258, 262, 268, 271, 274, 277,
+ 278, 294, 299-304, 308, 321, 323, 325, 329, 332, 336-342,
+ 344, 348, 350.
+
+ Witte, Unteroffizier, 252.
+
+ Witu, 15, 17, 200, 264, 266, 268-271.
+
+ Witu-Gesellschaft, 269.
+
+ Witzick, Unteroffizier, 177.
+
+ Wolf, +Dr.+, Stabsarzt, 41.
+
+ Wolf, Eugen, 49, 54, 82, 83, 85.
+
+ Wolfrum, Lieutenant, 237, 333.
+
+ Wonneberger, Unteroffizier, 54.
+
+ Wubuschi-Fluß, 200.
+
+ Wutzer, Unteroffizier, 308.
+
+
+ Yao, s. Wahiyao, 225, 240.
+
+
+ Zambesi-Strom, 42, 273, 349.
+
+ v. Zelewski, Kommandeur, 22, 25, 26, 30, 50, 53-55, 58, 59, 62,
+ 64, 65, 72, 73, 75, 78, 94, 102, 116, 149, 152-156, 168, 169,
+ 176, 203, 207, 209, 214, 217, 222, 223, 299, 305, 307, 308, 310,
+ 317, 318.
+
+ v. Zitzewitz, Lieutenant, 234, 237, 241, 245, 307.
+
+ Zulus, 48, 53, 61, 62, 94-96, 101, 102, 111, 112, 117, 118, 120,
+ 142, 144, 146, 159, 164, 168, 174, 186, 228, 229, 234, 240, 245,
+ 248, 250-252, 307, 309, 318, 321, 322, 325, 326, 340.
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+
+ Preis in eleganter Ausstattung 12 Mark.
+
+ [Illustration]
+
+Dieses neueste Werk ~Wißmanns~, das schon bei seinem Erscheinen
+im vorigen Jahre besonders durch die Schilderungen der arabischen
+Sklavenjagden großes Aufsehen machte, ist jetzt doppelt interessant,
+weil ~Major von Wißmann~ in ihm genau dieselbe Straße beschreibt
+vom Tanganjika zum Nyassa, Schire, Zambesi, Quilimane, die er jetzt in
+umgekehrter Richtung zum Transporte seines Dampfers gewählt hat.
+
+Das ~Militär-Wochenblatt~ schreibt über das Werk: Wir empfehlen
+das Studium dieses interessanten Reisewerkes allen deutschen Kameraden,
+weil sie in demselben erkennen, welche Erfahrungen unser Deutscher
+Afrikaner gesammelt hatte, bevor er von Seiner Majestät dem Kaiser
+zur Niederwerfung des Aufstandes an der Deutschen Ostküste berufen
+ward, zugleich um sich davon zu überzeugen, ~wie sehr der schlichte
+Vortrag der eigenen Erlebnisse Major von Wißmann vorteilhaft vor
+den Verfassern anderer Afrikanischer Reisewerke auszeichnet~. Die
+Ausstattung des vorliegenden Bandes mit Karten und Bildern ist eine
+vorzügliche und wahrhaft künstlerische.
+
+ [Illustration]
+
+
+
+
+Im Verlage der Königlichen Hofbuchdruckerei =Trowitzsch & Sohn= in
+~Frankfurt a. d. Oder~ ist ferner erschienen:
+
+ Prachtwerk ersten Ranges!
+
+ Prinz Friedrich Karl im Morgenlande.
+
+ Nach Tagebüchern und Handzeichnungen
+
+ dargestellt
+
+ von seinen Reisebegleitern
+
+ =Prof. Dr. Brugsch-Pascha und Major Fr. X. v. Garnier.=
+
+
+ [Illustration]
+
+ Mit 12 Vollbildern und 58 Textillustrationen.
+ ~Folio-Format 62 Bogen in eleganter Ausstattung.~
+
+Preis in feinstem gepreßten Kalbsleder-Einband 30 Mark. Das Werk kann
+ auch nach und nach in 10 Lieferungen bezogen werden.
+
+
+Das Werk wurde von der gesamten Presse auf das Günstigste aufgenommen.
+So sagt unter anderen der
+
+»~Hannover'scher Courier~« .... ein sehr lehrreiches Werk. ... Die
+Illustrationen sind vortrefflich und gereichen dem interessanten Texte
+zur höchsten Zierde. Das schöne Werk kann nur dringend empfohlen
+werden.
+
+»~Illustrierte Zeitung~« schreibt: .... Wenig fürstliche Reisen
+dürften wohl so glänzend ausgestattete Tagebücher als bleibende Spuren
+hinterlassen, wie obiges Prachtwerk .... wir können das sich im
+eleganten Gewande darstellende Tagebuch warm empfehlen.
+
+»~Vossische Zeitung~« schreibt: .... Wir haben des Oefteren
+auf den fesselnden Inhalt des Werkes, auf die prächtigen Land und
+Leute charakterisierenden Bilder, wie auf die gediegene Ausstattung
+hingewiesen; es vereinigen sich hier alle Faktoren, ein ebenso
+originelles wie vornehmes Prachtwerk zu gestalten.
+
+ [Illustration]
+
+
+
+
+*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 75426 ***
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+ Geschichte des Araberaufstandes in Ost-Afrika. | Project Gutenberg
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+<body>
+<div style='text-align:center'>*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 75426 ***</div>
+
+<div class="transnote">
+<p class="s3 center">Anmerkungen zur Transkription</p>
+<p class="p0">Das Original ist in Fraktur gesetzt; Schreibweise und
+Interpunktion des Originaltextes wurden übernommen; lediglich
+offensichtliche Druckfehler sind stillschweigend korrigiert worden.</p>
+<p class="p0">Worte in Antiquaschrift sind "<i>kursiv</i>" dargestellt</p>.
+</div>
+
+<figure class="figcenter illowp46" id="cover">
+ <img class="w100" src="images/cover.jpg" alt="">
+</figure>
+
+<div class="chapter">
+<h1>Geschichte<br>
+<span class="s6">des</span><br>
+Araberaufstandes in Ost-Afrika.</h1>
+
+<p class="p2 s4 center">Seine Entstehung,<br>
+seine Niederwerfung und seine Folgen.</p>
+
+<p class="p2 center">Von</p>
+
+<p class="s2 center"><b>Rochus Schmidt.</b></p>
+
+<figure class="figcenter illowe13" id="signet">
+ <img class="w100" src="images/signet.jpg" alt="signet">
+</figure>
+
+<p class="p2 center">Frankfurt a. Oder.<br></p>
+<p class="s6 center">Verlag der Königlichen Hofbuchdruckerei Trowitzsch &amp; Sohn.</p><br>
+</div>
+
+<div class="chapter">
+<h2 class="nobreak" id="Vorwort">Vorwort.</h2>
+</div>
+
+<p>Die große Menge der Afrikawerke, welche in den letzten Jahren auf dem
+deutschen Büchermarkte erschienen sind, ließ auffallender Weise immer
+noch eine eigentliche Geschichte des Ostafrikanischen Aufstandes und
+seiner Niederwerfung vermissen. Eine gesammelte, auf rein historischer
+Grundlage ruhende und durch mehrjährige persönliche Erfahrung kritisch
+gesichtete Darstellung der kriegerischen Ereignisse in Ostafrika, ihrer
+Ursachen und nächsten Folgezustände erschien aber gerade jetzt geeignet.</p>
+
+<p>Die Lage unserer deutschen Kolonie in Ostafrika ist keine glänzende,
+die Stimmen der Gegner erheben sich von Neuem und drängen zu wenig
+ehrenvollem Rückzug oder zu Beschränkungen, denen ein solcher Rückzug
+noch vorzuziehen wäre.</p>
+
+<p>Das vorliegende Buch soll in gedrängter Kürze die Entwickelung des
+Aufstandes und seine Niederwerfung behandeln, es soll dem Leser die
+großen Opfer vorführen, welche zu dieser Niederwerfung notwendig waren,
+es soll aber auch die Begründung versuchen, daß die Sache solche Opfer
+verdient.</p>
+
+<p>Abenteuer oder farbensatte Schilderungen wird mancher Leser vielleicht
+vermissen, aber der Verfasser hat sich bemüht, alles zusammenzutragen,
+was für das vollkommene Verständnis des behandelten Zeitabschnittes
+nötig ist, kurz eine Geschichte des deutsch-ostafrikanischen Aufstandes
+zu geben. Ueberall ist dabei der Standpunkt strenger Objektivität
+gewahrt worden, auch da, wo Personen, Maßnahmen oder Verhältnisse wohl
+eine herbere, subjektive Kritik hätten herausfordern können. Wo eine
+Kritik sich findet, beruht sie auf Erfahrung und sorgfältigster Prüfung.</p>
+
+<p>Möge es gelingen, durch das vorliegende Buch der Sache einen Dienst zu
+leisten.</p>
+
+<div class="blockquot">
+
+<p><em class="gesperrt">Berlin</em>, im Juni 1892.</p>
+</div>
+
+<p class="mright5"><b>Der Verfasser.</b></p><br>
+
+<div class="blockquot">
+
+<p class="p4 s6"><em class="gesperrt">Benutzte Quellen</em>: Brix Förster. — Richelmann. — von Behr. —
+Paul Reichardt. — Weißbücher. — Kolonialblatt. — Kolonialzeitung.
+— Koloniale Jahrbücher. — Zeitungsberichte (Militärwochenblatt,
+Lieut. Heymons, Kreuzzeitung, <span class="antiqua">Dr.</span> Neubaur.).</p>
+</div>
+
+
+<hr class="chap x-ebookmaker-drop">
+
+<div class="chapter">
+<h2 class="nobreak" id="Inhalts-Verzeichniss">Inhalts-Verzeichniß.</h2>
+</div>
+
+<table class="autotable">
+<tr>
+<td class="tdl"></td>
+<td class="tdc"></td>
+<td class="tdr">Seite</td>
+</tr>
+<tr>
+<td class="tdl">I.</td>
+<td class="tdc"> <em class="gesperrt">Kapitel</em>: Einführung</td>
+<td class="tdr"><a href="#1_Kapitel">1-20</a>.</td>
+</tr>
+<tr>
+
+<td class="tdl">II.</td>
+<td class="tdc"><em class="gesperrt">Kapitel</em>: Entwickelung des Aufstandes und Errichtung des Reichskommissariats</td>
+<td class="tdr"><a href="#2_Kapitel">21-38</a>.</td>
+</tr>
+<tr>
+
+<td class="tdl">III.</td>
+<td class="tdc"><em class="gesperrt">Kapitel</em>: Organisation der Schutztruppe</td>
+<td class="tdr"><a href="#3_Kapitel">39-55</a>.</td>
+</tr>
+<tr>
+<td class="tdl">IV.</td>
+<td class="tdc"><em class="gesperrt">Kapitel</em>: Die ersten Kämpfe um Bagamoyo, Daressalam, Pangani, Tanga und Sadani</td>
+<td class="tdr"><a href="#4_Kapitel">56-80</a>.</td>
+</tr>
+<tr>
+<td class="tdl">V. </td>
+<td class="tdc"><em class="gesperrt">Kapitel</em>: Ausbildung des Reichskommissariats</td>
+<td class="tdr"><a href="#5_Kapitel">81-98</a>.</td>
+</tr>
+<tr>
+<td class="tdl">VI.</td>
+<td class="tdc"><em class="gesperrt">Kapitel</em>: Wißmanns Expedition nach Mpapua</td>
+<td class="tdr"><a href="#6_Kapitel">99-117</a>.</td>
+</tr>
+<tr>
+<td class="tdl">VII.</td>
+<td class="tdc"><em class="gesperrt">Kapitel</em>: Regelung der Verhältnisse um Mpapua und Marsch mit der<br>
+Stanleyschen Expedition zur Küste</td>
+<td class="tdr"><a href="#7_Kapitel">118-140</a>.</td>
+</tr>
+<tr>
+<td class="tdl">VIII.</td>
+<td class="tdc"><em class="gesperrt">Kapitel</em>: Buschiri und die Mafiti</td>
+<td class="tdr"><a href="#8_Kapitel">141-150</a>.</td>
+</tr>
+<tr>
+<td class="tdl">IX.</td>
+<td class="tdc"><em class="gesperrt">Kapitel</em>: Wißmanns Thätigkeit an der Küste nach der Rückkehr von Mpapua,<br>
+Buschiris Gefangennahme und die Unterwerfung Bana Heris</td>
+<td class="tdr"><a href="#9_Kapitel">151-184</a>.</td>
+</tr>
+<tr>
+<td class="tdl">X.</td>
+<td class="tdc"><em class="gesperrt">Kapitel</em>: Die Stationen und der Dienst auf denselben</td>
+<td class="tdr"><a href="#10_Kapitel">185-197</a>.</td>
+</tr>
+<tr>
+<td class="tdl">XI.</td>
+<td class="tdc"><em class="gesperrt">Kapitel</em>: Die Unterwerfung des Südens</td>
+<td class="tdr"><a href="#11_Kapitel">198-217</a>.</td>
+</tr>
+<tr>
+<td class="tdl">XII.</td>
+<td class="tdc"><em class="gesperrt">Kapitel</em>: Das Reichskommissariat unter Wißmanns Stellvertreter<br>
+<span class="antiqua">Dr.</span> Karl Wilhelm Schmidt</td>
+<td class="tdr"><a href="#12_Kapitel">218-238</a>.</td>
+</tr>
+<tr>
+<td class="tdl">XIII.</td>
+<td class="tdc"><em class="gesperrt">Kapitel</em>: Wißmanns letzte Thätigkeit als Reichskommissar</td>
+<td class="tdr"><a href="#13_Kapitel">239-261</a>.</td>
+</tr>
+<tr>
+<td class="tdl">XIV.</td>
+<td class="tdc"><em class="gesperrt">Kapitel</em>: Das Deutsch-englische Abkommen</td>
+<td class="tdr"><a href="#14_Kapitel">262-275</a>.</td>
+</tr>
+<tr>
+<td class="tdl">XV.</td>
+<td class="tdc"><em class="gesperrt">Kapitel</em>: Die wirtschaftlichen Unternehmungen vor, während und nach <br>
+dem Aufstande</td>
+<td class="tdr"><a href="#15_Kapitel">276-297</a>.</td>
+</tr>
+<tr>
+<td class="tdl">XVI.</td>
+<td class="tdc"><em class="gesperrt">Kapitel</em>: Ostafrika unter Herrn von Soden</td>
+<td class="tdr"><a href="#16_Kapitel">298-334</a>.</td>
+</tr>
+<tr>
+<td class="tdl">XVII.</td>
+<td class="tdc"><em class="gesperrt">Kapitel</em>: Die Expedition Emin Paschas</td>
+<td class="tdr"><a href="#17_Kapitel_(Schluss)">335-350</a>.</td>
+</tr>
+</table>
+
+<hr class="chap x-ebookmaker-drop">
+
+<div class="chapter">
+<p><span class="pagenum" id="Seite_1">[S. 1]</span></p>
+
+<h2 class="nobreak" id="1_Kapitel">1. Kapitel.<br>
+<span class="s6">Einführung.</span></h2>
+</div>
+
+<div class="blockquot">
+<p>Kolonisationsidee in Deutschland. — Erwerbung Deutsch-Ostafrikas.
+— Verträge in Usegua, Nguru, Usagara und Ukami. — Kaiserlicher
+Schutzbrief. — Gesellschaft für deutsche Kolonisation. —
+Gegenbestrebungen des Sultans. — Erste Stationen in Ostafrika. —
+Expeditionen zu Gebietserwerbungen. — Expedition des Verfassers.
+— Protest des Sultans Said Bargasch gegen den kaiserlichen
+Schutzbrief. — Araber in Ostafrika. — Besitzstand des Sultans an
+der Küste. — Stellung der Walis. — Bismarcks Ultimatum. — Deutsche
+Flottendemonstration in Sansibar. — Der Sultan erkennt die deutschen
+Ansprüche an. — Diplomatische Verhandlungen zwischen Deutschland
+und England. — Londoner Vertrag. — Die Deutsch-Ostafrikanische
+Gesellschaft. — Der Küstenvertrag mit dem Sultan. — Stationsbestand
+der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft.</p>
+</div>
+
+
+<p>Eine Geschichte des Araberaufstandes in Deutsch-Ostafrika kann nicht
+gedacht werden ohne eingehende Betrachtung der Verhältnisse, welche
+diesem Aufstande vorhergingen. Die Erwerbung Deutsch-Ostafrikas,
+die einzelnen Phasen im Aufbau der Deutsch-Ostafrikanischen
+Gesellschaft, die rein politischen und handelspolitischen Faktoren,
+welche im Zusammenwirken mit den Völkerverhältnissen an der Küste
+Deutsch-Ostafrikas zum Aufstand führten, bilden <em class="gesperrt">eine</em> große
+logische Kette.</p>
+
+<p>Die Entwickelung der Kolonisationsidee in Deutschland braucht nur mit
+wenigen Worten gestreift zu werden.</p>
+
+<p>Die allgemeinen Ursachen, auf denen sich diese Idee aufbaute,
+sind selbstverständlich in erster Linie in der außerordentlichen
+Machtstellung zu suchen, welche Deutschland besonders nach dem
+französischen Kriege in der Welt sich erworben. Diese Machtstellung
+brachte dann eine unerwartete Entwicklung der Industrie mit sich
+und diese wieder trieb ganz von selbst zu der Notwendigkeit<span class="pagenum" id="Seite_2">[S. 2]</span> neue
+Absatzgebiete im Ausland zu schaffen. Während von der einen Seite
+her diese Absatzgebiete lediglich auf dem Handelswege im Ausland
+oder in den Kolonien anderer Nationen gesucht wurden, verlangte das
+wiederbelebte Nationalgefühl der Deutschen seinerseits einen Anteil
+an der Welt in Gestalt von Kolonien, um auf diese Weise die großen
+wirtschaftlichen Faktoren im eigenen kolonialen Auslande nutzbar
+verwerten zu können: mit einem Wort, die politische Unabhängigkeit auch
+auf dem Gebiete des Handels und der Industrie zu erwerben. Gegenüber
+allen Verdächtigungen feindlicher Kreise muß den ersten Beförderern der
+Kolonialidee zweifellos der Ruhm zuerkannt werden, den Weg zu einer
+solchen Unabhängigkeit ehrlich gesucht und auch thatsächlich gefunden
+zu haben.</p>
+
+<p>Welch außerordentliche Rolle bei diesen Bestrebungen Deutsch-Ostafrika
+von vornherein gespielt hat und immer spielen wird, braucht kaum
+besonders hervorgehoben zu werden. Einmal haben wir es mit einem
+Gebiete zu thun, welches nach dem übereinstimmenden Urteil aller
+unbefangenen Beobachter und Forscher zweifellos die wertvollsten Teile
+Afrikas entweder in sich begreift oder handelspolitisch zu beherrschen
+in der Lage ist. Ferner verfügt gerade unser Gebiet über eine durchaus
+eigentümliche, im ganzen schwarzen Kontinent sich nicht wiederfindende
+Entwicklung der Handelsbeziehungen nach dem Innern und vom Innern
+heraus. Endlich besitzen wir in dem Volksstamm, welcher die Handelswege
+nach dem tiefsten Innern eröffnet hat und auch gegenwärtig noch als
+alleiniger Träger dieses Handelsverkehrs aufzufassen ist, in den
+Arabern nämlich, Handelsvermittler von einer kaufmännischen Begabung
+und gerade für das in Betracht kommende Land geeigneten Vorbildung, wie
+sie wenigstens für Afrika nicht besser gedacht werden können.</p>
+
+<p>Abgesehen von der wesentlichen Bedeutung aber, welche das
+deutsch-ostafrikanische Gebiet für Deutschland selbst besitzt,
+muß darauf hingewiesen werden, in welch ungewöhnlicher Weise die
+Erwerbung dieses Gebietes durch eine deutsche Privatgesellschaft zur
+Kolonisation ganz Afrikas und im weiteren zur Lösung kultureller und
+zivilisatorischer Aufgaben von höchster Bedeutung mitgewirkt hat.
+Der<span class="pagenum" id="Seite_3">[S. 3]</span> Eintritt des deutschen Reiches in die Reihe der Kolonialstaaten,
+die internationale Verteilung Afrikas zwischen Deutschland, England,
+Frankreich, Italien und Portugal in den Verträgen des Jahres 1890,
+die internationale Regelung der Sklavereifrage durch die Brüsseler
+Konferenz vom Jahre 1889 sind lediglich Folgen der deutschen Erwerbung,
+und es darf gewiß als ein eigenartiges Wirken der Vorsehung angesehen
+werden, wenn gerade das jüngste Kolonialvolk den Anstoß zur Regelung
+von Fragen gegeben hat, welche einen ganzen Erdteil betreffen.</p>
+
+<p>Wenige Worte mögen dem Leser den Gang der Erwerbung ins Gedächtnis
+zurückrufen.</p>
+
+<p>Einige wenige patriotische Männer vereinigten sich am 3. April 1884 zur
+Gesellschaft für deutsche Kolonisation. Sie stellten sich auf den Boden
+der von <span class="antiqua">Dr.</span> Karl Peters vorgeschlagenen Thesen, welche darin
+gipfelten, daß, bis das Reich sich entschlösse in eine Kolonialpolitik
+einzutreten, es nötig sei, daß das deutsche Volk selbst mit praktischen
+Schritten, d. h. in erster Linie mit Gebietserwerbungen in fremden
+Erdteilen, zunächst in Ostafrika, vorginge. Im November 1884 traf
+bereits die erste Expedition (<span class="antiqua">Dr.</span> Peters, <span class="antiqua">Dr.</span> Jühlke,
+Graf Joachim Pfeil und Kaufmann Otto) in Sansibar ein. Am 10. November
+brach die Expedition nach Überwindung unendlicher Schwierigkeiten nach
+dem Festlande auf, erwarb innerhalb 6 Wochen durch Verträge in den
+Landschaften Usegua, Nguru, Usagara und Ukami die Hoheits- und eine
+Reihe von Privatrechten von 10 eingeborenen Häuptlingen (Jumbes),
+hißte die deutsche Flagge an den entsprechenden Punkten und bestimmte
+einige Plätze für die Anlegung von Stationen. Anfang Februar 1885
+traf <span class="antiqua">Dr.</span> Peters bereits wieder in Berlin ein und erhielt auf
+Verwendung Sr. Durchlaucht des Fürsten Bismarck am 27. Februar 1885
+den Allerhöchsten Schutzbrief Sr. Maj. des Kaisers Wilhelm <span class="antiqua">I.</span>
+für die gemachten Erwerbungen. Mit Erlangung dieses Schutzbriefes
+wurden alle Anfeindungen, welche gegen die völker- und staatsrechtliche
+Gültigkeit jener Verträge erhoben waren, ohne weiteres niederschlagen,
+— Anfeindungen, welche nicht nur in Deutschland selbst seitens der
+Kolonialgegner, sondern besonders durch das auf das<span class="pagenum" id="Seite_4">[S. 4]</span> höchste betroffene
+England in Szene gesetzt waren. Die Erlangung dieses Schutzbriefes ist
+daher als ein außerordentlich wesentliches Zugeständnis des deutschen
+Reiches und zwar in erster Linie des Fürsten Reichskanzlers anzusehen.
+Es ist der eigentliche Ausgangspunkt der afrikanischen Kolonialpolitik
+des deutschen Reiches. Die Gesellschaft für deutsche Kolonisation
+hatte damit ihren ersten und zweifellos größten Erfolg erreicht,
+einen Erfolg, welcher jedoch der Gesellschaft selbst große und über
+den Rahmen ihres eigentlichen Wirkungskreises weit hinausgehende
+Verpflichtungen auferlegte. Es stellte sich sofort die Notwendigkeit
+heraus, mit weit größeren Kapitalmitteln als bisher die bereits
+erworbenen Gebiete in thatsächlichen Besitz zu nehmen, andrerseits aber
+diesen Erwerbungen, welche ja nur als Kern und Ausgangspunkt gedacht
+waren, neue in weiterem Umkreise hinzuzufügen und den Kolonialbesitz
+in Ostafrika abzurunden. Besonders die letztere Aufgabe bedingte die
+allergrößte Eile. Unmittelbar nach dem Bekanntwerden der Peters'schen
+Erwerbung machten sich sowohl von englischer Seite als auch (und
+zwar vermutlich auf Betreiben der Engländer) seitens des Sultans von
+Sansibar Bestrebungen geltend, welche darauf abzielten, den erworbenen
+Besitz zu isolieren und die umliegenden Landschaften rechtlich für
+den Sultan von Sansibar in Besitz zu nehmen. In richtiger Erkenntnis
+der Sachlage wurde daher aus der Mitte der Gesellschaft für deutsche
+Kolonisation heraus bereits am 2. April 1885 eine Kommanditgesellschaft
+gegründet, welche unter dem Namen »Deutsch-Ostafrikanische
+Gesellschaft, Karl Peters und Genossen« in das Handelsregister
+eingetragen wurde und so eine Rechtsform für das weitere Vorgehen
+darstellte.</p>
+
+<p>Als Zweck der Gesellschaft wurde in die Satzungen aufgenommen
+»Erwerb, Besitz, Verwaltung und Verwertung von Ländern sowie
+deutsche Kolonisation im Osten Afrikas«. <span class="antiqua">Dr.</span> Peters erhielt
+Generalvollmacht und zwar in einer solchen Ausdehnung, daß thatsächlich
+die ganze Gesellschaft in jeder Beziehung durch ihn allein geleitet
+wurde.</p>
+
+<p>Für <span class="antiqua">Dr.</span> Peters selbst hatte sich nach seiner Rückreise nach
+Deutschland die Notwendigkeit eines längeren Aufenthaltes in<span class="pagenum" id="Seite_5">[S. 5]</span> der
+Heimat herausstellt, um die schwierigen, dort der Gesellschaft
+harrenden Aufgaben in Angriff zu nehmen, besonders in den Finanzkreisen
+Deutschlands die nötigen Kapitalien zu schaffen, ferner die weitere
+Ausbildung der Gesellschaftsformen herbeizuführen und dieser als
+Direktor vorzustehen. In Ostafrika standen von den mit Peters
+ausgezogenen Herren noch <span class="antiqua">Dr</span>. Jühlke und Graf Pfeil zur
+Verfügung, da der Kaufmann Otto in Usagara einer Krankheit zum
+Opfer gefallen war. Dem <span class="antiqua">Dr</span>. Jühlke wurde die Vertretung der
+Gesellschaft in Sansibar und Ostafrika übertragen; während Graf Pfeil
+als erste Aufgabe die Errichtung der Station Sima in Usagara zugewiesen
+erhielt.</p>
+
+<p>In Deutschland wurden von <span class="antiqua">Dr</span>. Peters nach der Erteilung des
+kaiserlichen Schutzbriefes eine Reihe von Persönlichkeiten für den
+Gesellschaftsdienst engagiert, um zur Erweiterung des Gebietes eine
+Reihe von Expeditionen zu unternehmen. Einer der engagierten Herren,
+der Gärtner Schmidt, löste den Grafen Joachim Pfeil auf Sima ab mit dem
+Auftrag dort eine landwirtschaftliche Station zu gründen. Dadurch wurde
+Graf Pfeil für Uebernahme weiterer Expeditionen frei und ging zunächst
+auf der von Bagamoyo nach dem Innern sich hinziehenden Karawanenstraße
+nach Süden, woselbst er der Gesellschaft durch einen Vertrag Ansprüche
+auf die Landschaft Kutu sicherte. Hieran schlossen sich folgende
+weitere Expeditionen:</p>
+
+<p>Die Expedition Jühlke, welcher Premier-Lieutenant Weiß zugeteilt war,
+gewann Rechtstitel auf die Landschaft Usambara.</p>
+
+<p>Graf Pfeil schloß zusammen mit Premier-Lieutenant Schlüter Verträge in
+den Landschaften zwischen dem Rufidji und Rovuma.</p>
+
+<p>Die Herren Baumeister Hörnecke und Lieutenant von Anderten waren zu
+gleichem Zweck am Tana und an der Somaliküste thätig und erwarben
+Ansprüche, die im Jahre 1886 durch eine Expedition des <span class="antiqua">Dr</span>.
+Jühlke an der Benadirküste erweitert wurden. Hierbei fiel dieser um die
+Erwerbung unserer Kolonien hochverdiente Mann den heimtückischen Somali
+leider zum Opfer.</p>
+
+<p>Der Verfasser selbst sicherte der Gesellschaft durch Verträge Rechte
+auf die Landschaft Usaramo.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_6">[S. 6]</span></p>
+
+<p>Es würde zu weit führen, und ist nicht Aufgabe dieses Buches, die
+erwähnten Expeditionen im Detail zu verfolgen. Doch dürfte es nicht
+uninteressant sein, eine solche Expedition etwas ausführlicher zu
+erzählen, um hierdurch ein Bild von den damals in Ostafrika für die
+Gesellschaft bestehenden Schwierigkeiten zu geben.</p>
+
+<p>Es wird zu diesem Zweck die vom Verfasser selbst ausgeführte Expedition
+gewählt; nicht etwa als ob dieser ein besonderer Wert zugesprochen
+werden soll, sondern weil sie naturgemäß dem Verfasser am nächsten
+liegt.</p>
+
+<p>Mein Auftrag, den ich nach meiner Ankunft in Sansibar vom
+Generalvertreter der Gesellschaft, <span class="antiqua">Dr</span>. Jühlke, erhielt, bestand
+darin, in Sansibar zunächst eine Expedition zusammenzustellen und mit
+dieser von Bagamoyo aus Usaramo zu durchziehen, das Land zwischen dem
+Kingani und Rufidji der Gesellschaft zu sichern und dann nach Usagara
+zu gehen, wo mir weitere Befehle von Seiten der Gesellschaftsvertretung
+zugehen sollten.</p>
+
+<p>Ich suchte dem erhaltenen Befehle gemäß so schnell wie möglich die
+für die Expedition nötigen Träger anzuwerben, kaufte die im Inlande
+gangbaren Tauschartikel ein, verpackte sie in Lasten und war 5 Tage
+nach meiner Ankunft in Sansibar so weit, daß ich nach Bagamoyo, dem
+Anfangspunkt meiner Expedition auf dem Festland überfahren konnte.
+Es war für mich notwendig, die Zahl der für die Expedition nötigen
+Träger auf ein Minimum zu reduzieren, da Said Bargasch, der damalige
+Sultan von Sansibar, uns die Anwerbung der Leute, wie überhaupt die
+Expedition in jeder Weise zu erschweren suchte. Ich sah mich genötigt,
+nachdem es mir gelungen war, 70 Träger anzuwerben, auch unsere
+eigenen Bedürfnisse sehr zu beschränken und für diese Trägerzahl
+die Verpackung der nötigsten Lasten einzurichten. Von der sonst bei
+einer Expedition üblichen Mitnahme von Karawanen-Askari (Soldaten)
+mußte ich Abstand nehmen, weil mir die Anwerbung solcher, wenn sie
+einigermaßen zuverlässig sein sollten, unmöglich war. Meiner Expedition
+war der 3 Monate vor mir in Ostafrika angelangte Kaufmann Söhnge
+zugeteilt worden. Von den Schwarzen sind zu erwähnen: der Hetmann
+der Karawane,<span class="pagenum" id="Seite_7">[S. 7]</span> der Komorenneger Ramassan, ferner 2 sansibaritische
+Waniampara (Unterführer) — alle drei mit Gewehren bewaffnet. Im
+übrigen bestand die Expedition außer unseren schwarzen Dienern nur noch
+aus sansibaritischem Trägerpersonal. Beim Aufbruch war für mich die
+größte Eile geboten, schon aus dem Grunde um, bevor das Ziel der Reise
+bekannt geworden war, Aufhetzungen des Sultans in Usaramo vorzubeugen.
+Der Sultan konnte uns nicht nur in Sansibar an der Anwerbung der Träger
+und der Zusammenstellung der Expedition aufs äußerste hinderlich sein,
+sondern auch im Innern. Hier besaß er zwar an den meisten Plätzen
+nicht eine direkte Macht, aber doch einen großen moralischen Einfluß,
+wie sich dies bei mehreren deutschen Expeditionen, z. B. in Usambara
+gezeigt hat, wo von Said Bargasch die entsprechenden Empfehlungen
+vorausgeschickt wurden. Durch meinen schnellen Aufbruch indes, und
+da der Sultan über den Zweck meiner Reise sich im Unklaren befand,
+die Expedition auch so angelegt war, als ob sie direkt nach Usagara
+marschierte, welches sich ja bereits in deutschem Besitz befand, wurden
+wir vor Schädigungen bewahrt.</p>
+
+<p>So war es mir möglich, im ganzen 7 Tage nach meiner Ankunft in
+Sansibar, von Bagamoyo aus abzurücken, von wo ich zunächst südlich
+nach Bueni marschierte, um von hier aus den kleinen von Pangani
+nach Kutu führenden Karawanenweg bis an den Kingani nach Dundanguru
+einzuschlagen. Auch hier war es wieder mein Bestreben, möglichst
+schnell vorwärts zu kommen, um nach dem Bekanntwerden meiner Route
+in Bagamoyo und Sansibar durch die Schnelligkeit des Marsches mich
+dem Einfluß der Küstenmachthaber zu entziehen. In der That wurde
+auch die Expedition zunächst von den Eingeborenen überall freundlich
+aufgenommen, die damals trotz der großen Nähe der Küste Europäer
+noch gar nicht gesehen hatten, weil diese nur in ganz vereinzelten
+Ausnahmefällen bislang das Land seitlich der großen Karawanenstraße
+betreten hatten. Es bildete sich fast überall ein ganz friedlicher
+Verkehr mit der Bevölkerung heraus, und dieselbe war in der Regel
+leicht dazu zu bewegen, die Verträge, deren Abschließung der alleinige
+Zweck der Expedition war, mit uns einzugehen. Wie schon<span class="pagenum" id="Seite_8">[S. 8]</span> ganz im
+Eingang erwähnt worden, sind ja diese Verträge sowohl in Deutschland
+wie im Ausland auf das heftigste angegriffen und verspottet worden. Das
+Letztere vielleicht mit einem gewissen Recht; denn es konnte sich ja
+niemand verhehlen, daß der faktische Wert derselben gering war, da die
+eingeborenen Häuptlinge sich sehr selten, obgleich es ihnen auseinander
+gesetzt wurde, dessen, was sie mit einigen Krähenfüßen unterschrieben,
+voll bewußt waren und sie zumeist auch gegen reiche Geschenke in
+der augenblicklichen Laune waren, alles Mögliche was man von ihnen
+verlangte, abzutreten, ohne an das Bindende solcher Zugeständnisse für
+die Zukunft zu denken. Andererseits repräsentierte auch die zweite
+Vertrag schließende Partei, die ostafrikanische Gesellschaft, damals
+nur eine geringe Macht und bedurfte dringend des Rückhalts an der
+Reichsregierung.</p>
+
+<p>Nichtsdestoweniger haben die Verträge ihren Zweck vollkommen erfüllt,
+da infolge der ungeordneten innerafrikanischen Zustände und infolge der
+zivilisatorischen und humanitären Verpflichtungen, die wir den auf der
+tiefsten Kulturstufe stehenden Negern gegenüber zu übernehmen willens
+waren, die staatsrechtliche Grundlage für die spätere Abgrenzung
+unserer Interessensphäre durch sie gegeben wurde.</p>
+
+<p>Fand ich nun in der ersten Zeit überall eine gute Aufnahme und volles
+Entgegenkommen seitens der Eingeborenen auf meiner Expedition, so blieb
+doch die Aufhetzung des Sultans von Sansibar nicht ohne Erfolg. Denn
+diejenigen in der Expedition, auf die ich am meisten angewiesen war und
+von denen der Erfolg derselben abhing, die Träger, warteten nur auf die
+Gelegenheit, mich während des Marsches im Stich zu lassen und thaten
+dies auch gleich während der ersten Tage nach meinem Aufbruch von der
+Küste.</p>
+
+<p>Wie sehr der Sultan auf die Träger einzuwirken im Stande gewesen war,
+konnte ich daraus ersehen, daß dem treu zu mir haltenden Dolmetscher
+Ramassan öfters von den Sansibariten gedroht wurde, ihn beim Sultan
+zu denunzieren, weil er auf Kosten der Interessen des Sultans unsere
+Bestrebungen zu sehr fördere. Ramassan schwebte daher auch in steter
+Angst vor der Strafe des Sultans.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_9">[S. 9]</span></p>
+
+<p>Durch das Entgegenkommen der eingeborenen Jumbes oder Pasi, wie sie
+in Usaramo genannt werden, ist es mir zunächst immer gelungen, die
+notwendige Zahl von Aushilfeträgern zu erhalten. Doch sah ich mich
+wegen der steten Zunahme von Desertion der Träger in Dundanguru
+veranlaßt, zu einem andern Auskunftsmittel zu greifen, da von hier an
+die Wasaramo nicht mehr willens waren, mir auf meiner nach Süden nach
+dem Rufidji abbiegenden Route bis an die Grenze der gefürchteten
+Mahenge zu folgen.</p>
+
+<p>Ich erklärte meinen Trägern, daß, wer nicht weiter mit mir ziehen
+wollte, die Erlaubnis habe nach Sansibar zurückzukehren, da ich
+nur solche Leute, die mir freiwillig und gern folgen würden, mit
+mir zu nehmen wünsche. In Sansibar würde ich die Bestrafung der
+Davongelaufenen durch Vermittlung des deutschen Konsulats herbeiführen,
+dagegen die mir während der ganzen Expedition treu bleibenden Träger
+über meine Verpflichtung hinaus belohnen. So behielt ich nicht ganz 30
+Mann bei mir.</p>
+
+<p>Es war mir ganz Unmöglich, mit diesen die Lasten der Karawane
+weiterzutransportieren. Daher erteilte ich dem Kaufmann Söhnge den
+Auftrag, am Kingani ein provisorisches Lager zu beziehen und so gut es
+ging, zu befestigen, während ich selbst mit den für die Dauer eines
+Monats notwendigen Tauschwaren, die ich in sehr leichte Lasten verpackt
+hatte, mit 13 Trägern den Marsch nach Süden fortsetzte. Die übrigen
+Träger ließ ich Herrn Söhnge zur Bewachung und Einrichtung des Lagers.</p>
+
+<p>Ich durchzog nun allein das Land direkt nach Süden bis zum Rufidji
+verfolgte diesen drei Tagereisen östlich und marschierte dann nach
+Nordwest zurück, um wieder zum übrigen Teil meiner Expedition am
+Kingani zu stoßen.</p>
+
+<p>Ich fand bei den Häuptlingen des südlichen Usaramo nicht dasselbe
+Entgegenkommen wie im nördlichen Teil und wurde überall mißtrauisch
+aufgenommen; es gelang mir jedoch auch hier, wenn auch nicht mit
+derselben Leichtigkeit wie vordem, die gewünschten Verträge, 25 an der
+Zahl, abzuschließen.</p>
+
+<p>Nach meiner Wiedervereinigung mit Söhnge trat ich den weiteren
+Vormarsch der Expedition nach Usagara an, da es<span class="pagenum" id="Seite_10">[S. 10]</span> Söhnge gelungen war,
+sich mit den Parsis der Ortschaften am Kingani zu befreunden und von
+diesen die für den Weitermarsch nötige Zahl von Trägern anzuwerben. Die
+große Karawanenstraße von Bagamoyo wurde am Gerengere erreicht und auf
+dieser der Marsch nach Muini Sagara und von da nach Sima fortgesetzt.</p>
+
+<p>In Sima traf ich den Generalvertreter der Gesellschaft <span class="antiqua">Dr.</span>
+Jühlke an, welcher die für die weitere Fortsetzung der Expedition oder
+für Stationsanlagen nötigen Lasten, die ich aus Mangel an Trägern von
+Sansibar nicht hatte mitnehmen können, mir nachbrachte und ferner
+den Auftrag des deutschen Generalkonsuls hatte, einen mit dem alten
+Usagara-Sultan Muini Sagara und einer arabischen Karawane vorgekommenen
+Streitfall zu untersuchen und zu schlichten. Dieser Auftrag ging in
+Folge der Erkrankung Jühlkes auf mich über und hielt mich für die
+nächste Woche noch in Usagara fest.</p>
+
+<p>Endlich im letzten Drittel des Oktober erreichte mich der Befehl
+nach Sansibar zurückzukehren und dort eine neue Expedition
+zusammenzustellen, um mit dieser von der Rovuma-Mündung aus zum Zweck
+weiterer Erwerbungen ins Innere abzumarschieren.</p>
+
+<p>Mein Begleiter Söhnge war bereits vor mir mit den abgeschlossenen
+Verträgen nach Sansibar zurückgesandt worden, und es schloß sich mir
+der mit mir zugleich nach Ostafrika gekommene <span class="antiqua">Dr.</span> Hentschel,
+welcher sich damals ebenfalls in Usagara befand, auf dem Rückmarsche
+an. Diese Rücktour sollte indes für mich verhängnisvoll werden und
+einen Strich durch die Ausführung meiner Instruktion machen.</p>
+
+<p>Am 28. Oktober, Morgens, verließen wir unsern Lagerplatz bei Kidete.
+Die ersten Stunden des Marsches von Kidete aus waren ruhig verlaufen,
+und wir glaubten, obgleich wir sowohl durch Kidete-Leute, wie auch
+durch passierende Jäger von den in jener Gegend angesessenen Wakamba
+des öfteren belästigt worden waren, durchaus nicht an eine ernstere
+Gefahr, als wir plötzlich etwa um 1/2-12 Mittags von hinten beschossen
+wurden. Die Karawane bestand damals außer uns beiden Europäern noch
+aus 20 unbewaffneten Trägern, welche bei diesem Angriffe ebenso wie
+unsre Boys ihre Lasten fortwarfen<span class="pagenum" id="Seite_11">[S. 11]</span> und sich schleunigst davonmachten.
+Wir waren daher auf uns allein angewiesen. Unter dem fortgeworfenen
+Gepäck befanden sich auch <span class="antiqua">Dr.</span> Hentschels Patronen. Da ich eine
+größere Anzahl Patronen selbst bei mir trug, half ich hiermit meinem
+Gefährten aus. Seine Doppelbüchse hatte ein etwas größeres Kaliber als
+der Büchsenlauf meiner Büchsflinte, weshalb auch seine Schüsse nicht
+so präzis sein konnten. Wir suchten indes durch schnelle und möglichst
+gut gezielte Schüsse der uns numerisch überlegenen Bande — es waren
+etwa 30 an der Zahl — möglichst viel Verluste beizubringen. Die Gegner
+haben, wie späteren Besuchern der Gegend mitgeteilt wurde, 5 Tote und
+mehrere Verwundete gehabt. Aber wir selbst wurden beide gleich bei
+Beginn der Schießerei verwundet. <span class="antiqua">Dr.</span> Hentschel erhielt einen
+Schuß in die linke Wade und ich einen in den rechten Unterschenkel über
+dem Knöchel.</p>
+
+<p>Glücklicherweise machten uns unsere Wunden nicht kampfunfähig; wir
+suchten so gut wie möglich Deckung im Terrain und setzten, obgleich
+verwundet, das Feuer fort.</p>
+
+<p>Bei den Gegnern wurde dasselbe immer schwächer; doch traf mich eine
+der letzten gegnerischen Kugeln in die Brust und ging durch meine
+rechte Lunge hindurch. Das genügte in jenem Augenblick für mich. Die
+Gegner stellten, wahrscheinlich wegen der verhältnismäßig großen
+Verluste, die sie hatten, das Feuer ein und verschwanden zu meinem
+Glück vom Kampfplatz. <span class="antiqua">Dr.</span> Hentschel hielt an meiner Seite
+aus, bis mich das Bewußtsein verließ, worauf er sich bei seiner ihn
+am Gehen hindernden Verwundung zum Teil auf allen Vieren nach dem
+nächsten Dorfe hin fortbewegte, um Hilfe für mich herbeizuschaffen,
+oder, wenn diese zu spät käme, mich zu beerdigen. Er mußte zu diesem
+Zweck die davongelaufenen Träger, vor allem Ramassan, wiederbekommen;
+denn allein konnte er, selbst verwundet, mir nicht helfen. Daher bewog
+er eine Anzahl Leute im nächsten Dorfe, zu mir zurückzugehen, um mich
+nach jenem Dorf zu bringen; er gab ihnen als Lohn das einzige, was
+er gerettet, sein eigenes Gewehr. Die Leute sind indessen nie zu mir
+gekommen.</p>
+
+<p><span class="antiqua">Dr.</span> Hentschel selbst kam nicht zurück, weil er hörte, englische
+Missionare seien etwas weiter vorwärts auf der Straße, aber in<span class="pagenum" id="Seite_12">[S. 12]</span> der
+Nähe. Er sah ein, daß das richtigste sei, von diesen ärztliche Hilfe
+und Medizin zu erbitten, da wir alles verloren hatten. So ließ er sich
+zu diesen tragen und sandte Ramassan zurück, der indes Angst hatte
+und erst später zu mir kam. Die englischen Missionare traf Hentschel;
+dieselben erklärten sich natürlich bereit, auf mich zu warten, während
+Hentschel sich in Eilmärschen nach Sadani tragen ließ, um von dort
+nach Sansibar zu fahren und dort den Vorfall zu melden, damit mir
+ein Arzt und Hilfe entgegengeschickt würde, wenn es auch damals
+unwahrscheinlich erschien, daß ich am Leben war. <span class="antiqua">Dr.</span> Hentschel
+hat in dieser Weise durchaus korrekt und besonnen gehandelt; durch
+seine Handlungsweise hat er wesentlich dazu beigetragen, mir das Leben
+zu retten, und mich zu Dank verpflichtet.</p>
+
+<p>Nun ein paar Worte über meine Angreifer. Diese bestanden, wie wir
+später erfuhren, in einer Räuberbande, sogenannten Ruga-Ruga, die
+es auf Beutemachen und Plünderung Unsrer Sachen abgesehen hatten.
+Diese Absicht ist nun nicht einmal von ihnen erreicht worden, da die
+Angreifer nach ihren verhältnismäßig großen Verlusten sich schleunigst
+empfahlen. Es waren Dritte, denen die Beute zufiel, und zwar Kidete-
+und Mamboialeute, die, während ich bewußtlos auf dem Kampfplatz lag,
+alles stahlen und dabei mit großer Gewissenhaftigkeit verfuhren. Bis
+auf das, was ich persönlich am Leibe trug, ließen sie nichts zurück;
+doch war ich indessen noch gut daran, daß mir die Ruga-Ruga selbst
+nicht noch einen Besuch abstatteten, da sie mir sicher das Messer an
+den Hals gesetzt hätten.</p>
+
+<p>Ich selbst blieb besinnungslos bis zur Zeit der Dämmerung liegen. Da
+erst, also 6-7 Stunden nach meiner Verwundung, kam ich zum Bewußtsein
+meiner Hilflosigkeit. Einige Neger befanden sich in meiner Nähe, die,
+als ich die Augen aufmachte, auf und davon liefen. Brennender Durst
+peinigte mich. Ich suchte ihn zu stillen, indem ich mir den rechten
+Stiefel, in dem sich eine Portion Blut, von dem angeschossenen Bein
+herrührend, angesammelt hatte, auszog und das darin enthaltene Blut
+begierig trank. Da das Blut aber nachher trocknete und die Wunden
+überhaupt nur wenig nachbluteten, so gab es für mich bald nichts mehr
+zu trinken. Die ganze Nacht lag ich<span class="pagenum" id="Seite_13">[S. 13]</span> bei vollem Bewußtsein da; ich
+hätte mir gern schleunige Erlösung von meinen Leiden gewünscht. Meine
+Versuche, aufzustehen, mißlangen. Am nächsten Morgen kaute ich den
+Thau aus den Gräsern; den Tropenhelm legte ich mir unter den Kopf,
+um diesen etwas erhöht zu halten, und zog es vor, hierfür mir die
+glühende Tropensonne auf den Schädel scheinen zu lassen. Die Neger,
+welche vorbeikamen und mich liegen sahen, hatten kein Mitleid mit
+mir, verhöhnten mich teilweise noch, ließen mich alle liegen und
+gaben mir nicht einmal einen Tropfen Wasser zu trinken. Ein altes,
+fürchterlich häßliches Weib warf mir ein Stück von ihr ausgesogenen
+Kürbis ins Gesicht mit den Worten »da friß«, während ein Gemütsmensch
+darunter war, der auf mein Ansuchen, mich von der Stelle zu tragen,
+nur erwiderte: »Du wirst doch gleich sterben«. So lag ich, bis die
+Sonne am Himmel reichlich 2 Uhr zeigte, so daß ich also 26-27 Stunden
+an jener traurigen Stätte zugebracht habe. Da fanden sich endlich zwei
+hilfsbereite Leute, die mich ins nächste Dorf trugen. Als ich die erste
+Pfütze passierte, trank ich soviel Wasser, wie meine braven Träger nach
+ihrer Aussage noch nie einen Menschen hatten trinken sehen.</p>
+
+<p>Ich wurde im nächsten Dorf in der Hütte des Jumbe untergebracht,
+der mich, so gut er konnte, verpflegte, indem er mich auf eine
+Negerbettstelle legen ließ und mir aus Matama gemachte Suppe zum
+Löschen des Durstes gab. Auch kam mein Karawanenführer Ramassan bald
+nach diesem Dorfe zurück, wusch, nachdem er mir die Sachen, welche über
+und über voll Blut waren, vom Leibe gezogen hatte, meine Wunden aus,
+und verklebte den Einschuß an der Brust, den Ausschuß am Rücken und den
+Einschuß am Bein mit je einem Stück Cigarettenpapier. Das war für die
+nächste Zeit die einzige Wundbehandlung. Außerdem warb Ramassan zehn
+Leute in jenem Wasagara-Dorf an mit dem Versprechen, ihnen wenn sie
+mich an die Küste nach Sadani brächten, reichlichen Lohn auszuzahlen.</p>
+
+<p>Diese zehn trugen mich ununterbrochen die ganze Tageszeit mit Ausnahme
+einer kurzen Rast während des Mittags in der Hängematte, immer zwei und
+zwei abwechselnd, nach<span class="pagenum" id="Seite_14">[S. 14]</span> der Küste zu. Bei diesem Transport wurde in
+jenem gebirgigen Terrain aber nicht besser als mit einem Stück Waare
+mit mir umgegangen. Die Aufnahme, welche ich in den nächsten Dörfern
+während dieser Zeit fand, war eine durchaus hartherzige. In keinem
+Dorf wurde mir Unterkunft gewährt. Überall mußte ich mit meinen Leuten
+außerhalb des Dorfes auf einem harten Graslager zubringen. Dabei hatte
+ich von der während der Nächte verhältnismäßig großen Kälte viel zu
+leiden, da ich nur mit meinen blutdurchtränkten Kleidern bedeckt war.
+Nahrung bekam ich nur von meinen eigenen Leuten, und zwar während
+dieser ganzen Zeit nur eine Matamasuppe. Das Mißgeschick wollte es
+zudem, daß ich erst nach mehreren Tagen die englischen Missionare
+erreichte, welche bereits erwähnt sind. Sie hatten mir Boten mit
+Medizin und Lebensmitteln entgegengeschickt, doch waren diese einen
+andern Weg gegangen, als ich.</p>
+
+<p>Bei den Missionaren wurde mir nun selbstverständlich alles zu teil, was
+mir diese Leute bieten konnten. Sie behandelten und verbanden meine
+Wunden, brachten mich in einem Zelte unter, gaben mir bessere Nahrung
+und eine bessere Hängematte, in der ich bis zur Küste unter ihrer
+Obhut getragen wurde. Allerdings war mein Zustand auf diesem Transport
+ein derartiger, daß man daran zweifelte, ob ich die Küste noch lebend
+erreichen würde. Am letzten Tage, bevor wir in Sadani ankamen, trafen
+wir auf dem Marsch den Maler Hellgrewe und Herrn Söhnge, die, nachdem
+sie von <span class="antiqua">Dr.</span> Hentschel Kunde über mich erhalten hatten, sich
+sofort aufgemacht hatten, mir Hilfe zu bringen. Sie fuhren an Bord der
+»Möwe« über die Herr Admiral Knorr auf die empfangene Nachricht hin so
+gütig war, nach Sadani zu schicken, damit der Arzt der »Möwe«, Herr
+<span class="antiqua">Dr.</span> Schubert, mir Hilfe leisten könnte. In Ndumi, 2 Stunden
+von der Küste entfernt, traf mich auch ein kleines Detachement unter
+Lieutenant Mandt und <span class="antiqua">Dr.</span> Schubert, die für meinen weiteren
+Transport nach Sansibar auf S. M. S. »Möwe« Sorge trugen. Zur
+Erinnerung an jene Zeit stiftete mir Hellgrewe später zwei von seiner
+Meisterhand gemalte Bilder, die gegenwärtig mein Zimmer schmücken. —</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_15">[S. 15]</span></p>
+
+<p>Kehren wir nach dieser Abschweifung zu der Entwickelung der
+ostafrikanischen Verhältnisse zurück. Bereits oben ist von den
+Bestrebungen die Rede gewesen, welche sich seitens des Sultans gegen
+die Erwerbungen der ostafrikanischen Gesellschaft geltend machten.
+Diese Bestrebungen nahmen eine greifbare Form an, als der Sultan am
+25. April 1885 offizielle Kenntnis von dem kaiserlichen Schutzbrief
+erhielt. Der Sultan Said Bargasch erhob nunmehr einen formellen Protest
+gegen diesen Schutzbrief und die deutschen Erwerbungen überhaupt.
+Dieser telegraphisch nach Berlin übermittelte Protest hatte folgenden
+Wortlaut: »Wir haben vom Generalkonsul Rohlfs Abschrift von Ew.
+Majestät Proklamation vom 27. Februar empfangen, wonach Gebiete in
+Usagara, Nguru und Ukami, von denen es heißt, daß sie westlich von
+unsern Besitzungen liegen, Eurer Oberhoheit und deutscher Regierung
+unterstellt sind. Wir protestieren hiergegen, weil diese Gebiete uns
+gehören und wir dort Militärstationen halten und jene Häuptlinge,
+welche die Abtretung von Souveränitätsrechten an die Agenten der
+Gesellschaft anbieten, dazu nicht Befugnis haben: Diese Plätze haben
+uns gehört seit der Zeit unsrer Väter.« Gleichzeitig sandte Said
+Bargasch Truppen nach Witu, Dschagga und Usagara, um durch eine
+thatsächliche Machtentfaltung die Häuptlinge einzuschüchtern und eine
+Art Besitzrecht auszuüben.</p>
+
+<p>Es dürfte geeignet erscheinen, an dieser Stelle die Stellung der Araber
+in Sansibar und ihre Beziehungen zu Ostafrika kurz zu skizzieren. Wann
+die erste Einwanderung derselben in Ostafrika erfolgte, läßt sich
+mit Sicherheit nicht feststellen. Die zahlreichen Ruinen arabischer
+Gebäude an der ganzen Küste entlang legen Zeugnis davon ab, daß die
+arabische Kultur hier bereits in früheren Jahrhunderten in hoher Blüte
+gestanden haben muß; auf dem Boden der Geschichte erscheinen die Araber
+jedoch erst mit der portugiesischen Einwanderung. Es ist bekannt, daß
+das arabische Element durch die Portugiesen im 16. Jahrhundert fast
+gänzlich vertrieben wurde und daß die arabischen Städte insgesamt in
+portugiesische Hände fielen. Ebenso darf die spätere Vertreibung der
+Portugiesen durch die Maskataraber als bekannt<span class="pagenum" id="Seite_16">[S. 16]</span> voraussetzt werden.
+Erst seit dem Jahre 1840 ist Sansibar der unbestrittene Hauptort der
+arabischen Oberherrschaft. In diesem Jahr verlegte der Sultan Said
+Said seine Residenz von Maskat nach Sansibar. Ihm folgte 1856 Said
+Madjid, dem 1870 dann Said Bargasch nachfolgte; unter diesem gewann
+der englische Einfluß in Sansibar vollkommen das Übergewicht über alle
+andern Nationen. Said Bargasch starb 1888 und hinterließ die Regierung
+seinem Bruder Said Kalifa.</p>
+
+<p>Die Stellung, welche die Araber in Ostafrika gegenwärtig und zwar
+seit der Vertreibung der Portugiesen einnehmen, ist eine durchaus
+eigentümliche, wie sie sich ein zweites Mal kaum irgendwo auf der Welt
+wiederfinden dürfte. Der eigentliche Mittelpunkt ihrer Herrschaft ist
+Sansibar selbst; aber von diesem Zentralsitz aus laufen die von Arabern
+gesponnenen Fäden bis in das tiefste Innere des schwarzen Kontinents
+hinein. Ihre weitesten Vorposten liegen gegenwärtig weit über den
+Tanganjika westlich im Congostaat.</p>
+
+<p>Ein faktisches Besitzrecht hatte der Sultan ganz zweifellos am
+Küstenstreifen von der Tanamündnng bis zum Rovuma. Denn auf diesem
+ganzen Küstenstreifen unterhielt er in allen Hauptplätzen Walis
+(Statthalter), zum Teil auch Garnison. Er übte hier also wirkliche
+Hoheitsrechte aus. Der Machtbezirk der einzelnen Walis war jedoch
+außerordentlich begrenzt und erstreckte sich im großen und ganzen immer
+nur auf die nächste Umgebung ihres Wohnsitzes.</p>
+
+<p>Fast unmittelbar hinter dem Küstenstreifen herrschten die eingeborenen
+Häuptlinge und zwar meist nach patriarchalischem Brauch unumschränkt,
+so daß von einem Besitztitel des Sultans hier gar keine Rede sein
+konnte. Die Ansprüche, welche der Sultan für dieses Innere erhob,
+begründete er mit dem Umstand, daß in einzelnen Plätzen sich von ihm
+ernannte Walis befänden. Damit kann jedoch von einer thatsächlichen
+Besitzergreifung seitens des Sultans nicht die Rede sein. Es erklärt
+sich das vielmehr lediglich aus Folgendem: Die arabischen Kaufleute,
+welche in den Plätzen des Innern, von denen hier die Rede ist, also z.
+B. in Tabora, Mamboia und anderen sich ansiedelten, ließen vom Sultan
+einen Wali<span class="pagenum" id="Seite_17">[S. 17]</span> ernennen, nur um durch einen solchen Beamten eine größere
+Autorität unter sich zu schaffen. Hätten sie einen Wali selbständig
+aus ihrer Mitte erwählt, so würde sich kein einziger der Araber an
+dessen Richterspruch gekehrt haben; ernannte aber der Sultan den
+Statthalter, so war demselben immer ein wesentlicher Einfluß gesichert,
+weil der Sultan die Endfäden des Gewebes in Händen hielt, d. h. weil
+er die ungehorsamen Araber bei ihrer Rückkehr nach Sansibar bestrafen
+konnte. Thatsächlich aber haben diese Walis den Eingeborenen gegenüber
+keine Rechte ausgeübt; diese standen wenigstens im jetzigen deutschen
+Interessengebiet nach wie vor unter ihren angestammten Häuptlingen.</p>
+
+<p>Der Protest des Sultans wurde daher mit Recht durch den Fürsten
+Bismarck am 19. Juni 1885 formell abgelehnt, die Ansprüche für
+unbegründet erklärt und gegen die nachträgliche Besetzung von Gebieten,
+welche innerhalb des deutschen Schutzgebietes lagen, Einspruch erhoben.
+Die deutsche Antwort trug den Charakter eines Ultimatum und wurde durch
+ein deutsches Geschwader, bestehend aus den Schiffen: Bismarck, Prinz
+Adalbert, Gneisenau, Stosch, Elisabeth, Olga, Möwe nebst zwei Tendern:
+Adler und Ehrenfels nachdrücklich unterstützt.</p>
+
+<p>Die Sultanstruppen waren bereits am 24. Juni zurückberufen worden und
+am 14. August erkannte der Sultan rückhaltlos die Schutzherrschaft
+Deutschlands über die Länder Usagara, Nguru, Usegua, Ukami und über
+das Gebiet von Witu an. Diese Erklärung des Sultan wurde vom deutschen
+Reich als vollkommen genügend angesehen und obwohl thatsächlich niemand
+in Sansibar, weder die Araber noch die Engländer und Franzosen,
+daran zweifelten, daß das Geschwader lediglich gesandt worden sei,
+um das Sultanat zu annektieren, wurde seitens Deutschlands, um die
+freundschaftlichen Beziehungen zu England nicht zu erschüttern, von
+diesem Schritte abgesehen. Nicht nur die Deutschen, sondern überhaupt
+alle Einwohner bis zum Sklaven herunter faßten dies nicht anders, denn
+als einen Mißerfolg Deutschlands auf. Die gewaltige Flottenentfaltung
+war gänzlich ohne Resultat, ja die Araber betrachteten sogar die vom
+Sultan gegebene Erklärung lediglich<span class="pagenum" id="Seite_18">[S. 18]</span> als ein durch die Not erzwungenes,
+diplomatisches Auskunftsmittel.</p>
+
+<p>Für die europäischen Mächte bildete jedoch diese diplomatische
+Korrespondenz die Grundlage für weitere Verhandlungen. England hatte
+richtig erkannt, wie nahe die Gefahr einer Annexion des ganzen
+Sultanats gelegen hatte. Um für die Zukunft eine solche Möglichkeit
+auszuschließen, ging das englische Bestreben jetzt dahin, Deutschland
+zum Beitritt zu dem englisch-französischen Vertrage vom Jahr 1862 zu
+bringen, in welchem die <em class="gesperrt">Unabhängigkeit des Sultans von Sansibar</em>
+anerkannt wurde. Die Verhandlungen über die ostafrikanische Frage
+begannen zwischen England und Deutschland im Dezember 1885 und fanden
+ihren Abschluß in dem internationalen Abkommen zu London am 1. November
+1886.</p>
+
+<p>Das Londoner Abkommen erkannte dem Sultan die Souveränität über
+Sansibar, Pemba, Lamu und Mafia zu, sowie einen Besitz an der
+Küste in einer Tiefe von 10 Seemeilen vom Rovuma bis Kipini. Um
+jedoch der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft einen Zugang zur
+See zu verschaffen, ohne welchen der Besitz des Innern ja gänzlich
+wertlos gewesen wäre, machte England im Londoner Abkommen sich
+anheischig, im Einverständnis mit Deutschland beim Sultan auf die
+Verpachtung der Zölle in den Häfen von Daressalam und Pangani an die
+Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft hinzuwirken, nachdem bereits
+im September 1885 die Mitbenutzung Daressalams zugestanden worden
+war. Gleichzeitig kamen beide Mächte überein, eine Abgrenzung ihrer
+gegenseitigen Interessensphäre in diesem Teile des ostafrikanischen
+Festlandes vorzunehmen. Der letztgenannte Punkt bildet die Grundlage
+des deutsch-englischen Abkommens von 1890.</p>
+
+<p>Mit dem Londoner Vertrage war nunmehr endlich eine politische,
+internationale Grundlage für die deutsche Kolonisation Ostafrikas
+geschaffen. Die erste günstige Wirkung derselben war die
+Erkenntnis, daß nicht wie bisher durch verhältnismäßig geringfügige
+Kapitalbeteiligung ein Erfolg zu erzielen sei. Das Großkapital sollte
+und mußte herangezogen werden und die Gesellschaft selbst verlangte
+eine Neuorganisation.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_19">[S. 19]</span></p>
+
+<p>Im Februar 1887 verwandelte sich die Deutsch-Ostafrikanische
+Gesellschaft in eine Aktiengesellschaft, die Leitung wurde in die Hände
+eines Verwaltungsrats gelegt und <span class="antiqua">Dr.</span> Peters zum Generalvertreter
+in Sansibar ernannt.</p>
+
+<p>In der That gelang es Peters schon im Jahre 1887, den Sultan Said
+Bargasch zu einer Abtretung der Zölle zu bringen, aber die Ratifikation
+des Vertrages durch die Direktoren der Gesellschaft verzögerte sich
+so lange, daß Said Bargasch darüber hinstarb und erst unter Said
+Kalifa im April 1888 der überaus wichtige <em class="gesperrt">Küstenvertrag</em> zu
+Stande kam, durch welchen die gesamten Festlandszölle, so weit sie die
+Ausfuhr betrafen, an die Gesellschaft abgetreten wurden. Da dieser
+Küstenvertrag die eigentliche Grundlage und Ursache des Aufstandes
+bildet, so mögen seine Bestimmungen hier Platz finden:</p>
+
+<p>»Dem Sultan sollen keine Verbindlichkeiten erwachsen weder aus den
+Kosten der Besitzergreifung der Küste durch die Deutsch-Ostafrikanische
+Gesellschaft, noch auch aus den daraus etwa entstehenden
+Kriegszuständen. Dagegen willigt er ein, alle Akte und Handlungen,
+welche erforderlich sind, um die Bestimmungen des Vertrags zur
+Ausführung zu bringen, vorzunehmen und der Gesellschaft mit seiner
+ganzen Autorität und Macht zu helfen.«</p>
+
+<p>»Im ersten Jahre liefert die Gesellschaft den ganzen Betrag der
+erhobenen Ein- und Ausfuhrzölle an den Sultan ab, abzüglich der
+Geschäftsunkosten (nicht über 272000 M.) und einer Kommissionsgebühr
+von 5 Prozent. Auf Grund der im ersten Jahre gemachten Erfahrungen soll
+die Durchschnittssumme der jährlich zu zahlenden Pacht festgestellt
+werden.«</p>
+
+<p>»Die Gesellschaft wird ermächtigt, Beamte einzusetzen, Gesetze zu
+erlassen, Gerichtshöfe einzurichten, Verträge mit Häuptlingen zu
+schließen; alles noch nicht in Besitz genommene Land zu erwerben,
+Steuern, Abgaben und Zölle zu erheben, Vorschriften für den Handel und
+Verkehr zu erlassen, die Einfuhr von Waaren, Waffen und Munition und
+allen andern Gütern, welche nach ihrer Ansicht der öffentlichen Ordnung
+schädlich sind, zu verhindern; alle Häfen in Besitz zu nehmen und von
+den Schiffen Abgaben zu erheben.«</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_20">[S. 20]</span></p>
+
+<p>»Die Verwaltung soll im Namen des Sultans und unter seiner Flagge,
+sowie unter Wahrung seiner Souveränitätsrechte geführt werden. Der
+Sultan erhält eine nach einem Jahr festzustellende Pachtsumme, ferner
+50 Prozent des Reineinkommens, welches aus den Zollabgaben der Häfen
+fließen wird; endlich die Dividende von zwanzig Anteilscheinen der
+Gesellschaft <span class="antiqua">à</span> 10000 M., nachdem Zinsen in der Höhe von 8
+Prozent auf das eingezahlte Kapital der Anteilscheinbesitzer bezahlt
+worden sind.«</p>
+
+<p>Zur Zeit dieses Vertragsabschlusses besaß die Ostafrikanische
+Gesellschaft in Deutsch-Ostafrika folgende 18 Stationen:</p>
+
+<div class="blockquot">
+
+<p>Auf Sansibar selbst: die Hauptstation Sansibar;</p>
+
+<p>in Usaramo: Bagamoyo, Daressalam, Dunda, Madimola, Usungula;</p>
+
+<p>in Usambara: Pangani, Korogwe, Mafi;</p>
+
+<p>im Süden zwischen Rufidji und Rovuma: Kilwa, Lindi, Mikindani;</p>
+
+<p>in Usagara: Sima und Kiora;</p>
+
+<p>weiter westlich in Ugogo: Mpapua;</p>
+
+<p>in Usegua: Mbusini (Petershöhe);</p>
+
+<p>am Kilimandscharo: Moschi und Aruscha.</p>
+</div>
+
+<p>Von diesen waren nur Kilwa, Lindi und Mikindani Zollstationen. Im
+übrigen wurden die Zölle in Sansibar selbst erhoben, da der gesamte
+Verkehr von der Nordküste sich über Sansibar bewegte. Die Stationen
+im Innern waren vor der Hand als Stützpunkte für Erwerbungen oder
+eventuelle spätere wirtschaftliche Ausnutzung anzusehen. Den Beamten
+der Gesellschaft, welche die betreffenden Stationen inne hatten, blieb
+es je nach ihrer Befähigung und Initiative überlassen, daraus zu
+machen, was sie konnten oder wollten.</p>
+<hr class="chap x-ebookmaker-drop">
+
+<div class="chapter">
+<p><span class="pagenum" id="Seite_21">[S. 21]</span></p>
+
+<h2 class="nobreak" id="2_Kapitel">2. Kapitel.<br>
+<span class="s6">Entwickelung des Aufstandes und Errichtung des Reichskommissariats.</span></h2>
+</div>
+
+<div class="blockquot">
+<p>Hoheitsrechte der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft. —
+Übernahme der Küste, Schwierigkeiten bei Ausübung der Souveränität.
+— Widerstand der Araber und Inder. — Unzufriedenheit der
+Küstenbevölkerung. — Machtlosigkeit der Gesellschaft. —
+Sultanssoldaten im Dienst der Gesellschaft. — Einfluß des Sultans auf
+dieselben. — Verhalten der Gesellschaftsbeamten. — Weigerung des
+Wali von Pangani, die Gesellschaftsflagge zu hissen. — Eingreifen
+der Möwe und Carola. — Ausweisung des Wali. — Erneute Unruhen in
+Pangani. — Einschreiten des Generals Matthews. — Zurückziehung
+der Gesellschaftsbeamten. — Unruhen in Tanga. — Zustände in
+Bagamoyo. — Wühlereien der Bagamoyo-Jumbes. — Angriffe auf das
+Gesellschaftsgebäude. — Versuch, den Admiral abzufangen. — Besetzung
+Bagamoyos durch die Marine. — Streifzüge Gravenreuths. — Erstes
+Eingreifen Buschiris. — Buschiri landet mit 800 Mann in Sadani. —
+Vorrücken auf Bagamoyo. — Befestigung dieser Station durch Zelewski.
+— Angriffe auf Bagamoyo. — Stellung der Katholischen Mission. —
+Verhältnisse um Daressalam. — Angriff auf die katholische Mission
+in Pugu. — Ermordung der Missionare. — Verhältnisse im Süden. —
+Aufgabe von Lindi und Mikindani. — Ermordung der Gesellschaftsbeamten
+in Kilwa. — Wirkung dieser Nachrichten in Deutschland. —
+Blokade-Erklärung. — Antisklaverei-Antrag des <span class="antiqua">Dr.</span> Windthorst.
+— Errichtung des Kommissariats.</p>
+</div>
+
+
+<p>Durch den Vertrag der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft mit
+Said Kalifa ging außer der Verwaltung der Zölle auch die Ausübung
+der Hoheitsrechte des Sultans (Verwaltung und Gerichtsbarkeit) an
+die Gesellschaft über. Als äußeres Zeichen dafür sollte überall, wo
+Stationen der Gesellschaft im Sultansgebiet sich befanden, zugleich
+mit der Sultansflagge die Flagge der Gesellschaft gehißt werden.
+Jedoch schon bald nach der Uebernahme der Küste wiesen erfahrene
+Gesellschaftsbeamte<span class="pagenum" id="Seite_22">[S. 22]</span> wie von Zelewski und Freiherr von Eberstein
+in ihren Berichten an den Generalvertreter darauf hin, daß die der
+Gesellschaft vertragsmäßig zu teil gewordenen Hoheitsrechte auf die
+Dauer von den Beamten nicht würden ausgeübt werden können; die nächste
+Zeit hat gezeigt, wie berechtigt diese Befürchtungen waren.</p>
+
+<p>Es waren zwar die Eingeborenen und alle Bewohner des Küstendistrikts
+durchaus geneigt, der Gesellschaft die üblichen Zölle zu zahlen, da
+sie in der Uebertragung derselben an die Gesellschaft eine einfache
+Verpachtung sahen, wie eine solche auch schon früher von Seiten des
+Sultans an andere Personen besonders Inder, stattgefunden hatte, und es
+hätte diese Zollerhebung seitens der Gesellschaft ohne den geringsten
+Machtaufwand ungestört überall stattfanden können, — <em class="gesperrt">wenn nur nicht
+damit eine Ausübung der Souveränität verbunden gewesen wäre</em>.</p>
+
+<p>Bei dem überaus conservativen Charakter der arabischen Bevölkerung,
+bei ihrer Eigenart, vom kleinsten Gemeinwesen hinauf bis zum
+Staat patriarchalische Organisationen zu schaffen, für welche das
+Religionsgesetz den Nahmen gab, mußte ein solcher Versuch um so
+schwerere Bedenken erregen, als gar keine wirkliche Macht dahinter
+stand. — Den Fremden, den Ungläubigen, deren Persönlichkeiten ihnen
+noch dazu meist gänzlich fremd waren und von den ihnen unbekannt war,
+ob sie ihre Sitten respektieren würden, mochten die Araber sich nicht
+fügen. Sie sahen die Ausübung der Souveränität im Namen des Sultans
+von Seiten der Gesellschaftsbeamten nur als Anfang zu gänzlicher
+Unterwerfung unter die deutsche Herrschaft an; sie fürchteten durch
+zu hartes Vorgehen der neuen Beamten in der Sklavenfrage eine
+Schädigung ihrer Interessen und glaubten ihre gesamte Existenz aufs
+äußerste bedroht, da sie befürchteten, daß sie auch in ihrem rein
+kaufmännischen Gewerbe beeinträchtigt werden würden. Das letztere
+Moment hatte sich übrigens schon früher in Tabora geltend gemacht, wo
+die Araber mit allen Mitteln gegen die europäische Konkurrenz zuerst
+die eines Franzosen und dann der großen Hamburger Elfenbeinfirma Meyer,
+ankämpften. Ein Angestellter der Firma, Herr Giesecke, wurde im Jahre
+1887 von den Arabern mit<span class="pagenum" id="Seite_23">[S. 23]</span> Erlaubnis des Häuptlings Sikke von Unianiembe
+— aus Geschäftsrücksichten — ermordet.</p>
+
+<p>Die Furcht vor dieser kaufmännischen Konkurrenz einerseits, sowie das
+Faktum einer im Lauf der Zeit eingetretenen großen Abhängigkeit der
+Araber von den Indern war übrigens auch für letztere ein Grund, sich
+bei Ausbruch des Aufstandes den Rebellen gegenüber sympathisch zu
+verhalten. Sie traten uns natürlich nicht mit den Waffen in der Hand
+entgegen, leisteten aber doch durch Lieferung von Waffen und Munition
+sowie durch Spionage den Aufständischen Vorschub.</p>
+
+<p>Ein weiterer Grund zur Unzufriedenheit war der, daß vielen
+Küsten-Leuten und zwar Arabern wie Negern ein sehr bequemes Einkommen,
+welches sie bis dahin gehabt hatten, der Natur der Verhältnisse nach
+mit der Neuordnung genommen wurde. Es bezieht sich dies auf die Walis,
+Akidas und Jumbes in den Hauptküstenplätzen Bagamoyo, Pangani, Kilwa
+und Lindi. Hier war überall von den genannten Personen unter allen
+möglichen Vorwänden und Titeln den Karawanen Tribut abgenommen worden.
+Daß die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft einem derartigen Unfug
+sofort ein Ende machen mußte, war selbstverständlich; aber ebenso
+selbstverständlich war es, daß die geschädigten Mrimaleute solche
+Maßregeln als ganz unerlaubten Eingriff in ihre Rechte betrachteten.</p>
+
+<p>Dennoch würden alle diese Gründe zusammen nie den Ausbruch eines
+allgemeinen Aufstandes herbeigeführt haben, wenn die Gesellschaft
+in der Lage gewesen wäre, bei Uebernahme der Verwaltung den Arabern
+und Küstenbewohnern einen nachhaltigen Respekt durch Entfaltung von
+Machtmitteln einzuflößen. Hierzu langten aber die Mittel nicht, und
+die deutsche Reichsregierung zeigte sich damals noch nicht geneigt,
+mit Nachdruck für die Gesellschaft einzutreten. — Die einzigen
+militärischen Kräfte, welche die Gesellschaft hinter sich hatte, waren
+die unter den Walis und Akidas der Küstenplätze bisher beschäftigten
+Sultanssoldaten, die ihrerseits aber von jeher in engem Kontakt mit der
+Bevölkerung gestanden hatten und da sie Geschenke von dieser empfingen,
+auch von ihr abhängig waren. Sie haben den Beamten nur geschadet, indem
+sie meist zu den Rebellen übertraten und offen gegen die deutsche
+Herrschaft<span class="pagenum" id="Seite_24">[S. 24]</span> ankämpften. Dazu kam, daß der Sultan von vornherein kaum
+gesonnen war, den abgeschlossenen Vertrag wirklich zu halten, sondern
+seinen Organen an der Küste geheime Instruktionen zugehen ließ, nach
+Möglichkeit Schwierigkeiten zu machen. So trug er selbst zum Ausbruch
+des Aufstandes bei, bis schließlich, als er ein Interesse daran hatte,
+die Unruhen zu ersticken, ihm seine sogenannten Unterthanen nicht mehr
+folgsam waren.</p>
+
+<p>Nur wenige Leute unter den früheren Sultansbeamten haben wirklich,
+nachdem sie in deutsche Dienste getreten waren, ehrlich zu den
+Deutschen gehalten und an ihrer Seite auch zur Zeit des Unglücks
+ausgeharrt, so z. B. Schech Amer, Said Magram in Bagamoyo und Mohammed
+ben Seliman in Daressalam.</p>
+
+<p>Als einen wesentlichen Grund zum Aufstande beliebte man damals
+daheim wie in Sansibar von gegnerischer Seite das Benehmen der
+Gesellschaftsbeamten den Eingeborenen gegenüber anzugeben. Es
+ist dies völlig unzutreffend, und es sind im Gegenteil aus dem
+Gesellschaftsdienst diejenigen Leute hervorgegangen, welche durch
+ihre Kenntnis der Verhältnisse und nicht zum mindesten dadurch, daß
+sie die Leute zu behandeln gelernt hatten, dem Reichskommissar später
+am meisten genützt haben. Wenn auch hier und da einmal Ausnahmen von
+der Regel vorgekommen sind, so stehen jene wenigen Ausnahmen absolut
+nicht in ursächlichem Zusammenhang mit dem Ausbruch des Aufstandes.
+Ebenso falsch ist es, wenn der Aufstand als ein von den Muhamedanern
+als solchen gegen uns Christen angefachter Krieg hingestellt wird. Es
+ist allerdings von geschickten Führern das religiöse Moment später
+mit hereingezogen worden, aber nur künstlich, um durch ein allgemein
+verständliches Motiv die Massen mehr in die Hand zu bekommen. Wenn wir
+auf den erbeuteten Fahnen vielfach religiöse Inschriften fanden, so
+sind dies Koransprüche, wie sie der Sitte gemäß von den Krieg führenden
+Muhamedanern auf allen ihren Fahnen angebracht werden; keineswegs sind
+sie aus besonderem Fanatismus gegen uns verwendet worden.</p>
+
+<p>Die im Vorstehenden aufgeführten Gründe zur Unzufriedenheit
+der Küstenbevölkerung wurden damals weder von der<span class="pagenum" id="Seite_25">[S. 25]</span> Leitung der
+Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft noch von der Vertretung der
+Reichsregierung in Sansibar genügend erkannt und gewürdigt; man
+ließ sich an der papiernen Macht des Küstenvertrages genügen und
+installierte zunächst ohne wesentliche Schwierigkeiten je zwei Beamte
+in den Küstenstationen Tanga, Pangani, Bagamoyo, Daressalam, Lindi und
+Mikindani. Bald aber gewann die Gährung an der Küste einen greifbaren
+Ausdruck.</p>
+
+<p>Die ersten unbefriedigenden Nachrichten kamen aus Pangani. Der dortige
+Bezirkschef der Gesellschaft, Herr von Zelewski berichtete, daß
+der Wali von Pangani dem ihm vom Sultan erteilten Befehl, sich dem
+Bezirkschef zu fügen, nicht nachkäme und daß er gegen die Hissung der
+Gesellschaftsflagge protestiere. Es wurde in Folge dieses Berichtes
+der Kreuzer »Möwe« am 17. August 1888 nach Pangani abgesandt. Sein
+Erscheinen bewirkte, daß der Wali versprach, den Bezirkschef als seinen
+Vorgesetzten anzuerkennen und seinen Befehlen in jeder Beziehung
+nachzukommen. Daraufhin dampfte die Möwe wieder von Pangani ab, eine
+Macht wurde nicht zurückgelassen; man ließ es darauf ankommen, ob
+die Sache gut gehen werde oder nicht. Kaum aber war das Schiff außer
+Sicht, da verweigerte der Wali wiederum den Gehorsam, und dasselbe
+thaten auf sein Anstiften hin die in den Dienst der Gesellschaft
+übergetretenen Sultanssoldaten. Als darauf am 18. August die Carola bei
+Pangani vorbeikam, um sich nach der inzwischen erfolgten Entwicklung
+der Verhältnisse zu erkundigen, entsandte auf Antrag des Herrn von
+Zelewski der Kommandant des Schiffes am 19. ein Landungscorps, dessen
+Erscheinen die aufrührerische Bevölkerung einschüchterte. Die Abteilung
+der Marine drang bis zum Hause des Wali vor, um diesen dort gefangen
+zu nehmen, fand aber das Haus leer — der Wali war nach Sansibar
+geflohen. Man begnügte sich, die Sultanstruppen zu entwaffnen und ließ
+auf Antrag des Bezirkschefs 2 Unteroffiziere und 16 Matrosen als Wache
+im Stationsgebäude zurück. Die Carola verließ hierauf die Rhede, und am
+23. erschien statt ihrer die Möwe, um die Wache wieder abzuholen.</p>
+
+<p>Unbegreiflicherweise gab man sich damals trotz der soeben gemachten
+Erfahrungen einem derartigen Optimismus hin, daß<span class="pagenum" id="Seite_26">[S. 26]</span> man es nun schon
+wieder darauf ankommen ließ, ob die Sache weiterhin gut gehen würde
+oder nicht. Die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft that das einzige,
+was sie thun konnte; sie verfügte die Ausweisung des Wali von Pangani
+aus dem Küstengebiet und der Generalkonsul begnügte sich mit dieser
+Maßregel, weil durch diese Ausweisung der Wali für die Beamten der
+Gesellschaft unschädlich geworden war.</p>
+
+<p>Die Folgen dieser Vertrauensseligkeit zeigten sich fast augenblicklich.
+Als der Bezirkschef von Pangani bei der Ankunft von 1000 Faß Pulver auf
+einer Dhau auf dem Pangani-Fluß das Landen dieser Menge von Munition
+verbot und verfügte, daß die Dhau nach Sansibar zurückkehren sollte,
+bildete diese an sich selbstverständliche Maßregel die Veranlassung zum
+Ausbruch wirklicher Unruhen. Der größte Teil der Bevölkerung rottete
+sich zusammen, zog vor das Haus der Gesellschaft und setzte die Beamten
+gefangen. Das Haus wurde verschlossen, eine Wache davor gesetzt und den
+Gefangenen jeder Verkehr nach außen untersagt.</p>
+
+<p>Zufälligerweise war der General-Vertreter der Deutsch-Ostafrikanischen
+Gesellschaft, Konsul Vohsen, in begreiflicher Sorge um die Sicherheit
+seiner Beamten, gerade an diesem Tage auf dem Sultansdampfer Barawa
+nach Pangani unterwegs, um sich persönlich nach der Entwicklung der
+Verhältnisse zu erkundigen.</p>
+
+<p>Obwohl er schon im Boot erfuhr, daß in Pangani Krieg sei und ihm von
+Wohlmeinenden dringend geraten wurde, nicht an Land zu gehen, setzte er
+die Fahrt fort, wurde indes durch die sein Boot beschießenden Rebellen
+zur Umkehr gezwungen. Die Barawa kehrte am nächsten Tage nach Sansibar
+zurück, und auf die Intervention des deutschen Generalkonsuls und des
+Konsuls Vohsen schickte nun der Sultan, nachdem die Barawa mit Vohsen
+an Bord wieder nach Pangani zurückgegangen war, seinen General Matthews
+mit Truppen nach Pangani, um die Beamten zu befreien. Die Befreiung
+derselben ist dem General nur mit Not und Mühe und unter eigener
+Lebensgefahr gelungen, ein Beweis dafür, daß die ohnehin schwache
+Autorität des Sultans ganz aufgehört hatte.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_27">[S. 27]</span></p>
+
+<p>In dem nördlichen Platze Tanga waren die beiden Gesellschaftsbeamten
+(v. Frankenberg und Klenze) gleichfalls in ihrem Stationshause am 5.
+September gefangen gesetzt worden, wurden aber am 6. September durch
+das Einschreiten der vor Tanga erscheinenden Möwe mit Waffengewalt
+befreit. Aus Pflichtgefühl lehnten die Beamten die ihnen angebotene
+Rückkehr auf der Möwe nach Sansibar ab und verblieben auf ihrem Posten.
+Die Möwe selbst überbrachte Meldung von dem Vorgefallenen nach Sansibar.</p>
+
+<p>Die hierauf vor Tanga erscheinenden Kriegsschiffe Leipzig, Olga
+und wiederum Möwe schickten dann in der Nacht vom 7. zum 8. ein
+Landungscorps aus und machten den Versuch, den Wali gefangen zu nehmen,
+der jedoch auch hier mißlang. Die Beamten wurden auf Befehl der
+Generalvertretung von der Leipzig nach Sansibar gebracht.</p>
+
+<p>In Bagamoyo als dem Hauptplatz der Küste hatte am 16. August unter
+besonderen Feierlichkeiten die Flaggenhissung und die Übergabe an die
+Gesellschaft im Beisein des General-Vertreters stattgefunden. Der Wali
+hatte sich bereit erklärt, in den Dienst der Gesellschaft überzutreten
+und hatte nur in einem Punkte Schwierigkeiten gemacht, nämlich als
+von ihm die Entfernung der Sultansflagge von seinem Hause gefordert
+wurde. Doch gelang es in den darauf mit ihm geführten Verhandlungen,
+diese Schwierigkeit zu beseitigen, indem auch auf seinem Hause die
+Sultansflagge neben der Gesellschaftsflagge weiterhin gehißt wurde.
+Aber auch hier erwiesen sich bald die Verhältnisse als unhaltbar. Grade
+in Bagamoyo fühlten sich die Jumbes Makanda, Bomboma und Simbambili in
+ihren Interessen bedroht und scharten eine große Masse Unzufriedener
+um sich. Bis zum 22. September hatte die Sache immerhin noch einen so
+friedlichen Anstrich, daß der Bezirkschef, Frhr. v. Gravenreuth, an
+Feindseligkeiten nicht dachte und am frühen Morgen jenes Tages mit
+dem Geschwaderchef, Admiral Deinhard auf einem Boot der Leipzig zur
+Flußpferdjagd in den Kingani fuhr. Als die Herren unterwegs waren,
+wurde den übrigen Gesellschaftsbeamten vom Wali mitgeteilt, daß er der
+Bewegung nicht mehr Herr werden könne, die Rebellen wollten gegen das
+Gesellschaftsgebäude vorgehen und es sei<span class="pagenum" id="Seite_28">[S. 28]</span> Gefahr im Anzuge. Die Beamten
+vereinigten ihre Askaris im Hause der Gesellschaft und hielten die
+Rebellenschar durch das in der Station befindliche 4,7 cm-Geschütz,
+welches der Stationsbeamte Rühle mit großer Bravour unter dem Feuer der
+Aufständischen bediente, von derselben fern. Die Rebellen wagten die
+Station selbst nicht zu stürmen, sondern zogen nach dem Strande, um das
+Gesellschaftsboot zu zerstören, wurden aber von einer Abteilung der
+Askaris, geführt von den Beamten, in der Richtung auf die französische
+Mission hin vertrieben. Zu gleicher Zeit war die Leipzig durch Signale
+von dem Angriff benachrichtigt worden und sandte ein Landungscorps
+nach der Stadt, das die Rebellen noch über die französische Mission
+hinaus verfolgte. Die geschlagenen Aufrührer haben dann noch den
+Versuch gemacht, den deutschen Admiral und den Bezirkschef im Kingani
+gefangen zu nehmen. Sie trafen das Boot mit genannten Herren an einer
+seichten Stelle des Flusses bei abfließendem Wasser festgefahren und
+suchten sie an das Ufer zu locken. Doch waren glücklicherweise die
+Herren durch einen Boten des Arabers Said Magram gewarnt und warteten
+im Fluß das Steigen des Wassers ab, um so am Abend an Bord der Leipzig
+zurückzukehren, wo der Admiral von den Vorfällen des Tages in Kenntnis
+gesetzt wurde.</p>
+
+<p>Die persönliche Gefahr, welcher der Admiral durch das wackere Benehmen
+Said Magrams entronnen war, ließ nun plötzlich die Bedeutung des
+Aufruhrs in einem ganz anderen Lichte erscheinen, als man sie bisher
+zu betrachten gewohnt war. Daß mit bloßen Verhandlungen hier nichts zu
+erreichen war, lag auf der Hand.</p>
+
+<p>Herr v. Gravenreuth, welcher vor Begierde brannte, die Aufrührer
+aus der nächsten Umgebung von Bagamoyo zu vertreiben, unterbreitete
+dem Admiral seine Pläne und nachdem dieser bereitwilligst in das
+Stationsgebäude zu Bagamoyo eine Abteilung der Marine unter dem
+Kommando eines Marineoffiziers gelegt hatte, war Gravenreuth in der
+Lage, mit den Gesellschaftsbeamten und den von ihm eingedrillten
+Stationssoldaten offensiv gegen die Rebellen vorzugehen. Er machte,
+in Bagamoyo angekommen, einen Streifzug in die Umgegend, schlug die
+Rebellen zurück und wiederholte diese Streifzüge<span class="pagenum" id="Seite_29">[S. 29]</span> mehrfach in nächster
+Zeit. So blieb er Herr der Situation und führte sogar eine auf dem
+Wege nach Bagamoyo befindliche Waniamuesi-Karawane, welche von den
+Rebellen abgefangen werden sollte, in die Stadt hinein. Eine andere
+große Waniamuesi-Karawane hingegen wurde nach der Straße von Daressalam
+abgedrängt.</p>
+
+<p>Aber auch die Erfolge Gravenreuths konnten den andrängenden Strom
+nur für kurze Zeit eindämmen. Der Aufruhr wuchs in riesigem Maße,
+die einzelnen Herde desselben flossen in einander und bald erschien
+die Person des Führers auf dem Schauplatze, dessen organisatorischem
+Talente und dessen Energie die Massen sich unterordneten.</p>
+
+<p>Dies war der Halbaraber Buschiri, der sich bereits früher unter Said
+Madjid im Innern durch seine Anteilnahme an den Kämpfen gegen Mirambo
+ausgezeichnet hatte. Dann hatte er sich, an die Küste gekommen, am
+Panganifluß auf einer Schamba niedergelassen. Als Said Bargasch zur
+Regierung kam, wurde er von diesem wiederholt vor Gericht gefordert
+wegen beträchtlicher gegen ihn schwebender Geldforderungen. Er entzog
+sich jedoch dem Richterspruch des Sultans und leistete auch, da er sich
+bei seiner Schamba durch Anlegung einer starken Buschboma befestigt
+hatte, den Soldaten Said Bargaschs erfolgreichen Widerstand, so daß
+letzterer es schließlich vorzog, ihn nicht mehr weiter zu behelligen.</p>
+
+<p>So hatte Buschiri unter der Küstenbevölkerung und den Arabern sich
+ein gewisses Renommee erworben; tatsächlichen größeren Einfluß wußte
+er erst unter geschickter Benutzung der Verhältnisse bei Ausbruch des
+Aufstandes gegen die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft zu erlangen.</p>
+
+<p>Buschiri schiffte sich in Pangani mit 800 Mann ein und landete
+dieselben in Sadani, wo er den Machthaber Useguas, Bana Heri zum
+Aufstand anreizte, ohne daß es ihm jedoch damals glückte, eine
+Verbindung mit demselben zu erlangen. Von Sadani zog Buschiri über
+Land nach Bagamoyo und übernahm hier die Führung der vereinigten
+Bagamoyo-Jumbes und ihrer Horden. Seine Hauptstütze, gewissermaßen
+sein Generalstabschef, war der Komorenser Jehasi, der früher als
+Artillerist im Congostaat gedient hatte und dementsprechend<span class="pagenum" id="Seite_30">[S. 30]</span> auch bei
+Buschiri seine Hauptverwendung in der Bedienung der der Gesellschaft
+abgenommenen Geschütze fand.</p>
+
+<p>Mit dem Erscheinen Buschiris und der Vermehrung der Rebellenkräfte
+um Bagamoyo verschlimmerte sich daselbst die Lage der
+Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft auf das äußerste.</p>
+
+<p>Von einem Verwaltungsdienst oder gar von Zollerhebung seitens der
+Beamten konnte naturgemäß nicht mehr die Rede sein. Schon jetzt kamen
+lediglich militärische Gesichtspunkte in Betracht, vor allem die
+Behauptung der Stadt Bagamoyo selbst.</p>
+
+<p>Herr von Gravenreuth war um diese Zeit durch schwere Fieberanfälle
+genötigt worden, nach Deutschland zurückzukehren und hier Heilung
+zu suchen. Das Kommando der Station und die Verteidigung der Stadt
+übernahm Herr v. Zelewski, der bereits als Bezirkschef von Pangani
+Erwähnung fand. Er sah ein, daß den stark überlegenen Kräften bei
+der geringen Zahl der Gesellschaftsaskaris nicht mehr nach dem
+Gravenreuthschen System der Offensive durch Ausfälle aus der Station
+beizukommen sei, zumal die Hilfe der Marine ausschließlich für die
+Besetzung und Verteidigung der Station bestimmt war. Zelewski, aufs
+Eifrigste unterstützt von Wilkens, befestigte infolgedessen das
+Wohnhaus der Gesellschaft, indem er es mit einer Mauer umgab, diese zur
+Verteidigung durch die Askaris und Europäer einrichtete und das Land
+in der nächsten Umgebung der Station frei legte, um ein hinreichendes
+Schußfeld gegen die nunmehr öfters gemachten Angriffe der Rebellen
+zu haben. Alle Europäer, die damals unter Zelewskis Kommando die
+Station hielten, schreiben es seiner Umsicht und seinem Verdienst zu,
+daß es ihm und seinem Nachfolger ermöglicht wurde, den Platz bis zum
+Eingreifen der Schutztruppe zu halten.</p>
+
+<p>Im Dezember 1888 mußte auch Zelewski, nachdem er 3 Jahre in Ostafrika
+ausgehalten hatte, wegen seines Gesundheitszustandes die Heimat
+aufsuchen und das Kommando der Station ging nun an Herrn v. Eberstein
+über, der den weiteren Ausbau und die Verteidigung im Sinne Zelewskis
+leitete.</p>
+
+<p>Die im Dezember, Januar und Februar von Buschiri unternommenen Angriffe
+wurden stets zurückgeschlagen; doch<span class="pagenum" id="Seite_31">[S. 31]</span> konnte nicht verhindert werden,
+daß die Stadt Bagamoyo von ihm zum großen Teil gebrandschatzt und
+zerstört wurde.</p>
+
+<p>Der letzte Angriff auf die Station fand am 3. März 1889 statt; die
+Rebellen wurden abermals zurückgeschlagen, und es wurde durch die
+Herren Lieutenant Meyer mit der Marinebesatzung und Ostermann, von
+Medem und Illich das eine der von Buschiri der Deutsch-Ostafrikanischen
+Gesellschaft abgenommenen 4,7 cm-Geschütze zurückerobert. Buschiri
+bezog hierauf ein befestigtes Lager beim Dorf Kaule.</p>
+
+<p>Der einzige Ort, welcher während aller dieser Kämpfe in Bagamoyo seine
+völlige Neutralität zu bewahren verstand, und von den Eingeborenen
+als sichere Zufluchtsstätte betrachtet wurde, war die katholische
+Mission. Ihr kluges Verhalten und die den Arabern wie Eingeborenen
+stets entgegengebrachte Humanität sicherten ihr diese merkwürdige
+Ausnahmestellung und verschaffte gleichzeitig uns Deutschen wesentliche
+Vorteile.</p>
+
+<p>Von der Mission aus wurden die bedrängten Deutschen stets mit
+Nachrichten über die Bewegungen und die Absichten der Rebellen
+versehen, Nachrichten, die in erster Linie der in den weitesten Kreisen
+bekannte Bruder Oskar oft mit eigener Gefahr persönlich den Deutschen
+übermittelte, wenn er nicht, was auch geschah, in wenigen Zeilen auf
+einem Zettel oft recht drastischen Inhalts (wie: »Passen Sie auf! die
+Schweinehunde kommen morgen um 10«) uns Nachrichten zukommen ließ.</p>
+
+<p>Derjenige Platz, welcher unter dem Aufstande zunächst am wenigsten
+zu leiden hatte, war Daressalam. Es erklärt sich dies zwar teilweise
+aus der geringen Bedeutung dieses Platzes für den Karawanenverkehr,
+der geringen Einwohnerzahl und der unkriegerischen Gesinnung der
+umwohnenden Wasaramo, zum wesentlichen Teil aber verdankte Daressalam
+seinen friedlichen Zustand dem Geschick und der Energie des
+Stationschefs Leue, der vor Ausbruch des Aufstandes bereits Gelegenheit
+gehabt hatte, sich dort vollkommen einzuleben und in Respekt bei den
+Arabern und Eingeborenen zu setzen, — seit seiner Ankunft in Afrika im
+Jahre 1887 war er einzig und allein an diesem Platze thätig gewesen.
+Leues Hauptstütze war unter der Bevölkerung der uns durchaus ergebene
+Akida Mohammed ben Seliman.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_32">[S. 32]</span></p>
+
+<p>Erst im Dezember erreichte der Aufstand Daressalam, und zwar
+hauptsächlich infolge des Umstandes, daß eine große Zahl befreiter
+Sklaven auf der Missionsstation daselbst untergebracht wurde. Der
+Araber Seliman ben Sef organisierte jetzt seinen Anhang von Arabern,
+Belutschen und früheren Sultanssoldaten und verband sich mit der
+Partei des Negers Schindu, welche bisher gegen Leues Autorität offen
+anzutreten nicht gewagt hatte. Schließlich kam es auch in Daressalam
+so weit, daß sich sowohl der Bezirkschef Leue wie auch sein Nachfolger
+auf jenem Stationsposten, Herr v. Bülow (auch Leue mußte wegen
+perniziösen Fiebers Ostafrika verlassen) nur mit Hilfe eines im
+Hafen von Daressalam stationierten Kriegsschiffes und einer in das
+Stationsgebäude gelegten Marinebesatzung halten konnten.</p>
+
+<p>Ende Dezember 1888 und Januar 1889 erfolgten Angriffe seitens der
+Rebellen, die ihre sämtlichen Kräfte dicht bei Daressalam vereinigt
+hatten und diesen Ort selbst unsicher machten. Die Angriffe wurden
+stets durch die Geschosse des Kriegsschiffes — es lagen abwechselnd
+Möwe, Sophie, Carola dort vor Anker — und die wenigen wohlgedrillten
+Askaris unter Herrn von Bülow, zurückgeschlagen.</p>
+
+<p>Leider blieben die in und um Daressalam thätigen Missionsgesellschaften
+nicht vor der Wut der Rebellen verschont. So wurde am 10. Januar
+die dortige evangelische Missionsstation angegriffen. Ihr Leiter,
+der Missionar Greiner, welcher mit seiner Frau und Nichte die
+Station bewohnte, hatte auf die von der Marine und der Gesellschaft
+gemachten Vorstellungen (ein Angriff wurde erwartet) in übertriebenem
+Glaubenseifer nicht hören wollen. Nur mit Mühe und Not konnte er sich
+mit den Seinigen und einigen Missionskindern in ein Boot retten,
+nachdem er vorher mit der Flinte in der Hand Widerstand geleistet und
+nachdem einige Geschosse von der Möwe bei der Flucht in das Boot die
+folgenden Rebellen verscheucht hatten. Hierbei riß allerdings eine
+Revolvergranate der Nichte Greiners zwei Finger ab.</p>
+
+<p>Schlimmer erging es den katholischen Missionaren von Pugu. Nach dieser
+Station hatten sich Herr v. Bülow, Herr Küsel und einige Askari, als
+der Aufstand schon im Ausbruch<span class="pagenum" id="Seite_33">[S. 33]</span> begriffen war, begeben in der Absicht,
+die Missionare zu warnen und dieselben nach Daressalam zurückzubringen.
+Doch auch hier wollten die Missionare nicht hören. Sie glaubten, den
+Rebellen gegenüber durch ihr früheres Wirken eine derartige Stellung
+einzunehmen, daß sie nichts von der Wut derselben zu fürchten hätten
+und wollten deshalb auf ihrem Posten ausharren.</p>
+
+<p>Doch auch sie wurden im Januar eines Tages, als sie sich gerade zum
+Mittagessen anschickten, von eindringenden Rebellen angegriffen und
+drei der Missionsangehörigen durch Schüsse und Stiche niedergemacht.
+Es waren dies der Bruder Petrus, der Bruder Benedict und die Schwester
+Martha. Letztere wurde vielfach verstümmelt, der Leib von Araberdolchen
+aufgeschlitzt, liegengelassen. Die Schwester Benedicta, welche krank zu
+Bett lag, sollte ebenfalls niedergestochen werden, als einige Araber
+einschritten und die Neger von diesen Grausamkeiten zurückhielten. Die
+Kranke und drei Brüder wurden gefangen genommen und nach Kondutschi
+gebracht. Durch Vermittlung der französischen Mission wurden dann diese
+vier Gefangenen gegen ein hohes Lösegeld ausgeliefert. Die übrigen
+Missionsangehörigen waren durch die Flucht nach Daressalam entkommen.</p>
+
+<p>Die Stationen Dunda, Madimola und Usungula fielen, nachdem die Beamten
+von der Gesellschaftsvertretung nach der Küste zurückgerufen worden
+waren, zum Teil mit den Geschützen und Gewehren, die man nicht mehr
+hatte fortschaffen können, in die Hände der Rebellen.</p>
+
+<p>Die übrigen Stationen im Innern waren bereits früher aufgegeben worden
+bis auf die Station Mpapua, mit der die Verbindung unterbrochen war und
+die auch zunächst durch den Aufstand nicht behelligt wurde.</p>
+
+<p>Besonders schwierig lagen die Verhältnisse in unserm südlichen
+Küstengebiet. War dort schon die Herrschaft des Sultans von Sansibar
+eine höchst fragwürdige, so hatten Europäer bis dahin jene Gebiete nur
+vereinzelt als Reisende betreten und waren außerdem durch das übereilte
+Vorgehen der Engländer besonders an der Lindi- und Mikindani-Küste
+bei Arabern und Eingeborenen verhaßt. Die genannten Stationen sollten
+von<span class="pagenum" id="Seite_34">[S. 34]</span> teilweise in Afrika erfahrenen Leuten besetzt werden, aber
+man verlangte von ihnen, daß sie die von der Gesellschaft ihnen
+aufgegebenen Pflichten ohne jede Aufwendung von Macht erfüllten. Die
+Unmöglichkeit, dieser Aufgabe gerecht zu werden, braucht nicht bewiesen
+zu werden. Der Zusammenbruch der Verhältnisse war so in kurzer Zeit zu
+erwarten.</p>
+
+<p>Vom 21. Dezember datiert der Beginn der Feindseligkeiten im Süden. In
+Lindi und Mikindani gelang es den dortigen Beamten, in Mikindani den
+Herren v. Bülow und Pfrank, in Lindi den Herren v. Eberstein und Küsel,
+sich noch im letzten Augenblick mit Hilfe einiger Wohlgesinnter zu
+retten, nachdem sie so lange wie möglich auf ihrem Posten ausgeharrt
+hatten. In Kilwa hingegen, dem 3. Punkt im Süden, wurden die beiden
+Gesellschaftsbeamten Krieger und Hessel ein Opfer der Situation.
+Nachdem auch hier von Seiten des Wali sowohl als der Bevölkerung Kilwas
+den Beamten schon von Anfang an die größten Schwierigkeiten gemacht
+worden waren, verschlimmerte sich ihre Lage durch das Erscheinen
+von Tausenden von Wahiyaos, welche mit den Rebellen das leider im
+Innern der Stadt gelegene Wohnhaus der Gesellschaft umzingelten und
+den Beamten jeglichen Verkehr nach außen hin abschnitten. Lange
+Zeit verteidigten sich die beiden wackeren Beamten mit größter
+Unerschrockenheit und brachten ihren Bedrängern erhebliche Verluste
+bei, da endlich schien für die Belagerten Hoffnung zu kommen mit dem
+Erscheinen S. M. S. Möwe, mit der in Verbindung zu treten ihnen auch
+schließlich durch Notsignale gelang. Indes ist, obgleich auf der
+Möwe die schwierige Lage der Landsleute in Kilwa erkannt wurde und
+obgleich die gesamten Offiziere der Möwe und sogar der Zahlmeister beim
+stellvertretenden Kommandanten dieses Kriegsschiffes dringend eine
+Landung erbaten, um den Bedrängten Hilfe zu bringen, nichts geschehen.
+Als dann die Beamten sahen, daß die Möwe sogar abdampfte und ihnen die
+letzte Hoffnung auf Rettung genommen werden sollte, da erkletterte
+Krieger angesichts der Tausende sie umringenden Rebellen einen im Hof
+des Wohnhauses stehenden hohen Baum, um noch einmal durch Signale dem
+Kriegsschiffe ihre gefährliche Lage zu erkennen zu geben. Er wurde<span class="pagenum" id="Seite_35">[S. 35]</span>
+bei diesem Versuch, Hilfe zu erlangen, vom Baum herabgeschossen, und
+nun erstürmte der Haufen die Station. Beim Eindringen der Rebellen
+durch die Thüre erkannte Hessel, daß alles verloren sei, und um nicht
+in die Hände der grausamen Feinde zu fallen, machte er selbst seinem
+Leben durch eine Kugel ein Ende. Das Verhalten des Kommandanten der
+Möwe wurde auf die ihm vom Geschwaderchef Deinhard erteilte Ordre
+zurückgeführt, in keinem Falle einen Landungsversuch zu unternehmen,
+um nicht wie bei Tanga kriegerische Ereignisse dadurch zu provozieren.
+Der Kommandant hat sich wörtlich an diese, für einen Fall wie den
+vorliegenden gewiß nicht berechnete Instruktion gehalten und hat daher
+als gehorsamer Soldat, also vom rein militärischen Standpunkt richtig
+gehandelt.</p>
+
+<p>Inzwischen war durch die Ereignisse in Ostafrika die ganze zivilisierte
+Welt in Erregung geraten. Während unsere Mitbewerber in Ostafrika ihre
+Schadenfreude schlecht verhehlen konnten, machte sich in Deutschland
+naturgemäß ein mächtiger Umschlag der öffentlichen Meinung geltend.
+Selbst bei denjenigen, welche der Kolonialpolitik im allgemeinen
+gleichgültig gegenüberstanden, rührte sich das Nationalgefühl und
+fand in dem allgemeinen Verlangen Ausdruck, der deutschen Sache in
+Ostafrika einen nachdrücklichen Schutz angedeihen zu lassen. Die
+Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft richtete ihrerseits am 15.
+September 1888 eine Eingabe an den Reichskanzler, in welcher sie auf
+Grund ihrer telegraphischen Berichte aus Sansibar den Ernst der Lage
+darlegte und außerordentliche Machtakte als notwendig hinstellte. Am
+21. September folgte eine zweite Eingabe, in welcher das Verhalten
+des Sultans als durchaus zweifelhaft dargelegt wurde und man außerdem
+darauf hinwies, daß der Sultan in jedem Fall es an dem guten Willen
+habe fehlen lassen, welchen er im Vertrage vom April 1888 verbürgt
+hatte. Bereits am 3. Oktober wurde abermals dem Reichskanzler ein
+Telegramm vorgelegt, in welchem der Generalvertreter der Gesellschaft
+in Sansibar eine fortdauernde Besetzung der Küste als unumgänglich
+notwendig bezeichnete.</p>
+
+<p>In Anbetracht des Tempos, welches die Reichsregierung bisher in bezug
+auf koloniale Angelegenheiten besonders in<span class="pagenum" id="Seite_36">[S. 36]</span> Ostafrika eingeschlagen
+hatte, ließ sich kaum erwarten, daß ohne weiteres die Wünsche der
+Gesellschaft in ihrem ganzen Umfang sich erfüllen würden. Die
+politischen Gegner, mit welchen der Reichskanzler bei allem guten
+Willen seinerseits besonders in der Kolonialfrage zu rechnen hatte,
+würden unter keinen Umständen zu einem solchen Umschlage der Meinung
+zu bringen gewesen sein, daß sie das direkte Eingreifen der deutschen
+Macht am afrikanischen Festlande sich hätten abringen lassen. Der
+Reichskanzler fühlte sich daher genötigt, eine Art Mittelweg zunächst
+zu wählen; und zu diesem bot das Moment der Sklavenausfuhr, welches
+man als Triebfeder des Aufstandes jedenfalls mitanführen konnte,
+die geeignetste Handhabe. Bereits Anfang September 1888 war der
+Reichskanzler in Verhandlung mit England, bald darauf auch mit Portugal
+als den an der ostafrikanischen Küste mitbeteiligten Mächten getreten,
+um zunächst eine gemeinsame Flottenaktion in Gestalt einer Blokade
+der gesamten Ostküste zustande zu bringen. Im November kamen diese
+Verhandlungen zum erwünschten Resultat, so daß am 27. November die
+Admirale Deinhard und Freemantle die nachstehende Blokade-Erklärung
+erlassen konnten:</p>
+
+<p>»Auf Befehl unserer hohen Regierung und im Namen Sr. Hoheit des Sultans
+von Sansibar erklären wir, die kommandierenden Admirale des deutschen
+und englischen Geschwaders hiermit die Blokade der ununterbrochenen
+Küstenlinie des Sultanats von Sansibar mit Einschluß der Inseln Mafia,
+Lamu und einiger andrer kleinerer nahe der Küste legender Inseln
+zwischen 10° 28' und 2° 10' südlicher Breite. — Die Blokade ist nur
+gegen die Einfuhr von Kriegsmaterial und die Ausfuhr von Sklaven
+gerichtet. — Die Blokade wird in Kraft treten am Mittag des 2.
+Dezember dieses Jahres.«</p>
+
+<p>Deutscherseits waren an der Blokade beteiligt die Schiffe Leipzig,
+Carola, Sophie, Schwalbe, Möwe, Pfeil.</p>
+
+<p>Der Blokadedienst gestaltete sich für die Marine zu einer ungemein
+schwierigen Aufgabe. Bei den geringen Tiefenverhältnissen der
+ostafrikanischen Küste war es den großen Kriegsschiffen gar nicht
+möglich, so nahe unter Land hinzufahren, daß sie die an der Küste
+direkt kreuzenden Dhaus abzufangen vermochten. Infolgedessen war die
+Mannschaft<span class="pagenum" id="Seite_37">[S. 37]</span> in ungemein großer Ausdehnung zum Bootsdienst gezwungen.
+Alle entbehrlichen Kutter und Pinassen wurden bemannt und kreuzten
+unter den schwierigsten Verhältnissen die Küste ab. Sehr häufig waren
+bei der Strenge des Admirals Deinhard, welcher an sich selbst die
+höchsten Anforderungen stellte und auch von Offizieren und Mannschaften
+das Menschenmöglichste verlangte, die Bootsmannschaften genötigt, sich
+Proviant und Wasser, so gut es anging, in den Negerdörfern der Küste zu
+verschaffen.</p>
+
+<p>Der schließliche Erfolg der Blokade stand in gar keinem Verhältnis
+zu dem aufreibenden Dienst. Es ist allerdings gelungen, die Zufuhr
+größerer Massen von Kriegsmaterial nach Ostafrika teilweise zu
+verhindern, und es sind andrerseits einige Sklaven-Dhaus eingebracht
+worden. Die Zahl des vorgefundenen Menschenmaterials war aber so
+geringfügig daß man eigentlich von einer verhinderten Ausfuhr kaum
+sprechen konnte; eine solche bestand auch zur Zeit des Aufstandes nur
+in sehr geringem Maße. Immerhin gewährte jedoch in Deutschland selbst
+die Blokade die erste wesentliche Handhabe zu einem weiteren Vorgehen.
+Denn so viel sah jeder ein, daß das Eingreifen der Kriegsschiffe eben
+nur als Vorläufer der eigentlichen deutschen Machtentfaltung dienen
+sollte und konnte. Das Hineinbringen der Sklavereifrage seitens des
+Fürsten Bismarck erwies sich jedenfalls als eine außerordentlich
+praktische politische Maßnahme. Der Reichskanzler gewann dadurch
+die Unterstützung der stärksten Partei des Reichstags, nämlich des
+Centrums, dessen Führer Windthorst schwerlich zu Gunsten der bloßen
+Kolonialpolitik seinen berühmten Antrag gestellt hätte, welcher die
+Grundlage für das militärische Einschreiten des deutschen Reiches und
+die Besetzung der ostafrikanischen Küste bildete. Der Antrag wurde
+von <span class="antiqua">Dr</span>. Windthorst am 27. November 1888 unter dem Namen des
+Antisklaverei-Antrages eingebracht.</p>
+
+<p>Am 6. Dezember 1888 wurde im Reichstag das erste Weißbuch, enthaltend
+Aktenstücke über den Aufstand in Ostafrika, vorgelegt, und am 14.
+Dezember gelangte der Antisklaverei-Antrag zur Annahme. Jetzt folgten
+die Ereignisse Schlag auf Schlag. Am 9. Januar 1889 richtete die
+Deutsch Ostafrikanische<span class="pagenum" id="Seite_38">[S. 38]</span> Gesellschaft eine Denkschrift an den Reichstag,
+in welcher die Entwicklung der Gesellschaft geschildert und der Aufruhr
+auf die Reaktion der arabischen Sklavenhändler gegen die christliche
+Kultur und den europäischen Wettbewerb sowie auf die Machtlosigkeit
+des Sultans von Sansibar zurückgeführt wurde. Am 12. Januar gelangte
+das zweite Weißbuch über den Aufstand im Reichstage zur Verteilung,
+und am 22. Januar trat die Regierung mit dem Entwurf eines Gesetzes,
+betreffend die Bekämpfung des Sklavenhandels und den Schutz der
+deutschen Interessen in Ostafrika vor den Reichstag. Am 30. Januar
+gelangte das Gesetz in folgender Fassung zur Annahme:</p>
+
+<p>»§ 1. Für Maßregeln zur Unterdrückung des Sklavenhandels und zum
+Schutz der deutschen Interessen in Ostafrika wird eine Summe in der
+Höhe von 2 Millionen Mark zur Verfügung gestellt. § 2. Die Ausführung
+der erforderlichen Maßregeln wird einem Reichskommissar übertragen. §
+3. Der Reichskanzler wird ermächtigt, die erforderlichen Beträge nach
+Maßgabe des eintretenden Bedürfnisses aus den bereiten Mitteln der
+Reichs-Hauptkasse zu entnehmen.«</p>
+
+<p>Zum Reichskommissar wurde am 3. Februar durch Allerhöchste
+Kabinetsordre Hauptmann Wißmann, à la suite des 2. Garderegiments zu
+Fuß, ernannt.</p>
+<hr class="chap x-ebookmaker-drop">
+
+<div class="chapter">
+<p><span class="pagenum" id="Seite_39">[S. 39]</span></p>
+
+<h2 class="nobreak" id="3_Kapitel">3. Kapitel.<br>
+<span class="s6">Organisation der Schutztruppe.</span></h2>
+</div>
+
+<div class="blockquot">
+<p>Hermann Wißmann, sein Leben und seine Bedeutung. — Soldatenmaterial
+für die Schutztruppe. — Vorläufiger Bestand an Europäern. —
+Beschaffung einer Kommissariatsflotte. — Anwerbung der Sudanesen
+in Egypten. — Transport der Truppen nach Sansibar. — Anwerbung
+von Zulus. — Die Askaris an der Küste. — Vorarbeiten in Sansibar.
+— Regelung des Verhältnisses zwischen Reichskommissar und der
+Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft. — Rekognoszierungsfahrt
+Wißmanns. — Zustand der beiden Stationen Bagamoyo und Daressalam. —
+Erster Waffen- und Munitionstransport. — Waffenstillstand zwischen
+Admiral Deinhard und den Rebellen. — Bruch des Waffenstillstandes
+durch Buschiri. — Ankunft der Sudanesen. — Vorhandenes
+Europäer-Material. — Verteilung desselben auf die Stationen Bagamoyo
+und Daressalam.</p>
+</div>
+
+
+<p>Hermann Wißmann wurde am 4. September 1853 als Sohn des
+Regierungsassessor Hermann Ludwig Wißmann und seiner Ehefrau Elise,
+geb. Schach von Wittenau zu Frankfurt a. O. geboren. Seine erste
+Schulbildung erhielt Wißmann auf der Bürgerschule in Langensalza. Dann
+trat er in die Realschule zu Erfurt und ein Jahr später in das dortige
+Gymnasium ein. 1867 wurde Wißmanns Vater als Regierungsrat von Erfurt
+nach Kiel versetzt und so ein abermaliger Schulwechsel des Knaben
+nötig. Bereits 1868 siedelte die Familie nach Neu-Ruppin über. Hier
+starb 1869 der Vater. 1870 trat der Sohn in die Prima des Kadettenkorps
+zu Berlin ein und legte hier Ostern 1873 in glänzender Weise sein
+Fähnrichsexamen ab, worauf er in das zu Rostock garnisonierende
+Mecklenburgische Füsilier-Regiment Nr. 90 eingestellt wurde. Nach
+einem längeren Besuch der Kriegsschule in Anklam<span class="pagenum" id="Seite_40">[S. 40]</span> machte er dort
+sein Offiziers-Examen und ging dann wieder nach Rostock, um seine
+militärische Laufbahn weiter zu verfolgen.</p>
+
+<p>Hier lernte er den schon damals berühmten Afrikareisenden Pogge
+kennen, welcher einen entscheidenden Einfluß auf ihn auszuüben
+bestimmt war. Es war bereits die Absicht des Knaben gewesen, sich
+den Naturwissenschaften zu widmen, ein Wunsch, der ihm nicht erfüllt
+werden konnte. Im Verkehr mit Pogge lebte die alte Neigung wieder
+auf und gewann bald eine so feste Gestalt, daß der Entschluß in ihm
+reifte, sich Pogge bei der ersten Gelegenheit zu einer größeren Reise
+anzuschließen. Diese Gelegenheit bot sich im Jahr 1879.</p>
+
+<p>Die Afrikanische Gesellschaft in Berlin erteilte Pogge den Auftrag,
+abermals nach dem von ihm früher schon besuchten Lundareiche in
+Westafrika zu gehen und dort eine Station zu gründen. Wißmann
+wandte sich auf Anraten Pogges an den Vorsitzenden der Deutschen
+Afrika-Gesellschaft Dr. Nachtigall und wurde zu seiner größten Freude
+als Geograph angenommen. Die Militärbehörde erteilte ihm Urlaub, den
+er zunächst zu einer längeren wissenschaftlichen Vorbereitung an der
+Seemannsschule zu Rostock benutzte.</p>
+
+<p>Dann verließ er mit Pogge am 19. November 1880 den Hafen von Hamburg,
+um sich nach Westafrika zu begeben. Der entscheidende Schritt zu
+Wißmanns Ruhm war hiermit gethan; denn aus der Ursprünglich geplanten
+Expedition nach dem Lunda-Reiche wurde jene erste von Wißmann allein
+ausgeführte Durchquerung Afrikas, die erste Durchquerung seitens eines
+Deutschen, die erste Durchquerung von West nach Ost überhaupt.</p>
+
+<p>Mitte November 1882 erreichte Wißmann bei Sadani die Küste und war
+dort — eine eigentümliche Fügung! — der Gast Bana Heris, desjenigen
+Mannes, den er später als den Hauptfeind der Deutschen in Ostafrika zu
+bekämpfen haben sollte. — Im April 1883 traf Wißmann wieder in Berlin
+ein, sein Ruf als Afrikaforscher war voll und ganz begründet. Unter
+den schwierigsten Verhältnissen mit einer kaum nennenswerten Geldsumme
+(30000 Mark) war die Durchquerung des schwarzen Erdteils auf einem
+bisher nie betretenen Wege durch gänzlich unbekannte Gebiete hindurch
+ohne jede Feindseligkeit mit Eingeborenen vollendet, der Wissenschaft
+ein ungeheurer<span class="pagenum" id="Seite_41">[S. 41]</span> Dienst geleistet worden. Der Name Wißmanns war in aller
+Munde.</p>
+
+<p>Durch diesen außerordentlichen Erfolg war der König der Belgier auf den
+kühnen Forscher aufmerksam geworden und machte ihm sogleich nach seiner
+Ankunft das Anerbieten, in seinem Privatdienst das Congobecken zu
+durchforschen. Schon am 16. November 1883, also nach kaum halbjährigem
+Aufenthalt in der Heimat, schiffte sich Wißmann wiederum nach Afrika
+ein in Begleitung des sächsischen Stabsarztes Dr. Wolf und der
+preußischen Offiziere Hans und Franz Müller und v. François.</p>
+
+<p>Die praktischen Ergebnisse dieser zweiten Expedition waren die
+Festlegung des Stromlaufes des Kassai, die Entdeckung seines
+Nebenflusses Sankurru, welcher bisher als selbständiger Nebenstrom des
+Congo aufgefaßt wurde, endlich der Mündung des Kassai in den Congo an
+einer Stelle, wo der Kassai bisher als Kwa-Fluß galt. Am 9. Juli 1885
+erreichte Wißmann die Station an der Mündung des Kassai in den Congo.
+Er erblickte hier zum erstenmale die Flagge des Congostaates, welcher
+während der Dauer seiner Reise entstanden war.</p>
+
+<p>Eine in der letzten Zeit aufgetretene Verschlimmerung seiner
+asthmatischen Beschwerden machte nach dieser erfolgreichen Reise einen
+Aufenthalt in Madeira notwendig, aber nach kaum 2 Monaten brach der
+unermüdliche Forscher abermals im Auftrag des Königs der Belgier nach
+Afrika auf. Er sollte im Dienste des Congostaates im Baluba-Lande
+eine Stütze schaffen zu den weiteren Unternehmungen im Süden des
+Congostaates und dann von dort aus nach Südosten und Nordosten
+eventuell bis zu den östlichen Grenzen den eingeborenen Stämmen ihr
+neues politisches Verhältnis bekannt machen. Er sollte ferner dem Gang
+der Sklavenjagden und des Sklavenhandels nachforschen und ihm nach
+Möglichkeit entgegenarbeiten.</p>
+
+<p>Die eigentliche Aufgabe, welche Wißmann im ersten Teil seiner
+Instruktion gestellt war, konnte auf dieser Reise nicht zur Ausführung
+kommen; und zwar waren es gerade die Sklavenjagden der Araber und das
+weite Vordringen derselben bis in den Congostaat hinein, welche die
+Lösung dieser Aufgabe verhinderten. An der Stelle früher blühender
+Landschaften<span class="pagenum" id="Seite_42">[S. 42]</span> fand er vollkommene Wüsten. Ganze Völkerstämme zeigten
+sich vernichtet; die Stimmung der Araber war dem neuentstandenen
+Congostaat durchaus feindlich, ja, kurz zuvor war eine der Stationen
+des Staates (Stanley-Falls-Station) durch die Araber erstürmt und
+vernichtet worden.</p>
+
+<p>Wißmann selbst geriet in Nyangwe, der westlichsten Araberstadt in so
+große Gefahr, daß an ein Weiterdringen im Congostaat selbst gar nicht
+gedacht werden konnte, und nur der Ausweg nach Osten übrig blieb.
+So wurde aus der geplanten Expedition die zweite Durchquerung des
+schwarzen Kontinents und zwar auf dem Wasserwege des Tanganjika, von
+dort zum Nyassa, Schire, Zambesi und Kwakwa nach Quilimane. Von hohem
+Interesse ist das Urteil, welches Wißmann bei dieser Durchquerung über
+das Arabertum fällt, — von besonderem Interesse, weil er berufen sein
+sollte, schon bald darauf gegen die Araberwirtschaft anzukämpfen.
+»Die Schuld des Urhebertums dieser Greuel,« sagt Wißmann in seiner
+»Zweiten Durchquerung<a id="FNAnker_1" href="#Fussnote_1" class="fnanchor">[1]</a>«, »trifft ohne jede Frage den Araber, denn
+nur durch seine Initiative war es möglich, immer weiter vorzudringen,
+immer weiter zu unterjochen, zu entvölkern, und daher muß, wenn man an
+Abhilfe denkt, wenn man den armen, wehrlosen Eingeborenen nachhaltig
+schützen will, das Arabertum in diesen Ländern ausgerottet werden mit
+Stumpf und Stiel, bevor es eine Macht erreicht, der wir Europäer des
+feindlichen Klimas und der Entfernung wegen nicht mehr gewachsen sind,
+wie dies im Süden der Fall war. Es war hohe Zeit, daß bald nach den
+bösen Tagen, über die ich hier berichte, schärfer vorgegangen wurde
+gegen die afrikanische Pest, und mir speziell gewährte es eine hohe
+Genugthuung, daß ich berufen war, beim Niederschlagen des Aufstandes
+der Araber in Ostafrika an der Küste, von der aus die Hauptanregung zu
+den beschriebenen Greueln ausgeht, den empfindlichsten Schlag zu führen.</p>
+
+<p>Wenn auch die Flotten Englands und Deutschlands den Export der meist
+aus diesen Gegenden des zentralen Afrikas verschleppten Sklaven
+verringern, so schneidet doch erst die<span class="pagenum" id="Seite_43">[S. 43]</span> Besetzung der Küstenplätze und
+der großen Handelsstraßen dem Sklavenhandel und damit der Sklavenjagd
+die Zukunft ab. Jetzt, wo ich dies niederschreibe, ist vieles schon
+geschehen, jedoch noch sind die Operationsbasen der Sklavenhändler im
+Innern Tabora, Udjidji und Nyangwe Absatzgebiete für Sklaven. Noch
+lebt Tibbu-Tip, wüten Muini Muharra und andre Sklavenjäger Verderben
+bringend gegen die ihnen wehrlos gegenüberstehenden, nur mit Speer und
+Bogen bewaffneten Eingeborenen. Noch ist viel zu thun übrig zum Schutze
+der Freiheit und des Lebens von Millionen harmloser Kreaturen; noch
+ist es möglich, daß vom Sudan der Araber südlich vom Äquator verstärkt
+wird. Aber Deutschland ist doch schon gerüstet zu weiterem Schutz,
+schon bereit, einer von Norden drohenden Vermehrung der Gefahr Halt zu
+gebieten, und ich hoffe, daß, ehe noch dieser Ausdruck meiner tiefsten
+Empörung dem Leser vorliegt, ich schon wieder die Arbeit aufgenommen
+habe, deren Endzweck, die Befreiung des äquatorialen Afrikas von der
+Pest des Arabertums, mein Lebensziel geworden ist.« Freilich muß
+zu diesem Urteil bemerkt werden, daß die wirksamste Bekämpfung der
+arabischen Unthaten nur allmählich vor sich geht, daß man in vieler
+Beziehung bei der Kolonisierung Afrikas mit den Arabern im guten
+auszukommen suchen muß, wie dies gerade Wißmann gezeigt hat.</p>
+
+<p>Die wissenschaftlichen Vorarbeiten und Erfolge Wißmanns, seine genaue
+Kenntniß der Araber, jener Gegner aller europäischen Kultur, seine in
+drei außerordentlich großartigen Expeditionen bewiesene Fähigkeit, die
+Eingeborenen richtig zu behandeln und doch seinem Willen dienstbar
+zu machen — das waren die Momente, welche Hermann Wißmann vor
+allen anderen zur Stellung des Reichskommissars befähigten. Ganz
+besonders aber müssen hier noch die Eigenschaften seines Charakters
+hinzugerechnet werden. Beispiellose Energie, persönliche Nichtachtung
+jeder Gefahr, wo es gilt, ein ideales Ziel zu erreichen; die seltene
+Fähigkeit, in jedem seiner Untergebenen die Individualität zu erkennen
+und völlig frei schalten zu lassen; rücksichtslose Strenge im Dienst;
+geistvolle Anregung im zwanglosen, außerdienstlichen Verkehr — alles
+das sind Eigenschaften, welche jeder Wißmannsche Offizier und jeder<span class="pagenum" id="Seite_44">[S. 44]</span>
+Beamte des Kommissariats dem allseitig verehrten Kommandanten immer
+nachrühmen wird, und welche ihm ein bleibendes Denkmal in aller Herzen
+sichern.</p>
+
+<p>Im Sommer des Jahres 1888 nach Deutschland zurückgekehrt, wurde Wißmann
+von dem deutschen Emin Pascha-Entsatz-Komitee mit <i>Dr.</i> Peters zur
+Führung der Emin Pascha-Expedition ausersehen. Alle Vorbereitungen
+für die Expedition waren getroffen, das gesamte tote Material
+angeschafft — da erhielt Wißmann die Berufung zum Reichskommissar
+und vertrat bereits in den Verhandlungen des Reichstages über den
+Antisklaverei-Antrag als Bundeskommissar die von der Regierung
+vorgeschlagenen Maßnahmen. Die größte Eile war geboten; denn die
+Nachrichten aus Ostafrika lauteten von Tag zu Tag ungünstiger. Nach dem
+von der Regierung gebilligten Plane Wißmanns sollte die Niederwerfung
+des Aufstandes durch eine aus Negern bestehende Schutztruppe unter
+Führung deutscher Offiziere und Unteroffiziere geschehen. Als
+brauchbarstes Material brachte Wißmann die Sudanesen in Vorschlag,
+welche er bereits früher, besonders aber im letzten Winter, als er
+sich abermals im Auftrag des Königs der Belgier in Egypten aufhielt,
+kennen und schätzen gelernt hatte. Der vorläufige Stamm an Europäern
+bestand aus 21 deutschen Offizieren, Ärzten und Beamten und 40
+Unteroffizieren. Der Lage der Sache nach mußte das gesamte deutsche
+Personal, so weit es der Armee angehörte, aus derselben ausscheiden
+und trat in den persönlichen Dienst des Reichskommissars. In rastloser
+Thätigkeit wurden im Zeitraum von etwa vier Wochen alle Vorbereitungen
+in Deutschland selbst getroffen, die Anschaffung von Kriegsmaterial
+und Ausrüstungsgegenständen beendet; und bereits im Februar reiste der
+Reichskommissar, begleitet von Lieutenant Theremin, von Berlin ab,
+während hier sein Stellvertreter, Frhr. v. Gravenreuth, die noch weiter
+zu erledigenden Geschäfte in die Hand nahm.</p>
+
+<p>Für den notwendigen Verbindungsdienst zwischen der Küste und Sansibar
+selbst und für die voraussichtlich häufigen Truppentransporte zwischen
+den einzelnen Küstenplätzen wünschte der Reichskommissar einen
+Dampferdienst einzurichten. Da derselbe naturgemäß von der Marine bei
+ihrer ohnehin großen<span class="pagenum" id="Seite_45">[S. 45]</span> Aufgabe nicht geleistet werden konnte, sollten
+in Deutschland vier kleine Dampfer zu diesem Zweck angeschafft werden.
+Gleichzeitig sollten dieselben dazu dienen, die Flüsse, wenigstens
+den Kingani und Pangani, im Notfall aufwärts zu gehen und mit
+Revolvergeschützen die Ufer zu säubern, eventl. auch bei der Landung an
+der Flachküste von Bagamoyo durch ihre Armierung Dienste thun.</p>
+
+<p>Das Reichskommissariat, welches ja mit der Marine in keiner direkten
+Verbindung stand, sollte auch nach dieser Richtung hin unabhängig
+gestaltet werden. Es wurden zu diesem Zweck 4 Dampfer in Deutschland
+angekauft, nämlich die Harmonie, etwa 200 Tonnen groß; München ca. 80
+Tonnen; Vesuv 60; Max 50. Die drei letztgenannten Dampfer hatten in
+Deutschland als Schleppdampfer gedient; die Harmonie war in der Fahrt
+zwischen Köln und London beschäftigt gewesen. Leider stellte sich das
+gesamte Material als, gelinde ausgedrückt, wenig brauchbar heraus.
+Die Harmonie war der einzige Dampfer, welcher eine größere Anzahl von
+Menschen aufzunehmen vermochte; sie hatte aber nur einen Tiefgang von 5
+Fuß und erwies sich gleich von vornherein als seeuntüchtig, Vesuv und
+Max konnten jeder im allerhöchsten Falle etwa 60 Menschen aufnehmen,
+welche dann aber dicht gedrängt an einander stehen mußten. Die München,
+zweifellos das seetüchtigste Fahrzeug, nahm im äußersten Fall etwa 80
+bis 100 Mann auf, hatte aber einen zu großen Tiefgang (7 Fuß), um nahe
+an die Küste heran oder weit in den Flüssen aufwärts kommen zu können.
+Außerdem hatte sie nur 7 Zoll Bord und eine Verschanzung von 2 Fuß
+Höhe, so daß beim geringsten Seegang das Deck fortwährend überspült
+wurde.</p>
+
+<p>Es darf als eine ganz außerordentliche Leistung deutscher seemännischer
+Tüchtigkeit betrachtet werden, daß diese 4 Dampfer den ungemein
+schwierigen Weg von Hamburg bis Sansibar selbständig und ohne alle
+fremde Hilfe zurücklegten. Ohne hier auf Einzelheiten eingehen zu
+wollen, muß doch gesagt werden, daß die ganze Reise nach Ostafrika eine
+fortdauernde Lebensgefahr der gesamten Bemannung bildete. — Später
+hat die Harmonie ihrer Untüchtigkeit wegen häufig müßig auf der Rhede
+von Sansibar gelegen; die drei kleineren Dampfer, mit<span class="pagenum" id="Seite_46">[S. 46]</span> Revolverkanonen
+ausgerüstet, haben ausreichende Dienste geleistet.</p>
+
+<p>Um die Wege für die Anwerbung der Sudanesen zu ebnen und besonders
+etwa entgegenstehende religiöse Bedenken aus dem Wege zu räumen, waren
+vom Auswärtigen Amt zu Berlin vorher Verhandlungen mit der egyptischen
+Regierung gepflogen und deren Genehmigung erwirkt worden. Bei dem
+anzuwerbenden Material wurde in erster Linie auf die alten Soldaten
+aus den sudanesischen Regimentern, die den Feldzug gegen den Mahdi
+mitgemacht hatten, zurückgegriffen. Es waren dies Leute, denen durch
+die unglücklichen Kämpfe gegen den Mahdi die Rückkehr in ihre Heimat
+abgeschnitten war und welche nach Auflösung ihrer Regimenter eine
+Verwendung im egyptischen Kriegsdienst nicht mehr gefunden hatten.</p>
+
+<p>Diese Leute, deren Soldforderungen zum Teil von der ägyptischen
+Regierung nicht befriedigt wurden, die außerdem arbeits- und erwerbslos
+in Egypten herumlungerten, strömten voller Freuden nach Kairo herbei,
+als von Wißmann die Werbetrommel gerührt wurde. Außerordentlich kam
+hierbei die Unterstützung des englischen, in egyptischem Dienst
+stehenden Obersten Scheffer zu statten, dessen Kenntnis der Sudanesen
+das Engagement ungemein erleichterte und beschleunigte. Daß neben
+vielen durchaus kriegsbrauchbaren und gut disziplinierten Soldaten
+auch einige verworfene Subjekte, welche wegen Aufsessigkeit und
+allerlei Uebelthaten aus der egyptischen Armee entlassen worden waren,
+mit unterliefen, ist bei der beim Engagement notwendig gewesenen
+Eile begreiflich. Dennoch war die Zahl der schlechten Leute nicht so
+bedeutend, daß die Qualität der Truppe im ganzen dadurch beeinträchtigt
+wurde.</p>
+
+<p>Die Heimat der Sudanesen ist Nubien, Sennar, Kordofan, das Land
+der Schillucks und der Dinka-Stämme, zum Teil sogar sind es die
+Äquatorial-Provinzen, alles Länder, deren Söhne ihrem Beruf nach von
+Jugend auf Soldaten sind. Eine beim Engagement sowohl von Egypten
+wie von den Leuten selbst gestellte Bedingung war, daß die zu den
+einzelnen Truppenverbänden gehörigen Chargen des Offiziers- und des
+Unteroffizierstandes mit übernommen würden, und daß ebenso den Leuten
+Gelegenheit geboten würde, ihre Frauen und<span class="pagenum" id="Seite_47">[S. 47]</span> Familien mitzunehmen.
+Die meisten Leute weigerten sich entschieden, ohne ihre Familie die
+Reise anzutreten. Der Sold, welcher ausbedungen und bewilligt wurde,
+war höher, als er in der egyptischen Armee üblich war, und selbst
+für unsere Begriffe ziemlich bedeutend. Er betrug für den gemeinen
+Soldaten monatlich 45 Mark, außerdem freie Verpflegung (Naturalien
+oder 25 Pf. täglich); die farbigen Unteroffiziere erhielten 8-20 Mark
+mehr im Monat und von den farbigen Offizieren die Lieutenants circa
+160 Mark, Hauptleute bis über 300 Mark. Ein Feilschen um die Höhe des
+Soldes erschien gerade bei den Chargen unmöglich, denn Offiziere und
+Unterchargen waren, soweit sie sich überhaupt als brauchbar erwiesen
+und nicht, wie es bei manchen der Fall war, wegen Unzuverlässigkeit,
+Faulheit oder gar Aufsessigkeit in der allerersten Zeit schon aus
+der Truppe entfernt werden mußten, uns durchaus unentbehrlich als
+Bindeglied zwischen der farbigen Truppe und den deutschen im Anfang den
+Soldaten noch recht fremd gegenüberstehenden Offizieren.</p>
+
+<p>Man möge sich vergegenwärtigen, daß die von Wißmann aus Deutschland
+mitgenommenen Offiziere und Unteroffiziere in den meisten Fällen
+direkt aus dem Garnisondienst heraus kamen und kaum je vom Ausland
+etwas gesehen hatten, geschweige denn befähigt waren, ohne weiteres
+den Eigentümlichkeiten ihrer neuen Truppe entsprechend dieselbe
+zu verwerten. Bei der ungemeinen Eile, mit welcher die erste
+Ausbildung der Truppe ausgeführt werden mußte, konnte gar nicht
+anders verfahren werden, als daß man die wesentlichsten Teile des
+deutschen Exerzier-Reglements (für den Gefechtsdienst besonders) den
+schwarzen Truppen ohne weiteres eintrichterte. Wenn dabei ihr früherer
+egyptischer Militärdienst sich auch einigermaßen verwerten ließ und
+den Truppen wenigstens allgemeine Begriffe von Disziplin innewohnten,
+so war doch die Vermittlung der schwarzen Offiziere und Unteroffiziere
+bei diesem Eindrillen gar nicht zu entbehren und für das schnellere
+Verständnis der Soldaten ungleich wichtiger als das bloße Kommando.
+Es mußten im Anfang von den farbigen Offizieren die betreffenden
+ägyptischen Kommandos abgegeben werden, während später durchgehends das
+deutsche Kommando eingeführt wurde.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_48">[S. 48]</span></p>
+
+<p>Die Zahl der angeworbenen Sudanesen betrug 600 Mann. Es erschien
+geboten, die Leute nach der Anwerbung gar nicht erst zur Besinnung
+kommen zu lassen, damit nicht weitläufige Erwägungen Platz greifen
+konnten, sondern sie möglichst schnell ihrem Bestimmungsort zuzuführen.
+Sobald je 100 Mann angeworben waren, wurden dieselben mit Familie und
+Gepäck nach Suez verladen, dort an Bord eines Dampfers gebracht und
+nach Aden befördert, wo sie unter dem Kommando des Chefs Theremin
+vereinigt wurden. Als Offiziere waren für diesen Transport unter dem
+Kommando Theremins die Herren Premier-Lieutenant Böhlau, Lieutenant
+Sulzer und von Behr nach Egypten von Berlin telegraphisch berufen
+worden. Von Aden wurden die angeworbenen Soldaten durch 2 Dampfer
+nach Bagamoyo übergeführt, auch ca. 50 Somalis, welche als Boots- und
+Schiffsmannschaften in Ostafrika Verwendung fanden.</p>
+
+<p>Ein zweiter farbiger Volksstamm, auf welchen bei unserer Anwerbung
+zurückgegriffen wurde, waren die Zulus. Nach Verhandlungen mit der
+portugiesischen Regierung wurde Lieutenant Ramsay nach Mozambique
+geschickt. Nachdem er sich mit dem dortigen Gouverneur ins Einvernehmen
+gesetzt hatte, reiste er nach Inhambane und warb dort zunächst
+100 Mann aus den in Ostafrika als besonders kriegerisch bekannten
+Wangoni-Stämmen an. Waren auch die Zulus keine Berufssoldaten, so
+bildeten sie doch ein gutes Soldatenmaterial, das beste jedenfalls, was
+im östlichen Afrika zu haben war; — haben sie doch im Kriege gegen die
+Engländer ihre militärischen Eigenschaften vollauf bewiesen. —</p>
+
+<p>Man beschränkte sich zunächst auf diese 100 Mann, weil die Anwerbungen
+sonst zu lange Zeit in Anspruch genommen hätten und die Zulus schon bei
+der ersten Aktion des Reichskommissars an Ort und Stelle sein sollten;
+später ist die Zahl derselben durch weitere Anwerbung auf 350 ergänzt
+worden.</p>
+
+<p>In der Zahl der farbigen Kämpfer, die bei den ersten Aktionen zur
+Verfügung standen, sind die Askaris nicht zu vergessen, welche meist
+aus den Stämmen des innern Ostafrikas (besonders den Waniamuesi und
+Manjema) und nur zum sehr geringen Teil aus der Küstenbevölkerung
+hervorgingen.<span class="pagenum" id="Seite_49">[S. 49]</span> Einige von ihnen hatten schon in Bagamoyo und Daressalam
+unter den Beamten der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft gegen die
+Rebellenscharen an der Küste gekämpft und hatten dadurch, daß sie in
+jener schlechten Zeit bei der Gesellschaft ausharrten — die meisten
+hatten es freilich, als die Sache für uns Deutsche kritisch wurde,
+vorgezogen, ihren Dienst zu verlassen — militärische Eigenschaften
+und vor allem Treue bewiesen. In der Heranbildung jener Leute finden
+wir übrigens den einzigen Versuch, den die Deutsch-Ostafrikanische
+Gesellschaft in den letzten Monaten gemacht hatte, sich eine kleine
+Macht zu schaffen. Es sind diese Leute immer schlechthin unter dem
+Namen Askaris (eigentlich = Soldaten) zusammengefaßt worden; im
+Folgenden sind daher unter Askaris auch immer nur die aus unsern
+Küsten- und Hinterlandsstämmen hervorgegangenen Söldner zu verstehen.</p>
+
+<p>Die ersten Vorarbeiten in Ostafrika wurden durch die vom
+Reichskommissar vorausgesandten Beamten getroffen, und zwar in Sansibar
+durch Herrn Eugen Wolf, der früher in Westafrika thätig gewesen, und
+auf dem Festlande vom Verfasser. Von ihnen hatte der erstere die
+kaufmännischen und der letztere, dem Lieutenant Blümcke beigegeben war,
+die notwendigsten militärischen Vorbereitungsmaßregeln zu treffen zur
+Unterbringung der Truppen am Festland.</p>
+
+<p>Wißmann selbst kam am 31. März, begleitet von seinem Adjutanten
+<span class="antiqua">Dr.</span> Bumiller in Sansibar an. Nachdem er dort in feierlicher
+Audienz vom Sultan empfangen worden war, fuhr er an Bord des
+Flaggschiffes des deutschen Geschwaders nach dem Festland, um gemeinsam
+mit dem Geschwaderchef, Herrn Admiral Deinhard, die Küstenplätze
+Daressalam, Bagamoyo, Pangani und Tanga zu besuchen, den Befehl an der
+Küste zu übernehmen und mit der Marine und der Deutsch-Ostafrikanischen
+Gesellschaft alle nötigen Maßregeln zu vereinbaren.</p>
+
+<p>Die Stationen Bagamoyo und Daressalam wurden von Seiten des
+Vertreters der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft, des Herrn v.
+Saint-Paul-Illaire dem Reichskommissar unter dem 28. April 1889
+übergeben und an diesem Tage folgendes Abkommen zwischen dem Kommissar
+und der Gesellschaftsvertretung getroffen:</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_50">[S. 50]</span></p>
+
+<p>»Vom heutigen Tage geht auf den Reichskommissar über:</p>
+
+<div class="blockquot">
+
+<p>1. das Oberkommando über die militärischen Machtmittel der Station
+sowie auch alle militärischen Maßnahmen und Operationen;</p>
+
+<p>2. die Leitung und Anordnung der zur Verteidigung der Stationsgebäude
+erforderlichen Bauten und sonstigen Einrichtungen;</p>
+
+<p>3. die Oberleitung der Civilverwaltung, abgesehen von der
+Zollverwaltung.«</p>
+</div>
+
+<p>Außerdem wurden Abmachungen wegen Übernahme einzelner Beamten aus dem
+Dienst der Gesellschaft in den Wißmannschen Dienst, ebenso über Abgabe
+von Waffen und Inventar getroffen.</p>
+
+<p>Bei der Inspizierungs- und Rekognoszierungstour fand der
+Reichskommissar die Befestigungsarbeiten in Bagamoyo Dank der
+bereits früher erwähnten, eifrigen Thätigkeit der Herren v. Zelewski
+und v. Eberstein weit vorgeschritten. In Daressalam indes, wo der
+Bezirkschef der Gesellschaft, v. Bülow gemeinsam mit dem Verfasser
+nach dessen Ankunft diese Arbeiten erst in letzter Zeit begonnen
+hatte, waren dieselben noch weit zurück. Wißmann ordnete nun die
+Art der Weiterführung der Befestigungs- und Bauarbeiten persönlich
+an, und nach seiner Anweisung wurden die beiden Stationen in
+den nächsten Monaten vollkommen ausgebaut, befestigt und durch
+Umwallungen mit Schützenauftritt und Bastionen zur Infanterie- und
+Artillerieverteidigung eingerichtet.</p>
+
+<p>In Daressalam war Anfang März bereits der erste Waffen- und
+Munitionstransport vom Bord des Norddeutschen Lloyddampfers »Schwan«,
+der für denselben gechartert war, gelöscht und in den Magazinen
+der Deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft untergebracht worden.
+Der Transport bestand aus 12 leichten Feldgeschützen C/73, sechs
+Revolverkanonen, 900 Mausergewehren (Jägerbüchsen und Karabinern),
+Infanterie-Seitengewehren, großem und kleinem Schanzzeug, der
+entsprechenden Artillerie- und Infanteriemunition, Schießwollpatronen
+und Proviant, der noch durch Einkäufe in Sansibar vervollständigt
+wurde. Die Vorräte an Waffen, Munition und Proviant wurden in einer der
+späteren Dislokation der Truppen entsprechenden<span class="pagenum" id="Seite_51">[S. 51]</span> Weise auf Bagamoyo
+und Daressalam verteilt in der Art, daß das Hauptdepot in Daressalam
+verblieb.</p>
+
+<p>Da bei der Ankunft des Reichskommissars die Truppen noch nicht zur
+Stelle waren, benutzte er die ihm zur Verfügung stehende Zeit, die mit
+der Ankunft der Soldaten eintretende Organisation vorzubereiten und,
+wie erwähnt, eine Rekognoszierungstour vorzunehmen.</p>
+
+<p>Als auf dieser die »Leipzig« vor dem Panganifluß lag und eine
+Dampfpinasse ausgesetzt wurde, um die Befestigungen der Rebellen in
+größerer Nähe betrachten zu können, wurden von den an der Einfahrt
+in den Fluß versammelten Rebellenscharen Schüsse auf die Pinasse
+abgegeben; man fand die Gegner, welche starke Befestigungen vor der
+Stadt und am Flusse angelegt hatten, vollkommen gefechtsbereit. Ebenso
+wurden im Hafen von Tanga Bewaffnete gesehen, desgleichen in dem mit
+einer Pallisadierung befestigten Sadani.</p>
+
+<p>Der Admiral hatte nach dem letzten Angriff Buschiris auf Bagamoyo mit
+dem Rebellenführer einen Waffenstillstand geschlossen, um mit dem
+Reichskommissar diesen Waffenstillstand in einen definitiven Frieden
+umzuwandeln. Wenigstens sei dies, so äußerte sich Deinhard, wenn ihm
+das weitere Kommando an Land belassen worden wäre, seine Absicht
+gewesen. Die von Buschiri gestellten Bedingungen waren jedoch derart,
+daß ein Eingehen auf dieselben nach den vielen während des Aufstandes
+erlittenen Demütigungen und dem vielfach nicht nur nach europäischen,
+sondern grade nach orientalischen Begriffen recht wenig imponierenden
+Auftreten unsrer maßgebenden ostafrikanischen Organe, wie Wißmann
+sich im Bericht an den Reichskanzler ausdrückte, einfach »lächerlich«
+gewesen wäre.</p>
+
+<p>In der That ist es unbegreiflich, wie man überhaupt ernstlich an
+eine Umwandlung jenes abgeschlossenen Waffenstillstandes in einen
+definitiven Frieden hatte denken können; die Folge wäre lediglich
+gewesen, daß man nach kürzester Frist sich auf dem alten Fleck befunden
+hätte.</p>
+
+<p>Allerdings hatte sich Wißmann veranlaßt gesehen, den Waffenstillstand
+vorläufig auch seinerseits anzuerkennen, da er wegen der noch nicht
+erfolgten Ankunft der neuangeworbenen Truppen hierzu genötigt war.
+Außerdem wurde ein sofortiges<span class="pagenum" id="Seite_52">[S. 52]</span> Einschreiten gegen die Aufständischen
+noch durch den Umstand verhindert, daß zwei englische Missionare aus
+Mamboia, welche aus dem Innern nach der Küste zurückkehrten, in der
+Nähe derselben in die Gewalt Buschiris geraten waren und von ihm
+gefangen gehalten wurden. Allerdings wurden sie anständig behandelt,
+sollten aber nur gegen ein hohes Lösegeld herausgegeben werden. Die
+wegen des Lösegeldes und der Auslieferung der Missionare gepflogenen
+Verhandlungen führten zu einem befriedigenden Resultat, so daß die
+Missionare nach mehrtägiger Gefangenschaft in Freiheit gesetzt wurden.
+Einsicht in die Befestigungen und die wirkliche Lage des Buschirischen
+Lagers brachten sie allerdings nicht mit, da sie durch strengste
+Ueberwachung an genauerer Umschau verhindert waren.</p>
+
+<p>Als nun Buschiri nach Auslieferung der Missionare das 3/4 Stunden
+südlich von Bagamoyo gelegene Dorf Kaule überfiel, ausplünderte und
+völlig zerstörte, — und als er sogar gegen einen im deutschen Dienst
+befindlichen schwarzen Handwerker, der in seine Gewalt gefallen war,
+einen Akt der empörendsten Brutalität verübte, da konnte Wißmann den
+Waffenstillstand als von Buschiri gebrochen ansehen.</p>
+
+<p>Der Maurer Dunia nämlich hatte eines Tages nach empfangenem Lohn in der
+Absicht, sich seinem Arbeitsdienst zu entziehen, die Station Bagamoyo
+verlassen und sich zu Buschiris Leuten begeben, von welchen er zu dem
+Rebellenführer gebracht wurde, mit der Anschuldigung, daß er als Maurer
+für die Deutschen gearbeitet und so zur Befestigung ihrer Station
+beigetragen habe. Buschiri ließ ihm seine beiden Hände abhacken und
+schickte ihn nach der Station zurück mit dem Bedeuten, er solle nun
+weiter für die Deutschen arbeiten, Wißmann Grüße ausrichten und ihm
+bestellen, daß nächstens mit allen Deutschen ebenso verfahren würde.
+Der Mann kam thatsächlich lebend in Bagamoyo an. Er hatte sofort nach
+der Verstümmelung die beiden Armstümpfe fest in die Hüften gestemmt
+und war über Stock und Stein nach der Station gerannt. Hier wurde ihm
+sofort ein Notverband angelegt, dann kam er in die Behandlung eines
+Marinearztes, und dessen Pflege, sowie die unglaubliche, allen Negern
+eigene Zähigkeit und gute Heilnatur ließen ihn genesen.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_53">[S. 53]</span></p>
+
+<p>Es ist von Seiten des Reichskommissariats dann in der ausgiebigsten
+Weise für jenes arme Opfer der Wut Buschiris gesorgt worden; allerdings
+ohne Erfolg, denn Dunia ist im Gegenteil einer der größten Halunken
+geworden.</p>
+
+<p>Am 29. April traf der Dampfer »Somali« mit dem größten Teil der
+angeworbenen Sudanesen in Bagamoyo ein, und nun ging es nach dem
+Ausschiffen dieser Leute an die Bewaffnung und Unterbringung der
+Soldaten. Das letztere war in Bagamoyo nicht schwierig, denn dort
+befanden sich eine Anzahl gut erhaltener oder leicht zu reparierender
+Steinhäuser. 60 von den angekommenen Soldaten wurden nach Daressalam
+gesandt. Mit der Ankunft dieser Truppen wurde das den beiden
+Stationen bis in die letzte Zeit noch verbliebene Marine-Detachement
+zurückgezogen.</p>
+
+<p>Die in Daressalam stationierte Kreuzerkorvette Carola verließ aus
+Gesundheitsrücksichten den dortigen Hafen, um an der äußeren Rhede vor
+Anker zu gehen.</p>
+
+<p>Am 4. Mai kamen mit der »Martha« die übrigen angeworbenen Sudanesen und
+das europäische Offizier- und Unteroffizier-Personal in Bagamoyo an. Am
+6. Mai trafen auch die Zulus unter Lieutenant Ramsay vom Süden ein. Es
+stand nun dem Reichskommissar, welcher seiner Schutztruppe gegenüber
+den Titel Kommandant führte, nach Eintreffen des gesamten Personals
+und nach Übernahme einzelner Herren von der Deutsch-Ostafrikanischen
+Gesellschaft folgendes Europäer-Personal zur Verfügung:</p>
+
+<div class="blockquot">
+
+<p><em class="gesperrt">Chefs der Schutztruppe</em>: Frhr. v. Gravenreuth, <span class="antiqua">Dr</span>.
+Schmidt (Schmidt I), v. Zelewski, Krenzler, Frhr. v. Eberstein, Rochus
+Schmidt (Schmidt II), Richelmann, Theremin, (Leue trat später hinzu).</p>
+
+<p><em class="gesperrt">Lieutenants der Schutztruppe</em>: v. Bülow (später hinzugetreten
+nach erfolgter Rückkehr aus Europa), Ramsay, Böhlau, End, Sulzer,
+Johannes, Merker, v. Behr, <span class="antiqua">Dr</span>. Bumiller, v. Perbandt, v. Medem,
+Radatz.</p>
+
+<p><em class="gesperrt">Ärzte der Schutztruppe</em>: Stabsarzt <span class="antiqua">Dr</span>. Schmelzkopf als
+Chefarzt und Assistents-Arzt erster Klasse <span class="antiqua">Dr</span>. Kohlstock.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_54">[S. 54]</span></p>
+
+<p><em class="gesperrt">Beamte</em>: <span class="antiqua">a</span>) im Chefrang: Eugen Wolf (als kaufmännischer
+Beirat); <span class="antiqua">b</span>) im Lieut.-Rang: Lieut. a. D. Blümcke und
+Zahlmeister Merkel.</p>
+
+<p><em class="gesperrt">Deckoffiziere</em>: Bohndorf, Rabe, Illich, Tschepe, Grothe, Jancke,
+de la Frémoire.</p>
+
+<p><em class="gesperrt">Kapitäne der Flottille</em>: Holz (bis August 1889), Hansen (vom
+August 1889 ab), Graf Pfeil, Tomaschewski, Prager, Römer.</p>
+</div>
+
+<p>Außerdem stand für seemännische Zwecke der Lieut. zur See der Reserve
+v. Sivers zur Verfügung. Von den genannten Personen hatten folgende
+bereits afrikanische Erfahrungen gesammelt: v. Gravenreuth, v.
+Zelewski, Krenzler, v. Eberstein, die beiden Schmidts, Leue, v. Bülow,
+Ramsay, Illich, ferner, wenn auch nur kurze Zeit: Merker, v. Medem,
+Tschepe, Rabe, (ebenso Wolf im Dienst des Kongostaates in Westafrika und
+Bohndorf als Reisebegleiter Junkers).</p>
+
+<p><em class="gesperrt">Unteroffiziere der Schutztruppe</em>: Becker, Bilke, Bluhm, Brose,
+Budau, Burwitz, Busch, Eben, Firnstein, Fricke, Gaffri, Gaßmann,
+Germer, Greff, Grucza, Gurkasch, Hartmann, Hoffmann <span class="antiqua">I</span>, Hoffmann
+<span class="antiqua">II</span>, Kaiser, Kay, Kopp, Kühne, Leder, Ludwig, Martini, Mutter,
+Naeter, Peter, Piehl, Reich, Rohr, Rymarzig, Schaumbacher, Schulte,
+Schwarz, Snakker, Semmling, Steinbach, Tanner, Thielke, Velten, Weiß,
+Wille, Wonneberger, Först, Schafflick, Freitag, Mittelstädt, Bauer,
+Drescher, Fritz, Fülleborn, Hocke, Hoffmann <span class="antiqua">III</span>, Jacobs,
+Kröhnke, Markgraf, Marquard, Neumann, Nowack, Roberth, Schmid, Schultz,
+Steinkopf, Stolle.</p>
+
+<p>Die Verteilung der Offiziere und Truppen auf die Stationen Bagamoyo und
+Daressalam geschah in folgender Weise:</p>
+
+<div class="blockquot">
+
+<p><em class="gesperrt">Bagamoyo</em>: Stationschef: Chef <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt.
+Stationsoffizier Premierlieutenant End. Truppen: 545 Sudanesen in 5
+Kompagnien, 100 Zulus und 60 Suaheli-Askari, je eine Kompagnie; 40
+Somali und 60 Europäer (Offiziere und Unteroffiziere). Abgesehen von
+der eigentlichen Stationsbesatzung waren die Truppen anfangs in 2
+Bataillone eingeteilt<span class="pagenum" id="Seite_55">[S. 55]</span> unter den Chefs Freiherr von Gravenreuth und
+von Zelewski. Die Kompagnieführer waren die Herren Ramsay, Johannes,
+v. Medem, v. Perbandt, Sulzer und Radatz. Für die Artillerie waren
+bestimmt die Herren Chef Krenzler und Premierlieutenant Böhlau.</p>
+
+<p><em class="gesperrt">Daressalam</em>: Stationschef: Chef Rochus Schmidt.
+Stationsoffizier: Lieutenant Merker. Truppen: 55 Sudanesen, 10 Somali,
+20 Suaheli-Askari. Dazu Lieutenant v. Behr und später nach beendetem
+Angriff auf Buschiris Lager 8 Unteroffiziere. Auch wurde bald die Zahl
+der Besatzungstruppen auf 100 vermehrt.</p>
+</div>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_56">[S. 56]</span></p>
+
+<div class="footnotes"><h3>Fußnoten:</h3>
+
+<div class="footnote">
+
+<p><a id="Fussnote_1" href="#FNAnker_1" class="label">[1]</a> Verlag von Trowitzsch u. Sohn, Frankfurt a. O. 1891.</p>
+
+</div>
+</div>
+
+
+<hr class="chap x-ebookmaker-drop">
+
+<div class="chapter">
+<h2 class="nobreak" id="4_Kapitel">4. Kapitel.<br>
+<span class="s6">Die ersten Kämpfe um Bagamoyo, Daressalam, Pangani, Tanga und Sadani.</span></h2>
+</div>
+
+<div class="blockquot">
+<p>Einrichtung des Spionendienstes. — Angriff und Einnahme von Buschiris
+Lager bei Bagamoyo und Operationen daselbst. — Streifzüge des
+Verfassers um Daressalam. — Beerdigung der ermordeten Missionare
+in Pugu. — Verhältnisse in Sadani. — Bombardement von Sadani.
+— Einnahme durch die Schutztruppe. — Einnahme von Pangani und
+Stationsgründung daselbst. — Einnahme von Tanga. — Errichtung
+eines Forts in Tanga. — Streifzug Gravenreuths gegen die Jumbes in
+der Umgegend von Bagamoyo. — Verhältnisse auf den neu gegründeten
+Stationen.</p>
+</div>
+
+
+<p>Unmittelbar nach der Ankunft der Truppen ließ Wißmann dem Führer der
+Rebellen den Waffenstillstand, der ja von ihm in frevelhafter Weise
+gebrochen war, aufkündigen und ihm sagen, daß er ihn in den nächsten
+Tagen angreifen würde. Die Antwort Buschiris lautete, er würde die
+Deutschen bestens empfangen.</p>
+
+<p>Die Bestrafung zweier Leute, welche der Spionage gegen uns für die
+Interessen Buschiris überführt worden waren, mit dem Tode durch den
+Strang hatte Wißmann natürlich bis zur Auslieferung der Missionare
+aufgeschoben.</p>
+
+<p>Bis zur Ankunft Wißmanns hatten nur die Rebellen ihre Spione, welche
+sie so geschickt ausgewählt und organisiert hatten, daß sie stets mit
+den genauesten Nachrichten über unsere Mittel und Absichten versehen
+waren, während die Beamten der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft
+im großen und ganzen auffällig spärlich mit Nachrichten versehen
+waren. Wißmann erkannte gleich am ersten Tage seiner Ankunft auf dem
+Festland, daß auf unserer Seite viel zu wenig auf den Spionendienst<span class="pagenum" id="Seite_57">[S. 57]</span>
+gehalten war und gab daher zur Einführung einer ordentlichen Spionage
+die betreffenden Anweisungen, indem er zugleich Gelder zur Verfügung
+stellte.</p>
+
+<p>Die Spionage ist etwas in Afrika durchaus Notwendiges und
+Selbstverständliches. Der Europäer muß Gewicht darauf legen, unter den
+Eingeborenen zuverlässige Personen zu finden, die er zur Einziehung von
+Nachrichten benutzen kann, indem er nötigenfalls auch die einzelnen
+Leute gegenseitig ausspielt und so kontrolliert.</p>
+
+<p>Die durch Wißmann eingeführte bessere Ausbildung des Spionendienstes
+hat sehr viel zu unseren Erfolgen beigetragen. Bedauerlicher Weise
+wurden, wie ich vorweg bemerken muß, im letzten Jahre vom Gouverneur
+von Soden unter vollkommener Verkennung der afrikanischen Verhältnisse
+aus Sparsamkeitsrücksichten selbst nach der Zelewskischen Katastrophe
+nicht die nötigen Mittel hierfür zur Verfügung gestellt, und wenn
+einmal wirklich Gelder zum Halten von einem oder einigen Spionen
+bewilligt wurden, so geschah dies nur nach bogenlangen Berichten,
+welche es den Offizieren und den dem Gouverneur unterstellten Beamten
+fast verleiden konnten, derartige im Interesse des Ganzen liegenden
+Anträge zu stellen. Diese Sparsamkeit ist übel angebracht und in
+Wirklichkeit häufig eine Verschwendung. Denn auf ein paar Tausend
+Rupies im Jahre kann es nicht ankommen, wenn man sich dadurch eine
+genaue Kenntnis dessen, was unter den Eingeborenen im Geheimen vorgeht,
+ihrer Absichten und ihrer Gesinnung gegen uns verschaffen kann.</p>
+
+<p>Nachdem der Reichskommissar die Vorbereitungen zum Beginn der
+Operationen gegen die Aufständischen bereits am 4. Tage nach Eintreffen
+des Transportdampfers »Martha« auf der Rhede von Bagamoyo beendet
+hatte, beschloß derselbe nach erfolgter Verständigung mit dem Chef
+des Kreuzergeschwaders, Herrn Admiral Deinhard, sofort zum Angriff
+überzugehen. Ein möglichst rasches offensives Vorgehen bot in erster
+Linie eine Aussicht, gegen die vorwiegend auf Terrorismus gestützte
+Macht des Rebellenführers Buschiri einen entscheidenden Schlag
+zu führen, seinen Einfluß auf die Bevölkerung zu beeinträchtigen
+und die durch fortgesetzte feindliche<span class="pagenum" id="Seite_58">[S. 58]</span> Streifzüge sehr gehemmte
+Aktionsfähigkeit wieder zu erhöhen.</p>
+
+<p>Eingezogene Nachrichten hatten ergeben, daß Buschiri, nachdem er in
+den letzten Monaten sein Lager mehrfach gewechselt, nun in einem stark
+befestigten Hauptlager in der Richtung landeinwärts von Bagamoyo,
+1-1-1/2 Stunden von diesem Platz entfernt, alle seine Kräfte vereinigt
+habe. Der waffenfähige Anhang Buschiris wurde auf 6-800 Mann angegeben.</p>
+
+<p>Nachdem die Unterstützung der Marine vom Admiral angeboten und vom
+Reichskommissar angenommen worden war, wurde der 8. Mai von beiden für
+die Operationen gegen Buschiri festgesetzt.</p>
+
+<p>Am genannten Tage, früh 6-1/2 Uhr trat die Schutztruppe mit dem
+von der Marine gestellten Landungscorps von 200 Mann, welches der
+Korvettenkapitän Hirschberg, Kommandant S. M. S. »Schwalbe« befehligte,
+bei der Station in Bagamoyo an. Damit die farbigen Truppen möglichst
+alle im Kampf verwendet werden konnten, war die Station Bagamoyo
+für die Dauer der Operation durch eine andere Abteilung der Marine
+besetzt worden. Um 7 Uhr 10 Minuten setzte sich die Schutztruppe nach
+Erteilung der für den Marsch notwendigsten Instruktionen in folgender
+Marsch-Ordnung in Bewegung:</p>
+
+<div class="blockquot">
+<p>Avantgarde: Askaris — Frhr. v. Eberstein;</p>
+
+<p>Abteilung Frhr. v. Gravenreuth — 2 Sudanesenkompagnien (Sulzer und
+von Perbandt);</p>
+
+<p>Artillerie (zwei 4,7 <span class="antiqua">cm</span> Geschütze und ein 6 <span class="antiqua">cm</span> Geschütz)
+— Chef Krenzler;</p>
+
+<p>geschlossenes Detachement der deutschen Unteroffiziere unter
+Premier-Lieutenant End;</p>
+
+<p>Abteilung <span class="antiqua">Dr</span>. Schmidt — 2 Sudanesenkompagnien (Johannes und
+Radatz);</p>
+
+<p>Abteilung von Zelewski — 1 Sudanesen- und 1 Zulukompagnie (Ramsay und
+v. Medem);</p>
+</div>
+
+<p>zum Ziehen der Geschütze wurden Waniamuesi mitgenommen, desgleichen
+gingen solche mit Erlaubnis Wißmanns, durch rote Tücher als die
+Unsrigen kenntlich gemacht, als Freiwillige mit.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_59">[S. 59]</span></p>
+
+<p>Nachdem der Marsch zunächst in südwestlicher Richtung durch die
+Bagamoyo umgebenden, ausgedehnten Kokosschamben erfolgt war, wurde nach
+Westen abgebogen und ein ungefähr 900 <span class="antiqua">m</span> breites, schattenloses,
+sumpfiges, mit fast mannshohem Grase bewachsenes Thal durchschritten,
+welches an dem besonders schwülen und heißen Tage, namentlich für
+die Artillerie, sehr schwierig zu passieren war. Die Marschdisciplin
+blieb indes bei den farbigen Truppen auf dem Hinmarsch eine gute. Nach
+Passieren dieses Thales wurde wieder in südwestlicher Richtung auf
+einem gut bewachsenen Höhenzug weiter marschiert, bis um 9 Uhr das
+Lager Buschiris der Avantgarde in Sicht kam.</p>
+
+<p>Der Kommandant, welcher sich bei der Avantgarde befand, erteilte
+nun sofort die Befehle zum Angriff. Demzufolge nahm die Artillerie
+Aufstellung in der Linie der Askaris, welche, bis auf 600 <span class="antiqua">m</span>
+ans Lager herangekommen, ausschwärmten. Links von den Askaris befand
+sich die Abteilung Gravenreuth. Zelewski erhielt Befehl, rechts vom
+Wege abzubiegen und die linke feindliche Flanke zu umfassen, also
+nach der örtlichen Lage die Boma von Osten her zu umgehen. <span class="antiqua">Dr.</span>
+Schmidt sollte links abbiegen und die Umgehung der Boma von Westen
+her bewerkstelligen. In dieser Formation war man, die Artillerie
+eingeschlossen, bis 250 <span class="antiqua">m</span> an das Lager herangekommen. Die
+Marine-Abteilung befand sich dicht hinter den Askaris und der
+Artillerie.</p>
+
+<p>Als die Truppen in dieser Ordnung bis auf etwa 200 <span class="antiqua">m</span> an die Boma
+herangekommen waren, wurde von Seiten der Rebellen ein heftiges Feuer
+aus Gewehren und einigen alten, mit Eisenstücken geladenen Böllern auf
+die Angreifer eröffnet. Zufällig kam zu gleicher Zeit aus dem Lager der
+überall bekannte weiße Buschirische Reitesel in Sicht und Wißmann, in
+der Absicht, den wohlbeleibten Buschiri dieses bei seiner Körperfülle
+sehr notwendigen Fluchtmittels zu berauben, gab einen Schuß auf den
+Esel ab. Dieser Schuß bildete unwillkürlich das Signal zur Eröffnung
+des Feuers auf der ganzen Linie; in der Front stand Gravenreuths
+Abteilung im 1. Treffen, während im 2. Treffen die Marine das Feuer
+ebenfalls eröffnete; als Wißmann bat, das Feuer des 2. Treffens
+einzustellen, da das 1. Treffen ihm dadurch gefährdet erschiene,<span class="pagenum" id="Seite_60">[S. 60]</span> wurde
+ihm von der Marine entgegengehalten, daß mit dem 600-meter-Visir von
+dieser geschossen werde.</p>
+
+<p>Das feindliche Feuer richtete sich besonders auf eine kleine Anhöhe, wo
+Wißmann mit seinem Stabe bei der Artillerie Stellung genommen hatte,
+so daß dort, trotzdem die Aufständischen im allgemeinen recht schlecht
+zielten, einige Verluste in unmittelbarer Nähe des Reichskommissars,
+der für seine Person der Mahnung, sich nicht unnütz zu exponieren, kein
+Gehör schenkte, erlitten wurden.</p>
+
+<p>Als der Kommandant durch anhaltendes Geschütz- und Gewehrfeuer den
+Feind hinlänglich erschüttert zu haben glaubte, gab er das Zeichen zum
+Aufpflanzen des Seitengewehrs und zum Sturm. Die Abteilung Gravenreuth
+drang zuerst in die Boma ein, allen voran Lieutenant Sulzer.</p>
+
+<p>An der Spitze der Marineabteilung überklomm Lieutenant Schelle, ohne
+erst Bresche reißen zu lassen, die Pallisaden. Hierbei erhielt er eine
+Kugel in den Unterleib und erlag bald darauf dieser schweren Verwundung.</p>
+
+<p>Herr von Gravenreuth war mit seiner Abteilung an der linken Flanke der
+Front eingedrungen, die Marine hingegen zugleich mit den Askaris unter
+Eberstein direkt in der Front, und zwar wurde nach dem Fall Schelles
+Bresche gerissen und drangen die Marinetruppen an dieser Stelle Mann
+hinter Mann durch die Bresche in die Boma, während Herr v. Eberstein
+mit den Askaris eine bei der Bresche befindliche Thür einrannte und
+durch diese ziemlich geschlossen mit seinen Leuten hineinkam.</p>
+
+<p>Es ist damals ein sehr häßlicher Streit über die für die Sache
+natürlich ganz gleichgiltige Frage ausgebrochen, wer der erste in der
+feindlichen Boma gewesen sei. Von Seiten der Marine wurde der gefallene
+Lieutenant Schelle gemeldet; vom Reichskommissar der Lieutenant
+Sulzer. Dem Verfasser, der bei der Aktion gegen Buschiri nicht dabei
+gewesen ist, ist von verschiedenen Herren versichert worden, daß
+nicht nur Sulzer, sondern auch v. Gravenreuth und ein großer Teil
+der Soldaten von Gravenreuths Abteilung in der Boma, ja sogar in den
+dort befindlichen Hütten der Rebellen schon gewesen seien, als von
+der Frontseite her die Marine erst eindrang. Selbstverständlich<span class="pagenum" id="Seite_61">[S. 61]</span> ist
+die Meldung der Marine, daß Lieutenant Schelle der erste im Lager
+gewesen sei, in gutem Glauben erfolgt und ist dadurch zu erklären,
+daß wegen der im Innern der Boma errichteten Hütten und wegen der in
+solchen Momenten erklärlichen Aufregung das vorher erfolgte Einrücken
+Gravenreuths nicht gesehen wurde. Bedauerlich aber bleibt die
+Eifersüchtelei, welche zu jener Zeit zwischen Marine und Schutztruppe
+bestand. Obgleich sich die Offiziere der letzteren und auch viele
+Marineoffiziere redliche Mühe gegeben haben, dieselbe aus der Welt zu
+schaffen, besteht sie, wie dem Verfasser scheinen will, bis in die
+neueste Zeit hinein fort. Die Herren der Marine bedenken hierbei nicht,
+daß mit Beendigung der Blokade nach Übernahme des Reichskommissariats
+durch Wißmann ihre Aufgaben am Lande, denen sie sich ganz gewiß, wie
+von allen anerkannt wird, mit Eifer unterzogen haben, beendigt waren.
+Nur vereinzelt haben später Marinemannschaften die Operationen des
+Reichskommissars unterstützt, natürlich nur an der Küste oder in
+unmittelbarster Nähe derselben, wie hier bei Bagamoyo, dann bei Sadani,
+Pangani, Mkwadja. (Nur Tanga ist, worauf wir noch kommen werden, durch
+die Marine allein erobert worden.)</p>
+
+<p>Beim Einrücken der Unsrigen in die Boma wagte nur ein Teil der Feinde
+noch standzuhalten und aus den Hütten im Innern der Befestigungen
+heraus zu schießen, wo sie dann teils niedergemacht, teils gefangen
+genommen wurden. Das Gefangennehmen freilich wollte nicht immer
+gelingen, da die Zulus, welche erst zwei Tage vorher eingetreten waren,
+gar nicht verstehen wollten, wie man einen überwältigten Feind schonen
+könne, statt ihn sofort zu tödten; so haben denn auch die Zulus vielen
+von den Rebellen, welche sich im letzten Augenblick ergeben wollten,
+durch ihre Seitengewehre den Garaus gemacht.</p>
+
+<p>Von den Freiwilligen der Waniamuesi und den Askaris wurden die Zulus
+bei der Plünderung des Lagers in würdiger Weise ergänzt. Im großen und
+ganzen aber waren alle, welche die neue farbige Truppe während des
+Gefechts beobachtet hatten, im Lob derselben einig. Nirgends war weder
+während des Feuerns noch beim Sturm das geringste Zaudern eingetreten.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_62">[S. 62]</span></p>
+
+<p>Die Umgehung des Lagers, welche die Abteilungen Dr. Schmidt und v.
+Zelewski bewerkstelligen sollten, war nicht gelungen, da besonders
+Zelewski wegen des weiten Umweges, den er mit seinen Soldaten zu machen
+hatte, nicht zur rechten Zeit am Lager sein konnte. Es gelang daher dem
+größten Teil der Rebellen durch die Lücke zwischen den beiden von der
+Flanke anrückenden Abteilungen durchzukommen, wobei sie allerdings von
+der Abteilung Dr. Schmidt noch wirksam beschossen wurden.</p>
+
+<p>Buschiri selbst war ebenfalls entkommen, hatte sich aber, wie er später
+selbst erzählte und wie auch bald hinterbracht wurde, im dichten Grase
+außerhalb der Boma versteckt und war so von den Verfolgern unbemerkt
+geblieben.</p>
+
+<p>Das dicht bewachsene Terrain setzte der an die Einnahme des Lagers
+sich schließenden Verfolgung von selbst ein Ziel, um so mehr als die
+Europäer, sowohl die aus Europa gekommenen Offiziere und Unteroffiziere
+der Schutztruppe, wie die an afrikanische Märsche ebenfalls nicht
+gewöhnten Marinemannschaften und auch unsere Sudanesen sehr ermattet
+waren. Es zeigte sich dies unmittelbar nach dem Eindringen in die
+Befestigungen und auf dem Rückmarsch, der ein wenig angenehmes
+militärisches Bild abgab. Einige Fälle von schwererem und leichterem
+Sonnenstich kamen auf demselben vor. Die Zulus, Askari und Waniamuesi
+waren die einzigen, welche frisch geblieben waren und deren Benehmen
+und Schlachtgesänge etwas Leben in die Kolonnen der Marine und
+Schutztruppe brachten.</p>
+
+<p>Die Zahl der Toten betrug auf gegnerischer Seite 106, fast alles Araber
+und Belutschen. Unter den Gefallenen ist wegen seines Einflusses
+besonders zu erwähnen der Jumbe von Windi, Ismael. Auf unserer Seite
+fielen — von der Marine: Lieutenant zur See Schelle und Obermatrose
+Föll; von der Schutztruppe 6 farbige Soldaten. Feldwebel Peter erlag
+dem Sonnenstich. Verwundet wurden — von der Marine: Obermatrose
+Klebba — von der Schutztruppe: Stabsarzt Dr. Schmelzkopf, Hauptmann
+Richelmann, Deckoffizier Illich und 3 Sudanesen.</p>
+
+<p>Das Lager der Aufständischen zeigte ein ziemlich regelmäßiges Viereck
+von 800 m Umfang und war nach afrikanischen<span class="pagenum" id="Seite_63">[S. 63]</span> Begriffen mit einer sehr
+starken Befestigung umgeben. Sie bestand in Pallisadenreihen aus
+dicken Palmenstämmen. Hinter denselben war ein Graben für kniende
+Schützen ausgehoben, dessen Erde nach den Palisaden hin zu einem Wall
+aufgeschüttet worden war. Im Innern war, wie schon erwähnt, eine Zahl
+primitiver Hütten errichtet, welche den Rebellen Unterkunft gewährten,
+außerdem ihr Kleinvieh und Hühner wie ihren sonstigen Unterhalt bargen.
+Der vorgefundene Proviant und die noch in geringer Masse vorhandene
+Munition wurde durch die Einnahme des Lagers erbeutet; außerdem fielen
+in unsere Hände 2 arabische Fahnen, 2 Böller und Gewehre aller Art,
+darunter einige Mausergewehre, welche beim Ausbruch des Aufstandes auf
+den Stationen der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft im Innern von
+den Rebellen vorgefunden waren, daneben befanden sich Snidergewehre,
+Hinterlader, Jagdgewehre, sowie die verschiedensten Perkussions- und
+Steinschloßgewehre. Die wertlosen Waffen und Sachen wurden verbrannt,
+das meiste aber — selbst ganz wertloses Hausgerät — von den Leuten,
+besonders den Sudanesen, die eine besondere Vorliebe für die Anhäufung
+von allerlei wertlosem Kram haben, nach Bagamoyo mitgenommen. Einige
+Kuriositäten, wertvolle Waffen der Araber und Belutschen sowie der
+Eingeborenen wurden ebenfalls vorgefunden. Ferner hatten unsere
+Soldaten in der Hütte Buschiris eine Kiste mit 6000 Rupien entdeckt, es
+aber vorgezogen, die Sache erst zu melden, nachdem sie den Inhalt unter
+sich verteilt hatten. Das Geld war vermutlich die für die englischen
+Missionare bezahlte Lösesumme und man beließ dieselbe den glücklichen
+Besitzern, um nicht gleich anfangs durch Untersuchungen Mißmut zu
+erregen. So wirkte auch der gute Fund ermunternd auf die Schwarzen,
+für welche ja überhaupt die Plünderung nach siegreichem Gefecht einen
+ungemeinen Reiz hat.</p>
+
+<p>Der Geschwaderchef, Herr Admiral Deinhard, hatte (nach Rücksprache mit
+dem Reichskommissar) für einen eventuellen Empfang der entkommenen
+Rebellen Sorge getragen, indem er eine Marineabteilung nach der Windi-
+und Mtoni-Fähre schickte, wo der Uebergang von fliehenden Rebellen
+erwartet werden konnte. Die Fährboote, welche sich an jenem Teil<span class="pagenum" id="Seite_64">[S. 64]</span> des
+Kinganiflusses vorfanden, wurden, um ein Übersetzen der Rebellen zu
+verhindern, von der Marine zerstört. Indes hatten die Flüchtlinge es
+meist für klüger gehalten, sich zunächst, so lange sie das Terrain
+unsicher wußten, im dichten Gebüsch versteckt zu halten, wohin man
+ihnen nicht folgen konnte, und dann weiter zu flüchten, wobei von ihnen
+die weiter stromaufwärts befindliche Dunda-Fähre des Kingani benutzt
+wurde. Dorthin aber konnten die Pinassen der Marine wegen mehrfacher in
+jenem Teil des Kingani vorhandener Untiefen nicht geschickt werden.</p>
+
+<p>Dem Reichskommissar hatte <span class="antiqua">Dr.</span> Peters seine für die Emin
+Pascha-Expedition in Aden angeworbenen Somalis zum Angriff auf
+Buschiri zur Verfügung gestellt; es war jedoch von ihrer Verwendung
+Abstand genommen worden, da sie Bedenken trugen, gegen ihre eigenen
+Glaubensgenossen zu kämpfen. Jetzt, als nach gelungenem Angriff die
+Truppen in Bagamoyo einrückten, zeigte sich ein Teil der Somalis
+beschämt und bat darum, auf den noch am selben Tage ausgesandten
+Patrouillen mitverwandt zu werden.</p>
+
+<p>Nach dem Einrücken der Soldaten erhielt Freiherr v. Gravenreuth den
+Befehl, eine Rekognoszierung zu unternehmen zur Aufsuchung eines
+vermißten Offiziers, der, an der Queue seiner Abteilung, von den
+Seinen unbemerkt, infolge eines Sonnenstiches liegen geblieben war,
+und zugleich um auf etwaige Rebellentrupps zu fahnden. Der Vermißte
+kehrte aber von selbst bald darauf zurück, und die Rekognoszierungen
+Gravenreuths und später Zelewskis konnten nur feststellen, daß die
+nächste Umgebung von Bagamoyo bis zum benachbarten Teile des Kingani
+völlig von den Aufständischen gesäubert war. Kleine Patrouillen wurden
+zum großen Teil zu Pferde ausgeführt, von denen etwa 20 aus Egypten
+resp. Aden mitgebracht worden waren.</p>
+
+<p>Einige Wochen später drangen nach Bagamoyo Nachrichten über neue
+Befestigungen, welche Buschiri in größerer Entfernung angelegt
+habe; ebenso habe er wieder eine große Zahl Anhänger gesammelt.
+Infolgedessen wurden von Wißmann zweimal Abteilungen unter <span class="antiqua">Dr.</span>
+Schmidt und Zelewski in solcher Stärke ausgesandt, daß es ihnen
+möglich war, die<span class="pagenum" id="Seite_65">[S. 65]</span> Rebellen mit Aussicht auf Erfolg anzugreifen. Die
+Expedition unter Zelewski führte zu keinem Resultat, da der Gegner
+in dem von ihr durchzogenen Gebiet nicht zu finden war. Die später
+ausgesandte Abteilung des <span class="antiqua">Dr</span>. Schmidt fand zwar mitten in
+dichtem Gestrüpp ein wohlbefestigtes Lager Buschiris, eine sogenannte
+Buschboma, zu welcher nur wenige schmale Stege führen, doch hatte
+Buschiri, der jedenfalls von dem Anmarsch <span class="antiqua">Dr</span>. Schmidts durch
+seine Kundschafter Nachricht erhalten, es vorgezogen, noch im letzten
+Augenblick ohne Kampf die Boma zu verlassen. Die Hausutensilien und
+die noch vorhandenen Lebensmittel, etwas Kleinvieh und Hühner, wurden
+zur Beute gemacht, die Boma selbst aber wurde den Flammen Preis
+gegeben. Es war dies, so begierig auch die Expedition war, den Gegner
+anzugreifen, doch den Herren nachträglich nicht unerwünscht, da die
+Stellung Buschiris eine derartige war, daß ein erfolgreicher Sturm auf
+das im größten Dickicht befindliche Lager, wenn überhaupt, nur mit den
+schwersten Verlusten möglich gewesen wäre. Das erste Lager hatte den
+Vorzug in freiem Terrain zu liegen, so daß es von allen Seiten gesehen
+und angegriffen werden konnte.</p>
+
+<p>Wenden wir uns nun nach Daressalam, wo durch den von Wißmann dem
+Verfasser gesandten kleinen Teil der Schutztruppe die Marineabteilung
+abgelöst wurde, welche bisher als Besatzung der Station gedient hatte;
+S. M. S. Carola, welche zuletzt die Stationsbesatzung gestellt und
+deren Bemannung sehr unter Fieber- und Todesfällen zu leiden hatte,
+war bei der Besetzung der Station durch die Schutztruppe zunächst
+aus dem Hafen heraus auf die Rhede von Daressalam, dann ganz nach
+Bagamoyo in See gegangen. Für Daressalam erhielt der Verfasser von
+dem Reichskommissar die Instruktion, sich mit seiner kleinen Truppe
+auf die Verteidigung der Station und des Platzes zu beschränken und
+sich auf sonstige Unternehmungen nicht einzulassen. Um Daressalam
+hatten sich nicht, wie um Bagamoyo, die Rebellen alle in einer starken
+Befestigung versammelt, sondern sie waren auf mehrere befestigte
+Dörfer der Umgegend verteilt. Als nun die Nachricht von der Einnahme
+des Buschirischen Lagers, wenn auch mit einzelnen Unrichtigkeiten,
+südwärts zuerst zur Bevölkerung und<span class="pagenum" id="Seite_66">[S. 66]</span> zu den Rebellen, dann durch Spione
+nach der Station gedrungen war, erschien es notwendig, da, wo es mit
+Aussicht auf Erfolg möglich war, möglichst schnell einzugreifen, ehe
+die Aufständischen sich noch mehr zersplitterten oder ganz abzogen.
+In erster Linie wünschte der Verfasser das nahe gelegene Magogoni
+anzugreifen, in dem sich viele Araber und Belutschen befanden. Das
+Gesindel hatte der Station immer Schwierigkeiten gemacht und war im
+Besitze einer großen Viehherde. Nur den Offizieren wurde von der
+Absicht des Überfalls auf Magogoni Mitteilung gemacht, da sonst
+Grund zur Annahme vorlag, daß der Plan verraten und vereitelt werden
+würde. In der Nacht vom 12. bis 13. Mai wurde die Stationsbesatzung
+alarmirt, Munition verteilt und Lieutenant von Behr, dem sich der
+Beamte der Ostafrikanischen Gesellschaft, Herr Küsel, anschloß, der
+Befehl erteilt, mit 20 Mann bei Tagesanbruch unbemerkt westlich von
+Magogoni zu landen. Verfasser selbst fuhr mit Lieutenant Merker und
+den letzterem zugeteilten 30 Mann die Innenseite des Hafens und die
+schmale Landzunge entlang, auf welcher Magogoni liegt, und landete
+auf der diesem Orte entgegengesetzten Seite. Nach einstündigem Marsch
+erreichten wir Magogoni. Die Annäherung beider Abteilungen war wohl
+während der Nacht ziemlich unbemerkt erfolgt, doch stürzten sowohl
+der Abteilung v. Behr wie der Abteilung Merker kurz vor dem Dorfe
+Bewaffnete in ungeordneten Trupps entgegen, welche sofort in die Flucht
+geworfen wurden. Der Verlust der Gegner betrug 8 Tote, darunter 2
+Araber. Es wurden neben 60 Stück Kleinvieh 90 Rinder erbeutet, welche
+den Strand entlang getrieben wurden bis an den Hafen von Daressalam,
+über welchen sie dann mit einer Pinasse zur Station gebracht wurden.
+Die in der weiteren Umgebung lagernden Banden sah sich Verfasser außer
+stande anzugreifen, da die Station nicht entblößt werden konnte, und
+erst Wißmanns Befehl und Truppenverstärkung hierzu abgewartet werden
+mußte.</p>
+
+<p>Das Unternehmen gegen Magogoni billigte der Reichskommissar und auf die
+Meldung von der unbedingten Notwendigkeit, sofort gegen die anderen
+Rebellennester um Daressalam vorzugehen, kam er persönlich am 19.
+Mai auf<span class="pagenum" id="Seite_67">[S. 67]</span> dem von <span class="antiqua">Dr</span>. Peters gecharterten Dampfer Neera nach
+Daressalam, brachte über 100 Mann unter Chef Theremin und Lieutenant
+von Medem mit und erteilte dem Verfasser den Befehl am 20. Mai mit zwei
+kombinierten Kompagnien (Marschordnung: 1. Kompagnie [Lieutenant von
+Behr, Lieutenant Blümcke], 2. Kompagnie [Chef Theremin, Lieutenant
+von Medem] nach Mabibu vorzurücken, zu rekognoszieren und eventuell
+anzugreifen. Das Rebellenlager wurde gefunden, wurde aber bei unserer
+Annäherung verlassen. Vergebens versuchten die Aufständischen, ihre
+Viehherde vor uns zu retten; die kleinen Abteilungen, mit denen
+Plänkeleien entstanden, wurden schnell geworfen, und die ganze Herde,
+80 Rinder und eine Menge Kleinvieh erbeutet. Auch einige Fahnen
+und Waffen fielen in unsere Hände; das Lager wurde geplündert und
+eingeäschert. Seliman ben Sef war leider entkommen, mit ihm Schindu.</p>
+
+<p>Am nächsten Tage machte ich eine Rekognoszierungstour nach Magurmura,
+dem Dorfe Schindus. Dieselbe endete mehr komisch als erfolgreich. Die
+Einwohner flohen bei unserer Annäherung, nur eine alte energische
+Dame wehrte sich unter furchtbarem Geschimpfe mit einem Messer heftig
+gegen die Soldaten und verwundete einen derselben. Sie entpuppte sich
+später als Mutter des Rebellenhäuptlings und war als solche auch
+gleich von den Suaheli-Askaris erkannt worden. Sie wurde natürlich
+dingfest gemacht, mit nach der Station genommen, und dort einige
+Tage zur Beruhigung ihrer Nerven eingesperrt. Nach einem vereitelten
+Versuch ihrerseits, durch eine fensterartige Oeffnung der Bastion zu
+entweichen, wurde sie als im übrigen harmlos wieder entlassen.</p>
+
+<p>Nach diesen Unternehmungen nahm der Reichskommissar die aus
+Bagamoyo mitgebrachte Kompagnie wieder dahin zurück, da große
+Rebellenansammlungen und ernste Schwierigkeiten um Daressalam nicht
+mehr bestanden. Die kleinen Unternehmungen des Verfassers gegen
+einzelne Rebellendörfer hatten genügt, den Bewohnern der Umgegend von
+Daressalam zu zeigen, daß es nunmehr ausschließlich <em class="gesperrt">ihr</em> Besitz
+und Eigentum sei, die durch diese Unruhen gefährdet würden, denn wenn
+die Leute nicht standhielten, blieb nichts weiter übrig, als die
+unruhigen<span class="pagenum" id="Seite_68">[S. 68]</span> Massen an ihrem Eigentum durch Verbrennen und Ausplündern
+der Dörfer oder Konfiskation der Felder, so weit sie in unserm direkten
+Machtbezirk lagen, zu bestrafen.</p>
+
+<p>Außerdem wurden die Jumbes sämtlicher im Umkreis von Daressalam
+gelegenen Ortschaften vom Verfasser aufgefordert, zur Station zu kommen
+und dort ihre vollständige Unterwerfung anzukündigen; so weit sie
+nicht eine ganz besonders hervorragende Rolle beim Aufstande gespielt
+hatten, wurde ihnen Straflosigkeit zugesichert. Diese Aufforderung
+und Zusicherung der Amnestie wirkte auf die gesamte Bevölkerung der
+Umgegend in gewünschter Weise. Nur gegen wenige Dörfer mußte in
+nächster Zeit vorgegangen werden. So wurde ein nochmaliges Vorgehen
+gegen Magogoni nötig, da dies große und reiche Dorf, besonders durch
+die Belutschen-Bevölkerung aufgehetzt, sich gegen uns auflehnte.
+Diesmal wurde es aber von Grund aus zerstört und geplündert.</p>
+
+<p>Eine fernere Unternehmung aus dieser Zeit war die Bestrafung des Ortes
+Ukonga, dessen Pasi (Häuptling, Dorfschulze) Jangajanga hauptsächlich
+die Schuld an der Ermordung der Missionare in Pugu trug. Er hatte von
+den Missionaren die größten Wohlthaten empfangen und auch Geschenke
+dafür erhalten, daß er versprach, sie in Kenntnis zu setzen, wenn
+ihnen ein Anschlag der Rebellen drohe. Dieses Versprechen hatte er
+so eingelöst, daß er den Aufständischen von Bueni als Führer nach
+der Mission in Pugu diente und die Brüder und Schwestern meuchlings
+überfallen half. Als dem Verfasser dieses Verhalten Jangajangas
+zu Ohren gekommen war, trat er eines Tages mit einem Teil der
+Stationsbesatzung den Marsch gegen Ukonga an und traf daselbst bei
+Beginn der Abenddämmerung, kurz vor 6 Uhr ein. Bis zum Eintritt der
+Dunkelheit hielt sich unsere Abteilung im Gebüsch verborgen und
+überfiel dann, von den übrigen Dorfbewohnern ungesehen, den von
+Jangajanga und seinen Angehörigen bewohnten Teil Ukongas. Die Leute
+desselben leisteten nur ganz vereinzelt Widerstand; der Jumbe selbst
+hatte wohl Unrat gewittert und war zwei Tage zuvor weiter ins Innere
+geflohen. Verfasser setzte daher einen Preis auf seinen Kopf, es gelang
+jedoch nicht, ihn in unsere Gewalt zu bekommen.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_69">[S. 69]</span></p>
+
+<p>Nun ging Verfasser daran, endlich die Gebeine der ermordeten
+Missionare, die, wie er durch Kundschafter wußte, noch immer
+unbestattet in Pugu lagen, zur letzten Ruhe zu bringen. Mit den Herren
+Chef Theremin, Lieutenant Merker, Herrn Küsel, Unteroffizier Becker
+und einem kleinen Trupp Soldaten machte er sich auf. Außerhalb des
+von den Rebellen mit allen übrigen Missionsgebäuden in Asche gelegten
+Wohnhauses lag fast unversehrt der Leichnam des von den Eingeborenen
+als Fundi (Handwerksmeister) bezeichneten Missionars, der als Bruder
+Petrus festgestellt wurde. Im Hause selbst fanden sich die Gebeine
+des Bruders Benedict, die vom Feuer sehr gelitten hatten, und die
+wenigen Ueberreste der Schwester Martha, die von einer Innenwand des
+Gebäudes bedeckt lag. Das Feuer hatte offenbar darunter noch längere
+Zeit fortgequalmt, denn die Gebeine waren beinahe verkohlt. Die
+Reste der Unglücklichen wurden in je einen Sarg gelegt und neben den
+Gräbern der früher in ihrem Berufe verstorbenen Brüder und Schwestern
+beigesetzt. Wir schmückten, so gut es ging, die letzte Ruhestätte
+mit Palmenzweigen, und Lieutenant Merker machte eine photographische
+Aufnahme, welche der katholischen bairischen Missionsgesellschaft
+zugleich mit einigen Andenken an die Märtyrer ihres Berufs, die sich
+noch auf der ausgeplünderten und niedergebrannten Stätte gefunden
+hatten, übersandt wurden. Den Jumbes wurde streng anbefohlen, auf die
+Gräber sorgfältig Acht zu geben, wir drohten, deren Schändung an den
+Pugu-Leuten selbst zu bestrafen. Die letzteren waren freilich an der
+Unthat selbst nicht schuldig, ihr Fehler war nur der gewesen, daß sie
+es nicht gewagt hatten, der Uebermacht der Rebellen zu trotzen und die
+wegen ihrer Wohlthätigkeit und ihres stillen segensreichen Wirkens
+bei ihnen wohl beliebten Missionare zu verteidigen. Daraus kann man
+den Negern aber keinen Vorwurf machen. Von der Missionsgesellschaft,
+welcher der Verfasser bei der Uebersendung der Photographien von der
+Bestattung ihrer Angehörigen und den näheren Umständen ihrer Ermordung
+und Auffindung Mitteilung gemacht hatte, ging ein Dankschreiben ein,
+das ihren Gefühlen Ausdruck gab und zeigte, daß die schwergeprüften
+Väter nicht den Mut und die Lust<span class="pagenum" id="Seite_70">[S. 70]</span> verloren hatten, ihr Werk in Afrika
+fortzusetzen. Ihre jetzige Station ist Daressalam.</p>
+
+<p>Während des größten Teils des Monats Juni und im Monat Juli konnten
+wir uns so in Daressalam der friedlichen Arbeit, dem weiteren Ausbau
+der Station und der Ausbildung der Truppen widmen und einige kleinere
+friedliche Expeditionen unternehmen. Nur noch einmal, im Monat August,
+wurde der Verfasser anläßlich der traurigen Pugu-Affaire genötigt,
+gegen die Ortschaft Simbasi vorzugehen, in welcher es ihm auch durch
+einen Ueberfall gelang, zwei beim Morde der Pugu-Missionare beteiligte
+Araber gefangen zu nehmen, die dann vom Reichskommissar zum Tode durch
+den Strang verurteilt wurden.</p>
+
+<p>Nach dem Ausbruch des Aufstandes an der Küste waren es neben der
+Kilwabevölkerung besonders die Leute Bana Heris, des Machthabers von
+Usegua, welche sich durch eine große Unthat straffällig machten. Der
+mit der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft vom Sultan abgeschlossene
+Vertrag hatte Bana Heri um so härter betroffen, als er von den
+Machthabern an der Küste der einzige war, der niemals den Sultan von
+Sansibar als Herrn anerkannt hatte. Es war nur natürlich, daß Bana Heri
+nicht gutwillig auf das gute Einkommen Verzicht zu leisten gewillt
+war, welches er bislang durch die nach Sadani ziehenden Karawanen
+gehabt hatte. Eben so wenig wollte er den Einfluß einbüßen, den er
+als Sultan von Usegua, — wie er sich nannte, — in Usegua, Nguru und
+teilweise Ukami genoß und der naturgemäß wegen der zu jener Zeit gegen
+die Deutschen herrschenden Mißstimmung und Mißachtung noch gewachsen
+war. Diese Mißstimmung gegen alles Europäische zeitigte Ausschreitungen
+des fanatischen Pöbels und fand ihren empörendsten Ausdruck in der
+Ermordung des englischen Missionars Brooks, der im Januar 1889 aus dem
+Innern nach der Küste kam und hierzu die Sadanistraße benutzte. Brooks
+war von Abdallah, Bana Heris Sohn und einem Teil seiner Leute auf der
+Sadanistraße anscheinend in friedlicher und freundschaftlicher Absicht
+in Empfang genommen und in der Richtung nach der Küste hin geleitet
+worden. Bald darauf fand man ihn auf der Straße hinterrücks erschossen
+vor. Beide Arme waren ihm abgeschlagen,<span class="pagenum" id="Seite_71">[S. 71]</span> sein Leichnam zerstückelt, die
+Stücke verstreut. Fünfzehn seiner farbigen Begleiter wurden gleichfalls
+ermordet, die Waren und das Gepäck geraubt.</p>
+
+<p>Es ist stets angenommen worden, daß der Urheber dieser Unthat der oben
+erwähnte Abdallah gewesen ist, obwohl sich das nicht mit absoluter
+Bestimmtheit nachweisen ließ.</p>
+
+<p>Bana Heri erwartete natürlich auf jenen Mord hin ein Einschreiten der
+deutschen Regierung und rüstete sich, diesem wie auch einer Okkupation
+seines Landes energisch zu begegnen. Es strömte ihm sein Anhang in
+Usegua zu und wurde in der ersten Zeit noch durch Wadoës verstärkt.
+Bana Heri verschanzte sich besonders in Sadani und Uwindji und hatte
+außerdem verschiedene Befestigungen im Hinterlande dieser Küste
+errichtet.</p>
+
+<p>Schon vor der Ankunft Wißmanns war Herr Admiral Deinhard gegen den
+Usegua-Sultan eingeschritten, indem er Sadani von See aus bombardierte.
+Der Admiral meinte hierdurch den Rebellen eine fühlbare Strafe zu teil
+werden zu lassen. Er hatte sich aber hierin getäuscht und nur bewirkt,
+daß die Rebellen während der Beschießung den Ort verließen und sich
+hinter demselben in gesichertes Terrain flüchteten. Als sie sahen, daß
+die Kriegsschiffe die Rhede verließen, kamen sie wieder zum Vorschein
+und schossen, gewissermaßen zum Hohn, mit einer alten Kanone hinter
+den Kriegsschiffen her, selbstverständlich ohne irgend welchen Schaden
+zu thun. Es schien daher, als der Aufstand in Bagamoyo und Daressalam
+niedergeworfen war und diese Orte gesichert schienen, notwendig, Sadani
+zu züchtigen.</p>
+
+<p>Dies konnte nur durch eine Landung mit der gehörigen Truppenmacht
+geschehen. Wißmann war allerdings nicht in der Lage, damals schon vor
+der Einnahme von Pangani und Tanga Sadani dauernd zu besetzen, da seine
+Truppen für den nördlichen Küstenstreifen notwendig gebraucht wurden,
+aber er wollte mit der Züchtigung von Sadani noch den Zweck verbinden,
+durch einen entscheidenden Schlag gegen Bana Heri die Rebellen in
+Pangani einzuschüchtern und dadurch zu Friedensverhandlungen geneigter
+zu machen, zumal ihm von der Reichsregierung anempfohlen worden war,
+auf solche einzugehen.<span class="pagenum" id="Seite_72">[S. 72]</span> Wie wir später sehen werden, befand sich unter
+der Bevölkerung von Pangani eine Partei, die zum Frieden mit den
+Deutschen riet und diesen dringend wünschte.</p>
+
+<p>Als Operationstag gegen Sadani wurde der 6. Juni festgesetzt. Tags
+zuvor wurden alle irgendwie entbehrlichen Truppen, im ganzen 500
+Mann, unter den Chefs v. Gravenreuth, v. Zelewski, Krenzler und dem
+Verfasser, der von Daressalam herübergekommen war, mit zwei Geschützen
+auf dem von der Marine gecharterten Dampfer »Cutch« in Bagamoyo
+eingeschifft. Am 6. Juni früh begann seitens des Geschwaders, welches
+außer dem »Cutch« aus der »Möwe«, die solange Sadani blokiert hatte,
+»Leipzig«, »Schwalbe« und »Pfeil« bestand, die Beschießung der
+gegnerischen Befestigungen; während derselben zogen sich die Rebellen
+in die südlich gelegenen dichten Gebüsche zurück.</p>
+
+<p>Als das Feuer der Kriegsschiffe schwieg, eröffneten die mit
+Revolverkanonen armierten Pinassen, welche das Expeditionskorps, jede
+drei oder vier Boote hinter sich schleppend, ans Land brachten, ein
+wirksames Granatfeuer.</p>
+
+<p>Da der Strand von Sadani sehr flach zuläuft, mußten wir von den
+Booten aus noch eine längere Strecke durch das Wasser waten unter dem
+Feuer der Feinde, welche mittlerweile aus den Gebüschen heraus an den
+Strand geeilt waren, um unsere Landung zu verhindern. Dabei erhielt
+Unteroffizier Bilke einen Schuß durch den Arm und Lieutenant von
+Medem und einige Farbige wurden leicht verwundet, — der Verlust der
+Aufständischen soll sich nach ihren eigenen, freilich sehr unsicheren
+Angaben, auf 105 Tote belaufen haben. Chef von Zelewski führte den
+linken Flügel, Gravenreuth den rechten, der Verfasser das Centrum, das
+aus zwei Kompagnien unter den Herren von Perbandt und Sulzer und dem
+geschlossenen Trupp der deutschen Unteroffiziere unter Lieutenant v.
+Sivers bestand.</p>
+
+<p>Während Gravenreuth Sadani selbst angriff und das Terrain hinter
+demselben säuberte, gingen die Abteilung Zelewski und die des
+Verfassers dem Befehl gemäß südlich des Dorfes durch die Büsche und
+Mangrove-Sümpfe vor, ohne sonderlichen Widerstand zu finden. Ziemlich
+das einzige Unglück, das passierte, war, daß dem Verfasser seine
+Schuhe<span class="pagenum" id="Seite_73">[S. 73]</span> und Strümpfe im Sumpfe stecken blieben und er so das Vergnügen
+hatte, den ganzen Tag barfuß durch die Dornen und den heißen Sand zu
+laufen.</p>
+
+<p>Im Westen der Sümpfe hatten sich die Feinde zum Teil wieder gesammelt,
+doch wurden sie durch meine ausgeschwärmte Abteilung und das Feuer
+des Maxim-Guns unter Lieutenant Böhlau schnell in die Flucht gejagt.
+Bald darauf traf Zelewski, der weiter südlich die abziehenden Feinde
+beschossen hatte, beim Verfasser ein, während Wißmann mit der
+Gravenreuthschen Abteilung die Gegner noch in der Richtung auf Ndumi
+verfolgte und die Landungscorps der Marine im Norden Sadanis die Feinde
+verjagten. Die Befestigungen wurden zerstört, der Ort geplündert und
+eingeäschert.</p>
+
+<p>Bei solchen gemeinsamen Plünderungen, wie sie bei Sadani, Pangani,
+erfolgten, kamen öfters unsere Marinesoldaten mit ihren schwarzen
+Waffenbrüdern in der Schutztruppe in Streitigkeiten um den Raub,
+und derartige kleine Zwistigkeiten wurden, wie schon erwähnt, dann
+tragischer aufgenommen, als sie es verdienten.</p>
+
+<p>Nachdem wir kurze Rast gehalten und von dem, was wir mitgenommen oder
+erbeutet, gefrühstückt hatten, schifften wir uns wieder auf dem »Cutch«
+ein, aber nur um gleich darauf wieder 3 Stunden nördlich von Sadani
+bei Uwinje zu landen, wo sich eine Schamba Bana Heris und feindliche
+Befestigungen befanden. Auch dieser Platz wurde nach geringem
+Widerstand genommen und zerstört; die dort liegenden Dhaus, welche den
+Aufständischen Waffen und Munition zugeführt hatten, wurden verbrannt.
+Wir hatten bei Sadani und Uwinje zusammen 2 Tote und 9 meist leicht
+Verwundete. Die hierauf folgende Nacht wurde an Bord des »Cutch« in
+heiterster Laune verbracht, und am nächsten Tage ging es wieder zurück
+nach Bagamoyo.</p>
+
+<p>Es wurde nun vom Reichskommissar die Operation gegen Pangani
+vorbereitet. An der Spitze der Friedenspartei daselbst stand der
+Araber Said Hamedi, ein alter Mann, der erstens keine Lust hatte,
+sich in einen Krieg mit uns einzulassen, auch vorher die Beamten der
+Deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft gegen die aufgeregten Volksmassen
+geschützt hatte,<span class="pagenum" id="Seite_74">[S. 74]</span> und der sich andrerseits wohl bewußt war, daß er,
+dessen Reichtum an der Küste ein großer war, nur an seinem Besitztum
+verlieren könne, wenn die Rebellen unterlägen. Ebenso dachten viele der
+begüterten Araber und der reichen Suaheli von Pangani.</p>
+
+<p>Die Rebellion daselbst wurde indes durch die besitzlosen Araber und
+Belutschen, welche bei der Unsicherheit der Verhältnisse nur gewinnen
+konnten, geschürt und die kritiklose Masse der Eingeborenen so mit
+fortgerissen.</p>
+
+<p>Die Friedenspartei in Pangani wandte sich an den Sultan von Sansibar
+mit der Bitte um Vermittlung beim deutschen Reichskommissar. Wißmann
+schickte daraufhin den früheren Wali von Pangani Soliman ben Nassr mit
+Abgesandten des Sultans nach Pangani, um der Bevölkerung durch diese
+Gesandten die Bedingungen der friedlichen Uebergabe zu übermitteln.
+Als der Abgesandte des Reichskommissars jedoch sich in einem Boote
+dem Strande von Pangani näherte, wurde er mit Schüssen empfangen
+und mußte unverrichteter Sache wieder nach Sansibar zurückkehren.
+In gleicher Weise war während der zwischen dem Reichskommissar und
+den Pangani-Leuten schwebenden Verhandlung eine auf der Panganireede
+liegende Dampfpinasse der »Leipzig« unter Lieutenant zur See v. Möller
+von den Rebellen beschossen worden. So zeigte sich, daß in letzter
+Stunde in Pangani wieder die Kriegspartei die Oberhand gewonnen hatte.</p>
+
+<p>Viel hatten dazu wohl auch die falschen Nachrichten beigetragen, welche
+über das Gefecht von Sadani nach Pangani gedrungen waren; es sollten
+nämlich wohl die Rebellen große Verluste erlitten haben, aber auch 100
+Deutsche teils gefallen, teils in den Sümpfen stecken geblieben sein.
+Es wurde damals in der Truppe der Witz gemacht, meine im Sumpfe stecken
+gebliebenen Stiefel hätten zu dieser Uebertreibung Veranlassung gegeben.</p>
+
+<p>Als Tag des Angriffes wurde von Wißmann der 9. Juli bestimmt. Tags
+zuvor wurden alle zur Verfügung stehenden Truppen in Bagamoyo
+eingeschifft und in Bagamoyo selbst unter Chef von Gravenreuth, in
+Daressalam unter dem Verfasser eine starke Besatzung zurückgelassen,
+weil dem Gerücht<span class="pagenum" id="Seite_75">[S. 75]</span> zufolge ein Angriff Buschiris auf die Stationen zu
+erwarten stand. Am Abend des 8. vereinigten sich die Wißmannschen
+Schiffe »Harmonie«, »München«, »Vulkan« und »Max« — der »Vesuv«
+wartete noch in Aden das Aufhören des Südwestmonsuns ab —, mit dem
+Geschwader, welches den Ort bis dahin blokiert hatte.</p>
+
+<p>Pangani liegt am linken Ufer des ebenso genannten Flusses, etwas
+landeinwärts.</p>
+
+<p>An beiden Ufern erheben sich ziemlich steile Anhöhen von 100-200 Fuß,
+die mit dichtem Buschwerk bestanden und von Schützengräben umgeben
+waren. Die feindliche Stellung war also, zumal da nur schmale Zugänge
+hinaufführten und diese mit drei Vorderladern armiert waren, eine
+ziemlich starke und wurde von den Rebellen für uneinnehmbar gehalten.
+Die Hauptbefestigungen lagen auf dem rechten Ufer, wohin denn auch die
+sämtlichen Schiffe, mit möglichster Schonung des Ortes selbst, ihr
+außerordentlich wohl gezieltes Feuer richteten.</p>
+
+<p>Der Strand ist hier sehr flach; die Truppen warteten daher, um
+möglichst wenig im Wasser unter dem Feuer der Feinde waten zu müssen,
+den höchsten Stand der Flut ab, und bewerkstelligten die Landung an
+einer kleinen, vor dem rechten feindlichen Flügel gelegenen Bucht. Das
+Angriffskorps war in drei Treffen formiert; das erste, bestehend aus
+der 1. und 5. Kompagnie unter <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt, wurde sogleich nach
+der Landung in Schützenlinien formiert und ging unter lebhaftem Feuer
+auf die im Gebüsch versteckt liegenden Gegner gegen die Höhe vor.</p>
+
+<p>Als das zweite Treffen unter Chef Freiherrn von Eberstein herankam,
+wurden die Feinde aus allen Befestigungen geworfen und in eine
+westlicher gelegene Hügelkette getrieben, deren dichtes Buschwerk der
+Verfolgung bald ein Ziel setzte.</p>
+
+<p>Das dritte Treffen unter v. Zelewski war durch ungünstige Umstände zu
+lange aufgehalten worden und kam nicht mehr ins Feuer.</p>
+
+<p>Auch die Rebellen auf dem linken Ufer flohen aus ihren
+Pallisadenverschanzungen und suchten sich, am ungedeckten Flußufer
+entlang ziehend, in den Ort selbst zu retten; zur Hälfte<span class="pagenum" id="Seite_76">[S. 76]</span> aber wurden
+sie von den mittlerweile nachgekommenen Maxim-Geschütz unter Lieutenant
+Böhlau zusammengeschossen.</p>
+
+<p>Es blieben von den Arabern etwa 30 Tote und 50 Verwundete auf dem
+Platze, ein Zeichen, eine wie furchtbare Wirkung das Maxim-Geschütz
+mit seinen 600 Schuß in der Minute in der Hand eines geschickten
+Artilleristen ausübt.</p>
+
+<p>So fand denn die 300 Mann starke Marineabteilung unter Kapitän zur See
+Plüddemann, welche endlich trotz der heftigen Brandung auf dem linken
+Ufer des Flusses gelandet war, den Feind in den Befestigungen nicht
+mehr vor, auch nicht mehr in Pangani selbst. Auf unserer Seite war nur
+ein Sudanese gefallen, ein deutscher Unteroffizier und 3 Sudanesen
+waren verwundet.</p>
+
+<p>Pangani wurde von der 5. und 6. Kompagnie besetzt, die Befestigung
+auf dem rechten Ufer zur Zeit der Abwesenheit des Expeditionskorps
+von der 1.-3. Kompagnie. Die Europäer und die Truppen, welche alle
+vollkommen durchnäßt waren, hatten, da der Proviant bis zum Abend
+des Gefechtstages noch nicht hatte vom Bord der Schiffe aus ans Land
+geschafft werden können, nach der Anstrengung des Tages nicht einmal
+eine Stärkung. Erst am Abend half Wißmann persönlich, als er auf der
+Pangani- wie auf der Ras Muhesa-Seite die Truppen inspizierte, diesem
+Übelstande dadurch ab, daß er sofort selbst für die Übersendung der
+nötigen Vorräte Sorge trug. Das frühere Gesellschaftshaus in Pangani,
+von dem aus man einen bequemen Überblick über den ganzen Ort hatte
+und diesen wie das Flußufer mit Feuer bestreichen konnte, wurde als
+Stationshaus beibehalten und der Bau von Befestigungen hier wie auf Ras
+Muhesa begonnen.</p>
+
+<p>Ras Muhesa ist ein Felsen an der rechten Flußmündung, der auf drei
+Seiten schroff ins Meer abfällt. Das Buschwerk auf der vierten Seite,
+welches den freien Überblick hinderte, wurde ausgerodet, und der Zugang
+mit einer 1-1/2 m hohen Wand aus Wellblech mit Erdeinlage geschützt.</p>
+
+<p>Da diese Befestigungsarbeiten in Pangani und auf Ras Muhesa längere
+Zeit in Anspruch nahmen, der Reichskommissar sie aber so sehr als
+möglich fördern wollte, um eine möglichst geringe Anzahl von Soldaten
+dort als Besatzung zurückzulassen,<span class="pagenum" id="Seite_77">[S. 77]</span> konnte der ursprünglich zwischen
+Wißmann und dem Admiral verabredete Termin für die Operation gegen
+Tanga, der 10. Juli, nicht innegehalten werden. Der Admiral aber,
+den Gründen Wißmanns unzugänglich, ging infolgedessen am 9. mit dem
+Geschwader voraus und schickte noch am selben Tage in Tanga eine
+Botschaft ans Land, die Einwohner sollten, wenn sie den Frieden
+wünschten, mit ihm in Unterhandlungen treten. Sie erbaten sich, da sich
+die friedlich gesinnten Neger nicht sogleich mit den im allgemeinen
+zum Kriege geneigten Arabern und Belutschen einigen konnten, drei Tage
+Bedenkzeit. Diese wurde vom Admiral abgeschlagen.</p>
+
+<p>So wurde denn am 10. früh das Landungscorps der Marine formiert und an
+Land gesetzt. Es wurde zuerst mit Schüssen empfangen, doch ergriffen
+die Rebellen beim ersten Schnellfeuer der Marinetruppen die Flucht und
+wurden mit geringer Mühe aus Tanga selbst und seiner näheren Umgebung
+vertrieben. Das frühere Haus der ostafrikanischen Gesellschaft wurde
+mit 100 Mann der Carola besetzt, um den Ort gegen etwaige feindliche
+Angriffe halten zu können.</p>
+
+<p>Einige umliegende Dörfer schickten nach Tanga und erbaten den Frieden,
+der ihnen vom Admiral auch gern gewährt wurde. Die Inder waren im
+Ort zurückgeblieben, ein Zeichen, daß von vornherein eine Aussicht
+auf einen ernsten Kampf um Tanga nicht vorhanden war, und die
+Friedenspartei hier die Oberhand hatte. Wißmann wurde durch einen Brief
+des Admirals vom 11. Juli davon in Kenntnis gesetzt, daß Tanga von der
+Marine genommen und besetzt sei, und daß das Geschwader bis zum 14.
+Juli auf den Reichskommissar warten werde. Wißmann fuhr infolgedessen
+am 13. auf der München zunächst allein nach Tanga, wählte einen Platz
+für die Station aus, von wo aus der Ort und der Hafen beherrscht werden
+konnte, und als am 15. das Expeditionskorps nachkam, wurde sofort mit
+der Befestigung des Platzes, welche hier von Grund aus neu gebaut
+werden mußte, begonnen.</p>
+
+<p>Das provisorische Fort wurde aus Wellblech und Brettern hergerichtet
+und mit einem Stacheldrahtzaun umgeben. Die Bauten gingen in
+Pangani und Tanga, Dank des Eifers unserer Zulus und Sudanesen, so
+außerordentlich schnell von statten,<span class="pagenum" id="Seite_78">[S. 78]</span> daß Wißmann bald den Norden
+verlassen und sich wieder nach Bagamoyo zurückbegeben konnte, nachdem
+er die Station Tanga mit einer Kompagnie besetzt und dem Chef Krenzler
+übergeben hatte.</p>
+
+<p>Aus Pangani nahm er die Ueberzeugung mit, daß der Handel hier bald
+wieder den früheren Umfang annehmen würde, da bereits in den ersten
+Tagen nach der Einnahme des Ortes eine Anzahl der flüchtigen Rebellen
+zurückgekehrt war und sich unterworfen hatte.</p>
+
+<p>Als so die Hauptplätze an dem nördlichen Teil der Küste unseres
+Interessengebietes wieder unter unsere Herrschaft gebracht waren,
+dachte Wißmann daran, die Verkehrswege, welche nach dem Innern führten,
+von neuem zu eröffnen; hierzu gab besonders den Anstoß die Absicht der
+in Daressalam weilenden großen Waniamuesi-Karawane, in ihre Heimat mit
+den gegen ihr Elfenbein an der Küste erhandelten Waren zurückzukehren.</p>
+
+<p>Da sie alle von Bagamoyo, dem Endpunkt der großen Karawanenstraßen
+aus, gemeinsam den Rückmarsch antreten wollten, ging Wißmann daran,
+die in Daressalam befindliche Karawane dorthin überzuführen. Er sandte
+zu dem Zweck Ende Juli sein Expeditionskorps unter Führung des Chefs
+von Zelewski nach Daressalam, wohin er sich Tags darauf selbst begab,
+ließ die Waren und sämtliches Gepäck der Waniamuesi per Dampfer nach
+Bagamoyo bringen, und führte selbst auf einem dreitägigen Marsche die
+Karawane unter der Bedeckung seiner Soldaten ebendahin. Während dieses
+Küstenmarsches pflog der Reichskommissar persönlich Verhandlungen mit
+den Jumbes der Küstenorte, und gewann hier, wie überall und zu jeder
+Zeit, das volle Vertrauen der Eingeborenen zur deutschen Herrschaft. In
+Bueni, dem bedeutendsten Küstenplatze zwischen Bagamoyo und Daressalam,
+dessen Handel entschieden der ausgedehnteste an der Küste ist, wurde
+der bisherige Wali, Sef ben Issa, welcher ebenfalls an der Ermordung
+der Missionare in Pugu hervorragend beteiligt war, seines Amtes
+enthoben, sein Besitztum konfisziert, seine Sklaven freigelassen, und
+ein Preis von 1000 Rupies auf seinen Kopf gesetzt. An seine Stelle trat
+Seliman ben Nassr, eine dem<span class="pagenum" id="Seite_79">[S. 79]</span> Reichskommissar sowohl wie der Bevölkerung
+genehme Persönlichkeit.</p>
+
+<p>In der weiteren Umgegend von Bagamoyo, zwischen dem Kingani und
+dem Wami, hatten sich die alten Jumbes von Bagamoyo (Jehasi,
+Makanda, Simbambili und Bomboma), die Hauptverbündeten Buschiris,
+wieder festgesetzt und den ihnen durch Vermittler erteilten Rat,
+nach Bagamoyo zurückzukehren und sich Wißmann zu stellen, höhnisch
+zurückgewiesen. Wißmann mußte daher daran gehen, sie aus dieser
+Gegend zu vertreiben, um zu verhindern, daß Buschiri, wenn er aus dem
+Innern zurückkehrte, hier wieder einen Stützpunkt fände. Es wurde zu
+dem Zweck Chef v. Gravenreuth mit zwei Kompagnien und einer größeren
+Waniamuesi-Abteilung abgeschickt, mit dem Befehl, die Gegend zu
+säubern und die mit den Jumbes verbündeten Ortschaften zu zerstören,
+ein Auftrag, den Gravenreuth mit dem ihm eigenen Geschick ausführte.
+Er brachte den Gegnern erhebliche Verluste bei, ohne selbst solche zu
+erleiden, äscherte die Rebellenlager ein und nahm die dort angehäuften
+Lebensmittel weg. Dieser Erfolg trug bald gute Früchte, indem auch die
+Jumbes aus der weiteren Umgegend nach Bagamoyo kamen und um Frieden
+baten. Auch gegen die berüchtigten Sklavenhändler von Mlangotini
+wurde um diese Zeit ein Schlag geführt; ein Sklaventransport, den
+sie bei Nacht nach Sansibar zu bringen im Begriffe standen, wurde
+ihnen abgenommen und sie selbst wurden aufgehängt, unter ihnen der
+gefährlichste von allen Salem, den erfreulicherweise die Eingeborenen
+selbst gebunden dem Reichskommissar überbrachten.</p>
+
+<p>In Sadani hatte sich inzwischen Bana Heri wieder mit einem Teile seiner
+Leute eingefunden, und schien durch alle Mißerfolge seiner Partei
+noch nicht im geringsten entmutigt, vielmehr entschlossen, den Kampf
+fortzusetzen und die Herrschaft über Usegua zu behaupten.</p>
+
+<p>Sef ben Mohammed, der Sohn des unter dem Namen Tibbu-Tip bekannten
+Hammed ben Mohammed, war mit einer Menge Elfenbein und unter anderm
+auch mit Geschenken für Wißmann von seinem Vater aus dem Innern nach
+der Küste abgeschickt worden und nach unserm Kampf bei Sadani dort
+angekommen, hatte er vom Reichskommissar auf sein Ansuchen<span class="pagenum" id="Seite_80">[S. 80]</span> die
+Erlaubnis erhalten, die Festlandsküste zu verlassen, um nach Sansibar
+zu gehen. Er ging bald darauf wieder im Einverständnis mit Wißmann nach
+Sadani und bot hier all seinen Einfluß auf Bana Heri auf, um diesen
+zur Unterwerfung unter die deutsche Herrschaft zu veranlassen. Seine
+Bemühungen waren vollkommen vergeblich.</p>
+
+<p>Der Reichskommissar wandte sich deshalb an den Kapitän Valette, den
+stellvertretenden Geschwaderchef nach Abgang der Leipzig aus Ostafrika,
+mit der Bitte, Sadani zu blokieren, um die Versorgung Bana Heris mit
+Waffen und Munition, wie überhaupt jede Kommunikation desselben mit
+Sansibar zu verhindern.</p>
+
+<p>Die ersten in dieser Zeit eingetroffenen Berichte aus Pangani und
+Tanga an den Reichskommissar lauteten günstig. Die nächste Umgebung
+Panganis hatte sich bis auf den Dörferkomplex Muganda unterworfen. Auch
+mit diesem hoffte der Stationschef <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt ein friedliches
+Abkommen treffen zu können. Als er jedoch auf einem Spazierritt, den
+er allein in jene Gegend machte, von Muganda-Leuten mit Schüssen aus
+den Gebüschen auf beiden Seiten des Weges empfangen wurde und nur
+mit genauer Not entkam, sah er sich genötigt, sofort die Rebellen
+anzugreifen und sie zur Flucht weiter ins Innere hinein zu zwingen. Von
+der Stationsbesatzung fiel ein Mann und einer wurde schwer verwundet,
+während die Aufständischen erhebliche Verluste hatten.</p>
+
+<p>In Tanga wurde, nachdem das letzte noch feindliche Dorf in der
+Umgegend, Timbari, vom Stationschef mit einem Teil seiner Besatzung
+und einer Matrosenabteilung von 16 Mann zerstört und den Rebellen ihr
+Vorrat an Munition und Proviant abgenommen war, der bei dem Gros der
+Bevölkerung beliebte Neger Munikombo als Wali eingesetzt und so auch
+hier Ruhe und Ordnung vollkommen wiederhergestellt.</p>
+<hr class="chap x-ebookmaker-drop">
+
+<div class="chapter">
+<p><span class="pagenum" id="Seite_81">[S. 81]</span></p>
+
+<h2 class="nobreak" id="5_Kapitel">5. Kapitel.<br>
+<span class="s6">Ausbildung des Reichskommissariats.</span></h2>
+</div>
+
+<div class="blockquot">
+<p>Mangel an Verwaltungspersonal. — Einrichtung und Geschäftsbereich
+der Verwaltung in der Schutztruppe. — Verwaltung des vorhandenen
+Dampfermaterials. — Unterstützung durch deutsche Firmen in Sansibar.
+— Das Hauptquartier. — Adjutant Bumiller. — Verkehr mit den Arabern
+und Indern. — Verteilung des Kriegsmaterials auf Stationen. — Das
+Sanitätswesen und die Hospitäler. — Tod des Stabsarztes Schmelzkopf.
+— Einexerzierung der Schutztruppe. — Deutsche Kommandos. —
+Uniformen und Gepäck. — Verteilung der Schutztruppe. — Schwarze
+Chargen. — Weiße Chargen. — Systematische Ausbildung der Gruppe. —
+Schießresultate bei Sudanesen und Zulus. — Disziplin der Zulus. —
+Verhältnis des Kommissariats zu den deutschen Behörden in Sansibar. —
+Verhältnis zur Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft. — Dienst der
+Wißmann-Flotte.</p>
+</div>
+
+
+<p>Die Kämpfe um Bagamoyo, Daressalam, Pangani und Tanga bilden den
+ersten Abschnitt in der Niederwerfung des Aufstandes. Nach ihrer
+Beendigung konnte der Reichskommissar mit größerer Ruhe an die
+weitere Durchführung der ihm gestellten Aufgabe gehen. Während
+dieses ersten Teils seiner Thätigkeit hatte sich naturgemäß eine
+vollständige Umbildung des Reichskommissariats in allen seinen Teilen
+vollziehen müssen, da dasselbe anfangs nur zu sehr den Charakter des
+Provisorischen an sich trug.</p>
+
+<p>In erster Linie gehörte hierher die Ausbildung der eigentlichen
+Verwaltung und des Verkehrs mit den wiedergewonnenen oder
+neugeschaffenen Stationen. Streng genommen stand dem Reichskommissar
+an geschultem Verwaltungspersonal nur zur Verfügung der
+Zahlmeisteraspirant der Marine Merkel, der jedoch bald nach seiner
+Ankunft den Wirkungen des Klimas unterlag. Dagegen war kein
+Intendanturbeamter, ja nicht<span class="pagenum" id="Seite_82">[S. 82]</span> einmal eine Art Sekretär vorhanden,
+sondern es vereinigte sich alles dieses in der ersten Zeit des
+Kommissariats in der Person von Eugen Wolf, der in der That ein
+ungemein großes Arbeitsquantum in geeigneter Weise erledigt hat.</p>
+
+<p>Später mußte Wißmann aus seinem Personal an Offizieren diejenigen für
+die Verwaltung aussuchen, welche hierzu besonders geeignet erschienen.
+An die Spitze der Verwaltung wurde von ihm der Chef Freiherr von
+Eberstein gestellt, der sich, obwohl er keine andere Vorbildung
+mitbrachte als seine in Ostafrika gesammelten Erfahrungen, mit großer
+Umsicht und anerkennenswertem Fleiß, im Interesse der Sache, diesem ihm
+ursprünglich gewiß nicht angenehmen Amte widmete. Es gelang ihm auch
+mit den übrigen ihm unterstellten Beamten die Verwaltung, soweit es
+eben bei den damaligen Verhältnissen möglich war, in geordnete Bahnen
+zu lenken.</p>
+
+<p>Daß man an einen Verwaltungsapparat, wie Ostafrika ihn heute hat, wo
+ein Intendant, ein Landrentmeister, ein Dutzend Zahlmeisteraspiranten,
+eine Anzahl Sekretäre außer den dazu kommandierten Deckoffizieren
+und Unteroffizieren dem Gouverneur zur Verfügung stehen, ganz andere
+Anforderungen stellen kann, liegt auf der Hand.</p>
+
+<p>Nichtsdestoweniger wird von den Gegnern Wißmanns immer die
+Mangelhaftigkeit der damaligen Verwaltung gegen ihn angeführt.</p>
+
+<p>Und thatsächlich ist auch an leitender Stelle dem Reichskommissar stark
+verübelt worden, daß sich die Intendantur nicht in ganz ordnungsgemäßen
+Bahnen bewegt hat.</p>
+
+<p>Um von dem bedeutenden Umfange dieses Verwaltungsgeschäftes ein
+ungefähres Bild zu geben, mögen hier nur die wichtigsten Zweige
+desselben kurz erwähnt sein.</p>
+
+<p>Es gehörte dahin die sehr komplizierte Soldberechnung der Truppen,
+welche bei dem verschiedenen Material auf ganz verschiedener Basis
+beruhte; die Herstellung und Instandhaltung der Mannschaftslisten,
+welche hier mehr denn irgend wo anders durch Krankheit, Verwundung und
+Tod fortwährenden Aenderungen unterworfen waren; ferner die besonders
+in der ersten Zeit ungemein schwierige Verpflegungsfrage.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_83">[S. 83]</span></p>
+
+<p>In der ersten Zeit des Aufstandes, als die indischen Kaufleute noch
+nicht nach Bagamoyo und den übrigen Küstenplätzen zurückgekehrt waren
+und zudem die Zufuhr aus dem Innern mangelte, mußte die gesamte
+Verpflegung für Offiziere und Mannschaften von Sansibar aus durch die
+Verwaltungsabteilung besorgt werden. Dieselbe hatte ferner unter sich
+die gesamten Ausrüstungsgegenstände der Truppe, über welche ebenfalls
+eine Unzahl von Zu- und Abgangslisten geführt werden mußte.</p>
+
+<p>Das gesamte Kriegsmaterial, ursprünglich in Daressalam untergebracht,
+unterstand selbstverständlich ebenfalls der Verwaltungsabteilung. Zu
+Anfang mußten die Journale darüber von den Stationsoffizieren geführt
+werden.</p>
+
+<p>Daß diese Journalisten unter diesen Verhältnissen sich nicht immer
+durch absolute Vollständigkeit auszeichneten, liegt in der Natur der
+Sache. Denn welcher der Frontoffiziere sollte von dem komplizierten
+Schreibmechanismus der preußischen Verwaltung so durchdrungen sein, daß
+er alles zur Zufriedenheit der Oberrechnungskammer erledigen könnte?</p>
+
+<p>Weitere Schwierigkeiten entstanden der Verwaltung aus dem vorhandenen
+Dampfermaterial, welches wiederum ganz neue Kenntnisse bei den
+Verwaltungsbeamten voraussetzte. Die Kohlenlieferungen, die Reparaturen
+an den Dampfern, die An- und Abmusterung von Mannschaften — alles dies
+sind Verwaltungszweige, welche für sich allein schon einen geschulten
+Verwaltungsbeamten verlangt hätten.</p>
+
+<p>Den letztgenannten Teil des Verwaltungsapparates behielt während des
+ersten halben Jahres des Kommissariats Eugen Wolf unter sich.</p>
+
+<p>Ganz besonders anzuerkennen ist noch während der ersten
+Schwierigkeiten, welche sich dem Kommissariat entgegenstellten, die
+Hilfe der deutschen Firmen in Sansibar, besonders des Hauses Hansing
+u. Cie., dessen damalige Leiter Strandes, später Wegner mit ihrem
+kaufmännischen Rat und ihrer Kenntnis der örtlichen Verhältnisse
+wesentliche Dienste geleistet haben. Das Haus Hansing hatte, nebenbei
+bemerkt, die Hauptlieferungen für das Kommissariat übernommen und hat
+dieselben stets zur Zufriedenheit erledigt.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_84">[S. 84]</span></p>
+
+<p>Alle Anforderungen bezüglich der Verwaltung kamen selbstverständlich
+am letzten Ende an den Reichskommissar, der in der That durch seine
+ungewöhnliche Arbeitskraft und durch sein überaus bedeutendes
+organisatorisches Talent in der Lage war, jedesmal die wenigstens
+für den Augenblick richtige Entscheidung zu treffen. Erst allmählich
+gelang es durch Heranziehung neuen europäischen Materials und durch die
+richtige Verwendung der zur Verfügung stehenden Kräfte einige Ordnung
+in den Verwaltungsdienst zu bringen und die einzelnen Zweige desselben
+zu organisieren.</p>
+
+<p>Das Hauptquartier selbst war während der ganzen Zeit des Aufstandes in
+Sansibar in drei großen Gebäuden untergebracht. Das eine derselben,
+in der Hauptstraße gelegen, barg die sämtlichen Bureaus, außerdem
+befand sich dort die Wohnung des Reichskommissars und einiger Beamten.
+Ein zweites Gebäude diente zu Hospitalzwecken, ein drittes lediglich
+zu Wohnräumen für Offiziere. Ein Teil des Unteroffizierpersonals,
+welches beim Hauptquartier beschäftigt wurde, mußte trotzdem noch
+im Hotel untergebracht werden. Für diejenigen, welche in der Zeit
+des Reichskommissariats nach Sansibar kamen, mußte unzweifelhaft das
+Hauptquartier Wißmanns als der anziehendste Punkt der ganzen Insel
+gelten; war doch der Verkehr im Hauptquartier sogar lebhafter als
+der im Sultanspalast. In der nach arabischer Art mit Steinbänken
+ausgestatteten Halle wimmelte es von Kawassen und Dienern oder Boten.
+Im Hofe, in derselben Vorhalle, nur etwas weiter nach der Rückwand des
+Hauses zu, stampften die Pferde des Reichskommissars. Ein fortmährendes
+Gehen und Kommen deutscher Unteroffiziere gab Zeugnis von der regen
+Thätigkeit, welche den Tag über, zum Teil aber auch bis tief in die
+Nacht hinein in dem Hauptquartier herrschte.</p>
+
+<p>Dazwischen fielen die zuweilen wegen ihrer langen Dauer keineswegs
+angenehmen Besuche vornehmer Araber und reicher Inder, welche
+wesentlich zur Belebung des Bildes beitrugen. Alle aber wurden vom
+Reichskommissar in Person stets mit der gleichen Liebenswürdigkeit
+empfangen und ihrem persönlichen oder Volkscharakter nach durchaus
+richtig behandelt. Man darf behaupten, daß niemand von diesen
+Bittstellern<span class="pagenum" id="Seite_85">[S. 85]</span> unzufrieden aus dem Kommissariat herausgegangen ist. Eine
+wesentliche Stütze hatte Wißmann dabei an seinem Adjutanten <span class="antiqua">Dr.</span>
+Bumiller. Dieser war ursprünglich als Freiwilliger ohne irgend eine
+bestimmt in Aussicht genommene Verwendung nach Sansibar gegangen und
+wurde erst draußen von Wißmann als Lieutenant und persönlicher Adjutant
+in den Verband der Schutztruppe aufgenommen.</p>
+
+<p>Es muß der außerordentlichen Arbeitskraft und Uneigennützigkeit
+Bumillers das vollste Lob gespendet werden. Wohl alle Schriftstücke von
+einiger Wichtigkeit sind durch seine Hände gegangen, beziehungsweise
+von ihm verfaßt worden. Seine sehr günstigen Privatverhältnisse
+setzten ihn außerdem in den Stand, in einer Weise, welche auf den
+ersten Blick sonderbar erscheinen konnte, dem Kommissariat Dienste zu
+leisten: wir meinen die äußere Ausstattung desselben und zwar besonders
+der Räume, welche für den offiziellen Gebrauch des Reichskommissars
+d. h. besonders für seinen Verkehr mit den auf Aeußerlichkeiten
+sehr bedachten Arabern bestimmt waren. Die kostbare Einrichtung
+des Salons, in welchem Wißmann die vornehmen Araber empfing, war
+Bumillers persönliches Eigentum und von ihm dem Kommissariat zur
+Verfügung gestellt worden. Schwerlich würde man in Berlin ohne weiteres
+begriffen haben, daß in dieser Beziehung die Aeußerlichkeiten von einer
+wesentlichen Wirkung sein konnten und mußten. Der Maskataraber verlangt
+aber, wenn er jemanden als eine besonders hervorragende Persönlichkeit
+anerkennen soll, daß derselbe, wenigstens in einem Verkehrscentrum wie
+Sansibar, durch äußeren Prunk in irgend einer Weise seine Bedeutung
+kundgiebt. Nach dieser Richtung hin hat Bumillers Liberalität
+zweifellos politische Früchte getragen, ganz abgesehen davon, daß auch
+dem Reichskommissar und den Offizieren der Schutztruppe an der Wahrung
+der äußeren Würde gelegen sein mußte.</p>
+
+<p>Während ursprünglich nun die Verwaltungsgeschäfte unter der
+persönlichen Oberleitung Wißmanns sich in den Händen von Eberstein,
+Eugen Wolf und Bumiller vereinigten, wurde später eine notwendige
+Teilung der Geschäfte und der einzelnen Ressorts vorgenommen.
+Die eigentliche Verwaltung, d. h. die Verpflegungsgeschäfte, das
+Finanzdepartement, die Führung<span class="pagenum" id="Seite_86">[S. 86]</span> der Generallisten über Zu- und Abgang
+blieb unter der Leitung des Freiherrn von Eberstein im Hauptquartier.
+Das Kriegsmaterial dagegen wurde teils als fester Bestand auf die
+einzelnen Stationen verteilt und unterstand der Verwaltung der
+Stationschefs; teils befand es sich als Arsenal in Daressalam unter
+der Verwaltung des dortigen Chefs. Das Schiffsmaterial endlich war als
+besonderes Ressort dem Chef der neu gebildeten Seeabteilung, zuerst dem
+Kapitän Hansen, später dem Lieutenant zur See der Reserve von Sivers
+unterstellt.</p>
+
+<p>Einen ganz besonders umfangreichen Zweig des Reichskommissariats
+bildete das von Anfang an unter eigener Verwaltung stehende
+Sanitätswesen. Bei Beginn der Thätigkeit des Kommissariats standen
+diesem zwei Ärzte vor: Stabsarzt Dr. Schmelzkopf und Assistenzarzt
+1. Klasse Dr. Kohlstock. Es mag gestattet sein, an dieser Stelle
+noch etwas weiter zurück zu greifen und auf die Schwierigkeiten
+hinzuweisen, welche sich schon beim Transport der Truppen für die
+Ärzte herausstellten. Wenn auch die erste Untersuchung in Kairo
+gesundes Material geliefert hatte, so zeigte sich bei der Langsamkeit
+des Transportes und bei dem Aufenthalt in Aden doch schon bald eine
+erhebliche Zahl von Erkrankungsfällen, zum Teil epidemischer Natur.
+In Aden brachen unter den Sudanesen die Pocken aus und griffen in
+erschreckender Weise um sich, so daß in Aden selbst bereits eine
+größere Anzahl Todesfälle eintraten, eine Reihe von Pockenkranken
+dort zurückgelassen werden mußte und auf dem Transport von Aden nach
+Sansibar in nur sieben Tagen noch 11 Personen der Krankheit zum Opfer
+fielen. Nur der durchgreifenden energischen Impfung des gesamten
+schwarzen Personals ist es zu danken, daß nicht eine vollkommene
+Dezimierung der Truppe eintrat.</p>
+
+<p>Kaum in Sansibar angekommen, wurden an die Thätigkeit der Ärzte
+die außerordentlichsten Anforderungen gestellt. Die Einrichtung
+des Hospitals in Sansibar, die erste Hilfe in den Gefechten, die
+Überführung der Verwundeten und Kranken von der Küste nach Sansibar
+hinüber — alles das waren Ausgaben, welche an die Hingebung beider
+Ärzte mehr als gewöhnliche Anforderungen stellten. Daneben ließ ihr<span class="pagenum" id="Seite_87">[S. 87]</span>
+Kriegseifer sie auch noch als Truppenführer in den Gefechten aktive
+Dienste thun. Die einzige Unterstützung für die Ärzte bildeten vier
+Lazarettgehülfen — bei einer Truppe von mehr als 1000 Mann, zu denen
+die Familien der Sudanesen hinzukamen, eine verschwindende Anzahl! Eine
+Entlastung trat erst dann ein, als durch die Thätigkeit des deutschen
+Frauen-Vereins einige in der Krankenpflege ausgebildete Schwestern
+gesandt wurden, die im Haupthospital in Sansibar, sowie in dem bereits
+im Mai in Bagamoyo bei der dringenden Not errichteten Hospital
+Verwendung fanden. Leider hatte die Schutztruppe schon bald den Tod
+ihres ersten Chefsarztes, des <span class="antiqua">Dr.</span> Schmelzkopf zu beklagen.</p>
+
+<p>Als dieser mit Wißmann von den Operationen bei Pangani und Tanga
+zurückkehrte und auf dem Wege nach Daressalam war, welches er behufs
+sanitärer Einrichtungen inspizieren wollte, ertrank er im Meere bei dem
+Versuche Hilfe zu leisten. Der Hergang war etwa folgender:</p>
+
+<p>Die »München«, welche eines Tages früh mit Wißmann und Schmelzkopf
+an Bord Sansibar verlassen hatte, konnte im Laufe des Tages wegen
+des hohen Seegangs den Hafen von Daressalam nicht mehr erreichen
+und war genötigt bei einer kleinen, der Rhede dieses Platzes
+vorgelagerten Insel Anker zu werfen. Wißmann ging mit einem Beamten
+der Ostafrikanischen Gesellschaft, Heinz, der nach Daressalam versetzt
+worden war, ans Land; doch nur mit Mühe gelang es ihnen, in dem kleinen
+schadhaften Boote bei dem schweren Seegange glücklich die Insel zu
+erreichen. Dadurch war jedoch, wie man von Bord aus erkennen konnte,
+das Boot so leck geworden, daß Wißmann an der Rückkehr verhindert
+war. Als diese auch bis zum nächsten Morgen nicht erfolgte und die
+an Bord gebliebenen Herren Besorgnisse zu hegen anfingen, machte
+Schmelzkopf, der ein vorzüglicher Schwimmer war, den Versuch, mit
+einigen Stärkungsmitteln in Flaschen und einem Päckchen kleiner Nägel
+zum Kalfatern des Bootes um den Hals, schwimmend ans Land zu kommen,
+um Wißmann Hilfe zu bringen. Er wurde noch einige Zeit vom Schiffe
+aus beobachtet, kam dann aber plötzlich außer Sicht. Wißmann und
+Heinz hatten inzwischen mit ihren eigenen Kleidungsstücken<span class="pagenum" id="Seite_88">[S. 88]</span> und den
+Lappen der Neger, so gut es eben gehen wollte, das Boot kalfatert und
+kamen mit Mühe und Not glücklich an Bord zurück. Schon vom Lande aus
+hatten sie die »München« hin- und herfahren sehen und geahnt, daß
+etwas vorgefallen sei. An Bord angekommen, erfuhren sie von dem Wagnis
+Schmelzkopfs, der zweifellos seiner kameradschaftlichen Opferwilligkeit
+zum Opfer gefallen war. Wahrscheinlich ist es, daß er entweder in
+den Fluten von einem Herzschlag getroffen oder von einem Hai, die ja
+in jenen Gewässern sehr zahlreich sind, in die Tiefe gezogen wurde.
+Nach zwei Stunden vergeblichen Suchens fuhr die »München«, die Flagge
+halb Mast, weiter nach Daressalam. Durch den Tod dieses allgemein
+beliebten Mannes, der nicht nur als stets hilfsbereiter Arzt, sondern
+auch gerade in seiner Eigenschaft als ältester Kamerad nächst Wißmann
+einen segensreichen Einfluß in der Truppe ausgeübt hatte, wurden wir
+alle in tiefe Trauer versetzt. Die bei den Fischern, welche mit ihren
+kleinen Böten jene Gegend befuhren, eingezogenen Erkundigungen blieben
+gänzlich resultatlos. Das ein Jahr später der Unglücksstelle gegenüber
+<span class="antiqua">Dr.</span> Schmelzkopf gesetzte Denkmal erzählt auch den Späteren, die
+ihn nicht gekannt, von der Berufstreue und Opferwilligkeit des ersten
+Chefarztes der Schutztruppe.</p>
+
+<p>An seine Stelle trat <span class="antiqua">Dr.</span> Kohlstock<a id="FNAnker_2" href="#Fussnote_2" class="fnanchor">[2]</a>, der nun allein mit
+gleicher Gewissenhaftigkeit die gesamte ärztliche Thätigkeit in seine
+Hand nahm, bis er später durch die Sendung dreier Militärärzte die
+nötige Unterstützung erhielt. Obwohl die Ärzte zu jener Zeit durch
+ihren Beruf schon mehr als genug in Anspruch genommen waren, mußten
+sie doch bei dem großen Mangel an Europäern, wie erwähnt, noch Dienste
+als Offiziere verrichten. Schmelzkopf, Kohlstock, Stabsarzt <span class="antiqua">Dr.</span>
+Becker, <span class="antiqua">Dr.</span> Gärtner und <span class="antiqua">Dr.</span> Brehme haben alle neben
+ihrer Thätigkeit als Ärzte Truppen gedrillt, ja sogar teilweise
+die Führung von Kompagnien übernommen und auch an den Gefechten in
+anerkennenswerter Weise Anteil genommen. Heutigen Tages ist die Zahl
+der Ärzte sowohl wie der Abgesandten des<span class="pagenum" id="Seite_89">[S. 89]</span> deutschen Frauenvereins stark
+vermehrt worden. Wir können dem Frauenverein für seine Opferwilligkeit
+nicht dankbar genug sein.</p>
+
+<p>Im Voraus sei erwähnt, daß, um die Schwierigkeiten des Transportes zu
+vermeiden, später zu den Hospitälern in Sansibar und Bagamoyo noch ein
+drittes in Pangani gefügt werden mußte. Während nach der wegen schwerer
+Malaria nothwendig gewordenen Heimreise des <span class="antiqua">Dr.</span> Kohlstock der
+Stabsarzt <span class="antiqua">Dr.</span> Becker in Sansibar selbst als Chefarzt fungierte
+und von hier aus die beiden andern Hospitäler oder sonstige auf den
+Stationen befindliche Krankenhäuser besuchte, unterstand das Hospital
+in Bagamoyo während des Feldzuges im Norden dem <span class="antiqua">Dr.</span> Brehme und
+das Hospital in Pangani dem <span class="antiqua">Dr.</span> Gärtner.</p>
+
+<p>Die Gestaltung der Truppe hatte während der ersten Monate des
+Kommissariats eine durchgreifende Veränderung erfahren und bot sie
+jetzt einen ganz andern militärischen Anblick als zuvor. Bei der
+außerordentlichen Kürze der Zeit, welche dem Reichskommissar in Berlin
+und Kairo zur Verfügung gestanden hatte, war es ganz unmöglich gewesen,
+die Truppen in geeigneter Weise einzukleiden und einzuexerzieren. Bei
+der Ankunft in Sansibar und während der ersten Gefechte um Bagamoyo
+trugen die Truppen die fabelhaftesten, aus Kairo mitgebrachten Kostüme.
+Es sah nichts weniger als kriegerisch aus, wenn der eine im Kaftan,
+ein andrer im Araberhemd, wieder ein andrer mit Resten ehemaliger
+europäischer Kleidung behängt Frontdienste that. Aber die Not zwang zu
+schnellem Vorgehen und ließ uns alle anderen Rücksichten außer Acht
+setzen. Es ist ja auch das außerordentlich schnelle Eingreifen einer
+erheblichen deutschen Macht sowohl auf Eingeborene wie auf Araber und
+Inder von durchschlagender Wirkung gewesen.</p>
+
+<p>Bereits früher ist kurz auf die erste Ausbildung der Sudanesen in
+Kairo und Aden hingewiesen worden. Während in der ersten Zeit die
+egyptischen Kommandos gebraucht und infolgedessen die direkten Befehle
+durch die farbigen Offiziere den Truppen übermittelt wurden, stellte
+sich bald die Notwendigkeit heraus, das deutsche Kommando allgemein
+durchzuführen, weil ja selbstverständlich dadurch die Wirkung des<span class="pagenum" id="Seite_90">[S. 90]</span>
+Führers auf die Truppe ungleich gesteigert und dieselbe eher zu einem
+direkten Werkzeug des Führers gemacht wurde. Während ferner anfänglich
+lediglich Gewicht auf den Gefechtsdienst gelegt ward und eigentlich den
+ersten Truppen weiter nichts beigebracht worden war, als das Draufgehen
+im Sturmschritt, trat jetzt, als etwas größere Ruhe sich einstellte,
+eine wesentliche Ausdehnung des Dienstes ein. Es wurden die Truppen
+erst zu solchen gemacht. Als Uniform war für die Sudanesen im großen
+und ganzen die egyptische beibehalten worden: ein Anzug aus sogenanntem
+Kaki, einer sandfarbenen Leinewand, welche mit großer Haltbarkeit den
+Vorteil vereinigte, daß sie nicht so leicht unansehnlich wurde. Der
+Form nach bestand und besteht der Anzug auch heute noch in einer Art
+Jaquet mit Achselklappen ohne besonderes Abzeichen auf denselben,
+einer bis zur halben Wade reichenden Hose, welche später nach unserem
+militärischen Schnitt umgeformt worden ist, einer Beinbinde aus
+dunkelblauem dünnen Stoff, welche vom Fuß an aufwärts bis zum Knie in
+eng übereinander liegenden Touren spiralförmig gewickelt wurde und
+derben Lederschuhen. Die letzteren waren in Deutschland angefertigt
+worden, doch zeigte sich leider bei der ganzen ersten Sendung, daß die
+deutschen Schuhmacher keineswegs mit Negerfüßen zu rechnen verstanden.
+Die Schuhe waren alle viel zu klein und in der Form des Schnittes
+durchaus ungeeignet. Erst später konnte hier Abhilfe geschaffen werden.
+Zur Kopfbedeckung wurde ursprünglich der leichten Beschaffung wegen der
+Fez gewählt, doch wurde derselbe später durch den ungleich kleidsameren
+und praktischeren Turban ersetzt.</p>
+
+<p>Die Bewaffnung bildete bei den schwarzen Truppen durchgängig das
+Mausergewehr Konstruktion 71, ein Infanterie-Seitengewehr<a id="FNAnker_3" href="#Fussnote_3" class="fnanchor">[3]</a> und zwei
+vordere und eine hintere Patronentasche. Außerdem führte jeder Soldat
+als Gepäck einen Tornister aus braunem Segeltuch, ebenso Brotbeutel und
+eine dünne Decke, welche, mantelähnlich znsammengerollt, auf der Brust
+getragen wurde.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_91">[S. 91]</span></p>
+
+<p>Die Schutztruppe, welche ursprünglich in Kompagnien eingeteilt
+war, verteilte sich teils auf die einzelnen Stationen als ständige
+Besatzung, teils bildete sie ein je nach Bedürfnis und Stärke
+wechselndes, zuweilen aus den Besatzungen heraus ergänztes
+Expeditionskorps, so daß von eigentlichen Kompagnieverbänden nicht
+recht die Rede sein konnte. Besondere Schwierigkeiten bei der
+Rangierung der einzelnen Glieder unter die Vorgesetzten machten und
+machen auch heut noch die schwarzen Chargen. Es giebt deren bei den
+Sudanesenkompagnien mehr als zehn. Sie lassen sich schwer rücksichtlich
+ihres eigentlichen Dienstbereichs klassifizieren. Der Verfasser
+hat später eine feste Einteilung der schwarzen Chargen in den ihm
+unterstehenden Kompagnien vorgenommen. Doch blieb dieser Versuch
+durch den fortwährenden, durch die Notwendigkeit bedingten Wechsel
+der Offiziere resultatlos: die Schwarzen rückten immer wieder in ihre
+zum Teil nur eingebildeten Rechte ein. Im großen und ganzen kann man
+bei den Sudanesentruppen folgende Chargen unterscheiden: Die unterste
+Charge bilden die Ombaschi, Gefreite, welche nach egyptischem Brauch
+als Schließende hinter der Front aufgestellt sind, bei uns jedoch
+wegen ihrer großen Anzahl in Reih und Glied mit eintreten mußten.
+Beim Arbeitsdienst indes dienten sie als Aufseher, beim Wachtdienst,
+in welchem wir es für praktisch befunden haben, die egyptischen
+Formen in den meisten Punkten beizubehalten, wurde der Ombaschi nur
+als aufführender Gefreiter verwandt. Die nächsten Chargen bilden die
+Schausche, Unteroffiziere, die im innern Dienst Korporalschaftsführer
+sind. Es folgen dann die Betschausche, Sergeanten, von denen der Regel
+nach jedem Zuge je einer zugeteilt ist. Den Dienst als Zugführer — die
+Kompagnie soll in der Regel in 3 Züge eingeteilt werden — versehen
+im inneren Dienst die farbigen Offiziere resp. Sols, welche letzteren
+nur im Feldwebelrang stehen. Der Grund, daß dieselben Funktionen
+von verschiedenen Chargen ausgeführt wurden, lag darin, daß nach
+egyptischem Brauch entweder nur durch ihre Erziehung wissenschaftlich
+vorgebildete Leute, welche die egyptischen militärischen Institute
+besucht hatten, zu Offizieren befördert wurden, oder auch solche,
+welche durch eine langjährige Dienstzeit oder durch besondere
+Auszeichnung<span class="pagenum" id="Seite_92">[S. 92]</span> sich ein Anrecht auf die Beförderung zum Offizier
+erworben hatten.</p>
+
+<p>Von uns wurde dahin gestrebt, die Zahl der farbigen Offiziere auf einen
+zu reduzieren, da der Exerzierdienst, wenn nicht die Leistungsfähigkeit
+der Kompagnie darunter leiden soll, entschieden durch Europäer versehen
+werden muß. Dieser eine war besonders als Vertrauens- und Mittelsperson
+zwischen dem Kompagnieführer und den farbigen Soldaten von Wichtigkeit.</p>
+
+<p>Die Chargen-Abzeichen bestanden bei den Unteroffizieren in nach oben
+geöffneten Tuchwinkeln auf dem linken Oberarm, von denen der Ombaschi
+einen, der Schausch zwei, der Betschausch drei und der Sol vier trug.</p>
+
+<p>Schließlich ist auch noch das Amt des Bullogamin (Kompagnieschreiber)
+zu erwähnen, obgleich wir absichtlich diese Stellung, so weit es
+möglich war, eingehen ließen. Die Inhaber derselben waren meist so
+faul, daß sie öfters nach Egypten zurückgeschickt werden mußten.
+Die schriftlichen Geschäfte der Kompagnie wurden natürlich von den
+deutschen Offizieren resp. Unteroffizieren übernommen. Der Bullogamin
+gehörte im übrigen zur Charge der Betschausche. Die hohe egyptische
+Charge des Wekil-Ombaschi, des stellvertretenden Gefreiten, ist, da
+sie von uns abgeschafft wurde, bei dieser Chargenaufzählung nicht
+berücksichtigt.</p>
+
+<p>An farbigen Offizieren hatten wir in der Schutztruppe Hauptleute,
+Premierlieutenants und Sekondelieutenants. Von diesen wurden die
+für den Zweck brauchbarsten Lieutenants vorläufig im Frontdienst
+beibehalten; aus den übrigen machte man Polizeichefs, eine Stellung, in
+welcher sie sich im Allgemeinen recht gut bewährt haben.</p>
+
+<p>An weißen Chargen gab es in der Schutztruppe Offiziere vom Hauptmann
+bis zum Sekondelieutenant, welche jedoch, da sie aus der Armee
+ausgetreten und in Wißmanns Privatdienst übergetreten waren, hier nicht
+nach ihrer in der Armee erworbenen Charge rangierten, sondern nach
+einer eigenen Anciennität in der Schutztruppe.</p>
+
+<p>Es setzte sich das Offizierkorps zusammen aus dem Kommandanten Major
+v. Wißmann, den Chefs und den Lieutenants. Die Uniform der Offiziere
+bestand in der ersten<span class="pagenum" id="Seite_93">[S. 93]</span> Zeit aus weißen Baumwollanzügen, Jaquet und
+Hose, mit Metallknöpfen und Achselstücken und einem Tropenhelm. Als
+Rangabzeichen dienten außer den betreffenden Achselstücken um die Ärmel
+genähte Goldborten, von denen die oberste eine runde Schleife zeigte;
+beim Kommandanten waren es deren vier, bei den Chefs drei, bei den
+übrigen Offizieren zwei. Für Paradezwecke oder sonstige feierliche
+Gelegenheiten war ursprünglich eine Uniform von dunkelblauer Serge
+hergestellt worden, von demselben Schnitt wie die weiße und mit
+denselben Abzeichen. Diese blaue Uniform bewährte sich aber gar nicht
+und ist nur in sehr seltenen Fällen angelegt worden. Als Seitengewehr
+diente der frühere Infanterie-Campagne-Säbel mit Kavallerie-Portepee,
+als Schärpe die Marineschärpe mit der Kaiserkrone.</p>
+
+<p>Die Uniform der Unteroffiziere war im Schnitt dieselbe wie die der
+Offiziere. Sie bestand aus grauem, festem Baumwollstoff; das Abzeichen
+bildete eine gelbe Wollenborte mit Schleife an den Ärmeln. An Waffen
+trugen sie Repetiergewehr, Infanterie-Seitengewehr und Revolver.
+Als Fußbekleidung kamen sehr bald die für die Küste außerordentlich
+praktischen und auch haltbaren Schuhe aus Segeltuch auf, welche leicht
+sauber gehalten werden können, im Inneren natürlich Lederschuhe bezw.
+Stiefel.</p>
+
+<p>Sobald die Verhältnisse es erlaubten, wurde zu einer systematischen
+Ausbildung der Truppe geschritten, und zwar in der Weise, daß dabei
+lediglich auf die praktischen Zwecke Gewicht gelegt wurde. Der gesamte
+Exerzierdienst zielte darauf ab, die Truppe zu einem geschlossenen
+Ganzen zu machen und in die Hand des Führers zu bringen. Infolgedessen
+fiel natürlich das eigentliche Garnisonsexerzieren mit seiner Krone,
+dem Parademarsch, so gut wie gänzlich weg, und an seine Stelle trat die
+desto eifrigere Übung des eigentlichen Gefechtsexerzierens.</p>
+
+<p>Die Ausbildung der einzelnen Züge geschah unter den weißen
+Unteroffizieren, die Zusammenfassung der Züge in Kompagnieverbände
+unter den Offizieren, die der einzelnen Kompagnien endlich unter dem
+Hauptführer. Der Lage der Sache nach fiel die letztere Stellung je nach
+Bedarf entweder<span class="pagenum" id="Seite_94">[S. 94]</span> dem Stationschef oder dem Führer des Expeditionskorps
+zu. Die allergrößten Verdienste erwarb sich bei der Aufgabe, die
+Truppen einzuexerzieren und zu einem schlagfertigen Ganzen zu
+gestalten, nicht bloß bei dem ersten Kontingent, sondern auch bei dem
+später zu erwähnenden Nachschub Chef v. Zelewski. Mit unermüdlicher
+Ausdauer und ungemein großer Hingebung an die Sache verband er das
+größte Wohlwollen für alle seine Untergebenen. Er kannte die meisten
+Soldaten der Schutztruppe persönlich und war überall gleich beliebt.</p>
+
+<p>Wenn nun aber der eigentliche Exerzierdienst und die Ausbildung der
+Leute zur Gefechtsschlagfertigkeit verhältnismäßig wenig Mühe machte,
+wenigstens nach Überwindung der ersten sprachlichen Schwierigkeiten,
+besonders nach Einführung des deutschen Kommandos, welches von den
+Sudanesen in überraschend kurzer Zeit begriffen und von den schwarzen
+Chargen sofort richtig angewendet wurde, — kamen doch die Sudanesen
+aus der egyptischen Armee und brauchten sich nur einem neuen Modus
+anzupassen —, so waren dafür die Schwierigkeiten bei den Schießübungen
+desto größer. Trotz der ausgedehnten Bemühungen seitens der Offiziere
+und Unteroffiziere sind wirklich gute Schießresultate nicht erzielt
+worden. Im Gefecht selbst schossen die Sudanesen, besonders in der
+ersten Zeit, blind darauf los, und es war ganz unmöglich, sie hier
+in den nötigen Schranken zu halten. So kam man bald dahin, ihnen das
+Einzelschießen im Gefecht vollständig zu untersagen: es durften nur
+noch Salven auf Kommando abgegeben werden. Der so erzielte Erfolg war
+durchaus genügend, und vor allen Dingen lernten sie auf diese Weise
+größere Besonnenheit und Kaltblütigkeit beim Gebrauch der Schußwaffe.</p>
+
+<p>Noch größer als bei den Sudanesen waren die anfänglichen
+Schwierigkeiten bei den Zulus. Regulärer Kriegsdienst war ihnen
+gänzlich fremd. Die Bekleidung mit einer Uniform schien ihnen zum
+mindesten gänzlich überflüssig; die meisten hatten nicht einmal vom
+Gebrauch der einzelnen Kleidungsstücke einen Begriff und mußten erst
+dazu erzogen werden. Schuhwerk zeigte sich bei ihnen als gänzlich
+unangebracht. Ihre Uniform unterschied sich ursprünglich wesentlich
+von der<span class="pagenum" id="Seite_95">[S. 95]</span> der Sudanesen, später jedoch wurde dieselbe Uniform bei der
+gesamten Schutztruppe eingeführt.</p>
+
+<p>Von Natur intelligent, begriffen die Zulus jedoch sehr bald den
+Wert der Disziplin, besonders nachdem ihnen in einigen Fällen die
+Notwendigkeit derselben handgreiflich vor Augen geführt worden war.
+Daß es nicht immer ganz glatt dabei abging, mag besonders ein Fall
+beleuchten, wo ein Zulu sich thätlich an seinem weißen Vorgesetzten
+vergriff. Nach Kriegsrecht wäre der Mann ja zweifellos mit dem Tode zu
+bestrafen gewesen. Der betreffende Stationschef jedoch ließ, und zwar
+besonders um den Geist der Leute zu prüfen, durch seine Kameraden über
+ihn aburteilen — und siehe da: — ihr Urteil lautete fast einstimmig
+auf Tod. Der Mann wurde jedoch zu Stockschlägen begnadigt. Da baten
+seine Kameraden durch eine Deputation um die Erlaubnis, das Urteil
+selbst vollstrecken, besonders aber auch die Zahl der Schläge bemessen
+zu dürfen. Mit Rücksicht auf den zu erhaltenden Geist in der Kompagnie
+wurde ihnen dieser Wunsch zugestanden. Der Delinquent erhielt nicht
+weniger als 150 Schläge mit dem Kiboko, der Flußpferdpeitsche und wurde
+dann, obwohl der Arzt keine erhebliche Beschleunigung des Pulses, noch
+auch sonstige bedenkliche Symptome zu erkennen vermochte, begnadigt,
+wie es schien — zur Unzufriedenheit seiner Genossen. 8 Tage darauf
+that er schon wieder Dienst und hat seitdem nie mehr zu irgend welchen
+Klagen Anlaß gegeben.</p>
+
+<p>Der schwierigste Teil in der Ausbildung der Zulus war in weit höherem
+Maße noch als bei den Sudanesen das Schießen. Die Leute kannten zum
+bei weitem größten Teil gar keine Hinterlader; viele hatten nie ein
+Gewehr in der Hand gehabt und setzten infolgedessen ein recht geringes
+Vertrauen in die Waffe. Um so größer war ihr Vertrauen zur Führung, und
+zwar schon in den ersten Gefechten.</p>
+
+<p>Mit Bravour stürzten sich die Zulus auf den Feind und ließen ihrer
+natürlichen, ungebändigten Wildheit die Zügel schießen, so daß
+es anfänglich nur sehr schwer gelang, sie vom Kopfabschneiden
+der Gefallenen und Verwundeten, und von sonstigen bestialischen
+Verstümmelungen der Feinde, wie sie bei<span class="pagenum" id="Seite_96">[S. 96]</span> ihnen üblich sind,
+zurückzuhalten. Wir werden an manchen Stellen Beispiele hiervon finden.</p>
+
+<p>Ein in der ersten Zeit der Ausbildung gemachter Versuch, die einzelnen
+Kompagnien aus Sudanesen und Zulus zu mischen, mißlang vollständig. Der
+Nationalcharakter beider Völker ist durchaus von einander verschieden
+und die Denk- und Anschauungsweise beider weicht so weit von einander
+ab, daß ein Zusammenwirken oder auch nur ein kameradschaftliches
+Zusammenleben sich als unmöglich erwies. Fortwährende Prügeleien
+machten dem Versuche bald ein Ende.</p>
+
+<p>Wir haben noch einen Blick auf das Verhältnis zu werfen, welches
+zwischen den einzelnen deutschen Behörden in Ostafrika bestand.
+Diese Behörden waren der Reichskommissar, der Geschwaderchef (zuerst
+Admiral Deinhard, später Kapitän Valette), der Generalkonsul und die
+Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft. Nur zu häufig begegnet man der
+Anschauung, als ob durch die Übertragung des Reichskommissariats an
+Wißmann nunmehr alle diese Behörden in einer Hand vereinigt gewesen
+seien und als ob der Reichskommissar jedenfalls die oberste Behörde
+gewesen sei. Das ist aber durchaus niemals der Fall gewesen. Wenn der
+Reichskommissar die Mitwirkung der Marine in irgend einer Beziehung,
+sei es zur Landung von Truppen oder zur Beschießung eines Platzes
+oder auch nur zur Beobachtung eines solchen wünschte, wenn er die
+Marinekutter oder Dampfpinassen für den Dienst des Reichskommissariats
+benötigte, so war er keineswegs in der Lage, einfach seine Requisition
+zu machen, sondern er hatte in jedem Falle den Admiral um seine
+Mitwirkung zu bitten; und wenn dieselbe auch in den meisten Fällen
+anstandslos und sofort geschah, so blieb der Geschwaderchef doch
+immer eine vom Reichskommissar gänzlich unabhängige, in seinen
+Entschließungen durchaus freie Behörde. Dasselbe war in politischer
+Beziehung mit dem Generalkonsul <span class="antiqua">Dr</span>. Michahelles der Fall.
+Wenn irgend welche Anträge an den Sultan als Souverän der Küste
+und Sansibars zu stellen waren, wenn die Mitwirkung des Sultans in
+irgend einer Sache erwünscht oder nötig schien, wenn endlich bei der
+durchaus zweifelhaften Rolle, welche der Sultan in dem ganzen Aufstande
+spielte, — man wußte nie<span class="pagenum" id="Seite_97">[S. 97]</span> recht, ob die Araber der Küste nicht mit
+seinem Gelde und jedenfalls mit seiner Autorisation fochten, — es
+angebracht erschien, ihm seine Stellung zu den Deutschen gebührend vor
+Augen zu führen, so mußten solche politischen Verhandlungen regelmäßig
+unter Mitwirkung, zum Teil sogar unter Genehmigung des Generalkonsuls
+vorgenommen werden. Das Verhältnis ist nicht immer ein günstiges
+gewesen. Wenn man dem Generalkonsul auch keinen Vorwurf aus seiner
+Vorsicht machen kann, die ihm durch die Rücksicht auf die andern in
+Sansibar beteiligten Mächte geboten erschien, so sind doch zum Teil
+erhebliche Mißhelligkeiten nicht ausgeblieben. Jedenfalls wurde die
+Thätigkeit des Reichskommissars dadurch erschwert, daß zwei vollkommen
+selbständige Behörden neben ihm bestanden, deren einzelne Funktionen
+in die Aufgabe Wißmanns hineingriffen. Der Generalkonsul blieb immer
+die oberste politische Behörde in Sansibar. Audienzen beim Sultan, der
+Schriftverkehr des Kommissariats mit dem Sultanspalast mußten sich
+durch das Generalkonsulat hindurchbewegen.</p>
+
+<p>Die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft, welche oben unter den
+selbständigen Behörden mitgenannt war, ist die einzige gewesen, welche
+vom Reichskommissar von vornherein abhängig war. Die ganze Küste stand
+ja unter dem direkten und unmittelbaren Befehl Wißmanns, und hier
+hatte sich die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft aller ihrer Rechte
+begeben, sogar ihre Stationen dem Reichskommissariat untergeordnet
+und durch besonderen Vertrag mit Wißmann einen Teil ihrer Beamten zur
+Verfügung gestellt. In Sansibar selbst mußte sie natürlich auf Grund
+des eben erst abgeschlossenen Küstenvertrages ihre Autorität behalten.</p>
+
+<p>Hier wirkte als Generalvertreter nach Herrn Vohsen Herr von
+Saint-Paul-Illaire mit einem Beamtenstabe, welcher lediglich
+zur Erhebung der Ausfuhrzölle vom Festland Verwendung fand. Das
+Verhältnis der Vertreter der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft zum
+Reichskommissariat ist im großen und ganzen ein gutes gewesen. Die
+Wünsche der Gesellschaft, der es ja natürlich darauf ankam, so schnell
+als möglich wieder Fuß zu fassen, wurden vom Kommandanten und den
+Offizieren in jeder Weise berücksichtigt.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_98">[S. 98]</span></p>
+
+<p>Zum Kapitel von der Ausbildung des Kommissariats gehört schließlich
+noch der regelmäßige Dampferverkehr, welcher von Sansibar aus durch die
+Flotte des Kommissariats mit der Küste unterhalten wurde. Die Aufgaben,
+welche dabei der Flottille zufielen, waren einmal die Versorgung der
+Stationen mit europäischen Bedürfnissen, dann der Depeschenverkehr
+und endlich die Besorgung der Post, welche zum erstenmal durch das
+Reichskommissariat auf dem Dampferwege an der Küste eingeführt wurde.</p>
+
+<p>Diese Post besorgte die Briefe für die Truppe, später auch für die
+Beamten der Gesellschaft; ja, auch die Araber- und Inderpost wurde
+durch das Reichskommissariat erledigt. Im Hauptquartier in Sansibar
+befand sich die Annahme. Dort wurden die Postbeutel für die einzelnen
+Stationen fertig gestellt und versiegelt durch die Dampfer des
+Kommissariats befördert, sehr zur Freude besonders des kaufmännischen
+Teils der Küstenbevölkerung, die zum erstenmal eine regelmäßige
+Briefbeförderung erlebte.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_99">[S. 99]</span></p>
+
+<div class="footnotes"><h3>Fußnoten:</h3>
+
+<div class="footnote">
+
+<p><a id="Fussnote_2" href="#FNAnker_2" class="label">[2]</a> In Ostafrika und tropischen Malariagegenden sich
+Aufhaltenden, besonders neu dahin herausgehenden sei empfohlen:
+»Ärztlicher Ratgeber für Ostafrika und tropische Malariagegenden« von
+Stabsarzt <span class="antiqua">Dr.</span> <em class="gesperrt">Kohlstock</em>.</p>
+
+</div>
+
+<div class="footnote">
+
+<p><a id="Fussnote_3" href="#FNAnker_3" class="label">[3]</a> Später wurden die Truppen durchgehends mit dem neuesten
+Seitengewehr ausgerüstet.</p>
+
+</div>
+</div>
+
+
+<hr class="chap x-ebookmaker-drop">
+
+<div class="chapter">
+<h2 class="nobreak" id="6_Kapitel">6. Kapitel.<br>
+<span class="s6">Wißmanns Expedition nach Mpapua.</span></h2>
+</div>
+
+<div class="blockquot">
+<p>Buschiris Rückzug nach dem Innern. — Sein Angriff auf die Station
+Mpapua der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft. — Die Station wird
+von den Beamten aufgegeben. — Zusammensetzung des Expeditionskorps
+Wißmanns. — Mitnahme einer Waniamuesi-Karawane. — Teilung der
+Expedition. — Marsch des Verfassers auf der großen Karawanenstraße.
+— Kämpfe Wißmanns gegen die vereinigten Bagamoyo-Jumbes bei Pangiri.
+— Wiedervereinigung der beiden Korps in Msua. — Verhalten der
+Bevölkerung gegenüber der Expedition. — Wißmanns Verhandlungen mit
+der Bevölkerung. — Der Häuptling Kingo von Morogro. — Marschtempo
+und Lageranlage. — Gefecht des Verfassers gegen die Bagamoyo-Jumbes
+bei Somwi und Zersprengung der Rebellen. — Friedlicher Marsch bis
+Mpapua. — Wahehe und Massai. — Ankunft in Mpapua. — Stationsbau
+daselbst. — Verhandlungen mit dem Häuptling Kipangiro. — Wißmanns
+Abmarsch zur Küste.</p>
+</div>
+
+
+<p>Wenden wir uns nun wieder zu Buschiri. Dieser hatte sich nach seinen
+Niederlagen bei Bagamoyo in der ersten Hälfte des Mai ins Innere
+begeben, um den einzigen Platz, welchen die Deutsch-Ostafrikanische
+Gesellschaft noch dort besaß, Mpapua, in seine Gewalt zu bringen.</p>
+
+<p>Jene Gegend war bis dahin so ziemlich vom Aufstande verschont geblieben
+und nur die Kunde davon von der Küste zu den Beamten der Gesellschaft
+gedrungen. Von Seiten der Gesellschaftsvertretung war dem Stationschef
+von Mpapua, Lieutenant Giese und dem dortigen Beamten Nielsen der
+Rat erteilt worden, den Versuch zu machen, auf dem Wege durch das
+Massai-Land nach der Küste zu dringen.</p>
+
+<p>Die Herren arbeiteten indes weiter an dem Ausbau der Station,
+allerdings in recht unpraktischer Weise, wie sich später zeigte, und
+glaubten sich in jener, wie gesagt, bis dahin ruhigen<span class="pagenum" id="Seite_100">[S. 100]</span> Gegend halten zu
+können, bis von der Küste Hilfe käme; um so mehr, als sie eine ganze
+Anzahl Suaheli-Askaris angeworben und ausgebildet hatten.</p>
+
+<p>Als nun Nachrichten über einen Anschlag Buschiris nach Mpapua
+gelangten, versäumten sowohl Giese, teils weil er diesen Gerüchten
+nicht recht glaubte, teils auch, weil er am Fieber und Dyssenterie
+schwer darniederlag, wie auch Nielsen, die nötigen Vorsichtsmaßregeln
+zu treffen. So gelang es denn einem Teil der Leute Buschiris bei Nacht
+sich in die Station einzuschleichen. Nielsen wurde ermordet, Giese,
+der im Schlafe von den Aufständischen überrascht wurde, griff zwar zum
+Gewehr, als dieses jedoch versagte, sprang er zum Fenster hinaus und
+kam im Nachtgewande, alles verloren glaubend, zu einem ihm ergebenen
+Häuptlinge. Die Station war aber gar nicht verloren, auch waren die
+Suaheli-Askari nicht entflohen, sondern hatten so tapferen Widerstand
+geleistet, daß die Rebellen wieder von Mpapua abzogen.</p>
+
+<p>Die Leute Gieses verblieben noch einige Zeit daselbst, zerstreuten sich
+aber, als ihr Führer nicht zu ihnen zurückkehrte. Einige von ihnen
+fanden sich zu Giese, der bald von seiner Krankheit soweit hergestellt
+war, daß er in Begleitung zweier Soldaten auf dem von seinen Askaris
+Buschiri abgenommenen Esel in Nachtmärschen nach der Küste reisen
+konnte. Buschiri kehrte, als der Ort schon von Soldaten ganz verlassen
+war, noch einmal dahin zurück und zerstörte und plünderte die Station,
+wie auch die Gebäude und die Kirche der englischen Mission zu Mpapua;
+die 2-1/2 Stunden entfernte englische Missionsstation Kisogue blieb
+verschont.</p>
+
+<p>Das auf der Station befindliche 4,7 <span class="antiqua">cm</span> Geschütz hatte der
+Wagogo-Häuptling Kipangiro vor dem Rebellenführer gerettet und mit
+der dazu gehörigen Munition in seine Tembe (befestigte Niederlassung)
+geschafft, um es später den Deutschen auszuliefern.</p>
+
+<p>So stellt sich die Sache dar nach den übereinstimmenden Aussagen der
+Soldaten der Besatzung und der englischen Missionare von Kisogue.
+Der Bericht Gieses widerspricht dem in einigen Punkten, indes ist es
+wahrscheinlich, daß der durch seine Krankheit schwer Mitgenommene den
+Vorgang nicht so<span class="pagenum" id="Seite_101">[S. 101]</span> klar überschaut hat, wie er es bei vollkommener
+Gesundheit gethan hätte. Zweierlei steht jedenfalls unleugbar fest, daß
+Vorsichtsmaßregeln so gut wie gar nicht getroffen waren, und daß die
+Besatzung, obwohl ihr Führer alles verloren glaubte, noch einige Tage
+nach dem Abzug Buschiris sich in Mpapua gehalten hat.</p>
+
+<p>Die über die Vorfälle in Mpapua an die Küste gedrungenen Gerüchte,
+welche durch den persönlichen Bericht des Lieutenants Giese teils
+bestätigt, teils erweitert wurden, sowie die Nachricht, daß Buschiri
+unter den Wahehe und Mafiti Anwerbungen mache, um gegen uns zu ziehen,
+veranlaßten den Reichskommissar nunmehr eine Expedition nach dem Innern
+vorzubereiten. Lag doch die Gefahr vor, daß Buschiri jetzt, wo die
+deutschen Interessen im Innern nicht mehr genügend geschützt werden
+konnten, gegen die Stationen der englischen und französischen Mission
+vorgehen und die große Karawanenstraße weiterhin beunruhigen werde.</p>
+
+<p>Hatte Buschiri doch schon den wenn auch vergeblichen Versuch
+gemacht, eine vor kurzem in Bagamoyo unter der Führung des bekannten
+Karawanenführers Tscherekesa angelangte Karawane, welche eine große
+Rindviehherde, Kleinvieh und Elfenbein mit sich führte, auf ihrem
+Marsche ihrer Habe zu berauben.</p>
+
+<p>Für Wißmanns Absicht traf es sich günstig, daß Lieutenant Ramsay, der
+zur abermaligen Anwerbung von Zulus abgeschickt war, gerade mit 300
+Neuangeworbenen in Bagamoyo angekommen war, die nun eifrig einexerziert
+wurden und zur Teilnahme an der Expedition herangezogen werden konnten.</p>
+
+<p>Dem Reichskommissar war es klar, daß, wenn sich die Nachricht von den
+Anwerbungen Buschiris bei den Wahehes und Mafitis bewahrheitete, nach
+seinem Abrücken mit einer größeren Truppenmacht ein Erscheinen der
+Rebellen an der Küste mit den alten Anhängern und den neuen Kräften
+mindestens wahrscheinlich sei. Nichtsdestoweniger schien es Wißmann von
+der größten Wichtigkeit, die Expedition selbst ins Innere zu führen, um
+sich persönlich über die Absichten und die Stimmung der Eingeborenen
+und ihr Verhalten zu den Deutschen und Buschiri zu unterrichten. Die
+bisher nur in sehr unsicherer<span class="pagenum" id="Seite_102">[S. 102]</span> Form zu ihm gedrungenen Gerüchte ließen
+es nötig erscheinen, daß der Kommissar auf Grund eigener Wahrnehmungen
+seine Maßnahmen träfe. Er trug jedoch Bedacht, daß sein Stellvertreter
+an der Küste, Freiherr von Gravenreuth, nicht nur eine zur Sicherung
+der Stationen erforderliche Truppenzahl zur Verfügung behielt, sondern
+auch gegebenen Falls ein Expeditionskorps bis zur Stärke von 200 Mann
+formieren konnte, ohne daß deshalb die Stationen entblößt werden
+mußten. Hierzu kam noch, daß an der Küste selbst ja im äußersten Falle
+die Kriegsschiffe helfend eingreifen konnten.</p>
+
+<p>Das Korps, welches der Reichskommissar mit sich nahm, bestand aus 3
+Kompagnien, (1 Sudanesen- und 2 Zulukompagnien), einer Askaritruppe und
+der Artillerieabteilung (1 Maxim-Gun und ein 4,7 <span class="antiqua">cm</span> Geschütz);
+im ganzen waren es 25 Europäer und 550 Mann.</p>
+
+<p>Die Führung des ganzen Expeditionskorps hatte Chef von Zelewski,
+der Sudanesen Lieutenant End, der Zulus Lieutenant Ramsay und von
+Medem, der Artillerie Lieutenant Böhlau, der Askaris Deckoffizier
+Illich. Ferner nahmen Teil <span class="antiqua">Dr</span>. Bumiller als Adjutant des
+Reichskommissars, und als Gast Wißmanns Herr Otto Ehlers, bekannt
+durch seine Reise nach dem Kilimandscharo und als Führer der vom
+Dschaggahäuptling Mandara an Se. Majestät den deutschen Kaiser
+geschickten Gesandtschaft.</p>
+
+<p>Verfasser selbst hatte in der ersten Zeit die Waniamuesi-Karawane mit
+einem Teile der Soldaten zu führen. Es erschien wohl möglich, daß diese
+Karawane unterwegs von Buschiri angegriffen würde. Die Söhne Uniamuesis
+waren wegen der uns geleisteten Dienste den Rebellen verhaßt und sie
+führten große Reichtümer mit sich.</p>
+
+<p>Die Fürsorge für die Träger und die Lasten, wie das ganze
+Verpflegungswesen war Lieutenant Blümcke übertragen. Die Trägerkolonne
+bestand, da wir uns nur auf die Mitnahme des Proviants und der
+notwendigsten Tauschartikel und Geschenke beschränkten, trotz der
+großen Anzahl von Europäern und Truppen, aus nur 100 Mann, meist
+Leute von der Küste nebst einer Anzahl Wassukuma aus der oben bereits
+erwähnten Karawane, deren Zutrauen wir uns so schnell zu verschaffen<span class="pagenum" id="Seite_103">[S. 103]</span>
+gewußt hatten, daß sich ein Teil von ihnen willig zu Trägern für uns
+hergab.</p>
+
+<p>Da vor dem Aufbruch der Expedition gemeldet wurde, daß etwas seitlich
+von der Karawanenstraße bei Pangiri sich ein Rebellenlager befinde,
+wohin sich die vereinigten Jumbes von Bagamoyo gezogen haben sollten,
+beschloß Wißmann zunächst dorthin zu marschieren und die Aufständischen
+zu vertreiben. Wie erwähnt, gab er dem Verfasser den Auftrag am Tage
+nach seinem Abmarsch mit der ganzen Waniamuesi-Karawane und den Trägern
+auf der großen Karawanenstraße vorzugehen, bis er wieder zum Gros
+stieße, was spätestens in Gerengere der Fall sein würde.</p>
+
+<p>In Gemäßheit dieses Befehls setzten wir am ersten Marschtage in Böten
+über den Kingani, woselbst Lieutenant Sulzer einen befestigten Posten
+kommandierte. Daß die Karawane nur außerordentlich langsam vorwärts
+kam, ist bei der großen Masse von Weibern und Kindern und besonders bei
+den ungewöhnlich großen Lasten, die jeder einzelne zu schleppen hatte,
+leicht begreiflich. Hatten doch die Waniamuesi durch ihre Teilnahme
+am Kampfe gegen die Rebellen und an den Befestigungsarbeiten in den
+Küstenplätzen Gelegenheit gehabt, mehr als gewöhnlich zu verdienen,
+und so natürlich auch mehr eingekauft als sonst. Von einer Ordnung
+war überhaupt keine Rede, und es wäre verlorene Mühe gewesen, hieran
+irgendwie etwas ändern zu wollen, wenn wir nur unsern Zweck, die
+Karawane vor feindlichen Überfällen zu schützen, erreichten.</p>
+
+<p>Aus Furcht vor einem Angriff Buschiris hielten sich die Waniamuesi in
+den ersten Marschtagen, als wir uns noch nicht mit der Expedition des
+Reichskommissars vereinigt hatten, stets möglichst dicht hinter dem
+deutschen Teil der Expedition, welcher die Begleitmannschaft und unsere
+Träger umfaßte. In Mtoni am Kingani verabschiedete sich Verfasser vom
+Lieutenant Sulzer. Nachdem wir die links vom Flusse sich hinziehende
+durch ihren Reichtum an Giraffen und Antilopen zur Jagd verlockende
+Ebene passiert hatten, langten wir in Mbuyuni, dem dortigen Hauptplatze
+der Wadoës an. Da diese sich am Aufstande beteiligt hatten, ihnen
+sogar nachgesagt wurde, daß sie<span class="pagenum" id="Seite_104">[S. 104]</span> drei von der Marine während des
+Kampfes desertierte Matrosen gefangen genommen und aufgezehrt hätten,
+— was dahin zu berichtigen ist, daß sie allerdings, ihrer alten
+kannibalischen Sitte folgend, den Leichnam eines jener drei von andern
+Aufständischen ermordeten und in den Fluß geworfenen Fahnenflüchtigen
+herausgefischt und verspeist hatten, — so war es von vorn herein nicht
+gewiß, wie sich die zu passierenden Wadoë-Dörfer zu unserer Expedition
+stellen würden.</p>
+
+<p>Bei Mbuyuni angekommen, ging ich zunächst mit einigen meiner Leute in
+das von einer schwachen Boma umgebene Dorf, das ich ziemlich verlassen
+fand. Ich schickte in das Haus des Muene, wie die Wadoë-Häuptlinge
+genannt werden, und ließ ihn zu mir rufen. Er erschien auch sofort mit
+einem kleinen Gefolge, hinter sich einen Diener, der ein Leopardenfell
+und einen mit ebensolchem Fell überzogenen Sessel trug, — beides
+nebst einer kunstvoll geschnitzten Axt, welche der Muene immer mit
+sich führt, die von ihm unzertrennlichen Zeichen seiner Würde. Als der
+Diener den Sessel hingestellt und das Fell davor gebreitet, nahm der
+Muene selbst darauf Platz und ließ den Verfasser vor sich stehen. Es
+wurde ihm bedeutet, daß dies bei uns nicht Sitte sei, und er ließ auch
+sofort eine Kitanda (Negerbettstelle) herbei bringen, auf welche wir
+uns einträchtig neben einander setzten.</p>
+
+<p>Aus der Unterredung gewann ich bald die Ueberzeugung, daß besagter
+Häuptling ein gutmütiger Mann sei, und daß ihm wie seinen Leuten daran
+lag, mit uns in Frieden zu leben. Wir erfuhren später, daß kurz vor
+meinem Besuche die Wadoë bei einem Zauberer angefragt hatten, ob sie
+den Krieg fortsetzen und auf Seiten Buschiris bleiben sollten oder
+nicht, und von diesem den Rat erhalten hatten, vom Kampfe abzulassen
+und sich offen auf unsere Seite zu stellen. So geschah es denn auch in
+Mbuyuni, wie in den andern Wadoë-Dörfern, welche wir durchzogen. Der
+Muene von Mbuyuni hat sogar einige Wochen später Anhänger Buschiris,
+welche jene Gegend passierten, gefangen genommen und Herrn von
+Gravenreuth nach Bagamoyo zugeschickt.</p>
+
+<p>Ich machte zwei Rasttage, um die weit zerstreute Waniamuesi-Karawane
+wieder vollzählig beisammen zu haben.<span class="pagenum" id="Seite_105">[S. 105]</span> Von den Eingeborenen kehrten die
+meisten, auch die Weiber und Kinder bald wieder aus ihren Verstecken
+zurück, als sie sahen, daß wir nichts Arges gegen sie im Schilde
+führten, und nicht duldeten, daß ihr Hab und Gut irgendwie von unseren
+Soldaten oder den Leuten der Karawane angetastet würde, ja daß sogar
+die Diebstähle, welche die Waniamuesi nicht lassen konnten, streng
+bestraft wurden. Es bestand bald das beste Einvernehmen, und ein
+gemütlicher Verkehr zwischen uns und den Eingeborenen entfaltete sich.</p>
+
+<p>Die Wadoë sind ursprünglich reguläre Kannibalen. Sogar noch im vorigen
+Jahrzehnt waren die Fälle, daß Leute geschlachtet und verzehrt wurden,
+gar nicht so selten und bei feierlichen Gelegenheiten, Thronwechsel und
+dergl. fehlte der Leckerbissen des Menschenfleisches nicht, trotz der
+großen Nähe der Küste und der Lage von Mbuyuni an der Karawanenstraße.</p>
+
+<p>Bei der Karawane des Verfassers wurden eine Anzahl Brieftauben
+mitgeführt, um festzustellen, auf welche Entfernung dieselben zur
+Verbindung des Innern mit Bagamoyo verwandt werden könnten, wo sie
+einige Monate lang gefüttert worden waren. In Mbuyuni wurden zum
+großen Gaudium der Einwohner zwei Brieftauben mit der in den Kiel
+eingeführten und an einer Schwanzfeder angenähten Depesche aufgelassen.
+Sie stiegen zunächst hoch in die Luft empor, offenbar um Umschau zu
+halten und das Meer ist ihnen wahrscheinlich der beste Wegweiser über
+die einzuschlagende Richtung gewesen. Sie sind, wie auch alle andern,
+die in den nächsten Tagen bei Msua abgeschickt wurden, richtig in
+Bagamoyo eingetroffen. Verfasser war dafür, ein Paar Exemplare mit bis
+Mpapua zu nehmen und zu versuchen, ob sie auch von dort aus unsere
+Nachrichten bis an die Küste bringen würden. Es wäre dies später von
+großem Interesse gewesen, wenn die Kunde von der Ankunft Stanleys und
+Emin Paschas in Mpapua in kurzer Zeit hätte nach der Küste übermittelt
+werden können, um von da aus per Draht nach Europa befördert zu werden.
+Allein dies unterblieb, weil von Msua nur das absolut Notwendige weiter
+mitgenommen werden sollte.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_106">[S. 106]</span></p>
+
+<p>In den nächsten Tagen wurde Mbiki, ebenfalls ein Wadoë-Dorf, passiert,
+und zwei Tage später Msua erreicht. Von dort aus hatte mir der
+Kommandant schon die Nachricht seiner Ankunft gesandt. Nach dem
+Zusammentreffen setzte nun die gesamte Expedition unter der Führung
+des Reichskommissars ihren Weg fort, wobei es allerdings vorkam, daß
+die Waniamuesi-Karawane, welche so schnell nicht folgen konnte und
+mochte, mitunter ein auch mehrere Tage zurückblieb.</p>
+
+<p>Bei diesem Marsche benutzten die Europäer, soweit es angängig war,
+Reittiere, und zwar Esel oder Maultiere. Die Versuche, Ochsen als
+Reittiere zu benutzen, wie dies in Westafrika geschieht, mißlangen. Die
+Tiere waren nicht kräftig genug, um den Anstrengungen unserer Märsche
+gewachsen zu sein, krepierten teilweise unterwegs, oder waren, wenn sie
+noch bis zur Küste gelangten, derartig entkräftet, daß sie dem Fieber
+erlagen, während die westafrikanischen Stiere meist aushalten; hat
+doch Wißmann den größten Teil seiner Reisen in Westafrika auf einem
+Reitochsen gemacht.</p>
+
+<p>Beiläufig bemerkt, ist es eine in Ostafrika allgemein gemachte
+Erfahrung, daß Menschen (Fremde und Eingeborene) wie auch Tiere nach den
+Anstrengungen großer Expeditionen am Fieber erkranken, — ferner aber,
+daß bestehende Fieber durch Ortsveränderung verschwinden.</p>
+
+<p>Bevor Wißmann nach Msua kam, hatte er in Pangiri die vereinigten
+Jumbes von Bagamoyo geschlagen und große Vorräte an Proviant erbeutet,
+von denen ein Teil der Expedition zu gute kam. Der Rest, der von den
+Soldaten und Trägern nicht verzehrt oder mitgenommen werden konnte,
+wurde wie das Rebellenlager selbst verbrannt.</p>
+
+<p>Es sei gleich hier erwähnt, daß inzwischen Gravenreuth an der Küste
+aus den Besatzungen von Bagamoyo und Daressalam eine Abteilung
+zusammengezogen hatte, um mit ihr zur Züchtigung der Sklavenräuber in
+Bueni und Kondutschi auszuziehen. Er hatte Bueni, einen Platz, an
+dem immer viel Schmuggel getrieben worden war, besetzt und dort einen
+Offizier als Stationschef zurückgelassen. Die Besetzung Buenis und der
+Erfolg in Pangiri wirkten zusammen vorteilhaft für unser Ansehen an der
+Küste.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_107">[S. 107]</span></p>
+
+<p>Da im Innern die meisten Ortschaften, mehr oder minder dem Zwange
+der Verhältnisse folgend, am Aufstande beteiligt waren, wurde die
+Wißmannsche Expedition zunächst überall mit Furcht und Mißtrauen
+empfangen; so in Msua, wo die Weiber und Kinder geflüchtet waren
+und die Männer bewaffnet im Dorfe uns erwarteten. Sie wurden davon
+verständigt, daß es dem Reichskommissar fern liege, an allen, welchen
+eine Teilnahme am Aufstande zugeschrieben werden konnte, Rache zu
+nehmen. So ist es ihm an der Karawanenstraße, wo es besonders darauf
+ankam, möglichst schnell Sicherheit und Ordnung herzustellen, gelungen,
+die Häuptlinge und Eingeborenen für sich zu gewinnen. Wie überall,
+so meldete sich auch in Msua bald der Jumbe Simba mit seinen Leuten,
+brachte Geschenke und erbat friedlichen Verkehr. Von Msua aus ließ
+der Reichskommissar seine Ankunft in den an den nächsten Tagen zu
+passierenden Ortschaften immer vorher ankündigen und den Eingeborenen
+anheimgeben, ihm bereits auf dem Wege Gesandte entgegenzuschicken, und
+eine friedliche Verständigung zu suchen. In allen Dörfern hielt Wißmann
+dann Schauri ab (Gerichtsverhandlung), worin er erklärte, daß er es
+nur mit Buschiri, dem Anstifter des Aufstandes zu thun habe, der auch
+jetzt noch keinen Frieden wolle, sondern den Krieg gegen uns fortsetze.
+Er werde daher auch fortfahren Buschiri zu bekämpfen und überall
+hin zu verfolgen; ihn und seinen Anhang irgendwie zu unterstützen,
+verbiete er den Eingeborenen, wenn sie ein Einschreiten seinerseits
+und eine strenge Bestrafung an ihrem Hab und Gut vermeiden wollten.
+Er versprach zugleich, gegen die Räuber und Sklavenfänger strengstens
+vorzugehen und aufs angelegentlichste für die Herstellung von Ruhe und
+Ordnung an der Straße Sorge zu tragen. Solche Reden Wißmanns verfehlten
+nirgends ihren Eindruck. Alle Dörfer erbaten sich Schutzbriefe und
+eine deutsche Flagge, die sie freilich in der ersten Zeit noch etwas
+schüchtern aufzogen, da sie es doch noch immer für angezeigt hielten,
+sich nicht ganz offen in den Augen des uns feindlichen Teils der
+Araber, Belutschen und Mrima-Leute als Freunde der Deutschen zu
+bekennen. Konnten sie doch immer noch annehmen, daß die Rebellenpartei
+gelegentlich einmal die Oberhand gewinnen<span class="pagenum" id="Seite_108">[S. 108]</span> würde. Indes die zunehmenden
+Erfolge Wißmanns und Gravenreuths und die späteren Siege über Buschiri
+bewogen sie bald, ganz offen für uns Farbe zu bekennen.</p>
+
+<p>Von Msua ging es weiter über Kisemo, Gerengere nach Simbamueno, einem
+Dorfe in der Ebene, welche sich am Fuße der Ukamiberge südlich vom
+Nguru-Gebirge hinzieht und östlich in die Makata-Ebene übergeht. Am
+Abhange der Ukamiberge, etwa 1-1/2 Stunde von Simbamueno und eine
+Stunde von der westlich dieses Dorfes gelegenen Ortschaft Morogro ist
+von der französischen Mission eine Station angelegt, die in der Regel
+ebenfalls Morogro genannt wird. Dieselbe hatte in der letzten Zeit die
+gesamten Missionare der Missionsgesellschaft vom heiligen Geist, aus
+Longa, Mhonda und Tubugue beherbergt. Es schien auf diesen Stationen
+nicht mehr genügende Sicherheit vor Buschiri vorhanden zu sein,
+obgleich er die Bagamoyo-Missionare stets als neutral behandelt hatte.
+In Morogro selbst hatte die Mission den Schutz des mächtigen Häuptlings
+Kingo angerufen, der als Herrscher von Morogro bis an die Grenze von
+Usagara anerkannt war, ein wohlbefestigtes und leicht zu verteidigendes
+Dorf zum Sitz hatte und sich der französischen Mission, von der er
+viele Wohlthaten empfangen, stets gut gesinnt erwiesen. Von Morogro
+aus schickte Wißmann einen Boten mit Nachrichten über die Vorgänge an
+der Küste und seine Absichten zu den Missionaren, und erhielt auch von
+diesen einen Brief zurück. Da aber darin genauere Angaben über Kingo
+fehlten, Kingo selbst weder erschien, noch Gesandte schickte, auch
+die für die große Karawane so notwendigen Lebensmittel aus Morogro
+und Simbamueno, wo Kingos ältere Schwester, gleichfalls Simbamuene
+genannt, herrschte, nicht zum Verkauf gebracht wurden, so hatten wir
+Grund anzunehmen, daß es mit der guten Gesinnung des Häuptlings doch so
+weit nicht her sein könne. So wurde denn den Eingeborenen mitgeteilt,
+daß am nächsten Tage ein Besuch Kingos erwartet werde und schleunigst
+ausreichende Lebensmittel gebracht werden sollten, wenn sie eine für
+sie unangenehme gewaltsame Requisition vermeiden wollten.</p>
+
+<p>Am nächsten Morgen schickte mich der Reichskommissar mit Lieutenant
+Böhlau auf die Mission, um genauere Nachrichten<span class="pagenum" id="Seite_109">[S. 109]</span> über die dortigen
+Verhältnisse einzuziehen, die Missionare zu uns ins Lager einzuladen
+und sie, falls sie Einfluß auf Kingo hätten, zu bewegen, denselben in
+vermittelnder Weise zur Geltung zu bringen.</p>
+
+<p>Der Vorsteher der Mission, Pater Mevel, ein Franzose, empfing uns auf
+das liebenswürdigste; bei ihm befand sich Pater Horner, ein Nassauer,
+der vorher an der Westküste zwei Jahre thätig gewesen war. Verfasser
+erfuhr von ihnen, daß Kingos Verhalten ein durchaus friedliches
+gewesen war, daß er sogar ein persönlicher Feind Buschiris sei und
+diesem sowohl wie den von Pangiri geflüchteten Jumbes von Bagamoyo
+die Aufnahme in seinem Dorfe verweigert habe. Er hatte die letzteren
+hierdurch gezwungen, von der Karawanenstraße nach Süden abzubiegen;
+die Missionare habe er entschieden in Schutz genommen und ein Vorgehen
+Buschiris gegen sie verhindert, welcher des Lösegeldes wegen sie gern
+in seine Gewalt gebracht hätte. Daß Kingo sich den Deutschen noch nicht
+genähert habe, sei auf eine gewisse den Negern überhaupt eigentümliche
+Ängstlichkeit zurückzuführen.</p>
+
+<p>Die von den Missionaren an den Häuptling gesandten Boten bewogen diesen
+auch sofort, sich mit Geschenken zu uns ins Lager zu begeben und seine
+Unterthanen zum Verkaufe reichlicher Lebensmittel zu veranlassen. Am
+Nachmittag desselben Tages begab sich Verfasser auch zur Simbamuene,
+einer bereits ältlichen Dame mit ergrautem Haar und erreichte hier den
+gleichen Erfolg. Tags darauf verlegte Wißmann das Lager von Simbamueno
+in die Nähe des Kingoschen Dorfes.</p>
+
+<p>Es sei bei dieser Gelegenheit erwähnt, daß wir die Lager immer in
+einer dem Gelände angepaßten Form, meist im Viereck oder im Kreise
+errichteten und mit einer schirmartigen schrägen Umzäunung aus Matama
+oder Maisstengeln oder irgendwelchem Gestrüpp oder Gras, je nachdem
+es die Gegend ermöglichte, umgaben. Die Soldaten hatten auf diese
+Weise Schutz gegen die gröbsten Unbilden des Wetters und das Innere
+des Lagers war zum Teil dem Einblick von außen entzogen. Bei einem
+Überfalle hatten die Truppen weiter nichts zu thun, als sich jeder an
+dem angewiesenen Platze auf die Erde zu werfen, die Gewehre aus der
+Einfassung herauszustecken und den Befehl<span class="pagenum" id="Seite_110">[S. 110]</span> zum Feuern abzuwarten. Im
+Innern der Lager erhoben sich eine Anzahl Zelte für je zwei, drei und
+vier Europäer. Vor dem Zelte Wißmanns wurde in der Regel das Maxim-Gun
+und das 4,7 <span class="antiqua">cm</span> Geschütz aufgestellt, welches stets sofort nach
+dem Beziehen des Lagers zum Gefecht klar gemacht wurde. Alsdann wurden
+Innen- und Außenposten aufgestellt.</p>
+
+<p>Über die Art und Weise unseres Marsches ist folgendes zu erwähnen. Wenn
+eine besondere Eile nicht erforderlich schien, wurde des Vormittags
+und auch noch einen Teil des Nachmittags marschiert, bis der für den
+Tag bestimmte Lagerplatz erreicht war, die Expedition hatte dann noch
+hinreichend Zeit, sich vor Eintritt der Dunkelheit ordnungsgemäß und
+bequem einzurichten.</p>
+
+<p>Das war natürlich nicht möglich, wenn es galt schnell vorwärts zu
+kommen. Dann wurde in den weniger heißen Stunden des Vormittags
+marschiert und nach einer Mittagsrast der Marsch den späteren
+Nachmittag hindurch fortgesetzt. Wenn es der Zweck erforderte, wenn zum
+Beispiel die Absicht vorlag, irgendwo überraschend anzutreten, sind von
+der Schutztruppe öfters auch sehr bedeutende Eilmärsche, Tag und Nacht
+hindurch, ausgeführt worden. —</p>
+
+<p>Wie erwähnt, führte das Schauri in Simbamueno, das dann später in
+Morogro fortgesetzt wurde, zu einem für beide Teile befriedigenden
+Resultate. Kingo erklärte sich ganz offen für uns und umgekehrt wurde
+ihm von Wißmann seine Herrschaft bis nach Usagara, — selbstredend
+unter deutscher Oberhoheit, — bestätigt. Auch wurde sein Einfluß bei
+allen Schauris mit den Eingeborenen der nächsten Dörfer, auf denen
+sich der Reichskommissar als Freund Kingos erklärte, in jeder Weise
+gehoben. Es war dies für uns ein großer Vorteil, da wir bei unsern
+verhältnismäßig geringen Mitteln in Ostafrika nicht überall selbst
+sein und herrschen können. Oft sind wir auf die gute Gesinnung der
+eingeborenen Häuptlinge angewiesen und sind durch diese viel leichter
+und ohne Mißstimmung zu erregen in der Lage, unsere eigene Herrschaft
+auszubreiten und humanitäre Zwecke zu erreichen. Außerdem wurde Kingo
+ein Monatsgehalt ausgesetzt und ihm außer andern Geschenken seinem
+Wunsche gemäß die deutsche<span class="pagenum" id="Seite_111">[S. 111]</span> Fahne übergeben. Von der Küste wurden ihm
+später zur Verteidigung seines Dorfes zwei Böller übersandt, mit denen
+allerdings nicht viel Unheil anzustiften ist, die aber immerhin auf die
+feindlichen Eingeborenen ihre moralische Wirkung nicht verfehlen.</p>
+
+<p>Kingo gab unserer Expedition bis nach Usagara seinen Bruder Kibana
+mit, welcher Wißmann durch seine Beziehungen zu den Eingeborenen gute
+Dienste leistete und ihm seine Absicht erleichterte, die Eingeborenen
+an der Straße für sich zu gewinnen.</p>
+
+<p>Unterdes hatten die aufständischen Jumbes es ihrerseits nicht an
+Bemühungen fehlen lassen, den mächtigen Häuptling auf ihre Seite
+zu bringen, obwohl sie ja allerdings, wie oben erwähnt, durch sein
+ablehnendes Verhalten genötigt worden waren, nach Süden auszubiegen.
+Von ihrem neuen Lager aus schickten sie einen Brief an Kingo. Sie
+hofften ihn zu bewegen, mit ihnen gemeinsam die Waniamuesi-Karawane,
+welche sehr langsam marschierte und noch hinter uns zurück war, oder,
+wenn sie wieder mit uns vereinigt wäre, die gesamte Expedition auf
+dem Marsche von Makata nach Comberingha an einem der nächsten Tage zu
+überfallen. Sie glaubten besonders durch den Hinweis auf die wertvollen
+Lasten der Karawane die Gewinnsucht Kingos zu reizen und ihn dadurch
+dem vorgeschlagenen Unternehmen geneigt zu machen.</p>
+
+<p>Wißmann hatte es jedoch, wie immer bei den Eingeborenen, verstanden,
+das Vertrauen des Häuptlings derartig zu gewinnen, daß dieser nach
+Empfang des Briefes nichts Eiligeres zu thun hatte, als ihn dem
+Reichskommissar zu übergeben und ihn so von dem Anschlage in Kenntnis
+zu setzen.</p>
+
+<p>Es war dies am 3. September Abends. Infolgedessen erteilte Wißmann mir
+den Auftrag mit der Zulukompagnie von Medem und einer halben Kompagnie
+Sudanesen, geführt von ortskundigen Eingeborenen, welche Kingo uns zur
+Verfügung stellte, gegen die Aufständischen vorzugehen. Ich fand diese
+nach ununterbrochenem Marsche in den Mittagsstunden des 4. September in
+der Nähe von Somwi, wo sie ihr Lager aufgeschlagen hatten. Sie wurden
+sofort aus ihrer ersten<span class="pagenum" id="Seite_112">[S. 112]</span> Position geworfen, hielten uns aber, als wir
+in dem sehr coupierten Terrain weiter vorgingen, noch einmal in einer
+Bergmulde stand. Hier entspann sich ein heftiges Feuergefecht.</p>
+
+<p>Meine Abteilung bis auf einen Zug Sudanesen, den ich die hinter uns
+gelegenen Hügel hatte besetzen lassen, hatte ich völlig entwickelt, und
+so lagen wir uns in langen Linien an einem sich unregelmäßig durch das
+Gelände hinziehenden Graben, der ein natürliches Hindernis bildete, auf
+nur 20 Schritt gegenüber.</p>
+
+<p>Der hohe Gras- und Dornenwuchs gestattete wenig Einsicht in das
+Terrain, in welchem sich der Gegner festgesetzt hatte, doch schien er
+nach einer Reihe von Salven, die er zuerst ebenfalls mit einem heftigen
+Schnellfeuer erwiderte, erschüttert, und als wir nun mit Marsch-Marsch
+über das Hindernis vorgingen, zwangen wir ihn zu einer regellosen
+Flucht ins Gebirge, das uns leider nur eine kurze Verfolgung gestattete.</p>
+
+<p>In dem Gefechte waren auf gegnerischer Seite etwa 30 Mann gefallen
+und viele verwundet worden. Wir hatten einen Zulu tot und drei
+schwerverwundete Farbige; Verfasser selbst hatte einen leichten
+Streifschuß am Oberschenkel und Herr Ehlers, der sich freiwillig
+angeschlossen hatte, konnte von großem Glück sagen, daß ihm eine
+gutgemeinte Kugel zwischen den Strümpfen und der Stiefelsohle stecken
+geblieben war.</p>
+
+<p>Wir hatten auch drei Gefangene gemacht. Dieselben unternahmen, als
+wir nach der Rückkehr von der Verfolgung gerade mit dem Verbinden der
+Verwundeten und dem Bestatten des Gefallenen beschäftigt waren, einen
+Fluchtversuch und wurden dabei von den sie bewachenden Zulus, ehe es
+Verfasser hindere konnte, mit den Messern niedergestochen. Das Dorf
+Somwi, aus welchem ebenfalls auf uns geschossen war, wurde geplündert
+und niedergebrannt.</p>
+
+<p>Als wir nach diesem Gefecht bei Somwi etwas gerastet hatten, wurde
+dem vorher erteilten Befehl Wißmanns gemäß sofort der Rückmarsch nach
+Morogro angetreten. Diesem hatte Verfasser durch einen Boten seinen
+Erfolg gemeldet und zugleich mitgeteilt, daß wir Verwundete mit uns
+führten. Infolgedessen schickte uns der Reichskommissar den die
+Expedition<span class="pagenum" id="Seite_113">[S. 113]</span> begleitenden Lazarettgehülfen Grucza unter Bedeckung bis
+in die Gegend von Simbamueno entgegen, wo die Schwerverwundeten einen
+regelrechten Verband erhielten. Kurz vor dem Anbruch des 5. September
+traf ich wieder im Lager ein, in dessen unmittelbarer Nähe eine
+Abteilung unter Lieutenant Ramsay inzwischen die Waniamuesi, für welche
+Wißmann Besorgnisse hegte, ein Lager hatte beziehen lassen. Nachdem
+Wißmann uns am 5. September einen Rasttag gegönnt hatte, damit wir uns
+von den Anstrengungen des Unternehmens gegen Somwi erholen konnten,
+wurde am 6. der Weitermarsch angetreten.</p>
+
+<p>Bis Mpapua hin war der Marsch ein durchaus friedlicher. Er führte
+zunächst über den Makata-Fluß und durch die Makata-Ebene nach Longa.
+Hier befand sich ebenfalls eine französische Missionsstation, die seit
+wenigen Tagen wieder von den Missionaren bewohnt wurde. Der einzige
+Platz, in dem die Verhältnisse noch manches zu wünschen übrig ließen,
+war Kondoa. Das arabische Element hatte hier die Oberhand und hier
+war die Heimat eines Teils der Buschirischen Rebellen. Da indes die
+meisten, welche wirklich am Aufstande Teil genommen hatten, entflohen
+waren, andererseits die Missionare den Reichskommissar baten, die
+zurückgebliebenen Araber zu schonen, und da endlich Wißmann selbst
+Bedenken trug, eine so reiche und für die Karawanenstraße so überaus
+wichtige Ortschaft zu zerstören, wurde auch Kondoa, wie das gesamte
+durch Usagara sich hinziehende Mukondogua-Thal friedlich durchzogen.
+Freilich sind die Bewohner Kondoas, obwohl sie so gut davonkamen, nie
+ganz zuverlässig gewesen, nur die Furcht vor unserem Einschreiten
+hat sie im Zaume gehalten, so lange wir den Erfolg auf unserer Seite
+hatten. Erst in der neueren Zeit, nach der Katastrophe in Uhehe, hat
+der widerauftauchende Übermut der Araber und Belutschen zu Kondoa den
+durchziehenden Europäern und den Missionaren Grund zu heftigen Klagen
+gegeben.</p>
+
+<p>Ein Tagemarsch hinter Kondoa brachte uns nach Muinisagara, wo die
+Tochter des alten, bereits früher erwähnten Muinisagara, denselben
+Namen führend, residierte. Bei dem Vorbeimarsch sahen wir die Reste
+der früheren Gesellschaftsstation<span class="pagenum" id="Seite_114">[S. 114]</span> Kiora, welche schon ein Jahr vor
+dem Aufstand, ebenso wie das nördlich gelegene Sima, von den Wasagara
+zerstört war. Verfasser benutzte mit einem Teile der Kameraden den
+Aufenthalt in Muinisagara, auch Sima und das Grab des früheren
+Vorstehers der Station, des Gärtners Schmidt, zu besuchen, welcher ihn
+im Jahre 1885 gastlich daselbst aufgenommen hatte.</p>
+
+<p>Über Kirassa, den Kidete-Fluß, Dambi und Tubugue führte sodann der
+Weg nach Mpapua. Bei Kirassa verließen wir Usagara und das fruchtbare
+Mukondogua-Thal. Der Weg führte von nun an durch ein recht coupiertes
+und schwieriges Terrain, planlos Berg auf und Berg ab, während er
+sehr gut, durch eine Schlucht weiter südlich, sanft aufsteigend nach
+Mpapua hätte angelegt werden können. Hier war früher auch eine Straße
+gewesen, die jedoch, um den Negerausdruck zu gebrauchen, im Laufe der
+Zeit gestorben, d. h. mit Gestrüpp überwachsen war. Die Karawanen
+hatten sie aus Furcht vor den Wahehe, welche dieses Gebiet unsicher
+machten, aufgegeben. Einen Teil des Dorfkomplexes von Kirassa, der
+im Mukondogua-Thale lag, fanden wir niedergebrannt und zerstört.
+Die Eingeborenen erzählten uns, daß wenige Tage zuvor die Wahehe
+einen ihrer Einfälle gemacht und nur die hohen auf dem Abhang der
+Usagara-Berge verstreuten Hütten verschont hätten. Die Bewohner dieser
+hochgelegenen Hütten waren gezwungen, jedesmal von ihrer Höhe herunter
+ins Mukondogua-Thal zu steigen, um das unentbehrliche Wasser zu holen;
+aber die Sicherheit vor den gefürchteten Wahehe ließ sie dieses
+Ungemach recht gern ertragen.</p>
+
+<p>Geographisch wird Ugogo im Osten erst durch die Bergkette zwischen
+Tubugue und Mpapua begrenzt, und diese Grenze ist auch auf allen Karten
+angegeben; doch bildet jetzt ethnographisch bereits der Höhenzug
+nördlich des Mukondogua-Thales die Grenze von Usagara und Ugogo, da die
+schwächlichen Wasagara im Laufe der Zeit immer mehr und mehr vor den
+umwohnenden kriegerischen Stämmen zurückgewichen sind. Von Westen her
+drängten die räuberischen Wagogo, von Südwesten her die Wahehe und aus
+dem Nordwesten die Massai, oder<span class="pagenum" id="Seite_115">[S. 115]</span> genau gesagt, die einen Teil derselben
+ausmachenden Wahumba. Die spärlichen, von uns hinter Kirassa passierten
+Ortschaften waren alle von Wagogo oder mit ihnen vermischten Negern
+bewohnt. Gerade zu der Zeit, wo wir diese Gegend durchzogen, war ein
+heftiger Kampf der Wahehe gegen die Massai vorangegangen, und so fanden
+wir öfter eben erst von den Wahehes verlassene Lagerstätten.</p>
+
+<p>Nachdem wir in Tubugue, einem größeren Orte der Wagogo, gerastet,
+erreichten wir am 10. Oktober Mpapua. Auf dem Höhenzuge zwischen beiden
+Dörfern fiel uns ein mit Unterholz wenig bewachsener Wald auf, der uns
+in den nächsten Tagen gutes Bauholz für den Bau der Station lieferte.
+In Mpapua zogen wir zunächst an den von Buschiri bei seiner letzten
+Anwesenheit zerstörten Gebäuden und der Kirche der englischen Mission
+vorbei, bis zu dem kleinen Hügel hin, der sich dicht am Fuße des
+östlichen Höhenzuges am Ausgange des von Mpapua eingenommenen Thales
+nach Nordosten hin erhebt. Hier hatte die Station der Ostafrikanischen
+Gesellschaft gestanden, die ebenfalls von Buschiri, soweit es die
+Stärke der Mauern zugelassen, zerstört war. Dieser Platz war vom
+militärischen Standpunkt aus durchaus unpraktisch gewählt, da von dem
+Abhange des östlichen Gebirgszuges mit Gewehren ganz bequem in die
+Station und ihre Zimmer hineingeschossen werden konnte, und zwar aus
+einer Entfernung von kaum mehr als 100 <span class="antiqua">m</span>.</p>
+
+<p>Wir wurden beim Einrücken von den englischen Missionaren, welche von
+ihrer Station in Kisogue nach Mpapua herübergekommen waren, begrüßt,
+und Wißmann erhielt von ihnen über die Vorgänge hierselbst und die
+Stimmung der Eingeborenen Nachricht.</p>
+
+<p>Der erste Häuptling des Ortes, Kipangiro oder Schipangilo, der von
+seinen Gegnern angeschuldigt wurde, mit Buschiri im Einverständnis
+gewesen zu sein, war geflohen und hielt sich in den nahen Bergen
+versteckt. Das Geschütz der Station, welches er, wie oben bemerkt, in
+seine Tembe gebracht hatte, wurde von uns dort abgeholt, und da uns
+Nahrungsmittel nicht zum Verkauf geboten wurden, wurden sie ebendort
+entnommen und unter die Soldaten verteilt. Es gelang indes<span class="pagenum" id="Seite_116">[S. 116]</span> in den
+nächsten Tagen den Häuptling zu beruhigen und ihn zu bewegen in unser
+Lager zu kommen, wo er von Wißmann die Zusicherung friedlichen Verkehrs
+erhielt.</p>
+
+<p>Gleich am Nachmittage nach unserer Ankunft gingen wir daran, einen
+geeigneten Platz für die neue Station auszusuchen. Wißmann hielt es
+durchaus für angezeigt, in Mpapua, welches von allen Karawanen, die vom
+Viktoria und Tanganjika nach der Küste gehen, und umgekehrt, passiert
+werden muß und nur unter großen Beschwerden durch einen Marsch über ein
+an Wasser und Nahrungsmitteln armes und sehr beschwerliches Terrain
+vermieden werden kann, einen festen Stützpunkt für die Sicherung der
+Karawanenstraße und der durchziehenden Karawanen zu errichten. Bei der
+Auswahl eines Platzes waren der Reichskommissar, von Zelewski und der
+Verfasser thätig. Wir waren bald darüber einig, daß kein Platz besser
+dazu geeignet sei, als der, auf welchem die jetzige Station steht. Es
+ist eine dicht an dem einzigen die Ebene durchziehenden Flußlauf sanft
+ansteigende Erhebung, von welcher aus das gesamte Terrain ringsum
+beherrscht, und besonders auch die Wagogo-Tembes unter Feuer genommen
+werden können. Steine für den Bau waren reichlich von den früheren
+Befestigungen vorhanden, und Holz lieferte uns der oben erwähnte Wald.
+So wurde im Laufe der Woche, die Wißmann in Mpapua verblieb, die
+Steinumwallung der Station etwa 1 <span class="antiqua">m</span> hoch aufgeführt, mit zwei
+zur Unterkunft eingerichteten Eckbastionen versehen, auf deren einer
+das Geschütz aufgestellt wurde, und mit zwei starken Hindernissen,
+einem Ast- und einem Dornverhau umgeben.</p>
+
+<p>Die Zeit seines Aufenthaltes benutzte Wißmann, um möglichst viel gute
+Beziehungen mit den eingeborenen Häuptlingen, speziell denen der
+Wagogo, anzuknüpfen, wobei ihm die englischen Missionare nach bestem
+Vermögen zur Seite standen. Die Waniamuesi-Karawane, deren Häuptlinge
+Wißmann teilweise von seiner ersten Durchquerung Afrikas kannte, —
+er hatte damals mit Mirambo, dem damaligen Herrscher von Uniamuesi
+Freundschaft geschlossen, — nahm infolge der guten Behandlung
+unsererseits und des Schutzes, den wir ihnen hatten angedeihen lassen,
+lebhafte Sympathien<span class="pagenum" id="Seite_117">[S. 117]</span> für uns mit in ihre Heimat. Wißmann gab ihr
+auch reiche Geschenke an den inzwischen auch verstorbenen Häuptling
+Pandascharo mit.</p>
+
+<p>Nach achttägigen Arbeiten, die meist von Wißmann persönlich geleitet
+wurden, übergab er die Station, besetzt mit 75 Zulus, 25 Sudanesen,
+10 Suaheli, 2 deutschen Unteroffizieren und dem zum Stationschef
+ausersehenen Lieutenant von Medem, zunächst dem Verfasser mit
+dem Auftrage, die weitere Regelung unseres Verhältnisses zu den
+Eingeborenen in die Hand zu nehmen. Ich sollte den Reichskommissar in
+dieser Gegend vertreten, bis die Stanley'sche Expedition und Emin in
+Mpapua anlangten, sollte diese Expedition begrüßen und mit 10 Sudanesen
+der Station durch deutsches Gebiet nach Bagamoyo führen.</p>
+<hr class="chap x-ebookmaker-drop">
+
+<div class="chapter">
+<p><span class="pagenum" id="Seite_118">[S. 118]</span></p>
+
+<h2 class="nobreak" id="7_Kapitel">7. Kapitel.<br>
+<span class="s6">Regelung der Verhältnisse um Mpapua und Marsch mit der Stanleyschen
+Expedition zur Küste.</span></h2>
+</div>
+
+<div class="blockquot">
+<p>Erweiterung der Beziehungen zu den Eingeborenen. — Reise in die
+Umgegend von Mpapua. — Die Massais und Wagogo um Mpapua. — Vertrauen
+der Massai zur Station. — Befestigung und Bauarbeiten. — Schlechter
+Gesundheitszustand der Europäer. — Dyssenterie in Mpapua. — Ankunft
+der Stanleyschen Expedition. — Rückblick auf Emins Lage in der
+Äquatorialprovinz. — Sein Abmarsch mit Stanley. — Ärztliche Dienste
+des Pascha in Mpapua. — Stanleys Entgegenkommen. — Abmarsch zur
+Küste. — Marschordnung. — Leben auf dem Marsche. — Verkehr mit den
+Eingeborenen. — Jagd. — Begegnung unserer Expedition mit Gravenreuth
+in Msua. — Amerikanische Reporter. — Ankunft in Bagamoyo. — Emins
+unglücklicher Fall. — Seine Behandlung und Heilung.</p>
+</div>
+
+
+<p>Für die dauernde Wahrnehmung der Stationsleitung in Mpapua war, wie
+erwähnt, der Lieutenant v. Medem ausersehen. Er war von den jüngeren
+Offizieren der Expedition, die damals für Mpapua in Frage kamen,
+derjenige, welcher am meisten die für jene höchst wichtige Stellung
+notwendigen Eigenschaften in sich vereinigte: große Ruhe und die
+Fähigkeit, mit den Eingeborenen zu leben und sich diesen anzupassen,
+praktischen Sinn und große Willenskraft, dazu ein besonderes Talent,
+gerade mit den Zulus, die ja den Hauptteil der Besatzung von Mpapua
+bildeten, umzugehen. Wißmanns Wahl fiel sofort auf Medem; es wurde
+dem Verfasser übertragen, diesen während der Zeit der gemeinsamen
+Thätigkeit zu Mpapua noch eingehender mit den örtlichen Geschäften
+bekannt zu machen.</p>
+
+<p>Dem Befehle des Reichskommissars gemäß benutzte der Verfasser die
+nächsten Wochen nach dem Abmarsche der Expedition<span class="pagenum" id="Seite_119">[S. 119]</span> Wißmanns von Mpapua
+zur weiteren Fortführung der Stationsarbeiten, sowie zur Erweiterung
+unserer freundschaftlichen Beziehungen zu den Eingeborenen in der
+Umgebung Mpapuas und zwar bis zu den mehrere Tagereisen weit von dort
+angesessenen Stämmen. Eine höchst angenehme Beigabe war bei diesen
+Reisen die Ausübung der hervorragend guten Jagd, welcher auf dem
+Hermarsch die Mitglieder der Expedition nur an einzelnen Stellen, z.
+B. in der Makata-Ebene hatten obliegen können. Ich besuchte mehrere
+Häuptlinge der Wagogo und der Wahumba, deren Land von Ugogo durch den
+nördlich Mpapua's sich hinziehenden Höhenzug geschieden wird. Vom Kamm
+dieses Höhenzuges öffnet sich eine weite, herrliche Aussicht über die
+zu Füßen sich ausbreitende Massai-Ebene. Ebenso hatte ich Gelegenheit,
+das Land der Wahehe zu sehen, allerdings nur an der äußersten Grenze
+und auf einer Jagdreise.</p>
+
+<p>Die Massai lebten zu jener Zeit im Kriege mit den Wahehe. Wie schon
+erwähnt, hatten letztere kurz vor der Ankunft der Expedition einen
+Überfall nicht nur in Usagara gemacht, sondern waren auch bis ins Land
+der Wahumba vorgedrungen, und es war ihnen durch ihr unerwartetes
+Auftreten gelungen, noch einige Viehherden der Massai zu erbeuten.
+Eines Tages, als ich von Kongua aus in ein Massaidorf kam, fand ich
+daselbst tausende von Massai-Kriegern, auch solche, die nicht zum
+Stamme der Wahumba gehörten, und die, wie sie erklärten, bis vom
+Kilimandscharo hergekommen waren, um mit vereinten Kräften gegen die
+Wahehe zu kämpfen. Es fanden denn auch in dieser Zeit sowohl in der
+Marenga Mkali, der westlich von Mpapua von Tschunio an sich mehrere
+Tagereisen ausdehnenden süßwasserlosen Steppe wie auch weiter südlich
+an der Grenze von Uhehe fast täglich zwischen den beiden Stämmen
+Gefechte statt.</p>
+
+<p>Mit den Wagogo und Massai war es vollkommen gelungen, einen friedlichen
+Verkehr herbeizuführen. Ich besuchte ihre Häuptlinge, wie auch
+umgekehrt diese selbst von weit her mit Geschenken zur Station
+kamen und sich Schutzbriefe von mir ausbaten. Selbst der oberste
+Wahumba-Häuptling schickte eine Gesandtschaft und gab derselben ein
+Geschenk an Rindern mit, was sonst bei den Massais unerhört ist. Sie
+bringen<span class="pagenum" id="Seite_120">[S. 120]</span> es selten übers Herz, sich selbst von dem schlechtesten Stück
+Rindvieh zu trennen. Die Gesandtschaft befragte mich, wie ich über
+ihren Feldzug gegen die Wahehe dächte und ob ich geneigt sei, sie
+hierin zu unterstützen, ihnen eventuell von meiner Besatzung Leute
+mitzugeben. Ich konnte ihnen meinerseits zwar guten Erfolg zu ihrem
+gerechten Vergeltungskampf wünschen, hielt es aber für gut, jede
+Unterstützung abzulehnen. Es waren über die Werbungen Buschiris bei
+den Mafitis und Wahehe nur Gerüchte zu uns gedrungen, keineswegs aber
+konnten diese damals als feststehende Thatsachen angesehen werden.
+Zudem wurde unsere Besatzung notwendig zum Bau der Station gebraucht:
+wir mußten auf alles gefaßt sein und daher alle unsere Kräfte
+zusammenhalten, wie ja auch der Reichskommissar zur Vorsicht ermahnt
+hatte.</p>
+
+<p>Ich stellte den Massai jedoch meine Hilfe in Aussicht, wenn die Wahehe
+in der Umgegend von Mpapua selbst aufträten oder wenn sie zu weit nach
+den Wahumba hin um sich griffen. Unser Verhältnis zu den Wahumba und
+den östlichen Wagogo war, wie aus dem Erwähnten hervorgeht, ein gutes
+und ist im allgemeinen auch ein solches geblieben, wenngleich einzelne
+Räubereien der Wahumba sowohl wie der Wagogo an der Karawanenstraße
+hier und da die Besatzung von Mpapua zum Einschreiten nötigten. Sehr
+schlecht dagegen haben sich, wie das nicht anders zu erwarten war,
+unsere Beziehungen zu den Wahehes gestaltet.</p>
+
+<p>Neben der Ausbreitung des Ansehens der neuen, von Wißmann gegründeten
+Station, schritten auch die Befestigungs- und Bauarbeiten rüstig
+vorwärts, welche nach meiner Abreise vom Feldwebel Hoffmann
+weitergeführt und von Herrn von Bülow vollendet wurden. Hingegen
+ließ der Gesundheitszustand unter den Europäern wie den Farbigen der
+Station sehr viel zu wünschen übrig. Die Dyssenterie brach mit großem
+Heftigkeit unter uns aus. Der Unteroffizier Kröhnke war schon auf dem
+Marsche von dieser Krankheit befallen worden, wahrscheinlich angesteckt
+von dem Feldwebel Markgraf, mit dem er in einem Zelte zusammenlag.
+Bald nach ihm erkrankten einige Sudanesen und Zulus, und trotz aller
+Vorsichtsmaßregeln griff die Krankheit immer mehr und<span class="pagenum" id="Seite_121">[S. 121]</span> mehr um sich,
+vermutlich durch die Unmassen von Fliegen in dem viehreichen Mpapua
+weiter getragen. Endlich wurden auch Lieutenant von Medem und ich
+von der Krankheit ergriffen. Durch den Tod verloren wir, solange ich
+in Mpapua war, nur einen Farbigen, einige Wochen jedoch nach meinem
+Abmarsche erlag auch Lieutenant v. Medem der Krankheit, während
+Unteroffizier Kröhnke sich besserte. Indessen machten bald vielfache
+schwere Fieberanfälle auch seine Ablösung von Mpapua und seine
+Beförderung nach der Heimat notwendig. In Deutschland fiel er einem
+Herzschlage zum Opfer.</p>
+
+<p>Während der ganzen Zeit der Epidemie standen uns die englischen
+Missionare in Kisogue opferbereit zur Seite, wie denn überhaupt
+das Verhältnis zwischen Mission und Militärstation ein sehr
+freundschaftliches war.</p>
+
+<p>Der Reichskommissar hatte mir, wie erwähnt, den Befehl erteilt, die
+Ankunft der Expedition Stanley-Emin Pascha in Mpapua abzuwarten und
+dieselbe dann durch deutsches Gebiet an die Küste zu führen. Am Tage
+der Ankunft der Wißmannschen Expedition hatten Boten von Stanley
+Mpapua passiert, durch welche wir Kenntnis von seinem Herannahen
+erhielten. Wißmann selbst sandte durch die bereits mehrfach erwähnte
+Waniamuesi-Karawane, die ihren Weitermarsch nach der Heimat fortsetzte,
+einige Briefe mit, in denen er Emin Pascha und Stanley begrüßte und sie
+über die Vorkommnisse der letzten Zeit orientierte.</p>
+
+<p>Etwa einen Monat später traf die Stanleysche Expedition, trotz einer
+ziemlichen Anzahl Kranker und Schwacher und des ziemlich wüsten
+Gesindels, welches aus der Äquatorialprovinz mitkam, gut geordnet
+und geschlossen vor der Station ein, bei einer so großen Karawane
+immer ein Zeichen, daß es der Führer verstanden hat, die Disziplin
+aufrecht zu erhalten. Sie bezog das gewöhnliche Karawanenlager, um
+eine große Sykomore herum, wo Stanley gelegentlich einer seiner
+früheren Expeditionen schon gelagert hatte. Die Karawane bestand aus 3
+Kompagnien Wangwana zu je 60 Mann, etwa 80 Wangwana-Trägern und den aus
+Wadelai mitgezogenen Leuten des Pascha, welche fast alle Weiber, Kinder
+und Träger mit sich führten. Die letzteren waren mit allem möglichen,
+teilweise<span class="pagenum" id="Seite_122">[S. 122]</span> ganz wertlosen Hausgerät beladen und erinnerten uns lebhaft
+an die Eigenschaft unserer Sudanesen, alles, was nicht niet- und
+nagelfest ist, mit sich zu schleppen. Im ganzen waren es noch etwa 600
+Mann, trotz der großen Verluste, die die Karawane unterwegs erlitten
+hatte. Unter den Leuten des Pascha befand sich eine Anzahl ägyptischer
+Offiziere, Schreiber und Soldaten, ein griechischer Kaufmann, der sich
+früher in Wadelai etabliert hatte, und ein ebenfalls daselbst als
+Apotheker thätig gewesener tunesischer Jude. Die Weiber und Kinder, wie
+auch die meisten Offiziere ritten auf Eseln.</p>
+
+<p>Die Europäer der Expedition waren folgende: Stanley mit seinen
+Offizieren, den Herren Lieutenant Stairs, Kapitän Nelson, <span class="antiqua">Dr.</span>
+Parke, Mr. Jephson, seinem, man kann sagen Proviantmeister, Mr.
+Bonny, und einem Diener, namens Hoffmann. Ferner zwei französische
+Missionare, Père Giraud, ein sehr liebenswürdiger Mann, welcher durch
+ein Augenleiden zur Rückkehr nach Europa genötigt war, und der ihm
+zur Begleitung mitgegebene Père Schynse, jener bekannte, bei den
+Deutschen allgemein beliebte, ganz deutsch denkende und fühlende Mann,
+der dem Werke der Zivilisation leider zu früh durch den Tod entrissen
+worden ist. Die beiden letzteren kamen von Bukumbi, ihrer Station am
+Südufer des Viktoriasees und waren in Ikungu zur Expedition Stanleys
+gestoßen, um unter ihrem Schutze weiter nach der Küste zu marschieren.
+Endlich waren bei der Expedition Emin und Casati, welcher dem Pascha
+während seines Aufenthaltes im Sudan treulich zur Seite gestanden
+hatte. Besonderes Interesse erregte die kleine Tochter, die Emin von
+seiner verstorbenen Frau, einer Abessinierin, hatte, namens Ferida, die
+damals etwa 6 Jahr alt war, und in der Karawane in einer Hängematte
+stets unmittelbar vor dem damals schon ganz kurzsichtigen Pascha
+einhergetragen wurde. Der Pascha hing mit großer Liebe an ihr und
+wollte sie immer vor sich sehen. Sie wurde von ihrer Gouvernante, einer
+ganz hübschen, stattlichen Ägypterin begleitet.</p>
+
+<p>Stanley pflegte immer an der Spitze des Zuges zu marschieren, und so
+hatte ich denn zuerst Gelegenheit, ihn zu begrüßen. Er machte mich
+alsbald mit seinen Offizieren, sowie<span class="pagenum" id="Seite_123">[S. 123]</span> mit Emin und Casati bekannt.
+Unser spärliches Hausgerät auf der Station gestattete mir zunächst
+nur den Pascha und Stanley zum Essen zu mir zu laden. Eine Flasche
+Sekt, deren mir Wißmann mehrere für Krankheitsfälle und speziell zur
+Begrüßung Emins und Stanleys dagelassen hatte, wurde auf die glückliche
+Ankunft beider getrunken. Sie mundete ihnen ganz trefflich, da sie
+solche Erfrischungen lange hatten entbehren müssen. Im Verkehr zwischen
+dem Pascha und Stanley bemerkte ich bald den Gegensatz der beiden
+Männer, der, obwohl sie täglich öfter mit einander zusammenkommen
+mußten, eine rechte Ungezwungenheit, besonders von Seiten des Pascha,
+nicht aufkommen ließ. Dieser erzählte mir, wie herzlich er sich
+gefreut habe, als er durch Wißmanns Briefe Kenntnis von unseren
+Fortschritten erhalten, als er die deutsche Flagge auf der Station habe
+flattern sehen, und wie lebhaftes Vergnügen er jetzt empfinde, wieder
+mit Deutschen persönlich verkehren zu können. Er erzählte mir auch
+offenherzig von der Expedition Stanleys und dessen Absichten.</p>
+
+<p>Bei der Wichtigkeit der Persönlichkeit Emins für uns und wegen seiner
+späteren Anteilnahme an den Arbeiten des Reichskommissariats erscheint
+ein kurzer Rückblick auf die Verhältnisse in der Äquatorialprovinz und
+die Stanleysche Expedition geboten.</p>
+
+<p>Dreizehn Jahre hindurch hatte Emin Pascha ohne wesentliche Zuschüsse
+von der egyptischen Regierung zu erhalten, meist in friedlicher
+Arbeit die Geschicke des Landes geleitet und dasselbe der Kultur
+näher gebracht, bis in den letzten Jahren von 1887 an seine Position
+schwankend geworden war. Es wirkte hierzu besonders der Umstand mit,
+daß die ihm unterstellten egyptischen Soldaten, welche seit 5 Jahren
+den Sold von ihrer Regierung nicht erhalten hatten, und gerade in
+dieser Zeit die Grenzen der Äquatorialprovinz gegen die Scharen des
+Mahdi in fortwährenden Kämpfen verteidigten, allmählich eine begründete
+Unzufriedenheit zu zeigen begannen. Ebenso bestand nach Casatis Angabe
+eine weit verbreitete Unzufriedenheit unter den Offizieren gegenüber
+den Maßregeln des Gouverneurs. Die Unmöglichkeit, aus eigenen Mitteln
+und unter den sich steigernden Schwierigkeiten die Provinz zu halten,
+hatte Emin an die<span class="pagenum" id="Seite_124">[S. 124]</span> Hochherzigkeit der Engländer appellieren lassen.
+<span class="antiqua">Dr.</span> Felkin, dem Freunde Emins, war es gelungen, bei einer Reihe
+englischer Kapitalisten, besonders aber bei Sir William Mackinnon, dem
+Hauptaktionär der englisch-ostafrikanischen Gesellschaft, Interesse für
+Emin Pascha oder wohl richtiger für seine Äquatorialprovinz zu erwecken
+und eine Hilfsexpedition unter Stanleys Kommando ins Werk zu setzen.</p>
+
+<p>Unter Mißachtung der Vorschläge von Schweinfurth und Junker sowie
+Thompson wählte Stanley bekanntlich die Congoroute. Alle die Nachteile,
+welche er von dem östlichen, von den genannten Afrikaforschern
+empfohlenen Wege befürchtet hatte, stellten sich bezüglich der
+Verpflegung der Karawane, des Gesundheitszustandes, der Desertion
+von Trägern, der Schwierigkeit des Weges und der Feindseligkeiten
+der Eingeborenen auf dem von ihm selbst gewählten Wege in weit
+höherem Maße ein. Im April 1888 erhielt Emin Pascha durch einen Brief
+Stanleys die erste Nachricht vom Anrücken der Hilfsexpedition, auf
+die er in der letzten Zeit sehnsüchtig gewartet hatte, und von der
+er eine Befestigung seiner Macht und Beruhigung der unzuverlässigen
+Elemente erwartete. Der Pascha faßte den Entschluß, mit Casati
+Stanley entgegenzuziehen und ihn an der Grenze der Äquatorialprovinz
+zu erwarten. Auf seinem Dampfer Khedive fuhr der Gouverneur über
+den Albertsee und in dem Stanleyschen Lager zu Cavalli fand die
+gegenseitige Begrüßung statt.</p>
+
+<p>Der Pascha erkannte bald, daß durch die Ankunft der Expedition, von
+der er für sich und insbesondere für sein Verhältnis zu seinen Leuten
+so viel erwartet hatte, seine Lage wenig verändert wurde. Das Einzige,
+was der Provinz von Nutzen sein konnte, waren die mitgebrachten
+Remington-Patronen. Im übrigen litt die Hilfsexpedition selbst Mangel
+an allem und der Pascha war es, der mit den Vorräten seiner Provinz
+der englischen Expedition aushelfen mußte. Casati hatte Emin Pascha
+geraten, ohne Rückhalt zu Stanley über die Lage der Provinz und
+über die Zerwürfnisse, die zwischen dem Gouverneur und den Parteien
+eingetreten waren, zu sprechen, sowie seine Ohnmacht nach den
+Ereignissen der letzten Zeit einzugestehen. Emin hat indes wohl den
+Rat des Freundes nicht befolgt<span class="pagenum" id="Seite_125">[S. 125]</span> und es vermieden, sich mit der nötigen
+Offenheit Stanley anzuvertrauen, vielleicht um seinen Namen vor diesem
+Manne des ihn umgebenden Nimbus nicht zu entkleiden.</p>
+
+<p>Da Stanley das Gros der Expedition mit den Hauptvorräten im Lager zu
+Jambuja am Aruwimi, außerdem eine große Anzahl von Kranken im Fort Bodo
+zurückgelassen hatte, schickte er sich nach verhältnismäßig kurzer Zeit
+an, wieder nach dem Aruwimi aufzubrechen, um die zurückgebliebenen
+Leute und Vorräte herbeizuschaffen. Während dieser Zeit sollte der
+Pascha diejenigen seiner Beamten und Soldaten, welche geneigt wären
+nach Egypten zurückzukehren, in Cavalli vereinigen, um hier Stanleys
+Ankunft zu erwarten und mit ihm aufzubrechen. Die Bitte des Pascha,
+mit ihm die verschiedenen Stationen seiner Provinz auf dem Dampfer
+Khedive zu besuchen, schlug Stanley ab mit der Begründung, daß er eilig
+nach Jambuja zurückkehren müsse. Sein Aufenthalt am See dauerte indes
+ungefähr 4 Wochen. Es ist zu bedauern, daß Stanley auf die Bitte Emins
+nicht eingegangen ist. Zweifellos wäre das persönliche Erscheinen
+Stanleys von einer ungleich größeren Wirkung auf die Truppe und die
+Bevölkerung gewesen. Stanley wäre in der Lage gewesen, die Truppen
+nicht nur durch die Macht seiner Persönlichkeit, sondern auch durch
+die bei ihm zur Meisterschaft ausgebildete Art zu verhandeln davon zu
+überzeugen, daß er im Auftrage ihres Souveräns des Khedive nach der
+Provinz gekommen sei, um sich mit eigenen Augen von der Lage der Sache
+zu überzeugen und entweder Hilfe in Gestalt von Munition zurückzulassen
+oder aber die Leute nach Egypten zu führen.</p>
+
+<p>Wenn man nun Stanley auch nicht ohne weiteres die Verweigerung der
+Bitte Emins verübeln kann, — hatte er doch das eigentliche Gros der
+Expedition im Lager bei Jambuja zurückgelassen und fühlte sehr wohl
+selbst heraus, daß mit dem, was er dem Pascha mitgebracht hatte, gar
+nichts geleistet sei, — so ist es ebenso als verfehlt zu betrachten,
+wenn er später auf die wiederholte Bitte Emins, wenigstens einen seiner
+Offiziere zurückzulassen, Herrn Mounteney Jephson mit dieser Mission
+beantragte. Jephson hatte nur ganz oberflächliche Kenntnis von den
+Machtbefugnissen Stanleys, denn bei der<span class="pagenum" id="Seite_126">[S. 126]</span> Natur Stanleys, welche mit
+der Verantwortung auch gleichzeitig das Ende aller Fäden in Händen
+behalten wollte, war thatsächlich keiner seiner Offiziere mit dem
+ganzen Umfang der Stanleyschen Aufträge bekannt. Jephson war ferner
+nicht die Persönlichkeit, um selbständig auftreten oder bei irgend
+welchem Mißtrauen der Leute bindende Versicherungen geben zu können.
+Die Anwesenheit Jephsons trug zur Verbesserung der Lage der Truppen
+jedenfalls nicht bei.</p>
+
+<p>Es ist außerordentlich schwierig, ein bestimmtes Urteil über das
+Verhältnis Emins zu seinen Truppen abzugeben. Alle darüber vorhandenen
+Veröffentlichungen Stanleys, Casatis, Jephsons lassen den inneren
+Zusammenhang nicht erkennen und erscheinen lediglich als persönliche
+Urteile der Verfasser. Emins Ansicht ging und geht auch heute noch
+dahin, daß durch die Art und Weise des Auftretens der Stanleyschen
+Expedition die Mißhelligkeiten zwischen ihm und seinen Truppen erst
+verursacht worden seien. Es ist wahrscheinlich, daß der Pascha sich
+hierin täuscht und daß Casatis Urteil der Wahrheit am nächsten kommt.
+Andererseits ist aber nicht zu verkennen, daß die großen Erwartungen,
+welche Emin selbst bei seinen Soldaten von der Stanleyschen
+Entsatz-Expedition erweckt hatte, durch das Erscheinen derselben in
+halb verhungertem und zerlumptem Zustande, sehr herabgemindert wurden,
+ja daß sogar ein begreifliches Mißtrauen bei den Leuten entstand.
+Der Umstand, daß Stanley und seine Begleiter Engländer waren, konnte
+die üble Wirkung auf die Truppe nicht hervorgebracht haben, — war
+doch Gordon und andere Gouverneure im Sudan durch den Khedive selbst
+eingesetzt worden. Der ganze Aufstand der Eminschen Truppen macht
+den Eindruck einer Militärrevolte, welche durch Intriguen sich
+benachteiligt glaubender Offiziere in Szene gesetzt wurde. Auch der
+Casatische Bericht läßt dies erkennen; in demselben findet man sogar
+an eigentlichen inneren Gründen überall nur persönliche Mißgriffe
+angegeben, welche Emin den Offizieren gegenüber begangen haben soll. In
+der That herrschte unter einem großen Teil der Leute des Pascha eine
+bittere Stimmung gegen ihn.</p>
+
+<p>Von einer ganz besonderen Wichtigkeit für uns Deutsche ist das
+Verhalten Emins Stanley und seinen Anerbietungen<span class="pagenum" id="Seite_127">[S. 127]</span> gegenüber. Stanley
+und seine Offiziere versuchten zwar nach ihrer Ankunft am Albertsee
+und auch später auf dem ganzen Marsche beim Pascha den Glauben zu
+nähren, als ob die Expedition lediglich aus humanitären Rücksichten
+seinetwegen und für die mit ihm von Egypten abgeschnittenen Beamten und
+Truppen unternommen worden sei. Niemand wird bestreiten, daß viele, ja
+die meisten Mitglieder des englischen Emin Pascha-Entsatz-Komitees von
+rein humanitären Rücksichten geleitet wurden. Aber es gab in diesem
+Comité doch eine Reihe von Namen, deren Träger zu eng mit afrikanischen
+Interessen verknüpft waren, um nicht gewisse praktische Nebenabsichten,
+sei es auf die Person Emins, sei es auf seine Provinz oder auch auf
+beides zusammen, vermuten zu lassen. Es sind dies die Mitglieder der
+englisch ostafrikanischen Gesellschaft, denen ein Mann wie Emin und
+eine Provinz wie die seine notwendig als höchst begehrenswerte Ziele
+erscheinen mußten.</p>
+
+<p>In der That wird diese Absicht einer Gebietserweiterung der
+englisch-ostafrikanischen Gesellschaft durch die dem Pascha von Stanley
+gemachten Anerbietungen bestätigt. Stanley hatte nach seinem eigenen
+Bericht und nach der Erzählung Emins diesem drei Vorschläge zu machen.
+Der erste derselben war, — dem vom Khedive erhaltenen Auftrage gemäß,
+— die Provinz aufzugeben, mit dem Teil der Offiziere, Soldaten und
+Beamten und ihren Familien, welche die Rückkehr nach Egypten wünschten,
+unter Führung Stanleys aufzubrechen und diesem nach Egypten zu folgen.</p>
+
+<p>Das zweite Anerbieten machte Stanley im Namen des Königs der Belgier.
+Emin sollte, falls er es vorzöge, in seiner Provinz zu bleiben, seine
+Dienste dem Kongostaat widmen und sein Land als Vorposten dieses
+Staates gegen den Sudan halten. Als Verwaltungskosten wollte der
+Kongostaat hierfür jährlich circa 240000 Mark aufwenden. Dem Pascha,
+welchem die Stellung eines Generalgouverneurs mit dem Range eines
+belgischen Generals angeboten wurde, wurde ein Jahresgehalt von 1500
+Pfd. St. ausgesetzt.</p>
+
+<p>Das dritte Anerbieten, von dem Stanley allerdings behauptete,
+daß er zu demselben nicht direkt ermächtigt sei, sondern daß er
+es nur mache in der Absicht, dem Pascha zu<span class="pagenum" id="Seite_128">[S. 128]</span> helfen und in der
+zuversichtlichen Erwartung, daß seine Abmachungen vom Comité und der
+englisch-ostafrikanischen Gesellschaft genehmigt würden, zielte auf
+folgendes ab: Wenn die Soldaten sich weigern sollten, nach Egypten
+zurückzukehren, so sollte Emin die zuverlässigsten unter ihnen nach der
+Nordost-Ecke des Viktoria-Nyanza führen und dort eine feste Station für
+die englisch-ostafrikanische Gesellschaft begründen. Stanley würde mit
+seiner Expedition selbst die Station vollenden helfen, die Munition
+und mitgenommenen Vorräte dorthin bringen lassen und erst dann mit
+seiner Hilfsexpedition den Pascha verlassen, wenn dessen Stellung
+eine gesicherte sei. Der Pascha sollte ein gutes Jahresgehalt von der
+Gesellschaft beziehen und als Gouverneur das Netz der Stationen vom
+Viktoriasee nach Mombassa hin vorschieben, während andererseits der
+Vertreter zu Mombassa durch Vordringen von der Küste aus dem Pascha in
+die Hände arbeiten würde.</p>
+
+<p>Die Lage Emins diesen Vorschlägen gegenüber war keine leichte.
+Seine Hoffnungen auf genügende Unterstützung durch die Stanleysche
+Expedition waren zerstört, ein Verbleiben in der Provinz mit den
+vorhandenen Kräften legte nach dem Ferman des Khedive dem Pascha allein
+alle Verantwortung für jetzt und die Zukunft auf die Schultern, die
+Disziplin der Truppen, ohnehin erschüttert, war durch das Erscheinen
+der Stanleyleute in ihrem kläglichen Zustande noch mehr in Frage
+gestellt.</p>
+
+<p>Wenn ein Teil der Truppen geneigt schien, dem Schreiben des Khedive
+Glauben zu schenken und mit Stanley abzuziehen, so standen diesen
+mindestens ebensoviel Stimmen gegenüber, welche von Verrath, Verkauf
+an England u. dergl. mehr sprachen. Immer aber blieb die Verantwortung
+allein dem Pascha überlassen. Es kann nicht Wunder nehmen, wenn unter
+solchen Verhältnissen eine definitive, einheitliche Entscheidung
+unmöglich schien, wenn eine anscheinend unverhältnismäßige Zeit im
+Parlamentieren verstrich. Dem Pascha kann man daher auch nicht ganz
+Unrecht geben, wenn er den Ausbruch der bekannten Militärrebellion
+lediglich auf diesen Zwiespalt der Meinungen innerhalb seiner Truppen
+zurückführt, da er eben eine Macht auf dieselben nicht mehr hatte. Der
+weitere Verlauf ist bekannt.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_129">[S. 129]</span></p>
+
+<p>Ende Januar 1889 kamen Boten von Stanley an mit der Nachricht seiner
+Ankunft am Südwestufer des Albert Nyanza. In den Briefen an den Pascha
+und Jephson machte Stanley insbesondere Jephson heftige Vorwürfe, daß
+dieser weder allein noch mit Emin nach Cavalli gekommen sei, um dort
+von der endgültigen Entscheidung Emins Mitteilung zu machen, wie auch,
+daß jener nicht, wie verabredet, Soldaten und Lebensmittel für den
+Küstenmarsch in Cavalli vereinigt habe. In Anbetracht der Verhältnisse
+wie der inzwischen erfolgten Gefangennahme waren diese Vorwürfe
+natürlich durchaus unbegründet, da dem Pascha jede Aktionsfreiheit
+genommen war und ihm wohl nicht die Möglichkeit offen stand,
+willkürlich seinen Aufenthaltsort von Tunguru nach Cavalli zu verlegen.</p>
+
+<p>Alles, was die Stanleysche Expedition dem Pascha jetzt zuführen konnte,
+waren 30 Kisten Remington-Patronen und ein großer Teil egyptischer,
+durch den Transport schlecht gewordener Uniformen. Die Lage der
+Äquatorialprovinz war natürlich hierdurch um nichts geändert.</p>
+
+<p>Nachdem Stanley Kenntnis von den Vorfällen in der Provinz während
+der Zeit seiner Abwesenheit erhalten hatte, wäre es, so ist häufig
+behauptet worden, seine Pflicht gewesen, Emin Pascha in seiner Provinz
+aufzusuchen und hätte er sich nicht darauf beschränken dürfen, Jephson
+den Befehl zu schicken, ins Lager der Hilfsexpedition zu kommen, und
+dem Pascha anheimzugeben, falls er nach Egypten zurückkehren wolle,
+mit den ihm gleich Gesinnten in spätestens 20 Tagen nach Cavalli zu
+marschieren. Ob Stanley richtig gehandelt hat oder nicht, ist schwer
+zu entscheiden. Es ist sehr wohl möglich, daß wenn er nach den andern
+Stationen der Provinz geeilt wäre, sich durch das Erscheinen seiner
+Expedition bei der Unzuverlässigkeit und der offenen Feindseligkeit
+vieler Offiziere die Lage noch verworrener gestaltet hätte, als sie
+ohnehin schon war.</p>
+
+<p>Ein Teil der Aufständischen in der Provinz, namentlich der Egypter,
+welche die Absicht hatten, in ihre Heimat zurückzukehren, wandte sich
+jetzt an den Pascha mit der Bitte, zwischen ihnen und Stanley zu
+vermitteln. Infolgedessen wurden die zur Rückkehr bereiten Mannschaften
+im Stanleyschen Lager vereinigt.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_130">[S. 130]</span></p>
+
+<p>Der Tag des Abmarsches wurde endlich nach vielem Hin- und
+Herdebattieren endgültig auf den 10. April 1889 festgesetzt und so
+befand sich Emin in dem moralischen Zwange, entweder Stanley unbedingt
+zu folgen mit einem Teil seiner Leute oder aber hier zu bleiben und
+dadurch dem andern Teil gegenüber wortbrüchig zu erscheinen.</p>
+
+<p>Der Pascha empfand diese Zwangslage sehr bitter, und es erschien ihm
+persönlich trotz der Rebellion gegen ihn als eine Untreue gegen die
+Zurückbleibenden, wenn er Stanleys Vorschlag annahm. Er entschied
+sich erst, als das fast einstimmige Urteil der Europäer und seiner um
+ihn versammelten Offiziere ihn über seine Gewissensbisse beruhigte.
+Der Einzige, welcher jetzt gegen den Entschluß des Aufbruchs sich
+aussprach, war Casati. Die Gründe aber, die er selbst in seinem Buch
+angiebt, können nicht als stichhaltige anerkannt werden.</p>
+
+<p>So brach denn nun am 10. April die Expedition auf. Von Seiten des
+Pascha kamen hinzu 182 Männer und 369 Frauen und Kinder, die nach
+Egypten zurückkehrten und insgesamt 397 Lasten mit sich führten. Eine
+größere Anzahl von Trägern war aus der Äquatorialprovinz gestellt. —</p>
+
+<p>Nach dieser notwendigen Abschweifung wenden wir uns wieder nach Mpapua
+zurück.</p>
+
+<p>Es wurde bereits unserer Dyssenteriekranken zu Mpapua Erwähnung gethan.
+Die Ankunft der Stanleyschen Expedition brachte uns Gelegenheit, die
+schwer erkrankten Patienten, besonders den Lieutenant v. Medem und den
+Unteroffizier Kröhnke sachverständiger zu behandeln, als es bis dahin
+hatte geschehen können.</p>
+
+<p>Emin Pascha und <span class="antiqua">Dr.</span> Parke nahmen sich sofort in der
+hilfsbereitesten Weise der Kranken an. Der Pascha, dessen erster Gang
+gleich dem gerade damals in der bedenklichsten Weise kranken von Medem
+galt, traf persönlich alle Anordnungen und belehrte mich und besonders
+den in Mpapua zurückbleibenden Feldwebel Hoffmann über die richtige
+Behandlung der Dyssenterie. Unsere eigene Methode war ebenso, wie die
+der englischen Missionare, eine ganz verkehrte gewesen. Wir hatten
+das Hauptmittel gegen diese Krankheit, Ipecacuana, in großen statt in
+kleinen Dosen angewandt, so<span class="pagenum" id="Seite_131">[S. 131]</span> daß es nicht als Stopfmittel, sondern als
+Brechmittel wirkte, wie es unter Umständen beim Fieber angewandt wird.</p>
+
+<p>Es ist besonders anzuerkennen, daß Stanley sofort und gern sich
+bereit erklärte, den Weitermarsch seiner Expedition im Interesse der
+gefährlich erkrankten Deutschen der Station so lange aufzuschieben,
+bis eine merkliche Besserung in dem Befinden derselben eingetreten und
+begründete Aussicht auf vollkommene Genesung der Patienten vorhanden
+sei.</p>
+
+<p>Beim Aufbruch der Expedition war Lieutenant von Medem bedeutend
+gestärkt und auf dem Wege der Besserung, Kröhnke konnte bereits
+ausgehen und der Verfasser, der am leichtesten erkrankt war, war
+vollkommen marschfähig.</p>
+
+<p>Allerdings bekam ich unterwegs noch einen Rückfall, von dem mich
+aber ein vom Pascha und den französischen Missionaren empfohlenes
+Radikalmittel, zweimalige Anwendung eines Klystirs von Karbollösung (15
+Tropfen Karbolsäure auf 1/2 l Wasser) schnell und vollkommen wieder
+herstellte.</p>
+
+<p>Leider bekam auch von Medem etwa 14 Tage später, nachdem er bis
+dahin in erfreulicher Besserung gewesen war, einen Rückfall. Die
+angewandten Mittel halfen nichts mehr, und er erlag der Krankheit, im
+Innern Afrikas das erste Opfer unter den Europäern der Wißmannschen
+Schutztruppe. Diese hatte in ihm einen verdienten energischen Offizier
+und das Offizierkorps derselben einen der besten Kameraden zu betrauern.</p>
+
+<p>Während der Rasttage der Expedition zu Mpapua standen alle europäischen
+Mitglieder derselben, gleichviel ob Engländer, Italiener, Franzosen
+oder Deutsche, in ungezwungenstem geselligen Verkehr mit der Station.
+Wir boten ihnen Gelegenheit, sich die Station, die Soldaten beim
+Exerzieren, bei ihren Nationaltänzen, bei der Arbeit u. s. w. anzusehen
+und ernteten einstimmiges Lob.</p>
+
+<p>Am 13. November früh fand der Aufbruch von Mpapua zur Küste statt. Da
+es mir oblag, die Expedition durch das deutsche Gebiet nach der Küste
+zu führen, in der Vertretung des Reichskommissars die Interessen der
+Eingeborenen, unserer Schützlinge, im Auge zu haben und gleichzeitig
+der Expedition<span class="pagenum" id="Seite_132">[S. 132]</span> Stanleys auf jede mögliche Weise Vorschub zu
+leisten, so brach ich mit zehn Sudanesen und drei Trägern für mein
+Gepäck, Zelt, Kochgeschirr u. s. w., an der Tête der ganzen Kolonne,
+selbstverständlich unter deutscher Flagge, auf und behielt folgende
+Marschordnung bis zur Küste bei. Hinter meinen Leuten folgte in der
+Regel Casati, der mich, nachdem er in Mpapua in freundschaftlichen
+Verkehr mit mir getreten war, gebeten hatte, vorn bei meiner Expedition
+marschieren und der deutschen Flagge als der Flagge einer befreundeten
+Nation folgen zu dürfen. Hinter diesem fanden sich dann in der Regel
+einige Weiber aus der Karawane der Eminschen Offiziere und Beamten
+ein, darunter einige wirklich hübsche, ziemlich hellfarbige Gesichter.
+Dann folgte die kleine Karawane der französischen Missionare, hierauf
+Stanley mit Emin und seiner Expedition in der früher bereits erwähnten,
+von ihm gewöhnlich befolgten Marschordnung. Später schlossen sich
+dann mir von Usagara an in jedem Dorfe noch eine Menge Eingeborene
+an, da der Weg damals noch nicht als ganz sicher nach der Küste galt
+und sie die Macht der nach Bagamoyo rückenden Expedition zu ihrem
+eigenen Schutze benutzen wollten. Diese kleinen, von den verschiedenen
+Dörfern Usagaras und Ukamis mitziehenden Karawanen, die sämtlich kleine
+deutsche Karawanenflaggen mit sich führten, verstärkten die Expedition
+im ganzen um über 1200 Mann.</p>
+
+<p>Wie in Mpapua, so gestaltete sich auch auf der Expedition der Verkehr
+mit den Europäern zu einem äußerst angenehmen, besonders auch mit
+Stanley, der gegen den Verfasser stets die größte Liebenswürdigkeit
+zeigte und der auch stets der besten Laune war. Der Verkehr mit ihm
+bot sehr viel Anregendes, da Stanley stets in seiner lebhaften Weise
+vieles aus dem reichen Schatz seiner Erfahrungen über seine Reisen zum
+Besten gab. Über seine Offiziere, die ihn während des letzten Zuges
+zur Befreiung Emins begleitet und mit ihm Afrika durchquert hatten,
+äußerte sich Stanley wiederholt zum Verfasser aus freien Stücken auf
+das anerkennendste. Manche Schwierigkeiten, die während des Marsches
+durch Reibereien der Sansibariten Stanleys mit den Eingeborenen oder
+den Sudanesen entstanden, wurden stets durch die Intervention<span class="pagenum" id="Seite_133">[S. 133]</span> Stanleys
+und des Verfassers beigelegt und kann auch in dieser Beziehung das
+Entgegenkommen Stanleys nur anerkannt werden. Verfasser sieht sich
+veranlaßt, bei den sonstigen in dieser Beziehung vielfach erhobenen
+Vorwürfen gegen Stanley gerade dieses hervorzuheben.</p>
+
+<p>Dem deutschen Offizier mußte während dieser Expedition die Thatsache
+besonders auffallen, daß jeder der englischen Offiziere auf dem Marsche
+seinen eigenen Haushalt führte. Jeder einzelne ließ für sich allein
+kochen und aß allein, während es bei uns als selbstverständlich gilt,
+daß das Leben und die Mahlzeiten nach Möglichkeit gemeinsam geführt
+werden und der einzelne sich der Allgemeinheit unterordnet. Daß der
+Pascha allein für sich lebte, da seine Mahlzeiten in türkischer Weise
+bereitet wurden und er auch für seine Tochter zu sorgen hatte, daß
+ebenso die französischen Missionare und Casati für sich lebten, war ja
+eher verständlich. Indessen wurde die Geselligkeit dadurch erhöht, daß
+wir uns auf dem Marsche häufig gegenseitig zu den Mahlzeiten einluden
+und jeder das, was er hatte, gern mit den andern teilte. Auch wurden
+teils von Stanley, teils von mir, besonders nachdem wir Proviant
+und Getränke von der Küste erhalten hatten, gemeinsame Mahlzeiten
+arrangiert, bei denen wir, die Vertreter verschiedenartiger Nationen,
+auf das geselligste verkehrten.</p>
+
+<p>Einer der angenehmsten Gesellschafter, desgleichen zweifellos eine
+der hervorragendsten Persönlichkeiten unserer Karawane war der nun
+verstorbene Pater Schynse. Von hohem Wuchs, angenehmem, sanftem und
+gewinnendem Gesichtsausdruck merkte man ihm, sobald er zu sprechen
+anfing, an, daß man es mit einem Manne von unbeugsamer Energie,
+schnellem Entschluß und großer Thatkraft zu thun hatte. Man konnte
+meinen, man hätte einen jener alten Mönche vor sich, welche, ohne im
+Glaubenseifer erstarrt zu sein, die Kulturträger in allen Staaten
+Europas gebildet haben. Solcher Gestalten trifft man viele in
+Ostafrika. Der alte <span class="antiqua">Père Étienne</span> in Bagamoyo, der Bruder Oskar,
+der <span class="antiqua">Père</span> Delpèche, der Pater Bonifacius sind Männer, welche
+niemand vergessen wird, der je zu ihnen in Beziehung trat. Bei allen<span class="pagenum" id="Seite_134">[S. 134]</span>
+begegnete man gleichmäßig einem tiefen Verständnis für Land und Leute,
+sowie für die politischen Verhältnisse. Alle zeichneten sich durch
+gleiche Offenheit und Ehrlichkeit in Bezug auf die von ihnen erreichten
+oder erstrebten Erfolge aus, wenn das Gespräch darauf kam. Nie fielen
+sie jemandem durch ihre Religionsübungen lästig. Daß der eine oder
+andere, wie besonders der Bischof Monseigneur de Courmont und der
+Pater Schynse durch ihre geistigen Eigenschaften hervorragten, verlieh
+dem Verkehr mit ihnen besonderen Reiz. Dabei waren die meisten dem
+geselligen Leben und körperlichen Uebungen sehr zugethan; einzelne
+unter ihnen zeichneten sich durch besondere Passion für das edle
+Waidwerk aus, wie Schynse und Bruder Oskar, deren Büchse manches Wild
+in Afrika zum Opfer fiel.</p>
+
+<p>Unser erster Marsch führte uns, nachdem wir die östlichen Hügelketten
+von Ugogo passiert hatten und auf der andern Seite in das Thal
+von Tubugue hinabgestiegen waren, zu dem gleichnamigen Dorfe der
+wohlbewässerten Landschaft. Dort angekommen, suchte der Verfasser
+einen Lagerplatz für die gesamte Expedition aus, ebenso Plätze für
+die Zelte Emins, Stanleys, Casatis, der englischen Offiziere, der
+französischen Missionare, für unsere Soldaten, die Kompagnien Stanleys,
+die Träger und die Lasten. Stanley selbst erklärte sich, nachdem
+eine prinzipielle Einigung über die Dauer der täglichen Märsche
+erzielt worden, von vornherein mit allen speziell von mir getroffenen
+Anordnungen einverstanden. Er hatte ursprünglich eine Vorliebe für die
+Mamboia-Route gehabt, hatte aber den Vorstellungen des Verfassers, der
+die zwar etwas längere Straße über Kondoa wegen der hier leichteren
+Ernährung der großen Karawane empfahl, nachgegeben. Der Gabelpunkt
+der beiden Straßen, der Mamboia- und der Kondoa-Route, war bereits am
+ersten Marschtage dicht bei Tubugue passiert. Es erfolgte Tags darauf
+der Weitermarsch nach Dambi.</p>
+
+<p>Das hier bezogene Lager, an einem Waldbächlein unter schattigen Bäumen
+wildromantisch gelegen, gefiel Stanley so gut, daß er den Pater Schynse
+bat, von demselben zur Erinnerung für ihn und die Expeditionsmitglieder
+eine Photographie<span class="pagenum" id="Seite_135">[S. 135]</span> aufzunehmen. Er bat den Pascha und mich, mit ihm
+in die Mitte zu treten, um uns herum gruppierten sich die übrigen
+Europäer. Leider erwies sich die Platte als zu alt und feucht, um eine
+gute Photographie hervorzurufen. Besser fiel ein später in Msua von
+Schynse gemachter Versuch aus, der den Mitgliedern der Expedition eine
+lebendige Erinnerung an jene interessante Zeit darbot.</p>
+
+<p>In den nächsten Tagen wurden die hohen, dem Mukondogua-Thal
+vorgelagerten Usagara-Berge passiert und dann das Mukondogua-Thal
+erreicht. Von diesem Thale ab begann wieder ein durchaus friedlicher
+Verkehr mit der Bevölkerung des Landes, die sich von nun an stets sehr
+zutraulich erwies und zunächst durch Abgesandte mit dem Verfasser in
+Verbindung trat. Die Jumbes kamen uns meist schon unterwegs entgegen,
+zeigten ihre Schutzbriefe vor, hißten in den Ortschaften die deutsche
+Flagge und fragten nach unseren Anordnungen. Die Verpflegung der
+großen Karawane geschah auf diese Weise ohne Schwierigkeiten und
+die Eingeborenen bezeigten ihren guten Willen noch dadurch, daß
+sie den Europäern überall Erfrischungen, in Gestalt des Pombe, des
+einheimischen Bieres aus Hirse anboten.</p>
+
+<p>Im Mukondogua-Thal, das wir gerade in der schönsten Zeit passierten,
+als die alljährlichen Grasbrände vorüber waren und die Landschaft im
+jungen Grün erblühte, äußerte Stanley seine Befriedigung darüber, daß
+er sich auf seiner ersten Reise in seinem Werk so günstig über die
+Fruchtbarkeit Usagaras ausgesprochen habe. Allerdings nimmt dieselbe
+abseits von den Flußthälern bedeutend ab, und es ist hier in den Bergen
+nicht überall lohnender Boden zum Anbau von wertvollen Produkten zu
+finden.</p>
+
+<p>In Muinisagara wurde ein Rasttag von den französischen Missionaren dazu
+benutzt, einen Besuch in Longa, einer Station der katholischen Mission
+vom heiligen Geist zu machen. Die dortigen Brüder sandten uns in ihrer
+gastfreien Weise Gemüse aus ihrem Garten und einiges von dem wenigen,
+was sie sonst hatten, wie Wein und Brot.</p>
+
+<p>Hinter Kondoa verließen wir den Lauf des Mukondogua und traten in die
+Makata-Ebene ein, wo wir mehrere Flüsse,<span class="pagenum" id="Seite_136">[S. 136]</span> zunächst den Makatafluß, den
+Wiansibach und den Gerengere passierten. Der Verfasser persönlich hatte
+Gelegenheit auf dem Marsche in diesem wildreichen Thale eine größere
+Anzahl großer und kleiner Antilopen, darunter eine Elenantilope, zur
+Strecke zu bringen. — Stanley erzählte bei dieser Gelegenheit, daß,
+als Verfasser dicht bei Udewa hinter einander mit seiner Doppelbüchse
+von einem Fleck aus 5 Swala-Antilopen niedergestreckt hatte, ihm
+seine Leute gesagt hätten, wenn von den Deutschen immer so geschossen
+würde, dann würden von Buschiris Rebellen bald nur wenige noch übrig
+sein. In Makata erreichte uns eine große bereits vorher angekündigte
+Proviantkarawane, welche der Reichskommissar mir besonders für Emin
+Pascha, Stanley und die Expedition gesandt hatte, so daß von da an bis
+zur Küste, namentlich da auch Stanley mehrere Tage später von seinem
+englischen Comité noch viel Proviant erhielt, geradezu Üppigkeit und
+Überfluß bei uns herrschten.</p>
+
+<p>Nachdem wir dann noch in Morogro die dortige französische
+Missionsstation zu besuchen Gelegenheit hatten, ging es über die Berge
+von Ukami nach Msua. Dort trafen wir die Expedition des Freiherrn
+von Gravenreuth, der von Wißmann zur Bestrafung der rebellischen
+Ortschaften auf einige Wochen ins Innere geschickt worden war und
+zugleich den Auftrag hatte, wenn er sie treffen sollte, die Stanleysche
+Expedition willkommen zu heißen und Grüße vom Reichskommissar zu
+übermitteln. Das Wiedersehen wurde bei einer gemeinsamen Tafel
+gefeiert, bei welcher uns die vorher von Wißmann geschickten Vorräte
+trefflich zu statten kamen.</p>
+
+<p>Der Gravenreuthschen Karawane hatten sich mit seiner Erlaubnis
+zwei amerikanische Reporter, darunter auch der vom Newyork-Herald,
+Visitelli, angeschlossen, welche seit geraumer Zeit in Sansibar auf
+die Ankunft Stanleys und Emins lauerten und sich gegenseitig das
+Leben sauer machten. Noch an demselben Tage gingen Boten mit langen
+Telegrammen über die Expedition nach der Küste ab, und der Draht trug
+die Nachricht über die ganze zivilisierte Erde.</p>
+
+<p>Während Gravenreuth dann weiter nach Westen zog, folgten natürlich die
+Reporter mir und der Expedition und es<span class="pagenum" id="Seite_137">[S. 137]</span> wurden ihnen in den nächsten
+Tagen auch immer wieder Boten zur Verfügung gestellt, um ihre Zeitungen
+mit Nachrichten über die Weiterbewegung der Expedition zu versehen.
+Visitelli selbst hatte vom Reichskommissar die Erlaubnis erhalten,
+die amerikanische Flagge zu Ehren Stanleys bei der Begrüßung in der
+Expedition mitzuführen. Im übrigen vermehrte er die Zahl der angenehmen
+Gesellschafter in der Expedition, denn er verband mit einer rührenden
+Anhänglichkeit an anregende Getränke eine vorzügliche Laune.</p>
+
+<p>Am 4. Dezember Vormittags kamen wir am Kingani an, bis wohin uns der
+Reichskommissar persönlich entgegen geritten war. Hier erfuhren wir von
+ihm selbst seine inzwischen erfolgte Beförderung zum Major. Auf den
+von Wißmann mitgebrachten Pferden und Maultieren ritten sodann dieser
+selbst, Emin Pascha, Stanley, Casati und der Verfasser der Expedition
+voraus nach Bagamoyo, während die französischen Missionare nachfolgten
+und Lieutenant Stairs die Stanleysche Expedition am Nachmittage nach
+Bagamoyo hineinführte.</p>
+
+<p>Die Station war für den Empfang der Gäste festlich geschmückt, und
+Salutschüsse aus ihren Geschützen wie den auf der Rhede liegenden
+Kriegsschiffen begrüßten die Reisenden. Der Korvettenkapitän Voß,
+damals der älteste Kommandant der in Ostafrika stationierten
+Kriegsschiffe, kam im Auftrage S. M. des deutschen Kaisers, um Stanley
+und Emin zu beglückwünschen. Auch die Engländer hatten zu dem gleichen
+Zwecke ein Kriegsschiff und eine Deputation vom Generalkonsulat
+entsandt.</p>
+
+<p>In den Räumen des sogenannten Ratuhauses, welches als Messe
+hergerichtet war, wurde das Frühstück serviert, dem besonders von uns
+eifrig zugesprochen wurde. Emin selbst machte seinen Studentenjahren
+alle Ehre; er zeigte sich über den ihm zu Teil gewordenen Empfang und
+das so lange entbehrte Zusammensein mit den Deutschen, die mit Stolz
+auf ihn blickten, sehr erfreut. Die Verehrung und Begeisterung, welche
+ihm von allen Seiten entgegengetragen wurden, seine Zuvorkommenheit und
+sein Bestreben, jedem freundlich Rede zu stehen, läßt es nicht Wunder
+nehmen, daß der Pascha bis zu dem um 6 Uhr beginnenden Diner, das<span class="pagenum" id="Seite_138">[S. 138]</span> den
+Reisenden zu Ehren vom Reichskommissar gegeben wurde, wacker durchhielt.</p>
+
+<p>Der Verlauf dieses Festessens und sein trauriger Abschluß ist ja
+bekannt.</p>
+
+<p>Obwohl dem Sekt reichlich zugesprochen wurde und die Wogen der
+Begeisterung hoch genug gingen, war doch von irgend einem Übermaß
+nichts zu bemerken. Auch bei Emin war, wenn er sich auch natürlich
+durch die genossenen Getränke und die Aufregung des Tages so zu sagen
+in etwas vorgerückter Stimmung befand, von Trunkenheit, wie man wohl
+angenommen hat, keine Rede. Nach Aufhebung der Tafel begab er sich,
+um auszuruhen, in ein neben der Messe gelegenes Zimmer. Als er dieses
+bald darauf wieder verlassen wollte, sah er bei seinem schwachen
+Augenlicht ein Fenster mit sehr niedriger Brüstung für die offene Thür
+an, stolperte über die Brüstung und stürzte hinaus. Nur dem Umstande,
+daß er zunächst auf ein Wellblechdach fiel und dann erst auf die harte
+Erde, wie seiner guten Natur und der überaus sorgsamen Pflege, die ihm
+zu Teil wurde, ist es zuzuschreiben, daß sein Leben erhalten blieb.</p>
+
+<p>Major Wißmann, Stanley mit seinen Offizieren, Casati und ich saßen noch
+an der Tafel zusammen, als ein Neger heraufkam und uns die Mitteilung
+machte, daß ein Europäer unter jenem Fenster blutüberströmt auf der
+Straße in bewußtlosem Zustande gelegen habe, und daß die Eingeborenen
+eben im Begriff seien, ihn nach dem Lazarett zu bringen; er glaube,
+der Verunglückte sei der Pascha. Wißmann, Stanley und ich brachen
+natürlich sofort auf und kamen gerade im Lazarett an, als <span class="antiqua">Dr.</span>
+Brehme, der Stationsarzt von Bagamoyo, der eben von einer Revision der
+Wachen zurückgekehrt war, mit Schwester Auguste Herzer und Fräulein
+von Borcke dabei war, den Pascha zu untersuchen. Er gab uns wenig
+Hoffnung. Am nächsten Tage berieten gemeinsam die anwesenden Ärzte über
+die Behandlung des Schwerverletzten; es waren dies außer <span class="antiqua">Dr.</span>
+Brehme der Assistenzarzt <span class="antiqua">Dr.</span> Lotsch von S. M. S. »Sperber« und
+<span class="antiqua">Dr.</span> Parke von der Stanleyschen Expedition. Die Ansicht der
+deutschen Ärzte ging dahin, daß ein Bruch der Schädelbasis vorliege und
+im großen und<span class="pagenum" id="Seite_139">[S. 139]</span> ganzen die Aussicht, Emin am Leben zu erhalten, eine
+ziemlich geringe sei, während <span class="antiqua">Dr.</span> Parke die Verletzungen für
+weniger schwer und für nur äußerlich erklärte.</p>
+
+<p>Es erscheint, wie dem Verfasser von Ärzten mitgeteilt wurde, ganz
+unverständlich, wie <span class="antiqua">Dr.</span> Parke sich gegenüber den klar
+hervortretenden Symptomen seine Ansicht hat bilden können. Der
+Blutausfluß aus dem Ohre, die mehrtägige Bewußtlosigkeit, endlich
+Lähmungserscheinungen im Gesicht sprachen mit so großer Deutlichkeit,
+daß die Diagnose des Hospitalarztes <span class="antiqua">Dr.</span> Brehme unumstößlich
+feststand. Es griff die Annahme Platz, daß politische Momente für
+Stanley maßgebend waren, den Transport Emins nach Sansibar auf
+jede Gefahr hin möglich erklären zu lassen. Der gesamte spätere
+Heilungsverlauf bestätigte die deutsche Diagnose, obwohl die Heilung
+selbst mit einer die deutschen Ärzte überraschenden Schnelligkeit
+vor sich ging. Sie ist wesentlich dem Umstande zuzuschreiben, daß
+infolge des Vorschlags der Ärzte auf Anordnung Wißmanns einer der
+kleinen Dampfer des Reichskommissariats täglich von Sansibar nach
+Bagamoyo Eis für den Kranken brachte. Von einer Übersiedelung desselben
+nach Sansibar, die Stanley wünschte und Dr. Parke auf Grund seiner
+optimistischen Ansicht für möglich erklärte, wurde Abstand genommen, da
+sich die deutschen Ärzte entschieden dagegen aussprachen.</p>
+
+<p>Am zweiten Tage nach dem Unfall wurde die Stanleysche Expedition
+nach Sansibar übergeführt, und zwar Stanley mit seinen Leuten auf
+den deutschen Kriegsschiffen »Sperber« und »Schwalbe«, die Leute des
+Pascha auf englischen Schiffen. Casati zog es vor, bei seinem alten
+Freunde und Leidensgenossen in Bagamoyo zu bleiben und siedelte erst
+später nach Sansibar über, als der Zustand Emins keinen Anlaß mehr zu
+Befürchtungen bot.</p>
+
+<p>Emin Pascha, mit welchem ich naturgemäß während des Marsches zur Küste
+in engere Beziehungen getreten war, hatte gewünscht, mich in Bagamoyo
+in seiner Nähe zu behalten und so übertrug mir bis auf weiteres
+der Kommandant die bisher von Gravenreuth verwaltete Stellung des
+Distriktschefs im Küstenbereich von Bagamoyo, welche wegen Gravenreuths
+Abmarsch<span class="pagenum" id="Seite_140">[S. 140]</span> ins Innere unbesetzt war. Dieselbe umfaßte die Stationen
+Bagamoyo unter Hauptmann Richelmann und Daressalam unter Chef Leue.</p>
+
+<p>Die deutschen Ärzte forderten, daß alle äußeren Einwirkungen nach
+Möglichkeit vom Pascha ferngehalten werden sollten, auch Besucher,
+die vielleicht auf seine Zukunft bestimmend einzuwirken versuchen
+und ihn so erregen könnten. Eine Einigung mit <span class="antiqua">Dr.</span> Parke war
+nicht zu erzielen. Da indes die deutschen Ärzte die Majorität hatten,
+und im Grunde doch <span class="antiqua">Dr.</span> Brehme als Chefarzt des Lazaretts die
+Hauptverantwortung trug, beschloß ich, nach ihrem Dafürhalten zu
+handeln und ordnete an, daß die von <span class="antiqua">Dr.</span> Brehme und <span class="antiqua">Dr.</span>
+Lotsch getroffenen Maßregeln aufs strikteste innegehalten würden,
+und der Pascha nur Besuche empfangen dürfe, welche der Chefarzt für
+zuträglich hielt. Als nach einigen Tagen Emin zum Bewußtsein kam und
+sein Zustand eine, wenn auch langsame Wendung zum Besseren nahm,
+erklärte er sich selbst hiermit vollkommen einverstanden. Speziell
+wurde der englische Generalkonsul Sir Evan Smith, welcher mit seiner
+Gemahlin dem Pascha im Lazarett die Aufmerksamkeit eines Besuches
+erweisen wollte, von Wißmann, dem ich über meine Anordnungen nach
+Sansibar berichtete, und der persönlich oft nach Bagamoyo kam, um sich
+des Pascha in jeder Weise anzunehmen, bewogen, von seinem Vorhaben
+Abstand zu nehmen. Erst etwa vierzehn Tage nach dem Unfall wurde
+im Beisein Wißmanns und der Ärzte, sowie in meiner Gegenwart dem
+Generalvertreter der englisch-ostafrikanischen Gesellschaft, Mackenzie,
+wie einigen Offizieren Stanleys und dem Kapitän eines zur Abholung
+Emins und der Sudanesen vom Khedive geschickten egyptischen Dampfers
+gestattet, den Pascha auf einige Minuten zu besuchen, wobei jedoch
+politische Erörterungen, die wohl besonders von Mackenzie beabsichtigt
+waren, unterbleiben mußten.</p>
+<hr class="chap x-ebookmaker-drop">
+
+<div class="chapter">
+<p><span class="pagenum" id="Seite_141">[S. 141]</span></p>
+
+<h2 class="nobreak" id="8_Kapitel">8. Kapitel.<br>
+<span class="s6">Buschiri und die Mafiti.</span></h2>
+</div>
+
+<div class="blockquot">
+<p>Gerücht von einem Vorstoß Buschiris nach der Küste. — Gravenreuth
+trifft Vorkehrungen dagegen. — Nachricht, daß Buschiri mit mehreren
+tausend Mafiti Usaramo verwüstet. — Die Marine besetzt Bagamoyo und
+Daressalam. — Marsch des Expeditionskorps unter Gravenreuth gegen
+Buschiri. — Marschbefehle. — Buschiri angeblich bei Wasinga. —
+Wasaramo als Hilfstruppen. — Greuel der Mafiti. — Wasinga verlassen.
+— Abteilung Bülow trifft nicht ein. — Zusammentreffen mit den
+Mafiti bei Jombo. — Gefecht bei Jombo. — Einnahme der Mafiti-Lager.
+— Zersprengung der Mafiti. — Buschiri entkommt. — Wegen
+Munitionsmangel Rückkehr nach Bagamoyo. — Abteilungen Richelmann und
+von Bülow noch im Innern. — Gravenreuth bricht wieder dahin auf. —
+Rückkehr der Abteilungen nach Daressalam.</p>
+</div>
+
+
+<p>Zur Zeit, als sich Wißmann noch in Mpapua befand, drangen Gerüchte
+nach Bagamoyo, daß Buschiri, der im Innern, besonders unter den Mafiti
+und Wahehe, zahlreiche Anhänger gefunden habe, wieder im Vorrücken
+nach der Küste begriffen sei. Er solle die Ansicht hegen, daß nach
+der Entfernung Wißmann's mit dem Expeditionskorps von der Küste diese
+von Truppen entblößt sei und daß sich infolgedessen für ihn günstige
+Gelegenheit zu einem Handstreiche biete. Obwohl dieser Fall ja, wie
+früher erwähnt wurde, von vornherein von Wißmann für durchaus möglich
+gehalten und in Erwägung gezogen war, maß man zunächst den Nachrichten
+wenig Glauben bei; für alle Fälle aber traf der Stellvertreter
+Wißmanns, Chef v. Gravenreuth, die nötigen Vorkehrungen. Durch die
+Anordnungen des Reichskommissars war er in den Stand gesetzt, die von
+vornherein aus den Stationen für etwaige kleinere Expeditionen und
+Angriffe abgeschiedene Spezialreserve noch<span class="pagenum" id="Seite_142">[S. 142]</span> durch Abkommandierung von
+Truppen aus den nördlichen Stationen zu verstärken und so ein größeres
+Expeditionskorps zu formieren. Diese Vorkehrungen Gravenreuths erwiesen
+sich als durchaus zweckmäßig, denn es wurde bald durch Kundschafter
+und durch die von allen Ecken und Enden nach Bagamoyo herbeiströmenden
+Wasaramo die Nachricht vom Anrücken Buschiri's bestätigt und noch dahin
+erweitert, daß dieser mit mehreren Tausenden Mafiti einen großen Teil
+der Ortschaften Usaramos verwüstet und massenhaft Leute hingemordet,
+auch nicht einmal die unmenschlichen Grausamkeiten und Scheußlichkeiten
+der Mafiti, welche diese zu verüben pflegen, verhindert habe.
+Gravenreuth bat um Unterstützungen, die ihm auch gewährt wurden: die
+Marine besetzte Bagamoyo und Daressalam, was Gravenreuth ermöglichte,
+mit dem gesamten Expeditionskorps zu operieren.</p>
+
+<p>Dieses Expeditionskorps formierte Gravenreuth in drei Abteilungen. Die
+Führung der einen übernahm er selbst, marschierte von Daressalam über
+Pugu und Kola auf Usungula zu, um von dort aus auf Wasinga und Jombo
+vorzudringen, wo Buschiri den Aussagen der flüchtigen Wasaramo nach
+sich verschanzt haben sollte.</p>
+
+<p>Eine zweite Kolonne sollte unter Führung des Herrn von Bülow von Bueni
+halbwegs Madimola marschieren, um zu verhüten, daß die Mafiti nach dem
+Süden hin, speziell nach Daressalam zu ausbrächen.</p>
+
+<p>Die dritte Abteilung unter Hauptmann Richelmann sollte sich nach
+Dunda wenden, dort die Kingani-Ebene beobachten und Patrouillen nach
+Madimola, Usungula und Jombo entsenden, um so die Fühlung mit der
+Abteilung Gravenreuth aufrecht zu erhalten. Beide Abteilungen sollten
+am 18. früh auf Jombo marschieren, welchen Ort dann alle drei Kolonnen
+vereint angreifen sollten.</p>
+
+<p>Die einzige Kolonne, welche Gefechte zu bestehen hatte, war die des
+Herrn von Gravenreuth, deren Verlauf wir jetzt darstellen wollen:</p>
+
+<p>In der Nacht vom 15. zum 16. marschierte die Abteilung von Daressalam
+mit Magnesia-Fackeln ab. Die Abteilung bestand aus ca. 90 Sudanesen,
+Zulus und Suaheli, von Europäern befanden sich bei derselben Lieutenant
+von<span class="pagenum" id="Seite_143">[S. 143]</span> Perbandt, von Behr, von Frankenberg, Albrecht, Schiffsoffizier
+Wiebel und verschiedene Unteroffiziere. Da in Eilmärschen marschiert
+werden sollte, war für Proviant fast garnicht gesorgt und nur genügende
+Munition mitgenommen.</p>
+
+<p>Die Abteilung legte in zwei Tagen fast 100 Kilometer zurück. Unterwegs
+empfing von Gravenreuth verschiedene Meldungen über die Stellung
+Buschiris, welche alle mit mehr oder weniger Bestimmtheit Wasinga als
+das Hauptlager Buschiris angaben. Gravenreuth forderte die flüchtigen
+und in den verschiedenen Ortschaften ansässigen Wasaramo auf, seine
+Abteilung zu begleiten, verteilte auch einige dazu mitgenommene Gewehre
+und forderte von den Wasaramo, daß sie nach eventuellem Gefecht ihm bei
+der Verfolgung der Mafiti behilflich sein sollten. Im Lager am Kingani
+waren bereits etwa 600 Wasaramo, welche das Gefecht mitmachen wollten.
+Von diesem Lager aus wurden Patrouillen an die Abteilungen Richelmann
+und von Bülow geschickt, welche diesen mitteilen sollten, daß Buschiri
+in Wasinga stände, und dieselben beorderten, dorthin aufzubrechen.
+Diese Patrouillen kamen jedoch nicht an, sondern wurden zum Teil
+versprengt, zum Teil von Mafitis aufgegriffen, so daß die Meldung nicht
+in die Hände der betreffenden Unterführer gelangte.</p>
+
+<p>Gravenreuth brach in der Nacht von genanntem Lager auf, um sich direkt
+nach Wasinga zu begeben. Auf diesem Wege schon traf die Abteilung auf
+Zeichen, daß die Mafiti-Horden denselben Weg vor kurzer Zeit marschiert
+waren: Dörfer waren zerstört, Felder verwüstet, die Kokospalmen
+vernichtet. Massenhaft wurden Leichen von Weibern, Kindern und Männern
+vorgefunden, zum Teil in der gräßlichsten Weise verstümmelt.</p>
+
+<p>So fand die Abteilung an Bäumen aufgehängt Kinder, unter deren Köpfen
+man Feuer angemacht und die so langsam zu Tode geröstet waren, Weiber
+mit abgeschnittenen Brüsten und sonstigen ekelhaften Verstümmelungen;
+Männer hatten zum Teil als Zielscheibe von Messern und Lanzen
+gedient und hingen zerfetzt an Büschen und Bäumen; Kinder lagen mit
+zerschellten Schädeln neben ihren toten Müttern: die ganze Gegend war
+in einen Pest- und Leichengeruch gehüllt. Durch den Anblick dieser
+Scheußlichkeiten wurden sowohl Europäer<span class="pagenum" id="Seite_144">[S. 144]</span> wie schwarze Soldaten, ja
+sogar die Zulus, deren Kampfesart noch am meisten derjenigen der
+Mafitis ähnelt, so entrüstet, daß sie alle kaum erwarten konnten, den
+Mafitis im Kampfe zu begegnen und die unschuldig hingemordeten Wasaramo
+zu rächen. Auf die begleitenden Wasaramo hatte der Anblick einen
+derartigen Eindruck gemacht, daß nach Verlauf von wenigen Stunden kein
+einziger dieser tapferen Bundesgenossen mehr zur Stelle war.</p>
+
+<p>Des Morgens gegen 10 Uhr wurde Wasinga erreicht, ohne daß eine
+Meldung der Abteilung Bülow oder Richelmann eintraf. Wasinga wurde
+stark befestigt, aber bereits von Buschiri und den Mafitis verlassen
+vorgefunden. Im Schutze des Ortes lagen die Reste eines ungeheueren
+Feldlagers, welches auf eine nach Tausenden von Mafitis zählende Menge
+schließen ließ.</p>
+
+<p>Die Abteilung marschierte nun weiter auf Jombo und hatte beinahe schon
+die Hoffnung, mit Mafitis zusammenzutreffen, aufgegeben, da die Meldung
+zu bestimmt auf Wasinga hindeutete.</p>
+
+<p>Der Tag war ungeheuer heiß, Wasser war auf dem ganzen Wege nicht zu
+finden, und der permanente Leichengeruch wirkte beklemmend auf die
+marschierende Abteilung. Gegen 12 Uhr wurde eine kurze Mittagsrast
+unter 2 Mango-Bäumen, die den Verwüstungsversuchen der Mafiti
+Widerstand geleistet hatten, abgehalten. Hier traf die Abteilung auf
+einen kleineren versprengten Trupp der Kolonne Bülow, welcher angab,
+daß Bülow sich in nächster Nähe befinde. Die Meldung erwies sich
+jedoch als falsch, vielmehr stellte sich heraus, daß der türkische
+Offizier und seine Leute ohne Erlaubnis aus Schlappheit von der Kolonne
+zurückgeblieben waren. Genannter türkische Offizier erhielt den Befehl,
+zur Abteilung Bülow zu marschieren und demselben anzubefehlen, an
+seinem Platze zu halten, bis die Abteilung Gravenreuth herankäme.</p>
+
+<p>Noch war die Patrouille kaum eine halbe Stunde abmarschiert, als in
+nächster Nähe des Rendezvous-Platzes Lärm ertönte und Schüsse fielen.
+Atemlos stürzte ein Mann der Patrouille herbei und meldete, daß eine
+Horde Mafitis dieselbe überrumpelt, zwei Mann getötet und einen mit der
+Lanze verwundet hätte.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_145">[S. 145]</span></p>
+
+<p>Herr v. Gravenreuth befahl sofort an die Gewehre, Lieutenant von
+Perbandt übernahm die Avantgarde, die Herr von Behr bald darauf
+verstärkte. Die Abteilung stieß auch bald auf vagabondierende Mafiti,
+die jedoch nach einigen Salven unter Zurücklassung von 10 Toten das
+Weite suchten. Gravenreuth folgte den weichenden Mafitis, doch war bald
+jede Spur derselben verschwunden, und wurde der Marsch auf Jombo und
+Bagamoyo fortgesetzt.</p>
+
+<p>Gegen 4 Uhr nachmittags traf die Kolonne in einem Palmen-Wäldchen ein,
+in welchem v. Gravenreuth sich entschloß zu lagern, um der mittlerweile
+ganz erschöpften Truppe Ruhe zu gönnen. In der Nähe des Platzes stand
+ein Dorf in Flammen, und wir glaubten, daß die Abteilung Bülow auf den
+Feind gestoßen sei. Lieutenant v. Behr erhielt den Befehl, mit seinem
+Zuge dorthin zu marschieren, die Gegend zu rekognoszieren und Herrn v.
+Bülow mit seiner Abteilung zu Gravenreuth zu beordern. Es wurden Posten
+ausgestellt und Vorbereitungen für das Lager getroffen.</p>
+
+<p>Bald jedoch ertönte aus der Postenkette wie aus der Abteilung von Behr
+lebhaftes Gewehrfeuer. Auch die lagernde Abteilung sah überall im Grase
+auftauchende, mit kriegerischem Kopfputz geschmückte, nackte Gestalten.</p>
+
+<p>Sofort wurden die Gewehre zur Hand genommen und Schiffsoffizier Wiebel
+mit einigen Leuten zur Bagage beordert. v. Gravenreuth ging mit der
+Abteilung v. Perbandt in die Postenkette. Von hier sah man auf einige
+100 Meter Entfernung das befestigte Mafiti-Lager, auf welches v. Behr
+mit seiner Abteilung losging. Dieses Lager wurde, trotzdem fortwährend
+noch außerhalb befindliche Mafiti-Banden anstürmten, genommen. Dabei
+drangen die Mafitis wiederholt bis in die Schützenkette ein und stachen
+mit ihren Speeren Leute aus derselben nieder. v. Behr war schon vorher
+in der Nähe des erwähnten brennenden Dorfes auf eine Horde Mafiti
+gestoßen, hatte sie aber sogleich mit einigen Salven begrüßt und nach
+dem jetzt eroberten Lager vor sich hergetrieben.</p>
+
+<p>Mittlerweile war die Kolonne bei der Bagage unter dem Schiffsoffizier
+Wiebel in eine bedenkliche Lage gekommen. Die Mafiti hatten bereits
+einige von den wenigen Soldaten verwundet<span class="pagenum" id="Seite_146">[S. 146]</span> und drangen hart auf
+dieselben ein, um sich der Bagage zu bemächtigen. v. Gravenreuth,
+der das fortwährende Feuern von dort hören konnte, schickte daher
+Lieutenant von Perbandt mit einer kleinen Abteilung zurück, um Wiebel
+zu entsetzen und die Bagage heranzuziehen.</p>
+
+<p>Lieutenant von Perbandt, der auf dem Wege dorthin fortwährend von
+Mafitis umzingelt und belästigt wurde, kam noch gerade zur Zeit, um
+Wiebel aus fataler Lage zu befreien und die Bagage glücklich in das
+Mafitilager zu bringen.</p>
+
+<p>Dort sammelte sich die ganze Abteilung Gravenreuth, und gerade wollten
+sich die braven Sudanesen und Zulus mit der näheren Besichtigung und
+Plünderung der Hütten beschäftigen, als schon wieder größere Haufen
+von Mafiti auf das Lager eindrangen. Araber und Belutschen beschossen
+aus weiter Entfernung mit ihren langen Flinten die sich rangierenden
+Soldaten.</p>
+
+<p>Durch eine kleine Schlucht von den Deutschen getrennt, lag noch ein
+zweites kleineres Rebellenlager, welches aber ebenfalls bereits
+verlassen war.</p>
+
+<p>Da für die kleine Gravenreuthsche Abteilung das zuerst genommene
+Lager zu groß zur Verteidigung gegen die nachdrängenden Mafitis war,
+wurde dasselbe in Brand gesteckt und das andere bezogen. Auch hierhin
+drängten die Mafiti nach, wurden aber durch einige Salven verscheucht
+und hielten sich nun in respektvoller Entfernung in kleineren und
+größeren Trupps, die Abteilung Gravenreuth beobachtend.</p>
+
+<p>In dem genommenen Lager waren verschiedene gefangene Wasaramo, Männer
+und Weiber, von Gravenreuth befreit und einiges Rindvieh erbeutet
+worden. Außerdem fanden sich in der Hütte Buschiris Briefe an die
+umwohnenden Häuptlinge vor, worin er dieselben aufforderte, mit ihm
+vereint am folgenden Tage Bagamoyo anzugreifen.</p>
+
+<p>Die Mafiti, die mittlerweile durch die große Menge von Toten und
+Verwundeten, die sie auf dem Platze gelassen hatten, überzeugt worden,
+daß ihre Schilde aus Rinds- und Zebrahaut doch nicht einen Schutz
+gegen die deutschen Geschosse, wie ihnen Buschiri weiß gemacht hatte,
+gewährten, und welche außerdem all ihr zusammengestohlenes Gut in
+Flammen aufgehen<span class="pagenum" id="Seite_147">[S. 147]</span> sahen, zogen sich nach dem Kingani zurück. Buschiri
+konnte sie nicht zu erneutem Ansturm sammeln.</p>
+
+<p>Mittlerweile hatte sich bei der Abteilung Gravenreuth herausgestellt,
+daß für den Mann nur noch 5 Patronen vorhanden waren und Gravenreuth
+beschloß deshalb, sich näher an Bagamoyo heranzuziehen, da er für
+die Nacht einen neuen Angriff der Mafiti befürchtete. Nach etwa
+einstündigem Marsche, — die Dunkelheit fing bereits an, einzubrechen,
+— kam von flüchtigen Wasaramo die Meldung, daß zwischen Bagamoyo und
+der Abteilung sich noch Mafiti-Horden aufhielten. v. Gravenreuth,
+der die Abteilung nicht der Gefahr aussetzen wollte, im Busch von
+den gemeldeten Mafitis bei Dunkelheit überfallen zu werden, bezog
+eine günstige Position, und zwar bivouakierte die ganze Abteilung
+in Schützenlinie, die Europäer auf Posten, die Nacht hindurch jeden
+Augenblick einen Angriff erwartend.</p>
+
+<p>Die Soldaten waren dermaßen erregt, daß in der Nacht auf jedes
+Geräusch, sei es auch durch einen Schakal oder eine Hyäne verursacht,
+Salven abgegeben wurden. Nur unter großer Mühe der Europäer konnte dem
+Geschieße ein Ende gemacht werden.</p>
+
+<p>Die Nacht verlief ohne den erwarteten Angriff. Wie sich später
+herausstellte, waren die Mafiti, nachdem sie sich von ihren ungeheuren
+Verlusten überzeugt hatten, in wilder Flucht und ohne anzuhalten,
+bis nach den Kingani-Furten geströmt und dabei noch zum Teil von der
+Abteilung Richelmann, die in Dunda stehen geblieben war, beschossen
+worden.</p>
+
+<p>Am nächsten Morgen kam die Abteilung Gravenreuth endlich dazu, nach
+24stündigem Fasten an ihres Leibes Notdurft und Nahrung zu denken.
+Die im Lager erbeuteten Ziegen waren in der Nacht, da sie zu großen
+Lärm machten, abgestochen worden und wurden nun von den ausgehungerten
+Soldaten verspeist.</p>
+
+<p>Nach dem Abkochen marschierte Gravenreuth nach Bagamoyo weiter. Es
+zeigte sich, daß thatsächlich die Mafiti schon bis in die Nähe von
+Bagamoyo gestreift hatten, denn auch dort waren Felder und Äcker
+verwüstet und Leichen von Ermordeten, wenn auch nicht mehr in so großer
+Zahl, gefunden worden.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_148">[S. 148]</span></p>
+
+<p>Gegen Mittag kam die Abteilung in Bagamoyo an, wurde von der dort
+befindlichen Marineabteilung, die Bagamoyo besetzt gehalten hatte,
+aufs herzlichste begrüßt und beglückwünscht und von der Bevölkerung
+Bagamoyos und den dahin geflüchteten massenhaften Wasaramo mit
+stürmischem Jubel empfangen. Hier erfuhr v. Gravenreuth erst, daß
+Richelmann, der durch Brieftauben-Post mit Bagamoyo verbunden war, noch
+in Dunda stand, während von v. Bülow keine Nachricht vorhanden war. v.
+Gravenreuth gönnte seiner Abteilung nur bis zum nächsten Morgen Ruhe,
+deren sie sehr bedurfte, erneuerte die Munition und brach noch vor
+Tagesanbruch nach Dunda auf, um womöglich eine wirksame Verfolgung der
+Mafiti aufzunehmen.</p>
+
+<p>In Dunda angekommen, fand er dieses von Richelmann besetzt, auch war
+vor Kurzem die Abteilung Bülow, die nicht halbwegs Madimola, sondern
+ganz dorthin marschiert war, da der Befehl falsch oder undeutlich
+geschrieben war, dortselbst angelangt. Die Patrouille mit den Befehlen
+an Hauptmann Richelmann war, wie schon erwähnt, nicht angekommen,
+sondern aufgefangen und versprengt worden.</p>
+
+<p>In Dunda hatte der allgemein beliebte Schlachtenmaler Weidmann bereits
+Skizzen der dort stattgefundenen Szenen aufgenommen. Weidmann hat,
+nebenbei gesagt, nicht nur als Schlachtenbummler an zahlreichen der
+damaligen Gefechte teilgenommen, sondern sich in jeder Weise durch
+Übernahme der Proviantmeister-Geschäfte und andrer Funktionen nützlich
+zu machen gesucht.</p>
+
+<p>v. Gravenreuth blieb mit der Hälfte seiner Abteilung und mit Richelmann
+in Dunda und ließ von dort aus die Kingani-Ebene absuchen, wobei noch
+verschiedene Mafitis in die Hände der Soldaten fielen. v. Bülow und
+v. Perbandt erhielten den Auftrag, die Mafitis bis nach dem mehrere
+Tagereisen entfernten Pangiri zu verfolgen. Doch wurde Pangiri trotz
+der anstrengendsten Eilmärsche bereits von den Mafiti verbrannt und
+seit kaum einer halben Stunde verlassen vorgefunden, ein Zeichen,
+welche Panik sich derselben nach dem Gefecht von Jombo bemächtigt
+hatte. Von dort marschierten die genannten Abteilungen nach Daressalam,
+ohne noch auf Mafiti zu stoßen,<span class="pagenum" id="Seite_149">[S. 149]</span> und bemerkten hier, daß die vor den
+Mafiti geflüchteten Wasaramo schon wieder zum Teil in ihre Dörfer
+zurückgekehrt waren.</p>
+
+<p>Durch sein kühnes Vorgehen hatte Gravenreuth Buschiri abermals
+energisch zurückgeschlagen, Usaramo von der Plage der Mafiti befreit
+und der an der Küste eingerissenen Panik mit einem Schlage ein Ende
+gemacht.</p>
+
+<p>Als Wißmann von Mpapua zurückkehrte — er war auf die Nachricht der
+Mafiti-Gefahr mit <span class="antiqua">Dr</span>. Bumiller und einer kleinen Abteilung
+dem unter Zelewski folgenden Gros vorangeeilt — empfing ihn die
+Siegesnachricht, welche im Verein mit dem, was er selbst im Innern
+erreicht hatte, einen wesentlichen Schritt vorwärts bedeutete und
+freiere Entfaltung aller Kräfte zuließ.</p>
+
+<p>Indes konnte sich Wißmann nicht in jeder Weise mit Gravenreuths
+Vorgehen einverstanden erklären. Er mißbilligte entschieden die Teilung
+des Expeditionskorps in drei Kolonnen, von denen ja nur die eine
+wirklich hatte eingreifen können, während die Richelmannsche nur auf
+kleine und vereinzelte Trupps von Flüchtigen gestoßen war, und die
+dritte nur zur Verfolgung hatte verwandt werden können. Leicht hätte
+diese Schwächung bei der von Gravenreuth nicht geahnten Tapferkeit der
+Mafiti ihm verhängnisvoll werden können. Die Teilung erschien auch
+deswegen nicht angebracht, weil die Nachrichten über die Stellung der
+Gegner keineswegs so genau waren, daß man daraufhin hätte operieren
+können. Ein Vorgehen mit der gesamten Macht auf Jombo, allerdings
+vielleicht auf einem Umwege, um die Möglichkeit eines überraschenden
+Überfalls für sich zu haben, und dann in nächster Nähe des Feindes eine
+Teilung zum Angriff von verschiedenen Seiten her, wie es ja Gravenreuth
+mit seiner eigenen Kolonne gemacht hatte, wäre für das gesamte Korps
+das Richtigste gewesen.</p>
+
+<p>Indes der Erfolg war da, und das Verdienst, die Küste verteidigt und
+die Mafitis aufs eklatanteste geschlagen zu haben, gebührt ohne Zweifel
+Gravenreuth mit seinen Offizieren und Unteroffizieren, wie auch vor
+allen Dingen der Kaltblütigkeit und Bravour unserer Sudanesen. Hätten
+diese bei Jombo<span class="pagenum" id="Seite_150">[S. 150]</span> versagt, so wäre das Expeditionskorps vernichtet
+gewesen. Als ich auf dem Rückmarsch mit der Stanley-Eminschen Karawane
+in Msua mit dem Freiherrn v. Gravenreuth zusammentraf, erzählte er mir
+von den damals noch frischen Ereignissen, wobei er den Erfolg außer
+der Tapferkeit der Soldaten besonders der Ruhe seiner Offiziere von
+Perbandt und von Behr zuschrieb.</p>
+<hr class="chap x-ebookmaker-drop">
+
+<div class="chapter">
+<p><span class="pagenum" id="Seite_151">[S. 151]</span></p>
+
+<h2 class="nobreak" id="9_Kapitel">9. Kapitel.<br>
+<span class="s6">Wißmanns Thätigkeit an der Küste nach der Rückkehr von Mpapua,<br>
+Buschiris Gefangennahme und die Unterwerfung Bana Heris.</span></h2>
+</div>
+
+<div class="blockquot">
+<p>Revisionsreise des Reichskommissars nach allen Stationen. — Bana
+Heri im Hinterland von Sadani. — Der Verkehr wird durch seine Leute
+behindert. — Gefährdung der französischen Mission Mandera. —
+Expedition gegen Bana Heri unter v. Zelewski. — 600 Wassukuma als
+Hilfstruppe. — Selbständiges Vorgehen der Wassukuma nach Mandera.
+— 200 irreguläre Wadoë und Wakuara aus unserer Seite. — Kleineres
+Expeditionskorps unter Gravenreuth zur See in Sadani; Zelewski auf dem
+Landwege. — Hauptboma Bana Heris bei Mlembule bleibt unentdeckt. —
+Besetzung von Mkwadja. — Anlage einer Station daselbst. — Vorstoß
+des <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt von Pangani nach Magila. — Einwohnerschaft auf
+deutscher Seite. — Buschiri im Innern isoliert. — Gerücht, Buschiri
+wolle sich mit Bana Heri und Simbodja verbinden. — <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt
+mit kleinem Expeditionskorps in Gewaltmärschen ins Innere, um Buschiri
+den Weg zu verlegen. — Einnahme des Dorfes Masiro. — Buschiri
+entkommt abermals. — Die Eingeborenen überall freundlich gesinnt.
+— Buschiri vom Jumbe Magaya gefangen. — Rückmarsch nach der Küste.
+— Buschiris Verhör, Verurteilung und Tod. — Die aufständischen
+Bagamoyo-Jumbes werden verurteilt. — Günstige Entwicklung der
+Verhältnisse auf den Küstenstationen. — Neue Rüstungen Bana Heris.
+— Rekognoszierungstour des Verfassers gegen Bana Heri im Hinterland
+von Sadani. — Angriff auf die Boma von Mlembule. — Rückmarsch nach
+der Küste. — Wißmann zieht alle verfügbaren Streitkräfte zusammen zum
+Angriff auf Bana Heri. — Mlembule in heftigem Gefecht erobert. —
+Bana Heri zieht sich nach Palamakaa zurück. — Einrichtung der Station
+Sadani unter dem Verfasser. — Rekognoszierungsexpeditionen unter von
+Gravenreuth und dem Verfasser. — Expedition des <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt
+zu Simbodja. — Anlage eines Postens am Kilimandscharo. — Gefechte
+um Palamakaa. — Eroberung der Boma. — Zersprengung der Macht Bana
+Heris. — Kleinere Expeditionen um Pangani. — Uebergabe Bana Heris in
+Sadani.</p>
+</div>
+
+
+<p>Die nächstliegende Aufgabe des Reichskommissars nach seiner Rückkehr
+aus dem Innern und nach Erledigung der<span class="pagenum" id="Seite_152">[S. 152]</span> laufenden Geschäfte war
+eine Revisionsreise an der Küste. Ihr Zweck war eine Besichtigung
+der Stationen, auf denen Wißmann durch den Augenschein sich von den
+inzwischen gemachten Fortschritten überzeugen wollte, um seine weiteren
+Pläne nach dem Zustande der Stationen und der etwaigen Notwendigkeit
+der Besetzung derselben einzurichten.</p>
+
+<p>Das Ergebnis dieser Besichtigung war ein sehr erfreuliches. Überall
+war wie vor der Expedition so auch während derselben wacker an dem
+Ausbau der Stationen weiter gearbeitet worden; die Beziehungen der
+Stationschefs zur Bevölkerung waren im weiteren Umkreise auf einen
+Teil des Hinterlandes ausgedehnt, speziell das Hinterland von Bagamoyo
+und Daressalam war nach Besiegung der Mafitis vollkommen beruhigt.
+Wißmann konnte telegraphisch nach Berlin berichten, daß die große
+Karawanenstraße von Bagamoyo nach den Seen wieder für den Verkehr offen
+stände.</p>
+
+<p>Nur im Hinterlande von Sadani ließen die Verhältnisse noch sehr vieles
+zu wünschen übrig. Hier hatte sich der bereits früher erwähnte Bana
+Heri, der Machthaber von Usegua festgesetzt, jeden Verkehr mit der
+Küste unterbrochen und brandschatzte die aus Unkenntnis den Sadani-Weg
+benutzenden Karawanen. Boten von Mpapua, die auf dem kürzeren Wege
+durch Usegua nach Bagamoyo gingen, Leute der französischen Mission
+wurden von ihm gefangen genommen und ihrer Waren beraubt. Später, nach
+der Einnahme der Hauptstellung Bana Heris fanden wir in seiner Hütte
+verschiedene von ihm abgefangene Briefe von uns und von der Station
+Mpapua vor. Selbst der Dhau-Verkehr vor Sadani und im Wami wurde durch
+Bana Heris Leute unsicher gemacht.</p>
+
+<p>Major Wißmann beschloß daher ein abermaliges Vorgehen gegen Bana Heri
+und setzte den Beginn der Unternehmungen gegen ihn ursprünglich auf
+den 10. November fest; doch veranlaßte die Bitte der französischen
+Mission Wißmann, die Unternehmung schon früher zu beginnen, da die
+Missionsstation Mandera in Usegua von den Scharen Bana Heris aufs
+ernsteste gefährdet wurde.</p>
+
+<p>Der Führer des Expeditions-Korps, Chef v. Zelewski, erhielt Befehl,
+mit dem aus vier Kompagnien formierten Korps<span class="pagenum" id="Seite_153">[S. 153]</span> direkt auf Mandera
+vorzugehen, sämtliche feindliche und befestigte Dörfer anzugreifen und
+zu zerstören, um dadurch Bana Heri seiner Stützpunkte im Hinterlande zu
+berauben, die Mission zu sichern und den Verkehr wieder zu ermöglichen.
+Dem Expeditionskorps wurde die früher bereits erwähnte Karawane der
+Wassukuma unter ihrem Führer Tscherekesa beigegeben, da dieser mit den
+erwachsenen Wassukuma sich bereitwilligst in gleicher Weise, wie es
+früher während des Aufstandes die Waniamuesi gethan, zur Verfügung der
+Deutschen stellte.</p>
+
+<p>Während der Zeit der Anwesenheit der Karawane in Bagamoyo hatte
+Tscherekesa Gelegenheit gehabt zu sehen, daß gute von ihm geleistete
+Dienste von uns anerkannt wurden, daß es die erste Aufgabe des
+Reichskommissariats in jener Zeit war, Handel und Wandel nicht
+nur an der Küste, sondern besonders im Hinterland an den großen
+Karawanenstraßen wieder zu heben, daß er somit seinen Vorteil auf
+unserer Seite zu suchen habe. Außerdem hatten die Wassukuma zu Bagamoyo
+vielfach Gelegenheit zu Verdienst. Besonders aber hatte die Art und
+Weise mitgewirkt, mit der es der stellvertretende Stationschef zu
+Bagamoyo, Hauptmann Richelmann verstanden, mit der Karawane und den
+Leuten umzugehen.</p>
+
+<p>Das zwischen uns und den Wassukuma hergestellte gute Verhältnis war um
+so bemerkenswerter, als bei Ausbruch des Aufstandes gerade Tscherekesa,
+der Führer jener Karawane, sich bereit erklärt hatte, seine Macht
+auf die Seite der Rebellen zu stellen. — Daß bei dem Entschluß
+Tscherekesas, unter Zelewski nach Usegua mitzuziehen, auch zum großen
+Teil Rücksichten auf Gewinn, auf gute Beute und Plünderung mitsprachen,
+ist ja natürlich.</p>
+
+<p>Die Wassukuma, welche er stellte, 600 an der Zahl, wurden mit
+Vorderlader-Gewehren und genügender Munition versehen und in einzelne
+Trupps eingeteilt, von denen jeder, um ihn als unseren Freund kenntlich
+zu machen, eine schwarz-weiß-rote Flagge mit sich führte.</p>
+
+<p>Die Wassukuma hatten auf dem Wege nach Mandera zwischen dem
+Expeditionskorps und der Küste zu marschieren und hatten ebenfalls den
+Auftrag, überall wo sie Widerstand<span class="pagenum" id="Seite_154">[S. 154]</span> fänden, einzuschreiten und die
+Dörfer gründlich zu zerstören.</p>
+
+<p>Auf der andern Seite des Expeditionskorps, also westlich desselben
+marschierte ein ebenfalls aus freiwilligen Irregulären bestehender
+Trupp von 200 Wadoë und Wakuara.</p>
+
+<p>Wir haben bereits früher erwähnt, daß auch diese zuerst auf Seiten der
+Rebellen standen, aber nach den ersten Siegen Wißmanns den Frieden
+von uns erbaten und nun offen auf unserer Seite gegen ihre einstigen
+Verbündeten kämpften. Auch sie erhielten von uns Gewehre und Munition
+und hatten die Aufgabe, die Expedition Zelewski in ihrer linken Flanke
+zu sichern.</p>
+
+<p>Sämtliche Hilfstruppen waren, wie erwähnt, dahin instruiert, daß sie
+angreifen sollten, wo ihnen mit Feindseligkeiten entgegengetreten
+würde; gegen Befestigungen sollten sie selbständig vorgehen, und nur,
+wenn sie sich außer Stande sähen, mit Erfolg eine zu starke Boma
+anzugreifen, sollten sie Meldung an den Chef von Zelewski erstatten,
+damit dieser dann mit dem Expeditionskorps selbst eingreifen könnte.</p>
+
+<p>Außer diesem unter der Führung von Zelewski stehenden Expeditionskorps
+von vier Kompagnien, hatte der Reichskommissar noch ein kleineres
+Expeditionskorps aus der bis dahin am stärksten besetzten Station
+Pangani herausgezogen und unter den Befehl des Chefs von Gravenreuth
+gestellt. Dieses kleine Expeditionskorps wurde am 8. November auf dem
+Dampfer »München« eingeschifft und nach Sadani gebracht, wo auch die
+Kriegsschiffe auf Bitten des Reichskommissars zusammengezogen waren, um
+eventuell für das Eingreifen an der Küste mit zur Verfügung stehen zu
+können.</p>
+
+<p>Die Landung zu Sadani fand noch am Tage der Ankunft, den 8. November
+statt, und zwar nach Verabredung mit dem ältesten Offizier der Marine,
+Kapitän Voß, gemeinsam mit einem Landungscorps der kaiserlichen Marine.</p>
+
+<p>Der der Landung entgegengesetzte Widerstand von Seiten der Rebellen
+war nur sehr gering. Die landenden Truppen erhielten Feuer von einer
+fünf Mann starken Patrouille, die sich indessen sofort auf Ndumi
+zurückzog. Auch das Terrain um Sadani selbst war frei von Rebellen,
+die, von Westen<span class="pagenum" id="Seite_155">[S. 155]</span> durch das starke Expeditionskorps und die Irregulären
+bedrängt, in nördlicher Richtung davonzogen. Es wurde infolgedessen
+von dem gelandeten Expeditionskorps der Schutztruppe ein Platz für das
+Lager ausgewählt und dies in der bei uns auf Märschen üblichen Weise
+hergestellt. Während der Nacht wurde von einem flüchtig vorbeiziehenden
+Rebellentrupp noch eine Salve ins Lager hineingeschossen, jedoch ohne
+Erfolg.</p>
+
+<p>Tags darauf, den 9. November traf das Expeditionskorps unter Zelewski
+in Sadani ein. Schon vom frühen Morgen an wurde, da sein Eintreffen an
+diesem Tage erwartet wurde, eifrig nach ihm vom Lager bei Sadani aus
+ausgeguckt.</p>
+
+<p>Um 10 Uhr Vormittags erblickte man in dem in weiter Ferne aufsteigenden
+Rauch eines angezündeten Dorfes das erste Zeichen des Herannahens der
+Expedition. Bald darauf bezeichneten weiter aufsteigende Rauchwolken
+den Weg der verschiedenen Teile der Expedition Zelewski, bis um 2 Uhr
+auch Ndumi, das letzte Dorf in der Nähe von Sadani, zwei Stunden von
+diesem entfernt, in Flammen aufging. Es war dies derjenige Ort, in dem
+Wißmann im Jahre 1883 nach seiner ersten Durchquerung Afrikas von Bana
+Heri aufs freundlichste empfangen und bewirtet wurde, derselbe Ort,
+wo auch der Verfasser nach schwerer Verwundung auf seiner im Eingang
+dieses Buches geschilderten Expedition von den Eingeborenen freundlich
+aufgenommen und speziell von Bana Heri und seinem Sohne Abdallah
+gastlich bewirtet wurde. Der planmäßige Widerstand Bana Heris und der
+Fanatismus seiner Leute hatte indes diese rauhe, in solchen Fällen in
+Afrika aber notwendige Art der Kriegsführung, die in der planmäßigen
+Verwüstung des Landes und dem Niederbrennen der Dörfer besteht,
+heraufbeschworen.</p>
+
+<p>Nach seinem Eintreffen berichtete Chef von Zelewski, daß er auf seinem
+Marsche bis nach Mandera, der Südgrenze Useguas, alles friedlich
+gefunden habe. Von da ab habe er fünf zum Teil stark befestigte Dörfer
+unter Verlust von zwei Toten und fünf schwer Verwundeten eingenommen.
+Der Feind habe große Verluste gehabt und flüchte nach Norden.</p>
+
+<p>Die Hilfstruppen hatten ebenfalls Gelegenheit gefunden, an einzelnen
+Plätzen einzugreifen. Sie waren auch, wie sich allerdings<span class="pagenum" id="Seite_156">[S. 156]</span> erst später
+herausstellte, auf die im folgenden zu erwähnende Boma Bana Heris in
+Mlembule gestoßen, dort aber zurückgeschlagen worden. Da ihnen diese
+Stellung der Rebellen zu stark erschien, als daß sie annahmen, dieselbe
+würde von uns genommen werden, und da sie sofort das Hasenpanier
+ergriffen hatten, glaubten sie am schlauesten zu handeln, wenn sie
+überhaupt über diese Befestigung nichts verlauten ließen. So blieb uns,
+da auch Zelewski selbst nichts von jener Stellung Bana Heris erfuhr,
+dieser überaus feste Stützpunkt und die darin befindliche bedeutende
+Macht vor der Hand gänzlich verborgen. Der letztere Umstand wirkte zur
+Ausführung einer Maßregel mit, welche sich später als Mißgriff erwies.</p>
+
+<p>Die Nachricht, daß Sadani von Bana Heri und seinen Leuten wieder
+besetzt sei, hatte sich als falsch erwiesen; ein kaum nennenswerter
+Widerstand war hier gefunden worden. Das Lager von Mlembule blieb in
+Folge der Dummheit der Irregulären unbekannt. Ein großer Teil des
+Handels mußte naturgemäß jetzt statt nach Sadani nach Mkwadja gehen und
+so beschloß der Reichskommissar, statt Sadani den letzteren Platz zu
+besetzen. Chef Freiherr von Gravenreuth sollte mit der Kompagnie, die
+am 8. in Sadani gelandet war, und den Wassukuma die Küste entlang nach
+Mkwadja marschieren, und Zelewski mit seinem Expeditionskorps, das von
+48 Stunden 32 marschiert und gefochten hatte, am nächsten Tage dorthin
+folgen, während der Kommandant selbst beabsichtigte, nach Erledigung
+der in Sansibar und Bagamoyo seiner harrenden Arbeiten am 13. November
+nach Mkwadja zu kommen. Für die Besetzung dieses Ortes sprach noch der
+Umstand, daß von Mkwadja ein starker Schmuggel nach Sansibar und Pemba
+hin betrieben wurde.</p>
+
+<p>Der Marsch Gravenreuths ging, da die Dörfer an der Küste alle verlassen
+waren, von Sadani aus in friedlichster Weise von statten. Schwierig
+indes war das Passieren der vielen sich zwischen Sadani und Mkwadja
+von der Küste ins Land hineinziehenden Creeks. Die beiden ersten
+derselben konnten durchwatet werden, während ein dritter Creek, der
+sich unmittelbar südlich von Mkwadja befindet, größere Hindernisse
+bot. Eine vorausgesandte Patrouille unter dem Chef Frhrn.<span class="pagenum" id="Seite_157">[S. 157]</span> von Bülow
+und Premierlieutenant Böhlau versuchte den Creek zu durchschwimmen,
+aber sowohl die beiden genannten Offiziere, wie auch einige Askaris
+wurden durch den starken Strom ins Meer hinausgetrieben und nur der
+großen Schwimmfertigkeit der betreffenden gelang es, das Land wieder zu
+erreichen; ein Askari ertrank. Erst beim Eintritt von Niedrig-Wasser
+konnte der tiefe und breite Creek passiert werden.</p>
+
+<p>Unmittelbar darauf wurde von der Kompagnie unter Gravenreuth der Ort
+Mkwadja, in dem sich einige Araber festgesetzt hatten, welche die
+Spitze der Expedition mit einem anhaltenden Feuer empfingen, genommen
+und die Aufständischen daraus vertrieben. Die Befestigungsarbeiten
+in der Station wurden sogleich in Angriff genommen und durch die
+thatkräftige Unterstützung der Marine unter dem liebenswürdigen,
+stets entgegenkommenden Kapitän Voß sehr gefördert. 60 Mann von der
+Schutztruppe unter dem Kommando des Chefs von Bülow, der sechs Wochen
+später durch Lieutenant von Perbandt ersetzt wurde, blieben als
+Besatzung zurück.</p>
+
+<p>Schon vor dieser Zeit hatte von Pangani aus, wo um die englische
+Missionsstation Magila herum eine große Ansammlung von Rebellen
+stattgefunden hatte, der dortige Stations-Chef <span class="antiqua">Dr</span>. Schmidt einen
+siegreichen Vorstoß unternommen. Nachdem er sich durch Kundschafter
+über die örtlichen Verhältnisse genau informiert, hatte er mit 100
+Mann das Rebellenlager, welches nach den Angaben der Eingeborenen 1000
+Mann in sich bergen sollte, durch einen überraschenden Bajonettangriff
+genommen und die Gegner mit einem Verlust von 30 Toten geworfen,
+während diesseits nur Verwundungen zu verzeichnen waren. Dieser Erfolg
+wirkte bestimmend auf die Bewohner des Hinterlandes von Pangani ein,
+die von nun an ihren Vorteil darin sahen, zur Station zu halten. Auch
+Simbodja, der durch die Gefangennahme des <span class="antiqua">Dr</span>. Meyer und Baumann
+bekannte, mächtige Häuptling im Hinterlande von Pangani, hatte seine
+Absicht kund gegeben, sich dem Reichskommissar zu unterwerfen.</p>
+
+<p>Buschiri war durch den Erfolg Gravenreuths bei Jombo vollkommen
+isoliert worden. Die Mafiti, welche bis dahin fest an einen Sieg
+Buschiris geglaubt und nun seinetwegen<span class="pagenum" id="Seite_158">[S. 158]</span> so starke Verluste erlitten
+hatten, außerdem ihren beim Einfall in Usaramo gemachten Raub nicht
+einmal hatten in Sicherheit bringen können, waren seine Feinde geworden
+und er mußte versuchen, sich ihrer Rache zu entziehen.</p>
+
+<p>Buschiri wandte sich zunächst nordwärts und hielt sich in Nguru
+versteckt. Während dieser Zeit gelang es uns nicht, irgend welche
+sicheren Nachrichten über seinen Aufenthalt zu erhalten. Es wurde
+bereits die Befürchtung laut, es könne ihm gelungen sein, unter
+Umgehung von Mpapua nach Tabora durchzukommen, um hier den Widerstand
+der Araber gegen uns zu organisieren. Da plötzlich traf in Pangani die
+Nachricht ein, Buschiri wolle sich mit Bana Heri und dem Häuptling
+Simbodja verbinden und mit diesen die Station Pangani angreifen. Diese
+Nachricht wurde durch den uns freundlich gesinnten Häuptling Mohammed
+Soa dahin berichtigt, daß Buschiri sich in Muenda an der Grenze von
+Nguru mit den noch bei ihm gebliebenen Arabern und 50 Eingeborenen in
+einem Lager verschanzt, und daß er zu Simbodja Boten gesandt habe,
+um diesen zu einem gemeinsamen Vorstoß gegen die Küste zu überreden.
+Der Stationschef von Pangani, dessen Thätigkeit die überaus schnelle
+und günstige Entwickelung der Verhältnisse um Pangani insbesondere
+zuzuschreiben ist, erkannte, daß, wenn Buschiri im Hinterlande einen
+Stützpunkt für seine Pläne fände, die größte Gefahr vorhanden sei, daß
+alles bisher Erreichte mit einem Schlage wieder vernichtet würde.</p>
+
+<p>Um dieser Gefahr vorzubeugen, setzte <span class="antiqua">Dr</span>. Schmidt ein
+Expeditionskorps aus der Stationsbesatzung zusammen und brach mit
+diesem am 2. Dezember in Eilmärschen von Pangani auf, um Buschiri
+den Weg nach Masinde zum Häuptling Simbodja zu verlegen. Nach zwei
+Gewaltmärschen kam die Expedition im Dorfe des Häuptlings Masiro an,
+welcher Buschiri mit Lebensmitteln unterstützt und ihm einen Esel
+geschenkt hatte. Das Dorf wurde zerstört und der Weitermarsch nach
+Muenda fortgesetzt. Kurz vor diesem Platz machte Schmidt Halt, erteilte
+dem Lieutenant Ramsay den Befehl mit einem Teil des Expeditionskorps
+das Lager nach Westen hin zu umgehen und von der Westseite aus dann
+gegen<span class="pagenum" id="Seite_159">[S. 159]</span> dasselbe vorzudringen, während er sich selbst mit dem Gros des
+Expeditionskorps an der Ostseite hielt.</p>
+
+<p>Der Angriff wurde für Mitternacht festgesetzt. Niemand sollte außer
+im äußersten Notfall einen Schuß abgeben, jeder Lärm, jedes Geräusch
+sollte vermieden werden, um die Überrumpelung möglichst vollständig
+zu machen. <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt drang mit den Askaris von der Ostseite
+ein. Diese hatten den Befehl, sofort auf die durch Ortskundige gezeigte
+Hütte Buschiris vorzudringen und diesen hierin festzunehmen. Aber
+ein planloses Schießen der Askaris warnte den Rebellenführer und gab
+ihm abermals Gelegenheit, noch im letzten Momente zu entkommen. Ohne
+die von <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt aufs strengste verbotene Schießerei wäre
+der Coup vollkommen gelungen und Buschiri schon damals in unsere
+Hände gefallen. Von den eindringenden Truppen wurden die Leute im
+Lager, soweit sie nicht im letzten Augenblick noch entflohen waren,
+niedergemacht, und es zeigte sich am nächsten Morgen, daß der Feind 28
+Tote, darunter viele Araber auf dem Platze gelassen hatte. Von unserer
+Seite wurde ein Zulu und zwei Suaheli leicht verwundet.</p>
+
+<p>Tags darauf zog <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt nach Manamgato, einem Orte in
+der Nähe von Muenda, wohin Buschiri geflüchtet und wo er von den
+Eingeborenen erschlagen sein sollte. Bei der Rekognoszierung der
+Leiche stellte es sich indes heraus, daß es nicht Buschiri, sondern
+einer der andern, in seiner Begleitung befindlich gewesenen Araber
+war. <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt ging sodann mit zwei Kompagnieen nach Makororo
+zurück, um von hier aus weitere Nachforschungen anzustellen. Bereits
+vorher hatte Schmidt in der ganzen Umgegend bekannt gemacht, daß es
+verboten sei, Buschiri aufzunehmen, daß derjenige, welcher dies dennoch
+thäte, von ihm als Rebell behandelt würde, wer ihn dagegen festnehme,
+solle reichlich belohnt werden.</p>
+
+<p>Am 7. Dezember traf denn auch die Nachricht von Jumbe Magaya ein,
+daß Buschiri zu Quamkoro an der Grenze von Nguru gefangen genommen
+sei. In zweitägigem Parforcemarsch ging es nun nach Quamkoro. Der
+Jumbe kam der Expedition schon entgegen und führte dann <span class="antiqua">Dr.</span>
+Schmidt und die Offiziere der Expedition sofort nach der Hütte, in der
+Buschiri gefangen lag. Bei der Flucht aus der Boma von<span class="pagenum" id="Seite_160">[S. 160]</span> Muenda hatte
+Buschiri alles verloren und blos sich selbst, nur mit einem Lendentuch
+bekleidet, gerettet. In diesem Zustande fand man ihn in der dunklen
+Hütte vor, Hände und Füße mit schweren Eisenketten gefesselt, den Hals
+in eine Sklavengabel eingezwängt. Die herbeikommenden Askaris, welche
+mehrfach gegen Buschiri gefochten hatten, erkannten ihn sofort, und
+<span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt unterhielt sich mit Buschiri, der bereitwillig über
+alles Auskunft erteilte und seiner Verwunderung über das plötzliche
+Erscheinen der Deutschen hier an der Grenze von Nguru Ausdruck gab.</p>
+
+<p>Der Marsch nach der Küste wurde am nächsten Morgen angetreten und
+hierbei selbstverständlich Buschiri sowohl auf dem Marsche wie im Lager
+auf das sorgfältigste stets von Europäern bewacht. Für den Marsch wurde
+ihm ein Esel als Reittier gegeben, zu beiden Seiten gingen Soldaten;
+in der Nacht schlief Buschiri im Zelte des Führers der Expedition, in
+welchem sich gleichzeitig die Lagerwache mit einem Europäer befand.</p>
+
+<p>In Pangani wurde <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt mit dem Expeditionskorps
+natürlich auf das freudigste begrüßt und allseitig zu seinem nicht zu
+unterschätzenden Erfolge beglückwünscht.</p>
+
+<p>Dieser Erfolg war dadurch nicht geringer geworden, daß die Eingeborenen
+schließlich Buschiri selbst ausgeliefert hatten; Schmidt hatte es eben
+verstanden, die Bevölkerung so für sich zu gewinnen, daß sie endlich
+gegen den früher so mächtigen Rebellenführer Partei nahm.</p>
+
+<p>Da Schmidt schon während des Marsches durch Eilboten Nachricht nach
+der Küste und von da an den Reichskommissar gesandt hatte, kam Wißmann
+tags nach der Ankunft des Expeditionskorps in Pangani an und begab sich
+sofort in das Gefängnis zu Buschiri. Der Rebellenführer antwortete
+auf die Fragen des Reichskommissars völlig unbefangen und gab alle
+Auskunft über die gegen uns gelieferten Gefechte sowohl wie über die
+Organisation des Aufstandes gegen die ostafrikanische Gesellschaft und
+die Absichten, welche er selbst (Buschiri) hierbei verfolgt hatte. Eine
+längstgehegte Vermutung unsererseits erhielt durch Buschiris Angaben
+Betätigung, nämlich, daß er vom Sultan von Sansibar zum Vorgehen gegen
+die<span class="pagenum" id="Seite_161">[S. 161]</span> Deutschen ermutigt, ja daß ihm von demselben sogar angeboten
+worden sei, er solle nach gutem Erfolge zum Vezir der Küste gemacht
+werden. Belege für die Wahrheit dieser Aussage konnte Buschiri indes
+nicht beibringen. In Verlegenheit geriet er, als ihm seine großen
+Schandthaten vorgehalten wurden, besonders sein Verhalten gegen den in
+den ersten Kapiteln erwähnten Handwerker Dunia, dem er seiner Zeit die
+beiden Hände abhacken ließ. Trotz allem glaubte Buschiri fest, daß er
+vom Reichskommissar begnadigt werden würde; er hatte sogar gebeten,
+ihn als Offizier in die Schutztruppe einzustellen, und versprochen,
+er würde dann ebenso wacker für uns kämpfen, als er früher gegen uns
+gefochten hätte.</p>
+
+<p>Nach dem langen Verhör im Gefängnis durch den Reichskommissar bat
+Buschiri bei Eintritt der Abenddämmerung, als es Zeit wurde zum
+mohammedanischen Sechsuhrgebete, ihn allein zu lassen, damit er den
+Vorschriften seiner Religion gerecht werden könnte.</p>
+
+<p>Am folgenden Tage wurde ihm sein Todesurteil bekannt gemacht, das
+er, obgleich es ihm unerwartet kam, doch gefaßt entgegennahm. Die
+Hinrichtung war auf den 15. Dezember, nachmittags 4 Uhr angesetzt.
+Dicht bei der Station in Pangani war auf einem freien Platz ein Galgen
+hergerichtet worden; um ihn herum nahmen die Truppen Aufstellung. Nach
+der Ankunft des Kommandanten mit seinem Stabe wurde Buschiri aus dem
+Gefängnis vorgeführt. Die feste Haltung, welche er bis dahin bewahrt
+hatte, verließ ihn hier vollständig. Als das Todesurteil durch den
+Adjutanten <span class="antiqua">Dr.</span> Bumiller verlesen war, und eben der Kopf des
+Verurteilten durch die Schlinge gesteckt werden sollte, verlangte
+Buschiri nochmals den Reichskommissar zu sprechen: er habe noch
+sehr wichtige Enthüllungen zu machen. Diese Enthüllungen bestanden
+nur darin, daß er alle seine Schuld auf seinen treuesten Anhänger,
+den bereits öfter erwähnten Komorenser Jehasi, abwälzen wollte.
+Insbesondere behauptete er, Jehasi sei es gewesen, der mit Makanda
+zusammen die Mafiti geholt und zum Vorgehen gegen die Küste bewogen
+habe. Buschiri glaubte hierdurch sein Leben zu retten, erreichte jedoch
+nur, daß er, nachdem er namentlich bei Beginn des Aufstandes und in
+vielen Kämpfen Zeichen<span class="pagenum" id="Seite_162">[S. 162]</span> seiner Bravour und seines Organisationstalentes
+gegeben hatte, nun angesichts des Todes als Feigling der Verachtung
+anheimfiel.</p>
+
+<p>Viel gefaßter zeigten sich die meisten anderen zum Tode durch den
+Strang verurteilten gläubigen Mohammedaner. Verfasser selbst hat die
+meisten, nachdem sie den Kopf freiwillig in die Schlinge gesteckt
+hatten, noch die Worte sagen hören: »Ich sterbe als guter Mohammedaner!«</p>
+
+<p>Daß gegen Buschiri keine Gnade geübt wurde, war natürlich. Der ganze
+Aufstand hatte sich an seinen Namen geknüpft; solange er lebte,
+lag immer die Gefahr nahe, daß sich auf ihn die Hoffnungen der
+Unzufriedenen richten und in ihm eine Unterstützung finden würden.
+Seine Begnadigung wäre zudem ohne den geringsten Wert für uns gewesen;
+denn eine Macht hatte Buschiri nur nach seinem ersten ephemeren Erfolge
+im Aufstand gehabt; als der Erfolg sich von ihm abwandte, war er ebenso
+einflußlos wie früher. Die großen Araber ließen ihn fallen und nur
+besitzloses Gesindel scharte sich um ihn. Seine Angaben, daß er gute
+Verbindungen zu den Aufständischen von Kilwa und zu Bana Heri hätte,
+und daß er daher dem Reichskommissar von großem Nutzen sein könne,
+waren erlogen. So lag kein Grund für den Reichskommissar vor, dem
+Rebellenführer die wohlverdiente Strafe zu erlassen.</p>
+
+<p>Im Lager Buschiris waren noch die Bagamoyo-Jumbes Bomboma, Malela und
+Pori mit 30 Männern und 200 Weibern und Kindern gefangen genommen
+und auf ihren Wunsch vom Reichskommissar von Pangani nach Bagamoyo
+geschickt worden. Von den Gefangenen wurden nach stattgehabter
+Untersuchung drei, nämlich Bomboma, Malela, weil sie sich bis zuletzt
+erbittert und verstockt gegen uns gezeigt hatten, und endlich derjenige
+Mann unter den Anhängern Buschiris, der, wie jetzt festgestellt wurde,
+im April dem Handwerker Dunia die Hände im Lager Buschiris abgeschlagen
+hatte, zum Tode durch den Strang verurteilt und am Galgen bei der
+Station Bagamoyo aufgeknüpft. —</p>
+
+<p>Inzwischen hatte auch Herr von Gravenreuth auf seiner bereits erwähnten
+Expedition, unterstützt von Leuten, welche ihm der bereits früher
+erwähnte Häuptling Kingo von Morogro<span class="pagenum" id="Seite_163">[S. 163]</span> gestellt hatte, im Innern auf
+Buschiri gefahndet. Gravenreuth nahm den Aussagen der Kundschafter
+zufolge an, daß Buschiri weiter im Innern von Usegua und Nguru sich
+aufhalte. Einige Dörfer, die zu Buschiri und Bana Heri gehalten hatten,
+wurden bestraft. Im übrigen hatte Gravenreuth die französischen
+Missionsstationen Tununguo, Morogro und Mhonda besucht und überall, sei
+es durch strafendes Einschreiten, sei es durch friedliches Schauri für
+die Stärkung unseres Ansehens im Innern gewirkt.</p>
+
+<p>Auch auf allen andern Küstenstationen entwickelten sich die
+Verhältnisse in durchaus befriedigender Weise. In Tanga war es dem
+Stationschef Krenzler gelungen, durch einen friedlichen Zug bis zur
+englischen Missionsstation Magila die Ruhe vollkommen zu sichern, und
+er hatte den Küstenplatz Tangata besetzt. In Pangani, wo nebenher
+die Stationsarbeiten gut vorgeschritten waren und ihrer Vollendung
+entgegengingen, bewiesen die eben erwähnten Ereignisse und die Stimmung
+der Eingeborenen, welche sich ja schließlich selbst gegen die Rebellen
+wandten, am besten die dort gemachten Fortschritte. Der im Bezirk von
+Daressalam noch unsichere Küstenplatz Kisiju wurde von Chef Leue und
+Lieutenant Johannes genommen und ein berüchtigter Araber gefangen, der
+in Daressalam aufgehängt wurde. An Stelle des in Mpapua verstorbenen
+Lieutenant v. Medem wurde im Januar 1890 der Chef v. Bülow als
+Stationschef nach Mpapua geschickt.</p>
+
+<p>In der zweiten Hälfte des Dezember 1889 drangen Nachrichten über
+weitere Rüstungen Bana Heris im Hinterlande von Sadani und Mkwadja
+zu unsern Ohren. Wißmann, der um diese Zeit des Pascha wegen öfters
+nach Bagamoyo kam, erteilte mir den Auftrag, ein Expeditionskorps aus
+den in Bagamoyo verfügbaren Kräften und einem Teil der in Pangani
+befindlichen Expeditionstruppen zusammenzustellen und mit diesem eine
+Rekognoszierung im Hinterlande von Sadani und Mkwadja zu unternehmen,
+wenn möglich Bana Heri zu schlagen und nach Süden abzudrängen. Es
+standen mir zur Verfügung an Offizieren die Herren Chef v. Bülow,
+Lieutenant Johannes, Lieutenant Fischer und Deckoffizier Illich;
+ferner eine Anzahl deutscher Unteroffiziere und 250 Soldaten.<span class="pagenum" id="Seite_164">[S. 164]</span> Ein
+Teil wurde unter Bülows Führung von Bagamoyo nach Mkwadja gebracht,
+der andere von mir in Pangani, wohin ich mich am 24. Dezember begab,
+in der Weihnachtsnacht eingeschifft und am Vormittag des 25. Dezember
+ebenfalls in Mkwadja gelandet.</p>
+
+<p>Am Nachmittag desselben Tages trat ich mit meiner vollzählig
+versammelten und mit Patronen, sonst aber nur mit dem
+allernotwendigsten Proviant (Zelte, Feldbetten, Reittiere u. s. w.
+wurden nicht mitgenommen) versehenen Expedition den Vormarsch nach
+Westen an. Die Zusammensetzung war folgende: Suaheli-Askari unter
+Deckoffizier Illich, eine Zulu-Kompagnie unter Chef v. Bülow, dazu
+Lieutenant Fischer, die kombinierte Sudanesen- und Zulu-Kompagnie
+unter Lieutenant Johannes, das Maxim-Gun unter Feldwebel Schulte.
+Während des größten Teils der Nacht wurde marschiert, in der Absicht
+überall möglichst unverhofft zu erscheinen. Diese Absicht wurde jedoch
+vereitelt, denn die Leute Bana Heris hatten durch Kundschafter schon
+von unserer Landung in Mkwadja erfahren und erwarteten uns. Sie warfen
+sich uns immer in kleinen Trupps entgegen, belästigten uns in unsern
+Lagern und Ruheplätzen bei Tage und bei Nacht, wurden aber überall in
+die Flucht gejagt. Immerhin gewannen sie auf diese Weise ganz genaue
+Kenntnis von unsern Bewegungen.</p>
+
+<p>Am 26. Dezember nachmittags wurde Lieutenant Fischer von einem so
+schweren Sonnenstich betroffen, daß er von uns eigentlich schon
+aufgegeben wurde. Nur der aufopfernden Pflege des sehr verdienten
+Lazarettgehülfen Grucza gelang es, ihn durchzubringen, so daß er, wenn
+auch in bewußtlosem Zustande, mit uns einige Tage später an der Küste
+ankam und von dort nach Sansibar überführt werden konnte. Wir machten
+inzwischen mehrere Gefangene und zwangen diese, uns Führerdienste zu
+leisten, wobei sie wiederholt den vergeblichen Versuch machten, uns
+irre zu führen. Das wurde erst anders, als wir ihnen etwas unsanft
+bedeuteten, sie möchten im eigenen Interesse nicht mehr vom rechten
+Wege zur Boma Bana Heris, die wir als Ziel im Auge hatten, abweichen.
+Sie behaupteten indessen alle, eine solche Boma gebe es überhaupt
+nicht, Bana Heris Leute seien alle zerstreut.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_165">[S. 165]</span></p>
+
+<p>Als ich, nachdem ich von der ursprünglich westlichen Richtung nach
+Süden abgebogen war, am späten Nachmittag des 27. Dezember mit der Tête
+der Expedition auf den Höhen nördlich von Mlembule eintraf, erhielten
+wir plötzlich heftiges Feuer, und zwar wie wir aus dem Pfeifen
+der Kugeln hörten, zum größten Teil aus Hinterladern (fast alles
+Snider-Gewehre) von sämtlichen die Höhe umgebenden Waldlisieren. Ich
+ließ die bei mir befindliche Abteilung, die Askari unter Illich, das
+Feuer gegen die Rebellen sofort eröffnen, und das Maxim-Gun, das gleich
+dahinter folgte, durch den Feldwebel Schulte in Thätigkeit setzen. Auch
+die Abteilungen unter Bülow und Johannes entwickelten sich, sobald sie
+herangekommen waren, und es gelang bald, die westlichen und südlichen
+Lisieren zu säubern, wobei die Rebellen sehr erhebliche Verluste
+erlitten.</p>
+
+<p>Schon begann ich zu glauben, die Mitteilung unserer gefangenen Führer,
+die Leute Bana Heris seien im Gelände überall zerstreut und hätten
+ihre Hauptmacht nicht in einer befestigten Stellung versammelt, sei
+richtig, da die Rebellen sich uns in dem allerdings sehr coupierten,
+aber doch nicht befestigten Terrain mit Feuerwaffen entgegenstellten.
+Ich sandte Herrn von Bülow mit 50 Mann zur Verfolgung der in hellen
+Haufen fliehenden Feinde nach Süden, und Lieutenant Johannes nach
+Westen. Ich selbst setzte mit den übrigen Soldaten der Kompagnie von
+Bülow, den Askaris und dem Maxim-Gun das Feuer gegen die im Osten und
+Südosten noch standhaltenden Gegner fort. Als ich endlich auch diese
+in ungeregelter Flucht in der Richtung auf Sadani zu davoneilen sah,
+wollte ich eben die Verfolgung dahin aufnehmen nachdem ich den übrigen
+Abteilungen sowie der hinter uns befindlichen, von den Sudanesen
+gestellten Bedeckung für den bewußtlosen Lieutenant Fischer und dem
+Gepäck unter Führung eines Europäers Sadani als Sammelpunkt angegeben.
+Da eilte plötzlich ein ganzer Haufen Zulus von der Bülowschen Kompagnie
+aus der gegenüberliegenden Lisiere heraus. Außerdem kam ein Mann mit
+einer schriftlichen Meldung von Herrn von Bülow, seine Abteilung
+habe sich plötzlich bei der Verfolgung der Fliehenden vor einer
+starken Buschboma befunden; er habe sofort durch die noch offene Thür
+hineinstürmen wollen, habe<span class="pagenum" id="Seite_166">[S. 166]</span> aber heftiges Feuer erhalten und dabei den
+Sergeanten Ludwig und vier Zulus verloren. Die andern Zulus seien,
+durch diesen plötzlichen Verlust und das heftige Feuer entmutigt, feige
+geflohen; er allein mit acht Zulus halte noch vor der Boma.</p>
+
+<p>Da Lieutenant Johannes mit seiner Abteilung weiter westlich noch mit
+der Säuberung des Geländes beschäftigt war, waren nur disponibel die
+Askari, 50 Zulus und das Maxim-Gun; mit diesen eilte ich sofort an die
+Stelle, wo die Boma sein sollte, Herrn von Bülow zu Hilfe. Dieser hatte
+inzwischen unter dem heftigsten feindlichen Feuer auf seinen Schultern
+den gefallenen Sergeanten Ludwig bis etwa 50 Schritt von der Boma
+zurückgetragen.</p>
+
+<p>Angesteckt von der Mutlosigkeit und Verzagtheit ihrer Kameraden waren
+auch meine eigenen Zulus durchaus nicht vorzubringen, ja nicht einmal
+zum Ausschwärmen in gerader Linie zu bewegen. Das Feuer des Maxim-Gun
+und unsere Salven schienen ohne jede Wirkung auf die Boma zu sein,
+obgleich wir, Bülow, Illich, Schulte mit dem Geschütz und ich nur etwa
+25 Schritt von den Pallisaden entfernt standen, deren Thür inzwischen
+wieder verbarrikadiert war. Das ununterbrochene Schnellfeuer aus der
+Boma heraus auf uns, die wir ganz ungedeckt auf dem schmalen zur Boma
+führenden Pfade standen, hatte trotz der lächerlich geringen Entfernung
+minimale Wirkung, da die Kugeln alle viel zu hoch gingen. Der Eintritt
+der Dämmerung, bis zu der wir vor der Boma feuernd gestanden hatten,
+— d. h. wir Offiziere und Unteroffiziere und die Suaheli Askari,
+während die Zulus weiter hinten vorsichtig gedeckt lagen —, sowie
+auch unsere Verluste machten unsern schleunigen Abmarsch in freieres
+Terrain nötig. Glücklicherweise traf bald die Abteilung Johannes ein;
+dieselbe erhielt, da sie am meisten intakt und ohne Verluste war, auch
+zur Hälfte aus den aufs Beste bewährten Sudanesen bestand, den Befehl,
+den Rückzug zu decken. Die Arrieregarde aus den Sudanesen schlug die
+Rebellen, welche das Gelände geschickt benutzend auf uns noch feuerten,
+zurück, und war so trotz der unter den Zulus, dem Hauptkontingent
+meiner Truppe, eingerissenen Panik ein durchaus geordneter<span class="pagenum" id="Seite_167">[S. 167]</span> Rückzug
+ermöglicht. Weiter östlich in freierem Terrain blieben wir dann
+vollkommen unbehelligt und setzten unsern Marsch über Sadani nach
+Mkwadja fort, das wir am Nachmittage erreichten. Hier erfüllten
+wir die traurige Pflicht, dem braven Sergeanten Ludwig die letzten
+militärischen Ehren zu erweisen. Außer ihm waren auf unserer Seite noch
+neun Mann gefallen, ebensoviel waren außerdem verwundet. Die Verluste
+der Rebellen betrugen nach ihrer eigenen späteren Angabe ungefähr 50
+Tote und eine Masse Verwundeter.</p>
+
+<p>War das Gefecht auch ein unglückliches gewesen, so war doch ein
+Zweck meiner Expedition erreicht, nämlich die Stellung Bana Heris zu
+rekognoszieren, welche bisher noch von keiner unserer Expeditionen
+berührt worden war. Bald fand sich eine Fahrgelegenheit nach Sansibar,
+mit der ich Lieutenant Johannes absandte, um Major Wißmann Bericht
+zu erstatten und den Lieutenant Fischer ins Lazarett überzuführen.
+In seinem Bericht an den Reichskanzler über dieses erste Gefecht bei
+Mlembule sagt der Reichskommissar unter anderm:</p>
+
+<p>»Wenn dieses Gefecht als für uns ungünstig verlaufen hingestellt
+werden muß, so kann man der Truppe, die einen Kranken und einen toten
+Weißen und neun verwundete Soldaten aus dem Gefecht trug und sich bei
+Dunkelheit geordnet zunächst zur Küste hinab und am nächsten Tage nach
+Mkwadja zurückzog, in Berücksichtigung ihres erst kurzen Bestehens
+Anerkennung nicht versagen. Sobald ich Meldung über oben berichtetes
+Gefecht erhielt, traf ich Maßregeln zum nachhaltigen Angriff auf Bana
+Heri.«</p>
+
+<p>Wißmann zog alsbald alle disponibeln Truppen vor Sadani zusammen und
+es kam zu uns S. M. S. »Sperber«, um uns mit den intakten Truppen von
+Mkwadja an Bord zu nehmen und auf die Rhede nach Sadani zu bringen.
+Die Truppen wurden gelandet, ohne daß die Rebellen uns zu hindern oder
+auch nur zu stören versucht hätten. Wißmann suchte sogleich einen
+Platz für die sich als notwendig erweisende Station aus, und wir
+befestigten daselbst zunächst das von den gesamten Truppen bezogene
+Lager in provisorischer Weise. Im Ganzen hatten wir 500 Soldaten
+zur Verfügung, 40 Europäer und fünf Geschütze (ein Maxim-Gun, zwei
+4,7 <span class="antiqua">cm</span> und zwei 6 <span class="antiqua">cm</span> Geschütze).<span class="pagenum" id="Seite_168">[S. 168]</span> Die Leute wurden in
+zwei Bataillone eingeteilt, das eine bestehend aus einer Sudanesen-
+und drei Zulu-Kompagnien unter Chef von Zelewski, das andere unter
+meinem Kommando, zusammengesetzt aus zwei Sudanesen-Kompagnien und den
+vereinigten Suaheli-Askari. Die Tage bis zum 3. Januar 1890 wurden dazu
+benutzt, die Truppen ordentlich einzuexerzieren und in die Hand ihrer
+zum Teil neuen Führer zu arbeiten. Besondere Mühe wurde natürlich nach
+den Erfahrungen bei Mlembule auf die Zulus verwendet.</p>
+
+<p>Eine von mir mit Lieutenant Johannes und 80 Mann unternommene
+Rekognoszierung konstatierte, daß die Rebellen uns in der bewußten
+Buschboma erwarteten. Der 4. Januar war vom Reichskommissar zum Angriff
+bestimmt worden. Die Marschordnung war folgende: 1) 2. Bataillon unter
+meinem Kommando, 2) Artillerie unter Chef Krenzler, 3) 1. Bataillon
+unter von Zelewski.</p>
+
+<p>Um 4 Uhr morgens brachen wir von Sadani auf, und kurz nach 6 Uhr trafen
+wir in Mlembule ein. Mit einem Bajonettangriff nahm ich zunächst eine
+unterhalb der Bana Heri'schen Buschboma gelegene ehemalige Befestigung
+ein, deren Palissaden die Aufständischen niedergerissen hatten, damit
+wir bei unserm Angriff hier nicht einen Stützpunkt und Deckung fänden.
+Um diese trefflich gelegene Position, von der aus einzelne Teile
+der Boma bequem zu sehen waren, entwickelte Wißmann seine Truppen.
+Unmittelbar bei jener Befestigung marschierte ich mit meinem Bataillon
+auf, rechts davon die Artillerie und Zelewski. Wir erhielten heftiges
+Feuer, wieder meist aus Hinterladergewehren, aus der etwa 400 <span class="antiqua">m</span>
+entfernten Boma und hatten auch gleich einige Verwundete. Es folgte
+ein 3-1/2stündiges Feuergefecht, teils Zugsalven, teils Einzelfeuer
+der Europäer; letzteres besonders, wenn es darauf ankam, bei der Boma
+auftauchende feindliche Trupps wirksam zu beschießen; endlich Feuer der
+Artillerie, die sich zunächst mit Granaten einschoß und dann Shrapnels
+aus den 6 <span class="antiqua">cm</span> Geschützen aufsetzte, welche gute Sprengpunkte
+erzielten. Nichtsdestoweniger hielten die Aufständischen in der Boma
+aus; allerdings wurde nach 2-1/2 Stunden ihr Feuer etwas schwächer. Es
+war wie wir später erfuhren, auf den Abzug einer Waniamuesikarawane<span class="pagenum" id="Seite_169">[S. 169]</span>
+zurückzuführen, welche Bana Heri auf dem Sadani-Wege abgefangen und
+zu seiner Unterstützung mit Gewalt gezwungen hatte. Ein Teil der
+feindlichen Wasegua umging, gedeckt durch das Dickicht, welches
+unsern linken Flügel und die Boma deckte, unsere Stellung, so daß wir
+plötzlich von hinten Feuer erhielten. Wir brachten dieses aber mit
+einigen Salven sofort zum Schweigen. Das Feuer aus der Boma war immer
+noch heftig genug. In einzelnen Pausen hörten wir, wie es auch damals
+bei meinem ersten Angriff der Fall gewesen war, einen Vorbeter in der
+Boma zu Allah rufen, und die Menge von Zeit zu Zeit einfallen mit dem
+bekannten <span class="antiqua">Allah Allah ill Allah</span>.</p>
+
+<p>Noch nie war uns während des Aufstandes ein solcher Fanatismus
+entgegengetreten. Bana Heri hatte es wohl verstanden, ihn zu schüren,
+und die Leute so zum Kampfeseifer gegen uns anzuspornen. Nach
+3-1/2stündigem Feuer, als uns die Munition bereits knapp zu werden
+anfing, wurde die Sudanesen-Kompagnie des Zelewskischen Bataillons
+unter Führung des Lieutenants End nach links detachiert, um einen
+Weg, der nach der Boma führte, und den besten Angriffspunkt zu
+rekognoszieren. Der Süden und Südosten schien am wenigsten befestigt
+zu sein, während der Westen, wo wir das erste Mal angriffen, die
+stärkste Seite der Boma bildete. Als von der ersten Kompagnie die
+Meldung geschickt wurde, daß von der linken Flanke ein Weg nach der
+Boma führe, sandte mich der Major dahin, um nach Hinzutritt der
+Kompagnie End zu meinem Bataillon mit diesem den Sturm zu unternehmen.
+Bis zu meinem Eintreffen an der Boma, das ich möglichst gedeckt
+bewerkstelligen sollte, wollte er das gesamte Feuer der Artillerie und
+des Zelewskischen Bataillons gegen die Gegner richten, um sie noch
+im letzten Augenblick, soviel als möglich, zu erschüttern, und uns so
+den Sturm zu erleichtern. In dem Moment, wo ich an die Boma so nahe
+herangekommen wäre, daß ich mit dem Bajonett vorzugehen beabsichtigte,
+sollte ich durch dreimaliges Schwenken der vorangetragenen Fahne
+ihm ein Zeichen geben, daß das Feuer einzustellen sei. Wenn der
+Sturm gelungen sei, sollte ich die deutsche Flagge an den Palissaden
+aufpflanzen.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_170">[S. 170]</span></p>
+
+<p>Alles geschah wie verabredet. Wir gingen gedeckt im Grunde vor, bis
+wir 30 Schritt vor der Boma auftauchten und das Signal mit der Flagge
+gaben. Aus der Boma wurden wir mit einem anhaltenden Schnellfeuer
+empfangen, das mehrere Verwundungen herbeiführte, und zwar, da die
+Gegner diesmal zu tief schossen, nur Beinverwundungen. Ein Sudanese z.
+B. hatte vier Schüsse durch seine Beine. Nachdem wir noch eine Salve
+in die Boma geschossen hatten, ging es mit Hurrah vorwärts, worauf wir
+zunächst ebenfalls ein höhnisches Hurrah aus der Boma zurück erhielten.
+Es gelang jedoch, an verschiedenen Stellen Bresche zu reißen und in die
+Boma einzudringen, voran die zu meinem Stabe als Ordonnanz-Offiziere
+gehörenden Herren (Jahnke und v. Eltz) mit mir und die Europäer der
+unter uns rühmlichst bekannten Kompagnie End, gleich darauf Illich mit
+den Askari und die anderen Kompagnien.</p>
+
+<p>Es war die härteste Arbeit, die bisher jemals bei der Einnahme einer
+feindlichen Stellung von den Truppen geleistet war. Bei unserem
+Eindringen flohen aber die letzten Gegner aus der Boma ins Dickicht der
+Umgebung. Die Freude über das Gelingen war unter den Soldaten so groß,
+daß sie, des Unterschiedes zwischen Offizier und Soldaten vergessend,
+alle zu uns, ihren Vorgesetzten, kamen und uns die Hände schüttelten,
+um sich gewissermaßen bei uns zu bedanken, während wir doch schließlich
+das, was wir geleistet, lediglich der Bravour unserer schwarzen
+Truppen, speziell der Sudanesen, zu verdanken hatten. In der Boma
+fanden wir eine große Anzahl Sprengstücke und Shrapnelkugeln, welche
+bewiesen, wie wirksam das Feuer unserer Artillerie gewesen war, und wie
+gut sich Chef Krenzler mit seinen Geschützen eingeschossen hatte.</p>
+
+<p>Der Feind hatte sehr große Verluste gehabt, sodaß es zum ersten
+Male ihm nicht gelungen war, alle seine Toten mitfortzunehmen. Die
+intakteren Zulukompagnien wurden zur Verfolgung ausgesandt, die
+übrigens bei dem ungemein schwierigen Terrain von nur geringem Erfolge
+war, während wir an die Plünderung und Zerstörung der Boma gingen. Bei
+dem Gefecht hatten wir unsererseits 11 Verwundete, unter ihnen ein
+Europäer, der leicht verwundete <span class="antiqua">Dr.</span> Stuhlmann. Der<span class="pagenum" id="Seite_171">[S. 171]</span> Sergeant
+Tanner hatte das Unglück, daß ihm beim Laden eines Geschützes eine
+Granate den Arm zerriß. Tags darauf erlag er seinen Verletzungen.</p>
+
+<p>Über die Boma sagt der Bericht des Reichskommissars folgendes:</p>
+
+<p>»Die Boma war die stärkste, die ich je gesehen. Hinter 4 <span class="antiqua">m</span>
+hohen starken Palissaden waren mannshohe Erddeckungen aufgeworfen,
+die auch unseren Granaten widerstanden hatten. An den Ecken waren
+reguläre Bastionen erbaut, vor den Palissaden war ein freies Schußfeld
+von ca. 20 <span class="antiqua">m</span>, an das sich ringsherum die dichte, fast
+undurchdringliche Urwalddschungel schloß. Das Lager war bedeckt mit
+abgeschossenen Patronenhülsen, die bewiesen, daß der Feind hauptsächlich
+mit Hinterladern bewaffnet gewesen war. Der Feind hatte mit großer
+Bravour ausgehalten, jeder Baum in der Boma hatte eine große Anzahl von
+Schüssen aufzuweisen; die Shrapnels und Granatsplitter lagen überall im
+Lager umher. Leichen, die man nicht mehr hatte in den Wald schleppen
+können, zeigten Massen von Wunden.«</p>
+
+<p>Und weiter:</p>
+
+<p>»Der Kampf von Mlembule ist der erbittertste, den ich während der Zeit
+meines Wirkens hier geführt habe. Es erklärt sich dies aus folgenden
+Gründen. Bei der ersten kriegerischen Expedition, die ich durch
+Süd-Usegua gehen ließ, war die beschriebene Befestigung Mlembule nicht
+gefunden worden. Bana Heri hatte dagegen wahrscheinlich geglaubt, daß
+sie uns zu stark gewesen sei, um sie anzugreifen. Der Glaube an die
+Uneinnehmbarkeit hatte sich gesteigert durch den bereits gemeldeten
+abgeschlagenen Angriff meiner Truppen am 27. Dezember. Vor acht Jahren
+hatte Bana Heri die Truppen des Sultans Said Bargasch geschlagen.
+Bana Heri ist niemals besiegt worden. Er erkannte die Oberhoheit des
+Sultans von Sansibar an, soweit es ihm paßte, und erhielt jährlich
+Geschenke vom Sultan. Er hat sich nie Wali, sondern stets Sultan von
+Usegua genannt, und hatte, was besonders merkwürdig ist, während
+der Zeit des Aufstandes begonnen, eine Art religiöses Band um seine
+Anhänger zu schlingen. Aus diesen Gründen hat auch wohl Bana Heri meine
+mehrmals wiederholte Aufforderung, mit mir in Friedensverhandlungen zu
+treten, zurückgewiesen.<span class="pagenum" id="Seite_172">[S. 172]</span> Daß er Sadani nicht halten konnte, begründete
+er durch das große Übergewicht unserer Kriegsschiffe, wie überhaupt
+an der ganzen Küste die Ansicht herrschte, daß wir wohl unter den
+Geschützen der Marine oder mit weißen Soldaten ihnen überlegen seien,
+aber nicht im Lande, bis ich durch die Reise nach Mpapua und mehrere
+Gefechte im Innern ihnen diese Hoffnung nahm. Jetzt ist der Glaube
+an die Unbesiegbarkeit Bana Heris gründlich zerstört. Man hielt
+überall Mlembule für uneinnehmbar und kannte die große und besonders
+wohl bewaffnete Macht Bana Heris. Ein Zeichen dafür, wie ergeben die
+Südusegua ihrem Fürsten waren oder wie sehr sie ihn bisher fürchteten,
+ist der Umstand, daß es solange Zeit gelang, uns über den Verbleib
+und die Maßnahmen Bana Heris zu täuschen. Wir erfuhren stets, er
+treibe sich flüchtig im Lande umher, während er mit großem Fleiß und
+Geschick seine Befestigungen verstärkte. Außer der Besetzung von Sadani
+lasse ich die Schlupfwinkel für Dhaus an der Küste durch stationierte
+Fahrzeuge beobachten. Die Munition wird Bana Heri ziemlich ausgegangen
+sein.«</p>
+
+<p>In den ersten Tagen nach der Erstürmung der Boma zu Mlembule ließ
+Wißmann den größten Teil des Expeditionskorps noch in Sadani
+versammelt, um, wie er es überall bei der Anlage von Stationen gethan,
+ihn zu den Befestigungsarbeiten heranzuziehen. Das war hier um so
+notwendiger, als der seit einiger Zeit gänzlich eingeäscherte Ort und
+die Umgegend im Umkreise von mehreren Meilen vollkommen von Menschen
+verlassen war, und der Platz nur von den Europäern und Truppen der
+Station wie einigen wenigen farbigen Handwerkern, die wir von andern
+Plätzen her engagiert hatten, bewohnt wurde. Ich erhielt den Befehl
+über die Station Sadani und wurde zugleich Chef des neu begründeten
+Distrikts der Stationsbereiche von Sadani und Mkwadja. Derselbe wurde
+im Süden durch den Wami begrenzt, wo der Distrikt Bagamoyo begann. Da
+Sadani nur als kleine Station geplant war, wurde die Umfassung ziemlich
+klein erbaut, und der Raum innerhalb derselben nach Möglichkeit für
+die Unterbringung der Europäer und der nötigen Gebäude ausgenutzt. In
+zwei Monaten gelang es mir, die Bauten im großen und ganzen fertig zu
+stellen.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_173">[S. 173]</span></p>
+
+<p>Während Wißmanns Abwesenheit von Bagamoyo hatte der Kommandant des
+»Sperber«, Kapitän Voß, — der überhaupt in der ganzen Zeit seiner
+Anwesenheit den Reichskommissar und uns alle aufs liebenswürdigste
+unterstützt und das regste Interesse für unsere Kolonien bewiesen
+hat — selbst mit seinem Landungscorps die Station besetzt gehalten
+und es so Wißmann ermöglicht, mit allen seinen Truppen bei Mlembule
+einzugreifen. Vor Mkwadja, der Station des Herrn von Perbandt, die
+unter Umständen ebenfalls einem Angriff Bana Heris ausgesetzt sein
+konnte, lag die »Schwalbe«, unter dem ebenfalls in den ostafrikanischen
+Küstenkämpfen vielgenannten und verdienten Korvettenkapitän Hirschberg.
+Sperber und Schwalbe wechselten sich bei der vom Reichskommissar
+erbetenen Blockierung der Küste in der nächsten Zeit ab, und sind
+uns auch sonst vielfach von Nutzen gewesen. So hatten wir zum
+Beispiel Gelegenheit kameradschaftlichen Verkehr zu pflegen, und in
+Krankheitsfällen ward uns von Bord aus öfters ärztliche Hilfe zu Teil,
+da wir in unserm Distrikt Sadani keinen Arzt hatten. —</p>
+
+<p>Um über die weiteren Bewegungen Bana Heris zur Klarheit zu
+gelangen, und den Sieg bei Mlembule auszunutzen, wurde Herr von
+Gravenreuth mit 120 Mann und einer Verstärkung durch irreguläre
+Truppen zur Rekognoszierung von Bagamoyo aus abgeschickt. Von meiner
+Stationsbesatzung hatte ich ihm 50 Mann abgegeben, sodaß mir nur noch
+80 Mann übrig blieben. Ich erhielt den Auftrag, soweit ich vermochte,
+die Verbindung mit Herrn v. Gravenreuth aufrecht zu erhalten, und
+ihn von Sadani aus, wenn er es wünschte, zu unterstützen. Durch
+Patrouillen hatte ich festgestellt, daß Bana Heri in einem 5 Stunden
+von Sadani entfernten Dorfe, namens Palamakaa, seine Leute gesammelt
+hatte. Gravenreuth marschierte zunächst nach der Missionsstation
+Mandera und teilte mir von hier aus durch Boten seine Absicht mit,
+am 29. Januar die Rebellen in Palamakaa anzugreifen. Ich machte mich
+daher schleunigst mit 30 Mann und 3 Europäern, dem Lieutenant v.
+Arnim, Herrn von Nettelblatt, der als freiwilliger Krankenpfleger auf
+meiner Station war, und dem Feldwebel Kay, dorthin auf den Weg, um zu
+rekognoszieren.<span class="pagenum" id="Seite_174">[S. 174]</span> Als Führer dienten wieder unterwegs aufgegriffene
+Eingeborene. Ich kam, wie beabsichtigt, am 29. früh dort an, dem Tage,
+an dem Gravenreuth, seinem Schreiben gemäß, ursprünglich angreifen
+wollte. Da ich jedoch nirgends etwas von ihm gewahrte, blieb mir
+nichts übrig, als nach einigem Aufenthalte nach Sadani zurückzukehren.
+Hier fand ich die Schwalbe vor, und war so in der Lage, ohne zu
+große Sorge um die Sicherheit meiner Station, im ganzen 40 Mann aus
+der Besatzung herauszuziehen, mit denen ich mich alsbald wieder auf
+den Weg machte, in der Annahme, daß Gravenreuth sich vielleicht
+durch unvorhergesehene Hindernisse verspätet habe und doch noch nach
+Palamakaa kommen werde. Als ich auf einem andern Wege auf der Höhe
+von Palamakaa anlangte, wurden wir aus den Büschen heraus von einem
+größeren auf uns einstürmenden Trupp angegriffen, schlugen denselben
+jedoch durch gutgezielte Salven zurück. Von Herrn von Gravenreuth war
+wieder nichts zu sehen und zu hören. In Sadani empfing ich von ihm
+einen Brief aus Mandera, vom 28. vormittags, er habe von Mandera aus
+auf dem Wege nach Palamakaa einige kleinere zu Bana Heri haltende
+Ortschaften genommen, sei bereits am 28., nicht wie er ursprünglich
+wollte, am 29. auf den Höhen von Palamakaa angekommen, und dort heftig
+von den Rebellen, die er auf 1200-1400 Mann schätze, angegriffen
+worden. Dabei sei Sergeant Bauer schwer verwundet worden. Durch die
+Stärke der gegnerischen Stellung, besonders aber durch die numerische
+Überlegenheit der Feinde, sowie den Umstand, daß die Zulus abermals
+versagten, sei er zum Rückzuge auf Mandera genötigt worden, der ihm,
+als sein erstes Zurückweichen, freilich bitter genug angekommen sei. Er
+müsse unter diesen Umständen auch ein gemeinsames Vorgehen gegen Bana
+Heri für zwecklos erachten, und wolle nach Bagamoyo eilen, um von dort
+aus Wißmann zu berichten. Es müsse wieder mit allen verfügbaren Truppen
+eingegriffen werden. Lieutenant Langheld war von Herrn von Gravenreuth
+zu Mandera in der Missionsstation zum Schutze derselben mit einer
+kleinen Besatzung zurückgelassen worden.</p>
+
+<p>Einige Zeit vorher hatte der Reichskommissar das Expeditionskorps unter
+dem Kommando des Chefs <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt<span class="pagenum" id="Seite_175">[S. 175]</span> von Pangani aus zu Simbodja
+abmarschieren lassen, der ja, wie früher erwähnt, eine friedliche
+Einigung mit uns wünschte. In Begleitung von <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt befand
+sich der Kilimandscharo-Reisende Ehlers, welcher mit Geschenken Sr.
+Majestät des Kaisers zum Sultan Mandara wollte und Herr von Eltz,
+welcher im Auftrage Wißmanns den kleinen Posten am Kilimandscharo
+befehligen sollte.</p>
+
+<p><span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt hatte zunächst in Lewa, der bekannten
+Tabaksplantage, eine Besatzung von 10 Mann unter Lieutenant von Behr
+zurückgelassen zum Schutze der Angestellten der Plantagengesellschaft,
+welche ihre Arbeiten wieder aufnehmen wollte. Von hier aus zog Schmidt
+weiter nach Masinde, dem Hauptsitze Simbodjas, wo er am 6. Februar
+eintraf.</p>
+
+<p>Die Verhandlungen führten dazu, daß Simbodja sich vollkommen unterwarf,
+1000 Rupies in Geld und circa 2800 Rupies in Elfenbein als Strafe für
+die Gefangennahme des <span class="antiqua">Dr.</span> Meyer und <span class="antiqua">Dr.</span> Baumann zahlte,
+die in seinen Händen befindlichen Hinterlader zurückgab und sich zum
+Gehorsam und zur Heeresfolge gegen uns verpflichtete. Andererseits
+wurde ihm die verantwortliche Beaufsichtigung des nördlichen Teils von
+Usambara übertragen gegen ein Gehalt von 100 Rupies oder etwa 150 Mark
+monatlich. Die deutsche Flagge, welche Simbodja von nun an zu führen
+hatte, wurde in Masinde gehißt.</p>
+
+<p>Darauf ging <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt auf der großen Karawanenstraße weiter
+bis Gonja. Von hier aus zog dann Herr Otto Ehlers sowie Herr von Eltz
+auf dem von nun an sicheren Wege zum Sultan Mandara weiter. Von Gonja
+bog <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt nach dem Umba ab und kehrte von dort nach der
+Küste zurück. Er wurde hier bereits sehnlichst erwartet, da seine
+Truppen in der Aktion gegen Palamakaa mit verwandt werden sollten.</p>
+
+<p>Der Reichskommissar zog alle verfügbaren Truppen wiederum in Sadani
+zusammen, so daß daselbst eine Macht von insgesamt 700 Mann mit
+5 Geschützen versammelt war. Um, wenn möglich, überraschend zu
+erscheinen, wurde in der Nacht vom 8. zum 9. März um 11 Uhr der
+Abmarsch angetreten, in folgender Ordnung:</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_176">[S. 176]</span></p>
+
+<div class="blockquot">
+<p>1. Avantgarde: die aus dem Distrikt Sadani herausgezogene
+Stationsbesatzung (Rochus Schmidt);</p>
+
+<p>2. 1. Bataillon (<span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt);</p>
+
+<p>3. 2. Bataillon (von Gravenreuth);</p>
+
+<p>4. 3. Bataillon (von Zelewski).</p>
+</div>
+
+<p>Um 5 Uhr morgens trafen wir vor Palamakaa ein. Palamakaa ist ein
+Komplex von zehn Dörfern, welche alle in einem weiten, von den
+Usegua-Bergen umzogenen Thale liegen. Die ersten Dörfer, auf welche wir
+stießen, waren verlassen. Befestigungen wurden durch die absuchenden
+Patrouillen nicht gefunden und es wurde uns durch Gefangene bestätigt,
+daß größere Befestigungen nicht vorhanden seien. Die Gegner, durch die
+Erfahrung von Mlembule belehrt, daß sie auch in der stärksten Boma uns
+auf die Dauer keinen Widerstand leisten könnten, zogen es vor, das
+dortige sehr coupierte Terrain zu Kämpfen in einzelnen Abteilungen
+gegen uns auszunutzen.</p>
+
+<p>Die uns entgegengeworfenen Trupps wurden mit leichter Mühe einzeln
+zurückgeschlagen und die im Thale gelegenen Ortschaften nach einander
+zerstört.</p>
+
+<p>Am Nachmittag des 9. März wurde, nachdem alle unsere Abteilungen an
+den verschiedensten Stellen ins Gefecht gekommen und überall siegreich
+gewesen waren, ein gemeinsames Lager in etwas erhöhter Stellung
+bezogen, um von hier aus die Bewegungen des Gegners zu rekognoszieren.</p>
+
+<p>In dieser für uns günstigen Stellung wurden wir noch am selben Tage
+von mutig und schneidig, aber vollkommen sinnlos draufgehenden
+Rebellentrupps von mehreren Seiten angegriffen, die aber, wennschon
+sie eine Zeit lang das Feuer gegen uns unterhielten, leicht abgewiesen
+wurden. Auch hier operierte Wißmann entweder mit Salvenfeuer, oder bei
+günstigen Gelegenheiten mit Einzelfeuer der Europäer.</p>
+
+<p>Am späten Nachmittage wurden starke Patrouillen nach verschiedenen
+Richtungen hin ausgesandt, welche die noch auftauchenden Rebellen
+zurücktrieben und die noch nicht zerstörten Ortschaften einnahmen
+und verbrannten, bis auf eine verhältnismäßig stark besetzte, im
+Dickicht belegene Position, gegen die eine nur aus Schwarzen bestehende
+Abteilung nichts auszurichten vermochte. Hierhin wurde am Morgen des<span class="pagenum" id="Seite_177">[S. 177]</span>
+nächsten Tages Herr von Gravenreuth mit seinem Bataillon abgeschickt,
+der denn auch nach einer kurzen Beschießung mit Granaten und dem
+Maxim-Gun die Position nahm und den Gegner, soweit es das Gelände
+zuließ, verfolgte.</p>
+
+<p>Der größte Teil der andern Truppen wurde zur Absuchung der weiteren
+Umgebung benutzt, doch wurden nur noch vereinzelt Rebellen angetroffen.
+Es stellte sich heraus, daß der Feind in den einzelnen Abteilungen, in
+denen er uns angegriffen hatte, nach den verschiedensten Richtungen
+abgezogen war und die Gegend verlassen hatte. Er hatte 40 Tote: 30
+davon waren beim Sturm auf unser Lager gefallen, während bei uns nur
+der Oberbüchsenmacher Bauernschmidt, dem der Daumen der rechten Hand
+abgeschossen war, und vier Sudanesen verwundet waren.</p>
+
+<p>Die meisten Aufständischen waren bereits vor dem eben beschriebenen
+Gefecht weggezogen, die noch vorgefundenen wurden auf etwa 400
+geschätzt. Bana Heri selbst sagte später aus, daß er sich in der ganzen
+Zeit versteckt gehalten habe, weil er nach dem verunglückten Angriffe
+Gravenreuths einen Angriff der ganzen Schutztruppe wie bei Mlembule
+vorausgesehen habe.</p>
+
+<p>Lebensmittel waren zu Palamakaa nur noch wenig vorhanden und die
+Stimmung der Eingeborenen wandte sich immer mehr und mehr von Bana Heri
+ab. Es wurde ihnen verboten, ihn in ihren Dörfern aufzunehmen und die
+Rebellen mit Lebensmitteln zu unterstützen.</p>
+
+<p>Lieutenant Langheld war in Mandera mit einem Trupp von 50 Mann postiert
+worden und hatte den Befehl erhalten, auf flüchtige Trupps der
+Aufständischen zu fahnden; es gelang ihm auch, eine Schaar von Arabern
+und Wasegua zu zersprengen.</p>
+
+<p>So konnte, da das Terrain von Palamakaa gesäubert war und eine weitere
+Verfolgung aussichtslos erschien, am 10. März der Rückmarsch nach der
+Küste angetreten werden, auf dem wir leider vier schwere und einige
+leichte Fälle von Hitzschlag hatten und zwar meist bei den erst vor
+einigen Tagen eingetroffenen Europäern. Es verstarben infolgedessen
+die Unteroffiziere Gombert und Witzick, welche dann in Sadani beerdigt
+wurden.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_178">[S. 178]</span></p>
+
+<p>Der aus Deutschland mit dem Transport neuer Offiziere und
+Unteroffiziere eingetroffene Major Liebert hatte am Gefechte bei
+Palamakaa in der Begleitung des Majors Wißmann teilgenommen und
+bereiste in der folgenden Zeit mit dem Reichskommissar sämtliche
+Stationen, um auf Grund dessen, was er sah und hörte, im Stande zu
+sein, die nächste Vorlage betreffs der Schutztruppe vor dem Reichstage
+zu vertreten. Auf dieser Besichtigungstour war ihm auch Gelegenheit
+gegeben, selbst mit einem Trupp farbiger Offiziere gegen einen
+Häuptling, der sich gegen den in Lewa stationierten Offizier aufgelehnt
+hatte, im Verein mit <span class="antiqua">Dr.</span> Bumiller einzuschreiten.</p>
+
+<p>Mit Bana Heris Macht im Hinterlande von Sadani war es, wie erwähnt,
+nach jenem Gefecht bei Palamakaa zu Ende. Dazu zwang ihn und seine
+Leute der Hunger, mit uns in Unterhandlungen zu treten, die durch den
+neu eingesetzten Jumbe von Mkwadja vermittelt wurden.</p>
+
+<p>Da der Reichskommissar den Einfluß Bana Heris auf die Bevölkerung von
+Usegua ausnutzen wollte, wurde ihm anbefohlen, sich mit seinen Leuten
+an einem bestimmten Tage auf der Station Sadani einzufinden. Der Befehl
+über Sadani war nach dem Gefecht bei Palamakaa auf den Lieutenant Sigl
+übergegangen. Der Verfasser hatte zu dieser Zeit den Auftrag erhalten,
+im Verein mit <span class="antiqua">Dr.</span> Stuhlmann die Expedition des <span class="antiqua">Dr.</span> Emin
+Pascha, welche in einem besonderen Kapitel behandelt werden wird,
+Soldaten, Träger und Lasten zusammenzustellen.</p>
+
+<p>Im Auftrage des Reichskommissars sollte Herr von Gravenreuth in Sadani
+die Verhandlungen wegen der Übergabe Bana Heris zu Ende führen.
+Korvettenkapitän Valette, der älteste Offizier der Marinestation,
+hatte auf die Bitten des Reichskommissars dem Kommandanten des
+»Sperber« den Befehl erteilt, nach Sadani zu gehen, um dort für den
+allerdings von vornherein ziemlich unwahrscheinlichen Fall, daß der
+mit bedeutender Macht heranrückende Bana Heri ein falsches Spiel
+triebe, zur Hand zu sein. Die Besatzung der Station Sadani bestand nur
+aus 50 Mann, dem Stationschef Sigl, Lieutenant von Arnim, <span class="antiqua">Dr.</span>
+Freiherr von Nettelblatt<span class="pagenum" id="Seite_179">[S. 179]</span> und 3 Unteroffizieren. Der »Sperber« hatte
+den ausdrücklichen Befehl, nach 24 Stunden wieder nach Sansibar
+zurückzukehren.</p>
+
+<p>Am 3. April nachmittags fuhr Gravenreuth auf der »München« nach
+Sadani hinüber. In seiner Begleitung befanden sich der Wali von
+Pangani, Soliman ben Nassr, durch den im Verein mit dem uns ergebenen
+Jumbe von Mkwadja Bana Heri die Unterwerfungsverhandlungen mit dem
+Reichskommissar geführt hatte, und Bana Omari, ein Sohn Bana Heris.
+Nach der Ankunft in Sadani begab sich Bana Omari sofort ins Innere in
+die Gegend von Palamakaa, um Bana Heri die Nachricht von der Ankunft
+Gravenreuths zu überbringen mit der Aufforderung, sich nun selbst in
+Sadani zwecks der näheren Verhandlungen einzufinden. Bereits in den
+letzten Tagen hatte sich in der Station von Sadani eine Reihe von
+Leuten Bana Heris eingefunden, da derselbe nicht mehr in der Lage
+war, seine Anhänger zu ernähren. Der Hunger trieb dieselben, sich
+an uns Deutsche an der Küste zu wenden. Sie wurden auf der Station
+aufgenommen, untergebracht, verpflegt, leisteten drei Tage lang
+wahrhaft unglaubliches im Essen und Schlafen und meldeten sich dann zur
+Arbeit.</p>
+
+<p>Am 4. April, Freitags, traf der »Sperber« vor Sadani ein; am Sonnabend
+kamen Boten von Bana Heri mit der Nachricht, derselbe könne erst am
+nächsten Tage erscheinen, da er krank sei und nur langsam marschieren
+könne. Da er aber auch an diesem Tage, dem Ostersonntag, bis Mittag
+nicht erschienen war, mußte der »Sperber« infolge des erhaltenen
+Befehls abdampfen und nach Sansibar zurückkehren. Fast in demselben
+Augenblick, als der Sperber Anker aufging, erschien im Gelände hinter
+der Station der Jumbe von Mkwadja mit zwei Begleitern und der Meldung,
+daß Bana Heri ihnen auf dem Fuße folge. Gleich darauf sah man von der
+Station aus eine lange Menschenreihe sich auf diese zu bewegen, voran
+eine weiße Fahne, das Zeichen des Friedens. Der Schall der Negertrommel
+wurde gehört. Dann erschien eine zweite weiße Fahne, gleich darauf von
+andrer Seite her ein dritter Trupp: — Bana Heri war im Anrücken.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_180">[S. 180]</span></p>
+
+<p>Die ganze Gesellschaft hielt zunächst vorsichtig in dem Bett eines nur
+zur Regenzeit Wasser enthaltenden Flusses dicht bei der Station. Omari,
+Bana Heris Sohn, löst sich aus den Reihen und begiebt sich nach der
+Station hin, aus der ihm schon der Stationschef Sigl und Lieutenant
+von Arnim entgegengehen. Er erhält die Weisung, Bana Heri habe sich
+mit seinen ganzen Truppen in der Ebene hinter der Station zu lagern.
+Innerhalb der Station war alles bereit. Die Geschütze waren geladen,
+ebenso standen die Soldaten fertig, doch war Europäern und Sudanesen
+streng verboten, sich auf den Bastionen und an der Brustwehr zu zeigen,
+um nicht den Leuten Grund zum Mißtrauen und zur Furcht zu geben, und so
+im letzten Augenblick ein allgemeines Ausreißen zu veranlassen.</p>
+
+<p>Es wälzt sich nun die ganze Masse in die Ebene, etwa 400 Mann an der
+Zahl. Voran geht eine seltsame Gestalt, von dem Kopfe stehen nach
+beiden Seiten zwei mächtige, aufgerichtete Adlerflügel ab, den Rücken
+bedeckt ein Löwenfell, perlengestickte Bänder hängen vom Körper
+herab, — so trippelt der Zauberer und Vortänzer, denn er ist es,
+in kurzem Trabe und in Schlangenlinien vor dem Zuge her, beschreibt
+Kreise und läuft unermüdlich hin und her. Ihm folgen drei Trommler,
+auf mächtigen Gomas (Negertrommeln) einen langen Wirbel schlagend,
+dann die weißen Fahnen, ihnen nach die Krieger, Araber, Belutschen,
+Sklaven, Waniamuesi, Wasegua, alle möglichen Stämme. Die meisten Leute
+sind sehr gut, viele Araber prächtig gekleidet, einige Neger befinden
+sich im Kriegsschmuck mit aufgerichteten Federbüscheln bedeckt. Fünf
+buntgeschirrte Esel befinden sich im Zuge. Fast alle Leute sind mit
+Gewehren bewaffnet, nur etwa dreißig tragen Speere oder Bogen und
+Keulen. So bewegt sich der Zug auf die Station zu. Da der ihnen
+angewiesene Platz gerade unter der Mündung des großen Feldgeschützes
+liegt, — für den Neger ein höchst verdächtiger Umstand, — so bitten
+sie, im Grunde des oben erwähnten trockenen Creeks lagern zu dürfen.</p>
+
+<p>Hier findet das unvermeidliche, unendliche Schauri statt: Stationschef
+Sigl und der Wali von Pangani verhandeln mit<span class="pagenum" id="Seite_181">[S. 181]</span> Bana Heri. Dieser
+wieder macht Schauri mit seinen Leuten, das länger als drei Viertel
+Stunden dauert. Endlich kommt es zu einem Resultat. Stationschef Sigl
+meldet Herrn von Gravenreuth, Bana Heri ließe seinen Salaam sagen und
+bitte um die Erlaubnis, ihn selbst begrüßen zu dürfen. Er sei in ganz
+friedlicher Absicht gekommen; was ihn beträfe, so sei der Krieg aus und
+vorbei, und er unterwerfe sich allem. Zu bitten habe er folgendes: Er
+sei heute mit seiner besten Macht gekommen, um in möglichst feierlicher
+Weise seine Unterwerfung zu erklären; nun habe er noch 500 Mann in
+seinem Lager bei Palamakaa, ebenso seien dort die Weiber und die
+Kinder und das ganze Gepäck. Zu essen hätten sie garnichts, Munition
+ebensowenig. Herr von Gravenreuth möge gestatten, daß er selbst mit
+einer Abteilung wieder abzöge, um jenes Lager herbeizuholen, bezw.
+die Leute in ihre Dörfer zu entlassen. Die andern Abteilungen sollten
+in der Nähe sich niederlassen dürfen. Es möchten ihnen Schutzbriefe
+gewährt werden.</p>
+
+<p>Alle Punkte wurden zugestanden. Sogleich kam das ganze Lager auf die
+Beine und im feierlichen Zuge in der vorher beschriebenen Ordnung
+nähert sich die Menge dem vorderen Eingange zum Fort. Der Zauberer und
+die Fahnenträger pflanzten sich im Hofe auf und Gravenreuth begiebt
+sich mit den übrigen Europäern hinunter an den äußeren Eingang. Hier
+harrte Bana Heri, sein Sohn Abdallah, Omari, Jehasi, mehrere Araber, 14
+Jumbes und die ganze Macht.</p>
+
+<p>Bana Heri selbst trägt ein gelbseidenes Araberhemd, den Kopf von einem
+blauen, glatt anliegenden, hinten zu einem Knoten geschürzten Tuche
+umwunden. Im Gürtel steckt der prächtige Maskatdolch. Als Herr v.
+Gravenreuth auf ihn zutrat, legte er die Hand zum Gruße an die Stirn,
+ergriff dann mit beiden Händen Gravenreuths Rechte und begrüßte ihn mit
+»<span class="antiqua">Jambo, jambo sana, jambo sâânââ</span>« (sei gegrüßt, sei herzlich
+gegrüßt, sei auf das allerbeste gegrüßt). Dann fügte er hinzu: »Ach,
+Herr, wäre ich doch Deinem Briefe gefolgt!« (Herr von Gravenreuth hatte
+ihn schon bei Ausbruch des Aufstandes zur Übergabe aufgefordert.) Das
+Ganze machte den Eindruck, als ob Bana Heri außerordentlich froh sei,
+den Krieg beendigt zu sehen. Mit großer Herzlichkeit schüttelte er
+allen Anwesenden<span class="pagenum" id="Seite_182">[S. 182]</span> die Hände. Dann bat er selbst nochmals, sogleich
+abziehen zu dürfen, was ihm erlaubt wurde, zumal ein schrecklicher
+Regen den Aufenthalt im Freien im Augenblick besonders lästig machte
+und alle bis auf die Haut durchnäßte. Bana Heri versprach noch, in
+spätestens vier Tagen wieder zurück zu sein, bat, sich wieder in Sadani
+niederlassen und vorher nach Sansibar kommen zu dürfen, um Major
+Wißmann seinen Salaam zu sagen. Er erhielt Reis und Matama und nach
+vielen herzlichen Danksagungen und Salaams zog er ab.</p>
+
+<p>Abdallah, Omar, Jehasi und die Jumbes blieben im Fort zurück, um ihre
+Schutzbriefe zu erhalten. Jehasi erklärte sehr vergnügt, nun sei
+aller Krieg vorbei, sie hätten absolut nichts mehr zu essen gehabt.
+Dann sprach er voll Bewunderung von unserm Maximgeschütz, welches bei
+Palamakaa in Tätigkeit war, und dessen Wirkung er auf eigentümliche,
+hier nicht wiederzugebende Weise deutlich machen wollte. Das Geschütz
+sei ihm, obwohl er sich sehr gut auf Kanonen verstünde, absolut
+unerklärlich.</p>
+
+<p>Bana Heri persönlich sandte später als äußeres Zeichen seiner
+Unterwerfung an den Reichskommissar sein arabisches Schwert.</p>
+
+<p>Die Jumbes der Umgebung von Sadani, welche sich mit den Truppen
+eingefunden hatten, wurden mit Schutzbriefen versehen, und alles zog
+wieder ab, um sich in der nächsten Zeit in Sadani anzusiedeln und den
+Ort wieder aufzubauen.</p>
+
+<p>Der Aufstand im Norden war mit der Unterwerfung Bana Heris erledigt.
+Im ganzen hatte letzterer nach dem Gefecht bei Palamakaa immerhin noch
+1200 Leute gehabt, die sich nun, soweit sie nicht in Sadani selbst sich
+wieder ansiedelten, nach Mkwadja, Uwindji, Windi oder Mlembule wandten
+und alle unter der Kontrolle der Stationschefs von Sadani und Mkwadja
+standen.</p>
+
+<p>Es ist sowohl in Afrika von eifrigen, mit den Verhältnissen nicht
+vertrauten Offizieren der Schutztruppe und Beamten wie in Deutschland
+vielfach darüber geklagt worden, daß Wißmann, der doch mit Buschiri
+kurzen Prozeß gemacht hätte, gegen Bana Heri eine allzu große Langmut
+bewiesen habe,<span class="pagenum" id="Seite_183">[S. 183]</span> und es wird die Milde, die er gegen Bana Heri und
+gegen den bereits früher erwähnten Simbodja hat walten lassen, ihm
+als Schwäche oder als Inkonsequenz ausgelegt. Ich habe schon bei
+Buschiri darauf hingewiesen, daß Gründe, diesen Rebellenführer zu
+schonen, absolut nicht vorlagen, weder Milderungsgründe für ihn, noch
+Nützlichkeitsgründe für uns. Bei Bana Heri und Simbodja lag die Sache
+anders. Abgesehen davon, daß Bana Heri, der die Übergabe-Verhandlungen,
+wie erwähnt, durch Soliman ben Nassr und den Jumbe von Mkwadja hatte
+führen lassen, eine Schonung seiner Person und der Leute, die sich dem
+Reichskommissar stellten, als Grundbedingung gestellt hatte, war für
+Wißmann ganz besonders die Absicht maßgebend, aus dem großen Einfluß,
+den Bana Heri in Usegua und Nguru ausübte, für uns Nutzen zu ziehen.</p>
+
+<p>In dieser Berechnung hat sich der Reichskommissar nicht getäuscht. Bana
+Heri sowohl, wie seine viel schwieriger zu behandelnden Söhne haben
+sich nicht nur stets ruhig verhalten, sondern auch die vorher öfters
+beunruhigte Sadanistraße durch Usegua und Nguru in Ordnung gehalten.
+Verfasser selbst hat im vergangenen Jahre in Nguru, das durch Krieg
+stark heimgesucht war, durch die Benutzung des Einflusses Bana Heris
+und seines Sohnes Abdallah den Frieden auf die einfachste Weise wieder
+hergestellt.</p>
+
+<p>Simbodjas Vergehen ist nur gewesen, daß er durch die Ereignisse an der
+Küste sich auch seinerseits im Innern zum Aufstand aufreizen ließ und
+dem Gebote Buschiris Folge leistete. Er folgte auch diesem Zwange,
+als er <span class="antiqua">Dr.</span> Meyer und <span class="antiqua">Dr.</span> Baumann auf Buschiris Befehl
+festnahm. Daß er dann ein Lösegeld auch für sich erpreßte, ist noch
+kein Grund, ihn zu opfern.</p>
+
+<p>Das Urteil der mit den Verhältnissen im Hinterland von Pangani
+vertrauten Persönlichkeiten, — und das ist nicht das Urteil flüchtig
+das Land durchziehender Reisender, wie <span class="antiqua">Dr.</span> Meyer, sondern
+das Urteil der dort jahrelang thätigen Beamten und Offiziere, —
+geht dahin, daß der Einfluß Simbodjas uns von großem Nutzen ist und
+die Gegend vor den Übergriffen vieler kleiner Häuptlinge sichert.
+Voraussetzung dabei<span class="pagenum" id="Seite_184">[S. 184]</span> ist natürlich, daß Simbodja stets unsere Autorität
+vor Augen hat und gelegentlich ausdrücklich an dieselbe erinnert wird.</p>
+
+<p>Erst später ist bekannt geworden, daß tatsächlich Mohammed ben Kassim,
+von dem noch an anderer Stelle gesprochen werden wird, mit 600 Mann aus
+Tabora und Udjidji zur Verstärkung Bana Heris herannahte. Wir hätten
+also noch ernste Kämpfe gegen Bana Heri zu bestehen gehabt, wenn nicht
+den Friedenswünschen desselben Gehör geschenkt worden wäre, und wir
+hätten uns dadurch der Möglichkeit beraubt, mit allen Mitteln an die
+Wiedereroberung des Südens zu gehen.</p>
+<hr class="chap x-ebookmaker-drop">
+
+<div class="chapter">
+<p><span class="pagenum" id="Seite_185">[S. 185]</span></p>
+
+<h2 class="nobreak" id="10_Kapitel">10. Kapitel.<br>
+<span class="s6">Die Stationen und der Dienst auf denselben.</span></h2>
+</div>
+
+<div class="blockquot">
+<p>Bedeutung Bagamoyos und der indischen Kaufleute. — Negerbevölkerung.
+— Station Bagamoyo. — Posten bei Mtoni. — Sicherung der
+Karawanenstraße durch die Station Mpapua. — Kleinere Posten.
+— Besetzung der Stationen. — Bauten. — Armierung. — Der
+Stationsdienst. — Machtbereich der Stationschefs. — Regelung des
+Karawanenverkehrs. — Viehankäufe. — Dienst der Gruppen auf den
+Stationen. — Die Rechtsprechung. — Verwendung der Walis und Akidas.
+— Verwendung mächtiger Häuptlinge im Innern. — Die deutschen
+Unteroffiziere.</p>
+</div>
+
+
+<p>Wir haben schon bei der Entwickelung der Geschichte des Aufstandes
+der Gründung einzelner Stationen Erwähnung gethan. Um ein richtiges
+Bild von der außerordentlichen Thätigkeit, welche hierbei seitens
+aller Angehörigen des Kommissariats entfaltet werden mußte, zu
+geben, um ferner den Plan Wißmanns zu verstehen, die Küste nicht
+nur wiederzuerobern, sondern ein für allemal militärisch und
+handelspolitisch zu sichern, muß auf die einzelnen Stationen an
+dieser Stelle eingegangen werden. Als wichtigste und erste derselben
+zählt naturgemäß Bagamoyo. In der Nähe der Kinganimündung in einer
+fruchtbaren Ebene Usaramos gelegen, hatte Bagamoyo vor dem Aufstand
+bereits die bei weitem höchste Bedeutung unter allen Küstenstädten
+erlangt. Hier mündet die große Karawanenstraße von Tabora und den Seen
+über Mpapua. Alljährlich erreichten etwa 80 Tausend Träger in Bagamoyo
+die Küste und zogen von hier wieder ins Innere hinein, der Stadt das
+Gepräge eines überaus regen Geschäftsverkehrs und Lebens verleihend.</p>
+
+<p>Die Stadt selbst bestand bereits damals zum großen Teil aus
+Steinhäusern von mitunter bedeutendem Umfang, außerdem<span class="pagenum" id="Seite_186">[S. 186]</span> aus
+Negerhäusern, Lehmbauten oder einer Art Erdhütten, deren Herstellung
+in der Weise geschieht, daß ein Gerüst aus eng aneinander stehenden,
+harten Stämmchen aufgerichtet und wagerecht mit demselben Material
+überflochten wird, sodaß eine Unzahl kleiner Vierecke offen bleibt.
+Eine zweite Wand wird parallel zur ersten in derselben Weise
+aufgerichtet und der Zwischenraum mit fest gestampfter Erde ausgefüllt.
+Als Bedachung dienen Palmenblätter. Endlich bedeckten gewöhnlich ein
+Unzahl von Trägerhütten, lediglich aus Palmenzweigen erbaut, den Strand.</p>
+
+<p>Die Bevölkerung der Stadt bildeten in erster Linie vornehme und reiche
+Araber, deren Schamben (landwirtschaftliche Plantagen) unmittelbar
+an Bagamoyo grenzten; ferner in weit größerer Zahl Inder und zwar
+Hindus, Mohammedaner, wenige Banianen. Die Inder haben in erster Linie
+den Kleinhandel und den Ladenverkauf in Händen und dienen ferner den
+indischen Großkaufleuten in Sansibar als Agenten, welche ihrerseits
+den Karawanenhandel, d. h. die Lieferung an Tauschartikeln und den
+Ankauf der gebrachten Produkte des Innern, vornehmlich Elfenbein,
+Sesam, Kopal und Erdnüsse völlig in ihre Hand gebracht hatten. Die
+eigentliche Negerbevölkerung Bagamoyos bestand nur zum geringsten
+Teil aus eingeborenen Wasaramos, zum bei weitem größeren Teil aus
+Mischlingsnegern der verschiedensten Stämme der Küste und des Innern,
+Mischlingen von Arabern und Negern, Suahelis und dergleichen mehr.</p>
+
+<p>Die ständige Bevölkerung der Stadt dürfte etwa 15000 Seelen betragen,
+zu denen jedoch meist etwa 2-3000 gerade in Bagamoyo anwesende Träger,
+Waniamuesi oder Wassukuma, — häufig bedeutend mehr, — hinzukamen. So
+bildete Bagamoyo naturgemäß den Hauptkernpunkt des ganzen Aufstandes.
+Sein Name war bis in das tiefste Innere hinein bekannt. Der Begriff von
+Reichtum und Macht war mit ihm für jeden Neger unauflöslich verbunden.
+Es mußte daher natürlich die Hauptaufgabe des Reichskommissariats
+sein, diese Stadt dauernd in den deutschen Besitz zu bringen und
+vor jeder weiteren Berührung mit dem Aufstand ein für allemal zu
+schützen. Die Anlage der Station Bagamoyo wurde von vornherein in
+großartigem Maßstabe begonnen und durchgeführt.<span class="pagenum" id="Seite_187">[S. 187]</span> Zum eigentlichen
+Fort wurde ein umfangreiches, starkes Gebäude umgebaut, welches dem
+Inder Sewa Hadji gehörte, mit der Front nach dem Meere zu gelegen
+und nur durch einen etwa 300 Schritt breiten Raum davon getrennt.
+Ein aufgesetztes Stockwerk und ein angebauter Flügel gewährten Raum
+für die Unterbringung von Offizieren, Unteroffizieren und Bureaus.
+Um das Gebäude herum, teilweise daran sich anlehnend, zog sich eine
+starke Umfassungsmauer mit Eckbastionen; im Innern lehnten sich
+an diese Umfassungsmauer massive Wohnräume für die Besatzung. Die
+vordere Eckbastion des Forts bestrich mit ihren Geschützen die ganze
+Hauptstraße von Bagamoyo, wie denn überhaupt die Stadt unter das Feuer
+des Forts genommen werden konnte. Neben dem Hauptfort erhob sich am
+entgegengesetzten Ende der Stadt die sogenannte Zulukaserne, ein
+ebenfalls festes Steinhaus, in welchem das Expeditionskorps kasernierte.</p>
+
+<p>Noch weiter nach Nordwesten war gegen die französische Mission hin
+der sogenannte Dundaposten, in einem kleinen kugelsicheren Steinhaus
+untergebracht.</p>
+
+<p>Jedes einzelne der genannten Gebäude war mit einem starken
+Stacheldrahtzaun umgeben, das Schußfeld durch Rasieren der Bäume und
+Sträucher frei gemacht. Um eine noch größere Sicherheit für die gesamte
+Stadt herbeizuführen, hatte man in der ersten Zeit, als die Scharen
+Buschiris noch überall in der Nähe waren, die ganze Stadt mit einem
+Stacheldrahtzaun als erstes Hindernis gegen die Annäherung umgeben.
+Bagamoyo war ebenso wie alle anderen noch zu erwähnenden größeren
+Stationen für unsere afrikanischen Gegner durchaus uneinnehmbar.</p>
+
+<p>Die Wichtigkeit des Platzes erforderte jedoch, daß auch der weitere
+Umkreis, besonders die dorthinführenden Straßen dauernd in unsern
+Machtbereich gebracht wurden. Eine Menge Karawanen waren bei Ausbruch
+des Aufstandes mit ihren Elfenbeinschätzen, mit Gewehren und Munition
+aus dem Innern nach Bagamoyo unterwegs. Es mußte dafür gesorgt werden,
+daß diese Karawanen den Aufständischen nicht in die Hände fielen und
+ihre Macht durch gangbare Werte und Waffen unterstützten.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_188">[S. 188]</span></p>
+
+<p>Der Reichskommissar beschloß daher von Anfang an auch die weitere
+Umgebung durch Posten zu sichern. Als wesentlichsten dieser Posten
+führen wir hier Mtoni an. Mtoni liegt an der Stelle, nur etwa 6
+Stunden von Bagamoyo entfernt, wo die Karawanen den Kingani-Fluß
+zu überschreiten haben, und wäre dies für die Aufständischen der
+geeignetste Punkt für Angriffe gewesen. Hier wurde daher in einem aus
+Wellblech erbauten, durch Erdbewurf und Stacheldraht geschützten Hause
+ein Posten von 12 Sudanesen unter einem weißen Offizier und einem
+Unteroffizier untergebracht, welcher für den Schutz des Überganges
+vollkommen ausreichte. Um das früher übliche, zeitraubende Übersetzen
+der Karawane durch einen Einbaum (Eingeborenen-Canoe) aus der Welt
+zu schaffen, stellte der Reichskommissar ein großes Stahlboot zur
+Verfügung.</p>
+
+<p>Von ausschlaggebender Bedeutung jedoch für die Sicherung der
+Karawanenstraße und die Erhaltung des Handels von Bagamoyo war die
+Station Mpapua. Wir haben bereits bei der Expedition nach Mpapua
+einige Streiflichter auf die Wichtigkeit des Punktes in strategischer
+Rücksicht geworfen. Mpapua bildet aber, und dies ist von ungleich
+größerer Bedeutung, den Hauptknotenpunkt aller Karawanenstraßen, welche
+aus dem Seengebiet zur Küste führen. Alle die vom ganzen Gebiet des
+Tanganjika über Tabora laufenden und dann nach verschiedenen Richtungen
+sich teilenden Karawanenwege vereinigen sich wieder in Mpapua. Auch die
+vom Südufer des Viktoria Nyanza und von der Westküste desselben aus
+Uganda, Unioro, Karagwe kommenden Karawanen wählen den Weg über Mpapua.
+Die Sicherung dieses Punktes war daher von der allergrößten Bedeutung.
+Daß Buschiri seine Wichtigkeit erkannt hatte, beweist sein Überfall der
+Station der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft.</p>
+
+<p>Abgesehen von der Sicherung des Karawanenweges diente die Station aber
+auch zum Schutze der fruchtbaren und reichen Thäler von Inner-Usagara
+und bildete auf der andern Seite für Ugogo, das berüchtigte Räuberland
+im Westen, und für die Massais im Norden, sowie für Uhehe im Süden eine
+Kräftigung unseres Ansehens.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_189">[S. 189]</span></p>
+
+<p>Bei den damals vorhandenen Machtmitteln war die Begründung der Station
+Mpapua mit ihrer starken Besatzung ein erfreulicher, nach den damaligen
+Verhältnissen genügender Schritt zur Sicherung eines Küstenstreifens
+von mehr als 300 <span class="antiqua">km</span> Breite. Es war dies eine Aufgabe, deren
+Lösung durch Wißmann als ein Meisterstück richtiger strategischer
+Einsicht angesehen werden muß, denn die Besetzung von Mpapua und die
+Errichtung des Forts daselbst ist thatsächlich der erste Schritt zu
+einer wirklichen Beherrschung unseres Gebietes.</p>
+
+<p>Zum Interessenbereich von Bagamoyo gehört ferner noch die kleine
+Station Bueni mit einer Besatzung von durchschnittlich 20 Sudanesen.
+Sie bildete gleichzeitig einen Beobachtungsposten für den südlich
+gelegenen Platz Kondutschi, von dem aus ein schwungvoller
+Schmuggelhandel sowie Sklavenausfuhr stattfand. Endlich ist dahin
+zu rechnen der kleine Beobachtungsposten bei Mandera, welcher
+hauptsächlich dem Schutz der dortigen Missionsstation bei den Wadoës
+diente.</p>
+
+<p>Den südlichen Teil von Usaramo deckte als Hauptstation Daressalam
+mit einer Besatzung von 60-70 Sudanesen und einem kleinen Posten
+am Hafeneingang. Bei der größeren Sicherheit, welche in diesem vom
+Aufstand erst später und in geringerem Maße berührten Teile Usaramos
+geherrscht hatte, schien es unnötig, weitere befestigte Stationen hier
+anzulegen.</p>
+
+<p>In Usegua indes schien stärkere Machtentfaltung durchaus geboten und
+die eigenartige Stellung, welche Bana Heri den Eingeborenen gegenüber
+einnahm, ließ ihn als einen gefährlicheren Gegner erscheinen,
+denn Buschiri selbst. Es lag in der ursprünglichen Absicht des
+Reichskommissars nach der mehrfachen Beschießung von Sadani die Stadt
+ganz vom Erdboden zu vertilgen und die Handelsbeziehungen nach Mkwadja,
+nördlich von Sadani und etwa 30 <span class="antiqua">km</span> entfernt, hinüberzuführen.
+Mkwadja erhielt daher eine ziemlich feste Station und 50 Mann Besatzung.</p>
+
+<p>Die Absicht Wißmanns zeigte sich jedoch bald als undurchführbar. Araber
+sowohl wie besonders Karawanenführer und Träger hängen mit überaus
+großer Zähigkeit an dem einmal von ihnen begangenen Wege. Es zeigte
+sich außerdem noch<span class="pagenum" id="Seite_190">[S. 190]</span> während der Kämpfe, daß die Eingeborenen und Bana
+Heri selbst unmittelbar nach den Bombardements die Stadt immer wieder
+aufbauten. Bei letzterem kam, abgesehen davon, daß er Sadani nun einmal
+als angestammten Herrschersitz betrachtete, noch ein religiöses Moment
+hinzu: es befand sich dort das Grab seiner Mutter.</p>
+
+<p>So stellte sich sehr bald die Notwendigkeit heraus, Sadani ebenfalls
+zur Militärstation zu machen. Während der Kämpfe gegen Bana Heri
+erhielt es eine Besatzung von 130 Mann und beherbergte zeitweise noch
+das Expeditionskorps; später wurde die Besatzung auf 50 Sudanesen
+vermindert.</p>
+
+<p>In Usambara sind die Hauptstationen Pangani mit einem Posten in
+Rasmuhesa und einem zweiten Posten in Lewa, 25 km nordwestlich von
+Pangani, zum Schutz der dortigen Plantagen der Ostafrikanischen
+Plantagengesellschaft; endlich Tanga, letzteres ohne detachierte
+Posten. Zur Sicherung der Karawanenstraße, welche vom Kilimandscharo
+herunter nach Tanga oder Pangani führt, wurde am Kilimandscharo in
+Moschi, im Gebiet des uns befreundeten Häuptlings Mandara, ein Fort
+angelegt.</p>
+
+<p>Die bisher genannten 14 Stationen und kleinen Posten bestanden bereits
+im Anfang des Jahres 1890 nach kaum dreivierteljähriger Thätigkeit des
+Reichskommissariats. Sie wurden insgesamt mit Besatzungen versehen aus
+dem damals noch nicht 1000 Mann starken ersten Soldatenkontingent;
+und zwar zählten die größeren Stationen zwischen 100 (Mpapua) und 40
+(Tanga) Mann, die kleineren zwischen 20 (Moschi am Kilimandscharo,
+Bueni) und 10 (Mandera, Lewa). Außerdem waren noch Expeditionstruppen
+in der Gesamtstärke von 300 Mann vorhanden.</p>
+
+<p>Sämtliche Stationen sind, — denn auch der sehr bewährte spätere
+Bauleiter Wilkens hat seine Schule erst in Afrika gemacht, —
+ohne Zuhilfenahme der gänzlich mangelnden Sachverständigen durch
+die Offiziere, Unteroffiziere und die schwarzen Truppen angelegt
+und vollendet worden. Die Eingeborenen wurden lediglich zu
+Handlangerdiensten, wie zum Stein- und Erdtransport herangezogen. Wenn
+auch in vielen Fällen der Kern der Stationen in einem oder mehreren<span class="pagenum" id="Seite_191">[S. 191]</span>
+Araberhäusern vorhanden war, so mußten diese Gebäude doch jedesmal
+mehr oder weniger umgebaut, für den Gebrauch der Europäer passend
+eingerichtet und ausgebessert werden. Umwallungen, Bastionen und
+Befestigungen mußten selbstverständlich erst geschaffen werden. Das
+Material an Steinen wurde aus den verfallenen oder zusammengeschossenen
+Araberhäusern der betreffenden Ortschaften genommen, teils aus den
+Korallenbänken gebrochen. Als Bauholz dienten sogenannte Boriti, harte
+Knüppel aus Mangrovestämmen. Provisorische Befestigungen oder Bauten
+wurden durchweg aus Wellblech in vollkommen zweckentsprechender Weise
+hergestellt.</p>
+
+<p>Es mag gleich hier angeführt werden, daß nach der Herstellung
+geeigneter Wohnräume sich ein erheblich günstigerer Gesundheitszustand
+ergab, denn je zuvor. Die große Sterblichkeit unter den Beamten
+der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft vor der Zeit des
+Reichskommissariats ist zweifellos zum Teil auf die ungemein
+mangelhaften Wohnungsverhältnisse zurückzuführen. Nach der Erbauung
+der Forts mit ihren mitunter (wie in Bagamoyo und Daressalam) 15 Fuß
+hohen Zimmern und ihrer vorzüglichen Ventilation verminderten sich die
+Fiebererkrankungen in auffallender Weise.</p>
+
+<p>Die Armierung der Stationen bestand aus 8 <span class="antiqua">cm</span> Feldgeschützen, 4,7
+<span class="antiqua">cm</span> Geschützen, Revolverkanonen und Mörsern. Die Expeditionskorps
+führten 4,7 <span class="antiqua">cm</span> Geschütze und das Maximgeschütz mit sich, welche
+auseinander genommen und in einzelnen Stücken, die eine und zwei
+Trägerlasten bildeten, getragen wurden.</p>
+
+<p>Eine besondere Berücksichtigung verlangte die Einrichtung des
+Stationsdienstes, welche am besten geeignet ist, das Vorurteil zu
+widerlegen, als ob es sich hier lediglich um eine Kriegsführung nach
+Landsknechtsart gehandelt habe, als ob, wie man in gegnerischen Kreisen
+in Deutschland so häufig behauptete, die Schutztruppe nur mit Morden,
+Sengen, Brennen und Aufhängen sich beschäftigt habe.</p>
+
+<p>Die 7 großen Stationen standen jede unter einem Chef, dem die übrigen
+Offiziere untergeordnet waren. Die Zahl der letzteren schwankte je
+nach der Stärke und Wichtigkeit der Stationen, so zwar, daß dieselbe
+in Bagamoyo naturgemäß<span class="pagenum" id="Seite_192">[S. 192]</span> am stärksten sein mußte. Die Funktionen
+des Stationschefs waren in erster Linie die Instandhaltung der
+Station, ferner der Oberbefehl über die Stadt und die Umgebung
+derselben, Beaufsichtigung des Karawanenverkehrs, endlich die oberste
+Rechtsprechung in seinem Bezirk.</p>
+
+<p>Wißmanns Absicht ging dahin, von vornherein den aus dem Innern
+kommenden Jumbes, Karawanenführern und Trägern klar zu machen, daß ein
+für allemal die Macht und Oberhoheit in deutschen Händen läge. Dafür
+gab es kein besseres Mittel als die Regelung des Karawanenverkehrs.
+Sämtliche Karawanen, welche Mpapua passierten, hatten bei dem dortigen
+Stationschef sich zu melden. Dort fand eine genaue Aufnahme der
+mitgeführten Waren, eine Zählung der Schußwaffen und Munition, sowie
+der Kopfzahl der Karawane, des mitgeführten Viehs u. s. w. statt.</p>
+
+<p>Die Karawanenführer erhielten darüber eine Bescheinigung des
+Stationschefs und hatten dieselbe als Legitimation zunächst bei der
+Mtoni-Fähre zu präsentieren. Von der Fähre aus erhielten sie einen
+Sudanesen bis Bagamoyo mit, welcher den Begleitschein dem dortigen
+Stationsoffizier zur Prüfung vorzulegen hatte. Die Wirkung dieser
+Maßregel auf die Karawane, besonders auf die das Hauptträgerkontingent
+stellenden Waniamuesi und Wassukuma, sowie auf die Karawanenführer
+ist eine ganz erstaunliche gewesen und hat in außerordentlicher Weise
+zur Ausbreitung des deutschen Ansehens im tiefen Innern beigetragen.
+Allerdings brachte der Verkehr mit den Trägern und Führern der
+Karawanen unglaubliche Schwierigkeiten und Weitläufigkeiten mit sich.
+Die Leute waren gewöhnt, sobald sie das Meer vor sich sahen, die
+Lasten ohne weiteres abzuwerfen, zum Strande hinabzueilen und sich
+ihre Laubhütte irgendwo aufzubauen, wo es ihnen gerade gefiel. Jetzt
+kam Ordnung in die Sache. Der Kirangosi (Karawanenführer) hatte sich
+mit den begleitenden Sudanesen auf der Station zu melden, die Karawane
+mußte ihre Lasten fein säuberlich nach den Warengattungen ordnen und
+niederlegen; das mitgeführte Vieh mußte in dafür errichtete Gehege
+gebracht werden; die Hüttenstadt endlich mußte an einem dazu bestimmten
+Platz am Strande möglichst ordentlich aufgebaut, resp. in Bagamoyo in<span class="pagenum" id="Seite_193">[S. 193]</span>
+neuerer Zeit das Lager bei der Karawanserei ordnungsmäßig aufgeschlagen
+werden. Dann begannen die endlosen Verhandlungen wegen Viehankauf. Es
+lag selbstverständlich im Interesse des Kommissariats, das aus dem
+Innern zur Küste geführte Vieh zur Vermeidung des Zwischenhandels
+von den Karawanen direkt zu kaufen. Einmal wurde dadurch eine
+außerordentliche Verbilligung in der Verproviantierung der Europäer
+erzielt, andrerseits waren die Chefs in der Lage, die Sudanesen
+vor Übervorteilung zu schützen. Endlich war immer ein Bestand für
+Expeditionszwecke zur Verfügung.</p>
+
+<p>Das Kommando über die Stationsbesatzung lag unter der Oberleitung
+des Chefs in den Händen des diesem zugeteilten Offiziers. Der
+eigentliche Dienst der Truppe in den Stationen beschränkte sich,
+nachdem die schon früher beschriebene erste Ausbildung vollendet war,
+auf den Morgenappell um 6 Uhr, dann folgte Exerzierdienst bis 8 und
+noch einmal für ein bis zwei Stunden am Nachmittag. Der eigentliche
+Kasernendienst bestand lediglich im Putzen der Waffen und Waschen der
+Uniform, Instruktionsstunde fiel von selbst weg. Den wesentlichsten
+Teil der Zeit hatte die Garnison im Arbeitsdienst zuzubringen. Dieser
+Arbeitsdienst war naturgemäß sehr verschiedener Art und hing im
+Wesentlichen von dem Eifer des Stationschefs und seiner Untergebenen ab.</p>
+
+<p>Die im Vorstehenden genannten Obliegenheiten waren die offiziellen, vom
+Reichskommissar den Chefs und Offizieren gestellten Aufgaben, welche
+unbedingt erfüllt werden mußten. Darüber hinaus aber blieb es jedem
+Chef überlassen, aus seiner Station zu machen, was er konnte, und
+gerade in dieser Beziehung entwickelte sich ein reger Wetteifer. Jeder
+versuchte, so viel als möglich die Umgebung des Forts zunächst zu einer
+reizvollen zu machen. Wege wurden gebaut, Gärten und Felder angelegt,
+Bäume gepflanzt, Akklimatisationsversuche angestellt und dergl. mehr.
+Bei allen diesen Arbeiten wurde die Besatzung herangezogen, und es
+ist gewiß als vortreffliche Eigenschaft unserer schwarzen Soldaten
+hervorzuheben, daß sie alle diese Arbeiten, allerdings unter dem
+Beispiel der weißen Unteroffiziere, für sich selbst zu einer Art
+Ehrensache machten und daß so der Wettstreit unter<span class="pagenum" id="Seite_194">[S. 194]</span> den Stationen sich
+innerhalb jeder einzelnen Besatzung wiederholte.</p>
+
+<p>Wenn oben die Rechtsprechung durch den Chef angeführt wurde, muß hier
+eingefügt werden, daß sie nicht allein durch ihn geschah. Es wurde den
+Sitten und Gebräuchen, den religiösen und Rechts-Anschauungen der Leute
+durch Einsetzung der Wali und Akida Rechnung getragen. Sie wurden aus
+denjenigen vornehmen Arabern gewählt, welche beim Volk wohlangesehen
+und beliebt waren und von deren ergebener Gesinnung gegen uns wir
+überzeugt sein konnten. Sie bildeten demnach berufene Mittelspersonen
+zwischen den Stationschefs und der arabischen und eingeborenen
+Bevölkerung ebenso wie in manchen Beziehungen die Berater der ersteren.
+So nahmen sie gewissermaßen im Zivilleben eine Stellung ein, wie sie
+die farbigen Offiziere uns und der Truppe gegenüber hatten.</p>
+
+<p>Die Funktion der Wali und Akida — den ersteren Namen führten sie
+in den größeren und bedeutenderen Plätzen, den letzteren in kleinen
+Orten, in denen nur eine geringe Besatzung und wenig Verkehr war —
+war zur Zeit der Beherrschung der Küste durch die Sultane von Sansibar
+die von größeren und kleineren Statthaltern. Selbstverständlich hat
+die jetzige Funktion dieser Leute hiermit nichts mehr zu thun. Sie
+sind lediglich Organe der örtlichen Behörden, der Stationschefs,
+und haben in der Rechtsprechung wie überhaupt in der Verwaltung nur
+diejenigen Obliegenheiten, die nach Lage der örtlichen Verhältnisse der
+betreffende Stationschef ihnen zuzuteilen für gut befindet.</p>
+
+<p>Bei großer Überbürdung des Stationschefs wurde ein Teil der kleineren
+Gerichtsbarkeit den Walis insofern übertragen, daß sie die Urteile
+fällten, diese aber der Bestätigung der Chefs unterbreiten mußten.
+In manchen Stationen hatten die Walis noch eine Anzahl sogenannter
+Walisoldaten zu unterhalten, denen es oblag, notwendige Botendienste
+in der näheren und weiteren Umgebung zu verrichten, Vorladungen
+zum Schauri zu überbringen, auch Widerspenstige festzunehmen und
+dergleichen. Diese Walisoldaten sind insofern von großem Wert für
+uns gewesen, als sie den Verkehr zwischen uns und der eingeborenen
+Bevölkerung, soweit diese nicht in unmittelbarer<span class="pagenum" id="Seite_195">[S. 195]</span> Nähe der Station
+wohnte, bedeutend erleichterte. Außerdem erleichterten die Wali, ohne
+daß der deutsche Offizier und Beamte und die deutschen Soldaten sich
+bei jeder Kleinigkeit persönlich engagierten, in vielen Fällen eine
+Vermittlung, die immer viel eher zwischen dem Wali und der Bevölkerung
+möglich war.</p>
+
+<p>Von den Walis verdienen einzelne Personen besonders erwähnt zu werden
+und zwar Soliman ben Nasr, welcher als Wali von Pangani dem dortigen
+Stationschef <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt nach der Einnahme von Pangani bei
+der Herstellung der Ruhe und Ordnung an diesem Platze durch sein
+Ansehen und ebenso später dem Reichskommissar, von Sansibar aus, zur
+Unterhaltung eines guten Einvernehmens mit den Arabern der gesamten
+Küste behilflich war; ferner der bekannte Schech Amer in Bagamoyo,
+welcher bei der großen Überbürdung der Chefs resp. Bezirkshauptleute
+von Bagamoyo diesen eine wertvolle Unterstützung war, besonders auch
+den hier in dieser großen Handelsstadt zusammenströmenden Arabern,
+Indern und Eingeborenen gegenüber große Repräsentationspflichten
+versah. Da diese Persönlichkeiten naturgemäß mehr im Leben des Volks
+selbst stehen als wir Europäer, und wir immer darauf angewiesen sind,
+durch unsere Vertrauenspersonen uns auf dem Laufenden zu halten
+und durch diese dem Volke näher zu rücken, so ist selbstredend die
+Loyalität und das Interesse der Wali für uns von höchster Wichtigkeit.</p>
+
+<p>Daß solche Leute, die unter der Herrschaft der Sultane von Sansibar,
+wenn auch dort mehr indirekt, große Einnahmen gehabt haben, bei uns
+nach ihren Begriffen entschädigt werden müssen, ist selbstverständlich;
+und es kann nur als eine unerklärliche Kurzsichtigkeit und durchaus
+verfehlte Sparsamkeitsrücksicht bezeichnet werden, wenn, wie dies nach
+der Einrichtung des Gouvernements im vorigen Jahre geschehen ist,
+gerade diese bewährten, für uns so wichtigen eingeborenen Beamten in
+ihren Gehältern herabgesetzt wurden.</p>
+
+<p>Es sei auch noch der an Stelle von Walis eingesetzten Persönlichkeiten
+im Innern gedacht, die an den Plätzen, wo keine Europäer sind, die
+Interessen des Reichskommissars vertraten,<span class="pagenum" id="Seite_196">[S. 196]</span> und die deswegen besonders
+wichtig für uns waren, weil man, falls sie notorische Macht ausübten,
+in ihnen immer Persönlichkeiten hatte, an die man sich bei vorkommender
+Unordnung halten und die man fassen konnte; aber auch Persönlichkeiten,
+die selbst für die Sicherheit ihrer Gebiete sorgten und daselbst die
+Ordnung aufrecht erhielten. Daß diese Leute, von denen wir hier in
+erster Linie Kingo von Morogro und den Häuptling Simbodja erwähnen,
+nicht immer absolut in europäischem Sinne regieren und auch nicht das
+deutsche Strafgesetzbuch kennen, ist selbstverständlich.</p>
+
+<p>Sind doch alle Erfolge der Engländer auf das System zurückzuführen,
+die Eingeborenen in okkupierten Gebieten zunächst selbst herrschen zu
+lassen und diese hierfür sogar noch gut zu bezahlen. Die Eingeborenen
+empfanden die direkte Einmischung des Europäers unter Umständen
+hart, und zwar namentlich dann, wenn nicht die genügende Zahl von
+Landeskundigen und sonst geeigneten Persönlichkeiten zur Verfügung
+stehen.</p>
+
+<p>Außerdem werden aber auch auf diese Weise große Ersparnisse erzielt,
+wichtig dann, wenn die Mittel zu einer genügenden Machtentfaltung, um
+direkt das Land zu beherrschen und zu verwalten, mangeln. Freilich ist
+die Behandlung mancher dieser Walis nicht leicht und erfordert Geschick
+und Takt, wie auch Strenge am richtigen Platze.</p>
+
+<p>In der Besetzung der Stationen fanden unter den Offizieren naturgemäß
+häufig Veränderungen statt. Einmal forderten die Kriegszüge,
+Krankheitsfälle oder sonstige Rücksichten einen Wechsel der Chefs
+und Offiziere, oder aber es wurden untaugliche und wenig brauchbare
+Elemente kurzer Hand nach Europa zurückgeschickt und durch neue ersetzt.</p>
+
+<p>Ein besonderes Lob verdient in jeder Beziehung das deutsche
+Unteroffizierkorps in Ostafrika. Die Stellung der Unteroffiziere war
+ja von vornherein eine eigentümliche, ja man kann sagen gänzlich
+isolierte. Die in Ostafrika anwesenden, nicht zur Schutztruppe
+gehörenden Europäer standen meistens nur im Verkehr mit den Offizieren,
+so daß Zivilverkehr für die Unteroffiziere selten oder nie vorhanden
+war. Die Ehrbegriffe, welche das Unteroffizierkorps aus Deutschland
+mitbrachte,<span class="pagenum" id="Seite_197">[S. 197]</span> verboten ihm von selbst den engeren Verkehr mit den unter
+ihnen stehenden Elementen. Auf der andern Seite ließ eben dieser
+Ehrbegriff sie stets den richtigen Takt, einerlei ob im dienstlichen
+Verkehr oder bei Festlichkeiten, beobachten und ließ sie ferner ihre
+Aufgabe als eine im Dienst des Vaterlandes zu leistende ansehen. Wenn
+diese Aufgaben grade bei den Unteroffizieren zuweilen weit über das Maß
+des Militärdienstes hinausgingen, so sind sie doch immer mit derselben
+Präzision, derselben Hingabe und demselben Geschick gelöst worden. Die
+Ausnahmen, welche allerdings vorkamen, können nur die Regel bestätigen.</p>
+<hr class="chap x-ebookmaker-drop">
+
+<div class="chapter">
+<p><span class="pagenum" id="Seite_198">[S. 198]</span></p>
+
+<h2 class="nobreak" id="11_Kapitel">11. Kapitel.<br>
+<span class="s6">Die Unterwerfung des Südens.</span></h2>
+</div>
+
+<div class="blockquot">
+<p>Lage und Entwickelung der nördlichen Stationen. — Major Liebert.
+— Reise des Generalkonsuls <span class="antiqua">Dr.</span> Michahelles nach Witu. —
+Einteilung des nördlichen Küstendistrikts. — Stationschefs im Norden.
+— Vermehrung der Schutztruppe. — Das neue Material erweist sich als
+minderwertig. — Neueinteilung der Schutztruppe. — Einexerzieren der
+neuen Söldner. — Verhandlungen mit dem Süden. — Rekognoszierungstour
+Wißmanns auf der »München« nach Kilwa. — Verhandlungen zur Mitwirkung
+der Marine. — Einschiffung und Einteilung der Truppen für den
+Süden. — Einnahme von Kilwa und Lindi. — Friedliche Besetzung
+von Mikindani. — Stationsgründungen im Süden. — Schlechter
+Gesundheitszustand der Truppen. — Verhandlungen mit den Eingeborenen.
+— Uebergabe der südlichen Stationen an die Chefs. — Allgemeine Lage
+bei der Urlaubsreise Wißmanns nach Deutschland.</p>
+</div>
+
+
+<p>Die Unterwerfung der Rebellen im nördlichen Teile unserer Küste und die
+Gewähr, welche die befestigten Stationen für eine dauernde und völlige
+Sicherheit der Städte und der Karawanenstraßen boten, erlaubten dem
+Reichskommissar, jetzt an die Lösung des zweiten Teils seiner Aufgabe
+zu gehen, an die Unterwerfung des Südens. Bevor der Leser jedoch in
+den eigentlichen Gang der Ereignisse daselbst eingeführt wird, möge
+es gestattet sein, noch einmal die Lage im Norden und eine Reihe von
+Thatsachen zusammenzufassen, welche in diese Zeit, — in die Monate
+März und April des Jahres 1890, — fallen.</p>
+
+<p>In Tanga hatte sich die europäische Kolonie schnell vergrößert. Außer
+den Mitgliedern der ostafrikanischen und der Pflanzergesellschaft
+ließen sich einige Deutsche daselbst nieder, die aus privaten
+Mitteln Unternehmungen ins Leben rufen wollten. Der Missionar Krämer
+hatte die Gründung einer<span class="pagenum" id="Seite_199">[S. 199]</span> evangelischen Missionsstation in Angriff
+genommen; griechische Kleinhändler hatten sich dort, wie in allen
+von uns besetzten Küstenplätzen, etabliert und haben heute durch das
+mehrjährige Bestehen ihrer Geschäfte bewiesen, daß sie die Konkurrenz
+der Inder aushalten können.</p>
+
+<p>An der Nordgrenze, in Muoa, wurde zwar noch viel Schmuggel getrieben,
+aber eine spätere Besetzung dieses Platzes war bereits ins Auge gefaßt.
+In Pangani hatte der, von Tanga dorthin versetzte Distriktschef
+Krenzler Nachricht von der Ankunft einer großen Sklaven-Karawane
+erhalten und es gelang ihm, obwohl die Sklaven, 207 an der Zahl, gleich
+auf die Schambas vertheilt worden waren, sie alle auf die Station
+bringen zu lassen. Wenn auch vernünftiger Weise gegen die äußerst milde
+Art der Haus- und Feldsklaverei nicht vorgegangen wird, so stand doch
+jede Zufuhr aus dem Innern, wie wir aus diesem Beispiel sehen, unter
+unserer Kontrolle. Am Kilimandscharo war Herr v. Eltz als Agent des
+Reichskommissars stationiert und seine Berichte über die Aufführung
+des dortigen Hauptsultans Mandara, sowie über das Fortschreiten des
+deutschen Einflusses lauteten günstig. Leider wird der Kilimandscharo
+alljährlich das Ziel vieler Sportexpeditionen, die für das Land einen
+Nutzen nicht haben, sondern besonders durch die planlose Ausrottung des
+Wildes nur Schaden anrichten.</p>
+
+<p>Um Mkwadja und Sadani, wo fleißig am Wiederaufbau des Platzes
+gearbeitet wurde, waren nach dem Friedensschlusse mit Bana Heri die
+Verhältnisse ebenfalls geordnete. Bana Heri erhielt vom Reichskommissar
+ein Geschenk von 2000 Rupies als Beitrag zur Wiedererrichtung der
+Moschee.</p>
+
+<p>Der Distrikts-Chef von Bagamoyo und Stellvertreter des
+Reichskommissars, Herr von Gravenreuth, mußte wegen der in letzter Zeit
+bei ihm wiederholt auftretenden, schweren Fieberanfälle, die er sich
+auf seinen Expeditionen und durch den aufreibenden Dienst zugezogen,
+Mitte April mit längerem Urlaub Ostafrika verlassen, das er leider nie
+wieder betreten sollte. Frhr. v. Eberstein, der mit großem Eifer und
+Erfolg die Verwaltungsabteilung geleitet hatte, trat ebenfalls einen
+wohlverdienten siebenmonatlichen Urlaub an.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_200">[S. 200]</span></p>
+
+<p>Im Februar des Jahres 1890 war der Major im großen Generalstabe,
+Liebert, welcher bisher in Berlin die Vertretung des Kommissariats
+innegehabt hatte, auf Befehl Sr. Majestät in Ostafrika eingetroffen,
+um sich an Ort und Stelle durch den Augenschein von der Lage der
+Dinge Kenntniß zu verschaffen und darüber Bericht zu erstatten. In
+seiner Begleitung befand sich ein Beamter des Auswärtigen Amtes,
+Tesch. Dieser sollte dem Reichskommissar und den Chefs über die Art
+und Weise der Rechnungsführung, wie man sie auf dem Auswärtigen Amt
+wünschte, Instruktionen erteilen. Die Thätigkeit des Herrn Tesch
+war, wie wir gleich bemerken wollen, obwohl er sich mit großem Eifer
+dieser Arbeit unterzog, von keinem Erfolge begleitet. Man stellte
+sich eben die Verhältnisse von Deutschland aus ganz anders vor, als
+sie in Wirklichkeit waren. Es wurde daher bald die Sendung einer
+Revisions-Kommission angeordnet.</p>
+
+<p>Besonders bemerkenswert ist während dieser Zeit die Entsendung eines
+Detachements der Schutztruppe in der Stärke von 60 Mann unter dem
+Kommando des Chefs Theremin und in Begleitung des General-Konsuls
+<span class="antiqua">Dr.</span> Michahelles nach Witu. Nachdem im Monat März von Sr.
+Majestät Schiff »Carola« die deutsche Flagge an der Wubuschi-Mündung
+gehißt worden war, hatte der General-Konsul Befehl erhalten, sich an
+Bord eines Kriegsschiffes nach Lamu zu begeben, um von hier aus mit
+jener erwähnten Begleitmannschaft dem Sultan von Witu Geschenke zu
+überbringen und formell die deutsche Schutzherrschaft zu erklären. Es
+erregte dieses Vorgehen damals ganz besondere Freude, denn man schloß
+daraus, daß nun auch dort energisch etwas für die weitere Entwickelung
+jener Kolonie, welche bis dahin recht stiefmütterlich behandelt
+worden war, gethan werden würde. Leider sollte diese Hoffnung durch
+das deutsch-englische Abkommen auf das bitterste getäuscht werden.
+Der Führer des Detachements, Chef Theremin hatte die Expedition nach
+Witu bereits in leidendem Zustande angetreten. Nach seiner Rückkehr
+mußte der anerkannt tüchtige Offizier in Sansibar in das dortige
+Hospital aufgenommen werden und erlag bald einer zu einem unbedeutenden
+Magenleiden hinzutretenden Bauchfellentzündung.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_201">[S. 201]</span></p>
+
+<p>Wir erwähnten früher bereits, daß für die Verwaltung des nördlichen
+Küstendistrikts eine Einteilung in drei Distrikte, nämlich Bagamoyo,
+Sadani und Pangani vorgenommen worden war. Diese Einteilung hatte
+ihre großen Schattenseiten. Bei der mangelhaften Verbindung der
+den Distriktschefs unterstellten Küstenplätze entstanden nur
+Schwierigkeiten für den dienstlichen Verkehr, welche die Verwaltung
+schwerfällig machten. Man sah infolgedessen, besonders da im Süden
+wegen der meist noch viel größeren Entfernung der Stationen von
+einander sich eine gleiche Maßregel noch weniger empfahl, von
+der Distrikts-Einteilung ab und griff wieder zu der ursprünglich
+stattgehabten Einteilung in Stationen, denen folgende Herren vorstanden:</p>
+
+<p>Tanga: Chef Richelmann, der indes bald wieder durch Krenzler ersetzt
+wurde, da Richelmann die Station Sansibar und das Bureau des
+Reichskommissariats zu übernehmen hatte.</p>
+
+<p>Pangani: nach der Versetzung Krenzlers nach Tanga Chef Johannes.</p>
+
+<p>Mkwadja: Lieutenant Fischer.</p>
+
+<p>Sadani: nach Abkommandierung Sigls zur Stokeschen Expedition
+Lieutenant von Arnim.</p>
+
+<p>Bagamoyo: Chef Ramsay, (welcher diese Station nach der Versetzung des
+zu Bagamoyo trefflich bewährten Chef Richelmann nach Tanga erhielt).</p>
+
+<p>Daressalam: Chef Leue.</p>
+
+<p>Endlich fällt in diese Zeit als wichtigstes Moment für die
+Weiterentwickelung des Kommissariats und die Hebung der
+Aktionsfähigkeit die Vermehrung der Schutztruppe. Als der Plan zur
+Bestrafung der Rebellen der Südküste und zur Wiedereinnahme der nicht
+in unsern Händen befindlichen Küste gefaßt wurde, mußte man sich klar
+darüber sein, daß eine Verstärkung der Schutztruppe notwendig sei.</p>
+
+<p>Nach abermaligen Verhandlungen des auswärtigen Amtes zu Berlin mit der
+englischen und egyptischen Regierung wurde denn auch die Anwerbung
+von 600 Sudanesen in Egypten genehmigt und ein in der Verwaltung
+des Reichskommissariats thätiger Beamter, Donarski, der gerade zur
+Wiederherstellung seiner Gesundheit einen Urlaub nach Egypten<span class="pagenum" id="Seite_202">[S. 202]</span>
+erhalten hatte, mit der Anwerbung beauftragt. Die Wahl Donarskis war
+ein entschiedener Fehler. Mit vielem Fleiß und bewundernswürdigem
+Eifer hatte er sich in seine ihm anfangs völlig fremde Thätigkeit
+eingearbeitet, aber er hatte doch niemals Gelegenheit gehabt, sich
+eine Kenntniß der Sudanesen und unseres Soldatenmaterials überhaupt zu
+erwerben. Daß Donarski für die Aushebung ausersehen wurde, hatte seinen
+Grund lediglich in der übel angebrachten Rücksicht darauf, Ersparnisse
+zu machen; er reiste eben, wie erwähnt, so wie so nach Egypten.
+In Kairo stand Donarski bei der Anwerbung besonders zur Seite der
+Vertreter von Hansing &amp; Co. in Sansibar, Strandes, der sich in jener
+Zeit ebenfalls in Egypten aufhielt, und der Kaufmann Brettschneider,
+welche beide bei der Erledigung der komplizierten kaufmännischen
+Geschäfte Donarski hülfreich zur Hand gingen.</p>
+
+<p>Bei der Anwerbung selbst war wiederum, wie das erste Mal, der
+englische Oberst Scheffer von großem Nutzen. Doch machte sich jetzt
+schon empfindlicher als das erste Mal die Abneigung der englischen
+und egyptischen Regierung geltend, die Sudanesentruppe weiterhin den
+Deutschen für ostafrikanische Dienste zur Verfügung zu stellen, und nur
+mit Mühe gelang es Donarski, in noch verhältnismäßig kurzer Zeit die
+gewünschten 600 Mann zu beschaffen. Immer nach Anwerbung einer genügend
+großen Zahl wurden dieselben wie früher nach Sues geschickt.</p>
+
+<p>Zum ersten Einexerzieren waren zwei neu für Ostafrika bestimmte
+Offiziere, die Herren Lieutenant Scherner und von dem Knesebeck mit
+einigen Unteroffizieren von Deutschland nach Egypten beordert worden.
+Ihnen wurden die angeworbenen Leute von Donarski übergeben, und dann
+in gleicher Weise, wie das bei der ersten Anwerbung geschah, die
+Exerzitien mit den Leuten vorgenommen. Die Untersuchung und Behandlung
+der Leute geschah durch Assistenzarzt <span class="antiqua">Dr</span>. Buschow, der ebenfalls
+neu für die Schutztruppe angeworben war; indes einen Einfluß auf die
+Auswahl des Soldatenmaterials hatte er ebenso wenig wie die beiden
+Offiziere: Donarski wollte, ohne öfters laut gewordenen Vorstellungen
+Gehör zu geben, alles allein besorgen.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_203">[S. 203]</span></p>
+
+<p>Das ganze Kontingent wurde auf dem egyptischen Dampfer Schibin in
+Sues eingeschifft und ging unter Donarskis Kommando nach Sansibar ab,
+woselbst der Transport Mitte April eintraf. Die Überfahrt war von
+Donarski und den Offizieren benutzt worden, die Leute einzukleiden;
+Uniformen, Schuhzeug, Ausrüstungsstücke, auch Bewaffnung waren bereits
+beschafft, und so machte bei ihrer Ankunft auf dem Dampfer die Truppe
+einen vorteilhaften Eindruck.</p>
+
+<p>Der Reichskommissar, der mit den andern in Sansibar anwesenden Herren,
+— auch Major Liebert begleitete ihn bei der Ankunft des Schibin, —
+sogleich an Bord ging, ließ sich indes durch den vorteilhaften äußeren
+Eindruck nicht täuschen, sondern sagte von vornherein: »Mir gefallen
+die Leute nicht, es sind viel zu viel gelbe Kerls darunter.«</p>
+
+<p>In der That hatten sich die guten Erfahrungen, die wir mit der
+egyptischen Anwerbung das erste Mal gemacht hatten, lediglich auf das
+schwarze Element, nicht aber auf die Gelbgesichter, die eigentlichen
+Egypter, Armenier und Syrer bezogen. Solcher Leute hatte die neue
+Anwerbung einen nur allzugroßen Prozentsatz aufzuweisen. Dazu merkten
+wir bald, daß die jetzige Anwerbung lange nicht soviel altgediente
+Soldaten zählte, wie das erste Kontingent. Ein großer Teil bestand aus
+Soldaten, welche wenig kriegerischen Stämmen angehörten und bisher
+Kriegsdienste gar nicht gethan hatten, ein anderer aus Baschibosuks,
+und nur ein kleiner Teil aus regulären egyptischen Sudan-Soldaten.
+Indes man mußte mit dem gegebenen Material rechnen, und es wurde
+alsbald zur Einteilung und Ausbildung desselben geschritten.</p>
+
+<p>Mit Rücksicht auf die demnächst vorzunehmende andere Truppenbesetzung
+der Stationen des Nordens, die Wiedereinnahme des Südens und die
+Besetzung der zu begründenden südlichen Küstenstationen, sowie
+für Expeditionszwecke mußte eine neue Einteilung der Schutztruppe
+eingerichtet werden. Die Neuangekommenen wurden mit den bewährten
+felddienstfähigen Truppen des früheren Kontingents in zwei
+Expeditionskorps formiert. Das eine wurde zunächst unter dem Kommando
+des Chefs von Zelewski zum Zweck der Ausbildung in Bagamoyo,<span class="pagenum" id="Seite_204">[S. 204]</span> das
+andere zu gleichem Zweck in Daressalam unter Chef End vorläufig
+stationiert.</p>
+
+<p>Der Reichskommissar hatte, da die Ankunft der Truppen schon im März
+erwartet war, gehofft, bereits im April vor Eintritt der großen
+Regenzeit gegen den Süden vorgehen zu können, allein die Führer der
+Expeditionskorps meldeten übereinstimmend, daß bei der Minderwertigkeit
+des diesmal angeworbenen Materials sie den Rest des Monats April für
+ein Einexerzieren der Leute notwendig hätten, und so wurde die Aktion
+gegen den Süden bis zum Monat Mai verschoben.</p>
+
+<p>Bei der genannten Anwerbung ist übrigens noch ein Umstand zu erwähnen,
+durch den wir in große Verlegenheit gesetzt wurden. Ein Teil der
+egyptischen Offiziere und Unterhändler nämlich, deren sich Donarski
+naturgemäß für die Anwerbung der Truppen bedienen mußte, hatte sich
+nicht damit begnügt, die ihnen von uns gemachten Geschenke und
+Werbegelder einzustecken, sondern sie hatten in echt orientalischer
+Weise das Geschäftchen dadurch vergrößert, daß sie nach ihrem Belieben
+die Chargen an die Anzuwerbenden verkauften.</p>
+
+<p>Ein Teil der angeworbenen Soldaten, die bis dahin Militärdienst noch
+garnicht gethan hatten, kauften sich Atteste als Unteroffiziere,
+Sergeanten oder dergl. und wurden nach Zahlung des erheblichen
+Backschisch an die Unterhändler als solche eingestellt. Wir mußten
+sie natürlich zunächst kontraktmäßig übernehmen und nach der Charge
+besolden. Dieser Betrug wurde erst später entdeckt, und dann natürlich
+thatkräftig eingeschritten. So fällt schon in die Zeit vor wie auch
+nach Einnahme des Südens eine große Masse von Entlassungen aus dem
+neuen Kontingent. Auch der hohe Prozentsatz an Todesfällen auf den
+Südstationen ist zum Teil der körperlichen Unbrauchbarkeit des
+Materials zuzuschreiben.</p>
+
+<p>Während der Ausbildungszeit der neu formierten Expeditionskorps wurde
+von Seiten des Reichskommissariats alles versucht, in den südlichen
+Plätzen, wo es irgend möglich war, die Verhältnisse friedlich zu
+regeln, da ja jede kriegerische Aktion immerhin einen Rückgang des
+Handels und Wandels für beträchtliche Zeit nach sich zieht. Die
+Anregung zu diesen<span class="pagenum" id="Seite_205">[S. 205]</span> Verhandlungen ging von den Bewohnern der südlichen
+Plätze selbst aus.</p>
+
+<p>Mikindani, Sudi, Lindi, Kissiweri hatten, auf das Gerücht hin, daß der
+Süden mit allen Kräften des Kommissariats angegriffen werden soll,
+Deputationen an Wißmann geschickt, um ihre freiwillige Unterwerfung
+anzukündigen und seine Bedingungen entgegenzunehmen. Zur Vornahme der
+Verhandlungen wurde von uns der für solche Fälle schon oft in Anspruch
+genommene Wali von Pangani, Soliman ben Nassr, der sich als besonders
+tauglich und zuverlässig hierfür erwiesen hatte, bestimmt und auf dem
+Sultans-Dampfer Barawa nach den südlichen Plätzen gesandt.</p>
+
+<p>Der Sansibarsultan selbst, welcher damals den europäischen Interessen
+erheblich mehr zugethan war, als es im Anfang der Amtsthätigkeit
+Wißmanns der Fall war, wünschte aus Geschäftsrücksichten, möglichst
+schnell friedliche Verhältnisse herbeizuführen. Die Verhandlungen
+Solimans führten zu einem günstigen Abschluß mit den südlichsten
+Plätzen Mikindani und Sudi. In Lindi und von da nach Norden hin
+behielt indes die Kriegspartei die Oberhand. Anfang April unternahm
+Major Wißmann auf der »München« gemeinsam mit Major Liebert
+eine Rekognoszierungsfahrt nach dem Süden, gleichzeitig dampfte
+Korvetten-Kapitän Valette, der älteste Offizier der Station und
+Kommandant Sr. Maj. Schiff »Carola«, mit seiner Korvette dorthin. Noch
+vor Antritt der Rekognoszierungsfahrt wurde vom Reichskommissar in
+Sansibar der Kriegszustand und das Standrecht im Namen Sr. Majestät
+des Kaisers und des Sultans von Sansibar vom Rufidji bis zum Rovuma
+einschließlich proklamiert.</p>
+
+<p>Für die Rekognoszierungstour entwarfen Major Wißmann und Kapitän
+Valette einen gemeinsamen Operationsplan. Zunächst bezog sich dieser
+auf den am besten verteidigten und befestigten auch bei weitem am
+meisten straffälligen Platz Kilwa Kiwindje, wo anderthalb Jahre zuvor
+die Beamten der ost-afrikanischen Gesellschaft Krüger und Hessel
+der Wut der Rebellen zum Opfer gefallen waren. Als die Schiffe auf
+der Rhede vor Kilwa ankerten, fand man die ausgedehnte Stadt an der
+Seeseite ganz und gar mit Pallisaden befestigt und mit Truppen<span class="pagenum" id="Seite_206">[S. 206]</span> stark
+besetzt. Eine Dampf-Pinasse der »Carola« wurde zur Rekognoszierung
+etwas näher an das Land geschickt, aber sofort vom Lande aus sowohl
+durch Gewehre, als mit den dort befindlichen Geschützen beschossen.
+Da die Geschütze verwahrloste Vorderlader waren, mit Eisenstücken,
+Nägeln und allem möglichen geladen, so war die Beschießung natürlich
+ganz wirkungslos. Die Dampfpinasse erwiderte das Feuer mit ihrem
+Revolvergeschütz.</p>
+
+<p>Nachdem die Pinasse wieder an Bord der »Carola« zurückgekehrt war,
+wurden einige Granaten von der »Carola« in die Stadt hineingeworfen.
+Die im Bericht des Kapitän Valette ausgesprochene Annahme jedoch, daß
+das Feuer den Arabern in Kilwa bedeutende Verluste beigebracht haben
+müsse, bestätigte sich bei unseren an Ort und Stelle vorgenommenen
+zuverlässigen Erkundigungen nicht.</p>
+
+<p>Der Reichskommissar seinerseits fing mit der »München« fünf Halbaraber
+und Neger auf und zog von diesen Nachrichten ein. Sie bestätigten nur,
+daß die Rebellen in Kilwa entschlossen seien, auf das energischste
+Widerstand zu leisten.</p>
+
+<p>Nachdem der Zweck der Rekognoszierung erreicht war, kehrte sowohl
+Wißmann auf der »München«, als auch Kapitän Valette auf der »Carola«
+nach Sansibar zurück. Der gemeinsam verabredete Aktionsplan gegen Kilwa
+bestimmte Folgendes: Die »Carola« sollte die Blockierung und Beschießung
+des Platzes von der Seeseite aus vornehmen; »Schwalbe« hingegen mit
+den Wißmann für den Transport zur Verfügung stehenden Schiffen, dem
+gecharterten Sultansdampfer »Barawa«, der »Harmonie« und einem von
+den kleinen Dampfern außerhalb Mafia nach Kiswere gehen. Dort sollten
+die Schiffe den Eintritt der Dunkelheit abwarten und dann nordwärts
+den Hafen von Kilwa Kisiwani anlaufen, um hier die Truppen Wißmanns
+zu landen. Von dort aus sollte der Anmarsch gegen Kilwa Kiwindje
+beginnen, während »Schwalbe«, die ebenfalls Wißmannsche Truppen an Bord
+zu nehmen gewillt war, zur »Carola« auf die Rhede von Kilwa Kiwindje
+zurückdampfen sollte.</p>
+
+<p>Die zur Teilnahme an den Operationen gegen den Süden bestimmten Truppen
+wurden für diesen Zweck in 3 Bataillone zu 3 Kompagnien unter dem
+Kommando der Herren Chef <span class="antiqua">Dr.</span><span class="pagenum" id="Seite_207">[S. 207]</span> Karl Wilhelm Schmidt, Chef von
+Zelewski und dem Verfasser eingeteilt. Jedem der Bataillone wurde ein
+4,7 <span class="antiqua">cm</span> Geschütz, dem zweiten (Rochus Schmidt) außerdem noch ein
+Maximgeschütz beigegeben. Für die Beförderung der Truppen nach dem
+Süden dienten für jedes Bataillon ein großer Dampfer und zwar für das
+erste Bataillon unter <span class="antiqua">Dr.</span> Karl Wilhelm Schmidt Sr. Majestät
+Schiff »Schwalbe«, da, wie erwähnt, Korvettenkapitän Hirschberg mit
+Genehmigung des ältesten Offiziers der Marine-Station die Güte hatte,
+einen Teil der Truppen auf sein Schiff zu nehmen, für das zweite unter
+dem Verfasser der vom Sultan gecharterte Dampfer »Barawa«, für das
+dritte unter Zelewski unser Dampfer »Harmonie.«</p>
+
+<p>Am Abend des 29. April waren in Daressalam sämtliche für den Feind
+bestimmten Truppen und Fahrzeuge versammelt. Der Verabredung gemäß war
+Sr. Maj. Schiff »Carola« nach Kilwa vorausgegangen und dort nach einer
+sehr stürmischen Reise am 1. Mai eingetroffen. In der Nacht vom 1. zum
+2. Mai wurde von der »Carola« mit der Beschießung der Stadt begonnen
+und dieselbe am nächsten Morgen fortgesetzt, die Befestigungen vor der
+Stadt, wie auch die verschiedenen Teile der Stadt wurden mit Granaten
+beworfen. Die Rebellen erwiderten zu Anfang das Feuer aus ihren bereits
+erwähnten Geschützen, selbstverständlich ohne mit der Ladung nur ein
+nennenswertes Stück weit zu reichen. Durch die Geschosse der »Carola«
+wurde ihnen bald die Lust zum weiteren Bedienen ihrer Geschütze
+genommen. Der Zweck der Beschießung, die Rebellen in permanenter
+Aufregung zu erhalten, war vollkommen erreicht.</p>
+
+<p>Am 30. April morgens fand unterdessen in Daressalam die Einschiffung
+der Truppen in der vorher bestimmten Art statt, während die kleineren
+Dampfer des Reichskommissars Gepäck, Proviant und Munition für den
+Süden an Bord nahmen, teils auch noch mit Gepäck beladene Dhaus zu
+schleppen hatten. Die Dampfer »Harmonie«, »Barawa«, »München«, »Max«
+und »Vulkan« verließen, sobald sie mit der Aufnahme der Truppe, bezw.
+der Ladung fertig waren, am genannten Tage (dem 30. April) früh den
+Hafen. S. M. Schiff »Schwalbe«, auf der sich auch der Reichskommissar
+eingeschifft<span class="pagenum" id="Seite_208">[S. 208]</span> hatte, folgte um 1/2-9 Uhr morgens und holte bald die
+vorausgegangenen Dampfer ein. Der Südwest-Monsum hatte bereits wider
+Erwarten mit aller Kraft eingesetzt, sodaß der Fahrt nach dem Süden
+größere Hindernisse sich entgegenstellten, als man geahnt hatte.</p>
+
+<p>Gleich im Anfang hegte man Besorgnis wegen der »Harmonie«, welche
+sehr viel Wasser übernahm und von Wind und Wellen heftig hin und her
+geworfen wurde. Am Nachmittag des 30. April nahm Wind und Seegang
+noch zu, und da an der Nordspitze Mafias erfahrungsgemäß noch größere
+See zu erwarten stand, so mußte die Absicht, an der Außenküste Mafias
+des Nachts weiter zu fahren, aufgegeben werden. Korvetten-Kapitän
+Hirschberg, der bis Mafia die Führung übernahm und die Dampfer alle
+auf den richtigen Kurs gebracht hatte, nahm nun den Kurs durch den
+Mafia-Kanal und erreichte bei Dunkelwerden den Ankerplatz bei Faniove,
+wohin er auch die andern Schiffe durch Blicke des Nachtsignal-Apparates
+dirigierte. Am nächsten Morgen konnte die Weiterfahrt wegen dicken
+Nebels und Regen-Böen erst um 7 Uhr fortgesetzt werden, und zwar in
+Rücksicht auf die »Harmonie« unter schwachem Dampf.</p>
+
+<p>Kapitän Hirschberg verabredete mit Major Wißmann, die Südpassage
+durch den Mafia-Kanal, welcher vor einbrechender Dunkelheit erreicht
+werden konnte, zu verlassen, wenn dies des Wetters wegen irgend
+möglich sei, und während der Nacht nach Kilwa-Kisiwani zu gehen. Aber
+auch diese Absicht war undurchführbar, denn die Seeuntüchtigkeit
+unserer »Harmonie« stellte sich immer deutlicher heraus. Schon wir,
+die wir auf der »Barawa«, einem Schiff von 1000 Tonnen, eingeschifft
+waren, wurden bei dem fortwährenden Rollen und Stampfen stark hin
+und her geworfen; wirklich bemitleiden mußten wir indes die auf der
+»Harmonie« eingeschifften Kameraden und Truppen. Die »Harmonie« fuhr
+hinter uns her und wir konnten ihr furchtbares Schlingern aus nächster
+Nähe beobachten. Die Besorgnis, daß die »Harmonie« bei dieser See
+kentern könnte, lag sehr nahe, und in der That wurde bald darauf auf
+der »Harmonie«, als wir den Wasserweg innerhalb des Mafia-Kanals
+verlassen wollten, ein Signal sichtbar, daß der<span class="pagenum" id="Seite_209">[S. 209]</span> Dampfer unmöglich
+folgen könne. Nachdem der Kapitän der »Harmonie« und Chef von Zelewski,
+der Kommandant der auf der »Harmonie« eingeschifften Truppen mit dem
+Reichskommissar in Verbindung getreten waren, wurde zunächst bei
+Samanga geankert und hier beschlossen, daß die andern Schiffe bis auf
+»Schwalbe« und »Harmonie« direkt und zwar möglichst ohne daß man sie
+von Kilwa Kiwindje bemerken könne, nach Kisiwani weiter gehen sollten.</p>
+
+<p>Die »Schwalbe« lief mit Tagesanbruch des 2. Mai nach Kilwa, um Herrn
+Kapitän Valette von der notwendig gewordenen Änderung der ursprünglich
+getroffenen Dispositionen Meldung zu erstatten und »Harmonie« folgte
+ihr langsam nach. Dann schlug die »Schwalbe« den Weg nach Kilwa
+Kisiwani ein, wo sie wieder die Führung übernahm und, den übrigen
+Dampfern den Weg weisend, Nachmittags in den Hafen einlief. Die Führung
+durch Sr. Maj. Kreuzer »Schwalbe« ist während der ganzen Fahrt nach
+dem Süden für uns von der größten Wichtigkeit gewesen. Den Führern
+unsrer Dampfer, die bis dahin kaum jemals nach dem Süden gekommen
+waren, war das Fahrwasser unbekannt, und es ist sowohl der geschickten
+Führung durch Kapitän Hirschberg, als auch besonders der großen
+Hilfsbereitschaft, mit der er jeden weiter zurückbleibenden oder vom
+richtigen Fahrwasser abkommenden Dampfer wieder auf den richtigen Weg
+brachte, zu danken, daß wir, ohne durch die Elemente größere Verluste
+zu erleiden, im Süden angekommen sind.</p>
+
+<p>Dem auf der »Schwalbe« eingeschifften Bataillon und insbesondere den
+Offizieren ist die bestmögliche, kameradschaftlichste Aufnahme zu Teil
+geworden, wie überhaupt in jener Zeit das vorher zuweilen gespannte
+Verhältnis mit der Marine sich in ein sehr gutes umgewandelt hatte.
+Zumal mit der alten Besatzung der »Carola« und »Schwalbe«, mit denen
+wir so vieles gemeinsam durchlebt hatten, wurde eine enge Freundschaft
+und die beste Kameradschaft gepflogen.</p>
+
+<p>Die »Harmonie« hatte die Anweisung erhalten, da sie nach Kilwa Kisiwani
+nicht folgen konnte, nach der Rukyrro-Bai, südlich von Kilwa Kiwindje
+zu gehen und daselbst das an Bord befindliche Bataillon auszuschiffen.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_210">[S. 210]</span></p>
+
+<p>Bei unserer Ankunft in Kilwa Kisiwani machten das Kriegsschiff und die
+armierten Dampfer klar zum Gefecht, aber es zeigte sich nirgends ein
+Feind.</p>
+
+<p>Die Landung der Truppen an der Südspitze der von Kilwa Kiwindje nach
+Süden auslaufenden Halbinsel ging ohne Schwierigkeit von statten und
+war bis zum Eintritt der Dunkelheit beendet. Die Truppen der »Harmonie«
+wurden ebenfalls in der Nacht vom 2. zum 3. und am 3. früh in der
+Rukyrro-Bai gelandet, wobei die »Schwalbe« ebenso wie bei unserer
+Landung in Kilwa Kisiwani durch Hergabe von Booten und durch Schleppen
+mit der Dampfpinasse bereitwillig Unterstützung leistete.</p>
+
+<p>Eine Stunde nach begonnener Landung war in der Kisiwani-Bai die ganze
+Mannschaft von »Schwalbe« und »Barawa« ausgeschifft und um 5 Uhr 15
+Minuten befand sich bereits alles im Marsch.</p>
+
+<p>Das Landen der Truppen, Rangieren und der Abmarsch machten einen sehr
+guten militärischen Eindruck, in Anbetracht der überstandenen Seefahrt
+und der Seekrankheit, an der fast alles zu leiden hatte. Es wurde
+zunächst eine Stunde weit marschiert bis Masoko in der Rukyrro-Bai, in
+deren Nähe die »Harmonie« vor Anker lag.</p>
+
+<p>Abgesehen von einem Angriff auf eine von uns ausgesandte Patrouille,
+bei welchem ein Mann auf unsrer Seite verwundet, einer der Gegner
+erschossen wurde, fanden Feindseligkeiten während der Nacht nicht
+statt. Wir hatten dagegen unterwegs einige Eingeborene aufgegriffen,
+welche uns am nächsten Tage als Führer nach Kilwa Kisiwani dienen
+sollten.</p>
+
+<p>Das zweite Bataillon war während der Landung der »Harmonie« nordwärts
+vorgeschoben und hatte die Vorposten zu stellen. Noch während der
+Landung wurden dieselben von einem etwa 200 Mann starken Trupp, der
+offenbar auf die Nachricht von unserer Landung hin von Kilwa Kiwindje
+ausgesandt war, angegriffen. Der Gegner wurde indes nach kurzem Gefecht
+unter bedeutenden Verlusten zurückgeworfen.</p>
+
+<p>Unmittelbar nach erfolgter Landung des auf der »Harmonie«
+eingeschifften Bataillons wurde der Vormarsch auf Kilwa (in der
+Marschordnung: zweites, erstes, drittes Bataillon),<span class="pagenum" id="Seite_211">[S. 211]</span> angetreten. Der
+Marsch führte zunächst an der Küste entlang nach Norden, dann bogen wir
+nach Nordwesten ab in der Richtung auf den Kisimo-Berg.</p>
+
+<p>Unterwegs wurde unsere Tête fortwährend von Rebellen angegriffen,
+jedoch wurde der Marsch hierdurch nicht verlangsamt, da es zumeist nur
+des Einsetzens der Têten-Kompagnie bedurfte, den Gegner zurückzuwerfen.
+Dagegen hatten wir in Folge der großen Hitze, der schlechten Ernährung
+und der überstandenen Seekrankheit einige Fälle von Sonnenstich, was
+uns einigermaßen aufhielt. Während der Nacht vom 3. zum 4. Mai wurde
+Bivouak in einer verlassenen Ortschaft bezogen. Die Nacht verlief ohne
+jede Störung, obgleich das stark coupierte Terrain und die Tags zuvor
+sich immerfort wiederholenden Angriffe des Feindes auch Unternehmungen
+desselben bei Nacht erwarten ließen. Selbstverständlich waren nach dem
+Beziehen des Bivouaks alle Vorsichtsmaßregeln getroffen und starke
+Vorposten ausgestellt worden.</p>
+
+<p>Am 4. Mai morgens wurde der Weitermarsch fortgesetzt, abermals unter
+schnell zurückgewiesenen Angriffen der Gegner. Gegen 7 Uhr wurde das
+Feuer der Kriegsschiffe hörbar. Die vorzüglich einschlagenden Granaten
+legten einen beträchtlichen Teil der Befestigung an der Front nieder,
+ebenso eine Menge massiver Bauten in der Stadt. Ein Teil derselben, der
+aus Negerhütten bestand, geriet in Brand, ein Teil der Pulvervorräte
+des Feindes flog in die Luft.</p>
+
+<p>Als sich unsere Truppen um 8 Uhr der Stadt von Südwesten her näherten,
+dirigierte der Reichskommissar das zweite Bataillon auf den Süden der
+Stadt, das erste auf die Westlinie, während das dritte als Reserve
+folgte. Dicht vor der Stadt wurden noch einige Granaten in dieselbe
+geworfen und eine Patrouille mit der deutschen Flagge rechts nach dem
+Strande gesandt. Sie sollte der Marine das Zeichen zum Einstellen des
+Feuers geben, damit wir selbst zum Angriff vorgehen könnten.</p>
+
+<p>Zu unserer großen Überraschung konnten wir, ohne Feuer zu erhalten,
+in die Stadt eindringen: sie war während der letzten Nacht geräumt
+worden. Wir hatten erwartet, daß die fanatischen Rebellen von Kilwa
+Stand halten würden, und daß es zu einem sehr erbitterten Straßenkampfe
+kommen<span class="pagenum" id="Seite_212">[S. 212]</span> würde, wobei die vielen festen Steinhäuser vorzügliche Reduits
+für die Rebellen hätten bilden können. Wäre es uns dann gelungen, den
+Gegner aus der Stadt zu treiben, so hätte ihm nach Erstürmung des
+südlichen Stadtteils das erste Bataillon vom Westen her den Rückzug
+abgeschnitten, und der Feind wäre in den Terrain-Abschnitt zwischen
+den Meeresstrand und den Fluß gedrängt worden, wo er ertrunken oder in
+unsere Hände gefallen wäre. Die Rebellen waren indes eingeschüchtert.
+Sie hatten erwartet, daß wir lediglich von der Seeseite angreifen
+würden, wo sie sich durch eine sehr stark angelegte doppelte
+Pallisadenreihe, in deren Mitte Erde geschichtet war, befestigt hatten.
+An verschiedenen Stellen der Pallisaden waren Bastionen errichtet,
+deren Armierung im ganzen aus acht primitiven Geschützen bestand. Im
+Norden und Süden stießen die Befestigungen an Creeks; an den Seiten
+dagegen waren Befestigungen überhaupt nicht angebracht.</p>
+
+<p>Da wir den Rebellen den Gefallen nicht gethan hatten, die stärkste
+Seite der Stadt anzugreifen, und ihre Versuche, uns durch
+Entgegenwerfen stärkerer Trupps im Vormarsch aufzuhalten, ebensowenig
+Erfolg gehabt hatten, warfen sie die Flinte ins Korn und gaben die
+Stadt preis. Nach den eingezogenen Erkundigungen waren die Verluste an
+Menschenleben, welche die Rebellen durch die Beschießung der Marine
+erlitten hatten, ganz geringfügig, sie betrugen nur 2 Mann; um so
+größer aber war der moralische Eindruck gewesen, den das Bombardement
+und der Brand in der Stadt hervorriefen. Um nicht die ganze Stadt
+abbrennen zu lassen, mußten wir selbst zum Löschen schreiten.</p>
+
+<p>Der Verlust der Schutztruppe vor Kilwa betrug drei Tote und einige
+Verwundete. Die Marine war, da ihre Schiffe aus einer Entfernung
+von über 3000 <span class="antiqua">m</span> feuerten, selbstverständlich nicht durch
+die Rebellen gefährdet. Die Verluste, welche die Rebellen in den
+vereinzelten Gefechten beim Anmarsch der Schutztruppe von Süden her
+erlitten, beliefen sich auf etwa 30 Mann. Recht wunderbar schien es
+uns, daß obwohl unsere Marine stets recht gut schoß, die Verluste der
+Rebellen an Menschenleben so ungeheuer gering waren und der Schätzung
+der Marine stets bedeutend nachstanden.<span class="pagenum" id="Seite_213">[S. 213]</span> Man sah, daß die Granaten
+meist vorzüglich krepierten, dennoch aber keine Verluste beibrachten.
+Gewiß ist in dieser Beziehung der Vorschlag des Admirals Deinhard,
+statt mit Granaten mit Shrapnels gegen lebendige Ziele zu feuern und
+die in Ostafrika stationierten Kriegsschiffe mit solchen zu versehen,
+sehr beachtenswert.</p>
+
+<p>Kilwa Kiwindje ist die größte und bedeutendste Stadt des Südens,
+fast so groß wie Bagamoyo, wenn auch als Handelsplatz bei weitem
+nicht von derselben Bedeutung. Die Zahl der Steinhäuser und besonders
+der geräumigen Steinhäuser übersteigt erheblich die in allen andern
+Plätzen. Leider hat Kilwa eine sehr schlechte Rhede und der sehr
+schlickige Strand erschwert sogar das Landen mit den Booten. Die
+Bedeutung Kilwas ist ersichtlich aus der großen Zahl der hier wohnenden
+Inder. Annähernd 100 Geschäfte von Hindus und Banianen befinden sich
+in der Stadt.</p>
+
+<p>Auf der Rhede von Kilwa lag zur Zeit unseres Angriffes das englische
+Kriegsschiff »Turquoise«, um diejenigen von den indischen Unterthanen
+aufzunehmen, welchen der Aufenthalt in der Stadt zu unsicher erschien
+und welche die Absicht hatten, nach Sansibar überzufahren. Es schifften
+sich denn auch 12 Männer und 105 Frauen und Kinder auf der »Turquoise«
+ein; ein Inder war noch unmittelbar vor dem Abzug der Rebellen in
+seinem Hause ermordet und sein Laden vollständig ausgeplündert worden.
+Bei unserm Einzuge fanden wir die Inder fast alle aus der Stadt
+geflüchtet und erst auf gutes Zureden, nachdem wir Friedensboten zu
+ihnen gesandt, waren sie zur Rückkehr zu bewegen.</p>
+
+<p>Die Stärke des Feindes variierte nach den Angaben der Inder zwischen
+5 und 7 Tausend Mann, doch scheint diese Zahl von den für größere
+Zahlenangaben wenig Verständnis besitzenden Leuten sehr übertrieben zu
+sein.</p>
+
+<p>Nach unserem Einrücken in die Stadt wurden die im Besitze der Rebellen
+befindlichen Häuser geplündert und nachdem das Vieh, welches in der
+Stadt und deren Nähe sich vorfand, zusammengetrieben war, bezogen die
+Truppen Quartiere. Jedem Bataillon wurde ein Teil der Stadt überwiesen
+und diese Bereiche in Kompagnie-Reviere eingeteilt. So kamen hier nach<span class="pagenum" id="Seite_214">[S. 214]</span>
+der Seefahrt und dem Marsch im Regen, — seit unserer Abfahrt von
+Daressalam hatte es fast ununterbrochen in Strömen gegossen, — die
+Truppen zum ersten Mal in trockene Quartiere. Da sich durch die Stadt
+Kilwa selbst ein Creek hindurchzieht, und außerdem in der Regenzeit das
+ganze Terrain in und um Kilwa zum Sumpfe wird, in welchem gerade jetzt
+viel Erdarbeiten auszuführen waren, so kann es nicht Wunder nehmen,
+wenn in der nächsten Zeit der Gesundheitszustand der Truppen ein sehr
+schlechter war.</p>
+
+<p>Am Tage nach dem Einrücken wurde eine Patrouille von 3 Kompagnien nach
+dem Singino-Hügel geschickt, welche die Meldung zurückbrachte, daß der
+erste Halt der flüchtigen Aufständischen 7 Stunden von Kilwa entfernt
+läge, aber kaum Aussicht sei, daß dieselben einer anrückenden Truppe
+weiterhin Stand halten würden.</p>
+
+<p>Man ging nun eifrig an das Ausladen der Dampfer, welche die für Kilwa
+bestimmten Baumaterialien, Munition und Proviant gebracht hatten, und
+bereitete die Befestigungsarbeiten vor, so daß der Platz von zwei
+Kompagnien gehalten werden konnte. Als Platz für die Station wurde
+das alte am Strande gelegene Zollhaus und drei andere Steinhäuser
+ausgesucht, die zunächst durch eine provisorische Umwallung aus
+Wellblech (mit Erdaufwurf zwischen den Wellblechen) und durch einen
+Stacheldrahtzaun derart umgeben wurden, daß sie mit den Geschützen und
+der zugehörigen Besatzung ein wohl zu verteidigendes Fort bildeten. Die
+Station wurde am 8. Mai nachmittags mit 15 Europäern, 2 Kompagnien und
+2 Geschützen dem Chef von Zelewski übergeben.</p>
+
+<p>Am 9. Mai erfolgte die Einschiffung der übrigen Truppen und zwar an
+Bord der »Carola«, »Schwalbe« und »Barawa«, da »Harmonie« wegen ihrer
+bewiesenen Untüchtigkeit in Kilwa zurückgelassen wurde. Am Mittag des
+9. Mai gingen »Carola«, »Schwalbe«, »Barawa«, »München« und »Vesuv«
+nach Lindi, unserem nächsten Ziele, ab, wo wir am Morgen des 10. Mai
+eintrafen.</p>
+
+<p>Die Stadt Lindi, meist aus Negerhütten bestehend, weist nur ganz wenige
+Steinhäuser auf. Sie liegt auf der nördlichen Seite eines von See aus
+ins Land sich hineinziehenden sehr<span class="pagenum" id="Seite_215">[S. 215]</span> breiten Creeks. Die Ausdehnung der
+Stadt ist keine große, da unmittelbar hinter derselben eine ziemlich
+bedeutende Hügelkette eine natürliche Grenze bildete. Am Ende des
+Creeks mündet in diesen der Ukeredi-Fluß. Nach unserer Ankunft vor dem
+gewissermaßen den Hafen bildenden Creek gingen die Dampfer »Schwalbe«,
+»Barawa«, »München« und »Vesuv« in denselben, den sogenannten
+Lindi-Fluß hinein, während »Carola« von der Rhede aus die Operation
+auf Ansuchen des Majors Wißmann durch Hineinwerfen dreier schwerer
+Granaten in die Stadt eröffnete. Wir erhielten im Flusse sowohl von
+der Lindiseite aus, als auch von der entgegengesetzten Seite des
+Flusses Feuer, welches die »Schwalbe« mit Revolvergeschützen erwiderte,
+während ich von der Kommandobrücke der »Barawa« aus mit dem Maxim-Gun
+die am Strande von Lindi befindlichen Rebellen beschoß. Obgleich die
+Lindileute fast gar keine Verluste erlitten, wurde doch der Strand von
+ihnen geräumt, und unsere Landung erfolgte ohne Verluste.</p>
+
+<p>Der Vormarsch gegen die Stadt machte keine Schwierigkeiten. Überall
+wurde das Terrain im Umkreis von den Rebellen gesäubert. Wo sie sich
+zeigten, wurden sie, ohne daß sie bedeutenden Widerstand leisteten,
+zurückgeworfen. Nach der Besetzung der Stadt wurden alsbald Vorposten
+aufgestellt und mit den Löscharbeiten begonnen. Eine von uns
+unternommene stärkere Rekognoszierungs-Patrouille, bei der wir an
+einzelnen Stellen beschossen wurden, hatte zwar die Rebellen über die
+benachbarte Hügelkette hinaus gejagt, doch wurden während der Nacht
+unsere Vorposten noch an verschiedenen Stellen, allerdings ohne Erfolg,
+angegriffen. Ein weißer Unteroffizier wurde bei der Schießerei während
+der Nacht verwundet. Zur provisorischen Befestigung wurde ein Platz
+am Strande ausersehen und drei hier befindliche Steinhäuser durch
+entsprechende Verbindung verteidigungsfähig eingerichtet.</p>
+
+<p>Am 11. Mai bereits kehrte der Araber Selim ben Salum, welcher oberhalb
+des Flusses seine Schamba hatte, auf einem Boote mit der weißen
+Friedensfahne zurück und bot seine sowie aller Araber Unterwerfung an.
+Ebenso schickten die Hauptführer an diesem Tage Boten zu uns, welche
+um Frieden<span class="pagenum" id="Seite_216">[S. 216]</span> und Begnadigung baten. Die »Carola« verließ am Nachmittag
+des 11. Mai die Rhede, zeigte sich dann vor Mikindani und kehrte von da
+nach Sansibar zurück. Am 12. wurde vom Reichskommissar mit dem Dampfer
+»München« eine Rekognoszierung den Lindifluß aufwärts unternommen und
+die Niederlassung des bereits erwähnten Selim besucht. Hier waren alle
+Araber der Umgegend versammelt und zeigten dem Reichskommissar ihre
+vollständige Unterwerfung an.</p>
+
+<p>Am 13. wurde die Station Lindi mit 18 Europäern, zwei Kompagnien und
+6 Geschützen dem Verfasser übergeben. Der Reichskommissar brach mit
+den übrigen Truppen nach Mikindani auf, wo er an demselben Nachmittag
+eintraf. Bereits über Land war an den Wali von Mikindani ein Brief
+abgesandt mit der Aufforderung, beim Eintreffen des Reichskommissars
+sich diesem friedlich zu unterwerfen. Und so kamen denn auch bei der
+Einfahrt in den Hafen bereits Boten mit weißen Flaggen entgegen,
+welche Briefe vom Wali und den Jumbes überbrachten, in denen sie ihre
+Unterwerfung anzeigten. Der Reichskommissar begab sich sofort an
+Land und fand an der Stelle der späteren Station im ganzen 100 meist
+bewaffnete Araber zum Schauri versammelt. Sie wurden ermahnt, sich in
+den Ortschaften um Mikindani ruhig zu verhalten, und es wurde ihnen
+mitgeteilt, daß am nächsten Morgen die Truppen ausgeschifft und mit dem
+Bau einer Befestigung begonnen werden würde. Eine Sorge für ihr Leben
+und Eigentum hätten die sich friedlich Unterwerfenden nicht zu hegen.</p>
+
+<p>Nach Ausschiffung der Truppen am nächsten Morgen wurden auch hier die
+provisorischen Befestigungsarbeiten vorgenommen, nachdem die friedliche
+Unterwerfung aller Einwohner angenommen war. Nur ein Dorf, welches die
+Friedensflagge nicht gehißt hatte, wurde von den Negern geräumt.</p>
+
+<p>Der Wali, der Jemadari und der Akida des Sultans wurden in die Dienste
+des Reichskommissars übernommen und zum Gehorsam verpflichtet. Die
+Leitung der weiteren provisorischen Befestigungsarbeiten wurde dem Chef
+<span class="antiqua">Dr</span>. Karl Wilhelm Schmidt übertragen, der einige Tage darauf auf
+Befehl des Reichskommissars die Station mit 11 Europäern, 2 Kompagnien
+und 4 Geschützen an Chef End zu übergeben hatte.<span class="pagenum" id="Seite_217">[S. 217]</span> Die beiden übrigen
+Kompagnien Dr. Schmidts sollten nach Bagamoyo und Pangani zurückgesandt
+werden. Er selbst hatte den Befehl, auf der »Schwalbe« nach Sansibar zu
+kommen.</p>
+
+<p>Auf der Rückfahrt von Mikindani lief der Reichskommissar mit der
+»München« die Plätze Lindi und Kilwa nochmals an und fand daselbst
+alles in guter Ordnung. In Kilwa hatten sich bereits einige 100
+Eingeborene wieder eingestellt. Der größte Teil der Aufständischen war
+noch einige Tagereisen von Kilwa entfernt versammelt. Kilwa Kisiwani
+hatte als Vertreter einen völlig arabisierten Italiener, der Jussuf
+genannt wurde, an Chef von Zelewski gesandt, mit der Bitte auch nach
+Kisiwani Truppen hineinzulegen.</p>
+
+<p>Am 17. Mai traf der Reichskommissar wieder in Sansibar ein und ging von
+dort aus am 18. nach Sadani. Bana Heri, der dem Reichskommissar, wie
+erwähnt, sein Schwert, das er im Aufstande gegen ihn geführt, übersandt
+hatte, trug ihm jetzt die Bitte vor, ihm ein anderes Schwert zu
+übergeben, das er von jetzt an nur in deutschen Diensten tragen würde.
+Seine Bitte wurde erfüllt.</p>
+
+<p>In Sadani war der Araber Mohammed ben Kassim aus Tabora, der allgemein
+beschuldigt wurde, den deutschen Kaufmann Giesecke im Jahre 1885
+in Tabora ermordet zu haben, durch Lieutenant Sigl nach erfolgter
+Rekognoszierung durch den Irländer Stokes dingfest gemacht worden.
+Wißmann, der Mohammed ben Kassim bereits drei Jahre früher am Lualaba
+kennen gelernt hatte, erkannte denselben wieder und sandte ihn nach
+Bagamoyo, woselbst er ein Kriegsgericht über ihn anordnete. Der Sultan
+Said Ali selbst bat zwar, seinen Unterthan Mohammed ben Kassim ihm
+auszuliefern, doch wurde das Ansuchen von Wißmann abgeschlagen.</p>
+
+<p>Am 26. Mai trat der Reichskommissar, dessen Gesundheit durch die
+fortwährenden Strapazen sich sehr erheblich verschlechtert hatte, einen
+ihm bewilligten Urlaub nach Deutschland an, nachdem er zuvor an den
+von Mikindani zurückgekehrten Chef <span class="antiqua">Dr.</span> Karl Wilhelm Schmidt für
+die Dauer seiner Abwesenheit die Geschäfte des Reichskommissariats
+übergeben hatte.</p>
+<hr class="chap x-ebookmaker-drop">
+
+<div class="chapter">
+<p><span class="pagenum" id="Seite_218">[S. 218]</span></p>
+
+<h2 class="nobreak" id="12_Kapitel">12. Kapitel.<br>
+<span class="s6">Das Reichskommissariat unter Wißmanns Stellvertreter <span class="antiqua">Dr.</span> Karl
+Wilhelm Schmidt.</span></h2>
+</div>
+
+<div class="blockquot">
+<p>Innerer Ausbau und Organisation des Kommissariats. — Beaufsichtigung
+und Kontrolle der Karawanen. — Verurteilung des Mörders Gieseckes,
+des Arabers Mohammed ben Kassim. — Deputationen aus dem Innern melden
+die Unterwerfung der Bevölkerung. — Einfall der Mafiti in Usaramo. —
+Expedition des <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt nach Usaramo bis an den Rufidji
+— Unterwerfung des Jumbe Pangiri. — Expedition des Chef von Perbandt
+nach Nguru zur Sicherung der katholischen Mission. — Verhandlungen
+mit der Bevölkerung im Süden. — Ausbau der Station Kilwa durch
+Zelewski. — Anknüpfung von Beziehungen mit den Eingeborenen
+um Lindi und Mikindani. — Expeditionen zu diesem Zweck in das
+Hinterland. — Die Sklavenfrage in und um Lindi. — Die Wahiyao und
+der Häuptling Maschemba. — Verhandlung mit letzterem. — Scheinbare
+Unterwerfung desselben. — Pulverschmuggel im Hinterland von Lindi. —
+Unterdrückung des Pulverschmuggels durch Benutzung der Eingeborenen
+und Händler. — Die Stämme im Hinterland des Südens. — Beschaffenheit
+des Hinterlandes. — Charakter der Lindi-Leute. — Expedition des
+Verfassers mit Chef End zu Maschemba. — Besuch des Makanda-Häuptlings
+Schikambo. — Krieg zwischen Schikambo und Maschemba. — Expedition
+des <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt mit den Stationschefs von Lindi und Mikindani
+zu den englischen Missionsstationen und an den Rovuma. — Gefecht
+bei Kisanga; Verwundung des Verfassers. — Der Rovuma. — Ankunft in
+Mikindani. — Informationsreise des Herrn von Soden nach Ostafrika. —
+Soden als Ersatz für Wißmann in Aussicht genommen.</p>
+</div>
+
+
+<p>Die Hauptaufgabe des Stellvertreters des Reichskommissars, <span class="antiqua">Dr.</span>
+Schmidt, lag auf friedlichem Gebiete. Nach der Wiedergewinnung der
+ganzen Küste und nach vollkommener Pacificierung des nördlichen Teils
+unseres Interessen-Gebietes konnte während der Abwesenheit Wißmanns
+an dem innern Ausbau und der Organisation des Reichskommissariats
+gearbeitet<span class="pagenum" id="Seite_219">[S. 219]</span> werden. <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt wurde dieser Aufgabe gerecht
+durch Erlaß einer Reihe von Bestimmungen über die Thätigkeit,
+Diensteinteilung und Befugnis der Stationschefs und die Abgrenzung der
+Stationsbereiche, welche natürlich durch die praktischen Verhältnisse
+vorgezeichnet waren. Bei der Feststellung des Verhältnisses der
+Stationschefs zur eingeborenen Bevölkerung und den Karawanen traf
+er Anordnungen über die Beaufsichtigung und Kontrolle der Karawanen,
+die Abstempelung der Schußwaffen, welche dieselben mit sich führten,
+über den Verkauf von Waffen und Munition an Karawanen und über den
+Kautschuckhandel, um der häufigen Verfälschung dieses wertvollen
+Produktes durch die Neger vorzubeugen, endlich über die militärischen
+Befugnisse der Stationschefs und Offiziere und dergleichen mehr. Im
+allgemeinen wurden hierbei natürlich die von Wißmann stets gehandhabten
+Grundsätze gewahrt und nur die bisher in der Praxis allgemein befolgten
+Prinzipien in feste Form gelegt.</p>
+
+<p>Wir haben bereits erwähnt, daß es in Sadani gelungen war, den
+Araber Mohammed ben Kassim aus Tabora festzunehmen, und daß der
+Reichskommissar die kriegsgerichtliche Aburteilung desselben befohlen
+hatte. Die vorgenommene Untersuchung ergab die volle Schuld nicht nur
+in Betreff der dem Mohammed ben Kassim zur Last gelegten Ermordung
+des deutschen Kaufmannes Giesecke zu Tabora, sondern es wurde auch
+festgestellt, daß er im Jahre 1889 nach Begründung der Station Mpapua
+mit einer größeren Masse von Arabern und Sklaven einen Angriff auf die
+Station beabsichtigt und bereits im Anmarsch auf dieselbe gewesen sei.
+Nur durch die ihn aus Furcht vor den Deutschen zurückhaltenden Wagogo
+war er am Durchmarsch durch Ugogo behindert worden. Mohammed den Kassim
+wurde infolgedessen zum Tode durch den Strang verurteilt. Später erst
+sind zudem, wie bereits an anderer Stelle erwähnt, seine Absichten
+gegen uns im vollen Umfange bekannt geworden.</p>
+
+<p>Es entwickelten sich unter der Vertretung durch <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt
+die Verhältnisse im Norden weiterhin durchaus befriedigend. Viele
+Häuptlinge aus dem Innern, mit denen bereits Wißmann Beziehungen
+angeknüpft hatte, kamen herunter zur Küste und<span class="pagenum" id="Seite_220">[S. 220]</span> legten Zeugnis von
+ihrer Unterwerfung unter die deutsche Herrschaft und von ihrem Gehorsam
+ab. Der Karawanen-Verkehr nahm einen erfreulichen Aufschwung. Zu
+Masinde, dem Sitz des Häuptlings Simbodja, ließ Schmidt, obgleich
+dieser Häuptling ebenfalls Proben seiner Ergebenheit und guten
+Gesinnung gezeigt hatte, doch, um ihn kontrolieren zu können, eine
+befestigte Station durch Chef Ramsay anlegen.</p>
+
+<p>Nur Usaramo wurde, trotz der Niederlage der Mafiti bei Jombo im Jahre
+zuvor, durch einen erneuten Einfall derselben auf große Strecken
+hin verwüstet und entvölkert, sodaß sich der stellvertretende
+Reichskommissar genötigt sah, eine Expedition gegen die Mafiti mit zwei
+Kompagnien zu unternehmen. Der Marsch wurde von Bagamoyo aus angetreten
+und führte über die alten Stationen der Ostafrikanischen Gesellschaft
+Dunda, Madimola und Usungula nach der französischen Missionsstation
+Tununguo, welche am meisten von den Mafiti bedroht erschien. Auf der
+Station wurde zur Bedeckung derselben ein weißer Unteroffizier und 20
+Mann zurückgelassen. <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt marschierte nach dem Dorfe
+Zungumero, drei Tagereisen südlich von der Station, woselbst die die
+Mission bedrohende Abteilung der Mafiti sich befinden sollte. Das große
+und stark befestigte Dorf wurde jedoch verlassen vorgefunden. Da es
+nicht gelang, die Eingeborenen zum Eingehen auf Unterhandlungen zu
+bewegen, wurde der Ort niedergebrannt.</p>
+
+<p>Der Weitermarsch führte nach dem Rufidji, woselbst ebenfalls noch
+Mafitis versammelt sein sollten. In diese Gegend hatte sich auch der
+Jumbe Pangiri, dessen Dorf Pangiri, wie wir in einem früheren Kapitel
+erwähnt, vom Reichskommissar bei Antretung der Mpapua-Expedition zur
+Strafe zerstört worden war, geflüchtet und hatte Unterstützung bei
+der Bevölkerung jener Gegend gefunden. Er erschien jedoch bei der
+Ankunft des <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt freiwillig in dessen Lager, um sich
+auf Gnade und Ungnade zu unterwerfen. Schmidt erteilte ihm Amnestie
+unter der Bedingung, daß er mit der Expedition zugleich nach der Küste
+zurückkehre und sich in seinem alten Dorfe niederlasse. In der That
+schloß sich Pangiri mit seinen Leuten sofort der Expedition an. Mit dem
+Jumbe Pangiri war der<span class="pagenum" id="Seite_221">[S. 221]</span> letzte der angesehenen Rebellen-Häuptlinge des
+nördlichen Teils der Küste zurückgekehrt.</p>
+
+<p>Der Rückmarsch wurde zunächst längs des Rufidji angetreten. <span class="antiqua">Dr.</span>
+Schmidt, den dringende Verwaltungs-Geschäfte nach Sansibar riefen,
+marschierte in Eilmärschen von Mtansa aus mit einer kleinen Bedeckung
+nach Daressalam, während Chef Ramsay den Auftrag erhielt, sich mit
+dem Gros der Expedition über den Rufidji nach Kilwa zu begeben und
+bei dieser Gelegenheit die Verhältnisse des Hinterlandes von Kilwa
+möglichst aufzuklären.</p>
+
+<p>Von den Mafitis war das ganze Land zwischen dem Kingani und dem Rufidji
+einerseits und der Küste und Mahenge andrerseits stark verwüstet; auch
+hatten sie überall wieder die gewöhnlichen Grausamkeiten verübt. Um
+diesen Einfällen der Mafiti vorzubeugen und die eingeborene Bevölkerung
+vor ihnen zu sichern, schlägt <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt die Anlage einer
+Station in der Gegend der Schuguli-Fälle am Rufidji vor, durch welche,
+nach Ansicht des <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt, sowohl die südlich des Rufidji
+wohnenden als auch die nördlichen Mafitistämme in Schach gehalten
+werden sollten; es ist dies indes von einer einzigen Station um ein
+Bedeutendes zu viel erhofft.</p>
+
+<p>Einer Expedition des stellvertretenden Stationschefs von Bagamoyo,
+Herrn von Perbandt, in dieser Zeit sei noch Erwähnung gethan. Sie hatte
+den Zweck, kleinere nördlich der durch Nguru führenden Karawanenstraße
+vorgekommene Unruhen zu beschwichtigen, wurde auf Befehl des
+Reichskommissars ausgerüstet und von Herrn von Perbandt geschickt und
+schneidig durchgeführt.</p>
+
+<p>Die Verbindung nach den Süd-Stationen war bei den großen Entfernungen
+und der während der Zeit des Südwest-Monsums herrschenden hohen See
+durch die kleinen Dampfer schwer aufrecht zu erhalten und wurde, da
+eine Masse Baumaterial und Proviant des öfteren nach den Stationen
+geschickt werden mußte, durch den vom Sultan von Sansibar gecharterten
+Dampfer »Barawa« hergestellt. Auf den Süd-Stationen selbst entwickelten
+sich die Verhältnisse in durchaus befriedigender Weise.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_222">[S. 222]</span></p>
+
+<p>Die Aufständischen um Kilwa hatten sich zunächst in der Absicht,
+weiteren Widerstand zu leisten, etwa in 8 Stunden Entfernung
+verbarrikadiert, doch gaben sie die Absicht eines Angriffs bald auf
+und faßten statt dessen den weniger energischen Entschluß, wenn ihnen
+von der Station Kilwa aus auf den Leib gerückt würde, Fersengeld zu
+geben. Der stellvertretende Reichskommissar hatte sich aber von der
+Möglichkeit überzeugt, daß die Verhältnisse um Kilwa, — nachdem der
+Ort seine verdiente Strafe durch das Bombardement und die Einnahme der
+Stadt erlitten und wir unserer Macht durch Anlage einer starken Station
+Ausdruck gegeben hatten, — weiterhin im guten zu regeln seien. Er
+gab deshalb die Instruktion, daß alles daran gesetzt werden sollte,
+die Leute zur Rückkehr zu bewegen, damit der alte Handelsplatz Kilwa
+bald wieder seine frühere Bedeutung zurückgewinne. Chef von Zelewski
+pflog auch durch Unterhändler mit den Aufständischen Verhandlungen, um
+dieselben zur Rückkehr in die Stadt zu bewegen, aber es dauerte trotz
+der immer gegebenen Versprechungen, daß sie geschont würden, geraume
+Zeit, ehe die Neger ihr Mißtrauen und ihre Furcht vor Strafe ablegten.</p>
+
+<p>Zelewski gab sich in dieser Zeit mit dem größten Eifer dem Ausbau
+seiner Station und der Fürsorge für die Stadt hin und er, der leider
+ein Jahr darauf als Kommandeur der kaiserlichen Schutztruppe den
+Tod für die koloniale Sache in Uhehe sterben sollte, hat sich durch
+seine Thätigkeit in Kilwa ein bleibendes Denkmal gesetzt. Die äußerst
+praktisch angelegte Station, die aus einigen geschickt verbundenen
+arabischen Ruinen entstanden war, das in Kilwa erbaute Lazarett, die
+Entwässerung der die Stadt umgebenden Sümpfe, eine Wasserleitung in
+der Stadt, ein in das Meer hinausgelegter Steindamm, durch welchen
+die ungemein schlechten Landungsverhältnisse für die Boote verbessert
+wurden, geben das sprechendste Zeugnis von seiner Thätigkeit. Auf
+keiner der andern Stationen ist auch nur annähernd dasselbe erreicht
+worden, wie von ihm in Kilwa im Laufe von nur 10 Monaten.</p>
+
+<p>Es gelang Zelewski endlich, die Führer der Aufständischen zur Rückkehr
+nach Kilwa zu bewegen und er hatte die Freude, diesen Platz zu seiner
+alten Bedeutung wieder erwachsen zu<span class="pagenum" id="Seite_223">[S. 223]</span> sehen. Nebenbei glückte es dem
+Stationschef, die Mörder der bei Beginn des Aufstandes ermordeten
+Beamten der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft, Krieger und
+Hessel, in Kilwa festzunehmen. Sie wurden im November 1890 vom
+stellvertretenden Reichskommissar zum Tode durch den Strang verurteilt.</p>
+
+<p>Die Furcht vor den Mafiti, in diesem Fall den südlichen Mahengestämmen,
+veranlaßte die Leute des Hinterlandes, sich enger an die Station
+anzuschließen, da sie nur von dieser Hülfe gegen ihre alljährlich
+das Land nach der Regenzeit heimsuchenden Feinde erhoffen durften.
+Bei seinem Marsch vom Rufidji nach Kilwa wurden dem Chef Ramsay von
+keiner Seite aus auch nur die geringsten Schwierigkeiten gemacht oder
+Feindseligkeiten entgegengesetzt, er konnte nur überall die große vor
+den Mafitis herrschende Furcht konstatieren.</p>
+
+<p>In Lindi und Mikindani war es nach dem Stationsbau und den damit
+zusammenhängenden Arbeiten, als Freilegung des Terrains, Straßen-
+und Gartenanlagen, Bau des Schießstandes, Strandarbeiten etc.,
+ebenfalls die hauptsächlichste Aufgabe der dortigen Stationschefs,
+möglichst bald gute Beziehungen mit der Bevölkerung herzustellen,
+um den Karawanen-Handel, der zwischen dem Nyassa-See und unserer
+Küste bestand, bald wieder dorthin zu lenken. In Mikindani waren die
+Verhältnisse von vornherein friedliche, da auch der einzige anfänglich
+nicht für Unterwerfung geneigte unter den Rebellen alsbald sich
+eines besseren besann und zurückkehrte. Ebenso hatten wir bereits
+bei der Einnahme Lindi's erwähnt, daß auch dort die Rebellen vom
+Reichskommissar Amnestie erbeten hatten. Der Verfasser setzte als
+Stationschef natürlich ebenfalls alles daran, die früheren Rebellen zur
+Rückkehr zu bewegen, und dies gelang ihm auch gleich in der allerersten
+Zeit bei fast allen. Nur einen einzigen, den Hauptbeteiligten, Raschid
+Schapapa, hinderte die Furcht vor Strafe und Mißtrauen gegen uns an der
+Rückkehr. Die andern Hauptagitatoren beim Aufstande, Kadi Omar, Fundi
+Majaliwa, Mohammed ben Raschid, leisteten der Aufforderung zur Rückkehr
+alsbald Folge.</p>
+
+<p>Es sahen sowohl Chef End, der Stationschef von Mikindani, wie auch der
+Verfasser in Lindi ihre Aufgabe darin, hier<span class="pagenum" id="Seite_224">[S. 224]</span> in diesen unsern südlichen
+Plätzen, wohin Europäer bisher noch wenig gekommen waren, wo selbst der
+Sultan von Sansibar außerhalb der festen Plätze eine Herrschaft nie
+ausgeübt hatte, uns mehr Fühlung mit den Eingeborenen zu verschaffen
+und diesen das große Mißtrauen, das uns hier anfangs entgegengebracht
+wurde, allmählich zu benehmen. Im Hinterlande der beiden Plätze ist
+besonders dadurch, daß die Bevölkerung nach Möglichkeit zu den großen
+in der ersten Zeit natürlich notwendigen Stations-Arbeiten herangezogen
+und hierdurch etwas mehr an uns gewöhnt wurde, in dieser Hinsicht ein
+bedeutender Erfolg erzielt worden.</p>
+
+<p>Um Lindi selbst gab es indes noch eine andere Frage, deren Lösung nicht
+so leicht erschien, nämlich die Regelung des Verhältnisses der Araber
+und der besitzenden Klasse überhaupt zu den Sklaven.</p>
+
+<p>Lindi ist von jeher nach zwei Seiten hin bekannt: erstens als
+Haupt-Sklavenplatz unserer ganzen Küste und ferner durch die häufig
+dort vorkommenden Sklaven-Aufstände. Die Sklaven haben sich hier in
+den letzten Jahren des öfteren gegen ihre Herren erhoben, ihnen nicht
+nur den Gehorsam aufgekündigt und sind entflohen, sondern sie haben
+direkt die Waffen gegen sie gekehrt. Sie hatten dabei im Hinterlande
+von Lindi, in Luagalla, an dem Wahiyao-Häuptling Maschemba eine
+kräftige Stütze und fanden bei ihm einen willkommenen Zufluchtsort.
+Außer in Maschemba's Gebiet fanden auch noch an vielen andern Plätzen
+Ansammlungen von Sklaven statt, welche dann eine Art Räuberbande
+bildeten und die Gegend beunruhigten.</p>
+
+<p>Die Sklaverei in und um Lindi verdiente kaum diesen Namen; die Sklaven
+konnten thun und lassen, was sie wollten und wuchsen mit der dem Neger
+eigenen Unverschämtheit ihren Herren über den Kopf. Im Interesse der
+allgemeinen Sicherheit im Lande hätten wir eine strengere Form der
+Sklaverei geradezu erwünscht und mußten auf alle Fälle versuchen,
+dem bestehenden Zustande ein Ende zu machen. Diese Regelung der
+Verhältnisse blieb uns Stationschefs überlassen. Nachdem unter den
+Häuptlingen des Hinterlandes, die auf Aufforderung des Reichskommissars
+mit dem Verfasser in Verbindung<span class="pagenum" id="Seite_225">[S. 225]</span> getreten waren, sich auch Maschemba
+eingefunden hatte, wurde daran gegangen, bezüglich der Sklavenfrage
+mit dem Häuptling ein Einverständnis zu erzielen. Ich trug ihm auf,
+entweder selbst zu mir nach Lindi zu kommen, oder einen seiner Söhne zu
+schicken, damit dieser meinen Willen erführe und wir ein die Interessen
+des Landes sowohl, wie, soweit angängig, diejenigen Maschembas
+wahrendes Abkommen treffen könnten.</p>
+
+<p>Maschemba, der in jener Zeit viel mit dem Verfasser korrespondiert hat,
+indem er die Briefe immer in Suaheli-Sprache in lateinischen Lettern
+von einem auf der englischen Mission erzogenen Yao-Burschen schreiben
+ließ, ging auf mein Verlangen ein und sandte seine beiden Söhne mit
+folgendem Schreiben:</p>
+
+<p>»Mein lieber Freund. Ich befinde mich wohl. Die Geschenke, die Du
+mir geschickt hast, sind alle angekommen, 3 Hemden, 2 Kikois, 3
+Maskattücher, 12 Ballen Zeug, 4 Lessos. Meinen Dank dafür. Du schreibst
+mir, daß ich selbst komme oder mein Sohn. Ich schicke Dir heute
+zunächst meinen jüngern Sohn; der große kommt nach, er bringt noch
+Geschenke für Dich. Er heißt Kantande Wadi Maschemba. Damit der Brief
+sehr schnell kommt, bringt ihn mein jüngerer Sohn. Viele Grüße von mir.
+Ich bin hier wohl. Maschemba bin Tschapama.«</p>
+
+<p>Der hier angekündigte Kantande, der älteste von Maschembas Söhnen, traf
+denn auch bald nach dem jüngeren ein und brachte, nachdem mir Maschemba
+schon gleich im Anfang einmal Hühner und Ziegen gesandt hatte, nun
+abermals die angekündigten Geschenke, welche in Kleinvieh und Hühnern
+bestanden, mit. Außerdem brachte er für mich als Geschenk ein Monstrum
+von einem Weibe, die er wahrscheinlich für besonders schön gehalten
+hatte. Sie besaß einen Umfang wie mindestens 3 starke Männer zusammen,
+so daß sie kaum durch das Stationsthor eintreten konnte. Die Wache und
+alle Neger, welche diese Schönheit sahen, konnten sich des Lachens
+nicht enthalten. Die gute Absicht Maschembas wurde zwar anerkannt, das
+Weib aber schleunigst in Freiheit gesetzt.</p>
+
+<p>An dem Verhalten der Söhne Maschembas merkte ich bald, daß, wenngleich
+sie natürlich in Lindi auf alle Vorschläge<span class="pagenum" id="Seite_226">[S. 226]</span> und Bedingungen eingingen,
+und wenn auch Maschemba selbst ernstlich die Absicht zu haben schien,
+mit mir, falls seine Interessen gewahrt würden, sich dauernd auf einen
+guten Fuß zu stellen, an ein ernstliches Abkommen nicht zu denken
+war: sie hätten alles zugestanden, die Sache aber wäre im großen und
+ganzen doch beim Alten geblieben. Der Grund hierfür lag wohl darin,
+daß es Maschemba zwar verstanden hatte, die teils ihren Besitzern
+entlaufenen, teils von ihm von überall her geraubten Sklaven vorzüglich
+zu organisieren und gewissermaßen als große Räuberbande auszubilden,
+daß aber seine Autorität über diese Horde doch keine unbedingte war.</p>
+
+<p>Ich entschloß mich deshalb, sobald meine Reisen in der Umgegend von
+Lindi beendet wären, Maschemba selbst aufzusuchen und zu sehen, was mit
+ihm persönlich auszurichten sei.</p>
+
+<p>Meine Absicht war es, Maschemba zu verpflichten, daß er jeden
+ihm zugelaufenen Sklaven an die Station in Lindi ausliefere. Der
+Stationschef sollte dann den ursprünglichen Besitzer zitieren und
+diesem, wenn nicht besondere Gründe dagegen sprächen, den Sklaven
+zurückgeben, ihn aber zugleich verpflichten, an Maschemba für den
+Transport des Sklaven und die Auslieferung pro Kopf eine bestimmte
+Summe, die ich auf 5 Dollars anschlug, auszuzahlen. Ein solches
+Verfahren mag vielleicht heutigen Tages den jetzt geltenden Prinzipien
+bezüglich unseres Verhaltens in der Sklavenfrage entgegenstehen,
+scheint mir aber doch den damaligen Zuständen des Südens angemessen
+gewesen zu sein, da es vor allem darauf ankam, die Sicherheit des
+Gebietes und der Karawanenstraßen herbeizuführen und von zwei Übeln das
+kleinere mit in den Kauf zu nehmen.</p>
+
+<p>Aber auch noch andere Umstände, als die Sklavenfrage, machten die
+Verhältnisse im Hinterlande von Lindi schwierig und stellten an den
+Stationschef weitgehende Ansprüche nichtmilitärischer Natur.</p>
+
+<p>Daselbst bestand nämlich ein großartiger Pulverschmuggel sowohl von
+unserer Küste aus, wie auch von portugiesischem Gebiet nach unserem
+Hinterland. Eine Anzahl Leute im Hinterlande von Lindi selbst, unter
+denen wiederum Maschemba, sowie Araber und Eingeborene, hatten es
+verstanden, den<span class="pagenum" id="Seite_227">[S. 227]</span> Karawanenhandel, der von den Seen herunterkam, zum
+großen Teil an sich zu ziehen. Sie hielten selbst größere Lager der
+überall in Afrika am meisten begehrten, besonders aber im Süden
+verlangten Handelsartikel, nämlich Pulver, Munition und Gewehre und
+tauschten dagegen die Produkte des Innern, besonders Sklaven, ein.</p>
+
+<p>Dies hatte den Nachteil, daß die Karawanen sich der Kontrolle an der
+Küste entzogen und ihre Geschäfte schon im Hinterlande abmachten,
+daß also an unserer Südküste eine Art Zwischenhandel bestand, der
+die Zoll-Einnahme stark beeinträchtigte und uns den Einfluß auf den
+wichtigsten und gleichzeitig gefährlichsten Einfuhrartikel benahm. Die
+verkaufte Munition wurde entweder nach den Plätzen unserer Küste, die
+nicht besetzt waren, eingeschmuggelt oder vom portugiesischen Gebiet
+über den Rovuma, wo ja auch Beobachtungsposten nicht bestanden, in das
+Hinterland eingeführt.</p>
+
+<p>Dem mußte natürlich nach Möglichkeit entgegengearbeitet werden. Ich
+ließ durch meine Beziehungen zu den Eingeborenen und durch besoldete
+Spione diejenigen Leute innerhalb des Machtbereichs der Stationen
+ausfindig machen, die einen solchen verbotenen Handel betrieben und
+erschwerte ihnen ihr Gewerbe nach Möglichkeit. Ferner aber verkaufte
+ich, da ich diesen Zwischenhandel, namentlich die Schmuggelei über den
+Rovuma zu Maschemba und jenen Häuptlingen hin nicht gänzlich verhindern
+konnte, von der Station aus Gewehre und Munition an die Karawanen und
+zog diese dadurch an die Küstenplätze.</p>
+
+<p>Da jedoch die Abgabe von Kriegsbedarf an die Karawanen nicht
+vorgesehen war, und auf den Stationen das nötige Pulver zum Verkaufe
+nicht vorhanden war, benutzte ich den Umstand, daß meine strenge, in
+der Umgegend von Lindi eingeführte Überwachung der den verbotenen
+Handel betreibenden Leute einerseits, wie Nachsicht gegen dieselben
+andrerseits einen Teil derselben bewog, mir ihre Vorräte auszuliefern.
+Ich vergütete ihnen natürlich, damit sie keinen direkten Schaden
+hatten, den Verlust an Waare durch Zahlung einer kleinen Summe.</p>
+
+<p>Sodann wurden möglichst weit nach dem Innern hinein den vom Nyassa-See
+kommenden Karawanen Vertrauenspersonen<span class="pagenum" id="Seite_228">[S. 228]</span> entgegengeschickt, die ihnen
+mitteilten, daß sie ohne Furcht an die Küste selbst kommen, dort eine
+gute Aufnahme finden und die von ihnen gewünschten Artikel kaufen
+könnten.</p>
+
+<p>Durch dieses Vorgehen gelang es sowohl dem Chef End in Mikindani,
+der dieselbe Taktik befolgte, wie mir in Lindi, den Karawanenverkehr
+an die Küste zu ziehen. Daß dabei bisweilen Sklaven vom Nyassa her
+bei den Elfenbein-Karawanen mit unterliefen, war erklärlich; ebenso
+notwendig war es auch unter den beschriebenen Verhältnissen, ein
+Auge zuzudrücken. Es wäre sonst der ganze Verkehr gestört oder nach
+dem benachbarten portugiesischen Gebiet, wo eine Kontrolle nicht
+bestand, hinübergelenkt worden. Wir beschränkten uns darauf, eine
+Sklaven-Ausfuhr von der Küste nach Sansibar, soweit dies in unsrer
+Macht stand, zu verhindern. — Allerdings befanden sich unter den
+ankommenden Karawanen in Lindi auch solche von den Wahiyao-Häuptlingen
+Mataka aus Mwera am Nyassa-See und Makendjira von Tschusiunguli, von
+denen der erstere vielleicht ein Jahr früher zwei, der letztere mit
+seinen Leuten einen Engländer ermordet hatte, um sich an ihnen für zu
+strenges Vorgehen der Engländer an der Küste in der Sklavenfrage zu
+rächen. Die Umstände indes und die Unmöglichkeit in den Verhältnissen
+am Nyassa in dieser Beziehung vorläufig Wandel zu schaffen, zwangen uns
+zu mildem Verhalten.</p>
+
+<p>Eine weitere Landplage im Süden bildeten die das Hinterland
+beunruhigenden Mafiti-Stämme, besonders die Magwangwara, die mehr
+noch als die Sklavenjagden der Araber die Gebiete der angrenzenden
+friedlichen Bewohner entvölkerten und die sich immer mehr und mehr
+ausdehnten. Die Magwangwara werden häufig als Zulus angesehen, und
+werden auch wie diese Wangoni genannt, ohne es indes wirklich zu sein.
+Es hat in früherer Zeit allerdings von Süden her eine Invasion der
+Zulus stattgefunden, die weite Gebiete bis an den Tanganjika heran
+entvölkerten. Die meisten Stämme konnten ihnen nicht widerstehen und
+es sind hier und da Niederlassungen von Zulus entstanden. Gerade
+die Magwangwara waren jedoch ein Stamm, der den Zulus erfolgreich
+Widerstand leistete. Sie fanden es jedoch nützlich, die Sitten,<span class="pagenum" id="Seite_229">[S. 229]</span>
+Tracht und Kampfesweise der Zulus anzunehmen und sich einem bequemeren
+Gewerbe, dem des Raubes und der Plünderung, hinzugeben, mit dem sie im
+Laufe der Zeit ihren Nachbarn ebenso gefährlich wurden, wie die Zulus
+in früheren Zeiten. Eigentliche Zulu sind die Magwangwara nicht.</p>
+
+<p>Der kriegerische Sinn aller am Nyassa wohnenden Stämme, so auch schon
+der Wahiyao, ist die Ursache, daß sie sich auf Kosten der schwächeren,
+friedlicheren Nachbarvölker weiter und weiter ausbreiten.</p>
+
+<p>Das unmittelbare Hinterland von Lindi, insbesondere das Hochplateau,
+welches sich hinter der sich unmittelbar an der Küste hinziehenden
+Hügelkette erhebt, das sogenannte Makanda-Plateau, war ursprünglich von
+den Makanda, den Makua und Wamwera bewohnt; aber auch hier sind die
+Wahiyaos eingedrungen und beherrschen große Gebiete jenes fruchtbaren
+Plateaus, in dem sie ihre Grenze und ihre Macht immer mehr und mehr
+erweitern.</p>
+
+<p>Man kann nicht sagen, daß mit dem Zunehmen der kriegerischen
+Bevölkerung eine Verminderung der Bodenkultur des Landes eingetreten
+sei, vielmehr wird diese auch von den kriegerischen Stämmen des Südens
+in gleicher Weise wie von den Mafiti des Nordens, — die allerdings
+zumeist ihre Weiber und Sklaven arbeiten lassen, — in der fleißigsten
+Weise betrieben. Davon legen z. B. die vielen nach der Küste kommenden
+Produkte Zeugnis ab.</p>
+
+<p>Von der sonstigen ursprünglichen Beschaffenheit des Landes sei
+noch erwähnt, daß fast überall, wo nicht schon durch Bebauung eine
+regelrechte Kultur eingeführt ist, ein undurchdringlicher, stark mit
+Kautschuk-Lianen durchzogener Busch, wie wir ihn im Norden nur ganz
+vereinzelt finden, hier allgemein das Land bedeckt. Die Märsche unserer
+Truppen, das merkten wir stets bei unsern Expeditionen im Süden, werden
+dadurch ungemein erschwert, besonders Feinden gegenüber, wie wir sie
+im Süden vorfanden, die sich ganz ausgezeichnet auf die Ausnutzung des
+Terrains und auf die Anwendung des kleinen Krieges in Afrika verstehen.
+Selbst kleine Abteilungen konnten uns zuweilen die erheblichsten
+Schwierigkeiten bereiten.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_230">[S. 230]</span></p>
+
+<p>In Lindi selbst stand ich vor der Aufgabe, der erhaltenen Instruktion
+gemäß, immer gute Beziehungen mit den Eingeborenen und besonders mit
+den Machthabern des Landes, auch wenn diese am Aufstand und selbst an
+der Vertreibung der Ostafrikanischen Gesellschafts-Beamten beteiligt
+waren, herbeizuführen. Dem schon erwähnten Kadi Omar und dem Nassr
+Munimgando, Leuten, die in ihren persönlichen Interessen durch den
+zwischen dem Sultan von Sansibar und der Ostafrikanischen Gesellschaft
+geschlossenen Vertrag geschädigt und zur Teilnahme am Aufstand bewogen
+waren, gab ich gewissermaßen Vertrauensstellungen. Ersterer diente mir
+als Sekretär und hatte die Suaheli-Korrespondenz mit den Machthabern
+der Umgegend und des Hinterlandes zu besorgen, nebenbei hatte er auch
+als Kadi ab und zu mir ratend zur Seite zu stehen. Letzterer hatte
+besonders nach außen hin darauf zu wirken, daß die Karawanen nach der
+Küste heruntergezogen würden. Jene beiden Leute waren ja, genauer
+betrachtet, ziemlich große Halunken, doch waren sie unter damaligen
+Umständen mir sehr nützlich. Leute dieser Art sind besonders dann gut
+zu verwerten, wenn sie in jeder Weise merken, daß man ihnen auf die
+Finger sieht.</p>
+
+<p>Die Erwähnung dieser Verhältnisse habe ich für notwendig gehalten,
+weil sie die Grundlage der nächsten Ereignisse im Süden bilden
+und veranschaulichen, warum bei der Geringfügigkeit der uns zu
+Gebote stehenden Mittel in unserm südlichsten Gebiet ein wesentlich
+verändertes Vorgehen im Gegensatz zum Norden notwendig war.</p>
+
+<p>Nachdem sowohl Chef End in Mikindani, als auch der Verfasser in Lindi
+die Arbeiten beim Aufbau der Stationen soweit geführt hatten, daß die
+Umwallung der Stationen und die Fertigstellung der Bastionen und Mauern
+vollendet war, gingen wir beide gemeinsam an die Ausführung der bereits
+angedeuteten Expedition in unser Hinterland. Sie galt dem Besuch des
+Wahiyao-Häuptlings Maschemba und der Verhandlung mit ihm, außerdem
+einem Besuch des einflußreichen Oberhäuptlings der Makanda Schikambo.</p>
+
+<p>Ein jeder von uns hatte die disponiblen Truppen aus seiner Station
+herausgezogen und wir vereinigten uns in Lindi, von wo aus die
+Expedition angetreten wurde.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_231">[S. 231]</span></p>
+
+<p>Schon am dritten Marschtage erreichten wir Dörfer der Wahiyao und
+hatten mit diesen aus ganz geringfügigen Ursachen (Felddiebstahl der
+Träger u. dergl.) Streitigkeiten, wobei es mit Mühe und Not gelang, ein
+kriegerisches Einschreiten zu vermeiden. Am vierten Tage, an dem wir
+Maschembas Dorf erreichen sollten, sandte uns dieser auf halbem Wege
+seinen ältesten Sohn mit einer Begleitmannschaft von etwa 40 Leuten zu
+unserer Begrüßung entgegen. Von den Wahiyaos wurden zur Feier des Tages
+Kriegstänze aufgeführt, und von jetzt an auf dem ganzen Wege bis zu
+Maschemba hin knallten Freudenschüsse, die Maschemba von der Annäherung
+der Karawane in Kenntnis setzen sollten. Nach Passierung eines vor
+dem Dorfe des Maschemba befindlichen ganz dichten Busches, der selbst
+auf dem schmalen Fußpfade eine Menge ganz besonderer Hindernisse
+bot, wurden wir von einer aufgeregten, total betrunkenen Bande, der
+besonders die deutsche von uns selbstverständlich mitgeführte Flagge
+unangenehm war, empfangen.</p>
+
+<p>Die zahlreichen, zu vielen Hunderten hier versammelten Leute Maschembas
+schossen ihre Gewehre immer noch unter der Firma Freudenschüsse in
+die Luft ab, ein Zeichen, wie wenig es ihnen an Pulver und Munition
+mangelte.</p>
+
+<p>Da das Benehmen der Leute höchst auffallend und wenig Vertrauen
+erweckend erscheinen mußte, ließen wir nach der Ankunft unsere Truppen
+inmitten der Menge ein Carré formieren, und als dann Maschemba immer
+noch nicht zur Begrüßung sich eingefunden hatte, wurde ihm ein Bote
+entgegengesandt, der ihm unser kategorisches Verlangen nach seinem
+Erscheinen überbrachte. Zugleich sollte er dafür sorgen, daß die Banden
+ihr ungeberdiges Benehmen einstellten; andernfalls würden wir auf die
+Menge Salven abgeben und das Dorf bestrafen.</p>
+
+<p>Maschemba leistete der Aufforderung sofort Folge und kam
+schwerbetrunken bei uns an, entschuldigte sich und seine Leute und
+meinte, dieselben hätten erst am Abend des vorhergehenden Tages von
+unserer Ankunft erfahren, und aus Freude über die seinem Dorfe zu Teil
+werdende Ehre sich leider in Pombe betrunken.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_232">[S. 232]</span></p>
+
+<p>Es war unter diesen Umständen natürlich an eine Verhandlung garnicht
+zu denken. Maschemba befahl seinen Leuten auf mein Verlangen,
+auseinanderzugehen und sich ruhig zu verhalten, während wir unter
+Beobachtung aller nöthigen Vorsichtsmaßregeln Lager bezogen.</p>
+
+<p>Um unnütze Reibereien mit den Leuten zu vermeiden, mußte Maschemba
+Wasser, Brennholz und Baumaterial für den Lagerbau, sowie die nötige
+Verpflegung an Feldfrüchten und Kleinvieh ins Lager schaffen. In
+besonders erfreulicher Weise abstechend war das würdige Benehmen
+unserer Sudanesen-Soldaten gegenüber den ungeberdigen Horden, auf die
+sie mit Verachtung herabblickten.</p>
+
+<p>Der Abend des Tages wurde insofern noch gemütlicher, als Maschemba
+mit seiner Familie und den einflußreichsten seiner Leute zu mir ins
+Lager kam und große Kalebassen Pombe mitbrachte, die dann gemeinsam
+ausgetrunken wurden. Maschemba selbst war natürlich wieder sein bester
+Gast. Ich benutzte die Gelegenheit, Maschemba einen vorher bereits
+beschlossenen Besuch des stellvertretenden Reichskommissars <span class="antiqua">Dr</span>.
+Schmidt für einen Monat später in Aussicht zu stellen und befahl ihm
+dann für eine anständige Aufnahme Sorge zu tragen, wofern er weiterhin
+darauf Wert legte, mit uns ein gutes Einvernehmen aufrecht zu erhalten.</p>
+
+<p>Am nächsten Tage ging es zu dem Makandahäuptling Schikambo, der die
+bittersten Klagen über die fortwährenden Beunruhigungen durch Maschemba
+vorbrachte. Von Schikambos Dorf Niangamala ging der Marsch nach Ikonga,
+wo die Expedition sich trennte. Chef End marschierte von hier aus nach
+Mikindani, ich selbst über den Ukeredi-Fluß nach Lindi zurück.</p>
+
+<p>Bald nach meiner Ankunft in Lindi empfing ich von Maschemba ein
+Schreiben, worin er für das Benehmen seiner Leute um Entschuldigung
+bat, und seine friedlichste Gesinnung und Unterwürfigkeit beteuerte.
+Ohne viel hierauf zu geben, war es mir doch erwünscht, wenigstens
+äußerlich die Ruhe und Ordnung aufrecht erhalten zu sehen, um den
+Karawanenverkehr nicht zu sehr zu schädigen.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_233">[S. 233]</span></p>
+
+<p>Bald indes drangen Nachrichten nach Lindi über ernstere Streitigkeiten,
+die zwischen den Wahiyao Maschembas und den Makanda, den Leuten
+Schikambos, ausgebrochen waren. Nachdem zuerst die Wahiyao einige
+Verluste erlitten hatten, drangen sie im Gebiet der Makanda siegreich
+vor und zerstörten einige Dörfer derselben von Grund aus. Einzelne
+Makanda flüchteten bis nach Lindi, wohin Schikambo von dem Überfall
+Maschembas berichtete. Maschemba seinerseits bedachte uns mit einem
+Briefe, worin er angab, daß Schikambo durch Ermordung eines Verwandten
+Maschembas eine Blutschuld auf sich geladen habe. Er, Maschemba, sei
+dadurch zum Kriegszuge gegen die Makanda bewogen worden; nachdem er
+jetzt Rache genommen, wäre für ihn der Streitfall beendet, zumal er
+selbst Verluste erlitten hätte. Er wolle nur von der Sache Mitteilung
+machen, um falsche Nachrichten von feindlicher Seite zu berichtigen.</p>
+
+<p>Die Entschuldigung Maschembas erschien von vornherein haltlos, und es
+wurde sowohl vom Verfasser, wie vom Stationschef in Mikindani beim
+stellvertretenden Reichskommissar beantragt, nunmehr ernstlich gegen
+Maschemba vorgehen zu dürfen, um entweder von ihm Garantie dafür zu
+erhalten, daß ein mit ihm getroffenes Abkommen auch wirklich gehalten
+werde oder gegen ihn mit Waffengewalt einzuschreiten. Da schon vorher
+der stellvertretende Reichskommissar eine Expedition zum Besuch der
+englischen Missionsstation des Hinterlandes und an den Rovuma zum Zweck
+der Untersuchung auf das Vorhandensein von Kohlen beschlossen hatte,
+wurde die Expedition sofort vorbereitet.</p>
+
+<p>Die außerordentliche Wichtigkeit eines Kohlenlagers in unserem
+Gebiete braucht keine besondere Begründung. Verfasser hatte bereits
+früher nach Sansibar über das Vorhandensein von Kohlen berichtet. Vom
+Vereinigungspunkt des Rovuma und Rienda sollte ein Mann, Namens Wadi
+Bakari Kohlen in einem Canoe nach der Küste gebracht haben. Der Sultan
+Said Bargasch hatte davon erfahren und einen französischen Ingenieur
+in diese Gegend gesandt. Außerdem wurde dem Verfasser berichtet, daß
+bereits einen Tagemarsch westlich von Mschinga Leute von Raschid
+Schapapa vor jetzt<span class="pagenum" id="Seite_234">[S. 234]</span> 7 Jahren Kohlen gefunden und nach Lindi gebracht
+hätten, wovon ebenfalls an Said Bargasch berichtet worden sei. Der
+Sultan habe den Ort des Vorkommens wissen wollen, jedoch hätten Raschid
+Schapapa und seine Leute das Vorhandensein von Kohlen bestritten und
+überhaupt nichts von Kohlen wissen wollen, in der Absicht natürlich,
+den Sultan oder gar die Europäer von weiterem Vordringen ins Innere
+abzuhalten.</p>
+
+<p>Die erwähnte Expedition des <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt, zu welcher 2 Kompagnien
+Sudanesen, eine Kompagnie Zulu, ein 4,7 <span class="antiqua">cm</span> Geschütz, ein
+Maxim-Gun und die nötigen Träger mitgenommen wurden, setzte sich am 6.
+Oktober von Lindi aus ins Hinterland in Bewegung. Es nahmen daran Teil
+von den Offizieren außer <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt die beiden Stationschefs
+von Mikindani und Lindi (End und der Verfasser), Chefarzt Gärtner,
+die Lieutenants Scherner, Heymons, von Zitzewitz und Proviantmeister
+Jancke. Vor dem Antritt der Expedition war Maschemba von den
+freundlichen Absichten des stellvertretenden Reichskommissars brieflich
+benachrichtigt und ihm nochmals anbefohlen worden, die Expedition, wenn
+sie in sein Gebiet komme, gut aufzunehmen und Exzesse seiner Leute zu
+verhüten. Obgleich Maschemba bis zuletzt den Schein der Unterwürfigkeit
+bewahrt hatte, drangen doch schon bei Antritt der Expedition Gerüchte
+zu uns, daß Maschemba alle Anstalten getroffen hätte, diesmal dem
+Vorrücken in sein Gebiet bewaffneten Widerstand entgegenzusetzen.</p>
+
+<p>Der Plan des <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt war, wie erwähnt, die Stationen der
+englischen Universitäts-Mission, Masasi und Nevala, zu besuchen, dann
+südlich nach dem Rovuma abzubiegen und von dort aus auf dem Rückwege
+Maschembas Gebiet zu durchziehen, um mit diesem, wenn möglich, auf
+friedliche Weise ein Abkommen zu treffen, andernfalls ihn anzugreifen.
+Nachdem die ersten Tage unseres Marsches zurückgelegt waren und wir
+den Wamwera-Ort Mtua bereits östlich von uns hatten, wurden wir am 4.
+und 5. Marschtage von Wahiyao-Horden Maschembas auf dem Marsche durch
+das Dickicht in höchst ungünstigem Terrain angegriffen und wurden uns
+zwei eingeborene Führer weggeschossen. Es gelang, die angreifenden<span class="pagenum" id="Seite_235">[S. 235]</span>
+Horden zurückzuschlagen und die Führer durch andere zu ersetzen. Als
+wir Maschembas Gebiet hinter uns hatten, wurde der Marsch nach Masasi
+ohne Störung fortgesetzt. Die Missionsstationen der Engländer waren,
+da sie stets dem Überfalle der Wahiyao- und Mafiti-Stämme ausgesetzt
+waren, nur provisorisch aus Bambus hergestellt, damit die Missionare
+in der Lage waren, sie bei drohender Gefahr abzubrechen und sofort zu
+verlassen.</p>
+
+<p>Von Masasi wandte sich die Expedition nach der Haupt-Missionsstation
+Nevala. Am 20. Oktober wurde in Kisanga das Lager bezogen. In der
+Umgegend waren in derselben Weise wie unmittelbar hinter Lindi Wahiyao
+und Makanda angesiedelt. Kisanga selbst ist ein starkes, auf einer
+steilen Höhe gelegenes, recht ausgedehntes Dorf. Wir lagerten an einem
+Bache am Fuße der Höhe und glaubten besondere Besorgnis hier nicht
+hegen zu müssen, als plötzlich ein Träger auf uns zugelaufen kam und
+berichtete, daß einige Boys und Träger in Kisanga, wo sie Streit
+bekommen hätten, von Wahiyao festgenommen, gebunden und durchgeprügelt
+worden seien. Da zweifellos eine gewisse Schuld auf Seiten der Träger
+und Boys lag, welche in dem fremden Dorfe nichts zu suchen hatten,
+außerdem die Bewohner des Dorfes gerade ein Pombefest feierten und
+sich dabei total betrunken hatten, erschien es erwünscht, im guten die
+festgenommenen Leute von den Wahiyao herauszubekommen.</p>
+
+<p>Chef End wurde mit seiner aus Mikindani mitgenommenen Kompagnie zur
+Unterhandlung resp. zur Bestrafung der Leute von <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt
+abgesandt. Der Verfasser erbot sich dem <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt, als Chef
+End diesen Befehl erhalten hatte, mit Chef End zusammen abzumarschieren
+und, wenn möglich, die Sache zu einem guten Abschluß zu bringen.
+Aber schon als wir die steile Höhe, da es das Terrain nicht anders
+gestattete, in Kolonnen zu einem emporklommen, merkten wir, daß hier
+im guten nichts auszurichten sei. Der Schall der Kriegsgoma tönte uns
+entgegen. Es blieb also nichts übrig, als die Stellung der zum Kampfe
+fertigen Wahiyao zu erstürmen und einzunehmen.</p>
+
+<p>Die Wahiyao hatten sich hinter hohen Felsen an dem von uns erklommenen
+Fußpfade gut gedeckt und feuerten auf<span class="pagenum" id="Seite_236">[S. 236]</span> die von unten heranrückenden
+Truppen. Gleich bei den ersten Schüssen erhielt der Verfasser eine
+Kugel in die linke Brust, die an der Rippe entlang ging, den linken
+Oberarm durchdrang und dann noch den direkt hinter dem Verfasser
+gehenden Chef End traf, dem sie jedoch nur eine leichte Kontusion
+beibrachte. Ich erhielt vom Chefarzt Gärtner auf der Stelle im
+feindlichen Feuer den ersten Verband angelegt. Die Truppen wurden indes
+nicht aufgehalten und drangen unter Chef End unerschrocken die steile,
+schwer zu erklimmende Höhe empor. Von dem in brillanter Stellung
+befindlichen Gegner wurde unglaublich schlecht geschossen: nur drei von
+den farbigen Soldaten erhielten noch Verwundungen.</p>
+
+<p>Der Gegner wurde aus seiner Deckung, in der er sich bei einigermaßen
+gutem Schießen gegen jeden Feind hätte halten können, geworfen, die
+zerstreut auf der Anhöhe liegenden Dörfer zerstört, der Feind weiterhin
+verfolgt und demselben bedeutende Verluste, deren Höhe jedoch nicht
+genau zu konstatieren war, beigebracht. Die gefangenen Träger und Boys
+wurden teils an demselben Tage befreit, teils am nächstfolgenden Tage
+durch Vermittlung der Station Nevala ausgeliefert. Das Verhalten der
+Wahiyao von Kisanga, die allerdings von Maschemba aufgereizt waren,
+war eigentlich nur auf die Trunkenheit derselben und auf den mit den
+Trägern und Boys gelegentlich des Pombefestes entstandenen Streit
+zurückzuführen. Den Tag nach dem Gefecht haben jedenfalls die Wahiyao
+von Kisanga einen ebenso moralischen wie physischen Katzenjammer gehabt.</p>
+
+<p>Am 21. Oktober wurde Nevala erreicht und dort ein Rasttag gemacht,
+dann aber wegen der Wasserarmut des Gebietes zwischen dem Rovuma und
+Maschembas Land und wegen der Verwundeten in der Expedition, welche
+die Marschfähigkeit derselben beeinträchtigten, das Vorgehen gegen
+Maschemba für jetzt aufgegeben und für den nächsten Monat in Aussicht
+genommen. Wir zogen von hier unmittelbar am Rovuma, den wir südlich
+von Nevala erreichten, einige Tage ostwärts entlang und traten dann
+den Rückmarsch nach Mikindani an. Der Rovuma als Fluß enttäuschte uns
+gründlich, da derselbe bequem an allen Stellen zu Fuß zu durchwaten<span class="pagenum" id="Seite_237">[S. 237]</span>
+war. Das Wasser reichte uns zu jener Zeit nicht einmal bis an den Leib,
+aber auch in der Regenzeit dehnt sich der Fluß nur in die Breite aus
+und zeigt ein ganz flaches Bett; nirgends besteht eine größere Tiefe.</p>
+
+<p>Am 31. Oktober traf die Expedition wieder in Mikindani ein; es wurde
+daselbst außer der nach Mikindani gehörenden Kompagnie, auch die
+von Kilwa zur Expedition zugezogene Kompagnie zurückgelassen. Die
+Expeditions-Kompagnie von Lindi wurde am selbigen Tage eingeschifft
+und von <span class="antiqua">Dr</span>. Schmidt nach Lindi gebracht. Daselbst übernahm
+Lieutenant von Zitzewitz in Vertretung des Verfassers vom Lieutenant
+Wolfrum, der während der Expedition die Vertretung gehabt hatte,
+die Stationsgeschäfte von Lindi. Der Verfasser mußte nach Sansibar
+überführt werden, wo sich dann wegen seiner Verwundung das Antreten
+eines Urlaubs nach Deutschland als notwendig herausstellte: durch die
+Verwundung der Nerven des linken Oberarms war der ganze linke Arm
+gelähmt.</p>
+
+<p>In Sansibar angekommen, fanden wir daselbst den zu seiner Orientierung
+über die Verhältnisse der Kolonie von Deutschland nach Sansibar
+gesandten, bisherigen Gouverneur von Kamerun, Freiherrn von Soden
+vor, während Wißmanns Ankunft und Wiederaufnahme der Geschäfte
+des Reichskommissariats für den 1. Dezember angekündigt war. Die
+Heraussendung des Herrn von Soden hatte allerdings zunächst den Zweck
+seiner persönlichen Informierung, es war aber bereits damals Herr von
+Soden als Ersatz für Wißmann bestimmt. Ein solcher Ersatz des allseitig
+verehrten Kommandanten, dessen afrikanischer Erfahrung sich jeder ohne
+weiteres beugen konnte und mußte, unter Verhältnissen, welche für
+den Augenblick zwar friedlich erschienen, aber von niemandem damals
+schon als dauernd betrachtet werden konnten, durch einen Civilbeamten,
+welcher von Ostafrika nicht viel wußte, konnte keinem der Beamten und
+Offiziere, ja nicht einmal den Kaufleuten sympathisch sein.</p>
+
+<p>Das allgemeine, einstimmige Urteil ging dahin, daß an leitender
+Stelle die wahren Verdienste Wißmanns weder erkannt, noch gewürdigt
+wurden. Wir haben an den verschiedensten Stellen dieses Buches
+darauf hingewiesen, daß<span class="pagenum" id="Seite_238">[S. 238]</span> nicht die militärische Thätigkeit allein
+es war, welche jedem die höchste Achtung vor Wißmanns Blick und
+Fähigkeiten abnötigte, sondern ganz besonders sein überaus großes,
+organisatorisches Talent. Wenn man ihm die mangelhafte Rechnungsführung
+nicht verzeihen konnte, so konnte dem durch die Einstellung geeigneter
+Rechnungsbeamten besser abgeholfen werden, als durch eine vollkommene
+Umgestaltung der Verhältnisse, die uns draußen des Führers beraubte.
+Niemand weder in Deutschland, noch in Ostafrika konnte und wollte
+glauben, daß eine solche aus der Natur der Dinge sich ergebende
+Kleinigkeit, wie das Rechnungswesen zur Abdankung Wißmanns die
+Ursache habe geben können, und noch heute sucht man vergeblich nach
+innern stichhaltigeren Gründen für die Ernennung Sodens. Die äußere
+Anerkennung der Verdienste Wißmanns in Deutschland konnte, so glauben
+wir wenigstens behaupten zu können, ihn nicht dafür entschädigen, daß
+das Hauptwerk seines Lebens fast vollendet einem andern übergeben wurde.</p>
+
+<p>Die Thätigkeit Wißmanns nach seiner Wiederankunft in Sansibar im
+Anfang Dezember 1890 konnte nach der Lage der Verhältnisse nur noch
+als provisorische betrachtet werden, als eine Art Überleitung zum
+Civil-Gouvernement des Herrn von Soden, dessen Ernennung bald in Berlin
+vollzogen wurde.</p>
+<hr class="chap x-ebookmaker-drop">
+
+<div class="chapter">
+<p><span class="pagenum" id="Seite_239">[S. 239]</span></p>
+
+<h2 class="nobreak" id="13_Kapitel">13. Kapitel.<br>
+<span class="s6">Wißmanns letzte Thätigkeit als Reichskommissar.</span></h2>
+</div>
+
+<div class="blockquot">
+<p>Ankunft Wißmanns in Sansibar am 1. Dezember 1890. — Vorbereitungen
+auf den Stationen zur definitiven Uebernahme der Küste nach dem
+deutsch-englischen Abkommen. — Expedition des Chef Ramsay gegen
+Maschemba. — Außerordentliche Schwierigkeiten des Marsches.
+— Expedition unglücklich. — Gütlicher Vergleich und Frieden
+mit Maschemba, erreicht durch die Initiative des Chefs End. —
+Fertigstellung der südlichen Stationen. — Unsichere Verhältnisse
+auf der Karawanenstraße nach dem Kilimandscharo. — Wißmanns
+Expedition nach dem Kilimandscharo. — Eroberung der Befestigung des
+Sultans Sinna. — Regelung der Verhältnisse am Kilimandscharo und
+Stationsanlage daselbst. — Rückmarsch nach der Küste. — Einfall der
+Wahehe in Usagara. — Expedition des Chef Ramsay dahin. — Friedliche
+Verhandlung mit den Wahehe. — Schlußbericht Wißmanns über seine
+gesamte Thätigkeit.</p>
+</div>
+
+
+<p>Am 1. Dezember 1890 übernahm Major von Wißmann vom Chef <span class="antiqua">Dr.</span>
+Schmidt, der sich auf einen längeren Urlaub nach Deutschland begab,
+wieder die Geschäfte des Reichskommissariats für die Zeit bis zum
+1. April 1892. Seine erste Thätigkeit bestand in einer Bereisung
+der Küste, um sich von dem Zustande der Stationen zu überzeugen
+und Anordnungen für die am 1. Januar 1891 angeordnete feierliche
+Occupation der Küste mit Hissung der deutschen Flagge zu treffen.
+Nach Abschließung des Deutsch-Englischen Vertrages, den wir in einem
+besonderen Kapitel besprechen werden, war die Küste definitiv und
+formell in unsern Besitz übergegangen, während sowohl wir, wie die
+Eingeborenen immer der Ansicht gelebt hatten, daß dieselbe von der
+Schutztruppe durch ihr daselbst vergossenes Blut erobert worden sei.
+Die Thatsache, daß ein Ankauf derselben unter Zahlung von<span class="pagenum" id="Seite_240">[S. 240]</span> 4,000,000
+Mark stattgefunden habe, und daß wir uns noch dazu der englischen
+Vermittlung, wie es im Vertrage ausgemacht war, beim Sultan von
+Sansibar bedienen mußten, überraschte uns ganz gehörig. Doch hierüber,
+wie gesagt, an einer andern Stelle.</p>
+
+<p>Der Übergang der Küste in unsern Besitz war jedenfalls für den Januar
+1891 festgesetzt, und war dies auch die Veranlassung für Wißmann,
+die von <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt gegen Maschemba geplante Expedition nicht
+selbst zu führen, sondern die Führung dem Chef Ramsay zu übertragen.
+Derselbe marschierte im Dezember von Mikindani mit 2 Sudanesen- und
+2 Zulu-Kompagnien ab und wurde am 26. Dezember bei dem Dorfe des
+Makanda-Häuptlings Schikambo im Makanda-Gebiet, bis wohin die Scharen
+des Maschemba vorgedrungen waren, von diesen angegriffen. Allerdings
+wurde der Gegner zurückgeschlagen, immer und immer wieder jedoch
+belästigte er die vorwärts marschierenden Truppen. Die Wahiyao griffen
+nicht nur von der Seite her die Spitze der Expedition an und beschossen
+sie, sondern sie ließen die Spitze meist ruhig vorüberziehen und
+feuerten dann in die Mitte der Marschkolonne Salven hinein, brachten
+ihr ab und zu Verluste bei und beeinträchtigten natürlich die Ordnung
+im Marsche. Diese Plänkeleien setzten sich am nächsten Tage und in der
+darauf folgenden Nacht fort.</p>
+
+<p>Wie das Terrain im Süden beschaffen, ist bereits geschildert worden;
+jetzt, infolge des Eintritts der Regenzeit, waren die Wege total
+ungangbar geworden. Da außerdem die Makanda vor den Wahiyao geflüchtet
+und die Dörfer derselben alle ausgeplündert waren, konnte eine
+genügende Verproviantierung der Truppe nicht bewerkstelligt werden. Die
+Kompagnien, welche mit Salven gegen die den Busch besetzt haltenden
+Feinde feuerten, verbrauchten einen übermäßigen Munitionsvorrat, und
+die Gefahr lag nahe, daß, wenn es der Expedition wirklich gelänge, die
+Yao-Truppen Maschemba's zurückzuschlagen und in das Dorf einzudringen,
+sie schließlich ihren ganzen Munitionsvorrat aufgebraucht haben und
+somit den Yaos gegenüber wehrlos sein würden. Ramsay beschloß daher
+sehr richtig, die gesamten disponiblen Truppen der Küste,<span class="pagenum" id="Seite_241">[S. 241]</span> eben jene
+vier Kompagnien, nicht dem Zufall eines Tages, dessen Chancen noch
+bedeutend auf die Seite der Wahiyao hinneigten, auszusetzen, sondern
+nach der Küste zurückzukehren. Die Verluste der Expedition an Toten
+und Verwundeten betrugen ein weißer Unteroffizier und zehn Farbige,
+eine im Vergleich zur Ungunst der Verhältnisse zwar geringe Ziffer,
+doch immerhin genügend, um den Rückmarsch der Expedition nach Lindi
+bedeutend zu erschweren. Eine Truppe, welche Verwundete mit sich führt
+und hierfür keine besonderen Träger zur Disposition hat, sondern
+Soldaten verwenden muß, ist in Afrika stets recht unbeweglich. Die
+Marschkolonne wird in die Länge gezogen und kommt dadurch aus der Hand
+des Führers.</p>
+
+<p>Die Truppen Maschembas drangen der zurückmarschierenden Expedition eine
+Zeit lang nach und folgten ihr bis an den Ukeredifluß. Dies ungestüme
+Nachdringen der Wahiyao, die fortwährend von ihnen auf die Expedition
+unternommenen Angriffe, ihr zur Schau getragener Übermut endlich
+hatten die Befürchtung erregt, daß dem Expeditionskorps eine ziemlich
+empfindliche Niederlage beigebracht worden sei, und daß der Übermut
+und die Frechheit der Wahiyaos im Hinterlande noch bedeutend größer
+werden, die Sicherheit der Wege noch mehr gefährdet würde. Glücklicher
+Weise war diese Befürchtung unbegründet, da auch die Wahiyao in
+den verschiedenen Stadien des Feuergefechtes in jenen Tagen recht
+bedeutende Verluste erlitten hatten. Die Beschaffenheit des Terrains,
+die Schwierigkeiten der Situation brachten es mit sich, daß die Führer
+der einzelnen Kompagnien (es waren dies die Herren Lieutenants von
+Zitzewitz, von dem Knesebeck, Prince und Freiherr von Pechmann), sowie
+auch die als Unterführer fungierenden Unteroffiziere selbständig gegen
+die teils vom Rücken, teils von den Flanken aus angreifenden Gegner
+operieren mußten, was auch in umsichtiger und geschickter Weise von
+allen Seiten geschehen ist. In Folge der erlittenen Verluste und
+in der sehr begründeten Besorgnis, daß eine abermalige Expedition
+gegen ihn unternommen werden könnte, trat Maschemba im März 1891 in
+Friedensverhandlungen mit dem Chef der Station Mikindani, Lieutenant
+End, ein,<span class="pagenum" id="Seite_242">[S. 242]</span> der ihm ja durch unsern gemeinsamen Besuch in seinem Dorfe
+persönlich bekannt war.</p>
+
+<p>Von der Ansicht ausgehend, daß es in unserm Interesse liegen müsse,
+unter den bestehenden schwierigen Verhältnissen lieber den gütlichen,
+von Maschemba vorgeschlagenen Weg zu benutzen, erklärte sich Chef End
+bereit, auf Verhandlungen mit Maschemba einzugehen, um so mehr, als
+von einem Frieden mit Maschemba die Erschließung des Nyassa-Gebietes
+und die Sicherung der Karawanenstraße abhing. Selbstverständlich
+machte End seine Bedingungen. Dieselben bestanden besonders darin, daß
+Maschemba während einer persönlichen Zusammenkunft mit End Geiseln zu
+stellen habe, die während der Abwesenheit Ends von Mikindani daselbst
+untergebracht werden sollten.</p>
+
+<p>Unmittelbar vor dem Abmarsche wurde End vom Wali die Nachricht
+überbracht, die Geiseln seien aus Besorgnis, daß ihnen etwas passieren
+könne, ausgerückt; aber trotzdem marschierte End mit nur 50 Mann ab,
+denn er mußte befürchten, daß die Leute die abenteuerlichsten Gerüchte
+verbreiten und so die Friedensverhandlungen stören würden.</p>
+
+<p>Durch mit Briefen vorausgeschickte Boten wurde alles geregelt: End
+durfte hoffen, daß es ihm gelingen würde, den Frieden in der Form,
+wie er es wünschte, herbeizuführen. Aber noch einmal sollte die Sache
+ins Schwanken kommen. An dem Tage, an welchem die Zusammenkunft
+stattfand, kam der Sohn von Maschemba mit der Mitteilung, von Lindi
+sei die Nachricht eingetroffen, daß der Friede nicht gewünscht werde,
+sondern daß man den Kriegszustand aufrecht erhalten wolle, eine jener
+Nachrichten, wie sie irrtümlich so oft in Afrika entstehen.</p>
+
+<p>Um auch das letzte Mißtrauen zu beseitigen, that End einen sehr
+gewagten Schritt. Er ging allein mit seinem Diener dem Maschemba eine
+Stunde weit entgegen, wobei er sich sagen mußte, daß, da wir bisher
+noch keine Proben von der Zuverlässigkeit des Häuptlings erfahren
+hatten, sein Leben recht gefährdet war.</p>
+
+<p>Aber das im Interesse der Sache unternommene Wagnis gelang und in der
+That wurde ihm dieses Entgegenkommen<span class="pagenum" id="Seite_243">[S. 243]</span> von Maschemba und seinen Leuten
+sehr hoch angerechnet. Es trug ganz besonders dazu bei, daß die von
+uns gestellten Friedens-Bedingungen bei dem darauf folgenden Schauri
+sämtlich angenommen wurden. Der folgende von End in der Suaheli-,
+wie in deutscher Sprache aufgesetzte Vertrag wurde von Maschemba
+unterzeichnet:</p>
+
+<div class="blockquot">
+
+<p>»Ich, Maschemba, Häuptling der Wahiyao um Luagalla und Umgebung
+verpflichte mich:</p>
+
+<p>1. Ich werde niemals wieder gegen die Deutschen und die ihnen
+befreundeten Dörfer und Leute Krieg führen.</p>
+
+<p>2. Alle Europäer mit und ohne Soldaten können ohne Gefahr mein Gebiet
+passieren.</p>
+
+<p>3. Karawanen, vom Innern oder von der Küste kommend, passieren, ohne
+Hongo (Durchgangszoll) zu entrichten.</p>
+
+<p>4. Die in meinem Besitz befindlichen Hinterlader liefere ich an die
+Station Mikindani ab.</p>
+
+<p>5. Alle übrigen Gewehre bringe ich zur Stempelung nach Mikindani.</p>
+
+<p>6. Von jetzt ab werde ich alle entlaufenen und bei mir Schutz
+suchenden Sklaven der Station Mikindani ausliefern, ebenso die von mir
+in der letzten Zeit ergriffenen Boys und Träger.</p>
+
+<p>7. Ich werde allen Befehlen des Stationschefs von dort Folge leisten.</p>
+
+<p>8. Ich werde auch meinen Leuten diese Bedingungen mitteilen und dafür
+sorgen, daß dieselben genau eingehalten werden.«</p>
+</div>
+
+<p>Hiermit war der Friede geschlossen. End und Maschemba schüttelten
+sich gegenseitig die Hand, und jeder marschierte ruhig nach Hause.
+Die nächste Zeit hat gelehrt, daß die Abschließung jenes Friedens
+von großem Nutzen für uns gewesen ist. Wir wurden der Notwendigkeit
+enthoben, im Süden eine große Macht aufzuwenden und konnten dieselbe
+gerade im letztvergangenen Jahre an anderer Stelle einsetzen.</p>
+
+<p>Es hat sich der Handels-Verkehr im Süden gehoben und ist dort bislang
+die in so vielen andern Gegenden unseres<span class="pagenum" id="Seite_244">[S. 244]</span> Schutzgebietes bedrohte Ruhe
+aufrecht erhalten worden, ein Verdienst, das ohne Zweifel auf das
+politische Verhalten des Chefs End, der, von einem perniziösen Fieber
+kaum genesen, jene Expedition antrat, zurückzuführen ist.</p>
+
+<p>Bis zum April 1891 waren auch die Stationen des Südens, Kilwa, Lindi
+und Mikindani im großen und ganzen fertiggestellt worden. Die Station
+Lindi hatte der frühere Chef der Verwaltungsabteilung Frhr. von
+Eberstein übernommen. —</p>
+
+<p>Im Norden unserer Interessen-Sphäre wurde noch in den letzten Monaten
+der Thätigkeit des Reichskommissars das Einschreiten desselben
+notwendig, um die stark gefährdete Sicherheit auf der von Pangani
+nach dem Kilimandscharo und von dort aus nach dem Viktoriasee
+weiterführenden Karawanenstraße wieder herzustellen.</p>
+
+<p>Der Häuptling Sinna von Kiboscho hatte in seinem Dorfe die deutsche
+Flagge niedergeholt, beschimpft und sich ausdrücklich geweigert, die
+deutsche Herrschaft anzuerkennen. Wir waren von diesem Vorgange unter
+anderm durch die englische Regierung von Taveta aus unterrichtet
+worden. Die Post des Wißmannschen Agenten in Moschi, Herrn von Eltz,
+war zwei Mal vom Häuptling Manamate abgefangen worden. Der Jumbe
+Kihungwe von Kihogwe hatte in der gröbsten Weise sich gegen den
+Stationschef von Masinde, Lieutenant Stenzler, vergangen, das deutsche
+Ansehen im Hinterland von Pangani und Tanga erschien schwer geschädigt.</p>
+
+<p>So sah sich der Reichskommissar zur Unternehmung einer Expedition von
+Pangani aus nach dem Kilimandscharo veranlaßt. Die Expeditionstruppen
+wurden in Pangani vereinigt, wobei leider bei der Ausschiffung
+derselben und der Passage über die Barre des Panganiflusses nach dem
+Kentern eines Bootes der deutsche Unteroffizier Löppki mit 5 Sudanesen
+ertrank.</p>
+
+<p>Der Marsch ging von Pangani zunächst nach Masinde. Hier wurde die
+Expedition, nachdem noch aus dieser Station einige disponible
+Truppen herausgezogen waren, definitiv zusammengestellt, und zwar
+zählte das unter den Befehl des Chef Johannes gestellte, aus
+einer Sudanesen-Compagnie und<span class="pagenum" id="Seite_245">[S. 245]</span> zwei Zulukompagnien bestehende
+Expeditionskorps 380 Mann. Außer Major von Wißmann, seinem
+Adjutanten <span class="antiqua">Dr.</span> Bumiller, Lieutenant Heymons und dem Führer
+des Expeditionskorps Chef Johannes nahmen folgende Offiziere an
+der Expedition teil: Lieutenants Sulzer, v. Zitzewitz, Prince,
+Assistenzarzt <span class="antiqua">Dr.</span> Steuber, Proviantmeister de la Frémoire und 7
+deutsche Unteroffiziere.</p>
+
+<p>Kurz vor dem Abmarsch der Expedition von Masinde traf noch Herr v.
+Eltz, der Wißmannsche Agent vom Kilimandscharo, dem erhaltenen Befehle
+gemäß ein, berichtete über die Verhältnisse daselbst und erhielt den
+Befehl, an der Expedition teilzunehmen.</p>
+
+<p>Das nächste Ziel war das Dorf des aufsässigen Kihungwe, das nach
+Passierung des 30 Meter breiten Mkomasiflusses erreicht wurde. Sogleich
+bei der Ankunft der Karawane am Fluß hatte Kihungwe durch Abgesandte
+seine unbedingte Unterwerfung unter den Reichskommissar und den
+Stationschef von Masinde ankündigen lassen. Nachdem beim Dorfe Kihungwe
+ein Lager bezogen war, wurde der genannte Häuptling zum Schauri
+berufen. Wißmann sah von einer Bestrafung des Häuptlings, der von jetzt
+an völlige Unterwerfung versprach, ab und setzte nur in jener Ortschaft
+einen neuen Akida, einen Sohn des durchaus gehorsamen Simbodja ein.</p>
+
+<p>Die Erledigung dieser Angelegenheit hatte die Expedition zu einer
+Abweichung von dem gewöhnlichen Karawanenwege veranlaßt, und wählte
+Wißmann nunmehr den Weg längs des Ostabhanges des Pare-Gebirges über
+Ndungu, Gonja, Kissiwani und von dort quer über das Hochplateau des
+Pare-Gebirges über Kisingo nach Pare Mabua; von hier aus wurde das hohe
+Ugweno-Gebirge überschritten, und gelangte die Truppe alsdann wieder
+auf die alte Karawanenstraße von Pangani nach dem Kilimandscharo.</p>
+
+<p>Bis Kissiwani hatte die Expedition kaum mit Schwierigkeiten zu
+kämpfen, da die Gegend wasserreich und leidlich bebaut, die Bewohner
+friedlich und entgegenkommend waren. In Kissiwani wurde am 27.
+Januar der Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers von den deutschen
+sowohl wie von den farbigen Soldaten gefeiert. Nachdem die Truppe
+durch das Entgegenkommen<span class="pagenum" id="Seite_246">[S. 246]</span> des Häuptlings von Kissiwani auf drei Tage
+sich verproviantiert hatte, wurde am 28. Januar der Marsch über das
+Gebirgs-Plateau fortgesetzt. Großer Wassermangel und die völlig
+unbewohnte Gegend machten die Märsche recht beschwerlich. Am 30.
+Januar wurde der Jipe-See erreicht, dessen Gestade sich ebenso wie das
+eben durchquerte Hochplateau durch großen Wildreichtum auszeichnen.
+An diesem Tage stieß die Truppe unvermutet auf Massai, welche den
+Schrecken der dortigen Bevölkerung bilden.</p>
+
+<p>Beim ersten Begegnen mit der imponierenden, militärischen Expedition
+zogen sich die Massai in eiliger Flucht zurück, bald aber kamen sie
+in das bei Pare Mabua belegene Lager, wurden immer zutraulicher und
+schließlich sogar so unverschämt, daß sie das Verlangen stellten, die
+Truppe möge den Lagerplatz räumen, damit sie dort ihr Vieh tränken
+könnten; andernfalls würden sie Gewalt anwenden.</p>
+
+<p>Als Erwiderung darauf ließ Wißmann in der Nähe weidende Rinderherden
+der Massai in das Lager treiben und erklärte ihnen, dies sei die Strafe
+für ihre Ungehörigkeit. Dieses entschiedene Benehmen verfehlte seine
+Wirkung nicht. Die Massai, welche an dieser Stelle allerdings über
+kaum 150 Krieger verfügten, legten sich nunmehr aufs Unterhandeln und
+erlangten auch durch ihre Bitten die Rückgabe ihres Viehes bis auf
+wenige Ochsen und Ziegen, welche der Truppe für den eigenen Gebrauch
+zugewiesen waren.</p>
+
+<p>Am 31. Januar und 1. Februar überschritt die Expedition das sehr steile
+und äußerst beschwerliche Ugweno-Gebirge. Der Aufstieg wurde bedeutend
+dadurch erschwert, daß Alles, selbst die Geschütze und schwersten
+Lasten, die steilen Pfade hinaufgetragen werden mußte.</p>
+
+<p>Der Hinabmarsch zur Pangani-Ebene ging naturgemäß leichter von statten.
+Nach dreitägigem Marsche durch die wildreiche Pangani-Ebene und nach
+Überschreiten des dort schon ziemlich wasserreichen Pangani-Flusses
+gelangte die Expedition am 3. Februar nach Aruscha Tschini. Die
+Bewohner dieses Gebietes, welches in dem vom Ronga-, Weriweri- und
+Pangani-Flusse gebildeten Dreieck liegt, hatten sich vor nicht langer
+Zeit an einem Überfall beteiligt, den die Leute von Aruscha ju<span class="pagenum" id="Seite_247">[S. 247]</span> gegen
+die Wapare unternommen hatten. Wißmanns Agent, Herr von Eltz, hatte
+ihnen Bestrafung in Aussicht gestellt. Auf den Befehl Wißmanns wurden
+daher zwei Waruscha, die sich zur Begrüßung im Lager eingefunden
+hatten, als Geiseln zurückbehalten und als Sühne eine Strafzahlung
+in Vieh und die Herausgabe der bei dem Raubzuge gemachten Gefangenen
+gefordert. Doch schien eine Lösung der Frage auf friedlichem Wege kaum
+möglich zu sein.</p>
+
+<p>Die durch die jungen Waruscha vertretene Kriegspartei stimmte die ganze
+Nacht ihr Kriegsgeheul an und verweigerte jegliches Eingehen auf die
+Forderungen. Erst auf die nochmaligen Vorstellungen Wißmanns überwog
+nach langwierigen Schauris die Friedenspartei der Waruscha, und sie
+erklärten sich bereit, die gestellten Bedingungen zu erfüllen. Das
+Abkommen wurde dadurch bekräftigt, daß die Ältesten der Waruscha mit
+zwei der deutschen Offiziere Blutsfreundschaft schlossen.</p>
+
+<p>Sodann wurde der Marsch nach Moschi, dem Wohnsitz des
+deutschfreundlichen Sultans Mandara fortgesetzt. Auf dem Moschiberge
+hatte von Eltz bereits die ersten Vorbereitungen zur Anlage einer
+festen Station getroffen. Nach einem Ruhetage wurde dieselbe unter
+Heranziehung der vielen Träger so stark befestigt, daß sie selbst von
+einer geringen Besatzung zu halten war.</p>
+
+<p>Gelegentlich eines Besuches des Majors von Wißmann beim Sultan Mandara
+wurde der schon lange geplante Kriegszug gegen Sultan Sinna von
+Kiboscho vorbereitet. Derselbe hatte, wie bereits erwähnt, die deutsche
+Flagge heruntergerissen und führte an deren Stelle jetzt die rote
+Flagge des Sultans von Sansibar. Zunächst befahl Wißmann dem Sultan
+Mandara, einen Teil seiner Wadschaggakrieger zu dem bevorstehenden
+Kriegszuge zu stellen, weniger in der Absicht, daß sie thätig am
+Kampfe teilnehmen sollten, als um sie nach erfolgter Entscheidung zur
+Ausbeutung des Sieges zu verwenden.</p>
+
+<p>Denn vermöge ihrer genauen Landeskenntnis konnten die Wadschagga mit
+Leichtigkeit dem fliehenden Gegner folgen und das in dortiger Gegend
+sehr zahlreiche Vieh zusammentreiben.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_248">[S. 248]</span></p>
+
+<p>Jeder der neuen Bundesgenossen erhielt, um ihn vom Feinde unterscheiden
+zu können, eine weiße Binde um den Oberarm, außerdem wurden sie
+angewiesen, auf etwaigen Anruf mit »Mandara« zu antworten. An die
+einzelnen Haufen wurden schwarz-weiß-rote Fahnen ausgegeben, jeder
+Haufen wurde von einem Führer befehligt. Das Kommando über jene Krieger
+wurde Herrn von Eltz übergeben, der sich durch die Führer mit den
+einzelnen Haufen verständigte.</p>
+
+<p>Da Wißmann von vornherein beabsichtigte, nach erfolgter Niederwerfung
+Sinnas wieder nach Moschi zurückzukehren, wurde die mitzunehmende
+Bagage auf das mindeste Maß beschränkt. Außer wenigen Lasten
+für Proviant gingen nur noch Träger für die Geschütze und die
+Artilleriemunition mit.</p>
+
+<p>Am 11. Februar 1891, nachmittags 2 Uhr, marschierten die Truppen, 300
+Mann stark, von Moschi ab und bezogen abends um 6 Uhr an einem kleinen
+Flusse Lager im Walde. Die Nachrichten, welche hier über des Feindes
+Stärke und Stellung eingingen, waren, wie sich später herausstellte,
+teilweise unrichtig. Seine Stärke, die man auf 600 bis 800 Mann angab,
+entsprach zwar den thatsächlichen Verhältnissen, auch daß der Gegner
+fast durchgängig mit Gewehren, unter denen viele Hinterlader, bewaffnet
+sei, bestätigte sich. Hingegen war die Nachricht falsch, daß die
+Munition des Feindes sehr knapp bemessen und die von ihm angelegte
+Befestigung derart sei, daß sie nicht nur von den umliegenden Höhen
+eingesehen werden könnte, sondern daß auch der direkten Annäherung an
+dieselbe keine größeren Schwierigkeiten im Wege ständen. Gerade nach
+den letztgenannten Nachrichten konnte eigentlich niemand an ernsteren
+Widerstand denken.</p>
+
+<p>Am 15. Februar 5 Uhr früh wurde in folgender Marschordnung aufgebrochen:</p>
+
+<div class="blockquot">
+
+<p>Vortrupp: 1. Sudanesenkompagnie, Artillerie;</p>
+
+<p>Haupttrupp: 2. und 3. Sudanesenkompagnie, Sanitätsdetachement, Bagage
+mit Bedeckung.</p>
+</div>
+
+<p>Hinter der Bagage folgten die irregulären Haufen der Wadschagga.</p>
+
+<p>Der Weg führte zunächst durch dichten Busch, der allmählich in
+schönen, hochstämmigen Wald überging. Dicht am<span class="pagenum" id="Seite_249">[S. 249]</span> Walde befanden sich
+zahlreiche, etwa 5 m tiefe und unten spitz zugehende Elephantengruben.
+Es erforderte die ganze Aufmerksamkeit der Führer, um diese sehr
+geschickt bedeckten Gruben aufzufinden und freizulegen, damit seitwärts
+vom Wege gehende Leute nicht in Gefahr kamen. Auf dem Wege waren
+ferner vom Feinde Beschwörungsmittel, sogenannte Daua, angebracht,
+meistens aus kleinen Erdhaufen bestehend, in welche Hölzchen oder
+Federn eingesteckt waren. Die abergläubischen Wadschagga machten immer
+große Seitensprünge, wenn sie an einer derartigen, verzauberten Daua
+anlangten, die schwarzen Soldaten indessen, an dergleichen schon von
+früher gewöhnt, schritten weniger rücksichtsvoll darüber hinweg.</p>
+
+<p>Nach vierstündigem Marsche trat die Spitze der Kolonne aus dem Walde
+heraus und gelangte in die gut bebaute und bewässerte Landschaft
+Kiboscho. Das Gelände ist daselbst außerordentlich coupiert und
+bedeckt. Ein schmaler Bergrücken folgt dem andern. Der größte Teil
+derselben ist mit Bananen bewachsen. Da diese sehr eng zusammenstehen
+und von halber Höhe an mit üppigem Blätterwuchs geschmückt sind,
+verschließt ein derartiger Wald jegliche Übersicht, erschwert das
+Vorwärtskommen und bietet dem Gegner alle nur mögliche Deckung.</p>
+
+<p>Beim Ersteigen des ersten Bergrückens fiel ein Schuß in der rechten
+Flanke, wahrscheinlich ein Signalschuß, dann war wieder Alles ruhig.
+Noch zwei weitere Höhen wurden erklommen, als die Spitze an einem
+Punkte anlangte, welcher einen freien Ausblick nach der nächstgelegenen
+Anhöhe gewährte. Die letztere war ganz unbewachsen; auf dem Rücken
+derselben befanden sich tief eingeschnittene Gräben, aus welchen heraus
+alsbald vom Feinde ein ziemlich lebhaftes Feuer eröffnet wurde.</p>
+
+<p>Offenbar handelte es sich hier jedoch nur um eine vorgeschobene
+Stellung, denn der Gegner räumte dieselbe, als von der vorn
+befindlichen Sudanesen-Kompagnie jenes im übrigen wirkungslose Feuer
+mit einigen Salven erwidert war.</p>
+
+<p>Der Vormarsch wurde fortgesetzt. Als der soeben vom Feinde verlassene
+Berg erreicht war, hatte man abermals einen Höhenrücken vor sich,
+welcher, von beträchtlicherer Höhe als die zuletzt passierten, mit
+dichtem Bananenwalde bestanden war.<span class="pagenum" id="Seite_250">[S. 250]</span> Von dort aus war das Kriegsgeheul
+einer zahlreichen Menschenmenge deutlich hörbar, auch konnte man aus
+den Baumspitzen heraus einen Signalmast mit roter Fahne erkennen. Major
+v. Wißmann schloß aus diesen Anzeichen, daß dort der Hauptwiderstand
+des Gegners zu suchen wäre, wenngleich man von der angekündigten und
+beschriebenen Verteidigungsboma nichts erblicken konnte.</p>
+
+<p>Nachdem die Truppen sich hinter der Anhöhe gesammelt hatten, gab
+Wißmann seinen Gefechtsbefehl derart, daß auf die vorliegende
+feindliche Stellung ein direkter Vorstoß in zwei Kolonnen gemacht
+werden sollte.</p>
+
+<div class="blockquot">
+
+<p>Rechter Flügel: 1. Sudanesenkompagnie, Artillerie; 2. Zulukompagnie.</p>
+
+<p>Linker Flügel: 3. Zulukompagnie.</p>
+</div>
+
+<p>Die Bagage erhielt Befehl, auf dem rückwärts gelegenen Bergrücken zu
+halten, woselbst sich auch die Wadschaggakrieger sammeln sollten; das
+Sanitätsdetachement folgte der vorrückenden Truppe. Beide Kolonnen
+traten gleichzeitig den Vormarsch an.</p>
+
+<p>Mit vorgenommenen Schützenlinien wurden die Truppen die steile Schlucht
+hinuntergeführt und klommen an der andern Seite durch den Bananenwald
+wieder herauf. Hier empfing sie ein heftiges Feuer des Gegners aus
+ziemlicher Nähe. Die ersten Verluste waren zu verzeichnen.</p>
+
+<p>Nach Ersteigen der halben Anhöhe gelangten die beiden Kolonnen an die
+bis dahin dem Auge völlig entzogene Boma des Feindes. Die letztere
+war umgeben von einem 3 m breiten und 5 m tiefen Graben, an dessen
+jenseitigem Rande sich eine starke Pallisadenwand erhob. Der innere
+Teil der Boma bot ein so vollkommenes Gewirr von Gräben, Pallisaden,
+Hecken, verrammelten Thoren, Fallgruben und sonstigen Hindernissen,
+daß eine Orientierung in diesem Labyrinth für einen Fremden völlig
+unmöglich war. An der Herstellung und Vollendung der gedachten
+Verteidigungsanlagen müssen die Kiboscholeute schon Jahrzehnte
+gearbeitet haben. Die Befestigungen waren nicht nach einem bestimmten
+Plane angelegt, sondern sichtbar allmählich entstanden. Jedenfalls
+boten dieselben ein ernstes Hindernis.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_251">[S. 251]</span></p>
+
+<p>Es war erklärlich, daß bei dem Eindringen in die Boma die Verbindung
+der beiden Kolonnen verloren ging; dieselben vereinigten sich erst
+wieder im späteren Verlaufe des Gefechtes.</p>
+
+<p>Auf dem rechten Flügel, den Major v. Wißmann in Person befehligte,
+waren die vorn befindlichen Sudanesen zuerst in die Boma eingedrungen;
+die große Ausdehnung der Befestigungsanlagen machte es bald nötig,
+auch die zweite Zulukompagnie in das vordere Treffen hineinzuziehen.
+Die rechte Flügelkolonne tastete, dem zerstreut fechtenden Gegner
+folgend, um den äußeren Rand der ganzen Boma herum, bis sie ungefähr
+den östlichsten Teil — der Anmarsch geschah von Westen nach Osten —
+erreicht hatte. Der sich entgegenstellende Feind, welcher häufig auf
+20 bis 30 Schritte von irgend einer Hecke her sein Feuer abgab, wurde
+an allen Punkten zurückgeworfen, nirgends wurde noch einheitlicher
+Widerstand geleistet.</p>
+
+<p>Major v. Wißmann sammelte daher an diesem Platze die Truppen der
+rechten Kolonne und gab Befehl, auf das hörbare Salvenfeuer der linken
+Flügelkolonne hin zu marschieren. Eine Orientierung nach Sicht war
+vollständig ausgeschlossen, denn auch die mit Pallisaden umschlossenen,
+zahlreichen inneren Höfe der Boma waren dicht mit Bananen bestanden.</p>
+
+<p>Die Vereinigung mit dem linken Flügel gelang glücklich, denn um 11 Uhr
+30 Minuten vormittags langte Wißmann unter fortwährenden Gefechten
+mit der Tête seiner Abteilung auf einem freien Platze innerhalb
+der Boma an, den kurz vorher die 3. Zulukompagnie erreicht hatte.
+Diese Kompagnie, ursprünglich auf dem linken Flügel befindlich, war
+ebenfalls auf die Boma gestoßen und zwar auf einen ganz besonders stark
+befestigten und verbarrikadierten Teil derselben. Auch hier hatte sich
+überall der Feind dem weiteren Vordringen entgegengestellt, und konnte
+aus der Heftigkeit des geleisteten Widerstandes geschlossen werden,
+daß hier die Hauptverteidigung der Boma zu suchen wäre. Dieser erste
+Abschnitt des Gefechtes, d. h. bis zu dem Zeitpunkt, wo sich beide
+Abteilungen auf dem freien Platze trafen, hatte etwa zwei Stunden
+gedauert.</p>
+
+<p>Die eingetretene Gefechtspause wurde zum Verbinden der Verwundeten
+benutzt, die der vorrückenden Truppe nachgetragen<span class="pagenum" id="Seite_252">[S. 252]</span> werden mußten, da
+sie sonst unfehlbar in die Hände der erbitterten Gegner gefallen wären.
+Bis jetzt stellte sich deutscherseits der Verlust auf zwei Tote und elf
+Verwundete, unter letzteren auch zwei Europäer, Feldwebel Nowack und
+Unteroffizier Witte. Der gegnerische Verlust ließ sich zur Zeit auch
+noch nicht annähernd feststellen.</p>
+
+<p>Bald wurde vom Feinde, dem das Zeugnis einer beharrlichen Tapferkeit
+und Kühnheit ausgestellt werden muß, das Gefecht wieder aufgenommen.
+Das aus nächster Nähe von mehreren Seiten abgegebene Feuer bedingte,
+den ungedeckten freien Platz zu verlassen und entweder das Gefecht für
+heute abzubrechen, oder aber die Hauptbefestigung, die bisher noch
+völlig unbetreten war, zu stürmen.</p>
+
+<p>Wenn von Wißmann sich für den Abbruch des Gefechtes und Fortsetzung
+desselben am nächsten Tage entschied, so war für seine Erwägungen
+weniger die Rücksicht auf die schon stark ermatteten Truppen, als
+der Umstand maßgebend, daß die Wadschagga-Krieger zu einer späteren
+Verfolgung des Feindes nicht zur Hand waren. Nachdem von der Artillerie
+noch einige Granaten aus dem 4,7 <span class="antiqua">cm</span> Schnellfeuergeschütz in die
+Befestigung hineingeschleudert waren, wurde der Rückzug nach der vorher
+geschilderten Anhöhe angetreten.</p>
+
+<p>Der Rückmarsch ging auf demselben Wege von statten, den die 3.
+Zulukompagnie beim Eindringen in die Boma genommen hatte. Große
+Schwierigkeiten machte der Transport der Verwundeten und Toten, sowie
+das Tragen der beiden Geschütze.</p>
+
+<p>Nach Ankunft auf der freigelegenen Höhe befahl Wißmann die Besetzung
+der dort befindlichen Schützengräben. Die drei Kompagnien lagen
+nebeneinander, Sudanesen auf dem rechten, 3. Zulukompagnie auf dem
+linken Flügel. In der Mitte waren die beiden Geschütze in Stellung
+gegangen, weiter hinter der Front hatte der Arzt seinen Verbandplatz
+angelegt.</p>
+
+<p>Schon die Arrieregarde wurde bei ihrem Abzug vom Feinde bedrängt.
+Um 1 Uhr nachmittags ging er seinerseits zum Angriff gegen die von
+den Deutschen genommene Stellung vor. Ein weiteres Vordringen wurde
+ihm jedoch alsbald durch die massenhaften Verluste verwehrt, die die
+Kiboscholeute durch das in Thätigkeit gesetzte Maxim-Gun erlitten.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_253">[S. 253]</span></p>
+
+<p>Ferner traf Wißmann die Anordnung, daß sämtliche Europäer ein
+wohlgezieltes Schützenfeuer unterhalten sollten, während dessen die
+schwarzen Soldaten mit Gewehr im Arm im Graben ruhten.</p>
+
+<p>Bis etwa 4 Uhr nachmittags dauerte das gegenseitige Schützengefecht,
+welches den Kiboscholeuten die empfindlichsten Verluste beigebracht
+hat. Die relative Ruhe, die dann eintrat, wurde gegnerischerseits nur
+durch einige Wagehälse gestört, die sich an die deutsche Stellung
+heranschlichen, ihre Gewehre losknallten und ebenso schnell, wie sie
+gekommen waren, wieder verschwanden.</p>
+
+<p>In der Nacht blieben sämtliche Truppen ausgeschwärmt in den Gräben
+liegen; einzeln liegende Posten waren noch 50 Schritt vorgeschoben. Um
+12 Uhr wurde noch einmal das Maximgeschütz abgeschossen, was ein großes
+Wutgeheul bei den Kiboscho-, Freudengesänge bei den am jenseitigen
+Bergabhange lagernden Wadschagga-Kriegern hervorrief. An Ruhe und
+Schlaf war kaum zu denken.</p>
+
+<p>Am 13. Februar früh 5 Uhr bereits gab Wißmann seine Befehle für den
+Sturm auf die Boma. Ein vorgesandter Zug der Sudanesenkompagnie hatte
+erkundet, daß sich der ganze Feind wieder gesammelt habe und mit aller
+Energie an der Wiederherstellung der Verteidigungsanlagen arbeite.</p>
+
+<p>Die Sturmkolonne bestand aus drei Zügen, deren spezieller Befehl dem
+Chef Johannes übertragen wurde. Dieser ging beim Eindringen in die noch
+besetzt gefundene Boma ganz systematisch zu Werke. Während zwei Züge
+den Feind unter beständigem Salvenfeuer hielten, mußte der dritte Zug
+das soeben passierte Hindernis völlig um- und freilegen, so daß ein
+geräumiger und breiter Weg geschaffen wurde. Alsdann erst wurde das
+nächste Hindernis genommen. Schritt für Schritt gelangte die Kolonne
+an die Hauptbefestigung, an welcher noch einmal zäherer Widerstand
+geleistet wurde. Mit kühnem Anlauf wurde auch diese genommen, und
+drangen die Truppen nunmehr unaufhaltsam in alle Häuser ein, speziell
+in diejenigen, welche vom Sultan Sinna bewohnt waren. Mit dem Verluste
+dieses Teils der Boma war das Schicksal des Tages entschieden.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_254">[S. 254]</span></p>
+
+<p>Sobald die rote Flagge auf dem Signalmast niedergeholt war und
+Rauchwolken aus dem Innern die Einnahme jener Befestigung verkündigten,
+zogen die Kiboscho in eiliger Flucht nordwestlich in die Berge. Jetzt
+bekamen auch die Wadschagga plötzlich großen Mut; sie stürzten sich in
+hellen Haufen in die Boma, ein anderer Teil unternahm die Verfolgung
+des fliehenden Gegners. Die Sinnaleute hatten an beiden Tagen mit
+Erbitterung und großer Tapferkeit gefochten, viele Leichen bedeckten
+den Boden. Vermöge ihrer guten Bewaffnung und der reichlichen Munition
+waren sie im Stande, in ihrer vorzüglichen Befestigung bislang alle
+Angriffe ihrer Gegner blutig abzuweisen. Sinnas Boma galt allgemein,
+wie man jetzt von den Wadschagga hörte, als unüberwindlich. Um so
+größer war natürlich auch die Freude über den errungenen Sieg, der
+allerdings mit verhältnismäßig schweren Opfern erkämpft war. Außer
+den oben angegebenen Verlusten waren noch 1 Toter und 6 Verwundete zu
+beklagen; in Summa 3 Tote und 17 Verwundete. Der Verlust beim Feinde
+belief sich allein auf 200 Tote.</p>
+
+<p>Außerordentlich reich war die von den Wadschagga gemachte Beute.
+Etwa 4000 Ochsen und 5000 Stück Kleinvieh wurden zusammengetrieben,
+ferner gelangte eine Anzahl Speere und Schilde, Munition und Gewehre
+zur Verteilung. Das Vieh wurde sofort auf verschiedenen Wegen in die
+Landschaft Dschagga fortgetrieben, die Truppe blieb noch bis 11 Uhr
+vormittags in ihrer Stellung und trat dann ebenfalls den Rückmarsch
+auf Moschi an. Die aus der Sudanesenkompagnie bestehende Arriere-Garde
+hatte noch ein unbedeutendes Gefecht mit versprengten Kiboscho, sonst
+wurde der Rückmarsch, insbesondere der große Viehtransport, in keiner
+Weise gestört. Am 14. Februar morgens kam die Truppe wieder in Moschi
+an, empfangen von einer Gesandtschaft Mandaras, der seiner und der
+Wadschagga Freude über den errungenen Sieg Ausdruck gab.</p>
+
+<p>Die nächsten Tage in Moschi galten den Befestigungsarbeiten in der
+Station und der Fürsorge für die Verwundeten. Von diesen erlag nur
+ein Mann seinen Wunden, gewiß unter den außerordentlich schwierigen
+Umständen und bei den geringen zu Gebote stehenden Mitteln ein Beweis
+für die fachgemäße und opferwillige Krankenpflege.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_255">[S. 255]</span></p>
+
+<p>Alsbald wurden an den überwundenen Sinna Boten abgesandt, welche die
+Nachricht zurückbrachten, daß Sinna sich nunmehr endgültig unterwerfen
+wolle und zu allen Bedingungen bereit sei; zugleich schickte er als
+Zeichen seiner Ergebenheit einen 105 Pfund schweren Elfenbeinzahn.
+Wißmann zeigte sich geneigt, die Bitte um Frieden zu erfüllen. Sinna
+mußte einen Teil seines Gebietes an früher von ihm vertriebene
+Häuptlinge abtreten und seinen Gehorsam der deutschen Verwaltung
+geloben. Daraufhin wurden ihm die Gefangenen ausgeliefert und das Recht
+zur Führung der deutschen Flagge erteilt.</p>
+
+<p>Blitzschnell verbreitete sich die Nachricht von diesem Siege der
+Deutschen nach allen Seiten hin, und die umliegenden Stämme sandten
+Gesandte, um dem Reichskommissar ihre Ergebenheit zu bezeugen. Auch mit
+den Waruscha, die ihren Wohnsitz am Meru-Berge hatten, suchte Wißmann
+auf friedlichem Wege eine Einigung zu Stande zu bringen, indem er
+ihnen für ihre Räubereien eine Strafzahlung in Elfenbein und Rindvieh
+auferlegte.</p>
+
+<p>Am 19. Februar gelangten Nachrichten über Übergriffe der Massai an den
+Reichskommissar nach Moschi. Es handelte sich um eine Expedition eines
+Baron von Langenn, welcher mit Genehmigung des Reichskommissars nach
+dem Kilimandscharo wollte. In Kissiwani angekommen, hatte er gehört,
+daß die Massai gedroht hätten, sich für die ihnen von den Deutschen
+zugefügte Unbill rächen zu wollen. Infolgedessen zog sich Herr von
+Langenn nach Masinde zurück und bat von hier aus den Reichskommissar
+um Hülfe. Da dieser indes nicht in der Lage war, dem Ansuchen durch
+Abtrennung einer größeren Truppenabteilung von seiner Macht zu
+entsprechen, mußte Herr von Langenn auf die baldige Rückkehr des
+Reichskommissars vertröstet werden.</p>
+
+<p>Erst am 26. Februar konnte nach Abschluß der Befestigungsarbeiten
+und der Verhandlungen mit den umwohnenden Häuptlingen der Rückmarsch
+angetreten werden und zwar über Aruscha Tschini, den Pangani entlang
+nach Manamates Dorf am Pare-Gebirge. Am 4. März gedachte sich Wißmann
+hier mit dem Stationschef von Masinde, der den Befehl erhalten<span class="pagenum" id="Seite_256">[S. 256]</span>
+hatte, sich an diesem Tage mit seinen Truppen hier einzufinden,
+zu vereinigen. Den etwa vorüberziehenden Massai-Horden sollte mit
+Schonung und Rucksicht gegenüber getreten werden, bis durch offenbare
+Feindseligkeiten eine friedliche Lösung ausgeschlossen erschien.</p>
+
+<p>Aruscha Tschini wurde am 28. Februar erreicht. Die guten Früchte der
+damals von Major von Wißmann an den Tag gelegten Friedensliebe blieben
+nicht aus; die Verproviantierung der Truppe, die auf drei volle Tage
+nötig wurde, stieß nicht im geringsten auf Schwierigkeiten. Die
+Waruscha kam allen an sie herantretenden Forderungen bereitwilligst
+entgegen.</p>
+
+<p>Am 1. März marschierte Wißmann von Aruscha Tschini ab und überschritt
+bald darauf den Pangani. Der weitere Weg führte durch nackte, öde
+Salzsteppe; bis zu Manamates Wohnsitz war auf weitere Lebensmittel
+nicht zu rechnen. Die Marschzeiten wurden infolgedessen vergrößert, 3
+Tage lang vor- und nachmittags marschiert. Die Expedition kreuzte hier
+eine nach dem Szogoni-Gebirge ziehende Massai-Horde, die man gemäß dem
+bereits erwähnten Befehl unbehelligt ziehen ließ.</p>
+
+<p>Am 3. März abends traf die Expedition bei dem Häuptling Manamate ein
+und konnte sich hier endlich aufs neue verproviantieren. Für den
+folgenden Tag, der zum Ruhetag für die stark angestrengte Truppe
+bestimmt wurde, war der Stationschef von Masinde erwartet. Derselbe
+traf indessen nicht ein; gerüchtweise verlautete, daß die Massai den
+Weg nach Masinde versperrt hätten. Auch der Häuptling Manamate klagte
+über die Massai, daß sie die friedlichen Bewohner überfielen, ihnen ihr
+Vieh wegnähmen und die größten Grausamkeiten verübten.</p>
+
+<p>Außerdem traf vom Stationschef von Masinde, der einer Erkrankung
+wegen den Marsch nicht hatte unternehmen können, die briefliche
+Nachricht ein, daß die Massai bis über Gonja vorgedrungen seien und
+ihm eine Kriegskeule als Zeichen der Kriegserklärung gesandt hätten.
+Infolgedessen beschloß Wißmann, von Masinde aus eine stärkere Abteilung
+nach Moschi zurückzusenden. Da ihn selbst dringende Geschäfte zur
+Rückkehr an die Küste, wo der neue Gouverneur bald eintreffen<span class="pagenum" id="Seite_257">[S. 257]</span> sollte,
+zwangen, übergab er das Kommando über 200 Mann dem Chef Johannes
+und befahl ihm, auf seinem Hin- und Rückmarsch die Massai überall
+anzugreifen und auf das nachdrücklichste zu züchtigen.</p>
+
+<p>Chef Johannes traf auf dem Marsche über Gonja, Kissiwani und den
+Jipe-See nach Moschi noch einige Stämme der Massai. Er griff sie
+überall mit Erfolg an, und dadurch, daß er ihre Kraale zerstörte,
+ihre Herden fortnahm und viele der Massai-Krieger tödtete, zwang er
+sie endgültig jene Gegend zu verlassen und sich westlich über den
+Panganifluß zurückzuziehen, sodaß nunmehr die Sicherheit auf der
+wichtigen Karawanenstraße von Pangani nach dem Kilimandscharo wieder
+völlig hergestellt war.</p>
+
+<p>Major von Wißmann zog von Masinde in Eilmärschen zur Küste und langte
+nach 4-1/2 Tagen am 13. März, also nach zweimonatlicher Abwesenheit, in
+Pangani an.</p>
+
+<p>Die Expedition hatte auch den Erfolg, daß die Häuptlinge, welche bis
+dahin die deutsche Herrschaft nicht anerkannt, sondern verhöhnt hatten,
+die deutsche Macht nunmehr empfanden und sich dem Reichskommissar auf
+Gnade und Ungnade unterwarfen.</p>
+
+<p>Bislang war von den meisten Reisenden der von Mombassa aus über
+Taveta ins Innere führende Weg als der sicherere gewählt worden, da
+die von Pangani ausgehende Straße meist von Massai-Horden gesperrt
+wurde. Die letztere Straße erreichte durch Wißmanns Zug annähernd
+dieselbe Sicherheit, wie die von Bagamoyo und Sadani ausgehenden
+Karawanenstraßen, da nunmehr auch hier die Jumbes die deutsche Flagge
+führten, teilweise auch in deutschem Solde und deutscher Abhängigkeit
+waren. —</p>
+
+<p>Während Wißmann auf der Kilimandscharo-Expedition sich im Innern
+befand, drangen nach Bagamoyo an Chef Leue, der im Auftrage des
+Reichskommissars die Geschäfte während der Zeit der Expedition führte,
+beunruhigende Nachrichten von der Station Mpapua und Hülferufe von
+der französischen Missionsstation Longa und von den Wasagara des
+Mukondogua-Thales. Hier hatten die Wahehe wiederum einen Einfall
+gemacht, Dörfer zerstört, Eingeborene getötet oder als Sklaven
+weggeführt. Chef Leue raffte, was er an<span class="pagenum" id="Seite_258">[S. 258]</span> Truppen aus den Stationen der
+Küste noch irgend herausziehen konnte, zusammen und schickte unter dem
+Befehl des Chefs Ramsay eine Expedition nach der bedrohten Gegend aus.
+Bei der geringen Macht, die Ramsay zur Verfügung stand, mußte er es
+sich angelegen sein lassen, auf friedlichem Wege die Angelegenheit mit
+den Wahehe zu ordnen, und er hatte das Glück, daß bei seiner Ankunft
+in Kondoa die Wahehe ihm bereits Gesandtschaften entgegenschickten,
+ihre Unterwerfung anzeigten und sich bereit erklärten, die gemachten
+Gefangenen auszuliefern, außerdem eine ziemlich erhebliche Summe als
+Strafe in Rindvieh und Elfenbein zu zahlen. Ramsay gab den Wahehe
+auf, eine Gesandtschaft nach Bagamoyo zu schicken, um hier endgültig
+dem Reichskommissar ihre Unterwerfung anzuzeigen; er konnte nachdem
+für jetzt die Ordnung wieder hergestellt war, den Rückmarsch nach
+Bagamoyo antreten. Der Hoffnung, daß die Schwierigkeiten mit einem
+ausschließlich von Raub und Krieg lebenden Volke, wie den Wahehe,
+durch einen Vertrag ein für alle Mal beseitigt seien, konnte man sich
+allerdings nicht hingeben. Das konnte nur durch nachhaltigere Mittel
+und bedeutenden Kraftaufwand erreicht werden und mußte der nächsten
+Zeit vorbehalten bleiben.</p>
+
+<p>Nach Wißmanns Ankunft an der Küste blieb diesem nur noch eine kurze
+Spanne Zeit, um die Übergabe der Geschäfte an den im Anfang April
+erwarteten Gouverneur von Soden vorzubereiten. Wir kommen auf die
+Übergabe des Gouvernements in einem der nächsten Kapitel zurück, führen
+aber hier bereits den folgenden Teil des Schlußberichtes des Majors v.
+Wißmann an, der geeignet ist, in gedrängter Form einen Überblick über
+das, was in den zwei Jahren seines Kommissoriums von Wißmann erreicht
+wurde, zu geben:</p>
+
+<p>»Die ostafrikanische Küste ist zurückerobert und ihr Besitz derartig
+gesichert durch Anlage von Befestigungswerken und Kommunikationen, daß
+dieselbe mit einem im Verhältnis zur Größe des Landes äußerst geringen
+Truppenkontingent gegen alle Eventualitäten behauptet werden kann. Die
+großen Karawanenstraßen sind auf weite Strecken gesichert und unser
+Machteinfluß bis an die äußersten Grenzen unsers Gebietes ausgedehnt,
+dem deutschen Namen bis dorthin Achtung und<span class="pagenum" id="Seite_259">[S. 259]</span> Respekt verschafft
+worden. Im Norden ist das Hinterland von Tanga und Pangani bis zum
+Kilimandscharo hinauf als endgültig gesichert anzusehen. Die große
+Straße von Bagamoyo und Sadani aus ist bis Mpapua gesichert und eine
+weitere Sicherung in Uniamuesi von Emin Pascha und Stokes eingeleitet.</p>
+
+<p>Nur in Ugogo, wo Handelskarawanen noch des Öfteren gefährdet werden,
+bleibt eine Lücke auszufüllen. Auch im Süden unserer Besitzung ist,
+seitdem Maschemba sich unterworfen hat, das nächste Hinterland
+beruhigt. Nur eine schwarze Truppe war der rastlosen kriegerischen
+Thätigkeit, wie sie sich hier entfalten mußte, gewachsen. Die im
+Verhältnis zu der gewaltigen Ausdehnung unseres Gebietes verschwindende
+Truppenstärke bedingte ein ununterbrochenes Hin- und Herziehen ohne
+Rücksicht auf die klimatischen Verhältnisse.</p>
+
+<p>Diesem Umstande sind die meisten Verluste an europäischem Personal
+zuzuschreiben. Die von vornherein verfolgte Taktik, den Feind bei allen
+Gefechten durch einen kräftig eingeleiteten und schnell ausgeführten
+Angriff moralisch zu überwältigen, bewahrte die Truppen stets vor
+großen Verlusten im Gefechte selbst.</p>
+
+<p>Immerhin sind die Verluste, wie vorher erwähnt hauptsächlich durch die
+Strapazen in dem Ungewohnten Klima, verhältnismäßig größer als bei
+einem europäischen Kriege. Der Gesamtverlust der Truppe im Gefecht
+(Tote und Verwundete) beträgt 21 Europäer und 151 Farbige, was bei
+Zugrundelegung einer Kombattantenstärke von 150 Europäern und 1200
+Farbigen für erstere einen Verlust von 14, für letztere von 12-1/2
+Prozent bedeutet. Die Verluste der Truppe an Toten überhaupt betragen
+20 Europäer und 208 Farbige, was für eine Gesamtstärke von 200
+Europäern und 1800 Farbigen (einschließlich der Nichtkombattanten) für
+erstere 10, für letztere 11-1/2 Prozent ausmacht.</p>
+
+<p>Erst allmählich, nach Wiedergewinnung verschiedener Küstenpunkte, nach
+Vergrößerung des Sanitätspersonals, nach Durchführung der Impfung aller
+Truppen konnte die ärztliche Pflege der Truppe eine wirksamere werden,
+aber erst, nachdem die Unterkunftsräume ausgebaut und die Erdarbeiten,
+die eine<span class="pagenum" id="Seite_260">[S. 260]</span> Entwickelung des Malaria-Bazillus begünstigen, beendet waren,
+wurde der allgemeine Gesundheitszustand ein bedeutend besserer.</p>
+
+<p>Gute Unterkunft schützte vor Malaria, Desinfektion und Maßnahmen
+zur Erlangung guten Trinkwassers vor Dyssenterie, Impfung vor
+Pockenerkrankungen, den drei die Gruppen am meisten gefährdenden
+Krankheiten. Jetzt, wo die kriegerischen Strapazen zum größten
+Teil überwunden sind, und durch die Fürsorge der Regierung das
+Sanitätspersonal für das kommende Jahr um das doppelte verstärkt ist,
+wird der Gesundheitszustand sich jedenfalls weiterhin bedeutend bessern.</p>
+
+<p>Was die Erfolge der friedlichen Arbeit anbetrifft, so mußten die durch
+die militärische Thätigkeit auf Seiten der Eingeborenen entstandene
+Furcht und Scheu zunächst gehoben werden.</p>
+
+<p>Strenge Gerechtigkeit und Wohlwollen von Seiten der Europäer der
+Schutztruppe, die unterdes mit den Sitten und Gewohnheiten der Inder,
+Araber und Neger mehr und mehr vertraut geworden waren, und strenge
+Überwachung der Unbestechlichkeit der farbigen Beamten erzeugten bald
+Vertrauen, wo früher Furcht gewaltet hatte. Das erste Zeichen von einem
+Gefühl der Sicherheit unter unserm Schutz war die massenhafte Rückkehr
+der während des Krieges Geflohenen und Ausgewanderten.</p>
+
+<p>Während wir beim Beginn der Expedition in Bagamoyo täglich ungefähr ein
+Dutzend Leute verpflegten, die zu alt und krank gewesen wären, um mit
+den Anderen zu entfliehen, hat jetzt schon Bagamoyo mindestens seine
+alte Bevölkerungszahl wieder erreicht.</p>
+
+<p>Es fällt jedem Fremden mit Erstaunen auf, wie jeder Europäer auf
+der Straße in unseren Küstenorten freundlich und vertraulich von
+überall begrüßt wird. Araber und Belutschen, Banianen, Hindus
+und Parsis, Goanesen, Suaheli-Sklaven und Karawanenleute aus dem
+Innern, griechische und Levantiner Händler, sogar Chinesen fühlen
+sich im lebhaft zurückgekehrten Handel und Verkehr sicher unter der
+deutschen Flagge. Der Druck des früher herrschenden Arabers, des seine
+Kapitalmacht mißbrauchenden Inders hat aufgehört. Die Erpressungen der
+bisherigen Walis, Kadis und Jumbes, die, da sie von ihrer Regierung
+unbesoldet blieben, sich selbst bezahlt<span class="pagenum" id="Seite_261">[S. 261]</span> machen mußten, sind einer
+unparteiischen und unbestechlichen Rechtspflege und Polizei gewichen.
+Der Sklave findet sein Recht wie der Herr. Durch möglichst seltenen
+Wechsel in den Stellen der Stationschefs wurde bei diesen das regste
+Interesse an dem Wachstum ihrer Stationen und Distrikte erzielt und
+damit manche Einrichtung zum Vorteil des Handels, zu hygienischen und
+Verschönerungszwecken.</p>
+
+<p>Die Zerstörungen in manchen Küstenstädten in der ersten Periode des
+Aufstandes durch die Granaten der Marine erlaubten nachhaltiges
+Durchgreifen beim Wiederaufbau. Es wurden breite, gerade Straßen
+angelegt, Brücken und Wasserleitungen erbaut, Sümpfe trocken gelegt,
+Markthallen eingerichtet, Straßenbeleuchtung durchgeführt, offene
+Plätze freigehalten und durch Gartenanlagen verschönert, sowie durch
+entsprechende polizeiliche Aufsicht auf Ordnung, Reinlichkeit und
+Sicherheit hingewirkt. Für Unterkunft der Karawanen sind Karawansereien
+errichtet, und kürzlich ist der Grundstein für das erste Hospital für
+Eingeborene (unsere bisherigen Krankenhäuser und die schwarze Truppe
+eingerichtet) und die erste Schule für die Kinder der indischen Händler
+gelegt worden. Die bevorstehende Ankunft des letzten der drei Fahrzeuge
+der Küstenlinie wird hoffentlich recht bald ein allgemein erwünschtes
+regelmäßiges Anlaufen der Küstenplätze ermöglichen und ebenso ist zu
+hoffen, daß den Vorarbeiten für die Eisenbahnen die Vollendung bald
+folgen möchte.</p>
+
+<p>Die allgemeine Wiederaufnahme des Feldbaues seit dem Wiedereintritt
+der friedlichen Verhältnisse, das Wiederaufblühen des Karawanenhandels
+nach erfolgter Sicherung der Straßen und jede nur mögliche Maßnahme
+zur Förderung des Handels müssen eine allmähliche Abnahme der unserer
+neuen Kolonie gebrachten Opfer bringen, müssen, wenn wir nachhaltig
+weiter arbeiten an dem Schaffen neuer wertvoller Exportprodukte durch
+Plantagenbau, auch mit der Zeit für unsere Opfer Zinsen tragen. Jeder
+Europäer, der während des Aufstandes unsere Küste gesehen hat und sie
+jetzt nach nur zweijähriger Arbeit wiedersieht, muß die Überzeugung
+gewinnen, daß diese Schlüsse nicht optimistisch sind, sondern das
+Resultat sachlicher Beobachtung.</p>
+<hr class="chap x-ebookmaker-drop">
+
+<div class="chapter">
+<p><span class="pagenum" id="Seite_262">[S. 262]</span></p>
+
+<h2 class="nobreak" id="14_Kapitel">14. Kapitel.<br>
+<span class="s6">Das Deutsch-englische Abkommen.</span></h2>
+</div>
+
+<p>Schon vor der Ankunft Wißmanns in Deutschland, nach Einnahme des
+südlichen Teils unserer deutsch-ostafrikanischen Küste, waren die
+Verhandlungen zwischen der deutschen und englischen Regierung über
+die Verteilung Afrikas in ein Stadium getreten, in welchem über
+alle wichtigen Punkte Einverständnis erzielt werden war. Am 17.
+Juni veröffentlichte der Reichs-Anzeiger in einer Extra-Ausgabe die
+Grundzüge des deutsch-englischen Abkommens, auf welche in allernächster
+Zeit der formelle Abschluß des Vertrages fußen sollte. Wißmann stand
+bei seiner unmittelbar darauf erfolgten Ankunft in Deutschland vor
+einem fait accompli, denn schon Anfangs Juli war die Publikation des
+nun abgeschlossenen Vertrages erfolgt.</p>
+
+<p>Es seien an dieser Stelle die auf Ost-Afrika insbesondere oder mit
+bezüglichen Paragraphen des Abkommens im Wortlaut angeführt:</p>
+
+<p>Artikel I. In Ostafrika wird das Gebiet, welches Deutschland zur
+Geltendmachung seines Einflusses vorbehalten wird, begrenzt:</p>
+
+<p>1. Im Norden durch eine Linie, welche an der Küste vom Nordufer der
+Mündung des Umba-Flusses ihren Ausgang nimmt und darauf in gerader
+Richtung zum Jipe-See läuft. An dem Ostufer des Sees entlang und um
+das Nordufer desselben herumführend, überschreitet die Linie darauf
+den Fluß Lumi, um die Landschaften Taveta und Dschagga in der Mitte
+zu durchschneiden und dann entlang an dem nördlichen Abhang der
+Bergkette des Kilimandscharo in gerader Linie weiter geführt<span class="pagenum" id="Seite_263">[S. 263]</span> zu
+werden, bis zu demjenigen Punkte am Ostufer des Viktoria-Nyanza-Sees,
+welcher von dem ersten Grad südlicher Breite getroffen wird. Von hier
+den See auf dem genannten Breitegrade überschreitend, folgt sie dem
+letzteren bis zur Grenze des Kongostaates, wo sie ihr Ende findet.
+Es ist indessen Einverständnis darüber vorhanden, daß die deutsche
+Interessensphäre auf der Westseite des genannten Sees nicht den
+Mfumbiroberg umfaßt. Falls sich ergeben sollte, daß dieser Berg südlich
+des genannten Breitengrades liegt, so soll die Grenzlinie in der Weise
+gezogen werden, daß sie den Berg von der deutschen Interessensphäre
+ausschließt, gleichwohl aber zu dem vorher bezeichneten Endpunkte
+zurückkehrt.</p>
+
+<p>2. Im Süden durch eine Linie, welche, an der Küste von der Nordgrenze
+der Provinz Mozambique ausgehend, dem Laufe des Flusses Rovuma bis zu
+dem Punkte folgt, wo der Msinje-Fluß in den Rovuma mündet, und von
+dort nach Westen weiter auf den Breitenparallelen, bis zu dem Ufer des
+Nyassa-Sees läuft. Dann sich nordwärts wendend, setzt sie sich längs
+den Ost-, Nord- und Westufern des Sees bis zum nördlichen Ufer der
+Mündung des Songwe-Flusses fort. Sie geht darauf diesen Fluß bis zu
+seinem Schnittpunkte mit dem 33. Grad östlicher Länge hinauf und folgt
+ihm weiter bis zu demjenigen Punkte, wo er der Grenze des in dem ersten
+Artikel der Berliner Konferenz betriebenen geographischen Kongobeckens,
+wie dieselbe auf der dem 9. Protokoll der Konferenz beigefügten Karte
+bezeichnet ist, am nächsten kommt. Von hier geht sie gerader Linie
+auf die vorher gedachte Grenze zu und führt an derselben entlang bis
+zu deren Schnittpunkt mit dem 32. Grad östlicher Länge, sie wendet
+sich dann in gerader Richtung zu dem Vereinigungspunkte des Nord- und
+Südarmes des Kilambo-Flusses, welchem sie dann bis zu seiner Mündung
+in den Tanganjikasee folgt. Der Lauf der vorgedachten Grenze ist im
+allgemeinen nach Maßgabe einer Karte des Nyassa-Tanganjika-Plateaus
+angegeben, welche im Jahre 1889 amtlich für die britische Regierung
+angefertigt wurde.</p>
+
+<p>3. Im Westen durch eine Linie, welche von der Mündung des Flusses
+Kilambo bis zum 1. Grad südlicher Breite mit der Grenze des
+Kongostaates zusammenfällt.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_264">[S. 264]</span></p>
+
+<p>Das Großbritannien zur Geltendmachung seines Einflusses vorbehaltene
+Gebiet wird begrenzt:</p>
+
+<p>1. Im Süden durch die vorher erwähnte Linie von der Mündung des
+Umbeflusses zu dem Punkte des Kongofreistaates, welcher von dem 1. Grad
+südlicher Breite getroffen wird. Der Berg Mfumbiro ist in dieses Gebiet
+eingeschlossen.</p>
+
+<p>2. Im Norden durch eine Linie, welche an der Küste am Nordufer des
+Jubaflusses beginnt, dem genannten Ufer des Flusses entlang läuft und
+mit der Grenze desjenigen Gebietes zusammenfällt, welches dem Einflusse
+Italiens im Gallalande und in Abessinien bis zu den Grenzen Egyptens
+vorbehalten ist.</p>
+
+<p>3. Im Westen durch den Kongofreistaat und durch die westliche
+Wasserscheide des oberen Nilbeckens.</p>
+
+<p>Artikel II. Um die in dem vorstehenden Artikel bezeichnete Abgrenzung
+zur Ausführung zu bringen, zieht Deutschland seine Schutzherrschaft
+über Witu zu Gunsten von Großbritannien zurück.</p>
+
+<p>Großbritannien verpflichtet sich, die Souveränität des Sultans von
+Witu über das Gebiet anzuerkennen, welches sich von Kipini bis zu
+dem im Jahre 1887 als Grenze festgesetzten Punkt gegenüber der
+Insel von Kweihu erstreckt. Deutschland verzichtet ferner auf seine
+Schutzherrschaft über die an Witu grenzende Küste bis nach Kismaju und
+auf seine Ansprüche auf Gebiete des Festlandes nördlich vom Tanaflusse
+und auf die Inseln Patta und Manda.</p>
+
+<p>Artikel VII. Jede der beiden Mächte übernimmt die Verpflichtung,
+sich jeglicher Einmischung in diejenige Interessensphäre
+zu enthalten, welche der andern durch Artikel I bis IV des
+gegenwärtigen Übereinkommens zuerkannt ist. Keine Macht wird in der
+Interessensphäre der andern Erwerbungen machen, Verträge abschließen,
+Souveränitätsrechte oder Protektorate übernehmen oder die Ausdehnung
+des Einflusses der andern hindern. Es besteht Einverständnis darüber,
+daß Gesellschaften oder Privatpersonen, welche der einen Macht
+angehören, die Ausübung von Souveränitätsrechten innerhalb der
+Interessensphäre der andern Macht, außer mit Zustimmung der letzteren,
+nicht zu gestatten ist.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_265">[S. 265]</span></p>
+
+<p>Artikel VIII. Die beiden Mächte verpflichten sich, in allen denjenigen
+Teilen ihrer Gebiete innerhalb der in der Akte der Berliner Konferenz
+von 1885 bezeichneten Freihandels-Zone, auf welche die fünf ersten
+Artikel der genannten Akte am Tage des gegenwärtigen Abkommens
+anwendbar sind, die Bestimmungen dieser Artikel in Anwendung zu
+bringen. Hiernach genießt der Handel vollständige Freiheit; die
+Schiffahrt auf den Seen, Flüssen und Kanälen und den daran gelegenen
+Häfen ist frei für beide Flaggen; keine ungleiche Behandlung mit
+Bezug auf den Transport oder Küstenhandel ist gestattet; Waaren jeder
+Herkunft sollen keine andern Abgaben zu entrichten haben, als solche,
+welche unter Ausschluß ungleicher Behandlung, für die zum Nutzen des
+Handels gemachten Ausgaben erhoben werden mögen; Durchgangszölle dürfen
+nicht erhoben und keine Monopole oder Handelsbegünstigungen gewährt
+werden. Den Angehörigen beider Mächte ist die freie Niederlassung in
+den beiderseitigen Gebieten, soweit dieselben in der Freihandels-Zone
+gelegen sind, gestattet.</p>
+
+<p>Insbesondere herrscht Einverständnis darüber, daß in Gemäßheit dieser
+Bestimmungen von jedem Hemmnis und jedem Durchgangszoll frei sein soll
+der beiderseitige Güterverkehr zwischen dem Nyassa- und Tanganjikasee,
+zwischen dem Nyassa-See und dem Kongostaat, auf dem Tanganjikasee und
+zwischen diesem See und der nördlichen Grenze der beiden Sphären.</p>
+
+<p>Artikel IX. Handels- und Bergwerkskonzessionen, sowie Rechte an Grund
+und Boden, welche Gesellschaften oder Privatpersonen der einen Macht
+innerhalb der Interessensphäre der andern Macht erworben haben, sollen
+von der letzteren anerkannt werden, sofern die Gültigkeit derselben
+genügend dargethan ist. Es herrscht Einverständnis darüber, daß die
+Konzessionen in Gemäßheit der an Ort und Stelle gültigen Gesetze und
+Verordnungen ausgeübt werden müssen.</p>
+
+<p>Artikel X. In allen Gebieten Afrikas, welche einer der beiden Mächte
+gehören, oder unter ihrem Einfluß stehen, sollen Missionare beider
+Länder vollen Schutz genießen; religiöse Duldung und Freiheit für
+alle Formen des Gottesdienstes und für geistlichen Unterricht werden
+zugesichert.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_266">[S. 266]</span></p>
+
+<p>Artikel XI. Großbritannien wird seinen ganzen Einfluß aufbieten, um ein
+freundschaftliches Übereinkommen zu erleichtern, wodurch der Sultan
+von Sansibar seine auf dem Festland gelegenen und in den vorhandenen
+Konzessionen der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft erwähnten
+Besitzungen nebst Dependenzen, sowie die Insel Mafia an Deutschland
+ohne Vorbehalt abtritt. Es herrscht Einverständnis darüber, daß Se.
+Hoheit gleichzeitig für den aus dieser Abtretung entstehenden Verlust
+an Einnahmen eine billige Entschädigung erhalten soll.</p>
+
+<p>Deutschland verpflichtet sich, die Schutzherrschaft Großbritanniens
+anzuerkennen über die verbleibenden Besitzungen des Sultans von
+Sansibar mit Einschluß der Inseln Sansibar und Pemba, sowie über
+die Besitzungen des Sultans von Witu und das benachbarte Gebiet bis
+Kismaju, von wo die deutsche Schutzherrschaft zurückgezogen wird.
+Es herrscht Einverständnis darüber, daß Ihrer Majestät Regierung,
+falls die Abtretung der deutschen Küste nicht vor der Übernahme der
+Schutzherrschaft über Sansibar durch Großbritannien stattgefunden hat,
+bei der Übernahme jener Schutzherrschaft die Verpflichtung übernehmen
+wird, allen ihren Einfluß aufzuwenden, um den Sultan zu veranlassen,
+jene Abtretung gegen Gewährung einer billigen Entschädigung so bald als
+möglich vorzunehmen.«</p>
+
+<p>In den kolonialfreundlichen Kreisen Deutschlands erregte das Abkommen
+die lebhafteste Verstimmung und — zunächst wenigstens — einen
+außerordentlich starken Pessimismus. Die härtesten Kritiken in den
+angesehensten Blättern zerpflückten die einzelnen Bestimmungen des
+Vertrages, und selbst die prinzipiellen Gegner der Kolonialpolitik
+fanden die von Deutschland gemachten Konzessionen mindestens sehr
+großmüthig. Man sah sich aber schließlich genötigt, mit dem Abkommen
+als einer Thatsache zu rechnen und mußte sich nunmehr auf den Boden
+der durch das Abkommen gegebenen Daten stellen, auf dem geschaffenen
+Fundament in der Kolonisierung Ost-Afrikas fortfahren oder eigentlich
+in vielen Rücksichten neu anfangen.</p>
+
+<p>Überall in Ost-Afrika selbst, wohin der Vertragsabschluß ja sofort
+durch den Draht übermittelt wurde, wurden naturgemäß nur mißbilligende
+Stimmen laut.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_267">[S. 267]</span></p>
+
+<p>In Lindi, der Station, welcher ich damals vorstand, kam die Nachricht
+durch einen zufällig anlaufenden Dampfer gerade an meinem Geburtstage
+an und sicherlich wird mir die trübe Stimmung in dauernder Erinnerung
+bleiben, in welche alle Offiziere und Beamten der Station Lindi
+versetzt wurden.</p>
+
+<p>In den Tropen, wo man leichter erregbar ist, als hier, schien uns das
+Abkommen eigentlich zunächst gleichbedeutend mit einem Aufgeben unseres
+Kolonialbesitzes überhaupt. Man hoffte zwar, daß wenigstens außer der
+Erwerbung Helgolands noch große politische Vorteile in Europa errungen
+worden seien, hinter welchen ja dann die erst begründeten Interessen
+in den Kolonien hätten zurückstehen müssen; aber in jedem Falle sahen
+wir uns vor die betrübende Notwendigkeit versetzt, mit den Daten des
+Vertrages rechnen und auf diese gestützt weiter arbeiten zu müssen.</p>
+
+<p>Gleich uns empfand auch der einsichtsvollere Teil der Bevölkerung,
+besonders die Inder und Araber, die neue Nachricht als eine uns
+gewordene Niederlage. Selbstverständlich wurde bei dem intelligenteren
+Teil der Küstenbewohner der Vertrag genau zur selben Zeit wie
+bei uns bekannt; dieselben, welche damals auch in dem eben erst
+wiedergewonnenen Süden Sympathien für uns an den Tag legten und
+namentlich damals weit mehr für uns als für die Engländer eingenommen
+waren, vermieden sorgfältig, uns von der ihnen bekannt gewordenen
+Nachricht etwas merken zu lassen, gewissermaßen aus Zartgefühl und
+Rücksichtnahme auf uns.</p>
+
+<p>Durch die vom Verfasser unter der Hand durch seinen farbigen
+Polizei-Hauptmann eingezogenen Erkundigungen aber erfuhr er, daß das
+Abkommen dort ebenfalls das lebhafteste Staunen hervorgerufen hatte.</p>
+
+<p>Gehen wir nun die einzelnen Bestimmungen des Vertrages durch, so
+sehen wir, daß wir eigentlich, — wenigstens in Ostafrika, —
+nirgends gewonnen, sondern überall verloren haben. Die Küste war
+durch deutsches Geld und mit deutschem Blut zurückerobert worden,
+und weder wir, die wir in Ostafrika selbst thätig gewesen sind und
+redlich mitgeholfen haben, noch die Eingeborenen aller Art haben je
+unsere Wiedereroberung der Küste für etwas anderes angesehen, als
+eine dauernde<span class="pagenum" id="Seite_268">[S. 268]</span> Besitzergreifung, da wir ja, an der Küste besonders,
+überall die absoluten Herren waren und genügende Schritte zu dauernder
+Niederlassung geschehen waren. Auch die Erwerbung Sansibars war als
+etwas natürliches von den Eingeborenen und Arabern erwartet worden.</p>
+
+<p>Wie an der Küste durch seine Waffenerfolge, so hatte hier ganz
+besonders der Reichskommissar persönlich durch sein kluges politisches
+Verhalten und die naturgemäße Rückwirkung von der Küste auf Sansibar,
+eine ganz bedeutende Besserung in dem Verhältnis zum Sultan und den
+Arabern herbeigeführt. Der ursprünglich gegen uns gehegte Haß des
+Sultans hatte sich in ein gutes freundliches Verhältnis verwandelt.
+Als die Verstärkung der Schutztruppe im April 1890 mit dem egyptischen
+Dampfer »Schibin« in Sansibar ankam, wurde bereits von den Arabern
+daselbst, man sagt sogar von den Engländern, welche jedenfalls in
+der Nacht, als der Dampfer in der Rhede lag, die Stadt und die Rhede
+fortwährend mit den Scheinwerfern ihrer Kriegsschiffe beleuchteten,
+eine Landung und die Annexion Sansibars durch Handstreich für möglich
+gehalten. Bis weit ins Innere herein reichte unser Einfluß. Die
+thatsächliche Macht war an einzelnen Stellen durch Stationen und durch
+zahlreiche starke Expeditionen zum Ausdruck gebracht worden. Hierzu
+kam, daß man nach dem Vertrage des Jahres 1886, obgleich in diesem
+die Interessensphäre nur im Norden und Süden begrenzt worden war,
+doch annehmen mußte, daß jedenfalls unser Hinterland bis an die Seen
+beziehungsweise die Grenze des Kongostaates voll und ganz gesichert war.</p>
+
+<p>Das Vorgehen unserer Reichsregierung in der letzten Zeit der
+Thätigkeit des Fürsten-Reichskanzlers nördlich des Gebietes der
+Englisch-Ostafrikanischen Gesellschaft hatte die lebhafteste
+Befriedigung der kolonialen Kreise zur Folge, da diese hierin mit Recht
+eine Hoffnung auf energisches Vorgehen im Witu-Land und im Hinterlande
+desselben begründet sahen. Kaum zwei Monate vor dem Bekanntwerden des
+englischen Vertrages war unter dem General-Konsul Michahelles, wie
+bereits an anderer Stelle dieses Buches erwähnt ist, eine Gesandtschaft
+an den Sultan von Witu mit kaiserlichen Geschenken gesandt worden,
+welche diesem die Meinung beibringen<span class="pagenum" id="Seite_269">[S. 269]</span> mußte, daß nun die deutsche
+Regierung die Bedeutung ihres Schützlings und seines Landes würdige und
+denselben dem Sultan von Sansibar gegenüber zu halten entschlossen sei.</p>
+
+<p>Acht Monate vor dem Vertrage war durch ein deutsches Kriegsschiff die
+deutsche Flagge in Kismaju gehißt und dann die Küste zwischen Witu
+und Kismaju unter deutschen Schutz gestellt worden. Verfasser selbst
+ist ein Jahr im Witu-Land thätig gewesen und hat während dieser Zeit
+Land und Leute, vor allen Dingen den alten, damals noch regierenden
+Sultan Achmed und den Sultan der in Rede stehenden Zeit, den damaligen
+Thronfolger Fumo Bakari, ebenso das Hinterland und die umliegenden
+Völkerschaften von Witu kennen gelernt. Er hat sich auf Grund seiner
+damals erworbenen Kenntnis in Schrift und Wort darüber ausgesprochen,
+einen wie großen Wert sowohl durch seine geographische Lage, wie
+besonders durch die teils faktische, teils moralische Macht des Sultans
+von Witu im ganzen Hinterlande, — speziell bei den Bararetta- und
+Borani-Galla, den Waboni, Wapokomo und sogar einem Teil der Somalis,
+— das Witu-Land gewissermaßen als Schlüsselpunkt für jene wertvollen,
+hochgelegenen und gesunden Länder habe.</p>
+
+<p>Hierzu trat die Thätigkeit der deutschen Witu-Gesellschaft und die
+einer Reihe von Privatleuten, welche daselbst deutsche Interessen
+geschaffen und teilweise bereits Erfolge aufzuweisen hatten. Dazu kam
+ferner insbesondere die große Vorliebe der Sultane von Witu, welche
+sie seit Brenners Reisen immer für Deutschland gehegt hatten. Sie war
+begründet in der alten Feindschaft, welche zwischen dem Sansibar-Sultan
+und den Witu-Herrschern bestand, da ja bekanntlich England lebhaft
+die Sansibar-Sultane protegierte. Der letztere Umstand und das
+Bewußtsein, daß vom Anfang der kolonialen Thätigkeit Deutschlands an
+sich eine Rivalität zwischen diesem und England geltend machte, war
+für die Wituleute zu unsern Gunsten maßgebend. Verfasser selbst kann
+das Verhalten des alten Sultans Achmed, sowie von Fumo Bakari und der
+Witu-Leute überhaupt zu jener Zeit, als die Witugesellschaft ohne jede
+Machtmittel lediglich in friedlicher Weise in jenem Lande thätig war,
+gar nicht genug loben, da alles, was wir damals<span class="pagenum" id="Seite_270">[S. 270]</span> im Lande unternahmen,
+alle kleineren Reisen ins Hinterland, nur mit Hülfe des Sultans möglich
+waren. Gerade wir besaßen im Witu-Lande und in der Witu-Bevölkerung
+Faktoren, die uns die weitere Kolonisierung daselbst in einem Maße, wie
+das sonst nirgend wo der Fall war, erleichterten.</p>
+
+<p>Wenn auch als Tauschobjekt gegen Helgoland und in der Erwägung, daß
+die großen für eine Erschließung der Hinterländer nötigen Geldmittel
+bei uns nicht zur Verfügung standen, ein Aufgeben des Protektorats
+über Witu erklärlich erschien, so hätten wir doch gewünscht, daß es in
+einer für den Witusultan weniger verletzenden Form geschehen wäre. Er
+befand sich notorisch in dem Glauben, nunmehr am deutschen Reich einen
+starken Rückhalt zu haben; er erfuhr das Abkommen zunächst überhaupt
+nur auf privatem Wege zufällig und wurde hierdurch natürlich sehr gegen
+uns erbittert. Jedenfalls ist diese Erbitterung des Sultans und seiner
+Leute nicht ohne Zusammenhang mit der Ermordung der Deutschen, welche
+zu dieser Zeit unter Führung Künzels zur Anlegung einer Dampfsägemühle
+in Witu eintrafen, wenn auch das Betragen Künzels zur Katastrophe
+mitgewirkt hat.</p>
+
+<p>In Uganda ferner hatte <span class="antiqua">Dr.</span> Peters auf der Rückkehr von seinem
+energisch durchgeführten Zuge einen Vertrag mit Muanga abgeschlossen.
+Er hatte daselbst ebenfalls eine für uns im Gegensatz zu den Engländern
+äußerst günstige Stimmung vorgefunden, die wir nicht zum wenigsten dem
+Einfluß der katholischen Missionen zu verdanken hatten. Der Vertrag
+des <span class="antiqua">Dr.</span> Peters im Verein mit der Vorliebe des Herrschers und
+der Bevölkerung für uns stellten Interessen dar, wie sie die Engländer
+dort jedenfalls nicht aufzuweisen hatten, da sich die Waganda durchaus
+ablehnend, ja sogar feindselig gegen sie verhielten.</p>
+
+<p>In gleicher Weise durfte das gesamte westlich des Nyassa gelegene
+Hinterland unserer Küste schon wegen der geographischen Lage als zu
+unserm Interessengebiet gehörig beansprucht werden, zumal die Engländer
+daselbst Verträge nicht zu verzeichnen hatten.</p>
+
+<p>Von unserer Küste oder Interessensphäre haben wir durch den mit England
+geschlossenen Vertrag, abgesehen von dem<span class="pagenum" id="Seite_271">[S. 271]</span> unantastbaren Besitz der
+ostafrikanischen Gesellschaft, den zehn Meilen langen Küstenstreifen,
+den bis dahin die ostafrikanische Gesellschaft vom Sultan in Pacht
+gehabt hatte, bedingt bekommen. Auch letzteren hatten wir, als der
+Sultan seine im Vertrage eingegangenen Verpflichtungen nicht hatte
+erfüllen können, erst gänzlich verloren, ihn dann aber wie erwähnt,
+wieder erobern müssen. Für den dauernden Erwerb dieses Küstenstreifens
+stellte England uns seine diplomatische Unterstützung beim Sultan von
+Sansibar in Aussicht, wir sollten den letzteren aber außerdem noch
+bezahlen. Die Entschädigungssumme, wie schon erwähnt, vier Millionen
+Mark, mußte spätestens im Dezember des Vertragsjahres in London gezahlt
+werden. Interessant dürfte dabei die Thatsache sein, daß England oder
+Engländer dem jetzigen Sultan Said Ali zur Zeit, als er noch Prinz
+war und von seinen regierenden Brüdern schlecht behandelt wurde, ganz
+erhebliche Vorschüsse gemacht hatten!!</p>
+
+<p>Wir hingegen erkannten ein englisches Protektorat über Sansibar an,
+lieferten den Engländern hierdurch unbedingt die ganze Herrschaft
+des Sultans bis auf unsere Interessensphäre aus. Die Insel Mafia,
+welche ursprünglich ebenfalls den Engländern zuerkannt werden
+sollte, obgleich sie für diese nur den Wert hatte, uns von ihr aus
+an dem gegenüberliegenden Teile unserer Küste chikanieren zu können,
+beziehungsweise etwaigen unsicheren Elementen im Hinterlande von Kilwa
+eine Zuflucht daselbst zu gewähren, war das einzige, was Wißmann gegen
+Preisgabe der Stevenson Road zwischen Nyassa und Tanganjikasee noch
+zuletzt für uns hatte retten können; einen positiven Wert besitzt die
+Insel Mafia für uns nicht.</p>
+
+<p>Wir gaben, ohne dem Sultan von Witu, mit dem das Schutzbündnis kurz
+vorher erneuert war, ein Wort mitzuteilen und die Interessen derjenigen
+Suaheli, die unter deutschem Schutz bleiben wollten, irgendwie
+wahrzunehmen, dieses Land, dazu noch die vorher unter deutschem Schutz
+gestellte Küste den Engländern preis, ohne die Interessen unsres
+von altersher mit dem Sultan von Sansibar verfeindeten Schützlings
+wahrzunehmen.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_272">[S. 272]</span></p>
+
+<p>Ferner hatten wir zu Gunsten Englands auf die Anlehnung an den
+Kongostaat westlich vom Nyassa-See verzichtet. Westlich des
+Viktoriasees überließen wir ihnen den Mfumbiro-Berg, einen vagen
+Begriff, denn die Ausdehnung dieses Berges oder Gebirges kannte kein
+Mensch; nur das eine war sicher, daß er südlich vom ersten Breitegrade
+liegt, der ja eigentlich über den See hinüber die Grenze bilden sollte
+und daß er unsere Landverbindung mit dem Kongostaat auch im Norden
+bedeutend einengt. In gleicher Weise fiel Uganda, wo wir Interessen
+hatten, den Engländern zu.</p>
+
+<p>Am bedeutsamsten und empfindlichsten aber von Allem berührte uns der
+Verlust von Sansibar. Die Bedeutung Sansibars liegt darin, daß dort
+alle politischen Fäden der weitesten Gebiete Ostafrikas, speziell ganz
+Deutsch-Ostafrikas zusammenlaufen, und daß es das Handels-Centrum für
+den überwiegenden Teil Ostafrikas bildet. Fast alle Geschäfte die
+in unserer Interessensphäre sowohl an der Küste, wie im Hinterlande
+gemacht werden, sind von indischen Handelshäusern, die teils ihre
+Hauptvertretung, teils Filialen in Sansibar haben, abgeschlossen, also
+von englischen Unterthanen. Von den Indern sind fast alle arabischen
+Karawanen, die das Hinterland durchziehen, abhängig. Die wenigen
+Karawanen, welche aus dem Innern kommen und selbständigen Handel
+treiben, haben ihre Absatz- und Bezugsquellen allerdings an der Küste
+selbst mit indischen Häusern, diese aber sind immer nur Filialen der
+indischen Großhändler in Sansibar, sodaß also der gesamte Handel doch
+endlich in Sansibar zusammenläuft. Auf den großen Reichtum Sansibars
+durch den Betrieb der Gewürz- und Nelken-Plantagen auf der Insel selbst
+und auf der Insel Pemba möge auch noch hingewiesen werden. In erster
+Linie aber bleibt immer die Bedeutung Sansibars als politisches und
+Handels-Centrum, welches uns jetzt durch die Abtretung des Sultanats
+an England, — wenn wir nicht gewissermaßen als Vasallen Englands auf
+dem Festlande Kolonialpolitik treiben wollen, — in die Notwendigkeit
+versetzt, erheblich größere Opfer zu bringen. Nur dann können wir mit
+der Zeit den Verlust von Sansibar ausgleichen.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_273">[S. 273]</span></p>
+
+<p>Hätten wir uns das Protektorat über Sansibar vorbehalten, so wäre
+uns die Möglichkeit gegeben, unsere Macht an der Küste bedeutend
+auszubauen. Wir hätten ein Centrum besessen, von dem aus wir bei
+einiger Machtentfaltung an den Seen, also an unserer westlichen Seite,
+leichter als jetzt die ganze Festlandskolonie hätten beherrschen
+können; unsere Ausgaben hätten sich bedeutend verringert.</p>
+
+<p>Weshalb hat denn England so ungeheures Gewicht auf die Erwerbung
+Sansibars gelegt? lediglich deshalb, weil es jetzt in der Lage ist,
+unser gesamtes Gebiet handelspolitisch zu beeinflussen. Es wird
+den Engländern nie einfallen, den Sultan abzusetzen oder selbst
+regieren zu wollen, das letztere besorgt der Sultan unter Leitung des
+englischen Generalkonsuls viel besser. Noch gehen die arabischen oder
+indisch-arabischen Karawanen durch unser Gebiet. Große Anstrengungen
+werden indes zweifelsohne von den Engländern und ihrem Vasallen, dem
+Sultan, gemacht werden, unsern Handel nach Norden und Süden abzulenken
+und ihn im Süden auf dem Wege Schire—Sambesi, im Norden über Taveta
+nach Sansibar zu bringen.</p>
+
+<p>Von Sansibar aus könnten wir ferner Deutsch-Ostafrika moralisch
+beeinflussen und uns an der Küste für den Anfang mit einfachen
+Zollstationen und geringer Polizeimacht begnügen.</p>
+
+<p>Das Aufgeben Sansibars an England bedeutet für uns geradezu die
+Notwendigkeit eines erheblich größeren jährlichen Mehraufwands; die
+Ansicht vieler Kolonialgegner, daß durch die Preisgabe Sansibars
+eine Ersparnis am jährlichen Kolonialetat erzielt wird, ist bei den
+eigenartigen Verhältnissen Sansibars eine irrige. Es möge dies hier
+ganz besonders hervorgehoben werden.</p>
+
+<p>Sansibar durch eine Bewachung der Küste, durch Ausnutzung der besseren
+Häfen zu ersetzen, ist bislang eine Redensart geblieben. Selbst wenn
+wir unsere ganze in Ostafrika jetzt befindliche Macht nur auf die
+Bewachung der Küste verwenden wollten, würde diese Macht noch lange
+nicht ausreichen, um Sansibar zu ersetzen.</p>
+
+<p>Die in Artikel VIII des Abkommens getroffenen Bestimmungen, besonders
+die Gleichberechtigung der beiden Nationen<span class="pagenum" id="Seite_274">[S. 274]</span> in den wechselseitigen
+Gebieten, kommt in Wirklichkeit nur den Engländern zu Gute. Bei den
+geringeren Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, können wir an
+Handelsunternehmungen im englischen Gebiet nicht denken, vor allem
+aber haben wir keine Inder zu Unterthanen, welche wir als Groß- und
+Kleinhändler an die englisch-ostafrikanische Küste setzen und durch die
+wir uns dort des Handels bemächtigen könnten. Die Engländer dagegen,
+welche uns schon im Norden, Süden und Südwesten in Wirklichkeit, im
+Osten durch Sansibar politisch und kommerziell umklammern, sind bei
+der Größe ihrer Mittel in der Lage, in unserer eigenen Kolonie an
+deren Westgrenze einen für sie nicht aussichtslosen Wettstreit mit uns
+aufzunehmen.</p>
+
+<p>Der Umstand, daß das Abkommen in den ersten Monaten nach dem
+Reichskanzlerwechsel mit großer Hast zu Stande gebracht wurde, daß
+man darauf verzichtete, in den Kolonien wirklich erfahrene Leute
+zu befragen, die sich teilweise in Deutschland selbst befanden,
+— ich nenne z. B. Gravenreuth und Paul Reichard, — teilweise
+unterwegs nach Deutschland waren, wie besonders Wißmann selbst,
+diese Thatsachen schienen darauf hinzudeuten, daß es sich um ganz
+besondere Errungenschaften in der europäischen Politik handelte,
+welche durch längeres Abwarten gefährdet werden könnten und die so
+klar zu Tage liegend wären, daß die ostafrikanischen Interessen
+dabei überhaupt nicht in Frage kämen. Daß dies indes nicht der Fall
+gewesen ist, dürfte man wohl aus der Denkschrift über die Beweggründe
+zum deutsch-englischen Abkommen schließen können, welche, nachdem
+der Vertrag perfekt geworden war, ebenfalls im »Reichsanzeiger«
+veröffentlicht wurde und den Vertrag dem großen Publikum erklären zu
+wollen schien.</p>
+
+<p>Es geht aus der Denkschrift hervor, daß unsere Regierung bei Abschluß
+des Vertrages lediglich von der Absicht geleitet worden ist, in allen
+Punkten den Forderungen der Engländer nach Möglichkeit nachzugeben,
+dieselben, welche sich auf die Thätigkeit der Missionare, auf
+Entdeckungen englischer Forscher und auf Ausübung englischen Einflusses
+in weitestem Maße stützten, möglichst zu erfüllen und ihre Wünsche als
+berechtigte anzuerkennen.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_275">[S. 275]</span></p>
+
+<p>Wohl hätten auch wir erwarten dürfen, daß den berechtigten Wünschen
+unserer kolonialfreundlich gesinnten Kreise, die doch immerhin für
+deutsche Verhältnisse reiche Opfer an Hab und Gut gebracht hatten, und
+den Hoffnungen, die sich an Opfer von Blut und Leben knüpften, mehr
+Rechnung getragen wäre.</p>
+
+<p>Nur in einem Punkte, in der Aufgabe Ugandas, erscheint das Verhalten
+unserer Regierung erklärt, indem ein an den Vertrag des Jahres
+1886 sich anschließender Notenwechsel angezogen wird, in welchem
+unsererseits schon damals Uganda als zur englischen Interessensphäre
+gehörig anerkannt wurde.</p>
+
+<p>Wir haben absichtlich nur eine Kritik dessen, was wir in Ostafrika an
+Ort und Stelle als Grundlage für unsere weitere Tätigkeit bekamen,
+beziehungsweise dessen, was wir dort aufgegeben haben, vom Standpunkt
+des Nichtpolitikers aus vorgenommen, ohne uns auf eine Beurteilung des
+uns in Europa durch die Erwerbung Helgolands gebotenen Aequivalents
+einzulassen. Die Ansicht aller Kenner und Freunde unserer Kolonien
+indessen geht auch heute noch dahin, daß der zwar zweifellos ideelle,
+aber sehr verschiedenartig beurteilte wirkliche Erfolg, den wir durch
+jene Erwerbung errungen haben, das, was wir in Ostafrika aufgegeben
+haben, keineswegs aufwiegt.</p>
+<hr class="chap x-ebookmaker-drop">
+
+<div class="chapter">
+<p><span class="pagenum" id="Seite_276">[S. 276]</span></p>
+
+<h2 class="nobreak" id="15_Kapitel">15. Kapitel.<br>
+<span class="s6">Die wirtschaftlichen Unternehmungen vor, während und nach dem Aufstande.</span></h2>
+</div>
+
+<div class="blockquot">
+<p>Die Ostafrikanische Gesellschaft und ihre Umwandlung. — Sie
+wird eine Erwerbsgesellschaft. — Wirtschaftliche Aufgaben der
+Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft. — Faktoreien. — Karawanserei.
+— Handelsbetrieb. — Einführung Deutsch-Ostafrikanischer Münzen. —
+Anlage von Plantagen. — Die Plantage Derema. — Arbeiterverhältnisse.
+— Die Frage der Verkehrswege in Ost-Afrika. — Usambara-Eisenbahn.
+— Der Schiffsverkehr zwischen Deutschland und Ostafrika. — Die
+Ostafrikanische Plantagengesellschaft und ihre Plantage Lewa. —
+Die Pflanzer-Gesellschaft. — Emin-Plantage. — Die Plantage des
+Herrn von Saint-Paul-Illaire. — Die Ostafrikanische Seehandlung. —
+Kaufmännische Unternehmungen in Ostafrika. — Gravenreuths Projekt der
+Zentralafrikanischen Seen-Gesellschaft. — Die Magdeburger Faktorei.
+— Apotheke in Ostafrika. — In der Anlage begriffene Unternehmungen.
+— Der Pulverhandel. — Anregungen.</p>
+</div>
+
+
+<p>Es scheint geeignet, an dieser Stelle einen Blick auf die
+wirtschaftlichen Unternehmungen zu werfen, welche in Deutsch-Ostafrika
+vor und während des Aufstandes bestanden, und deren Weiterentwickelung
+kurz zu beleuchten.</p>
+
+<p>Wirtschaftliche Unternehmungen bestanden vor Ausbruch des Aufstandes
+in Deutsch-Ostafrika drei, nämlich die Deutsch-Ostafrikanische
+Gesellschaft, die Ostafrikanische Plantagen-Gesellschaft und die
+Pflanzer-Gesellschaft. Von diesen ist die Deutsch-Ostafrikanische
+Gesellschaft die bei weitem wichtigste. Durch die früher erwähnten
+Verträge mit dem Sultan und den vom Reich erteilten Schutzbrief war
+der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft eine Stellung zugewiesen,
+welche an die Charter der East-India-Company erinnert, und naturgemäß
+waren die<span class="pagenum" id="Seite_277">[S. 277]</span> Aufgaben, welche sich der Gesellschaft zuerst darboten, mehr
+administrativer als wirtschaftlicher Natur.</p>
+
+<p>Die Umgestaltung des Zollwesens, die alleinige Übernahme desselben
+durch die Beamten der Gesellschaft nahm an sich so viel Kräfte
+in Berlin sowohl wie in Sansibar in Anspruch, daß eigentliche
+wirtschaftliche Unternehmungen vor der Hand wohl ins Auge gefaßt,
+aber nicht angefangen wurden. Zur Zeit, als der Aufstand ausbrach,
+besaß die Gesellschaft in Sansibar selbst vier Häuser, in welchen
+die Centralverwaltung untergebracht war und welche gleichzeitig zu
+Wohnzwecken für die Beamten dienten. Außerdem war ihr in unmittelbarer
+Nähe des Sultanpalastes eine ausgedehnte Zollstätte überwiesen, an
+welcher sämtliche vom Festlande kommenden Dhaus anlegen und löschen
+mußten.</p>
+
+<p>Um die direkte Ausfuhr aus den Plätzen des Festlandes nach andern
+Orten als Sansibar in der Hand zu behalten, waren eigene Zollstätten,
+wie dies in einem früheren Kapitel bereits erwähnt ist, in Bagamoyo,
+Daressalam, Lindi, Kilwa, Tanga und Pangani bereits eingerichtet
+oder in der Anlage begriffen. Durch den Ausbruch des Aufstandes
+wurde die Lage der Gesellschaft gänzlich verändert. Bis auf Bagamoyo
+und Daressalam mußten alle Stationen aufgegeben werden, und auch in
+Bagamoyo selbst war von einer Zollerhebung nicht die Rede.</p>
+
+<p>Mit der Errichtung des Reichskommissariats und der Ankunft Wißmanns
+verschob sich die Stellung der Ostafrikanischen Gesellschaft
+vollkommen. Von einer Ausübung der von ihr erworbenen Landes-Oberhoheit
+im Innern konnte ebenso wenig mehr die Rede sein, wie von der
+Entfaltung eines politischen Einflusses an der Küste. Das gesamte
+Ostafrikanische Gebiet unterstand allein dem Reichskommissar, welcher
+der Lage der Sache nach das Standrecht über das gesamte Gebiet
+verhängte. Die Rechte der Gesellschaft nach dem Vertrage vom 28. April
+1888 blieben unverändert fortbestehen, aber unterlagen der durch
+militärische Rücksichten bedingten Einschränkung und zeitweiligen
+Suspension, bei welcher mit dem Standrecht alle Zivilbefugnisse auf das
+Militär übergingen.</p>
+
+<p>Eine Einmischung in die geschäftlichen Angelegenheiten der Gesellschaft
+und namentlich in die Zollverwaltung sollte<span class="pagenum" id="Seite_278">[S. 278]</span> vermieden werden, dagegen
+wurde Wißmann die Ausübung der dem Reichskanzler statutenmäßig
+zustehenden Aufsicht über die Gesellschaft in Bezug auf ihre Thätigkeit
+auf dem Festlande übertragen, so daß der Reichskommissar in der Lage
+war, etwaige Verordnungen der Gesellschaft außer Kraft zu setzen. Es
+beschränkte sich die Thätigkeit der Ostafrikanischen Gesellschaft
+zu Anfang des Aufstandes lediglich auf die Zollerhebung in Sansibar
+selbst. Sobald jedoch die Küstenplätze wieder in unserer Gewalt waren,
+und sobald die Anlegung der befestigten Stationen eine Garantie für
+Sicherung der Verhältnisse bot, wurden auch die Zollstationen daselbst
+wieder errichtet, so in Bagamoyo selbst, ferner in Daressalam, in
+Pangani und Tanga schon vor Ablauf des Jahres 1889. Wenn auch das
+Kommissariat vorderhand als Provisorium angesehen werden mußte, so
+sah die Gesellschaft doch ein, daß sie selbst nach den bis jetzt
+gemachten Erfahrungen niemals in der Lage sein würde, selbständig ihr
+Gebiet zu beherrschen, daß sie vielmehr hierfür der Anlehnung an das
+Reich bedürfe. Die Fortdauer des Kommissariats war nach den Leistungen
+Wißmanns der einhellige Wunsch der Ostafrikanischen Gesellschaft, wie
+aller Kolonialfreunde Deutschlands.</p>
+
+<p>So ist in der That der ostafrikanische Aufstand die Ursache gewesen,
+daß das Reich thatkräftig und selbständig in die Kolonialpolitik
+eintrat. Die Aufrechterhaltung des Kommissariats, an welcher niemand
+zweifelte, veränderte für die Ostafrikanische Gesellschaft ihre
+gesamte Lage. Auch nach Fortfall des Standrechtes mußten mannigfache
+Befugnisse der Zivilverwaltung, welche eigentlich der Ostafrikanischen
+Gesellschaft zugefallen wären, in der Hand des Reichskommissars
+verbleiben. So kam es, daß der staatsrechtliche Charakter der
+Gesellschaft immer mehr hinter den rein wirtschaftlichen zurücktrat.</p>
+
+<p>Blieb auch die Zollverwaltung vorläufig der Gesellschaft, so
+wurden doch Kapitalien und Kräfte in weitem Umfange frei für die
+eigentliche Kultur-Arbeit, die Förderung der Produktion und die
+eigene Plantagenthätigkeit, sowie für die Erschließung des Landes und
+die Entfaltung einer Handelsthätigkeit im großen Maßstabe. Kam es
+doch darauf an, an<span class="pagenum" id="Seite_279">[S. 279]</span> dem nicht unbedeutenden Ein- und Ausfuhr-Handel
+Ostafrikas, welcher bis jetzt ausschließlich in indisch-arabischen
+Händen lag, selbständigen, möglichst weiten Anteil zu bekommen.</p>
+
+<p>Das Verdienst, nach der letzteren Richtung hin ungemein fördernd
+und anregend gewirkt zu haben, gebührt in erster Linie dem Direktor
+der Ostafrikanischen Gesellschaft, Konsul Vohsen. Derselbe begab
+sich Ende des Jahres 1889 selbst nach Ostafrika, einmal um durch
+den Augenschein ein klares Bild der Verwaltung zu gewinnen, und
+ferner, um die Vertragsverhältnisse mit dem Sultan neu zu regeln. Die
+letztere Thätigkeit zielte vor allem darauf ab, die Durchschnittssumme
+festzustellen, welche von der Gesellschaft aus dem Ertrage der
+Ausfuhrzölle an den Sultan zu zahlen sei, und verschaffte andrerseits
+der Gesellschaft verschiedene wichtige Vorteile.</p>
+
+<p>Das Abkommen kam zu stande am 13. Januar 1890. Die für die
+wirtschaftlichen Unternehmungen maßgebenden Gesichtspunkte der
+Gesellschaft sollten in erster Linie sein: die Hebung der allgemeinen
+Landeskultur, die ausgedehnte Erschließung der natürlichen Hilfsquellen
+des Landes und dadurch eine Mehrung seiner Produktion, ferner die
+Einführung von Neukulturen, insbesondere Tabak, Baumwolle, Kaffee,
+Indigo etc. Unterstützt werden sollten diese wirtschaftlichen
+Unternehmungen durch Anlegung von Faktoreien, teils in Verbindung
+mit Zollstationen, teils ohne dieselben, ferner durch die Entsendung
+von Agenten, um einen Verkehr der Eingeborenen mit den Faktoreien
+herbeizuführen, endlich durch die Schaffung von Verkehrswegen,
+insbesondere durch den Bau einer Eisenbahn durch Usambara, welche
+später bis zum Kilimandscharo verlängert werden sollte. Die
+Faktoreien wurden sofort in Angriff genommen, zuerst in Pangani,
+dann in Bagamoyo, Tanga und Daressalam; für die letztgenannten 3
+Faktoreien wurden fertige Häuser aus Europa mittelst Segelschiffs
+hinbefördert. Die wesentlichste Aufgabe fiel auch hier wieder bei dem
+dortigen ungeheuren Karawanenverkehr der Faktorei in Bagamoyo zu.
+Um an dieser Stelle möglichst selbständig in den Handel eingreifen
+zu können und gleichzeitig die aus dem Innern kommenden Träger vor
+der bisher üblichen, mitunter haarsträubenden Ausbeutung durch die
+kleinen indischen<span class="pagenum" id="Seite_280">[S. 280]</span> Kaufleute zu schützen, ging die Ostafrikanische
+Gesellschaft in Bagamoyo mit dem Bau einer großen Karawanserei vor.
+Diese Karawanserei sollte der Centralpunkt werden, an welchem alle
+ankommenden Karawanen ihre Lasten anhäufen, und von dem umgekehrt die
+nach dem Innern ziehenden Karawanen ausgehen sollten.</p>
+
+<p>Zu letzterem Zweck mußte die Karawanserei also Waarenlager enthalten,
+aus denen die Karawanen sich mit den im Innern gangbaren Werten, wie
+Baumwollstoffen, Drähten, Perlen u. s. w., versehen konnten; endlich
+sollten die Träger hier für eine ungemein geringe Entschädigung
+geschützte Wohnräume für die Dauer ihres Aufenthalts erhalten.</p>
+
+<p>Früher waren die Besitzenden unter den Eingeborenen, insbesondere die
+sogenannten Ndewas der Waniamuesi, bei den Indern untergebracht und
+hier vielen Betrügereien derselben ausgesetzt; ihnen hierin zu helfen
+und sie von der Abhängigkeit vom Inder zu befreien, war der Hauptzweck
+bei Anlage der Karawanserei, der auch erreicht ist. Der Inder muß sich
+jetzt in der Regel dorthin bemühen. Um die und in der Karawanserei
+herrscht jetzt ein Leben wie an einer Börse.</p>
+
+<p>Bereits im Anfang des Jahres 1890, noch bevor die Faktoreien und die
+Karawanserei wirklich vorhanden waren, erhielten die Beamten der
+Gesellschaft, so weit sie nicht lediglich den Zolldienst zu versehen
+hatten, den Auftrag, von den zur Küste kommenden Karawanentransporten
+alles aufzukaufen, dessen sie habhaft werden könnten. Es ist dies
+bislang allerdings nicht viel gewesen. Die Waren, welche von den
+Karawanen mitgeführt wurden, gehörten den indischen Kaufleuten, schon
+ehe die Karawane im Innern aufgebrochen war. Die führenden Araber waren
+entweder durch die Inder ausgerüstet, oder denselben von alters her
+verschuldet, so daß alles, was sie aus dem Innern mitbrachten, dem
+Konto ihrer indischen Gläubiger zu Gute kam.</p>
+
+<p>Erst allmählich wird es sich ermöglichen lassen, in diese überaus
+schwierigen Handelsverhältnisse einzudringen und deutscherseits an
+dem bestehenden Handel Anteil zu nehmen. Man kann neue Handelswege
+eröffnen, wir können unsererseits Karawanen ausrüsten und den direkten
+Verkehr mit dem<span class="pagenum" id="Seite_281">[S. 281]</span> Innern beleben, aber es sind dies Fragen, welche
+vorläufig in der Zukunft liegen. Jedenfalls bleibt immer festzuhalten,
+daß die hauptsächlichen Träger des Handelsverkehrs die Araber sind, daß
+diese aber ihrerseits, wenigstens zum großen Teil, nur als Dienstleute
+der indischen Großkaufleute betrachtet werden können.</p>
+
+<p>Gleichzeitig mit der Anlage der Faktoreien wurde von der Gesellschaft
+einem andern Plane näher getreten, welcher mit dem eigentlichen
+Handelsverkehr in engster Beziehung stand und am meisten geeignet
+erschien, das deutsche Element in den Handelsverkehr hineinzubringen.
+Es war dies die Schaffung eines eigenen deutschen Münzsystems. Nach
+dem Vertrage mit dem Sultan stand der Gesellschaft das Recht der
+Notenausgabe im gesamten Gebiet des Sultans zu. In denjenigen Teilen
+des Landes, welche der Gesellschaft direkt unterstanden, mußte
+selbstverständlich das Recht der Geldprägung ein unumschränktes sein,
+sobald die deutsche Regierung sich damit einverstanden erklärte.
+Als Faktor zur Ausdehnung des deutschen Einflusses erschien diese
+Geldprägung dringend geboten, zumal unser Hauptmitbewerber, nämlich die
+englisch-ostafrikanische Gesellschaft, nach dieser Richtung hin bereits
+im Januar 1890 vorgegangen war.</p>
+
+<p>Um der Münze einen leichteren Eingang zu verschaffen, wurde von dem
+Maria Theresia-Thaler, welcher allerdings bei den Arabern und Indern
+noch kursierte und einen Zahlwert darstellte, nach welchem aber nur
+noch selten gerechnet wurde, abgesehen und dafür die überall in
+Sansibar und an der Küste gangbare indische Münze eingeführt: die
+Rupie, eine Silbermünze in der Größe eines 2-Markstücks, ferner 1/2
+und 1/4 Rupie in Silber, endlich für den Kleinhandel als Scheidemünze
+der Pesa (64 Pesas = 1 Rupie). Die in Indien sonst noch geltende
+Kupfermünze Anna (16 = 1 Rupie) hat in Ostafrika keinen Eingang
+gefunden. Man hat verschiedentlich den Gedanken angeregt, an Stelle
+dieser indischen Münze lieber die Reichswährung in unserm Schutzgebiet
+einzuführen, zumal die Silberwährung der Rupie zu außerordentlichen
+Schwankungen (bis zu 30 %) Anlaß giebt. Es ist dies jedoch, vor
+der Hand wenigstens, undurchführbar.<span class="pagenum" id="Seite_282">[S. 282]</span> Wie oben bemerkt, liegt der
+Schwerpunkt des Handels gegenwärtig immer noch in den Händen der Inder,
+und es würde die Einführung einer ganz neuen, ihnen unbekannten Münze
+um so schwerer sein, als sie sogar den Maria-Theresia-Thaler fast
+gänzlich verdrängt haben.</p>
+
+<p>Aus der Münzenprägung ergeben sich selbstverständlich für die
+Gesellschaft wesentliche pekuniäre Vorteile, — Vorteile, welche bisher
+allein von den indischen Münzstätten oder aber vom Sultan, welcher in
+Indien prägen ließ, gezogen wurden.</p>
+
+<p>Die weitere Absicht der deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft, durch
+die Beförderung der Landeskultur und durch Anlegung eigener Plantagen
+auf die Rentabilität des Landes zu wirken, befindet sich auch heute
+noch in den ersten Anfängen. Die Produktion der Eingeborenen hat eine
+wesentliche Steigerung nach keiner Richtung hin erfahren. Das Vorbild
+europäischer Arbeit ist dazu bis jetzt viel zu gering, die Erziehung
+des Negers zu selbständiger Arbeit viel zu wenig vorgeschritten. Die
+eigene Produktion seitens der Gesellschaft in Plantagenthätigkeit
+hat, und das soll ja unumwunden anerkannt werden, mit sehr großen
+Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt. Nichtsdestoweniger kann die
+Gesellschaft von dem Vorwurf nicht freigesprochen werden, daß sie
+gegenüber den großen Mitteln, welche ihr zu Gebote standen, viel zu
+vorsichtig vorgegangen ist.</p>
+
+<p>Zum Beweise muß an dieser Stelle dem Gange der Ereignisse vorgegriffen
+werden. Nach dem Zustandekommen des deutsch-englischen Abkommens vom
+November 1890 standen der Gesellschaft, abgesehen von ihren früheren
+Mitteln, etwa 5-1/2 Million Mark zur Verfügung. Sie war außerdem aller
+Verwaltungspflichten entbunden; sie hatte lediglich die Aufgabe, sich
+wirtschaftlicher Thätigkeit zu widmen. Es ist aber thatsächlich ein
+wesentlicher Fortschritt gegen die Zeit vor dem deutsch-englischen
+Abkommen auch heute noch nicht zu bemerken. Kaum daß die bereits
+Anfang 1890 bestehenden Pläne teilweise zur Ausführung gekommen
+sind. Diese Pläne zielten darauf ab, einmal eine bereits früher in
+Angriff genommene und während des Aufstandes wieder aufgegebene
+Baumwollplantage bei Kikogwe in der Nähe von Pangani in erweitertem
+Umfang wieder in Betrieb zu setzen und ferner eine Art Versuchsplantage
+in<span class="pagenum" id="Seite_283">[S. 283]</span> großem Umfange in Usambara anzulegen. Auf der letzteren sollten
+Versuche mit dem Anbau von Kaffee, Baumwolle, Thee, Vanille und Indigo
+gemacht werden.</p>
+
+<p>Für die Anlage und den Betrieb dieser Plantage war <span class="antiqua">Dr.</span> Hindorf
+ausersehen, welcher nach vollendeter wissenschaftlicher Ausbildung
+2 Jahre lang für die Neu-Guinea-Gesellschaft in ihrer Kolonie
+praktisch thätig gewesen war. Bei aller Tüchtigkeit Hindorfs hatte
+die Gesellschaft jedoch nicht genügend berücksichtigt, daß seine im
+Tropendienst angegriffene Gesundheit der Aufgabe in Ostafrika in keinem
+Falle gewachsen sein konnte. Hindorf erkrankte schon auf der Ausreise
+und kehrte nach kurzem Aufenthalt in Ostafrika nach Hause zurück; als
+Ersatz für ihn ist Ende vorigen Jahres ein in den Tropen erfahrener
+Pflanzer herausgesandt. Die von Hindorf ausgesuchte Landstrecke für die
+Versuchsplantage befindet sich bei dem Orte Derema etwa 5° 8' s. Br.
+und 38° 38' ö. L. in 800 <span class="antiqua">m</span> Höhe.</p>
+
+<p>Noch schwieriger als die Gewinnung des eigentlichen Leiters war die
+Beschaffung des geeigneten Arbeitermaterials. Gegenüber dem Vorwurf,
+welcher gewöhnlich dem ostafrikanischen Neger gemacht wird, daß er
+zur Arbeit untauglich und unlustig sei, kann der Verfasser mit Recht
+anführen, daß es auf den Militärstationen fast nie an einer genügenden
+Arbeiterzahl gefehlt hat, und zwar wurden die Leute nicht etwa zum
+Dienst gepreßt, sondern sie boten sich freiwillig, zuweilen in der Zahl
+von mehreren Hundert Köpfen, für einen verhältnismäßig geringen Lohn
+an. Allerdings handelt es sich hier um die Küstenbevölkerung, welche
+mehr oder weniger mit höheren Kulturzuständen in Berührung gekommen
+war und auch entwickeltere Bedürfnisse sich angewöhnt hatte, zu deren
+Befriedigung ihnen der Lohn der Arbeit diente. Über den Küstenstrich
+hinaus wird eine solche Heranziehung des Negers zur Arbeit, eine
+Gewöhnung an höhere Kultur erst einzuführen sein. Von einer absoluten
+Unlust der Leute ist aber auch hier, außer bei nomadisierenden Völkern,
+nirgends die Rede. Arbeiter sind meistens zu erlangen. Ausschlaggebend
+für die Stetigkeit ihrer Arbeit ist in jedem Falle die Person des
+Leiters. Richtige Behandlung, große Nachsicht in einem, Strenge im
+andern Fall bilden in Verbindung mit sichtbaren Erfolgen die Mittel,<span class="pagenum" id="Seite_284">[S. 284]</span>
+eine Arbeiterbevölkerung heranzuziehen. Um von vornherein wenigstens
+einigermaßen Stetigkeit in die Arbeit zu bringen und die genügende Zahl
+von Arbeitern zu erlangen, ist in jedem Fall die Vermittlung der Jumbes
+nützlich und sogar notwendig. Sobald es gelingt, die Dorfältesten für
+die Sache zu interessieren, kann man durch dieselben in viel höherem
+Grade auf die Bevölkerung wirken als durch persönlichen Einfluß oder
+gar Befehle.</p>
+
+<p>Noch eine weitere Frage bedarf hier der Erwähnung. Von den
+verschiedensten Seiten her ist der deutsch-ostafrikanischen
+Gesellschaft und den andern Plantagengesellschaften empfohlen worden,
+um sofort eine nutzbringende, erfolgreiche Thätigkeit entfalten zu
+können, Arbeitermaterial von außen her nach Ostafrika einzuführen. Man
+versprach sich davon, abgesehen von dem direkten praktischen Erfolge,
+auch eine erziehliche Wirkung auf die eingeborene Bevölkerung und
+brachte für diese Aufgabe die Chinesen in Vorschlag.</p>
+
+<p>Wir sehen keinen Grund, eine solche Einführung von Arbeitermaterial
+zu widerraten; die Befürchtung, die Chinesen möchten das eingeborene
+Element überwuchern, scheint für die Verhältnisse, wie sie in Ostafrika
+liegen, nicht zuzutreffen und wenn die Chinesen, wie dies ja bekannt
+ist, neben ihrer Plantagenthätigkeit die verschiedensten Gewerke
+betreiben, so würde uns dies nur als wesentlicher Vorzug erscheinen,
+denn eingeborene Handwerker sind nicht in einer den jetzigen
+Bedürfnissen entsprechenden Zahl da. Europäische Handwerker können
+kaum auf die Dauer selbständig als solche arbeiten. Als Kaufleute
+würden die Chinesen den Hindus der Küste gegenüber kaum in Betracht
+kommen. Die Bedürfnislosigkeit der Inder ist ungefähr dieselbe wie
+die der Chinesen. Sollte aus einer chinesischen Einwanderung sich ein
+neues kaufmännisches Element herausbilden, so würde uns dasselbe eher
+Dienste leisten als uns schädigen. Die einzige Gefahr, welche die
+chinesischen Arbeiter mit sich bringen könnten, wäre ein nachteiliger
+Einfluß auf die Eingeborenen, da der Chinese bei seiner ungleich
+höheren Kulturstufe den Neger ohne weiteres zu unterdrücken versuchen
+würde. Aber auch diese Gefahr kann nicht in Anschlag gebracht werden,
+denn es liegt in der<span class="pagenum" id="Seite_285">[S. 285]</span> Hand der Stationsleiter, solchen Übergriffen
+in geeigneter Weise vorzubeugen. Im Interesse der Sache, d. h. einer
+schnellen und erfolgreichen Ausbreitung der Plantagenthätigkeit kann
+daher eine solche Einfuhr von Arbeitermaterial in allen den Stellen,
+wo die einheimische Bevölkerung erfahrungsgemäß sich nicht zur Arbeit
+eignet, nur empfohlen werden.</p>
+
+<p>Die gegenwärtige wirtschaftliche Thätigkeit der ostafrikanischen
+Gesellschaft umfaßt den Betrieb von Faktoreien in Bagamoyo, Pangani,
+Tanga, Daressalam, Lindi, Kilwa und Mikindani, ferner den Betrieb der
+Baumwollplantage Kikogwe und der Versuchsplantage Derema.</p>
+
+<p>Von den weiter ins Auge gefaßten Aufgaben, welche der Erschließung
+des Landes zu gute kommen sollten, ist vorläufig nur eine einzige
+und auch diese nur in recht beschränktem Umfange in der Ausführung
+begriffen. Die Gesellschaft hat es sich bekanntlich zur Aufgabe
+gestellt, Verkehrswege zu schaffen. Welcher Art diese Verkehrswege sein
+sollen, darüber herrscht in diesem Augenblick noch nicht einmal völlige
+Klarheit.</p>
+
+<p>Man hat von vielen Seiten her die Anlegung umfangreicher Eisenbahnnetze
+in Deutsch-Ostafrika in Vorschlag gebracht. Man hat dabei vor allem
+zwei große Routen im Auge gehabt, eine sogenannte Centralbahn von
+Daressalam über Mpapua nach Tabora mit einer Verlängerung bis zum
+Tanganjikasee und eventuell noch einer Abzweigung bis nach dem Viktoria
+Nyanza. Eine zweite Bahn sollte von Tanga nach dem Kilimandscharo gehen
+und auch diese sollte von dort aus nach dem Viktoriasee weitergeführt
+werden. Für beide Linien sowie für eine ganze Reihe andrer sind eine
+Unmenge von Projekten von berufenen und unberufenen Kräften mit und
+ohne Rentabilitätsberechnung ausgeführt und befürwortet worden.
+Schmalspurige und normalspurige Bahnen, Feldbahnen und Seilbahnen sind
+vorgeschlagen, begutachtet und verworfen worden.</p>
+
+<p>Zweifellos ist die Anlegung von Verkehrswegen eine der
+allerbrennendsten Fragen, deren Lösung für die Ausnutzung unseres
+Gebietes von ausschlaggebender Bedeutung ist. Vorläufig sind Straßen
+nach unserem Sinne in Ostafrika überhaupt nicht vorhanden. Die einzigen
+Verkehrswege, zu denen<span class="pagenum" id="Seite_286">[S. 286]</span> in erster Linie die sogenannten großen
+Karawanenstraßen mitzurechnen sind, sind schmale Pfade von etwa 2
+Fuß Breite. Zu beiden Seiten dieser Pfade befindet sich je nach der
+verschiedenen Bewachsung und der Jahreszeit mehr oder minder hohes
+Gras und dichter oder lichter Busch, meist mit Unterholz und Lianen
+durchwachsen.</p>
+
+<p>Entstanden sind diese Pfade lediglich durch den Karawanenverkehr.
+Nicht die Rücksicht auf das Endziel hat ihnen ihre Richtung gegeben,
+sondern lediglich die Gewohnheit der Eingeborenen oder Karawanenführer,
+die Bequemlichkeit oder endlich die Rücksicht auf Wassertümpel in
+der Nähe der Lagerplätze. Die Entfernung wird durch diese Art Wege
+außerordentlich vergrößert.</p>
+
+<p>Der Marsch auf dem Karawanenpfade ist mit großen Unzuträglichkeiten und
+Beschwerden verknüpft, denn die Schmalheit des Weges bedingt es, daß
+die ganze Karawane oder die Expedition sich im Gänsemarsch bewegen muß.</p>
+
+<p>Sowohl in Rücksicht auf den Handelsverkehr als auch strategisch sind
+diese Wege zwar nicht gänzlich unbrauchbar, aber doch eben nur ein
+Notbehelf. Daß hier Wandel geschaffen werden muß und zwar so schnell
+als möglich, liegt auf der Hand. Es fragt sich nur, welcher Art die
+Verkehrswege sein sollen, die wir in Ostafrika anzulegen haben und wer
+dieses Verkehrsnetz schaffen soll.</p>
+
+<p>Wenn die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft auch in ihrem Programm
+von 1890 die Schaffung von Verkehrswegen vorgesehen hat, so ist die
+Sache jetzt doch nach der Übernahme des Regiments durch das Reich in
+eine andere Phase gerückt worden. Eine Gesellschaft, welche gegenwärtig
+lediglich Erwerbszwecke im Auge hat, wird nicht mehr die moralische
+Verpflichtung fühlen, ein Verkehrsnetz, welches ihr zum geringen Teil
+zu gute kommt, anzulegen. Diese Verpflichtung ist vielmehr zum Teil auf
+das Gouvernement übergegangen.</p>
+
+<p>Was die Art der Verkehrswege anlangt, so wird eine Bahn nur da in
+Frage kommen können, wo dieselbe eine direkte Aussicht auf pekuniären
+Nutzen in absehbarer Zeit gewährt. Vielleicht wird man sich darauf
+beschränken müssen, vorläufig einmal Straßen in der Art zu schaffen,
+wie sie die<span class="pagenum" id="Seite_287">[S. 287]</span> Engländer in mustergiltiger Weise in allen ihren Kolonien
+— und zwar als erste aller Aufgaben — anlegen; Straßen, auf denen man
+mit Wagen fahren kann. Die Herstellung solcher Straßen ist keineswegs
+mit unüberwindlichen Schwierigkeiten verknüpft. Die wesentlichste
+Arbeit dabei ist die Planierung und die gründliche Ausrodung der
+Bodenbewachsung, so daß eine baldige Überwucherung, wie sie in den
+Tropen schnell eintritt, verhindert wird (durch Kiesbelag, Korallensand
+etc.). Durch die Anlage eines solchen Straßennetzes würde ein doppelter
+Zweck erreicht werden: Einmal die Erleichterung und Beförderung des
+Verkehrs, also die angestrebte Erschließung des Innern und ferner
+die wirkliche Sicherung des Landes. Man kann auf die Dauer unmöglich
+sich darauf beschränken, wie dies jetzt geschieht, nur an der Küste
+eine Herrschaft auszuüben und durch nur in geringem Umkreis wirksame
+Stationen im Inneren und gelegentliche Expeditionen den Eingeborenen
+gegenüber unsere Autorität aufrecht zu erhalten.</p>
+
+<p>Für die dauernde Sicherung unseres Besitzes reichen die vorhandenen
+Stationen im Innern einschließlich der neu in der Anlage begriffenen
+nicht aus. Es kann eine wirkliche Machtausübung nur dann erfolgen,
+wenn eine Reihe von Stationen an leicht gangbaren oder zu befahrenden
+Straßen das Land in seinen Hauptverkehrsadern sichert.</p>
+
+<p>Das Gros dieser Stationen braucht nur sehr klein und mit geringen
+Posten versehen zu sein. Der unter den einzelnen Posten leicht
+herzustellende Kontakt ist vollkommen ausreichend, um auch die
+kriegerischen Völker des Innern wenigstens den Verkehrswegen gegenüber
+fortgesetzt in Schach und Botmäßigkeit zu halten. Diese Stationen
+sind es aber gleichzeitig, welche durch ihr bloßes Vorhandensein
+einen genügenden Druck auf die Häuptlinge des Innern ausüben werden,
+um diese zur Instandhaltung der Straße zu zwingen. Keineswegs soll
+diese Instandhaltung ohne Entgelt geschehen. Und abgesehen von ihrer
+militärischen Bedeutung würden die erwähnten Stationen noch einem
+zweiten ebenso wichtigen Zwecke dienen können, nämlich Proviant-
+und Wasserstationen für die durchziehenden Karawanen zu bilden. Die
+Verpflegungs- und Wasserfrage bildet bekanntlich den bei weitem
+schwierigsten Punkt des ganzen Karawanenverkehrs.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_288">[S. 288]</span></p>
+
+<p>Mißernten in gewissen Teilen des Landes legen den Verkehr ohne
+weiteres lahm oder erfordern riesige Opfer an Menschenleben. Die
+Wasserplätze unterstehen an manchen Stellen mächtigen Häuptlingen.
+Um Wasser zu erlangen, haben die Karawanen den bekannten Hongo, den
+Durchgangszoll zu entrichten, häufig auch noch das Wasser zu erkaufen.
+Es ist dies etwas so Gewöhnliches, daß keine Karawane sich diesem Zoll
+entziehen kann. Wenn durch eine Straßenanlage der Verkehr geregelt,
+die Wasserplätze in Besitz der Station gebracht werden, so ist der
+Vorteil ein dreifacher. Einmal sind die Karawanen nicht mehr von
+der Laune der Häuptlinge abhängig; zweitens würden die betreffenden
+Völkerschaften durch die regelmäßige Lieferung von Nahrungsmitteln
+gegen festzusetzenden Entgelt einen dauernden Vorteil genießen; endlich
+würde das früher willkürliche Hongosystem der Häuptlinge in die Hände
+deutscher Organe (und dann wird es eine dem Neger verständliche
+Steuer, die kein böses Blut macht) übergehen und somit einmal einen
+wesentlichen Faktor für die Ausbreitung des deutschen Einflusses
+abgeben, andererseits aber auch noch pekuniäre Vorteile gewähren. Durch
+die Anlage solcher Stationen wird auch einer in den letzten Jahren
+vielfach vorgekommenen Vergewaltigung schwacher Eingeborener durch
+stärkere Karawanen vorgebeugt.</p>
+
+<p>Endlich dürfte der Umstand nicht gering anzuschlagen sein, daß durch
+die vorhandenen Stationen ja von selbst gewisse Kulturfaktoren in die
+Landschaft hineingetragen werden und daß daraus sich dann allerdings
+für die Zukunft die Möglichkeit großer Bahnanlagen ergeben kann und
+wird: dann nämlich, wenn die Eingeborenen des Exports werte Produkte
+in genügender Menge produzieren. Ohne in Details hier weiter eingehen
+zu wollen, ist besonders notwendig eine Straße, welche im großen und
+ganzen den Karawanenweg von Bagamoyo und Mpapua bis Tabora festlegen
+sollte. Wenn der Weg gleich energisch in Angriff genommen würde, so
+könnte diese Straße von Daressalam aus über Kilossa gehen, dann sich
+im Allgemeinen im Anschluß an den alten Weg über Mpapua nach Tabora
+wenden, von wo aus dieselbe nach dem Nyanza und nach dem Tanganjika
+(Udschidschi) weiter geführt werden<span class="pagenum" id="Seite_289">[S. 289]</span> müßte. Weiterhin eine Straße von
+Tanga nach dem Kilimandscharo, ferner Verbindungen von Kilwa und Lindi
+mit dem Nyassa-See.</p>
+
+<p>Von den genannten Verkehrsstraßen ist die eine, nämlich die von
+Tanga nach dem Kilimandscharo, bereits in den ersten Anfängen der
+Anlage begriffen, indem die Vorarbeiten für die Eisenbahn der
+Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft schon gemacht werden und zwar
+besonders im Hinblick auf das üppige Hinterland von Tanga und Pangani,
+wo man für tropische Pflanzungen und europäische Ansiedelungen große
+Hoffnungen hegt. Die erste Strecke der Bahn soll von Tanga nach
+Korogwe am Rufu (Panganifluß) in südwestlicher Richtung führen, etwa
+60 Kilometer. Sie durchschneidet einen der fruchtbarsten Teile der
+Landschaft Usambara; ihre Verlängerung nach dem Kilimandscharo und
+weiterhin nach dem Viktoriasee ist in Aussicht genommen.</p>
+
+<p>Maßgebend für die Anlegung dieser Schienenstrecke war auch das Vorgehen
+der Engländer in ihrem Gebiet. Diese sind seit dem Jahre 1890 mit dem
+Bau einer Bahn beschäftigt, welche von Mombassa nach Taveta, einem
+stark besuchten Karawanenplatz am Fuße des Kilimandscharo, aber in
+Britisch-Ostafrika führen soll, einer Bahn, welche später ebenfalls
+bis an die Ufer des Viktoria-Nyanza verlängert werden soll, und die,
+wenn sie früher als die unsrige fertig wird, zweifellos unserm Handel
+großen Abbruch thut, bezw. denselben am Nyanza überhaupt lahm legt.
+Es ist daher der Entschluß der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft,
+mit dem vorher erwähnten Schienenwege vorzugehen, dankbar zu begrüßen.
+Die Ausführung geschieht durch eine aus der Deutsch-Ostafrikanischen
+Gesellschaft heraus begründete Usambara-Eisenbahn-Gesellschaft.</p>
+
+<p>Gegenwärtig ist <span class="antiqua">Dr.</span> Oskar Baumann, welcher seit Jahren in
+Diensten der Gesellschaft erfolgreich thätig ist und mustergiltige
+Vermessungen der gegenwärtigen Eisenbahnlinie sowie des ferneren Weges
+durch das Pare-Gebirge bis zum Kilimandscharo ausgeführt hat, damit
+beschäftigt, den weiteren Handelsweg für eine Straße oder Eisenbahn vom
+Kilimandscharo bis an den Viktoria festzulegen.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_290">[S. 290]</span></p>
+
+<p>Es mögen an dieser Stelle gleich einige Worte über die
+Verkehrsverhältnisse Platz finden, welche zwischen dem Mutterlande und
+der Kolonie sich entwickelt haben. Bei der Erwerbung der Kolonie und
+während des Aufstandes existierte eine deutsche Schifffahrtslinie nach
+Ostafrika noch nicht. Man war gezwungen, sich entweder der Schiffe der
+<span class="antiqua">Messageries maritimes</span> von Marseille oder der British-India-Linie
+von London über Neapel zu bedienen. Die Unzuträglichkeiten, welche
+diesen Zustand zu einem unhaltbaren machten, liegen auf der Hand.
+Der direkte deutsche Handel war entweder genötigt, sich zufälliger
+Gelegenheiten durch deutsche Segelschiffe zu bedienen, um direkt nach
+einem deutschen Hafen zu verschiffen, oder er mußte die Beförderung
+über Marseille oder London mit Umladung daselbst wählen. In beiden
+Fällen ergaben sich Schwierigkeiten, welche die Ausdehnung des Handels
+in hohem Grade beeinträchtigten.</p>
+
+<p>Mit der Errichtung des Kommissariats, mit dem Eingreifen der
+Regierung in die ostafrikanischen Verhältnisse ergaben sich noch
+weit größere Unzuträglichkeiten. Für die Beförderung der Truppen und
+des Kriegsmaterials mußten entweder eigene Schiffe zu hohen Kosten
+gechartert werden, Schiffe, welche sich dann in vielen Fällen, — da
+man nehmen mußte, was gerade vorhanden war, — als Frachtfahrzeuge
+letzten Ranges erwiesen, oder man benutzte die regelmäßigen Linien
+und verschaffte denselben ganz bedeutende Mehreinnahmen auf unsere
+Kosten. Da von diesen Linien jedoch kein Hafen des Festlandes in
+Deutsch-Ostafrika angelaufen wurde, so mußte Kriegsbedarf und sonstiges
+Gut in Sansibar aus- und auf die Dampfer der Wißmann-Flotte oder aber
+auf arabische Dhaus umgeladen werden.</p>
+
+<p>Um diese Mißstände aus der Welt zu schaffen, faßte die
+Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft, sobald das thatkräftige,
+dauernde Eingreifen der Regierung gesichert war, den Plan, durch eine
+direkte deutsche Dampferlinie, welche mit Staatsunterstützung fahren
+sollte, die bisher fehlende Verbindung zwischen Deutschland und der
+Kolonie herzustellen. Die Vorlage darüber kam Anfang 1890 vor den
+Reichstag, eine jährliche Unterstützung von 900000 Mk. wurde bewilligt,
+und bereits im Juli 1890 begannen die regelmäßigen Fahrten in<span class="pagenum" id="Seite_291">[S. 291]</span>
+vierwöchentlichen Zwischenräumen von Hamburg und Rotterdam — Neapel
+— Port Said — Suez — Aden nach Tanga — Daressalam — Sansibar
+— Lindi — Mozambique — Delagoabay und Natal. Im Anschluß an die
+Hauptlinie wurde eine Küstendampferlinie errichtet, welche Bagamoyo,
+Sadani, Pangani, Kilwa, Ibo, Quilimane, Chiloane, Inhambane und Beira
+anläuft. Es ist dadurch ein Seeverkehrsnetz geschaffen, welches den
+gegenwärtigen Anforderungen völlig entspricht.</p>
+
+<p>Während die Hauptdampfer die drei besten Häfen an der Ostküste
+Deutsch-Ostafrikas sowie den großen Handelsmittelpunkt Sansibar und
+die Hauptpunkte der portugiesischen Küste sowie einen Hafen von
+Natal selbst anlaufen, besorgen die Küstendampfer den Verkehr mit
+allen denjenigen Stationen, deren Hafenverhältnisse das Anlaufen der
+Hauptdampfer verbieten. Das Frachtgut wird in Lindi, Daressalam oder
+Tanga (für unsere deutsch-ostafrikanische Küste), beziehungsweise
+in Sansibar gesammelt und dort auf die Hauptdampfer übergeführt und
+umgekehrt.</p>
+
+<p>Die der Linie an der Küste selbst zukommenden Frachten sind bislang
+sehr gering, besonders an den Plätzen, die für den Dhauverkehr
+mit Sansibar geeignet sind, zum großen Teil aber auch wegen des
+unpraktischen Fahrplans der Dampfer, der ihnen meist einen genügenden
+Aufenthalt zum Nehmen und Löschen von Ladung nicht gestattet.</p>
+
+<p>Gleichzeitig mit der Einrichtung der Dampferlinien geschah die
+Errichtung deutscher Postagenturen zunächst in Sansibar selbst,
+später nach Errichtung des Gouvernements in den Hauptplätzen
+Deutsch-Ostafrikas.</p>
+
+<p>Es mag beiläufig hier bemerkt werden, daß vor dieser Zeit, entsprechend
+den bestehenden Verbindungen, alle Postsachen durch das französische
+oder englische Postbureau je nach der Nationalität des abgehenden
+Dampfers befördert werden mußten. Ein Postamt des Sultans von Sansibar
+gab es nicht.</p>
+
+<p>Es ist das im vorigen Jahre verfügte Eingehen der deutschen Postagentur
+zu Sansibar, das nach der einen Angabe aus Gefälligkeit gegen unsere
+englischen Freunde, — die französische Postagentur zu Sansibar ist
+nicht eingegangen, — nach der anderen auf Antrag des Gouverneurs
+erfolgt ist, sehr<span class="pagenum" id="Seite_292">[S. 292]</span> zu beklagen; die Postagentur hatte gerade in
+Sansibar gute Einnahmen und war außerdem immerhin ein Mittel, uns der
+Bevölkerung zu nähern.</p>
+
+<p>Endlich ist von den geschaffenen Verkehrserleichterungen zu erwähnen
+die Anlage einer Telegraphenlinie zuerst von Bagamoyo nach Daressalam
+mit geplanter Verlängerung über alle Hauptpunkte der Küste. Dieselbe
+ist wohl inzwischen im Norden durchgeführt. —</p>
+
+<p>Nächst der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft kommt der
+Ostafrikanischen Plantagengesellschaft eine wesentliche Bedeutung zu.
+Diese Gesellschaft bildete sich bereits im Jahr 1888 zu dem Zwecke, in
+Deutsch-Ostafrika den Tabaksbau zu kultivieren. Ihr Thätigkeitsfeld
+befindet sich auf der Plantage Lewa, einige Kilometer von Tschogwe am
+Panganifluß.</p>
+
+<p>Die Arbeiten auf der Plantage Lewa hatten bereits vor dem Aufstande
+einen bedeutenden Umfang angenommen. Sämtliche Gebäude für
+Verwaltungszwecke, ferner die Fermentierscheune war errichtet,
+die ungeheure Tabakspresse unter umständlichen Schwierigkeiten
+heraufgeschafft, ein Stamm von mehreren hundert Arbeitern herangezogen
+und thatsächlich zu einer dauernden Thätigkeit herangebildet worden.
+Die Plantage ließ die besten Erfolge erwarten, da kam der Aufstand und
+im November 1889 wurde die Plantage durch Buschiris Leute überfallen
+und verwüstet.</p>
+
+<p>Bereits bei Ausbruch des Aufstandes hatten die Beamten der
+Plantagengesellschaft in Voraussicht des kommenden Unheils versucht,
+von der Ernte zu retten, was zu retten ging. Der Tabak wurde so schnell
+als möglich eingeerntet und ein Teil desselben auch, allerdings
+oberflächlich, fermentiert; ja, es gelang sogar, einen Teil der
+Ernte an die See zu bringen und nach Deutschland zu verschiffen.
+Nichtsdestoweniger waren natürlich die Verluste für die Gesellschaft
+sehr bedeutende, und sie hatte nach der Beruhigung des Nordens und
+nachdem Lewa durch einen Posten von 10 Mann gesichert war, ganz
+von vorn anzufangen. Die gesamte Plantage war überwuchert, die
+herangebildete Arbeiterbevölkerung in alle Winde zerstreut, und erst
+allmählich konnten die Arbeiten in vollem Umfange wieder aufgenommen
+werden.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_293">[S. 293]</span></p>
+
+<p>Ebenso wie die Plantagengesellschaft beschäftigt sich die Deutsche
+Pflanzergesellschaft in der Nähe von Tanga mit Tabaksbau. Erhebliche
+Erfolge sind seitens dieser Gesellschaft nicht erzielt worden, einmal
+weil die Leitung zu systematisch von Berlin aus betrieben wurde,
+wodurch jede freiere Entfaltung in Ostafrika lahm gelegt oder verzögert
+wurde; ferner aus Kapitalsmangel und endlich weil die in Ostafrika zur
+Verwendung kommenden europäischen Kräfte sich ihrer Aufgabe zum Teil
+nicht gewachsen zeigten; im letzten Jahr machte noch der Aufstand unter
+den Wadigo die nötigen Arbeiten größtenteils unmöglich.</p>
+
+<p>Zu diesen älteren wirtschaftlichen Unternehmungen traten bald nach der
+Niederschlagung des Aufstandes noch einige andere. In erster Linie ist
+hier zu nennen die sogenannte Emin-Plantage. Den Grundstock derselben
+bildet eine früher dem Frhrn. v. Gravenreuth gehörige Schamba bei
+Bagamoyo, welche durch Ankäufe vergrößert wurde. Die Emin-Plantage
+beschäftigt sich vorwiegend unter der Leitung eines bewährten Fachmanns
+mit dem rationellen Anbau der Vanille.</p>
+
+<p>In der Nähe von Tanga betreibt Herr von Saint-Paul-Illaire, der frühere
+Generalvertreter der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft, eine eigene
+Plantage, auf welcher ebenfalls Vanille und Baumwolle kultiviert
+werden. In der Nähe von Tanga befindet sich ferner eine kleinere
+Plantage der ostafrikanischen Seehandlung (Wilhelm Perrot, Wiesbaden).
+Die ostafrikanische Seehandlung bildete sich 1890 zu dem Zwecke, in
+Ostafrika Handel mit den Eingeborenen zu treiben und eventuell sich
+mit selbständigem Plantagenbau zu beschäftigen. Die kleine Plantage
+der Gesellschaft kultiviert Baumwolle und hat vor kurzem eine nicht
+unbeträchtliche Sendung von Baumwolle in Bremen zum Verkauf gestellt.</p>
+
+<p>Neben diesen wirtschaftlichen, dem Plantagenbau dienenden
+Unternehmungen müssen die rein kaufmännischen Unternehmungen Erwähnung
+finden.</p>
+
+<p>Über die kaufmännischen Zwecke und Ziele der deutsch-ostafrikanischen
+Gesellschaft ist das Wesentliche oben gesagt worden. Eine Ergänzung
+zu dem Plane der deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft, mit ihren
+Faktoreien in das Innere<span class="pagenum" id="Seite_294">[S. 294]</span> hinein vorzudringen, bildete ein Projekt
+des leider zu früh im Dienst des Vaterlandes gefallenen Freiherrn
+v. Gravenreuth, das Projekt, durch die Gründung einer deutschen
+Seengesellschaft an den Ufern der großen Seen, an welche unser Gebiet
+heranreicht, festen Fuß zu fassen und so dem deutschem Vorgehen von der
+Küste her von innen heraus entgegen zu arbeiten. Das zunächst ins Auge
+gefaßte Ziel war die Anlegung von zwei Handelsstationen am Viktoria und
+zwar an dessen Süd- und Westufer. An diesen beiden Stationen sollte der
+von Wißmann für den Viktoria geplante Dampfer die Produkte aus Uganda,
+Unioro, Karagwe, Kavirondo und den reichen Uferstaaten des Viktoria
+zusammenführen, von den Stationen aus jene Länder mit den nötigen
+Ausfuhrartikeln als Gegenwert versehen. Die Großartigkeit des Planes
+muß auf den ersten Blick einleuchten. Um so bedauerlicher ist es, daß
+der Plan aus Mangel an Beteiligung bisher nicht zur Ausführung gekommen
+ist, um so bedauerlicher deshalb, weil die beiden deutschen Stationen
+Bukoba und Muanza die Vorbedingungen für eine Sicherung eines solchen
+Handelsverkehrs gegeben hätten.</p>
+
+<p>Als selbständige kaufmännische Unternehmung eröffnete ein Konsortium
+von drei patriotischen Magdeburger Herren im April 1890 in Tanga
+die kleine »Magdeburger Faktorei«. Eine wesentliche Bedeutung kann
+dem Unternehmen allerdings nicht zuerkannt werden. Der Rahmen ihres
+Geschäftsverkehrs — nämlich der Verkauf von Gebrauchsartikeln an
+Eingeborene und der gelegentliche Ankauf von Landesprodukten — ist
+dafür zu eng, aber immerhin bildet die Magdeburger Faktorei einen
+Beweis dafür, daß solche Unternehmungen im stande sind, sich, wenn auch
+zuerst vielleicht mit Opfern, allmählich zu bewähren.</p>
+
+<p>Von größerer Bedeutung als dieses kleine selbständige Unternehmen ist
+die Errichtung von Küstenfilialen seitens der bereits seit langer Zeit
+in Sansibar bestehenden deutschen Handelshäuser Hansing &amp; Cie. und der
+Elfenbeinfirma Meyer, da man von diesen bei der großen Erfahrung der
+genannten Häuser in Afrika eine weitere Ausbildung des Handelsverkehrs
+erwarten darf, wozu kleinere Unternehmungen in unbedeutenden
+Handelsplätzen etabliert, nicht im stande sind.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_295">[S. 295]</span></p>
+
+<p>In Daressalam ist seit einem Jahre eine deutsche Apotheke im Betrieb,
+welche jetzt durch den außerordentlich thätigen früheren Beamten der
+deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft Richter, der Land und Leute
+genau kennt, übernommen worden ist. Filialen der Apotheke in allen
+Hauptplätzen sind in Aussicht genommen.</p>
+
+<p>Schließlich möge hier noch ein Unternehmen Erwähnung finden, welches
+zwar noch nicht in Ostafrika seine Thätigkeit aufgenommen hat, für
+welches jedoch die Kapitalien vorhanden und die Rechtsformen gegeben
+sind. Es ist dies eine Bremer Handelsgesellschaft, welche unter stiller
+Beteiligung der deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft mit einem Kapital
+von 300000 Mk. Handelsunternehmungen an der Küste betreiben wird und
+selbständige Karawanen nach dem Innern auszurüsten gedenkt. Auch der
+in nächster Zeit zur Ausführung gelangende Versuch der Begründung
+einer Ziegelei zu Tanga durch den in Ostafrika erfahrenen früheren
+Proviantmeister Jahnke finde hier Erwähnung.</p>
+
+<p>Es braucht kaum gesagt zu werden, daß neben den genannten großen
+wirtschaftlichen Unternehmungen mit der fortschreitenden Sicherheit
+an der Küste und mit der Zunahme des europäischen Elements daselbst
+eine Menge kleinerer kaufmännischer Geschäfte wie Pilze aus der Erde
+schossen, kaufmännische Geschäfte, welche lediglich von dem Verkehr
+mit den Europäern, von dem Verkauf von Konserven und europäischen
+Bedürfnissen, Spirituosen und dergleichen mehr leben. Sie sind
+großenteils in Händen von Portugiesen, Griechen und allerlei
+Existenzen, welche von Sansibar aus des besseren Geschäfts wegen nach
+der Küste übersiedeln.</p>
+
+<p>Allgemein bekannt ist ja, daß, wie seiner Zeit der Sultan von Sansibar
+das Pulvermonopol in Händen hatte, jetzt dieses Monopol in den Händen
+des Gouvernements und vordem in denen des Reichskommissariats sich
+befand. Über diese Maßregel ist von kaufmännischer Seite des öfteren
+geklagt worden, doch ist sie zweifellos notwendig, um die Einfuhr
+von Waffen und Munition ins Innere jederzeit kontrolieren und selbst
+in der Hand behalten zu können. Allerdings wäre es verkehrt, hier
+übermäßig vorsichtig vorzugehen und zu meinen, durch<span class="pagenum" id="Seite_296">[S. 296]</span> Erschwerungen
+der Pulver-Einfuhr könne Aufständen im Innern vorgebeugt werden, z. B.
+dadurch, daß man vielleicht das Pulver blos an zuverlässige Karawanen
+und Stämme abgäbe. Eine solche Maßregel wäre schon deswegen verkehrt,
+weil die Munition im Innern immer der gesuchteste, wertvollste
+Tauschartikel ist, für den insbesondere meist Elfenbein eingehandelt
+wird.</p>
+
+<p>Auch ist andrerseits hervorzuheben, daß sowohl bei der geringen
+Besetzung der Küste wie bei den ausgedehnten Beziehungen, die die
+Stämme des Innern überall in unsern Grenzgebieten oder jenseits des
+Tanganjika anknüpfen können, eine solche Maßregel nicht absolut wirksam
+sein würde, solange wir nicht ganz bestimmte Abkommen, von denen
+wir überzeugt sind, daß sie auch gehalten werden, mit den andern
+europäischen Völkern getroffen haben.</p>
+
+<p>Der Pulverhandel muß aber in jedem Falle in unserer Hand bleiben,
+da wir hierdurch in engerer Berührung mit den Karawanen und den
+eingeborenen Stämmen selbst uns befinden und gegebenen Falls die
+Einfuhr, wenn auch nicht ganz verhindern, so doch erschweren können.</p>
+
+<p>Es sei zum Schluß ein zusammenfassendes Urteil über die Aussichten
+der deutschen Plantagen-Unternehmungen gestattet. Was zunächst die
+Baumwolle anlangt, so haben schon die Proben der in Deutsch-Ostafrika
+wild wachsenden Baumwolle den hohen Wert derselben gezeigt. Das Urteil
+der Fachleute läßt sich dahin zusammenfassen, daß bei einer rationellen
+Kultur die in Ostafrika gezogene Baumwolle der auf dem Weltmarkt am
+höchsten bewerteten gleichzuschätzen sein wird. Rücksichtlich des
+Tabaks ist ein abschließendes Urteil gegenwärtig kaum zu fällen. Die
+erste Ernte ist, wie bereits früher erwähnt, in verdorbenem Zustande
+in Deutschland angekommen. Sie hat nichtsdestoweniger ein Urteil
+dahin erlaubt, daß das gezogene Blatt in der Struktur dem besten
+Sumatra-Tabak als ähnlich sich erweist und als Deckblatt ausgedehnteste
+Verwendung finden kann, vorausgesetzt, daß durch Fachleute und vor
+allem im Bau des Tropentabaks bewanderte Pflanzer der Tabak an Ort
+und Stelle richtig behandelt wird. Versuche mit Kaffee sind bisher im
+Wesentlichen nur von den katholischen Missionen,<span class="pagenum" id="Seite_297">[S. 297]</span> besonders in Morogro
+und am Viktoria vorgenommen worden. Die Versuche haben ergeben, daß der
+dort gezogene Kaffee dem besten Mokka gleichwertig ist.</p>
+
+<p>Wir möchten jedoch nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, daß eine
+große Menge von Naturprodukten gegenwärtig noch völlig unausgebeutet
+der Initiative des deutschen Kapitals harren. In allererster Linie
+handelt es sich dabei um die Ausnutzung der bedeutenden Kokosbestände
+der Küste, welche gegenwärtig nur in sehr geringem Maße stattfindet.</p>
+
+<p>Kopra wird an der Küste nicht mehr gemacht, sondern die Nüsse gehen
+in natura nach Sansibar und in großen Quantitäten von dort zur
+Verarbeitung nach Indien. Bereits 1890 ist von Fachleuten auf die
+Bedeutung dieser Kokosbestände und auf die leichte Möglichkeit, sie
+ungemein nutzbringend an Ort und Stelle zur Fabrikation des Kokosöls
+zu verwerten, aufmerksam gemacht worden. Man ist indes dem seiner
+Zeit in vollkommen umfassender Form vorgelegten Plane bislang von
+kapitalkräftiger Seite trotz des auf der Hand liegenden Vorteils noch
+nicht näher getreten.</p>
+
+<p>Aehnlich steht es mit dem Anbau oder der Gewinnung von Erdnüssen und
+Sesam, Handelsartikeln, die auf dem Weltmarkt eine Rolle spielen.</p>
+
+<p>Selbst die gewöhnlichen Negerbedürfnisse werden an den meisten Plätzen
+in lange nicht genügender Menge kultiviert und noch vielfach ist
+Einfuhr von Madagaskar und Indien nötig.</p>
+
+<p>Die Kultur des Bodens und des Landes kann auf die mannigfachste Weise
+noch gefördert werden.</p>
+<hr class="chap x-ebookmaker-drop">
+
+<div class="chapter">
+<p><span class="pagenum" id="Seite_298">[S. 298]</span></p>
+
+<h2 class="nobreak" id="16_Kapitel">16. Kapitel.<br>
+<span class="s6">Ostafrika unter Herrn von Soden.</span></h2>
+</div>
+
+
+<div class="blockquot">
+<p>Übernahme des Gouvernements. — Umwandlung der Schutztruppe. —
+Sodens erste Maßnahmen. — Starkes Beamtenpersonal. — Einteilung der
+Ressorts. — Einteilung der Küste in Bezirke. — Bezirkshauptleute und
+Stationschefs. — Verringerung des weißen Personals der Schutztruppe.
+— Verteilung der Truppe. — Doppelwirtschaft in der Unterstellung
+der Truppen unter Reichs-Marine-Amt und Auswärtiges Amt. — Einfall
+der Wahehe in Usagara. — Unterbrechung des Karawanen-Verkehrs. —
+Beschimpfung der deutschen Flagge im Innern. — Die Expedition des
+Kommandeurs von Zelewski und ihr Untergang. — Rückzug des Restes
+der Truppe. — Wirkung der Expedition auf die Wahehe; Wirkung an der
+Küste. — Verhandlungen des Gouverneurs durch Missionare mit den
+Wahehe gescheitert. — Die gefallenen Europäer und Farbigen in Uhehe
+noch unbeerdigt. — Schwierigkeiten auf afrikanischen Expeditionen;
+Sicherung auf denselben; afrikanisches Terrain. — Expedition des
+Verfassers durch Usegua, Nguru, Usagara wegen Unruhen der Wakuafi;
+Mitwirkung Bana Heris. — Expedition des Verfassers ins Mafitiland.
+— Rekognoszierungstour unter Lieutenant Prince nach Mpapua. —
+Erhebung der Wadigo bei Tanga. — Kämpfe am Kilimandscharo unter
+<span class="antiqua">Dr.</span> Peters. — Neuorganisation der Schutztruppe. — Der
+Gouverneur übernimmt das Kommando; der Verfasser als militärischer
+Beirat. — Ergänzung der Schutztruppe durch Wißmann in Egypten
+und durch von Perbandt in Massaua. — Korvetten-Kapitän Rüdiger
+wird Stellvertreter des Gouverneurs. — Rückkehr des Verfassers
+nach Deutschland. — Teilung der Schutztruppe in die eigentliche
+Schutztruppe und Polizeimacht. — Verteilung auf die Bezirksämter.
+— Beurteilung dieser Organisation. — Wirkungskreis der Stationen
+im Innern. — Prinzipien bei der Besetzung der Bezirksämter. — Die
+Bemühungen des Gouverneurs, Bagamoyo durch Daressalam zu ersetzen.
+— Die Postverbindung mit dem Innern. — Erlasse des Gouverneurs,
+Zolleinnahmen betreffend. — Verhältnis des Gouverneurs zu den
+Eingeborenen. — Berater des Gouverneurs. — Nachrichten vom
+Kilimandscharo.</p>
+</div>
+
+
+<p>Wir haben bereits erwähnt, daß während des Monats November 1890
+der bisherige Gouverneur von Kamerun,<span class="pagenum" id="Seite_299">[S. 299]</span> Freiherr von Soden, sich
+in Sansibar und Ostafrika aufhielt, um sich über die dortigen
+Verhältnisse zu orientieren. Bei der Überleitung Deutsch-Ostafrikas
+in eine Kronkolonie war Major von Wißmann vom Reichskanzler nicht
+für den Gouverneursposten in Deutsch-Ostafrika in Aussicht genommen.
+Nachdem Soden Anfang Dezember von Sansibar wieder abgereist war, um in
+Deutschland die nötigen Vorbereitungen zu treffen und im Auswärtigen
+Amt seine Instruktionen entgegenzunehmen, ging er im März 1891 nach
+seiner Ernennung zum kaiserlichen Gouverneur (für die Dauer seiner
+Amtsthätigkeit mit dem Prädikat Excellenz) wiederum aus Berlin nach
+Ostafrika ab.</p>
+
+<p>Nach seiner Ankunft besuchte er die Plätze Tanga, Bagamoyo und
+Daressalam; zu Bagamoyo fand die Übergabe durch den bisherigen
+kaiserlichen Reichskommissar statt. Bei der Neuordnung der Verhältnisse
+wurde durch Gesetz vom 22. März 1891 die Wißmann'sche Schutztruppe
+in eine kaiserliche umgewandelt, und zum Kommandeur derselben der
+bisherige Chef in der Schutztruppe Herr von Zelewski ernannt. Bezüglich
+der Verwendung der Schutztruppe in Ostafrika hatte der Gouverneur das
+Erforderliche zu bestimmen. Im Übrigen, auch im Civildienst waren die
+nötigen Organe ihm beigegeben worden.</p>
+
+<p>Ursprünglich war beabsichtigt, für seinen Vertreter und sachkundigen
+Berater die Stellung eines Gouvernementsrates zu schaffen und diese
+dem früheren stellvertretenden Reichskommissar und Chef in der
+Schutztruppe <span class="antiqua">Dr.</span> Karl Wilhelm Schmidt zu übergeben. Es wäre
+dies sehr praktisch gewesen; die Ruhe und Besonnenheit des älteren,
+im Verwaltungsdienst des Auswärtigen Amtes erfahrenen Herrn von Soden
+hätte einen Anhalt an der Praxis und Sachkunde des durchaus objektiven,
+von Optimismus gänzlich freien und ebenfalls besonnenen und ruhigen
+<span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt gefunden. Herr von Soden scheint sich jedoch mit
+allen Kräften dagegen gesträubt zu haben, einen wirklich an Ort und
+Stelle erfahrenen Herrn als Berater zu erhalten. Vielleicht besorgte
+er, dieser möchte zu viel Einfluß auf seine Amtsthätigkeit erlangen und
+am Ende das Heft gar selbst in die Hände bekommen. So setzte es denn
+Herr von Soden durch, daß die Stelle des Gouvernementsrates durch<span class="pagenum" id="Seite_300">[S. 300]</span> die
+eines Oberrichters ersetzt wurde, der das Richteramt zweiter Instanz
+im Schutzgebiet ausüben sollte. Diese Stelle wurde zunächst garnicht
+besetzt, und erst ein halbes Jahr später dem bisherigen Legationsrat
+im Auswärtigen Amt, Sonnenschein, der im Ausland früher als Kommissar
+der Marschalls-Inseln thätig gewesen war, übertragen. Da die Wahl wegen
+der mit diesem Amte verbundenen Funktionen auf einen Juristen fallen
+mußte und an Ort und Stelle erfahrene Juristen nicht vorhanden waren,
+kann die Wahl dieses ruhigen und unparteiischen Herrn nur als eine
+glückliche bezeichnet werden. Im Übrigen erhielt die Verwaltung der
+Finanzen einen Chef in dem bisherigen Intendantur-Assessor <span class="antiqua">Dr.</span>
+Kanzki, der zugleich Intendant der kaiserlichen Schutztruppe wurde.
+Seine Hauptstütze war der ihm unterstellte Land-Rentmeister, der
+ebenfalls an Ort und Stelle Erfahrungen nicht gesammelt hatte. Zu
+diesem Posten wurde zuerst ein früherer Marine-Zahlmeister, dann
+aber, da letzterer abgelöst werden mußte, ein früherer Post-Sekretair
+ausersehen. Dem letzteren war die in Ostafrika nötige Art der
+Verwaltung ebenso fremd wie dem <span class="antiqua">Dr.</span> Kanzki.</p>
+
+<p>Obwohl daher am 1. April 1891 und in den folgenden Monaten in allen
+Zweigen der Verwaltung in Deutschland thätig gewesene Kassenbeamte
+nach Ostafrika hinausgeschickt wurden, und, wie wir bereits früher
+erwähnt, statt der paar Leute, die Wißmann für jene Verwaltungszwecke
+sich erst selbst hatte heranbilden müssen, ein wirklich umfangreiches
+Personal zur Verfügung stand, konnte doch die Verwaltung zunächst
+gar nicht recht in Gang kommen. Selbst heute, wo die Zahl der reinen
+Kassenbeamten und Schreiber ein viertel Hundert weit übersteigt, wird
+noch immer über Mangel an Bureaupersonal geklagt.</p>
+
+<p>Eine geordnete Übergabe der Kassengeschäfte war durch die Thätigkeit
+der Revisions-Kommission in Ostafrika möglich gewesen. Von Seiten des
+Auswärtigen Amtes hatte man im Jahre 1890 zwei Revisoren nach Ostafrika
+geschickt, um sich einen genauen Einblick in die Kassenverwaltung
+des Reichskommissars zu verschaffen. Die Ursache dieser Maßregel war
+der Umstand, daß es dem Reichskommissar nicht gelungen war, bei den
+ungeordneten Verhältnissen und der Vielseitigkeit<span class="pagenum" id="Seite_301">[S. 301]</span> seiner sonstigen
+Thätigkeit, für alle ausgegebenen Summen die nötigen Belege der
+Legationskasse des Auswärtigen Amtes zu bringen. Die beiden Revisoren
+brachten nun alles ins rechte Geleis und stellten vor allen Dingen das
+Faktum fest, daß eine durchaus sachgemäße, den örtlichen Verhältnissen
+entsprechende Geldverwaltung vom Reichskommissar ausgeübt worden war.</p>
+
+<p>Der ältere der beiden Revisoren war der bisherige Marine-Zahlmeister
+Sturz, der als Geschwader-Zahlmeister eine längere Erfahrung in
+Ostafrika hinter sich hatte und sich stets durch große Umsicht und
+Gewandtheit wie durch seinen praktischen Sinn ausgezeichnet hatte, auch
+besonders wegen der vorzüglichen ihm zur Seite stehenden Empfehlungen
+seines bisherigen Chefs, des Admirals Deinhard, für jenen schwierigen
+Posten als erster Revisor geeignet erschien. Er erfüllte seine
+Pflichten nicht nur mit der ihm eigenen Sachkunde, sondern auch mit
+großem Taktgefühl. Ihm zur Seite stand ein anderer Beamter der Marine
+Namens Selle. Leider ist der Versuch entweder nicht gelungen oder
+nicht gemacht worden, diese beiden Herren für den Verwaltungsdienst in
+Ost-Afrika zu gewinnen. Der Marine-Zahlmeister Sturz wäre jedenfalls
+eine im höchsten Grade geeignete Persönlichkeit für die Stelle des
+Chefs der Verwaltung in Ostafrika gewesen.</p>
+
+<p>Andere Civil-Organe für den Gouverneur bildeten die Bezirks-Hauptleute,
+welche den Küstenbezirks-Ämtern vorstanden. Es wurde die Küste in
+5 Bezirke, Tanga, Bagamoyo, Daressalam, Kilwa und Mgau eingeteilt.
+Für jeden dieser Bezirke wurde ein Bezirks-Amt, dem der betreffende
+Bezirkshauptmann vorstand, geschaffen. Diese Bezirkshauptleute hatten
+alle die Verwaltungs-Funktionen, welche die Stationschefs unter dem
+Reichskommissariat ausgeübt hatten. Da einige Bezirksämter mehrere
+Küsten-Stationen unter sich hatten, waren die Stationschefs der
+Neben-Stationen den Bezirkshauptleuten unterstellt.</p>
+
+<p>Die Bezirkshauptleute wie die Stationschefs hatten auch wie früher die
+Gerichtsbarkeit in den Plätzen unter sich. Bei verwickelten Sachen,
+oder wo es sich um größere Objekte handelte, oder endlich wenn die
+eine der streitenden Parteien<span class="pagenum" id="Seite_302">[S. 302]</span> aus Europäern bestand, trat der zwei
+Monat vorher herausgeschickte, den ostafrikanischen Verhältnissen
+fremd gegenüberstehende Kanzler Eschke als Adlat des Gouverneurs in
+Thätigkeit.</p>
+
+<p>Um die Verbindungen an der Küste zu unterhalten, verwandte man, wie
+zu Wißmanns Zeiten, die Flottille, nunmehr Gouvernements-Flottille
+genannt, die aus den kleinen Wißmann-Dampfern bestand und, wie wir
+bereits erwähnten, trotz vieler Mängel in den vergangenen Jahren gute
+Dienste geleistet hatte.</p>
+
+<p>Zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit in
+Deutsch-Ostafrika, insbesondere zur Bekämpfung des Sklavenhandels
+diente, wie erwähnt, die kaiserliche Schutztruppe, bestehend aus 1500
+farbigen Soldaten. Der Etat an für den eigentlichen Truppendienst
+in Betracht kommenden Europäern wurde jedoch mit dem 1. April 1891
+erheblich verringert, und bestand nunmehr nur noch aus 24 Offizieren
+und 35 Unteroffizieren gegenüber 35 Offizieren, 16 Deckoffizieren
+und 107 Unteroffizieren zu Wißmanns Zeiten. Dazu traten noch für die
+kaiserliche Schutztruppe 10 Ärzte, gegenüber 5 unter Wißmann, ferner 15
+Zahlmeister-Aspiranten, 16 Lazarettgehülfen und 2 Schreiber. Im ganzen
+jetzt 102 Europäer, früher 163. Viele der Europäer der Schutztruppe,
+besonders die Zahlmeister-Aspiranten und eine Reihe von Unteroffizieren
+waren gänzlich zum Gouvernementsdienst abkommandiert und gingen so der
+Truppe verloren.</p>
+
+<p>Die Schutztruppe wurde auf Befehl von Berlin in 10 Kompagnien
+formiert, von denen 4 als Besatzungs-Kompagnien der Küste dienten, 4
+Expeditions-Kompagnien und 2 Ersatz-Kompagnien für die Besetzungen
+des Innern und die Ablösungs-Mannschaften im Innern bildeten. Die 4
+Besatzungs-Kompagnien waren auf die 5 Küsten-Bezirke derart verteilt,
+daß jeder Bezirk eine Kompagnie hatte, die Bezirke Bagamoyo und
+Daressalam dagegen zusammen eine Kompagnie mit dem Stabe in Bagamoyo.
+Die Kompagnieführer standen zugleich als Bezirks-Hauptleute den
+Bezirksämtern vor, hatten also doppelte Funktionen, und waren in
+civiler Hinsicht dem Gouverneur, in militärischer dem Kommandeur
+unterstellt. Es war dies ein bedeutender Mißstand, der zu Reibereien<span class="pagenum" id="Seite_303">[S. 303]</span>
+der betreffenden Behörden Veranlassung geben und die betreffenden
+Offiziere in Kollision mit den verschiedenen Pflichten bringen konnte.
+In gleicher Weise war dies beim Intendanten, der, wie erwähnt,
+ebenfalls den beiden Herren unterstellt war, beim Kanzler, der zugleich
+Auditeur der Schutztruppe war, endlich beim Landrentmeister der Fall.</p>
+
+<p>Die Schutztruppe selbst unterstand, was Personalien und die
+militärische Verwaltung anlangte, jetzt dem Reichs-Marine-Amt, für
+ihre Verwendung und die ökonomische Verwaltung dagegen dem Gouverneur
+und der Kolonial-Abteilung des Auswärtigen Amtes, an deren Spitze
+der Dirigent derselben, Wirkliche Geheime Legations-Rath <span class="antiqua">Dr.</span>
+Kayser steht. In der Kolonial-Abteilung hatten wir in der Heimat eine
+Behörde, deren einzelne Beamten sich durch mehrjährige Thätigkeit in
+der Verwaltung der Kolonien sowohl in Berlin, wie teils auch an Ort und
+Stelle Erfahrungen erworben hatten, die, wie besonders der Dirigent
+derselben, den Kolonien nicht nur ein reges Interesse, sondern auch ein
+praktisches Verständnis entgegenbringen. Das Reichs-Marine-Amt dagegen
+bekam eigentlich in der Verwaltung der Schutztruppe ein Anhängsel: die
+Schutztruppe stand bis dahin der Marine vollkommen fremd gegenüber und
+dürfte wohl auch jetzt, wie dies ja auch erklärlich ist, als Stiefkind
+und unliebsames Anhängsel von der Marine angesehen werden. In keinem
+Falle kann die doppelte Unterstellung der Schutztruppe unter das
+Auswärtige Amt und das Reichs-Marine-Amt als vorteilhaft angesehen
+werden. Eine Vereinfachung hierin erscheint als dringendes Bedürfnis
+und man wird sich wohl auf die Dauer der Schaffung eines eigenen
+Kolonial-Amtes, in dem die betreffenden Behörden vereinigt und dem
+Leiter dieses Kolonial-Amtes unterstellt sein müßten, nicht entziehen
+können.</p>
+
+<p>Bei der Überleitung des Reichskommissariats in das Gouvernement wurden
+die neu herausgesandten Beamten schon im Etat auffallend gut behandelt;
+weit weniger kümmerte man sich um viele der älteren Wißmann-Offiziere,
+für die der neue Etat geradezu eine bedeutende Verschlechterung
+bedeutete; ein Teil derselben wurde im Jahresgehalt um 2400 Mark
+heruntergesetzt. Junge Juristen, die Ostafrika im vorigen<span class="pagenum" id="Seite_304">[S. 304]</span> Jahre das
+erste Mal erblickten und vorher daheim Assessoren gewesen waren,
+erhielten für ihre wenig aufreibende Thätigkeit im reinen Küsten-
+und Verwaltungsdienst ein Gehalt, das den Jahre lang in Afrika unter
+allerlei Gefahren und Entbehrungen thätig gewesenen älteren Offizieren
+genommen wurde; und wenn auch von den letzteren wohl kein einziger
+allein aus materiellen Gründen draußen seine Thätigkeit fortsetzte, so
+bewirkte doch diese Behandlung immerhin den Anfang einer Verstimmung.</p>
+
+<p>Nachdem die Besetzung des Küstengebietes nach der erwähnten Einteilung
+neu durchgeführt war, ging der Gouverneur daran, die Verwaltung in
+seinem Sinne einzurichten. Es gehört nicht in den Rahmen dieses Buches,
+ausführlich alles das, was nach der Uebergabe der Geschäfte durch von
+Soden geschehen ist, zu beschreiben; es sollen nur in kurzen Zügen die
+Ereignisse des letzten Jahres geschildert werden. Wißmanns Arbeit hatte
+dem Gouverneur eine Basis geschaffen, auf welcher der letztere seine
+Thätigkeit aufbauen konnte. —</p>
+
+<p>Der in einem früheren Kapitel erwähnte Zug des Chefs Ramsay ins
+Mukondogua-Thal und sein Abkommen mit den Wahehe hatte diese bewogen,
+Gesandte nach der Küste zu schicken, die einen endgültigen Frieden
+mit dem Gouverneur abschließen sollten. In Bagamoyo angekommen, wurde
+den Leuten, da gerade damals das ganze Expeditionskorps in Bagamoyo
+sich befand, ein Begriff von unserer Stärke beigebracht. Man gab sich
+der Hoffnung hin, daß die Wahehe auf ihren Raubzügen jetzt etwas
+vorsichtiger sein würden und jedenfalls die Karawanenstraße und Usagara
+nicht mehr beunruhigen, sondern sich auf Kriege mit den Wagogo, Massai
+und Warori beschränken würden. Die Wahehe heuchelten in jeder Beziehung
+Unterwürfigkeit und versprachen alles, was von ihnen verlangt wurde.
+Befremdlich war es jedoch, daß, nachdem die Gesandtschaft entlassen und
+in ihr Land zurückgekehrt war, sogleich wieder ein neuer Einfall nach
+Usagara gemacht und dieses wichtige Land aufs empfindlichste von den
+Räuberhorden beunruhigt wurde.</p>
+
+<p>Der Verkehr auf der nach Bagamoyo führenden Straße war vollständig
+unterbrochen, unsere Schutzbefohlenen aus<span class="pagenum" id="Seite_305">[S. 305]</span> Usagara klagten ihre Not
+nach Bagamoyo, sie meldeten, daß die deutsche Flagge in den Dörfern,
+die sie geführt hätten, von den Wahehe herunter gerissen worden sei
+und daß dieselben unsere Behörden verhöhnt hätten. Ein Eingriff der
+Schutztruppe in dem bedrohten Gebiet war demnach selbstverständlich.
+Der dem Gouverneur oder vielmehr, da dieser neu nach Ostafrika
+gekommen war, seinen Beratern, — und das waren diesem Falle wir, die
+ältesten Offiziere, speziell der Verfasser als Bezirks-Hauptmann von
+Bagamoyo, — gemachte Vorwurf, daß die gegen die Wahehe ausgerüstete
+Strafexpedition leichtsinnig und überflüssig gewesen wäre, ist durchaus
+unverständlich.</p>
+
+<p>Die Frechheit der Wahehe, welche über unsere Leichtgläubigkeit und
+die ihnen bewiesene Nachsicht nur spotteten, mußte bestraft werden,
+die Bewohner der blühenden Ortschaften im Mukondoguathal durften
+nicht in ihrem Vertrauen auf uns getäuscht werden, die Ruhe an
+der Karawanenstraße mußte hergestellt werden: das waren doch wohl
+vollwichtige Gründe, aus denen der Verfasser beim Gouverneur die
+Ausrüstung einer Expedition, die schleunigst von Bagamoyo in die
+bedrohte Gegend marschieren sollte, beantragte. Die Führung derselben
+wurde auf seinen Vorschlag vom Gouverneur ursprünglich dem Verfasser
+zugedacht; Nachrichten indes, welche aus Kilwa nach Daressalam drangen
+und besagten, daß dort die Mafiti wie alljährlich einen Einfall in
+das Hinterland von Kilwa gemacht hätten und bis ganz dicht an die
+Stadt vorgedrungen wären, machten zunächst ein Einschreiten um Kilwa
+notwendig, da hier die Küstenbevölkerung selbst bedroht schien.</p>
+
+<p>So ging denn der Kommandant der Schutztruppe von Zelewski mit dem
+gesamten Expeditionskorps von 4 Kompagnien nach Kilwa, um nach
+Beseitigung der Mafiti-Gefahr im Einverständnis mit dem Gouverneur
+durch das Hinterland über den Rufidji nach Usagara zu marschieren. Der
+Verfasser hat sich zu jener Zeit in Daressalam dahin ausgesprochen, daß
+dieser Marsch ihm nicht empfehlenswert erschien. Ein Eingreifen des
+Expeditionskorps war allerdings zunächst bei Kilwa absolut notwendig.
+Indes nach Beseitigung der Gefahr von Kilwa wäre die Überführung
+der für die Wahehe-Expedition<span class="pagenum" id="Seite_306">[S. 306]</span> notwendigen Truppen durch Dampfer
+nach Bagamoyo richtig gewesen, von wo aus dann die Expedition in
+Eilmärschen auf der Karawanenstraße nach Mpapua hätte vorgehen können.
+In Mpapua lag die Möglichkeit vor, aus den Reihen der Wagogo und
+Massai, den Feinden der Wahehe, für uns sehr wertvolle Bundesgenossen
+zu erhalten, durch diese mehr gesichert, von Mpapua aus nach Süden
+in Uhehe einzudringen und hier nach Osten auf Kondoa herumzugreifen.
+Der Zweck eines Marsches durch das Hinterland von Kilwa erschien aus
+militärischen und politischen Gründen verfehlt. Die Schwierigkeiten,
+die sich der Verpflegung einer großen Truppe entgegenstellen mußten,
+die Notwendigkeit, daß man nicht zu unterschätzende, räuberische Stämme
+zu passieren hatte, die uns einerseits immer ausweichen, andererseits
+aber in ungünstiger Gegend, auf Lagerplätzen und beim Marsch leicht
+gefährlich werden konnten, sprachen zu laut dagegen. Im besten Falle
+war dieser Marsch eine gute Sports-, vielleicht auch eine geographische
+Leistung, aber einen bedeutenden Erfolg konnte er nicht haben. Die
+Absicht, nach Mpapua zu gehen und von hier aus die Expedition durch
+Verbündete aus den Reihen der genannten Stämme zu verstärken, hatte
+der Kommandant ebenfalls, aber er wollte von Kilwa aus nach Mpapua
+gelangen; der Gouverneur genehmigte trotz der zur Sprache gekommenen
+Bedenken diesen Plan.</p>
+
+<p>Um Zeit zu sparen, war Zelewski gezwungen, nach der Ankunft am
+Jombofluss von dem Marsch nach Mpapua Abstand zu nehmen und die
+Expedition von diesem Flusse aus direkt nach Uhehe zu führen. Auf
+dem bisherigen Marsche waren die Mafiti nirgends angetroffen worden,
+sondern überall der marschierenden Truppe ausgewichen; bei Kilwa
+selbst fand man auch nur ein verlassenes Lager der Mafiti vor.
+Das Land der nördlichen Mahenge wurde passiert und mit diesen ein
+durchaus friedlicher Verkehr gepflogen. Aber auch da zeigte sich die
+Unzuverlässigkeit gerade dieser Stämme. Nachdem das Expeditionskorps
+kaum ihr Land verlassen hatte, benutzten sie die Gelegenheit zu einem
+Einfall nach Usaramo, in der Annahme, daß nun an der Küste nicht mehr
+genügend starke Kräfte vorhanden seien, um ihnen entgegenzutreten.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_307">[S. 307]</span></p>
+
+<p>Nach der Überschreitung des Rufidji war eine Zulukompagnie vom
+Expeditionskorps nach Daressalam zurückgeschickt worden, um für etwa
+notwendige Unterstützungen hier zur Verfügung zu stehen, und wurde der
+Weitermarsch mit nur drei Kompagnien vorgenommen. Vom Jomboflusse aus
+ging es mehr südlich nach Uhehe hinein. Die Wahehe, die nirgends einen
+ernstlichen Widerstand leisteten, wurden überall vertrieben und ihnen,
+da sie eben allerorten zurückwichen, die einzig mögliche Strafe durch
+Niederbrennung ihrer Tembes (befestigte Ortschaften) und Plünderung
+ihres Eigentums zu Teil.</p>
+
+<p>Am 17. August ereilte die Expedition ihr unglückliches Schicksal. Als
+die Kolonne in der Gegend von Lula das in Uhehe häufig sehr coupierte
+und stark bewachsene Terrain passierte, wurde sie in ihrer ganzen Länge
+gleichzeitig von den nach Tausenden zählenden Wahehe-Horden, die auf
+dem Marsche einen Hinterhalt gelegt hatten, plötzlich überfallen, und
+gleich im Anfang des sich entspinnenden Gefechtes die meisten Europäer
+der Truppe, an ihrer Spitze der Kommandeur, niedergemacht. Insgesamt
+bedeckten die Leichen von 10 Europäern, 250 farbigen Soldaten und etwa
+100 Trägern das Schlachtfeld.</p>
+
+<p>Es wurde gleich zuerst bekannt, daß auch die Wahehe ungeheure Verluste,
+wie sie solche bis dahin noch nie gehabt, erlitten hätten, doch wurde
+dies zuerst wenig geglaubt, weil die näheren Umstände, unter denen die
+Schutztruppe überfallen war, es höchst zweifelhaft erscheinen ließen.
+Indes scheint es doch nach den einstimmigen Angaben der Wahehe, als
+müsse man die Zahl der auf ihrer Seite Gefallenen auf annähernd 900
+annehmen; dem Verfasser will auch heute noch die angegebene Zahl ganz
+unglaublich scheinen.</p>
+
+<p>Die gefallenen Offiziere waren der Kommandeur von Zelewski, die
+Lieutenants von Zitzewitz, von Pirch, Arzt <span class="antiqua">Dr.</span> Buschow, die
+Unteroffiziere Herrich, von Tiedewitz, Schmidt, Tiedemann, Hemprich
+und Büchsenmacher Hengelhaupt: ein nicht nur durch die große Zahl
+der Gefallenen, sondern insbesondere durch den persönlichen Wert und
+die in Afrika erwiesene außerordentliche Tüchtigkeit der einzelnen
+außerordentlich schmerzlicher Verlust für die Truppe.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_308">[S. 308]</span></p>
+
+<p>Von den verschiedensten Seiten ist behauptet worden, Kommandeur v.
+Zelewski trage die alleinige Schuld an dem Unglück, das ihn und seine
+Truppe betroffen; seiner nicht zu entschuldigenden Sorglosigkeit
+sei die Herbeiführung der Katastrophe zuzuschreiben. Es hat diese
+Beurteilung ihres Kommandeurs die Offiziere der Schutztruppe auf das
+schmerzlichste berührt, da gerade Herr v. Zelewski ein durch seine
+Umsicht und Vorsicht bekannter Offizier war. Bei den schwierigen
+Terrainverhältnissen der Landschaft Uhehe kann nicht der bei uns für
+Marschsicherung etc. geltende Maßstab auf die Expedition angelegt
+werden.</p>
+
+<p>Das tiefe Eindringen der Expedition in die Landschaft Uhehe ist
+aus der Absicht des Expeditions-Führers zu erklären, die vorher
+auf der Expedition erlangten Vorteile über den räuberischen Stamm
+militärisch gründlich auszunutzen. Ob indes das vom rein militärischen
+Gesichtspunkt richtige weite Vordringen ins Innere auch politisch
+zweckmäßig war, bleibe dahingestellt. Zweifellos muß zugegeben werden,
+daß von Zelewski den Charakter der Mafitistämme, mit denen er früher
+nicht in Berührung gekommen war, nicht ganz erkannt hat. v. Zelewski
+war ausschließlich Soldat, das aber mit Leib und Seele, ebenso ein
+tüchtiger Organisator, als welcher er Wißmann speziell bei der
+Organisation der Truppe stets helfend zur Seite stand.</p>
+
+<p>Die Reste der Expedition wurden durch den Lieutenant von Tettenborn,
+der auf dem Marsche die Arrieregarde kommandierte, und der beim
+Überfall selbst in das Gefecht nicht verwickelt wurde, zunächst nach
+Kondoa und von dort nach der Küste zurückgeführt. An Europäern waren
+der Katastrophe entgangen mit Herrn von Tettenborn Lieutenant v.
+Heydebreck, der im Gefecht selbst verwundet worden war, der Feldwebel
+Kay und der Unteroffizier Wutzer, dazu 64 farbige Soldaten, darunter
+die Offiziere Murgan Effendi und Gaber Effendi.</p>
+
+<p>Da Herr von Heydebreck gleich anfangs durch einen erhaltenen
+Keulenschlag besinnungslos geworden war, fällt jenen beiden schwarzen
+Offizieren, — die übrigen Europäer hatten sich im eigentlichen Gefecht
+nicht befunden, — das Verdienst<span class="pagenum" id="Seite_309">[S. 309]</span> zu, mit den noch vorhandenen Truppen
+einen sehr energischen Widerstand geleistet zu haben. Von den Wahehe
+wird angegeben, daß gerade bei diesem Gefecht die Zulus sich ungemein
+schneidig benommen haben, die Gefallenen der Zulus hätten ihr Leben
+sehr teuer verkauft.</p>
+
+<p>Leider verboten die Umstände dem ältesten Offizier der Expedition,
+Lieutenant von Tettenborn, bis in das Terrain, wo der Überfall
+stattgefunden hatte, mit dem intakten Rest der Truppe vorzudringen.
+Er mußte, um nicht Alles aufs Spiel zu setzen, sich auf die Besetzung
+einer Tembe vor der Unglücksstätte beschränken, wo er den angreifenden
+Wahehe erfolgreich Widerstand leistete, und die aus dem Überfall
+entkommenen Truppen um sich sammelte. Tettenborn übernahm alsdann
+die Leitung des Rückzugs nach der Küste, nachdem die Europäer und
+Soldaten hatten mitansehen müssen, wie die teuren gefallenen Kameraden
+unbestattet vor ihren Augen durch Anzünden des Grases verbrannt wurden.
+Die Geschütze — 2 Maxim-Guns und 1 4,7 <span class="antiqua">cm</span> Geschütz, — wie die
+Mehrzahl der Gewehre und Munition hatte man in den Händen der Gegner
+zurücklassen müssen.</p>
+
+<p>Nach den zu uns gelangten Berichten haben die Wahehe, wie bereits
+erwähnt, bedeutende Verluste gehabt und ihre besten Krieger, auch einen
+Teil der Unterhäuptlinge, im Kampfe mit der Expedition verloren; von
+den letzteren soll außerdem der Oberhäuptling der Wahehe mehrere haben
+hinrichten lassen. Der Oberhäuptling befand sich nach der Katastrophe
+in steter Furcht vor einer Racheexpedition unsererseits und soll
+überhaupt den Überfall der Expedition, von dem er selbst keine Kenntnis
+gehabt haben will, nicht gebilligt haben.</p>
+
+<p>Die Katastrophe wirkte auf die Soldaten der Schutztruppe ungemein
+demoralisierend und machte auch die Bewohner an der Küste übermütig.
+Die letzteren waren dem Gouverneur von Soden so wie so nicht
+wohlgesinnt: einmal wegen seiner Steuermaßregeln und dann, weil er der
+Bevölkerung, insbesondere den Großen derselben, nicht die ihnen sonst
+immer zu Teil werdende Beachtung schenkte und sich über die im Orient
+nun einmal üblichen Umgangsformen und Äußerlichkeiten hinwegsetzte; auf
+der andern Seite lavierte der<span class="pagenum" id="Seite_310">[S. 310]</span> Gouverneur mit den Eingeborenen häufig
+gerade an der unrechten Stelle.</p>
+
+<p>Hätte nach der Katastrophe ein Rachezug mit der nötigen Macht, mit
+intakten oder nicht entmutigten Truppen gemacht werden können,
+wäre dies für uns außerordentlich günstig gewesen, aber leider war
+dies ausgeschlossen; es mußte erst eine Rekrutierung in der Truppe
+abgewartet werden.</p>
+
+<p>Die Wahehe knüpften durch die Araber in Kondoa Friedensverhandlungen
+mit dem Gouverneur an und boten die Auslieferung der erbeuteten
+Kanonen, Gewehre und Munition an, sowie Zahlung einer Strafe in
+Elephantenzähnen und Rindvieh. Es wurde von einer Strafexpedition
+abgesehen; die Verhandlungen mit den Wahehe, bei welchen der Gouverneur
+durch den <span class="antiqua">pater superior</span> der Mission in Longa vertreten war,
+kamen aber nicht recht in den Gang, sodaß inzwischen einige der
+Mauser-Gewehre mit Munition von den Wahehe nach den verschiedensten
+Plätzen verkauft wurden und sogar bis auf den Markt nach Tabora kamen.
+Inzwischen schwoll den Arabern und Belutschen von Kondoa, die von jeher
+nicht gerade von der besten Sorte waren, der Kamm.</p>
+
+<p>Der in Afrika wohlbewährte Lieutenant Prince, welcher zur Unterdrückung
+von etwa in Kondoa vorkommenden Unruhen daselbst mit einer Truppe
+von ca. 100 Mann sich befand, hatte mit dem Geologen <span class="antiqua">Dr.</span>
+Lieder, den er dort getroffen, die Absicht, auf die Einleitung von
+Friedensunterhandlungen von Seiten der Wahehe hin, nach dem Schauplatz
+der Zelewskischen Katastrophe abzumarschieren. Lieder hatte hinreichend
+Gelegenheit gehabt, die Mafitistämme im Norden wie im Süden kennen zu
+lernen; er wie Prince hatten das sehr richtige Gefühl, es müßten die
+Überreste der auf dem Kampfplatz gefallenen und verbrannten Europäer
+und Soldaten beerdigt werden. Sie verlangten daher von den Wahehe
+Stellung von Geißeln, damit sie mit ihrer Truppe die Aussicht hätten,
+sicher hin- und zurückzukommen, ebenso Stellung von Begleitmannschaften.</p>
+
+<p>Die Herren wurden jedoch durch einen Befehl des Gouverneurs, der durch
+die Missionare zu verhandeln wünschte, an der Ausführung ihrer Absicht
+gehindert. Die Verhandlungen,<span class="pagenum" id="Seite_311">[S. 311]</span> welche der Gouverneur mit den Wahehe
+dann durch die Missionare angeknüpft hat, sind jetzt als gescheitert
+und wir als die Getäuschten zu betrachten. Es wird zwar angegeben, der
+Oberhäuptling der Wahehe wünsche ehrlich Frieden mit uns Deutschen zu
+halten, doch besteht das Faktum, daß er die geraubten Geschütze und
+Gewehre wie Munition zur Zeit noch nicht ausgeliefert hat. Es ist bei
+solchen Räuberstämmen, wie die Wahehe sind, überhaupt von vornherein
+falsch, zuviel auf Besprechungen und Betheuerungen zu geben. Die
+Grundlage, auf der die Herren Prince und Lieder verhandeln wollten,
+nämlich nach Stellung von Geißeln, war die einzig richtige. So aber ist
+unsere Würde bei den Verhandlungen nicht gewahrt worden, auch haben
+unsere braven Gefallenen in Uhehe noch kein christliches Grab erhalten!</p>
+
+<p>Die Massai, die Erbfeinde der Wahehe, mit denen zuletzt der
+Stationschef von Mpapua, Lieutenant von Elpons, ein gutes Verhältnis
+erhalten hatte, baten diesen nach der Katastrophe um die Erlaubnis, nun
+ihrerseits über die Wahehe herfallen zu dürfen; von Elpons mußte ihnen
+jedoch seiner dringenden Instruktion vom Gouverneur gemäß diese Bitte
+abschlagen. —</p>
+
+<p>Es sei gestattet, bei dieser Gelegenheit einiges über die
+Schwierigkeiten, die sich auf Expeditionen häufig darbieten, zu sagen.
+Wesentlich von Belang ist der Zweck der Expedition und das Verhältnis
+derselben gegenüber den Eingeborenen: ob diese die Expedition von
+vornherein als feindlich ansehen oder nicht. Bei den Expeditionen der
+Schutztruppe, soweit diese Straf-Expeditionen sind, oder zur Ausdehnung
+der Macht an Stellen dienen sollen, wo sich die eingeborene Bevölkerung
+selbständig zu halten sucht, tritt natürlich das Ziel der Expedition
+den Eingeborenen selbst als ein ihnen direkt feindliches vor Augen, und
+werden sie einer solchen Expedition nach Möglichkeit Schwierigkeiten im
+Vordringen entgegensetzen.</p>
+
+<p>Anders ist es bei Expeditionen einfacher Reisender, die blos den Zweck
+haben, durch das Land zu marschieren, in demselben aber keinerlei
+Hoheitsrechte auszuüben. Für solche Expeditionen kann man sagen, daß
+je klarer den Eingeborenen<span class="pagenum" id="Seite_312">[S. 312]</span> das friedliche Ziel derselben vor Augen
+tritt, desto leichter das Vorwärtskommen der Expedition sein wird. Es
+kommt also oft vor, daß das Mitnehmen von einer geringen Menge von
+Soldaten oder überhaupt gar keiner Soldaten die Expedition ungemein
+erleichtert. So ist es auch erklärlich, daß Missions-Expeditionen und
+wissenschaftliche Expeditionen mit viel geringeren Mitteln als die
+Expeditionen unserer Schutztruppe ausgeführt werden können, da deren
+friedliche Bestrebungen im allgemeinen bekannt sind, wenngleich auch
+hier natürlich Ausnahmen von der Regel vorkommen. Denn auch solche
+Expeditionen leiden zuweilen unter der Raubsucht einzelner Häuptlinge
+oder deren Rachgier für irgend welche früheren Ereignisse.</p>
+
+<p>Befassen wir uns hier indes nur mit den Expeditionen, wie sie von
+Seiten der Schutztruppe häufig nötig werden. Die Expeditionen
+richten sich zum Teil gegen Völkerstämme, die mit Gewehren, bei
+Beginn der Niederwerfung des Aufstandes sogar mit allen möglichen
+Hinterladergewehren und deren Munition reichlich versehen sind, zum
+Teil gegen Stämme, welche nur die einheimischen Waffen führen. Diese
+Waffen sind entweder Speere, nämlich ein großer Stoßspeer und mehrere
+kleine Wurfspeere, oder Bogen und Pfeile nebst Keulen, zuweilen beide
+Arten der Bewaffnung bei demselben Gegner, aber nie in der Hand eines
+Einzelnen vereinigt.</p>
+
+<p>Es wird häufig angenommen, daß allein die Bewaffnung unserer Gegner mit
+Gewehren für uns nachteilig sei. Dies ist nicht immer der Fall, denn
+gerade die ausschließlich mit Speeren kämpfenden Völkerstämme sind in
+ganz Ostafrika unter den Eingeborenen die bei weitem gefürchtetsten.
+Sie verlassen sich nicht, wie die übrigen Eingeborenen, auf die
+Überlegenheit der Feuerwaffen, sondern ganz allein auf die Wucht ihres
+Angriffs und die Überlegenheit ihrer im Nahkampfe hervortretenden
+Persönlichkeit, wie sie auch stets durch größeren Mut vor andern
+Völkerstämmen ausgezeichnet sind. Auch sind gerade diese Stämme
+diejenigen, welche durch die Benutzung von Hinterhalten, durch
+Überfälle jeder Art bei Tag und bei Nacht, ihrem Gegner gefährlich
+zu werden suchen, und welche die größten Marsch- und sonstigen
+körperlichen Leistungen verrichten.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_313">[S. 313]</span></p>
+
+<p>Es soll damit nicht gesagt sein, daß es unter den Gewehrkriegern nicht
+auch vorzüglich organisierte Scharen gäbe. Solche sind z. B. im Süden
+die Wahiyao Maschembas und andere, die während des Aufstandes durch die
+fortwährenden Kämpfe mit uns klug geworden sind und namentlich, wie
+früher Bana Heri mit seinen Leuten, die Ausnutzung des Terrains uns
+gegenüber gelernt haben. Sie haben mit der Zeit erfahren, daß sie auch
+in gut befestigten Stellungen uns auf die Dauer nicht zu widerstehen
+vermögen, sondern daß ihre Stärke uns gegenüber gerade der dichte
+afrikanische Busch ist. In diesem Busch liegt für uns die Hauptgefahr,
+wofern er nicht überall so undurchdringlich ist, daß auch unsern
+leichter beweglichen Gegnern die Benutzung desselben zu unserm Nachteil
+unmöglich gemacht wird. Auf den Märschen unserer Expeditionen können
+ja bekanntlich nur die schmalen Fußstege benutzt werden, von denen die
+hauptsächlichsten die Karawanenstraßen sind.</p>
+
+<p>Das Terrain zu den Seiten dieser Wege ist je nach der Jahreszeit und
+der Örtlichkeit mit mehr oder weniger hohem und dichtem, trocknem oder
+grünem, zuweilen doppelt mannshohem Grase bewachsen, teils von dem
+afrikanischen Busch durchzogen, mit Mimosen und Lianen bestanden, und
+bietet so ein recht bedeutendes Bewegungshindernis wenigstens für uns
+und für unsere mit Gepäck versehenen, mit Munition, Ausrüstungs- und
+Montierungsstücken belasteten Soldaten.</p>
+
+<p>Eine andere Art der Bewachsung, wie solche sich fast überall
+im nördlichen Mahenge, in Uhehe, Ugogo und im größten Teil des
+Hinterlandes unseres südlichen Küstengebietes befindet, besteht aus
+völlig undurchdringlichem Dickicht. Zuweilen sind dann selbst die
+schmalen Fußpfade sehr schwer, besonders von Lastträgern, zu passieren.
+Man muß sich ohne Gepäck entweder bücken, oder sogar kriechen, nur
+um überhaupt fortzukommen. Die Fußpfade schlängeln sich von rechts
+nach links, vorwärts und wieder rückwärts, so daß es in solchem
+Terrain ungeheuer schwer ist, nur die allgemeine Marschrichtung
+im Auge zu behalten. Hier ist eine Sicherung natürlich gänzlich
+ausgeschlossen; doch bietet uns da die Eigenart des Terrains selbst
+einen natürlichen Schutz. Von speerkämpfenden Stämmen droht uns auf
+dem Marsche durch solches Gebiet<span class="pagenum" id="Seite_314">[S. 314]</span> keine Gefahr, unter Umständen
+dagegen von Büchsenkämpfern. Diesen ist natürlich immer ihr Land mit
+allen seinen Seitenpfaden besser bekannt als uns, sie können etwaige
+in diesem Terrain vorhandene Blößen geschickt benutzen, wie sie dies
+auch thatsächlich verstanden haben. Sie setzten des öfteren durch ein
+plötzliches, unerwartetes Schnellfeuer die Truppe in Verwirrung und
+brachten ihr Verluste bei.</p>
+
+<p>Auf solchen sich lang hinziehenden Märschen hat der Führer selbst wenig
+Gelegenheit und Möglichkeit einzugreifen, es liegt dann alles in der
+Hand der Unterführer, speziell der einzelnen Zugführer. Man wird dann
+häufig gut thun, das Feuer, wenn es kein ernstlich anhaltendes ist,
+ganz zu ignorieren, um nicht unnütz gegen einen unsichtbaren Feind
+Munition zu verschwenden; ist man indes genötigt, ein anhaltendes Feuer
+zu erwidern, so kann gerade in solchem Terrain auf den unregelmäßig
+sich dahinziehenden Pfaden die eigene Truppe durch eine abgegebene
+Salve stark gefährdet werden. Man wird, wie erwähnt, die Marschrichtung
+in vielen Fällen nicht genau kennen, und unter Umständen einen davor
+oder dahinter marschierenden Teil der Truppe, der sich im Holze in
+einer Wegekrümmung gerade in der Schußlinie befindet, durch das
+Schießen in Gefahr bringen. Im übrigen findet eine Sicherung auf dem
+Marsch unserer Expeditionen stets durch die Voraussendung einer Spitze
+oder mehr oder minder großen Avantgarde je nach den Verhältnissen
+statt. Nach vorn ist unter allen Umständen eine Sicherung möglich.</p>
+
+<p>Ein weiteres bedeutendes Sicherungsmittel erblickt der Verfasser in der
+Mitnahme eines Maxim-Guns, vorausgesetzt, daß zur Bedienung desselben,
+— welches ja für Ostafrika den entschiedenen Nachteil der Komplikation
+in seinem System hat, — ein Techniker zur Verfügung steht. Wenn das
+Maxim-Gun ziemlich an der Tête der Kolonne, gedeckt etwa durch einen
+Trupp von 20 vor demselben marschierenden Leuten, getragen wird, so
+ist es im Augenblick zusammenzusetzen, und gestattet dann eine recht
+schnelle und intensive Feuerwirkung. Nach vorn hin auf dem einfachen
+schmalen Fußstege, wo die Entfaltung einer breiten Front unmöglich ist,
+ersetzt es reichlich die Feuerwirkung einer Kompagnie und vermag ebenso
+auch<span class="pagenum" id="Seite_315">[S. 315]</span> nach allen Seiten ein intensives Feuer abzugeben. Bezüglich der
+sonst mitzuführenden Artillerie schlägt der Verfasser 3,7 <span class="antiqua">cm</span>
+Geschütze wegen des geringen Gewichts, der Leichtigkeit des Transportes
+und der genügenden Feuerwirkung vor.</p>
+
+<p>Zu bedenken ist, daß bei größeren Expeditionen der Mitnahme von
+Patronen wegen der großen Zahl der erforderlichen Träger doch ein Maß
+gesetzt ist, obgleich ja unsere Soldaten je nach den Verhältnissen
+immerhin 100-150 Patronen, teils eingenäht in ihre Patronentaschen,
+teils im Tornister oder Brotbeutel bei sich tragen. Es muß einem
+leichtsinnigen Patronenverbrauch auf Expeditionen aufs entschiedenste
+vorgebeugt werden und sind die Soldaten hierin aufs Strengste zu
+kontrolieren. Eine Sicherung, wie sie von einer Seite vorgeschlagen
+worden ist: daß man in unübersichtliches coupiertes Terrain der
+Kontrolle halber Salven hereinschießen läßt, ist schon aus diesem Grunde
+ausgeschlossen.</p>
+
+<p>Eine weitere Sicherung wird zwar — außer in der erwähnten dritten,
+besonders coupierten und bewachsenen Art des Terrains — möglich,
+aber fast immer schwierig sein, nämlich eine Sicherung durch
+Seitenpatrouillen. Abseits des Weges ergeben sich für die seitlich
+detachierten Truppen oder die Seitenpatrouillen weit bedeutendere
+Hindernisse, als für das den Weg benutzende Gros. Man kommt daher, wenn
+die Seiten-Detachements oder -Patrouillen nicht seitlich hinter der
+Truppe zurückbleiben und somit ganz ihren Zweck verfehlen sollen, in
+die Notwendigkeit, das Marschtempo der Truppe bedeutend zu verkürzen.
+Hierdurch verzögert sich der Marsch einer Expedition sehr erheblich,
+das Seitendetachement wird stark ermüdet, der Marsch von Expeditionen,
+die sonst die Dauer einiger Wochen in Anspruch nehmen, erfordert
+eine unendlich längere Zeit für ihre Durchführung, und kosten die
+Expeditionen demgemäß viel mehr Geld und Anstrengung. Es ergiebt
+sich hieraus als praktisch, diese Seitensicherung in solchem Terrain
+nur dann eintreten zu lassen, wenn sie unbedingt nötig erscheint.
+Da unsere Expeditionen sich übrigens häufig durch Gegenden bewegen,
+wo man absolut vor Überfällen sicher ist, wäre es eine Zeit- und
+Geldvergeudung, mit solchen komplizierten Sicherheitsmaßregeln zu
+marschieren.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_316">[S. 316]</span></p>
+
+<p>Natürlich ist, besonders in Feindesland und in unsicheren Gegenden,
+jeder sich seiner Verantwortung bewußte Führer verpflichtet, alle
+möglichen Vorsichtsmaßregeln anzuwenden. Beurteilen zu können, wo und
+wann diese Vorsichtsmaßregeln nötig sind, muß unbedingt vom Führer
+einer Expedition verlangt werden. Er wird auch stets dazu in der Lage
+sein, namentlich wenn er es versteht, sich geeignete Vertrauensleute
+zu halten, welche Fühlung mit den Bewohnern der von ihm durchzogenen
+Gebiete haben. Hat der Führer solche Leute zur Hand, und das muß er
+haben, so hat er durch sie eine ganz wesentliche Garantie für die
+Sicherheit des Marsches.</p>
+
+<p>Eine ebenfalls große Sicherheit bieten irreguläre Truppen aus den
+Eingeborenen selbst, welche die Expedition begleiten. Solche werden
+bei den ostafrikanischen Verhältnissen, speziell bei der zwischen den
+einzelnen Stämmen bestehenden Feindschaft, in der Regel zu haben sein.
+Sie sind besonders gut am Tage zum Aufklärungs-und Patrouillendienst
+jeder Art zu verwenden, auch zu detachieren, und kommen hervorragend
+gegen die Mafiti in Betracht, welche besonders, wie schon erwähnt,
+durch ihre ungeheure Elastizität, große Beweglichkeit und ihre
+Marschleistungen uns gefährlich werden. Die Mafiti sind, soweit dem
+Verfasser bekannt ist, in Ostafrika die einzigen Krieger, welche das
+leicht bewachsene Terrain seitwärts der Wege ohne Rücksicht auf diese
+in <em class="gesperrt">breiter</em> Kolonne, häufig im Laufschritt, durchschreiten und
+so in der Lage sind, plötzlich und mit großer Wucht in Frontbreite
+aufzutreten. Beim Bivouak kann eine große Zahl Irregulärer dadurch
+wesentlich zur Sicherung unseres kostbaren Soldatenmaterials beitragen,
+daß man um das in der Regel im Kreise oder sonst in einer dem
+Terrain angepaßten Form errichtete Lager der eigentlichen regulären
+Expeditionstruppen in weiterem Umkreise die irregulären ein Lager
+beziehen läßt, gewissermaßen als dichte nächste Postenkette; dieses
+Lager wird wiederum in noch weiterem Umkreise durch mehr oder weniger
+dichte Vorposten der Truppe gesichert.</p>
+
+<p>Das Alarmieren bei Nacht wird selbstverständlich für solche Zwecke
+besonders eingeübt. Ein Feuergefecht aus dem Lager heraus zur Nachtzeit
+ist indes, soweit angängig, zu<span class="pagenum" id="Seite_317">[S. 317]</span> vermeiden und namentlich nicht auf
+das Schießen <em class="gesperrt">einzelner</em> Gegner, die keinen oder wenig Schaden
+anrichten, allgemein aufzunehmen.</p>
+
+<p>Für eine marschierende Truppe liegt ferner ein großer Nachteil in der
+Unzuverlässigkeit der angenommenen Träger, die häufig ihre Lasten
+wegwerfen und durch Flucht Unordnung und Bestürzung in die Expedition
+bringen. Bei der Notwendigkeit, häufiger Expeditionen zu unternehmen,
+würde die Ausbildung ordentlicher bewaffneter Trägerkolonnen, die auch
+zugleich als Arbeiter auf den Stationen dienen könnten, nützlich sein.</p>
+
+<p>Ein von Herrn von Zelewski gemachter Versuch, die Träger zum Teil
+wenigstens durch Lasttiere zu ersetzen, nämlich für den Transport
+des für Kriegszwecke notwendigsten Materiales an Geschützteilen und
+Munition für die Geschütze, das Maxim-Gun und Gewehrmunition, ist als
+gescheitert zu betrachten. Zwar kann man rechnen, daß ein Esel zwei
+Trägerlasten bei entsprechender praktischer Verpackung auf sich nimmt,
+doch erfordern, wenn die Expedition nicht gar zu sehr aufgehalten und
+die Ordnung gewahrt sein soll, immerhin zwei Esel einen Treiber, und
+erweist sich, wie man bei der Zelewskischen Katastrophe gesehen hat, im
+kritischen Moment diese Art als unpraktisch, da die Tiere scheu werden,
+durcheinander rennen und Unordnung in die Kolonne bringen. —</p>
+
+<p>Es mögen nun noch die anderen unter dem Gouvernement im Jahre 1891
+unternommenen Expeditionen kurz Erwähnung finden.</p>
+
+<p>Im nördlichen Nguru vorgekommene Unruhen und Belästigungen der
+Eingeborenen durch Wakuafi und Massai machten ein Einschreiten von
+unserer Seite notwendig. Der Verfasser unternahm daher im Juni vorigen
+Jahres, da das in Frage kommende Gebiet zum Hinterlande seines Bezirkes
+gehörte, eine Expedition durch Usegua, Nguru und Usagara, durch welche
+es gelang, ein vollkommen friedliches Verhältnis mit den Eingeborenen
+herzustellen und auch die räuberischen Wakuafi zur Vernunft zu
+bringen. Ebenso wurde die vorher bedroht erscheinende französische
+Missionsstation in Nguru, Mhonda, vollkommen sicher gestellt.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_318">[S. 318]</span></p>
+
+<p>Nicht von geringem Nutzen war bei dieser Expedition die Hülfe Bana
+Heris, dessen Einfluß auf die Eingeborenen sich der Verfasser zu
+nutze gemacht hatte, und dessen Sohn Abdallah ebenso wie der des
+öfteren erwähnte Jumbe Makanda von Bagamoyo auf der Expedition
+mitgenommen wurden. Der früher bereits öfters angeführte Jehasi war
+bei den Streitigkeiten der Wanguru mit den Wakuafi bei Einnahme einer
+Wakuafi-Tembe gefallen.</p>
+
+<p>Bereits im Juli war der Verfasser von dieser Expedition nach Bagamoyo
+zurückgekehrt und führte in dieser Zeit teils die Bezirksgeschäfte
+in Bagamoyo, teils vertrat er den auf der Wahehe-Expedition sich
+befindenden Kommandeur v. Zelewski in Daressalam. Da machte sich durch
+inzwischen erfolgte Einfälle der nördlichen Mafiti nach Usaramo die
+Unternehmung einer Expedition gegen diese zur Sicherung der gefährdeten
+Wasaramo notwendig. Alle an der Küste noch disponiblen Truppen wurden
+vereinigt, die vom Kommandeur zurückgeschickte Zulu-Kompagnie, sowie
+aus Pangani, Bagamoyo und Daressalam herausgenommene Truppen wurden
+in Bagamoyo als Expeditionskorps zusammengezogen, und der Verfasser
+unternahm mit den Offizieren, Kompagnieführer End und Lieutenant
+Prince, wie dem Arzt <span class="antiqua">Dr.</span> Kanzki die erwähnte Expedition.
+Dieselbe durchzog zunächst Usaramo in südwestlicher Richtung nach
+Tununguo hin, wo fast alle Dörfer aus Furcht vor den Mafiti verlassen
+waren, außerdem beredte Zeugnisse für die Grausamkeiten der Mafiti, wie
+sie in diesem Buche gelegentlich der Erwähnung des Mafiti-Einfalls im
+Jahre 1889 bereits geschildert sind, gefunden wurden. Sodann wurde der
+Kingani bei Mafiti überschritten und nach der Missions-Station Tununguo
+marschiert. Von dort aus richtete sich der Marsch direkt ins Land der
+nördlichen Mahenge, welche große Komplexe von Kutu occupiert haben und
+die Wakutu in großer Abhängigkeit von sich halten. Die Bestrafung der
+Mafiti war für die Expedition nicht so bequem wie vor zwei Jahren, wo
+das Eingreifen Gravenreuths nur 5 Stunden von Bagamoyo nothwendig war.
+In ihrem Lande wurden die Mafiti nur im Dorfe Korongo angetroffen,
+doch räumten sie auch diesen Ort nach dem vollständig überraschenden<span class="pagenum" id="Seite_319">[S. 319]</span>
+Eintreffen der Expedition bald nach Eröffnung des Feuers. Im übrigen
+zogen es die Mafiti vor, uns überall auszuweichen. Für die Expedition
+lag die Gefahr nahe, daß das ungemein coupierte, für uns selbst auf den
+schmalen Fußstegen nur schwer zu passierende Terrain von den gewandten
+leichtfüßigen Mafitis zu einem Überfall gegen uns benutzt werden
+könnte. Wir mußten uns daher, so gut es ging, gegen Überraschungen
+sichern.</p>
+
+<p>In Hongo fanden wir eine Anzahl der von den Mafiti gefangenen Wasaramo
+noch vor und setzten dieselben in Freiheit. Im übrigen beschränkte sich
+der Verfasser darauf, den Mahenge in ihrem Lande, wo sie ebenfalls
+überall zurückwichen, die einzig mögliche Strafe zu teil werden zu
+lassen, nämlich sie an ihrem Hab und Gut nach Kräften zu schädigen.
+Es wurden alle Ortschaften niedergebrannt, die überaus reichlich
+daselbst vorgefundenen Vorräte, soweit wir sie nicht aufbrauchen und
+mit uns führen konnten, den Flammen preisgegeben, und die reichen,
+wohlbestellten Felder der Eingeborenen, soweit es in der kurzen Zeit
+möglich war, durch uns und die eingeborenen Hülfsvölker, — welche
+besonders der Häuptling Kingo von Morogro und einzelne andere mächtige
+Häuptlinge in der Zahl von mehreren Hundert Mann der Expedition
+gestellt hatten, — verwüstet.</p>
+
+<p>Diese grausame Art der Bestrafung ist bei eingeborenen Gegnern, die
+man auf andere Weise nicht fassen kann, leider notwendig, und sie ist
+den Eingeborenen auf die Dauer fühlbarer, als selbst erhebliche, ihnen
+im offenen Kampfe beigebrachte Verluste an Menschenleben, die sie mit
+der Zeit viel eher verschmerzen. Aber auch der Vermögensverlust übt
+einen sehr lange anhaltenden Einfluß bei einem so gewohnheitsmäßigen
+Räubergesindel, wie die Mafiti sind, nicht aus. Es wurde daher vom
+Verfasser bereits als wirksames Mittel die Anlage einer Station in der
+Landschaft Kisaki vorgeschlagen, die jetzt in Angriff genommen ist.</p>
+
+<p>Es sei hier bemerkt, daß vielleicht in späterer Zeit gerade das
+jetzt verrufene Mafitiland für unsere Kolonie eine größere Rolle
+spielen wird. Wir haben im Kutuland einen der fruchtbarsten und
+bestbewässertsten Distrikte unseres Gebietes, der<span class="pagenum" id="Seite_320">[S. 320]</span> in jeder Hinsicht
+die reichsten Ernten liefert. Dann aber lehnen sich hier die
+Sedimentärformationen an den Gneis der Uruguruberge an. Dort ist
+nach dem Urteil des Herrn <span class="antiqua">Dr.</span> Lieder, der einen großen Teil
+der Gebiete Deutsch-Ostafrikas geologisch erforscht hat und den der
+Verfasser damals in Uruguru (Teil von Kutu, an das Mafitiland grenzend)
+traf, das Vorkommen von nutzbaren Mineralien im höchsten Grade
+wahrscheinlich, deren Transport zur Küste keine Schwierigkeiten machen
+würde. —</p>
+
+<p>Von der Expedition nach Bagamoyo zurückgekehrt, erfuhr der Verfasser
+die Trauernachricht von der Katastrophe in Uhehe. Abgesehen von einer
+nach der Katastrophe abgesandten Rekognoszierungs-Expedition nach
+Mpapua unter Lieutenant Prince fanden keine weiteren Expeditionen der
+Schutztruppe ins Innere im Bezirk von Bagamoyo und den weiter südlichen
+Bezirken statt, im Hinterland von Tanga dagegen wurde das Einschreiten
+des Bezirkshauptmanns Krenzler durch eine unter den Wadigo vorgekommene
+Erhebung notwendig.</p>
+
+<p>Gerade der Umstand, daß unter einem bisher so wenig kriegerischen,
+geradezu für erbärmlich geltenden Stamme, wie die Wadigo, eine Erhebung
+gegen die deutsche Herrschaft vorgekommen war, war kein günstiges
+Zeichen und machte ein schleuniges Einschreiten notwendig. Die erste
+zu diesem Zweck vom Bezirkshauptmann Krenzler unternommene Expedition
+verlief ungünstig, da sich die Expedition wieder nach der Station Tanga
+zurückziehen mußte. Eine zweite stärkere, ebenfalls von dem bald darauf
+am perniziösen Fieber verstorbenen, um die Entwickelung von Tanga
+hoch verdienten Hauptmann Krenzler geführte Expedition bewirkte die
+Wiederunterwerfung der Wadigo.</p>
+
+<p>Andere Kämpfe hatte am Kilimandscharo der dortige Reichskommissar
+zur Verfügung des Gouverneurs, <span class="antiqua">Dr.</span> Karl Peters, der als
+Wirkungskreis das Kilimandscharo-Gebiet erhalten hatte, zu bestehen.
+Nachdem Peters zunächst die Station Moschi mit der 9. Kompagnie der
+Schutztruppe unter Kompagnieführer Johannes erreicht hatte, ging er
+von dort aus weiter nach Osten, um hier eine neue nach seiner Ansicht
+notwendigere Stations-Anlage zu schaffen. Hierfür wurde Marangu, der
+Sitz des unbedeutenden Sultans Mareale, ausgesucht und<span class="pagenum" id="Seite_321">[S. 321]</span> der daselbst
+von Peters gegründeten Station der Name Kilimandscharo-Station
+beigelegt. Bei einer von dort mit einem Teil der Besatzungs-Kompagnie
+gegen die Warombo unternommenen Expedition fiel der Sergeant Schubert
+von der Schutztruppe, doch gelang es Peters, den Stamm, der sich nicht
+unterwerfen wollte, zu strafen und unter die deutsche Herrschaft zu
+bringen. — In späterer Zeit fand <span class="antiqua">Dr.</span> Peters Verwendung als
+deutscher Kommissar bei der an unserer nördlichen Grenze vorgenommenen
+Grenzregulierung gegen das englische Gebiet.</p>
+
+<p>Nach der Katastrophe in Uhehe und der Rückkehr der Reste der
+Expedition unter Tettenborn war durch die großen Verluste der
+Schutztruppe eine vorläufige Umänderung in der Organisation derselben
+geboten. Auf telegraphischem Wege gelangte eine Allerhöchste
+Kabinets-Ordre nach Ostafrika, nach welcher der Gouverneur zugleich
+das Kommando der Schutztruppe bis auf weiteres übernehmen sollte.
+Da der Gouverneur jedoch nicht selbst Offizier war und daher eines
+sachkundigen Beistandes bedurfte, wählte er hierzu den Verfasser, der
+als militärischer Beirat nach Daressalam überzusiedeln hatte. Die
+Maßregeln, welche vom Gouverneur teils mit, teils ohne Einverständnis
+mit dem militärischen Beirat getroffen wurden, sind mehr innerer Natur
+und bereiteten die spätere Änderung in der Organisation der Truppe
+vor. In der äußeren Organisation wurden, — abgesehen von einer durch
+den Verfasser vorbereiteten Umgestaltung der Expeditions-Artillerie,
+die dann wieder fallen gelassen wurde, — die Reste der 6., 7. und
+9. Kompagnie mit denen der 5., 8. und 10. vereinigt, so daß die
+Schutztruppe nur noch 7 Kompagnien aufzuweisen hatte, die durch
+Rekrutierung zu ergänzen waren. Diese Ergänzung wurde noch besonders
+nötig, da auch ein Teil der alten sudanesischen Soldaten sich entweder
+nicht mehr als dienstfähig erwies oder die Erlaubnis zur Rückkehr nach
+Egypten erbat, und da auch die Zulus erklärten, nach Ablauf ihres
+dreijährigen Kontrakt-Verhältnisses nicht mehr im Dienst bleiben zu
+wollen.</p>
+
+<p>Die Neuergänzungen sind von Major v. Wißmann in Egypten und
+Kompagnieführer von Perbandt um Massaua herum, endlich im Gebiet der
+Zulus von Inhambane aus vorgenommen worden, aber man erhielt nicht die
+erwünschte Zahl,<span class="pagenum" id="Seite_322">[S. 322]</span> da die Rekrutierung bei den Zulus, auf deren Gelingen
+man bestimmt gerechnet hatte, vollkommen scheiterte. Die Zulus, wird
+ferner gesagt, würden sich entschieden weigern, über ihre Verpflichtung
+hinaus, in der Schutztruppe zu verbleiben; es thut daher auf das
+dringendste not, sich nach anderem Material umzusehen.</p>
+
+<p>Sehr zu wünschen wäre die endliche definitive Herbeiführung einer
+Organisation der Artillerie, so zwar, daß unsere hiesigen Feldgeschütze
+als Positionsgeschütze auf den Küstenstationen, die 4,7 <span class="antiqua">cm</span>
+für die Stationen des Innern, und 3,7 cm und Maxim-Guns für die
+Expeditions-Artillerie dienen. Vor der Hand hat man darin noch gar
+keine Organisation.</p>
+
+<p>Der älteste Offizier der Kaiserlichen Schutztruppe, der des
+öfteren in den früheren Kapiteln erwähnt worden ist, zuletzt als
+Stellvertreter des Kaiserlichen Reichskommissars, <span class="antiqua">Dr.</span> Karl
+Wilhelm Schmidt, hatte die Oberführerstelle in der Truppe, d. i. die
+zweite Stabsoffizierstelle erhalten. Man hatte in der Truppe geglaubt,
+daß entweder der Oberführer, dessen Rückkehr nach längerem Urlaub
+in Deutschland im Oktober vorigen Jahres erfolgte, zum Kommandeur
+der Kaiserlichen Schutztruppe ernannt werden, oder daß ein hierzu
+geeigneter deutscher Stabsoffizier als Kommandeur herausgesandt
+werden würde. Das letztere wäre wohl möglich gewesen, da die
+Stelle des Kommandeurs der Schutztruppe eigentlich der Hauptsache
+nach eine Verwaltungs-Stellung ist und ihm die Fürsorge für das
+Offizier-Korps obliegt. Andererseits konnte sich ja zur Ausübung des
+praktisch-afrikanischen Dienstes der Kommandeur an die erfahrenen
+Wißmannschen Offiziere halten. Die Heraussendung eines Stabsoffiziers
+hätte also, wenn man dem <span class="antiqua">Dr.</span> Schmidt trotz seiner zweifellos
+auch großen militärischen Verdienste, — wir erwähnen bloß die
+Gefangennahme Buschiris, — das Kommando der Schutztruppe etwa
+prinzipiell nicht übertragen wollte, eine Enttäuschung im Offizierkorps
+nicht veranlaßt. Die Stelle des Verfassers als militärischer Beirat des
+Gouverneurs war von vornherein eine durchaus unhaltbare, da derselbe
+zwar mit dem Kommando der Schutztruppe im Namen des Gouverneurs
+beauftragt war, er der Anciennität nach aber im Offizier-Korps der
+Schutztruppe erst<span class="pagenum" id="Seite_323">[S. 323]</span> der viertälteste Offizier war. Dazu kam noch die
+Verschiedenartigkeit der Ansichten des Gouverneurs und des Verfassers.
+Der zwischen beiden hervortretende prinzipielle Gegensatz veranlaßte
+denn auch bald eine Änderung, so daß nach einem zwischen Daressalam
+und Berlin gepflogenen Depeschenwechsel der Kommandant des Kreuzers
+»Schwalbe«, Korvettenkapitän Rüdiger von dem Kommando der »Schwalbe«
+entbunden und zum Stellvertreter des Gouverneurs ernannt wurde. Von
+diesem erhielt Rüdiger insbesondere auch seine, des Gouverneurs
+Vertretung im Kommando der Schutztruppe, und die Geschäfte wurden vom
+Verfasser dem Herrn Kapitän Rüdiger übergeben. Rüdiger war zwar in
+afrikanischen Festlandsangelegenheiten gänzlich unerfahren, brachte
+aber ein großes Interesse unserer Kolonie entgegen und hat sich mit
+größtem Eifer seinem neuen Amt gewidmet.</p>
+
+<p>Der Verfasser, der als Beirat mit dem Gouverneur nur dann ersprießlich
+zusammenwirken konnte, wenn Übereinstimmung in den Ansichten herrschte,
+kehrte zunächst als Bezirkshauptmann nach Bagamoyo zurück, aber
+sein Gesundheits-Zustand, besonders die seit der letzten Expedition
+immer wiederkehrenden heftigen Erkrankungen an Malaria boten neben
+den inneren Gründen die äußere Veranlagung für eine zweimonatliche
+Beurlaubung nach Egypten zur Erholung. Dort angekommen wurde dem
+Verfasser nach dem Tode Gravenreuths in Kamerun die Übernahme der
+Gravenreuthschen Expedition telegraphisch angeboten. Er nahm dieselbe
+an und wurde telegraphisch nach Berlin befohlen. Hier machten jedoch
+wiederum Gesundheitsrücksichten seine Abreise nach Kamerun unmöglich,
+sodaß der ebenfalls nach Deutschland beurlaubte Kompagnie-Führer Ramsay
+die Führung der Expedition erhielt, während der Verfasser im Februar
+1892 nach Ablauf seines Kommandos bei der Schutztruppe auf den beim
+Reichskanzler eingebrachten Antrag des Gouverneurs aus der Schutztruppe
+ausschied.</p>
+
+<p>Das letzte Jahr riß auch außerdem große Lücken in den Reihen der
+früheren Offiziere Wißmanns; von den im Frühjahr 1889 herausgegangenen
+Offizieren gehören zur Zeit nur noch folgende Herren der Schutztruppe
+an:</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_324">[S. 324]</span></p>
+
+<div class="blockquot">
+
+<p>Frhr. v. Eberstein, Leue, Johannes, von Perbandt, von Sivers (dieser
+war als Fachmann unter Wißmann stets nur zur See verwandt worden);
+von den später eingetretenen Offizieren der früheren Wißmannschen
+Schutztruppe sind noch im Verbande der Kaiserlichen Schutztruppe die
+Herren Fischer, Langheld, Herrmann, Scherner, Podlech, von Elpons,
+Prince.</p>
+</div>
+
+<p>Von den Ressortchefs ist einer an der Spitze seines Ressorts
+verblieben, Oberarzt <span class="antiqua">Dr.</span> Becker, der Chef des Sanitätswesens in
+Ostafrika.</p>
+
+<p>Die Oberführerstelle in der Kaiserlichen Schutztruppe ist in neuerer
+Zeit auf den seit einem Jahr in Ostafrika an anderer Stelle thätig
+gewesenen Major Frhr. v. Manteuffel übergegangen.</p>
+
+<p>Es mögen noch die Veränderungen in der Organisation der Schutztruppe
+Erwähnung finden, welche innerhalb der letzten Zeit stattgefunden haben
+und mit dem 1. März in Kraft traten.</p>
+
+<p>Die Kaiserliche Schutztruppe wurde in die eigentliche Schutztruppe
+und eine Polizeitruppe geteilt, von denen die erstere zur Besetzung
+der Stationen im Innern und zur Begründung neuer Stationen, ferner zu
+Expeditionszwecken, die letztere zur Besetzung und Aufrechterhaltung
+der Ordnung an der Küste dient.</p>
+
+<p>Der Etat für die Kaiserliche Schutztruppe bezog sich nicht auf diese
+allein, sondern auch auf die Polizeitruppe, einschließlich des
+europäischen Personals derselben, soweit dies aus der Kaiserlichen
+Schutztruppe entnommen war. Die Stärke der Polizeitruppe, deren
+Mannschaften aus der Kaiserlichen Schutztruppe entnommen wurden,
+betrug 405 Mann, die sich auf die Bezirke nunmehr in folgender Weise
+verteilten: Bezirksamt Tanga mit dem Bezirks-Nebenamt Pangani 100
+Mann; Bagamoyo, dessen Nebenamt Sadani in gleicher Weise wie im Süden
+Mikindani vom Gouverneur aufgehoben und in eine einfache Zollstation
+verwandelt war, 95; Daressalam 45; Kilwa 85; Mgau 80 Mann.</p>
+
+<p>Die den Bezirksämtern vorstehenden Bezirkshauptleute und der Vorsteher
+des Nebenamtes Pangani sollten ursprünglich aus dem Offizierbestande
+der kaiserlichen Schutztruppe entnommen<span class="pagenum" id="Seite_325">[S. 325]</span> werden und ebenso wie die
+ihnen beigegebenen europäischen Unteroffiziere als zur Übernahme
+einer Zivilstelle abkommandierte Militärpersonen gelten. Sie sollten
+in disciplinarer Beziehung aus dem militärischen Befehlsbereich der
+kaiserlichen Schutztruppe ausscheiden und allein dem kaiserlichen
+Gouverneur unterstehen. Diese Anordnung ist zweifellos als ein
+Fortschritt zu bezeichnen, da hiermit der vorher erwähnte Mißstand der
+doppelten Unterordnung derselben Personen wenigstens in den meisten
+Beziehungen aufhört.</p>
+
+<p>Für notwendige kriegerische Operationen an der Küste, für die
+die Polizeitruppe zu schwach ist, wurden Bestimmungen über das
+Zusammenarbeiten der kaiserlichen Schutztruppe und der Polizeitruppe
+getroffen. Aber gerade wegen der zur Zeit noch lange nicht genügenden
+Stabilität in den ostafrikanischen Verhältnissen, selbst an der Küste,
+erscheint dem Verfasser eine derartige Vermischung der civilen mit der
+militärischen Ordnung noch verfrüht. Gewiß würde eine rein militärische
+Organisation vorzuziehen sein, wie sie zu Wißmanns Zeiten bestand, wo
+allerdings nicht nur gediente Militärs, sondern auch örtlich erfahrene,
+brauchbare Personen als Offiziere, Unteroffiziere und Beamte in die
+Schutztruppe eingestellt wurden. Letzteres mag den für eine kaiserliche
+Truppe geltenden Normen widersprechen, aber es ist in Ostafrika, wo
+außergewöhnliche Verhältnisse herrschen, zur Zeit angebracht.</p>
+
+<p>Die eigentliche Schutztruppe wurde durch die erwähnte Verfügung nach
+Ausscheidung der Polizeitruppe in 6 Kompagnien eingeteilt, hierunter
+2 Zulukompagnien (die Entladung sämtlicher Zulus nach Ablauf ihres
+Kontraktes steht wohl nahe bevor) und 4 Sudanesen-Kompagnien. In die
+letzteren wurden zum Teil auch eingeborene Soldaten mit eingestellt.
+Die erste dieser Sudanesen-Kompagnien dient für die Besatzung des
+Kilimandscharo-Gebietes und der nördlichen Karawanenstraße bis
+Masinde. Diese Kompagnie soll eine neue Station bei Gonja begründen
+und das Gros derselben soll daselbst garnisoniert werden. Die zweite
+Kompagnie hat ihren Stamm in Bagamoyo und giebt die Besatzung für
+Tabora und die Stationen am Viktoriasee ab. Die erwähnten Stationen
+des Innern sollten sich nebenbei durch Anwerbung von Eingeborenen<span class="pagenum" id="Seite_326">[S. 326]</span>
+verstärken. Die dritte Kompagnie (Zulukompagnie) dient für die
+Besatzung der neu begründeten Station Kilossa und der Station Mpapua
+mit dem Stabe in Kilossa; die vierte Kompagnie (Sudanesen-Kompagnie)
+besetzt die neubegründete Station Kisaki; die fünfte Kompagnie dient
+als Bereitschafts-Kompagnie für den Süden mit dem Stabsquartier in
+Kilwa und einem Unteroffizier-Posten in Lindi; die sechste Kompagnie
+(Zulukompagnie) als Bereitschafts-Kompagnie im Norden mit dem
+Stabsquartier in Daressalam.</p>
+
+<p>Ferner sind noch 50 Mann der Schutztruppe unter Lieutenant Graf von
+Hessenstein nach Ugogo abmarschiert, um dort am Sitz des Oberhäuptlings
+eine Station zu gründen; von Kilossa und Kisaki aus will man noch
+Nebenstationen begründen. Die Besetzung resp. die Neubesetzung von
+Stationen im Innern ist, zunächst im allgemeinen betrachtet, sehr
+erwünscht und trägt, wenn die Stationen stark besetzt sind, einem
+entschiedenen Bedürfnis Rechnung. Die Stationen sind an grade für den
+Verkehr höchst wichtigen Plätze angelegt und dienen, — aber immer
+unter der Voraussetzung, daß sie genügend stark sind, — alsdann gegen
+die erfahrungsgemäß fast alljährlich wiederkehrenden kriegerischen
+Einfälle der Räuberstämme.</p>
+
+<p>Trotzdem erscheint uns unter den bestehenden Verhältnissen diese
+Verteilung der Schutztruppe und die Begründung so vieler Stationen im
+Innern zur Zeit nicht angebracht; denn durch die Einrichtung eines
+Stationsgürtels im Innern ist allerdings der Lieblingsgedanke des
+Gouverneurs, die Schutztruppe nach Möglichkeit von sich zu entfernen,
+durchgeführt worden, aber man ist nicht mehr so wie früher in der Lage,
+ein starkes Expeditionskorps schnell zu formieren, um es an bedrohter
+Stelle einzusetzen.</p>
+
+<p>Der Gouverneur von Soden ist der Ansicht, daß 4 Kompagnien farbiger
+Soldaten, die auf einzelne Plätze des Innern verteilt sind, eine
+Macht darstellen, welche die über 90 deutsche Meilen lange Küste oder
+wenigstens deren nördliche Hälfte sichern kann. Die älteren Offiziere
+der Schutztruppe haben sich bewogen gefühlt, auf die Gefahr einer
+solchen Zersplitterung der Kräfte, wie sie das neue System mit sich
+brachte, hinzuweisen, doch ihre Bedenken sind ungehört<span class="pagenum" id="Seite_327">[S. 327]</span> geblieben; im
+Gegenteil, man dürfte es ihnen zum Teil vielleicht verargt haben und
+sie es haben empfinden lassen, daß sie als subalterne Offiziere ihre
+Überzeugung frei ausgesprochen haben, im Interesse einer Sache, für die
+sie Leben und Gesundheit einsetzten.</p>
+
+<p>Bei der geringen Stärke der Besatzungen unserer neuangelegten
+Stationen reicht die Macht derselben, gerade wenn man den Charakter
+der Mafiti- und Massai-Stämme in Rechnung zieht, nicht weit. Wenn
+wir Kisaki als Beispiel nehmen, so kann im günstigen Falle durch
+diese Station die östlich gelegene Missionsstation Tununguo, auch
+allenfalls die Karawanenstraße am Gerengere gesichert werden. Doch
+sind immerhin noch Einfälle der Mafiti von der andern Rufidji-Seite
+her ins südliche Usaramo möglich, von wo aus sie weiter nach der
+Küste hin vordringen können. Ähnlich liegen die Verhältnisse bei den
+andern Stationen in Kilossa und am Kilimandscharo, und dann ist, wenn
+Beunruhigungen an der Küste durch die erwähnten Stämme in größerem
+Maße stattfinden, das zur Verfügung stehende Expeditionskorps aus den
+beiden Bereitschafts-Kompagnien unter Umständen viel zu schwach, um
+namentlich, wenn es sich um ein Eingreifen in entferntere Gegenden
+handelt, mit Nachdruck aufzutreten; auch sind ja Niederlagen im
+Innern gerade bei der schwachen Besatzung der Stationen nicht
+ausgeschlossen; und jede etwaige Niederlage erfordert einen ganz
+bedeutenden Mehraufwand an Kräften, um sie wieder wett zu machen. Das
+Zusammenbringen eines starken Expeditionskorps wird nach der jetzigen
+Dislokation der Schutztruppe ohne totale Entblößung der Küste und der
+erreichbaren Stationen nicht möglich sein.</p>
+
+<p>Die neue Dislokation der Truppen hätte der Ansicht des Verfassers nach
+zur Vorbedingung eine Vermehrung der Schutztruppe um mehrere hundert
+Soldaten haben müssen; dann allerdings hätte man die Neuordnung mit
+Freuden als großen Fortschritt begrüßen können, wie ja auch — aber
+immer unter dieser Voraussetzung — von uns die Begründung mehrerer
+Stationen gewünscht worden war.</p>
+
+<p>In den Bestimmungen über die Polizeitruppe ist vorgesehen, daß
+die Bezirks-Hauptleute dem Etat an Offizieren<span class="pagenum" id="Seite_328">[S. 328]</span> der Kaiserlichen
+Schutztruppe entnommen werden sollen. In Wirklichkeit scheint indes
+der jetzige Gouverneur danach zu streben, diese Posten allmählich
+mit Juristen zu besetzen. Darauf weist die Verwendung des Kanzlers
+als Bezirkshauptmann des durch seinen Handel und Verkehr wichtigsten
+Küstenplatzes Bagamoyo hin, ebenso die im letzten halben Jahr nach
+Ostafrika erfolgte Heraussendung von Juristen. Eine solche Maßnahme
+kann dem Verfasser bei der wie gesagt noch nicht genügend erscheinenden
+Stabilität der Verhältnisse nur als unzeitgemäß erscheinen. Etwas
+anders ist es, wenn sich die eingeborene Bevölkerung etwas mehr an
+die seit vorigem Jahre erfolgte Neuordnung der Dinge in Ostafrika
+gewöhnt haben wird. Aber auch dann müssen die Juristen an Ort und
+Stelle praktischer erzogen werden, wie es bis jetzt geschieht, wo
+sie zum Teil mit ziemlich bedeutenden gesellschaftlichen Ansprüchen
+nach Ostafrika hinkommen und dort lediglich mit ihrer Kenntnis
+der Jurisprudenz und mit dem Strafgesetzbuch alle Schwierigkeiten
+bewältigen zu können glauben. Giebt man ihnen Gelegenheit, unter einem
+erfahrenen Stationschef in jeder Weise thätig zu sein und mit den
+Eingeborenen in Fühlung zu bleiben, überträgt man ihnen z. B. auf den
+großen Handelsplätzen, wie Bagamoyo, die Kontrolle bei den Karawanen,
+die bisher von vielen der Herren nur zum Zweck der Bereicherung ihrer
+ethnographischen Sammlungen betrachtet wurden und mit denen von
+einzelnen nur ein Verkehr vom Standpunkt der vornehmen Überlegenheit
+gepflogen wurde, so wird, wenn hierdurch die Neulinge Gelegenheit
+haben, auch die örtlichen Verhältnisse besser kennen zu lernen, die
+gewonnene Kenntnis der Volksanschauung im Verein mit ihrer Fachbildung
+sie zu äußerst wertvollen Beamten machen.</p>
+
+<p>Ähnliches ist, nebenbei bemerkt, über die Ausbildung der neu nach
+Ostafrika gesandten Offiziere zu sagen. Je mehr diesen Gelegenheit
+geboten wird, möglichst mit der Bevölkerung dienstlich in Berührung
+zu kommen (Beiwohnen beim Schauri, Beaufsichtigung der Karawanen,
+Überwachung des Arbeitsdienstes, wie besonders Anlage neuer Stationen,
+Verkehr auf Expeditionen), besonders wenn sie selbst schaffend thätig
+sein können und nicht nur schablonenmäßig die Truppe in einer<span class="pagenum" id="Seite_329">[S. 329]</span> fertigen
+Station exerzieren, desto mehr werden sie nicht nur in militärischer
+Hinsicht, sondern auch im allgemeinen brauchbare Beamte werden,
+man kann sagen um so mehr, in je unfertigeren Verhältnissen sie in
+Ostafrika aufgewachsen sind.</p>
+
+<p>Die übrigen im Laufe des vergangenen Jahres von Herrn v. Soden
+getroffenen Maßnahmen beziehen sich zunächst auf die Verlegung des
+Schwerpunktes der Regierung von Bagamoyo nach Daressalam. Begründet war
+dies durch die äußerst ungünstige Rhede von Bagamoyo, wo ein Anlaufen
+der Hauptdampfer ausgeschlossen war.</p>
+
+<p>Es war in der letzten Zeit von Wißmann das Auskunftsmittel gewählt
+worden, Bagamoyo als Hauptsitz des Kommissariats zu halten, dagegen
+Daressalam als Hauptdepot und als Hauptplatz für die Flottille zu
+belassen. Wißmann selbst hatte deswegen den Schwerpunkt nach Bagamoyo
+verlegt, weil er, nachdem wir leider auf Sansibar verzichten mußten,
+von Bagamoyo aus noch am besten die Verhältnisse in der Hand behalten
+konnte. Hier laufen ja von den beiden großen Seen, vom Nyanza und
+dem Tanganjika, sowie aus dem Hinterlande unseres Gebietes alle Fäden
+zusammen, hier stand also der Reichskommissar persönlich mitten im
+gesamten afrikanischen Verkehr, wie er in gleichem Maße an keinem
+andern Platze der gesamten Ostküste Afrikas stattfindet. Der Ansicht
+des Verfassers nach ist es notwendig, in Bagamoyo zu residieren, wenn
+man den Schwerpunkt seiner Aufgabe in der Kolonie selbst sucht.</p>
+
+<p>Wenn man hingegen meint, der Verbindung nach Europa, dem Verkehr mit
+der deutschen vorgesetzten Behörde die größere Rücksicht schuldig zu
+sein, dann ist allerdings wegen der regen Verbindung mit der Heimat
+Daressalam der rechte Platz, und liegt dann naturgemäß die Handhabung
+des Verkehrs mit dem Innern in den Händen des Bezirks-Hauptmanns von
+Bagamoyo. Daß nun gerade das letztere der Gouverneur nicht wünschte,
+sondern daß er sich alle mögliche Mühe gab, den Verkehr nach Daressalam
+zu ziehen auf Kosten von Bagamoyo, um als äußerst rühriger, thätiger
+Mann, der er ist, selbst alles in die Hand zu bekommen, ist ja
+begreiflich, aber unpraktisch. Der inner-afrikanische Verkehr<span class="pagenum" id="Seite_330">[S. 330]</span> kann
+nach Daressalam nur auf zweierlei Weise gezogen werden: entweder durch
+Einrichtung eines direkten Verkehrsweges von Daressalam bis weit ins
+Innere hinein, wie wir in einem der früheren Kapitel erwähnten, oder
+durch Gewalt. Ob letztere, selbst den Fall angenommen, daß wir immer
+in der Lage wären, sie faktisch anwenden zu können, ratsam ist und
+nicht vielleicht dazu dient, den Verkehr von unserer Küste überhaupt
+abzulenken, erscheint zum mindesten recht zweifelhaft.</p>
+
+<p>Solche kleinen Abstecher, wie sie der Gouverneur z. B. voriges Jahr in
+das für den Verkehr höchst unbedeutende Usaramo mit seinen geradezu
+erbärmlichen Bewohnern, den Wasaramo, gemacht hat, einige Meilen weit
+bis an den Kingani, können hierfür nicht das geringste zu Wege bringen.
+Sie geben nur falsche Vorstellungen in Europa, besonders wenn lange, im
+Mißverhältnis zur Wichtigkeit stehende Berichte darüber veröffentlicht
+werden, fördern den Verkehr jedoch nicht im mindesten. So lange die
+Inder entweder in Bagamoyo, oder wie es meistens der Fall ist, in
+Sansibar selbst den Handel mit den Karawanen in der Hand haben, sind
+die Leute auf Bagamoyo angewiesen, von wo aus die Verschiffung ihrer
+Waren auf der allerdings miserablen, aber für den Dhau-Verkehr wegen
+der geringen Entfernung von Sansibar höchst bequemen Rhede vorteilhaft
+ist.</p>
+
+<p>Auch die in den letzten Monaten viel erwähnte, angeblich vom Gouverneur
+erst geschaffene Postverbindung von Daressalam nach dem Innern erweckt
+hier in der Heimat falsche Vorstellungen. Eine Postverbindung hat auch
+früher meistens, in den letzten Jahren immer, bestanden. Entweder die
+französische Mission zu Bagamoyo oder der Inder Sewa Hadji beförderten
+die Postsachen in regelmäßigen Zeiträumen nach dem Innern, oder es war
+wie in den letzten Jahren Aufgabe des Bezirkshauptmanns von Bagamoyo,
+einen regelmäßigen Postverkehr aufrecht zu erhalten. Der letztere hatte
+hierzu in Bagamoyo die beste Gelegenheit, da eben hier, wie erwähnt,
+alle Karawanen hinkamen und so wie so ein lebhafter Verkehr zwischen
+diesem Küstenplatz und dem Innern bestand. Jetzt ist die Besorgung der
+Posten einer ziemlich neuen Firma in Daressalam übertragen. Aber die
+Angestellten dieser<span class="pagenum" id="Seite_331">[S. 331]</span> Firma haben nicht die Beziehungen zu den Leuten,
+wie sie z. B. die französische Mission und die dortigen Inder, oder wie
+sie in erster Linie der Bezirkshauptmann von Bagamoyo hat. Es sind also
+in die Zuverlässigkeit dieser Art der Postverbindung starke Zweifel zu
+setzen. Der Umstand, daß die Briefträger uniformiert und so äußerlich
+kenntlich sein sollen, thut wenig zur Sache, ist unter Umständen sogar,
+wenn, wie häufig, im Innern nicht überall völlige Ruhe herrscht,
+nachteilig.</p>
+
+<p>Besondere Erwähnung mag noch die rege, in Daressalam seit Einrichtung
+des Gouvernements naturgemäß entfaltete Bauthätigkeit finden, durch
+die, wie durch eine für diesen Platz vom Gouverneur vorgeschriebene
+Bauordnung Daressalam auch äußerlich ein gutes Aussehen erlangt
+hat. Man kann sagen, der Ort macht heute den Eindruck einer kleinen
+europäischen Villenstadt.</p>
+
+<p>Auf eine Reihe von Erlassen des Kaiserlichen Gouverneurs muß fernerhin
+an dieser Stelle hingedeutet werden, welche den löblichen Zweck
+hatten, die Einnahmen der Kolonie zu vermehren. Neben der Übernahme
+des Zolles, der aus den Händen der ostafrikanischen Gesellschaft an
+das Gouvernement überging, und der natürlich nach wie vor, da ja die
+Inder, Araber und Eingeborenen daran gewöhnt sind, willig bezahlt
+wurde, den man sogar leicht, ohne auf großen Widerstand zu stoßen,
+zum Zwecke der Vermehrung der Einnahmen hätte erhöhen können, waren
+es Steuer-Verordnungen, die der Gouverneur im vorigen Jahre erließ.
+Diese Verordnungen, die in großer Eile den Organen des Gouverneurs an
+den verschiedenen Küstenplätzen zu publizieren befohlen wurde, zeigten
+sich als durchaus unangebracht. Sie riefen eine große Mißstimmung unter
+der davon betroffenen Bevölkerung hervor, weil sie neben einer zu
+großen, sehr in die Augen fallenden Belastung einzelner Personen den
+bestehenden Verkehr in manchen Beziehungen bedeutend erschwerten.</p>
+
+<p>Die Verordnungen bezogen sich auf die Ausschreibung einer Hafengebühr
+für Dhaus, auf Einführung einer nach dem Umsatz, nicht nach dem Ertrag
+berechneten Handelssteuer, einer Schankgebühr, welche letztere wir
+allerdings als vollkommen<span class="pagenum" id="Seite_332">[S. 332]</span> berechtigt anerkennen möchten und einer
+Gebühr für das Schlagen von Bauhölzern. Da indes zum großen Teil diese
+Projekte als undurchführbar wieder fallen gelassen sind, so sei nicht
+weiter hierauf eingegangen. Bezüglich des Handels suchte uns der
+Kongostaat dadurch Konkurrenz zu machen, daß von seinen Beamten an
+unserer Westgrenze, Zölle für die in unser Gebiet eingeführten Waaren,
+besonders das Elfenbein, erhoben wurden. Dies machte sehr viel böses
+Blut bei den Arabern gegen den Kongostaat; die Araber zu Bagamoyo
+trugen ihre Beschwerden dem Verfasser vor, der, da dieselben ihm gegen
+internationale Abmachungen zu verstoßen schienen, sie weitergab; doch
+scheint darauf hin nichts weiter von unserer Seite erfolgt zu sein.</p>
+
+<p>Die Bestrebungen des Gouverneurs zielen natürlich nur auf das Beste
+der Kolonie ab, es fehlt ihm aber nach der Ansicht des Verfassers die
+nötige Vorkenntnis der speziellen ostafrikanischen Verhältnisse.</p>
+
+<p>Eine größere Rücksichtnahme auf die mächtigen, einflußreichen Faktoren
+in der Bevölkerung, wie die Araber, würden wir dringend wünschen, denn
+man kann sich, namentlich wenn man nicht über einen großen Geldsack
+und über große Kräfte zu verfügen hat, nicht so ohne weiteres über
+sie hinwegsetzen, sondern muß mit ihnen, die Einfluß im Lande haben,
+wie mit den größeren mächtigen Häuptlingen und mit den kommerziellen
+Regenten, den Indern, rechnen. Der Handel ist ihnen nicht mit
+Redensarten zu entziehen, (außer wenn man ihn überhaupt zurückbringen
+will,) und man kann sich gerade, wie uns dies Wißmann gezeigt hat,
+durch solche Rücksichtnahme manche Opfer ersparen und viele Erfolge
+erringen. Daß der Gouverneur selbst bei den Machthabern des Landes, den
+Arabern und den Häuptlingen, gar nicht beliebt ist, muß sehr bedauert
+werden, denn nirgends kommt es so sehr wie in Afrika auf das Renommee
+der Persönlichkeit an.</p>
+
+<p>Der Gouverneur selbst arbeitet mit ungeheurer Rührigkeit, aber
+allein, und weist jede Hülfe erfahrener Leute von der Hand, hält jede
+Beeinflussung durch solche mißtrauisch fern und von den an Ort und
+Stelle erfahrenen Beamten holt Herr von Soden nur dann Rat ein, wenn
+er annimmt, daß<span class="pagenum" id="Seite_333">[S. 333]</span> die Ratschläge in seinem Sinne ausfallen; auch weiß
+er die wirklichen Kenner des Landes von den partiellen Kennern nicht
+zu unterscheiden; er, wie auch in Deutschland die Leute, scheeren
+so oft alle, die längere Zeit in Ostafrika waren, betreffs ihrer
+Urteilsfähigkeit über einen Kamm. Es kann jedoch jemand lange Jahre
+an einem toten, vom großartigen afrikanischen Handel abgeschlossenen
+Küstenplatz oder an einem fern den Hauptkarawanenstraßen gelegenen
+Platz im Lande gesessen haben, ohne in den Besitz einer Kenntnis der
+allgemeinen afrikanischen Verhältnisse gelangt zu sein. Solche Leute
+gehören zu den Theoretikern, die in ihrem Urteil erfahrungsmäßig fast
+stets von den Praktikern abweichen. —</p>
+
+<p>Schon hatte der Verfasser das Manuskript zu diesem Buche abgeschlossen,
+da trafen so wichtige Nachrichten aus unserem ostafrikanischen
+Schutzgebiet ein, daß er Veranlassung nimmt, die Vorgänge noch mit
+wenigen Zeilen zu streifen.</p>
+
+<p>Am Kilimandscharo sind die Herren Kompagnieführer Freiherr von Bülow
+und Lieutenant Wolfrum den Heldentod gestorben. Der erstere war ein
+wegen seiner Tapferkeit, Pflichttreue und siebenjähriger afrikanischer
+Erfahrung hochgeschätzter, an den verschiedensten Plätzen bewährter
+Offizier, der letztere wurde, zwar bedeutend jünger im afrikanischen
+Dienst, von allen gleichgeschätzt, als Offizier, Kamerad und Mensch;
+beider Tod ist ein empfindlicher Verlust für die Schutztruppe. Leider
+fielen beide in einem für uns recht unglücklichen Gefecht bei Moschi
+am 10. Juni: Wolfrum während desselben, Bülow erlag den im Gefecht
+erhaltenen Verwundungen am Tage darauf.</p>
+
+<p>Zu Moschi war im November v. J. Meli seinem Vater Mandara nach dessen
+Tode in der Herrschaft gefolgt. Während Mandara stets ein zuverlässiger
+Freund der Deutschen gewesen war, der fremden Einfluß nicht aufkommen
+ließ, scheint sich sein Sohn ganz in die Hände der englischen
+Missionare gegeben zu haben; nach der Gründung der Station Marangu
+lebte Meli auch nicht mehr derartig unter den Augen der Deutschen,
+daß einer Schwenkung in seiner politischen Haltung hätte rechtzeitig
+vorgebeugt werden können.</p>
+
+<p>Aus Gründen, welche zur Zeit hier noch nicht genügend aufgeklärt sind,
+sah sich Herr von Bülow veranlaßt, gegen Meli<span class="pagenum" id="Seite_334">[S. 334]</span> vorzugehen. Da seine
+Kompagnie aber sehr verteilt war und da er wohl keine Aussicht hatte,
+vom Gouverneur von der Küste Verstärkungen zu erhalten, wagte er das
+Vorgehen gegen die kriegerischen Wadschagga zu Moschi anscheinend
+mit etwas geringen Mitteln. Auch scheint es, daß den Wadschagga
+Hinterladergewehre mit Munition durch die Engländer, vielleicht gar
+durch Vermittlung der englischen Mission, geliefert sind. Jedenfalls
+war das Gefecht bei Moschi ein für uns unglückliches; nach harten
+Verlusten mußten sich die Unsrigen zurückziehen, selbst die von Peters
+begründete Kilimandscharo-Station mußte aufgegeben werden; unsere
+Position am Kilimandscharo ist damit zur Zeit verloren. Man hat alles
+an Kräften, was man an der Küste noch zusammenbringen konnte, vereint,
+wie es scheint, ist die Küste sogar sehr von Truppen entblößt worden.
+— Es sind zwei Expeditionen, die eine unter dem an Ort und Stelle sehr
+erfahrenen, in Afrika wohl bewährten Kompagnieführer Johannes voran,
+die zweite unter dem neuen Oberführer der Schutztruppe, von Manteuffel,
+nachfolgend, von Tanga abgesandt, um den unzuverlässigen Häuptlingen
+die Lust zu weiteren Ausschreitungen zu benehmen und unsere Position im
+Innern wieder zu befestigen. Hoffentlich reichen die zusammengebrachten
+Kräfte dazu aus, den Kampf gegen Meli mit begründeter Aussicht auf
+Erfolg aufzunehmen und unser Ansehen wiederherzustellen.</p>
+<hr class="chap x-ebookmaker-drop">
+
+<div class="chapter">
+<p><span class="pagenum" id="Seite_335">[S. 335]</span></p>
+
+<h2 class="nobreak" id="17_Kapitel_(Schluss)">17. Kapitel. (Schluß.)<br>
+<span class="s6">Die Expedition Emin Paschas.</span></h2>
+</div>
+
+<div class="blockquot">
+<p>Gewinnung Emins für deutsche Dienste. — Charakter Emins. — Zwecke
+der Expedition. — Abmarsch. — Ankunft in Mpapua. — Kämpfe gegen die
+Wahumba. — Begegnung mit Dr. Peters. — Abmarsch von Mpapua mit v.
+Bülow. — Die Expedition schwenkt nach Tabora ab. — Vorverhandlungen
+daselbst durch den Belutschen Ismael. — Der Häuptling Sikke. —
+Vertrag Emins. — Seef ben Saad zum Wali gewählt. — v. Bülow geht
+nach Urambo. — Kämpfe Bülows und Langhelds mit den Wangoni. —
+Uramboleute als Hilfstruppen. — Langheld in Usongo. — Emin am
+Viktoria. — Aufbruch nach dem Westufer. — Gründung von Bukoba.
+— Stokes kommt mit Sigl nach Usongo. — Unglückliches Gefecht zu
+Tinde. — Langheld holt vom Viktoria Verstärkung. — Kämpfe gegen
+die Waniamuesi und Wangoni. — Stimmung der Araber zu Tabora. —
+Sigls Erfolge daselbst. — Marsch Langhelds nach Bukoba. — Langheld
+übernimmt die Stationen Bukoba und Muanza. — Emins und Stuhlmanns
+Weitermarsch nach dem Albert-Eduardsee und Momphu. — Sein Rückmarsch.
+— Schluß.</p>
+</div>
+
+<p>Bei der chronologischen Entwicklung der Ereignisse während und nach
+dem Aufstande, wie sie das vorliegende Buch darbietet, ist bisher eine
+Episode gänzlich außer Acht gelassen worden, eine Episode, welche
+gleichwohl in ihren Folgezuständen einen der wichtigsten Faktoren für
+die Weiterentwickelung der Kolonie darstellt und welche besonders auf
+die Maßnahmen des Gouvernements von wesentlich bestimmendem Einfluß
+gewesen ist: wir meinen die Expedition <span class="antiqua">Dr.</span> Emin Paschas.</p>
+
+<p>Schon früher ist verschiedentlich darauf hingewiesen worden, daß bei
+der Ankunft an der Küste der Pascha selbstverständlich, falls er
+nicht gänzlich auf seine Thätigkeit in Afrika zu verzichten wünschte,
+die von Seiten Englands ihm gemachten Vorschläge anzunehmen geneigt
+schien. Mußte doch England<span class="pagenum" id="Seite_336">[S. 336]</span> für ihn als die einzige in Afrika wirklich
+interessierte Macht gelten, war er selbst doch im Dienst Gordons seiner
+erfolgreichen Thätigkeit in der Äquatorialprovinz zugeführt worden.
+Aber diese Neigung zu England erlitt einen Stoß schon bei der Ankunft
+Emins in Mpapua. Hier trat ihm plötzlich eine neue Kolonialmacht
+entgegen; hier wehte die deutsche Flagge 300 <span class="antiqua">km</span> von der Küste
+entfernt; deutsche Offiziere und Unteroffiziere, schwarze Truppen in
+deutschen Diensten empfingen ihn. Auf unserm Marsch zur Küste hinunter
+war Gelegenheit genug, dem Pascha in eingehenden Gesprächen die
+Entwicklung unserer deutsch-ostafrikanischen Kolonie darzulegen, ihn zu
+überzeugen, daß sein eigentliches Vaterland als stärkster Nebenbuhler
+Englands auf dem afrikanischen Kontinent mit Erfolg erschienen sei.</p>
+
+<p>Für uns selbst mußte natürlich ein Name wie der Emin Paschas als eine
+überaus wichtige Erwerbung erscheinen. Die ganze zivilisierte Welt
+kannte ihn, die in Afrika beteiligten Mächte, der Kongostaat wie
+England, legten übereinstimmend einen überaus großen Wert auf seine
+Dienste. Was war da naheliegender, als daß wir unsererseits versuchten,
+den besten Kenner Innerafrikas, den in der Behandlung der Schwarzen
+und Araber äußerst gewandten Mann für uns zu gewinnen? Die beste
+Gelegenheit hierzu bot das Krankenlager Emins. Sein Zustand verbot
+von selbst die von englischen Freunden so überaus dringend gewünschte
+Überführung in ihre Hände. Vor den Augen des Genesenden entwickelte
+sich das gerade damals großartige Bild militärischen Lebens und
+beginnender Kulturarbeit auf unsrer größten afrikanischen Station.</p>
+
+<p>Dazu kam der wesentliche Einfluß einer Persönlichkeit wie Wißmann,
+mit dessen Charaktereigenschaften sich in diesem Falle noch die
+Bedeutung des selbständigen, erfolgreichen Afrikaforschers verband. So
+war die Überleitung der Gesinnung Emins von der englischen Seite zur
+deutschen gleichzeitig das Werk der Ereignisse und des Einflusses der
+Personen, welche ihn umgaben, nicht aber ohne weiteres ein freiwilliges
+Zurückkehren seinerseits zu seinem angestammten Vaterland. Eine bloße
+Übernahme des Pascha in den Dienst des Kommissariats<span class="pagenum" id="Seite_337">[S. 337]</span> war durch die
+Bedeutung seiner Persönlichkeit ausgeschlossen. Wenn er uns seine
+Dienste widmen sollte, so konnte dies nur geschehen durch eine direkte
+Genehmigung oder auf einen ausgesprochenen Wunsch des Auswärtigen Amtes
+in einer Stellung, welche ihn nicht, wie uns andre, dem persönlichen
+Dienst des Reichskommissars zuteilte. Wißmann wandte sich daher, wie
+bekannt, an die leitende Stelle in Berlin und erhielt von dieser die
+telegraphische Antwort: »Emin Paschas Dienste sind uns angenehm.«</p>
+
+<p>Es ist die Ansicht sehr verbreitet, als hätte Wißmann danach gestrebt,
+<span class="antiqua">Dr.</span> Emin Pascha in seinen Befehlsbereich, also zu seinem
+Untergebenen zu bekommen. Diese Ansicht ist irrig: Wißmann wünschte
+eine direkte Unterstellung des Pascha unter das Auswärtige Amt;
+<span class="antiqua">Dr.</span> Emin hingegen erbat wiederholt und dringend von Wißmann
+eine direkte Unterstellung seiner Person unter die Wißmanns, auch für
+spätere Zeit, und zwar begründete der Pascha dies in seiner mitunter
+kokett erscheinenden Bescheidenheit mit den größeren persönlichen
+Verdiensten Wißmanns. Es möge dies Faktum Erwähnung finden, um einer
+ungerechten Beurteilung Wißmanns vorzubeugen.</p>
+
+<p>Die Aufgabe, welche Wißmann durch den Pascha gelöst wissen wollte,
+basiert auf den eigentümlichen, man kann wohl sagen politischen
+Verhältnissen unserer Kolonie. Die Küste war in unsern Besitz
+zurückgebracht. Der große Karawanen-Knotenpunkt, welcher als äußerste
+Grenze der Küste betrachtet werden kann, war von uns besetzt. Aber
+diese Thatsachen konnten für die wirkliche Beherrschung der Kolonie
+durch uns immer noch nicht als allein ausschlaggebend angesehen werden,
+besonders dann nicht, wenn wir unsre Hauptaufgabe erfüllen, d. h.
+die handelspolitischen Fäden Inner-Afrikas in unsrer Hand vereinigen
+wollten. Diese Fäden liefen im Innern zusammen in den großen arabischen
+Handelscentren, wo hunderte mächtiger Kaufleute, ja, man kann sagen
+arabischer Herrscher ungeheure Gebiete in unserm eigenen Lande in
+ihrer Hand vereinigt hatten. Es schien sehr denkbar, daß die Araber
+des Innern durch die Beeinträchtigung des Sklavenhandels oder aus
+Furcht vor unserm Vorgehen an der Küste<span class="pagenum" id="Seite_338">[S. 338]</span> ihren Handel von nun an in
+andere Bahnen lenken würden, auch lag die Möglichkeit nahe, daß diese
+arabischen Centren im Innern, wenn wir nicht in einen direkten Verkehr
+mit ihnen traten, auf endlose Zeit hinaus die Quellen neuer Aufstände
+und Beunruhigungen sein würden. Ein militärischer Vorstoß nach diesen
+Punkten im Innern konnte gar nicht in Frage kommen. Zudem ließen es
+auch die bestehenden Verhältnisse als wahrscheinlich erscheinen, daß
+eine diplomatische Expedition, wenn dieselbe unter der Entfaltung einer
+immerhin in die Augen fallenden Macht auftrat, noch besser zum Ziele
+führen würde. Für eine solche Aufgabe war die Person Emin Paschas
+so geeignet, wie keine zweite. Als ganz erstrebenswerte Folge ergab
+sich außerdem, daß durch eine solche Expedition notwendig im Innern
+Interessen geschaffen werden mußten, welche von der Reichsregierung
+später in keinem Falle aufgegeben oder verleugnet werden konnten. Auf
+diesen Grundlagen baute sich die Aufgabe, welche Emin lösen sollte, auf.</p>
+
+<p>Der Entschluß, seine Dienste der deutschen Reichsregierung anzubieten,
+war von <span class="antiqua">Dr.</span> Emin noch auf seinem Krankenlager in Bagamoyo gefaßt
+worden. Nachdem die prinzipielle Genehmigung zur Expedition von Berlin
+erwirkt und die Mittel für dieselbe bewilligt waren, wurde mit Eifer
+an die Zusammenstellung der Expedition gegangen. Zwar hatte es nach
+der Genesung des Pascha den Anschein, als gewännen andere Einflüsse
+auf ihn wieder die Oberhand, zwar erklärte er mir nach erfolgter
+Zusammenstellung der Expedition zuletzt noch in Bagamoyo, er wolle
+diese mir, der ich ursprünglich als militärischer Führer für dieselbe
+in Aussicht genommen war, überlassen und selbst noch in Sansibar und
+Bagamoyo verweilen, schließlich aber willigte er doch ein, selbst die
+Expedition zu führen. Und dazu hatte Wißmann seinen ganzen Einfluß
+eingesetzt, denn es war klar, daß nur im Vertrauen auf den Pascha,
+seine Vergangenheit und seine außerordentliche Leistungsfähigkeit, die
+Genehmigung des Reichskanzlers zu dieser für damalige Verhältnisse
+weitausschauenden Expedition erteilt war.</p>
+
+<p>Es möge an dieser Stelle gestattet sein, den Charakter Emins, wie
+sich <em class="gesperrt">uns</em> derselbe in mehrmonatlichem Verkehr<span class="pagenum" id="Seite_339">[S. 339]</span> offenbarte,
+einige Worte zu widmen. Unbestritten ist von vornherein sein
+wissenschaftlicher Eifer und Ruhm. Ebenso unbestritten das
+organisatorische Talent, welches er während der dreizehn
+Verwaltungsjahre in der Äquatorialprovinz genügend bekundet hat. Uns
+Offizieren jedoch mußte ein Charakter wie der seine zunächst durchaus
+fremd gegenübertreten. Mag es nun in seinem langen Verkehr mit Arabern
+oder in angeborenen Charaktereigentümlichkeiten liegen, er zeigte in
+jedem Falle ein für unser Gefühl viel zu starkes Eingehen auf Wünsche
+aller Art, gleichviel von welcher Seite dieselben immer ausgesprochen
+wurden. Die übertriebene Höflichkeit und die vollkommene Unterordnung
+seines eigenen Willens unter den Ideengang viel jüngerer Männer, nicht
+nur Wißmanns, sondern auch weniger bedeutender Leute, kamen uns wie
+eine Art Schlaffheit, wie mangelndes Selbstbewußtsein vor. Dazu kam
+eine übergroße Reizbarkeit; der Charakter Emins ist dermaßen erregbar,
+daß unter Umständen ein verkehrtes Wort ihn dazu veranlassen konnte,
+daß er sich wie eine Schnecke in ihr Haus zurückzog. Leicht bezog er
+auch ein der Sache geltendes Urteil auf seine Person. Besonders in
+letzterer Hinsicht war der Verkehr mit ihm nicht ganz angenehm, denn
+Emin pflegte derartige Meinungsverschiedenheiten nicht so leicht zu
+vergessen. Das hier gefällte Urteil ist ja ein persönliches, aber es
+bringt das Empfinden zum Ausdruck, welches wir bis zum Abmarsch des
+Pascha fast ausnahmslos hatten.</p>
+
+<p>Eins aber muß ganz unbedingt von allen anerkannt werden: das ist die
+Thatsache, daß schließlich <span class="antiqua">Dr.</span> Emin trotz seiner schweren
+vorhergegangenen Krankheit, trotz seines 16jährigen Aufenthalts in
+Afrika sich schließlich, ohne die Heimat oder Egypten wiederzusehen,
+in den Dienst der deutschen Sache stellte, für die er nach kaum
+fünfmonatlichem Verweilen an der Küste den Marsch ins Innere wieder
+antrat, ohne doch durch eine Verpflichtung dazu genötigt gewesen
+zu sein. Und in der That ist die Expedition <span class="antiqua">Dr.</span> Emins von
+der einschneidendsten Bedeutung für die weitere Entwickelung
+Deutsch-Ostafrikas geworden. Das Verdienst, unser Ansehen im Seengebiet
+ausgebreitet zu haben, kommt der Expedition Emin Paschas zu.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_340">[S. 340]</span></p>
+
+<p>Der geeignetste Zeitpunkt für eine solche Expedition und ihre Aufgaben
+war die verhältnismäßig stille Zeit, welche nach der Beruhigung des
+Nordens und vor Wiedereroberung des Südens sich eingestellt hatte.
+Die Verhandlungen zwischen Wißmann und Emin führten zu dem Resultat,
+daß der Pascha Ende April mit den Offizieren Langheld und <span class="antiqua">Dr.</span>
+Stuhlmann, dem Feldwebel Kühne und dem Sergeant Krause, 100 Soldaten
+(Sudanesen, Zulus und Askaris), ferner 400 mit Vorderladern bewaffneten
+Trägern und einem kleinen 3,7 <span class="antiqua">cm</span> Geschütz von Bagamoyo
+aufbrechen sollte. Lieutenant Langheld war als Führer der Soldaten
+an Stelle des Verfassers getreten, da zwischen dem Pascha und diesem
+Meinungsverschiedenheiten Platz gegriffen hatten. Lieutenant <span class="antiqua">Dr.</span>
+Stuhlmann war dem Pascha als wissenschaftliche Stütze beigegeben.
+Beiläufig erwähnt, machte die Anwerbung der Träger sehr große
+Schwierigkeit. Sobald unsere englischen Freunde in Sansibar, denen
+wir bis zum letzten Augenblick die Zwecke und Personen der Expedition
+verborgen gehalten hatten, über die Sachlage im Klaren waren, setzten
+sie alles daran, die Expedition zu hintertreiben.</p>
+
+<p>Am 26. April 1890 marschierte die Expedition von Bagamoyo ab und
+traf in Mpapua mit der aus dem Innern kommenden deutschen Emin
+Pascha-Expedition unter <span class="antiqua">Dr.</span> Peters zusammen. Wegen der
+schlechten Jahreszeit — die Kingani- und Makataebene waren nach
+der großen Regenzeit ebenso wie das Mukondoguathal überschwemmt —
+hatten die Expeditionsmitglieder wie die Soldaten und Träger schon
+auf dem erstem Teil des Marsches viel unter klimatischen Krankheiten
+zu leiden und waren auch einige Verluste durch Tod zu verzeichnen.
+In Mpapua wurde von Seiten des dortigen Stationschefs Freiherrn von
+Bülow und Lieutenant Langheld mit den vereinigten Stations- und
+Expeditions-Truppen ein Zug gegen die Wahumba unternommen, die bei
+Kitangi geschlagen wurden.</p>
+
+<p>Am 19. Juni erfolgte zu Mpapua das Zusammentreffen mit Peters; am
+21. Juni marschierte nach erfolgter Reorganisation die Expedition,
+die in Mpapua drei Wochen geweilt hatte, nach Westen weiter. Der
+bisher in Mpapua stationierte Feldwebel Hoffmann ging von hier aus
+als Expeditionsmitglied<span class="pagenum" id="Seite_341">[S. 341]</span> mit, sollte aber leider nicht wieder aus dem
+Innern zurückkehren, da er später in Muanza verstarb. Ebenso schloß
+sich Herr von Bülow mit 25 Mann der Mpapuabesatzung an, um die Wagogo
+mit Hülfe Langhelds zu züchtigen; die Wagogo, besonders der gefürchtete
+Häuptling Makenge zu Uniamwira, waren in letzter Zeit besonders frech
+gewesen; <span class="antiqua">Dr.</span> Peters speziell hatte Kämpfe mit ihnen gehabt, in
+denen er siegreich gewesen war. Nun wurden sie ebenfalls von Bülow und
+Langheld wieder geschlagen; Bülow, der ursprünglich nur bis Uniamwira
+mitmarschieren wollte, wurde dort durch Krankheit an der Rückkehr nach
+Mpapua verhindert und verblieb in der Behandlung des Pascha, indem er
+zunächst in der Expedition weiter getragen wurde.</p>
+
+<p>Wenn, wie in Ugogo, Abteilungen der Expedition detachiert wurden für
+kriegerische Aktionen, zeigte es sich, daß die Sudanesen nie bei der
+Hauptexpedition des Pascha zurückbleiben, sondern stets Lieutenant
+Langheld, ihrem militärischen Führer, folgen wollten, trotzdem doch
+der egyptische Pascha und Gouverneur der Äquatorialprovinz ihnen näher
+stehen konnte; es war das Gleiche schon in Bagamoyo im Verhältnis
+der Sudanesen zum Pascha einerseits und zum Verfasser andererseits
+hervorgetreten. Es ist dies ein Zeichen der guten Disziplin unserer
+Sudanesen und der Anhänglichkeit an ihre militärischen Führer.</p>
+
+<p>Von Mpapua an traten bereits Verhältnisse ein, welche auf den weiteren
+Verlauf der Expedition bestimmend einwirkten und derselben eine
+ursprünglich nicht beabsichtigte Richtung gaben. Bei der Feststellung
+der Grundzüge für die Expedition hatte Wißmann dem Pascha gegenüber
+ausdrücklich den Wunsch ausgesprochen, daß Tabora, jenes wichtigste
+arabische Centrum im Innern, nicht berührt werden solle. Wißmann setzte
+dabei voraus, daß das Erscheinen einer so geringen Macht, wie sie
+dem Pascha zur Verfügung stand, doch niemals von einem nachhaltigen
+Erfolge auf die arabische Macht daselbst sein könne und daß daher nur
+unangenehme Weiterungen aus einer Besetzung Taboras entstehen würden.
+Der Reichskommissar selbst war auf keinen Fall in der Lage, bei irgend
+welchen Verwicklungen thatkräftig einzugreifen; auch konnte<span class="pagenum" id="Seite_342">[S. 342]</span> solch ein
+weiter militärischer Vorstoß nach dem Innern vorderhand gar nicht als
+Aufgabe des Kommissariats angesehen werden.</p>
+
+<p>Die Macht der Verhältnisse hat es schließlich anders gefügt. Emin,
+welcher ursprünglich nördlich von Tabora direkt nach dem Viktoriasee
+zu gehen beabsichtigte, wurde durch Trägermangel und notwendige
+Ergänzung der Tauschwaren gezwungen, von seiner Route abzubiegen
+und Tabora aufzusuchen. Da nun hier die politischen Verhältnisse,
+besonders die Stimmung der Araber, sich einer Verhandlung günstig
+zeigte, betrachtete es Emin als seine Aufgabe, in Tabora die deutsche
+Flagge aufzuhissen und einen förmlichen Vertrag abschließen. Hierbei
+hatte ein Abgesandter Wißmanns, der Belutsche Ismael aus Bagamoyo, dem
+Pascha die Wege geebnet. Dieser hatte große Handelsverbindungen in
+Tabora und war mit allen dortigen Arabern und Belutschen aufs Engste
+liirt. Er erschien daher als der geeignete Mann, so lange wir größere
+Machtmittel im Innern nicht aufwenden konnten, für uns zu wirken und
+es war Wißmann, der teils persönlich, teils durch Hauptmann Richelmann
+und den Verfasser mit ihm unterhandelt hatte, gelungen, Ismael zu
+gewinnen. Derselbe ging gerade mit einer Handelsexpedition nach Tabora
+hinauf und übernahm dabei die Aufgabe, die Araber zur Hissung der
+deutschen Flagge und zur Unterwerfung unter die deutsche Herrschaft
+zu bewegen; Ismael machte den Leuten klar, daß ihr eigenes Interesse
+auf unserer Seite läge, da sie doch kommerziell von der Küste abhängig
+wären, und sie da auch eventuell, wie der in einem früheren Kapitel
+erwähnte Fall Mohammed ben Kassim zeigte, gefaßt werden könnten. Die
+Araber waren durchaus geneigt, die deutsche Herrschaft ohne Rückhalt
+anzuerkennen, nicht so aber der von jeher aufs übelste berüchtigte
+Waniamuesihäuptling Sikke. Doch gelang es schließlich der Einwirkung
+der Araber und Ismaels, auch Sikke geneigter zu machen.</p>
+
+<p>Da Ismael bekannt wurde, daß die Expedition des Paschas sich Tabora
+näherte, bewirkte er, daß von den Arabern schließlich im Einverständnis
+mit Sikke, der zuerst gegen die Expedition getobt hatte, ein
+Einladungsschreiben an Emin<span class="pagenum" id="Seite_343">[S. 343]</span> Pascha abgesandt wurde, selbst nach Tabora
+zu kommen und dort die deutsche Flagge zu hissen; der Pascha, der bei
+den Arabern als Mohammedaner galt, hatte natürlich einen sehr guten
+Namen unter diesen.</p>
+
+<p>Ismael selbst ging dem Pascha entgegen, überbrachte ihm die
+Aufforderung der Araber und schilderte ihm die Lage der Dinge in
+Unianiembe. Der Pascha marschierte darauf nach Tabora und schloß
+daselbst am 1. August 1890 einen Vertrag mit den Arabern, in welchem
+diese die deutsche Oberhoheit in Unianiembe anerkannten und das Recht
+erhielten, selbständig einen Wali zu wählen. Falls später eine Station
+in Tabora angelegt würde, sollte der Wali wie in den Küstenstationen
+unter dem Befehl des Stationschefs stehen. Sklavenhandel und
+Sklavenjagden wurden ausdrücklich verboten. Der Sultan Sikke von
+Unianiembe zahlte eine Summe in Elfenbein und lieferte dem Pascha eine
+Mitrailleuse und ein Broncegeschütz aus. Die erstere hatte Sikke früher
+den Belgiern abgenommen, während das Broncegeschütz ein Geschenk Said
+Bargaschs an ihn war.</p>
+
+<p>Als Wali wurde in Tabora Seef ben Saad gewählt, der sich bis zum
+gegenwärtigen Augenblick als außerordentlich tüchtig und zuverlässig
+bewährt hat.</p>
+
+<p>Während des Aufenthaltes der Expedition zu Tabora, wo wieder eine
+Reorganisation derselben erfolgte, bedrängten die Wangoni stark die
+Uramboleute; es wurde daher der noch immer kranke Chef v. Bülow mit
+seinen aus Mpapua mitgenommenen 25 Mann nach Urambo abgesandt, zugleich
+auch in der Absicht, daß ihm dort in gesünderer Gegend Gelegenheit
+geboten würde, sich zu erholen. Die Wangoni drängten indes auch nach
+der Ankunft Bülows in Urambo immer mehr nach und berichtete Bülow an
+den Pascha, daß die ganzen Wangoni im Kriege gegen Urambo liegen. In
+Folge dessen sandte am 25. August <span class="antiqua">Dr.</span> Emin Pascha den Lieutenant
+Langheld mit Feldwebel Kühne und 70 Mann und den beiden von Sikke
+ausgelieferten Geschützen ab, um den Uramboleuten im Verein mit Bülow
+zu helfen. Es war verabredet worden, daß der Pascha mit <span class="antiqua">Dr.</span>
+Stuhlmann und dem anderen Teil der Expedition alsdann Langheld folgen
+wollte und sich die gesamte Expedition weiterhin in Usongo vereinigen
+sollte.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_344">[S. 344]</span></p>
+
+<p>Bülow und Langheld versuchten die Zwistigkeiten der Uramboleute
+und Wangoni im guten auszugleichen, doch vergeblich; nach vielen
+fruchtlosen Verhandlungen marschierten sie mit über 2000 Uramboleuten
+den Wangoni entgegen, die in den Tagen vom 9.-12. September vollständig
+geschlagen wurden. Die große Zahl der Uramboleute, welche sich in
+den Kämpfen vorzüglich benahmen, erwies sich als ein ausgezeichnetes
+Sicherungsmittel.</p>
+
+<p>Am 15. September traf die Expedition in Usongo ein. Der Pascha
+war indes Langheld nicht gefolgt, sondern war auf eine Bitte der
+französischen Mission in Bukumbi am 30. August von Tabora dorthin
+abgerückt, ohne irgendwelche Instruktion für eine Wiedervereinigung
+der Expedition zu erteilen; die von der Missionsstation erbetene
+Hülfe erwies sich zudem als nicht dringend. Der Pascha erreichte mit
+Stuhlmann den See Ende September in Bussisi gegenüber Bukumbi und
+brach von dort Ende Oktober, nachdem ein Einschreiten daselbst nicht
+notwendig gewesen war, nach dem Westufer des Sees auf; er selbst
+benutzte den Wasserweg, Stuhlmann den Landweg.</p>
+
+<p>Der Aufbruch beider war wiederum erfolgt, ohne eine Vereinigung der
+Expedition abzuwarten; Emin sandte nur Boten mit der Nachricht an
+Langheld zurück, daß die Expedition nach dem Westufer abmarschiert
+wäre, ohne jedoch eine Instruktion hinzuzufügen; auch hatte er für eine
+stetige rückwärtige Verbindung keine Sorge getragen; die Nachricht von
+den glücklichen Gefechten Bülows und Langhelds gegen die Wangoni hatte
+der Pascha erhalten. Am Westufer des Sees befaßte er sich mit Stuhlmann
+bis zum späteren Eintreffen Langhelds mit der Begründung der Station
+Bukoba.</p>
+
+<p>Inzwischen hatte Langheld den Feldwebel Kühne mit 40 Mann zum Pascha
+entsendet, da die Soldaten in Uniamuesi vor der Hand nicht notwendig
+waren. Langheld selbst wartete das Eintreffen des Irländers Stokes ab.
+Dieser, welcher im Inneren einen großen Elfenbeinhandel betrieb und der
+Schwiegersohn des Sultans Mtinginia von Usongo war, war von Wißmann in
+die Dienste des Reichskommissariats übernommen, um seinen bedeutenden
+Einfluß im Inneren für uns auszunutzen.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_345">[S. 345]</span></p>
+
+<p>Mit Stokes marschierte Lieutenant Sigl mit dem Sergeant Bauer, 17
+Soldaten und einem 4,7 <span class="antiqua">cm</span> Geschütz. Sigl war ursprünglich für
+die Begründung einer Station in Usongo ausersehen, da gerade durch den
+starken Rückhalt, den die Station an Mtinginia haben mußte, und die
+dadurch bewirkte Erweiterung der deutschen Interessen am besten die
+spätere Besetzung Taboras vorbereitet wurde.</p>
+
+<p>Die durch Emins Vertragsabschluß und Aufenthalt in Tabora veränderten
+Verhältnisse führten indes zur Begründung der Station Tabora durch
+Lieutenant Sigl. Stokes hielt es nach seiner Ankunft für notwendig,
+eine Ortschaft in der Nähe Usongos, Namens Tinde, zu züchtigen; er
+requirirte dazu die Hülfe Langhelds. Trotzdem Stokes jahrelang in
+Usongo seinen Wohnsitz hatte, war er über die nächsten Verhältnisse
+der benachbarten Ortschaften so wenig orientiert, daß er den in Tinde
+zu findenden Widerstand bedeutend unterschätzte. Langheld und Sigl
+marschierten mit nur 35 Mann dorthin, trafen auf stark befestigte
+Dörfer und sehr großen Widerstand und mußten sich mit einem Verlust
+von 10 Mann unter Mitnahme der Toten und Verwundeten in Folge
+Patronenmangels zurückziehen. Sigl selbst hatte einen Streifschuß am
+Kopf erhalten. Jetzt war die Lage kritisch geworden.</p>
+
+<p>In Urambo saß Frhr. von Bülow mit geringer Macht, in Usongo Langheld
+und Sigl mit einer in Folge des unglücklichen Gefechts verminderten
+Soldatenzahl. Instruktionen vom Pascha lagen, wie erwähnt, nicht vor.</p>
+
+<p>Nach reiflicher Erwägung mit Stokes und Sigl beschloß nun Langheld die
+Verbindung mit dem Pascha herzustellen. Er brach mit 20 der besten
+Schützen und reichlicher Munition von Usongo auf und marschierte durch
+das feindliche Gebiet zum See ab. Beim Eintreffen am See sandte er
+sofort Meldung an den Pascha, der daraufhin 50 Mann zur Unterstützung
+der südlichen Abteilung von Bukoba absandte.</p>
+
+<p>Die Abteilung stand unter der Führung eines farbigen Offiziers, da
+die beiden Unteroffiziere Hoffmann und Krause krank waren und daher
+beim Pascha und Stuhlmann zu Bukoba zurückbleiben mußten. Langheld
+marschierte nach dem Eintreffen der Verstärkung in Eilmärschen nach
+Usongo zurück.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_346">[S. 346]</span></p>
+
+<p>Am 5. Dezember traf er bei Stokes und Sigl ein und warf am 9. Dezember
+mit dem letzteren gemeinsam unter Verlust von 13 Toten und Verwundeten
+die vereinigten Wangoni und Waniamuesi nieder. In den nächsten
+Tagen wurde der Sieg durch weiteres Vorgehen gegen die Feinde noch
+ausgenutzt, die aber, nachdem ihr stärkstes Bollwerk gefallen war,
+nicht mehr Stand zu halten wagten.</p>
+
+<p>Es erfolgte nun die Begründung der Station Tabora durch Sigl und zwar
+zunächst unter wenig günstigen Vorzeichen. Denn es war gerade damals
+die Nachricht von einem sehr scharfen Vorgehen des <span class="antiqua">Dr.</span> Emin
+Pascha gegen einige Araber, die kurz vor seiner Ankunft am See sein
+Lager besuchten, aus Usukuma nach Tabora gedrungen.</p>
+
+<p>Die Angelegenheit ist zur Zeit noch nicht genügend aufgeklärt.
+Thatsache ist, daß das Vorgehen des Pascha gegen ihm bis dahin
+freundlich gesinnte Araber einen vollständigen Umschlag der Stimmung
+zu Tabora und sogar an der Küste gegen ihn und zeitweilig gegen uns
+alle bewirkte. Nichtsdestoweniger gelang es Sigl in Tabora durch sein
+äußerst geschicktes Verhalten und klugen Takt uns eine gute Position
+zu gründen; eine Stütze hatte er zuerst in dem Sergeant Bauer, der
+ihm daselbst beigegeben war. Zu statten kam Sigl der Waffenerfolg,
+den er und Langheld über die Waniamuesi und Wangoni errungen hatte;
+die Waniamuesi-Chefs wurden dadurch zur Annahme der deutschen Flagge
+bewogen und zur Anerkennung der deutschen Herrschaft. In den 1-1/4
+Jahren seines Aufenthalts zu Tabora hat es dann Sigl verstanden,
+niemals wesentliche Differenzen mit den Machthabern von Unianiembe
+aufkommen zu lassen. Er hielt sich dabei zunächst an den entschieden
+anständigeren Teil der Bevölkerung Unianiembes, die Araber, deren
+Sitten und Gebräuche er respektierte, die er durch taktvollen Verkehr
+ganz auf seine Seite zu ziehen und trotz seines notwendigen Lavierens
+doch in großem Respekt vor sich zu halten verstand.</p>
+
+<p>Die Araber repräsentieren — entgegen der Meinung der meisten Laien und
+Humanitätsfanatiker — zweifellos, wie erwähnt, den anständigeren Teil
+der Bevölkerung Unianiembes; denn die Waniamuesi betreiben, wogegen
+Europa ja besonders<span class="pagenum" id="Seite_347">[S. 347]</span> ankämpft, in viel größerem und grausamerem Maße
+den Sklavenhandel, führen fortwährende Kriege und stehen lange nicht
+auf dem kulturellen Standpunkt der Araber. Trotzdem verstand es auch
+Sigl, weitergehende Differenzen mit den Waniamuesi zu vermeiden; er
+hielt sich an den am meisten einflußreichen, freilich übelberüchtigten
+Häuptling Sikke zu Tabora und hat trotz der lächerlich geringen Stärke
+der Station diesen und die Waniamuesi stets im Schach zu halten gewußt.</p>
+
+<p>Nunmehr allerdings — die Drucklegung dieses Buches hatte schon
+begonnen — nach der Ablösung Sigls wissen wir, daß Kämpfe gegen den
+erwähnten Häuptling Sikke notwendig wurden und daß diese glücklich
+gewesen sind, da durch zufällig in Tabora anwesende Expeditionen
+des Ausführungskomitees der deutschen Antisklaverei-Lotterie die
+Stationstruppen erheblich verstärkt wurden. Nur durch diese wurde mit
+harter Mühe und Opfern der Sieg über Sikke erreicht. Die notwendigen
+Kämpfe führen uns aber unsere Schwäche in dem wichtigen Unianiembe vor
+Augen, sie zeigen, wie vorsorglich Wißmann war, als er ein vorzeitiges
+Engagement zu Tabora nicht wünschte. Die Ereignisse in Tabora mahnen
+uns dringend, unsere Position an den Seen zu verstärken, um die bislang
+erreichten Erfolge nicht zu verlieren. —</p>
+
+<p>Wenden wir uns nun wieder zur Expedition des <span class="antiqua">Dr.</span> Emin Pascha.
+Nach der vorerwähnten Bestrafung der Wangoni und Waniamuesi marschierte
+Lieutenant Langheld wieder zum See, woselbst er am 26. Januar 1891 sich
+mit dem Pascha und Stuhlmann vereinigte. Langheld erhielt die Leitung
+der vom Pascha angelegten Stationen Bukoba und Muanza, welche wichtige
+Verkehrscentren am See bilden.</p>
+
+<p>Am 12. Februar erfolgte der Abmarsch des Pascha und <span class="antiqua">Dr.</span>
+Stuhlmanns nach Westen hin mit ca. 40 Mann, dem 3,7 <span class="antiqua">cm</span>-Geschütz
+und einer entsprechenden Anzahl von Trägern. Lieutenant Langheld lehnte
+die Aufforderung des <span class="antiqua">Dr.</span> Emin Pascha, mit der Expedition weiter
+zu ziehen, ab mit der Begründung, daß ihm dies als deutschem Offizier
+unmöglich sei, da ein Vorgehen über den ersten Grad südlicher Breite
+verboten war.</p>
+
+<p><span class="pagenum" id="Seite_348">[S. 348]</span></p>
+
+<p>Wie Sigl zu Tabora, so hat es auch Langheld am Viktoriasee verstanden,
+trotz seiner geringen Macht, eine respektable Stellung durch Benutzung
+der Autorität der dortigen Häuptlinge, welche größeren, man kann
+sagen Staatswesen vorstehen, zu schaffen; das richtige Taktgefühl
+Langhelds zeigte sich außerdem besonders in seinem Auftreten den
+Franzosen und Engländern gegenüber; gelegentlich des letzten traurigen
+Religionskrieges in Uganda wurde Langhelds geschicktes Benehmen
+und sein gerechter Takt überall anerkannt, desgleichen der seines
+Untergebenen, des Feldwebel Kühne, der nach dem Tode des Feldwebel
+Hoffmann der Station Muanza vorstand.</p>
+
+<p><span class="antiqua">Dr.</span> Emin Pascha marschierte über Karagwe zum Albert-Eduardsee;
+von dort aus ist in der That ein Durchzug nach Kamerun geplant gewesen;
+derselbe scheiterte indes an der Meuterei der Träger, die wegen der
+Hungersnot in Momphu sich weiter zu gehen weigerten; die Landschaft
+Momphu ist das äußerste von der Expedition erreichte Gebiet. Emin wußte
+nicht, daß er sich dort in allernächster Nähe von schon vorhandenen
+belgischen Stationen befand, die ihm den Weitermarsch erleichtert
+hätten.</p>
+
+<p>Der Pascha marschierte mit Stuhlmann bis zum Albertsee zurück. Dann
+schickte er, als eine Pockenepidemie ausbrach, Stuhlmann mit den
+gesunden Leuten nach Bukoba voraus, wohin er langsam folgen wollte.</p>
+
+<p>Die von der Expedition erreichten politischen Erfolge sind dank auch
+der Thätigkeit der Stationschefs zu Tabora und Bukoba und dank der
+militärischen guten Führung, recht bedeutende und stehen in keinem
+Verhältnis zu der geringen Stärke der Expedition. Groß auch sind die
+Erfolge, besonders für die Wissenschaft, für die <span class="antiqua">Dr.</span> Emin schon
+so vieles in stiller, entbehrungsreicher Arbeit that. Möchte bald die
+Mitwelt Kunde von seinem weiteren Herannahen erfahren! —</p>
+
+<p>Major v. Wißmann ist heute nicht mehr der Leiter unserer afrikanischen
+Kolonie, aber die Pläne, welche ihn bei dem weiteren Ausbau unserer
+Macht daselbst geleitet haben und heute noch leiten, sind durch die
+Errungenschaften der Eminschen Expedition in ihrem Keim wenigstens
+dort angelegt. Wißmann<span class="pagenum" id="Seite_349">[S. 349]</span> hat es stets als Hauptaufgabe betrachtet,
+die Hilfsquellen des Landes, besonders den bestehenden Handel
+dauernd in unsere Hände zu bringen. Der Schwerpunkt dieses Handels
+aber liegt nicht an der Küste, sondern im Gebiet der Seen. Wenn
+wir diese zu beherrschen in der Lage sind, folgt der Handel an der
+Küste von selbst nach, und wir sind gleichzeitig in der Lage, unsere
+humanitären Aufgaben zu erfüllen und den Sklavenjagden im Innern
+<b>allmählich</b> ein Ende zu bereiten. Für die praktische Durchführung
+dieser Pläne und Absichten hat Wißmann sein Dampferprojekt entworfen.
+Ein deutscher Dampfer auf dem Viktoria würde in Verbindung mit einer
+genügenden Landmacht den thatsächlichen Einfluß unsererseits an den
+Ufern dieses Binnenmeeres, in den so reichen und hochkultivierten
+Ufer-Staaten desselben dauernd zu festigen im stande sein. Eine
+gute Schiffsverbindung würde uns die Mittel in die Hand geben, die
+Handelsbeziehungen um den See herum in unseren Stationen zu vereinigen.</p>
+
+<p>Wenn man dazu den Plan Gravenreuths, die Gründung einer deutschen
+Seengesellschaft mit lediglich handelspolitischer Tendenz sich
+vergegenwärtigt, so kann es jedem Freunde unserer Kolonie nur
+schmerzlich sein, daß ein Verständnis für die Großartigkeit des
+entworfenen Planes und für die zweifellose Durchführbarkeit desselben
+sich nur in geringem Maße gefunden hat.</p>
+
+<p>Der von Major v. Wißmann geplante Dampfer geht nun einen andern Weg.
+Über den Schire und Zambesi aufwärts soll er über den Nyassa und
+dann auf dem Landwege auf der berühmten von den Engländern für sich
+frei gehaltenen, aber leider nicht existierenden Stephensonroad zum
+Tanganjika gebracht werden. Ob es gelingen wird, die Schwierigkeiten
+dieses Transportes, besonders des Landweges zu überwinden, mag
+dahingestellt bleiben. Aber, mag der Dampfer nun auf dem Nyassa oder
+Tanganjika die deutsche Flagge zeigen, <em class="gesperrt">einen</em> wesentlichen Vorteil
+wird er uns immer bieten. Er wird uns zwingen, endlich auch an diesen
+beiden so überaus wichtigen zentralafrikanischen Seen, deren Bedeutung
+jedem anderen Volke, besonders unseren Wettbewerbern, klar ist, unsere
+Macht zum Ausdruck zu bringen. Ein deutscher Dampferverkehr auf
+diesen Seen hat aber nur dann einen Zweck,<span class="pagenum" id="Seite_350">[S. 350]</span> wenn Landstationen dafür
+den Stützpunkt bilden. Man scheint dieser Überzeugung in amtlichen
+Kreisen bereits zugänglich geworden zu sein; denn der Vorsitzende des
+Antisklaverei-Komitees, unter dessen Ägide der Wißmann-Dampfer seinen
+Weg angetreten hat, ist der Leiter unserer Kolonialabteilung, der mit
+warmem Herzen und klarem Verständnis unsere afrikanischen Interessen
+vertritt.</p>
+
+<p>Hoffen wir, daß dann auch der Mann, welchem wir die Wiedergewinnung
+Deutsch-Ostafrikas und die thatsächliche Errichtung unserer Macht
+verdanken, daß Wißmann dann wieder amtlich einen Wirkungskreis findet,
+wie er ihm durch seine bisherigen großen Erfolge und seine bedeutende
+Erfahrung zukommt.</p>
+
+<p>Uns allen aber, die wir längere Zeit in unserer ostafrikanischen
+Kolonie thätig gewesen sind, die wir an ihrer Begründung und ihrem
+Aufbau mitgeholfen haben, uns wird ja immer ein hohes, inniges
+Interesse an dieselbe knüpfen, auch dann, wenn sie, wie der Verfasser,
+nach mehreren schweren, im Kampf für die Sache erhaltenen Verwundungen
+ausgeschieden sind.</p>
+
+<p>Es bleibt uns nur zu wünschen übrig, daß auch auf dem neuerdings
+eingeschlagenen Wege dem jetzigen Gouverneur die Förderung unserer
+kolonialen Interessen, die Ausbreitung unserer Macht im Innern von
+Ostafrika möglich sei, zur Ehre und zum Wohle unseres deutschen
+Vaterlandes!</p>
+
+<figure class="figcenter illowe12" id="p350_deco">
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+</figure>
+
+<hr class="chap x-ebookmaker-drop">
+
+<div class="chapter">
+<p><span class="pagenum" id="Seite_351">[S. 351]</span></p>
+
+<h2 class="nobreak" id="Register">Register.</h2>
+</div>
+
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+ <img class="w100" src="images/w001_deco1.jpg" alt="deko">
+</figure>
+
+<p>(D.-O.-A. G. = Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft.)</p>
+
+<ul class="index">
+<li class="ifrst"> Abdallah, Sohn Bana Heris, <a href="#Seite_70">70</a>, <a href="#Seite_71">71</a>, <a href="#Seite_155">155</a>, <a href="#Seite_181">181-183</a>,
+ <a href="#Seite_317">317</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Abessinien, <a href="#Seite_264">264</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Achmed, Sultan von Witu, <a href="#Seite_269">269</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Aden, <a href="#Seite_48">48</a>, <a href="#Seite_75">75</a>, <a href="#Seite_86">86</a>, <a href="#Seite_89">89</a>, <a href="#Seite_291">291</a>.</li>
+
+<li class="indx"> »Adler«, Tender, <a href="#Seite_17">17</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Äquatorial-Provinz, <a href="#Seite_123">123-125</a>, <a href="#Seite_127">127-130</a>, <a href="#Seite_336">336</a>, <a href="#Seite_339">339</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Albert-Eduardsee, <a href="#Seite_348">348</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Albertsee, <a href="#Seite_124">124</a>, <a href="#Seite_127">127</a>, <a href="#Seite_129">129</a>, <a href="#Seite_348">348</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Albrecht, Lieutenant, <a href="#Seite_143">143</a>.</li>
+
+<li class="indx"> v. Anderten, Lieutenant, <a href="#Seite_5">5</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Antisklaverei-Antrag <i>Dr.</i> Windthorsts, <a href="#Seite_37">37</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Antisklaverei-Komitee, <a href="#Seite_347">347</a>, <a href="#Seite_350">350</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Araber, <a href="#Seite_2">2</a>, <a href="#Seite_15">15-17</a>, <a href="#Seite_22">22</a>, <a href="#Seite_23">23</a>, <a href="#Seite_29">29</a>, <a href="#Seite_31">31-33</a>,
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+<li class="isub1"><a href="#Seite_181">181</a>, <a href="#Seite_186">186</a>, <a href="#Seite_189">189</a>, <a href="#Seite_191">191</a>, <a href="#Seite_194">194</a>, <a href="#Seite_195">195</a>, <a href="#Seite_206">206</a>,
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+<li class="isub1"><a href="#Seite_260">260</a>, <a href="#Seite_267">267</a>, <a href="#Seite_268">268</a>, <a href="#Seite_272">272</a>, <a href="#Seite_280">280</a>, <a href="#Seite_281">281</a>, <a href="#Seite_310">310</a>,
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+<li class="isub1"><a href="#Seite_343">343</a>, <a href="#Seite_346">346</a>, <a href="#Seite_347">347</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Armenier, <a href="#Seite_203">203</a>.</li>
+
+<li class="indx"> v. Arnim, Lieutenant, <a href="#Seite_173">173</a>, <a href="#Seite_178">178</a>, <a href="#Seite_180">180</a>, <a href="#Seite_201">201</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Aruscha ju, Ortschaft, <a href="#Seite_246">246</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Aruscha Tschini, Station der D.-O.-A. G., <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_246">246</a>, <a href="#Seite_255">255</a>, <a href="#Seite_256">256</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Aruwimi-Fluß, <a href="#Seite_125">125</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Askari, <a href="#Seite_28">28</a>, <a href="#Seite_30">30</a>, <a href="#Seite_48">48</a>, <a href="#Seite_49">49</a>, <a href="#Seite_58">58-62</a>, <a href="#Seite_67">67</a>,
+ <a href="#Seite_100">100</a>, <a href="#Seite_102">102</a>, <a href="#Seite_159">159</a>, <a href="#Seite_160">160</a>, <a href="#Seite_165">165</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_166">166</a>, <a href="#Seite_170">170</a>, <a href="#Seite_340">340</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Auswärtiges Amt zu Berlin, <a href="#Seite_200">200</a>, <a href="#Seite_201">201</a>, <a href="#Seite_297">297</a>, <a href="#Seite_300">300</a>, <a href="#Seite_303">303</a>,
+ <a href="#Seite_336">336</a>.</li>
+
+
+<li class="ifrst"> Bagamoyo, <a href="#Seite_5">5</a>, <a href="#Seite_6">6</a>, <a href="#Seite_7">7</a>, <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_23">23</a>, <a href="#Seite_25">25</a>,
+ <a href="#Seite_27">27-31</a>, <a href="#Seite_48">48-54</a>, <a href="#Seite_57">57-59</a>, <a href="#Seite_61">61</a>, <a href="#Seite_63">63-65</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_67">67</a>, <a href="#Seite_71">71</a>, <a href="#Seite_73">73</a>, <a href="#Seite_74">74</a>, <a href="#Seite_78">78</a>, <a href="#Seite_79">79</a>, <a href="#Seite_87">87</a>,
+ <a href="#Seite_89">89</a>, <a href="#Seite_99">99</a>, <a href="#Seite_101">101</a>, <a href="#Seite_103">103-106</a>, <a href="#Seite_108">108</a>, <a href="#Seite_109">109</a>,
+ <a href="#Seite_117">117</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_132">132</a>, <a href="#Seite_133">133</a>, <a href="#Seite_137">137-142</a>, <a href="#Seite_145">145-148</a>, <a href="#Seite_152">152</a>, <a href="#Seite_153">153</a>,
+ <a href="#Seite_156">156</a>, <a href="#Seite_162">162-164</a>, <a href="#Seite_172">172-174</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_185">185-189</a>, <a href="#Seite_191">191</a>, <a href="#Seite_192">192</a>, <a href="#Seite_195">195</a>, <a href="#Seite_201">201</a>, <a href="#Seite_203">203</a>,
+ <a href="#Seite_213">213</a>, <a href="#Seite_217">217</a>, <a href="#Seite_220">220</a>, <a href="#Seite_221">221</a>, <a href="#Seite_257">257-260</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_277">277-280</a>, <a href="#Seite_285">285</a>, <a href="#Seite_288">288</a>, <a href="#Seite_291">291-293</a>, <a href="#Seite_299">299</a>, <a href="#Seite_301">301</a>,
+ <a href="#Seite_302">302</a>, <a href="#Seite_304">304-306</a>, <a href="#Seite_318">318</a>, <a href="#Seite_320">320</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_323">323-325</a>, <a href="#Seite_328">328</a>, <a href="#Seite_329">329-332</a>, <a href="#Seite_338">338</a>, <a href="#Seite_340">340-342</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Baluba-Land, <a href="#Seite_41">41</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Bana Heri, Sultan von Usegua 29, <a href="#Seite_40">40</a>, <a href="#Seite_70">70</a>, <a href="#Seite_71">71</a>, <a href="#Seite_73">73</a>, <a href="#Seite_79">79</a>,
+ <a href="#Seite_80">80</a>, <a href="#Seite_152">152</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_153">153</a>, <a href="#Seite_155">155</a>, <a href="#Seite_156">156</a>, <a href="#Seite_158">158</a>, <a href="#Seite_162">162-165</a>, <a href="#Seite_167">167-169</a>,
+ <a href="#Seite_171">171-174</a>, <a href="#Seite_177">177-184</a>, <a href="#Seite_189">189</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_190">190</a>, <a href="#Seite_199">199</a>, <a href="#Seite_217">217</a>, <a href="#Seite_313">313</a>, <a href="#Seite_318">318</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Bana Omari, Sohn Bana Heris, <a href="#Seite_179">179-182</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Banianen, <a href="#Seite_186">186</a>, <a href="#Seite_213">213</a>, <a href="#Seite_260">260</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Bararetta-Galla, Volksstamm, <a href="#Seite_269">269</a>.</li>
+
+<li class="indx"> »Barawa«, Dampfer, <a href="#Seite_205">205-208</a>, <a href="#Seite_210">210</a>, <a href="#Seite_214">214</a>, <a href="#Seite_215">215</a>, <a href="#Seite_221">221</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Baschibosuks, <a href="#Seite_203">203</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Bauer, Sergeant, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_174">174</a>, <a href="#Seite_345">345</a>, <a href="#Seite_346">346</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Bauernschmidt, Oberbüchsenmacher 177.</li>
+
+<li class="indx"> Baumann, <i>Dr.</i>, Oskar, <a href="#Seite_157">157</a>, <a href="#Seite_175">175</a>, <a href="#Seite_183">183</a>, <a href="#Seite_289">289</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Becker, <i>Dr.</i>, Stabsarzt, <a href="#Seite_88">88</a>, <a href="#Seite_89">89</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Becker, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_69">69</a>.</li>
+
+<li class="indx"> v. Behr, Lieutenant, <a href="#Seite_48">48</a>, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_55">55</a>, <a href="#Seite_66">66</a>, <a href="#Seite_67">67</a>,
+ <a href="#Seite_143">143</a>, <a href="#Seite_145">145</a>, <a href="#Seite_150">150</a>, <a href="#Seite_175">175</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Beira, Küstenplatz, <a href="#Seite_291">291</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Belgier, König der, <a href="#Seite_41">41</a>, <a href="#Seite_44">44</a>, <a href="#Seite_127">127</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Belutschen, <a href="#Seite_32">32</a>, <a href="#Seite_62">62</a>, <a href="#Seite_63">63</a>, <a href="#Seite_66">66</a>, <a href="#Seite_68">68</a>, <a href="#Seite_74">74</a>,
+ <a href="#Seite_77">77</a>, <a href="#Seite_107">107</a>, <a href="#Seite_146">146</a>, <a href="#Seite_180">180</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_260">260</a>, <a href="#Seite_310">310</a>, <a href="#Seite_342">342</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Benedict, Bruder, Missionar, <a href="#Seite_33">33</a>, <a href="#Seite_69">69</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Benedicta, kath. Schwester, <a href="#Seite_33">33</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Bilke, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_72">72</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Bismarck, Fürst, Reichskanzler, <a href="#Seite_3">3</a>, <a href="#Seite_4">4</a>, <a href="#Seite_17">17</a>, <a href="#Seite_35">35-37</a>, <a href="#Seite_268">268</a>.</li>
+
+<li class="indx"> »Bismarck«, S. M. Schiff, <a href="#Seite_17">17</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Blümcke, Lieutenant a. D., Beamter, <a href="#Seite_49">49</a>, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_67">67</a>, <a href="#Seite_102">102</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Bluhm, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Boto, Fort, <a href="#Seite_125">125</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Böhlau, Premierlieutenant, <a href="#Seite_48">48</a>, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_55">55</a>, <a href="#Seite_73">73</a>, <a href="#Seite_76">76</a>,
+ <a href="#Seite_102">102</a>, <a href="#Seite_108">108</a>, <a href="#Seite_157">157</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Bohndorf, Deckoffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Bomboma, Jumbe in Bagamoyo, <a href="#Seite_27">27</a>, <a href="#Seite_79">79</a>, <a href="#Seite_162">162</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Bonifacius, Pater, Missionar, <a href="#Seite_133">133</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Bonny, Begleiter Stanleys, <a href="#Seite_122">122</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Borani-Galla, Volksstamm, <a href="#Seite_269">269</a>.</li>
+
+<li class="indx"> v. Borcke, Frl., Krankenpflegerin, <a href="#Seite_138">138</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Brehme, <i>Dr.</i>, Arzt, <a href="#Seite_88">88</a>, <a href="#Seite_89">89</a>, <a href="#Seite_138">138-140</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Brenner, Afrikareisender, <a href="#Seite_269">269</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Brettschneider, Kaufmann, <a href="#Seite_202">202</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Brieftauben, <a href="#Seite_105">105</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Brooks, englischer Missionar, <a href="#Seite_70">70</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Brose, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Budau, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Bülow, Frhr. v., Chef, <a href="#Seite_32">32</a>, <a href="#Seite_34">34</a>, <a href="#Seite_50">50</a>, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_54">54</a>,
+ <a href="#Seite_120">120</a>, <a href="#Seite_142">142-145</a>, <a href="#Seite_148">148</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_157">157</a>, <a href="#Seite_163">163-166</a>, <a href="#Seite_333">333</a>, <a href="#Seite_334">334</a>, <a href="#Seite_340">340</a>, <a href="#Seite_341">341</a>,
+ <a href="#Seite_343">343-345</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Bueni, Küstenplatz, <a href="#Seite_7">7</a>, <a href="#Seite_68">68</a>, <a href="#Seite_78">78</a>, <a href="#Seite_106">106</a>, <a href="#Seite_142">142</a>,
+ <a href="#Seite_189">189</a>, <a href="#Seite_190">190</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Bukoba, Station am Viktoriasee, <a href="#Seite_294">294</a>, <a href="#Seite_344">344</a>, <a href="#Seite_345">345</a>, <a href="#Seite_347">347</a>,
+ <a href="#Seite_348">348</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Bukumbi, Missionsstation, <a href="#Seite_122">122</a>, <a href="#Seite_344">344</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Bumiller, <i>Dr.</i>, Adjutant Wißmanns, <a href="#Seite_49">49</a>, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_85">85</a>, <a href="#Seite_102">102</a>,
+ <a href="#Seite_149">149</a>,</li>
+<li class="isub1">161, <a href="#Seite_178">178</a>, <a href="#Seite_245">245</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Burwitz, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Busch, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Buschiri, <a href="#Seite_29">29-31</a>, <a href="#Seite_51">51-53</a>, <a href="#Seite_55">55-60</a>, <a href="#Seite_62">62-65</a>, <a href="#Seite_74">74</a>,
+ <a href="#Seite_99">99-104</a>, <a href="#Seite_107">107-109</a>, <a href="#Seite_113">113</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_115">115</a>, <a href="#Seite_120">120</a>, <a href="#Seite_136">136</a>, <a href="#Seite_141">141-144</a>, <a href="#Seite_146">146</a>, <a href="#Seite_147">147</a>,
+ <a href="#Seite_157">157-163</a>, <a href="#Seite_182">182</a>, <a href="#Seite_183">183</a>, <a href="#Seite_187">187-189</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_292">292</a>, <a href="#Seite_322">322</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Buschiris Reitesel, <a href="#Seite_59">59</a>, <a href="#Seite_100">100</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Buschav, <i>Dr.</i>, Assistenzarzt, <a href="#Seite_202">202</a>, <a href="#Seite_307">307</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Bussisi, Ortschaft, <a href="#Seite_344">344</a>.</li>
+
+
+<li class="ifrst"> »Carola«, S. M. Schiff, <a href="#Seite_25">25</a>, <a href="#Seite_32">32</a>, <a href="#Seite_36">36</a>, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_65">65</a>,
+ <a href="#Seite_77">77</a>, <a href="#Seite_200">200</a>, <a href="#Seite_205">205-207</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_209">209</a>, <a href="#Seite_214">214-216</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Casati, Afrikaforscher, <a href="#Seite_122">122-124</a>, <a href="#Seite_126">126</a>, <a href="#Seite_130">130</a>, <a href="#Seite_132">132-134</a>,
+ <a href="#Seite_137">137-139</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Cavalli, Lager Stanleys, <a href="#Seite_124">124</a>, <a href="#Seite_125">125</a>, <a href="#Seite_129">129</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Chiloane, Küstenplatz, <a href="#Seite_291">291</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Chinesen, <a href="#Seite_260">260</a>, <a href="#Seite_284">284</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Congo-Fluß, <a href="#Seite_124">124</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Congostaat, <a href="#Seite_16">16</a>, <a href="#Seite_41">41</a>, <a href="#Seite_42">42</a>, <a href="#Seite_127">127</a>, <a href="#Seite_263">263-265</a>,
+ <a href="#Seite_272">272</a>, <a href="#Seite_332">332</a>, <a href="#Seite_336">336</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Courmont, Monseigneur de, Bischof, <a href="#Seite_134">134</a>.</li>
+
+<li class="indx"> »Cutch«, Dampfer, <a href="#Seite_72">72</a>, <a href="#Seite_73">73</a>.</li>
+
+
+<li class="ifrst"> Dambi, Dorf, <a href="#Seite_114">114</a>, <a href="#Seite_134">134</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Daressalam, <a href="#Seite_18">18</a>, <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_25">25</a>, <a href="#Seite_29">29</a>, <a href="#Seite_31">31-33</a>, <a href="#Seite_49">49-51</a>,
+ <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_55">55</a>, <a href="#Seite_65">65-68</a>, <a href="#Seite_70">70-72</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_74">74</a>, <a href="#Seite_78">78</a>, <a href="#Seite_87">87</a>, <a href="#Seite_88">88</a>, <a href="#Seite_106">106</a>, <a href="#Seite_140">140</a>, <a href="#Seite_142">142</a>,
+ <a href="#Seite_148">148</a>, <a href="#Seite_152">152</a>, <a href="#Seite_163">163</a>, <a href="#Seite_189">189</a>, <a href="#Seite_191">191</a>, <a href="#Seite_201">201</a>,
+ <a href="#Seite_204">204</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_208">208</a>, <a href="#Seite_214">214</a>, <a href="#Seite_221">221</a>, <a href="#Seite_277">277-279</a>, <a href="#Seite_285">285</a>, <a href="#Seite_291">291</a>,
+ <a href="#Seite_292">292</a>, <a href="#Seite_295">295</a>, <a href="#Seite_299">299</a>, <a href="#Seite_301">301</a>, <a href="#Seite_302">302</a>, <a href="#Seite_305">305</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_307">307</a>, <a href="#Seite_318">318</a>, <a href="#Seite_321">321</a>, <a href="#Seite_323">323</a>, <a href="#Seite_324">324</a>, <a href="#Seite_326">326</a>,
+ <a href="#Seite_329">329-331</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Deinhard, Admiral, <a href="#Seite_27">27</a>, <a href="#Seite_28">28</a>, <a href="#Seite_35">35-37</a>, <a href="#Seite_49">49</a>, <a href="#Seite_51">51</a>,
+ <a href="#Seite_57">57</a>, <a href="#Seite_58">58</a>, <a href="#Seite_63">63</a>, <a href="#Seite_71">71</a>, <a href="#Seite_77">77</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_96">96</a>, <a href="#Seite_213">213</a>, <a href="#Seite_301">301</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Delagoa-Bai, <a href="#Seite_291">291</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Delpèche, Pater, Missionar, <a href="#Seite_133">133</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Derema, Plantage, <a href="#Seite_283">283</a>, <a href="#Seite_285">285</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Deutsch-Englisches Abkommen von 1891, <a href="#Seite_239">239</a>, <a href="#Seite_262">262-275</a>, <a href="#Seite_282">282</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft, <a href="#Seite_4">4</a>, <a href="#Seite_18">18-36</a>, <a href="#Seite_49">49</a>, <a href="#Seite_50">50</a>,
+ <a href="#Seite_66">66</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_70">70-96</a>, <a href="#Seite_97">97</a>, <a href="#Seite_99">99</a>, <a href="#Seite_115">115</a>, <a href="#Seite_160">160</a>, <a href="#Seite_188">188</a>, <a href="#Seite_191">191</a>,
+ <a href="#Seite_198">198</a>, <a href="#Seite_230">230</a>, <a href="#Seite_266">266</a>, <a href="#Seite_271">271</a>, <a href="#Seite_276">276-286</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_289">289</a>, <a href="#Seite_290">290</a>, <a href="#Seite_292">292</a>, <a href="#Seite_293">293</a>, <a href="#Seite_295">295</a>, <a href="#Seite_331">331</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Donarski, Beamter, <a href="#Seite_201">201-204</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Drescher, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Dschagga, Landschaft, <a href="#Seite_15">15</a>, <a href="#Seite_102">102</a>, <a href="#Seite_254">254</a>, <a href="#Seite_262">262</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Dunda, Station der D.-O.-A. G., <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_33">33</a>, <a href="#Seite_142">142</a>, <a href="#Seite_147">147</a>, <a href="#Seite_148">148</a>,
+ <a href="#Seite_187">187</a>, <a href="#Seite_220">220</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Dundanguru, <a href="#Seite_7">7</a>, <a href="#Seite_9">9</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Dunia, Maurer, <a href="#Seite_52">52</a>, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_161">161</a>, <a href="#Seite_162">162</a>.</li>
+
+
+<li class="ifrst"> East-India-Company, <a href="#Seite_276">276</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Eben, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Eberstein, Freiherr von, <a href="#Seite_22">22</a>, <a href="#Seite_30">30</a>, <a href="#Seite_34">34</a>, <a href="#Seite_50">50</a>, <a href="#Seite_53">53</a>,
+ <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_58">58</a>, <a href="#Seite_60">60</a>, <a href="#Seite_75">75</a>, <a href="#Seite_82">82</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_85">85</a>, <a href="#Seite_86">86</a>, <a href="#Seite_199">199</a>, <a href="#Seite_244">244</a>, <a href="#Seite_324">324</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Egypter, <a href="#Seite_203">203</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Egyptische Regierung, <a href="#Seite_123">123</a>, <a href="#Seite_202">202</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Ehlers, Otto, Lieutenant, <a href="#Seite_102">102</a>, <a href="#Seite_112">112</a>, <a href="#Seite_175">175</a>.</li>
+
+<li class="indx"> »Ehrenfels«, Tender, <a href="#Seite_17">17</a>.</li>
+
+<li class="indx"> »Elisabeth«, S. M. Schiff, <a href="#Seite_17">17</a>.</li>
+
+<li class="indx"> v. Elpons, Lieutenant, <a href="#Seite_311">311</a>, <a href="#Seite_324">324</a>.</li>
+
+<li class="indx"> v. Eltz, Beamter, <a href="#Seite_170">170</a>, <a href="#Seite_175">175</a>, <a href="#Seite_199">199</a>, <a href="#Seite_244">244</a>, <a href="#Seite_245">245</a>,
+ <a href="#Seite_247">247</a>, <a href="#Seite_248">248</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Emin Pascha, <a href="#Seite_105">105</a>, <a href="#Seite_117">117</a>, <a href="#Seite_121">121-140</a>, <a href="#Seite_150">150</a>, <a href="#Seite_163">163</a>,
+ <a href="#Seite_178">178</a>, <a href="#Seite_259">259</a>, <a href="#Seite_335">335-348</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Emin Pascha-Entsatz-Komitee, deutsches, <a href="#Seite_44">44</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Emin Pascha-Entsatz-Komitee, englisches, <a href="#Seite_127">127</a> 128.</li>
+
+<li class="indx"> Emin-Plantage 293.</li>
+
+<li class="indx"> End, Premierlieutenant, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_58">58</a>, <a href="#Seite_102">102</a>, <a href="#Seite_169">169</a>,
+ <a href="#Seite_170">170</a>, <a href="#Seite_204">204</a>, <a href="#Seite_216">216</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_223">223</a>, <a href="#Seite_228">228</a>, <a href="#Seite_230">230</a>, <a href="#Seite_232">232-236</a>, <a href="#Seite_241">241-244</a>, <a href="#Seite_318">318</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Englische Regierung, <a href="#Seite_202">202</a>, <a href="#Seite_244">244</a>, <a href="#Seite_261">261</a>, <a href="#Seite_266">266</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Englisch-Ostafrikanische Gesellschaft, <a href="#Seite_124">124</a>, <a href="#Seite_127">127</a>, <a href="#Seite_128">128</a>, <a href="#Seite_268">268</a>,
+ <a href="#Seite_281">281</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Eschke, Kanzler des Gouvernements, <a href="#Seite_302">302</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Étienne, Pater, Missionar, <a href="#Seite_133">133</a>.</li>
+
+
+<li class="ifrst"> Faniove, Küstenplatz, <a href="#Seite_208">208</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Felkin, <i>Dr.</i>, <a href="#Seite_124">124</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Ferida, Tochter Emins, <a href="#Seite_122">122</a>, <a href="#Seite_133">133</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Firnstein, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Fischer, Lieutenant, <a href="#Seite_163">163-165</a>, <a href="#Seite_167">167</a>, <a href="#Seite_201">201</a>, <a href="#Seite_324">324</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Föll, Obermatrose, <a href="#Seite_62">62</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Först, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> v. François, Lieutenant, <a href="#Seite_41">41</a>.</li>
+
+<li class="indx"> v. Frankenberg, Lieutenant, <a href="#Seite_27">27</a>, <a href="#Seite_143">143</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Freemantle, Admiral, <a href="#Seite_36">36</a>.</li>
+
+<li class="indx"> de la Frémoire, Beamter, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_245">245</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Freitag, Fricke, Fritz Unteroffiziere, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Fülleborn, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Fumo Bakari, Sultan von Witu, <a href="#Seite_269">269-271</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Fundi Majaliwa, <a href="#Seite_223">223</a>.</li>
+
+
+<li class="ifrst"> Gaber Effendi, farbiger Unteroffizier, <a href="#Seite_308">308</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Gärtner, <i>Dr.</i>, <a href="#Seite_88">88</a>, <a href="#Seite_89">89</a>, <a href="#Seite_234">234-236</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Gaffri, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Galla-Land, <a href="#Seite_264">264</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Ganbert, Unteroffizier, <a href="#Seite_177">177</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Gandja, Dorf, <a href="#Seite_175">175</a>, <a href="#Seite_245">245</a>, <a href="#Seite_246">246</a>, <a href="#Seite_257">257</a>, <a href="#Seite_325">325</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Gaßmann, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Gerengere, Fluß und Dorf, <a href="#Seite_10">10</a>, <a href="#Seite_103">103</a>, <a href="#Seite_108">108</a>, <a href="#Seite_136">136</a>, <a href="#Seite_327">327</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Germer, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Giese, Lieutenant, <a href="#Seite_99">99-101</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Giesecke, Beamter der Hamb. Firma Meyer, <a href="#Seite_22">22</a>, <a href="#Seite_217">217</a>, <a href="#Seite_219">219</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Giraud, Peter, Missionar, <a href="#Seite_122">122</a>.</li>
+
+<li class="indx"> »Gneisenau«, S. M. Schiff, <a href="#Seite_17">17</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Gordon, <a href="#Seite_126">126</a>, <a href="#Seite_336">336</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Granesen, <a href="#Seite_260">260</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Gravenreuth, Freiherr v., <a href="#Seite_27">27-30</a>, <a href="#Seite_44">44</a>, <a href="#Seite_53">53-55</a>, <a href="#Seite_58">58-61</a>, <a href="#Seite_64">64</a>,
+ <a href="#Seite_72">72-74</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_79">79</a>, <a href="#Seite_102">102</a>, <a href="#Seite_104">104</a>, <a href="#Seite_106">106</a>, <a href="#Seite_108">108</a>, <a href="#Seite_136">136</a>, <a href="#Seite_139">139</a>,
+ <a href="#Seite_141">141-150</a>, <a href="#Seite_154">154</a>, <a href="#Seite_156">156</a>, <a href="#Seite_157">157</a>, <a href="#Seite_162">162</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_173">173</a>, <a href="#Seite_174">174</a>, <a href="#Seite_176">176-179</a>, <a href="#Seite_181">181</a>, <a href="#Seite_199">199</a>, <a href="#Seite_274">274</a>,
+ <a href="#Seite_293">293</a>, <a href="#Seite_294">294</a>, <a href="#Seite_318">318</a>, <a href="#Seite_323">323</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Greff, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Greiner, Missionar, <a href="#Seite_32">32</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Griechen, <a href="#Seite_199">199</a>, <a href="#Seite_260">260</a>, <a href="#Seite_295">295</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Grothe, Deckoffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Grucza, Lazarettgehülfe, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_113">113</a>, <a href="#Seite_164">164</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Gurkasch, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+
+<li class="ifrst"> Hansen, Kapitän der Flottille, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_86">86</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Hansing & Cie., <a href="#Seite_83">83</a>, <a href="#Seite_202">202</a>, <a href="#Seite_294">294</a>.</li>
+
+<li class="indx"> »Harmonie«, Schiff des Reichskommissariats, <a href="#Seite_45">45</a>, <a href="#Seite_75">75</a>, <a href="#Seite_206">206-210</a>, <a href="#Seite_214">214</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Hartmann, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Hauptquartier des Reichskommissariats, <a href="#Seite_84">84</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Heinz, Beamter der D.-O.-A. G., <a href="#Seite_87">87</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Helgoland, <a href="#Seite_270">270</a>, <a href="#Seite_275">275</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Hellgrewe, Maler, <a href="#Seite_14">14</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Hemprich, Unteroffizier, <a href="#Seite_307">307</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Hengelhaupt, Büchsenmacher, <a href="#Seite_307">307</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Hentschel, +Dr.+, <a href="#Seite_10">10-12</a>, <a href="#Seite_14">14</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Hermann, Lieutenant, <a href="#Seite_324">324</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Herrich, Unteroffizier, <a href="#Seite_307">307</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Herzer, Auguste, barmherzige Schwester, <a href="#Seite_138">138</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Hessel, Beamter der D.-O.-A. G., <a href="#Seite_34">34-35</a>, <a href="#Seite_205">205</a>, <a href="#Seite_223">223</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Hessenstein, Graf, Lieutenant, <a href="#Seite_326">326</a>.</li>
+
+<li class="indx"> von Heydebreck, Lieutenant, <a href="#Seite_308">308</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Heymons, Lieutenant, <a href="#Seite_234">234</a>, <a href="#Seite_245">245</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Hindorf, <i>Dr.</i>, <a href="#Seite_283">283</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Hindus, <a href="#Seite_186">186</a>, <a href="#Seite_213">213</a>, <a href="#Seite_260">260</a>, <a href="#Seite_284">284</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Hirschberg, Korvettenkapitän, <a href="#Seite_58">58</a>, <a href="#Seite_173">173</a>, <a href="#Seite_207">207-209</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Hake, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Hörnecke, Baumeister, <a href="#Seite_5">5</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Hoffmann, Diener Stanleys, <a href="#Seite_122">122</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Hoffmann I., Feldwebel, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_120">120</a>, <a href="#Seite_130">130</a>, <a href="#Seite_340">340</a>, <a href="#Seite_345">345</a>,
+ <a href="#Seite_348">348</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Hoffmann II., Feldwebel, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Hoffmann III., Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Holz, Kapitän der Flottille, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Hongo, Dorf, <a href="#Seite_319">319</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Horner, Pater, Missionar, <a href="#Seite_109">109</a>.</li>
+
+
+<li class="ifrst"> Ibo, Küstenplatz, <a href="#Seite_291">291</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Ikonga, <a href="#Seite_232">232</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Ikungu, <a href="#Seite_122">122</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Illich, Deckoffizier, <a href="#Seite_31">31</a>, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_62">62</a>, <a href="#Seite_102">102</a>, <a href="#Seite_163">163-166</a>,
+ <a href="#Seite_170">170</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Inder, <a href="#Seite_22">22</a>, <a href="#Seite_23">23</a>, <a href="#Seite_77">77</a>, <a href="#Seite_83">83</a>, <a href="#Seite_84">84</a>, <a href="#Seite_89">89</a>,
+ <a href="#Seite_98">98</a>, <a href="#Seite_186">186</a>, <a href="#Seite_187">187</a>, <a href="#Seite_195">195</a>, <a href="#Seite_213">213</a>, <a href="#Seite_260">260</a>,
+ <a href="#Seite_261">261</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_272">272</a>, <a href="#Seite_274">274</a>, <a href="#Seite_280">280-282</a>, <a href="#Seite_284">284</a>, <a href="#Seite_330">330-332</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Indien, <a href="#Seite_297">297</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Inhambane, Küstenplatz, <a href="#Seite_48">48</a>, <a href="#Seite_291">291</a>, <a href="#Seite_321">321</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Ipecacuana, <a href="#Seite_130">130</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Ismael, Jumbe von Windi, <a href="#Seite_62">62</a>, <a href="#Seite_342">342</a>, <a href="#Seite_343">343</a>.</li>
+
+
+<li class="ifrst"> Jakobs, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Jambuja, Lager Stanleys, <a href="#Seite_125">125</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Jangajanga, Pasi von Ukonga, <a href="#Seite_68">68</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Jancke, Beamter, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_170">170</a>, <a href="#Seite_234">234</a>, <a href="#Seite_295">295</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Jehasi, Anhänger Buschiris, <a href="#Seite_29">29</a>, <a href="#Seite_79">79</a>, <a href="#Seite_161">161</a>, <a href="#Seite_181">181</a>, <a href="#Seite_182">182</a>,
+ <a href="#Seite_318">318</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Jephson, Begleiter Stanleys, <a href="#Seite_122">122</a>, <a href="#Seite_125">125</a>, <a href="#Seite_126">126</a>, <a href="#Seite_129">129</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Jipe-See, <a href="#Seite_246">246</a>, <a href="#Seite_257">257</a>, <a href="#Seite_262">262</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Johannes, Chef, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_55">55</a>, <a href="#Seite_58">58</a>, <a href="#Seite_163">163-168</a>, <a href="#Seite_201">201</a>,
+ <a href="#Seite_244">244</a>, <a href="#Seite_245">245</a>, <a href="#Seite_253">253</a>, <a href="#Seite_257">257</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_320">320</a>, <a href="#Seite_324">324</a>, <a href="#Seite_334">334</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Jombo, Dorf, <a href="#Seite_142">142</a>, <a href="#Seite_144">144</a>, <a href="#Seite_145">145</a>, <a href="#Seite_148">148</a>, <a href="#Seite_149">149</a>,
+ <a href="#Seite_157">157</a>, <a href="#Seite_220">220</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Jombo-Fluß, <a href="#Seite_306">306</a>, <a href="#Seite_307">307</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Juba-Fluß, <a href="#Seite_264">264</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Jühlke, <i>Dr.</i>, Generalvertreter der D.-O.-A. G., <a href="#Seite_3">3</a>, <a href="#Seite_5">5</a>, <a href="#Seite_6">6</a>, <a href="#Seite_10">10</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Junker, <i>Dr.</i>, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_124">124</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Jussuf, <a href="#Seite_217">217</a>.</li>
+
+
+<li class="ifrst"> Kadi Omar, <a href="#Seite_223">223</a>, <a href="#Seite_230">230</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kairo, <a href="#Seite_48">48</a>, <a href="#Seite_86">86</a>, <a href="#Seite_89">89</a>, <a href="#Seite_202">202</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kaiser, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kamerun, <a href="#Seite_237">237</a>, <a href="#Seite_238">238</a>, <a href="#Seite_323">323</a>, <a href="#Seite_348">348</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kantande, Sohn Maschembas, <a href="#Seite_225">225</a>, <a href="#Seite_242">242</a>, <a href="#Seite_331">331</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kanzki, <i>Dr.</i>, Arzt, <a href="#Seite_318">318</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kanzki, Intendant, <a href="#Seite_300">300</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Karagwe, <a href="#Seite_188">188</a>, <a href="#Seite_294">294</a>, <a href="#Seite_348">348</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kassai-Fluß, <a href="#Seite_41">41</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kaule, Dorf, <a href="#Seite_31">31</a>, <a href="#Seite_52">52</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kavirondo, <a href="#Seite_294">294</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kay, Feldwebel, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_173">173</a>, <a href="#Seite_308">308</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kayser, Wirklicher Geh. Legationsrat, <a href="#Seite_303">303</a>, <a href="#Seite_350">350</a>.</li>
+
+<li class="indx"> »Khedive«, Dampfer Emins, <a href="#Seite_124">124</a>, <a href="#Seite_125">125</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Khedive von Egypten, <a href="#Seite_125">125-128</a>, <a href="#Seite_140">140</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kiboscho, Landschaft und Dorf, <a href="#Seite_244">244</a>, <a href="#Seite_247">247</a>, <a href="#Seite_249">249</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kiboscho-Leute, <a href="#Seite_250">250</a>, <a href="#Seite_252">252-254</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kidete-Fluß, <a href="#Seite_114">114</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kidete-Leute, <a href="#Seite_10">10</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kihogwe, Dorf, <a href="#Seite_244">244</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kihungwe, Jumbe von Kihogwe, <a href="#Seite_244">244</a>, <a href="#Seite_245">245</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kikogwe, Plantage, <a href="#Seite_282">282</a>, <a href="#Seite_285">285</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kilimandscharo, <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_102">102</a>, <a href="#Seite_119">119</a>, <a href="#Seite_175">175</a>, <a href="#Seite_190">190</a>,
+ <a href="#Seite_199">199</a>, <a href="#Seite_244">244</a>, <a href="#Seite_245">245</a>, <a href="#Seite_255">255</a>, <a href="#Seite_257">257</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_259">259</a>, <a href="#Seite_262">262</a>, <a href="#Seite_279">279</a>, <a href="#Seite_285">285</a>, <a href="#Seite_289">289</a>, <a href="#Seite_320">320</a>, <a href="#Seite_321">321</a>,
+ <a href="#Seite_325">325</a>, <a href="#Seite_327">327</a>, <a href="#Seite_333">333</a>, <a href="#Seite_334">334</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kilambo-Fluß, <a href="#Seite_263">263</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kilossa, Station, <a href="#Seite_288">288</a>, <a href="#Seite_326">326</a>, <a href="#Seite_327">327</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kilwa Kisiwani, <a href="#Seite_206">206</a>, <a href="#Seite_208">208-210</a>, <a href="#Seite_217">217</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kilwa, Kiwindje, <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_23">23</a>, <a href="#Seite_34">34</a>, <a href="#Seite_162">162</a>, <a href="#Seite_205">205-207</a>,
+ <a href="#Seite_209">209-214</a>, <a href="#Seite_217">217</a>, <a href="#Seite_221">221-223</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_237">237</a>, <a href="#Seite_244">244</a>, <a href="#Seite_271">271</a>, <a href="#Seite_277">277</a>, <a href="#Seite_285">285</a>, <a href="#Seite_289">289</a>, <a href="#Seite_291">291</a>,
+ <a href="#Seite_301">301</a>, <a href="#Seite_305">305</a>, <a href="#Seite_306">306</a>, <a href="#Seite_324">324</a>, <a href="#Seite_326">326</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kingani-Ebene, <a href="#Seite_142">142</a>, <a href="#Seite_148">148</a>, <a href="#Seite_314">314</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kingani-Fluß, <a href="#Seite_6">6</a>, <a href="#Seite_7">7</a>, <a href="#Seite_9">9</a>, <a href="#Seite_10">10</a>, <a href="#Seite_27">27</a>, <a href="#Seite_28">28</a>,
+ <a href="#Seite_64">64</a>, <a href="#Seite_79">79</a>, <a href="#Seite_103">103</a>, <a href="#Seite_137">137</a>, <a href="#Seite_143">143</a>, <a href="#Seite_147">147</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_185">185</a>, <a href="#Seite_188">188</a>, <a href="#Seite_221">221</a>, <a href="#Seite_318">318</a>, <a href="#Seite_330">330</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kingo, Häuptling von Morogro, <a href="#Seite_108">108-111</a>, <a href="#Seite_162">162</a>, <a href="#Seite_196">196</a>, <a href="#Seite_319">319</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kisanga, <a href="#Seite_235">235</a>, <a href="#Seite_236">236</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kiora, Station in Usagara, <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_114">114</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kipangiro, Häuptling der Wagogo, <a href="#Seite_100">100</a>, <a href="#Seite_115">115</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kipini, <a href="#Seite_18">18</a>, <a href="#Seite_264">264</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kirassa, Dorf, <a href="#Seite_114">114</a>, <a href="#Seite_115">115</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kisaki, Landschaft und Station, <a href="#Seite_319">319</a>, <a href="#Seite_326">326</a>, <a href="#Seite_327">327</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kisemo, Dorf, <a href="#Seite_108">108</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kisiju, Küstenplatz, <a href="#Seite_163">163</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kisimo-Berg, <a href="#Seite_211">211</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kisingo, Dorf, <a href="#Seite_245">245</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kismaju, Küstenplatz, <a href="#Seite_264">264</a>, <a href="#Seite_266">266</a>, <a href="#Seite_269">269</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kisogue, Dorf, <a href="#Seite_100">100</a>, <a href="#Seite_115">115</a>, <a href="#Seite_121">121</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kissiwani, Dorf, <a href="#Seite_245">245</a>, <a href="#Seite_246">246</a>, <a href="#Seite_255">255</a>, <a href="#Seite_257">257</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kissiweri, Dorf, <a href="#Seite_205">205</a>, <a href="#Seite_206">206</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kitangi, Dorf, <a href="#Seite_340">340</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Klebba, Obermatrose, <a href="#Seite_62">62</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Klenze, Beamter der D.-O.-A. G., <a href="#Seite_27">27</a>.</li>
+
+<li class="indx"> v. d. Knesebeck, Lieutenant, <a href="#Seite_202">202</a>, <a href="#Seite_241">241</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Knorr, Admiral, <a href="#Seite_14">14</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kohlstock, <i>Dr.</i>, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_86">86</a>, <a href="#Seite_88">88</a>, <a href="#Seite_89">89</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kola, Dorf, <a href="#Seite_142">142</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kondoa, Ortschaft, <a href="#Seite_113">113</a>, <a href="#Seite_134">134</a>, <a href="#Seite_135">135</a>, <a href="#Seite_258">258</a>, <a href="#Seite_306">306</a>,
+ <a href="#Seite_308">308</a>, <a href="#Seite_310">310</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kondutschi, <a href="#Seite_33">33</a>, <a href="#Seite_106">106</a>, <a href="#Seite_189">189</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kongua, Dorf, <a href="#Seite_119">119</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kopp, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Korogwe, Station in Usambara, <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_289">289</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Korogwo, Dorf, <a href="#Seite_318">318</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Krämer, Missionar, <a href="#Seite_198">198</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Krause, Sergeant, <a href="#Seite_340">340</a>, <a href="#Seite_345">345</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Krenzler, Chef, <a href="#Seite_53">53-55</a>, <a href="#Seite_58">58</a>, <a href="#Seite_72">72</a>, <a href="#Seite_78">78</a>, <a href="#Seite_80">80</a>,
+ <a href="#Seite_163">163</a>, <a href="#Seite_168">168</a>, <a href="#Seite_170">170</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_199">199</a>, <a href="#Seite_201">201</a>, <a href="#Seite_320">320</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Krieger, Beamter der D.-O.-A. G., <a href="#Seite_34">34</a>, <a href="#Seite_205">205</a>, <a href="#Seite_223">223</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kröhnke, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_120">120</a>, <a href="#Seite_121">121</a>, <a href="#Seite_130">130</a>, <a href="#Seite_131">131</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kühne, Feldwebel, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_340">340</a>, <a href="#Seite_343">343</a>, <a href="#Seite_344">344</a>, <a href="#Seite_348">348</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Künzel, <a href="#Seite_270">270</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Küsel, Beamter der D.-O.-A. G., <a href="#Seite_32">32</a>, <a href="#Seite_34">34</a>, <a href="#Seite_66">66</a>, <a href="#Seite_69">69</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kutu, Landschaft, <a href="#Seite_5">5</a>, <a href="#Seite_7">7</a>, <a href="#Seite_318">318-320</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Kweihu, Insel, <a href="#Seite_264">264</a>.</li>
+
+
+<li class="ifrst"> Lamu, Insel, <a href="#Seite_18">18</a>, <a href="#Seite_36">36</a>, <a href="#Seite_200">200</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Langenn, Buran, v. 255.</li>
+
+<li class="indx"> Langheld, Lieutenant, <a href="#Seite_174">174</a>, <a href="#Seite_177">177</a>, <a href="#Seite_324">324</a>, <a href="#Seite_340">340</a>, <a href="#Seite_341">341</a>,
+ <a href="#Seite_343">343-348</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Leder, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> »Leipzig«, S. M. Schiff, <a href="#Seite_27">27</a>, <a href="#Seite_28">28</a>, <a href="#Seite_36">36</a>, <a href="#Seite_51">51</a>, <a href="#Seite_72">72</a>,
+ <a href="#Seite_74">74</a>, <a href="#Seite_80">80</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Leue, Chef, <a href="#Seite_31">31</a>, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_140">140</a>, <a href="#Seite_163">163</a>, <a href="#Seite_201">201</a>,
+ <a href="#Seite_257">257</a>, <a href="#Seite_324">324</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Lewa, Tabaksplantage, <a href="#Seite_175">175</a>, <a href="#Seite_178">178</a>, <a href="#Seite_190">190</a>, <a href="#Seite_292">292</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Liebert, Major, <a href="#Seite_178">178</a>, <a href="#Seite_200">200</a>, <a href="#Seite_203">203</a>, <a href="#Seite_205">205</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Lieder, <i>Dr.</i>, Geologe, <a href="#Seite_310">310</a>, <a href="#Seite_311">311</a>, <a href="#Seite_320">320</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Lindi, Station, <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_23">23</a>, <a href="#Seite_25">25</a>, <a href="#Seite_34">34</a>, <a href="#Seite_205">205</a>,
+ <a href="#Seite_214">214-217</a>, <a href="#Seite_223">223-230</a>, <a href="#Seite_232">232-235</a>,</li>
+<li class="isub1">237, <a href="#Seite_241">241</a>, <a href="#Seite_242">242</a>, <a href="#Seite_244">244</a>, <a href="#Seite_267">267</a>, <a href="#Seite_277">277</a>, <a href="#Seite_285">285</a>,
+ <a href="#Seite_289">289</a>, <a href="#Seite_291">291</a>, <a href="#Seite_326">326</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Löppki, Unteroffizier, <a href="#Seite_244">244</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Londoner Abkommen, <a href="#Seite_18">18</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Longa, Missionsstation, <a href="#Seite_108">108</a>, <a href="#Seite_113">113</a>, <a href="#Seite_135">135</a>, <a href="#Seite_257">257</a>, <a href="#Seite_310">310</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Lotsch, <i>Dr.</i>, Assistenzarzt, <a href="#Seite_138">138</a>, <a href="#Seite_140">140</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Luagalla, Dorf, <a href="#Seite_224">224</a>, <a href="#Seite_243">243</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Lualaba-Fluß, <a href="#Seite_217">217</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Ludwig, Sergeant, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_166">166</a>, <a href="#Seite_167">167</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Lula, Dorf, <a href="#Seite_307">307</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Lumi-Fluß, <a href="#Seite_262">262</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Lunda-Reich, <a href="#Seite_40">40</a>.</li>
+
+
+<li class="ifrst"> Mabibu, Dorf, <a href="#Seite_67">67</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mackenzie, Generalvertreter der Engl.-Ostafr. Gesellschaft, <a href="#Seite_140">140</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mackinnon, Sir William, <a href="#Seite_124">124</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Madagaskar, <a href="#Seite_297">297</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Madimola, Station der D.-O.-A. G., <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_33">33</a>, <a href="#Seite_142">142</a>, <a href="#Seite_148">148</a>,
+ <a href="#Seite_220">220</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mafi, Station der D.-O.-A. G., <a href="#Seite_20">20</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mafia, Insel, <a href="#Seite_18">18</a>, <a href="#Seite_36">36</a>, <a href="#Seite_206">206</a>, <a href="#Seite_208">208</a>, <a href="#Seite_266">266</a>,
+ <a href="#Seite_271">271</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mafiti, Volksstamm, <a href="#Seite_101">101</a>, <a href="#Seite_120">120</a>, <a href="#Seite_141">141-149</a>, <a href="#Seite_152">152</a>, <a href="#Seite_157">157</a>,
+ <a href="#Seite_161">161</a>, <a href="#Seite_220">220</a>, <a href="#Seite_221">221</a>,<a href="#Seite_223">223</a>, </li>
+<li class="isub1"> <a href="#Seite_228">228</a>, <a href="#Seite_229">229</a>, <a href="#Seite_235">235</a>, <a href="#Seite_305">305</a>, <a href="#Seite_308">308</a>, <a href="#Seite_310">310</a>,
+ <a href="#Seite_316">316</a>, <a href="#Seite_318">318-320</a>, <a href="#Seite_327">327</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Magaya, Jumbe, <a href="#Seite_159">159</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Magila, Missionsstation, <a href="#Seite_157">157</a>, <a href="#Seite_163">163</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Magogoni, Dorf, <a href="#Seite_66">66</a>, <a href="#Seite_68">68</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Magwangwara, Volksstamm, <a href="#Seite_228">228</a>, <a href="#Seite_229">229</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Magurmura, Dorf, <a href="#Seite_67">67</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mahdi, <a href="#Seite_46">46</a>, <a href="#Seite_123">123</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mahenge, Volksstamm, <a href="#Seite_9">9</a>, <a href="#Seite_221">221</a>, <a href="#Seite_306">306</a>, <a href="#Seite_313">313</a>, <a href="#Seite_318">318</a>,
+ <a href="#Seite_319">319</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Makanda, Jumbe in Bagamoyo, <a href="#Seite_27">27</a>, <a href="#Seite_79">79</a>, <a href="#Seite_161">161</a>, <a href="#Seite_318">318</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Makanda-Plateau, <a href="#Seite_229">229</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Makanda, Volksstamm, <a href="#Seite_229">229</a>, <a href="#Seite_232">232</a>, <a href="#Seite_233">233</a>, <a href="#Seite_235">235</a>, <a href="#Seite_240">240</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Makata-Ebene, <a href="#Seite_108">108</a>, <a href="#Seite_113">113</a>, <a href="#Seite_119">119</a>, <a href="#Seite_135">135</a>, <a href="#Seite_140">140</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Makata, Dorf, <a href="#Seite_111">111</a>, <a href="#Seite_136">136</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Makendjira, Häuptling der Wahiyao, <a href="#Seite_228">228</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Makenge, Häuptling, <a href="#Seite_341">341</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Makororo, Dorf, Seite 159.</li>
+
+<li class="indx"> Makua, Volksstamm, <a href="#Seite_229">229</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Malela, Jumbe in Bagamoyo, <a href="#Seite_162">162</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mamboia, Dorf, <a href="#Seite_134">134</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mamboia-Leute, <a href="#Seite_12">12</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Manamate, Häuptling, <a href="#Seite_244">244</a>, <a href="#Seite_255">255</a>, <a href="#Seite_256">256</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Manamgato, Dorf, <a href="#Seite_159">159</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Manda, Insel, <a href="#Seite_264">264</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mandara, Sultan der Wadschagga, <a href="#Seite_102">102</a>, <a href="#Seite_175">175</a>, <a href="#Seite_190">190</a>, <a href="#Seite_199">199</a>,
+ <a href="#Seite_247">247</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_248">248</a>, <a href="#Seite_254">254</a>, <a href="#Seite_333">333</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mandera, Missionsstation, <a href="#Seite_152">152</a>, <a href="#Seite_153">153</a>, <a href="#Seite_155">155</a>, <a href="#Seite_173">173</a>, <a href="#Seite_174">174</a>,
+ <a href="#Seite_177">177</a>, <a href="#Seite_189">189</a>, <a href="#Seite_190">190</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mandt, Lieutenant zur See, <a href="#Seite_14">14</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Manjema, Volksstamm, <a href="#Seite_48">48</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Manteuffel, Frhr. v., Major, <a href="#Seite_324">324</a>, <a href="#Seite_334">334</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Marangu, Station, <a href="#Seite_320">320</a>, <a href="#Seite_333">333</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mareale, Sultan von Marangu, <a href="#Seite_320">320</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Marenga Mkali, Steppe, <a href="#Seite_119">119</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Markgraf, Feldwebel, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_120">120</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Marquard, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Martha, katholische Schwester, <a href="#Seite_33">33</a>, <a href="#Seite_69">69</a>.</li>
+
+<li class="indx"> »Martha«, Transportdampfer, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_57">57</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Martini, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Masasi, Missionsstation, <a href="#Seite_234">234</a>, <a href="#Seite_235">235</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Maschemba, Häuptling der Wahiyao, <a href="#Seite_224">224-227</a>, <a href="#Seite_230">230-236</a>, <a href="#Seite_240">240-243</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_259">259</a>, <a href="#Seite_313">313</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Masinde, Station, <a href="#Seite_158">158</a>, <a href="#Seite_175">175</a>, <a href="#Seite_220">220</a>, <a href="#Seite_244">244</a>, <a href="#Seite_245">245</a>,
+ <a href="#Seite_255">255</a>, <a href="#Seite_256">256</a>, <a href="#Seite_325">325</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Masiro, Häuptling, <a href="#Seite_158">158</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Maskat, <a href="#Seite_16">16</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Masoko, Küstenplatz, <a href="#Seite_210">210</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Massai-Land, <a href="#Seite_99">99</a>, <a href="#Seite_119">119</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Massai, Volksstamm, <a href="#Seite_114">114</a>, <a href="#Seite_115">115</a>, <a href="#Seite_119">119</a>, <a href="#Seite_120">120</a>, <a href="#Seite_188">188</a>,
+ <a href="#Seite_246">246</a>, <a href="#Seite_255">255-257</a>, <a href="#Seite_304">304</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_306">306</a>, <a href="#Seite_311">311</a>, <a href="#Seite_327">327</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Massaua, <a href="#Seite_321">321</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mataka, Häuptling der Wahiyao, <a href="#Seite_228">228</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Matthews, General, <a href="#Seite_26">26</a>.</li>
+
+<li class="indx"> »Max«, Schiff des Reichskommissariats, <a href="#Seite_45">45</a>, <a href="#Seite_75">75</a>, <a href="#Seite_207">207</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mbiki, Dorf, <a href="#Seite_106">106</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mbusini, Station der D.-O.-A. G., <a href="#Seite_20">20</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mbuyuni, Ortschaft, <a href="#Seite_103">103-105</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Medem, v., Lieutenant, <a href="#Seite_31">31</a>, <a href="#Seite_53">53-55</a>, <a href="#Seite_58">58</a>, <a href="#Seite_67">67</a>, <a href="#Seite_72">72</a>,
+ <a href="#Seite_102">102</a>, <a href="#Seite_111">111</a>, <a href="#Seite_117">117</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_118">118</a>, <a href="#Seite_121">121</a>, <a href="#Seite_130">130</a>, <a href="#Seite_131">131</a>, <a href="#Seite_163">163</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Meli, Sohn Mandaras, <a href="#Seite_333">333</a>, <a href="#Seite_334">334</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Merkel, Zahlmeister, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_81">81</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Merker, Lieutenant, <a href="#Seite_53">53-55</a>, <a href="#Seite_66">66</a>, <a href="#Seite_69">69</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Meru-Berg, <a href="#Seite_255">255</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mevel, Pater, Missionar, <a href="#Seite_109">109</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Meyer, <i>Dr.</i>, <a href="#Seite_157">157</a>, <a href="#Seite_175">175</a>, <a href="#Seite_183">183</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Meyer, Elfenbeinfirma, <a href="#Seite_294">294</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Meyer, Lieutenant, <a href="#Seite_31">31</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mfumbiro-Berg, <a href="#Seite_262">262</a>, <a href="#Seite_264">264</a>, <a href="#Seite_272">272</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mgau, Küstenstation, <a href="#Seite_301">301</a>, <a href="#Seite_324">324</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mhonda, Missionsstation, <a href="#Seite_108">108</a>, <a href="#Seite_163">163</a>, <a href="#Seite_317">317</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Michahelles, <i>Dr.</i>, Generalkonsul, <a href="#Seite_96">96</a>, <a href="#Seite_97">97</a>, <a href="#Seite_200">200</a>, <a href="#Seite_268">268</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mikindani, Station, <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_25">25</a>, <a href="#Seite_34">34</a>, <a href="#Seite_205">205</a>, <a href="#Seite_216">216</a>,
+ <a href="#Seite_217">217</a>, <a href="#Seite_223">223</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_228">228</a>, <a href="#Seite_230">230</a>, <a href="#Seite_232">232-237</a>, <a href="#Seite_240">240-244</a>, <a href="#Seite_285">285</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mirambo, Häuptling, <a href="#Seite_29">29</a>, <a href="#Seite_116">116</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mission, engl., in Kisogue, <a href="#Seite_100">100</a>, <a href="#Seite_115">115</a>, <a href="#Seite_121">121</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mission, engl. in Magila, <a href="#Seite_157">157</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mission, engl. in Mpapua, <a href="#Seite_100">100</a>, <a href="#Seite_115">115</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mission, engl. Universitäts-, in Masasi, <a href="#Seite_234">234</a>, <a href="#Seite_235">235</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mission, engl. Universitäts-, in Nevala, <a href="#Seite_234">234</a>, <a href="#Seite_235">235</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mission, evang., in Daressalam, <a href="#Seite_32">32</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mission, franz. bei Bagamoyo, <a href="#Seite_28">28</a>, <a href="#Seite_187">187</a>, <a href="#Seite_330">330</a>, <a href="#Seite_331">331</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mission, franz. bei Morogro, <a href="#Seite_108">108</a>, <a href="#Seite_109">109</a>, <a href="#Seite_136">136</a>, <a href="#Seite_163">163</a>,
+ <a href="#Seite_296">296</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mission, franz. in Longa, <a href="#Seite_108">108</a>, <a href="#Seite_113">113</a>, <a href="#Seite_257">257</a>, <a href="#Seite_310">310</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mission, franz. in Mandera, <a href="#Seite_152">152</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mission, franz. in Mhonda, <a href="#Seite_108">108</a>, <a href="#Seite_317">317</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mission, franz. in Tubugue, <a href="#Seite_108">108</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mission, kath. in Bagamoyo, <a href="#Seite_31">31</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mission. kath. in Pugu, <a href="#Seite_32">32</a>, <a href="#Seite_33">33</a>, <a href="#Seite_68">68-70</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mittelstädt, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mkomasi-Fluß, <a href="#Seite_245">245</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mkwadja, <a href="#Seite_61">61</a>, <a href="#Seite_156">156</a>, <a href="#Seite_157">157</a>, <a href="#Seite_163">163</a>, <a href="#Seite_164">164</a>,
+ <a href="#Seite_167">167</a>, <a href="#Seite_172">172</a>, <a href="#Seite_173">173</a>, <a href="#Seite_178">178</a>, <a href="#Seite_179">179</a>, <a href="#Seite_182">182</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_183">183</a>, <a href="#Seite_189">189</a>, <a href="#Seite_199">199</a>, <a href="#Seite_201">201</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mlangotini, Ortschaft, <a href="#Seite_79">79</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mlembule, Dorf, <a href="#Seite_156">156</a>, <a href="#Seite_165">165</a>, <a href="#Seite_167">167</a>, <a href="#Seite_168">168</a>, <a href="#Seite_171">171-174</a>,
+ <a href="#Seite_176">176</a>, <a href="#Seite_177">177</a>, <a href="#Seite_182">182</a>.</li>
+
+<li class="indx"> v. Möller, Lieutenant zur See, <a href="#Seite_74">74</a>.</li>
+
+<li class="indx"> »Möwe«, S. M. Schiff, <a href="#Seite_14">14</a>, <a href="#Seite_17">17</a>, <a href="#Seite_25">25</a>, <a href="#Seite_27">27</a>, <a href="#Seite_32">32</a>,
+ <a href="#Seite_34">34</a>, <a href="#Seite_36">36</a>, <a href="#Seite_72">72</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mohammed ben Kassim, <a href="#Seite_184">184</a>, <a href="#Seite_217">217</a>, <a href="#Seite_219">219</a>, <a href="#Seite_342">342</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mohammed ben Raschid, <a href="#Seite_223">223</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mohammed ben Seliman, Akida von Daressalam, <a href="#Seite_24">24</a>, <a href="#Seite_31">31</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mohammed Soa, Häuptling, <a href="#Seite_158">158</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mombassa, <a href="#Seite_128">128</a>, <a href="#Seite_257">257</a>, <a href="#Seite_289">289</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Momphu, Landschaft, <a href="#Seite_348">348</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Morogro, Ortschaft, <a href="#Seite_108">108</a>, <a href="#Seite_110">110</a>, <a href="#Seite_112">112</a>, <a href="#Seite_136">136</a>, <a href="#Seite_162">162</a>,
+ <a href="#Seite_196">196</a>, <a href="#Seite_297">297</a>, <a href="#Seite_319">319</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Moschi, Station am Kilimandscharo, <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_190">190</a>, <a href="#Seite_244">244</a>, <a href="#Seite_247">247</a>,
+ <a href="#Seite_248">248</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_254">254-257</a>, <a href="#Seite_320">320</a>, <a href="#Seite_333">333</a>, <a href="#Seite_334">334</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mozambique, <a href="#Seite_48">48</a>, <a href="#Seite_263">263</a>, <a href="#Seite_291">291</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mpapua, <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_33">33</a>, <a href="#Seite_99">99-101</a>, <a href="#Seite_105">105</a>, <a href="#Seite_113">113-121</a>,
+ <a href="#Seite_130">130-132</a>, <a href="#Seite_141">141</a>, <a href="#Seite_149">149</a>, <a href="#Seite_152">152</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_158">158</a>, <a href="#Seite_163">163</a>, <a href="#Seite_172">172</a>, <a href="#Seite_185">185</a>, <a href="#Seite_188">188-190</a>, <a href="#Seite_192">192</a>,
+ <a href="#Seite_219">219</a>, <a href="#Seite_220">220</a>, <a href="#Seite_257">257</a>, <a href="#Seite_259">259</a>, <a href="#Seite_285">285</a>, <a href="#Seite_288">288</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_306">306</a>, <a href="#Seite_311">311</a>, <a href="#Seite_320">320</a>, <a href="#Seite_326">326</a>, <a href="#Seite_336">336</a>, <a href="#Seite_340">340</a>,
+ <a href="#Seite_341">341</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mrima-Leute, <a href="#Seite_23">23</a>, <a href="#Seite_107">107</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mschinga, Dorf, <a href="#Seite_233">233</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Msinje-Fluß, <a href="#Seite_263">263</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Msua, Dorf, <a href="#Seite_105">105-108</a>, <a href="#Seite_135">135</a>, <a href="#Seite_136">136</a>, <a href="#Seite_150">150</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mtansa, Dorf, <a href="#Seite_221">221</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mtingia, Sultan von Usongo, <a href="#Seite_344">344</a>, <a href="#Seite_345">345</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mtoni, Dorf mit Fähre, <a href="#Seite_103">103</a>, <a href="#Seite_188">188</a>, <a href="#Seite_192">192</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mtua, Dorf, <a href="#Seite_158">158</a>, <a href="#Seite_160">160</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Muanga, Herrscher v. Uganda, <a href="#Seite_270">270</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Muanza, Station, <a href="#Seite_294">294</a>, <a href="#Seite_341">341</a>, <a href="#Seite_347">347</a>, <a href="#Seite_348">348</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Müller, Franz, Lieutenant, <a href="#Seite_41">41</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Müller, Hans, Lieutenant, <a href="#Seite_41">41</a>.</li>
+
+<li class="indx"> »München«, Schiff, des Reichskommissariats, <a href="#Seite_45">45</a>, <a href="#Seite_75">75</a>, <a href="#Seite_87">87</a>, <a href="#Seite_88">88</a>,
+ <a href="#Seite_154">154</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_179">179</a>, <a href="#Seite_205">205-207</a>, <a href="#Seite_214">214-217</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Muenda, Dorf, <a href="#Seite_158">158</a>, <a href="#Seite_160">160</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Muganda, <a href="#Seite_80">80</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Muini Muharra, Sklavenjäger, <a href="#Seite_43">43</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Muini Sagara, Dorf, <a href="#Seite_113">113</a>, <a href="#Seite_114">114</a>, <a href="#Seite_135">135</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Muini Sagara, Sultan von Usagara, <a href="#Seite_10">10</a>, <a href="#Seite_113">113</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Muini Sagara, dessen Tochter, <a href="#Seite_113">113</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Mukondogua-Thal, <a href="#Seite_113">113</a>, <a href="#Seite_114">114</a>, <a href="#Seite_135">135</a>, <a href="#Seite_257">257</a>, <a href="#Seite_304">304</a>,
+ <a href="#Seite_305">305</a>, <a href="#Seite_340">340</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Munikombo, Wali v. Timbari, <a href="#Seite_80">80</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Muoa, Dorf, <a href="#Seite_199">199</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Murgan Effendi, farb. Offizier, <a href="#Seite_308">308</a>.</li>
+
+
+<li class="ifrst"> Nachtigall, <i>Dr.</i>, <a href="#Seite_40">40</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Naeter, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Nassr Munimgando, <a href="#Seite_230">230</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Natal, <a href="#Seite_291">291</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Ndumi, Dorf, <a href="#Seite_14">14</a>, <a href="#Seite_73">73</a>, <a href="#Seite_154">154</a>, <a href="#Seite_155">155</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Ndungu, Dorf, <a href="#Seite_245">245</a>.</li>
+
+<li class="indx"> »Neera«, Dampfer, <a href="#Seite_67">67</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Nelson, Kapitän, Begleiter Stanleys, <a href="#Seite_122">122</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Nettelblatt, Frhr. v., <i>Dr.</i>, <a href="#Seite_173">173</a>, <a href="#Seite_178">178</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Neu-Guinea-Gesellschaft, <a href="#Seite_283">283</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Neumann, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Nevala, Missionsstation, <a href="#Seite_234">234-236</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Nguruberge, <a href="#Seite_108">108</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Nguru, Landschaft, <a href="#Seite_3">3</a>, <a href="#Seite_17">17</a>, <a href="#Seite_71">71</a>, <a href="#Seite_158">158</a>, <a href="#Seite_159">159</a>,
+ <a href="#Seite_163">163</a>, <a href="#Seite_183">183</a>, <a href="#Seite_221">221</a>, <a href="#Seite_317">317</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Niangamala, Dorf, <a href="#Seite_232">232</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Nielsen, Beamt. d. D.-O.-A. G., <a href="#Seite_99">99</a>, <a href="#Seite_100">100</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Nil, <a href="#Seite_264">264</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Nowack, Feldwebel, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_252">252</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Nyassa-See, <a href="#Seite_42">42</a>, <a href="#Seite_223">223</a>, <a href="#Seite_227">227-229</a>, <a href="#Seite_242">242</a>, <a href="#Seite_263">263</a>,
+ <a href="#Seite_265">265</a>, <a href="#Seite_270">270-272</a>, <a href="#Seite_288">288</a>, <a href="#Seite_349">349</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Nyangwe, Stadt, <a href="#Seite_42">42</a>, <a href="#Seite_43">43</a>.</li>
+
+
+<li class="ifrst"> »Olga«, S. M. Schiff, <a href="#Seite_17">17</a>, <a href="#Seite_27">27</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Omar, siehe Kadi Omar.</li>
+
+<li class="indx"> Oskar Bruder, Missionar, <a href="#Seite_31">31</a>, <a href="#Seite_133">133</a>, <a href="#Seite_134">134</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Ostermann, Lieutenant, <a href="#Seite_31">31</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Otto, Kaufmann, <a href="#Seite_3">3</a>, <a href="#Seite_5">5</a>.</li>
+
+
+<li class="ifrst"> Palamakaa, Ortschaft, <a href="#Seite_173">173-179</a>, <a href="#Seite_181">181</a>, <a href="#Seite_182">182</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Pandascharo, Waniamuesi-Häuptling, <a href="#Seite_117">117</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Pangani-Fluß, <a href="#Seite_25">25</a>, <a href="#Seite_87">87</a>, <a href="#Seite_244">244</a>, <a href="#Seite_246">246</a>, <a href="#Seite_255">255-257</a>,
+ <a href="#Seite_289">289</a>, <a href="#Seite_292">292</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Pangani-Station, <a href="#Seite_7">7</a>, <a href="#Seite_18">18</a>, <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_23">23</a>, <a href="#Seite_25">25</a>, <a href="#Seite_26">26</a>,
+ <a href="#Seite_29">29</a>, <a href="#Seite_49">49</a>, <a href="#Seite_51">51</a>, <a href="#Seite_61">61</a>, <a href="#Seite_71">71-78</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_80">80</a>, <a href="#Seite_87">87</a>, <a href="#Seite_89">89</a>, <a href="#Seite_154">154</a>, <a href="#Seite_157">157</a>, <a href="#Seite_158">158</a>, <a href="#Seite_160">160-164</a>,
+ <a href="#Seite_175">175</a>, <a href="#Seite_179">179</a>, <a href="#Seite_180">180</a>, <a href="#Seite_183">183</a>, <a href="#Seite_190">190</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_195">195</a>, <a href="#Seite_199">199</a>, <a href="#Seite_201">201</a>, <a href="#Seite_205">205</a>, <a href="#Seite_217">217</a>, <a href="#Seite_244">244</a>, <a href="#Seite_245">245</a>,
+ <a href="#Seite_257">257</a>, <a href="#Seite_259">259</a>, <a href="#Seite_277">277-279</a>, <a href="#Seite_282">282</a>, <a href="#Seite_285">285</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_289">289</a>, <a href="#Seite_291">291</a>, <a href="#Seite_318">318</a>, <a href="#Seite_324">324</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Pangiri, Dorf, <a href="#Seite_103">103</a>, <a href="#Seite_106">106</a>, <a href="#Seite_109">109</a>, <a href="#Seite_148">148</a>, <a href="#Seite_220">220</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Pangiri, Jumbe, <a href="#Seite_220">220</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Pare-Gebirge, <a href="#Seite_245">245</a>, <a href="#Seite_255">255</a>, <a href="#Seite_289">289</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Pare Mabua, Dorf, <a href="#Seite_245">245</a>, <a href="#Seite_246">246</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Parke, <i>Dr.</i>, Begleiter Stanleys, <a href="#Seite_122">122</a>, <a href="#Seite_130">130</a>, <a href="#Seite_138">138-140</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Parsis, <a href="#Seite_260">260</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Patta, Insel, <a href="#Seite_264">264</a>.</li>
+
+<li class="indx"> v. Saint-Paul-Illaire, Generalvertreter der D.-O.-A. G.,</li>
+<li class="isub1">49, <a href="#Seite_97">97</a>, <a href="#Seite_293">293</a>.</li>
+
+<li class="indx"> v. Pechmann, Lieutenant, <a href="#Seite_241">241</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Pemba, Insel, <a href="#Seite_18">18</a>, <a href="#Seite_156">156</a>, <a href="#Seite_266">266</a>, <a href="#Seite_272">272</a>.</li>
+
+<li class="indx"> v. Perbandt, Lieutenant, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_55">55</a>, <a href="#Seite_58">58</a>, <a href="#Seite_72">72</a>, <a href="#Seite_143">143</a>,
+ <a href="#Seite_145">145</a>, <a href="#Seite_146">146</a>, <a href="#Seite_148">148</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_150">150</a>, <a href="#Seite_157">157</a>, <a href="#Seite_173">173</a>, <a href="#Seite_221">221</a>, <a href="#Seite_321">321</a>, <a href="#Seite_324">324</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Perrot, Wilhelm, <a href="#Seite_293">293</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Peter, Feldwebel, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_62">62</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Peters, <i>Dr.</i>, Carl, <a href="#Seite_3">3-5</a>, <a href="#Seite_19">19</a>, <a href="#Seite_44">44</a>, <a href="#Seite_64">64</a>, <a href="#Seite_67">67</a>,
+ <a href="#Seite_270">270</a>, <a href="#Seite_320">320</a>, <a href="#Seite_321">321</a>,</li>
+<li class="isub1">334, <a href="#Seite_340">340</a>, <a href="#Seite_341">341</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Petrus, Bruder, Missionar, <a href="#Seite_33">33</a>, <a href="#Seite_69">69</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Pfeil, Joachim, Graf, <a href="#Seite_3">3</a>, <a href="#Seite_5">5</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Pfeil, Graf, Kapitän der Flottille, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Pflanzer-Gesellschaft, deutsche, <a href="#Seite_198">198</a>, <a href="#Seite_276">276</a>, <a href="#Seite_293">293</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Pfrank, Beamter der D.-O.-A. G., <a href="#Seite_34">34</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Piehl, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> v. Pirch, Lieutenant, <a href="#Seite_307">307</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Plantagen-Gesellschaft, Ostafrikanische, <a href="#Seite_190">190</a>, <a href="#Seite_276">276</a>, <a href="#Seite_292">292</a>, <a href="#Seite_293">293</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Plüddemann, Kapitän zur See, <a href="#Seite_76">76</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Podlech, Lieutenant, <a href="#Seite_324">324</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Pogge, Afrikaforscher, <a href="#Seite_40">40</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Pori, Jumbe in Bagamoyo, <a href="#Seite_162">162</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Portugiesen, <a href="#Seite_295">295</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Post des Reichskommissariats, <a href="#Seite_96">96</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Prager, Kapitän der Flottille, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Prince, Lieutenant, <a href="#Seite_241">241</a>, <a href="#Seite_245">245</a>, <a href="#Seite_310">310</a>, <a href="#Seite_311">311</a>, <a href="#Seite_318">318</a>,
+ <a href="#Seite_320">320</a>, <a href="#Seite_324">324</a>.</li>
+
+<li class="indx"> »Prinz Adalbert«, S. M. Schiff, <a href="#Seite_17">17</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Pugu, Missionsstation, <a href="#Seite_32">32</a>, <a href="#Seite_68">68-70</a>, <a href="#Seite_142">142</a>.</li>
+
+
+<li class="ifrst"> Quamkoro, Dorf, <a href="#Seite_159">159</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Quilimane, Küstenplatz, <a href="#Seite_42">42</a>, <a href="#Seite_291">291</a>.</li>
+
+
+<li class="ifrst"> Rabe, Deckoffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Radatz, Lieutenant, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_55">55</a>, <a href="#Seite_58">58</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Ramassan, <a href="#Seite_7">7</a>, <a href="#Seite_8">8</a>, <a href="#Seite_11">11</a>, <a href="#Seite_13">13</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Ramsay, Lieutenant, <a href="#Seite_48">48</a>, <a href="#Seite_53">53-55</a>, <a href="#Seite_58">58</a>, <a href="#Seite_101">101</a>, <a href="#Seite_102">102</a>,
+ <a href="#Seite_113">113</a>, <a href="#Seite_158">158</a>, <a href="#Seite_201">201</a>, <a href="#Seite_220">220</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_221">221</a>, <a href="#Seite_223">223</a>, <a href="#Seite_240">240</a>, <a href="#Seite_258">258</a>, <a href="#Seite_304">304</a>, <a href="#Seite_323">323</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Raschid Schapapa, <a href="#Seite_223">223</a>, <a href="#Seite_233">233</a>, <a href="#Seite_234">234</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Ras Muhesa, Fort, <a href="#Seite_76">76</a>, <a href="#Seite_190">190</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Reich, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Richard, Paul, Afrikaforscher, <a href="#Seite_274">274</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Reichskommissar, siehe Wißmann.</li>
+
+<li class="indx"> Richelmann, Hauptmann, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_62">62</a>, <a href="#Seite_140">140</a>, <a href="#Seite_142">142</a>, <a href="#Seite_143">143</a>,
+ <a href="#Seite_147">147-149</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_153">153</a>, <a href="#Seite_201">201</a>, <a href="#Seite_342">342</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Richter, <a href="#Seite_295">295</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Rienda-Fluß, <a href="#Seite_233">233</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Roberth, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Römer, Kapitän der Flottille, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Rohlfs, Generalkonsul, <a href="#Seite_15">15</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Rohr, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Rongor-Fluß, <a href="#Seite_246">246</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Rovuma-Fluß, <a href="#Seite_5">5</a>, <a href="#Seite_16">16</a>, <a href="#Seite_18">18</a>, <a href="#Seite_205">205</a>, <a href="#Seite_227">227</a>, <a href="#Seite_233">233</a>,
+ <a href="#Seite_234">234</a>, <a href="#Seite_236">236</a>, <a href="#Seite_263">263</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Rüdiger, Korvettenkapitän, <a href="#Seite_323">323</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Rühle, Beamter der D.-O.-A. G. <a href="#Seite_12">12</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Rufidji-Fluß, <a href="#Seite_5">5</a>, <a href="#Seite_6">6</a>, <a href="#Seite_9">9</a>, <a href="#Seite_205">205</a>, <a href="#Seite_220">220</a>, <a href="#Seite_221">221</a>,
+ <a href="#Seite_223">223</a>, <a href="#Seite_305">305</a>, <a href="#Seite_307">307</a>, <a href="#Seite_320">320</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Rufu-Fluß, <a href="#Seite_289">289</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Ruga-Ruga, Räuber, <a href="#Seite_12">12</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Rukyrro-Bai, <a href="#Seite_209">209</a>, <a href="#Seite_210">210</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Rymarzig, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+
+<li class="ifrst"> Sadani, <a href="#Seite_12">12-14</a>, <a href="#Seite_29">29</a>, <a href="#Seite_40">40</a>, <a href="#Seite_51">51</a>, <a href="#Seite_61">61</a>, <a href="#Seite_70">70-74</a>,
+ <a href="#Seite_79">79</a>, <a href="#Seite_80">80</a>, <a href="#Seite_152">152</a>, <a href="#Seite_154">154-156</a>, <a href="#Seite_163">163</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_165">165</a>, <a href="#Seite_167">167-169</a>, <a href="#Seite_172">172-179</a>, <a href="#Seite_182">182</a>, <a href="#Seite_183">183</a>, <a href="#Seite_189">189</a>,
+ <a href="#Seite_190">190</a>, <a href="#Seite_199">199</a>, <a href="#Seite_201">201</a>, <a href="#Seite_217">217</a>, <a href="#Seite_219">219</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_257">257</a>, <a href="#Seite_259">259</a>, <a href="#Seite_291">291</a>, <a href="#Seite_324">324</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Said Ali, gegenwärtiger Sultan von Sansibar, <a href="#Seite_205">205</a>, <a href="#Seite_216">216</a>, <a href="#Seite_217">217</a>, <a href="#Seite_224">224</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_240">240</a>, <a href="#Seite_247">247</a>, <a href="#Seite_266">266</a>, <a href="#Seite_268">268</a>, <a href="#Seite_269">269</a>, <a href="#Seite_271">271</a>,
+ <a href="#Seite_273">273</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Said Bargasch, 1870-88 Sultan v. Sansibar, <a href="#Seite_4">4</a>, <a href="#Seite_6">6-8</a>, <a href="#Seite_15">15-19</a>, <a href="#Seite_29">29</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_171">171</a>, <a href="#Seite_233">233</a>, <a href="#Seite_234">234</a>, <a href="#Seite_243">243</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Said Hamedi, <a href="#Seite_73">73</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Said Kalifa, 1888-90 Sultan von Sansibar, <a href="#Seite_16">16</a>, <a href="#Seite_19">19</a>, <a href="#Seite_26">26</a>, <a href="#Seite_49">49</a>,
+ <a href="#Seite_74">74</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_96">96</a>, <a href="#Seite_97">97</a>, <a href="#Seite_160">160</a>, <a href="#Seite_230">230</a>, <a href="#Seite_279">279</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Said Madjid, 1856-70 Sultan von Sansibar, <a href="#Seite_16">16</a>, <a href="#Seite_29">29</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Said Magram, <a href="#Seite_24">24</a>, <a href="#Seite_28">28</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Said Said, 1840-56 Sultan von Sansibar, <a href="#Seite_16">16</a>.</li>
+
+<li class="indx"> v. Saint-Paul-Illaire siehe Paul.</li>
+
+<li class="indx"> Salem, Sklavenhändler, <a href="#Seite_79">79</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Samanga, <a href="#Seite_209">209</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Sankurru-Fluß, <a href="#Seite_41">41</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Sansibar, <a href="#Seite_3">3</a>, <a href="#Seite_6">6</a>, <a href="#Seite_16">16</a>, <a href="#Seite_18">18</a>, <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_44">44</a>,
+ <a href="#Seite_45">45</a>, <a href="#Seite_49">49</a>, <a href="#Seite_74">74</a>, <a href="#Seite_80">80</a>, <a href="#Seite_83">83-87</a>, <a href="#Seite_89">89</a>,
+ <a href="#Seite_97">97</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_98">98</a>, <a href="#Seite_136">136</a>, <a href="#Seite_139">139</a>, <a href="#Seite_140">140</a>, <a href="#Seite_156">156</a>, <a href="#Seite_164">164</a>, <a href="#Seite_167">167</a>,
+ <a href="#Seite_179">179</a>, <a href="#Seite_186">186</a>, <a href="#Seite_194">194</a>, <a href="#Seite_195">195</a>, <a href="#Seite_200">200-203</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_205">205</a>, <a href="#Seite_206">206</a>, <a href="#Seite_213">213</a>, <a href="#Seite_216">216</a>, <a href="#Seite_220">220</a>, <a href="#Seite_227">227</a>, <a href="#Seite_228">228</a>,
+ <a href="#Seite_233">233</a>, <a href="#Seite_237">237</a>, <a href="#Seite_268">268</a>, <a href="#Seite_269">269</a>, <a href="#Seite_271">271-274</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_277">277</a>, <a href="#Seite_278">278</a>, <a href="#Seite_290">290</a>, <a href="#Seite_291">291</a>, <a href="#Seite_294">294</a>, <a href="#Seite_295">295</a>, <a href="#Seite_297">297</a>,
+ <a href="#Seite_299">299</a>, <a href="#Seite_329">329</a>, <a href="#Seite_330">330</a>, <a href="#Seite_338">338</a>, <a href="#Seite_340">340</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Sansibariten, <a href="#Seite_132">132</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Scheffer, engl. Oberst, <a href="#Seite_46">46</a>, <a href="#Seite_202">202</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Schafflick, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Schaumbacher, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Schech Amer, <a href="#Seite_24">24</a>, <a href="#Seite_195">195</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Schelle, Lieutenant zur See, <a href="#Seite_60">60-62</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Scherner, Lieutenant, <a href="#Seite_202">202</a>, <a href="#Seite_234">234</a>.</li>
+
+<li class="indx"> »Schibin«, Dampfer, <a href="#Seite_203">203</a>, <a href="#Seite_268">268</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Schikambo, Oberhäuptling der Makanda, <a href="#Seite_230">230</a>, <a href="#Seite_232">232</a>, <a href="#Seite_233">233</a>, <a href="#Seite_240">240</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Schindu, Rebellenführer, <a href="#Seite_32">32</a>, <a href="#Seite_67">67</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Schipangilosiche Kipangiro.</li>
+
+<li class="indx"> Schire-Fluß, <a href="#Seite_42">42</a>, <a href="#Seite_273">273</a>, <a href="#Seite_349">349</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Schlüter, Premierlieutenant, <a href="#Seite_5">5</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Schmelzkopf, <i>Dr.</i>, Stabsarzt, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_62">62</a>, <a href="#Seite_86">86-88</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Schmidt, <i>Dr.</i>, Carl Wilhelm, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_58">58</a>, <a href="#Seite_59">59</a>, <a href="#Seite_62">62</a>,
+ <a href="#Seite_64">64</a>, <a href="#Seite_65">65</a>, <a href="#Seite_75">75</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_80">80</a>, <a href="#Seite_157">157-160</a>, <a href="#Seite_174">174-176</a>, <a href="#Seite_195">195</a>, <a href="#Seite_207">207</a>, <a href="#Seite_216">216-222</a>,
+ <a href="#Seite_232">232-235</a>, <a href="#Seite_237">237</a>, <a href="#Seite_239">239</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_240">240</a>, <a href="#Seite_299">299</a>, <a href="#Seite_322">322</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Schmidt, Gärtner, Beamter der D.-O.-A. G., <a href="#Seite_5">5</a>, <a href="#Seite_114">114</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Schmidt, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_307">307</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Schubert, <i>Dr.</i>, Arzt, <a href="#Seite_14">14</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Schubert, Sergeant, <a href="#Seite_321">321</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Schuguli-Fälle, <a href="#Seite_221">221</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Schulte, Feldwebel, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_164">164-166</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Schultz, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> »Schwalbe«, S. M. Schiff, <a href="#Seite_36">36</a>, <a href="#Seite_58">58</a>, <a href="#Seite_72">72</a>, <a href="#Seite_139">139</a>, <a href="#Seite_173">173</a>,
+ <a href="#Seite_174">174</a>, <a href="#Seite_206">206</a>, <a href="#Seite_207">207</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_209">209</a>, <a href="#Seite_210">210</a>, <a href="#Seite_214">214</a>, <a href="#Seite_215">215</a>, <a href="#Seite_217">217</a>, <a href="#Seite_323">323</a>.</li>
+
+<li class="indx"> »Schwan«, Dampfer, <a href="#Seite_50">50</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Schwarz, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Schweinfurth, Professor, <a href="#Seite_124">124</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Schynse, Pater, Missionar, <a href="#Seite_122">122</a>, <a href="#Seite_133">133-135</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Seehandlung, Ostafrikan., (W. Perrot), <a href="#Seite_293">293</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Sef ben Issa, <a href="#Seite_78">78</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Sef ben Mohammed, Sohn Tibbu Tibs, <a href="#Seite_79">79</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Sef ben Saad, <a href="#Seite_343">343</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Selim ben Salum, <a href="#Seite_215">215</a>, <a href="#Seite_216">216</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Seliman ben Sef, Rebellenführer, <a href="#Seite_32">32</a>, <a href="#Seite_67">67</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Selle, Beamter, <a href="#Seite_301">301</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Semmling, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Sewa Hadji, <a href="#Seite_187">187</a>, <a href="#Seite_330">330</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Sigl, Lieutenant, <a href="#Seite_178">178</a>, <a href="#Seite_180">180</a>, <a href="#Seite_201">201</a>, <a href="#Seite_217">217</a>, <a href="#Seite_345">345-348</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Sikke, Sultan von Unianiembe, <a href="#Seite_23">23</a>, <a href="#Seite_342">342</a>, <a href="#Seite_343">343</a>, <a href="#Seite_347">347</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Sima, Station der D.-O.-A. G., <a href="#Seite_5">5</a>, <a href="#Seite_10">10</a>, <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_114">114</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Simba, Jumbe von Msua, <a href="#Seite_107">107</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Simbambili, Jumbe in Bagamoyo, <a href="#Seite_27">27</a>, <a href="#Seite_79">79</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Simbamueno, Dorf, <a href="#Seite_108">108-110</a>, <a href="#Seite_113">113</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Simbamuene, Herrscherin desselben, <a href="#Seite_108">108</a>, <a href="#Seite_109">109</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Simbasi, Ortschaft, <a href="#Seite_70">70</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Simbodja, Häuptling, <a href="#Seite_157">157</a>, <a href="#Seite_158">158</a>, <a href="#Seite_175">175</a>, <a href="#Seite_183">183</a>, <a href="#Seite_184">184</a>,
+ <a href="#Seite_196">196</a>, <a href="#Seite_220">220</a>, <a href="#Seite_245">245</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Singino-Hügel, <a href="#Seite_214">214</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Sinna, Sultan von Kiboscho, <a href="#Seite_244">244</a>, <a href="#Seite_247">247</a>, <a href="#Seite_248">248</a>, <a href="#Seite_253">253-255</a>.</li>
+
+<li class="indx"> v. Sivers, Lieutenant zur See, der Reserve, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_72">72</a>, <a href="#Seite_86">86</a>, <a href="#Seite_324">324</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Smith, Sir Evan, engl. Generalkonsul, <a href="#Seite_140">140</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Snakker, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Soden, Frhr. v., Gouverneur, <a href="#Seite_57">57</a>, <a href="#Seite_237">237</a>, <a href="#Seite_256">256</a>, <a href="#Seite_258">258</a>, <a href="#Seite_291">291</a>,
+ <a href="#Seite_299">299</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_301">301-306</a>, <a href="#Seite_309">309-311</a>, <a href="#Seite_320">320-323</a>, <a href="#Seite_325">325</a>, <a href="#Seite_326">326</a>, <a href="#Seite_328">328-332</a>,
+ <a href="#Seite_334">334</a>, <a href="#Seite_350">350</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Söhnge, Kaufmann, <a href="#Seite_6">6</a>, <a href="#Seite_9">9</a>, <a href="#Seite_10">10</a>, <a href="#Seite_14">14</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Soliman ben Nassr, <a href="#Seite_74">74</a>, <a href="#Seite_78">78</a>, <a href="#Seite_179">179</a>, <a href="#Seite_183">183</a>, <a href="#Seite_195">195</a>,
+ <a href="#Seite_205">205</a>.</li>
+
+<li class="indx"> »Somali«, Dampfer, <a href="#Seite_53">53</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Somaliküste, <a href="#Seite_5">5</a>, <a href="#Seite_269">269</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Somali-Leute, <a href="#Seite_48">48</a>, <a href="#Seite_64">64</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Somwi, Dorf, <a href="#Seite_111">111-113</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Songwe-Fluß, <a href="#Seite_263">263</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Sonnenschein, Legationsrat, <a href="#Seite_300">300</a>.</li>
+
+<li class="indx"> »Sophie«, S. M. Schiff, <a href="#Seite_32">32</a>, <a href="#Seite_36">36</a>.</li>
+
+<li class="indx"> »Sperber«, S. M. Schiff, <a href="#Seite_139">139</a>, <a href="#Seite_140">140</a>, <a href="#Seite_167">167</a>, <a href="#Seite_173">173</a>, <a href="#Seite_179">179</a>,
+ <a href="#Seite_188">188</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Stairs, Lieutenant, Begl. Stanleys, <a href="#Seite_122">122</a>, <a href="#Seite_137">137</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Stanley, <a href="#Seite_105">105</a>, <a href="#Seite_117">117</a>, <a href="#Seite_121">121-140</a>, <a href="#Seite_150">150</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Steinbach, Steinkopf, Unteroffiziere, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Stenzler, Lieutenant, <a href="#Seite_244">244</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Steuber, <i>Dr.</i>, <a href="#Seite_245">245</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Stevenson Road, <a href="#Seite_271">271</a>, <a href="#Seite_349">349</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Stokes, Afrikareisender, <a href="#Seite_201">201</a>, <a href="#Seite_217">217</a>, <a href="#Seite_259">259</a>, <a href="#Seite_344">344-346</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Stolle, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> »Stosch«, S. M. Schiff, <a href="#Seite_17">17</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Strandes, Kaufmann, <a href="#Seite_83">83</a>, <a href="#Seite_202">202</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Stuhlmann, <i>Dr.</i>, Lieutenant, <a href="#Seite_170">170</a>, <a href="#Seite_178">178</a>, <a href="#Seite_340">340</a>, <a href="#Seite_343">343</a>, <a href="#Seite_345">345</a>,
+ <a href="#Seite_347">347</a>, <a href="#Seite_348">348</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Sturz, Zahlmeister, <a href="#Seite_301">301</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Suaheli, <a href="#Seite_74">74</a>, <a href="#Seite_100">100</a>, <a href="#Seite_117">117</a>, <a href="#Seite_142">142</a>, <a href="#Seite_159">159</a>,
+ <a href="#Seite_164">164</a>, <a href="#Seite_166">166</a>, <a href="#Seite_168">168</a>, <a href="#Seite_186">186</a>, <a href="#Seite_260">260</a>, <a href="#Seite_271">271</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Sudan, <a href="#Seite_122">122</a>, <a href="#Seite_126">126</a>, <a href="#Seite_128">128</a>, <a href="#Seite_203">203</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Sudanesen, <a href="#Seite_46">46</a>, <a href="#Seite_48">48</a>, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_58">58</a>, <a href="#Seite_62">62</a>, <a href="#Seite_78">78</a>,
+ <a href="#Seite_87">87</a>, <a href="#Seite_89">89</a>, <a href="#Seite_94">94-96</a>, <a href="#Seite_102">102</a>, <a href="#Seite_111">111</a>, <a href="#Seite_112">112</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_117">117</a>, <a href="#Seite_120">120</a>, <a href="#Seite_122">122</a>, <a href="#Seite_131">131</a>, <a href="#Seite_140">140</a>, <a href="#Seite_142">142</a>, <a href="#Seite_146">146</a>,
+ <a href="#Seite_149">149</a>, <a href="#Seite_164">164-166</a>, <a href="#Seite_168">168-170</a>, <a href="#Seite_177">177</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_180">180</a>, <a href="#Seite_189">189</a>, <a href="#Seite_192">192</a>, <a href="#Seite_193">193</a>, <a href="#Seite_202">202</a>, <a href="#Seite_232">232</a>, <a href="#Seite_234">234</a>,
+ <a href="#Seite_240">240</a>, <a href="#Seite_244">244</a>, <a href="#Seite_248">248-254</a>, <a href="#Seite_325">325</a>, <a href="#Seite_326">326</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_340">340</a>, <a href="#Seite_341">341</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Sudanesen, Chargen der, <a href="#Seite_46">46</a>, <a href="#Seite_47">47</a>, <a href="#Seite_91">91</a>, <a href="#Seite_92">92</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Sudi, Dorf, <a href="#Seite_205">205</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Suez, <a href="#Seite_48">48</a>, <a href="#Seite_202">202</a>, <a href="#Seite_203">203</a>, <a href="#Seite_291">291</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Sulzer, Lieutenant, <a href="#Seite_48">48</a>, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_55">55</a>, <a href="#Seite_58">58</a>, <a href="#Seite_60">60</a>,
+ <a href="#Seite_72">72</a>, <a href="#Seite_103">103</a>, <a href="#Seite_245">245</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Syrer, <a href="#Seite_203">203</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Szogoni-Gebirge, <a href="#Seite_256">256</a>.</li>
+
+
+<li class="ifrst"> Tabora, <a href="#Seite_16">16</a>, <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_43">43</a>, <a href="#Seite_158">158</a>, <a href="#Seite_184">184</a>, <a href="#Seite_185">185</a>,
+ <a href="#Seite_188">188</a>, <a href="#Seite_217">217</a>, <a href="#Seite_219">219</a>, <a href="#Seite_285">285</a>, <a href="#Seite_288">288</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_326">326</a>, <a href="#Seite_341">341-348</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Tana-Fluß, <a href="#Seite_5">5</a>, <a href="#Seite_16">16</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Tanga, Küstenstation, <a href="#Seite_25">25</a>, <a href="#Seite_27">27</a>, <a href="#Seite_49">49</a>, <a href="#Seite_51">51</a>, <a href="#Seite_61">61</a>,
+ <a href="#Seite_71">71</a>, <a href="#Seite_77">77</a>, <a href="#Seite_78">78</a>, <a href="#Seite_80">80</a>, <a href="#Seite_87">87</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_163">163</a>, <a href="#Seite_190">190</a>, <a href="#Seite_198">198</a>, <a href="#Seite_201">201</a>, <a href="#Seite_244">244</a>, <a href="#Seite_259">259</a>,
+ <a href="#Seite_277">277-279</a>, <a href="#Seite_285">285</a>, <a href="#Seite_289">289</a>, <a href="#Seite_291">291</a>, <a href="#Seite_293">293-295</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_299">299</a>, <a href="#Seite_301">301</a>, <a href="#Seite_320">320</a>, <a href="#Seite_324">324</a>, <a href="#Seite_334">334</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Tanganjikasee, <a href="#Seite_16">16</a>, <a href="#Seite_42">42</a>, <a href="#Seite_116">116</a>, <a href="#Seite_188">188</a>, <a href="#Seite_228">228</a>,
+ <a href="#Seite_263">263</a>, <a href="#Seite_265">265</a>, <a href="#Seite_271">271</a>, <a href="#Seite_285">285</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_288">288</a>, <a href="#Seite_329">329</a>, <a href="#Seite_349">349</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Tangata, Küstenplatz, <a href="#Seite_163">163</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Tanner, Sergeant, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_171">171</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Taveta, Landschaft und Dorf, <a href="#Seite_244">244</a>, <a href="#Seite_257">257</a>, <a href="#Seite_262">262</a>, <a href="#Seite_273">273</a>,
+ <a href="#Seite_289">289</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Tesch, Beamter, <a href="#Seite_200">200</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Tettenborn, v., Lieutenant, <a href="#Seite_308">308</a>, <a href="#Seite_309">309</a>, <a href="#Seite_321">321</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Theremin, Chef, <a href="#Seite_44">44</a>, <a href="#Seite_48">48</a>, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_67">67</a>, <a href="#Seite_69">69</a>,
+ <a href="#Seite_200">200</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Thielke, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Thompson, Afrikaforscher, <a href="#Seite_124">124</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Tibbu Tib (Hammed ben Mohammed), <a href="#Seite_43">43</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Tiedemann, Unteroffizier, <a href="#Seite_307">307</a>.</li>
+
+<li class="indx"> v. Tiedewitz, Unteroffizier, <a href="#Seite_307">307</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Timbari, Dorf, <a href="#Seite_80">80</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Tinde, Dorf, <a href="#Seite_345">345</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Tomaschewski, Kapitän der Flottille, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Tschepe, Deckoffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Tscherekesa, Karawanenführer, <a href="#Seite_101">101</a>, <a href="#Seite_153">153</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Tschogwe, Ortschaft, <a href="#Seite_292">292</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Tschunio, Dorf, <a href="#Seite_119">119</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Tschusiunguli, Dorf, <a href="#Seite_228">228</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Tubugue, Dorf, <a href="#Seite_109">109</a>, <a href="#Seite_114">114</a>, <a href="#Seite_134">134</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Tunguru, <a href="#Seite_129">129</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Tununguo, Missionsstation, <a href="#Seite_163">163</a>, <a href="#Seite_220">220</a>, <a href="#Seite_318">318</a>, <a href="#Seite_327">327</a>.</li>
+
+<li class="indx"> »Turquoise«, engl. Kriegsschiff, <a href="#Seite_213">213</a>.</li>
+
+
+<li class="ifrst"> Udewa, Dorf, <a href="#Seite_136">136</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Udjidji, Stadt, <a href="#Seite_43">43</a>, <a href="#Seite_184">184</a>, <a href="#Seite_288">288</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Uganda, Landschaft, <a href="#Seite_188">188</a>, <a href="#Seite_270">270</a>, <a href="#Seite_272">272</a>, <a href="#Seite_274">274</a>, <a href="#Seite_294">294</a>,
+ <a href="#Seite_348">348</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Ugogo, Landschaft, <a href="#Seite_114">114</a>, <a href="#Seite_119">119</a>, <a href="#Seite_134">134</a>, <a href="#Seite_188">188</a>, <a href="#Seite_219">219</a>,
+ <a href="#Seite_259">259</a>, <a href="#Seite_313">313</a>, <a href="#Seite_326">326</a>, <a href="#Seite_341">341</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Ugweno-Gebirge, <a href="#Seite_245">245</a>, <a href="#Seite_246">246</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Uhehe, Landschaft, <a href="#Seite_113">113</a>, <a href="#Seite_119">119</a>, <a href="#Seite_188">188</a>, <a href="#Seite_222">222</a>, <a href="#Seite_306">306-308</a>,
+ <a href="#Seite_313">313</a>, <a href="#Seite_320">320</a>, <a href="#Seite_321">321</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Ukami, Landschaft, <a href="#Seite_3">3</a>, <a href="#Seite_17">17</a>, <a href="#Seite_70">70</a>, <a href="#Seite_132">132</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Ukami-Berge, <a href="#Seite_108">108</a>, <a href="#Seite_136">136</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Ukeredi-Fluß, <a href="#Seite_215">215</a>, <a href="#Seite_232">232</a>, <a href="#Seite_241">241</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Ukonga, Dorf, <a href="#Seite_68">68</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Umba-Fluß, <a href="#Seite_175">175</a>, <a href="#Seite_262">262</a>, <a href="#Seite_264">264</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Uniamuesi, Landschaft, <a href="#Seite_102">102</a>, <a href="#Seite_259">259</a>, <a href="#Seite_344">344</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Uniamwira, Dorf, <a href="#Seite_341">341</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Unianiembe, Landschaft, <a href="#Seite_343">343</a>, <a href="#Seite_346">346</a>, <a href="#Seite_347">347</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Uniformirung der Schutztruppe, <a href="#Seite_90">90</a>, <a href="#Seite_92">92-95</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Unioro, Landschaft, <a href="#Seite_188">188</a>, <a href="#Seite_294">294</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Urambo, Landschaft, <a href="#Seite_343">343</a>, <a href="#Seite_345">345</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Urambo-Leute, <a href="#Seite_343">343</a>, <a href="#Seite_344">344</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Uruguru, Landschaft, <a href="#Seite_320">320</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Usagara, Landschaft, <a href="#Seite_3">3</a>, <a href="#Seite_6">6</a>, <a href="#Seite_7">7</a>, <a href="#Seite_9">9</a>, <a href="#Seite_10">10</a>, <a href="#Seite_15">15</a>,
+ <a href="#Seite_17">17</a>, <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_108">108</a>, <a href="#Seite_110">110</a>, <a href="#Seite_111">111</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_113">113</a>, <a href="#Seite_114">114</a>, <a href="#Seite_119">119</a>, <a href="#Seite_132">132</a>, <a href="#Seite_135">135</a>, <a href="#Seite_188">188</a>, <a href="#Seite_304">304</a>,
+ <a href="#Seite_305">305</a>, <a href="#Seite_317">317</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Usagara-Berge, <a href="#Seite_114">114</a>, <a href="#Seite_135">135</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Usambara, Landschaft, <a href="#Seite_5">5</a>, <a href="#Seite_7">7</a>, <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_175">175</a>, <a href="#Seite_279">279</a>,
+ <a href="#Seite_283">283</a>, <a href="#Seite_289">289</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Usambara-Eisenbahn-Gesellschaft, <a href="#Seite_289">289</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Usaramo, Landschaft, <a href="#Seite_5">5</a>, <a href="#Seite_6">6</a>, <a href="#Seite_7">7</a>, <a href="#Seite_9">9</a>, <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_142">142</a>,
+ <a href="#Seite_149">149</a>, <a href="#Seite_158">158</a>, <a href="#Seite_185">185</a>, <a href="#Seite_189">189</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_220">220</a>, <a href="#Seite_307">307</a>, <a href="#Seite_318">318</a>, <a href="#Seite_327">327</a>, <a href="#Seite_330">330</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Usegua, Landschaft, <a href="#Seite_3">3</a>, <a href="#Seite_17">17</a>, <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_70">70</a>, <a href="#Seite_71">71</a>, <a href="#Seite_79">79</a>,
+ <a href="#Seite_152">152</a>, <a href="#Seite_153">153</a>, <a href="#Seite_155">155</a>, <a href="#Seite_163">163</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_171">171</a>, <a href="#Seite_178">178</a>, <a href="#Seite_183">183</a>, <a href="#Seite_189">189</a>, <a href="#Seite_317">317</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Usegua-Berge, <a href="#Seite_176">176</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Usongo, Dorf, <a href="#Seite_343">343-345</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Usukuma, Landschaft, <a href="#Seite_346">346</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Usungula, Station der D.-O.-A. G., <a href="#Seite_20">20</a>, <a href="#Seite_33">33</a>, <a href="#Seite_142">142</a>, <a href="#Seite_220">220</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Uwindji, Dorf, <a href="#Seite_71">71</a>, <a href="#Seite_73">73</a>, <a href="#Seite_182">182</a>.</li>
+
+
+<li class="ifrst"> Valette, Korvettenkapitän, <a href="#Seite_80">80</a>, <a href="#Seite_96">96</a>, <a href="#Seite_178">178</a>, <a href="#Seite_205">205</a>, <a href="#Seite_206">206</a>,
+ <a href="#Seite_209">209</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Velten, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> »Vesuv«, Schiff des Reichskommissariats, <a href="#Seite_45">45</a>, <a href="#Seite_75">75</a>, <a href="#Seite_214">214</a>, <a href="#Seite_215">215</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Viktoriasee, <a href="#Seite_116">116</a>, <a href="#Seite_122">122</a>, <a href="#Seite_128">128</a>, <a href="#Seite_188">188</a>, <a href="#Seite_244">244</a>,
+ <a href="#Seite_263">263</a>, <a href="#Seite_272">272</a>, <a href="#Seite_285">285</a>, <a href="#Seite_289">289</a>, <a href="#Seite_294">294</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_297">297</a>, <a href="#Seite_325">325</a>, <a href="#Seite_329">329</a>, <a href="#Seite_342">342</a>, <a href="#Seite_344">344-349</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Visitelli, Reporter, <a href="#Seite_136">136</a>, <a href="#Seite_137">137</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Vohsen, Konsul, Generalvertreter der D.-O.-A. G., <a href="#Seite_26">26</a>, <a href="#Seite_97">97</a>, <a href="#Seite_279">279</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Voß, Korvettenkapitän, <a href="#Seite_137">137</a>, <a href="#Seite_154">154</a>, <a href="#Seite_157">157</a>, <a href="#Seite_173">173</a>.</li>
+
+<li class="indx"> »Vulkan«, Schiff d. Reichskommissariats, <a href="#Seite_75">75</a>, <a href="#Seite_207">207</a>.</li>
+
+
+<li class="ifrst"> Waboni, Volksstamm, <a href="#Seite_269">269</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Wadelai, <a href="#Seite_121">121</a>, <a href="#Seite_122">122</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Wadi Bakari, <a href="#Seite_233">233</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Wadigo, Volksstamm, <a href="#Seite_293">293</a>, <a href="#Seite_320">320</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Wadoës, Volksstamm, <a href="#Seite_71">71</a>, <a href="#Seite_103">103-106</a>, <a href="#Seite_154">154</a>, <a href="#Seite_189">189</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Wadschagga, Volksstamm, <a href="#Seite_15">15</a>, <a href="#Seite_102">102</a>, <a href="#Seite_247">247-250</a>, <a href="#Seite_252">252-254</a>,
+ <a href="#Seite_334">334</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Waganda, Volksstamm, <a href="#Seite_270">270</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Wagogo, Volksstamm, <a href="#Seite_100">100</a>, <a href="#Seite_114">114-116</a>, <a href="#Seite_119">119</a>, <a href="#Seite_120">120</a>, <a href="#Seite_219">219</a>,
+ <a href="#Seite_304">304</a>, <a href="#Seite_306">306</a>, <a href="#Seite_341">341</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Wahehe, Volksstamm, <a href="#Seite_101">101</a>, <a href="#Seite_114">114</a>, <a href="#Seite_115">115</a>, <a href="#Seite_119">119</a>, <a href="#Seite_120">120</a>,
+ <a href="#Seite_141">141</a>, <a href="#Seite_257">257</a>, <a href="#Seite_258">258</a>,</li>
+<li class="isub1">304-307, <a href="#Seite_309">309-311</a>, <a href="#Seite_318">318</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Wahiyao, Volksstamm, <a href="#Seite_34">34</a>, <a href="#Seite_224">224</a>, <a href="#Seite_225">225</a>, <a href="#Seite_228">228-231</a>, <a href="#Seite_233">233-236</a>,
+ <a href="#Seite_240">240</a>,</li>
+<li class="isub1">241, <a href="#Seite_243">243</a>, <a href="#Seite_313">313</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Wahumba, Massaistamm, <a href="#Seite_115">115</a>, <a href="#Seite_119">119</a>, <a href="#Seite_120">120</a>, <a href="#Seite_340">340</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Wakamba, Volksstamm, <a href="#Seite_10">10</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Wakuafi, Volksstamm, <a href="#Seite_317">317</a>, <a href="#Seite_318">318</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Wakuara, Volksstamm, <a href="#Seite_154">154</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Wakutu, Volksstamm, <a href="#Seite_318">318</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Wami-Fluß, <a href="#Seite_79">79</a>, <a href="#Seite_152">152</a>, <a href="#Seite_172">172</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Wamwera, Volksstamm, <a href="#Seite_229">229</a>, <a href="#Seite_234">234</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Wangoni, Volksstamm, <a href="#Seite_48">48</a>, <a href="#Seite_228">228</a>, <a href="#Seite_343">343</a>, <a href="#Seite_344">344</a>, <a href="#Seite_346">346</a>,
+ <a href="#Seite_347">347</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Wanguru, Volksstamm, <a href="#Seite_318">318</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Waniamuesi, <a href="#Seite_29">29</a>, <a href="#Seite_58">58</a>, <a href="#Seite_61">61</a>, <a href="#Seite_62">62</a>, <a href="#Seite_78">78</a>, <a href="#Seite_79">79</a>,
+ <a href="#Seite_102">102-106</a>, <a href="#Seite_111">111</a>, <a href="#Seite_113">113</a>, <a href="#Seite_116">116</a>, <a href="#Seite_121">121</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_153">153</a>, <a href="#Seite_168">168</a>, <a href="#Seite_180">180</a>, <a href="#Seite_186">186</a>, <a href="#Seite_192">192</a>, <a href="#Seite_280">280</a>, <a href="#Seite_342">342</a>,
+ <a href="#Seite_346">346</a>, <a href="#Seite_347">347</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Wapare, Volksstamm, <a href="#Seite_247">247</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Wapokomo, Volksstamm, <a href="#Seite_269">269</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Warombo, <a href="#Seite_321">321</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Warori, Volksstamm, <a href="#Seite_304">304</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Waruscha, Volksstamm, <a href="#Seite_247">247</a>, <a href="#Seite_255">255</a>, <a href="#Seite_256">256</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Wasagara, Volksstamm, <a href="#Seite_114">114</a>, <a href="#Seite_257">257</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Wasaramo, Volksstamm, <a href="#Seite_9">9</a>, <a href="#Seite_31">31</a>, <a href="#Seite_142">142-144</a>, <a href="#Seite_146">146</a>, <a href="#Seite_149">149</a>,
+ <a href="#Seite_186">186</a>, <a href="#Seite_318">318</a>,</li>
+<li class="isub1">319, <a href="#Seite_330">330</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Wasegua, Volksstamm, <a href="#Seite_169">169</a>, <a href="#Seite_172">172</a>, <a href="#Seite_177">177</a>, <a href="#Seite_180">180</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Wasiagi, Dorf, <a href="#Seite_142">142-144</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Wassukuma, Volksstamm, <a href="#Seite_102">102</a>, <a href="#Seite_153">153</a>, <a href="#Seite_156">156</a>, <a href="#Seite_186">186</a>, <a href="#Seite_192">192</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Wegner, Kaufmann, <a href="#Seite_83">83</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Weidmann, Illustrator, <a href="#Seite_148">148</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Weiß, Premierlieutenant, <a href="#Seite_5">5</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Weiß, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Weriweri-Fluß, <a href="#Seite_246">246</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Wiansi-Bach, <a href="#Seite_136">136</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Wiebel, Schiffsoffizier, <a href="#Seite_142">142</a>, <a href="#Seite_145">145</a>, <a href="#Seite_146">146</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Wilkens, Beamter der D.-O.-A. G., <a href="#Seite_30">30</a>, <a href="#Seite_190">190</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Wille, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Windi, Ortschaft, <a href="#Seite_182">182</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Wißmann, Reichskommissar, <a href="#Seite_38">38-44</a>, <a href="#Seite_49">49-53</a>, <a href="#Seite_55">55-61</a>, <a href="#Seite_64">64-67</a>, <a href="#Seite_71">71</a>,
+ <a href="#Seite_73">73-82</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_170">84-87</a>, <a href="#Seite_92">92</a>, <a href="#Seite_96">96</a>, <a href="#Seite_97">97</a>, <a href="#Seite_101">101-103</a>, <a href="#Seite_106">106-113</a>,
+ <a href="#Seite_115">115-121</a>, 123, <a href="#Seite_131">131</a>, <a href="#Seite_136">136-141</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_149">149</a>, <a href="#Seite_151">151-157</a>, <a href="#Seite_160">160-163</a>, <a href="#Seite_167">167-169</a>, <a href="#Seite_171">171-176</a>, <a href="#Seite_178">178</a>,
+ <a href="#Seite_179">179</a>, <a href="#Seite_182">182</a>, <a href="#Seite_183">183</a>, <a href="#Seite_185">185</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_188">188</a>, <a href="#Seite_189">189</a>, <a href="#Seite_192">192</a>, <a href="#Seite_193">193</a>, <a href="#Seite_195">195</a>, <a href="#Seite_198">198-201</a>,
+ <a href="#Seite_203">203-209</a>, <a href="#Seite_211">211</a>, <a href="#Seite_215">215-219</a>, <a href="#Seite_221">221</a>, <a href="#Seite_223">223</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_224">224</a>, <a href="#Seite_237">237-240</a>, <a href="#Seite_244">244-248</a>, <a href="#Seite_250">250-253</a>, <a href="#Seite_255">255-258</a>, <a href="#Seite_262">262</a>,
+ <a href="#Seite_268">268</a>, <a href="#Seite_271">271</a>, <a href="#Seite_274">274</a>, <a href="#Seite_277">277</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_278">278</a>, <a href="#Seite_294">294</a>, <a href="#Seite_299">299-304</a>, <a href="#Seite_308">308</a>, <a href="#Seite_321">321</a>, <a href="#Seite_323">323</a>,
+ <a href="#Seite_325">325</a>, <a href="#Seite_329">329</a>, <a href="#Seite_332">332</a>, <a href="#Seite_336">336-342</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_344">344</a>, <a href="#Seite_348">348</a>, <a href="#Seite_350">350</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Witte, Unteroffizier, <a href="#Seite_252">252</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Witu, <a href="#Seite_15">15</a>, <a href="#Seite_17">17</a>, <a href="#Seite_200">200</a>, <a href="#Seite_264">264</a>, <a href="#Seite_266">266</a>,
+ <a href="#Seite_268">268-271</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Witu-Gesellschaft, <a href="#Seite_269">269</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Witzick, Unteroffizier, <a href="#Seite_177">177</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Wolf, <i>Dr.</i>, Stabsarzt, <a href="#Seite_41">41</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Wolf, Eugen, <a href="#Seite_49">49</a>, <a href="#Seite_54">54</a>, <a href="#Seite_82">82</a>, <a href="#Seite_83">83</a>, <a href="#Seite_85">85</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Wolfrum, Lieutenant, <a href="#Seite_237">237</a>, <a href="#Seite_333">333</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Wonneberger, Unteroffizier, <a href="#Seite_54">54</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Wubuschi-Fluß, <a href="#Seite_200">200</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Wutzer, Unteroffizier, <a href="#Seite_308">308</a>.</li>
+
+
+<li class="ifrst"> Yao, s. Wahiyao, <a href="#Seite_225">225</a>, <a href="#Seite_240">240</a>.</li>
+
+
+<li class="ifrst"> Zambesi-Strom, <a href="#Seite_42">42</a>, <a href="#Seite_273">273</a>, <a href="#Seite_349">349</a>.</li>
+
+<li class="indx"> v. Zelewski, Kommandeur, <a href="#Seite_22">22</a>, <a href="#Seite_25">25</a>, <a href="#Seite_26">26</a>, <a href="#Seite_30">30</a>, <a href="#Seite_50">50</a>,
+ <a href="#Seite_53">53-55</a>, <a href="#Seite_58">58</a>, <a href="#Seite_59">59</a>, <a href="#Seite_62">62</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_64">64</a>, <a href="#Seite_65">65</a>, <a href="#Seite_72">72</a>, <a href="#Seite_73">73</a>, <a href="#Seite_75">75</a>, <a href="#Seite_78">78</a>, <a href="#Seite_94">94</a>,
+ <a href="#Seite_102">102</a>, <a href="#Seite_116">116</a>, <a href="#Seite_149">149</a>, <a href="#Seite_152">152-156</a>, <a href="#Seite_168">168</a>, <a href="#Seite_169">169</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_176">176</a>, <a href="#Seite_203">203</a>, <a href="#Seite_207">207</a>, <a href="#Seite_209">209</a>, <a href="#Seite_214">214</a>, <a href="#Seite_217">217</a>, <a href="#Seite_222">222</a>,
+ <a href="#Seite_223">223</a>, <a href="#Seite_299">299</a>, <a href="#Seite_305">305</a>, <a href="#Seite_307">307</a>, <a href="#Seite_308">308</a>, <a href="#Seite_310">310</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_317">317</a>, <a href="#Seite_318">318</a>.</li>
+
+<li class="indx"> v. Zitzewitz, Lieutenant, <a href="#Seite_234">234</a>, <a href="#Seite_237">237</a>, <a href="#Seite_241">241</a>, <a href="#Seite_245">245</a>, <a href="#Seite_307">307</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Zulus, <a href="#Seite_48">48</a>, <a href="#Seite_53">53</a>, <a href="#Seite_61">61</a>, <a href="#Seite_62">62</a>, <a href="#Seite_94">94-96</a>, <a href="#Seite_101">101</a>,
+ <a href="#Seite_102">102</a>, <a href="#Seite_111">111</a>, <a href="#Seite_112">112</a>, <a href="#Seite_117">117</a>, <a href="#Seite_118">118</a>, <a href="#Seite_120">120</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_142">142</a>, <a href="#Seite_144">144</a>, <a href="#Seite_146">146</a>, <a href="#Seite_159">159</a>, <a href="#Seite_164">164</a>, <a href="#Seite_168">168</a>, <a href="#Seite_174">174</a>,
+ <a href="#Seite_186">186</a>, <a href="#Seite_228">228</a>, <a href="#Seite_229">229</a>, <a href="#Seite_234">234</a>, <a href="#Seite_240">240</a>, <a href="#Seite_245">245</a>,</li>
+<li class="isub1"><a href="#Seite_248">248</a>, <a href="#Seite_250">250-252</a>, <a href="#Seite_307">307</a>, <a href="#Seite_309">309</a>, <a href="#Seite_318">318</a>, <a href="#Seite_321">321</a>,
+ <a href="#Seite_322">322</a>, <a href="#Seite_325">325</a>, <a href="#Seite_326">326</a>, <a href="#Seite_340">340</a>.</li>
+
+<li class="indx"> Zungumero, Dorf, <a href="#Seite_220">220</a>.</li>
+</ul>
+
+<hr class="r65">
+
+<div class="chapter">
+
+<p>Im Verlage der Königlichen Hofbuchdruckerei <b>Trowitzsch &amp; Sohn</b> in
+<em class="gesperrt">Frankfurt a. d. Oder</em> ist ferner erschienen:</p>
+</div>
+
+<p class="p2 s4 center">Meine zweite</p>
+<p class="s3 center"><b>Durchquerung Aequatorial-Afrikas</b></p>
+<p class="s4 center"><em class="gesperrt">vom Congo zum Zambesi</em></p>
+
+<p class="s5 center">von</p>
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+<p class="s4 center"><b>Hermann von Wißmann.</b></p><br>
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+<p class="center">Ein Band.&nbsp; Groß-Oktavformat.&nbsp; Mit 4 Karten und 92 Abbildungen.</p><br>
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+<p class="s4 center">Preis in eleganter Ausstattung 12 Mark.</p><br>
+
+<figure class="figcenter illowe10" id="w001_deco2">
+ <img class="w100" src="images/w001_deco2.jpg" alt="deko">
+</figure>
+
+<p>Dieses neueste Werk <em class="gesperrt">Wißmanns</em>, das schon bei seinem Erscheinen
+im vorigen Jahre besonders durch die Schilderungen der arabischen
+Sklavenjagden großes Aufsehen machte, ist jetzt doppelt interessant,
+weil <em class="gesperrt">Major von Wißmann</em> in ihm genau dieselbe Straße beschreibt
+vom Tanganjika zum Nyassa, Schire, Zambesi, Quilimane, die er jetzt in
+umgekehrter Richtung zum Transporte seines Dampfers gewählt hat.</p>
+
+<p>Das <em class="gesperrt">Militär-Wochenblatt</em> schreibt über das Werk: Wir empfehlen
+das Studium dieses interessanten Reisewerkes allen deutschen Kameraden,
+weil sie in demselben erkennen, welche Erfahrungen unser Deutscher
+Afrikaner gesammelt hatte, bevor er von Seiner Majestät dem Kaiser
+zur Niederwerfung des Aufstandes an der Deutschen Ostküste berufen
+ward, zugleich um sich davon zu überzeugen, <em class="gesperrt">wie sehr der schlichte
+Vortrag der eigenen Erlebnisse Major von Wißmann vorteilhaft vor
+den Verfassern anderer Afrikanischer Reisewerke auszeichnet</em>. Die
+Ausstattung des vorliegenden Bandes mit Karten und Bildern ist eine
+vorzügliche und wahrhaft künstlerische.</p>
+
+<figure class="figcenter illowe6" id="w001_deco3">
+ <img class="w100" src="images/w001_deco3.jpg" alt="deko">
+</figure>
+
+<hr class="chap x-ebookmaker-drop">
+
+<div class="chapter">
+
+<p>Im Verlage der Königlichen Hofbuchdruckerei <b>Trowitzsch &amp; Sohn</b> in
+<em class="gesperrt">Frankfurt a. d. Oder</em> ist ferner erschienen:</p><br>
+</div>
+
+<p class="center">Prachtwerk ersten Ranges!</p><br>
+
+<p class="s3 center"><b>Prinz Friedrich Karl im Morgenlande.</b></p><br>
+
+<p class="center">Nach Tagebüchern und Handzeichnungen</p>
+<p class="s5 center">dargestellt</p>
+<p class="center">von seinen Reisebegleitern</p>
+<p class="s4 center"><b>Prof. Dr. Brugsch-Pascha und Major Fr. X. v. Garnier.</b></p><br>
+
+<figure class="figcenter illowe6" id="w002_deco1_2">
+ <img class="w100" src="images/w002_deco1.jpg" alt="deko">
+</figure>
+
+<p class="center">Mit 12 Vollbildern und 58 Textillustrationen.</p>
+<p class="center"><em class="gesperrt">Folio-Format 62 Bogen in eleganter Ausstattung.</em></p><br>
+
+
+<figure class="figcenter illowe4" id="w002_deco2_2">
+ <img class="w100" src="images/w002_deco2.jpg" alt="deko">
+</figure>
+
+
+<p class="s5 center">Preis in feinstem gepreßten Kalbsleder-Einband 30 Mark. Das Werk kann auch<br>
+nach und nach in 10 Lieferungen bezogen werden.</p><br>
+
+<hr class="r5">
+
+<p>Das Werk wurde von der gesamten Presse auf das Günstigste aufgenommen.
+So sagt unter anderen der</p>
+
+<p>»<em class="gesperrt">Hannover'scher Courier</em>« .... ein sehr lehrreiches Werk. ... Die
+Illustrationen sind vortrefflich und gereichen dem interessanten Texte
+zur höchsten Zierde. Das schöne Werk kann nur dringend empfohlen werden.</p>
+
+<p>»<em class="gesperrt">Illustrierte Zeitung</em>« schreibt: .... Wenig fürstliche Reisen
+dürften wohl so glänzend ausgestattete Tagebücher als bleibende Spuren
+hinterlassen, wie obiges Prachtwerk .... wir können das sich im
+eleganten Gewande darstellende Tagebuch warm empfehlen.</p>
+
+<p>»<em class="gesperrt">Vossische Zeitung</em>« schreibt: .... Wir haben des Oefteren
+auf den fesselnden Inhalt des Werkes, auf die prächtigen Land und
+Leute charakterisierenden Bilder, wie auf die gediegene Ausstattung
+hingewiesen; es vereinigen sich hier alle Faktoren, ein ebenso
+originelles wie vornehmes Prachtwerk zu gestalten.</p><br>
+
+<figure class="figcenter illowe5" id="w002_deco3_2">
+ <img class="w100" src="images/w002_deco3.jpg" alt="deko">
+</figure>
+
+
+<div style='text-align:center'>*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 75426 ***</div>
+</body>
+</html>
+
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+This eBook, including all associated images, markup, improvements,
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