diff options
| author | Roger Frank <rfrank@pglaf.org> | 2025-10-15 04:35:33 -0700 |
|---|---|---|
| committer | Roger Frank <rfrank@pglaf.org> | 2025-10-15 04:35:33 -0700 |
| commit | 7187eac8855f9208b97b9cab6ad93e31bd9d395a (patch) | |
| tree | 7804fa6ab65a274a0ab7e140a2503acc65195a0e /old | |
Diffstat (limited to 'old')
116 files changed, 11245 insertions, 0 deletions
diff --git a/old/10914-0.txt b/old/10914-0.txt new file mode 100644 index 0000000..949ca16 --- /dev/null +++ b/old/10914-0.txt @@ -0,0 +1,2682 @@ +The Project Gutenberg EBook of Die Brüder Wright, by Alfred Hildebrandt + +This eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and most +other parts of the world at no cost and with almost no restrictions +whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of +the Project Gutenberg License included with this eBook or online at +www.gutenberg.org. If you are not located in the United States, you'll have +to check the laws of the country where you are located before using this ebook. + +Title: Die Brüder Wright + +Author: Alfred Hildebrandt + +Release Date: February 2, 2004 [EBook #10914] +[Most recently updated: May 29, 2020] + +Language: English + +Character set encoding: UTF-8 + +*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE BRÜDER WRIGHT *** + + + + +E-text prepared by David Starner, Michael Wymann-Böni, +and Project Gutenberg Distributed Proofreaders + + + + + + + + +Illustration: Titelblatt des Buches 'Die Brüder Wright + + +Die Brüder Wright + + + +Eine Studie über die Entwicklung der Flugmaschine von +Lilienthal bis Wright + + +Von Hauptmann a.D. A. + +Hildebrandt + + + +Vormals Lehrer im Königlich Preussischen +Luftschiffer-Bataillon + + +Mit 44 Abbildungen + + +BERLIN 1909 + + + + +Inhalt. + + Vorrede. + Die Familie Wright. + Die Entwickelung des Gleitfluges. + Nachfolger Lilienthals in England und Amerika. + Die Gleitflugversuche der Brüder Wright. + Der Motorflieger der Wrights. + Das Ringen der Wrights um Anerkennung. + Die Beschreibung der Wrightschen Flugmaschine. + Rückkehr der Wrights nach Amerika und Besuch Berlins. + Anhang: Korrespondenz von A. Hildebrandt. + + +Abbildungen. + + John G. Körner + Frau Susan C. Wright + Bischof Milton Wright + Wilbur Wright + Orville Wright + Otto Lilienthal + Der Lilienthalsche Gleitflieger + Schematische Zeichnung Des Lilienthalschen Abflughügels + Octave Chanute + Chanute-Leiter-Drachen 1895 + Mehrdecker-Gleitflieger von Chanute (Sechste Konstruktion) 1896 + Chanute-Doppeldecker im Fluge zu Dune-Park 1896 + Chanute-Doppeldecker zu Dune-Park 1896 + Chanute-Gleitflieger + Wright-Gleitflieger 1901 + Wright Gleitflieger im Segelfluge 1902 + Wright-Gleitflieger + Wrights Gleitflieger 10. Oktober 1902 + Wilbur Wright + Die Maschine mit der Startvorrichtung, von oben gesehen + Vorbereitungen zum Start + Der Flieger beim Start am Ende seiner Ablaufschiene + Der Drachenflieger 6 m über dem Felde + Die erste Flugschule der Welt + Wilbur Wright macht eine Fahrt mit Frau Hart O’Berg + Hölzerne Startschiene + Messen der Windgeschwindigkeit + Flieger-Werkstätte + Wilbur Wright + Wilbur Wright erklärt dem neben ihm sitzenden König von Spanien seine Flugmaschine. + Das hinten befindliche Horizontalsteuer + Wright erteilt seinem Schüler Tissandier Unterricht + König Eduard von England begibt sich auf dem Felde Pont Long bei Pau zum Startplatz des Fliegers + Minister Barthou im Aeroplan + Die mit 2 Personen bemannte Flugmaschine + Der Flieger im Fluge, von vorn gesehen + Orville, Katherine, Wilbur Wright + Katherine und Orville Wright + Flug Um Den Michelin-Preis + Blick zwischen die Tragflächen mit ihren Holzstreben + Hart O’Berg + Schematische Zeichnung der betätigung der Verwindungsvorrichtung + Startpylon für die Flugmaschine + Schematische Ansicht Der Trageflächen Nach der Verwindung + + +Briefe. + + Brief von A. Hildebrandt an Bischof Wright; 21. April 1909 + Brief von A. Hildebrandt an Bischof Wright; 22. Mai 1909 + Brief von Bischof Wright an A. Hildebrandt; 5. Juni 1909 + Brief von A. Hildebrandt an Bischof Wright; 28. Juni 1909 + Brief von A. Hildebrandt an Bischof Wright; 9. Juli 1909 + Brief von A. Hildebrandt an Bischof Wright; 18. Juli 1909 + + + + +Vorrede. + + +Der Prophet gilt nichts im Vaterlande! Dieses alte Sprichwort will +andeuten, dass infolge der Unvollkommenheit der menschlichen Natur das +Verdienst hervorragender Männer oft nicht so gewürdigt wird, wie es +seiner Bedeutung nach sein müsste. Die meisten Menschen können sich +eben nicht über das Alltägliche erheben und dem Gedankenfluge +weitausschauender Zeitgenossen folgen. Neid und Missgunst stellen sich +den Grossen dieser Erde entgegen, und die Rivalität der Konkurrenten, +die alles verkleinern und herabziehen. Im Kampfe um die Eroberung der +Luft haben wir zwei hervorragende Fälle dafür gehabt, wie sich die +Bahnbrecher nur mühselig zu Anerkennung durchzuringen vermögen. Wir +haben aber hier gleichzeitig ein seltenes Beispiel, wie zwei Männer +noch bei Lebzeiten die grösste Anerkennung ihrer Zeitgenossen gefunden +haben. Der Gedanke an die Eroberung der Luft ist so bestechend, dass er +in den weitesten Schichten der Völker ganz aussergewöhnlichen Anteil +findet. Bislang beherrschte der Mensch nur zwei Dimensionen. Jetzt hat +er auch begonnen, sich die dritte Dimension, die Luft, zu erobern. +Zeppelin und Wright sind die Könige der Luft. Ihnen beiden ist es zu +danken, dass wir anfangen, die Luft sowohl mit Fahrzeugen, „leichter +als die Luft“, als auch mit solchen, die „schwerer als die Luft“ sind, +zu beherrschen. Beide haben lange arbeiten müssen, bis sie der Welt die +Richtigkeit ihres Gedankenfluges beweisen konnten. Beide sind sie viel +geschmäht und mit Schmutz beworfen worden. Der Name Zeppelin ist heute +nicht nur dem deutschen Volke bekannt, er hat überall ausgezeichneten +Klang. Ueberall widmet man dem greisen Forscher eine Verehrung, wie man +sie den grössten Helden aller Zeiten kaum entgegengebracht hat. Auch an +Wright haben wir Europäer viel gesündigt. Man ging sogar soweit, die +beiden Brüder, die bereits im Jahre 1905 die grössten Erfolge erzielt +hatten, in Umprägung des Wortes „die fliegenden Brüder“—„die lügenden +Brüder“ zu nennen. Erst im Jahre 1908 konnten sie, die auch bei ihren +Landsleuten in Amerika wenig Glauben gefunden hatten, beweisen, welch +gewaltigen Fortschritt sie in ernster Arbeit gemacht hatten. Verfasser +folgt der Anregung, eine allgemein verständliche Abhandlung über die +Gebrüder Wright zu schreiben, mit um so grösserer Freude, als er +ziemlich der einzige war, der unentwegt die beiden genialen Erfinder in +Wort und Schrift verteidigt und niemals an dem Wert ihrer Mitteilungen +gezweifelt hat. Bei der Abfassung der kleinen Schrift kommt es dem +Verfasser sehr zu statten, dass er bei einem Besuch in Amerika sowohl +den Lehrer der Brüder Wright, den jetzt 77 Jahre alten hervorragenden +Ingenieur Chanute, und dessen Assistenten Herring, wie die Stätten, an +denen die Flugmaschine geboren wurde, kennen lernte. Besonders zu Dank +verpflichtet ist er dem in Gross-Lichterfelde lebenden Baumeister +Gustav Lilienthal, der ihm in früheren Jahren authentisches Material +über seinen Bruder Otto Lilienthal, den Altmeister der Fliegekunst +übermittelt hat, ferner dem in New York lebenden Ingenieur Herring, +sowie auch Ingenieur Chanute in Chicago, der umfangreiches Material der +ersten Flugversuche in Amerika zur Verfügung gestellt hat; endlich dem +Bischof Milton Wright zu Dayton in Ohio, der sowohl beim Besuch des +Verfassers eingehende mündliche Angaben gemacht hat, als auch jetzt in +bereitwilligster Weise altes Material über seine Familie und seine +Söhne zur Verfügung stellte. Orville Wright ist nun nach Berlin +gekommen, wo er auf Veranlassung des „Lokal-Anzeigers“ sein bis jetzt +unübertroffenes Können vorführen will. Noch sind wir erst im +Anfangsstadium des Kampfes um die Eroberung der Luft, und viel Arbeit +ist nötig, ehe wir einigermassen sicher die Luft beherrschen. Mögen die +Vorführungen von Wright für unsere deutschen Erfinder und namentlich +für diejenigen, die sie finanziell unterstützen wollen und müssen, ein +Ansporn zur weiteren Förderung sein. + +_Berlin_, August 1909. + +A. Hildebrandt. + + + + +Die Familie Wright. + + +Die Wrights führen ihren Stammbaum bis in das 14. Jahrhundert zurück. +Viele hervorragende Leute, deren Namen auch in der Geschichte verewigt +sind, haben der Familie angehört. Von grossmütterlicher Seite stammen +sie aus Holland, wo die ersten Aufzeichnungen bei Lord Afferden Ende +des 14. Jahrhunderts beginnen und bis in die heutige Zeit vollständig +fortgeführt sind. Die Nachkommen des Lords wanderten später nach +Amerika aus und siedelten sich um das Jahr 1650 in Long Island an. Die +Grossmutter Katherine Reeder war verwandt mit dem Gouverneur Andrew H. +Reeder, der in Kansas im Jahre 1854 die Zügel der Regierung inne hatte. +Väterlicherseits können die Vorfahren zurückgeführt werden bis zu John +Wright, der im Jahre 1538 das Gut Kelvedon Hall im Kreise Essex in +England erwarb. Sein und seiner Frau Olive Nachkomme im vierten Grade, +Samuel Wright, wanderte im Jahre 1630 nach Amerika aus und siedelte +sich 6 Jahre später als Farmer in Springfield in Massachusetts an. Hier +wurde er bald zum Diakon der ersten puritanischen Kirche und später zum +Pfarrer der Gemeinde erwählt. Nach segensreichem Wirken entschlief er +sanft im Jahre 1665 zu Northampton. Seine Nachkommen blieben in +Neu-England und manche berühmten Leute sind aus ihnen hervorgegangen. +Zu nennen sind Edmond Freeman, Reverend Joshua Moody, Reverend John +Russell, John Otis und John Porter in Windsor. Durch den letzten sind +die Wrights verwandt geworden mit dem berühmten amerikanischen General +Ulysses S. Grant und mit dem Präsidenten Grover Cleveland; ferner mit +dem bekannten General Joseph Warren in Bunkerhill. Der Grossvater +Wrights, Silas Wright, war Senator der Stadt New York und später +Gouverneur des Staates New York. Er besass umfangreiche Güter, um deren +Bewirtschaftung er sich selbst kümmerte. Seine Kinder wurden +gleichfalls zu Landleuten erzogen. Er starb in New York im Jahre 1847. + +[Illustration: John G. Körner: Der aus Deutschland stammende Grossvater +Wrights im 80. Lebensjahr] + +[Illustration: Frau Susan C. Wright: Die Mutter der Wrights Im 40. +Lebensjahr] + +[Illustration: Bischof Milton Wright: Vater der Wrights, Geboren Am 17. +November 1828] + +Wir Deutschen haben den Ruhm, den ersten fliegenden Menschen, der mit +einer Flugmaschine ohne Motor die Luft durchsegelte, unsern Landsmann +nennen zu dürfen. Uns verbindet aber auch ferner Verwandtschaft mit den +Königen der Fliegekunst, mit Wrights. Der Grossvater mütterlicherseits, +John G. Koerner, war geboren in einer kleinen Ortschaft in der Nähe von +Schleiz im Fürstentum Reuss jüngerer Linie. Die Frau dieses im 86. +Lebensjahre verstorbenen Koerner, eine geborene Fry, war Amerikanerin, +aus Landen deutschen Sprachgebiets, wahrscheinlich der Schweiz, +stammend; nähere Angaben fehlen. Ihre Tochter wurde am 30. April 1831 +in Hillsborough in Virginia geboren. Im Jahre 1859 vermählte sie sich, +die inzwischen mit ihrer Familie auf eine Farm zu Union County in +Indiana verzogen war, als jüngstes von 5 Kindern mit Milton Wright, dem +Vater der beiden Luftschiffer. Dieser ist am 17. November 1828 in Rush +County in Indiana geboren. Er folgte dem Berufe seiner ältesten +Vorfahren und hielt mit 22 Jahren seine erste Predigt am 17. November +1850. Infolge einer ausgezeichneten Erziehung, die ihm sein Vater hatte +zuteil werden lassen, brachte er es bald im geistlichen Stande zu hohen +Würden. Er wurde reisender Minister der lutherischen Brüdergemeinde, +Präsident des Kirchenrats, und amtiert bereits seit 24 Jahren als +Bischof. Die Erfüllung seines Berufes brachte es mit sich, dass er +viele und grosse Reisen zur Inspektion der verschiedenen ihm +unterstellten Kirchengemeinden ausführte; hat er doch nicht weniger als +200 000 Meilen in amtlicher Eigenschaft auf der Eisenbahn durchmessen. +Auf seinen Reisen erwarb er sich einen praktischen Blick und grosses +Verständnis für die verschiedensten Lebensstellungen; seinen Kindern +liess er eine ausgezeichnete Erziehung und Schulbildung zuteil werden. +Leider starb seine Frau bereits am 4. Juli 1889 zu Dayton in Ohio. Der +Tod hatte sie von einem langen und schweren Leiden erlöst. Besonders +Wilbur Wright hatte sich bemüht, seiner Mutter die letzten Lebensjahre +zu erleichtern, so dass ihm deswegen auch eine besondere Anerkennung +seines Vaters zuteil geworden ist. + +[Illustration: Wilbur Wright: Geboren am 16. April 1867] + +[Illustration: Orville Wright: Geboren 19. August 1871] + +Milton Wright hatte sieben Kinder, von denen gegenwärtig noch fünf am +Leben sind. Wilbur, am 16. April 1867 in Henry County geboren, ist der +dritte Sohn. Ihm folgten am 19. August 1871 Orville und am 19. August +1874 Katherine, die beide in Dayton geboren wurden. + +Eigenartig ist die Angabe des alten Bischofs, dass gerade die Erfinder +keine so gute Erziehung genossen haben wie seine anderen Kinder. Keiner +von beiden besuchte eine Hochschule, beide haben sich durch ihre eigene +Intelligenz in der Technik zu bedeutender Stellung emporgearbeitet. +Wilbur berechtigte anscheinend in seiner Jugend zunächst nicht zu +grossen Hoffnungen, obgleich er sehr intelligent war und eine rasche +Auffassungsgabe besass. + +Das erste Interesse für die Flugtechnik wurde bei den Brüdern im Sommer +1878 geweckt, als ihr Vater eines Tages nach Hause kam und plötzlich +aus seinen Händen ein Spielzeug in die Luft fliegen liess, das auch +heute noch unter dem Namen Helicoptere—Schraubeflieger—bekannt ist. +Dieses kleine Ding war aus einem Rahmenwerk von Kork und leichtem +Bambus gefertigt und mit Papier überklebt. Die Schrauben wurden durch +ein starkes Band von Kautschukschnüren in Bewegung gesetzt, das eng +zusammengedreht wurde. Nur kurze Zeit blieb das zerbrechliche Spielzeug +in den Händen der Knaben erhalten; aber die Erinnerung an diese ersten +Flugversuche haftete fest im Gedächtnis beider. Einige Jahre später +begannen sie selbst ihr altes Spielzeug nachzubilden, wobei sie das +eine immer grösser als das andere fertigten. Aber sie machten die +eigentümliche Erfahrung, dass die grösseren Maschinen immer schlechter +flogen. Schliesslich wurden sie in ihren weiteren Experimenten +entmutigt und wandten ihr Interesse dem Drachensteigen zu, ein Sport, +der in Amerika durch die Franklinschen Drachenaufstiege zum Studium +elektrischer Erscheinungen besonders weite Verbreitung gefunden hat. +Als sie älter wurden, gaben sie auch diesen Sport auf, der, wie sie +selbst sagten, nicht mehr für Jungen in ihrem Alter passte. + +Erst die Versuche Lilienthals und besonders das Nachdenken über seinen +tragischen Tod weckten in ihnen die alte Passion zur Flugtechnik +wieder. Sie studierten mit grossem Interesse die Werke von Chanute, +Marcy, Langley, Mouillard und anderen über die Fortschritte und +Untersuchungen des flugtechnischen Problems, und bald gingen sie zu +praktischen Versuchen über. + +Die Mitbürger von Dayton, die irgendwie in nähere Berührung mit Wilbur +und Orville Wright gekommen sind, haben seinerzeit dem Verfasser +gegenüber das äusserst bescheidene Wesen der beiden gerühmt. Besonders +auch hoben sie hervor, wie sich die Erfinder aus einfachen +Verhältnissen emporgearbeitet hätten und mit grossem Fleiss ihrer +Fahrradfabrik einen Ruf weit über ihre Heimatstadt hinaus gesichert +hätten. Ihre vielseitige Bildung wurde ebenfalls anerkannt, und man +konnte sich in ihrer Gesellschaft davon überzeugen, wie gut sie +beschlagen waren in der Literatur, in der Musik, Kunst und selbst in +der Malerei. Sie sind nicht einseitige fanatische Flugtechniker, +sondern verfolgen alle Fortschritte der Luftschiffahrt und brechen +keineswegs etwa den Stab über die Konkurrenten, die auf dem Gebiete der +aerostatischen Luftschiffahrt tätig sind. + +Sie haben in ihrer eigenen Fabrik auch wie gewöhnliche Arbeiter +gelernt, und die Franzosen waren überrascht, als sie sahen, wie Wilbur +Wright in Le Mans eigenhändig und ohne jede fremde Hilfe im +Arbeiterkittel seine Maschine zusammensetzte. Allerdings besass er ein +gewisses Misstrauen, das sich auf mancherlei schlechte Erfahrungen +stützte. So zum Beispiel wollte er als Klaviersaitendraht nur das +Material verwenden, das er sich aus Amerika mitgebracht hatte. Er war +sich eben auch bewusst, dass es bei einer so heiklen Maschine, wie es +ein Drachenflieger ist, auch auf das Unwesentlichste ankommt, wenn man +Erfolg erzielen will. + +Die Pünktlichkeit der Brüder ist ebenfalls ganz hervorragend. Allen +Verabredungen folgen sie zur Minute, und nie braucht ein bestellter +Arbeiter auch nur eine Sekunde auf ihr Erscheinen zu warten. + +In den Einöden bei Kill Devil hatten sie gelernt, ein äusserst +einfaches Feldleben zu führen. In Le Mans schlief Wilbur Wright in +einem einfachen Bett, eigentlich nur in einer grossen Kiste, die bei +Tage mittels einer Leine an die Decke gezogen wurde und bei Nacht auf +dem Fussboden neben seinem Flieger Platz fand. Dabei bestand der +Fliegerschuppen nur aus roh zusammengezimmerten Brettern, und der Raum +war keineswegs behaglich, da der Wind über die Ebene des Schiessplatzes +zu Auvours mit ungeschwächter Kraft dahinbrausen kann. In Pau bewohnten +sie allerdings schon ein komfortableres Quartier, jedoch immer noch +gegen das einfachste Zimmer eines einfachen Hotels bescheiden zu +nennen. + +Beide Brüder sind von grosser Zurückhaltung; sobald sie jedoch jemand +bei näherer Bekanntschaft schätzen gelernt haben, so tauen sie etwas +mehr auf. Man hat das Gefühl, dass man Leute vor sich hat, auf die man +sich in jeder Beziehung und in allen Lagen des Lebens verlassen kann. +Ihre Schweigsamkeit ist ja genügend bekannt geworden. Ihre Physiognomie +ist meistens sehr ernst; aber bei näherem Verkehr hellt sich das +freundliche Auge Wilbur Wrights lebhaft auf. Ihre Ruhe verlieren sie +nie. Ob auf den Feldern Tausende von Zuschauern auf einen Flug +warteten, ob Prinzen oder Geschäftsleute, die ihre Patente zu erwerben +gedachten, sich unter ihnen befanden, nie liessen sie sich zu etwas +drängen, das sie nicht wollten; nie liessen sie sich verleiten, einen +Flug-Versuch zu wagen in einem Wetter, das ihnen ungünstig war. Die +Statur der beiden ist mittelgross. Wilbur ist mit 1,80 Meter etwas +grösser als sein Bruder Orville. Beide sind sehr schlank und zeigen nur +Muskeln und Sehnen. Man sieht ihnen an, dass sie sich ihr ganzes Leben +lang mit einem Sport beschäftigt haben, bei dem es hauptsächlich auf +ein sicheres Auge und grosse Geistesgegenwart ankommt. In ihrer +Lebensweise sind sie stets überaus nüchtern und enthaltsam gewesen. +Auch bei den feierlichsten Anlässen waren sie nicht zu bewegen, Alkohol +zu sich zu nehmen. Sie sind fromm, nicht äusserlich vor den Augen der +Leute, sondern aus innerem Gefühl. Dies ist leicht verständlich, wenn +man an den alten Bischof Wright, der als Priester höchstes Ansehen +geniesst, denkt. So haben sie, die heute doch nicht mehr jung sind, in +ihrem Leben noch nie eine Andachtsstunde versäumt und es als +selbstverständlich erachtet, die Sonntage von jeder Art Arbeit +freizuhalten. + + + + +Die Entwickelung des Gleitfluges. + + +Zum näheren Verständnis der ersten praktischen Arbeiten der Brüder +Wright ist es erforderlich, die Entwickelung der Flugtechnik in +Deutschland ins Auge zu fassen. Hier war es dem Ingenieur Otto +Lilienthal gelungen, als erster Mensch die Luft mehrere 100 Meter weit +zu durchfliegen. Weiteren technischen Kreisen ist er auch bekannt +geworden als Erfinder eines ausgezeichneten Kleinmotors, der seinerzeit +für Luftschiffahrtszwecke besonders geeignet erschien, leider jedoch +nicht in der richtigen Weise gewürdigt wurde. Auf die Arbeiten dieses +hervorragenden Mannes müssen wir deshalb im folgenden etwas näher +eingehen. + +Otto Lilienthal wurde am 24. Mai 1848 zu Anklam in Pommern geboren. +Schon als Junge von 13 Jahren hat er im Verein mit seinem noch jetzt in +Gross-Lichterfelde bei Berlin lebenden Bruder Gustav das Fliegen mit +den primitivsten Mitteln versucht. Die ersten Flügel, die sich die +Brüder bauten, bestanden aus Klappen, welche an die Arme gebunden +wurden. Die Versuche wurden meist bei Nacht ausgeführt, weil die Knaben +den Spott ihrer Schulgenossen fürchteten. Sie versuchten, schwebend in +die Luft zu gelangen, indem sie mit ihren Klappen einen Hügel +herabliefen. Lange Jahre wurden dann die Fliegeversuche aufgegeben. +Während des Studiums an der Berliner Gewerbe-Akademie fertigte sich +Otto Lilienthal in den Jahren 1867/68 seinen komplizierten Apparat an, +der vier kleine und zwei grosse Flügel besass, die abwechselnd auf- und +niederschlugen. Es gelang ihm bei den Experimenten durch seine +Beinbewegung ein Gewicht von 40 Kilogramm zu heben. + +[Illustration: Otto Lilienthal: Der Altmeister der Fliegekunst, tödlich +verunglückt am 6. August 1896 bei Berlin] + +Durch einige Studiengenossen hatte der Mathematik-Professor von den +Arbeiten Lilienthals gehört und unterliess nicht, ihm sagen zu lassen, +es könne ja nicht schaden, wenn er sich mit flugtechnischen +Berechnungen die Zeit vertriebe, er möge aber um himmelswillen nicht +Geld für solche Sachen ausgeben! Damals war von Staats wegen durch eine +besondere Gelehrten-Kommission gerade festgestellt worden, dass der +Mensch ein für allemal nicht fliegen könne; es war daher sehr +begreiflich, dass man diejenigen, welche sich mit dem Flugproblem +beschäftigten, direkt für Narren hielt. + +Nach dem Kriege 1870/71, in dem Otto Lilienthal als +Einjährig-Freiwilliger des Garde-Füsilier-Regiments—Maikäfer +genannt—die Belagerung von Paris mitmachte, wurden die Flugversuche mit +besseren technischen Hilfsmitteln nach den eingehendsten Experimenten +und Studien wieder aufgenommen, wobei sein Bruder Gustav ihn +tatkräftigst unterstützte. Die Maschinen bestanden aus ganz einfachen +gewölbten Segelapparaten, die den ausgebreiteten Fittichen eines +schwebenden Vogels glichen. Als Gestell diente Weidenholz, als Bezug +mit Wachs getränkter Schirting. Festgehalten und gehandhabt wurde der +Apparat dadurch, dass man beide Unterarme in entsprechende Polsterungen +des Gestelles legte und zwei Handgriffe anfasste. Die Flügelflächen +waren anfangs 10, später 8 Quadratmeter gross bei einer Klafterung von +7 Metern und 2 Metern grösster Tiefe. Auch 14 Quadratmeter grosse +Flügel kamen gelegentlich zur Verwendung; ihr Gewicht betrug 20 +Kilogramm, dazu kam das Gewicht von Lilienthal mit 80 Kilogramm, so +dass also insgesamt 100 Kilogramm zum Schweben gebracht werden mussten. + +[Illustration: Der Lilienthalsche Gleitflieger: Im Fluge von hinten +gesehen] + +Den einfachen Segelflächen fügte Lilienthal später Steuerflächen hinzu, +um eine bessere Einstellung gegen den Wind zu erreichen. Die ganze +Bauart der Flugsegel glich in allen Teilen einem Sprengwerk, dessen +einzelne Glieder nur auf Zug und Druck beansprucht wurden. Grösste +Festigkeit wurde hierdurch mit grösster Leichtigkeit verbunden. Oft +stürzte er sich mit diesen Segeln von beliebigen Höhen in die Luft und +erreichte stets sicher wieder den Boden. + +Um den Transport des Apparates zu erleichtern und ihn vor einem +eventuell eintretenden Unwetter zu sichern, wurde die Maschine so +eingerichtet, dass sie in einer halben Minute zusammengeklappt werden +konnte. Das Auseinanderlegen dauerte ebenfalls nur zwei Minuten. Unter +den ausgebreiteten Flügeln konnte man sogar Schutz vor dem Regen +finden; 20 Personen hatten unter der schützenden Hülle Platz. + +Eingeleitet wurde das Fliegen durch Abschweben gegen den Wind von einem +erhöhten Standpunkt. Bei den ersten Sprüngen betrug die Höhe des +Sprungbrettes einen, später zwei Meter. Sechs bis sieben Meter weite +Sprünge von fünf Metern Höhe wurden mit Anlauf erzielt. Das Landen +vollzog sich schon ausserordentlich leicht. Der Gleit- und Segelflug, +der auch in neuester Zeit in den Mitgliedern des Schlesischen +Flugsportklubs wieder eifrige Anhänger gefunden hat, muss nach den +Angaben Lilienthals, wie folgt, ausgeführt werden: + +„Man läuft mit gesenkten Flügeln dem Winde bergab entgegen, richtet im +geeigneten Augenblick die Tragefläche um Weniges auf, so dass sie +annähernd horizontal zu liegen kommt, und sucht, nun in der Luft +dahinschwebend, durch die Schwerpunktslage dem Apparat eine solche +Stellung zu geben, dass er schnell dahin schiesst und sich möglichst +wenig senkt. Anfänger werden gut tun, eine Berglehne zu wählen, über +welcher sie in geringer Höhe dahingleiten. Die erste Regel ist, die +Beine nach vorn ausgestreckt zu halten und sich beim Landen mit dem +Oberkörper hintenüber zu werfen, so dass der Apparat sich aufrichtet +und die Bewegung verlangsamt. Das Auffliegen und das Niedersteigen muss +stets genau gegen den Wind gerichtet sein. Das vertikale feststehende +Steuer sorgt schon dafür, dass in der Ruhe sich der Apparat genau gegen +den Wind einstellt. Die liegende Steuerfläche verhindert, wie man +dieses an jeder sich setzenden Krähe sehen kann, dass der Apparat nach +vorn sich überschlägt, was gewölbte Flächen sonst gern tun. Beim Landen +aber darf das liegende Steuer das schnelle Aufrichten des Apparates +nicht hindern, es muss sich durch den von unten kommenden Luftdruck um +seine Vorderkante drehend aufrichten können, darf also nur eine +Hubbegrenzung nach unten haben. + +„Besonders zu warnen ist vor folgendem Fehler: Der Uebende schwebt in +der Luft und fühlt sich plötzlich vom Winde angehoben, wie gewöhnlich +ungleichmässig; beispielsweise der linke Flügel mehr als der rechte. +Die schiefe Lage treibt ihn nach rechts hinüber. Unwillkürlich streckt +der Neuling nach rechts auch seine Beine aus, weil er den Anprall zur +Erde nach rechts voraussieht. Die Folge ist, dass der schon tiefer +liegende rechte Flügel noch mehr belastet wird, und der Flug schnell +nach rechts sich senkt, bis die rechten Flügelspitzen im Erdreich +sitzen und zerknicken. Für Leib und Leben ist weniger Gefahr vorhanden, +denn der Apparat bildet nach allen Seiten ein wirkungsvolles Prellwerk, +welches die Wucht des Stosses abfängt.“ + +Abweichungen von der geraden Richtung werden durch Verlegen des +Schwerpunktes nach der einen oder andern Seite durch Ausstrecken der +Beine bewirkt, wodurch die Flugrichtung abgelenkt wird. + +Mehrfach gelang es Lilienthal auf diese Weise sogar, eine vollkommene +Drehung auszuführen, so dass er wieder auf seinen Abflugspunkt zuflog. +Der Einfluss des Windes zeigte sich bei den Fliegeversuchen frappant. +Sobald ein etwas lebhafterer Wind kam, schwebte er hoch über den Köpfen +einer staunenden Menge fort, unter Umständen sogar momentan in der Luft +auf einer Stelle schweben bleibend. + +Sehr unangenehm empfand Lilienthal bei seinen Flügen stärkere, +plötzlich auftretende Windstösse, weil bei ihnen die Gefahr vorlag, +dass sie—wenn auch nur einen Augenblick—den Apparat von oben treffen +könnten, wodurch er unfehlbar in die Tiefe gestürzt und zerschellt +worden wäre. + +Bei den grössten Flächen—14 Quadratmeter—büsste Lilienthal die +Stabilität ein. Gleichzeitig wurde ihm auch die Landung bei stärkeren +Winden und grösseren Flächen sehr bedenklich. Wie er selbst sagt, hat +er oft in der Luft einen förmlichen Tanz aufführen müssen, um, vom +Winde hin und her geworfen, das Gleichgewicht zu behaupten; aber stets +gelang es ihm, glücklich zu landen. Er wurde hierdurch jedoch +notgedrungen zu den Versuchen geführt, die Lenkbarkeit und leichte +Handhabung zu verbessern. + +Anfangs hatte er die Lenkung durch einfache Verlegung des Schwerpunktes +mit seinem Körper bewirkt, die um so günstiger vonstatten ging, je +kleiner die Flügelflächen wären. Da nun bei stärkerem Winde die +Anwendung kleinerer Flächen keinen besonderen Nutzen gewährte, vielmehr +sich die Notwendigkeit herausstellte, eine grössere Fläche zum Heben zu +gewinnen, so versuchte er zwei parallele Flächen übereinander +anzubringen. Es gelang dies überraschend gut. Der Doppelapparat hatte +nur 5-1/2 Meter Spannweite bei zwei Trageflächen von je 9 +Quadratmetern, deren obere etwas über der unteren lag. + +Die erreichte Höhe wurde ganz bedeutend grösser, oft wurde der +Abfliegepunkt um ein erhebliches Stück überflogen, sobald die Winde bis +über 10 Meter in der Sekunde stark waren. + +Beim Landen bei geringem Winde musste der Apparat vorn durch +Zurücklegen des Körpers gehoben und dann unmittelbar über dem Boden die +Beine wie beim Sprunge, schnell vorgeworfen werden, da sonst der Körper +einen sehr unangenehmen Stoss erhalten hätte. Bei etwas stärkerem Winde +dagegen senkte der Apparat sich sehr sanft zur Erde. + +Bei den aufgeführten Uebungen hat Lilienthal stets die hebende Kraft +des Windes deutlich gespürt, und er sagt ausdrücklich, dass der Wind +auch eine Bewegung ähnlich dem Kreisen der Vögel hätte einleiten und +den Apparat nach links oder rechts drehen wollen; aber infolge der Nähe +des Berges, von dem er abgeflogen sei, hätte er sich nicht darauf +einlassen dürfen. + +Als Uebungsplatz hatte sich Lilienthal 1891 einen günstigen Platz +zwischen Werder und Gross-Kreuz ausgesucht, wo sich auf grossen +freiliegenden Höhen ein Absprung von 5 bis 6 Metern erzielen liess. +Hier machte er seine Versuche gemeinschaftlich mit einem Techniker +seiner Maschinenfabrik, Hugo Eulitz. Der jetzige Professor im +Meteorologischen Institut zu Berlin, Dr. Kassner, hat seinerzeit +zahlreiche vortreffliche Aufnahmen Lilienthals und seines Assistenten +angefertigt, die auf der Frankfurter Luftschiffahrts-Ausstellung +ausgestellt sind. Die Flugweite wuchs hier auf 20-25 Meter. 1892 suchte +er sodann die 10 Meter hohen Abhänge bei Steglitz und Südende auf. Im +Anfang des folgenden Jahres baute er auf der Maihöhe bei Steglitz einen +Schuppen, so dass er eine Absprunghöhe von 10 Metern erzielte. Ende +desselben Jahres zog er dann fort nach den Rhinower Bergen zwischen +Rathenow und der Dosse, wo sich Hügelketten bis zu 60 Meter Höhe +befinden. Auf dem Stöller Berge fand er sogar eine Absprunghöhe von 80 +Metern. Die Senkung der Hügel betrug etwa 10 bis zu 20 Grad. + +Als Lilienthal zuerst hier übte, war er sehr ängstlich. Er sagte +selbst: „Als ich in diesem Jahre zum erstenmal an diesem Bergabhange +mein Flugzeug entfaltete, überkam mich freilich ein etwas ängstliches +Gefühl, als ich mir sagte: Von hier ab sollst du nun in das tief da +unten liegende, weit ausgedehnte Land hinaussegeln! Allein die ersten +vorsichtigen Sprünge gaben mir bald das Bewusstsein der Sicherheit +zurück, denn der Segelflug ging hier ungleich günstiger vonstatten, als +von meinem Fliegeturme. Der Wind bäumte hier nicht so auf wie vor dem +letzteren, wo ich jedesmal beim Passieren der Absprungkante einen +ungleichmässigen Windstoss von unten empfing, der mir oft +verhängnisvoll zu werden drohte.“ + +Hier hat sich der einzige, allerdings glücklich verlaufene Unfall +ereignet, der bei den zahlreichen Flügen vorgekommen ist, sowie auch +der spätere Todessturz. Die erste Havarie fand auf dem Stöllen-Berge +1895 statt. Der dabei benutzte Apparat hatte ein genaues, mit der +Kreislinie fast zusammenfallendes Parabelprofil, bei dem der Pilot sich +mit dem Hinterkörper bedeutend hintenüber legen musste, um in der Luft +mit dem Apparat nicht vornüber zu schiessen. Lilienthal schildert +seinen Unfall in der „Zeitschrift für Luftschiffahrt“ vom Jahre 1895, +wie folgt: „Bei einem von grosser Höhe ausgeführten Segelfluge gab +dies—Hintenüberlegen des Körpers—die Veranlassung, dass ich bei +gestreckten Armen in eine Körperlage geriet, bei welcher der +Schwerpunkt zu weit nach hinten lag, während es mir bei der bereits +eingetretenen Ermüdung nicht möglich war, die Oberarme wieder +vorzuziehen. Als ich so in 20 Metern Höhe mit etwa 15 Metern +Geschwindigkeit dahinsegelte, richtete sich der hinten zu sehr +belastete Apparat immer mehr auf und schoss schliesslich durch seine +lebendige Kraft senkrecht in die Höhe. Ich hielt mich krampfhaft fest, +sah nichts als den blauen Himmel mit weissen Wölkchen über mir und +erwartete den Moment, wo der Apparat hintenüberschlagen würde, um meine +Segelversuche vielleicht für immer zu beenden. Plötzlich jedoch hielt +der Apparat im Ansteigen inne und ging rückwärts aus der Höhe wieder +herab, lenkte in kurzem Kreisbogen durch den schräg aufwärts +gerichteten Horizontalschweif mit dem Hinterteil wieder nach oben, +stellte sich hierbei auf den Kopf und sauste nun mit mir aus etwa 20 +Meter Höhe senkrecht zur Erde hinunter. Mit klarem Bewusstsein, die +Arme und den Kopf voran, den Apparat immer noch an den Handhaben +festhaltend, stürzte ich dem grünen Rasen zu.—Ein Stoss, ein Krach, und +ich lag mit dem Apparat auf der Erde. Eine Fleischwunde an der linken +Seite des Kopfes, mit dem ich auf das Apparatgestell geschlagen war, +und das verstauchte linke Handgelenk waren die einzigen schlimmen +Folgen dieses Unfalles. Der Apparat war, so wunderbar es klingt, ganz +unversehrt. Ich selbst sowohl wie mein Segelzeug waren gerettet worden, +durch den elastischen Prellbügel, den ich wie durch eine höhere Fügung +gerade zum ersten Male vorn am Apparat angebracht hatte. Der aus +Weidenholz hergestellte Prellbügel selbst war vollkommen zersplittert, +seine einzelnen Teile hatten sich fuss-tief in die Erde eingebohrt, so +dass sie nur mit Anstrengung herausgezogen werden konnten.“ + +Dieser Unfall gab zu einigen Veränderungen Veranlassung: Der +Angriffspunkt der Hände wurde mehr nach hinten gerückt, und es wurde +dafür gesorgt, dass der Oberkörper nicht mehr ganz hintenüberfallen +konnte. Lilienthal schloss aus seinen früheren und späteren Versuchen, +dass man die Profilfläche, trotz ihrer vorzüglichen Tragewirkung bei +freien Segelflügen, nicht bis zu ein Zwölftel der Flügelbreite +ausdehnen dürfe, sondern nur bis zu ein Fünfzehntel oder ein +Achtzehntel. + +Um nicht mehr von der Windrichtung abhängig zu sein, errichtete er sich +schliesslich im Jahre 1894 in Gross-Lichterfelde eigens einen +kegelförmigen Hügeln von 15 Metern Höhe und 70 Metern Grundlinie, der +oben zur Aufnahme der Flugapparate ausgebaut war. Die Höhe dieses +Hügels wurde später auf 30 Meter vergrössert. Hier vermochte er nach +allen Himmelsrichtungen abzufliegen. Viele Hunderte von Flügen hat +Lilienthal mit grosser Sicherheit ausgeführt, so dass er schliesslich +seine Versuche über den Gleitflug als abgeschlossen betrachten konnte. +Er wollte nunmehr einen grossen Schritt weiter gehen und zum Bau einer +Motor-Flugmaschine schreiten, die ein Gewicht von 40 Kilogramm erhielt +bei einer Leistung von 2 1/2 Pferdestärke. Auf dem Stöllenberge bei +Rhinow hatte er am 9. August wieder einen Gleitflug ausgeführt und +dabei die Steuerung eines horizontalen Schweifes, der durch +Kopfbewegungen betätigt wurde, versucht. Bei einem zweiten Fluge, der +zunächst bis zur halben Länge in gerader Richtung vorwärts ging, neigte +sich nach den Angaben eines Augenzeugen der Apparat plötzlich nach vorn +und schoss pfeilschnell aus der Höhe von 15 Metern zur Erde, sich dabei +überschlagend. Mit gebrochenem Genick wurde Lilienthal aus den Trümmern +hervorgezogen, und am 10. August erlag er seinen schweren Verletzungen. + +[Illustration: Schematische Zeichnung Des Lilienthalschen Abflughügels: +Der Abflug erfolgt oben von dem zur Aufbewahrung der Maschinen in den +Hügel eingebauten Schuppen. Die obere Linie zeigt einen Gleitflug, bei +dem durch aufsteigende Luftströmungen der Flieger gelegentlich wieder +gehoben wird.] + +Dieser tragische Unglücksfall schreckte in Deutschland für die kommende +Zeit ab, weitere Flugversuche zu unternehmen. Auch der Bruder +Lilienthals befasste sich, von anderen Arbeiten in Anspruch genommen, +nicht mehr mit der Flugfrage. Erst jetzt hat er das Studium wieder +aufgenommen und ist im Begriff, einen Flugapparat zu erbauen. + +Man vergass über den Todessturz vollkommen die begeisterte Schilderung, +die Lilienthal selbst 1894 von seinen Flugversuchen gegeben hat: + +„Man braucht bei diesem Segeln keine Kraftleistung und hat nur durch +die Schwerpunktslage den Apparat zu steuern. Nebenbei ist es ein +grossartiges Vergnügen, von den Bergen und Hügeln weit in das Land +hinauszuschweben, so dass für die Laien wie für die Fachleute ein +solcher Fliegesport ebenso unterhaltend wie lehrreich als auch +kräftigend sich zeigt. Es ist keine einzige Belustigung im Freien +denkbar, welche mit soviel Uebung in der Gewandtheit des Körpers, mit +so viel Schärfung der Sinne und Förderung der Geistesgegenwart +verbunden wäre, als dieses schwungvolle Dahingleiten durch die Luft. +Wir können uns minutenlang in der Luft aufhalten, auf Strecken von +mehreren hundert Metern mit Kurierzuggeschwindigkeit die Luft +durchschneiden und dennoch sanft und gefahrlos uns wieder zur Erde +niederlassen.“ + + + + +Nachfolger Lilienthals in England und Amerika. + + +In England und Amerika hatte man sich inzwischen eifrigst mit der +Verfolgung der Lilienthalschen Gedanken beschäftigt. In England war es +besonders der Marine-Ingenieur Percy Sinclair Pilcher, der bereits im +Jahre 1894 sich von Lilienthal einen Flugapparat kaufte, mit dem er +zahlreiche Versuche anstellte. Naturgemäss kam er hierbei auch zur +Entwickelung selbständiger Ideen, und er konstruierte sich, nachdem er +verschiedene Versuche mit dem amerikanischen Kastendrachen von Hargrave +angestellt hatte, mehrere eigene Apparate, die sich namentlich durch +grössere Stabilität auszeichnen sollten als ihr deutsches Vorbild. Die +Versuche mit Drachen führten Pilcher dazu, seine Apparate an einer +Schnur auszuprobieren. Er liess eine 300 Meter lange Leine an dem +Drachenflieger befestigen und durch galoppierende Pferde unter +Benutzung einer Flaschenzug-Uebertragung gegen den Wind anziehen. +Sobald nun der Flieger unter der Drachenwirkung hoch in der Luft +schwebte, legte der Luftschiffer seinen Körper langsam vor, schnitt die +Halteleine durch, um alsbald, in sanft absteigender Bahn gleitend, +wieder zur Erde niederzukommen. Auch eine mit einem 4 PS. +Petroleummotor versehene Flugmaschine hatte er gebaut. Am 30. September +1899 wurden zu Stanfordpark bei Market Harborough verschiedene +Angehörige des englischen Aeroklubs, dessen Mitglied er 1907 geworden +war, auch der bekannte Flugtechniker Major Baden-Powell, zu Versuchen +eingeladen. In der geschilderten Weise liess er seinen Flugapparat +durch die Pferde in Bewegung setzen, die Leine wurde zerschnitten, und +der Luftschiffer glitt wie ein grosser Vogel in sanftem Gleitfluge zur +Erde. Nachdem die Startvorrichtung schnell wieder in Ordnung gebracht +war, begann der zweite Versuch. Der Flieger kam, durch Regen beschwert, +erst langsam in die erforderliche Geschwindigkeit und stieg dann bis +auf eine Höhe von 10 Metern. Plötzlich brach das Schwanzruder mit +lautem Krachen zusammen, der Apparat kippte, ähnlich wie bei +Lilienthal, nach vorn über und fiel, sich überschlagend, zur Erde. +Unter den Trümmern lag Pilcher bewusstlos und wimmernd. Mit Mühe +konnten ihn zufällig anwesende Aerzte aus dem Trümmerhaufen +herausziehen und nach Hause transportieren. Zwei Tage darauf starb er +jedoch, ohne vorher das Bewusstsein wiedererlangt zu haben. Man +vermutet, dass durch den Regen sich die Stricke verkürzten und das +Gerüst des Hintersteuers durch gleichzeitige starke Beanspruchung +brach. In England hat dann hauptsächlich Baden-Powell weitere Versuche +in der Flugtechnik angestellt, die namentlich dazu führten, dass er für +Kriegszwecke Drachen erbaute, mit Hilfe deren man Menschen in die Luft +zu heben vermochte. + +[Illustration: Octave Chanute: Der erste Amerikanische Flugtechniker, +Berühmter ingenieur und früherer Präsident des Vereins amerikanischer +Ingenieure, 18. Februar 1838 in Paris geboren] + +In Amerika haben die Lilienthalschen Versuche besonders bei dem +Ingenieur Octave Chanute Verständnis geweckt. Am 18. Februar 1832 in +Paris geboren, kam er bereits als 6jähriges Kind nach Amerika. Chanute +hat sich in seiner neuen Heimat einen bedeutenden Namen als Ingenieur +im Eisenbahnwesen gemacht, wo er beim Bau von Bahnen eine sehr +fruchtbare Tätigkeit entwickelt hat; manche gute Erfindung verdankt ihm +ihre Existenz. Durch das Vertrauen seiner Landsleute wurde er +seinerzeit zum Präsidenten des Vereins amerikanischer Ingenieure +erwählt. Sein Interesse für die Luftschiffahrt ist auf die Jahre 1876 +und 1878 zurückzuführen. Zu jener Zeit sammelte er alle Projekte über +Luftschiffahrt, deren er habhaft werden konnte. Da er aber durch seine +Berufstätigkeit ausserordentlich in Anspruch genommen war, steckte er +das neue Studium eines Tages wieder auf, band alle Schriftstücke zu +einem Bündel zusammen und legte sie beiseite. + +[Illustration: Chanute-Leiter-Drachen 1895: Diese erste Konstruktion +ist aus mehreren Kastendrachen zusammengesetzt] + +Erst 11 Jahre später gewann er wieder Zeit, sich mit seiner alten +Lieblingsidee zu beschäftigen. Er machte eine Studienreise nach Europa, +deren Ergebnis er nach seiner Rückkehr in verschiedenen Vorträgen und +Artikeln niederlegte. Damals schrieb Chanute das in Luftschifferkreisen +weltberühmte Buch: „Progress in Flying Machines“—Fortschritte auf dem +Gebiete der Flugmaschinen—, in dem er eine kritische Uebersicht aller +bis dahin gemachten Experimente gab. Er war zu der Ansicht gekommen, +dass namentlich der Gleichgewichtsmangel ein Haupthindernis aller +Fortschritte sei. Sein Streben ging deshalb dahin, diesen Mangel zu +beseitigen. Er machte unzählige Versuche mit den verschiedensten Formen +von Flächen und kam zu dem Resultat, dass sein Leiter-Drachen, bei dem +die Tragezellen durch ein Diagonal-Rahmenwerk in jeden beliebigen +Winkel zur Luftströmung eingestellt werden konnten, die besten +Resultate ergab. Der einer Trittleiter sehr ähnlich sehende, aus drei +kastenförmigen Hargrave-Drachen zusammengesetzte Flieger erwies sich +als ausserordentlich stabil. Chanute erbaute alsdann einen Gleitflieger +in einer solchen Grösse, dass ein Mann durch die Fläche getragen werden +konnte. + +[Illustration: Mehrdecker-Gleitflieger von Chanute (Sechste +Konstruktion) 1896] + +In seinen Veröffentlichungen gab er damals der Ansicht Ausdruck, es sei +nötig, bei den Versuchen sehr vorsichtig zu Werke zu gehen, was dazu +führte, dass man mit leichtem Hohne ihm vorwarf, dieser Rat sei wohl +leicht zu geben, aber schwer zu befolgen. Nunmehr wollte er seine +Ratschläge in die Tat umsetzen und baute einen Vieldecker nach dem +Prinzip seines Leiter-Drachens, der am Mittelgestell mehrere Paar sich +um ihre Achse drehende Flügel besass, die durch Federkraft in Spannung +gehalten wurden. Hierin besteht ein wesentlicher Unterschied seiner +Konstruktion vor derjenigen Lilienthals. Während dieser das +Gleichgewicht durch die Bewegung seiner Beine halten musste, wurde bei +dem Chanuteschen Apparat das Gleichgewicht automatisch durch den Wind +gehalten, der die Flügel selbsttätig je nach seiner Kraft in eine +geringere oder grössere Neigung einstellte. Die neue Maschine erwies +sich als sehr stabil, als sie im freien Segelfluge nach Lilienthalscher +Art in Sanddünen am Michigansee, zirka 50 Kilometer von Chicago +entfernt, versucht wurde. Jedoch war der Neigungswinkel zu steil. Als +Uebelstand zeigte sich, dass die vorderen Flügel die Luft nach abwärts +führten und dadurch die Tragkraft der übrigen verminderten. Chanute +brachte nacheinander bis zu fünf Paar Flächen am vorderen Teile an, und +der Neigungswinkel wurde dadurch verringert, bis er etwa dieselbe +Neigung erhielt, wie bei den Lilienthalschen Gleitfliegern. + +[Illustration: Chanute-Doppeldecker im Fluge zu Dune-Park 1896] + +Im Dezember 1895 gewann sich Chanute die Hilfe des Ingenieurs Herring, +der sich schon mehrere Jahre mit aviatischen Versuchen beschäftigte und +einen seiner Lilienthalschen Flieger, die er schon in New York erprobt +hatte, für weitere Versuche umbaute. + +Beim weiteren Ausbau seiner Apparate stellte Chanute zur Verminderung +des Luftwiderstandes einen Dreiflächenflieger her, aus dem sich +schliesslich der Doppeldecker entwickelt hat, der jetzt bei grosser +Haltbarkeit durch eine sinnreiche +Brücken-Diagonal-Tragband-Konstruktion nur ein Minimum von Material +erfordert. An diesen Apparaten war ein sehr praktischer +selbstregulierender Mechanismus angebracht, den Herrings erfunden +hatte. Die praktischen Segelflugversuche wurden im Dune-Park im Jahre +1896 ausgeführt. Im ganzen machten Chanute selbst sowie seine +Assistenten, Herring, Avery und Butusoff, etwa 2000 Gleitflüge ohne den +geringsten Unfall, wenn auch die Flugmaschine in einigen Fällen leicht +beschädigt wurde. + +[Illustration: Chanute-Doppeldecker zu Dune-Park 1896] + +Im Jahre 1902 baute Chanute einen dritten Typ, bei dem das +Gleichgewicht durch Vor- und Zurückschwingen der Flügel um ihre Achse +gehalten wurde. Dieser Dreidecker hatte ausgezeichnete Resultate und +wurde den Brüdern Wright zu Versuchen übergeben. 1904 stellte Chanute +zu St. Louis einen Apparat zum Vorwärtsziehen eines Gleitfliegers aus; +er hatte dabei die Experimente Pilchers vor Augen, der, wie schon +erwähnt, seine Flugmaschine durch Pferde in die Luft fierte. Chanute +benutzte zum Hochfieren seiner Apparate einen auf einen Wagen gesetzten +Dynamo. + + In der Folge gab er aber, als die Brüder Wright immer mehr + hervortraten, seine Experimente auf. Einerseits veranlasste ihn hierzu + sein hohes Alter—er ist gegenwärtig 77 Jahre alt—und anderseits war er + zu den Wrights in nähere Beziehungen getreten und hatte in ihnen Leute + schätzen gelernt, die mit grosser Energie und Sachkenntnis sich dem + Flugproblem widmeten. Ihre mechanischen Vorkenntnisse, ihre grosse + Praxis in der Kleinmechanik und ihre körperliche Behendigkeit + befähigten die beiden seiner Ansicht nach, das Werk zu einem + durchschlagenden Erfolge zu führen. Er hat ihnen deshalb nach Aufgabe + seiner Versuche soviel wie möglich geholfen; er ist ihnen mit dem + reichen Schatz seiner Erfahrungen beigesprungen und bei ihren + Berechnungen behilflich geworden. Später, als man den Mitteilungen + über die Erfolge Wrights nirgends Glauben schenken wollte, hat er sich + durch Wort und Schrift bemüht, ihnen die verdiente Anerkennung zu + verschaffen. Wenn in der Geschichte der Luftschiffahrt das Wirken der + Wrights gewürdigt wird, so darf man keinesfalls den Namen Chanute + dabei vergessen, der in selbstloser Weise im Interesse der Flugtechnik + gewirkt hat. + +[Illustration: Chanute-Gleitflieger: Beim Beginn des Starts von vorn +gesehen. 1904] + + + + +Die Gleitflugversuche der Brüder Wright. + + +Wilbur Wright schildert seinen und seines Bruders aeronautischen +Werdegang eingehend in der Zeitschrift des Vereins der +westamerikanischen Ingenieure vom Dezember 1901 unter dem Titel: Einige +aeronautische Versuche (Some Aeronautical Experiments). Das in der +Jugend schon bezeigte Interesse an Flugversuchen wurde bei Wilbur +Wright zuerst wieder im Jahre 1896 neu geweckt, als der Telegraph die +Nachricht nach Amerika brachte, dass der deutsche Flugtechniker +Lilienthal bei seinen aufsehenerregenden Experimenten abgestürzt und +umgekommen sei. Er begann darüber nachzudenken, wodurch wohl der Sturz +dieses Mannes hervorgerufen worden sei, der doch schon eine grosse +Anzahl von Flügen glücklich ausgeführt hatte. Zunächst studierte er die +modernen Bücher, die sich namentlich mit dem Vogelflug beschäftigten, +so besonders das Werk von Professor Marey. Als bald darauf auch sein +Bruder Orville sich für das Flugproblem zu interessieren begann, +beschlossen beide, praktische Versuche zu unternehmen. Die meisten +Misserfolge hatten nach ihrer Ueberzeugung ihren Hauptgrund in +ungenügender praktischer Uebung der Fliegekunst. Sie rechneten sich +aus, dass Lilienthal während 5 Jahren im ganzen nur ungefähr 5 Stunden +im freien Fluge zugebracht habe. Als Fachleute in der Fahrradtechnik +verglichen sie diese Studienzeit mit den Vorübungen eines Radfahrers, +der doch auf keinen Fall in lebhaften Strassen fahren könne, wenn er +nur 5 Stunden lang Fahrversuche angestellt hätte. Freilich, Lilienthal +hatte—das mussten sie anerkennen—bei seiner geringen Uebungszeit +ausserordentlich viel gelernt und eine Steigerung der Dauer eines +ununterbrochenen Fluges auf 10 Sekunden musste man schon als gewaltigen +Fortschritt betrachten. + +[Illustration: Wright-Gleitflieger 1901: Der Lenker schmiegt sich nach +dem durch anlaufen gegen den Wind erfolgten Start aus der Hängenden +Stellung in die Wagerechte Lage] + +Sie beschlossen, eine Maschine zu erbauen und sie bei einer Windstärke +von etwa 28 Kilometer Geschwindigkeit pro Stunde zu erproben. Von +vornherein sollten die Proben zunächst an einer Schnur wie bei einem +Drachen, vorgenommen werden. Der anfänglich grösser geplante +Gleitflieger wurde etwa 18 Quadratmeter gross gemacht. Die Maschine war +ein Doppeldecker mit zwei grossen Trageflächen nach dem System +Chanutes. Doch hatten die Brüder schon ganz wesentliche Aenderungen an +ihrer Maschine vorgenommen. Der sonst übliche „Schwanz“ war +fortgelassen und durch eine kleinere Tragfläche ersetzt, die sich vor +den Hauptflächen befand. Hierdurch gedachten sie ein Kippen des +Apparates zu verhindern, indem der Winddruck durch die Wirkung auf die +kleine Fläche als Gegenlast zu den grossen diente. Eine weitere +grundsätzliche Aenderung bestand darin, dass der Pilot nicht, wie es +bisher immer geschehen war, sich in aufrechter, sondern in liegender +Stellung befand. + +Ueber die Vorteile der horizontalen Lage des Luftschiffers im +Gleitflieger hat sich Wilbur Wright wiederholt geäussert. Hauptsächlich +betont er, dass der Widerstand eines Körpers gegen die Luft in +aufrechter Stellung fast dreimal so gross ist als in waagerechter +Haltung. Während Lilienthal und seine Nachfolger Chanute, Herrings und +Pilcher annahmen, dass pendelnde Bewegungen der Beine nach vorn, +rückwärts und nach den Seiten wesentlich zur Sicherheit des Fluges und +zur Erhaltung des Gleichgewichts beitrügen, sind die Wrights durch ihre +jahrelangen Versuche zur Erkenntnis gekommen, dass gerade ihre Lage +beim Fliegen bedeutende Vorzüge biete. Vor allen Dingen finden wir bei +ihnen das Bestreben, sich möglichst eins mit der Maschine zu fühlen. +Sie gehen dabei von der ganz richtigen Annahme aus, dass sie dadurch +die kleinsten Gleichgewichtsstörungen leichter bemerken und ihnen durch +geringe Verschiebungen in der Lage ihres Körpers entgegenwirken können. +Auch die Lenkbarkeit ist in dieser Stellung grösser. Wenn der Wind +plötzlich einen grösseren Druck auf die Tragflächen ausübt, wird die +Schrägstellung viel leichter bewirkt, wenn der Aviatiker nur mit den +Armen in der Maschine hängt, als wenn er darin liegt, denn der +pendelnde Körperteil des Menschen wird bei solchen Veränderungen der +Tragflächenlage nicht mitbetroffen, weswegen der Widerstand gegen +derartige Gleichgewichtsstörungen in diesem Falle viel geringer ist. +Nur bei der Abfahrt und beim Landen bietet die hängende Lage Vorteile, +weil der Pilot keiner fremden Hilfe bedarf und allein gegen den Wind +anlaufen kann. Die Wrights nun mussten entweder, wie sie zuerst taten, +mit ihrem Apparat gegen den Wind anlaufen und sich, sobald der Flieger +ins Schweben kam, turnend in liegende Stellung bringen, oder aber, wie +sie es zuletzt taten, durch zwei Leute in die Luft fieren lassen. +Ebenso konnten sie bei der Landung durch ihre Beine leichter den Stoss +federnd auffangen. Für längere Gleitflüge nun ist die hängende Lage +ausserordentlich ermüdend. Auch die ausgleichenden Bewegungen gegen die +Gleichgewichtsstörungen erfordern einen unverhältnismässig grossen +Kraftaufwand, der lange Flüge überhaupt ausschliessen würde. In +horizontaler Lage fallen diese Kraftanstrengungen überhaupt fort, da +die Maschine schon infolge grösserer Trägheit schwerer die Tendenz der +Stabilität verlieren wird. Dass die Art dieser Gleitflüge nur auf +weichem Boden ausführbar wäre, sei allerdings der Nachteil, immerhin +aber sei die Gefahr, sich beim Landen zu verletzen, weit geringer, als +man annähme. Die Brüder haben Landungen nach beiden Methoden versucht +und sich bei keiner verletzt. Das seitliche Gleichgewicht und die +Steuerung, die bei Lilienthal und Chanute durch die Bewegung des +Luftschiffers hervorgerufen wurde, sollte schon bei dem ersten +Wrightschen Apparat durch eine Krümmung der Haupttragefläche bewirkt +werden, auf deren nähere Beschreibung wir weiter unten zurückkommen +wollen. + +[Illustration: Wright Gleitflieger im Segelfluge 1902] + +Ein hervorragend geeignetes Flugfeld wurde in Kitty Hawk in +Nordkarolina gefunden, einem kleinen Orte auf der Landzunge, die +Albe-Marle-Sund vom Atlantischen Ozean scheidet. Zunächst liessen die +Brüder Wright den Gleitflieger wie einen Drachen bei einer +Luftströmungsgeschwindigkeit von 40-50 km in der Stunde steigen, wobei +die Flächen sich unter einem Winkel von etwa 3 Grad einstellten. Sobald +aber der Flieger mit einer Person belastet wurde und bei einem Wind von +40 km aufstieg, stellten sie sich auf 20 Grad. Es ergab sich nun aber +bald, dass an schönen Tagen Winde von 50 km in der Stunde, die eine +bedeutend grössere Hubkraft zeigten, seltener waren, und dass es +deshalb unmöglich war, Tag für Tag und Stunde für Stunde zu üben. Durch +die Versuche erkannte man auch schon, dass die seitliche Stabilität +weit besser gehalten werden konnte, wenn man die Trageflächen durch +Hebel drehte, als wenn der Luftschiffer durch Körperbewegungen +Gleichgewichtsstörungen entgegen wirken wollte. Bei den Versuchen an +einer Schnur wurden die Steuerhebel von unten aus durch Leinen bewegt. + +[Illustration: Wright-Gleitflieger: in den Sanddünen zu Kill Devil Hill +am atlantischen Ozean 1902] + +Die Zeit, in der praktische Uebungen mit dem bemannten Flieger nicht +angestellt werden konnten, wurde dazu benutzt, Messungen von Hub und +Zug bei verschiedenen Belastungen und mit verschiedenen +Krümmungsgrössen der Flächen zu unternehmen. Hierbei stellte es sich +heraus, dass das Krümmungsverhältnis von 1:22—Krümmung zur Tiefe der +Tragfläche—das sie bei ihrer ersten Konstruktion angewandt hatten, +einen nicht so guten Hub ergab, als das Verhältnis 1:12. + +Die Gleitflugversuche wurden 6 km südlich von Kitty Hawk von dem +Kill-Devil-Sandhügel unternommen, der bei einer Neigung von 9,5 Grad +eine Höhe von 35 m hat. Die Brüder wagten jedoch erst dann vom Boden in +die Luft zu springen, wenn der Wind etwa eine Stundengeschwindigkeit +von über 20 km besass. Zunächst rannte der Experimentator von einer +Stelle etwas unterhalb des Gipfels gegen den Wind vorwärts, schwang +sich in die Luft und turnte dann schnell in die liegende Stellung. Da +dies immer die Stabilität sehr störte, wurden die Gleitflüge bald mit +Hilfe zweier an den Seiten der Flächen stehenden Leute eingeleitet, +welche die Maschine führten und mit ihr eine Strecke vorwärts liefen. +Die Landung erfolgte wider Erwarten ausserordentlich leicht. Wenn auch +die Geschwindigkeit des Fluges 35 km in der Stunde betrug, so nahm doch +weder der Flieger noch der Fahrer irgendwelchen Schaden. Die Maschine +gehorchte ausserordentlich leicht auch den leisesten Bewegungen der +vorn angebrachten Steuerflächen. + +Nachdem die Gleitflugversuche des Jahres 1900 beendet waren, fassten +die Wrights die gewonnenen Resultate zusammen und stellten folgende +Sätze auf: + +1. Praxis ist der Schlüssel des Fluggeheimnisses. +2. Der Luftschiffer soll sich in horizontaler Lage befinden. +3. Eine schmale Tragfläche, die eine umgekehrte Neigung hat als die +Haupttrageflächen, ist zur Steuerung erforderlich. +4. Die Steuerung muss bewirkt werden können, ohne dass der Pilot seine +Stellung verändert, und endlich +5. die seitliche Stabilität wird weit besser durch Verwinden der +Trageflächen gewährleistet, als durch Körperbewegungen. + + +Im Jahre 1901 vergrösserten die Wrights ihre Maschine auf 35 +Quadratmeter und gaben den Trageflächen eine Wölbung von 1:12. Somit +waren sie, was Grösse der Trageflächen und ihre Wölbung anbelangt, auf +dieselben Grössen gekommen, wie sie von Lilienthal anfänglich +konstruiert waren. Dieser hatte zwar eine geringere Wölbung 1:15 bzw. +1:18 zuletzt angewendet, aber er hatte festgestellt, dass die grösste +Hubkraft bei einer Krümmungsflache von 1:12 vorhanden war, jedoch +gleichzeitig auch erfahren, dass das Gleichgewicht hierbei schwerer zu +halten war. Am 27. Juli begannen im Beisein Chanutes die neuen +Versuche, die bald zu einer Verringerung der Krümmung führten. Nach +kurzer Zeit schon gelang es ihnen wieder die alte Praxis zu erwerben +und 100 Meter weit zu gleiten; nach mehreren Tagen bereits konnten sie +schon in einem kräftigeren Winde von 25 bis zu 45 km Geschwindigkeit +durch die Luft segeln. Die Erfolge bewirkten, dass die Wrights, die +ursprünglich das Fliegen nur als Sport betrachteten, nunmehr +wissenschaftlich die einschlägigen Fragen zu lösen versuchten. Sie +bauten sich mehrere Modellmaschinen für Winddruckmessungen und machten +eine grosse Reihe von Versuchen mit den verschiedensten Oberflächen, +die unter einem Winkel von 0-45° in Intervallen von 2-1/2 Grad +eingestellt waren. + +So theoretisch wohl vorbereitet nahmen sie im August 1902 auf dem alten +Felde bei Kitty Hawk ihre Versuche wieder auf. Im Jahre 1900 hatte die +Breite ihres Fliegers 5,64 Meter betragen, die Tiefe 1,52 Meter, die +gesamte Oberfläche mit Steuer 15,6 Quadratmeter und das Gewicht 21,8 +Kilogramm. 1901 wurden die Grössenverhältnisse auf folgende Zahlen +gebracht: Breite 6,7 Meter, Tiefe 2,13 Meter, Oberfläche 21,0 +Quadratmeter, Gewicht 45,5 Kilogramm; 1902 auf 9,75 Meter, 1,52 Meter, +28,4 Quadratmeter und 53,0 Kilogramm. + +Der Abstand der in Etagen angeordneten Haupttrageflächen betrug etwa +1,40 Meter. Das vertikale Horizontalsteuer wurde verdoppelt und mit +seiner 1,3 Quadratmeter grossen Fläche wie ein zweiteiliger Schwanz an +der hinteren Seite angebracht. Das Gestell, bestand aus Fichtenholz, +das mit Stahldrähten in Brückenkonstruktion zusammengehalten wurde. Das +Verspannen der Drähte war auf geniale Weise durchgeführt in der Weise, +dass man beliebig später die Drähte anziehen oder lösen konnte. Als +Material war Klaviersaitendraht benutzt worden. Die Bespannung der +Flächen war mit Ballonstoff erfolgt, der eine geringe oder fast gar +keine Durchlässigkeit für die Luft besitzt. Die erste Konstruktion aus +durchlässigem Stoff hatte sich als ungeeignet erwiesen. + +[Illustration: Wrights Gleitflieger 10. Oktober 1902: Der Start erfolgt +mit Hilfe zweier Personen, die mit dem Flieger gegen den Wind einen +Sandhügel hinab laufen. Der Lenker befindet sich hierbei in wagerechter +Lage.] + +Wieder wurden die Versuche zunächst an einer Fesselleine ohne Bemannung +begonnen, und erst, als die Stabilität der neuen Maschinen +unzweifelhaft feststand, begannen die Brüder mit den Gleitversuohen. +Beide erlangten alsbald eine ausserordentliche grosse Uebung und +lernten vor allen Dingen den Einfluss des mit wechselnder Richtung und +Kraft blasenden Windes kennen. Natürlich blieben den beiden auch +Unfälle nicht erspart, und gelegentlich erlitt auch ihre Maschine +einige Havarien. Doch im allgemeinen sind diese Zwischenfälle nur +gering zu nennen gegen die grosse Anzahl der Flüge. Insbesondere ist es +bemerkenswert, dass die Landungen normalerweise immer sehr sanft vor +sich gingen. Der Flugmaschine hat man bekanntlich gerade vorgeworfen, +dass die Landungen meist mit sehr heftigem Stosse von statten gehen +müssten, weil die Hilfe des Gasauftriebes fehle. Der Vergleich, den man +hierbei mit der Landung eines Freiballons gezogen hat, hat sich als +genau so unzutreffend erwiesen, wie bei den Landungen mit schweren +Motorballons, deren Niedergehen auf die Erde man sich ohne heftigen +Stoss gar nicht vorstellen konnte. Vorzüglich bewährte sich gerade bei +den Landungen das vordere Höhensteuer, das, im letzten Moment etwas +gehoben, die Landung besonders sanft gestaltete. + +[Illustration: Wilbur Wright: in wagerechter Lage in seinem +Gleitflieger von unten gesehen (1902)] + +Die Gleitversuche gelangen schliesslich in diesem Jahre auch bei +Windgeschwindigkeiten bis zu 16,7 Metern in der Sekunde. Die Flugdauer +betrug im allgemeinen bis zu 15 Sekunden, doch wurde sie schliesslich +schon bis zu 26 Sekunden gesteigert. Im ganzen wurden im Jahre 1902 +etwa 1000 Flüge unternommen, deren längster bei einer Flugdauer von 26 +Sekunden eine Strecke von 622,5 Metern betrug. + +[Illustration: Die Maschine mit der Startvorrichtung, von oben gesehen: +Rechts der Turm mit dem auf der Erde liegenden Fallgewicht, vom Turm +aus führt die Leine zur Startschiene] + +Nunmehr fassten die Brüder den Plan, einen Motor in ihre Maschine +einzubauen; sie nahmen deswegen zunächst eingehende Messungen vor über +die Hubkraft ihres Apparates und stellten fest, welche Motorkraft zum +Heben ihrer Maschinen bei den verschiedenen Windgeschwindigkeiten +erforderlich war. Das Gewicht der Maschine von 1902 betrug 53,0 +Kilogramm, dazu kamen die Gewichte der beiden Piloten: Wilbur Wright +61,4 Kilogramm und Orville Wright 65,2 Kilogramm, so dass also im +ganzen entweder 114,4 Kilogramm oder 118,2 Kilogramm zu heben waren. Es +stellte sich heraus, dass bei 25 km Windgeschwindigkeit die Hubkraft +etwa 1-1/2 PS betrug, bei 40 km Geschwindigkeit 2 PS. Die Landung ging +meist in einem Winkel vor sich, der zwischen 6 Grad 10 Min. und 7 Grad +20 Min. schwankte. Durch diesen geringen Winkel wurde die Landung +ebenfalls sehr erleichtert. Anfangs des Jahres 1903 wurden diese +Versuche noch weiter fortgesetzt, und gelegentlich, bei starkem Winde +vermochte Wilbur Wright 72 Sekunden in der Luft zu bleiben, wobei er +durch den Wind zeitweise über derselben Stelle am Boden in der Luft +gehalten oder zurückgetrieben wurde. Die zurückgelegte Strecke betrug +bei diesem Rekordflug nicht mehr als 30 Meter. Der geplante +Motorflieger war für ein Gewicht von 300 kg berechnet und sollte 8 PS +besitzen. Die Schrauben waren sehr einfach konstruiert und den in der +Schiffahrt angewandten nachgeahmt. Bei den Motorproben veränderten sie +jedoch die Form ihrer Schrauben und gelangten zu der Form, die noch +heute ihre Maschine besitzt. Der Nutzeffekt betrug ursprünglich 66 +Proz., demnach ein Drittel mehr als bei den Schrauben, welche die +Flugtechniker Maxim und Langley angewandt hatten; heute soll er über 70 +Proz. betragen. Ende 1903 begannen sodann die Flugversuche mit dem +Motorflieger. + +[Illustration: Vorbereitungen zum Start: Mehrere Personen ziehen an +Seilen das Fallgewicht in die Höhe. Das aus eisernen Ringen bestehende +Gewicht befindet sich in dem Turm gerade in Mannshöhe. Deutlich ist die +Verbindung des Seiles, das vom Gewicht die Erde entlang zum Flieger +führt, zu sehen] + + + + +Der Motorflieger der Wrights. + + +Bei der Arbeit hatte die Flugmaschine verschiedene Veränderungen +erfahren. Der Motor erhielt 16 PS und wog, Vergaser und Schwungrad +eingeschlossen, 62,7 Kilogramm. Es wurden zwei Propeller unmittelbar +hinter den Haupttrageflächen angebracht, die sich in verschieden +gerichtetem Sinne mit 1200 Touren in der Minute drehten. Der Motor, +Viertakt-Benzinmotor mit 4 Zylindern, war in der Fabrik der Wrights +gebaut. In einer Stunde wurden 4,5 Kilogramm Benzin verbraucht. + +Die Trageflächen hatten eine Breite von 12,25 Metern, eine Tiefe von +6,12 Metern und eine Oberfläche von 48 Quadratmetern. Am 17. Dezember +1903 wurden an einem kalten und windigen Tage zu Kill Devil bei Kitty +Hawk in Gegenwart von nur 5 Personen die ersten Flugversuche mit dem +Motorflieger unternommen. _Dieser Tag ist demnach als Geburtstag der +ersten freifliegenden mit eigener Kraft vorwärts getriebenen +Flugmaschine anzusehen_. Allerdings hatte bereits im Jahre 1898 der +schon erwähnte Flugtechniker Herring am Michigansee einen 9 Sekunden +langen Flug mit einem Flieger ausgeführt, aber die Wiederholung gelang +nicht; es war eben nur ein Sprung unter günstigen Verhältnissen +gewesen. + +[Illustration: Der Flieger beim Start am Ende seiner Ablaufschiene: Von +einem Militärballon bei Rom aufgenommen. In der Mitte des Bildes steht +ein Offizier, rechts sitzen einige Soldaten] + +Der Anflug erfolgte von einem 60 m hohen Hügel, die +Windgeschwindigkeit, die mit einem Anemometer gemessen wurde, betrug +9,72 m in der Sekunde zur selben Zeit, als der Windmesser der +meteorologischen Station zu Kitty Hawk etwa 12 m in der Sekunde +registrierte. Die Anfahrt wurde genau gegen den Wind gerichtet. Der auf +Schlittenkufen montierte Apparat glitt mittels eines nur 20 cm hohen +Rades auf einer Holzschiene zunächst etwa 10,25 m vorwärts und erhob +sich bei Einstellung des Steuers in schräger Richtung bis zu einer Höhe +von etwa 3 Metern, in welcher er in gerader Linie weiterflog. Der erste +Flug dauerte 12 Sekunden. Dies ist zwar eine bescheidene Leistung, war +jedoch von allerhöchster Bedeutung, da nunmehr die Konstrukteure sicher +waren, dass ihr Flieger mit Motor genau so stabil in der Luft war, wie +früher ihr Gleitflieger. Ein zweiter und dritter Versuch dauerte schon +etwas länger, und endlich bei dem vierten Versuch wurde eine Strecke +von 260 Metern in 59 Sekunden zurückgelegt. Die letzte Landung ging nur +deshalb so früh vor sich, weil der Führer das Steuer eine Kleinigkeit +zu stark gedreht hatte. Die Maschine folgte sofort diesem leisen Druck +und kam zum Boden herab, ehe der Pilot das Steuer wieder umzustellen +vermochte. Die Geschwindigkeit über dem Erdboden betrug 14,47 Meter in +der Sekunde, in der Luft bis zu 15,65 Meter. + +[Illustration: Der Drachenflieger 6 m über dem Felde: Von vorn +seitwärts gesehen. Aufnahme aus einem Militärballon bei Rom. Im +Hintergrunde sieht man aus der Vogelperspektive Fussgänger, Reiter und +Fahrzeuge an der sich hell abhebenden Strasse] + +Als jedoch nach der Landung Wrights mit ihren Gästen die Resultate +dieses bedeutsamen Tages besprachen, achteten sie in begreiflicher +Erregung nicht genügend auf ihre Maschine. Ein plötzlicher Windstoss +hob den Apparat empor, und obgleich einer der Zuschauer, ein Mann von +herkulischer Gestalt, hinzusprang und ihn noch an den Trageflächen zu +halten versuchte, wurde er umgerissen, der Flieger vom Winde +emporgehoben und mit solcher Gewalt auf die Erde geworfen, dass er +schwere Beschädigungen erlitt. [Footnote: The Wright Brother’s +Aeroplane of Orville und Wilbur Wright,—The Century Magazine, September +1908.] + +[Illustration: Die erste Flugschule der Welt: Wilbur Wright erklärt +seinen Schülern Tissandier, Kapitän Lucas Gerardville und Graf Lambert +die Flugmaschine. Orville Wright steht neben seinem Bruder. Rechts ist +deutlich die gekreuzte Kette sichtbar, welche die Bewegung vom Motor +auf die linke Schraube überträgt.] + +Hierdurch erfuhren die Versuche eine Unterbrechung, und da gleichzeitig +der Winter zu weit vorgeschritten war, begaben sich die Brüder mit den +Resten ihrer Maschine in ihre Heimat zurück. Hier machten sie sich +sofort an die Wiederherstellung bzw. an den Neubau ihres Fliegers. Als +wesentliche Aenderung ist hierbei der Einbau eines Motors von 25 PS zu +bemerken. Nunmehr wurden die Versuche auf der Huffmann-Prärie bei +Simms-Station, 17 Kilometer östlich von Dayton in Ohio, fortgesetzt. +Bankdirektor Huffmann, der Besitzer dieses Landes, stellte den Brüdern +ein geeignetes Terrain zur Verfügung. Die Versuche begannen im August +1904. Die Fortschritte waren anfangs nur gering, weil das schlechte +Wetter und heftige Regengüsse die Experimente sehr störten. Ausserdem +machte ihnen die Erhaltung des Gleichgewichtes noch viele +Schwierigkeiten; sie sahen ein, dass sie von der Lösung dieser +wichtigen Frage noch weit entfernt waren. Wir sehen sie deshalb +fleissig weiter üben bis zu Ende des Jahres. Nur im Juli werden die +Flüge zeitweise ausgesetzt. Am 15. September bereits konnten sie 800 +Meter mit einer Kurve zurücklegen, und am 26. September wird ein +vollkommener Kreisflug zustande gebracht, bei dem nach den Messungen +eines Richardschen Anemometers 1630 Meter in der Luft und 1400 Meter +über dem Boden zurückgelegt wurden. Die Angaben des Windmessers hatten +bei ruhiger Luft stets mit der gemessenen Distanz übereingestimmt. Die +längsten Flüge fanden am 9. November und am 1. Dezember statt. An +diesem Tage wurden 4-1/2 Kilometer mit einer Geschwindigkeit von 51 +Kilometer in der Stunde zurückgelegt. Am 9. November war der mit einem +Passagier bemannte Flieger noch mit fünfzig Pfund, am 1. Dezember sogar +mit 70 Pfund Eisenstangen belastet worden. Die Geschwindigkeit betrug +60 Kilometer in der Luft und 75 Kilometer über dem Boden. Am 9. +November erreichte die Flugdauer 5 Minuten 4 Sekunden, am 1. Dezember 4 +Minuten 52 Sekunden. Im ganzen wurden im Jahre 1904 105 Landungen +ausgeführt. Im Frühjahr 1905, bei Beginn der besseren Jahreszeit, +wurden die Versuche fortgesetzt, aber erst am 6. September gelang es, +durch Zurücklegung von 4,5 Kilometer den Rekord des Vorjahres zu +schlagen. Am 26. September legten sie eine Strecke von 17,961 +Kilometern—10 englische Meilen—in 18 Minuten 9 Sekunden zurück. Das +Benzinreservoir reichte damals für 20 Minuten, jedoch gingen immer +einige Minuten bei dem Ingangsetzen des Motors verloren. Am 29. +September wurden sogar 19,57 Kilometer in 19 Minuten und 55 Sekunden +durchmessen. + +[Illustration: Wilbur Wright macht eine Fahrt mit Frau Hart O’Berg: +Deren Kleider unten durch eine Schnur zusammengehalten werden.] + +[Illustration: Hölzerne Startschiene: Im Hintergrunde der Turm mit dem +Fallgewicht] + +Bei allen diesen Versuchen führten die Wrights schon Wendungen aus, bei +denen sie häufig über den Köpfen der Zuschauer mehrfach hin und her +flogen und fast immer zu ihrem Landungsort zurückkehrten. Schnell +steigerte sich nun die Flugdauer, nachdem die Erfinder ein grösseres +Benzinreservoir eingefügt hatten. Am 3. Oktober betrug die +zurückgelegte Strecke bereits 24,5 Kilometer, die in 25 Minuten und 5 +Sekunden durchflogen wurden, am 4. Oktober 33,45 Kilometer in 33 +Minuten und 17 Sekunden, und am 5. Oktober deckten die Piloten eine +Strecke von 38,956 Kilometern in 38 Minuten und 3 Sekunden. Dies war +der Rekord, den sie in der Nähe von Dayton erreichten. + +Natürlicherweise erlitten sie auch mehrfach Pannen. Gelegentlich +erhitzte sich ein Lager oder der Motor wurde warm, das Oel ging +vorzeitig aus und was der Kinderkrankheiten noch mehr sind. In der +Folge wohnten viele Einwohner von Dayton ihren Flügen bei, aber man +sprach sich in den Zeitungen sehr wenig anerkennend darüber aus. Es +wurde über die kurze Dauer der Flüge gespottet, was darin seinen Grund +hatte, dass man von den langen Flügen der europäischen Lenkballons +gelesen hatte und einen Unterschied zwischen dem Flug eines +aerostatischen und eines aerodynamischen Luftschiffes nicht zu machen +vermochte. Die Leute hielten beides für dasselbe und würdigten deshalb +die hervorragenden Leistungen ihrer Landsleute absolut nicht. In den +absprechenden Zeitungsnachrichten liegt auch der Grund, dass man in +Europa den Angaben der Wrights keinen Glauben schenkte. Man versteifte +sich darauf, wenn wirklich die beiden Brüder solche langen Flüge +ausgeführt hätten, so würden die Amerikaner in weit höherem Masse +Reklame für sie gemacht haben. Man würde ihnen im Handumdrehen genügend +Geld zur praktischen Verwertung ihrer Maschine gegeben haben. + + + + +Das Ringen der Wrights um Anerkennung. + + +Sobald die Nachricht von den Erfolgen des Jahres 1905 nach Europa +gelangt war, nahm sich der rühmlichst bekannte französische +Flugtechniker Artilleriehauptmann Ferber des Gegenstandes an und +schrieb zunächst an den ihm persönlich bekannten Chanute in Chicago, +der ihm die Angaben der Wrights bestätigte. Im Oktober 1905 richteten +alsdann die beiden Wrights einen Brief an Ferber, der folgenden +Wortlaut hatte: + +Dayton, 9. Oktober 1905. +Geehrter Herr! + +Als wir Ihren letzten Brief erhielten, fassten wir gerade die +Ergebnisse unserer Versuche zusammen und glaubten, auf Ihre Frage über +den praktischen Wert unseres Fliegers bald antworten zu können. Wir +haben länger mit der Antwort warten müssen, als wir dachten. Wir +wollten erst längere Flüge, als die in der letzten Saison abwarten, die +nur fünf Minuten dauerten; heute können wir kühn behaupten, dass unser +Flieger für künftige praktische Verwendung geeignet ist. + Unsere Versuche im vergangenen Monat haben uns gezeigt, dass wir + jetzt Maschinen bauen können, die wirklich für verschiedene Zwecke, + militärische usw., brauchbar sind. Am 3. Oktober haben wir einen + Flug von 24,535 Kilometer in 25 Minuten 5 Sekunden gemacht. Dieser + Flug wurde dadurch beendet, dass sich ein Lager aus Mangel an Oel + heisslief. Am 4. Oktober haben wir eine Entfernung von 33,456 + Kilometern in 33 Minuten 17 Sekunden erreicht. Wieder lief die + Transmission warm, aber wir konnten zum Abflugsplatz zurückkehren, + ohne landen zu müssen. Am 5. Oktober dauerte unser Flug 38 Minuten + 3 Sekunden und bedeckte eine Distanz von 39 Kilometern. Die Landung + wurde durch Benzinmangel erzwungen. Ein Oeler hatte der Ursache + abgeholfen, welche die früheren Flüge verkürzt hatte. Die Zuschauer + dieser Flüge begeisterten sich so, dass sie ihre Zunge nicht mehr + hüten konnten. Da unsere Versuche bekannt zu werden anfingen, + entschlossen wir uns, sie einzustellen, bis wir einen einsameren + Platz gefunden hätten. + Wir haben die letzten Jahre vollständig damit verbracht, unsern + Flieger zu vollenden, und wir haben wenig darüber nachgedacht, was + wir damit machen würden, wenn er fertig wäre. Aber unsere jetzige + Absicht ist, ihn zuerst den Regierungen zu Kriegszwecken + anzubieten, und wenn Sie glauben, dass Ihre Regierung dafür + interessiert werden könnte, so würden wir gern deshalb mit ihr in + Verbindung treten. + Wir sind bereit, Maschinen nach Vertrag zu liefern, abnehmbar erst + nach einem Versuch über 40 Kilometer, wobei die Maschine einen + Lenker und einen Benzinvorrat für mehr als 100 Kilometer tragen + soll. Wir könnten auch einen Kontrakt machen, in dem die Strecke + des Versuchsfluges grösser als 40 Kilometer ist, aber dann wäre der + Preis der Maschine höher. + Wir könnten diese Maschinen auch für mehr als eine Person Belastung + bauen. + + +Ergebenst + (gez.) W. und O. Wright. + + +Um sich von der Richtigkeit dieser Angaben zu überzeugen, richtete +Hauptmann Ferber an den ihm persönlich bekannten Ingenieur Chanute ein +Schreiben, in dem er ihn bat, ihm über die Leistungen der Wrights +Auskunft zu geben. Er erhielt darauf folgenden Bescheid: + +Chicago, 9. November 1905. +Lieber Hauptmann Ferber! + + Soeben habe ich Ihren Brief vom 26. Oktober erhalten. Meiner + Meinung nach können Sie in die Angaben, die Ihnen die Brüder Wright + über ihre Versuche gemacht haben, vollstes Vertrauen setzen. Ich + selbst hatte nur Gelegenheit, einem kleinen Fluge über einen halben + Kilometer beizuwohnen, dagegen haben mir die Brüder wöchentlich + Nachricht über ihre Versuche zukommen lassen, und Freunde, die + selbst Zeugen der Experimente waren, haben mir diese Angaben + bestätigt, als ich, um einem geplanten Fluge von 60 Kilometer in + der Stunde beizuwohnen, vorige Woche in Dayton war. Leider konnte + dieser Flug infolge zu grossen Sturmes nicht stattfinden. Die + Wrights haben sich Frankreich, das die Fortschritte auf dem Gebiete + der Lenkballons seit dem Jahre 1885 geheimgehalten hat, zum + Beispiel genommen. Auf ihre Bitte haben die Zeitungen in Dayton + über die Versuche Schweigen bewahrt. Es ist wohl eine Indiskretion + begangen worden. Es wurde ein Artikel veröffentlicht, der aber + bereits zurückgezogen ist. Die Wrights wollten Ihnen übrigens am 4. + November selbst schreiben. + + +Mit vorzüglicher Hochachtung + C. Chanute. + + +Am 4. November war inzwischen auch von den Wrights selbst nachfolgendes +Schreiben an Hauptmann Ferber eingetroffen: + +Dayton, 4. November 1905. +Geehrter Herr! + + Wir haben Ihren Brief vom 20. Oktober erhalten und machen Ihnen + unser Kompliment. Niemand in der Welt kann mehr als wir Ihre + Leistung anerkennen. Es ist aber ein grosser Sprung vom Aeroplan + ohne Motor, mit seiner leichten Kontrolle, zur Entdeckung + ausreichender und wirksamer Methoden, um Herr des so ungelehrigen + Aeroplans mit Motor zu werden. Nach den Experimenten so fähiger + Leute wie Langley, Maxim und Ader, die Millionen ausgegeben und + Jahre ohne Resultat daran gewandt haben, hätten wir es nicht für + möglich gehalten, vor fünf oder zehn Jahren eingeholt zu werden. + Frankreich ist eben günstig gestellt. Aber wir glauben nicht, dass + das den Wert unserer Erfindung vermindern könnte. Denn, wenn es + bekannt wird, dass man in Frankreich Experimente mit Motorfliegern + gemacht hat, werden die anderen Nationen gezwungen sein, Zuflucht + zu unserm Wissen und unserer Praxis zu nehmen. Russland und + Oesterreich von Unruhen heimgesucht, ein Weltbrand kann jeden + Augenblick ausbrechen. Keine Regierung wird mit einer Flugmaschine + im Hintertreffen stehen wollen. Um ein Jahr früher als die andern + fertig zu sein, wird man den Betrag, den wir für unsere Erfindung + fordern, gering finden. + Obwohl Sie in Frankreich voran sein mögen, werden Sie wünschen, + unsere Erfindung zu kaufen, zum Teil, um die Kosten eigener + Versuche zu vermeiden, zum Teil, um sich über den Stand unserer + Kunst bei den Nationen zu unterrichten, die dabei sind, uns die + Geheimnisse unserer Maschine abzukaufen. + Aus diesen Gründen würden wir darein willigen, unsern Preis für die + französische Regierung auf eine Million Francs herabzusetzen, + zahlbar, nachdem der Wert unserer Erfindung in Gegenwart + offizieller Persönlichkeiten durch einen Flug von 50 Kilometer in + weniger als einer Stunde festgestellt ist. Der Preis schliesst eine + vollständige Maschine ein, Instruktion über die Grundlagen unserer + Kunst, Formeln für den Bau unserer Maschine, Schnelligkeit, + Oberfläche usw., Instruktion von Personal für den Gebrauch der + Maschine. Diese Instruktion würde natürlich in der gewünschten Form + gegeben werden. + + +Ihre ergebenen + (gez.) W. und O. Wright. + + +Hauptmann Ferber antwortete den beiden Brüdern, dass es unmöglich wäre, +auch nur die geringste Unterstützung von der französischen Regierung zu +erhalten, wenn nicht zuvor eine aus französischen und amerikanischen +Gelehrten bestehende Kommission die Maschine geprüft hätte. Die Wrights +wollten aber das Geheimnis ihrer Erfindung sicher gewahrt wissen, und +hatten anderseits eine heilige Scheu vor dem Gutachten der am grünen +Tisch arbeitenden Gelehrten, die ja schon häufiger ein grosser +Hemmschuh für die Entwickelung der Luftschiffahrt gewesen waren; sie +erklärten deshalb, von ihren Bedingungen nicht abgehen zu können. Eine +ganze Reihe von Veröffentlichungen finden in der Folge noch statt, und +selbst der Aeroklub von Amerika, der eine Reihe Zeugnisse angesehener +Mitbürger von Wright veröffentlicht, vermochte niemand von der Wahrheit +der Angaben über die geheimnisvollen Flieger zu überzeugen, und überall +belegte man in Europa die Wrights mit dem wenig schönen Ausdruck „die +lügenden Brüder“. Verfasser, der die flugtechnischen Arbeiten seit +langen Jahren aufs genaueste verfolgt hatte, beschloss der Bedeutung +der Sache wegen keine Aufwendungen zu scheuen und selbst an Ort und +Stelle in Dayton in Ohio Nachforschungen anzustellen. Er reiste deshalb +im Oktober 1907 dahin und besuchte dort am 4. Oktober den alten Bischof +Wright. Ausserdem wurden eine Anzahl der angesehensten Bürger der Stadt +Dayton, die etwa 85000 Einwohner zählt, eingehend befragt. Ein dem +„Berliner Lokalanzeiger“ zur Verfügung gestellter Bericht hierüber sei +im folgenden unter Weglassung der hier schon angegebenen +Konstruktionseinzelheiten wiedergegeben. + +[Illustration: Messen der Windgeschwindigkeit: Wilbur Wright misst mit +einem kleinen Anemometer—Windmesser, der durch die sich im Winde +drehenden Flügel angibt, wieviel Meter in der Sekunde die Luft +vorwärtsströmt—Die Geschwindigkeit des Windes] + +[Illustration: Flieger-Werkstätte: Im Hangar bei Pau. Eine gewölbte +Tragefläche ist rechts in ihrer ganzen Ausdehnung zu sehen.] + +Lokalanzeiger Nr. 588 vom 18. November 1907. + +Die Flugmaschine der Gebrüder Wright. + +Dayton (Ohio), Ende Oktober. + +„'Von der Parteien Gunst und Hass verwirrt, schwankt sein Charakterbild +in der Geschichte', so kann man auch von dem Drachenflieger der +Gebrüder Wright sagen! Dass die beiden eine Flugmaschine gebaut haben, +weiss jeder Fachmann; auch glaubt man es meist, dass sie mit dieser +frei in der Luft geflogen sind; dass sie aber längere Strecken mit +grosser Geschwindigkeit zurückgelegt haben und dabei wieder an die +Abfahrtsstelle zurückgekehrt sind, das wird heute noch von den meisten +Luftschiffern bestritten! Um die Sache zu klären, habe ich hier an Ort +und Stelle bei zehn Augenzeugen eingehende Nachforschungen angestellt, +auf Grund deren ich zu der Ueberzeugung gelangt bin, dass alle Angaben +über diese Flugmaschine auf voller Wahrheit beruhen.“ + + +Es folgen nun einige Angaben über die ersten Versuche, alsdann fährt +der Artikel wie folgt fort: + +„Grosses Aufsehen erregten nun die am 12. März 1906 von den Erfindern +veröffentlichten Daten über die mit dem Motorluftschiff erzielten +Erfolge. Danach sollte schliesslich als beste Leistung am 5. Oktober +1905 ein Flug von 38,956 Kilometern in 38 Minuten 3 Sekunden vollendet +worden sein. Wenn diese Angaben den Tatsachen entsprachen, so war damit +das Zeitalter des ballonlosen lenkbaren Luftschiffes angebrochen! Die +Fachwelt verhielt sich zunächst abwartend und dann ablehnend. Hierzu +war auch aller Grund vorhanden. Erst hiess es, die amerikanische +Regierung habe die Flugmaschine für eine Million Dollars angekauft; +dann plötzlich wurde dies dementiert und man hörte, Wrights versuchten +in Frankreich ihre Erfindung los zu werden. Die Verhandlungen +zerschlugen sich aber, weil die Konstrukteure die Forderung stellten, +man solle ihnen ihr Luftschiff unbesehen für eine Million Dollars +abnehmen; allerdings verpflichteten sie sich, nach Inkrafttreten des +Vertrages den Flieger in einem 50 Kilometer langen Fluge vorzuführen. +Auf solche Abmachungen wollte aber niemand eingehen. Demnächst hörte +man nichts mehr von den Wrights, bis der Aeroklub von Amerika erklärte, +auf Grund seiner Untersuchungen sei er zu der Ueberzeugung gekommen, +dass die Angaben der Brüder auf Wahrheit beruhten. Aus Interesse zur +Sache beschloss ich, an Ort und Stelle selbst Nachforschungen +anzustellen und die Angelegenheit zu klären. Zunächst nahm ich Fühlung +mit den beiden Konkurrenten der Wrights, Herring in New York und +Chanute in Chicago. Jener erklärte mir, dass er nach Rücksprache mit +Augenzeugen die gemachten Angaben nicht mehr bezweifeln könne; die +Sache sei so einfach, dass er hoffe, mit Hilfe eines von ihm erprobten +leichten Motors, der nur 1 Pfund (etwa 3/4 deutsche Pfund) pro +Pferdekraft wöge, die Leistungen bei weitem zu übertreffen. Chanute +dagegen hatte selbst einen Flug von 3/4 Meile (1,2 Kilometer) gesehen +und erkannte rückhaltlos an, dass Wrights das Flugproblem in tadelloser +Weise gelöst hätten. Die Maschine sei äusserst einfach, und der Flug +habe sich in überraschend sicherer Weise vollzogen. Er, Chanute, sei zu +der Einsicht gekommen, dass die Brüder auf dem richtigen Wege seien, +und er habe deshalb schweren Herzens seine langjährigen Versuche +eingestellt, weil er mit ihnen nicht mehr konkurrieren könne. +[Footnote: Siehe auch Seite 24 unten und Seite 25.] Auf meinen Wunsch +machte er mir einige Zeugen der Flüge namhaft. + +[Illustration: Wilbur Wright: Zeigt dem König von Spanien, wie er bei +Beginn des Starts mit der rechten Hand den Sperrhebel löst, der die +durch das Fallgewicht im Zug befindliche Flugmaschine frei gibt.] + +„Demnächst begab ich mich mit einem berufenen Aeronauten, dem seit 15 +Jahren in New York lebenden deutschen Ingenieur Karl Dienstbach, nach +Dayton in Ohio und besuchte hier den Vater den Brüder, den alten +anglo-amerikanischen Bischof Milton Wright. Der etwa 70jährige Greis +bestätigte mir mit einfachen Worten, dass er dem längsten Fluge +beigewohnt hätte. Er sei zufällig dazu gekommen; von ständiger Sorge um +das Schicksal seiner Söhne gequält, die sich so wagehalsigen +Flugübungen hingegeben hätten, sei er häufig auf das Versuchsfeld +gegangen und so Zeuge verschiedener Aufstiege geworden. Ueber nähere +Einzelheiten wollte er sich nicht äussern. Hätte ich nach den +Unterredungen mit den beiden Konkurrenten der Wrights noch irgend +welche Zweifel gehabt, sie wären nach dem Besuche des Vaters zerstreut +worden. Ich meine, es kann nur wenige misstrauische Leute geben, die +diesem alten, ehrwürdigen Priester nicht Glauben schenken. Doch das +persönliche Gefühl sollte bei dieser wichtigen Sache kein bestimmendes +Wort mitsprechen; es galt daher, auch gänzlich unparteiische Leute +aufzusuchen. + „Wir 'verhörten' des weiteren Mister C.S. Billmann, Sekretär eines + Bankinstituts. In lebhafter Weise rief er aus: 'Well, sie fliegt!' + Dann schilderte er, wie überwältigend es ausgesehen habe, als die + Flugmaschine vom Boden emporgestiegen und in leicht wellenförmiger + Bahn etwa in Baumhöhe über die Felder dahingeflogen sei; wie leicht + sie dem Steuer gehorcht hätte und zur Landung gekommen sei; 'wie + eine Ente' habe sie sich auf den Boden niedergelassen. Auf nähere + Einzelheiten über die Konstruktion liess er sich jedoch auch nicht + ein. Er schloss mit den Worten, den Brüdern sei auch bester + pekuniärer Erfolg zu wünschen, sie seien feingebildete Leute, die + in harter Arbeit gross geworden wären. + „Weit mitteilsamer war ein junger Apotheker, namens Reubens + Schindler, der als ungebetener Gast seinerzeit einem längeren Fluge + beigewohnt hatte. Er sei an einem Tage, an dem er einen Probeflug + vermutet habe, dem Vater Wright von weitem gefolgt und so Zeuge + einer tadellosen Fahrt geworden. Zufällig kam in die Apotheke auch + ein Arbeiter, der ebenfalls als Zaungast bei einem Flugversuch + zugegen gewesen war und uns unter breiter Darstellung auch der + nebensächlichsten Umstände die Angaben des Herrn Schindler + bestätigte. + „Von hier aus lenkten wir unsere Schritte zu einem alten + Spenglermeister, Henry Webbert, der die Flugmaschine häufig in der + Werkstatt seines Sohnes gesehen hatte. Dieser biedere + Handwerksmeister behandelte uns mit grosser Zurückhaltung, machte + uns aber doch höchst interessante Angaben über den Flug selbst und + über die Landung. Das Luftschiff sei so sanft auf den Boden + heruntergekommen, 'wie ein Truthahn, der vom Baume herabfliegt'. In + bezug auf die Geschwindigkeit übertrieb der alte Herr allerdings + etwas mit der Behauptung, 50 Meilen (80 Kilometer) seien in einer + Stunde zurückgelegt. + „Sehr viele Einzelheiten über die Konstruktion des Flugapparates + erfuhren wir sodann von einem deutschen Eisenwarenhändler, namens + Frank Hamburger, der sehr scharf beobachtet hatte und seine + Schilderungen durch einige Skizzen anschaulicher zu machen suchte. + Auch der Apotheker William Foots zeigte für Technik grösseres + Verständnis und gab uns einzelne wertvolle Aufschlüsse, während der + Ingenieur Laurenz Wright zwar die Tatsache der Flüge bestätigte, im + übrigen aber jegliche Auskunft über Aussehen der Maschine + verweigerte. + +[Illustration: Wilbur Wright erklärt dem neben ihm sitzenden König von +Spanien seine Flugmaschine.] + +„Zum Schluss gelang es uns, noch zwei höchst wichtige Leute zu +sprechen: C.V. Ellis, höheren Justizbeamten, und Torrence Huffmann, +Präsident der grössten Bank der Stadt. Die Unterredung mit diesen +angesehenen Leuten war uns ganz besonders deshalb wertvoll, weil wir +von ihnen Aufschluss erhielten über die Gründe dafür, dass in Amerika +nicht mehr Wesens von den bedeutenden Erfolgen der Wrights gemacht +worden ist. Nach den ersten wohlgelungenen Flügen hätten die Brüder +eine grosse Anzahl Bürger zur Besichtigung eingeladen; beim +Herausbringen aus dem Schuppen sei aber das Luftschiff beschädigt +worden, und deshalb wären die Versuche aufgegeben worden. Das +enttäuschte Publikum habe von da an der Sache ein grosses Misstrauen +entgegengebracht; die Wrights dagegen hätten seitdem niemand mehr +eingeladen und den Zeitpunkt weiterer praktischer Versuche +geheimgehalten. Der Bankpräsident meinte ausserdem, er sehe den +praktischen Wert der Maschine nicht ein; vor allem erscheine es ihm als +ein grosser Fehler, dass sie nur von einem langen Schienengleise +auffliegen könne.“ + + +Es folgen sodann wieder einige Konstruktionseinzelheiten, und dann +schliesst der Bericht: + +„Die Versuche haben auf einer rechteckigen, von Bäumen und einem +Schuppen umgebenen Wiese stattgefunden, die einen Umfang von etwa einer +Meile (1,6 Kilometer) hat. Beim längsten Flug ist dieses Feld etwa 30 +Mal umflogen worden. Die Flüge sind sowohl bei ruhigem Wetter als auch +bei starkem Winde ausgeführt worden. + +[Illustration: Das hinten befindliche Horizontalsteuer: ist bei der +Landung beschädigt. Man sieht oben rechts eine gebrochene Holzstrebe +herausragen.] + +„Ich glaube, die Tatsache des Vorhandenseins der ersten praktisch +erprobten Flugmaschine kann wohl niemand mehr ernstlich bestreiten; es +ist unmöglich, dass sich so viele angesehene Leute der verschiedensten +Berufsklassen und des verschiedensten Alters verabredet haben sollten, +einem Erfinder zuliebe das Blaue vorn Himmel herunterzulügen. Bei einem +so langen 'Verhör', das nach vorher genau festgesetztem Programm +angestellt worden ist, hätten sie sich in einzelne Widersprüche +verwickeln müssen. Es sei im übrigen bemerkt, dass ich aus Zeitmangel +nur 10 Leute aufgesucht habe; fast jeder einzelne hatte mir noch +weitere Zeugen namhaft gemacht. Warum nun aber weigern sich die +Gebrüder Wright, ihren Flieger eventuellen Käufern vor Abschluss des +Vertrages in freiem Fluge vorzuführen? Wenn sie wirklich so grosse +Erfolge erzielt haben, hätten sie doch das Tageslicht nicht zu scheuen +gehabt! + „Auch hierfür glaube ich eine plausible Antwort gefunden zu haben. + Der Flieger ist eben so einfach, dass sie fürchten, der Käufer + wendet nach Besichtigung keine so hohe Summe, wie eine Million + Dollars, an. Ausserdem glaube ich, dass eine sehr grosse Uebung + dazu gehört, die Flugmaschine zu führen. + „Es wird nicht jeder Luftschiffer imstande sein, sofort damit + loszufahren, sondern es gehört grosse Geschicklichkeit dazu, die + sich die Brüder Wright durch ihre zahlreichen Gleitflüge vorher + erworben hatten. + „Ich bin nun der Ansicht, dass wir jetzt, nachdem es erwiesen ist, + dass man auch mit Luftschiffen, deren Gewicht nicht durch Gasballon + getragen wird, fliegen kann, uns ernstlich der Konstruktion von + Flugapparaten zuwenden müssen. Dagegen bin ich der festen + Ueberzeugung, dass es nicht der hohen Summe von vier Millionen Mark + bedarf, wenn wir deutsche Ingenieure und Flugtechniker—ich nenne z. + B. Regierungsrat Hofmann in Berlin—mit dieser Aufgabe betrauen. Wir + werden dann sicher nicht den amerikanischen Erfindern nachstehen. + „Hauptmann a.D. Hildebrandt.“ + +[Illustration: Wright erteilt seinem Schüler Tissandier Unterricht: Der +Flieger steht mit seinen Schlittenkufen etwas über dem Erdboden. Die +linke Schraube mit Welle und gekreuzter Kettenübertragung ist deutlich +sichtbar.] + +Diese Veröffentlichung fand auch auszugsweise Platz in verschiedenen +deutschen, amerikanischen, englischen und französischen Zeitungen. Aber +nur wenige Leute waren auch durch diese Darstellung überzeugt, im +Gegenteil, mancher hervorragende deutsche Fachmann warf Verfasser noch +bis zum Juni 1908 vor, er habe sich arg düpieren lassen. Nunmehr kam +aber am 10. Februar 1908 aus New York die Nachricht, dass die +amerikanische Regierung 3 Aeroplane bestellt habe, einen bei den +Gebrüdern Wright für 25000 Dollar, den zweiten bei dem hier schon +genannten Herring für 20000 Dollar und den dritten bei einem +Flugtechniker Skott in Chicago für 1000 Dollar. Die Bedingungen, unter +denen die Regierung die Abnahme der Flieger vollziehen wollte, waren +folgende: „Die Abnahmeversuche finden statt unter Aufsicht des +Signalkorps in Fort Myers in Virginia. Die verlangten Leistungen sind +folgende: 1. eine Schnelligkeitsprüfung über eine Strecke von 16 +Kilometer 900 Meter auf einer Fahrt hin und zurück; 2. ein Flug von +einstündiger Dauer über eine Strecke von 64,30 Kilometer—40 Meilen—ohne +Zwischenlandung. Der Aeroplan muss mit zwei Personen bemannt sein. Jede +Maschine kann drei Abnahmefahrten unternehmen.“ Wenn ein Apparat +weniger als 40 Meilen in der Stunde zurücklegt, so wird der Kaufpreis +vermindert. Bei einer geringeren Geschwindigkeit als 36 Meilen in der +Stunde wird die Maschine nicht abgenommen; wird dagegen eine grössere +Geschwindigkeit erreicht, so wird der Kaufpreis erhöht. Bei einer +Geschwindigkeit von 60 Meilen in der Stunde wird er sogar fast +verdoppelt. Sobald irgend ein Punkt des Programms nicht genau +eingehalten werden sollte, wird 10 Proz. der gestellten Kaution +zurückbehalten. Die Wrights hatten 2500 Dollar Kaution zu stellen. Im +Mai 1908 begaben sich nun die beiden Brüder in ihre alte Einöde zu Kill +Devil bei Kitty Hawk, wo sie, weit entfernt von den wenig Anerkennung +zeigenden Mitbürgern ihrer Heimatstadt, ungestört arbeiten konnten. + +[Illustration: König Eduard von England begibt sich auf dem Felde Pont +Long bei Pau zum Startplatz des Fliegers: Rechts neben dem König Lord +Cunraven, hinter diesem Ingenieur Rozendaal.] + +[Illustration: Minister Barthou im Aeroplan: Rechts beginnt ein Gehilfe +die Schraube anzuwerfen. Wright gibt Zündung. Der lange Zylinder +enthält Benzin. Zwischen Wright und Barthou ist der Wasserbehälter +sichtbar.] + +Ihre Versuche hatten den Zweck, die während der fast dreijährigen Pause +verlorene Uebung wieder zu erreichen. Es wurden eine Anzahl von Flügen +in der Zeit vom 14. bis 16. Mai ausgeführt, die zunächst in gerader +Linie gegen den Wind gingen und alsdann mit dem Ausfahren von Kreisen +endeten. Der längste Flug dauerte 7 Minuten 29 Sekunden, und führte bei +einer Windgeschwindigkeit von 8 Metern in der Sekunde über eine Strecke +von 8,03 Kilometern. Rekordflüge waren nicht beabsichtigt; die Flüge +wurden meistenteils nur von einem ausgeführt. + +Schon am 10. April hatte sich in Frankreich infolge der Bemühungen des +erst kürzlich von der französischen Regierung für seine Verdienste um +die Flugtechnik mit dem Kreuze der Ehrenlegion ausgezeichneten Herrn +Hart O’Berg unter Leitung von Lazare Weiller eine Gesellschaft +gebildet, die für die Summe von 500000 Francs die französischen Patente +der Wrights ankaufen wollte. Am 1. Juni traf Wilbur Wright in Paris +ein, um dort mit Hilfe seines Bevollmächtigten Hart O’Berg die +Bedingungen zu erfüllen. + +[Illustration: Die mit 2 Personen bemannte Flugmaschine: schwebt auf +dem Felde bei Pau über ihrem Hangar. In der Mitte sieht man vor dem +Zaune eine der kleinen, einrädigen Plattformen, auf denen der Flieger +vor dem Start mit den Seiten ruht] + +Orville Wright blieb einstweilen in Amerika, wo er in Fort Myers am 3. +September mit den Abnahmefahrten begann. Als erster Passagier wurde in +dem Aeroplan der Leutnant Frank P. Lahm mitgenommen, der seinerzeit im +ersten Gordon-Bennett-Wettfliegen von Paris aus Sieger geblieben war. +Als zweiter Passagier wurde Major Squir vom Signalkorps mitgenommen, +und als dritter nahm am 17. September der Leutnant Selfridge an der +Seite Orvilles Platz. An jenem Tage war der Durchmesser der Schrauben +um 3 Zentimeter vergrössert. In 30 Meter Höhe riss plötzlich einer der +Steuerdrähte; dadurch geriet der korrespondierende Draht, nunmehr +schlaff geworden, in die Schraube, der Flieger geriet ins Schwanken und +senkte sich aus 30 Meter etwas herab, überschlug sich sodann und +stürzte mit einem heftigen Stoss auf den Boden. Orville Wright hatte +einen komplizierten Schenkelbruch, eine Stirnwunde und verschiedene +Kontusionen erlitten. Leutnant Selfridge stöhnte noch etwas und hauchte +bald sein Leben aus. Die Versuche in Amerika wurden nunmehr ausgesetzt, +da Orville Wright längere Zeit zu seiner Wiederherstellung bedurfte. Er +hatte bereits sehr schöne Resultate erzielt und einen Weltrekord +geschaffen. Am 12. September 1908 hatte er einen Flug von einer Stunde +15 Minuten und 20 Sekunden in einer Höhe von etwa 60 Metern +zurückgelegt. + +[Illustration: Der Flieger im Fluge, von vorn gesehen: Aufnahme aus +einem Militärballon bei Rom.] + +Wilbur Wright hatte sich inzwischen mit Hart O’Berg nach Le Mans +begeben, wo er auf dem Rennplatze von Hunaudiere am 8. August seine +Versuche begann. Anfangs gelangen die Versuche nicht so gut, namentlich +deshalb nicht, weil Wright in der Betätigung der Steuerhebel unsicher +geworden war. Die Maschine war für zwei Personen eingerichtet. Seine +ersten Versuche unternahm er allein; er musste sich also wieder an die +Steuerung allein gewöhnen. Da der Rennplatz zu klein war, siedelte er +bald nach dem Schiessplatz Auvours über, wo er sich einen kleinen +Schuppen bauen liess, in dem er seinen Aeroplan unterbrachte und auch +sich selbst einquartierte. Auf dem Rennplatz war der längste Flug am +13. August mit 8 Minuten 13 Sekunden ausgeführt worden. Die Versuche +wurden am 21. August auf dem Schiessplatze Auvours fortgesetzt. Den +Dauerrekord mit einem Passagier stellte er am 3. Oktober mit einem +Fluge von 55 Minuten 37,2 Sekunden mit Franz Reichel vom „Figaro“ auf. +Am 18. November schuf er mit 110 Metern Höhe seinen Weltrekord, und am +21. September schlug dann Wilbur Wright auch den Rekord seines Bruders, +indem er 1 Stunde 31 Minuten und 25 Sekunden in der Luft blieb und 66,6 +Kilometer zurücklegte. Am 16. September hatte er zum ersten Male einen +Passagier, den französischen Luftschiffer Ernest Zens, mitgenommen. + +Am 7. Oktober bestieg als erste Dame den Führersitz Frau Hart O’Berg. +In der Folge sind dann eine grosse Anzahl von Flügen mit den +verschiedensten Passagieren an Bord durchgeführt worden, und am 31. +Dezember stellte Wilbur Wright mit einem Fluge von 2 Stunden 20 Minuten +und 23 Sekunden den Dauerweltrekord auf. 124,7 Kilometer betrug die +hierbei zurückgelegte Strecke. Er gewann damit den grossen Preis, der +von Michelin gestiftet war und 20000 Francs betrug. + +[Illustration: Orville, Katherine, Wilbur Wright] + +Die französischen Patente wurden nunmehr von der Weiller-Gesellschaft +unter der Bedingung übernommen, dass Wilbur Wright drei Schüler, die +ihm von der Gesellschaft bezeichnet würden, im Lenken seines Aeroplans +ausbilde. Er verlegte sein Versuchsfeld am 3. Januar nach Pau in +Südfrankreich, wo ihm die Stadt bei Pontlong ein grosses Aerodrom +erbaut hatte. Seine ersten Schüler waren Paul Tissandier, Graf Lambert +und der Hauptmann der französischen Genietruppen Lucas Gerardville. +Bereits am 6. Januar führte er hier seine ersten Flüge aus und errang +sich am 8. durch einen Flug von 112 Kilometern den Preis von Triaca. Am +15. Februar fuhr Wilburs Schwester Katherine zum erstenmal im Aeroplan +mit dem Bruder. Am 17. Februar liess sich König Eduard in Pau den +Apparat vorführen und wohnte einem Aufstiege bei, der eine halbe Stunde +dauerte. Fünf Tage später besichtigte König Alfons von Spanien, der +eigens von San Sebastian gekommen war, die Flugmaschine. Am 6. März +wurden die Brüder durch den Titel eines „Doktor-Ingenieurs“, den ihnen +die Technische Hochschule in München verliehen, ausgezeichnet. Am 8. +April machte Wright mit seinen Schülern den letzten Aufstieg in Pau, +erklärte ihre Ausbildung für beendet und begab sich nach Rom, um seinen +Aeroplan dort der italienischen Regierung vorzuführen und einen Schüler +auszubilden. Unmittelbar nach seiner Abreise von Pau wurde der dort +benutzte, ziemlich stark mitgenommene Apparat im Auftrage der +französischen Regierung nach Paris geschafft, um dort im Konservatorium +der Künste und des Handwerks Aufstellung zu finden. Auch in Rom gelang +es Wilbur, ganz Italien durch seine hervorragenden Leistungen von +seinem grossen Können zu überzeugen. Am 24. April führte er seinen +Apparat dem Könige von Italien vor, und bereits am 28. April konnte +sein Schüler, der Genieleutnant Calderara, trotz starken Regens +selbständig einen Flug von 35 Minuten Dauer vollführen. Durch Aussetzen +des Motors stürzte der Apparat damals aus einer Höhe von drei Metern +zur Erde herab, der Lenker blieb unverletzt, während das Steuer brach +und die Schraubenachse verbogen wurde. In kurzer Zeit konnten die +Schäden an der Maschine aber beseitigt werden, und am 6. Mai sehen wir +Calderara einen neuerlichen Flug unternehmen, der aber infolge eines +Ohnmachtsanfalles des Aviatikers ein tragisches Ende nehmen sollte. In +einer Höhe von 40 Metern kippte der Aeroplan um, die Maschine stürzte +zu Boden und begrub den Lenker unter ihren Trümmern. Die beiden Steuer +waren gebrochen, die Tragflächen und die Spanndrähte verbogen und +zerrissen. Calderara hatte mehrere Brüche und eine Gehirnerschütterung +erlitten und wurde nach Rom ins Spital gebracht. Bereits nach +Monatsfrist war er geheilt. Auch die Maschine war wiederhergestellt +worden, so dass der Offizier am 19. Juli abermals einen kurzen Flug +unternahm. Später wurde von seinem behandelnden Arzte festgestellt, +dass er zu Ohnmachtsanfällen neige, weshalb er das Lenken von +Aeroplanen endgültig aufgeben musste. + +[Illustration: Katherine und Orville Wright: machen in Pau unter der +Führung des Franzosen Ernest Zens (links im Korbe) ihre erste +Freiballonfahrt] + + + + +Die Beschreibung der Wrightschen Flugmaschine. + + +Der Wrightsche Flieger ist ein Doppeldecker, der seinen Ursprung in den +Konstruktionen von Chanute hat. Zwei parallele, auf 1/20 ihrer Tiefe +gekrümmte, 12,5 Meter klafternde Flächen haben 1,8 Meter Abstand +voneinander. Die Tiefe der Trageflächen beträgt 2 Meter. Das aus Holz +bestehende Gerippe der Flächen ist mit Baumwollstoff bespannt; ihre +Oberfläche beträgt 50 Quadratmeter. Die konkave Seite ist nach unten +gerichtet. Die Krümmung nimmt nach vorne hin zu, wo die vorderen Kanten +einige Zentimeter dick sind. Die Verspannung erfolgt in +Gitterkonstruktion durch Holz und Klaviersaitendraht. Das Material ist +amerikanisches Tannenholz, dass sich sowohl im Luftschiffbau, als auch +früher schon im Bootsbau infolge grosser Festigkeit und geringen +Gewichts bewährt hat. Drei Meter vor den Hauptflächen befindet sich das +Höhensteuer, das aus zwei spindelförmigen Flächen besteht von 5,25 +Zentimeter Breite und 0,80 Meter Tiefe. Zwischen den Höhensteuern +befinden sich noch zwei halbmondförmige vertikal angeordnete Flächen. +Das Steuer für die Horizontale befindet sich 2,7 Meter entfernt hinter +den Trageflächen. Es besteht aus zwei langen vertikalen Flächen, die +1/2 Meter auseinanderstehen. Das Steuer kann auch in vertikaler +Richtung bewegt werden, um Beschädigungen durch Aufstossen bei der +Landung zu vermeiden. Der Sitz für den Führer und einen Begleiter +befindet sich auf der vorderen unteren Tragefläche, wo sich hinter ihm +der Motor und rechts von ihm der Kühler befindet. Der Motor ist ein +Viertaktmotor mit 4 Zylindern, er entwickelt 25 PS und wiegt in +betriebsfähigem Zustande 90 Kilogramm, so dass also 3,6 Kilogramm auf +eine Pferdestärke kommt. Er ist nach den ureigensten Ideen der Wrights +gebaut, und macht etwa 1400 Touren. Der Motor treibt zwei aus Holz +gefertigte, mit Tuch überklebte Schrauben von 2,80 Meter Durchmesser. +Der Antrieb erfolgt durch Ketten, die in Röhren geschützt laufen. Die +Schrauben drehen sich mit 450 Touren. + +[Illustration: Flug Um Den Michelin-Preis: Bei Sonnenuntergang am 31. +Dezember 1908 auf dem Schiessplatz Auvours bei Le Mans.] + +[Illustration: Blick zwischen die Tragflächen mit ihren Holzstreben. +Wilbur auf dem Führersitz, links steht der König von Spanien.] + +Die Tourenzahl des Motors kann weder durch Gasdrosselung, noch durch +Verstellen des Zündpunktes verändert werden. Die Verminderung der +Fluggeschwindigkeit wird lediglich durch Aufrichten des Fliegers +mittels des Höhensteuers bewirkt. Die Maschine ist auf Schlittenkufen +montiert. Die Steuerung erfolgt durch Betätigung zweier rechts und +links vom Führersitz befindlichen Hebel; die Vorwärts- oder +Rückwärtsbewegung des linken Hebels hat Fallen oder Steigen des +Fliegers zur Folge. Mit dem rechten Hebel wird das Horizontalsteuer und +gleichzeitig auch die Verwindung der Tragflächen bewirkt. Gerade das +letzte bedeutet eine Haupteigenschaft des Wrightschen Fliegers. + +[Illustration: Hart O’Berg: Der Bevollmächtigte von Wilbur und Orville +Wright in seinem Arbeitszimmer] + +Durch die Verwindung wird die Stabilität des Fliegers in unsteten +Luftströmen gehalten. Wenn beispielsweise ein Windstoss von links den +Apparat nach rechts kippen will, so vermehrt man auf der rechten Seite +den Luftwiderstand durch Vergrösserung der Wölbung, also durch +Verwinden der Fläche nach unten. Gleichzeitig wird der Luftwiderstand +links, wo der seitliche plötzliche Luftstrom auftrifft, vermindert +durch Verminderung der Wölbung, das heisst durch Verwinden der hinteren +Fläche nach oben. In gleicher Weise, wie eben geschildert, muss +verfahren werden, wenn der Apparat eine Wendung nach rechts fahren +soll. Alsdann beschreibt die rechte Kante des Fliegers, die sich auf +der inneren Seite der Kurve befindet, einen kleineren Weg, als die +linke Kante, die sich auf der äusseren Seite der Kurve befindet. +Demnach legt die rechte Kante einen kleineren Weg zurück, als die +linke, und man muss die Geschwindigkeit rechts etwas einschränken. +Durch Verwinden der rechten Fläche nach unten erhöht man den +Luftwiderstand, vermindert also die Schnelligkeit; durch Verwinden der +linken Fläche nach oben vermindert man den Luftwiderstand und erhöht +demnach die Geschwindigkeit. Nach den Mitteilungen Wrights kommt es +dabei darauf an, anfangs zwar bei einer Wendung das Steuer für die +betreffende Richtung einzustellen, aber möglichst bald wieder +umzulegen, um ein Kippen zu vermeiden. Beim Balancehalten ist es +erforderlich, genau das Gegenteil von dem zu tun, was ein Radfahrer +tut. Dieser legt sich nach innen in die Kurve und bringt den +Schwerpunkt nach innen. Bei der Flugmaschine muss man den Schwerpunkt +nach aussen halten, weil sonst der Apparat ins Kippen kommt. + +Das Ausführen von Wendungen und das hierbei zur Erhaltung der +seitlichen Stabilität erforderliche Verwinden geschieht in der Weise, +dass beispielsweise der rechte Hebel nach vorwärts gezogen wird, +wodurch die Steuerdrehung nach rechts erfolgt. Gleichzeitig drückt man +aber diesen Hebel auch nach links, wodurch die Verwindung in der Weise +eintritt, dass die Kanten der rechten Trageflächen nach unten und die +der linken nach oben gerichtet werden. + +Kürzlich haben die Wrights ein neues Patent eingereicht, in dem sie +zwei kleine vertikale Flächen beschreiben, die noch durch einen dritten +ergänzenden Hebel betätigt werden. Diese vertikal stehenden kleinen +Flächen sollen das Gauchissement, wie man die Verwindung im +Französischen nennt, verstärken und das Gegengewicht in der Balance +halten. Der Start der Wrightschen Flugmaschine erfolgt durch eine +besondere Vorrichtung, Pylon genannt. Wie schon erwähnt, ruht die +Maschine in der Mitte mit den dort befindlichen Querverbindungen auf +einer Holzschiene. An den beiden Seiten wird sie durch je eine mit +einem kleinen Rad versehene Plattform im Gleichgewicht erhalten. Die +Schiene wird meist genau gegen den Wind gerichtet. Einige Meter hinter +dem Schienenanfang, genau in der Mitte hinter dem Flugapparat, wird ein +8 Meter hoher pyramidenförmiger Turm aufgestellt, in dessen Mitte ein +700 Kilogramm schweres Gewicht sich befindet, das durch ein Seil, wie +es die Figur auf Seite 62 zeigt, mit dem Aeroplan in Verbindung steht. +Vor Beginn des Anfluges wird das Gewicht in dem Turm hochgezogen und +alsdann der Flugapparat durch eine Sperrklinke an der Schiene +befestigt. Sobald nun die Schrauben angeworfen sind und der Motor seine +volle Geschwindigkeit entwickelt hat, löst der Führer die Sperrklinke +und alsbald zieht das fallende Gewicht den Aeroplan mit allwachsender +Geschwindigkeit nach vorwärts. Das Höhensteuer hat hierbei eine Neigung +nach unten, so dass durch den Winddruck der Apparat fest gegen die +Schiene gedrückt wird. Gegen Ende der Schiene fällt das Ende des Seils +von selbst von dem Haken des Fliegers ab, der Führer stellt eine +Kleinigkeit das Höhensteuer ein und die Flugmaschine beginnt zu +schweben. Es kommt nun darauf an, in der Luft die Balance durch +fortwährende Betätigung des linken Steuerhebels zu halten, wobei die +Bewegungen jedoch äusserst gering sein müssen, weil der Flieger auf die +leiseste Anstellung der Flächen reagiert. + +[Illustration: Schematische Zeichnung der betätigung der +Verwindungsvorrichtung] + +Beim Seitwärtsschieben des Hebels A gehen die Schnüre in der +Pfeilrichtung von B nach A, von C und D nach B. Hierdurch werden die +Holzstreben CE und DP in der Pfeilrichtung nach unten gedrückt und +damit die Kanten der oberen und unteren Trageflächen ebenfalls nach +unten bewegt. Die Holzstreben nehmen nunmehr die Stellung HG und KI +ein. Die Verwindung der rechten Flächen ist erreicht. Von E und F +führen Schnüre nach L. Diese werden folgegemäss ebenfalls in der +Pfeilrichtung nach unten bewegt und übertragen die Bewegung über L und +M nach N und O. Die Holzstreben NP und OQ werden nach oben gezogen und +nehmen die Stellung RS und TU ein. Damit hat der Führer die Verwindung +der linken Trageflächen bewirkt.] + +[Illustration: Startpylon für die Flugmaschine] + +Das Gewicht G hängt an einem Tau, das über die Rolle A zu der fast am +Ende der Holzschiene angebrachten Rolle B läuft. Von hier geht das Tau +zur Maschine, wo es bei C an einem Haken befestigt ist. Zwischen B und +C befindet sich noch ein Flaschenzug, welcher der besseren +Uebersichtlichkeit halber auf der Zeichnung fortgelassen ist.] + + + + +Rückkehr der Wrights nach Amerika und Besuch Berlins. + + +Am 5. Mai haben sich Wilbur und Orville Wright mit ihrer Schwester +Katharina zunächst nach England begeben, wo ihnen der dortige +Luftschifferklub eine goldene Medaille in feierlicher Sitzung übergab +und die beiden Brüder zu Ehrenmitgliedern der Gesellschaft ernannte. +Alsdann reisten sie mit einem Schiff des Norddeutschen Lloyds nach New +York und wurden hier mit allen Ehren von den Mitgliedern des +amerikanischen Luftschifferklubs und einer zahlreichen Menschenmenge +mit grossem Jubel empfangen. Sie begaben sich von da in ihre +Heimatstadt. Als sie zur Mittagsstunde in Dayton ankamen, empfingen sie +unter Glockengeläut und Kanonendonner mehr als tausend Menschen. Man +brachte die beiden Brüder in einem Wagen nach Hause, der von vier +Schimmeln gezogen wurde; in diesem Wagen hatte auch ihr Vater mit zwei +Lieblingsenkelkindern Platz genommen. Ein ganzer Zug von Wagen +begleitete sie sodann in feierlichem Zuge nach Hause. Am Abend bewegten +sich in der kleinen Strasse, wo sich das Haus des alten Bischofs +befindet, weit über 10000 Menschen, alte Freunde, Nachbarn und +Mitbürger der Stadt, um sie zu begrüssen. Die Stadtverwaltung hatte +alle öffentlichen Gebäude dekoriert und beflaggt, und die drei +grösseren Plätze von Dayton herrlich illuminiert. Auch die Einwohner +waren in Beflaggung und Illumination nicht sparsam gewesen, so dass +Dayton ein prächtiges Bild gab, wie man es noch nie zuvor gesehen +hatte. + +[Illustration: Schematische Ansicht Der Trageflächen Nach der +Verwindung] + +Am 17. und 18. Juni hatte die Stadt eine grosse Feierlichkeit +veranstaltet, bei der drei goldene Medaillen den Brüdern überreicht +wurden: eine von der Nation, eine vom Staate Ohio und eine von der +Stadt Dayton. Doch die Mission der beiden Brüder war noch nicht +erfüllt; alsbald begaben sie sich nach Washington, wo Orville Wright +die Abnahmefahrten für die amerikanische Regierung begann. Nach +anfänglich kleinen Havarien, die bei neuen Apparaten fast immer +vorkommen, jedoch in zwei, drei Fahrten bald beseitigt sind, zeigte der +Flieger wieder, was er leisten konnte, und schon am 20. Juli blieb +Wright 80 Minuten in der Luft und legte dabei in der Stunde 45 Meilen +zurück. Damit waren die Bedingungen, welche die amerikanische Regierung +gestellt hatte, erfüllt und nunmehr konnte sich Orville nach Europa +begeben, um Berlin sein Können zu zeigen und Piloten auszubilden für +die deutsche Gesellschaft „Flugmaschine Wright“, die aus der +Motorluftschiff-Studiengesellschaft und der Luftfahrzeug-Gesellschaft +hervorgegangen ist, um Flieger nach der Bauart der Brüder Wright und +anderer Erfinder herzustellen. Damit dürften wir auch in Deutschland +bald so weit sein, dass der Flugsport allgemeine Verbreitung findet. + + + + +Anhang: Korrespondenz von A. Hildebrandt. + + +[Illustration: Brief von A. Hildebrandt an Bischof Wright; 21. April +1909] + +A. Hildebrandt +Hauptmann a.D. +Berlin W. 30 +Martin Luther-Straße 10. + + +Berlin W. 30, den 21. April 1909 + + +Mr. +Bishop Wright, Esqu. + + +Dayton (Ohio). + + +Dear Sir, + + Relating to the acquaintance which to make of you I had the Honour + at the end of October in 1907 during my visit at Dayton I beg to + adress to you with a demand to day. I am going to write a book + about your celebrated sons. I should be very thankful to you for + willing send me some material. I should like to have any dates of + the youth of your sons, of the first experiences and also of you + and the lated Madame Wright; perhaps do you write me also of your + feeling, having had during the bold experiences of your sons. If + You could let me have portraits of you and the lated Madame Wright, + of your children and your house at Dayton, I should very obliged to + you. Please, will you have then the kindness, to get reproduce such + pictures an my account and to send me the wished materiel as soon + as possible, as I have to make haste, for being the book ready + still before the visit of your sonns in Germany. + Hoping, that you will accomplish my wishes and thanking you + beforehand, I remain, Dear Sir, + + +Yours very most obedient +[Signature: Capt. A. Hildebrandt.] + +[Illustration: Brief von A. Hildebrandt an Bischof Wright; 22. Mai 1909; +Seite 1 von 2.] + +[Illustration: Brief von A. Hildebrandt an Bischof Wright; 22. Mai 1909; +Seite 2 von 2.] + +A. Hildebrandt +Hauptmann a. D. +Berlin W. 30 +Martin Luther-Straße 10. + + +Berlin W. 30. den 22. Mai 1909. + + +Bishop Milton Wright, Esquire, + +Dayton (Ohio) + + +Dear Sir, + + With best thanks I confirm you the receipt of your kind letter of + the 11th inst. Your family-history has interested me very much. I + shall make use of them soon. But about something I am not clear. + You write: “This brings us in line with general United States Grant + and Grover-Cleveland.” I do not know, if you mean two persons, the + same general Grant and general Grover from Cleveland? Also I thank + you for your photograph. It is of moment to me, also to have still + photographs of the late Madame Wright and her father, Mr. John + Koerner, whom Germany the native has been of. I should like to get + still other photographs of your children Wilbur and Orville, + presenting them in young years and also of Miss Katherine and if + you have still a photograph presenting your whole family joined. At + last you would oblige me much for sending me pictures also of your + present house, the flight-square near Dayton and the whole sight of + Dayton. As being immodest of me, to pronounce so many wishes to + you, I propose and beg you, to give order to anybody, to procure me + all the wished photographs and pictures on my account. With great + interest I am awaiting your further informations, promised me in + your letter, about the youth of your sons and the matter, how these + are gotten to the intention to make experiences with a flying + mashine. [Hand-written note: I cannot found(?) Schleits in Saxony?] + Thanking you once more for the material, which to send me, you have + had the kindness, I remain, Dear Sir, + + +Yours most obedient +[Signature: Hildebrandt] + +[Hand-written note: PS. The pictures are not ready, I have to have them +copied. M.W.] + +[Illustration: Brief von Bischof Wright an A. Hildebrandt; 5. Juni 1909; +Seite 1 von 3] + +[Illustration: Brief von Bischof Wright an A. Hildebrandt; 5. Juni 1909; +Seite 2 von 3] + +[Illustration: Brief von Bischof Wright an A. Hildebrandt; 5. Juni 1909; +Seite 3 von 3] + +Dayton, Ohio, June 5, 1909. + +Capt. A. Hildebrant, +Berlin, Germany. + +Dear Sir: + + You did not quite understand my letter. It was General Ulysses S. + Grant that I wrote of, and President Grover Cleveland, of whom I + spoke. They were two presidents of our country, decended like + myself from John Porter of Windsor (16_37) from whom I am also + descended. Hence they are distant cousins of ours, and of each + other. + My wife’s father was a regular German in his looks. He was born six + miles west of Scleitz in Saxony, the southwest part, as you will + see on any large map of Saxony. The family, of whom we never had + any group picture, is as follows: +Milton Wright, born November 17, 1828, in Rush County, Indiana. +Susan Catharine (Koerner) Wright, born near Hillsboro, Virginia, April +30, 1831. +Reuchlin Wright, born in Grant County, Indiana, March 17, 1861. +Lorin Wright, born in Fayette County, Indiana, November 18, 1862. + (These two older brothers are still living, are married, and have + lovely children—Reuchlin three, Lorin four, Reuchlin’s oldest + married). +Wilbur Wright, born, in Henry county, Indiana, April 16, 1867. +Otis Wright and Ida Wright (twins) born April 24, 1870, in Dayton, +Ohio. + (Without sickness or pain, they died at 13 and 18 days of age). +Orville Wright, born August 19, in Dayton, Ohio, 1871. +Katharine Wright, born in Dayton, Ohio, August 19, 1874. + They were all good children. And they are all of unimpeachable + morals yet. Reuchlin is a deacon on the Congregational Church, in + Tonganoxie, Kan. They are about equal in intellect, the others + having had better education than the inventors. Katharine graduated + in the Classical Course in Oberlin College, and teaches in Dayton + High School. I am a traveling minister in the United Brethren in + Christ, served several years as pastor, ten as presiding elder, + eight as editor of our Church paper, and twenty-four as bishop. As + bishop and editor I was elected by General Conference every four + years, those offices being filled every four years by a ballot + election. In filling my duties, I have visited all the states west + of the River, and territories; and all states east of the + Mississipi, except the six New England states and five others. In + all I have traveled by rail, over two hundred thousand miles. My + change of residence every two years must account for my three older + children being born in three different counties in Indiana. Mrs. + Wright, the sweetest spirit earth ever knew, died twenty years ago, + in Dayton, July 4, 1889. From that on I raised the children, left + to my care. All the children sprang to help their mother, but + Wilbur cared for her, prolonged her life, and I gave him five + hundred dollars for his incomparable care for her. [Hand-written + note: He had no promise of reward.] + Their first interest in the art of flying, they date back to about + the year 1879, when I brought home to them a Heliocoptere, a toy + which could fly. Later on they began to watch Lilienthal, and + followed him to his death, in the art of gliding. Their first + active work began in the year 1900, when as a vacation, they built + a gliding machine on the coast of North Carolina, and each year in + the fall of the year, spent a few weeks there till in 1903, they + attached a gasoline motor to it and flew, December 17th, four short + flights. They flew against the wind and made at the longest only + about a half mile, counting the velocity of the wind. In actual + measurment considerably less than a half mile. The place of flight + was on the sandy plain near Kill Devil Mills, in Dare County, four + miles from Kitty Hawk in Cerrituck County. The following two + summers and falls, they experimented at Simson’s(?) Station (a mere + stopping place, on the Dayton and Springfield traction railroad, a + perfectly level meadow ground) where they made a few miles flight, + but in 1905, September, they flew as much as twenty-four miles, at + one flight. They flew no more for part of two years, but began + negotiations for the sale of their invention. In 1908, they engaged + to a Company in France, to sell their rights, and sold to the + United states government a single machine at twenty-five thousand + dollars, they in each case, to perform certain exploits with the + machine. Time crowding on them to meet engagements, they separated + in June 1908, Wilbur going to France, and Orville remaining to + complete at Ft. Myer (near Washington) the United States contract. + Of Wilbur’s scalding his arm in regulating his machine, and his + successful trial, before his arm was well, all have read. But + Orville having his machine ready at Ft. Myer, went far ahead of + Wilbur, but an easily avoided defect in his machine, having under + strain caused friction between the propeller of his machine and a + wire, and—far worst of all broke the management of the _tail_ of + his machine, a most important part—he was on a machine in the air + over one hundred feet high, with his control of the machine + rendered useless, and after sinking to about seventy-five feet, his + machine descended vertically, to the death of Lieutenant Selfridge, + two hours later, and a tremendous jolt to himself and the breaking + of a thigh bone (left leg, one third way down toward the knee) + which confined him in the hospital for several weeks, and from + which he will entirely recover. But Wilbur learning of Orvilles + disaster, and reproached as far behind him, rose to the situation, + and in a few days, was ahead of anything Orville had done, to the + great joy of his brother. The rest you know. Wilbur in France and + Rome earned his conracts, and came home with Orville and their + Sister Katharine, and they were hailed at the depot of his city, + with the ringing of bells, the firing of cannon, and by over a + thousand people, and the same at home, at the noon hour, and at + night more than ten thousand people came out as old friends and + neighbors to see them, the most splendid illumination of the + street, and decoration of the buildings for three squares, being + the order of the occasion. The city brought them on their arrival, + home in a train of coaches, thier carriage being drawn with four + white horses, in which rode with them their father and two favorite + grandchildren, Leontine and Horace Wright. + The boys were natural workmen in wood or metal. Their father’s + family, their mother’s family (and the mother herself) were + inventive and ingenius. The father at eighteen years invented a + type-writer, having never heard. It is useless to develop + inheritance in their invention. + The city (Dayton) has decreed them two days (Jne 17 and 18), on + which, besides innumerable ceremonies, they will be given three + gold medals; One voted by the nation, one by the State, and another + by the City. + +Yours truly, +[Signature: Milton Wright] + +[Illustration: Brief von A. Hildebrandt an Bischof Wright; 28. Juni +1909] + +A. Hildebrandt +Hauptmann a.D. +Berlin W. 30 +Martin-Luther-Straße 10. + +Berlin W. 30, den 28. Huni 1909. + +Bishop +Milton Wright, Esquire, + +Dayton (Ohio). + + +Dear Sir, + +For the two letters, you had the kindness to send me in last time, be +thanked very much. With great interess I am awaiting the pictures, +which you advised me of. I shall try now, to discover the native place +of Mr. John G. Koerner, the father of the late Madame Wright. + Now still once more many thanks for the pains, you have had! + +I am with great estime +ever Yours very truly +[Signature: A. Hildebrandt.] + +[Illustration: Brief von A. Hildebrandt an Bischof Wright; 9. Juli +1909] + +Berliner Lokal-Anzeiger +Redaktion. + +Berlin SW 68,1 +Zimmerstrasse 37-41. +9. Juli 1909 + + +Dear Sir, + + +I wired to you: “Bishop Wright, Dayton. Book must be stamped. Please +send photographs.” + The biography of your sons shall be published of possible as book + already in 14 days. Therefore I should lik to recives instantly the + photographs requested from you. If it were not possible to you to + send me all photographs by retourn of mail, please send later the + rest, for. I should use the other pictures for german papers. + I thank you for your endeavaurs and hope, shortly to see in Berlin + your souns and Mis Katherine. + + +With best regards +yours +[Signature: gez. Captain Hildebrandt] + +[Illustration: Brief von A. Hildebrandt an Bischof Wright; 18. Juli +1909] + +A. Hildebrandt +Hauptmann a.D. +Berlin W. 30 +Martin-Luther-Straße 10. + + +Berlin W. 30, den 18. Juli 1909. + + +Bishop Milton Wright, Esquire, + + +Dayton (Ohio). + + +Dear Sir! + + With many thanks I confirm you the receipt of the two pictures and + your letter of the 3rd inst., by which you have made me great + pleasure. I shall make use of the pictures as soon as possible. + Thanking you once more for your kindness and being always at your + service, I remain, Dear Sir + +ever Yours truly +[Signature: A. Hildebrandt.] + + + + +End of the Project Gutenberg EBook of Die Brüder Wright, by Alfred Hildebrandt + +*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE BRÜDER WRIGHT *** + +***** This file should be named 10914-0.txt or 10914-0.zip ***** +This and all associated files of various formats will be found in: + http://www.gutenberg.org/1/0/9/1/10914/ + +E-text prepared by David Starner, Michael Wymann-Böni, +and Project Gutenberg Distributed Proofreaders + +Updated editions will replace the previous one--the old editions will +be renamed. + +Creating the works from print editions not protected by U.S. copyright +law means that no one owns a United States copyright in these works, +so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United +States without permission and without paying copyright +royalties. Special rules, set forth in the General Terms of Use part +of this license, apply to copying and distributing Project +Gutenberg-tm electronic works to protect the PROJECT GUTENBERG-tm +concept and trademark. Project Gutenberg is a registered trademark, +and may not be used if you charge for the eBooks, unless you receive +specific permission. If you do not charge anything for copies of this +eBook, complying with the rules is very easy. You may use this eBook +for nearly any purpose such as creation of derivative works, reports, +performances and research. They may be modified and printed and given +away--you may do practically ANYTHING in the United States with eBooks +not protected by U.S. copyright law. Redistribution is subject to the +trademark license, especially commercial redistribution. + +START: FULL LICENSE + +THE FULL PROJECT GUTENBERG LICENSE +PLEASE READ THIS BEFORE YOU DISTRIBUTE OR USE THIS WORK + +To protect the Project Gutenberg-tm mission of promoting the free +distribution of electronic works, by using or distributing this work +(or any other work associated in any way with the phrase "Project +Gutenberg"), you agree to comply with all the terms of the Full +Project Gutenberg-tm License available with this file or online at +www.gutenberg.org/license. + +Section 1. General Terms of Use and Redistributing Project +Gutenberg-tm electronic works + +1.A. By reading or using any part of this Project Gutenberg-tm +electronic work, you indicate that you have read, understand, agree to +and accept all the terms of this license and intellectual property +(trademark/copyright) agreement. If you do not agree to abide by all +the terms of this agreement, you must cease using and return or +destroy all copies of Project Gutenberg-tm electronic works in your +possession. If you paid a fee for obtaining a copy of or access to a +Project Gutenberg-tm electronic work and you do not agree to be bound +by the terms of this agreement, you may obtain a refund from the +person or entity to whom you paid the fee as set forth in paragraph +1.E.8. + +1.B. "Project Gutenberg" is a registered trademark. It may only be +used on or associated in any way with an electronic work by people who +agree to be bound by the terms of this agreement. There are a few +things that you can do with most Project Gutenberg-tm electronic works +even without complying with the full terms of this agreement. See +paragraph 1.C below. There are a lot of things you can do with Project +Gutenberg-tm electronic works if you follow the terms of this +agreement and help preserve free future access to Project Gutenberg-tm +electronic works. See paragraph 1.E below. + +1.C. The Project Gutenberg Literary Archive Foundation ("the +Foundation" or PGLAF), owns a compilation copyright in the collection +of Project Gutenberg-tm electronic works. Nearly all the individual +works in the collection are in the public domain in the United +States. If an individual work is unprotected by copyright law in the +United States and you are located in the United States, we do not +claim a right to prevent you from copying, distributing, performing, +displaying or creating derivative works based on the work as long as +all references to Project Gutenberg are removed. Of course, we hope +that you will support the Project Gutenberg-tm mission of promoting +free access to electronic works by freely sharing Project Gutenberg-tm +works in compliance with the terms of this agreement for keeping the +Project Gutenberg-tm name associated with the work. You can easily +comply with the terms of this agreement by keeping this work in the +same format with its attached full Project Gutenberg-tm License when +you share it without charge with others. + +1.D. The copyright laws of the place where you are located also govern +what you can do with this work. Copyright laws in most countries are +in a constant state of change. If you are outside the United States, +check the laws of your country in addition to the terms of this +agreement before downloading, copying, displaying, performing, +distributing or creating derivative works based on this work or any +other Project Gutenberg-tm work. The Foundation makes no +representations concerning the copyright status of any work in any +country outside the United States. + +1.E. Unless you have removed all references to Project Gutenberg: + +1.E.1. The following sentence, with active links to, or other +immediate access to, the full Project Gutenberg-tm License must appear +prominently whenever any copy of a Project Gutenberg-tm work (any work +on which the phrase "Project Gutenberg" appears, or with which the +phrase "Project Gutenberg" is associated) is accessed, displayed, +performed, viewed, copied or distributed: + + This eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and + most other parts of the world at no cost and with almost no + restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it + under the terms of the Project Gutenberg License included with this + eBook or online at www.gutenberg.org. If you are not located in the + United States, you'll have to check the laws of the country where you + are located before using this ebook. + +1.E.2. If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is +derived from texts not protected by U.S. copyright law (does not +contain a notice indicating that it is posted with permission of the +copyright holder), the work can be copied and distributed to anyone in +the United States without paying any fees or charges. If you are +redistributing or providing access to a work with the phrase "Project +Gutenberg" associated with or appearing on the work, you must comply +either with the requirements of paragraphs 1.E.1 through 1.E.7 or +obtain permission for the use of the work and the Project Gutenberg-tm +trademark as set forth in paragraphs 1.E.8 or 1.E.9. + +1.E.3. If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is posted +with the permission of the copyright holder, your use and distribution +must comply with both paragraphs 1.E.1 through 1.E.7 and any +additional terms imposed by the copyright holder. Additional terms +will be linked to the Project Gutenberg-tm License for all works +posted with the permission of the copyright holder found at the +beginning of this work. + +1.E.4. Do not unlink or detach or remove the full Project Gutenberg-tm +License terms from this work, or any files containing a part of this +work or any other work associated with Project Gutenberg-tm. + +1.E.5. Do not copy, display, perform, distribute or redistribute this +electronic work, or any part of this electronic work, without +prominently displaying the sentence set forth in paragraph 1.E.1 with +active links or immediate access to the full terms of the Project +Gutenberg-tm License. + +1.E.6. You may convert to and distribute this work in any binary, +compressed, marked up, nonproprietary or proprietary form, including +any word processing or hypertext form. However, if you provide access +to or distribute copies of a Project Gutenberg-tm work in a format +other than "Plain Vanilla ASCII" or other format used in the official +version posted on the official Project Gutenberg-tm web site +(www.gutenberg.org), you must, at no additional cost, fee or expense +to the user, provide a copy, a means of exporting a copy, or a means +of obtaining a copy upon request, of the work in its original "Plain +Vanilla ASCII" or other form. Any alternate format must include the +full Project Gutenberg-tm License as specified in paragraph 1.E.1. + +1.E.7. Do not charge a fee for access to, viewing, displaying, +performing, copying or distributing any Project Gutenberg-tm works +unless you comply with paragraph 1.E.8 or 1.E.9. + +1.E.8. You may charge a reasonable fee for copies of or providing +access to or distributing Project Gutenberg-tm electronic works +provided that + +* You pay a royalty fee of 20% of the gross profits you derive from + the use of Project Gutenberg-tm works calculated using the method + you already use to calculate your applicable taxes. The fee is owed + to the owner of the Project Gutenberg-tm trademark, but he has + agreed to donate royalties under this paragraph to the Project + Gutenberg Literary Archive Foundation. Royalty payments must be paid + within 60 days following each date on which you prepare (or are + legally required to prepare) your periodic tax returns. Royalty + payments should be clearly marked as such and sent to the Project + Gutenberg Literary Archive Foundation at the address specified in + Section 4, "Information about donations to the Project Gutenberg + Literary Archive Foundation." + +* You provide a full refund of any money paid by a user who notifies + you in writing (or by e-mail) within 30 days of receipt that s/he + does not agree to the terms of the full Project Gutenberg-tm + License. You must require such a user to return or destroy all + copies of the works possessed in a physical medium and discontinue + all use of and all access to other copies of Project Gutenberg-tm + works. + +* You provide, in accordance with paragraph 1.F.3, a full refund of + any money paid for a work or a replacement copy, if a defect in the + electronic work is discovered and reported to you within 90 days of + receipt of the work. + +* You comply with all other terms of this agreement for free + distribution of Project Gutenberg-tm works. + +1.E.9. If you wish to charge a fee or distribute a Project +Gutenberg-tm electronic work or group of works on different terms than +are set forth in this agreement, you must obtain permission in writing +from both the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and The +Project Gutenberg Trademark LLC, the owner of the Project Gutenberg-tm +trademark. Contact the Foundation as set forth in Section 3 below. + +1.F. + +1.F.1. Project Gutenberg volunteers and employees expend considerable +effort to identify, do copyright research on, transcribe and proofread +works not protected by U.S. copyright law in creating the Project +Gutenberg-tm collection. Despite these efforts, Project Gutenberg-tm +electronic works, and the medium on which they may be stored, may +contain "Defects," such as, but not limited to, incomplete, inaccurate +or corrupt data, transcription errors, a copyright or other +intellectual property infringement, a defective or damaged disk or +other medium, a computer virus, or computer codes that damage or +cannot be read by your equipment. + +1.F.2. LIMITED WARRANTY, DISCLAIMER OF DAMAGES - Except for the "Right +of Replacement or Refund" described in paragraph 1.F.3, the Project +Gutenberg Literary Archive Foundation, the owner of the Project +Gutenberg-tm trademark, and any other party distributing a Project +Gutenberg-tm electronic work under this agreement, disclaim all +liability to you for damages, costs and expenses, including legal +fees. YOU AGREE THAT YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE, STRICT +LIABILITY, BREACH OF WARRANTY OR BREACH OF CONTRACT EXCEPT THOSE +PROVIDED IN PARAGRAPH 1.F.3. YOU AGREE THAT THE FOUNDATION, THE +TRADEMARK OWNER, AND ANY DISTRIBUTOR UNDER THIS AGREEMENT WILL NOT BE +LIABLE TO YOU FOR ACTUAL, DIRECT, INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR +INCIDENTAL DAMAGES EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE POSSIBILITY OF SUCH +DAMAGE. + +1.F.3. LIMITED RIGHT OF REPLACEMENT OR REFUND - If you discover a +defect in this electronic work within 90 days of receiving it, you can +receive a refund of the money (if any) you paid for it by sending a +written explanation to the person you received the work from. If you +received the work on a physical medium, you must return the medium +with your written explanation. The person or entity that provided you +with the defective work may elect to provide a replacement copy in +lieu of a refund. If you received the work electronically, the person +or entity providing it to you may choose to give you a second +opportunity to receive the work electronically in lieu of a refund. If +the second copy is also defective, you may demand a refund in writing +without further opportunities to fix the problem. + +1.F.4. Except for the limited right of replacement or refund set forth +in paragraph 1.F.3, this work is provided to you 'AS-IS', WITH NO +OTHER WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, INCLUDING BUT NOT +LIMITED TO WARRANTIES OF MERCHANTABILITY OR FITNESS FOR ANY PURPOSE. + +1.F.5. Some states do not allow disclaimers of certain implied +warranties or the exclusion or limitation of certain types of +damages. If any disclaimer or limitation set forth in this agreement +violates the law of the state applicable to this agreement, the +agreement shall be interpreted to make the maximum disclaimer or +limitation permitted by the applicable state law. The invalidity or +unenforceability of any provision of this agreement shall not void the +remaining provisions. + +1.F.6. INDEMNITY - You agree to indemnify and hold the Foundation, the +trademark owner, any agent or employee of the Foundation, anyone +providing copies of Project Gutenberg-tm electronic works in +accordance with this agreement, and any volunteers associated with the +production, promotion and distribution of Project Gutenberg-tm +electronic works, harmless from all liability, costs and expenses, +including legal fees, that arise directly or indirectly from any of +the following which you do or cause to occur: (a) distribution of this +or any Project Gutenberg-tm work, (b) alteration, modification, or +additions or deletions to any Project Gutenberg-tm work, and (c) any +Defect you cause. + +Section 2. Information about the Mission of Project Gutenberg-tm + +Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of +electronic works in formats readable by the widest variety of +computers including obsolete, old, middle-aged and new computers. It +exists because of the efforts of hundreds of volunteers and donations +from people in all walks of life. + +Volunteers and financial support to provide volunteers with the +assistance they need are critical to reaching Project Gutenberg-tm's +goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will +remain freely available for generations to come. In 2001, the Project +Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure +and permanent future for Project Gutenberg-tm and future +generations. To learn more about the Project Gutenberg Literary +Archive Foundation and how your efforts and donations can help, see +Sections 3 and 4 and the Foundation information page at +www.gutenberg.org + + + +Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation + +The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit +501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the +state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal +Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification +number is 64-6221541. Contributions to the Project Gutenberg Literary +Archive Foundation are tax deductible to the full extent permitted by +U.S. federal laws and your state's laws. + +The Foundation's principal office is in Fairbanks, Alaska, with the +mailing address: PO Box 750175, Fairbanks, AK 99775, but its +volunteers and employees are scattered throughout numerous +locations. Its business office is located at 809 North 1500 West, Salt +Lake City, UT 84116, (801) 596-1887. Email contact links and up to +date contact information can be found at the Foundation's web site and +official page at www.gutenberg.org/contact + +For additional contact information: + + Dr. Gregory B. Newby + Chief Executive and Director + gbnewby@pglaf.org + +Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg +Literary Archive Foundation + +Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide +spread public support and donations to carry out its mission of +increasing the number of public domain and licensed works that can be +freely distributed in machine readable form accessible by the widest +array of equipment including outdated equipment. Many small donations +($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt +status with the IRS. + +The Foundation is committed to complying with the laws regulating +charities and charitable donations in all 50 states of the United +States. Compliance requirements are not uniform and it takes a +considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up +with these requirements. We do not solicit donations in locations +where we have not received written confirmation of compliance. To SEND +DONATIONS or determine the status of compliance for any particular +state visit www.gutenberg.org/donate + +While we cannot and do not solicit contributions from states where we +have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition +against accepting unsolicited donations from donors in such states who +approach us with offers to donate. + +International donations are gratefully accepted, but we cannot make +any statements concerning tax treatment of donations received from +outside the United States. U.S. laws alone swamp our small staff. + +Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation +methods and addresses. Donations are accepted in a number of other +ways including checks, online payments and credit card donations. To +donate, please visit: www.gutenberg.org/donate + +Section 5. General Information About Project Gutenberg-tm electronic works. + +Professor Michael S. Hart was the originator of the Project +Gutenberg-tm concept of a library of electronic works that could be +freely shared with anyone. For forty years, he produced and +distributed Project Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of +volunteer support. + +Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed +editions, all of which are confirmed as not protected by copyright in +the U.S. unless a copyright notice is included. Thus, we do not +necessarily keep eBooks in compliance with any particular paper +edition. + +Most people start at our Web site which has the main PG search +facility: www.gutenberg.org + +This Web site includes information about Project Gutenberg-tm, +including how to make donations to the Project Gutenberg Literary +Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to +subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks. + + diff --git a/old/10914-0.zip b/old/10914-0.zip Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..570da3b --- /dev/null +++ b/old/10914-0.zip diff --git a/old/10914-8.txt b/old/10914-8.txt new file mode 100644 index 0000000..63d0d7f --- /dev/null +++ b/old/10914-8.txt @@ -0,0 +1,2622 @@ +The Project Gutenberg eBook, Die Brueder Wright, by Alfred Hildebrandt + + +This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with +almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or +re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included +with this eBook or online at www.gutenberg.org + + + + + +Title: Die Brueder Wright + +Author: Alfred Hildebrandt + +Release Date: February 2, 2004 [eBook #10914] + +Language: German + +Character set encoding: iso-8859-1 + + +***START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE BRUEDER WRIGHT*** + + +E-text prepared by David Starner, Michael Wymann-Bni, and Project +Gutenberg Distributed Proofreaders + + + +DIE BRDER WRIGHT + +Eine Studie ber die Entwicklung der +Flugmaschine von Lilienthal bis Wright + +Von Hauptmann a.D. A. Hildebrandt + +Vormals Lehrer im Kniglich +Preussischen Luftschiffer-Bataillon + +Mit 44 Abbildungen + +BERLIN 1909 + + + + + + + +Vorrede. + + +Der Prophet gilt nichts im Vaterlande! Dieses alte Sprichwort will +andeuten, dass infolge der Unvollkommenheit der menschlichen Natur das +Verdienst hervorragender Mnner oft nicht so gewrdigt wird, wie es +seiner Bedeutung nach sein msste. Die meisten Menschen knnen sich eben +nicht ber das Alltgliche erheben und dem Gedankenfluge +weitausschauender Zeitgenossen folgen. Neid und Missgunst stellen sich +den Grossen dieser Erde entgegen, und die Rivalitt der Konkurrenten, +die alles verkleinern und herabziehen. Im Kampfe um die Eroberung der +Luft haben wir zwei hervorragende Flle dafr gehabt, wie sich die +Bahnbrecher nur mhselig zu Anerkennung durchzuringen vermgen. Wir +haben aber hier gleichzeitig ein seltenes Beispiel, wie zwei Mnner noch +bei Lebzeiten die grsste Anerkennung ihrer Zeitgenossen gefunden haben. +Der Gedanke an die Eroberung der Luft ist so bestechend, dass er in den +weitesten Schichten der Vlker ganz aussergewhnlichen Anteil findet. +Bislang beherrschte der Mensch nur zwei Dimensionen. Jetzt hat er auch +begonnen, sich die dritte Dimension, die Luft, zu erobern. Zeppelin und +Wright sind die Knige der Luft. Ihnen beiden ist es zu danken, dass wir +anfangen, die Luft sowohl mit Fahrzeugen, "leichter als die Luft", als +auch mit solchen, die "schwerer als die Luft" sind, zu beherrschen. +Beide haben lange arbeiten mssen, bis sie der Welt die Richtigkeit +ihres Gedankenfluges beweisen konnten. Beide sind sie viel geschmht und +mit Schmutz beworfen worden. Der Name Zeppelin ist heute nicht nur dem +deutschen Volke bekannt, er hat berall ausgezeichneten Klang. Ueberall +widmet man dem greisen Forscher eine Verehrung, wie man sie den grssten +Helden aller Zeiten kaum entgegengebracht hat. Auch an Wright haben wir +Europer viel gesndigt. Man ging sogar soweit, die beiden Brder, die +bereits im Jahre 1905 die grssten Erfolge erzielt hatten, in Umprgung +des Wortes "die fliegenden Brder"--"die lgenden Brder" zu nennen. +Erst im Jahre 1908 konnten sie, die auch bei ihren Landsleuten in +Amerika wenig Glauben gefunden hatten, beweisen, welch gewaltigen +Fortschritt sie in ernster Arbeit gemacht hatten. Verfasser folgt der +Anregung, eine allgemein verstndliche Abhandlung ber die Gebrder +Wright zu schreiben, mit um so grsserer Freude, als er ziemlich der +einzige war, der unentwegt die beiden genialen Erfinder in Wort und +Schrift verteidigt und niemals an dem Wert ihrer Mitteilungen gezweifelt +hat. Bei der Abfassung der kleinen Schrift kommt es dem Verfasser sehr +zu statten, dass er bei einem Besuch in Amerika sowohl den Lehrer der +Brder Wright, den jetzt 77 Jahre alten hervorragenden Ingenieur +Chanute, und dessen Assistenten Herring, wie die Sttten, an denen die +Flugmaschine geboren wurde, kennen lernte. Besonders zu Dank +verpflichtet ist er dem in Gross-Lichterfelde lebenden Baumeister Gustav +Lilienthal, der ihm in frheren Jahren authentisches Material ber +seinen Bruder Otto Lilienthal, den Altmeister der Fliegekunst +bermittelt hat, ferner dem in New York lebenden Ingenieur Herring, +sowie auch Ingenieur Chanute in Chicago, der umfangreiches Material der +ersten Flugversuche in Amerika zur Verfgung gestellt hat; endlich dem +Bischof Milton Wright zu Dayton in Ohio, der sowohl beim Besuch des +Verfassers eingehende mndliche Angaben gemacht hat, als auch jetzt in +bereitwilligster Weise altes Material ber seine Familie und seine Shne +zur Verfgung stellte. Orville Wright ist nun nach Berlin gekommen, wo +er auf Veranlassung des "Lokal-Anzeigers" sein bis jetzt unbertroffenes +Knnen vorfhren will. Noch sind wir erst im Anfangsstadium des Kampfes +um die Eroberung der Luft, und viel Arbeit ist ntig, ehe wir +einigermassen sicher die Luft beherrschen. Mgen die Vorfhrungen von +Wright fr unsere deutschen Erfinder und namentlich fr diejenigen, die +sie finanziell untersttzen wollen und mssen, ein Ansporn zur weiteren +Frderung sein. + +_Berlin_, August 1909. + +A. Hildebrandt. + + * * * * * + + + + +Die Familie Wright. + + +Die Wrights fhren ihren Stammbaum bis in das 14. Jahrhundert zurck. +Viele hervorragende Leute, deren Namen auch in der Geschichte verewigt +sind, haben der Familie angehrt. Von grossmtterlicher Seite stammen +sie aus Holland, wo die ersten Aufzeichnungen bei Lord Afferden Ende des +14. Jahrhunderts beginnen und bis in die heutige Zeit vollstndig +fortgefhrt sind. Die Nachkommen des Lords wanderten spter nach Amerika +aus und siedelten sich um das Jahr 1650 in Long Island an. Die +Grossmutter Katherine Reeder war verwandt mit dem Gouverneur Andrew H. +Reeder, der in Kansas im Jahre 1854 die Zgel der Regierung inne hatte. +Vterlicherseits knnen die Vorfahren zurckgefhrt werden bis zu John +Wright, der im Jahre 1538 das Gut Kelvedon Hall im Kreise Essex in +England erwarb. Sein und seiner Frau Olive Nachkomme im vierten Grade, +Samuel Wright, wanderte im Jahre 1630 nach Amerika aus und siedelte sich +6 Jahre spter als Farmer in Springfield in Massachusetts an. Hier wurde +er bald zum Diakon der ersten puritanischen Kirche und spter zum +Pfarrer der Gemeinde erwhlt. Nach segensreichem Wirken entschlief er +sanft im Jahre 1665 zu Northampton. Seine Nachkommen blieben in +Neu-England und manche berhmten Leute sind aus ihnen hervorgegangen. Zu +nennen sind Edmond Freeman, Reverend Joshua Moody, Reverend John +Russell, John Otis und John Porter in Windsor. Durch den letzten sind +die Wrights verwandt geworden mit dem berhmten amerikanischen General +Ulysses S. Grant und mit dem Prsidenten Grover Cleveland; ferner mit +dem bekannten General Joseph Warren in Bunkerhill. Der Grossvater +Wrights, Silas Wright, war Senator der Stadt New York und spter +Gouverneur des Staates New York. Er besass umfangreiche Gter, um deren +Bewirtschaftung er sich selbst kmmerte. Seine Kinder wurden gleichfalls +zu Landleuten erzogen. Er starb in New York im Jahre 1847. + +[Illustration: *John G. Krner* + der aus Deutschland stammende Grossvater Wrights im 80. Lebensjahr] + +[Illustration: *Frau Susan C. Wright* + die Mutter der Wrights im 40. Lebensjahr] + +[Illustration: *Bischof Milton Wright* + Vater der Wrights, geboren am 17. November 1828] + +Wir Deutschen haben den Ruhm, den ersten fliegenden Menschen, der mit +einer Flugmaschine ohne Motor die Luft durchsegelte, unsern Landsmann +nennen zu drfen. Uns verbindet aber auch ferner Verwandtschaft mit den +Knigen der Fliegekunst, mit Wrights. Der Grossvater mtterlicherseits, +John G. Koerner, war geboren in einer kleinen Ortschaft in der Nhe von +Schleiz im Frstentum Reuss jngerer Linie. Die Frau dieses im 86. +Lebensjahre verstorbenen Koerner, eine geborene Fry, war Amerikanerin, +aus Landen deutschen Sprachgebiets, wahrscheinlich der Schweiz, +stammend; nhere Angaben fehlen. Ihre Tochter wurde am 30. April 1831 in +Hillsborough in Virginia geboren. Im Jahre 1859 vermhlte sie sich, die +inzwischen mit ihrer Familie auf eine Farm zu Union County in Indiana +verzogen war, als jngstes von 5 Kindern mit Milton Wright, dem Vater +der beiden Luftschiffer. Dieser ist am 17. November 1828 in Rush County +in Indiana geboren. Er folgte dem Berufe seiner ltesten Vorfahren und +hielt mit 22 Jahren seine erste Predigt am 17. November 1850. Infolge +einer ausgezeichneten Erziehung, die ihm sein Vater hatte zuteil werden +lassen, brachte er es bald im geistlichen Stande zu hohen Wrden. Er +wurde reisender Minister der lutherischen Brdergemeinde, Prsident des +Kirchenrats, und amtiert bereits seit 24 Jahren als Bischof. Die +Erfllung seines Berufes brachte es mit sich, dass er viele und grosse +Reisen zur Inspektion der verschiedenen ihm unterstellten +Kirchengemeinden ausfhrte; hat er doch nicht weniger als 200 000 Meilen +in amtlicher Eigenschaft auf der Eisenbahn durchmessen. Auf seinen +Reisen erwarb er sich einen praktischen Blick und grosses Verstndnis +fr die verschiedensten Lebensstellungen; seinen Kindern liess er eine +ausgezeichnete Erziehung und Schulbildung zuteil werden. Leider starb +seine Frau bereits am 4. Juli 1889 zu Dayton in Ohio. Der Tod hatte sie +von einem langen und schweren Leiden erlst. Besonders Wilbur Wright +hatte sich bemht, seiner Mutter die letzten Lebensjahre zu erleichtern, +so dass ihm deswegen auch eine besondere Anerkennung seines Vaters +zuteil geworden ist. + +[Illustration: *Wilbur Wright* + geboren am 16. April 1867] + +[Illustration: *Orville Wright* + geboren 19. August 1871] + +Milton Wright hatte sieben Kinder, von denen gegenwrtig noch fnf am +Leben sind. Wilbur, am 16. April 1867 in Henry County geboren, ist der +dritte Sohn. Ihm folgten am 19. August 1871 Orville und am 19. August +1874 Katherine, die beide in Dayton geboren wurden. + +Eigenartig ist die Angabe des alten Bischofs, dass gerade die Erfinder +keine so gute Erziehung genossen haben wie seine anderen Kinder. Keiner +von beiden besuchte eine Hochschule, beide haben sich durch ihre eigene +Intelligenz in der Technik zu bedeutender Stellung emporgearbeitet. +Wilbur berechtigte anscheinend in seiner Jugend zunchst nicht zu +grossen Hoffnungen, obgleich er sehr intelligent war und eine rasche +Auffassungsgabe besass. + +Das erste Interesse fr die Flugtechnik wurde bei den Brdern im Sommer +1878 geweckt, als ihr Vater eines Tages nach Hause kam und pltzlich aus +seinen Hnden ein Spielzeug in die Luft fliegen liess, das auch heute +noch unter dem Namen Helicoptere--Schraubeflieger--bekannt ist. Dieses +kleine Ding war aus einem Rahmenwerk von Kork und leichtem Bambus +gefertigt und mit Papier berklebt. Die Schrauben wurden durch ein +starkes Band von Kautschukschnren in Bewegung gesetzt, das eng +zusammengedreht wurde. Nur kurze Zeit blieb das zerbrechliche Spielzeug +in den Hnden der Knaben erhalten; aber die Erinnerung an diese ersten +Flugversuche haftete fest im Gedchtnis beider. Einige Jahre spter +begannen sie selbst ihr altes Spielzeug nachzubilden, wobei sie das eine +immer grsser als das andere fertigten. Aber sie machten die +eigentmliche Erfahrung, dass die grsseren Maschinen immer schlechter +flogen. Schliesslich wurden sie in ihren weiteren Experimenten entmutigt +und wandten ihr Interesse dem Drachensteigen zu, ein Sport, der in +Amerika durch die Franklinschen Drachenaufstiege zum Studium +elektrischer Erscheinungen besonders weite Verbreitung gefunden hat. Als +sie lter wurden, gaben sie auch diesen Sport auf, der, wie sie selbst +sagten, nicht mehr fr Jungen in ihrem Alter passte. + +Erst die Versuche Lilienthals und besonders das Nachdenken ber seinen +tragischen Tod weckten in ihnen die alte Passion zur Flugtechnik wieder. +Sie studierten mit grossem Interesse die Werke von Chanute, Marcy, +Langley, Mouillard und anderen ber die Fortschritte und Untersuchungen +des flugtechnischen Problems, und bald gingen sie zu praktischen +Versuchen ber. + +Die Mitbrger von Dayton, die irgendwie in nhere Berhrung mit Wilbur +und Orville Wright gekommen sind, haben seinerzeit dem Verfasser +gegenber das usserst bescheidene Wesen der beiden gerhmt. Besonders +auch hoben sie hervor, wie sich die Erfinder aus einfachen Verhltnissen +emporgearbeitet htten und mit grossem Fleiss ihrer Fahrradfabrik einen +Ruf weit ber ihre Heimatstadt hinaus gesichert htten. Ihre vielseitige +Bildung wurde ebenfalls anerkannt, und man konnte sich in ihrer +Gesellschaft davon berzeugen, wie gut sie beschlagen waren in der +Literatur, in der Musik, Kunst und selbst in der Malerei. Sie sind nicht +einseitige fanatische Flugtechniker, sondern verfolgen alle Fortschritte +der Luftschiffahrt und brechen keineswegs etwa den Stab ber die +Konkurrenten, die auf dem Gebiete der aerostatischen Luftschiffahrt +ttig sind. + +Sie haben in ihrer eigenen Fabrik auch wie gewhnliche Arbeiter gelernt, +und die Franzosen waren berrascht, als sie sahen, wie Wilbur Wright in +Le Mans eigenhndig und ohne jede fremde Hilfe im Arbeiterkittel seine +Maschine zusammensetzte. Allerdings besass er ein gewisses Misstrauen, +das sich auf mancherlei schlechte Erfahrungen sttzte. So zum Beispiel +wollte er als Klaviersaitendraht nur das Material verwenden, das er sich +aus Amerika mitgebracht hatte. Er war sich eben auch bewusst, dass es +bei einer so heiklen Maschine, wie es ein Drachenflieger ist, auch auf +das Unwesentlichste ankommt, wenn man Erfolg erzielen will. + +Die Pnktlichkeit der Brder ist ebenfalls ganz hervorragend. Allen +Verabredungen folgen sie zur Minute, und nie braucht ein bestellter +Arbeiter auch nur eine Sekunde auf ihr Erscheinen zu warten. + +In den Einden bei Kill Devil hatten sie gelernt, ein usserst einfaches +Feldleben zu fhren. In Le Mans schlief Wilbur Wright in einem +einfachen Bett, eigentlich nur in einer grossen Kiste, die bei Tage +mittels einer Leine an die Decke gezogen wurde und bei Nacht auf dem +Fussboden neben seinem Flieger Platz fand. Dabei bestand der +Fliegerschuppen nur aus roh zusammengezimmerten Brettern, und der Raum +war keineswegs behaglich, da der Wind ber die Ebene des Schiessplatzes +zu Auvours mit ungeschwchter Kraft dahinbrausen kann. In Pau bewohnten +sie allerdings schon ein komfortableres Quartier, jedoch immer noch +gegen das einfachste Zimmer eines einfachen Hotels bescheiden zu nennen. + +Beide Brder sind von grosser Zurckhaltung; sobald sie jedoch jemand +bei nherer Bekanntschaft schtzen gelernt haben, so tauen sie etwas +mehr auf. Man hat das Gefhl, dass man Leute vor sich hat, auf die man +sich in jeder Beziehung und in allen Lagen des Lebens verlassen kann. +Ihre Schweigsamkeit ist ja gengend bekannt geworden. Ihre Physiognomie +ist meistens sehr ernst; aber bei nherem Verkehr hellt sich das +freundliche Auge Wilbur Wrights lebhaft auf. Ihre Ruhe verlieren sie +nie. Ob auf den Feldern Tausende von Zuschauern auf einen Flug warteten, +ob Prinzen oder Geschftsleute, die ihre Patente zu erwerben gedachten, +sich unter ihnen befanden, nie liessen sie sich zu etwas drngen, das +sie nicht wollten; nie liessen sie sich verleiten, einen Flug-Versuch zu +wagen in einem Wetter, das ihnen ungnstig war. Die Statur der beiden +ist mittelgross. Wilbur ist mit 1,80 Meter etwas grsser als sein Bruder +Orville. Beide sind sehr schlank und zeigen nur Muskeln und Sehnen. Man +sieht ihnen an, dass sie sich ihr ganzes Leben lang mit einem Sport +beschftigt haben, bei dem es hauptschlich auf ein sicheres Auge und +grosse Geistesgegenwart ankommt. In ihrer Lebensweise sind sie stets +beraus nchtern und enthaltsam gewesen. Auch bei den feierlichsten +Anlssen waren sie nicht zu bewegen, Alkohol zu sich zu nehmen. Sie sind +fromm, nicht usserlich vor den Augen der Leute, sondern aus innerem +Gefhl. Dies ist leicht verstndlich, wenn man an den alten Bischof +Wright, der als Priester hchstes Ansehen geniesst, denkt. So haben sie, +die heute doch nicht mehr jung sind, in ihrem Leben noch nie eine +Andachtsstunde versumt und es als selbstverstndlich erachtet, die +Sonntage von jeder Art Arbeit freizuhalten. + + + + +Die Entwickelung des Gleitfluges. + + +Zum nheren Verstndnis der ersten praktischen Arbeiten der Brder +Wright ist es erforderlich, die Entwickelung der Flugtechnik in +Deutschland ins Auge zu fassen. Hier war es dem Ingenieur Otto +Lilienthal gelungen, als erster Mensch die Luft mehrere 100 Meter weit +zu durchfliegen. Weiteren technischen Kreisen ist er auch bekannt +geworden als Erfinder eines ausgezeichneten Kleinmotors, der seinerzeit +fr Luftschiffahrtszwecke besonders geeignet erschien, leider jedoch +nicht in der richtigen Weise gewrdigt wurde. Auf die Arbeiten dieses +hervorragenden Mannes mssen wir deshalb im folgenden etwas nher +eingehen. + +Otto Lilienthal wurde am 24. Mai 1848 zu Anklam in Pommern geboren. +Schon als Junge von 13 Jahren hat er im Verein mit seinem noch jetzt in +Gross-Lichterfelde bei Berlin lebenden Bruder Gustav das Fliegen mit den +primitivsten Mitteln versucht. Die ersten Flgel, die sich die Brder +bauten, bestanden aus Klappen, welche an die Arme gebunden wurden. Die +Versuche wurden meist bei Nacht ausgefhrt, weil die Knaben den Spott +ihrer Schulgenossen frchteten. Sie versuchten, schwebend in die Luft zu +gelangen, indem sie mit ihren Klappen einen Hgel herabliefen. Lange +Jahre wurden dann die Fliegeversuche aufgegeben. Whrend des Studiums +an der Berliner Gewerbe-Akademie fertigte sich Otto Lilienthal in den +Jahren 1867/68 seinen komplizierten Apparat an, der vier kleine und zwei +grosse Flgel besass, die abwechselnd auf- und niederschlugen. Es gelang +ihm bei den Experimenten durch seine Beinbewegung ein Gewicht von 40 +Kilogramm zu heben. + +[Illustration: *Otto Lilienthal* + der Altmeister der Fliegekunst, tdlich verunglckt am 6. August + 1896 bei Berlin] + +Durch einige Studiengenossen hatte der Mathematik-Professor von den +Arbeiten Lilienthals gehrt und unterliess nicht, ihm sagen zu lassen, +es knne ja nicht schaden, wenn er sich mit flugtechnischen Berechnungen +die Zeit vertriebe, er mge aber um himmelswillen nicht Geld fr solche +Sachen ausgeben! Damals war von Staats wegen durch eine besondere +Gelehrten-Kommission gerade festgestellt worden, dass der Mensch ein +fr allemal nicht fliegen knne; es war daher sehr begreiflich, dass man +diejenigen, welche sich mit dem Flugproblem beschftigten, direkt fr +Narren hielt. + +Nach dem Kriege 1870/71, in dem Otto Lilienthal als +Einjhrig-Freiwilliger des Garde-Fsilier-Regiments--Maikfer +genannt--die Belagerung von Paris mitmachte, wurden die Flugversuche mit +besseren technischen Hilfsmitteln nach den eingehendsten Experimenten +und Studien wieder aufgenommen, wobei sein Bruder Gustav ihn +tatkrftigst untersttzte. Die Maschinen bestanden aus ganz einfachen +gewlbten Segelapparaten, die den ausgebreiteten Fittichen eines +schwebenden Vogels glichen. Als Gestell diente Weidenholz, als Bezug mit +Wachs getrnkter Schirting. Festgehalten und gehandhabt wurde der +Apparat dadurch, dass man beide Unterarme in entsprechende Polsterungen +des Gestelles legte und zwei Handgriffe anfasste. Die Flgelflchen +waren anfangs 10, spter 8 Quadratmeter gross bei einer Klafterung von 7 +Metern und 2 Metern grsster Tiefe. Auch 14 Quadratmeter grosse Flgel +kamen gelegentlich zur Verwendung; ihr Gewicht betrug 20 Kilogramm, dazu +kam das Gewicht von Lilienthal mit 80 Kilogramm, so dass also insgesamt +100 Kilogramm zum Schweben gebracht werden mussten. + +[Illustration: *Der Lilienthalsche Gleitflieger* + im Fluge von hinten gesehen] + +Den einfachen Segelflchen fgte Lilienthal spter Steuerflchen hinzu, +um eine bessere Einstellung gegen den Wind zu erreichen. Die ganze +Bauart der Flugsegel glich in allen Teilen einem Sprengwerk, dessen +einzelne Glieder nur auf Zug und Druck beansprucht wurden. Grsste +Festigkeit wurde hierdurch mit grsster Leichtigkeit verbunden. Oft +strzte er sich mit diesen Segeln von beliebigen Hhen in die Luft und +erreichte stets sicher wieder den Boden. + +Um den Transport des Apparates zu erleichtern und ihn vor einem +eventuell eintretenden Unwetter zu sichern, wurde die Maschine so +eingerichtet, dass sie in einer halben Minute zusammengeklappt werden +konnte. Das Auseinanderlegen dauerte ebenfalls nur zwei Minuten. Unter +den ausgebreiteten Flgeln konnte man sogar Schutz vor dem Regen finden; +20 Personen hatten unter der schtzenden Hlle Platz. + +Eingeleitet wurde das Fliegen durch Abschweben gegen den Wind von einem +erhhten Standpunkt. Bei den ersten Sprngen betrug die Hhe des +Sprungbrettes einen, spter zwei Meter. Sechs bis sieben Meter weite +Sprnge von fnf Metern Hhe wurden mit Anlauf erzielt. Das Landen +vollzog sich schon ausserordentlich leicht. Der Gleit- und Segelflug, +der auch in neuester Zeit in den Mitgliedern des Schlesischen +Flugsportklubs wieder eifrige Anhnger gefunden hat, muss nach den +Angaben Lilienthals, wie folgt, ausgefhrt werden: + +"Man luft mit gesenkten Flgeln dem Winde bergab entgegen, richtet im +geeigneten Augenblick die Trageflche um Weniges auf, so dass sie +annhernd horizontal zu liegen kommt, und sucht, nun in der Luft +dahinschwebend, durch die Schwerpunktslage dem Apparat eine solche +Stellung zu geben, dass er schnell dahin schiesst und sich mglichst +wenig senkt. Anfnger werden gut tun, eine Berglehne zu whlen, ber +welcher sie in geringer Hhe dahingleiten. Die erste Regel ist, die +Beine nach vorn ausgestreckt zu halten und sich beim Landen mit dem +Oberkrper hintenber zu werfen, so dass der Apparat sich aufrichtet und +die Bewegung verlangsamt. Das Auffliegen und das Niedersteigen muss +stets genau gegen den Wind gerichtet sein. Das vertikale feststehende +Steuer sorgt schon dafr, dass in der Ruhe sich der Apparat genau gegen +den Wind einstellt. Die liegende Steuerflche verhindert, wie man dieses +an jeder sich setzenden Krhe sehen kann, dass der Apparat nach vorn +sich berschlgt, was gewlbte Flchen sonst gern tun. Beim Landen aber +darf das liegende Steuer das schnelle Aufrichten des Apparates nicht +hindern, es muss sich durch den von unten kommenden Luftdruck um seine +Vorderkante drehend aufrichten knnen, darf also nur eine Hubbegrenzung +nach unten haben. + +"Besonders zu warnen ist vor folgendem Fehler: Der Uebende schwebt in +der Luft und fhlt sich pltzlich vom Winde angehoben, wie gewhnlich +ungleichmssig; beispielsweise der linke Flgel mehr als der rechte. Die +schiefe Lage treibt ihn nach rechts hinber. Unwillkrlich streckt der +Neuling nach rechts auch seine Beine aus, weil er den Anprall zur Erde +nach rechts voraussieht. Die Folge ist, dass der schon tiefer liegende +rechte Flgel noch mehr belastet wird, und der Flug schnell nach rechts +sich senkt, bis die rechten Flgelspitzen im Erdreich sitzen und +zerknicken. Fr Leib und Leben ist weniger Gefahr vorhanden, denn der +Apparat bildet nach allen Seiten ein wirkungsvolles Prellwerk, welches +die Wucht des Stosses abfngt." + +Abweichungen von der geraden Richtung werden durch Verlegen des +Schwerpunktes nach der einen oder andern Seite durch Ausstrecken der +Beine bewirkt, wodurch die Flugrichtung abgelenkt wird. + +Mehrfach gelang es Lilienthal auf diese Weise sogar, eine vollkommene +Drehung auszufhren, so dass er wieder auf seinen Abflugspunkt zuflog. +Der Einfluss des Windes zeigte sich bei den Fliegeversuchen frappant. +Sobald ein etwas lebhafterer Wind kam, schwebte er hoch ber den Kpfen +einer staunenden Menge fort, unter Umstnden sogar momentan in der Luft +auf einer Stelle schweben bleibend. + +Sehr unangenehm empfand Lilienthal bei seinen Flgen strkere, +pltzlich auftretende Windstsse, weil bei ihnen die Gefahr vorlag, dass +sie--wenn auch nur einen Augenblick--den Apparat von oben treffen +knnten, wodurch er unfehlbar in die Tiefe gestrzt und zerschellt +worden wre. + +Bei den grssten Flchen--14 Quadratmeter--bsste Lilienthal die +Stabilitt ein. Gleichzeitig wurde ihm auch die Landung bei strkeren +Winden und grsseren Flchen sehr bedenklich. Wie er selbst sagt, hat er +oft in der Luft einen frmlichen Tanz auffhren mssen, um, vom Winde +hin und her geworfen, das Gleichgewicht zu behaupten; aber stets gelang +es ihm, glcklich zu landen. Er wurde hierdurch jedoch notgedrungen zu +den Versuchen gefhrt, die Lenkbarkeit und leichte Handhabung zu +verbessern. + +Anfangs hatte er die Lenkung durch einfache Verlegung des Schwerpunktes +mit seinem Krper bewirkt, die um so gnstiger vonstatten ging, je +kleiner die Flgelflchen wren. Da nun bei strkerem Winde die +Anwendung kleinerer Flchen keinen besonderen Nutzen gewhrte, vielmehr +sich die Notwendigkeit herausstellte, eine grssere Flche zum Heben zu +gewinnen, so versuchte er zwei parallele Flchen bereinander +anzubringen. Es gelang dies berraschend gut. Der Doppelapparat hatte +nur 5-1/2 Meter Spannweite bei zwei Trageflchen von je 9 Quadratmetern, +deren obere etwas ber der unteren lag. + +Die erreichte Hhe wurde ganz bedeutend grsser, oft wurde der +Abfliegepunkt um ein erhebliches Stck berflogen, sobald die Winde bis +ber 10 Meter in der Sekunde stark waren. + +Beim Landen bei geringem Winde musste der Apparat vorn durch Zurcklegen +des Krpers gehoben und dann unmittelbar ber dem Boden die Beine wie +beim Sprunge, schnell vorgeworfen werden, da sonst der Krper einen sehr +unangenehmen Stoss erhalten htte. Bei etwas strkerem Winde dagegen +senkte der Apparat sich sehr sanft zur Erde. + +Bei den aufgefhrten Uebungen hat Lilienthal stets die hebende Kraft des +Windes deutlich gesprt, und er sagt ausdrcklich, dass der Wind auch +eine Bewegung hnlich dem Kreisen der Vgel htte einleiten und den +Apparat nach links oder rechts drehen wollen; aber infolge der Nhe des +Berges, von dem er abgeflogen sei, htte er sich nicht darauf einlassen +drfen. + +Als Uebungsplatz hatte sich Lilienthal 1891 einen gnstigen Platz +zwischen Werder und Gross-Kreuz ausgesucht, wo sich auf grossen +freiliegenden Hhen ein Absprung von 5 bis 6 Metern erzielen liess. Hier +machte er seine Versuche gemeinschaftlich mit einem Techniker seiner +Maschinenfabrik, Hugo Eulitz. Der jetzige Professor im Meteorologischen +Institut zu Berlin, Dr. Kassner, hat seinerzeit zahlreiche vortreffliche +Aufnahmen Lilienthals und seines Assistenten angefertigt, die auf der +Frankfurter Luftschiffahrts-Ausstellung ausgestellt sind. Die Flugweite +wuchs hier auf 20-25 Meter. 1892 suchte er sodann die 10 Meter hohen +Abhnge bei Steglitz und Sdende auf. Im Anfang des folgenden Jahres +baute er auf der Maihhe bei Steglitz einen Schuppen, so dass er eine +Absprunghhe von 10 Metern erzielte. Ende desselben Jahres zog er dann +fort nach den Rhinower Bergen zwischen Rathenow und der Dosse, wo sich +Hgelketten bis zu 60 Meter Hhe befinden. Auf dem Stller Berge fand er +sogar eine Absprunghhe von 80 Metern. Die Senkung der Hgel betrug etwa +10 bis zu 20 Grad. + +Als Lilienthal zuerst hier bte, war er sehr ngstlich. Er sagte selbst: +"Als ich in diesem Jahre zum erstenmal an diesem Bergabhange mein +Flugzeug entfaltete, berkam mich freilich ein etwas ngstliches Gefhl, +als ich mir sagte: Von hier ab sollst du nun in das tief da unten +liegende, weit ausgedehnte Land hinaussegeln! Allein die ersten +vorsichtigen Sprnge gaben mir bald das Bewusstsein der Sicherheit +zurck, denn der Segelflug ging hier ungleich gnstiger vonstatten, als +von meinem Fliegeturme. Der Wind bumte hier nicht so auf wie vor dem +letzteren, wo ich jedesmal beim Passieren der Absprungkante einen +ungleichmssigen Windstoss von unten empfing, der mir oft verhngnisvoll +zu werden drohte." + +Hier hat sich der einzige, allerdings glcklich verlaufene Unfall +ereignet, der bei den zahlreichen Flgen vorgekommen ist, sowie auch der +sptere Todessturz. Die erste Havarie fand auf dem Stllen-Berge 1895 +statt. Der dabei benutzte Apparat hatte ein genaues, mit der Kreislinie +fast zusammenfallendes Parabelprofil, bei dem der Pilot sich mit dem +Hinterkrper bedeutend hintenber legen musste, um in der Luft mit dem +Apparat nicht vornber zu schiessen. Lilienthal schildert seinen Unfall +in der "Zeitschrift fr Luftschiffahrt" vom Jahre 1895, wie folgt: "Bei +einem von grosser Hhe ausgefhrten Segelfluge gab dies--Hintenberlegen +des Krpers--die Veranlassung, dass ich bei gestreckten Armen in eine +Krperlage geriet, bei welcher der Schwerpunkt zu weit nach hinten lag, +whrend es mir bei der bereits eingetretenen Ermdung nicht mglich +war, die Oberarme wieder vorzuziehen. Als ich so in 20 Metern Hhe mit +etwa 15 Metern Geschwindigkeit dahinsegelte, richtete sich der hinten zu +sehr belastete Apparat immer mehr auf und schoss schliesslich durch +seine lebendige Kraft senkrecht in die Hhe. Ich hielt mich krampfhaft +fest, sah nichts als den blauen Himmel mit weissen Wlkchen ber mir und +erwartete den Moment, wo der Apparat hintenberschlagen wrde, um meine +Segelversuche vielleicht fr immer zu beenden. Pltzlich jedoch hielt +der Apparat im Ansteigen inne und ging rckwrts aus der Hhe wieder +herab, lenkte in kurzem Kreisbogen durch den schrg aufwrts gerichteten +Horizontalschweif mit dem Hinterteil wieder nach oben, stellte sich +hierbei auf den Kopf und sauste nun mit mir aus etwa 20 Meter Hhe +senkrecht zur Erde hinunter. Mit klarem Bewusstsein, die Arme und den +Kopf voran, den Apparat immer noch an den Handhaben festhaltend, strzte +ich dem grnen Rasen zu.--Ein Stoss, ein Krach, und ich lag mit dem +Apparat auf der Erde. Eine Fleischwunde an der linken Seite des Kopfes, +mit dem ich auf das Apparatgestell geschlagen war, und das verstauchte +linke Handgelenk waren die einzigen schlimmen Folgen dieses Unfalles. +Der Apparat war, so wunderbar es klingt, ganz unversehrt. Ich selbst +sowohl wie mein Segelzeug waren gerettet worden, durch den elastischen +Prellbgel, den ich wie durch eine hhere Fgung gerade zum ersten Male +vorn am Apparat angebracht hatte. Der aus Weidenholz hergestellte +Prellbgel selbst war vollkommen zersplittert, seine einzelnen Teile +hatten sich fuss-tief in die Erde eingebohrt, so dass sie nur mit +Anstrengung herausgezogen werden konnten." + +Dieser Unfall gab zu einigen Vernderungen Veranlassung: Der +Angriffspunkt der Hnde wurde mehr nach hinten gerckt, und es wurde +dafr gesorgt, dass der Oberkrper nicht mehr ganz hintenberfallen +konnte. Lilienthal schloss aus seinen frheren und spteren Versuchen, +dass man die Profilflche, trotz ihrer vorzglichen Tragewirkung bei +freien Segelflgen, nicht bis zu ein Zwlftel der Flgelbreite ausdehnen +drfe, sondern nur bis zu ein Fnfzehntel oder ein Achtzehntel. + +Um nicht mehr von der Windrichtung abhngig zu sein, errichtete er sich +schliesslich im Jahre 1894 in Gross-Lichterfelde eigens einen +kegelfrmigen Hgeln von 15 Metern Hhe und 70 Metern Grundlinie, der +oben zur Aufnahme der Flugapparate ausgebaut war. Die Hhe dieses Hgels +wurde spter auf 30 Meter vergrssert. Hier vermochte er nach allen +Himmelsrichtungen abzufliegen. Viele Hunderte von Flgen hat Lilienthal +mit grosser Sicherheit ausgefhrt, so dass er schliesslich seine +Versuche ber den Gleitflug als abgeschlossen betrachten konnte. Er +wollte nunmehr einen grossen Schritt weiter gehen und zum Bau einer +Motor-Flugmaschine schreiten, die ein Gewicht von 40 Kilogramm erhielt +bei einer Leistung von 2 1/2 Pferdestrke. Auf dem Stllenberge bei +Rhinow hatte er am 9. August wieder einen Gleitflug ausgefhrt und +dabei die Steuerung eines horizontalen Schweifes, der durch +Kopfbewegungen bettigt wurde, versucht. Bei einem zweiten Fluge, der +zunchst bis zur halben Lnge in gerader Richtung vorwrts ging, neigte +sich nach den Angaben eines Augenzeugen der Apparat pltzlich nach vorn +und schoss pfeilschnell aus der Hhe von 15 Metern zur Erde, sich dabei +berschlagend. Mit gebrochenem Genick wurde Lilienthal aus den Trmmern +hervorgezogen, und am 10. August erlag er seinen schweren Verletzungen. + +[Illustration: *Schematische Zeichnung des Lilienthalschen Abflughgels* + Der Abflug erfolgt oben von dem zur Aufbewahrung der Maschinen in + den Hgel eingebauten Schuppen. Die obere Linie zeigt einen + Gleitflug, bei dem durch aufsteigende Luftstrmungen der Flieger + gelegentlich wieder gehoben wird.] + +Dieser tragische Unglcksfall schreckte in Deutschland fr die kommende +Zeit ab, weitere Flugversuche zu unternehmen. Auch der Bruder +Lilienthals befasste sich, von anderen Arbeiten in Anspruch genommen, +nicht mehr mit der Flugfrage. Erst jetzt hat er das Studium wieder +aufgenommen und ist im Begriff, einen Flugapparat zu erbauen. + +Man vergass ber den Todessturz vollkommen die begeisterte Schilderung, +die Lilienthal selbst 1894 von seinen Flugversuchen gegeben hat: + +"Man braucht bei diesem Segeln keine Kraftleistung und hat nur durch die +Schwerpunktslage den Apparat zu steuern. Nebenbei ist es ein +grossartiges Vergngen, von den Bergen und Hgeln weit in das Land +hinauszuschweben, so dass fr die Laien wie fr die Fachleute ein +solcher Fliegesport ebenso unterhaltend wie lehrreich als auch +krftigend sich zeigt. Es ist keine einzige Belustigung im Freien +denkbar, welche mit soviel Uebung in der Gewandtheit des Krpers, mit so +viel Schrfung der Sinne und Frderung der Geistesgegenwart verbunden +wre, als dieses schwungvolle Dahingleiten durch die Luft. Wir knnen +uns minutenlang in der Luft aufhalten, auf Strecken von mehreren hundert +Metern mit Kurierzuggeschwindigkeit die Luft durchschneiden und dennoch +sanft und gefahrlos uns wieder zur Erde niederlassen." + + + + +Nachfolger Lilienthals in England und Amerika. + + +In England und Amerika hatte man sich inzwischen eifrigst mit der +Verfolgung der Lilienthalschen Gedanken beschftigt. In England war es +besonders der Marine-Ingenieur Percy Sinclair Pilcher, der bereits im +Jahre 1894 sich von Lilienthal einen Flugapparat kaufte, mit dem er +zahlreiche Versuche anstellte. Naturgemss kam er hierbei auch zur +Entwickelung selbstndiger Ideen, und er konstruierte sich, nachdem er +verschiedene Versuche mit dem amerikanischen Kastendrachen von Hargrave +angestellt hatte, mehrere eigene Apparate, die sich namentlich durch +grssere Stabilitt auszeichnen sollten als ihr deutsches Vorbild. Die +Versuche mit Drachen fhrten Pilcher dazu, seine Apparate an einer +Schnur auszuprobieren. Er liess eine 300 Meter lange Leine an dem +Drachenflieger befestigen und durch galoppierende Pferde unter Benutzung +einer Flaschenzug-Uebertragung gegen den Wind anziehen. Sobald nun der +Flieger unter der Drachenwirkung hoch in der Luft schwebte, legte der +Luftschiffer seinen Krper langsam vor, schnitt die Halteleine durch, um +alsbald, in sanft absteigender Bahn gleitend, wieder zur Erde +niederzukommen. Auch eine mit einem 4 PS. Petroleummotor versehene +Flugmaschine hatte er gebaut. Am 30. September 1899 wurden zu +Stanfordpark bei Market Harborough verschiedene Angehrige des +englischen Aeroklubs, dessen Mitglied er 1907 geworden war, auch der +bekannte Flugtechniker Major Baden-Powell, zu Versuchen eingeladen. In +der geschilderten Weise liess er seinen Flugapparat durch die Pferde in +Bewegung setzen, die Leine wurde zerschnitten, und der Luftschiffer +glitt wie ein grosser Vogel in sanftem Gleitfluge zur Erde. Nachdem die +Startvorrichtung schnell wieder in Ordnung gebracht war, begann der +zweite Versuch. Der Flieger kam, durch Regen beschwert, erst langsam in +die erforderliche Geschwindigkeit und stieg dann bis auf eine Hhe von +10 Metern. Pltzlich brach das Schwanzruder mit lautem Krachen zusammen, +der Apparat kippte, hnlich wie bei Lilienthal, nach vorn ber und fiel, +sich berschlagend, zur Erde. Unter den Trmmern lag Pilcher bewusstlos +und wimmernd. Mit Mhe konnten ihn zufllig anwesende Aerzte aus dem +Trmmerhaufen herausziehen und nach Hause transportieren. Zwei Tage +darauf starb er jedoch, ohne vorher das Bewusstsein wiedererlangt zu +haben. Man vermutet, dass durch den Regen sich die Stricke verkrzten +und das Gerst des Hintersteuers durch gleichzeitige starke +Beanspruchung brach. In England hat dann hauptschlich Baden-Powell +weitere Versuche in der Flugtechnik angestellt, die namentlich dazu +fhrten, dass er fr Kriegszwecke Drachen erbaute, mit Hilfe deren man +Menschen in die Luft zu heben vermochte. + +[Illustration: *Octave Chanute* + der erste amerikanische Flugtechniker, berhmter Ingenieur und + frherer Prsident des Vereins amerikanischer Ingenieure, 18. + Februar 1838 in Paris geboren] + +In Amerika haben die Lilienthalschen Versuche besonders bei dem +Ingenieur Octave Chanute Verstndnis geweckt. Am 18. Februar 1832 in +Paris geboren, kam er bereits als 6jhriges Kind nach Amerika. Chanute +hat sich in seiner neuen Heimat einen bedeutenden Namen als Ingenieur im +Eisenbahnwesen gemacht, wo er beim Bau von Bahnen eine sehr fruchtbare +Ttigkeit entwickelt hat; manche gute Erfindung verdankt ihm ihre +Existenz. Durch das Vertrauen seiner Landsleute wurde er seinerzeit zum +Prsidenten des Vereins amerikanischer Ingenieure erwhlt. Sein +Interesse fr die Luftschiffahrt ist auf die Jahre 1876 und 1878 +zurckzufhren. Zu jener Zeit sammelte er alle Projekte ber +Luftschiffahrt, deren er habhaft werden konnte. Da er aber durch seine +Berufsttigkeit ausserordentlich in Anspruch genommen war, steckte er +das neue Studium eines Tages wieder auf, band alle Schriftstcke zu +einem Bndel zusammen und legte sie beiseite. + +[Illustration: *Chanute-Leiter-Drachen 1895* + Diese erste Konstruktion ist aus mehreren Kastendrachen + zusammengesetzt] + +Erst 11 Jahre spter gewann er wieder Zeit, sich mit seiner alten +Lieblingsidee zu beschftigen. Er machte eine Studienreise nach Europa, +deren Ergebnis er nach seiner Rckkehr in verschiedenen Vortrgen und +Artikeln niederlegte. Damals schrieb Chanute das in Luftschifferkreisen +weltberhmte Buch: "Progress in Flying Machines"--Fortschritte auf dem +Gebiete der Flugmaschinen--, in dem er eine kritische Uebersicht aller +bis dahin gemachten Experimente gab. Er war zu der Ansicht gekommen, +dass namentlich der Gleichgewichtsmangel ein Haupthindernis aller +Fortschritte sei. Sein Streben ging deshalb dahin, diesen Mangel zu +beseitigen. Er machte unzhlige Versuche mit den verschiedensten Formen +von Flchen und kam zu dem Resultat, dass sein Leiter-Drachen, bei dem +die Tragezellen durch ein Diagonal-Rahmenwerk in jeden beliebigen Winkel +zur Luftstrmung eingestellt werden konnten, die besten Resultate ergab. +Der einer Trittleiter sehr hnlich sehende, aus drei kastenfrmigen +Hargrave-Drachen zusammengesetzte Flieger erwies sich als +ausserordentlich stabil. Chanute erbaute alsdann einen Gleitflieger in +einer solchen Grsse, dass ein Mann durch die Flche getragen werden +konnte. + +[Illustration: *Mehrdecker-Gleitflieger von Chanute* (sechste + Konstruktion) *1896*] + +In seinen Verffentlichungen gab er damals der Ansicht Ausdruck, es sei +ntig, bei den Versuchen sehr vorsichtig zu Werke zu gehen, was dazu +fhrte, dass man mit leichtem Hohne ihm vorwarf, dieser Rat sei wohl +leicht zu geben, aber schwer zu befolgen. Nunmehr wollte er seine +Ratschlge in die Tat umsetzen und baute einen Vieldecker nach dem +Prinzip seines Leiter-Drachens, der am Mittelgestell mehrere Paar sich +um ihre Achse drehende Flgel besass, die durch Federkraft in Spannung +gehalten wurden. Hierin besteht ein wesentlicher Unterschied seiner +Konstruktion vor derjenigen Lilienthals. Whrend dieser das +Gleichgewicht durch die Bewegung seiner Beine halten musste, wurde bei +dem Chanuteschen Apparat das Gleichgewicht automatisch durch den Wind +gehalten, der die Flgel selbstttig je nach seiner Kraft in eine +geringere oder grssere Neigung einstellte. Die neue Maschine erwies +sich als sehr stabil, als sie im freien Segelfluge nach Lilienthalscher +Art in Sanddnen am Michigansee, zirka 50 Kilometer von Chicago +entfernt, versucht wurde. Jedoch war der Neigungswinkel zu steil. Als +Uebelstand zeigte sich, dass die vorderen Flgel die Luft nach abwrts +fhrten und dadurch die Tragkraft der brigen verminderten. Chanute +brachte nacheinander bis zu fnf Paar Flchen am vorderen Teile an, und +der Neigungswinkel wurde dadurch verringert, bis er etwa dieselbe +Neigung erhielt, wie bei den Lilienthalschen Gleitfliegern. + +[Illustration: *Chanute-Doppeldecker im Fluge zu Dune-Park 1896*] + +Im Dezember 1895 gewann sich Chanute die Hilfe des Ingenieurs Herring, +der sich schon mehrere Jahre mit aviatischen Versuchen beschftigte und +einen seiner Lilienthalschen Flieger, die er schon in New York erprobt +hatte, fr weitere Versuche umbaute. + +Beim weiteren Ausbau seiner Apparate stellte Chanute zur Verminderung +des Luftwiderstandes einen Dreiflchenflieger her, aus dem sich +schliesslich der Doppeldecker entwickelt hat, der jetzt bei grosser +Haltbarkeit durch eine sinnreiche Brcken-Diagonal-Tragband-Konstruktion +nur ein Minimum von Material erfordert. An diesen Apparaten war ein sehr +praktischer selbstregulierender Mechanismus angebracht, den Herrings +erfunden hatte. Die praktischen Segelflugversuche wurden im Dune-Park im +Jahre 1896 ausgefhrt. Im ganzen machten Chanute selbst sowie seine +Assistenten, Herring, Avery und Butusoff, etwa 2000 Gleitflge ohne den +geringsten Unfall, wenn auch die Flugmaschine in einigen Fllen leicht +beschdigt wurde. + +[Illustration: *Chanute-Doppeldecker zu Dune-Park 1896*] + +Im Jahre 1902 baute Chanute einen dritten Typ, bei dem das Gleichgewicht +durch Vor- und Zurckschwingen der Flgel um ihre Achse gehalten wurde. +Dieser Dreidecker hatte ausgezeichnete Resultate und wurde den Brdern +Wright zu Versuchen bergeben. 1904 stellte Chanute zu St. Louis einen +Apparat zum Vorwrtsziehen eines Gleitfliegers aus; er hatte dabei die +Experimente Pilchers vor Augen, der, wie schon erwhnt, seine +Flugmaschine durch Pferde in die Luft fierte. Chanute benutzte zum +Hochfieren seiner Apparate einen auf einen Wagen gesetzten Dynamo. + +In der Folge gab er aber, als die Brder Wright immer mehr hervortraten, +seine Experimente auf. Einerseits veranlasste ihn hierzu sein hohes +Alter--er ist gegenwrtig 77 Jahre alt--und anderseits war er zu den +Wrights in nhere Beziehungen getreten und hatte in ihnen Leute schtzen +gelernt, die mit grosser Energie und Sachkenntnis sich dem Flugproblem +widmeten. Ihre mechanischen Vorkenntnisse, ihre grosse Praxis in der +Kleinmechanik und ihre krperliche Behendigkeit befhigten die beiden +seiner Ansicht nach, das Werk zu einem durchschlagenden Erfolge zu +fhren. Er hat ihnen deshalb nach Aufgabe seiner Versuche soviel wie +mglich geholfen; er ist ihnen mit dem reichen Schatz seiner Erfahrungen +beigesprungen und bei ihren Berechnungen behilflich geworden. Spter, +als man den Mitteilungen ber die Erfolge Wrights nirgends Glauben +schenken wollte, hat er sich durch Wort und Schrift bemht, ihnen die +verdiente Anerkennung zu verschaffen. Wenn in der Geschichte der +Luftschiffahrt das Wirken der Wrights gewrdigt wird, so darf man +keinesfalls den Namen Chanute dabei vergessen, der in selbstloser Weise +im Interesse der Flugtechnik gewirkt hat. + +[Illustration: *Chanute-Gleitflieger* + beim Beginn des Starts von vorn gesehen. 1904] + + * * * * * + + + + +Die Gleitflugversuche der Brder Wright. + + +Wilbur Wright schildert seinen und seines Bruders aeronautischen +Werdegang eingehend in der Zeitschrift des Vereins der westamerikanischen +Ingenieure vom Dezember 1901 unter dem Titel: Einige aeronautische +Versuche (Some Aeronautical Experiments). Das in der Jugend schon +bezeigte Interesse an Flugversuchen wurde bei Wilbur Wright zuerst wieder +im Jahre 1896 neu geweckt, als der Telegraph die Nachricht nach Amerika +brachte, dass der deutsche Flugtechniker Lilienthal bei seinen +aufsehenerregenden Experimenten abgestrzt und umgekommen sei. Er begann +darber nachzudenken, wodurch wohl der Sturz dieses Mannes hervorgerufen +worden sei, der doch schon eine grosse Anzahl von Flgen glcklich +ausgefhrt hatte. Zunchst studierte er die modernen Bcher, die sich +namentlich mit dem Vogelflug beschftigten, so besonders das Werk von +Professor Marey. Als bald darauf auch sein Bruder Orville sich fr das +Flugproblem zu interessieren begann, beschlossen beide, praktische +Versuche zu unternehmen. Die meisten Misserfolge hatten nach ihrer +Ueberzeugung ihren Hauptgrund in ungengender praktischer Uebung der +Fliegekunst. Sie rechneten sich aus, dass Lilienthal whrend 5 Jahren im +ganzen nur ungefhr 5 Stunden im freien Fluge zugebracht habe. Als +Fachleute in der Fahrradtechnik verglichen sie diese Studienzeit mit den +Vorbungen eines Radfahrers, der doch auf keinen Fall in lebhaften +Strassen fahren knne, wenn er nur 5 Stunden lang Fahrversuche angestellt +htte. Freilich, Lilienthal hatte--das mussten sie anerkennen--bei seiner +geringen Uebungszeit ausserordentlich viel gelernt und eine Steigerung +der Dauer eines ununterbrochenen Fluges auf 10 Sekunden musste man schon +als gewaltigen Fortschritt betrachten. + +[Illustration: *Wright-Gleitflieger 1901* + Der Lenker schmiegt sich nach dem durch Anlaufen gegen den Wind + erfolgten Start aus der hngenden Stellung in die wagerechte Lage] + +Sie beschlossen, eine Maschine zu erbauen und sie bei einer Windstrke +von etwa 28 Kilometer Geschwindigkeit pro Stunde zu erproben. Von +vornherein sollten die Proben zunchst an einer Schnur wie bei einem +Drachen, vorgenommen werden. Der anfnglich grsser geplante +Gleitflieger wurde etwa 18 Quadratmeter gross gemacht. Die Maschine war +ein Doppeldecker mit zwei grossen Trageflchen nach dem System Chanutes. +Doch hatten die Brder schon ganz wesentliche Aenderungen an ihrer +Maschine vorgenommen. Der sonst bliche "Schwanz" war fortgelassen und +durch eine kleinere Tragflche ersetzt, die sich vor den Hauptflchen +befand. Hierdurch gedachten sie ein Kippen des Apparates zu verhindern, +indem der Winddruck durch die Wirkung auf die kleine Flche als +Gegenlast zu den grossen diente. Eine weitere grundstzliche Aenderung +bestand darin, dass der Pilot nicht, wie es bisher immer geschehen war, +sich in aufrechter, sondern in liegender Stellung befand. + +Ueber die Vorteile der horizontalen Lage des Luftschiffers im +Gleitflieger hat sich Wilbur Wright wiederholt geussert. Hauptschlich +betont er, dass der Widerstand eines Krpers gegen die Luft in +aufrechter Stellung fast dreimal so gross ist als in waagerechter +Haltung. Whrend Lilienthal und seine Nachfolger Chanute, Herrings und +Pilcher annahmen, dass pendelnde Bewegungen der Beine nach vorn, +rckwrts und nach den Seiten wesentlich zur Sicherheit des Fluges und +zur Erhaltung des Gleichgewichts beitrgen, sind die Wrights durch ihre +jahrelangen Versuche zur Erkenntnis gekommen, dass gerade ihre Lage beim +Fliegen bedeutende Vorzge biete. Vor allen Dingen finden wir bei ihnen +das Bestreben, sich mglichst eins mit der Maschine zu fhlen. Sie gehen +dabei von der ganz richtigen Annahme aus, dass sie dadurch die kleinsten +Gleichgewichtsstrungen leichter bemerken und ihnen durch geringe +Verschiebungen in der Lage ihres Krpers entgegenwirken knnen. Auch die +Lenkbarkeit ist in dieser Stellung grsser. Wenn der Wind pltzlich +einen grsseren Druck auf die Tragflchen ausbt, wird die +Schrgstellung viel leichter bewirkt, wenn der Aviatiker nur mit den +Armen in der Maschine hngt, als wenn er darin liegt, denn der pendelnde +Krperteil des Menschen wird bei solchen Vernderungen der +Tragflchenlage nicht mitbetroffen, weswegen der Widerstand gegen +derartige Gleichgewichtsstrungen in diesem Falle viel geringer ist. Nur +bei der Abfahrt und beim Landen bietet die hngende Lage Vorteile, weil +der Pilot keiner fremden Hilfe bedarf und allein gegen den Wind anlaufen +kann. Die Wrights nun mussten entweder, wie sie zuerst taten, mit ihrem +Apparat gegen den Wind anlaufen und sich, sobald der Flieger ins +Schweben kam, turnend in liegende Stellung bringen, oder aber, wie sie +es zuletzt taten, durch zwei Leute in die Luft fieren lassen. Ebenso +konnten sie bei der Landung durch ihre Beine leichter den Stoss federnd +auffangen. Fr lngere Gleitflge nun ist die hngende Lage +ausserordentlich ermdend. Auch die ausgleichenden Bewegungen gegen die +Gleichgewichtsstrungen erfordern einen unverhltnismssig grossen +Kraftaufwand, der lange Flge berhaupt ausschliessen wrde. In +horizontaler Lage fallen diese Kraftanstrengungen berhaupt fort, da die +Maschine schon infolge grsserer Trgheit schwerer die Tendenz der +Stabilitt verlieren wird. Dass die Art dieser Gleitflge nur auf +weichem Boden ausfhrbar wre, sei allerdings der Nachteil, immerhin +aber sei die Gefahr, sich beim Landen zu verletzen, weit geringer, als +man annhme. Die Brder haben Landungen nach beiden Methoden versucht +und sich bei keiner verletzt. Das seitliche Gleichgewicht und die +Steuerung, die bei Lilienthal und Chanute durch die Bewegung des +Luftschiffers hervorgerufen wurde, sollte schon bei dem ersten +Wrightschen Apparat durch eine Krmmung der Haupttrageflche bewirkt +werden, auf deren nhere Beschreibung wir weiter unten zurckkommen +wollen. + +[Illustration: *Wright Gleitflieger im Segelfluge 1902*] + +Ein hervorragend geeignetes Flugfeld wurde in Kitty Hawk in Nordkarolina +gefunden, einem kleinen Orte auf der Landzunge, die Albe-Marle-Sund vom +Atlantischen Ozean scheidet. Zunchst liessen die Brder Wright den +Gleitflieger wie einen Drachen bei einer Luftstrmungsgeschwindigkeit +von 40-50 km in der Stunde steigen, wobei die Flchen sich unter einem +Winkel von etwa 3 Grad einstellten. Sobald aber der Flieger mit einer +Person belastet wurde und bei einem Wind von 40 km aufstieg, stellten +sie sich auf 20 Grad. Es ergab sich nun aber bald, dass an schnen Tagen +Winde von 50 km in der Stunde, die eine bedeutend grssere Hubkraft +zeigten, seltener waren, und dass es deshalb unmglich war, Tag fr Tag +und Stunde fr Stunde zu ben. Durch die Versuche erkannte man auch +schon, dass die seitliche Stabilitt weit besser gehalten werden konnte, +wenn man die Trageflchen durch Hebel drehte, als wenn der Luftschiffer +durch Krperbewegungen Gleichgewichtsstrungen entgegen wirken wollte. +Bei den Versuchen an einer Schnur wurden die Steuerhebel von unten aus +durch Leinen bewegt. + +[Illustration: *Wright-Gleitflieger* + in den Sanddnen zu Kill Devil Hill am Atlantischen Ozean 1902] + +Die Zeit, in der praktische Uebungen mit dem bemannten Flieger nicht +angestellt werden konnten, wurde dazu benutzt, Messungen von Hub und Zug +bei verschiedenen Belastungen und mit verschiedenen Krmmungsgrssen der +Flchen zu unternehmen. Hierbei stellte es sich heraus, dass das +Krmmungsverhltnis von 1:22--Krmmung zur Tiefe der Tragflche--das sie +bei ihrer ersten Konstruktion angewandt hatten, einen nicht so guten Hub +ergab, als das Verhltnis 1:12. + +Die Gleitflugversuche wurden 6 km sdlich von Kitty Hawk von dem +Kill-Devil-Sandhgel unternommen, der bei einer Neigung von 9,5 Grad +eine Hhe von 35 m hat. Die Brder wagten jedoch erst dann vom Boden in +die Luft zu springen, wenn der Wind etwa eine Stundengeschwindigkeit von +ber 20 km besass. Zunchst rannte der Experimentator von einer Stelle +etwas unterhalb des Gipfels gegen den Wind vorwrts, schwang sich in die +Luft und turnte dann schnell in die liegende Stellung. Da dies immer die +Stabilitt sehr strte, wurden die Gleitflge bald mit Hilfe zweier an +den Seiten der Flchen stehenden Leute eingeleitet, welche die Maschine +fhrten und mit ihr eine Strecke vorwrts liefen. Die Landung erfolgte +wider Erwarten ausserordentlich leicht. Wenn auch die Geschwindigkeit +des Fluges 35 km in der Stunde betrug, so nahm doch weder der Flieger +noch der Fahrer irgendwelchen Schaden. Die Maschine gehorchte +ausserordentlich leicht auch den leisesten Bewegungen der vorn +angebrachten Steuerflchen. + +Nachdem die Gleitflugversuche des Jahres 1900 beendet waren, fassten die +Wrights die gewonnenen Resultate zusammen und stellten folgende Stze +auf: + +1. Praxis ist der Schlssel des Fluggeheimnisses. + +2. Der Luftschiffer soll sich in horizontaler Lage befinden. + +3. Eine schmale Tragflche, die eine umgekehrte Neigung hat als die +Haupttrageflchen, ist zur Steuerung erforderlich. + +4. Die Steuerung muss bewirkt werden knnen, ohne dass der Pilot seine +Stellung verndert, und endlich + +5. die seitliche Stabilitt wird weit besser durch Verwinden der +Trageflchen gewhrleistet, als durch Krperbewegungen. + +Im Jahre 1901 vergrsserten die Wrights ihre Maschine auf 35 +Quadratmeter und gaben den Trageflchen eine Wlbung von 1:12. Somit +waren sie, was Grsse der Trageflchen und ihre Wlbung anbelangt, auf +dieselben Grssen gekommen, wie sie von Lilienthal anfnglich +konstruiert waren. Dieser hatte zwar eine geringere Wlbung 1:15 bzw. +1:18 zuletzt angewendet, aber er hatte festgestellt, dass die grsste +Hubkraft bei einer Krmmungsflache von 1:12 vorhanden war, jedoch +gleichzeitig auch erfahren, dass das Gleichgewicht hierbei schwerer zu +halten war. Am 27. Juli begannen im Beisein Chanutes die neuen Versuche, +die bald zu einer Verringerung der Krmmung fhrten. Nach kurzer Zeit +schon gelang es ihnen wieder die alte Praxis zu erwerben und 100 Meter +weit zu gleiten; nach mehreren Tagen bereits konnten sie schon in einem +krftigeren Winde von 25 bis zu 45 km Geschwindigkeit durch die Luft +segeln. Die Erfolge bewirkten, dass die Wrights, die ursprnglich das +Fliegen nur als Sport betrachteten, nunmehr wissenschaftlich die +einschlgigen Fragen zu lsen versuchten. Sie bauten sich mehrere +Modellmaschinen fr Winddruckmessungen und machten eine grosse Reihe von +Versuchen mit den verschiedensten Oberflchen, die unter einem Winkel +von 0-45 in Intervallen von 2-1/2 Grad eingestellt waren. + +So theoretisch wohl vorbereitet nahmen sie im August 1902 auf dem alten +Felde bei Kitty Hawk ihre Versuche wieder auf. Im Jahre 1900 hatte die +Breite ihres Fliegers 5,64 Meter betragen, die Tiefe 1,52 Meter, die +gesamte Oberflche mit Steuer 15,6 Quadratmeter und das Gewicht 21,8 +Kilogramm. 1901 wurden die Grssenverhltnisse auf folgende Zahlen +gebracht: Breite 6,7 Meter, Tiefe 2,13 Meter, Oberflche 21,0 +Quadratmeter, Gewicht 45,5 Kilogramm; 1902 auf 9,75 Meter, 1,52 Meter, +28,4 Quadratmeter und 53,0 Kilogramm. + +Der Abstand der in Etagen angeordneten Haupttrageflchen betrug etwa +1,40 Meter. Das vertikale Horizontalsteuer wurde verdoppelt und mit +seiner 1,3 Quadratmeter grossen Flche wie ein zweiteiliger Schwanz an +der hinteren Seite angebracht. Das Gestell, bestand aus Fichtenholz, das +mit Stahldrhten in Brckenkonstruktion zusammengehalten wurde. Das +Verspannen der Drhte war auf geniale Weise durchgefhrt in der Weise, +dass man beliebig spter die Drhte anziehen oder lsen konnte. Als +Material war Klaviersaitendraht benutzt worden. Die Bespannung der +Flchen war mit Ballonstoff erfolgt, der eine geringe oder fast gar +keine Durchlssigkeit fr die Luft besitzt. Die erste Konstruktion aus +durchlssigem Stoff hatte sich als ungeeignet erwiesen. + +[Illustration: *Wrights Gleitflieger 10. Oktober 1902* + Der Start erfolgt mit Hilfe zweier Personen, die mit dem Flieger + gegen den Wind einen Sandhgel hinab laufen. Der Lenker befindet + sich hierbei in wagerechter Lage.] + +Wieder wurden die Versuche zunchst an einer Fesselleine ohne Bemannung +begonnen, und erst, als die Stabilitt der neuen Maschinen unzweifelhaft +feststand, begannen die Brder mit den Gleitversuohen. Beide erlangten +alsbald eine ausserordentliche grosse Uebung und lernten vor allen +Dingen den Einfluss des mit wechselnder Richtung und Kraft blasenden +Windes kennen. Natrlich blieben den beiden auch Unflle nicht erspart, +und gelegentlich erlitt auch ihre Maschine einige Havarien. Doch im +allgemeinen sind diese Zwischenflle nur gering zu nennen gegen die +grosse Anzahl der Flge. Insbesondere ist es bemerkenswert, dass die +Landungen normalerweise immer sehr sanft vor sich gingen. Der +Flugmaschine hat man bekanntlich gerade vorgeworfen, dass die Landungen +meist mit sehr heftigem Stosse von statten gehen mssten, weil die Hilfe +des Gasauftriebes fehle. Der Vergleich, den man hierbei mit der Landung +eines Freiballons gezogen hat, hat sich als genau so unzutreffend +erwiesen, wie bei den Landungen mit schweren Motorballons, deren +Niedergehen auf die Erde man sich ohne heftigen Stoss gar nicht +vorstellen konnte. Vorzglich bewhrte sich gerade bei den Landungen das +vordere Hhensteuer, das, im letzten Moment etwas gehoben, die Landung +besonders sanft gestaltete. + +[Illustration: *Wilbur Wright* + in wagerechter Lage in seinem Gleitflieger von unten gesehen (1902)] + +Die Gleitversuche gelangen schliesslich in diesem Jahre auch bei +Windgeschwindigkeiten bis zu 16,7 Metern in der Sekunde. Die Flugdauer +betrug im allgemeinen bis zu 15 Sekunden, doch wurde sie schliesslich +schon bis zu 26 Sekunden gesteigert. Im ganzen wurden im Jahre 1902 etwa +1000 Flge unternommen, deren lngster bei einer Flugdauer von 26 +Sekunden eine Strecke von 622,5 Metern betrug. + +[Illustration: *Die Maschine mit der Startvorrichtung, von oben gesehen* + Rechts der Turm mit dem auf der Erde liegenden Fallgewicht, vom Turm + aus fhrt die Leine zur Startschiene] + +Nunmehr fassten die Brder den Plan, einen Motor in ihre Maschine +einzubauen; sie nahmen deswegen zunchst eingehende Messungen vor ber +die Hubkraft ihres Apparates und stellten fest, welche Motorkraft zum +Heben ihrer Maschinen bei den verschiedenen Windgeschwindigkeiten +erforderlich war. Das Gewicht der Maschine von 1902 betrug 53,0 +Kilogramm, dazu kamen die Gewichte der beiden Piloten: Wilbur Wright +61,4 Kilogramm und Orville Wright 65,2 Kilogramm, so dass also im ganzen +entweder 114,4 Kilogramm oder 118,2 Kilogramm zu heben waren. Es stellte +sich heraus, dass bei 25 km Windgeschwindigkeit die Hubkraft etwa 1-1/2 +PS betrug, bei 40 km Geschwindigkeit 2 PS. Die Landung ging meist in +einem Winkel vor sich, der zwischen 6 Grad 10 Min. und 7 Grad 20 Min. +schwankte. Durch diesen geringen Winkel wurde die Landung ebenfalls sehr +erleichtert. Anfangs des Jahres 1903 wurden diese Versuche noch weiter +fortgesetzt, und gelegentlich, bei starkem Winde vermochte Wilbur +Wright 72 Sekunden in der Luft zu bleiben, wobei er durch den Wind +zeitweise ber derselben Stelle am Boden in der Luft gehalten oder +zurckgetrieben wurde. Die zurckgelegte Strecke betrug bei diesem +Rekordflug nicht mehr als 30 Meter. Der geplante Motorflieger war fr +ein Gewicht von 300 kg berechnet und sollte 8 PS besitzen. Die Schrauben +waren sehr einfach konstruiert und den in der Schiffahrt angewandten +nachgeahmt. Bei den Motorproben vernderten sie jedoch die Form ihrer +Schrauben und gelangten zu der Form, die noch heute ihre Maschine +besitzt. Der Nutzeffekt betrug ursprnglich 66 Proz., demnach ein +Drittel mehr als bei den Schrauben, welche die Flugtechniker Maxim und +Langley angewandt hatten; heute soll er ber 70 Proz. betragen. Ende +1903 begannen sodann die Flugversuche mit dem Motorflieger. + +[Illustration: *Vorbereitungen zum Start* + Mehrere Personen ziehen an Seilen das Fallgewicht in die Hhe. Das + aus eisernen Ringen bestehende Gewicht befindet sich in dem Turm + gerade in Mannshhe. Deutlich ist die Verbindung des Seiles, das vom + Gewicht die Erde entlang zum Flieger fhrt, zu sehen] + + + + +Der Motorflieger der Wrights. + + +Bei der Arbeit hatte die Flugmaschine verschiedene Vernderungen +erfahren. Der Motor erhielt 16 PS und wog, Vergaser und Schwungrad +eingeschlossen, 62,7 Kilogramm. Es wurden zwei Propeller unmittelbar +hinter den Haupttrageflchen angebracht, die sich in verschieden +gerichtetem Sinne mit 1200 Touren in der Minute drehten. Der Motor, +Viertakt-Benzinmotor mit 4 Zylindern, war in der Fabrik der Wrights +gebaut. In einer Stunde wurden 4,5 Kilogramm Benzin verbraucht. + +Die Trageflchen hatten eine Breite von 12,25 Metern, eine Tiefe von +6,12 Metern und eine Oberflche von 48 Quadratmetern. Am 17. Dezember +1903 wurden an einem kalten und windigen Tage zu Kill Devil bei Kitty +Hawk in Gegenwart von nur 5 Personen die ersten Flugversuche mit dem +Motorflieger unternommen. _Dieser Tag ist demnach als Geburtstag der +ersten freifliegenden mit eigener Kraft vorwrts getriebenen +Flugmaschine anzusehen_. Allerdings hatte bereits im Jahre 1898 der +schon erwhnte Flugtechniker Herring am Michigansee einen 9 Sekunden +langen Flug mit einem Flieger ausgefhrt, aber die Wiederholung gelang +nicht; es war eben nur ein Sprung unter gnstigen Verhltnissen gewesen. + +[Illustration: *Der Flieger beim Start am Ende seiner Ablaufschiene* + Von einem Militrballon bei Rom aufgenommen. In der Mitte des Bildes + steht ein Offizier, rechts sitzen einige Soldaten] + +Der Anflug erfolgte von einem 60 m hohen Hgel, die +Windgeschwindigkeit, die mit einem Anemometer gemessen wurde, betrug +9,72 m in der Sekunde zur selben Zeit, als der Windmesser der +meteorologischen Station zu Kitty Hawk etwa 12 m in der Sekunde +registrierte. Die Anfahrt wurde genau gegen den Wind gerichtet. Der auf +Schlittenkufen montierte Apparat glitt mittels eines nur 20 cm hohen +Rades auf einer Holzschiene zunchst etwa 10,25 m vorwrts und erhob +sich bei Einstellung des Steuers in schrger Richtung bis zu einer Hhe +von etwa 3 Metern, in welcher er in gerader Linie weiterflog. Der erste +Flug dauerte 12 Sekunden. Dies ist zwar eine bescheidene Leistung, war +jedoch von allerhchster Bedeutung, da nunmehr die Konstrukteure sicher +waren, dass ihr Flieger mit Motor genau so stabil in der Luft war, wie +frher ihr Gleitflieger. Ein zweiter und dritter Versuch dauerte schon +etwas lnger, und endlich bei dem vierten Versuch wurde eine Strecke von +260 Metern in 59 Sekunden zurckgelegt. Die letzte Landung ging nur +deshalb so frh vor sich, weil der Fhrer das Steuer eine Kleinigkeit zu +stark gedreht hatte. Die Maschine folgte sofort diesem leisen Druck und +kam zum Boden herab, ehe der Pilot das Steuer wieder umzustellen +vermochte. Die Geschwindigkeit ber dem Erdboden betrug 14,47 Meter in +der Sekunde, in der Luft bis zu 15,65 Meter. + +[Illustration: *Der Drachenflieger 6 m ber dem Felde* + von vorn seitwrts gesehen. Aufnahme aus einem Militrballon bei + Rom. Im Hintergrunde sieht man aus der Vogelperspektive Fussgnger, + Reiter und Fahrzeuge an der sich hell abhebenden Strasse] + +Als jedoch nach der Landung Wrights mit ihren Gsten die Resultate +dieses bedeutsamen Tages besprachen, achteten sie in begreiflicher +Erregung nicht gengend auf ihre Maschine. Ein pltzlicher Windstoss hob +den Apparat empor, und obgleich einer der Zuschauer, ein Mann von +herkulischer Gestalt, hinzusprang und ihn noch an den Trageflchen zu +halten versuchte, wurde er umgerissen, der Flieger vom Winde +emporgehoben und mit solcher Gewalt auf die Erde geworfen, dass er +schwere Beschdigungen erlitt. [Footnote: The Wright Brother's Aeroplane +of Orville und Wilbur Wright,--The Century Magazine, September 1908.] + +[Illustration: *Die erste Flugschule der Welt* + Wilbur Wright erklrt seinen Schlern Tissandier, Kapitn Lucas + Gerardville und Graf Lambert die Flugmaschine. Orville Wright steht + neben seinem Bruder. Rechts ist deutlich die gekreuzte Kette + sichtbar, welche die Bewegung vom Motor auf die linke Schraube + bertrgt.] + +Hierdurch erfuhren die Versuche eine Unterbrechung, und da gleichzeitig +der Winter zu weit vorgeschritten war, begaben sich die Brder mit den +Resten ihrer Maschine in ihre Heimat zurck. Hier machten sie sich +sofort an die Wiederherstellung bzw. an den Neubau ihres Fliegers. Als +wesentliche Aenderung ist hierbei der Einbau eines Motors von 25 PS zu +bemerken. Nunmehr wurden die Versuche auf der Huffmann-Prrie bei +Simms-Station, 17 Kilometer stlich von Dayton in Ohio, fortgesetzt. +Bankdirektor Huffmann, der Besitzer dieses Landes, stellte den Brdern +ein geeignetes Terrain zur Verfgung. Die Versuche begannen im August +1904. Die Fortschritte waren anfangs nur gering, weil das schlechte +Wetter und heftige Regengsse die Experimente sehr strten. Ausserdem +machte ihnen die Erhaltung des Gleichgewichtes noch viele +Schwierigkeiten; sie sahen ein, dass sie von der Lsung dieser wichtigen +Frage noch weit entfernt waren. Wir sehen sie deshalb fleissig weiter +ben bis zu Ende des Jahres. Nur im Juli werden die Flge zeitweise +ausgesetzt. Am 15. September bereits konnten sie 800 Meter mit einer +Kurve zurcklegen, und am 26. September wird ein vollkommener Kreisflug +zustande gebracht, bei dem nach den Messungen eines Richardschen +Anemometers 1630 Meter in der Luft und 1400 Meter ber dem Boden +zurckgelegt wurden. Die Angaben des Windmessers hatten bei ruhiger Luft +stets mit der gemessenen Distanz bereingestimmt. Die lngsten Flge +fanden am 9. November und am 1. Dezember statt. An diesem Tage wurden +4-1/2 Kilometer mit einer Geschwindigkeit von 51 Kilometer in der Stunde +zurckgelegt. Am 9. November war der mit einem Passagier bemannte +Flieger noch mit fnfzig Pfund, am 1. Dezember sogar mit 70 Pfund +Eisenstangen belastet worden. Die Geschwindigkeit betrug 60 Kilometer in +der Luft und 75 Kilometer ber dem Boden. Am 9. November erreichte die +Flugdauer 5 Minuten 4 Sekunden, am 1. Dezember 4 Minuten 52 Sekunden. Im +ganzen wurden im Jahre 1904 105 Landungen ausgefhrt. Im Frhjahr 1905, +bei Beginn der besseren Jahreszeit, wurden die Versuche fortgesetzt, +aber erst am 6. September gelang es, durch Zurcklegung von 4,5 +Kilometer den Rekord des Vorjahres zu schlagen. Am 26. September legten +sie eine Strecke von 17,961 Kilometern--10 englische Meilen--in 18 +Minuten 9 Sekunden zurck. Das Benzinreservoir reichte damals fr 20 +Minuten, jedoch gingen immer einige Minuten bei dem Ingangsetzen des +Motors verloren. Am 29. September wurden sogar 19,57 Kilometer in 19 +Minuten und 55 Sekunden durchmessen. + +[Illustration: *Wilbur Wright macht eine Fahrt mit Frau Hart O'Berg* + deren Kleider unten durch eine Schnur zusammengehalten werden.] + +[Illustration: *Hlzerne Startschiene* + im Hintergrunde der Turm mit dem Fallgewicht] + +Bei allen diesen Versuchen fhrten die Wrights schon Wendungen aus, bei +denen sie hufig ber den Kpfen der Zuschauer mehrfach hin und her +flogen und fast immer zu ihrem Landungsort zurckkehrten. Schnell +steigerte sich nun die Flugdauer, nachdem die Erfinder ein grsseres +Benzinreservoir eingefgt hatten. Am 3. Oktober betrug die zurckgelegte +Strecke bereits 24,5 Kilometer, die in 25 Minuten und 5 Sekunden +durchflogen wurden, am 4. Oktober 33,45 Kilometer in 33 Minuten und 17 +Sekunden, und am 5. Oktober deckten die Piloten eine Strecke von 38,956 +Kilometern in 38 Minuten und 3 Sekunden. Dies war der Rekord, den sie in +der Nhe von Dayton erreichten. + +Natrlicherweise erlitten sie auch mehrfach Pannen. Gelegentlich +erhitzte sich ein Lager oder der Motor wurde warm, das Oel ging +vorzeitig aus und was der Kinderkrankheiten noch mehr sind. In der Folge +wohnten viele Einwohner von Dayton ihren Flgen bei, aber man sprach +sich in den Zeitungen sehr wenig anerkennend darber aus. Es wurde ber +die kurze Dauer der Flge gespottet, was darin seinen Grund hatte, dass +man von den langen Flgen der europischen Lenkballons gelesen hatte und +einen Unterschied zwischen dem Flug eines aerostatischen und eines +aerodynamischen Luftschiffes nicht zu machen vermochte. Die Leute +hielten beides fr dasselbe und wrdigten deshalb die hervorragenden +Leistungen ihrer Landsleute absolut nicht. In den absprechenden +Zeitungsnachrichten liegt auch der Grund, dass man in Europa den Angaben +der Wrights keinen Glauben schenkte. Man versteifte sich darauf, wenn +wirklich die beiden Brder solche langen Flge ausgefhrt htten, so +wrden die Amerikaner in weit hherem Masse Reklame fr sie gemacht +haben. Man wrde ihnen im Handumdrehen gengend Geld zur praktischen +Verwertung ihrer Maschine gegeben haben. + + + + +Das Ringen der Wrights um Anerkennung. + + +Sobald die Nachricht von den Erfolgen des Jahres 1905 nach Europa +gelangt war, nahm sich der rhmlichst bekannte franzsische +Flugtechniker Artilleriehauptmann Ferber des Gegenstandes an und schrieb +zunchst an den ihm persnlich bekannten Chanute in Chicago, der ihm die +Angaben der Wrights besttigte. Im Oktober 1905 richteten alsdann die +beiden Wrights einen Brief an Ferber, der folgenden Wortlaut hatte: + + Dayton, 9. Oktober 1905. + + Geehrter Herr! + + Als wir Ihren letzten Brief erhielten, fassten wir gerade die + Ergebnisse unserer Versuche zusammen und glaubten, auf Ihre Frage + ber den praktischen Wert unseres Fliegers bald antworten zu knnen. + Wir haben lnger mit der Antwort warten mssen, als wir dachten. Wir + wollten erst lngere Flge, als die in der letzten Saison abwarten, + die nur fnf Minuten dauerten; heute knnen wir khn behaupten, dass + unser Flieger fr knftige praktische Verwendung geeignet ist. + + Unsere Versuche im vergangenen Monat haben uns gezeigt, dass wir + jetzt Maschinen bauen knnen, die wirklich fr verschiedene Zwecke, + militrische usw., brauchbar sind. Am 3. Oktober haben wir einen + Flug von 24,535 Kilometer in 25 Minuten 5 Sekunden gemacht. Dieser + Flug wurde dadurch beendet, dass sich ein Lager aus Mangel an Oel + heisslief. Am 4. Oktober haben wir eine Entfernung von 33,456 + Kilometern in 33 Minuten 17 Sekunden erreicht. Wieder lief die + Transmission warm, aber wir konnten zum Abflugsplatz zurckkehren, + ohne landen zu mssen. Am 5. Oktober dauerte unser Flug 38 Minuten 3 + Sekunden und bedeckte eine Distanz von 39 Kilometern. Die Landung + wurde durch Benzinmangel erzwungen. Ein Oeler hatte der Ursache + abgeholfen, welche die frheren Flge verkrzt hatte. Die Zuschauer + dieser Flge begeisterten sich so, dass sie ihre Zunge nicht mehr + hten konnten. Da unsere Versuche bekannt zu werden anfingen, + entschlossen wir uns, sie einzustellen, bis wir einen einsameren + Platz gefunden htten. + + Wir haben die letzten Jahre vollstndig damit verbracht, unsern + Flieger zu vollenden, und wir haben wenig darber nachgedacht, was + wir damit machen wrden, wenn er fertig wre. Aber unsere jetzige + Absicht ist, ihn zuerst den Regierungen zu Kriegszwecken anzubieten, + und wenn Sie glauben, dass Ihre Regierung dafr interessiert werden + knnte, so wrden wir gern deshalb mit ihr in Verbindung treten. + + Wir sind bereit, Maschinen nach Vertrag zu liefern, abnehmbar erst + nach einem Versuch ber 40 Kilometer, wobei die Maschine einen + Lenker und einen Benzinvorrat fr mehr als 100 Kilometer tragen + soll. Wir knnten auch einen Kontrakt machen, in dem die Strecke des + Versuchsfluges grsser als 40 Kilometer ist, aber dann wre der + Preis der Maschine hher. + + Wir knnten diese Maschinen auch fr mehr als eine Person Belastung + bauen. + + Ergebenst + (gez.) W. und O. Wright. + + +Um sich von der Richtigkeit dieser Angaben zu berzeugen, richtete +Hauptmann Ferber an den ihm persnlich bekannten Ingenieur Chanute ein +Schreiben, in dem er ihn bat, ihm ber die Leistungen der Wrights +Auskunft zu geben. Er erhielt darauf folgenden Bescheid: + + + Chicago, 9. November 1905. + + Lieber Hauptmann Ferber! + + Soeben habe ich Ihren Brief vom 26. Oktober erhalten. Meiner Meinung + nach knnen Sie in die Angaben, die Ihnen die Brder Wright ber + ihre Versuche gemacht haben, vollstes Vertrauen setzen. Ich selbst + hatte nur Gelegenheit, einem kleinen Fluge ber einen halben + Kilometer beizuwohnen, dagegen haben mir die Brder wchentlich + Nachricht ber ihre Versuche zukommen lassen, und Freunde, die + selbst Zeugen der Experimente waren, haben mir diese Angaben + besttigt, als ich, um einem geplanten Fluge von 60 Kilometer in der + Stunde beizuwohnen, vorige Woche in Dayton war. Leider konnte + dieser Flug infolge zu grossen Sturmes nicht stattfinden. Die + Wrights haben sich Frankreich, das die Fortschritte auf dem Gebiete + der Lenkballons seit dem Jahre 1885 geheimgehalten hat, zum Beispiel + genommen. Auf ihre Bitte haben die Zeitungen in Dayton ber die + Versuche Schweigen bewahrt. Es ist wohl eine Indiskretion begangen + worden. Es wurde ein + + Artikel verffentlicht, der aber bereits zurckgezogen ist. Die + Wrights wollten Ihnen brigens am 4. November selbst schreiben. + + + Mit vorzglicher Hochachtung + C. Chanute. + +Am 4. November war inzwischen auch von den Wrights selbst nachfolgendes +Schreiben an Hauptmann Ferber eingetroffen: + + Dayton, 4. November 1905. + + Geehrter Herr! + + Wir haben Ihren Brief vom 20. Oktober erhalten und machen Ihnen + unser Kompliment. Niemand in der Welt kann mehr als wir Ihre + Leistung anerkennen. Es ist aber ein grosser Sprung vom Aeroplan + ohne Motor, mit seiner leichten Kontrolle, zur Entdeckung + ausreichender und wirksamer Methoden, um Herr des so ungelehrigen + Aeroplans mit Motor zu werden. Nach den Experimenten so fhiger + Leute wie Langley, Maxim und Ader, die Millionen ausgegeben und + Jahre ohne Resultat daran gewandt haben, htten wir es nicht fr + mglich gehalten, vor fnf oder zehn Jahren eingeholt zu werden. + Frankreich ist eben gnstig gestellt. Aber wir glauben nicht, dass + das den Wert unserer Erfindung vermindern knnte. Denn, wenn es + bekannt wird, dass man in Frankreich Experimente mit Motorfliegern + gemacht hat, werden die anderen Nationen gezwungen sein, Zuflucht zu + unserm Wissen und unserer Praxis zu nehmen. Russland und Oesterreich + von Unruhen heimgesucht, ein Weltbrand kann jeden Augenblick + ausbrechen. Keine Regierung wird mit einer Flugmaschine im + Hintertreffen stehen wollen. Um ein Jahr frher als die andern + fertig zu sein, wird man den Betrag, den wir fr unsere Erfindung + fordern, gering finden. + + Obwohl Sie in Frankreich voran sein mgen, werden Sie wnschen, + unsere Erfindung zu kaufen, zum Teil, um die Kosten eigener Versuche + zu vermeiden, zum Teil, um sich ber den Stand unserer Kunst bei den + Nationen zu unterrichten, die dabei sind, uns die Geheimnisse + unserer Maschine abzukaufen. + + Aus diesen Grnden wrden wir darein willigen, unsern Preis fr die + franzsische Regierung auf eine Million Francs herabzusetzen, + zahlbar, nachdem der Wert unserer Erfindung in Gegenwart offizieller + Persnlichkeiten durch einen Flug von 50 Kilometer in weniger als + einer Stunde festgestellt ist. Der Preis schliesst eine vollstndige + Maschine ein, Instruktion ber die Grundlagen unserer Kunst, Formeln + fr den Bau unserer Maschine, Schnelligkeit, Oberflche usw., + Instruktion von Personal fr den Gebrauch der Maschine. Diese + Instruktion wrde natrlich in der gewnschten Form gegeben werden. + + Ihre ergebenen + (gez.) W. und O. Wright. + +Hauptmann Ferber antwortete den beiden Brdern, dass es unmglich wre, +auch nur die geringste Untersttzung von der franzsischen Regierung zu +erhalten, wenn nicht zuvor eine aus franzsischen und amerikanischen +Gelehrten bestehende Kommission die Maschine geprft htte. Die Wrights +wollten aber das Geheimnis ihrer Erfindung sicher gewahrt wissen, und +hatten anderseits eine heilige Scheu vor dem Gutachten der am grnen +Tisch arbeitenden Gelehrten, die ja schon hufiger ein grosser Hemmschuh +fr die Entwickelung der Luftschiffahrt gewesen waren; sie erklrten +deshalb, von ihren Bedingungen nicht abgehen zu knnen. Eine ganze Reihe +von Verffentlichungen finden in der Folge noch statt, und selbst der +Aeroklub von Amerika, der eine Reihe Zeugnisse angesehener Mitbrger von +Wright verffentlicht, vermochte niemand von der Wahrheit der Angaben +ber die geheimnisvollen Flieger zu berzeugen, und berall belegte man +in Europa die Wrights mit dem wenig schnen Ausdruck "die lgenden +Brder". Verfasser, der die flugtechnischen Arbeiten seit langen Jahren +aufs genaueste verfolgt hatte, beschloss der Bedeutung der Sache wegen +keine Aufwendungen zu scheuen und selbst an Ort und Stelle in Dayton in +Ohio Nachforschungen anzustellen. Er reiste deshalb im Oktober 1907 dahin +und besuchte dort am 4. Oktober den alten Bischof Wright. Ausserdem +wurden eine Anzahl der angesehensten Brger der Stadt Dayton, die etwa +85000 Einwohner zhlt, eingehend befragt. Ein dem "Berliner +Lokalanzeiger" zur Verfgung gestellter Bericht hierber sei im folgenden +unter Weglassung der hier schon angegebenen Konstruktionseinzelheiten +wiedergegeben. + +[Illustration: *Messen der Windgeschwindigkeit* + Wilbur Wright misst mit einem kleinen Anemometer--Windmesser, der + durch die sich im Winde drehenden Flgel angibt, wieviel Meter in + der Sekunde die Luft vorwrtsstrmt--die Geschwindigkeit des Windes] + +[Illustration: *Flieger-Werksttte* + im Hangar bei Pau. Eine gewlbte Trageflche ist rechts in ihrer + ganzen Ausdehnung zu sehen.] + +Lokalanzeiger Nr. 588 vom 18. November 1907. +Die Flugmaschine der Gebrder Wright. +Dayton (Ohio), Ende Oktober. + + "'Von der Parteien Gunst und Hass verwirrt, schwankt sein + Charakterbild in der Geschichte', so kann man auch von dem + Drachenflieger der Gebrder Wright sagen! Dass die beiden eine + Flugmaschine gebaut haben, weiss jeder Fachmann; auch glaubt man es + meist, dass sie mit dieser frei in der Luft geflogen sind; dass sie + aber lngere Strecken mit grosser Geschwindigkeit zurckgelegt haben + und dabei wieder an die Abfahrtsstelle zurckgekehrt sind, das wird + heute noch von den meisten Luftschiffern bestritten! Um die Sache zu + klren, habe ich hier an Ort und Stelle bei zehn Augenzeugen + eingehende Nachforschungen angestellt, auf Grund deren ich zu der + Ueberzeugung gelangt bin, dass alle Angaben ber diese Flugmaschine + auf voller Wahrheit beruhen." + +Es folgen nun einige Angaben ber die ersten Versuche, alsdann fhrt +der Artikel wie folgt fort: + + "Grosses Aufsehen erregten nun die am 12. Mrz 1906 von den + Erfindern verffentlichten Daten ber die mit dem Motorluftschiff + erzielten Erfolge. Danach sollte schliesslich als beste Leistung am + 5. Oktober 1905 ein Flug von 38,956 Kilometern in 38 Minuten 3 + Sekunden vollendet worden sein. Wenn diese Angaben den Tatsachen + entsprachen, so war damit das Zeitalter des ballonlosen lenkbaren + Luftschiffes angebrochen! Die Fachwelt verhielt sich zunchst + abwartend und dann ablehnend. Hierzu war auch aller Grund vorhanden. + Erst hiess es, die amerikanische Regierung habe die Flugmaschine fr + eine Million Dollars angekauft; dann pltzlich wurde dies + dementiert und man hrte, Wrights versuchten in Frankreich ihre + Erfindung los zu werden. Die Verhandlungen zerschlugen sich aber, + weil die Konstrukteure die Forderung stellten, man solle ihnen ihr + Luftschiff unbesehen fr eine Million Dollars abnehmen; allerdings + verpflichteten sie sich, nach Inkrafttreten des Vertrages den + Flieger in einem 50 Kilometer langen Fluge vorzufhren. Auf solche + Abmachungen wollte aber niemand eingehen. Demnchst hrte man nichts + mehr von den Wrights, bis der Aeroklub von Amerika erklrte, auf + Grund seiner Untersuchungen sei er zu der Ueberzeugung gekommen, + dass die Angaben der Brder auf Wahrheit beruhten. Aus Interesse zur + Sache beschloss ich, an Ort und Stelle selbst Nachforschungen + anzustellen und die Angelegenheit zu klren. Zunchst nahm ich + Fhlung mit den beiden Konkurrenten der Wrights, Herring in New York + und Chanute in Chicago. Jener erklrte mir, dass er nach Rcksprache + mit Augenzeugen die gemachten Angaben nicht mehr bezweifeln knne; + die Sache sei so einfach, dass er hoffe, mit Hilfe eines von ihm + erprobten leichten Motors, der nur 1 Pfund (etwa 3/4 deutsche Pfund) + pro Pferdekraft wge, die Leistungen bei weitem zu bertreffen. + Chanute dagegen hatte selbst einen Flug von 3/4 Meile (1,2 + Kilometer) gesehen und erkannte rckhaltlos an, dass Wrights das + Flugproblem in tadelloser Weise gelst htten. Die Maschine sei + usserst einfach, und der Flug habe sich in berraschend sicherer + Weise vollzogen. Er, Chanute, sei zu der Einsicht gekommen, dass die + Brder auf dem richtigen Wege seien, und er habe deshalb schweren + Herzens seine langjhrigen Versuche eingestellt, weil er mit ihnen + nicht mehr konkurrieren knne. [Footnote: Siehe auch Seite 24 unten + und Seite 25.][Note: Dies ist der letzte Paragraph im Kapitel: + Nachfolger Lilienthals in England und Amerika] Auf meinen Wunsch + machte er mir einige Zeugen der Flge namhaft. + +[Illustration: *Wilbur Wright* + zeigt dem Knig von Spanien, wie er bei Beginn des Starts mit der + rechten Hand den Sperrhebel lst, der die durch das Fallgewicht im + Zug befindliche Flugmaschine frei gibt.] + + "Demnchst begab ich mich mit einem berufenen Aeronauten, dem seit + 15 Jahren in New York lebenden deutschen Ingenieur Karl Dienstbach, + nach Dayton in Ohio und besuchte hier den Vater den Brder, den + alten anglo-amerikanischen Bischof Milton Wright. Der etwa 70jhrige + Greis besttigte mir mit einfachen Worten, dass er dem lngsten + Fluge beigewohnt htte. Er sei zufllig dazu gekommen; von stndiger + Sorge um das Schicksal seiner Shne geqult, die sich so + wagehalsigen Flugbungen hingegeben htten, sei er hufig auf das + Versuchsfeld gegangen und so Zeuge verschiedener Aufstiege geworden. + Ueber nhere Einzelheiten wollte er sich nicht ussern. Htte ich + nach den Unterredungen mit den beiden Konkurrenten der Wrights noch + irgend welche Zweifel gehabt, sie wren nach dem Besuche des Vaters + zerstreut worden. Ich meine, es kann nur wenige misstrauische Leute + geben, die diesem alten, ehrwrdigen Priester nicht Glauben + schenken. Doch das persnliche Gefhl sollte bei dieser wichtigen + Sache kein bestimmendes Wort mitsprechen; es galt daher, auch + gnzlich unparteiische Leute aufzusuchen. + + "Wir 'verhrten' des weiteren Mister C.S. Billmann, Sekretr eines + Bankinstituts. In lebhafter Weise rief er aus: 'Well, sie fliegt!' + Dann schilderte er, wie berwltigend es ausgesehen habe, als die + Flugmaschine vom Boden emporgestiegen und in leicht wellenfrmiger + Bahn etwa in Baumhhe ber die Felder dahingeflogen sei; wie leicht + sie dem Steuer gehorcht htte und zur Landung gekommen sei; 'wie + eine Ente' habe sie sich auf den Boden niedergelassen. Auf nhere + Einzelheiten ber die Konstruktion liess er sich jedoch auch nicht + ein. Er schloss mit den Worten, den Brdern sei auch bester + pekunirer Erfolg zu wnschen, sie seien feingebildete Leute, die in + harter Arbeit gross geworden wren. + + "Weit mitteilsamer war ein junger Apotheker, namens Reubens + Schindler, der als ungebetener Gast seinerzeit einem lngeren Fluge + beigewohnt hatte. Er sei an einem Tage, an dem er einen Probeflug + vermutet habe, dem Vater Wright von weitem gefolgt und so Zeuge + einer tadellosen Fahrt geworden. Zufllig kam in die Apotheke auch + ein Arbeiter, der ebenfalls als Zaungast bei einem Flugversuch + zugegen gewesen war und uns unter breiter Darstellung auch der + nebenschlichsten Umstnde die Angaben des Herrn Schindler + besttigte. + + "Von hier aus lenkten wir unsere Schritte zu einem alten + Spenglermeister, Henry Webbert, der die Flugmaschine hufig in der + Werkstatt seines Sohnes gesehen hatte. Dieser biedere + Handwerksmeister behandelte uns mit grosser Zurckhaltung, machte + uns aber doch hchst interessante Angaben ber den Flug selbst und + ber die Landung. Das Luftschiff sei so sanft auf den Boden + heruntergekommen, 'wie ein Truthahn, der vom Baume herabfliegt'. In + bezug auf die Geschwindigkeit bertrieb der alte Herr allerdings + etwas mit der Behauptung, 50 Meilen (80 Kilometer) seien in einer + Stunde zurckgelegt. + + "Sehr viele Einzelheiten ber die Konstruktion des Flugapparates + erfuhren wir sodann von einem deutschen Eisenwarenhndler, namens + Frank Hamburger, der sehr scharf beobachtet hatte und seine + Schilderungen durch einige Skizzen anschaulicher zu machen suchte. + Auch der Apotheker William Foots zeigte fr Technik grsseres + Verstndnis und gab uns einzelne wertvolle Aufschlsse, whrend der + Ingenieur Laurenz Wright zwar die Tatsache der Flge besttigte, im + brigen aber jegliche Auskunft ber Aussehen der Maschine + verweigerte. + +[Illustration: *Wilbur Wright erklrt dem neben ihm sitzenden Knig von + Spanien seine Flugmaschine*.] + + "Zum Schluss gelang es uns, noch zwei hchst wichtige Leute zu + sprechen: C.V. Ellis, hheren Justizbeamten, und Torrence Huffmann, + Prsident der grssten Bank der Stadt. Die Unterredung mit diesen + angesehenen Leuten war uns ganz besonders deshalb wertvoll, weil wir + von ihnen Aufschluss erhielten ber die Grnde dafr, dass in + Amerika nicht mehr Wesens von den bedeutenden Erfolgen der Wrights + gemacht worden ist. Nach den ersten wohlgelungenen Flgen htten die + Brder eine grosse Anzahl Brger zur Besichtigung eingeladen; beim + Herausbringen aus dem Schuppen sei aber das Luftschiff beschdigt + worden, und deshalb wren die Versuche aufgegeben worden. Das + enttuschte Publikum habe von da an der Sache ein grosses Misstrauen + entgegengebracht; die Wrights dagegen htten seitdem niemand mehr + eingeladen und den Zeitpunkt weiterer praktischer Versuche + geheimgehalten. Der Bankprsident meinte ausserdem, er sehe den + praktischen Wert der Maschine nicht ein; vor allem erscheine es ihm + als ein grosser Fehler, dass sie nur von einem langen Schienengleise + auffliegen knne." + +Es folgen sodann wieder einige Konstruktionseinzelheiten, und dann +schliesst der Bericht: + + "Die Versuche haben auf einer rechteckigen, von Bumen und einem + Schuppen umgebenen Wiese stattgefunden, die einen Umfang von etwa + einer Meile (1,6 Kilometer) hat. Beim lngsten Flug ist dieses Feld + etwa 30 Mal umflogen worden. Die Flge sind sowohl bei ruhigem + Wetter als auch bei starkem Winde ausgefhrt worden. + +[Illustration: *Das hinten befindliche Horizontalsteuer* + ist bei der Landung beschdigt. Man sieht oben rechts eine + gebrochene Holzstrebe herausragen.] + + "Ich glaube, die Tatsache des Vorhandenseins der ersten praktisch + erprobten Flugmaschine kann wohl niemand mehr ernstlich bestreiten; + es ist unmglich, dass sich so viele angesehene Leute der + verschiedensten Berufsklassen und des verschiedensten Alters + verabredet haben sollten, einem Erfinder zuliebe das Blaue vorn + Himmel herunterzulgen. Bei einem so langen 'Verhr', das nach + vorher genau festgesetztem Programm angestellt worden ist, htten + sie sich in einzelne Widersprche verwickeln mssen. Es sei im + brigen bemerkt, dass ich aus Zeitmangel nur 10 Leute aufgesucht + habe; fast jeder einzelne hatte mir noch weitere Zeugen namhaft + gemacht. Warum nun aber weigern sich die Gebrder Wright, ihren + Flieger eventuellen Kufern vor Abschluss des Vertrages in freiem + Fluge vorzufhren? Wenn sie wirklich so grosse Erfolge erzielt + haben, htten sie doch das Tageslicht nicht zu scheuen gehabt! + + "Auch hierfr glaube ich eine plausible Antwort gefunden zu haben. + Der Flieger ist eben so einfach, dass sie frchten, der Kufer + wendet nach Besichtigung keine so hohe Summe, wie eine Million + Dollars, an. Ausserdem glaube ich, dass eine sehr grosse Uebung dazu + gehrt, die Flugmaschine zu fhren. + + "Es wird nicht jeder Luftschiffer imstande sein, sofort damit + loszufahren, sondern es gehrt grosse Geschicklichkeit dazu, die + sich die Brder Wright durch ihre zahlreichen Gleitflge vorher + erworben hatten. + + "Ich bin nun der Ansicht, dass wir jetzt, nachdem es erwiesen ist, + dass man auch mit Luftschiffen, deren Gewicht nicht durch Gasballon + getragen wird, fliegen kann, uns ernstlich der Konstruktion von + Flugapparaten zuwenden mssen. Dagegen bin ich der festen + Ueberzeugung, dass es nicht der hohen Summe von vier Millionen Mark + bedarf, wenn wir deutsche Ingenieure und Flugtechniker--ich nenne z. + B. Regierungsrat Hofmann in Berlin--mit dieser Aufgabe betrauen. Wir + werden dann sicher nicht den amerikanischen Erfindern nachstehen. + + "Hauptmann a.D. Hildebrandt." + +[Illustration: *Wright erteilt seinem Schler Tissandier Unterricht* + Der Flieger steht mit seinen Schlittenkufen etwas ber dem Erdboden. + Die linke Schraube mit Welle und gekreuzter Kettenbertragung ist + deutlich sichtbar.] + +Diese Verffentlichung fand auch auszugsweise Platz in verschiedenen +deutschen, amerikanischen, englischen und franzsischen Zeitungen. Aber +nur wenige Leute waren auch durch diese Darstellung berzeugt, im +Gegenteil, mancher hervorragende deutsche Fachmann warf Verfasser noch +bis zum Juni 1908 vor, er habe sich arg dpieren lassen. Nunmehr kam +aber am 10. Februar 1908 aus New York die Nachricht, dass die +amerikanische Regierung 3 Aeroplane bestellt habe, einen bei den +Gebrdern Wright fr 25000 Dollar, den zweiten bei dem hier schon +genannten Herring fr 20000 Dollar und den dritten bei einem +Flugtechniker Skott in Chicago fr 1000 Dollar. Die Bedingungen, unter +denen die Regierung die Abnahme der Flieger vollziehen wollte, waren +folgende: "Die Abnahmeversuche finden statt unter Aufsicht des +Signalkorps in Fort Myers in Virginia. Die verlangten Leistungen sind +folgende: 1. eine Schnelligkeitsprfung ber eine Strecke von 16 +Kilometer 900 Meter auf einer Fahrt hin und zurck; 2. ein Flug von +einstndiger Dauer ber eine Strecke von 64,30 Kilometer--40 +Meilen--ohne Zwischenlandung. Der Aeroplan muss mit zwei Personen +bemannt sein. Jede Maschine kann drei Abnahmefahrten unternehmen." Wenn +ein Apparat weniger als 40 Meilen in der Stunde zurcklegt, so wird der +Kaufpreis vermindert. Bei einer geringeren Geschwindigkeit als 36 Meilen +in der Stunde wird die Maschine nicht abgenommen; wird dagegen eine +grssere Geschwindigkeit erreicht, so wird der Kaufpreis erhht. Bei +einer Geschwindigkeit von 60 Meilen in der Stunde wird er sogar fast +verdoppelt. Sobald irgend ein Punkt des Programms nicht genau +eingehalten werden sollte, wird 10 Proz. der gestellten Kaution +zurckbehalten. Die Wrights hatten 2500 Dollar Kaution zu stellen. Im +Mai 1908 begaben sich nun die beiden Brder in ihre alte Einde zu Kill +Devil bei Kitty Hawk, wo sie, weit entfernt von den wenig Anerkennung +zeigenden Mitbrgern ihrer Heimatstadt, ungestrt arbeiten konnten. + +[Illustration: *Knig Eduard von England begibt sich auf dem Felde Pont + Long bei Pau zum Startplatz des Fliegers* + + Rechts neben dem Knig Lord Cunraven, hinter diesem Ingenieur + Rozendaal.] + +[Illustration: *Minister Barthou im Aeroplan* + + Rechts beginnt ein Gehilfe die Schraube anzuwerfen. Wright gibt + Zndung. Der lange Zylinder enthlt Benzin. Zwischen Wright und + Barthou ist der Wasserbehlter sichtbar.] + +Ihre Versuche hatten den Zweck, die whrend der fast dreijhrigen Pause +verlorene Uebung wieder zu erreichen. Es wurden eine Anzahl von Flgen +in der Zeit vom 14. bis 16. Mai ausgefhrt, die zunchst in gerader +Linie gegen den Wind gingen und alsdann mit dem Ausfahren von Kreisen +endeten. Der lngste Flug dauerte 7 Minuten 29 Sekunden, und fhrte bei +einer Windgeschwindigkeit von 8 Metern in der Sekunde ber eine Strecke +von 8,03 Kilometern. Rekordflge waren nicht beabsichtigt; die Flge +wurden meistenteils nur von einem ausgefhrt. + +Schon am 10. April hatte sich in Frankreich infolge der Bemhungen des +erst krzlich von der franzsischen Regierung fr seine Verdienste um +die Flugtechnik mit dem Kreuze der Ehrenlegion ausgezeichneten Herrn +Hart O'Berg unter Leitung von Lazare Weiller eine Gesellschaft gebildet, +die fr die Summe von 500000 Francs die franzsischen Patente der +Wrights ankaufen wollte. Am 1. Juni traf Wilbur Wright in Paris ein, um +dort mit Hilfe seines Bevollmchtigten Hart O'Berg die Bedingungen zu +erfllen. + +[Illustration: *Die mit 2 Personen bemannte Flugmaschine* + schwebt auf dem Felde bei Pau ber ihrem Hangar. In der Mitte sieht + man vor dem Zaune eine der kleinen, einrdigen Plattformen, auf + denen der Flieger vor dem Start mit den Seiten ruht] + +Orville Wright blieb einstweilen in Amerika, wo er in Fort Myers am 3. +September mit den Abnahmefahrten begann. Als erster Passagier wurde in +dem Aeroplan der Leutnant Frank P. Lahm mitgenommen, der seinerzeit im +ersten Gordon-Bennett-Wettfliegen von Paris aus Sieger geblieben war. +Als zweiter Passagier wurde Major Squir vom Signalkorps mitgenommen, und +als dritter nahm am 17. September der Leutnant Selfridge an der Seite +Orvilles Platz. An jenem Tage war der Durchmesser der Schrauben um 3 +Zentimeter vergrssert. In 30 Meter Hhe riss pltzlich einer der +Steuerdrhte; dadurch geriet der korrespondierende Draht, nunmehr +schlaff geworden, in die Schraube, der Flieger geriet ins Schwanken und +senkte sich aus 30 Meter etwas herab, berschlug sich sodann und strzte +mit einem heftigen Stoss auf den Boden. Orville Wright hatte einen +komplizierten Schenkelbruch, eine Stirnwunde und verschiedene +Kontusionen erlitten. Leutnant Selfridge sthnte noch etwas und hauchte +bald sein Leben aus. Die Versuche in Amerika wurden nunmehr ausgesetzt, +da Orville Wright lngere Zeit zu seiner Wiederherstellung bedurfte. Er +hatte bereits sehr schne Resultate erzielt und einen Weltrekord +geschaffen. Am 12. September 1908 hatte er einen Flug von einer Stunde +15 Minuten und 20 Sekunden in einer Hhe von etwa 60 Metern +zurckgelegt. + +[Illustration: *Der Flieger im Fluge, von vorn gesehen* + Aufnahme aus einem Militrballon bei Rom.] + +Wilbur Wright hatte sich inzwischen mit Hart O'Berg nach Le Mans +begeben, wo er auf dem Rennplatze von Hunaudiere am 8. August seine +Versuche begann. Anfangs gelangen die Versuche nicht so gut, namentlich +deshalb nicht, weil Wright in der Bettigung der Steuerhebel unsicher +geworden war. Die Maschine war fr zwei Personen eingerichtet. Seine +ersten Versuche unternahm er allein; er musste sich also wieder an die +Steuerung allein gewhnen. Da der Rennplatz zu klein war, siedelte er +bald nach dem Schiessplatz Auvours ber, wo er sich einen kleinen +Schuppen bauen liess, in dem er seinen Aeroplan unterbrachte und auch +sich selbst einquartierte. Auf dem Rennplatz war der lngste Flug am 13. +August mit 8 Minuten 13 Sekunden ausgefhrt worden. Die Versuche wurden +am 21. August auf dem Schiessplatze Auvours fortgesetzt. Den Dauerrekord +mit einem Passagier stellte er am 3. Oktober mit einem Fluge von 55 +Minuten 37,2 Sekunden mit Franz Reichel vom "Figaro" auf. Am 18. +November schuf er mit 110 Metern Hhe seinen Weltrekord, und am 21. +September schlug dann Wilbur Wright auch den Rekord seines Bruders, +indem er 1 Stunde 31 Minuten und 25 Sekunden in der Luft blieb und 66,6 +Kilometer zurcklegte. Am 16. September hatte er zum ersten Male einen +Passagier, den franzsischen Luftschiffer Ernest Zens, mitgenommen. + +Am 7. Oktober bestieg als erste Dame den Fhrersitz Frau Hart O'Berg. In +der Folge sind dann eine grosse Anzahl von Flgen mit den +verschiedensten Passagieren an Bord durchgefhrt worden, und am 31. +Dezember stellte Wilbur Wright mit einem Fluge von 2 Stunden 20 Minuten +und 23 Sekunden den Dauerweltrekord auf. 124,7 Kilometer betrug die +hierbei zurckgelegte Strecke. Er gewann damit den grossen Preis, der +von Michelin gestiftet war und 20000 Francs betrug. + +[Illustration: *Orville, Katherine, Wilbur Wright*] + +Die franzsischen Patente wurden nunmehr von der Weiller-Gesellschaft +unter der Bedingung bernommen, dass Wilbur Wright drei Schler, die ihm +von der Gesellschaft bezeichnet wrden, im Lenken seines Aeroplans +ausbilde. Er verlegte sein Versuchsfeld am 3. Januar nach Pau in +Sdfrankreich, wo ihm die Stadt bei Pontlong ein grosses Aerodrom erbaut +hatte. Seine ersten Schler waren Paul Tissandier, Graf Lambert und der +Hauptmann der franzsischen Genietruppen Lucas Gerardville. Bereits am +6. Januar fhrte er hier seine ersten Flge aus und errang sich am 8. +durch einen Flug von 112 Kilometern den Preis von Triaca. Am 15. Februar +fuhr Wilburs Schwester Katherine zum erstenmal im Aeroplan mit dem +Bruder. Am 17. Februar liess sich Knig Eduard in Pau den Apparat +vorfhren und wohnte einem Aufstiege bei, der eine halbe Stunde dauerte. +Fnf Tage spter besichtigte Knig Alfons von Spanien, der eigens von +San Sebastian gekommen war, die Flugmaschine. Am 6. Mrz wurden die +Brder durch den Titel eines "Doktor-Ingenieurs", den ihnen die +Technische Hochschule in Mnchen verliehen, ausgezeichnet. Am 8. April +machte Wright mit seinen Schlern den letzten Aufstieg in Pau, erklrte +ihre Ausbildung fr beendet und begab sich nach Rom, um seinen Aeroplan +dort der italienischen Regierung vorzufhren und einen Schler +auszubilden. Unmittelbar nach seiner Abreise von Pau wurde der dort +benutzte, ziemlich stark mitgenommene Apparat im Auftrage der +franzsischen Regierung nach Paris geschafft, um dort im Konservatorium +der Knste und des Handwerks Aufstellung zu finden. Auch in Rom gelang +es Wilbur, ganz Italien durch seine hervorragenden Leistungen von seinem +grossen Knnen zu berzeugen. Am 24. April fhrte er seinen Apparat dem +Knige von Italien vor, und bereits am 28. April konnte sein Schler, +der Genieleutnant Calderara, trotz starken Regens selbstndig einen Flug +von 35 Minuten Dauer vollfhren. Durch Aussetzen des Motors strzte der +Apparat damals aus einer Hhe von drei Metern zur Erde herab, der +Lenker blieb unverletzt, whrend das Steuer brach und die +Schraubenachse verbogen wurde. In kurzer Zeit konnten die Schden an der +Maschine aber beseitigt werden, und am 6. Mai sehen wir Calderara einen +neuerlichen Flug unternehmen, der aber infolge eines Ohnmachtsanfalles +des Aviatikers ein tragisches Ende nehmen sollte. In einer Hhe von 40 +Metern kippte der Aeroplan um, die Maschine strzte zu Boden und begrub +den Lenker unter ihren Trmmern. Die beiden Steuer waren gebrochen, die +Tragflchen und die Spanndrhte verbogen und zerrissen. Calderara hatte +mehrere Brche und eine Gehirnerschtterung erlitten und wurde nach Rom +ins Spital gebracht. Bereits nach Monatsfrist war er geheilt. Auch die +Maschine war wiederhergestellt worden, so dass der Offizier am 19. Juli +abermals einen kurzen Flug unternahm. Spter wurde von seinem +behandelnden Arzte festgestellt, dass er zu Ohnmachtsanfllen neige, +weshalb er das Lenken von Aeroplanen endgltig aufgeben musste. + +[Illustration: *Katherine und Orville Wright* + machen in Pau unter der Fhrung des Franzosen Ernest Zens (links im + Korbe) ihre erste Freiballonfahrt] + + + + +Die Beschreibung der Wrightschen Flugmaschine. + + +Der Wrightsche Flieger ist ein Doppeldecker, der seinen Ursprung in den +Konstruktionen von Chanute hat. Zwei parallele, auf 1/20 ihrer Tiefe +gekrmmte, 12,5 Meter klafternde Flchen haben 1,8 Meter Abstand +voneinander. Die Tiefe der Trageflchen betrgt 2 Meter. Das aus Holz +bestehende Gerippe der Flchen ist mit Baumwollstoff bespannt; ihre +Oberflche betrgt 50 Quadratmeter. Die konkave Seite ist nach unten +gerichtet. Die Krmmung nimmt nach vorne hin zu, wo die vorderen Kanten +einige Zentimeter dick sind. Die Verspannung erfolgt in +Gitterkonstruktion durch Holz und Klaviersaitendraht. Das Material ist +amerikanisches Tannenholz, dass sich sowohl im Luftschiffbau, als auch +frher schon im Bootsbau infolge grosser Festigkeit und geringen +Gewichts bewhrt hat. Drei Meter vor den Hauptflchen befindet sich das +Hhensteuer, das aus zwei spindelfrmigen Flchen besteht von 5,25 +Zentimeter Breite und 0,80 Meter Tiefe. Zwischen den Hhensteuern +befinden sich noch zwei halbmondfrmige vertikal angeordnete Flchen. +Das Steuer fr die Horizontale befindet sich 2,7 Meter entfernt hinter +den Trageflchen. Es besteht aus zwei langen vertikalen Flchen, die 1/2 +Meter auseinanderstehen. Das Steuer kann auch in vertikaler Richtung +bewegt werden, um Beschdigungen durch Aufstossen bei der Landung zu +vermeiden. Der Sitz fr den Fhrer und einen Begleiter befindet sich auf +der vorderen unteren Trageflche, wo sich hinter ihm der Motor und +rechts von ihm der Khler befindet. Der Motor ist ein Viertaktmotor +mit 4 Zylindern, er entwickelt 25 PS und wiegt in betriebsfhigem +Zustande 90 Kilogramm, so dass also 3,6 Kilogramm auf eine Pferdestrke +kommt. Er ist nach den ureigensten Ideen der Wrights gebaut, und macht +etwa 1400 Touren. Der Motor treibt zwei aus Holz gefertigte, mit Tuch +berklebte Schrauben von 2,80 Meter Durchmesser. Der Antrieb erfolgt +durch Ketten, die in Rhren geschtzt laufen. Die Schrauben drehen sich +mit 450 Touren. + +[Illustration: *Flug um den Michelin-Preis* + bei Sonnenuntergang am 31. Dezember 1908 auf dem Schiessplatz + Auvours bei Le Mans.] + +[Illustration: Blick zwischen die Tragflchen mit ihren Holzstreben. + Wilbur auf dem Fhrersitz, links steht der Knig von Spanien.] + +Die Tourenzahl des Motors kann weder durch Gasdrosselung, noch durch +Verstellen des Zndpunktes verndert werden. Die Verminderung der +Fluggeschwindigkeit wird lediglich durch Aufrichten des Fliegers mittels +des Hhensteuers bewirkt. Die Maschine ist auf Schlittenkufen montiert. +Die Steuerung erfolgt durch Bettigung zweier rechts und links vom +Fhrersitz befindlichen Hebel; die Vorwrts- oder Rckwrtsbewegung des +linken Hebels hat Fallen oder Steigen des Fliegers zur Folge. Mit dem +rechten Hebel wird das Horizontalsteuer und gleichzeitig auch die +Verwindung der Tragflchen bewirkt. Gerade das letzte bedeutet eine +Haupteigenschaft des Wrightschen Fliegers. + +[Illustration: *Hart O'Berg* + der Bevollmchtigte von Wilbur und Orville Wright in seinem + Arbeitszimmer] + +Durch die Verwindung wird die Stabilitt des Fliegers in unsteten +Luftstrmen gehalten. Wenn beispielsweise ein Windstoss von links den +Apparat nach rechts kippen will, so vermehrt man auf der rechten Seite +den Luftwiderstand durch Vergrsserung der Wlbung, also durch Verwinden +der Flche nach unten. Gleichzeitig wird der Luftwiderstand links, wo +der seitliche pltzliche Luftstrom auftrifft, vermindert durch +Verminderung der Wlbung, das heisst durch Verwinden der hinteren Flche +nach oben. In gleicher Weise, wie eben geschildert, muss verfahren +werden, wenn der Apparat eine Wendung nach rechts fahren soll. Alsdann +beschreibt die rechte Kante des Fliegers, die sich auf der inneren Seite +der Kurve befindet, einen kleineren Weg, als die linke Kante, die sich +auf der usseren Seite der Kurve befindet. Demnach legt die rechte Kante +einen kleineren Weg zurck, als die linke, und man muss die +Geschwindigkeit rechts etwas einschrnken. Durch Verwinden der rechten +Flche nach unten erhht man den Luftwiderstand, vermindert also die +Schnelligkeit; durch Verwinden der linken Flche nach oben vermindert +man den Luftwiderstand und erhht demnach die Geschwindigkeit. Nach den +Mitteilungen Wrights kommt es dabei darauf an, anfangs zwar bei einer +Wendung das Steuer fr die betreffende Richtung einzustellen, aber +mglichst bald wieder umzulegen, um ein Kippen zu vermeiden. Beim +Balancehalten ist es erforderlich, genau das Gegenteil von dem zu tun, +was ein Radfahrer tut. Dieser legt sich nach innen in die Kurve und +bringt den Schwerpunkt nach innen. Bei der Flugmaschine muss man den +Schwerpunkt nach aussen halten, weil sonst der Apparat ins Kippen kommt. + +Das Ausfhren von Wendungen und das hierbei zur Erhaltung der seitlichen +Stabilitt erforderliche Verwinden geschieht in der Weise, dass +beispielsweise der rechte Hebel nach vorwrts gezogen wird, wodurch die +Steuerdrehung nach rechts erfolgt. Gleichzeitig drckt man aber diesen +Hebel auch nach links, wodurch die Verwindung in der Weise eintritt, +dass die Kanten der rechten Trageflchen nach unten und die der linken +nach oben gerichtet werden. + +Krzlich haben die Wrights ein neues Patent eingereicht, in dem sie zwei +kleine vertikale Flchen beschreiben, die noch durch einen dritten +ergnzenden Hebel bettigt werden. Diese vertikal stehenden kleinen +Flchen sollen das Gauchissement, wie man die Verwindung im +Franzsischen nennt, verstrken und das Gegengewicht in der Balance +halten. Der Start der Wrightschen Flugmaschine erfolgt durch eine +besondere Vorrichtung, Pylon genannt. Wie schon erwhnt, ruht die +Maschine in der Mitte mit den dort befindlichen Querverbindungen auf +einer Holzschiene. An den beiden Seiten wird sie durch je eine mit einem +kleinen Rad versehene Plattform im Gleichgewicht erhalten. Die Schiene +wird meist genau gegen den Wind gerichtet. Einige Meter hinter dem +Schienenanfang, genau in der Mitte hinter dem Flugapparat, wird ein 8 +Meter hoher pyramidenfrmiger Turm aufgestellt, in dessen Mitte ein 700 +Kilogramm schweres Gewicht sich befindet, das durch ein Seil, wie es die +Figur auf Seite 62[Note: Siehe unten] zeigt, mit dem Aeroplan in +Verbindung steht. Vor Beginn des Anfluges wird das Gewicht in dem Turm +hochgezogen und alsdann der Flugapparat durch eine Sperrklinke an der +Schiene befestigt. Sobald nun die Schrauben angeworfen sind und der +Motor seine volle Geschwindigkeit entwickelt hat, lst der Fhrer die +Sperrklinke und alsbald zieht das fallende Gewicht den Aeroplan mit +allwachsender Geschwindigkeit nach vorwrts. Das Hhensteuer hat hierbei +eine Neigung nach unten, so dass durch den Winddruck der Apparat fest +gegen die Schiene gedrckt wird. Gegen Ende der Schiene fllt das Ende +des Seils von selbst von dem Haken des Fliegers ab, der Fhrer stellt +eine Kleinigkeit das Hhensteuer ein und die Flugmaschine beginnt zu +schweben. Es kommt nun darauf an, in der Luft die Balance durch +fortwhrende Bettigung des linken Steuerhebels zu halten, wobei die +Bewegungen jedoch usserst gering sein mssen, weil der Flieger auf die +leiseste Anstellung der Flchen reagiert. + +[Illustration: *Schematische Zeichnung der Bettigung der + Verwindungsvorrichtung* + + Beim Seitwrtsschieben des Hebels A gehen die Schnre in der + Pfeilrichtung von B nach A, von C und D nach B. Hierdurch werden die + Holzstreben CE und DP in der Pfeilrichtung nach unten gedrckt und + damit die Kanten der oberen und unteren Trageflchen ebenfalls nach + unten bewegt. Die Holzstreben nehmen nunmehr die Stellung HG und KI + ein. Die Verwindung der rechten Flchen ist erreicht. + + Von E und F fhren Schnre nach L. Diese werden folgegemss + ebenfalls in der Pfeilrichtung nach unten bewegt und bertragen die + Bewegung ber L und M nach N und O. Die Holzstreben NP und OQ werden + nach oben gezogen und nehmen die Stellung RS und TU ein. Damit hat + der Fhrer die Verwindung der linken Trageflchen bewirkt.] + +[Illustration: *Startpylon fr die Flugmaschine* + + Das Gewicht G hngt an einem Tau, das ber die Rolle A zu der fast + am Ende der Holzschiene angebrachten Rolle B luft. Von hier geht + das Tau zur Maschine, wo es bei C an einem Haken befestigt ist. + Zwischen B und C befindet sich noch ein Flaschenzug, welcher der + besseren Uebersichtlichkeit halber auf der Zeichnung fortgelassen + ist.] + + + + +Rckkehr der Wrights nach Amerika und Besuch Berlins. + + +Am 5. Mai haben sich Wilbur und Orville Wright mit ihrer Schwester +Katharina zunchst nach England begeben, wo ihnen der dortige +Luftschifferklub eine goldene Medaille in feierlicher Sitzung bergab +und die beiden Brder zu Ehrenmitgliedern der Gesellschaft ernannte. +Alsdann reisten sie mit einem Schiff des Norddeutschen Lloyds nach New +York und wurden hier mit allen Ehren von den Mitgliedern des +amerikanischen Luftschifferklubs und einer zahlreichen Menschenmenge mit +grossem Jubel empfangen. Sie begaben sich von da in ihre Heimatstadt. +Als sie zur Mittagsstunde in Dayton ankamen, empfingen sie unter +Glockengelut und Kanonendonner mehr als tausend Menschen. Man brachte +die beiden Brder in einem Wagen nach Hause, der von vier Schimmeln +gezogen wurde; in diesem Wagen hatte auch ihr Vater mit zwei +Lieblingsenkelkindern Platz genommen. Ein ganzer Zug von Wagen +begleitete sie sodann in feierlichem Zuge nach Hause. Am Abend bewegten +sich in der kleinen Strasse, wo sich das Haus des alten Bischofs +befindet, weit ber 10000 Menschen, alte Freunde, Nachbarn und Mitbrger +der Stadt, um sie zu begrssen. Die Stadtverwaltung hatte alle +ffentlichen Gebude dekoriert und beflaggt, und die drei grsseren +Pltze von Dayton herrlich illuminiert. Auch die Einwohner waren in +Beflaggung und Illumination nicht sparsam gewesen, so dass Dayton ein +prchtiges Bild gab, wie man es noch nie zuvor gesehen hatte. + +[Illustration: *Schematische Ansicht der Trageflchen nach der + Verbindung*] + +Am 17. und 18. Juni hatte die Stadt eine grosse Feierlichkeit +veranstaltet, bei der drei goldene Medaillen den Brdern berreicht +wurden: eine von der Nation, eine vom Staate Ohio und eine von der Stadt +Dayton. Doch die Mission der beiden Brder war noch nicht erfllt; +alsbald begaben sie sich nach Washington, wo Orville Wright die +Abnahmefahrten fr die amerikanische Regierung begann. Nach anfnglich +kleinen Havarien, die bei neuen Apparaten fast immer vorkommen, jedoch +in zwei, drei Fahrten bald beseitigt sind, zeigte der Flieger wieder, +was er leisten konnte, und schon am 20. Juli blieb Wright 80 Minuten in +der Luft und legte dabei in der Stunde 45 Meilen zurck. Damit waren die +Bedingungen, welche die amerikanische Regierung gestellt hatte, erfllt +und nunmehr konnte sich Orville nach Europa begeben, um Berlin sein +Knnen zu zeigen und Piloten auszubilden fr die deutsche Gesellschaft +"Flugmaschine Wright", die aus der Motorluftschiff-Studiengesellschaft +und der Luftfahrzeug-Gesellschaft hervorgegangen ist, um Flieger nach +der Bauart der Brder Wright und anderer Erfinder herzustellen. Damit +drften wir auch in Deutschland bald so weit sein, dass der Flugsport +allgemeine Verbreitung findet. + + * * * * * + + + + +Anhang: Korrespondenz von A. Hildebrandt. + + +A. Hildebrandt +Hauptmann a.D. +Berlin W. 30 +Martin Luther-Strae 10. + +Berlin W. 30, den 21. April 1909 + +Mr. +Bishop Wright, Esqu. +Dayton (Ohio). + +Dear Sir, + +Relating to the acquaintance which to make of you I had the Honour at +the end of October in 1907 during my visit at Dayton I beg to adress to +you with a demand to day. I am going to write a book about your +celebrated sons. I should be very thankful to you for willing send me +some material. I should like to have any dates of the youth of your +sons, of the first experiences and also of you and the lated Madame +Wright; perhaps do you write me also of your feeling, having had during +the bold experiences of your sons. If You could let me have portraits of +you and the lated Madame Wright, of your children and your house at +Dayton, I should very obliged to you. Please, will you have then the +kindness, to get reproduce such pictures an my account and to send me +the wished materiel as soon as possible, as I have to make haste, for +being the book ready still before the visit of your sonns in +Germany. + +Hoping, that you will accomplish my wishes and thanking you beforehand, +I remain, Dear Sir, + +Yours very most obedient + +[Signature: Capt. A. Hildebrandt.] + + +A. Hildebrandt +Hauptmann a. D. +Berlin W. 30 +Martin Luther-Strae 10. + +Berlin W. 30. den 22. Mai 1909. + +Bishop Milton Wright, Esquire, +Dayton (Ohio) + +Dear Sir, + +With best thanks I confirm you the receipt of your kind letter of the +11th inst. Your family-history has interested me very much. I shall +make use of them soon. But about something I am not clear. You write: +"This brings us in line with general United States Grant and +Grover-Cleveland." I do not know, if you mean two persons, the same +general Grant and general Grover from Cleveland? Also I thank you for +your photograph. It is of moment to me, also to have still photographs +of the late Madame Wright and her father, Mr. John Koerner, whom Germany +the native has been of. I should like to get still other photographs of +your children Wilbur and Orville, presenting them in young years and +also of Miss Katherine and if you have still a photograph presenting +your whole family joined. At last you would oblige me much for sending +me pictures also of your present house, the flight-square near Dayton +and the whole sight of Dayton. As being immodest of me, to pronounce so +many wishes to you, I propose and beg you, to give order to anybody, to +procure me all the wished photographs and pictures on my account. With +great interest I am awaiting your further informations, promised me in +your letter, about the youth of your sons and the matter, how these are +gotten to the intention to make experiences with a flying mashine. +[Hand-written note: I cannot found(?) Schleits in Saxony?] + +Thanking you once more for the material, which to send me, you have had +the kindness, I remain, Dear Sir, + +Yours most obedient + +[Signature: Hildebrandt] + +[Hand-written note: PS. The pictures are not ready, I have to have them +copied. M.W.] + + * * * * * + +Dayton, Ohio, June 5, 1909. + +Capt. A. Hildebrant, +Berlin, Germany. + +Dear Sir: + +You did not quite understand my letter. It was General Ulysses S. Grant +that I wrote of, and President Grover Cleveland, of whom I spoke. They +were two presidents of our country, decended like myself from John +Porter of Windsor (16_37) from whom I am also descended. Hence they are +distant cousins of ours, and of each other. + +My wife's father was a regular German in his looks. He was born six +miles west of Scleitz in Saxony, the southwest part, as you will see on +any large map of Saxony. The family, of whom we never had any group +picture, is as follows: + +Milton Wright, born November 17, 1828, in Rush County, Indiana. + +Susan Catharine (Koerner) Wright, born near Hillsboro, Virginia, April +30, 1831. + +Reuchlin Wright, born in Grant County, Indiana, March 17, 1861. + +Lorin Wright, born in Fayette County, Indiana, November 18, 1862. + (These two older brothers are still living, are married, and have lovely + children--Reuchlin three, Lorin four, Reuchlin's oldest married). + +Wilbur Wright, born, in Henry county, Indiana, April 16, 1867. + +Otis Wright and Ida Wright (twins) born April 24, 1870, in Dayton, Ohio. + (Without sickness or pain, they died at 13 and 18 days of age). + +Orville Wright, born August 19, in Dayton, Ohio, 1871. + +Katharine Wright, born in Dayton, Ohio, August 19, 1874. + +They were all good children. And they are all of unimpeachable morals +yet. Reuchlin is a deacon on the Congregational Church, in Tonganoxie, +Kan. They are about equal in intellect, the others having had better +education than the inventors. Katharine graduated in the Classical +Course in Oberlin College, and teaches in Dayton High School. I am a +traveling minister in the United Brethren in Christ, served several +years as pastor, ten as presiding elder, eight as editor of our Church +paper, and twenty-four as bishop. As bishop and editor I was elected by +General Conference every four years, those offices being filled every +four years by a ballot election. In filling my duties, I have visited +all the states west of the River, and territories; and all states east +of the Mississipi, except the six New England states and five others. In +all I have traveled by rail, over two hundred thousand miles. My change +of residence every two years must account for my three older children +being born in three different counties in Indiana. Mrs. Wright, the +sweetest spirit earth ever knew, died twenty years ago, in Dayton, July +4, 1889. From that on I raised the children, left to my care. All the +children sprang to help their mother, but Wilbur cared for her, +prolonged her life, and I gave him five hundred dollars for his +incomparable care for her. [Hand-written note: He had no promise of +reward.] + +Their first interest in the art of flying, they date back to about the +year 1879, when I brought home to them a Heliocoptere, a toy which could +fly. Later on they began to watch Lilienthal, and followed him to his +death, in the art of gliding. Their first active work began in the year +1900, when as a vacation, they built a gliding machine on the coast of +North Carolina, and each year in the fall of the year, spent a few weeks +there till in 1903, they attached a gasoline motor to it and flew, +December 17th, four short flights. They flew against the wind and made +at the longest only about a half mile, counting the velocity of the +wind. In actual measurment considerably less than a half mile. The +place of flight was on the sandy plain near Kill Devil Mills, in Dare +County, four miles from Kitty Hawk in Cerrituck County. The following +two summers and falls, they experimented at Simson's(?) Station (a +mere stopping place, on the Dayton and Springfield traction railroad, a +perfectly level meadow ground) where they made a few miles flight, but +in 1905, September, they flew as much as twenty-four miles, at one +flight. They flew no more for part of two years, but began negotiations +for the sale of their invention. In 1908, they engaged to a Company in +France, to sell their rights, and sold to the United states government a +single machine at twenty-five thousand dollars, they in each case, to +perform certain exploits with the machine. Time crowding on them to meet +engagements, they separated in June 1908, Wilbur going to France, and +Orville remaining to complete at Ft. Myer (near Washington) the United +States contract. Of Wilbur's scalding his arm in regulating his machine, +and his successful trial, before his arm was well, all have read. But +Orville having his machine ready at Ft. Myer, went far ahead of Wilbur, +but an easily avoided defect in his machine, having under strain caused +friction between the propeller of his machine and a wire, and--far worst +of all broke the management of the _tail_ of his machine, a most +important part--he was on a machine in the air over one hundred feet +high, with his control of the machine rendered useless, and after +sinking to about seventy-five feet, his machine descended vertically, to +the death of Lieutenant Selfridge, two hours later, and a tremendous +jolt to himself and the breaking of a thigh bone (left leg, one third +way down toward the knee) which confined him in the hospital for +several weeks, and from which he will entirely recover. But Wilbur +learning of Orvilles disaster, and reproached as far behind him, rose to +the situation, and in a few days, was ahead of anything Orville had +done, to the great joy of his brother. The rest you know. Wilbur in +France and Rome earned his conracts, and came home with Orville and +their Sister Katharine, and they were hailed at the depot of his city, +with the ringing of bells, the firing of cannon, and by over a thousand +people, and the same at home, at the noon hour, and at night more than +ten thousand people came out as old friends and neighbors to see them, +the most splendid illumination of the street, and decoration of the +buildings for three squares, being the order of the occasion. The city +brought them on their arrival, home in a train of coaches, thier +carriage being drawn with four white horses, in which rode with them +their father and two favorite grandchildren, Leontine and Horace Wright. + +The boys were natural workmen in wood or metal. Their father's family, +their mother's family (and the mother herself) were inventive and +ingenius. The father at eighteen years invented a type-writer, having +never heard. It is useless to develop inheritance in their invention. + +The city (Dayton) has decreed them two days (Jne 17 and 18), on which, +besides innumerable ceremonies, they will be given three gold medals; +One voted by the nation, one by the State, and another by the City. + +Yours truly, + +[Signature: Milton Wright] + + +A. Hildebrandt +Hauptmann a.D. +Berlin W. 30 +Martin-Luther-Strae 10. + +Berlin W. 30, den 28. Huni 1909. + +Bishop +Milton Wright, Esquire, +Dayton (Ohio). + +Dear Sir, + +For the two letters, you had the kindness to send me in last time, be +thanked very much. With great interess I am awaiting the pictures, which +you advised me of. I shall try now, to discover the native place of Mr. +John G. Koerner, the father of the late Madame Wright. + +Now still once more many thanks for the pains, you have had! + +I am with great estime +ever Yours very truly + +[Signature: A. Hildebrandt.] + + +Berliner Lokal-Anzeiger +Redaktion. +Berlin SW 68, +Zimmerstrasse 37-41. + +9. Juli 1909 + +Dear Sir, + +I wired to you: "Bishop Wright, Dayton. Book must be stamped. Please +send photographs." + +The biography of your sons shall be published of possible as book +already in 14 days. Therefore I should lik to recives instantly the +photographs requested from you. If it were not possible to you to send +me all photographs by retourn of mail, please send later the rest, for. +I should use the other pictures for german papers. + +I thank you for your endeavaurs and hope, shortly to see in Berlin your +souns and Mis Katherine. + +With best regards +yours + +[Signature: gez. Captain Hildebrandt] + + +A. Hildebrandt +Hauptmann a.D. +Berlin W. 30 +Martin-Luther-Strae 10. + +Berlin W. 30, den 18. Juli 1909. + +Bishop Milton Wright, Esquire, +Dayton (Ohio). + +Dear Sir! + +With many thanks I confirm you the receipt of the two pictures and your +letter of the 3rd inst., by which you have made me great pleasure. I +shall make use of the pictures as soon as possible. + +Thanking you once more for your kindness and being always at your +service, I remain, Dear Sir + +ever Yours truly + +[Signature: A. Hildebrandt.] +he receipt of the two pictures and your +letter of the 3rd inst., by which you have made me great pleasure. I +shall make use of the pictures as soon as possible. + +Thanking you once more for your kindness and being always at your +service, I remain, Dear Sir + +ever Yours truly + +[Signature: A. Hildebrandt.] + + + +***END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE BRUEDER WRIGHT*** + + +******* This file should be named 10914-8.txt or 10914-8.zip ******* + + +This and all associated files of various formats will be found in: +https://www.gutenberg.org/1/0/9/1/10914 + + +Updated editions will replace the previous one--the old editions +will be renamed. + +Creating the works from public domain print editions means that no +one owns a United States copyright in these works, so the Foundation +(and you!) can copy and distribute it in the United States without +permission and without paying copyright royalties. Special rules, +set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to +copying and distributing Project Gutenberg-tm electronic works to +protect the PROJECT GUTENBERG-tm concept and trademark. Project +Gutenberg is a registered trademark, and may not be used if you +charge for the eBooks, unless you receive specific permission. If you +do not charge anything for copies of this eBook, complying with the +rules is very easy. You may use this eBook for nearly any purpose +such as creation of derivative works, reports, performances and +research. They may be modified and printed and given away--you may do +practically ANYTHING with public domain eBooks. Redistribution is +subject to the trademark license, especially commercial +redistribution. + + + +*** START: FULL LICENSE *** + +THE FULL PROJECT GUTENBERG LICENSE +PLEASE READ THIS BEFORE YOU DISTRIBUTE OR USE THIS WORK + +To protect the Project Gutenberg-tm mission of promoting the free +distribution of electronic works, by using or distributing this work +(or any other work associated in any way with the phrase "Project +Gutenberg"), you agree to comply with all the terms of the Full Project +Gutenberg-tm License (available with this file or online at +https://gutenberg.org/license). + + +Section 1. General Terms of Use and Redistributing Project Gutenberg-tm +electronic works + +1.A. By reading or using any part of this Project Gutenberg-tm +electronic work, you indicate that you have read, understand, agree to +and accept all the terms of this license and intellectual property +(trademark/copyright) agreement. If you do not agree to abide by all +the terms of this agreement, you must cease using and return or destroy +all copies of Project Gutenberg-tm electronic works in your possession. +If you paid a fee for obtaining a copy of or access to a Project +Gutenberg-tm electronic work and you do not agree to be bound by the +terms of this agreement, you may obtain a refund from the person or +entity to whom you paid the fee as set forth in paragraph 1.E.8. + +1.B. "Project Gutenberg" is a registered trademark. It may only be +used on or associated in any way with an electronic work by people who +agree to be bound by the terms of this agreement. There are a few +things that you can do with most Project Gutenberg-tm electronic works +even without complying with the full terms of this agreement. See +paragraph 1.C below. There are a lot of things you can do with Project +Gutenberg-tm electronic works if you follow the terms of this agreement +and help preserve free future access to Project Gutenberg-tm electronic +works. See paragraph 1.E below. + +1.C. The Project Gutenberg Literary Archive Foundation ("the Foundation" +or PGLAF), owns a compilation copyright in the collection of Project +Gutenberg-tm electronic works. Nearly all the individual works in the +collection are in the public domain in the United States. If an +individual work is in the public domain in the United States and you are +located in the United States, we do not claim a right to prevent you from +copying, distributing, performing, displaying or creating derivative +works based on the work as long as all references to Project Gutenberg +are removed. Of course, we hope that you will support the Project +Gutenberg-tm mission of promoting free access to electronic works by +freely sharing Project Gutenberg-tm works in compliance with the terms of +this agreement for keeping the Project Gutenberg-tm name associated with +the work. You can easily comply with the terms of this agreement by +keeping this work in the same format with its attached full Project +Gutenberg-tm License when you share it without charge with others. + +1.D. The copyright laws of the place where you are located also govern +what you can do with this work. Copyright laws in most countries are in +a constant state of change. If you are outside the United States, check +the laws of your country in addition to the terms of this agreement +before downloading, copying, displaying, performing, distributing or +creating derivative works based on this work or any other Project +Gutenberg-tm work. The Foundation makes no representations concerning +the copyright status of any work in any country outside the United +States. + +1.E. Unless you have removed all references to Project Gutenberg: + +1.E.1. The following sentence, with active links to, or other immediate +access to, the full Project Gutenberg-tm License must appear prominently +whenever any copy of a Project Gutenberg-tm work (any work on which the +phrase "Project Gutenberg" appears, or with which the phrase "Project +Gutenberg" is associated) is accessed, displayed, performed, viewed, +copied or distributed: + +This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with +almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or +re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included +with this eBook or online at www.gutenberg.org + +1.E.2. If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is derived +from the public domain (does not contain a notice indicating that it is +posted with permission of the copyright holder), the work can be copied +and distributed to anyone in the United States without paying any fees +or charges. If you are redistributing or providing access to a work +with the phrase "Project Gutenberg" associated with or appearing on the +work, you must comply either with the requirements of paragraphs 1.E.1 +through 1.E.7 or obtain permission for the use of the work and the +Project Gutenberg-tm trademark as set forth in paragraphs 1.E.8 or +1.E.9. + +1.E.3. If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is posted +with the permission of the copyright holder, your use and distribution +must comply with both paragraphs 1.E.1 through 1.E.7 and any additional +terms imposed by the copyright holder. Additional terms will be linked +to the Project Gutenberg-tm License for all works posted with the +permission of the copyright holder found at the beginning of this work. + +1.E.4. Do not unlink or detach or remove the full Project Gutenberg-tm +License terms from this work, or any files containing a part of this +work or any other work associated with Project Gutenberg-tm. + +1.E.5. Do not copy, display, perform, distribute or redistribute this +electronic work, or any part of this electronic work, without +prominently displaying the sentence set forth in paragraph 1.E.1 with +active links or immediate access to the full terms of the Project +Gutenberg-tm License. + +1.E.6. You may convert to and distribute this work in any binary, +compressed, marked up, nonproprietary or proprietary form, including any +word processing or hypertext form. However, if you provide access to or +distribute copies of a Project Gutenberg-tm work in a format other than +"Plain Vanilla ASCII" or other format used in the official version +posted on the official Project Gutenberg-tm web site (www.gutenberg.org), +you must, at no additional cost, fee or expense to the user, provide a +copy, a means of exporting a copy, or a means of obtaining a copy upon +request, of the work in its original "Plain Vanilla ASCII" or other +form. Any alternate format must include the full Project Gutenberg-tm +License as specified in paragraph 1.E.1. + +1.E.7. Do not charge a fee for access to, viewing, displaying, +performing, copying or distributing any Project Gutenberg-tm works +unless you comply with paragraph 1.E.8 or 1.E.9. + +1.E.8. You may charge a reasonable fee for copies of or providing +access to or distributing Project Gutenberg-tm electronic works provided +that + +- You pay a royalty fee of 20% of the gross profits you derive from + the use of Project Gutenberg-tm works calculated using the method + you already use to calculate your applicable taxes. The fee is + owed to the owner of the Project Gutenberg-tm trademark, but he + has agreed to donate royalties under this paragraph to the + Project Gutenberg Literary Archive Foundation. Royalty payments + must be paid within 60 days following each date on which you + prepare (or are legally required to prepare) your periodic tax + returns. Royalty payments should be clearly marked as such and + sent to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation at the + address specified in Section 4, "Information about donations to + the Project Gutenberg Literary Archive Foundation." + +- You provide a full refund of any money paid by a user who notifies + you in writing (or by e-mail) within 30 days of receipt that s/he + does not agree to the terms of the full Project Gutenberg-tm + License. You must require such a user to return or + destroy all copies of the works possessed in a physical medium + and discontinue all use of and all access to other copies of + Project Gutenberg-tm works. + +- You provide, in accordance with paragraph 1.F.3, a full refund of any + money paid for a work or a replacement copy, if a defect in the + electronic work is discovered and reported to you within 90 days + of receipt of the work. + +- You comply with all other terms of this agreement for free + distribution of Project Gutenberg-tm works. + +1.E.9. If you wish to charge a fee or distribute a Project Gutenberg-tm +electronic work or group of works on different terms than are set +forth in this agreement, you must obtain permission in writing from +both the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and Michael +Hart, the owner of the Project Gutenberg-tm trademark. Contact the +Foundation as set forth in Section 3 below. + +1.F. + +1.F.1. Project Gutenberg volunteers and employees expend considerable +effort to identify, do copyright research on, transcribe and proofread +public domain works in creating the Project Gutenberg-tm +collection. Despite these efforts, Project Gutenberg-tm electronic +works, and the medium on which they may be stored, may contain +"Defects," such as, but not limited to, incomplete, inaccurate or +corrupt data, transcription errors, a copyright or other intellectual +property infringement, a defective or damaged disk or other medium, a +computer virus, or computer codes that damage or cannot be read by +your equipment. + +1.F.2. LIMITED WARRANTY, DISCLAIMER OF DAMAGES - Except for the "Right +of Replacement or Refund" described in paragraph 1.F.3, the Project +Gutenberg Literary Archive Foundation, the owner of the Project +Gutenberg-tm trademark, and any other party distributing a Project +Gutenberg-tm electronic work under this agreement, disclaim all +liability to you for damages, costs and expenses, including legal +fees. YOU AGREE THAT YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE, STRICT +LIABILITY, BREACH OF WARRANTY OR BREACH OF CONTRACT EXCEPT THOSE +PROVIDED IN PARAGRAPH F3. YOU AGREE THAT THE FOUNDATION, THE +TRADEMARK OWNER, AND ANY DISTRIBUTOR UNDER THIS AGREEMENT WILL NOT BE +LIABLE TO YOU FOR ACTUAL, DIRECT, INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR +INCIDENTAL DAMAGES EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE POSSIBILITY OF SUCH +DAMAGE. + +1.F.3. LIMITED RIGHT OF REPLACEMENT OR REFUND - If you discover a +defect in this electronic work within 90 days of receiving it, you can +receive a refund of the money (if any) you paid for it by sending a +written explanation to the person you received the work from. If you +received the work on a physical medium, you must return the medium with +your written explanation. The person or entity that provided you with +the defective work may elect to provide a replacement copy in lieu of a +refund. If you received the work electronically, the person or entity +providing it to you may choose to give you a second opportunity to +receive the work electronically in lieu of a refund. If the second copy +is also defective, you may demand a refund in writing without further +opportunities to fix the problem. + +1.F.4. Except for the limited right of replacement or refund set forth +in paragraph 1.F.3, this work is provided to you 'AS-IS,' WITH NO OTHER +WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO +WARRANTIES OF MERCHANTIBILITY OR FITNESS FOR ANY PURPOSE. + +1.F.5. Some states do not allow disclaimers of certain implied +warranties or the exclusion or limitation of certain types of damages. +If any disclaimer or limitation set forth in this agreement violates the +law of the state applicable to this agreement, the agreement shall be +interpreted to make the maximum disclaimer or limitation permitted by +the applicable state law. The invalidity or unenforceability of any +provision of this agreement shall not void the remaining provisions. + +1.F.6. INDEMNITY - You agree to indemnify and hold the Foundation, the +trademark owner, any agent or employee of the Foundation, anyone +providing copies of Project Gutenberg-tm electronic works in accordance +with this agreement, and any volunteers associated with the production, +promotion and distribution of Project Gutenberg-tm electronic works, +harmless from all liability, costs and expenses, including legal fees, +that arise directly or indirectly from any of the following which you do +or cause to occur: (a) distribution of this or any Project Gutenberg-tm +work, (b) alteration, modification, or additions or deletions to any +Project Gutenberg-tm work, and (c) any Defect you cause. + + +Section 2. Information about the Mission of Project Gutenberg-tm + +Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of +electronic works in formats readable by the widest variety of computers +including obsolete, old, middle-aged and new computers. It exists +because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from +people in all walks of life. + +Volunteers and financial support to provide volunteers with the +assistance they need, is critical to reaching Project Gutenberg-tm's +goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will +remain freely available for generations to come. In 2001, the Project +Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure +and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations. +To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation +and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4 +and the Foundation web page at https://www.pglaf.org. + + +Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive +Foundation + +The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit +501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the +state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal +Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification +number is 64-6221541. Its 501(c)(3) letter is posted at +https://pglaf.org/fundraising. Contributions to the Project Gutenberg +Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent +permitted by U.S. federal laws and your state's laws. + +The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S. +Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered +throughout numerous locations. Its business office is located at +809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email +business@pglaf.org. Email contact links and up to date contact +information can be found at the Foundation's web site and official +page at https://pglaf.org + +For additional contact information: + Dr. Gregory B. Newby + Chief Executive and Director + gbnewby@pglaf.org + +Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg +Literary Archive Foundation + +Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide +spread public support and donations to carry out its mission of +increasing the number of public domain and licensed works that can be +freely distributed in machine readable form accessible by the widest +array of equipment including outdated equipment. Many small donations +($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt +status with the IRS. + +The Foundation is committed to complying with the laws regulating +charities and charitable donations in all 50 states of the United +States. Compliance requirements are not uniform and it takes a +considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up +with these requirements. We do not solicit donations in locations +where we have not received written confirmation of compliance. To +SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any +particular state visit https://pglaf.org + +While we cannot and do not solicit contributions from states where we +have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition +against accepting unsolicited donations from donors in such states who +approach us with offers to donate. + +International donations are gratefully accepted, but we cannot make +any statements concerning tax treatment of donations received from +outside the United States. U.S. laws alone swamp our small staff. + +Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation +methods and addresses. Donations are accepted in a number of other +ways including including checks, online payments and credit card +donations. To donate, please visit: https://pglaf.org/donate + + +Section 5. General Information About Project Gutenberg-tm electronic +works. + +Professor Michael S. Hart was the originator of the Project Gutenberg-tm +concept of a library of electronic works that could be freely shared +with anyone. For thirty years, he produced and distributed Project +Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of volunteer support. + +Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed +editions, all of which are confirmed as Public Domain in the U.S. +unless a copyright notice is included. Thus, we do not necessarily +keep eBooks in compliance with any particular paper edition. + +Each eBook is in a subdirectory of the same number as the eBook's +eBook number, often in several formats including plain vanilla ASCII, +compressed (zipped), HTML and others. + +Corrected EDITIONS of our eBooks replace the old file and take over +the old filename and etext number. The replaced older file is renamed. +VERSIONS based on separate sources are treated as new eBooks receiving +new filenames and etext numbers. + +Most people start at our Web site which has the main PG search facility: + +https://www.gutenberg.org + +This Web site includes information about Project Gutenberg-tm, +including how to make donations to the Project Gutenberg Literary +Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to +subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks. + +EBooks posted prior to November 2003, with eBook numbers BELOW #10000, +are filed in directories based on their release date. If you want to +download any of these eBooks directly, rather than using the regular +search system you may utilize the following addresses and just +download by the etext year. + +http://www.ibiblio.org/gutenberg/etext06 + + (Or /etext 05, 04, 03, 02, 01, 00, 99, + 98, 97, 96, 95, 94, 93, 92, 92, 91 or 90) + +EBooks posted since November 2003, with etext numbers OVER #10000, are +filed in a different way. The year of a release date is no longer part +of the directory path. The path is based on the etext number (which is +identical to the filename). The path to the file is made up of single +digits corresponding to all but the last digit in the filename. For +example an eBook of filename 10234 would be found at: + +https://www.gutenberg.org/1/0/2/3/10234 + +or filename 24689 would be found at: +https://www.gutenberg.org/2/4/6/8/24689 + +An alternative method of locating eBooks: +https://www.gutenberg.org/GUTINDEX.ALL + +*** END: FULL LICENSE *** diff --git a/old/10914-8.zip b/old/10914-8.zip Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..a4bb966 --- /dev/null +++ b/old/10914-8.zip diff --git a/old/10914-h.zip b/old/10914-h.zip Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..57e8af3 --- /dev/null +++ b/old/10914-h.zip diff --git a/old/10914-h/10914-h.htm b/old/10914-h/10914-h.htm new file mode 100644 index 0000000..74ef129 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/10914-h.htm @@ -0,0 +1,3319 @@ +<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.0 Strict//EN" +"http://www.w3.org/TR/xhtml1/DTD/xhtml1-strict.dtd"> +<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml" xml:lang="de" lang="de"> +<head> +<meta http-equiv="content-type" content="text/html; charset=utf-8" /> +<meta http-equiv="Content-Style-Type" content="text/css" /> +<title>Die Brüder Wright, by Alfred Hildebrandt</title> +<link rel="coverpage" href="images/cover.jpg" /> +<style type="text/css"> + +body { margin-left: 20%; + margin-right: 20%; + text-align: justify; } + +h1, h2, h3, h4, h5 {text-align: center; font-style: normal; font-weight: +normal; line-height: 1.5; margin-top: .5em; margin-bottom: .5em;} + +h1 {font-size: 300%; + margin-top: 0.6em; + margin-bottom: 0.6em; + letter-spacing: 0.12em; + word-spacing: 0.2em; + text-indent: 0em;} +h2 {font-size: 150%; margin-top: 2em; margin-bottom: 1em;} +h3 {font-size: 150%; margin-top: 2em;} +h4 {font-size: 120%;} +h5 {font-size: 110%;} + +hr {width: 80%; margin-top: 2em; margin-bottom: 2em;} + +div.chapter {page-break-before: always; margin-top: 4em;} + +p {text-indent: 1em; + margin-top: 0.25em; + margin-bottom: 0.25em; } + +.p2 {margin-top: 2em;} + +p.poem {text-indent: 0%; + margin-left: 10%; + font-size: 90%; + margin-top: 1em; + margin-bottom: 1em; } + +p.letter {text-indent: 0%; + margin-left: 10%; + margin-right: 10%; + margin-top: 1em; + margin-bottom: 1em; } + +p.noindent {text-indent: 0% } + +p.center {text-align: center; + text-indent: 0em; + margin-top: 1em; + margin-bottom: 1em; } + +p.right {text-align: right; + margin-right: 10%; + margin-top: 1em; + margin-bottom: 1em; } + +div.fig { display:block; + margin:0 auto; + text-align:center; + margin-top: 1em; + margin-bottom: 1em;} + +a:link {color:blue; text-decoration:none} +a:visited {color:blue; text-decoration:none} +a:hover {color:red} + +</style> + +</head> + +<body> + +<pre> +The Project Gutenberg EBook of Die Brüder Wright, by Alfred Hildebrandt + +This eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and most +other parts of the world at no cost and with almost no restrictions +whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of +the Project Gutenberg License included with this eBook or online at +www.gutenberg.org. If you are not located in the United States, you'll have +to check the laws of the country where you are located before using this ebook. + +Title: Die Brüder Wright + +Author: Alfred Hildebrandt + +Release Date: February 2, 2004 [EBook #10914] +[Most recently updated: May 29, 2020] + +Language: English + +Character set encoding: UTF-8 + +*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE BRÜDER WRIGHT *** + + + + +E-text prepared by David Starner, Michael Wymann-Böni, +and Project Gutenberg Distributed Proofreaders + + + + + +</pre> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<img src="images/cover.jpg" alt="Illustration: Titelblatt des Buches 'Die Brüder Wright" /> +</div> + +<h1>Die Brüder Wright</h1> + +<h3>Eine Studie über die Entwicklung der Flugmaschine von +Lilienthal bis Wright</h3> + +<h2>Von Hauptmann a.D. A.<br/> +Hildebrandt</h2> + +<h3>Vormals Lehrer im Königlich Preussischen +Luftschiffer-Bataillon</h3> + +<h3>Mit 44 Abbildungen</h3> + +<h3>BERLIN 1909</h3> + +<hr /> + +<h2>Inhalt.</h2> + +<table summary="" style=""> + +<tr> +<td> <a href="#chap01">Vorrede.</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#chap02">Die Familie Wright.</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#chap03">Die Entwickelung des Gleitfluges.</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#chap04">Nachfolger Lilienthals in England und Amerika.</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#chap05">Die Gleitflugversuche der Brüder Wright.</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#chap06">Der Motorflieger der Wrights.</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#chap07">Das Ringen der Wrights um Anerkennung.</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#chap08">Die Beschreibung der Wrightschen Flugmaschine.</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#chap09">Rückkehr der Wrights nach Amerika und Besuch Berlins.</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#chap10">Anhang: Korrespondenz von A. Hildebrandt.</a></td> +</tr> + +</table> + +<h2>Abbildungen.</h2> + +<table summary="" style=""> + +<tr> +<td> <a href="#illus01">John G. Körner</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus02">Frau Susan C. Wright</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus03">Bischof Milton Wright</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus04">Wilbur Wright</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus05">Orville Wright</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus06">Otto Lilienthal</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus07">Der Lilienthalsche Gleitflieger</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus08">Schematische Zeichnung Des Lilienthalschen Abflughügels</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus09">Octave Chanute</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus10">Chanute-Leiter-Drachen 1895</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus11">Mehrdecker-Gleitflieger von Chanute (Sechste Konstruktion) 1896</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus12">Chanute-Doppeldecker im Fluge zu Dune-Park 1896</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus13">Chanute-Doppeldecker zu Dune-Park 1896</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus14">Chanute-Gleitflieger</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus15">Wright-Gleitflieger 1901</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus16">Wright Gleitflieger im Segelfluge 1902</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus17">Wright-Gleitflieger</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus18">Wrights Gleitflieger 10. Oktober 1902</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus19">Wilbur Wright</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus20">Die Maschine mit der Startvorrichtung, von oben gesehen</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus21">Vorbereitungen zum Start</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus22">Der Flieger beim Start am Ende seiner Ablaufschiene</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus23">Der Drachenflieger 6 m über dem Felde</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus24">Die erste Flugschule der Welt</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus25">Wilbur Wright macht eine Fahrt mit Frau Hart O’Berg</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus26">Hölzerne Startschiene</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus27">Messen der Windgeschwindigkeit</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus28">Flieger-Werkstätte</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus29">Wilbur Wright</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus30">Wilbur Wright erklärt dem neben ihm sitzenden König von Spanien seine Flugmaschine.</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus31">Das hinten befindliche Horizontalsteuer</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus32">Wright erteilt seinem Schüler Tissandier Unterricht</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus33">König Eduard von England begibt sich auf dem Felde Pont Long bei Pau zum Startplatz des Fliegers</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus34">Minister Barthou im Aeroplan</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus35">Die mit 2 Personen bemannte Flugmaschine</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus36">Der Flieger im Fluge, von vorn gesehen</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus37">Orville, Katherine, Wilbur Wright</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus38">Katherine und Orville Wright</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus39">Flug Um Den Michelin-Preis</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus40">Blick zwischen die Tragflächen mit ihren Holzstreben</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus41">Hart O’Berg</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus42">Schematische Zeichnung der betätigung der Verwindungsvorrichtung</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus43">Startpylon für die Flugmaschine</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus44">Schematische Ansicht Der Trageflächen Nach der Verwindung</a></td> +</tr> + +</table> + +<h2>Briefe.</h2> + +<table summary="" style=""> + +<tr> +<td> <a href="#illus45">Brief von A. Hildebrandt an Bischof Wright; 21. April 1909</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus46">Brief von A. Hildebrandt an Bischof Wright; 22. Mai 1909</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus47">Brief von Bischof Wright an A. Hildebrandt; 5. Juni 1909</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus48">Brief von A. Hildebrandt an Bischof Wright; 28. Juni 1909</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus49">Brief von A. Hildebrandt an Bischof Wright; 9. Juli 1909</a></td> +</tr> + +<tr> +<td> <a href="#illus50">Brief von A. Hildebrandt an Bischof Wright; 18. Juli 1909</a></td> +</tr> + +</table> + +<div class="chapter"> + +<h2><a name="chap01"></a>Vorrede.</h2> + +<p> +Der Prophet gilt nichts im Vaterlande! Dieses alte Sprichwort will andeuten, +dass infolge der Unvollkommenheit der menschlichen Natur das Verdienst +hervorragender Männer oft nicht so gewürdigt wird, wie es seiner Bedeutung nach +sein müsste. Die meisten Menschen können sich eben nicht über das Alltägliche +erheben und dem Gedankenfluge weitausschauender Zeitgenossen folgen. Neid und +Missgunst stellen sich den Grossen dieser Erde entgegen, und die Rivalität der +Konkurrenten, die alles verkleinern und herabziehen. Im Kampfe um die Eroberung +der Luft haben wir zwei hervorragende Fälle dafür gehabt, wie sich die +Bahnbrecher nur mühselig zu Anerkennung durchzuringen vermögen. Wir haben aber +hier gleichzeitig ein seltenes Beispiel, wie zwei Männer noch bei Lebzeiten die +grösste Anerkennung ihrer Zeitgenossen gefunden haben. Der Gedanke an die +Eroberung der Luft ist so bestechend, dass er in den weitesten Schichten der +Völker ganz aussergewöhnlichen Anteil findet. Bislang beherrschte der Mensch +nur zwei Dimensionen. Jetzt hat er auch begonnen, sich die dritte Dimension, +die Luft, zu erobern. Zeppelin und Wright sind die Könige der Luft. Ihnen +beiden ist es zu danken, dass wir anfangen, die Luft sowohl mit Fahrzeugen, +„leichter als die Luft“, als auch mit solchen, die „schwerer +als die Luft“ sind, zu beherrschen. Beide haben lange arbeiten müssen, +bis sie der Welt die Richtigkeit ihres Gedankenfluges beweisen konnten. Beide +sind sie viel geschmäht und mit Schmutz beworfen worden. Der Name Zeppelin ist +heute nicht nur dem deutschen Volke bekannt, er hat überall ausgezeichneten +Klang. Ueberall widmet man dem greisen Forscher eine Verehrung, wie man sie den +grössten Helden aller Zeiten kaum entgegengebracht hat. Auch an Wright haben +wir Europäer viel gesündigt. Man ging sogar soweit, die beiden Brüder, die +bereits im Jahre 1905 die grössten Erfolge erzielt hatten, in Umprägung des +Wortes „die fliegenden Brüder“—„die lügenden +Brüder“ zu nennen. Erst im Jahre 1908 konnten sie, die auch bei ihren +Landsleuten in Amerika wenig Glauben gefunden hatten, beweisen, welch +gewaltigen Fortschritt sie in ernster Arbeit gemacht hatten. Verfasser folgt +der Anregung, eine allgemein verständliche Abhandlung über die Gebrüder Wright +zu schreiben, mit um so grösserer Freude, als er ziemlich der einzige war, der +unentwegt die beiden genialen Erfinder in Wort und Schrift verteidigt und +niemals an dem Wert ihrer Mitteilungen gezweifelt hat. Bei der Abfassung der +kleinen Schrift kommt es dem Verfasser sehr zu statten, dass er bei einem +Besuch in Amerika sowohl den Lehrer der Brüder Wright, den jetzt 77 Jahre alten +hervorragenden Ingenieur Chanute, und dessen Assistenten Herring, wie die +Stätten, an denen die Flugmaschine geboren wurde, kennen lernte. Besonders zu +Dank verpflichtet ist er dem in Gross-Lichterfelde lebenden Baumeister Gustav +Lilienthal, der ihm in früheren Jahren authentisches Material über seinen +Bruder Otto Lilienthal, den Altmeister der Fliegekunst übermittelt hat, ferner +dem in New York lebenden Ingenieur Herring, sowie auch Ingenieur Chanute in +Chicago, der umfangreiches Material der ersten Flugversuche in Amerika zur +Verfügung gestellt hat; endlich dem Bischof Milton Wright zu Dayton in Ohio, +der sowohl beim Besuch des Verfassers eingehende mündliche Angaben gemacht hat, +als auch jetzt in bereitwilligster Weise altes Material über seine Familie und +seine Söhne zur Verfügung stellte. Orville Wright ist nun nach Berlin gekommen, +wo er auf Veranlassung des „Lokal-Anzeigers“ sein bis jetzt +unübertroffenes Können vorführen will. Noch sind wir erst im Anfangsstadium des +Kampfes um die Eroberung der Luft, und viel Arbeit ist nötig, ehe wir +einigermassen sicher die Luft beherrschen. Mögen die Vorführungen von Wright +für unsere deutschen Erfinder und namentlich für diejenigen, die sie finanziell +unterstützen wollen und müssen, ein Ansporn zur weiteren Förderung sein. +</p> + +<p> +<i>Berlin</i>, August 1909. +</p> + +<p> +A. Hildebrandt. +</p> + +</div><!--end chapter--> + +<div class="chapter"> + +<h2><a name="chap02"></a>Die Familie Wright.</h2> + +<p> +Die Wrights führen ihren Stammbaum bis in das 14. Jahrhundert zurück. Viele +hervorragende Leute, deren Namen auch in der Geschichte verewigt sind, haben +der Familie angehört. Von grossmütterlicher Seite stammen sie aus Holland, wo +die ersten Aufzeichnungen bei Lord Afferden Ende des 14. Jahrhunderts beginnen +und bis in die heutige Zeit vollständig fortgeführt sind. Die Nachkommen des +Lords wanderten später nach Amerika aus und siedelten sich um das Jahr 1650 in +Long Island an. Die Grossmutter Katherine Reeder war verwandt mit dem +Gouverneur Andrew H. Reeder, der in Kansas im Jahre 1854 die Zügel der +Regierung inne hatte. Väterlicherseits können die Vorfahren zurückgeführt +werden bis zu John Wright, der im Jahre 1538 das Gut Kelvedon Hall im Kreise +Essex in England erwarb. Sein und seiner Frau Olive Nachkomme im vierten Grade, +Samuel Wright, wanderte im Jahre 1630 nach Amerika aus und siedelte sich 6 +Jahre später als Farmer in Springfield in Massachusetts an. Hier wurde er bald +zum Diakon der ersten puritanischen Kirche und später zum Pfarrer der Gemeinde +erwählt. Nach segensreichem Wirken entschlief er sanft im Jahre 1665 zu +Northampton. Seine Nachkommen blieben in Neu-England und manche berühmten Leute +sind aus ihnen hervorgegangen. Zu nennen sind Edmond Freeman, Reverend Joshua +Moody, Reverend John Russell, John Otis und John Porter in Windsor. Durch den +letzten sind die Wrights verwandt geworden mit dem berühmten amerikanischen +General Ulysses S. Grant und mit dem Präsidenten Grover Cleveland; ferner mit +dem bekannten General Joseph Warren in Bunkerhill. Der Grossvater Wrights, +Silas Wright, war Senator der Stadt New York und später Gouverneur des Staates +New York. Er besass umfangreiche Güter, um deren Bewirtschaftung er sich selbst +kümmerte. Seine Kinder wurden gleichfalls zu Landleuten erzogen. Er starb in +New York im Jahre 1847. +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus01"></a> +<a href="images/image1.jpg"> +<img src="images/image1.jpg" width="293" height="450" alt="Illustration: +John G. +Körner" /></a> +<p class="caption"><b>John G. Körner: Der aus Deutschland stammende Grossvater +Wrights im 80. Lebensjahr</b></p> +</div> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus02"></a> +<a href="images/image2.jpg"> +<img src="images/image2.jpg" width="295" height="450" alt="Illustration: +Frau Susan C. Wright" /></a> +<p class="caption"><b>Frau Susan C. Wright: Die Mutter der Wrights Im 40. +Lebensjahr</b></p> +</div> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus03"></a> +<a href="images/image3.jpg"> +<img src="images/image3.jpg" width="336" height="450" alt="Illustration: +Bischof Milton Wright" /></a> +<p class="caption"><b>Bischof Milton Wright: Vater der Wrights, Geboren Am 17. +November 1828</b></p> +</div> + +<p> +Wir Deutschen haben den Ruhm, den ersten fliegenden Menschen, der mit einer +Flugmaschine ohne Motor die Luft durchsegelte, unsern Landsmann nennen zu +dürfen. Uns verbindet aber auch ferner Verwandtschaft mit den Königen der +Fliegekunst, mit Wrights. Der Grossvater mütterlicherseits, John G. Koerner, +war geboren in einer kleinen Ortschaft in der Nähe von Schleiz im Fürstentum +Reuss jüngerer Linie. Die Frau dieses im 86. Lebensjahre verstorbenen Koerner, +eine geborene Fry, war Amerikanerin, aus Landen deutschen Sprachgebiets, +wahrscheinlich der Schweiz, stammend; nähere Angaben fehlen. Ihre Tochter wurde +am 30. April 1831 in Hillsborough in Virginia geboren. Im Jahre 1859 vermählte +sie sich, die inzwischen mit ihrer Familie auf eine Farm zu Union County in +Indiana verzogen war, als jüngstes von 5 Kindern mit Milton Wright, dem Vater +der beiden Luftschiffer. Dieser ist am 17. November 1828 in Rush County in +Indiana geboren. Er folgte dem Berufe seiner ältesten Vorfahren und hielt mit +22 Jahren seine erste Predigt am 17. November 1850. Infolge einer +ausgezeichneten Erziehung, die ihm sein Vater hatte zuteil werden lassen, +brachte er es bald im geistlichen Stande zu hohen Würden. Er wurde reisender +Minister der lutherischen Brüdergemeinde, Präsident des Kirchenrats, und +amtiert bereits seit 24 Jahren als Bischof. Die Erfüllung seines Berufes +brachte es mit sich, dass er viele und grosse Reisen zur Inspektion der +verschiedenen ihm unterstellten Kirchengemeinden ausführte; hat er doch nicht +weniger als 200 000 Meilen in amtlicher Eigenschaft auf der Eisenbahn +durchmessen. Auf seinen Reisen erwarb er sich einen praktischen Blick und +grosses Verständnis für die verschiedensten Lebensstellungen; seinen Kindern +liess er eine ausgezeichnete Erziehung und Schulbildung zuteil werden. Leider +starb seine Frau bereits am 4. Juli 1889 zu Dayton in Ohio. Der Tod hatte sie +von einem langen und schweren Leiden erlöst. Besonders Wilbur Wright hatte sich +bemüht, seiner Mutter die letzten Lebensjahre zu erleichtern, so dass ihm +deswegen auch eine besondere Anerkennung seines Vaters zuteil geworden ist. +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus04"></a> +<a href="images/image4.jpg"> +<img src="images/image4.jpg" width="336" height="450" alt="Illustration: +Wilbur Wright: Geboren am 16. April 1867" /></a> +<p class="caption"><b>Wilbur Wright: Geboren am 16. April 1867</b></p> +</div> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus05"></a> +<a href="images/image5.jpg"> +<img src="images/image5.jpg" width="343" height="450" alt="Illustration: +Orville Wright: Geboren 19. August 1871" /></a> +<p class="caption"><b>Orville Wright: Geboren 19. August 1871</b></p> +</div> + +<p> +Milton Wright hatte sieben Kinder, von denen gegenwärtig noch fünf am Leben +sind. Wilbur, am 16. April 1867 in Henry County geboren, ist der dritte Sohn. +Ihm folgten am 19. August 1871 Orville und am 19. August 1874 Katherine, die +beide in Dayton geboren wurden. +</p> + +<p> +Eigenartig ist die Angabe des alten Bischofs, dass gerade die Erfinder keine so +gute Erziehung genossen haben wie seine anderen Kinder. Keiner von beiden +besuchte eine Hochschule, beide haben sich durch ihre eigene Intelligenz in der +Technik zu bedeutender Stellung emporgearbeitet. Wilbur berechtigte anscheinend +in seiner Jugend zunächst nicht zu grossen Hoffnungen, obgleich er sehr +intelligent war und eine rasche Auffassungsgabe besass. +</p> + +<p> +Das erste Interesse für die Flugtechnik wurde bei den Brüdern im Sommer 1878 +geweckt, als ihr Vater eines Tages nach Hause kam und plötzlich aus seinen +Händen ein Spielzeug in die Luft fliegen liess, das auch heute noch unter dem +Namen Helicoptere—Schraubeflieger—bekannt ist. Dieses kleine Ding +war aus einem Rahmenwerk von Kork und leichtem Bambus gefertigt und mit Papier +überklebt. Die Schrauben wurden durch ein starkes Band von Kautschukschnüren in +Bewegung gesetzt, das eng zusammengedreht wurde. Nur kurze Zeit blieb das +zerbrechliche Spielzeug in den Händen der Knaben erhalten; aber die Erinnerung +an diese ersten Flugversuche haftete fest im Gedächtnis beider. Einige Jahre +später begannen sie selbst ihr altes Spielzeug nachzubilden, wobei sie das eine +immer grösser als das andere fertigten. Aber sie machten die eigentümliche +Erfahrung, dass die grösseren Maschinen immer schlechter flogen. Schliesslich +wurden sie in ihren weiteren Experimenten entmutigt und wandten ihr Interesse +dem Drachensteigen zu, ein Sport, der in Amerika durch die Franklinschen +Drachenaufstiege zum Studium elektrischer Erscheinungen besonders weite +Verbreitung gefunden hat. Als sie älter wurden, gaben sie auch diesen Sport +auf, der, wie sie selbst sagten, nicht mehr für Jungen in ihrem Alter passte. +</p> + +<p> +Erst die Versuche Lilienthals und besonders das Nachdenken über seinen +tragischen Tod weckten in ihnen die alte Passion zur Flugtechnik wieder. Sie +studierten mit grossem Interesse die Werke von Chanute, Marcy, Langley, +Mouillard und anderen über die Fortschritte und Untersuchungen des +flugtechnischen Problems, und bald gingen sie zu praktischen Versuchen über. +</p> + +<p> +Die Mitbürger von Dayton, die irgendwie in nähere Berührung mit Wilbur und +Orville Wright gekommen sind, haben seinerzeit dem Verfasser gegenüber das +äusserst bescheidene Wesen der beiden gerühmt. Besonders auch hoben sie hervor, +wie sich die Erfinder aus einfachen Verhältnissen emporgearbeitet hätten und +mit grossem Fleiss ihrer Fahrradfabrik einen Ruf weit über ihre Heimatstadt +hinaus gesichert hätten. Ihre vielseitige Bildung wurde ebenfalls anerkannt, +und man konnte sich in ihrer Gesellschaft davon überzeugen, wie gut sie +beschlagen waren in der Literatur, in der Musik, Kunst und selbst in der +Malerei. Sie sind nicht einseitige fanatische Flugtechniker, sondern verfolgen +alle Fortschritte der Luftschiffahrt und brechen keineswegs etwa den Stab über +die Konkurrenten, die auf dem Gebiete der aerostatischen Luftschiffahrt tätig +sind. +</p> + +<p> +Sie haben in ihrer eigenen Fabrik auch wie gewöhnliche Arbeiter gelernt, und +die Franzosen waren überrascht, als sie sahen, wie Wilbur Wright in Le Mans +eigenhändig und ohne jede fremde Hilfe im Arbeiterkittel seine Maschine +zusammensetzte. Allerdings besass er ein gewisses Misstrauen, das sich auf +mancherlei schlechte Erfahrungen stützte. So zum Beispiel wollte er als +Klaviersaitendraht nur das Material verwenden, das er sich aus Amerika +mitgebracht hatte. Er war sich eben auch bewusst, dass es bei einer so heiklen +Maschine, wie es ein Drachenflieger ist, auch auf das Unwesentlichste ankommt, +wenn man Erfolg erzielen will. +</p> + +<p> +Die Pünktlichkeit der Brüder ist ebenfalls ganz hervorragend. Allen +Verabredungen folgen sie zur Minute, und nie braucht ein bestellter Arbeiter +auch nur eine Sekunde auf ihr Erscheinen zu warten. +</p> + +<p> +In den Einöden bei Kill Devil hatten sie gelernt, ein äusserst einfaches +Feldleben zu führen. In Le Mans schlief Wilbur Wright in einem einfachen Bett, +eigentlich nur in einer grossen Kiste, die bei Tage mittels einer Leine an die +Decke gezogen wurde und bei Nacht auf dem Fussboden neben seinem Flieger Platz +fand. Dabei bestand der Fliegerschuppen nur aus roh zusammengezimmerten +Brettern, und der Raum war keineswegs behaglich, da der Wind über die Ebene des +Schiessplatzes zu Auvours mit ungeschwächter Kraft dahinbrausen kann. In Pau +bewohnten sie allerdings schon ein komfortableres Quartier, jedoch immer noch +gegen das einfachste Zimmer eines einfachen Hotels bescheiden zu nennen. +</p> + +<p> +Beide Brüder sind von grosser Zurückhaltung; sobald sie jedoch jemand bei +näherer Bekanntschaft schätzen gelernt haben, so tauen sie etwas mehr auf. Man +hat das Gefühl, dass man Leute vor sich hat, auf die man sich in jeder +Beziehung und in allen Lagen des Lebens verlassen kann. Ihre Schweigsamkeit ist +ja genügend bekannt geworden. Ihre Physiognomie ist meistens sehr ernst; aber +bei näherem Verkehr hellt sich das freundliche Auge Wilbur Wrights lebhaft auf. +Ihre Ruhe verlieren sie nie. Ob auf den Feldern Tausende von Zuschauern auf +einen Flug warteten, ob Prinzen oder Geschäftsleute, die ihre Patente zu +erwerben gedachten, sich unter ihnen befanden, nie liessen sie sich zu etwas +drängen, das sie nicht wollten; nie liessen sie sich verleiten, einen +Flug-Versuch zu wagen in einem Wetter, das ihnen ungünstig war. Die Statur der +beiden ist mittelgross. Wilbur ist mit 1,80 Meter etwas grösser als sein Bruder +Orville. Beide sind sehr schlank und zeigen nur Muskeln und Sehnen. Man sieht +ihnen an, dass sie sich ihr ganzes Leben lang mit einem Sport beschäftigt +haben, bei dem es hauptsächlich auf ein sicheres Auge und grosse +Geistesgegenwart ankommt. In ihrer Lebensweise sind sie stets überaus nüchtern +und enthaltsam gewesen. Auch bei den feierlichsten Anlässen waren sie nicht zu +bewegen, Alkohol zu sich zu nehmen. Sie sind fromm, nicht äusserlich vor den +Augen der Leute, sondern aus innerem Gefühl. Dies ist leicht verständlich, wenn +man an den alten Bischof Wright, der als Priester höchstes Ansehen geniesst, +denkt. So haben sie, die heute doch nicht mehr jung sind, in ihrem Leben noch +nie eine Andachtsstunde versäumt und es als selbstverständlich erachtet, die +Sonntage von jeder Art Arbeit freizuhalten. +</p> + +</div><!--end chapter--> + +<div class="chapter"> + +<h2><a name="chap03"></a>Die Entwickelung des Gleitfluges.</h2> + +<p> +Zum näheren Verständnis der ersten praktischen Arbeiten der Brüder Wright ist +es erforderlich, die Entwickelung der Flugtechnik in Deutschland ins Auge zu +fassen. Hier war es dem Ingenieur Otto Lilienthal gelungen, als erster Mensch +die Luft mehrere 100 Meter weit zu durchfliegen. Weiteren technischen Kreisen +ist er auch bekannt geworden als Erfinder eines ausgezeichneten Kleinmotors, +der seinerzeit für Luftschiffahrtszwecke besonders geeignet erschien, leider +jedoch nicht in der richtigen Weise gewürdigt wurde. Auf die Arbeiten dieses +hervorragenden Mannes müssen wir deshalb im folgenden etwas näher eingehen. +</p> + +<p> +Otto Lilienthal wurde am 24. Mai 1848 zu Anklam in Pommern geboren. Schon als +Junge von 13 Jahren hat er im Verein mit seinem noch jetzt in +Gross-Lichterfelde bei Berlin lebenden Bruder Gustav das Fliegen mit den +primitivsten Mitteln versucht. Die ersten Flügel, die sich die Brüder bauten, +bestanden aus Klappen, welche an die Arme gebunden wurden. Die Versuche wurden +meist bei Nacht ausgeführt, weil die Knaben den Spott ihrer Schulgenossen +fürchteten. Sie versuchten, schwebend in die Luft zu gelangen, indem sie mit +ihren Klappen einen Hügel herabliefen. Lange Jahre wurden dann die +Fliegeversuche aufgegeben. Während des Studiums an der Berliner +Gewerbe-Akademie fertigte sich Otto Lilienthal in den Jahren 1867/68 seinen +komplizierten Apparat an, der vier kleine und zwei grosse Flügel besass, die +abwechselnd auf- und niederschlugen. Es gelang ihm bei den Experimenten durch +seine Beinbewegung ein Gewicht von 40 Kilogramm zu heben. +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus06"></a> +<a href="images/image6.jpg"> +<img src="images/image6.jpg" width="307" height="450" alt="Illustration: +Otto Lilienthal" /></a> +<p class="caption"><b>Otto Lilienthal: Der Altmeister der Fliegekunst, tödlich +verunglückt am 6. August 1896 bei Berlin</b></p> +</div> + +<p> +Durch einige Studiengenossen hatte der Mathematik-Professor von den Arbeiten +Lilienthals gehört und unterliess nicht, ihm sagen zu lassen, es könne ja nicht +schaden, wenn er sich mit flugtechnischen Berechnungen die Zeit vertriebe, er +möge aber um himmelswillen nicht Geld für solche Sachen ausgeben! Damals war +von Staats wegen durch eine besondere Gelehrten-Kommission gerade festgestellt +worden, dass der Mensch ein für allemal nicht fliegen könne; es war daher sehr +begreiflich, dass man diejenigen, welche sich mit dem Flugproblem +beschäftigten, direkt für Narren hielt. +</p> + +<p> +Nach dem Kriege 1870/71, in dem Otto Lilienthal als Einjährig-Freiwilliger des +Garde-Füsilier-Regiments—Maikäfer genannt—die Belagerung von Paris +mitmachte, wurden die Flugversuche mit besseren technischen Hilfsmitteln nach +den eingehendsten Experimenten und Studien wieder aufgenommen, wobei sein +Bruder Gustav ihn tatkräftigst unterstützte. Die Maschinen bestanden aus ganz +einfachen gewölbten Segelapparaten, die den ausgebreiteten Fittichen eines +schwebenden Vogels glichen. Als Gestell diente Weidenholz, als Bezug mit Wachs +getränkter Schirting. Festgehalten und gehandhabt wurde der Apparat dadurch, +dass man beide Unterarme in entsprechende Polsterungen des Gestelles legte und +zwei Handgriffe anfasste. Die Flügelflächen waren anfangs 10, später 8 +Quadratmeter gross bei einer Klafterung von 7 Metern und 2 Metern grösster +Tiefe. Auch 14 Quadratmeter grosse Flügel kamen gelegentlich zur Verwendung; +ihr Gewicht betrug 20 Kilogramm, dazu kam das Gewicht von Lilienthal mit 80 +Kilogramm, so dass also insgesamt 100 Kilogramm zum Schweben gebracht werden +mussten. +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus07"></a> +<a href="images/image7.jpg"> +<img src="images/image7.jpg" width="450" height="396" alt="Illustration: +Der Lilienthalsche Gleitflieger" /></a> +<p class="caption"><b>Der Lilienthalsche Gleitflieger: Im Fluge von hinten +gesehen</b></p> +</div> + +<p> +Den einfachen Segelflächen fügte Lilienthal später Steuerflächen hinzu, um eine +bessere Einstellung gegen den Wind zu erreichen. Die ganze Bauart der Flugsegel +glich in allen Teilen einem Sprengwerk, dessen einzelne Glieder nur auf Zug und +Druck beansprucht wurden. Grösste Festigkeit wurde hierdurch mit grösster +Leichtigkeit verbunden. Oft stürzte er sich mit diesen Segeln von beliebigen +Höhen in die Luft und erreichte stets sicher wieder den Boden. +</p> + +<p> +Um den Transport des Apparates zu erleichtern und ihn vor einem eventuell +eintretenden Unwetter zu sichern, wurde die Maschine so eingerichtet, dass sie +in einer halben Minute zusammengeklappt werden konnte. Das Auseinanderlegen +dauerte ebenfalls nur zwei Minuten. Unter den ausgebreiteten Flügeln konnte man +sogar Schutz vor dem Regen finden; 20 Personen hatten unter der schützenden +Hülle Platz. +</p> + +<p> +Eingeleitet wurde das Fliegen durch Abschweben gegen den Wind von einem +erhöhten Standpunkt. Bei den ersten Sprüngen betrug die Höhe des Sprungbrettes +einen, später zwei Meter. Sechs bis sieben Meter weite Sprünge von fünf Metern +Höhe wurden mit Anlauf erzielt. Das Landen vollzog sich schon ausserordentlich +leicht. Der Gleit- und Segelflug, der auch in neuester Zeit in den Mitgliedern +des Schlesischen Flugsportklubs wieder eifrige Anhänger gefunden hat, muss nach +den Angaben Lilienthals, wie folgt, ausgeführt werden: +</p> + +<p> +„Man läuft mit gesenkten Flügeln dem Winde bergab entgegen, richtet im +geeigneten Augenblick die Tragefläche um Weniges auf, so dass sie annähernd +horizontal zu liegen kommt, und sucht, nun in der Luft dahinschwebend, durch +die Schwerpunktslage dem Apparat eine solche Stellung zu geben, dass er schnell +dahin schiesst und sich möglichst wenig senkt. Anfänger werden gut tun, eine +Berglehne zu wählen, über welcher sie in geringer Höhe dahingleiten. Die erste +Regel ist, die Beine nach vorn ausgestreckt zu halten und sich beim Landen mit +dem Oberkörper hintenüber zu werfen, so dass der Apparat sich aufrichtet und +die Bewegung verlangsamt. Das Auffliegen und das Niedersteigen muss stets genau +gegen den Wind gerichtet sein. Das vertikale feststehende Steuer sorgt schon +dafür, dass in der Ruhe sich der Apparat genau gegen den Wind einstellt. Die +liegende Steuerfläche verhindert, wie man dieses an jeder sich setzenden Krähe +sehen kann, dass der Apparat nach vorn sich überschlägt, was gewölbte Flächen +sonst gern tun. Beim Landen aber darf das liegende Steuer das schnelle +Aufrichten des Apparates nicht hindern, es muss sich durch den von unten +kommenden Luftdruck um seine Vorderkante drehend aufrichten können, darf also +nur eine Hubbegrenzung nach unten haben. +</p> + +<p> +„Besonders zu warnen ist vor folgendem Fehler: Der Uebende schwebt in der +Luft und fühlt sich plötzlich vom Winde angehoben, wie gewöhnlich +ungleichmässig; beispielsweise der linke Flügel mehr als der rechte. Die +schiefe Lage treibt ihn nach rechts hinüber. Unwillkürlich streckt der Neuling +nach rechts auch seine Beine aus, weil er den Anprall zur Erde nach rechts +voraussieht. Die Folge ist, dass der schon tiefer liegende rechte Flügel noch +mehr belastet wird, und der Flug schnell nach rechts sich senkt, bis die +rechten Flügelspitzen im Erdreich sitzen und zerknicken. Für Leib und Leben ist +weniger Gefahr vorhanden, denn der Apparat bildet nach allen Seiten ein +wirkungsvolles Prellwerk, welches die Wucht des Stosses abfängt.“ +</p> + +<p> +Abweichungen von der geraden Richtung werden durch Verlegen des Schwerpunktes +nach der einen oder andern Seite durch Ausstrecken der Beine bewirkt, wodurch +die Flugrichtung abgelenkt wird. +</p> + +<p> +Mehrfach gelang es Lilienthal auf diese Weise sogar, eine vollkommene Drehung +auszuführen, so dass er wieder auf seinen Abflugspunkt zuflog. Der Einfluss des +Windes zeigte sich bei den Fliegeversuchen frappant. Sobald ein etwas +lebhafterer Wind kam, schwebte er hoch über den Köpfen einer staunenden Menge +fort, unter Umständen sogar momentan in der Luft auf einer Stelle schweben +bleibend. +</p> + +<p> +Sehr unangenehm empfand Lilienthal bei seinen Flügen stärkere, plötzlich +auftretende Windstösse, weil bei ihnen die Gefahr vorlag, dass sie—wenn +auch nur einen Augenblick—den Apparat von oben treffen könnten, wodurch +er unfehlbar in die Tiefe gestürzt und zerschellt worden wäre. +</p> + +<p> +Bei den grössten Flächen—14 Quadratmeter—büsste Lilienthal die +Stabilität ein. Gleichzeitig wurde ihm auch die Landung bei stärkeren Winden +und grösseren Flächen sehr bedenklich. Wie er selbst sagt, hat er oft in der +Luft einen förmlichen Tanz aufführen müssen, um, vom Winde hin und her +geworfen, das Gleichgewicht zu behaupten; aber stets gelang es ihm, glücklich +zu landen. Er wurde hierdurch jedoch notgedrungen zu den Versuchen geführt, die +Lenkbarkeit und leichte Handhabung zu verbessern. +</p> + +<p> +Anfangs hatte er die Lenkung durch einfache Verlegung des Schwerpunktes mit +seinem Körper bewirkt, die um so günstiger vonstatten ging, je kleiner die +Flügelflächen wären. Da nun bei stärkerem Winde die Anwendung kleinerer Flächen +keinen besonderen Nutzen gewährte, vielmehr sich die Notwendigkeit +herausstellte, eine grössere Fläche zum Heben zu gewinnen, so versuchte er zwei +parallele Flächen übereinander anzubringen. Es gelang dies überraschend gut. +Der Doppelapparat hatte nur 5-1/2 Meter Spannweite bei zwei Trageflächen von je +9 Quadratmetern, deren obere etwas über der unteren lag. +</p> + +<p> +Die erreichte Höhe wurde ganz bedeutend grösser, oft wurde der Abfliegepunkt um +ein erhebliches Stück überflogen, sobald die Winde bis über 10 Meter in der +Sekunde stark waren. +</p> + +<p> +Beim Landen bei geringem Winde musste der Apparat vorn durch Zurücklegen des +Körpers gehoben und dann unmittelbar über dem Boden die Beine wie beim Sprunge, +schnell vorgeworfen werden, da sonst der Körper einen sehr unangenehmen Stoss +erhalten hätte. Bei etwas stärkerem Winde dagegen senkte der Apparat sich sehr +sanft zur Erde. +</p> + +<p> +Bei den aufgeführten Uebungen hat Lilienthal stets die hebende Kraft des Windes +deutlich gespürt, und er sagt ausdrücklich, dass der Wind auch eine Bewegung +ähnlich dem Kreisen der Vögel hätte einleiten und den Apparat nach links oder +rechts drehen wollen; aber infolge der Nähe des Berges, von dem er abgeflogen +sei, hätte er sich nicht darauf einlassen dürfen. +</p> + +<p> +Als Uebungsplatz hatte sich Lilienthal 1891 einen günstigen Platz zwischen +Werder und Gross-Kreuz ausgesucht, wo sich auf grossen freiliegenden Höhen ein +Absprung von 5 bis 6 Metern erzielen liess. Hier machte er seine Versuche +gemeinschaftlich mit einem Techniker seiner Maschinenfabrik, Hugo Eulitz. Der +jetzige Professor im Meteorologischen Institut zu Berlin, Dr. Kassner, hat +seinerzeit zahlreiche vortreffliche Aufnahmen Lilienthals und seines +Assistenten angefertigt, die auf der Frankfurter Luftschiffahrts-Ausstellung +ausgestellt sind. Die Flugweite wuchs hier auf 20-25 Meter. 1892 suchte er +sodann die 10 Meter hohen Abhänge bei Steglitz und Südende auf. Im Anfang des +folgenden Jahres baute er auf der Maihöhe bei Steglitz einen Schuppen, so dass +er eine Absprunghöhe von 10 Metern erzielte. Ende desselben Jahres zog er dann +fort nach den Rhinower Bergen zwischen Rathenow und der Dosse, wo sich +Hügelketten bis zu 60 Meter Höhe befinden. Auf dem Stöller Berge fand er sogar +eine Absprunghöhe von 80 Metern. Die Senkung der Hügel betrug etwa 10 bis zu 20 +Grad. +</p> + +<p> +Als Lilienthal zuerst hier übte, war er sehr ängstlich. Er sagte selbst: +„Als ich in diesem Jahre zum erstenmal an diesem Bergabhange mein +Flugzeug entfaltete, überkam mich freilich ein etwas ängstliches Gefühl, als +ich mir sagte: Von hier ab sollst du nun in das tief da unten liegende, weit +ausgedehnte Land hinaussegeln! Allein die ersten vorsichtigen Sprünge gaben mir +bald das Bewusstsein der Sicherheit zurück, denn der Segelflug ging hier +ungleich günstiger vonstatten, als von meinem Fliegeturme. Der Wind bäumte hier +nicht so auf wie vor dem letzteren, wo ich jedesmal beim Passieren der +Absprungkante einen ungleichmässigen Windstoss von unten empfing, der mir oft +verhängnisvoll zu werden drohte.“ +</p> + +<p> +Hier hat sich der einzige, allerdings glücklich verlaufene Unfall ereignet, der +bei den zahlreichen Flügen vorgekommen ist, sowie auch der spätere Todessturz. +Die erste Havarie fand auf dem Stöllen-Berge 1895 statt. Der dabei benutzte +Apparat hatte ein genaues, mit der Kreislinie fast zusammenfallendes +Parabelprofil, bei dem der Pilot sich mit dem Hinterkörper bedeutend hintenüber +legen musste, um in der Luft mit dem Apparat nicht vornüber zu schiessen. +Lilienthal schildert seinen Unfall in der „Zeitschrift für +Luftschiffahrt“ vom Jahre 1895, wie folgt: „Bei einem von grosser +Höhe ausgeführten Segelfluge gab dies—Hintenüberlegen des +Körpers—die Veranlassung, dass ich bei gestreckten Armen in eine +Körperlage geriet, bei welcher der Schwerpunkt zu weit nach hinten lag, während +es mir bei der bereits eingetretenen Ermüdung nicht möglich war, die Oberarme +wieder vorzuziehen. Als ich so in 20 Metern Höhe mit etwa 15 Metern +Geschwindigkeit dahinsegelte, richtete sich der hinten zu sehr belastete +Apparat immer mehr auf und schoss schliesslich durch seine lebendige Kraft +senkrecht in die Höhe. Ich hielt mich krampfhaft fest, sah nichts als den +blauen Himmel mit weissen Wölkchen über mir und erwartete den Moment, wo der +Apparat hintenüberschlagen würde, um meine Segelversuche vielleicht für immer +zu beenden. Plötzlich jedoch hielt der Apparat im Ansteigen inne und ging +rückwärts aus der Höhe wieder herab, lenkte in kurzem Kreisbogen durch den +schräg aufwärts gerichteten Horizontalschweif mit dem Hinterteil wieder nach +oben, stellte sich hierbei auf den Kopf und sauste nun mit mir aus etwa 20 +Meter Höhe senkrecht zur Erde hinunter. Mit klarem Bewusstsein, die Arme und +den Kopf voran, den Apparat immer noch an den Handhaben festhaltend, stürzte +ich dem grünen Rasen zu.—Ein Stoss, ein Krach, und ich lag mit dem +Apparat auf der Erde. Eine Fleischwunde an der linken Seite des Kopfes, mit dem +ich auf das Apparatgestell geschlagen war, und das verstauchte linke Handgelenk +waren die einzigen schlimmen Folgen dieses Unfalles. Der Apparat war, so +wunderbar es klingt, ganz unversehrt. Ich selbst sowohl wie mein Segelzeug +waren gerettet worden, durch den elastischen Prellbügel, den ich wie durch eine +höhere Fügung gerade zum ersten Male vorn am Apparat angebracht hatte. Der aus +Weidenholz hergestellte Prellbügel selbst war vollkommen zersplittert, seine +einzelnen Teile hatten sich fuss-tief in die Erde eingebohrt, so dass sie nur +mit Anstrengung herausgezogen werden konnten.“ +</p> + +<p> +Dieser Unfall gab zu einigen Veränderungen Veranlassung: Der Angriffspunkt der +Hände wurde mehr nach hinten gerückt, und es wurde dafür gesorgt, dass der +Oberkörper nicht mehr ganz hintenüberfallen konnte. Lilienthal schloss aus +seinen früheren und späteren Versuchen, dass man die Profilfläche, trotz ihrer +vorzüglichen Tragewirkung bei freien Segelflügen, nicht bis zu ein Zwölftel der +Flügelbreite ausdehnen dürfe, sondern nur bis zu ein Fünfzehntel oder ein +Achtzehntel. +</p> + +<p> +Um nicht mehr von der Windrichtung abhängig zu sein, errichtete er sich +schliesslich im Jahre 1894 in Gross-Lichterfelde eigens einen kegelförmigen +Hügeln von 15 Metern Höhe und 70 Metern Grundlinie, der oben zur Aufnahme der +Flugapparate ausgebaut war. Die Höhe dieses Hügels wurde später auf 30 Meter +vergrössert. Hier vermochte er nach allen Himmelsrichtungen abzufliegen. Viele +Hunderte von Flügen hat Lilienthal mit grosser Sicherheit ausgeführt, so dass +er schliesslich seine Versuche über den Gleitflug als abgeschlossen betrachten +konnte. Er wollte nunmehr einen grossen Schritt weiter gehen und zum Bau einer +Motor-Flugmaschine schreiten, die ein Gewicht von 40 Kilogramm erhielt bei +einer Leistung von 2 1/2 Pferdestärke. Auf dem Stöllenberge bei Rhinow hatte er +am 9. August wieder einen Gleitflug ausgeführt und dabei die Steuerung eines +horizontalen Schweifes, der durch Kopfbewegungen betätigt wurde, versucht. Bei +einem zweiten Fluge, der zunächst bis zur halben Länge in gerader Richtung +vorwärts ging, neigte sich nach den Angaben eines Augenzeugen der Apparat +plötzlich nach vorn und schoss pfeilschnell aus der Höhe von 15 Metern zur +Erde, sich dabei überschlagend. Mit gebrochenem Genick wurde Lilienthal aus den +Trümmern hervorgezogen, und am 10. August erlag er seinen schweren +Verletzungen. +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus08"></a> +<a href="images/image8.jpg"> +<img src="images/image8.jpg" width="500" height="196" alt="Illustration: +Schematische Zeichnung Des Lilienthalschen Abflughügels" /></a> +<p class="caption"><b>Schematische Zeichnung Des Lilienthalschen Abflughügels: +Der Abflug erfolgt oben von dem zur Aufbewahrung der Maschinen in den Hügel +eingebauten Schuppen. Die obere Linie zeigt einen Gleitflug, bei dem durch +aufsteigende Luftströmungen der Flieger gelegentlich wieder gehoben wird.</b></p> +</div> + +<p> +Dieser tragische Unglücksfall schreckte in Deutschland für die kommende Zeit +ab, weitere Flugversuche zu unternehmen. Auch der Bruder Lilienthals befasste +sich, von anderen Arbeiten in Anspruch genommen, nicht mehr mit der Flugfrage. +Erst jetzt hat er das Studium wieder aufgenommen und ist im Begriff, einen +Flugapparat zu erbauen. +</p> + +<p> +Man vergass über den Todessturz vollkommen die begeisterte Schilderung, die +Lilienthal selbst 1894 von seinen Flugversuchen gegeben hat: +</p> + +<p> +„Man braucht bei diesem Segeln keine Kraftleistung und hat nur durch die +Schwerpunktslage den Apparat zu steuern. Nebenbei ist es ein grossartiges +Vergnügen, von den Bergen und Hügeln weit in das Land hinauszuschweben, so dass +für die Laien wie für die Fachleute ein solcher Fliegesport ebenso unterhaltend +wie lehrreich als auch kräftigend sich zeigt. Es ist keine einzige Belustigung +im Freien denkbar, welche mit soviel Uebung in der Gewandtheit des Körpers, mit +so viel Schärfung der Sinne und Förderung der Geistesgegenwart verbunden wäre, +als dieses schwungvolle Dahingleiten durch die Luft. Wir können uns minutenlang +in der Luft aufhalten, auf Strecken von mehreren hundert Metern mit +Kurierzuggeschwindigkeit die Luft durchschneiden und dennoch sanft und +gefahrlos uns wieder zur Erde niederlassen.“ +</p> + +</div><!--end chapter--> + +<div class="chapter"> + +<h2><a name="chap04"></a>Nachfolger Lilienthals in England und Amerika.</h2> + +<p> +In England und Amerika hatte man sich inzwischen eifrigst mit der Verfolgung +der Lilienthalschen Gedanken beschäftigt. In England war es besonders der +Marine-Ingenieur Percy Sinclair Pilcher, der bereits im Jahre 1894 sich von +Lilienthal einen Flugapparat kaufte, mit dem er zahlreiche Versuche anstellte. +Naturgemäss kam er hierbei auch zur Entwickelung selbständiger Ideen, und er +konstruierte sich, nachdem er verschiedene Versuche mit dem amerikanischen +Kastendrachen von Hargrave angestellt hatte, mehrere eigene Apparate, die sich +namentlich durch grössere Stabilität auszeichnen sollten als ihr deutsches +Vorbild. Die Versuche mit Drachen führten Pilcher dazu, seine Apparate an einer +Schnur auszuprobieren. Er liess eine 300 Meter lange Leine an dem +Drachenflieger befestigen und durch galoppierende Pferde unter Benutzung einer +Flaschenzug-Uebertragung gegen den Wind anziehen. Sobald nun der Flieger unter +der Drachenwirkung hoch in der Luft schwebte, legte der Luftschiffer seinen +Körper langsam vor, schnitt die Halteleine durch, um alsbald, in sanft +absteigender Bahn gleitend, wieder zur Erde niederzukommen. Auch eine mit einem +4 PS. Petroleummotor versehene Flugmaschine hatte er gebaut. Am 30. September +1899 wurden zu Stanfordpark bei Market Harborough verschiedene Angehörige des +englischen Aeroklubs, dessen Mitglied er 1907 geworden war, auch der bekannte +Flugtechniker Major Baden-Powell, zu Versuchen eingeladen. In der geschilderten +Weise liess er seinen Flugapparat durch die Pferde in Bewegung setzen, die +Leine wurde zerschnitten, und der Luftschiffer glitt wie ein grosser Vogel in +sanftem Gleitfluge zur Erde. Nachdem die Startvorrichtung schnell wieder in +Ordnung gebracht war, begann der zweite Versuch. Der Flieger kam, durch Regen +beschwert, erst langsam in die erforderliche Geschwindigkeit und stieg dann bis +auf eine Höhe von 10 Metern. Plötzlich brach das Schwanzruder mit lautem +Krachen zusammen, der Apparat kippte, ähnlich wie bei Lilienthal, nach vorn +über und fiel, sich überschlagend, zur Erde. Unter den Trümmern lag Pilcher +bewusstlos und wimmernd. Mit Mühe konnten ihn zufällig anwesende Aerzte aus dem +Trümmerhaufen herausziehen und nach Hause transportieren. Zwei Tage darauf +starb er jedoch, ohne vorher das Bewusstsein wiedererlangt zu haben. Man +vermutet, dass durch den Regen sich die Stricke verkürzten und das Gerüst des +Hintersteuers durch gleichzeitige starke Beanspruchung brach. In England hat +dann hauptsächlich Baden-Powell weitere Versuche in der Flugtechnik angestellt, +die namentlich dazu führten, dass er für Kriegszwecke Drachen erbaute, mit +Hilfe deren man Menschen in die Luft zu heben vermochte. +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus09"></a> +<a href="images/image9.jpg"> +<img src="images/image9.jpg" width="300" height="450" alt="Illustration: +Octave Chanute" /></a> +<p class="caption"><b>Octave Chanute: Der erste Amerikanische Flugtechniker, +Berühmter ingenieur und früherer Präsident des Vereins amerikanischer +Ingenieure, 18. Februar 1838 in Paris geboren</b></p> +</div> + +<p> +In Amerika haben die Lilienthalschen Versuche besonders bei dem Ingenieur +Octave Chanute Verständnis geweckt. Am 18. Februar 1832 in Paris geboren, kam +er bereits als 6jähriges Kind nach Amerika. Chanute hat sich in seiner neuen +Heimat einen bedeutenden Namen als Ingenieur im Eisenbahnwesen gemacht, wo er +beim Bau von Bahnen eine sehr fruchtbare Tätigkeit entwickelt hat; manche gute +Erfindung verdankt ihm ihre Existenz. Durch das Vertrauen seiner Landsleute +wurde er seinerzeit zum Präsidenten des Vereins amerikanischer Ingenieure +erwählt. Sein Interesse für die Luftschiffahrt ist auf die Jahre 1876 und 1878 +zurückzuführen. Zu jener Zeit sammelte er alle Projekte über Luftschiffahrt, +deren er habhaft werden konnte. Da er aber durch seine Berufstätigkeit +ausserordentlich in Anspruch genommen war, steckte er das neue Studium eines +Tages wieder auf, band alle Schriftstücke zu einem Bündel zusammen und legte +sie beiseite. +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus10"></a> +<a href="images/image10.jpg"> +<img src="images/image10.jpg" width="450" height="328" alt="Illustration: +Chanute-Leiter-Drachen 1895" /></a> +<p class="caption"><b>Chanute-Leiter-Drachen 1895: Diese erste Konstruktion ist +aus mehreren Kastendrachen zusammengesetzt</b></p> +</div> + +<p> +Erst 11 Jahre später gewann er wieder Zeit, sich mit seiner alten Lieblingsidee +zu beschäftigen. Er machte eine Studienreise nach Europa, deren Ergebnis er +nach seiner Rückkehr in verschiedenen Vorträgen und Artikeln niederlegte. +Damals schrieb Chanute das in Luftschifferkreisen weltberühmte Buch: +„Progress in Flying Machines“—Fortschritte auf dem Gebiete +der Flugmaschinen—, in dem er eine kritische Uebersicht aller bis dahin +gemachten Experimente gab. Er war zu der Ansicht gekommen, dass namentlich der +Gleichgewichtsmangel ein Haupthindernis aller Fortschritte sei. Sein Streben +ging deshalb dahin, diesen Mangel zu beseitigen. Er machte unzählige Versuche +mit den verschiedensten Formen von Flächen und kam zu dem Resultat, dass sein +Leiter-Drachen, bei dem die Tragezellen durch ein Diagonal-Rahmenwerk in jeden +beliebigen Winkel zur Luftströmung eingestellt werden konnten, die besten +Resultate ergab. Der einer Trittleiter sehr ähnlich sehende, aus drei +kastenförmigen Hargrave-Drachen zusammengesetzte Flieger erwies sich als +ausserordentlich stabil. Chanute erbaute alsdann einen Gleitflieger in einer +solchen Grösse, dass ein Mann durch die Fläche getragen werden konnte. +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus11"></a> +<a href="images/image11.jpg"> +<img src="images/image11.jpg" width="450" height="348" alt="Illustration: +Mehrdecker-Gleitflieger von Chanute (Sechste Konstruktion) 1896" /></a> +<p class="caption"><b>Mehrdecker-Gleitflieger von Chanute (Sechste +Konstruktion) 1896</b></p> +</div> + +<p> +In seinen Veröffentlichungen gab er damals der Ansicht Ausdruck, es sei nötig, +bei den Versuchen sehr vorsichtig zu Werke zu gehen, was dazu führte, dass man +mit leichtem Hohne ihm vorwarf, dieser Rat sei wohl leicht zu geben, aber +schwer zu befolgen. Nunmehr wollte er seine Ratschläge in die Tat umsetzen und +baute einen Vieldecker nach dem Prinzip seines Leiter-Drachens, der am +Mittelgestell mehrere Paar sich um ihre Achse drehende Flügel besass, die durch +Federkraft in Spannung gehalten wurden. Hierin besteht ein wesentlicher +Unterschied seiner Konstruktion vor derjenigen Lilienthals. Während dieser das +Gleichgewicht durch die Bewegung seiner Beine halten musste, wurde bei dem +Chanuteschen Apparat das Gleichgewicht automatisch durch den Wind gehalten, der +die Flügel selbsttätig je nach seiner Kraft in eine geringere oder grössere +Neigung einstellte. Die neue Maschine erwies sich als sehr stabil, als sie im +freien Segelfluge nach Lilienthalscher Art in Sanddünen am Michigansee, zirka +50 Kilometer von Chicago entfernt, versucht wurde. Jedoch war der +Neigungswinkel zu steil. Als Uebelstand zeigte sich, dass die vorderen Flügel +die Luft nach abwärts führten und dadurch die Tragkraft der übrigen +verminderten. Chanute brachte nacheinander bis zu fünf Paar Flächen am vorderen +Teile an, und der Neigungswinkel wurde dadurch verringert, bis er etwa dieselbe +Neigung erhielt, wie bei den Lilienthalschen Gleitfliegern. +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus12"></a> +<a href="images/image12.jpg"> +<img src="images/image12.jpg" width="450" height="355" alt="Illustration: +Chanute-Doppeldecker im Fluge zu Dune-Park 1896" /></a> +<p class="caption"><b>Chanute-Doppeldecker im Fluge zu Dune-Park 1896</b></p> +</div> + +<p> +Im Dezember 1895 gewann sich Chanute die Hilfe des Ingenieurs Herring, der sich +schon mehrere Jahre mit aviatischen Versuchen beschäftigte und einen seiner +Lilienthalschen Flieger, die er schon in New York erprobt hatte, für weitere +Versuche umbaute. +</p> + +<p> +Beim weiteren Ausbau seiner Apparate stellte Chanute zur Verminderung des +Luftwiderstandes einen Dreiflächenflieger her, aus dem sich schliesslich der +Doppeldecker entwickelt hat, der jetzt bei grosser Haltbarkeit durch eine +sinnreiche Brücken-Diagonal-Tragband-Konstruktion nur ein Minimum von Material +erfordert. An diesen Apparaten war ein sehr praktischer selbstregulierender +Mechanismus angebracht, den Herrings erfunden hatte. Die praktischen +Segelflugversuche wurden im Dune-Park im Jahre 1896 ausgeführt. Im ganzen +machten Chanute selbst sowie seine Assistenten, Herring, Avery und Butusoff, +etwa 2000 Gleitflüge ohne den geringsten Unfall, wenn auch die Flugmaschine in +einigen Fällen leicht beschädigt wurde. +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus13"></a> +<a href="images/image13.jpg"> +<img src="images/image13.jpg" width="450" height="281" alt="Illustration: +Chanute-Doppeldecker zu Dune-Park 1896" /></a> +<p class="caption"><b>Chanute-Doppeldecker zu Dune-Park 1896</b></p> +</div> + +<p> +Im Jahre 1902 baute Chanute einen dritten Typ, bei dem das Gleichgewicht durch +Vor- und Zurückschwingen der Flügel um ihre Achse gehalten wurde. Dieser +Dreidecker hatte ausgezeichnete Resultate und wurde den Brüdern Wright zu +Versuchen übergeben. 1904 stellte Chanute zu St. Louis einen Apparat zum +Vorwärtsziehen eines Gleitfliegers aus; er hatte dabei die Experimente Pilchers +vor Augen, der, wie schon erwähnt, seine Flugmaschine durch Pferde in die Luft +fierte. Chanute benutzte zum Hochfieren seiner Apparate einen auf einen Wagen +gesetzten Dynamo. +</p> + +<p> +<a name="Note-Reference-1"></a> In der Folge gab er aber, als die Brüder Wright +immer mehr hervortraten, seine Experimente auf. Einerseits veranlasste ihn +hierzu sein hohes Alter—er ist gegenwärtig 77 Jahre alt—und +anderseits war er zu den Wrights in nähere Beziehungen getreten und hatte in +ihnen Leute schätzen gelernt, die mit grosser Energie und Sachkenntnis sich dem +Flugproblem widmeten. Ihre mechanischen Vorkenntnisse, ihre grosse Praxis in +der Kleinmechanik und ihre körperliche Behendigkeit befähigten die beiden +seiner Ansicht nach, das Werk zu einem durchschlagenden Erfolge zu führen. Er +hat ihnen deshalb nach Aufgabe seiner Versuche soviel wie möglich geholfen; er +ist ihnen mit dem reichen Schatz seiner Erfahrungen beigesprungen und bei ihren +Berechnungen behilflich geworden. Später, als man den Mitteilungen über die +Erfolge Wrights nirgends Glauben schenken wollte, hat er sich durch Wort und +Schrift bemüht, ihnen die verdiente Anerkennung zu verschaffen. Wenn in der +Geschichte der Luftschiffahrt das Wirken der Wrights gewürdigt wird, so darf +man keinesfalls den Namen Chanute dabei vergessen, der in selbstloser Weise im +Interesse der Flugtechnik gewirkt hat. +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus14"></a> +<a href="images/image14.jpg"> +<img src="images/image14.jpg" width="450" height="290" alt="Illustration: +Chanute-Gleitflieger: Beim Beginn des Starts von vorn gesehen. 1904" /></a> +<p class="caption"><b>Chanute-Gleitflieger: Beim Beginn des Starts von vorn +gesehen. 1904</b></p> +</div> + +</div><!--end chapter--> + +<div class="chapter"> + +<h2><a name="chap05"></a>Die Gleitflugversuche der Brüder Wright.</h2> + +<p> +Wilbur Wright schildert seinen und seines Bruders aeronautischen Werdegang +eingehend in der Zeitschrift des Vereins der westamerikanischen Ingenieure vom +Dezember 1901 unter dem Titel: Einige aeronautische Versuche (Some Aeronautical +Experiments). Das in der Jugend schon bezeigte Interesse an Flugversuchen wurde +bei Wilbur Wright zuerst wieder im Jahre 1896 neu geweckt, als der Telegraph +die Nachricht nach Amerika brachte, dass der deutsche Flugtechniker Lilienthal +bei seinen aufsehenerregenden Experimenten abgestürzt und umgekommen sei. Er +begann darüber nachzudenken, wodurch wohl der Sturz dieses Mannes hervorgerufen +worden sei, der doch schon eine grosse Anzahl von Flügen glücklich ausgeführt +hatte. Zunächst studierte er die modernen Bücher, die sich namentlich mit dem +Vogelflug beschäftigten, so besonders das Werk von Professor Marey. Als bald +darauf auch sein Bruder Orville sich für das Flugproblem zu interessieren +begann, beschlossen beide, praktische Versuche zu unternehmen. Die meisten +Misserfolge hatten nach ihrer Ueberzeugung ihren Hauptgrund in ungenügender +praktischer Uebung der Fliegekunst. Sie rechneten sich aus, dass Lilienthal +während 5 Jahren im ganzen nur ungefähr 5 Stunden im freien Fluge zugebracht +habe. Als Fachleute in der Fahrradtechnik verglichen sie diese Studienzeit mit +den Vorübungen eines Radfahrers, der doch auf keinen Fall in lebhaften Strassen +fahren könne, wenn er nur 5 Stunden lang Fahrversuche angestellt hätte. +Freilich, Lilienthal hatte—das mussten sie anerkennen—bei seiner +geringen Uebungszeit ausserordentlich viel gelernt und eine Steigerung der +Dauer eines ununterbrochenen Fluges auf 10 Sekunden musste man schon als +gewaltigen Fortschritt betrachten. +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus15"></a> +<a href="images/image15.jpg"> +<img src="images/image15.jpg" width="450" height="312" alt="Illustration: +Wright-Gleitflieger 1901" /></a> +<p class="caption"><b>Wright-Gleitflieger 1901: Der Lenker schmiegt sich nach +dem durch anlaufen gegen den Wind erfolgten Start aus der Hängenden Stellung in +die Wagerechte Lage</b></p> +</div> + +<p> +Sie beschlossen, eine Maschine zu erbauen und sie bei einer Windstärke von etwa +28 Kilometer Geschwindigkeit pro Stunde zu erproben. Von vornherein sollten die +Proben zunächst an einer Schnur wie bei einem Drachen, vorgenommen werden. Der +anfänglich grösser geplante Gleitflieger wurde etwa 18 Quadratmeter gross +gemacht. Die Maschine war ein Doppeldecker mit zwei grossen Trageflächen nach +dem System Chanutes. Doch hatten die Brüder schon ganz wesentliche Aenderungen +an ihrer Maschine vorgenommen. Der sonst übliche „Schwanz“ war +fortgelassen und durch eine kleinere Tragfläche ersetzt, die sich vor den +Hauptflächen befand. Hierdurch gedachten sie ein Kippen des Apparates zu +verhindern, indem der Winddruck durch die Wirkung auf die kleine Fläche als +Gegenlast zu den grossen diente. Eine weitere grundsätzliche Aenderung bestand +darin, dass der Pilot nicht, wie es bisher immer geschehen war, sich in +aufrechter, sondern in liegender Stellung befand. +</p> + +<p> +Ueber die Vorteile der horizontalen Lage des Luftschiffers im Gleitflieger hat +sich Wilbur Wright wiederholt geäussert. Hauptsächlich betont er, dass der +Widerstand eines Körpers gegen die Luft in aufrechter Stellung fast dreimal so +gross ist als in waagerechter Haltung. Während Lilienthal und seine Nachfolger +Chanute, Herrings und Pilcher annahmen, dass pendelnde Bewegungen der Beine +nach vorn, rückwärts und nach den Seiten wesentlich zur Sicherheit des Fluges +und zur Erhaltung des Gleichgewichts beitrügen, sind die Wrights durch ihre +jahrelangen Versuche zur Erkenntnis gekommen, dass gerade ihre Lage beim +Fliegen bedeutende Vorzüge biete. Vor allen Dingen finden wir bei ihnen das +Bestreben, sich möglichst eins mit der Maschine zu fühlen. Sie gehen dabei von +der ganz richtigen Annahme aus, dass sie dadurch die kleinsten +Gleichgewichtsstörungen leichter bemerken und ihnen durch geringe +Verschiebungen in der Lage ihres Körpers entgegenwirken können. Auch die +Lenkbarkeit ist in dieser Stellung grösser. Wenn der Wind plötzlich einen +grösseren Druck auf die Tragflächen ausübt, wird die Schrägstellung viel +leichter bewirkt, wenn der Aviatiker nur mit den Armen in der Maschine hängt, +als wenn er darin liegt, denn der pendelnde Körperteil des Menschen wird bei +solchen Veränderungen der Tragflächenlage nicht mitbetroffen, weswegen der +Widerstand gegen derartige Gleichgewichtsstörungen in diesem Falle viel +geringer ist. Nur bei der Abfahrt und beim Landen bietet die hängende Lage +Vorteile, weil der Pilot keiner fremden Hilfe bedarf und allein gegen den Wind +anlaufen kann. Die Wrights nun mussten entweder, wie sie zuerst taten, mit +ihrem Apparat gegen den Wind anlaufen und sich, sobald der Flieger ins Schweben +kam, turnend in liegende Stellung bringen, oder aber, wie sie es zuletzt taten, +durch zwei Leute in die Luft fieren lassen. Ebenso konnten sie bei der Landung +durch ihre Beine leichter den Stoss federnd auffangen. Für längere Gleitflüge +nun ist die hängende Lage ausserordentlich ermüdend. Auch die ausgleichenden +Bewegungen gegen die Gleichgewichtsstörungen erfordern einen unverhältnismässig +grossen Kraftaufwand, der lange Flüge überhaupt ausschliessen würde. In +horizontaler Lage fallen diese Kraftanstrengungen überhaupt fort, da die +Maschine schon infolge grösserer Trägheit schwerer die Tendenz der Stabilität +verlieren wird. Dass die Art dieser Gleitflüge nur auf weichem Boden ausführbar +wäre, sei allerdings der Nachteil, immerhin aber sei die Gefahr, sich beim +Landen zu verletzen, weit geringer, als man annähme. Die Brüder haben Landungen +nach beiden Methoden versucht und sich bei keiner verletzt. Das seitliche +Gleichgewicht und die Steuerung, die bei Lilienthal und Chanute durch die +Bewegung des Luftschiffers hervorgerufen wurde, sollte schon bei dem ersten +Wrightschen Apparat durch eine Krümmung der Haupttragefläche bewirkt werden, +auf deren nähere Beschreibung wir weiter unten zurückkommen wollen. +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus16"></a> +<a href="images/image16.jpg"> +<img src="images/image16.jpg" width="450" height="255" alt="Illustration: +Wright Gleitflieger im Segelfluge 1902" /></a> +<p class="caption"><b>Wright Gleitflieger im Segelfluge 1902</b></p> +</div> + +<p> +Ein hervorragend geeignetes Flugfeld wurde in Kitty Hawk in Nordkarolina +gefunden, einem kleinen Orte auf der Landzunge, die Albe-Marle-Sund vom +Atlantischen Ozean scheidet. Zunächst liessen die Brüder Wright den +Gleitflieger wie einen Drachen bei einer Luftströmungsgeschwindigkeit von 40-50 +km in der Stunde steigen, wobei die Flächen sich unter einem Winkel von etwa 3 +Grad einstellten. Sobald aber der Flieger mit einer Person belastet wurde und +bei einem Wind von 40 km aufstieg, stellten sie sich auf 20 Grad. Es ergab sich +nun aber bald, dass an schönen Tagen Winde von 50 km in der Stunde, die eine +bedeutend grössere Hubkraft zeigten, seltener waren, und dass es deshalb +unmöglich war, Tag für Tag und Stunde für Stunde zu üben. Durch die Versuche +erkannte man auch schon, dass die seitliche Stabilität weit besser gehalten +werden konnte, wenn man die Trageflächen durch Hebel drehte, als wenn der +Luftschiffer durch Körperbewegungen Gleichgewichtsstörungen entgegen wirken +wollte. Bei den Versuchen an einer Schnur wurden die Steuerhebel von unten aus +durch Leinen bewegt. +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus17"></a> +<a href="images/image17.jpg"> +<img src="images/image17.jpg" width="450" height="280" alt="Illustration: +Wright-Gleitflieger: in den Sanddünen zu Kill Devil Hill am atlantischen Ozean 1902" /></a> +<p class="caption"><b>Wright-Gleitflieger: in den Sanddünen zu Kill Devil Hill +am atlantischen Ozean 1902</b></p> +</div> + +<p> +Die Zeit, in der praktische Uebungen mit dem bemannten Flieger nicht angestellt +werden konnten, wurde dazu benutzt, Messungen von Hub und Zug bei verschiedenen +Belastungen und mit verschiedenen Krümmungsgrössen der Flächen zu unternehmen. +Hierbei stellte es sich heraus, dass das Krümmungsverhältnis von +1:22—Krümmung zur Tiefe der Tragfläche—das sie bei ihrer ersten +Konstruktion angewandt hatten, einen nicht so guten Hub ergab, als das +Verhältnis 1:12. +</p> + +<p> +Die Gleitflugversuche wurden 6 km südlich von Kitty Hawk von dem +Kill-Devil-Sandhügel unternommen, der bei einer Neigung von 9,5 Grad eine Höhe +von 35 m hat. Die Brüder wagten jedoch erst dann vom Boden in die Luft zu +springen, wenn der Wind etwa eine Stundengeschwindigkeit von über 20 km besass. +Zunächst rannte der Experimentator von einer Stelle etwas unterhalb des Gipfels +gegen den Wind vorwärts, schwang sich in die Luft und turnte dann schnell in +die liegende Stellung. Da dies immer die Stabilität sehr störte, wurden die +Gleitflüge bald mit Hilfe zweier an den Seiten der Flächen stehenden Leute +eingeleitet, welche die Maschine führten und mit ihr eine Strecke vorwärts +liefen. Die Landung erfolgte wider Erwarten ausserordentlich leicht. Wenn auch +die Geschwindigkeit des Fluges 35 km in der Stunde betrug, so nahm doch weder +der Flieger noch der Fahrer irgendwelchen Schaden. Die Maschine gehorchte +ausserordentlich leicht auch den leisesten Bewegungen der vorn angebrachten +Steuerflächen. +</p> + +<p> +Nachdem die Gleitflugversuche des Jahres 1900 beendet waren, fassten die +Wrights die gewonnenen Resultate zusammen und stellten folgende Sätze auf: +</p> + +<p class="letter"> +1. Praxis ist der Schlüssel des Fluggeheimnisses.<br/> +2. Der Luftschiffer soll sich in horizontaler Lage befinden.<br/> +3. Eine schmale Tragfläche, die eine umgekehrte Neigung hat als die +Haupttrageflächen, ist zur Steuerung erforderlich.<br/> +4. Die Steuerung muss bewirkt werden können, ohne dass der Pilot seine +Stellung verändert, und endlich<br/> +5. die seitliche Stabilität wird weit besser durch Verwinden der Trageflächen +gewährleistet, als durch Körperbewegungen. +</p> + +<p> +Im Jahre 1901 vergrösserten die Wrights ihre Maschine auf 35 Quadratmeter und +gaben den Trageflächen eine Wölbung von 1:12. Somit waren sie, was Grösse der +Trageflächen und ihre Wölbung anbelangt, auf dieselben Grössen gekommen, wie +sie von Lilienthal anfänglich konstruiert waren. Dieser hatte zwar eine +geringere Wölbung 1:15 bzw. 1:18 zuletzt angewendet, aber er hatte +festgestellt, dass die grösste Hubkraft bei einer Krümmungsflache von 1:12 +vorhanden war, jedoch gleichzeitig auch erfahren, dass das Gleichgewicht +hierbei schwerer zu halten war. Am 27. Juli begannen im Beisein Chanutes die +neuen Versuche, die bald zu einer Verringerung der Krümmung führten. Nach +kurzer Zeit schon gelang es ihnen wieder die alte Praxis zu erwerben und 100 +Meter weit zu gleiten; nach mehreren Tagen bereits konnten sie schon in einem +kräftigeren Winde von 25 bis zu 45 km Geschwindigkeit durch die Luft segeln. +Die Erfolge bewirkten, dass die Wrights, die ursprünglich das Fliegen nur als +Sport betrachteten, nunmehr wissenschaftlich die einschlägigen Fragen zu lösen +versuchten. Sie bauten sich mehrere Modellmaschinen für Winddruckmessungen und +machten eine grosse Reihe von Versuchen mit den verschiedensten Oberflächen, +die unter einem Winkel von 0-45° in Intervallen von 2-1/2 Grad eingestellt +waren. +</p> + +<p> +So theoretisch wohl vorbereitet nahmen sie im August 1902 auf dem alten Felde +bei Kitty Hawk ihre Versuche wieder auf. Im Jahre 1900 hatte die Breite ihres +Fliegers 5,64 Meter betragen, die Tiefe 1,52 Meter, die gesamte Oberfläche mit +Steuer 15,6 Quadratmeter und das Gewicht 21,8 Kilogramm. 1901 wurden die +Grössenverhältnisse auf folgende Zahlen gebracht: Breite 6,7 Meter, Tiefe 2,13 +Meter, Oberfläche 21,0 Quadratmeter, Gewicht 45,5 Kilogramm; 1902 auf 9,75 +Meter, 1,52 Meter, 28,4 Quadratmeter und 53,0 Kilogramm. +</p> + +<p> +Der Abstand der in Etagen angeordneten Haupttrageflächen betrug etwa 1,40 +Meter. Das vertikale Horizontalsteuer wurde verdoppelt und mit seiner 1,3 +Quadratmeter grossen Fläche wie ein zweiteiliger Schwanz an der hinteren Seite +angebracht. Das Gestell, bestand aus Fichtenholz, das mit Stahldrähten in +Brückenkonstruktion zusammengehalten wurde. Das Verspannen der Drähte war auf +geniale Weise durchgeführt in der Weise, dass man beliebig später die Drähte +anziehen oder lösen konnte. Als Material war Klaviersaitendraht benutzt worden. +Die Bespannung der Flächen war mit Ballonstoff erfolgt, der eine geringe oder +fast gar keine Durchlässigkeit für die Luft besitzt. Die erste Konstruktion aus +durchlässigem Stoff hatte sich als ungeeignet erwiesen. +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus18"></a> +<a href="images/image18.jpg"> +<img src="images/image18.jpg" width="450" height="302" alt="Illustration: +Wrights Gleitflieger 10. Oktober 1902" /></a> +<p class="caption"><b>Wrights Gleitflieger 10. Oktober 1902: Der Start erfolgt +mit Hilfe zweier Personen, die mit dem Flieger gegen den Wind einen Sandhügel +hinab laufen. Der Lenker befindet sich hierbei in wagerechter Lage.</b></p> +</div> + +<p> +Wieder wurden die Versuche zunächst an einer Fesselleine ohne Bemannung +begonnen, und erst, als die Stabilität der neuen Maschinen unzweifelhaft +feststand, begannen die Brüder mit den Gleitversuohen. Beide erlangten alsbald +eine ausserordentliche grosse Uebung und lernten vor allen Dingen den Einfluss +des mit wechselnder Richtung und Kraft blasenden Windes kennen. Natürlich +blieben den beiden auch Unfälle nicht erspart, und gelegentlich erlitt auch +ihre Maschine einige Havarien. Doch im allgemeinen sind diese Zwischenfälle nur +gering zu nennen gegen die grosse Anzahl der Flüge. Insbesondere ist es +bemerkenswert, dass die Landungen normalerweise immer sehr sanft vor sich +gingen. Der Flugmaschine hat man bekanntlich gerade vorgeworfen, dass die +Landungen meist mit sehr heftigem Stosse von statten gehen müssten, weil die +Hilfe des Gasauftriebes fehle. Der Vergleich, den man hierbei mit der Landung +eines Freiballons gezogen hat, hat sich als genau so unzutreffend erwiesen, wie +bei den Landungen mit schweren Motorballons, deren Niedergehen auf die Erde man +sich ohne heftigen Stoss gar nicht vorstellen konnte. Vorzüglich bewährte sich +gerade bei den Landungen das vordere Höhensteuer, das, im letzten Moment etwas +gehoben, die Landung besonders sanft gestaltete. +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus19"></a> +<a href="images/image19.jpg"> +<img src="images/image19.jpg" width="430" height="450" alt="Illustration: +Wilbur Wright" /></a> +<p class="caption"><b>Wilbur Wright: in wagerechter Lage in seinem Gleitflieger +von unten gesehen (1902)</b></p> +</div> + +<p> +Die Gleitversuche gelangen schliesslich in diesem Jahre auch bei +Windgeschwindigkeiten bis zu 16,7 Metern in der Sekunde. Die Flugdauer betrug +im allgemeinen bis zu 15 Sekunden, doch wurde sie schliesslich schon bis zu 26 +Sekunden gesteigert. Im ganzen wurden im Jahre 1902 etwa 1000 Flüge +unternommen, deren längster bei einer Flugdauer von 26 Sekunden eine Strecke +von 622,5 Metern betrug. +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus20"></a> +<a href="images/image20.jpg"> +<img src="images/image20.jpg" width="450" height="323" alt="Illustration: +Die Maschine mit der Startvorrichtung" /></a> +<p class="caption"><b>Die Maschine mit der Startvorrichtung, von oben gesehen: +Rechts der Turm mit dem auf der Erde liegenden Fallgewicht, vom Turm aus führt +die Leine zur Startschiene</b></p> +</div> + +<p> +Nunmehr fassten die Brüder den Plan, einen Motor in ihre Maschine einzubauen; +sie nahmen deswegen zunächst eingehende Messungen vor über die Hubkraft ihres +Apparates und stellten fest, welche Motorkraft zum Heben ihrer Maschinen bei +den verschiedenen Windgeschwindigkeiten erforderlich war. Das Gewicht der +Maschine von 1902 betrug 53,0 Kilogramm, dazu kamen die Gewichte der beiden +Piloten: Wilbur Wright 61,4 Kilogramm und Orville Wright 65,2 Kilogramm, so +dass also im ganzen entweder 114,4 Kilogramm oder 118,2 Kilogramm zu heben +waren. Es stellte sich heraus, dass bei 25 km Windgeschwindigkeit die Hubkraft +etwa 1-1/2 PS betrug, bei 40 km Geschwindigkeit 2 PS. Die Landung ging meist in +einem Winkel vor sich, der zwischen 6 Grad 10 Min. und 7 Grad 20 Min. +schwankte. Durch diesen geringen Winkel wurde die Landung ebenfalls sehr +erleichtert. Anfangs des Jahres 1903 wurden diese Versuche noch weiter +fortgesetzt, und gelegentlich, bei starkem Winde vermochte Wilbur Wright 72 +Sekunden in der Luft zu bleiben, wobei er durch den Wind zeitweise über +derselben Stelle am Boden in der Luft gehalten oder zurückgetrieben wurde. Die +zurückgelegte Strecke betrug bei diesem Rekordflug nicht mehr als 30 Meter. Der +geplante Motorflieger war für ein Gewicht von 300 kg berechnet und sollte 8 PS +besitzen. Die Schrauben waren sehr einfach konstruiert und den in der +Schiffahrt angewandten nachgeahmt. Bei den Motorproben veränderten sie jedoch +die Form ihrer Schrauben und gelangten zu der Form, die noch heute ihre +Maschine besitzt. Der Nutzeffekt betrug ursprünglich 66 Proz., demnach ein +Drittel mehr als bei den Schrauben, welche die Flugtechniker Maxim und Langley +angewandt hatten; heute soll er über 70 Proz. betragen. Ende 1903 begannen +sodann die Flugversuche mit dem Motorflieger. +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus21"></a> +<a href="images/image21.jpg"> +<img src="images/image21.jpg" width="450" height="317" alt="Illustration: +Vorbereitungen zum Start" /></a> +<p class="caption"><b>Vorbereitungen zum Start: Mehrere Personen ziehen an +Seilen das Fallgewicht in die Höhe. Das aus eisernen Ringen bestehende Gewicht +befindet sich in dem Turm gerade in Mannshöhe. Deutlich ist die Verbindung des +Seiles, das vom Gewicht die Erde entlang zum Flieger führt, zu sehen</b></p> +</div> + +</div><!--end chapter--> + +<div class="chapter"> + +<h2><a name="chap06"></a>Der Motorflieger der Wrights.</h2> + +<p> +Bei der Arbeit hatte die Flugmaschine verschiedene Veränderungen erfahren. Der +Motor erhielt 16 PS und wog, Vergaser und Schwungrad eingeschlossen, 62,7 +Kilogramm. Es wurden zwei Propeller unmittelbar hinter den Haupttrageflächen +angebracht, die sich in verschieden gerichtetem Sinne mit 1200 Touren in der +Minute drehten. Der Motor, Viertakt-Benzinmotor mit 4 Zylindern, war in der +Fabrik der Wrights gebaut. In einer Stunde wurden 4,5 Kilogramm Benzin +verbraucht. +</p> + +<p> +Die Trageflächen hatten eine Breite von 12,25 Metern, eine Tiefe von 6,12 +Metern und eine Oberfläche von 48 Quadratmetern. Am 17. Dezember 1903 wurden an +einem kalten und windigen Tage zu Kill Devil bei Kitty Hawk in Gegenwart von +nur 5 Personen die ersten Flugversuche mit dem Motorflieger unternommen. +<i>Dieser Tag ist demnach als Geburtstag der ersten freifliegenden mit eigener +Kraft vorwärts getriebenen Flugmaschine anzusehen</i>. Allerdings hatte bereits +im Jahre 1898 der schon erwähnte Flugtechniker Herring am Michigansee einen 9 +Sekunden langen Flug mit einem Flieger ausgeführt, aber die Wiederholung gelang +nicht; es war eben nur ein Sprung unter günstigen Verhältnissen gewesen. +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus22"></a> +<a href="images/image22.jpg"> +<img src="images/image22.jpg" width="450" height="305" alt="Illustration: +Der Flieger beim Start am Ende seiner Ablaufschiene" /></a> +<p class="caption"><b>Der Flieger beim Start am Ende seiner Ablaufschiene: Von +einem Militärballon bei Rom aufgenommen. In der Mitte des Bildes steht ein +Offizier, rechts sitzen einige Soldaten</b></p> +</div> + +<p> +Der Anflug erfolgte von einem 60 m hohen Hügel, die Windgeschwindigkeit, die +mit einem Anemometer gemessen wurde, betrug 9,72 m in der Sekunde zur selben +Zeit, als der Windmesser der meteorologischen Station zu Kitty Hawk etwa 12 m +in der Sekunde registrierte. Die Anfahrt wurde genau gegen den Wind gerichtet. +Der auf Schlittenkufen montierte Apparat glitt mittels eines nur 20 cm hohen +Rades auf einer Holzschiene zunächst etwa 10,25 m vorwärts und erhob sich bei +Einstellung des Steuers in schräger Richtung bis zu einer Höhe von etwa 3 +Metern, in welcher er in gerader Linie weiterflog. Der erste Flug dauerte 12 +Sekunden. Dies ist zwar eine bescheidene Leistung, war jedoch von allerhöchster +Bedeutung, da nunmehr die Konstrukteure sicher waren, dass ihr Flieger mit +Motor genau so stabil in der Luft war, wie früher ihr Gleitflieger. Ein zweiter +und dritter Versuch dauerte schon etwas länger, und endlich bei dem vierten +Versuch wurde eine Strecke von 260 Metern in 59 Sekunden zurückgelegt. Die +letzte Landung ging nur deshalb so früh vor sich, weil der Führer das Steuer +eine Kleinigkeit zu stark gedreht hatte. Die Maschine folgte sofort diesem +leisen Druck und kam zum Boden herab, ehe der Pilot das Steuer wieder +umzustellen vermochte. Die Geschwindigkeit über dem Erdboden betrug 14,47 Meter +in der Sekunde, in der Luft bis zu 15,65 Meter. +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus23"></a> +<a href="images/image23.jpg"> +<img src="images/image23.jpg" width="450" height="308" alt="Illustration: +Der Drachenflieger 6 m über dem Felde" /></a> +<p class="caption"><b>Der Drachenflieger 6 m über dem Felde: Von vorn seitwärts +gesehen. Aufnahme aus einem Militärballon bei Rom. Im Hintergrunde sieht man +aus der Vogelperspektive Fussgänger, Reiter und Fahrzeuge an der sich hell +abhebenden Strasse</b></p> +</div> + +<p> +Als jedoch nach der Landung Wrights mit ihren Gästen die Resultate dieses +bedeutsamen Tages besprachen, achteten sie in begreiflicher Erregung nicht +genügend auf ihre Maschine. Ein plötzlicher Windstoss hob den Apparat empor, +und obgleich einer der Zuschauer, ein Mann von herkulischer Gestalt, +hinzusprang und ihn noch an den Trageflächen zu halten versuchte, wurde er +umgerissen, der Flieger vom Winde emporgehoben und mit solcher Gewalt auf die +Erde geworfen, dass er schwere Beschädigungen erlitt. [Footnote: The Wright +Brother’s Aeroplane of Orville und Wilbur Wright,—The Century +Magazine, September 1908.] +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus24"></a> +<a href="images/image24.jpg"> +<img src="images/image24.jpg" width="450" height="314" alt="Illustration: +Die erste Flugschule der Welt" /></a> +<p class="caption"><b>Die erste Flugschule der Welt: Wilbur Wright erklärt +seinen Schülern Tissandier, Kapitän Lucas Gerardville und Graf Lambert die +Flugmaschine. Orville Wright steht neben seinem Bruder. Rechts ist deutlich die +gekreuzte Kette sichtbar, welche die Bewegung vom Motor auf die linke Schraube +überträgt.</b></p> +</div> + +<p> +Hierdurch erfuhren die Versuche eine Unterbrechung, und da gleichzeitig der +Winter zu weit vorgeschritten war, begaben sich die Brüder mit den Resten ihrer +Maschine in ihre Heimat zurück. Hier machten sie sich sofort an die +Wiederherstellung bzw. an den Neubau ihres Fliegers. Als wesentliche Aenderung +ist hierbei der Einbau eines Motors von 25 PS zu bemerken. Nunmehr wurden die +Versuche auf der Huffmann-Prärie bei Simms-Station, 17 Kilometer östlich von +Dayton in Ohio, fortgesetzt. Bankdirektor Huffmann, der Besitzer dieses Landes, +stellte den Brüdern ein geeignetes Terrain zur Verfügung. Die Versuche begannen +im August 1904. Die Fortschritte waren anfangs nur gering, weil das schlechte +Wetter und heftige Regengüsse die Experimente sehr störten. Ausserdem machte +ihnen die Erhaltung des Gleichgewichtes noch viele Schwierigkeiten; sie sahen +ein, dass sie von der Lösung dieser wichtigen Frage noch weit entfernt waren. +Wir sehen sie deshalb fleissig weiter üben bis zu Ende des Jahres. Nur im Juli +werden die Flüge zeitweise ausgesetzt. Am 15. September bereits konnten sie 800 +Meter mit einer Kurve zurücklegen, und am 26. September wird ein vollkommener +Kreisflug zustande gebracht, bei dem nach den Messungen eines Richardschen +Anemometers 1630 Meter in der Luft und 1400 Meter über dem Boden zurückgelegt +wurden. Die Angaben des Windmessers hatten bei ruhiger Luft stets mit der +gemessenen Distanz übereingestimmt. Die längsten Flüge fanden am 9. November +und am 1. Dezember statt. An diesem Tage wurden 4-1/2 Kilometer mit einer +Geschwindigkeit von 51 Kilometer in der Stunde zurückgelegt. Am 9. November war +der mit einem Passagier bemannte Flieger noch mit fünfzig Pfund, am 1. Dezember +sogar mit 70 Pfund Eisenstangen belastet worden. Die Geschwindigkeit betrug 60 +Kilometer in der Luft und 75 Kilometer über dem Boden. Am 9. November erreichte +die Flugdauer 5 Minuten 4 Sekunden, am 1. Dezember 4 Minuten 52 Sekunden. Im +ganzen wurden im Jahre 1904 105 Landungen ausgeführt. Im Frühjahr 1905, bei +Beginn der besseren Jahreszeit, wurden die Versuche fortgesetzt, aber erst am +6. September gelang es, durch Zurücklegung von 4,5 Kilometer den Rekord des +Vorjahres zu schlagen. Am 26. September legten sie eine Strecke von 17,961 +Kilometern—10 englische Meilen—in 18 Minuten 9 Sekunden zurück. Das +Benzinreservoir reichte damals für 20 Minuten, jedoch gingen immer einige +Minuten bei dem Ingangsetzen des Motors verloren. Am 29. September wurden sogar +19,57 Kilometer in 19 Minuten und 55 Sekunden durchmessen. +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus25"></a> +<a href="images/image25.jpg"> +<img src="images/image25.jpg" width="450" height="316" alt="Illustration: +Wilbur Wright macht eine Fahrt mit Frau Hart O’Berg" /></a> +<p class="caption"><b>Wilbur Wright macht eine Fahrt mit Frau Hart O’Berg: +Deren Kleider unten durch eine Schnur zusammengehalten werden.</b></p> +</div> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus26"></a> +<a href="images/image26.jpg"> +<img src="images/image26.jpg" width="450" height="298" alt="Illustration: +Hölzerne Startschiene" /></a> +<p class="caption"><b>Hölzerne Startschiene: Im Hintergrunde der Turm mit dem +Fallgewicht</b></p> +</div> + +<p> +Bei allen diesen Versuchen führten die Wrights schon Wendungen aus, bei denen +sie häufig über den Köpfen der Zuschauer mehrfach hin und her flogen und fast +immer zu ihrem Landungsort zurückkehrten. Schnell steigerte sich nun die +Flugdauer, nachdem die Erfinder ein grösseres Benzinreservoir eingefügt hatten. +Am 3. Oktober betrug die zurückgelegte Strecke bereits 24,5 Kilometer, die in +25 Minuten und 5 Sekunden durchflogen wurden, am 4. Oktober 33,45 Kilometer in +33 Minuten und 17 Sekunden, und am 5. Oktober deckten die Piloten eine Strecke +von 38,956 Kilometern in 38 Minuten und 3 Sekunden. Dies war der Rekord, den +sie in der Nähe von Dayton erreichten. +</p> + +<p> +Natürlicherweise erlitten sie auch mehrfach Pannen. Gelegentlich erhitzte sich +ein Lager oder der Motor wurde warm, das Oel ging vorzeitig aus und was der +Kinderkrankheiten noch mehr sind. In der Folge wohnten viele Einwohner von +Dayton ihren Flügen bei, aber man sprach sich in den Zeitungen sehr wenig +anerkennend darüber aus. Es wurde über die kurze Dauer der Flüge gespottet, was +darin seinen Grund hatte, dass man von den langen Flügen der europäischen +Lenkballons gelesen hatte und einen Unterschied zwischen dem Flug eines +aerostatischen und eines aerodynamischen Luftschiffes nicht zu machen +vermochte. Die Leute hielten beides für dasselbe und würdigten deshalb die +hervorragenden Leistungen ihrer Landsleute absolut nicht. In den absprechenden +Zeitungsnachrichten liegt auch der Grund, dass man in Europa den Angaben der +Wrights keinen Glauben schenkte. Man versteifte sich darauf, wenn wirklich die +beiden Brüder solche langen Flüge ausgeführt hätten, so würden die Amerikaner +in weit höherem Masse Reklame für sie gemacht haben. Man würde ihnen im +Handumdrehen genügend Geld zur praktischen Verwertung ihrer Maschine gegeben +haben. +</p> + +</div><!--end chapter--> + +<div class="chapter"> + +<h2><a name="chap07"></a>Das Ringen der Wrights um Anerkennung.</h2> + +<p> +Sobald die Nachricht von den Erfolgen des Jahres 1905 nach Europa gelangt war, +nahm sich der rühmlichst bekannte französische Flugtechniker +Artilleriehauptmann Ferber des Gegenstandes an und schrieb zunächst an den ihm +persönlich bekannten Chanute in Chicago, der ihm die Angaben der Wrights +bestätigte. Im Oktober 1905 richteten alsdann die beiden Wrights einen Brief an +Ferber, der folgenden Wortlaut hatte: +</p> + +<p class="letter"> +Dayton, 9. Oktober 1905.<br/> +Geehrter Herr!<br/> +<br/> +Als wir Ihren letzten Brief erhielten, fassten wir gerade die Ergebnisse +unserer Versuche zusammen und glaubten, auf Ihre Frage über den praktischen +Wert unseres Fliegers bald antworten zu können. Wir haben länger mit der +Antwort warten müssen, als wir dachten. Wir wollten erst längere Flüge, als die +in der letzten Saison abwarten, die nur fünf Minuten dauerten; heute können wir +kühn behaupten, dass unser Flieger für künftige praktische Verwendung geeignet +ist.<br/> + Unsere Versuche im vergangenen Monat haben uns gezeigt, dass wir jetzt +Maschinen bauen können, die wirklich für verschiedene Zwecke, militärische +usw., brauchbar sind. Am 3. Oktober haben wir einen Flug von 24,535 Kilometer +in 25 Minuten 5 Sekunden gemacht. Dieser Flug wurde dadurch beendet, dass sich +ein Lager aus Mangel an Oel heisslief. Am 4. Oktober haben wir eine Entfernung +von 33,456 Kilometern in 33 Minuten 17 Sekunden erreicht. Wieder lief die +Transmission warm, aber wir konnten zum Abflugsplatz zurückkehren, ohne landen +zu müssen. Am 5. Oktober dauerte unser Flug 38 Minuten 3 Sekunden und bedeckte +eine Distanz von 39 Kilometern. Die Landung wurde durch Benzinmangel erzwungen. +Ein Oeler hatte der Ursache abgeholfen, welche die früheren Flüge verkürzt +hatte. Die Zuschauer dieser Flüge begeisterten sich so, dass sie ihre Zunge +nicht mehr hüten konnten. Da unsere Versuche bekannt zu werden anfingen, +entschlossen wir uns, sie einzustellen, bis wir einen einsameren Platz gefunden +hätten.<br/> + Wir haben die letzten Jahre vollständig damit verbracht, unsern Flieger zu +vollenden, und wir haben wenig darüber nachgedacht, was wir damit machen +würden, wenn er fertig wäre. Aber unsere jetzige Absicht ist, ihn zuerst den +Regierungen zu Kriegszwecken anzubieten, und wenn Sie glauben, dass Ihre +Regierung dafür interessiert werden könnte, so würden wir gern deshalb mit ihr +in Verbindung treten.<br/> + Wir sind bereit, Maschinen nach Vertrag zu liefern, abnehmbar erst nach +einem Versuch über 40 Kilometer, wobei die Maschine einen Lenker und einen +Benzinvorrat für mehr als 100 Kilometer tragen soll. Wir könnten auch einen +Kontrakt machen, in dem die Strecke des Versuchsfluges grösser als 40 Kilometer +ist, aber dann wäre der Preis der Maschine höher.<br/> + Wir könnten diese Maschinen auch für mehr als eine Person Belastung bauen. +</p> + +<p class="letter"> +Ergebenst<br/> + (gez.) W. und O. Wright. +</p> + +<p> +Um sich von der Richtigkeit dieser Angaben zu überzeugen, richtete Hauptmann +Ferber an den ihm persönlich bekannten Ingenieur Chanute ein Schreiben, in dem +er ihn bat, ihm über die Leistungen der Wrights Auskunft zu geben. Er erhielt +darauf folgenden Bescheid: +</p> + +<p class="letter"> +Chicago, 9. November 1905.<br/> +Lieber Hauptmann Ferber!<br/> +<br/> + Soeben habe ich Ihren Brief vom 26. Oktober erhalten. Meiner Meinung nach +können Sie in die Angaben, die Ihnen die Brüder Wright über ihre Versuche +gemacht haben, vollstes Vertrauen setzen. Ich selbst hatte nur Gelegenheit, +einem kleinen Fluge über einen halben Kilometer beizuwohnen, dagegen haben mir +die Brüder wöchentlich Nachricht über ihre Versuche zukommen lassen, und +Freunde, die selbst Zeugen der Experimente waren, haben mir diese Angaben +bestätigt, als ich, um einem geplanten Fluge von 60 Kilometer in der Stunde +beizuwohnen, vorige Woche in Dayton war. Leider konnte dieser Flug infolge zu +grossen Sturmes nicht stattfinden. Die Wrights haben sich Frankreich, das die +Fortschritte auf dem Gebiete der Lenkballons seit dem Jahre 1885 geheimgehalten +hat, zum Beispiel genommen. Auf ihre Bitte haben die Zeitungen in Dayton über +die Versuche Schweigen bewahrt. Es ist wohl eine Indiskretion begangen worden. +Es wurde ein Artikel veröffentlicht, der aber bereits zurückgezogen ist. Die +Wrights wollten Ihnen übrigens am 4. November selbst schreiben. +</p> + +<p class="letter"> +Mit vorzüglicher Hochachtung<br/> + C. Chanute. +</p> + +<p> +Am 4. November war inzwischen auch von den Wrights selbst nachfolgendes +Schreiben an Hauptmann Ferber eingetroffen: +</p> + +<p class="letter"> +Dayton, 4. November 1905.<br/> +Geehrter Herr!<br/> +<br/> + Wir haben Ihren Brief vom 20. Oktober erhalten und +machen Ihnen unser Kompliment. Niemand in der Welt kann mehr als +wir Ihre Leistung anerkennen. Es ist aber ein grosser Sprung vom +Aeroplan ohne Motor, mit seiner leichten Kontrolle, zur Entdeckung +ausreichender und wirksamer Methoden, um Herr des so ungelehrigen +Aeroplans mit Motor zu werden. Nach den Experimenten so +fähiger Leute wie Langley, Maxim und Ader, die Millionen +ausgegeben und Jahre ohne Resultat daran gewandt haben, hätten +wir es nicht für möglich gehalten, vor fünf oder +zehn Jahren eingeholt zu werden. Frankreich ist eben günstig +gestellt. Aber wir glauben nicht, dass das den Wert unserer +Erfindung vermindern könnte. Denn, wenn es bekannt wird, dass +man in Frankreich Experimente mit Motorfliegern gemacht hat, werden +die anderen Nationen gezwungen sein, Zuflucht zu unserm Wissen und +unserer Praxis zu nehmen. Russland und Oesterreich von Unruhen +heimgesucht, ein Weltbrand kann jeden Augenblick ausbrechen. Keine +Regierung wird mit einer Flugmaschine im Hintertreffen stehen +wollen. Um ein Jahr früher als die andern fertig zu sein, wird +man den Betrag, den wir für unsere Erfindung fordern, gering +finden.<br/> + Obwohl Sie in Frankreich voran sein mögen, werden +Sie wünschen, unsere Erfindung zu kaufen, zum Teil, um die +Kosten eigener Versuche zu vermeiden, zum Teil, um sich über +den Stand unserer Kunst bei den Nationen zu unterrichten, die dabei +sind, uns die Geheimnisse unserer Maschine abzukaufen.<br/> + Aus diesen Gründen würden wir darein +willigen, unsern Preis für die französische Regierung auf +eine Million Francs herabzusetzen, zahlbar, nachdem der Wert +unserer Erfindung in Gegenwart offizieller Persönlichkeiten +durch einen Flug von 50 Kilometer in weniger als einer Stunde +festgestellt ist. Der Preis schliesst eine vollständige +Maschine ein, Instruktion über die Grundlagen unserer Kunst, +Formeln für den Bau unserer Maschine, Schnelligkeit, +Oberfläche usw., Instruktion von Personal für den +Gebrauch der Maschine. Diese Instruktion würde natürlich +in der gewünschten Form gegeben werden. +</p> + +<p class="letter"> +Ihre ergebenen<br/> + (gez.) W. und O. Wright. +</p> + +<p> +Hauptmann Ferber antwortete den beiden Brüdern, dass es unmöglich wäre, auch +nur die geringste Unterstützung von der französischen Regierung zu erhalten, +wenn nicht zuvor eine aus französischen und amerikanischen Gelehrten bestehende +Kommission die Maschine geprüft hätte. Die Wrights wollten aber das Geheimnis +ihrer Erfindung sicher gewahrt wissen, und hatten anderseits eine heilige Scheu +vor dem Gutachten der am grünen Tisch arbeitenden Gelehrten, die ja schon +häufiger ein grosser Hemmschuh für die Entwickelung der Luftschiffahrt gewesen +waren; sie erklärten deshalb, von ihren Bedingungen nicht abgehen zu können. +Eine ganze Reihe von Veröffentlichungen finden in der Folge noch statt, und +selbst der Aeroklub von Amerika, der eine Reihe Zeugnisse angesehener Mitbürger +von Wright veröffentlicht, vermochte niemand von der Wahrheit der Angaben über +die geheimnisvollen Flieger zu überzeugen, und überall belegte man in Europa +die Wrights mit dem wenig schönen Ausdruck „die lügenden Brüder“. +Verfasser, der die flugtechnischen Arbeiten seit langen Jahren aufs genaueste +verfolgt hatte, beschloss der Bedeutung der Sache wegen keine Aufwendungen zu +scheuen und selbst an Ort und Stelle in Dayton in Ohio Nachforschungen +anzustellen. Er reiste deshalb im Oktober 1907 dahin und besuchte dort am 4. +Oktober den alten Bischof Wright. Ausserdem wurden eine Anzahl der +angesehensten Bürger der Stadt Dayton, die etwa 85000 Einwohner zählt, +eingehend befragt. Ein dem „Berliner Lokalanzeiger“ zur Verfügung +gestellter Bericht hierüber sei im folgenden unter Weglassung der hier schon +angegebenen Konstruktionseinzelheiten wiedergegeben. +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus27"></a> +<a href="images/image27.jpg"> +<img src="images/image27.jpg" width="450" height="327" alt="Illustration: +Messen der Windgeschwindigkeit" /></a> +<p class="caption"><b>Messen der Windgeschwindigkeit: Wilbur Wright misst mit +einem kleinen Anemometer—Windmesser, der durch die sich im Winde +drehenden Flügel angibt, wieviel Meter in der Sekunde die Luft +vorwärtsströmt—Die Geschwindigkeit des Windes</b></p> +</div> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus28"></a> +<a href="images/image28.jpg"> +<img src="images/image28.jpg" width="450" height="325" alt="Illustration: +Flieger-Werkstätte" /></a> +<p class="caption"><b>Flieger-Werkstätte: Im Hangar bei Pau. Eine gewölbte +Tragefläche ist rechts in ihrer ganzen Ausdehnung zu sehen.</b></p> +</div> + +<p> +Lokalanzeiger Nr. 588 vom 18. November 1907. +</p> + +<p>Die Flugmaschine der Gebrüder Wright. +</p> + +<p> +Dayton (Ohio), Ende Oktober. +</p> + +<p class="letter"> +„'Von der Parteien Gunst und Hass verwirrt, schwankt sein Charakterbild +in der Geschichte', so kann man auch von dem Drachenflieger der Gebrüder Wright +sagen! Dass die beiden eine Flugmaschine gebaut haben, weiss jeder Fachmann; +auch glaubt man es meist, dass sie mit dieser frei in der Luft geflogen sind; +dass sie aber längere Strecken mit grosser Geschwindigkeit zurückgelegt haben +und dabei wieder an die Abfahrtsstelle zurückgekehrt sind, das wird heute noch +von den meisten Luftschiffern bestritten! Um die Sache zu klären, habe ich hier +an Ort und Stelle bei zehn Augenzeugen eingehende Nachforschungen angestellt, +auf Grund deren ich zu der Ueberzeugung gelangt bin, dass alle Angaben über +diese Flugmaschine auf voller Wahrheit beruhen.“ +</p> + +<p> +Es folgen nun einige Angaben über die ersten Versuche, alsdann fährt der +Artikel wie folgt fort: +</p> + +<p class="letter"> +„Grosses Aufsehen erregten nun die am 12. März 1906 von den Erfindern +veröffentlichten Daten über die mit dem Motorluftschiff erzielten Erfolge. +Danach sollte schliesslich als beste Leistung am 5. Oktober 1905 ein Flug von +38,956 Kilometern in 38 Minuten 3 Sekunden vollendet worden sein. Wenn diese +Angaben den Tatsachen entsprachen, so war damit das Zeitalter des ballonlosen +lenkbaren Luftschiffes angebrochen! Die Fachwelt verhielt sich zunächst +abwartend und dann ablehnend. Hierzu war auch aller Grund vorhanden. Erst hiess +es, die amerikanische Regierung habe die Flugmaschine für eine Million Dollars +angekauft; dann plötzlich wurde dies dementiert und man hörte, Wrights +versuchten in Frankreich ihre Erfindung los zu werden. Die Verhandlungen +zerschlugen sich aber, weil die Konstrukteure die Forderung stellten, man solle +ihnen ihr Luftschiff unbesehen für eine Million Dollars abnehmen; allerdings +verpflichteten sie sich, nach Inkrafttreten des Vertrages den Flieger in einem +50 Kilometer langen Fluge vorzuführen. Auf solche Abmachungen wollte aber +niemand eingehen. Demnächst hörte man nichts mehr von den Wrights, bis der +Aeroklub von Amerika erklärte, auf Grund seiner Untersuchungen sei er zu der +Ueberzeugung gekommen, dass die Angaben der Brüder auf Wahrheit beruhten. Aus +Interesse zur Sache beschloss ich, an Ort und Stelle selbst Nachforschungen +anzustellen und die Angelegenheit zu klären. Zunächst nahm ich Fühlung mit den +beiden Konkurrenten der Wrights, Herring in New York und Chanute in Chicago. +Jener erklärte mir, dass er nach Rücksprache mit Augenzeugen die gemachten +Angaben nicht mehr bezweifeln könne; die Sache sei so einfach, dass er hoffe, +mit Hilfe eines von ihm erprobten leichten Motors, der nur 1 Pfund (etwa 3/4 +deutsche Pfund) pro Pferdekraft wöge, die Leistungen bei weitem zu übertreffen. +Chanute dagegen hatte selbst einen Flug von 3/4 Meile (1,2 Kilometer) gesehen +und erkannte rückhaltlos an, dass Wrights das Flugproblem in tadelloser Weise +gelöst hätten. Die Maschine sei äusserst einfach, und der Flug habe sich in +überraschend sicherer Weise vollzogen. Er, Chanute, sei zu der Einsicht +gekommen, dass die Brüder auf dem richtigen Wege seien, und er habe deshalb +schweren Herzens seine langjährigen Versuche eingestellt, weil er mit ihnen +nicht mehr konkurrieren könne. <a href="#Note-Reference-1">[Footnote: Siehe +auch Seite 24 unten und Seite 25.]</a> Auf meinen Wunsch machte er mir einige +Zeugen der Flüge namhaft. +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus29"></a> +<a href="images/image29.jpg"> +<img src="images/image29.jpg" width="450" height="317" alt="Illustration: +Wilbur Wright: Zeigt dem König von Spanien, wie er bei Beginn des Starts mit +der rechten Hand den Sperrhebel löst, der die durch das Fallgewicht im Zug +befindliche Flugmaschine frei gibt." /></a> +<p class="caption"><b>Wilbur Wright: Zeigt dem König von Spanien, wie er bei +Beginn des Starts mit der rechten Hand den Sperrhebel löst, der die durch das +Fallgewicht im Zug befindliche Flugmaschine frei gibt.</b></p> +</div> + +<p class="letter"> +„Demnächst begab ich mich mit einem berufenen Aeronauten, dem seit 15 +Jahren in New York lebenden deutschen Ingenieur Karl Dienstbach, nach Dayton in +Ohio und besuchte hier den Vater den Brüder, den alten anglo-amerikanischen +Bischof Milton Wright. Der etwa 70jährige Greis bestätigte mir mit einfachen +Worten, dass er dem längsten Fluge beigewohnt hätte. Er sei zufällig dazu +gekommen; von ständiger Sorge um das Schicksal seiner Söhne gequält, die sich +so wagehalsigen Flugübungen hingegeben hätten, sei er häufig auf das +Versuchsfeld gegangen und so Zeuge verschiedener Aufstiege geworden. Ueber +nähere Einzelheiten wollte er sich nicht äussern. Hätte ich nach den +Unterredungen mit den beiden Konkurrenten der Wrights noch irgend welche +Zweifel gehabt, sie wären nach dem Besuche des Vaters zerstreut worden. Ich +meine, es kann nur wenige misstrauische Leute geben, die diesem alten, +ehrwürdigen Priester nicht Glauben schenken. Doch das persönliche Gefühl sollte +bei dieser wichtigen Sache kein bestimmendes Wort mitsprechen; es galt daher, +auch gänzlich unparteiische Leute aufzusuchen.<br/> + „Wir 'verhörten' des weiteren Mister C.S. Billmann, Sekretär eines +Bankinstituts. In lebhafter Weise rief er aus: 'Well, sie fliegt!' Dann +schilderte er, wie überwältigend es ausgesehen habe, als die Flugmaschine vom +Boden emporgestiegen und in leicht wellenförmiger Bahn etwa in Baumhöhe über +die Felder dahingeflogen sei; wie leicht sie dem Steuer gehorcht hätte und zur +Landung gekommen sei; 'wie eine Ente' habe sie sich auf den Boden +niedergelassen. Auf nähere Einzelheiten über die Konstruktion liess er sich +jedoch auch nicht ein. Er schloss mit den Worten, den Brüdern sei auch bester +pekuniärer Erfolg zu wünschen, sie seien feingebildete Leute, die in harter +Arbeit gross geworden wären.<br/> + „Weit mitteilsamer war ein junger Apotheker, namens Reubens +Schindler, der als ungebetener Gast seinerzeit einem längeren Fluge beigewohnt +hatte. Er sei an einem Tage, an dem er einen Probeflug vermutet habe, dem Vater +Wright von weitem gefolgt und so Zeuge einer tadellosen Fahrt geworden. +Zufällig kam in die Apotheke auch ein Arbeiter, der ebenfalls als Zaungast bei +einem Flugversuch zugegen gewesen war und uns unter breiter Darstellung auch +der nebensächlichsten Umstände die Angaben des Herrn Schindler bestätigte.<br/> + „Von hier aus lenkten wir unsere Schritte zu einem alten +Spenglermeister, Henry Webbert, der die Flugmaschine häufig in der Werkstatt +seines Sohnes gesehen hatte. Dieser biedere Handwerksmeister behandelte uns mit +grosser Zurückhaltung, machte uns aber doch höchst interessante Angaben über +den Flug selbst und über die Landung. Das Luftschiff sei so sanft auf den Boden +heruntergekommen, 'wie ein Truthahn, der vom Baume herabfliegt'. In bezug auf +die Geschwindigkeit übertrieb der alte Herr allerdings etwas mit der +Behauptung, 50 Meilen (80 Kilometer) seien in einer Stunde zurückgelegt.<br/> + „Sehr viele Einzelheiten über die Konstruktion des Flugapparates +erfuhren wir sodann von einem deutschen Eisenwarenhändler, namens Frank +Hamburger, der sehr scharf beobachtet hatte und seine Schilderungen durch +einige Skizzen anschaulicher zu machen suchte. Auch der Apotheker William Foots +zeigte für Technik grösseres Verständnis und gab uns einzelne wertvolle +Aufschlüsse, während der Ingenieur Laurenz Wright zwar die Tatsache der Flüge +bestätigte, im übrigen aber jegliche Auskunft über Aussehen der Maschine +verweigerte. +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus30"></a> +<a href="images/image30.jpg"> +<img src="images/image30.jpg" width="450" height="319" alt="Illustration: +Wilbur Wright erklärt dem neben ihm sitzenden König von Spanien seine +Flugmaschine." /></a> +<p class="caption"><b>Wilbur Wright erklärt dem neben ihm sitzenden König von +Spanien seine Flugmaschine.</b></p> +</div> + +<p class="letter"> +„Zum Schluss gelang es uns, noch zwei höchst wichtige Leute zu sprechen: +C.V. Ellis, höheren Justizbeamten, und Torrence Huffmann, Präsident der +grössten Bank der Stadt. Die Unterredung mit diesen angesehenen Leuten war uns +ganz besonders deshalb wertvoll, weil wir von ihnen Aufschluss erhielten über +die Gründe dafür, dass in Amerika nicht mehr Wesens von den bedeutenden +Erfolgen der Wrights gemacht worden ist. Nach den ersten wohlgelungenen Flügen +hätten die Brüder eine grosse Anzahl Bürger zur Besichtigung eingeladen; beim +Herausbringen aus dem Schuppen sei aber das Luftschiff beschädigt worden, und +deshalb wären die Versuche aufgegeben worden. Das enttäuschte Publikum habe von +da an der Sache ein grosses Misstrauen entgegengebracht; die Wrights dagegen +hätten seitdem niemand mehr eingeladen und den Zeitpunkt weiterer praktischer +Versuche geheimgehalten. Der Bankpräsident meinte ausserdem, er sehe den +praktischen Wert der Maschine nicht ein; vor allem erscheine es ihm als ein +grosser Fehler, dass sie nur von einem langen Schienengleise auffliegen +könne.“ +</p> + +<p> +Es folgen sodann wieder einige Konstruktionseinzelheiten, und dann schliesst +der Bericht: +</p> + +<p class="letter"> +„Die Versuche haben auf einer rechteckigen, von Bäumen und einem Schuppen +umgebenen Wiese stattgefunden, die einen Umfang von etwa einer Meile (1,6 +Kilometer) hat. Beim längsten Flug ist dieses Feld etwa 30 Mal umflogen worden. +Die Flüge sind sowohl bei ruhigem Wetter als auch bei starkem Winde ausgeführt +worden. +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus31"></a> +<a href="images/image31.jpg"> +<img src="images/image31.jpg" width="450" height="316" alt="Illustration: +Das hinten befindliche Horizontalsteuer" /></a> +<p class="caption"><b>Das hinten befindliche Horizontalsteuer: ist bei der +Landung beschädigt. Man sieht oben rechts eine gebrochene Holzstrebe +herausragen. +</b></p> +</div> + +<p class="letter"> +„Ich glaube, die Tatsache des Vorhandenseins der ersten praktisch +erprobten Flugmaschine kann wohl niemand mehr ernstlich bestreiten; es ist +unmöglich, dass sich so viele angesehene Leute der verschiedensten +Berufsklassen und des verschiedensten Alters verabredet haben sollten, einem +Erfinder zuliebe das Blaue vorn Himmel herunterzulügen. Bei einem so langen +'Verhör', das nach vorher genau festgesetztem Programm angestellt worden ist, +hätten sie sich in einzelne Widersprüche verwickeln müssen. Es sei im übrigen +bemerkt, dass ich aus Zeitmangel nur 10 Leute aufgesucht habe; fast jeder +einzelne hatte mir noch weitere Zeugen namhaft gemacht. Warum nun aber weigern +sich die Gebrüder Wright, ihren Flieger eventuellen Käufern vor Abschluss des +Vertrages in freiem Fluge vorzuführen? Wenn sie wirklich so grosse Erfolge +erzielt haben, hätten sie doch das Tageslicht nicht zu scheuen gehabt!<br/> + „Auch hierfür glaube ich eine plausible Antwort gefunden zu haben. +Der Flieger ist eben so einfach, dass sie fürchten, der Käufer wendet nach +Besichtigung keine so hohe Summe, wie eine Million Dollars, an. Ausserdem +glaube ich, dass eine sehr grosse Uebung dazu gehört, die Flugmaschine zu +führen.<br/> + „Es wird nicht jeder Luftschiffer imstande sein, sofort damit +loszufahren, sondern es gehört grosse Geschicklichkeit dazu, die sich die +Brüder Wright durch ihre zahlreichen Gleitflüge vorher erworben hatten.<br/> + „Ich bin nun der Ansicht, dass wir jetzt, nachdem es erwiesen ist, +dass man auch mit Luftschiffen, deren Gewicht nicht durch Gasballon getragen +wird, fliegen kann, uns ernstlich der Konstruktion von Flugapparaten zuwenden +müssen. Dagegen bin ich der festen Ueberzeugung, dass es nicht der hohen Summe +von vier Millionen Mark bedarf, wenn wir deutsche Ingenieure und +Flugtechniker—ich nenne z. B. Regierungsrat Hofmann in Berlin—mit +dieser Aufgabe betrauen. Wir werden dann sicher nicht den amerikanischen +Erfindern nachstehen.<br/> + „Hauptmann a.D. Hildebrandt.“ +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus32"></a> +<a href="images/image32.jpg"> +<img src="images/image32.jpg" width="450" height="330" alt="Illustration: +Wright erteilt seinem Schüler Tissandier Unterricht" /></a> +<p class="caption"><b>Wright erteilt seinem Schüler Tissandier Unterricht: Der +Flieger steht mit seinen Schlittenkufen etwas über dem Erdboden. Die linke +Schraube mit Welle und gekreuzter Kettenübertragung ist deutlich sichtbar. +</b></p> +</div> + +<p> +Diese Veröffentlichung fand auch auszugsweise Platz in verschiedenen deutschen, +amerikanischen, englischen und französischen Zeitungen. Aber nur wenige Leute +waren auch durch diese Darstellung überzeugt, im Gegenteil, mancher +hervorragende deutsche Fachmann warf Verfasser noch bis zum Juni 1908 vor, er +habe sich arg düpieren lassen. Nunmehr kam aber am 10. Februar 1908 aus New +York die Nachricht, dass die amerikanische Regierung 3 Aeroplane bestellt habe, +einen bei den Gebrüdern Wright für 25000 Dollar, den zweiten bei dem hier schon +genannten Herring für 20000 Dollar und den dritten bei einem Flugtechniker +Skott in Chicago für 1000 Dollar. Die Bedingungen, unter denen die Regierung +die Abnahme der Flieger vollziehen wollte, waren folgende: „Die +Abnahmeversuche finden statt unter Aufsicht des Signalkorps in Fort Myers in +Virginia. Die verlangten Leistungen sind folgende: 1. eine +Schnelligkeitsprüfung über eine Strecke von 16 Kilometer 900 Meter auf einer +Fahrt hin und zurück; 2. ein Flug von einstündiger Dauer über eine Strecke von +64,30 Kilometer—40 Meilen—ohne Zwischenlandung. Der Aeroplan muss +mit zwei Personen bemannt sein. Jede Maschine kann drei Abnahmefahrten +unternehmen.“ Wenn ein Apparat weniger als 40 Meilen in der Stunde +zurücklegt, so wird der Kaufpreis vermindert. Bei einer geringeren +Geschwindigkeit als 36 Meilen in der Stunde wird die Maschine nicht abgenommen; +wird dagegen eine grössere Geschwindigkeit erreicht, so wird der Kaufpreis +erhöht. Bei einer Geschwindigkeit von 60 Meilen in der Stunde wird er sogar +fast verdoppelt. Sobald irgend ein Punkt des Programms nicht genau eingehalten +werden sollte, wird 10 Proz. der gestellten Kaution zurückbehalten. Die Wrights +hatten 2500 Dollar Kaution zu stellen. Im Mai 1908 begaben sich nun die beiden +Brüder in ihre alte Einöde zu Kill Devil bei Kitty Hawk, wo sie, weit entfernt +von den wenig Anerkennung zeigenden Mitbürgern ihrer Heimatstadt, ungestört +arbeiten konnten. +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus33"></a> +<a href="images/image33.jpg"> +<img src="images/image33.jpg" width="450" height="304" alt="Illustration: +König Eduard von England begibt sich auf dem Felde Pont Long bei Pau zum +Startplatz des Fliegers" /></a> +<p class="caption"><b>König Eduard von England begibt sich auf dem Felde Pont +Long bei Pau zum Startplatz des Fliegers: Rechts neben dem König Lord Cunraven, +hinter diesem Ingenieur Rozendaal. </b></p> +</div> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus34"></a> +<a href="images/image34.jpg"> +<img src="images/image34.jpg" width="450" height="325" alt="Illustration: +Minister Barthou im Aeroplan" /></a> +<p class="caption"><b>Minister Barthou im Aeroplan: Rechts beginnt ein Gehilfe +die Schraube anzuwerfen. Wright gibt Zündung. Der lange Zylinder enthält +Benzin. Zwischen Wright und Barthou ist der Wasserbehälter sichtbar. </b></p> +</div> + +<p> +Ihre Versuche hatten den Zweck, die während der fast dreijährigen Pause +verlorene Uebung wieder zu erreichen. Es wurden eine Anzahl von Flügen in der +Zeit vom 14. bis 16. Mai ausgeführt, die zunächst in gerader Linie gegen den +Wind gingen und alsdann mit dem Ausfahren von Kreisen endeten. Der längste Flug +dauerte 7 Minuten 29 Sekunden, und führte bei einer Windgeschwindigkeit von 8 +Metern in der Sekunde über eine Strecke von 8,03 Kilometern. Rekordflüge waren +nicht beabsichtigt; die Flüge wurden meistenteils nur von einem ausgeführt. +</p> + +<p> +Schon am 10. April hatte sich in Frankreich infolge der Bemühungen des erst +kürzlich von der französischen Regierung für seine Verdienste um die +Flugtechnik mit dem Kreuze der Ehrenlegion ausgezeichneten Herrn Hart +O’Berg unter Leitung von Lazare Weiller eine Gesellschaft gebildet, die +für die Summe von 500000 Francs die französischen Patente der Wrights ankaufen +wollte. Am 1. Juni traf Wilbur Wright in Paris ein, um dort mit Hilfe seines +Bevollmächtigten Hart O’Berg die Bedingungen zu erfüllen. +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus35"></a> +<a href="images/image35.jpg"> +<img src="images/image35.jpg" width="450" height="336" alt="Illustration: +Die mit 2 Personen bemannte Flugmaschine" /></a> +<p class="caption"><b>Die mit 2 Personen bemannte Flugmaschine: schwebt auf dem +Felde bei Pau über ihrem Hangar. In der Mitte sieht man vor dem Zaune eine der +kleinen, einrädigen Plattformen, auf denen der Flieger vor dem Start mit den +Seiten ruht </b></p> +</div> + +<p> +Orville Wright blieb einstweilen in Amerika, wo er in Fort Myers am 3. +September mit den Abnahmefahrten begann. Als erster Passagier wurde in dem +Aeroplan der Leutnant Frank P. Lahm mitgenommen, der seinerzeit im ersten +Gordon-Bennett-Wettfliegen von Paris aus Sieger geblieben war. Als zweiter +Passagier wurde Major Squir vom Signalkorps mitgenommen, und als dritter nahm +am 17. September der Leutnant Selfridge an der Seite Orvilles Platz. An jenem +Tage war der Durchmesser der Schrauben um 3 Zentimeter vergrössert. In 30 Meter +Höhe riss plötzlich einer der Steuerdrähte; dadurch geriet der +korrespondierende Draht, nunmehr schlaff geworden, in die Schraube, der Flieger +geriet ins Schwanken und senkte sich aus 30 Meter etwas herab, überschlug sich +sodann und stürzte mit einem heftigen Stoss auf den Boden. Orville Wright hatte +einen komplizierten Schenkelbruch, eine Stirnwunde und verschiedene Kontusionen +erlitten. Leutnant Selfridge stöhnte noch etwas und hauchte bald sein Leben +aus. Die Versuche in Amerika wurden nunmehr ausgesetzt, da Orville Wright +längere Zeit zu seiner Wiederherstellung bedurfte. Er hatte bereits sehr schöne +Resultate erzielt und einen Weltrekord geschaffen. Am 12. September 1908 hatte +er einen Flug von einer Stunde 15 Minuten und 20 Sekunden in einer Höhe von +etwa 60 Metern zurückgelegt. +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus36"></a> +<a href="images/image36.jpg"> +<img src="images/image36.jpg" width="450" height="308" alt="Illustration: +Der Flieger im Fluge, von vorn gesehen" /></a> +<p class="caption"><b>Der Flieger im Fluge, von vorn gesehen: Aufnahme aus +einem Militärballon bei Rom.</b></p> +</div> + +<p> +Wilbur Wright hatte sich inzwischen mit Hart O’Berg nach Le Mans begeben, +wo er auf dem Rennplatze von Hunaudiere am 8. August seine Versuche begann. +Anfangs gelangen die Versuche nicht so gut, namentlich deshalb nicht, weil +Wright in der Betätigung der Steuerhebel unsicher geworden war. Die Maschine +war für zwei Personen eingerichtet. Seine ersten Versuche unternahm er allein; +er musste sich also wieder an die Steuerung allein gewöhnen. Da der Rennplatz +zu klein war, siedelte er bald nach dem Schiessplatz Auvours über, wo er sich +einen kleinen Schuppen bauen liess, in dem er seinen Aeroplan unterbrachte und +auch sich selbst einquartierte. Auf dem Rennplatz war der längste Flug am 13. +August mit 8 Minuten 13 Sekunden ausgeführt worden. Die Versuche wurden am 21. +August auf dem Schiessplatze Auvours fortgesetzt. Den Dauerrekord mit einem +Passagier stellte er am 3. Oktober mit einem Fluge von 55 Minuten 37,2 Sekunden +mit Franz Reichel vom „Figaro“ auf. Am 18. November schuf er mit +110 Metern Höhe seinen Weltrekord, und am 21. September schlug dann Wilbur +Wright auch den Rekord seines Bruders, indem er 1 Stunde 31 Minuten und 25 +Sekunden in der Luft blieb und 66,6 Kilometer zurücklegte. Am 16. September +hatte er zum ersten Male einen Passagier, den französischen Luftschiffer Ernest +Zens, mitgenommen. +</p> + +<p> +Am 7. Oktober bestieg als erste Dame den Führersitz Frau Hart O’Berg. In +der Folge sind dann eine grosse Anzahl von Flügen mit den verschiedensten +Passagieren an Bord durchgeführt worden, und am 31. Dezember stellte Wilbur +Wright mit einem Fluge von 2 Stunden 20 Minuten und 23 Sekunden den +Dauerweltrekord auf. 124,7 Kilometer betrug die hierbei zurückgelegte Strecke. +Er gewann damit den grossen Preis, der von Michelin gestiftet war und 20000 +Francs betrug. +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus37"></a> +<a href="images/image37.jpg"> +<img src="images/image37.jpg" width="325" height="450" alt="Illustration: +Orville, Katherine, Wilbur Wright" /></a> +<p class="caption"><b>Orville, Katherine, Wilbur Wright</b></p> +</div> + +<p> +Die französischen Patente wurden nunmehr von der Weiller-Gesellschaft unter der +Bedingung übernommen, dass Wilbur Wright drei Schüler, die ihm von der +Gesellschaft bezeichnet würden, im Lenken seines Aeroplans ausbilde. Er +verlegte sein Versuchsfeld am 3. Januar nach Pau in Südfrankreich, wo ihm die +Stadt bei Pontlong ein grosses Aerodrom erbaut hatte. Seine ersten Schüler +waren Paul Tissandier, Graf Lambert und der Hauptmann der französischen +Genietruppen Lucas Gerardville. Bereits am 6. Januar führte er hier seine +ersten Flüge aus und errang sich am 8. durch einen Flug von 112 Kilometern den +Preis von Triaca. Am 15. Februar fuhr Wilburs Schwester Katherine zum erstenmal +im Aeroplan mit dem Bruder. Am 17. Februar liess sich König Eduard in Pau den +Apparat vorführen und wohnte einem Aufstiege bei, der eine halbe Stunde +dauerte. Fünf Tage später besichtigte König Alfons von Spanien, der eigens von +San Sebastian gekommen war, die Flugmaschine. Am 6. März wurden die Brüder +durch den Titel eines „Doktor-Ingenieurs“, den ihnen die Technische +Hochschule in München verliehen, ausgezeichnet. Am 8. April machte Wright mit +seinen Schülern den letzten Aufstieg in Pau, erklärte ihre Ausbildung für +beendet und begab sich nach Rom, um seinen Aeroplan dort der italienischen +Regierung vorzuführen und einen Schüler auszubilden. Unmittelbar nach seiner +Abreise von Pau wurde der dort benutzte, ziemlich stark mitgenommene Apparat im +Auftrage der französischen Regierung nach Paris geschafft, um dort im +Konservatorium der Künste und des Handwerks Aufstellung zu finden. Auch in Rom +gelang es Wilbur, ganz Italien durch seine hervorragenden Leistungen von seinem +grossen Können zu überzeugen. Am 24. April führte er seinen Apparat dem Könige +von Italien vor, und bereits am 28. April konnte sein Schüler, der +Genieleutnant Calderara, trotz starken Regens selbständig einen Flug von 35 +Minuten Dauer vollführen. Durch Aussetzen des Motors stürzte der Apparat damals +aus einer Höhe von drei Metern zur Erde herab, der Lenker blieb unverletzt, +während das Steuer brach und die Schraubenachse verbogen wurde. In kurzer Zeit +konnten die Schäden an der Maschine aber beseitigt werden, und am 6. Mai sehen +wir Calderara einen neuerlichen Flug unternehmen, der aber infolge eines +Ohnmachtsanfalles des Aviatikers ein tragisches Ende nehmen sollte. In einer +Höhe von 40 Metern kippte der Aeroplan um, die Maschine stürzte zu Boden und +begrub den Lenker unter ihren Trümmern. Die beiden Steuer waren gebrochen, die +Tragflächen und die Spanndrähte verbogen und zerrissen. Calderara hatte mehrere +Brüche und eine Gehirnerschütterung erlitten und wurde nach Rom ins Spital +gebracht. Bereits nach Monatsfrist war er geheilt. Auch die Maschine war +wiederhergestellt worden, so dass der Offizier am 19. Juli abermals einen +kurzen Flug unternahm. Später wurde von seinem behandelnden Arzte festgestellt, +dass er zu Ohnmachtsanfällen neige, weshalb er das Lenken von Aeroplanen +endgültig aufgeben musste. +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus38"></a> +<a href="images/image38.jpg"> +<img src="images/image38.jpg" width="450" height="337" alt="Illustration: +Katherine und Orville Wright" /></a> +<p class="caption"><b>Katherine und Orville Wright: machen in Pau unter der +Führung des Franzosen Ernest Zens (links im Korbe) ihre erste +Freiballonfahrt</b></p> +</div> + +</div><!--end chapter--> + +<div class="chapter"> + +<h2><a name="chap08"></a>Die Beschreibung der Wrightschen Flugmaschine.</h2> + +<p> +Der Wrightsche Flieger ist ein Doppeldecker, der seinen Ursprung in den +Konstruktionen von Chanute hat. Zwei parallele, auf 1/20 ihrer Tiefe gekrümmte, +12,5 Meter klafternde Flächen haben 1,8 Meter Abstand voneinander. Die Tiefe +der Trageflächen beträgt 2 Meter. Das aus Holz bestehende Gerippe der Flächen +ist mit Baumwollstoff bespannt; ihre Oberfläche beträgt 50 Quadratmeter. Die +konkave Seite ist nach unten gerichtet. Die Krümmung nimmt nach vorne hin zu, +wo die vorderen Kanten einige Zentimeter dick sind. Die Verspannung erfolgt in +Gitterkonstruktion durch Holz und Klaviersaitendraht. Das Material ist +amerikanisches Tannenholz, dass sich sowohl im Luftschiffbau, als auch früher +schon im Bootsbau infolge grosser Festigkeit und geringen Gewichts bewährt hat. +Drei Meter vor den Hauptflächen befindet sich das Höhensteuer, das aus zwei +spindelförmigen Flächen besteht von 5,25 Zentimeter Breite und 0,80 Meter +Tiefe. Zwischen den Höhensteuern befinden sich noch zwei halbmondförmige +vertikal angeordnete Flächen. Das Steuer für die Horizontale befindet sich 2,7 +Meter entfernt hinter den Trageflächen. Es besteht aus zwei langen vertikalen +Flächen, die 1/2 Meter auseinanderstehen. Das Steuer kann auch in vertikaler +Richtung bewegt werden, um Beschädigungen durch Aufstossen bei der Landung zu +vermeiden. Der Sitz für den Führer und einen Begleiter befindet sich auf der +vorderen unteren Tragefläche, wo sich hinter ihm der Motor und rechts von ihm +der Kühler befindet. Der Motor ist ein Viertaktmotor mit 4 Zylindern, er +entwickelt 25 PS und wiegt in betriebsfähigem Zustande 90 Kilogramm, so dass +also 3,6 Kilogramm auf eine Pferdestärke kommt. Er ist nach den ureigensten +Ideen der Wrights gebaut, und macht etwa 1400 Touren. Der Motor treibt zwei aus +Holz gefertigte, mit Tuch überklebte Schrauben von 2,80 Meter Durchmesser. Der +Antrieb erfolgt durch Ketten, die in Röhren geschützt laufen. Die Schrauben +drehen sich mit 450 Touren. +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus39"></a> +<a href="images/image39.jpg"> +<img src="images/image39.jpg" width="450" height="323" alt="Illustration: +Flug Um Den Michelin-Preis" /></a> +<p class="caption"><b>Flug Um Den Michelin-Preis: Bei Sonnenuntergang am 31. +Dezember 1908 auf dem Schiessplatz Auvours bei Le Mans.</b></p> +</div> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus40"></a> +<a href="images/image40.jpg"> +<img src="images/image40.jpg" width="450" height="331" alt="Illustration: +Blick zwischen die Tragflächen mit ihren Holzstreben" /></a> +<p class="caption"><b>Blick zwischen die Tragflächen mit ihren Holzstreben. +Wilbur auf dem Führersitz, links steht der König von Spanien.</b></p> +</div> + +<p> +Die Tourenzahl des Motors kann weder durch Gasdrosselung, noch durch Verstellen +des Zündpunktes verändert werden. Die Verminderung der Fluggeschwindigkeit wird +lediglich durch Aufrichten des Fliegers mittels des Höhensteuers bewirkt. Die +Maschine ist auf Schlittenkufen montiert. Die Steuerung erfolgt durch +Betätigung zweier rechts und links vom Führersitz befindlichen Hebel; die +Vorwärts- oder Rückwärtsbewegung des linken Hebels hat Fallen oder Steigen des +Fliegers zur Folge. Mit dem rechten Hebel wird das Horizontalsteuer und +gleichzeitig auch die Verwindung der Tragflächen bewirkt. Gerade das letzte +bedeutet eine Haupteigenschaft des Wrightschen Fliegers. +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus41"></a> +<a href="images/image41.jpg"> +<img src="images/image41.jpg" width="450" height="324" alt="Illustration: +Hart O’Berg" /></a> +<p class="caption"><b>Hart O’Berg: Der Bevollmächtigte von Wilbur und +Orville Wright in seinem Arbeitszimmer</b></p> +</div> + +<p> +Durch die Verwindung wird die Stabilität des Fliegers in unsteten Luftströmen +gehalten. Wenn beispielsweise ein Windstoss von links den Apparat nach rechts +kippen will, so vermehrt man auf der rechten Seite den Luftwiderstand durch +Vergrösserung der Wölbung, also durch Verwinden der Fläche nach unten. +Gleichzeitig wird der Luftwiderstand links, wo der seitliche plötzliche +Luftstrom auftrifft, vermindert durch Verminderung der Wölbung, das heisst +durch Verwinden der hinteren Fläche nach oben. In gleicher Weise, wie eben +geschildert, muss verfahren werden, wenn der Apparat eine Wendung nach rechts +fahren soll. Alsdann beschreibt die rechte Kante des Fliegers, die sich auf der +inneren Seite der Kurve befindet, einen kleineren Weg, als die linke Kante, die +sich auf der äusseren Seite der Kurve befindet. Demnach legt die rechte Kante +einen kleineren Weg zurück, als die linke, und man muss die Geschwindigkeit +rechts etwas einschränken. Durch Verwinden der rechten Fläche nach unten erhöht +man den Luftwiderstand, vermindert also die Schnelligkeit; durch Verwinden der +linken Fläche nach oben vermindert man den Luftwiderstand und erhöht demnach +die Geschwindigkeit. Nach den Mitteilungen Wrights kommt es dabei darauf an, +anfangs zwar bei einer Wendung das Steuer für die betreffende Richtung +einzustellen, aber möglichst bald wieder umzulegen, um ein Kippen zu vermeiden. +Beim Balancehalten ist es erforderlich, genau das Gegenteil von dem zu tun, was +ein Radfahrer tut. Dieser legt sich nach innen in die Kurve und bringt den +Schwerpunkt nach innen. Bei der Flugmaschine muss man den Schwerpunkt nach +aussen halten, weil sonst der Apparat ins Kippen kommt. +</p> + +<p> +Das Ausführen von Wendungen und das hierbei zur Erhaltung der seitlichen +Stabilität erforderliche Verwinden geschieht in der Weise, dass beispielsweise +der rechte Hebel nach vorwärts gezogen wird, wodurch die Steuerdrehung nach +rechts erfolgt. Gleichzeitig drückt man aber diesen Hebel auch nach links, +wodurch die Verwindung in der Weise eintritt, dass die Kanten der rechten +Trageflächen nach unten und die der linken nach oben gerichtet werden. +</p> + +<p> +Kürzlich haben die Wrights ein neues Patent eingereicht, in dem sie zwei kleine +vertikale Flächen beschreiben, die noch durch einen dritten ergänzenden Hebel +betätigt werden. Diese vertikal stehenden kleinen Flächen sollen das +Gauchissement, wie man die Verwindung im Französischen nennt, verstärken und +das Gegengewicht in der Balance halten. Der Start der Wrightschen Flugmaschine +erfolgt durch eine besondere Vorrichtung, Pylon genannt. Wie schon erwähnt, +ruht die Maschine in der Mitte mit den dort befindlichen Querverbindungen auf +einer Holzschiene. An den beiden Seiten wird sie durch je eine mit einem +kleinen Rad versehene Plattform im Gleichgewicht erhalten. Die Schiene wird +meist genau gegen den Wind gerichtet. Einige Meter hinter dem Schienenanfang, +genau in der Mitte hinter dem Flugapparat, wird ein 8 Meter hoher +pyramidenförmiger Turm aufgestellt, in dessen Mitte ein 700 Kilogramm schweres +Gewicht sich befindet, das durch ein Seil, wie es die <a href= "#illus43">Figur +auf Seite 62</a> zeigt, mit dem Aeroplan in Verbindung steht. Vor Beginn des +Anfluges wird das Gewicht in dem Turm hochgezogen und alsdann der Flugapparat +durch eine Sperrklinke an der Schiene befestigt. Sobald nun die Schrauben +angeworfen sind und der Motor seine volle Geschwindigkeit entwickelt hat, löst +der Führer die Sperrklinke und alsbald zieht das fallende Gewicht den Aeroplan +mit allwachsender Geschwindigkeit nach vorwärts. Das Höhensteuer hat hierbei +eine Neigung nach unten, so dass durch den Winddruck der Apparat fest gegen die +Schiene gedrückt wird. Gegen Ende der Schiene fällt das Ende des Seils von +selbst von dem Haken des Fliegers ab, der Führer stellt eine Kleinigkeit das +Höhensteuer ein und die Flugmaschine beginnt zu schweben. Es kommt nun darauf +an, in der Luft die Balance durch fortwährende Betätigung des linken +Steuerhebels zu halten, wobei die Bewegungen jedoch äusserst gering sein +müssen, weil der Flieger auf die leiseste Anstellung der Flächen reagiert. +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus42"></a> +<a href="images/image42.jpg"> +<img src="images/image42.jpg" width="450" height="200" alt="Illustration: +Schematische Zeichnung der betätigung der Verwindungsvorrichtung" /></a> +<p class="caption"><b>Schematische Zeichnung der betätigung der Verwindungsvorrichtung</b></p> +</div> + +<p class="letter"> +Beim Seitwärtsschieben des Hebels A gehen die Schnüre in der Pfeilrichtung von +B nach A, von C und D nach B. Hierdurch werden die Holzstreben CE und DP in der +Pfeilrichtung nach unten gedrückt und damit die Kanten der oberen und unteren +Trageflächen ebenfalls nach unten bewegt. Die Holzstreben nehmen nunmehr die +Stellung HG und KI ein. Die Verwindung der rechten Flächen ist erreicht. Von E +und F führen Schnüre nach L. Diese werden folgegemäss ebenfalls in der +Pfeilrichtung nach unten bewegt und übertragen die Bewegung über L und M nach N +und O. Die Holzstreben NP und OQ werden nach oben gezogen und nehmen die +Stellung RS und TU ein. Damit hat der Führer die Verwindung der linken +Trageflächen bewirkt.] +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus43"></a> +<a href="images/image43.jpg"> +<img src="images/image43.jpg" width="450" height="226" alt="Illustration: +Startpylon für die Flugmaschine" /></a> +<p class="caption"><b>Startpylon für die Flugmaschine</b></p> +</div> + +<p class="letter"> +Das Gewicht G hängt an einem Tau, das über die Rolle A zu der fast am Ende der +Holzschiene angebrachten Rolle B läuft. Von hier geht das Tau zur Maschine, wo +es bei C an einem Haken befestigt ist. Zwischen B und C befindet sich noch ein +Flaschenzug, welcher der besseren Uebersichtlichkeit halber auf der Zeichnung +fortgelassen ist.] +</p> + +</div><!--end chapter--> + +<div class="chapter"> + +<h2><a name="chap09"></a>Rückkehr der Wrights nach Amerika und Besuch Berlins.</h2> + +<p> +Am 5. Mai haben sich Wilbur und Orville Wright mit ihrer Schwester Katharina +zunächst nach England begeben, wo ihnen der dortige Luftschifferklub eine +goldene Medaille in feierlicher Sitzung übergab und die beiden Brüder zu +Ehrenmitgliedern der Gesellschaft ernannte. Alsdann reisten sie mit einem +Schiff des Norddeutschen Lloyds nach New York und wurden hier mit allen Ehren +von den Mitgliedern des amerikanischen Luftschifferklubs und einer zahlreichen +Menschenmenge mit grossem Jubel empfangen. Sie begaben sich von da in ihre +Heimatstadt. Als sie zur Mittagsstunde in Dayton ankamen, empfingen sie unter +Glockengeläut und Kanonendonner mehr als tausend Menschen. Man brachte die +beiden Brüder in einem Wagen nach Hause, der von vier Schimmeln gezogen wurde; +in diesem Wagen hatte auch ihr Vater mit zwei Lieblingsenkelkindern Platz +genommen. Ein ganzer Zug von Wagen begleitete sie sodann in feierlichem Zuge +nach Hause. Am Abend bewegten sich in der kleinen Strasse, wo sich das Haus des +alten Bischofs befindet, weit über 10000 Menschen, alte Freunde, Nachbarn und +Mitbürger der Stadt, um sie zu begrüssen. Die Stadtverwaltung hatte alle +öffentlichen Gebäude dekoriert und beflaggt, und die drei grösseren Plätze von +Dayton herrlich illuminiert. Auch die Einwohner waren in Beflaggung und +Illumination nicht sparsam gewesen, so dass Dayton ein prächtiges Bild gab, wie +man es noch nie zuvor gesehen hatte. +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus44"></a> +<a href="images/image44.jpg"> +<img src="images/image44.jpg" width="450" height="193" alt="Illustration: +Schematische Ansicht Der Trageflächen Nach der Verwindung" /></a> +<p class="caption"><b>Schematische Ansicht Der Trageflächen Nach der Verwindung</b></p> +</div> + +<p> +Am 17. und 18. Juni hatte die Stadt eine grosse Feierlichkeit veranstaltet, bei +der drei goldene Medaillen den Brüdern überreicht wurden: eine von der Nation, +eine vom Staate Ohio und eine von der Stadt Dayton. Doch die Mission der beiden +Brüder war noch nicht erfüllt; alsbald begaben sie sich nach Washington, wo +Orville Wright die Abnahmefahrten für die amerikanische Regierung begann. Nach +anfänglich kleinen Havarien, die bei neuen Apparaten fast immer vorkommen, +jedoch in zwei, drei Fahrten bald beseitigt sind, zeigte der Flieger wieder, +was er leisten konnte, und schon am 20. Juli blieb Wright 80 Minuten in der +Luft und legte dabei in der Stunde 45 Meilen zurück. Damit waren die +Bedingungen, welche die amerikanische Regierung gestellt hatte, erfüllt und +nunmehr konnte sich Orville nach Europa begeben, um Berlin sein Können zu +zeigen und Piloten auszubilden für die deutsche Gesellschaft +„Flugmaschine Wright“, die aus der +Motorluftschiff-Studiengesellschaft und der Luftfahrzeug-Gesellschaft +hervorgegangen ist, um Flieger nach der Bauart der Brüder Wright und anderer +Erfinder herzustellen. Damit dürften wir auch in Deutschland bald so weit sein, +dass der Flugsport allgemeine Verbreitung findet. +</p> + +<hr /> + +</div><!--end chapter--> + +<div class="chapter"> + +<h2><a name="chap10"></a>Anhang: Korrespondenz von A. Hildebrandt.</h2> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus45"></a> +<a href="images/image45.jpg"> +<img src="images/image45.jpg" width="336" height="450" alt="Illustration: +Brief von A. Hildebrandt an Bischof Wright; 21. April 1909" /></a> +</div> + +<p class="letter"> +A. Hildebrandt<br/> +Hauptmann a.D.<br/> +Berlin W. 30<br/> +Martin Luther-Straße 10. +</p> + +<p class="right"> +Berlin W. 30, den 21. April 1909 +</p> + +<p class="letter"> +Mr.<br/> +Bishop Wright, Esqu. +</p> + +<p class="right"> +Dayton (Ohio). +</p> + +<p class="letter"> +Dear Sir,<br/> +<br/> + Relating to the acquaintance which to make of you I had the Honour at the +end of October in 1907 during my visit at Dayton I beg to adress to you with a +demand to day. I am going to write a book about your celebrated sons. I should +be very thankful to you for willing send me some material. I should like to +have any dates of the youth of your sons, of the first experiences and also of +you and the lated Madame Wright; perhaps do you write me also of your feeling, +having had during the bold experiences of your sons. If You could let me have +portraits of you and the lated Madame Wright, of your children and your house +at Dayton, I should very obliged to you. Please, will you have then the +kindness, to get reproduce such pictures an my account and to send me the +wished materiel as soon as possible, as I have to make haste, for being the +book ready still before the visit of your sonns in Germany.<br/> + Hoping, that you will accomplish my wishes and thanking you beforehand, I +remain, Dear Sir, +</p> + +<p class="right"> +Yours very most obedient<br/> +[Signature: Capt. A. Hildebrandt.] +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus46"></a> +<a href="images/image46.jpg"> +<img src="images/image46.jpg" width="336" height="450" alt="Illustration: +Brief von A. Hildebrandt an Bischof Wright; 22. Mai 1909; Seite 1 von 2." /></a> +</div> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a href="images/image47.jpg"> +<img src="images/image47.jpg" width="335" height="450" alt="Illustration: +Brief von A. Hildebrandt an Bischof Wright; 22. Mai 1909; Seite 2 von 2." /></a> +</div> + +<p class="letter"> +A. Hildebrandt<br/> +Hauptmann a. D.<br/> +Berlin W. 30<br/> +Martin Luther-Straße 10. +</p> + +<p class="right"> +Berlin W. 30. den 22. Mai 1909. +</p> + +<p class="letter"> +Bishop Milton Wright, Esquire, +</p> + +<p class="right">Dayton (Ohio) +</p> + +<p class="letter"> +Dear Sir,<br/> +<br/> + With best thanks I confirm you the receipt of your kind letter of the 11th +inst. Your family-history has interested me very much. I shall make use of them +soon. But about something I am not clear. You write: “This brings us in +line with general United States Grant and Grover-Cleveland.” I do not +know, if you mean two persons, the same general Grant and general Grover from +Cleveland? Also I thank you for your photograph. It is of moment to me, also to +have still photographs of the late Madame Wright and her father, Mr. John +Koerner, whom Germany the native has been of. I should like to get still other +photographs of your children Wilbur and Orville, presenting them in young years +and also of Miss Katherine and if you have still a photograph presenting your +whole family joined. At last you would oblige me much for sending me pictures +also of your present house, the flight-square near Dayton and the whole sight +of Dayton. As being immodest of me, to pronounce so many wishes to you, I +propose and beg you, to give order to anybody, to procure me all the wished +photographs and pictures on my account. With great interest I am awaiting your +further informations, promised me in your letter, about the youth of your sons +and the matter, how these are gotten to the intention to make experiences with +a flying mashine. [Hand-written note: I cannot found(?) Schleits in +Saxony?]<br/> + Thanking you once more for the material, which to send me, you have had the +kindness, I remain, Dear Sir, +</p> + +<p class="right"> +Yours most obedient<br/> +[Signature: Hildebrandt] +</p> + +<p class="letter">[Hand-written note: PS. The pictures are not +ready, I have to have them copied. M.W.]</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus47"></a> +<a href="images/image48.jpg"> +<img src="images/image48.jpg" width="278" height="450" alt="Illustration: +Brief von Bischof Wright an A. Hildebrandt; 5. Juni 1909; Seite 1 von 3" /></a> +</div> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a href="images/image49.jpg"> +<img src="images/image49.jpg" width="274" height="450" alt="Illustration: +Brief von Bischof Wright an A. Hildebrandt; 5. Juni 1909; Seite 2 von 3" /></a> +</div> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a href="images/image50.jpg"> +<img src="images/image50.jpg" width="276" height="450" alt="Illustration: +Brief von Bischof Wright an A. Hildebrandt; 5. Juni 1909; Seite 3 von 3" /></a> +</div> + +<p class="right"> +Dayton, Ohio, June 5, 1909. +</p> + +<p class="letter">Capt. A. Hildebrant,<br/> +Berlin, Germany. +</p> + +<p class="letter">Dear Sir:<br/> +<br/> + You did not quite understand my letter. It was General Ulysses S. Grant +that I wrote of, and President Grover Cleveland, of whom I spoke. They were two +presidents of our country, decended like myself from John Porter of Windsor +(16_37) from whom I am also descended. Hence they are distant cousins of ours, +and of each other.<br/> + My wife’s father was a regular German in his looks. He was born six +miles west of Scleitz in Saxony, the southwest part, as you will see on any +large map of Saxony. The family, of whom we never had any group picture, is as +follows:<br/> +Milton Wright, born November 17, 1828, in Rush County, Indiana.<br/> +Susan Catharine (Koerner) Wright, born near Hillsboro, Virginia, April 30, +1831.<br/> +Reuchlin Wright, born in Grant County, Indiana, March 17, 1861.<br/> +Lorin Wright, born in Fayette County, Indiana, November 18, 1862.<br/> + (These two older brothers are still living, are married, and have lovely +children—Reuchlin three, Lorin four, Reuchlin’s oldest +married).<br/> +Wilbur Wright, born, in Henry county, Indiana, April 16, 1867.<br/> +Otis Wright and Ida Wright (twins) born April 24, 1870, in Dayton, Ohio.<br/> + (Without sickness or pain, they died at 13 and 18 days of age).<br/> +Orville Wright, born August 19, in Dayton, Ohio, 1871.<br/> +Katharine Wright, born in Dayton, Ohio, August 19, 1874.<br/> + They were all good children. And they are all of unimpeachable morals yet. +Reuchlin is a deacon on the Congregational Church, in Tonganoxie, Kan. They are +about equal in intellect, the others having had better education than the +inventors. Katharine graduated in the Classical Course in Oberlin College, and +teaches in Dayton High School. I am a traveling minister in the United Brethren +in Christ, served several years as pastor, ten as presiding elder, eight as +editor of our Church paper, and twenty-four as bishop. As bishop and editor I +was elected by General Conference every four years, those offices being filled +every four years by a ballot election. In filling my duties, I have visited all +the states west of the River, and territories; and all states east of the +Mississipi, except the six New England states and five others. In all I have +traveled by rail, over two hundred thousand miles. My change of residence every +two years must account for my three older children being born in three +different counties in Indiana. Mrs. Wright, the sweetest spirit earth ever +knew, died twenty years ago, in Dayton, July 4, 1889. From that on I raised the +children, left to my care. All the children sprang to help their mother, but +Wilbur cared for her, prolonged her life, and I gave him five hundred dollars +for his incomparable care for her. [Hand-written note: He had no promise of +reward.]<br/> + Their first interest in the art of flying, they date back to about the year +1879, when I brought home to them a Heliocoptere, a toy which could fly. Later +on they began to watch Lilienthal, and followed him to his death, in the art of +gliding. Their first active work began in the year 1900, when as a vacation, +they built a gliding machine on the coast of North Carolina, and each year in +the fall of the year, spent a few weeks there till in 1903, they attached a +gasoline motor to it and flew, December 17th, four short flights. They flew +against the wind and made at the longest only about a half mile, counting the +velocity of the wind. In actual measurment considerably less than a half mile. +The place of flight was on the sandy plain near Kill Devil Mills, in Dare +County, four miles from Kitty Hawk in Cerrituck County. The following two +summers and falls, they experimented at Simson’s(?) Station (a mere +stopping place, on the Dayton and Springfield traction railroad, a perfectly +level meadow ground) where they made a few miles flight, but in 1905, +September, they flew as much as twenty-four miles, at one flight. They flew no +more for part of two years, but began negotiations for the sale of their +invention. In 1908, they engaged to a Company in France, to sell their rights, +and sold to the United states government a single machine at twenty-five +thousand dollars, they in each case, to perform certain exploits with the +machine. Time crowding on them to meet engagements, they separated in June +1908, Wilbur going to France, and Orville remaining to complete at Ft. Myer +(near Washington) the United States contract. Of Wilbur’s scalding his +arm in regulating his machine, and his successful trial, before his arm was +well, all have read. But Orville having his machine ready at Ft. Myer, went far +ahead of Wilbur, but an easily avoided defect in his machine, having under +strain caused friction between the propeller of his machine and a wire, +and—far worst of all broke the management of the <i>tail</i> of his +machine, a most important part—he was on a machine in the air over one +hundred feet high, with his control of the machine rendered useless, and after +sinking to about seventy-five feet, his machine descended vertically, to the +death of Lieutenant Selfridge, two hours later, and a tremendous jolt to +himself and the breaking of a thigh bone (left leg, one third way down toward +the knee) which confined him in the hospital for several weeks, and from which +he will entirely recover. But Wilbur learning of Orvilles disaster, and +reproached as far behind him, rose to the situation, and in a few days, was +ahead of anything Orville had done, to the great joy of his brother. The rest +you know. Wilbur in France and Rome earned his conracts, and came home with +Orville and their Sister Katharine, and they were hailed at the depot of his +city, with the ringing of bells, the firing of cannon, and by over a thousand +people, and the same at home, at the noon hour, and at night more than ten +thousand people came out as old friends and neighbors to see them, the most +splendid illumination of the street, and decoration of the buildings for three +squares, being the order of the occasion. The city brought them on their +arrival, home in a train of coaches, thier carriage being drawn with four white +horses, in which rode with them their father and two favorite grandchildren, +Leontine and Horace Wright.<br/> + The boys were natural workmen in wood or metal. Their father’s +family, their mother’s family (and the mother herself) were inventive and +ingenius. The father at eighteen years invented a type-writer, having never +heard. It is useless to develop inheritance in their invention.<br/> + The city (Dayton) has decreed them two days (Jne 17 and 18), on which, +besides innumerable ceremonies, they will be given three gold medals; One voted +by the nation, one by the State, and another by the City. +</p> + +<p class="right">Yours truly,<br/> +[Signature: Milton Wright] +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus48"></a> +<a href="images/image51.jpg"> +<img src="images/image51.jpg" width="351" height="450" alt="Illustration: +Brief von A. Hildebrandt an Bischof Wright; 28. Juni 1909" /></a> +</div> + +<p class="letter">A. Hildebrandt<br/> +Hauptmann a.D.<br/> +Berlin W. 30<br/> +Martin-Luther-Straße 10. +</p> + +<p class="right">Berlin W. 30, den 28. Huni 1909. +</p> + +<p class="letter">Bishop<br/> +Milton Wright, Esquire, +</p> + +<p class="right">Dayton (Ohio). +</p> + +<p class="letter"> +Dear Sir,<br/> +<br/> +For the two letters, you had the kindness to send me in last time, be thanked +very much. With great interess I am awaiting the pictures, which you advised me +of. I shall try now, to discover the native place of Mr. John G. Koerner, the +father of the late Madame Wright.<br/> + Now still once more many thanks for the pains, you have had! +</p> + +<p class="right">I am with great estime<br/> +ever Yours very truly<br/> +[Signature: A. Hildebrandt.] +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus49"></a> +<a href="images/image52.jpg"> +<img src="images/image52.jpg" width="282" height="450" alt="Illustration: +Brief von A. Hildebrandt an Bischof Wright; 9. Juli 1909" /></a> +</div> + +<p class="letter">Berliner Lokal-Anzeiger<br/> +Redaktion. +</p> + +<p class="right">Berlin SW 68,1<br/> +Zimmerstrasse 37-41.<br/> +9. Juli 1909 +</p> + +<p class="letter"> +Dear Sir,<br/> +<br/> +<br/>I wired to you: “Bishop Wright, Dayton. Book must be stamped. Please +send photographs.”<br/> + The biography of your sons shall be published of possible as book already +in 14 days. Therefore I should lik to recives instantly the photographs +requested from you. If it were not possible to you to send me all photographs +by retourn of mail, please send later the rest, for. I should use the other +pictures for german papers.<br/> + I thank you for your endeavaurs and hope, shortly to see in Berlin your +souns and Mis Katherine. +</p> + +<p class="right"> +With best regards<br/> +yours<br/> +[Signature: gez. Captain Hildebrandt] +</p> + +<div class="fig" style="width:100%;"> +<a name="illus50"></a> +<a href="images/image53.jpg"> +<img src="images/image53.jpg" width="337" height="450" alt="Illustration: +Brief von A. Hildebrandt an Bischof Wright; 18. Juli 1909" /></a> +</div> + +<p class="letter">A. Hildebrandt<br/> +Hauptmann a.D.<br/> +Berlin W. 30<br/> +Martin-Luther-Straße 10. +</p> + +<p class="right"> +Berlin W. 30, den 18. Juli 1909. +</p> + +<p class="letter"> +Bishop Milton Wright, Esquire, +</p> + +<p class="right"> +Dayton (Ohio). +</p> + +<p class="letter"> +Dear Sir!<br/> +<br/> + With many thanks I confirm you the receipt of the two pictures and your +letter of the 3rd inst., by which you have made me great pleasure. I shall make +use of the pictures as soon as possible.<br/> + Thanking you once more for your kindness and being always at your service, +I remain, Dear Sir +</p> + +<p class="right">ever Yours truly<br/> +[Signature: A. Hildebrandt.] +</p> + +</div><!--end chapter--> + +<pre> + + + + + +End of the Project Gutenberg EBook of Die Brüder Wright, by Alfred Hildebrandt + +*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE BRÜDER WRIGHT *** + +***** This file should be named 10914-h.htm or 10914-h.zip ***** +This and all associated files of various formats will be found in: + http://www.gutenberg.org/1/0/9/1/10914/ + +E-text prepared by David Starner, Michael Wymann-Böni, +and Project Gutenberg Distributed Proofreaders + +Updated editions will replace the previous one--the old editions will +be renamed. + +Creating the works from print editions not protected by U.S. copyright +law means that no one owns a United States copyright in these works, +so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United +States without permission and without paying copyright +royalties. Special rules, set forth in the General Terms of Use part +of this license, apply to copying and distributing Project +Gutenberg-tm electronic works to protect the PROJECT GUTENBERG-tm +concept and trademark. Project Gutenberg is a registered trademark, +and may not be used if you charge for the eBooks, unless you receive +specific permission. If you do not charge anything for copies of this +eBook, complying with the rules is very easy. You may use this eBook +for nearly any purpose such as creation of derivative works, reports, +performances and research. They may be modified and printed and given +away--you may do practically ANYTHING in the United States with eBooks +not protected by U.S. copyright law. Redistribution is subject to the +trademark license, especially commercial redistribution. + +START: FULL LICENSE + +THE FULL PROJECT GUTENBERG LICENSE +PLEASE READ THIS BEFORE YOU DISTRIBUTE OR USE THIS WORK + +To protect the Project Gutenberg-tm mission of promoting the free +distribution of electronic works, by using or distributing this work +(or any other work associated in any way with the phrase "Project +Gutenberg"), you agree to comply with all the terms of the Full +Project Gutenberg-tm License available with this file or online at +www.gutenberg.org/license. + +Section 1. General Terms of Use and Redistributing Project +Gutenberg-tm electronic works + +1.A. By reading or using any part of this Project Gutenberg-tm +electronic work, you indicate that you have read, understand, agree to +and accept all the terms of this license and intellectual property +(trademark/copyright) agreement. If you do not agree to abide by all +the terms of this agreement, you must cease using and return or +destroy all copies of Project Gutenberg-tm electronic works in your +possession. If you paid a fee for obtaining a copy of or access to a +Project Gutenberg-tm electronic work and you do not agree to be bound +by the terms of this agreement, you may obtain a refund from the +person or entity to whom you paid the fee as set forth in paragraph +1.E.8. + +1.B. "Project Gutenberg" is a registered trademark. It may only be +used on or associated in any way with an electronic work by people who +agree to be bound by the terms of this agreement. There are a few +things that you can do with most Project Gutenberg-tm electronic works +even without complying with the full terms of this agreement. See +paragraph 1.C below. There are a lot of things you can do with Project +Gutenberg-tm electronic works if you follow the terms of this +agreement and help preserve free future access to Project Gutenberg-tm +electronic works. See paragraph 1.E below. + +1.C. The Project Gutenberg Literary Archive Foundation ("the +Foundation" or PGLAF), owns a compilation copyright in the collection +of Project Gutenberg-tm electronic works. Nearly all the individual +works in the collection are in the public domain in the United +States. If an individual work is unprotected by copyright law in the +United States and you are located in the United States, we do not +claim a right to prevent you from copying, distributing, performing, +displaying or creating derivative works based on the work as long as +all references to Project Gutenberg are removed. Of course, we hope +that you will support the Project Gutenberg-tm mission of promoting +free access to electronic works by freely sharing Project Gutenberg-tm +works in compliance with the terms of this agreement for keeping the +Project Gutenberg-tm name associated with the work. You can easily +comply with the terms of this agreement by keeping this work in the +same format with its attached full Project Gutenberg-tm License when +you share it without charge with others. + +1.D. The copyright laws of the place where you are located also govern +what you can do with this work. Copyright laws in most countries are +in a constant state of change. If you are outside the United States, +check the laws of your country in addition to the terms of this +agreement before downloading, copying, displaying, performing, +distributing or creating derivative works based on this work or any +other Project Gutenberg-tm work. The Foundation makes no +representations concerning the copyright status of any work in any +country outside the United States. + +1.E. Unless you have removed all references to Project Gutenberg: + +1.E.1. The following sentence, with active links to, or other +immediate access to, the full Project Gutenberg-tm License must appear +prominently whenever any copy of a Project Gutenberg-tm work (any work +on which the phrase "Project Gutenberg" appears, or with which the +phrase "Project Gutenberg" is associated) is accessed, displayed, +performed, viewed, copied or distributed: + + This eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and + most other parts of the world at no cost and with almost no + restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it + under the terms of the Project Gutenberg License included with this + eBook or online at www.gutenberg.org. If you are not located in the + United States, you'll have to check the laws of the country where you + are located before using this ebook. + +1.E.2. If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is +derived from texts not protected by U.S. copyright law (does not +contain a notice indicating that it is posted with permission of the +copyright holder), the work can be copied and distributed to anyone in +the United States without paying any fees or charges. If you are +redistributing or providing access to a work with the phrase "Project +Gutenberg" associated with or appearing on the work, you must comply +either with the requirements of paragraphs 1.E.1 through 1.E.7 or +obtain permission for the use of the work and the Project Gutenberg-tm +trademark as set forth in paragraphs 1.E.8 or 1.E.9. + +1.E.3. If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is posted +with the permission of the copyright holder, your use and distribution +must comply with both paragraphs 1.E.1 through 1.E.7 and any +additional terms imposed by the copyright holder. Additional terms +will be linked to the Project Gutenberg-tm License for all works +posted with the permission of the copyright holder found at the +beginning of this work. + +1.E.4. Do not unlink or detach or remove the full Project Gutenberg-tm +License terms from this work, or any files containing a part of this +work or any other work associated with Project Gutenberg-tm. + +1.E.5. Do not copy, display, perform, distribute or redistribute this +electronic work, or any part of this electronic work, without +prominently displaying the sentence set forth in paragraph 1.E.1 with +active links or immediate access to the full terms of the Project +Gutenberg-tm License. + +1.E.6. You may convert to and distribute this work in any binary, +compressed, marked up, nonproprietary or proprietary form, including +any word processing or hypertext form. However, if you provide access +to or distribute copies of a Project Gutenberg-tm work in a format +other than "Plain Vanilla ASCII" or other format used in the official +version posted on the official Project Gutenberg-tm web site +(www.gutenberg.org), you must, at no additional cost, fee or expense +to the user, provide a copy, a means of exporting a copy, or a means +of obtaining a copy upon request, of the work in its original "Plain +Vanilla ASCII" or other form. Any alternate format must include the +full Project Gutenberg-tm License as specified in paragraph 1.E.1. + +1.E.7. Do not charge a fee for access to, viewing, displaying, +performing, copying or distributing any Project Gutenberg-tm works +unless you comply with paragraph 1.E.8 or 1.E.9. + +1.E.8. You may charge a reasonable fee for copies of or providing +access to or distributing Project Gutenberg-tm electronic works +provided that + +* You pay a royalty fee of 20% of the gross profits you derive from + the use of Project Gutenberg-tm works calculated using the method + you already use to calculate your applicable taxes. The fee is owed + to the owner of the Project Gutenberg-tm trademark, but he has + agreed to donate royalties under this paragraph to the Project + Gutenberg Literary Archive Foundation. Royalty payments must be paid + within 60 days following each date on which you prepare (or are + legally required to prepare) your periodic tax returns. Royalty + payments should be clearly marked as such and sent to the Project + Gutenberg Literary Archive Foundation at the address specified in + Section 4, "Information about donations to the Project Gutenberg + Literary Archive Foundation." + +* You provide a full refund of any money paid by a user who notifies + you in writing (or by e-mail) within 30 days of receipt that s/he + does not agree to the terms of the full Project Gutenberg-tm + License. You must require such a user to return or destroy all + copies of the works possessed in a physical medium and discontinue + all use of and all access to other copies of Project Gutenberg-tm + works. + +* You provide, in accordance with paragraph 1.F.3, a full refund of + any money paid for a work or a replacement copy, if a defect in the + electronic work is discovered and reported to you within 90 days of + receipt of the work. + +* You comply with all other terms of this agreement for free + distribution of Project Gutenberg-tm works. + +1.E.9. If you wish to charge a fee or distribute a Project +Gutenberg-tm electronic work or group of works on different terms than +are set forth in this agreement, you must obtain permission in writing +from both the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and The +Project Gutenberg Trademark LLC, the owner of the Project Gutenberg-tm +trademark. Contact the Foundation as set forth in Section 3 below. + +1.F. + +1.F.1. Project Gutenberg volunteers and employees expend considerable +effort to identify, do copyright research on, transcribe and proofread +works not protected by U.S. copyright law in creating the Project +Gutenberg-tm collection. Despite these efforts, Project Gutenberg-tm +electronic works, and the medium on which they may be stored, may +contain "Defects," such as, but not limited to, incomplete, inaccurate +or corrupt data, transcription errors, a copyright or other +intellectual property infringement, a defective or damaged disk or +other medium, a computer virus, or computer codes that damage or +cannot be read by your equipment. + +1.F.2. LIMITED WARRANTY, DISCLAIMER OF DAMAGES - Except for the "Right +of Replacement or Refund" described in paragraph 1.F.3, the Project +Gutenberg Literary Archive Foundation, the owner of the Project +Gutenberg-tm trademark, and any other party distributing a Project +Gutenberg-tm electronic work under this agreement, disclaim all +liability to you for damages, costs and expenses, including legal +fees. YOU AGREE THAT YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE, STRICT +LIABILITY, BREACH OF WARRANTY OR BREACH OF CONTRACT EXCEPT THOSE +PROVIDED IN PARAGRAPH 1.F.3. YOU AGREE THAT THE FOUNDATION, THE +TRADEMARK OWNER, AND ANY DISTRIBUTOR UNDER THIS AGREEMENT WILL NOT BE +LIABLE TO YOU FOR ACTUAL, DIRECT, INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR +INCIDENTAL DAMAGES EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE POSSIBILITY OF SUCH +DAMAGE. + +1.F.3. LIMITED RIGHT OF REPLACEMENT OR REFUND - If you discover a +defect in this electronic work within 90 days of receiving it, you can +receive a refund of the money (if any) you paid for it by sending a +written explanation to the person you received the work from. If you +received the work on a physical medium, you must return the medium +with your written explanation. The person or entity that provided you +with the defective work may elect to provide a replacement copy in +lieu of a refund. If you received the work electronically, the person +or entity providing it to you may choose to give you a second +opportunity to receive the work electronically in lieu of a refund. If +the second copy is also defective, you may demand a refund in writing +without further opportunities to fix the problem. + +1.F.4. Except for the limited right of replacement or refund set forth +in paragraph 1.F.3, this work is provided to you 'AS-IS', WITH NO +OTHER WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, INCLUDING BUT NOT +LIMITED TO WARRANTIES OF MERCHANTABILITY OR FITNESS FOR ANY PURPOSE. + +1.F.5. Some states do not allow disclaimers of certain implied +warranties or the exclusion or limitation of certain types of +damages. If any disclaimer or limitation set forth in this agreement +violates the law of the state applicable to this agreement, the +agreement shall be interpreted to make the maximum disclaimer or +limitation permitted by the applicable state law. The invalidity or +unenforceability of any provision of this agreement shall not void the +remaining provisions. + +1.F.6. INDEMNITY - You agree to indemnify and hold the Foundation, the +trademark owner, any agent or employee of the Foundation, anyone +providing copies of Project Gutenberg-tm electronic works in +accordance with this agreement, and any volunteers associated with the +production, promotion and distribution of Project Gutenberg-tm +electronic works, harmless from all liability, costs and expenses, +including legal fees, that arise directly or indirectly from any of +the following which you do or cause to occur: (a) distribution of this +or any Project Gutenberg-tm work, (b) alteration, modification, or +additions or deletions to any Project Gutenberg-tm work, and (c) any +Defect you cause. + +Section 2. Information about the Mission of Project Gutenberg-tm + +Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of +electronic works in formats readable by the widest variety of +computers including obsolete, old, middle-aged and new computers. It +exists because of the efforts of hundreds of volunteers and donations +from people in all walks of life. + +Volunteers and financial support to provide volunteers with the +assistance they need are critical to reaching Project Gutenberg-tm's +goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will +remain freely available for generations to come. In 2001, the Project +Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure +and permanent future for Project Gutenberg-tm and future +generations. To learn more about the Project Gutenberg Literary +Archive Foundation and how your efforts and donations can help, see +Sections 3 and 4 and the Foundation information page at +www.gutenberg.org + + + +Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation + +The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit +501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the +state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal +Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification +number is 64-6221541. Contributions to the Project Gutenberg Literary +Archive Foundation are tax deductible to the full extent permitted by +U.S. federal laws and your state's laws. + +The Foundation's principal office is in Fairbanks, Alaska, with the +mailing address: PO Box 750175, Fairbanks, AK 99775, but its +volunteers and employees are scattered throughout numerous +locations. Its business office is located at 809 North 1500 West, Salt +Lake City, UT 84116, (801) 596-1887. Email contact links and up to +date contact information can be found at the Foundation's web site and +official page at www.gutenberg.org/contact + +For additional contact information: + + Dr. Gregory B. Newby + Chief Executive and Director + gbnewby@pglaf.org + +Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg +Literary Archive Foundation + +Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide +spread public support and donations to carry out its mission of +increasing the number of public domain and licensed works that can be +freely distributed in machine readable form accessible by the widest +array of equipment including outdated equipment. Many small donations +($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt +status with the IRS. + +The Foundation is committed to complying with the laws regulating +charities and charitable donations in all 50 states of the United +States. Compliance requirements are not uniform and it takes a +considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up +with these requirements. We do not solicit donations in locations +where we have not received written confirmation of compliance. To SEND +DONATIONS or determine the status of compliance for any particular +state visit www.gutenberg.org/donate + +While we cannot and do not solicit contributions from states where we +have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition +against accepting unsolicited donations from donors in such states who +approach us with offers to donate. + +International donations are gratefully accepted, but we cannot make +any statements concerning tax treatment of donations received from +outside the United States. U.S. laws alone swamp our small staff. + +Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation +methods and addresses. Donations are accepted in a number of other +ways including checks, online payments and credit card donations. To +donate, please visit: www.gutenberg.org/donate + +Section 5. General Information About Project Gutenberg-tm electronic works. + +Professor Michael S. Hart was the originator of the Project +Gutenberg-tm concept of a library of electronic works that could be +freely shared with anyone. For forty years, he produced and +distributed Project Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of +volunteer support. + +Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed +editions, all of which are confirmed as not protected by copyright in +the U.S. unless a copyright notice is included. Thus, we do not +necessarily keep eBooks in compliance with any particular paper +edition. + +Most people start at our Web site which has the main PG search +facility: www.gutenberg.org + +This Web site includes information about Project Gutenberg-tm, +including how to make donations to the Project Gutenberg Literary +Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to +subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks. + + + +</pre> + +</body> + +</html> + + diff --git a/old/10914-h/images/cover.jpg b/old/10914-h/images/cover.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..e1ccc51 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/cover.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-0.jpg b/old/10914-h/images/image-0.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..e1ccc51 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-0.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-1.jpg b/old/10914-h/images/image-1.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..93e0eec --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-1.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-10.jpg b/old/10914-h/images/image-10.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..08a8b0e --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-10.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-11.jpg b/old/10914-h/images/image-11.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..46f46be --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-11.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-12.jpg b/old/10914-h/images/image-12.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..1ed6185 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-12.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-13.jpg b/old/10914-h/images/image-13.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..f561009 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-13.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-14.jpg b/old/10914-h/images/image-14.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..bdb20e3 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-14.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-15.jpg b/old/10914-h/images/image-15.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..812288d --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-15.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-16.jpg b/old/10914-h/images/image-16.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..eee6cad --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-16.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-17.jpg b/old/10914-h/images/image-17.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..e5a563b --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-17.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-18.jpg b/old/10914-h/images/image-18.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..ea2444b --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-18.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-19.jpg b/old/10914-h/images/image-19.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..f308061 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-19.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-2.jpg b/old/10914-h/images/image-2.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..fb01c9f --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-2.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-20.jpg b/old/10914-h/images/image-20.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..0ac3375 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-20.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-21.jpg b/old/10914-h/images/image-21.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..1027b36 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-21.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-22.jpg b/old/10914-h/images/image-22.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..98b0831 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-22.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-23.jpg b/old/10914-h/images/image-23.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..8b95363 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-23.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-24.jpg b/old/10914-h/images/image-24.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..575eb8f --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-24.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-25.jpg b/old/10914-h/images/image-25.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..0f02214 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-25.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-26.jpg b/old/10914-h/images/image-26.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..22539e7 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-26.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-27.jpg b/old/10914-h/images/image-27.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..74006b4 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-27.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-28.jpg b/old/10914-h/images/image-28.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..308babf --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-28.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-29.jpg b/old/10914-h/images/image-29.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..c7fe455 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-29.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-3.jpg b/old/10914-h/images/image-3.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..efd4a4b --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-3.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-30.jpg b/old/10914-h/images/image-30.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..6030a7c --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-30.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-31.jpg b/old/10914-h/images/image-31.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..0f436c8 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-31.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-32.jpg b/old/10914-h/images/image-32.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..071a0f4 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-32.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-33.jpg b/old/10914-h/images/image-33.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..881ad55 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-33.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-34.jpg b/old/10914-h/images/image-34.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..eeea2fd --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-34.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-35.jpg b/old/10914-h/images/image-35.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..42fe55d --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-35.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-36.jpg b/old/10914-h/images/image-36.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..9d63f35 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-36.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-37.jpg b/old/10914-h/images/image-37.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..5fa4192 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-37.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-38.jpg b/old/10914-h/images/image-38.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..1e136a8 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-38.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-39.jpg b/old/10914-h/images/image-39.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..54f7b78 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-39.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-4.jpg b/old/10914-h/images/image-4.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..6f02462 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-4.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-40.jpg b/old/10914-h/images/image-40.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..be6934e --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-40.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-41.jpg b/old/10914-h/images/image-41.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..f0707d1 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-41.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-42.jpg b/old/10914-h/images/image-42.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..581b75a --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-42.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-43.jpg b/old/10914-h/images/image-43.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..f653e50 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-43.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-44.jpg b/old/10914-h/images/image-44.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..9b95d9c --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-44.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-5.jpg b/old/10914-h/images/image-5.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..22c48a9 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-5.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-6.jpg b/old/10914-h/images/image-6.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..8ea2ab4 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-6.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-7.jpg b/old/10914-h/images/image-7.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..fd0893d --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-7.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-8.jpg b/old/10914-h/images/image-8.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..f8ebbe4 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-8.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image-9.jpg b/old/10914-h/images/image-9.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..d35f142 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image-9.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image1.jpg b/old/10914-h/images/image1.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..6ae87fe --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image1.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image10.jpg b/old/10914-h/images/image10.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..1d66914 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image10.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image11.jpg b/old/10914-h/images/image11.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..767f11c --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image11.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image12.jpg b/old/10914-h/images/image12.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..5a16a27 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image12.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image13.jpg b/old/10914-h/images/image13.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..1347d89 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image13.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image14.jpg b/old/10914-h/images/image14.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..f1e3317 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image14.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image15.jpg b/old/10914-h/images/image15.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..ee1dd5e --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image15.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image16.jpg b/old/10914-h/images/image16.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..f18ea3a --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image16.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image17.jpg b/old/10914-h/images/image17.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..8a35937 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image17.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image18.jpg b/old/10914-h/images/image18.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..bd7c879 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image18.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image19.jpg b/old/10914-h/images/image19.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..a3ae15f --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image19.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image2.jpg b/old/10914-h/images/image2.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..4ac1e28 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image2.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image20.jpg b/old/10914-h/images/image20.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..44166ea --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image20.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image21.jpg b/old/10914-h/images/image21.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..dc35d0a --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image21.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image22.jpg b/old/10914-h/images/image22.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..24d7766 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image22.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image23.jpg b/old/10914-h/images/image23.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..15194b6 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image23.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image24.jpg b/old/10914-h/images/image24.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..38e9a10 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image24.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image25.jpg b/old/10914-h/images/image25.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..a1b6a86 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image25.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image26.jpg b/old/10914-h/images/image26.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..dd742e2 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image26.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image27.jpg b/old/10914-h/images/image27.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..ed67567 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image27.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image28.jpg b/old/10914-h/images/image28.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..dfd33f3 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image28.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image29.jpg b/old/10914-h/images/image29.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..e267572 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image29.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image3.jpg b/old/10914-h/images/image3.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..a0f87b0 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image3.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image30.jpg b/old/10914-h/images/image30.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..676e2df --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image30.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image31.jpg b/old/10914-h/images/image31.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..f238232 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image31.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image32.jpg b/old/10914-h/images/image32.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..f5fd150 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image32.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image33.jpg b/old/10914-h/images/image33.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..449b637 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image33.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image34.jpg b/old/10914-h/images/image34.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..65e8c9b --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image34.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image35.jpg b/old/10914-h/images/image35.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..b7ac448 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image35.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image36.jpg b/old/10914-h/images/image36.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..52c74f1 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image36.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image37.jpg b/old/10914-h/images/image37.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..0bf678b --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image37.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image38.jpg b/old/10914-h/images/image38.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..cabd4a2 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image38.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image39.jpg b/old/10914-h/images/image39.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..d7edcf7 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image39.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image4.jpg b/old/10914-h/images/image4.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..e56495b --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image4.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image40.jpg b/old/10914-h/images/image40.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..6519f92 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image40.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image41.jpg b/old/10914-h/images/image41.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..046e345 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image41.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image42.jpg b/old/10914-h/images/image42.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..e905022 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image42.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image43.jpg b/old/10914-h/images/image43.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..6aedddc --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image43.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image44.jpg b/old/10914-h/images/image44.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..ca2f3db --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image44.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image45.jpg b/old/10914-h/images/image45.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..f603840 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image45.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image46.jpg b/old/10914-h/images/image46.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..cd9c49f --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image46.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image47.jpg b/old/10914-h/images/image47.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..0b35471 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image47.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image48.jpg b/old/10914-h/images/image48.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..af71ec2 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image48.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image49.jpg b/old/10914-h/images/image49.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..412b4a0 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image49.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image5.jpg b/old/10914-h/images/image5.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..476d7d0 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image5.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image50.jpg b/old/10914-h/images/image50.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..1c538a7 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image50.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image51.jpg b/old/10914-h/images/image51.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..e157ec9 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image51.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image52.jpg b/old/10914-h/images/image52.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..364c7b9 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image52.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image53.jpg b/old/10914-h/images/image53.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..cd1a0b3 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image53.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image6.jpg b/old/10914-h/images/image6.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..afe655a --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image6.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image7.jpg b/old/10914-h/images/image7.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..bfe5e6b --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image7.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image8.jpg b/old/10914-h/images/image8.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..a42c481 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image8.jpg diff --git a/old/10914-h/images/image9.jpg b/old/10914-h/images/image9.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..e61a205 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/images/image9.jpg diff --git a/old/10914-h/letters/letter-1.jpg b/old/10914-h/letters/letter-1.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..90ece47 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/letters/letter-1.jpg diff --git a/old/10914-h/letters/letter-2.jpg b/old/10914-h/letters/letter-2.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..84efc6a --- /dev/null +++ b/old/10914-h/letters/letter-2.jpg diff --git a/old/10914-h/letters/letter-3.jpg b/old/10914-h/letters/letter-3.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..180a8c7 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/letters/letter-3.jpg diff --git a/old/10914-h/letters/letter-4.jpg b/old/10914-h/letters/letter-4.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..145b408 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/letters/letter-4.jpg diff --git a/old/10914-h/letters/letter-5.jpg b/old/10914-h/letters/letter-5.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..2fcbd58 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/letters/letter-5.jpg diff --git a/old/10914-h/letters/letter-6.jpg b/old/10914-h/letters/letter-6.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..d46103f --- /dev/null +++ b/old/10914-h/letters/letter-6.jpg diff --git a/old/10914-h/letters/letter-7.jpg b/old/10914-h/letters/letter-7.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..c8b7896 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/letters/letter-7.jpg diff --git a/old/10914-h/letters/letter-8.jpg b/old/10914-h/letters/letter-8.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..4beb208 --- /dev/null +++ b/old/10914-h/letters/letter-8.jpg diff --git a/old/10914-h/letters/letter-9.jpg b/old/10914-h/letters/letter-9.jpg Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..0e436ad --- /dev/null +++ b/old/10914-h/letters/letter-9.jpg diff --git a/old/10914.txt b/old/10914.txt new file mode 100644 index 0000000..59cd9ec --- /dev/null +++ b/old/10914.txt @@ -0,0 +1,2622 @@ +The Project Gutenberg eBook, Die Brueder Wright, by Alfred Hildebrandt + + +This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with +almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or +re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included +with this eBook or online at www.gutenberg.org + + + + + +Title: Die Brueder Wright + +Author: Alfred Hildebrandt + +Release Date: February 2, 2004 [eBook #10914] + +Language: German + +Character set encoding: US-ASCII + + +***START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE BRUEDER WRIGHT*** + + +E-text prepared by David Starner, Michael Wymann-Bni, and Project +Gutenberg Distributed Proofreaders + + + +DIE BRUEDER WRIGHT + +Eine Studie ueber die Entwicklung der +Flugmaschine von Lilienthal bis Wright + +Von Hauptmann a.D. A. Hildebrandt + +Vormals Lehrer im Koeniglich +Preussischen Luftschiffer-Bataillon + +Mit 44 Abbildungen + +BERLIN 1909 + + + + + + + +Vorrede. + + +Der Prophet gilt nichts im Vaterlande! Dieses alte Sprichwort will +andeuten, dass infolge der Unvollkommenheit der menschlichen Natur das +Verdienst hervorragender Maenner oft nicht so gewuerdigt wird, wie es +seiner Bedeutung nach sein muesste. Die meisten Menschen koennen sich eben +nicht ueber das Alltaegliche erheben und dem Gedankenfluge +weitausschauender Zeitgenossen folgen. Neid und Missgunst stellen sich +den Grossen dieser Erde entgegen, und die Rivalitaet der Konkurrenten, +die alles verkleinern und herabziehen. Im Kampfe um die Eroberung der +Luft haben wir zwei hervorragende Faelle dafuer gehabt, wie sich die +Bahnbrecher nur muehselig zu Anerkennung durchzuringen vermoegen. Wir +haben aber hier gleichzeitig ein seltenes Beispiel, wie zwei Maenner noch +bei Lebzeiten die groesste Anerkennung ihrer Zeitgenossen gefunden haben. +Der Gedanke an die Eroberung der Luft ist so bestechend, dass er in den +weitesten Schichten der Voelker ganz aussergewoehnlichen Anteil findet. +Bislang beherrschte der Mensch nur zwei Dimensionen. Jetzt hat er auch +begonnen, sich die dritte Dimension, die Luft, zu erobern. Zeppelin und +Wright sind die Koenige der Luft. Ihnen beiden ist es zu danken, dass wir +anfangen, die Luft sowohl mit Fahrzeugen, "leichter als die Luft", als +auch mit solchen, die "schwerer als die Luft" sind, zu beherrschen. +Beide haben lange arbeiten muessen, bis sie der Welt die Richtigkeit +ihres Gedankenfluges beweisen konnten. Beide sind sie viel geschmaeht und +mit Schmutz beworfen worden. Der Name Zeppelin ist heute nicht nur dem +deutschen Volke bekannt, er hat ueberall ausgezeichneten Klang. Ueberall +widmet man dem greisen Forscher eine Verehrung, wie man sie den groessten +Helden aller Zeiten kaum entgegengebracht hat. Auch an Wright haben wir +Europaeer viel gesuendigt. Man ging sogar soweit, die beiden Brueder, die +bereits im Jahre 1905 die groessten Erfolge erzielt hatten, in Umpraegung +des Wortes "die fliegenden Brueder"--"die luegenden Brueder" zu nennen. +Erst im Jahre 1908 konnten sie, die auch bei ihren Landsleuten in +Amerika wenig Glauben gefunden hatten, beweisen, welch gewaltigen +Fortschritt sie in ernster Arbeit gemacht hatten. Verfasser folgt der +Anregung, eine allgemein verstaendliche Abhandlung ueber die Gebrueder +Wright zu schreiben, mit um so groesserer Freude, als er ziemlich der +einzige war, der unentwegt die beiden genialen Erfinder in Wort und +Schrift verteidigt und niemals an dem Wert ihrer Mitteilungen gezweifelt +hat. Bei der Abfassung der kleinen Schrift kommt es dem Verfasser sehr +zu statten, dass er bei einem Besuch in Amerika sowohl den Lehrer der +Brueder Wright, den jetzt 77 Jahre alten hervorragenden Ingenieur +Chanute, und dessen Assistenten Herring, wie die Staetten, an denen die +Flugmaschine geboren wurde, kennen lernte. Besonders zu Dank +verpflichtet ist er dem in Gross-Lichterfelde lebenden Baumeister Gustav +Lilienthal, der ihm in frueheren Jahren authentisches Material ueber +seinen Bruder Otto Lilienthal, den Altmeister der Fliegekunst +uebermittelt hat, ferner dem in New York lebenden Ingenieur Herring, +sowie auch Ingenieur Chanute in Chicago, der umfangreiches Material der +ersten Flugversuche in Amerika zur Verfuegung gestellt hat; endlich dem +Bischof Milton Wright zu Dayton in Ohio, der sowohl beim Besuch des +Verfassers eingehende muendliche Angaben gemacht hat, als auch jetzt in +bereitwilligster Weise altes Material ueber seine Familie und seine Soehne +zur Verfuegung stellte. Orville Wright ist nun nach Berlin gekommen, wo +er auf Veranlassung des "Lokal-Anzeigers" sein bis jetzt unuebertroffenes +Koennen vorfuehren will. Noch sind wir erst im Anfangsstadium des Kampfes +um die Eroberung der Luft, und viel Arbeit ist noetig, ehe wir +einigermassen sicher die Luft beherrschen. Moegen die Vorfuehrungen von +Wright fuer unsere deutschen Erfinder und namentlich fuer diejenigen, die +sie finanziell unterstuetzen wollen und muessen, ein Ansporn zur weiteren +Foerderung sein. + +_Berlin_, August 1909. + +A. Hildebrandt. + + * * * * * + + + + +Die Familie Wright. + + +Die Wrights fuehren ihren Stammbaum bis in das 14. Jahrhundert zurueck. +Viele hervorragende Leute, deren Namen auch in der Geschichte verewigt +sind, haben der Familie angehoert. Von grossmuetterlicher Seite stammen +sie aus Holland, wo die ersten Aufzeichnungen bei Lord Afferden Ende des +14. Jahrhunderts beginnen und bis in die heutige Zeit vollstaendig +fortgefuehrt sind. Die Nachkommen des Lords wanderten spaeter nach Amerika +aus und siedelten sich um das Jahr 1650 in Long Island an. Die +Grossmutter Katherine Reeder war verwandt mit dem Gouverneur Andrew H. +Reeder, der in Kansas im Jahre 1854 die Zuegel der Regierung inne hatte. +Vaeterlicherseits koennen die Vorfahren zurueckgefuehrt werden bis zu John +Wright, der im Jahre 1538 das Gut Kelvedon Hall im Kreise Essex in +England erwarb. Sein und seiner Frau Olive Nachkomme im vierten Grade, +Samuel Wright, wanderte im Jahre 1630 nach Amerika aus und siedelte sich +6 Jahre spaeter als Farmer in Springfield in Massachusetts an. Hier wurde +er bald zum Diakon der ersten puritanischen Kirche und spaeter zum +Pfarrer der Gemeinde erwaehlt. Nach segensreichem Wirken entschlief er +sanft im Jahre 1665 zu Northampton. Seine Nachkommen blieben in +Neu-England und manche beruehmten Leute sind aus ihnen hervorgegangen. Zu +nennen sind Edmond Freeman, Reverend Joshua Moody, Reverend John +Russell, John Otis und John Porter in Windsor. Durch den letzten sind +die Wrights verwandt geworden mit dem beruehmten amerikanischen General +Ulysses S. Grant und mit dem Praesidenten Grover Cleveland; ferner mit +dem bekannten General Joseph Warren in Bunkerhill. Der Grossvater +Wrights, Silas Wright, war Senator der Stadt New York und spaeter +Gouverneur des Staates New York. Er besass umfangreiche Gueter, um deren +Bewirtschaftung er sich selbst kuemmerte. Seine Kinder wurden gleichfalls +zu Landleuten erzogen. Er starb in New York im Jahre 1847. + +[Illustration: *John G. Koerner* + der aus Deutschland stammende Grossvater Wrights im 80. Lebensjahr] + +[Illustration: *Frau Susan C. Wright* + die Mutter der Wrights im 40. Lebensjahr] + +[Illustration: *Bischof Milton Wright* + Vater der Wrights, geboren am 17. November 1828] + +Wir Deutschen haben den Ruhm, den ersten fliegenden Menschen, der mit +einer Flugmaschine ohne Motor die Luft durchsegelte, unsern Landsmann +nennen zu duerfen. Uns verbindet aber auch ferner Verwandtschaft mit den +Koenigen der Fliegekunst, mit Wrights. Der Grossvater muetterlicherseits, +John G. Koerner, war geboren in einer kleinen Ortschaft in der Naehe von +Schleiz im Fuerstentum Reuss juengerer Linie. Die Frau dieses im 86. +Lebensjahre verstorbenen Koerner, eine geborene Fry, war Amerikanerin, +aus Landen deutschen Sprachgebiets, wahrscheinlich der Schweiz, +stammend; naehere Angaben fehlen. Ihre Tochter wurde am 30. April 1831 in +Hillsborough in Virginia geboren. Im Jahre 1859 vermaehlte sie sich, die +inzwischen mit ihrer Familie auf eine Farm zu Union County in Indiana +verzogen war, als juengstes von 5 Kindern mit Milton Wright, dem Vater +der beiden Luftschiffer. Dieser ist am 17. November 1828 in Rush County +in Indiana geboren. Er folgte dem Berufe seiner aeltesten Vorfahren und +hielt mit 22 Jahren seine erste Predigt am 17. November 1850. Infolge +einer ausgezeichneten Erziehung, die ihm sein Vater hatte zuteil werden +lassen, brachte er es bald im geistlichen Stande zu hohen Wuerden. Er +wurde reisender Minister der lutherischen Bruedergemeinde, Praesident des +Kirchenrats, und amtiert bereits seit 24 Jahren als Bischof. Die +Erfuellung seines Berufes brachte es mit sich, dass er viele und grosse +Reisen zur Inspektion der verschiedenen ihm unterstellten +Kirchengemeinden ausfuehrte; hat er doch nicht weniger als 200 000 Meilen +in amtlicher Eigenschaft auf der Eisenbahn durchmessen. Auf seinen +Reisen erwarb er sich einen praktischen Blick und grosses Verstaendnis +fuer die verschiedensten Lebensstellungen; seinen Kindern liess er eine +ausgezeichnete Erziehung und Schulbildung zuteil werden. Leider starb +seine Frau bereits am 4. Juli 1889 zu Dayton in Ohio. Der Tod hatte sie +von einem langen und schweren Leiden erloest. Besonders Wilbur Wright +hatte sich bemueht, seiner Mutter die letzten Lebensjahre zu erleichtern, +so dass ihm deswegen auch eine besondere Anerkennung seines Vaters +zuteil geworden ist. + +[Illustration: *Wilbur Wright* + geboren am 16. April 1867] + +[Illustration: *Orville Wright* + geboren 19. August 1871] + +Milton Wright hatte sieben Kinder, von denen gegenwaertig noch fuenf am +Leben sind. Wilbur, am 16. April 1867 in Henry County geboren, ist der +dritte Sohn. Ihm folgten am 19. August 1871 Orville und am 19. August +1874 Katherine, die beide in Dayton geboren wurden. + +Eigenartig ist die Angabe des alten Bischofs, dass gerade die Erfinder +keine so gute Erziehung genossen haben wie seine anderen Kinder. Keiner +von beiden besuchte eine Hochschule, beide haben sich durch ihre eigene +Intelligenz in der Technik zu bedeutender Stellung emporgearbeitet. +Wilbur berechtigte anscheinend in seiner Jugend zunaechst nicht zu +grossen Hoffnungen, obgleich er sehr intelligent war und eine rasche +Auffassungsgabe besass. + +Das erste Interesse fuer die Flugtechnik wurde bei den Bruedern im Sommer +1878 geweckt, als ihr Vater eines Tages nach Hause kam und ploetzlich aus +seinen Haenden ein Spielzeug in die Luft fliegen liess, das auch heute +noch unter dem Namen Helicoptere--Schraubeflieger--bekannt ist. Dieses +kleine Ding war aus einem Rahmenwerk von Kork und leichtem Bambus +gefertigt und mit Papier ueberklebt. Die Schrauben wurden durch ein +starkes Band von Kautschukschnueren in Bewegung gesetzt, das eng +zusammengedreht wurde. Nur kurze Zeit blieb das zerbrechliche Spielzeug +in den Haenden der Knaben erhalten; aber die Erinnerung an diese ersten +Flugversuche haftete fest im Gedaechtnis beider. Einige Jahre spaeter +begannen sie selbst ihr altes Spielzeug nachzubilden, wobei sie das eine +immer groesser als das andere fertigten. Aber sie machten die +eigentuemliche Erfahrung, dass die groesseren Maschinen immer schlechter +flogen. Schliesslich wurden sie in ihren weiteren Experimenten entmutigt +und wandten ihr Interesse dem Drachensteigen zu, ein Sport, der in +Amerika durch die Franklinschen Drachenaufstiege zum Studium +elektrischer Erscheinungen besonders weite Verbreitung gefunden hat. Als +sie aelter wurden, gaben sie auch diesen Sport auf, der, wie sie selbst +sagten, nicht mehr fuer Jungen in ihrem Alter passte. + +Erst die Versuche Lilienthals und besonders das Nachdenken ueber seinen +tragischen Tod weckten in ihnen die alte Passion zur Flugtechnik wieder. +Sie studierten mit grossem Interesse die Werke von Chanute, Marcy, +Langley, Mouillard und anderen ueber die Fortschritte und Untersuchungen +des flugtechnischen Problems, und bald gingen sie zu praktischen +Versuchen ueber. + +Die Mitbuerger von Dayton, die irgendwie in naehere Beruehrung mit Wilbur +und Orville Wright gekommen sind, haben seinerzeit dem Verfasser +gegenueber das aeusserst bescheidene Wesen der beiden geruehmt. Besonders +auch hoben sie hervor, wie sich die Erfinder aus einfachen Verhaeltnissen +emporgearbeitet haetten und mit grossem Fleiss ihrer Fahrradfabrik einen +Ruf weit ueber ihre Heimatstadt hinaus gesichert haetten. Ihre vielseitige +Bildung wurde ebenfalls anerkannt, und man konnte sich in ihrer +Gesellschaft davon ueberzeugen, wie gut sie beschlagen waren in der +Literatur, in der Musik, Kunst und selbst in der Malerei. Sie sind nicht +einseitige fanatische Flugtechniker, sondern verfolgen alle Fortschritte +der Luftschiffahrt und brechen keineswegs etwa den Stab ueber die +Konkurrenten, die auf dem Gebiete der aerostatischen Luftschiffahrt +taetig sind. + +Sie haben in ihrer eigenen Fabrik auch wie gewoehnliche Arbeiter gelernt, +und die Franzosen waren ueberrascht, als sie sahen, wie Wilbur Wright in +Le Mans eigenhaendig und ohne jede fremde Hilfe im Arbeiterkittel seine +Maschine zusammensetzte. Allerdings besass er ein gewisses Misstrauen, +das sich auf mancherlei schlechte Erfahrungen stuetzte. So zum Beispiel +wollte er als Klaviersaitendraht nur das Material verwenden, das er sich +aus Amerika mitgebracht hatte. Er war sich eben auch bewusst, dass es +bei einer so heiklen Maschine, wie es ein Drachenflieger ist, auch auf +das Unwesentlichste ankommt, wenn man Erfolg erzielen will. + +Die Puenktlichkeit der Brueder ist ebenfalls ganz hervorragend. Allen +Verabredungen folgen sie zur Minute, und nie braucht ein bestellter +Arbeiter auch nur eine Sekunde auf ihr Erscheinen zu warten. + +In den Einoeden bei Kill Devil hatten sie gelernt, ein aeusserst einfaches +Feldleben zu fuehren. In Le Mans schlief Wilbur Wright in einem +einfachen Bett, eigentlich nur in einer grossen Kiste, die bei Tage +mittels einer Leine an die Decke gezogen wurde und bei Nacht auf dem +Fussboden neben seinem Flieger Platz fand. Dabei bestand der +Fliegerschuppen nur aus roh zusammengezimmerten Brettern, und der Raum +war keineswegs behaglich, da der Wind ueber die Ebene des Schiessplatzes +zu Auvours mit ungeschwaechter Kraft dahinbrausen kann. In Pau bewohnten +sie allerdings schon ein komfortableres Quartier, jedoch immer noch +gegen das einfachste Zimmer eines einfachen Hotels bescheiden zu nennen. + +Beide Brueder sind von grosser Zurueckhaltung; sobald sie jedoch jemand +bei naeherer Bekanntschaft schaetzen gelernt haben, so tauen sie etwas +mehr auf. Man hat das Gefuehl, dass man Leute vor sich hat, auf die man +sich in jeder Beziehung und in allen Lagen des Lebens verlassen kann. +Ihre Schweigsamkeit ist ja genuegend bekannt geworden. Ihre Physiognomie +ist meistens sehr ernst; aber bei naeherem Verkehr hellt sich das +freundliche Auge Wilbur Wrights lebhaft auf. Ihre Ruhe verlieren sie +nie. Ob auf den Feldern Tausende von Zuschauern auf einen Flug warteten, +ob Prinzen oder Geschaeftsleute, die ihre Patente zu erwerben gedachten, +sich unter ihnen befanden, nie liessen sie sich zu etwas draengen, das +sie nicht wollten; nie liessen sie sich verleiten, einen Flug-Versuch zu +wagen in einem Wetter, das ihnen unguenstig war. Die Statur der beiden +ist mittelgross. Wilbur ist mit 1,80 Meter etwas groesser als sein Bruder +Orville. Beide sind sehr schlank und zeigen nur Muskeln und Sehnen. Man +sieht ihnen an, dass sie sich ihr ganzes Leben lang mit einem Sport +beschaeftigt haben, bei dem es hauptsaechlich auf ein sicheres Auge und +grosse Geistesgegenwart ankommt. In ihrer Lebensweise sind sie stets +ueberaus nuechtern und enthaltsam gewesen. Auch bei den feierlichsten +Anlaessen waren sie nicht zu bewegen, Alkohol zu sich zu nehmen. Sie sind +fromm, nicht aeusserlich vor den Augen der Leute, sondern aus innerem +Gefuehl. Dies ist leicht verstaendlich, wenn man an den alten Bischof +Wright, der als Priester hoechstes Ansehen geniesst, denkt. So haben sie, +die heute doch nicht mehr jung sind, in ihrem Leben noch nie eine +Andachtsstunde versaeumt und es als selbstverstaendlich erachtet, die +Sonntage von jeder Art Arbeit freizuhalten. + + + + +Die Entwickelung des Gleitfluges. + + +Zum naeheren Verstaendnis der ersten praktischen Arbeiten der Brueder +Wright ist es erforderlich, die Entwickelung der Flugtechnik in +Deutschland ins Auge zu fassen. Hier war es dem Ingenieur Otto +Lilienthal gelungen, als erster Mensch die Luft mehrere 100 Meter weit +zu durchfliegen. Weiteren technischen Kreisen ist er auch bekannt +geworden als Erfinder eines ausgezeichneten Kleinmotors, der seinerzeit +fuer Luftschiffahrtszwecke besonders geeignet erschien, leider jedoch +nicht in der richtigen Weise gewuerdigt wurde. Auf die Arbeiten dieses +hervorragenden Mannes muessen wir deshalb im folgenden etwas naeher +eingehen. + +Otto Lilienthal wurde am 24. Mai 1848 zu Anklam in Pommern geboren. +Schon als Junge von 13 Jahren hat er im Verein mit seinem noch jetzt in +Gross-Lichterfelde bei Berlin lebenden Bruder Gustav das Fliegen mit den +primitivsten Mitteln versucht. Die ersten Fluegel, die sich die Brueder +bauten, bestanden aus Klappen, welche an die Arme gebunden wurden. Die +Versuche wurden meist bei Nacht ausgefuehrt, weil die Knaben den Spott +ihrer Schulgenossen fuerchteten. Sie versuchten, schwebend in die Luft zu +gelangen, indem sie mit ihren Klappen einen Huegel herabliefen. Lange +Jahre wurden dann die Fliegeversuche aufgegeben. Waehrend des Studiums +an der Berliner Gewerbe-Akademie fertigte sich Otto Lilienthal in den +Jahren 1867/68 seinen komplizierten Apparat an, der vier kleine und zwei +grosse Fluegel besass, die abwechselnd auf- und niederschlugen. Es gelang +ihm bei den Experimenten durch seine Beinbewegung ein Gewicht von 40 +Kilogramm zu heben. + +[Illustration: *Otto Lilienthal* + der Altmeister der Fliegekunst, toedlich verunglueckt am 6. August + 1896 bei Berlin] + +Durch einige Studiengenossen hatte der Mathematik-Professor von den +Arbeiten Lilienthals gehoert und unterliess nicht, ihm sagen zu lassen, +es koenne ja nicht schaden, wenn er sich mit flugtechnischen Berechnungen +die Zeit vertriebe, er moege aber um himmelswillen nicht Geld fuer solche +Sachen ausgeben! Damals war von Staats wegen durch eine besondere +Gelehrten-Kommission gerade festgestellt worden, dass der Mensch ein +fuer allemal nicht fliegen koenne; es war daher sehr begreiflich, dass man +diejenigen, welche sich mit dem Flugproblem beschaeftigten, direkt fuer +Narren hielt. + +Nach dem Kriege 1870/71, in dem Otto Lilienthal als +Einjaehrig-Freiwilliger des Garde-Fuesilier-Regiments--Maikaefer +genannt--die Belagerung von Paris mitmachte, wurden die Flugversuche mit +besseren technischen Hilfsmitteln nach den eingehendsten Experimenten +und Studien wieder aufgenommen, wobei sein Bruder Gustav ihn +tatkraeftigst unterstuetzte. Die Maschinen bestanden aus ganz einfachen +gewoelbten Segelapparaten, die den ausgebreiteten Fittichen eines +schwebenden Vogels glichen. Als Gestell diente Weidenholz, als Bezug mit +Wachs getraenkter Schirting. Festgehalten und gehandhabt wurde der +Apparat dadurch, dass man beide Unterarme in entsprechende Polsterungen +des Gestelles legte und zwei Handgriffe anfasste. Die Fluegelflaechen +waren anfangs 10, spaeter 8 Quadratmeter gross bei einer Klafterung von 7 +Metern und 2 Metern groesster Tiefe. Auch 14 Quadratmeter grosse Fluegel +kamen gelegentlich zur Verwendung; ihr Gewicht betrug 20 Kilogramm, dazu +kam das Gewicht von Lilienthal mit 80 Kilogramm, so dass also insgesamt +100 Kilogramm zum Schweben gebracht werden mussten. + +[Illustration: *Der Lilienthalsche Gleitflieger* + im Fluge von hinten gesehen] + +Den einfachen Segelflaechen fuegte Lilienthal spaeter Steuerflaechen hinzu, +um eine bessere Einstellung gegen den Wind zu erreichen. Die ganze +Bauart der Flugsegel glich in allen Teilen einem Sprengwerk, dessen +einzelne Glieder nur auf Zug und Druck beansprucht wurden. Groesste +Festigkeit wurde hierdurch mit groesster Leichtigkeit verbunden. Oft +stuerzte er sich mit diesen Segeln von beliebigen Hoehen in die Luft und +erreichte stets sicher wieder den Boden. + +Um den Transport des Apparates zu erleichtern und ihn vor einem +eventuell eintretenden Unwetter zu sichern, wurde die Maschine so +eingerichtet, dass sie in einer halben Minute zusammengeklappt werden +konnte. Das Auseinanderlegen dauerte ebenfalls nur zwei Minuten. Unter +den ausgebreiteten Fluegeln konnte man sogar Schutz vor dem Regen finden; +20 Personen hatten unter der schuetzenden Huelle Platz. + +Eingeleitet wurde das Fliegen durch Abschweben gegen den Wind von einem +erhoehten Standpunkt. Bei den ersten Spruengen betrug die Hoehe des +Sprungbrettes einen, spaeter zwei Meter. Sechs bis sieben Meter weite +Spruenge von fuenf Metern Hoehe wurden mit Anlauf erzielt. Das Landen +vollzog sich schon ausserordentlich leicht. Der Gleit- und Segelflug, +der auch in neuester Zeit in den Mitgliedern des Schlesischen +Flugsportklubs wieder eifrige Anhaenger gefunden hat, muss nach den +Angaben Lilienthals, wie folgt, ausgefuehrt werden: + +"Man laeuft mit gesenkten Fluegeln dem Winde bergab entgegen, richtet im +geeigneten Augenblick die Trageflaeche um Weniges auf, so dass sie +annaehernd horizontal zu liegen kommt, und sucht, nun in der Luft +dahinschwebend, durch die Schwerpunktslage dem Apparat eine solche +Stellung zu geben, dass er schnell dahin schiesst und sich moeglichst +wenig senkt. Anfaenger werden gut tun, eine Berglehne zu waehlen, ueber +welcher sie in geringer Hoehe dahingleiten. Die erste Regel ist, die +Beine nach vorn ausgestreckt zu halten und sich beim Landen mit dem +Oberkoerper hintenueber zu werfen, so dass der Apparat sich aufrichtet und +die Bewegung verlangsamt. Das Auffliegen und das Niedersteigen muss +stets genau gegen den Wind gerichtet sein. Das vertikale feststehende +Steuer sorgt schon dafuer, dass in der Ruhe sich der Apparat genau gegen +den Wind einstellt. Die liegende Steuerflaeche verhindert, wie man dieses +an jeder sich setzenden Kraehe sehen kann, dass der Apparat nach vorn +sich ueberschlaegt, was gewoelbte Flaechen sonst gern tun. Beim Landen aber +darf das liegende Steuer das schnelle Aufrichten des Apparates nicht +hindern, es muss sich durch den von unten kommenden Luftdruck um seine +Vorderkante drehend aufrichten koennen, darf also nur eine Hubbegrenzung +nach unten haben. + +"Besonders zu warnen ist vor folgendem Fehler: Der Uebende schwebt in +der Luft und fuehlt sich ploetzlich vom Winde angehoben, wie gewoehnlich +ungleichmaessig; beispielsweise der linke Fluegel mehr als der rechte. Die +schiefe Lage treibt ihn nach rechts hinueber. Unwillkuerlich streckt der +Neuling nach rechts auch seine Beine aus, weil er den Anprall zur Erde +nach rechts voraussieht. Die Folge ist, dass der schon tiefer liegende +rechte Fluegel noch mehr belastet wird, und der Flug schnell nach rechts +sich senkt, bis die rechten Fluegelspitzen im Erdreich sitzen und +zerknicken. Fuer Leib und Leben ist weniger Gefahr vorhanden, denn der +Apparat bildet nach allen Seiten ein wirkungsvolles Prellwerk, welches +die Wucht des Stosses abfaengt." + +Abweichungen von der geraden Richtung werden durch Verlegen des +Schwerpunktes nach der einen oder andern Seite durch Ausstrecken der +Beine bewirkt, wodurch die Flugrichtung abgelenkt wird. + +Mehrfach gelang es Lilienthal auf diese Weise sogar, eine vollkommene +Drehung auszufuehren, so dass er wieder auf seinen Abflugspunkt zuflog. +Der Einfluss des Windes zeigte sich bei den Fliegeversuchen frappant. +Sobald ein etwas lebhafterer Wind kam, schwebte er hoch ueber den Koepfen +einer staunenden Menge fort, unter Umstaenden sogar momentan in der Luft +auf einer Stelle schweben bleibend. + +Sehr unangenehm empfand Lilienthal bei seinen Fluegen staerkere, +ploetzlich auftretende Windstoesse, weil bei ihnen die Gefahr vorlag, dass +sie--wenn auch nur einen Augenblick--den Apparat von oben treffen +koennten, wodurch er unfehlbar in die Tiefe gestuerzt und zerschellt +worden waere. + +Bei den groessten Flaechen--14 Quadratmeter--buesste Lilienthal die +Stabilitaet ein. Gleichzeitig wurde ihm auch die Landung bei staerkeren +Winden und groesseren Flaechen sehr bedenklich. Wie er selbst sagt, hat er +oft in der Luft einen foermlichen Tanz auffuehren muessen, um, vom Winde +hin und her geworfen, das Gleichgewicht zu behaupten; aber stets gelang +es ihm, gluecklich zu landen. Er wurde hierdurch jedoch notgedrungen zu +den Versuchen gefuehrt, die Lenkbarkeit und leichte Handhabung zu +verbessern. + +Anfangs hatte er die Lenkung durch einfache Verlegung des Schwerpunktes +mit seinem Koerper bewirkt, die um so guenstiger vonstatten ging, je +kleiner die Fluegelflaechen waeren. Da nun bei staerkerem Winde die +Anwendung kleinerer Flaechen keinen besonderen Nutzen gewaehrte, vielmehr +sich die Notwendigkeit herausstellte, eine groessere Flaeche zum Heben zu +gewinnen, so versuchte er zwei parallele Flaechen uebereinander +anzubringen. Es gelang dies ueberraschend gut. Der Doppelapparat hatte +nur 5-1/2 Meter Spannweite bei zwei Trageflaechen von je 9 Quadratmetern, +deren obere etwas ueber der unteren lag. + +Die erreichte Hoehe wurde ganz bedeutend groesser, oft wurde der +Abfliegepunkt um ein erhebliches Stueck ueberflogen, sobald die Winde bis +ueber 10 Meter in der Sekunde stark waren. + +Beim Landen bei geringem Winde musste der Apparat vorn durch Zuruecklegen +des Koerpers gehoben und dann unmittelbar ueber dem Boden die Beine wie +beim Sprunge, schnell vorgeworfen werden, da sonst der Koerper einen sehr +unangenehmen Stoss erhalten haette. Bei etwas staerkerem Winde dagegen +senkte der Apparat sich sehr sanft zur Erde. + +Bei den aufgefuehrten Uebungen hat Lilienthal stets die hebende Kraft des +Windes deutlich gespuert, und er sagt ausdruecklich, dass der Wind auch +eine Bewegung aehnlich dem Kreisen der Voegel haette einleiten und den +Apparat nach links oder rechts drehen wollen; aber infolge der Naehe des +Berges, von dem er abgeflogen sei, haette er sich nicht darauf einlassen +duerfen. + +Als Uebungsplatz hatte sich Lilienthal 1891 einen guenstigen Platz +zwischen Werder und Gross-Kreuz ausgesucht, wo sich auf grossen +freiliegenden Hoehen ein Absprung von 5 bis 6 Metern erzielen liess. Hier +machte er seine Versuche gemeinschaftlich mit einem Techniker seiner +Maschinenfabrik, Hugo Eulitz. Der jetzige Professor im Meteorologischen +Institut zu Berlin, Dr. Kassner, hat seinerzeit zahlreiche vortreffliche +Aufnahmen Lilienthals und seines Assistenten angefertigt, die auf der +Frankfurter Luftschiffahrts-Ausstellung ausgestellt sind. Die Flugweite +wuchs hier auf 20-25 Meter. 1892 suchte er sodann die 10 Meter hohen +Abhaenge bei Steglitz und Suedende auf. Im Anfang des folgenden Jahres +baute er auf der Maihoehe bei Steglitz einen Schuppen, so dass er eine +Absprunghoehe von 10 Metern erzielte. Ende desselben Jahres zog er dann +fort nach den Rhinower Bergen zwischen Rathenow und der Dosse, wo sich +Huegelketten bis zu 60 Meter Hoehe befinden. Auf dem Stoeller Berge fand er +sogar eine Absprunghoehe von 80 Metern. Die Senkung der Huegel betrug etwa +10 bis zu 20 Grad. + +Als Lilienthal zuerst hier uebte, war er sehr aengstlich. Er sagte selbst: +"Als ich in diesem Jahre zum erstenmal an diesem Bergabhange mein +Flugzeug entfaltete, ueberkam mich freilich ein etwas aengstliches Gefuehl, +als ich mir sagte: Von hier ab sollst du nun in das tief da unten +liegende, weit ausgedehnte Land hinaussegeln! Allein die ersten +vorsichtigen Spruenge gaben mir bald das Bewusstsein der Sicherheit +zurueck, denn der Segelflug ging hier ungleich guenstiger vonstatten, als +von meinem Fliegeturme. Der Wind baeumte hier nicht so auf wie vor dem +letzteren, wo ich jedesmal beim Passieren der Absprungkante einen +ungleichmaessigen Windstoss von unten empfing, der mir oft verhaengnisvoll +zu werden drohte." + +Hier hat sich der einzige, allerdings gluecklich verlaufene Unfall +ereignet, der bei den zahlreichen Fluegen vorgekommen ist, sowie auch der +spaetere Todessturz. Die erste Havarie fand auf dem Stoellen-Berge 1895 +statt. Der dabei benutzte Apparat hatte ein genaues, mit der Kreislinie +fast zusammenfallendes Parabelprofil, bei dem der Pilot sich mit dem +Hinterkoerper bedeutend hintenueber legen musste, um in der Luft mit dem +Apparat nicht vornueber zu schiessen. Lilienthal schildert seinen Unfall +in der "Zeitschrift fuer Luftschiffahrt" vom Jahre 1895, wie folgt: "Bei +einem von grosser Hoehe ausgefuehrten Segelfluge gab dies--Hintenueberlegen +des Koerpers--die Veranlassung, dass ich bei gestreckten Armen in eine +Koerperlage geriet, bei welcher der Schwerpunkt zu weit nach hinten lag, +waehrend es mir bei der bereits eingetretenen Ermuedung nicht moeglich +war, die Oberarme wieder vorzuziehen. Als ich so in 20 Metern Hoehe mit +etwa 15 Metern Geschwindigkeit dahinsegelte, richtete sich der hinten zu +sehr belastete Apparat immer mehr auf und schoss schliesslich durch +seine lebendige Kraft senkrecht in die Hoehe. Ich hielt mich krampfhaft +fest, sah nichts als den blauen Himmel mit weissen Woelkchen ueber mir und +erwartete den Moment, wo der Apparat hintenueberschlagen wuerde, um meine +Segelversuche vielleicht fuer immer zu beenden. Ploetzlich jedoch hielt +der Apparat im Ansteigen inne und ging rueckwaerts aus der Hoehe wieder +herab, lenkte in kurzem Kreisbogen durch den schraeg aufwaerts gerichteten +Horizontalschweif mit dem Hinterteil wieder nach oben, stellte sich +hierbei auf den Kopf und sauste nun mit mir aus etwa 20 Meter Hoehe +senkrecht zur Erde hinunter. Mit klarem Bewusstsein, die Arme und den +Kopf voran, den Apparat immer noch an den Handhaben festhaltend, stuerzte +ich dem gruenen Rasen zu.--Ein Stoss, ein Krach, und ich lag mit dem +Apparat auf der Erde. Eine Fleischwunde an der linken Seite des Kopfes, +mit dem ich auf das Apparatgestell geschlagen war, und das verstauchte +linke Handgelenk waren die einzigen schlimmen Folgen dieses Unfalles. +Der Apparat war, so wunderbar es klingt, ganz unversehrt. Ich selbst +sowohl wie mein Segelzeug waren gerettet worden, durch den elastischen +Prellbuegel, den ich wie durch eine hoehere Fuegung gerade zum ersten Male +vorn am Apparat angebracht hatte. Der aus Weidenholz hergestellte +Prellbuegel selbst war vollkommen zersplittert, seine einzelnen Teile +hatten sich fuss-tief in die Erde eingebohrt, so dass sie nur mit +Anstrengung herausgezogen werden konnten." + +Dieser Unfall gab zu einigen Veraenderungen Veranlassung: Der +Angriffspunkt der Haende wurde mehr nach hinten gerueckt, und es wurde +dafuer gesorgt, dass der Oberkoerper nicht mehr ganz hintenueberfallen +konnte. Lilienthal schloss aus seinen frueheren und spaeteren Versuchen, +dass man die Profilflaeche, trotz ihrer vorzueglichen Tragewirkung bei +freien Segelfluegen, nicht bis zu ein Zwoelftel der Fluegelbreite ausdehnen +duerfe, sondern nur bis zu ein Fuenfzehntel oder ein Achtzehntel. + +Um nicht mehr von der Windrichtung abhaengig zu sein, errichtete er sich +schliesslich im Jahre 1894 in Gross-Lichterfelde eigens einen +kegelfoermigen Huegeln von 15 Metern Hoehe und 70 Metern Grundlinie, der +oben zur Aufnahme der Flugapparate ausgebaut war. Die Hoehe dieses Huegels +wurde spaeter auf 30 Meter vergroessert. Hier vermochte er nach allen +Himmelsrichtungen abzufliegen. Viele Hunderte von Fluegen hat Lilienthal +mit grosser Sicherheit ausgefuehrt, so dass er schliesslich seine +Versuche ueber den Gleitflug als abgeschlossen betrachten konnte. Er +wollte nunmehr einen grossen Schritt weiter gehen und zum Bau einer +Motor-Flugmaschine schreiten, die ein Gewicht von 40 Kilogramm erhielt +bei einer Leistung von 2 1/2 Pferdestaerke. Auf dem Stoellenberge bei +Rhinow hatte er am 9. August wieder einen Gleitflug ausgefuehrt und +dabei die Steuerung eines horizontalen Schweifes, der durch +Kopfbewegungen betaetigt wurde, versucht. Bei einem zweiten Fluge, der +zunaechst bis zur halben Laenge in gerader Richtung vorwaerts ging, neigte +sich nach den Angaben eines Augenzeugen der Apparat ploetzlich nach vorn +und schoss pfeilschnell aus der Hoehe von 15 Metern zur Erde, sich dabei +ueberschlagend. Mit gebrochenem Genick wurde Lilienthal aus den Truemmern +hervorgezogen, und am 10. August erlag er seinen schweren Verletzungen. + +[Illustration: *Schematische Zeichnung des Lilienthalschen Abflughuegels* + Der Abflug erfolgt oben von dem zur Aufbewahrung der Maschinen in + den Huegel eingebauten Schuppen. Die obere Linie zeigt einen + Gleitflug, bei dem durch aufsteigende Luftstroemungen der Flieger + gelegentlich wieder gehoben wird.] + +Dieser tragische Ungluecksfall schreckte in Deutschland fuer die kommende +Zeit ab, weitere Flugversuche zu unternehmen. Auch der Bruder +Lilienthals befasste sich, von anderen Arbeiten in Anspruch genommen, +nicht mehr mit der Flugfrage. Erst jetzt hat er das Studium wieder +aufgenommen und ist im Begriff, einen Flugapparat zu erbauen. + +Man vergass ueber den Todessturz vollkommen die begeisterte Schilderung, +die Lilienthal selbst 1894 von seinen Flugversuchen gegeben hat: + +"Man braucht bei diesem Segeln keine Kraftleistung und hat nur durch die +Schwerpunktslage den Apparat zu steuern. Nebenbei ist es ein +grossartiges Vergnuegen, von den Bergen und Huegeln weit in das Land +hinauszuschweben, so dass fuer die Laien wie fuer die Fachleute ein +solcher Fliegesport ebenso unterhaltend wie lehrreich als auch +kraeftigend sich zeigt. Es ist keine einzige Belustigung im Freien +denkbar, welche mit soviel Uebung in der Gewandtheit des Koerpers, mit so +viel Schaerfung der Sinne und Foerderung der Geistesgegenwart verbunden +waere, als dieses schwungvolle Dahingleiten durch die Luft. Wir koennen +uns minutenlang in der Luft aufhalten, auf Strecken von mehreren hundert +Metern mit Kurierzuggeschwindigkeit die Luft durchschneiden und dennoch +sanft und gefahrlos uns wieder zur Erde niederlassen." + + + + +Nachfolger Lilienthals in England und Amerika. + + +In England und Amerika hatte man sich inzwischen eifrigst mit der +Verfolgung der Lilienthalschen Gedanken beschaeftigt. In England war es +besonders der Marine-Ingenieur Percy Sinclair Pilcher, der bereits im +Jahre 1894 sich von Lilienthal einen Flugapparat kaufte, mit dem er +zahlreiche Versuche anstellte. Naturgemaess kam er hierbei auch zur +Entwickelung selbstaendiger Ideen, und er konstruierte sich, nachdem er +verschiedene Versuche mit dem amerikanischen Kastendrachen von Hargrave +angestellt hatte, mehrere eigene Apparate, die sich namentlich durch +groessere Stabilitaet auszeichnen sollten als ihr deutsches Vorbild. Die +Versuche mit Drachen fuehrten Pilcher dazu, seine Apparate an einer +Schnur auszuprobieren. Er liess eine 300 Meter lange Leine an dem +Drachenflieger befestigen und durch galoppierende Pferde unter Benutzung +einer Flaschenzug-Uebertragung gegen den Wind anziehen. Sobald nun der +Flieger unter der Drachenwirkung hoch in der Luft schwebte, legte der +Luftschiffer seinen Koerper langsam vor, schnitt die Halteleine durch, um +alsbald, in sanft absteigender Bahn gleitend, wieder zur Erde +niederzukommen. Auch eine mit einem 4 PS. Petroleummotor versehene +Flugmaschine hatte er gebaut. Am 30. September 1899 wurden zu +Stanfordpark bei Market Harborough verschiedene Angehoerige des +englischen Aeroklubs, dessen Mitglied er 1907 geworden war, auch der +bekannte Flugtechniker Major Baden-Powell, zu Versuchen eingeladen. In +der geschilderten Weise liess er seinen Flugapparat durch die Pferde in +Bewegung setzen, die Leine wurde zerschnitten, und der Luftschiffer +glitt wie ein grosser Vogel in sanftem Gleitfluge zur Erde. Nachdem die +Startvorrichtung schnell wieder in Ordnung gebracht war, begann der +zweite Versuch. Der Flieger kam, durch Regen beschwert, erst langsam in +die erforderliche Geschwindigkeit und stieg dann bis auf eine Hoehe von +10 Metern. Ploetzlich brach das Schwanzruder mit lautem Krachen zusammen, +der Apparat kippte, aehnlich wie bei Lilienthal, nach vorn ueber und fiel, +sich ueberschlagend, zur Erde. Unter den Truemmern lag Pilcher bewusstlos +und wimmernd. Mit Muehe konnten ihn zufaellig anwesende Aerzte aus dem +Truemmerhaufen herausziehen und nach Hause transportieren. Zwei Tage +darauf starb er jedoch, ohne vorher das Bewusstsein wiedererlangt zu +haben. Man vermutet, dass durch den Regen sich die Stricke verkuerzten +und das Geruest des Hintersteuers durch gleichzeitige starke +Beanspruchung brach. In England hat dann hauptsaechlich Baden-Powell +weitere Versuche in der Flugtechnik angestellt, die namentlich dazu +fuehrten, dass er fuer Kriegszwecke Drachen erbaute, mit Hilfe deren man +Menschen in die Luft zu heben vermochte. + +[Illustration: *Octave Chanute* + der erste amerikanische Flugtechniker, beruehmter Ingenieur und + frueherer Praesident des Vereins amerikanischer Ingenieure, 18. + Februar 1838 in Paris geboren] + +In Amerika haben die Lilienthalschen Versuche besonders bei dem +Ingenieur Octave Chanute Verstaendnis geweckt. Am 18. Februar 1832 in +Paris geboren, kam er bereits als 6jaehriges Kind nach Amerika. Chanute +hat sich in seiner neuen Heimat einen bedeutenden Namen als Ingenieur im +Eisenbahnwesen gemacht, wo er beim Bau von Bahnen eine sehr fruchtbare +Taetigkeit entwickelt hat; manche gute Erfindung verdankt ihm ihre +Existenz. Durch das Vertrauen seiner Landsleute wurde er seinerzeit zum +Praesidenten des Vereins amerikanischer Ingenieure erwaehlt. Sein +Interesse fuer die Luftschiffahrt ist auf die Jahre 1876 und 1878 +zurueckzufuehren. Zu jener Zeit sammelte er alle Projekte ueber +Luftschiffahrt, deren er habhaft werden konnte. Da er aber durch seine +Berufstaetigkeit ausserordentlich in Anspruch genommen war, steckte er +das neue Studium eines Tages wieder auf, band alle Schriftstuecke zu +einem Buendel zusammen und legte sie beiseite. + +[Illustration: *Chanute-Leiter-Drachen 1895* + Diese erste Konstruktion ist aus mehreren Kastendrachen + zusammengesetzt] + +Erst 11 Jahre spaeter gewann er wieder Zeit, sich mit seiner alten +Lieblingsidee zu beschaeftigen. Er machte eine Studienreise nach Europa, +deren Ergebnis er nach seiner Rueckkehr in verschiedenen Vortraegen und +Artikeln niederlegte. Damals schrieb Chanute das in Luftschifferkreisen +weltberuehmte Buch: "Progress in Flying Machines"--Fortschritte auf dem +Gebiete der Flugmaschinen--, in dem er eine kritische Uebersicht aller +bis dahin gemachten Experimente gab. Er war zu der Ansicht gekommen, +dass namentlich der Gleichgewichtsmangel ein Haupthindernis aller +Fortschritte sei. Sein Streben ging deshalb dahin, diesen Mangel zu +beseitigen. Er machte unzaehlige Versuche mit den verschiedensten Formen +von Flaechen und kam zu dem Resultat, dass sein Leiter-Drachen, bei dem +die Tragezellen durch ein Diagonal-Rahmenwerk in jeden beliebigen Winkel +zur Luftstroemung eingestellt werden konnten, die besten Resultate ergab. +Der einer Trittleiter sehr aehnlich sehende, aus drei kastenfoermigen +Hargrave-Drachen zusammengesetzte Flieger erwies sich als +ausserordentlich stabil. Chanute erbaute alsdann einen Gleitflieger in +einer solchen Groesse, dass ein Mann durch die Flaeche getragen werden +konnte. + +[Illustration: *Mehrdecker-Gleitflieger von Chanute* (sechste + Konstruktion) *1896*] + +In seinen Veroeffentlichungen gab er damals der Ansicht Ausdruck, es sei +noetig, bei den Versuchen sehr vorsichtig zu Werke zu gehen, was dazu +fuehrte, dass man mit leichtem Hohne ihm vorwarf, dieser Rat sei wohl +leicht zu geben, aber schwer zu befolgen. Nunmehr wollte er seine +Ratschlaege in die Tat umsetzen und baute einen Vieldecker nach dem +Prinzip seines Leiter-Drachens, der am Mittelgestell mehrere Paar sich +um ihre Achse drehende Fluegel besass, die durch Federkraft in Spannung +gehalten wurden. Hierin besteht ein wesentlicher Unterschied seiner +Konstruktion vor derjenigen Lilienthals. Waehrend dieser das +Gleichgewicht durch die Bewegung seiner Beine halten musste, wurde bei +dem Chanuteschen Apparat das Gleichgewicht automatisch durch den Wind +gehalten, der die Fluegel selbsttaetig je nach seiner Kraft in eine +geringere oder groessere Neigung einstellte. Die neue Maschine erwies +sich als sehr stabil, als sie im freien Segelfluge nach Lilienthalscher +Art in Sandduenen am Michigansee, zirka 50 Kilometer von Chicago +entfernt, versucht wurde. Jedoch war der Neigungswinkel zu steil. Als +Uebelstand zeigte sich, dass die vorderen Fluegel die Luft nach abwaerts +fuehrten und dadurch die Tragkraft der uebrigen verminderten. Chanute +brachte nacheinander bis zu fuenf Paar Flaechen am vorderen Teile an, und +der Neigungswinkel wurde dadurch verringert, bis er etwa dieselbe +Neigung erhielt, wie bei den Lilienthalschen Gleitfliegern. + +[Illustration: *Chanute-Doppeldecker im Fluge zu Dune-Park 1896*] + +Im Dezember 1895 gewann sich Chanute die Hilfe des Ingenieurs Herring, +der sich schon mehrere Jahre mit aviatischen Versuchen beschaeftigte und +einen seiner Lilienthalschen Flieger, die er schon in New York erprobt +hatte, fuer weitere Versuche umbaute. + +Beim weiteren Ausbau seiner Apparate stellte Chanute zur Verminderung +des Luftwiderstandes einen Dreiflaechenflieger her, aus dem sich +schliesslich der Doppeldecker entwickelt hat, der jetzt bei grosser +Haltbarkeit durch eine sinnreiche Bruecken-Diagonal-Tragband-Konstruktion +nur ein Minimum von Material erfordert. An diesen Apparaten war ein sehr +praktischer selbstregulierender Mechanismus angebracht, den Herrings +erfunden hatte. Die praktischen Segelflugversuche wurden im Dune-Park im +Jahre 1896 ausgefuehrt. Im ganzen machten Chanute selbst sowie seine +Assistenten, Herring, Avery und Butusoff, etwa 2000 Gleitfluege ohne den +geringsten Unfall, wenn auch die Flugmaschine in einigen Faellen leicht +beschaedigt wurde. + +[Illustration: *Chanute-Doppeldecker zu Dune-Park 1896*] + +Im Jahre 1902 baute Chanute einen dritten Typ, bei dem das Gleichgewicht +durch Vor- und Zurueckschwingen der Fluegel um ihre Achse gehalten wurde. +Dieser Dreidecker hatte ausgezeichnete Resultate und wurde den Bruedern +Wright zu Versuchen uebergeben. 1904 stellte Chanute zu St. Louis einen +Apparat zum Vorwaertsziehen eines Gleitfliegers aus; er hatte dabei die +Experimente Pilchers vor Augen, der, wie schon erwaehnt, seine +Flugmaschine durch Pferde in die Luft fierte. Chanute benutzte zum +Hochfieren seiner Apparate einen auf einen Wagen gesetzten Dynamo. + +In der Folge gab er aber, als die Brueder Wright immer mehr hervortraten, +seine Experimente auf. Einerseits veranlasste ihn hierzu sein hohes +Alter--er ist gegenwaertig 77 Jahre alt--und anderseits war er zu den +Wrights in naehere Beziehungen getreten und hatte in ihnen Leute schaetzen +gelernt, die mit grosser Energie und Sachkenntnis sich dem Flugproblem +widmeten. Ihre mechanischen Vorkenntnisse, ihre grosse Praxis in der +Kleinmechanik und ihre koerperliche Behendigkeit befaehigten die beiden +seiner Ansicht nach, das Werk zu einem durchschlagenden Erfolge zu +fuehren. Er hat ihnen deshalb nach Aufgabe seiner Versuche soviel wie +moeglich geholfen; er ist ihnen mit dem reichen Schatz seiner Erfahrungen +beigesprungen und bei ihren Berechnungen behilflich geworden. Spaeter, +als man den Mitteilungen ueber die Erfolge Wrights nirgends Glauben +schenken wollte, hat er sich durch Wort und Schrift bemueht, ihnen die +verdiente Anerkennung zu verschaffen. Wenn in der Geschichte der +Luftschiffahrt das Wirken der Wrights gewuerdigt wird, so darf man +keinesfalls den Namen Chanute dabei vergessen, der in selbstloser Weise +im Interesse der Flugtechnik gewirkt hat. + +[Illustration: *Chanute-Gleitflieger* + beim Beginn des Starts von vorn gesehen. 1904] + + * * * * * + + + + +Die Gleitflugversuche der Brueder Wright. + + +Wilbur Wright schildert seinen und seines Bruders aeronautischen +Werdegang eingehend in der Zeitschrift des Vereins der westamerikanischen +Ingenieure vom Dezember 1901 unter dem Titel: Einige aeronautische +Versuche (Some Aeronautical Experiments). Das in der Jugend schon +bezeigte Interesse an Flugversuchen wurde bei Wilbur Wright zuerst wieder +im Jahre 1896 neu geweckt, als der Telegraph die Nachricht nach Amerika +brachte, dass der deutsche Flugtechniker Lilienthal bei seinen +aufsehenerregenden Experimenten abgestuerzt und umgekommen sei. Er begann +darueber nachzudenken, wodurch wohl der Sturz dieses Mannes hervorgerufen +worden sei, der doch schon eine grosse Anzahl von Fluegen gluecklich +ausgefuehrt hatte. Zunaechst studierte er die modernen Buecher, die sich +namentlich mit dem Vogelflug beschaeftigten, so besonders das Werk von +Professor Marey. Als bald darauf auch sein Bruder Orville sich fuer das +Flugproblem zu interessieren begann, beschlossen beide, praktische +Versuche zu unternehmen. Die meisten Misserfolge hatten nach ihrer +Ueberzeugung ihren Hauptgrund in ungenuegender praktischer Uebung der +Fliegekunst. Sie rechneten sich aus, dass Lilienthal waehrend 5 Jahren im +ganzen nur ungefaehr 5 Stunden im freien Fluge zugebracht habe. Als +Fachleute in der Fahrradtechnik verglichen sie diese Studienzeit mit den +Voruebungen eines Radfahrers, der doch auf keinen Fall in lebhaften +Strassen fahren koenne, wenn er nur 5 Stunden lang Fahrversuche angestellt +haette. Freilich, Lilienthal hatte--das mussten sie anerkennen--bei seiner +geringen Uebungszeit ausserordentlich viel gelernt und eine Steigerung +der Dauer eines ununterbrochenen Fluges auf 10 Sekunden musste man schon +als gewaltigen Fortschritt betrachten. + +[Illustration: *Wright-Gleitflieger 1901* + Der Lenker schmiegt sich nach dem durch Anlaufen gegen den Wind + erfolgten Start aus der haengenden Stellung in die wagerechte Lage] + +Sie beschlossen, eine Maschine zu erbauen und sie bei einer Windstaerke +von etwa 28 Kilometer Geschwindigkeit pro Stunde zu erproben. Von +vornherein sollten die Proben zunaechst an einer Schnur wie bei einem +Drachen, vorgenommen werden. Der anfaenglich groesser geplante +Gleitflieger wurde etwa 18 Quadratmeter gross gemacht. Die Maschine war +ein Doppeldecker mit zwei grossen Trageflaechen nach dem System Chanutes. +Doch hatten die Brueder schon ganz wesentliche Aenderungen an ihrer +Maschine vorgenommen. Der sonst uebliche "Schwanz" war fortgelassen und +durch eine kleinere Tragflaeche ersetzt, die sich vor den Hauptflaechen +befand. Hierdurch gedachten sie ein Kippen des Apparates zu verhindern, +indem der Winddruck durch die Wirkung auf die kleine Flaeche als +Gegenlast zu den grossen diente. Eine weitere grundsaetzliche Aenderung +bestand darin, dass der Pilot nicht, wie es bisher immer geschehen war, +sich in aufrechter, sondern in liegender Stellung befand. + +Ueber die Vorteile der horizontalen Lage des Luftschiffers im +Gleitflieger hat sich Wilbur Wright wiederholt geaeussert. Hauptsaechlich +betont er, dass der Widerstand eines Koerpers gegen die Luft in +aufrechter Stellung fast dreimal so gross ist als in waagerechter +Haltung. Waehrend Lilienthal und seine Nachfolger Chanute, Herrings und +Pilcher annahmen, dass pendelnde Bewegungen der Beine nach vorn, +rueckwaerts und nach den Seiten wesentlich zur Sicherheit des Fluges und +zur Erhaltung des Gleichgewichts beitruegen, sind die Wrights durch ihre +jahrelangen Versuche zur Erkenntnis gekommen, dass gerade ihre Lage beim +Fliegen bedeutende Vorzuege biete. Vor allen Dingen finden wir bei ihnen +das Bestreben, sich moeglichst eins mit der Maschine zu fuehlen. Sie gehen +dabei von der ganz richtigen Annahme aus, dass sie dadurch die kleinsten +Gleichgewichtsstoerungen leichter bemerken und ihnen durch geringe +Verschiebungen in der Lage ihres Koerpers entgegenwirken koennen. Auch die +Lenkbarkeit ist in dieser Stellung groesser. Wenn der Wind ploetzlich +einen groesseren Druck auf die Tragflaechen ausuebt, wird die +Schraegstellung viel leichter bewirkt, wenn der Aviatiker nur mit den +Armen in der Maschine haengt, als wenn er darin liegt, denn der pendelnde +Koerperteil des Menschen wird bei solchen Veraenderungen der +Tragflaechenlage nicht mitbetroffen, weswegen der Widerstand gegen +derartige Gleichgewichtsstoerungen in diesem Falle viel geringer ist. Nur +bei der Abfahrt und beim Landen bietet die haengende Lage Vorteile, weil +der Pilot keiner fremden Hilfe bedarf und allein gegen den Wind anlaufen +kann. Die Wrights nun mussten entweder, wie sie zuerst taten, mit ihrem +Apparat gegen den Wind anlaufen und sich, sobald der Flieger ins +Schweben kam, turnend in liegende Stellung bringen, oder aber, wie sie +es zuletzt taten, durch zwei Leute in die Luft fieren lassen. Ebenso +konnten sie bei der Landung durch ihre Beine leichter den Stoss federnd +auffangen. Fuer laengere Gleitfluege nun ist die haengende Lage +ausserordentlich ermuedend. Auch die ausgleichenden Bewegungen gegen die +Gleichgewichtsstoerungen erfordern einen unverhaeltnismaessig grossen +Kraftaufwand, der lange Fluege ueberhaupt ausschliessen wuerde. In +horizontaler Lage fallen diese Kraftanstrengungen ueberhaupt fort, da die +Maschine schon infolge groesserer Traegheit schwerer die Tendenz der +Stabilitaet verlieren wird. Dass die Art dieser Gleitfluege nur auf +weichem Boden ausfuehrbar waere, sei allerdings der Nachteil, immerhin +aber sei die Gefahr, sich beim Landen zu verletzen, weit geringer, als +man annaehme. Die Brueder haben Landungen nach beiden Methoden versucht +und sich bei keiner verletzt. Das seitliche Gleichgewicht und die +Steuerung, die bei Lilienthal und Chanute durch die Bewegung des +Luftschiffers hervorgerufen wurde, sollte schon bei dem ersten +Wrightschen Apparat durch eine Kruemmung der Haupttrageflaeche bewirkt +werden, auf deren naehere Beschreibung wir weiter unten zurueckkommen +wollen. + +[Illustration: *Wright Gleitflieger im Segelfluge 1902*] + +Ein hervorragend geeignetes Flugfeld wurde in Kitty Hawk in Nordkarolina +gefunden, einem kleinen Orte auf der Landzunge, die Albe-Marle-Sund vom +Atlantischen Ozean scheidet. Zunaechst liessen die Brueder Wright den +Gleitflieger wie einen Drachen bei einer Luftstroemungsgeschwindigkeit +von 40-50 km in der Stunde steigen, wobei die Flaechen sich unter einem +Winkel von etwa 3 Grad einstellten. Sobald aber der Flieger mit einer +Person belastet wurde und bei einem Wind von 40 km aufstieg, stellten +sie sich auf 20 Grad. Es ergab sich nun aber bald, dass an schoenen Tagen +Winde von 50 km in der Stunde, die eine bedeutend groessere Hubkraft +zeigten, seltener waren, und dass es deshalb unmoeglich war, Tag fuer Tag +und Stunde fuer Stunde zu ueben. Durch die Versuche erkannte man auch +schon, dass die seitliche Stabilitaet weit besser gehalten werden konnte, +wenn man die Trageflaechen durch Hebel drehte, als wenn der Luftschiffer +durch Koerperbewegungen Gleichgewichtsstoerungen entgegen wirken wollte. +Bei den Versuchen an einer Schnur wurden die Steuerhebel von unten aus +durch Leinen bewegt. + +[Illustration: *Wright-Gleitflieger* + in den Sandduenen zu Kill Devil Hill am Atlantischen Ozean 1902] + +Die Zeit, in der praktische Uebungen mit dem bemannten Flieger nicht +angestellt werden konnten, wurde dazu benutzt, Messungen von Hub und Zug +bei verschiedenen Belastungen und mit verschiedenen Kruemmungsgroessen der +Flaechen zu unternehmen. Hierbei stellte es sich heraus, dass das +Kruemmungsverhaeltnis von 1:22--Kruemmung zur Tiefe der Tragflaeche--das +sie bei ihrer ersten Konstruktion angewandt hatten, einen nicht so guten +Hub ergab, als das Verhaeltnis 1:12. + +Die Gleitflugversuche wurden 6 km suedlich von Kitty Hawk von dem +Kill-Devil-Sandhuegel unternommen, der bei einer Neigung von 9,5 Grad +eine Hoehe von 35 m hat. Die Brueder wagten jedoch erst dann vom Boden in +die Luft zu springen, wenn der Wind etwa eine Stundengeschwindigkeit von +ueber 20 km besass. Zunaechst rannte der Experimentator von einer Stelle +etwas unterhalb des Gipfels gegen den Wind vorwaerts, schwang sich in die +Luft und turnte dann schnell in die liegende Stellung. Da dies immer die +Stabilitaet sehr stoerte, wurden die Gleitfluege bald mit Hilfe zweier an +den Seiten der Flaechen stehenden Leute eingeleitet, welche die Maschine +fuehrten und mit ihr eine Strecke vorwaerts liefen. Die Landung erfolgte +wider Erwarten ausserordentlich leicht. Wenn auch die Geschwindigkeit +des Fluges 35 km in der Stunde betrug, so nahm doch weder der Flieger +noch der Fahrer irgendwelchen Schaden. Die Maschine gehorchte +ausserordentlich leicht auch den leisesten Bewegungen der vorn +angebrachten Steuerflaechen. + +Nachdem die Gleitflugversuche des Jahres 1900 beendet waren, fassten die +Wrights die gewonnenen Resultate zusammen und stellten folgende Saetze +auf: + +1. Praxis ist der Schluessel des Fluggeheimnisses. + +2. Der Luftschiffer soll sich in horizontaler Lage befinden. + +3. Eine schmale Tragflaeche, die eine umgekehrte Neigung hat als die +Haupttrageflaechen, ist zur Steuerung erforderlich. + +4. Die Steuerung muss bewirkt werden koennen, ohne dass der Pilot seine +Stellung veraendert, und endlich + +5. die seitliche Stabilitaet wird weit besser durch Verwinden der +Trageflaechen gewaehrleistet, als durch Koerperbewegungen. + +Im Jahre 1901 vergroesserten die Wrights ihre Maschine auf 35 +Quadratmeter und gaben den Trageflaechen eine Woelbung von 1:12. Somit +waren sie, was Groesse der Trageflaechen und ihre Woelbung anbelangt, auf +dieselben Groessen gekommen, wie sie von Lilienthal anfaenglich +konstruiert waren. Dieser hatte zwar eine geringere Woelbung 1:15 bzw. +1:18 zuletzt angewendet, aber er hatte festgestellt, dass die groesste +Hubkraft bei einer Kruemmungsflache von 1:12 vorhanden war, jedoch +gleichzeitig auch erfahren, dass das Gleichgewicht hierbei schwerer zu +halten war. Am 27. Juli begannen im Beisein Chanutes die neuen Versuche, +die bald zu einer Verringerung der Kruemmung fuehrten. Nach kurzer Zeit +schon gelang es ihnen wieder die alte Praxis zu erwerben und 100 Meter +weit zu gleiten; nach mehreren Tagen bereits konnten sie schon in einem +kraeftigeren Winde von 25 bis zu 45 km Geschwindigkeit durch die Luft +segeln. Die Erfolge bewirkten, dass die Wrights, die urspruenglich das +Fliegen nur als Sport betrachteten, nunmehr wissenschaftlich die +einschlaegigen Fragen zu loesen versuchten. Sie bauten sich mehrere +Modellmaschinen fuer Winddruckmessungen und machten eine grosse Reihe von +Versuchen mit den verschiedensten Oberflaechen, die unter einem Winkel +von 0-45 deg. in Intervallen von 2-1/2 Grad eingestellt waren. + +So theoretisch wohl vorbereitet nahmen sie im August 1902 auf dem alten +Felde bei Kitty Hawk ihre Versuche wieder auf. Im Jahre 1900 hatte die +Breite ihres Fliegers 5,64 Meter betragen, die Tiefe 1,52 Meter, die +gesamte Oberflaeche mit Steuer 15,6 Quadratmeter und das Gewicht 21,8 +Kilogramm. 1901 wurden die Groessenverhaeltnisse auf folgende Zahlen +gebracht: Breite 6,7 Meter, Tiefe 2,13 Meter, Oberflaeche 21,0 +Quadratmeter, Gewicht 45,5 Kilogramm; 1902 auf 9,75 Meter, 1,52 Meter, +28,4 Quadratmeter und 53,0 Kilogramm. + +Der Abstand der in Etagen angeordneten Haupttrageflaechen betrug etwa +1,40 Meter. Das vertikale Horizontalsteuer wurde verdoppelt und mit +seiner 1,3 Quadratmeter grossen Flaeche wie ein zweiteiliger Schwanz an +der hinteren Seite angebracht. Das Gestell, bestand aus Fichtenholz, das +mit Stahldraehten in Brueckenkonstruktion zusammengehalten wurde. Das +Verspannen der Draehte war auf geniale Weise durchgefuehrt in der Weise, +dass man beliebig spaeter die Draehte anziehen oder loesen konnte. Als +Material war Klaviersaitendraht benutzt worden. Die Bespannung der +Flaechen war mit Ballonstoff erfolgt, der eine geringe oder fast gar +keine Durchlaessigkeit fuer die Luft besitzt. Die erste Konstruktion aus +durchlaessigem Stoff hatte sich als ungeeignet erwiesen. + +[Illustration: *Wrights Gleitflieger 10. Oktober 1902* + Der Start erfolgt mit Hilfe zweier Personen, die mit dem Flieger + gegen den Wind einen Sandhuegel hinab laufen. Der Lenker befindet + sich hierbei in wagerechter Lage.] + +Wieder wurden die Versuche zunaechst an einer Fesselleine ohne Bemannung +begonnen, und erst, als die Stabilitaet der neuen Maschinen unzweifelhaft +feststand, begannen die Brueder mit den Gleitversuohen. Beide erlangten +alsbald eine ausserordentliche grosse Uebung und lernten vor allen +Dingen den Einfluss des mit wechselnder Richtung und Kraft blasenden +Windes kennen. Natuerlich blieben den beiden auch Unfaelle nicht erspart, +und gelegentlich erlitt auch ihre Maschine einige Havarien. Doch im +allgemeinen sind diese Zwischenfaelle nur gering zu nennen gegen die +grosse Anzahl der Fluege. Insbesondere ist es bemerkenswert, dass die +Landungen normalerweise immer sehr sanft vor sich gingen. Der +Flugmaschine hat man bekanntlich gerade vorgeworfen, dass die Landungen +meist mit sehr heftigem Stosse von statten gehen muessten, weil die Hilfe +des Gasauftriebes fehle. Der Vergleich, den man hierbei mit der Landung +eines Freiballons gezogen hat, hat sich als genau so unzutreffend +erwiesen, wie bei den Landungen mit schweren Motorballons, deren +Niedergehen auf die Erde man sich ohne heftigen Stoss gar nicht +vorstellen konnte. Vorzueglich bewaehrte sich gerade bei den Landungen das +vordere Hoehensteuer, das, im letzten Moment etwas gehoben, die Landung +besonders sanft gestaltete. + +[Illustration: *Wilbur Wright* + in wagerechter Lage in seinem Gleitflieger von unten gesehen (1902)] + +Die Gleitversuche gelangen schliesslich in diesem Jahre auch bei +Windgeschwindigkeiten bis zu 16,7 Metern in der Sekunde. Die Flugdauer +betrug im allgemeinen bis zu 15 Sekunden, doch wurde sie schliesslich +schon bis zu 26 Sekunden gesteigert. Im ganzen wurden im Jahre 1902 etwa +1000 Fluege unternommen, deren laengster bei einer Flugdauer von 26 +Sekunden eine Strecke von 622,5 Metern betrug. + +[Illustration: *Die Maschine mit der Startvorrichtung, von oben gesehen* + Rechts der Turm mit dem auf der Erde liegenden Fallgewicht, vom Turm + aus fuehrt die Leine zur Startschiene] + +Nunmehr fassten die Brueder den Plan, einen Motor in ihre Maschine +einzubauen; sie nahmen deswegen zunaechst eingehende Messungen vor ueber +die Hubkraft ihres Apparates und stellten fest, welche Motorkraft zum +Heben ihrer Maschinen bei den verschiedenen Windgeschwindigkeiten +erforderlich war. Das Gewicht der Maschine von 1902 betrug 53,0 +Kilogramm, dazu kamen die Gewichte der beiden Piloten: Wilbur Wright +61,4 Kilogramm und Orville Wright 65,2 Kilogramm, so dass also im ganzen +entweder 114,4 Kilogramm oder 118,2 Kilogramm zu heben waren. Es stellte +sich heraus, dass bei 25 km Windgeschwindigkeit die Hubkraft etwa 1-1/2 +PS betrug, bei 40 km Geschwindigkeit 2 PS. Die Landung ging meist in +einem Winkel vor sich, der zwischen 6 Grad 10 Min. und 7 Grad 20 Min. +schwankte. Durch diesen geringen Winkel wurde die Landung ebenfalls sehr +erleichtert. Anfangs des Jahres 1903 wurden diese Versuche noch weiter +fortgesetzt, und gelegentlich, bei starkem Winde vermochte Wilbur +Wright 72 Sekunden in der Luft zu bleiben, wobei er durch den Wind +zeitweise ueber derselben Stelle am Boden in der Luft gehalten oder +zurueckgetrieben wurde. Die zurueckgelegte Strecke betrug bei diesem +Rekordflug nicht mehr als 30 Meter. Der geplante Motorflieger war fuer +ein Gewicht von 300 kg berechnet und sollte 8 PS besitzen. Die Schrauben +waren sehr einfach konstruiert und den in der Schiffahrt angewandten +nachgeahmt. Bei den Motorproben veraenderten sie jedoch die Form ihrer +Schrauben und gelangten zu der Form, die noch heute ihre Maschine +besitzt. Der Nutzeffekt betrug urspruenglich 66 Proz., demnach ein +Drittel mehr als bei den Schrauben, welche die Flugtechniker Maxim und +Langley angewandt hatten; heute soll er ueber 70 Proz. betragen. Ende +1903 begannen sodann die Flugversuche mit dem Motorflieger. + +[Illustration: *Vorbereitungen zum Start* + Mehrere Personen ziehen an Seilen das Fallgewicht in die Hoehe. Das + aus eisernen Ringen bestehende Gewicht befindet sich in dem Turm + gerade in Mannshoehe. Deutlich ist die Verbindung des Seiles, das vom + Gewicht die Erde entlang zum Flieger fuehrt, zu sehen] + + + + +Der Motorflieger der Wrights. + + +Bei der Arbeit hatte die Flugmaschine verschiedene Veraenderungen +erfahren. Der Motor erhielt 16 PS und wog, Vergaser und Schwungrad +eingeschlossen, 62,7 Kilogramm. Es wurden zwei Propeller unmittelbar +hinter den Haupttrageflaechen angebracht, die sich in verschieden +gerichtetem Sinne mit 1200 Touren in der Minute drehten. Der Motor, +Viertakt-Benzinmotor mit 4 Zylindern, war in der Fabrik der Wrights +gebaut. In einer Stunde wurden 4,5 Kilogramm Benzin verbraucht. + +Die Trageflaechen hatten eine Breite von 12,25 Metern, eine Tiefe von +6,12 Metern und eine Oberflaeche von 48 Quadratmetern. Am 17. Dezember +1903 wurden an einem kalten und windigen Tage zu Kill Devil bei Kitty +Hawk in Gegenwart von nur 5 Personen die ersten Flugversuche mit dem +Motorflieger unternommen. _Dieser Tag ist demnach als Geburtstag der +ersten freifliegenden mit eigener Kraft vorwaerts getriebenen +Flugmaschine anzusehen_. Allerdings hatte bereits im Jahre 1898 der +schon erwaehnte Flugtechniker Herring am Michigansee einen 9 Sekunden +langen Flug mit einem Flieger ausgefuehrt, aber die Wiederholung gelang +nicht; es war eben nur ein Sprung unter guenstigen Verhaeltnissen gewesen. + +[Illustration: *Der Flieger beim Start am Ende seiner Ablaufschiene* + Von einem Militaerballon bei Rom aufgenommen. In der Mitte des Bildes + steht ein Offizier, rechts sitzen einige Soldaten] + +Der Anflug erfolgte von einem 60 m hohen Huegel, die +Windgeschwindigkeit, die mit einem Anemometer gemessen wurde, betrug +9,72 m in der Sekunde zur selben Zeit, als der Windmesser der +meteorologischen Station zu Kitty Hawk etwa 12 m in der Sekunde +registrierte. Die Anfahrt wurde genau gegen den Wind gerichtet. Der auf +Schlittenkufen montierte Apparat glitt mittels eines nur 20 cm hohen +Rades auf einer Holzschiene zunaechst etwa 10,25 m vorwaerts und erhob +sich bei Einstellung des Steuers in schraeger Richtung bis zu einer Hoehe +von etwa 3 Metern, in welcher er in gerader Linie weiterflog. Der erste +Flug dauerte 12 Sekunden. Dies ist zwar eine bescheidene Leistung, war +jedoch von allerhoechster Bedeutung, da nunmehr die Konstrukteure sicher +waren, dass ihr Flieger mit Motor genau so stabil in der Luft war, wie +frueher ihr Gleitflieger. Ein zweiter und dritter Versuch dauerte schon +etwas laenger, und endlich bei dem vierten Versuch wurde eine Strecke von +260 Metern in 59 Sekunden zurueckgelegt. Die letzte Landung ging nur +deshalb so frueh vor sich, weil der Fuehrer das Steuer eine Kleinigkeit zu +stark gedreht hatte. Die Maschine folgte sofort diesem leisen Druck und +kam zum Boden herab, ehe der Pilot das Steuer wieder umzustellen +vermochte. Die Geschwindigkeit ueber dem Erdboden betrug 14,47 Meter in +der Sekunde, in der Luft bis zu 15,65 Meter. + +[Illustration: *Der Drachenflieger 6 m ueber dem Felde* + von vorn seitwaerts gesehen. Aufnahme aus einem Militaerballon bei + Rom. Im Hintergrunde sieht man aus der Vogelperspektive Fussgaenger, + Reiter und Fahrzeuge an der sich hell abhebenden Strasse] + +Als jedoch nach der Landung Wrights mit ihren Gaesten die Resultate +dieses bedeutsamen Tages besprachen, achteten sie in begreiflicher +Erregung nicht genuegend auf ihre Maschine. Ein ploetzlicher Windstoss hob +den Apparat empor, und obgleich einer der Zuschauer, ein Mann von +herkulischer Gestalt, hinzusprang und ihn noch an den Trageflaechen zu +halten versuchte, wurde er umgerissen, der Flieger vom Winde +emporgehoben und mit solcher Gewalt auf die Erde geworfen, dass er +schwere Beschaedigungen erlitt. [Footnote: The Wright Brother's Aeroplane +of Orville und Wilbur Wright,--The Century Magazine, September 1908.] + +[Illustration: *Die erste Flugschule der Welt* + Wilbur Wright erklaert seinen Schuelern Tissandier, Kapitaen Lucas + Gerardville und Graf Lambert die Flugmaschine. Orville Wright steht + neben seinem Bruder. Rechts ist deutlich die gekreuzte Kette + sichtbar, welche die Bewegung vom Motor auf die linke Schraube + uebertraegt.] + +Hierdurch erfuhren die Versuche eine Unterbrechung, und da gleichzeitig +der Winter zu weit vorgeschritten war, begaben sich die Brueder mit den +Resten ihrer Maschine in ihre Heimat zurueck. Hier machten sie sich +sofort an die Wiederherstellung bzw. an den Neubau ihres Fliegers. Als +wesentliche Aenderung ist hierbei der Einbau eines Motors von 25 PS zu +bemerken. Nunmehr wurden die Versuche auf der Huffmann-Praerie bei +Simms-Station, 17 Kilometer oestlich von Dayton in Ohio, fortgesetzt. +Bankdirektor Huffmann, der Besitzer dieses Landes, stellte den Bruedern +ein geeignetes Terrain zur Verfuegung. Die Versuche begannen im August +1904. Die Fortschritte waren anfangs nur gering, weil das schlechte +Wetter und heftige Regenguesse die Experimente sehr stoerten. Ausserdem +machte ihnen die Erhaltung des Gleichgewichtes noch viele +Schwierigkeiten; sie sahen ein, dass sie von der Loesung dieser wichtigen +Frage noch weit entfernt waren. Wir sehen sie deshalb fleissig weiter +ueben bis zu Ende des Jahres. Nur im Juli werden die Fluege zeitweise +ausgesetzt. Am 15. September bereits konnten sie 800 Meter mit einer +Kurve zuruecklegen, und am 26. September wird ein vollkommener Kreisflug +zustande gebracht, bei dem nach den Messungen eines Richardschen +Anemometers 1630 Meter in der Luft und 1400 Meter ueber dem Boden +zurueckgelegt wurden. Die Angaben des Windmessers hatten bei ruhiger Luft +stets mit der gemessenen Distanz uebereingestimmt. Die laengsten Fluege +fanden am 9. November und am 1. Dezember statt. An diesem Tage wurden +4-1/2 Kilometer mit einer Geschwindigkeit von 51 Kilometer in der Stunde +zurueckgelegt. Am 9. November war der mit einem Passagier bemannte +Flieger noch mit fuenfzig Pfund, am 1. Dezember sogar mit 70 Pfund +Eisenstangen belastet worden. Die Geschwindigkeit betrug 60 Kilometer in +der Luft und 75 Kilometer ueber dem Boden. Am 9. November erreichte die +Flugdauer 5 Minuten 4 Sekunden, am 1. Dezember 4 Minuten 52 Sekunden. Im +ganzen wurden im Jahre 1904 105 Landungen ausgefuehrt. Im Fruehjahr 1905, +bei Beginn der besseren Jahreszeit, wurden die Versuche fortgesetzt, +aber erst am 6. September gelang es, durch Zuruecklegung von 4,5 +Kilometer den Rekord des Vorjahres zu schlagen. Am 26. September legten +sie eine Strecke von 17,961 Kilometern--10 englische Meilen--in 18 +Minuten 9 Sekunden zurueck. Das Benzinreservoir reichte damals fuer 20 +Minuten, jedoch gingen immer einige Minuten bei dem Ingangsetzen des +Motors verloren. Am 29. September wurden sogar 19,57 Kilometer in 19 +Minuten und 55 Sekunden durchmessen. + +[Illustration: *Wilbur Wright macht eine Fahrt mit Frau Hart O'Berg* + deren Kleider unten durch eine Schnur zusammengehalten werden.] + +[Illustration: *Hoelzerne Startschiene* + im Hintergrunde der Turm mit dem Fallgewicht] + +Bei allen diesen Versuchen fuehrten die Wrights schon Wendungen aus, bei +denen sie haeufig ueber den Koepfen der Zuschauer mehrfach hin und her +flogen und fast immer zu ihrem Landungsort zurueckkehrten. Schnell +steigerte sich nun die Flugdauer, nachdem die Erfinder ein groesseres +Benzinreservoir eingefuegt hatten. Am 3. Oktober betrug die zurueckgelegte +Strecke bereits 24,5 Kilometer, die in 25 Minuten und 5 Sekunden +durchflogen wurden, am 4. Oktober 33,45 Kilometer in 33 Minuten und 17 +Sekunden, und am 5. Oktober deckten die Piloten eine Strecke von 38,956 +Kilometern in 38 Minuten und 3 Sekunden. Dies war der Rekord, den sie in +der Naehe von Dayton erreichten. + +Natuerlicherweise erlitten sie auch mehrfach Pannen. Gelegentlich +erhitzte sich ein Lager oder der Motor wurde warm, das Oel ging +vorzeitig aus und was der Kinderkrankheiten noch mehr sind. In der Folge +wohnten viele Einwohner von Dayton ihren Fluegen bei, aber man sprach +sich in den Zeitungen sehr wenig anerkennend darueber aus. Es wurde ueber +die kurze Dauer der Fluege gespottet, was darin seinen Grund hatte, dass +man von den langen Fluegen der europaeischen Lenkballons gelesen hatte und +einen Unterschied zwischen dem Flug eines aerostatischen und eines +aerodynamischen Luftschiffes nicht zu machen vermochte. Die Leute +hielten beides fuer dasselbe und wuerdigten deshalb die hervorragenden +Leistungen ihrer Landsleute absolut nicht. In den absprechenden +Zeitungsnachrichten liegt auch der Grund, dass man in Europa den Angaben +der Wrights keinen Glauben schenkte. Man versteifte sich darauf, wenn +wirklich die beiden Brueder solche langen Fluege ausgefuehrt haetten, so +wuerden die Amerikaner in weit hoeherem Masse Reklame fuer sie gemacht +haben. Man wuerde ihnen im Handumdrehen genuegend Geld zur praktischen +Verwertung ihrer Maschine gegeben haben. + + + + +Das Ringen der Wrights um Anerkennung. + + +Sobald die Nachricht von den Erfolgen des Jahres 1905 nach Europa +gelangt war, nahm sich der ruehmlichst bekannte franzoesische +Flugtechniker Artilleriehauptmann Ferber des Gegenstandes an und schrieb +zunaechst an den ihm persoenlich bekannten Chanute in Chicago, der ihm die +Angaben der Wrights bestaetigte. Im Oktober 1905 richteten alsdann die +beiden Wrights einen Brief an Ferber, der folgenden Wortlaut hatte: + + Dayton, 9. Oktober 1905. + + Geehrter Herr! + + Als wir Ihren letzten Brief erhielten, fassten wir gerade die + Ergebnisse unserer Versuche zusammen und glaubten, auf Ihre Frage + ueber den praktischen Wert unseres Fliegers bald antworten zu koennen. + Wir haben laenger mit der Antwort warten muessen, als wir dachten. Wir + wollten erst laengere Fluege, als die in der letzten Saison abwarten, + die nur fuenf Minuten dauerten; heute koennen wir kuehn behaupten, dass + unser Flieger fuer kuenftige praktische Verwendung geeignet ist. + + Unsere Versuche im vergangenen Monat haben uns gezeigt, dass wir + jetzt Maschinen bauen koennen, die wirklich fuer verschiedene Zwecke, + militaerische usw., brauchbar sind. Am 3. Oktober haben wir einen + Flug von 24,535 Kilometer in 25 Minuten 5 Sekunden gemacht. Dieser + Flug wurde dadurch beendet, dass sich ein Lager aus Mangel an Oel + heisslief. Am 4. Oktober haben wir eine Entfernung von 33,456 + Kilometern in 33 Minuten 17 Sekunden erreicht. Wieder lief die + Transmission warm, aber wir konnten zum Abflugsplatz zurueckkehren, + ohne landen zu muessen. Am 5. Oktober dauerte unser Flug 38 Minuten 3 + Sekunden und bedeckte eine Distanz von 39 Kilometern. Die Landung + wurde durch Benzinmangel erzwungen. Ein Oeler hatte der Ursache + abgeholfen, welche die frueheren Fluege verkuerzt hatte. Die Zuschauer + dieser Fluege begeisterten sich so, dass sie ihre Zunge nicht mehr + hueten konnten. Da unsere Versuche bekannt zu werden anfingen, + entschlossen wir uns, sie einzustellen, bis wir einen einsameren + Platz gefunden haetten. + + Wir haben die letzten Jahre vollstaendig damit verbracht, unsern + Flieger zu vollenden, und wir haben wenig darueber nachgedacht, was + wir damit machen wuerden, wenn er fertig waere. Aber unsere jetzige + Absicht ist, ihn zuerst den Regierungen zu Kriegszwecken anzubieten, + und wenn Sie glauben, dass Ihre Regierung dafuer interessiert werden + koennte, so wuerden wir gern deshalb mit ihr in Verbindung treten. + + Wir sind bereit, Maschinen nach Vertrag zu liefern, abnehmbar erst + nach einem Versuch ueber 40 Kilometer, wobei die Maschine einen + Lenker und einen Benzinvorrat fuer mehr als 100 Kilometer tragen + soll. Wir koennten auch einen Kontrakt machen, in dem die Strecke des + Versuchsfluges groesser als 40 Kilometer ist, aber dann waere der + Preis der Maschine hoeher. + + Wir koennten diese Maschinen auch fuer mehr als eine Person Belastung + bauen. + + Ergebenst + (gez.) W. und O. Wright. + + +Um sich von der Richtigkeit dieser Angaben zu ueberzeugen, richtete +Hauptmann Ferber an den ihm persoenlich bekannten Ingenieur Chanute ein +Schreiben, in dem er ihn bat, ihm ueber die Leistungen der Wrights +Auskunft zu geben. Er erhielt darauf folgenden Bescheid: + + + Chicago, 9. November 1905. + + Lieber Hauptmann Ferber! + + Soeben habe ich Ihren Brief vom 26. Oktober erhalten. Meiner Meinung + nach koennen Sie in die Angaben, die Ihnen die Brueder Wright ueber + ihre Versuche gemacht haben, vollstes Vertrauen setzen. Ich selbst + hatte nur Gelegenheit, einem kleinen Fluge ueber einen halben + Kilometer beizuwohnen, dagegen haben mir die Brueder woechentlich + Nachricht ueber ihre Versuche zukommen lassen, und Freunde, die + selbst Zeugen der Experimente waren, haben mir diese Angaben + bestaetigt, als ich, um einem geplanten Fluge von 60 Kilometer in der + Stunde beizuwohnen, vorige Woche in Dayton war. Leider konnte + dieser Flug infolge zu grossen Sturmes nicht stattfinden. Die + Wrights haben sich Frankreich, das die Fortschritte auf dem Gebiete + der Lenkballons seit dem Jahre 1885 geheimgehalten hat, zum Beispiel + genommen. Auf ihre Bitte haben die Zeitungen in Dayton ueber die + Versuche Schweigen bewahrt. Es ist wohl eine Indiskretion begangen + worden. Es wurde ein + + Artikel veroeffentlicht, der aber bereits zurueckgezogen ist. Die + Wrights wollten Ihnen uebrigens am 4. November selbst schreiben. + + + Mit vorzueglicher Hochachtung + C. Chanute. + +Am 4. November war inzwischen auch von den Wrights selbst nachfolgendes +Schreiben an Hauptmann Ferber eingetroffen: + + Dayton, 4. November 1905. + + Geehrter Herr! + + Wir haben Ihren Brief vom 20. Oktober erhalten und machen Ihnen + unser Kompliment. Niemand in der Welt kann mehr als wir Ihre + Leistung anerkennen. Es ist aber ein grosser Sprung vom Aeroplan + ohne Motor, mit seiner leichten Kontrolle, zur Entdeckung + ausreichender und wirksamer Methoden, um Herr des so ungelehrigen + Aeroplans mit Motor zu werden. Nach den Experimenten so faehiger + Leute wie Langley, Maxim und Ader, die Millionen ausgegeben und + Jahre ohne Resultat daran gewandt haben, haetten wir es nicht fuer + moeglich gehalten, vor fuenf oder zehn Jahren eingeholt zu werden. + Frankreich ist eben guenstig gestellt. Aber wir glauben nicht, dass + das den Wert unserer Erfindung vermindern koennte. Denn, wenn es + bekannt wird, dass man in Frankreich Experimente mit Motorfliegern + gemacht hat, werden die anderen Nationen gezwungen sein, Zuflucht zu + unserm Wissen und unserer Praxis zu nehmen. Russland und Oesterreich + von Unruhen heimgesucht, ein Weltbrand kann jeden Augenblick + ausbrechen. Keine Regierung wird mit einer Flugmaschine im + Hintertreffen stehen wollen. Um ein Jahr frueher als die andern + fertig zu sein, wird man den Betrag, den wir fuer unsere Erfindung + fordern, gering finden. + + Obwohl Sie in Frankreich voran sein moegen, werden Sie wuenschen, + unsere Erfindung zu kaufen, zum Teil, um die Kosten eigener Versuche + zu vermeiden, zum Teil, um sich ueber den Stand unserer Kunst bei den + Nationen zu unterrichten, die dabei sind, uns die Geheimnisse + unserer Maschine abzukaufen. + + Aus diesen Gruenden wuerden wir darein willigen, unsern Preis fuer die + franzoesische Regierung auf eine Million Francs herabzusetzen, + zahlbar, nachdem der Wert unserer Erfindung in Gegenwart offizieller + Persoenlichkeiten durch einen Flug von 50 Kilometer in weniger als + einer Stunde festgestellt ist. Der Preis schliesst eine vollstaendige + Maschine ein, Instruktion ueber die Grundlagen unserer Kunst, Formeln + fuer den Bau unserer Maschine, Schnelligkeit, Oberflaeche usw., + Instruktion von Personal fuer den Gebrauch der Maschine. Diese + Instruktion wuerde natuerlich in der gewuenschten Form gegeben werden. + + Ihre ergebenen + (gez.) W. und O. Wright. + +Hauptmann Ferber antwortete den beiden Bruedern, dass es unmoeglich waere, +auch nur die geringste Unterstuetzung von der franzoesischen Regierung zu +erhalten, wenn nicht zuvor eine aus franzoesischen und amerikanischen +Gelehrten bestehende Kommission die Maschine geprueft haette. Die Wrights +wollten aber das Geheimnis ihrer Erfindung sicher gewahrt wissen, und +hatten anderseits eine heilige Scheu vor dem Gutachten der am gruenen +Tisch arbeitenden Gelehrten, die ja schon haeufiger ein grosser Hemmschuh +fuer die Entwickelung der Luftschiffahrt gewesen waren; sie erklaerten +deshalb, von ihren Bedingungen nicht abgehen zu koennen. Eine ganze Reihe +von Veroeffentlichungen finden in der Folge noch statt, und selbst der +Aeroklub von Amerika, der eine Reihe Zeugnisse angesehener Mitbuerger von +Wright veroeffentlicht, vermochte niemand von der Wahrheit der Angaben +ueber die geheimnisvollen Flieger zu ueberzeugen, und ueberall belegte man +in Europa die Wrights mit dem wenig schoenen Ausdruck "die luegenden +Brueder". Verfasser, der die flugtechnischen Arbeiten seit langen Jahren +aufs genaueste verfolgt hatte, beschloss der Bedeutung der Sache wegen +keine Aufwendungen zu scheuen und selbst an Ort und Stelle in Dayton in +Ohio Nachforschungen anzustellen. Er reiste deshalb im Oktober 1907 dahin +und besuchte dort am 4. Oktober den alten Bischof Wright. Ausserdem +wurden eine Anzahl der angesehensten Buerger der Stadt Dayton, die etwa +85000 Einwohner zaehlt, eingehend befragt. Ein dem "Berliner +Lokalanzeiger" zur Verfuegung gestellter Bericht hierueber sei im folgenden +unter Weglassung der hier schon angegebenen Konstruktionseinzelheiten +wiedergegeben. + +[Illustration: *Messen der Windgeschwindigkeit* + Wilbur Wright misst mit einem kleinen Anemometer--Windmesser, der + durch die sich im Winde drehenden Fluegel angibt, wieviel Meter in + der Sekunde die Luft vorwaertsstroemt--die Geschwindigkeit des Windes] + +[Illustration: *Flieger-Werkstaette* + im Hangar bei Pau. Eine gewoelbte Trageflaeche ist rechts in ihrer + ganzen Ausdehnung zu sehen.] + +Lokalanzeiger Nr. 588 vom 18. November 1907. +Die Flugmaschine der Gebrueder Wright. +Dayton (Ohio), Ende Oktober. + + "'Von der Parteien Gunst und Hass verwirrt, schwankt sein + Charakterbild in der Geschichte', so kann man auch von dem + Drachenflieger der Gebrueder Wright sagen! Dass die beiden eine + Flugmaschine gebaut haben, weiss jeder Fachmann; auch glaubt man es + meist, dass sie mit dieser frei in der Luft geflogen sind; dass sie + aber laengere Strecken mit grosser Geschwindigkeit zurueckgelegt haben + und dabei wieder an die Abfahrtsstelle zurueckgekehrt sind, das wird + heute noch von den meisten Luftschiffern bestritten! Um die Sache zu + klaeren, habe ich hier an Ort und Stelle bei zehn Augenzeugen + eingehende Nachforschungen angestellt, auf Grund deren ich zu der + Ueberzeugung gelangt bin, dass alle Angaben ueber diese Flugmaschine + auf voller Wahrheit beruhen." + +Es folgen nun einige Angaben ueber die ersten Versuche, alsdann faehrt +der Artikel wie folgt fort: + + "Grosses Aufsehen erregten nun die am 12. Maerz 1906 von den + Erfindern veroeffentlichten Daten ueber die mit dem Motorluftschiff + erzielten Erfolge. Danach sollte schliesslich als beste Leistung am + 5. Oktober 1905 ein Flug von 38,956 Kilometern in 38 Minuten 3 + Sekunden vollendet worden sein. Wenn diese Angaben den Tatsachen + entsprachen, so war damit das Zeitalter des ballonlosen lenkbaren + Luftschiffes angebrochen! Die Fachwelt verhielt sich zunaechst + abwartend und dann ablehnend. Hierzu war auch aller Grund vorhanden. + Erst hiess es, die amerikanische Regierung habe die Flugmaschine fuer + eine Million Dollars angekauft; dann ploetzlich wurde dies + dementiert und man hoerte, Wrights versuchten in Frankreich ihre + Erfindung los zu werden. Die Verhandlungen zerschlugen sich aber, + weil die Konstrukteure die Forderung stellten, man solle ihnen ihr + Luftschiff unbesehen fuer eine Million Dollars abnehmen; allerdings + verpflichteten sie sich, nach Inkrafttreten des Vertrages den + Flieger in einem 50 Kilometer langen Fluge vorzufuehren. Auf solche + Abmachungen wollte aber niemand eingehen. Demnaechst hoerte man nichts + mehr von den Wrights, bis der Aeroklub von Amerika erklaerte, auf + Grund seiner Untersuchungen sei er zu der Ueberzeugung gekommen, + dass die Angaben der Brueder auf Wahrheit beruhten. Aus Interesse zur + Sache beschloss ich, an Ort und Stelle selbst Nachforschungen + anzustellen und die Angelegenheit zu klaeren. Zunaechst nahm ich + Fuehlung mit den beiden Konkurrenten der Wrights, Herring in New York + und Chanute in Chicago. Jener erklaerte mir, dass er nach Ruecksprache + mit Augenzeugen die gemachten Angaben nicht mehr bezweifeln koenne; + die Sache sei so einfach, dass er hoffe, mit Hilfe eines von ihm + erprobten leichten Motors, der nur 1 Pfund (etwa 3/4 deutsche Pfund) + pro Pferdekraft woege, die Leistungen bei weitem zu uebertreffen. + Chanute dagegen hatte selbst einen Flug von 3/4 Meile (1,2 + Kilometer) gesehen und erkannte rueckhaltlos an, dass Wrights das + Flugproblem in tadelloser Weise geloest haetten. Die Maschine sei + aeusserst einfach, und der Flug habe sich in ueberraschend sicherer + Weise vollzogen. Er, Chanute, sei zu der Einsicht gekommen, dass die + Brueder auf dem richtigen Wege seien, und er habe deshalb schweren + Herzens seine langjaehrigen Versuche eingestellt, weil er mit ihnen + nicht mehr konkurrieren koenne. [Footnote: Siehe auch Seite 24 unten + und Seite 25.][Note: Dies ist der letzte Paragraph im Kapitel: + Nachfolger Lilienthals in England und Amerika] Auf meinen Wunsch + machte er mir einige Zeugen der Fluege namhaft. + +[Illustration: *Wilbur Wright* + zeigt dem Koenig von Spanien, wie er bei Beginn des Starts mit der + rechten Hand den Sperrhebel loest, der die durch das Fallgewicht im + Zug befindliche Flugmaschine frei gibt.] + + "Demnaechst begab ich mich mit einem berufenen Aeronauten, dem seit + 15 Jahren in New York lebenden deutschen Ingenieur Karl Dienstbach, + nach Dayton in Ohio und besuchte hier den Vater den Brueder, den + alten anglo-amerikanischen Bischof Milton Wright. Der etwa 70jaehrige + Greis bestaetigte mir mit einfachen Worten, dass er dem laengsten + Fluge beigewohnt haette. Er sei zufaellig dazu gekommen; von staendiger + Sorge um das Schicksal seiner Soehne gequaelt, die sich so + wagehalsigen Fluguebungen hingegeben haetten, sei er haeufig auf das + Versuchsfeld gegangen und so Zeuge verschiedener Aufstiege geworden. + Ueber naehere Einzelheiten wollte er sich nicht aeussern. Haette ich + nach den Unterredungen mit den beiden Konkurrenten der Wrights noch + irgend welche Zweifel gehabt, sie waeren nach dem Besuche des Vaters + zerstreut worden. Ich meine, es kann nur wenige misstrauische Leute + geben, die diesem alten, ehrwuerdigen Priester nicht Glauben + schenken. Doch das persoenliche Gefuehl sollte bei dieser wichtigen + Sache kein bestimmendes Wort mitsprechen; es galt daher, auch + gaenzlich unparteiische Leute aufzusuchen. + + "Wir 'verhoerten' des weiteren Mister C.S. Billmann, Sekretaer eines + Bankinstituts. In lebhafter Weise rief er aus: 'Well, sie fliegt!' + Dann schilderte er, wie ueberwaeltigend es ausgesehen habe, als die + Flugmaschine vom Boden emporgestiegen und in leicht wellenfoermiger + Bahn etwa in Baumhoehe ueber die Felder dahingeflogen sei; wie leicht + sie dem Steuer gehorcht haette und zur Landung gekommen sei; 'wie + eine Ente' habe sie sich auf den Boden niedergelassen. Auf naehere + Einzelheiten ueber die Konstruktion liess er sich jedoch auch nicht + ein. Er schloss mit den Worten, den Bruedern sei auch bester + pekuniaerer Erfolg zu wuenschen, sie seien feingebildete Leute, die in + harter Arbeit gross geworden waeren. + + "Weit mitteilsamer war ein junger Apotheker, namens Reubens + Schindler, der als ungebetener Gast seinerzeit einem laengeren Fluge + beigewohnt hatte. Er sei an einem Tage, an dem er einen Probeflug + vermutet habe, dem Vater Wright von weitem gefolgt und so Zeuge + einer tadellosen Fahrt geworden. Zufaellig kam in die Apotheke auch + ein Arbeiter, der ebenfalls als Zaungast bei einem Flugversuch + zugegen gewesen war und uns unter breiter Darstellung auch der + nebensaechlichsten Umstaende die Angaben des Herrn Schindler + bestaetigte. + + "Von hier aus lenkten wir unsere Schritte zu einem alten + Spenglermeister, Henry Webbert, der die Flugmaschine haeufig in der + Werkstatt seines Sohnes gesehen hatte. Dieser biedere + Handwerksmeister behandelte uns mit grosser Zurueckhaltung, machte + uns aber doch hoechst interessante Angaben ueber den Flug selbst und + ueber die Landung. Das Luftschiff sei so sanft auf den Boden + heruntergekommen, 'wie ein Truthahn, der vom Baume herabfliegt'. In + bezug auf die Geschwindigkeit uebertrieb der alte Herr allerdings + etwas mit der Behauptung, 50 Meilen (80 Kilometer) seien in einer + Stunde zurueckgelegt. + + "Sehr viele Einzelheiten ueber die Konstruktion des Flugapparates + erfuhren wir sodann von einem deutschen Eisenwarenhaendler, namens + Frank Hamburger, der sehr scharf beobachtet hatte und seine + Schilderungen durch einige Skizzen anschaulicher zu machen suchte. + Auch der Apotheker William Foots zeigte fuer Technik groesseres + Verstaendnis und gab uns einzelne wertvolle Aufschluesse, waehrend der + Ingenieur Laurenz Wright zwar die Tatsache der Fluege bestaetigte, im + uebrigen aber jegliche Auskunft ueber Aussehen der Maschine + verweigerte. + +[Illustration: *Wilbur Wright erklaert dem neben ihm sitzenden Koenig von + Spanien seine Flugmaschine*.] + + "Zum Schluss gelang es uns, noch zwei hoechst wichtige Leute zu + sprechen: C.V. Ellis, hoeheren Justizbeamten, und Torrence Huffmann, + Praesident der groessten Bank der Stadt. Die Unterredung mit diesen + angesehenen Leuten war uns ganz besonders deshalb wertvoll, weil wir + von ihnen Aufschluss erhielten ueber die Gruende dafuer, dass in + Amerika nicht mehr Wesens von den bedeutenden Erfolgen der Wrights + gemacht worden ist. Nach den ersten wohlgelungenen Fluegen haetten die + Brueder eine grosse Anzahl Buerger zur Besichtigung eingeladen; beim + Herausbringen aus dem Schuppen sei aber das Luftschiff beschaedigt + worden, und deshalb waeren die Versuche aufgegeben worden. Das + enttaeuschte Publikum habe von da an der Sache ein grosses Misstrauen + entgegengebracht; die Wrights dagegen haetten seitdem niemand mehr + eingeladen und den Zeitpunkt weiterer praktischer Versuche + geheimgehalten. Der Bankpraesident meinte ausserdem, er sehe den + praktischen Wert der Maschine nicht ein; vor allem erscheine es ihm + als ein grosser Fehler, dass sie nur von einem langen Schienengleise + auffliegen koenne." + +Es folgen sodann wieder einige Konstruktionseinzelheiten, und dann +schliesst der Bericht: + + "Die Versuche haben auf einer rechteckigen, von Baeumen und einem + Schuppen umgebenen Wiese stattgefunden, die einen Umfang von etwa + einer Meile (1,6 Kilometer) hat. Beim laengsten Flug ist dieses Feld + etwa 30 Mal umflogen worden. Die Fluege sind sowohl bei ruhigem + Wetter als auch bei starkem Winde ausgefuehrt worden. + +[Illustration: *Das hinten befindliche Horizontalsteuer* + ist bei der Landung beschaedigt. Man sieht oben rechts eine + gebrochene Holzstrebe herausragen.] + + "Ich glaube, die Tatsache des Vorhandenseins der ersten praktisch + erprobten Flugmaschine kann wohl niemand mehr ernstlich bestreiten; + es ist unmoeglich, dass sich so viele angesehene Leute der + verschiedensten Berufsklassen und des verschiedensten Alters + verabredet haben sollten, einem Erfinder zuliebe das Blaue vorn + Himmel herunterzuluegen. Bei einem so langen 'Verhoer', das nach + vorher genau festgesetztem Programm angestellt worden ist, haetten + sie sich in einzelne Widersprueche verwickeln muessen. Es sei im + uebrigen bemerkt, dass ich aus Zeitmangel nur 10 Leute aufgesucht + habe; fast jeder einzelne hatte mir noch weitere Zeugen namhaft + gemacht. Warum nun aber weigern sich die Gebrueder Wright, ihren + Flieger eventuellen Kaeufern vor Abschluss des Vertrages in freiem + Fluge vorzufuehren? Wenn sie wirklich so grosse Erfolge erzielt + haben, haetten sie doch das Tageslicht nicht zu scheuen gehabt! + + "Auch hierfuer glaube ich eine plausible Antwort gefunden zu haben. + Der Flieger ist eben so einfach, dass sie fuerchten, der Kaeufer + wendet nach Besichtigung keine so hohe Summe, wie eine Million + Dollars, an. Ausserdem glaube ich, dass eine sehr grosse Uebung dazu + gehoert, die Flugmaschine zu fuehren. + + "Es wird nicht jeder Luftschiffer imstande sein, sofort damit + loszufahren, sondern es gehoert grosse Geschicklichkeit dazu, die + sich die Brueder Wright durch ihre zahlreichen Gleitfluege vorher + erworben hatten. + + "Ich bin nun der Ansicht, dass wir jetzt, nachdem es erwiesen ist, + dass man auch mit Luftschiffen, deren Gewicht nicht durch Gasballon + getragen wird, fliegen kann, uns ernstlich der Konstruktion von + Flugapparaten zuwenden muessen. Dagegen bin ich der festen + Ueberzeugung, dass es nicht der hohen Summe von vier Millionen Mark + bedarf, wenn wir deutsche Ingenieure und Flugtechniker--ich nenne z. + B. Regierungsrat Hofmann in Berlin--mit dieser Aufgabe betrauen. Wir + werden dann sicher nicht den amerikanischen Erfindern nachstehen. + + "Hauptmann a.D. Hildebrandt." + +[Illustration: *Wright erteilt seinem Schueler Tissandier Unterricht* + Der Flieger steht mit seinen Schlittenkufen etwas ueber dem Erdboden. + Die linke Schraube mit Welle und gekreuzter Kettenuebertragung ist + deutlich sichtbar.] + +Diese Veroeffentlichung fand auch auszugsweise Platz in verschiedenen +deutschen, amerikanischen, englischen und franzoesischen Zeitungen. Aber +nur wenige Leute waren auch durch diese Darstellung ueberzeugt, im +Gegenteil, mancher hervorragende deutsche Fachmann warf Verfasser noch +bis zum Juni 1908 vor, er habe sich arg duepieren lassen. Nunmehr kam +aber am 10. Februar 1908 aus New York die Nachricht, dass die +amerikanische Regierung 3 Aeroplane bestellt habe, einen bei den +Gebruedern Wright fuer 25000 Dollar, den zweiten bei dem hier schon +genannten Herring fuer 20000 Dollar und den dritten bei einem +Flugtechniker Skott in Chicago fuer 1000 Dollar. Die Bedingungen, unter +denen die Regierung die Abnahme der Flieger vollziehen wollte, waren +folgende: "Die Abnahmeversuche finden statt unter Aufsicht des +Signalkorps in Fort Myers in Virginia. Die verlangten Leistungen sind +folgende: 1. eine Schnelligkeitspruefung ueber eine Strecke von 16 +Kilometer 900 Meter auf einer Fahrt hin und zurueck; 2. ein Flug von +einstuendiger Dauer ueber eine Strecke von 64,30 Kilometer--40 +Meilen--ohne Zwischenlandung. Der Aeroplan muss mit zwei Personen +bemannt sein. Jede Maschine kann drei Abnahmefahrten unternehmen." Wenn +ein Apparat weniger als 40 Meilen in der Stunde zuruecklegt, so wird der +Kaufpreis vermindert. Bei einer geringeren Geschwindigkeit als 36 Meilen +in der Stunde wird die Maschine nicht abgenommen; wird dagegen eine +groessere Geschwindigkeit erreicht, so wird der Kaufpreis erhoeht. Bei +einer Geschwindigkeit von 60 Meilen in der Stunde wird er sogar fast +verdoppelt. Sobald irgend ein Punkt des Programms nicht genau +eingehalten werden sollte, wird 10 Proz. der gestellten Kaution +zurueckbehalten. Die Wrights hatten 2500 Dollar Kaution zu stellen. Im +Mai 1908 begaben sich nun die beiden Brueder in ihre alte Einoede zu Kill +Devil bei Kitty Hawk, wo sie, weit entfernt von den wenig Anerkennung +zeigenden Mitbuergern ihrer Heimatstadt, ungestoert arbeiten konnten. + +[Illustration: *Koenig Eduard von England begibt sich auf dem Felde Pont + Long bei Pau zum Startplatz des Fliegers* + + Rechts neben dem Koenig Lord Cunraven, hinter diesem Ingenieur + Rozendaal.] + +[Illustration: *Minister Barthou im Aeroplan* + + Rechts beginnt ein Gehilfe die Schraube anzuwerfen. Wright gibt + Zuendung. Der lange Zylinder enthaelt Benzin. Zwischen Wright und + Barthou ist der Wasserbehaelter sichtbar.] + +Ihre Versuche hatten den Zweck, die waehrend der fast dreijaehrigen Pause +verlorene Uebung wieder zu erreichen. Es wurden eine Anzahl von Fluegen +in der Zeit vom 14. bis 16. Mai ausgefuehrt, die zunaechst in gerader +Linie gegen den Wind gingen und alsdann mit dem Ausfahren von Kreisen +endeten. Der laengste Flug dauerte 7 Minuten 29 Sekunden, und fuehrte bei +einer Windgeschwindigkeit von 8 Metern in der Sekunde ueber eine Strecke +von 8,03 Kilometern. Rekordfluege waren nicht beabsichtigt; die Fluege +wurden meistenteils nur von einem ausgefuehrt. + +Schon am 10. April hatte sich in Frankreich infolge der Bemuehungen des +erst kuerzlich von der franzoesischen Regierung fuer seine Verdienste um +die Flugtechnik mit dem Kreuze der Ehrenlegion ausgezeichneten Herrn +Hart O'Berg unter Leitung von Lazare Weiller eine Gesellschaft gebildet, +die fuer die Summe von 500000 Francs die franzoesischen Patente der +Wrights ankaufen wollte. Am 1. Juni traf Wilbur Wright in Paris ein, um +dort mit Hilfe seines Bevollmaechtigten Hart O'Berg die Bedingungen zu +erfuellen. + +[Illustration: *Die mit 2 Personen bemannte Flugmaschine* + schwebt auf dem Felde bei Pau ueber ihrem Hangar. In der Mitte sieht + man vor dem Zaune eine der kleinen, einraedigen Plattformen, auf + denen der Flieger vor dem Start mit den Seiten ruht] + +Orville Wright blieb einstweilen in Amerika, wo er in Fort Myers am 3. +September mit den Abnahmefahrten begann. Als erster Passagier wurde in +dem Aeroplan der Leutnant Frank P. Lahm mitgenommen, der seinerzeit im +ersten Gordon-Bennett-Wettfliegen von Paris aus Sieger geblieben war. +Als zweiter Passagier wurde Major Squir vom Signalkorps mitgenommen, und +als dritter nahm am 17. September der Leutnant Selfridge an der Seite +Orvilles Platz. An jenem Tage war der Durchmesser der Schrauben um 3 +Zentimeter vergroessert. In 30 Meter Hoehe riss ploetzlich einer der +Steuerdraehte; dadurch geriet der korrespondierende Draht, nunmehr +schlaff geworden, in die Schraube, der Flieger geriet ins Schwanken und +senkte sich aus 30 Meter etwas herab, ueberschlug sich sodann und stuerzte +mit einem heftigen Stoss auf den Boden. Orville Wright hatte einen +komplizierten Schenkelbruch, eine Stirnwunde und verschiedene +Kontusionen erlitten. Leutnant Selfridge stoehnte noch etwas und hauchte +bald sein Leben aus. Die Versuche in Amerika wurden nunmehr ausgesetzt, +da Orville Wright laengere Zeit zu seiner Wiederherstellung bedurfte. Er +hatte bereits sehr schoene Resultate erzielt und einen Weltrekord +geschaffen. Am 12. September 1908 hatte er einen Flug von einer Stunde +15 Minuten und 20 Sekunden in einer Hoehe von etwa 60 Metern +zurueckgelegt. + +[Illustration: *Der Flieger im Fluge, von vorn gesehen* + Aufnahme aus einem Militaerballon bei Rom.] + +Wilbur Wright hatte sich inzwischen mit Hart O'Berg nach Le Mans +begeben, wo er auf dem Rennplatze von Hunaudiere am 8. August seine +Versuche begann. Anfangs gelangen die Versuche nicht so gut, namentlich +deshalb nicht, weil Wright in der Betaetigung der Steuerhebel unsicher +geworden war. Die Maschine war fuer zwei Personen eingerichtet. Seine +ersten Versuche unternahm er allein; er musste sich also wieder an die +Steuerung allein gewoehnen. Da der Rennplatz zu klein war, siedelte er +bald nach dem Schiessplatz Auvours ueber, wo er sich einen kleinen +Schuppen bauen liess, in dem er seinen Aeroplan unterbrachte und auch +sich selbst einquartierte. Auf dem Rennplatz war der laengste Flug am 13. +August mit 8 Minuten 13 Sekunden ausgefuehrt worden. Die Versuche wurden +am 21. August auf dem Schiessplatze Auvours fortgesetzt. Den Dauerrekord +mit einem Passagier stellte er am 3. Oktober mit einem Fluge von 55 +Minuten 37,2 Sekunden mit Franz Reichel vom "Figaro" auf. Am 18. +November schuf er mit 110 Metern Hoehe seinen Weltrekord, und am 21. +September schlug dann Wilbur Wright auch den Rekord seines Bruders, +indem er 1 Stunde 31 Minuten und 25 Sekunden in der Luft blieb und 66,6 +Kilometer zuruecklegte. Am 16. September hatte er zum ersten Male einen +Passagier, den franzoesischen Luftschiffer Ernest Zens, mitgenommen. + +Am 7. Oktober bestieg als erste Dame den Fuehrersitz Frau Hart O'Berg. In +der Folge sind dann eine grosse Anzahl von Fluegen mit den +verschiedensten Passagieren an Bord durchgefuehrt worden, und am 31. +Dezember stellte Wilbur Wright mit einem Fluge von 2 Stunden 20 Minuten +und 23 Sekunden den Dauerweltrekord auf. 124,7 Kilometer betrug die +hierbei zurueckgelegte Strecke. Er gewann damit den grossen Preis, der +von Michelin gestiftet war und 20000 Francs betrug. + +[Illustration: *Orville, Katherine, Wilbur Wright*] + +Die franzoesischen Patente wurden nunmehr von der Weiller-Gesellschaft +unter der Bedingung uebernommen, dass Wilbur Wright drei Schueler, die ihm +von der Gesellschaft bezeichnet wuerden, im Lenken seines Aeroplans +ausbilde. Er verlegte sein Versuchsfeld am 3. Januar nach Pau in +Suedfrankreich, wo ihm die Stadt bei Pontlong ein grosses Aerodrom erbaut +hatte. Seine ersten Schueler waren Paul Tissandier, Graf Lambert und der +Hauptmann der franzoesischen Genietruppen Lucas Gerardville. Bereits am +6. Januar fuehrte er hier seine ersten Fluege aus und errang sich am 8. +durch einen Flug von 112 Kilometern den Preis von Triaca. Am 15. Februar +fuhr Wilburs Schwester Katherine zum erstenmal im Aeroplan mit dem +Bruder. Am 17. Februar liess sich Koenig Eduard in Pau den Apparat +vorfuehren und wohnte einem Aufstiege bei, der eine halbe Stunde dauerte. +Fuenf Tage spaeter besichtigte Koenig Alfons von Spanien, der eigens von +San Sebastian gekommen war, die Flugmaschine. Am 6. Maerz wurden die +Brueder durch den Titel eines "Doktor-Ingenieurs", den ihnen die +Technische Hochschule in Muenchen verliehen, ausgezeichnet. Am 8. April +machte Wright mit seinen Schuelern den letzten Aufstieg in Pau, erklaerte +ihre Ausbildung fuer beendet und begab sich nach Rom, um seinen Aeroplan +dort der italienischen Regierung vorzufuehren und einen Schueler +auszubilden. Unmittelbar nach seiner Abreise von Pau wurde der dort +benutzte, ziemlich stark mitgenommene Apparat im Auftrage der +franzoesischen Regierung nach Paris geschafft, um dort im Konservatorium +der Kuenste und des Handwerks Aufstellung zu finden. Auch in Rom gelang +es Wilbur, ganz Italien durch seine hervorragenden Leistungen von seinem +grossen Koennen zu ueberzeugen. Am 24. April fuehrte er seinen Apparat dem +Koenige von Italien vor, und bereits am 28. April konnte sein Schueler, +der Genieleutnant Calderara, trotz starken Regens selbstaendig einen Flug +von 35 Minuten Dauer vollfuehren. Durch Aussetzen des Motors stuerzte der +Apparat damals aus einer Hoehe von drei Metern zur Erde herab, der +Lenker blieb unverletzt, waehrend das Steuer brach und die +Schraubenachse verbogen wurde. In kurzer Zeit konnten die Schaeden an der +Maschine aber beseitigt werden, und am 6. Mai sehen wir Calderara einen +neuerlichen Flug unternehmen, der aber infolge eines Ohnmachtsanfalles +des Aviatikers ein tragisches Ende nehmen sollte. In einer Hoehe von 40 +Metern kippte der Aeroplan um, die Maschine stuerzte zu Boden und begrub +den Lenker unter ihren Truemmern. Die beiden Steuer waren gebrochen, die +Tragflaechen und die Spanndraehte verbogen und zerrissen. Calderara hatte +mehrere Brueche und eine Gehirnerschuetterung erlitten und wurde nach Rom +ins Spital gebracht. Bereits nach Monatsfrist war er geheilt. Auch die +Maschine war wiederhergestellt worden, so dass der Offizier am 19. Juli +abermals einen kurzen Flug unternahm. Spaeter wurde von seinem +behandelnden Arzte festgestellt, dass er zu Ohnmachtsanfaellen neige, +weshalb er das Lenken von Aeroplanen endgueltig aufgeben musste. + +[Illustration: *Katherine und Orville Wright* + machen in Pau unter der Fuehrung des Franzosen Ernest Zens (links im + Korbe) ihre erste Freiballonfahrt] + + + + +Die Beschreibung der Wrightschen Flugmaschine. + + +Der Wrightsche Flieger ist ein Doppeldecker, der seinen Ursprung in den +Konstruktionen von Chanute hat. Zwei parallele, auf 1/20 ihrer Tiefe +gekruemmte, 12,5 Meter klafternde Flaechen haben 1,8 Meter Abstand +voneinander. Die Tiefe der Trageflaechen betraegt 2 Meter. Das aus Holz +bestehende Gerippe der Flaechen ist mit Baumwollstoff bespannt; ihre +Oberflaeche betraegt 50 Quadratmeter. Die konkave Seite ist nach unten +gerichtet. Die Kruemmung nimmt nach vorne hin zu, wo die vorderen Kanten +einige Zentimeter dick sind. Die Verspannung erfolgt in +Gitterkonstruktion durch Holz und Klaviersaitendraht. Das Material ist +amerikanisches Tannenholz, dass sich sowohl im Luftschiffbau, als auch +frueher schon im Bootsbau infolge grosser Festigkeit und geringen +Gewichts bewaehrt hat. Drei Meter vor den Hauptflaechen befindet sich das +Hoehensteuer, das aus zwei spindelfoermigen Flaechen besteht von 5,25 +Zentimeter Breite und 0,80 Meter Tiefe. Zwischen den Hoehensteuern +befinden sich noch zwei halbmondfoermige vertikal angeordnete Flaechen. +Das Steuer fuer die Horizontale befindet sich 2,7 Meter entfernt hinter +den Trageflaechen. Es besteht aus zwei langen vertikalen Flaechen, die 1/2 +Meter auseinanderstehen. Das Steuer kann auch in vertikaler Richtung +bewegt werden, um Beschaedigungen durch Aufstossen bei der Landung zu +vermeiden. Der Sitz fuer den Fuehrer und einen Begleiter befindet sich auf +der vorderen unteren Trageflaeche, wo sich hinter ihm der Motor und +rechts von ihm der Kuehler befindet. Der Motor ist ein Viertaktmotor +mit 4 Zylindern, er entwickelt 25 PS und wiegt in betriebsfaehigem +Zustande 90 Kilogramm, so dass also 3,6 Kilogramm auf eine Pferdestaerke +kommt. Er ist nach den ureigensten Ideen der Wrights gebaut, und macht +etwa 1400 Touren. Der Motor treibt zwei aus Holz gefertigte, mit Tuch +ueberklebte Schrauben von 2,80 Meter Durchmesser. Der Antrieb erfolgt +durch Ketten, die in Roehren geschuetzt laufen. Die Schrauben drehen sich +mit 450 Touren. + +[Illustration: *Flug um den Michelin-Preis* + bei Sonnenuntergang am 31. Dezember 1908 auf dem Schiessplatz + Auvours bei Le Mans.] + +[Illustration: Blick zwischen die Tragflaechen mit ihren Holzstreben. + Wilbur auf dem Fuehrersitz, links steht der Koenig von Spanien.] + +Die Tourenzahl des Motors kann weder durch Gasdrosselung, noch durch +Verstellen des Zuendpunktes veraendert werden. Die Verminderung der +Fluggeschwindigkeit wird lediglich durch Aufrichten des Fliegers mittels +des Hoehensteuers bewirkt. Die Maschine ist auf Schlittenkufen montiert. +Die Steuerung erfolgt durch Betaetigung zweier rechts und links vom +Fuehrersitz befindlichen Hebel; die Vorwaerts- oder Rueckwaertsbewegung des +linken Hebels hat Fallen oder Steigen des Fliegers zur Folge. Mit dem +rechten Hebel wird das Horizontalsteuer und gleichzeitig auch die +Verwindung der Tragflaechen bewirkt. Gerade das letzte bedeutet eine +Haupteigenschaft des Wrightschen Fliegers. + +[Illustration: *Hart O'Berg* + der Bevollmaechtigte von Wilbur und Orville Wright in seinem + Arbeitszimmer] + +Durch die Verwindung wird die Stabilitaet des Fliegers in unsteten +Luftstroemen gehalten. Wenn beispielsweise ein Windstoss von links den +Apparat nach rechts kippen will, so vermehrt man auf der rechten Seite +den Luftwiderstand durch Vergroesserung der Woelbung, also durch Verwinden +der Flaeche nach unten. Gleichzeitig wird der Luftwiderstand links, wo +der seitliche ploetzliche Luftstrom auftrifft, vermindert durch +Verminderung der Woelbung, das heisst durch Verwinden der hinteren Flaeche +nach oben. In gleicher Weise, wie eben geschildert, muss verfahren +werden, wenn der Apparat eine Wendung nach rechts fahren soll. Alsdann +beschreibt die rechte Kante des Fliegers, die sich auf der inneren Seite +der Kurve befindet, einen kleineren Weg, als die linke Kante, die sich +auf der aeusseren Seite der Kurve befindet. Demnach legt die rechte Kante +einen kleineren Weg zurueck, als die linke, und man muss die +Geschwindigkeit rechts etwas einschraenken. Durch Verwinden der rechten +Flaeche nach unten erhoeht man den Luftwiderstand, vermindert also die +Schnelligkeit; durch Verwinden der linken Flaeche nach oben vermindert +man den Luftwiderstand und erhoeht demnach die Geschwindigkeit. Nach den +Mitteilungen Wrights kommt es dabei darauf an, anfangs zwar bei einer +Wendung das Steuer fuer die betreffende Richtung einzustellen, aber +moeglichst bald wieder umzulegen, um ein Kippen zu vermeiden. Beim +Balancehalten ist es erforderlich, genau das Gegenteil von dem zu tun, +was ein Radfahrer tut. Dieser legt sich nach innen in die Kurve und +bringt den Schwerpunkt nach innen. Bei der Flugmaschine muss man den +Schwerpunkt nach aussen halten, weil sonst der Apparat ins Kippen kommt. + +Das Ausfuehren von Wendungen und das hierbei zur Erhaltung der seitlichen +Stabilitaet erforderliche Verwinden geschieht in der Weise, dass +beispielsweise der rechte Hebel nach vorwaerts gezogen wird, wodurch die +Steuerdrehung nach rechts erfolgt. Gleichzeitig drueckt man aber diesen +Hebel auch nach links, wodurch die Verwindung in der Weise eintritt, +dass die Kanten der rechten Trageflaechen nach unten und die der linken +nach oben gerichtet werden. + +Kuerzlich haben die Wrights ein neues Patent eingereicht, in dem sie zwei +kleine vertikale Flaechen beschreiben, die noch durch einen dritten +ergaenzenden Hebel betaetigt werden. Diese vertikal stehenden kleinen +Flaechen sollen das Gauchissement, wie man die Verwindung im +Franzoesischen nennt, verstaerken und das Gegengewicht in der Balance +halten. Der Start der Wrightschen Flugmaschine erfolgt durch eine +besondere Vorrichtung, Pylon genannt. Wie schon erwaehnt, ruht die +Maschine in der Mitte mit den dort befindlichen Querverbindungen auf +einer Holzschiene. An den beiden Seiten wird sie durch je eine mit einem +kleinen Rad versehene Plattform im Gleichgewicht erhalten. Die Schiene +wird meist genau gegen den Wind gerichtet. Einige Meter hinter dem +Schienenanfang, genau in der Mitte hinter dem Flugapparat, wird ein 8 +Meter hoher pyramidenfoermiger Turm aufgestellt, in dessen Mitte ein 700 +Kilogramm schweres Gewicht sich befindet, das durch ein Seil, wie es die +Figur auf Seite 62[Note: Siehe unten] zeigt, mit dem Aeroplan in +Verbindung steht. Vor Beginn des Anfluges wird das Gewicht in dem Turm +hochgezogen und alsdann der Flugapparat durch eine Sperrklinke an der +Schiene befestigt. Sobald nun die Schrauben angeworfen sind und der +Motor seine volle Geschwindigkeit entwickelt hat, loest der Fuehrer die +Sperrklinke und alsbald zieht das fallende Gewicht den Aeroplan mit +allwachsender Geschwindigkeit nach vorwaerts. Das Hoehensteuer hat hierbei +eine Neigung nach unten, so dass durch den Winddruck der Apparat fest +gegen die Schiene gedrueckt wird. Gegen Ende der Schiene faellt das Ende +des Seils von selbst von dem Haken des Fliegers ab, der Fuehrer stellt +eine Kleinigkeit das Hoehensteuer ein und die Flugmaschine beginnt zu +schweben. Es kommt nun darauf an, in der Luft die Balance durch +fortwaehrende Betaetigung des linken Steuerhebels zu halten, wobei die +Bewegungen jedoch aeusserst gering sein muessen, weil der Flieger auf die +leiseste Anstellung der Flaechen reagiert. + +[Illustration: *Schematische Zeichnung der Betaetigung der + Verwindungsvorrichtung* + + Beim Seitwaertsschieben des Hebels A gehen die Schnuere in der + Pfeilrichtung von B nach A, von C und D nach B. Hierdurch werden die + Holzstreben CE und DP in der Pfeilrichtung nach unten gedrueckt und + damit die Kanten der oberen und unteren Trageflaechen ebenfalls nach + unten bewegt. Die Holzstreben nehmen nunmehr die Stellung HG und KI + ein. Die Verwindung der rechten Flaechen ist erreicht. + + Von E und F fuehren Schnuere nach L. Diese werden folgegemaess + ebenfalls in der Pfeilrichtung nach unten bewegt und uebertragen die + Bewegung ueber L und M nach N und O. Die Holzstreben NP und OQ werden + nach oben gezogen und nehmen die Stellung RS und TU ein. Damit hat + der Fuehrer die Verwindung der linken Trageflaechen bewirkt.] + +[Illustration: *Startpylon fuer die Flugmaschine* + + Das Gewicht G haengt an einem Tau, das ueber die Rolle A zu der fast + am Ende der Holzschiene angebrachten Rolle B laeuft. Von hier geht + das Tau zur Maschine, wo es bei C an einem Haken befestigt ist. + Zwischen B und C befindet sich noch ein Flaschenzug, welcher der + besseren Uebersichtlichkeit halber auf der Zeichnung fortgelassen + ist.] + + + + +Rueckkehr der Wrights nach Amerika und Besuch Berlins. + + +Am 5. Mai haben sich Wilbur und Orville Wright mit ihrer Schwester +Katharina zunaechst nach England begeben, wo ihnen der dortige +Luftschifferklub eine goldene Medaille in feierlicher Sitzung uebergab +und die beiden Brueder zu Ehrenmitgliedern der Gesellschaft ernannte. +Alsdann reisten sie mit einem Schiff des Norddeutschen Lloyds nach New +York und wurden hier mit allen Ehren von den Mitgliedern des +amerikanischen Luftschifferklubs und einer zahlreichen Menschenmenge mit +grossem Jubel empfangen. Sie begaben sich von da in ihre Heimatstadt. +Als sie zur Mittagsstunde in Dayton ankamen, empfingen sie unter +Glockengelaeut und Kanonendonner mehr als tausend Menschen. Man brachte +die beiden Brueder in einem Wagen nach Hause, der von vier Schimmeln +gezogen wurde; in diesem Wagen hatte auch ihr Vater mit zwei +Lieblingsenkelkindern Platz genommen. Ein ganzer Zug von Wagen +begleitete sie sodann in feierlichem Zuge nach Hause. Am Abend bewegten +sich in der kleinen Strasse, wo sich das Haus des alten Bischofs +befindet, weit ueber 10000 Menschen, alte Freunde, Nachbarn und Mitbuerger +der Stadt, um sie zu begruessen. Die Stadtverwaltung hatte alle +oeffentlichen Gebaeude dekoriert und beflaggt, und die drei groesseren +Plaetze von Dayton herrlich illuminiert. Auch die Einwohner waren in +Beflaggung und Illumination nicht sparsam gewesen, so dass Dayton ein +praechtiges Bild gab, wie man es noch nie zuvor gesehen hatte. + +[Illustration: *Schematische Ansicht der Trageflaechen nach der + Verbindung*] + +Am 17. und 18. Juni hatte die Stadt eine grosse Feierlichkeit +veranstaltet, bei der drei goldene Medaillen den Bruedern ueberreicht +wurden: eine von der Nation, eine vom Staate Ohio und eine von der Stadt +Dayton. Doch die Mission der beiden Brueder war noch nicht erfuellt; +alsbald begaben sie sich nach Washington, wo Orville Wright die +Abnahmefahrten fuer die amerikanische Regierung begann. Nach anfaenglich +kleinen Havarien, die bei neuen Apparaten fast immer vorkommen, jedoch +in zwei, drei Fahrten bald beseitigt sind, zeigte der Flieger wieder, +was er leisten konnte, und schon am 20. Juli blieb Wright 80 Minuten in +der Luft und legte dabei in der Stunde 45 Meilen zurueck. Damit waren die +Bedingungen, welche die amerikanische Regierung gestellt hatte, erfuellt +und nunmehr konnte sich Orville nach Europa begeben, um Berlin sein +Koennen zu zeigen und Piloten auszubilden fuer die deutsche Gesellschaft +"Flugmaschine Wright", die aus der Motorluftschiff-Studiengesellschaft +und der Luftfahrzeug-Gesellschaft hervorgegangen ist, um Flieger nach +der Bauart der Brueder Wright und anderer Erfinder herzustellen. Damit +duerften wir auch in Deutschland bald so weit sein, dass der Flugsport +allgemeine Verbreitung findet. + + * * * * * + + + + +Anhang: Korrespondenz von A. Hildebrandt. + + +A. Hildebrandt +Hauptmann a.D. +Berlin W. 30 +Martin Luther-Strasse 10. + +Berlin W. 30, den 21. April 1909 + +Mr. +Bishop Wright, Esqu. +Dayton (Ohio). + +Dear Sir, + +Relating to the acquaintance which to make of you I had the Honour at +the end of October in 1907 during my visit at Dayton I beg to adress to +you with a demand to day. I am going to write a book about your +celebrated sons. I should be very thankful to you for willing send me +some material. I should like to have any dates of the youth of your +sons, of the first experiences and also of you and the lated Madame +Wright; perhaps do you write me also of your feeling, having had during +the bold experiences of your sons. If You could let me have portraits of +you and the lated Madame Wright, of your children and your house at +Dayton, I should very obliged to you. Please, will you have then the +kindness, to get reproduce such pictures an my account and to send me +the wished materiel as soon as possible, as I have to make haste, for +being the book ready still before the visit of your sonns in +Germany. + +Hoping, that you will accomplish my wishes and thanking you beforehand, +I remain, Dear Sir, + +Yours very most obedient + +[Signature: Capt. A. Hildebrandt.] + + +A. Hildebrandt +Hauptmann a. D. +Berlin W. 30 +Martin Luther-Strasse 10. + +Berlin W. 30. den 22. Mai 1909. + +Bishop Milton Wright, Esquire, +Dayton (Ohio) + +Dear Sir, + +With best thanks I confirm you the receipt of your kind letter of the +11th inst. Your family-history has interested me very much. I shall +make use of them soon. But about something I am not clear. You write: +"This brings us in line with general United States Grant and +Grover-Cleveland." I do not know, if you mean two persons, the same +general Grant and general Grover from Cleveland? Also I thank you for +your photograph. It is of moment to me, also to have still photographs +of the late Madame Wright and her father, Mr. John Koerner, whom Germany +the native has been of. I should like to get still other photographs of +your children Wilbur and Orville, presenting them in young years and +also of Miss Katherine and if you have still a photograph presenting +your whole family joined. At last you would oblige me much for sending +me pictures also of your present house, the flight-square near Dayton +and the whole sight of Dayton. As being immodest of me, to pronounce so +many wishes to you, I propose and beg you, to give order to anybody, to +procure me all the wished photographs and pictures on my account. With +great interest I am awaiting your further informations, promised me in +your letter, about the youth of your sons and the matter, how these are +gotten to the intention to make experiences with a flying mashine. +[Hand-written note: I cannot found(?) Schleits in Saxony?] + +Thanking you once more for the material, which to send me, you have had +the kindness, I remain, Dear Sir, + +Yours most obedient + +[Signature: Hildebrandt] + +[Hand-written note: PS. The pictures are not ready, I have to have them +copied. M.W.] + + * * * * * + +Dayton, Ohio, June 5, 1909. + +Capt. A. Hildebrant, +Berlin, Germany. + +Dear Sir: + +You did not quite understand my letter. It was General Ulysses S. Grant +that I wrote of, and President Grover Cleveland, of whom I spoke. They +were two presidents of our country, decended like myself from John +Porter of Windsor (16_37) from whom I am also descended. Hence they are +distant cousins of ours, and of each other. + +My wife's father was a regular German in his looks. He was born six +miles west of Scleitz in Saxony, the southwest part, as you will see on +any large map of Saxony. The family, of whom we never had any group +picture, is as follows: + +Milton Wright, born November 17, 1828, in Rush County, Indiana. + +Susan Catharine (Koerner) Wright, born near Hillsboro, Virginia, April +30, 1831. + +Reuchlin Wright, born in Grant County, Indiana, March 17, 1861. + +Lorin Wright, born in Fayette County, Indiana, November 18, 1862. + (These two older brothers are still living, are married, and have lovely + children--Reuchlin three, Lorin four, Reuchlin's oldest married). + +Wilbur Wright, born, in Henry county, Indiana, April 16, 1867. + +Otis Wright and Ida Wright (twins) born April 24, 1870, in Dayton, Ohio. + (Without sickness or pain, they died at 13 and 18 days of age). + +Orville Wright, born August 19, in Dayton, Ohio, 1871. + +Katharine Wright, born in Dayton, Ohio, August 19, 1874. + +They were all good children. And they are all of unimpeachable morals +yet. Reuchlin is a deacon on the Congregational Church, in Tonganoxie, +Kan. They are about equal in intellect, the others having had better +education than the inventors. Katharine graduated in the Classical +Course in Oberlin College, and teaches in Dayton High School. I am a +traveling minister in the United Brethren in Christ, served several +years as pastor, ten as presiding elder, eight as editor of our Church +paper, and twenty-four as bishop. As bishop and editor I was elected by +General Conference every four years, those offices being filled every +four years by a ballot election. In filling my duties, I have visited +all the states west of the River, and territories; and all states east +of the Mississipi, except the six New England states and five others. In +all I have traveled by rail, over two hundred thousand miles. My change +of residence every two years must account for my three older children +being born in three different counties in Indiana. Mrs. Wright, the +sweetest spirit earth ever knew, died twenty years ago, in Dayton, July +4, 1889. From that on I raised the children, left to my care. All the +children sprang to help their mother, but Wilbur cared for her, +prolonged her life, and I gave him five hundred dollars for his +incomparable care for her. [Hand-written note: He had no promise of +reward.] + +Their first interest in the art of flying, they date back to about the +year 1879, when I brought home to them a Heliocoptere, a toy which could +fly. Later on they began to watch Lilienthal, and followed him to his +death, in the art of gliding. Their first active work began in the year +1900, when as a vacation, they built a gliding machine on the coast of +North Carolina, and each year in the fall of the year, spent a few weeks +there till in 1903, they attached a gasoline motor to it and flew, +December 17th, four short flights. They flew against the wind and made +at the longest only about a half mile, counting the velocity of the +wind. In actual measurment considerably less than a half mile. The +place of flight was on the sandy plain near Kill Devil Mills, in Dare +County, four miles from Kitty Hawk in Cerrituck County. The following +two summers and falls, they experimented at Simson's(?) Station (a +mere stopping place, on the Dayton and Springfield traction railroad, a +perfectly level meadow ground) where they made a few miles flight, but +in 1905, September, they flew as much as twenty-four miles, at one +flight. They flew no more for part of two years, but began negotiations +for the sale of their invention. In 1908, they engaged to a Company in +France, to sell their rights, and sold to the United states government a +single machine at twenty-five thousand dollars, they in each case, to +perform certain exploits with the machine. Time crowding on them to meet +engagements, they separated in June 1908, Wilbur going to France, and +Orville remaining to complete at Ft. Myer (near Washington) the United +States contract. Of Wilbur's scalding his arm in regulating his machine, +and his successful trial, before his arm was well, all have read. But +Orville having his machine ready at Ft. Myer, went far ahead of Wilbur, +but an easily avoided defect in his machine, having under strain caused +friction between the propeller of his machine and a wire, and--far worst +of all broke the management of the _tail_ of his machine, a most +important part--he was on a machine in the air over one hundred feet +high, with his control of the machine rendered useless, and after +sinking to about seventy-five feet, his machine descended vertically, to +the death of Lieutenant Selfridge, two hours later, and a tremendous +jolt to himself and the breaking of a thigh bone (left leg, one third +way down toward the knee) which confined him in the hospital for +several weeks, and from which he will entirely recover. But Wilbur +learning of Orvilles disaster, and reproached as far behind him, rose to +the situation, and in a few days, was ahead of anything Orville had +done, to the great joy of his brother. The rest you know. Wilbur in +France and Rome earned his conracts, and came home with Orville and +their Sister Katharine, and they were hailed at the depot of his city, +with the ringing of bells, the firing of cannon, and by over a thousand +people, and the same at home, at the noon hour, and at night more than +ten thousand people came out as old friends and neighbors to see them, +the most splendid illumination of the street, and decoration of the +buildings for three squares, being the order of the occasion. The city +brought them on their arrival, home in a train of coaches, thier +carriage being drawn with four white horses, in which rode with them +their father and two favorite grandchildren, Leontine and Horace Wright. + +The boys were natural workmen in wood or metal. Their father's family, +their mother's family (and the mother herself) were inventive and +ingenius. The father at eighteen years invented a type-writer, having +never heard. It is useless to develop inheritance in their invention. + +The city (Dayton) has decreed them two days (Jne 17 and 18), on which, +besides innumerable ceremonies, they will be given three gold medals; +One voted by the nation, one by the State, and another by the City. + +Yours truly, + +[Signature: Milton Wright] + + +A. Hildebrandt +Hauptmann a.D. +Berlin W. 30 +Martin-Luther-Strasse 10. + +Berlin W. 30, den 28. Huni 1909. + +Bishop +Milton Wright, Esquire, +Dayton (Ohio). + +Dear Sir, + +For the two letters, you had the kindness to send me in last time, be +thanked very much. With great interess I am awaiting the pictures, which +you advised me of. I shall try now, to discover the native place of Mr. +John G. Koerner, the father of the late Madame Wright. + +Now still once more many thanks for the pains, you have had! + +I am with great estime +ever Yours very truly + +[Signature: A. Hildebrandt.] + + +Berliner Lokal-Anzeiger +Redaktion. +Berlin SW 68, +Zimmerstrasse 37-41. + +9. Juli 1909 + +Dear Sir, + +I wired to you: "Bishop Wright, Dayton. Book must be stamped. Please +send photographs." + +The biography of your sons shall be published of possible as book +already in 14 days. Therefore I should lik to recives instantly the +photographs requested from you. If it were not possible to you to send +me all photographs by retourn of mail, please send later the rest, for. +I should use the other pictures for german papers. + +I thank you for your endeavaurs and hope, shortly to see in Berlin your +souns and Mis Katherine. + +With best regards +yours + +[Signature: gez. Captain Hildebrandt] + + +A. Hildebrandt +Hauptmann a.D. +Berlin W. 30 +Martin-Luther-Strasse 10. + +Berlin W. 30, den 18. Juli 1909. + +Bishop Milton Wright, Esquire, +Dayton (Ohio). + +Dear Sir! + +With many thanks I confirm you the receipt of the two pictures and your +letter of the 3rd inst., by which you have made me great pleasure. I +shall make use of the pictures as soon as possible. + +Thanking you once more for your kindness and being always at your +service, I remain, Dear Sir + +ever Yours truly + +[Signature: A. Hildebrandt.] +he receipt of the two pictures and your +letter of the 3rd inst., by which you have made me great pleasure. I +shall make use of the pictures as soon as possible. + +Thanking you once more for your kindness and being always at your +service, I remain, Dear Sir + +ever Yours truly + +[Signature: A. Hildebrandt.] + + + +***END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE BRUEDER WRIGHT*** + + +******* This file should be named 10914.txt or 10914.zip ******* + + +This and all associated files of various formats will be found in: +https://www.gutenberg.org/1/0/9/1/10914 + + +Updated editions will replace the previous one--the old editions +will be renamed. + +Creating the works from public domain print editions means that no +one owns a United States copyright in these works, so the Foundation +(and you!) can copy and distribute it in the United States without +permission and without paying copyright royalties. Special rules, +set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to +copying and distributing Project Gutenberg-tm electronic works to +protect the PROJECT GUTENBERG-tm concept and trademark. Project +Gutenberg is a registered trademark, and may not be used if you +charge for the eBooks, unless you receive specific permission. If you +do not charge anything for copies of this eBook, complying with the +rules is very easy. You may use this eBook for nearly any purpose +such as creation of derivative works, reports, performances and +research. They may be modified and printed and given away--you may do +practically ANYTHING with public domain eBooks. Redistribution is +subject to the trademark license, especially commercial +redistribution. + + + +*** START: FULL LICENSE *** + +THE FULL PROJECT GUTENBERG LICENSE +PLEASE READ THIS BEFORE YOU DISTRIBUTE OR USE THIS WORK + +To protect the Project Gutenberg-tm mission of promoting the free +distribution of electronic works, by using or distributing this work +(or any other work associated in any way with the phrase "Project +Gutenberg"), you agree to comply with all the terms of the Full Project +Gutenberg-tm License (available with this file or online at +https://gutenberg.org/license). + + +Section 1. General Terms of Use and Redistributing Project Gutenberg-tm +electronic works + +1.A. By reading or using any part of this Project Gutenberg-tm +electronic work, you indicate that you have read, understand, agree to +and accept all the terms of this license and intellectual property +(trademark/copyright) agreement. If you do not agree to abide by all +the terms of this agreement, you must cease using and return or destroy +all copies of Project Gutenberg-tm electronic works in your possession. +If you paid a fee for obtaining a copy of or access to a Project +Gutenberg-tm electronic work and you do not agree to be bound by the +terms of this agreement, you may obtain a refund from the person or +entity to whom you paid the fee as set forth in paragraph 1.E.8. + +1.B. "Project Gutenberg" is a registered trademark. It may only be +used on or associated in any way with an electronic work by people who +agree to be bound by the terms of this agreement. There are a few +things that you can do with most Project Gutenberg-tm electronic works +even without complying with the full terms of this agreement. See +paragraph 1.C below. There are a lot of things you can do with Project +Gutenberg-tm electronic works if you follow the terms of this agreement +and help preserve free future access to Project Gutenberg-tm electronic +works. See paragraph 1.E below. + +1.C. The Project Gutenberg Literary Archive Foundation ("the Foundation" +or PGLAF), owns a compilation copyright in the collection of Project +Gutenberg-tm electronic works. Nearly all the individual works in the +collection are in the public domain in the United States. If an +individual work is in the public domain in the United States and you are +located in the United States, we do not claim a right to prevent you from +copying, distributing, performing, displaying or creating derivative +works based on the work as long as all references to Project Gutenberg +are removed. Of course, we hope that you will support the Project +Gutenberg-tm mission of promoting free access to electronic works by +freely sharing Project Gutenberg-tm works in compliance with the terms of +this agreement for keeping the Project Gutenberg-tm name associated with +the work. You can easily comply with the terms of this agreement by +keeping this work in the same format with its attached full Project +Gutenberg-tm License when you share it without charge with others. + +1.D. The copyright laws of the place where you are located also govern +what you can do with this work. Copyright laws in most countries are in +a constant state of change. If you are outside the United States, check +the laws of your country in addition to the terms of this agreement +before downloading, copying, displaying, performing, distributing or +creating derivative works based on this work or any other Project +Gutenberg-tm work. The Foundation makes no representations concerning +the copyright status of any work in any country outside the United +States. + +1.E. Unless you have removed all references to Project Gutenberg: + +1.E.1. The following sentence, with active links to, or other immediate +access to, the full Project Gutenberg-tm License must appear prominently +whenever any copy of a Project Gutenberg-tm work (any work on which the +phrase "Project Gutenberg" appears, or with which the phrase "Project +Gutenberg" is associated) is accessed, displayed, performed, viewed, +copied or distributed: + +This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with +almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or +re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included +with this eBook or online at www.gutenberg.org + +1.E.2. If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is derived +from the public domain (does not contain a notice indicating that it is +posted with permission of the copyright holder), the work can be copied +and distributed to anyone in the United States without paying any fees +or charges. If you are redistributing or providing access to a work +with the phrase "Project Gutenberg" associated with or appearing on the +work, you must comply either with the requirements of paragraphs 1.E.1 +through 1.E.7 or obtain permission for the use of the work and the +Project Gutenberg-tm trademark as set forth in paragraphs 1.E.8 or +1.E.9. + +1.E.3. If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is posted +with the permission of the copyright holder, your use and distribution +must comply with both paragraphs 1.E.1 through 1.E.7 and any additional +terms imposed by the copyright holder. Additional terms will be linked +to the Project Gutenberg-tm License for all works posted with the +permission of the copyright holder found at the beginning of this work. + +1.E.4. Do not unlink or detach or remove the full Project Gutenberg-tm +License terms from this work, or any files containing a part of this +work or any other work associated with Project Gutenberg-tm. + +1.E.5. Do not copy, display, perform, distribute or redistribute this +electronic work, or any part of this electronic work, without +prominently displaying the sentence set forth in paragraph 1.E.1 with +active links or immediate access to the full terms of the Project +Gutenberg-tm License. + +1.E.6. You may convert to and distribute this work in any binary, +compressed, marked up, nonproprietary or proprietary form, including any +word processing or hypertext form. However, if you provide access to or +distribute copies of a Project Gutenberg-tm work in a format other than +"Plain Vanilla ASCII" or other format used in the official version +posted on the official Project Gutenberg-tm web site (www.gutenberg.org), +you must, at no additional cost, fee or expense to the user, provide a +copy, a means of exporting a copy, or a means of obtaining a copy upon +request, of the work in its original "Plain Vanilla ASCII" or other +form. Any alternate format must include the full Project Gutenberg-tm +License as specified in paragraph 1.E.1. + +1.E.7. Do not charge a fee for access to, viewing, displaying, +performing, copying or distributing any Project Gutenberg-tm works +unless you comply with paragraph 1.E.8 or 1.E.9. + +1.E.8. You may charge a reasonable fee for copies of or providing +access to or distributing Project Gutenberg-tm electronic works provided +that + +- You pay a royalty fee of 20% of the gross profits you derive from + the use of Project Gutenberg-tm works calculated using the method + you already use to calculate your applicable taxes. The fee is + owed to the owner of the Project Gutenberg-tm trademark, but he + has agreed to donate royalties under this paragraph to the + Project Gutenberg Literary Archive Foundation. Royalty payments + must be paid within 60 days following each date on which you + prepare (or are legally required to prepare) your periodic tax + returns. Royalty payments should be clearly marked as such and + sent to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation at the + address specified in Section 4, "Information about donations to + the Project Gutenberg Literary Archive Foundation." + +- You provide a full refund of any money paid by a user who notifies + you in writing (or by e-mail) within 30 days of receipt that s/he + does not agree to the terms of the full Project Gutenberg-tm + License. You must require such a user to return or + destroy all copies of the works possessed in a physical medium + and discontinue all use of and all access to other copies of + Project Gutenberg-tm works. + +- You provide, in accordance with paragraph 1.F.3, a full refund of any + money paid for a work or a replacement copy, if a defect in the + electronic work is discovered and reported to you within 90 days + of receipt of the work. + +- You comply with all other terms of this agreement for free + distribution of Project Gutenberg-tm works. + +1.E.9. If you wish to charge a fee or distribute a Project Gutenberg-tm +electronic work or group of works on different terms than are set +forth in this agreement, you must obtain permission in writing from +both the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and Michael +Hart, the owner of the Project Gutenberg-tm trademark. Contact the +Foundation as set forth in Section 3 below. + +1.F. + +1.F.1. Project Gutenberg volunteers and employees expend considerable +effort to identify, do copyright research on, transcribe and proofread +public domain works in creating the Project Gutenberg-tm +collection. Despite these efforts, Project Gutenberg-tm electronic +works, and the medium on which they may be stored, may contain +"Defects," such as, but not limited to, incomplete, inaccurate or +corrupt data, transcription errors, a copyright or other intellectual +property infringement, a defective or damaged disk or other medium, a +computer virus, or computer codes that damage or cannot be read by +your equipment. + +1.F.2. LIMITED WARRANTY, DISCLAIMER OF DAMAGES - Except for the "Right +of Replacement or Refund" described in paragraph 1.F.3, the Project +Gutenberg Literary Archive Foundation, the owner of the Project +Gutenberg-tm trademark, and any other party distributing a Project +Gutenberg-tm electronic work under this agreement, disclaim all +liability to you for damages, costs and expenses, including legal +fees. YOU AGREE THAT YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE, STRICT +LIABILITY, BREACH OF WARRANTY OR BREACH OF CONTRACT EXCEPT THOSE +PROVIDED IN PARAGRAPH F3. YOU AGREE THAT THE FOUNDATION, THE +TRADEMARK OWNER, AND ANY DISTRIBUTOR UNDER THIS AGREEMENT WILL NOT BE +LIABLE TO YOU FOR ACTUAL, DIRECT, INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR +INCIDENTAL DAMAGES EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE POSSIBILITY OF SUCH +DAMAGE. + +1.F.3. LIMITED RIGHT OF REPLACEMENT OR REFUND - If you discover a +defect in this electronic work within 90 days of receiving it, you can +receive a refund of the money (if any) you paid for it by sending a +written explanation to the person you received the work from. If you +received the work on a physical medium, you must return the medium with +your written explanation. The person or entity that provided you with +the defective work may elect to provide a replacement copy in lieu of a +refund. If you received the work electronically, the person or entity +providing it to you may choose to give you a second opportunity to +receive the work electronically in lieu of a refund. If the second copy +is also defective, you may demand a refund in writing without further +opportunities to fix the problem. + +1.F.4. Except for the limited right of replacement or refund set forth +in paragraph 1.F.3, this work is provided to you 'AS-IS,' WITH NO OTHER +WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO +WARRANTIES OF MERCHANTIBILITY OR FITNESS FOR ANY PURPOSE. + +1.F.5. Some states do not allow disclaimers of certain implied +warranties or the exclusion or limitation of certain types of damages. +If any disclaimer or limitation set forth in this agreement violates the +law of the state applicable to this agreement, the agreement shall be +interpreted to make the maximum disclaimer or limitation permitted by +the applicable state law. The invalidity or unenforceability of any +provision of this agreement shall not void the remaining provisions. + +1.F.6. INDEMNITY - You agree to indemnify and hold the Foundation, the +trademark owner, any agent or employee of the Foundation, anyone +providing copies of Project Gutenberg-tm electronic works in accordance +with this agreement, and any volunteers associated with the production, +promotion and distribution of Project Gutenberg-tm electronic works, +harmless from all liability, costs and expenses, including legal fees, +that arise directly or indirectly from any of the following which you do +or cause to occur: (a) distribution of this or any Project Gutenberg-tm +work, (b) alteration, modification, or additions or deletions to any +Project Gutenberg-tm work, and (c) any Defect you cause. + + +Section 2. Information about the Mission of Project Gutenberg-tm + +Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of +electronic works in formats readable by the widest variety of computers +including obsolete, old, middle-aged and new computers. It exists +because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from +people in all walks of life. + +Volunteers and financial support to provide volunteers with the +assistance they need, is critical to reaching Project Gutenberg-tm's +goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will +remain freely available for generations to come. In 2001, the Project +Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure +and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations. +To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation +and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4 +and the Foundation web page at https://www.pglaf.org. + + +Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive +Foundation + +The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit +501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the +state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal +Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification +number is 64-6221541. Its 501(c)(3) letter is posted at +https://pglaf.org/fundraising. Contributions to the Project Gutenberg +Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent +permitted by U.S. federal laws and your state's laws. + +The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S. +Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered +throughout numerous locations. Its business office is located at +809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email +business@pglaf.org. Email contact links and up to date contact +information can be found at the Foundation's web site and official +page at https://pglaf.org + +For additional contact information: + Dr. Gregory B. Newby + Chief Executive and Director + gbnewby@pglaf.org + +Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg +Literary Archive Foundation + +Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide +spread public support and donations to carry out its mission of +increasing the number of public domain and licensed works that can be +freely distributed in machine readable form accessible by the widest +array of equipment including outdated equipment. Many small donations +($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt +status with the IRS. + +The Foundation is committed to complying with the laws regulating +charities and charitable donations in all 50 states of the United +States. Compliance requirements are not uniform and it takes a +considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up +with these requirements. We do not solicit donations in locations +where we have not received written confirmation of compliance. To +SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any +particular state visit https://pglaf.org + +While we cannot and do not solicit contributions from states where we +have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition +against accepting unsolicited donations from donors in such states who +approach us with offers to donate. + +International donations are gratefully accepted, but we cannot make +any statements concerning tax treatment of donations received from +outside the United States. U.S. laws alone swamp our small staff. + +Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation +methods and addresses. Donations are accepted in a number of other +ways including including checks, online payments and credit card +donations. To donate, please visit: https://pglaf.org/donate + + +Section 5. General Information About Project Gutenberg-tm electronic +works. + +Professor Michael S. Hart was the originator of the Project Gutenberg-tm +concept of a library of electronic works that could be freely shared +with anyone. For thirty years, he produced and distributed Project +Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of volunteer support. + +Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed +editions, all of which are confirmed as Public Domain in the U.S. +unless a copyright notice is included. Thus, we do not necessarily +keep eBooks in compliance with any particular paper edition. + +Each eBook is in a subdirectory of the same number as the eBook's +eBook number, often in several formats including plain vanilla ASCII, +compressed (zipped), HTML and others. + +Corrected EDITIONS of our eBooks replace the old file and take over +the old filename and etext number. The replaced older file is renamed. +VERSIONS based on separate sources are treated as new eBooks receiving +new filenames and etext numbers. + +Most people start at our Web site which has the main PG search facility: + +https://www.gutenberg.org + +This Web site includes information about Project Gutenberg-tm, +including how to make donations to the Project Gutenberg Literary +Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to +subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks. + +EBooks posted prior to November 2003, with eBook numbers BELOW #10000, +are filed in directories based on their release date. If you want to +download any of these eBooks directly, rather than using the regular +search system you may utilize the following addresses and just +download by the etext year. + +http://www.ibiblio.org/gutenberg/etext06 + + (Or /etext 05, 04, 03, 02, 01, 00, 99, + 98, 97, 96, 95, 94, 93, 92, 92, 91 or 90) + +EBooks posted since November 2003, with etext numbers OVER #10000, are +filed in a different way. The year of a release date is no longer part +of the directory path. The path is based on the etext number (which is +identical to the filename). The path to the file is made up of single +digits corresponding to all but the last digit in the filename. For +example an eBook of filename 10234 would be found at: + +https://www.gutenberg.org/1/0/2/3/10234 + +or filename 24689 would be found at: +https://www.gutenberg.org/2/4/6/8/24689 + +An alternative method of locating eBooks: +https://www.gutenberg.org/GUTINDEX.ALL + +*** END: FULL LICENSE *** diff --git a/old/10914.zip b/old/10914.zip Binary files differnew file mode 100644 index 0000000..d90df91 --- /dev/null +++ b/old/10914.zip |
