summaryrefslogtreecommitdiff
path: root/32450-h
diff options
context:
space:
mode:
Diffstat (limited to '32450-h')
-rw-r--r--32450-h/32450-h.htm2391
1 files changed, 2391 insertions, 0 deletions
diff --git a/32450-h/32450-h.htm b/32450-h/32450-h.htm
new file mode 100644
index 0000000..4663ed8
--- /dev/null
+++ b/32450-h/32450-h.htm
@@ -0,0 +1,2391 @@
+<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.0 Strict//EN"
+"http://www.w3.org/TR/xhtml1/DTD/xhtml1-strict.dtd">
+<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml">
+<head>
+<meta http-equiv="Content-Type" content="text/html;charset=iso-8859-1" />
+<title>Über den Expressionismus in der Literatur und die neue Dichtung</title>
+<!-- AUTHOR="Kasimir Edschmid" -->
+
+<style type='text/css'>
+body { margin-left: 10%; margin-right: 10%; }
+h1 { text-align: center; margin-top: 5%; margin-bottom: 5%; }
+h2 { text-align: center; margin-top: 5%; margin-bottom: 10%; page-break-after: always}
+h3 { text-align: center; margin-top: 5%; margin-bottom: 2%; page-break-before: always}
+p { margin-left: 0%;
+ margin-right: 0%;
+ margin-top: 0%;
+ margin-bottom: 0%;
+ text-align: justify;
+ text-indent: 4%
+ }
+p.noindent { text-indent: 0%; }
+p.right { text-indent: 0%;
+ text-align: right;
+ margin-left: 8%; margin-right: 4%;
+ margin-top: 0%; margin-bottom: 2%;
+ }
+p.lyrics {text-align:center;
+ text-indent: 0%;
+ margin-left: 0%; margin-right: 0%;
+ margin-top: 0%; margin-bottom: 2%;
+ font-size: small;
+ }
+p.signature {text-indent: 0%;
+ text-align: right;
+ margin-left: 0%; margin-right: 20%;
+ margin-top: 1%; margin-bottom: 2%;
+ font-size: small;
+ }
+p.blockquote {text-indent: 0%;
+ margin-left: 8%; margin-right: 4%;
+ margin-top: 2%; margin-bottom: 2%;
+ }
+p.center { text-indent: 0%; text-align: center; margin-top: 0%; margin-bottom: 2%; }
+p.contents { text-indent: 0%; text-align: center; margin-top: 0%; margin-bottom: 2%; }
+
+p.first { text-indent: 0% }
+p.first:first-letter { font-size:xx-large;float:left;font-weight:normal;}
+
+a:link { text-decoration: none; color: rgb(10%,30%,60%); }
+a:visited { text-decoration: none; color: rgb(10%,30%,60%); }
+a:hover { text-decoration: underline; }
+a:active { text-decoration: underline; }
+
+hr { margin-top: 0em;
+ margin-bottom: 0em;
+ margin-left: auto;
+ margin-right: auto;
+ clear: both;
+ color: black;}
+
+ .hr50 { width: 50%; }
+</style>
+</head>
+
+<body>
+
+
+<pre>
+
+The Project Gutenberg EBook of Über den Expressionismus in der Literatur
+und die neue Dichtung, by Kasimir Edschmid
+
+This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with
+almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or
+re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included
+with this eBook or online at www.gutenberg.org
+
+
+Title: Über den Expressionismus in der Literatur und die neue Dichtung
+
+Author: Kasimir Edschmid
+
+Release Date: May 20, 2010 [EBook #32450]
+
+Language: German
+
+Character set encoding: ISO-8859-1
+
+*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK UBER DEN EXPRESSIONISMUS ***
+
+
+
+
+Produced by Jens Sadowski
+
+
+
+
+
+</pre>
+
+
+<p style="font-size:small;text-indent:0%">
+Transcriber's Note:
+Text that was s&nbsp;p&nbsp;a&nbsp;c&nbsp;e&nbsp;d&nbsp;-&nbsp;o&nbsp;u&nbsp;t has been changed to <i>italics</i>.
+</p>
+
+<h1 style="page-break-before:always">
+Über den Expressionismus<br/>
+in der Literatur<br/>
+und die neue Dichtung
+</h1>
+<p class="center">von</p>
+<h1>Kasimir Edschmid</h1>
+
+<p>&nbsp;</p>
+<p>&nbsp;</p>
+<p>&nbsp;</p>
+<p>&nbsp;</p>
+
+
+<p style="text-align:center;text-indent:0%;font-size:small;letter-spacing: .1em">
+Vierte Auflage
+</p>
+
+<p>&nbsp;</p>
+<p>&nbsp;</p>
+<p>&nbsp;</p>
+<p>&nbsp;</p>
+
+<hr class="hr50" />
+
+<p style="text-align:center;text-indent:0%;font-weight:bold;letter-spacing:.2em;">
+Berlin<br/>
+Erich Reiß Verlag<br/>
+1919
+</p>
+
+
+<p style="page-break-before:always">&nbsp;</p>
+<p>&nbsp;</p>
+<p>&nbsp;</p>
+<p>&nbsp;</p>
+<p>&nbsp;</p>
+<p>&nbsp;</p>
+<p>&nbsp;</p>
+<p>&nbsp;</p>
+
+<p style="text-align:center;text-indent:0%;font-size:small;letter-spacing:.2em">
+Spamersche Buchdruckerei in Leipzig
+</p>
+
+<p style="page-break-before:always">&nbsp;</p>
+<p>&nbsp;</p>
+<p>&nbsp;</p>
+<p>&nbsp;</p>
+
+<p class="center">
+Fil. Dr. Malte Jacobsson und Ernst Norlind<br/>
+in der großen Erinnerung der Tage<br/>
+in Marstrand und Schloß Borgeby
+</p>
+
+
+<p style="page-break-before:always">&nbsp;</p>
+<p>&nbsp;</p>
+<p>&nbsp;</p>
+<p>&nbsp;</p>
+<p class="lyrics" style="margin-bottom:0%;">
+Ach der Menge gefällt, was auf dem Marktplatz taugt,<br/>
+Und es ehret der Knecht nur den Gewaltsamen;<br/>
+An das Göttliche glauben<br/>
+Die allein, die es selber sind.<br/>
+</p>
+<p class="signature">Hölderlin.</p>
+
+<p>
+
+</p>
+<h2 class="chapter">Über die dichterische deutsche Jugend</h2><p>
+
+</p><p class="center">
+<i>An ein skandinavisches Publikum (März 1918)</i>
+
+
+</p><p class="first">Nicht, was man wähnt, einigt uns: nicht
+jenes Alter auf der Wage schwankend
+der Zwanzig und Dreißig.
+
+</p><p>Nicht unsere Geburt in solcher Zeit, die uns
+heißt, auf die Rechte der Jugend verzichten,
+die uns nimmt, was Generationen vor uns inbrünstig
+verführte: das Meer, die Welt .&nbsp;.&nbsp;.
+die uns Eingeschlossenen diktiert, statt Lockungen
+und Freiheiten nur das eine zu sehen:
+Tod und Pflichten.
+
+</p><p>Nicht Kampf gegen schon Stürzendes verbindet,
+wo wir doch, toleranter, duldsamer
+als Vorangegangene, auf Formales geringsten
+Wert legen, wo künstlerische Fragen, im
+Äußeren nur ruhend, uns gleichgültig abgewendet
+sehen, vielmehr bedacht auf die
+Gesinnung.
+
+</p><p>Die Bindung ist das Ziel geistiger Kunst.
+
+</p><p>Wir spürten Jungsein in uns, als wir aufwuchsen,
+niemals um uns aber Jugend. Wir
+blieben einzelne, bis selbst schaffend, an
+gleicher Arbeit erglüht, wir gemeinsame
+Ziele, gleiche Begeisterungen an Stirn und
+Gesicht erkannten.
+
+</p><p>Nun waren wir herausgeschleudert aus abseitiger
+Verzweiflung, nun waren wir ganz:
+Generation.
+
+</p><p>Eine Welle steigt mit den Mannesaltern,
+oft seltener noch, auf, und ihr Zittern steht
+gefangen noch lange in der folgenden Zeit.
+Die Herzen stehen bei ihrer Hochfahrt gereckt,
+Enthusiasmus entflammt, aus großer
+gemeinsamer Idee gebiert sich die Gemeinsamkeit:
+Jugend.
+
+</p><p>Denn junge Menschen gab es zu jeder Zeit.
+Junge Menschen gab es, solang wir unsere
+Knabenzeit zu den Jünglingen entfalteten
+und wuchsen. Nie aber stand sie als Schar.
+Nie als Phalanx. Nie sahen wir Zusammensein
+zu großen Taten, nie begeisterte Munde,
+die dies forderten, jenes schufen, anderes in
+heiligem Eifer zerschlugen.
+
+</p><p>Jungsein allein genügt nicht.
+
+</p><p>Ist nicht, was Generationen mit dem Unvergleichlichsten
+und Vergänglichsten, dem
+Namen der Jugend nennt. Es ist nur die Idee.
+
+</p><p>Der junge Mann, den der Bürger soupçonniert,
+den der alte Mann haßt, den reife Frauen
+verlachen, der junge Mensch ist nur ein Mißverständnis
+des Temperaments. Jugend, geschart,
+rufend unter Fahnen der Idee, die sie
+führt, Jugend, geeint, ist eines der gewaltigsten
+Dinge, eine der Umwälzungen, die die Menschheit
+weiterbringen.
+
+</p><p>Jugend dieses Sinnes heißt Revolution des
+Geistes.
+
+</p><p>Wir, in steriler Zeit groß geworden, nach
+schon gestorbenen Naturalisten geboren, die
+Karusselle bürgerlichen Weltgefühls eitel
+um unser Erstaunen schwingen sehend, wir,
+im Wachsen von keiner Dichtung begleitet,
+wir, die entbehrte, sehnsüchtig erwartete Ziele
+demütig und verwundert in eigener Brust
+entdeckten .&nbsp;.&nbsp;. wo grüßt uns Herzschlag
+wie unserer, wo stürmten sie Barrikaden vor
+uns, wo dröhnte das Zittern zuletzt, das uns
+so beseligt .&nbsp;.&nbsp;. ist das nicht unsere Frage?
+
+</p><p>Ganz unten steht die Rotte um Goethe.
+In deutschem Sturm und Drang bricht sich
+Bewegung, Soziales gemischt mit der Literatur,
+da bereitet chaotisch sich vor, was
+Harmonie werden soll, unser aus blutendstem
+Herzen erschrienes, aus letzter Sehnsucht
+und jetzt schon fast verzweifelt ersehntes
+Ziel: deutsche Kultur.
+
+</p><p>Da unten zerstörten junge Dichter ihr
+Leben, da sie so leben wollten, wie sie dichteten,
+und da die Zerrissenheit ihres Geistes
+Ausgleich finden mußte in äußerem Schicksal.
+
+</p><p>Glänzendes Feuerwerk.
+
+</p><p>Revolte der Kraft gegen die Verzweiflung.
+Ihr Dasein zerfetzt wie ihre Dramen. Ihr
+Leben ist kurz.
+
+</p><p>Sie gehen nach Rußland, sterben in Moskau,
+sterben in Italien, sterben in der Schweiz.
+Sie sterben in Deutschland.
+
+</p><p>Als steiles Monument ragend immer nur:
+Goethe.
+
+</p><p>Als hätten sie sich zerstören müssen, nach
+irgendeinem Schicksal, daß in Goethes Saft
+solch unaussprechliche Kraft und Süßigkeit
+flösse, die nach allen Seiten, gerecht und harmonisch,
+einen Untergrund legte zur künstlerischen
+Struktur unseres Geistes, unserer Zeit.
+
+</p><p>Wieder eine Ballung, wieder ein großer
+Versuch zum geistigen Ausdruck: die Romantik.
+
+</p><p>Da erhoben junge Leute sich zur Höhe des
+Gefühls. Da trugen Schwärmende durch die
+Strecke vom Hirn gesäuberter phantasieloser
+Jahre, durch Jahre, vertrocknet von Aufklärung,
+das Herz vor sich hin. Gelösten
+Schrittes aus Toga und Chiton herausschreitend
+zu phantastischem Barock, in
+mittelalterliche Bewegtheit, zog sie die Buntheit
+ihres Rhythmus zu den mystischen Quellen
+des Blutes.
+
+</p><p>Ihr Stil erhielt Lockerung, ihr Geist die
+Spannkraft, in barocker Geistigkeit deutsches
+Wesen zur Idee zu schmelzen. Bewegung
+schüttelte die Literatur von innen. Nach außen
+war Stille.
+
+</p><p>Nicht jener Feuerbrand der Franzosen:
+Mussets Lieder, die den Boulevard überflogen,
+Victor Hugos stampfende Forderung &bdquo;couleur&ldquo;,
+Théophile Gautier, Fels in roter Weste,
+der alle Premierenschlachten schlug.
+
+</p><p>Nein, gelehrtenhaft ging es, wie es deutschem
+Wesen früher entsprach, in der Stille
+der Korrektheit bis zum Verwelken.
+
+</p><p>Der letzte große Versuch zum geistigen
+deutschen Stil verflammte hier.
+
+</p><p>Noch war der Leib des Volkstums nicht genug
+in Training, nicht stark genug von Massage.
+So brach die Welle ab, die vor säkularer
+Epoche Deutschland, seinem Mittelalter näher,
+des Stromes der Kraft eigenmäßiger bewußt,
+seinem Katholizismus dichter ans Herz binden
+wollte.
+
+</p><p>Von da ab kein großer geistiger Zug mehr.
+Junges Deutschland mit liberalen Frondeuren.
+Naturalisten, schwächlicher Protest auf den
+Mechanismus ungepflegter Zeit, Bürgerliches,
+sich eitel spiegelnd auf Pferden und
+Schaukeln, immer wandernd um die eigene
+unwichtige Welt .&nbsp;.&nbsp;. dies Jahrhundert, es
+ward gegeben als eine Medizin, an der zu
+leiden aber nicht zu vergehen das Schicksal
+uns unerbittlich hieß.
+
+</p><p>Bürgerliches Jahrhundert mit bourgeoisen
+Temperamenten, epigonale Ritter schon donquichottisch
+abgegangenen Geistes, zielloses
+Zerfasern des Menschen, Jahrzehnte, gesäugt
+von der Arznei bittersten Jahrhunderts mit kapitalistischer
+Fassade, immer nur das Eigentliche
+verschüttend, immer die Kulisse als
+Panier erhoben, Zeit, die sich trennte und
+manifestierte nach Klassen, Zeit der Rechtsanwälte,
+der Offiziere und Proletare .&nbsp;.&nbsp;. liegt
+nicht solche Zeit wie maskenhaftes Lächeln
+grandios agierenden Schicksals, weggenommen
+vom tragischen Gesicht der Zeit,
+irgendwo unwichtig abgeschüttelt schon der
+Vergessenheit zugewendet, vor der nur glänzendes
+Können einiger Künstler es schützt.
+
+</p><p>Schwingt nicht ein Regenbogen?
+
+</p><p>Läuft die Brücke des Geistes nicht ehern,
+von den magischen Punkten der Zeit zueinander
+gestellt?
+
+</p><p>Steht nicht, über solche Epoche aufgeschleudert,
+der Bogen zu Füßen Bettinas,
+Tieks und Brentanos. Steht auf dem Aufprall
+des anderen Bogens nicht Jugend von
+heute, Herzschlag empfindend tief aus magischer
+Nacht verflossenen Jahrhunderts.
+Alle Herzen schlagend auf der Spitze der
+großen Gefühle, alle Herzen entflammt vom
+großen Gedanken der Menschheit?
+
+</p><p>Hier steht, wenn so Vielfältiges sich einigen
+kann, eine Generation mit ihrer Idee.
+
+</p><p>Das sind die Summen.
+
+</p><p>Braucht es Ergänzungen? Reihen werden
+nur genannt, Generationen, die hin und wieder
+aufstehend, Gesicht und Geist der Zeit bestimmten.
+Dies sind die Linien.
+
+</p><p>Nie aber ist jugendlicher Opfermut, Begeisterung
+der Jugend hiermit erschöpft.
+
+</p><p>Die gab es, in einzelne zersplittert, jede
+Stunde, jeden Tag. Einzelgänger haben wir
+mehr als ein anderes Volk. Hätten wir
+Kultur, hätten wir diese nicht, die an den
+Wänden unmitteilsamer Zeit das Hirn zerschlugen.
+
+</p><p>Wo waren unseren Dichtern mütterliche
+Jahre, wo nahm empfangender, wiederschenkender
+Boden des Volkstums sie auf? Ausgespien
+wie aus dem Mund der Apokalypse,
+ging ihre Fahrt in den Irrsinn, die nichts
+hielt, nichts begriff und niemand liebte.
+
+</p><p>Eigenwille und Chaotisches ihr Merkmal.
+Gigantische Begabung ohne Ziel ihr Fatum.
+
+</p><p>Haben wir nicht Jahrhunderte nur nach
+innen gelebt und nie nach außen? Wo ist
+Ansatz einer Kultur, da noch der Leib des
+Volkstums zuckt vor eigenem nicht beendetem
+Gebären? War nicht lange unser Künstler
+ein Gelehrter, Dichter ein Sonderling, der
+Akademiker ziellose Hilflosigkeit im Dasein?
+
+</p><p>Wir, dieser Zeit heftiger ausgeliefert, sie
+darum unerbittlicher bezwingend, enger verstrickt
+als je Dichter einer Zeit, hingegeben
+in tödlichem Maße, wir sind erst langsam an
+dem Anfang und dem Willen, deutschen Stil
+zu formen.
+
+</p><p>Wir stellen die Forderungen, messen den
+Maßstab, heben die Fahne, ohne Rühmenswertes
+dabei zu finden, nur gehorchend der innersten
+Nötigung. Wir wollen die Tradition des
+von selbst sich auswirkenden tätigen Geistes.
+
+</p><p>Wollen endlich für die Deutschen Fundament.
+
+</p><p>Erstreben jene lange Kette, von Nabelschnur
+zu Nabelschnur geleitet, die die große bewunderte
+Literatur unseres romanischen Nachbarvolkes,
+die die Literatur Frankreichs rund
+macht, unübertrefflich, durchlebt zur Harmonie.
+
+
+</p><p>Ach, es ist kostbarste Kraft fast ohne Maß
+verschäumt worden, ohne sichtbares Resultat,
+aus der Eigenbrötlerischkeit der Deutschen,
+die wieder ihre liebenswerte Stärke ist.
+
+</p><p>Tausende starben, verzweifelt, Hände wund,
+Blut verspritzt, hoffnungslos über das Ziel .&nbsp;.&nbsp;.
+Tausende, deren Werk, aufgefangen, unsterbliche
+Leistung für sich vorwärts bewegende
+Menschheit wäre. Sie alle, Vereinzelte,
+fielen: Pioniere kommender Kultur.
+Losgerissene vom Mutterboden, Vagierende,
+Aufzuckende, Suchende nach dem großen
+Zentrum ihres Wesens .&nbsp;.&nbsp;. was blieb als Tod?
+
+</p><p>Opfermutige kühne Jugend gab es jede Stunde,
+jeden Tag. Ach, ihr Dasein, ihr Kämpfen,
+jene Jünglinge und Männer, titanenhaft über
+die Möglichkeit ihrer Zeit begehrend, die
+ihre Spannung nicht aufnahm, ach, das Dasein
+dieser Jugend ist das heroischste Thema
+unserer tragischen Geschichte.
+
+</p><p>Werke schaffen von oft unerreichter Größe
+des chaotischen Aufbaues, suchend ohne Ende,
+irrend an den Rändern des Radius, Vorstoß
+von jedem Punkte der Peripherien, stets die
+Mitte wollend, die nicht bestand.
+
+</p><p>Gibt es Literatur, die mehr in solchem
+Ringen bestes Blut verspritzte?
+
+</p><p>Gibt es Literatur, reicher an Opfern der
+einzelnen, an Beispiel nicht geahnter Hingabe
+des Geistes?
+
+</p><p>Gibt es Literatur, wo die Besten, so viele
+der Auserwählten im Wahnsinn erst, im Tod
+Erlösung fanden? Gibt es nicht die unsterblichen
+Namen, den unsterblichsten Namen:
+Hölderlin?
+
+</p><p>Ging darum nicht Georg Büchner in so
+frühen Tod, weil sein ungeheurer Ausbruch
+vorbeizuckte an der Zeit?
+
+</p><p>Verkam darum nicht Grabbe, verreckte
+nicht Lenz?
+
+</p><p>Stand nicht Hebbel wüst kämpfend gegen
+die Epoche, schoß Kleist die Kugel nicht durch
+sein unauslöschliches Leben?
+
+</p><p>Ist nicht solches Schicksal, das ich anrufe,
+das Tragischste und Panische, die Tragik, die
+ich beschwöre, wenn ich Nietzsches heiligen
+Namen nenne?
+
+</p><p>Trägt solch eigenwillige tapfere Jugend,
+in die Pausen der Geschichte gesprengt und
+verzischend, nicht Vermächtnisse der letzten
+Bedeutung? Umflorte Historie der deutschen
+Dichter, um die das Bürgerliche wuchs und
+gedieh, die wahnsinnig wurden, verreckten,
+als Alkoholiker eingingen wie Tiere? An
+Mutigen hat es nie gefehlt.
+
+</p><p>Nie war Tapferkeit ein Fehler unseres Volkes
+in der Handlung.
+
+</p><p>Nie auch im Geiste.
+
+</p><p>Uns fehlte nur Zeit.
+
+</p><p>Nichts verbindet außer der Tragik solch
+Abgesprengter und Suchender den letzten
+geistigen Ausdruck der deutschen Dichtung,
+nichts bindet als sie Bettina an unsere
+Zeit.
+
+</p><p>Der Weg der Dichtung unserer Tage führt
+aus der Hülle zur Seele, aus dem Rang zum
+Menschen, vom Schildern zum Geist. Die
+Kunst wird positiv, sie zerfetzt den Menschen
+nicht mehr, sie gibt den Kosmos in
+seine Lunge.
+
+</p><p>Befreite aus dem Ballon von Glas, der ihr
+Leben umfaßte, sehen die Menschen endlich
+die Welt, in der Gefühle steigen, fallen, sich
+regulieren, die Senkrechten ohne Ende sind,
+der Horizont ohne Maß. Vor in den Hintergrund
+getretener, vor bürgerlicher, kapitalistischer
+Welt, solchem Ziel, solchen Künsten
+zugewandter Stirn, steht die dichterische deutsche
+Jugend, große Gedanken der Menschheit
+wieder denkend, stärker noch entflammt als
+die Fechter der Romantik, die verschwommen
+noch nach dem Geiste suchten.
+
+</p><p>Ihre Zeit gehäuft von Leid, ihr Schicksal
+prometheisch angeschmiedet ans Kreuz solchen
+Daseins, ihre Seele zum Grauen ergriffen
+vor dieser Opferung .&nbsp;.&nbsp;. wann in Jahrhunderten
+erlitt Jugend so Hartes?
+
+</p><p>Aus Katastrophen und Zusammenbrüchen
+als einziger Halt eine Jugend, streng die Forderungen
+der Menschlichkeit aufgepflanzt,
+unerbittlich die Hand auf den Zielen, Schicksal
+dieses Krieges hinnehmend als Schickung
+wie anderes Leid, aber hingerissen dadurch,
+den Glauben noch höher fliegen. Wollen härter
+schweißen zu lassen, im Mord die eherne
+Stimme der Gerechtigkeit erbrausen zu sehen,
+im Wahnsinn der Ereignisse das entflammte
+Herz sicher in steter Berufung zu tragen .&nbsp;.&nbsp;.
+wann geschah solches?
+
+</p><p>War vor diesen Katastrophen diese Jugend
+gehöhnt, gescholten, nur die Seltenen
+berührend, nun wuchs sie zum Ausgleich.
+Spielen die Schaubühnen nicht Stücke, die
+unzumutbar bürgerlichem Publikum früher
+erschienen? War Dichtung nicht Privileg
+weniger Köpfe in Deutschland .&nbsp;.&nbsp;. lesen nicht
+Jünglinge, Männer Bücher ihrer Dichter,
+wie nie früher Dichtung gelesen ward? Sagen
+Schauspieler nicht Verse auf Podiums
+und Kathedern? Erklärt solches Geheimnis
+fabulöser Wirkung nicht sich allein durch
+seine Einzigartigkeit selbst?
+
+</p><p>Ewiges Wechselspiel der erlesenen Kräfte.
+
+</p><p>Durstet die Zeit nicht nach der Kunst, die
+aus dem Geist kommt und nicht aus dem
+Stückwerk der Menschen? Braucht die harte
+Epoche nicht den Halt, der nicht in der fließenden
+Zeit steht, sondern aufgepflanzt im Innern
+der Menschen? Ist etwas mehr not als Trost
+gleichzeitig mit Erhebung? Ist ein Zweifel,
+daß Kunst in den Zielen enorm sein muß, die
+von Zeitgenossen, die leiden Stunde und Tag
+um Tag, begehrt wird mit solcher Inbrunst?
+Daß eine Kunst tief nach Wahrheit gehen
+muß, die selbst über Mode und den Snob hoch
+hinaus gesucht wird, obwohl sie schwer ist,
+schwerer als jede Kunst, die Deutschen seither
+ward in der Dichtung? Ist es eine Frage,
+daß nur groß gespannte Kunst dies Menschen
+reichen kann, deren Sehnsucht so nach Tiefstem
+geht? Ist es eine Frage, die fast nicht
+zu stellen mehr, kaum der Antwort bedürftig
+ist, daß diese Kunst nichts in ihren Achsen
+bewegt als jene Kraft aller Größe: Idee der
+Menschheit?
+
+</p><p>Den schlichten Menschen in demütiger
+Höhe als Instrument .&nbsp;.&nbsp;. was bedarf es weiter?
+Die Welt steht offen mit Frage und Antwort.
+
+</p><p>Großen Gefühlen untertan, auf ihnen
+schweifend .&nbsp;.&nbsp;. was sollen da Themen, was soll
+der bürgerliche Gehalt vergangener Kunst?
+
+</p><p>Das Neue geht weit über Literatur, wird
+schon Frage der Moralität.
+
+</p><p>Solche Dichtung ist ethisch von selbst: der
+Mensch vor die Ewigkeit gestellt.
+
+</p><p>Keine Predigt.
+
+</p><p>Nie erbauende Literatur.
+
+</p><p>Aber Wille zur Steigerung und Hebung der
+Menschen .&nbsp;.&nbsp;. ihr Gehalt.
+
+</p><p>Drei kreisende Ringe in der Brust, die seit
+Ewigkeit große Kunst bewegten .&nbsp;.&nbsp;. dies ist,
+was sie erfüllt auf dem Wege: Liebe, Gott,
+Gerechtigeit.
+
+</p><p>Wie die großen Maler hingegangener Zeit
+mit wenigen Vorwürfen ihr ganzes Leben verbrachten,
+den gleichen Vorwurf immer mit
+neuer Gläubigkeit inniger gestaltend, läuft
+Kunst, die nicht nur die Literatur, die die
+Menschen angeht, stets nach gleichem Ziel.
+
+</p><p>Kreist solch Schaffen um den schlichten
+unverbildeten Menschen, hebt sein Element
+ihn über Kausales, muß seine Handlung gerecht
+sein auch im Bösen, letzthinnig in beliebiger
+Schlichtheit, vom dunklen Drang des
+Ethos angedonnert in <i>jeder</i> Handlung.
+
+</p><p>Die jungen Dichter, diesem Menschen die
+Freiheit gebend, dem Ausschlag seines Gefühls
+zu folgen, wohin es führe .&nbsp;.&nbsp;. die jungen
+Dichter, die wählen lassen zwischen Laster
+und Güte, sehen, wie von magnetischem Pole
+angerissen, ihre Menschen alle zur Güte streben.
+Doch nichts von Weichheit vor solchen
+Aufgaben! Nichts Gebundenes, selbst nicht
+in christlichem Sinne.
+
+</p><p>Selten war Überschwang so hart, Kunst so
+stürmisch, Rhythmus der Seele derart unbändig
+geführt. Menschen schaukeln im Kosmos.
+Liebe ist ihnen Neigung zur Menschheit.
+Ist Religiosität, die über Konfessionelles
+hin das letzte, das streng gerichtet Rechte
+will.
+
+</p><p>Donnernder schallt ihnen als die Kanonen
+der größten Offensiven das Wort der Zusammengehörigkeit
+unter den Menschen. Ist
+Kampf, sei er vom Geist. Sie wollen Gerechtigkeit,
+aber nicht von der Macht, ungeistig
+wie nur eine, sondern Gerechtigkeit der Tat
+und Liebe. Kämpferisch wie kaum eine Generation
+kämpfen sie um den Geist. Aus Blut
+und Qualm der Epoche sich hebend und fordernd
+treffen sie auf solchen Wegen Gott.
+
+</p><p>Mit fiebrigen Händen, heißen Munden
+suchen sie; ergriffenste Prosa, unerhörter
+Rhythmus leidenschaftlichsten Gedichts fängt
+ihn ein. Jede Erde, jedes Blatt, jedes Tier
+erliegt der Beschwörung, einzustimmen in
+solche Harmonie. Kein Raum, der nicht
+mitzittert im religiösen Akkord der einfachen
+Schöpfung.
+
+</p><p>Gott wird überallhin wiedergeboren.
+
+</p><p>Seine Liebe schlägt zurück, ein Kranz bindet
+sich um die metaphysisch schwebende Erde.
+Nur das Wichtige hat Sinn, nur die Förderung,
+die jedes Echte trägt. Jedes Ding, angegriffen,
+bestürmt, entschält sich. Voll
+Ehrfurcht nähert Dichtung sich dem nur
+Wichtigen, dem Kern des Dinges.
+
+</p><p>Keine Fassade mehr .&nbsp;.&nbsp;. Gefühl nur der
+Menschen .&nbsp;.&nbsp;. Erde unter unwägbarem Himmel
+.&nbsp;.&nbsp;. Melodie der Schöpfung aus dichterischem
+Ruf.
+
+</p><p>Neue Zeit mit unwahrscheinlichen Kämpfen
+naht und droht.
+
+</p><p>Gelassen und mutig sieht das Geschlecht
+nach vorn. Ihm gibt es nur Menschen, ohne
+Vorurteile, ohne Hemmung, ohne gezüchtete
+Moral. Ihm gibt es keine innere Trennung
+der Nation zu Nation. Sieht so gerichteter
+Blick nicht durch das Volk zum Menschen?
+
+</p><p>Bewußtsein der Verantwortung bringt die
+Verpflichtung. Ahnen, Vorhut zu sein kommender
+Menschheit, großen Marschtritts ähnlichen
+Wollens Vortreter zu sein nur in einer
+Epoche der glatten Macht, der Militärs, der
+Knebelungen gegen die Freiheit und den Geist
+der Zeit, zwischen tausend Schlachten der
+Völker .&nbsp;.&nbsp;. Blutschuld am Geiste heißt verpflichtet
+sein, was gleicher Gesinnung vorausging.
+
+</p><p>Dies geht über Deutschland auf Europa.
+Nach Westen gerichtet, Verehrung den großen
+Genien französischen Namens, gewiß, daß
+ebenso wie ohne Jean Paul, ohne Hölderlin,
+Luther und Goethe die Geschichte der Menschheit
+undenkbar sei ohne Voltaire, Pascal,
+Rabelais, Rousseau und Balzac. Nach Osten
+zum Licht des russischen Volkes gesprochen,
+Ehrfurcht Tolstoi, Gogol, Puschkin, Dostojeweski!
+Aus dem Norden hallend die Stimme
+des wilden, auch in Zerrissenheit noch an
+die Güte, an die Menschheit geklammerten
+Strindberg.
+
+</p><p>Geht solche Verpflichtung nicht weiter?
+Überschreitet den dünnen Bord Europas?
+Kommt auf die Welt? Schafft Liebe nicht
+grenzenlos sich zu jedem, das die Welt weiterschafft?
+
+</p><p>Ist solcher Geist, in Katastrophen erhoben,
+in Gewittern der Seele gesalbt von Blitzen
+des Grausens, aus Büchern ergreifend, auf
+Schaubühnen das neue Pathos erhebend,
+steil die Gesinnung vor sich aufgerichtet,
+ist solcher nicht anderer Zeit als der gegenwärtigen
+uns täglich mit Sinnlosigkeit, mit
+Drohung, mit diktatorischem Irrsinn schlagenden
+fast schon zugehörig?
+
+</p><p>Revolution des Geistes schafft neue Form,
+der Bruch mit der Vergangenheit wird radikal.
+Kellers große Tradition versumpfte
+in bourgeoiser Niederung.
+
+</p><p>Größer entfachtes Weltgefühl schafft die
+Kunst zur Vision. Nun diktiert der Geist,
+wohl eng verschmolzen der Materie, doch sie
+gestaltend, nicht in ihrer Abhängigkeit. Doch
+auch nicht in der dünnen Sphäre saftloser
+Geistigkeit. Die Gleichung heißt Geist und
+Blut. Nicht Geist und Geist. Wir wollen
+nicht schemenhafte Arien, die viele heut
+singen. Wir wollen den Naturalismus aufpeitschen
+zu fanatischer Vision. Das Ding
+vergewaltigen im Geist .&nbsp;.&nbsp;.! Prosa wird wieder
+Dichtung. Theater Kampfplatz größter
+Zusammenhänge der Seele. Sätze gestrafft
+mit der Biegung adliger Linie schöner Leiber.
+Form und Gehalt schon eins geworden, elastisch
+und bebend, stark die Verzückung und die
+Forderung zu tragen .&nbsp;.&nbsp;. ist dies nicht genug?
+
+</p><p>In einem zentaurischen Bilde liegt das
+Gemeinsame verschmolzen: der Träger und
+das Getragene .&nbsp;.&nbsp;. unbändige im Gewitter
+des Ethos erscheinende Dichtung, schlank
+im umzuckten Lauf, stark aus den Lenden
+emporgetaucht das männlich Getragene.
+In der Neuheit des Bildes aber verwirrend,
+doch siegreich und schön wie Kyniska, die
+erste Frau, die in Athen sich Pferde hielt und,
+selber lenkend, in den olympischen Spielen
+mit ihnen siegte.
+
+</p><p>Doch vielleicht erscheint es, daß Sie, wenn
+ich skandinavischem Publikum, dessen Dichter
+ich nicht nur verehre, sondern deren Atem
+ich liebe und deren gutem Geist ich ohne
+Ermüdung Verkünder bin in meiner Heimat
+.&nbsp;.&nbsp;. daß Sie, wenn ich schwedischem
+Publikum unsere Ziele dergestalt bringe,
+lächeln über so viel Begeisterungsfähigkeit
+eines Deutschen, der, seiner Nation Tugenden
+übertreibend, von eigenen Dingen, der
+von den Zielen seiner Generation allzu hingegebenen
+Herzens redet, fast der Kritik
+nicht mehr mächtig und illuminiert als ein
+Schwärmer.
+
+</p><p>Was tat ich?
+
+</p><p>Gab ich anderes als Glauben?
+
+</p><p>Kamen hier Feststellungen über meßbare
+Zeit?
+
+</p><p>Nur Linien des Geistes.
+
+</p><p>Kann dies fallen? Niemals schwankte in
+irgendeiner Historie Begeisterung mit so
+starkem Ziel. Was sollen die Menschen?
+Rührt nicht an die Tragik, ihr Schicksal.
+Das ist kommender Zeit dunkel angehörig.
+Jugend, so vielspältig in Aufbau, Gebärde, Gehalt
+.&nbsp;.&nbsp;. kann anderes sie halten als eine Idee.
+
+</p><p>Würde dies falsch sein, was ich sage, versagten
+sie alle. Es bliebe stehen, steiler als
+je. Dies ist die Grundlage des Jahrhunderts.
+Ob erreichbar, ob nicht, es bleibt gepflanzt.
+Es bleibt geglaubt. Das nimmt nichts. Auch
+nicht mörderischste Zeit.
+
+</p><p>Selbst wenn alle Begabungen, schlecht gewertet
+im künstlerischen Maßstab, taub aus
+der Geschichte fielen, diese erstrebten Werke
+im Schatten später größer aufsteigenden Lichtes
+faulten. Dichter das in Zukunft träge und
+feig im Erwerb desavouierten, was heute ihr
+Lob ist, ja ich selbst, der dies heute kündet, es
+unaufhaltsam in späteren Jahren irr und grausam
+schmähte .&nbsp;.&nbsp;. was machte dies all?
+
+</p><p>Ohnmächtige Auflehnung gegen den Geist,
+der treibt und schafft.
+
+</p><p>Setze ich anderes hier fort als die Tradition
+meines Volkes, das die tiefen Ideen, die es
+einmal erkannte, in den besten Erscheinungen
+bis zum Tode festhielt, im Glauben
+oft unerbittlicher als in der Handlung, für
+welche die andere Seite des Volkes oft einstand,
+die weniger zum Geist gehörte? Setze
+ich anderes fort als die Geschichte der Jugend
+Deutschlands, Geschichte erlauchter
+Männer und Jünglinge, den immer wiederkehrenden
+tragischen Intervall unserer Geschichte?
+Denn hätten wir wie jene den
+Glauben nicht, wie sollten wir heute bestehen?
+
+</p><p>Vielleicht aber sehen wir, nach der Pause
+des Jahrhunderts den Geist vielstimmig, doch
+eindeutig aus uns rufen hörend, ja Denkmale
+neuen Weltbilds um uns da und da
+schon aufgerichtet erblickend, vielleicht sehen
+wir Erfolg zu sicher und nah.
+
+</p><p>Vielleicht überschätzen wir, wie Sie kühleren
+und nordischeren Geistes bestimmter abschätzen,
+Leistung bereits mit der Idee, die
+führt.
+
+</p><p>Vielleicht, ach, ist auch uns das Schicksal
+unserer brüderlichen Jugend, die vor uns stritt,
+wahnsinnig ward und verreckte, vielleicht ist
+uns auch das Schicksal aller bester deutscher
+Jugend bestimmt, statt der Erfüllung .&nbsp;.&nbsp;.
+auch nur Leidensstation zu sein deutschen
+Geistes und der Welt.
+
+</p><p>Daß uns nichts bleibt, die glaubten, aus so
+viel edlem hingegangenen Blut die endgültige
+Fahne zu heben, statt Ernten und Beginnen
+nichts als Vorbereiten im Leid.
+
+</p><p>Sollte das Ziel im Beginn schon immer entweichend,
+Traum unserer Kultur ein Phantom,
+flüchtig gleich einem Tier und nie einholbar
+bestem Herzblut bleiben? .&nbsp;.&nbsp;. Ach, sollte die
+Tragik deutscher Jugend ohne Ende sein?
+
+</p><p>Medusisches Antlitz der Verheißung wieder
+verschwimmen? Alles umsonst getan sein in
+der Zeit, wo deutsche Jugend, zerstückt wie
+nie, unter Feuer und Eisen der Kanonen verdirbt,
+alle Begeisterung, alle Anstrengung
+umsonst in der Wirkung, die wir der Sinnlosigkeit
+entgegenhalten? Ach, Sie, der Sie
+solches nicht vom satanischen Mittelpunkt,
+es in abgeschwächten Echos der Peripherie
+und entfernter nur spüren, Sie ahnen die Anspannung
+nicht, mit der wir das Gegengewicht
+halten dieser Welt jeden Tag. Sollte dies
+zwecklos sein? Kann man das glauben? Wo
+bliebe Gerechtigkeit, Sieg des Geistes? Das
+Ziel herrlich gepflanzt in solcher Zeit, und
+nichts erreichen .&nbsp;.&nbsp;. wie schmerzlich. Wäre
+es möglich, frage ich, in solcher Zeit zu leben
+ohne den Glauben an die Menschheit unserer
+Idee, an die innere Überlegenheit unserer
+Minorität? Wäre es möglich, einen Tag nur
+zu existieren, ohne daß Geist, heftig umwerbend,
+über uns stände? Unmenschlich und
+sinnlos der Zweifel.
+
+</p><p>Kein Nacken erhöbe sich, kein Lächeln
+erleuchtete mehr die Welt, fiele er nicht ab.
+Kein Hirn wagte den Gedanken der Menschheit
+einmal nur noch zu fassen. Wäre zu
+denken, daß einem dies fehlte?
+
+</p><p>Fiele die Erde nicht, meteorisch und zwecklos,
+feuergeflügelt ins Nichts?
+
+</p><p>Wäre der Mensch denkbar, wäre es möglich,
+daß es einen gebe, einen, der den Mut,
+der die Stirn hätte, die unmögliche, dieser
+Zeit nur den Blick eines Auges lang entgegenzutreten
+ohne den Glauben?
+
+</p><p>Bedenken Sie diese Frage, die fast eine verzweifelte
+ist, aber als bestätigende und sichere
+sich ausweist .&nbsp;.&nbsp;. ich weiß, Sie werden und
+müssen die Antwort, damit gerecht gemessen
+werde, Sie müssen die Antwort sagen:
+
+</p><p>Nein.
+
+</p>
+<h2 class="chapter">Über den dichterischen Expressionismus</h2><p>
+
+</p><p class="center">
+<i>(Herbst 1917)</i>
+
+
+</p><p class="first">Wenn man, selbst verstrickt in eine Bewegung,
+(auch wenn sie einem selbst
+keinen aktuellen sondern nur über-zeitlichen
+Sinn hat .&nbsp;.&nbsp;.) darüber auszusagen den Drang
+spürt, bedarf es vor allem Unerbittlichkeit
+und Hingabe. Voll tiefem Glauben an die
+Idee habe man Mißtrauen gegen die Zeitlichkeit.
+
+</p><p>Unser Blick, allzusehr befangen im Irdischen,
+täuscht unsere Liebe zu leicht.
+
+</p><p>Inbrunst ohne die Strenge aber ist zügellos.
+Der Glaube nur, der sich aus Sehnsucht
+selber peinigt, wird endlich aktiv. Tieferer
+Sinn steigt erst aus der Mißhandlung.
+Schmähung der eigenen Hingabe macht sie
+erst süß. Hier muß viel gewagt werden, um
+das Undeutliche zu vermeiden, alles, um
+das Gerechte deutlich zu machen.
+
+</p><p>Eifer allein ist die Leidenschaft des Beschränkten.
+
+</p><p>Kühnheit, die sich quält, ist das Ziel des
+Edlen und Tapferen.
+
+</p><p>Schon der Außenstehende hat zwischen
+dem Absoluten und sich die Zeit. Der Innenstehende
+und Beteiligte hat zu der Zeit noch
+die Sehnsucht, daß der Ausdruck, dem er
+die unendliche Form gibt, der dauernde sei.
+Ihm verwirrt das Urteil noch dazu die Liebe.
+
+</p><p>Es gibt darum nur eine Forderung: Grausamkeit.
+
+</p><p>So allein vermag manchmal das objektive
+Bild aufzustehen und blank zu scheinen.
+Doch auch dies ahnen wir nur. Die letzten
+Urteile werden erst in der Zeit gefällt, nicht
+in der Zeitlichkeit unseres Tags.
+
+</p><p>Um gerecht zu sein, bedürfen wir vieler
+Distanz. Die aber haben wir nur durch den
+Mut der Strenge. Ja, wir müssen es wagen,
+voll Hoffnung, unsterbliche Ziele aufzutürmen,
+den Gedanken zu halten, wir seien
+ein Spielzeug nur der Schöpfung und was
+uns groß erschien und das Höchste, sei nur
+ein kleiner Versuch. Hohn käme über das,
+was wir liebten, Verachtung auf unsere
+Inbrunst. Auch dies bedenkend, muß der
+Angriff gewagt sein.
+
+</p><p>Es muß der Mut da sein, größer als jener,
+der bejaht, sich selbst zu schänden, zu
+bluffen, geformtem Ding den Schädel einzuschlagen,
+voll der Neugier, ob Bleibendes sich
+weise. Nur Wille, sich selbst zu mißtrauen,
+macht die Sehnsucht frisch, das Positive rund.
+
+</p><p>Nur so erhält das prüfende Auge Distanz.
+
+</p><p>Nur so verschwindet das gorgonische Haupt
+der Bewegung, das die Zeit umspielt, und wir
+greifen ihr ins Herz. Mit einem einzigen
+Griff. Sein Ausschlag, seine Zuckung weist
+in Vergangenes, weist in das Kommende.
+
+</p><p>Durch strengste Forderung allein kommen
+wir zu überzeitlichem Urteil. Vielleicht aber
+müssen wir hier auch nur stehen, glaubend
+und hoffend, aber nicht wissend. Aber eines
+besitzen wir zum wenigsten dann: geprüfteren
+Blick.
+
+</p><p>Der Blick geht auf die Historie.
+
+</p><p>Doch ist diese nur logisch, dunkleren Zusammenhängen
+der Idee gegenüber taub.
+Logisch entwickelt der Geist sich nicht,
+tieferen Kräften nach steht er auf und
+braust oder schweigt. Wir fühlen ihn nur.
+Zusammenhänge laufen nicht geradlinig, mehr
+unter als in der sichtbaren Zeit. Dazu
+kommt, daß auch rein formale Entwicklung
+bei uns getrübt ist. Auch das rein Orientierende
+am äußeren Verlauf der Entwicklung
+ist in Deutschland schwer.
+
+</p><p>Wir haben noch nicht Tradition, noch
+nicht gefestigten Mutterboden, aus dem in
+organischem Wachstum die Idee sich entwickelt.
+
+</p><p>In Frankreich etwa steht jeder Revolutionär
+auf den Schultern seines Vorgängers.
+In Deutschland hält der Achtzehnjährige
+den von Zwanzig für einen Idioten.
+
+</p><p>In Frankreich verehrt der Junge im Älteren
+irgendwie den Erzeuger. Bei uns
+ignoriert er ihn. Aus dem Zentrum völkischen
+Weltgefühls schafft der Franzose.
+Der Deutsche beginnt jeder von anderer
+Stelle der Peripherie. Bei uns ist vieles
+noch Zuckung sich gestaltender völkischer
+Mentalität. Vieles noch stürzendes Chaos,
+noch nicht starke tragfähige Ebene.
+
+</p><p>Darum haben wir wildere, unendlichere
+aber zerrissenere Kunstwerke. Andere Völker
+haben mehr die stete Form.
+
+</p><p>So ist selbst schwer beim Suchen des
+Wesentlichen die formale Entwicklung aufzuzeichnen.
+Historie bedeutet auch hier
+nur die äußere Leitung.
+
+</p><p>Seit der Romantik war Stagnation.
+
+</p><p>Der große Bogen bürgerlichen Gefühls,
+der zu enden anhebt, begann. Gegen ausgepumptes
+Epigonentum schlug die naturalistische
+Welle. Aus Schminke, Fassade und
+Feigenblatt brach schamlos die Tatsache.
+Nichts vom Wesen eines Dings. Nichts
+Eigentliches, was der Gegenstand unserer
+sensuellen Welt nur zudeckt. Nur Notiertes,
+nur endlich Ausgesprochenes. Aber mit grandioser
+Wucht. Lauter Dinge, belanglos für
+das Kunstwerk in seiner letzten Form, aber
+Anstöße, Kampf.
+
+</p><p>Der Naturalismus war eine Schlacht, die
+wenig Sinn für sich hat, aber er gab Besinnung.
+Da standen plötzlich wieder Dinge:
+Häuser, Krankheit, Menschen, Armut, Fabriken.
+Sie hatten keine Verbindung noch
+zu Ewigem, waren nicht geschwängert von
+Idee. Aber sie wurden genannt, gezeigt.
+
+</p><p>Nackte Zähne der Zeit klafften und zeigten
+Hunger.
+
+</p><p>Er warf auch menschliche Fragen auf
+und brachte das Eigentliche damit näher.
+Er mischte sich mit Sozialem eng: schrie .&nbsp;.&nbsp;.
+Hunger, Huren, Seuche, Arbeiter. Doch
+ohne Ahnung seiner Grenzen focht er nicht
+nur gegen die Form der Zeitlichkeit, er
+hatte schöpferische Ambition. Er glaubte
+ohne Geist sein zu können, begann den
+Zikadenkampf gegen Gott.
+
+</p><p>Das löste ihn sofort auf.
+
+</p><p>Er dauerte kaum einen Atemzug.
+Gegen seine wüste Orientierung gab es
+einen Gegenpol voll Aristokratie. Gegen den
+Lärm Adel, das Asoziale, das Kunst-à-tout-prix.
+Die Überschätzung des Maschinellen
+ließ auf die Seele deuten. Hier wurde zum
+erstenmal wieder Dichtung.
+
+</p><p>Stefan Georges große Gestalt erhebt sich
+da. Doch war es ihr, die noch zu nah den
+reinen Tatsachen stand, nicht gegeben, Tempo,
+Geist und Form zu großen, umfassenden
+Schöpfungen zu verdichten. Dazu war die
+Zeit noch nicht reif. Das wesentlichste Verdienst
+dieser Bewegung ist der Wert, den
+sie auf das Formale legte.
+
+</p><p>Man begann sich wieder zu besinnen, was
+Schilderung und was dagegen Dichtung sei.
+Die Unterschiede zwischen Schriftsteller und
+Dichter wurden klar.
+
+</p><p>Sie wurden allzu klar gelegt. Denn so
+lief diese Bewegung in Erstarrung. Man
+verwechselte Dichten und Würde. Man
+glaubte, das Wesentliche sei das Erlauchte,
+und Würde sei besser als der Mut unbedenklichen
+Zugriffs. Es wurde Cenacelkult
+getrieben. Ästhetentum verbreitete sich
+und traf in eine Zeit, die reich geworden,
+von den Gründerjahren und dem Zustrom
+des Geldes übersättigt, noch völlig ohne
+die Struktur eines kulturellen Zeitbodens,
+glaubte die schöne Décadence spielen zu
+können. Immerhin aber hob sich das ganze
+Niveau.
+
+</p><p>Man konnte nach George nicht mehr
+vergessen, daß eine große Form unumgängig
+sei für das Kunstwerk. Man konnte
+nicht mehr nur durch Kraßheit, Photographieren
+der Wirklichkeit, nicht mehr mit
+flauen Sentiments nach dichterischen Zielen
+greifen. Das strenge Gesetz Georges
+brach über den Rand des Geheimbunds,
+kam in Lyrik und Essai und Roman, auch
+ins Drama und half erziehen.
+
+</p><p>Der Impressionismus begann, die Synthese
+ward versucht.
+
+</p><p>Sie ward sogar erreicht in einem gewissen
+Bezirk. Die leitenden Ströme der Zeit schlossen
+sich zusammen, aber sie entzündeten sich
+nur am Moment.
+
+</p><p>Es wurde die Kunst des <i>Augenblicks</i>.
+
+</p><p>Man war geschult und hatte Vorwürfe.
+Mit nervöser Zärtlichkeit behandelte man
+die Objekte. Sprunghaft setzte man Stück
+an Stück. Mit gehobener Technik vermochte
+man die Dinge anzugreifen, doch
+wurde es oft Deskription. Das Eigentliche,
+der letzte Sinn der Objekte erschöpfte sich
+nicht. Denn der Lichtstrahl des Schöpfers
+überzuckte sie nur kurz.
+
+</p><p>Es gab blendende Gebärden, göttliche Momente.
+Das Unsterbliche tauchte bestürzend
+auf und verschwand.
+
+</p><p>Es war wie die Anrufung eines Geistes,
+dessen Umriß zitternd in der Luft schwebt,
+geahnt wird, aber nie mit Brausen in die
+Form der Wirklichwerdung stürzt. Es gab
+Momentbilder von Schönheit, gab Gesten
+von Tiefe, es gab vielleicht eine Tat, eine
+Handlung, eine kurz herausgebrochene, unsterbliche
+Schönheit.
+
+</p><p>Aber auch diese Zeit lag noch in jenem
+Riesenbogen, der, bürgerlichen Vorstellungen
+zugängig, kapitalistischen Zusammenhängen
+unterworfen, privat blieb.
+
+</p><p>Nöte und Sorgen des Individuums lebten
+darin. Die bürgerliche Gesellschaft gab ihr
+Thema, Not und Gehalt. Ehe, Familie,
+bürgerliches Dasein wurden Themen, die
+man künstlerisch und technisch geschickt
+verarbeitete.
+
+</p><p>Versuchte man Kosmisches, ward es nicht
+erreicht, blieb im Lallen, gab man Natur,
+ward es Ausschnitt, gab man Leben, war
+es Sekunde, gab man Tod, war es nur das
+Erlöschen, nicht das ungeheure nie endende
+Geschehen des tragischen Hingangs.
+
+</p><p>Der Impressionismus, der so nie total
+ward, nur Stückwerk gab, nur dramatisch
+oder lyrisch oder sentimental für <i>einen</i>
+Gestus, ein Gefühl war, diese kleinen Ausschnitte
+der großen Welt aber formte, wurde
+und mußte werden dem Kosmos gegenüber,
+im Auge die Schöpfung, Mosaik. In unzählige
+kleine Teile zerlegte er die Welt,
+um ihr den tieferen Atem einzuhauchen.
+Er war das Ende einer langen Entwicklung.
+
+</p><p>Das große Raumgefühl der Renaissance
+erreichte in ihm den Schluß. Er zersetzte,
+löste auf und parzellierte, formte das Zerschlagene
+in kleine Gefühle, nicht zu massiv
+verschmolzenen Zusammenhängen.
+
+</p><p>Über ihn hinaus gab es nur Anarchie.
+Seine letzte Zerstäubung ist der Futurismus.
+Expressionismus hat nicht die Spur mit ihm
+zu tun. Futuristen waren es, die den schon
+in Teile, Minuten, Fermaten zerteilten Raum
+noch einmal zum Explodieren brachten,
+indem sie das Weltbild als ein gleichzeitiges
+Nebeneinander von Sinneseindrücken darstellten.
+Sie spitzten die Teile des Impressionismus
+nur zu, glätteten sie, gaben ihnen
+schärfere Form und gespenstigeren Umriß,
+vermieden das Kokette und schoben das
+Nacheinander des impressionistischen Weltlaufs
+zu einem hastigen, gehetzten Nebeneinander,
+Ineinander.
+Der Expressionismus, Schlagwort von
+zweifelhafter Formulierung, hat mit dem
+Impressionistischen nichts zu tun.
+
+</p><p>Er kam nicht aus ihm. Er hat keinen
+inneren Kontakt, nicht einmal den des
+Neuen, der den Alten erschlägt. Es sei
+denn, daß dies die beiden Bewegungen verbände,
+daß der eine den anderen vorbereitete
+nach einem dunklen immanenten und unlogischen
+Gesetz des Triebes, der Steigerung
+der Idee und der Kraft.
+
+</p><p>Der Expressionismus hat vielerlei Ahnen,
+gemäß dem Großen und Totalen, das seiner
+Idee zugrunde liegt, in aller Welt, in aller Zeit.
+
+</p><p>Was die Menschen heute an ihm sehen,
+ist fast nur das Gesicht, das, was erregt, das,
+was epatiert. Man sieht nicht das Blut.
+Programme, leicht zu postulieren, nie auszufüllen
+mit Kraft, verwirren das Hirn,
+als ob je eine Kunst anders aufgefahren sei
+als aus der Notwendigkeit der Zeugung.
+Mode, Geschäft, Sucht, Erfolg umkreisen
+das erst Verhöhnte.
+
+</p><p>Als Propagatoren stehen die da, die in
+dumpfem Drang des schaffenden Triebes
+zuerst Neues schufen. Als ich vor drei
+Jahren, wenig bekümmert um künstlerische
+Dinge, mein erstes Buch schrieb, las ich
+erstaunt, hier seien erstmals expressionistische
+Novellen. Wort und Sinn waren mir
+damals neu und taub. Aber nur die Unproduktiven
+eilen mit Theorie der Sache
+voraus. Eintreten für sein Ding ist eine
+Kühnheit und eine Sache voll Anstand. Sich
+für das Einzige erklären, Frage des bornierten
+Hirns. Eitel ist dies ganze <i>äußere</i>
+Kämpfen um den Stil, um die Seele des
+Bürgers. Am Ende entscheidet lediglich die
+gerechte und gut gerichtete Kraft.
+
+</p><p>Es kamen die Künstler der neuen Bewegung.
+Sie gaben nicht mehr die leichte
+Erregung. Sie gaben nicht mehr die nackte
+Tatsache. Ihnen war der Moment, die Sekunde
+der impressionistischen Schöpfung
+nur ein taubes Korn in der mahlenden Zeit.
+Sie waren nicht mehr unterworfen den Ideen,
+Nöten und persönlichen Tragödien bürgerlichen
+und kapitalistischen Denkens.
+
+</p><p>Ihnen entfaltete das <i>Gefühl</i> sich maßlos.
+
+</p><p>Sie sahen nicht.
+
+</p><p>Sie schauten.
+
+</p><p>Sie photographierten nicht.
+
+</p><p>Sie hatten Gesichte.
+
+</p><p>Statt der Rakete schufen sie die dauernde
+Erregung.
+
+</p><p>Statt dem Moment die Wirkung in die
+Zeit. Sie wiesen nicht die glänzende Parade
+eines Zirkus. Sie wollten das Erlebnis, das
+anhält.
+
+</p><p>Vor allem gab es gegen das Atomische,
+Verstückte der Impressionisten nun ein großes,
+umspannendes Weltgefühl.
+
+</p><p>In ihm stand die Erde, das Dasein als
+eine große Vision. Es gab Gefühle darin
+und Menschen. Sie sollten erfaßt werden
+im Kern und im Ursprünglichen.
+
+</p><p>Die große Musik eines Dichters sind seine
+Menschen. Sie werden ihm nur groß, wenn
+ihre Umgebung groß ist. Nicht das heroische
+Format, das führte nur zum Dekorativen,
+nein, groß in dem Sinne, daß ihr Dasein,
+ihr Erleben teil hat an dem großen Dasein
+des Himmels und des Bodens, daß ihr Herz,
+verschwistert allem Geschehen, schlägt im
+gleichen Rhythmus wie die Welt.
+
+</p><p>Dafür bedurfte es einer tatsächlich neuen
+Gestaltung der künstlerischen Welt. Ein
+<i>neues Weltbild</i> mußte geschaffen werden,
+das nicht mehr teil hatte an jenem nur
+erfahrungsmäßig zu erfassenden der Naturalisten,
+nicht mehr teil hatte an jenem
+zerstückelten Raum, den die Impression gab,
+das vielmehr <i>einfach</i> sein mußte, eigentlich,
+und darum schön.
+
+</p><p>Die Erde ist eine riesige Landschaft, die
+Gott uns gab. Es muß nach ihr so gesehen
+werden, daß sie unverbildet zu uns kommt.
+Niemand zweifelt, daß das das Echte nicht
+sein kann, was uns als äußere Realität
+erscheint.
+
+</p><p>Die Realität muß von uns geschaffen
+werden. Der Sinn des Gegenstands muß
+erwühlt sein. Begnügt darf sich nicht werden
+mit der geglaubten, gewähnten, notierten
+Tatsache, es muß das Bild der Welt rein und
+unverfälscht gespiegelt werden. Das aber
+ist nur in uns selbst.
+
+</p><p>So wird der ganze Raum des expressionistischen
+Künstlers Vision. Er sieht nicht,
+er schaut. Er schildert nicht, er erlebt. Er
+gibt nicht wieder, er gestaltet. Er nimmt
+nicht, er sucht. Nun gibt es nicht mehr die
+Kette der Tatsachen: Fabriken, Häuser,
+Krankheit, Huren, Geschrei und Hunger.
+Nun gibt es ihre Vision.
+
+</p><p>Die Tatsachen haben Bedeutung nur so
+weit, als, durch sie hindurchgreifend, die
+Hand des Künstlers nach dem faßt, was
+hinter ihnen steht.
+
+</p><p>Er sieht das Menschliche in den Huren,
+das Göttliche in den Fabriken. Er wirkt
+die einzelne Erscheinung in das Große ein,
+das die Welt ausmacht.
+
+</p><p>Er gibt das tiefere Bild des Gegenstands,
+die Landschaft seiner Kunst ist die große
+paradiesische, die Gott ursprünglich schuf,
+die herrlicher ist, bunter und unendlicher
+als jene, die unsere Blicke nur in empirischer
+Blindheit wahrzunehmen vermögen, die zu
+schildern kein Reiz wäre, in der das Tiefe,
+Eigentliche und im Geiste Wunderbare zu
+suchen aber sekündlich voll von neuen
+Reizen und Offenbarungen wird.
+
+</p><p>Alles bekommt Beziehung zur Ewigkeit.
+
+</p><p>Der Kranke ist nicht nur der Krüppel,
+der leidet. Er wird die Krankheit selbst,
+das Leid der ganzen Kreatur scheint aus
+seinem Leib und bringt das Mitleid herab
+von dem Schöpfer.
+
+</p><p>Ein Haus ist nicht mehr Gegenstand,
+nicht mehr nur Stein, nur Anblick, nur ein
+Viereck mit Attributen des Schön- oder
+Häßlichseins. Es steigt darüber hinaus. Es
+wird so lange gesucht in seinem eigentlichsten
+Wesen, bis seine tiefere Form sich
+ergibt, bis <i>das</i> Haus aufsteht, das befreit
+ist von dem dumpfen Zwang der falschen
+Wirklichkeit, das bis zum letzten Winkel
+gesondert ist und gesiebt auf <i>den</i> Ausdruck,
+der auch auf Kosten seiner Ähnlichkeit den
+letzten <i>Charakter</i> herausbringt, bis es
+schwebt, oder einstürzt, sich reckt oder gefriert,
+bis endlich alles erfüllt ist, das an
+Möglichkeiten in ihm schläft.
+
+</p><p>Eine Hure ist nicht mehr ein Gegenstand,
+behängt und bemalt mit den Dekorationen
+ihres Handwerks. Sie wird ohne Parfüme,
+ohne Farben, ohne Tasche, ohne wiegende
+Schenkel erscheinen. Aber ihr eigentliches
+Wesen muß aus ihr herauskommen, daß
+in der Einfachheit der Form doch alles
+gesprengt wird von den Lastern, der Liebe,
+der Gemeinheit und der Tragödie, die ihr
+Herz und ihr Handwerk ausmachen. Denn
+die Wirklichkeit ihres menschlichen Daseins
+ist ohne Belang. Ihr Hut, ihr Gang,
+ihre Lippe sind Surrogate. Ihr eigentliches
+Wesen ist damit nicht erschöpft.
+
+</p><p>Die Welt ist da. Es wäre sinnlos, sie zu
+wiederholen.
+
+</p><p>Sie im letzten Zucken, im eigentlichsten
+Kern aufzusuchen und neu zu schaffen, das
+ist die größte Aufgabe der Kunst.
+
+</p><p>Jeder Mensch ist nicht mehr Individuum, gebunden
+an Pflicht, Moral, Gesellschaft, Familie.
+
+</p><p>Er wird in dieser Kunst nichts als das
+Erhebendste und Kläglichste: <i>er wird
+Mensch</i>.
+
+</p><p>Hier liegt das Neue und Unerhörte gegen
+die Epochen vorher.
+
+</p><p>Hier wird der bürgerliche Weltgedanke
+endlich nicht mehr gedacht.
+
+</p><p>Hier gibt es keine Zusammenhänge mehr,
+die das Bild des Menschlichen verschleiern.
+Keine Ehegeschichten, keine Tragödien, die
+aus Zusammenprall von Konvention und
+Freiheitsbedürfnis entstehen, keine Milieustücke,
+keine gestrengen Chefs, lebenslustigen
+Offiziere, keine Puppen, die an den Drähten
+psychologischer Weltanschauungen hängend,
+mit Gesetzen, Standpunkten, Irrungen und
+Lastern dieses von Menschen gemachten
+und konstruierten Gesellschaftsdaseins spielen,
+lachen und leiden.
+
+</p><p>Durch alle diese Surrogate greift die Hand
+des Künstlers grausam hindurch. Es zeigt
+sich, daß sie Fassaden waren. Aus Kulisse
+und Joch überlieferten verfälschten Gefühls
+tritt nichts als der Mensch. Keine blonde
+Bestie, kein ruchloser Primitiver, sondern
+der einfache, schlichte Mensch.
+
+</p><p>Sein Herz atmet, seine Lunge braust, er
+gibt sich hin der Schöpfung, von der er nicht
+ein Stück ist, die in ihm sich schaukelt,
+wie <i>er</i> sie widerspiegelt. Sein Leben reguliert
+sich ohne die kleinliche Logik, ohne Folgerung,
+beschämende Moral und Kausalität
+lediglich nach dem ungeheueren Gradmesser
+seines Gefühls.
+
+</p><p>Mit diesem Ausbruch seines Inneren ist
+er allem verbunden. Er begreift die Welt,
+die Erde steht in ihm. Er steht auf ihr, mit
+beiden Beinen angewachsen, seine Inbrunst
+umfaßt das Sichtbare und das Geschaute.
+
+</p><p>Nun ist der Mensch wieder großer, unmittelbarer
+Gefühle mächtig. Er steht da,
+so deutlich in seinem Herzen zu erfassen,
+so absolut ursprünglich von den Wellen
+seines Bluts durchlaufen, daß es erscheint,
+er trüge sein Herz auf der Brust gemalt.
+Er bleibt nicht mehr Figur. Er ist wirklich
+Mensch. Er ist verstrickt in den Kosmos,
+aber mit kosmischem Empfinden.
+
+</p><p>Er klügelt sich nicht durch das Leben.
+Er geht hindurch. Er denkt nicht über sich,
+er erlebt sich. Er schleicht nicht um die
+Dinge, er faßt sie im Mittelpunkt an. Er ist
+nicht un-, nicht übermenschlich, er ist nur
+Mensch, feig und stark, gut und gemein und
+herrlich, wie ihn Gott aus der Schöpfung entließ.
+
+</p><p>So sind ihm alle Dinge, deren Kern, deren
+richtiges Wesen er zu schauen gewohnt
+ist, nahe.
+
+</p><p>Er wird nicht unterdrückt, er liebt und
+kämpft unmittelbar. Sein großes Gefühl
+allein, kein verfälschtes Denken, führt ihn
+und leitet ihn.
+
+</p><p>So kann er sich steigern und zu Begeisterungen
+kommen, große Ekstasen aus seiner
+Seele aufschwingen lassen.
+
+</p><p>Er kommt bis an Gott als die große nur
+mit unerhörter Ekstase des Geistes zu erreichende
+Spitze des Gefühls.
+
+</p><p>Doch sind diese Menschen keineswegs
+töricht. Ihr Denkprozeß verläuft nur in
+anderer Natur. Sie sind unverbildet. Sie
+reflektieren nicht.
+
+</p><p>Sie erleben nicht in Kreisen, nicht durch
+Echos.
+
+</p><p>Sie erleben <i>direkt</i>.
+
+</p><p>Das ist das größte Geheimnis dieser Kunst:
+Sie ist ohne gewohnte Psychologie.
+
+</p><p>Dennoch geht ihr Erleben tiefer. Es geht
+auf den einfachsten Bahnen, nicht auf den
+verdrehten, von Menschen geschaffenen, von
+Menschen geschändeten Arten des Denkens,
+das, von bekannten Kausalitäten gelenkt,
+nie kosmisch sein kann.
+
+</p><p>Aus dem Psychologischen kommt nur Analyse.
+Es kommt Auseinanderfalten, Nachsehen,
+Konsequenzenziehen, Erklärenwollen,
+Besserwissen, eine Klugheit heucheln, die
+doch nur nach den Ergebnissen geht, die
+unseren für große Wunder blinden Augen bekannt
+und durchsichtig sind. Denn vergessen
+wir nicht: alle Gesetze, alle Lebenskreise, die
+psychologisch gebannt sind, sind nur von uns
+geschaffen, von uns angenommen und geglaubt.
+Für das Unerklärliche, für die Welt,
+für Gott gibt es im Vergangenen keine Erklärung.
+Ein Achselzucken nur, eine Verneinung.
+
+</p><p>Daher ist diese neue Kunst positiv.
+
+</p><p>Weil sie intuitiv ist. Weil sie elementar
+nur findend, willig, aber stolz sich den großen
+Wundern des Daseins hingebend, frische
+Kraft hat zum Handeln und zum Leiden.
+Diese Menschen machen nicht den Umweg
+über eine spiralenhafte Kultur.
+
+</p><p>Sie geben sich dem Göttlichen preis. Sie
+sind direkt. Sie sind primitiv. Sie sind einfach,
+weil das Einfachste das Schwerste ist
+und das Komplizierteste, aber zu den größten
+Offenbarungen geht. Denn täuschen wir
+uns nicht: erst am Ende aller Dinge steht
+das Schlichte, erst am Ende gelebter Tage
+bekommt das Leben ruhigen steten Fluß.
+
+</p><p>So kommt es, daß diese Kunst, da sie
+kosmisch ist, andere Höhe und Tiefe nehmen
+kann als irgendeine impressionistische oder
+naturalistische, wenn ihre Träger stark sind.
+Mit dem Fortfall des psychologischen Apparats
+fällt der ganze Décadencerummel, die
+letzten Fragen können erhascht, große Probleme
+des Lebens direkt attackiert werden.
+In ganz neuer Weise erschließt sich aufbrandendem
+Gefühl die Welt.
+
+</p><p>Der große Garten Gottes liegt paradiesisch
+geschaut hinter der Welt der Dinge, wie
+unser sterblicher Blick sie sieht. Große Horizonte
+brechen auf.
+
+</p><p>Allein die andere Art des Blickpunkts verwirrt
+den Menschen oft das Dargestellte.
+Da beschaut und nicht gesehen wird, täuscht
+der neue Umriß. Dem Menschen, der ungeschult
+lebt, ist die Vision etwas Entferntes,
+der plumpe Gegenstand aber deutlich und nah.
+
+</p><p>Das ausgewiesene Psychologische gibt dem
+Aufbau des Kunstwerks andere Gesetze, edlere
+Struktur. Es verschwindet das Sekundäre,
+der Apparat, das Milieu bleibt nur angedeutet
+und mit kurzem Umriß nur der
+glühenden Masse des Seelischen einverschmolzen.
+
+</p><p>Die Kunst, die das Eigentliche nur will,
+scheidet die Nebensache aus. Es gibt keine
+Entremets mehr, keine Hors d&rsquo;oeuvres,
+nichts Kluges, was hineingemogelt, nichts
+Essaiistisches, was allgemein unterstreichen,
+nichts Dekoratives mehr, was von außen
+her schmücken soll. Nein, das Wesentliche
+reiht sich an das Wichtige. Das Ganze bekommt
+gehämmerten Umriß, bekommt Linie
+und gestraffte Form.
+
+</p><p>Es gibt keine Bäuche mehr, keine hängenden
+Brüste. Der Torso des Kunstwerks
+wächst aus straffen Schenkeln in edle Hüften
+und steigt von dort in den Rumpf voll
+Training und Gleichmaß. Die Flamme des
+Gefühls, das direkt zusammenfließt mit dem
+Kern der Welt, erfaßt das Direkte und
+schmilzt es in sich ein.
+
+</p><p>Es bleibt nichts anderes übrig.
+
+</p><p>Manchmal unter dem großen Trieb des
+Gefühls schmilzt die Hingabe an das Werk
+diese übermäßig zusammen, es erscheint
+verzerrt. Seine Struktur aber ist nur auf
+das letzte Maß der Anspannung getrieben,
+die Hitze des Gefühls bog die Seele des
+Schaffenden so, daß sie, dunkel das Unermeßliche
+wollend, das Unerhörte hinauszuschreien
+begann.
+
+</p><p>Dies Wollen wird deutlich im Malerischen,
+am klarsten in der Plastik. Im Schreiben
+verwirrt die nicht zum erstenmal, aber noch
+nie mit solcher Innigkeit und solcher Radikalität
+vorgenommene Verkürzung und Veränderung
+der Form.
+
+</p><p>Bei Plastiken Rodins sind die Oberflächen
+noch zerrissen, jede Linie, jede Gebärde
+noch orientiert nach einem Affekt, einem
+Moment, einer einmaligen Handlung, kurz:
+eingefangen in dem Augenblick, und bei aller
+Kraft doch unterworfen einer psychologischen
+Idee. Einer denkt, zwei andere küssen
+sich. Es bleibt ein Vorgang.
+
+</p><p>Bei modernen Figuren sind die Oberflächen
+mit kurzem Umriß gegeben, die
+Furchen geglättet, nur das Wichtige modelliert.
+Aber die Figur wird typisch, nicht
+mehr. Untertan <i>einem</i> Gedanken, nicht mehr
+hinauszuckend in die Sekunde, vielmehr sie
+erhält Geltung in die Zeit. Alles Nebensächliche
+fehlt. Das Wichtige gibt die Idee:
+nicht mehr ein Denkender, nein: das Denken.
+Nicht zwei Umschlungene: nein, die Umarmung
+selbst.
+
+</p><p>Dasselbe unbewußt waltende Gesetz, das
+ausscheidet, ohne negativ zu sein, das nur
+erlesenen Moment zu magnetisch gleichen
+Punkten bindet, reißt die Struktur des
+<i>Schreibenden</i> zusammen.
+
+</p><p>Die Sätze liegen im Rhythmus anders
+gefaltet als gewohnt. Sie unterstehen der
+gleichen Absicht, demselben Strom des Geistes,
+der nur das Eigentliche gibt. Melodik
+und Biegung beherrscht sie. Doch nicht
+zum Selbstzweck. Die Sätze dienen in großer
+Kette hängend dem Geist, der sie formt.
+
+</p><p>Sie kennen nur seinen Weg, sein Ziel,
+seinen Sinn. Sie binden Spitze an Spitze,
+sie schnellen ineinander, nicht mehr verbunden
+durch Puffer logischer Überleitung,
+nicht mehr durch den federnden äußerlichen
+Kitt der Psychologie. Ihre Elastizität liegt
+in ihnen selbst.
+
+</p><p>Auch das Wort erhält andere Gewalt.
+Das beschreibende, das umschürfende hört
+auf. Dafür ist kein Platz mehr. Es wird
+Pfeil. Trifft in das Innere des Gegenstands
+und wird von ihm beseelt. Es wird kristallisch
+das eigentliche Bild des Dinges.
+
+</p><p>Dann fallen die Füllwörter.
+
+</p><p>Das Verbum dehnt sich und verschärft
+sich, angespannt so deutlich und eigentlich
+den Ausdruck zu fassen.
+
+</p><p>Das Adjektiv bekommt Verschmelzung
+mit dem Träger des Wortgedankens. Auch
+es darf nicht umschreiben. Es allein muß
+das Wesen am knappsten geben und nur
+das Wesen.
+
+</p><p>Sonst nichts.
+
+</p><p>Doch an diesen sekundären Dingen, nicht
+an den Zielen, scheitert gewöhnlich die
+Diskussion. Die technische Frage verwirrt
+und wird gehöhnt. Man glaubt sie Bluff.
+Nie ist in einer Kunst das Technische so sehr
+Produkt des Geistes wie hier. Nicht das ungewohnte
+Formale schafft die Höhe des Kunstwerks.
+Nicht hierin liegt Zweck und Idee.
+
+</p><p>Der Ansturm des Geistes und die brausende
+Wolke des Gefühls schmelzen das
+Kunstwerk auf diese Stufe zusammen und
+erst aus dieser gesiebten, geläuterten Form
+erhebt sich die aufsteigende Vision.
+
+</p><p>Die Menschheit aber will nicht wissen,
+daß unter dem Äußeren erst das Dauernde
+liegt. Der Geist, der die Dinge hinauftreibt
+in eine größere Existenz, anders geformt als
+die Sinne sie zeigen in dieser begrenzten
+Welt, ist ihr unbekannt.
+
+</p><p>Es ist ein lächerlich kleiner Sprung zu
+diesem Begreifen. Aber die Menschheit weiß
+noch nicht, daß die Kunst nur eine Etappe
+ist zu Gott.
+
+</p><p>Die Ziele aber liegen nahe bei Gott.
+
+</p><p>Das Herz der Menschen strahlt über die
+Oberfläche hin. Persönliches wächst in das
+Allgemeine. Seitherig übertriebene Bedeutung
+des einzelnen unterzieht sich größerer
+Wirkung der Idee. Das Reiche entkleidet
+sich seines äußeren Rahmens und wird reich
+in seiner Einfachheit. Alle Dinge werden
+zurückgestaut auf ihr eigentliches Wesen:
+das Einfache, das Allgemeine, das Wesentliche.
+
+</p><p>Die Herzen, so unmittelbar gelenkt, schlagen
+groß und frei. Die Handlung wird voll
+Ehrfurcht auch im Gemeinen. Die Elemente
+walten nach großem Gesetz.
+
+</p><p>So wird das Ganze auch ethisch.
+
+</p><p>Nun aber springen die verwandten Züge auf.
+
+</p><p>Sie liegen nicht in der vorhergegangenen
+Generation, von der diese Kunst alles scheidet.
+Sie liegen nicht im einzelnen, nicht
+in der Gotik, nicht im Nationalen, nicht bei
+Goethe, Grünewald oder Mechtild von Magdeburg.
+Nicht in romanischer Krypta, nicht
+bei Notker, bei Otto dem Dritten, nicht bei
+Eckehard, Chrestien von Troye oder den
+Zaubersprüchen.
+
+</p><p>So einfach läuft die Geschichte der Seele
+nicht am logisch historischen Band.
+
+</p><p>Verwandtschaft ist nicht begrenzt. Tradition
+im letzten Sinne nicht national oder
+an Geschichte einer Zeit gebunden. Nein,
+überall ist das Verwandte, der Ansatz, das
+Gleiche, wo eine ungeheure Macht die Seele
+antrieb, mächtig zu sein, das Unendliche
+zu suchen, und das letzte auszudrücken,
+was Menschen schöpferisch mit dem Universum
+bindet.
+
+</p><p>Überall wo die Flamme des Geistes glühend
+aufbrach und das Molluskenhafte zu Kadavern
+brannte, Unendliches aber formte,
+als solle es zurückgehen in die Hand des
+Schöpfers, alle dunkeln großen Evolutionen
+des Geistes trieben dasselbe Bild der Schöpfung
+hervor.
+
+</p><p>Es ist eine Lüge, daß das, was mit verbrauchtem
+Abwort das Expressionistische
+genannt wird, neu sei. Schändung, es umfasse
+eine Mode. Verleumdung, es sei eine
+nur künstlerische Bewegung.
+
+</p><p>Immer wenn der oder jener der Menschheit
+die <i>Wurzeln</i> der Dinge in der Hand
+hielt und seine Faust Griff hatte und Ehrfurcht,
+gelang das Gleiche. Diese Art des
+Ausdrucks ist nicht deutsch, nicht französisch.
+
+</p><p>Sie ist übernational.
+
+</p><p>Sie ist nicht nur Angelegenheit der Kunst.
+Sie ist Forderung des Geistes.
+
+</p><p>Sie ist kein Programm des Stils. Sie ist
+eine Frage der Seele.
+
+</p><p>Ein Ding der Menschheit.
+
+</p><p>Es gab Expressionismus in jeder Zeit.
+Keine Zone, die ihn nicht hatte, keine Religion,
+die ihn nicht feurig schuf. Kein
+Stamm, der nicht das dumpfe Göttliche damit
+besang und formte. Ausgebaut in großen
+Zeiten mächtiger Ergriffenheit, gespeist
+aus tiefen Schichten harmonisch gesteigerten
+Lebens, einer breit ins Hohe wachsenden,
+in Harmonie gebildeter Tradition wurde er
+Stil der Gesamtheit: Assyrer, Perser, Griechen,
+die Gotik, Ägypter, die Primitiven,
+altdeutsche Maler hatten ihn.
+
+</p><p>Bei ganz tiefen Völkern, die Witterung
+der Gottheit aus schrankenloser Natur überstob,
+wurde er anonymer Ausdruck der
+Angst und Ehrfurcht. Großen einzelnen
+Meistern, deren Seele von Fruchtbarkeit
+übervoll war, heftete er sich als natürlichster
+Ausdruck in ihr Werk. Er war in der dramatischsten
+Ekstase bei Grünewald, lyrisch
+in den Jesuliedern der Nonne, bewegt bei
+Shakespeare, in der Starre bei Strindberg,
+unerbittlich in der Weichheit bei den Märchen
+der Chinesen. Nun ergreift er eine
+ganze Generation. Eine ganze Generation
+Europas.
+
+</p><p>Die große Welle einer geistigen Bewegung
+schlägt überall hoch. Die Sehnsucht der
+Zeit fordert das letzte. Eine ganze Jugend
+sucht gerecht zu werden der Forderung.
+Was kommen wird, ist der Kampf der Kraft
+mit der Forderung.
+
+</p><p>Denn daß Kunstwerke entstanden, war
+nie allein Folge der Idee. <i>Sie</i> ist nur die
+Sehnsucht nach Vollkommenerem, die in
+die Menschen schlägt. Zur Formung gehört
+die <i>Kraft</i>. Die Generation wird sie besitzen
+oder nicht. Das liegt nach vorwärts und
+entzieht sich unserem Hirn. Um so schärfer,
+da diese Hauptgefahr einer Bewegung noch
+im Dunkeln liegt, muß die Forderung nach
+dem Echten mit Strenge gestellt sein.
+
+</p><p>Nur innere Gerechtigkeit bringt bei so
+hohem Ziel das Radikale. Schon wird das,
+was Ausbruch war, Mode. Schon schleicht
+übler Geist herein. Nachläuferisches aufzudecken,
+Fehler bloßzulegen. Ungenügendes
+zu betonen bleibt die Aufgabe der Ehrlichen,
+soweit es klarliegt und schon erkennbar
+ist. Der tiefste Wert und der tiefste Sinn
+liegt uns allen verborgen.
+
+</p><p>Nicht die schöpferische Stärke, die seltsame
+Außenformen annimmt, verwischt nach
+außen das Gesicht der Bewegung ins Irritierende
+und Modegeile. Es ist vielmehr
+das <i>bewußt</i> durchgeführte <i>Programm</i>.
+Geistige Bewegung ist kein Rezept. Sie gehorcht
+lediglich gestaltendem Gefühl. Da
+die Bewegung durchgesetzt ist, beginnt ihre
+nachträgliche Theorie produktiv zu werden.
+Sie wird Schule, wird Akademie. Die Fackelträger
+werden Polizisten, Ausrufer der einseitigen
+Dogmatik, Beschränkte, Festgebundene
+an das Heil eines Buchstabens. Stil
+in höherem Sinne setzt sich durch als Kraft,
+als selbständige Wucherung, reguliert von
+tausend Zuflüssen und Strömen vom Geist
+gebändigter Schöpferkraft. Nie als Form.
+Gerade die einfachen Linien, die großen
+Flächen, die verkürzte Struktur werden einförmig
+bis zum Entsetzen, langweilig zum
+Erbleichen werden, wenn sie nur gekonnt,
+nicht gefühlt werden. Das abstrakte Wollen
+aber sieht keine Grenze mehr. Erkennt nicht
+mehr, welch ausbalanciertes Vermögen besteht
+zwischen dem Gegenstand und der
+schaffenden Form. Die Grenzen des Sinnlichen
+durchbrechend schafft sie lauter
+Theorie. Da ist kein Ding mehr, das gestaltet,
+umgeformt, aufgesucht wird, da ist, den
+Kampfplatz verlassend, nur öde Abstraktion.
+
+</p><p>Hier wird wie oft vergessen, daß jede
+Wahrheit einen Punkt hat, wo sie, mit
+törichter Überkonsequenz ausgeübt, Unwahrheit
+wird.
+
+</p><p>Man ist nicht genial, wenn man stottert,
+man ist nicht schlicht, indem man niggert,
+man ist nicht neu, indem man imitiert.
+Hier mehr wie irgendwo entscheidet die
+<i>Ehrlichkeit</i>. Wir können nicht aus unserer
+Haut und unserer Zeit. Bewußte Naivität
+ist ein Greuel. Gemachter Expressionismus
+ein übles Gebräu, gewollte Menschen
+werden Maschinerie. Auch dies wird Frage
+der dienenden Stärke. Hier ist das Treibende
+und Gemeinsame nur, der Glaube, die Kraft
+und die Inbrunst.
+
+</p><p>Wo dies aber beisammen sich fand zur
+mystischen Hochzeit, war Expressionismus
+in jeder Kunst, in jeder Tat.
+
+</p><p>Am Anfang die Schöpfung, die großen
+Kreise der Mythen, die Sagen, die. Edda
+Bei Hamsun, bei Baalschem, bei Hölderlin,
+Novalis, Dante, bei den Utas, im Sanskrit,
+bei De Coster, bei Gogol, bei Flaubert, bei
+der Mystik des Mittelalters, in den Briefen
+van Goghs, in Achim von Arnim. Bei dem
+Flamen Demolder, bei Goethe, manchmal bei
+Heinse. Im serbischen Volkslied, bei Rabelais,
+bei Georg Büchner, bei Bocacce. Diese
+Namen, zufällig herausgegriffen, sind kein
+Abschluß, keine Vollständigkeit, nur Andeutungen
+und vielleicht nicht einmal hierin
+genügend.
+
+</p><p>Es ist vom Wichtigen nur das eine und das
+andere.
+
+</p><p>Aber sie leiten über. Da stehen die Heutigen.
+Da steht eine ganze Generation. Die
+Generation Europas. Sie bildet aus tiefst
+leidender Zeit den Menschen, die Liebe,
+die Welt, das Schicksal.
+
+</p><p>Es kann große Kunst werden, babylonisch
+gelungener Turm über solcher Zeit. Wenn
+die Kraft dazu langt.
+
+</p><p>Denn die Ziele stehen klar und übersichtlich,
+in der Kunst wie in der Moralität.
+Aber die Stärke der Begabungen übersieht
+hier keiner. Es ist billig, zu tadeln, beschränkt,
+nur zu loben. Noch vermag niemand das
+tiefere Bild zu entscheiden. Hier ist ebenso
+vermessen ja zu sagen wie nein.
+
+</p><p>Dies alles ist Schicksal.
+
+</p><p>Uns vermag der Glaube, daß die Ziele
+dieser Kunst höher sind als die vergangener
+unserer nahen Zeitlichkeit, nicht darüber zu
+täuschen, daß das große Kunstwerk dennoch
+nur der große Schöpfer bildet.
+
+</p><p>Dies ist das letzte.
+
+</p><p>Die Tragödie der Zeit könnte es gewollt
+haben, die Begabungen zu verteilen nach
+ihrem Ermessen und uns nicht durchdringbarem
+Sinn. Sie kann das eine meinen wie
+das andere.
+
+</p><p>Sie kann die großen Begabungen hinüberwerfen
+in Zeiten niederer Kunst und die
+kleinen aufsparen für die großen Kämpfe
+und tiefen Ziele. Auch dies ist hinzunehmen.
+
+</p><p>Noch sind unsere Augen zu befangen.
+Noch haben wir nicht Raum zum Sehen.
+Einziger Regulator geleisteten Werkes bleibt
+nur die Zeit. Das letzte entscheidet, das
+wissen wir heute wie immer, die <i>Kraft</i>.
+
+</p><p>Dies ist aber die größte Verwirrung, daß
+die Menschen, geschlagen von dem Geist
+der Zeitlichkeit, die Ambition der Leistung
+verwechseln mit dem Werk.
+
+</p><p>Wohl steigt der Wille des Geistes heftiger
+und höher heute, aber die Entscheidung
+letzter Stunde liegt bei der <i>Persönlichkeit</i>.
+Niemand ist gut, weil er neu ist. Keine
+Kunst ist schlecht, weil sie anders ist. Diese
+Anmaßung wäre grenzenlos. Ruhig urteilendem
+Gefühl der Gerechtigkeit nach ist nur
+das Gute dauernd, nur das Echte gerecht.
+
+</p><p>Ein guter Impressionist ist größerer Künstler
+und bleibt für die Ewigkeit aufbewahrter
+als die mittelmäßige Schöpfung des Expressionisten,
+der nach Unsterblichkeit schaut.
+
+</p><p>Vielleicht besteht vor dem Urteil des letzten
+Tages Zolas schamlose, gigantische, stammelnde
+Nacktheit der Kraft besser als unser
+großes Ringen um Gott. Auch das ist
+Schicksal.
+
+</p><p>Vielleicht daß diese Kunst aber zu großen
+Dingen führt. Wir würden es tragen. Vielleicht
+daß wir zu niederen Dingen nur ausersehen
+waren und die Ziele nicht erreichen.
+Wir hätten auch dann Sinn gehabt. Wir
+hätten anderes vielleicht erst spät einbrechendes
+Große vorbereitet, das Niveau an
+großen Aufgaben geschult und einen tatsächlichen
+Stil der Epoche vorbereitet. Es
+wäre menschlich auch dies zu tragen.
+
+</p><p>Hier haben wir kein Wissen. Das steht
+bei Gott, der uns anrührte, daß wir schufen.
+Wir haben kein Urteil, nur Glauben. Wir
+dienen auch im Geringen.
+
+</p><p>Auch dies ist unsterblich.
+
+</p>
+<h2 class="chapter">Nachwort</h2><p>
+
+</p><p class="first">Die beiden Versuche entstanden auf Anregung
+zweier Reden, die gesprochen wurden,
+um ein Bild zu geben, einen Zustand darzustellen,
+keineswegs um ein Programm zu
+postulieren. Die Rede über den Expressionismus
+wurde gehalten im Dezember Neunzehnhundertsiebzehn
+vor der &bdquo;Deutschen Gesellschaft&ldquo;
+und dem &bdquo;Bund deutscher Künstler
+und Gelehrter&ldquo;. Die Rede über die dichterische
+deutsche Jugend im Mai Neunzehnhundertachtzehn
+in Stockholm, Göteborg,
+Lund.
+
+
+</p>
+
+
+
+
+
+
+
+<pre>
+
+
+
+
+
+End of the Project Gutenberg EBook of Über den Expressionismus in der
+Literatur und die neue Dichtung, by Kasimir Edschmid
+
+*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK UBER DEN EXPRESSIONISMUS ***
+
+***** This file should be named 32450-h.htm or 32450-h.zip *****
+This and all associated files of various formats will be found in:
+ https://www.gutenberg.org/3/2/4/5/32450/
+
+Produced by Jens Sadowski
+
+Updated editions will replace the previous one--the old editions
+will be renamed.
+
+Creating the works from public domain print editions means that no
+one owns a United States copyright in these works, so the Foundation
+(and you!) can copy and distribute it in the United States without
+permission and without paying copyright royalties. Special rules,
+set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to
+copying and distributing Project Gutenberg-tm electronic works to
+protect the PROJECT GUTENBERG-tm concept and trademark. Project
+Gutenberg is a registered trademark, and may not be used if you
+charge for the eBooks, unless you receive specific permission. If you
+do not charge anything for copies of this eBook, complying with the
+rules is very easy. You may use this eBook for nearly any purpose
+such as creation of derivative works, reports, performances and
+research. They may be modified and printed and given away--you may do
+practically ANYTHING with public domain eBooks. Redistribution is
+subject to the trademark license, especially commercial
+redistribution.
+
+
+
+*** START: FULL LICENSE ***
+
+THE FULL PROJECT GUTENBERG LICENSE
+PLEASE READ THIS BEFORE YOU DISTRIBUTE OR USE THIS WORK
+
+To protect the Project Gutenberg-tm mission of promoting the free
+distribution of electronic works, by using or distributing this work
+(or any other work associated in any way with the phrase "Project
+Gutenberg"), you agree to comply with all the terms of the Full Project
+Gutenberg-tm License (available with this file or online at
+https://gutenberg.org/license).
+
+
+Section 1. General Terms of Use and Redistributing Project Gutenberg-tm
+electronic works
+
+1.A. By reading or using any part of this Project Gutenberg-tm
+electronic work, you indicate that you have read, understand, agree to
+and accept all the terms of this license and intellectual property
+(trademark/copyright) agreement. If you do not agree to abide by all
+the terms of this agreement, you must cease using and return or destroy
+all copies of Project Gutenberg-tm electronic works in your possession.
+If you paid a fee for obtaining a copy of or access to a Project
+Gutenberg-tm electronic work and you do not agree to be bound by the
+terms of this agreement, you may obtain a refund from the person or
+entity to whom you paid the fee as set forth in paragraph 1.E.8.
+
+1.B. "Project Gutenberg" is a registered trademark. It may only be
+used on or associated in any way with an electronic work by people who
+agree to be bound by the terms of this agreement. There are a few
+things that you can do with most Project Gutenberg-tm electronic works
+even without complying with the full terms of this agreement. See
+paragraph 1.C below. There are a lot of things you can do with Project
+Gutenberg-tm electronic works if you follow the terms of this agreement
+and help preserve free future access to Project Gutenberg-tm electronic
+works. See paragraph 1.E below.
+
+1.C. The Project Gutenberg Literary Archive Foundation ("the Foundation"
+or PGLAF), owns a compilation copyright in the collection of Project
+Gutenberg-tm electronic works. Nearly all the individual works in the
+collection are in the public domain in the United States. If an
+individual work is in the public domain in the United States and you are
+located in the United States, we do not claim a right to prevent you from
+copying, distributing, performing, displaying or creating derivative
+works based on the work as long as all references to Project Gutenberg
+are removed. Of course, we hope that you will support the Project
+Gutenberg-tm mission of promoting free access to electronic works by
+freely sharing Project Gutenberg-tm works in compliance with the terms of
+this agreement for keeping the Project Gutenberg-tm name associated with
+the work. You can easily comply with the terms of this agreement by
+keeping this work in the same format with its attached full Project
+Gutenberg-tm License when you share it without charge with others.
+
+1.D. The copyright laws of the place where you are located also govern
+what you can do with this work. Copyright laws in most countries are in
+a constant state of change. If you are outside the United States, check
+the laws of your country in addition to the terms of this agreement
+before downloading, copying, displaying, performing, distributing or
+creating derivative works based on this work or any other Project
+Gutenberg-tm work. The Foundation makes no representations concerning
+the copyright status of any work in any country outside the United
+States.
+
+1.E. Unless you have removed all references to Project Gutenberg:
+
+1.E.1. The following sentence, with active links to, or other immediate
+access to, the full Project Gutenberg-tm License must appear prominently
+whenever any copy of a Project Gutenberg-tm work (any work on which the
+phrase "Project Gutenberg" appears, or with which the phrase "Project
+Gutenberg" is associated) is accessed, displayed, performed, viewed,
+copied or distributed:
+
+This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with
+almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or
+re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included
+with this eBook or online at www.gutenberg.org
+
+1.E.2. If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is derived
+from the public domain (does not contain a notice indicating that it is
+posted with permission of the copyright holder), the work can be copied
+and distributed to anyone in the United States without paying any fees
+or charges. If you are redistributing or providing access to a work
+with the phrase "Project Gutenberg" associated with or appearing on the
+work, you must comply either with the requirements of paragraphs 1.E.1
+through 1.E.7 or obtain permission for the use of the work and the
+Project Gutenberg-tm trademark as set forth in paragraphs 1.E.8 or
+1.E.9.
+
+1.E.3. If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is posted
+with the permission of the copyright holder, your use and distribution
+must comply with both paragraphs 1.E.1 through 1.E.7 and any additional
+terms imposed by the copyright holder. Additional terms will be linked
+to the Project Gutenberg-tm License for all works posted with the
+permission of the copyright holder found at the beginning of this work.
+
+1.E.4. Do not unlink or detach or remove the full Project Gutenberg-tm
+License terms from this work, or any files containing a part of this
+work or any other work associated with Project Gutenberg-tm.
+
+1.E.5. Do not copy, display, perform, distribute or redistribute this
+electronic work, or any part of this electronic work, without
+prominently displaying the sentence set forth in paragraph 1.E.1 with
+active links or immediate access to the full terms of the Project
+Gutenberg-tm License.
+
+1.E.6. You may convert to and distribute this work in any binary,
+compressed, marked up, nonproprietary or proprietary form, including any
+word processing or hypertext form. However, if you provide access to or
+distribute copies of a Project Gutenberg-tm work in a format other than
+"Plain Vanilla ASCII" or other format used in the official version
+posted on the official Project Gutenberg-tm web site (www.gutenberg.org),
+you must, at no additional cost, fee or expense to the user, provide a
+copy, a means of exporting a copy, or a means of obtaining a copy upon
+request, of the work in its original "Plain Vanilla ASCII" or other
+form. Any alternate format must include the full Project Gutenberg-tm
+License as specified in paragraph 1.E.1.
+
+1.E.7. Do not charge a fee for access to, viewing, displaying,
+performing, copying or distributing any Project Gutenberg-tm works
+unless you comply with paragraph 1.E.8 or 1.E.9.
+
+1.E.8. You may charge a reasonable fee for copies of or providing
+access to or distributing Project Gutenberg-tm electronic works provided
+that
+
+- You pay a royalty fee of 20% of the gross profits you derive from
+ the use of Project Gutenberg-tm works calculated using the method
+ you already use to calculate your applicable taxes. The fee is
+ owed to the owner of the Project Gutenberg-tm trademark, but he
+ has agreed to donate royalties under this paragraph to the
+ Project Gutenberg Literary Archive Foundation. Royalty payments
+ must be paid within 60 days following each date on which you
+ prepare (or are legally required to prepare) your periodic tax
+ returns. Royalty payments should be clearly marked as such and
+ sent to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation at the
+ address specified in Section 4, "Information about donations to
+ the Project Gutenberg Literary Archive Foundation."
+
+- You provide a full refund of any money paid by a user who notifies
+ you in writing (or by e-mail) within 30 days of receipt that s/he
+ does not agree to the terms of the full Project Gutenberg-tm
+ License. You must require such a user to return or
+ destroy all copies of the works possessed in a physical medium
+ and discontinue all use of and all access to other copies of
+ Project Gutenberg-tm works.
+
+- You provide, in accordance with paragraph 1.F.3, a full refund of any
+ money paid for a work or a replacement copy, if a defect in the
+ electronic work is discovered and reported to you within 90 days
+ of receipt of the work.
+
+- You comply with all other terms of this agreement for free
+ distribution of Project Gutenberg-tm works.
+
+1.E.9. If you wish to charge a fee or distribute a Project Gutenberg-tm
+electronic work or group of works on different terms than are set
+forth in this agreement, you must obtain permission in writing from
+both the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and Michael
+Hart, the owner of the Project Gutenberg-tm trademark. Contact the
+Foundation as set forth in Section 3 below.
+
+1.F.
+
+1.F.1. Project Gutenberg volunteers and employees expend considerable
+effort to identify, do copyright research on, transcribe and proofread
+public domain works in creating the Project Gutenberg-tm
+collection. Despite these efforts, Project Gutenberg-tm electronic
+works, and the medium on which they may be stored, may contain
+"Defects," such as, but not limited to, incomplete, inaccurate or
+corrupt data, transcription errors, a copyright or other intellectual
+property infringement, a defective or damaged disk or other medium, a
+computer virus, or computer codes that damage or cannot be read by
+your equipment.
+
+1.F.2. LIMITED WARRANTY, DISCLAIMER OF DAMAGES - Except for the "Right
+of Replacement or Refund" described in paragraph 1.F.3, the Project
+Gutenberg Literary Archive Foundation, the owner of the Project
+Gutenberg-tm trademark, and any other party distributing a Project
+Gutenberg-tm electronic work under this agreement, disclaim all
+liability to you for damages, costs and expenses, including legal
+fees. YOU AGREE THAT YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE, STRICT
+LIABILITY, BREACH OF WARRANTY OR BREACH OF CONTRACT EXCEPT THOSE
+PROVIDED IN PARAGRAPH F3. YOU AGREE THAT THE FOUNDATION, THE
+TRADEMARK OWNER, AND ANY DISTRIBUTOR UNDER THIS AGREEMENT WILL NOT BE
+LIABLE TO YOU FOR ACTUAL, DIRECT, INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR
+INCIDENTAL DAMAGES EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE POSSIBILITY OF SUCH
+DAMAGE.
+
+1.F.3. LIMITED RIGHT OF REPLACEMENT OR REFUND - If you discover a
+defect in this electronic work within 90 days of receiving it, you can
+receive a refund of the money (if any) you paid for it by sending a
+written explanation to the person you received the work from. If you
+received the work on a physical medium, you must return the medium with
+your written explanation. The person or entity that provided you with
+the defective work may elect to provide a replacement copy in lieu of a
+refund. If you received the work electronically, the person or entity
+providing it to you may choose to give you a second opportunity to
+receive the work electronically in lieu of a refund. If the second copy
+is also defective, you may demand a refund in writing without further
+opportunities to fix the problem.
+
+1.F.4. Except for the limited right of replacement or refund set forth
+in paragraph 1.F.3, this work is provided to you 'AS-IS' WITH NO OTHER
+WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO
+WARRANTIES OF MERCHANTIBILITY OR FITNESS FOR ANY PURPOSE.
+
+1.F.5. Some states do not allow disclaimers of certain implied
+warranties or the exclusion or limitation of certain types of damages.
+If any disclaimer or limitation set forth in this agreement violates the
+law of the state applicable to this agreement, the agreement shall be
+interpreted to make the maximum disclaimer or limitation permitted by
+the applicable state law. The invalidity or unenforceability of any
+provision of this agreement shall not void the remaining provisions.
+
+1.F.6. INDEMNITY - You agree to indemnify and hold the Foundation, the
+trademark owner, any agent or employee of the Foundation, anyone
+providing copies of Project Gutenberg-tm electronic works in accordance
+with this agreement, and any volunteers associated with the production,
+promotion and distribution of Project Gutenberg-tm electronic works,
+harmless from all liability, costs and expenses, including legal fees,
+that arise directly or indirectly from any of the following which you do
+or cause to occur: (a) distribution of this or any Project Gutenberg-tm
+work, (b) alteration, modification, or additions or deletions to any
+Project Gutenberg-tm work, and (c) any Defect you cause.
+
+
+Section 2. Information about the Mission of Project Gutenberg-tm
+
+Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of
+electronic works in formats readable by the widest variety of computers
+including obsolete, old, middle-aged and new computers. It exists
+because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from
+people in all walks of life.
+
+Volunteers and financial support to provide volunteers with the
+assistance they need are critical to reaching Project Gutenberg-tm's
+goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will
+remain freely available for generations to come. In 2001, the Project
+Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure
+and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations.
+To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation
+and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4
+and the Foundation web page at https://www.pglaf.org.
+
+
+Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive
+Foundation
+
+The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit
+501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the
+state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal
+Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification
+number is 64-6221541. Its 501(c)(3) letter is posted at
+https://pglaf.org/fundraising. Contributions to the Project Gutenberg
+Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent
+permitted by U.S. federal laws and your state's laws.
+
+The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S.
+Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered
+throughout numerous locations. Its business office is located at
+809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email
+business@pglaf.org. Email contact links and up to date contact
+information can be found at the Foundation's web site and official
+page at https://pglaf.org
+
+For additional contact information:
+ Dr. Gregory B. Newby
+ Chief Executive and Director
+ gbnewby@pglaf.org
+
+
+Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg
+Literary Archive Foundation
+
+Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide
+spread public support and donations to carry out its mission of
+increasing the number of public domain and licensed works that can be
+freely distributed in machine readable form accessible by the widest
+array of equipment including outdated equipment. Many small donations
+($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt
+status with the IRS.
+
+The Foundation is committed to complying with the laws regulating
+charities and charitable donations in all 50 states of the United
+States. Compliance requirements are not uniform and it takes a
+considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up
+with these requirements. We do not solicit donations in locations
+where we have not received written confirmation of compliance. To
+SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any
+particular state visit https://pglaf.org
+
+While we cannot and do not solicit contributions from states where we
+have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition
+against accepting unsolicited donations from donors in such states who
+approach us with offers to donate.
+
+International donations are gratefully accepted, but we cannot make
+any statements concerning tax treatment of donations received from
+outside the United States. U.S. laws alone swamp our small staff.
+
+Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation
+methods and addresses. Donations are accepted in a number of other
+ways including including checks, online payments and credit card
+donations. To donate, please visit: https://pglaf.org/donate
+
+
+Section 5. General Information About Project Gutenberg-tm electronic
+works.
+
+Professor Michael S. Hart was the originator of the Project Gutenberg-tm
+concept of a library of electronic works that could be freely shared
+with anyone. For thirty years, he produced and distributed Project
+Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of volunteer support.
+
+
+Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed
+editions, all of which are confirmed as Public Domain in the U.S.
+unless a copyright notice is included. Thus, we do not necessarily
+keep eBooks in compliance with any particular paper edition.
+
+
+Most people start at our Web site which has the main PG search facility:
+
+ https://www.gutenberg.org
+
+This Web site includes information about Project Gutenberg-tm,
+including how to make donations to the Project Gutenberg Literary
+Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to
+subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks.
+
+
+</pre>
+
+</body>
+</html>