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diff --git a/10914.txt b/10914.txt new file mode 100644 index 0000000..59cd9ec --- /dev/null +++ b/10914.txt @@ -0,0 +1,2622 @@ +The Project Gutenberg eBook, Die Brueder Wright, by Alfred Hildebrandt + + +This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with +almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or +re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included +with this eBook or online at www.gutenberg.org + + + + + +Title: Die Brueder Wright + +Author: Alfred Hildebrandt + +Release Date: February 2, 2004 [eBook #10914] + +Language: German + +Character set encoding: US-ASCII + + +***START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE BRUEDER WRIGHT*** + + +E-text prepared by David Starner, Michael Wymann-Böni, and Project +Gutenberg Distributed Proofreaders + + + +DIE BRUEDER WRIGHT + +Eine Studie ueber die Entwicklung der +Flugmaschine von Lilienthal bis Wright + +Von Hauptmann a.D. A. Hildebrandt + +Vormals Lehrer im Koeniglich +Preussischen Luftschiffer-Bataillon + +Mit 44 Abbildungen + +BERLIN 1909 + + + + + + + +Vorrede. + + +Der Prophet gilt nichts im Vaterlande! Dieses alte Sprichwort will +andeuten, dass infolge der Unvollkommenheit der menschlichen Natur das +Verdienst hervorragender Maenner oft nicht so gewuerdigt wird, wie es +seiner Bedeutung nach sein muesste. Die meisten Menschen koennen sich eben +nicht ueber das Alltaegliche erheben und dem Gedankenfluge +weitausschauender Zeitgenossen folgen. Neid und Missgunst stellen sich +den Grossen dieser Erde entgegen, und die Rivalitaet der Konkurrenten, +die alles verkleinern und herabziehen. Im Kampfe um die Eroberung der +Luft haben wir zwei hervorragende Faelle dafuer gehabt, wie sich die +Bahnbrecher nur muehselig zu Anerkennung durchzuringen vermoegen. Wir +haben aber hier gleichzeitig ein seltenes Beispiel, wie zwei Maenner noch +bei Lebzeiten die groesste Anerkennung ihrer Zeitgenossen gefunden haben. +Der Gedanke an die Eroberung der Luft ist so bestechend, dass er in den +weitesten Schichten der Voelker ganz aussergewoehnlichen Anteil findet. +Bislang beherrschte der Mensch nur zwei Dimensionen. Jetzt hat er auch +begonnen, sich die dritte Dimension, die Luft, zu erobern. Zeppelin und +Wright sind die Koenige der Luft. Ihnen beiden ist es zu danken, dass wir +anfangen, die Luft sowohl mit Fahrzeugen, "leichter als die Luft", als +auch mit solchen, die "schwerer als die Luft" sind, zu beherrschen. +Beide haben lange arbeiten muessen, bis sie der Welt die Richtigkeit +ihres Gedankenfluges beweisen konnten. Beide sind sie viel geschmaeht und +mit Schmutz beworfen worden. Der Name Zeppelin ist heute nicht nur dem +deutschen Volke bekannt, er hat ueberall ausgezeichneten Klang. Ueberall +widmet man dem greisen Forscher eine Verehrung, wie man sie den groessten +Helden aller Zeiten kaum entgegengebracht hat. Auch an Wright haben wir +Europaeer viel gesuendigt. Man ging sogar soweit, die beiden Brueder, die +bereits im Jahre 1905 die groessten Erfolge erzielt hatten, in Umpraegung +des Wortes "die fliegenden Brueder"--"die luegenden Brueder" zu nennen. +Erst im Jahre 1908 konnten sie, die auch bei ihren Landsleuten in +Amerika wenig Glauben gefunden hatten, beweisen, welch gewaltigen +Fortschritt sie in ernster Arbeit gemacht hatten. Verfasser folgt der +Anregung, eine allgemein verstaendliche Abhandlung ueber die Gebrueder +Wright zu schreiben, mit um so groesserer Freude, als er ziemlich der +einzige war, der unentwegt die beiden genialen Erfinder in Wort und +Schrift verteidigt und niemals an dem Wert ihrer Mitteilungen gezweifelt +hat. Bei der Abfassung der kleinen Schrift kommt es dem Verfasser sehr +zu statten, dass er bei einem Besuch in Amerika sowohl den Lehrer der +Brueder Wright, den jetzt 77 Jahre alten hervorragenden Ingenieur +Chanute, und dessen Assistenten Herring, wie die Staetten, an denen die +Flugmaschine geboren wurde, kennen lernte. Besonders zu Dank +verpflichtet ist er dem in Gross-Lichterfelde lebenden Baumeister Gustav +Lilienthal, der ihm in frueheren Jahren authentisches Material ueber +seinen Bruder Otto Lilienthal, den Altmeister der Fliegekunst +uebermittelt hat, ferner dem in New York lebenden Ingenieur Herring, +sowie auch Ingenieur Chanute in Chicago, der umfangreiches Material der +ersten Flugversuche in Amerika zur Verfuegung gestellt hat; endlich dem +Bischof Milton Wright zu Dayton in Ohio, der sowohl beim Besuch des +Verfassers eingehende muendliche Angaben gemacht hat, als auch jetzt in +bereitwilligster Weise altes Material ueber seine Familie und seine Soehne +zur Verfuegung stellte. Orville Wright ist nun nach Berlin gekommen, wo +er auf Veranlassung des "Lokal-Anzeigers" sein bis jetzt unuebertroffenes +Koennen vorfuehren will. Noch sind wir erst im Anfangsstadium des Kampfes +um die Eroberung der Luft, und viel Arbeit ist noetig, ehe wir +einigermassen sicher die Luft beherrschen. Moegen die Vorfuehrungen von +Wright fuer unsere deutschen Erfinder und namentlich fuer diejenigen, die +sie finanziell unterstuetzen wollen und muessen, ein Ansporn zur weiteren +Foerderung sein. + +_Berlin_, August 1909. + +A. Hildebrandt. + + * * * * * + + + + +Die Familie Wright. + + +Die Wrights fuehren ihren Stammbaum bis in das 14. Jahrhundert zurueck. +Viele hervorragende Leute, deren Namen auch in der Geschichte verewigt +sind, haben der Familie angehoert. Von grossmuetterlicher Seite stammen +sie aus Holland, wo die ersten Aufzeichnungen bei Lord Afferden Ende des +14. Jahrhunderts beginnen und bis in die heutige Zeit vollstaendig +fortgefuehrt sind. Die Nachkommen des Lords wanderten spaeter nach Amerika +aus und siedelten sich um das Jahr 1650 in Long Island an. Die +Grossmutter Katherine Reeder war verwandt mit dem Gouverneur Andrew H. +Reeder, der in Kansas im Jahre 1854 die Zuegel der Regierung inne hatte. +Vaeterlicherseits koennen die Vorfahren zurueckgefuehrt werden bis zu John +Wright, der im Jahre 1538 das Gut Kelvedon Hall im Kreise Essex in +England erwarb. Sein und seiner Frau Olive Nachkomme im vierten Grade, +Samuel Wright, wanderte im Jahre 1630 nach Amerika aus und siedelte sich +6 Jahre spaeter als Farmer in Springfield in Massachusetts an. Hier wurde +er bald zum Diakon der ersten puritanischen Kirche und spaeter zum +Pfarrer der Gemeinde erwaehlt. Nach segensreichem Wirken entschlief er +sanft im Jahre 1665 zu Northampton. Seine Nachkommen blieben in +Neu-England und manche beruehmten Leute sind aus ihnen hervorgegangen. Zu +nennen sind Edmond Freeman, Reverend Joshua Moody, Reverend John +Russell, John Otis und John Porter in Windsor. Durch den letzten sind +die Wrights verwandt geworden mit dem beruehmten amerikanischen General +Ulysses S. Grant und mit dem Praesidenten Grover Cleveland; ferner mit +dem bekannten General Joseph Warren in Bunkerhill. Der Grossvater +Wrights, Silas Wright, war Senator der Stadt New York und spaeter +Gouverneur des Staates New York. Er besass umfangreiche Gueter, um deren +Bewirtschaftung er sich selbst kuemmerte. Seine Kinder wurden gleichfalls +zu Landleuten erzogen. Er starb in New York im Jahre 1847. + +[Illustration: *John G. Koerner* + der aus Deutschland stammende Grossvater Wrights im 80. Lebensjahr] + +[Illustration: *Frau Susan C. Wright* + die Mutter der Wrights im 40. Lebensjahr] + +[Illustration: *Bischof Milton Wright* + Vater der Wrights, geboren am 17. November 1828] + +Wir Deutschen haben den Ruhm, den ersten fliegenden Menschen, der mit +einer Flugmaschine ohne Motor die Luft durchsegelte, unsern Landsmann +nennen zu duerfen. Uns verbindet aber auch ferner Verwandtschaft mit den +Koenigen der Fliegekunst, mit Wrights. Der Grossvater muetterlicherseits, +John G. Koerner, war geboren in einer kleinen Ortschaft in der Naehe von +Schleiz im Fuerstentum Reuss juengerer Linie. Die Frau dieses im 86. +Lebensjahre verstorbenen Koerner, eine geborene Fry, war Amerikanerin, +aus Landen deutschen Sprachgebiets, wahrscheinlich der Schweiz, +stammend; naehere Angaben fehlen. Ihre Tochter wurde am 30. April 1831 in +Hillsborough in Virginia geboren. Im Jahre 1859 vermaehlte sie sich, die +inzwischen mit ihrer Familie auf eine Farm zu Union County in Indiana +verzogen war, als juengstes von 5 Kindern mit Milton Wright, dem Vater +der beiden Luftschiffer. Dieser ist am 17. November 1828 in Rush County +in Indiana geboren. Er folgte dem Berufe seiner aeltesten Vorfahren und +hielt mit 22 Jahren seine erste Predigt am 17. November 1850. Infolge +einer ausgezeichneten Erziehung, die ihm sein Vater hatte zuteil werden +lassen, brachte er es bald im geistlichen Stande zu hohen Wuerden. Er +wurde reisender Minister der lutherischen Bruedergemeinde, Praesident des +Kirchenrats, und amtiert bereits seit 24 Jahren als Bischof. Die +Erfuellung seines Berufes brachte es mit sich, dass er viele und grosse +Reisen zur Inspektion der verschiedenen ihm unterstellten +Kirchengemeinden ausfuehrte; hat er doch nicht weniger als 200 000 Meilen +in amtlicher Eigenschaft auf der Eisenbahn durchmessen. Auf seinen +Reisen erwarb er sich einen praktischen Blick und grosses Verstaendnis +fuer die verschiedensten Lebensstellungen; seinen Kindern liess er eine +ausgezeichnete Erziehung und Schulbildung zuteil werden. Leider starb +seine Frau bereits am 4. Juli 1889 zu Dayton in Ohio. Der Tod hatte sie +von einem langen und schweren Leiden erloest. Besonders Wilbur Wright +hatte sich bemueht, seiner Mutter die letzten Lebensjahre zu erleichtern, +so dass ihm deswegen auch eine besondere Anerkennung seines Vaters +zuteil geworden ist. + +[Illustration: *Wilbur Wright* + geboren am 16. April 1867] + +[Illustration: *Orville Wright* + geboren 19. August 1871] + +Milton Wright hatte sieben Kinder, von denen gegenwaertig noch fuenf am +Leben sind. Wilbur, am 16. April 1867 in Henry County geboren, ist der +dritte Sohn. Ihm folgten am 19. August 1871 Orville und am 19. August +1874 Katherine, die beide in Dayton geboren wurden. + +Eigenartig ist die Angabe des alten Bischofs, dass gerade die Erfinder +keine so gute Erziehung genossen haben wie seine anderen Kinder. Keiner +von beiden besuchte eine Hochschule, beide haben sich durch ihre eigene +Intelligenz in der Technik zu bedeutender Stellung emporgearbeitet. +Wilbur berechtigte anscheinend in seiner Jugend zunaechst nicht zu +grossen Hoffnungen, obgleich er sehr intelligent war und eine rasche +Auffassungsgabe besass. + +Das erste Interesse fuer die Flugtechnik wurde bei den Bruedern im Sommer +1878 geweckt, als ihr Vater eines Tages nach Hause kam und ploetzlich aus +seinen Haenden ein Spielzeug in die Luft fliegen liess, das auch heute +noch unter dem Namen Helicoptere--Schraubeflieger--bekannt ist. Dieses +kleine Ding war aus einem Rahmenwerk von Kork und leichtem Bambus +gefertigt und mit Papier ueberklebt. Die Schrauben wurden durch ein +starkes Band von Kautschukschnueren in Bewegung gesetzt, das eng +zusammengedreht wurde. Nur kurze Zeit blieb das zerbrechliche Spielzeug +in den Haenden der Knaben erhalten; aber die Erinnerung an diese ersten +Flugversuche haftete fest im Gedaechtnis beider. Einige Jahre spaeter +begannen sie selbst ihr altes Spielzeug nachzubilden, wobei sie das eine +immer groesser als das andere fertigten. Aber sie machten die +eigentuemliche Erfahrung, dass die groesseren Maschinen immer schlechter +flogen. Schliesslich wurden sie in ihren weiteren Experimenten entmutigt +und wandten ihr Interesse dem Drachensteigen zu, ein Sport, der in +Amerika durch die Franklinschen Drachenaufstiege zum Studium +elektrischer Erscheinungen besonders weite Verbreitung gefunden hat. Als +sie aelter wurden, gaben sie auch diesen Sport auf, der, wie sie selbst +sagten, nicht mehr fuer Jungen in ihrem Alter passte. + +Erst die Versuche Lilienthals und besonders das Nachdenken ueber seinen +tragischen Tod weckten in ihnen die alte Passion zur Flugtechnik wieder. +Sie studierten mit grossem Interesse die Werke von Chanute, Marcy, +Langley, Mouillard und anderen ueber die Fortschritte und Untersuchungen +des flugtechnischen Problems, und bald gingen sie zu praktischen +Versuchen ueber. + +Die Mitbuerger von Dayton, die irgendwie in naehere Beruehrung mit Wilbur +und Orville Wright gekommen sind, haben seinerzeit dem Verfasser +gegenueber das aeusserst bescheidene Wesen der beiden geruehmt. Besonders +auch hoben sie hervor, wie sich die Erfinder aus einfachen Verhaeltnissen +emporgearbeitet haetten und mit grossem Fleiss ihrer Fahrradfabrik einen +Ruf weit ueber ihre Heimatstadt hinaus gesichert haetten. Ihre vielseitige +Bildung wurde ebenfalls anerkannt, und man konnte sich in ihrer +Gesellschaft davon ueberzeugen, wie gut sie beschlagen waren in der +Literatur, in der Musik, Kunst und selbst in der Malerei. Sie sind nicht +einseitige fanatische Flugtechniker, sondern verfolgen alle Fortschritte +der Luftschiffahrt und brechen keineswegs etwa den Stab ueber die +Konkurrenten, die auf dem Gebiete der aerostatischen Luftschiffahrt +taetig sind. + +Sie haben in ihrer eigenen Fabrik auch wie gewoehnliche Arbeiter gelernt, +und die Franzosen waren ueberrascht, als sie sahen, wie Wilbur Wright in +Le Mans eigenhaendig und ohne jede fremde Hilfe im Arbeiterkittel seine +Maschine zusammensetzte. Allerdings besass er ein gewisses Misstrauen, +das sich auf mancherlei schlechte Erfahrungen stuetzte. So zum Beispiel +wollte er als Klaviersaitendraht nur das Material verwenden, das er sich +aus Amerika mitgebracht hatte. Er war sich eben auch bewusst, dass es +bei einer so heiklen Maschine, wie es ein Drachenflieger ist, auch auf +das Unwesentlichste ankommt, wenn man Erfolg erzielen will. + +Die Puenktlichkeit der Brueder ist ebenfalls ganz hervorragend. Allen +Verabredungen folgen sie zur Minute, und nie braucht ein bestellter +Arbeiter auch nur eine Sekunde auf ihr Erscheinen zu warten. + +In den Einoeden bei Kill Devil hatten sie gelernt, ein aeusserst einfaches +Feldleben zu fuehren. In Le Mans schlief Wilbur Wright in einem +einfachen Bett, eigentlich nur in einer grossen Kiste, die bei Tage +mittels einer Leine an die Decke gezogen wurde und bei Nacht auf dem +Fussboden neben seinem Flieger Platz fand. Dabei bestand der +Fliegerschuppen nur aus roh zusammengezimmerten Brettern, und der Raum +war keineswegs behaglich, da der Wind ueber die Ebene des Schiessplatzes +zu Auvours mit ungeschwaechter Kraft dahinbrausen kann. In Pau bewohnten +sie allerdings schon ein komfortableres Quartier, jedoch immer noch +gegen das einfachste Zimmer eines einfachen Hotels bescheiden zu nennen. + +Beide Brueder sind von grosser Zurueckhaltung; sobald sie jedoch jemand +bei naeherer Bekanntschaft schaetzen gelernt haben, so tauen sie etwas +mehr auf. Man hat das Gefuehl, dass man Leute vor sich hat, auf die man +sich in jeder Beziehung und in allen Lagen des Lebens verlassen kann. +Ihre Schweigsamkeit ist ja genuegend bekannt geworden. Ihre Physiognomie +ist meistens sehr ernst; aber bei naeherem Verkehr hellt sich das +freundliche Auge Wilbur Wrights lebhaft auf. Ihre Ruhe verlieren sie +nie. Ob auf den Feldern Tausende von Zuschauern auf einen Flug warteten, +ob Prinzen oder Geschaeftsleute, die ihre Patente zu erwerben gedachten, +sich unter ihnen befanden, nie liessen sie sich zu etwas draengen, das +sie nicht wollten; nie liessen sie sich verleiten, einen Flug-Versuch zu +wagen in einem Wetter, das ihnen unguenstig war. Die Statur der beiden +ist mittelgross. Wilbur ist mit 1,80 Meter etwas groesser als sein Bruder +Orville. Beide sind sehr schlank und zeigen nur Muskeln und Sehnen. Man +sieht ihnen an, dass sie sich ihr ganzes Leben lang mit einem Sport +beschaeftigt haben, bei dem es hauptsaechlich auf ein sicheres Auge und +grosse Geistesgegenwart ankommt. In ihrer Lebensweise sind sie stets +ueberaus nuechtern und enthaltsam gewesen. Auch bei den feierlichsten +Anlaessen waren sie nicht zu bewegen, Alkohol zu sich zu nehmen. Sie sind +fromm, nicht aeusserlich vor den Augen der Leute, sondern aus innerem +Gefuehl. Dies ist leicht verstaendlich, wenn man an den alten Bischof +Wright, der als Priester hoechstes Ansehen geniesst, denkt. So haben sie, +die heute doch nicht mehr jung sind, in ihrem Leben noch nie eine +Andachtsstunde versaeumt und es als selbstverstaendlich erachtet, die +Sonntage von jeder Art Arbeit freizuhalten. + + + + +Die Entwickelung des Gleitfluges. + + +Zum naeheren Verstaendnis der ersten praktischen Arbeiten der Brueder +Wright ist es erforderlich, die Entwickelung der Flugtechnik in +Deutschland ins Auge zu fassen. Hier war es dem Ingenieur Otto +Lilienthal gelungen, als erster Mensch die Luft mehrere 100 Meter weit +zu durchfliegen. Weiteren technischen Kreisen ist er auch bekannt +geworden als Erfinder eines ausgezeichneten Kleinmotors, der seinerzeit +fuer Luftschiffahrtszwecke besonders geeignet erschien, leider jedoch +nicht in der richtigen Weise gewuerdigt wurde. Auf die Arbeiten dieses +hervorragenden Mannes muessen wir deshalb im folgenden etwas naeher +eingehen. + +Otto Lilienthal wurde am 24. Mai 1848 zu Anklam in Pommern geboren. +Schon als Junge von 13 Jahren hat er im Verein mit seinem noch jetzt in +Gross-Lichterfelde bei Berlin lebenden Bruder Gustav das Fliegen mit den +primitivsten Mitteln versucht. Die ersten Fluegel, die sich die Brueder +bauten, bestanden aus Klappen, welche an die Arme gebunden wurden. Die +Versuche wurden meist bei Nacht ausgefuehrt, weil die Knaben den Spott +ihrer Schulgenossen fuerchteten. Sie versuchten, schwebend in die Luft zu +gelangen, indem sie mit ihren Klappen einen Huegel herabliefen. Lange +Jahre wurden dann die Fliegeversuche aufgegeben. Waehrend des Studiums +an der Berliner Gewerbe-Akademie fertigte sich Otto Lilienthal in den +Jahren 1867/68 seinen komplizierten Apparat an, der vier kleine und zwei +grosse Fluegel besass, die abwechselnd auf- und niederschlugen. Es gelang +ihm bei den Experimenten durch seine Beinbewegung ein Gewicht von 40 +Kilogramm zu heben. + +[Illustration: *Otto Lilienthal* + der Altmeister der Fliegekunst, toedlich verunglueckt am 6. August + 1896 bei Berlin] + +Durch einige Studiengenossen hatte der Mathematik-Professor von den +Arbeiten Lilienthals gehoert und unterliess nicht, ihm sagen zu lassen, +es koenne ja nicht schaden, wenn er sich mit flugtechnischen Berechnungen +die Zeit vertriebe, er moege aber um himmelswillen nicht Geld fuer solche +Sachen ausgeben! Damals war von Staats wegen durch eine besondere +Gelehrten-Kommission gerade festgestellt worden, dass der Mensch ein +fuer allemal nicht fliegen koenne; es war daher sehr begreiflich, dass man +diejenigen, welche sich mit dem Flugproblem beschaeftigten, direkt fuer +Narren hielt. + +Nach dem Kriege 1870/71, in dem Otto Lilienthal als +Einjaehrig-Freiwilliger des Garde-Fuesilier-Regiments--Maikaefer +genannt--die Belagerung von Paris mitmachte, wurden die Flugversuche mit +besseren technischen Hilfsmitteln nach den eingehendsten Experimenten +und Studien wieder aufgenommen, wobei sein Bruder Gustav ihn +tatkraeftigst unterstuetzte. Die Maschinen bestanden aus ganz einfachen +gewoelbten Segelapparaten, die den ausgebreiteten Fittichen eines +schwebenden Vogels glichen. Als Gestell diente Weidenholz, als Bezug mit +Wachs getraenkter Schirting. Festgehalten und gehandhabt wurde der +Apparat dadurch, dass man beide Unterarme in entsprechende Polsterungen +des Gestelles legte und zwei Handgriffe anfasste. Die Fluegelflaechen +waren anfangs 10, spaeter 8 Quadratmeter gross bei einer Klafterung von 7 +Metern und 2 Metern groesster Tiefe. Auch 14 Quadratmeter grosse Fluegel +kamen gelegentlich zur Verwendung; ihr Gewicht betrug 20 Kilogramm, dazu +kam das Gewicht von Lilienthal mit 80 Kilogramm, so dass also insgesamt +100 Kilogramm zum Schweben gebracht werden mussten. + +[Illustration: *Der Lilienthalsche Gleitflieger* + im Fluge von hinten gesehen] + +Den einfachen Segelflaechen fuegte Lilienthal spaeter Steuerflaechen hinzu, +um eine bessere Einstellung gegen den Wind zu erreichen. Die ganze +Bauart der Flugsegel glich in allen Teilen einem Sprengwerk, dessen +einzelne Glieder nur auf Zug und Druck beansprucht wurden. Groesste +Festigkeit wurde hierdurch mit groesster Leichtigkeit verbunden. Oft +stuerzte er sich mit diesen Segeln von beliebigen Hoehen in die Luft und +erreichte stets sicher wieder den Boden. + +Um den Transport des Apparates zu erleichtern und ihn vor einem +eventuell eintretenden Unwetter zu sichern, wurde die Maschine so +eingerichtet, dass sie in einer halben Minute zusammengeklappt werden +konnte. Das Auseinanderlegen dauerte ebenfalls nur zwei Minuten. Unter +den ausgebreiteten Fluegeln konnte man sogar Schutz vor dem Regen finden; +20 Personen hatten unter der schuetzenden Huelle Platz. + +Eingeleitet wurde das Fliegen durch Abschweben gegen den Wind von einem +erhoehten Standpunkt. Bei den ersten Spruengen betrug die Hoehe des +Sprungbrettes einen, spaeter zwei Meter. Sechs bis sieben Meter weite +Spruenge von fuenf Metern Hoehe wurden mit Anlauf erzielt. Das Landen +vollzog sich schon ausserordentlich leicht. Der Gleit- und Segelflug, +der auch in neuester Zeit in den Mitgliedern des Schlesischen +Flugsportklubs wieder eifrige Anhaenger gefunden hat, muss nach den +Angaben Lilienthals, wie folgt, ausgefuehrt werden: + +"Man laeuft mit gesenkten Fluegeln dem Winde bergab entgegen, richtet im +geeigneten Augenblick die Trageflaeche um Weniges auf, so dass sie +annaehernd horizontal zu liegen kommt, und sucht, nun in der Luft +dahinschwebend, durch die Schwerpunktslage dem Apparat eine solche +Stellung zu geben, dass er schnell dahin schiesst und sich moeglichst +wenig senkt. Anfaenger werden gut tun, eine Berglehne zu waehlen, ueber +welcher sie in geringer Hoehe dahingleiten. Die erste Regel ist, die +Beine nach vorn ausgestreckt zu halten und sich beim Landen mit dem +Oberkoerper hintenueber zu werfen, so dass der Apparat sich aufrichtet und +die Bewegung verlangsamt. Das Auffliegen und das Niedersteigen muss +stets genau gegen den Wind gerichtet sein. Das vertikale feststehende +Steuer sorgt schon dafuer, dass in der Ruhe sich der Apparat genau gegen +den Wind einstellt. Die liegende Steuerflaeche verhindert, wie man dieses +an jeder sich setzenden Kraehe sehen kann, dass der Apparat nach vorn +sich ueberschlaegt, was gewoelbte Flaechen sonst gern tun. Beim Landen aber +darf das liegende Steuer das schnelle Aufrichten des Apparates nicht +hindern, es muss sich durch den von unten kommenden Luftdruck um seine +Vorderkante drehend aufrichten koennen, darf also nur eine Hubbegrenzung +nach unten haben. + +"Besonders zu warnen ist vor folgendem Fehler: Der Uebende schwebt in +der Luft und fuehlt sich ploetzlich vom Winde angehoben, wie gewoehnlich +ungleichmaessig; beispielsweise der linke Fluegel mehr als der rechte. Die +schiefe Lage treibt ihn nach rechts hinueber. Unwillkuerlich streckt der +Neuling nach rechts auch seine Beine aus, weil er den Anprall zur Erde +nach rechts voraussieht. Die Folge ist, dass der schon tiefer liegende +rechte Fluegel noch mehr belastet wird, und der Flug schnell nach rechts +sich senkt, bis die rechten Fluegelspitzen im Erdreich sitzen und +zerknicken. Fuer Leib und Leben ist weniger Gefahr vorhanden, denn der +Apparat bildet nach allen Seiten ein wirkungsvolles Prellwerk, welches +die Wucht des Stosses abfaengt." + +Abweichungen von der geraden Richtung werden durch Verlegen des +Schwerpunktes nach der einen oder andern Seite durch Ausstrecken der +Beine bewirkt, wodurch die Flugrichtung abgelenkt wird. + +Mehrfach gelang es Lilienthal auf diese Weise sogar, eine vollkommene +Drehung auszufuehren, so dass er wieder auf seinen Abflugspunkt zuflog. +Der Einfluss des Windes zeigte sich bei den Fliegeversuchen frappant. +Sobald ein etwas lebhafterer Wind kam, schwebte er hoch ueber den Koepfen +einer staunenden Menge fort, unter Umstaenden sogar momentan in der Luft +auf einer Stelle schweben bleibend. + +Sehr unangenehm empfand Lilienthal bei seinen Fluegen staerkere, +ploetzlich auftretende Windstoesse, weil bei ihnen die Gefahr vorlag, dass +sie--wenn auch nur einen Augenblick--den Apparat von oben treffen +koennten, wodurch er unfehlbar in die Tiefe gestuerzt und zerschellt +worden waere. + +Bei den groessten Flaechen--14 Quadratmeter--buesste Lilienthal die +Stabilitaet ein. Gleichzeitig wurde ihm auch die Landung bei staerkeren +Winden und groesseren Flaechen sehr bedenklich. Wie er selbst sagt, hat er +oft in der Luft einen foermlichen Tanz auffuehren muessen, um, vom Winde +hin und her geworfen, das Gleichgewicht zu behaupten; aber stets gelang +es ihm, gluecklich zu landen. Er wurde hierdurch jedoch notgedrungen zu +den Versuchen gefuehrt, die Lenkbarkeit und leichte Handhabung zu +verbessern. + +Anfangs hatte er die Lenkung durch einfache Verlegung des Schwerpunktes +mit seinem Koerper bewirkt, die um so guenstiger vonstatten ging, je +kleiner die Fluegelflaechen waeren. Da nun bei staerkerem Winde die +Anwendung kleinerer Flaechen keinen besonderen Nutzen gewaehrte, vielmehr +sich die Notwendigkeit herausstellte, eine groessere Flaeche zum Heben zu +gewinnen, so versuchte er zwei parallele Flaechen uebereinander +anzubringen. Es gelang dies ueberraschend gut. Der Doppelapparat hatte +nur 5-1/2 Meter Spannweite bei zwei Trageflaechen von je 9 Quadratmetern, +deren obere etwas ueber der unteren lag. + +Die erreichte Hoehe wurde ganz bedeutend groesser, oft wurde der +Abfliegepunkt um ein erhebliches Stueck ueberflogen, sobald die Winde bis +ueber 10 Meter in der Sekunde stark waren. + +Beim Landen bei geringem Winde musste der Apparat vorn durch Zuruecklegen +des Koerpers gehoben und dann unmittelbar ueber dem Boden die Beine wie +beim Sprunge, schnell vorgeworfen werden, da sonst der Koerper einen sehr +unangenehmen Stoss erhalten haette. Bei etwas staerkerem Winde dagegen +senkte der Apparat sich sehr sanft zur Erde. + +Bei den aufgefuehrten Uebungen hat Lilienthal stets die hebende Kraft des +Windes deutlich gespuert, und er sagt ausdruecklich, dass der Wind auch +eine Bewegung aehnlich dem Kreisen der Voegel haette einleiten und den +Apparat nach links oder rechts drehen wollen; aber infolge der Naehe des +Berges, von dem er abgeflogen sei, haette er sich nicht darauf einlassen +duerfen. + +Als Uebungsplatz hatte sich Lilienthal 1891 einen guenstigen Platz +zwischen Werder und Gross-Kreuz ausgesucht, wo sich auf grossen +freiliegenden Hoehen ein Absprung von 5 bis 6 Metern erzielen liess. Hier +machte er seine Versuche gemeinschaftlich mit einem Techniker seiner +Maschinenfabrik, Hugo Eulitz. Der jetzige Professor im Meteorologischen +Institut zu Berlin, Dr. Kassner, hat seinerzeit zahlreiche vortreffliche +Aufnahmen Lilienthals und seines Assistenten angefertigt, die auf der +Frankfurter Luftschiffahrts-Ausstellung ausgestellt sind. Die Flugweite +wuchs hier auf 20-25 Meter. 1892 suchte er sodann die 10 Meter hohen +Abhaenge bei Steglitz und Suedende auf. Im Anfang des folgenden Jahres +baute er auf der Maihoehe bei Steglitz einen Schuppen, so dass er eine +Absprunghoehe von 10 Metern erzielte. Ende desselben Jahres zog er dann +fort nach den Rhinower Bergen zwischen Rathenow und der Dosse, wo sich +Huegelketten bis zu 60 Meter Hoehe befinden. Auf dem Stoeller Berge fand er +sogar eine Absprunghoehe von 80 Metern. Die Senkung der Huegel betrug etwa +10 bis zu 20 Grad. + +Als Lilienthal zuerst hier uebte, war er sehr aengstlich. Er sagte selbst: +"Als ich in diesem Jahre zum erstenmal an diesem Bergabhange mein +Flugzeug entfaltete, ueberkam mich freilich ein etwas aengstliches Gefuehl, +als ich mir sagte: Von hier ab sollst du nun in das tief da unten +liegende, weit ausgedehnte Land hinaussegeln! Allein die ersten +vorsichtigen Spruenge gaben mir bald das Bewusstsein der Sicherheit +zurueck, denn der Segelflug ging hier ungleich guenstiger vonstatten, als +von meinem Fliegeturme. Der Wind baeumte hier nicht so auf wie vor dem +letzteren, wo ich jedesmal beim Passieren der Absprungkante einen +ungleichmaessigen Windstoss von unten empfing, der mir oft verhaengnisvoll +zu werden drohte." + +Hier hat sich der einzige, allerdings gluecklich verlaufene Unfall +ereignet, der bei den zahlreichen Fluegen vorgekommen ist, sowie auch der +spaetere Todessturz. Die erste Havarie fand auf dem Stoellen-Berge 1895 +statt. Der dabei benutzte Apparat hatte ein genaues, mit der Kreislinie +fast zusammenfallendes Parabelprofil, bei dem der Pilot sich mit dem +Hinterkoerper bedeutend hintenueber legen musste, um in der Luft mit dem +Apparat nicht vornueber zu schiessen. Lilienthal schildert seinen Unfall +in der "Zeitschrift fuer Luftschiffahrt" vom Jahre 1895, wie folgt: "Bei +einem von grosser Hoehe ausgefuehrten Segelfluge gab dies--Hintenueberlegen +des Koerpers--die Veranlassung, dass ich bei gestreckten Armen in eine +Koerperlage geriet, bei welcher der Schwerpunkt zu weit nach hinten lag, +waehrend es mir bei der bereits eingetretenen Ermuedung nicht moeglich +war, die Oberarme wieder vorzuziehen. Als ich so in 20 Metern Hoehe mit +etwa 15 Metern Geschwindigkeit dahinsegelte, richtete sich der hinten zu +sehr belastete Apparat immer mehr auf und schoss schliesslich durch +seine lebendige Kraft senkrecht in die Hoehe. Ich hielt mich krampfhaft +fest, sah nichts als den blauen Himmel mit weissen Woelkchen ueber mir und +erwartete den Moment, wo der Apparat hintenueberschlagen wuerde, um meine +Segelversuche vielleicht fuer immer zu beenden. Ploetzlich jedoch hielt +der Apparat im Ansteigen inne und ging rueckwaerts aus der Hoehe wieder +herab, lenkte in kurzem Kreisbogen durch den schraeg aufwaerts gerichteten +Horizontalschweif mit dem Hinterteil wieder nach oben, stellte sich +hierbei auf den Kopf und sauste nun mit mir aus etwa 20 Meter Hoehe +senkrecht zur Erde hinunter. Mit klarem Bewusstsein, die Arme und den +Kopf voran, den Apparat immer noch an den Handhaben festhaltend, stuerzte +ich dem gruenen Rasen zu.--Ein Stoss, ein Krach, und ich lag mit dem +Apparat auf der Erde. Eine Fleischwunde an der linken Seite des Kopfes, +mit dem ich auf das Apparatgestell geschlagen war, und das verstauchte +linke Handgelenk waren die einzigen schlimmen Folgen dieses Unfalles. +Der Apparat war, so wunderbar es klingt, ganz unversehrt. Ich selbst +sowohl wie mein Segelzeug waren gerettet worden, durch den elastischen +Prellbuegel, den ich wie durch eine hoehere Fuegung gerade zum ersten Male +vorn am Apparat angebracht hatte. Der aus Weidenholz hergestellte +Prellbuegel selbst war vollkommen zersplittert, seine einzelnen Teile +hatten sich fuss-tief in die Erde eingebohrt, so dass sie nur mit +Anstrengung herausgezogen werden konnten." + +Dieser Unfall gab zu einigen Veraenderungen Veranlassung: Der +Angriffspunkt der Haende wurde mehr nach hinten gerueckt, und es wurde +dafuer gesorgt, dass der Oberkoerper nicht mehr ganz hintenueberfallen +konnte. Lilienthal schloss aus seinen frueheren und spaeteren Versuchen, +dass man die Profilflaeche, trotz ihrer vorzueglichen Tragewirkung bei +freien Segelfluegen, nicht bis zu ein Zwoelftel der Fluegelbreite ausdehnen +duerfe, sondern nur bis zu ein Fuenfzehntel oder ein Achtzehntel. + +Um nicht mehr von der Windrichtung abhaengig zu sein, errichtete er sich +schliesslich im Jahre 1894 in Gross-Lichterfelde eigens einen +kegelfoermigen Huegeln von 15 Metern Hoehe und 70 Metern Grundlinie, der +oben zur Aufnahme der Flugapparate ausgebaut war. Die Hoehe dieses Huegels +wurde spaeter auf 30 Meter vergroessert. Hier vermochte er nach allen +Himmelsrichtungen abzufliegen. Viele Hunderte von Fluegen hat Lilienthal +mit grosser Sicherheit ausgefuehrt, so dass er schliesslich seine +Versuche ueber den Gleitflug als abgeschlossen betrachten konnte. Er +wollte nunmehr einen grossen Schritt weiter gehen und zum Bau einer +Motor-Flugmaschine schreiten, die ein Gewicht von 40 Kilogramm erhielt +bei einer Leistung von 2 1/2 Pferdestaerke. Auf dem Stoellenberge bei +Rhinow hatte er am 9. August wieder einen Gleitflug ausgefuehrt und +dabei die Steuerung eines horizontalen Schweifes, der durch +Kopfbewegungen betaetigt wurde, versucht. Bei einem zweiten Fluge, der +zunaechst bis zur halben Laenge in gerader Richtung vorwaerts ging, neigte +sich nach den Angaben eines Augenzeugen der Apparat ploetzlich nach vorn +und schoss pfeilschnell aus der Hoehe von 15 Metern zur Erde, sich dabei +ueberschlagend. Mit gebrochenem Genick wurde Lilienthal aus den Truemmern +hervorgezogen, und am 10. August erlag er seinen schweren Verletzungen. + +[Illustration: *Schematische Zeichnung des Lilienthalschen Abflughuegels* + Der Abflug erfolgt oben von dem zur Aufbewahrung der Maschinen in + den Huegel eingebauten Schuppen. Die obere Linie zeigt einen + Gleitflug, bei dem durch aufsteigende Luftstroemungen der Flieger + gelegentlich wieder gehoben wird.] + +Dieser tragische Ungluecksfall schreckte in Deutschland fuer die kommende +Zeit ab, weitere Flugversuche zu unternehmen. Auch der Bruder +Lilienthals befasste sich, von anderen Arbeiten in Anspruch genommen, +nicht mehr mit der Flugfrage. Erst jetzt hat er das Studium wieder +aufgenommen und ist im Begriff, einen Flugapparat zu erbauen. + +Man vergass ueber den Todessturz vollkommen die begeisterte Schilderung, +die Lilienthal selbst 1894 von seinen Flugversuchen gegeben hat: + +"Man braucht bei diesem Segeln keine Kraftleistung und hat nur durch die +Schwerpunktslage den Apparat zu steuern. Nebenbei ist es ein +grossartiges Vergnuegen, von den Bergen und Huegeln weit in das Land +hinauszuschweben, so dass fuer die Laien wie fuer die Fachleute ein +solcher Fliegesport ebenso unterhaltend wie lehrreich als auch +kraeftigend sich zeigt. Es ist keine einzige Belustigung im Freien +denkbar, welche mit soviel Uebung in der Gewandtheit des Koerpers, mit so +viel Schaerfung der Sinne und Foerderung der Geistesgegenwart verbunden +waere, als dieses schwungvolle Dahingleiten durch die Luft. Wir koennen +uns minutenlang in der Luft aufhalten, auf Strecken von mehreren hundert +Metern mit Kurierzuggeschwindigkeit die Luft durchschneiden und dennoch +sanft und gefahrlos uns wieder zur Erde niederlassen." + + + + +Nachfolger Lilienthals in England und Amerika. + + +In England und Amerika hatte man sich inzwischen eifrigst mit der +Verfolgung der Lilienthalschen Gedanken beschaeftigt. In England war es +besonders der Marine-Ingenieur Percy Sinclair Pilcher, der bereits im +Jahre 1894 sich von Lilienthal einen Flugapparat kaufte, mit dem er +zahlreiche Versuche anstellte. Naturgemaess kam er hierbei auch zur +Entwickelung selbstaendiger Ideen, und er konstruierte sich, nachdem er +verschiedene Versuche mit dem amerikanischen Kastendrachen von Hargrave +angestellt hatte, mehrere eigene Apparate, die sich namentlich durch +groessere Stabilitaet auszeichnen sollten als ihr deutsches Vorbild. Die +Versuche mit Drachen fuehrten Pilcher dazu, seine Apparate an einer +Schnur auszuprobieren. Er liess eine 300 Meter lange Leine an dem +Drachenflieger befestigen und durch galoppierende Pferde unter Benutzung +einer Flaschenzug-Uebertragung gegen den Wind anziehen. Sobald nun der +Flieger unter der Drachenwirkung hoch in der Luft schwebte, legte der +Luftschiffer seinen Koerper langsam vor, schnitt die Halteleine durch, um +alsbald, in sanft absteigender Bahn gleitend, wieder zur Erde +niederzukommen. Auch eine mit einem 4 PS. Petroleummotor versehene +Flugmaschine hatte er gebaut. Am 30. September 1899 wurden zu +Stanfordpark bei Market Harborough verschiedene Angehoerige des +englischen Aeroklubs, dessen Mitglied er 1907 geworden war, auch der +bekannte Flugtechniker Major Baden-Powell, zu Versuchen eingeladen. In +der geschilderten Weise liess er seinen Flugapparat durch die Pferde in +Bewegung setzen, die Leine wurde zerschnitten, und der Luftschiffer +glitt wie ein grosser Vogel in sanftem Gleitfluge zur Erde. Nachdem die +Startvorrichtung schnell wieder in Ordnung gebracht war, begann der +zweite Versuch. Der Flieger kam, durch Regen beschwert, erst langsam in +die erforderliche Geschwindigkeit und stieg dann bis auf eine Hoehe von +10 Metern. Ploetzlich brach das Schwanzruder mit lautem Krachen zusammen, +der Apparat kippte, aehnlich wie bei Lilienthal, nach vorn ueber und fiel, +sich ueberschlagend, zur Erde. Unter den Truemmern lag Pilcher bewusstlos +und wimmernd. Mit Muehe konnten ihn zufaellig anwesende Aerzte aus dem +Truemmerhaufen herausziehen und nach Hause transportieren. Zwei Tage +darauf starb er jedoch, ohne vorher das Bewusstsein wiedererlangt zu +haben. Man vermutet, dass durch den Regen sich die Stricke verkuerzten +und das Geruest des Hintersteuers durch gleichzeitige starke +Beanspruchung brach. In England hat dann hauptsaechlich Baden-Powell +weitere Versuche in der Flugtechnik angestellt, die namentlich dazu +fuehrten, dass er fuer Kriegszwecke Drachen erbaute, mit Hilfe deren man +Menschen in die Luft zu heben vermochte. + +[Illustration: *Octave Chanute* + der erste amerikanische Flugtechniker, beruehmter Ingenieur und + frueherer Praesident des Vereins amerikanischer Ingenieure, 18. + Februar 1838 in Paris geboren] + +In Amerika haben die Lilienthalschen Versuche besonders bei dem +Ingenieur Octave Chanute Verstaendnis geweckt. Am 18. Februar 1832 in +Paris geboren, kam er bereits als 6jaehriges Kind nach Amerika. Chanute +hat sich in seiner neuen Heimat einen bedeutenden Namen als Ingenieur im +Eisenbahnwesen gemacht, wo er beim Bau von Bahnen eine sehr fruchtbare +Taetigkeit entwickelt hat; manche gute Erfindung verdankt ihm ihre +Existenz. Durch das Vertrauen seiner Landsleute wurde er seinerzeit zum +Praesidenten des Vereins amerikanischer Ingenieure erwaehlt. Sein +Interesse fuer die Luftschiffahrt ist auf die Jahre 1876 und 1878 +zurueckzufuehren. Zu jener Zeit sammelte er alle Projekte ueber +Luftschiffahrt, deren er habhaft werden konnte. Da er aber durch seine +Berufstaetigkeit ausserordentlich in Anspruch genommen war, steckte er +das neue Studium eines Tages wieder auf, band alle Schriftstuecke zu +einem Buendel zusammen und legte sie beiseite. + +[Illustration: *Chanute-Leiter-Drachen 1895* + Diese erste Konstruktion ist aus mehreren Kastendrachen + zusammengesetzt] + +Erst 11 Jahre spaeter gewann er wieder Zeit, sich mit seiner alten +Lieblingsidee zu beschaeftigen. Er machte eine Studienreise nach Europa, +deren Ergebnis er nach seiner Rueckkehr in verschiedenen Vortraegen und +Artikeln niederlegte. Damals schrieb Chanute das in Luftschifferkreisen +weltberuehmte Buch: "Progress in Flying Machines"--Fortschritte auf dem +Gebiete der Flugmaschinen--, in dem er eine kritische Uebersicht aller +bis dahin gemachten Experimente gab. Er war zu der Ansicht gekommen, +dass namentlich der Gleichgewichtsmangel ein Haupthindernis aller +Fortschritte sei. Sein Streben ging deshalb dahin, diesen Mangel zu +beseitigen. Er machte unzaehlige Versuche mit den verschiedensten Formen +von Flaechen und kam zu dem Resultat, dass sein Leiter-Drachen, bei dem +die Tragezellen durch ein Diagonal-Rahmenwerk in jeden beliebigen Winkel +zur Luftstroemung eingestellt werden konnten, die besten Resultate ergab. +Der einer Trittleiter sehr aehnlich sehende, aus drei kastenfoermigen +Hargrave-Drachen zusammengesetzte Flieger erwies sich als +ausserordentlich stabil. Chanute erbaute alsdann einen Gleitflieger in +einer solchen Groesse, dass ein Mann durch die Flaeche getragen werden +konnte. + +[Illustration: *Mehrdecker-Gleitflieger von Chanute* (sechste + Konstruktion) *1896*] + +In seinen Veroeffentlichungen gab er damals der Ansicht Ausdruck, es sei +noetig, bei den Versuchen sehr vorsichtig zu Werke zu gehen, was dazu +fuehrte, dass man mit leichtem Hohne ihm vorwarf, dieser Rat sei wohl +leicht zu geben, aber schwer zu befolgen. Nunmehr wollte er seine +Ratschlaege in die Tat umsetzen und baute einen Vieldecker nach dem +Prinzip seines Leiter-Drachens, der am Mittelgestell mehrere Paar sich +um ihre Achse drehende Fluegel besass, die durch Federkraft in Spannung +gehalten wurden. Hierin besteht ein wesentlicher Unterschied seiner +Konstruktion vor derjenigen Lilienthals. Waehrend dieser das +Gleichgewicht durch die Bewegung seiner Beine halten musste, wurde bei +dem Chanuteschen Apparat das Gleichgewicht automatisch durch den Wind +gehalten, der die Fluegel selbsttaetig je nach seiner Kraft in eine +geringere oder groessere Neigung einstellte. Die neue Maschine erwies +sich als sehr stabil, als sie im freien Segelfluge nach Lilienthalscher +Art in Sandduenen am Michigansee, zirka 50 Kilometer von Chicago +entfernt, versucht wurde. Jedoch war der Neigungswinkel zu steil. Als +Uebelstand zeigte sich, dass die vorderen Fluegel die Luft nach abwaerts +fuehrten und dadurch die Tragkraft der uebrigen verminderten. Chanute +brachte nacheinander bis zu fuenf Paar Flaechen am vorderen Teile an, und +der Neigungswinkel wurde dadurch verringert, bis er etwa dieselbe +Neigung erhielt, wie bei den Lilienthalschen Gleitfliegern. + +[Illustration: *Chanute-Doppeldecker im Fluge zu Dune-Park 1896*] + +Im Dezember 1895 gewann sich Chanute die Hilfe des Ingenieurs Herring, +der sich schon mehrere Jahre mit aviatischen Versuchen beschaeftigte und +einen seiner Lilienthalschen Flieger, die er schon in New York erprobt +hatte, fuer weitere Versuche umbaute. + +Beim weiteren Ausbau seiner Apparate stellte Chanute zur Verminderung +des Luftwiderstandes einen Dreiflaechenflieger her, aus dem sich +schliesslich der Doppeldecker entwickelt hat, der jetzt bei grosser +Haltbarkeit durch eine sinnreiche Bruecken-Diagonal-Tragband-Konstruktion +nur ein Minimum von Material erfordert. An diesen Apparaten war ein sehr +praktischer selbstregulierender Mechanismus angebracht, den Herrings +erfunden hatte. Die praktischen Segelflugversuche wurden im Dune-Park im +Jahre 1896 ausgefuehrt. Im ganzen machten Chanute selbst sowie seine +Assistenten, Herring, Avery und Butusoff, etwa 2000 Gleitfluege ohne den +geringsten Unfall, wenn auch die Flugmaschine in einigen Faellen leicht +beschaedigt wurde. + +[Illustration: *Chanute-Doppeldecker zu Dune-Park 1896*] + +Im Jahre 1902 baute Chanute einen dritten Typ, bei dem das Gleichgewicht +durch Vor- und Zurueckschwingen der Fluegel um ihre Achse gehalten wurde. +Dieser Dreidecker hatte ausgezeichnete Resultate und wurde den Bruedern +Wright zu Versuchen uebergeben. 1904 stellte Chanute zu St. Louis einen +Apparat zum Vorwaertsziehen eines Gleitfliegers aus; er hatte dabei die +Experimente Pilchers vor Augen, der, wie schon erwaehnt, seine +Flugmaschine durch Pferde in die Luft fierte. Chanute benutzte zum +Hochfieren seiner Apparate einen auf einen Wagen gesetzten Dynamo. + +In der Folge gab er aber, als die Brueder Wright immer mehr hervortraten, +seine Experimente auf. Einerseits veranlasste ihn hierzu sein hohes +Alter--er ist gegenwaertig 77 Jahre alt--und anderseits war er zu den +Wrights in naehere Beziehungen getreten und hatte in ihnen Leute schaetzen +gelernt, die mit grosser Energie und Sachkenntnis sich dem Flugproblem +widmeten. Ihre mechanischen Vorkenntnisse, ihre grosse Praxis in der +Kleinmechanik und ihre koerperliche Behendigkeit befaehigten die beiden +seiner Ansicht nach, das Werk zu einem durchschlagenden Erfolge zu +fuehren. Er hat ihnen deshalb nach Aufgabe seiner Versuche soviel wie +moeglich geholfen; er ist ihnen mit dem reichen Schatz seiner Erfahrungen +beigesprungen und bei ihren Berechnungen behilflich geworden. Spaeter, +als man den Mitteilungen ueber die Erfolge Wrights nirgends Glauben +schenken wollte, hat er sich durch Wort und Schrift bemueht, ihnen die +verdiente Anerkennung zu verschaffen. Wenn in der Geschichte der +Luftschiffahrt das Wirken der Wrights gewuerdigt wird, so darf man +keinesfalls den Namen Chanute dabei vergessen, der in selbstloser Weise +im Interesse der Flugtechnik gewirkt hat. + +[Illustration: *Chanute-Gleitflieger* + beim Beginn des Starts von vorn gesehen. 1904] + + * * * * * + + + + +Die Gleitflugversuche der Brueder Wright. + + +Wilbur Wright schildert seinen und seines Bruders aeronautischen +Werdegang eingehend in der Zeitschrift des Vereins der westamerikanischen +Ingenieure vom Dezember 1901 unter dem Titel: Einige aeronautische +Versuche (Some Aeronautical Experiments). Das in der Jugend schon +bezeigte Interesse an Flugversuchen wurde bei Wilbur Wright zuerst wieder +im Jahre 1896 neu geweckt, als der Telegraph die Nachricht nach Amerika +brachte, dass der deutsche Flugtechniker Lilienthal bei seinen +aufsehenerregenden Experimenten abgestuerzt und umgekommen sei. Er begann +darueber nachzudenken, wodurch wohl der Sturz dieses Mannes hervorgerufen +worden sei, der doch schon eine grosse Anzahl von Fluegen gluecklich +ausgefuehrt hatte. Zunaechst studierte er die modernen Buecher, die sich +namentlich mit dem Vogelflug beschaeftigten, so besonders das Werk von +Professor Marey. Als bald darauf auch sein Bruder Orville sich fuer das +Flugproblem zu interessieren begann, beschlossen beide, praktische +Versuche zu unternehmen. Die meisten Misserfolge hatten nach ihrer +Ueberzeugung ihren Hauptgrund in ungenuegender praktischer Uebung der +Fliegekunst. Sie rechneten sich aus, dass Lilienthal waehrend 5 Jahren im +ganzen nur ungefaehr 5 Stunden im freien Fluge zugebracht habe. Als +Fachleute in der Fahrradtechnik verglichen sie diese Studienzeit mit den +Voruebungen eines Radfahrers, der doch auf keinen Fall in lebhaften +Strassen fahren koenne, wenn er nur 5 Stunden lang Fahrversuche angestellt +haette. Freilich, Lilienthal hatte--das mussten sie anerkennen--bei seiner +geringen Uebungszeit ausserordentlich viel gelernt und eine Steigerung +der Dauer eines ununterbrochenen Fluges auf 10 Sekunden musste man schon +als gewaltigen Fortschritt betrachten. + +[Illustration: *Wright-Gleitflieger 1901* + Der Lenker schmiegt sich nach dem durch Anlaufen gegen den Wind + erfolgten Start aus der haengenden Stellung in die wagerechte Lage] + +Sie beschlossen, eine Maschine zu erbauen und sie bei einer Windstaerke +von etwa 28 Kilometer Geschwindigkeit pro Stunde zu erproben. Von +vornherein sollten die Proben zunaechst an einer Schnur wie bei einem +Drachen, vorgenommen werden. Der anfaenglich groesser geplante +Gleitflieger wurde etwa 18 Quadratmeter gross gemacht. Die Maschine war +ein Doppeldecker mit zwei grossen Trageflaechen nach dem System Chanutes. +Doch hatten die Brueder schon ganz wesentliche Aenderungen an ihrer +Maschine vorgenommen. Der sonst uebliche "Schwanz" war fortgelassen und +durch eine kleinere Tragflaeche ersetzt, die sich vor den Hauptflaechen +befand. Hierdurch gedachten sie ein Kippen des Apparates zu verhindern, +indem der Winddruck durch die Wirkung auf die kleine Flaeche als +Gegenlast zu den grossen diente. Eine weitere grundsaetzliche Aenderung +bestand darin, dass der Pilot nicht, wie es bisher immer geschehen war, +sich in aufrechter, sondern in liegender Stellung befand. + +Ueber die Vorteile der horizontalen Lage des Luftschiffers im +Gleitflieger hat sich Wilbur Wright wiederholt geaeussert. Hauptsaechlich +betont er, dass der Widerstand eines Koerpers gegen die Luft in +aufrechter Stellung fast dreimal so gross ist als in waagerechter +Haltung. Waehrend Lilienthal und seine Nachfolger Chanute, Herrings und +Pilcher annahmen, dass pendelnde Bewegungen der Beine nach vorn, +rueckwaerts und nach den Seiten wesentlich zur Sicherheit des Fluges und +zur Erhaltung des Gleichgewichts beitruegen, sind die Wrights durch ihre +jahrelangen Versuche zur Erkenntnis gekommen, dass gerade ihre Lage beim +Fliegen bedeutende Vorzuege biete. Vor allen Dingen finden wir bei ihnen +das Bestreben, sich moeglichst eins mit der Maschine zu fuehlen. Sie gehen +dabei von der ganz richtigen Annahme aus, dass sie dadurch die kleinsten +Gleichgewichtsstoerungen leichter bemerken und ihnen durch geringe +Verschiebungen in der Lage ihres Koerpers entgegenwirken koennen. Auch die +Lenkbarkeit ist in dieser Stellung groesser. Wenn der Wind ploetzlich +einen groesseren Druck auf die Tragflaechen ausuebt, wird die +Schraegstellung viel leichter bewirkt, wenn der Aviatiker nur mit den +Armen in der Maschine haengt, als wenn er darin liegt, denn der pendelnde +Koerperteil des Menschen wird bei solchen Veraenderungen der +Tragflaechenlage nicht mitbetroffen, weswegen der Widerstand gegen +derartige Gleichgewichtsstoerungen in diesem Falle viel geringer ist. Nur +bei der Abfahrt und beim Landen bietet die haengende Lage Vorteile, weil +der Pilot keiner fremden Hilfe bedarf und allein gegen den Wind anlaufen +kann. Die Wrights nun mussten entweder, wie sie zuerst taten, mit ihrem +Apparat gegen den Wind anlaufen und sich, sobald der Flieger ins +Schweben kam, turnend in liegende Stellung bringen, oder aber, wie sie +es zuletzt taten, durch zwei Leute in die Luft fieren lassen. Ebenso +konnten sie bei der Landung durch ihre Beine leichter den Stoss federnd +auffangen. Fuer laengere Gleitfluege nun ist die haengende Lage +ausserordentlich ermuedend. Auch die ausgleichenden Bewegungen gegen die +Gleichgewichtsstoerungen erfordern einen unverhaeltnismaessig grossen +Kraftaufwand, der lange Fluege ueberhaupt ausschliessen wuerde. In +horizontaler Lage fallen diese Kraftanstrengungen ueberhaupt fort, da die +Maschine schon infolge groesserer Traegheit schwerer die Tendenz der +Stabilitaet verlieren wird. Dass die Art dieser Gleitfluege nur auf +weichem Boden ausfuehrbar waere, sei allerdings der Nachteil, immerhin +aber sei die Gefahr, sich beim Landen zu verletzen, weit geringer, als +man annaehme. Die Brueder haben Landungen nach beiden Methoden versucht +und sich bei keiner verletzt. Das seitliche Gleichgewicht und die +Steuerung, die bei Lilienthal und Chanute durch die Bewegung des +Luftschiffers hervorgerufen wurde, sollte schon bei dem ersten +Wrightschen Apparat durch eine Kruemmung der Haupttrageflaeche bewirkt +werden, auf deren naehere Beschreibung wir weiter unten zurueckkommen +wollen. + +[Illustration: *Wright Gleitflieger im Segelfluge 1902*] + +Ein hervorragend geeignetes Flugfeld wurde in Kitty Hawk in Nordkarolina +gefunden, einem kleinen Orte auf der Landzunge, die Albe-Marle-Sund vom +Atlantischen Ozean scheidet. Zunaechst liessen die Brueder Wright den +Gleitflieger wie einen Drachen bei einer Luftstroemungsgeschwindigkeit +von 40-50 km in der Stunde steigen, wobei die Flaechen sich unter einem +Winkel von etwa 3 Grad einstellten. Sobald aber der Flieger mit einer +Person belastet wurde und bei einem Wind von 40 km aufstieg, stellten +sie sich auf 20 Grad. Es ergab sich nun aber bald, dass an schoenen Tagen +Winde von 50 km in der Stunde, die eine bedeutend groessere Hubkraft +zeigten, seltener waren, und dass es deshalb unmoeglich war, Tag fuer Tag +und Stunde fuer Stunde zu ueben. Durch die Versuche erkannte man auch +schon, dass die seitliche Stabilitaet weit besser gehalten werden konnte, +wenn man die Trageflaechen durch Hebel drehte, als wenn der Luftschiffer +durch Koerperbewegungen Gleichgewichtsstoerungen entgegen wirken wollte. +Bei den Versuchen an einer Schnur wurden die Steuerhebel von unten aus +durch Leinen bewegt. + +[Illustration: *Wright-Gleitflieger* + in den Sandduenen zu Kill Devil Hill am Atlantischen Ozean 1902] + +Die Zeit, in der praktische Uebungen mit dem bemannten Flieger nicht +angestellt werden konnten, wurde dazu benutzt, Messungen von Hub und Zug +bei verschiedenen Belastungen und mit verschiedenen Kruemmungsgroessen der +Flaechen zu unternehmen. Hierbei stellte es sich heraus, dass das +Kruemmungsverhaeltnis von 1:22--Kruemmung zur Tiefe der Tragflaeche--das +sie bei ihrer ersten Konstruktion angewandt hatten, einen nicht so guten +Hub ergab, als das Verhaeltnis 1:12. + +Die Gleitflugversuche wurden 6 km suedlich von Kitty Hawk von dem +Kill-Devil-Sandhuegel unternommen, der bei einer Neigung von 9,5 Grad +eine Hoehe von 35 m hat. Die Brueder wagten jedoch erst dann vom Boden in +die Luft zu springen, wenn der Wind etwa eine Stundengeschwindigkeit von +ueber 20 km besass. Zunaechst rannte der Experimentator von einer Stelle +etwas unterhalb des Gipfels gegen den Wind vorwaerts, schwang sich in die +Luft und turnte dann schnell in die liegende Stellung. Da dies immer die +Stabilitaet sehr stoerte, wurden die Gleitfluege bald mit Hilfe zweier an +den Seiten der Flaechen stehenden Leute eingeleitet, welche die Maschine +fuehrten und mit ihr eine Strecke vorwaerts liefen. Die Landung erfolgte +wider Erwarten ausserordentlich leicht. Wenn auch die Geschwindigkeit +des Fluges 35 km in der Stunde betrug, so nahm doch weder der Flieger +noch der Fahrer irgendwelchen Schaden. Die Maschine gehorchte +ausserordentlich leicht auch den leisesten Bewegungen der vorn +angebrachten Steuerflaechen. + +Nachdem die Gleitflugversuche des Jahres 1900 beendet waren, fassten die +Wrights die gewonnenen Resultate zusammen und stellten folgende Saetze +auf: + +1. Praxis ist der Schluessel des Fluggeheimnisses. + +2. Der Luftschiffer soll sich in horizontaler Lage befinden. + +3. Eine schmale Tragflaeche, die eine umgekehrte Neigung hat als die +Haupttrageflaechen, ist zur Steuerung erforderlich. + +4. Die Steuerung muss bewirkt werden koennen, ohne dass der Pilot seine +Stellung veraendert, und endlich + +5. die seitliche Stabilitaet wird weit besser durch Verwinden der +Trageflaechen gewaehrleistet, als durch Koerperbewegungen. + +Im Jahre 1901 vergroesserten die Wrights ihre Maschine auf 35 +Quadratmeter und gaben den Trageflaechen eine Woelbung von 1:12. Somit +waren sie, was Groesse der Trageflaechen und ihre Woelbung anbelangt, auf +dieselben Groessen gekommen, wie sie von Lilienthal anfaenglich +konstruiert waren. Dieser hatte zwar eine geringere Woelbung 1:15 bzw. +1:18 zuletzt angewendet, aber er hatte festgestellt, dass die groesste +Hubkraft bei einer Kruemmungsflache von 1:12 vorhanden war, jedoch +gleichzeitig auch erfahren, dass das Gleichgewicht hierbei schwerer zu +halten war. Am 27. Juli begannen im Beisein Chanutes die neuen Versuche, +die bald zu einer Verringerung der Kruemmung fuehrten. Nach kurzer Zeit +schon gelang es ihnen wieder die alte Praxis zu erwerben und 100 Meter +weit zu gleiten; nach mehreren Tagen bereits konnten sie schon in einem +kraeftigeren Winde von 25 bis zu 45 km Geschwindigkeit durch die Luft +segeln. Die Erfolge bewirkten, dass die Wrights, die urspruenglich das +Fliegen nur als Sport betrachteten, nunmehr wissenschaftlich die +einschlaegigen Fragen zu loesen versuchten. Sie bauten sich mehrere +Modellmaschinen fuer Winddruckmessungen und machten eine grosse Reihe von +Versuchen mit den verschiedensten Oberflaechen, die unter einem Winkel +von 0-45 deg. in Intervallen von 2-1/2 Grad eingestellt waren. + +So theoretisch wohl vorbereitet nahmen sie im August 1902 auf dem alten +Felde bei Kitty Hawk ihre Versuche wieder auf. Im Jahre 1900 hatte die +Breite ihres Fliegers 5,64 Meter betragen, die Tiefe 1,52 Meter, die +gesamte Oberflaeche mit Steuer 15,6 Quadratmeter und das Gewicht 21,8 +Kilogramm. 1901 wurden die Groessenverhaeltnisse auf folgende Zahlen +gebracht: Breite 6,7 Meter, Tiefe 2,13 Meter, Oberflaeche 21,0 +Quadratmeter, Gewicht 45,5 Kilogramm; 1902 auf 9,75 Meter, 1,52 Meter, +28,4 Quadratmeter und 53,0 Kilogramm. + +Der Abstand der in Etagen angeordneten Haupttrageflaechen betrug etwa +1,40 Meter. Das vertikale Horizontalsteuer wurde verdoppelt und mit +seiner 1,3 Quadratmeter grossen Flaeche wie ein zweiteiliger Schwanz an +der hinteren Seite angebracht. Das Gestell, bestand aus Fichtenholz, das +mit Stahldraehten in Brueckenkonstruktion zusammengehalten wurde. Das +Verspannen der Draehte war auf geniale Weise durchgefuehrt in der Weise, +dass man beliebig spaeter die Draehte anziehen oder loesen konnte. Als +Material war Klaviersaitendraht benutzt worden. Die Bespannung der +Flaechen war mit Ballonstoff erfolgt, der eine geringe oder fast gar +keine Durchlaessigkeit fuer die Luft besitzt. Die erste Konstruktion aus +durchlaessigem Stoff hatte sich als ungeeignet erwiesen. + +[Illustration: *Wrights Gleitflieger 10. Oktober 1902* + Der Start erfolgt mit Hilfe zweier Personen, die mit dem Flieger + gegen den Wind einen Sandhuegel hinab laufen. Der Lenker befindet + sich hierbei in wagerechter Lage.] + +Wieder wurden die Versuche zunaechst an einer Fesselleine ohne Bemannung +begonnen, und erst, als die Stabilitaet der neuen Maschinen unzweifelhaft +feststand, begannen die Brueder mit den Gleitversuohen. Beide erlangten +alsbald eine ausserordentliche grosse Uebung und lernten vor allen +Dingen den Einfluss des mit wechselnder Richtung und Kraft blasenden +Windes kennen. Natuerlich blieben den beiden auch Unfaelle nicht erspart, +und gelegentlich erlitt auch ihre Maschine einige Havarien. Doch im +allgemeinen sind diese Zwischenfaelle nur gering zu nennen gegen die +grosse Anzahl der Fluege. Insbesondere ist es bemerkenswert, dass die +Landungen normalerweise immer sehr sanft vor sich gingen. Der +Flugmaschine hat man bekanntlich gerade vorgeworfen, dass die Landungen +meist mit sehr heftigem Stosse von statten gehen muessten, weil die Hilfe +des Gasauftriebes fehle. Der Vergleich, den man hierbei mit der Landung +eines Freiballons gezogen hat, hat sich als genau so unzutreffend +erwiesen, wie bei den Landungen mit schweren Motorballons, deren +Niedergehen auf die Erde man sich ohne heftigen Stoss gar nicht +vorstellen konnte. Vorzueglich bewaehrte sich gerade bei den Landungen das +vordere Hoehensteuer, das, im letzten Moment etwas gehoben, die Landung +besonders sanft gestaltete. + +[Illustration: *Wilbur Wright* + in wagerechter Lage in seinem Gleitflieger von unten gesehen (1902)] + +Die Gleitversuche gelangen schliesslich in diesem Jahre auch bei +Windgeschwindigkeiten bis zu 16,7 Metern in der Sekunde. Die Flugdauer +betrug im allgemeinen bis zu 15 Sekunden, doch wurde sie schliesslich +schon bis zu 26 Sekunden gesteigert. Im ganzen wurden im Jahre 1902 etwa +1000 Fluege unternommen, deren laengster bei einer Flugdauer von 26 +Sekunden eine Strecke von 622,5 Metern betrug. + +[Illustration: *Die Maschine mit der Startvorrichtung, von oben gesehen* + Rechts der Turm mit dem auf der Erde liegenden Fallgewicht, vom Turm + aus fuehrt die Leine zur Startschiene] + +Nunmehr fassten die Brueder den Plan, einen Motor in ihre Maschine +einzubauen; sie nahmen deswegen zunaechst eingehende Messungen vor ueber +die Hubkraft ihres Apparates und stellten fest, welche Motorkraft zum +Heben ihrer Maschinen bei den verschiedenen Windgeschwindigkeiten +erforderlich war. Das Gewicht der Maschine von 1902 betrug 53,0 +Kilogramm, dazu kamen die Gewichte der beiden Piloten: Wilbur Wright +61,4 Kilogramm und Orville Wright 65,2 Kilogramm, so dass also im ganzen +entweder 114,4 Kilogramm oder 118,2 Kilogramm zu heben waren. Es stellte +sich heraus, dass bei 25 km Windgeschwindigkeit die Hubkraft etwa 1-1/2 +PS betrug, bei 40 km Geschwindigkeit 2 PS. Die Landung ging meist in +einem Winkel vor sich, der zwischen 6 Grad 10 Min. und 7 Grad 20 Min. +schwankte. Durch diesen geringen Winkel wurde die Landung ebenfalls sehr +erleichtert. Anfangs des Jahres 1903 wurden diese Versuche noch weiter +fortgesetzt, und gelegentlich, bei starkem Winde vermochte Wilbur +Wright 72 Sekunden in der Luft zu bleiben, wobei er durch den Wind +zeitweise ueber derselben Stelle am Boden in der Luft gehalten oder +zurueckgetrieben wurde. Die zurueckgelegte Strecke betrug bei diesem +Rekordflug nicht mehr als 30 Meter. Der geplante Motorflieger war fuer +ein Gewicht von 300 kg berechnet und sollte 8 PS besitzen. Die Schrauben +waren sehr einfach konstruiert und den in der Schiffahrt angewandten +nachgeahmt. Bei den Motorproben veraenderten sie jedoch die Form ihrer +Schrauben und gelangten zu der Form, die noch heute ihre Maschine +besitzt. Der Nutzeffekt betrug urspruenglich 66 Proz., demnach ein +Drittel mehr als bei den Schrauben, welche die Flugtechniker Maxim und +Langley angewandt hatten; heute soll er ueber 70 Proz. betragen. Ende +1903 begannen sodann die Flugversuche mit dem Motorflieger. + +[Illustration: *Vorbereitungen zum Start* + Mehrere Personen ziehen an Seilen das Fallgewicht in die Hoehe. Das + aus eisernen Ringen bestehende Gewicht befindet sich in dem Turm + gerade in Mannshoehe. Deutlich ist die Verbindung des Seiles, das vom + Gewicht die Erde entlang zum Flieger fuehrt, zu sehen] + + + + +Der Motorflieger der Wrights. + + +Bei der Arbeit hatte die Flugmaschine verschiedene Veraenderungen +erfahren. Der Motor erhielt 16 PS und wog, Vergaser und Schwungrad +eingeschlossen, 62,7 Kilogramm. Es wurden zwei Propeller unmittelbar +hinter den Haupttrageflaechen angebracht, die sich in verschieden +gerichtetem Sinne mit 1200 Touren in der Minute drehten. Der Motor, +Viertakt-Benzinmotor mit 4 Zylindern, war in der Fabrik der Wrights +gebaut. In einer Stunde wurden 4,5 Kilogramm Benzin verbraucht. + +Die Trageflaechen hatten eine Breite von 12,25 Metern, eine Tiefe von +6,12 Metern und eine Oberflaeche von 48 Quadratmetern. Am 17. Dezember +1903 wurden an einem kalten und windigen Tage zu Kill Devil bei Kitty +Hawk in Gegenwart von nur 5 Personen die ersten Flugversuche mit dem +Motorflieger unternommen. _Dieser Tag ist demnach als Geburtstag der +ersten freifliegenden mit eigener Kraft vorwaerts getriebenen +Flugmaschine anzusehen_. Allerdings hatte bereits im Jahre 1898 der +schon erwaehnte Flugtechniker Herring am Michigansee einen 9 Sekunden +langen Flug mit einem Flieger ausgefuehrt, aber die Wiederholung gelang +nicht; es war eben nur ein Sprung unter guenstigen Verhaeltnissen gewesen. + +[Illustration: *Der Flieger beim Start am Ende seiner Ablaufschiene* + Von einem Militaerballon bei Rom aufgenommen. In der Mitte des Bildes + steht ein Offizier, rechts sitzen einige Soldaten] + +Der Anflug erfolgte von einem 60 m hohen Huegel, die +Windgeschwindigkeit, die mit einem Anemometer gemessen wurde, betrug +9,72 m in der Sekunde zur selben Zeit, als der Windmesser der +meteorologischen Station zu Kitty Hawk etwa 12 m in der Sekunde +registrierte. Die Anfahrt wurde genau gegen den Wind gerichtet. Der auf +Schlittenkufen montierte Apparat glitt mittels eines nur 20 cm hohen +Rades auf einer Holzschiene zunaechst etwa 10,25 m vorwaerts und erhob +sich bei Einstellung des Steuers in schraeger Richtung bis zu einer Hoehe +von etwa 3 Metern, in welcher er in gerader Linie weiterflog. Der erste +Flug dauerte 12 Sekunden. Dies ist zwar eine bescheidene Leistung, war +jedoch von allerhoechster Bedeutung, da nunmehr die Konstrukteure sicher +waren, dass ihr Flieger mit Motor genau so stabil in der Luft war, wie +frueher ihr Gleitflieger. Ein zweiter und dritter Versuch dauerte schon +etwas laenger, und endlich bei dem vierten Versuch wurde eine Strecke von +260 Metern in 59 Sekunden zurueckgelegt. Die letzte Landung ging nur +deshalb so frueh vor sich, weil der Fuehrer das Steuer eine Kleinigkeit zu +stark gedreht hatte. Die Maschine folgte sofort diesem leisen Druck und +kam zum Boden herab, ehe der Pilot das Steuer wieder umzustellen +vermochte. Die Geschwindigkeit ueber dem Erdboden betrug 14,47 Meter in +der Sekunde, in der Luft bis zu 15,65 Meter. + +[Illustration: *Der Drachenflieger 6 m ueber dem Felde* + von vorn seitwaerts gesehen. Aufnahme aus einem Militaerballon bei + Rom. Im Hintergrunde sieht man aus der Vogelperspektive Fussgaenger, + Reiter und Fahrzeuge an der sich hell abhebenden Strasse] + +Als jedoch nach der Landung Wrights mit ihren Gaesten die Resultate +dieses bedeutsamen Tages besprachen, achteten sie in begreiflicher +Erregung nicht genuegend auf ihre Maschine. Ein ploetzlicher Windstoss hob +den Apparat empor, und obgleich einer der Zuschauer, ein Mann von +herkulischer Gestalt, hinzusprang und ihn noch an den Trageflaechen zu +halten versuchte, wurde er umgerissen, der Flieger vom Winde +emporgehoben und mit solcher Gewalt auf die Erde geworfen, dass er +schwere Beschaedigungen erlitt. [Footnote: The Wright Brother's Aeroplane +of Orville und Wilbur Wright,--The Century Magazine, September 1908.] + +[Illustration: *Die erste Flugschule der Welt* + Wilbur Wright erklaert seinen Schuelern Tissandier, Kapitaen Lucas + Gerardville und Graf Lambert die Flugmaschine. Orville Wright steht + neben seinem Bruder. Rechts ist deutlich die gekreuzte Kette + sichtbar, welche die Bewegung vom Motor auf die linke Schraube + uebertraegt.] + +Hierdurch erfuhren die Versuche eine Unterbrechung, und da gleichzeitig +der Winter zu weit vorgeschritten war, begaben sich die Brueder mit den +Resten ihrer Maschine in ihre Heimat zurueck. Hier machten sie sich +sofort an die Wiederherstellung bzw. an den Neubau ihres Fliegers. Als +wesentliche Aenderung ist hierbei der Einbau eines Motors von 25 PS zu +bemerken. Nunmehr wurden die Versuche auf der Huffmann-Praerie bei +Simms-Station, 17 Kilometer oestlich von Dayton in Ohio, fortgesetzt. +Bankdirektor Huffmann, der Besitzer dieses Landes, stellte den Bruedern +ein geeignetes Terrain zur Verfuegung. Die Versuche begannen im August +1904. Die Fortschritte waren anfangs nur gering, weil das schlechte +Wetter und heftige Regenguesse die Experimente sehr stoerten. Ausserdem +machte ihnen die Erhaltung des Gleichgewichtes noch viele +Schwierigkeiten; sie sahen ein, dass sie von der Loesung dieser wichtigen +Frage noch weit entfernt waren. Wir sehen sie deshalb fleissig weiter +ueben bis zu Ende des Jahres. Nur im Juli werden die Fluege zeitweise +ausgesetzt. Am 15. September bereits konnten sie 800 Meter mit einer +Kurve zuruecklegen, und am 26. September wird ein vollkommener Kreisflug +zustande gebracht, bei dem nach den Messungen eines Richardschen +Anemometers 1630 Meter in der Luft und 1400 Meter ueber dem Boden +zurueckgelegt wurden. Die Angaben des Windmessers hatten bei ruhiger Luft +stets mit der gemessenen Distanz uebereingestimmt. Die laengsten Fluege +fanden am 9. November und am 1. Dezember statt. An diesem Tage wurden +4-1/2 Kilometer mit einer Geschwindigkeit von 51 Kilometer in der Stunde +zurueckgelegt. Am 9. November war der mit einem Passagier bemannte +Flieger noch mit fuenfzig Pfund, am 1. Dezember sogar mit 70 Pfund +Eisenstangen belastet worden. Die Geschwindigkeit betrug 60 Kilometer in +der Luft und 75 Kilometer ueber dem Boden. Am 9. November erreichte die +Flugdauer 5 Minuten 4 Sekunden, am 1. Dezember 4 Minuten 52 Sekunden. Im +ganzen wurden im Jahre 1904 105 Landungen ausgefuehrt. Im Fruehjahr 1905, +bei Beginn der besseren Jahreszeit, wurden die Versuche fortgesetzt, +aber erst am 6. September gelang es, durch Zuruecklegung von 4,5 +Kilometer den Rekord des Vorjahres zu schlagen. Am 26. September legten +sie eine Strecke von 17,961 Kilometern--10 englische Meilen--in 18 +Minuten 9 Sekunden zurueck. Das Benzinreservoir reichte damals fuer 20 +Minuten, jedoch gingen immer einige Minuten bei dem Ingangsetzen des +Motors verloren. Am 29. September wurden sogar 19,57 Kilometer in 19 +Minuten und 55 Sekunden durchmessen. + +[Illustration: *Wilbur Wright macht eine Fahrt mit Frau Hart O'Berg* + deren Kleider unten durch eine Schnur zusammengehalten werden.] + +[Illustration: *Hoelzerne Startschiene* + im Hintergrunde der Turm mit dem Fallgewicht] + +Bei allen diesen Versuchen fuehrten die Wrights schon Wendungen aus, bei +denen sie haeufig ueber den Koepfen der Zuschauer mehrfach hin und her +flogen und fast immer zu ihrem Landungsort zurueckkehrten. Schnell +steigerte sich nun die Flugdauer, nachdem die Erfinder ein groesseres +Benzinreservoir eingefuegt hatten. Am 3. Oktober betrug die zurueckgelegte +Strecke bereits 24,5 Kilometer, die in 25 Minuten und 5 Sekunden +durchflogen wurden, am 4. Oktober 33,45 Kilometer in 33 Minuten und 17 +Sekunden, und am 5. Oktober deckten die Piloten eine Strecke von 38,956 +Kilometern in 38 Minuten und 3 Sekunden. Dies war der Rekord, den sie in +der Naehe von Dayton erreichten. + +Natuerlicherweise erlitten sie auch mehrfach Pannen. Gelegentlich +erhitzte sich ein Lager oder der Motor wurde warm, das Oel ging +vorzeitig aus und was der Kinderkrankheiten noch mehr sind. In der Folge +wohnten viele Einwohner von Dayton ihren Fluegen bei, aber man sprach +sich in den Zeitungen sehr wenig anerkennend darueber aus. Es wurde ueber +die kurze Dauer der Fluege gespottet, was darin seinen Grund hatte, dass +man von den langen Fluegen der europaeischen Lenkballons gelesen hatte und +einen Unterschied zwischen dem Flug eines aerostatischen und eines +aerodynamischen Luftschiffes nicht zu machen vermochte. Die Leute +hielten beides fuer dasselbe und wuerdigten deshalb die hervorragenden +Leistungen ihrer Landsleute absolut nicht. In den absprechenden +Zeitungsnachrichten liegt auch der Grund, dass man in Europa den Angaben +der Wrights keinen Glauben schenkte. Man versteifte sich darauf, wenn +wirklich die beiden Brueder solche langen Fluege ausgefuehrt haetten, so +wuerden die Amerikaner in weit hoeherem Masse Reklame fuer sie gemacht +haben. Man wuerde ihnen im Handumdrehen genuegend Geld zur praktischen +Verwertung ihrer Maschine gegeben haben. + + + + +Das Ringen der Wrights um Anerkennung. + + +Sobald die Nachricht von den Erfolgen des Jahres 1905 nach Europa +gelangt war, nahm sich der ruehmlichst bekannte franzoesische +Flugtechniker Artilleriehauptmann Ferber des Gegenstandes an und schrieb +zunaechst an den ihm persoenlich bekannten Chanute in Chicago, der ihm die +Angaben der Wrights bestaetigte. Im Oktober 1905 richteten alsdann die +beiden Wrights einen Brief an Ferber, der folgenden Wortlaut hatte: + + Dayton, 9. Oktober 1905. + + Geehrter Herr! + + Als wir Ihren letzten Brief erhielten, fassten wir gerade die + Ergebnisse unserer Versuche zusammen und glaubten, auf Ihre Frage + ueber den praktischen Wert unseres Fliegers bald antworten zu koennen. + Wir haben laenger mit der Antwort warten muessen, als wir dachten. Wir + wollten erst laengere Fluege, als die in der letzten Saison abwarten, + die nur fuenf Minuten dauerten; heute koennen wir kuehn behaupten, dass + unser Flieger fuer kuenftige praktische Verwendung geeignet ist. + + Unsere Versuche im vergangenen Monat haben uns gezeigt, dass wir + jetzt Maschinen bauen koennen, die wirklich fuer verschiedene Zwecke, + militaerische usw., brauchbar sind. Am 3. Oktober haben wir einen + Flug von 24,535 Kilometer in 25 Minuten 5 Sekunden gemacht. Dieser + Flug wurde dadurch beendet, dass sich ein Lager aus Mangel an Oel + heisslief. Am 4. Oktober haben wir eine Entfernung von 33,456 + Kilometern in 33 Minuten 17 Sekunden erreicht. Wieder lief die + Transmission warm, aber wir konnten zum Abflugsplatz zurueckkehren, + ohne landen zu muessen. Am 5. Oktober dauerte unser Flug 38 Minuten 3 + Sekunden und bedeckte eine Distanz von 39 Kilometern. Die Landung + wurde durch Benzinmangel erzwungen. Ein Oeler hatte der Ursache + abgeholfen, welche die frueheren Fluege verkuerzt hatte. Die Zuschauer + dieser Fluege begeisterten sich so, dass sie ihre Zunge nicht mehr + hueten konnten. Da unsere Versuche bekannt zu werden anfingen, + entschlossen wir uns, sie einzustellen, bis wir einen einsameren + Platz gefunden haetten. + + Wir haben die letzten Jahre vollstaendig damit verbracht, unsern + Flieger zu vollenden, und wir haben wenig darueber nachgedacht, was + wir damit machen wuerden, wenn er fertig waere. Aber unsere jetzige + Absicht ist, ihn zuerst den Regierungen zu Kriegszwecken anzubieten, + und wenn Sie glauben, dass Ihre Regierung dafuer interessiert werden + koennte, so wuerden wir gern deshalb mit ihr in Verbindung treten. + + Wir sind bereit, Maschinen nach Vertrag zu liefern, abnehmbar erst + nach einem Versuch ueber 40 Kilometer, wobei die Maschine einen + Lenker und einen Benzinvorrat fuer mehr als 100 Kilometer tragen + soll. Wir koennten auch einen Kontrakt machen, in dem die Strecke des + Versuchsfluges groesser als 40 Kilometer ist, aber dann waere der + Preis der Maschine hoeher. + + Wir koennten diese Maschinen auch fuer mehr als eine Person Belastung + bauen. + + Ergebenst + (gez.) W. und O. Wright. + + +Um sich von der Richtigkeit dieser Angaben zu ueberzeugen, richtete +Hauptmann Ferber an den ihm persoenlich bekannten Ingenieur Chanute ein +Schreiben, in dem er ihn bat, ihm ueber die Leistungen der Wrights +Auskunft zu geben. Er erhielt darauf folgenden Bescheid: + + + Chicago, 9. November 1905. + + Lieber Hauptmann Ferber! + + Soeben habe ich Ihren Brief vom 26. Oktober erhalten. Meiner Meinung + nach koennen Sie in die Angaben, die Ihnen die Brueder Wright ueber + ihre Versuche gemacht haben, vollstes Vertrauen setzen. Ich selbst + hatte nur Gelegenheit, einem kleinen Fluge ueber einen halben + Kilometer beizuwohnen, dagegen haben mir die Brueder woechentlich + Nachricht ueber ihre Versuche zukommen lassen, und Freunde, die + selbst Zeugen der Experimente waren, haben mir diese Angaben + bestaetigt, als ich, um einem geplanten Fluge von 60 Kilometer in der + Stunde beizuwohnen, vorige Woche in Dayton war. Leider konnte + dieser Flug infolge zu grossen Sturmes nicht stattfinden. Die + Wrights haben sich Frankreich, das die Fortschritte auf dem Gebiete + der Lenkballons seit dem Jahre 1885 geheimgehalten hat, zum Beispiel + genommen. Auf ihre Bitte haben die Zeitungen in Dayton ueber die + Versuche Schweigen bewahrt. Es ist wohl eine Indiskretion begangen + worden. Es wurde ein + + Artikel veroeffentlicht, der aber bereits zurueckgezogen ist. Die + Wrights wollten Ihnen uebrigens am 4. November selbst schreiben. + + + Mit vorzueglicher Hochachtung + C. Chanute. + +Am 4. November war inzwischen auch von den Wrights selbst nachfolgendes +Schreiben an Hauptmann Ferber eingetroffen: + + Dayton, 4. November 1905. + + Geehrter Herr! + + Wir haben Ihren Brief vom 20. Oktober erhalten und machen Ihnen + unser Kompliment. Niemand in der Welt kann mehr als wir Ihre + Leistung anerkennen. Es ist aber ein grosser Sprung vom Aeroplan + ohne Motor, mit seiner leichten Kontrolle, zur Entdeckung + ausreichender und wirksamer Methoden, um Herr des so ungelehrigen + Aeroplans mit Motor zu werden. Nach den Experimenten so faehiger + Leute wie Langley, Maxim und Ader, die Millionen ausgegeben und + Jahre ohne Resultat daran gewandt haben, haetten wir es nicht fuer + moeglich gehalten, vor fuenf oder zehn Jahren eingeholt zu werden. + Frankreich ist eben guenstig gestellt. Aber wir glauben nicht, dass + das den Wert unserer Erfindung vermindern koennte. Denn, wenn es + bekannt wird, dass man in Frankreich Experimente mit Motorfliegern + gemacht hat, werden die anderen Nationen gezwungen sein, Zuflucht zu + unserm Wissen und unserer Praxis zu nehmen. Russland und Oesterreich + von Unruhen heimgesucht, ein Weltbrand kann jeden Augenblick + ausbrechen. Keine Regierung wird mit einer Flugmaschine im + Hintertreffen stehen wollen. Um ein Jahr frueher als die andern + fertig zu sein, wird man den Betrag, den wir fuer unsere Erfindung + fordern, gering finden. + + Obwohl Sie in Frankreich voran sein moegen, werden Sie wuenschen, + unsere Erfindung zu kaufen, zum Teil, um die Kosten eigener Versuche + zu vermeiden, zum Teil, um sich ueber den Stand unserer Kunst bei den + Nationen zu unterrichten, die dabei sind, uns die Geheimnisse + unserer Maschine abzukaufen. + + Aus diesen Gruenden wuerden wir darein willigen, unsern Preis fuer die + franzoesische Regierung auf eine Million Francs herabzusetzen, + zahlbar, nachdem der Wert unserer Erfindung in Gegenwart offizieller + Persoenlichkeiten durch einen Flug von 50 Kilometer in weniger als + einer Stunde festgestellt ist. Der Preis schliesst eine vollstaendige + Maschine ein, Instruktion ueber die Grundlagen unserer Kunst, Formeln + fuer den Bau unserer Maschine, Schnelligkeit, Oberflaeche usw., + Instruktion von Personal fuer den Gebrauch der Maschine. Diese + Instruktion wuerde natuerlich in der gewuenschten Form gegeben werden. + + Ihre ergebenen + (gez.) W. und O. Wright. + +Hauptmann Ferber antwortete den beiden Bruedern, dass es unmoeglich waere, +auch nur die geringste Unterstuetzung von der franzoesischen Regierung zu +erhalten, wenn nicht zuvor eine aus franzoesischen und amerikanischen +Gelehrten bestehende Kommission die Maschine geprueft haette. Die Wrights +wollten aber das Geheimnis ihrer Erfindung sicher gewahrt wissen, und +hatten anderseits eine heilige Scheu vor dem Gutachten der am gruenen +Tisch arbeitenden Gelehrten, die ja schon haeufiger ein grosser Hemmschuh +fuer die Entwickelung der Luftschiffahrt gewesen waren; sie erklaerten +deshalb, von ihren Bedingungen nicht abgehen zu koennen. Eine ganze Reihe +von Veroeffentlichungen finden in der Folge noch statt, und selbst der +Aeroklub von Amerika, der eine Reihe Zeugnisse angesehener Mitbuerger von +Wright veroeffentlicht, vermochte niemand von der Wahrheit der Angaben +ueber die geheimnisvollen Flieger zu ueberzeugen, und ueberall belegte man +in Europa die Wrights mit dem wenig schoenen Ausdruck "die luegenden +Brueder". Verfasser, der die flugtechnischen Arbeiten seit langen Jahren +aufs genaueste verfolgt hatte, beschloss der Bedeutung der Sache wegen +keine Aufwendungen zu scheuen und selbst an Ort und Stelle in Dayton in +Ohio Nachforschungen anzustellen. Er reiste deshalb im Oktober 1907 dahin +und besuchte dort am 4. Oktober den alten Bischof Wright. Ausserdem +wurden eine Anzahl der angesehensten Buerger der Stadt Dayton, die etwa +85000 Einwohner zaehlt, eingehend befragt. Ein dem "Berliner +Lokalanzeiger" zur Verfuegung gestellter Bericht hierueber sei im folgenden +unter Weglassung der hier schon angegebenen Konstruktionseinzelheiten +wiedergegeben. + +[Illustration: *Messen der Windgeschwindigkeit* + Wilbur Wright misst mit einem kleinen Anemometer--Windmesser, der + durch die sich im Winde drehenden Fluegel angibt, wieviel Meter in + der Sekunde die Luft vorwaertsstroemt--die Geschwindigkeit des Windes] + +[Illustration: *Flieger-Werkstaette* + im Hangar bei Pau. Eine gewoelbte Trageflaeche ist rechts in ihrer + ganzen Ausdehnung zu sehen.] + +Lokalanzeiger Nr. 588 vom 18. November 1907. +Die Flugmaschine der Gebrueder Wright. +Dayton (Ohio), Ende Oktober. + + "'Von der Parteien Gunst und Hass verwirrt, schwankt sein + Charakterbild in der Geschichte', so kann man auch von dem + Drachenflieger der Gebrueder Wright sagen! Dass die beiden eine + Flugmaschine gebaut haben, weiss jeder Fachmann; auch glaubt man es + meist, dass sie mit dieser frei in der Luft geflogen sind; dass sie + aber laengere Strecken mit grosser Geschwindigkeit zurueckgelegt haben + und dabei wieder an die Abfahrtsstelle zurueckgekehrt sind, das wird + heute noch von den meisten Luftschiffern bestritten! Um die Sache zu + klaeren, habe ich hier an Ort und Stelle bei zehn Augenzeugen + eingehende Nachforschungen angestellt, auf Grund deren ich zu der + Ueberzeugung gelangt bin, dass alle Angaben ueber diese Flugmaschine + auf voller Wahrheit beruhen." + +Es folgen nun einige Angaben ueber die ersten Versuche, alsdann faehrt +der Artikel wie folgt fort: + + "Grosses Aufsehen erregten nun die am 12. Maerz 1906 von den + Erfindern veroeffentlichten Daten ueber die mit dem Motorluftschiff + erzielten Erfolge. Danach sollte schliesslich als beste Leistung am + 5. Oktober 1905 ein Flug von 38,956 Kilometern in 38 Minuten 3 + Sekunden vollendet worden sein. Wenn diese Angaben den Tatsachen + entsprachen, so war damit das Zeitalter des ballonlosen lenkbaren + Luftschiffes angebrochen! Die Fachwelt verhielt sich zunaechst + abwartend und dann ablehnend. Hierzu war auch aller Grund vorhanden. + Erst hiess es, die amerikanische Regierung habe die Flugmaschine fuer + eine Million Dollars angekauft; dann ploetzlich wurde dies + dementiert und man hoerte, Wrights versuchten in Frankreich ihre + Erfindung los zu werden. Die Verhandlungen zerschlugen sich aber, + weil die Konstrukteure die Forderung stellten, man solle ihnen ihr + Luftschiff unbesehen fuer eine Million Dollars abnehmen; allerdings + verpflichteten sie sich, nach Inkrafttreten des Vertrages den + Flieger in einem 50 Kilometer langen Fluge vorzufuehren. Auf solche + Abmachungen wollte aber niemand eingehen. Demnaechst hoerte man nichts + mehr von den Wrights, bis der Aeroklub von Amerika erklaerte, auf + Grund seiner Untersuchungen sei er zu der Ueberzeugung gekommen, + dass die Angaben der Brueder auf Wahrheit beruhten. Aus Interesse zur + Sache beschloss ich, an Ort und Stelle selbst Nachforschungen + anzustellen und die Angelegenheit zu klaeren. Zunaechst nahm ich + Fuehlung mit den beiden Konkurrenten der Wrights, Herring in New York + und Chanute in Chicago. Jener erklaerte mir, dass er nach Ruecksprache + mit Augenzeugen die gemachten Angaben nicht mehr bezweifeln koenne; + die Sache sei so einfach, dass er hoffe, mit Hilfe eines von ihm + erprobten leichten Motors, der nur 1 Pfund (etwa 3/4 deutsche Pfund) + pro Pferdekraft woege, die Leistungen bei weitem zu uebertreffen. + Chanute dagegen hatte selbst einen Flug von 3/4 Meile (1,2 + Kilometer) gesehen und erkannte rueckhaltlos an, dass Wrights das + Flugproblem in tadelloser Weise geloest haetten. Die Maschine sei + aeusserst einfach, und der Flug habe sich in ueberraschend sicherer + Weise vollzogen. Er, Chanute, sei zu der Einsicht gekommen, dass die + Brueder auf dem richtigen Wege seien, und er habe deshalb schweren + Herzens seine langjaehrigen Versuche eingestellt, weil er mit ihnen + nicht mehr konkurrieren koenne. [Footnote: Siehe auch Seite 24 unten + und Seite 25.][Note: Dies ist der letzte Paragraph im Kapitel: + Nachfolger Lilienthals in England und Amerika] Auf meinen Wunsch + machte er mir einige Zeugen der Fluege namhaft. + +[Illustration: *Wilbur Wright* + zeigt dem Koenig von Spanien, wie er bei Beginn des Starts mit der + rechten Hand den Sperrhebel loest, der die durch das Fallgewicht im + Zug befindliche Flugmaschine frei gibt.] + + "Demnaechst begab ich mich mit einem berufenen Aeronauten, dem seit + 15 Jahren in New York lebenden deutschen Ingenieur Karl Dienstbach, + nach Dayton in Ohio und besuchte hier den Vater den Brueder, den + alten anglo-amerikanischen Bischof Milton Wright. Der etwa 70jaehrige + Greis bestaetigte mir mit einfachen Worten, dass er dem laengsten + Fluge beigewohnt haette. Er sei zufaellig dazu gekommen; von staendiger + Sorge um das Schicksal seiner Soehne gequaelt, die sich so + wagehalsigen Fluguebungen hingegeben haetten, sei er haeufig auf das + Versuchsfeld gegangen und so Zeuge verschiedener Aufstiege geworden. + Ueber naehere Einzelheiten wollte er sich nicht aeussern. Haette ich + nach den Unterredungen mit den beiden Konkurrenten der Wrights noch + irgend welche Zweifel gehabt, sie waeren nach dem Besuche des Vaters + zerstreut worden. Ich meine, es kann nur wenige misstrauische Leute + geben, die diesem alten, ehrwuerdigen Priester nicht Glauben + schenken. Doch das persoenliche Gefuehl sollte bei dieser wichtigen + Sache kein bestimmendes Wort mitsprechen; es galt daher, auch + gaenzlich unparteiische Leute aufzusuchen. + + "Wir 'verhoerten' des weiteren Mister C.S. Billmann, Sekretaer eines + Bankinstituts. In lebhafter Weise rief er aus: 'Well, sie fliegt!' + Dann schilderte er, wie ueberwaeltigend es ausgesehen habe, als die + Flugmaschine vom Boden emporgestiegen und in leicht wellenfoermiger + Bahn etwa in Baumhoehe ueber die Felder dahingeflogen sei; wie leicht + sie dem Steuer gehorcht haette und zur Landung gekommen sei; 'wie + eine Ente' habe sie sich auf den Boden niedergelassen. Auf naehere + Einzelheiten ueber die Konstruktion liess er sich jedoch auch nicht + ein. Er schloss mit den Worten, den Bruedern sei auch bester + pekuniaerer Erfolg zu wuenschen, sie seien feingebildete Leute, die in + harter Arbeit gross geworden waeren. + + "Weit mitteilsamer war ein junger Apotheker, namens Reubens + Schindler, der als ungebetener Gast seinerzeit einem laengeren Fluge + beigewohnt hatte. Er sei an einem Tage, an dem er einen Probeflug + vermutet habe, dem Vater Wright von weitem gefolgt und so Zeuge + einer tadellosen Fahrt geworden. Zufaellig kam in die Apotheke auch + ein Arbeiter, der ebenfalls als Zaungast bei einem Flugversuch + zugegen gewesen war und uns unter breiter Darstellung auch der + nebensaechlichsten Umstaende die Angaben des Herrn Schindler + bestaetigte. + + "Von hier aus lenkten wir unsere Schritte zu einem alten + Spenglermeister, Henry Webbert, der die Flugmaschine haeufig in der + Werkstatt seines Sohnes gesehen hatte. Dieser biedere + Handwerksmeister behandelte uns mit grosser Zurueckhaltung, machte + uns aber doch hoechst interessante Angaben ueber den Flug selbst und + ueber die Landung. Das Luftschiff sei so sanft auf den Boden + heruntergekommen, 'wie ein Truthahn, der vom Baume herabfliegt'. In + bezug auf die Geschwindigkeit uebertrieb der alte Herr allerdings + etwas mit der Behauptung, 50 Meilen (80 Kilometer) seien in einer + Stunde zurueckgelegt. + + "Sehr viele Einzelheiten ueber die Konstruktion des Flugapparates + erfuhren wir sodann von einem deutschen Eisenwarenhaendler, namens + Frank Hamburger, der sehr scharf beobachtet hatte und seine + Schilderungen durch einige Skizzen anschaulicher zu machen suchte. + Auch der Apotheker William Foots zeigte fuer Technik groesseres + Verstaendnis und gab uns einzelne wertvolle Aufschluesse, waehrend der + Ingenieur Laurenz Wright zwar die Tatsache der Fluege bestaetigte, im + uebrigen aber jegliche Auskunft ueber Aussehen der Maschine + verweigerte. + +[Illustration: *Wilbur Wright erklaert dem neben ihm sitzenden Koenig von + Spanien seine Flugmaschine*.] + + "Zum Schluss gelang es uns, noch zwei hoechst wichtige Leute zu + sprechen: C.V. Ellis, hoeheren Justizbeamten, und Torrence Huffmann, + Praesident der groessten Bank der Stadt. Die Unterredung mit diesen + angesehenen Leuten war uns ganz besonders deshalb wertvoll, weil wir + von ihnen Aufschluss erhielten ueber die Gruende dafuer, dass in + Amerika nicht mehr Wesens von den bedeutenden Erfolgen der Wrights + gemacht worden ist. Nach den ersten wohlgelungenen Fluegen haetten die + Brueder eine grosse Anzahl Buerger zur Besichtigung eingeladen; beim + Herausbringen aus dem Schuppen sei aber das Luftschiff beschaedigt + worden, und deshalb waeren die Versuche aufgegeben worden. Das + enttaeuschte Publikum habe von da an der Sache ein grosses Misstrauen + entgegengebracht; die Wrights dagegen haetten seitdem niemand mehr + eingeladen und den Zeitpunkt weiterer praktischer Versuche + geheimgehalten. Der Bankpraesident meinte ausserdem, er sehe den + praktischen Wert der Maschine nicht ein; vor allem erscheine es ihm + als ein grosser Fehler, dass sie nur von einem langen Schienengleise + auffliegen koenne." + +Es folgen sodann wieder einige Konstruktionseinzelheiten, und dann +schliesst der Bericht: + + "Die Versuche haben auf einer rechteckigen, von Baeumen und einem + Schuppen umgebenen Wiese stattgefunden, die einen Umfang von etwa + einer Meile (1,6 Kilometer) hat. Beim laengsten Flug ist dieses Feld + etwa 30 Mal umflogen worden. Die Fluege sind sowohl bei ruhigem + Wetter als auch bei starkem Winde ausgefuehrt worden. + +[Illustration: *Das hinten befindliche Horizontalsteuer* + ist bei der Landung beschaedigt. Man sieht oben rechts eine + gebrochene Holzstrebe herausragen.] + + "Ich glaube, die Tatsache des Vorhandenseins der ersten praktisch + erprobten Flugmaschine kann wohl niemand mehr ernstlich bestreiten; + es ist unmoeglich, dass sich so viele angesehene Leute der + verschiedensten Berufsklassen und des verschiedensten Alters + verabredet haben sollten, einem Erfinder zuliebe das Blaue vorn + Himmel herunterzuluegen. Bei einem so langen 'Verhoer', das nach + vorher genau festgesetztem Programm angestellt worden ist, haetten + sie sich in einzelne Widersprueche verwickeln muessen. Es sei im + uebrigen bemerkt, dass ich aus Zeitmangel nur 10 Leute aufgesucht + habe; fast jeder einzelne hatte mir noch weitere Zeugen namhaft + gemacht. Warum nun aber weigern sich die Gebrueder Wright, ihren + Flieger eventuellen Kaeufern vor Abschluss des Vertrages in freiem + Fluge vorzufuehren? Wenn sie wirklich so grosse Erfolge erzielt + haben, haetten sie doch das Tageslicht nicht zu scheuen gehabt! + + "Auch hierfuer glaube ich eine plausible Antwort gefunden zu haben. + Der Flieger ist eben so einfach, dass sie fuerchten, der Kaeufer + wendet nach Besichtigung keine so hohe Summe, wie eine Million + Dollars, an. Ausserdem glaube ich, dass eine sehr grosse Uebung dazu + gehoert, die Flugmaschine zu fuehren. + + "Es wird nicht jeder Luftschiffer imstande sein, sofort damit + loszufahren, sondern es gehoert grosse Geschicklichkeit dazu, die + sich die Brueder Wright durch ihre zahlreichen Gleitfluege vorher + erworben hatten. + + "Ich bin nun der Ansicht, dass wir jetzt, nachdem es erwiesen ist, + dass man auch mit Luftschiffen, deren Gewicht nicht durch Gasballon + getragen wird, fliegen kann, uns ernstlich der Konstruktion von + Flugapparaten zuwenden muessen. Dagegen bin ich der festen + Ueberzeugung, dass es nicht der hohen Summe von vier Millionen Mark + bedarf, wenn wir deutsche Ingenieure und Flugtechniker--ich nenne z. + B. Regierungsrat Hofmann in Berlin--mit dieser Aufgabe betrauen. Wir + werden dann sicher nicht den amerikanischen Erfindern nachstehen. + + "Hauptmann a.D. Hildebrandt." + +[Illustration: *Wright erteilt seinem Schueler Tissandier Unterricht* + Der Flieger steht mit seinen Schlittenkufen etwas ueber dem Erdboden. + Die linke Schraube mit Welle und gekreuzter Kettenuebertragung ist + deutlich sichtbar.] + +Diese Veroeffentlichung fand auch auszugsweise Platz in verschiedenen +deutschen, amerikanischen, englischen und franzoesischen Zeitungen. Aber +nur wenige Leute waren auch durch diese Darstellung ueberzeugt, im +Gegenteil, mancher hervorragende deutsche Fachmann warf Verfasser noch +bis zum Juni 1908 vor, er habe sich arg duepieren lassen. Nunmehr kam +aber am 10. Februar 1908 aus New York die Nachricht, dass die +amerikanische Regierung 3 Aeroplane bestellt habe, einen bei den +Gebruedern Wright fuer 25000 Dollar, den zweiten bei dem hier schon +genannten Herring fuer 20000 Dollar und den dritten bei einem +Flugtechniker Skott in Chicago fuer 1000 Dollar. Die Bedingungen, unter +denen die Regierung die Abnahme der Flieger vollziehen wollte, waren +folgende: "Die Abnahmeversuche finden statt unter Aufsicht des +Signalkorps in Fort Myers in Virginia. Die verlangten Leistungen sind +folgende: 1. eine Schnelligkeitspruefung ueber eine Strecke von 16 +Kilometer 900 Meter auf einer Fahrt hin und zurueck; 2. ein Flug von +einstuendiger Dauer ueber eine Strecke von 64,30 Kilometer--40 +Meilen--ohne Zwischenlandung. Der Aeroplan muss mit zwei Personen +bemannt sein. Jede Maschine kann drei Abnahmefahrten unternehmen." Wenn +ein Apparat weniger als 40 Meilen in der Stunde zuruecklegt, so wird der +Kaufpreis vermindert. Bei einer geringeren Geschwindigkeit als 36 Meilen +in der Stunde wird die Maschine nicht abgenommen; wird dagegen eine +groessere Geschwindigkeit erreicht, so wird der Kaufpreis erhoeht. Bei +einer Geschwindigkeit von 60 Meilen in der Stunde wird er sogar fast +verdoppelt. Sobald irgend ein Punkt des Programms nicht genau +eingehalten werden sollte, wird 10 Proz. der gestellten Kaution +zurueckbehalten. Die Wrights hatten 2500 Dollar Kaution zu stellen. Im +Mai 1908 begaben sich nun die beiden Brueder in ihre alte Einoede zu Kill +Devil bei Kitty Hawk, wo sie, weit entfernt von den wenig Anerkennung +zeigenden Mitbuergern ihrer Heimatstadt, ungestoert arbeiten konnten. + +[Illustration: *Koenig Eduard von England begibt sich auf dem Felde Pont + Long bei Pau zum Startplatz des Fliegers* + + Rechts neben dem Koenig Lord Cunraven, hinter diesem Ingenieur + Rozendaal.] + +[Illustration: *Minister Barthou im Aeroplan* + + Rechts beginnt ein Gehilfe die Schraube anzuwerfen. Wright gibt + Zuendung. Der lange Zylinder enthaelt Benzin. Zwischen Wright und + Barthou ist der Wasserbehaelter sichtbar.] + +Ihre Versuche hatten den Zweck, die waehrend der fast dreijaehrigen Pause +verlorene Uebung wieder zu erreichen. Es wurden eine Anzahl von Fluegen +in der Zeit vom 14. bis 16. Mai ausgefuehrt, die zunaechst in gerader +Linie gegen den Wind gingen und alsdann mit dem Ausfahren von Kreisen +endeten. Der laengste Flug dauerte 7 Minuten 29 Sekunden, und fuehrte bei +einer Windgeschwindigkeit von 8 Metern in der Sekunde ueber eine Strecke +von 8,03 Kilometern. Rekordfluege waren nicht beabsichtigt; die Fluege +wurden meistenteils nur von einem ausgefuehrt. + +Schon am 10. April hatte sich in Frankreich infolge der Bemuehungen des +erst kuerzlich von der franzoesischen Regierung fuer seine Verdienste um +die Flugtechnik mit dem Kreuze der Ehrenlegion ausgezeichneten Herrn +Hart O'Berg unter Leitung von Lazare Weiller eine Gesellschaft gebildet, +die fuer die Summe von 500000 Francs die franzoesischen Patente der +Wrights ankaufen wollte. Am 1. Juni traf Wilbur Wright in Paris ein, um +dort mit Hilfe seines Bevollmaechtigten Hart O'Berg die Bedingungen zu +erfuellen. + +[Illustration: *Die mit 2 Personen bemannte Flugmaschine* + schwebt auf dem Felde bei Pau ueber ihrem Hangar. In der Mitte sieht + man vor dem Zaune eine der kleinen, einraedigen Plattformen, auf + denen der Flieger vor dem Start mit den Seiten ruht] + +Orville Wright blieb einstweilen in Amerika, wo er in Fort Myers am 3. +September mit den Abnahmefahrten begann. Als erster Passagier wurde in +dem Aeroplan der Leutnant Frank P. Lahm mitgenommen, der seinerzeit im +ersten Gordon-Bennett-Wettfliegen von Paris aus Sieger geblieben war. +Als zweiter Passagier wurde Major Squir vom Signalkorps mitgenommen, und +als dritter nahm am 17. September der Leutnant Selfridge an der Seite +Orvilles Platz. An jenem Tage war der Durchmesser der Schrauben um 3 +Zentimeter vergroessert. In 30 Meter Hoehe riss ploetzlich einer der +Steuerdraehte; dadurch geriet der korrespondierende Draht, nunmehr +schlaff geworden, in die Schraube, der Flieger geriet ins Schwanken und +senkte sich aus 30 Meter etwas herab, ueberschlug sich sodann und stuerzte +mit einem heftigen Stoss auf den Boden. Orville Wright hatte einen +komplizierten Schenkelbruch, eine Stirnwunde und verschiedene +Kontusionen erlitten. Leutnant Selfridge stoehnte noch etwas und hauchte +bald sein Leben aus. Die Versuche in Amerika wurden nunmehr ausgesetzt, +da Orville Wright laengere Zeit zu seiner Wiederherstellung bedurfte. Er +hatte bereits sehr schoene Resultate erzielt und einen Weltrekord +geschaffen. Am 12. September 1908 hatte er einen Flug von einer Stunde +15 Minuten und 20 Sekunden in einer Hoehe von etwa 60 Metern +zurueckgelegt. + +[Illustration: *Der Flieger im Fluge, von vorn gesehen* + Aufnahme aus einem Militaerballon bei Rom.] + +Wilbur Wright hatte sich inzwischen mit Hart O'Berg nach Le Mans +begeben, wo er auf dem Rennplatze von Hunaudiere am 8. August seine +Versuche begann. Anfangs gelangen die Versuche nicht so gut, namentlich +deshalb nicht, weil Wright in der Betaetigung der Steuerhebel unsicher +geworden war. Die Maschine war fuer zwei Personen eingerichtet. Seine +ersten Versuche unternahm er allein; er musste sich also wieder an die +Steuerung allein gewoehnen. Da der Rennplatz zu klein war, siedelte er +bald nach dem Schiessplatz Auvours ueber, wo er sich einen kleinen +Schuppen bauen liess, in dem er seinen Aeroplan unterbrachte und auch +sich selbst einquartierte. Auf dem Rennplatz war der laengste Flug am 13. +August mit 8 Minuten 13 Sekunden ausgefuehrt worden. Die Versuche wurden +am 21. August auf dem Schiessplatze Auvours fortgesetzt. Den Dauerrekord +mit einem Passagier stellte er am 3. Oktober mit einem Fluge von 55 +Minuten 37,2 Sekunden mit Franz Reichel vom "Figaro" auf. Am 18. +November schuf er mit 110 Metern Hoehe seinen Weltrekord, und am 21. +September schlug dann Wilbur Wright auch den Rekord seines Bruders, +indem er 1 Stunde 31 Minuten und 25 Sekunden in der Luft blieb und 66,6 +Kilometer zuruecklegte. Am 16. September hatte er zum ersten Male einen +Passagier, den franzoesischen Luftschiffer Ernest Zens, mitgenommen. + +Am 7. Oktober bestieg als erste Dame den Fuehrersitz Frau Hart O'Berg. In +der Folge sind dann eine grosse Anzahl von Fluegen mit den +verschiedensten Passagieren an Bord durchgefuehrt worden, und am 31. +Dezember stellte Wilbur Wright mit einem Fluge von 2 Stunden 20 Minuten +und 23 Sekunden den Dauerweltrekord auf. 124,7 Kilometer betrug die +hierbei zurueckgelegte Strecke. Er gewann damit den grossen Preis, der +von Michelin gestiftet war und 20000 Francs betrug. + +[Illustration: *Orville, Katherine, Wilbur Wright*] + +Die franzoesischen Patente wurden nunmehr von der Weiller-Gesellschaft +unter der Bedingung uebernommen, dass Wilbur Wright drei Schueler, die ihm +von der Gesellschaft bezeichnet wuerden, im Lenken seines Aeroplans +ausbilde. Er verlegte sein Versuchsfeld am 3. Januar nach Pau in +Suedfrankreich, wo ihm die Stadt bei Pontlong ein grosses Aerodrom erbaut +hatte. Seine ersten Schueler waren Paul Tissandier, Graf Lambert und der +Hauptmann der franzoesischen Genietruppen Lucas Gerardville. Bereits am +6. Januar fuehrte er hier seine ersten Fluege aus und errang sich am 8. +durch einen Flug von 112 Kilometern den Preis von Triaca. Am 15. Februar +fuhr Wilburs Schwester Katherine zum erstenmal im Aeroplan mit dem +Bruder. Am 17. Februar liess sich Koenig Eduard in Pau den Apparat +vorfuehren und wohnte einem Aufstiege bei, der eine halbe Stunde dauerte. +Fuenf Tage spaeter besichtigte Koenig Alfons von Spanien, der eigens von +San Sebastian gekommen war, die Flugmaschine. Am 6. Maerz wurden die +Brueder durch den Titel eines "Doktor-Ingenieurs", den ihnen die +Technische Hochschule in Muenchen verliehen, ausgezeichnet. Am 8. April +machte Wright mit seinen Schuelern den letzten Aufstieg in Pau, erklaerte +ihre Ausbildung fuer beendet und begab sich nach Rom, um seinen Aeroplan +dort der italienischen Regierung vorzufuehren und einen Schueler +auszubilden. Unmittelbar nach seiner Abreise von Pau wurde der dort +benutzte, ziemlich stark mitgenommene Apparat im Auftrage der +franzoesischen Regierung nach Paris geschafft, um dort im Konservatorium +der Kuenste und des Handwerks Aufstellung zu finden. Auch in Rom gelang +es Wilbur, ganz Italien durch seine hervorragenden Leistungen von seinem +grossen Koennen zu ueberzeugen. Am 24. April fuehrte er seinen Apparat dem +Koenige von Italien vor, und bereits am 28. April konnte sein Schueler, +der Genieleutnant Calderara, trotz starken Regens selbstaendig einen Flug +von 35 Minuten Dauer vollfuehren. Durch Aussetzen des Motors stuerzte der +Apparat damals aus einer Hoehe von drei Metern zur Erde herab, der +Lenker blieb unverletzt, waehrend das Steuer brach und die +Schraubenachse verbogen wurde. In kurzer Zeit konnten die Schaeden an der +Maschine aber beseitigt werden, und am 6. Mai sehen wir Calderara einen +neuerlichen Flug unternehmen, der aber infolge eines Ohnmachtsanfalles +des Aviatikers ein tragisches Ende nehmen sollte. In einer Hoehe von 40 +Metern kippte der Aeroplan um, die Maschine stuerzte zu Boden und begrub +den Lenker unter ihren Truemmern. Die beiden Steuer waren gebrochen, die +Tragflaechen und die Spanndraehte verbogen und zerrissen. Calderara hatte +mehrere Brueche und eine Gehirnerschuetterung erlitten und wurde nach Rom +ins Spital gebracht. Bereits nach Monatsfrist war er geheilt. Auch die +Maschine war wiederhergestellt worden, so dass der Offizier am 19. Juli +abermals einen kurzen Flug unternahm. Spaeter wurde von seinem +behandelnden Arzte festgestellt, dass er zu Ohnmachtsanfaellen neige, +weshalb er das Lenken von Aeroplanen endgueltig aufgeben musste. + +[Illustration: *Katherine und Orville Wright* + machen in Pau unter der Fuehrung des Franzosen Ernest Zens (links im + Korbe) ihre erste Freiballonfahrt] + + + + +Die Beschreibung der Wrightschen Flugmaschine. + + +Der Wrightsche Flieger ist ein Doppeldecker, der seinen Ursprung in den +Konstruktionen von Chanute hat. Zwei parallele, auf 1/20 ihrer Tiefe +gekruemmte, 12,5 Meter klafternde Flaechen haben 1,8 Meter Abstand +voneinander. Die Tiefe der Trageflaechen betraegt 2 Meter. Das aus Holz +bestehende Gerippe der Flaechen ist mit Baumwollstoff bespannt; ihre +Oberflaeche betraegt 50 Quadratmeter. Die konkave Seite ist nach unten +gerichtet. Die Kruemmung nimmt nach vorne hin zu, wo die vorderen Kanten +einige Zentimeter dick sind. Die Verspannung erfolgt in +Gitterkonstruktion durch Holz und Klaviersaitendraht. Das Material ist +amerikanisches Tannenholz, dass sich sowohl im Luftschiffbau, als auch +frueher schon im Bootsbau infolge grosser Festigkeit und geringen +Gewichts bewaehrt hat. Drei Meter vor den Hauptflaechen befindet sich das +Hoehensteuer, das aus zwei spindelfoermigen Flaechen besteht von 5,25 +Zentimeter Breite und 0,80 Meter Tiefe. Zwischen den Hoehensteuern +befinden sich noch zwei halbmondfoermige vertikal angeordnete Flaechen. +Das Steuer fuer die Horizontale befindet sich 2,7 Meter entfernt hinter +den Trageflaechen. Es besteht aus zwei langen vertikalen Flaechen, die 1/2 +Meter auseinanderstehen. Das Steuer kann auch in vertikaler Richtung +bewegt werden, um Beschaedigungen durch Aufstossen bei der Landung zu +vermeiden. Der Sitz fuer den Fuehrer und einen Begleiter befindet sich auf +der vorderen unteren Trageflaeche, wo sich hinter ihm der Motor und +rechts von ihm der Kuehler befindet. Der Motor ist ein Viertaktmotor +mit 4 Zylindern, er entwickelt 25 PS und wiegt in betriebsfaehigem +Zustande 90 Kilogramm, so dass also 3,6 Kilogramm auf eine Pferdestaerke +kommt. Er ist nach den ureigensten Ideen der Wrights gebaut, und macht +etwa 1400 Touren. Der Motor treibt zwei aus Holz gefertigte, mit Tuch +ueberklebte Schrauben von 2,80 Meter Durchmesser. Der Antrieb erfolgt +durch Ketten, die in Roehren geschuetzt laufen. Die Schrauben drehen sich +mit 450 Touren. + +[Illustration: *Flug um den Michelin-Preis* + bei Sonnenuntergang am 31. Dezember 1908 auf dem Schiessplatz + Auvours bei Le Mans.] + +[Illustration: Blick zwischen die Tragflaechen mit ihren Holzstreben. + Wilbur auf dem Fuehrersitz, links steht der Koenig von Spanien.] + +Die Tourenzahl des Motors kann weder durch Gasdrosselung, noch durch +Verstellen des Zuendpunktes veraendert werden. Die Verminderung der +Fluggeschwindigkeit wird lediglich durch Aufrichten des Fliegers mittels +des Hoehensteuers bewirkt. Die Maschine ist auf Schlittenkufen montiert. +Die Steuerung erfolgt durch Betaetigung zweier rechts und links vom +Fuehrersitz befindlichen Hebel; die Vorwaerts- oder Rueckwaertsbewegung des +linken Hebels hat Fallen oder Steigen des Fliegers zur Folge. Mit dem +rechten Hebel wird das Horizontalsteuer und gleichzeitig auch die +Verwindung der Tragflaechen bewirkt. Gerade das letzte bedeutet eine +Haupteigenschaft des Wrightschen Fliegers. + +[Illustration: *Hart O'Berg* + der Bevollmaechtigte von Wilbur und Orville Wright in seinem + Arbeitszimmer] + +Durch die Verwindung wird die Stabilitaet des Fliegers in unsteten +Luftstroemen gehalten. Wenn beispielsweise ein Windstoss von links den +Apparat nach rechts kippen will, so vermehrt man auf der rechten Seite +den Luftwiderstand durch Vergroesserung der Woelbung, also durch Verwinden +der Flaeche nach unten. Gleichzeitig wird der Luftwiderstand links, wo +der seitliche ploetzliche Luftstrom auftrifft, vermindert durch +Verminderung der Woelbung, das heisst durch Verwinden der hinteren Flaeche +nach oben. In gleicher Weise, wie eben geschildert, muss verfahren +werden, wenn der Apparat eine Wendung nach rechts fahren soll. Alsdann +beschreibt die rechte Kante des Fliegers, die sich auf der inneren Seite +der Kurve befindet, einen kleineren Weg, als die linke Kante, die sich +auf der aeusseren Seite der Kurve befindet. Demnach legt die rechte Kante +einen kleineren Weg zurueck, als die linke, und man muss die +Geschwindigkeit rechts etwas einschraenken. Durch Verwinden der rechten +Flaeche nach unten erhoeht man den Luftwiderstand, vermindert also die +Schnelligkeit; durch Verwinden der linken Flaeche nach oben vermindert +man den Luftwiderstand und erhoeht demnach die Geschwindigkeit. Nach den +Mitteilungen Wrights kommt es dabei darauf an, anfangs zwar bei einer +Wendung das Steuer fuer die betreffende Richtung einzustellen, aber +moeglichst bald wieder umzulegen, um ein Kippen zu vermeiden. Beim +Balancehalten ist es erforderlich, genau das Gegenteil von dem zu tun, +was ein Radfahrer tut. Dieser legt sich nach innen in die Kurve und +bringt den Schwerpunkt nach innen. Bei der Flugmaschine muss man den +Schwerpunkt nach aussen halten, weil sonst der Apparat ins Kippen kommt. + +Das Ausfuehren von Wendungen und das hierbei zur Erhaltung der seitlichen +Stabilitaet erforderliche Verwinden geschieht in der Weise, dass +beispielsweise der rechte Hebel nach vorwaerts gezogen wird, wodurch die +Steuerdrehung nach rechts erfolgt. Gleichzeitig drueckt man aber diesen +Hebel auch nach links, wodurch die Verwindung in der Weise eintritt, +dass die Kanten der rechten Trageflaechen nach unten und die der linken +nach oben gerichtet werden. + +Kuerzlich haben die Wrights ein neues Patent eingereicht, in dem sie zwei +kleine vertikale Flaechen beschreiben, die noch durch einen dritten +ergaenzenden Hebel betaetigt werden. Diese vertikal stehenden kleinen +Flaechen sollen das Gauchissement, wie man die Verwindung im +Franzoesischen nennt, verstaerken und das Gegengewicht in der Balance +halten. Der Start der Wrightschen Flugmaschine erfolgt durch eine +besondere Vorrichtung, Pylon genannt. Wie schon erwaehnt, ruht die +Maschine in der Mitte mit den dort befindlichen Querverbindungen auf +einer Holzschiene. An den beiden Seiten wird sie durch je eine mit einem +kleinen Rad versehene Plattform im Gleichgewicht erhalten. Die Schiene +wird meist genau gegen den Wind gerichtet. Einige Meter hinter dem +Schienenanfang, genau in der Mitte hinter dem Flugapparat, wird ein 8 +Meter hoher pyramidenfoermiger Turm aufgestellt, in dessen Mitte ein 700 +Kilogramm schweres Gewicht sich befindet, das durch ein Seil, wie es die +Figur auf Seite 62[Note: Siehe unten] zeigt, mit dem Aeroplan in +Verbindung steht. Vor Beginn des Anfluges wird das Gewicht in dem Turm +hochgezogen und alsdann der Flugapparat durch eine Sperrklinke an der +Schiene befestigt. Sobald nun die Schrauben angeworfen sind und der +Motor seine volle Geschwindigkeit entwickelt hat, loest der Fuehrer die +Sperrklinke und alsbald zieht das fallende Gewicht den Aeroplan mit +allwachsender Geschwindigkeit nach vorwaerts. Das Hoehensteuer hat hierbei +eine Neigung nach unten, so dass durch den Winddruck der Apparat fest +gegen die Schiene gedrueckt wird. Gegen Ende der Schiene faellt das Ende +des Seils von selbst von dem Haken des Fliegers ab, der Fuehrer stellt +eine Kleinigkeit das Hoehensteuer ein und die Flugmaschine beginnt zu +schweben. Es kommt nun darauf an, in der Luft die Balance durch +fortwaehrende Betaetigung des linken Steuerhebels zu halten, wobei die +Bewegungen jedoch aeusserst gering sein muessen, weil der Flieger auf die +leiseste Anstellung der Flaechen reagiert. + +[Illustration: *Schematische Zeichnung der Betaetigung der + Verwindungsvorrichtung* + + Beim Seitwaertsschieben des Hebels A gehen die Schnuere in der + Pfeilrichtung von B nach A, von C und D nach B. Hierdurch werden die + Holzstreben CE und DP in der Pfeilrichtung nach unten gedrueckt und + damit die Kanten der oberen und unteren Trageflaechen ebenfalls nach + unten bewegt. Die Holzstreben nehmen nunmehr die Stellung HG und KI + ein. Die Verwindung der rechten Flaechen ist erreicht. + + Von E und F fuehren Schnuere nach L. Diese werden folgegemaess + ebenfalls in der Pfeilrichtung nach unten bewegt und uebertragen die + Bewegung ueber L und M nach N und O. Die Holzstreben NP und OQ werden + nach oben gezogen und nehmen die Stellung RS und TU ein. Damit hat + der Fuehrer die Verwindung der linken Trageflaechen bewirkt.] + +[Illustration: *Startpylon fuer die Flugmaschine* + + Das Gewicht G haengt an einem Tau, das ueber die Rolle A zu der fast + am Ende der Holzschiene angebrachten Rolle B laeuft. Von hier geht + das Tau zur Maschine, wo es bei C an einem Haken befestigt ist. + Zwischen B und C befindet sich noch ein Flaschenzug, welcher der + besseren Uebersichtlichkeit halber auf der Zeichnung fortgelassen + ist.] + + + + +Rueckkehr der Wrights nach Amerika und Besuch Berlins. + + +Am 5. Mai haben sich Wilbur und Orville Wright mit ihrer Schwester +Katharina zunaechst nach England begeben, wo ihnen der dortige +Luftschifferklub eine goldene Medaille in feierlicher Sitzung uebergab +und die beiden Brueder zu Ehrenmitgliedern der Gesellschaft ernannte. +Alsdann reisten sie mit einem Schiff des Norddeutschen Lloyds nach New +York und wurden hier mit allen Ehren von den Mitgliedern des +amerikanischen Luftschifferklubs und einer zahlreichen Menschenmenge mit +grossem Jubel empfangen. Sie begaben sich von da in ihre Heimatstadt. +Als sie zur Mittagsstunde in Dayton ankamen, empfingen sie unter +Glockengelaeut und Kanonendonner mehr als tausend Menschen. Man brachte +die beiden Brueder in einem Wagen nach Hause, der von vier Schimmeln +gezogen wurde; in diesem Wagen hatte auch ihr Vater mit zwei +Lieblingsenkelkindern Platz genommen. Ein ganzer Zug von Wagen +begleitete sie sodann in feierlichem Zuge nach Hause. Am Abend bewegten +sich in der kleinen Strasse, wo sich das Haus des alten Bischofs +befindet, weit ueber 10000 Menschen, alte Freunde, Nachbarn und Mitbuerger +der Stadt, um sie zu begruessen. Die Stadtverwaltung hatte alle +oeffentlichen Gebaeude dekoriert und beflaggt, und die drei groesseren +Plaetze von Dayton herrlich illuminiert. Auch die Einwohner waren in +Beflaggung und Illumination nicht sparsam gewesen, so dass Dayton ein +praechtiges Bild gab, wie man es noch nie zuvor gesehen hatte. + +[Illustration: *Schematische Ansicht der Trageflaechen nach der + Verbindung*] + +Am 17. und 18. Juni hatte die Stadt eine grosse Feierlichkeit +veranstaltet, bei der drei goldene Medaillen den Bruedern ueberreicht +wurden: eine von der Nation, eine vom Staate Ohio und eine von der Stadt +Dayton. Doch die Mission der beiden Brueder war noch nicht erfuellt; +alsbald begaben sie sich nach Washington, wo Orville Wright die +Abnahmefahrten fuer die amerikanische Regierung begann. Nach anfaenglich +kleinen Havarien, die bei neuen Apparaten fast immer vorkommen, jedoch +in zwei, drei Fahrten bald beseitigt sind, zeigte der Flieger wieder, +was er leisten konnte, und schon am 20. Juli blieb Wright 80 Minuten in +der Luft und legte dabei in der Stunde 45 Meilen zurueck. Damit waren die +Bedingungen, welche die amerikanische Regierung gestellt hatte, erfuellt +und nunmehr konnte sich Orville nach Europa begeben, um Berlin sein +Koennen zu zeigen und Piloten auszubilden fuer die deutsche Gesellschaft +"Flugmaschine Wright", die aus der Motorluftschiff-Studiengesellschaft +und der Luftfahrzeug-Gesellschaft hervorgegangen ist, um Flieger nach +der Bauart der Brueder Wright und anderer Erfinder herzustellen. Damit +duerften wir auch in Deutschland bald so weit sein, dass der Flugsport +allgemeine Verbreitung findet. + + * * * * * + + + + +Anhang: Korrespondenz von A. Hildebrandt. + + +A. Hildebrandt +Hauptmann a.D. +Berlin W. 30 +Martin Luther-Strasse 10. + +Berlin W. 30, den 21. April 1909 + +Mr. +Bishop Wright, Esqu. +Dayton (Ohio). + +Dear Sir, + +Relating to the acquaintance which to make of you I had the Honour at +the end of October in 1907 during my visit at Dayton I beg to adress to +you with a demand to day. I am going to write a book about your +celebrated sons. I should be very thankful to you for willing send me +some material. I should like to have any dates of the youth of your +sons, of the first experiences and also of you and the lated Madame +Wright; perhaps do you write me also of your feeling, having had during +the bold experiences of your sons. If You could let me have portraits of +you and the lated Madame Wright, of your children and your house at +Dayton, I should very obliged to you. Please, will you have then the +kindness, to get reproduce such pictures an my account and to send me +the wished materiel as soon as possible, as I have to make haste, for +being the book ready still before the visit of your sonns in +Germany. + +Hoping, that you will accomplish my wishes and thanking you beforehand, +I remain, Dear Sir, + +Yours very most obedient + +[Signature: Capt. A. Hildebrandt.] + + +A. Hildebrandt +Hauptmann a. D. +Berlin W. 30 +Martin Luther-Strasse 10. + +Berlin W. 30. den 22. Mai 1909. + +Bishop Milton Wright, Esquire, +Dayton (Ohio) + +Dear Sir, + +With best thanks I confirm you the receipt of your kind letter of the +11th inst. Your family-history has interested me very much. I shall +make use of them soon. But about something I am not clear. You write: +"This brings us in line with general United States Grant and +Grover-Cleveland." I do not know, if you mean two persons, the same +general Grant and general Grover from Cleveland? Also I thank you for +your photograph. It is of moment to me, also to have still photographs +of the late Madame Wright and her father, Mr. John Koerner, whom Germany +the native has been of. I should like to get still other photographs of +your children Wilbur and Orville, presenting them in young years and +also of Miss Katherine and if you have still a photograph presenting +your whole family joined. At last you would oblige me much for sending +me pictures also of your present house, the flight-square near Dayton +and the whole sight of Dayton. As being immodest of me, to pronounce so +many wishes to you, I propose and beg you, to give order to anybody, to +procure me all the wished photographs and pictures on my account. With +great interest I am awaiting your further informations, promised me in +your letter, about the youth of your sons and the matter, how these are +gotten to the intention to make experiences with a flying mashine. +[Hand-written note: I cannot found(?) Schleits in Saxony?] + +Thanking you once more for the material, which to send me, you have had +the kindness, I remain, Dear Sir, + +Yours most obedient + +[Signature: Hildebrandt] + +[Hand-written note: PS. The pictures are not ready, I have to have them +copied. M.W.] + + * * * * * + +Dayton, Ohio, June 5, 1909. + +Capt. A. Hildebrant, +Berlin, Germany. + +Dear Sir: + +You did not quite understand my letter. It was General Ulysses S. Grant +that I wrote of, and President Grover Cleveland, of whom I spoke. They +were two presidents of our country, decended like myself from John +Porter of Windsor (16_37) from whom I am also descended. Hence they are +distant cousins of ours, and of each other. + +My wife's father was a regular German in his looks. He was born six +miles west of Scleitz in Saxony, the southwest part, as you will see on +any large map of Saxony. The family, of whom we never had any group +picture, is as follows: + +Milton Wright, born November 17, 1828, in Rush County, Indiana. + +Susan Catharine (Koerner) Wright, born near Hillsboro, Virginia, April +30, 1831. + +Reuchlin Wright, born in Grant County, Indiana, March 17, 1861. + +Lorin Wright, born in Fayette County, Indiana, November 18, 1862. + (These two older brothers are still living, are married, and have lovely + children--Reuchlin three, Lorin four, Reuchlin's oldest married). + +Wilbur Wright, born, in Henry county, Indiana, April 16, 1867. + +Otis Wright and Ida Wright (twins) born April 24, 1870, in Dayton, Ohio. + (Without sickness or pain, they died at 13 and 18 days of age). + +Orville Wright, born August 19, in Dayton, Ohio, 1871. + +Katharine Wright, born in Dayton, Ohio, August 19, 1874. + +They were all good children. And they are all of unimpeachable morals +yet. Reuchlin is a deacon on the Congregational Church, in Tonganoxie, +Kan. They are about equal in intellect, the others having had better +education than the inventors. Katharine graduated in the Classical +Course in Oberlin College, and teaches in Dayton High School. I am a +traveling minister in the United Brethren in Christ, served several +years as pastor, ten as presiding elder, eight as editor of our Church +paper, and twenty-four as bishop. As bishop and editor I was elected by +General Conference every four years, those offices being filled every +four years by a ballot election. In filling my duties, I have visited +all the states west of the River, and territories; and all states east +of the Mississipi, except the six New England states and five others. In +all I have traveled by rail, over two hundred thousand miles. My change +of residence every two years must account for my three older children +being born in three different counties in Indiana. Mrs. Wright, the +sweetest spirit earth ever knew, died twenty years ago, in Dayton, July +4, 1889. From that on I raised the children, left to my care. All the +children sprang to help their mother, but Wilbur cared for her, +prolonged her life, and I gave him five hundred dollars for his +incomparable care for her. [Hand-written note: He had no promise of +reward.] + +Their first interest in the art of flying, they date back to about the +year 1879, when I brought home to them a Heliocoptere, a toy which could +fly. Later on they began to watch Lilienthal, and followed him to his +death, in the art of gliding. Their first active work began in the year +1900, when as a vacation, they built a gliding machine on the coast of +North Carolina, and each year in the fall of the year, spent a few weeks +there till in 1903, they attached a gasoline motor to it and flew, +December 17th, four short flights. They flew against the wind and made +at the longest only about a half mile, counting the velocity of the +wind. In actual measurment considerably less than a half mile. The +place of flight was on the sandy plain near Kill Devil Mills, in Dare +County, four miles from Kitty Hawk in Cerrituck County. The following +two summers and falls, they experimented at Simson's(?) Station (a +mere stopping place, on the Dayton and Springfield traction railroad, a +perfectly level meadow ground) where they made a few miles flight, but +in 1905, September, they flew as much as twenty-four miles, at one +flight. They flew no more for part of two years, but began negotiations +for the sale of their invention. In 1908, they engaged to a Company in +France, to sell their rights, and sold to the United states government a +single machine at twenty-five thousand dollars, they in each case, to +perform certain exploits with the machine. Time crowding on them to meet +engagements, they separated in June 1908, Wilbur going to France, and +Orville remaining to complete at Ft. Myer (near Washington) the United +States contract. Of Wilbur's scalding his arm in regulating his machine, +and his successful trial, before his arm was well, all have read. But +Orville having his machine ready at Ft. Myer, went far ahead of Wilbur, +but an easily avoided defect in his machine, having under strain caused +friction between the propeller of his machine and a wire, and--far worst +of all broke the management of the _tail_ of his machine, a most +important part--he was on a machine in the air over one hundred feet +high, with his control of the machine rendered useless, and after +sinking to about seventy-five feet, his machine descended vertically, to +the death of Lieutenant Selfridge, two hours later, and a tremendous +jolt to himself and the breaking of a thigh bone (left leg, one third +way down toward the knee) which confined him in the hospital for +several weeks, and from which he will entirely recover. But Wilbur +learning of Orvilles disaster, and reproached as far behind him, rose to +the situation, and in a few days, was ahead of anything Orville had +done, to the great joy of his brother. The rest you know. Wilbur in +France and Rome earned his conracts, and came home with Orville and +their Sister Katharine, and they were hailed at the depot of his city, +with the ringing of bells, the firing of cannon, and by over a thousand +people, and the same at home, at the noon hour, and at night more than +ten thousand people came out as old friends and neighbors to see them, +the most splendid illumination of the street, and decoration of the +buildings for three squares, being the order of the occasion. The city +brought them on their arrival, home in a train of coaches, thier +carriage being drawn with four white horses, in which rode with them +their father and two favorite grandchildren, Leontine and Horace Wright. + +The boys were natural workmen in wood or metal. Their father's family, +their mother's family (and the mother herself) were inventive and +ingenius. The father at eighteen years invented a type-writer, having +never heard. It is useless to develop inheritance in their invention. + +The city (Dayton) has decreed them two days (Jne 17 and 18), on which, +besides innumerable ceremonies, they will be given three gold medals; +One voted by the nation, one by the State, and another by the City. + +Yours truly, + +[Signature: Milton Wright] + + +A. Hildebrandt +Hauptmann a.D. +Berlin W. 30 +Martin-Luther-Strasse 10. + +Berlin W. 30, den 28. Huni 1909. + +Bishop +Milton Wright, Esquire, +Dayton (Ohio). + +Dear Sir, + +For the two letters, you had the kindness to send me in last time, be +thanked very much. With great interess I am awaiting the pictures, which +you advised me of. I shall try now, to discover the native place of Mr. +John G. Koerner, the father of the late Madame Wright. + +Now still once more many thanks for the pains, you have had! + +I am with great estime +ever Yours very truly + +[Signature: A. Hildebrandt.] + + +Berliner Lokal-Anzeiger +Redaktion. +Berlin SW 68, +Zimmerstrasse 37-41. + +9. Juli 1909 + +Dear Sir, + +I wired to you: "Bishop Wright, Dayton. Book must be stamped. Please +send photographs." + +The biography of your sons shall be published of possible as book +already in 14 days. Therefore I should lik to recives instantly the +photographs requested from you. If it were not possible to you to send +me all photographs by retourn of mail, please send later the rest, for. +I should use the other pictures for german papers. + +I thank you for your endeavaurs and hope, shortly to see in Berlin your +souns and Mis Katherine. + +With best regards +yours + +[Signature: gez. Captain Hildebrandt] + + +A. Hildebrandt +Hauptmann a.D. +Berlin W. 30 +Martin-Luther-Strasse 10. + +Berlin W. 30, den 18. Juli 1909. + +Bishop Milton Wright, Esquire, +Dayton (Ohio). + +Dear Sir! + +With many thanks I confirm you the receipt of the two pictures and your +letter of the 3rd inst., by which you have made me great pleasure. I +shall make use of the pictures as soon as possible. + +Thanking you once more for your kindness and being always at your +service, I remain, Dear Sir + +ever Yours truly + +[Signature: A. Hildebrandt.] +he receipt of the two pictures and your +letter of the 3rd inst., by which you have made me great pleasure. I +shall make use of the pictures as soon as possible. + +Thanking you once more for your kindness and being always at your +service, I remain, Dear Sir + +ever Yours truly + +[Signature: A. Hildebrandt.] + + + +***END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE BRUEDER WRIGHT*** + + +******* This file should be named 10914.txt or 10914.zip ******* + + +This and all associated files of various formats will be found in: +https://www.gutenberg.org/1/0/9/1/10914 + + +Updated editions will replace the previous one--the old editions +will be renamed. + +Creating the works from public domain print editions means that no +one owns a United States copyright in these works, so the Foundation +(and you!) can copy and distribute it in the United States without +permission and without paying copyright royalties. Special rules, +set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to +copying and distributing Project Gutenberg-tm electronic works to +protect the PROJECT GUTENBERG-tm concept and trademark. Project +Gutenberg is a registered trademark, and may not be used if you +charge for the eBooks, unless you receive specific permission. If you +do not charge anything for copies of this eBook, complying with the +rules is very easy. You may use this eBook for nearly any purpose +such as creation of derivative works, reports, performances and +research. They may be modified and printed and given away--you may do +practically ANYTHING with public domain eBooks. Redistribution is +subject to the trademark license, especially commercial +redistribution. + + + +*** START: FULL LICENSE *** + +THE FULL PROJECT GUTENBERG LICENSE +PLEASE READ THIS BEFORE YOU DISTRIBUTE OR USE THIS WORK + +To protect the Project Gutenberg-tm mission of promoting the free +distribution of electronic works, by using or distributing this work +(or any other work associated in any way with the phrase "Project +Gutenberg"), you agree to comply with all the terms of the Full Project +Gutenberg-tm License (available with this file or online at +https://gutenberg.org/license). + + +Section 1. General Terms of Use and Redistributing Project Gutenberg-tm +electronic works + +1.A. By reading or using any part of this Project Gutenberg-tm +electronic work, you indicate that you have read, understand, agree to +and accept all the terms of this license and intellectual property +(trademark/copyright) agreement. If you do not agree to abide by all +the terms of this agreement, you must cease using and return or destroy +all copies of Project Gutenberg-tm electronic works in your possession. +If you paid a fee for obtaining a copy of or access to a Project +Gutenberg-tm electronic work and you do not agree to be bound by the +terms of this agreement, you may obtain a refund from the person or +entity to whom you paid the fee as set forth in paragraph 1.E.8. + +1.B. "Project Gutenberg" is a registered trademark. It may only be +used on or associated in any way with an electronic work by people who +agree to be bound by the terms of this agreement. There are a few +things that you can do with most Project Gutenberg-tm electronic works +even without complying with the full terms of this agreement. See +paragraph 1.C below. There are a lot of things you can do with Project +Gutenberg-tm electronic works if you follow the terms of this agreement +and help preserve free future access to Project Gutenberg-tm electronic +works. See paragraph 1.E below. + +1.C. The Project Gutenberg Literary Archive Foundation ("the Foundation" +or PGLAF), owns a compilation copyright in the collection of Project +Gutenberg-tm electronic works. Nearly all the individual works in the +collection are in the public domain in the United States. If an +individual work is in the public domain in the United States and you are +located in the United States, we do not claim a right to prevent you from +copying, distributing, performing, displaying or creating derivative +works based on the work as long as all references to Project Gutenberg +are removed. 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INDEMNITY - You agree to indemnify and hold the Foundation, the +trademark owner, any agent or employee of the Foundation, anyone +providing copies of Project Gutenberg-tm electronic works in accordance +with this agreement, and any volunteers associated with the production, +promotion and distribution of Project Gutenberg-tm electronic works, +harmless from all liability, costs and expenses, including legal fees, +that arise directly or indirectly from any of the following which you do +or cause to occur: (a) distribution of this or any Project Gutenberg-tm +work, (b) alteration, modification, or additions or deletions to any +Project Gutenberg-tm work, and (c) any Defect you cause. + + +Section 2. Information about the Mission of Project Gutenberg-tm + +Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of +electronic works in formats readable by the widest variety of computers +including obsolete, old, middle-aged and new computers. It exists +because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from +people in all walks of life. + +Volunteers and financial support to provide volunteers with the +assistance they need, is critical to reaching Project Gutenberg-tm's +goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will +remain freely available for generations to come. In 2001, the Project +Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure +and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations. +To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation +and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4 +and the Foundation web page at https://www.pglaf.org. + + +Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive +Foundation + +The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit +501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the +state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal +Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification +number is 64-6221541. Its 501(c)(3) letter is posted at +https://pglaf.org/fundraising. Contributions to the Project Gutenberg +Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent +permitted by U.S. federal laws and your state's laws. + +The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S. +Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered +throughout numerous locations. Its business office is located at +809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email +business@pglaf.org. Email contact links and up to date contact +information can be found at the Foundation's web site and official +page at https://pglaf.org + +For additional contact information: + Dr. Gregory B. Newby + Chief Executive and Director + gbnewby@pglaf.org + +Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg +Literary Archive Foundation + +Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide +spread public support and donations to carry out its mission of +increasing the number of public domain and licensed works that can be +freely distributed in machine readable form accessible by the widest +array of equipment including outdated equipment. Many small donations +($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt +status with the IRS. + +The Foundation is committed to complying with the laws regulating +charities and charitable donations in all 50 states of the United +States. Compliance requirements are not uniform and it takes a +considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up +with these requirements. We do not solicit donations in locations +where we have not received written confirmation of compliance. To +SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any +particular state visit https://pglaf.org + +While we cannot and do not solicit contributions from states where we +have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition +against accepting unsolicited donations from donors in such states who +approach us with offers to donate. + +International donations are gratefully accepted, but we cannot make +any statements concerning tax treatment of donations received from +outside the United States. U.S. laws alone swamp our small staff. + +Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation +methods and addresses. Donations are accepted in a number of other +ways including including checks, online payments and credit card +donations. To donate, please visit: https://pglaf.org/donate + + +Section 5. General Information About Project Gutenberg-tm electronic +works. + +Professor Michael S. Hart was the originator of the Project Gutenberg-tm +concept of a library of electronic works that could be freely shared +with anyone. For thirty years, he produced and distributed Project +Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of volunteer support. + +Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed +editions, all of which are confirmed as Public Domain in the U.S. +unless a copyright notice is included. Thus, we do not necessarily +keep eBooks in compliance with any particular paper edition. + +Each eBook is in a subdirectory of the same number as the eBook's +eBook number, often in several formats including plain vanilla ASCII, +compressed (zipped), HTML and others. + +Corrected EDITIONS of our eBooks replace the old file and take over +the old filename and etext number. The replaced older file is renamed. +VERSIONS based on separate sources are treated as new eBooks receiving +new filenames and etext numbers. + +Most people start at our Web site which has the main PG search facility: + +https://www.gutenberg.org + +This Web site includes information about Project Gutenberg-tm, +including how to make donations to the Project Gutenberg Literary +Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to +subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks. + +EBooks posted prior to November 2003, with eBook numbers BELOW #10000, +are filed in directories based on their release date. If you want to +download any of these eBooks directly, rather than using the regular +search system you may utilize the following addresses and just +download by the etext year. + +http://www.ibiblio.org/gutenberg/etext06 + + (Or /etext 05, 04, 03, 02, 01, 00, 99, + 98, 97, 96, 95, 94, 93, 92, 92, 91 or 90) + +EBooks posted since November 2003, with etext numbers OVER #10000, are +filed in a different way. The year of a release date is no longer part +of the directory path. The path is based on the etext number (which is +identical to the filename). The path to the file is made up of single +digits corresponding to all but the last digit in the filename. For +example an eBook of filename 10234 would be found at: + +https://www.gutenberg.org/1/0/2/3/10234 + +or filename 24689 would be found at: +https://www.gutenberg.org/2/4/6/8/24689 + +An alternative method of locating eBooks: +https://www.gutenberg.org/GUTINDEX.ALL + +*** END: FULL LICENSE *** |
